Qualitätskontrolle der Luftverkehrsprognose 2020 für den Flughafen
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Qualitätskontrolle der Luftverkehrsprognose 2020 für den Flughafen
Qualitätskontrolle der Luftverkehrsprognose 2020 für den Flughafen München Endbericht August 2009 Technische Universität Hamburg-Harburg Institut für Verkehrsplanung und Logistik 21071 Hamburg Prof. Dr.-Ing. Carsten Gertz Dipl.-Ing. Christian Blank Dipl.-Geogr. Sven Altenburg Auftraggeber: Regierung von Oberbayern Luftamt Südbayern Maximilianstraße 39 80538 München Beurteilung von Methodik und Prognoseannahmen des Gutachtens „Luftverkehrsprognose 2020 für den Flughafen München und Supplement zur Luftverkehrsprognose 2020“ der Intraplan Consult GmbH vom 26.07.07 Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik 3 Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung ..................................................................................................................... 6 1.1 1.2 1.3 2 Das Vorgehen der Luftverkehrsprognose von Intraplan Consult im Überblick .................................................................................................................... 10 2.1 2.2 2.3 3 Passagierprognose ........................................................................................ 19 Luftfracht- und Luftpostprognose ................................................................... 33 Zusammenfassende Einschätzung der Prognosemethodik und der Datenbasis 2004/2006 ................................................................................... 35 Beurteilung der Prognoseprämissen....................................................................... 37 4.1 4.2 4.3 4.4 5 Darstellung der Vorgehensweise von Intraplan Consult ................................ 10 Entwicklung des Luftverkehrs und vorhandene Prognosen........................... 11 Überprüfungsschwerpunkte ........................................................................... 15 Beurteilung von Prognosemethodik und Datenbasis ............................................ 18 3.1 3.2 3.3 4 Aufgabenstellung ............................................................................................. 6 Zielsetzung und Vorgehensweise .................................................................... 6 Aufbau des Intraplan Consult-Gutachtens und der vorliegenden Überprüfung ..................................................................................................... 7 Wirtschaft und Gesellschaft ........................................................................... 39 Verkehrspolitische und ordnungspolitische Rahmenbedingungen ............... 49 Angebotsentwicklung ..................................................................................... 51 Zusammenfassende Einschätzung der Prognoseprämissen......................... 67 Beurteilung der Flugbewegungen, des Flugzeugmixes und der Verkehrsspitzen ......................................................................................................... 69 5.1 5.2 Flugbewegungen ........................................................................................... 69 Verkehrsspitzen ............................................................................................. 70 6 Überblick über die Ergebnisse der Luftverkehrsprognose ................................... 71 7 Einschätzung der Einwendungen ............................................................................ 75 8 Abschließende Bemerkungen .................................................................................. 81 Quellen ................................................................................................................................. 83 Anhang................................................................................................................................. 87 4 Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik Verzeichnis der Abbildungen Abbildung 1 Schematische Darstellung der Wachstumspfade verschiedener Luftverkehrsprognosen [Index: 100 in 2007] .............................................................. 14 Abbildung 2 Anteil der Passagierflüge an den gesamten Flugbewegungen .................................. 15 Abbildung 3 Maßgebende Bestimmungsfaktoren der Passagierprognose Teil A .......................... 16 Abbildung 4 Maßgebende Bestimmungsfaktoren der Passagierprognose Teil B (Supplement)............................................................................................................... 17 Abbildung 5 Reiseaktivitäten nach Alter und Reisezweck .............................................................. 23 Abbildung 6 Ergebnisse der 11. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung im Vergleich ..................................................................................................................... 40 Abbildung 7 Bevölkerungsvorausschätzung der EU bis 2060 (Mio)............................................... 42 Abbildung 8 Entwicklung BIP, Produktivität und Beschäftigung bis 2040 ...................................... 44 Abbildung 9 Bruttoinlandprodukt-Entwicklung in Deutschland (preisbereinigt) .............................. 45 Abbildung 10 Entwicklung der europäischen Airline-Industrie.......................................................... 52 Abbildung 11 Vergleichende Betrachtung der Kosten und Erlöse von Netzcarriern und LCCs (ASK= available seat KM) ................................................................................. 55 Abbildung 12 Zusammensetzung des Kostenunterschieds zwischen Netzcarriern und LCC .......... 56 Abbildung 13 Preisentwicklung der Fluggesellschaften.................................................................... 57 Abbildung 14 Entwicklung des realen Ölpreises............................................................................... 59 Abbildung 15 Entwicklung des Kerosinpreises in Rotterdam (Jahresdurchschnitte bzw. Spot-Preis 10/2007) .................................................................................................... 59 Abbildung 16 Entwicklung und Prognose des Passagieraufkommens am Flughafen München, Teil B .......................................................................................................... 71 Abbildung 17 Entwicklung und Prognose des Luftfracht- und Luftpostaufkommens am Flughafen München .................................................................................................... 72 Abbildung 18 Entwicklung und Prognose des Flugbewegungsaufkommens am Flughafen München ..................................................................................................................... 73 Abbildung 19 Aktuelle Entwicklung des Luftverkehrs am Flughafen München ................................ 74 Abbildung 20 Thematische Verteilung der Einwendungen ............................................................... 75 Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik 5 Verzeichnis der Tabellen Tabelle 1 Verkehrserzeugende bzw. verkehrsanziehende Strukturmerkmale........................... 24 Tabelle 2 Überblick und Bewertung der Sensitivitätsrechnungen von Intraplan Consult .......... 32 Tabelle 3 Prognoseprämissen für 2020 ..................................................................................... 38 Tabelle 4 Europäische Bevölkerungsprognosen für 2020 im Vergleich .................................... 41 Tabelle 5 Entwicklung der Erwerbstätigen in Deutschland ........................................................ 43 Tabelle 6 Entwicklung der Erwerbstätigen in Bayern................................................................. 44 Tabelle 7 Weltwirtschaftswachstum bis 2030 in Prozent ........................................................... 46 Tabelle 8 Durchschnittliche Wachstumsraten des Passagieraufkommens an deutschen Flughäfen zwischen 2000 und 2008 im Vergleich verschiedener Relationen............ 51 Tabelle 9 Preisentwicklung gesamt und im Luftpersonenverkehr in Deutschland, Preisindex auf Basis 2005 = 100................................................................................ 56 Tabelle 10 Verbraucherpreisindex Deutschland: Verbraucherpreisindex und Teilindex Luftverkehr (Personenverkehr) im Vergleich.............................................................. 58 Tabelle 11 Aktuelle Ölpreisprognosen ......................................................................................... 60 Tabelle 12 Entwicklung der Preise im Eisenbahnverkehr ............................................................ 66 6 Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik 1 Einleitung 1.1 Aufgabenstellung Im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens für den Ausbau des Flughafens München wurde im Auftrag der Flughafen München GmbH das Gutachten „Luftverkehrsprognosen für den Flughafen München und Supplement zur Luftverkehrsprognose 2020“ durch die Firma Intraplan Consult GmbH erstellt. Das Gutachten besteht aus dem Teil A, der „Luftverkehrsprognose 2020“ aus dem Jahr 2006 und dem Teil B, dem „Supplement zur Luftverkehrsprognose 2020 – Überprüfung der Prognoseprämissen und Prognoseergebnisse anhand neuester Entwicklungen und Datengrundlagen“, das 2007 vorgelegt wurde. Die Überprüfung der Prognose in Teil B beruht auf der Verpflichtung, beim Antrag auf Planfeststellung und bei der Begründung des Vorhabens den jeweils neuesten Kenntnisstand einzubeziehen. Die Regierung von Oberbayern hat als Planfeststellungsbehörde im Zuge des Planfeststellungsverfahrens zu überprüfen, ob das dem Planfeststellungsantrag der Flughafen München GmbH zu Grunde gelegte Prognosegutachten der Firma Intraplan Consult nebst Supplement nach einer geeigneten Methode durchgeführt, der Prognose zugrunde liegende Sachverhalte zutreffend ermittelt und das Ergebnis einleuchtend begründet worden ist. Die Regierung von Oberbayern hat im November 2008 das Institut für Verkehrsplanung und Logistik der Technischen Universität Hamburg-Harburg mit der Überprüfung des Gutachtens „Luftverkehrsprognosen 2020 für den Flughafen München und Supplement zur Luftverkehrsprognose 2020“, vorgelegt durch Intraplan Consult GmbH am 26.07.2007 (im folgenden bezeichnet als LVP München 2007), beauftragt. 1.2 Zielsetzung und Vorgehensweise In der hier vorliegenden Studie erfolgt eine qualitative Überprüfung und Beurteilung der angewandten Methodik und der zentralen Prognoseannahmen des Gutachtens. Im Rahmen der Qualitätskontrolle wird eine Einschätzung zu folgenden Punkten gegeben: • Überprüfung der fachlichen Eignung der Gutachtenmethodik und des Prognosemodells (Flughafenwahlmodell) der Firma Intraplan Consult GmbH einschließlich der Überprüfung der richtigen Anwendung der Gutachtenmethodik und des Flughafenmodells sowie Überprüfung der Nachvollziehbarkeit der Rechenergebnisse des Gutachtens und der diesen zugrunde liegenden Datensätze • Überprüfung des Gutachtens im Hinblick auf die zutreffende Ermittlung des Sachverhaltes, insbesondere hinsichtlich der Annahmen des Gutachtens zum Wirtschaftswachstum, der Flugpreise sowie der demographischen Entwicklung (und zwar zum Zeitpunkt der Gutachtenserstellung sowie aus heutiger Sicht) • Überprüfung der Begründung der im Gutachten prognostizierten Zahl von Passagieren und Bewegungen auf ihre Plausibilität Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik 7 Die Beurteilung erfolgt primär basierend auf den im Gutachten dargestellten Modellschritten und der Herleitung der Prognoseprämissen. Das verwendete Gesamtverkehrsmodell wurde im Hinblick auf den Stand der Technik beurteilt und die Prognoseprämissen wurden auf Vollständigkeit, Aktualität und Bedeutung für das Gesamtergebnis eingeschätzt. Sofern erforderlich, wurden eigene Recherchen bezüglich der Plausibilität der Prognoseprämissen angestellt. Da sich die Ergebnisse von LVP München 2007 direkt aus den Ausgangsdaten, der Prognosemethodik und den Prognoseannahmen ergeben, erfolgt keine detaillierte Beurteilung der Ergebnisse, wohl aber eine Plausibilitätsprüfung der wichtigsten Aufkommenseckwerte. Im Rahmen der Projektlaufzeit dieser Überprüfung wurden in einem vertiefenden telefonischen Interview mit dem Gutachter Intraplan Consult (25.03.2009) Fragen zur Vorgehensweise und den Prognoseannahmen erörtert. Zudem wird auf ein Interview vom 28.11.2006 mit Intraplan Consult Bezug genommen, das zur Überprüfung des Gutachtens „Luftverkehrsprognose für den Flughafen Frankfurt Main und Prognose zum landseitigen Aufkommen am Flughafen Frankfurt Main“ (nachfolgend G8 2006 genannt) geführt wurde, denn viele methodische Fragen wurden bereits damals hinterfragt und erörtert. Da die vorliegende Überprüfung (Auftragsvergabe im November 2008) von LVP München 2007 erst nach deren Vorlage stattgefunden hat, handelt es sich methodisch um eine Expost-Beurteilung und keine parallel zur Bearbeitung durchgeführte Qualitätssicherung. 1.3 Aufbau des Intraplan Consult-Gutachtens und der vorliegenden Überprüfung Im folgenden Kapitel 2 wird ein kurzer Überblick über das generelle Vorgehen von Intraplan Consult gegeben; anschließend werden die Überprüfungsschwerpunkte abgeleitet. Der Schwerpunkt des vorliegenden Gutachtens ist die Beurteilung der Methodik und der verwendeten Datenbasis in Kapitel 3 und die Überprüfung der Prognoseprämissen, die in Kapitel 4 erfolgt. Im Anschluss erfolgt die Beurteilung der Prognoseteile Flugbewegungen und Verkehrsspitzen (Kapitel 5) sowie eine kurze Einschätzung der Ergebnisse der Luftverkehrsprognose (Kapitel 6). Die maßgebenden Einwände gegen LVP München 2007 werden in Kapitel 7 kommentiert. Kapitel 8 enthält einige abschließende Bemerkungen. Nachfolgend wird kurz dargestellt, wie die zu prüfende Prognose aufgebaut und wo in dieser Überprüfung die entsprechende Beurteilung zu finden ist. Das Gutachten LVP München 2007 von Intraplan Consult wird mit der Vorbemerkung zur Verpflichtung des Gutachters eingeleitet, den jeweils neuesten Kenntnisstand zur Begründung des Antrags auf Planfeststellung in das Gutachten mit einzubeziehen. Im Jahr 2006 wurde Intraplan Consult deshalb aufgefordert, das ursprüngliche Gutachten mit dem Basisjahr 2004 anhand neuester Grundlagen und Erkenntnisse auf Basis des Jahres 2006 zu überprüfen. Entsprechend setzt sich das vorliegende Gutachten LVP München 2007 aus zwei Teilen zusammen, dem Teil A Luftverkehrsprognose für 2020 für den Flughafen München und dem Teil B Supplement zur Luftverkehrsprognose für 2020 für den Flughafen München vom 30.06.2006 – Überprüfung der Prognoseprämissen und Prognoseergebnisse anhand neuester Entwicklungen und Datengrundlagen. 8 Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik Der Teil A beginnt mit einer Einleitung und einer Kurzfassung der Prognoseergebnisse sowie der Methodik und den zugrunde liegenden Prognoseannahmen. In Kapitel A2 erfolgt eine Einordnung der Studie in den Gesamtzusammenhang, die in Kapitel 2 der vorliegenden Beurteilung kurz dargestellt und kommentiert ist. In Kapitel A3 des Intraplan Consult-Gutachtens werden die methodischen Grundlagen, die Datengrundlagen für die Prognose und die Prognoseannahmen erläutert. Ergänzende Erläuterungen zur Methodik finden sich in Anhang A3 des Intraplan Consult-Gutachtens. Die Beurteilung der in diesem Kapitel dargestellten Prognosegrundlagen ist einer der Schwerpunkte der hier vorliegenden Beurteilung. Die Methodik wird in Kapitel 3 und die Prognoseprämissen werden in Kapitel 4 detailliert beurteilt. Die Ergebnisse der Fluggastprognose für die „engpassfreie Prognose“ sind in Kapitel A5.1 des Intraplan Consult-Gutachtens dargestellt und erläutert. Die Aufkommensprognose für Luftfracht und Post wird im Kapitel A5.2 des Intraplan Consult-Gutachtens dargestellt. Eine Beurteilung erfolgt im Rahmen des Kapitels 6 dieser Beurteilung. In Kapitel A5.4 werden Sensitivitätsrechnungen zum Kerosinpreis und zur Wirtschaftsentwicklung in Deutschland vorgenommen. In Kapitel A6 erfolgt die Herleitung der Verkehrsspitzen (Spitzentag und Spitzenstunde), die der Dimensionierung der Verkehrsanlagen zugrunde liegen. Die Bewertung dieser Herleitung schließt in Kapitel 5 der vorliegenden Beurteilung an. In Kapitel A7 erfolgt analog zur „engpassfreien Prognose“ die Betrachtung des „Prognosenullfalls“. Das Kapitel A8 enthält ein Gesamtfazit. Im Teil B des Gutachtens wird nach einer Einleitung und einer Aktualisierung der aktuellen Luftverkehrsentwicklung in Kapitel B1 die Überprüfung der Prognoseprämissen in Kapitel B2 vorgenommen. Auf Basis der neuesten verfügbaren Daten wird dann in Kapitel B3 eine erneute Prognoserechnung für die „engpassfreie Prognose“ und in Kapitel B4 für den „Prognosenullfall“ durchgeführt. In Kapitel B5 wird abschließend die notwendige Stundenleistungsfähigkeit des Start- und Landebahnsystems aus Sicht der Nachfrage dargelegt. Kapitel B6 enthält ein Fazit. Die generelle Methodik der zu beurteilenden Luftverkehrsprognose LVP München 2007 ist weitgehend identisch mit der Prognose G8 zum Flughafen Frankfurt aus dem Jahr 2006, die durch das Institut für Verkehrsplanung und Logistik ebenfalls beurteil wurde. Nachfolgend wird in Teilen auf den Endbericht „Beurteilung von Methodik und Prognoseannahmen der Gutachtens G8“ (TUHH 2007) zurückgegriffen. Die wesentlichen Unterschiede bei der Vorgehensweise lassen sich in folgende Punkte gliedern: • wesentlich knappere Ausführung des Frachtteils Im Vergleich zu G8 2006 ist der Luftfracht- und Postprognoseteil deutlich reduziert, denn am Flughafen München kommt diesem Segment laut Intraplan Consult nur eine vergleichsweise geringe Bedeutung zu. • Sensitivitätsrechnungen In G8 2006 wurden zwei Sensitivitätsrechnungen durchgeführt, mit denen untersucht wurde, wie sich eine zeitliche Verschiebung der Inbetriebnahme der Nordwestbahn und eine Veränderung der Nachtflugbedingungen auf das Prognoseergebnis auswirken würden. Analoge Rechnungen zu derartigen Fragestellungen finden sich nicht in LVP München 2007. Stattdessen wurden Sensitivitätsrechnungen zur Absicherung der Ergebnisse hinsichtlich des Kerosinpreises und der Wirtschaftsentwicklung in Deutschland und hinsichtlich des Einflusses einer schienengebundenen Express-Verbindung sowie eines möglichen Klimaaufschlags zzgl. zum Ticketpreis durchgeführt. Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik • 9 keine Prognose des landseitigen Verkehrsaufkommens In LVP München 2007 ist keine Prognose zum landseitigen Verkehrsaufkommen im Flughafenumfeld enthalten. • Einflussfaktoren des Flugpreises Um abschätzen zu können, wie sich zukünftige Flugpreise entwickeln, werden im Supplement Einflussfaktoren analysiert und bewertet, die auf den Flugpreis wirken. Diese werden hinsichtlich ihrer Bedeutung im Gesamtpreisgefüge eingeordnet. Danach werden zu erwartenden Gesamtluftverkehrspreise abgeleitet. • Flugpläne Im Gegensatz zu G8 2006 sind der Prognose detaillierte Flugpläne für den typischen Spitzentag am Flughafen München für beide Prognosefälle beigefügt, die anhand der Prognoseergebnisse erstellt wurden. 10 Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik 2 Das Vorgehen der Luftverkehrsprognose von Intraplan Consult im Überblick 2.1 Darstellung der Vorgehensweise von Intraplan Consult Vorgehen von Intraplan Consult in LVP München 2007 Im Gutachten LVP München 2007 erfolgt die Prognose des Luftverkehrs am Flughafen München in Teil A ausgehend vom Basisjahr 2004 für das Prognosejahr 2020. Zusätzlich wird im Supplement, dem Teil B, unter Berücksichtigung der neuesten Entwicklung der Verkehrszahlen in München und an anderen Flughäfen ein Rechenlauf mit dem Basisjahr 2006 durchgeführt. Dabei werden jeweils zwei Planfälle untersucht: • eine engpassfreie Prognose: mit einem Bahnsystem ohne Kapazitätslimit, aber mit der Nachtflugregelung in der Fassung vom 26.03.2001 • ein Prognosenullfall: heutige Bahnkonfiguration, o.g. Nachtflugregelung Alle anderen Bestandteile des Flughafensystems werden als nicht kapazitätslimitierend betrachtet, d.h. es wird angenommen, dass ihre Leistungsfähigkeit bei Bedarf angepasst wird. Der Prognosenullfall dient dabei als Referenzfall und ist für eine Umweltauswirkungsprüfung üblich. Er beschreibt die wahrscheinliche Entwicklung für den Fall, dass das Bahnsystem nicht ausgebaut wird. Die für 2020 in Teil A angenommenen abwickelbaren 473.000 Flugbewegungen (479.000 Flugbewegungen in Teil B) beruhen auf der Annahme einer zu erwartenden technischen Optimierung und der Erhöhung des Auslastungsgrades. Die engpassfreie Prognose, die von einer Engpassfreiheit am Flughafen München ausgeht, stellt die Bedarfsprognose dar. Sie schätzt den potenziellen Marktanteil des Münchener Flughafens im Prognosejahr ab und dient primär der Dimensionierung der Verkehrsanlagen sowie der Auswirkungsprognose. Im Planungsfall wird sowohl in Teil A als auch in Teil B die Nachtflugregelung in der Fassung vom 26.03.2001 unterstellt. Das von Intraplan Consult für Teil A und B gleichermaßen verwendete Gesamtverkehrsmodell gliedert sich in die folgenden zwei wesentlichen Schritte und wird für die Prognose des Passagieraufkommens und des Fracht/Post-Aufkommens angewandt. • Prognose der flughafenunabhängigen Entwicklung der Luftverkehrsnachfrage deren Ergebnis eine nach Herkunfts- und Zielgebieten sowie nach Reisezwecken untergliederte Aufkommensmatrix (Quelle-Ziel-Matrix) ist • Aufteilung der Luftverkehrsnachfrage auf die relevanten Flughäfen in Abhängigkeit vom Flugangebot und der landseitigen Erreichbarkeit Das methodische Kernstück für den ersten Schritt ist die Aufstellung und Fortschreibung der Quelle-Ziel-Matrix unter Berücksichtigung maßgebender Einflussgrößen der Luftverkehrsnachfrage und deren Entwicklung. Die Nachfrage wird in einem iterativen Prozess auf das Verkehrssystem umgelegt. Hierfür ist die Erstellung und Anpassung eines Netzmodells (Planungsflugplan) zentral, das die wahrscheinlichen Luftverkehrsangebote der relevanten Flughäfen im Jahr 2020 unter Berücksichtigung der Entwicklung der Rahmenbedingungen, der Entwicklung des Luftverkehrsmarktes und der Entwicklung der Flughafeninfrastruktur Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik 11 abbildet. Zudem ist ein Netzmodell für die Landverkehrssysteme Straße und Schiene enthalten. Das Netzmodell für die Frachtprognose wird aus dem Netzmodell für die Passagierprognose entwickelt, damit die Passagierflüge für die Beiladefracht berücksichtigt werden können. Die Ergebnisse dieser Modellschritte sind: • das streckenbezogene Passagieraufkommen je Reisezweck • das streckenbezogene Aufkommen an Fracht / Post je Frachtart • das streckenbezogene Flugbewegungsaufkommen sowie die maximalen Startgewichte Basierend auf diesen Ergebnissen werden in eigenen Modellteilen die Verkehrsspitzen als Grundlage der Dimensionierung der Infrastruktur berechnet. Die Ergebnisse wurden durch folgende Sensitivitätsanalysen in LVP München 2007 plausibilisiert: • Sensitivitätsrechnung zur Wirtschaftsentwicklung in Deutschland (Teil A) • Sensitivitätsrechnung zum Kerosinpreis (Teil A, B) • Sensitivitätsrechnung zur „Express-Verbindung“ (Teil B) • Sensitivitätsrechnung zum „Klimaaufschlag“ (Teil B) Beurteilung Die Verwendung eines Gesamtverkehrsmodells für die Luftverkehrsprognose durch Intraplan Consult, welches eine Weiterentwicklung des für die Bundesverkehrswegeplanung eingesetzten Modells darstellt, hat aus unserer Sicht gegenüber den sonst auch verwendeten Trendprognosen den Vorteil, dass Konkurrenzeffekte zwischen Luft- und Landverkehr sowie zwischen den Flughäfen abgebildet werden können. Auf die einzelnen Teilaspekte der Methodik wird im Kapitel 3 eingegangen. Der gewählte Prognosehorizont von sechzehn bzw. vierzehn Jahren entspricht den in der Verkehrsplanung üblicherweise betrachteten Zeiträumen. Für Langfristprognosen mit einem Zeithorizont von mehr als zehn Jahren wird häufig mit Zwischenwerten in Fünfjahresschritten gearbeitet, was auch in LVP München 2007 erfolgt. Dadurch ist gewährleistet, dass der Entwicklungsverlauf betrachtet werden kann, denn Entwicklungen vollziehen sich nicht immer konstant, sondern zum Teil sprunghaft und mit unterschiedlichen Veränderungsraten. 2.2 Entwicklung des Luftverkehrs und vorhandene Prognosen Vorgehen und Ergebnisse von Intraplan Consult In Kapitel A2 von LVP München 2007 wird ein Überblick über die zum Zeitpunkt der Erstellung aktuelle Entwicklung und den vorhandenen Kenntnisstand zu Luftverkehrsprognosen gegeben. Dies dient dazu, den generellen Rahmen für das Gutachten abzustecken und die angewandte Methodik zu begründen. In Kapitel B1 des Supplements erfolgt analog dazu eine Aktualisierung der Verkehrsentwicklung am Flughafen München. 12 Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik Basierend auf der empirischen Entwicklung des Luftverkehrs am Flughafen München und im Vergleich mit Deutschland, Europa sowie anderen Hub-Flughäfen seit 1992 (in diesem Jahr wurde der Flughafen München Franz Josef Strauß im Erdinger Moos eröffnet) werden vom Gutachter Intraplan Consult folgende Schlussfolgerungen gezogen: • Der Flughafen München verzeichnet seit 1992 ein starkes und stabiles Verkehrswachstum im Passagier-, Luftpost-, Luftfracht- sowie im Flugbewegungsaufkommen. • Ein Großteil des Wachstums im Passagierbereich ist auf den wachsenden Umsteigeranteil zurückzuführen. • Die Sonderereignisse 2001 (11. September) hatten keinen langfristigen Einfluss auf das Luftverkehrswachstum. Vielmehr war in den Folgejahren ein überproportional hohes Verkehrswachstum zu verzeichnen. • Es ist ein Bedeutungswechsel der Hub-Funktion Münchens von einem zunächst auf den Europaverkehr ausgerichteten Drehkreuz hin zu einer interkontinentalen Drehscheibe zu erkennen. Die Würdigung der gängigen Luftverkehrsprognosen (Übersicht in Tab. A2-1, Tab. A2-2 und Tab. A2-3, LVP München 2007) führt zu folgenden Schlussfolgerungen: • Es wird im Prognosezeitraum (2020) nicht zu einer Sättigung des Luftverkehrs kommen. • Für den Luftfrachtverkehr wird mit höheren Steigerungsraten gerechnet als für den Passagierverkehr. • Für die Flugbewegungen wird mit niedrigeren Steigerungsraten gerechnet als für die Passagierzahlen. Schließlich wird auf Basis der Luftverkehrsprognosen für den Flughafen München (Übersicht Tab. A2-4) die Schlussfolgerung gezogen, • dass generell von einem starken Wachstum ausgegangen wird und die Prognosen eine hohe Stabilität trotz sich mitunter kurzfristig ergebender Änderungen bei wichtigen Rahmenbedingungen bzw. Prognoseprämissen aufweisen und • dass ältere Prognosen mittel- bis langfristig hinter der tatsächlichen Entwicklung zurückgeblieben sind. Die abschließende kurze Betrachtung generell angewandter Prognosemethodiken im Luftverkehr mündet in den Aussagen, • dass eine einheitliche oder standardisierte Methodik zur Erstellung von Luftverkehrsprognosen nicht existiert und • dass im Gegensatz zur sonst üblichen Vorgehensweise von Intraplan Consult ein Gesamtverkehrsmodell, das eine Weiterentwicklung des BVWP-Prognosemodells darstellt, benutzt wird. Im Supplement werden dazu keine weiteren Anmerkungen gemacht. Überprüfung und Schlussfolgerungen Die von Intraplan Consult in diesem Kapitel verwendeten Werte aus den Statistiken der ADV (Anhang 1) und ACI sowie der zitierten Luftverkehrsprognosen konnten durch stichprobenhafte Nachprüfung bestätigt werden. Der allgemeine Wachstumstrend des Luftverkehrs und sein erwartetes Anhalten sowie die generellen Zusammenhänge zwischen Passagierwachstum, Frachtwachstum und Flugbewegungswachstum sind bislang unstrittig gewesen. Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik 13 Für einen Überblick zum aktuellen Stand der Luftverkehrsprognosen wurde in der vorliegenden Überprüfung eine eigene Zusammenstellung ausgewählter vorhandener Luftverkehrsprognosen erarbeitet (Anhang 2). Die Luftverkehrsprognosen unterscheiden sich hinsichtlich ihres Differenzierungsgrades, ihrer Bezugsgrößen (Passagieraufkommen/Passagierkilometer; transportierte Tonnen/Tonnenkilometer) und ihrer Bezugsräume. Zudem differieren die Prognosehorizonte und Veröffentlichungszeitpunkte, d.h. die Datenbasis für die Prognose bezieht sich auf unterschiedliche Bezugsjahre. Dennoch sind übereinstimmende Entwicklungstendenzen für die Zukunft erkennbar. Alle untersuchten Prognosen weisen im Ergebnis ein deutliches Wachstum für die nächsten 15 Jahre aus. Im weltweiten Passagierluftverkehr wird mit jahresdurchschnittlichen Wachstumsraten zwischen 3,5% und 5% gerechnet, im Frachtverkehr werden 4,4% bis 6% p.a. erwartet. So ist mit einer Verdopplung des Verkehrsaufkommens im Passagierluftverkehr in ca. 17 Jahren und im Luftfrachtverkehr in etwa 14 Jahren zu rechnen. Die in LVP München 2007 eingestellten Referenzprognosen mögen aus aktuellem Blickwinkel und angesichts der derzeitigen Wirtschaftsentwicklung als überaus optimistisch beurteilt werden, zum Erstellungszeitraum bestand jedoch allgemeiner Konsens das fortschreitende Wachstum betreffend. Dies wurde von Intraplan Consult korrekt und nach bestem Wissen aufgegriffen. Nachfolgend wird ein kurzer Überblick der aktuellsten uns vorliegenden Prognosen zusammengestellt. Die Folgewirkungen des derzeitigen wirtschaftlichen Abschwungs auf den Luftverkehr sind darin aufgrund der Aktualität der jüngsten globalen Entwicklungen noch nicht berücksichtigt. Demnach gehören aus europäischer Perspektive die Relationen von Europa nach Asien und in den Mittleren Osten zu den größten Wachstumsmärkten des Flugverkehrs. Für Routen von Europa nach Asien erwartet beispielsweise Boeing (Boeing 2008) jährliche Wachstumsraten von 5,7% bis 2027. IATA rechnet für die Relationen in Asien im Zeitraum 2007-2011 mit einer noch höheren jährlichen Wachstumsrate von 6,6% (IATA 2007). Im Passagierluftverkehr zwischen Europa und dem Mittleren Osten werden Wachstumsraten von 6,1% erwartet. Eine rasante Entwicklung wird auch für den Luftfrachtverkehr nach Asien (5,3% p.a.) und in den Mittleren Osten (4,0% p.a.) prognostiziert (IATA 2007). Parallel zum steigenden jährlichen Verkehrsaufkommen wird auch ein Anstieg der Verkehrsleistung prognostiziert. Airbus erwartet bis 2026 eine jährliche Steigerung der Tonnenkilometer von 5% nach Asien und 4,8% in den Mittleren Osten. Vergleichweise moderat entwickelt sich das Verkehrsaufkommen von Europa nach Afrika und von Europa nach Nordamerika. Auf der Strecke nach Nordamerika liegen die angenommenen Steigerungsraten bei 4,2% p.a., für die Strecke nach Afrika wird eine Zunahme von 4,7% p.a. prognostiziert. Ein ebenfalls nur moderates jährliches Wachstum (4,7%) wird für das innereuropäische Luftverkehrsaufkommen angenommen (Airbus 2007). Prognosen, die bereits die Auswirkungen der Wirtschafts- und Finanzkrise 2008/2009 berücksichtigen, liegen derzeit noch nicht vor. Abbildung 1 zeigt schematisch die prognostizierten jährlichen Wachstumsraten verschiedener Luftverkehrsprognosen für das Passagieraufkommen und verdeutlicht, dass ältere Prognosen die zukünftige Entwicklung bislang regelmäßig niedriger einschätzen als jüngere Prognosen. Dieser auch aus der Erforschung des motorisierten Individualverkehrs bekannte Effekt zeigt, dass das Bezugsjahr einer Prognose einen erheblichen Einfluss auf das Prognoseergebnis hat. Im motorisierten Individualverkehr wurde die prognostizierte Entwicklung regelmäßig von der tatsächlichen Entwicklung überholt. 14 Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik Zum einen finden in jüngeren Prognosen jeweils aktuelle Entwicklungen Berücksichtigung, zum anderen beziehen sich die prognostizierten Wachstumsraten in der Regel auf einen deutlich gestiegenen Basiswert im jüngeren Bezugsjahr. Erstmals kippt dieser Trend 2007 jedoch, denn ICAO 2007 geht bis zum Prognosehorizont 2025 von geringeren Wachstumsraten gegenüber ICAO 2005 aus. Auch das BMVBS prognostiziert in der Verkehrsprognose 2025 (aus dem Jahr 2005) nur noch ein Wachstum von durchschnittlich 3,5% pro Jahr, in der Verkehrsprognose 2015 (aus dem Jahr 2001) waren es noch durchschnittlich 4,3% pro Jahr. Es ist zu erwarten, dass in kommenden Prognosen, die die aktuelle Wirtschaftsentwicklung und die derzeit global rückläufigen Luftverkehrsleistungen berücksichtigen, von nochmals geringeren Raten ausgegangen werden wird. Abbildung 1 Schematische Darstellung der Wachstumspfade verschiedener Luftverkehrsprognosen [Index: 100 in 2007] 220 200 180 160 140 120 100 80 60 1995 1998 2001 2004 2007 2010 2013 2016 Intraplan (2004) BMVBW (2001) BMVBS (2005) ICAO (2007) ICAO (2004) IATA (2007) 2019 2022 2025 DLR (1999) Quelle: Eigene Berechnung auf Basis verschiedener Prognosen Die speziell für den Flughafen München in LVP München 2007 zu Rate gezogenen Prognosen stammen mit einer Ausnahme, dem Strukturgutachten (2002) vom Ifo/Planungsverband, alle von dem Gutachter Intraplan Consult selbst. Bei dem Strukturgutachten handelt es sich jedoch nicht um eine eigenständige Luftverkehrsprognose, sondern um eine Strukturdatenprognose für das Flughafenumfeld. Der Wert von 55,9 Mio. Passagieren für den Prognosehorizont 2015 ist dort mit dem Quellenverweis auf die FMG lediglich als eine Grundannahme eingestellt. Vergleichend wird die von 1999 stammende Untersuchung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) zu Szenarien des Luftverkehrs in 2010 in der vorliegenden Beurteilung herangezogen. Diese geht im engpassfreien Referenz-Szenario für den Flughafen München von einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate des Passagieraufkommens von lediglich 3,9% zwischen 1995 und 2010 aus. Die reale Entwicklung mit Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik 15 durchschnittlichen jährlichen Wachstumsraten von 6,8% zwischen 1995 und 20081 zeigt jedoch, dass die DLR-Prognose die Entwicklung bezüglich der Passagierzahlen in den betreffenden Jahren deutlich unterschätzt hat. Im Trend schwenken allerdings die jüngsten verfügbaren Prognosen (s.o.) wieder auf einen langfristigen Trend zwischen 3,5% und 4,5% ein, was einer Fortschreibung der DLR Prognose entspricht. 2.3 Überprüfungsschwerpunkte Das von Intraplan Consult vorgelegte Gutachten basiert auf einer umfangreichen Datenbasis, die der Gutachter in seiner langjährigen Tätigkeit im Bereich der Land- und Luftverkehrsprognosen einschließlich der Tätigkeit im Rahmen der Bundesverkehrswegeplanung aufgebaut hat. In Deutschland dürften nur wenige Unternehmen oder Institutionen über eine vergleichbare Datenbasis verfügen. Auch das verwendete Gesamtverkehrsmodell wird seit Jahren angewandt und weiterentwickelt. Eine externe Überprüfung des Gutachtens ist angesichts der Vielzahl der Datengrundlagen sowie der Komplexität von Simulationsprogrammen nicht bis in alle Details möglich, sondern kann nur auf folgenden Schritten basieren: • Beurteilung der Angemessenheit des Verfahrens und der einzelnen Modellschritte • Stichprobenhafte Überprüfung aufgeführter Datengrundlagen • Einschätzung der Aktualität der verwendeten Datengrundlagen • Einschätzung der Plausibilität der wichtigsten Prognoseprämissen Bei der vorliegenden Beurteilung von LVP München 2007 erfolgt deshalb eine Schwerpunktsetzung auf Modellteile, Bestimmungsgrößen und Prognoseprämissen, die für das Ergebnis der Prognose zentral sind. Abbildung 2 Anteil der Passagierflüge an den gesamten Flugbewegungen 700 1.000 Bewegungen 600 500 400 300 200 100 0 2004 Passagierverkehr 2006 Fracht-/Postverkehr 2020 Prognose 2006 sonstiger Verkehr Quelle: Eigene Darstellung basierend auf LVP München 2007, S.161, Tabelle A6-1 1 Berechnet auf Grundlage der ADV Jahresstatistiken 1995 und 2005 2020 Supplement 2007 16 Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik Abbildung 2 verdeutlicht, dass die Frachtflugbewegungen und die sonstigen Flugbewegungen einen vernachlässigbaren Anteil der gesamten Flugbewegungen in der Ist-Situation sowie in den beiden Planfällen für 2020 darstellen. Die Attraktivität Münchens als Frachtdrehscheibe ist und bleibt darüber hinaus durch die bestehende Nachtflugregelung limitiert. Vor allem die Integrator werden deshalb an ihren bewährten Standorten festhalten, so dass München in deren Netzen nur eine Feederfunktion hat. Der Schwerpunkt der vorliegenden Beurteilung wird daher auf die Bewertung der Passagierprognose gelegt. In LVP München 2007 erfolgt eine Darstellung der Planfälle nach Bestimmungsfaktoren, die zeigen, welche Annahmen bezüglich der Ergebnisse der Prognose besonders bedeutend sind. In Abb. 3 und 4 sind dazu jeweils die engpassfreie Prognose und der Prognosenullfall differenziert für Teil A und B dargestellt. Alle Bestimmungsfaktoren sind in LVP München 2007 ausführlich beschrieben. Abbildung 3 Maßgebende Bestimmungsfaktoren der Passagierprognose Teil A Quelle: Basierend auf LVP München 2007, S.130/161 Die beiden Grafiken verdeutlichen, dass in beiden Planfällen der Gutachtenteile A und B sämtliche Annahmen zur Entwicklung der Wirtschaft in den Quell- und Zielregionen, die Annahmen zur Entwicklung des Luftverkehrsangebotes am Flughafen München und an relevanten Konkurrenzflughäfen sowie der Hub-Ausbau in München die höchsten Aufkommenszuwächse oder -abschläge verursachen. Bei der Beurteilung der Prognoseprämissen wird deshalb nachfolgend der Schwerpunkt auf diese Bereiche gelegt. Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik 17 Die Entwicklung des Flugpreises wirkt sich in der vorliegenden Prognose kaum auf das Aufkommen aus, da er als real konstant gegenüber dem Basisjahr 2004 angenommen wird. Im Supplement wird der angenommene Flugpreis ebenfalls als konstant angenommen. Zwar werden einigen Faktoren (insbesondere der Integration des Luftverkehrs in den Emissionshandel) in absehbarer Zeit durchaus preistreibende Effekte zugestanden, andererseits werden diese aber nach Meinung von Intraplan Consult durch kostendämpfende Faktoren (v.a. Effizienzsteigerungen) überlagert. Abbildung 4 Maßgebende Bestimmungsfaktoren der Passagierprognose Teil B (Supplement) Quelle: Basierend auf LVP München 2007, S.291/321 Neben den oben erläuterten Überprüfungsschwerpunkten wurden auch die im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens maßgebenden Einwendungen bei der Beurteilung von LVP München 2007 berücksichtigt. 18 3 Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik Beurteilung von Prognosemethodik und Datenbasis Allgemein ist festzustellen, dass im Luftverkehr keine verbindliche Standardmethode für den Bereich der Prognosen oder für die Dimensionierung der Verkehranlagen existiert, sondern vielfach die Erfahrung von Experten und Praktikern eine große Rolle spielt. Bei Prognosen ist es daher üblich, dass der Gutachter basierend auf Auswertungen der Entwicklung der Vergangenheit und begründeten quantitativen und qualitativen Überlegungen zur möglichen Entwicklung des Prognosegegenstandes (hier der Luftverkehr am Flughafen München im Jahr 2020) die aus seiner Sicht wahrscheinlichste Entwicklung herleitet. Daher ist es generell nicht auszuschließen, dass andere Gutachter bezüglich des gleichen Prognosegegenstandes zu abweichenden Prognoseergebnissen kommen. Bei langfristigen Prognosen wird häufig mit Szenarien gearbeitet, um mit dem Aspekt der Unsicherheit methodisch umzugehen. Insofern unterschiedet sich die Arbeit mit Szenarien von herkömmlichen Prognosemethoden dadurch, dass sie nicht nach der einzig richtigen Prognoseaussage sucht, sondern die Zusammenhänge und Wirkungsketten, die den Entwicklungsverlauf beeinflussen, in den Mittelpunkt der Betrachtung rückt. Da dabei unterschiedliche vorstellbare Zukünfte entwickelt werden, halten wir diese Methode insbesondere deshalb für sinnvoll, weil sie im Ergebnis eine Spannbreite möglicher Entwicklungen bis zum Prognosehorizont aufzeigt. Auf diesem Weg kann auch thematisiert werden, wo Entwicklungen durch konkrete Entscheidungen (sog. Stellschrauben) in welchem Maß beeinflussbar sind und wo nicht. Die Szenariomethode eignet sich deshalb auch für gemeinsame Abstimmungs- bzw. Konsensbildungsprozesse. Nach der Verständigung auf das wahrscheinlichste Szenario oder eine Auswahl mehrerer wahrscheinlicher Szenarien können dann weitere konkretisierende Arbeitsschritte anschließen. Szenarienuntersuchungen sind im Rahmen von Planfeststellungsverfahren bislang aber deshalb unüblich, da in aller Regel der Anspruch besteht, einen Prognosewert zu berechnen, der die wahrscheinlichste Entwicklung aus Sicht des Gutachters darstellt. Dieser Prognosewert stellt im weiteren Planungsverfahren dann die Grundlage der Auswirkungsberechnungen (z.B. Lärm) dar. Die Szenariomethode wurde daher in LVP München 2007 nicht verwendet. Eine weitere Möglichkeit, Unsicherheitsbereiche einer Prognose aufzuzeigen bzw. einzelne Modell- und Verhaltensparameter abzusichern, sind Sensitivitätsbetrachtungen. Bei Sensitivitätsbetrachtungen wird untersucht, welchen Einfluss ein Parameter auf das Prognoseergebnis besitzt, beispielsweise indem berechnet wird, zu welcher Abweichung der Ergebnisse eine quantitative Veränderung des Parameters um x% führt. Mit Sensitivitätsanalysen kann ebenso aufgezeigt werden, um welche Zeitspanne sich das Eintreten eines prognostizierten Wertes bei einer Änderung eines Parameters verschiebt. Diese Abbildung von Sensitivitäten anhand von zeitlichen Schwankungen des Prognosewertes wurde von Intraplan Consult in LVP München 2007 für die Berechnungen zur Wirtschaftsentwicklung und zu Veränderungen beim Flugpreis gewählt. Im Umgang mit Prognose-Unsicherheiten stellen Sensitivitätsbetrachtungen eine zielführende Lösung dar, um den Einfluss bestimmter Parameter auf das Gesamtergebnis abzubilden und so ihre Bedeutung im Modell und damit ihre Unsicherheitsbereiche abschätzen zu können. Sensitivitätsberechnungen stoßen jedoch dort an ihre Grenzen, wo nicht nur geringfügige Schwankungen der Parameter, sondern komplexere Konstellationen oder mögliche Trendbrüche untersucht werden sollen. In diesen Fällen stellen Szenarienbetrachtungen die angemessenere Wahl dar, da mit ihrer Hilfe auch Kombinationen von Parametern untersucht werden können, die mögliche alternative Entwicklungspfade repräsentieren. Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik 19 Für Gesamtabschätzungen des Luftverkehrs oder für hoch aggregierte Märkte (z.B. Verkehrsaufkommen für großräumige Quelle-Ziel-Relationen) ist im Bereich von Flugverkehrsprognosen der Einsatz von Verkehrsmodellen die erste Wahl (vgl. auch Claßen et al. 2005, Eurocontrol 2004). Die Annahmen und Wirkungsfaktoren, die in solche Modelle eingestellt werden, beziehen sich vor allem auf die wesentlichen zu erwartenden ökonomischen Rahmenbedingungen des Flugverkehrs. In den intermodal angelegten Prognosen für die Bundesverkehrswegeplanung (BMVBW 2001, 2003, 2005) werden für den Flugverkehr auch mögliche Substitutionseffekte durch landseitige Verkehrsträger (z.B. Schnellbahnverbindungen) berücksichtigt. Den in LVP München 2007 verwendeten Prognosemodellen für den Passagierverkehr sowie den Luftfracht- und Luftpostverkehr liegen identische Grundprinzipien zugrunde. In einem zweistufigen Verfahren wird zunächst die relevante Nachfrage nach Flugreisen bzw. Lufttransporten („Markt“) und im Anschluss der auf den Flughafen München entfallende Anteil („Marktanteil“) ermittelt. Darüber hinaus wird durch eine iterative Anpassung ein Gleichgewicht zwischen Verkehrsnachfrage und Verkehrsangebot hergestellt. Technisch sind die Prognosemodelle als Wachstumsmodelle konzipiert, bei denen in mehreren Stufen eine für das Analysejahr vorhandene Verflechtungsmatrix des Untersuchungsraums mittels differenzierter Veränderungsraten bzw. -algorithmen auf das Prognosejahr hochgerechnet wird. Eine entscheidende Voraussetzung für den Einsatz dieser Modelle ist das Vorliegen einer repräsentativen, der Realität entsprechenden Quelle-Ziel-Matrix, da sich Fehler in der Ausgangsmatrix über alle weiteren Modellstufen fortpflanzen würden. Im Folgenden werden zunächst Datengrundlagen und Methoden der Fluggastprognose und im Anschluss der Prognose der Luftfracht und Luftpost dargestellt. Abschließend erfolgt eine zusammenfassende Einschätzung der verwendeten Prognosemethodik und der Datengrundlage. 3.1 Passagierprognose Die nachfolgende Beschreibung und Einschätzung der Fluggastprognose basiert in erster Linie auf den entsprechenden Darstellungen in LVP München 2007 (Kap.A3). So wird entsprechend des methodischen Ablaufs des Prognosemodells (s.o.) zunächst die Quelle-ZielMatrix als entscheidender Ausgangspunkt erörtert. Darauf aufbauend werden im Weiteren die Prognose der flughafenunabhängigen Verkehrsentwicklung, die Prognose des Marktanteils des Flughafens München sowie die Herstellung des Gleichgewichtszustands zwischen Verkehrsangebot und -nachfrage beschrieben und eingeschätzt. Ausgangsbasis der Prognose: Quelle-Ziel-Matrix Die entscheidende Ausgangsbasis für die Prognose der Fluggastbewegungen stellt die sogenannte „Quelle-Ziel-Matrix“ dar. Diese beinhaltet räumlich und sachlich differenziert sämtliche Verkehrsströme, die – unabhängig vom verwendeten Verkehrsmittel und der gewählten Route – im Basisjahr 2004 (im Supplement 2006) zwischen definierten Raumeinheiten, d.h. den tatsächlichen Entstehungs- und Zielorten der Reisen, bestanden (LVP München 2007, S.70ff). 20 Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik Die Matrix ist wie folgt differenziert (LVP München 2007, S.70): • räumlich, nach: • 395 Kreisregionen in Deutschland • 342 Auslandsregionen • sachlich, nach Verkehrsmitteln: • Bahn • Motorisierter Individualverkehr (MIV) • Bus • Luftverkehr • sachlich, nach Reisezwecken: • Geschäftsverkehr • Urlaubsverkehr • Sonstiger Privatverkehr o Kurzreisen bis 4 Tage o Verwandten-/Bekanntenbesuche o Pendeln zwischen mehreren Wohnsitzen • sachlich, nach inbound-/outbound-Verkehren: • inbound: Besucher aus anderen Regionen/Ländern • outbound: Reisen der Wohnbevölkerung in andere Regionen Die in LVP München 2007 verwendete Quelle-Ziel-Matrix basiert auf einer beim Gutachter Intraplan Consult „vorhandenen Quelle-Ziel-Matrix“, die anhand aktueller Daten laufend fortgeschrieben wird (LVP München 2007, S.72). Ursprünglich basiert die Matrix auf Daten für den Landverkehr, die von Intraplan Consult z.B. auch für die Studie HGV Europa (Intraplan Consult GmbH, IMTrans und INRETS 2003) benutzt wurden. Im Rahmen von LVP München 2007 wird die Quelle-Ziel-Matrix anhand von Fluggastbefragungen vorläufig hochgerechnet und mittels der Relationsstatistiken des Statistischen Bundesamtes sowie der entsprechenden ausländischen Statistiken kalibriert (LVP München 2007, S.72). Die verwendeten Statistiken für die ausländischen Relationen sind nicht näher benannt und bleiben für den Leser intransparent. Auch Aussagen zu den für die laufenden Fortschreibungen verwendeten Datengrundlagen und Methoden sowie der Frage, ob und wie die Übereinstimmung der Matrix mit der Realität überprüft wird und welche Übereinstimmungsmaße dabei erzielt werden, sind in LVP München 2007 nicht enthalten. Im Interview mit Intraplan Consult vom 28.11.2006, das im Rahmen der Begutachtung von G8 2006 durchgeführt wurde, erläuterte Intraplan Consult jedoch nachvollziehbar, dass die Matrix anhand sehr detaillierter Daten für den Bahnverkehr sowie verfügbarer Zähldaten für den motorisierten Individualverkehr laufend fortgeschrieben werden. Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik 21 Zusammenfassende Einschätzung der Prognosebasis Die für LVP München 2007 verwendete Quelle-Ziel-Matrix ist hinsichtlich ihrer räumlichen und sachlichen Differenzierung grundsätzlich für die Aufgabenstellung geeignet und angemessen. Das für die Hochrechnung und Kalibrierung der „vorhandenen Quelle-Ziel-Matrix“ auf die „endgültige Matrix“ verwendete Verfahren ist grundsätzlich als geeignet anzusehen. In LVP München 2007 wurden jedoch keinerlei konkrete Informationen zur Güte der verwendeten Quelle-Ziel-Matrix und den hierfür verwendeten Prüfmethoden dokumentiert. Hier wäre ein höheres Maß an Transparenz und Nachvollziehbarkeit sowohl erreichbar als auch notwendig (z.B. durch Dokumentation des Bestimmtheitsmaßes der Matrixverflechtungen mit Zählwerten). Basierend auf der von uns erstellten Qualitätskontrolle (TUHH 2007) der Intraplan-Prognose für den Flughafen Frankfurt Main (Intraplan Consult 2006) hat das Hessische Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung einen Aufklärungsbedarf formuliert, der mit einer ergänzenden Ausarbeitung vom Prognosegutachter (Intraplan Consult 2007b) beantwortet wurde. In dieser Ausarbeitung wird ausführlich die Ermittlung der Quelle-Ziel-Matrix dargelegt und das erreichte hohe Bestimmtheitsmaß beschrieben. Das Modell wird mittels geeigneter Rechenalgorithmen so lange kalibriert, bis es nahezu der Realität entspricht. Auf Grundlage dieser ergänzenden Erläuterungen kann die Vorgehensweise als sachgerecht und angemessen bewertet werden. Aufgrund der grundsätzlich identischen methodischen Vorgehensweise des Prognosegutachters in den Prognosen für Frankfurt Main (2006) und München (2007) ist davon auszugehen, dass die in der ergänzenden Ausarbeitung für Frankfurt beschriebenen Sachverhalte auch für die Methodik in München zutreffend sind. Es ist jedoch zu konstatieren, dass diese Vorgehensweise im Prognosegutachten selbst nicht dokumentiert ist und vom Leser daher nicht direkt überprüft werden kann. Prognose der flughafenunabhängigen Verkehrsentwicklung Die Prognose der flughafenunabhängigen Verkehrsentwicklung gliedert sich in die folgenden Prognoseschritte, die hinsichtlich ihrer Methodik und Datengrundlagen im Anschluss einzeln dargestellt und eingeschätzt werden. Es wird unterschieden in vom Verkehrssystem unabhängige (exogene) und vom Verkehrssystem induzierte Faktoren: Exogene Faktoren: • Abbildung der Auswirkungen der soziodemographischen Entwicklung der Regionen auf die Verkehrsnachfrage • Abbildung der Auswirkungen von Veränderungen der Einkommen/ Bruttowertschöpfung in den Regionen auf die Verkehrsnachfrage • Abbildung der Auswirkungen von Veränderungen der touristischen Kapazitäten in den Zielregionen • Abbau des Grenzwiderstands Systemimmanente Faktoren: • Verkehrsangebot je Verkehrsmittel • Luftverkehrspreise 22 Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik Schritt 1: Auswirkungen der soziodemographischen Entwicklung auf das Reiseaufkommen Der erste Prognoseschritt bildet die Auswirkungen von soziodemographischen Veränderungen auf die Stärke der einzelnen Quelle-Ziel-Verflechtungen ab. Hierzu werden die Einzelströme der Quelle-Ziel-Matrix entsprechend den Veränderungen von Strukturgrößen an den Quellen und Zielen hochgerechnet. Diese Berechnungen erfolgen separat für die o.g. Reisezwecke und Verkehrsmittel sowie zusätzlich differenziert nach sogenannten verhaltenshomogenen Gruppen (LVP München 2007, S.76). Dabei werden die folgenden verhaltenshomogenen Gruppen unterschieden: • bis 20 Jahre • 21-60 Jahre Erwerbstätige • 21-60 Jahre Nichterwerbstätige • ab 61 Jahre Die gewählte Gruppeneinteilung wird in LVP München 2007 durch unterschiedliches Reiseverhalten bzgl. Mobilitätsnachfrage, Zielpräferenzen und Verkehrsmittelwahl begründet (S.173) und es wird gezeigt, dass sich die Anteile der Gruppen an der Bevölkerung und am Gesamtreiseaufkommen deutlich voneinander unterscheiden. Generell ist der Differenzierungsgrad dieser verhaltenshomogenen Gruppen im Modell jedoch vereinfacht, denn die bloße Unterscheidung nach Alter und Berufstätigkeit charakterisiert wichtige Faktoren wie bspw. das Einkommen, die Bildung und den Lebensstil nicht; auch im Geschäftsreiseverkehr wird nicht zwischen Berufsgruppen, Branchen und den damit jeweils verbundenen Reiseintensitäten unterschieden. Die von Intraplan Consult gewählte Differenzierung entspricht jedoch der Datenverfügbarkeit und aktueller wissenschaftlicher Praxis, denn bspw. aus den Ergebnissen der im Forschungsprojekt INVERMO (Zumkeller et al. 2005) durchgeführten Fernverkehrserhebung ist eine weitgehend ähnliche Gruppenunterteilung insbesondere in Hinblick auf die Urlaubs- und Privatreisen sichtbar. So weist die Gruppe der 21-60Jährigen eine fast konstante spezifische Häufigkeit dieser Reisezwecke auf. Zu erkennen sind allerdings auch geschlechtsspezifische Unterschiede sowie deutlich differierende, mit zunehmen Alter abnehmende Reisehäufigkeiten in der Gruppe der über 60-Jährigen. Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik Abbildung 5 23 Reiseaktivitäten nach Alter und Reisezweck Quelle: INVERMO Schlussbericht (Zumkeller et al. 2005, S.84) Für die Bestimmung der regionalen Verkehrsanteile der jeweiligen verhaltenshomogenen Gruppen in der Quelle-Ziel-Matrix werden in LVP München 2007 die folgenden empirischen Daten als Grundlage angegeben (LVP München 2007, S.77): • Fluggastbefragungen • Infas und DIW: Mobilität in Deutschland (MiD) im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen, 2004 • Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e.V.: Die Reiseanalyse RA, fortlaufende Befragungen Für die Hochrechnung der Einzelströme der Quelle-Ziel-Matrix werden in LVP München 2007 die folgenden in Tabelle 1 dargestellten verkehrserzeugenden bzw. verkehrsanziehenden Strukturmerkmale der Quell- und Zielzellen verwendet: 24 Tabelle 1 Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik Verkehrserzeugende bzw. verkehrsanziehende Strukturmerkmale Zweck verkehrserzeugend (Quelle) verkehrsanziehend (Ziel) Geschäftsreisen Erwerbstätige am Wohnort Erwerbstätige am Zielort gewichtet nach Zentralität (Raumstrukturtypen) Urlaubsreisen Einwohner nach verhaltenshomogenen Gruppen Anteil Beherbergungskapazitäten Sonstige Privatreisen Einwohner nach verhaltenshomogenen Gruppen Einwohner + Beherbergungskapazitäten Quelle: LVP München 2007, S.173 Dabei wird durch die Einbeziehung der Veränderungen der Anteile der Beherbergungskapazitäten an den Zielorten nur die Zielwahl und nicht das Aufkommen beeinflusst, um so Verlagerungseffekte aufgrund veränderter touristischer Kapazitäten in den Regionen abbilden zu können (LVP München 2007, S.173). Obgleich dies in LVP München 2007 nicht mehr dokumentiert ist, wird nach Aussage von Intraplan Consult (Interview 28.11.2006) abschließend auch weiterhin ein Quelle-Ziel-Ausgleich (Randsummenausgleich) vorgenommen. Aussagen hinsichtlich der Kalibrierung des Hochrechnungsmodells (z.B. Bestimmung des Gewichtungsfaktors für die Zentralität) sowie der Gründe für die Auswahl bzw. Kombination der verkehrsanziehenden Strukturgrößen sind in LVP München 2007 nicht enthalten. Zusammenfassende Einschätzung des ersten Prognoseschritts Der erste Prognoseschritt entspricht der klassischen Vorgehensweise bei einem Wachstumsmodell. Seine Grenzen liegen – wie auch von Intraplan Consult angeführt (LVP München 2007, S.174) – in der angenommenen Verhaltenskonstanz (bzgl. des Reiseaufkommens) der einzelnen verhaltenshomogenen Gruppen bei der Prognose. Dies entspricht aber dem derzeitigen Stand der Technik bei der Verkehrsmodellierung, da bisher in der Praxis noch keine Modelle vorhanden sind, die bspw. die Mobilitätsbiografien von Bevölkerungsgruppen berücksichtigen können. Die vorgenommene Gruppeneinteilung ist, wie die INVERMO-Ergebnisse zeigen, ebenfalls als für die Aufgabenstellung generell geeignet anzusehen. Eine stärkere Ausdifferenzierung der Gruppe der über 60-Jährigen nach dem Geschlecht sowie nach Merkmalen wie Einkommen, Bildung und Lebensstil würde zwar eine weitere Verbesserung der Prognoseergebnisse ermöglichen, ist nach unserer Ansicht aber bei der derzeitigen Bevölkerungsstruktur noch nicht zwingend notwendig. Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik 25 Schritt 2: Veränderungen des Fluggastaufkommens infolge von Veränderungen der Einkommen/Bruttowertschöpfung je Region Der zweite Modellschritt ist von besonderer Bedeutung, da – wie in Kapitel 2.3 gezeigt – die wirtschaftliche Entwicklung die Hauptantriebskraft für die Zunahme des Fluggastverkehrs darstellt. In diesem Schritt werden die Auswirkungen von Veränderungen der Bruttowertschöpfung in den Raumeinheiten auf das Verkehrsaufkommen berechnet. In LVP München 2007 geschieht dies für die einzelnen Relationen der Quelle-Ziel-Matrix anhand verkehrsmittel-, personengruppen- und zweckspezifischer Elastizitäten, die multiplikativ mit der Veränderung der Bruttowertschöpfung an der Quelle (Privatverkehr) bzw. gemittelt an der Quelle und dem Ziel (Geschäftsverkehr) verknüpft sind. Weiterhin berücksichtigt werden die Distanzen zwischen den Quellen und Zielen sowie unterschiedliche Elastizitäten für innerdeutsche, innereuropäische sowie interkontinentale Verbindungen (LVP München 2007, S.81/82). Die Herleitung der Elastizitäten erfolgt in LVP München 2007 in folgender Weise: • Zunächst wird anhand einer zeitlichen Längsschnittbetrachtung für Gesamtdeutschland eine deutliche Korrelation zwischen Wirtschaftsentwicklung und Gesamt- bzw. Luftverkehrsentwicklung festgestellt (r2=0,8 bzw. r2=0,93), aus der eine Elastizität von etwas über 2 für die Luftverkehrsentwicklung abgeleitet wird (LVP München 2007, S.175/176). • Basierend auf diesem Gesamtmittelwert wird in einer räumlichen Querschnittsbetrachtung die Quelle-Ziel-Matrix des Basisjahres 2004 (bzw. 2006 im Supplement) bezüglich der auf den einzelnen Relationen unterschiedlichen spezifischen Reiseaufkommen und der Bruttowertschöpfung pro Kopf an den jeweiligen Quellen und Zielen analysiert. Auf dieser Basis werden per Regressionsrechnung die Elastizitäten für die verschiedenen Verkehrsmittel, Reisezwecke, Personengruppen und Relationstypen (s.o.) berechnet. Diese liegen im Ergebnis zwischen 0,7 (Urlaubs- und Privatverkehr Inland) und 0,95 (interkontinentaler Geschäftsverkehr) (LVP München 2007, S.176). Bei der Verwendung der Elastizitäten geht Intraplan Consult in Hinblick auf den privaten Reiseverkehr (Urlaub und sonst. Privatverkehr) von der Hypothese aus, dass die Entwicklung der Bruttowertschöpfung einen „Indikator für die Einkommensentwicklung“ darstellt. Es wird darüber hinaus die Hypothese vertreten, dass die Wirtschaftsentwicklung auch einen mittelbaren Indikator für „gesellschaftliche Globalisierung“ darstellt und die in Schritt 1 vernachlässigte dynamische Komponente beim Verkehrsverhalten der verhaltenshomogenen Gruppen widerspiegelt.