DaF-Unterricht für Erwachsene
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DaF-Unterricht für Erwachsene
Anke Berns (Universidad de Cádiz) Kurzvortrag Interaktives Lernen durch audiovisuelle Medien Ziel meines Vortrages ist es Wege und Möglichkeiten aufzuzeigen, wie man nicht erst im Fortgeschrittenen- (B1-C2), sondern bereits im Anfängerunterricht (A1) audiovisuelle Medien äuβerst erfolgreich einsetzen kann. Zu diesem Zweck soll insbesondere folgenden Fragstellungen nachgegangen werden: 1.) Welche audiovisuellen Medien eignen sich bzw. eignen sich nicht für den Anfängerunterricht und warum?; 2.) Nach welchen Kriterien sollten die entsprechenden Medien ausgewählt werden? und 3.) Wie sollten diese im Unterricht eingesetzt werden, um einen gröβt möglichen Interaktionsprozess zu fördern? Ausgangspunkt meines Vortrages ist die Tatsache, dass sich die Verwendung audiovisueller Medien im aktuellen Fremdsprachen- bzw. DaF-Unterricht leider allzu häufig auf –überholte Didaktikmodelle stützt. Hierzu gehört zum einen die bereits erwähnte Tendenz, audiovisuelle Materialien (Filme, Nachrichtensendungen, Werbespots usw.) lediglich in Fortgeschrittenenkursen zu verwenden, und zum anderen die Tendenz, diese unter dem Aspekt der Unterrichtsauflockerung bzw. zur thematischen Kontextualisierung einer konkreten Unterrichtseinheit einzusetzen. Der für den Erwerb einer Fremdsprache nötige Interaktionsprozess wird dabei meist auβer Acht gelassen. Derartige Tendenzen lassen sich jedoch nicht allein im Hinblick auf den Einsatz audiovisueller Medien beobachten, sondern ebenfalls in Bezug auf ihre Ausarbeitung, d.h. Didaktisierung. Die meisten Materialien kennzeichnen sich dadurch, dass sie weder die verschiedenen Zielgruppen (Kinder, Jugendliche, Studenten, Erwachsene, Pensionäre) noch die unterschiedlichen Lernerniveaus (Anfänger, Mittelstufen, Fortgeschrittenen), geschweige denn, die von Gruppe zu Gruppe variierenden Interessen in Betracht ziehen. Meine Absicht ist es deshalb dem zuvor erwähnten Trend entgegenzusteuern und Anregungen für eine neue und innovative Arbeitsweise mit Videomaterialien zu geben. Letztere basieren sowohl auf der Evaluation verschiedener Fachstudien als auch der Auswertung eigener Unterrichtserfahrungen im Zusammenhang mit dem Thema Werbespots und Kurzfilm im DaF-Unterricht. 1 Carmen Gierden / Bárbara Heinsch (Universidad de Valladolid / E.U. de Turismo, Santander) Kurzvortrag Bausteine und der Aufbau von Strukturen im Anfängerunterricht Strukturen für die Grundstufe: Bedienen Sie sich! Nur wenige, wenn überhaupt, sprachpraktische Grammatiken enthalten die grundlegenden Regeln auf einem Grundstufenniveau mit spezifischen Hinweisen auf Schwierigkeiten, auf die insbesondere Hispanophone beim Erwerb der deutschen Sprache stoßen. Die meisten Grammatikhandbücher gehen herkömmlicherweise vor, indem sie die systematische Beschreibung und Einteilung lexikalischer Kategorien in Wortklassen betreiben und eine Wortartengrammatik vorführen. Für den Anfängerunterricht sind aber vor allem Bausteine und der Aufbau von Strukturen eminent wichtig, wobei niedere Bausteine der syntaktischen Ebene zu höheren Einheiten progressiv und konsequent in Beziehung gesetzt werden müssen. Für uns geht es deshalb primär um die Kombinatorik sprachlicher Erscheinungen, die vor allem die verschiedenen Strukturtypen, Rahmenkonstruktionen, Valenzbindungen und den Satzgliedwert berücksichtigt, denn all diese Faktoren sind auch für den kommunikativen Effekt von großer Bedeutung. Wir sind also für einen Begriff von Grammatik, wo die Einheiten des Sprachsystems nicht isoliert betrachtet werden können, sondern integrativ und vom Verb ausgehend beschrieben werden müssen. Dieser