2. Diplom zum Thema Integration des `Virtuellen` in den privaten
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2. Diplom zum Thema Integration des `Virtuellen` in den privaten
mnemo - InterfaceSystem für den privaten Lebensraum 2. Diplom zum Thema Integration des ‘Virtuellen’ in den privaten Lebensraum November 2001 Peggy Thöny Studienrichtung Industrial Design /Prof. Horst Meru Universität für Gestaltung in Linz /Austria 1. Schriftlicher Teil - Inhaltsverzeichnis Seite Abriss ..................................................................................................................... 003 Schlagwörter .......................................................................................................... 004 Begriffserklärungen ............................................................................................... 004 Kurzbeschreibung ................................................................................................. 005 Einleitung ............................................................................................................... 006 1.1. Historischer Bericht ....................................................................................... 008 1.1.1. Der Mensch ..................................................................................... 010 1.1.1.1. Gehirn - dem Bewusstsein auf der Spur ....................... 010 1.1.1.2. Bild - Körper - Sprache ................................................... 012 1.1.1.3. Mnemotechnik ................................................................. 013 1.1.2. Mensch- (Lebens)Raum ................................................................. 022 1.1.3. Mensch - Individuum, Gemeinschaften und Gesellschaften ....... 038 1.1.4. Mensch - Medientheorie ................................................................ 039 1.2. Marktanalyse .................................................................................................. 041 1.2.1. Markt- und Technologietrends ....................................................... 041 1.2.1.1. Allgemeine Technologietrends ....................................... 041 1.2.1.2. “Smart Homes” ................................................................ 046 1.2.1.3. Gegenwärtige & Zukünftige Netzwerkstandards .......... 047 1.2.1.4. Trend zu “Hybriden” Produkten ..................................... 058 1.2.1.5. Konzept-Relevante Technologien ................................... 061 1.2.2. Sozio-Kulturelle Trends .................................................................. 072 1.2.2.1. Neue Nomaden ............................................................... 072 1.2.2.2. Community Network ....................................................... 073 1.2.2.3. Vom Verhältnis zwischen Individuum und Gesellschaft 074 1.2.3. Zielgruppendefinition ..................................................................... 079 1.3. Funktionsanalyse ........................................................................................... 083 1.3.1. Zielsetzung ...................................................................................... 083 1.2.2. Konzeptionskriterien ...................................................................... 083 1.3.3. Funktionsanalyse ............................................................................ 085 1.3.4. Relevante Ergonomiedaten ............................................................ 091 1.4. Projektbeschreibung ...................................................................................... 098 1.4.1. Funktionsprinzip ............................................................................. 100 1.4.2. mnemo - Ein Interfacesystem ........................................................ 101 1.4.2.1. mnemoUhr ....................................................................... 103 1.4.2.2. mnemoMulti3 .................................................................. 105 1.4.3.Szenarien ......................................................................................... 106 2 Abriss Dieses Diplom hat “die Integration des ‘Virtuellen’ im privaten Lebensraum zum Thema. Der schriftliche Teil dieser Arbeit ist in 5 Hauptkapitel mit zahlreichen Abriss Kurze Erklärung zum Aufbau des Schriftlichen Teiles dieser Diplomarbeit und zu den Inhalten der einzelnen Kapitel Unterkapiteln gegliedert. Die graphische Gestaltung des Grundlayouts gliedert die Seiten in eine Hypertext Haupt- und eine Nebenspalte. Die schmale rechte Spalte beinhaltet Hyper... als Wortteil in Zssgn. mit der Bedeutung ,über..., Über..., Ggs. hypo..., Hypo... Der Hypertext ist hier als Text über den Text zu verstehen; er erklärt, erläutert, ergänzt den Text in der Hauptspalte und verweist auf andere Kapitel > Bemerkungen, Erklärungen und Verweise finden hier ihren Platz eine Art ‘Hypertext’, der Bezug auf die linke Haupttextspalte nimmt, und Zusatzinformationen oder Bemerkungen enthält. In den ersten beiden Kapiteln, werde ich die Ergebnisse meiner interdisziplinären Untersuchungen und Recherchen vorstellen. Die Auswahl der angeführten Textauszüge und Zitate aus verschiedensten Disziplinen und Wissenschaftsbereichen spiegelt die multidimensionalen Aspekte des Diplomthemas wieder. Im ersten Kapitel (1.1 Historischer Bericht) geschieht dies vor allem unter dem Gesichtspunkt, dass bei der Ausarbeitung von Gestaltungskriterien, der Mensch im Mittelpunkt stehen sollte. Verschiedenste Betrachtungen aus den Blickwinkeln der Psychologie, Soziologie, Antrhopologie, Philosophie, Designgeschichte, Medientheorie und Biologie beleuchten in den angführten Texten das vielschichtige Wesen Mensch im Kontext Individuum, Gesellschaft, Kultur, Medien und Technik.. Die meisten Textauszüge und Zitate sprechen für sich selbst. Zu wichtigen Stellen, befinden sich Bemerkungen in der seitlichen ‘Hypertext’ Lei ste. Das mit “Marktanalyse” betitelte Kapitel 1.2 analysiert die gegenwärtigen und die sich abzeichnenden zukünftigen Entwicklungen im Bereich von Wohnkultur, Lebensformen und Neuen Technologien, die unser aller Leben mitbestimmen, und woraus sich zukünftige Problemstellungen ableiten und formulieren lassen, auf die im Zuge dieser Diplomarbeit eingegangen werden soll. Die in Kapitel 1.1 und 1.2 gewonnen geschichtlichen, gegenwärtigen und visionären Einblicke und Erkenntnisse zum Thema “privater Lebensraum” ermöglichten erst eine konkrete Formulierung meiner Aufgabenstellung und bilden somit die Basis für das Kapitel “1.3 Funktionsanalyse”. In diesem Kapitel findet eine Interpretation und Auswertung der Einsichten und Erkenntnisse, die in den beiden vorherigen Kapitel gewonnen wurden, statt. Sie dienen als Fundament für die Formulierung einer konkreten Zielsetzung, um die Funktionen, den Gebrauch und die Verwendbarkeit des zu entwicklnden Produktes oder 3 Produktsystems in Form eines Anforderungskataloges bzw. Briefings Schlagwörter festzulegen. die Erklärung zu den angeführten Fachbegriffen (vor allem aus dem Bereich Design und dessen Umfeld) finden Sie anschliessend unter “Begriffserklärungen”; zum Teil werden sie auch in den nachfolgenden Kapiteln näher erklärt. Die Projektbeschreibung im Kapitel 1.4 stellt das Ergebnis meiner Diplomarbeit vor. Zuerst wird das Kernstück dieses Projektes nämlich das Funktionsprinzip vorgestellt, das Teil meiner Gestaltungsleistung im Rahmen dieses Diplomes ist. Anschliessend gehe ich auf die konkrete Umsetzung dieses Prinzips ein. In dieser Beschreibung geht es um das von mir konzipierte und gestaltete visionäre Produktsystem mit dem Namen mnemo. Eine Kurzbeschreibung finden Sie auch unter dem auf den nächsten Seiten nachfolgenden Punkt “Zusammenfassung”. Beim letzten Kapitel “1.5 Entwicklungsbericht” handelt es sich um ein Protokoll über den Planungs-, Entwurfs-, Entwicklungs- und Gestaltungsvorgang dieses Projekts. Die gleich anschliessende Sammlung an Schlagwörtern, soll einen Überblick über den designspezifischen Themenkreis dieses Diploms in Form von Schlüsselwörtern geben. Schlagwörter Industrial Design, Interaktions-/Interaction Design, Interface Design, Interface Ergonomie, Schnittstelle Mensch und Maschine, HCI(Human Computer Interaction), “human centered” Design, privater Lebensraum, virtueller Datenraum, elektronische Netzwerke, Neue Medien, Hybride Produkte, Mnemotechnik, Mensch-Raum Beziehung, “ubiquitous computing”, “pervasive computing” Begriffserklärungen Interaction Design Diese neue Disziplin setzt sich mit der Interaktion zwischen Mensch und Artefakten auseinander: ein Zusammenwirken von Ästhetik und Kultur, von Technologie und von Sozialwissenschaften. Es betrifft das Design sowohl von Dienstleistungen, die diese Technologien anbieten können als auch die Qualität unserer Erfahrung der Interaktion mit ihnen. HCI Human-Computer-Interaction beschäftigt sich mit dem Design, der Evaluation und der Implementierung von interaktiven ComputerSystemen, die von Menschen benutzt werden. 4 Interface Kurzbeschreibung Das Interface ist die (Schnitt)Stelle, an der es möglich ist, Differenzen Kurzes Zusammenfassung des Resultats dieser Diplomarbeit, welches ein neuartiges Interfacesystem für den privaten Lebensraum mit dem Namen mnemo ist. zwischen einem System und seiner Umwelt wahrzunehmen. Es wird bestimmt durch Computer, Kommunikationssatelliten, objektorientierte Datenbanken und parallele Vernetzungsstrukturen. Diese simulierten Interfaces bilden einen Grenzbereich zwischen der Umwelt des Menschen und dessen Bewußtsein. virtuell Allgemein bedeutet virtuell der Kraft od. Möglichkeit nach vorhanden, aber nicht aktuell wirksam. Im Zusammenhang mit dem Computer spricht man von simulierter, auf Berechnungen basierende Interaktion mit Bildern. Virtuelle Realität ist eine telematische Technik, welche die Beziehung zur physischen Welt auf einer neuen Ebene nachformt, ohne daß dies die subjektive Welt des Gehirns berührt. Mnemotechnik: in der Antike Griechenlands entwickelte Gedächtniskunst - als Erfinder gilt der Dichter Simonides - wird heute angewandt, um die Gedächtnis- und Erinnerungsleistung zu steigern. (siehe Kapitel 1.1) Medien Sind Einrichtungen für die Vermittlung von Meinungen, Informationen oder Kulturgütern, insbesondere eines der Massenmedien Presse, Film, Radio, Fernsehen und Internet. Computer der; -s,- programmgesteuerte elektronische Datenverarbeitungsmaschine hybrid Bedeutet: gemischt, von zweierlei Herkunft, aus Verschiedenem zusammengesetzt, durch Kreuzung oder Mischung entstanden Mnemotechnik Gedächniskunst. Ein Verfaheren, sich etwas leichter einzuprägen, seine Gedächtnisleistung zu steigern, z.B. durch systematisches Üben oder Lernhilfen. Geht auf den griechischen Dichter Simonides von Keos zurück. Ubiquitous Computing / Pervasive Computing Darunter wird die Allgegenwart von Informationsverarbeitung und damit einhergehend der jederzeitige Zugriff auf Informationen von beliebiger Stelle aus verstanden. Kurzbeschreibung von ‘mnemo’ Dem im Rahmen dieser Diplomarbeit entwickelten neuartigen Interfacesystem für den privaten Lebensraum habe ich den Namen mnemo gegeben. Er ist abgeleitet von dem Begriff der Mnemotechnik 5 (siehe Kapitel 1.1). Durch Nutzung und Neukombination bestehender RF-Tag Netzwerke und Technologien (bzw solcher, die heute entwickelt und in RadioFrequenz-Tag dieses sogenannte “Smart Label” wird in naher Zukunft die herkömmlichen Barcodes zum Grossteil ersetzen. Tags sind hauchdünne nur wenige Millimeter grosse Folien die nur 10Groschen kosten werden. (siehe Kapitel 1.2 Marktanalyse) absehbarer Zeit auf den Markt kommen werden), habe ich ein Instrumentarium entwickelt, welches die Integration von digitalen Daten in den physischen Lebensraum erlaubt. Dabei dienen sogenannte RF-Tags als physische Links zu Dateien, Webseiten, Software- und Internetanwendungen, elektronischen Haushaltsgeräten und Haustechnik-Steuerzentralen. Die Aktivierung dieser Verknüpfung erfolgt über die mnemoArmbanduhr. Die Uhr ist mit RFID und Bluetooth Technologie ausgestattet und somit das Bindeglied zwischen RF-Tag und den gewünschten Daten, die über existierende RFID Technologie Netzwerke abgerufen werden. Die Visualisierung dieser Daten erfolgt RFID = RadioFrequenz IDentifikation Ein Lesegerät schickt über eine Antenne RF Strahlung aus und aktiviert einen Transponder kurz auch RF-Tag genannt; dieses schickt wiederum dem Lesegerät seinen eindeutigen Identifikationscode(geht durch Materialien). über mnemoMulti3, ein multifunktionales Möbel: Hybrid aus Bildschirm + Interaktionstisch + Stehleuchte. Eine genaue Beschreibung der beiden mnemoSystemkomponenten finden Sie in Kapitel 1.4. Funktionsprinzip Jeder Computerbenutzer kennt den Begriff “Link” oder “Verknüpfung” und ist froh, dass es solche gibt: damit legt man sich z.B. ein virtuelles Objekt(Ordner) mit einer Linkfunktion auf den Computerdesktop, das auf eine Datei verweist, die sich irgendwo in einem lokalen oder globalen Netzwerk befindet; somit hat man schnelleren und einfacheren Bluetooth Zugriff auf regelmässig gebrauchte Daten (Dateien/Software/Websites drahtlose Datenübertragungstechnik, die Geräte verschiedenster miteinander verbindet. (siehe Kapitel 1.2 Marktanalyse) etc.). Diese Art von Verknüpfung die wir alle aus dem virtuellen elektronischen Raum kennen, wird durch das mnemo System im physischen Privatraum möglich. Die virtuellen Link-Repräsentanten sind hierbei zwar hauchdünne Folien, aber trotzdem materiell. Man kann also diese sogenannten Links in Form von hauchdünnen Folien in seiner Wohnung an jeder beliebigen Stelle wie Wänden, Boden, Möbel, Objekten, Gegenständen, Geräten, Kleidung, eigenen Körper etc. anbringen. Somit werden diese makierten Orte oder Objekte im Raum zu den Repräsentanten der damit verknüpften digitalen Daten. Jede dieser Folienblättchen ist (ähnlich wie bei einem Barcode) Träger einer eindeutigen digital gespeicherten Identifikationsnummer und kann so von einem Lesegerät eindeutig identifiziert werden. Die Übertragung dieses IdentifikationsCodes erfolgt über eine RadioFrequenz, die auch durch mehrere Zentimeter dicke Materialien hindurch wirkt. Mit Hilfe eines Lesesgerätes lassen sich so Bilder, Musik, Terminkalender, online Zugfahrpläne, Gerätebedienungsanleitungen usw. aufrufen. Das Lesegerät, das in hier in Form einer Armbanduhr ausgeführt ist, steht mit dem Hauscomputersystem mittels drahtloser Übertragungstechnik 6 (Bluetooth) in Verbindung und fungiert als Bindeglied zwischen Tag und OLED DisplayTechnologie Computer. Sobald sich das Lesegerät am Handgelenk also in einem OLED = Organic Light Emitting Diodes preiswert, extrem dünn, flexibel und selbsleuchend: elektrisch leitfähige Kunststoff-Folien > Displaytechnologie der Zukunft (siehe Kapitel 1.2) gewissen Abstand zu einem Tag befindet, zeigt das Uhrendisplay diese Präsenz an. Man kann diese Anzeige entweder ignorieren oder aber die Verknüpfung durch ein berühren des Displays herstellen. Sobald man den Link auf der Uhr aktiviert hat, kommt eine weitere mnemoSystemkomponente ins Spiel, um die aufgerufenen Daten zu visualisieren: Multi3 ist ein multifunktionaler Bildschirm basierend auf der OLED Technologie. Einleitung Das grossflächige Display besteht aus einer milchig transparenten und allgemeine Entwicklungen im Bereich Industrial Design; Gedanken zum Thema Lebensraum als gelebter Raum; Wohntrends nicht als Modeerscheinung sondern als Ergebnis grundlegender technologischer Veränderungen, die auch auf gesellschaftlicher und kulturelller Ebene auswirkungen haben nach dem Motto: Mediengeschichte war immer schon Kulturgeschichte. dünnen Folie. Multi3 lässt sich nach Belieben über ein Gelenk von der Vertikalstellung in die Horizontale klappen. Dadurch wird eine kommunikative Situation im Kreise der Familie oder von Freunden ermöglicht; es ensteht z.B. ein Spieltisch für neuartige Computergames für Gruppen. Da das Display mit einer touch sensitiven Schicht ausgestattet ist, kann nach Belieben auch ohne Eingabegeräte interagiert werden. Die OLED-Folien sind auch ideale Leuchtmittel mit grosser Leuchtkraft. Diese Eigenschaft wird hier genutzt und verhilft Multi3 zu seiner dritten Funktion, nämlich als Stehlampe. Im Kapitel 1.4 ist eine genaue Projektbeschreibung zu lesen; dort wird im Abschnitt ‘Szenarien’ anhand von praktischen Beispielen veranschaulicht, was mit dem mnemoSystem für Möglichkeitsräume eröffnet werden, die zur individuellen Entfaltung im Wohnbereich beitragen soll, und zeigen wird, dass die Bedienung und Nutzung dieses Systems im Gegensatz zu dessen komplexen Struktur sehr einfach und intuitiv ist. Einleitung Das Tätigkeitsfeld des Industrial Designers wird sich in Zukunft vermehrt vom reinen Produktdesign, bei dem es vor allem um die Gestaltung eines Objektes geht, zu einem Design der Abläufe und Interaktionen mit unserer Umwelt entwickeln. Die sogenannten Neuen Medien und die globale Vernetzung verändern unseren Alltag und unser Verständnis von Kommunikation, Raum und Zeit grundlegend (siehe Kapitel 1.1). Diesen Entwicklungen wird in dieser Diplomarbeit nicht nur Rechnung getragen, sondern sie sind ihre Grundlage. Bei der Gestaltung unserer Umwelt und deren Artefakten verwischen sich die Grenzen zwischen den verschiedenen Disziplinen mehr und mehr. Wo hört Industrial Design auf und fängt Architektur, Medien- oder Modedesign an. Viele Geräte werden heute schon in Wände, Möbel, Kleidung und Gegenständen des Alltags integriert; sie verschwinden sozusagen. Dadurch können wir sie nicht mehr körperlich mit all unseren Sinnen 7 erleben. ‘smart homes’ Unser Wahrnehmungs- und Interaktionsfeld ist auf Displaygrösse der Trend geht dahin, dass in naher Zukunft Haushaltsgeräte und Haustechnik über Netzwerke zentral ansteuerbar werden (siehe Kapitel 1.2) geschrumpft. Es gilt hier neue Ansätze der Interfacegestaltung zu entwicklen, in der die Technik sich am Menschen orientiert und nicht umgekehrt. Hier setzt auch diese Diplomarbeit an: es geht in diesem Projekt um die Erweiterung der Schnittstelle Mensch-Computer zu einem Interfaceraum; der ganze Wohnbereich wird somit zur Interaktionsfläche (siehe Kurzbeschreibung oben / Projektbeschreibung im Kapitel 1.4). Im Zuge meiner Auseinandersetzung mit dem privaten Lebensraum hat sich herauskristallisiert, daß gelebter Raum aus einer Vielzahl verschiedener Raumstrukturen, in denen wir uns zugleich aufhalten, besteht: Architektonischer Raum, geschichtlicher, sozialer, dinglicher und nicht zuletzt digitaler. Die sogenannte weltweit vernetzte, drahtlose Informations- und Kommunikationsgesellschaft macht auch vor unserer Haustür nicht halt und ist heute schon zu einem Selbstverständnis unseres täglichen Lebens geworden. In den letzten 20 Jahren gab es technologische Neuerungen, die die Produktwelt grundlegend verändert hat: Die Dinge um uns sind digitaler Natur und Teil eines Netzwerkes. In den sogenannten "smart home" und "intelligent environment" Konzepten vieler visionär denken- ‘intelligent environment’ ‘intelligente’ Umgebung, durch die Integration von von Sensoren und Computerchips, wird unsere Umwelt interaktiv und durch ‘digitale Assistenten’-Software ‘intelligent’ selbstagierend (siehe Kapitel 1.2) ‘think tanks’ ‘Denkfabriken’, die sich meist grosse Konzerne leisten, um visionäre Konzepte zu entwickeln, die für die Gegenwart als richtungsweisende Bilder einer wünschenswerten Zukunft fungieren. der "think tanks" großer Firmen werden Bilder und Szenarien unserer zukünftigen Lebenswelten gezeichnet. Durch die Mikroprozessualisierung des Alltags verändern sich Praxis und Verständnis des Gebrauchs. Kostengünstige Computerchips mit hoher Rechenleistung und niedrigem Energieverbrauch in Kombination mit drahtlosen Datenübertragungstechniken werden in Zukunft unsere Umwelt "sensibel", reaktiv und interaktiv machen. Verschiedenste Funktionen bisher getrennter elektronischer Geräte werden in wenigen mobilen "devices" zusammengefaßt. Entscheidend ist in diesem Zusammenhang nicht mehr die formale, gebrauchsästhetische Gestaltung von Artefakten, sondern vielmehr die Interaktion zwischen dem Menschen und seiner Umgebung. In diesem Prozeß verwandelt sich die Frage nach der Form unserer materiellen und immateriellen Wirklichkeiten in die Frage nach dessen Organisations- bzw Interaktionsform. Als Industrial Designer gilt es diese technologischen Entwicklungen aber auch die gesellschaftlichen und kulturellen Tendenzen zu berükksichtigen. Dabei haben die Bedürfnisse, Fähigkeiten und Eigenarten des Menschen als analoges Wesen in einer digitalisierten Umwelt immer im Mittelpunkt der Gestaltung zu stehen. Die Frage nach der Sinnhaftigkeit und Relevanz ist hierbei eine primäre. 8 1.1 Historischer Bericht Beleuchtung des Projekts und Abstecken relevanter Themenfelder aus den Blickwinkeln der Biologie, Psychologie, Soziologie, Philosophie, Anthropologie, Medientheorie, und Designgeschichte. Dieses Kapitel beinhaltet eine Sammlung von Texten, Textstellen und Anthropologie Zitaten, die Einblicke in das komplexe und vielschichtige Themenfeld die; -, kMz. Wissenschaft vom Menschen und seiner Entwicklungsgeschichte dieses Projektes eröffnen sollen. Die Blickwinkel der darin behandelten Themen, sind unterschiedlicher und sich ergänzender Natur: es handelt sich um Betrachtungen vom Standpunkt klassischer Natur- und Geisteswissenschaften, aber auch Vertreter aktueller keiner Wissenschaft zuordenbaren Denkströmungen kommen hier zu Wort. Die dadurch gewonnen unterschiedlichen Aspekte meiner Diplomarbeit bildeten die Basis meiner Überlegungen. Dies ist ganz im Sinne der grundlegenden Einsicht, daß das Leben nicht nur eine naturwissenschaftliche, sondern auch eine psychische, seelische, soziale und geistige Dimension hat. Wenn die WHO Gesundheit als körperliches, psychisches und soziales Wohlbefinden definiert und darüber hinaus die große Rolle des Spirituellen betont (die auch durch Studien belegt ist), dann anerkennt sie damit die Hypertext Hyper... als Wortteil in Zssgn. mit der Bedeutung ,über..., Über..., Ggs. hypo..., Hypo... Der Hypertext ist hier als Text über den Text zu verstehen; er erklärt, erläutert, ergänzt den Text in der Hauptspalte und verweist auf andere Kapitel > Bemerkungen, Erklärungen und Verweise finden hier ihren Platz Vieldimensionalität menschlichen Seins. Die meisten angeführten Textauszüge und Zitate sprechen für sich selbst. Besonders wichtige Stellen, die zu diplomspezifischen Einsichten und Erkennisse führen, sind durch Farben gekennzeichnet und in der seitlichen ‘Hypertext’Leiste kurz und in Stickworten erklärt. Eine ausführlichere Interpretation und Auswertung findet zusammen mit den marktanalytischen Erkenntnissen (aus Kapitel 1.2) vor allem im Kapitel "1.3 Funktionsanalyse" statt und bilden als Fundament für den Anforderungskatalog/das Briefing, aber auch als Inspirations- und Ideenquelle bei der Konzeptions- und Entwurfsphase. 9 1.1.1 der Mensch In diesem Kapitel geht es um die menschliche Wahrnehmung, menschliche Bedürfnisse und darum, dass der Mensch nur als Einheit von Körper und Geist richtig verstanden und begriffen werden kann. Die folgenden Texte werden dies verdeutlichen. Was wir heute brauchen ist ein ganzheitliches Menschenbild, das nicht Materie gegen Geist oder umgekehrt ausspielt, sondern beides wie auch das ganze dazwischenliegende Spektrum der Wirklichkeit umfaßt. 1.1.1.1 Gehirn - dem Bewusstsein auf der Spur basierend auf einem Artikel der Wissenschaftszeitschrift P.M. 10/2001/Seite 25 Neueste Untersuchungen und Tests in der Gehirnforschung zeigen, dass Geist und Körper Ausformungen ein und derselben Ursache sind beim Bewusstsein handelt es sich um nichts anderes als ein Produkt des Gehirns. Bewusstsein ist lediglich ‘der innere Zugang zu den Informationen der Aussenwelt’ - es verleiht uns die Fähigkeit, Wissen aus der Pespektive des eigenen Körpers zusammenzutragen, auszuwählen und zu überblicken. Jedes Mal, wenn wir ein Objekt wahrnehmen, ändert sich etwas im Organismus. Das sind zunächst einfache ... wenn wir ein Objekt wahrnehmen, ändert sich etwas im Organismus ... Wir stehen in ständiger Wechselbeziehung mit unserer physischen Umwelt. Dinge, die wir mit unseren Sinnesorganen wahrnehmen lösen in uns Emotionen aus, basierend auf unserem Erfahrungshorizont und Erinnerungen. Wir verändern diese Umwelt wiederum entsprechend unseres Innenlebens und aktualisieren diese dadurch. Somit wird blosser Umraum zu gelebtem Raum; wir reiben uns an ihm, formen ihn ständig neu und entwikkeln uns dadurch weiter. Geht diese Auseinandersetzung zum Beispiel durch vorgefertigte starre Normen verloren, ziehen wir uns nach Innen zurück und ein wichtiger Konfrontations- und Identifikationsfaktor geht verloren, der ein vitales Dasein ermöglicht. Dies ist eine fundamentale Tatsache, die gerade bei der Gestaltung unseres privaten Umfeldes relevant ist und berückksichtigt werden sollte. Stoffwechselprozesse, die körperliche Emotionen enstehen lassen und im Gerhirn zu Gefühlen verabeitet werden. Unser Selbstbewusstsein - also die Fähigkeit , eigenen Bewusstseinszustände zu reflektieren - ist eine neuere Entwicklung in der Evolution. Doch wie das Bewusstsein in unserem Kopf ensteht, das können wir heute noch nicht erklären. Denn Bewusstseinszustände sind nicht eindeutigen Regionen zuzuordnen. “Bewusstsein ist das Resutat eines komplizierten Netzwerks”, sagt der Neuronenforscher Wolf Singer. “Es entsteht durch das Zusammenspiel zahlreicher Systeme, etwa sensorischer Areale, Gedächntnisstrukturen, Zentren der Ausführungskontrolle und Regelkreisen, die zwischen Gefühl und Motivation vermitteln.” Bei einem Orchester ist es ebenso: Erst das Zusammenspiel aller Instrumente ergibt Musik. ... einfache Erinnerung ..., aktiviert gleichzeitig verschiedene Areale, die über das ganze Gehirn ... Menschen sammeln Erinnerungsstücke/Souvenirs weil diese Repräsentanten in ihnen lebhafte und warme Erinnerungen erwecken können. Aber auch Orte, Gerüche und Jahrestage können Auslöser solcher Bilder an Erlebnisse sein. Schon eine einfache Erinnerung an den ersten Kuss, aktiviert gleichzeitig verschiedene Areale, die über das ganze Gehirn verteilt sind: Um das geistige Bild dieses romantischen Erlebnisses wieder afuleben zu 10 lassen, muss das Hirn u.a. den Ort, die Zeit, die damals im Hintergrund gelaufene Musik oder auch den Geruch des Partners aus verschiedenen Speicherorten abrufen und zusammenfügen. Wie schafft das Gehirn diese gigantische Koordination? Neuesten Erkenntnissen zufolge schliessen sich Nervenzellen der beteiligten Hirnregionen zu Zweckbündnissen zusammen: Indem sie im gleichen Takt feuern, etwa mit 40 Hertz, verbinden sich die Einzelinformationen zu einem Inhalt - die Erinnerung an den ersten Kuss. Trotz Gleichschaltung vermischen sich dabei akustische und visuelle Eindrücke nicht zu einem ‘Brei’, sondern bleiben unterscheidbar. Unterstützt wird die Koordinationsfähigkeit des Gehirns durch eine Eigenschaft der bis zu 1000 Synapsen, mit denen jedes Neuron ausgestattet ist: Diese einen tausenstel Millimeter grossen Kontaktstellen, die elektrochemische Signale von einer Nervenzelle zur anderen weiterleiten, können wachsen wie Muskeln - sie verstärken sich, wenn sie häufig benutzt werden. Das heisst: in einer besonders beanspruchten Region stellt das Gehirn dem Informationsfluss breite “Highways” zur Verfügung. Beispiel Geigenspieler: Der Hirnbereich, welcher die aktive Hand des Streichers repräsentiert, hat eine bis zu 30% grössere Fläche als bei Vergleichspersonen, hat der Neurologe Christof Pantev von der Universität Münster herausgefunden. Jegliches Lernen gestaltet unseren Denkapparat um - dauernd werden Nervenleitungen neu verlegt. Unser Kopf ist eine ständige Baustelle. Seit Jahrmillionen baut die Evolution schon an unserem Gehirn. Forschungen der Abteilung für Gehirn-Entwicklung des Nationalen Gesundheits-Instituts der USA zeigen: Das Gehirn der Dinos ist nicht ausgestorben. Im “Reptilienkomplex” sind lebenswichtige Verhaltensmuster aus der Saurierzeit lebendig geblieben: der Drang, ein Territorium zu erobern, in dem man satt werden und sich wohl fühlen kann; der Drang nach Sicherheit und Ordnung. Aber nicht nur die Dinosaurier leben in unserem Gehirn weiter, auch die Raubkatzen. Ihr Steuersystem ist das Limbische System: Es feuert die Impulse an - vor allem den Jagdinstinkt. Beim Menschen ist dieses Relikt aus der Säugetierzeit für die Entstehung von Gefühlen zuständig, für Mut zum Risiko und Experimentierfreudigkeit. Die beiden alten Gehirnregionen sind auch heute noch wichtig für uns. Wir könnten überhaupt nicht friedlich zusammenleben, wenn nicht jeder Mensch von den Sauriern die Fähigkeit geerbt hätte, seinen “Platz” im Leben zu finden. Unsere Erbschaft aus der Säugetierzeit kommt ebenfalls zustatten: Wenn wir geistige oder körperliche Höchstleistungen vollbringen wollen, schaltet das Limbische System alle störenden Gedanken aus. Aber die vormenschlichen Gehirnteile 11 bergen auch viele Gefahren: Der Reptilienkomplex möchte uns in alte Verhaltensmuster erstarren lassen; und das Limbische System kann dazu führen, dass die ‘Raubkatze im Menschen’ mit uns durchgeht. Über die tierischen (genauer: biologischen) Gehirnanteile wacht das Grosshirn. “Erst durch die Verbindung des Limbischen Systems mit der Hirnrinde”, so der amerikanische Biologe und Nobelpreisträger Gerald Edelman, “entstanden zum ersten Mal Wertungen und Empfindungen, die mit bestimmten Wahrnehmungen und Handlungen verbunden sind.” Dadurch wurde der Mensch fähig, Vernunft zu entwickeln, die seine animalischen Regungen kontrolliert. Dadurch kam er als einziges ... Vorstellungsbilder ... Bilder rufen in uns im Gegensatz zur Sprache direkt Assoziationen hervor - sie haben eine direkte Bedeutung und Wiedererkennungswert für uns; diese Tatsache wird im Computerinterface in Form von Symbolen und Icons genutzt, die die Interaktion wesentlich erleichtert. irdisches Lebewesen aber auch in eine Konfliktsituation - den ewigen Widerstreit zwischen den Forderungen seines Geistes und denen seines Körpers: Die Macht der alten Gewohnheiten und der alten Gefühle wirkt weiter, und nur wenige Menschen behalten in einer Krisenstimmung einen kühlen Kopf. by Vannevar Bush: as we may think (1945) ...“The human mind does not work that way. It operates by association. With one item in its grasp, it snaps instantly to the next that is suggested by the association of thoughts, in accordance with some intricate web of trails carried by the cells of brain. It has other characteristics, of course; trails that are not frequently followed are prone to fade, items are not fully permanent, memory is transistory. Yet the speed of action, the intricacy of trails, the detail of mental pictures, is awe-inspiring beyond all else in nature.” 