“ (LVP München 2007, S.82). Zusammenfassende Einschätzung des zweiten Prognoseschritts Die Verwendung von Elastizitäten zur Berechnung der Verkehrsentwicklung in Abhängigkeit von der Entwicklung der Bruttowertschöpfung stellt einen gebräuchlichen ökonometrischen Standardansatz für Prognosen dar, der auch für die vorliegende Aufgabenstellung grundsätzlich als geeignet anzusehen ist. Entscheidend ist dabei allerdings die Ableitung der Elastizitätswerte aus vorhandenen empirischen Daten. In der LVP München 2007 wurde eine Kombination von Erkenntnissen aus zeitlichen Längsschnittbetrachtungen und räumlichen Querschnittsbetrachtungen vorgenommen. Da es sich bei der Bruttowertschöpfung um eine sehr hochaggregierte Größe handelt, besteht insbesondere bei der räumlichen Querschnittsanalyse die Gefahr, dass andere, ggf. zeitlich 26 Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik konstante bzw. von der Wirtschaftsentwicklung unabhängige Strukturfaktoren für die Unterschiede in der Luftverkehrsnachfrage zwischen den Kreisregionen verantwortlich sein könnten. Der Einfluss der Wirtschaftsentwicklung auf die Verkehrsnachfrage könnte in diesem Fall übergewichtet werden. Eine Korrelation von 0,7 birgt einen gewissen Unsicherheitsfaktor. So könnte vor allem die geographische Lage einer Region in bestimmten Fällen eine größere Rolle spielen. Es wäre an dieser Stelle sinnvoll gewesen, mittels einer multiplen Regressionsanalyse weitere potenzielle Einflussfaktoren zu überprüfen und ggf. bei der Ableitung der Elastizitäten zu berücksichtigen. Diese theoretische Möglichkeit wurde im Interview mit Intraplan Consult am 25.03.09 eingehend diskutiert. Intraplan Consult hat dargestellt, dass eine derartige statistische Analyse im Rahmen anderer Projekte bereits durchgeführt wurde und keine validen Ergebnisse bezüglich der Koeffizienten der Variablen lieferte. Dieses Problem tritt häufig auf, wenn in Regressionen viele als unabhängig definierte Variablen integriert werden, die in der Realität miteinander Korrelationen aufweisen. Durch die Integration möglichst vieler Variablen steigt zwar die Güte des Gesamtmodells (r2) an, die Aussagekraft über den Einfluss einzelner Variablen nimmt jedoch ab. In Extremfällen können auch Vorzeichensprünge auftreten, die dem realen Effekt einer Variablen entgegenstehen; von Intraplan Consult wurden eben solche Beobachtungen gemacht. Diesen statistischen Verzerrrungen könnte z.B. durch eine Faktorenanalyse begegnet werden, die der multiplen Regression vorgelagert ist. Weiterhin kritisch zu beleuchten ist die von Intraplan Consult aufgestellte Hypothese, dass die Entwicklung der Bruttowertschöpfung einen „Indikator für die Einkommensentwicklung“ darstellt (s.o.). Diese Annahme kann insbesondere vor dem Hintergrund der zunehmenden Spreizung der Einkommen in der Gesellschaft und der unterschiedlichen Einkommensentwicklung in den verschiedenen Wirtschaftsbranchen und Berufsbildern durchaus in Frage gestellt werden. Die Verwendung der BIP-Entwicklung als Haupteinfluss auf die Verkehrsnachfrage ist ein in der Verkehrsforschung weit verbreiteter Ansatz. Grundsätzlich wünschenswert wäre jedoch eine stärkere Differenzierung, da Einkommensbezieher je nach Art und Höhe der Einkünfte in unterschiedlichem Maße an der Wirtschaftsentwicklung partizipieren. Eine entsprechende Abbildung dieser Sachverhalte würde ein verändertes und ggf. methodisch anders konzipiertes Prognosemodell wie auch noch weiter differenzierte Datengrundlagen erfordern. Ein entsprechendes Modell ist unseres Wissens bisher jedoch im deutschsprachigen Raum nicht verfügbar bzw. im praktischen Einsatz, weshalb wir die vereinfachenden Hypothesen trotz des Risikos, den Einfluss der Wirtschaftsentwicklung zu überschätzen, grundsätzlich für gerechtfertigt halten. Aus den bisherigen Ausführungen ist deutlich geworden, dass der in LVP München 2007 gewählte Elastizitäten-Ansatz grundsätzlich geeignet ist, in der praktischen Umsetzung jedoch auch mit einigen Unsicherheiten einhergeht. Aufgrund der erheblichen Bedeutung der Elastizitäten für die Prognoseergebnisse halten wir die Durchführung und Dokumentation von Sensitivitätsrechnungen für sinnvoll. Dies gilt insbesondere, da nach unserem Eindruck auch geringere Elastizitäten die Zuwächse im Fluggastverkehr zwar generell nicht in Frage stellen, jedoch einen Einfluss auf die Größenordnung der Aufkommenswerte im Prognosejahr haben, der ohne Sensitivitätsrechnungen nicht quantifiziert werden kann. Des Weiteren wäre es aus unserer Sicht sinnvoll, die Ableitung der Elastizitäten noch detaillierter zu dokumentieren, als dies in LVP München 2007, Anhang 1, S.174-176 geschieht. Die Darstellung der Zusammenhänge auf aggregierter Ebene wie bspw. in LVP München 2007, Tabelle A3-3 ist dabei nur begrenzt hilfreich, da sie nicht der für das Modell verwendeten Analyseebene (zusätzliche Differenzierung nach Personengruppen und Ver- Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik 27 kehrsmitteln) entspricht. Die Darstellungen sollten zumindest beispielhaft für einzelne Analysekombinationen erfolgen. Die Annahme einer gesellschaftlichen Globalisierung ist aus unserer Sicht methodisch richtig. Dennoch erscheint die Begründung allein durch die BIP-Entwicklung nur unvollständig. Weitere Treiber der gesellschaftlichen Globalisierung sind unter anderem die steigende Nutzung des Internet, die fortschreitende kulturelle Durchmischung, der global wachsende Bildungsstandard und der Abbau von Grenzwiderständen. Diese Aspekte haben nur bedingt mit der wirtschaftlichen Entwicklung zu tun und können durch das BIP nicht abgebildet werden. Die Berücksichtigung des BIP im Modell ist dennoch ein richtiger Ansatz. Zur verlässlichen Quantifizierung der gesellschaftlichen Globalisierung müssten jedoch wesentlich mehr Faktoren beachtet werden. Aufgrund der insgesamt aber geringen Bedeutung dieser Annahme im Modell erscheint uns dieser Kritikpunkt jedoch von untergeordneter Bedeutung. Schritt 3: Veränderung der touristischen Kapazitäten je Region Mit dieser Variablen wird im Modell dem Umstand Rechnung getragen, dass die Entwicklung des touristischen Angebotes in den Zielregionen Einfluss auf die Zielwahl von Urlaubsreisen hat. Sie wird über modifizierte Anteile der Zielregionen an den gesamten Beherbergungskapazitäten in die Berechnungen integriert. Demnach bleibt das Reiseverkehrsaufkommen insgesamt durch die Modifikationen unberührt, aber die Relationen innerhalb der Quelle-Ziel-Matrix können sich verschieben. Durch eine veränderte Zielwahl kann es innerhalb des Modells auch zu einer veränderten Verkehrsmittelwahl kommen (LVP München 2007, S.176). Zusammenfassende Einschätzung des dritten Prognoseschritts Zum besseren Verständnis des Schrittes wäre eine Tabelle mit den eingeflossenen regionalen Annahmen und eine exemplarische regionale Rechnung hilfreich gewesen. Eine Ausweitung der regionalen Angebote hat vermutlich nur einen marginalen Effekt auf die Gesamtnachfrage im Reiseverkehr, daher ist die Annahme eines konstanten Aufkommens, bei dem sich lediglich die Relationsmatrix und der Modal Split verschieben können, als legitim anzusehen. Schritt 4: Abbau des Grenzwiderstandes Mit der Variablen „Abbau des Grenzwiderstandes“ wird in LVP München 2007 die Tatsache berücksichtigt, „dass heute Verflechtungen im internationalen Reiseverkehr geringer ausgeprägt sind als im Binnenverkehr, sich diese Unterschiede aber verringern.“ (LVP München 2007, S.83). Die Variable beeinflusst nur die Zielwahl, d.h. sie führt zu einer Verlagerung inländischer Reisen auf internationale Reisen. Das Gesamtreiseaufkommen wird konstant gehalten. Als empirische Grundlage für diesen Sachverhalt sowie für die Ableitung der Annahmen zur Entwicklung der länderpaarspezifischen Grenzwiderstände wird durch Intraplan Consult die selbst erstellte Untersuchung „Passenger Traffic Study 2010/2020“ angegeben (LVP München 2007, S.177). Wie genau die Faktoren aus diesen Daten abgeleitet wurden und ob bzw. wie dabei andere Einflussfaktoren wie z.B. die Bevölkerungs- und Wirtschaftsentwicklung eliminiert wurden, kann anhand von LVP München 2007 nicht im Detail geprüft werden. Im Interview am 25.03.2009 wurde das Vorgehen beispielhaft erläutert, so dass von 28 Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik einem konsistenten und in seiner Gesamtheit nachvollziehbaren Modellschritt ausgegangen werden kann. Zusammenfassende Einschätzung des vierten Prognoseschritts Die Berücksichtigung einer Variablen „Abbau des Grenzwiderstands“ ist grundsätzlich plausibel. Eine explizite Überprüfung wäre jedoch nur bei einer ausführlicheren Dokumentation möglich. Dieser Aspekt wird als tolerierbar eingeschätzt, da die Variable die Zielwahl, jedoch nicht das Gesamtaufkommen beeinflusst. Schritte 5-6: Auswirkungen veränderter Verkehrsangebote und veränderter Luftverkehrspreise Hinsichtlich der Auswirkungen veränderter Verkehrsangebote sowie veränderter Luftverkehrspreise auf die Nachfrage werden im Prognosemodell des Gutachtens für München • Veränderungen bei der Verkehrsmittelwahl und • Veränderungen beim Verkehrsaufkommen (induzierter Verkehr) berücksichtigt und durch entsprechende aufeinanderfolgende Teilmodule abgebildet. Dabei wird ein bei der Bundesverkehrswegeplanung entwickelter und eingesetzter Ansatz verwendet, bei dem die „Angebotseigenschaften“ der Verkehrsmittel in „generalisierte Kosten“ umgerechnet werden (LVP München 2007, S.178). Als Angebotseigenschaften werden hierbei im Einzelnen berücksichtigt: • realer Beförderungspreis • Reisezeit • Anpassungszeit (Differenz zwischen Wunschabfahrtszeit und realisierter Abfahrtszeit) und • Umsteigevorgänge Die Umrechnung der letztgenannten drei Eigenschaften in „Generalisierte Kosten“ erfolgt mittels zweckspezifischer Kostenfaktoren (LVP München 2007, S.178). Aussagen zur empirischen Grundlage dieser Faktoren sind im Gutachten nicht enthalten. Die Modellierung der Veränderungen bei der Verkehrsmittelwahl erfolgt mittels eines Marginalansatzes unter Verwendung eines klassischen multinominalen Logit-Modells. In letzterem werden reisezweck- und verkehrsmittelspezifische Widerstandsfunktionen auf Basis der oben dargestellten generalisierten Kosten eingesetzt (LVP München 2007, S.179). Im Teilmodul Induzierter Verkehr werden Veränderungen des Reiseaufkommens aufgrund veränderter Angebotsparameter der Verkehrsmittel berechnet. Dabei wird die in der Verkehrswissenschaft übliche Annahme unterstellt, dass das Budget der Verkehrsteilnehmer für Reiseaktivitäten (in Form von generalisierten Kosten) konstant ist. Weiterhin wird mittels vorzugebender Anteilswerte berücksichtigt, dass die (generalisierten) Beförderungskosten nur einen Teil der gesamten (generalisierten) Kosten einer beabsichtigten Reise ausmachen (LVP München 2007, S.180). Bezüglich der für die Erstellung und Kalibrierung der Module notwendigen empirischen Grundlagen werden in LVP München 2007 keine Aussagen getroffen. Wir gehen jedoch davon aus, dass hier die in G8 2006, S.78f. enthaltenen Darstellungen zumindest von der methodischen Beschreibung her auch für das vorliegende Gutachten gültig sind, d.h. dass Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik 29 die Module unmittelbar anhand von Analysen der Ausgangs-Quelle-Ziel-Matrix parametrisiert wurden. Zusammenfassende Einschätzung des fünften - sechsten Prognoseschritts Die Berücksichtigung der Auswirkungen veränderter Verkehrsangebote auf das Verkehrsaufkommen, die Ziel- und die Verkehrsmittelwahl entspricht der gängigen Vorgehensweise bei Verkehrsmodellen und ist unbedingt erforderlich. Der in LVP München 2007 verwendete Ansatz der generalisierten Kosten sowie die im Einzelnen eingesetzten Module erscheinen uns dabei von ihrer allgemeinen und formalen Beschreibung wie auch der einbezogenen Einflussfaktoren her plausibel und angemessen. Verbesserungswürdig ist aus unserer Sicht jedoch die Dokumentation sowie die Darstellung der für die Modellerstellung und -kalibrierung verwendeten empirischen Daten zur Modellgüte anhand von Realdaten. Bestimmung des Marktanteils von München Zur Aufteilung des bei der oben beschriebenen Prognose der flughafenunabhängigen Verkehrsentwicklung berechneten Verkehrsaufkommens auf den Flughafen München und die übrigen Flughäfen wird ein Modell zur Abbildung der Flughafenwahl, der Flugroutenwahl und des landseitigen Modal-Splits eingesetzt (LVP München 2007, S.85). Die Grundlage bilden Netzmodelle, die • alle im Sommerhalbjahr 2006 mindestens einmal pro Woche verkehrenden Linienund Charterflüge von/nach allen mitteleuropäischen und relevanten ausländischen Verkehrsflughäfen, differenziert nach Luftgesellschaften, • alle 2020 mindestens einmal pro Woche verkehrenden Linien- und Charterflüge von/nach allen mitteleuropäischen und relevanten ausländischen Verkehrsflughäfen, differenziert nach Luftgesellschaften und • alle für Reisen von/nach mitteleuropäischen Flughäfen sinnvollen Anschlussflüge, einschließlich Interkontinentalflüge und Flüge auf anderen Kontinenten umfassen. Alle Flüge sind neben der Fluggesellschaft auch mit den jeweiligen Flugzeiten und Streckenlängen codiert (LVP München 2007, S.86). Weiterhin werden Straßen- und Bahnnetze zur Ermittlung der landseitigen Anbindungsqualität der Flughäfen sowie zur Abbildung der „Konkurrenzsituation“ zu anderen Verkehrszweigen herangezogen. Durch die Kombination der Netzmodelle Straße, Bahn und Luft können für „jede Quelle-ZielRelation die Reisealternativen als Wegeketten Herkunft - Weg zum Flughafen/Zubringerverkehrsmittel - Startflughafen - ggf. Umsteigeflughafen - Endzielflughafen - Weg zum Ziel/Verkehrsmittel - Reiseziel ermittelt werden“ (LVP München 2007, S.86). Dies geschieht in einem iterativen Prozess, in dem alle möglichen Wege zunächst erzeugt und dann mit den bisher gefundenen Wegen verglichen werden. Im Weiteren werden unter Berücksichtigung der Parameter des Routensplits (s.u.) die Wege ausgeschlossen, für die für alle Fahrtzwecke und zu jeder Tageszeit deutlich bessere Alternativen bestehen. Das Ergebnis bildet eine Liste aller sinnvollen Verbindungen für jede Quelle-Ziel-Relation (LVP München 2007, S.182). 30 Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik Die eigentliche Routenwahl – und damit auch die Flughafenwahl – wird von Intraplan Consult mittels eines Logit-Modells abgebildet, bei dem alle sinnvollen Routen anhand generalisierter Kosten bewertet werden. Die verwendeten Bewertungsparameter sind im Einzelnen: • Reisezeit: • Zeit Vorlauf • Zeit Nachlauf • frequenzabhängige Wartezeit • Zeit im System Luftverkehr • Flugpreis: • Kosten Vorlauf • Kosten Nachlauf • Kosten im System Luftverkehr • Umsteigevorgänge: • Umsteigen Vor-/Nachlauf • Umsteigen intermodal • Umsteigen im System Sämtliche Bewertungselemente werden mittels Gewichtungsfaktoren sowie zweckspezifischen Kostensätzen zu generalisierten Kosten verrechnet, die anschließend über die Routenwahl entscheiden. Die Höhe der Kostensätze sowie die zu ihrer Bestimmung ggf. verwendeten Quellen sind in LVP München 2007 nicht dokumentiert. Die Kalibrierung des Netzes erfolgt anhand der Relationsstatistik des Statistischen Bundesamtes (LVP München 2007, S.89). Inwieweit die somit erzielten modellierten Netzbelastungen mit den Realbelastungen übereinstimmen, ist in LVP München 2007 nicht dargestellt. Der Modal-Split im Zulauf und Nachlauf jedes Flughafens wird mittels einer eigenen Modal-Split-Funktion mit luftverkehrsspezifischen Gewichtungsansätzen von der Routenwahl getrennt ermittelt. „Diese sind aus Fluggastbefragungen abgeleitet bzw. wurden an den Ergebnissen von Fluggastbefragungen kalibriert“ (LVP München 2007, S.184). Zusammenfassende Einschätzung des Prognoseschritts „Bestimmung des Marktanteils des Flughafens München“ Die von Intraplan Consult gewählte Vorgehensweise bei der Modellierung der Routen- und Flughafenwahl sowie des landseitigen Modal-Splits ist aus unserer Sicht plausibel. So sind sowohl der Detaillierungsgrad der verwendeten Netze, die Zahl und Art der in den Netzen codierten Angebotsparameter als auch die eingesetzten Bewertungsparameter der Aufgabenstellung entsprechend und vollkommen ausreichend. Eine detaillierte Kontrolle der verwendeten Netze ist aufgrund des hohen Komplexitätsgrads und Umfangs nicht möglich. Für die Ist-Situation dürfte die Übereinstimmung der modellierten Netzbelastung mit der Realbelastung relativ hoch sein, da sie anhand der Relationsstatistik abgeglichen wurde. Zur besseren Überprüfung und Nachvollziehbarkeit für Dritte wäre es sinnvoll gewesen, das mit der Netzkalibrierung erzielte Ergebnis, d.h. die Übereinstimmung der modellierten Netzbelastungen mit den Realbelastungen, näher darzustellen. Auch Beispielrechnungen, die den Schritt vom Netzmodell zur konkreten Routenwahl anhand der kalkulierten generalisierten Kosten dokumentieren, wären aus Transparenzgründen hilfreich. Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik 31 Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage Wie bereits einleitend angeführt, ist das in LVP München 2007 verwendete Verkehrsmodell als ein Gleichgewichtsmodell konzipiert. Dies bedeutet, dass in einem iterativen Prozess ein Gleichgewicht zwischen der Prognosenachfrage und dem Prognosenetzmodell hergestellt werden muss. Ein derartiges Vorgehen birgt grundsätzlich – wie auch von Intraplan Consult selbst angemerkt – die Gefahr, dass durch die Annahme eines zu optimistischen Verkehrsangebots auch eine letztlich zu hohe Nachfrageprognose ermittelt werden würde (LVP München 2007, S.89). Um dieses zu verhindern, wird von Intraplan Consult das Netzmodell gleichzeitig auch für andere Flughäfen nach dem selben Prinzip aufgebaut. Eine Bevorzugung einzelner Flughäfen wäre damit nur bei einer simultanen Zurücksetzung anderer Flughäfen möglich. Darüber hinaus wird bei der iterativen Anpassung grundsätzlich beachtet, dass Streckenlasten und Auslastungsgrade in plausiblen Bereichen liegen. Diese Bereiche sind für den Fluggastverkehr im Gutachten selbst jedoch nicht dokumentiert. Der Ablauf der Anpassung wird auf S.90 von LVP München 2007 beispielhaft vorgerechnet. Dennoch bleiben Fragen (z.B. bezüglich der Auslastungsgrade, ab denen angepasst wird oder in Hinblick darauf, mit welchen Flugzeugtypen die Anpassungen erfolgen) offen, die anhand der Dokumentation nicht eindeutig geklärt werden können. Im Interview am 25.03.2009 erläuterte Intraplan Consult das Vorgehen sehr detailliert. Demnach erfolgt die Anpassung des Prognosenetzmodells weitgehend manuell. Werden (analog zum Beispiel auf S.90, LVP München 2007) bestimmte Auslastungsgrade über- oder unterschritten, so wird das Luftverkehrsangebot angepasst. Festgelegte Schwellenwerte für diese Anpassung existieren laut Intraplan Consult nicht, da stets die individuellen Rahmenbedingungen der Relation und des Flughafens gewürdigt werden. Auch bezüglich der Angebotsanpassung wird differenziert vorgegangen. Dabei werden zudem weitergehende Überlegungen bspw. zur notwendigen Bedienung jedes Knotens vom Hub aus einbezogen. Eine flughafenübergreifende Optimierung wird, da es sie in der Realität nicht gibt, bei der Netzmodellanpassung nicht vorgenommen. Basierend auf der von uns erstellten Qualitätskontrolle (TUHH 2007) der IntraplanPrognose für den Flughafen Frankfurt Main (Intraplan Consult 2006) hat das Hessische Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung einen Aufklärungsbedarf formuliert, der mit einer ergänzende Ausarbeitung vom Prognosegutachter (Intraplan Consult 2007b) beantwortet wurde. In dieser Ausarbeitung wird neben der Ermittlung der QuelleZiel-Matrix (s.o.) in einem Beispiel auch die Anpassung des Netzmodells an die Nachfrage dargestellt. Zusammenfassende Einschätzung der Methodik beim Abgleich von Angebot und Nachfrage Die Verwendung von Gleichgewichtsmodellen und die damit verbundene iterative Anpassung von Angebot und Nachfrage ist gängige Praxis im Bereich der Verkehrsmodellierung. Die in LVP München 2007 gewählte Vorgehensweise ist daher grundsätzlich angemessen und aus unserer Sicht in Anbetracht der Aufgabenstellung notwendig. Schwieriger ist hingegen die Einschätzung der konkreten Vorgehensweise bei der Anpassung des Prognosenetzmodells, da hier mehrere Freiheitsgrade bestehen. So kann die Flugzeuggröße, die Anzahl der Flüge oder eine Kombination aus beidem verändert werden. Die dabei angewandte Strategie mit ihren zahlreichen manuellen Einzelentscheidungen hat unmittelbare Auswirkungen auf die Zahl der Flugbewegungen und ist damit im Gesamtzu- 32 Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik sammenhang der Prognose von herausragender Bedeutung. Denkbar wäre z.B. eine Diskrepanz zwischen den im Modell eingesetzten und den real verfügbaren Flugzeugen, die jedoch angesichts der langjährigen Erfahrung des Gutachters als unwahrscheinlich einzuschätzen ist. Die von Intraplan Consult gewählte Anpassungsstrategie erscheint uns aufgrund der detaillierteren mündlichen Erläuterungen im Interview am 25.03.2009 sowie den Erläuterungen in der Ausarbeitung für Frankfurt (Intraplan Consult 2007b) als ausgewogen und verantwortungsbewusst. In Hinblick auf die Transparenz und die Nachvollziehbarkeit von LVP München 2007 wäre jedoch eine ausführlichere Darlegung des Anpassungsprozesses für die Akzeptanz der getroffenen Annahmen wünschenswert. Sensitivitätsrechnungen Intraplan Consult hat die Prognoseergebnisse durch Sensitivitätsbetrachtungen in bestimmten Kernbereichen abgesichert. Tabelle 12 gibt einen Überblick sowie eine Einschätzung zu den einzelnen Rechnungen. Die von Intraplan Consult durchgeführten Sensitivitätsrechnungen sind inhaltlich alle berechtigt und dazu geeignet, die Unsicherheitsbereiche bestimmter Faktoren abzubilden. Bei einigen zentralen Fragestellungen ist der Toleranzbereich der Rechnungen allerdings zu vorsichtig gewählt, um alle denkbaren Entwicklungen abzubilden. Beim Kerosinpreis müsste auch ein Preisniveau geprüft werden, das einer langfristigen deutlichen Erhöhung des Rohölpreises entspricht. Der verwendete Toleranzbereich für die deutsche Wirtschaftsentwicklung ist ebenfalls als unzureichend einzuschätzen. Gerade in Hinblick auf die aktuelle Wirtschaftsentwicklung müsste geprüft werden, wie sich die Prognoseergebnisse verändern. Tabelle 2 Überblick und Bewertung der Sensitivitätsrechnungen von Intraplan Consult Toleranzbereich Einfluss auf Prognoseergebnis 50% unter und über dem Niveau 2004 0,5% höher oder niedriger als angenommen 50% unter und über dem Niveau 2005 Eckwert schwankt um 12 Jahre Eckwert schwankt um 2,5 Jahre Eckwert schwankt um 12 Jahre Teil B, S.311 Fahrzeit HbfFlughafen 30 min statt 10 min 0,6 Mio. Passagiere (1,1%) weniger Sinnvoll, da der Transrapid nicht realisiert wird Teil B, S.313 AtmosfairAufschläge auf alle Relationen Eckwert schwankt um 12 Jahre Sehr pessimistischer Toleranzbereich, daher gut geeignet Einflussfaktor Quelle in LVP München 2007 Kerosinpreis Teil A, S.143 BIP in Deutschland Teil A, S.145 Kerosinpreis Teil B, S.309 ExpressVerbindung anstelle des Transrapids Klimaaufschlag Quelle: eigene Darstellung Bewertung Toleranzbereich zu vorsichtig Toleranzbereich zu vorsichtig Toleranzbereich zu vorsichtig Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik 33 Zusammenfassende Einschätzung der Sensitivitätsrechnungen Da gerade im für die Prognoseergebnisse besonders entscheidenden Bereich der Wirtschaftsentwicklung aktuell große Unsicherheiten bestehen, stoßen auch Sensitivitätsrechnungen zur Darstellung der Unsicherheitsbereiche methodisch an ihre Grenzen. Daher wäre es ratsam, über reine Sensitivitätsrechnungen hinauszugehen und Szenarien zu betrachten, die mehrere denkbare Entwicklungen von Wirtschaft und Ölpreis berücksichtigen und deren Einfluss auf das Prognoseergebnis darstellen. Da Wirtschaftsentwicklung und Ölpreis miteinander in Zusammenhang stehen, ist bei der Entwicklung der Annahmen innerhalb der Szenarien große Sorgfalt nötig. 3.2 Luftfracht- und Luftpostprognose Die Methodik der Prognose des Luftfracht- und Luftpostverkehrs ist weitgehend an die Vorgehensweise bei der Fluggastprognose (s.o.) angelehnt. Demnach wurde zunächst die zukünftige Entwicklung der Luftfracht auf Basis einer Quelle-Ziel-Matrix abgeschätzt und anschließend gemäß der jeweiligen Angebote und Restriktionen auf die einzelnen Flughäfen umgelegt wird (LVP München 2007, S.91). Im Folgenden wird nur auf die wesentlichen Unterschiede zwischen Fracht- und Passagierprognose näher eingegangen. Es erfolgt deshalb nur eine abschließende zusammenfassende Einschätzung des gesamten Modells. Ausgangsbasis der Prognose: Quelle-Ziel-Matrix Die Matrix für den Frachtverkehr - analog der des Passagierverkehrs - liegt Intraplan Consult aufgrund einer Frachtstudie für den Flughafen München aus dem Jahr 2003 und aufgrund der Arbeiten für die Masterplanung der Initiative Luftverkehr in Deutschland vor und wird laufend fortgeschrieben. Dies geschieht per Hochrechnung anhand der Relationsstatistik des Statistischen Bundesamtes und anhand von CASS-Daten2 (LVP München 2007, S.93). Die ermittelten Frachtströme werden auf ein Netzmodell umgelegt, das folgende Elemente umfasst (LVP München 2007, S.92): • Flugverbindungen zwischen den Flughäfen, differenziert nach Flugart sowie Weg, Zeit und Frequenz • Zuordnung der Flüge zu Frachtallianzen und Integrator • Verknüpfung der Flughäfen mit dem Straßennetz • Nachtflugrestriktionen und Frachtzentren an den Flughäfen werden über Zu- bzw. Abschläge berücksichtigt Letztlich werden die umgelegten Transportströme mithilfe eines mathematischen Ausgleichsverfahrens an die realen Flughafen-Flughafen-Aufkommen aus der Relationsstatistik des Statistischen Bundesamtes angeglichen (LVP München 2007, S.92). 2 Abrechnungsdaten der Luftfrachtspediteure 34 Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik Wachstumsmodell Für die Prognose des Luftfracht- und Luftpostpotenzials beschreibt Intraplan Consult in LVP München 2007 den Einsatz eines zweistufigen Wachstumsmodells (LVP München 2007, Abb. A3-18). Bei der Dokumentation der weiteren Schritte beschränkt sich Intraplan Consult jedoch auf eine äußerst knappe Darstellung, so dass die Nachvollziehbarkeit nur in Verbindung mit einem Interview am 25.03.2009 möglich ist. Im Gespräch begründeten die Verfasser die sehr kurze Dokumentation mit der insgesamt sehr geringen Bedeutung des Frachtverkehrs für den Flughafen München, erläuterten aber nachvollziehbar ihr Vorgehen. So werden in einem ersten Schritt je Länderrelationen die Aufkommenszuwächse gegenüber dem Analysezustand über multiple Regressionsgleichungen berechnet. Die wichtigste Variable bildet dabei die Entwicklung der Bruttoinlandsprodukte der Versand- und Empfängerregionen. In einem zweiten Schritt werden die ermittelten Zuwachsraten je Länderrelation anhand der unterschiedlichen wirtschaftlichen Entwicklung innerhalb der Länder auf die Einzelverkehrsströme der Quelle-Ziel-Matrix aufgeteilt. Nachfrageentwicklung durch Luftverkehrstarife und das Luftverkehrsangebot Die Abbildung der Nachfrageentwicklung wird durch die Luftverkehrstarife und das Luftverkehrsangebot vorgenommen. Dies erfolgt analog zur Vorgehensweise „Methodik der Luftfrachtprognose“ im Gutachten G8 2006. Eine detailliertere Erläuterung zu diesem Schritt wurde von der TUHH bereits im Rahmen der Begutachtung von G8 2006 als notwendig erachtet. Flughafen- und Routenwahl Die Prognose des Marktanteils des Flughafens München wird analog zur Fluggastprognose mit einem Flughafen- und Routenwahlmodell vorgenommen, das auf differenzierten Verkehrsnetzen für den Luftverkehr und den Straßenverkehr basiert. Die Ermittlung der sinnvollen Wege innerhalb der zusammengefügten Verkehrsnetze erfolgt entsprechend der Vorgehensweise bei der Fluggastprognose. Die Verteilung der Transportströme auf die einzelnen Wege (Routensplit) erfolgt mittels gewichteter generalisierter Kosten, die für alle Wege anhand der Angebotseigenschaften • Zeit, • Transportkosten, • Umladevorgänge und • Gefäßgröße ermittelt werden. Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage Entsprechend der im Gutachten G8 2006 dargestellten „Methodik der Luftfrachtprognose“ wird auch in LVP München 2007 mittels eines iterativen Anpassungsverfahrens ein Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage hergestellt. Dabei wird berücksichtigt, dass ein Großteil der Luftfracht als Beiladefracht in Passagierflugzeugen befördert wird und somit keine zusätzlichen Flugbewegungen durch die Luftfracht entstehen. Erst wenn die Beiladekapazität der Passagiermaschinen die Nachfrage nicht mehr befriedigen kann, werden zusätzliche Nurfrachtflüge generiert. Die Anpassung des Angebots wird laut Intraplan Con- Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik 35 sult analog zum Passagierverkehr per Hand vorgenommen, berücksichtigt die individuellen Rahmenbedingungen von Relationen und Flughäfen und wird nach Frachtverkehrsarten differenziert (Interview 25.03.2009). Zusammenfassende Einschätzung der Datenbasis und der verschiedenen Schritte der Luftfracht- und Luftpostprognose Die Vorgehensweise bei der Luftfracht- und Luftpostprognose erscheint uns – analog zur Personenverkehrsprognose – als grundsätzlich plausibel und logisch aufgebaut. In einem ausführlichen Interview vom 25.03.2009 wurden uns von Intraplan detaillierte und nachvollziehbare Ausführungen zur Methodik und den Ergebnissen gemacht. Allerdings kann die Luftfracht- und Luftpostprognose einzig anhand der vorliegenden Dokumentation nicht im Detail durch Dritte überprüft und eingeschätzt werden. Dies gilt insbesondere für die einzelnen Prognoseschritte. Eine ausführliche Betrachtung – wie sie von uns bei der Fluggastprognose vorgenommen wurde – ist daher nicht möglich. Selbst in Anbetracht dessen, dass das Segment Luftfracht für das Gesamtflugaufkommen am Flughafen München nur von geringer Bedeutung ist (vgl. Kapitel 2.3), halten wir aus Transparenzgründen eine detailliertere Darstellung der Vorgehensweise für notwendig. 3.3 Zusammenfassende Einschätzung der Prognosemethodik und der Datenbasis 2004/2006 Unabhängig von den zuvor aufgeführten Kritikpunkten an einzelnen Stellen des Prognosemodells sehen wir die verwendete Prognosemethodik grundsätzlich für die Aufgabenstellung als geeignet und angemessen an. Die Methodik ist in sich logisch und plausibel aufgebaut, verwendet gängige Ansätze der Ökonometrie bzw. der Verkehrsmodellierung und berücksichtigt in weiten Teilen zumindest formal die auch aus unserer Sicht relevanten Prozesse und Einflussgrößen bei der Verkehrsentwicklung. Des weiteren halten wir den in LVP München 2007 gewählten Ansatz eines komplexen integrierten Gesamtverkehrsmodells – wenngleich eher eine Ausnahme bei Luftverkehrsprognosen (LVP München 2007, S.62) – aufgrund der Konkurrenzsituation mit der Bahn für Prognosen in Deutschland für zwingend erforderlich und angesichts der Bedeutung des Planungsverfahrens auch für einzig angemessen. Hinsichtlich der von Intraplan Consult ausführlicher diskutierten Frage, ob ausschließlich „Wachstumsmodelle“ oder auch „synthetische Modelle“ für Luftverkehrsprognosen eingesetzt werden können (LVP München 2007, S.61f), vertreten wir eine weniger zugunsten eines Modelltyps festgelegte Sichtweise als Intraplan Consult. So ließen sich unserer Meinung nach z.B. einige der identifizierten Kritikpunkte am Intraplan Consult-Modell mittels eines synthetischen Modells deutlich besser lösen. Insbesondere könnte die Modellstruktur stärker am Verhalten und den Wahlentscheidungen der Verkehrsteilnehmer und damit auch wesentlich leichter nachvollziehbar gestaltet werden. 36 Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik Zusammenfassend sind in Hinblick auf Prognosemethodik und Datenbasis 2004/2006 folgende zwei Aspekte problematisch: • Die empirischen Grundlagen der Ausgangsdatenbasis sowie einzelner Prognoseschritte sind nicht in allen Punkten so ausführlich im Gutachten dargestellt, dass eine externe Überprüfung im Detail möglich ist. In einigen Punkten haben wir durch Gespräche mit Intraplan Consult sowie durch die ergänzende Ausarbeitung von Intraplan Consult zur Prognose Flughafen Frankfurt Main vertiefte Einblicke in die Methodik erhalten; wir halten es jedoch für angemessen, dass eine für den Planungsprozess so bedeutsame Prognose auch für sich genommen extern nachvollzogen werden kann. An vielen Stellen sind daher ausführlichere Erläuterungen im Gutachten wünschenswert. Nur so kann unserer Meinung nach eine bessere Nachvollziehbarkeit für Dritte und damit auch eine größere Akzeptanz der Prognose erreicht werden. Allerdings muss hier auch bedacht werden, dass das angewandte Gesamtverkehrsmodell eine hohe Komplexität besitzt und schwerlich für jedermann nachvollziehbar vermittelt werden kann. • Für die Ableitung der notwendigen Elastizitätswerte wäre zur Absicherung der Ergebnisse zumindest eine Überprüfung auf mögliche weitere erklärende Variablen (multiple Regression mit vorgelagerter Faktoranalyse) sinnvoll gewesen. Handlungsempfehlungen Für folgende Punkte ist angesichts der mangelnden Nachvollziehbarkeit eine ausführlichere Dokumentation angemessen, auch wenn der Einfluss auf das Ergebnis gering ist bzw. im Rahmen der Qualitätskontrolle durch ergänzende Informationen (Gespräche bzw. Intraplan Consult 2007b) festgestellt werden konnte, dass eine angemessene Vorgehensweise gewählt wurde: • Variable „Abbau des Grenzwiderstandes“ • für die Elastizitäten differenziertere Darstellungen für einzelne Analysekombinationen • Darstellung der Übereinstimmung der modellierten Netzbelastungen mit den Realbelastungen für die Ist-Situation • Aufstellung der Quelle-Ziel-Matrix sowie Kennwerte zur Güte der Quelle-Ziel-Matrix 2004/2006 • Anpassungsstrategie bei Abgleich von Angebot und Nachfrage Angemessen ist zudem eine Absicherung der von Intraplan gewählten Vorgehensweise bei der Ableitung der Wirtschaftsentwicklung auf die Verkehrsentwicklung. Für folgenden Punkt ist eine ausführlichere Dokumentation notwendig, um eine abschließende fachliche Beurteilung zu ermöglichen: • Modellteil Luftfracht und Post Abgesehen davon gibt es für uns derzeit keinen Anlass zu der Annahme, dass eine noch detailliertere Überprüfung (die auch nur mit sehr großem Aufwand zu leisten wäre) der Daten, Prämissen und Prognoseschritte, die im Gutachten bislang nicht im Detail dargestellt sind, zu dem Ergebnis führen würde, dass die Vorgehensweise in LVP München 2007 generell in Frage zu stellen ist. Die genannten Empfehlungen würden jedoch zu einer größeren Sicherheit in Hinblick auf die Größenordnung der Aufkommenswerte beitragen. Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik 4 37 Beurteilung der Prognoseprämissen In Kapitel A4 von LVP München 2007 erfolgt die Erläuterung der Prognoseprämissen. Dort werden die für die Prognose maßgebenden Annahmen, die aus Sicht des Gutachters Intraplan Consult die wahrscheinlichste Entwicklung darstellen, erläutert. Für jede berücksichtigte Variable der zukünftigen Entwicklung wurde von Intraplan Consult: • die wahrscheinliche Ausprägung quantitativ oder qualitativ ausgeführt • dargestellt, ob und wie sie im Modell berücksichtigt ist • ihre Bedeutung für die Modellergebnisse eingeschätzt In der Regel gehen mehr als eine Prognoseannahme in die Bestimmungsfaktoren des Modells ein. Dies bedeutet, dass eine direkte quantitative Herleitung der Bestimmungsgrößen in der Regel nicht erfolgen kann, sondern dass die Annahmen in den meisten Fällen erklärende Variablen der Veränderung der Bestimmungsgrößen sind. Die Prognoseannahmen in LVP München 2007 sind dabei : • gestützt auf Prognosen Dritter • abgeleitet aus der in der Vergangenheit beobachteten quantitativen oder qualitativen Marktentwicklung • basieren auf der langjährigen Prognoseerfahrung des Gutachters Intraplan Consult und dessen Kenntnis des Land- und Luftverkehrsmarktes Im Einzelnen wurden Annahmen zu den folgenden Bereichen eingestellt: • Wirtschaft und Gesellschaft • Bevölkerungs- und Altersstruktur in den Quell- und Zielgebieten • Entwicklung der Erwerbstätigenzahl und der Wirtschaft (Bruttowertschöpfung bzw. GDP) • Weitere Annahmen im Bereich Sozioökonomie • Entwicklung von Reiseverhalten und Mobilität • Verkehrspolitische und ordnungspolitische Rahmenbedingungen • Angebotsstrategien und Struktur der Luftverkehrswirtschaft • Luftverkehrspreise • Flughafen-Infrastruktur und Wettbewerbssituation zwischen den Flughäfen • Landseitige Verkehrsinfrastruktur Im nachgelieferten Supplement wurden die Angaben überall da aktualisiert, wo neuere Prognosen als im ursprünglichen Bearbeitungszeitraum vorlagen. Die folgende Tabelle 2 gibt einen Überblick über die getroffenen Annahmen zur zukünftigen Entwicklung und wie diese in die im Modell berücksichtigten Bestimmungsgrößen einfließen. Nur diejenigen Annahmen, die direkt in das Modell einfließen, haben einen direkten Einfluss auf die Prognoseergebnisse und werden hier einer Beurteilung unterzogen. Die Beurteilung der Prognoseprämissen erfolgt hinsichtlich ihrer Aktualität und ihrer plausiblen Herleitung. Zudem wird eine Einschätzung vorgenommen, welche Sensitivität die Prognoseprämissen für die Prognoseergebnisse haben. Die aktualisierten Werte des Supplements sind jeweils in Klammern eingefügt. Prognoseprämissen für 2020 Quelle: Eigene Darstellung basierend auf LVP München 2007 Tabelle 3 38 Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik 4.1 39 Wirtschaft und Gesellschaft Die Annahmen zur Entwicklung der Bevölkerung, der Erwerbstätigenzahlen und der Wirtschaftsentwicklung (Bruttowertschöpfung) (LVP München 2007, Kapitel A4.1) fließen direkt in die Prognosemethodik ein (vgl. Tabelle 3). Die angenommenen Entwicklungen basieren vollständig auf Prognosen dritter Institutionen, wie nachfolgend näher ausgeführt wird. Daneben fließt die Annahme, dass die wirtschaftliche und gesellschaftliche Globalisierung im gleichen Tempo wie seit 1970 fortschreitet, in die Modellvariable Grenzwiderstand ein. Alle anderen im Block Sozioökonomie und Soziodemographie dargestellten Variablen gehen indirekt über die maßgebenden Prognoseannahmen zur Entwicklung der Bevölkerung, der Erwerbstätigenzahlen und der Wirtschaftsentwicklung (Bruttowertschöpfung) in die Prognose ein. Hier erfolgt durch Intraplan Consult eine qualitative Einschätzung der jeweiligen Variablen in Bezug auf deren Entwicklung und die Bedeutung für die Luftverkehrsprognose. Darstellung und Überprüfung der Prognoseprämisse Bevölkerungs- und Altersstruktur Für die Prognose der Bevölkerungs- und Altersstruktur der Quell- und Zielgebiete greift Intraplan Consult auf die folgenden Studien zurück: • die Raumordungsprognose 2020 des Bundesamts für Bauwesen und Raumordnung (BBR), 2004. Im Supplement sind auch die aktualisierten Daten von 2006 berücksichtigt • die Studie European Energy and Transport - Trends to 2030, EU-Kommission, 2003. Im Supplement ist auch deren „Update 2005“ berücksichtigt Die nach Regionen und Altergruppen differenzierte Bevölkerungsprognose 2020 für Deutschland aus der Raumordungsprognose des BBR stammt aus dem Jahr 2004. In LVP München 2007 sind daraus lediglich die wichtigsten Eckwerte in Tabelle A4-1 (LVP München 2007, S.98) angegeben. Wie bereits im Interview am 28.11.2006 durch Intraplan Consult näher erläutert worden ist, wurden für die Prognose nach Altersklassen und Kreisregionen differenzierte Werte benutzt. Im Jahr 2006 wurde vom BBR eine aktualisierte Bevölkerungsprognose erarbeitet, die im Supplement aufgegriffen wird (Tab. B2-2). Abbildung 6 zeigt zum Vergleich die prognostizierten Werte der aktuellsten, 11. koordinierten Bevölkerungsprognose des Statistischen Bundesamtes aus dem Jahr 2006. Mit dem Gesamtwert von 81,54 Millionen Einwohnern im Jahr 2020 liegt die BBR-Prognose von 2004 im Bereich der 11. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung, die eine Spannbreite von 80 – 82 Millionen annimmt. Auch die optimistischere BBR-Prognose von 2006 im Supplement liegt mit einer Gesamtzahl für Deutschland von 82,15 Millionen noch im oberen Bereich der Spannbreite. Die Verwendung der BBR-Prognosen stellt daher aus unserer Sicht eine tragfähige Basis für den verwendeten Prognosehorizont 2020 dar. Abbildung 6 verdeutlicht weiterhin, dass über den Prognosehorizont 2020 hinaus mit einem drastischen Rückgang der Bevölkerungszahlen in Deutschland - wie auch in weiten Teilen Europas (Abbildung 7) - gerechnet werden muss. Diese Entwicklung wird das Luftverkehrswachstum vermutlich verlangsamen. Zum jetzigen Zeitpunkt kann eine abgesicherte Einschätzung dazu jedoch noch nicht getroffen werden, da dafür eine prognostisch abgesicherte Einschätzung der für den Luftverkehr maßgeblichen Bestimmungsgrößen erforderlich wäre. Es zeigt sich jedoch bereits bei dem Prognosehorizont 2020, dass die prognostische Absicherung einiger Prognoseprämissen an Grenzen stößt. 40 Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik Für das angrenzende Ausland wird ein leichter Anstieg der absoluten Bevölkerungszahlen angenommen, basierend auf einer Studie der EU-Kommission aus dem Jahr 2003: European Energy and Transport - Trends to 2030. Im Gutachten werden hierzu jedoch keine quantifizierenden Aussagen getroffen. Die folgende Tabelle 3 zeigt die angenommenen Wachstumsraten in der als Quelle angegebenen Studie, deren Prognosewerte auf dem Jahr 2000 basieren (vgl. Anhang 3 für einen Auszug aus der Originalquelle). Es ist zu erkennen, dass die Schätzung für Deutschland leicht über der Schätzung der BBR-Prognose liegt, was jedoch auf das frühere Basisjahr der EU-Studie zurückzuführen ist. Die generelle Entwicklung deckt sich in den beiden Studien. Für die Altersstrukturen wurden keine Aussagen gemacht. Abbildung 6 Ergebnisse der 11. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung im Vergleich Quelle: Statistisches Bundesamt 2006, S.33 Ende 2008 veröffentlichte Eurostat eine neue Bevölkerungsvorausschätzung bis 2060 (EUROPOP2008), die auch eine Vorausschätzung der Altersstrukturen beinhaltet (Europäische Komission - Eurostat Themenkreis Bevölkerung und soziale Bedingungen 2008). Es wird deutlich, dass nach wie vor für Europa ein leichter Anstieg der Bevölkerungszahl zu verzeichnen ist (Abbildung 7). Die Entwicklung der einzelnen Länder stellt sich dabei zum Teil sehr unterschiedlich dar: Für die neuen EU-Mitgliedsstaaten wie Polen und Rumänien werden leichte Rückgänge angenommen, wohingegen für Länder wie Großbritannien und Frankreich insgesamt ein stabiles Wachstum prognostiziert wird. (vgl. Anhang 4 für einen Auszug aus der Originalquelle). Die Bevölkerungsvorausschätzung für 27 Länder der EU und Deutschland ist in Abbildung 7 dargestellt. In Tabelle 3 sind die Abweichun- 41 Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik gen der von Intraplan Consult verwendeten Quelle (EET 2030) und der aktuelleren Eurostat Bevölkerungsprognose (Eurostat 2060) im Prognosejahr 2020 gegenübergestellt. Während die Werte bei einem Großteil der Länder in einem vertretbaren Rahmen voneinander abweichen, ergeben sich bei manchen Ländern erhebliche Unterschiede. Die Prognose stand zum Bearbeitungszeitraum zwar noch nicht zur Verfügung, aber ein Zugriff auf die Vorgängerprognose von 2004 wäre durchaus möglich gewesen. Der wesentliche Vorteil der Verwendung einer Bevölkerungsprognose von Eurostat neben dem damals schon aktuelleren Basisjahr 2004 wäre die Möglichkeit zur Differenzierung nach Altersgruppen gewesen. Tabelle 4 Europäische Bevölkerungsprognosen für 2020 im Vergleich Bevölkerung 2020 EET 2030 [Mio.] Eurostat 2060 [Mio.] Abweichung [%] Belgien 10,57 11,32 7,1 Tschechische Republik 9,88 10,54 6,7 Dänemark 5,56 5,66 1,8 Deutschland (einschließlich ex-DDR seit 1991) 83,06 81,47 -1,9 Estland 1,11 1,31 18,0 Griechenland 11,18 11,56 3,4 Spanien 40,78 51,11 25,3 Frankreich k.A. 65,61 - Irland 4,46 5,40 21,1 Italien 56,61 61,42 8,5 Zypern 0,85 0,95 11,8 Lettland 2,11 2,15 1,9 Litauen 3,3 3,22 -2,4 Luxemburg 0,51 0,55 7,8 Ungarn 9,07 9,89 9,0 Malta 0,41 0,43 4,9 Niederlande 17,4 16,90 -2,9 Österreich 8,22 8,72 6,1 Polen 37,67 37,96 0,8 Portugal 10,55 11,11 5,3 Slowenien 1,89 2,06 9,0 Slowakei 5,37 5,43 1,1 Finnland 5,31 5,50 3,6 Schweden 9,15 9,85 7,7 Vereinigtes Königreich 62,5 65,68 5,1 Bulgarien 6,65 7,19 8,1 Rumänien 21,01 20,83 -0,9 Land Quelle: Darstellung nach (European Comission - Directorate General for Energy and Transport 2003) und (Eurostat 2008) 42 Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik Für das restliche Ausland wurden keine expliziten Annahmen zur Bevölkerungs- und Altersentwicklung in LVP München 2007 ausgeführt, laut Aussage von Intraplan Consult (Interview 28.11.2006) wurde hier auf einen pauschalen Wachstumsansatz zurückgegriffen, der jedoch nicht quantifiziert wird. Abbildung 7 Bevölkerungsvorausschätzung der EU bis 2060 (Mio) 600 500 400 Europäische Union (27 Länder) 300 Deutschland (einschließlich exDDR seit 1991) 200 100 0 2008 2010 2020 2030 2040 2050 2060 Jahr Quelle: Eigene Darstellung basierend auf (Eurostat 2008) Zusammenfassende Einschätzung der Prognoseprämisse Bevölkerungs- und Altersstruktur Die Prognosen, auf die für die Annahmen zur deutschen Bevölkerungsentwicklung zurückgriffen wurde, sind ausreichend aktuell und stellen eine geeignete Grundlage für die Nachfrageprognose dar. Für die Entwicklung der Bevölkerung und der Altersstrukturen der europäischen Länder hätte auf aktuellere Werte von Eurostat zurückgegriffen werden können. Wir schätzen die Bedeutung dieses Punktes für die Gesamttragfähigkeit der Prognose jedoch als gering ein, da die Unterschiede der absoluten Bevölkerungswerte für 2020 gering sind. Die Benutzung von regionalen Prognosen, die die bundesweite Entwicklung auf Kreisebene herunterbrechen, oder auch differenziertere Prognosen für Regionen im europäischen Ausland würde im Einzelfall den Detaillierungsgrad erhöhen. Aus Gründen der Konsistenz der Nachfrageprognose wird dies jedoch als problematisch angesehen, da in jeder Prognose unterschiedliche Annahmen zum Tragen kommen. Der vom Gutachter gewählte Rückgriff auf zwei Quellen garantiert hier, dass zumindest die jeweiligen Eckwerte eingehalten sind und Prognoseannahmen konsistent angewandt wurden. Da sich die Bevölkerung bis zum Prognosehorizont 2020 zahlenmäßig kaum verändert, sind die Ergebnisse der Prognose in Hinblick auf diese Variable als wenig sensitiv einzuschätzen. Erst im weiteren Entwicklungsverlauf bei wesentlich drastischeren Bevölkerungs- Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik 43 abnahmen in Deutschland und dann auch drastischeren Verschiebungen der Altersstruktur (d.h. der Anteil der im Gutachten definierten veraltenshomogenen Gruppen) wird die Variable Bevölkerung einen größeren Einfluss bekommen. Darstellung und Überprüfung der Prognoseprämisse Wirtschaft und Erwerbstätigkeit Wesentlich wichtiger für das Ergebnis der Prognose sind die Annahmen zur Entwicklung der Erwerbstätigenzahl sowie der Wirtschaftsentwicklung (vgl. Abbildung 3 in Kapitel 2.3). In LVP München wird für die Entwicklung in Deutschland auf die regionalisierte Strukturdatenprognose von BBR/ifo zurückgegriffen. Aus den zwischen den Prognosewerten für 2015 und 2025 interpolierten Prognosewerten für das Jahr 2020 wurde durch Bezug auf das Basisjahr 1996 der BBR/ifo-Prognose eine jährliche Wachstumsrate ermittelt und auf das aktuelle Basisjahr 2004 von LVP München 2007, welches aus der amtlichen Statistik übernommen wurde, aufgesetzt. Auch hier sind in den Tabellen A4-2 und A4-3 (LVP München 2007, S.99f) aggregierte Werte dargestellt, während in das Modell die nach Kreisregionen differenzierten Werte einfließen (vgl. Bundesamt für Bauwesen und Raumordung und ifo Institut für Wirtschaftsforschung 1999). Aus der BBR/ifo-Prognose wird zudem die sektorale Entwicklung der Bruttowertschöpfung für die Prognose des Frachtaufkommens verwendet (LVP München 2007, S.92). Das Luftfrachtaufkommen der Regionen wird über die sektorale Wirtschaftsentwicklung geschätzt und wächst mit dem BIP der Quell- und Zielregionen. Im Supplement wird die Prognose zur Wirtschaftsentwicklung durch die Studie des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) aus dem Jahr 2006 aktualisiert. Der Vergleich zwischen alten und neuen Basiswerten ist in Tab B2-3 aufgeführt. Tabelle 5 Entwicklung der Erwerbstätigen in Deutschland Erwerbstätige in Deutschland, LVP München 2007, Tab. A4-2 S.99 Erwerbstätige mit Arbeitsort in Deutschland, Statistisches Bundesamt, 20081) in Tausend in Tausend 1996 37.270 2003 38.314 2004 38.442 2008 1) Jahresdurchschnittswerte 37.498 38.726 38.880 40.350 Quelle: Eigene Darstellung basierend auf LVP München 2007 und Statistisches Bundesamt 2008 Die für die Bruttowertschöpfung der Vergangenheit und des Basisjahrs 2004 angegebenen Werte konnten in der amtlichen Statistik (Statistisches Bundesamt Arbeitskreis Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen der Länder 2005-2008) nachrecherchiert und bestätigt werden. Die generelle Entwicklung des BIP und die Größenordnung der Erwerbstätigen ist in LVP München 2007 nach damaligem Trend ebenfalls richtig wiedergegeben. Auch die aktualisierte Datenbasis von 2008, die im Erstellungszeitraum von LVP München 2007 noch nicht verfügbar war, bestätigt die angenommenen Entwicklungstrends. Die Tabellen 4 und 5 zeigen die Unterschiede der Angaben in LVP München 2007 und der beim Statistischen Bundesamt aktuell recherchierten Werte von 2008. Der regionalisierten Wirtschaftsprognose des Jahres 2007 liegen die Wachstumseckwerte für Deutschland aus der Arbeit der Rürup-Kommission zu Grunde. 44 Tabelle 6 Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik Entwicklung der Erwerbstätigen in Bayern Erwerbstätige in Bayern, LVP München 2007, Tab. A4-2 S.99 Erwerbstätige mit Arbeitsort in Bayern, Statistisches Bundesamt, 20081) in Tausend in Tausend 5.926 6.201 6.225 5.976 6.317 6.333 6.643 1996 2003 2004 2008 1) Jahresdurchschnittswerte Quelle: Eigene Darstellung basierend auf LVP München 2007 und Statistisches Bundesamt 2008 Die angenommenen Eckwerte für Deutschland (Abbildung 8) „bilden einen Entwicklungspfad ab, der durch ‚verhalten optimistische’ Annahmen bezüglich der Erfolge von Reformen auf dem Arbeitsmarkt und der internationalen Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft gekennzeichnet ist“ (Bundesministerium für Gesundheit und soziale Sicherung 2003, S.62). Die hier für 2020 angenommene Erwerbstätigenzahl in Deutschland bestätigt den von Intraplan Consult angenommenen Zuwachs von 0,8 Mio. Erwerbstätigen. Abbildung 8 Entwicklung BIP, Produktivität und Beschäftigung bis 2040 Quelle: Bundesministerium für Gesundheit und soziale Sicherung 2003, S.61 Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik 45 Die angenommene Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes für Gesamtdeutschland liegt mit 1,9% für den Zeitraum 2002 bis 2010 und 1,8% für den Zeitraum 2010 bis 2020 leicht unter dem Wert der BBR/ifo-Prognose von 1999 (2,0%). Die Annahme einer jährlichen BIPWachstumsrate von 2,0% bis 2020 für Deutschland in LVP München 2007 ist insgesamt als optimistisch zu beurteilen. Bereits in der regionalisierten Strukturdatenprognose von BBR/ifo von 1999 heißt es, dass einige Experten des ifo diese Ergebnisse als Obergrenze eines realistischen Prognosespektrums betrachten (Bundesamt für Bauwesen und Raumordung und ifo Institut für Wirtschaftsforschung 1999, S.65). Im Supplement greift Intraplan Consult auf die IWH-Prognose zurück, die für Gesamtdeutschland ein jährliches Wachstum von 1,8% angibt. Für das Bundesland Bayern und insbesondere die Region München ist weiterhin mit überdurchschnittlichen Wachstumsraten zu rechnen, wie das bereits von der BBR/ifo-Prognose (LVP München 2007, S.98ff) unterstellt wurde. Laut Tabelle A im Anhang der Prognose des IWH wird für die Raumordnungsregion 93 (München) zwischen 2005 und 2025 eine jährliche Wachstumsrate von 2,3% angesetzt. Im Supplement wird Bezug auf diese Prognose genommen, indem die Werte aus der Quelle zu den betreffenden Regierungsbezirken aggregiert werden. Auch wenn die Treffsicherheit langfristiger ökonometrischer Prognosen in der Regel gut ist und die hier angeführten aktuelleren Prognosen nur geringfügig von den durch Intraplan Consult unterstellten Wachstumsraten abweichen, scheint bezüglich der Bruttowertschöpfung dennoch eine Sensitivitätsrechnung geboten, da ein Großteil des Passagierwachstums auf das Wirtschaftswachstum zurückzuführen ist. Erst damit kann untersucht werden, in welcher Größenordung sich eine geringere Entwicklung der Bruttowertschöpfung auf das Luftverkehrsaufkommen in 2020 auswirken würde. In LVP München 2007 wird anhand einer Sensitivitätsrechnung untersucht, wie ein um 0,5% höheres oder niedrigeres Wachstum auf das Prognoseergebnis wirkt. Demnach wird der prognostizierte Eckwert (Passagiere) rund 2,5 Jahre früher bzw. später erreicht als 2020. Abbildung 9 Bruttoinlandprodukt-Entwicklung in Deutschland (preisbereinigt) Quelle: Statistisches Bundesamt 2009 46 Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik Erhebliche Abweichungen sind demnach zu erwarten, wenn der Toleranzbereich von 0,5% erhöht würde, denn wie die Daten des Statistischen Bundesamtes (Abb. 9) zeigen, sind z.T. deutliche Schwankungen im Trend ablesbar. Für das vierte Quartal 2008 und das erste 2009 wird eine negative Entwicklung des Bruttoinlandprodukts ausgewiesen. Für die Entwicklung im europäischen Ausland wurde, wie auch schon für die Bevölkerungsprognose, auf die Studie European Energy and Transport - Trends to 2030 (sowie auf deren Aktualisierung im Supplement) zurückgegriffen. Die Entwicklung der Erwerbstätigenzahlen wird zwar als insgesamt leicht steigend angenommen, jedoch nicht quantifiziert. Die Entwicklung des GDP in den übrigen Quell- und Zielgebieten basiert auf der Studie Global Economic Prospect der Weltbank aus dem Jahr 2006. Die dort angegebenen Werte für verschiedene Regionen mussten zum Teil auf die verwendete regionale Gliederung in der Luftverkehrsprognose heruntergebrochen werden. Die in der Tabelle A4-4 aus LVP München 2007 aufgeführten Werte konnten demnach nicht direkt in den beiden genannten Publikationen nachrecherchiert werden. Auch hier fehlt die exakte Quellenangabe oder eine Erläuterung, wie die Originalwerte aus den Studien für die Verwendung in der Prognose modifiziert wurden. Auf Nachfrage bei Intraplan Consult wurde am 25.03.2009 erläutert, dass die Werte für Teilkontinente aus der Quelle teilweise auf ihre Unterregionen übertragen und für einige Länder geringfügig per Hand angepasst wurden, wo aufgrund aktueller Wirtschaftstrends eine differenzierte Entwicklung zu erwarten ist. Eine Übersicht, für welche Staaten derartige Annahmen getroffen wurden, wäre aus Transparenzgründen wünschenswert gewesen. Nicht ausgeführt wird, ob in den außereuropäischen Quell/Zielgebieten Annahmen zur Entwicklung der Erwerbstätigkeit getroffen wurden. Insgesamt wird für die Weltwirtschaft in LVP München 2007 von einem Wachstum von 3,0% pro Jahr bis 2020 ausgegangen. Dieser Wert liegt innerhalb des prognostizierten Wachstums relevanter Quellen, wie Tabelle 6 verdeutlicht. Zum Erstellungszeitraum der Prognose wurden diese Annahmen korrekt in die Prognose eingestellt. Aktuell ist jedoch von deutlich geringeren Werten auszugehen. Tabelle 7 Weltwirtschaftswachstum bis 2030 in Prozent BIP insgesamt BIP pro Jahr Word Energy, Technology and Climate Policy Outlook 2030, European Comission 122,4 3,0 Annual Energy Outlook, National Energy Information Center 135,51 3,2 International Energy Agency, Paris 130,7 3,1 World Energy Council (A2) 97,1 2,6 Hamburger WeltWirtschaftsInstitut 110,1 2,8 Quelle Quelle: Berenberg Bank and Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut 2005: 74 Zusammenfassende Einschätzung der Prognoseprämisse Wirtschaft und Erwerbstätigkeit Die Annahmen zur Entwicklung der Erwerbstätigen bis 2020 für Deutschland und das angrenzende Ausland sowie die Annahmen zur Entwicklung der Wirtschaft in Deutschland, dem angrenzenden Ausland und den übrigen Quell-/Zielgebieten basieren auf Prognosen dritter, anerkannter Institutionen. Die zitierten Prognosen für das europäische und außereuropäische Ausland waren zum Zeitpunkt der Erstellung von LVP München 2007 ausrei- Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik 47 chend aktuell. Durch die Verwendung