beratende ingenieure - Verband Beratender Ingenieure

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beratende ingenieure - Verband Beratender Ingenieure
BERATENDE
INGENIEURE
FACHMAGAZIN FÜR PLANEN UND BAUEN
PLANUNG WELTWEIT I VBI-KONGRESS I PRODUKTE UND PROJEKTE
11/12 2013
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EDITORIAL
Consultingleistungen
Von A wie Afghanistan …
Ines Bronowski,
Chefredakteurin
… bis T für Türkei stehen im Mittelpunkt dieser Ausgabe. „Planung weltweit“ heißt der Themenschwerpunkt dieses, den Jahrgang 2013
beschließenden Heftes, das damit den Blick
weit über den deutschen Tellerrand hinaus
lenkt. Zum Beispiel nach Afghanistan, das
kriegsgebeutelte Land, aus dem gute Nachrichten in den vergangenen Jahren nur selten den
Weg in die hiesigen Medien fanden. In dieser
Ausgabe berichtet Dr. Friedrich Steiger von
Erfolgen beim zivilen Aufbau in Afghanistan
und der ganz konkreten Unterstützung deutscher Consultants dabei. Danach wechseln die
„Schauplätze“ der vorgestellten Planungs- und
Beratungsleistungen von Brasilien über die
Türkei und Serbien bis nach China, Südkorea
und Abu Dhabi. Dabei vermitteln die Autoren
Einblicke in das vielfältige Spektrum von Leistungen, mit denen deutsche Ingenieure im
Ausland erfolgreich sind.
Die Chronologie der erfolgreichen Expansion
eines Tragwerksplanungsbüros in ausländische
Märkte beschließt diesen thematischen Komplex. Dabei, so das Fazit, führt gute Qualität zu
einem guten Ruf, der sich rumspricht und wiederum für gute Aufträge sorgt – klingt einfach,
ist aber alles andere als einfach oder nachmachbar. Letzlich muss jedes Büro selbst seinen Weg finden, um dauerhaft im Ausland unternehmerisch erfolgreich zu sein. Die notwendige politische Flankierung und Unterstützung
vor Ort durch Botschaften und Außenhandelsvertretungen führen im kommenden Jahr am
18. Februar wiederum Planer und Politik im
Berliner Auswärtigen Amt zusammen, wenn
der inzwischen 3. „Außenwirtschaftstag Architektur, Planen und Bauen“ stattfindet.
Die in den beiden Vorjahren sehr gut besuchte Veranstaltung unterstreicht, dass der Informationsbedarf groß ist, Kontaktmöglichkeiten
und Erfahrungsaustausch von den Planern geschätzt werden.
Gleiches gilt für das nunmehr zweite EBRD-Seminar, zu dem der VBI Mitte November nach
Frankfurt/M. eingeladen hatte (siehe S. 9). Auch
bei diesem Format liegt der Fokus auf dem unternehmerischen Nutzen für die Teilnehmer.
Darauf zielt letztlich auch die VBI-Mitglied-
schaft im BDI, wobei es hier vorrangig darum
geht, die geballte Kraft der unterschiedlichen
Branchenverbände und den direkten Draht
zur Politik für verlässliche politische Rahmenbedingungen zu nutzen. Ob der dabei erzielte Nutzen für den VBI den Aufwand rechtfertigt, stand Anfang November in Berlin zur Debatte, als sich die VBI-Vertreter in den verschiedenen BDI-Gremien zum Erfahrungsaustausch trafen. Was dabei herauskam, erfahren Sie auf S. 8.
Außerdem blickt diese Ausgabe zurück auf den
VBI-Bundeskongress in Hamburg (S. 18 ff) und
nach vorn auf das kommende Jahr. Da wird
im März zum fünften Mal der Deutsche Brückenbaupreis vergeben. Die Einladung zur großen Festveranstaltung in Dresden liegt dieser
Ausgabe bei. Welche Bauwerke in der ersten
Runde dieses Wettbewerbs zur Würdigung hervorragender Ingenieurleistungen erfolgreich
waren und für den Deutschen Brückenbaupreis 2014 nominiert sind, lesen Sie auf
S. 16/18. Viel Spass beim Umblättern!
Wie eingangs erwähnt, ist dies die den Jahrgang 2013 beschließende Ausgabe. Deshalb
sei an dieser Stelle allen Autoren, die in diesem Jahr an den verschiedenen Heften mitgewirkt haben, Danke gesagt. Das gilt insbesondere auch den langjährigen Baurechtskolumnisten Dr. Voppel von der Kanzlei Osenbrück
Bubert Chirsten Voppel und Dr. Eva Reininghaus von TSP Theißen Stollhoff und Partner.
Auf der VBI-Website finden Sie wie gewohnt
den Themen- und Terminplan für das kommende Jahr 2014 – Beitragsangebote – auch
zu anderen als den dort geplanten Themen
– sind willkommen, ebenso wie Wortmeldungen zu den Beiträgen dieser Ausgabe und der
im Sommer (Ausgabe BI 7/8-2013) angestoßenen, auf dem Verbandstag im Oktober (siehe S. 22) fortgesetzten Diskussion zur Zukunft
des Berufsbilds in Europa, die nun mit der im
Oktober vom Europäischen Parlament verabschiedeten Berufsanerkennungsrichtlinie
neue Nahrung erhalten hat. Nutzen Sie
die dafür extra eingerichtete Mailadresse
[email protected], rufen Sie an oder schicken Sie
eine Nachricht an [email protected].