Begriff liegt unserer neusten Auflage von "Strukturen für die Grundstufe: Manual práctico de la lengua y gramática alemanas" zu Grunde. Wir möchten dieses Werk im Folgenden vorstellen. Wirft man einen Blick auf die Inhaltsangabe, erkennt man eine sprachliche Progression von einfachen zu immer komplexeren Strukturen, an Hand derer der Lerner von Anfang an schriftliche und mündliche Texte produzieren kann. Alle Bausteine, die zusammenhängende Strukturen ausmachen, werden in den einzelnen Kapiteln, genannt "Einheiten", gleichzeitig und systematisch vorgestellt und geübt. Dabei bauen die Einheiten aufeinander auf. Der Lerner kann sich also denjenigen mit der Intensität zuwenden, die er für notwendig hält. Sehr hilfreich sind auch die spezifischen Anmerkungen für Hispanophone und die sogenannten Regelkästchen, die die grammatischen Themen normalerweise komplett und im Überblick aufzeigen, und die bei den rein kommunikativen Lehrbüchern oft "zerstückelt" wurden. Gerade im Zuge und im Sinne des Erwerbs mehrerer Sprachen (s. z.B. M+2) ist es doch vorteilhaft und angebracht, auf schon vorhandenen Kompetenzen beim Fremdsprachenerwerb aufzubauen, d.h. der Lerner stellt viel schneller Analogien zwischen verschiedenen sprachlichen Systemen her und kann grammatische Phänomene ein- und zuordnen. Dies erleichtert ihm weiterhin die im europäischen Hochschulraum angestrebte Autonomie im Lernprozess. Von daher auch unsere obige Einladung zur Selbstbedienung, die mit der Einführung des Europäischen Kreditpunkts immer mehr an Bedeutung gewinnen wird und von daher handfester Materialien bedarf. 2 Encarnación Gómez López (Universidad de Zaragoza) Kurzvortrag La comprensión lectora para principiantes: ejemplos prácticos En este trabajo se analizarán algunos textos tomados de diferentes manuales de enseñanza de lengua alemana utilizados por el profesorado de la Universidad de Zaragoza. Estos manuales están dirigidos a estudiantes de Humanidades sin conocimientos previos de alemán. Se trata principalmente de filólogos, pero también de estudiantes de Biblioteconomía y Documentación, Historia y Geografía. También tenemos un gran número de estudiantes de Ingeniería que se matriculan en la asignatura de Segunda Lengua Alemán 1 como libre elección. Se realizará un análisis crítico centrado principalmente en cómo y en qué contexto son utilizados estos textos en los manuales, con qué finalidad y qué tipo de actividades los acompañan (por ejemplo: ejercicios de fijación de vocabulario, de temas gramaticales, preguntas sobre el contenido, ejercicios que facilitan la comprensión lectora, etc. Los manuales en los que se centrará este análisis crítico son, entre otros: Blaue Blume (Hueber); Themen Neu 1 (Hueber); Lesekurs Deutsch (Langendscheidt); Lesekurs für Geisteswissenschaftler -Anfänger(Klett); Moment Mal 1 (Langendscheidt); Stufen International 1 (Klett); Die Suche (Langendscheidt). Los textos que se analizarán son de tipología muy variada: breves poemas, biografías, canciones, cómics, anuncios de prensa, cartas, entrevistas, curricula, fragmentos de alguna obra, descripciones, entre otros. Por último, se darán algunas estrategias que facilitan la comprensión de textos alemanes con la finalidad de que los estudiantes que no poseen conocimientos previos de esta lengua pierdan el miedo a enfrentarse a estos textos. Se trata de estrategias que potencian la autonomía de los estudiantes en cuanto a lector, ya que les permite la comprensión, no sólo de textos alemanes, sino también de textos en otra lengua extranjera. Esto es muy útil, ya que probablemente tendrán que trabajar con textos en otras lenguas en un futuro no muy lejano como investigadores y como profesionales. 