der regionalen Wirtschaftsprognose des IWH im Supplement wurde auf die aktuellste im Erstellungszeitraum verfügbare Prognose zurückgegriffen, so dass für das Erstellungsjahr insgesamt von einer hinreichend aktuellen Datenbasis ausgegangen werden kann, auch wenn vereinzelt zumindest auf kleinräumlicher Basis noch aktuellere Daten vorlagen. In LVP München 2007 ist nicht immer klar ersichtlich, wie die angegebenen Werte aus den zitierten Studien übernommen wurden. In Anbetracht der Tatsache, dass die Annahmen zur Entwicklung der Erwerbstätigkeit und zur Bruttowertschöpfung eine hohe Bedeutung für die Ergebnisse der Aufkommensprognose haben, hätten die Annahmen in diesem Bereich wesentlich ausführlicher und nachvollziehbarer hergeleitet werden müssen. Zudem wäre aus unserer Sicht eine weitergehende Betrachtung der Bruttowertschöpfung unter Berücksichtigung größerer Spannbreiten sinnvoll gewesen. Zwar geben die Prognosen (sowohl die verwendeten Wirtschaftsprognosen als auch die zu beurteilende Luftverkehrsprognose) jeweils die aus Sicht der Prognostiker wahrscheinlichste Entwicklung zum Erstellungszeitpunkt wieder, jedoch schätzen wir die angenommenen Werte auch aus damaliger Sicht als eher optimistisch ein. Daher wäre es für die Einschätzung der Treffsicherheit der Prognose hilfreich, die Aufkommensveränderung auch bei einem noch geringeren Wirtschaftswachstum zu kennen. Dies würde die Transparenz der Aufkommensprognose erheblich erhöhen, auch wenn von uns nicht erwartet wird, dass die Abweichungen dadurch (bezogen auf das Fluggastaufkommen) im zweistelligen Millionenbereich liegen. Angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Entwicklungen werden die Ergebnisse der zitierten Rahmenprognosen in den kommenden Jahren möglicherweise deutlich von der tatsächlichen Entwicklung abweichen. Dem durch die Wirtschaftskrise veränderten Entwicklungsverlauf sollte unserer Ansicht nach mit ergänzenden Szenarienbetrachtungen Rechnung getragen werden. Einschätzung der aktuellen globalökonomischen Entwicklungen Seit dem Herbst 2008 ist mit der Finanzkrise global die Konjunktur ins Stocken geraten. Diese Entwicklung war im Erstellungszeitraum von LVP München 2007 nicht vorhersehbar. Dennoch sind aus heutiger Sicht alle in LVP München 2007 zu Grunde gelegten Wirtschaftsprognosen als von der Realität überholt anzusehen. Da die Entwicklung des BIP und der Beschäftigtenzahl in LVP München 2007 eine tragende Rolle im Modell zur Abschätzung der zukünftigen Nachfrage am Flugverkehrsmarkt spielt, ist anzunehmen, dass eine Integration aktuellster wirtschaftlicher Parameter zumindest mittelfristig zu deutlich abweichenden Ergebnissen führen würde. Analog gilt dies auch für die Entwicklung der Angebotsseite am Flugverkehrsmarkt. So zeigt sich momentan, dass viele Fluggesellschaften auf den von der Krise ausgelösten Nachfragerückgang kurzfristig mit Angebotsreduzierungen reagieren. So werden Mitarbeiter in Kurzarbeit überführt (vgl. Lufthansa3) bzw. entlassen (vgl. z.B. Jet Airways4). Gleichzeitig wird bereits die Zahl der 3 Deutsche Lufthansa AG, Konzernkommunikation 13.02.2009: http://konzern.lufthansa.com/de/html/presse/pressemeldungen/index.html?c=nachrichten/app/show/de/2009 /02/1686/HOM&s=0 4 Handelsblatt 15.10.2008: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-dienstleister/teures-kerosin-und-finanzkrise-druecken-usairlines-ins-minus;2063831 48 Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik Flüge reduziert, indem die Flugzeuge am Boden bleiben (vgl. BDF5). Es muss auch mit sinkender Investitionsbereitschaft und Stornierungen von Flugzeugbestellungen gerechnet werden (vgl. z.B. Air India6). Dennoch ist darauf hinzuweisen, dass der aktuelle Trendbruch im Bearbeitungszeitraum von LVP München 2007 nicht absehbar war. Somit stellt die veränderte wirtschaftliche Entwicklung die wissenschaftliche Qualität und die Konsistenz des Intraplan ConsultGutachtens zum Bearbeitungszeitpunkt nicht in Frage, wenngleich sich die zugrunde gelegten Rahmenannahmen gravierend verändert haben. Hier ist jedoch wichtig, dass einerseits die Sensitivitätsrechnungen als alleinige Absicherung der Prognose hinsichtlich der Akzeptanz der Ergebnisse in der Öffentlichkeit kaum ausreichen dürften und andererseits die Planfeststellungsbehörde gehalten ist, die Entwicklung bis zum Entscheidungszeitpunkt zu berücksichtigen, die Eingangsannahmen also im Wesentlichen die bis zum Erlass des Planfeststellungsbeschlusses geschehene tatsächliche Entwicklung wiedergeben müssen. Vor diesem Hintergrund empfehlen wir die Integration von Szenarien, anhand derer differenzierte Entwicklungspfade aufgezeigt werden können. Einschätzung weiterer relevanter Prognoseprämissen im Bereich Sozioökonomie Auf den Seiten 103/104 von LVP München 2007 werden die zentralen Annahmen im Bereich Wirtschaft und Gesellschaft zusammenfassend dargestellt und weitere relevante Annahmen aufgezählt. Wie oben bereits erläutert, gehen die meisten der hier aufgelisteten rein qualitativen Annahmen indirekt über die Variablen Bevölkerung, Erwerbstätige und Wirtschaft (Bruttowertschöpfung) in das Gesamtverkehrsmodell ein. Sie erklären und erläutern zum einen die angenommenen regionsspezifischen Entwicklungen und zum anderen wird hier auch erläutert, welche Annahmen nicht in der Prognose berücksichtigt werden. Die Annahme unterschiedlicher Entwicklungen der touristischen Kapazitäten in den Regionen geht direkt in die Zielwahl ein. Hierzu wird die Entwicklung der Beherbergungsangebote in den Regionen geschätzt. Weder im Gutachten noch im Supplement findet sich zur Herleitung dieser Schätzung ein Hinweis. Eine differenzierte Beurteilung dieser Annahme kann daher nicht erfolgen. Allerdings wird hierdurch lediglich die Zielwahl bei Urlaubsreisen beeinflusst, insofern wird dieser Annahme keine besondere Bedeutung für das Aufkommen am Flughafen München beigemessen und ein einfacher Schätzansatz für den Zuwachs an Beherbergungskapazitäten als ausreichend beurteilt. 5 Bundesverband der Deutschen Fluggesellschaften 03.02.2009: http://www.bdfaero.com/downloads/090203_PM_Passagierrueckgang_im_Januar.pdf 6 Dow Jones Newswires 20.11.2008: http://nachrichten.finanztreff.de/news_news,awert,neuemissionen,bwert,,id,28098231,quelle,,r,0,sektion,akti en.html Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik 4.2 49 Verkehrspolitische und ordnungspolitische Rahmenbedingungen Darstellung, Überprüfung und Einschätzung der Prognoseprämissen Auf den Seiten 104/105 von LVP München 2007 wird erläutert, dass eine generelle politische Stabilität für die wichtigsten Luftverkehrsmärkte und grundsätzlich gleichbleibende verkehrs- und ordnungspolitische Rahmenbedingungen vorausgesetzt wird. Dies entspricht einer Trendfortschreibung der bisherigen Entwicklung. Selbstverständlich sind in diesem Block andere Entwicklungen denkbar, als Stichwort sei hier eine mögliche generelle Verschlechterung internationaler Beziehungen genannt. Da es sich bei der zu beurteilenden Prognose nicht um eine Szenarienuntersuchung handelt, die in der Lage wäre, unterschiedliche Entwicklungspfade solcher Rahmenbedingungen zu berücksichtigen7, ist die Vorgehensweise, den Status quo fortzuschreiben, legitim. Im Intraplan Consult-Gutachten von 2004 sowie im Masterplan zur Entwicklung der Flughafeninfrastruktur (Intraplan Consult 2004) hat Intraplan Consult ausgeführt, dass temporäre Krisen wie nach dem 11. September keinen dauerhaften Einfluss auf langfristige Entwicklungstrends haben. Ob dies auch für die aktuelle Wirtschaftskrise gilt, wird erst in den nächsten Jahren deutlich und kann derzeit noch nicht abgeschätzt werden. Bezüglich der generellen Einschätzung von Sonderereignissen wird im Folgenden die Sichtweise der wichtigen internationalen Vereinigungen ICAO und IATA wiedergegeben. Die ICAO thematisiert in ihrer aktuellsten Rahmenprognose bis 2025 die globalen Krisen nur am Rande. Eine ältere ICAO-Prognose von 2004 behandelte das Thema aus Gründen der Aktualität eingehender und kam zu dem Schluss, dass die Sonderereignisse einzelne Regionen oder Segmente des Luftverkehrs stärker als andere betreffen. So haben die Anschläge des 11. September 2001 den Verkehr über den Nordatlantik besonders beeinträchtigt. Jedoch wurde auch hier schon erwartet, dass die Wachstumsraten wieder auf den Weltdurchschnitt ansteigen. Es zeigt sich in beiden Prognosen, dass der Luftverkehr primär in Zusammenhang mit der Entwicklung der Weltwirtschaft gesehen wird und Sonderereignisse eine überlagernde Wirkung haben, die vor allem auf Sicherheitsbedenken der Fluggäste zurückzuführen ist. „While the pattern of traffic growth over that period [1992-2002] was generally a reflection of economic conditions, the impacts of recent event-related developments on air travel demand (events of 11 September 2001, war in Iraq and the SARS outbreak) indicate that the air transport industry is sensitive to safety and security concerns and so-called fear and hassle factors which influence consumer confidence” (ICAO 2004, S.5). Während der genannten Sonderereignisse blieb die Weltwirtschaft auf Wachstumskurs, auch wenn dieser jeweils kurzzeitig gedämpft wurde, am deutlichsten in Folge der Asienkrise 1997/1998 auf 1,9% und im Jahr 2001 auf 2,3%, wobei eine Abschwächung des Weltwirtschaftswachstums bereits vor dem 11. September 2001 einsetzte. Weiter heißt es aktuell in ICAO 2007: „Despite severeral unforeseen events including the Asian economic crisis in the second half of 1997, the events of 11. September 2001, the war in Iraq and the SARS epidemic in 2003, actual passenger traffic growth [...] was very close to the most likly forecast, due in part of speedy recovery in 2004 and 2005.“ (ICAO 2007, S.41). Für den Fall, dass verschiedene Negativ-Ereignisse zeitlich zusammentreffen könnten, werden keine Aussagen gemacht. 7 wie beispielsweise das Szenarienprojekt CONSAVE 2050 der DLR oder die Long Term Forecast 2004 – 2025 von Eurocontrol 50 Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik Die IATA stellte in ihrer Fluggastprognose 2004-2008 (IATA 2004) fest, dass im Jahr 2004 zwar ein sehr hohes Wachstum stattfand, das den Einfluss der Ereignisse von 2001-2003 kompensierte, die Passagierzahl aber unter der Prognose blieb, die vor 2001 aufgrund des starken Trends in den 1990er Jahren gemacht wurde. Während 1990-2000 die Passagierzahlen im internationalen Luftverkehr durchschnittlich um 6,5% wuchsen, sank von 20012004 das durchschnittliche Wachstum auf 1,9%, im Jahr 2001 ist das Aufkommen sogar um 1% zurückgegangen. Für die Jahre 2004-2008 wurde ein Wachstum von durchschnittlich 6% pro Jahr erwartet (die Wachstumsrate nimmt jedoch von 2004 mit 11% als Nachholeffekt auf 4% bis 2008 ab). Das weltweite nationale Passagieraufkommen litt noch stärker unter den Jahren 2001-2003. Nach Wachstumsrückgängen in den Jahren 2001 (-2,33%) und 2002 (-1,17%) und einem leichten Zuwachs im Jahr 2003 (0,22%) wurde für das Jahr 2004 insgesamt mit 5,9% Wachstum und moderater werdenden Wachstumsraten in den folgenden Jahren gerechnet, allerdings mit deutlichen regionalen Unterschieden. Besonders hohe Passagiereinbrüche waren laut IATA im zahlenmäßig sehr bedeutenden nationalen Markt der USA zu beobachten, wo eine langsamere Erholung von den Krisenjahren erwartet wurde (IATA 2004, S.21). IATA hat mittlerweile eine aktualisierte Prognose bis 2013 veröffentlicht, die für die Fluggesellschaften im Jahr 2009 Verluste von 5 Mrd. $ vorhersagt, da ein Rückgang der Passagiere um 3% und der Luftfracht um 5% erwartet wird. Ab 2010 wird von einer leichten Erholung ausgegangen, jährliche Wachstumsraten von über 6% werden ab 2012 wieder erreicht (IATA Economic Briefing 12/2008). Nach einer Pressemeldung (Aerobrief 17.12.2008) hat Eurocontrol im November 2008 europaweit 7% weniger Flugbewegungen registriert. Destatis Zahlen zu den Passagierzahlen für das vierte Quartal 2008 bestätigen diese Entwicklung laut Pressemeldung8. Insgesamt kann die Annahme, dass einzelne globale politische Krisen und andere Sonderereignisse keinen dauerhaften Einfluss auf den langfristigen Entwicklungstrend im Luftverkehr haben, aufgrund der bisherigen Erfahrungen als plausibel und vertretbar eingeschätzt werden. Grundsätzlich sind auch langfristig wirksame Trendbrüche denkbar, die dazu führen, dass bisherige Entwicklungen und Erfahrungen nicht mehr unverändert fortgeschrieben werden können. Derartige Brüche sind jedoch nicht exakt vorhersehbar. Ob das Ausmaß der aktuellen wirtschaftlichen Krise ggf. verbunden mit weiteren Effekten oder andere Ereignisse in naher Zukunft zu einem langfristig wirksamen Trendbruch führen könnten, ist derzeit nicht seriös zu beurteilen. Ein Umgang mit dem Thema Unsicherheit in der Planung ist vor allem über Szenariobetrachtungen möglich. Die Annahmen zur Entwicklung der verkehrspolitischen und ordnungspolitischen Rahmenbedingungen fließen in die Bestimmungsgrößen Grenzwiderstand, Verkehrsangebot und Luftverkehrspreise ein. Der fortschreitende EU-Integrationsprozess wird direkt durch die Bestimmungsgröße Grenzwiderstand abgebildet. Sie bewirkt eine Umverteilung von Inlandsverkehr auf Kontinentalverkehr, beeinflusst also lediglich die Zielwahl, nicht das Verkehrsaufkommen. Sie beschreibt die Tatsache, dass Relationen zwischen Regionen im Inland stärker frequentiert sind als vergleichbare (ähnliche Distanz, ähnliche Attraktivität der Regionen) grenzüberschreitende Relationen. Der Grenzwiderstand wird bei Länderpaaren Deutschland – angrenzendes Ausland zum Ansatz gebracht. Für den Grenzwiderstand wird angenommen, dass mit dem fortschreitenden Abbau administrativer Grenzen (Europäische Integration) dieser Unterschied um 2-3% pro Jahr abnimmt. Dieser Wert wurde aus Zeitrei- 8 www.entity38.de/aerobrief/index.php?option=com_content&task=view&id=4479&Itemid=129 26.03.2009 Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik 51 henbetrachtungen abgeleitet. Vor dem Hintergrund, dass der grenzüberschreitende Verkehr generell stärker wächst als der innerdeutsche Verkehr (vgl. Tabelle 8), ist diese Annahme plausibel. Tabelle 8 Durchschnittliche Wachstumsraten des Passagieraufkommens an deutschen Flughäfen zwischen 2000 und 2008 im Vergleich verschiedener Relationen Linien- und Pauschalflugverkehr in Mio. Passagiere Gesamt Deutschland Europa Außereuropa 2000 141.996.916 43.116.599 74.111.907 24.768.410 2008 189.622.081 48.991.790 108.003.420 32.626.871 durchschnittl. Wachstum p.a. 2,3% 1,0% 2,9% 2,1% Quelle: Eigene Darstellung basierend auf ADV 2008 Sie wird beispielsweise auch durch Auswertungen des DLR bestätigt (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt Flughafenwesen und Luftverkehr 2005, S.22). Die genaue Überprüfung, wie die Faktoren abgeleitet wurden, ist nicht möglich, wird aber auch nicht als zwingend notwendig eingeschätzt (vgl. a.a.O. S.26). 4.3 Angebotsentwicklung Die Prognoseprämissen zur grundsätzlichen Entwicklung des Luftverkehrsmarktes, der Luftverkehrspreise und des Ausbaus der Verkehrsinfrastruktur (Flughäfen und Landverkehrsmittel) beeinflussen zum einen das Fluggastaufkommen, zum anderen sind sie Grundlage für die Erstellung und Anpassung des Netzmodells 2020. Die Angebotsentwicklung ist hinsichtlich der Flugpreisentwicklung und der Transportpreisentwicklung quantifiziert, alle anderen Prognoseannahmen sind qualitativ ausgeführt. Darstellung und Überprüfung der Prognoseprämisse Grundsätze der Luftverkehrsangebote Kapitel A4.2 (LVP München 2007) stellt die Annahmen zur grundsätzlichen Entwicklung der Luftverkehrsangebote dar. Laut Aussage des Gutachters Intraplan Consult wurden die Prognoseannahmen bezüglich der Luftverkehrsangebote aufbauend auf die langjährige Kenntnis des Luftverkehrsmarktes und Analyse der Flugangebote durch den Gutachter und in Abstimmung mit FMG entwickelt. Es wird angenommen, dass sich der Strukturwandel im Luftverkehr durch die weitere Globalisierung und Deregulierung im Luftverkehrsmarkt fortsetzt und durch drei wesentliche Tendenzen gekennzeichnet ist: Allianzen: weitere Konsolidierung der drei bestehenden Passagierallianzen (Star Alliance, Skyteam, Oneworld) und Entwicklung von Frachtallianzen, die sich weitgehend mit den Passagierallianzen decken. Weitere Expansion der Low-Cost-Angebote, dabei zunehmende Verwischung der Strukturen zwischen LCC und Touristik-Airlines und Abschmelzen der Preisdifferenz zwischen LCC und konventionellen Airlines. 52 Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik Erhöhte Bedeutung der interkontinentalen Direktverbindungen von großen deutschen Flughäfen. Studien wie die von Mercer Management Consulting (2002), prognostizieren für das Low Cost-Segment in Europa einen Marktanteil von 25% bis 33% am Passagierverkehr bis zum Jahr 2010. Heute wird ein Anteil von 19% konstatiert. Berster/Wilken (2005) vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt sehen auf lange Sicht sogar eine Steigerung des Marktanteils der Low Cost-Carrier im Kurz- und Mittelstreckenbereich auf 40% bis 50%. Innereuopäisch beträgt der Anteil der LCCs an den angebotenen Sitzplätzen bereits jetzt knapp 30% (International Air Transport Association 2006, S.14). Mercer, DLR sowie andere Studien9 gehen gleichzeitig von einer Konsolidierung des Low Cost Markts und einem Angleich der Luftverkehrspreise von LCC und konventionellen Carriern aus, was bereits heute zu beobachten ist. Mercer erwartet, dass sich der zukünftige Luftverkehrsmarkt in drei klare Segmente aufteilen wird: • die sich weiter konsolidierenden Allianzen um Air France/KLM, British Airways und Lufthansa, denen sich verstärkt auch regionale Luftverkehrsgesellschaften anschließen • einige Low Cost Carrier, die sich keiner Allianz anschließen • Charterverkehr, der innereuropäisch stark mit den LCC konkurriert und ausgewählte touristische Interkontinentalziele anfliegt Abbildung 10 Entwicklung der europäischen Airline-Industrie10 Quelle: Mercer Management Consulting 2002 9 vgl. beispielsweise Deutsche Flugsicherung (2004). Luftverkehr in Deutschland - Mobilitätsbericht 2004. 10 Die Studie ist zwar schon älter (2002), ist jedoch von ihren grundsätzlichen Aussagen her weiterhin zutreffend. Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik 53 Das Nebeneinander von Allianzen, die sich weiterhin auf das Hub and Spoke System stützen und Low Cost Carriern, die weiterhin primär Direktverbindungen anbieten, wird von internationalen Luftverkehrsexperten ebenso erwartet11. Die zwischenzeitlich durch unterschiedliche Strategien der Hersteller Boeing und Airbus gekennzeichnete Diskussion, ob der Hubausbau forciert wird oder verstärkt interkontinentale Direktverbindungen entstehen12, wird dadurch relativiert, dass nunmehr beide Hersteller mit ihrer Produktpalette sowohl große Flugzeuge für den Hubverkehr anbieten (Airbus: A380 bzw. Boeing: B747-8) als auch neue Typen entwickeln (Airbus: A350XWB bzw. Boeing: B787), mit denen auch interkontinentaler Direktverkehr ohne Hubs denkbar ist.13 Die Entscheidungen von Airbus für die Entwicklung der A350XWB14 als auch von Lufthansa für den Erwerb von 20 Maschinen des Typs B747-8 als launch customer für die Passagierversion15 sind ein weiteres Indiz, dass künftig von einer Parallelität von Hubsystem und direktem Interkont-Verkehr ausgegangen werden kann. Es ist also realistisch, dass künftig abhängig von den jeweiligen Relationen sowohl die Direktverbindungen als auch die Hubverkehre ausgebaut werden. Zudem kann davon ausgegangen werden, dass es im Zuge der Konsolidierung und weiteren Deregulierung des Luftverkehrsmarktes auch weiterhin zu Zusammenschlüssen und Übernahmen von Airlines kommt, wie es in jüngster Vergangenheit sowohl bei LCC als auch bei konventionellen Airlines der Fall war. Zusammenfassende Einschätzung der Prognoseprämisse Grundsätze der Luftverkehrsangebote Die Annahmen zur zukünftigen Struktur des Luftverkehrsmarktes wurden von Intraplan Consult aus langjähriger Kenntnis des Luftverkehrsmarktes und der Analyse der Flugangebote entwickelt. Durch die Recherche einschlägiger Quellen konnte diese Einschätzung bestätigt werden. Die Annahmen von Intraplan Consult haben die zum Erstellungszeitpunkt der Prognose wahrscheinliche zukünftige Marktentwicklung aus unserer Sicht umfassend und ausreichend treffend abgebildet. Wesentliche Trendbrüche, die zu einer Abweichung von der beschriebenen Entwicklung auf der Angebotsseite führen könnten, waren bei den Strategien der Luftverkehrsgesellschaften 11 Vgl. bspw. Gillen, D. and Morrison, W. G. (2005). Regulation, competition and network evolution in aviation. Journal of Air Transport Management 2005(11): S.161. 12 So erwartete Boeing noch in der Current Market Outlook 2005, dass sich in Zukunft die Direktverbindungen stärker entwickeln und daher der Anteil der Großraumflugzeuge sinkt: „While the share of 747 and larger airplanes will fall from 6 percent to 4 percent, the percentage of midsize twinaisle airplanes will increase from 18 percent to 22 percent. Twin-aisle airplanes allow airlines to economically fly the increased frequencies, city pairs, and nonstop flights requested by passengers.” Boeing (2005). Current Market Outlook 2005 - Demand for Commercial Airplanes. Airbus geht davon, aus, dass der Anteil der Großraumflüge bei 6% bleibt Airbus (2003). Global Market Forecast 2005 - 2023. Das wird damit begründet, dass auch weiterhin von einer dominanten Stellung des Hubssystems ausgegangen wird. Zudem wird erläutert, dass die Anzahl der direkt verbundenen Städtepaare seit einigen Jahren stagniert. Airbus (2003). Global Market Forecast 2005 - 2023. 13 Beispielsweise bezeichnen Qatar Airways diese Flugzeugtypen als „point to point aircrafts“, vgl. dazu: http://www.eads.net/1024/en/pressdb/archiv/2007/2007/All%20Press%20Releases%20of%20the%20Year %202007/20070626_airbus_qatar_acj.html 14 Pressemitteilung von Airbus 01.12.06: „A350 XWB Family receives industrial go-ahead” 15 von Lufthansa wurden im Dezember 2006 die ersten Flugzeuge diese Typs bestellt, die ab 2010 ausgeliefert werden sollen (Pressemitteilung Lufthansa 06.12.06: „Lufthansa erweitert und modernisiert Langstreckenflotte“) 54 Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik zum Zeitpunkt der Erstellung der Prognose nicht erkennbar. Weder in anderen Verkehrsmärkten, noch in anderen Ländern zeichnen sich Entwicklungen ab, die von ihrer Bedeutung dem Aufbau des Hub-Konzeptes, der Einführung des Low Cost-Konzeptes auch in Europa, der Liberalisierung sowie der Allianzbildung als den wichtigsten Veränderungsfaktoren in der Vergangenheit entsprechen. Dies bedeutet nicht, dass bis 2020 keinerlei weitere Veränderungen bzw. Innovationen bei der Angebotsgestaltung zu erwarten sind. In Hinblick auf die Prognose sind jedoch weitergehende Annahmen (d.h. Annahmen, die über die oben beschriebenen hinaus gehen) zu tiefgreifenden Veränderungen der Angebotsstrukturen derzeit nicht mit hinreichender Sicherheit zu rechtfertigen. Auch aufgrund der aktuellen Wirtschaftskrise lassen sich grundlegende, dauerhafte Restrukturierungen im Luftverkehrsmarkt nicht mit Sicherheit konstatieren. Zwar ist derzeit neben einem Rückgang der Gesamtzahl an Flugpassagieren eine Verschiebung der Fluggastzahlen von den Legacy-Carriern hin zu Low Cost-Carriern zu beobachten, doch ist dies voraussichtlich als temporärer Effekt zu beurteilen, der hauptsächlich auf die aktuell günstigen Preise für Kerosin zurückzuführen ist. Sobald die Kraftstoffpreise wieder steigen, ist aufgrund ihres höheren Anteils in der Kostenstruktur der Low Cost-Carrier gegenüber den Legacy Carriern damit zu rechnen, dass die Preise der Low Cost-Carrier stärker ansteigen. Dieser Kostennachteil dürfte zu Rückgewinnen von Passagieren bei den Legacy-Carriern führen. Eine viel diskutierte Veränderung der Angebotsstruktur ergibt sich durch die offensive Angebotspolitik der Airlines in den Golfstaaten und insbesondere durch den Ausbau des Flughafens Dubai. Von Intraplan Consult wurde diese Entwicklung in der vorliegenden Prognose im Netzmodell durch eine feiner differenzierte Einteilung der Verkehrszellen insbesondere auf dem indischen Subkontinent berücksichtigt (Interview 28.11.2006). Die dahinter stehende Einschätzung, dass Dubai aus Richtung Europa aufgrund der geographischen Lage nicht für alle Ziele weltweit und auch nicht für alle Ziele in Asien gleichermaßen eine umfangreiche Hubfunktion entwickeln wird, aber für bestimmte Zielgebiete in Asien (insbesondere Indien) eine wichtige Rolle mit Konsequenzen für die europäischen Hubs einnehmen kann, erscheint realistisch. Die sich verändernden Angebotsstrukturen durch die Airlines der Golfstaaten und durch den Ausbau des Flughafens Dubai sind in der Prognose sowohl von der Methodik als auch den Prämissen ausreichend berücksichtigt, auch wenn dies im Text nicht in entsprechendem Maße deutlich wird. Darstellung und Überprüfung der Prognoseprämisse Luftverkehrspreise Kapitel A4.3 (LVP München 2007) führt die Annahmen zur Entwicklung der Flugpreise aus. Die Flugpreise werden im Netzmodell nach Airlinetyp, Flughafen und Reisezweck differenziert angesetzt. Es wird in der Prognose nach einer Abwägung tendenziell preistreibender und tendenziell preissenkender Faktoren von real konstanten Flugpreisen ausgegangen. In die rein qualitative Abwägung fließen alle derzeit gängigen Argumente zur Entwicklung der Flugpreise ein. Auf Basis der Flugpreise der Netzgesellschaften in 2004 trifft Intraplan Consult folgende Annahmen für das Jahr 2020: • Netzgesellschaften real konstant • Netzgesellschaften in direkter Konkurrenz zu LCC –15% • LCC ab stadtnahen Flughäfen -25% • LCC ab peripheren Flughäfen -40% Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik 55 Der Ansatz von geringeren Flugpreisen der Low Cost Carrier gegenüber den Netzcarriern ist plausibel16, auch bezüglich der Unterscheidung von Flughafenarten. Die Größenordnung wird im Gutachten nicht genügend begründet, dürfte aber aus der Analyse derzeitiger Flugpreise/ Preisunterschiede abgeleitet sein (siehe Abbildung 11 und Abbildung 12 für eine vergleichende Betrachtung der Kostenstrukturen von Netzcarriern und LCCs und der Zusammensetzung der Preisunterschiede). Abbildung 11 Vergleichende Betrachtung der Kosten und Erlöse von Netzcarriern und LCCs (ASK= available seat KM) Quelle: International Air Transport Association 2006a: 6+7 Die angenommenen Preisunterschiede bezogen auf das Prognosejahr 2020 erscheinen aus unserer Sicht relativ hoch. In der Long-Term Forecast von Eurocontrol wird sogar davon ausgegangen, dass eine Unterscheidung zwischen LCCs und Netzcarriern bezüglich des Flugpreises von 2010 an nicht mehr relevant sein wird (European Organisation for the Safety of Air Navigation (Eurocontrol) 2004, S.13). Aus Mangel an Studien zur langfristigen Flugpreisentwicklung kann dies jedoch nicht abschließend beurteilt werden. Bezüglich der Entwicklung der absoluten Preise im Luftverkehr behilft sich Intraplan Consult mit der Annahme real konstanter Flugpreise auf dem Niveau des Jahres 2004, da international die Erlöse der Fluggesellschaften in den letzen Jahren kontinuierlich gesunken sind. Es wird davon ausgegangen, dass künftig zwar mit höheren Kraftstoffkosten gerechnet werden muss, diese Belastungen aber durch steigende Effizienz beim Flugbetrieb kompensiert werden. Die Annahme real konstanter Preise bedeutet, dass die Flugpreise sich konstant zum Gesamtpreisniveau entwickeln. Diese Prämisse ist unserer Einschätzung nach als sehr optimistisch einzustufen, wie im Nachfolgenden näher erläutert wird. 16 Intraplan verweist hierfür auf das ca. 20% niedrigere Preisniveau der South-West-Airlines im Vergleich zu Netzcarriern (LVP München 2007: S.109). Eine aktuelle Studie der IATA bestätigt, dass der Preisunterschied zwischen den Netzcarriern und den LCCs in den USA geringer ist als der in Europa (International Air Transport Association (2006). Airline Cost Performance). 