BERATENDE INGENIEURE 11/12  2013
3
PROBEABO #4_flyer_messe_krammer 30.01.13 08:45 Seite 1
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BERATENDE
INGENIEURE
1/2
2013
FACHMAGAZIN FÜR PLANEN UND BAUEN
1/2 2013
FACHMAGAZIN FÜR PLANEN UND BAUEN
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INHALT
3
EDITORIAL
Von A wie Afghanistan
Ines Bronowski
6 NAMEN UND NACHRICHTEN
Regulierte Berufe weiter auf dem Prüfstand – Arno Metzler
BDI-Mitgliedschaft in der Diskussion – Ines Bronowski
EBRD-Seminar – Martina Gabriel
Die Favoriten für den Deutschen Brückenbaupreis 2014 – Ines Bronowski
Vom VBI-Bundeskongresss 2013 – Ines Bronowski
24
WORAN ARBEITEN SIE GERADE
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PLANUNG WELTWEIT
Afghanistan – Entwicklungsprojekte: Nicht nur technische Herausforderungen
Friedrich Steiger
Foto: Grontmij
7
8
9
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18
Beilagenhinweis:
Dieser Ausgabe liegen die Einladungskarte zur
Deutschen-Brückenbaupreis-Verleihung im März
2014, der Seminarflyer zur Steinbeis-VBIFachmediator-Weiterbildung sowie der aktuelle
Unita-Brief bei.
Brasilien – Berufliche Bildung: Zur Sicherheit von Biogasanlagen
Johannes Brinkmann, Michael Schleusener
34
Türkei – Erdbebensichere Krankenhäuser: Planen für den Ernstfall
Simone Bühler
38 Serbien – Kommunales Landmanagement: Europäische Standards
Harald Müller, Christoph Jochheim-Wirtz, Irene Wöbke
BERATENDE
INGENIEURE
FACHMAGAZIN FÜR PLANEN UND BAUEN
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11/12 2013
42
China – Mehr Nachhaltigkeit: deutsche Ingenieurkunst im Reich der Mitte
Hanna Marie Asmussen
44 Internationale Märkte – Bollinger+Grohmann: Auf verschlungenen Wegen
Christian Brensing
50
51
Urteile
Anforderungen an die Objektüberwachung durch den Planer
Reinhard Voppel
52
HOAI 2013
Auswirkungen auf Haftung und Berufshaftpflichtversicherung
Bernd Mikosch
53
PRODUKTE UND PROJEKTE
63
TIPPS UND TERMINE
66
IMPRESSUM
PLANUNG WELTWEIT I VBI-KONGRESS I PRODUKTE UND PROJEKTE
Zum Titelbild:
Erdbebensichere Planung:
Zentraler Innenhof für eines von zwei
neuen Lehrkrankenhäusern
im bebengefährdeten Istanbul.
Abbildung: HWP
BERUF UND RECHT
ABC des Baurechts
Prüfung von Nachträgen ausführender Unternehmen – vor und nach HOAI 2013
Eva Reininghaus
BERATENDE INGENIEURE 11/12  2013
5
NAMEN UND NACHRICHTEN
Public Private Partnership
Save the date
VBI und BPPP
kooperieren
3. Außenwirtschaftstag Planen und Bauen
Der VBI und der Bundesverband Public Private Partnership e.V. (BPPP) wollen durch eine verbesserte Zusammenarbeit zukünftig Synergien schaffen. Dazu unterzeichneten beide Verbände am 18. Oktober eine Kooperationsvereinbarung, die den VBI-Arbeitskreis
Projektfinanzierung und PPP an den BPPP ankoppelt. Dadurch ergibt sich für VBI-Mitglieder die Möglichkeit, in Gremien des BPPP mitzuarbeiten, die inhaltliche Arbeit mitzugestalten und vom gegenseitigen Wissenstransfer
zu profitieren.
Mitglieder, die an der Mitarbeit in den BPPPArbeitskreisen Infrastruktur bzw. öffentliche
Immobilien Interesse haben, werden nach
Einverständniserklärung zur Weitergabe ihrer
Daten an den BPPP in die entsprechenden
Verteiler aufgenommen und zur Mitarbeit eingeladen.
Informationen zum Bundesverband Public
Private Partnership: www.bppp.de. Weitere
Informationen in der VBI-Geschäftsstelle:
Catharina Stahr, [email protected]
Außenwirtschaft
MoU mit der GTAI
vereinbart
In einem Memorandum of Understanding haben VBI und Germany Trade and Invest (GTAI)
vereinbart, dass Ausschreibungen, Geschäftsmöglichkeiten und Marktzugang für Ingenieure in der Berichterstattung stärker berücksichtigt werden. Für Mitglieder des VBI sind diese Berichte insbesondere dann interessant,
wenn sie etwas über Geschäftsmöglichkeiten
für Ingenieure enthalten.
Germany Trade and Invest ist die Außenwirtschaftsförderungsgesellschaft der Bundesrepublik Deutschland. Sie wirbt im Ausland für
den Standort Deutschland, akquiriert ausländische Investoren und berichtet regelmäßig
über aktuelle wirtschaftliche Entwicklungen
auf internationalen Märkten.
Die GTAI unterstützt künftig auch entsprechende Veranstaltungen wie den „Außenwirtschaftstag Architektur, Planen und Bauen“ am
18. Februar 2014 in Berlin.
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BERATENDE INGENIEURE 11/12  2013
Der „3. Außenwirtschaftstag Architektur, Planen und Bauen“ findet am 18. Februar 2014
im Auswärtigen Amt in Berlin statt. „Deutsche
Kompetenzen für wachsende Städte“ heißt das
zentrale Thema des diesmal unter Federführung des VBI auf Verbändeseite organisierten
Branchentreffens mit Vertretern der deutschen
Außenpolitik und Außenwirtschaft. Bitte merken Sie sich diesen Tag vor, alle VBI-Mitglieder
sind herzlich dazu eingeladen.
