Dezember - Johanneswerk
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Dezember - Johanneswerk
Unser Werk Z E I T S C H R I F T F Ü R F R E U N D E U N D F Ö R D E R E R D E S E VA N G E L I S C H E N J O H A N N E S W E R K E S E . V. NR. 4 DEZEMBER 2007 GEMEINSAM MACHEN SIE ES MÖGLICH Zu Weihnachten erfüllt die Stiftung mitLeidenschaft Wünsche von Menschen, die sich eigentlich keine leisten können |37 Liebe Freunde und Förderer, zu Weihnachten erinnern wir uns daran, dass Gott Mensch geworden ist und uns in Jesu neuer Art zu leben den Weg zu einem erfüllten Leben gezeigt hat. Der Wunsch des Menschen nach einem erfüllten Leben liegt hinter all den Wünschen, die zu Weihnachten geäußert und häufig erfüllt werden. Aber nicht für alle ist Weihnachten auch die Zeit der erfüllten Wünsche. Immer mehr Menschen können es sich nicht leisten, sich oder anderen einen Wunsch zu erfüllen, und sei er noch so dringend oder wichtig. In Bielefeld steht die diesjährige Weihnachtsspendenaktion der Stiftung mitLeidenschaft des Ev. Johanneswerkes unter dem Motto “Ich wünsch Dir was!“. Kinder malen, was sie anderen wünschen. Erwachsene spenden für die Wünsche. Und die Stiftung mitLeidenschaft erfüllt sie. Eine prominente Jury wählt die schönsten und bewegendsten 24 Bilder aus: Ein Adventskalender der Wünsche und Bedürfnisse, den Sie in der Adventszeit im Internet bewundern können. Auch in den anderen Johanneswerk-Regionen in Nordrhein-Westfalen sammeln wir Wünsche, die wir gerne erfüllen möchten. Helfen Sie uns, damit Weihnachten auch für bedürftige Familien ein schönes Fest wird. Ziehen Sie mit uns an einem Strang. In der neuen Ausgabe von Unser Werk finden Sie noch mehr fröhliche Gesichter: Beim 2. Lüdenscheider Lachsack wurde der Sieger gekürt. Die Veranstaltung war Teil der erfolgreichen Kulturwoche „Augenschmaus und Ohrenweide“, mit der die Integrative Kulturwerkstatt Alte Schule des Johannes-Busch-Hauses immer wieder zeigt, wie wegweisende Arbeit mit Menschen mit geistiger Behinderung aussehen kann. Ich wünsche Ihnen eine schöne Advents- und Weihnachtszeit mit ein wenig Zeit und Raum für Entspannung und Besinnung. Gesegnete Weihnachten und ein frohes neues Jahr. Herzlichst Ihr Pastor Dr. Udo Krolzik [Vorsitzender des Vorstands] 2| Lüdenscheider Lachsack verliehen Die jährlich stattfindende Kulturwoche „Augenschmaus und Ohrenweide“ der Integrativen Kulturwerkstatt Alte Schule des Johannes-Busch-Hauses war wieder ein voller Erfolg. (4-5) Riesiges Interesse an ebay-Versteigerung Unglaubliche Resonanz erhielt die Versteigerung von Jimi-Hendrix-Autogramm und Konzertticket zu Gunsten der Demenzarbeit im Altenzentrum Bethesda. Eine Flut von Bietern und Besuchern auf der ebay-Seite und von Medienberichten kam ins Rollen. (36) UNSER WERK Dezember 2007 Politiker besuchen Johanneswerk im Stadtteil Anspruchsvolles Ehrenamt 6 12-13 Offene diakonische Arbeit GalerieGold geht an den Start 7 Hilfe für Medikamentenabhängige 8 Bei Anruf Hilfe 9 Interkultureller Garten gegen Heimweh 10 Bahnhofsmission hat neues Zuhause 11 Nordpark-Bewohner besuchen Documenta 11 Behindertenarbeit Lions-Club im Haus Regenbogen Osteuropa zu Gast 27 Gesundheit Internationale Tagung in Rhein-Klinik 28 Neue Traumaklinik eingeweiht 29 Fortbildung FHdD startet ins neue Semester 34 Neues Mentoringkonzept in Gütersloh 31 14 Generationen Treff startet durch 15 Personalien Dr. Krolzik neuer DEKV-Vorsitzender Theaterstück im Theodor-Fliedner-Heim 23 Personalien 26-27 24-25 Rummelplatz für Tagesgruppe Ubbedissen Altenarbeit Zivis sorgen für Spaß und Unterhaltung Buchenhof feiert 50-Jähriges 16 Impressum JETZT UNTER WWW . JOHANNESWERK . DE Freude schenken Svenja sitzt im Rollstuhl und ihre Eltern können sich keine Rampe für die Treppe zur Wohnung leisten. Hier und in ähnlichen Fällen erfüllt die Stiftung mitLeidenschaft zu Weihnachten Wünsche. Zwei Spendenprojekte helfen Menschen in ganz NRW, denen es oft am Nötigsten fehlt. (17-20) U NSER W ERK TITELFOTO: STEPHAN WEMHÖNER TITEL 7 32-33 35 Unser Werk ist auf 100-Prozent-Recycling-Papier gedruckt. |3 Johanneswerk-Einrichtung für behinderte Menschen vergibt Preis Die Gewinner hatten gut lachen: (v.l.) Mozzarella von Zottel, Knut & Hilde, Clown Klikusch, Jennifer Müske und Rike Eckhoff FOTOS: ULLA EMIG Stuttgarter gewinnt Lüdenscheider Lachsack LÜDENSCHEID. Ausgezeichneter Humor – der mit 500 Euro dotierte 2. Lüdenscheider Lachsack ist vergeben: Gewinner ist Alexander Geiger aus Stuttgart, der als Clown Klikusch mit rasanter Jonglage, feuriger Artistik und meisterlicher Situationskomik den KleinkunstWettbewerb für sich entschied. Ausgerichtet wurde der komische Wettstreit wieder von der Integrativen Kulturwerkstatt Alte Schule im Johannes-Busch-Haus in Lüdenscheid, eine Wohneinrichtung für Menschen mit geistiger Behinderung des Ev. Johanneswerkes. Der Wettbewerb ist Teil der dort jährlich stattfindenden Kulturwoche „Augenschmaus und Ohrenweide“. Clown Klikuschs zwerchfellstrapazierende Auftritte waren ins Programm des gut besuchten Sommerfestes der Einrichtung eingebettet, genau wie die Shows seiner Konkurrenten. Neben der ausdrucksstarken „Clownin Mozzarella von Zottel“, die den vierten Platz belegte, trieb auch das Duo „Knut & Hilde“ (2. Platz) mit seiner turbulenten Mutter-Sohn-Parodie den behinderten und nicht behinderten Zuschauern unzählige Lachtränen in die Augen. Ganz feinen und leisen Humor dagegen präsentierten die drittplatzierten „2 Clowns“ Jennifer Müske und Rike Eckhoff aus Hamburg. Ohne Worte, aber mit viel Körpersprache zauberten die als Ballerina und Clownin agierenden Hanseatinnen vielfaches Lächeln ins Publikum. 4| Die „2 Clowns“ (v.l.) Rike Eckhoff und Jennifer Müske kommunizierten mit Körpersprache SCHWIERIGE ENTSCHEIDUNG FÜR JURY UND BESUCHER So hatte es die Fachjury um Organisator Thomas Wewers zum Schluss auch nicht ganz leicht in der Entscheidung um die Vergabe des 2. Lüdenscheider Lachsacks. Zum Glück wurden sie von den Sommerfest-Besuchern unterstützt, die ebenfalls eine Bewertung abgeben konnten. Mit einem besonderen Bonbon: Unter allen abgegebenen Stimmzetteln wurden drei „Candle-Light-Dinner“ verlost. Letztendlich fiel die Entscheidung auf Clown Klikusch, so Thomas Wewers bei der feierlichen Übergabe des Lachsackes, weil „Klikusch auf so wunderbare Art und Weise das Publikum in seine Show mit einbezogen hat“. Der clowneske Artist wiederum freute sich tierisch über die Ehrung und schwenkte ausgelassen den kichernden Lachsack. „Ich bin zwar schon zehn Jahre im Geschäft, habe aber noch nie an einem Wettbewerb teilgenommen, deshalb freu ich mich jetzt ganz besonders“. Neben dem Preisgeld winkt ihm nun auch ein Engagement bei der Kulturwoche „Augenschmaus und Ohrenweide“ 2008. [ULLA EMIG] L Ü D E N S C H E I D E R K U LT U R WOCHE WIEDER EIN ERFOLG Die Verleihung des Lüdenscheider Lachsacks war einer der Höhepunkte der diesjährigen Kulturwoche „Augenschmaus & Ohrenweide“ der Integrativen Kulturwerkstatt Alte Schule. Mit einem Programm von Mord à la carte über Wilma Tell bis Rockmusik ließ die renommierte Veranstaltung auch in diesem Jahr keine Unterhaltungswünsche offen. Das ImproTheater Emscherblut servierte einen Krimi nach den Menüvorschlägen des Publikums, darüber hinaus gab es Musik von der Samba-Band Balancao und Rock mit Feuer & Flamme, Kleinkunst, Kurzfilm, Comedy, Workshops und Ferienangebote für Kinder. Da war für jeden Geschmack was dabei! 4 |5|5 MdB Silvia Schmidt besucht Johanneswerk im Stadtteil „Hilfebedürftige müssen Wohnform frei wählen können“ BIELEFELD. „Hilfebedürftige Menschen müssen selber entscheiden können, wie und wo sie leben wollen“, erklärte die Bundestagsabgeordnete (MdB) Silvia Schmidt bei ihrem Besuch im Ev. Johanneswerk in Bielefeld. Ihre Vorstellung sah die Gründerin der Initiative ‚Daheim statt Heim’ im Angebot Johanneswerk im Stadtteil verwirklicht. Mitinitiator Ottmar Miles-Paul bestätigte: „Bielefeld hat sich einen Namen gemacht. Hier ist es gelungen, wieder in Gemeinwesen zu denken“. „Für uns ist es wichtig, Unterstützung aus der Politik zu bekommen“, unterstrich Pastor Dr. Udo Krolzik, Vorsitzender des Johanneswerk-Vorstands. „Wir benötigen tragfähige Rahmenbedingungen. Nur so können wir unser Ziel verwirklichen, hilfebedürftigen und gesunden Menschen in gemeinschaftlichen Wohnanlagen eine flexible Lebensgestaltung bei 24-stündiger Versorgungssicherheit zu ermöglichen“. Die Gründerin der „Daheim statt Heim“-Initiative zu Gast im Johanneswerk: (v.l.) Silvia Schmidt, Dr. Bodo de Vries, Norbert Müller (Bielefelder Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft) und Dr. Udo Krolzik In den Wohnanlagen gibt es ein Servicebüro, dessen Angebote – von der Unterstützung bei kleinen Alltagsdingen wie Hilfe im Haushalt bis zur Betreuung bei Pflegebedürftigkeit – die Bewohner der Nachbarschaft in Anspruch nehmen können. „Diese Arbeit unterscheidet sich von der stationärer Einrichtungen und ambulanter Pflegedienste. Hier ist ein völlig neues Angebot entstanden“, betonte Dr. Bodo de Vries, Johanneswerk-Geschäftsführer für Soziale Arbeit und Gesundheit. „Wir müssen z. B. unsere Leistung bündeln können. Wichtig ist außerdem, dass wir die Frage des Verbraucherschutzes klären. Es muss einen Vertreter geben, der die Interessen der Bewohner vertritt und nicht bei den Kostenträgern angesiedelt ist“. Krolzik prognostizierte, dass die Entwicklung von alternativen Wohnformen noch nicht abgeschlossen sei. Um die bestmöglichen Angebote entwickeln zu können, hat das Johanneswerk ein Kompetenzzentrum gegründet und sammelt auf internationaler Basis Fachwissen. „Für die Politik ist solch ein Kompetenzzentrum wichtig“, erklärte Schmidt, die Behindertenbeauftragte der SPD-Bundestagsfraktion in Berlin ist. „Wir wollen sicherstellen, dass die Menschen transparente und qualitativ hochwertige Angebote bekommen. Das hat natürlich seinen Preis. Aber dieser Herausforderung muss sich die Gesellschaft solidarisch stellen.