3 Almudena Mallo Dorado / Frank Schulze (Universidad del País Vasco) Kurzvortrag Das „Interkulturelle Lehr-Tandem“ als Formel für Sprachvermittlung im Fortgeschrittenen-Bereich Während für den Grund- und Mittelstufenbereich eine breite Palette an DaF-Lehrwerken angeboten wird, beklagen FremdsprachenlehrerInnen immer wieder den Mangel an guten Materialien für die Mittel- und Oberstufe. Vor allem im Bereich der FortgeschrittenSprachkurse für den universitären Bereich besteht ein Vakuum, das sinnvollerweise nur durch das Erstellen eigener Lernmaterialien geschlossen werden kann. Doch die anspruchsvolle Auswahl der Lernmaterialien und ihre angemessene didaktische Aufbereitung verlangt, dass „die Lehrenden sprachlich und kulturell in beiden Welten heimisch sind“ (HINKEL 2001). In diesem Beitrag möchten wir daher ein Projekt vorstellen, das ein „interkulturelles Lehr-Tandem“ zur Lösung althergebrachter Probleme des DaF-Unterrichts im Ausland vorschlägt. Ausgehend von der „Anerkennung des Grundprinzips der Kontrastivität“ (GÖTZE, SUCHSLAND 1996), werden im Folgenden Ansätze vorgestellt, wie man in der Unterrichtspraxis, konkret bei der Entwicklung von Lernmaterialien zu der theoretisch propagierten Verbindung von Eigen- und Fremdperspektive gelangen könnte. Vor dem Hintergrund unserer verschiedenen Ausbildungen sollen auf theoretischer Ebene zunächst Stärken und Schwächen des Nicht-Muttersprachlers und des Muttersprachlers bei der Sprachvermittlung angesprochen werden. Nach der Bewusstmachung der Unterschiede soll spezifiziert werden, inwieweit es sinnvoll ist, von den jeweiligen Stärken des Anderen zu profitieren, um die Fremdperspektive auf ausgewählte Bereiche des Fremdsprachenunterrichts zu schärfen. Zum Beispiel stellt sich die Frage, inwieweit ein Muttersprachler eine NichtMuttersprachlerin im Bereich Lexik und Landeskunde sensibilisieren kann. Oder, umgekehrt: wie die Nicht-Muttersprachlerin den Blick des Muttersprachlers auf grammatische Interferenzen und das didaktisch adäquate Erklären von Grammatikregeln schulen könnte. In diesem Zusammenhang präsentieren wir unsere Erfahrungen aus den Sprachkursen Deutsch VII und Deutsch VIII an der Universidad del País Vasco, um im Anschluss zu diskutieren, inwieweit mittels eines bilingualen „Lehr-Tandems“ die Optimierung der Empathiefähigkeit für das jeweils Andere realistisch ist. 4 Antonio Mantilla Salmerón (CLM – Universidad de Granada) Vortrag Deutsches Kino im DaF- Unterricht! Ich möchte durch meinem Vortrag meinen Beitrag über das deutsche Kino erklären, wie man den Schülern das deutsche Kino ( insbesondere das Kino heute und der letzten Jahren) näher bringen kann. Ich unterrichte seit einigen Jahren Mittelstufe in Granada.Ich arbeite vorwiegend mit dem Lehrwerk EM. In einem Kapitel erscheint das Thema deutsches Kino. Natürlich wissen und kennen einige Schüler etwas übers deutsche Kino, aber vorwiegend über das klassische deutsche Kino. Ich finde es wichtig nicht nur die deutsche Sprache zu vermitteln sondern auch die heutige deutsche Kultur. Aus diesem Grund versuche ich jedes Jahr dieses Thema neu zu bearbeiten. Ich mache verschiedene Sachen, z.B. Hausarbeiten und Vorträge einiger Schüler, Videoaufnahmen von TV.Sendungen, Filmausschnitte, Zeitungsartikel/ Internetartikel...., die ich dann didaktiresiere. In meinem Vortrag möchte meine verschiedenen Unterrichtsvorschläge und meine Erfahrung den anderen Lehrern weitergeben und natürlich auch austauschen. 