Ziel der bislang sehr gut angekommenen Veranstaltungsreihe im Auswärtigen Amt ist es,
die Zusammenarbeit mittelständischer Beratungsunternehmen im Ausland untereinander
und mit den deutschen Botschaften und Außenhandelsvertretungen zu fördern. Nach der
Eröffnung durch die Politik werden im Plenum
und in Themen- und Länderworkshops konkrete Beispiele aus aller Welt präsentiert und
diskutiert. Dabei sind die Auslandserfahrungen der beratenden Ingenieure auch für die
Politik wichtig, denn Marktzugang und Öffnung
von Märkten kann häufig nur mit staatlicher
Unterstützung erreicht werden.
Weitere Informationen in der VBI-Geschäftsstelle: Michael Pfeiffer, Tel. 030/26062-240,
[email protected].
Schinkelwettbewerb
VBI stiftet erneut Kooperationspreis
Der VBI-Förderverein ist erneut mit einem
Kooperationspreis beim Ende September ausgelobten Schinkelwettbewerb 2014 des Architekten- und Ingenieurvereins zu Berlin (AIV)
vertreten. Diesmal verbindet die Kooperationsaufgabe den „Konstruktiven Ingenieurbau“ mit
der „Landschaftsarchitektur“.
Die fachlichen Aufgabenstellungen des
159. Schinkelwettbewerbs gelten diesmal dem
Berliner Bezirk Spandau. Dessen Lage an der
Havel bietet besondere Chancen für eine Verknüpfung von Landschaft und Stadt. Die Preisrichter erwarten Lösungen zur Überwindung
der verkehrlichen Einschnürung der Altstadt,
zur Neuordnung der Verbindung zwischen
Bahnhof und Stadteingang sowie zur Qualifizierung des Innenstadt-Bereichs.
Teilnahmeberechtigt sind Architekten, Landschaftsarchitekten und Stadtplaner, die am Tag
der Abgabe nicht älter als 35 Jahre sind, sowie
Studenten und Absolventen der entsprechenden Fachrichtungen.
Informationen zum Wettbewerb und die Teilnahmebedingungen finden Sie unter:
www.aiv-berlin.de.
VBI/Steinbeis
Fachmediation im Planungsprozess
Der VBI hat mit dem Steinbeis-Beratungszentrum Wirtschaftsmediation einen Zertifikatslehrgang entwickelt, der speziell auf die Moderation und Mediation von Planungsprojekten vorbereitet. Damit schafft der VBI die Voraussetzung, dass zukünftig mehr technisch
sachkundige Mediatoren zur Verfügung stehen, die mit ihrer Expertise dazu beitragen,
Projekte kooperativ umzusetzen.
Mediation kann eine wirksame und kostengünstige Alternative zur juristischen Auseinandersetzung sein. Das macht diese Form außergerichtlicher Streitbeilegung auch für komplexe Bauvorhaben interessant. Noch wesentlicher ist die Moderation widerstreitender Inte-
ressen, um die Eskalation von Konflikten zu
vermeiden. Ingenieure sind mit ihrem technischen Sachverstand prädestiniert, im Planungsund Bauprozess Konflikte zu schlichten und
Kontroversen fair zu lösen. Die Diskussion um
frühzeitige Bürgerbeteiligung bei öffentlichen
Bauvorhaben macht es noch wichtiger, diese
Kompetenz stärker zu nutzen und zu professionalisieren. Der erste berufsbegleitende Zertifikatslehrgang startet am 6. Februar 2014.
Weitere Informationen und Anmeldung:
www.akasor.de/vbi, Ansprechpartnerin ist Norma Driske, [email protected], Tel.:
0341/2248661. Bitte beachten Sie auch den
dieser BI-Ausgabe beiliegenden Flyer.
NAMEN UND NACHRICHTEN
EnEV 2014
Was ändert sich?
Die im Oktober von der Bundesregierung endgültig verabschiedete die Novelle zur Energieeinsparverordnung (EnEV 2014) wird voraussichtlich im
Mai 2014 in Kraft treten. Vor allem für Neubauten
setzt sie höhere energetische Standards. Aber auch
Besitzer älterer Gebäude müssen einige neue Regelungen beachten. Die Deutsche Energie-Agentur
(dena) dokumentiert die wichtigsten Änderungen.
Neubauten: Ab 1. Januar 2016 müssen neu gebaute Wohn- und Nichtwohngebäude höhere energetische Anforderungen erfüllen: Der zulässige Wert
für die Gesamtenergieeffizienz (Jahres-Primärenergiebedarf) wird um 25 % gesenkt. Ab 2021 gilt dann
für alle Neubauten der von der EU festgelegte Niedrigstenergie-Gebäudestandard. Die dafür gültigen
Richtwerte sollen bis Ende 2018 öffentlich bekanntgegeben werden.
Altbauten: Insgesamt sind für den Gebäudebestand
keine wesentlichen Verschärfungen vorgesehen.
