Gene, Meme und Kultur – Wie wir zu Menschen
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Gene, Meme und Kultur – Wie wir zu Menschen
Gene, Meme und Kultur Wie wir zu Menschen wurden Prof. Prof. Dr. Dr. Knut Knut Löschke Löschke HTWK HTWK Leipzig Leipzig [email protected] [email protected] Die Fragen - das Problem Faustkeil Faustkeil Geschätztes Alter: 1,8 Mio. Jahre Geschätztes Alter: 300.000 Jahre Zeitdifferenz: 1,5 Mio. Jahre oder 75.000 Generationen 90.000 Generationen 3,8 Mrd Jahre vuZ 40.000 Jahre vuZ Entstehung von einzelligen Lebensformen aus organischen Verbindungen Cro-Magnon-Mensch. Höhlenzeichnungen, Figuren, Musikinstrumente, Grabbeigaben 1,8 Mio. Jahre vuZ Entstehung des Homo Erectus aus „UrSchimpansen-Vorfahren“ 2.000 Heute. Internet, Funktelefon, Raumfahrt, Gentechnik, etc., etc. Korrelation Entwicklung des Menschen mit Geologischer / Glazialer Skala (nach International Stratigraphic Chart, 2009) System Quartär Serie Pleistozän Klima Gelasium 2,6 Mio vuZ Holozän Altpleistozän ….. 1,8 Mio vuZ Jungpleistozän 130.000 vuZ Präboreal ….. 12.000 vuZ 40.000 vuZ Archäol. Zeitalter Altpaläolithikum ….. JungPaläolith. …... Erkenntnis: Evolutionsbiologische Veränderungen (genetische Mutation, Selektion, Vererbung der selektierten und damit angepassten Mutation) können nur im Zeittakt der Generationen einer Art erfolgen. Problem: Verändert sich die Umwelt (Selektionsdruck), in der eine Population lebt, schneller als der Generations-Zeittakt es zuläßt, dann kann sich die Art „genetisch“ nicht mehr an diese Veränderung anpassen. Ausweg: Anpasssung (Verringerung) der Generations-Länge, Aussterben oder Nutzung anderer Anpassungsmechanismen. Voraussetzung: Das Nervensystem und das Gehirn sind die Voraussetzungen zur Nutzung anderer Anpassungsmechanismen (im Gegensatz zu genetischen Anpassungen). Die damit verbundene Fähigkeit zur „Programmierung des Gehirns“ – Lernfähigkeit - nennen wir Intelligenz. Weitergabe von „Anpassungsinformationen“: genetisch: Sex zwischen 2 Individuen „nicht-genetisch“: Interaktion mit beliebig vielen Artgenossen / Umwelt „nicht-genetische Vererbung“ von Anpassungen: Lernen. Tiere lernen durch: a) Versuch und Irrtum (Einsicht) b) Imitation (Nachahmung) Merke: Tiere lernen in jedem Falle nur „für sich“. Faktoren für Selektionsdruck auf Intelligenz: Schnelle, komplexe und tiefgreifende Umweltveränderungen: a) Geologische Prozesse (Afrikanischer Grabenbruch) b) Wetter- und Klimaveränderungen (Eiszeiten des Quartärs) c) plötzliche Naturkatastrophen (Vulkane, Überschwemmungen, Dürren) (führen zu Veränderungen bei Fauna, Flora, Nahrungsangebote) d) soziale Dynamik und deren Veränderung in Horden und Familienverbänden. Selektionsdruck auf die Intelligenz führt im Gehirn zu Vorstellungen über die Umwelt und der Stellung des „Selbst“ innerhalb dieser Vorstellungen. Dies führt zum Bewusstwerden des „Selbst“. Verantwortlich dafür sind wahrscheinlich die sogenannten Spiegelneuronen. Hypothese: Bewusstsein ist nicht nur beim Menschen vorhanden. Aber: Es existiert offensichtlich ein einzigartiger Unterschied, der den Menschen vom Tier trennt: die Fähigkeit Vorstellungen zu entwickeln, diese zu kommunizieren und das Selbst in diesen Vorstellungen zu platzieren. Kulturelle Phase des Menschen: Bild eines Schimpansen Selbstbildnis van Gogh Tierische Phase des Menschen: Anpassung durch individuelles Lernen. Entwicklung Des „noch nicht“ umfassend kommunizierbaren individuellen Bewusstseins Homo Geneticus Anpassung vor allem durch durch soziales Lernen (Kommunikation von und Anpassung an die Vorstellungen eines Kollektivs) Homo Memeticus 40.000 Jahre vuZ Höhlenzeichnungen, Figuren, Musikinstrumente, Grabbeigaben 1,8 Mio. Jahre vuZ Faustkeile, Schaber, Speere, Feuer Heute. Internet, Funktelefon, Raumfahrt, Gentechnik, etc., etc. Homo Memeticus: „Erfinder“ der Kommunikation von Vorstellungen durch: - bildliche Darstellungen - figürliche Darstellungen - Instrumente zum Erzeugen von Klang - Rituale, Symbole, Reliquien - grammatikalische Sprache - Schrift und Zahlen - Mathematische Formelsprache Theoretische Grundlage: Memetik Richard Dawkins (1976) „The Selfish Gene“ Alle Lebewesen besitzen Bausteine, die sie unter allen Umständen weitergeben, kopieren wollen: die Gene. Diese Weitergabe passiert sogar oft auf Kosten des Individuums = „egoistische“ (selbstsüchtige) Gene. Das Gen ist nichts weiter als ein Information tragender Replikator. Das Individuum ist „sein“ Container. Der Replikator „steuert“ den Container mit dem einzigen Ziel: Kopie herstellen! Dawkins Hypothese: Es gibt einen weiteren Replikator: Es sind die Vorstellungen (Gedanken, Ideen) die das Gehirn bildet, speichert und die sich wie die Gene, wie biologische Replikatoren „verhalten“: Meme (Kunstwort von griechisch: Mimeme = „etwas Nachgemachtes“) Susan Blackmore (1999) „The Meme Machine“ Ausführliche Ausarbeitung und Vorstellung dieser Annahme. Schlussfolgerung: Die „Macht“ der Meme führt zur Kultur der Menschen. Kultur (als kollektive „Vorstellung“) besteht aus kopierten, mutierten, dem gruppendynamischen Selektionsdruck unterworfenen und damit angepassten Memen und Komplexen von Memen (Memplexe). Schlussfolgerungen 1: Die genetische Evolution des Nervensystems und des Gehirns schuf die Grundlage für die Fähigkeit der Lebewesen, sich Vorstellungen von der Umwelt und deren Veränderung zu machen sowie das „Selbst“ in diese Vorstellung zu integrieren und damit zum Selbst-Bewusstsein zu gelangen. a) Seitdem entwickeln sich durch Lernen der Individuen und des gesamten Kollektives soziale Gemeinschaften wesentlich schneller. Im Gegensatz zu Gruppen von Tieren entsteht in der menschlichen Gemeinschaft das, was wir unter Kultur verstehen b) Der „kleine Schritt für das Individuum aber der große Schritt für die Menschheit“ ist das Entstehen der Kopierfähigkeit und die Realisierung des Kopiervorgangs von Memen durch bildliche, figürliche und sprachliche Kommunikation. Die Kommunikation ist der Sex der Meme. c) Die Kommunikation von Vorstellungen innerhalb von Kultur-Gemeinschaften macht uns zu Menschen und nur das unterscheidet uns vom Tier! Wir sind erst seit 2.000 Generationen „Menschen“ – Homo Memetikus! Schlussfolgerungen 2: 1. Durch komplexe, „grammatikalische“ Kommunikation (Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft, Möglichkeitsform) sind die individuellen Gehirne für den Austausch von Memen vernetzt. Dieses „Netz“ (Kulturmatrix, Kulturfeld) verhält sich wie ein „Super“Organismus. 2. Die im Superorganismus „Gemeinschaft“ kommunizierten und gespeicherten Memplexe können materialisiert werden (Umsetzung einer Vorstellung): Artefakte (Kunstwerke, technische Produkte, usw.) oder zu relativ festen Regeln, Bewertungsmaßstäben (Moral, Ethik, Rechtsysteme, Wissenschaft usw.) werden, die sich wie materialisierte Memplexe verhalten. Schlussfolgerungen 3: 1. Menschen können nur in Gemeinschaften KULTUR entwickeln. Nur die KulturGemeinschaft ermöglicht das Selbst-Bewusstsein der Individuen. Menschen, die nicht in einer Gemeinschaft (Mutter-Kind-Paar, Familie, Gruppe …) aufwachsen, werden keine MENSCHEN („Wolfskinder“) 2. Die Frage nach dem „Sinn des Lebens“ kann nur innerhalb einer KULTUR gestellt werden und die Evolutionstheorie (Genetik und Memetik) gibt darauf eine schlüssige Antwort: Gib Deine Gene weiter! Gib Deine Meme weiter! Einlösung Einlösung des des Versprechens, Versprechens, eine eine „Theorie „Theorie für für Alles“ Alles“ zu zu haben…. haben…. Die Die Erkenntnis Erkenntnis der der Memetik, Memetik, dass dass allein allein die die Fähigkeit Fähigkeit zur zur Kopie Kopie und und die die Realisierung Realisierung des des Kopiervorgang Kopiervorgang von von Memen Memen der der „Große „Große Schritt“ Schritt“ in in die die Menschheit Menschheit sei, sei, führt führt auch auch zur zur Erklärung Erklärung des des Ursprungs Ursprungs des des Lebens. Lebens. Allein Allein die die „Erfindung“ „Erfindung“ der der Kopierfähigkeit Kopierfähigkeit und und die die Realisierung Realisierung des des Kopiervorgangs Kopiervorgangs von von organischen organischen Molekülen Molekülen ist ist der der „Große „Große Schritt“ Schritt“ von von unbelebter unbelebter Materie Materie in in das das Leben. Leben. Sex Sex is is the the Key! Key!