Hifi-Stars_Heed_DT_DA

Transcrição

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Technik
CD-Laufwerk und D/A-Wandler Heed Obelisk DT/DA
Klangliche Obelisken
Ja, die Anspielung in der Titelzeile ist beabsichtigt. Denn
auch ich habe einstens (Mitte der 80er Jahre) in einem
HiFi-Studio den Vollverstärker Nytech Obelisk – später: ION Systems Obelisk – erstmals gehört. Dieser
reduzierte „No Nonsense“-Amp des 2012 verstorbenen
Entwicklers Richard Hay ist in direkter Linie Stammvater des aktuellen „Heed Obelisk Si“. Denn Zsolt und
Alpar Huszti, die 1987 Zsolt Audio, den Vorläufer von
Heed Audio, gründeten, fertigten ab 1991 die Vollverstärker für Hay. Als dann 1992 ION Systems vom Markt
verschwand, beschloß man, die „Obelisk-Idee“ fortzuführen, die da hieß: Maximaler Klang für bezahlbares
Geld. So erschien 1993 das erste Heed-Gerät, der Obelisk Pro.
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Heed-Jetztzeit
Und heute? Heute existiert eine komplett eigenständig
entwickelte „Obelisk“-Familie, zu der auch das CDLaufwerk DT und der D/A-Wandler DT gehören, über
die es nun zu berichten gilt. Doch der Name und die
Abkunft boten nur den offensichtlichen Anknüpfungspunkt zu dieser Beschreibung. Nein, da gibt‘s noch
mehr, doch dazu später. Interessant ist auf jeden Fall
der Ansatz des Herstellers, daß die Verwendung eines
teuren DACs mit einem Laufwerk der soliden Mittelklasse vergleichbar der eines anspruchsvollen SpitzenTonabnehmers in einem durchschnittlichen Plattenspielerlaufwerk sei: Man sollte laut der Überzeugung
des Herstellers den „Wandlungsvorgang“ nicht übergewichten relativ zum Rest des Ablaufs. Beste Datenauslese und -übertragung sind essentiell wichtig für
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bestmögliche D/A-Wandlung, heißt es seitens Heed.
Was am Anfang fehlt… – Ivor Tiefenbrun, anyone?
Aber widmen wir uns zunächst der Technik im Inneren der beiden in Ungarn hergestellten Digitalgeräte,
die bereits beim Auspacken nicht nur durch das ungewöhnliche Format, sondern ebenso dank ihrer weißen
Gehäusefarbe aufzufallen wußten. Seien Sie gewarnt:
Wenn Sie die beiden schicken Heeds (die es auch in
Schwarz gibt, klar) probeweise bei sich aufstellen, könnte der Versuch, sie wieder gegen „normale“ Geräte auszutauschen, optisch und klanglich einen Rückschritt
bedeuten…!
Der Heed Obelisk DT ist ein reines CD-Laufwerk für
CD, CD-R und CD-RW; abgespielt werden können die
Formate CD, HDCD und MP3. Ausschließlich 16-bitDaten im 44,1 kHz-Format stehen am S/PDIF-Digitalausgang zur Verfügung. Die Abmessungen von 22 x
8,5 x 32,5 cm (B x H x T) legen es nahe, das 3,9 kg
wiegende Gerät neben dem genauso bemaßten D/AWandler Obelisk DA, der 4 kg auf die Waage bringt,
aufzustellen. Der „DA“ seinerseits nimmt digitale Signale bis 24 bit/192 kHz per S/PDIF (RCA und BNC je
einmal) oder TosLink (zweimal) entgegen, alternativ
auch bis 192 kHz asynchron per USB-2.0-Schnittstelle. Der Ausgangspegel liegt bei 1,25 V („direct“) respektive 2,5 V („buffered“). Verbunden wurden die
beiden Geräte mit einem S/
PDIF-Cinchkabel „The Sea“ von
van den Hul, das der deutsche
Vertrieb B+T in weiser Voraussicht beigefügt hatte – und das
sich bestens zwischen den beiden Heeds bewährt hat. Ein
echter Tip also! Die Bedienung
ist logisch, die Bedienelemente
sind gut angeordnet. Den Trend
zu immer kleiner werdenden
Fernbedienungen macht man
allerdings leider ebenfalls mit.