56 Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik Abbildung 12 Zusammensetzung des Kostenunterschieds zwischen Netzcarriern und LCC Quelle: International Air Transport Association 2006a: 25 In Tabelle 8 und 9 werden die Entwicklungen der Flugpreise in Relation zur gesamten Preisentwicklung gesetzt. Die Betrachtung von 2005-2008 zeigt eine überproportionale Entwicklung der Luftverkehrspreise im Vergleich zur Gesamtpreisentwicklung. Tabelle 9 Preisentwicklung gesamt und im Luftpersonenverkehr in Deutschland, Preisindex auf Basis 2005 = 100 Jahr (2005 = 100) Luftpersonenverkehr in Deutschland Gesamtindex Deutschland 100,0 102,0 104,8 115,8 100,0 101,6 103,9 106,6 2005 2006 2007 2008 Quelle: Statistisches Bundesamt 2009 Im Gegensatz dazu war lange Zeit ein genereller Trend der real abnehmenden Flugpreise im internationalen Luftverkehrsmarkt zu erkennen (Abbildung 13) und wird auch in einem Report des United States Government Accountability Office hervorgehoben (GAO 2006, S.18ff). Hier heißt es, die durchschnittlichen realen Preise der Fluggesellschaften der USA für ein Hin- und Rückflugticket seien seit 1980 um 38% gefallen, wobei die Preise für Langstreckenflüge (über 1500 Meilen) mit 52% deutlich stärker gefallen seien als die für Kurzstreckenflüge (unter 250 Meilen) mit 13%. Es lässt sich in dieser Quelle jedoch auch erkennen, dass die Preise in den achtziger Jahren am stärksten gefallen sind und seit etwa 2000 eine Sättigung einzutreten scheint. Gleichzeitig muss aber davon ausgegangen wer- Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik 57 den, dass immer mehr Steuern und Gebühren direkt an den Fluggast weitergegeben werden und nicht mehr im Flugticket enthalten sind.17 Abbildung 13 Preisentwicklung der Fluggesellschaften Quelle: International Air Transport Association 2005, S.9 Bei Lufthansa lässt sich für die letzten Jahre eine schwankende Entwicklung der nominalen Erlöse erkennen (Lufthansa 2008). Auch der Verbraucherpreisindex im Luftverkehr (Personenverkehr) zeigt eine schwankende Preisentwicklung, die auf unterschiedlichen Relationen differiert, insgesamt allerdings eine Tendenz aufweist, die deutlich über der Steigerung des Gesamtpreisniveaus liegt (vgl. Tabelle 10). Dies wird in einer Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes vom 10. März 200918 bestätigt, wonach sich die nominalen Preise für private Individualreisen im Luftverkehr von 2007 bis 2008 um 10,3% verteuert haben. Diese Steigerung geht insbesondere auf gestiegene Kerosinzuschläge, zurück, wenngleich es für den Fluggast irrelevant ist, worauf die Preiserhöhung zurückzuführen ist. Die Pressemitteilung verdeutlicht weiterhin, dass die Preisentwicklung für Geschäfts- und Privatkunden sehr unterschiedlich ausfällt: „Wie die Preisstatistik des Statistischen Bundesamtes zeigt, haben zu der Verteuerung der Flugpreise für private Individualreisen im Jahr 2008 insbesondere gestiegene Kerosinzuschläge beigetragen. Entsprechend wirkte sich die Erhöhung der Zuschläge bei niedrigeren Ticketpreisen prozentual stärker aus als bei höheren Ticketpreisen. So stiegen die Preise für Economy-Class-Flüge im Durchschnitt um 10,9%, während die Business-Class-Flüge durchschnittlich um 5,8% teurer wurden. Die Zuwächse der Flugpreise unterscheiden sich auch nach den einzelnen Flugregionen: Für innerdeutsche Flüge erhöhten sich die Ticketpreise um 11,2% (Business-Class + 6,5% und Economy-Class + 12,5%) und im Flugver- 17 vgl. hierzu folgendes Statement „With more internet ticket purchases, increasing ticket price transparency and competition will maintain downward pressure on prices. However, ticket prices will be supplemented with more fees, surcharges, and taxes for security costs. For example, the 2003 excise tax on airline tickets was 22%, an 8% increase in a decade (National Public Radio 2003). Due to the high price elasticity for leisure travel, airlines pass these charges forward as surcharges to consumers, who ultimatley bear the burden of paying for increased security.” von Joy, J. N. (2005). Where are the airlines headed? Implications of airline industry structure and change for consumers. Journal of Consumer Affairs. 18 http://www.innovationsreport.de/html/berichte/statistiken/flugverkehr_2008_preise_steigen_10_3_ passagierzahlen_128918.html 26.03.09 58 Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik kehr zwischen Deutschland und Europa sogar um 14,3% (Business-Class + 4,9% und Economy-Class + 14,9%). Die Preise für interkontinentale Flüge stiegen im Vergleich zum Vorjahr dagegen mit 6,9% (Business-Class + 5,8% und Economy-Class + 7,2%) prozentual nicht so deutlich an.“ (Statistisches Bundesamt 10.03.2009). Tabelle 10 Jahr (2005 = 100) Verbraucherpreisindex Deutschland: Verbraucherpreisindex und Teilindex Luftverkehr (Personenverkehr) im Vergleich Luftverkehr (Teilindex des Verbraucherpreisindex für Deutschland, Normal- und Sondertarif) Individualreisen (Hin- und Rückflüge), Business Class und Economy zusammen Verbraucherpreisindex Deutschland Innerhalb Deutschlands Zwischen Deutschland und Europa Interkontinental insgesamt Afrika Amerika Asien / Australien 2005 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 2006 104,3 101,7 101,8 101,0 102,7 100,9 101,6 2007 114,6 106,1 102,4 98,7 103,4 102,0 103,9 2008 127,4 121,3 109,5 103,7 111,7 108,3 106,6 Quelle: Statistisches Bundesamt 2009 Den Anteil der Treibstoffkosten an den Flugpreisen beziffert Intraplan Consult auf 20% (vgl. LVP 2007. S.285). Bei konstanten Treibstoffkosten auf Basis des Jahres 2004 wird angenommen, dass bis zum Prognosehorizont von real konstantem Preisniveau gegenüber dem Jahr 2006 ausgegangen werden kann, da sich die Veränderungen der einzelnen Airlinebezogenen Kostenfaktoren (vgl. LVP 2007, S.285, Tab. B2-10) insgesamt weitestgehend neutralisieren werden. Den real konstanten Kerosinpreis leitet Intraplan aus dem „World Energy Outlook 2005“ (im Supplement aktualisiert auf 2006) ab. Im „World Energy Outlook 2008“ geht die IEA jedoch bereits von einer zeitnahen erheblichen Rohölverteuerung aus. Als Grund dafür wird angeführt, dass die globale Ölproduktion mit der wachsenden Nachfrage aufgrund mangelnder Investitionsbereitschaft nicht mithalten können wird. Der IEA Chef-Ökonom Faith Birol sagte dazu: „The era of cheap oil is over, although price volatility will remain” (Fatih Birol bei der Pressekonferenz zum World Energy Outlook 2008 am 12. November 2008 in London).19 In der Peak-Oil Diskussion20 werden Ölpreise auf sehr hohem Niveau bereits seit einiger Zeit für möglich gehalten. Mitte 2008 haben die extremen Ausschläge des Ölpreises nach oben ein deutliches Zeichen gesetzt, wonach die zunehmende Verknappung fossiler Brennstoffe zu Preisen auf bislang nie gekannten und oft als unrealistisch eingeschätzten Niveaus in der nahen Zukunft führen können (Abbildung 14). Der sehr starke Rückgang des Ölpreises nach den extremen Preisspitzen im Sommer 2008 darf daher nicht darüber hinwegtäuschen, dass künftig deutliche Preiszunahmen möglich sind. 19 http://www.iea.org/Textbase/speech/2008/Birol_WEO2008_PressConf.pdf 26.03.09 20 In einer Studie der Berenberg Bank und des Hamburger WeltWirtschafts Institut wird von einem vorläufigen Fördermaximum von 35-36 Mrd. Fass/Jahr irgendwann zwischen 2010 und 2015 ausgegangen, während der Bedarf bei real unveränderten Preisen allerdings auf über 45-50 Mrd. Fass/Jahr zunehmend wird. Spätestens dann wird eine starke Reaktion der bisher nur in Krisenzeiten zu beobachtenden preiselastischen Nachfrage erwartet (Berenberg Bank and Hamburgisches WeltWirtschafts Institut (2005). Strategie 2030 Energierohstoffe. Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik 59 Abbildung 14 Entwicklung des realen Ölpreises Quelle: EIA 2008 Insgesamt ist der zu erwartende Entwicklungspfad des Ölpreises jedoch mit großen Unsicherheiten behaftet, was sich auch in der großen Bandbreite vorliegender Prognosen widerspiegelt (Tabelle 11). Bei der Betrachtung der Prognosen ist zu beachten, dass diese von der realen Entwicklung im Sommer 2008 mit einem Rohölpreis von über 147,50 $/bbl zumeist deutlich überholt wurden. Die Abbildung 15 gibt nachfolgend die Entwicklung des Kerosinpreises wieder. Abbildung 15 Entwicklung des Kerosinpreises in Rotterdam (Jahresdurchschnitte bzw. Spot-Preis 10/2007) Quelle: Klophaus 2008 2030 2030 2025 2030 2030 2030 2020 Energy Information Administration: Annual energy outlook 2009 International Energy Agency (IEA): World Energy Outlook 2009 Institut für Mobilitätsforschung Berlin: Mobilität 2025; 2008 Wuppertal Institut: Bedeutung stark steigender Öl- und Gaspreise für den privaten und gewerblichen Verkehr in NRW; 2007 Energy Watch Group: Crude Oil- The Supply Outlook; 2007 Hamburger WeltWirtschaftsInstitut (HWWI): Energierohstoffe; 2005 Claudia Kemfert, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) im November 2007 in der Berliner Zeitung Quelle: eigene Darstellung nach den angegebenen Quellen 57,6 $ realer Preis, Basisjahr 2005 2030 61,6 - 72,9 $ reale Preise, Basisjahr 2004; 120-142 $ nominal 200-250 $ nominal kontinuierlicher, starker Anstieg 70- 130 $ reale Preise, Basisjahr 2006 120 $ realer Preis, Basisjahr 2007; 200 $ nominal 50 $ realer Preis, Basisjahr 2003; 75,2 $ nominal Angebot sinkt aus betriebswirtschaftlichen Gründen stetig Steigende Nachfrage, sinkende Produktion Angebot und Nachfrage entwickeln sich stark auseinander Zu geringe Investitionen führen zu Versorgungsengpässen Optimistische Annahmen zu den Marktreaktionen bei steigenden Preisen Vorgegebene Szenarien des Auftraggebers Globale Nachfrage steigt nur langsam Heutige Preisspitzen durch Extremereignisse; normale Preisentwicklung moderat Steigender Druck auf Rohstoffmärkten 35 $ realer Preis, Basisjahr 2000 2030 Organisation for economic cooperation and development (OECD): Economic Outlook No. 76; 2004 Europäische Kommission: European energy and transport; 2006 130 $ realer Preis, Basisjahr 2007 Zentrale Annahmen Prognosezeitraum Quelle Aktuelle Ölpreisprognosen Preisentwicklung pro Fass (bbl) Tabelle 11 60 Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik 61 Obwohl der Treibstoffpreis nur einen Anteil des Flugpreises ausmacht, verdeutlicht der Kerosinzuschlag, dass weiter steigende Treibstoffpreise auch direkt an die Fluggäste weitergegeben werden, sofern sie nicht über Fuel Hedging abgesichert sind. Seit Sommer 2008 ist die Einbeziehung aller in der EU startenden und landenden Flugzeuge in den Emissionshandel ab 2012 beschlossen. Eine Schätzung darüber, in welchem Maße sich die Ticketpreise dadurch verteuern werden, ist schwierig, da sich der Preis für Emissionsrechte frei am Markt bildet und demnach nur schwer vorhersehbar ist. Laut Bundesregierung wären Preisaufschläge von bis zu 40 Euro für Langstreckenflüge möglich (spiegel-online 26.06.2008)21. Intraplan Consult hat im Supplement diesbezüglich Sensitivitätsrechnungen durchgeführt. Zu diesem Zweck wurden die aus dem „Atmosfair-Modell“ abgeleiteten Kostenaufschläge je Flugstrecke in das Luftnetzmodell integriert (dieses Modell basiert auf rein freiwilligen Abgaben und ist global für keine Fluggesellschaft obligatorisch), die zu Verteuerungen von 2% (Business, Kurzstrecke) bis 12% (Privat, Langstrecke) im Modell führen. In Tab. B2-9 von LVP München 2007 sind die in das Modell integrierten Atmosfair-Aufschläge denen des DLR gegenübergestellt. Die von Intraplan Consult angenommenen Werte sind deutlich höher und stellen somit eine eher pessimistische Variante der Belastungen dar. Die Sensitivitätsrechnungen erscheinen aus unserer Sicht daher geeignet, um die unsichere Spannweite der zu erwartenden Verteuerungen möglichst umfassend abzuschätzen. Für die Luftverkehrsprognose ist der Flugpreis eine wichtige Bestimmungsgröße. Dies zeigen die von Brons (2001) zusammengestellten Preiselastizitäten, die einen Gesamtmittelwert von –1,146 angeben22. Dabei ist zu beachten, dass Geschäftsreisende generell weniger preissensibel sind als Privatreisende und dass die Preissensitivität je nach Relation sowie saisonal schwankt. Um der Diskussion um steigende Kosten (und damit Preisen) im Luftverkehr gerecht zu werden, wurden im Supplement Sensitivitätsrechnungen durchgeführt, die die tendenziell nachfragesenkenden Effekte steigender Kosten darstellen sollen. Dazu wurden zwei preistreibende Faktoren separat betrachtet: • Der bislang für 2020 fixierte Kerosinpreis wurde um 50% nach oben und unten variiert. • Neben dem schon einkalkulierten Emissionshandel wurden zusätzlich die in Anlehnung an Atmosfair kalkulierten Klimaaufschläge auf allen Relationen integriert. Bezüglich einer Steigerung des Kerosinpreises ist ein sehr geringer Effekt auf die Luftverkehrsnachfrage festzustellen (Tab B3-8). Intraplan Consult begründet dies damit, dass die Treibstoffkosten nur einen geringen Anteil an der Gesamtkostenstruktur der Airlines ausmachen und die Nachfrage auf steigende Preise relativ unelastisch reagiert. Zudem werden die Auswirkungen eines zusätzlichen Klimaaufschlages als gering eingeschätzt. Allerdings geht Intraplan Consult davon aus, dass der Effekt bei Langstreckenflügen (und damit beim Umsteigeverkehr) überproportional stark zum Tragen käme (vgl. dazu Tab B3-11) 21 http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,563520,00.html 22 Dies bedeutet, das bei 1% Steigerung des Preises, -1,146% Reduktion des Fluggastaufkommens zu erwarten ist. 62 Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik Zusammenfassende Einschätzung der Prognoseprämisse Luftverkehrspreise Zusammenfassend ist festzuhalten, dass die Beurteilung der Entwicklung der Flugpreise naturgemäß mit großen Unsicherheiten behaftet ist, da sie diversen Variablen unterliegt. Die Annahme der real konstanten Flugpreise ist eine starke Vereinfachung. Der Ansatz einer weiterhin fortbestehenden fallbezogenen Preisdifferenz zwischen Netzgesellschaften und Low Cost Carriern ist plausibel, ihre Größenordnung ist jedoch geschätzt und in LVP München 2007 nicht ausführlich hergeleitet; sie kann daher kaum beurteilt werden. Die Ölpreisentwicklung gehört zu den besonders unsicheren Einflussfaktoren für den Luftverkehr. Dieser Sachverhalt wird auch in den gängigen Luftverkehrsprognosen thematisiert. Die Zukunft betreffend werden aber bisher kaum Aussagen gewagt, vereinfachend wird bei Intraplan Consult mit einer gleichbleibenden Kostenstruktur gerechnet. In der Vergangenheit zeigte sich deutlich, dass der Ölpreis einen starken Einfluss auf die Kosten der Fluggesellschaften hat. In den 1990er Jahren lag der Treibstoff- und Ölpreis zwischen 10 und 15 Prozent der gesamten Betriebskosten der Linienfluggesellschaften (ICAO 2004, S.13). Gleichzeitig hat sich die Energieeffizienz seit der Ölkrise im Jahr 1979 verdoppelt, so dass die IATA davon ausgeht, dass derzeit erst ein Ölpreis von $160 zu einer ähnlichen Wirtschaftskrise wie der im Jahr 1981 führen würde (IATA 2004, S.3). Angaben von IATA zufolge lag der Anteil der Kerosinkosten in der Gesamtkostenstruktur des Flugverkehrs 2006 bei 26%, bei einem durchschnittlichen Ölpreis von 65,1$/bbl und stellte somit noch vor den Personalkosten den wichtigsten Kostenfaktor dar (IATA 2007). Die Diskussion um den Einfluss der Kerosinkosten wird in LVP München 2007 im Supplement eingehend geführt. Intraplan Consult weist ihren Anteil an den gesamten Betriebskosten von Fluggesellschaften weltweit mit 23% im Jahr 2005 aus (LVP München 2007, S.272). Es liegt auf der Hand, dass der Anteil der Kerosinkosten an den Betriebskosten zum Zeitpunkt der Ölpreisspitzen im Jahr 2008 bedeutend höher war, wenn nicht durch Fuel Hedging die Treibstoffpreise abgesichert waren. Diese Absicherung kann aber nur temporäre Preisspitzen absichern, bei langfristigen Kraftstoffverteuerungen müssen die Preissteigerungen in vollem Umfang hingenommen und damit in der Regel an die Passagiere weitergegeben werden. Zudem ist zu beachten, dass Öl- und Kerosinpreis zwar stark korrelieren (vgl. LVP München 2007, S.144), der Kerosinpreis aber die Summe von Herstellungs-, Transport- und Rohölkosten ist. Eine Verdopplung des Rohölpreises bei konstanten Transport- und Herstellungskosten hat deshalb keine Verdopplung des Kerosinpreises zur Folge. Die von Intraplan Consult zitierten Prognosen von EIA und IEA, die zum Erstellungszeitraum von LVP München 2007 vorlagen, wurden zwar durch die neuesten Veröffentlichungen vorgenannter Organisationen deutlich revidiert, dies war für die Intraplan ConsultGutachter jedoch nicht absehbar. Intraplan Consult verweist zu Recht auf die Bedeutung der Kerosinpreise für die Fluggesellschaften. Es ist plausibel, dass Steigerungen in diesem Kostensegment zum Großteil an die Passagiere weitergegeben werden. Demnach sollten aus heutiger Sicht bedeutend höhere Preispfade in das Prognosemodell integriert werden, um die möglichen Entwicklungen abbilden zu können. Die Sensitivitätsrechnungen im Supplement geben zwar eine Tendenz, die kalkulierten Preisaufschläge erscheinen aber zu gering, um ein vollständiges Bild für die Zukunft liefern zu können. Zur Absicherung der Prognoseergebnisse wäre es ratsam, auch die Auswirkungen extrem hoher, in der Vergangenheit bereits erreichter Ölpreise auf das Verkehrsmodell zu betrachten. Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik 63 Im Supplement wird auf die Bestrebungen der EU eingegangen, vom Flugverkehr induzierte externe Kosten dem Verursacher anzulasten, was voraussichtlich zu einer Verteuerung von Flügen führen würde. In LVP München 2007 wird dies auf die Ausweitung des Emissionshandels auf die Fluggesellschaften beschränkt, da diesbezügliche Planungen am weitesten fortgeschritten sind, während andere Kostenanlastungsmodelle noch fernab einer Realisierung sind. In Anlehnung an eine DLR-Beispielrechnung geht Intraplan Consult von einer Flugpreissteigerung von 1-3% aufgrund des Emissionshandels aus. Laut Tabelle A4-9 (S.111) wird eine derartige Rechtslage über den Preis am Markt abgebildet. Im Supplement wird darauf aufbauend zusätzlich ein Aufschlag nach der AtmosfairMethodik einkalkuliert. Auch wenn dies innerhalb der Sensitivitätsrechnungen noch nicht zu bedeutenden Verschiebungen führt, so ist dennoch zu beachten, dass diese Preisaufschläge bei Fernreisen wesentlich stärker ins Gewicht fallen als bei Kurzstrecken. Für HubFlughäfen (und damit für München) dürfte dieses Ergebnis durchaus von Bedeutung sein. Darstellung und Überprüfung der Prognoseprämissen Infrastruktur der Flughäfen und der Landverkehrsmittel In Kapitel A4.4 von LVP München 2007 werden die angenommenen Rahmenbedingungen bezüglich der Flughafen-Infrastruktur und der Konkurrenzsituation zwischen den Flughäfen erläutert. Für den Flughafen München wird Engpassfreiheit und der Status quo hinsichtlich der Nachtflugbedingungen für den Planungsfall unterstellt. Die Annahmen bezüglich der in 2020 vorhandenen Kapazitäten der anderen Flughäfen wurden zwischen den Planfällen nicht verändert und in die Netzmodelle integriert. Hier wird von Intraplan Consult davon ausgegangen, dass alle derzeit in Planung befindlichen Ausbaumaßnahmen relevanter Konkurrenzflughäfen bis 2020 realisiert werden. Durch eine eigene Auswertung der aktuellen Planungsstände bei den von Intraplan Consult als besonders relevant angesehenen Konkurrenzflughäfen (LVP München 2007, S.112) konnten die angenommenen Infrastrukturentwicklungen weitestgehend bestätigt werden (vgl. Anhang 5). Aufbauend auf den Annahmen zu den Kapazitäten der Flughäfen im Jahr 2020 wird die Entwicklung des Luftverkehrsangebots ausgewählter Flughäfen (Passagier- und Frachtverkehr) bestimmt. Dabei fließen einerseits die Prognoseprämissen bezüglich der generellen Entwicklung des Luftverkehrsmarktes und andererseits die langjährige Kenntnis des Luftverkehrsmarktes durch Intraplan Consult ein (LVP München 2007, Tabelle A4-10 und A411). Der weitere Ausbau von Dubai als Interkont-Hub der Emirates wurde ebenso in die Prognose eingestellt wie die Annahme, dass an keinem weiteren Flughafen in Südbayern in größerem Maße Linienverkehr stattfindet (zur Modifikation im Supplement s.u.). Aufbauend auf den Überlegungen zu den Luftverkehrsangeboten an einzelnen Flughäfen wird das Netzmodell für das Jahr 2020 entwickelt, wobei im ersten Lauf laut mündlicher Erläuterung von Intraplan Consult mit für die Konkurrenzflughäfen optimistischen Angeboten gearbeitet und in mehrfacher Iteration angepasst wurde. 64 Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik Im Supplement wurden die Annahmen dahingehend modifiziert, dass das Konversionsprojekt Memmingerberg mittlerweile in erheblichem Maße von LCC genutzt wird. Diese Verkehre schlagen sich als entsprechende Rückgänge am Flughafen München nieder. Intraplan Consult schätzt diesen Effekt langfristig auf bis zu 1 Mio. Passagiere (LVP München 2007, S.294). Seit 2008 wird Memmingerberg ebenso wie der Flughafen Zweibrücken auch in den Veröffentlichungen des Statistischen Bundesamtes aufgeführt. Für das Jahr 2008 wurden am Flughafen Memmingerberg bereits 7.883 Flugbewegungen registriert; insgesamt wurden 460.081 Passagiere befördert. Das Vorgehen ist aus unserer Sicht gerechtfertigt, da es die generellen Entwicklungen des Luftverkehrsmarktes und spezielle Entwicklungen an Einzelflughäfen zu einem Gesamtbild verdichtet. Dies ist ein qualitativer Prozess, der unter Berücksichtigung der Plausibilität der Entwicklung an einzelnen Flughäfen ein Angebotsszenario 2020 schafft. Der Rückgriff auf sich abzeichnende Entwicklungen und konkrete Planungen und deren Fortschreiben in die Zukunft ist geeignet, um ein wahrscheinliches Angebotsszenario 2020 zu generieren. Eine detailliertere Beschreibung der Erstellung und Anpassung des Netzmodells wäre allerdings für die Transparenz des Gutachtens wünschenswert gewesen. Selbstverständlich ist es ebenso denkbar, dass einzelne Ausbauvorhaben scheitern oder Flughäfen im Jahr 2020 eine andere als die durch Intraplan Consult angenommene Funktion einnehmen, dies hätte jedoch nur anhand einer Szenarienbetrachtung (wie sie von Intraplan Consult für die Initiative Luftverkehr durchgeführt wurde) untersucht werden können. Für die Verteilung der Luftverkehrsnachfrage auf die Flughäfen sind die Annahmen zur Infrastrukturentwicklung der Flughäfen zentral. Für das Aufkommen des Flughafens München wirken sich optimistische Annahmen zur Infrastrukturentwicklung an anderen Flughäfen tendenziell mindernd aus. Insofern wird hierdurch eine für den Flughafen München eher konservative Einschätzung des Marktanteils vorgenommen. Darüber hinaus ist zu beachten, dass Eurocontrol im Jahr 2025 von einem höher liegenden Bedarf an Flugbewegungen ausgeht, als es das europäische Flughafensystem unter Berücksichtigung der im Jahr 2004 bekannten Kapazitätserweiterungen einzelner Flughäfen aufnehmen kann23. Demnach ist also zu erwarten, dass besonders die an den großen Hubs angebotenen Kapazitäten auch nachgefragt werden. Allerdings bleibt in LVP München 2007 die Frage offen, wie sich die fast gleichzeitigen Ausbauvorhaben der Flughäfen Frankfurt Main, München und Berlin Brandenburg International auswirken. Hierzu gibt es bisher keine bekannte flughafenübergreifende Abstimmung. Intraplan Consult geht davon aus, dass sich die angebotenen zusätzlichen Slots erst nach und nach füllen und ggf. auch nur schrittweise durch den Flugplankoordinator bereitgestellt werden (Interview 28.11.2006). 23 vergleiche European Organistation for the Safety of Air Navigation (Eurocontrol) (2004a). Challenges to Growth. Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik 65 In Kapitel A4.5 werden die Annahmen bezüglich der Infrastrukturentwicklung im Landverkehr dargestellt. Für das Jahr 2020 wird angenommen, dass die im Bundesverkehrswegeplan 2003 genannten Maßnahmen verwirklicht sind, die aus heutiger Sicht nicht mehr zur Disposition stehen (im BVWP als „vordringlicher Bedarf“ definiert). Diese sind laut LVP München 2007 (S.116ff): Im Schienenverkehr: • Magnetschwebebahn München Hauptbahnhof- Flughafen • Ringschluss Erding und Neufahrner Kurve • NBS Stuttgart- Ulm • ABS/NBS München- Ingolstadt- Nürnberg • Bau der zweiten S-Bahn-Stammstrecke Im Straßenverkehr: • A94 München- Simbach • B15n Landshut- Regensburg • Ausbau A8 und Autobahnring A99 • Aktionsprogramm Straßenerschließung Flughafen München Die Erfahrung mit bisherigen Bundsverkehrswegeplänen zeigt, dass oft aufgrund finanzieller Engpässe viele Projekte nicht im ursprünglich vorgesehenen Zeitrahmen realisiert wurden. Andererseits wird im Rahmen der aktuellen Konjunkturprogramme des Bundes verstärkt in Verkehrsinfrastruktur investiert. Aufgrund gestiegener Kostenprognosen verständigten sich Vertreter von Bund und Land am 27. März 2008 darauf, das Magnetschwebebahnprojekt nicht zu realisieren. Dies wurde durch die Rücknahme des Antrags auf Planfeststellung durch den Vorhabenträger DB Magnetbahn GmbH am 14. April 2008 formalisiert (vgl. Anhang 6). Da der Zeithorizont von LVP München 2007 mit 2020 fünf Jahre über dem Planungshorizont der Bundesverkehrswegeplanung (2015) liegt und somit ein Übertrag von bis dahin nicht realisierten Projekten in den folgenden Bundesverkehrswegeplan möglich ist, kann die vereinfachende Annahme, dass alle übrigen Projekte 2020 realisiert sind, zwar als optimistisch, gleichwohl aber als generell plausibel bezeichnet werden. Bezüglich der Preise im Eisenbahn- und Straßenverkehr sowie der Parkgebühren am Flughafen München wurde das heutige Preisniveau in real konstanten Preisen angenommen. Dies stellt, wie auch die Annahme real konstanter Luftverkehrspreise, eine Vereinfachung dar. Die preisliche Konkurrenzsituation zwischen Luft- und Landverkehr im Kurzstreckenbereich wird so als konstant angenommen. Die folgende Tabelle 12 zeigt die Entwicklung des Verbraucherpreisindexes im Eisenbahnverkehr. Demnach verlief die Entwicklung im Zeitraum 2005 bis 2008 überproportional gegenüber dem Gesamtindex, liegt aber 2,7 Punkte unter der des Luftverkehrs (vgl. dazu Tabelle 8). 66 Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik Tabelle 12 Jahr (2005 = 100) 2005 2006 2007 2008 Entwicklung der Preise im Eisenbahnverkehr Eisenbahnverkehr (Teilindex des VerbrauGesamtindex cherpreisindex für Deutschland) Deutschland Insgesamt Nahverkehr Fernverkehr 100 103,2 108,8 112,8 100 102,8 109,6 113,2 100 103,5 108,6 112,9 100 101,6 103,9 106,6 Quelle: Statistisches Bundesamt 2009 Die Annahmen zur Infrastrukturentwicklung und zur Preisentwicklung im Straßen- und Schienenverkehr sind für die Gesamtergebnisse der Luftverkehrsprognose von eher untergeordneter Bedeutung. Dennoch bewirken sie Verschiebungen des Modal-Split zwischen Luft- und Landverkehr im Kurzstreckenbereich und beeinflussen über veränderte Flughafenerreichbarkeiten besonders im Schienenfernverkehr die Flughafenwahl. Die ursprünglich geplante Magnetschwebebahn vom Münchener Hauptbahnhof zum Münchner Flughafen hat aber aus unserer Sicht nur bezüglich der Bahnerreichbarkeit des Münchner Flughafens im Einzugsgebiet für das Originäraufkommen eine Relevanz, eine Reduzierung von Zubringerflügen zu Interkontinentalflügen dürfte dadurch kaum zu erwarten sein, so dass eine Realisierung dieses Projektes bezogen auf das Gesamtergebnis für München als wenig bedeutsam eingestuft wird (s.u.). Im Vergleich zur Prognose von 2004 geht Intraplan Consult mittlerweile von einem wesentlich geringeren Anteil der Verlagerung von Kurzstreckenflügen auf die Bahn aus, was für das Gesamtergebnis der Prognose ein ca. 2% höheres Passagieraufkommen ausmachen dürfte24. Dies schlägt sich in einem deutlich höheren Anteil des Transferaufkommens von 52% im Vergleich zur Prognose von 2004 (45%) nieder. Die veränderte Annahme beruht laut Aussage von Intraplan Consult darauf, dass bezüglich des Memorandum of Understanding zur Verlagerung von Kurzstreckenflügen auf die Bahn zwischen Lufthansa, Fraport und der DB AG eine gewisse Ernüchterung herrscht (Interview 28.11.2006). Beurteilung der Prognoseprämissen Infrastruktur der Flughäfen und der Landverkehrsmittel Für die Infrastrukturentwicklung im Luftverkehr wird angenommen, dass in Planung befindliche Maßnahmen umgesetzt werden. Dabei werden auch für den Flughafen München relevante Konkurrenzflughäfen im Ausland (wie etwa Dubai) berücksichtigt. Für den Landverkehr wird angenommen, dass in der Planung weit fortgeschrittene Maßnahmen zur Anbindung des Flughafens München und Maßnahmen des vordringlichen Bedarfs des BVWP umgesetzt werden. Vor dem Hintergrund, dass im Rahmen der Prognose für einen Einzelflughafen nicht die Realisierbarkeit jedes einzelnen relevanten Infrastrukturprojekts in Frage gestellt werden kann, halten wir diese vereinfachende Annahme für gerechtfertigt. 24 Vergleiche dazu die Ausführungen in G8 2004, S. 267. Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik 67 Die Annahmen fließen in die Konstruktion des Netzmodells ein. Dieser komplexe Modellschritt berücksichtigt die Entwicklung des Luftverkehrsangebots an den einzelnen Flughäfen und wurde basierend auf der umfassenden Kenntnis des Luftverkehrsmarktes durch Intraplan Consult umgesetzt. Durch den Gutachter erfolgte dabei eine umfassende Auseinandersetzung mit der derzeitigen und zukünftigen Stellung einzelner Flughäfen im Luftverkehrssystem. Das Netzmodell bzw. der sich daraus ergebende Prognoseflugplan ist in LVP München 2007 nur für München selbst beispielhaft dargestellt und kann daher nicht auf Plausibilität hin eingeschätzt werden. Die Annahmen zur Entwicklung des Luft- und Landverkehrssystems sind insofern sehr bedeutend für die Prognose, da sie bestimmen, welcher Marktanteil der Nachfrage an einzelnen Flughäfen unter Kapazitätsgesichtspunkten abgewickelt werden kann. Von geringerer Bedeutung hinsichtlich des Luftverkehrsaufkommens, bei zugleich höherer Bedeutung für das Verhältnis von Transfer- und Originärpassagieren sind die Annahmen zu den Landverkehrssystemen. Im Interview vom 25.03.2009 unterstrich der Gutachter, dass die Bedeutung des Schienenverkehrs als Zubringer des Flughafens München deshalb von sehr geringer Relevanz ist, weil keine direkte Bahnanbindung vorhanden ist. Selbst im Fall der Realisierung des Magnetschwebebahnvorhabens und den dadurch erzielten Reisezeitgewinnen wäre zwar ein erweitertes Einzugsgebiet für das Originäraufkommen anzunehmen und auch auf den Destinationen von Stuttgart und Zürich nach München wäre eine teilweise Verlagerung der Zubringerverkehre auf die Bahn zu erwarten. Da diese Passagiere dann jedoch als Originärpassagiere am Flughafen nur einmal (Transferpassagiere werden doppelt gezählt) erfasst werden, würde dadurch das Gesamtpassagieraufkommen statistisch sinken. Da die Attraktivität aller Alternativen (z.B. eine Express-Verbindung) zur Magnetschwebebahn in Bezug auf die Reisezeit geringer ist, ist mit einer maßgeblichen Verlagerung von Transferpassagieren auf die Schiene nicht zu rechnen. Die Nichtrealisierung der Magnetschwebebahnverbindung stellt somit aus Sicht der Gutachter keinen signifikanten Einfluss auf das Prognoseergebnis von LVP München 2007 dar. 4.4 Zusammenfassende Einschätzung der Prognoseprämissen Die Prognoseprämissen umfassen ein Set von quantitativen, qualitativen und erklärenden Annahmen zur zukünftigen Entwicklung von Gesellschaft und Wirtschaft in den Quell- und Zielregionen. Dabei werden nachfrage- und angebotsbestimmende Prämissen des Luftund Landverkehrs unterschieden. Aus Sicht der TUHH wurden von Intraplan Consult die wichtigen Determinanten der Entwicklung des Luftverkehrsaufkommens berücksichtigt und in die Prognose eingestellt. Vor dem Hintergrund der verfügbaren Datengrundlagen, die in der Regel eine ausreichende Aktualität vorweisen, und ausgewählten Studien zum Luftverkehrsmarkt werden die Prognoseprämissen insgesamt als plausibel eingeschätzt. Für die Einschätzung der nachfragebestimmenden Prognoseprämissen wurde von Intraplan Consult, wo möglich, auf Prognosen einschlägiger anerkannter Institutionen zurückgegriffen. Aktuellere Prognosen liegen für einzelne Regionen vor, aber ein Rückgriff auf diverse regionale Prognosen wäre in Bezug auf die Verwendung konsistenter Datengrundlagen problematisch, da die Prognoseannahmen in unterschiedlichen Prognosen in der Regel differieren, was von Intraplan Consult zu Recht ausgeführt wurde. Neben dem Rückgriff auf quantitative Prognosen werden von Intraplan Consult qualitative Begründungszusammenhänge angeführt, welche die direkt in das Prognosemodell einfließenden quantitativen Annahmen unterstützen und erläutern. Dies ist ein in Prognosen üblicherweise eingesetztes Verfahren. 68 Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik Die Einschätzung der angebotsbestimmenden Prämissen erfolgte unter Berücksichtigung existierender Planungen zum Infrastrukturausbau im Luft- und Landverkehr, zu erwartender Entwicklungen bezüglich der politischen und verkehrspolitischen Rahmenbedingungen und basierend auf einer umfangreichen Analyse und Kenntnis des Luft- und Landverkehrsmarktes durch den Gutachter Intraplan Consult. Die angebotsbestimmenden Annahmen von Intraplan Consult bilden nach unserer Einschätzung die zum Prognosezeitpunkt wahrscheinlichste zukünftige Marktentwicklung sowie das Luftverkehrsangebot treffend und ausreichend umfassend ab. Bezüglich der Entwicklung der Flug- und Transportpreise wurde sehr vereinfachend von real konstanten Preisen auf Basis des Jahres 2004 ausgegangen. Hier wäre eine tragfähigere Prognosebasis wünschenswert gewesen. Zusammenfassend sind in Hinblick auf die Prognoseprämissen folgende Aspekte jedoch problematisch: Die Herleitung und Begründung der einzelnen Prämissen ist nicht immer ohne weiteres nachvollziehbar und hätte zum Teil ausführlicher ausfallen können, besonders bezüglich der zentralen Annahmen zur Entwicklung der Bruttowertschöpfung und der Flugpreise. Die Bruttowertschöpfung, deren Entwicklung in LVP München 2007 auch aus Sicht des Jahres 2007 als optimistisch angenommen wurde, ist die wichtigste Bestimmungsgröße mit der höchsten Sensitivität für die Nachfrageermittlung. In den zurückliegenden Monaten zeichnete sich infolge der Finanzkrise entgegen aller o.g. Prognosen eine negative Entwicklung bezüglich der globalen Bruttowertschöpfung ab. Auch der Ölpreis verfiel nach den Preisspitzen im Jahr 2008 auf ein Niveau von etwa 50$/bbl. Dies macht deutlich, dass sich die Annahme konstanter Wachstumsraten der Bruttowertschöpfung sowie die Prämisse eines real konstanten Rohöl- und Kerosinpreises (Preisstand 2004, siehe Tab. A4-9) in der Realität als nicht zutreffend erwiesen hat. Handlungsempfehlungen Für folgende Punkte ist zur besseren Nachvollziehbarkeit eine ausführlichere Dokumentation wünschenswert, aber nicht zwingend notwendig, da der Einfluss auf das Ergebnis gering ist: Ableitung des GDP-Wachstums für Auslandsregionen und Anpassung unplausibler Werte aus den Originalquellen; Annahmen zur Entwicklung der touristischen Kapazitäten sowie Begründung der Abnahme der Intermodalität. Für folgende Punkte sind Szenariobetrachtungen angemessen: Bruttowertschöpfung als zentrale Bestimmungsgröße sowie für deutlich ausschlagende Gesamtflugpreisentwicklungen als im Supplement angenommen. Die LVP München 2007 ist insgesamt methodisch als angemessen und plausibel zu bewerten. Die genannten Empfehlungen zu den Prognoseprämissen würden jedoch zu einer größeren Sicherheit in Hinblick auf die Größenordnung der Prognose führen. Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik 5 Beurteilung der Flugbewegungen, des Flugzeugmixes und der Verkehrsspitzen 5.1 Flugbewegungen 69 Das prognostizierte Flugbewegungsaufkommen ist ein unmittelbares Ergebnis der Passagier- und Frachtprognose und der damit jeweils verbundenen Bestimmungsfaktoren. Die Flugbewegungen ergeben sich aus dem iterativ an die Nachfrage (Passagiere und Fracht) angepassten Netzmodell. Die iterative Umlegung der Nachfrage auf ein Verkehrsnetz, welches zwischen den Iterationsläufen angepasst wird, um ein Gleichgewicht zwischen Nachfrage und Angebot herzustellen, ist ein übliches Vorgehen in der Verkehrsmodellierung. Das Netzmodell im ersten Lauf entspricht einer Setzung des Flugangebots einzelner Flughäfen im Jahr 2020 durch Intraplan Consult. Diese Setzung basiert auf einer detaillierten Analyse der derzeitigen Angebotssituation und deren Fortschreibung unter Berücksichtigung erwarteter Nachfrage-, Angebots- und Infrastrukturentwicklungen (vgl. die relevanten Prognoseprämissen). Die Anpassung des Netzmodells erfolgt in einem manuellen Prozess durch die streckenbezogene Anpassung der Flugangebote (Flugpaare je Woche) am Flughafen München und an relevanten Konkurrenzflughäfen sowie durch den Einsatz anderer Flugzeugtypen auf zu schwach oder zu stark ausgelasteten Strecken. Für das Streichen oder Hinzufügen von Verbindungen müssen Auslastungswerte zu Grunde gelegt werden, die jedoch in LVP München 2007 nicht dokumentiert sind. Im Interview mit Intraplan Consult vom 25.03.2009 wurde ergänzend erläutert, dass keine einheitlichen Sitzlade- bzw. Nutzlastfaktoren im Verkehrsmodell angesetzt wurden, anhand derer die Anpassung des Flugangebotes automatisiert würde. Stattdessen wird dies von Intraplan Consult händisch je nach Relation und anhand von langjährigen Erfahrungswerten fallspezifisch entschieden und in der Tabelle A5-7 (LPV München 2007, S.142) dargestellt. Für den zukünftigen Flugzeugmix in der engpassfreien Prognose erwartet Intraplan Consult aufgrund überproportionaler Steigerungsraten im Interkontinentalverkehr und im Frachtverkehr einen Anteil der Großraumjets von 12,8%. Flugzeuge der mittleren Kategorie bedienen mit einem Anteil von 44,7% die aufkommensstarken Strecken in Deutschland und in Europa. Auf die übrigen kleinen Flugzeuge entfallen künftig 42,5%. Bei der Fracht wird sich der Anteil der Nurfrachter auf 43,0% belaufen, 57% entfallen auf Beiladekapazitäten. Aus unserer Sicht ist dieses Vorgehen angemessen und im Ergebnis weitaus näher an der Realität, als es ein Verkehrsmodell automatisiert leisten könnte. Damit verbunden sind jedoch erhebliche Freiheitsgrade des Gutachters, ein großer Einfluss auf das Ergebnis und ein deutlicher Transparenzverlust. Dennoch erscheint es uns unangemessen, jede Einzelentscheidung zu dokumentieren. Hier wäre es stattdessen hilfreich gewesen, Ergebnisse exemplarisch aufzubereiten. Die Plausibilität der Ergebnisse lässt sich exemplarisch an der Entscheidung der Lufthansa nachvollziehen, ihre A380-Flotte in Frankfurt zu stationieren, wo zu diesem Zweck eigens eine neue Wartungshalle eröffnet wurde, die strategisch bis zum Jahr 2015 zur größten Flugzeughalle Europas ausgebaut werden soll (vgl. Lufthansa 2008, S.2). Aufgrund des in Frankfurt größeren Anteils an Originärpassagieren ist zu erwarten, dass die großen Flugzeugtypen generell auch in Zukunft vornehmlich den Hub Frankfurt bedienen, wenngleich ihr Anteil in München sich auf niedrigem Niveau verdoppelt. Da die Bellykapazitäten der in München in großem Umfang operierenden mittleren Jets geringer sind, ist die Einschätzung von Intraplan Consult, dass aufgrund von Nachfrageüberhängen im Frachtbereich zukünftig 70 Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik der Nurfrachteranteil steigen wird, zumindest für die Zeit nach der Wirtschaftskrise plausibel. Zusammenfassend kommen wir zu der Auffassung, dass die Prognose der Flugbewegungen plausibel ist, selbst wenn der Prozess der Erstellung und Anpassung des Netzmodells in LVP München 2007 kaum dargestellt und nachvollziehbar ist. Dieser Modellschritt hätte in seiner Vorgehensweise etwa durch Darstellung und Erläuterung exemplarischer Teilergebnisse an Nachvollziehbarkeit gewinnen können. Unsere Einschätzung beruht deshalb primär auf dem vertiefenden Gespräch mit den Gutachtern am 25.03.2009 und den ergänzenden Erläuterungen zur Prognose Frankfurt Main (Intraplan Consult 2007b). Die Fluggesellschaft Lufthansa mit ihren Partnern der Star Aliance besitzt in München eine hohe Bedeutung. Zahlenmäßig wurde diese von Intraplan Consult nicht explizit ausgewiesen. Insgesamt ergibt sich bei der zukünftigen Entwicklung eine potenzielle Abhängigkeit von deren Unternehmensentscheidungen (z.B. in Hinblick auf die künftige Hubstrategie). Individuelle Unternehmensentscheidungen können jedoch im Rahmen einer Prognose kaum abgebildet werden. 5.2 Verkehrsspitzen In Kapitel A6 und ergänzend im Supplement (Kapitel B5.3) von LVP München 2007 erfolgt die Prognose der Verkehrsspitzen, über die wiederum die notwendige Stundenleistungsfähigkeit ermittelt wird. Ausgehend vom prognostizierten Aufkommen an Passagieren und Flugbewegungen wird der typische Spitzentag und die typische Spitzenstunde (die 30.stärksten Werte des Jahres) ermittelt. Dies erfolgt durch eine Analyse der vergangenen Entwicklung des Anteils der Verkehrsspitzenstunde am Jahresaufkommen des Flughafens München, die zeigt, dass die Anteile im Zeitverlauf abgenommen haben. Zudem erfolgt eine vergleichende Analyse dieser Anteile an ausgewählten Vergleichsflughäfen, die zeigt, dass der Anteil der Verkehrsspitzen am Jahresaufkommen bei höheren Jahresaufkommen tendenziell sinkt. Für Hubs ist generell von einem geringeren Anteil der Verkehrsspitzen am Jahresaufkommen auszugehen. Zudem zeigen die Ausführungen von Intraplan Consult, dass bei kapazitätsbeengten Flughäfen der Anteil der Verkehrsspitzen am Jahresaufkommen tendenziell sinkt. Aus den oben kurz beschriebenen Überlegungen heraus werden in LVP München 2007 für die Prognosejahre und die Zwischenjahre die Anteile der Verkehrsspitzen am Jahresaufkommen geschätzt. Es wird davon ausgegangen, dass sich der Trend eines in Abhängigkeit vom Jahresbewegungsaufkommen sinkenden Spitzenstundenanteils weiter fortsetzen wird, wenn auch in München die durch extreme Kapazitätsengpässe bedingten Niedrigstwerte von Frankfurt und London nicht erreicht werden. Intraplan Consult begründet die Setzung der Spitzenstundenanteile für die Jahre 2010, 2015 und 2020 in der engpassfreien Prognose mit einem Abgleich typischer Spitzenstundenanteile an ausgewählten europäischen Flughäfen. Bei der Ermittlung der erforderlichen planbaren Starts und Landungen (Koordinationseckwert) wird davon ausgegangen, dass in den typischen Spitzenstunden die planbaren Kapazitäten um etwa 10% überschritten werden. Auch dies wird von Intraplan Consult durch Auswertungen der bestehenden Verhältnisse an ausgewählten Flughäfen untermauert (LVP München 2007, S. 347). Die in diesem Teil des Gutachtens dargestellten Analysen, Annahmen und Prognosen sind insgesamt nachvollziehbar und plausibel. Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik 6 71 Überblick über die Ergebnisse der Luftverkehrsprognose Nachstehend sind die wichtigsten Ergebnisse (Passagieraufkommen, Fracht/PostAufkommen und Flugbewegungsaufkommen) der Luftverkehrsprognose im Überblick dargestellt. Anschließend werden die Aufkommenseckwerte anhand der bisherigen Entwicklung am Flughafen München auf ihre Plausibilität hin eingeschätzt. Die Ergebnisse ergeben sich aus dem methodischen Vorgehen und den eingestellten Eingangsdaten. Da die Ergebnisse des Supplements auf den Intraplan Consult zum Erstellungszeitraum aktuellsten vorliegenden Prognoseprämissen basieren, beschränkt sich die nachfolgende Beurteilung auf die Ergebnisse des Teils B. Ergebnisse von Intraplan Consult zum Passagieraufkommen Für die „engpassfreie Prognose“ ermittelt Intraplan Consult ein Aufkommen von 57,3 Mio. Passagieren, von denen 45% Umsteiger sind. Bei einem durchschnittlichen Wachstum des gesamten Passagieraufkommens von 4,5% pro Jahr wächst der Originärverkehr mit 3,2% unterdurchschnittlich und der Umsteigeverkehr mit 6,6% überdurchschnittlich. Im Prognosenullfall erhöht sich das Passagieraufkommen bis zum Prognosehorizont lediglich auf 42,8 Mio. Passagiere. Dies entspricht einem jährlichen Wachstum von 2,1%. Demnach werden 14,5 Mio. Passagiere (also 25,3%) auf andere Flughäfen verdrängt. Im Prognosenullfall sinkt die Attraktivität des Flughafens München als Hub im Vergleich zu bspw. Frankfurt, Wien oder Zürich, was sich in einem deutlichen Verlust an Umsteigeverkehr auswirkt. Dies ist vor allem für Reisen auf Interkontinentalverbindungen von Bedeutung (vgl. LVP München 2007, S.157ff), weshalb der Umsteigeranteil für diesen Planfall nur auf 30% geschätzt wird (vgl. Abb. 16): Abbildung 16 Entwicklung und Prognose des Passagieraufkommens am Flughafen München, Teil B 60 57,3 50 Mio. Passagiere 42,8 40 31,6 30 29,7 25,5 20 13,0 10 0 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018 Jahr reale Entwicklung gesamt reale Entwicklung Originärverkehr reale Entwicklung Umsteigeverkehr engpassfrei gesamt engpassfrei Originärverkehr engpassfrei Umsteigeverkehr Prognosenullfall gesamt Prognosenullfall Originärverkehr Prognosenullfall Umsteigeverkehr Quelle: Eigene Darstellung basierend auf LVP München 2007 und ADV-Statistik 2020 72 Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik Der Passagierverkehr des Flughafens München wächst in der engpassfreien Prognose relationsbezogen unterschiedlich stark an. Die relationsbezogenen Wachstumsraten von 2006 bis 2020 reichen im Planungsfall von 23% im innerdeutschen Verkehr über 57% nach Westeuropa, 174% nach Nordamerika, 525% nach Afrika (außer Nordafrika) und bis zu 841% in den asiatischen Teil der GUS. Einschätzung der Ergebnisse zum Passagieraufkommen Die Zuwachsraten liegen im mittleren Bereich der für Deutschland vorhandenen Luftverkehrsprognosen25 (vgl. LVP München 2007, Abb. A5-16) und sind für den Prognosezeitpunkt als plausibel einzuschätzen. Auch nach der Aktualisierung der Prognoseergebnisse mit dem Basisjahr 2006 im Teil B von LVP München 2007 liegen die relationsbezogenen Wachstumsraten in Größenordnungen, die von vergleichbaren Luftverkehrsprognosen errechnet wurden (vgl. Anhang 1). Das zukünftig prognostizierte Passagierwachstum liegt hingegen unter den in den vergangenen Jahren beobachteten Zuwachsraten. Ergebnisse von Intraplan Consult zum Aufkommen an Luftfracht und Luftpost Für das Aufkommen an Luftfracht und Post wird für 2020 von Intraplan Consult ein Wert von 797.000 Tonnen prognostiziert, was einem Wachstum von 9,0% p.a. entspricht. Abbildung 17 Entwicklung und Prognose des Luftfracht- und Luftpostaufkommens am Flughafen München 850 797 800 750 700 650 1.000 Tonnen 600 550 500 797 450 400 350 300 250 200 150 100 50 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018 2020 Jahr reale Entwicklung engpassfreie Prognose Prognosenullfall Quelle: Eigene Darstellung basierend auf LVP München 2007 und ADV-Statistik 25 die in LVP München 2007 auf S. 54 aufgeführten Prognosen ATAG, BVWP, DLR und DIW sind bis auf einen kleinen Fehler bei den Werten der DIW-Prognose richtig wiedergegeben und können daher als Referenzwerte verwendet werden. Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik 73 Hier werden deutlich höhere Wachstumsraten angesetzt, als in der Vergangenheit in München zu beobachten waren. Für den Prognosenullfall liegt das Aufkommen mit 458.000 Tonnen erheblich unter dem der engpassfreien Prognose (vgl. Abbildung 17). Dies liegt vor allem an der vergleichsweise geringen Anzahl internationaler Passagierverbindungen, infolgedessen dann entsprechende Beifrachtkapazitäten fehlen. Einschätzung der Ergebnisse zum Aufkommen an Luftfracht und Luftpost Die Tatsache, dass das Luftfrachtaufkommen bei Engpassfreiheit stärker wächst als das Passagieraufkommen, ist für einen expandierenden Hub wie München nachvollziehbar. Durch die Erweiterung des Passagenetzes entstehen zusätzliche Bellykapazitäten auch auf neuen Destinationen. Zudem werden verstärkt Nurfrachter in München zu erwarten sein, die konsolidierte Fracht von diversen Feedern übernehmen oder auf diese verteilen. Die Erläuterung der Ergebnisse durch Intraplan Consult ist nachvollziehbar. Ergebnisse von Intraplan Consult zum Flugbewegungsaufkommen und zum Flugzeugmix Für die Flugbewegungen wurde in der engpassfreien Prognose ein Aufkommen von 607.000 für das Prognosejahr 2020 errechnet. Dies entspricht einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 2,8%. Im Prognosenullfall errechnet Intraplan Consult 128.000 Flugbewegungen, die engpassbedingt am Prognosehorizont auf andere Flughäfen verdrängt würden. Abbildung 18 Entwicklung und Prognose des Flugbewegungsaufkommens am Flughafen München 650 607 600 1.000 Flugbewegungen 550 500 458 450 400 350 300 250 200 150 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018 2020 Jahr reale Entwicklung engpassfreie Prognose Prognosenullfall Quelle : Eigene Darstellung basierend auf LVP München 2007 und ADV-Statistik Durch den beschriebenen verstärkten Einsatz größerer Maschinen wird sich die Anzahl der Passagiere pro Flugbewegung von 75 (2006) auf 94 erhöhen (LVP München 2007, S.306). Für den Prognosenullfall ist hingegen nur ein Wert 89 zu erwarten (LVP München 2007, S.327). 74 Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik Einschätzung der Ergebnisse zum Flugbewegungsaufkommen und zum Flugzeugmix Der Wachstumstrend bei den Flugbewegungen lag zum Prognosezeitpunkt im Rahmen der vorhandenen Langfristprognosen. Aufgrund der zu erwartenden Steigerungen des Auslastungsgrades und des Einsatzes größerer Flugzeugmuster sowohl im Passagier- als auch im Luftfrachtverkehr sind die Wachstumswerte der Flugbewegungen geringer als die des Passagier- und Frachtaufkommens. Die prognostizierte Anzahl der Passagiere pro Flugbewegung am Prognosehorizont ist vergleichbar mit Werten, die andere europäische Flughäfen wie Mailand oder Rom bereits heute erreicht haben. Trotz des hohen Auslastungsgrads der Flughäfen im Prognosenullfall wird für diesen Fall eine geringere Anzahl Passagiere je Flugbewegung ermittelt, was mit der wesentlich geringeren Anzahl von Interkontinentalverbindungen im Prognosenullfall zu begründen ist. Die Erläuterung der Ergebnisse durch Intraplan Consult ist nachvollziehbar. Abbildung 19 stellt den Prognoseergebnissen die reale Entwicklung gegenüber. In den letzten Monaten ist ein deutlicher Einbruch des Luftverkehrs (insbesondere bei der Luftfracht) am Flughafen München zu verzeichnen, der in der Wirtschaftskrise begründet sein dürfte. Welche langfristigen Auswirkungen diese Entwicklung haben wird, kann aus heutiger Sicht nicht abschließend beurteilt werden. Abbildung 19 Aktuelle Entwicklung des Luftverkehrs am Flughafen München 1,60 1,50 Index: 100 - Januar 2006 1,40 1,30 1,20 1,10 1,00 0,90 Jahr Passagiere Quelle: eigene Darstellung nach ADV Flugbewegungen Luftfracht 09 Ja n 08 8 08 ov N Se p Ju l0 08 ai 08 M rz 08 M 07 Ja n ov 7 07 N Se p Ju l0 ai 07 07 M rz 06 07 M Ja n ov 6 06 N Se p 06 Ju l0 ai 06 M M rz Ja n 06 0,80 Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik 7 75 Einschätzung der Einwendungen Im Planfeststellungsverfahren wurden zahlreiche Einwendungen in Bezug auf das zu prüfende Gutachten eingereicht. An dieser Stelle erfolgt eine kurze Einschätzung der zu LVP München 2007 vorgebrachten Einwendungen. Nach einer Gesamtauswertung der im Verfahren vorgebrachten maßgeblichen Einwendungen stellen diese die Basis der hier dargestellten Themen dar. Die sich herauskristallisierenden Themenfelder werden im Folgenden kurz dargestellt, kommentiert und in Abbildung 20 grafisch dargestellt: Abbildung 20 Thematische Verteilung der Einwendungen 18% 5% 22% 8% 1% 14% 15% 17% Prognosezeitraum Prognoseergebnisse Prognosemethodik Datengrundlage Wachstumsfaktoren Einzugsgebiet des Flughafens Konkurrenz anderer Flughäfen Sonstige Quelle: eigene Darstellung Demnach ist die generelle Glaubwürdigkeit der resultierenden Prognosewerte der am häufigsten geäußerte Kritikpunkt. Daneben spielen auch Einwendungen zur Prognosemethodik und zur verwendeten Datengrundlage eine bedeutende Rolle. Viele Einwände beziehen sich auch darauf, dass wachstumshemmende Faktoren zu schwach berücksichtigt worden seien, was sich in einem zu starken Wachstum des Flugverkehrs niederschlägt. Schließlich gibt es noch eine sehr heterogene Gruppe weiterer Themen, die jeweils nicht in so großer Häufigkeit auftreten und unter „Sonstige“ zusammengefasst wurden. Themenfeld 1: Prognoseergebnisse Eine ganze Reihe von Einwendungen kritisieren die Ergebnisse der Luftverkehrsprognose. Diese seien nicht glaubwürdig, wobei sie zum Teil als zu hoch, zum Teil als zu niedrig angesehen werden. Die Ergebnisse von LVP München 2007 befinden sich im Rahmen der von anderen Langfristprognosen zum Luftverkehr prognostizierten Wachstumsraten (vgl. Kapitel 2.2) und sind daher generell als plausibel einzustufen. Für Prognosen erscheint es jedoch grundsätzlich bedeutsam, mögliche Unsicherheitsbereiche in der Ergebnisfindung explizit zu benennen und die Spannweiten, die sich im abgeschätzten Wertebereich daraus ergeben, auch im 76 Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik Ergebnis zu verdeutlichen. In LVP München 2007 wird der Darstellung der Unsicherheitsbereiche zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Mögliche Unsicherheitsbereiche hätten beispielsweise anhand der von Intraplan Consult verwendeten Methodik durch umfassendere Sensitivitätsanalysen oder aber noch besser durch Szenarienbetrachtungen aufgezeigt werden können. Ebenso hätte durch eine ausführlichere Erläuterung der Ergebnisse deren Nachvollziehbarkeit erhöht werden können. Themenfeld 2: Datengrundlagen Bezüglich der Datengrundlagen wurde in den Einwendungen bemängelt, dass die verwendeten Datengrundlagen teilweise nicht nachvollziehbar seien, bei der angenommenen Beschäftigtenentwicklung in anderen Fachprognosen abweichende Werte zu finden seien und dass die in LVP München 2007 aufgeführten Werte teilweise nicht mit den Werten in den Originalquellen übereinstimmen würden. Generell ist zu sagen, dass unterschiedliche Fachprognosen in der Regel zu leicht abweichenden Einschätzungen kommen, was die Entwicklung der betrachteten Zielgröße betrifft. Dies ist damit zu erklären, dass jeweils unterschiedliche Prognoseannahmen getroffen werden. Bei der Auswahl der Prognosen, die als Eingangsdaten in die Luftverkehrsprognose eingehen, wurde vom Gutacher Intraplan Consult darauf geachtet, auf möglichst wenige Prognosen bezüglich einer Prognoseprämisse zurückzugreifen. Wir halten dies für ein gebotenes Vorgehen, da es gewährleistet, dass Prognoseannahmen konsistent sind. Das Problem der nicht immer nachvollziehbaren und nachrecherchierbaren Eingangsdaten ist in LVP München 2007 mehrfach festzustellen. Gerade bezüglich wichtiger Themenfelder wie der Wirtschaftsentwicklung stimmen angegebene Werte nicht mit den Quellenangaben überein (z.B. LVP München 2007, Tabelle A4-4). Einige Werte dieser Quelle wurden von großräumigen Regionen auf kleinräumigere Regionen umgerechnet, ohne dass das genaue Vorgehen angegeben ist. Andere Werte dieser Quelle wurden durch Intraplan Consult für unplausibel gehalten und modifiziert. Diese Modifikationen sind im Bericht jedoch nicht dokumentiert oder begründet. Auch andere Eingangsdaten werden nicht dokumentiert, wie beispielsweise die Annahme zur Bevölkerungsentwicklung im außereuropäischen Ausland. Die Einschätzung der Eingangsdaten zu einigen Prognoseprämissen wird dadurch erschwert. Themenfeld 3: Bewertung der Wachstumsfaktoren Oft kritisiert wurde eine ungenügende Betrachtung von wachstumshemmenden Aspekten, besonders die Aspekte steigender Transport- und Ölpreise, rückläufiger Aufkommen aufgrund verbesserter Bahnverbindungen, Abnahme der mobilen und einkommensstarken Bevölkerungsgruppen und die unzureichende Berücksichtigung der Low-Cost-Angebote. Die Kritikpunkte betreffen die Prognoseprämissen, deren Entwicklung von den Einwendern anders eingeschätzt werden als von Intraplan Consult. Bezüglich der Transportpreise wurde in LVP München 2007 eine rein qualitative Abwägung der preistreibenden und preissenkenden Faktoren vorgenommen. Bezüglich der Treibstoffpreise wird nun eine quantitative Annahme getroffen, basierend auf einer Studie der International Energy Agency von 2007 wird der Preistand von 2005 eingefroren. Da der Treibstoffpreis nicht direkt in das Prognosemodell einfließt, sondern nur über die Annahme real konstanter Flugpreise, ist diese Annahme nicht ergebnisrelevant (zur Diskussion dazu vergleiche Kapitel 4.3). Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik 77 Verbesserte Bahnverbindungen werden einerseits als neue oder verbesserte Verbindungen gemäß des Bundesverkehrswegeplans, andererseits bezüglich der Intermodalität berücksichtigt. Die verbesserten Bahnverbindungen sind damit ausreichend berücksichtigt. Aufgrund der angespannten Finanzlage von Bund und Ländern ist nur in Ausnahmefällen zu erwarten, dass nicht als vordringlicher Bedarf im BVWP vorgesehene Maßnahmen verwirklicht werden. Die Finanzierung von Projekten durch zusätzliche Mittel aus dem aktuellen Konjunkturprogramm war zum Prognosezeitpunkt nicht absehbar. Die Entwicklung der Low-Cost Angebote ist in LVP München 2007 unserer Einschätzung nach ausreichend berücksichtigt, zumindest was die generelle Entwicklung des Luftverkehrsangebotes angeht (vergleiche Kapitel 4.3). In welchem Maße Low Cost Carrier im Prognosejahr 2020 am Flughafen München Verbindungen anbieten werden, wurde jedoch in beiden Versionen nicht ausgeführt. Wie schon mehrfach bemerkt, wäre aber eine wesentlich tiefgreifendere Erläuterung zu der Erstellung und Anpassung des Netzmodells wünschenswert gewesen. Eine Abnahme der mobilen und einkommensstarken Personengruppen und damit der am Luftverkehr teilnehmenden Bevölkerungskreise wird in LVP München 2007 nur teilweise berücksichtigt. So wird eine Abnahme der besonders mobilen Personengruppe der 20-60jährigen Erwerbstätigen durch den entsprechenden Aufkommensrückgang dieser Personengruppe in der ersten Stufe des Prognosemodells für den Fluggastverkehr berücksichtigt (vgl. Kapitel 3.1). Verschiebungen innerhalb dieser Gruppe, bspw. aufgrund zunehmender Einkommensunterschiede bei den Erwerbstätigen werden hingegen im Prognosemodell nicht abgebildet. Wie in Kapitel 3.1 beschrieben, halten wir die Gruppeneinteilung trotz unserer Kritikpunkte generell für ausreichend. Themenfeld 4: Prognosemethodik Bezüglich der Prognosemethode wurde kritisiert, dass die Kopplung der Luftverkehrsnachfrage allein an das Bruttoinlandsprodukt nicht ausreichend sei, da das BIP nicht unabhängig von anderen Parametern sei. Daher sei eine lineare Regression, auf der das Wachstumsmodell beruhe, nicht ausreichend, sondern es hätte eine multiple Regression durchgeführt werden müssen. Zudem sei der Zusammenhang zwischen BIP–Entwicklung und Reisendenaufkommen in LVP München 2007 nicht ausreichend belegt. Wie in Kapitel 3.1 ausgeführt, sehen wir diesen Punkt als inhaltlich berechtigt an. Grundsätzlich wäre hier eine multiple Regressionsanalyse mit vorheriger Faktoranalyse angemessen gewesen, um andere Einflussfaktoren berücksichtigen bzw. ausschließen zu können. Ohne diesen Analyseschritt wären zumindest weitere Sensitivitätsrechnungen sinnvoll gewesen, die ein möglichst breites Spektrum bezüglich der Elastizitäten (in verschiedenen Kombinationen von verhaltenshomogener Gruppe, Reisezweck und Verkehrsmittel) und der Bruttowertschöpfung (verschiedene Entwicklungen) einschließen, um die hier entstehenden Unsicherheitsbereiche aufzuzeigen, da die multiplikative Verknüpfung dieser beiden Faktoren ein Kernelement des Modells darstellt. Noch umfassendere Analysen sind nur mit Szenarienbetrachtungen möglich. Generell gilt aber der langfristige Zusammenhang zwischen Wirtschafts- und Verkehrsentwicklung in der Verkehrswissenschaft als abgesichert. 