Jahresmagazin 2009

Transcrição

Jahresmagazin 2009
Dortmund 2009
J a h r e s m a g a z i n
Liebe Leserinnen und Leser,
über 70.000 ausländische Staatsbürger und fast 60.000 Menschen
mit Migrationshintergrund prägen inzwischen das Dortmunder
Profil wesentlich mit: So herzlich wie Sevim Özsinlak auf dem
Deckblatt des Jahresmagazins Gäste zum orientalischen Schmausen begrüßt, so herzlich empfangen wir in Dortmund Menschen
aller Nationalitäten zum Mitgestalten der Stadt.
Lesen Sie außerdem weitere spannende Themen: zum Beispiel
über die Entwicklung des Phoenix-Sees in Hörde, mit welchem
Service das GenerationenCenter älteren Menschen das Wohnen
erleichtert und wie Deutschlands größtes Bücherlager mit modernster Logistik-Hightech dafür sorgt, Lektüre an die Leserschaft
zu bringen.
Die ganz jungen Zuschauer haben 2008 ihre eigene Kinderoper
in Dortmund bekommen – hier sitzen die Kleinen nicht nur im
Publikum, sondern stehen sogar auf der Bühne! Dass Bayern und
Westfalen erfolgreich zusammen gehen, beweist das Unternehmen Lead Discovery Center mit seinem Umzug aus Süddeutschland in unsere schöne Westfalenmetropole. Und zum Schluss
lässt die bunte Nachlese der rekordträchtigen Loveparade den
Partysommer noch einmal aufleben.
Als kleine Beigabe hinten im Magazin finden Sie ein Poster mit
zwei Themen: zum einen die Kinderoper, zum andern das Motiv
vom Deckblatt – wählen Sie ein Wandmotiv ganz nach Ihrem
Geschmack.
Ein anregendes Lesevergnügen mit insgesamt
zwölf Dortmunder Geschichten wünscht Ihnen
Ihr
Dr. Gerhard Langemeyer,
Oberbürgermeister der Stadt Dortmund
Dortmund 2009
J a h r e s m a g a z i n
In diesem Magazin
Kleines Haus, große Idee
Kleine Zuschauer haben 2008 eine eigene
Kinderoper bekommen
Waschen – Schneiden – (Zer)Legen
Auf dem Weg in eine ökologische Zukunft
mit der Envio AG
Couscous und Lehmofen
Orientalisches Schmausen in der Nordstadt
Das Bestseller-Lager
Deutschlands größtes Bücherlager arbeitet
mit modernster Logistik-Hightech
Klingender Wunderkasten – unplugged
Im Dortmunder Konzerthaus gehen Pop
und Klassik Hand in Hand
Bayern in Dortmund
Das Unternehmen Lead Discovery Center zog
von München nach Dortmund
Generation_Zukunft an der Schlanken Mathilde
Auch im hohen Alter eigenständig leben
mithilfe des GenerationenCenters
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Feingemacht für die
Kinderoper
8
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Süße Gaumenfreude
aus dem Andalusia 22
40
50
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Konzerthaus: Musik für
jeden Geschmack 40
Ruhm, Ehre und Cowboyhüte
Wortakrobaten dichten in Poetry Jams
um die Gunst des Publikums
Al lago di Phoenix
Dinieren am See 64
Ein ganzer Stadtteil bereitet sich
auf den Phoenix-See vor
Ausgezeichnete Sozialkompetenz
Web-Agentur Getit wurde 2008 als
„Unternehmen des Jahres“ gekürt
Wo Kreativität und Kommerz in Einklang kommen
Wie Kreative in Dortmund
die Wirtschaft mit antreiben
Das Wunder von Dortmund
1,6 Millionen Gäste machten die Loveparade
zum Sommerevent des Jahres
Musik lag
in der Luft 86
Daten – Fakten – Zahlen
Impressum
60
64
72
76
86
96
108
Kleines Haus, große Idee
8
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Text: Stefanie Haddick
Bild: Lutz Kampert, Stage Picture/Seifert
Eine eigene Bühne, ein eigener Orchestergraben, ein eigener Zuschauerraum
– mit dem Bau der Dortmunder Kinderoper ist der Traum vom musikalischen
Zuhause für Kinder endlich wahr geworden. Nur wenige Meter vom großen
Opernhaus entfernt finden seit dem 5. Mai 2008 Musikstunden der besonderen Art statt. Räuberische zum Beispiel!
I
m Zuschauerraum wird es langsam
dunkel. Das Gemurmel verstummt.
Alle Blicke sind gespannt auf die
Opernbühne gerichtet als ... nein,
kein Tannhäuser ins Rampenlicht
tritt, sondern: ein Cowboy. Leichten Schrittes trabt er herein, der
obligatorische Hut sitzt locker-lässig
auf dem Kopf, die goldenen Stiefel
glänzen. Er ruft ein „Herzlich willkommen zum Konzert in der neuen
Kinderoper Dortmund!“ in die
Runde, begibt sich hinter das DJ-Pult
und haut kräftig in die Tasten seines
Synthesizers. Als sich plötzlich die
Seitentür öffnet und er den Raum
betritt: Schnorr von Klau, der größte
Räuber weit und breit.
Doch seit Kurzem ist der Klassenbeste der Räuberschule nicht mehr
so recht bei der Sache. Er kann nicht
mehr stehlen, ständig schwirrt ihm
diese Melodie im Kopf herum. Das
hat doch nicht etwa mit der dazugehörigen Flötistin zu tun? Und so
begibt Schnorr sich in „Wer andern
nach der Pfeife tanzt“ auf eine Reise
zu seinen tief vergrabenen Gefühlen.
Unterstützt von einem Jungen und
einem Mädchen, dem Publikum und
natürlich der Musik – von Andrew
Lloyd Webber über Billy Joel bis zu
Wolfgang Amadeus Mozart.
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Mit Kindern für Kinder
Eine Stunde vor Vorstellungsbeginn:
Anne Merle Köck (7) sitzt in der
Maske und lässt sich für ihren Auftritt zurechtmachen – ein wenig
Rouge auf die Wangen, die Haare
zu Zöpfen binden, aufdrehen und
mit Klammern fixieren. „Ich spiele
ein Mädchen, das aus einem Räuber
herausbringt, dass er verliebt ist“,
erklärt sie und verzieht kurz das
Gesicht: „Aua, das ziept.“ Doch
der Schmerz ist schnell vergessen,
die Bühne ruft. Von Lampenfieber
keine Spur: „Wir haben ja oft genug
geübt.“ Außerdem kommt Anne,
wie viele der sogenannten Singund Spielkinder, von der Chorakademie und hat dort schon
Bühnenerfahrung gesammelt.
„Wir versuchen, so oft wie möglich in unseren Stücken Kinder für
Kinder spielen zu lassen. Das schafft
eine engere Verbindung“, erklärt
Heike Buderus (52), Theaterpädagogin am Theater Dortmund. Verbindung schaffen, die jungen Besucher
dort abholen, wo sie sind – die Dortmunder Kinderoper will und kann
viel erreichen.
E
Oben:
Die sanfte Melodie der
Querflöte bekommt
Schnorr von Klau nicht
mehr aus dem Kopf
Links:
Wenn Schnorr singt,
macht er ein „echtes
Operngesicht“
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12
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Ein eigens geschaffener Raum
Der Bau eines eigenen festen Gebäudes für die Kinderoper, übrigens
der erste in Nordrhein-Westfalen, ist
ein großer Schritt auf diesem Weg.
Für Christine Mielitz eine Herzensangelegenheit: „In Dortmund
wurde ein Zeichen gesetzt, dass
man Kindern begegnen muss. Und
das geschieht am besten in einem
eigens für sie geschaffenen Raum“,
weiß die Operndirektorin. „Das Haus
an sich mag mit seinen 92 Plätzen
überschaubar sein, aber die Idee, die
dahintersteckt, ist eine große!“ Und
der Erfolg gibt ihr und dem Kinderoper-Team Recht: Die Aufführungen
sind fast immer restlos ausverkauft,
auch aus den umliegenden Städten
zieht es Schulklassen und Familien
immer öfter in die Kuhstraße.
„Dortmund ist ein ausgezeichnetes Beispiel dafür, wie private und
städtische Mittel zusammenkommen, um etwas Tolles zu schaffen“,
so Mielitz. Die Idee einer Kinderoper
fand hier bei Firmen sowie Privatpersonen rege Unterstützung, die für
den Bau benötigten 450.000 Euro
kamen größtenteils durch Spenden
zusammen. Nur ein Jahr nach dem
ersten Spatenstich öffneten sich so
die Türen für den musikbegeisterten
Nachwuchs.
Der Anti-Angst-Räubertanz
Oben:
Operndirektorin
Christine Mielitz
Rechts:
Der Anti-AngstRäubertanz versetzt
alle in Bewegung
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„Räuber sieht ein Röslein stehn“,
trällert Schnorr von Klau unterdessen aus vollem Halse. Er singt,
pflückt Blumen ... und macht dabei
„so ein richtiges Operngesicht“,
wie einer der kleinen Zuschauer
passend bemerkt.
Ja, die Flötistin hat Schnorrs Herz
gestohlen. Doch der sonst so mutige,
draufgängerische Räuber hat Angst.
Wie soll er nur beim Vater seiner
Liebsten, ausgerechnet einem
Polizisten, vorsprechen? Da gibt
es nur ein Mittel: den Anti-AngstRäubertanz. Und da der umso besser
wirkt, je mehr Leute mittanzen, ist
auch das Publikum gefragt – Kinder,
Eltern und Großeltern. Also die
Hände in Boxhaltung, ein paar
kraftvolle Schritte nach links, ein
paar nach rechts. „Mut, Mut“, hallt
es durch die Kinderoper und noch
lange nach dem Happy End durch
Straßenbahnen, Autos und vor allem
Kinderköpfe.
L
Neben „Wer andern nach
der Pfeife tanzt“ werden in
der Spielzeit 2008/2009 noch
folgende Stücke auf die Bühne
der Kinderoper gebracht:
Ich-bin-ich
Ein Stück vom Suchen nach
sich selbst und vom Finden
kleiner Wunder. Das poetische Märchen „Das kleine
Ich-bin-ich“ trifft auf Christoph
Willibald Glucks Teenager-Story
„Le Cinesi“.
Hexe Hillary geht in die Oper
Ein spielerisches Kennenlernen
der Gattung Oper mit der
beliebten Kinderbuch-Hexe.
Wer andern eine Geige klaut ...
Im ersten Abenteuer Schnorrs
von Klau verändert eine Geige
das Leben des berüchtigten
Räubers auf magische Weise.
Frühzünder und Spätblüher
Intergeneratives Tanzprojekt
mit Laien zu Vivaldis „Vier
Jahreszeiten“.
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Waschen – Schneiden – (Zer-)Legen
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Text: Michael Westerhoff
Bild: Karin Hessmann
Weltweit warten zehn Millionen Transformatoren auf die Entsorgung.
Viel Arbeit für die Dortmunder Envio AG. Sie gehört zu den wenigen
Unternehmen, die in der Lage sind, giftiges PCB aus alten Trafos zu waschen. Die alten Transformatoren landen nicht auf dem Müll, sondern
werden wiederverwertet.
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Rechts:
Envio-Geschäftsführer
und Mitinhaber
Dirk Neupert
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s riecht nach Lösungsmittel
wie in einer chemischen Reinigung.
Ein Mann im weißen Schutzanzug
schließt einen PCB-haltigen Trafo
an ein Pumpsystem an. PCB. Eine als
krebsauslösend geltende Chlorverbindung, die bis in die 80er-Jahre
in Transformatoren gefüllt wurde,
aber inzwischen verboten ist. Hier
in der Werkshalle im Dortmunder
Hafen werden alte Transformatoren
geleert, gereinigt und dann in ihre
Einzelteile zerlegt.
Höchste Geheimhaltungsstufe
Waschen – Schneiden – (Zer-)Legen.
Das Geschäftsmodell von Envio ist
denkbar einfach. Und sehr erfolgreich. PCB-Transformatoren waschen,
Metalle herausschneiden und in
Einzelteile zerlegen. Geschäftsführer
und Mitinhaber Dirk Neupert erklärt
bei einem Werksrundgang: „Wir verdienen auf zwei Seiten. Zum einen
zahlen Kunden für die Entsorgung
des PCB, zum anderen verkaufen wir
das Metall der Alt-Transformatoren
weiter.“ Das PCB geht anschließend
in Verbrennungsanlagen, das Metall
wird sortiert.
Das Geschäft wird den Dortmundern
nicht so bald ausgehen: „Wir schätzen, dass erst ein Drittel entsorgt
wurde, sechs Millionen Transformatoren mit PCB sind noch im Einsatz“,
berichtet Neupert. „Deutschland,
Österreich und die Schweiz sind bei
der Entsorgung schon relativ weit,
in anderen europäischen Ländern
gelten lange Übergangsfristen bis
2015.“ Insgesamt haben 140 Länder
eine Konvention unterschrieben,
wonach die PCB-Transformatoren
bis spätestens 2025 verschwunden
sein müssen.
E
Details des Prozesses dürfen wir
nicht besichtigen und schon gar
nicht fotografieren. Höchste
Geheimhaltungsstufe. „Unsere
Konkurrenten müssen nicht unbedingt wissen, wie wir das machen“, entschuldigt sich Neupert.
Der Markt ist heiß umkämpft.
Envio – die weltweite Nummer 2
der PCB-Entsorger – ist auf dem
Weg an die Spitze der Branche.
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Trotz der guten Zukunftsaussichten
trennte sich der Maschinenbaukonzern ABB, der weltgrößte Transformatoren-Hersteller, 2003 von der
Sparte. Entsorgung – kein Kerngeschäft für die Schweizer. Dadurch
wurde der ABB-Angestellte Dirk
Neupert zum Unternehmer. Im Rahmen eines Management-Buy-Outs
kaufte er zusammen mit Christoph
Harks, einem anderen ABB-Manager,
die Entsorgungstochter. Seither
firmiert sie unter dem Namen Envio.
Von ABB an die Börse
„Wir haben den Umsatz seit dem
Ausstieg von ABB vervierfacht“, verrät Neupert, der allein am Standort
Dortmund 50 Mitarbeiter beschäftigt. Seit September 2007 ist Envio
an der Börse notiert. Den Erlös aus
dem Börsengang investierte das
Unternehmen fast komplett in ein
Zweigwerk in Südkorea. Auch aus
dem asiatischen Land sollen bis 2015
alle Transformatoren verschwunden
sein. Envio ist bislang das einzige
Unternehmen in Korea, das diesen
Auftrag erfüllen kann.
