Des Badelogierhaus der Fürstenhof in Bad Pyrmont

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Des Badelogierhaus der Fürstenhof in Bad Pyrmont
Der Fürstenhof
Das ist in Bad Pyrmont eine Adresse, die sogleich „noble" Assoziationen hervorruft. Wenn man der Geschichte dieses Hauses
nachspürt, wird man auf eine Fülle von Gründen stoßen, warum dies zu Recht so ist. Der Bau hat seit seiner Entstehung bis auf
den heutigen Tag immer eine herausragende Rolle in unserer Badestadt eingenommen, so daß es nicht ohne Reiz ist, seine
Geschichte in den Hauptzügen nachzuzeichnen. Durch die Auswertung sehr vieler Quellen wird zugleich ein differenzierter
Blick auf eine Vergangenheit ermöglicht, die manche Überraschung bereithält. Für Gäste, aber auch für die Einheimischen
wird so eine Tradition wieder lebendig, an die man sich sicher gerne erinnern läßt.
ABC der Persönlichkeiten, die im Fürstlichen Badelogierhaus/
Großen Badehotel/Hotel Fürstenhof in Bad Pyrmont wohnten.
Baudissin, Otto, Graf von, General in königl. dänischen Diensten.
Blücher, Gebhard Leberecht von, Fürst von Wahlstadt, preuß. Generalfeldmarschall, 1806, 1814, (seine Gemahlin 1815).
Cambridge, Adolphus Frederik, Herzog von, brit. Feldmarschall 1815.
Cathcart, George, Graf, britischer General, Adjudant Wellinstons.
Ernst August, König von Hannover, mit Königin Friederike (Schwester von Königin Luise).
Fagel (nicht: Fagell), Anna Maria von, aus Den Haag, liegt unter dem Erdbeertempel begraben, 1782.
Friedrich I., Großherzog von Baden, 1861.
Friedrich IL, Erbprinz von Baden, 1861.
Friedrich, Prinz zur Lippe, 1819.
Friedrich, Herzog von Yorck, brit. Feldmarschall, oftmals Gast, zuletzt 1791.
Friedrich Wilhelm IL, König von Preußen, 1796 und 1797.
Friedrich Wilhelm III., als Kronprinz von Preußen, Gemahl der Königin Luise, 1797.
Georg V., König von Hannover.
Georg Wilhelm, Fürst von Schaumburg-Lippe, 1836, 1837, 1838.
Grossmann, Friedrich Wilhelm, bedeutender Theaterdirektor aus Frankfurt, 1784.
Hardenberg, Karl August Fürst von, preußischer Staatskanzler, 1778, 1779, 1781, 1782, 1820.
Harnier, Richard, bekannter kurhessischer Hofrat und Brunnenarzt, Verfasser von Pyrmonter Brunnenschriften,
Ehrenbürger der Stadt, 1817, 1819, 1821, 1833, 1837, 1838, 1839.
Hatzfeld, Hugo Franz Graf von, Preuß. Geheimrat, (Stifter der ehemaligen katholischen Kapelle an der Klosterallee), 1802, 1825.
Hufeland, Christoph Wilhelm, Königl. preußischer Leibarzt, schrieb über die Pyrmonter Quellen, 1806.
Iffland, August Wilhelm, Dramatiker und Theaterdirektor.
Jeröme Bonaparte, König von Westfalen. Bruder Napoleons, 1808.
Karl, (Groß)Herzog von Mecklenburg-Strelitz, Vater von Königin Luise, 1777, 1778, 1782, 1806, 1814 (und öfter).
Karl August, (Groß)Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach, (Goethes Landesherr und Freund), 1801, 1802.
Karl Friedrich, Erbprinz, später Großherzog von Sachsen-Weimar-Eisenach,
(Gemahl von Großfürstin Maria Pawlowna, s. unten.), 1817.
Kleist von Nollendorf, Friedrich Graf, preuß. Feldmarschall, 1821.
Lehndorff, Heinrich, Graf von, preußischer General.
Leopold, Erbprinz zur Lippe, (später Fürst Leopold IL), 1819.
Lichtenau, Gräfin von, geb. Enke, die „schöne Wilhelmine", 1797.
Luise, Prinzessin von Mecklenburg-Strelitz, Später Königin von Preußen, 1777, 1797, 1806.
Lützow, Adolf Freiherr von, Offizier und Freiheitsheld, (Lützows wilde, verwegene Jagd), 1817.
Lynar, Fürst von
Mackintosh, Minister für Protest. Kirchenwesen, Amsterdam.
Marcard, Heinrich, berühmter Pyrmonter Brunnenarzt, Verfasser der „Beschreibung von Pyrmont (1784)," 1780.
Maria Pawlowna, Großfürstin (Schwester des Zaren Alexander L), Erbprinzessin, später Großherzogin von Sachsen-Weimar, 1806.
Marschall, Adolf Hermann Freiherr von, Staatssekretär im Auswärtigen Amt.
Otumfou Nana Okopu Ware IL, König der Aschanti/Ghana, 1991.
Paul Friedrich, Erbprinz von Mecklenburg-Schwerin, 1814.