“ [AK] Solidere Finanzierung ist wichtig BIELEFELD. „Besser einmal etwas gesehen als zehn Mal darüber gelesen haben“, bedankte sich Willi Zylajew, pflegepolitischer Sprecher der CDUBundestagesfraktion, gestern Abend für die Gelegenheit, die Arbeit von Johanneswerk im Stadtteil vor Ort kennen zu lernen. In Berlin werde er sich dafür einsetzen, dass diese Art der modernen Wohnformen noch solider finanziert werden könnten, versprach er Pastor Dr. Udo Krolzik, Vorsitzender des Johanneswerk-Vorstands, den Bewohnern der Wohnanlage Heinrichstraße in Bielefeld sowie Werner Stede vom Bauträger BGW. Hildegard Braun lud MdB Willi Zylajew zur Wohnungsbesichtigung ein FOTOS: WERNER KRÜPER 6| Mit seiner kölschen Sprache und seinem Humor kam Zylajew, der stellvertretendes Mitglied im Bundestagsausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend ist, gut bei den Bewohnerinnen an. Sie luden ihn gleich herzlich ein, einen Blick in ihre Wohnungen zu werfen, um sich ein genaues Bild von der Wohnanlage machen zu können. Der 57-jährige CDU-Politiker war begeistert, dass Gemeinwesen, in denen alte und junge, kranke und gesunde Menschen zusammen leben, eine Alternative zu den ambulanten und stationären Angeboten bieten. Er gratulierte den rüstigen Bewohnerinnen, dass sie bereits frühzeitig vorgesorgt und sich eine Wohnung gesucht hätten, in der sie später bei Bedarf auf 24-stündige Versorgungssicherheit zurückgreifen könnten. [AK] In ethischer Verantwortung Reformen kritisch begleiten Dr. Udo Krolzik ist neuer DEKV-Vorsitzender Der Vorstand des Deutschen Evangelischen Krankenhausverbandes (DEKV) hat eine neue Spitze: Pastor Dr. Udo Krolzik, Vorsitzender des Vorstands des Ev. Johanneswerks, ist zum neuen Vorsitzenden des DEKV gewählt worden. Krolzik (59), der bisher stellvertretender Vorsitzender war, löst damit den langjährigen DEKV-Vorsitzenden Otto Buchholz ab. Beschlossen wurde dies auf der DEKV-Jahrestagung, die unter dem Motto „Wer alt wird, hat Zukunft“ stand. Das Amt der stellvertretenden Vorsitzenden besetzt Oberin Andrea Trenner, Ordensoberin im Johanniterorden und Vorstandsvorsitzende der Johanniter-Schwesternschaft. In seinem Amt als Vorsitzender des Krankenhausverbandes möchte Krolzik sein Augenmerk besonders auf die Förderung des diakonischen Profils evangelischer Einrichtungen legen. „Unser Markenkern ist das diakonische Profil, da wir uns in hoher ethischer Verantwortung unserem christlichen Menschenbild verpflichtet fühlen. Vor diesem Hintergrund werden wir die Reformen im Gesundheitswesen kritisch begleiten“, so Krolzik. [DEKV/AJU] Pastor Dr. Udo Krolzik FOTO: WERNER KRÜPER Guter Erfolg der ersten Ausstellung – viele Kunstwerke noch zu kaufen Begegnungszentrum Pellahöhe als goldene Galerie BIELEFELD. Die Premiere ist geglückt: Die erste GalerieGold im Begegnungszentrum Pellahöhe inspirierte nicht nur zahlreiche Künstler ab 50 Jahren. Auch eine Vielzahl an Besuchern machte einen Abstecher in die besondere Ausstellung. „Es war eine wundervolle und sehr motivierende Ausstellung“, resümiert Claudia Domke, Leiterin der Einrichtung des Ev. Gemeindedienstes im Johanneswerk. Rund einen Monat hingen und standen die mehr als 100 Bilder und vielfältigen Skulpturen in den Räumen des Begegnungszentrums Pellahöhe. Ende September wurden die Kunstwerke wieder abgenommen. Mit der GalerieGold wollten die Mitarbeiter der Einrichtung die künstlerischen Fähigkeiten älterer Menschen anerkennen, fördern und sinnvoll einsetzen – ein Plan, der voll aufging. Mitmachen konnte jeder ab 50 Jahren. „Unsere jüngste Teilnehmerin war 45 Jahre“, erzählte Claudia Domke. Ganz genau wurde das Alter nicht genommen. Die GalerieGold wurde in Anlehnung an die StartGalerie – ein Projekt des Kinderschutzbundes – ins Leben gerufen. Eine Jury wählte die schönsten Werke aus. Während der Ausstellung und auch jetzt noch können zahlreiche der Kunstwerke käuflich erworben werden. Der Erlös geht zur Hälfte an die Künstler, die andere Hälfte teilen sich der Kinderschutzbund und das Begegnungszentrum. Mit ihrem Viertel des Erlöses möchte Claudia Domke die soziale Arbeit mit älteren Menschen in ihrer Einrichtung unterstützen. Künstlerin Heidi Schardt beteiligte sich bei der GalerieGold FOTO: WERNER KRÜPER Für das neue Jahr planen Claudia Domke und die Leiterin der Kreativangebote im Begegnungszentrum, Heidi Schardt, eine Fortsetzung der GalerieGold. Bis zu fünf Kunstwerke pro Künstler können ab Mai 2008 abgegeben werden. [LAW] |7 Ev. Gemeindedienst bietet Unterstützung für Medikamentenabhängige Aus der Suchtspirale ausbrechen BIELEFELD. „Ich habe es geschafft. Ich habe den Teufelskreis durchbrochen“, sagt Heinrich Lehmann* mit festem Blick. Was der 56-Jährige erreicht hat, erfüllt ihn mit Stolz: Er hat seine über zehn Jahre andauernde Medikamentensucht besiegt. Für diesen hart erkämpften Sieg, so berichtet Lehmann, waren drei Dinge unerlässlich: eiserne Disziplin, Rückhalt durch die Familie – und professionelle Hilfe, zum Beispiel von der Suchtberatungs- und -behandlungsstelle des Ev. Gemeindedienstes im Ev. Johanneswerk. Einmal in der Suchtspirale gefangen, erhöht sich die Dosis zumeist kontinuierlich FOTO: WERNER KRÜPER Zwar äußerte der gelernte Elektriker selbst den Wunsch, das Beruhigungsmittel Diazepam abzusetzen, als er 2006 in einer psychosomatischen Fachklinik behandelt wurde. Doch als er nach der Kur versuchte, den Entzug auf eigene Faust weiterzuführen, stellte er schnell fest: „Ohne Hilfe geht es nicht“. Depressionen, Angst- und Spannungszustände – die Beschwerden, die das Diazepam ursprünglich lindern sollte – wurden bei niedrigerer Dosierung stärker, Entzugserscheinungen kamen hinzu. Lehmanns Tochter recherchierte für ihren Vater im Internet – und fand unter anderem das Angebot des Ev. Gemeindedienstes. Zusätzlich zur Beratung wird Lehmann medizinisch betreut. DOPPELT UND DREIFACH BELOHNT „Unser Spektrum reicht von Beratungsgesprächen bis hin zur Therapie“, erklärt Diplom-Psychologe Ulrich Oppel vom Ev. Gemeindedienst. „Dabei versuchen wir, die Suchtkranken ständig aufs Neue zum Entzug zu motivieren und in allen Lebenslagen zu unterstützen“, so Oppel. Ein Angebot, das für Heinrich Lehmann seit einem Jahr unentbehrlich ist: „Bielefeld ist mein Rettungsanker“, erzählt der gebürtige Herforder, der auch nach über einem halben Jahr ohne Diazepam noch an leichten Entzugserscheinungen wie Schlafstörungen und Kopfschmerzen leidet. Er ist sich jedoch sicher: „Egal, wie viel Kraft der Entzug kostet – ich werde doppelt und dreifach dafür belohnt. Ich entdecke die Welt jeden Tag neu“. K O N TA K T : Evangelischer Gemeindedienst, Tel.: 0521/801-03, E-Mail: [email protected] 8| Dass mehr suchtkranke Menschen den Mut aufbringen, sich in Behandlung zu begeben, das wünschen sich Heinrich Lehmann und Ulrich Oppel. Denn: Bei fast jedem neunten der 50- bis 59-Jährigen liegt ein problematischer Medikamentengebrauch vor. Trotzdem sind weniger als fünf Prozent der Ratsuchenden in der Suchtberatungs- und -behandlungsstelle medikamentenabhängig – 95 Prozent sind alkohol- und glücksspielsüchtig. „Medikamentensucht wird auch die ‚stille Sucht‘ genannt. Die Dunkelziffer ist sehr hoch“, erklärt Oppel. Oft gestehen sich die Menschen erst nach Jahren ihre Abhängigkeit ein – so auch Heinrich Lehmann. Durch seinen erfolgreichen Entzug hat er nun jedoch so viel Kraft gewonnen, dass er anderen Suchtkranken helfen will: „Ich möchte eine Selbsthilfegruppe ins Leben rufen“, berichtet er. „Wer abhängig und verzweifelt ist, soll wissen: Es gibt Hilfe.“ [AJU] *Alle Angaben zur Person wurden von der Redaktion geändert. Neues Krisentelefon – der Ev. Gemeindedienst hilft schnell Bei Anruf Hilfe BIELEFELD. „Ich kann nicht mehr!“ – das Leben liegt in Scherben, die Situation scheint ausweglos. Der Punkt ist erreicht, an dem es ohne Unterstützung von anderen nicht mehr geht. Schnelle und unbürokratische Hilfe in Bielefeld bietet jetzt das neue Krisentelefon des Ev. Gemeindedienstes im Ev. Johanneswerk unter Tel. 0521/801-4800. Angesprochen sind Menschen, die akute Krisensituationen in Familie oder Partnerschaft erleben, mit Trauer und anderen Verlusterlebnissen konfrontiert sind, suizidgefährdete Personen sowie alle, die mit einer Situation überfordert sind. „Wenn sich im Gespräch herausstellt, dass der Anrufer unverzüglich Hilfe braucht, wird diese unbürokratisch und rasch erfolgen“, verspricht die Sozialarbeiterin Monika Willuweit, die das Konzept für das Krisentelefon entwickelt hat. PERSÖNLICHE FOLGEGESPRÄCHE Der telefonische Bereitschaftsdienst wird abwechselnd von den dafür eigens geschulten Mitarbeitenden der Erziehungs-, Familien- und Krisenberatungsstelle übernommen. Der Anrufer hat die Möglichkeit, über seine Wenn das Geschirr zerschlagen ist, bleibt oft Hilflosigkeit Probleme zu sprechen, darüber, welzurück che persönliche Geschichte dahinter FOTO: WERNER KRÜPER steht und in welcher sozialen Situation er sich befindet. „Im ersten Gespräch vereinbaren wir wenn nötig kurzfristige telefonische oder persönliche Folgegespräche mit dem gleichen Mitarbeiter“, erklärt Willuweit. „Darüber hinaus schlagen wir weitere interne und externe Hilfsangebote vor und vermitteln diese“, so die 56-Jährige, die seit 25 Jahren in der Krisenberatung des Ev. Gemeindedienstes tätig ist. Das Krisentelefon ist ein Angebot der Erziehungs-, Familien- und Krisenberatung des Ev. Gemeindedienstes im Weidenhof auf dem Johannesstiftsgelände. Hierher sind im vergangenen Jahr auch die beiden Beratungsstellen Elsa-Brändström-Straße und Johanneswerkstraße umgezogen. In Krisen aufgrund von medizinischen und psychiatrischen Notfällen können die Mitarbeiter des Krisentelefons nicht helfen, sondern nur auf entsprechende Dienste und Einrichtungen verweisen. Das Krisentelefon ist von Montag bis Donnerstag von 9 bis 17 Uhr und Freitag von 9 bis 16 Uhr unter Tel. 0521/801-4800 erreichbar. Das Angebot kann kostenlos und unter Wahrung von Vertrautenschutz und Anonymität in Anspruch genommen werden. [AK] |9 FOTO: WERNER KRÜPER (V.l.) Sefagül Islak, Erol Islak und Yungeun Choi freuen sich auf frisches Gemüse aus dem Interkulturellen Garten Spende ermöglicht Ausstattung des Interkulturellen Gartens Selbst angebauter Chinakohl hilft bei Heimweh BIELFELD. Das Grundstück an der Beckhausstraße in Bielefeld ist kaum wiederzuerkennen: Wo vor einem halben Jahr ein paar einsame Kohlköpfe aus dem Boden ragten, reihen sich im Interkulturellen Garten nun Paprika, Sesamblätter und Chinakohl dicht an dicht. Vor allem der koreanische Garten blüht und gedeiht. Bewirtschaftet wird er von Tea Woon Jung und Yungeun Choi, beide Sänger am Bielefelder Stadttheater. „Meine Frau und ich haben oft Heimweh. Dagegen hilft eine Suppe mit koreanischen Kräutern oder ein Kimtschi mit selbst angebautem Chinakohl“, erklärt der 39-jährige Jung, der seit dem Start des Interkulturellen Gartens dabei ist. Unterstützt wird das Projekt von der Integrationsagentur des Ev. Gemeindedienstes im Ev. Johanneswerk. „Die Menschen sollen sich ein Stück Heimat in den Garten holen und hier Wurzeln schlagen können“, erklärt die ehrenamtliche Mitarbeiterin Annedore Hof, die das Projekt mit Dörte Kanzler im letzten Jahr ins Leben gerufen hat. Im Interkulturellen Garten bewirtschaften Menschen aus verschiedenen Herkunftsländern gemeinsam das Land und sollen dabei kulturelle und soziale Grenzen überwinden. Sieben Teilnehmer aus Korea, der Türkei, dem Libanon und Deutschland arbeiten inzwischen regelmäßig auf dem Grundstück. Und helfen sich gegenseitig: Der erfahrene Hobby-Gärtner Tea Woon Jung gibt sein Wissen an die Türkin Sefagül Islak weiter, die erst seit einer Woche stolze Gartenbesitzerin ist. Weitere Teilnehmer sind herzlich willkommen, Anfragen an: Dörte Kanzler (Tel.: 0521/152290), Annedore Hof (0521/61547) und an die Integrationsagentur des Ev. Gemeindedienstes (Tel.: 0521/801-2737). 