1.1.1.2 Bild - Körper - Sprache H. Weinrich,1988, S. 90 u. 91 "Rein sprachliches Denken ist das Musterbild gedankenlosen Denkens, das automatisch auf das schon Aufgespeicherte zurüchgreift. Es ist nützlich, notwendig, aber unfruchtbar. Der Wert der Sprache für das Denken kann also nicht auf einem Denken in Worten beruhen. Es muß sich vielmehr um Hilfeleistungen handeln, deren sich das Denken bedienen kann, während es in einer geeigneteren Materialsphäre, etwa mit Vorstellungsbildern, arbeitet. ... Aus der Sprachwissenschaft ist uns bekannt, daß Wörter, die in ihrer späteren Form nicht auf unmittelbare Wahrnehmungen hinzuweisen scheinen, dies ursprünglich taten. Viele sind noch immer unverkennbar bildlich. ... Man kann sich darauf verlassen, daß die Sinne die anschau- 12 lichen Gegenstücke zu allen Denkbegriffen liefern können, einfach deshalb, weil diese Begriffe ja ursprünglich aus der Sinneserfahrung stammen. Noch schärfer ausgedrückt: das menschliche Denken kann nicht über die Formen hinausgehen, die ihm die Sinne liefern. ... Erinnerungen bevorzugt mit Orten in Verbindung zu stehen scheinen, ... vgl. “Orte unser Kindheit”(persönlich) und “Gedenkstätten”(gesellschaftlich) - Orte können uns in eine andere Zeit versetzen - sie haben “magische Kräfte” 1.1.1.3 die Mnemotechnik: Der griechische Dichter Simonides (556-468 v.Chr.) gilt als legendärer 'Erfinder' der Gedächtniskunst. Als bei einem Gastmahl plötzlich der Festsaal zusammenstürzte und die Gäste unter sich begrub, ermöglichte Simonides, der kurz vor dem Unglück hinausgerufen worden war und deswegen überlebte, die Identifizierung der Leichen, weil er die Sitzordnung der Gäste im Kopf hatte. Aus dieser Geschichte leitet sich das rhetorische Verfahren der Memoria ab. Sie führte zur weiteren Ausbildung vielfältiger und komplizierter Mnemotechniken, die im Hinblick auf die mentalen Organisationsformen der abendländischen Kultur überaus aufschlussreich sind. Quintilian verweist darauf, dass Erinnerungen bevorzugt mit Orten in Verbindung zu stehen scheinen, gleichsam an Orten haften, und dementsprechend erhalten Orte und Räume in der Mnemotechnik einen zentralen Stellenwert. So empfiehlt Quintilian (und nicht nur er), sich das Schema eines Hauses einzuprägen und in dessen verschiedenen Räumen (loci) mit Hilfe symbolischer Bilder (imagines) die Gedächtnisinhalte zu deponieren. Beim Wiedererinnern, etwa in der actio einer Rede, sollen die Räume im Geiste abgeschritten und über die mit ihnen verbundenen Symbole die Inhalte, um die es geht, z.B. die einzelnen Argumente der Rede, aufgerufen werden. Aus einem modernen Blickwinkel betrachtet erscheint die Artifizialität des Ansatzes einigermaßen irrritierend; tatsächlich verbindet er ein ausgeprägtes Maß an Kunstfertigkeit in der Anlage der geistigen Gedächtnisarchitektur, der Findung und Zuordnung von imagines mit einem deutlichen Moment des Mechanischen, das in der konsequenten Systematik, um nicht von Schematismus zu sprechen, liegt. Hinter diesen Praktiken steht die Vorstellung, dass sich die Kraft des Geistes in besonderer Weise mit Orten verbinde, an denen sie mittels der Handlungen und Rituale des Erinnerns abgerufen und gleichsam aktualisiert werden kann. Erinnerung erscheint so auch als körperlicher Akt im Raum. 13 Mnemotechnik in grafischen Benutzeroberflächen von Oliver Wrede, April 1996 Columbus wurde prophezeit, er würde am Ende des Meeres vom Rand der Erde stürzen. Die ersten Zugreisenden begegneten dem Aberglauben, daß sie ihre Seele hinter sich lassen würden, wenn sie zu schnell führen. Von den Gedächtnisreisenden des 17. Jahrhunderts glaubte man, sie würden Ihre Köpfe mit Bildern überfüllen und heute gibt es Menschen, die die These vertreten, daß Virtuelle Realität Entfremdung der eigenen Vorstellungswelt zur Folge hat, insofern sie die Interaktion mit der Maschine auf das Perzeptive reduziert und dadurch einen Mangel an kreativem Vermögen der Benutzer kompensiert, welche nicht selten im Kleinkindalter auf dem Höhepunkt war. Dies scheint zunächst eine naive These zu sein, doch entstehen die genannten Bedenken nicht zwangsläufig im Kontext konservativer oder technikfeindlicher Einstellungen. Sie können sich ebenso mit einer progressiven Einschätzung verbinden, die einen selbstreflektorischen und emanzipatorischen Umgang mit neuen Medien vermißt - und zwar nicht nur auf der Ebene der Gestaltung, sondern auch und vor allem auf der Ebene der Nutzung. Darin mag eine Ursache liegen, daß in jüngster Zeit in einer Reihe von Beiträgen die Thematik der Erinnerung und des Gedächtnisses aufgenommen wird; denn in den durch die Digitalisierung und Vernetzung zunehmend von technischen Einschränkungen befreiten Multimedien gilt es, neue Bedingungen für Gebrauchsformen zu erkunden. Die Mnemotechnik (auch Kunst des Erinnerns genannt) als eine besondere Methode des Zugriffs auf das Gedächtnis, spielt in diesem Kontext vor allem deshalb eine besondere Rolle, weil sie nicht prinzipiell von der stetigen Veränderung in der technologischen Entwicklung abhängig ist. Information und Kommunikation werden durch die fortschreitende Dematerialisierung unmittelbar, omnipräsent, simultan, und nicht mehr stellvertretend für das Authentische und Beständige, sondern potentiell und nur noch in der Wirkung real. Bei den vorhandenen Informations-Pools führt die Elektronisierung zu einem regelrechten Dammbruch, auch wenn der Anteil elektronisch publizierter Informationen noch gering ist. Die von Kritikern der Entwicklung prognostizierte Informationskatastrophe ist schon im Gange. In der öffentlichen Meinung scheint alles genauso informativ wie verklärend. Der tragfähigste Rettungsring in der Informationsflut ist nicht selten eine 14 wasserdichte Strategie der Ignoranz, dicht gefolgt von intelligenten Agenten, die zum Apportieren von Informationen dressiert werden. Steve Jobs erklärte in einem Interview, daß die elektronischen Informationen nicht mehr ausschließlich Sprache repräsentierende Zeichen, sondern Objekte sein werden, die in der Lage sind sich gegenseitig zu beeinflussen. Jim White von General Magic prognostiziert, daß Nachrichten zu Programmen werden und dadurch die Matrix zur Universalmaschine mutiert, deren Gesamtleistung sich mit jedem Taschencomputer nutzbar machen läßt. Wie Botenstoffe diffundieren Informationen durch die Netze und werden von entsprechend gestalteten Agenten aufgesammelt, die nur noch eine Zahlungsbestätigung benötigen, um das verschlüsselteÝ wieder rezipierbar zu machen oder eine kodierte Dienstleistung zu erbringen. Dieser Kreislauf schließt etablierte Träger von Informationen (Rundfunk, Verlagswesen, Bibliotheken) nicht aus, sondern kann deren Stabilität integrieren, nutzen und weiterentwickeln. Für das Interfacedesign sind drei Bereiche entscheidend, deren Entwicklungsgeschwindigkeit wesentlich von ökonomischen Bedingungen bestimmt wird: - Methoden zur Wissensbildung und Lernmedien - Künstliche Intelligenz und Interaktionsparadigmen - Kooperationsformen mit anderen Menschen Jeder dieser Bereiche unterliegt einem stetigen Wandel und somit verändern sich auch die Bedingungen für die Gestaltung permanent. Deutlich erkennbar ist, daß alle diese Bereiche sich immer stärker überschneiden und irgendwann womöglich ein Gesamtproblem darstellen werden. Im Regelkreis zwischen Mensch und Maschine wird es immer einen maßgeblichen Aspekt geben, dem man sich bestenfalls mit Modellen annähern kann. Solche Modelle werden in den Kognitionswissenschaften diskutiert, die den Computer als eine formbare Materie verstehen, welche ein ideales Terrain darstellt für konstruktivistische Wissensbildung mit direkten Konsequenzen für kommunikatives Handeln. Der Elan der Informationsmedien könnte für eine Revitalisierung der Ausbildung genutzt werden. Die elektronischen Lernmedien sind dabei zugleich Chance und Sachzwang, denn zunächst versprechen sie ein effizienteres Lernen durch eine individuell angepaßte Didaktik. Deshalb sind Lehrende in den heutigen Ausbildungsinstitutionen gezwungen, mit immer weniger Hilfsmitteln zunehmend dissimilierende 15 Kooperations- und Sozialisationsformen zu rekonstruieren. Ein Ausgleich mangelnder pädagogischer Kompetenz ist daher mit über den Einsatz elektronischer Lernmedien nicht zu erwarten. Es lässt sich eine Verschiebung der Bewertungsmaßstäbe für den Lernerfolg voraussehen. Ein Individuum wird mehr Informationen aufnehmen und beurteilen müssen als bisher, um zu relevanten Erkenntnissen zu gelangen. Die zu bewältigende Informationsdichte ist von unterschiedlicher Qualität. In die Multimedien ist die Schrift, wegen des digitalen Charakters, leicht und in grossem Umfang zu übertragen, während sich gleichzeitig die Manipulations- und Konstruktionsmöglichkeiten für Bilder durch das Aufbrechen in kaum noch wahrnehmbare Pixel erhöhen. Der Konflikt zwischen der Relativität atomisierter alphabetischer Artikulationen und zeichenhafter Bildkonstruktion wird auf den Rezipienten übertragen, der in einer mehrdeutigen Informationsmenge die Orientierung nicht verlieren darf, was bei zunehmenden Möglichkeiten auch schwieriger wird. Die Grenze für die Informationsgestaltung ist aber nicht durch die Wahrnehmbarkeit bestimmt, sondern dadurch, wieviel der Informationen sich in Erkenntnisse transformieren lassen. Zwar hat man gelernt, mit Hilfe technischer Speicher Teile des Gedächtnisses auszulagern, dafür muß dieses nun das Wiederfinden und Erinnern der Informationen leisten und eine größere Menge an Beurteilungen über Beziehungen erstellen oder rekonstruieren. Die ersten Aufzeichnungen über die Mnemotechnik stammen aus der Antike. Im Kern der Gedächtniskunst als einer Methode steht die Schaffung eines memorialen Systems, in dem Erinnerungen in Form von Gedächtnisbildern an imaginären Orten (loci oder topoi) abgelegt werden. In der antiken Rhetorik (Cicero, De Oratore) wurde die freie Rede durch solche imaginierten Orte - z.B. die Räume eines Hauses - erleichtert, durch die der Redner memorierend wandern konnte, während er die geistigen Bilder abrief, um den Fortgang der Rede zu kontrollieren. Aber auch andere imaginierte Topologien wie Landschaften, Gemälde, Körperteile, Geschichten und dergleichen konnten als memoriale Systeme dienen. Die Mnemotechnik galt lange als eine geheime Kunst, die für Gelehrte in Ermangelung externer Wissensspeicher den Schlüssel zur Weisheit bedeutete. Nach den Vorarbeiten von Autoren des Mittelalters, von denen die in Vergessenheit geratene Gedächtnistechnologie wiederaufgenommen wurde, befaßte sich Johann Heinrich Alsted 1610 mit einer enzyklopädischen Ordnung der Mnemonik in der "Systema Mnemonica". Alsteds Drang nach Systematisierung stand im Widerspruch zu seiner eigenen Erkenntnis, daß die Bilder der Erinnerung auf die Seele einwir- ... mit Hilfe technischer Speicher Teile des Gedächtnisses auszulagern ... vgl. Buch vs Computer als technische Speicher: Generell ist das Buch eine nicht teilbare Einheit und durch eindeutig gekennzeichnete Autorenschaft und Quellenverzeichnis nachvollziehbar und somit beurteilbar kurz: “man weiss woher es kommt”. Auch der Zugriff ist direkt: das Buch steht an seinem Platz im Regal und wird durch seinen “Rücken” in Breite, Höhe und graphischer Gestaltung (Bild & Schrift) repräsentiert, wobei dem Titel, der zuerst gelesen und verstanden werden muss, beim wiederauffinden nur sekundäre Relevanz zukommt. Digitale Speicher bestehen nicht aus fixen Einheiten; sie können von Jedem zerstückelt und neu zusammengefügt und nach belieben vervielfältigt werden. Dabei geht oft die Quellenangabe von Texten und Bildern verloren und die Herkunft ist nicht mehr nachvollziebar. Weiters ist das Wiederfinden prinzipiell sehr schwierig, denn es gibt eine unbegrenzte Anzahl von Möglichkeiten an virtuellen Speicherorten und der einzige Anhaltspunkt ist oft nur wenn überhaupt der Titel einer Datei. Es scheint daher nicht verwunderlich, dass der Papierverbrauch durch die Digitalisierung nicht gesunken, sondern im Gegenteil erheblich gestiegen ist, und dies ist nicht ausschliesslich auf den Lesekomfort zurückzuführen, sondern auch auf das Bedürfnis wichtige Dokumente griffbereit archivieren zu wollen. ... 16 ken sollten, und daher eine fundamentale Bedeutung für die Psychologie hatten. In einigen Dissertationen über Ursprünge der Lerntheorie wird Alsteds Student Johann Amos Comenius zitiert, der einen entscheidenden Schritt vollzog, indem er auf die Kritik der Pädagogen der Aufklärung einging, die von einer Angst vor der Macht ... - Genau hier liegt einer der Ansatzpunkte dieses Diploms wobei der zuvor beschriebene Sachverhalt als interessante Problemstellung aufgefasst wird. der Bilder getrieben waren. In seiner "Böhmischen Didaktik" arbeitete er die Mnemonik zu einer repräsentationistisch-symbolischen Ordnung um. Comenius schlug vor, die Anatomie des Menschen anhand eines Modells in Form einer beschrifteten ledernen Nachbildung zu lehren. Auf diese Weise gelangte er zu einer Übereinstimmung zwischen des zu erinnernden Sachverhalts und des dazu verwendeten memorialen Systems, welches durch die Beschriftung wiederum mit Symbolen versehen wurde. Überollt vom Siegeszug der literalen Speicher - ermöglicht durch die Erfindung des Buchdrucks - galt die Mnemotechnik schließlich sogar als unseriös und obskur. Die Wiederentdeckung wurde unter anderem durch die elektrischen Massenmedien gefördert, die den Anteil der nicht-literalen Medien an der Welterfahrung wieder vergrößerten und den Konflikt zwischen der topologischsinnlichen Imagination und dem logisch-symbolischen Repräsentationismus wiederbelebten, der seit dem 17. Jahrhundert geruht hatte. Das Wissen über die Mnemotechnik für das Design künftiger grafischer Benutzeroberflächen spielt vor allem eine Rolle in Bezug auf jene "kognitiven Werkzeuge", die Ihren Zweck nur unter Einsatz von Wissen und Intelligenz des Benutzers erfüllen. Es geht nicht darum, eine Diskussion über die Informationsgestaltung auf eine instrumentelle Betrachtung einer Mnemotechnik zu reduzieren, aber es ist festzustellen, daß sich ein großer Anteil der Theorien unter Rückgriff auf die Mnemotechnik gebildet haben. Das Konzept von Hypermedien bietet die Möglichkeit, Inhalte topologisch zu organisieren, während die Virtuelle Realität sich zur visuellen Nachbildung der Gedächtnisorte einsetzen läßt. Aber ganz so weit muß man nicht gehen, wenn man im Computer nach mnemonischen Konstruktionen sucht: Die erste verbreitete VRAnwendung dieser Art auf einem Computer war eine stark abstrahierte und relativ flächige (aber keineswegs zweidimensionale) Nachbildung eines Büros mit einem Schreibtisch. Es handelt sich dabei nicht um eine reine Metapher, wie es die mittlerweile verbreitete Bezeichnung "Schreibtischmetapher" vermuten läßt. Der Explitzitätsgrad - geschafffen durch metonymische und ikonographische Elemente - ist einer Metaphorik alleine überlegen, die eher noch dazu tendiert im 17 Bekannten das Unbekannte zu verbergen. Auch wenn die Schreibtischmetapher ihre Funktion heute noch gut erfüllt - ein Großteil der Rechner wird schließlich in einer Bürosituation verwendet - so liegt der primäre Vorteil in der Erleichterung der Bedienbarkeit. Vor allem deshalb, weil die Organisation des Rechners im Interface verbildlicht und zugleich erklärt wird. Diese überschaubare Organisation wird im Grunde durch die amorphe Gesamtmaschine mit mehreren Millionen CPUs ad absurdum geführt, die ihre Topologie gleich in mehreren Schichten (geographisch, chronologisch, dialogisch, etc.) offenbart. Diese Mehrdimensionalität ist nicht primär ein Gestaltungsmangel, sondern geradezu notwendig, wenn konstruktiver Umgang mit der eigenen Gedächtnisleistung möglich sein soll, insofern Wissen mit der Herstellung von Zusammenhängen entsteht und die Erkenntnis mit der Schaffung von Strukturen dokumentiert und veräußert wird. Mit der Erfindung der programmierbaren Maschine wurde aus der mathematischen Logik die Informatik geboren. Der Konflikt entzündete sich an der Diskussion über die Möglichkeiten einer Algorithmisierung des Denkens und der Digitalisierung von Wissen. Der Diskurs über das Verhältnis von Mensch und Maschine hält bis heute an. Einerseits ... Schreibtischmetapher ... Bürosituation ... Der Computer und seine Bedieneroberfläche sind in jeder Hinsicht auf die Arbeitswelt zugeschnitten.. Obwohl der Computer mitlerweile auch in unserem privaten Lebensraum Einzug gehalten hat und die digitalen Medien Teil unseres privaten Alltags geworden sind, gibt es erst wenige Ansätze Hard- und Software auf die Bedürfnisse der privaten Nutzung abzustimmen bzw. ganz neue Interaktions-Konzepte zu entwikklen. Dabei sollte der Möglichkeit zur Individualisierung und damit Identifizierung Rechnung getragen werden, denn Normierung ist im privaten Umfeld im Gegensatz zur Arbeitswelt nur in bestimmten Teilbereichen als wichtig und generell als sekundär einzustufen. sicherlich wegen der immer schnelleren und billigeren Prozessoren, die Undenkbares auf einmal machbar erscheinen lassen, aber wohl auch auf Grund der von vielen KI-Forschern vertretenen These, daß sich psychologische Prozesse und Denkfunktionen prinzipiell auf physiologische Gegebenheiten zurückführen lassen und somit prinzipiell mechanisierbar sind. Die Externalisierung großer Teile des Gedächtnisses - dessen Existenz eine Voraussetzung für Intelligenz ist - scheint jedenfalls in der Form globaler Informationsspeicher denkbar zu sein, die mit Hilfe der Telematik in einer Art computerisierten kollektiven Erinnerung verwertet werden. Zwischen Erinnerung und Erkenntnis liegt aber unentdecktes Land, ... ... An diesem Punkt beginnen sich die Informationswissenschaftler für Lerntheorien zu interessieren, oder besser: für Wissensmodelle. Es ist zwar nicht unbedingt das Ziel, einen Computer "menschlich" zu machen, aber sehr wohl sollen der Maschine Verhaltensweisen ermöglicht werden, die man in der Regel von Sozialpartnern erwartet. Dazu gehört zum Beispiel, daß gelegentliche Übertretung von Regeln ausgeglichen und individuelle Eigenschaften (Gewohnheiten, Vorlieben, Wissensstand, Toleranzgrenzen, etc.) berücksichtigt werden. Die Maschine verwandelt sich von einem rein reaktiven zu einem aktiven ... Wissen mit der Herstellung von Zusammenhängen entsteht und die Erkenntnis mit der Schaffung von Strukturen dokumentiert und veräußert wird ... Ein weiteres wichtiges Anliegen im Zuge dieser Diplomarbeit war, die Möglichkeit zu schaffen, die bisher voneinander getrennten on- und off-line Medien zu verknüpfen und somit Zusammenhänge in Form von sogenannten “Links” zwischen physischen Datenträgern oder Platzhaltern und virtuellen Inhalten erstellen zu können. Einige Beispiele um dies besser zu veranschaulichen: Zugfahrplan oder Bahnermässigungskarte mit online Fahrplanauskunft verknüpfen oder englischen Roman in Buchform mit digitalem Englischwörterbuch aber auch mit 18 System. Große Softwarefirmen finanzieren Projekte, deren Namen "Social Interface" oder "Knowledge Agent" darauf hindeuten, daß die Erkenntnisse der Kognitionswissenschaft für Interfaces der nächsten Generation von Bedeutung sind. In seinem Buch "Mentopolis" versucht Marvin Minsky - im Sinne der Vorgehensweise Alsteds - eine Art "Systema Cognita" zu erstellen und das Phänomen der Intelligenz als Resultat kombinierter Mechanismen zu beschreiben. Diese Entitäten des Geistes bezeichnet Minsky als Agenten, die Erinnerungen benötigen, um Konsistenz zu erlangen und vergangene Aktionen zu wiederholen. An dieser Stelle entsteht ein Brennpunkt, insofern z.B. Soziologen die Existenz von kollektiver Intelligenz nicht ausschließen, wenn durch eine entsprechende Vernetzung und Externalisierung eine Form des kollektiven Gedächtnisses entsteht und gruppenspezifische Agenturen geschaffen werden. Minsky unterscheidet polyneme und isonome Konzepte der Kommunikation verschiedener Agenten. Während Polyneme bei jedem Empfänger eine individuelle Wirkung hervorrufen, werden Isonome verschiedenen Dingen dieselbe Vorstellung aufprägen. Minsky schreibt: "Sowohl Isonome als auch Polyneme haben mit Erinnerungen zu tun - aber Polyneme sind ihrem Wesen nach Erinnerungen selbst, während Isonome die Art der Nutzung der Erinnerungen kontrollieren. [...] Also rührt die Macht der Polyneme von der Art her, wie sie lernen, viele verschiedene Prozesse zugleich anzuregen, während die Isonome ihre Macht aus der Ausbeutung jener Fähigkeiten beziehen, die bereits vielen Agenturen gemeinsam sind." Wenn unsere Kommunikation auf isonomen Konzepten basiert persönlichen Anmerkungen und Querverweisen in Form von digitalen Notizen verknüpfen.. Die Maschine verwandelt sich von einem rein reaktiven zu einem aktiven System. Die Vorstellung von “smarten” persönlichen Agenten, die uns fragen, ob wir beruhigende Musik hören wollen, wenn wir einen hektischen Gesichtsausdruck haben, und die selbstständig gewisse tägliche Routinearbeiten für uns erledigen, ist für viele Menschen eher abschreckend als wünschenswert. Es liegt in der Natur des Menschen das Gefühl von Kontrolle und Selbstbestimmtheit über das eigene Leben haben zu wollen. Die Gefahr der Manipulation und des “gläsernen Menschen” ist bei solchen “Agentensystemen” gross. Wahrscheinlich ist jedoch, dass die Akzeptanz der nächsten “User”-Generationen steigen wird. (Konventionen und Zeichensysteme), so stellt sich die Frage, wie kolllektive Polyneme (Erinnerungen) überhaupt transportiert werden, die aus einem Kollektivgedächtnis entstammen sollen. Sofern sich dieses Konzept der Agenturen überhaupt auf diese Art übertragen läßt, müßte die Konstruktion der Polyneme eine Gemeinschaftsleistung sein. ... ... Wegen ihrer Bekanntheit soll die Schreibtischmetapher hier wiederum als Beispiel dienen. Die Elemente bekannter Interfaces sind konventionalisiert, aber zunehmend bieten sie die Möglichkeit, individuelle Anpassungen vorzunehmen und unikale Ordnung (oder Unordnung) zu schaffen, die zum inneren Gedächtnismedium äußere Anhaltspunkte liefern. Jemand, der eine komplexe Informationsstruktur pflegt, wird sich dieser Möglichkeiten bedienen, genauso, wie er es sich nicht nehmen lassen wird, sein Büro oder seinen Arbeitsplatz zu organisieren (oder ein Chaos zu pflegen). Eine solche Anordnung ergibt sich erst durch die Beziehungen der Bestandteile untereinander (strukturale Definition). Es ist immer ein Problem bei der Gestaltung von Interfaces, lediglich funktionale 19 Definitionen vornehmen zu können, weil immer ein Benutzer impliziert werden muß, der nur sehr allgemein bestimmt ist und trotzdem zum Verstehen veranlaßt werden soll. Genauso wie das Erinnern der Beziehung von Informationen untereinander eine strukturerhaltende Leistung ist, müssen die Beziehungen der Objekte in Interfaces untereinander für den Benutzer definierbar sein, wenn sie als mnemonische Systeme eingesetzt werden sollen. Während die Speicherung im externen Gedächtnis lediglich eine motorische Leistung voraussetzt (z.B. mit einem Meißel eine Kerbe in einen Stein schlagen oder mit einer Computermaus klicken), so wird für Speicherung im biologischen Gedächtnis eine Verstandesleistung benötigt, die gleichzeitig verhindert, daß man sich in der Beziehungslosigkeit verliert. Es besteht nur ein geringer Nutzen in der motorischen Speicherung, solange als sich nicht Speicher und Medium zum Intermedium verschmelzen lassen und gestatten, mit der Information auch die Verstandesleistung "hineinzuschreiben"; nur so wird aus dem Akt der Speicherung eine strukturschaffende Handlung. Benutzer von Informationsmedien, zukünftige Computerliteraten und Informationsproduzenten müssen darauf aus sein, daß diese Strukturen einen kommunikativen Wert erhalten, um als Agenten in der Matrix zu agieren, mit deren Hilfe neue Kooperationsformen etabliert werden und Handlungsfähigkeit aller Teilnehmer verbessert werden kann. Die grafischen Interfaces können dabei hinderlich sein, wenn sie nicht für diesen Zweck ausgelegt sind. Die Summe der Eigenschaften, die ein Benutzer über ein Objekt (eine gespeicherte Information oder deren Repräsentation) aussagen kann, ist oft sehr klein. Es gibt jedoch Situationen, in denen weit mehr Eigenschaften verfügbar sind als im Interface einem Objekt zuge- ... müssen die Beziehungen der Objekte in Interfaces untereinander für den Benutzer definierbar sein ... Was für eine wertvolle Bereicherung wäre es doch für den Benutzer diese Beziehungen der Objekte über das rein digitale Interface hinaus spannen zu könnnen. Er/sie könnte die Enge und Beschränktheit des Bildschirms verlassen und in das physische Umfeld expandieren, wodurch sich völlig neue Möglichkeiten der Strukturierung eröffnen würden. Dadurch könnte die künstliche Trennung von digital und analog gespeicherten Daten aufgehoben oder zumindest relativiert werden. Elektronisch gespeicherte Informationen könnten durch Verknüpfungen mit dem physischen Raum einen sinnvollen und sinnstiftenden Kontext durch dieses Umfeld erhalten, was zur einfacheren Orientierung des Benutzers beiträgen würde. Auch die von vielen Seiten geforderten differenzierteren Formen der Externalisierung wären somit mögllich. wiesen und sichtbar oder hörbar gemacht werden können. Dies gilt im besonderen für die Beziehungen der Objekte untereinander, in denen sich überhaupt erst ein Form von Kontext darstellen läßt. Das Interaktionsraster ist zumeist derart festgelegt, daß der Benutzer seine Fähigkeit Aussagen über die Objekte zu machen nicht instrumentalisieren kann. Das liegt zum Teil daran, daß die erste Anforderungen der grafischen Benutzeroberflächen ein Ersatz der Kommandozeileneingabe und eine Visualisierung der Dateisysteme war. Aus heutiger Sicht hatten die Kommandozeile mehr mit Mnemotechnik zu tun als die grafischen Benutzeroberflächen, von denen sie abgelöst wurden, denn der Benutzer konnte sich kaum woanders orientieren, als in seinem Gedächtnis, wenn er wissen wollte, was er als nächstes eingeben mußte; eine Erinnerungsfähigkeit war geradezu die Voraussetzung für die Bedienung. Dies steht nur scheinbar im Widerspruch zu der Forderung, differenziertere Formen der 20 Externalisierung zu ermöglichen. Der Unterschied zwischen der ... Formen zu gestatten, Kommandozeile und der grafischen Benutzeroberfläche lag nicht zuerst die Erinnerungsmomente in einer besseren oder schlechteren Förderung der Mnemotechnik, son- provozieren und aktivieren ... dern vielmehr im Lernaufwand für die Bedienung und in den Aufgaben, ... an den Benutzer abge- die mit Ihnen zu lösen waren; ein weiterer Vergleich wäre daher völlig ben werden, der am unangebracht. Eine solche Redefinition der Aufgaben, die ein Benutzer Gestaltungsprozeß partizi- mit Hilfe eines Computers lösen soll, findet zur Zeit statt. Der Computer piert ... auf Denkmodellen dient nicht nur als Werkzeug für die Produktion von Medien sondern des Benutzers basierend ... auch als Werkzeug für die Produktion von Information selbst. Aber die These, daß eine fortschreitende Externalisierung letztlich ... Das kognitive Potential des Benutzers wird ver- die Fähigkeit zur Erstellung von Gedächtnisbildern verkümmern läßt, ist schwendet an die Aufgabe nicht unbegründet; wenn man mit Externalisierung meint, daß die Mechanismen und Aufgabe der Gedächtnisbilder ersetzt werden kann. Es gilt Formen zu Verfahrensweisen zu erler- gestatten, die Erinnerungsmomente provozieren und aktivieren. nen, die nur dem Medium zu Solche mnemonischen Konstruktionen sind nicht immer transsub- eigen sein können, wenn die jektivierbar und außerhalb des Gebrauchskontextes bestimmbar, individuellen Eigenschaften was mitunter ein Grund dafür sein mag, daß sich das und Arbeitsformen als Interfacedesign dieser Herausforderung bisher nur zögerlich Einflußgröße für die annimmt. Ein Teil der Aufgabe muß an den Benutzer abgeben wer- Interfacegestaltung nicht in den, der am Gestaltungsprozeß partizipiert. Solange die Konzepte Frage kommen sollen. ... von Interfaces auf Funktionsmodellen des Computers basieren statt Diese Denkansätze und Auffassungen sind von essentieller Wichtigkeit für dieses Diplom und repräsentieren die grundlegende Problemstellung, welche der Ausgangspunkt für diese Diplomarbeit war. auf Denkmodellen des Benutzers, wird man sich von einer Definition der Erkenntnis als eine instrumentelle Form des Verstehens nicht lösen können. Das kognitive Potential des Benutzers wird verschwendet an die Aufgabe Mechanismen und Verfahrensweisen zu erlernen, die nur dem Medium zu eigen sein können, wenn die individuellen Eigenschaften und Arbeitsformen als Einflußgröße für die Interfacegestaltung nicht in Frage kommen sollen. Wenn sich das Interfacedesign diesem Problem nicht stellt, und den bisherigen Exklusivanspruch weiter pflegt, wird die steigende audiovisuelle Differenzierungsfähigkeit und Gestaltbarkeit der neuen Medien dazu verwendet, den Benutzer in eine zunehmend passive Rolle zu drängen, dem lediglich eine elegante Form des Zappings ermöglicht wird, statt die Information, die man ihm liefert als Rohmaterial zu verstehen, welches aktiv be- und verarbeitet werden soll. Interfacedesigner werden sich dann selbst der Kritik aussetzen, daß sie nicht den Bedürfnisse der Benutzer gerecht werden, sondern bestenfalls ihren eigenen. Der Einsatz des Computermediums wird zum Selbstzweck und die Legitimation unter Berufung auf die technische Zwangsläufigkeit zur Alibifunktion. 21 1.1.2 Mensch - (Lebens)Raum Franz Xaver Baier - Der Raum Verlag der Buchhandlung 2000 Vorwort ( S.7) ... Unser Lebensraum besteht nicht aus einem einzigem Raum. Vor allem nicht aus dem geometrischeuklidischen Raum. Wir leben in einer Vielfalt unterschiedlich konstruierter Räume in denen unsere Existenz je anders da ist. Die unterschiedlichen Lebensräume bilden Zusammenhänge, die erst ein, nicht nur menschliches, Zusammenleben ermöglichen.... ...Räume sind Lebewesen. Sie haben ein Raumleben und ein Haltbarkeitsdatum. Unser Lebensräume formen sich permanent um und müssen geleistet werden. Sie müssen genährt werden, aufgezogen, gepflegt und gehalten werden. ... ...Gelebte Räume sind nicht deckungsgleich mit der Welt der Tatsachen und des rein Faktischen; wären sie das, würde der Mensch und mit ihm alles Leben erstarren.... ...Lebensräume zeichnen Verhaltensweisen und Sichtweisen vor und sind unmittelbar mit der menschlichen Identität verknüpft.... ... Im Lebensraum, der fortwährend Bedeutungsverschiebungen hervorbringt und ein und die- selbe Sache an verschiedene Stellen, wenn auch nur geringfügig, unterschiedlich erscheinen lässt, kann Erkennen nur Mitgehen und in Bewegung erreicht werden. Dem entsprechen Wissenschaftsformen, aber auch Verhaltensformen, die nicht lebendige und virulente Gebilde deduktiv ableiten und auf Elemente, Bausteine und Gesetze fixieren, sondern die umgekehrt das Vorgegebene transduzierend aufleiten und die Informationen zu einem virtuellen Objekt Konstruieren. (Henri Lefevre). Dem entspricht weiter eine Darstellung, Der Raum Die Auseinandersetzung mit dem Thema Raum ist für diese Diplomarbeit, in der es um ein neuartiges Interfacesystem für den privaten Lebensraum geht, von grundlegender Wichtigkeit Unser Lebensraum bestimmt unser “Da”-Sein. Zunehmend wächst die Bedeutung unserer virtuellen Umwelt in unserem Alltag digitale Medien halten Einzug in alle Lebensbereiche unserer global vernetzten Informationsgesellschaft. Der ständig wachsende und sich verändernde digitale Raum in dem wir uns bewegen und den wir uns schaffen erfordert ein Überdenken des Raumbegriffes. Aber auch eine tiefgreifende Auseinandersetzung mit den menschlichen Bedürfnissen an diesen “neuen” Raum und seine Bedeutung für den Menschen, ist notwendig, als Basis für eine humane Gestaltung unserer virtuellen als auch physischen Umwelt. Es sollte auch darüber nachgedacht werden, ob die momentane in ihrer Natur künstliche Trennung dieser beiden Welten (analog & digital) in Zukunft aufrecht erhalten werden sollte. Ein Brückenschlag zwischen der physischen und der virtuellen Welt, könnte eine Bereicherung unser aller Leben darstellen. Wie dieser Brückenschlag aussehen könnte war Ansatzpunkt dieser Diplomarbeit. die nicht linear vorwärts läuft, vielmehr auf ein gegenwärtiges Zugleich verschiedener, historischer, geographisch und inhaltlich auseinander liegender Realitäten reagiert. ... ...Gelebter Raum besteht aus einer Vielzahl verschiedener Raumstrukturen in denen wir uns zugleich aufhalten: Geometrischer 22 Raum, geschichtlicher, sozialer, dinglicher, allgemeiner, privater.... ...Wie in der Philosophie immer deutlicher wird ist die Wirklichkeit eine Konstruktion an der wir beteiligt sind. Wirklichkeit gibt es nicht an ... Der Mensch ist seiner Verfassung nach selbst räumlich. ... Je quantitativ und qualitativ sich, sondern ist durch Lebensmuster, Lebensformen, Wahrnehm- wichtiger unser digitales ungsgewohnheiten und Sinnzusammenhänge gemacht. Raum und Datenumfled für uns wird, desto Zeit gibt es also nicht an sich. Unsere Lebensräume entstehen konkret. wichtiger wird die Möglichkeit die- Was Wissenschaft und Philosophie immer ausschliessen ist konstitutiv. ses individuell nach unseren Mode, Wetter, Essen, Architektur, Kino, Lebensfiguren, Spass, Raum Bedürfnissen gestalten aber vor und Zeit enstehen daraus. Wer sich in einer Wirklichkeit an-sich oder allem anordnen zu können. Damit der "Schöpfung" einrichtet macht es sich nur bequem in Räumen, die ist auch die Erweiterung des auf andere eröffnet haben. Er ist nur zu faul, seinen eigenen Weltraum zu den Bildschirm reduzierten bauen. Computer-Interface bzw die Integration des “Virtuellen” in den Einführung: Wir sind schon drin ( S.10) ...Der Mensch ist seiner Verfassung nach selbst räumlich. Nur deshalb können wir uns durch den Raum bewegen, Zusammenhänge verstehen und uns mitteilen. Nur deshalb können wir uns durch eine bestimmte Objektwelt einrichten und ausdehnen. Mittlerweile hat auch die Chaostheorie erkannt, dass zwei Körper in einem Raum, auch wenn sie voneinander getrennt sind miteinander in Verbindung stehen und "aktiv korreliert bleiben", - und zwar "direkt und unmittelbar", ohne geheimnissvolle Kräfte und Felder.... physischen Lebensraum gemeint Denn nur so können die virtuellen Bereiche unseres Lebens in einen Sinnzusammenhang mit unserer physischen Welt treten, die vor allem in einer Raumordnung strukturiert ist. Damit könnte das Gefühl von Zerrissenheit verhindert werden, das auftritt, wenn wir zum Beispiel viel Zeit vor dem Computer verbringen - im “dort” I. Der ungelebte Raum uns bewegen und das “hier” aus- Der geometrische Raum:Geometrie schneidet ab ( S.13) geschaltet wird. ...Die gebräuchliche Definition von Raum ist Länge mal Breite mal Höhe. Zugeleich ist der Vorgang mit dem wir unserer Wohnräume ausmessen und Bauvolumen berechnen. Mit der blossen Längendefinition berechnen wir Entfernungen, Körpergrössen, Abstände. Mit Länge mal Breite ermitteln wir Flächenbedarf für Häuser, Wohnungen und Stellflächen. Diese Art von Raum ist vermutlich aus einer rein praktischen Angelegenheit entstanden. Aus dem Bedürfnis der Begradigung von Dingen, Ausgleich von Unebenheiten zu glatten Flächen, so dass der wackelige Krug z.B. nicht umfallen konnte, dass Dinge gestapelt werden konnten, zueinander passten und dass Lagebeziehungen bestimmt werden konnten. So gesehen kann gesagt werden: "Dreidimensionalität ist vielmehr ein Nebenprodukt menschlicher, mit zunehmender Ausdifferenzierung auch theoriegeleiteter Praxis."