Leute, diese winzigen Dinger
sind sooo leicht zu verlegen…!
Anyway – dafür sind die in Blau
gehaltenen Displays gut ablesbar
und informativ. Doch lösen wir
uns von den Äußerlichkeiten
und gehen wir…
…rein in die Musik!
New Country ist zuerst angesagt. Es geht los mit Keith
Anderson „Three Chord Country And American
Rock&Roll“ (Arista Nashville 82876-66294-2). Wie es
der Titel der Scheibe bereits verspricht, geht es über-
wiegend recht schwungvoll zu auf dem Album des
Mannes aus Oklahoma. Na, es war zu erwarten: wer
Songs wie „Beer Run“ für Garth Brooks und George
Jones mitgeschrieben hat, muß wohl ein Faible für fetzigere Töne haben! So beginnt gleich der Titelsong des
Ex-Bodybuilders und vielversprechenden BaseballTalents (eine Schulterverletzung beendete diese Sportkarriere) damit, eine relaxte Atmosphäre aufzubauen.
Bei „XXL“ ist die Selbstironie unüberhörbar - oder etwa
nicht? Die Nachdenklichkeit von „Every Time I Hear
Your Name“ wird durch die selbstmitleidig-weicheiveralbernde Darstellung des vor seiner wütenden Frau
in die Kneipe geflüchteten Ehebrechers konterkariert.
Köstlich! Dabei wird die Stimmung von der HeedKombi bestens vermittelt – man sitzt förmlich mit an
der Theke, und klänge es nicht überspannt, würde ich
sogar formulieren: Whiskey-, Steak- und ScrambledEgg-Gerüche scheinen in den in den Hörraum zu wabern ... und ein bißchen „Route-66-Gefühl“ ist auch
dabei... Tatsache aber ist: Diese Geräte entführen den
Rezipienten in die jeweils gehörte Musik und deren
Ambiente.
Die Intensität einer Stimme wie der von Chely Wright
wirkt geradezu beängstigend real. Miß Wright gehört nun
schon seit vielen Jahren zum Kreis der Etablierten innerhalb der Nashville-Society, das heißt, der Stars der Coun-
try-Music. In ihrem Song „I Already Do“ vom Album
„Let Me In“ (MCA Nashville, 1997) trifft die gefühlvolle
Stimme Chelys, kombiniert mit der sanften Melodie und
dem perfekt passenden Inhalt, denn auch genau den Nerv
jedes Menschen, der in der Lage ist, tief zu empfinden.
Gänsehaut pur! Zwischendrin sei, weil so ganz anders,
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eine Portion an zynischer Satire erlaubt. Der am
28.11.1943 in Los Angeles geborene Randy Newman
beschrieb augenzwinkernd auf „Little Criminals“ (1977,
Warner Brothers/WEA WB 56 404) schon vor über 35
Jahren einige seiner tagtäglichen Beobachtungen auf
die ihm ureigene, ungemein ironisch-hintergründige
Art. Die CD enthält neben seiner sarkastischen AntiHymne „Short People“ auch „Baltimore“, „Siegmund
Freud’s Impersonation Of Albert Einstein In America“
sowie das „Texas Girl At The Funeral Of Her Father“.
Unverkennbar in seiner bissigen Art und seiner unverkennbaren Intonation ist Newman zusammen mit dem
2003 im Alter von 56 Jahren viel zu früh verstorbenen
Warren Zevon der wirklich große Vertreter jener intellektuell-humorvollen Songwriter-Gilde, die trotz
einzelner Erfolge in Aussage wie musikalischer Bedeutung weitgehend unterschätzt wurde und noch immer
wird. Merke: Intelligente Musik kann Spaß machen…!