Trotzdem müssen auch Besitzer von Bestandsgebäuden einige Vorgaben beachten. So sind Öl- und
Gasheizkessel, die vor 1985 eingebaut wurden, ab
2015 außer Betrieb zu nehmenn. Wurden entsprechende Heizungsanlagen nach dem 1. Januar 1985
eingebaut, müssen sie nach 30 Jahren ersetzt werden. Die EnEV 2014 sieht jedoch eine ganze Reihe
von Ausnahmen von dieser Regelung vor, etwa für
Niedertemperatur- und Brennwertkessel, die von
der Austauschpflicht ausgenommen werden.
Energieausweis: Der Energieausweis für Gebäude bekommt mehr Gewicht. Verkäufer und Vermieter müssen den Ausweis künftig bereits bei der
Besichtigung vorlegen. Nach Abschluss des Vertrages muss der Ausweis dann unverzüglich an den
Käufer bzw. Mieter übergeben werden – zumindest in Kopie. Die wichtigsten energetischen Kennwerte aus dem Energieausweis müssen außerdem
schon in der Immobilienanzeige genannt werden,
zum Beispiel der durchschnittliche Endenergiebedarf des Gebäudes.
Die energetischen Kennwerte werden künftig nicht
mehr nur auf einer Skala von grün bis rot dargestellt, sondern zusätzlich einer von neun Effizienzklassen zugeordnet. Ähnlich wie bei der Kennzeichnung von Elektro- und Haushaltsgeräten reicht die
Skala hier von A+ (niedriger Energiebedarf) bis H
(hoher Energiebedarf). Diese Zuordnung gilt aber
nur für neu ausgestellte Ausweise: Bereits vorliegende Energieausweise ohne Angabe von Effizienzklassen bleiben gültig.
Berufsanerkennungsrichtlinie –
Regulierte Berufe weiter auf dem Prüfstand
Das Europäische Parlament hat im Oktober die Berufsanerkennungsrichtlinie verabschiedet. Dadurch soll ein verbesserter Informationsaustausch zwischen den Mitgliedstaaten bei der Anerkennung von Berufsqualifikationen, unter anderem durch die
Einführung eines elektronischen Berufsausweises erreicht werden.
Die novellierte Berufsanerkennungsrichtlinie enthält eine Aufforderung an die Mitgliedstaaten, nationale Reglementierungen des Berufszugangs zu überprüfen und zu
modernisieren. Das setzt die Beratenden Ingenieure unter Zugzwang, die eigenen
Reglementierungen – etwa den Schutz der Berufsbezeichnung oder die Pflichtmitgliedschaft in den Ingenieurkammern zu rechtfertigen oder aber zu modernisieren.
Der VBI wird diesen Prozess selbstverständlich begleiten und ist dafür auf Ihre Hinweise und Positionen angewiesen. Über [email protected] können Sie sich zu Wort melden.
Der BDI hat den weiteren Fahrplan für diese Überprüfungen in der folgenden Übersicht zusammengestellt.
1. Ab November 2013 sollen die Mitgliedstaaten zunächst die in der Kommissionsdatenbank der reglementierten Berufe bereits enthaltenen Informationen überprüfen und vervollständigen (http://ec.europa.eu/internal_market/qualifications/regprof/ index.cfm?fuseaction=home.home).
2. Im März 2014 beabsichtigt die EU-Kommission, eine „Europakarte der reglementierten Berufe“ zu veröffentlichen.
3. Zwischen November 2013 und Mai 2014 sollen die Mitgliedstaaten zunächst alle
reglementierten Berufe in jenen Branchen einer detaillierten Prüfung unterziehen,
die „einen wesentlichen Beitrag zu Beschäftigung und Wachstum leisten können“
(Unternehmensdienste, Baugewerbe, Verarbeitendes Gewerbe, Immobiliengewerbe, Verkehr, Groß- und Einzelhandel). Die Überprüfung soll auf Grundlage folgender Kriterien erfolgen: Vereinbarkeit mit dem Grundsatz der Nichtdiskriminierung
aufgrund der Staatsangehörigkeit oder des Wohnorts, Berechtigung der Reglementierung durch einen zwingenden Grund des Allgemeininteresses, Verhältnismäßigkeit.
4. Ab Juni 2014 sollen sich die Mitgliedstaaten über die Ergebnisse ihrer nationalen
Überprüfungen austauschen. Im Rahmen dieser gegenseitigen Bewertung sollen
die Erforderlichkeit nationaler Reglementierungen sowie alternative Ansätze diskutiert und Best- Practice-Beispiele identifiziert werden.
5. Bis April 2015 sollen die Mitgliedstaaten für die erste Gruppe von Wirtschaftszweigen einen nationalen Aktionsplan vorlegen, in dem bereits eingeleitete und künftige Maßnahmen zur Öffnung des Berufszugangs skizziert werden. Die aus diesen
Berichten gewonnenen Erkenntnisse sollen in nationale Reformprogramme einfließen, die im Rahmen des Europäischen Semesters zeitgleich vorzulegen sind.
6. Zwischen Juni 2014 und Januar 2016 sind Überprüfung, Evaluierung und nationale Aktionspläne für die restlichen Wirtschaftszweige (Bildung, Unterhaltung, Gesundheit und soziale Dienste, andere Netzwerkdienste als Verkehr, öffentliche Verwaltung, Tourismus, sonstige Dienstleistungen/Tätigkeiten) vorgesehen.
7. Im Juni 2015 und März 2016 wird die EU-Kommission auf Basis der nationalen Aktionspläne ggf. Abhilfemaßnahmen vorschlagen.