5 Roland Meinert (Goethe-Institut, Madrid) Vortrag Die neuen Prüfungen Start Deutsch des Goethe-Instituts Start Deutsch 1 ist eine Sprachprüfung zur Feststellung von Deutschkenntnissen bei Erwachsenen. Die Prüfung wird vom Goethe-Institut (Gl) und der Weiterbildungs-Testsysteme GmbH (WBT) gemeinschaftlich getragen. Sie wird weltweit nach einheitlichen Standards durchgeführt und ausgewertet. Die Prüfung Start Deutsch 1 dokumentiert die erste Stufe – A1 – der im Gemeinsamen europäischen Referenzrahmen beschriebenen sechsstufigen Komepetenzskala. A bezeichnet die Fähigkeit zur elementaren Sprachverwendung. Start Deutsch 2 ist eine Sprachprüfung zur Feststellung von Deutschkenntnissen für Erwachsene. Die Prüfung wird vom Goethe-Institut (Gl) und der Weiterbildungs-Testsysteme GmbH (WBT) gemeinschaftlich getragen. Sie wird weltweit nach einheitlichen Standards durchgeführt und ausgewertet. Die Prüfung Start Deutsch 2 dokumentiert die zweite Stufe – A2 – der im Gemeinsamen europäischen Referenzrahmen beschriebenen sechsstufigen Komepetenzskala. A bezeichnet die Fähigkeit zur elementaren Sprachverwendung 6 Christian Miller (Universität de Santiago de Compostela) Vortrag Das Internet als Deutschtrainer Viele fortgeschrittene Deutschlerner in Spanien stehen nach ihrem Universitätsabschluss oder nach dem Ablegen der EOI-Prüfung für den zweiten Lernabschnitt vor dem Dilemma, dass es für sie keine weiteren Möglichkeiten gibt, ihr Deutschniveau innerhalb Spaniens in Kursen zu verbessern, da für solch hohe Niveaustufen in der Regel keine Kurse mehr angeboten werden. Suchen sie das persönliche Gespräch mit Muttersprachlern, um zumindest die mündliche Ausdrucksfähigkeit zu verbessern, so werden sie – ein Resultat höflicher Etikette – in der Regel nicht korrigiert, sondern im Gegenteil ständig für ihr gutes Sprachniveau gelobt. Allerdings wissen sie natürlich, dass sie bei weitem noch nicht über einen Kenntnisstand verfügen, der als perfekt oder muttersprachlich bezeichnet werden kann. Was soll man also tun, um das Sprachniveau kontinuierlich weiter zu verbessern, damit etwa bei Briefen an deutschsprachige Kollegen, bei Veröffentlichungen jeder Art oder bei der Vorbereitung von Vorträgen nicht immer der muttersprachliche Kollege als Korrektor auftreten muss. Schließlich will man als fortgeschrittener Deutschlerner eine Sicherheit im Sprachgebrauch erlangen, die es einem erlaubt, auch anspruchsvolle sprachliche Situationen zu meistern, ohne ständig auf die Hilfe von Muttersprachlern angewiesen zu sein. Aufenthalte und Sprachkurse im deutschsprachigen Ausland sind sicherlich nützlich, sie sind aber kostspielig und nicht für jedermann möglich. Außerdem würden sie nicht dem Ziel der kontinuierlichen Verbesserung des Sprachniveaus dienen. Es müssten also Wege gefunden werden, mit deren Hilfe die Sprachkompetenz auch im Inland stetig verbessert werden könnte? In dem Vortrag, der sehr praxisorientiert ist, soll untersucht werden, inwieweit mit Hilfe des Internet und der in ihm angebotenen Dienste das Ziel der kontinuierlichen Verbesserung des Sprachniveaus für die angesprochene Lernergruppe erreicht werden kann. Dabei werden die wichtigsten Seiten im Netz, sowohl kommerzielle als auch nicht kommerzielle, vorgestellt und gemeinsam mit den Teilnehmern auf dieses Ziel hin analysiert. Dabei wird dem „deutsch.trainer“, einem Anbieter im Internet, besondere Beachtung zuteil werden, da dieser vorgibt, die Nutzer könnten mit seiner Hilfe das oben genannte Ziel der kontinuierlichen Verbesserung ihres Sprachniveaus erreichen. 