(Leseempfehlungen der 6b für die Homepage)

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(Leseempfehlungen der 6b für die Homepage)
FÜR LESERATTEN AUF FUTTERSUCHE
Die 6b-Klasse gibt Leseempfehlungen für die Sommerferien
Sommerzeit – Ferienzeit – Erholung – Entspannung! Für viele gehört zu diesen
schönen Vorstellungen einfach ein Buch dazu. Bloß welches? Um diese
Entscheidung ein bisschen leichter zu machen, haben die SchülerInnen der 6bKlasse im Folgenden Bücher unterschiedlichster Art vorgestellt und auch kurz
bewertet (Höchstbewertung: 5 Sterne).
Heidi Hassenmüller
„Gute Nacht, Zuckerpüppchen“
Rowohlt Taschenbuchverlag (1992, 141 Seiten)
Dieses Buch gehört zur Gattung Problemgeschichte, denn es geht um ein Mädchen namens
Gaby, das von seinem Stiefvater Anton Malsch über viele Jahre hinweg regelmäßig sexuell
missbraucht wird. Sie traut es sich niemandem zu sagen, denn „Pappi“ droht ihr mit den
schrecklichsten Dingen. Doch irgendwann hält es Gaby nicht mehr aus und heckt einen Plan
aus, um ihr trauriges Schicksal ans Tageslicht zu bringen.
Die Geschichte spielt im Deutschland der 50er Jahre, in dem man nicht so offen über solche
Probleme gesprochen hat. Und so schafft es auch Gaby erst nach vielen Jahren, die sexuellen
Übergriffe des Vaters zuzugeben.
Stilistisch gesehen gibt es eigentlich keine Besonderheiten, denn das Buch ist in einem leicht
verständlichen Stil geschrieben.
Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen, da es Heidi Hassenmüller sehr lebendig geschrieben
und so kein Blatt vor den Mund genommen hat. Es ist sehr erschreckend, aber auch
bewundernswert, dass sie diese, ihrer eigenen Jugend entsprechende Geschichte, so frei und
lebensecht erzählen kann. Auch finde ich sehr gut, dass sie anderen Mädchen, die dasselbe
durchmachen, Mut macht, sich zu wehren und sich nicht alles gefallen zu lassen. Alles in
allem würde ich es auf jeden Fall weiterempfehlen, jedoch nur Menschen, die ihre Augen
nicht vor der Realität verschließen und starke Nerven haben.
(Christina Schoner)
Renate Welsh
„Johanna“
Rowohlt Verlag (1993; 251 Seiten)
In „Johanna“ geht es um ein Mädchen, das vonseiner Mutter zu einer fremden Familie
gebracht wird, weil diese als Magd angestellt ist und ihrem Kind ein besseres Leben bieten
will. Johanna kommt zu einer Bauernfamilie, in der es ihr gut geht. Doch sie beschließt in die
Heimatgemeinde ihrer Mutter zu gehen um dort eine Lehre als Schneiderin oder Frisörin zu
machen. Als sie allerdings in der Gemeinde ankommt, darf sie keine Lehre machen, sondern
muss jahrelang als Magd beim Bauern Lahnhofer arbeiten. Sie wird vom Bauern sehr schlecht
behandelt und hat große Angst vor ihm. Schließlich lernt sie einen Jungen kennen und von da
an verändert sich ihr Leben maßgeblich.
Das Buch spielt in der Zeit vor dem 2. Weltkrieg in Österreich. Die politischen Konflikte
zwischen den Parteien zu der Zeit werden im Buch oft erwähnt.
Das Buch hat keine stilistischen Besonderheiten.
Das Buch gefällt mir sehr gut, weil es spannend und realitätsnah geschrieben wurde. In dem
Buch kann man beobachten, wie Johanna erwachsener, selbstbewusster und stärker wird und
dadurch den Mädchen und Frauen eine gute Identifikationsfigur bietet.