10| Neues Werkzeug und ein Gartenhäuschen, das Stauraum bietet, erleichtern den Teilnehmern nun die Arbeit. Möglich wurden die Anschaffungen und die Rekultivierung des Landes durch eine großzügige Spende von Bielefelder Kirchenbesuchern, die an einem Sonntag in mehreren Gemeinden gesammelt wurde. Über 4.000 Euro kamen dabei zusammen. „Die Spende hat uns den Start ungemein erleichtert“, freut sich Hof. Mit dem restlichen Spendengeld wird unter anderem der Gemeinschaftstreff in der Mitte des Gartens weiter ausgestaltet. Hier können die Mitarbeiter Kontakte knüpfen, ins Gespräch kommen – und die Früchte ihrer Arbeit gemeinsam genießen. In diesem Sommer gab es schon ein Kaffeekränzchen mit Pflaumenkuchen aus selbst geernteten Pflaumen. [AJU] Einweihungsfeier mit zahlreichen Mitarbeitern und Gästen Bahnhofsmission ist wieder „zu Hause“ BIELEFELD. Die Rückkehr in ihre renovierten Räumlichkeiten im Hauptbahnhof feierte jetzt die Bielefelder Bahnhofsmission, die vom Ev. Gemeindedienst im Ev. Johanneswerk und der Caritas getragen wird. Nach einem fünfjährigen Exil in einem Container auf dem Bahnhofsvorplatz und einer Ladenzeile an der oberen Bahnhofstraße können die Mitarbeiter der Bahnhofsmission wieder in ihrem frisch renovierten „Zuhause“ ihrer Arbeit nachgehen. Zahlreiche Gäste waren bei der Einweihungsfeier im Hauptbahnhof dabei, FOTO: WERNER KRÜPER darunter SPD-Landtagsabgeordneter Günter Garbrecht, Gabriele Walczak (Geschäftsführerin der Region Johannesstift), Christian Bakemeier (Geschäftsführer der Bundesgeschäftsstelle der Bahnhofsmission), Pfarrer Hermann Rottmann (Vorstandsvorsitzender Ev. Gemeindedienst), Mitarbeiter des Ev. Gemeindedienstes sowie Vertreter der Polizei und verschiedener Organisationen wie der AIDS-Hilfe. „Eine sehr gelungene und atmosphärische Veranstaltung“, lobt Susanne Haber, Abteilungsleiterin Integrative Hilfen des Ev. Gemeindedienstes. „Die Mitarbeiter haben sich bei der Vorbereitung und Dekoration viel Mühe gegeben.“ [AJU] Feierten die Einweihung der renovierten Räumlichkeiten der Bahnhofsmission: (v.l.) Hermann Rottmann, Gabriele Walczak, Günter Garbrecht, Elisabeth Mösenmeier (Geschäftsführerin der Bielefelder Caritas) und Marcel Bohnenkamp (Leiter Bahnhofsmission) Besuch der Documenta: Kunst und Straffälligkeit in Berührung BIELEFELD/KASSEL. Kunst und Straffälligkeit hatten schon immer unterschiedliche Berührungspunkte. So verwundert es nicht, dass das Haus Nordpark, eine stationäre Rehabilitationseinrichtung für aus der Haft entlassene Frauen und Männer des Ev. Johanneswerks in Bielefeld, mit einigen Bewohnern der Weltausstellung der Kunst einen Besuch abstattete. Freundlicherweise wurden uns Freikarten von der Ausstellungsleitung zur Verfügung gestellt und so fuhren wir an einem verregneten Vormittag nach Kassel. Parken, im Regen in der Schlage stehen und die Taschen abgeben – an den Knast erinnert werden, wieder in der Schlange stehen und dann auf zur „Besichtigung“. Es war ungewöhnlich, welche unterschiedlichen Wirkungen die Kunstwerke erzeugten. Manchmal kam ein Gespräch zustande und dann war Schweigen die Reaktion, ein anderes Mal erfolgte ein Kopfschütteln und dann wieder hatte man das Gefühl, zu erkennen, was gemeint sein könnte. Einige Stunden später auf der Rückfahrt waren sich alle einig: ein toller Tag mit vielen ungewöhnlichen Erfahrungen. Übrigens: Wussten Sie, dass Bildung eine der wirksamsten Möglichkeiten der Prävention und Resozialisierung von Straffälligkeit ist? [ECKHARD TARNER, PÄDAGOGISCHE LEITUNG HAUS NORDPARK] |11 EHRENAMT „Was ist Glück?“ – das ist nur ein Thema, mit dem Arno Dehle Bewohner in seinen Bann zieht FOTO: WERNER KRÜPER Arno Dehle leitet seit neun Jahren Gesprächsrunde im Lutherstift Ehrenamtliches Engagement hält geistig fit BIELEFELD. Wenn Arno Dehles fröhliches Hallo durch die Gänge des Lutherstifts schallt, blicken alle erfreut auf, grüßen und winken. Die griechische Pflegerin erwidert sein freundliches „Kalimera“, einer älteren Dame ruft er im Vorbeigehen einen kleinen Witz zu. Den Bewohnern und Mitarbeitern der Alteneinrichtung des Ev. Johanneswerks ist Dehle bestens bekannt, denn der lebenslustige Rentner engagiert sich schon seit fast zehn Jahren ehrenamtlich im Lutherstift. Die regelmäßigen Besuche des gelernten Kaufmanns begannen 1996, als er die Pflege seiner erkrankten Frau an die Lutherstift-Mitarbeiter übergeben musste. Täglich versorgte er seine literatur- und kulturinteressierte Frau mit geistiger Nahrung, brachte Opern- und Ballettaufführungen auf Videokassette und Bücher zum Vorlesen mit. „Irgendwann kamen einige ältere Damen dazu und fragten schüchtern, ob sie mithören dürften“, erzählt Dehle. „Natürlich durften sie. So ergab sich mit der Zeit eine regelmäßige Gesprächsrunde im Musikzimmer.“ Noch heute ist das Musikzimmer, das Arno Dehle liebevoll miteingerichtet hat, Ort der donnerstags stattfindenden Gesprächsrunde. Als seine Frau vor etwa sieben Jahren starb, fingen die heutige Hausleitung Monika Rister und Sozialarbeiterin Elke Steinbach den Rentner auf – und baten ihn darum, den Gesprächskreis fortzusetzen. „Da habe ich sofort ja gesagt“, betont Dehle. An Ideenreichtum mangelt es ihm nicht: Ganz unterschiedliche Themen wie „Was ist Glück?“, „Die Zauberflöte“ oder „Traditionelle Bielefelder Geschäfte“ bereitet er jede Woche neu vor. Wichtig ist ihm dabei, dass die Themen anspruchsvoll sind: „Ich will die Leute geistig fordern“, so Dehle, für den das Lutherstift die „gemütlichste Alteneinrichtung Bielefelds“ ist. Zusätzlich zur Gesprächsrunde bietet Arno Dehle einmal wöchentlich eine Zeitungsrunde an, arbeitet bei der Hauszeitung „Lutherstift-Kurier“ mit und organisiert mit Elke Steinbach Fotoausstellungen, unter anderem von seiner Tochter Christine Dehle. „Unentbehrlich und unermüdlich“ nennt Monika Rister sein Engagement, von dem Arno Dehle betont, wie gut es ihm selbst und seiner geistigen Fitness tut. Wie er sich auch körperlich in Form hält, verrät der Rentner mit einem Lächeln: „Jeden Morgen um fünf Uhr aufstehen – und dann gleich ins Schwimmbad.“ [AJU] 12| Musikalischer Studientag bereichert Arbeit EHRENAMT BIELEFELD. Den richtigen Ton getroffen hat der Studientag mit dem Thema „Musik mit Bewohnerinnern und Bewohnern“ für ehrenamtliche Mitarbeitende des Johanneswerks. Das Jochen-Klepper-Haus, Alteneinrichtung für Menschen mit Demenz in Bielefeld, und der Pastorale Dienst hatten gemeinsam eingeladen und das Interesse bei den Ehrenamtlichen der Alteneinrichtungen war riesengroß. 40 Teilnehmer aus Bielefeld, Herford und Gütersloh kamen zur Fortbildung. Einen ganzen Tag nahmen sich die Ehrenamtlichen Zeit, um sich unter der versierten Leitung von Elke Dohna, Kirchenmusikerin und Gesangslehrerin, intensiv mit der Bedeutung vertrauter Lieder und Melodien für alte Menschen auseinanderzusetzen. Musik hat besonders für Menschen mit Demenz, die häufig mit Worten nicht mehr erreicht werden, eine große emotionale Bedeutung. Der Nachmittag begann mit Atem- und Bewegungsübungen und was wäre ein Studientag zum Thema Musik ohne Gesang? Selbstverständlich wurden an diesem Tag auch viele Musikstücke eingeübt oder wieder entdeckt, die die Generation der Altenheimbewohner aus ihrer Jugendzeit kennt. Am Ende beurteilten die ehrenamtlichen Mitarbeitenden den Studientag als große Bereicherung und Unterstützung für ihre Arbeit in den Alteneinrichtungen. Bei soviel positiver Resonanz wird das Johanneswerk diesen Studientag wohl im nächsten Jahr wieder anbieten. [MARION PLASS, MARKETINGBEAUFTRAGTE] Geduld allein reicht nicht aus MARL. In einem Kooperationsprojekt des Philipp-Nicolai-Hauses und der AWO-Beratungsstelle Demenz und Pflege in Marl werden ehrenamtlich Mitarbeitende im Umgang mit demenzkranken Menschen geschult. Ihr Engagement steht auf einer fundierten Basis: die Teilnehmenden der Demenzschulung FOTO: PRIVAT Wer mit alten Menschen zu tun hat, die an Demenz erkrankt sind, der muss nicht nur Umsicht und Geduld mitbringen. Diese Schulung soll dazu beitragen, den Umgang mit demenzkranken Menschen zu lernen. Sie umfasst 6 Module mit insgesamt 34 Stunden, die sich schwerpunktmäßig mit den Themen Altwerden in der Gesellschaft, Beschäftigungsangebote für Menschen mit Demenz, der Situation der pflegenden Angehörigen und dem Umgang mit Pflegehilfsmitteln und Notfallsituationen beschäftigt. Durch eine Förderung des Kreises Recklinghausen ist es möglich geworden, für zwei Kompaktwochenenden zum Thema Integrative Validation und Biografiearbeit Fachdozentinnen einladen zu können. 