7 Catalina Perelló Juan (Universitat de les Illes Balears) Kurzvortrag Landeskundliche Erfahrungen durch authentische Lieder im DaF für Erwachsene Musik kann einen wichtigen Beitrag zum Spracherwerb leisten, denn sie fördert ein gehirngerechtes und umfassendes Lernen. Beim Einsatz von Musik im DaF geht es also nicht nur darum, die Teilnehmer zu unterhalten und ihnen den Fremdsprachenunterricht “erträglicher” zu machen – was immerhin ein wünschenswertes Ziel ist. Vielmehr gilt es, durch authentisches Sprachmaterial wirklichkeitsnahe Sprechanlässe, Kommunikationsbedürfnisse und Reflexionsprozesse hervorzurufen, um das Interesse an der Sprache als Vehikel der Bedeutungsvermittlung zu wecken. Neben der Entwicklung der vier Fertigkeiten (Hörverstehen, Leseverstehen, Schreiben und Sprechen) kann authentische Musik zur Reflexion über die Fremdkultur anregen, denn einige Lieder können nur vor dem Hintergrund deutscher Kultur verstanden werden. Der Lehrer kann zudem neue sprachliche und landeskundliche Informationen in den bekannten Mustern der veschiedenen Musikrichtungen präsentieren. Von den Liedern der Romantik über die Chansons der zwanziger und dreiβiger Jahre bis zu den heutigen Pop-, Rock-, und Hip-Hop-Tendenzen bietet Musik die Gelegenheit, die jeweils neuen phonologischen, lexikalischen und morphosyntaktischen Informationen zu kontextualisieren, um den Lerner seine Vorkenntnisse und Vermutungen über den möglichen Inhalt des Textes aufstellen zu lassen. Ein weiterer Vorteil des Einsatzes von Musik besteht darin, dass er die Umgehung einer strengen grammatischen Progression zulässt. Durch ihre grammatische Orientierung sind Lehrbücher oft gezwungen, sich auf Texte zu beschränken, die ein einfaches und abschlieβendes Bild der Realität präsentieren und daher keinen Spielraum für Interpretationen lassen; authentische Texte hingegen vermitteln ein lebendiges Bild voller Schattierungen, welches zur Interpretation einlädt, können aber im Unterricht wegen ihrer Sprachschwierigkeiten häufig nicht verwendet werden. Durch Lieder lassen sich jedoch diese Schwierigkeiten teilweise beseitigen, indem man über den Refrain und die musikalischen Merkmale die wichtigsten Informationen in den Vordergrund rücken lässt. So können Lieder dazu beitragen, das Interesse der Lerner als “echte” Leser und Hörer zu wecken und sie dazu zu bewegen, auch einen fremdsprachlichen Text zu hinterfragen und kritisch zu betrachten. Mit Hilfe von Musik lassen sich folglich wichtige Interessenbereiche der Teilnehmer in den Unterricht miteinbeziehen, und somit schliebt sich zumindest teilweise die Kluft zwischen den höheren geistigen Ansprüchen der erwachsenen Lerner und ihren mangelnden Sprachkenntnissen. Allerdings gehört zur Landeskunde nicht nur der Erwerb von Kenntnissen über gesellschaftliche, historische und kulturelle Umstände des Landes, sondern auch die Sensibilisierung für die verschiedenen Sprachebenen, die Merkmale der poetischen Sprache und die Literatur. In der Tat können Lieder oft Brücken schlagen zwischen Hoch- und Massenkultur, zwischen Musik und Dichtung, zwischen Fremdsprache und Literatur. So waren historisch gesehen Musiker und Dichter nie sehr weit voneinander entfernt. Es gibt deswegen zahlreiche Beispiele für die Zusammenarbeit von Schriftstellern und Komponisten, die in der Romantik einen Höhepunkt erreichte, aber auch später nicht selten zustande kam. Diese Tradition ist heutzutage nicht abgebrochen, sondern lebt fort nicht nur im Bereich der Liedermacher, sondern auch in Liedern aus der Pop- und HipHop-Szene, die häufig Merkmale der poetischen Sprache aufweisen. Schlieblich geht es darum, die Teilnehmer anhand von Vokalmusik an wichtige landeskundliche Aspekte der deutschen Kultur heranzuführen und sie über den Einsatz von lebendigen, authentischen Texten zu einer aktiven Teilnahme am Hör- und Leseverständnisprozess zu motivieren. 