„Sicherlich hat der Gesetzgeber
uns in die Hände gespielt“, erklärt
Neupert den Erfolg von Envio, der
auf der Pflicht, alte Transformatoren
auszutauschen, basiert. Zum Zweiten
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profitiert das Dortmunder Unternehmen von den Rohstoff-Preisen:
„Die Metalle alter Transformatoren
verkaufen wir weiter. Sehr begehrt
sind alte Silicium-Bleche, aus denen
in China und Indien neue, kleinere
Transformatoren gebaut werden,
zum Beispiel für Elektro-Geräte.“
Zukunft Biogas
Der 43-jährige Neupert glaubt zwar,
dass „ich in Rente bin, bevor alle
alten Trafos entsorgt sind“. Trotzdem
hat sich Envio bereits jetzt auf eine
PCB-freie Welt eingestellt. Demnächst
baut das Unternehmen in Korea,
in dem Lebensmittelreste immer
noch von Containerschiffen ins Meer
geschüttet werden, die erste BiogasAnlage des asiatischen Staates.
Eine Idee, die von einem koreanischen Umweltverband an die Dortmunder herangetragen wurde: „Da
steckt unheimliches Potenzial drin,
3.000 Tonnen Speisereste werfen
allein die Bewohner von Seoul jeden
Tag weg.“ Müll, aus dem in Zukunft
Biogas gewonnen wird. Bislang
steht in Korea keine einzige solche
Anlage, 25 Kommunen haben jedoch
bereits Interesse angemeldet. Ein
neues, zweites Geschäftsfeld für das
junge Unternehmen. Die Zukunft
von Envio ist gesichert.
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Couscous und Lehmofen
Text: Gerd Ruebenstrunk
Bild: Karin Hessmann
Was die portugiesische Hafenkneipe an den Landungsbrücken für Hamburg, die Sushi-Bar an der Kö für
Düsseldorf – das sind bei uns in der Münsterstraße das
„Marrakesch“ oder das „Tandura“. Eine (kulinarische)
Entdeckungsreise durch den „Süden“, der tatsächlich in
der Dortmunder Nordstadt liegt, lohnt sich allemal.
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Feurige Genüsse:
Forellen an Gemüse
aus dem Lehmofen
im Tandura
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D
u musst den Platz im Sommer
sehen! Dann spielen da die arabischen, türkischen und marokkanischen Jungen Fußball bis nach Mitternacht und die Alten sitzen auf
den Bänken und unterhalten sich.“
Mustafa Korkmaz zeigt durch die
große Scheibe seines Schischa-Cafés
auf den Platz vor der katholischen
St. Joseph-Kirche, der an diesem
grauen Novembernachmittag nur
von ein paar eiligen Passanten
überquert wird.
Die Wärme des Südens lässt sich hier
im Winter dennoch spüren: in vielen
Geschäften und Lokalen rund um
die Kirche und in der Freundlichkeit
der Menschen, denen wir im Laufe
der nächsten Stunden begegnen
werden. Willkommen also im Süden
– der überraschenderweise in der
Dortmunder Nordstadt liegt. Denn
hier, am oberen Ende der Münsterstraße, hat sich in den letzten Jahren
eine lebendige Szene entwickelt, die
den Namen multikulturell wirklich
verdient.
Wir beginnen unsere Entdeckungsreise im Nargile. Hier wird geraucht
– und zwar Wasserpfeife. Zehn verschiedene Tabake stehen zur Wahl.
„Apfel, Melone und Kirsch sind die
Bestseller“, erklärt uns Korkmaz, der
hauptberuflich als ICE-Zugbegleiter
der Deutschen Bahn arbeitet. Seine
Kunden im Nargile sind Deutsche
und Türken. „Viele kommen aus
anderen Städten zu uns, denn als
eines der ersten Schischa-Cafés
genießen wir einen guten Ruf.“ Bei
entspannter arabischer Musik sitzen
die Gäste um die Tische, ziehen an
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ihren Wasserpfeifen und spielen
dazu Backgammon. Und das gerne
bis sechs Uhr morgens.
Gleich nebenan hat vor einigen
Wochen das Andalusia eröffnet.
„Bei uns gibt es Gebäck, Kuchen und
Torten aus allen Ländern des Mittelmeerraums“, so Zeidan Mohamad,
der selbst libanesischer Abstammung
ist. „Damit sind wir in Dortmund
einzigartig.“ Teigrollen mit Pistazien
aus Marokko, griechische Eclairs,
Nusskugeln aus dem Iran, libanesischer Dattelkuchen oder Mandelkuchen aus Syrien – schon beim Anblick läuft uns das Wasser im Mund
zusammen. Dazu gibt es, auch nicht
gerade alltäglich, frisch gepressten
Guavensaft oder Dattelsirup, der mit
Wasser verdünnt und mit Pistazien
oder Pinienkernen getrunken wird.
Marokkanische Vielfalt
Marokkanische
Tischkultur:
Wermutkraut zum
winterlichen Pfefferminztee (oben),
typische Gewürzgefäße (Mitte),
farbenfroher Teller
Bei Najim Zariouh ist es noch gar
nicht so lange her, dass er der Sonne
Marokkos den Rücken gekehrt hat.
Vor drei Jahren kam der 30-Jährige
auf Wunsch seiner Familie nach
Dortmund. Er hatte in der marokkanischen Hafenstadt Nador bereits
ein Restaurant betrieben – was lag
da näher, als das in seiner neuen
Heimat auch zu tun?
Seit gut zwei Jahren führt er jetzt
das Marrakesch, das uns nicht nur
durch seine Ausstattung in eine
andere Welt versetzt. Auch kulinarisch verspricht bereits das Studium
der Speisekarte eine Vielfalt von
verheißungsvollen Genüssen: vom
Couscous in vier Variationen,
E
Links:
Die Wasserpfeife ist
eine orientalische
Tradition, die
inzwischen auch bei
uns viele Freunde
gefunden hat
25
Najim Zariouh (rechts),
Inhaber des Marrakesch,
und sein Mitarbeiter
servieren in landestypischen Hemden
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Ein wahrer Augenund Gaumenschmaus:
Meeresfrüchte mit
Zitrone und Zwiebel,
heiß serviert im
Marrakesch
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Rechts:
Ästhetisch und kulinarisch ein Genuss ist
die marokkanische
Teezeremonie
stilecht in einem speziellen Topf
gegart, über sieben traditionelle, geschichtete Tajine, benannt nach der
gewölbten Tonschale, deren Deckel
sich oben verjüngt, bis zu marokkanischen Nudeln, Blätterteiggerichten
und Gebäck – das alles serviert in einer original marokkanischen Umgebung. „Die Wandfliesen, die Hocker,
die Lampen und der Wandschmuck
sind alle aus Marokko“, betont Najim
Zariouh, der, wie sein Kellner, in eine
Gandora gekleidet ist, ein langes,
farbiges Hemd mit weißen Stickereien auf Kragen und Ärmeln.
Bevor wir gehen, müssen wir noch
einen Pfefferminztee mit einer
besonderen Note probieren: Ins
Teeglas wird ein kleiner Zweig Shiba
gelegt, in Europa unter dem Namen
Wermutkraut oder Absinth bekannt.
„So trinken wir den Tee im Winter“,
klärt uns Zariouh auf.
Mürsel Demir, Inhaber
des Tandura, vor
seinem anatolischen
Lehmofen
Schräg gegenüber vom Marrakesch
machen wir eine Stippvisite im marokkanischen Supermarkt mit seinen
großzügigen Fisch- und Fleischtheken. Hier gibt es eine Auswahl,
die jeden Feinschmecker begeistern
dürfte. In den fast deckenhohen Regalen stapeln sich Tüten mit Nüssen,
Datteln, Feigen und Couscous, Dosen
und Becher mit Oliven, Tees, Kaffee
und jede Menge silberne Teekannen.
Anatolisches Feuer
Unser letztes Ziel an diesem Nachmittag ist das Tandura, ein anatolisches Restaurant. Das Erste, was uns
beim Eintreten in den großen Raum
auffällt, ist der würzige Geruch in
der Luft, das Zweite die angenehme
Wärme. Für beides ist der riesige,
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von Hand gebaute Lehmofen verantwortlich, der den Raum dominiert.
„Zwei Tonnen Holz verfeuern wir jeden Monat“, erklärt Inhaber Mürsel
Demir. „Drei Tage dauert es, bis sich
der Ofen abkühlt.“
Der Lehmofen ist traditioneller
Bestandteil der anatolischen Küche.
Und den Unterschied zum normalen
Backofen kann man deutlich schmecken. 400 Grad Hitze herrschen im
Inneren und lassen jedes Gericht, ob
Fisch, Fleisch oder Fladen in wenigen
Minuten garen. Bis zu 25 Gerichte
gleichzeitig passen in den feurigen
Schlund – und verlangen dem Koch
Höchstleistungen ab. „Das geht nur
mit Gefühl“, sagt Mürsel Demir, der
das Tandura seit 1998 betreibt. „Eine
Minute zu spät – und das Gericht ist
verbrannt.“
Alle hier servierten Speisen sind
„Halal“, dürfen also ohne Bedenken
von Muslimen gegessen werden.
„Auch unser Fladenbrot backen wir
im Lehmofen selbst“, so der 48-jährige Inhaber, der großen Wert auf
Frische und Naturbelassenheit der
Zutaten legt. Die Gäste wissen das
zu schätzen. Ebenso wie die Gastlichkeit, die dem Besucher entgegengebracht wird.
Langsam wird es dunkel. Wir schlendern an den jetzt erleuchteten
Fassaden von libanesischen Restaurants, arabischen Bäckereien und
vietnamesischen Imbissen vorbei,
die wir bei unserem heutigen Streifzug durch den Süden im Norden
auslassen mussten. Aber das macht
nichts. Denn wir werden bestimmt
wiederkommen, um diesen Teil
Dortmunds zu genießen.
L
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Die typischen orientalischen Gewürzlöffel tragen alle unterschiedliche Sinnsprüche
wie hier im Tandura:
„Unter der Erde sind
Meister und Lehrling
gleich“
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Das Bestseller-Lager
Text: Michael Westerhoff
Bild: Lutz Kampert
Christoph Maris ist Autor, Logistik-Fachmann und einer der besten Kenner
des deutschen Buchmarktes. In Dortmund hat er für den Thalia-Konzern
Deutschlands größtes Buchhandels-Auslieferungslager aufgebaut. Eine
kleine Revolution in einer Branche, für die „Logistik-Outsourcing“ lange
ein Fremdwort war.
H
underte blaue Kisten rattern
über Fließbänder. Lagermitarbeiter
schieben Türme schwarzer Wannen
durch Gänge. Sie greifen links und
rechts in die Regale. Ein Grisham,
zweimal „Der Katalane“ von Noah
Gordon und drei „Feuchtgebiete“.
Ware, die just-in-time in eine der
250 deutschen Thalia-Filialen gebracht werden muss. Im Zentrallager
in Dortmund herrscht Hochbetrieb.
24 Stunden rund um die Uhr. Sieben
Tage die Woche. Willkommen in der
Welt von Christoph Maris.
Dem Chaos ein Ende setzen
Oben:
Christoph Maris
revolutionierte
die Logistik in der
Buchbranche
Rechts:
In blauen Kisten
werden Bücher
angeliefert und in
Regale sortiert
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Der gelernte Elektro-Ingenieur hat
eine Branche revolutioniert. Die
träge, behäbige Buchbranche, die
sich industrieller Logistik lange verschlossen hat. „Logistik“, ein hässliches, technokratisches Fremdwort
in einem Wirtschaftszweig, der
lieber vom Wert des Kulturgutes
„Buch“ redet. „Es gibt in Deutschland noch Buchhandlungen, die
morgens erstaunt sind, welche
Bücher sie geliefert bekommen. Die
werden dann alle auf dem Boden
ausgebreitet und in Kleinstarbeit ins
richtige Regal sortiert“, verrät Maris.
Christoph Maris war einer der ersten,
der diese Welt auf Gewinnmaximierung, Erfolg und Zeitmanagement
getrimmt hat. Dass er beim Buh-Mann
der Branche, der Thalia-Kette, arbeitet, passt da für viele ins Bild. Mit Argwohn betrachten viele unabhängige,
inhabergeführte Buchhandlungen,
dass sich der Filialist Thalia immer
weiter in Innenstädten und Einkaufszentren ausbreitet. Maris weiß das.
Für ihn ein zusätzlicher Ansporn.
Trendsetter Thalia
Das Thalia-Zentrallager in Dortmund
ist das einzige seiner Art in ganz
Deutschland. In einer Branche, die
Jahr für Jahr Milliarden umsetzt.
Der Wirtschaftszweig verlässt sich
seit Jahrzehnten auf eine Struktur
mit vier unabhängigen Großhändlern, den Barsortimenten, die mehrere hunderttausend Bücher vorrätig
haben und an alle Buchhändler
ausliefern und auf die Direktbelieferung von Verlagen. „Die Mayersche
baut gerade auch ein Zentrallager“,
erzählt Maris beim Rundgang durch
die Halle. Weitere Logistik-Zentren?
Fehlanzeige. Christoph Maris hat
einen Trend gesetzt.
E
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Der Strichcode verrät
den Lageristen, welche
Bücher sie in die Kisten
legen müssen
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Nicht das erste Mal. Als der Internetversender Buch.de in Bestellungen
zu ersticken drohte und knapp vor
dem Kollaps stand, rief das Unternehmen Maris: „Buch.de wurde in
der Hoch-Zeit der Internet-Experimente gegründet. Man war dort
plötzlich überrascht, wie viele Leute
bestellen und dass manche Kunden
nicht zahlen.“ Er spielte Feuerwehrmann, brachte Buch.de, mittlerweile
mehrheitlich im Thalia-Besitz, auf
Vordermann.
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Die Wanne ist voll
Ein Lager voller Bestseller
Ein komplexes System, das Maris
Besuchern am Laptop mit unendlich
vielen Waben, Symbolen und Pfeilen,
die kreuz und quer über Folien weisen, erklärt. Was das in der Praxis
bedeutet, zeigt Maris in der Lagerhalle. Hier flitzen 80 Mitarbeiter durch
die Gänge. Sie schieben einen Wagen
mit acht schwarzen Wannen vor sich
her. Ein Mini-Computer und eine rote
Signallampe an den Wannen zeigen
ihnen, welches Buch sie wo greifen
und in welche Kiste stellen müssen.
Auf sein Gesellenstück folgte das
Meisterstück. Das Zentrallager in
Dortmund. Maris durchforstete die
Bestelllisten der einzelnen ThaliaFilialen und stellte etwas Überraschendes fest: „In Deutschland sind
zwar 800.000 Buchtitel lieferbar, den
Hauptumsatz machen wir aber mit
ca. 80.000 Produkten.“ Die 3.000
bestverkäuflichen stehen nun aufgereiht im Dortmunder Lager. Verlangt ein Kunde ein anderes Buch,
erfolgt die Bestellung aus der Filiale
beim Verlag oder beim Barsortiment.
Teil 1 der Revolution.