Arno Metzler
VBI-Hauptgeschäftsführer
BERATENDE INGENIEURE 11/12  2013
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NAMEN UND NACHRICHTEN
Erfahrungsaustausch
BDI-Mitgliedschaft auf dem Prüfstand
Welchen Nutzen hat die VBI-Mitgliedschaft für die Mitglieder und wie werden die VBIInteressen in den Gremien des Industrieverbands vertreten? Diese beiden zentralen
Fragestellungen standen im Mittelpunkt des zweiten Treffens der VBI-Vertreter in den
Gremien des BDI Anfang November in Berlin.
Dazu begrüßte VBI-Vizepräsident Jörg Thiele,
der den VBI im BDI-Vorstand vertritt, knapp 30
VBI-Vertreter und den BDI-Hauptgeschäftsführer Dr. Markus Kerber, der zunächst den BDI
kurz vorstellte und die Gelegenheit zu einem
informativen Einblick in die Lobbyaktivitäten
während der laufenden Koalitionsverhandlungen nutzte. Dort versuche der BDI als Dachorganisation von 38 Mitgliedsverbänden mit insgesamt rund 100.000 Mitgliedsunternehmen,
in denen etwa 11–12 Millionen Beschäftigte
knapp 30 % der deutschen Wertschöpfung erbringen, für wirtschafts- und investitionsfreundliche Rahmenbedingungen in den nächsten
Jahren zu sorgen. Dabei kümmere man sich
vorrangig um die drei Themenbereiche Energiewende, Steuern/Abgaben und Infrastruktur.
„Hier gilt es die entstandene Investitionslücke
zu schließen, denn wir schreiben seit Jahren
mehr ab, als investiert wird“, so Kerber. Das
führe zu Substanzverzehr, längst auch für jedermann an maroden Brücken und kaputten
Straßen erkennbar. Während in allen anderen
EU-Ländern die Investitionen bei 20 % des Bruttoinlandproduktes lägen, seien diese in
Deutschland auf 16 % abgesunken. „Wir müssen dringend Nachinvestieren, in innovative
Technologien und industrienahe Dienstleistungen“, so Kerber.
Dafür mache sich der BDI stark. Die Koordination der Mitgliedsverbände, dafür zu sor-
▲ VBI-BDI-Führung (v. l.): Arno Metzler, Dr. Kerber,
VBI-Präsident Dr. Cornelius und Jörg Thiele.
gen, dass der BDI als Deutsche Industrie mit
einer Stimme spräche, sei dabei aktuell wichtigste Aufgabe des Hauptgeschäftsführers.
Allerdings spiele die Musik für die Cheflobbyisten der deutschen Industrie mehr und mehr
in Brüssel. „Dort sitzt unsere eigentlich Regierung“, so Kerber. Derzeit sei die deutsche Industrie in Brüssel und den europäischen Wirtschaftsverbänden unterrepräsentiert. Hier
müsse sich der BDI künftig neu aufstellen, es
gelte Kräfte zu bündeln und umzudenken.
Denn die Zukunft der Deutschen Industrie gehöre viel stärker, als viele das heute wahrhaben wollen, den unternehmensnahen Dienstleistungen. „Maschinen werden künftig in
deutsch-chinesischen Joint Ventures in China
gebaut, aber wie sie dann z. B. in Frankreich
aufgestellt und mit welcher Software sie angetrieben werden, dafür müssen deutsche Unternehmen, Ingenieure wie sie sorgen“, so Kerber. Der BDI habe lange gebraucht, das zu verstehen, aber das Know-how der beratenden
Ingenieure im VBI werde gebraucht von der
deutschen Industrie und im BDI.
Als Beispiel dafür, wie der VBI über seine BDIMitgliedschaft eigenen Anliegen mehr politische Wahrnehmung verschaffen könne, nannte VBI-Vorstand Thiele den Infrastruktur-Investitionsstau. Von den Planern schon seit
zehn Jahren kritisiert, sei das Thema inzwischen mit BDI-Unterstützung in aller Munde.
Außerdem informierte Thiele in seinem Bericht aus dem BDI-Vorstand, dass der VBI die
BDI-Strategie des verstärkten Engagements in
Brüssel tatkräftig unterstützen wolle. Gerade
habe der VBI-Vorstand beschlossen, unter
dem Dach des BDI wieder eine eigene Repräsentanz bei der EU einzurichten. „Wir werden
das kommende Jahr mit den Europawahlen
nutzen“, ergänzte VBI-Hauptgeschäftsführer
Arno Metzler, selbst in Brüssel engagiert und
gut vernetzt, „um den Verband in Brüssel neu
aufzustellen.“
Die anschließenden Berichte der VBI-Vertreter aus den BDI-Gremien von Außenwirtschaft
und Internationalen Steuern über Klimapolitik bis zu Konsumgüterproduktion und Vergaberecht waren höchst informativ und aufschlussreich. Dabei war offensichtlich, dass
sich dieses ehrenamtliche Engagement doppelt lohnt: Einerseits für die VBI-Vertreter in
den diversen Ausschüssen und Arbeitskreisen
durch direkten Kontakt in die Ministerien und
Politik, frühzeitige Information über Gesetze
und andere relevante Vorhaben. Andererseits
▼ Blick in die Teilnehmerrunde
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BERATENDE INGENIEURE 11/12  2013
NAMEN UND NACHRICHTEN
habe der VBI die Möglichkeit, Mitgliederinteressen und Verbandsanliegen in den entsprechenden Gremien anzusprechen, in die BDIPapiere „reinzuschreiben“ und die Möglichkeiten zur Einflussnahme auf Gesetze und Verordnungen aktiv wahrzunehmen. Einwurf dazu von den Teilnehmern: „Wer sich äußert,
wird auch gehört!"