(Kristina Bartulovic)
Waltraud Anna Mitgutsch
„Die Züchtigung“
dtv (1987, 256 Seiten)
Marie, ein ungeliebtes, misshandeltes Bauernkind, wird in ihrer Kindheit von ihrem Vater oft
geschlagen und kennt die Worte „Liebe“ und „geliebt werden“ eigentlich kaum. Sie muss in
ihrer Jugend wie ein Knecht die schwere Arbeit auf dem Bauernhof verrichten, ohne je ein
bisschen dafür anerkannt zu werden. Um von ihrem elterlichen Hof wegzukommen, heiratet
sie einen Arbeiter, zieht in die Stadt und wird schwanger. Ihre Tochter soll es einmal besser
haben, denkt sie sich und erzieht sie mit körperlicher Züchtigung. Doch eigentlich passiert mit
ihrer Tochter genau das Gleiche, sie lebt verschlossen in ihrer eigenen Welt und hat auch in
ihrem späteren Leben damit zu kämpfen.
Waltraud Anna Mitgutsch erzählt die Geschichte so glaubwürdig, dass man meinen könnte,
sie hätte sie nicht frei erfunden. Wirklich gelungen!
Das Buch ist wirklich gut, weil die Autorin die Geschichte sehr lebendig und wirklich
glaubwürdig erzählt. Ich bin geschockt über die grausame Züchtigung der Mutter, nur um ihr
Kind in eine bessere Gesellschaft zu bringen.
(Maria Osl)
Auguste Lechner
„Parzival“
Arena (248 Seiten)
Autorin des Werkes „Parzival“ ist Auguste Lechner, welche das Original von Wolfram v.
Eschenbach nacherzählt hat. Auguste Lechners Erstausgabe von dieser Abenteuergeschichte
erschien 1979.
In der Geschichte wird erzählt, wie der durch seine Erziehung naiv gehaltene Parzival von
einem Abenteuer ins nächste rutscht. Ehre, Heldenmut, Selbstlosigkeit und der Minnedienst
stehen im Mittelpunkt des höfischen Lebens unseren Helden.
Parzival kommt eigentlich aus reicher, adeliger Familie, doch wurde er gezwungen, in
exponierter Lage ohne Kenntnis der damals ständischen gegliederten Gesellschaft
aufzuwachsen.
Der Stil ist eigentlich einfach, aber nicht primitiv. Besonderheiten des Buches sind Parzivals
naive Weltsicht, die sowohl Ehre als auch Schwierigkeiten während der Geschichte mit sich
bringt. Man könnte ihn als ein erwachsenes Kind beschreiben, das erst in der Welt das Leben
lernt.
Die Geschichte wäre zwar spannungs- und ereignisreich, doch nach einer Weile merkt man,
dass sich die ähnlichen Ereignisse immer und immer wieder wiederholen. Ab dem zweiten
Drittel fängt diese „Wiederholungsschleife“ an und zieht sich bis zum Ende durch. Der ewige
Kampf auf Leben und Tod wurde mir auf Dauer langweilig und lässt somit den Ereignissen
wenig Sinn.
Dieses Buch hat mich sehr viel über das mittelalterliche Leben, speziell über der Ritter Ehren
und Pflichten gelehrt. Am meisten hat mir in diesem Buch imponiert, dass in dieser Zeit der
Großteil der Menschen andere Leben wichtiger nahmen als das eigene.
Dieses Buch kann von Lesern jeden Alters gelesen werden, jedoch von keinen Personen,
welche sich zuviel Action/ Spannung erwarten.
(Andreas Moser)
Max Frisch
„Homo Faber“
Suhrkamp Verlag (224 Seiten)
Dieser Roman von Max Frisch erschien erstmals 1957.
Walther Faber, ein Techniker der für die UNESCO arbeitet, steigt in den 50er Jahren in ein
Flugzeug um nach Mittelamerika zu fliegen. Am Anfang will er noch einige sehr tief
schürfende Ereignisse wie den Tod eines langjährigen Schulkameraden in einem
abgeschiedenen Dschungellager verdrängen. Aber als er sich in seine eigene Tochter verliebt,
bricht seine Welt wie ein Kartenhaus zusammen.
Durch Fabers Augen erscheint seine Umgebung sehr detailliert und subjektiv beschrieben,
worunter die Spannung leidet, aber sein Umfeld der Freunde und Geliebten wird sehr
lebendig dargestellt.
Auch durch die mit etlichen Konjunktionen verstrickten Sätze machen es dem Verständnis
nicht ganz leicht.
Eine sehr anspruchsvolle Lektüre, die man kennen sollte, aber in unserem Alter noch mit
Vorsicht zu genießen ist.