... 23 ...Im geometrischen Raum werden Gebilde als getrennte Körper durch Beziehungen eines übergeordneten Koordinatensystem verbunden.... Der reduzierte Raum: Die Welt als Spielzeug ( S.16 ) ...Wir haben uns daran gewöhnt, räumliche Ereignisse in die Fläche zu bringen. Grandiose Landschaften, beeindruckende Kulturschätze, anmutende Stimmungen und exotische Menschen werden Milliardenund Billiardenfach auf Celluioid gebannt, in die Fläche gekippt und als Andenken angehäuft. Jeder hat mittlerweile pfundweise solcher Fotos. Anschliessen werden sie zu Plakaten plattgewalzt, um die eigene Umwelt zu tapezieren. Es gibt mittlerweile eine Art Agfa-Eastman-Mafia, die die "erhabene Momente" in unserem Leben buntgrossflächig verarbeitet. Die grandiose Landschaft, in der wir vielleicht allseitig drin waren, bringt der flache Blick als Ausschnitt und Projektion vor uns hin nach draussen. Im Bereich des Wohnens bringt der flache Blick Wohnräume so vor sich hin, dass Zimmer wie Abbildungen und Prospekte ausehen und die Bewohner zu Cameras werden. In der Architektur macht der flache Blick das Umgekehrte: Grafiken, Pläne und Zeichenbretter werden zu Fassaden hochgeklappt und reduzieren den Lebensraum auf grafische Ansichten. Lebensraum planieren und einebnen ist aber nicht nur Bildproduktion, wie es vielleicht scheinen mag. Nein. Es ist zuerst eine existentielle Art und Weise, da zu sein. Es ist eine Art wie wir eingeräumt sein können. Das beteutet im Klarext und schon als Vorgriff: Man kann so leben, dass die ganze Umgebung zu einer riesigen Fläche wird. Egal, ob Städte oder Land, Türme oder Rasen, Kathedralen oder Bahnhöfe, - wir können so verfasst sein, dass alles als Ebene unter unsere Füsse gedrückt wird oder uns als Plakatwand gegenübersteht. Es ist, wie zu zeigen sein wird, eine Frage der Erschliessung und ob wir, uns öffnend, Umgebung zulassen können oder sie wegdrücken. Mit der Erfindung der Perspektive schrumpft die räumliche Dimension auf die Fläche. Aus einer Welt in der Menschen drin sind wird eine Fläche vor der ein Zuschauer steht. Der bewegte Raum der die Menschen durchzieht und trägt wird abgeschnitten und auf statische Positionen feststellt. Das Positive daran ist, dass dieser Vorgang klar sehen lässt und den Menschen in den Mittelpunkt des Sehens stellt, ja überhaupt das Sehen als primäre Wirklichkeitsform postuliert. Damit wird aber der Raum als Lebenselement auf flächige Ansichten reduziert, entäussert, das heisst nach aussen gebracht. Man kann die Erfindung der Perspektive als eine typisch abendländische Erfindung ansehen, die es, wie der Architekturtheoretiker Sigfried 24 Giedion sagt, ermöglicht, "das Individiuum mitten in das Scheinwerferlicht der Beobachtung" zu stellen und "- im Gegensatz zu den östlichen Kulturen - den Zusammenhang von Mensch und Kosmos zu lockern". Wichtig ist hier festzuhalten, dass die Perspektive eine Lebenseinstellung und Raumkonstellation erzeugt, die zum heutigen Verhaltensrepertoir gehört und im dynamischen Raumgeschehen eine Figur darstellt. Menschen wiederholen ehemals grosse Situationen ins Kleine, ohne die Weite, in der auch Landschaften, Lebewesen usw. als Gemeinschaften vorkommen würden. "Miniland", "Kinderparadies", "Legoland", "Saunalandschaften", Sitzlandschafen". Ganze Welten als kleine isolierte Situationen. Disneyworld. Im Urlaub kleine isolierte Paradiese, die ihre Umgebung draussen lassen. Wohnen in Wohnzimmern, die schon das ganze Weltall sind. Einkaufzentren als Universen. In der sprache "sagenhaft", "gigantisch", wenn es sich um kleine Konsumartikel handelt.... II. Der gelebte Raum Der existentielle Raum: ( S.18) "Ich benutze sehr gern Parfum" ...Dabei sind Mensch und Raum unauflösbar miteinander verknüpft. Raum ist kein Gegenüber für den Menschen.... ...Vielmehr sind Raum, Zeit und Sein auf konkrete Lebensweisen bezogen und nur aus ihnen begreifbar. Die Lebensweisen sind die Konfigurationsprogramme, die je bestimmte Wirklichkeiten erzeugen.... Der situative Raum: ( S.20) "Die Wirklichkeit" gibt es nur als Lebenssituation ..."Situation und Motivation sind eins". Das heisst, wenn wir an eine Küste fahren um dort Urlaub zu machen stellen wir damit eine Urlaubssituations her, in die wir die Küste integrieren und worin sie zu erscheinen hat. Wir haben einen transzendenten Raum konstruiert und bringen den mit. Das heisst dann: das schöne Meer ist für uns zum Schwimmen und Tauchen da, der schöne Strand zum Gehen, Grillen und Bräunen und die netten und zuvorkommenden Einheimischen zum Bedienen.... ...Situationen sind weder nur objektiv noch nur subjektiv. Sie sind vielmehr das "raffinierte Gleichgewicht zwischen den kreativen Potenzen eines Lebewesens und den fördernden und hindernden 25 Gegebenheiten der Umgebung". Deshalb ist entscheidend "wie gut oder schlecht beide zueinander passen und sich zu einem raumzeitlichen Gebilde ergänzen, zu einer belebten Bühne, die Lebens- und Überlebenschancen bietet.... ...Raum entsteht nur wenn wir Situationen bilden. Das geschieht, indem wir das Vorgegebene initativ in den Griff bekommen, Motivationsketten herstellen und so eine Sinnstruktur erzeugen, die unser eigenes Leben wird.... Der sinnvolle Raum: "Gott fickt jede Lahmgoere " ( S.22) ...Die Philosophie brachte in diesem Jahrhundert einen einschneidenden Wandel im abendländischen Denken, indem sie ein neues Daseinsmodel entwarf, - eine neue Art der Wirklichkeit.... ... Wichtiger als das Objekt sind die Beziehungen in denen es steht. ... Beispiel: Eine Muschel die wir aus unserem Urlaub mitgebracht haben, ist nicht als Objekt an sich für uns wichtig, sondern sie steht in Beziehung zu unseren Erinnerungen und vermag durch ihre starke Verknüpfung mit ihnen diese in uns aufsteigen zu lassen somit wird die Muschel zu einem Repräsentanten dieser gespeicherten Sinneseindrücke in Form von Bildern, Geräuschen, Gerüchen und sogar Geschmack. ...Es ist ein Übergang von der Vorstellung eines verkörperungsfreien, an sich seienden Sinns zur Anerkennung von Sinn als Effekt von Verknüpfungen. Wichtiger als das Objekt sind die Beziehungen in denen es steht. Das führt zu eminenter Aufwertung der Materialität, der konkreten gelebten Existenz, der eigenen Initative und Lebenskunst, des Alltags und der Erzeugung von Sinnesstrukturen..... ...Uns wird schwindlig, wenn wir das Vertrauen in den Zusammenhang verlieren und wir brechen zusammen und erleiden einen Identitätsverlust, wenn eine Sinnkonstruktion zusammenbricht. Sie ist ja zugleich unser Bewegungsraum und Spielraum.... Der wahrgenommene Raum: ( S.25) Raumwahrnehmung ist Wahrnehmung mit der ganzen Existenz ...Es gibt für die Bewegtheit von Raum noch keine adäquate Wahrnehmungstheorie. Die Aussagen von Schriftstellern und Phänomenologen werden immer noch in den Bereich des bloss Subjektiven, Psychischen abgeschoben, weil Gefühle, Empfindungen missverstanden werden als etwas im Subjekt befindliches und weil die Subjekt-Objekt Konfiguration als alleiniger Massstab genommen wird.... ...Wir sind gewohnt, Wahrnehmung als einen Akt zu begreifen durch den etwas von "draussen" zu uns nach innen kommt, in uns abgebildet und gespeichert wird. Dabei setzen wir voraus, dass das Draussen, die Aussenwelt auch ohne uns ist wie sie uns erscheint. Zugleich überse- 26 hen wir, dass dieser Zustand bereits aus einer Verhaltensweise enstanden ist, die nicht ohne uns geschehen ist. Wir lassen in dieser Verhaltensweise eine bestimmte Umgebung nicht zu, so dass sie als blosse "Umwelt" und "draussen" erscheint. Das ist scheinbar objektiv. Dadurch wird aber ein lebendiger Zusammemhang zu einer toten Umgebung. Umgekehrt wird eine scheinbar leblose Fläche zu einem lebendigen Zusammenhang, wenn wir sie durch eine bestimmte Hinsicht aufschliessen. Dann gilt aber: Unsere gesamte räumliche Verfassung ändert sich. Durch das Aufschliessen öffnet sich die Umgebung zu etwas worin wir plötzlich stehen. Unser Raum erweitert sich.... Der selbstähnliche Raum: Vogel, Kirsche, Geliebte ( S.27) ...Raum hängt sowohl an einer Sinnkonstruktion wie an konkreten Elementen. Dabei hat jedes Element eine räumliche Wirkung. ... ...Wenn die Elemente eine Situation bilden, stehen sie miteinander in Beziehung, überlagern sich, durchdringen sich und kommunizieren miteineander. ... Der unsichtbare Raum: ( S.29) Die unsichtbare Architektur, Binnenwirklichkeit ...Der Lebensraum, in dem ein Mensch wohnt, sich bewegt und orientiert, ist für andere Menschen wesentlich unsichtbar.... ...Kurz: wir sehen nicht die Binnenräume der Menschen mit ihren persönlichen Landkarten und "wir haben keinen unmittelbaren Zugang zu der Welt eines anderen".... ...Texte werden Fenster. Geschichten können wärmen. Das ist alles nicht metaphorisch, sondern reale Wirkung eines arbeitenden unsichtbaren Raumgefüges.... ...Durch die Dinge gehen also unsichtbare Grenzen, die der Mensch zieht je nach Kraft und Schwäche, Lust und Laune seiner Fähigkeit, sich etwas aneigenen zu können oder einfach vorurteilslos annehmen zu können.... 27 Der aufgespannte Raum: ( S.36) Lebensspannung und Vorhandenheit ...Geht die Lebensspannung der Zusammenhänge verloren dann erscheint "Die Welt" als reiner Tatsachenbestand.... ...Grenzen verfestigen sich und Umwelt ensteht als gegebenes Draussen an den Stellen, wo die Lebensspannung nachlässt. So enstehen Worthülsen, Werteschablonen und betonierte Horizonte.... ...Jeder Spannung geht genau genommen eine Art mystische Vereinigung voraus. Ein gemeinsames Erlebnis, eine gemeinsame Begegnung, ein gemeinsames Interesse oder eine "petit sensation" , wie Paul Cézannes das nennt, können ein momenthaftes ungeteiltes Potential erzeugen.... Der angeschlossene Raum: Anschlüsse, Connections ( S.38) ...Wir brauchen Anschlüsse an ein soziales Netz, Anschlüsse an Kommunikationsstrukturen wie Telefon, Radio oder Fernsehen. Aber wir brauchen auch Anschluss an Landschaften, Städte, Orte, die uns Kraft geben und Erholung. Anschluss beteutet, dass wir an bestimmte Schnittstellen über uns hinausgehen, Kontakt haben, Austausch haben und uns in grössere Zusammenhänge einbinden. ... Der erschlossene Raum: Erschliessungen, Aufschlüsse, Erschliessen, Verschliessen ( S.41) ...So sagt Vilem Flusser: "Der Raum hat eine Vielzahl von Virtualitäten. Vielleicht ist sie nicht unbegrenzt gross. Wir wissen, dass die Sinneswelt nur eine Virtualität ist. Wir können jetzt einen virtuellen Raum nach dem anderen projizieren und erlebbar machen. (...) " Kurz und gut, wir sind darauf gekommen, dass der "Schöpfer" nur eine unter vielen Virtualitäten des Raums geschaffen hat, und jetzt ... Wir brauchen Anschlüsse an ein soziales Netz, Anschlüsse an Kommunikationsstrukturen wie Telefon, Radio oder Fernsehen. ... Dieser Satz gilt heute mehr denn je; wir leben in einer Kommunikationsgesellschaft deren Netz sich über die ganze Erde spannt und uns Kontakt zu unserer Familie und Freunden ermöglicht, die vermehrt an einem anderen Ort leben, weil unser Beruf uns immer öfter zwingt umzuziehen und zwar nicht nur innerhalb einer Stadt, sondern auch weiter weg. Dabei spielen “Neue” Medien wie das Internet eine grosse Rolle. Diese ersetzen bzw. ergänzen aber auch zunehmend althergebrachte Informationskanäle - wir erfahren die Welt von unserem Wohnzimmer aus. Der öffentliche Raum tritt in seiner Funktion als Nachrichten Forum (vgl. antiker Marktplatz) völlig zurück. Daher ist die Integration des Internets in unser Privatleben von grosser Bedeutung, um am aktuellen Geschehen teilhaben zu können. In Zukunft wird die Gesellschaft sich in 2 Gruppen teilen - “connected” & “unconnected”; wobei die letztere als ausserordentlich benachteiligt einzustufen ist. machen wir es ihm nach und schaffen andere."... Der gelichtete Raum: Aufschluss ist das Licht aus einer unbekannten Tiefe ( S.44) ...Unser Sehen beteutet traditionell ein Projizieren. Wir übertragen Wissen auf etwas, sprechen ihm Sein und Beteutung zu.... Die Welträume: "Die Welt" gibt es nicht ( S.47) ...Im Unterschied zu einer blossen Umwelt, die uns mehr oder weniger sinnlos umgibt, beteutet Welt eine innigere Zusammengehörig- 28 keit. In einer Welt beziehen wir dass Äussere in unser Inneres so mit ein, dass es nicht mehr zu trennen ist. Das Innere und das Äussere bilden eine durchgängigen Lebensraum, der durch uns geleistet wird. Deshalb gehört zur Welt, dass wir sie nicht nur erleben, sondern vor allem leben.... Der innere und der äussere Raum: ( S.53) Innenraum und Aussenraum, Innensicht und Aussensicht ...Innen ist eine andere Wirklichkeit als Aussen. Innen beteutet, dass die Dinge zu uns gehören und organisiert sind. Die Dinge sind darin aufgeschlossen und sind mit uns verbunden. Dadurch befindet sich der Raum im Zustand eines virulenten Austausches. Wir sind darin empfindlich und störanfälliger, aber auch reagibler. Das Innere hat die Wirkung der Verarbeitung, Regeneration und der Wiederherstellung der persönlichen Identität. Ivan Illich sagt: "Das Innere und das Äussere werden aus der sozialen Struktur einer Kultur herausgesponnen (...) Indem ich auf den inneren Raum beharre, verteidige ich mich gegen den Versuch, meine Selbstvertrautheit berechenbar zu machen, gegen ihre Reduzierung auf eine algebraisch-fiktive Gleichsetzung mit einem äussseren Raum, der auf cartesianische Dimension gestutzt wurde." Hier müssen wir aber korrigieren. Es ist nicht nur die soziale Struktur aus der wir unsere Eigenräume herausspinnen. Das ist eine Struktur unter unendlich vielen. Wir "spinnen" auch aus den Farben , aus der Sprache, aus Bildern und Vorbildern und aus einer Mischung von alledem. Man kann alles als Material benutzen, um seinen Innenraum herauszuspinnnen.... ...Es ist die Bedingung für das Enstehen von Welten, Eigenheiten und damit Identität. ... Der transformierte Raum: ( S.56) Erinnern, Vorstellen, Gegenwärtigen ...An jemand denken heisst dann, - wir sind zugeleich hier und dort bei dem woran wir denken. Für diese Umgebung sind wir nicht da. Im Erinnern sind wir immer in den erinnerten Situationen selbst. Genauso behalten wir etwas nicht durch Gehirnspeicherungen sondern wir halten uns in dem Bezug selbst auf. Das klassische Beispiel dieses Vorgangs ist Marcel Prousts Werk "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit". In der Erinnerung ist eben auch der Geschmack da, Stimmung, Licht, Gefühle und die eigene entsprechende Subjektivität.... 29 Raum im Raum im Raum im Raum ........ ( S.59) ...Raum im Raum im Raum ..., das bedeutet also: Unsere Existenz entspricht einem ganzen Bauwerk aus Räumen. Die grösseren Räume geben uns Weite, die kleineren zentrieren und kontrahieren zu einem Hier.... III. Der erweiterte Raum: (S.62) Wenn die Dimension Raum zugelassen wird ...Wenn wir eine Sache angehen sind wir geneigt, sie direkt anzugehen und zu bewältigen. Meistens geht dann nichts oder wir können das Problem nicht lösen. Immer wieder waren Menschen verzweifelt, weil sie ein Problem nicht lösen konnten und berichten, wie sie etwas taten was sie sonst nicht taten. Sie gingen spazieren oder nahmen ein Bad, verreisten, wechselten den Ort, das Outfit oder die Lebensgewohnheiten. Dabei kam es zu Lösungen die völlig überraschten, weil sie dort nicht vermutet wurden. Gerade das Zulassen der alltäglichen Umwelt, die vorher so sorgsam ausgeklammert wurde, trug zur Lösung des Problems bei.... ...Weil es für uns nichts "an sich" gibt, weil auch eine Sache "an ... Weil es für uns nichts "an sich" gibt, weil auch eine Sache "an sich" nicht wahrnehnbar wäre, braucht es die Umstände, einen Kontext, Umgebung, also Raum. Die Umstände einer Sache sind Raum. ... Die Aufgabenstellung dieser Diplomarbeit ist, digitalen Daten durch die Integration bzw. Verknüpfung mit dem physischen Privatraum einen adäquaten Kontext zu geben. Dadurch könnnen neue bzw. erweiterte Bedeutungsfelder entstehen. Ein weiteres Ziel besteht darin, die künstliche und harte Abgrenzung zwischen verwandten Inhalten, die sich lediglich durch ihr Darstellungs- und Speichermedium unterscheiden, aufzuheben bzw. aufzuweichen. sich" nicht wahrnehnbar wäre, braucht es die Umstände, einen Kontext, Umgebung, also Raum. Die Umstände einer Sache sind Raum ... ...Umfelder können töten. Noch jeder Bewohner inszeniert sein Wohnzimmer und trägt der Vieldimensionalität, Weite und Offenheit seines grösseren Lebensraumes Rechnung, indem er die ansonsten getrennten Bereiche zusammenbringt. Er vergisst nur die dazugehörende räumliche Dimension. Man kann die Geschichte unserer Zivilisation auch als eine Reduktionsgeschichte lesen in der grosse, belebte und gelebte Räume immer mehr schrumpfen und auf Objekte zentriert werden. Der Rückgang des Lebensraumes von kosmischer Weise in den Kopf eines Subjektes. Hülle, Badewanne, Netzwerke, Leib, Situation sind der Raum zu unserem Körper. Athmosphäre ist der Raum, der über die blosse Ansammlung von Dingen hinausgeht. Mit Kosmetik, Kleidung, Wohnung, Sprache, Musik, können wir unseren "Wärmeorganismus" ausdehnen, um darin frei zu werden. Der visuelle Raum ist eine Abstraktion eines vitalen kosmischen Raumes. Wenn mann den zulässt erfährt man, wie Raum durch uns durchgeht, spürt, fühlt und begreift, dass unser Körper und unser Dasein schon viel weiter aussen anfängt.... 30 ...Wenn mann die Dimension Raum zulässt wird die Welt grösser, unbekannt, offen und man empfindet sich als Teil davon.... ...Raum ist das Medium, das durch uns durch geht. Es ist das "Bin" des "Ich Bin". Dass man das nicht in Absetzung und Gegenstands-verhalten erfährt sollte klar sein.... Der weite Raum: ( S.65) Chaos; Kosmos, Uroffenheit, Grosser Hemd ...Das mittlerweile oft gehörte Lamento, dass sich der Raum nicht weitet provoziert die Frage. Warum eigentlich, soll der Raum sich weiten? Nach dem bisher Gesagten ist die Weite eine Verfassung des Menschen selbst. Er erfährt die Weite als Kraftgewinn, Vitalität, Glücklichsein, Erleichterung, Befreiung, Geborgenheit, Vertrauen, Zukunft und Möglichkeitspotential. Und er fühlt innige Verbundenheit mit dem Rest der Welt. Deshalb! Anders herum gesehen. Wenn der Raum sich nicht weitet entstehen Angst, Depression, Verfinsterung, Schwere, Schwächung und Draussenqualitäten.... Der durchlässige Raum: ( S.69) Trajekt - statt Subjektverhalten ...Betrachter müssen Raumfahrer, Surfer werden, die in einem bestimmten Sinngeschehen aufgehen. Betrachter müssen als Kritiker abdanken. Ein Trajektverhalten verlangt Menschen, die mitgehen, nicht bei Feststellungen stehenbleiben, die sich auf lokale Binnengefüge einer Sache einstellen können und ihren Sinn weiterführen können.... ...Aufgrund der Selbstähnlichkeit leben wir ´durch´ unsere Umgebung, durch die Bäume und Pflanzen, durch Erde und Himmel, durch die Architektur, durch Musik, Sprache und durch soziale Vernetzung. Das heisst: Menschsein ist immer nur in Abhängigkeit möglich und als eine permanente, strukturelle Leistung. Deshalb kann Individualität erst "durch Rückkopplung aus dem Durchfluss der Energien und Informationen" gewonnen werden. Das ist faktisch richtig. Aber diese "Energien und Informationen" sind, wenn man die räumliche Dimension zulässt, auch die Berge, das Meer, die Blumen und unser Körper. Aus denen ziehen wir unsere Identität und die bewegen und beeinflussen uns weit mehr als die Informationen über sie. In dieser Vernetzung steckt auserdem die Möglichkeit einer Dynamik, die mehr ist als unsere menschliche Existenz und die weiter reicht als unser Horizont, "eine Stufe wirklicher" auch als jeder Teilnehmer. Wenn wir die Dimension Raum zulassen, entsteht unsere Identität gerade dadurch, dass wir in dem leben, was wir selbst nicht sind.... 31 Der kosmische Raum: ( S.73) cosmicbaby, Leitstrahl, Welthaus ...Menschen haben zu allen Zeiten und in allen Kulturen Modelle erfunden, um ihre Herkunft und ihre Aufenthaltsort umfassend darzustellen. Es hat noch nie genügt, einfach nur dazusein. Die Aktivität von Menschen, Dasein universal zu gestalten ist sicher so alt wie die Menschheit selbst. Universalisierung ist das Bestreben, mit allem was es gibt, in einen Zusammenhang zu kommen und sich selbst darin eine Stelle zuzuweisen. So hat z.B. für Eliade der Mensch ein angeborens Verlangen, in eine "Anfangs-Situation" zu kommen, in der das Universum als eine lebendige Einheit erlebt wird. Deshalb hat jede Kultur Mythen, Bilder, Bauwerke und Rituale, die von den Grundrissen der Welt handeln. Für Paul Feyerabend sind selbst die Wissenschaften Orte, wo aus Artefakten ins universal gesteigerte Geschichten gemacht werden.... ...Damit hat die Architektur die Aufgabe, Gebäude als Schleusen zu bauen, die Menschen von der Betrachter- und Objektebene auf eine Ebene zu heben, wo Strukturzusammenhänge, Wirkungen, erlebt werden, die weit über das gebaute Objekt hinausgehen.... ...Ein anthropologischer Kernsatz Sloterdijks lautet: Der Mensch ist "Träger einer gewissen ontologischen Mobilität, die nicht ein blosses Herumziehen von A über B nach C und zurück impliziert, sondern eine Tiefenbewegtheit besonderer Art. Diese führt, wo immer sie zu gelingenden Bewegungen Anstösse gibt, vom Kleinen ins Grössere, vom Schoss in die Welt, von der Horde in den Staat, vom Konkreten zum Abstrakten. Darin steckt per se immer schon eine Tendenz zu steigender Kommunikativität, wenn wir Kommunikation hier systemtheoretisch als jene Tätigkeit verstehen, die die Erreichbarkeit von Mitgliedern sozialer Systeme sicherstellt. Dieser Satz müsste in jede Architekturtheorie eingehen. Er besagt nämlich, dass der Mensch primär eben doch kein Modularwesen ist, das seine Räumlichkeit an den Körpergrenzen abmisst, sondern dass dem Menschen die Tendenz einer Vergrösserung seines Lebensleibes eignet. Der Mensch hat die Fähigkeit, seine Umgebung zu durchwirken und nicht nur vorkommen zu lassen. Menschen haben die Tendenz, Situationen zu bilden, die sie wie Körper bewohnen. Darin steckt sowohl Vernetzung, Wachstum, zunehmende Betreffbarkeit, Verantwortung und Solidarität für eine Umgebung. Goethe fasste lapidar zusammen: "Wir Menschen sind auf Ausdehnung und Bewegung angewiesen; diese beide Formen sind es, in welcher sich alle übrigen Formen, besonders die sinnlichen, offenbaren. 32 Auf die Architektur bezogen können wir festhalten: In der kosmischen Dimension kommt der Architektur die Rolle einer ´Anarchitektur´ zu. Unter dem Motto: "Die stärkste Architektur ist unsichtbar" produziert sie eine Situation, in der ein Objekt seine Umgebung als Architektur erscheinen lässt, welche unsere Existenz durch kleinere, mittlere und grössere Situationen hin ins offene aufzieht. "Als das Tier, das ins Grössere umzieht, kommt dem Menschen von früh an eine eigentümiche und übertragende Kraft zu" sagt Sloterdijk und dies kann hier ohne weiteres so verstanden werden, dass die kosmische Dimension einem Leitstrahl folgt, der aus der eingekapselten Privatexistenz, - und zurück. Diese Stadien müsste eine kosmische Architektur durchlaufen und als gemeinsame Ausdehnung den Menschen nahebringen.... Der architektonische Raum: Wohnen, Bauen, Räumen ( S.89) ...Nach einer weitverbreiteten Raumtheorie ensteht Raum aus der Distanz, die das Subjekt Mensch dem Objekt Architektur gegenüber einnimmt. Das Erleben des Raumes soll dabei im Kopf oder im eigenen Körper stattfinden. Dabei kommt der Wahrnehmung eine Schlüsselposition zu. Sie soll das Objektive mit dem Subjektiven verbinden und das Geschehene in eine intrapsychische Erregung verwandeln. Weil jede Wahrnehmung infolge Kultur, Erziehung und Persönlichkeit anders ist, wird der objektive Architekturraum auf der Subjektseite je anders aufgenommen.... ...Raum hängt primär nicht an der gebauten Substanz, sondern am Grad des “Innseins”, bzw. am Grad der Lebendigkeit des Gesamtzustandes. Das dieses Phänomen schwerer zu beschreiben ist als die Gegenstände liegt auf der Hand, geht es doch um einen Zustand der Hochauflösung, der Zusammenhänge und der Reagibilität, wodurch nicht nur Baumassen, vielmehr auch Licht, Menschen, Pflanzen, Materialien, Möbel, Bilder, Texte konstitutiv und wertvoll erscheinen.... Unter dem Motto "Offen für..." ist jedes Teil so mit anderen verstrickt, dass es seine singuläre Präsenz und Einmaligkeit gerade erst durch diese Verwiesenheit bekommt... ...Ich gehe davon aus, dass die Wirklichkeit durch uns hindurchreicht und dass Materielles und Immaterielles zusammengehören.... ...Sloterdijk spricht in seinen anthropologischen Thesen von der Notwendigkeit der Menschen, als "Innenweltwesen" einem "erweiterten sozialen Innenraum"anzugehören... 33 ...Architektur hat heute die erhabene Aufgabe, diese Kommunikativität auch zwischen nichtmenschichen Mitgliedern herzustellen. Warum besinnen sich Architekten als Ingenieure also nicht auf ihre Herkunft, verlassen ihre Eigenschaften als Produkthersteller und werden vielmehr zu Ingenien, die "freimütig und offenen Sinnes" (Etymologie) Menschen, Materialien und Umgebungen so aufschliessen, dass sie, präzise unterschieden, zu einer Lebensgemeinschaft werden?... ...VOM ARCHITEKTONISCHEN OBJEKT ZUM VIRULENTEN RAUM. Die Aufgabe der Architektur kann verkürzt und reduktiv betrieben werden. Dann entstehen Gebäude auf der Ebenen isolierter Körper und Objekte. Architekturen als Objekte sind Hohlkörper und behandeln ihre Umgebung auf der Ebene von Dingen, in die man etwas hineinstecken kann, die etwas einschliessen und ausschliessen. Ontologisch sind sie stumpf. Sie verhalten sich nicht und eröffnen eine Umgebung blosser Vorkommnisse und festgestellter Tatsachen. Eine andere Archiektur entsteht dagegen, wenn sie auf der Ebene des Raumes erzeugt wird. Da zu Raum eine Welt gehört, auch Orthaftigkeit, Topografie, Zwischenräume, Austausch, Vögel, Kirschen, Atmosphäre, Konzentration, Lebensform und ein Zusammenspiel, das mehr ist als die Summe der Teile. An jedem der Teile kann man infolgedessen bauen, um Veränderungen zu bewirken. Architektur kann als Vorkommnis innerhalb einer scheinbar allgemeinen Wirklichkeit irgendwo herumstehen. Sie kann aber auch als Wirksamkeit einen multidimesionalen Lebensraum im Dialog mit zahlreichen Beziehungen eröffnen und offenhalten.... ...ARCHITEKTUR ALS ORGANON Entscheidend ist, dass eine lebendige, kommunizierende Situation herauskommt, die als solche auf einem Level liegt, der den Namen "Wirklichkeit" überhaupt verdient. Dabei werden die Sachen aus dem Bereich des blossen Vorkommens in einem Zustand gebracht, der sie räumlich aufschliesst. Damit wird Architektur durch alle Grössenverhältnisse hindurch zu einem kommunikativen Organon und die Elemente Nutzer, Umwelt, Umfeld, Möbel usf. zu einem akut lebenden durchgängigen Binnenraum. Die japanische Kultur hat hierfür Begriffe "ma", "oku" und "shintai" . Diese markieren eine eigentlich nicht übersetzbare innere Beziehung von Mensch und Raum, Mensch und Natur, wie es sich in den traditionellen Zen-Künsten am deutlichsten ausgeprägt hat. Architektur ist in erster Linie nicht Formsache, sondern Medium eines Zustandes, der Beziehungsfelder erschliesst. Der raumschafffende Architekt muss also beim Entwerfen von dieser Ebene ausgehen.... 34 ...NEUE DENKMODELLE. "Nehmen wir (...) an, die Architektur sei keine poröse geometrische Konstruktion, sondern ein Ganzes, das von einer unsichtbaren Dynamik erfüllt ist. Dann wird die alte Theorie ausser Kraft gesetzt, weil sie diese Art von Ganzem nicht differenziern kann. Das kann durch sorgfältiges Katalogisieren der Einzelheiten und Erkennen aller Arten von Differenzierung, die in dem Raum am Werk sind, nicht erreicht werden. Dieses Modell des Raumes als unsichtbare Dynamik mit einer deutlichen Heterogenität entspricht unserer heutigen Welt." "Der Bewohner und sein Environment, eine künstlich errichtete Architektur, sollen eine Art nichtlineares komplexes System darstellen, wo aus der Interaktion der architektonischen Module und des Betrachters ein lebendiges System entsteht. Der Bewohner und die Architektur bilden also selbst virtuelle Teile eines dynamischen, flexiblen Systems. Die wesentlichen Eigenschaften entstehen in der Interaktion zwischen ihnen. Es kommt also bei dieser Architektur nicht auf die Materie an, sondern auf die Organisationsform."... AKTIVIERTE WAHRNEHMUNG. Ein gelebter Raum kann nicht dadurch erfasst werden, dass ein Betrachter sich ihm gegenüberstellt, sich ihn als "Summe der Beziehungen zwischen Orten" vorstellt und die Orte als leblose Körper ansieht. Diese Methode folgt der Einstellung des neutralen Beobachters, der die Sache von aussen erspäht. Um Architektur und Lebensräume als komplexes Phänomen zu untersuchen reicht die formal-ästhetische Betrachtung nicht aus. Die Untersuchungen erfordern auch eine komplexe Methode. "Die Aufgabe ist keine architektonische: Sie überschreitet die Grenzen der Disziplin". Raum kann nicht durch blosse Objektbeschreibung erfasst werden. Da seine Wirklichkeit wesenhaft mit Leerraum und Bewegungen, Interpretationen und Lebensformen verbunden ist, gilt z.B. für den städtischen Raum mindestens das: "Wer (...) den Leerraum, die Aussparung thematisieren will, kann sich nicht in der formalistischen Exegese von Baudetails und Planungsstilen ergehen, sondern muss vor allem die menschlichen Aktivitäten auf diesen Orten untersuchen." Um die Wirklichkeit des Raumer zu erfassen ist es wichtig, dass wir auch Umgebungen und verborgene Wirkungen hinzu sehen können. Das erfordert eine andere Einstellung zum Sehen als Schärfe, da es hier auch um Unschärfen geht, um verschobene Einstellungen, um Übereinstimmungen, die nicht über eine zentrale Achse laufen und nicht gebündelt werden. Rem Koolhaas: "Wir müssen die Idee eines einzelnen ästhetischen Systems fallen lassen. Wir müssen Wahrnehmungsformen entwickeln, die uns erlauben, Schönheit durch 35 verschiedene Systeme hindurch zu sehen. Für die Schönheit des Zentrums von Prag oder Paris ist wohl jeder empfänglich, aber wir müssen auch fähig sein, wildere, zufälligere, jüngere Komplexe als schön wahrzunehmen. " Hierzu gehört eine virtuose Wahrnehmung durch die auch Natur, Bäume, Situationen, Räume als Texte gelesen werden können und wodurch auch die immaterielle Wirklichkeit der Stimmungen, Atmosphären, Nähen, Weiten, Dimensionen und Niveaus wahrgenommmen werden kann. Vor allem aber wird durch eine virtuose Wahrnehmung der Schwingungscharakter und die Binnenarchitektur der Wirklichkeit sichtbar. Sehen als Betrachtung , weil es diese Zusammen- ... Oberflächen werden Interfaces. Die Interaktion hat dabei ein anderes Seinsniveau als die blosse Vorhandenheit. So werden Räume aufgebaut, die weit über ein architektonisches Objekt hinausgehen. ... Diese Beschreibung passt auf das mnemo-Interface-System, welches das Ergebnis dieser Diplomarbeit ist. hänge ständig zerteilt. Für das Erzeugen von Raum ist die Wahrnehmung konstitutiv. Die Wahrnehmung muss deshalb aktiviert werden. Räumliches Dasein kann nur durch eine lebendigere, mitgehende und schwingende Weise evoziert werden. Deshalb bringen Architekten, wie Herzog & de Meuron beispielsweise, die Wahrnehmung durch Irritationen und Oszillationen verschiedener Wahrnehmungsebenen ins Schwingen.... BAUELEMENTE ALS VIRTUELLE TEILE. Das heisst, man geht mehr von Wirkungen aus und nicht von Substanzen. Wirkungen liegen auf ontologisch höheren Niveaus. Wirkungen liegen dem Räumlichen näher. Virtuelle Teile werden erst in einer Interaktion zu dem, wozu sie gebraucht werden. Das setzt voraus, dass die Teile nicht absolut und für sich angesetzt werden, sondern auf der Ebene von Halbzeugen. Das sind Dinge die eine Zwischenfunktion erfüllen, die Schnittstellen haben, im funktionalen wie im übertragenen Sinne.