SN - Paritätische Lebenshilfe

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SN - Paritätische Lebenshilfe
M e n Weg
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Spannend, menschlich, sozial Mareike „on Tour“
Das Azubi-Projekt „Mein Weg“ der SN,
für das ich regelmäßig als Azubi in unterschiedliche Ausbildungsberufe hinein
schnuppere, wartet heute mit einer ganz
besonderen Herausforderung auf mich: In
der Heilerziehungspflege steht eindeutig
der Mensch mit all seinen Besonderheiten, Eigenarten und Bedürfnissen im Vordergrund. Ich freue mich sehr darauf und
bin gespannt, was ich zum einen im Theorieunterricht in der Fachschule für Heilerziehungspflege der Paritätischen Lebenshilfe Schaumburg-Weserbergland (PLSW)
und zum anderen in der entsprechenden
Praxisphase in der Schule am Bürgerwald
lernen werde. Wie werden die Kinder mit
körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen dort auf mich reagieren und wie
werde ich Ihnen begegnen?
Geplant sind für mich zunächst zwei
Unterrichtsblöcke in den Bereichen
„Medizin“ (Thema: Frühkindliche Reflexe)
und „Psychologie“ (Thema: Lerntheorien).
Meine erste Unterrichtsstunde zusammen mit etwa 25 jungen Azubis beginnt
jedoch mit einer Vorstellungsrunde. Alle
Schüler besuchen an zwei Tagen der Woche die Fachschule und arbeiten an den
übrigen drei Werktagen bereits in unterschiedlichen Einrichtungen wie Heilpädagogischen Kindergärten, Wohngruppen,
Tagesbildungsstätten und dergleichen,
von denen sie mir berichten. Die große
Bandbreite an Institutionen verdeutlicht
sogleich die Vielfältigkeit der Arbeitsmöglichkeiten in diesem Bereich. Diese erfordert zwar gleichzeitig ein hohes Maß an
Flexibilität, doch wer sich beispielsweise
ebenso gut vorstellen kann, in der Altenpflege wie in einem Kindergarten zu arbeiten und bereit ist, bis zu 50 Kilometer zur
Arbeitsstätte zu pendeln, wird sicher einen Job im direkten Anschluss an die Ausbildung finden, ist sich die Klasse einig.
Als ich die Azubis nach ihren Beweggründen frage, eine Ausbildung in der
Heilerziehungspflege zu beginnen, spreche ich gleichzeitig die Berührungsängste
vieler Personen gegenüber Menschen mit
Behinderung an, die auch ich zugegebenerweise nicht ganz von mir weisen kann.
Die tägliche Arbeit in diesem Bereich stelle
ich mir als eine ganz besondere menschliche Herausforderung vor, die sicherlich
auch viel Mut, Geduld und Verständnis
erfordert. Die Azubis geben zu, dass auch
sie teilweise zuvor derartige Berührungsängste gehabt haben. Diese wurden durch
Praktika oder ein Freiwilliges, soziales Jahr
jedoch sehr schnell abgebaut. Hereinschnuppern sollte man vor der Ausbildung
deshalb auf jeden Fall einmal, empfehlen
sie mir. Doch wenn man offen, geduldig
und kreativ ist sowie einen ruhigen Charakter und vor allem Freude am Kontakt
mit Menschen hat, könne man in dieser Arbeit absolut aufgehen und seine Erfüllung
finden. Diese persönlichen Eigenschaften
sind sogar noch stärker als Schulnoten gewichtet.
In der Schule am Bürgerwald
lern en Schüler mit Behinderungen
mit und von einander.
Auch ich kann meine vorherigen Hemmungen ein Stück weit abbauen, was
vor allem beim Rollstuhltanzen in meiner anschließenden Praxisphase in der
Grundschule am Bürgerwald geschieht.
Hierbei schnappen einige Betreuer, Lehrer, Praktikanten und ich sich jeweils ein
Kind, das auf einen Rollstuhl angewiesen
ist. Gemeinsam erarbeiten wir zu Musik
einfache, fröhliche Choreographien, bei
denen die „Laufenden“ die Rollstuhlfahrer
schwungvoll durch den Raum schieben,
drehen, wippen und so weiter. Die Freude,
die uns von den Kindern dabei auf einzigartig ehrliche Weise entgegengebracht
wird, ist enorm und emotional der absolute Höhepunkt des Tages.