(Lukas Weiss)
Alfred Komarek
„Polt muss weinen“
Diogenes (1998, 191 Seiten)
Albert Hahn, ein Immobilienspekulant der übelsten Sorte, stirbt im Weinviertel (NÖ) in
seinem Weinkeller durch Gärgas. Zuerst deutet alles auf einen Unfall hin. Die näheren
Umstände will niemand so genau wissen, obwohl es auf der Hand liegt, dass da jemand
nachgeholfen hat. Nur der Gendamerieinspektor Simon Polt versucht den Mord aufzuklären.
Durch seine ungewöhnlichen Ermittlungsarbeiten, die oft nächtelang in Weinkellern
stattfinden, kann er den Fall am Ende lösen.
Das Buch ist in einem sehr leicht verständlichen Stil geschrieben und daher schnell zu lesen.
„Polt muss weinen" ist ein guter und wirklich witziger Krimi. Komarek ist ein Kenner der
Weingegend des nördlichen Niederösterreichs. Er weiß um die Probleme der Grenzbezirke,
die Arbeitslosigkeit und das Abwandern der Jungen in die Stadt.
Der Gendermarieinspektor, ein richtiger Junggeselle, wird recht lustig und originell
dargestellt.
So spricht Komareks Krimi nicht nur Krimifreunde an, sondern lässt sowohl Wald- und
Weinviertelliebhaber als auch Wein-Gourmets auf ihre Rechnung kommen.
(Bernadette Kogler )
Patrick Süskind
„Das Parfum“
Diogenes Verlag (S. 319)
„Das Parfum“ ist ein historischer Kriminalroman und spielt im 18. Jahrhundert in Frankreich.
Jean-Baptiste Grenouille, die Hauptfigur, wird am Fischmarkt in Paris geboren. Er absolviert
eine Lehre bei einem der größten Parfumeure von Paris, Guiseppe Baldini. Er hat einen
genialen Geruchssinn, besitzt selbst jedoch keinen eigenen Geruch.
In Grasse ermordet er 25 Mädchen, um ihren Duft zu konservieren. Wird er entlarvt oder kann
er sein Parfum fertig stellen?
Mir hat das Buch sehr gut gefallen, weil Patrick Süskind die Welt des 18. Jahrhunderts und
natürlich auch die von Grenouille auf eine sehr eindrucksvolle Art und Weise beschreibt.
Außerdem hat es mir wieder einmal gezeigt, wozu ein Mensch von seiner Umgebung gemacht
werden kann.
Eine stilistische Besonderheit ist die Fähigkeit von Patrik Süskind, die Welt der Gerüche zu
beschreiben.
Ich würde das Buch auf alle Fälle weiterempfehlen, weil es sehr spannend erzählt wird und
dadurch eine fesselnde Wirkung auf den Leser entwickelt.
(Antonia Osl)
Georg Klein
„Libidissi“
Alexander Fest Verlag (199 Seiten)
Der Roman „Libidissi handelt vom deutschen Spion Spaik, der in der Stadt Libidissi
wahrscheinlich in Nordafrika lebt und dort Informationen für seinen Geheimdienst sammelt,
als er nach vielen Jahren, die er für sein Land gearbeitet hat, für überflüssig gehalten wird
und seine Vorgesetzten ihn durch zwei andere Agenten töten und ersetzen lassen wollen.
Nun beginnt ein Wettlauf auf Leben und Tod. Wird Spaik diesen überleben, oder schaffen es
seine Widersacher den Sieg davon zutragen?
Die Stadt Libidissi, die vom Autor erfunden wurde, bietet einen wunderbaren Hintergrund für
diese Geschichte, da sie alles in sich vereint, was man von einer Spionagegeschichte erwartet.
Sie ist geheimnisvoll und voller Gefahren!
Die Geschichte selbst ist nicht immer leicht zu verstehen und man muss stets mit Verstand
lesen, um nicht wichtige Einzelheiten zu übersehen. Auch die Art, wie sie erzählt wird, ist
nicht alltäglich: Das ganze Buch hindurch kommen nie direkte Reden vor, man erfährt die
Handlung nur durch die Gedanken der „ Ich-Erzähler“, der zum einen Spaik ist und zum
anderen einer der zwei deutschen Agenten, der immer für beide „denkt“.
Alles in allem hat mir das Buch gut gefallen und ich würde es weiterempfehlen, aber nur an
Leute, die ein anspruchsvolles Buch lesen wollen!