Die Konkurrenz rümpft über das
System die Nase. Insbesondere über
das Eindampfen der ZentrallagerArtikelzahl auf 3.000. Verlage sind
darüber ebenfalls nicht glücklich,
„denn wir haben nur mit 400 Verlagen direkte Verträge. Manch einer
wäre auch gern gelistet, ist es aber
nicht, das schmeckt denen natürlich
nicht.“ Maris weiß, dass sich Thalia
in der Branche deshalb nicht nur
Freunde gemacht hat. Zumal die
Kette mit den gelisteten Verlagen
harte Verhandlungen über Lieferkonditionen führt.
Teil 2 betrifft die Filialen selber. Maris
unterteilte die einzelnen Geschäfte
der Kette in Zonen. Beim Beladen
der schwarzen Wannen im Lager
muss klar sein, wo das Buch im Laden
stehen soll. In welcher Filiale, in
welcher Zone, in welchem Regal. So
landen die in Dortmund gepackten
Wannen nicht im Lager einer Filiale,
sondern direkt am Regal. Die Verkäuferin muss vor Ort nur in die Wanne
greifen und kann das bestellte Buch
umgehend an der richtigen Stelle
einsortieren. Das spart Zeit und Geld.
Opfer dieses Systems ist auch
Christoph Maris. In einem Kleinstverlag, der ebenfalls nicht gelistet
ist, hat er kürzlich das Buch „Das
Bergbauspiel“ veröffentlicht, ein
Ratgeber für bergbaugeschädigte
Immobilienbesitzer. Davon gibt es
laut Maris „im Ruhrgebiet und im
Saarland Hunderttausende“. Gut
möglich, dass er einen zukünftigen
Bestseller verfasst hat. Es bestehen
Chancen, dass sein Buch irgendwann
direkt vom Dortmunder Zentrallager
in die Filialen geliefert wird.
L
Links und oben:
Über lange Fließbänder rollen die
gelieferten Bücher
zum richtigen Ort
39
Klingender Wunderkasten – unplugged
E
William Tyler ist
Gitarrist der Band
„Lambchop“ und
solo unterwegs mit
„The Paper Hats“
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Text: Waltraud Murauer
Bild: Lutz Kampert, Mark Wohlrab
Im Dortmunder Konzerthaus ist Klassik nicht elitär, beim ersten deutschen
Pop-Abo bebt der Saal. Hier haben Schubert und Schostakowitsch ebenso
Platz wie Sabrina Setlur. Mitten im Szeneviertel Brückstraße geben sich Popstars und Klassik-Protagonisten die Klinke der Garderobentür in die Hand.
A
uf den Monitoren im Foyer lodern virtuelle Feuer, sie machen das
Motto der Spielzeit sichtbar: „Das
Feuer ist entfacht“. Wenige Minuten
später im Saal: Valery Gergiev betritt
die Bühne, grauer Haarkranz, Frack,
schwarze Lackschuhe – klassisch.
Gemessenen Schrittes, kerzengerade
geht der große Mann am Orchester
vorbei zum Dirigentenpult. Auftakt.
Seine Hände fliegen leicht durch
die Luft. Die Finger bewegen sich so
schnell, dass sie an Schmetterlingsflügel erinnern.
Einen Taktstock braucht der Erste
Dirigent und Künstlerische Leiter des
weltberühmten Mariinsky-Theaters
aus St. Petersburg nicht. Das Orchester und sein Leiter werden eins. Drei
Abende lang Rimsky-Korsakow und
Tschaikowsky – russische Romantik
pur, aber auch Puccini und Berlioz
stehen auf dem Programm dieser
ersten „Zeitinsel“ der Spielzeit.
Rechts:
Blick vom
Zuschauerraum
auf die imposante
Bühne des
Konzerthauses
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Im Saal springt der Funke über, von
der Bühne ins Parkett, die Musik füllt
den Raum, gewaltig und weich zugleich und so intensiv, dass hör- und
fühlbar wird, was das Wort Klangkörper bedeuten kann. Am Ende
Standing Ovations – was sonst.
Musikalische Zeitinseln
„So klingt Dortmund“, sagt
Benedikt Stampa, der für die Intendanz des Dortmunder Konzerthauses der Hamburger Laeizhalle
den Rücken kehrte, und erzählt
voller Begeisterung von der besonderen Kraft seiner „Zeitinseln“.
„Bildlich gesprochen ist das eine
Art abgeschlossenes Atoll, in dem
wir uns eine Zeit lang niederlassen
können, drei Tage, vier Tage oder
fünf Tage.“ Entweder sind die
„Zeitinseln“ einem bestimmten
Komponisten gewidmet oder
den Interpreten, Orchestern und
Solisten.
Es ist die Natur eines Konzerthauses,
dass jeden Abend etwas anderes,
etwas Neues passiert; ein Orchester
packt die Koffer, das nächste öffnet
sie. Es gibt kein Ensemble, niemanden, an den sich das Publikum
gewöhnen kann. „Das ist, als wenn
jeden Abend eine Premiere stattfindet“, sagt Benedikt Stampa. Die
Zeitinseln sind dagegen ein gelungenes Beispiel, wie man Ruhe in einen
Spielplan bringen kann. In der Spielzeit 2008/2009 gibt es drei davon. E
43
200 Musiker und ein Triangel
Mit dem Engagement des Mariinsky
ist dem Konzerthaus-Team ein
besonderer Coup gelungen. Das
Orchester gehört zu den besten der
Welt und Valery Gergiev ist ständiger Gastdirigent der Metropolitan
Opera New York, Erster Dirigent
des London Symphony Orchestra,
steht an den Pulten fast aller wichtigen Konzerthäuser der Welt und
gründete mehrere renommierte
Musikfestivals.
Konzerthausintendant
Benedikt Stampa
„Das Urbild eines Managers“, sagt
Sprecher Dr. Jan Boecker, „der mehrere Handys gleichzeitig bedient und
ständig in Bewegung ist.“ Mit fünf
verschiedenen Flugzeugen reisten
mehr als 200 Musiker, Sänger und
Mitglieder des Mariinsky-Managements an. Manche kamen aus Mailand, andere aus St. Petersburg oder
sonst wo her. Die Instrumente kamen
per Spezialtransporter auf dem
Landweg. Eine logistische Herausforderung für das kleine Dortmunder
Team. „Aber es hat alles wunderbar
geklappt“, erzählt Jan Boecker. „Einzig ein Triangel fehlte. Doch damit
haben die Dortmunder Symphoniker
gerne ausgeholfen ...“
Dortmunder Dramaturgie
im klingenden Wunderkasten
Rechts:
Gespannte Blicke und
ein letztes Telefonat,
bevor das Konzert
losgeht
44
In der internationalen Musikszene
haben das Haus und sein Team einen
guten Ruf. Die Süddeutsche Zeitung
nennt es einen „klingenden Wunderkasten“ und die Musiker loben die
herausragende Akustik, die freundliche Betreuung und die unprätentiöse Art der Dortmunder. Nicht
zuletzt dieser gute Ruf ist es, der es
immer wieder möglich macht, Weltstars in die Stadt zu holen. Der junge
chinesische Klaviervirtuose Lang
Lang trat auf, der Weltklasse-Cellist
Yo-Yo Ma, das London Symphony
Orchestra unter Daniel Harding
eröffnete die Saison – und so weiter,
und so weiter im Who-is-Who der
internationalen Musikwelt.
Aber nicht nur das macht die von der
Fachpresse mittlerweile so titulierte
„Dortmunder Dramaturgie“ aus.
Benedikt Stampa will seinem Haus
eine eigene Identität geben, hat den
Anspruch, es für alle zu öffnen. „Es
ist schwer, ein Konzerthaus profiliert
zu führen, weil es ja keinen Regisseur,
keinen Bühnenbildner, keine Schauspieler oder Sänger gibt, die kontinuierlich da sind.“
Ein Konzerthaus sei viel mehr eine
Art Durchlaufstation für reisende
Künstler, erklärt er und hat „Exklusivkünstler“ ans Haus gebunden.
Die jungen Solisten werden für
fünf Jahre verpflichtet und treten
mindestens drei Mal pro Spielzeit
auf. Zurzeit sind es der Pianist und
Komponist Fazil Say und der Geiger
Renaud Capuçon. „Dann die Reihe
Junge Wilde, die wurde von uns
kreiert und viel kopiert, sie ist unterdessen wohl eine der erfolgreichsten Klassikreihen in Deutschland“,
erklärt Benedikt Stampa. „Wir bringen damit junge Klassikstars nach
Dortmund, die sich ihre Programme
hier aussuchen können und wir binden sie für drei Jahre ans Haus. Die
Musiker spielen auch miteinander
und das Publikum lernt sie kennen,
erkennt sie wieder und bekommt
eine Beziehung zu den Künstlern.
Außerdem treten sie in Schulen
E
45
Kleine Verschnaufpause im Foyer,
bevor es mit den
musikalischen
Genüssen weitergeht
46
47
auf und nach dem Konzert treffen
sie das Publikum bei ‚meet the
artist‘.“ Die acht jungen Wilden
vermitteln: Klassik ist nicht elitär.
Unterdessen gibt es sogar eine eigene
Website (www.dienievollendete.de)
mit Einspielungen von ihnen und der
Aufforderung zum Komponieren.
„Was Bach, Beethoven und Mozart
konnten, können Sie schon lange“,
hieß es provokant in der Ankündigung. Und wer sich drauf einlässt,
kann mit Streichern, Bläsern und
Klavier ein eigenes Stückchen Musik
schaffen. Die längste Komposition
der Welt soll so entstehen – die
„Nie Vollendete“.
Erstes deutsches Pop-Abo
– unplugged
Aber nicht nur im Internet geht
das Konzerthaus ganz neue Wege,
neben Reihen wie JAZZnights und
World Music gibt es jetzt das erste
deutsche Pop-Abo und auch dazu ist
eine eigene Website mit CommunityQualitäten online (www.popabo.de).
„Pop-Abo, das ist fast schon ein
semantischer Widerspruch“, sagt
Benedikt Stampa. Doch er trifft mit
seinem Angebot den Nerv der Jun48
gen. In die Konzerte kommen die,
die normalerweise mit dem Wort
Abonnement nicht viel anfangen
können und sie hören Sabrina Setlur,
Lambchop oder Tomte unplugged
in der fantastischen Akustik des
Konzertsaals.
„Wir sind angekommen“, sagt
Benedikt Stampa, der 2005 das Dortmunder Haus übernommen hat.
Und die Zahlen geben ihm Recht –
der Abonnementverkauf hat sich
in den letzten Jahren fast verdoppelt.
Dabei steht die „Philharmonie Westfalens“ auf zwei gesunden Beinen:
50 Prozent der Besucher kommen aus
der Stadt, die anderen 50 Prozent
reisen regelmäßig aus dem Umland
an, sogar aus dem Siegerland und
aus Ostwestfalen. Sie haben Feuer
gefangen ...
L
Links und oben:
Das Konzerthaus
Dortmund öffnet
auch für die junge
Generation ganz
weit die Pforten
49
Bayern in Dortmund
Text: Michael Westerhoff
Bild: Lutz Kampert
Das unschlagbare Angebot vom TechnologieZentrumDortmund, die Nähe zum Max-PlanckInstitut für molekulare Physiologie. Und last not least die hohe Lebensqualität im Herzen
Westfalens. Für das junge biomedizinische Unternehmen Lead Discovery Center (LDC) sind
Standortfragen von großer Bedeutung. Also zog man um – von München nach Dortmund. E
50
51
I
bi a Dortmunder!“, begrüßt
Geschäftsführer Bert Kelbl lachend
seine Gäste. Die Kleidung stimmt auf
jeden Fall. Er trägt heute schwarzgelb, schwarze Hose, gelbes Hemd,
so wie die Borussia-Spieler. Sein breites
bayerisch verrät aber seine Herkunft.
Im April kam Kelbl nach Dortmund,
jetzt folgte die Familie – und wohnt
im grünen Dortmunder Süden, in
einem Haus „wesentlich günstiger
als unsere alte Bleibe an der Isar.“
Kelbl führt uns ins Büro von Thomas
Hegendörfer, einem weiteren NeuDortmunder. Der 26-jährige Molekularbiologe hat nach seinem Studium in München und London keine
Minute gezögert, als der Umzug
nach Dortmund anstand. Als Junggeselle zog Hegendörfer doch lieber
in das innenstadtnahe Kreuzviertel
mit seiner Kneipen- und Barszene.
München oder Dortmund?
LDC ist eine junge Firma. Anfang
2008 von der Max-Planck-Gesellschaft gegründet. Schnell stellte sich
die Standortfrage. München oder
eine andere Stadt. Die Wahl fiel auf
Dortmund. „Zum einen weil wir hier
bereits das Max-Planck-Institut für
molekulare Physiologie haben, zum
anderen weil wir in Dortmund viel
mehr wahrgenommen werden als
in München. Man spürt, dass
Dortmund etwas erreichen will“,
resümiert Kelbl.
Guido Baranowski, der Chef des TechnologieZentrumDortmund (TZDO),
habe großen Anteil an dem Umzug,
erzählt Hegendörfer. Er habe ein
unschlagbares Angebot unterbreitet.
Das TZDO stellt die Laboreinrichtungen, das LDC mietet sie anschließend
52
an. Das ersparte dem Start-Up eine
Anfangsinvestition in Millionenhöhe.
Baranowski habe sofort das Potenzial
des biomedizinischen Unternehmens
erkannt, andere nicht.
Tatsächlich wagt das LDC etwas Neues,
das es so noch nicht in Deutschland
gibt. Es will sich als Bindeglied zwischen akademischer Grundlagenforschung und Pharma-Industrie etablieren. In dieser Lücke scheitern häufig Medikamenten-Entwicklungen.
Während die Forschung ihre Arbeit
für erledigt hält, sind die Ergebnisse
für die Pharma-Riesen nicht konkret
genug. Das LDC will in den Dortmunder Laboren die Arzneimittel für die
Industrie zur Marktreife führen.
Pharma-Industrie im Boot
Offenbar eine Lücke, die dringend
geschlossen werden musste. Dem
Bundesforschungsministerium war
das Projekt eine Förderung von
20 Millionen Euro wert. Die vier
Pharma-Konzerne Merck Serono,
Nycomed, Bayer Schering und AstraZeneca sind ebenfalls mit im Boot.
Sechs Projekte zum Beispiel für
Krebs-, Diabetes- oder Demenz-Medikamente wurden bereits in den ersten
Monaten angestoßen, acht weitere
hat das Unternehmen in der Pipeline.
Für Dortmund hat sich die Anfangsinvestition bereits ausgezahlt.
14 neue Arbeitsplätze wurden geschaffen, neben den acht Managern,
die aus München zugezogen sind.