78 Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik Themenfeld 5: Betrachtung der dezentralen Entwicklung deutscher Konkurrenzflughäfen Bezüglich der innerdeutschen Konkurrenzsituation der Flughäfen wurde in den Einwendungen bemängelt, dass die Bedeutung der Flughäfen Frankfurt/Main und Berlin-Brandenburg International durch Intraplan Consult unterschätzt werde und die potenzielle Abwanderung von Fluggesellschaften zu anderen Flughäfen zu wenig Berücksichtigung finde. Zudem wurde kritisiert, dass trotz der Entscheidung von DHL für Leipzig/Halle dieser Flughafen im Gutachten nicht als potenzieller Hub-Flughafen eingestuft werde. Bezüglich des Flughafens Frankfurt/Main ist die Argumentation der Nichtberücksichtigung nicht gerechtfertigt, da er in LVP München 2007 zutreffend als Parallelhub von Lufthansa und Star Alliance bezeichnet wird. In LVP München 2007 wird zudem der geplante Bau der vierten Bahn berücksichtigt, die seit Januar 2009 realisiert wird. Allerdings wird nicht deutlich, wo der zukünftige Unterschied der beiden Flughäfen gesehen wird. In Tabelle A4-10 von LVP München 2007 werden sowohl Frankfurt als auch München als Primary Hub eingestuft. Die Einstufung von BBI als potenziellen Hub zweiter Ordnung mit einzelnen interkontinentalen Verbindungen halten wir für realistisch, dass sich hier ein weiterer bedeutender Parallelhub entwickelt, scheint dagegen unrealistisch. Während für Leipzig in G8 2004, S.106 noch keine Hub-Funktion erkannt wurde, ist diese in LVP München 2007 in Tabelle A4-11 für den Frachtbereich berücksichtigt. Die Frage, wie sich das Luftverkehrsangebot entwickelt, wenn binnen weniger Jahre die beiden größten deutschen Flughäfen expandieren und in der Hauptstadt ein neuer entsteht, wurde in LVP München 2007 nicht erläutert, Intraplan Consult geht jedoch davon aus, dass die zusätzlichen Slots zeitlich gestaffelt in den Markt gebracht werden (Interview 28.11.2006). Themenfeld 6: Verwendeter Prognosezeitraum (Basisjahr und Prognosejahr) Bezüglich des verwendeten Prognosezeitraums wurde vor allem eingewendet, dass das Basisjahr 2004 nicht genügend aktuell gewesen sei und dass das Prognosejahr 2020 zu kurz gegriffen sei. Der Aspekt des Basisjahres wurde durch das Supplement 2007 korrigiert. Das aktuelle Basisjahr ist nun 2006, welches das aktuellste Jahr darstellt, für das zum Zeitpunkt der Aktualisierung die benötigten Daten zur Verfügung standen. Auch die Eingangsdaten wurden weitestgehend aktualisiert. Der Prognosehorizont ist das Jahr 2020. Der in LVP München 2007 gewählte Prognosehorizont von sechzehn bzw. vierzehn Jahren entspricht den in der Verkehrsplanung üblicherweise betrachteten Zeiträumen. Das Supplement bezieht zusätzlich die im Prognosezeitraum neu erschienene regionale Wirtschaftsprognose des IWH mit ein. Die Werte weichen geringfügig von der ursprünglichen Datenbasis 2004 ab, bestätigen grundsätzlich jedoch die Aussagen. Insofern ist Intraplan Consult der Forderung nach der Integrierung der neuesten (zum Prognosezeitraum verfügbaren) Datengrundlagen nachgekommen. Eine Erweiterung des Prognosezeitraumes über 2020 hinaus wurde auch im Supplement nicht vorgenommen. Angesichts der mit wachsendem Zeitraum stark steigenden Unsicherheiten bezgl. der Eingangsdaten ist dies ohnehin als kritisch anzusehen, da das Luftverkehrswachstum von der Entwicklung diverser Rahmenbedingungen abhängt. Für aussagekräftige Prognosen über das Jahr 2020 hinaus müsste eine verlässliche Datenbasis zu den wichtigsten Aspekten verfügbar sein, diese liegt aber nur sehr lückenhaft vor. In dem für die Prognoseergebnisse wichtigen Bereich der Wirtschaftsentwicklung sind langfris- Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik 79 tige Prognosen nur auf Ebene ganzer Länder vorhanden, meistens jedoch nicht in der für die angewandte Prognosemethodik nötigen Regionalisierung. So wird auch in der neuen regionalisierten Strukturdatenprognose des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle für die Bundesverkehrswegeplanung der Prognosehorizont 2025 angesetzt. Auch in der BBR/ifoPrognose von 1999 wurde ein Ausblick auf das Jahr 2025 gegeben. Während für den Bereich Wirtschafts- und Bevölkerungsentwicklung Eingangsdaten für einen Prognosezeitraum 2025 zur Verfügung gestanden hätten, wäre eine Einschätzung der Entwicklung des Luftverkehrsangebots bis zum Jahr 2025 deutlich schwieriger gewesen. Themenfeld 7: Betrachtung des Flughafen-Einzugsgebietes Einige Einwendungen zielen darauf ab, dass das Einzugsgebiet des Flughafens München durch den Gutachter Intraplan Consult als zu groß eingeschätzt wurde. Es wird angemerkt, dass das Einzugsgebiet nicht über geographische Entfernungen, sondern über die Verkehrsanbindung zu definieren sei. Die letzte Aussage ist fachlich richtig. In LVP München 2007 wird dies allerdings genauso wie gefordert berücksichtigt. Das Einzugsgebiet wird nicht im Vorfeld definiert, sondern ergibt sich über das Routenwahlmodell, das Verbindungen über unterschiedliche Flughäfen inklusive der landseitigen An- und Abreise vergleicht. Der Einwand, dass das Einzugsgebiet des Flughafens München sich über ganz Deutschland erstreckend angenommen werde, ist unzutreffend. Themenfeld 8: sonstige Einwendungen Unter den sonstigen Einwendungen wurden all jene zusammengefasst, die keiner der vorherigen Kategorien zuzuordnen sind. Eine Sichtung dieser Einwendungen ergab, dass auch innerhalb dieser Gruppe verschiedene Hauptthemen erkennbar sind. Vielfach wurde eingewendet, dass im Planfeststellungsverfahren formelle Fehler gemacht worden seien. Dies kann im Rahmen der vorliegenden Begutachtung nicht beurteilt werden. Ähnliches gilt für die Einschätzungen, dass ein echter Ausbaubedarf am Münchner Flughafen für die Allgemeinheit gar nicht bestehe, sondern dass dieser Bedarf hauptsächlich auf den Expansionsplänen des Betreibers beruhe. An dieser Stelle konnte nur geprüft werden, ob LVP München 2007 aus wissenschaftlicher Sicht objektiv aufgebaut ist. Nach unserer Einschätzung liegen keinerlei Gründe vor, die Neutralität der Prognose anzuzweifeln. Schließlich spielt der Einfluss der Terrorgefahr bei den Einwendungen ebenfalls eine große Rolle. So wird allgemein in Anlehnung an die Effekte des 11. September 2001 angenommen, dass die Terrorgefahr einen limitierenden Faktor in der Entwicklung des Luftverkehrs darstellt. Dieser Effekt kann aber momentan nicht nachgewiesen werden. Das Gefühl einer Bedrohung durch Terror ist nur diffus vorhanden und nicht quantifizierbar. Lediglich tatsächlich stattfindende Terroranschläge im Luftverkehr haben nachweislich eine (kurzfristige) Wirkung bei der Nachfrage. Dasselbe gilt auch für terrorunabhängige Unglücke. Aufgrund ihrer Unvorhersehbarkeit ist es legitim, derartige Ereignisse in der Prognose auszuklammern (vgl. Kapitel 4.2). 80 Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik Gesamteinschätzung der Einwendungen Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die meisten Einwendungen wichtige ergebnisrelevante Aspekte thematisieren. Sie sind zum Teil recht detailliert, beispielsweise bezogen auf Ausgangsdaten und spezielle Prognoseprämissen. Einige der Einwendungen werden durch das Supplement hinfällig. Bei der Auswertung der Einwendungen zeigt sich, dass vielen Kritikpunkten einerseits durch eine ausführlichere Erläuterung der angenommenen Prognoseprämissen, der verwendeten Datengrundlagen, der Erstellung und Anpassung des Netzmodells sowie der Ergebnisse hätte begegnet werden können. Andererseits zeigt sich, dass die Einwender zu manchen Prognoseannahmen durchaus andere Einschätzungen haben. Dies hätte durch umfassendere Sensitivitätsanalysen zumindest teilweise aufgefangen werden können. Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik 8 81 Abschließende Bemerkungen In der hier vorliegenden Studie erfolgte eine qualitative Expost-Überprüfung von LVP München 2007 hinsichtlich folgender Fragen: • Wurden für die Prognose geeignete Methoden genutzt und übliche Verfahrensgrundsätze eingehalten? • Wurden geeignete Daten herangezogen und daraus sachgerechte Erwägungen/Ausgangswerte generiert (Eingangsdaten) und sind die eingeflossenen quantitativen und qualitativen Annahmen und Begründungen sachgerecht und plausibel nachvollziehbar (Plausibilität der Prognoseprämissen)? Die angewandte Methodik sowie die eingestellten Eingangsdaten und Prognoseprämissen sind, wie in Kapitel 3.3 und 4.4 zusammenfassend erläutert, trotz einiger Kritikpunkte im Detail grundsätzlich geeignet und angemessen. Die in LVP München 2007 ermittelten Prognosewerte des Luftverkehrsaufkommens am Flughafen München im Prognosejahr 2020 sind bezogen auf den Prognosezeitpunkt insgesamt als plausibel einzuschätzen. Dies verdeutlicht eine Einordnung der bisherigen und prognostizierten Entwicklung am Flughafen München in den Gesamtzusammenhang der bisherigen und von anderen Institutionen zum Erstellungszeitpunkt prognostizierten Entwicklung des Luftverkehrsaufkommens in Deutschland und der Welt. Die wesentlichen Kritikpunkte beziehen sich auf drei Aspekte: • Die empirischen Grundlagen der Ausgangsdatenbasis sowie einzelner Prognoseschritte sind nicht in allen Punkten ausführlich genug im Gutachten dargestellt. Hier wurde dem Grundsatz der Transparenz und Nachvollziehbarkeit zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Teilweise wären ausführlichere Erläuterungen wünschenswert. • Für die Ableitung der notwendigen Elastizitätswerte in der Prognose wäre zur Absicherung der Ergebnisse zumindest eine Überprüfung auf mögliche weitere erklärende Variablen (multiple Regression mit vorgelagerter Faktoranalyse) sinnvoll gewesen. • Die Absicherung von besonders einflussstarken bzw. empirisch schwächer abgesicherten Modell- und Verhaltensparametern hätte ein noch größeres Gewicht bekommen müssen. Als Handlungsempfehlung wurde in den Kapiteln 3.3 und 4.4 aufgelistet, bei welchen Punkten eine ausführlichere Darstellung angemessen bzw. notwendig ist, um die ersten beiden Kritikpunkte zu adressieren. Der dritte Kritikpunkt ist besonders bedeutsam und erhält durch die Entwicklung seit dem Prognosezeitpunkt besonderes Gewicht. Die aktuelle wirtschaftliche Entwicklung mit der Wirtschafts- und Finanzkrise ab Herbst 2008 war im Bearbeitungszeitraum von LVP München 2007 nicht absehbar und stellt die wissenschaftliche Qualität und Konsistenz des Intraplan Consult-Gutachtens nicht in Frage. Die in das Prognosegutachten eingestellte wirtschaftliche Entwicklung wird als Durchschnittswert in Ansatz gebracht, so dass eine Abweichung der tatsächlichen Entwicklung vom prognostizierten Verlauf zu einem bestimmten Zeitpunkt alleine noch nicht die Treffgenauigkeit der Prognose zum Prognosehorizont in Frage stellt. Seit der Erstellung der Prognose haben sich jedoch eine Reihe von prognoserelevanten Rahmendaten sehr deutlich verändert und zur schwierigsten wirtschaftlichen Entwicklung seit mehreren Jahrzehnten geführt. Da die Planfeststellungsbehörde gehalten ist, die Entwicklung bis zum Entschei- 82 Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik dungszeitpunkt zu berücksichtigen und die Eingangsannahmen damit im Wesentlichen die bis zum Erlass des Planfeststellungsbeschlusses geschehene tatsächliche Entwicklung wiedergeben müssen, wird empfohlen, für die Prognose eine Überarbeitung mit ergänzenden Szenarienbetrachtungen vorzunehmen. Dies ist auch in Hinblick auf die Akzeptanz einer so wichtigen Bedarfsprognose in der Öffentlichkeit und zur Erhöhung der Planungssicherheit angemessen. Primäres Ziel sollte dabei sein, die Unsicherheitsbereiche der zukünftigen Entwicklung adäquat zu berücksichtigen und darzustellen. Vor diesem Hintergrund empfehlen wir die Integration von Szenarien, anhand derer differenzierte Entwicklungspfade von Wirtschafts- und Ölpreisentwicklung aufgezeigt werden können. Für einen solchen Schritt ist es sinnvoll, durch ein spezialisiertes Wirtschaftswissenschaftliches Forschungsinstitut (z.B. das Hamburgische WeltWirtschaftsInstitut) zunächst eine externe Einschätzung der möglichen weiteren wirtschaftlichen Entwicklung bis zum Jahr 2020 (mit einem Ausblick bis zum Jahr 2025) vornehmen zu lassen, um auf dieser Grundlage ergänzende Szenariobetrachtungen zur Prognose durch den Prognosegutachter durchzuführen. Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik 83 Quellen Airbus (2004) (Hrsg.): Global Market Forecast 2004 - 2023. Toulouse. Airbus (2007) (Hrsg.): Global Market Forecast 2007 - 2026. Toulouse. ADV (2008): Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen (Hrsg.): Statistiken. www.adv-net.org (Zugriff am 27.03.2009). Berenberg Bank und Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut (2005): Strategie 2030 - Energierohstoffe. Hamburg. Berster, P.; Wilken, D. (2005): Low Cost-Anbieter - Netze, Volumen. Köln. 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Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik 87 Anhang Verzeichnis der Anhänge Anhang 1 Auszug der Statistiken der ADV von 1991 bis 2008 für Deutschland und den Flughafen München.................................................................................................... 88 Anhang 2 Übersicht über ausgewählte aktuelle Langfristprognosen im Luftverkehr ................. 89 Anhang 3 Bevölkerungsprognose aus EET Trends to 2030....................................................... 91 Anhang 4 Bevölkerungsvorausschätzung der Nationen der EU bis 2060.................................. 92 Anhang 5 Aktuelle Planungsstände wichtiger Ausbauprojekte der Konkurrenzflughäfen.......... 93 Anhang 6 Aktuelle Planungsstände zu landseitigen Infrastrukturprojekten................................ 94 Auszug der Statistiken der ADV von 1991 bis 2008 für Deutschland und den Flughafen München Quelle: ADV Jahresstatistiken 1991-2008 Anhang 1 88 Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik 89 Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik Anhang 2 Übersicht über ausgewählte aktuelle Langfristprognosen im Luftverkehr Schätzung von Referenzgebiet Intraplan Consult (2004); Luftverkehrsprognose Deutschland Gesamtverkehr Deutschland deutsche Hub-Flugäfen übrige Flughäfen ab 5 Mio. Passagiere Anmerkungen Referenzgröße Referenzjahr Durchschn. Wachstumsrate pro Jahr in % Passagieraufkommen Passagieraufkommen Passagieraufkommen 2003-2015 2003-2015 2003-2015 4,7 / 3,8 4,7 / 2,7 4,8 / 4,1 Passagieraufkommen Personenkilometer 2004-2025 2004-2025 3,5 3,6 Passagieraufkommen 1997-2015 4,5 / 4,3 Passagieraufkommen 1997-2015 4,3 / 4,0 Ein- und Aussteiger 1995-2010 3,3 / 3,3 1995-2010 1995-2010 1995-2010 2,3 / 2,1 3,6 / 3,6 4,2 / 4,2 1 9 Basisszenario / Worst Case 10 BMVBW (2005); Verkehrsprognose 2025 Gesamtverkehr Deutschland BMVBW (2001); Verkehrsprognose 20152 Gesamtverkehr Deutschland DLR (1999); Szenarien des Luftverkehrs Deutschlands3 Gesamtverkehr Deutschland Inland Europa Interkont ICAO (2004); Outlook for Air Transport to the Year 20154 weltweit weltweit ICAO (2007); Outlook for Air Transport to the Year 20255 weltweit 11 Territorialprinzip 12 Trendszenario / 13 Integrationsszenario 14 Standortprinzip Trendszenario / Integrationsszenario 15 engpaßfreies / -beeinflußtes 16 Szenario insgesamt Passagieraufkommen 2002-2015 5,0 insgesamt transportierte Tonnen 2002-2015 4,4 insgesamt Passagieraufkommen 2005-2025 4,1 insgesamt transportierte Tonnen 2005-2025 5,5 total domestic total international total international Passagieraufkommen Passagieraufkommen Frachttonnen 2007-2011 2007-2011 2007-2011 5,3 5,1 4,8 weltweit total intern. and domestic total intern. and domestic Passagieraufkommen 2004 2004-2008 7,6 5,0 weltweit total intern. and domestic total intern. and domestic Frachttonnen 2004 2004-2008 10,1 6,0 Passagieraufkommen Personenkilometer Tonnenkilometer 2007-2027 2007-2027 2007-2027 4,0 5,0 0,1 Passagierkilometer 2005-2025 4,9 2005-2025 3,4 2004-2024 2004-2014 4,8 5,3 2004-2014 3,4 weltweit IATA (2007); International Cargo and Passenger Forecast 2007 to 2011 weltweit weltweit weltweit IATA (2004); International Cargo and Passenger Forecast 2004 to 20086 Boeing (2008); Current Market Outlook weltweit Boeing (2006); Current Market Outlook7a weltweit insgesamt innerhalb Europas 7 Boeing (2005); Current Market Outlook weltweit insgesamt Passagierkilometer innerhalb Europas Airbus (2007); Global Market Forecast weltweit weltweit Airbus (2004); Global Market Forecast8a weltweit weltweit Airbus (2003); Global Market Forecast weltweit 2) Passagierkilometer 2007-2026 6,0 insgesamt Tonnenkilometer 2007-2026 5,8 insgesamt Passagierkilometer 2004-2023 5,3 insgesamt Tonnenkilometer 2004-2023 5,9 insgesamt Passagierkilometer 2002-2022 5,0 8 weltweit Intraplan Consult (2004): 40. BMVBW (2001): 372. Eigene Berechnungen. 3) DLR (1999): 79f, 122. 4) ICAO (2004): 38f. 5) ICAO (2007): 2. 6) IATA (2004): 1. 7a) Boeing (2006): http://www.boeing.com/commercial/cmo/pdf/CMO_06.pdf Seite: 36, 37 7) Boeing (2005): 32. Eigene Berechnungen. 8a) Airbus (2004) http://www.airbus.com/store/mm_repository/pdf/att00003033/media_ object_file_GMF2004_full_issue.pdf 55ff. Seite: 68ff. 8) Airbus (2003): 55ff. Eigene Berechnungen. 1) insgesamt insgesamt Tonnenkilometer 2002-2022 5,7 Ausbaumaßnahmen bzw. Kapazitätserweiterungen durch Änderung der Genehmigungslage werden bis zum Prognosehorizont als realisiert unterstellt. 10) Keine bedarfsgerechte Entwicklung der vier größten Flughäfen in Deutschland (Frankfurt Main, München, Düsseldorf, Berlin) - Annahme des Status quo der luftseitigen Kapazitäten. 11) Flüge mit Start oder Landung in Deutschland werden bis zur Landesgrenze einbezogen. Flüge ohne Zwischenstop in Deutschland werden nicht gerechnet. 12) Es werden keine verkehrspolitischen Maßnahmen zur Steuerung der Verkehrsentwicklung unternommen, die über den Status quo hinausgehen. 13) Annahme moderat erhöter Kosten im Straßen- und Luftverkehr sowie Rahmenenbedingungen zur Reduktion der Umweltbelastungen. 14) Der Verkehr wird dem jeweiligen Startflughafen zugeordnet. Abgehender Verkehr wird in Gänze zu Deutschland gerechnet, ankommender Verkehr komplett dem jeweiligen Herkunftsland des Fluges. 15) Entwicklung der Nachfrage erfolgt unter Status quo Bedingungen und ungestört von Restriktionen. 16) Annahme von Kapazitätsengpässen und Neuverteilung der Flugaufkommen sowie Substitution kurzer Flugdistanzen durch Schnellbahnverbindungen. 9) 90 Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik Schätzung von Referenzgebiet Anmerkungen Referenzgröße Referenzjahr Durchschn. Wachstumsrate pro Jahr in % Passagieraufkommen 2002-2015 2002-2015 2002-2015 2002-2015 5,1 5,1 5,5 5,0 Passagierkilometer 2005-2025 2005-2025 2005-2025 2005-2025 4,5 5,8 5,6 6,0 Nordatlantik Europe - Asien Europa - Afrika Europa - Mittlerer Osten innerhalb Europas Passagieraufkommen 2007-2011 2007-2011 2007-2011 2007-2011 2007-2011 5,1 6,6 5,6 6,1 4,8 Nordatlantik Europa - Asien Europa - Afrika Europa - Mittlerer Osten innerhalb Europas Frachttonnen 2007-2011 2007-2011 2007-2011 2007-2011 2007-2011 3,6 5,3 4,3 4,0 3,6 Europa - Nordamerika Europa - Asien Europa - Afrika Europa - Mittlerer Osten innerhalb Europas Passagierkilometer 2005-2025 2005-2025 2005-2025 2005-2025 2005-2025 4,5 5,5 5,0 4,9 3,4 Europa - Nordamerika Europa - Asien Europa - Afrika Europa - Mittlerer Osten innerhalb Europas Passagierkilometer 2007-2027 2007-2027 2007-2027 2007-2027 2007-2027 4,7 5,6 5,4 4,9 3,5 Europa - Nordamerika West Europa - Asien West Europa - Afrika Mittel Europa - Mittlerer Osten West Europa - Zentral Europa Passagierkilometer 2004-2023 2004-2023 2004-2023 2004-2023 2004-2023 4,9 5,9 5,2 5,2 6,9 Tonnenkilometer 2004-2023 2004-2023 2004-2023 2004-2023 2004-2023 4,8 6,2 5,0 4,9 5,0 Passagierkilometer 2007-2026 2007-2026 2007-2026 2007-2026 2007-2026 4,9 4,8 4,5 6,5 6,9 Tonnenkilometer 2007-2026 2007-2026 2007-2026 2007-2026 2007-2026 4,2 5,0 4,7 4,8 4,7 1 ICAO (2004); Outlook for Air Transport to the Year 2015 weltweit Nordatlantik Europe - Asien Europa - Afrika Europa - Mittlerer Osten ICAO (2007); Outlook for Air Transport to the Year 20252 weltweit Nordatlantik Europe - Asien Europa - Afrika Europa - Mittlerer Osten IATA (2007); International Cargo and Passenger Forecast 2007 to 2011 weltweit Boeing (2006); Current Market Outlook4 weltweit Boeing (2008); Current Market Outlook5 weltweit Airbus (2004); Global Market Forecast6 Europa - Nordamerika Europa - Asien Europa - Afrika Europa - Mittlerer Osten innerhalb Europas Airbus (2007); Global Market Forecast weltweit West Europa - USA West Europa - Asien West Europa - Afrika West Europa - Mittlerer Osten West Europa - Zentral Europa Europa - Nordamerika Europa - Asien Europa - Afrika Europa - Mittlerer Osten innerhalb Europas 1) ICAO (2004): 38. ICAO (2007): 4. Boeing (2006):http://www.boeing.com/commercial/cmo/pdf/CMO_06.pdf Seite: 8, 36, 37 5) Boeing (2008): 47; eigene Berechnungen 6) Airbus (2004):http://www.airbus.com/store/mm_repository/pdf/att00003033/media_object_file_GMF2004_full_issue.pdf 55ff. Seite: 68ff. 2) 4) Quelle: Eigene Darstellung basierend auf den in der Tabelle verzeichneten Quellen Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik Anhang 3 Bevölkerungsprognose aus EET Trends to 2030 Quelle: European Comission - Directorate General for Energy and Transport 2003: 34 + 81 91 92 Anhang 4 Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik Bevölkerungsvorausschätzung der Nationen der EU bis 2060 Bevölkerung in Mio. Land EU (27 Länder) Belgien Bulgarien Tschechische Republik Dänemark Deutschland Estland Irland Griechenland Spanien Frankreich Italien Zypern Lettland Litauen Luxemburg Ungarn Malta Niederlande Österreich Polen Portugal Rumänien Slowenien Slowakei Finnland Schweden Vereinigtes Königreich Norwegen Schweiz 2010 2020 2030 499,39 10,78 7,56 10,39 5,51 82,14 1,33 4,61 11,31 46,67 62,58 60,02 0,82 2,25 3,34 0,49 10,02 0,41 16,50 8,40 38,09 10,72 21,33 2,03 5,41 5,34 9,31 61,98 4,82 7,69 513,84 11,32 7,19 10,54 5,66 81,47 1,31 5,40 11,56 51,11 65,61 61,42 0,95 2,15 3,22 0,55 9,89 0,43 16,90 8,72 37,96 11,11 20,83 2,06 5,43 5,50 9,85 65,68 5,18 8,19 519,94 11,74 6,75 10,42 5,81 80,15 1,27 5,88 11,57 52,66 67,98 61,87 1,07 2,03 3,08 0,61 9,65 0,43 17,21 8,99 36,97 11,32 20,05 2,02 5,33 5,57 10,27 69,22 5,51 8,63 Quelle: Eigene Darstellung basierend auf Eurostat 2008, zuletzt geprüft 02.08.09 http://epp.eurostat.ec.europa.eu/tgm/table.do?tab=table&init=1&language=de&pcode=tps00002&plugin=1 Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik Anhang 5 93 Aktuelle Planungsstände wichtiger Ausbauprojekte der Konkurrenzflughäfen Flughafen Infrastrukturprojekt (LVP München 2007, S.112114) Aktueller Stand Quelle (Letzter Zugriff: 03.2009) Frankfurt (FRA) vierte Bahn (ca. 2010) Wien (VIE) Zusätzliche Bahn (geplant 2013) • • UVP läuft Baubeginn für dieses Jahr geplant http://www.viennaairport.com/jart /prj3/via/website.jart?rel=de&con tent-id=1133387831028& reserve-mode=active Berlin (BBI) Parallelbahn und Midfield Terminal in Schönefeld (ca. 2011), Tegel und Tempelhof geschlossen • • seit 2006 in Bau seit 2008 Tempelhof geschlossen 2011 Inbetriebnahme BBI Schließung Flughafen Tegel bei Inbetriebnahme BBI http://www.berlin-airport.de/DE/ BBI/FlughafenDerZukunft/ Zeitplan/index.html seit Januar 2009 in Bau • • http://www.ausbau.fraport.de/cm s/default/rubrik/10/10591.chronik .htm Leipzig (LEJ) Parallelbahn (ab 2008), Bedeutung v.a. für den Luftfrachtverkehr seit 2007 in Betrieb http://www.leipzig-halle-airport .de/de/index/unternehmen_flug hafen/zukunft_flughafen/flug hafenausbau.html Frankfurt – Hahn (HHN) Startbahnverlängerung auf 3.800 m (Bedeutung v.a. für den Luftfrachtverkehr) seit September 2007 realisiert http://www.hahn-airport.de/ default.aspx?menu=press _archive&cc=de&archiveyear=2 007 Amsterdam (AMS) sechste Bahn seit Februar 2003 in Betrieb Schiphol Group (2008): Annual Report Paris (CDG) Erweiterung der Stundenleistungsfähigkeit auf 120 Bewegungen • London Stansted (STN) Zusätzliche Bahn (geplant 2013) • Dubai Zusätzliche Bahnen, neuer Flughafen • • • • • • • Bis 2010 Kapazität von 66,5 Mio. Passagieren geplant Bis 2025 Kapazität von 100 Mio. Passagieren geplant Ab 2012 weiterer Ausbau der Terminals geplant http://www.aeroportsdeparis.fr Inbetriebnahme frühestens 2015/2016 Kapazität soll 2030 68 Mio. Passagiere erreichen http://www.stanstedairport.com/a ssets/B2CPortal/Static%20Files/ STN_interim_masterplan.pdf Kapazität 2008 60 Mio. Passagiere geplante Kapazität 2015 75 Mio. Passagiere daneben entsteht zusätzlich neuer Flughafen bis 2030 für 120 Mio. Passagiere und 12 Mio. t Fracht erste Flüge dort ab 2009 geplant Quelle: Eigene Darstellung basierend auf den in der Tabelle verzeichneten Quellen • • http://www.dubaiairport.com/DI A/English/TopMenu/News+and +Press/ http://www.dwc.ae/dwc.html 94 Anhang 6 Technische Universität Hamburg-Harburg – Institut für Verkehrsplanung und Logistik Aktuelle Planungsstände zu landseitigen Infrastrukturprojekten Infrastrukturprojekt MSB München Hbf – Flughafen München Stuttgart 21, Fernbahnhof Stuttgarter Flughafen und NBS Stuttgart - Ulm • • ABS/NBS München - Ingolstadt – Nürnberg, Nürnberg Erfurt Aktueller Stand Quelle (Letzter Zugriff: 03.2009) Planfeststellung im März 2008 endgültig eingestellt, Projekt aufgegeben http://www.region-muenchen.de/ index.php?site=nachrichten suche&limit=0&mateo=Transrapid seit Mitte 2007 Finanzierungskonzept Baubeginn 2010 seit 2006 in Betrieb http://www.das-neue-herzeuropas.de/default.aspx http://www.deutschebahn.com/site /bahn/de/unternehmen/bahnwelt/b auprojekte/abgeschlossen/nuern berg__ingolstadt__muenchen.html Ringschluss Erding und Neufahrner Kurve • • in Planung frühestens 2012 realisiert http://www.muenchen.ihk.de/internet/mike/ihk_geschaeftsfelder/stan dortpolitik/Verkehrsnetze/ Schienenverkehr/Erdinger_Ring schluss.html zweite S-BahnStammstrecke • in Planung, Planfeststellungsverfahren für Teilabschnitte läuft Realisierung in 2 Stufen geplant (2016/2020) Alternativplanung Südring wieder in Diskussion http://www.mvv-muenchen.de/de/ home/dermvv/unternehmen/ zukunftsplanung/s-bahn-planung/ text.html • • A94 München – Simbach • • bislang nur in Teilstücken realisiert Fertigstellung 2012 anvisiert http://www.abdsb.bayern.de/imperia/md/content/stbv/abdsb/projekte /planung/2008_12_10_43100_ a0094__bersichtskarte.pdf B15n Landshut – Regensburg • teilweise in Bau, ansonsten läuft Planfeststellung bis 2020 Realisierung bis Obertaufkirchen http://www.regierung.niederbayern.bayern.de/wirfuersie/pfbb15_ 15072007.pdf seit 2007 in Bau, soll 2010 fertig sein Verbreiterung ist „weiterer Bedarf“ http://www.abdsb.bayern.de/imperia/md/content/stbv/abdsb/projekte/bau/a8_betreibermodell.pdf Planfeststellung teilweise abgeschlossen Einzelne Projekte erst in Planungsphase Teilrealisierungen bis 2010 Zeitpunkt für komplette Realisierung ungewiss http://www.stmi.bayern.de/imperia/md/content/stmi/bauen/strasse n-undbrueckenbau/veroeffent lichungen/flughafen_aktprog.pdf • Ausbau A8 und des Autobahnringes A99 • • Aktionsprogramm Straßenerschließung Flughafen München • • • • Quelle: Eigene Darstellung basierend auf den in der Tabelle verzeichneten Quellen