17 freiwillig Engagierte aus Marl und der näheren Umgebung nehmen an der Schulung teil. [KIRSTEN BIELEMEYER, HAUSLEITUNG PHILIPP-NICOLAI-HAUS] |13 Im Hermann-Geibel-Haus sind Zivildienstleistende „Unterhaltungbeauftragte“ Täglich eine große Portion Spaß GÜTERSLOH. Wenn im Hermann-Geibel-Haus die „Tabu“-Karten ausgepackt werden, müssen sich die Zivildienstleistenden Christoph Diekötter und Alexander Wilczek warm anziehen. Denn die 85-jährige Bewohnerin Luise Beckmann gilt in der Alteneinrichtung des Ev. Johanneswerks als unschlagbare Meisterin des Gesellschaftsspiels, bei dem Begriffe schlau umschrieben werden müssen. Doch die beiden jungen Männer haben genügend Zeit für eine Revanche – sie sind zwei der drei Zivis im Hermann-Geibel-Haus, die sich speziell um Freizeitangebote kümmern. Zivildienstleistender Arkadi Isaak macht eine Spazierfahrt mit Bewohner Roland Schmidt FOTOS: HENRIK MARTINSCHLEDDE Zusammen mit dem 20-jährigen Arkadi Isaak sind Diekötter (19) und Wilczek (20) zuständig für die Bereiche VerwalSorgen für gute Unterhaltung: (v.l.) Alexander Wilczek, tung und Unterhaltung. Den Vormittag Christoph Diekötter und Arkadi Isaak. widmen sie Verwaltungstätigkeiten, nachmittags haben sie ausreichend Zeit, um ein attraktives Unterhaltungsprogramm für die Bewohner zu gestalten – ein Bereich, der in vielen Alteneinrichtungen wegen Zeit- und Personalmangel zu kurz kommt. Jede Woche stellen die drei der insgesamt neun Zivis im Geibel-Haus neue Angebote auf die Beine, zum Beispiel Hörbuch- und Gedichtnachmittage, Stadtbummel, Bastel- und Diskussionsrunden. Um möglichst viele der älteren Menschen zu erreichen, gehen die engagierten jungen Männer auch zu bettlägerigen Bewohnern auf die Zimmern. „Soweit ich weiß, sind wir die einzige Einrichtung in der Region, die drei Zivildienstleistende nur zu diesem Zweck beschäftigt“, berichtet Mathilde Wiengarten, Zivildienstbeauftragte der Johanneswerk-Einrichtung. Das Konzept geht auf: Die Bewohner werden nicht nur unterhalten, sondern auch körperlich und geistig gefordert – und die drei „Unterhaltungszivis“ möchten viele der älteren Menschen nicht mehr missen. [AJU] 14| Rainer Scheele, Udo Landwehr und Dozentin Kerstin Koch (v.l.) freuen sich auf den EDV-Kurs im Generationen Treff FOTO: ANDREAS ZOBE Erweitertes Programm in Räumlichkeiten des Ev. Johanneswerks Generationen Treff startet jetzt richtig durch BIELEFELD. „Als Rentner zu Hause Däumchen zu drehen ist nicht mein Ding“, erklärt Udo Landwehr sein ehrenamtliches Engagement im Generationen Treff. Wie der 73-Jährige denken auch die meisten Besucher – denn bei den zahlreichen neuen Angeboten in den Räumlichkeiten des Ev. Johanneswerks an der Paulusstraße ist vor allem Mitmachen gefragt. „Früher wurden ältere Menschen im Freizeitbereich oft berieselt, heute wollen besonders die ‚jüngeren Älteren‘ selbst aktiv sein, Ideen einbringen. Der Generationen Treff ist die Antwort auf diese veränderten Bedürfnisse“, berichtet Rainer Scheele, Geschäftsführer der Region Bielefeld Altenheime des Johanneswerks. Als Günter Niermann, Gründer des Generationen Treffs in Enger, Landwehr vor über zwei Jahren um Hilfe beim Aufbau eines Bielefelder Seniorennetzwerks bat, ging es eigentlich nur um dessen Engagement im EDV-Bereich. „Mit der Zeit ergaben sich aber immer neue spannende Aufgaben – zum Beispiel Busreisen, Generationenfrühstück, Tanzen für Demenzkranke“, erzählt der Computerexperte. Die Programmpunkte plant und gestaltet Landwehr mit Ehrenamtlichen und Mitarbeitern der Johanneswerk-Regionalgeschäftsstelle Bielefeld Altenheime. Die Angebote stoßen vor allem bei den Generationen 50 bis 90 auf reges Interesse. „Wir können uns aber gut vorstellen, in Zukunft zum Beispiel Hausaufgabenbetreuung für Kinder aus sozialen Brennpunkten anzubieten – wenn sich jemand dazu bereit erklärt“, so Scheele. Vorerst haben die Organisatoren jedoch alle Hände voll zu tun: Zum neuen Programm des Generationen Treffs, dessen Träger das Ev. Johanneswerk und der Verein Alt und Jung sind, gehören unter anderem Vortragsreihen und ein regelmäßig stattfindendes Kaffeetrinken. Die großen und hellen Räume in der Regionalgeschäftsstelle, die der Generationen Treff vor kurzem bezogen hat, haben sich seit dem Sommer mit jeder Menge Leben, Lachen und kreativen Ideen gefüllt. [AJU] Mehr Infos unter [email protected] oder Tel. 05 21/520 21 05. |15 Ehrenamt wird im Haus Regenbogen groß geschrieben Lions-Club engagiert sich seit mehr als 30 Jahren RECKLINGHAUSEN. Das diesjährige Sommerfest im Haus Regenbogen in Recklinghausen, eine Johanneswerk-Einrichtung für Menschen mit Behinderungen, stand ganz unter dem Motto des ehrenamtlichen Engagements. Ein besonderer Punkt auf der Tagesordnung war die 34-jährige Zusammenarbeit vom Haus Regenbogen und dem Lions-Club Recklinghausen. Der Lions-Club gründete sich im Jahr 1958 unter dem Leitsatz „We serve“ und schrieb sich die Unterstützung und Entwicklung in sozialen, kulturellen und bürgerlichen Bereichen auf die Fahnen. Aus Persönlichkeiten der verschiedensten Berufsgruppen entwickelte sich eine der heute weltweit größten wohltätigen Service-Organisationen. Eröffnet wurde das Fest mit einem Gottesdienst, der unter freiem Himmel auf dem Außengelände des Hauses Regenbogen mit allen Bewohnern, Mitarbeitern, Angehörigen und Gästen gefeiert wurde. Highlight des Gottesdienstes waren das symbolische „Geschenkeauspacken“ der Bewohner und zahlreiche Darstellungen aus den Urlaubserinnerungen der Gruppenfreizeiten. Nach der Gesprächsrunde erfrischten sich (v.l.) Pastor Dr. Udo Krolzik, Wolfgang Pantförder, Andreas Eckhardt und Bernd Tinkloh mit einem alkoholfreien Cocktail Nach dem Gottesdienst luden die Hausleitungen Andrea Frank und Anja Strohmann zu einer Presserunde. Pastor Dr. Udo Krolzik, Vorsitzender des Vorstandes des Ev. Johanneswerkes, Andreas Eckhardt, Regionalgeschäftsführer Recklinghausen, Wolfgang Pantförder, Bürgermeister der Stadt Recklinghausen und Bernd Tinkloh, Präsident des LionsClub Recklinghausen, diskutierten eifrig zum Thema Ehrenamt. Krolzik lobte die Kontinuität in der Ehrenamtlichkeit des Lions-Clubs, denn es sei nicht selbstverständlich, dass sich Institutionen über so einen langen Zeitraum engagierten. „Es vollzieht sich ein Wandel in der Gesellschaft, Einrichtungen werden offener und Teil der Gesellschaft", erläuterte Pantförder. „Wir sind auf ehrenamtliche Helfer angewiesen und profitieren von dieser Arbeit“, betonte Eckhardt und zeigte damit die Wichtigkeit von ehrenamtlichen Helfern auf. Zum Abschluss der Talkrunde gab es einen erfrischenden Cocktail, der von einem Vertreter des Heimbeirates überreicht wurde und bei den sommerlichen Temperaturen sichtlich gut tat. [DANIELA JAZY, MARKETINGBEAUFTRAGTE RECKLINGHAUSEN] 16| FOTO: DANIELA JAZY mitLeidenschaft Die Stiftung mitLeidenschaft wurde 2001 gegründet als Stiftung des Ev. Johanneswerks zur Förderung und Unterstützung innovativer Projekte in der Diakonie. Die Stiftung hilft vor allem älteren Menschen und Familien, die in Armut leben müssen. Sie fördert Projekte für Kinder und Menschen mit Behinderung sowie Projekte auf dem Gebiet der Demenz. Vorsitzender des Vorstands ist Pastor Dr. Udo Krolzik, sein Stellvertreter Karsten Gebhardt. Geschäftsführerin der kirchlichen Stiftung ist Ulrike Posch. (V.l.) Beate Stegemann und Stefan Rischer nahmen den Snoezel-Wagen für das Altenzentrum Katharina-Luther-Haus entgegen, Matthias Weindorf, Stefan Wilke, Tanja Schreve und Nicolai Janzen haben die Wagen in den Märkischen Werkstätten in Lüdenscheid gebaut FOTO: ROLF BIRKHOLZ Stiftung mitLeidenschaft schließt das Projekt Traum-Raum ab Snoezelen beruhigt, belebt, bereichert SCHNÜFFELN UND SCHLUMMERN Das Wort Snoezelen (sprich: Snuseln) kommt aus dem Niederländischen und setzt sich aus den Begriffen für Schnüffeln und Schlummern zusammen. Düfte können ebenso wie Licht anregen oder entspannen. Gegenstände berühren, spielen – all das steigert die Wahrnehmungsfähigkeit, aktiviert den Bewegungssinn und ermuntert den Menschen, sich an sich selbst und seine Fähigkeiten zu erinnern. Sinnesreize regen das Gedächtnis an zu arbeiten. Weil Träume oft auch Erinnerungen an früher sind, wird das Pflegepersonal für die biografische Arbeit geschult. BIELEFELD. „Durch die Lichter und Farbspiele erzeugen wir Aufmerksamkeit“, erklärt Stefan Rischer, Wohnbereichsleiter im Katharina-LutherHaus, bei der Übergabe des Snoezel-Wagens. Die Alteneinrichtung des Ev. Johanneswerks ist eine von 20, die durch zahlreiche Spenden an das Projekt Traum-Raum der Stiftung mitLeidenschaft eine mobile SnoezelEinheit bekommen haben. Die Stiftung hat die Wagen eigens für das Projekt in den Märkischen Werkstätten anfertigen lassen. Diese haben die Wagen jetzt ausgeliefert, und damit ist das Projekt, das die Stiftung für das Ev. Johanneswerk durchgeführt hat, abgeschlossen. Für die Einrichtungen, die jetzt einen Snoezel-Wagen einsetzen können, ergeben sich völlig neue Möglichkeiten, Bewohnerinnen und Bewohner zu erreichen, die sonst nicht ohne Weiteres am Alltag teilnehmen könnten. Je nach Bedarf vermittelt Snoezelen Ruhe und Harmonie, kann aber auch belebend wirken. „Mit sphärischen Klängen und Musik kann man auch Erinnerungen wecken“, sagt Rischer. Snoezelen soll Menschen helfen, die körperlich und geistig eingeschränkt oder krank und bettlägerig sind. Mit verschiedenen sensorischen Reizen wie Lichtprojektionen, Geräuschen oder Düften können für sie Wohlfühl-Räume geschaffen werden. Der mobile Snoezel-Wagen wird – im Gegensatz zu sonst üblichen Snoezel-Räumen – direkt in die Zimmer der Menschen gebracht. So kann Snoezelen in das Lebensund Wohnumfeld alter oder kranker Menschen integriert werden, ein wichtiger Baustein, um größtmögliche Lebensqualität zu erhalten. [SO] |17 mitLeidenschaft gestaltet Weihnachten in Bielefeld und Nordrhein-Westfalen Armut bekämpfen, Freude schenken NORDRHEIN-WESTFALEN. Viele Wünsche hat die Stiftung mitLeidenschaft in den vergangenen vier Jahren mit dem Weihnachtsspendenprojekt „Armut zum Fest“ schon erfüllt. Menschen und vor allem Familien, denen es oft am Nötigsten fehlt, hat die Stiftung mit konkreter Unterstützung und kleinen Freuden geholfen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Ev. Johanneswerks leiten die Wünsche und Bedürfnisse ihrer Klienten an die Stiftung weiter und sorgen später dafür, dass die Hilfe genau dort ankommt, wo sie gebraucht wird. Diana Kemski vom Ev. Gemeindedienst in Bielefeld hat 2006 die Spendenaktion begleitet: „Diese Familien können wirklich jede Hilfe gebrauchen. Ohne Unterstützung fällt Weihnachten für sie spärlich aus.“ „Armut zum Fest“ hat jedes Jahr das gleiche Ziel. Projektpartner und neue Ideen geben der Aktion aber immer wieder ein anderes Gesicht. So hat 2005 die Bielefelder Tageszeitung Neue Westfälische das Projekt unter dem Motto „Bielefelder helfen Bielefeldern“ mit regelmäßigen Berichten in der Adventszeit begleitet, 2006 hat die Grundschule Ubbedissen zusätzlich eine Geschenkaktion von Kindern für Kinder beigesteuert. Die Stiftung mitLeidenschaft hatte Wunschzettel von Kindern in Armut gesammelt. Die Zettel hingen im Dezember am Weihnachtsbaum der Grundschule, wo Schülerinnen und Schüler sie mitgenommen und erfüllt haben. In diesem Jahr weitet die Stiftung „Armut zum Fest“ auf weitere Einrichtungen des Ev. Johanneswerks in Nordrhein-Westfalen aus. So werden sich in der Johanneswerk-Region Wittgenstein das Diakonische Werk und das Haus am Sähling darum kümmern, dass die Stiftung Menschen in Armut unterstützen kann. In Bielefeld wird es wieder eine Wunschzettelaktion geben, weitere Grundschulen beteiligen sich mit der Aktion „Ich wünsch Dir was!