Die zweite Station meiner Praxisphase
ist der Englischunterricht einer etwas
höheren Klasse. Ich bin erstaunt, was die
Kinder trotz ihrer Einschränkungen „auf
dem Kasten haben“. Während ihre Lehrerin Fragen zu Lieblingstieren, Freizeitaktivitäten und dergleichen auf Englisch stellt,
scheint es für sie keine Schwierigkeit zu
sein, diese zu verstehen und zu beantworten. Die Schüler berichten mir, dass sie sogar schon einmal nach Hannover in ein britisches Geschäft gefahren sind, um für ein
typisch englisches Frühstück einzukaufen,
als sie das Thema „Lebensmittel“ behandelt haben. Lehrer und Betreuer lassen
sich hier stets etwas Kreatives einfallen,
um das Lernen spielend, alltagsbezogen
und den Voraussetzungen und Fähigkeiten
der Schüler entsprechend zu gestalten.
Doch trotz allen freudigen und emotional beeindruckenden Erlebnissen in
diesem Beruf darf man nicht verschweigen, dass auch Aufgaben, die beispielsweise die Körperhygiene betreffen, mit
erledigt werden müssen. Einige Personen
benötigen beispielsweise bei Toilettengängen Unterstützung. Auch hier ist bei vielen
Menschen eine natürliche Hemmschwelle
vorhanden, wodurch sich die Empfehlung
eines Praktikums vor der Ausbildung erneut bestätigt, um herauszufinden, ob
man in der Lage ist, diese Hemmschwelle
abzubauen.
Als Fazit kann ich nach diesem Tag jedoch sagen, dass eine Ausbildung in der
Heilerziehungspflege definitiv ein Beruf
mit Zukunft ist, da Menschen mit Behinderung stets in gewisser Weise auf Hilfe und
Unterstützung angewiesen sein werden. Er
ist das komplette Gegenteil zu einem klassischen Bürojob, da hier mit Menschen,
statt mit Computern zusammen gearbeitet wird. Zu empfehlen ist er deshalb vor
allem für kontaktfreudige, aufgeschlossen
Menschen mit Spaß daran, täglich neue,
teils unerwartete und besondere Situationen kreativ zu meistern und sich sozial zu
engagieren. Ich selbst bin begeistert von
meinem Tag in der Heilerziehungspflege.
Zahlen, Daten, Fakten
Dauer:
✗ 3 Jahre, Vollzeit
Aufnahmevoraussetzung:
✗ Realschulabschluss oder Hochschulzugangsberechtigung und 400 Stunden
Praktikum in einschlägigen Einrichtungen
der Behindertenhilfe
Abschluss
✗ schriftliche und mündliche Prüfung zum/
zur Heilerziehungspfleger/in
Finanzierung
✗ Die Schulen der PLSW sind als Bildungsträger zertifiziert. Die Ausbildung ist in der
Regel kostenfrei, da die 70 Euro Schulgeld
pro Monat häufig von den Einrichtungen
getragen werden, in denen die Praxisphase
absolviert wird.
Inhalte der Ausbildung
✗ Menschen mit Behinderung individuell und
situationsbezogen begleiten und pflegen
✗ Mit Menschen mit Behinderung Lebenswelten strukturieren und gestalten
✗ Heilerziehungspflegerische Prozesse
planen, durchführen, evaluieren und dokumentieren
✗ Anleitung, Beratung, Gesprächsführung
✗ Mitwirkung bei Diagnostik und Therapie
✗ Auslandspraktika
Wo kann man später arbeiten?
✗ Kindergärten, Schulen und
Tagesbildungsstätten
✗ Wohnstätten
✗ Werkstätten
✗ Tageseinrichtungen
✗ Einrichtungen der ambulanten
und stationären Pflege
✗ Frühfördereinrichtungen
✗ Ambulanter Dienst
✗ Betreute Wohneinrichtungen
✗ als Integrationshelfer
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