Demnächst stehen eine Erweiterung
und ein Umzug in ein größeres Gebäude an. Mit diesem Schritt soll die
Mitarbeiterzahl auf 60 steigen. Die
Amtssprache im LDC bleibt aber
wohl noch einige Zeit bayerisch. L
Links:
Der 26-jährige
Molekularbiologe
Thomas Hegendörfer
fühlt sich als Bayer
auch in der westfälischen Metropole
Dortmund wohl
53
Stimmen zur Eröffnung des LDC
Im November vergangenen Jahres feierte das Lead Discovery Center offiziell
Eröffnung. Ein Termin, den sich auch Nordrhein-Westfalens Innovationsminister
Andreas Pinkwart nicht entgehen ließ. Das LDC – ein Meilenstein für Dortmund
und NRW, so die einhellige Meinung der Redner.
„Dieses Zentrum ist ein ambitioniertes und wichtiges Vorhaben für die biomedizinische Forschung und für den Pharmastandort Nordrhein-Westfalen.“
Prof. Dr. Andreas Pinkwart,
Innovationsminister des Landes NRW, zur Bedeutung des LDC
„Die Gründung eines solchen Centers ist für Deutschland etwas Neues. In
anderen Städten stießen wir auf große Skepsis, in Dortmund begegnete man
uns mit der Frage: Was können wir für euch tun?“
Prof. Dr. Herbert Waldmann,
Direktor des Max-Planck-Institutes für molekulare Physiologie, zur Standortwahl
„Das LDC ist nur der erste Baustein, der zweite ist die Development Company,
die auch in Dortmund angesiedelt und wiederum zahlreiche hochqualifizierte
Arbeitsplätze schaffen wird.“
Dr. Matthias Stein-Gerlach,
Max-Planck-Innovation, München, zu den Zukunftsplänen
„Wir sind bereits Dortmunder, nur an der Sprache hapert‘s.“
Dr. Peter Nussbaumer,
Geschäftführer des LDC und gebürtiger Wiener
Kulinarisches aus Bayern und Westfalen
„Bayern meets Nordrhein-Westfalen“, hieß das inoffizielle Motto
der Eröffnungsfeier. Das spiegelte sich auch beim Buffet wider:
Bayerische Spezialitäten:
• Haxerlsülze mit Petersilienschaum
• Laugengebäck mit Leberkäs
• Rindfleisch-Praline mit Meerrettichkern
• Weiße Kaffeecreme nach Alfons Schuhbeck
Leckeres aus Westfalen:
• Matjes auf westfälischem Pumpernickel
• Reibeplätzchen mit Räucherlachs
• Westfälisches Pumpernickel-Mousse mit Sauerkirschen
54
55
Generation_Zukunft
an der Schlanken Mathilde
Text: Alexander Nähle
Bild: Peter Dorn
Bis ins hohe Alter eigenständig sein, immer dazulernen und mitten in der
Gesellschaft bleiben? Das geht und guter Service hilft dabei. Wie der vom
Hörder GenerationenCenter.
D
iese Generation_Zukunft schickt
E-Mails, präsentiert ihre Ideen mit
Powerpoint und hält vor Ort den
Handwerker auf Trab. Zu ihr zählt
Ulrike Strack, Musterkundin des bundesweit ersten GenerationenCenters.
Sie besucht hier die Computerkurse
der LernBar, nutzt das Serviceangebot der angeschlossenen Handwerksbetriebe: „Eine sehr gelungene
Kombination. Die Menschen gehen
liebevoll mit uns um“, schwärmt die
agile 64-Jährige.
„Geht nicht, gibt‘s nicht“, könnte
der Leitspruch der Genossenschaft
sein, die aus zwölf Mitgliedsbetrieben und vier investierenden
Kooperationspartnern besteht.
An der Schlanken Mathilde, einer
historischen „Normaluhr“-Uhr,
dem Wahrzeichen des Dortmunder Vorortes Hörde, schlug im
August 2008 die Geburtsstunde
des neuen Konzeptes. Branchenübergreifend kooperieren Unternehmen der lokalen Ökonomie
– der Fliesenleger mit dem Pflegedienst, der Schreiner mit dem
Menüservice. Handwerk und Service,
lernen und renovieren – dies geht
56
hier Hand in Hand. Der Grundgedanke: den Generationen ein
attraktives Wohngebiet schaffen.
Der nahe Phoenix-See bietet bald
das attraktive Umfeld draußen, das
GenerationenCenter richtet es in
den eigenen vier Wänden ein.
Herausforderung
demografischer Wandel
Die Unternehmen präsentieren sich
im hellen Ladenlokal im Hörder Zentrum, auf die Beine gestellt auch mit
EU-Mitteln, gefördert von Dortmunder Wirtschaftsförderung, Handwerkskammer und IHK. Es sind jedoch
die einzelnen Unternehmen vor Ort,
die das GenerationenCenter mit warmem, freundlichem Leben füllen.
Regina Brattke, vom gleichnamigen
Raumausstattungsbetrieb, erklärt:
„Im Prinzip hat jeder Mitgliedsbetrieb
hier feste Öffnungszeiten, montags
bis freitags von 10 bis 18 Uhr. Wer uns
kennt, benötigt kein Branchenbuch.“
Das Prinzip ist einfach: Jeder Betrieb
stellt im Wechsel zwei Personen, die
vor Ort Auskunft geben. So reicht
Heiko Friedrich, der in seiner LernBar
Computerkurse gibt, die Kunden, E
Links:
Regina Brattke ist
mit ihrem Raumausstattungsbetrieb
eines der zwölf
Mitglieder des
GenerationenCenters
57
die neue Fliesen benötigen, direkt
an Jörg Kühnast weiter: „Ich rufe
für sie an, reiche den Kunden das
Telefon. Der Kontakt steht.“
Das Prinzip ähnelt dem eines Handwerkerzirkels. Neu ist die Ausrichtung der kooperierenden Dienstleister auf die stetig an Bedeutung
gewinnende Zielgruppe der Senioren. So der Rund-um-Service „ZeitGut“ von Ingrid Siebel-Achenbach.
Sie begleitet ältere Menschen zum
Arzt, kommt zu ihnen nach Hause
und leistet Gesellschaft. „Statt einem
Eintrag im Branchenbuch bieten wir
hier ein Gesicht“, sagt die Agenturleiterin. „Angehörige oder Senioren
selbst können hier vor Ort sehen,
wie seriös wir arbeiten.“
Anlaufstelle für alle
Generationen
Das Spannende: Ausgangspunkt für
das GenerationenCenter war der
demografische Wandel. Doch das
Modellprojekt in Hörde entpuppt
sich zunehmend als eine Einrichtung
für alle Generationen. Immer mehr
jüngere Menschen, Familien mit
Kindern, Behinderte oder Alleinstehende nutzen es als Anlaufstelle und
Ort der Begegnung.
Die Testphase haben die Betriebe
längst hinter sich, mittlerweile ist die
Genossenschaft ein eigenständiges
Unternehmen. L
Ihre Mitglieder:
alle-pflege.de
(Pflegedienst)
BB-Kultur
(Kulturbegleitservice)
gws-Wohnen Dortmund-Süd
(Wohnungsunternehmen)
Karl Zieger GmbH
(Sanitätshaus)
LernBar
(Computerkurse)
Ludger Auferoth GmbH
(Tischlerei/Schreinerei)
Uwe Walter GmbH
(Malerbetrieb)
Brattke
(Raumausstattung)
ZeitGut
(Agentur für Senioren)
Monika Richhardt
(Gedächtnistraining)
Lategahn
(Bestattungen)
WBV Bau GmbH.
(Bauen, Sanieren, Umbauen)
Investierende
Kooperationspartner:
apetito zuhaus
(Menüservice)
DOGEWO21
(Wohnungsunternehmen)
Jörg Kühnast
(Fliesenleger)
Fraunhofer-Institut für
Software- und Systemtechnik
(Dienstleister)
58
Links:
Heiko Friedrich und
Klaus Brattke zeigen,
dass Computerkurse
und schönes Wohnen
unter einem Dach zu
haben sind
59
Gedichte, Gedanken, Geschichten: Auf der offenen Lesebühne des
Subrosa ist alles erlaubt. Alles, was Spaß macht, den Poeten und vor
allem dem Publikum. Sonst gibt‘s rote Karten!
S
chönen guten Abend, liebes
Publikum.“ Moderator Grobilyn
Marlowe steht, die Linke lässig in
der Hosentasche, im schummrigroten Licht der Bühne und wartet
darauf, dass Ruhe einkehrt unter
den zahlreichen Zuschauern.
„Herzlich willkommen zum Poetry
Jam im Subrosa.“
Kaum ein Zentimeter an Wand und
Decke ist ungenutzt in der selbsternannten Hafenschänke. Poster
hängen hier, Schals, die obligatorische Diskokugel. Allesamt Zeugnisse der Leidenschaften der Subrosianer: Fußball und Musik. Bundesliga,
UEFA-Cup und Champions-League
sowie Konzerte sorgen – wie der
Poetry Jam – immer wieder für ein
volles Haus.
Seit acht Jahren führt Marlowe an
jedem dritten Montag des Monats
durch den Jam in der „Hafenschänke“, davor gehörte er selbst
zu den Wortakrobaten, die um die
Gunst des Publikums buhlen. „Das
Subrosa war überhaupt einer der
ersten Orte, die den deutschen
Slam-Poeten eine Bühne geboten
haben. Seit insgesamt zwölf Jahren
machen wir das hier schon“, so
der 38-Jährige.
Ruhm, Ehre und Cowboyhüte
Text: Stefanie Haddick
Bild: Jürgen Wassmuth
60
Von Probe-Poeten
Zwölf Jahre, in denen schon so
mancher späterer Szene-Star seine
Karriere auf der Bühne des Subrosa
begonnen hat: Christian Hirdes, der
unglaubliche Heinz, Hennes Bender.
Zwölf Jahre, in denen sich immer
wieder Neulinge vors Publikum
trauen, wie an diesem Abend Uwe
Heppner. Als Journalist geht der
47-Jährige zwar auch beruflich
mit Worten um, aber das ist etwas
anderes: „Ich hab bis jetzt immer
auf eurer Seite gestanden, deswegen weiß ich auch nicht so richtig,
wie ich mich jetzt hier auf der Bühne
fühlen soll.“
Umständlich faltet er seine Zettel
auseinander, wendet sich noch
einmal kurz an die Zuhörer – „Als
ich heute Morgen aufgewacht bin,
habe ich mir gedacht: Du bist nicht
Richard Gere, also schreib auch nicht
so.“ – und liest dann einfach los.
Vor den Ohren der Jam-Besucher
nimmt die Geschichte von Jutta und
Rolf ihren Lauf. Ganz still bleibt es
– bis zum abschließenden Applaus.
Den bekommt im Subrosa übrigens
jeder. Die meisten wissen um die
Überwindung, die so ein Auftritt
kostet. Die anderen können es sich
denken.
Von Profi-Poeten
Vorschuss-Beifall wird gespendet
als Torsten Sträter als letzter der
fünf Slammer vors Mikrofon tritt.
Er und sein humoristisch-verzweifelter Monatsrückblick sind an der
Gneisenaustraße bekannt wie der
sprichwörtliche bunte Hund.
E
61
Heute, so Sträter, könne er sich
eigentlich extrem kurzfassen:
„Positiv: Neues AC/DC-Album.
Negativ: Der Rest.“ Gott sei Dank
tut er es nicht:
Jedenfalls möchte ich festhalten,
dass ich mich selbst in der Tradition
von AC/DC sehe: Bin zu alt, mache
immer dasselbe, hab‘s auch nicht
nötig ... das einzige, was ich nötig
habe, ist, dass mir geglaubt wird,
ich hätte es nicht nötig, damit ich
cool dastehe, denn sollte jemand
denken, ich hätt‘s nötig, wäre das
uncool, und so cool, dass ich darüber
hinwegsehe, für uncool gehalten zu
werden, bin ich nicht.
In fast atemberaubender Geschwindigkeit rast er durch die Zeilen, an
die er sich aber bei weitem nicht so
sklavisch klammert, wie mancher Anfänger ans Mikrofon. Er erzählt mehr,
als dass er liest. Streut immer wieder
kleine Randbemerkungen ein.
Vom Vorleser zum Slammer
Angefangen hat die literarische
Karriere des hauptberuflichen
Speditions-Mitarbeiters vor fünf Jahren – mit Ruhrgebiets-Horrorstorys:
„Ich hatte damals einen wahnsinnig
schlechten Thriller gelesen und
dachte, das kann selbst ich besser.
Stimmte aber nicht“, sagt es und
grinst vor sich hin. Denn: Vom Schreiben abgehalten hat es ihn nicht.
Auf seinen Lesereisen quer durch
Deutschland merkte der 42-Jährige
allerdings schnell, dass er auch beim
Vorlesen der gruseligsten Geschichten nicht ernst bleiben kann: „Meine
Auftritte waren eigentlich schon
62
immer Horrorlesungen mit eingebauten Mikro-Poetryslams.“ Und
so trieb es ihn vor einem Jahr ins
Subrosa.
Ab jetzt ist Poesie wichtig für mich.
Und nix mit „von der Pieke auf
lernen“. Ich steige direkt voll ein
und lerne von den alten Meistern.
Für mich ist ein gutes Gedicht ja das
Herunterbrechen der Worte auf
reduzierte Sinnschwere: Willst Du
viel, spül mit Pril.
Torsten Sträter „kanalisiert den
bizarren Wahnsinn des Alltags“.
Monat für Monat. Zur Freude des
Publikums im Subrosa. Nicht ohne
Grund bleiben die roten Karten
auf den Tischen liegen. Nicht ohne
Grund gewinnt er regelmäßig beim
halbjährlichen Slam – Ruhm, Ehre ...
und Cowboyhüte.
L
Poetry Slam/Poetry Jam
Mitte der 1980er Jahre befand
der Chicagoer Marc Kelly Smith,
es sei an der Zeit, Schluss zu
machen mit den langweiligen
Lesebühnen, Schluss mit dem
bloßen Vorlesen. Er begründete
eine neue Art der Literaturvermittlung, bei der es vor allem
darauf ankommt, wie ein Text
präsentiert wird – gehaucht,
geflüstert, geschrieen.
Bei den verbreiteteren Poetry
Slams kürt das Publikum unter
den angetretenen Slammern
seinen Sieger. Jams heißen die
Veranstaltungen, bei denen
Poeten ihre Texte ohne Wettbewerbscharakter darbieten.
Oben:
Moderator Grobilyn
Marlowe führt einmal
im Monat durch den
Poetry Jam im Subrosa
Links:
Mit seinem Monatsrückblick sorgt
Torsten Sträter für
Lacher nonstop
63
Al lago di Phoenix
Text: Stefanie Haddick
Bild: 3dpixel company, Lutz Kampert
Lauschige Uferspaziergänge, Nachmittagskaffee mit Seeblick, Segeltörn bei
Sonnenuntergang. Um sich Urlaubsträume wie diese zu erfüllen, müssen
Dortmunder bald keine lange Reise mehr auf sich nehmen. Sie werden direkt
vor der Haustür wahr: Ende 2009 beginnt die Flutung des Phoenix-Sees –
dort, wo einst Dortmunds größtes Stahlwerk stand. Ein ganzer Stadtteil in
den Startlöchern ...