Natürlich gibt es dabei auch hin und wieder
Interessenskonflikte mit anderen Verbandsvertretern, wie VBI-Vorstandsmitglied Axel Jacker aus dem Ausschuss Umwelt und Technik
berichtete. Während die Industrievertreter im
Ausschuss z. B. bestimmte Grenzwertverschärfungen verhindern wollen, seien Lösungen zu
deren Umsetzung Geschäftsmodell vieler VBIMitglieder.
Dennoch lautete das einhellige Fazit: „Es lohnt
sich auf jeden Fall im BDI zu sein“, wie Dr.
Hans-Christoph Schaefer-Kehnert seinen Bericht aus dem Arbeitskreis Entwicklungspoliitk auf den Punkt gebracht hatte.
Im Namen des Vorstands dankte VBI-Vizepräsident Thiele allen Teilnehmern des Treffens
für ihre engagierte Mitarbeit im BDI. Dies gelte es 2014 fortzusetzen. Der Vorstand werde
überlegen, wie die vielfältigen Hintergrundinformationen aus den BDI-Gremien künftig
noch besser allen interessierten VBI-Mitgliedern zugänglich gemacht werden können.
Ines Bronowski
KURZ GESAGT
 In Thüringen wurden im Oktober Vorstand und Präsident der Ingenieurkammer
gewählt. Der VBI ist im Kammervorstand gut
vertreten: Vier der sieben Vorstandsmitglieder sind Mitglieder im VBI-Landesverband
Thüringen, so auch der neue Präsident
Elmar Dräger sowie der 1. Vizepräsident
Dr. Hans-Reinhard Hunger, Vorsitzender des
VBI in Thüringen. Ein erstaunliches Ergebnis,
so Hunger, da weniger als 6 % der Kammermitglieder zugleich VBI-Mitglieder seien.
 Die IVV GmbH hat im September eine
Niederlassung in Hannover eröffnet. Damit
wächst die deutschlandweite Präsenz des
Unternehmens mit Hauptsitz in Offenbach
auf sechs Standorte. Auch in Hannover wird
wie an den anderen Standorten die Planung
aller Gewerke der Eisenbahn-Ausrüstungstechnik geboten.
EBRD-Seminar
Bewerbungen: am besten kurz und knackig
Als Folgeveranstaltung des erfolgreichen Seminars zur EBRD im Juni 2013 hatte der
VBI beim Folgeseminar am 14. November in Frankfurt/M., nun zusätzlich mit der KfWEntwicklungsbank als Mitveranstalter, noch mehr Informationen zu bieten. Sinn und
Zweck der Veranstaltung war, so Charifa Larabi, Mitglied der Geschäftsbereichsleitung
der KfW-Entwicklungsbank, die Teilnehmer auf erfolgreiche Bewerbungen bei der Auftragsvergabe sowohl ihrer Bank als auch der „European Bank for Reconstruction and
Development“ (EBRD) vorzubereiten.
Da die KfW zum Ziel habe, die deutsche Wirtschaft zu fördern, sei ein Seminar, das der
Vermeidung von Bewerbungsfehlern dient,
ganz in ihrem Sinne, unterstrich Larabi. Wie
bedeutsam spezielle Vergabeverfahren sind,
sei bei der KfW angekommen: Im Zuge einer
KfW-internen Umstrukturierung sind dafür
künftig nicht mehr die Projekt-, sondern vielmehr Vergabemanager zuständig. Diese werden regionale Zuständigkeiten haben und eigens für den Bereich Vergabe ausgebildet
sein.
Joachim Steffens, Alternate Director for Germany im EBRD Board of Directors, erläuterte die Besonderheiten seiner Bank, deren Fokus deutlich auf dem Privatsektor liege und
die ein Mandat zur Förderung der Marktwirtschaft und Demokratie habe. Gerade sei man
im Begriff neue Regionen wie die Türkei und
Nordafrika für die kommerziell orientierte
europäische Bank zu erschließen. Ihr Charme
liege darin, Bankpartner zu sein und die entsprechende Zusammenarbeit mit Consultants
zu suchen und zu fördern. 10 % der Berateraufträge seien im vergangenen Jahr an deutsche Berater gegangen, was einem Volumen
von 17,7 Mio. Euro entspreche. Aber auch den
Wettbewerb der Beratungssaufträge zu stärken, sei ihr ein Anliegen.
Steffens riet den Anwesenden dringend mit
den Referenten des Seminars hinsichtlich der
für die EBRD neuen Sektoren Energieeffizienz
oder E-Mobilität bzw. der gerade zu erschließenden Regionen wie Nordafrika in Kontakt
zu treten, wenn man dort bereits tätig sei.
Denn für diese Bereiche gebe es noch keine
Präqualifizierung. Wer als Regionaldirektor
einen Consultant kenne, dürfe – je nach Umstand – auch schon mal einen Auftrag direkt
vergeben. Von dem Gesprächsangebot wurde im Übrigen in den Pausen reichlich Gebrauch gemacht.
▲ Chariba Larabi, KfW-Entwicklungsbank, gab die
Marschrichtung vor.
Für das Frühjahr 2014 plane die EBRD, so Steffens, einen „Onside-Visit“ in London. „Wenn
Sie dort einen Draht zu Kollegen entwickeln,
haben Sie Chancen Aufträge zu generieren.