Ästhetisch sind sie unvollkommen, aber perfektibel. Makel, Brüche, sind erwünscht. Schwachstellen und "schmutzige Logik" (fuzzy-logic) gehören ins Programm. Oberflächen werden Interfaces. Die Interaktion hat dabei ein anderes Seinsniveau als die blosse Vorhandenheit. So werden Räume aufgebaut, die weit über ein architektonisches Objekt hinausgehen.... PRÄSENZ. Andere Einstellung zur Präsenz. Es gibt Bereiche, die besser im Verborgenen liegen und nicht ans Tageslicht, an die Oberfläche sollen. "Lob des Schattens". Präsenz lebt vom Abwesenden. Zu einem auf Raum bezogenen Verständnis gehört eine andere Einstellung zu Verwirklichung und Realisation. Es ist wichtig, nicht alles zu realisieren und zu verkörperlichen. Man muss, wie Wittgenstein sagt, nur das ausssprechen, was sich aussprechen lässt, sonst muss man eben schweigen. "Das Unaussprechliche", wie er sagt, das "mystische", ist kein 36 Gegenstand der Welt und dennoch da. Er ist ein spirituelles Phänomen. Es ist nicht immer nötig, dass Raum verkörpert wird. Er kann auch als heitere Stimmung präsent sein. Die Verkörperung, Vergegenständlichung kann den virulenten Raum binden und in ein stumpfes Dasein zwingen. Deshalb wird man die Realisierung nur soweit treiben, wie sie den Schwingungscharakter erhält.... KRITIK AN INTELLIGENTEM AMBIENTE. Intelligente Ambiente reagieren auf Einflüsse wie Sonnenlicht, Temperatur. Sie Stellen sich darauf ein und gleichen das Klima aus. Damit wird aber der Mensch von den Bezügen zu Sonne, Wetter abgeschnitten. Gefahr der Nivellierung, der Isolierung von der weiteren Umgebung, wenn jeder Arbeitsplatz sein eigenes Klima erzeugen kann. Die Reagibilität der intelligenten Gebäude fördert, dass der Mensch keinen Schwankungen ausgesetzt ist. Dadurch wird aber seine existentiellle Elastizität eingeebnet. Eine Schwächung. Vitalräume werden nicht beachtet. Interaktivität ist eingeschränkt auf technische-elektronische Funktionen.... AUSBLICK Dabei kann Architektur das Wahrnehmungsfeld, das heute auf Monitorgrösse geschrumpft ist , soweit aufziehen, dass es einen vollsinnlichen Lebensraum thematisiert.... Der kritische Raum: ( S.101) Chaos, Turbulenz, Hirschgeweihe: Lebendigkeit ist der Ursprung ...Es stellt sich schnell Unzufriedenheit ein, wenn unsere Lebensumstände und Lebensbereiche nicht mehr zusammenstimmen, wenn alles vereinzelt und zerstückelt ist.... ...Wenn die Wohnung und die Umgebung dumpf schwülstig und einengend werden. Wenn der Raum träge und zähe wird, weil man mit allem schon zu lange gelebt hat und deshalb mit seiner Umgebung zusammmenfällt, - dann ist Aufbruch angesagt. Umziehen. Den Krempel zurükklassen. Neubeginn, um in einer neuen, noch nicht ausgelegeten, Situation wieder aktiv werden zu müssen. Erfinderisch, wach und lebendig Dasein neu zu spüren.... ...Lebensräume sind in der effektivsten Phase lebendig. Das heisst mit Haut und Haar tragend und getragen. Fragil ambulant, vital und in inniger Verwobenheit von Mensch und Umgebung. Mit Spannung und Leben erfüllt. Mit Nähe, Evidenz und unmittelbarem Einfluss. Erschlossen. Angehend.... 37 Der intensive Raum: ( S.103) Schnitte, Entschiedenheit, Ganzheit ...Raum ist kein Kontinuum... ...je intensiver das Leben, je mehr tritt diese Diskontinuität auf.... ...Raum, wodurch etwas erscheinen kann, worin Entfaltung möglich ist.... Der denkende Raum: ( S.105) Landschaften, Lebensräume denken mit ...Dann spielt der Dimensionenreichtum eine Rolle. Die Umbrüche beim Gehen, Steigen. Das auf und ab. Innerlich wie äusserlich. Die Umsprünge von fern zu nah, weit zu eng, fremd, vertraut.... ...Man kann hier die Aussagen des jungen Autors Marcel Beyer hinzunehmen, der auf die Frage was er sonst so tut, wenn er nicht gerade schreibt, antwortet. "Ich gehe Spazieren. Stundenlang. Viele Gedichte fallen mir beim Gehen ein. Das ensteht aus dem Geh-Rhythmus, an die sich die Wörter dranheften. Gehen ist genau die richtige Geschwindigkeit".... ...Man macht sich darin die Erkenntnis zu nutze, dass Gehen Energie frei setzen kann und den Strom der ständig kreisenden Gedanken durchbricht und wieder erdet.... 1.1.3 Mensch - Individuum, Gemeinschaften und Gesellschaft Landschaften, Lebensräume denken mit beim Durchschreiten von Raum nehmen wir etwas mit - wiederfährt uns etwas - strömt die Umgebung in uns ein und bewirkt etwas. Physische Bewegung ist wichtig für unsere Psyche; doch je mehr unser Alltag sich im virtuelllen Raum abspielt, desto weniger “müssen” wir uns bewegen. Dies führt zu einem weiteren wichtigen Ansatz dieser Diplomarbeit, die zum Ziel hat, digitale Daten in den physischen Raum zu “legen” - so muss man zum Beispiel zu einem bestimmten Ort im Haus gehen, um entsprechende digitale Daten verschiedenster Art aufrufen zu können. Anstatt minimale Handbewegungen auszuführen, um mittels der Computermaus uns durch den digitalen Raum zu zappen, “müssen” Schritte gemacht werden, um die Orte des gewünschten “Output-Links” aufzusuchen. (siehe Kapitel Produktbeschreibung) > ... dass Gehen Energie frei setzen kann und den Strom der ständig kreisenden Gedanken durchbricht und wieder erdet. ... kollektives Gedächtnis Denn während sich Gedenken als Prozeß einer ritualisierten, festgeschriebenen Äußerung verwirklicht, in Abhängigkeit von Festtagen, Gedenkritualen und Gedenkzeichen, die es auch einem an dem zu gedenkenden Ereignisvorgang Nicht-Beteiligten ermöglicht, an diesem Gedenkakt teilzuhaben, setzt ein Erinnern eine direkte Beteiligung des Sich-Erinnernden an einer Erfahrung voraus, Erinnern ist abhängig von spezifischen Trägern. 38 Während Gedenken der bewußte Zugriff zu einem Archiv, einem Wissens"speicher" ist, zeigt sich Erinnern als außerordentlich komplexer Vorgang der assoziativen Konstruktion einer Synthese verschiedenster Kognitionen: einer Erfahrung des Jetzt, der Konfrontation mit bereits gemachten Erfahrungen und ihren erinnerten Sinndeutungen sowie einer Deutung im Jetzt. Durch ihre spezifische Identität gewinnen Erinnerungszeichen, Zeichen kulturell spezifischer Mnemotechnik, weniger den Charakter von Merkzeichen, sondern von Codes, sie sind Nachweis von Zugehörigkeit; Gedenkzeichen hingegen stehen nicht mehr für die Erinnerung eines Augenblicks, sondern für die Bearbeitung dieser Erinnerung. Über die Differenzierung von Gedenken, als einer bewußten Das Kapitel 1.1.3 setzt sich mit Begriffen wie Gedenken, Erinnerung und Gedächtnis auseinander, die von zentraler Bedeutung für diese Diplomarbeit sind. Wie erinnern wir uns, wie funktioniert unser Gedächtnis aber auch welche Bedeutung haben Erinnerungen für uns auf der persönlichen aber auch auf der gesellschaftlich kulturellen Ebene stellen primäre Fragen dar. Gedächtnisbelehrung, und Erinnerung, als einer assoziativen Konstruktion, wird auch die Ungenauigkeit deutlicher, die sich in dem Gebrauch des Gedächtnis-Begriffs zeigt. Denn die sich in den Arbeiten abzeichnenden Vorstellungen von Gedächtnis als gespeichertem, festgeschriebenem Wissen oder eines sich im Jetzt beweisenden Deutungsvorschlags entsprechen jeweils den beiden angeführten, grundsätzlich zu unterscheidenden Konzeptionen des Erinnerns und Gedenkens. Beim Thema Generation und Gedächtnis geht es um zum Teil gegeneinander strebende Fragestellungen im Spannungsfeld der ErinnerungGedächtnis-Diskussion: Fragen nach Hören und Sehen, Erfahrung und Wahrnehmung, Erzählung und Verschriftlichung, Annahme und Verweigerung, Affekt und Erkennen, Raum und Zeit; Fragen nach den vielfältigen Dimensionen des Erinnerns. 1.1.4 Mensch - Medien(theorie) Virtuelle Körper - Aspekte sozialer Körperlichkeit im Cyberspace Jörg Müller, Schriftenreihe der Abteilung "Organisation und Technikgenese" des Forschungsschwerpunkts Technik-Arbeit-Umwelt, Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung Virtuelle Körperlichkeit, im Sinne eines Körpers der in den immateriellen Welten des Cyberspace beheimatet ist, scheint ein Widerspruch in sich zu sein. Denn die Materie des Körpers, sein Fleisch und Blut liegt quer zu den a-stofflichen Welten der Bits und Bytes. Dennoch begegnet man auf den Streifzügen durch die Netzwelten oder beim Blick in die computersimulierten, dreidimensionalen virtuellen Realitäten "Körperfragmenten". Diese werden nicht aufgrund materieller Qualitäten als solche wahrgenommen, sondern in erster Linie weil sie funktionale 39 sowie hauptsächlich soziale Aspekte des "realen" Körpers im Cyberspace reproduzieren. Neben der Bewegungs- und Raumfunktionalität, die auch in virtuellen Umwelten Orientierung, Navigation und Interaktion erst ermöglicht, konstituiert sich virtuellle Körperlichkeit durch die Sprache des Körpers, seine Eigenschaft als Signifikant sowie als Grundlage von Werten und Normen. Es In diesem Kapitel soll nur kurz die Thematik der Körperlichkeit im Cyberspace angeschnitten werden, um bewusst zu machen, wie sehr der Mensch der Physis verhaftet ist. sind dies vor allem Aspekte sozialer Körperlichkeit, die auch in den immateriellen Welten des Cyberspace existieren und letztlich virtuelle Körperlichkeit aus der Taufe heben. Durch die Differenz eines materielllen und immateriellen Körpers wird in der Folge ein Potential der Infragestellung unseres bisherigen Verständisses des Körpers eröffnet. Es bieten sich demnach Anknüpfungspunkte an die historische "Dekonstruktion" des Körpers an, wobei die neuen Computertechnologien als individueller Erfahrungsort verstanden wird. 40 1.2 Marktanalyse Feststellung des Ist-Zustandes und Analyse absehbarer Entwicklungen im Bereich des Marktes, der Technologie und soziokultureller Trends, woraus sich die Zielgruppendefinition ableitet 1.2.1 Markt- und TechnologieTrends 1.2.1.1 allgemeine Technologie Trends Telematik Telematik steht für die "Integration von Telekommunikation und Informatik". Es stehen die Telekommunikationssysteme im Vordergrund, die isolierten Informationssystemen die Kommunikation ermöglichen. Ubiquitous Computing / Pervasive Computing Darunter wird die Allgegenwart von Informationsverarbeitung und damit einher gehend der jederzeitige Zugriff auf Informationen von beliebiger Stelle aus verstanden. Mobile Computing Telearbeit ermöglicht zunehmend ortsunabhängige, mobile Arbeitsplätze. Das virtuelle Büro führt dazu, daß der Hauptaufenthaltsort des Wissensarbeiters zu Hause, in Cyberräumen, in Internet-Cafés oder in der Natur sein wird. Für Telearbeit ist kein Bürogebäude notwendig, sondern lediglich das Interface eines Notebooks, das, ausgestattet mit kleiner Kamera und Mobiltelefon, von jedem beliebigen Punkt der Erde aus Kommunikation ermöglicht. Durch die mobile Telematik erhält der selbständige Unternehmer neue Freiheiten; dadurch wird die Trennungslinie zwischen Beruf und Freizeit zunehmend aufgehoben. Der Wissensarbeiter der Zukunft hat sein 41 mobiles Interface immer bei sich und ist durch Mobile Computing jederzeit erreichbar. Mobile Telearbeitsplätze ermöglichen eine Vertriebsarbeit, die näher am Kunden »dran« ist und infolgedessen individuellere Lösungen anbieten kann. Da es keinen seriösen Grund dafür gibt, daß man eingesperrt in engen Büros arbeiten muß, scheint die Vision des High-Tech-Nomaden, der seine Geschäfte über die globalen Datenhighways im Freien abwickelt, bereits heute keine Utopie mehr zu sein. Warum sollten die wesentlichen Hardware-Komponenten nicht zukünftig in die Kleidung integriert werden, um die Flexibilität des Wissensarbeiters zu erhöhen? Hierbei findet eine Fusion von Mode und Computern statt (»Digital Prêt-à-Porter«). Der »Wearable Computer«, der Rechner zum Anziehen, ermöglicht zukünftig auch, Gefühle des Trägers zu erkennen (sog. »Affective Computing« bzw. Gefühlsinformatik). Chip-Entwicklung Die Chip-Entwicklung begann mit der Erfindung der integrierten Schaltkreise durch Geoffrey Dummer, die 1959 von Jack Kilby bei Texas Instruments und Robert Noyce bei Fairchild Semiconductor zur industriellen Reife entwickelt wurden. So entstanden immer leistungsfähigere Mikroprozessoren (etwa der heutige Pentium-Chip von Intel), die es ermöglichten, immer komplexere Aufgaben auf immer kleineren Computern (den heutigen Notebooks) durchzuführen. In den letzten Jahrzehnten verdoppelte sich die Kapazität der Computerchips ca. alle 1,5 Jahre, was nach Gordon Moore, einem Mitbegründer von Intel, der diese Entwicklung voraussagte, als Moore'sches Gesetz bezeichnet wird. Während es 1972 nur 150.000 Computer weltweit gab, wird allein Intel im Jahr 2000 etwa 100 Millionen integrierte Schaltkreise ausliefern. Die Speicherkapazität pro Chip wird von heute 16 Megabit auf 1 Gigabit im Jahre 2000 (Faktor 60) und auf 16 Gigabit (Faktor 1000) bis zum Jahr 2010 ansteigen. Bereits im Jahr 2000 werden möglicherweise alle 25 Brockhaus-Bände auf einen einzigen Chip passen. Aber auch die Kosten werden weiter sinken. So wird erwartet, daß sich die heutigen Kosten pro Mega-Bit um den Faktor 30 bis zum Jahr 2000 bzw. um den Faktor 150 bis zum Jahr 2010 reduzieren. Dementsprechend wird sich die Prozessorleistung bis zum Jahr 2010 verhundertfachen, was bedeutet, daß ein einziger Chip die Leistung eines heutigen Supercomputers, des Cray 2, haben wird. Schlussfolgerungen Das Design der Formen des Objekts im industriellen Zeitalter wird abgelöst werden vom Meta-Design der Sitten und der gesellschaft- 42 lichen Verhaltensweisen im postindustriellen Zeitalter. [Paul Virillio: Verhaltensdesign: Vom Übermenschen zum überreizten Menschen] Der traditionelle Gestaltungsbegriff ist erzeugungsfixiert; bei Zivilisationsgestaltung dagegen steht nicht der Gegenstand, sondern das Ereignis im Zentrum des Interesses. Nicht um ein statisches Ergebnis geht es, sondern um Transformation im Sinne von Interaktion. Zitat zum Thema Desorientierung: Die Transformationen in Technologie und Wissenschaft, die Erosion tradierter Weltbilder und Wertvorstellungen, die Strukturkrise der Wirtschaft und die Eskalation der ökologischen Problematik stellen das tradierte, auf Ressortdenken verengte und auf Wachstumszwänge fixierte Verständnis von Raum und Gestaltung in Frage. Wir befinden uns in einer Situation, in der die Orientierungs- und Handlungsmuster der Vergangenheit versagen. [Bernd Meurer: die Zukunft des Raums] kritische Aussichten “Der Zustand unseres postmodernen Zeitalters, in dem die Aufputschmittel die Weiterführung einer sich immer stärker beschleunigenden metropolitanen Seßhaftigkeit sind, läßt sich vor allem anhand der Teleaktion beschreiben, die künftig die unmittelbare Aktion ersetzen wird. Die Bewegungslosigkeit und Passivität des postmodernen Menschen fordern ein offensichtlich entarteten Sportarten, sondern auch bei der Ausführung alltäglicher Handlungen, wobei dank der Emanzipation des Körpers durch die Techniken der Teleaktion in Echtzeit die frühere Notwendigkeit des physischen Kraftaufwands wie auch der Muskelanstrengung wegfällt.” [Paul Virillio: Verhaltensdesign: Vom Übermenschen zum überreizten Menschen] Unter Teleaktion fällt jede Art von Fernbedienung, so auch alles was wir über das Medium Internet bedienen (z.B.: E-Mails verschicken) > insofern ist der Computer als komplexe Fernbedienung zu verstehen. “... Durch die Mikroprozessualisierung des Alltags verändern sich Praxis und Verständnis des Gebrauchs. Mehr und mehr verwandelt sich Gebrauch vom unmittelbaren Eingriff in Teleinterventionen. Fungierte bei den von der Mechanik beherrschten Erzeugnissen die Mechanik als gestaltbestimmender Faktor, ist es bei jener Generation elektronischer Geräte, die wir noch unmittelbar handhaben, die Hand oder der menschliche Körper. Bei den Erzeugnissen, die wir durch 43 Teleintervention steuern, entfallen sowohl die Mechanik als auch - abgesehen von Fragen der Wahrnehmung - "der Mensch als Maß aller Dinge" als zentrale Kriterien der Gestaltung. An Stelle der direkten Handhabung tritt die Steuerung von Prozessen. Durch die Anwendung neuer Techniken wie etwa der Robotik, der Selbstdiagnostik und der Bilderkennung können Erzeugnisse und Raumstrukturen mit reaktiven Eigenschaften ausgestattet werden. Solche reagiblen Erzeugnisse wären neben ihrer Fähigkeit auf Steuerimpulse von außen zu reagieren, in der Lage, sich selbst zu steuern und selbst zu transformieren. Gegenstand und Raum sind als sensible, interaktive Gebilde denkbar, die auf Helligkeit, Temperatur und Feuchtigkeit, auf Abwesenheit oder Anwesenheit von Menschen selbstständig zu reagieren und mit diesen in Interaktion treten vermögen. Die Erzeugnisse erhalten transformationelle Eigenschaften. Damit beginnt sich der Herstellungsprozeß über das hinaus, was gemeinhin Fertigstellung heißt, quasi unbegrenzt auszudehnen. Die alte Erkenntnis, daß sich der Produktionsprozeß erst im Konsum vollendet, erhält eine völlig neue Perspektive. Gebrauch, Steuerung, Robotik und Telematik überlagern und durchdringen sich. ... ... Mit dem Übergang von der Handhabung zur Steuerung verliert die Entfernung zu den Dingen und zwischen den Dingen sowie die Dimension und Gestalt der Erzeugnisse und des Raums ihre bisherige Bedeutung und Funktion. Der Gebrauch des Raums wird überlagert vom Gebrauch eines elektronisch generierten, multisensorischen Eindrucks von Raum, eines räumlichen Interface. Gemeinhin ist unter Interface die Berührungsfläche oder Schnittstelle zwischen Mensch und elektronischer Technik, wobei Absicht und Sinn, die solcher Interaktion zugrunde liegen, entscheidende Bedeutung zukommen. Durch Überlagerung von realer und virtueller Welt werden Raum und Gegenstand als synthetisch projizierte Gebilde zu einem trügerischen Sachverhalt. ... ... Architektur die dem Menschen nützt , entsteht aus der Frage, wie welche Bedürfnisse und Funktionen mit welchen Mitteln Raum werden können. In der Architektur die sich mit Bewegung und Aktion im Raum befaßt, ist Dynamik seit jeher Gestaltung. Im ersten Drittel dieses Jahrhunderts begann sich der Gedanke des anpassungsfähigen Bauens gestalterisch herauszukristallisieren - auf der Basis mechanischer Prinzipien. In diesem Prozeß verwandelte sich die Frage der Form des Raums in die Frage nach dessen Organisations-Form. Organisationsform ist Aktionsform und insofern nicht statisch, sondern dynamisch. Heute spricht man vom interaktiven Gegenstand, von der interaktiven Wohnung, vom interaktiven Arbeitsplatz, vom interaktiven Bauwerk und von der interaktiven Stadt. Gegenstand, Wohnung, Arbeitsplatz, Bauwerk und Stadt werden zu prozessualen und sich 44 überlagernden Gebilden oder, anders gesagt, zum Ereignis. Der Faktor Zeit gewinnt darin eine neue Bedeutung. Zur Bewegung des Nutzers kommen Bewegung und Veränderung von Erzeugnis und Raum. In dieses Szenario paßt der Gedanke des Wohnsimulators ... ... Damit würden Funktion, Ausdehnung, Oberfläche und Gestalt der Gegenstände und des architektonischen und städtischen Raums überlagert von einer elektronisch generierten Lebensumwelt. In einer solchen Umwelt läßt sich die Wohnung als simuliertes Wohnimage vorstelllen - mit angedockter Koch-, hygiene- und Schlafzelle. Allein der Umstand, daß sich solche Entwicklungen, deren soziale und kulturelle Implikationen man sich noch kaum vorzustellen vermag, denken lassen, macht es notwendig, sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Die Überlagerung von realer Welt, in der wir real agieren, und elektronisch generierten Welten, in denen wir alternativ zu agieren vermögen, berührt unser Bewußtsein und Wohlbefinden unmittelbar. ...” [Bernd Meurer: die Zukunft des Raums] Desorientierung und Interiorisierung: Das Moment der "Unübersichtlichkeit" hat den Alltag längst erfaßt. Ohne Orientierungssystem kommen wir nicht mehr aus - ... vor allem im Bereich der medialen Information und der von dort ausgehenden Informationsüberflutung. Es geht um die Fähigkeiten und Möglichkeiten der Menschen, die Informationswirklichkeit besser verstehen und durchdringen zu können, sich Informationen als Rohstoff kompetent, eigenaktiv und selbstverantwortlich nutzbar zu machen zu können. Mit der Durchdringung von realen und Virtuellen Welten verlagern sich die Maßstäbe nochmals. Im elektronisch generierten Raum ist der Mensch nicht mehr in dem Raum, den er wahrnimmt, sondern ein virtuelles Raumbild ist im Menschen. Der Prozeß der Exteriorisierung des menschlichen Körpers, der mit den einfachen Werkzeugen vor Jahrtausenden begann, schlägt in Interiorisierung um. Neben der Frage der Außenwelt des Menschen wird die seiner Innenwelt zu einer neuen gestalterischen Dimension. Daraus entsteht auch völlig neue ethische Herausforderungen. Die Debatte über gestalterische Verantwortung ist so alt wie die industrielle Entwicklung. 45 1.2.1.2 smart homes Es ist keine Zukunftsmusik mehr: Im interaktiven Haushalt erleichtern Web-gesteuerte Geräte den Alltag, sorgen Online-Unterhaltungsangebote für Kurzweil und macht Unified Messaging das Arbeitszimmer zum vollwertigen Büro. Und das alles fast ohne Kabel. Was heute in Wohnhäusern durch die Netze geschleust wird, hätte vor kurzem die Infrastruktur auf der letzten Meile hoffnungslos überfordert. Und die Datenflut steigt immer weiter: Eine Faustregel besagt, dass sich die im Internet übertragene Bitrate alle 100 Tage verdoppelt. Microsoft-Gründer Bill Gates, der seine Vision des intelligenten Hauses für angeblich 75 Millionen Dollar am Lake Washington bei Seattle im äußersten Nordwesten der USA realisiert hat, prophezeit: "Im 21. Jahrhundert werden Millionen von Amerikanern einen digitalen Lebensstil pflegen - sowohl bei der täglichen Arbeit als auch zu Hause in ihren Familien." Interaktiv leben. Unified-Messaging-Systems: Zugriff mit Telefon, PC und Handy Mit Hilfe eines Unified-MessagingSystems, kurz UMS , haben Sie auf alle Arten von empfangenen Nachrichten von jedem Ort aus über ein Telefon oder einen PC Zugriff. Eine konsequente Weiternentwicklung: die Abfragemöglichkeit über ein WAPHandy. Durch eine integrierte, sogenannte "Message-WaitingFunktion" teilt Ihnen der UMSServer dort, wo Sie es wünschen, auf Ihrem PC, durch Signallampe oder Anruf auf dem Telefon oder durch Anruf oder senden einer Kurznachricht (SMS) auf dem Handy mit, daß für Sie neue Nachrichten eingegangen sind. Diese Prognose gilt keineswegs nur für die Neue Welt. In ihrer Studie "Digital Home 2003" sagen die britischen Marktforscher von Data-monitor voraus, dass die Zahl interaktiver Haushalte in Europa von aktuell 56 Millionen auf 78 Millionen im Jahr 2003 steigen wird. Noch rasanter ist das Wachstum bei den entsprechenden Anwendungen, E-HomeServices genannt: Im laufenden Jahr werden damit voraussichtlich 20 Milliarden Euro umgesetzt, zwei Jahre später sollen es bereits 37 Milliarden sein. Pro interaktiven Haushalt macht das 730 Euro. Doch wofür sollen Privatleute so viel Geld ausgeben? Movies on Demand, die Lieblingsidee von Medienmogulen wie Rupert Murdoch oder Leo Kirch, stößt in Europa auf Vorbehalte. In den USA rechnen Experten mit einer höheren Akzeptanz. Nicht umsonst testen der Energieriese Enron Corporation aus Houston und der Videoverleih Blockbuster Inc. aus Dallas (beide USStaat Texas) gerade ein neues Verfahren, Filme via Internet zu vertreiben. Noch größere Chancen werden Music on Demand eingeräumt. Aus gutem Grund hat sich mit der Gütersloher Bertelsmann AG gerade einer der größten Unterhaltungskonzerne bei Napster eingekauft. "Filesharing wird von Zigmillionen Menschen regelmäßig genutzt. Dieses System bestimmt Tempo und Richtung in der Musikindustrie", begründet Vorstandschef Thomas Middelhoff sein Engagement bei den Kaliforniern. Ebenfalls stark im Kommen sind interaktive Spiele. Jedenfalls 46 bauen die Hardwarehersteller schon einmal vor. Mack Araki etwa, Director of Corporate Communications bei der Sony Corporation of America in New York City, kündigt an: "Wir offerieren in Zukunft sämtliche Geräte mit Netzanbindung." Automatisierter Haushalt. Doch nicht nur im Unterhaltungsbereich ist das Internet allgegenwärtig. Sehr bald schon leben wir in einem komplett vernetzten und weitgehend automatisierten Haushalt, glaubt Lothar Stoll, Leiter des Themenfelds Smart Home bei Siemens Information and Communication Networks in München. "Alle Komponenten und Subsysteme, zum Beispiel Heizung, Licht, Alarmanlage, Telefon und PC, werden intelligent miteinander kommunizieren und sich übers Web fernsteuern lassen." Erste Anbieter von E-Home-Services stehen bereits in den Startlöchern. Als Zielgruppe haben sie nicht so sehr den gut verdienenden Single im Blick, der abends beim Nachhausekommen sein fertiges Menü in der Mikrowelle vorfinden möchte. Sehr viel interessanter sind Anwendungen, die eine echte Hilfe im Alltag bieten. Gedacht wird beispielsweise an den Urlauber, der seine Anwesenheit simuliert, um sein Eigenheim vor Einbrechern zu schützen, den Rentner, der seinen Blutdruck online vom Hausarzt checken lässt, oder den Familienvater, der via Webcam stets die Haustür im Auge behält und seine Tochter hereinlassen kann, wenn sie den Schlüssel vergessen hat. Mit SmartHome Application hat Siemens nicht nur die nötige Software im Angebot. "Wir bieten Service-Providern auch Hardware, Beratung, Service, Integration und Implementierung und sind damit der einzige Anbieter von Komplettlösungen für das Smart Home", erklärt Stoll und verweist auf den diesjährigen Messeauftritt auf der CeBIT vom 22. bis 28. März in Hannover. 1.2.1.3 gegenwärtige und zukünftige Netzwerkstandards Telematik-Netze Netze stellen die physische Komponente der Kommunikation dar, auf der der eigentliche Datentransport stattfindet. Auf den Kommunikationsnetzen setzen die Kommunikationsdienste auf. Zu 47 beachten ist, daß in einem Netz unterschiedliche Dienste angeboten werden können. Die traditionellen Netze sind weitgehend auf bestimmte Kommunikationsarten ausgelegt. Vorteil dieser Spezialisierung ist, daß die Netze auf die jeweiligen Anforderungen hin optimiert werden könnnen, Nachteil jedoch ist, daß Netzbetreiber und Netzanwender in unterschiedliche Systeme investieren müssen Öffentliche Telekommunikationsnetze Historisch wurden die öffentlichen Telekommunikations-Netze als natürliche Monopole angesehen. Man nahm an, daß die durchschnittlichen Gesamtkosten relativ hoch und die Grenzkosten für die Bereitstellung zusätzlicher Kommunikations-Dienstleistung sehr niedrig sind. Die technischen Fortschritte in der Telekommunikationstechnik und die Zweifel an der Kosteneffizienz und ausreichenden Kundenorientierung der staatlichen Monopole haben dazu geführt, daß die Telekommunikationsindustrie weltweit zunehmend dereguliert wird. Die Telekommunikations-Netze lassen sich unterteilen in Vermittlungsleitungsnetze und Anschlußleitungsnetze. Die Vermittlungsleitungsnetze dienen dem Übertragen von Daten zwischen Netzknoten. Die Daten werden meist gebündelt in den Netzknoten und mittels Vermittlungsnetz über weitere Distanzen geschickt. Im Anschlußleitungsnetz erfolgt der Daten-An- und Abtransport zu den Endkunden. Es schließt an den Netzknoten der Vermittlungsnetze an. - ISDN ISDN ist die Abkürzung für Integrated Services Digital Network und ist die Bezeichnung für ein digitales, universelles Netz. Durch die Digitalisierung ist es möglich, verschiedene Informationsarten wie Text, Bilder, Video und Sprache einheitlich darzustellen. Durch die einheitliche Darstellung ist es möglich, bislang getrennte Telekommunikationsnetze in einem Netz zu vereinen und die Übertragungsgeschwindigkeit zu erhöhen. ISDN baut auf einem digitalen Übertragungsprotokoll, das von dem Consultative Committee for International Telephone and Telegraph (CCITT) definiert wurde, auf. ISDN nutzt zwei Arten von Übertragungskanälen: B-Kanäle dienen der Übertragung der Nutzdaten mit relativ hoher Geschwindigkeit, DKanäle übertragen Steuerungsinformationen zu den Verbindungen. ISDN kann alle Arten von Informationen übermitteln, z.B. Stimmen, Daten, Bilder und Videosequenzen. ISDN verwaltet mehrere Geräte und Telefonnummern über eine Anschlußleitung. ISDN bietet variable Übertragungsbandbreiten. Es können mehrere B-Kanäle für eine Anwendung gebündelt werden. 48 - ATM Asynchronous Transfer Mode (ATM) ist eine verbindungs- und paketorientierte Übertragungstechnik, die auf der asynchronen Zeiteinteilung (Asynchronous Time Division), einer Multiplextechnik, basiert. Die übertragenen Informationen werden in gleich große Blöcke eingeteilt, die jeweils 48 Byte zu transportierende Daten und 5 Byte Kontrollinformation enthalten. Für den Kunden wird bei seiner "virtuelllen" Verbindung nur dann ein physischer Datenblock transportiert, wenn er tatsächlich Informationen versendet. Die Übertragungsart heißt asynchron, da keine Zeitgleichheit zwischen der transportierten und der beim Kunden anfallenden Daten herrscht. Ein wesentlicher Vorteil für den Endkunden der Kommunikationsverbindung ist, daß er verschiedene Bandbreiten anfordern kann. Bei diesem "Bandwidth-on-demand" übernimmt der Kunde kein Auslastungsrisiko der Verbindung mehr, er bezahlt nur die genutzte Übertragungskapazität. Der Asynchronous Transfer Mode wurde 1988 von der International Telecommunication Union als Standard für Breitband-ISDN bestimmt. Jedoch ist ATM als Standard noch nicht komplett ausgearbeitet. Es ist anzunehmen, daß ATM Basisbestandteil für ein zukünftiges integriertes Hochgeschwindigkeits-Kommunikationsnetz, dem "Information Highway", wird. ATM läßt sich nicht in das ISO/OSI-Referenzmodell einordnen, sondern wird durch ein eigenes Modell beschrieben. ATM bietet "Dienste der physikalischen Übertragungsschicht sowie Mechanismen der gesicherten Übertragung und der Vermittlung (ATM-Schicht), kann aber auch als reine physikalische Übertragungstechnik genutzt werden" . Auf eine ATM-Anpassungsschicht setzen die Dienste und Protokolle höherer Schichten auf. LAN, MAN, WAN Local Area Networks (LAN) sind auf einen begrenzten Raum (z.B. ein Gebäude) beschränkte Netzwerke mit hohen Durchsatzraten, an die unterschiedliche Hardware über unterschiedliche Schnittstellen anschließbar sind. Wide Area Networks (WAN) sind geographisch weit verteilte Netzwerke. Ihre Übertragungsraten liegen deutlich unter denen von LANs. Verbindungen über Kontinente erfolgt häufig über Satelliten. Metropolitan Area Networks sind zwischen LANs und WANs einzuordnen. Sie verbinden im Bereich bis zu 100km einige Knotenrechner über Hochgeschwindigkeitsverbindungen. 