(Marie-Kristin Lettenbichler)
Friedrich Torberg
„Der Schüler Gerber“
Das Buch erschien 1958 und ist im Deutschen Taschenbuch Verlag erhältlich
Dieses Werk ist vielmehr als nur ein Schulroman, da es das seelische Befinden eines kurz vor
der Matura stehenden Schülers durchleuchtet. Es ist ein Buch über das Leben an sich, das in
das Umfeld eines Schülers verpackt ist.
Der Held des Romans, Kurt Gerber, ist ein außerordentlich talentierter und reifer junger
Mann. Jedoch steckt er in einer Zwickmühle, als er ausgerechnet den sadistischen und
unbarmherzigen Professor Artur Kupfer als Klassenvorstand bekommt und ihm beinahe
hilflos ausgesetzt ist. Nicht nur der Druck des schulischen Misserfolgs lastet stets auf ihm,
auch belasten ihn die schwere Krankheit seines Vaters und die erst kürzlich erloschene Liebe
zu seiner Jugendfreundin Lisa. Ein ständiger Wechsel der Gefühlslage ist die Folge dieser
Umstände. Doch letztendlich scheitert er an der Hürde Leben.
Das Buch beeindruckt nicht zuletzt durch seine mitreißende Dramatik.
Mir gefiel das Buch recht gut und ich kann es jedem weiterempfehlen, der an einer angenehm
zu lesenden und spannenden Geschichte interessiert ist.
(Martin Binder)
Friedrich Dürrenmatt
„Der Verdacht“
Diogones (120 Seiten))
Bärchlach, der Kommissar, liegt im Berner Salemspital. Nach einer Krebsoperation geht er
davon aus, dass er vielleicht noch ein Jahr leben wird. Aus Langweile blättert er in der
Zeitschrift „Life“ und findet ein Foto eines Arztes. Klingt noch nicht sehr aufregend, aber
dieser Arzt namens Emmenberger hatte, wie der Kommissar behauptet, grausame
Operationen an KZ Häftlingen durchgeführt. Eingriffe ohne Narkose. Waren die der Grund
für seinen angeblichen Selbstmord? Um mehr darüber herauszufinden, lässt sich Bärlach
unter falschem Namen in die Klinik des KZ-Arztes einweisen.
„Der Verdacht“ von Friedrich Dürrenmatt war das erste Buch, das ich von ihm gelesen habe.
Es fängt recht gut an, da mir die Idee mit dem Krankenhaus sehr gut gefällt, doch ich brauchte
ewig, um mich durch dieses Taschenbuch hindurch zu quälen. Am Ende jedoch wurde es
erstaunlich spannend, denn die Angst gibt er so gut wieder, dass auch ich sie fast spürte.
Wobei das völlig überraschende Ende einen bitteren Nachgeschmack hinterlässt.
Ich finde, der Stil erschwert das Lesen durch schwierige Wortwahl und komplizierten Satzbau
um einiges, allerdings wird die Handlung durch häufiges Verwenden von direkten und
indirekten Reden aufgelockert.
(Medina Rekic)
Stefan Zweig:
„Angst“
Fischer Verlag (121 Seiten)
Die Novelle „Angst“ wurde von Stefan Zweig geschrieben und erschien zum ersten Mal
1920.
Das Buch handelt von Irene Wagner, die mit einem angesehenen Mann verheiratet, Mutter
zweier Kinder und wohlhabend ist. Warum also geht sie eine Affäre mit einem jungen
Musiker ein? – Einfach um des Abenteuers, um des Reizes des Verbotenen willen.
Alles ändert sich jedoch, als sie aus diesem Grund erpresst wird.
Sie lebt nun in ständiger Angst vor dem Entdecktwerden. Irene bringt es nicht fertig, ihrem
Mann alles zu gestehen, und steigert sich immer mehr in ihre Angst hinein.
Das Ende ist überraschend, es kommt ganz anders, als man erwarten würde.
Die Erzählung spielt Anfang des 20. Jahrhunderts in Wien. Dadurch lassen sich auch Irenes
Gefühle besser erklären: Die Stellung der Frau war zu dieser Zeit anders als heute.
Stefan Zeig schreibt in langen, nicht allzu schwierigen Sätzen. Man liest das Buch ziemlich
schnell; trotzdem ist es eines, das sicher in Erinnerung bleiben wird.
Ich kann „Angst“ nur weiterempfehlen, an Erwachsene sowieso, aber auch an Leser meines
Alters. Viel jünger (16) als ich sollte man aber nicht sein.