Deutsche Interessen werden in der Bank vertreten, da können Sie sicher sein.“
Albrecht Wald, Prokurist Qualitätssicherung
und Prozesse in der KfW-Entwicklungsbank,
erläuterte das übergeordnete Ziel der Entwicklungszusammenarbeit, Umwelt- und Sozialverträglichkeitsaspekte bei Auftragsvergaben
verstärkt zu berücksichtigen und damit langfristig die qualitativen Anforderungen – auch
an das Know-how der Consultants – zu erhöhen. Veränderte Projektansätze zögen auch
eine veränderte Bieterauswahl nach sich. Er
erläuterte zudem, wie das in der Praxis aussieht und welche Instrumente der Überwachung zugesicherter Parameter dienen könnten.
Martin Ehrenberg, Senior Advisor, Technical
Cooperation bei der EBRD, toppte seinen Parforceritt der Sommerveranstaltung: Kaum kür-
BERATENDE INGENIEURE 11/12  2013
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NAMEN UND NACHRICHTEN
▲ M. Ehrenberg beim Parforceritt durch die
▲ EBRD-Direktor Steffens und Eva Witt, KfW-Entwicklungsbank
Materie.
zer und besser zusammengefasst denkbar,
stellte er die Regeln und Verfahren bei der
Vergabe von EBRD-Beratungsaufträgen vor
und wiederholte sein Versprechen, sich persönlich um die Anliegen der deutschen Consultants zu kümmern. Er bekräftigte, dass es
sinnvoll sei, sich auf kleinere Projekte zu konzentrieren, wenn man wenig Erfahrung mit
EBRD-Vergabeverfahren habe. Außerdem riet
sei, und riet die „Procurement Notices“ zu analysieren. Kritik diesbezüglich sei willkommen.
Ihr Kollege Ehrenberg hält Direktvergaben für
Aufträge bis 75.000 Euro für eine gute Möglichkeit, die EBRD kennenzulernen, allerdings
bevorzugten Banker ihnen bereits bekannte
Consultants. Also: Scheffel oder Ehrenberg anrufen, dann fokussiert ins Gespräch mit den
Bankern gehen, die entscheiden und die Auf-
▲ Ca. 70 Teilnehmer füllten den Saal in Frankfurt
er, die Bewerbungen kurz und knackig zu formulieren, da die Adressaten die Kunden der
Bank und Banker seien. Die EBRD sei keine
europäische Institution, das europäische Vergaberecht somit nicht anwendbar.
Jenny Scheffel, Advisor Technical Cooperation der EBRD, führte in die bestmögliche Bewerbung auf Beraterverträge ein. Sie stellte
die verschiedenen EBRD-Beratungsdienste vor
sowie die Einsatzländer und Sektoren. Außerdem lichtete sie den Informationsdschungel
der EBRD-Website und betonte, wie wichtig
die Beschaffungsgrundsätze, die EBRD-Bibel
10
BERATENDE INGENIEURE 11/12  2013
träge vergeben. Eine Interessenerklärung für
die Bewerbung sei nötig, die bestplatzierte
Firma wird zu den Vertragsverhandlungen geladen.
Die beiden gingen weiter in medias res: Vieles, was auf ihren Tischen rund um die Auftragsvergabe lande, sei beeindruckend, aber
nicht zielführend. Quality-based bedeute Referenzen beizubringen, Lebensläufe der vorgeschlagenen Experten, Sprachkenntnisse und
regionale Partner. Häufig seien Bewerber
schlecht vorbereitet. In die engere Auswahl
komme, wer das liefere, wonach gefragt wer-
de. Auch das Preisangebot alleine sei nicht
entscheidend, die Gewichtung liege bei
ca. 20 %. Falsche Angaben würden auch bei
der EBRD sanktioniert und hätten Folgen bei
möglichen späteren Bewerbungen. Auf Forderungen nach mehr Transparenz habe die
EBRD beispielsweise durch die öffentliche Öffnung der Angebote sowie die Bekanntgabe
des Angebotspreises reagiert.
Auch die Vertreter der KfW-Entwicklungsbank,
Jan Blum und Christian Haas, beide Abteilungsdirektoren für Energie bzw. für Kommunale Infrastruktur, berichteten über die Finanzielle Zusammenarbeit in den Schwerpunktsektoren. Die KfW finanziere Vorhaben, die
jeweiligen Partner müssten mit Unterstützung
der Consultants die Projekte selbst durchsetzen. Bei der gtai seien alle Ausschreibungen
der Entwicklungsbank gelistet. Haas beschrieb
die seinen Sektor betreffenden finanziellen
Instrumente, die z. T. auch in Zuammenarbeit mit der EBRD erfolgten. Die laufenden
Vorhaben hätten ein Volumen von etwa
700 Mio. Euro. Detailliert schilderte er auch
die Situation in einzelnen Ländern und ob
bzw. welche Chancen sich künftig böten.
Auf die Frage, wie die EBRD sicherstelle, dass
der Vergabeprozess transparent gestaltet werde, erwiderte Matthew Jordan-Tank, dass die
EBRD-Beschaffungsexperten sowohl den Zuschlag erteilen dürften, als auch bei Unklarheiten und Zweifeln ablehnen. Fazit: Wer gute Qualität und gute Berichte liefere, habe
Chancen mehrfach beauftragt zu werden. Dafür sind die Angebote auf die EBRD Forderungen herunterzubrechen und die bei der EBRD
durchgeführten Interviews entsprechend vorzubereiten.
Martina Gabriel
Weltleitmesse für
Architektur und Technik
Explore Technology
for Life.