“ (s. nächste Seite). [SO] 18| FOTO: WERNER KRÜPER Ich wünsch Dir was! BIELEFELD. Das Nachbarskind Svenja sitzt seit dem Unfall im Rollstuhl und kann die Treppe zur Wohnung nicht mehr gehen – der Bau einer Rampe ist für die Familie zu teuer. Erna Krause kann ihr Frühstücksbrötchen nicht mehr kauen – den Zahnersatz kann sie sich nicht leisten. Kevin braucht dringend ein Fahrrad für den Schulweg – seine Eltern können das Busticket nicht bezahlen. In diesen oder ähnlichen Fällen kommt das Weihnachtsspendenprojekt „Ich wünsch Dir was!“ der Stiftung mitLeidenschaft ins Spiel. Bielefelder Grundschülerinnen und -schüler malen, was sie anderen wünschen. Etwas, das der oder die Andere dringend braucht. Eine prominente Jury wählt die schönsten und bewegendsten 24 Bilder aus: Ein Adventskalender der Wünsche und Bedürfnisse, den Sie in der Adventszeit im Internet bewundern können. Die prominent besetzte Jury besteht aus Oberbürgermeister Eberhard David, Arminia-Spieler Artur Wichniarek, der Leiterin der Musik- und Kunstschule Yael Niemeyer, Nicole Seidensticker-Delius aus dem Vorstand der Bielefelder Bürgerstiftung und Karsten Gebhardt, stellvertretender Vorsitzender des Ev. Johanneswerks und der Stiftung mitLeidenschaft. Wenn auch Sie die Weihnachtsspendenaktion der Stiftung mitLeidenschaft unterstützen wollen: KD-Bank, Konto-Nr. 88 88 88 80. BLZ 350 601 90. [so] |19 Neue Imagebroschüre der Stiftung mitLeidenschaft „Stiftungen müssen eine positive Strahlkraft entwickeln“ BIELEFELD. Engagiert und seriös, edel und informativ – endlich kann die Stiftung mitLeidenschaft ihre Arbeit mit einer neuen Imagebroschüre vorstellen. „Angesichts knapper werdender Kassen kommt den Stiftungen in Deutschland zunehmend die Aufgabe zu, positive Strahlkraft zu entwickeln,“ sagt Ulrike Posch, Geschäftsführerin der Stiftung mitLeidenschaft. Mit der neuen Imagebroschüre möchte die Stiftung des Ev. Johanneswerks Projektpartner ebenso erreichen wie Spender und Zustifter, die ihr Geld dauerhaft für gute Zwecke einsetzen möchten. Da ein großer Teil der Stiftungsarbeit aus Projekten besteht, die sich nach Bedürfnissen und Anforderungen ändern, besteht die Imagebroschüre aus einzelnen, austauschbaren Seiten für jedes Thema. Dank der Ringbindung kann die Imagebroschüre je nach Adressat und aktuellem Stand der Dinge immer neu zusammengestellt werden – „Sparsamer Umgang mit Ressourcen der Umwelt und dem Stiftungszweck zuliebe,“ erklärt Posch. [SO] Wenn Sie sich für die Arbeit der Stiftung mitLeidenschaft interessieren, senden wir Ihnen gerne ein Exemplar der Broschüre zu. Sie können sie telefonisch bestellen unter: 0521/136 44 44 oder per E-Mail an [email protected]. 20| Dr. Prollius blickt auf fruchtbare Arbeit mit Pastor Pawlowski zurück Gemeinsam prägten sie die Architektur in der sozialen Arbeit FOTO: ANGELIKA HORNIG „Als ich Pastor Karl Pawlowski kennen lernte, hatte er gerade 1951 das Ev. Johanneswerk in Bielefeld gegründet. Er erwies sich auch als idealer Bauherr, ließ mir bei den Bauvorhaben im sozialen Bereich viel Raum für eigene Ideen“, erinnert sich der Architekt Dr. Helffried Prollius aus Detmold an die Zusammenarbeit. Dr. Helffried Prollius lernte Pastor Karl Pawlowski 1951 kennen Neulich hat sich der Architekt noch einmal auf den Weg gemacht, um zu sehen, was noch steht von dem, was er vor mehr als 50 Jahren gebaut hat. Mit dem Ergebnis kann er zufrieden sein. Zwar haben die meisten der Gebäude, Kliniken und Heime, die er für das Ev. Johanneswerk entwarf, hier und da Anbauten bekommen, wurden innen grundsaniert. Doch behielten sie ihren unverwechselbaren Charakter, der wegweisend war. DEUTSCHLANDWEIT TÄTIG Es gibt sicher nicht viele Menschen, die auf ein so ausgefülltes Leben zurückblicken können wie Dr. Helffried Prollius. Der heute 95-Jährige mit dem noch immer sehr wachen Geist war in der Nachkriegszeit einer der gefragtesten Architekten in Ostwestfalen. Der Sohn eines Tabakkaufmanns wurde in Herford geboren und ging dort zur Schule. „Meine ganze Liebe galt der Musik“, erzählt er. „Doch sollte ich etwas Solides studieren. So schickte mich mein Vater nach München und Berlin, wo ich zuerst Musik, dann Architektur studierte. Zu meinem Studium gehörten Städtebau und Kunstgeschichte. Ich war begeistert, hier konnte ich meine Kreativität ausleben.“ Die Klinik Wittgenstein in Bad Berleburg entstand Ende der 50er Jahre FOTO: ARCHIV JOHANNESWERK Bis 1942 war er als Städteplaner in Berlin und Klagenfurt tätig. Kurz nach dem Krieg ließ sich Dr. Prollius, inzwischen verheiratet, in Detmold nieder. „Damals bestand ein enormer Bedarf an sozialem Wohnraum“, so der Architekt rückblickend. „Viele familiäre Strukturen waren zerbrochen, unter den Flüchtlingen befanden sich zahlreiche alte Menschen |21 und Kinder.“ Die Not war groß, denn die meisten Alten- und Pflegeheime waren im Krieg zerstört worden. So richtete das Hilfswerk der Ev. Kirche Notunterkünfte für sie ein. Doch das war kein Dauerzustand. SEIN RUHM KAM PAWLOWSKI ZU OHREN Es herrschte eine lebendige Aufbruchstimmung. Schon bald erhielt Dr. Prollius vom Kreis Detmold den Auftrag, ein Altenheim in Blomberg zu bauen. „Damals gab es noch keine Vorschriften. So konnte ich meine eigenen Ideen realisieren. Ich wollte ganz abrücken von dem alten Modell“, sagt er. Für 150 alte Menschen entwarf er helle Zwei- bis Dreibettzimmer, auf jedem Flur gab es Gemeinschaftsräume, große Badezimmer. Es war ein Projekt, über das man sprach, das zum Modell NRW erklärt wurde, und von dem bald auch Karl Pawlowski hörte. „Er fragte mich, ob ich für das Ev. Johanneswerk ein Mädchenwohnheim bauen könnte“, so Prollius. Einzige Bedingung: Er sollte für eine „heimelige“ Atmosphäre sorgen. Der zweigeschossige Sonnenhof auf dem Gelände des Johanneswerks in Bielefeld wurde 1953 fertig gestellt. Und vermittelt noch heute Geborgenheit. Von der Utopie zur wegweisenden Einrichtung: die Tersteegen-Wehme in Iserlohn FOTOS: ARCHIV JOHANNESWERK Mit diesem Haus war der Grundstein für eine jahrzehntelange Zusammenarbeit bis zu Pawlowskis Tod 1964 gelegt. Prollius baute in dieser Zeit insgesamt acht Altenwohn- und Pflegeheime, eine Klinik, u. a. neben dem Mädchenwohnheim noch das Jugendhaus Heidequell in der Senne und den Jugendhof Ruhrgebiet (heute Goerdthof) in Bochum für das Ev. Johanneswerk. 1956 entstand das Altenwohnund Pflegeheim Präses-Koch-Wehme in Bad Oeynhausen an der Steinstraße und 1957 nach ähnlichem Modell das Melanchthon-Haus in Bad Driburg. KONZEPT VON DER UNESCO VORGESTELLT Im Kopf hatte Pawlowski aber schon ein ganz neues Konzept, das sogenannte Dreistufenheim für ältere Menschen. Prollius war begeistert, so konnte diese utopische Idee 1957 in der Iserlohner Teerstegen-Wehme verwirklicht werden. Zum ersten Mal befanden sich hier unterschiedliche Wohnmodelle unter einem Dach: Das betreute Wohnen beinhaltete ein kleines Appartement mit Küche, Bad und Möglichkeit zur eigenen Versorgung. Daneben die zweite Stufe bildete ein Zimmer mit Hotelcharakter und gemeinsamen Speisesaal. Die dritte Stufe war der Pflegebereich mit Vollversorgung. Ziel des Konzepts war es, den Bewohnern Sicherheit zu geben, bei Pflegebedürftigkeit nicht noch einmal umziehen zu müssen, in der gewohnten Umgebung zu bleiben. Dieses Haus war bald über die Grenzen hinaus bekannt. Die UNESCO stellte das Baumodell in Genf aus, später ging es auch nach Oslo. Dr. Prollius arbeitete als Heimberater in Paris. Ein Jahr später lud Pastor Pawlowski Prollius ein, in der Weihnachtszeit gemeinsam mit seiner Frau eine Weile in einem Ferienhaus im Rothaargebirge zu verbringen. Er sollte den Ort „auf sich wirken lassen“, um in Bad Berleburg das Altenzentrum am Sähling und die Psychosomatische Klinik Wittgenstein zu bauen, die beide in die Landschaft passen sollten. „Noch auf dem Rückweg skizzierte ich die ersten Entwürfe“, erinnert sich Prollius. Am Rande des Ruhrgebiets folgte 1959 das Altenwohnheim Philipp-Nicolai-Haus in Marl mit 80 Plätzen und im ostwestfälischen Bünde, Am Nordring, 1962 das Jacobi-Haus mit 80 Plätzen. Zur gleichen Zeit baute Prollius ein Altenwohn- und Pflegeheim mit Altentagesstätte in Bielefeld an der Kreuzstraße. Auch hier ging er wieder 22| gemeinsam mit Pawlowski neue Wege. Mitten in der Stadt sollten die alten Menschen wohnen, sollten teilhaben am urbanen Leben. Um das zu erreichen, wurden erstmals ein für alle geöffnetes Café und ein Restaurantbereich ins Haus integriert. All diese Erfahrungen flossen in den folgenden Jahren in seine Tätigkeit als Fachhochschuldozent für Stadtforschung und Raumgestaltung an der FH in Detmold ein. Auch als Städteplaner wurde ihm Weitsichtigkeit attestiert. Schon 1961 plante er in Detmold die erste Fußgängerzone, die zehn Jahre später verwirklicht wurde. Aus dem Jugendhof Ruhrgebiet in Bochum wurde später der Goerdthof Um sich Anregungen zu holen, war der Architekt ein Leben lang ein Weltenbummler. Noch vor drei Jahren reiste der vielseitig interessierte Mann im Alter von 92 Jahren für einige Wochen nach Indien, um sich näher über ayurvedische Medizin zu informieren. Heute lebt Dr. Prollius in seinem Haus mitten in Detmold, das er natürlich selbst entworfen hat. „Die Jahre der Zusammenarbeit mit Pastor Pawlowski von 1953 bis 1964 bleiben für mich unvergessen. Wir sind den richtigen, wenn auch manchmal schwierigen Weg gegangen und konnten Zeichen setzen, die bis heute Auswirkungen haben“, erinnert er sich gerne zurück. [ANGELIKA HORNIG] Lebensnahes Theaterstück zu Demenz im Theodor-Fliedner-Heim Gedanken, die sich drehen wie ein Kreisel DORTMUND. Kreisel hieß das Theaterstück, das der Schauspieler Thomas Borggrefe zum Weltalzheimertag in der Johanneswerk-Alteneinrichtung Theodor-Fliedner-Heim in Dortmund auf die Bühne brachte. Für seine lebensnahe Darstellung bekam Borggrefe, der Schauspieler und Seelsorger in einem Pflegeheim für Alzheimerpatienten in den Niederlanden ist, viel Applaus. Einfühlsam und emotional beschreibt das Theaterstück die Welt eines Demenzkranken. Dabei schlüpft der Schauspieler Borggrefe auch in die Rolle des Sohnes, der seinen Vater nicht mehr wiedererkennt. Der Vater zieht sich mit fortschreitender Demenz immer mehr in seine eigene Wirklichkeit zurück. Er erinnert sich nicht mehr an den Tod seiner Frau, auch nicht an die Namen der Enkelkinder. Der Sohn versucht verzweifelt, seinen Vater in diesem alten, verwirrten Mann zu erkennen. „Langsam verliere ich dich/ immer mehr/ob du noch mein Vater bist/ du bist nur noch eine hilflose Gestalt/ ein Irrer mit einer hässlichen Fratze“. Solche Worte gehen unter die Haut. Beeindruckend spielte Borggrefe den verwirrten alten Mann. Das Stück regte nicht nur zum Nachdenken an, die Zuschauer wurden auch selbst einem Test unterzogen, der dem Testprogramm auf Alzheimer-Krankheit entnommen wurde. Als „Herr Meyer“, der kranke Vater, einige Gegenstände in seine Tasche packte, wurde das Publikum gefragt, welches Teil an vorletzter Stelle eingepackt wurde – eine Testfrage zur Überprüfung des Kurzzeitgedächtnisses. Warum hieß das Stück „Kreisel“? Gabriele Rohrmann, Einrichtungsleiterin im Theodor-Fliedner-Heim erklärte: „Einem Demenzkranken entgleitet die Welt jeden Tag ein bisschen mehr. Zuerst leidet das Kurzzeitgedächtnis und der Betroffene kann keine neuen Informationen speichern. Er oder sie ist in den eigenen Gedanken gefangen, die sich im Kreis drehen. Wie ein Kreisel eben.