A. N. Danilewsky 31 Fortsetzung von Kapitel 2 2.3 Darstellung von
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A. N. Danilewsky 31 Fortsetzung von Kapitel 2 2.3 Darstellung von
A. N. Danilewsky 31 Fortsetzung von Kapitel 2 2.3 Darstellung von Körpern.............................................................................................. 32 2.3.1 Othogonale Parallelprojektion.............................................................................. 32 2.3.2 Stereographische Projektion................................................................................. 34 2.3.3 Gnomonische Projektion ...................................................................................... 42 32 Kristallographie I 2.3 Darstellung von Körpern Kristalle sind dreidimensionale Gebilde. Für die zweidimensionale Darstellung werden Projektionen verwendet. Während sich für Kristallgitter Parallelprojektionen entlang einer Hauptachse anbieten, werden für die Darstellung der Morphologie von Kristallen je nach Zweck unterschiedliche Projektionen verwendet. 2.3.1 Othogonale Parallelprojektion Verwendung: zum Zeichnen von Kristallen Charakteristik: • perspektivische Projektion mit Augpunkt (= Fluchtpunkt) im Unendlichen (Parallelprojektion) • => gruppenweise Parallelität bleibt erhalten und Vorgehen für axonometrische Parallelprojektion (Abb. 2.3.1) : • Drehung des Achsenkreuzes mit R = Drehung und I = Inklination • orthogonale Projektion in Zeichenebene • Darstellung nur der Kanten [uvw] • Unterschiedliche Größe von Flächen durch Parallelverschiebung (Abstand zum Ursprung 000 des Koordinatensystems = Zentraldistanz) • Zusätzliche horizontale Hilfslinie (Horizontlinie) erleichtert Orientierung Günstige Werte z.B. im kubischen Kristallsystem: R = tan 1/3 = 18° 26´ und (sin R : cos R = 1 : 3) (nach Naumann 1797 – 1873) I = tan 1/6 = 9° 28´ der Kanten A. N. Danilewsky Abb. 2.3.1: Orthogonale Parallelprojektion Zur Darstellung der relativen Flächenentwicklung und von Zonenverbänden genügt oft die zweidimensionale Projektion in bevorzugte Ebenen, z. B. die Basis: Kopfbild (Abb. 2.3.2) Abb. 2.3.2: Orthoklas (Projektion Struktur, Kopfbild, Parallelprojektion 33 34 Kristallographie I Bravaische Regel der Flächenwichtigkeit: Die relative Wichtigkeit einer morphologischen Begrenzungsfläche ist in erster Näherung proportional zur Besetzung der Gitterebene mit translatorisch identischen Punkten pro Flächeneinheit. Z.B. Orthoklas (Abb. 2.3.2): (110), (010), (100), (130). 2.3.2 Stereographische Projektion Hilfsmittel zur graphischen Lösung kristallographischer Aufgaben Schematische Kristallprojektion zur • Darstellung von Messergebnissen, • Kristallberechnung • Darstellung morphologisch statistischer Ergebnisse Keine bildliche Darstellung sondern Reduzierung von Flächen auf Punkte Vorgehen: • Kristall in gedachte Kugel stellen • Mittelpunkt des Kristalls=Mittelpunkt der Kugel (Projektions-/ Polkugel, Abb. 2.3.4) • Konstruktion der Flächennormalen in Flächenmitten = Schnittpunkt im Mittelpunkt der Polkugel • Schnittpunkte der Flächennormalen mit Polkugel = Flächenpole • verbinden der Pole mit dem unteren Augpunkt (Südpol, Nadir, Abb. 2.3.3) • Schnittpunkte der Geraden mit der Äquatorebene = Projektion der Flächenpole in die Äquatorebene (Abb. 2.3.3, Abb. 2.3.5) Beispiel Bleiglanz PbS: {100}, {110}, {111} in Abb. 2.3.3, 2.3.4, 2.3.5, 2.3.9 A. N. Danilewsky 35 Abb. 2.3.4: Kristall im Zentrum der Polkugel Abb. 2.3.3: Projektion der Pole in Äquatorebene Abb. 2.3.5: Stereographische Projektion PbS Pole der Nord-Halbkugel werden meist als Kreuz oder gefüllter Kreis dargestellt Pole Südhalbkugel als offener Kreis Vorteile: • Kreise bleiben als Kreise oder Geraden erhalten • Winkeltreue Wichtige Eigenschaft: Kreise, deren Mittelpunkt mit dem der Kugel Übereinstimmen, sind als Großkreise (Meridiane) der geometrische Ort der Pole aller Flächen, die in einer Zone liegen (d.h. ihre Flächennormalen liegen in einer Ebene), also: Pole tautozonaler Flächen liegen auf einem Großkreis 36 Kristallographie I Beispiel teragonale Pyramide mit Pedion: Zusammenhang ρ und ϕ Abb. 2.3.6: tetragonale Pyramide Nachteile: • Keine Flächentreue (=> Schmidtsches Netz) • Verzerrte Wiedergabe von Längen A. N. Danilewsky 37 Hilfsmittel Wulffsches Netz: Projiziert man das Gradnetz eines Globus auf dessen Meridianebe 90°, erhält man Abb. 2.3.7: Wulffsches Netz das Wulffsche Netz (Abb. 2.3.7) Längenkreise werden zu Großkreisen Breitenkreise zu Kleinkreisen, Ausnahme: Äquator- oder Grundkreis entspricht auch einem Großkreis Die Flächenpole werde in Polarkoordinaten angegeben: ρ = Poldistanz: Winkel zwischen Pol und Nord- bzw. Südpol ϕ = Azimut: Winkel auf dem Großkreis von Osten an Abb. 2.3.8: Flächenpol im Wulffschen Netz z. B.: P (90°,30°): ϕ = 90°, ρ =30° Gezeichnet wird auf drehbarem Pauspapier auf dem Wulffschen Netz 38 Kristallographie I Anwendungen: • Unverzerrte Darstellung von Flächen als Punkte • Pole von Flächen eines Zonenverbandes lassen sich auf einen Großkreis drehen • Drehung zweier Pole auf einen Großkreis erlaubt durch abzählen der Kleinkreise dazwischen die direkte Winkelangabe der Flächennormalen • Vollständige Indizierung aller an einem Kristall auftretenden Flächen in Verbindung mit Zonengleichung und Komplikationsregel • Symmetrieelemente lassen sich bestimmen und eintragen • Vektorielle Eigenschaften lassen sich eintragen Alle Zonenrichtungen können graphisch ermittelt und in eine Parallelprojektion übertragen werden Beispiel 1: • α-Schwefel (Abb. 2.3.9), Bleiglanz, Flussspat (Abb. 2.3.10), Kalifeldspat (Abb. 2.3.11) Abb. 2.3.10: α-Schwefel Abb. 2.3.9: Tracht kubischer Minerale, z. B. Fluorit, Bleiglanz A. N. Danilewsky Abb. 2.3.11: Orthoklas Tabelle der Pole: 39 40 Kristallographie I Stereographische Projektion: Abb. 2.3.12: Fluorit, Schwefel, Beispiel 2: Indizierung eines Topas – Kristalls (Borchardt-Ott S. 46 ff) Abb. 2.3.13: Topas Tabelle gemessener Winkel Orthoklas A. N. Danilewsky 41 Komplikation der Flächen (100) und (010) und Indizierung des Schnittpunktes zweier Zonenkreise: Abb. 2.3.14: Indizierung mit Komplikationsregel Stereographische Projektion Topas: Abb. 2.3.15: Stereographische Projektion von Topas 42 Kristallographie I Weitere Möglichkeiten: 1. Soll ein Kristall gedreht werden, erfolgt dies durch Parallelverschiebung aller Flächenpole auf Kleinkreisen => "wälzen" (Abb. 2.3. 16) Abb. 2.3.16: Beispiel für Wälzen eines Oktaeders (in nicht korrekter Aufstellung !) 2. Einzeichenen bzw Ermittlung der Symmetrieverhältnisse => Kapitel 2.3 "Symmetrieprinzip" 2.3.3 Gnomonische Projektion Wie bei der Stereographischen Projektion wird der Kristall in den Mittelpunkt einer Kugel gedacht. Die Projektion erfolgt allerdings auf eine tangierende Ebene (Abb. 2.3.17a). Vorteil: Flächenpole tautozonaler Ebenen liegen auf Geraden (Abb. 2.3.17b) Nachteil: darstellbarer Teil ist auf ca. 40° begrenzt Abb. 2.3.17: Gnomonische Projektion