Mir hat die Erzählung sehr gut gefallen, denn sobald ich angefangen hatte zu lesen, wollte ich
wissen, wie es weitergeht, und konnte nicht mehr aufhören.
(Sarah-Maria Lettenbichler)
Anne Provoost
„Rosalenas Spiegel“
dtv (160 Seiten)
Das Märchen „Rosalenas Spiegel“ wurde von Anne Provoost nach der Vorlage „Die Schöne
und das Biest“ von Gianfresco Sraparoles geschrieben.
Es war einmal ein Kaufmann im mittelalterlichen Flandern, der hatte drei Töchter. Rosalena,
die jüngste, war jedoch die hübscheste. Als Rosalena geboren wurde, war ihre Haut fast
durchsichtig. Mit der Zeit wurde ihre Haut schneeweiß und sie wurde wunderschön. Sie hatte
jedoch ein Problem mit ihrer Schönheit und ihrer Sexualität und lebte teilweise in ihrer
eigenen Traumwelt, in der Elfen und Engel vorkommen.
Anne Provoost hat aus diesem gewöhnlichen Märchen einen bezaubernden, leicht zu lesenden
Roman geschrieben, der jedoch durch das Unterbewusste, die Erotik und das Sexuelle schon
auch anspruchsvoll ist. Durch die einfache Wortwahl und die nicht zu langen, gut gegliederten
Sätze ist er nicht schwer zu lesen.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen, da es eine wundervolle Geschichte ist, und als ich zu lesen
begann, hatte es eine fesselnde Wirkung auf mich. Gut finde ich auch, dass es ein offenes
Ende gibt.
Ich würde das Buch Jugendlichen und Frauen empfehlen, da ich denke, dass Männer sich
vielleicht nicht so auf diese Art von Märchen einlassen möchten.
(Stefanie Osternmann)
Eduard von Keyserling
„Schwüle Tage“
dtv (89 Seiten)
Keyserling, ein Adeliger, beschreibt in diesem 1906 Buch meisterhaft den langsamen Verfall
des Adels und lässt eine impressionistisch angehauchte Welt entstehen:
Der 18-jährige Graf Bill von Fernow muss mit seinem Vater auf das Familiengut fahren, um
dort zu lernen. Bill vergnügt sich jedoch lieber anderweitig, und das nicht nur mit seinem
Schwarm Gerda. Doch auch sein Vater hat Geheimnisse zu verbergen, und als Bill ein
Gespräch zwischen ihm und seiner Cousine belauscht, werden die Tage erst richtig
„schwül“…
Auch wenn das Buch teilweise sehr undurchsichtig für den gewöhnlichen Leser ist und einige
kryptische Ausdrücke verwendet werden, ist es doch lesenswert. Allerdings ist es für den
Leser ab 16 Jahren wichtig, sich vorher über die historische Entwicklung des Adels zu
informieren, um der Geschichte folgen zu können.
(Hannes Breitenlechner)
Alois Prinz
„Lieber wütend als traurig“
(Beltz, 328 S.)
Die im Jahr 2004 erschienene Biographie „Lieber wütend als traurig“, die 2004 den
„Deutschen Jugendbuchpreis“ erhalten hat, handelt vom turbulenten Leben der Ulrike
Meinhof, die mit ihrem politischen Engagement in der Studentenbewegung erheblichen
Einfluss auf ihre Zeit und ihr Heimatland Deutschland genommen hat.
Die Studentenbewegung der 68er sieht sich von einem neofaschistischen System umgeben,
das es, zunächst mit friedlichen Mitteln, zu bekämpfen gilt. Darauf schlägt ihr fanatischer
Antikommunismus und Abneigung aus Gesellschaft und Politik entgegen, wodurch sie in eine
soziale und ideologische Isolation gedrängt wird. In dieser sozialen Abschottung radikalisiert
sich die Studentenbewegung und bildet bewaffnete Gruppen, die dem kapitalistischen System
den Krieg erklären. In einer solchen „terroristischen Vereinigung“ engagiert sich auch Ulrike
Meinhof, wobei bei der Beschreibung ihres Lebens allerdings ein Schwerpunkt auf die Zeit
vor dem Eintritt in die RAF gelegt wird.
Die Biographie ist in einfacher, leicht verständlicher Sprache verfasst und wird durch
zahlreiche Originalzitate von Zeitzeugen um einiges an Lebendigkeit bereichert, trotzdem
nimmt sich das Werk über einige Strecken recht zäh aus und fordert vom Leser einiges an
Eigeninteresse an der Materie ab.
