Die Tenorgitarre
Transcrição
Die Tenorgitarre
World Of Strings Von Adax Dörsam Die Tenorgitarre Die kleine Viersaitige gehörte einst zum guten Ton – von Tiny Grimes bis Peter Kraus. xperimente mit viersaitigen Gitarren gab es schon sehr früh, ihren Durchbruch schaffte die Tenorgitarre jedoch erst in den Zwanziger- und Dreißigerjahren. Der Zeitgeist verlangte nach Gitarren, Geiger und Banjospieler verloren an Popularität. Für die stellte das neue Instrument wegen der Quintenstimmung und dem schmalen Hals eine Brücke zur Welt der Gitarristen dar – und damit zu neuen Jobs. Die Grundidee einer Tenorgitarre ist die Kombination eines Tenorbanjo-Halses mit einem Gitarrenkorpus. Die meisten Instrumente haben 19 Bünde, eine kleine Mensur von 58 cm und eine Quintenstimmung in C G D A wie bei der Bratsche oder dem Tenorbanjo. Aber es gibt auch die dem größeren Bruder Plektrumbanjo angeglichene Version: 22 Bünde, also eine etwa 10 Zentimeter längere Mensur, inklusive Gitarrenstimmung D G H E oder C G H D. Eine Besonderheit ist die elektrische Tenorgitarre von Framus: Diese Firma setzte damals bekam er eine elektrische Version der Tenorgitarre, die er auch in einigen damals sehr erfolgreichen Filmen spielte. Sein Vater verkaufte Tenorbanjo-Schulen unter dem Motto: „Lernen Sie in sieben Tagen die Peter Kraus Schlager-Gitarre“. Tenorgitarren werden in allen üblichen Formen gebaut – von der Flattop über die Archtop bis hin zur Tenor-Strato oder TenorDobro. Die vorliegende Harmony Tenorgitarre hat 20 Bünde statt der üblichen 19 und eine Mensur von 58 cm. Der Harmony-Schriftzug auf der Kopfplatte und die rautenförmigen Inlays auf dem Griffbrett wirken relativ schlicht. Auffälliger ist das dreibandige Kunststoff-Binding, das den Korpus aus Ahorn umkleidet. Zarge und Boden bestehen ebenfalls aus Ahorn, das ostindische Palisander des Griffbretts wurde durch Einfärbung auf Ebenholz getrimmt. Der Halsansatz befindet sich im 14. Bund, die Halsbreite beträgt am Sattel 33 mm, das Stringspacing 26 mm. Fotos: Uwe Statz Gebaut wurden Tenorgitarren von vielen Firmen, darunter Gibson, C. F. Martin, Selmer, Maccaferri, National, Gretsch, Harmony, Framus und Guild. Aktuell gibt es diese Instrumente von Martin, Blueridge, Breedlove oder Gold Tone. F-Loch und Binding als Werbeträger auf Peter Kraus, den „Liebling aller Schwiegermütter“. Da der „deutsche Elvis“ keine Gitarre spielen konnte, dachte man, ein viersaitiges Instrument sei für ihn leichter zu erlernen als die sechssaitige Gitarre. So 150 A K U S TI K GIT A RR E 2 / 1 2 Der Klang der Tenorgitarre ist klar, strahlend und durchsetzungskräftig, die einzelnen Saiten sind gut getrennt wahrnehmbar – da verschwimmt nichts. Gespielt wird in der Regel mit Plektrum, aber auch Zupfen ist mög- Begleit-CD: Track 12 Zur Tenorgitarre gibt es ein Tonbeispiel auf unserer Begleit-CD, eingespielt von Adax Dörsam. lich. Für die Tenorgitarre benutzt man Stahlsaiten. Zur Musik: Eine legendäre Figur der Tenorgitarristen ist Tiny Grimes. Er spielte bei ‚The Cats & The Fiddle‘ – kurioserweise eine Band ohne Fiddle. Er war auch Mitglied des Art Tatum Trio und tourte mit seiner Band ‚The Rockin‘ Highlanders‘. Tiny Grimes war ein lustiger Bursche, ein super Entertainer und gewiefter Geschäftsmann. Als Sänger, Komponist und Texter hatte er zahlreiche Hits. Er starb im Frühjahr 1989. In den Zwanzigerjahren hatten auch Jazzer wie John Mitchell, Bud Johnson oder Eddie Condon Tenorgitarre. Allerdings blieb das nur eine Fußnote der JazzGeschichte. Die Tenorgitarre Auch „Big“ Mike McKendrick spielte von 1931 bis 1933 in Louis Armstrongs Orchester eine virtuose Tenorgitarre; ebenfalls populär war Charlie Burses mit seiner Memphis Jug Band. In den Achtzigerjahren setzen Daryl Hall & John Oates eine elektrische Tenorgitarre in der Pop-Musik ein. Aktuell pflegt in Deutschland die Gruppe ‚Sons Of The Desert‘ aus München das Erbe der amerikanischen Roots Music mit Originalinstrumenten. Weitere nützliche Infos im Netz bekommt man unter http://tenorgitarre.com. Mein Dank geht an Thomas Reichelt für die informative Website.