8 Hans-Joachim Rid (Goethe-Institut, Madrid) Vortrag Grammmatik und Schreiben Ich bitte, den oben genannten Titel nur als Arbeitstitel zu verstehen, da ich mich, wie ich im Folgenden erläutern werde, überwiegend auf den Bereich Schreiben konzentrieren werde, mich dabei aber auf einen Kurs beziehen muss, den ich unter diesem Titel am GIMadrid gebe. In Kürze zum Vortrag: Seit Oktober 2001 gebe ich am Goethe Institut Madrid einen Schreibkurs, der im institutsinternen Kontext durchaus als Pilotkurs zu verstehen ist. Gleichzeitig aber gebe ich auch einen Grammatikkurs, und da die Nachfrage nach beiden Kurse von einer sehr ähnlich gestalteten Klientel ausging, beschlossen wir, ab dem Wintersemester 2003 beide Kurse in einem zusammen zu fassen. In meinem Vortrag möchte ich daher zuerst ein wenig auf die Geschichte dieses Kurses eingehen, wobei ich in erster Linie den Schreibkurs vorstellen werde und zwar hinsichtlich folgender Aspekte: * Warum Schreiben im Unterricht: Gründe für die Enstehung des Kurses * Technischer Ablauf (Schreiben im Unterricht, zu Hause und Korrektur per E-Mail) * Textsorten * gesteuertes Schreiben versus freies Schreiben (verschiedene Übungsformen und Schreibanlässe) * Zielsetzung und Resultate Ich werde versuchen, so viele praktische Beispiele wie möglich vorzustellen, sei es als Kopien, sei es (falls ich bis dahin dazu in der Lage bin, und was natürlich viel schöner wäre) als PowerPoint-Präsentation. Vor allem im letzten Teil des Vortrages werde ich versuchen, einige Unterrichtsbeispiele für einen kombinierten Grammatik- und Schreibunterricht vorzustellen, an die sich die Diskussion und auch die Vorstellung eigener Erfahrungen der Anwesenden anschließen sollte. Der gesamte Vortrag ist nicht als Referat konzipiert, sondern ich möchte von Anbeginn an die aktive Teilnahme der Zuhörer fördern. 9 Katia Strobel (EOI de Embajadores-Madrid) Kurzvortrag Die Paradoxie der Authentizität Untertitel: Von den Schwierigkeiten der Umsetzung des Europäischen Referenzrahmens in den Zertifikatsprüfungen der EOI Das Thema des Beitrags sind die Schwierigkeiten, die sich bei der Umsetzung der im Europäischen Referenzrahmen formulierten Forderungen in den Zertifikatsprüfungen der Escuela Oficial de Idiomas (aber sicherlich nicht nur dort) ergeben; die zentrale These ist, dass diese Probleme inhärent und somit kaum lösbar sind. Dies stellt jedoch weder die Konzeption des Europäischen Referenzrahmens noch die Prüfungen in Frage. Ziel des Beitrags ist vielmehr, die immanenten Paradoxien an konkreten Beispielen herauszuarbeiten und ins Bewusstsein von Lehrern und Prüfern der EEOOII und, sofern möglich, der Europäischen Sprachkommission zu rücken. Der Beitrag gliedert sich in drei Teile: Im ersten Teil soll die Entwicklung der Pruebas Unificadas in der Comunidad de Madrid skizziert und deren Hintergründe aufgezeigt werden. Die Ausrichtung der Zertifikatsprüfungen der EOI (Certificado Elemental und Certificado de Aptitud) am Europäischen Referenzrahmen war dabei von Anfang an selbstverständlich. Die Gegenüberstellung der im Europäischen Referenzrahmen formulierten Postulate einerseits und der Erfordernisse und Bedingungen einer Prüfung andererseits erfolgt im zweiten Teil des Beitrags. Der Schwerpunkt der Untersuchung liegt dabei auf der Forderung der Authentizität und den grundsätzlichen Schwierigkeiten, diese im Rahmen einer Prüfung einzulösen. In einem dritten Teil werden die Probleme, die sich aus dem Versuch der Umsetzung der Postulate des Europäischen Referenzrahmens, insbesondere dem der Authentizität, stellen, am Beispiel der Prüfung für das “Certificado de Aptitud de Alemán” aufgezeigt. Die Ergebnisse gelten jedoch ebenso, wenn nicht sogar in verstärktem Maβ, für das “Certificado Elemental”. Gegenstand der Untersuchung sind in erster Linie die aktuellen Prüfungen für das Schuljahr 2003/2004, zu Vergleichszwecken wird jedoch auch auf Prüfungssätze aus früheren Jahren zurückgegriffen. Die