Pichler, August, Theaterdirektor, Erbauer des Pyrmonter Kurtheaters, erster Ehrenbürger der Stadt.
Pütter, Johann Stephan, maßgebender Staatsrechtsprofessor aus Göttingen, 1780, 1781, 1784, 1791, 1792, 1801, 1802.
Recke, Elisa von der, Reichsgräfin, Schriftstellerin, 1791.
Richter, August Gottlieb, bedeutendster Chirurg seiner Zeit, Professor in Göttingen (auch mit Goethe in Pyrmont), 1780, 1792, 1801.
Rostöptschin, Fedor, Graf, russischer Generalgouverneur, (zündete 1812 Moskau an), 1815.
Schücking, Levin, Dichter, Freund der Annette von Droste-Hülshoff, 1883.
Schulenburg-Kehnert, Friedrich Wilhelm, Graf von der, preußischer Kriegsminister, („Ruhe ist die erste Bürgerpflicht"), 1797.
Schwarzburg-Sondershausen, Fürstin von
Solms, Prinz zu, 1820.
Sponagel, G. C., Schriftsteller, schrieb einen hier im Hause spielenden Briefroman (drei Auflagen: 1809, 1814, 1824), 1807.
Stauffenberg, Graf von
Stolberg-Wernigerode, Christian Friedrich, Graf zu, 1817.
Stresemann, Gustav, Reichsaußenminister, (zuvor Reichskanzler), Friedensnobelpreisträger, 1926.
Tischbein d. Ä., Johann Heinrich, kurhessischer Hofmaler aus Kassel, (Bilder im Pyrmonter Schloß), 1780.
Vincke, Ludwig Freiherr von, Staatsmann und preußischer Oberpräsident von Westfalen, 1837, 1838.
Voß, Sophie Marie Gräfin von, Oberhofmeisterin der Königin Luise, 1797, 1806.
Wilhelm, Herzog von Braunschweig, 1826, 1833.
Wilhelm III., König der Niederlande, heiratete Prinzessin Emma zu Waldeck und Pyrmont, 1878.
(Nach Recherchen von C. F. Hauck, Wilh. Mehrdorf, T. Malms. Aufenthalte in anderen Pyrmonter Häusern wurden nicht berücksichtigt.)
Fürstenhof-Zeittafel
1777 - 1778
1783
1815
1827
1853
1872
1907 – 1986
1926
1959
1959
Fürst Friedrich zu Waldeck und Pyrmont läßt den Bau durch eine holländische Aktiengesellschaft als
„Fürstliches Badelogierhaus" errichten. Pächter wird der Kommissionsrat Johann Conrad Hemmerich.
wird das „Große Badehaus" durch die Einrichtung von 12 Badekabinetten zum ersten „Kurhaus" der Welt.
Es wird nur noch im neu gebauten Stahlbadehaus gebadet, das in direkter Verbindung zum herrschaftlichen
Logierhaus steht.
Der Fürst zu Waldeck-Pyrmont in Arolsen übernimmt die Verwaltung des Hauses.
Fürstlicher Rezeß, der die Nutzung einiger Räume zu amtlichen Zwecken regelt. Brunnendirektion, Kreisamt,
Steueramt, Kreisgericht, ziehen ein. In einem Teil des neuen Flügels eine Schirmfabrik.
Die Brüder Völkers erwerben das Haus und eröffnen es am 15. Mai 1873 als „Großes Badehötel".
Im westlichen Teil des Erdgeschosses verschiedene Nutzungen, u. a. als Kurverwaltung, Verkehrsverein,
Polizeiwache und Heimatmuseum.
Die Schwestern Völkers erben das Haus und führen es danach unter dem Namen (Großes) „Badehotel
Fürstenhof' weiter.
Errichtung der gemeinnützigen Geschwister Völkers-Stiftung, die das „Hotel Fürstenhof' betreibt.
Die gynäkologische Abteilung des Balneologischen Instituts wird durch Dr. med. habil. Hans Baatz gegründet.
1977
1979
1991
1993
1994
Das Hotel Fürstenhof wird vom Land Niedersachsen gekauft und an die Niedersächsische Bädergesellschaft
Staatsbad Pyrmont verpachtet. In den folgenden zwei Jahren gründliche Renovierung.
wird das Balneo-gynäkologische Sanatorium in einem Teil des Hotels von Dr. Baatz eingerichtet, Leitung
danach durch Dr. med. Mertens.
Nach dreijährigem umfassenden Um- und Neubau wird die neue Klinik „Der Fürstenhof' am 1. Juli 1991 unter
Leitung von Prof. Dr. med. habil. Helmut Minne eröffnet. Getrennt davon entsteht ein neues Cafe-Restaurant
am Brunnenplatz.
Das ehemalige CO2-Bad wird als Park-Palais eingegliedert. Die Klinik verfügt damit über 207 Zimmer.
wird das „Bad Pyrmonter Institut für Klinische Osteologie - Gustav Pommer e. V." durch Prof. Dr. Minne
gegründet.
entnommen dem Buch „Der Fürstenhof – Porträt eines großen Hauses im Wandel der Zeiten“, Niedersächisches Staatsbad 1995, Text: Titus Malms,
Bilder von Renate Trippler.