Kommen wir zu Rockmusik mit weiblicher Stimme:
Within Temptation besitzen mit Sharon den Adel eine
faszinierende Frontfrau sowie in Robert Westerholt
einen erstklassigen Songschreiber. Die Maxi „What
Have You Done (feat. Keith Caputo)” (GUN Records
88697060022) und das Album „The Heart Of Everything” (GUN Records 82876871082) zeigen das plakativ. Warum beziehe ich mich an dieser Stelle auf die
Maxi-CD additiv zum Longplayer, statt nur auf die
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„normale“ CD einzugehen? Nun, zum einen enthält
die Maxi nicht nur eine zusätzliche Version des SingleErfolges „What Have You Done“, sondern auch den
Zusatztrack „Blue Eyes“ sowie zwei Live-Tracks („Aquarius“ und „Caged“), die man sich nicht entgehen lassen
sollte. Zum anderen zeigt die Maxi bereits deutlich,
was das Album dann konsequent fortsetzt: Statt mehr
in Richtung Pop abzudriften, haben Sharon den Adel,
Robert Westerholt und ihre Mitstreiter seinerzeit eine
Wendung in Richtung „härter, rockiger, metallischer“
vorgenommen; nicht zuletzt war und ist der Fan und
Musikhörer der klare Gewinner dieses Vorgehens. Vom
Opener „The Howling“ über den Titelsong bis zum abschließenden „Forgiven“: Klasse!
Es folgt abschließend noch der unbestrittene Großmeister des Blues, der am 21. Juni 2001 im Alter von 83
Jahren verstorbene John Lee Hooker. Das jüngste von
elf Kindern wurde in seiner Kindheit von Gospelsongs,
später von der Musik seines Stiefvaters William Moore, einem Bluessänger, geprägt, ehe er im Alter von
ungefähr 15 Jahren davonlief und in der Folge ein ziemlich bewegtes Leben führte, das ihn unter anderem über
Memphis/Tennessee nach Detroit/Michigan führte.
Spätestens seit der Verwendung des Songs „Boom Boom“
in einer Jeans-Werbung der 90er Jahre war dieser zum
Signatursong des Großmeisters des Boogie-Blues avanciert. Der unverkennbare Stil aus E-Gitarren-Blues und
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dem typischen Sprechgesang des Mannes aus dem Süden der USA weiß immer wieder mitzureißen, Emotionen zu wecken. Das ist Musik pur. Und: Die beiden
Heeds bringen die subtilen musikalische Inhalte rüber
– was man heutzutage nicht von jedem CD-Laufwerks-/
Wandler-Gespann so eindeutig erwarten kann und
ganz nebenbei die eingangs dargestellten Überlegungen
in ihrer Richtigkeit bestätigt. Viele Wege führen nach
Rom… Das selbsterklärte Ziel von Heed, „Weg vom
HiFi, hin zur Musik!“ (frei übersetzt aus „Forget HiFi,
Remember Music!“), wurde jedenfalls schon mal prima
umgesetzt: Die Dinger rocken!
Information
CD-Laufwerk und D/A-Wandler Heed Obelisk DT/DA
Preis: 1.490 € (DT) bzw. ab 1.290 € (DA)
Vertrieb:
B&T hifi Vertrieb GmbH
Hauptstraße 14
D-40699 Erkrath
Tel.: +49 (0) 2104-75560
E-Mail: [email protected]
Internet: www.bthifi.com
Wolfgang Vogel
Auf den Punkt gebracht
Die Heed-Kombi aus Obelisk DT und Obelisk
DA sieht nicht nur schick aus, sondern klingt
auch noch verdammt gut. In ihrem Preissegment
stellt sie eine elegante, an das klassische BraunDesign angelehnte Option dar, deren klangliche
Fähigkeiten auch dem einen oder anderen Konkurrenten aus höheren Preisklassen die virtuellen Schweißtropfen auf die Frontplatte treiben
dürften. Clevere Jungs, diese Ungarn…!
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