Problemanalyse unterteilt sich in diesem Abschnitt in die einzelnen Prüfungsteile bzw. die zu prüfenden Fertigkeiten Leseverstehen, Hör-sehverstehen, schriftlicher Ausdruck und mündlicher Ausdruck. Wie die Detailanalyse zum LV und HV deutlich macht, kann hinsichtlich der Wahl der in der Prüfungen verwendeten Lese- und Hörtexte der Forderung nach Authentizität weitgehend entsprochen werden. Allerdings wird diese Forderung bei der Erstellung von Aufgaben zum Leseverstehen zumindest teilweise unterlaufen, während man im Fall des HV sogar von einer grundsätzlichen Aufhebung des Authentizitätspostulats sprechen könnte: schon die in der Prüfung vorgesehene Wiederholung eines authentischen Hör-sehtextes (einer Fernsehsendung, einer Nachricht etc.) widerspricht der Realität. Noch gravierender sind die Probleme bei den Teilen der Prüfung, in denen die Produktion von Sprache geprüft und bewertet wird, d.h. dem schriftlichen und mündlichen Ausdruck. Was die Textproduktion betrifft, so zeigt sich, dass die Anzahl authentischer Textsorten, die für eine Prüfung in Frage kommen, äusserst begrenzt ist; der Rückgriff auf die nur in schulischem Rahmen existierende Textsorte “Aufsatz” ist ebenso naheliegend wie unauthentisch. Das zusätzliche – und grundsätzliche – Problem der Abwesenheit eines authentischen Adressaten wiederholt und verschärft sich in der Prüfung des mündlichen Ausdrucks, und das nicht nur im “monologischen” Teil, sondern auch im Dialog. Die Vermeidung von allzu offensichtlichem Rollenspiel in der Konzeption der einzelnen kommunikativen Situationen kann vor diesem Hintergrund nur als Makulatur erscheinen. In einem abschlieβenden Teil werden die Konsequenzen aus den vorausgegangenen Detailanalysen formuliert und zurückgeführt auf die eingangs aufgestellte These der notwendigen, weil inhärenten Inauthentizität von Kommunikation in einer Prüfung. In diesem Kontext soll eine andere Deutung des Begriffs der Authentizität versucht und, zusammen mit dem gesamten Problemkomplex, zur Diskussion gestellt werden. 10 Katja Wirth (Tandem Madrid) Kurzvortrag Handlungs- und produktionsorientierter Umgang mit Literatur am Beispiel des Romans "Der Hahn ist tot" von Ingrid Noll In höheren Mittelstufen und Oberstufen-Kursen wird des öfteren von den Kursteilnehmern der Wunsch geäussert, ein deutsches Buch im Orginal zu lesen. Da das Lesen von Originalliteratur zahlreiche Vorteile für die Lerner bringt -nicht nur hinsichtlich der Erweiterung von Wortschatz und Einblick in deutsche Strukturen, sondern auch im Hinblick auf die Lernmotivation und die Einsicht in die deutschsprachige Landeskunde -sollte diesem Wunsch auch nachgegeben werden, jedoch gestaltet sich die Auswahl des Buches oft nicht einfach. Gute Erfahrungen konnte ich mit dem Roman "Der Hahn ist tot" von Ingrid Noll machen, da es sich bei dem Werk um eine mit viel schwarzem Humor versetzte Kriminalgeschichte handelt, die auch nicht zu schwer zu lesen ist. Beim Umgang mit der Lektüre habe ich mich für vorwiegend handlungs-und produktionsorientierte Formen entschieden. Im traditionellen Literaturunterricht konnte beobachtet werden, dass viele Schüler Probleme mit einer rein analysierenden und interpretierenden Behandlung von Texten hatten, das sie dieses als "Zerreden" empfanden, das ihnen die Lust am Lesen nahm. Handlungsorientierte Formen versuchen dagegen, die Leser mit Phantasie und Kreativität an literarischen Texten teilhaben zu lassen und sie dadurch zum Weiterlesen zu motivieren. Die Lerner werden angeregt, eigene Vorstellungen zum Text zu entfalten und sie in mannigfacher Form gestaltend zum Ausdruck zu bringen. Diese Arbeitsweise und ihre Resultate sollen in diesem Vortrag dargestellt werden. 11