Mir persönlich hat diese Biographie sehr zugesagt, da der charakterliche Wandel der Ulrike
Meinhof sehr anschaulich dargestellt wird, allerdings vermisst der Leser eine detaillierte
Beschreibung der Ulrike Meinhof, die ihm geläufig ist, nämlich der Terroristin.
Das Buch richtet sich an zeitgeschichtlich und politisch interessierte Jugendliche und
Erwachsene, die auch die Ausdauer beim Lesen aufbringen, um zähe Strecken in diesem
Werk zu überwinden.
(Victor Höck)
Henning Mankell
„Tiefe“
Paul Zsolney Verlag (2004, 264 Seiten)
Makell siedelt diesen Kriminalroman zur Zeit des Ersten Weltkriegs in Schweden an.
Der verheiratete junge Marineoffizier Lars Tobiasson-Svartman erhält einen Auftrag, der ihn
ans äußere Schärengebiet führt. Dort lernt er auf einer verlassenen Schäre die junge Witwe
Sara Fredrika nicht nur kennen, sondern auch lieben.
Als er jedoch erfährt, dass seine Geliebte einem deutschen Deserteur Unterschlupf gewährt,
schreckt er keineswegs vor Gewalt und Mord zurück.
Er verfolgt blind sein Ziel, sein Leben zusammen mit Sara Fredrika zu verbringen. Dabei
verliert er seine Frau und auch seine Perfektion.
In diesem Werk hat Mankell Charaktere geschaffen, welche voller Geheimnisse stecken, und
in die Tiefe der menschlichen Seele geblickt.
Das Buch ist sprachlich einfach geschrieben, jedoch muss man konzentriert lesen, da der
Roman bis ins letzte Detail genau durchdacht ist.
Alles in allem hat mir das Buch sehr gut gefallen, da es einfach sehr spannend ist und die
Personen sehr lebendig dargestellt werden.
(Lukas Rieser)
Michael Ende
„Momo“
Thienemann Verlag (269 Seiten)
Dieses Buch handelt von Momo, einem kleinen Mädchen, das in einem alten Amphitheater
wohnt. Obwohl sie keine Eltern und auch keine Geschwister mehr hat, ist sie nie alleine, da
sie sehr viele Freunde gefunden hat. Doch eines Tages besucht sie plötzlich niemand mehr,
und als sie loszieht um ihre Freunde zu suchen, gerät sie in ein spannendes Abenteuer. Sie
entdeckt, dass graue Männer den Leuten die Zeit stehlen und mit Hilfe von Meister Hora und
der Schildkröte Cassiopeia bringt sie den Leuten ihre Zeit zurück.
„Momo“ ist ein Märchen-Roman. Das Buch (Erscheinungsjahr: 1973) ist in einem sehr
einfachen Stil geschrieben, aber es ist auch ein Buch für Erwachsene. Michael Ende
verwendet keine komplizierten Sätze und auch keine Fremdwörter.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen, da es teilweise wirklich sehr spannend geschrieben ist.
Michael Ende beschreibt Momo und ihre Freunde so, dass man sie sofort ins Herz schließt!
(Mirjam Rupprechter)
Friedrich Glauser
„Der Chinese“
Diogenes-Verlag
Das Buch erschien erstmals 1938 und hat 227 Seiten.
In Pründisberg, einem ehemaliger Kurort der Schweiz, wird ein Auslandsschweizer
ermordet, der erschossen auf dem Grab seiner Schwester aufgefunden wird. Die Aufklärung
des Falls fällt Wachmeister Studer, der sich mit der Tat befasst, nicht leicht, da die wenigen
Einwohner des Ortes komplexe und undurchsichtige Beziehungen zueinander haben. Da ist
der Inhaber der Armenanstalt, der Direktor der Gartenbauschule und schließlich der Wirt der
Wirtschaft„Zur Sonne“, aber wer von diesen dreien ist der Mörder, oder gibt es noch einen
unbekannten Vierten, der die Tat begangen hat?
Der Krimi spielt in einem recht armen sozialen Umfeld und erzählt von geldgierigen
Menschen.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen und ich wurde wie der Ermittler regelrecht in den Krimi
hineingezogen.