49 Internet: Netzwerk von Netzwerken Das Internet ist ein Netzwerk, das viele andere Computer-Netzwerke miteinander verbindet, d.h. letztlich ein Zusammenschluß von LANs, MANs und WANs ist. Es basiert auf einem gemeinsamen Adressierungssystem und Kommunikationsprotokoll, TCP/IP (Transmission Control Protocol/Internet Protocol). - Intranet Abzugrenzen vom Begriff Internet ist der Begriff Intranet. Intranet ist die Bezeichnung für organisationsinterne Netze auf Basis der Internetstandards und -protokolle. - Internetdienste Es haben sich für das Internet mehrere Standards für Informations- und Kommunikationsdienste herausgebildet: - Ursprung Das Internet hat seinen Ursprung in dem ARPANet (Advanced Research Projects Agency Network), einem Programm des U.S. Verteidigungsministeriums. Das ARPANet-Programm begann 1969 als ein Militär-Kommunikationsnetzwerk, das bei Ausfall von einzelnen Netzknoten in Krisen- oder Kriegssituationen nicht in seiner gesamten Funktionsfähigkeit beeinträchtigt werden sollte. Die National Science Foundation (NSF), die ein ähnliches Netzwerk mit dem Namen NSFNet entwickelt hatte, übernahm die TCP/IP-Technologie vom ARPANet. Das NSFNet expandierte und viele Netzwerke schlossen sich an, so daß sich das heutige Internet, ein verteiltes Netzwerk von Netzwerken, entwickelte. Ein wichtiger Aspekt des NSFNet war, daß es offenen Zugang ermöglichte. - Abgrenzung zu Online-Diensten Kommerzielle Online-Dienste bestehen aus Netzwerken, mittels denen den Nutzern primär Informations- und E-Mail-Dienste angeboten werden. Sie besitzen im Gegensatz zum Internet eine zentrale Struktur. Die meisten Online-Dienste bieten mittlerweile Zugang zum Internet an. Beispielhaft sollen hier T-Online, America Online und Compuserve genannt werden. - Connectivity Die eigentlichen Verbindungen zwischen den verschiedenen Netzwerken existieren auf unterschiedliche Arten. Häufig vorzutreffen sind T1-Verbindungen (56 kbps bis 1,5 Mbps) und T3-Verbindungen (Fiberoptik, 45 Mbps), ATM und ISDN. Diese Verbindungen werden von den jeweiligen am Internet teilnehmenden Institutionen bezahlt. Die folgende Abbildung zeigt die Europäische Netzstruktur. 50 Telematik-Dienste Telefonie Am 14. Februar 1876 hat Alexander Graham Bell einen Patentantrag beim U.S. Patentamt für ein 'electric-speaking telephone' eingereicht. Der Name kommt von den griechischen Wörtern (dt.: weit) und (dt.: Stimme). Heute wird das Telefon als soziale Notwendigkeit zur Kommunikation angesehen. Das Telefonieren ist möglich über Fest- oder Funknetze. Für die Erreichbarkeit an schwer zugänglichen Orten gibt es die teurere Möglichkeit der Telefonie über Satelliten. Die Festnetze der einzelnen Nationen sind teilweise auch über Satelliten verbunden. Neuerdings ist es auch möglich über das Internet zu telefonieren. Das Telefonieren über Funknetze läßt sich einteilen in die schnurlose und zellulare Telefonie. Beim schnurlosen Telefonieren hat man nur den Hörer in der Hand, der über Funk mit einem unmobilen Telefonbasisgerät verbunden ist. Bei der zellularen Telefonie bilden Hörer und Telefongerät hingegen eine Einheit, die ortsunabhängig eingesetzt werden kann. Moderne Telefongeräte unterstützen erweiterte Standardfunktionen wie die automatische Wahlwiederholung, die Freisprechmöglichkeit und das Konferenzieren mit mehreren Partnern. Telefaxdienst Der Telefaxdienst ist ein Fernkopierdienst, der 1979 von der Deutschen Bundespost in Deutschland öffentlich eingeführt wurde. Ursprünglich benötigten die Teilnehmer am Telefaxdienst Faksimilegeräte. Diese kommunizieren nach einer einheitlichen Übertragungsnorm über das öffentliche Telefonnetz. Moderne Informations- und Kommunikationssysteme unterstützen das Empfangen, Versenden und Bearbeiten von Faxmails. Faxmails können an PCs angezeigt und ausgedruckt werden, sie können von Faxmailservern fernabgefragt werden und sie können auf Faxmailservern mit Verteilern versehen werden. Multimediamail und einfache E-Mail E-Mail ist ein asynchrones Kommunikationsmedium. Die Nutzer dieses Dienstes benötigen einen Personal Computer oder ein Terminal mit Zugang zu einem Hostrechner eines E-Mail-Dienstanbieters. Jeder Nutzer muß eine eindeutige E-Mail-Adresse haben und erhält auf dem Host eine Mailbox. Die versendeten Nachrichten müssen einem vereinbarten Standard entsprechen. Voraussetzung für eine funktionierende E-Mail-Kommunikation ist, daß die angeschlossenen Nutzer regelmäßig ihre Mailboxen nach neuen Nachrichten abfragen. Die Nachrichten in der Mailbox können 51 auch weiterverarbeitet und wieder verschickt werden. Vorteile dieser Kommunikationsart sind die zeit- und ortunabhängige Erreichbarkeit, die Weiterverarbeitungsmöglichkeit der Nachrichten und die einfache Verteilung und Versendung. Einen ähnlichen Dienst bieten Mailboxsysteme. Dies sind Systeme, die asynchrone Kommunikation durch Nachrichtenaufbewahrung unterstützen. Das relevanteste Beispiel ist die Voicemailbox. Die Voicemailbox umfaßt die gleichen Funktionen wie ein Anrufbeantworter: Nachrichten werden entgegengenommen und bis zur Abfrage durch den Nutzer zwischengespeichert. Data- & Filetransfer Durch Data- und Filetransferdienste ist es möglich, über ein bestehendes Netzwerk auf verteilte Daten- und Programmbestände zuzugreifen. Voraussetzung ist, daß ein Server im Netz existiert, der die gewünschten Daten zur Verfügung stellt. Solche Fileserver können durch Paßwortvergabe einen selektiven Datenzugang gewähren. Beim eigentlichen Filetransfer wird an dem lokalen, nachfragenden Rechner eine Kopie erstellt von dem Original auf dem Fileserver. Der Transfer ist auch in umgekehrter Richtung möglich. Application Sharing Beim Application Sharing bearbeiten zwei räumlich getrennte Anwender mittels ihrer Arbeitsplatzrechner mit der gleichen Applikation die gleiche Datei. Die Datei und die Anwendung existieren physisch nur auf einem der beiden kommunizierenden Rechner, werden aber auf beiden Rechnern simultan dargestellt. Änderungen an der Datei sind sofort auf beiden Arbeitsstationen zu sehen. Application Sharing gehört neben File Transfer und Joint Viewing zum Funktionsumfang der meisten Desktop-Videokonferenzsysteme. Videokommunikation Videokommunikation ist die Kommunikation mit Bewegtbild und Ton, d.h. in eine PC-Umgebung integrierte Kommunikationsform, bei der Videobilder und Audiosignale vom Gesprächspartner in einem Fenster auf der Arbeitsoberfläche des PC wiedergegeben werden. Der implizite Nutzeneffekt besteht in einem Echtzeitkontakt ohne physische Präsenz. Die Audiokommunikation, die bereits über einfache Telefone möglich ist, wird durch Informationen über Gestalt, Mimik und Gestik ergänzt. Ursprünglich benötigte man spezielles (umfangreiches und teures) Equipment, doch mittlerweile werden insbesondere durch die Datenkompression zunehmend PCs verwendet. Für den professionellen Gebrauch wird dazu momentan eine Kamera, ein breitbandiger 52 Kommunikationsanschluß und eine spezielle Zusatzkarte zum PC benötigt. Durch die Verknüpfung mit PCs wird das automatische Anwählen und das verschicken von Videomails ermöglicht. Internetdienst-Standards Auf dem Internet als Netzwerk von Netzwerken haben sich folgende Standard-Dienste etabliert: - E-Mail E-Mail ist ein Dienst, bei dem Briefe über das Netz geschickt werden. Allen Teilnehmern dieses Dienstes ist eine eindeutige Briefadresse zugewiesen. - Talk Zwei Benutzer des Internets können synchron mittels der Tastatur kommunizieren. - Internet Relay Chat (IRC) Die Nutzer dieses Dienstes kommunizieren wie beim 'Talk' mittels Tastatur synchron. Die Kommunikation findet allerdings über Kanäle (Channels) statt, über die beliebig viele Internet-Nutzer gleichzeitig kommunizieren können. - Newsgroups im Usenet (NNTP) Dieser Kommunikationsdienst funktioniert wie eine Pinnwand oder ein schwarzes Brett. Die Nutzer hinterlassen Nachrichten in den Newsgroups zu bestimmten Themen, die jeder lesen und öffentlich beantworten kann. - Telnet Telnet ermöglicht es, daß man mit einem lokalen Rechner als Terminal an einem räumlich entfernten Rechner im Internet arbeiten kann. -File Transfer Protocol (FTP) Mit Hilfe von FTP können beliebige Dateien über das Netz versendet oder abgerufen werden. - Gopher Gopher ist ein hierarchisches menü-orientiertes Informationssystem. - World Wide Web (WWW) WWW ist ein Hypertext-orientiertes Informationssystem, das die Dienste FTP, news und Gopher integriert. Zu Grunde liegt die Beschreibungssprache HTML (Hypertext Markup Language), die das Systemplattformunabhängige darstellen von Informationen ermöglicht. Vision vom intelligenten Haus. Welcher Technologie der Verbraucher bei der strukturierten Vernetzung von Wohnhäusern den Vorzug gibt, ist noch nicht entschieden. 53 Derzeit konkurrieren Systeme aus Japan, Europa und den USA. Zu den erfolgreichsten gehört der Europäische Installationsbus (EIB), den ein von Siemens und Bosch angeführtes Konsortium entwickelt hat. Mittlerweile drängen vermehrt Bussysteme aus der PC-Welt in die Hausvernetzung. Analysten prognostizieren solchen Lösungen enorme Wachstumsraten. "Der weltweite Umsatz im Markt kleiner Server für die Haustechnik stieg letztes Jahr gegenüber 1999 um das Zwölffache", schätzt Laurie Gooding von der Cahners In-Stat Group aus Scottsdale (US-Staat Arizona). In absoluten Zahlen sind das 2,4 Milliarden Dollar. Doch dies dürfte erst der Anfang sein: Bei einer Untersuchung der Bostoner Yankee Group zeigte fast ein Drittel der mit einem PC ausgestatteten US-Haushalte reges Interesse an intelligenten Hausnetzen. Die Akzeptanz würde sich sogar verdoppeln, wenn es preisgünstige Komplettangebote gäbe. An der notwendigen Standardisierung arbeiten Vernetzungsexperten bereits: "Mit unserem Residential Gateway schaffen wir eine einheitliche Schnittstelle für alle Elektrogeräte im Haushalt, von der Waschmaschine über den Fernseher bis hin zu einer neuartigen Zentralverriegelung", verspricht Heinz Lux, Spezialist für intelligentes Wohnen bei Siemens Automatisierungs- und Antriebstechnikin Regensburg. Kern dieser zentralen Steuereinheit ist ein Applikationsserver, der Befehle an das jeweilige Gerät weiterleitet, egal ob sie über Internet, Telefonleitung, Stromkabel (Powerline), Funk oder Licht (Infrarot) übermittelt werden. Waschmaschine mit Homepage. Das Forschungsprojekt Intelligentes Haus des Fraunhofer-Instituts für Mikroelektronische Schaltungen und Systeme (IMS) in Duisburg demonstriert, was damit alles möglich ist. Aushängeschild ist dort eine Web basierte Waschmaschine mit eigener Homepage. Was sich wie eine Spielerei für Technikfreaks anhört, bezeichnet Projektleiter Viktor Grinewitschus als höchst nützliche Entwicklung: "Mittels Sprachsteuerung können nun auch Blinde und Sehbehinderte ihre Haushaltsgeräte bedienen." Einen anderen Schwerpunkt setzt die Teletown Klosterforst, ein neuer Stadtteil mit modernster Infrastruktur im schleswigholsteinischen Itzehoe. Konzipiert hat das Projekt Achim Plate, Geschäftsführer der Bauträgergesellschaft Plate&Partner Gruppe. "Das Wohnen und Arbeiten unter einem Dach wird künftig wesentlich unser Leben bestimmen", lautet seine Vision, die er auf dem 20 Hektar großen ehemaligen Kasernengelände realisiert hat. Deshalb hängen alle Büros auf der 11 000 Quadratmeter großen Gewerbefläche, aber auch alle 580 Eigentums- und Mietwohnungen an 54 einem Glasfasernetz, das ein eigener lokaler Carrier betreibt. Über ein Hicom-Kommunikationssystem von Siemens sind alle Bewohner in dieses private Netz eingebunden. Dadurch profitieren sie nicht nur von Komfortmerkmalen wie Rufumleitung, Voice-Mailbox und Nummernanzeige, sondern auch von besonders günstigen Großkundentarifen. Telefonate innerhalb des Geländes, zum Beispiel zum Nachbarn, zum Kindergarten oder zur Apotheke, sind kostenlos. Für Ferngespräche mit Voice over IP (Internet-protokoll) wird nur der Ortstarif berechnet. Schließlich verfügen alle Wohnungen und Büros über TV-Kabel und einen kostenlosen Internetanschluss. Auf Wunsch gibt's sogar interaktives Fernsehen: Eine Set-Top-Box empfängt eine speziell fürs TV-Gerät aufbereitete Portalseite. Diese einfach zu bedienende Plattform bietet nicht nur die üblichen Internetanwendungen wie E-Mail, Home-Banking oder Online-Shopping. Darüber lassen sich auch lokale Informationsangebote sowie Filme, Musik und Spiele aus dem Netz abrufen. Multimedia total. Diese hochmoderne Infrastruktur in Klosterforst nutzt die conTakt - Marketing im DialogGmbH & Co. KG, um dort ein multimediales Call-Center für 500 Mitarbeiter zu betreiben. Zu Spitzenzeiten, zum Beispiel Spendenaktionen im TV, werden auch externe Agenten in ihren Privatwohnungen zugeschaltet. Dank Unified Messaging können sie dort über E-Mail, Fax und Voice/Video over IP mit den Kunden kommunizieren. Künftig werden einige Agenten ihre Arbeit auch in Satellitenbüros im Erdgeschoss der Wohnhäuser verrichten. Vorteil der räumlichen Nähe: "Dadurch optimieren wir nicht nur unsere Planung, gleichzeitig sind auch die Mitarbeiter viel zufriedener, da wir ihren individuellen Bedürfnissen und Gewohnheiten entgegenkommen", unterstreicht conTakt-Geschäftsführer Ralf Thomas. Seine Gesellschaft verkörpert einen neuen Trend: Immer mehr Unternehmen verstehen sich heute nicht mehr als abgeschottete Organisation, sondern als flexibles Netzwerk. Geschäftsprozesse werden zunehmend im Internet abgebildet, Kunden und Lieferanten in die Abläufe einbezogen. Zudem können Mitarbeiter an unterschiedlichen Standorten und aus verschiedenen Bereichen projektbezogen kooperieren. Dies erfordert höchste Flexibilität und Mobilität, wie sie Funktechniken bieten. Durch Wände gehen. Bluetooth beispielsweise, benannt nach dem dänischen König Harald Blauzahn, lässt Drucker, Scanner, PCs,Handhelds, Handys oder auch Fernseher drahtlos miteinander kommunizieren. Hierzu benötigen diese Peripheriegeräte nicht mal eine Sichtverbindung, denn die Funkwellen mit einer Frequenz von 2,4 55 Gigahertz durchdringen auch Wände. Außerdem dürfen sich Sender und Empfänger in einer Entfernung von bis zu zehn Metern frei bewegen. Bei entsprechender Ausgangsleistung sind sogar bis zu 100 Meter möglich. Eberhard Hauser, Bluetooth-Marketingleiter bei Siemens, ist davon überzeugt: "Dieser neue Standard wird den Funktechniken endgültig zum Durchbruch verhelfen." Bluetooth befreit den Anwender vom Kabelsalat, sowohl im Büro wie daheim. Weiterer Vorteil, den vor allem SoHos (Small Of-fices/ Home-Offices) zu schätzen wissen: Es lassen sich Ad-hoc-Netze aufbauen, die fremde Endgeräte einbeziehen, etwa um Daten abzugleichen. Sämtliche Bluetooth-fähigen Endgeräte nehmen sofort untereinander Kontakt auf, wenn sie sich nahe genug sind. Bis zu acht organisieren sich dabei automatisch zu einem Piconetz, eines davon kontrolliert dieses als Master. Mehrere Piconetze lassen sich zu einem übergreifenden Scatternet verbinden. Bluetooth erreicht Datenraten bis zu 721 Kbit/s. Authentifizierungs- und Verschlüsselungsmechanismen schaffen Zugriffsicherheit und Abhörschutz. Besonders wichtig bei akkubetriebenen Geräten: Bluetooth-Chips verbrauchen wenig Strom. Kein Wunder, dass US-Funkexperte Jan ten Sythoff von Frost & Sullivan den Bluetooth-Standard als Gewinner beim Rennen um die drahtlose Vernetzung auf der letzten Meile sieht. Aus seiner Sicht sprechen dafür die unkomplizierte Netzfähigkeit, die gemeinsame Übertragung von Sprache und Daten sowie die breite Unterstützung der Industrie. "Dieses Jahr werden Bluetooth-Geräte den Markt geradezu überschwemmen", sagten Sythoff voraus. Bis 2006 rechnet er mit jährlichen Zuwachsraten von mehr als 60 Prozent. Allein der Umsatz auf dem europäischen Markt soll zwischen 1999 und 2006 von 92,3 Millionen Dollar auf 53,12 Milliarden ansteigen. PC-Anbindung ohne Kabel. Neben Bluetooth offeriert Siemens beim Home-Networking noch andere schnurlose Lösungen. Speziell für die PC-Anbindung eignet sich eine in der Schweiz entwikkelte Technik für drahtlose lokale Netze namens I-Gate. Bei einer Reichweite zwischen 30 und 100 Metern funkt sie Daten mit bis zu elf Mbit/s und bietet damit eine ideale Infrastruktur für kleinere Zweigstellen bis hin zu Telearbeitern. Arbeitsplatzstrukturen werden flexibel, Mitarbeiter erhalten unabhängig vom Standort permanenten Zugriff aufs Firmennetz. Wegen der hohen Übertragungsrate eignet sich der I-Gate LAN Access Point ebenfalls für CAD-Anwendungen (Computer aided Design) oder Bildbearbeitung. 56 I-Gate gestattet zwar auch Telefonate, aber für Anwender, denen es vor allem um Sprachkommunikation geht, empfiehlt sich der etablierte DECT-Standard (Digital Enhanced Cordless Telecommunications). Schon an eine einfache Gigaset-Basisstation lassen sich bis zu sechs Mobilteile anschließen. Die neuen Basisstationen Gigaset 3070isdn und 3075isdn versorgen nicht nur acht DECT-Handys, sondern auch einen PC und zwei weitere kabelgebundene Endgeräte, etwa Faxe oder Komforttelefone. "Das ist die ideale Lösung für kleine Unternehmen und Heimbüros mit hohem Kommunikationsbedarf",meint Tilo Messer, Leiter des Marktsegments Home-Networking bei Siemens Information and Communication Mobile. Drahtloser Datenfunk. Doch Messer hat noch andere Anwendungen im Visier, denn die scheckkartengroßen DECT-Module lassen sich in praktisch jedem Gerät platzieren, etwa in Kreditkartenlesern, Bestellterminals, Industrierobotern oder auch Fernsehern. Über drahtlosen Datenfunk kommunizieren die DECT-Engines mit ihrer Basisstation. Vorteilhaft ist das zum Beispiel für Pay-TV-Kunden: Sie müssen ihre Set-Top-Box nicht mehr über Kabel an die Telefonanlage anschließen. Auch wer daheim ein kleines Lager führt, profitiert von DECT: Gelieferte Ware erfasst er einfach mit einem schnurlosen Scanner - und alle Daten sind sofort im Bestandsverwaltungssystem. Diese neue Mobilität spart Zeit und Kosten. Jederzeit und überall erreichbar zu sein wird zur alltäglichen Anforderung. Nicht zuletzt deshalb stellen viele Unternehmen ihren Mitarbeitern ein GSM-Handy zur Verfügung, das diese sowohl dienstlich als auch privat nutzen. Nachteil: Bislang waren die Mobiltelefone nicht ins Firmennetz integriert. Mit Hi-Path Corporate GSM von Siemens greifen Anwender jetzt auch von unterwegs oder zu Hause auf IP-basierte Datennetze oder Hicom-Kommunikationsserver zu . Marktdurchbruch steht bevor. Mit Bluetooth, I-Gate, DECT und Corpo-rate GSM scheint der lang erwartete Durchbruch von Schnurlostechnologien auf der letzten Meile nun Realität zu werden. Mehr Anwendungen für weniger Geld stimmen die Marktforscher optimistisch. So kommt die Frost&Sullivan-Studie zum Schluss, dass Wireless Local Area Networks (WLAN) schon bald zu den Mainstream-Technologien gehören. Denn mit ihnen ist der Anwender auch daheim völlig ungebunden. 57 1.2.1.4 Trend zu ‘hybriden’ Produkten hybrid Unter ‘hybriden’ Produkten ist die Vermischung von on- und offline Bedeutet: gemischt, von zweierlei Herkunft, aus Verschiedenem zusammengesetzt, durch Kreuzung oder Mischung entstanden Medien in einem Produkt zu verstehen, wobei sich diese zwei Produkt-Welten in ihrem Zusammenspiel befruchten und einen Mehrwert zum Ergebnis haben in Form eines Synergie-Effektes. In diesem Sinne werden Printmedien heute schon vielfach auch über einen Online-Kanahl publiziert. In Zukunft werden diese beiden Medien noch vermehrt aufeinander abgestimmt werden, um sich so noch sinnvoller zu ergänzen. Um das Potenzial dieses Zusammenspiels noch mehr auszuschöpfen, wurden schon erste Standards, die in diese Richtung weisen, etabliert; hier sei das ‘digitale’ Wasserzeichen erwähnt, das nach dem Prinzip des Barcodes mittels einer Software und einer WebCam gelesen werden kann, und dadurch automatisch die entsprechende Webseite aufgerufen wird, wenn man dieses Zeichen das z.B. in einem Bild in einer Zeitung implementiert ist, vor die Webcam hält. Die eben beschriebene “Digimarc”Technologie der gleichnamigen Firma ist zentraler Bestandteil dieser Diplomarbeit und wurde in das Interfacesystem-Konzept implementiert (siehe Kapitel 1.4 Projektbeschreibung). An dieser Stelle soll nur festgehalten werden, dass sich hier ein breites Möglichkeitsfeld eröffnet; im Kapite 1.4 werde ich hierzu praktische Beispiele in Form von Szenarien geben. Ein weiteres praktisches Beispiel eines ‘hybriden Produktes’ ist, der Verkauf von Lexika zusammen mit einer CD-Rom, die es erlaubt auf digitalem Wege, bestimmte Begriffe schneller suchen zu können. Es ist absehbar, dass in Zukunft einem Lexikon in Buchform eine Zutrittsberechtigung zur dazugehörigen Online-Datenbank mitgeliefert wird, die es ermöglicht, ohne CD-Rom und ortsunabhängig von jedem Gerät das mit dem Internet verbunden ist, diesen Service zu nutzen. Es geht hier um Konvergenz der beiden Medien, und nicht um Konkurrenz. Die Konkurrenz spielt jedoch in sofern eine Rolle als Firmen diese hybriden Produkte zu Marketingzwecken einsetzen werden, weil durch den entstehenden Zusatznutzen sie sich einen Wettbewerbsvorteil verschaffen. Ein weiterer Vorteil besteht in der Kundenbindung, die dadurch erzielt wird, dass Produkte und KnowHow auf mehreren Ebenen angeboten werden. Hier geht es natürlich auch um “Branding”, das im Zusammenhang mit der Globalisierung gesehen werden muss und somit im Kontext der aktuellen kritischen Diskussion beurteilt werden sollte. Das Markenimage zielt darauf ab, nicht blosse Artefakte des Gebrauchs zu verkaufen. Im folgenden Artikel wird beschrieben, um was es ‘eigentlich’ geht. Was ist ein ‘Brand’ Sagen Ihnen die Namen Coca Cola, IBM oder McDonald's etwas? Und 58 verbinden Sie mit diesem Namen nicht bloß eine Bezeichnung, sondern vielmehr auch eine konkrete inhaltliche oder vielleicht sogar emotionale Vorstellung? Wenn ja, dann sind Sie damit dem Geheimnis des Branding schon sehr dicht auf der Spur. So definieren die Experten des amerikanischen Unternehmens Brand Solutions Inc. einen Brand beispielsweise als versinnbildlichte, emotionale, rationale und kulturelle Darstellung dessen, was der Betrachter mit einem Unternehmen bzw. einem Produkt verbindet. Klingt dieser Erklärungsversuch vielleicht auch etwas abstrakt, so macht er jedoch deutlich, dass sich ein Brand keineswegs auf die bloße Kreation und Verbreitung einer Wortmarke und/oder eines Logos beschränkt. Vielmehr geht es darum, den Namen des Unternehmens bzw. des Produktes auf unterschiedlichen Darstellungsebenen und in den verschiedensten Kommunikationskanälen mit "Leben zu füllen" und ihn eindeutig identifizierbar und für den Betrachter erfahrbar zu machen. So würde man nach Brand Solutions Inc. beim Gedanken an Volvo möglicherweise auch automatisch an das Attribut "sicher" denken, bei Nike vielleicht an den früheren Basketball-Star Michael Jordan oder den Claim "Just do it" und beim Computerriesen IBM an die Bezeichnung "Big Blue". Ein Brand vereinigt mit dem Namen, einem Logo, verschiedenen Assoziationen und Attributen sowie der Marktposition ein Bündel von Faktoren miteinander und schafft die auf eine Formel gebrachte, verkörperte Persönlichkeit eines Unternehmens. Wichtige Einschränkung: Der Brand funktioniert dabei nur so gut, wie ihn der Betrachter letztlich wahrnimmt. Nur wenn dieser das mit dem Brand beabsichtigte Image bzw. die entsprechenden Werte auch tatsächlich mit dem Unternehmen verknüpft, vollendet sich die Zielsetzung einer Markenbildung. Damit ist ein Brand auch immer unmittelbar an die Leistungsfähigkeit eines Unternehmens geknüpft: Denn erst dadurch, dass die bevorzugt kommunizierten Werte auch im geschäftlichen Alltag bestehen, lässt sich das gewünschte Markenbild in der Öffentlichkeit verbreiten und festigen. Trends im Handel Die neuen Informations- und Kommunikationstechnologien (IuK) haben grossen Einfluss auf den Einzelhandel: Zahlreiche Anbieter aus unterschiedlichen Branchen haben das Internet als neuen Weg für Werbung, Service, Verkauf, Distribution und Kundenbindung für sich entdeckt und eigene Kommunikationsund Verkaufsstrategien entwickelt. Einordnung der IuK-bedingten Trends in die derzeitigen 59 Problemstellungen städtischer Einzelhandelsentwicklung Die Expertenrunde des zweiten Delmenhorster Zukunftsgespräches war sich weitgehend darüber einig, daß insbesondere die Nutzung des Internet derzeit noch in den Anfängen steht. Bisher würden die kommmerziellen wie kommunalen Online-Angebote, so die übereinstimmende Auffassung, noch recht zögernd angenommen. Die gegenwärtigen Wachstumsraten der Internetnutzung bei Privatpersonen und in Unternehmen wie auch die Internetbegeisterung der jüngeren Generation untermauerten jedoch Prognosen, die dem Internet und Online-Diensten zukünftig eine fundamentale Bedeutung zuschreiben. Die Städte und der stationäre Einzelhandel in den Städten dürften jedoch in absehbarer Zeit zunächst weiterhin mit den bekannten Trends und Problemen umzugehen haben: - Wirtschaftliche, gesellschaftliche und demographische Prozesse (z.B. Internationalisierung der Märkte, Individualisierung und Alterung der Gesellschaft), - zunehmende Polarisierung des Konsumverhaltens in Erlebnis- und Versorgungseinkauf, - Verkaufsflächenzuwachs insbesondere außerhalb der Städte / Wettbewerb mit den Standorten im städtischen Umland, - Bedeutungsverlust der traditionellen Magneten der städtischen Einzelhandelslandschaft (Warenhäuser und inhabergeführte Fachgeschäfte) - Bedeutungszuwachs von Fachmärkten, Filialisten und Einkaufszentren Diese bekannten Entwicklungen werden selbstverständlich bereits seit längerem durch einen stetig zunehmenden Einsatz von IuK beeinflußt. Primär die rasant wachsende Vernetzung über das Internet, die Konsequenzen nicht lediglich innerhalb der Betriebe sondern in der gesamten Organisationsstruktur der Wirtschaft mit sich bringt, könnte jedoch Impulse bisher ungekannter Tragweite zur Folge haben, die zum gegenwärtigen Zeitpunkt nur sehr schwer abschätzbar sind. Ein beträchtlicher Anteil des Handelsumsatzes wird aller Voraussicht nach künftig nicht mehr über die traditionellen Kanäle abgewickelt werden - die Neuen Medien dürften hierzu einen erheblichen Beitrag leisten. Welche Bedeutung werden Online-Medien zukünftig im Einzelhandel besitzen? Der Einzug speziell internetbasierter Online-Medien in den Handel ist schon heute nicht mehr aufzuhalten. Eine vollständige Ablösung des stationären Geschäfts durch virtuelle Kaufhäuser ist aber angesichts dieses Trends trotzdem nicht zu erwarten. Dr. Eddy Donat geht vielmehr von einer ergänzenden Nutzung der verschiedenen Vertriebs- und 60 Kommunikationskanäle aus. Sog. Multi-Channel-Strategien, also die gleichberechtigte Nutzung etablierter Vertriebswege (z.B. Ladengeschäft und Katalogversandhandel) in Kombination mit innovativen Ansätzen (z.B. Onlinemarketing und -vertrieb via Internet) böten insbesondere großen Handelsunternehmen weitreichende Zukunftsperspektiven. Als weitere wichtige Aspekte der Neuen Medien im Handel wurden die Möglichkeiten der Intensivierung des Kundenkontaktes und der Gewinnung von Kundendaten thematisiert. Über das Nutzer- und Kaufverhalten im Internet lassen sich automatisiert wertvolle Kundenprofile ermitteln und sukzessive verfeinern, die der Sortimentsoptimierung und dem Marketing ungekannte Potentiale eröffnen. Welche Auswirkungen auf die Einzelhandelslandschaft sind durch die Entwicklungen im IuK-Bereich zu erwarten? Generell ist von einer gesteigerten Marktmacht der Konsumenten gegenüber den Unternehmen auszugehen. Noch verschärft werden könnte diese für den Handel bedrohliche Entwicklung durch mobile Internetanwendungen; so lassen sich Preisvergleiche vor Ort oder auch überregional möglicherweise schon bald mit Hilfe spezieller Software über das Handy direkt beim Händler realisieren. Die geschilderten Zusammenhänge dürften nach Ansicht der Experten des zweiten Delmenhorster Zukunftsgesprächs den Wettbewerb im Handel weiter verschärfen. Attraktivität und Kundenorientierung werden immer bedeutender. Die Polarisierung zwischen Versorgungsund Erlebniskonsum wird durch die angesprochenen Prozesse vermutlich weiter voranschreiten. 1.2.1.5 Konzept-relevante Technologien RFID-Technologie Radio-Frequenz-IDentifikation ist eine Technik zur automatischen Identifikation und Datenerfassung. Was sind die Vorteile der RFID-Technologie? Die Vorteile der RFID gegenüber anderen ID Techniken wie Barcode oder Magnetstreifen liegen in der "Funkverbindung" zwischen Leser und 61 Transponder, der auch RF-Tag genannt wird. Der Leser benötigt keinen optischen Kontakt zum RF-Tag. Dieser kann völlig in das Produkt integriert werden. Dadurch sind RF-Tag (Transponder) z.B. für widrige Umgebungen geeignet. Die Transponder sind unempfindlich gegen Nässe, Verschmutzung und mechanische Einflüsse. Außerdem spielt die Leserichtung keine Rolle. Dadurch bieten Transponder-Systeme eine extrem hohe Lesesicherheit, schnellere Datenerfassung und nicht zuletzt eine Einsparung an Arbeitsund Papieraufwand. "Read Only"-Transponder mit einer weltweit eindeutigen, Laser-programmierten Nummer und "Read-Write"-Transponder in denen z.B. Produktinformationen abgelegt werden können. Wie funktioniert ein RFID-System? RFID-Folien RFID Systeme bestehen aus zwei Komponenten: einer Lese-/SchreibEinheit und einer elektronischen Marke - dem Transponder oder RF-Tag. Der Leser sendet elektromagnetische Impulse über seine Antenne aus. Der Transponder empfängt diese Impulse und sendet seine gespeicherten Informationen als Antwort zum Leser zurück. Der Transponder selbst ist passiv und ohne eigene Stromversorgung. Seine Energie erhält er aus den Impulsen des Lesers. Dadurch ist der Transponder völlig wartungsfrei. Was sind typische Anwendungsbereiche? Transponder werden überall dort eingesetzt, wo Dinge identifiziert oder Daten an Objekten gespeichert werden. Typische Anwedungen sind Prozess- und Lagersteuerung, Inventarisierung, Behälter-Identifikation aber auch die Zutrittskontrolle und Zeiterfassung. Transponder sind in einer Vielzahl an Formen und Ausstattungen verfügbar: Kreditkarten, Klebe-Etiketten, Folien, Kunststoffmünzen, Glasröhrchen und vieles mehr mit integriertem Transponder. Daraus ergibt sich ein riesiges Anwendungsfeld. Hauchdünne, biegsame ICs revolutionieren die automatische Identifikation. Die Zukunft der automatischen Identifikation gehört elektronischen Datenträgern, die Informationen berührungslos übertragen. Eine der Grundvoraussetzungen für diese Smart Labels sind hauchdünne ICs, die sich isoplanar auf jedes Material kontaktieren lassen. Führend auf diesem Gebiet ist das Fraunhofer-Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration (IZM), dort werden heute bereits ICs mit Dicken von 10 µm hergestellt. Auch ohne verkaufsoffene Sonntage oder den Fall der gesetzlichen Ladenschlusszeiten könnten sich unsere Einkaufsgewohnheiten schon 62 in naher Zukunft grundlegend verändern. So ließe sich schon Anfang des nächsten Jahrtausends ein verregneter Sonntag für einen Informationsbesuch im virtuellen Kaufhaus nutzen, um Tags darauf dann mit einem elektronischen Einkaufszettel ins reale Kaufhaus zu gehen. Jeder Einkaufswagen dort verfügt dann über einen elektronischen Verkäufer mit Touch-Screen. Der elektronische Verkäufer holt sich die Einkaufsliste von unserem Notepad, informiert über aktuelle Sonderangebote und führt uns auf schnellstem Wege zu den gewünschten Waren. Haben wir das Regal erreicht, liest der Einkaufswagen automatisch von den elektronischen Etiketten den Preis ab und stellt auf dem Display Artikel, Hersteller und Summe dar. Auf einem Fingerprintsensor bestätigen wir abschließend unseren Einkauf, der Betrag wird von unserem Konto abgebucht, das Warten an den Kassen gehört der Vergangenheit an. An der konkreten Realisierung dieses Zukunftsszenarios arbeitet unter anderem der Fraunhofer-Verbund Mikroelektronik gemeinsam mit Elektronikunternehmen und Warenhäusern. Doch zur Umsetzung dieser Ziel bedarf es einer anderen Warenkennzeichnung als dem heutigen Barcodesystem. Zwar sind die vor 50 Jahren von Douglas Young zum Patent angemeldeten »Zebrastreifen« einfach überall aufzubringen und können aus einer gewissen Entfernung auch von Scannern fehlerfrei gelesen werden. Doch auch dem Gipfel des Erfolgs treten auch die Grenzen dieses Systems zu Tage. Barcodes können nur wenige Informationen darstelllen und brauchen Sichtkontakt. Waren müssen deshalb einzeln und gegebenenfalls auch mehrmals über den Scanner geführt werden. Chips könnten dagegen nicht nur umfangreiche Informationen speichern, sie ließen sich im Bedarfsfall auch wiederprogrammieren und bieten in Kombination mit einer Antennenspule auch die Möglichkeit, Daten ohne Sichtkontakt mehrere Meter weit zu übertragen. Unabhängig davon wie sie hergestellt wurden, bieten dünne, flexible ICs gegenüber ihren starren Verwandten vier klare Vorteile. So gilt als Faustformel, daß ihre Dicke in µm dem Biegeradius der ICs in mm entspricht. Flexible ICs lassen sich zudem isoplanar kontaktieren. Dünne ICs passen sich zudem in ihrem thermomechanischem Verhalten auf optimale Weise dem jeweiligen Untergrund oder Trägermaterial an. Mindestens genauso wichtig ist die Tatsache, das hauchdünne ICs nicht unter die Elektronikschrottverordnung fallen. Bereits vor Jahren hat das Bundesumweltamt einer Entsorgung solcher Chips über den Hausmüll zugestimmt. 