E
64
65
S
eit die riesigen Hallen weg sind,
pfeift der Wind ganz schön übers
Gelände“, freut sich Stefan Baumgart (24). Ein Wind, der Neues bringt
nach Hörde. Ein Wind, der schon
bald die Segel von Baumgarts fünf
Meter langer Jolle straffen wird:
„Ich kann es kaum erwarten, mein
Boot endlich wieder zu Wasser zu
lassen. Die ein oder andere Tour
nach Feierabend und am Wochenende ist schon fest eingeplant.“
Neben dem eigenen warten auf dem
Grundstück der Bootswerft in Hörde
unzählige alte und neue, große und
kleine, Holz- und Kunststoffboote
auf die fähigen Hände des Bootsbauers. Eine Werft in Dortmund?
Macht immer mehr Sinn! Nach der
Flutung werden wohl noch einige
Kunden hinzukommen. Seit zwei
Jahren arbeitet Baumgart jetzt mit
Blick auf den zukünftigen PhoenixSee: „Die zentrale Lage Dortmunds
ist ideal und mit der Aussicht auf
den See war schnell klar, für welches
Gelände wir uns entscheiden.“ Und
zum bereits reservierten Liegeplatz
im Yachthafen Hörde ist es idealerweise auch nur ein Katzensprung.
Rettungsschwimmer im Einsatz
24 Hektar groß wird der See auf
der östlichen Fläche des ehemaligen
Phoenix-Geländes – größer als die
Hamburger Binnenalster. Damit
Stefan Baumgart und all die anderen
Wassersportfreunde des Ruhrgebiets
dort zwischen Hafen, Promenade
und Emscher sicher übers Wasser
schippern können, trainieren im
Hallenbad nebenan schon die DLRGRettungsschwimmer. Bis jetzt haben
66
sie ihr Wachgebiet an der Möhne
und am Hengsteysee. Bald werden
sie gemeinsam mit der Feuerwehr
die Rettungswache Phoenix-See
übernehmen. Eine größere Aufgabe,
die Jan Eisenberg (19) und seine
35 aktiven Kollegen bereits jetzt
zum Strahlen bringt.
Warten auf das Wasser
Die örtliche Gastronomie ist ebenfalls bereits im Phoenix-Fieber:
„Ich habe von Anfang an an den
See geglaubt, mich darauf gefreut,
dass hier in Hörde etwas passiert.“,
erklärt Mustafa Uallil (28), der seit
2004 eine kleine Pizzeria an der
Herrmannstraße führt. „Al Lago“
hat er sie bereits damals genannt,
in weiser Voraussicht. Direkt nebenan liegt das „Restaurant am PhönixSee“, einige Straßen weiter verspricht ein türkischer Imbiss mit dem
originellen Namen: „Döner Wetter
– Spezialitäten am Phoenixsee“.
„Wir werden eine Terrasse anbauen, damit man draußen das SeeAmbiente genießen kann“, berichtet
Uallil von seinen Zukunftsplänen.
Er wartet nur noch auf das Wasser –
wie so viele Hörder, Dortmunder und
Ruhrgebietler, die es sich demnächst
am und auf dem See gut gehen
lassen wollen.
Wer seinen Teint noch pünktlich
zum (Kurz-)Urlaub am heimischen
Gewässer auf einen dem maritimmediterranen Flair angemessenen
Stand bringen möchte: Das PhönixSonnenstudio liegt gleich um die
Ecke. Wer hätte das gedacht?
L
Oben und links:
Rettungsschwimmer
und Restaurants sind
bereit für den See
67
Noch ist das
zukünftige
See-Gelände
eine riesige
Baustelle ...
68
69
... doch schon
bald lädt die
grüne Oase
zum Erholen ein
70
71
Ausgezeichnete Sozialkompetenz
Text: Michael Westerhoff
Bild: Karin Hessmann, Lutz Kampert
Mit einer prachtvollen Gala kürt die Stadt Dortmund alljährlich das
„Unternehmen des Jahres“. Der Wirtschaftspreis 2008 ging an die
Web-Agentur Getit. Wegen ihres enormen Wachstums, aber auch
wegen familienfreundlicher Arbeitszeitmodelle.
A
uch in diesem Jahr führte ein
roter Teppich die 300 Gäste aus der
Wirtschaft wieder zur Preisverleihung
in die prachtvoll dekorierte PhoenixHalle – einst Reserveteillager für die
gigantischen Hochöfen nebenan,
die heute als Industriedenkmal über
ein perfekt konvertiertes modernes
Technikareal wachen. Sie warten
gespannt auf die Verkündung der
Preisträger 2008, die bis zum letzten
Moment geheim gehalten werden.
Die Jury hatte keine Qual der Wahl.
Fast 150 Vorschläge gab es – und
dennoch votierten die Mitglieder
unabhängig voneinander durchweg
für die Sieger des Abends: Dr. Joachim
Janoth – der Ende 2008 allerdings aus
dem Unternehmen ausschied – und
Dr. Thomas Krämerkämper von dem
IT- und Web-Unternehmen Getit –
Gesellschaft für Technologie- und
Informationstransfer.
Nur die Besten sind gut genug
1999, also in einer Zeit gegründet,
in der es eigentlich mit dem Neuen
Markt bergab ging, nahmen sich
die Physiker, die beide ihr Studium
in Dortmund absolvierten, vor: Wir
72
machen es besser als all die IT-Unternehmen, die nach dem Hype sangund klanglos untergegangen waren.
Dr. Janoth und Dr. Krämerkämper behielten Recht. Sie starteten mit fünf
Mitarbeitern, bauten in kürzester
Zeit eine Agentur auf, bei der heute
68 Menschen tätig sind – Physiker,
Informatiker, Grafiker, Designer,
Kaufleute. Ihre Kundschaft klingt wie
das Who-is-who der Handelslandschaft: Bofrost, Conrad Elektronik,
Swarovski, Plus, Medion, Douglas
und viele andere ließen sich ihre
Online-Shops von Getit gestalten
und programmieren. „Dortmund
ist ein idealer Standort“, sagt der
41-jährige Krämerkämper deshalb:
„Wir liegen mitten im Handelsland
NRW, aus dem die meisten deutschen Handelsunternehmen
stammen.“
Außerdem konzipiert Getit Firmenauftritte im Internet wie den von
RWE. Von der Idee bis zur Realisierung zeichnet das Dortmunder
Unternehmen für die OnlineKampagne „voRWEg gehen“ mit
einer virtuellen Moderatorin, die
User durch die RWE-Welt führt, E
Links:
Gewonnen!
Getit-Gründer
Dr. Joachim Janoth
(links) und Dr. Thomas
Krämerkämper
bei der Verleihung
des Dortmunder
Wirtschaftspreises
2008
73
verantwortlich. Für DEMAG Cranes
hat Getit ein Programm entworfen,
mit dem Kunden ihren Hafenkran
online konfigurieren können.
Spannender als Konzerne
Getit setzt nicht nur in der wirtschaftlichen Entwicklung Maßstäbe:
„Unser Durchschnittsalter liegt bei
33 Jahren, da haben viele gerade
Kinder bekommen oder tragen sich
mit dem Gedanken“, sagt Thomas
Krämerkämper. Für ihn, selbst Vater
zweier kleiner Kinder, war es deshalb
selbstverständlich, familienfreundliche, flexible Arbeitszeiten anzubieten: „Wenn es gar nicht anders geht,
können die Mitarbeiter auch nachts
kommen.“ Zudem beteiligt sich Getit
am Bau einer Kindertagesstätte im
TechnologieZentrumDortmund. Ein
zukunftsweisendes Konzept, befand
die Jury des Wirtschaftspreises.
Zudem ein guter Grund, warum sich
Getit im Wettbewerb um die besten
Fachkräfte immer wieder gegen vermeintlich übermächtige Branchengrößen wie SAP durchsetzen kann.
Dazu kommen: Flache Hierarchien,
direkter Kontakt zum Chef, der
hohe Grad an Selbstständigkeit, mit
dem Mitarbeiter sich hier verwirklichen können. „Außerdem“, fügt
Krämerkämper lächend hinzu, „sind
wir längst nicht so langweilig wie
mancher Konzern.“
74
Von Krise keine Spur
Vor Rezession und Wirtschaftskrise ist
Krämerkämper nicht bange: „Krisen
waren für unsere Branche immer
gut. Zum einen wollen Unternehmen
dann Prozesse optimieren. Dabei
können wir helfen. Zum anderen profitiert der Online-Vertriebsweg von
Krisen. Die Leute gehen dann nicht
so häufig raus, fahren weniger Auto,
und bestellen Waren lieber online.“
Also gute Aussichten für den Träger
des Wirtschaftspreises 2008. Dass
es mit Getit weiter aufwärts geht,
davon war auch Udo Mager, der Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung, während der Preisverleihung
überzeugt: „Die beiden Gründer
haben unter Beweis gestellt, dass
kreative Konzepte und technische
Qualität eine ideale Grundlage
für wirtschaftliche Entwicklung
und Wachstum sind.“ SparkassenVorstand Uwe Samulewicz ergänzte,
was an diesem feierlichen Abend
viele dachten: „Es ist toll, solche
Charaktere, solche Persönlichkeiten
und Unternehmen in unserer Stadt
zu haben.“
L
Links:
Dr. Thomas
Krämerkämper
und seine
Marketingleiterin
Gisela Rosendahl
sind überzeugt, dass
ihr Unternehmen
in der Krise
wachsen wird
75
Text:Waltraud Murauer
Bild:Century Media Records, Lutz Kampert, Stadt Dortmund Archiv,
Jürgen Wassmuth
Ob Musikbranche, Werbewirtschaft, Design oder Architektur – mit Kreativität wird Geld verdient. In Dortmund arbeiten rund 25.000 Menschen in den
verschiedenen Branchen der Creative Industries. Wer sind eigentlich diese
erfolgreichen Kreativen?
F
rüher schmückten sich Königshöfe und Fürstentümer mit Künstlern: Malern, Bildhauern, Architekten, Musikern – das war schick,
zeigte Wohlstand und trug in Form
von Bauten und Bildern zur Unsterblichkeit bei. Von den kreativen
Köpfen im Dunstkreis adeliger Förderer gingen Entwicklungen aus, die
ganze Epochen prägten. Der Prager
Hof Rudolfs II. war um 1700 eine
wahre Brutstätte für Wissenschaft
und Kunst. Dort lebten und arbeiteten Astronomen, Steinschneider,
Baumeister und Maler von Rang. Die
Burg auf dem Hradschin ein Treffpunkt für Kreative und ein frühes
Beispiel für erfolgreiches Networking? Sicher nicht im heutigen Sinne.
Kreativität rückt ins Zentrum
Wo Kreativität und Kommerz
in Einklang kommen
76
Vielleicht waren die oben beschriebenen Kreativen der Vergangenheit
eher vereinzelte Künstler, Außenseiter und Hofnarren. Heute sind
Unternehmerinnen und Unternehmer der Kultur- und Kreativwirtschaft Treiber der Wirtschaft. Sie
zählen zu den Creative Industries,
die derzeit hierzulande in aller
Munde sind. Der aktuelle Kulturwirtschaftsbericht des Landes NRW
weist wachsende Zahlen aus und
empfiehlt gezielte Förderung.
Rücken die Kreativen nun in das
Zentrum der Wirtschaft? Haben
Kreative heute die Kraft, aus dem
Non-Profit-Bereich heraus, die Wirtschaft zu fördern? Wer sind diese
Kreativen?
Weder in der Welt noch in Europa
oder Deutschland, nicht mal in den
einzelnen Bundesländern oder
Städten eines Landes gibt es eine
einheitliche Definition von Kreativwirtschaft. „In Dortmund haben
wir acht Branchen identifiziert, die
wir zur Kreativwirtschaft zählen
können“, erklärt Sylvia Tiews, die
im Branchenteam des städtischen
dortmund-projects den Bereich IT
und Kreativwirtschaft leitet. Auf
einem Display an der Wand zeigen
sich diese Branchen: Literatur-,
Buch- und Pressemarkt – Design
und Architektur – Musikwirtschaft –
Kunst- und Theatermarkt – Medienwirtschaft – Werbewirtschaft –
Modewirtschaft – Software- und
Spieleentwicklung. „Innerhalb dieser
Branchen finden Sie natürlich auch
Einzelkämpfer“, erklärt sie. „Die
meisten Kreativen arbeiten aber als
Unternehmen, sie agieren zum Teil
schon über 100 Jahre von Dortmund
aus.“ Interessantes Beispiel mit Tradition ist die Druckerei Gustav Kleff,
seit 1897 in Dortmund.
E
Links:
Im und um den U-Turm
herum entsteht zurzeit
ein kreatives Zentrum
77
Ballettdirektor Xin
Peng Wang (vorne)
treibt seine Tänzer zu
Höchstleistungen an
78
79
Kreativer Aufwind:
Zuwachs 20 Prozent
Weitere Erfolgsmodelle sind der
vor 25 Jahren gegründete Verlag
Rock Hard, der sein Musikmagazin
mittlerweile international vertreibt,
oder science-d-visions – Schneider
& Sassenberg, die seit 1995 aktiv
3D-Software für Filmproduktionen
entwickeln und für Spezial-Effekte
in „Herr der Ringe“, „Matrix“ und
„Ocean‘s Eleven“ sorgten. Der Grafit
Verlag, seit 1989 in Dortmund, ist
Marktführer bei deutschsprachiger
Kriminalliteratur. Oder Eckhard C.
Schulz: Er hat seine Steelpan-Manufaktur E.C.S. 1983 gegründet und
gilt seit langem als einer der besten
Steeldrum-Bauer Europas.
Manche Bereiche der Kreativwirtschaft sind gar nicht so neu,
aber ihr Stellenwert, die Anzahl
der aktiven Unternehmen und ihre
Bedeutung im wirtschaftlichen
Gefüge verändern sich.
Die Beispiele zeigen bereits, dass
das Verlagswesen in Dortmund
besonders stark vertreten ist, aber
auch die Werbebranche, Designer
und Architekten machen beachtliche Umsätze. Die Kreativwirtschaft
in Dortmund weist hier seit dem
Jahr 2000 einen Umsatzzuwachs von
20 Prozent auf. Darin sind die Umsätze der Softwareindustrie nicht
enthalten (da leider nicht erfasst),
die in 2007 über 780 Unternehmen
aufweist, die wiederum über
12.500 Mitarbeiter beschäftigen.
Rechts:
Eckhard C. Schulz
gilt als Europas bester
Steeldrum-Bauer
80
Kreativität ist ein Rohstoff
Kreativität ist ein Rohstoff, überlebenswichtig für die Wirtschaft.
„Viele Wissenschaftler und internationale Studien belegen, dass die
Wirtschaft nur noch dadurch weitergetragen wird, dass sie sich kreativ
und innovativ weiterentwickelt“, so
Sylvia Tiews.