(Benjamin Hirzinger)
Patrick Süßkind
„Die Taube“
Diogenes Verlag Zürich( ca. 100 Seiten)
1984, als Jonathan Noel, Wachmann einer Pariser Bank, eines Morgens die Tür seines
Zimmers öffnet, blickt er der Ausgeburt des Schreckens in die Augen.- Einer Taube. - Völlig
erschüttert und verstört packt er seine Habseligkeiten zusammen und zieht in ein billiges
Hotel. Erschöpft und mit dem Gedanken sich am nächsten Morgen umzubringen, sinkt er am
Abend in sein Hotelbett, doch auf wundersame Weise hält ihn ein Gewitter davon ab genau
dies zu tun…
Dieses Buch ist in einem leicht verständlichen Stil geschrieben, dadurch und wegen seiner
geringen Länge liest man es einem Zug durch.
Alles in allem ist es ein sehr lesenswertes Buch, aber man darf sich keinesfalls einen Thriller
oder derartiges vorstellen. Es ist einfach ein Einblick in das Leben eines in sich gekehrten
Mannes, der keine Veränderungen ertragen kann.
Patrick Süskinds Novelle, welche im personalen Erzählstil geschrieben und 1987 erschienen
ist, liefert uns durch Jonathan Noel indirekt einen Einblick in Süskinds Charakterzüge, da er
sich selbst darin ein wenig widerspiegelt.
Jonathan Noel, ein leicht zu erschreckender und vielleicht ein wenig in seiner Psyche
gestörter Mann, erlebt den schrecklichsten Tag in seinem bisherigen Leben.
(Anita Bollmann)
Maria Benedickt
„Fräulein Gloria geht baden“
Fischer (1999, S.201)
In diesem Kriminalroman will die unscheinbare Gloria zuerst nicht glauben, dass der Mann in
der gegenüberliegenden Wohnung sie beobachtet, und erst, als in ihrem Wiener Büro eine
Briefbombe explodiert und ein Schuss auf sie gefeuert wird, versucht sie herauszufinden, wer
sie tot sehen will. Nach und nach kommt sie dahinter, dass diese Anschläge mit ihrem
Studienaufenthalt in China zu tun haben.
Gloria Wehling ist eine Frau, die ihre Eigenschaften von anderen kopiert und so unauffällig
ist, dass die meisten sie übersehen. Sie ist unfähig längere Beziehungen zu führen und hat nur
wenige Freunde, wobei sie sich nur mit ihrer ehemaligen charakter- und willensstarke
Schulkollegin Carola regelmäßig triff. Gloria wünscht sich anders zu sein und dieser Konflikt
zieht sich durchs ganze Buch.
Dieser in der Gegenwart spielende Krimi ist wie ein Tagebuch aus der Sicht von Gloria
geschrieben, was mir besonders gut gefällt, da man dadurch in die Welt von Gloria eintauchen
und ihre Gedanken nachvollziehen kann. Dieses Buch ist bis zum Schluss spannend und
überrascht mit einem unerwarteten Ende.
(Lisa Krämer)
Christian Bieneck (1956-2005)
„15, Jungfrau, Schlampe“
Fischer Tb. (2002)
Die Suche nach dem unbekannten Vater, Sex und seine Folgen, Freundschaft, Eifersucht,
Wut, Enttäuschung, Mutter- Tochter- Konflikte, der erste richtige Kuss und die Suche nach
dem mysteriösen Traumjungen - alle diese für Jungendliche alltäglichen Dinge werden in
diesem Roman spannend geschildert.
Eine allein erziehende Mutter, die mit ihrem Alter nicht klar kommt, muss ihre
fernsehsüchtige, an Jungen nicht besonders interessierte, auf ihre beste Freundin eifersüchtige
Tochter alleine großziehen. Da die beiden sehr unterschiedlich sind, gibt es oft MutterTochter- Konflikte.
Die Sprache des Autors ist sehr gut verständlich und witzig und durch immer wieder neue
Höhepunkte verliert das Buch nie an Spannung.
Ich würde das Buch auf jeden Fall weiterempfehlen, aber eher an Mädchen, da die ganze
Geschichte aus der Sicht eines 15- jährigen Mädchens erzählt wird. Man sollte auch ein
Interesse für Jugendgeschichten mit Liebeleien haben.
(Agnes Rogler)
Friedrich Schiller
„Die Jungfrau von Orleans“
Reclam Universal-Bibliothek, 144 Seiten
Die im März 1801 fertig gestellte romantische Tragödie von Friedrich Schiller stellt in 5
Akten das tragische Leben der Jeanne d`Arc dar.