63 Aus Habergers Sicht sind die technischen Voraussetzungen für die breitangelegte Einführung elektronischer Etiketten oder Tags bereits heute erfüllt. Die dazu benötigten Chips lassen sich ohne große Prozeßumstellung auf abgeschrieben 0,8-µm-Fertigungsstraßen produzieren. Die etwa 2 mm2 großen und etwa 0,1 mg schweren Chips bieten heute bereits ein Speichervermögen von 512 Bit. »Das entspricht einer 60-stelligen Zahl und damit«, so Haberger, »dürfte sich so ziemlich alles auf der Welt zweifelsfrei zuordnen lassen.« Elektronische Etiketten werden darum schon in Kürze das digitale Netz vollenden und alle Dinge des täglichen Lebens an die Telekommunikation anschließen. Welche Wachstumspotentiale die automatische Identifikation bietet, machen 20-prozentige jährliche Steigerungsraten klar. Allein der europäische Markt wird sich nach Einschätzung der Analysten im Zeitraum von 1998 bis zum Jahr 2004 von 1,5 Mrd. Dollar auf rund 4,5 Mrd. Dollar verdreifachen. Allein für sogenannte Smart Labels erwarten die Marktforscher bereits im Jahr 2003 einen Gesamtbedarf von über 1 Mrd. elektronischer Etiketten. Doch nicht nur der Handel wartet auf leistungfähigere Etiketten, Fluglinien würden lieber heute als morgen ihr Gepäck- und Flugpassagier-Management mit Smart Labels optimieren. Als erste Fluggesellschaft erprobt British Airways bereits elektronische Kofferanhänger. Sie erlauben die Ortung aufgegebenen Gepäcks über Funk und sollen so die fehlerfreie Auslieferung von Koffern und Taschen sowie die Umladung verbessern. Post- und Paketdienste warten auf maschinenlesbare Etiketten, Verkehrsbetriebe und Liftbetreiber auf elektronische Fahrscheine, Bibliotheken auf elektronische Buch- und Ausleihpässe. Doch auch die radiofrequente Identfikation (RFID) und die zu ihr gehörenden Tags sind nicht unfehlbar. »Natürlich gibt es Möglichkeiten auch dieses System, wenn es etwa zur Warensicherung eingesetzt wird zu umgehen«, gibt Haberger zu, »umgeben von Aluminium oder einer metallisierten Kunststofffolie ist das Smart-Label natürlich von der Kommunikation abgeschnitten.« Es sind deshalb auch weniger die simplen WarensicherungsAnwendungen, die Haberger ins Schwärmen bringen, wenn er über den zukünftigen Einsatz flexibler ICs spricht als das was er als Dual-Use bezeichnet. Flexible ICs mit einer Dicke von 10 µm ließen sich beispielsweise problemlos in Papier integrieren (normale Dicke etwa 80 µm) um dort nicht nur eine Wasserzeichenfunktion zu übernehmen, sondern 64 ganz neben bei auch noch den gesamten Informationsinhalt des bedruckten oder beschriebenen Blattes zur Verfügung zu stellen. Ein Scannen der Information wäre dann nicht mehr nötig, der Informationstransport erfolgt drahtlos zum Informationsträger zum Speichermedium. Vorstellbar wäre ein solcher Dual-Use auch bei Fotos. Auch hier würde der Scanner überflüssig, wenn es darum ginge, die analoge Bildinformation in Echtzeit zu Digitalisieren. Denkbar wäre in diesem Zusammenhang auch die Übernahme von Schutzfunktionen. Die Mißachtung oder Umgehung von CopyrightAnsprüchen etwa im Buch- und Zeitschriftenhandel ließe sich durch die Integration einer lichtempfindlichen Komponente in das Smart-Label realisieren. Zumindest für den professionellen Gebrauch wären auf diese Weise gebrandmarkte Kopien dann nicht mehr zu verwenden. Intelligenz im Papier läßt sich aber auch noch auf ganz andere Art und Weise nutzen. So haben Silberfaden und Wasserzeichen Fälscher bisher nicht davon abgehalten, entweder die eigene Druckpresse anzuwerfen oder Farbkopierer zweckzuentfremden. Ähnliches gilt für Wertpapiere. Zwar sei auch hier ein Mißbrauch nicht auszuschließen, wie Haberger zugibt, das Know-how zur Herstellung solcher Smart-Labels hätten aber weltweit maximal einige IC-Hersteller, schwarze Schafe, so der Fraunhofer-Wissenschaftler, würden deshalb wohl sehr schnell auffallen. Karl Haberger: »Auf dünnen ICs aufgebaute Smart-Labels werden in naher Zukunft alle Dinge des täglichen Lebens mit der Telekommunikation verbinden und damit das digitale Netz vollenden« Elektronische Etiketten werden den Barcode in Zukunft ersetzen. Die dazu nötigen Elemente wie Chip und Spule sind so dünn, daß sie sich in Papier integrieren lassen. ‘digitale’ Wasserzeichen Digitale Wasserzeichen werden eigentlich zum Kopierschutz digitaler Artefakte eingesetzt. Die Firma Digimarc ist Spezialist auf diesem Gebiet und hat ein Konzept entwickelt diese Technologie auch anders einzusetzen. 65 Digimarc MediaBridge - Print-Magazine werden Internetfähig Der Spezialist für Wasserzeichentechnologien, Digimarc, will mit einer neuen Software für weitere Möglichkeiten für Werbung in Printmedien sorgen. Mit dem Digimarc MediaBridge Reader soll der Zugang zu Internetseiten direkt vom Printheft möglich sein. Der User hält die Digimarc-fähige Magazinseite vor eine WebCam, die am eigenen Computer angeschlossen ist. Die Software erkennt dann das entsprechende Wasserzeichen und ruft die zugehörige WebSite auf. Die Anzeigen in der Juli-Ausgabe des Magazins Wired verfügen über entsprechende digitale Codes. So soll der Weg von der Anzeige zum Kauf per Internet vereinfacht und die Effizienz der Werbung erhöht werden. Laut Digimarc haben bereits mehr als 150 Magazine mit über 150 Millionen Lesern das Digimarc-MediaBridge-System lizenziert. Ein stilisiertes 'D' in der unteren Ecke der Seite soll den Leser darauf hinweisen, dass die jeweilige Seite in "Internet-enabled" ist. Die Digimarc MediaBridge Reader Software ist derzeit kostenlos für alle gängigen WebCams unter Windows 98 und 2000 erhältlich, eine Version für Mac OS 8.6 und höher soll aber noch am Dienstag folgen. Digimarcs Video-Wasserzeichen mit weniger Artefakten OLED-Technologie OLED Bilder aus Kunststoff Warmes Licht durchflutet den fensterlosen Raum. Doch Lampen sucht der Besucher hier vergebens. Es sind die Tapeten an Wänden und Decke, die in weichem Weiß leuchten. Mit einer Handbewegung schnipst der Hausherr lässig auf eine der Wände, auf der sofort farbige Bilder erscheinen: Ausschnitte aus dem Abendjournal - die schimmernde Wandbespannung ist zum Fernsehbildschirm geworden ... Tapeten und Vorhänge mit Leuchteigenschaften, Hauswände als Großbildschirme oder Raumteiler mit bewegten Computergrafiken sind vielleicht bald mehr als Visionen. Denn schon im kommenden Jahrzehnt sollen sie Wirklichkeit werden: großflächige, vollfarb- und videotaugliche Monitore, so dünn und leicht wie Papier, die sogar ... The prototypes offered impresssive quality, displaying sharp images with high contrast and brightness, and wide viewing angles. ... Joe LiPetri, macworld 2000 aufgerollt verstaut werden können. Preiswert, extrem dünn, flexibel, selbstleuchtend: Die Konkurenz des Flüssigkristalldisplays (LCD) besteht aus Kunststofffolien und heisst OLED. 66 Der Weltmarkt für Flachbildschirme boomt. Für das Jahr 2000 ermittelte das amerikanische Institut Displaysearch einen globalen Gesamtumsatz von 24 Milliarden Mark. Zwar macht nach wie vor der Notebook-Sektor den Löwenanteil der Anwendungen aus, doch die grössten Steigerungsraten waren bei den Organizern mit einem Plus von 286 Prozent und bei den Fernsehgeräten mit !05 Prozent zu verzeichnen. Und die Nachfrage nach Displays, insbesondere für die vielen mobilen Gerätchen, steigt weiter. Momentan basierne Flachdisplays auf der LCD-Technologie, die zwar erprobt ist, aber eklatente Nachteile besitzt: LCDs sind trotz des Preisverfalls durch Überproduktion teuer. Das liegt vor allem an den enormen Ausschussquoten von bis zu 75 Prozent, denn die hinter der OLED - Foil Flüssigkristall liegende Ebene aus Transistoren, die jedem Bildpixel einen Steuertransistor zuordnet, ist sehr fehleranfällig. Zudem leidet dieses "Akitv Matrix" - System an Ansprechverzögerung, was sich in verschlierten Bewegtbildern niederschlägt. Vor allem jedoch benötigen LCDs Strom fressende Hintergrundbeleuchtung - dicke Akkus in digitalen Alltagsbegleituntern jedoch sind wenig komfortabel. Während sich am Computermarkt das "Liquid Cristal Display" allmählich gegen die Kathodenstrahlröhre aus dem Jahre 1897 breit macht, zeichnet sich bereits eine neue Technologie ab: "Polymer Light Emitting Diode", kurz P-LED oder OLED genannt, Der Kern dieser sehr dünnen, folienartigen Displays sind Polymere mit den elektrischen Eigenschaften von Halbleitern. Sie bestehen aus Ringmolekülen, die wechselnd über Doppelbindungen und Einfachbindungen zu Riesenmolekülen verkettet sind. Deren Struktur lässt sich über elektrische Spannung gezielt verändern - was zu unterschiedlichen Lichtemisionen führt: So leuchtet Polyphenylenvinylen grün und Polythiphen rot. Die wenige Tausendstel Millimeter dünne Polymerfolie des OLEDs liegt zwischen zwei transparenten elektrisch leitfähigen Schichten (einer Anode aus Indium-Zinn-Oxid und einer Kathode aus Calcium, Magnesium oder Aluminium). Die ganze Einheit wird luft- und wasserdicht gekapselt und bleibt dennoch so dünn, dass diese Displays äussserst flexibel und an fast jede Form anpassbar sind - und damit neue gestalterische Freiheiten und Einsatzmöglichkeiten schaffen. Hinzu kommt, das die OLEDs selbstleuchtend sind, sie benötigen also keine zusätzliche Hintergrundbeleuchtung und funktionieren schon bei geringen Spannungen. Das prädestiniert die Bild - Folien für mobile Anwendungen. Ausserdem reagieren sie schnell, liefern scharfe Bilder und bieten einen Betrachtungswinkel von nahezu 180 °. Momentan besteht Entwicklungsbedarf vor allem noch in Sachen Schutz vor Sauerstoff, Erhöhung der Lebensdauer und Farbdarstellung. Letztere benötigt drei Polymerschichten oder drei eng nebebeinander liegende, 67 einzeln ansteuerbare Polymerpunkte, die etwa im Tintenstrahlverfahren auf ein Siliziumsubstrat aufgedruckt werden. Ein entsprechendes Verfahren präsentierte bereits die Firma Cambridge Display Technology (CDT) und jüngst auch Philips. Die Entwickler der ersten OLEDs sind an der Universität Cambridge zu finden - vor rund zehn Jahren begann man dort mit den Versuchen -, doch die Massenproduktion dürfte künftig in Fernost stattfinden. Momentan sind nur zwei Hersteller, TDK und Tohoku Pioneer, in der Lage OLEDs zu produzieren, in vier Jahren aber sollen es bereits 30 Unternehmen sein, so die Schätzungen von Displaysearch. Die Hoechst-Tochter Covion stellt jüngst ein hoch auflösendes OLED vor, das zusammen mit SEL (Japan Semiconductor Energy Laboratory) entwickelt wurde. Das Display für so genannte "Head Mount Displays" und tragbare Computer löst in 640x480 Pixel auf liefert weisses Licht. Uniax, eine DuPont-Tochter, verweist auf ein 96x64 Pixel grosses Farbdisplay. Pilips wiederum experimentiert nicht nur mit farbigen, sondern auch mit monochromen Displays, die 256 Graustufen darstellen. Bereits 1999 zeigt Siemens und der Zahlungsmittell-Spezialist Diesecke&Devrient eine Chipkarte, die das Geldguthaben auf der Karte via OLED darstellt. Für großflächige, voll farbtaugliche und graphikfähige Monitore muß jedoch noch einige Entwicklungsarbeit geleistet werden. Ab einem Bildschirmdurchmesser von 15 cm (8 Zoll) - mehr als eine Million Bildpunkte - können die Pixel nicht mehr passiv, sondern müssen direkt angesteuert werden. Für solche Aktiv-Matrix-Displays wird bei jedem Lichtpunkt ein eigener Dünnfilmtransistor aufgebracht: eine zusätzliche Schicht polykristallinen Siliziums, die lithographisch strukturiert wird. So gibt jedes Pixel genau die Menge an Licht ab, die für den gewünschten Eindruck benötigt wird. Es lassen sich nicht nur größere Flächen realisieren, sondern auch die Lebensdauer der Bildschirme steigt, weil der einzelne Lichtfleck nicht mehr wie bei Passiv-Matrix-Displays nur kurzzzeitig, jedoch um ein Vielfaches heller leuchten muß. Bluetooth Bluetooth™ ist ein internationaler Standard, der Funkverbindungen zwischen unterschiedlichen mobilen und stationären Geräten ermöglicht. Über Bluetooth können Computer und zugehörige Peripheriegeräte, digitale Kameras, Mobiltelefone, Personal Digital Assistants, Internet-Zugangsgeräte (Modems, ISDN-Adapter etc.) und in 68 Zukunft auch Haussteuerungsanlagen und Geräte in Automobilen drahtlos miteinander kommunizieren. Die Geschichte von Bluetooth™ Mit Ericsson, Nokia, Intel, Toshiba und IBM schlossen sich zu Beginn fünf Unternehmen bei der Entwicklung von Bluetooth™ zusammen. Das gemeinsame Ziel war die Reduzierung der vielfältigen Schnittstellen zwischen PC und Peripheriegeräten auf ein einziges drahtloses Interface. Die Entwicklergruppe taufte den neuen Standard auf den Namen des Königs Blauzahn, der im zehnten Jahrhundert das dänische Reich regierte. Weltweit erkannten die Unternehmen aus verschiedenen Bereichen sehr schnell, dass Bluetooth™ zu den wichtigsten Zukunftstechnologien gehört, und schlossen sich der Bluetooth™ Special Interest Group (SIG) an. Ende 2000 gehören der SIG neben ELSA bereits mehr als 1800 Unternehmen an, die Produkte, Lösungen und Dienstleistungen in diesem Bereich vorbereiten. Technologie Die Technologie basiert auf einer Funkverbindung, die schnelle und zuverlässige Übertragung von Daten und Sprachinformationen mit einer Brutto-Geschwindigkeit von 1 Mbit/s erlaubt. Zur Übertragung wird der weltweit verfügbare ISM-Frequenzbereich (Industry, Science, Medicine) verwendet. Damit wird ein Höchstmaß an Interoperabilität garantiert. Bluetooth™ unterstützt sowohl synchrone als auch asynchrone Anwendungen. Bei synchronen Anwendungen wie Sprachübertragung ist wichtig, dass die übertragenen Datenpakete in einer bestimmten zeitlichen Reihenfolge beim Empfänger eintreffen. Bluetooth™ kann parallel drei Kanäle zur Sprachübertragung mit Bandbreiten von jeweils 64 kbit/s (vergleichbar mit ISDN) verwalten. Bei Verfahren zur asynchronen Datenübertragung ermöglicht Bluetooth™ einen asymmetrischen Kanal mit 721 kbit/s im Downstream (Empfangen von Daten) und 57,6 kbit/s im Upstream (Senden von Daten). Für viele Anwendungen wie das Surfen im Internet ist diese Aufteilung sehr sinnvoll, da normalerweise weniger Daten ans Internet gesendet als aus dem Web empfangen werden. Alternativ kann allerdings auch eine symmetrische Übertragung mit 432,6 kbit/s in jede Übertragungsrichtung verwendet werden. Für eine gleichzeitige Übertragung von Sprache und Daten kann auch ein synchroner Kanal mit einem asynchronen kombiniert werden. Die Reichweite beträgt abhängig von der Sendeleistung entweder 10 oder 100 Meter. So klein und schon ein Netzwerk - Die Geräte, die über Bluetooth™ miteinander kommunizieren, bilden ein kleines Netzwerk, ein Pico Netzwerk. Darin gibt es jeweils einen Master, der die Kommunikation 69 der Teilnehmer untereinander regelt. Neben dem Master gibt es bis zu sieben aktive und bis zu 255 inaktive Slaves. Die einzelnen Geräte verfügen über eine feste Adresse, ähnlich den MAC-Adressen in einem Ethernet-Netzwerk. Findet ein Master in seinem Bereich einen weiteren Master, kann er sich gleichzeitig in dessen Netzwerken einbuchen. Der Master wird dann zu einem Slave des anderen Pico - Netzes und bildet damit die Brücke für die Kommunikation der Slaves in den beiden Netzen untereinander. Findet ein Slave in seinem Bereich mehrere Master, kann sich der Slave allerdings auch direkt in verschiedenen Netzen anmelden. Diese Funktionalität wird unter dem Fachbegriff Scatternet zusammengefaßt und wird durch die unterschiedlichen Funkzeitraster der einzelnen Pico - Netze ermöglicht. Sicher gegen Störer und Lauscher Durch den Einsatz moderner Schutzmechanismen ist die Übertragung der Daten sehr abhörsicher und weist gleichzeitig eine hohe Resistenz gegen Störungen auf. In einer Umgebung mit vielen anderen Funkverbindungen und Störquellen wie Mirkowellen etc. ist der Schutz der eigenen Übertragung ein wichtiger Faktor. Bluetooth™ verwendet ein Fast-FrequencyHopping-Verfahren, bei dem 1600 Mal pro Sekunde die verwendete Frequenz gewechselt wird. In Konkurrenz mit Funkverfahren, die eine feste Frequenz verwenden (z. B. DECT), ist die Wahrscheinlichkeit sehr gering, dass die Übertragung von Bluetooth™ gestört wird. Die verwendeten Frequenzen werden vom Master eines Pico - Netzes vorgegeben und sind in jedem Pico - Netz anders. Bluetooth™ verwendet sehr kleine Datenpakete. Diese Paketreduzierung muß zwar mit einem erhöhten Verwaltungs-Overhead erkauft werden, allerdings fallen die kleinen Pakete meistens in eine nicht gestörte Phase der Übertragung. Zum Schutz gegen unerwünschte Lauscher wird zusätzlich ein 128-bit-Schlüssel eingesetzt. Vergleich mit anderen Funktechnologien Was unterscheidet Bluetooth™ von anderen drahtlosen Datenübertragungstechniken wie DECT, Infrarot etc. Bluetooth™ Module werden sich aufgrund ihrer geringen Größe in Mobiltelefone, Schlüsselanhänger oder Kleidungsstücke integrieren lassen. - Bluetooth™ verwendet zum Schutz der Daten und zur Sicherung der Störfestigkeit das Fast-Frequency-Hopping-Verfahren mit 1600 Frequenzwechseln pro Sekunde und einen 128-bit-Schlüssel. - Anders als z. B. Infrarot-Verbindungen benötigt Bluetooth™ keinen Sichtkontakt und kann daher unauffällig in Geräte oder sogar 70 Kleidungsstücke integriert werden. Nutzungsszenarien - PC-Vernetzung Produkte nach dem Bluetooth™ Standard werden in Zukunft überall dort zu finden sein, wo elektronische Geräte über kürzere Distanzen miteinander kommunizieren. Den ersten Schritt in die drahtlose Welt von Bluetooth™ werden die bisher schon für Kommunikationsaufgaben eingesetzten Geräte machen. Die Verbindung zwischen PC, Notebooks und allen zugehörigen Peripheriegeräten wie Internet-Zugangsgeräten werden in den nächsten Jahren durch drahtlose Verbindungen mit Bluetooth™ ersetzt. Das ist nicht nur für Ihr eigenes Büro praktisch, es ermöglicht z. B. auch den Zugriff auf den Drucker des Gastgebers, wenn Sie sich außer Haus befinden. - Mobiltelefonie Auch die Möglichkeiten der Mobiltelefonie werden durchBluetooth™ erweitert. Beim Einkaufen verstauen Sie Ihr Mobiltelefon einfach in Ihrer Tasche. Zum Hören, Sprechen und Steuern des Telefons tragen Sie ein Headset (Kopfhörer mit Mikrofon) und haben sofort die Hände frei für wichtigere Dinge. - Automobile Anwendungen Sie steigen in Ihr Auto und legen Ihre Tasche auf den Beifahrersitz. Das Handy bemerkt sofort, dass Ihr Auto mit einer Freisprecheinrichtung mit Bluetooth™ ausgestattet ist. Der gesamte Telefonbetrieb läuft von nun an automatisch über die Lautsprecher und das Mikrophon des Radios ab. Auch wird man in Autos einen separaten, drahtlosen Telefonhörer, der über Bluetooth™ direkt auf das im Auto eingebaute Telefon zugreift. - Public-Access-Points An öffentlichen Plätzen mit hohem Personenaufkommen werden zusätzliche Dienstleistungen angeboten. Beim Stop an der Tankstelle werden z. B. News, Stau- und Wettermeldungen drahtlos in Ihr Auto übertragen. Beim Betreten eines Flughafens werden Sie automatisch auf Ihren gebuchten Flug eingecheckt und über das Gate und eventuelle Verspätungen informiert. - Hausvernetzung Bluetooth™ wird aber auch den Einsatz digitaler Technik in neuen Bereichen möglich machen. Moderne Haussteuerungsanlagen, die deutlich zu Energieeinsparung und Umweltschutz beitragen, benötigten bisher eine aufwendige Verkabelung. Bluetooth™ verbindet die Sensoren für Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Helligkeit drahtlos mit der 71 Heizung, den Rolladensteuerungen, Licht- und anderen Schaltern. Alle Komponenten können Sie mit einer PDA-großen Fernbedienung bequem und einfach steuern.Diese Fernbedienung können Sie außerdem zur Steuerung Ihrer TV- und HiFi-Geräte einsetzen. Darüber hinaus können Sie sich in Zukunft rechtzeitig von unterwegs über Ihr Mobiltelefon an der zentralen Steuerungsanlage Ihres Hauses (Home oder Residential Gateway) anmelden und beispielsweise die Raumtemperatur auf die gewünschten Werte einstellen. 1.2.2 Sozio Kluturelle Trends 1.2.2.1 Neue Nomaden In den letzten 30 Jahren sind fünf Prozent der Menschheit zum Nomadentum zurückgekehrt: Arbeitsmigranten, politische Flüchtlinge, ihres Grunds und Bodens beraubte Bauern, aber auch Angehörige der virtuellen Klasse. Jeder fünfte Amerikaner zieht das ganze Jahr umher; in Europa ist es jeder zehnte. In weiteren 30 Jahren werden mindestens 10 Prozent der Menschheit zu den neuen Nomaden gehören. Laut Jacques Attali lassen sich drei Typen von neuen Nomaden unterscheiden: Angehörige des Jet-Sets, die dem chronischen Unterwegssein auf Kosten von Langzeitjob-Stabilität ergeben sind; zweitens die notleidenden, die sich ihr ganzes Leben lang, ihr Überleben vor Augen, herumtreiben; und schließlich die ungeheure Mehrzahl der »virtuellen« Nomaden, seßhaft, eingesponnen im eigenen Heim, aber beseelt von der Hoffnung, eines Tages die Mittel für ein Jet-SetNomadentum zu besitzen, und gleichzeitig getrieben von der Angst, dem Elend anheimzufallen. Gewisse Eigenschaften teilen jedoch alle Nomaden: - Unbekümmertheit: das Herz nicht an materielle Besitzstände zu hängen; statt dessen Ideen, Erfahrungen, Wissen und Beziehungen zu sammeln; - Freiheit: kreativ zu sein und sich auf die wesentlichen Dinge zu konzentrieren; die eigene Identität nicht durch eine Muttersprache oder ein Vaterland bestimmen zu lassen, das notfalls verteidigt sein will, sondern durch eine Kultur, die sich mitnehmen läßt; - Gastfreundschaft: höflich, offen gegenüber anderen, aufmerksam zu sein; zu wissen, daß von der Freundlichkeit, die einem im Tausch gegen den Beweis des eigenen Könnens entgegengebracht wird, das Überle- 72 ben abhängen kann; - Wachsamkeit: in jedem Moment zum Aufbruch bereit zu sein, im Wissen davon, daß die eigene Position und der aktuelle Aufenthaltsort jederzeit gefährdet sind; - Vernetzt-sein: sich informelle Strukturen zu schaffen, die auf Interessenteilung beruhen und sich in lockeren, jedoch jederzeit aktualisierbaren Bindungen äußern. 1.2.2.2 Community Network Community Networks gibt es vor allem in den USA; sie sind keine Erfindung der Clinton/Gore-Administration, sondern gehen auf die 70er Jahre zurück. Ihr Ziel ist, die gesamte Bevölkerung einer begrenzten und klar definierten geographischen Einheit (eines lokalen Gemeinwesens) kostenlos bzw. gegen ein geringfügiges Entgelt an den Vorteilen der direkten Kommunikation und des echtzeitorientierten Wissensaustausches partizipieren zu lassen. Durch Community Networks findet eine Integration unterschiedlicher Entwicklungslinien wie dem »Community Organizing«, der Wissenschaftsnetzwerke und einer politischen Gegenkultur statt. In einer Mischung aus Technikeuphorie und dem alternativen Lebensstil der Hippies entstand Ende der 60er Jahre die erste Initiative zur Popularisierung des Computers. Die »People's Computer Company« (PC) wollte Schüler mit Computern vertraut machen. Inspiriert durch das Kultbuch von Ted Nelson »Dream Machines« formierte sich eine Bewegung, die als »Computer Lib« bezeichnet wurde. Nelson sah im Computer eine Befreiungstechnologie, die einen neuen Lebensstil bewirken würde. Wichtige Schritte bei der Entwicklung der »Community Networks« waren das »Community Memory System«, »Free-Nets« sowie Netze wie das Boulder Community Network. »Community Memory« war als Gegenmodell zu den Massenmedien gedacht – niemand sollte eine Kontrolle über die Mitteilungen anderer ausüben können. Free-Nets sollten allen Einwohnern einer bestimmten Region den unentgeltlichen Zugang zu einem umfassenden Wissensangebot ermöglichen, den Diskurs über lokale Themen fördern sowie Gruppen und Teilnehmer mit gleichen Interessen zusammenführen. Als Vertreterin der dritten Generation von Community Networks konzentriert sich das Boulder Community Network (BCN) auf die Bereitstellung von Inhalten (Contents). Anders als die ehemaligen Free-Nets, die die von den Massenmedien ausgehende Macht durch alternative Systeme substitu- 73 ieren wollten, verstärken heutige »Community Networks« ihre Aktivitäten vor allem in den Bereichen, in denen die klassische Politik versagt und sich neuartige Nischen für Netzwerke auftun, etwa eine alternative Presse, Commodity-Börsen oder die Wissens-Navigation. 1.2.2.3 vom Verhältnis zwischen Individuum und Gesellschaft Zuerst ein paar einstimmende Zitate: "Die Fixierung und Betonung der eigenen Individualität der Menschen scheint in den 90er Jahren am Höhepunkt ihrer Dynamik angelangt zu sein." "Trotz anhaltender Individualisierung kann von totaler Isolierung der Menschen keine Rede sein, bilden sich doch nachweisbar neue Milieus." “Alte gesellschaftliche Traditionen und soziale Einheiten wie Klassen und Familien lösen sich auf. Der (post-) moderne Mensch wird in kein festes Gefüge mehr hineingeboren, das ihm vorschreibt, wie er zu leben hat. Statt dessen kann er unter diversen Lebensentwürfen und Lebenswelten frei wählen.” Einen "Existenz-Bastler" nennt der Dortmunder Soziologe Roland Hitzler diesen Menschen, der sich nur nach sich selbst richtet. Was aber keinen Einzelkämpfer aus ihm macht: Auch dieser Mensch, sagte Hitzler in einem Vortrag, sei auf der Suche nach Gemeinschaft, nach "Gesinnungsfreunden", mit denen er dann eine "Teilzeitgesellungsform" bildet. “Auch wenn das Individuum sich in die Welt aufmacht, so bleibt doch die Gemeinschaft, aus der es kommt, sein wichtigster Halt. Im Notfall kann es sich auf die Familie stützen, im Ausland bezieht es seine Identität aus dem Herkunftsland. Nicht die frei gewählten Gemeinschaften seien wichtig, sondern die, in welche das Individuum hineingeboren wird und an die es unbewußt und gefühlsmäßig gebunden sei.” 1.2.2.4 Wohn- und Lebens-Stil Trends Wie werden wir in Zukunft leben? Wie sieht unser morgiger Alltag aus? Wie können wir unsere zukünftige Lebenswelt aktiv gestalten? Wie können wir langfristig Lebensqualität sichern? 74 Diese Fragen gewinnen zunehmend an Bedeutung für politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Akteure vor dem Hintergrund unterschiedlichster Entwicklungen: seien es die Prozesse der Individualisierung und Pluralisierung oder die Anforderungen der Nachhaltigkeit, seien es die Zunahmen sozialer Unsicherheiten oder die immensen Einflüsse der Informationsgesellschaft. Individualisierung In Kapitel V der ,,Risikogesellschaft" liefert Ulrich Beck die entsprechenden Begriffsklärung. Es heiß dort im Text : ,,In diesem allgemeinen Sinne meint ,,Individualisierung" bestimmte subjektiv-biographische Aspekte des Zivilisationsprozesses (im Sinne von N. Elias), insbesondere in seiner letzten Stufe von Industrialisierung und Modernisierung (inhaltlich im Sinne von E. Beck-Gernsheim, methodisch im Sinne von K. M. Bolte): Modernisierung führt nicht nur zur Herausbildung einer zentralisierten Staatsgewalt, zu Kapitalkonzentrationen und zu einem immer feinkörnigeren Geflecht von Arbeitsteilung und Markbeziehungen, zu Mobilität, Massenkonsum usw., sondern eben auch - und damit sind wir bei dem allgemeinen Modell - zu einer dreifachen ,,Individualisierung": Herauslösung aus historisch vorgegebenen Sozialformen und -bindungen im Sinne traditionaler Herrschafts- und Versorgungszusammenhänge (,,Freisetzungsdimension"), Verlust von traditionellen Sicherheiten im Hinblick auf Handlungswissen, Glauben und leitende Normen (,,Entzauberungsdimension") und - womit die Bedeutung des Begriffs gleichsam in ihr Gegenteil verkehrt wird - eine neue Art der sozialen Einbindung (,,Kontroll- bzw. Reintegrationsdimension"). In einem Modell stellt Beck den drei genannten Dimensionen noch zwei weitere gegenüber, nämlich die der ,,objektiven Lebenslage" und die des ,,subjektiven Bewußtseins". Er möchte im selben Kapitel die Fragestellungen ,,Wie läßt sich ,,Individualisierung" als Veränderung von Lebenslagen, Biographiemustern fassen? Welcher Zuschnitt von Lebenslagen, welcher Typus von Biographie setzt sich unter entwickelten Arbeitsmarktbedingungen durch?" Pluralisierung Pluralisierung meint im eigentlichen Sinne des Worte ,,Plural" gleich ,,Mehrzahl", dass es zu einer Zunahme von familialen oder außerfamilia- 75 len Formen, entgegen der ,,Normalfamilie" mit ,,klassischer" Arbeitsteilung, kommt. Diese Zunahme folgt den neuen ökonomischen und demographischen Notwendigkeiten. Verlängerte Lebenszeiten und eine schwierige Arbeitsmarktsituation führen zu der Freisetzung von industriegesellschaftlichen Männer- und Frauenrollen. Die These von der Individualisierung und Pluralisierung familialer Lebensformen meint also, dass es aufgrund der ökonomischen Notwendigkeiten einer Gesellschaft, die sich durch Modernisierungsschübe einstellen, zu einer Zunahme von individuellen Lebensformen kommt, die jenseits der ,,traditionellen" Rollenvorstellungen liegen. Trends beruhen auf Verhaltensänderungen von Menschen, die die künftige konkrete Ausgestaltung in Wirtschaft und Gesellschaft mittel- und langfristig prägen. Trends werden intuitiv gewonnen und oft kreativ-sprachschöpferisch verbalisiert zu einem Element von Szenarien. Basistrends erwachsen aus allen menschlichen Lebensbereichen und aus der Natur: Demographie, Kultur, Technik, Werte, Lebensstile, Globalisierung, neue Gesetze seien beispielhaft genannt. Die Einbeziehung dieser treibenden Kräfte in die Strategien kennzeichnet die Orientierung an der Zukunft und die Loslösung von den Strategien der Vergangenheit. Die Kräfte, die die Gestaltung der Vergangenheit bestimmt haben, sind nicht die die Zukunft bestimmenden Kräfte. Die Wirtschaft wird über das Jahr 2000 hinaus durch mehrere Haupftrends beeinflußt werden. Dazu gehören: 1. Bevölkerungszunahme und Migration; 2. Neue Werte-Cluster; 3. Internationalisierung der Gesellschafts- und Wirtschaftssysteme; 4, Neustrukturierung des Rechts; 5. Neue Technologien; 6. Mediale Evolution; 7. Umweltorientierung; 8. Bioevolution - Die Ausdehnung der Ernährungsgrundlage; 9. Neue Waren und Dienste; 10. Konzepte der Arbeitsteilung und des Wandels der Arbeit; 11. Neue Verkehrskonzepte; 12. Kooperation und konzentrative Systembildung in der Wirtschaft; 13. Wandel der Wettbewerbsleitbilder und der Wettbewerbsbedingungen; 14. Starke Benutzungszunahme des Marketing durch veränderten Marktwiderstand und neue Transaktionsrituale. 