Seit fast 100 Jahren steigt der
Wertschöpfungsanteil der Industrie
in den entwickelten Staaten nicht
mehr an. Ihre Position als Motor des
Wohlstands wird schwächer. In den
großen Industrienationen waren in
den letzten Jahren nur noch rund
20 Prozent der Erwerbstätigen im
produzierenden Gewerbe oder im
Handwerk beschäftigt.
Netzwerke fördern Wachstum
Doch wie kann man kreative Prozesse steuern? Sie verlaufen oft nicht
linear, sind unberechenbar, die Nährlösung auf der sie gedeihen, heißt
Freiraum. Existenzgründer suchen
beispielsweise individuelle Quartiere,
man kann sie nur selten in Inkubatoren, wie es Technologiezentren
sind, ansiedeln. Ein Schlüsselwort
ist Networking. „Gemeinsam mit
meinem Kollegen Christian Weyers
bringen wir die Menschen auf vielfältige Weise miteinander in Kontakt
und ins Gespräch“, sagt Sylvia Tiews,
„über viele spezielle Veranstaltungen und über unsere Website. Dort
haben die kreativen Unternehmen
die Möglichkeit, ihr Profil einzustellen. Es ist ein umfangreicher
Firmenindex entstanden, es gibt
einen Terminkalender und Pressetexte der Dortmunder Firmen.“
E
81
Autoren finden so Anwaltskanzleien, die auf Urheberrecht spezialisiert
sind, PR-Leute treffen Grafiker,
bekommen Kontakt zu Event-Agenturen, Ausschreibungen erreichen
einen größeren Kreis von Internetseiten-Gestaltern oder SoftwareEntwicklern.
Sylvia Tiews: „Nehmen wir das
Beispiel Musikwirtschaft: In diesem
Bereich wird die Entwicklung schon
lange vom Dortmunder Kulturbüro
unterstützt und begleitet. Da interessiert uns als Wirtschaftsförderer:
Wer ist das, womit verdienen diese
Unternehmen ihr Geld, kann man
sie dabei unterstützen, noch anders
auf den Markt zuzugehen? Welche
Optimierungsmöglichkeiten gibt
es, um vor allem langfristig besser
agieren zu können?“
82
1.500 Schülern. 2010 soll es auf das
Gelände des U-Turms ziehen.
Das umgebaute Brauereihochhaus
mitten in der City wird zum Zentrum
für Kunst und Kreativwirtschaft ausgebaut. Der Dortmunder MedienKunstVerein Hartware, die Sammlung des Museums am Ostwall, der
Filmemacher Adolf Winkelmann mit
dem Masterstudiengang „Bewegte
Bilder“ der FH werden einziehen
und nebenan wird es Räume für die
Kreativwirtschaft geben. Im Kulturhauptstadtjahr 2010 wird dieser
„Leuchtturm“ für Kunst, Kultur
und Kreativwirtschaft auch zentrales Besucherzentrum und damit die
Anlaufstelle für viele auswärtige
Gäste sein. L
Kreativ im Verbund
Dortmunder Zahlen
Effektiv wird es dann, wenn es ein
kreatives Cluster gibt. Wenn also
genügend Unternehmen im Umfeld
angesiedelt sind, deren Aktivitäten
die eigenen ergänzen oder verwandt
sind, wenn Hochschulen und andere
qualifizierte Ausbildungsstätten in
erreichbarer Nähe sind. „Besonders
gut sind wir in Dortmund im Bereich
der Werbewirtschaft aufgestellt; es
gibt viele, erfolgreiche Agenturen“,
erklärt Sylvia Tiews. „Das ist auch
darauf zurückzuführen, dass wir
das Kommunikationsdesign an der
Fachhochschule haben und die Medienakademie WAM, die seit mehr
als 50 Jahren ausbildet, u.a. Kommunikations- und Mediendesigner, Filmund Fernsehwirte.“ Außerdem gibt
es das Robert-Bosch-Berufskolleg für
Medien- und IT-Berufe mit 1.000 bis
1.700 Selbstständige und
Unternehmen in der
Kreativwirtschaft
über 800 Millionen
Gesamtumsatz (ohne Software)
Literatur-, Buch- und
Pressemarkt: umsatzstärkster
Teilmarkt mit 370 Mio. Euro
Designer liegen mit ihren
Umsätzen 130 % über
dem Landesdurchschnitt,
Architekturunternehmen 25 %
780 IT-Unternehmen mit
12.500 sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten –
davon 60 % im kreativen
Bereich
Links:
Kreative Auseinandersetzung mit Medien
durch den MedienKunstVerein Hartware
83
House of Metal
„Century was?“, fragen selbst
Menschen, die sich gut mit der
Dortmunder Wirtschaft auskennen.
„Century Media“ ist ein weltweit
aufgestelltes Unternehmen, das in
seiner Heimatstadt nahezu unbekannt ist. Zu Unrecht. Allein am
Standort Dortmund beschäftigt
das Label 60 Mitarbeiter, weitere
100 Menschen arbeiten in den Niederlassungen in Los Angeles
und London.
Century Media ist eine der weltweit
größten Plattenfirmen im HeavyMetal-Bereich. Bands wie „Lacuna
Coil“ oder „Paradise Lost“, die
bei der Dortmunder Firma unter
Vertrag sind, verkaufen von ihren
CDs locker eine halbe Million Stück
weltweit. Im Hafen hat das Unternehmen ein sechsstöckiges Hochhaus gekauft. Von hier aus werden
die internationalen Aktivitäten
koordiniert.
Hier sind noch Tellerwäscher-Karrieren möglich: „Unser Labelmanager
ist mal als Rezeptionist angefangen,
jetzt gehört er zur Führungsspitze.“,
erzählt Christian Weyer, Rechtsanwalt und „Statthalter“ von Century
Media in Dortmund. Vor 20 Jahren
ist Century Media eher aus der Not
heraus geboren worden. Die Gründer
fanden für die eigene Band kein
Plattenlabel, heute machen sie nur
noch in der Freizeit Musik und steuern
im Haupt-Job ein Welt-Unternehmen.
Nachdem Century Media bislang im
Verborgenen gearbeitet hat, will
Christian Weyer nun raus aus dem
Untergrund. „Wir wollen unsere
Musik bei der Kulturhauptstadt 2010
vorstellen. Mit einem Festival hier im
Hafen. Wenn uns die Offiziellen nicht
wollen, machen wir es eben allein.“
Der rebellische Geist ist geblieben,
auch 20 Jahre nach der Gründung
von Century Media.
Text: Michael Westerhoff
Die Heavy Metal Bibel
„Wir sind gelebte Kulturwirtschaft!“, sagt Holger Stratmann,
Gründer und Herausgeber von
„Rock Hard“, der „Bibel“ aller
Heavy-Metal-Fans. Der Dortmunder
Verleger behauptet sich mit seinem
Magazin seit über einem Vierteljahrhundert erfolgreich gegen
den großen Axel-Springer-Verlag,
der Konkurrenz-Produkte wie
den „Metal Hammer“ herausgibt.
1982 begann Stratmann mit einem
84
kleinen, selbst gehefteten Fanzine,
heute verkauft er monatlich 80.000
Exemplare. „Wir sind immer durch
eigenes Kapital gewachsen, das wir
durch eine steigende Auflage erwirtschaftet haben“, sagt der Verleger
nicht ohne Stolz.
Öffentliche Mittel oder Kredite
hat er nie in Anspruch genommen.
Das einzige, was sich der 43-Jährige
wünschen würde, wäre mehr
öffentliche Anerkennung. „Wir sind
ein erfolgreiches Unternehmen, das
25 Menschen beschäftigt.“ Heute
– 25 Jahre nach der Gründung – gibt
der Verleger nicht nur ein Magazin
heraus, einmal im Jahr veranstaltet
er ein Heavy-Metal-Festival, hat
einen kleinen Versand für Heavy-
Metal-Fanartikel und veröffentlicht zusammen mit dem britischen
Radiosender BFBS eine CD, die in
23 Ländern erscheint. Auch sein
Magazin ist international aufgestellt. „Rock Hard“ erscheint in
Lizenz in Griechenland, Italien,
Frankreich und Spanien.
Text: Michael Westerhoff
Mit Herzblut
auf allen Hochzeiten
Angefangen hat alles vor 15 Jahren,
in der mit Kohleofen beheizten
Wohnung von Geschäftsführer Ulf
Bellmann (rechts unten). Mit nichts
als einem Telefon-/Faxgerät, für
das die Gründer von DIE 4MA ihre
letzten 400 Mark ausgaben. „Eine
wirklich lohnende Investition“,
wie Bellmanns Kompagnon Sascha
Hoffmann mit breitem Grinsen
feststellt. Grund zur Freude haben
die Chefs im Jubiläumsjahr allemal: Schließlich haben sie DIE 4MA
gemeinsam mit ihren Mitarbeitern
und viel Herzblut zu einer der drei
bundesweit führenden Musikmarketingagenturen gemacht.
Die Aufträge für große Stars sind
dann die kleinen Adelsschläge“, erklärt Ulf Bellmann. Wie zum Beispiel
die Promotion für Robbie Williams‘
letztes Album „Rudebox“.
Musikmarketing allein ist den Chefs
allerdings schon lange nicht mehr
genug: „Musikmarketing, Industriemarketing, unsere eigene Modelinie“, berichtet Sascha Hoffmann
nicht ohne Stolz. „Wir tanzen auf
allen Hochzeiten. Erfolgreich.“
Text: Stefanie Haddick
In den Büroräumen im Schloss Bodelschwingh zeugen goldene Schallplatten an den Wänden von den
großen Erfolgen: The White Stripes,
Lordi, Nickelback, die bereits seit
Beginn ihrer Karriere vom 4MATeam betreut werden. „Wir verhelfen vor allem kleineren, unbekannteren Musikern zum Durchbruch.
85
Das Wunder von Dortmund
Text: Stefanie Haddick
Bild: Lutz Kampert
Stell Dir vor, es ist Loveparade und 1,6 Millionen gehen hin!
Am 19. Juli feierten Dortmunderinnen, Dortmunder und
Gäste aus aller Herren Länder auf der zu diesem Zweck
gesperrten B1 das größte Musikfest der Welt.
E
86
87
I
n kunterbunten Wogen wälzt
sich das Menschenmeer die Hohe
Straße entlang, der Bundesstraße 1
entgegen. Die ansässigen Gastronomen bedienen direkt auf dem
Bürgersteig. An den Fenstern feiern
die Anwohner mit und sorgen für
ein Blitzlichtgewitter, das einem
roten Teppich in Hollywood zur
Ehre gereichen würde. Unwillkürlich
werden Erinnerungen an den Fußballsommer 2006 wach. Doch anstelle von Schals und Flaggen in den
jeweiligen Landesfarben bestimmen
heute zottelige Moonboots, schreiend pinke Perücken und knackigknappe Hotpants das Bild; anstatt
des Chores rauer Fußball-Hymnen
durchdringt schrilles Trillerpfeifen
die Luft ...
Highway to Love
Wenige Kilometer weiter ergießt
sich der Menschenstrom auf den
„Highway to Love“, vermischt sich
mit den aus Richtung Lindemannstraße, Ruhrallee und Westfalendamm eintreffenden Technojüngern.
Wo sonst, auf einer der meistbefahrenen Straßen Deutschlands,
Autos Stoßstange an Stoßstange
durchs Revier rollen, warten Tausende und Abertausende auf den
offiziellen Startschuss zur Loveparade 2008. Und mit jeder Minute
werden es mehr. Selbst auf den
Grünstreifen der zwei Kilometer
langen Strecke drängen sich Menschen jeden Alters – vom Kleinkind
mit regenbogenfarbener Hulakette
bis zum junggebliebenen Großvater
mit Baseball-Kappe.
88
Obwohl die Lautsprecher noch
schweigen, kann von Stille keine
Rede sein. „Ist das cool hier!“,
„Boah, guck Dir mal den da drüben
an, der Hammer!“ Die Stimmen
hallen über den Asphalt, immer
wieder unterbrochen von dem ei­­­
nen langgezogenen schrillen Schrei,
mit dem sich die Besucher selbst
feiern und gegenseitig anfeuern:
„Uiuiuiuhhh!“
Pünktlich um 14 Uhr ist es so weit:
Die Bässe wummern auf den Floats,
um sie herum beginnt der zehnstündige Tanzmarathon der Extraklasse.
Selbst die Sonne verpasst ihren Einsatz nicht. Unter strahlend blau­em
Himmel sind insgesamt 36 Wagen
aus zwölf Ländern unterwegs, aus
Australien, Brasilien, Südkorea ...
und natürlich zeigt sich auch die
Gastgeberstadt: Die Stadt Dortmund,
musikversessen und marketingerfahren, hat mit fast 24 Metern Länge
den größten Float – einen, auf dem
mit den einheimischen DJs Carsten
Helmich, Ante Perry und Co. Menge
und Strecke zum Beben gebracht
werden.
Dabei und mittendrin
Bis in den letzten Zentimeter des
Körpers hallen die Bässe, der Kopf
wippt, das Herz schlägt im Takt.
Neben unzähligen grellen Technojüngern mischen sich erstaunlich
viele Paare mittleren und gesetzten
Alters unter die Loveparade-Zielgruppe, haben kurzerhand ihren
Nachmittagsspaziergang auf die
Strecke verlegt. Händchen haltend E
Oben und links:
In allen Farben des
Regenbogens zeigten
sich die Technojünger
auf der B 1
89
90
91
wandern sie durch die Menge,
der ein oder andere Kuss wird verschenkt. Dass der Wettergott nach
zwei Stunden ungetrübten Vergnügens zwei heftige Regengüsse vom
Himmel schickt, stört das Treiben
kaum. Die meisten folgen unter
dem Schutz der Bäume weiter den
Floats, bei den Pärchen kommt
Woodstock-Atmosphäre auf.
In 53 Länder
wurde die Loveparade live
übertragen.
Höher, schneller, weiter
155 Lautsprecher
beschallten den Platz der
Abschlusskundgebung von
der Bühne aus.
Während die Floats auf der B1 weiterhin für ausgelassene Stimmung
sorgen, geht die Party auf dem
Platz vor der Westfalenhalle 1 erst
richtig los. Um 17 Uhr beginnt auf
der imposanten Bühne die längste
Abschlussveranstaltung aller Zeiten.
Bis Mitternacht rotieren die Platten
unter den fähigen Händen von
David Guetta, Paul van Dyk, Moby
und Co. Mit jedem DJ, mit jedem
Live-Act, der die Bühne betritt, geht
ein Ruck durch die Besuchermenge
und sie tanzen noch ekstatischer.
Zum Abschluss betritt LoveparadeUrgestein Westbam die Bühne. Zu
den Klängen seiner Hymne „Highway to Love“ findet die diesjährige
Loveparade ein würdiges Ende: StarLichtarchitekt Gert Hof zeigt mit
„Colosseum of Light“ eine Show der
Sonderklasse. Bis in 50 Kilometer
Höhe erhellen Scheinwerfer den
Platz.