Diese verlässt, von göttlichen Visionen getrieben, früh ihre Heimat, um das französische Heer
im 100-jährigen Krieg gegen die Engländer anzuführen. Das Volk verehrt sie, der König
vertraut ihr. Scheinbar kann sie nichts aufhalten, bis ihr schließlich ihr eigenes Herz einen
Strich durch die Rechnung macht, als sie sich in einen englischen Offizier verliebt.
Wir haben hier eines jener späteren Dramen, in denen sich Schiller mit historischen Stoffen,
aber auch mit Individualität und Entscheidungsfreiheit auseinandersetzte,.
Der Leser kann sich sehr gut in Johanna hineinfühlen und spüren, wie nahe die Geschichte
auch Schiller selbst ging. Freie Entscheidungen treffen konnte Johanna nie, ebenso wie er
wurde sie zu Dingen gezwungen, ohne gefragt zu werden.
Vielleicht hat er das Drama als Aufforderung gedacht, sein Leben in die eigenen Hände zu
nehmen und auch die Individualität anderer zu respektieren.
Ich denke, die Tragödie setzt ein Mindestalter von 15 Jahren voraus, da Schillers besonderer
Stil sehr anspruchsvoll ist mit den zahlreichen altdeutschen Begriffen und herrlich
übertriebenen Metaphern.
(Johanna Ringler)
Paulus Hochgatterer
„Über Raben“
Rowohlt Taschenbuch Verlag (224 S.)
Im Roman „Über Raben“ beschreibt Paulus Hochgatterer zwei auf den ersten Blick
vollkommen unterschiedliche, in verschiedenen Erzählperspektiven geschriebene,
Handlungsstränge.
Einerseits geht es um einen offensichtlich paranoiden Deutschlehrer, der von seinen
Verfolgern, welche höchstwahrscheinlich nur in dessen Phantasie existieren, in die Berge
gejagt wurde. Zum anderen wird die Geschichte eines 13-jährigen Mädchens erzählt, das
durch merkwürdiges Verhalten und einen ungeheuren Pestizidverbrauch in zwei Zimmern
ihrer Wohnung äußerst seltsam wirkt.
Da Hochgatterer, wie bereits aus seinen früheren Büchern ersichtlich, einen sehr eigenen Stil
hat, den er in diesem Buch noch ausbaut, indem er oftmals Lücken im Handlungsstrang lässt
und nur Andeutungen auf bestimmte Begebenheiten macht, wird dieser Roman zu einem
gewaltigen Indizienpuzzle, in welchem dem Leser äußerst großer Spielraum für eigene
Interpretationen gelassen wird.
Seine Spannung bezieht dieses Werk aus der Ungewissheit, ob sich die eigenen Vermutungen
bewahrheiten, und aus der Suche nach weiteren Hinweisen. Was diesen Roman jedoch von
der breiten Masse abhebt, ist, dass am Ende des Buches die zentralen Puzzleteile fehlen,
welche die Handlung abschließen würden.
Da nicht jeder Leser dieses Leseerlebnis als befriedigend empfindet, gehen die Meinungen zu
diesem Buch sehr weit auseinander.
(Michael Sandbichler)
Zum Abschluss auch ein Buchtipp der Deutschlehrerin:
Ulrich Greiner
„Leseverführer“
Eine Gebrauchsanweisung zum Lesen schöner Literatur
C. H. Beck (2005, 210 Seiten)
Mit viel Genuss habe ich dieses Buch gelesen, in dem Ulrich Greiner, der Literaturchef der
ZEIT, Bücher vorstellt, die ihm persönlich besonders wichtig sind. Allerdings ist daraus nicht
nur eine Liste von Leseempfehlungen geworden, sondern Greiner nimmt uns auch mit durch
verschiedene Epochen der Literatur und führt uns hin zu den verschiedensten Aspekten der
Literaturbeobachtung. Dies könnte nun recht trocken und belehrend sein, doch es ist ein
unterhaltsames, intelligentes Buch geworden, das die Freude an der Literatur mit leichter
Feder vermittelt, unzählige, neugierig machende Anregungen auf übersichtliche Art und in
verschiedenen Schwierigkeitsgraden bietet und so wirklich zum Lesen „verführt“.
Verena Roßmann