76 durch Informations- und Kommunikationstechnik (mit)verursachte Trends Die wachsende Akzeptanz neuer Informations- und Kommunikationstechniken führt zu einer zunehmenden Verlagerung von Daseinsfunktionen - Wohnen, Arbeiten, Einkaufen - in die eigene Wohnung. Bedeutungsverlust des öffentlichen Raums: Die Anzahl unmittelbarer sozialer Kontakte im Alltag nimmt ab (z.B. während der Arbeitszeit, beim Einkauf); Flexibilisierung von Arbeitszeiten und Arbeitsorten könnte die Bedeutung des Wohnstandortes für den Einzelnen erhöhen. Das Bedürfnis nach sozialen Kontakten könnte wachsen und einen neuen Bedarf für authentische und identitätststiftende öffentliche Räume als Gegengewicht zur globalisierten Arbeits- und Medienwelt schaffen. Lebensräume Wie wird die Wohnung des postmodernen Menschen in naher Zukunft aussehen? Die Prognosen der Trendforscher, Soziologen und Architekten. Von Angelika Hager: "Schräger wohnen" Artikel/profil sept.2001 ... Die Teilnehmer des Vergangen Mai fand in Wien das interdisziplinäre Symposium "Lifescape" statt. Die Zielsetzung des Symposiums lautete, "die Prozesse zu analysieren, die zukünftige Wohnformen bestimmen". Wohnen,, früher Ort des Privaten und Fluchtpunkt vor dem Öffentlichen, mutiert durch den Einzug der Neuen Medien ins private Heim zunehmend zur Schnittstelle von Privatem und Öffentlichen. Womit dem Wandel des Arbeitsprinzips, das innerhalb der gehobenen Mittelschicht mehr und mehr in Projektarbeit, Teilzeitarbeit, nomadische Arbeit und Telework aufsplittert, logistisch nachgekommen wird. In “smart Homes” wird die menschliche Dreifaltigkeit Arbeit, Freizeit und Wohnen an einem Ort exekutiert. ... ... die wachsende Zahl an alleinerziehender Mütter stellen den expansivsten soziologischen Neotyp dar ..., durch eine aktuelle österreichische Scheidungsrate von 41 Prozent und den zunehmenden Lebensmuster "Kind ja Mann nein". ... ... neuen pluralistischen Lifestyle-Konzepten ... ... Denn noch immer, so die deutsche Sozialforscherin Nicole Schneider, "werden Wohnungen nach dem Leitbild des familiengerechten Wohnens konzipiert und gebaut." Und zielen damit zunehmend ins 77 Leere. Den das Konzept der klassischen Kleinfamilie ist vom Aussterben bedroht. "Was kommt", so Trendforscher Mathias Horx in seinem neuen Buch "Smart Capitalism", "ist ein prekäres Patchwork, eine familiere Splitterwelt, in der unendlich experimentiert, improvisiert, kombiniert, gelitten, aber auch mehr geliebt wird als in der Vergangenheit ... Wie die fraktalen Verästelungen eines Blumenkohls multiplizieren sich die Modelle der privaten Lebensstile." ... Das Wesen, das sich die Wohnungsplaner zurzeit am meisten zu Herzen nehmen müssen, ist der Single. Er ist allein, will dabei aber in Gesellschaft sein. ... Der explodierende Mehrbedarf an Wohnungen rekrutiert sich auch aus der Tatsache, dass der Mensch bald, so der deutsche Zukunftsforscher Karlheinz Steinmüller, eine Lebenserwartung von 100 Jahren beschert sein wird. Das Prinzip Co - Housing mit auf der gemeinsamen Basis genutztem Personal und Wirtschafträumen könnte, so Andreas Reiter vom Wiener Zukunftsbüro, eine Lebensvision für "Golden Ager" werden. Denn vereinzelt praktizieren Babyboomer, schon in ihrer Studentenzeit WG-geprüft, bereits heute die Wohngemeinschaft in der Edelversion. Hirschgeweih-Mentalität. ... "Das Zusammenleben von mehreren Generationen in einem offenen Lebensraum", erklärt Winfried Kallinger, Betreiber des GrossBauträgers Kallco, der im 23. Bezirk das Pilotprojekt "Wir nehmen unsere Eltern mit!" initiierte, "ist für mich ein zukunftsbestimmender Ansatz. Denn die Jungen können vom Zeitpotenzial der Alten profitieren. Die Grossfamilie kommt in einer gemilderten Form wieder. ... ... Der Lebensstil für alle Generationen, so sind sich Psychologen, Soziologen und Trendforscher einig, geht zum emotionalen Freestyle, von der Normalbiografie zur Wahlbiografie, die in ständiger Bewegung begriffen ist. Nicht nur im zwischenmenschlichen, auch im beruflichen Bereich. Drei- bis viermal in einem Leben die Profession zu wechseln wird zum Alltag werden. Und noch öfter als seine Beruf wird man sein Lebensambiente neu erfinden wollen. ... ... "Wohnen nimmt in diesem Wirrwarr der Lebensstile einen zentralen Konsumwert ein", so Andreas Reiter, der eben an einer Studie zum Thema arbeitet, "Wohnen ist gleichzeitig Lifestyle-Produkt und Identifikationsfaktor. Durch die Verschränkung von Job und Leben noch viel mehr." ... ... Anfang der neunziger Jahre rief die US-Trendkönigin Faith Popcorn die Cocooning-Welle, den Rückzug der exzessmüden Yuppies ins Eigenheim, aus. Inzwischen hat die Gestaltung der Höhle für den postmodernen Menschen mehr Statussymbolik als sein äusseres Erscheinungsbild. ... 78 ... Die Sehnsucht nach der eigenen schicken Höhle steht im paradoxen Wiederspruch zum moderne Nomadentum. ... ... Das ich wird zur Baustelle ausgerufen, durchlebt ständige Metamorphosen und ist auch an keinen ständigen Ort mehr gebunden. ... 1.2.3 Zielgruppendefinition Es soll an dieser Stelle festgehalten werden, dass die Zielgruppe für das mnemo-Interfacesystem, das ich im Rahmen dieser Diplomarbeit konzipiert habe, prinzipiell völlig offen ist, und nur insoweit eingegrenzt ist, als dass Menschen ausgenommen sind, die digitale Medien generell oder zumindest in ihrem Heim ausnahmslos ablehnen. Zielgruppe soll hier als ‘Benutzer’- und nicht als ‘Käufer’gruppe verstanden werden; insofern zählen dazu alle Altersschichten. Da die Zielgruppe von “Natur” aus sehr breit gestreut ist, besteht die Notwendigkeit im Rahmen dieser Diplomarbeit eine künstliche Eingrenzung vorzunehmen, um eine zielgruppenspezfische Gestaltung zu ermöglichen. Ich beschreibe hierfür im Folgenden in einer Art Szenario wie eine typische Benutzerin von mnemo aussehen könnte. Dieses Szenario veranschaulicht zusätzlich durch praktische Beispiele die in Kapitel 1.2.1 vorgestellten TechnologieTrends: Mia ist eine 27 jährige erfolgreiche Medien Designerin. Sie lebt alleine, hat aber oft Freunde oder Arbeitskollegen zu Besuch. Ihr "Smart Phone" (eine Mischung aus Mobiltelefon und PDA) ist ihr ständiger Begleiter. Dieses mobile internetfähige Gerät mit drahtloser Übertragungstechnologie als Schnittstelle zu anderen Geräten ermöglicht es ihr in Kombination mit ihrem ebenfalls mit Bluetooth ausgestatteten Laptop auch unterwegs zu arbeiten. Ihr Arbeitsplatz ist somit nicht mehr an einen Ort gebunden. Mia vermeidet es aber bewusst, ihr 'mobiles Büro' zu Hause zu benutzen, da sie Wert darauf legt, Arbeit vom Privaten zu trennen, um eine 'Zone des Ausgleichs' zu ihrem anstrengenden Job zu schaffen. Ihre Wohnung hat zwar einen Internetanschluss, den nutzt sie Mia - Szenariohauptdarstellerin als typische Benutzerin von mnemo jedoch nur für private Kommunikation, Unterhaltung und zur Befriedigung ihrer Freizeitinteressen. Manchmal erledigt sie auch ihren Lebensmitteleinkauf über "Online-Shops", um mehr Zeit für sich zu haben, die sie gerne bei einem Glas Rotwein und mit Freunden zu Hause verbringt - dabei sehen sie sich oft einen Film an, den sie übers "Web" gemeinsam ausgesucht und runtergeladen haben, oder sie ver- 79 gnügen sich bei irgendwelchen Computer- oder Brettspielen. Aber eigentlich geniesst sie es auch, wenn es ihr die Zeit erlaubt, durch die Geschäfte und Strassen zu schlendern; das ist für sie entspannend und es macht ihr Spass zu sehen, was es so an 'Neuem' gibt. Sie hat auch eine Lieblingsbuchhandlung; sie könnte dort stundenlang 'herumschmökern'. Sie weiss die Neuen Medien und deren Gerätschaften, die nicht nur Gegenstand sondern auch Werkzeug ihres Berufes sind und zu ihrem Lebensalltag gehören, sehr zu schätzen. Sie versteht die hitzige Diskussion um das Thema, ob die Neuen Medien nach und nach die physische Welt ersetzen werden nicht; Mia ist der Überzeugung, nach der sie auch lebt, daß es nicht um den Austausch der physischen Welt durch die digitale Realität geht, sondern vielmehr darüber nachgedacht werden sollte, wie die beiden sich sinnvoll ergänzen können. Wie eben bei den Büchern, die sie so sehr liebt; die werden in Zukunft auch nicht verschwinden, sondern durch die Neuen Medien ergänzt werden. Sie würde niemals ihre wunderschönen Lexika in Buchform aus ihrer Wohnung verbannen, obwohl sie manchmal auch daheim die online Datenbank benutzt, deren Zutrittsberechtigung sie gemeinsam mit ihrem Buchkauf erworben hat. Die Bücher haben einfach andere nicht zu ersetzende Qualitäten: Mia blättert manchmal gerne in ihnen um 'quer zu lesen'. Warum ein ‚Entweder-Oder"? Ein ‚Und' ist doch viel besser. Dieser Trend zu sogenannten "Hybriden" von on- und offline Produkten haben mitlerweile viele Firmen aufgegriffen, aber vor allem grosse Konzerne und Markenartikelhersteller wollen sich so von ihrer Konkurrenz unterscheiden und Kunden an sich binden, denn die Leute kaufen sich gerne Dinge mit Zusatznutzen. Über starke Marken erwerben sich Menschen auch eine Art Identität. Sogar Mia, die diese "branding"Strategien eigentlich sehr kritisch sieht, ist vor ihnen nicht gefeit. Sie kauft sich auch lieber eine Levis-Jean als irgendein 'no-name-Teil' aus einem dieser 'Billig-Läden'. Aber diese “Neuen Hybriden Medien” haben auch eine praktische Seite, findet Mia. Denn die gedruckten Wasserzeichen in ihrer Lieblingszeitschrift "brandeins" fungieren wie ein ‚Link' auf Websites, auf denen ergänzend zu den gedruckten Artikeln und Bildern, Ton und bewegte Bilder zur Verfügung stehen; toller Zusatzservice findet Mia, denn so kann sie auch noch mehr Informationen zu interessanten Themen aufrufen oder kriegt Querverweise zu themenverwandten Artikeln. Auch die Nahrungsmittel Industrie bedient sich mehr und mehr des Webs zur Informationsverbreitung, denn wie Mia sind auch andere Menschen durch die vielen Lebensmittelskandale der letzten Zeit verunsichert. Auf diesen Websites lassen sich neben Informationen zu den Nahrungsmitteln auch Rezepte und andere Tips rund ums Essen nicht 80 nur nachlesen, denn manche Hersteller versuchen wirklich mit allen Mitteln bei Kunden einen positiven Eindruck zu hinterlassen, indem sie auch ‚Downloads' fürs festliche Ambiente anbieten. Mia hat zum Beispiel bei ihrem letzten Dinner zu dem sie ein paar Freunde geladen hatte, was Exotisches aus dem Supermarkt gekocht, eines dieser vielen Halbfertiggerichte, die schnell gehen, gut schmecken und man nicht viel falsch machen kann. Zuhause angekommen hat sie auf der Lebensmittelverpackung eine Homepage Adresse des Herstellers entdeckt mit der Aufschrift "Kochanleitung & exotisches Ambiente für ein gelungenes Dinner" > gleich hat sie die Webadresse in ihren Heimcomputer eingetippt und tatsächlich gab es hier ‚Downloads' für die passende Musik und ‚Visualisation-PlugIns' die wie eine Art Video Bilder passend zum Rhythmus der Musik und mit asiatisch angehauchten farbenprächtigen Mustern erzeugten, die Mia über ihren Videobeamer teilweise auf den Tisch und an die Wand projizierte ‚wow' - Mia war begeistert, wie auch ihre Gäste; der Abend wurde zu einem vollen Erfolg. Für Mia ist ihr Zuhause auch ein wichtiger Ort des Rückzugs und der Ruhe, den sie sich mit ihrer Vorliebe für schlichtes aber nicht kühles Design entsprechend gemütlich eingerichtet hat. Die Dinge, die sie umgeben sind ausgewählte Stücke; jedes hat eine Bedeutung und Geschichte für sie. Sie lebt nicht in der selben Stadt wie ihre Familie. Aus beruflichen Gründen hat sie in den letzten Jahren nicht nur einmal ihren Wohnort geändert. Die "Umzieherei" macht sie zwar 'krank', wie sie immer lachend sagt, vor allem weil sie dabei auch ihr liebe und wichtige Menschen zurücklässt, aber ihr Beruf war ihr bisher immer wichtig genug. Die Möglichkeiten der Telekommunikation helfen ihr jedoch mit für sie wichtigen Personen und ihrer Familie in Kontakt zu bleiben; dabei trifft sie sich mit ihnen im Cyberspace in sogenannten "Chat Rooms", was Spass macht, und zumindest die Zeit überbrücken hilft, bis sie wieder Gelegenheit hat ihre Lieben "face to face" zu treffen. Bei diesen seltenen Treffen macht sie immer viele Fotos mit ihrer Digitalkamera die via Bluetooth mit ihrem Smartphone in Verbindung steht. So kann sie die Bilder gleich auf ihrem Heimrechnersystem ablegen. Diese Bilder sieht sie sich dann gerne an einem verregneten Sonntagnachmittag in ihre Decke eingekuschelt und in Erinnerungen schwelgend an. Dabei sitzt Sie gemütlich, mit ihrem Laptop, das sie aus der Arbeit mitgebracht hat, auf dem Sofa. Extra für ‚solche' Nachmittage, hat sie sich einen Ordner als Archiv für all ihre Lieblingsbilder voller Erinnerungen angelegt, auf den sie einfach nur zu klicken braucht, wenn sie an einem verregneten oder tristen Tag ein wenig Aufheiterung und Sonne braucht. 81 Eigentlich schaut sie sich die Bilder gar nicht so oft an, denn meistens genügt ein bewußter Blick auf den Ordner mit dem Namen Sonnenschein, um ein Lächeln auf ihre Lippen zu zaubern; die imaginären Bilder erscheinen dann ganz von alleine in ihrem Kopf > als Erinnerungen! 82 1.3 Funktionsanalyse Gebrauch- und Verwendbarkeit des zu entwickelnden Produktes und /oder Produktsystems Die Formulierung der Zielsetzung gefolgt von den Gestaltungskriterien und der daraus abgeleiteten Funktionsanalyse basiert auf den Erkenntnissen, die ich im Laufe meiner Diplomrecherchen gewonnen habe. Diese sind im Abschnitt 1.1 und 1.2 ausführlich dokumentiert. 1.3.1 Zielsetzung Das Primärziel und somit meine selbstgewählte Aufgabenstellung ist die Konzeption und Gestaltung eines Interfaces für den privaten Lebensraum. Dieses soll dem Bewohner/den Bewohnern erlauben, auf seine/ihre digitale und somit immaterielle Wirklichkeit in Form von Bildern, Ton, Text, Software (Terminkalender etc), Online-Anwendungen, das Internet, digitales TV und Radio etc. zugreifen zu können; diese sogenannten Neuen Medien sind schon jetzt und werden noch vermehrt in Zukunft zu Selbstverständlichkeiten in unserem Alltagsdasein. Dabei soll der Tatsache Rechnung getragen werden, dass es hier um die Gestaltung eines Interfaces für den privaten Bereich geht; es soll nicht nur bewusst Abstand von der Formensprache und Anmutung der heutigen Geräte zu nehmen, die fast ausschliesslich für die moderne Arbeitswelt konzipiert wurden, sondern es geht vor allem darum, dem privaten Umfeld entsprechend neuartige Mensch-ComputerInteraktions-Ansätze zu entwickeln. 1.3.2 Konzeptionskriterien Folgende Kriterien bildeten den Rahmen für die Konzeptausarbeitung: 1. der Mensch und seine vielschichtigen Bedürfnisse (siehe Kapitel 1.1) 83 sollen im Mittelpunkt gestalterischer Überlegungen stehen. 2. Bewußte Unterscheidung zwischen einer Arbeitsplatzsituation, in der Normen und Regeln vorherrschen, um die Zusammenarbeit zu erleichtern, und einer Wohnsituation, in der persönliche Preferenzen und die Entwicklung sozialer "Codes" bestimmend sein sollten. Es sollen also neuartige Ansätze für die Schnittstelle Mensch und Computer entwickelt werden, die nicht auf den herkömmlichen aufbauen, sondern diese für den Einsatz im privaten Lebensraum in Frage stellen. 3. Es geht um die Gestaltung von Interaktionsabläufen zwischen Mensch und Computer, welche im Benutzer ein positives "Erleben" bewirken sollen; die dazu benötigte Gerätschaft ist als Werkzeug anzusehen, um dieses Erlebnis zu ermöglichen, und nicht als ein für sich stehender, zum Selbstzweck augerichteter Gegenstand, der zu gestalten ist. 4. Der “User” soll nicht merken bzw. damit konfrontiert werden, welche komplexen Sachverhalte und Systeme hinter den einfach und intuitiv zu bedienenden Geräten und Interfaces stehen. 5. Nutzung des Synergie-Effekts, der entsteht, wenn unsere physischen und digitalen “Realitäten” unseres westlichen Lebens-Stils sinnvoll zusammenspielen 6. Kompatibilität und Konvergenz mit bestehenden Netzwerken, Systemen und Produkten unseres Alltags unter Berücksichtigung absehbarer zukünftiger Entwicklungen sind entscheidende Kriterien sinnhafter Artefakte und Konzepte in einer vernetzten Welt 7. Berücksichtigung und Nutzung der dem analogen Menschen innewohnenden Wahrnehmungsmerkmale, wie sie z.B. in der kognitiven Psychologie beschrieben werden. 8. Möglichkeitsräume für den Menschen schaffen, in denen er sein Gestaltungs- und Kreativitätspotential leben und entfalten kann, um in dieser persönlichen Wechselbeziehung zwischen Mensch und Raum Identität zu stiften. Verlagerung von vorgefertigten Interaktionen zu benutzerdefinierten. 9. Orientierung, Sicherheit und der Wunsch nach Kontrolle sind fundamentale Bedürfnisse des Menschen; deren Gewährleistung stellt in unserer an Komplexität wachsenden Welt eine vordergründige und 84 wichtige Aufgabe für den Gestalter dar. Technologietrends wie die des "ubiquitous", "pervasive" und "invisible" computing machen auch vor der privaten Haustür nicht halt. Viele Zunkunftsstudien und -szenarien großer Firmen und ihrer sogenannten "think tanks" entwickeln und zeichnen visionäre Bilder sogenannter "smart homes" mit "intelligenten" und interaktiven Wohnlandschaften. Hier liegt es am Designer diese Interaktionen derart zu gestalten, daß dem Benutzer eine einfache, logisch strukturierte Navigation ermöglicht wird. 10. Berücksichtigung der Tatsache, daß der persönliche Geschmack gerade in unserem Zuhause eine wichtige Rolle spielt. 11. Als körperliche materielle Wesen ist die physische Wirklichkeit und der einhergehende physische Raum von existentieller Wichtigkeit für uns. Das Erleben des Privatraums hat direkte Auswirkungen auf unser Da-Sein und ist daher Thema. 12. Die Veränderung der Dinge ist enorm und sie trifft uns tief. Der Trend zur ständigen Verringerung der tatsächlich funktional nötigen Bestandteile sowie die räumliche Komprimierung derselben bewirken tiefgreifende Veränderungen im Umgang mit diesen Artefakten. Die Option der 3-dimensionalen Codierung technischer Vorgänge ist nicht mehr gegeben. Der stetige Abbau der Verkörperung von Artefakten innewohnender Potentiale bedeutet einen schmerzhaften Verlust für den Menschen. Es liegt an, neue Konzepte des Interface-Designs zu entwickeln. Ein optimiertes Zusammenspiel und -wirken von Soft- und Hardware scheint hier ein Lösungsansatz. 1.3.3 Funktionsanalyse In diesem Kapitel werde ich zuerst das von mir konzipierte InterfaceSystem für den privaten Lebensraum in seiner Funktion beschreiben, wobei es hier darum geht ‘was es können soll’, einhergehend mit der Frage nach dem ‘Sinn’. Das ‘Wie’ also die technische und formgebende Umsetzung entnehmen Sie bitte dem nachfolgenden Kapitel 1.4 Projektbeschreibung. Es sei hier nur erwähnt, dass das Systemprinzip auf einem Zusammenspiel zwischen bestehenden oder sich in Entwicklung befindenden (siehe Kapitel Marktanalyse) Technologie- und Netzwerkstandards, die als elektronische Hausinfrastruktur oder Gerätschaften des täglichen Gebrauchs Einsatz finden, und den von mir zu gestaltenden Systemkomponenten basiert. 85 Die Gerätekomponenten, bestehend aus einer Armband”uhr” und einem “hybriden” Möbel, sind Gegenstand der unten angeführten Funktionsanalyse, welche die Gebrauchbarkeit und die Verwendungsmöglichkeiten zum Thema hat. Diese Analyse wurde unter Berücksichtigung des im Kapitel 1.3.2 angeführten Kriterienkataloges erstellt bzw kann als deren Ergebnis angesehen werden. Es soll an dieser Stelle auch wie schon zuvor in Kapitel 1.2.2.2 festgehalten werden, dass die Definition der Zielgruppe für dieses Interfacesystem prinzipiell völlig offen ist, und nur insoweit in seiner “Natur” eingegrenzt ist, als dass Menschen ausgenommen sind, die digitale Medien generell oder zumindest in ihrem Heim ablehnen. Der Begriff der Zielgruppe soll in diesem Sinn als ‘Benutzer’- und nicht als ‘Käufer’gruppe verstanden werden; insofern zählen dazu auch Kinder oder Jugendliche, die in einem Haushalt leben, der mit dem Interfacesystem ausgestattet ist. Es ist also notwendig im Rahmen dieser Diplomarbeit eine künstliche Eingrenzung der Zielgruppe vorzunehmen, wie dies im Kapitel 1.2.2.2 getan wurde, um eine zielgruppenspezfische Gestaltung zu ermöglichen. Ich werde hier nochmals kurz anhand der schon im Kapitel 1.2.2 vorgestellten fiktiven Person namens “Mia” ein Bild zeichnen, das für die von mir gewählte Zielgruppe steht und diese so veranschaulichen soll: Mia ist eine 27 jährige erfolgreiche MedienDesignerin. Sie lebt alleine, hat aber oft Freunde oder Arbeitskollegen zu Besuch. Ihr “Smartphone” (eine Mischung aus Mobiltelefon und PDA) ist ihr ständiger Begleiter. Trotz ihrer Aufgeschlossenheit “Neuen Medien” gegenüber liebt sie Bücher über alles und nimmt nur selten ihr Laptop von der Firma mit nach Hause, da sie Wert darauf legt, Arbeit vom Privaten zu trennen, um eine ‘Zone des Ausgleichs’ zu ihrem anstrengenden Job zu schaffen. Ihre Wohnung hat zwar einen Internetanschluss, den nutzt sie jedoch nur für private Kommunikation, Unterhaltung und für ihre Freizeitinteressen. Ihr Zuhause ist ein wichtiger Ort des Rückzugs und der Ruhe den sie sich ihrer Vorliebe für schlichtes aber nicht kühles Design entsprechend gemütlich eingerichtet hat. Die Dinge, die sie umgeben sind ausgewählte Stücke; jedes hat eine Bedeutung und Geschichte für sie. Sie lebt nicht in der selben Stadt wie ihre Familie. Aus beruflichen Gründen hat sie in den letzten Jahren nicht nur einmal ihren Wohnort geändert. Die “Umzieherei” macht sie zwar ‘krank’, wie sie immer lachend sagt, vor allem weil sie auch oft ihr liebe und wichtige Menschen zurücklässt, aber ihr Beruf war ihr bisher immer wichtig genug diese Veränderungen auf sich zu nehmen. Die Möglichkeiten der Telekommunikation helfen ihr 86 jedoch mit ihr wichtigen Personen und ihrer Familie in Kontakt zu blei- Mass Customization ben; dabei trifft sie sich mit ihnen im Cyberspace in sogenannten “Chat (kundenindividuelle Massenproduktion) ist die Produktion von Gütern und Leistungen für einen (relativ) großen Absatzmarkt, welche die unterschiedlichen Bedürfnisse jedes einzelnen Nachfragers dieser Produkte treffen, zu Kosten, die ungefähr denen einer massenhaften Fertigung vergleichbarer Standardgüter entsprechen. Die Informationen, die im Zuge des Individualisierungsprozesses erhoben werden, dienen dem Aufbau einer dauerhaften, individuellen Beziehung zu jedem Abnehmer. Rooms”, was Spass macht, und zumindest die Zeit überbrücken hilft bis sie wieder Gelegenheit hat ihre Lieben “face to face” zu treffen. “Mia” ist eine Phantasie-Figur. Ich habe mich dabei von den soziokulturellen Trendanalysen in Kapitel 1.2.2 inspirieren lassen. Diese Zielgruppendefinition ist Teil der Basis auf der die gestalterische Umsetzung meines Interfacesystem-Konzeptes aufbaut. Ich möchte trotzdem erwähnen, dass im Hinblick auf zukünftige Produktionsmethoden-Entwicklungen wie der “Mass Customization” es prinzipiell denkbar ist, verschiedenste “Designs” und Ausführungen anzubieten, je nach Wunsch des Benutzers. Interfacesystem Beschreibung - was es können soll: Primär soll das Interfacesystem für den privaten Lebensraum dem Bewohner erlauben seinen persönlichen digitalen Datenraum wie z.B. Erinnerungsbilder oder -filme, Lieblingsmusik, bedeutungsvolle Texte, eMails, Terminkalender, Websites mit Services (Fahrplanauskunft, Ticketreservierungen etc.)usw. aber auch Informationen und Unterhaltung in digitaler Form mit seinem physischen Lebensraum zu verbinden. Weiters soll ermöglicht werden bisher starre, dem Menschen und seinen persönlichen Bedürfnissen bzw. Präferenzen nicht anpassbare Hausinfrastruktur-Steuerkomponenten wie z.B. Lichtschalter individuell im Raum anordnen zu können. Dabei soll es um folgende Ziele gehen: - Vereinfachung von Handlungsabläufen - direkt(er)en Zugriff auf digitale Daten - eine dem Wohnambiente adäquate Interaktionsform zwischen Mensch und Technik gewährleisten - individuelle und einfach zu bewerkstelligende Gestaltungsmöglichkeiten eröffnen, die den Raumbezug und somit das Wohlbefinden des Bewohners verstärken soll. Gleichzeitig wird durch die Schaffung von ‘Möglichkeitsräumen’, die Entfaltung der im Menschen innewohnenden Kreativität gefördert, deren ‘Ausleben’ identitätsstiftend wirkt. - Das System soll nicht nur offen und kompatibel zu anderen (elektronischen) Geräten sein, sondern mit diesen zusammenspielen . Der daraus enstehende Synergie-Effekt trägt zur sinnhaften und relevanten Nutzbarkeit für den Menschen bei. Armband”Uhr”Funktionen - was soll sie können: Die von dem Bewohner getragene Armband”uhr” dient als Bindeglied zwischen den von ihm kreierten physischen Repräsentanten persönlicher digitaler Daten und dem ‘intern’- und ‘extern’vernetzten Heimrech- 87 nersystem oder auch anderen drahtlos vernetzten Geräten (Smartphone, RFID Technologie PDA), das diese Daten verwaltet oder übers Internet abrufen kann. Es RFID = RadioFrequenz IDentifikation Ein Lesegerät schickt über eine Antenne RF Strahlung aus und aktiviert einen Transponder kurz auch RF-Tag genannt; dieses schickt wiederum dem Lesegerät seinen eindeutigen Identifikationscode(geht durch Materialien). “Smart Labels”, eine Anwendung dieser Technologie werden in naher Zukunft die herkömmlichen Barcodes zum Grossteil ersetzen. Die Tags sind hauchdünne nur wenige Millimeter grosse Folien die nur 10Groschen kosten werden. (siehe Kapitel 1.2 Marktanalyse und 1.4 Projektbeschreibung) gibt zwei Arten von Repräsentanten (aufgrund bestehender Technologie-Standards): RF-Tags und ‘digitale’ Wasserzeichen. Diese können sich an jedem denkbaren Ort befinden, je nach Wunsch des Benutzers, der diese selbst in seinem privaten Lebensraum anordnet; sie können sich auch an verschiedensten Produkten in Form von Zusatzleistungen befinden oder man trifft auf sie im öffentlich Raum. Sobald diese sich in gewisser Reichweite befinden, erscheinen sie auf dem Display der Uhr. In dieser Konzeption soll die Armband’Uhr’ folgende Funktionen erfüllen: - sie soll angenehm zu tragen sein (Ergonomie) > Form und Material sollen dies gewährleisten - man soll schnell und einfach zwischen den 2 Grundmodi (“UhrFunktion” und “Lese/Sanner-Funktion”) wechseln können. - der Verschluss der ‘Uhr’ soll ein versehentliches ‘Öffnen’ verhindern und einfach mit einer Hand machbar sein. - an der Unterseite der ‘Uhr’ soll eine kleine flache Kamera angebracht sein, mit der man ‘digitale’ Wasserzeichen lesen kann. Die Position der Kamera, des Displays und des Auges des Betrachters bilden eine optische Achse, wodurch das Erfassen des in einem Bild implementierten Wasserzeichens einfach zu bewerkstelligen ist; zusätzlich sieht man auf Ergonomie die; -, kMz. (med.) Wissenschaft von der körperlichen Leistungsfähigkeit des Menschen in seiner Arbeitsumgebung und der Anpassung der Arbeitsgeräte an seine Bedingungen dem Display der ‘Uhr’ was die Kamera aufnimmt, also den Untergrund. - das ringförmige RadioFrequenz-Lesegerät soll im Armband der ‘Uhr’ integriert werden. Es soll möglich sein, die Reichweite dieser Lesefähigkeit zu verändern, um so eine Sortierung bzw. Vorauswahl der Tags treffen zu können > mittels eines ‘Scroll’Rades ist dies intuitiv auszuführen. - das Display soll in Grösse und Ausformung auf den Charakter der anzuzeigenden Inahlte Bezug nehmen > Tag/Wasserzeichen-Listen - das Display soll eine TouchScreen Funktion haben, um eine direkte Auswahl aus der angezeigten Liste zu ermöglichen - es sollte eine Funktion geben, mit der sich die Tag/Wasserzeichen Information /Identiät speichern lässt, um sie später nutzen zu können. 88 - im privaten Raum sollten Tags prinzipiell durch Hilfe von Software auf “human centered” dem Heimrechnersystem unterdrückt werden können, damit der Träger der Mensch als analoges Wesen im Mittelpunkt der Gestaltungskriterien digitaler Artefakte; nicht der Mensch soll sich nach der Technik richten müssen, sondern die Technik sollte nach dem Menschen ausgerichtet werden (siehe Kapitel 1.1.1 der Mensch) nicht von unwichtigen oder störenden Informationen belästigt wird. Generell sollten beim ersten mal des Erscheinens eines Tags auf der ‘Uhr’ entschieden werden müssen, ob dieses in Zukunft aktiv sein soll; dadurch ist es notwendig, dass die ‘Uhr’ 2 verschiedene “Verhalten” aufweist, je nachdem ob sie in der Wohnung getragen wird oder im öffentlichen Raum. Zusätzlich sollten einmal-deaktivierte Tags auch wieder aktiviert werden können. - die Benutzung soll einfach und intuitiv sein (Software-Ergonomie) > hier sollen die Prinzipien des “human centered” Interface-Designs zum tragen kommen; hierbei muss der einhändigen Benutzung direkt am Handgelenk Rechnung getragen werden; auch die Anwenderführung und -navigation ist von primärer Wichtigkeit, im Zusammenspiel mit den anderen Systemkomponenten. - in der ‘Uhr’ sollen auch kleine Lautsprecher integriert sein; vor allem um akustisches Feedback während der Bedienung geben zu können - die eingesetzten Soft- und Hardwarekomponenten sollen sich ergänzen und ihren Stärken entsprechend sinnvoll eingesetzt werden - Berücksichtigung der Zielgruppe hinsichtlich Alter, Geschlecht, “Neue Medien Kompetenz”, LifeStyle usw. in Form und Funktion der Armband”Uhr”. Die Zielgruppendefinition ist weiter oben angeführt oder dem Kapitel 1.2.2 zu entnehmen. - ihre Formgebung soll die hochtechnologischen Fähigkeiten wiederspiegeln und trotzdem Ausgabegerät-Funktionen - was soll es können: - das Ausgabegerät soll so ausgelegt sein, dass es prinzipiell alle anderen Ausgabegeräte im Heim ersetzen kann. > Grösse (Volumen und Bildfläche), Gewicht(Mobilität), Bildqualität(Helligkeit und Schärfe), Flexibilität, Kompatibilität sind hier ausschlaggebende Kriterien. Die OLED-Display Technologie erfüllt all diese Anforderungen in optimaler Weise: es handelt sich hierbei um ein flexibles, durchsichtiges, dünnes, selbstleuchtendes Foliendisplay mit hoher Bildqualität, das in absehbarer Zukunft auch grossflächig hergestellt werden kann, und preislich weit unter herkömmlichen Technologien liegt. - die OLED Technologie legt durch ihr Funktionsprinzip von selbsleuch- 89 tenden Folien Nahe, das Display zusätzlich auch als vielfach manipulierbare Lampe zu benutzen - das Display soll an verschiedensten Orten im Raum genutzt werden können > mobil nicht fix installiert > Ständer/Stativ - es soll touch sensitive sein, aber auch über verschiedene Steuergeräte manipulierbar sein (Tastatur, Maus, ... ) - es soll optimal für eine Einzelperson, aber auch in Gruppen Verwendung finden > Fläche aus der Vertikalen in die Horizontale klappbar, um so zur Kommunikationsfläche in Tischform zu werden, auf der man in der Familie und mit Freunden miteinander und den NeuenMedien interagiert (OLED-Betrachtungswinkel beinahe 180°!) - das Klappen der Displayfläche soll einfach sein; totzdem ist auf Stabilität zu achten. - softe/gepolsterte Armauflage-Leisten um das Display angebracht solllen in ihrer horizontalen Stellung dem Benutzer ermöglichen, sich aufstützen zu können. Zusätzlich soll durch den Eindruck der Weichheit und somit Unebenheit verhindert werden, dass Getränke und Essen darauf abgestellt werden. - es sollen Lautsprecher integriert sein zur Wiedergabe von Ton und Musik; im Rhythmus zur Musik können gleichzeitig dynamische Ambient-Lichtsimmungen von der OLED-Folie erzeugt werden. - da das Display im privaten Lebensraum zum Einsatz kommt, soll es in seiner Anmutung Möbelcharakter haben; es soll leicht wirken (&sein), jedoch nicht klinisch kalt, sondern eine gewisse Wohnlichkeit ausstrahlen. 90 1.3.4 relevante Ergonomie-Daten Ergonomische Anforderungsmerkmale Bei der nutzergerechten maßlichen Auslegung von Produkten und Arbeitsplätzen, aber auch für den Privatbereich sind ergonomische Anforderungsmerkmale z. B.: - Sicherheit (Einhaltung von Sicherheitsabständen), - Erreichbarkeit, Funktionssicherheit (z. B. bei Betätigung von Stellteilen), - ausreichender Bewegungsraum (Zugänglichkeit für Teile des Körpers, Freiräume, Wirkräume), - physiologisch günstige Körperhaltungen (Anpassung an wechselnde Belastungen), - sicheres und ermüdungsarmes Hantieren von Gegenständen, - Optimierung der Sichtgeometrie (Sichtmaße, Blickwinkel, -felder), - natürliche Bewegungsabläufe usw. Körpermaße Geschlechts- und altersspezifische Unterschiede zeigen sich in Körpergröße und -proportionen. Frauen sind in Mitteleuropa durchschnittlich 10 cm kleiner als Männer, 91 haben i. allg. ein breiteres Becken, schmalere Schultern, kürzere Extremitäten und weisen eine stärkere und andersverteilte Korpulenz Ergonomisch relevant können besonders altersbedingte Veränderungen des Körpergewichts und der Breiten- und Umfangsmaße sein. Jürgens gibt für die Zunahme von Taillenumfang und Körpergewicht 40jähriger gegenüber 20jährigen Männern 11% an, die Veränderung von Gesäßund Oberschenkeldicke beziffert er mit 6 bis 7 % Zunahme. Bekannt ist auch, daß Bewegungsradien älterer Menschen eingeschränkt sein können. Tischhöhe Tastatur & Maus auf dem 72 cm hohen Tisch sind für Körpergrösse 160 - 180 cm geeignet, wenn der Tisch nicht höhenverstellbar ist. Menschen sind unterschiedlich groß und haben unterschiedliche Rumpf- und Beinlängen, ist der Stuhl auf die richtige Höhe eingestellen, sind dann Tisch-Höhenverstellung (68-76 cm) oder abgesenkte Tastatur meist nicht mehr nötig! Siehe auch Bildschirmarbeitsverordnung (Es muß genügend Raum für eine ergonomisch günstige Arbeitshaltung vorhanden sein. Er ist dann ausreichend, wenn durch die Höhe der Arbeitsflächen oder -Tische und den Beinfreiraum keine haltungsbedingten Gesundheitsgefahren bestehen und wechselnde, nicht ermüdende Arbeitshaltungen ermöglicht werden.) Die am häufigsten genutzten Arbeitsmittel in den "kleinen Greifraum"; das ist der Bereich, der mit herabhängenden Oberarmen und ohne Körperbewegung erreichbar ist. Weniger genutzte Arbeitsmittel im "erweiterten Greifraum" unterbringen; das ist der Raum, der mit ausgestreckten Oberarmen aber ohne schädliche Körperdrehungen erreichbar ist. Ein häufig benötigter Bildschirm sollte im horizontalen Blickfeld stehen, d.h. er ermöglicht geradeaus zu sehen. Arbeitsunterlagen und Büromaterial können in einem weiter entfernt stehenden Regal untergebracht werden. Beinfreiraum nach DIN 4549 u. 4554 Der Beinfreiraum ist dann ausreichend, wenn die folgenden Kriterien erfüllt sind: 92 Höhe mindestens 65 cm Breite mindestens 58 cm Tiefe mindestens 60 cm Gesundheitsgefahren Wenn die Tischhöhe nicht stimmt, wird die Arm- und Rückenmuskulatur übermäßig beansprucht. Sind die Tische zu schmal, können die einzelnen Arbeitselemente nicht flexibel genug der jeweiligen Arbeitsaufgabe angepaßt werden. Zwangshaltungen, die vor allem die Wirbelsäule belasten, können die Folge sein. Auch fehlender Beinfreiraum begünstigt statische sowie verkrampfte Arbeitshaltungen, und es drohen Durchblutungsstörungen. 