“ Im Abschlusskreis konnten die Besucher dann ihre Gedanken und Fragen loswerden und über die Krankheit und ihre Auswirkungen auf den Kranken und seine Umwelt reflektieren. [LIA FENNER] |23 FOTO: WERNER KRÜPER EUROPA Rumänische Politikerinnen informieren sich über Soziale Arbeit BIELEFELD. Trotz vollen Terminkalenders machten drei leitende Mitarbeiterinnen aus dem rumänischen Kreis Alba auf ihrer Deutschlandreise jetzt Station beim Ev. Johanneswerk. Ziel ist die Qualitätsverbesserung in der Sozialen Arbeit durch europäischen Austausch. Mariana Hurbean, Generalsekretärin Soziales (l.), Magdalena Bene, Referentin Soziales (2.v.l.), und Finanzdezernentin Cornelia Orian (r.) informierten sich über den Bereich Altenarbeit des diakonischen Trägers. Mit großem Interesse besuchten die drei Rumäninnen in Begleitung von Anja Zimmermann, Leiterin des Stabsbereichs Europa (2.v.r.), die Alteneinrichtung Dorothee-Sölle-Haus auf dem Johannesstiftsgelände. Mit ihr sprachen sie über rumänisch-deutsche Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Organisation der Arbeit mit älteren Menschen. [AJU] Erste Schulung für niederländische Pflegefachkräfte in Deutschland SUDERWICK/DINXPERLO. Das Käthe-Kollwitz-Haus des Ev. Johanneswerks hat sich mit dem Dr. Jenny Woon-Zorgcentrum zusammengetan, um das Leben von älteren Menschen in den benachbarten Orten Suderwick (Deutschland) und Dinxperlo (Niederlande) einfacher zu gestalten. In einer grenzüberschreitende Wohnsorgezone werden sie versorgt, als gäbe es keine Grenze. Im Rahmen dieses Europaprojectes Dinxperlo-Suderwick hat jetzt erstmalig eine Angleichungsschulung für niederländische Pflegefachkräfte in Deutschland stattgefunden. Seit Februar haben die Teilnehmerinnen sich in sieben Lerneinheiten mit den Rahmenbedingungen der Pflege in Deutschland beschäftigt, unter anderem mit dem Pflegeverständnis, den rechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen und mit den in Deutschland gebräuchlichen Wohnformen für pflegebedürftige Menschen. Die Teilnehmerinnen haben sich mit Übereinstimmungen und Unterschieden, die es in der Pflege in den Niederlanden und Deutschland gibt, auseinandergesetzt. Während eines Praktikums im Käthe-Kollwitz-Haus in Bocholt konnten sie erfahren, wie sich diese Bedingungen auf die praktische Arbeit auswirken. Die Bezirksregierung Münster hat für die ersten fünf Teilnehmerinnen die Gleichwertigkeit der Ausbildung festgestellt und sie erhielten entsprechende Zertifikate. [ANDREAS JAKOB THEISEN, PROJECTCOORDINATOR] 24| EUROPA Materialien einer Johanneswerk-Einrichtung in Ungarn neu verbaut Osteuropäer zu Gast in Gelsenkirchen GELSENKIRCHEN. Áldás ist das ungarische Wort für Segen. Áldás ist auch der Name einer Initiative, in der sich seit 1995 Christen aus Deutschland und Osteuropa engagieren, um drei zentrale Ziele zu verwirklichen: die Lebenslagen sozial benachteiligter Menschen in Ungarn und Osteuropa zu verbessern, Bildungsperspektiven für die europäische Diakonie zu gestalten, die Schöpfung zu schützen und zu bewahren. Acht Vertreter der Initiative hospitierten in unterschiedlichen diakonischen Arbeitsfeldern, um neue Konzepte – wie etwa selbstständigeres Leben von Menschen mit Behinderungen – kennen zu lernen. In Gelsenkirchen besuchten die ungarischen Gäste die Alteneinrichtung Amalie-Sieveking-Haus sowie die Wohnstätte für Menschen mit Behinderungen, Martin-Luther-Haus. Neben vielen Gemeinsamkeiten gibt es auch große Unterschiede bei den Pflege- und Ausstattungsstandards sowie der Finanzierung. Die immer noch sehr ungünstigen Bedingungen in den ungarischen Heimen erschweren das Leben der dort lebenden Menschen erheblich. „Um unseren Bewohnern ein lebenswertes Zuhause zu gestalten, braucht es langen Atem und konkrete, unterstützende Maßnahmen", so Sousza Köver von der Initiative Áldás. Sousza und Imre Köver leiten ein Wohnheim für 70 Menschen mit Behinderungen in Sayosenje/Nordungarn und gehören zu den Mitbegründern des Projektes. Ehrenamtliche demontieren wertvolle Baumaterialien aus Gebäuden in Deutschland, bevor diese abgerissen werden. Sie sammeln auch Pflegehilfsmittel, um beides nach Osteuropa zu transportieren. Dort werden sie in diakonischen Einrichtungen und Kirchengemeinden weiterverwendet. Auch ein Personalwohnheim des Ev. Johanneswerkes wurde 2005 rückgebaut und in einer ungarischen Einrichtung weiterverwendet. FOTO: HOLGER LEITSCH Inzwischen fördern die Deutsche Bundesstiftung und die Stiftung Arbeit und Umwelt unter ökologischen Gesichtspunkten das Projekt Áldás, denn die Transporte realisieren ökologisch nachhaltige Kreislaufwirtschaft. [HOLGER LEITSCH, MARKETINGBEAUFTRAGTER REGION ESSEN UND GELSENKIRCHEN] Die Mitglieder der ungarischen Initiative Áldás erhalten Fachwissen und Hilfsmittel als Unterstützung |25 Buchen-Hof feiert 50-jähriges Bestehen „Hübsch, hell, freundlich und farbig“ BOCHUM. Pastor Rolf Gräfe kann sich noch sehr gut erinnern: Er hatte während seines Studiums in einem Zimmer neben der Küche in der damaligen „BuchenWehme“ des Ev. Johanneswerks sein Zuhause. Das Wohnheim für ältere Menschen hat jetzt als vor zwölf Jahren neu gebauter „Buchen-Hof“ seinen 50. Geburtstag gefeiert. „Ich wurde, ganz ungewöhnlich für Studenten, wegen des Küchenlärms immer sehr früh wach. Aber als Ausgleich stand manchmal köstlicher Schokoladenpudding vor meiner Tür“, schmunzelte der heutige Leiter des Pastoralen Dienstes. Pastor Dr. Arnulf Husmann, Regionalgeschäftsführer des Johanneswerks, begrüßte die zahlreichen Gäste und die Musiker Pfarrer Johannes Ditthardt, Inga Schulze-Steinen und Susanne Baumgart. In seinem Grußwort als Gemeindepfarrer nahm er Bezug auf die Musik und sagte, dass „das Zusammenspiel im Hause gut klappt“ und gab der Hoffnung Ausdruck, dass dies auch in Zukunft so sein möge. Walter Kobe, Vorsitzender des Heimbeirates, fand lobende Worte für die liebevolle Betreuung der Menschen und für VertretungsHeimleiterin Anke Rother. „Hier fühlen sich alle wohl, weil sie menschlich behandelt werden.“ Im Gründungsjahr 1957, so hatte Dr. Bodo de Vries, Geschäftsführer des Bereiches Soziale Arbeit und Gesundheit, in seiner Festrede ausgeführt, war die 45 StundenWoche eingeführt worden, Konrad Adenauer zum dritten Mal Bundeskanzler geworden und die Bochumer Rundschau hatte den Zimmern im Wohnheim den Charakter „vornehmer Hotelzimmer“ attestiert: „Hübsch, hell, freundlich und farbig.“ LEBENSABEND IN DER HEIMATSTADT ERMÖGLICHT Erste Bewohner waren ältere Menschen, die in den Kriegsjahren aus Bochum evakuiert worden waren. Mehr als die Hälfte der Wohnungen war zerstört, viele Menschen mussten lange warten, bis sie nach Bochum zurückkehren konnten. Das neu erbaute Haus konnte rund 80 Evakuierte aufnehmen, die nun ihren Lebensabend in der Heimatstadt verbringen konnten. Der alte Buchenhof bot Evakuierten ein Zuhause FOTOS: ARCHIV 26| Mehrmals wurde seit den Gründerjahren umstrukturiert, um mehr Pflegeplätze zu schaffen. Für modernere Konzepte bzw. das angemessene Eingehen auf die Bedürfnisse demenziell Erkrankter beschloss das Johanneswerk, an alter Stelle neu zu bauen. Die Bewohner zogen vorübergehend nach Bochum-Langendreer, 1996 dann in das neue Haus. Der Buchen-Hof gehörte zu den ersten Altenhilfe-Einrichtungen – nicht nur des Ev. Johanneswerkes –, in denen nach neuesten gerontologischen Erkenntnissen mit Wohngruppenkonzepten gearbeitet wurde: Hier gab es kleine Wohneinheiten mit geräumigen Wohnküchen und einen Tagesablauf, der stärker an das gewohnte häusliche Wohnen angelehnt war, als bisher in Altenheimen möglich. Im Buchen-Hof sollten die Menschen ihren Alltag weitestgehend selbstständig gestalten, ohne auf notwendige Hilfen und Sicherheit verzichten zu müssen. Heute gibt es acht Hausgemeinschaften, in denen je zwölf Personen zusammenleben. Selbstbestimmtes Wohnen und Entfaltung der individuellen Bedürfnisse und Wünsche stehen im Mittelpunkt. Und es gibt Karamellgebäck mit dem Aufkleber „Buchen-Hof - DAS Plätzchen für Ihr Alter“. Ob der Schokoladenpudding aber noch so gut ist wie früher, das konnte man beim Jubiläum nicht prüfen. [EBERHARD FRANKEN] 1957 wurde eine der ersten Alteneinrichtungen ihrer Art eröffnet Teilstationäre Tagesgruppe Ubbedissen feiert zehnjähriges Jubiläum Fliegende Schokoküsse bringen gute Laune BIELEFELD. Ein eigener kleiner Rummelplatz – dieser Kindertraum ging für die jungen Mitglieder der teilstationären Tagesgruppe Ubbedissen nun in Erfüllung. Zum zehnjährigen Jubiläum der Tagesgruppe der heilpädagogisch-therapeutischen Einrichtungen GrünauHeidequell des Ev. Johanneswerks stellten die Mitarbeiter ein Sommerfest unter dem Motto „Kirmes“ auf die Beine. Neben den Kindern der Tagesgruppe, die Erziehungshilfe bietet, waren auch deren Familien, Mitarbeiter, Ehemalige und die Tagesgruppe BielefeldMitte unter den rund fünfzig gut gelaunten Gästen. Auf dem Sommerfest war das ElternKind-Sackhüpfen sehr beliebt Über dem Lagerfeuer konnten die kleinen Gäste Stockbrot rösten FOTOS: SABINE ROSENSTOCK Auf der Hofanlage des Bauernhofs Dingerdissen, die die Tagesgruppe beherbergt, hatten Kinder und Erwachsene genug Platz zum Spielen und Herumtoben. Und den brauchten sie bei den vielfältigen Angeboten: Neben Sackhüpfen, Dosenwerfen und Stockbrotbacken konnten sich die Kinder auch im Schokokusswerfen üben – mit einer extra dafür aufgestellten Maschine. „Die Wurfmaschine war der absolute Renner bei den Kindern“, lacht Teamleiterin Sabine Rosenstock beim Gedanken an einige gute Treffer. Die kleinen Preise, die als Lohn für den Einsatz winkten, sorgten zusätzlich für Aufregung und Motivation bei den Kindern, während die Erwachsenen sich bei Würstchen, Kaffee und Kuchen entspannen konnten. Die teilstationäre Tagesgruppe Ubbedissen umfasst neun Kinder zwischen acht und 14 Jahren, deren persönliche sowie schulische Entwicklung und/oder familiäre Situation durch unterschiedliche Probleme belastet ist. In der Tagesgruppe werden sie während der Schulwoche von mittags bis abends von Sozialpädagoginnen betreut. Als Arbeitsschwerpunkte stehen dabei soziale Gruppenarbeit, schulische Förderung und Elternarbeit im Vordergrund. [AJU] |27 Hochkarätige Experten referieren in Rhein-Klinik Trauma-Tagung stößt international auf großes Interesse BAD HONNEF. Die von der Rhein-Klinik in Zusammenarbeit mit dem Psychotraumatology Institute Europe (PIE) ausgerichtete internationale Fachtagung zum Thema „Trauma – Dissoziation – Persönlichkeitsstörung“ ist auf große Resonanz gestoßen. 