Die Parade ist vorbei. Den Weg
nach Hause treten jedoch die
wenigsten sofort an. Die Dortmunder Nacht ist schließlich noch
jung und in den Clubs wartet noch
das ein oder andere Highlight
auf die Nachtschwärmer.
L
92
75 Tonnen Abfall
sammelten die Mitarbeiter
der EDG nach der Parade ein,
d.h. jeder einzelne Besucher
ließ nur 47 Gramm Müll zurück.
250 Gäste
tanzten – über den Tag verteilt –
allein auf dem Dortmund-Float.
1.250 Dixi-Klos
sorgten an den Zulaufstrecken
und rund um den „Highway to
Love“ für Erleichterung.
1.374 behandelte Besucher
zählten die Sanitätsdienste –
lediglich ein Drittel soviel wie
im Vorjahr.
50.000 Kondome
waren innerhalb von einer
Stunde verteilt.
485.000 Internetseiten
wurden am Veranstaltungstag
von den städtischen Servern
abgerufen, 398.000 davon zur
Loveparade.
Fast 144 Millionen Euro
ließen die Besucher in den
Dortmunder Geschäften. Das
macht pro Person rund 90 Euro.
93
Auf der Bühne vor der
Westfalenhalle sorgte
ein Top-Act nach dem
anderen für coole Beats
94
95
Lutz Kampert
fotografierte
Dortmunder
Ansichten
Nordmarkt – Jugendprojekt
9ff Fahrzeugtechnik – Stravinski am Konzerthaus
Daten – Fakten – Zahlen
Stand: 2008
Geografische Lage
Politik
Verkehr
Wirtschaft
Ergebnis der Kommunalwahlen 2004
50,3 % Wahlbeteiligung
Flughafen
60 angeflogene Ziele in 14 Ländern
40.000 Starts und Landungen (Prognose)
und 2,3 Mio. Fluggäste
2.000 m lange und
45 m breite Start- und Landebahn
1.679 Arbeitsplätze am Flughafen
ca. 2,5 Millionen Passagiere pro Jahr
(Terminal – Abfertigungskapazität)
290.100 Erwerbstätige am Ort der Arbeit (2006)
0,5 % Land- und Forstwirtschaft
16,0 % Produzierendes Gewerbe
83,5 % Dienstleistungssektor
13,8 % Arbeitslosenquote – bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen (30.06.2008)
51°30´58“ nördliche Breite
7°28´6“ östliche Länge
Höhe 50–254 m über N.N.
Stadtgebiet 280 km2
Ausdehnung:
Nord–Süd 21 km, Ost–West 23 km
Die Stadt liegt zwischen Sauerland und
Münsterland im östlichen Teil des Ruhr gebiets und ist die größte Stadt Westfalens.
Bevölkerung
insgesamt 584.000
(Auszug aus dem Einwohnermelderegister; Stand Dezember 2007)
weiblich
51,4 %
männlich 48,6 %
Klima
mittlere Temperatur im Juli 2007
(wärmster Monat) 18,3 °C
mittlere Temperatur im Januar 2007
(kältester Monat) 6,7 °C
96
Stimmenverteilung
41,3 % SPD
32,7 % CDU
11,5 % Bündnis 90/Die Grünen im Rathaus
14,5 % Sonstige
Sitzverteilung im Rat
36Sitze SPD
28Sitze CDU
10Sitze Bündnis 90/Die Grünen im Rathaus
6Sitze Fraktion FDP/Bürgerliste
3 Sitze DVU
4 Sitze Fraktion „Die Linken im Rat“
1 Sitz Parteilos
Hauptbahnhof
einer der größten Bahnhöfe Deutschlands
täglich
195Abfahrten im Fernverkehr
787Abfahrten im Nah- und
Regionalverkehr
125.000Reisende im Bahnhof
Oberbürgermeister
Dr. Gerhard Langemeyer (SPD)
Bürgermeisterin Birgit Jörder (SPD)
Bürgermeister Adolf Miksch (CDU)
Öffentlicher Personennahverkehr
130Millionen beförderte Personen
8Straßenbahn- und Stadtbahnlinien auf
103km Linienlänge
73Omnibus-Linien auf
1.085km Linienlänge
16,9 Milliarden Euro Bruttoinlandsprodukt in jeweiligen Preisen (2005)
das sind 58.547 Euro je Erwerbstätigem
Dortmunder Führungsbranchen
• Mikro- und Nanotechnologie
(42 Unternehmen mit 2.206 Erwerbstätigen)
• Logistik
(761 Unternehmen mit 24.730 Erwerbstätigen)
• Informationstechnologie
(rund 780 Unternehmen mit
12.500 Erwerbstätigen)
TechnologieZentrumDortmund
Das TechnologieZentrumDortmund ist eine
Schaltstelle für Entwicklung und Forschung
in verschiedenen Kompetenzzentren mit technologischer Schwerpunktsetzung. Dabei konzentriert sich das Zentrum auf Technologien,
die sich aus Dortmunds Wissenschafts- und
Wirtschaftpotenzial ableiten.
E
97
Europalager IKEA – BauWerk-Architektur
Vorhandene Technologiefelder:
• Biomedizin/Bioinformatik
• Elektronik/Elektromagnetische Verträglichkeit (EMV)
• Logistik/Materialfluss
• Maschinenbau (Robotik, Werkstofftechnik, Qualitätssicherung)
• Mikrosystem-/Nanotechnologie
• Produktionstechnologie
• Software/Telekommunikation/Multimedia
• Umwelttechnik/Umweltchemie
Unternehmen aus diesen Bereichen
finden hier bedarfsgerechte Büro- und
Laborflächen kombiniert mit einem
umfassenden Serviceangebot.
TechnologieParkDortmund
Der TechnologieParkDortmund ist mit seiner
Nähe zum TechnologieZentrumDortmund,
zur Technischen Universität, Fachhochschule
und wissenschaftlichen Instituten die HightechAdresse für technologieorientierte Unternehmen. Im TechnologieZentrumDortmund und im
TechnologieParkDortmund sind zur Zeit rund
280 Unternehmen mit ca. 8.400 Beschäftigten
ansässig.
98
Chorakademie am Dortmunder Konzerthaus
Bauen und Wohnen
Fachhochschule Dortmund
2.086 Einwohner pro km2
Bevölkerungsdichte (31.12.2007)
90.790 Wohngebäude (31.12.2007)
312.686 Gebäude mit Wohnraum –
Wohnungen (31.12.2007)
936 fertiggestellte Wohnungen in
Wohngebäuden (Neubau inkl.
Saldo der Umbauten) (2007)
gegründet 1971
7.655 Studierende
Technische Universität Dortmund
gegründet 1962, eröffnet 1968,
Technische Universität seit 1.11.2007
21.540 Studierende
Fakultäten:
• Fakultät Mathematik
• Fakultät Physik
• Fakultät Chemie
• Fakultät Informatik
• Fakultät Statistik
• Fakultät Bio- und Chemieingenieurwesen
• Fakultät Maschinenbau
• Fakultät für Elektrotechnik und
Informationstechnik
• Fakultät Raumplanung
• Fakultät Bauwesen
• Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche
Fakultät
• Fakultät Erziehungswissenschaften und
Soziologie
• Fakultät Rehabilitationswissenschaften
• Fakultät Humanwissenschaften und Theologie
• Fakultät Kulturwissenschaften
• Fakultät Kunst- und Sportwissenschaften
Fachbereiche
Architektur
Design
Informations- und Elektrotechnik
Informatik
Maschinenbau
Angewandte Sozialwissenschaften
Wirtschaft
IT Center Dortmund
gegründet 2000
ca. 150 Studierende
Studiengang:
zum IT-Professional als viersemestriger
Vollzeitstudiengang mit berufsqualifizierendem Abschluss, Bachelor in Information
Technology (zwei Semester)
International School of Management
gegründet 1990
ca. 900 Studierende
private, staatlich anerkannte Hochschule
für Wirtschaft
Studienrichtungen:
Bachelor-Studiengänge:
International Management
Tourism & Event Management
Communications
Corporate Finance
Master-Studiengänge:
International Management
Strategic Marketing Management
Finance, Strategic Tourism Management
Weiterbildungs-Studiengänge:
Master of Business Administration (MBA) MBA Pharma Management
Orchesterzentrum|NRW
gegründet 2004
85 Studierende
gemeinsame Einrichtung der vier Musik hochschulen des Landes NRW, europaweit
erste hochschulübergreifende Ausbildungsstätte für künftige Orchestermusikerinnen
und Orchestermusiker
Fachhochschule für öffentliche Verwaltung
NRW, Außenstelle Dortmund
ca. 500 Studierende
WAM Die Medienakademie
(vorm. Werbe- & Medien-Akademie Marquardt)
gegründet 1958
ca. 280 Studierende
Fachbereiche:
Kommunikations- und Mediendesign
Kommunikations- und Marketingwirtschaft
Film- und Fernsehwirtschaft
Bachelor of Arts Public Relations
Bachelor of Arts Marketing
Kulturmanagement
E
99
Pumpenhersteller WILO – Max-Planck-Institut für molekulare Physiologie
Internationale Kooperationspartner:
University of Bedfordshire
University of Bradford
University of Wolverhampton
• Institut für Raumplanung (IRPUD)
• Institut für Roboterforschung (IRF)
• Institut für Schulentwicklungsforschung (IFS)
• Institut für Umweltforschung (INFU)
Wissenschaftliche Institute
Schulen
• Fraunhofer-Institut für Software und Systemtechnik (ISST)
• Fraunhofer-Institut für Materialfluss
und Logistik (IML)
• Institut für Arbeitsphysiologie (IfADo)
• Institute for Analytical Sciences (ISAS)
• Max-Planck-Institut für molekulare
Physiologie (MPI)
• Bundesanstalt für Arbeitsschutz
und Arbeitsmedizin (BauA)
• Deutsche Arbeitsschutzausstellung der
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und
Arbeitsmedizin (DASA)
• Sozialforschungsstelle Dortmund (sfs),
Zentrale wissenschaftliche Einrichtung
der Technischen Universität Dortmund
• Kooperationsstelle Wissenschaft – Arbeitswelt (kowa) in der sfs
• Institut für Landes- und Stadtentwicklungs- forschung gGmbH (ILS )
• Fritz-Hüser-Institut für Literatur und Kultur
der Arbeitswelt (FHI)
• Institut für Zeitungsforschung
• Institut für Wasserforschung GmbH
Dortmund (IfW)
• Erich-Brost-Institut für Journalismus
in Europa gGmbH (EBI)
• Institut für Gerontologie
100
93 Grundschulen
davon 80 offene Ganztagsschulen und
3 Ganztagsschulen
20.860 Schülerinnen und Schüler
17 Hauptschulen
4.743 Schülerinnen und Schüler
14 Realschulen
8.739 Schülerinnen und Schüler
14 Gymnasien
14.265 Schülerinnen und Schüler
9 Gesamtschulen
9.242 Schülerinnen und Schüler
14 Förderschulen
davon 12 offene Ganztagsschulen
mit unterschiedlichen Förderschwerpunkten
2.586 Schülerinnen und Schüler
8 Berufskollegs
21.655 Schülerinnen und Schüler
3 Weiterbildungskollegs
1.664 Schülerinnen und Schüler
Schüler – Grundschule Kleine Kielstraße – Eiskunstläuferin Isabel Drescher
Fort- und Weiterbildung
• Abendgymnasium,
Weiterbildungskolleg der Stadt Dortmund
• Abendrealschule, Weiterbildungskolleg
• Altenakademie Dortmund,
Technische Universität Dortmund
• Auslandsgesellschaft Nordrhein-Westfalen
• Auslandsgesellschaft Deutschland,
Intercultural Academy
• Berufsförderungswerk Dortmund,
Zentrum berufliche Rehabilitation
• bfw – Berufsfortbildungswerk,
Gemeinnützige Bildungseinrichtung des DGB
• Bildungswerk Verkehrsgewerbe
Westfalen-Lippe e.V.
• Bildungszentrum der Handwerkskammer
Dortmund
• COMCAVE.COLLEGE GmbH
• DEKRA Akademie Dortmund
• Dortmunder Weiterbildungsforum e.V.
• Entwicklungszentrum für berufliche
Weiterbildung und Integration GmbH
• Euro-Schulen Ruhr GmbH
• Gesellschaft für Bildung und Beruf
• IHK zu Dortmund
• I.Q. Förderverein für Bildung Dortmund e. V.
• Katholische Familienbildungsstätte
• KOBI, Kommunikatives Bildungswerk e. V.
• RAG Bildung GmbH,
Bildungszentrum Dortmund
• REFA Informatik-Center
• Ruhrbildungszentrum GmbH –
Niederlassung Dortmund
• TOP CAD/CAM-Schule GmbH
• VFZ e.V. (Verein zur Förderung
Interkulturellen Zusammenlebens)
• Verein zur Förderung von
Frauenerwerbstätigkeit im Revier
• Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie
• Volkshochschule Dortmund
• Westfalen-Akademie Dortmund
• Westfalen-Kolleg,
Weiterbildungskolleg der Stadt Dortmund
• Westfälisch-Märkisches Studieninstitut
für kommunale Verwaltung
• Wirtschaftsschule für Hotellerie und
Gastronomie
• Zentrum für Weiterbildung der
Technischen Universität Dortmund
Tourismus
5.777 Gästebetten
501.279 Gäste mit
808.561 Übernachtungen
Sport
Besondere Sportstätten
• SIGNAL IDUNA PARK mit
80.552 Plätzen
• Leichtathletikstadion Rote Erde mit
28.150 Plätzen
• Helmut-Körnig-Leichtathletikhalle mit
4.500 Plätzen
• Eissportzentrum Westfalenhallen mit
5.000 Plätzen
• Zwei 18-Loch-Golfplätze und
eine 9-Loch-Anlage mit Driving Range
E
101
Schwimmer Melvin Herrmann – Fotograf Janosch Gruschczyk
• Galopprennbahn Wambel mit Allwetterbahn
• Hockey-Leistungszentrum Westfalen mit
Natur- und Kunstrasenplatz
• Landesleistungszentrum Schießen für alle Schießsportarten
• Bundesstützpunkt Rudern am
Dortmund-Ems-Kanal
Olympiastützpunkt für acht Sportarten
Rudern
Leichtathletik
Eiskunstlauf
Kanu
Ringen
Schießen
Schwimmen
Volleyball
585 Sportvereine mit 145.000 Mitgliedern
BV Borussia 09 e.V.
Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA
• Deutscher Meister:
1956, 1957, 1963, 1995, 1996, 2002
• Deutscher Pokalsieger:
1965, 1989
• Deutscher Super-Cup-Sieger:
1989, 1995, 1996
• Europapokalsieger der Pokalsieger:
1966
• Champions-League-Sieger:
1997
• Weltpokal-Sieger:
1997
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Geschichte
Dichte Besiedlung des heutigen Stadtkerns
bereits in der Bronzezeit (1000 v. Chr.). Um
880 n. Chr. wird Dortmund erstmals urkundlich als Throtmanni erwähnt. Ab 919 wächst
die Siedlung um Königshof, Königspfalz und
Königsmarkt der sächsischen Könige, um
1200 wird die Stadt auf den Umfang erweitert,
den noch heute der Wallring markiert. 1220
wird Tremonia oder Dortmunde zur einzigen
freien Reichsstadt in Westfalen ernannt.
Im 13. und 14. Jh. ist Dortmund eine der wichtigsten Städte im Hansebund. In der Großen
Fehde (1388/89) erklären das Erzbistum Köln
und die Grafen von der Mark Dortmund
den Krieg, um die Macht der Handelsstadt
einzudämmen. Die Stadtmauern halten der
Belagerung stand.
Nach 1648 verkümmert Dortmund zum Ackerbürgerstädtchen; 1815 hat Dortmund 4.000
Einwohner und wird in die preußische Provinz
Westfalen eingegliedert.
Ab 1834 brauen die Dortmunder nach modernen Verfahren Bier. Mit neuen Fördertechniken kann Steinkohle aus größeren Tiefen
gefördert werden, ab 1841 produziert Dortmund Stahl. 1847 Eröffnung des Bahnhofs.
Mit 57.742 Einwohnern ist Dortmund ab
1875 kreisfreie Stadt. 1899 weiht Kaiser
Wilhelm II. Hafen und Dortmund-Ems-Kanal
ein. Dortmund ist nun mit 142.733 Einwohnern die größte Stadt des Ruhrgebiets. 1904
Einweihung des Stadttheaters.
HOESCH-Museum – Band King‘s Tonic
Ende des Ersten Weltkriegs hat die Stadt
8.090 Gefallene zu verzeichnen. Nach größeren Eingemeindungen (1928/29) umfasst das
Stadtgebiet 27 km2. Die Gestapo ermordet
kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs 300
Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene und Widerstandskämpfer – Dortmund errichtet 1955 in
der Bittermark ein Mahnmal zum Gedenken.
Nach dem Zweiten Weltkrieg ist Dortmund zu
rund 65 Prozent zerstört. Wiederaufbau und
Entwicklung: 1952 Bau Westfalenhalle, 1955
Bevölkerungsstand: 600.000; 1957 Aufbau der
historischen Kirchen; 1959 Bundesgartenschau,
Fernsehturm „Florian“; 1968 Eröffnung der
Universität; 1969 Beginn des Stadtbahnbaus.
1951 wird in Dortmund der meiste Stahl in
Deutschland produziert, 1955 fördern 53.000
Bergmänner 13 Millionen Tonnen Steinkohle. 1964 kommt jedes zehnte in Deutschland
getrunkene Glas Bier aus einer der acht Dortmunder Brauereien.
1960er Jahre: Strukturkrise bei Kohle und
Stahl, 1987 schließt Minister Stein als letzte
Zeche in Dortmund. 2001 schließt der letzte
Hochofen. 2004 sind die beiden verbliebenen
Brauereien Eigentum des Oetker-Konzerns.
Kultur und Freizeit
Westfalenhallen
Messe-, Kongress-, Veranstaltungszentrum mit neun Mehrzweckhallen und fast 60.000 m2 Brutto-Ausstellungsfläche
Casino Hohensyburg
größtes Casino Deutschlands mit französischem Roulette, American Roulette, BlackJack, Baccara, Poker, Glücksspielautomaten
Kirchen
• St. Reinoldi (ev.)
gotische Hauptkirche aus dem 13. Jh.,
benannt nach dem hl. Reinoldus
• St. Marien (ev.)
überwiegend romanischer Bau aus dem 12. Jh.,
Altarbild des Meisters Conrad von Soest
• St. Petri (ev.)
gotischer Bau aus dem 14. Jh., Antwerpener
Schnitzaltar der Lukasgilde um 1521
• Propsteikirche (kath.)
gotische Hallenkirche aus dem 14./15. Jh.,
ehemalige Klosterkirche der Dominikaner
• St. Peter zu Syburg (ev.)
Kirche aus dem 12. Jh., auf den Fundamenten
einer Kirche von 799 n. Chr. erbaut
Seit den 1980er Jahren entwickelt sich Dortmund zu einem Dienstleistungs- und Handelszentrum. Zu Beginn des 21. Jh. etabliert sich
die Stadt als Standort für IT, Logistik sowie
Mikro- und Nanotechnologie.
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Rosarium – Robinsonspielplatz Westfalenpark
Parks
• Westfalenpark
Fernsehturm, Deutsches Rosarium und
zahlreiche Veranstaltungen über das Jahr
• Rombergpark
Botanischer Garten, größte gärtnerische
Gehölzsammlung Deutschlands
• Zoo Dortmund
1.500 Tiere aus 240 heimischen und
exotischen Arten, Schwerpunkt Südamerika
• Fredenbaumpark
63 ha grüne Lunge der Nordstadt,
Erlebniswelt Big Tipi
• Revierpark Wischlingen
Freizeitpark in der westlichen Innenstadt,
Eislaufbahn, Erlebnisbad und Sauna
• Hoeschpark
24 ha sportlicher und gesellschaftlicher
Treffpunkt im Borsigplatzviertel
Mahnmal in der Bittermark
zum Gedenken an die Morde während
des Nationalsozialismus
Wasserschlösser
Haus Bodelschwingh
Haus Dellwig
Haus Rodenberg
Haus Wenge
Haus Westhusen
Torhaus Rombergpark
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Museen
• Museum für Kunst und Kulturgeschichte
1883 gegründet, Sammlungen zur Malerei
und Plastik bis 1900, Möbel, Grafik, Fotografie,
Textilien, Stadtgeschichte, Archäologie und
Vermessungsgeschichte
• Museum am Ostwall
Kunst des 20. und 21. Jh., Expressionismus,
Informel, ZERO, Fluxus und Nouveau Realisme
und Großplastiken
• Museum Adlerturm
Stadtgeschichte und Entwicklung des
Stadtbildes vom Mittelalter bis heute
• Museum für Naturkunde
Sammlungen zu Erdgeschichte, Zoologie und
Botanik, tropisches Süßwasseraquarium, Anschauungsbergwerk und Edelsteinschleiferei
• Westfälisches Industriemuseum,
Zeche Zollern II/IV
ehemals Musterzeche der größten Bergbaugesellschaft, dann erstes technisches Baudenkmal in Deutschland – Sozial- und Kulturgeschichte des Ruhrgebiets
• Westfälisches Schulmuseum
Schulgeschichte Dortmunds und Westfalens
• Deutsches Kochbuch-Museum
Frauenbild und Küchentechnik im 19. und 20. Jh.
• Brauereimuseum
Kulturgeschichte des Bieres
• Mahn- und Gedenkstätte Steinwache
ständige Ausstellung „Widerstand und Verfolgung in Dortmund 1933–1945“ im ehemaligen
Polizei- und Gestapogefängnis
Tanzaufführung Feuervogel – Programm domicil
• Hoesch-Museum
Geschichte der Stahlindustrie bis heute
• Deutsche Arbeitsschutzausstellung (DASA)
Ausstellung zur Arbeitswelt und ihrer
Stellung in der Gesellschaft
• Hartware MedienKunstVerein
Wechselnde Ausstellungen und
Veranstaltungen zur Medienkunst
• Galerie Torhaus Rombergpark
Wechselnde Ausstellungen und Konzerte
• Phoenix-Halle
Wechselnde Medienkunst-Ausstellungen/
Dauerausstellung „Das neue Dortmund“
• Altes Hafenamt
Ausstellung über das Schifffahrtswesen
und die moderne Hafenwirtschaft
• Polizeiausstellung eins eins null
Arbeit der Kriminal- und Schutzpolizei
• Automobilmuseum
Wechselnde Ausstellungen zur Geschichte
des Automobils
• Ausbüttels Apotheken Museum
Gegenstände aus mehreren Jahrhunderten
Apothekengeschichte
Theater Dortmund
Musiktheater/Ballett
Schauspiel
Philharmonie
Kinder- und Jugendtheater
Kinderoper
Konzerthaus Dortmund
Philharmonie für Westfalen
Musikschule Dortmund
An der Musikschule Dortmund werden rund
7.800 Schüler in nahezu allen gängigen
Instrumenten unterrichtet – davon nehmen
etwa 2.800 Kinder am Programm „Jedem Kind
ein Instrument“ teil. Es gibt einen Elementarbereich, der durch seine Angebote auch die
jüngsten Schüler versorgt. Weitere wichtige
Bausteine sind zahlreiche Ensembles sowie die
studienvorbereitende Ausbildung. Ihr Profil
gestaltet die Musikschule durch die zahlreichen Schulkooperationen, das Engagement
im Bereich Jugendkultur und interkulturelle
Angebote.
Zentren der freien Kulturarbeit
Theater Fletch Bizzel
Jazzclub domicil
Theater im Depot
Balou
Künstlerhaus
Kulturhaus Neuasseln
Soziokulturelles Zentrum Langer August
Musik- und Kulturzentrum MUK
Stadtteilzentrum Adlerstraße
Werk- und Begegnungszentrum WBZ
Fritz-Henßler-Haus
Haus der Jugend
Dietrich-Keuning-Haus
Veranstaltungszentrum und Begegnungsstätte
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Ellipson – Reederei Dr. Peters Gruppe
Stadt- und Landesbibliothek
1 Mio. Medien, davon 45.000 AV-Medien
2.500 Spiele
1.200 Zeitschriftenabonnements
14.000 Noten
1.450 Grafiken und Plastiken
Außerdem:
Digitale Bibliothek
Datenbanken
Leseförderung
Literaturveranstaltungen
Schulungen
Schule@Bibliothek
Senioren und Bibliothek
Sonderabteilungen:
Handschriftenabteilung, Autorendokumentation
10 Stadtteilbibliotheken
Institut für Zeitungsforschung
Laufend 70 aktuelle Tages- und Wochen zeitungen aus dem deutschsprachigen Raum
200 Fach- und Publikumszeitschriften
23.000 Zeitungsbände
36.000 Zeitschriftenbände
111.000 Mikrofilme
(Zeitungs- und Zeitschriftentitel)
62.000 Bücher zum Thema
Massenkommunikation und Publizistik
Sondersammelgebiete sind:
Pressefrühdrucke
politische und kulturelle Plakate
Flugblätter
Karikaturen
Materialien aus der Zeit der
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Märzrevolution 1848
Exilpublikationen 1933–1945
journalistische Nachlässe
Universitätsbibliothek
1,74 Mio. Medien
zusätzlich im Haus: Informationszentrum Technik und Patente
2.559 laufende gedruckte Zeitschriften
ca. 18.000 elektronische Zeitschriften
Modell U-Turm – Harenberg City Center – Konzerthaus
Nelly-Sachs-Preis
für herausragende literarische
Leistungen insbesondere im Bereich
der Völkerverständigung
Fachhochschulbibliothek
132.000 Bände
350 laufende Zeitschriften und Zugriff auf
ca. 15.000 elektronische Zeitschriften
Stiftung Westfälisches Wirtschaftsarchiv
50.000 Bände zur regionalen
Wirtschafts- und Sozialgeschichte
8 km Archivalien
Fritz-Hüser-Institut für Literatur und Kultur der
Arbeitswelt
ca. 40.000 Bände
Monographien und Zeitschriften
Nachlässe von Arbeiterschriftstellern des
19. und 20. Jahrhunderts
Medien- und Bildarchiv sowie
Dokumentenarchiv zur Arbeiterkultur
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und
Arbeitsmedizin – Öffentliche Fachbibliothek
zur Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit
ca. 200.000 Bände
ca. 1.200 Periodika, davon ca. 550 Zeitschriften
• 2007 Preis an Rafik Schami
(Syrien/Deutschland)
• 2009 nächste Preisverleihung
Förderpreis für junge Künstler
abwechselnd mit dem Nelly-Sachs-Preis
verliehen in wechselnden Sparten
• 2006 für Darstellende Kunst an die
Schauspielerinnen Johanna Marx,
Janina Sachau und Sandra Schmitz.
Ein Sonderpreis wurde an Birgit Götz
verliehen.
• 2008 wurde kein Preis verliehen.
Kulturstiftung Dortmund
Initiative der Dortmunder Wirtschaft
Preisträger für Musik und Bildende Kunst
• 1998 Julia Varady, Musik
• 2000 Jörg Immendorff, Bildende Kunst
• 2002 Aribert Reimann, Musik
• 2004 Jürgen Partenheimer, Bildende Kunst
• 2006 Pierre-Laurent Aimard, Musik
• 2008 Otto Piene, Bildende Kunst
• 2010 nächste Preisverleihung
scene: in nrw
40. internationale Kulturtage
der Stadt Dortmund
Seit 1957 ist die Welt in Dortmund zu Gast bei
diesem Festival – jeweils ein Land stellt sich mit
seiner Kunst und Kultur vor. Folgende Länder
stellten sich in den letzten Jahren vor:
• 1996 Niederlande
• 1998 Dänemark
• 2000 Frankreich
• 2002 Großbritannien
• 2004 Schweiz
• 2006 Estland, Lettland, Litauen
• 2008 Österreich
Folgendes Land wird sich vorstellen:
• 2010 Ungarn
Städtepartnerschaften
• Amiens, Frankreich seit 1960
• Leeds, Großbritannien seit 1969
• Buffalo, USA seit 1977
• Rostow am Don, Russland seit 1977
• Netanya, Israel seit 1981
• Novi-Sad, Serbien seit 1982
• Zwickau, Deutschland seit 1988
• Xi‘an, China seit 1992
Ausführliche Informationen unter:
www.dortmund.de
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Impressum
Dortmund 2009 – Jahresmagazin
ist eine Publikation der Stadt Dortmund, erschienen im Januar 2009. Das Magazin wird
herausgegeben, konzipiert und gestaltet von der städtischen Dortmund-Agentur.
Chefredakteur:
Oliver Berten (verantwortlich)
Autoren:
Stefanie Haddick, Waltraud Murauer, Alexander Nähle,
Gerd Ruebenstrunk, Michael Westerhoff
Fotografen:
3dpixel company, Peter Dorn, Karin Hessmann, Lutz Kampert,
Stadt Dortmund Archiv, Stage Picture/Seifert, Jürgen Wassmuth, Mark Wohlrab
Geschäftsführung:
Gaye Suse Kromer
Gestaltung:
Barbara von Keitz
Druck:
RRD-Rhein-Ruhr Druck GmbH & Co. KG
Friedensplatz 3, 44122 Dortmund – Tel. (0231) 50-2 64 30
Fax (0231) 50-2 65 97 – E-Mail: [email protected]
Schutzgebühr 1,50 Euro
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