93 Sehachse = Blicklinie (Verbindungslinie Auge - Sehobjekt) Raumlage körperhaltungsabhängig ergibt sich aus der Auslenkung des Kopfes und der Augen gegenüber der Horizontalen Augenstellung (-auslenkung in Ruhelage): generell ca. 10° - 15° gegenüber Horizontale Neigung des Kopfes im Stehen und Sitzen verschieden: Stehen: ca. 15° - 20° Sitzen: ca. 25° 94 Sehentfernung Die SEHENTFERNUNG hängt ab von: - der Art der Sehaufgabe, - der Beleuchtungsstärke, - dem individuellen Sehvermögen, - Größe, Form, Farbe des Sehobjekts, - Größe, Kontrast der Sehobjektumgebung Richtwerte für bevorzugte Sehentferungen: 120...250 mm Feinstarbeiten (Kleinstteile, uhren, elektronische Bauelemente) 250...350 mm Feinarbeiten (Rundfunk-, Fernsehgeräte) bis 500 mm mittelgrobe Arbeiten (Ablesen von Anzeigen) Akkomodation -Nahpunkt: -altersabhängig: (s. auch Akkomodationsbreite) Alter (Jahre) Nahpunkt (in cm) 16 Jahre 8 25 Jahre 10 32 Jahre 12.5 44 Jahre 25 95 50 Jahre 50 60 Jahre 100 Nahpunkt für die Gestaltung von Arbeitsplätzen: 50 cm Fernpunkt: ca. 1 - 2 m vor Auge Eine wichtige Voraussetzung ist der Abstand zwischen Bildschirm und Auge. Der Abstand sollte zwischen 50 und 70 cm betragen. Eine leichte Blickneigung von etwa 30 Grad wird im Allgemeinen als besonders angenehm empfunden. Ausgehend von der Tischhöhe von 720 mm soll für die Beine ein Mindestspielraum von 650 mm vorhanden sein. Als Sitz eignet sich am besten ein verstellbarer Drehstuhl. Sitzhöhe: verstellbar zwischen420 und 530 mm? Handgelenkumfang Mit folgenden Manschettengrößen werden verläßliche Werte gemessen Patient OberarmUmfang(cm) Länge* (cm) Gummiteil der ManschetteBreite x HandgelenkUmfang (cm) Kleinkind 5x 8 Kind 8x13 Erwachsener unter 30 - 12-13 x 24(Standardmanschette) 13,5 bis 19,5 cmSondergrößen bis 22 cm erhältlich 96 30-41 15 x 30 über 41 18 x 36 *Die angegebenen Längen sind Mindestmaße Für Übergewichtige mit einem Oberarmumfang von über 30 cm und für Kinder sind spezielle Manschetten erforderlich. Bei einem Oberarmumfang zwischen 30 und 41 cm soll die Manschettengröße 15 x 30 cm, bei einem Oberarmumfang über 41 cm soll sie 18 x 36 cm betragen. Die derzeit erhältlichen Geräte für die Blutdruckmessung am Handgelenk sind für einen Handgelenksumfang zwischen 13,5 und 19,5 cm geeignet,.Sondergrößen bis 22 cm sind im Handel. Schriftgröße Die Schriftgröße (auch Schriftgrad genannt) eines Fonts richtete sich seit jeher nach der Kegelhöhe der Lettern. Als Maßeinheit dient der "Punkt". Dessen Größe wird wiederum durch mehrere verschiedene Maß-Systeme definiert. Als quasi-Standard hat sich heutzutage in der digitalen Druckvorstufen der DTP-Punkt durchgesetzt. Bezeichnung - Didot-Punkt 1768 von Didot eingeführt, errechnete sich urspr. aus dem 864. Teil der Länge des franz. Königsfußes: 0,367 mm. Nach modernerer Definition jetzt 0,375 mm. - 1 Cicero=12 dp - Point/Pica 1773 von Fournier eingeführt. 1 Point ist der 864. Teil der Länge des engl. Königsfußes: 0,352 mm ;-) - 1 Pica=12 Points - DTP-Punkt 72. Teil eines Inch (Zoll): 0,353 mm Die Benutzung unterschiedlicher Schriftgrößen ist ein geeignetes Mittel, um Texte zu gliedern und auszuzeichnen. Im Laufe der Typografiegeschichte haben sich daher verschiedene Größenkategorien herausgebildet: · Konsultationsgröße: 6p - 8p · Lesegröße (Fließtext, "Brotschrift"): 8p - 12p · Auszeichnungsgröße: 12p - 20p Schaugröße: > 20p 97 1.4 Projektbeschreibung Beschreibung des Diplomprojektes als Ergebnis meiner Diplomarbeit mnemo Produktsystem bestehend aus mnemoUhr und mnemoMulti3) (Funktionsprinzip und Abschliessend: Szenario mit praktischen Anwendungsbeispielen mnemo ist der Name des Produktsystems, das ich im Zuge meiner Diplomarbeit entwickelt und gestaltet habe. Die mir selbst gestellte Aufgabe lautete: Gestaltung eines InterfaceSystems, das dem Menschen erlaubt, das “Virtuelle” in den physischen Privatraum zu integrieren. Das Ziel dabei ist, das klassische auf Monitorgösse beschränkte ComputerInterface, das für den Arbeitsbereich entwickelt wurde, und in seiner Starrheit und Normierung nicht der Nutzung, Funktion und dem ‘Wesen’ des privaten Lebensraum entspricht, aufzubrechen und neuartige Ansätze für die Interaktion Mensch - Computer zu finden. Die Formulierung dieser Aufgabenstellung ist das Ergebnis ausführlicher Recherchen im Themenfeld des privaten Lebensraumes. Unser Heim ist ein Ort des Rückzugs aber auch ein Ort an dem wir unsere Identität suchen, generieren und zum Ausdruck bringen, indem wir in ständiger Auseinandersetzung und in komplexer Beziehung zum Raum und den darin befindlichen Artefakten stehen und diese unaufhörlich verändern, und damit uns laufend aktualisieren, neue Bezüge schaffen und alte verwerfen; hierbei kommt unserem Gedächtnis und der Erinnerung eine ganz zentrale Rolle zu. Mehr zu der Vielschichtigkeit der Mensch-Raum Beziehungen erfahren sie im Kapitel 1.1.2 . Im Kapitel 1.1.1 geht es im Unterpunkt Mnemotechnik, um die in der griech. Antike vom Dichter Simonides ‘entdeckten’ Gedächtniskunst. Diese basiert auf den Prinzipien der menschlichen Wahrnehmung und nutzt die Tatsache, dass dem Raum, den wir wahrnehmen und in dem wir leben, eine ganz persönliche Erinnerungs”ebene” anhaftet. “Orte” und “Dinge” in unserem Umfeld assoziieren wir sofort mit Worten, Bildern, Gerüchen, Tönen und Ereignissen aus unserer Vergangenheit - sie wecken in uns sozusagen ‘schlummernde’ 98 Erinnerungen. Auf diesem Prinzip des Zusammenspiels aus Gedächtnis und Ort (Loci) funktionieren auch Gedenkstätten, Mahnmale etc. Genau dieses Prinzip macht sich nicht nur die Gedächtniskunst der Mnemotechnik zu nutze, sondern, um wieder zurück zum Thema Interface zurück zu kommen, darauf beruhen auch die Metaphern des Personal Computer Interface. Die Computerbenutzeroberfäche erlaubt es, auf dem virtuellen “Desktop” (“Schreibtisch”) sogenannte “Links” (“Verknüpfungen”) zu gespeicherten Daten aber auch Software und Websites abzulegen, die in Form eines kleinen Symbols und eines “frei” gewählten Namens repräsentiert werden. Obwohl die Mittel zur individuellen Gestaltung dieser “Platzhalter” sehr beschränkt sind, tragen sie erheblich zur einfacheren Identifikation und somit generell zur besseren Orientierung bei, denn wir sind es gewohnt und es fällt uns leichter in räumlichen und dinglichen Strukturen zu denken, auch wenn diese auf zweidimensionale Darstellungen reduziert sind, wie bei der “Schreibtischmetapher” der Computernutzeroberfläche. Die Repräsentanten elektonischer Daten und Anwendungen, die irgendwo lokal oder global im Netzwerk- bzw Hierachien-Dschungel gespeichert sind, ermöglichen einerseits einen schnellen und unkomplizierten Zugriff, aber sie besitzen auch eine Erinnerungsfunktion; wie ein “Knopf im Taschentuch” uns hilft etwas nicht zu vergessen, ruft auch das “Icon” am “Desktop”, der die einzige “feste” Oberfläche in diesem flüchtigen Medium darstellt, Erinnerungen & Assoziationen in uns wach. Die Beschränktheit der freien Gestaltung dieser Benutzeroberfläche, die einer starken Normierung unterliegt, mag in der Arbeitswelt unter dem Aspekt der Zusammenarbeit vieler Individuen durchaus Sinn machen; im privaten (Er)Lebensraum jedoch sollten der persönlichen Kreativität und den individuellen Bedürfnissen und Präferenzen des “Users” keine (künstlichen)Grenzen gesetzt werden. Darüberhinaus wäre es wünschenswert ein Interfacesystem für die private Nutzung zu entwickeln, welches sich auf individuelle Verhaltensweisen adaptieren lässt, um das Entstehen von persönlichen und identitätsstiftenden Ritualen und sozialen Codes zu ermöglichen und zu fördern. Dies sind wichtige Mechanismen der Selbstbestimmung, die positiven Einfluss auf unser Selbstwert- und Gemeinschaftsgefühl haben. Beim Interfacesystem dieser Diplomarbeit geht es genau um diese Dinge: Es scheint als könnten wir nicht auf Vorstellungsbilder des ‘Raums’ verzichten, wenn es um die Beschreibung des Digitalen geht: Schreibtisch(oberfläche), Arbeitsplatz, Datenraum, in Hierachien wandern, Windows(Fenster) usw. > Wir sind so sehr dem Physischen und unserem Körper verhaftet, dass wir nur in diesen Begrifflichkeiten denken, planen und handeln können. Genau diese archetypischen Wesensmerkamle des Menschen gilt es in der Gestaltung unserer 99 Umwelt zu beachten bzw geht es hier und allgemein im Design darum, sie zu nutzen und bewusst mit diesen Eigenschaften zu arbeiten. Ich werde in den folgenden Abschnitten Schritt für Schritt das Funktionsprinzip des von mir im Rahmen dieser Diplomarbeit entwickelten neuartigen InterfaceSystems und anschliessend dessen konkrete Umsetzung im mnemoProduktsystem erklären und beschreiben. 1.4.1 Funktionsprinzip Jeder Computerbenutzer kennt den Begriff “Link” oder “Verknüpfung”: damit legt man sich ein virtuelles Objekt(Ordner) mit einer Linkfunktion auf den Computerdesktop. Dieser Ordner ist sozusagen der Repräsentant dieser Datei und verweist auf dieses sich irgendwo in einem lokalen oder globalen Netzwerk gespeicherten File. Der Vorteil ist ein schnellerer und einfachererZugriff auf regelmässig gebrauchte Daten (Dateien/Software/Websites etc.). Manchmal nutzt man solche Verknüpfungen aber auch, um Daten nicht zu vergessen - sozusagen wie der berühmte Knopf im Taschentuch als Erinnerungsfunktion. Genauso funktioniert auch das Prinzip des mnemoSystems; nur dass man sich hier die Repräsentanten in den physischen Raum legt. Natürlich erlaubt diese Art der Verknüpfung viel mehr Freiheit und Gestaltungsmöglichkeiten. Ich werde im weiter unten angeführten ‘Szenarien’-Abschnitt anhand von praktischen Beispielen ein Bild der vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten zeichnen. Dort wird dann die Relevanz und Sinnhaftigkeit dessen Klar, was hier aus einem eher technischen Blickwinkel beschrieben wird. Zurück zu den Verknüpfungen, die man in seiner Wohnung an jeder beliebigen Stelle wie Wand, Boden, Möbel, Objekten, Gegenständen, Geräten, Kleidung, eigenen Körper etc. anbringen und einfach aktivieren kann, um die entsprechenden Daten aufzurufen. Die “Verlinkung” wird im Konkreten durch RF-Tags oder auch ‘smart labels’ ermöglicht. Die Tags sind hauchdünne kleine Folien, die ähnlich einem Barcode einen eindeutigen Identifikationscode besitzen; bei den Tags ist dieser lokal als digitale Information gespeichert. Wenn also ein Lesegerät mitttels RadioFrequenz das Tag aktiviert schickt dieses seine 60 stellige Identifikationsnummer zurück. Dies ist im groben das Funktionsprinzip der RadioFrequenz Identifikations (RFID) Technologie (Details siehe Kapitel 1.2). Dabei muss kein Sichtkontakt zwischen “Reader” und Tag bestehen (durchdringt Materialien) und das Tag selber braucht keine eigene Energiequelle. Es bedient sich der vom Lesegerät ausgesendeten Strahlung für seine Rückantwort und wird in naher Zukunft nur ca. 100 10 Groschen pro Stück kosten. All diese Vorteile gegenüber dem BarcodeSystem werden in naher Zukunft dafür sorgen, da sind sich die Experten einig, dass die Tags in eine Unzahl an Produkten integriert werden. Auf dieses Thema werde ich später noch genauer eingehen, wenn das Zusammenspiel der RF-Technologie mit dem Trend zu ‘hybriden Produkten’ beschrieben wird (siehe auch Kapitel 1.2). Ein zweiter Identifikationssystem-Standard, der sich durchsetzen wird, sind die sogenannten ‘digitalen’ Wasserzeichen (siehe Kapitel 1.2), die man bisher als ‘Kopierschutz für digitale Artefakte’ kennt. Daraus hat sich ein neues System entwickelt, welches erlaubt die sogenannten “Digimarcs” in gedruckten Bildern der Printmedien zu implementieren. In Kombination mit einer WebCam und Software wird automatisch die entsprechende Website angezeigt. Dieses System eröffnet sehr viele Anwendungsmöglichkeiten. Im Diagramm “Funktions Prinzip” auf der nächsten Seite wird deutlich, dass die beiden Technologiestandards (“Smart Labels” und “Digimarcs”) die Basis des Interface-Systems bilden. Eine der verschiedenen Systemkomponenten vereint ein RF-Lesegerät und einen Wasserzeichen-Scanner. Zusammen mit der drahtlosen Datenübertragungstechnik Bluetooth (siehe Kapitel 1.2) wird diese Lese/Scanner Einheit zum Bindeglied zwischen Tag und dem Heimrechnersystem, welches als Schnittstelle zu verschiedensten Netzwerken, wie sie im Diagramm Telematik-Netze dargestellt sind, fungiert. Diese Rechnereinheit steht ebenfalls via Bluetooth mit verschiedensten Ausgabegeräten wie Displays auf Laptops, Smartphones, PDAs oder Projektor, Drucker, Lautsprecher etc. in Verbindung. Somit kann der durch das Tag repräsentierte Inhalt auf einem dieser Geräte dann gesehen, gehört, benutzt oder editiert werden. Soweit zum Funktionsprinzip. Ich werde im nächsten Abschnitt ‘mnemoSystem’ auf die Gestaltung des mnemoProduktsystems eingehen, dessen System-Komponenten als Instrumentarium des gerade beschriebenen Interfacesystems konzipiert sind. 1.4.2 mnemo - ein Interfacesystem Im Kapitel Funktionsanalyse ist nachzulesen auf welcher Basis ich Gestaltungsfragen zum System aber auch bezüglich der einzelnen 101 Systemkomponenten entschieden habe; das Ergebnis meiner Gestaltung soll hier Gegenstand meiner Beschreibung sein. Durch Nutzung und Neukombination bestehender Netzwerke und Technologien (bzw solcher, die heute entwickelt und in absehbarer Zeit auf den Markt kommen werden), habe ich ein Instrumentarium entwikkelt, welches die Integration von digitalen Daten in den physischen Lebensraum erlaubt. Das Netzwerk aus Gerätschaften, das für dieses System notwendig ist, habe ich im vorangegangenen Abschnitt ‘Funktionsprinzip’ schon dargelegt. Das Diagramm ‘Funktions Prinzip mnemoSystem’ beschreibt schematisch die beiden Komponenten in ihrer Grundform und Stellung zu den anderen Systemkomponenten; Die Zeichnung weiter unten zeigt, wie sich das alles im Raum abspielen könnte, also wie die beiden mnemoKomponenten kabellos mit anderen Geräten und dem Menschen in Kontakt kommen. Die mnemoUhr und das mnemoMulti3 Möbel sind das Herzstück dieses InterfaceKonzeptes. Wobei die mnemoUhr in ihrer Funktion einzigartig ist und mnemoMulti3 prinzipiell durch ein anderes Display ersetzt werden könnte. 102 1.4.2.1 mnemoUhr Warum Armband”uhr”? Die meisten Menschen in unserem Kulturkreis tragen eine Armbanduhr; sie ist ein akzeptiertes Gerät unseres täglichen Gebrauchs, das wir an unserem Körper tragen und im allgemeinen nehmen wir sie nicht als einen Fremdkörper wahr; ihre Präsenz wird uns nur dann bewusst, wenn wir sie brauchen. Sie ist unser ständiger Begleiter. Durch ihre Position am Handgelenk muss nicht gesucht oder aus Taschen “herausgekramt” werden; sie ist immer griff-bereit und im Blichkfeld ihres Trägers. Man muss sie auch nicht halten, um sich ihrer zu bedienen. All diese Eigenschaften machen sie zur idealen mnemoSystemkomponente, in die der “Tag-Reader” und “Digimarc-Scanner” integriert werden kann. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass die Uhr immer eine Funktion als Zeitansage besitzt, auch wenn man sie gerade nicht mnemoInterfacekomponente benutzt; damit kann man davon ausgehen, das sie ‘immer’ getragen wird. mnemoUhr - Funktionen Die Armband”uhr” dient nicht nur als Reader und Scanner, sondern sie ermöglicht auch eine gezielte Manipulation und Auswahl der eingelesen Verknüpfungen zu Daten und Anwendungen verschiedenster Art. Hierfür habe ich eine Benutzeroberfläche entwickelt. Das mnemoUhr Interface ist primär in 3 Modi gegliedert: Zeitmodus, Tag-Modus und Digimarc-Modus.(siehe Powerpoint-Präsentation auf beigelegter CDRom). Mit Bluetooth als drahtlose Übertragungstechnologie ausgestattet dient die mnemoUhr weiters als Bindeglied zwischen Tags/Digimarcs und dem Heimrechnersystem. Die Uhr spielt auch bei der Verwaltung der Tags auf dem Heimrechnersystem eine wichtige Rolle bei der Zuordung von Tags/Digimarcs mit den gewünschten Daten und Anwendungen. Dies geschieht auf folgende Weise: Die noch unbelegte oder neu zu belegende Tag-Identifikationsnummer erscheint auf dem mnemoUhr-Display, sobald diese sich in einer bestimmten Nähe zum Tag befindet. Die 60stellige Zahlenfolge wird vom Benutzer durch eine einfache Befehlseingabe sozusagen “eingefroren” also lokal gespeichert und an das Heimrechnersystem übermitttelt. Auf einem Bildschirm im Idealfall auf dem mnemoMulti3Displaymöbel (siehe Beschreibung im nächsten Kapitel) erscheint eine Software, mit der man dem Tag Inhalte zuordnen kann. Eine genauere Beschreibung und Bilder dieses Vorgangs finden sie in der PowerpointDiplom-Präsentation auf der beigelegten CD-Rom. 103 Eine Sammlung der möglichen Inhalte, die mit dem Tag verknüpft werden können, ist dem Diagramm “Was Tags / Digimarcs beinhalten können” zu entnehmen. Auch ausserhalb der Wohnung nimmt die “Uhr” Reader- und Scanner Funktionen wahr. Sie spielt dann entweder mit einem Laptop, PDA oder Smartphone zusammen, die ebenfalls über Bluetooth und eventuell eine Netzverbindung verfügen. (Andwendungsbeispiele siehe Szenarien) mnemoUhr - Aufbau Die RF-Lesegerät-Antenne ist im Uhrenarmband integriert, das nicht ganz geschlossen ist, sondern wie eine Spange am Handgelenk sitzt. Der Digimarc Scanner in Form einer sehr flachen Kamera befindet sich an der Unterseite der Uhr. Dadurch entsteht so etwas wie eine optische Achse zwischen Auge - UhrenDisplay - Kamera. Die Positionierung wird zusätzlich durch das Übertragen des Kamera Bildes auf das Uhrendisplay erleichtert. Das längliche OLED-Display (siehe Kapitel Technologien 1.2.1.5) eignet sich gut zum “Scrollen” in den RF-Tag Listen. Durch seine TouchscreenFunktion reicht ein einfaches “Tippen” auf das gewünschte Tag, um dieses aber auch andere Befehle zu aktivieren. Ein zentral am oberen Ende der “Uhr” angeordnetes, multifunktionales Scroll-Rad ist aus gutem Grund die einzige Hardware Eingabemöglichkeit für die Benutzeroberfläche. Es wird mit dem Zeigefinger bedient und zusammen mit den seitlichen Einbuchtungen als Daumenauflage am unteren Ende ermöglicht es eine angenehme Handstellung und eine schnelle und einfache Bedienung für Rechts- und Linkshänder. Über sogenannte “Soft-Keys” (virtuelle Touch-Screen-Tasten) kann die Funktion des Rades geändert werden. Zum einen ermöglicht das “Scrollen” die Reichweitensteuerung der RFLeseFunktion; somit kann man zwichen nahen und fernen Tags einfach unterscheiden. Weiters kann man über das Rad auch bequem in den Tag-Listen rauf und runter wandern, die je nach Reichweiteneinstellung und Tag-Dichte kürzer oder länger sind. Das Rad kann aber auch gedrückt werden und fungiert so als “Enter” Taste. Über die ganze Innenseite der “Uhr” zieht sich ein hautfreundlicher weicher Kunststoff, der für guten Halt sorgt und Druckstellen vorbeugt. 104 1.4.2.2 mnemoMulti3 Die zweite Komponente, die ich im Zuge meiner Diplomarbeit gestaltet habe, ist ein multifunktionales Möbel, das primär als Display dienen soll. Sein Name ist mnemoMulti3. 3 steht für die drei Funktionen: Display, Interaktionstisch und Stehlampe. Dabei ist das grossflächige OLED-Display das Herzstück dieses Möbels. Die selbstleuchtende OLED-Folie ist sehr dünn und leicht, flexibel und preiswert. Sie ist milchig transparent, wenn sie nicht gerade mit starker Leuchkraft gestochen scharfe Bilder erzeugt. Sie verfügt über eine breiten Betrachtungswinkel von fast 180°. Dadurch ist es auch in einer Gruppe von mehreren Menschen noch sinnvoll einzusetzen, die zum Beispiel um den interaktiven Tisch oder um das Display sitzen, wenn gemeinsam ein Film angeschaut wird. Das Kippen in die “Horizontale” (Tischfuktion) und “Vertikale” (Bildschirmfunktion) wird durch ein Drehgelenk, das den Ständer mit der Rückseite der Bidschirmfläche verbindet, ermöglicht. Prinzipiell lässt sich die Bild- bzw Leuchtfläche stufenlos neigen, wobei sie exakt in der horizontalen Tischlage aus Sicherheits-gründen einrastet und erst durch eine an der Displayrückseite eingelassene Taste wieder gelöst werden kann. In diesem Tischmodus kann sich eine Gruppe von bis zu 6 Personen in einer kommunikativen Runde zusammensetzen um z.B ein Spiel zu spielen. Dabei dienen die seitlichen Soft-Leisten, die das Display umrahmen als Armablage. Die weiche Oberfläche mit einem abwischbaren Kunstleder überzogen, soll auch verhindern dass Essen und Gertränke abgestellt werden. Ein weiteres Tastenpaar ebenfalls auf der Rückseite ermöglicht das Auseinanderziehen des Bildschirmrahmens vom quadratischen Tischin ein längliches (16:9) Displayformat fürs Heimkino. Für andere Anwendungen kann die längliche OLED-Folie um eine zweite Achse gedreht werden, wodurch man sie platzsparend hochstellen kann. Die Lampenfunktion ist durch die Tatsache, dass die Folie selbstleuchtend ist sehr, naheliegend. Sie kann entweder als statische Leselampe, oder als dynamischer Licht-Atmosphären-Erzeuger fungieren und so auch im Zusammenspiel mit Musik von den im Displayrahemen integrierten Boxen eine wohnliche Ambient Stimmung oder ‘funkige’ Partystimmung erzeugen. Das Gestell ist mobil (auf Rädern) und lässt sich durch das geringe Gewicht trotz enormer Spannweite einfach an den Ort bringen, wo man es braucht. Die Ständersäule zwischen Displaygelenk und Sockel lässt 105 sich in ihrer Höhe über eine im Sockel eingelassen Fusstaste einfach und schnell verstellen. mnemoMulti3 ist ebenfalls mit Bluetooth ausgestattet und kann so kabellos von einer Tastatur oder Computermaus aus bedient werden. Aber auch durch eine berührungssensitive Folie auf dem Display kann man mit dem System interagieren je nach Situation und Vorlieben. Durch die ‘Blauzahn’ Schnittstelle ist es zusätzlich möglich z.B. direkt von einer digitalen Kamera aus ein Bild auf den mnemoBildschirm zu schicken. Es kann also als Display für alle möglichen Geräte und verschiedenste Anlässe dienen. 1.4.3 Szenarien Die folgenden Szenarien dienen zur Veranschaulichung der eher technischen und konzeptuellen Ausführungen der Komponentenbeschreibung im vorhergehenden Kapitel. Sie sollen auch klar zeigen, wie einfach und intuitiv der Umgang mit den mnemoKomponenten ist. Also - viel Spass mit Mia! Wer ist Mia? Wissenswertes über ihre Person Mia ist eine 27 jährige erfolgreiche MedienDesignerin. Sie lebt alleine, hat aber oft Freunde oder Arbeitskollegen zu Besuch. Trotz ihrer Aufgeschlossenheit “Neuen Medien” gegenüber liebt sie Bücher über alles. Ihr Zuhause ist für Mia ein wichtiger Ort des Rückzugs und der Ruhe. Mit ihrem “mobilen Büro” in Form von einem Laptop und ihrem Smartphone arbeitet Mia oft unterwegs, im Freien oder im Cafe; sie legt aber Wert darauf nicht auch noch zu Hause in die “ArbeitsRöhre zu schauen”, wie das viele ihrer ArbeitskollegInnen tun. Sie hat beschlosssen Arbeit und Privates zu trennen, um eine ‘Zone des Ausgleichs’ zu ihrem anstrengenden Job zu schaffen. Ihre Wohnung hat zwar einen Internetanschluss, den nutzt sie jedoch nur für private Kommunikation, Unterhaltung und für zur Befriedigung ihrer Freizeitinteressen. Sie hat das bisher immer über ihren HeimPC gemacht > ein schickes Ding mit Mia - Szenarienhauptdarstellerin eine typische mnemo “Userin” Falchbildschirm und allem drum und dran; aber trotzdem hat ihr das immer viel zu sehr nach Arbeitsplatz ausgesehen. Aus diesem Grund hat sie auch vor wenigen Wochen zu ihrer mnemoUhr, die sie schon seit einem Jahr hat und seitdem ihr ständiger Begleiter ist, das mnemoMulti3-Möbel gekauft. Endlich kann sie ihren “schicken” Flachbildschirm loswerden und den schönen alten Sekretär ihres Grossvaters wieder fürs Briefe schreiben benutzen. Die Recheneinheit selber mit Bluetooth-Schnittstelle und der dazugehörigen kabellosen Computermaus und Tastatur wird sie jedoch behalten, den 106 die wird sie noch brauchen, um das mnemoMulti3-Display mit Daten zu versorgen. Und wenn sie mal keine Lust hat das berührungs-sensitive Display mit ihren Fingern zu bearbeiten, kann sie auf die altbewährte Maus und Tastatur zurückgreifen oder sich mal eine SpracherkennungsSoftware zulegen. mnemoMulti3 passt perfekt in ihre Wohnung, die sie ihrer Vorliebe für schlichtes aber nicht kühles Design entsprechend gemütlich eingerichtet hat. Die Dinge, die sie umgeben sind ausgewählte Stücke; jedes hat eine Bedeutung und Geschichte für sie. Obwohl mnemoMulti3 eigentlich ein absolutes HighTech Teil ist, hat es vielmehr Möbel bzw. Lampencharakter als die Anmutung eines Displays. Kurz gesagt: Mia ist begeistert von ihrer Neuanschaffung! Mia im Supermarkt Ab und an geht Mia in den grossen Supermarkt im Zentrum ihres Stadtteils. Dort gibt es nicht nur Lebensmittel, sondern auch Haushaltsartikel, Home-Entertainment-Produkte und vieles mehr. Hier stöbert sie gern und hält Ausschau nach neuen Produkten. Wenn sie sich etwa für einen bestimmten Basmatireis interessiert, hält sie die mnemoUhr an ihrem Handgelenk an das "smart Label" der Verpackung, und schon erscheinen auf ihrem mit Bluetooth ausgestatteten Smartphone die Zusatzinformationen, die der Hersteller oder die Supermarktkette zu diesem Produkt bereit hält. Sie erfährt wissenswertes über Gütesiegel, die Herkunft und die Herstellung des Produktes, kann schon direkt im Supermarkt die besten Rezepte abrufen und so noch eventuell fehlende Zutaten kaufen. Manche Lebensmittelhersteller bieten sogar zu ihren Gerichten passende Dinner-Atmosphären zum herunterladen aus dem Web an, in Form von Musik und VisualsPlug-Ins. So wird ihr geplantes indische Abendessen mit Freunden zu einem rundum Erlebnis, mit fernöstlichen Klängen und Bildimpressionen, die über das großflächige Display und die Boxen ihres praktischen mnemoMulti3-Möbels laufen. Mia zu Hause An verregneten Sonntag-Nachmittagen macht Mia es sich gemütlich daheim, stellt ihr mnemoMulti3 auf herbstliche Lichtstimmung, startet ihr liebstes Internetradio, indem sie das entsprechende Tag aktiviert, das sie im Kissen ihres bequemen Sofas angebracht hat, nimmt ihr Fotoalbum aus dem Regal und läßt sich in ihre Kuscheldecke eingehüllt auf der Couch nieder. Sie kommt zu den Fotos ihres letzten Urlaubs, den sie mit ihrem Freund in Italien verbracht hat. Da sie nicht alle digitalen Fotos ausdrucken will, hat sie bestimmte Bilder mit Tags versehen, die jeweils zu weiteren Fotos desselben Themas führen. 107 Ein Foto ihres Freundes am Strand gefällt ihr besonders; mittels ihrer mnemoUhr kann sie die damit verknüpften Bilder auf mnemoMulti3 aufrufen, womit das Möbel von seiner Lampenfunktion auf den Displaymodus wechselt, um so eine Dia-Show zu starten. Auch ist es möglich ein Bild, das besondere Erinnerungen weckt, gleich an ihren Freund zu mailen. So wird das in das Fotoalbum geklebte Bild zu einem Stellvertreter ihrer Erinnerungen. Ein Lieblingsfoto von ihr und ihrem Freund, wie sie sich kaum bekleidet am leeren Strand halb im Wasser liegend innig umarmen und küssen (ein Lob an den Erfinder des Selbstauslösers!) hat sie mittels eines roten Tags in Herzform mitten auf die kahle weiße Wand im Wohnzimmer gelegt, sozusagen in alle Öffentlichkeit! zumindest wenn sie Besuch hat, und ihre Freunde das ins Auge stechende Herz ansehen, muß sie immer schmunzeln, denn nur sie weiß und sieht - durch ihre Erinnerung ausgelöst - mit ihrem inneren Auge dieses sehr intime Bild aufscheinen - manchmal wird sie sogar rot in solchen Situationen und ein "wenn die wüßten" Grinsen legt sich über ihr strahlendes Gesicht. Mia lädt Freunde ein Mia führt ihren Freunden die neuesten Videos vor, die sie sich mittels Video-on-demand von ihren Provider heruntergeladen hat. Zu diesem Zweck schwenkt sie mnemoMulti3 um 90 Grad in die Cinema-Scope Stellung, um die Videos im vollem Querformat präsentieren zu können. Sobald ihre Freunde genug vom passiven Zuschauen haben, kann Mia ihr mnemoMulti3-Möbel in ein interaktives Brettspiel verwandeln, und zwar indem sie es in die Horizontale schwenkt, sodass ihre Freunde rundum den entstandenen Spieltisch Platz nehmen können. Über das einen berührungs-sensitive Display von mnemoMulti3 kann sie ein 108 bestimmtes Spiel aufrufen oder auch die neuesten Netzspiele, die ihre Freunde schon ausprobiert haben, herunterladen. Natürlich ist auch der Anschluss von herkömmlichen Spielkonsolen an den MnemoMulti3 möglich über die Bluetooth Schnittstelle möglich. Wenn sie nur eine Hintergrund-Atmosphäre erzeugen will, lädt Mia die entsprechende Musik und wählt das dazupassende Visualisierungs-tool. Mia im Cafehaus Mia liebt es nach der Arbeit nicht gleich nach Hause zu gehen, sondern noch in ihr Stammcafe zu schauen. Auf dem Weg dahin sticht ihr an einer Hauswand ein Zettel mit den Worten "LIES MICH" - seltsam denkt sie sich, denn das ist alles was auf dem Zettel steht. Plötzlich kommt ihr der Gedanke, es mit ihrer mnemoUhr zu probieren - und tatsächlich erscheint beim näher kommen auf dem Display plötzlich der Text "AKTIVIER MICH" was Mia auch macht - im selben Moment erscheint auf ihrem Smartphone eine Webseite mit einer Einladung zu einer Lesung in einem Buchgeschäft, das sie sehr gut kennt. Sie trägt die Lesung nächste Woche gleich in ihrem Terminkalender ein. Im Cafe angekommen holt sie sich eine Tageszeitung und genießt es nach einem ganzen Tag Bildschirmarbeit wieder Papier in der Hand zu halten und sich mit dem unpraktischen Format herumschlagen zu dürfen. Sie liest meistens nur die Überschriften, doch ein Artikel im Lokalteil ihre Aufmerksamkeit: ein Interview eines Kommunalpolitikers dessen Name ihr irgendwie bekannt vorkommt. Sie entdeckt am Ende des Artikels ein Wasserzeichen mit dem Titel "Interview in Wort und Bild". Wieder hält sie die mnemoUhr über das Zeichen, dabei sieht sie auf dem Display was die Kamera an der Unterseite aufnimmt - so fällt das genaue platzieren sehr leicht. Und schon erscheint ein Interview-Zusammenschnitt in Form eines Videos auf ihrem Smartphone und da sie sich im Cafehaus befindet benutzt sie die kleinen Kopfhörer ihres "AllesKönner"Telefons, um die anderen Gäste nicht zu stören. > und ja natürlich, wußte sie es doch: es ist ihr alter Schulkollege Peter, der trotz seines Politikergetues noch der alte "Lausbub" zu sein scheint. Mia fühlt sich müde und macht sich auf den Heimweg. Sie kommt an einem Plakat mit einer Konzertankündigung vorbei das sie interessiert; sie entdeckt auf dem Plakat ein Wasserzeichen, das mit dem Text "Konzertausschnitt" versehen ist. Natürlich will sie den Ausschnitt sehen, doch genau in diesem Moment versagt der Akku ihres Smartphones; doch kein Problem: sie speichert die Information des Wasserzeichens auf ihrer mnemoUhr. Zu Hause angekommen ladet sie sich mit einem Fingerdruck den 109 Konzertausschnitt auf ihr mnemoMulti3-Display. "Tolle Gruppe!" - Mia beschließt hin zu gehen und reserviert sich gleich Karten über den Online-Ticketservice und kauft sich auch gleich das aktuelle Album der Gruppe über einen Music-on-Demand Provider. > Das war doch ein erfolgreicher Abend! 110