400 Interessierte aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Norwegen nahmen im September an der zweitätigen Veranstaltung in Bad Honnef teil. 16 Experten aus Deutschland, den Niederlanden und den USA referierten über neueste Entwicklungen auf dem Gebiet der Behandlung psychischer Traumatisierungen und ihrer Folgen. Einladende waren Privatdozent Dr. Wolfgang Wöller, Leitender Arzt der Abteilung II der Rhein-Klinik mit Schwerpunkt Traumafolgeerkrankungen, Helga Matheß, Psychoanalytikerin und Traumatherapeutin in freier Praxis in Duisburg und Leiterin des PIE, sowie Ellert Nijenhuis vom Psychiatrisch-psychotherapeutischen Zentrum Drenthe in Assen/Niederlande, international renommierter Forscher auf dem Gebiet der dissoziativen Störungen. Dr. Wolfgang Wöller FOTO: FRANK HOMANN Nach einer Begrüßung durch den Ärztlichen Direktor der Rhein-Klinik, Dr. med. Eduard Häckl, folgten Grußworte von Staatssekretär Prof. Dr. Stefan F. Winter vom NRW-Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales sowie von Karsten Gebhardt, stellvertretender Vorsitzender des Vorstands des Ev. Johanneswerks und Präsident der Krankenhausgesellschaft NRW. Privatdozent Dr. Wolfgang Wöller stimmte die Teilnehmer inhaltlich auf die Tagung ein. Mit dem ersten Hauptvortrag setzte Prof. Dr. Luise Reddemann, Traumaspezialistin und ehemalige Leiterin der Klinik für Psychotherapeutische und Psychosomatische Medizin des Ev. Johannes-Krankenhauses (heute Ev. Krankenhaus Bielefeld), einen Akzent, der für die Tagung und ihre inhaltliche Ausrichtung wegweisend war. Ellert Nijenhuis stellte ein neuartiges Konzept zum Verständnis komplexer Traumafolgestörungen vor, das er mit Prof. Dr. Onno van der Haart, Utrecht/Niederlande, entwickelt hat. FOTO: DR. ROLAND VANDIEKEN Nach den Hauptvorträgen konnten die Teilnehmer zwischen drei Parallelsektionen wählen. Dazu gehörten unter anderem Vorträge von Privatdozentin Dr. med. Ursula Gast, Leitende Ärztin der Klinik für Psychotherapeutische und Psychosomatische Medizin des Ev. Krankenhauses Bielefeld, und Peter Liebermann, Vorsitzender der Traumafachgesellschaft EMDRIA. Einen Höhepunkt bildete der Vortrag von Maggie Phillips aus Oakland/Kalifornien, die auf überzeugende Weise neuere traumatherapeutische Ansätze präsentierte. Referierte auf der Trauma-Tagung in Bad Honnef: der renommierte Forscher Ellert Nijenhuis Der gesellige Abend wurde als Benefizveranstaltung von Trauma-AID (HAP Deutschland) ausgerichtet, einer gemeinnützigen humanitären Organisation, die internationale Traumaprojekte unterstützt. Die Durchführung der Tagung und der anschließenden Symposien wäre nicht möglich gewesen ohne die Mithilfe vieler Mitarbeiter der Rhein-Klinik, vor allem nicht ohne die hervorragenden organisatorischen Leistungen von Diplompsychologe Guido Hertel und Anke Kleffmann aus der Rhein-Klinik sowie Dr. Klaus Mattheß vom PIE. Wie Rückmeldungen und die Ergebnisse der Evualuation zeigten, empfanden viele Teilnehmer die Tagung als echte Bereicherung. [PD DR. WOLFGANG WÖLLER] 28| Einweihung der neuen Traumaklinik Land lobte Behandlungskonzept BIELEFELD. Das Ev. Krankenhaus Bielefeld (EvKB) hat Ende September die neue Klinik für Psychotherapeutische und Psychosomatische Medizin eingeweiht. Der Neubau im Johannesstift mit insgesamt 60 Behandlungsplätzen kostete rund 5,5 Millionen Euro, den Großteil finanzierte das Land NRW. Die bundesweit anerkannte Klinik für Psychotherapeutische und Psychosomatische Medizin gehörte zu den ersten in Deutschland, die ein spezifisches Konzept für Traumafolgestörungen entwickelt haben. Arndt Winterer, Vertreter des Landesministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales, beglückwünschte auf der Eröffnungsfeier das Team um Chefärztin PD Dr. Ursula Gast zu dem gelungen Bau. Gleichzeitig überbrachte er die Grüße des Gesundheitsministers Karl-Josef Laumann. Die Architektur passe jetzt zur Atmosphäre in der Klinik, so Winterer. „Man bekommt beim Rundgang eine Ahnung von der Empathie, Akzeptanz und Geborgenheit, die grundlegend für die Behandlung der Patienten sind“. Weihten die neue Traumaklinik ein (v.l.): Prof. Dr. Martin Driessen, Dr. Heiner Meyer zu Lösebeck, Thomas Oelkers, PD Dr. Ursula Gast, Arndt Winterer und Karsten Gebhardt FOTO: EVKB NEUBAU NACH 25 JAHREN Die Klinik verließ nach 25 Jahren ihre bisherigen Räumlichkeiten im Bielefelder Westen. „Die bauliche Substanz in der Graf-von-Galen-Straße war nicht geeignet für Menschen mit Traumafolgeerkrankungen“, erklärte Karsten Gebhardt, stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender des EvKB. Enge Räumlichkeiten und die Unterbringung in Doppelzimmern seien bei der Behandlung von psychosomatischen Krankheiten nicht von Vorteil, sagte Gebhardt im Rückblick. Die Architektur der Klinik überzeuge jetzt durch Helligkeit, Luftigkeit und Offenheit. Insgesamt 35 Einzelzimmer mit eigenen Bädern bieten allen stationär aufgenommenen Patientinnen und Patienten den notwendigen Freiraum und Rückzugsmöglichkeiten. Eine Teeküche sowie Ruhe- und Aufenthaltsräume sorgen für eine wohnliche Atmosphäre; dies ist auch ein wichtiger Gestaltungsaspekt im Hinblick auf die 25 Patientenplätze der integrierten Tagesklinik. ARCHITEKTUR UNTERSTÜTZT TRAUMATHERAPIE Am neuen Standort stehen nun zehn stationäre Behandlungsplätze zusätzlich zur Verfügung – eine Erweiterung, die für EvKB-Geschäftsführer Dr. Heiner Meyer zu Lösebeck notwendig war: „Die Klinik ist mehr als ausgelastet. Die vielen Therapieanfragen belegen die hohe Qualität der Behandlung. Die mit dem Neubau einhergehende Kapazitätsausweitung vermindert nun hoffentlich die langen Wartelisten“. Das Grundstück des ehemaligen Klinikstandortes in der Graf-von-Galen-Straße wird an einen Investor verkauft. Dort entstehen zukünftig Privatwohnungen. Mitte Juni haben Dr. Ursula Gast und ihr Behandlungsteam ihre Arbeit in dem neuen Gebäude aufgenommen. „Wir fühlen uns hier wohl“, berichtete Gast. Für die Ärztin haben sich nun Therapiekonzept und Architektur vereinheitlicht: „Wir können hier aufmerksame, behutsame und zarte Begleiter sein, damit unsere Patienten ihr positives Lebensgefühl zurückgewinnen.“ [SANDRA GRUSS] |29 Beratungsfirma BearingPoint spendet zahlreiche Möbel Neue Büroeinrichtung fürs Ev. Johanneswerk BIELEFELD. „Wir wissen diese tolle Spende für das Ev. Johanneswerk zu schätzen und sind sehr froh darüber“, betont Madlen Wolf aus dem Büromanagement der proService GmbH, die sich um die Organisation der Spendenübergabe und -verteilung kümmert. Grund zur Freude haben auch zahlreiche Mitarbeiter des Ev. Johanneswerks: Dank der großzügigen Spende des Beratungsunternehmens BearingPoint, einer Tochterfirma des Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsunternehmens KPMG, stehen bald neue Möbel in ihren Büroräumen. Auszubildende Elena Roßmann und Michael Gehrmann helfen beim Transport der Büroeinrichtungen FOTO: WERNER KRÜPER IN KÜRZE Weil die weltweit agierende Firma einen Teil ihres Standorts Düsseldorf verlagert und das Büroinventar nicht in die Frankfurter Niederlassung mitnimmt, waren plötzlich zahlreiche gut erhaltene Möbelstücke übrig. In einem Gespräch zwischen Udo Ellermeier, Geschäftsführer der Johanneswerk-Region Bad Driburg, und Dirk Melzig, der als Senior Manager bei BearingPoint arbeitet, entstand die Idee einer Möbelspende für das Johanneswerk. Dirk Melzig setzte sich in seiner Firma für die Spendenidee ein und überzeugte auch den Vorstand. „Es ist toll, dass ein Mensch, der noch nicht viele Berührungspunkte mit dem Ev. Johanneswerk hatte, sich so für uns stark macht“, freut sich Madlen Wolf. Nach dem ersten Möbeltransport sind noch zwei weitere Lieferungen aus Düsseldorf nötig – immerhin gehören zu der Spende unter anderem 100 Schreibtische mit 60 Anbauteilen, 100 Sideboards, 25 Regale, etwa 50 Rollcontainer und 45 Stühle. Die Mitarbeiter der proService GmbH sind nun dabei, die Möbel zu sortieren und die Bedarfslage der Mitarbeiter festzustellen. „Wir schauen jetzt danach, wo der Bedarf am größten ist – schließlich sollen die Möbel gerecht verteilt werden“, erklärt Wolf. [AJU] +++ Neues Zuhause +++ Bis zuletzt stieg die Spannung: Wird der erste Bauabschnitt des JohannesHauses in Herford zum geplanten Zeitpunkt fertig? Das Ergebnis der Kernsanierung übertrifft alle Erwartungen: Entstanden ist rechtzeitig ein neues, freundliches Zuhause für vierzig Bewohner der Johanneswerk-Alteneinrichtung. Aus dem klassischen Alten- und Pflegeheim der zweiten Generation ist eine moderne Einrichtung der vierten Generation geworden. Der zweite Bauabschnitt soll bis zum Jahresende fertig gestellt werden. Die nächsten vierzig Bewohner warten schon auf ihren Einzugstag. [SANDRA KNOP, MARKETINGBEAUFTRAGTE] +++ Aktionswoche Demenz +++ Eine Aktionswoche zum Thema Demenz veranstaltete der Ausschuss Altenarbeit des Kirchenkreises Recklinghausen im September. Mit Christoph Mihm vom Sozialdienst war auch ein Mitarbeiter des Philipp-Nicolai-Hauses in Marl vertreten. Zur Aktionswoche gehörten ein Gottesdienst, ein Theaterstück, eine Filmvorführung sowie Veranstaltungen für Betroffene und Angehörige. Durch Gruppenarbeit zum Thema „Demenz und Spiritualität“ wurden auch die Mitglieder der Pfarrkonferenz im Kirchenkreis gezielt angesprochen. Die Mitarbeit im Ausschuss ist ein wichtiger Beitrag zur Zusammenarbeit mit der Kirche vor Ort und ein Baustein der Lobbyarbeit für ältere Menschen. [CHRISTOPH MIHM, SOZIALDIENST] +++ Neue Außenwohngruppe +++ Nach einem erfüllten Arbeitstag in den eigenen vier Wänden den Feierabend genießen zu können, ist für Menschen mit geistiger Behinderung keineswegs selbstverständlich. Auf einen ganz normalen Alltag können