CHATO`S LAND Having a closer look at Dornfeld`s paintings, I am

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CHATO`S LAND Having a closer look at Dornfeld`s paintings, I am
CHATO’S LAND
Having a closer look at Dornfeld’s paintings, I am confronted by an certain indecisiveness, between
the traditional process of painting, and the finished product. On the one side you have this
confident, intuitive approach towards actual painting, yet on the other side are all the
iconographic conventions of portraiture, still-life and genre paintings. These conventions are
attached, almost like a prosthetic limb to the process, while the emphasis of simply painting for
paintings sake is brought to the foreground.
This is fairly obvious, so it would be pointless to ask Dornfeld what his paintings are about or
their meaning. Trying to interpret a motif, theme or content, trying to form associations with the
forms, like the profile of a woman or any other groupings of figures, will lead you nowhere. (This
doesn’t mean that Dornfeld’s paintings wouldn’t have any concrete themes, just think about pregnant
women between Arkonaplatz and Winterfeldplatz). What is more important here is the process of simply
painting. Here is someone painting the way he does, because he is painting.
I’ve mentioned elsewhere that anyone being the best painter of his or her generation would still
miss the point. In an obvious, yet slightly strange, manner, Dornfeld addresses this exact problem;
namely the anachronistic.
Given that he is focussing his practice excessively, even emphatically on the act of painting (as a
medial positioning and also as a connection to the institutions of painting) it would be too easy to
reduce the work to being anachronistic, as inherent in the medium of painting and its recourse
Then you get this strange mixture of passion and discipline, where Dornfeld holds onto the
anachronistic. Yet in contrast the paintings remain paintings, despite genres, discipline, passion,
anachronism, the act of painting, and avoid illusions of masterpiece or gestures of failure, which
remains a popular strategy with anachronistic paintings becoming contemporary. Pretense and gesture
can’t be related to his work and against all the odds his paintings are full of the now. There are
also paintings which have been worked so hard and for so long, until they work and these might not
seem to be finished or well done. Also the genre references are dismantled in the process or helped
to bloom. For the moment the paintings are concerned with the picture of painting in a historical
sense and reveal in a perfectly contemporary manner its material, ideological and practical reality.
To summarise. Here is someone painting how he paints, because of simply painting, until it is
finished.
Hans-Jürgen Hafner
CHATOS LAND
Schaut man sich die Gemälde von Matthias Dornfeld genauer an, wäre ich versucht von einer Art
intensiv zugespitzten Unentschiedenheit zwischen der Malerei als Prozess der Bildfindung im vehement
ausgekosteten Vorgang des Malens, sowie den Bildern selbst zu sprechen, die einerseits sozusagen
selbstbewusst auf diesen Herstellungsprozess verweisen, die sich andererseits aber auf
ikonografische Konventionen wie Porträt, Stillleben, Genremalerei etc. zurückziehen; Konventionen,
die gleichsam als Thema prothesenartig dem Prozess der auf ihr finales Aussehen zusteuernden
Bildfindung im Vorgang des Malens hinterlegt werden.
Weil dem, ziemlich explizit, so ist, halte ich es für unsinnig, danach zu fragen, was denn Matthias’
Bilder nun sein, oder gar, was sie bedeuten sollten. Sprich, ich möchte bereits im Ansatz jeden
Versuch zurückweisen, aus diesen Bildern ein Motiv, eine Thema oder einen Bildinhalt gegenüber ihrer
Form herauszulösen – um etwa eine Deutung mit einer Frau im Profil oder der und der
Figurenkonstellation beginnen bzw., allzu schnell, enden zu lassen. (Was nicht heißt, dass es bei
Matthias’ Bildern keine konkreten Themen oder Bildinhalte gäbe, Stichwort Schwangere zwischen
Arkona- und Winterfeldplatz.) Es geht mir dabei um den Akzent: Hier malt einer, wie er malt, weil er
malt.
Jetzt habe ich kürzlich an anderer Stelle zwar in etwa gesagt, dass du gut und gern der beste Maler
deiner Generation sein darfst – dass es heutzutage aber längst nicht mehr ausschließlich darum gehen
kann. Auf gleichzeitig nahe liegende wie angeschrägte Art hat Mathias’ Ding genau mit dem Problem,
nämlich dem des Anachronistischen, zu tun.
So ausschließlich und geradezu emphatisch er sein Projekt nämlich auf die Malerei (als mediale
Anordnung aber auch institutionelle Vereinbarung, aus der heraus er zu seinen Gemälden kommt)
konzentriert, wäre es ein Leichtes, es aufs Anachronistische, wie es dem Medium Malerei, ja dem
Rekurs ausschließlich darauf innewohnt, zurückzustutzen und lieber über die Bilder zu reden.
Demgegenüber steht aber einerseits jene strange Mixtur aus Lust und Disziplin, mit der Matthias den
Anachronismus Malerei in Echtzeit am Laufen hält. Andererseits tun seine Gemälde trotz
Anachronismus, trotz Malerei, trotz Genres, trotz Disziplin und trotz Lust viel dafür Gemälde zu
bleiben und nicht auf die Pose Meisterwerk oder den Gestus des Scheiterns auszuweichen – als derzeit
beliebteste Technik, um den Anachronismus der Malerei sozusagen zeitgenössisch anzustreichen. Pose
und Gestus ist Matthias Malerei meines Erachtens so fremd bzw. zueigen gemacht, dass man against all
odds vielleicht sogar davon sprechen könnte, dass sie fürs Hier und Heute stimmt. Zum Beweis treten
denn auch Gemälde an, die so lange gemalt wurden, bis sie gehen, egal, ob sie wirklich fertig sind
oder gelungen; oder ob das Genre, auf das sie sich bezogen hatten, darunter zermalmt würde oder zu
neuer Blüte käme. Zunächst handeln diese Gemälde allerdings im historischen Sinne vom Bild des
Malens und zeigen – darin gänzlich zeitgenössisch – dessen materielle, ideologische und praktische
Wirklichkeit.
Nur zur Gegenprobe: Hier malt einer, wie er malt, weil er malt, bis es stimmt.
Hans-Jürgen Hafner