sich jedoch jetzt 14 geistig behinderte Erwachsene freuen: In der neuen Außenwohngruppe des Goerdthofs des Ev. Johanneswerks haben sie trotz eingeschränkter Selbstständigkeit ein eigenes Zuhause. In der Blumenstraße leben die Bewohner in fünf Wohnungen zu zweit oder zu viert zusammen. Die meisten von ihnen arbeiten tagsüber in den Altenbochumer Werkstätten. Partner des Ev. Johanneswerks für das Projekt ist die Bochumer Wohnungsbaugesellschaft VBW. [AJU] 30| Gütersloh bereitet Weg für Karriereberatung und Laufbahnplanung Mentoringkonzept macht frühzeitiges Planen möglich GÜTERSLOH. „Das Entscheidende an unserem neuen Mentoringkonzept ist die individuelle Ausrichtung“, erklärt Siegfried Wolff, Personalreferent der Johanneswerk-Region Gütersloh. Das innovative Programm, das Wolff mit der Pflegemanagerin für Gütersloh, Sabine Keller, entwickelt hat, baut auf einem Konzept zur Führungskräftegewinnung in den Gütersloher Johanneswerk-Einrichtungen auf. Doch auch in anderen Johanneswerk-Regionen stößt das Konzept schon auf positive Resonanz. Frühzeitig erkannten die Mitarbeiter der Region Gütersloh, dass dem zukünftigen Mangel an Pflegefachkräften ein Mangel an Führungskräften im mittleren Management vorausgehen würde. Um dem entgegenzuwirken, wurde vor sechs Monaten ein Personalentwicklungskonzept verabschiedet, über das alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter informiert wurden. Mitarbeiterinnen mit besonderen Entwicklungspotenzialen wurden über das gesetzte Verfahren ausgesucht. In der Folge gab es eine ganze Reihe von Personalentwicklungsgesprächen mit Mitarbeiterinnen, die an einer neuen Herausforderung interessiert und bereit sind, sich höherwertigen Aufgaben zu stellen sowie ein qualifiziertes Training zu durchlaufen. „Mit diesem Programm stellen wir nun die Weichen für einen Weg vom Talent zur Führungskraft“, erklärt Sabine Keller. GUT DURCHDACHTE PERSONALENTWICKLUNG Voraussetzung für das Angebot ist eine abgeschlossene dreijährige Ausbildung als Pflegefachkraft und eine mindestens zweijährige Berufserfahrung nach dem Examen. Je nach Berufserfahrung, bereits besuchten Weiterbildungen und Zusatzqualifizierungen setzt das Mentoringkonzept beim aktuellen Wissensstand und Erfahrungswert des sogenannten Mentees ein. So kann die Personalentwicklungsmaßnahme zwischen zwei und vier Jahren dauern. „Das fachliche Fundament haben Entwickelten das Mentoringkonzept: Sabine Keller und wir mit dem Konzept gesetzt und die Siegfried Wolff Bausteine haben wir in der Mitarbeiterschaft gefunden“, freut sich Sabine FOTO: PRIVAT Keller, die jetzt für die Qualifizierung der zukünftigen Führungskräfte verantwortlich ist. Das gut durchdachte Konzept ermöglicht dem Gütersloher Personalreferenten in Zukunft frühzeitiges Planen: „Heute weiß ich schon, welche leitende Mitarbeiterin in vier Jahren in Altersteilzeit geht und welcher Mentee diese Stelle einnehmen könnte“, erläutert Wolff. „Davon träumt jeder Personaler.“ Zur Region Gütersloh im Ev. Johanneswerk gehören das Hermann-Geibel-Haus und das Katharina-Luther-Haus in Gütersloh, das Altenzentrum Eggeblick in Halle, das Matthias-Claudius-Haus in Steinhagen sowie das Julie-Hausmann-Haus in Beckum/Kreis Warendorf. [SIEGFRIED WOLFF] |31 Fachhochschule der Diakonie startet ins neue Semester Kritisch die sozialen Bedingungen hinterfragen BIELEFELD. „Mit Lust den Dingen auf den Grund gehen“, das wünschte Prof. Dr. Martin Sauer, Rektor der Fachhochschule der Diakonie (FHdD) bei der Immatrikulationsfeier den 79 neuen Studierenden. Zur Semestereröffnung gratulierten auch NRW-Wissenschaftsminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart und Diakonie-Präsident Kottnik per Videobotschaft. „Es ist ein anspruchsvolles und modernes Angebot, für das Sie sich entschieden haben“, so der Wissenschaftsminister. Das Konzept des berufsbegleitenden Studierens, das die Fachhochschule biete, sei sowohl inhaltlich als auch organisatorisch eine zukunftsweisende Art der Qualifizierung. Die soziale Praxis zu erforschen, ist ein Schwerpunkt der FHdD in Bielefeld, deren Träger unter anderem das Johanneswerk ist. Sie setzt dabei auf erfahrene Mitarbeitende, die die Situation im Sozialwesen kennen. Aus diesem Grunde sind die Studierenden an der FHdD durchschnittlich 35 Jahre alt und bringen Berufs- und Lebenserfahrung mit. Sie lernen mit wissenschaftlichen Forschungsmethoden, die derzeitigen sozialen Bedingungen zu prüfen und alternative Konzepte zu entwickeln. Die kirchliche FHdD sieht dieses bewusst als ihre Aufgabe an. Christliche Werte – wie die bedingungslose Würde eines jeden Menschen – sind die Richtschnur für den Umgang mit armen, kranken und in Not geratenen Menschen. Prof. Dr. Martin Sauer ermutigte die Neuen deshalb, sich im Studium eine eigene Position zu erarbeiten. Studieren bedeute: sich nicht vom „heiligen Schein“ täuschen zu lassen, sondern eifrig und kritisch vermeintliche Autoritäten und Bedingungen zu hinterfragen. [FHDD/AK] Studieren neben dem Beruf: die Neuen der FHdD FOTO: PAUL SCHULZ IN EIGENER SACHE Unser Werk berichtet hautnah aus den Regionen Unser Werk ist direkt vor Ort und berichtet hautnah von der Arbeit des Johanneswerks. Das ist eine große Aufgabe, denn die 6.000 Mitarbeitenden sind in mehr als 70 Einrichtungen tätig, die in ganz NRW verstreut liegen; weitere sind in anderen europäischen Ländern hinzugekommen. UWnesrk k er UWnesrk r r e s n e U W r er W e s n U erk 35 Jah ZEIT SC T HRIF FÜR M I TA Um alle Regionen in Unser Werk regelmäßig abbilden zu können, haben wir den Redaktionskreis erweitert. Zu den Mitgliedern, die uns seit Jahren unterstützen, sind jetzt noch die Marketingbeauftragten der Johanneswerk-Regionen hinzugekommen. Sie sind mittendrin im Geschehen vor Ort und liefern uns wichtige Informationen über Neues, Besonderes und Alltägliches aus ihrem Arbeitsumfeld. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit! Ihre Redaktion RBE ITER UND FÖR DER ES ER D E VA N GEL re ZEITS CHRIF T FÜR M I TA R 04 BEITE I 20 R U ZE IT 004 JUN N R . 4 N D DFEÖZREDMEBRE R 2 SC E R K E S E . V. ER DE HR ISCHEN JOHANNESW S E VA IF T D E R E R D E S E VA N G E L NGELI TA R B E I T E R U N D F Ö R FÜ R SCHEN ZEITSCHRIFT FÜR MI JOHAN M IT NESW E R K E S AR BE IT ER EN UN ISCH D FÖ RD ER ER DE S EV AN GE LI SC IALE „ S O ZI S C H HES TIER SC ONI DIAK DLICHEN N UGE J NEUES UNSER WERK G E W S O N D E RI N N T PREIS S Z U WA N MIGRA CHANCETION ALS S O Z I A L EEB E R U F E LBS A USB ILDU NG MIT GUT EN A USS T IM DERUN BLICK BES EN ICHT TI GSGES ETZ IN KRAFT BEGRE MM T, B ETR GETRE TEN IF E N EUT UND L EB EN ST UM HE M EN SOR IM A LT GT ER |37 34| HE N JO HA NN ES W ER KE S E . V. NR .2 DE ZE M BE R 20 05 Neues Bewerbungssystem verbessert die Chancen Birgit König, die maßgeblich an der Entwicklung der jonetStellenbörse beteiligt war, im Gespräch mit Lars Bieneck vom jonet-Team FOTO: MICHAEL ELBERS BIELEFELD. Das Internet hält jetzt ein neues und komfortables Bewerbungssystem für Johanneswerker und alle, die es werden wollen, bereit: Der Bewerber, der sich auf der Internetseite des Johanneswerks umschaut, hat zwei Möglichkeiten: Entweder er bewirbt sich auf eine ausgeschriebene Stelle oder initiativ. In beiden Fällen wird er durch ein neues und gut strukturiertes Formular geführt, in dem alle wichtigen Informationen abgefragt werden. Der Initiativ-Bewerber landet dann – natürlich nur mit seiner Zustimmung – in einem „Pool“, auf den alle Personaler im Johanneswerk zugreifen können. Bei Bedarf kann so jede Einrichtung nach einem passenden Kandidaten suchen und jeder Bewerber hat mit einer einzigen Bewerbung die Chance, mehrmals in Betracht gezogen zu werden. Nicht nur für den Bewerber, auch für den Personaler im Johanneswerk ist der Bewerbungsprozess nun unkomplizierter und schneller – und kostengünstiger. [CLAUDIA HERRMANN] Impressum Unser Werk Zeitschrift für Freunde und Förderer des Ev. Johanneswerks e.V. Postfach 10 15 53; 33515 Bielefeld Herausgeber: Pastor Dr. Udo Krolzik (v.i.S.d.P.) Redaktion Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Ev. Johanneswerks Ulrike Posch [UP] (Leiterin) Anne Kunzmann [AK] (Redakteurin) Sabine Ohnesorge [SO] (PR-Redakteurin) Anika Jurkuhn [AJu] (Volontärin) Herstellung Fotos: Rolf Birkholz, Michael Elbers, Ulla Emig, EvKB, Eberhard Franken, Daniela Jazy, Frank Homann, Angelika Hornig, Werner Krüper, Holger Leitsch, Henrik Martinschledde, Sabine Rosenstock, Paul Schulz, Dr. Roland Vandieken, Stephan Wemhöner, Andreas Zobe Grafik und Satz: Wienold deSign Druck: Werbedruck Zünkler Versand: Lettershop Integra, Lüdenscheid www.johanneswerk.de Redaktionsanschrift: Ev. Johanneswerk e.V., Schildescher Straße 101-103, 33611 Bielefeld Telefon 0521. 801-2563; Telefax 0521. 801-2569 E-Mail [email protected] Bestellung und Abmeldung bitte unter dieser Adresse. 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Der Regionalgeschäftsführer hatte gemeinsam mit dem Förderverein der Johanneswerk-Einrichtung Altenzentrum Bethesda die richtige Idee: Ein Jimi-Hendrix-Konzertticket und ein -Autogramm von 1967, die ein Mitglied des Fördervereins aufbewahrt hatte, versteigerten sie online. Die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Johanneswerks hatte deutschlandweit Hunderte von Medien informiert, mit Text und Fotos versorgt und mit Journalisten gesprochen. So bekam durch diese Aktion ein wichtiges Thema viel Aufmerksamkeit: Die Arbeit des Johanneswerks mit Menschen, die von Demenzerkrankungen wie Alzheimer betroffen sind. In Deutschland leiden mehr als eine Millionen Menschen unter den Symptomen wie Vergesslichkeit und Orientierungslosigkeit. Der Erlös von 4.132 Euro fließt jetzt in den Aufbau des Demenzgartens im Altenzentrum Bethesda in Bad Salzuflen. JIMI HENDRIX SPIELTE 1967 IN HERFORD Autogramm und Konzertticket stammen von einem legendären Konzert: Im Mai 1967 spielte Jimi Hendrix im Herforder Jaguar Club. Hendrix war gerade auf dem Weg, einer der bedeutendsten Gitarristen der Rockmusik zu werden, als er mit seiner Band The Experience Station in Herford machte. „Damals wusste ich noch nicht, dass auf der Bühne ein künftiger Mega-Star stand“, erinnert sich Marion von Canstein, die das große Glück hatte, dabei gewesen zu sein. Sie ist Vorstandsmitglied des Fördervereins Stiftung Altenzentrum Bethesda und hat die Memorabilia gespendet. Während der einwöchigen Versteigerung wurde die Aktion sogar auf der ebayStartseite beworben, insgesamt haben knapp 43.000 Interessierte die ebay-Seite besucht. [AK] U