50 Jahre
Planungsgruppe VA feiert
in Hannover
Die Geschäftsführung und Mitarbeiter der Planungsgruppe VA feierten mit 200 Gästen – darunter Kunden, Architekten, Geschäftspartner und
Berater – am 2. Oktober am Maschsee bei strahlendem Sonnenschein gemeinsam das 50-jährige Bestehen des Unternehmens. Dr. Joachim
Knüpfer, 1. Vizepräsident des VBI, und Hans-Ullrich Kammeyer, Präsident der Bundesingenieurkammer, gratulierten im Namen der Berufsorganisationen.
Vor 50 Jahren hatten sich drei eigenständige Ingenieurbüros unterschiedlicher Fachbereiche zusammengeschlossen und gründeten in Hannover
die Planungsgruppe VA (Versorgungs-Anlagen). Es
entstand ein Unternehmen, das nach wie vor
durch seine Leistungsbandbreite beeindruckt.
Die Gründungsgesellschafter der Planungsgruppe VA, Klaus Baron, Heinz Mielchen, Ernst Schaper und Heinz Wiechmann, kamen ebenfalls zur
Jubiläumsfeier. Kennengelernt hatten sie sich 1963
beim gemeinsamen Projekt Neubau des Krankenhauses Uelzen. Einige Baumaßnahmen wurden
von der Planungsgruppe VA durch die letzten Jahrzehnte bgleitet, z. B. das Robert-Koch-Krankenhaus in Gehrden oder die Medizinische Hochschule Hannover (MHH).
Zum Erfolg der Planungsgruppe VA – inzwischen
geführt von Hans-Helmut Schaper, Lars Leppers
und Markus Heiß – trägt auch das Managementboard (VA-Rat) mit seinen zehn leitenden Mitarbeitern bei. Heute verfügt die Planungsgruppe VA
über Standorte in Hannover, Nürnberg, Magdeburg, Frankfurt a. M sowie Düsseldorf und beschäftigt mehr als 70 Mitarbeiter.
▲ Geschäftsführung
der
Planungsgruppe VA
(v. l.):
L. Leppers,
M. Heiß,
H.-H.
Weniger Energieverbrauch,
mehr Komfort und Sicherheit.
Die weltgrößte Messe für
Licht, Elektrotechnik und
Haus- und Gebäudeautomation
sowie Software für das
Bauwesen zeigt innovative
Lösungen, die Effizienz,
Nachhaltigkeit und Lichtdesign vereinen.
Schaper
Frankfurt am Main
30. 3. – 4. 4. 2014
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NAMEN UND NACHRICHTEN
Dubai
35 Jahre
DU Diederichs steht für Projektmanagement
35 Jahre erfolgreiches Projektmanagement
in der Immobilien- und Baubranche – dafür steht DU Diederichs, als eines der führenden Bauprojektmanagement-Unternehmen in Deutschland. Seine Kompetenzen
liegen in der Projektsteuerung, Public Private Partnership, Green Building, Städtebau
sowie Technische Due Diligence und vieles
mehr rund um die unabhängige Immobilienberatung.
Deutschlandweit beschäftigt das Unternehmen mehr als 180 Mitarbeiter an den Standorten Berlin, Wuppertal, München, Hamburg, Frankfurt, Köln und Bonn. Das Gesamtvolumen der betreuten Projekte lag
2012 bei über 11 Mrd. Euro.
Am 1. Oktober fiel 1978 in München der
Startschuss: Professor Claus Jürgen Diederichs gründete die DU Diederichs Unternehmens- und Projektberatung. Der Autobauer BMW und die Landeshauptstadt München zählten zu den ersten Auftraggebern.
1981 wurde die Niederlassung Wuppertal
gegründet. Nach der Wiedervereinigung
folgte eine Niederlassung in Berlin, die 1996
Hauptsitz des Unternehmens wurde.
DU Diederichs wuchs kontinuierlich. Partner wurden 1993 Werner Schneider und Heiko Windhorst und 2002 Professor Bernd Bötzel, Dietmar Botter und Thomas Hausmann.
Professor Diederichs übergab 2002 mit der
Umwandlung in die DU Diederichs Projektmanagement AG & Co. KG die Führung an
den Vorstand. Ralph Bode vervollständigte
später die heute sechsköpfige Führungsriege. Professor Diederichs selbst wechselte in
den Aufsichts- und Beirat, um die Kontrollund Beratungsfunktion zu erfüllen.
Die Entscheidung fiel bewusst für eine inhabergeführte Firmenstruktur. Daher liegt
das Kapital der AG zu 100 % beim Vorstand.
Durch diese finanzielle Unabhängigkeit
kann das Unternehmen seine Kunden objektiv und neutral beraten, unbeeinflusst
von externen Gesellschafter- oder Aktionärsinteressen.
Solarpark der
Superlative
Das größte Solarkraftwerk im Nahen Osten
wurde Ende Oktober feierlich eröffnet. Der
„Mohammed bin Rashid Al Maktoum“-Solarpark ging mit einer Leistung von 13 MW ans
Netz. Der Namensgeber, Vizepräsident der
Vereinigten Arabischen Emirate (UAE) und Ministerpräsident von Dubai, Scheich Mohammed bin Rashid Al Maktoum, setzt mit der
Realisierung des CSP/PV-Solarparks auf einen
erfolgversprechenden Energiemix. Bis 2030
soll die Gesamtleistung auf 1.000 MW steigen,
das entspricht 5 % des Energieverbrauchs von
Dubai.
Planung, Projektmanagement, Bau- und Inbetriebnahmeüberwachung lagen von Projektbeginn an im Januar 2012 in den Händen
der ILF Beratende Ingenieure. Die Münchener Ingenieure betreuten von ihren Schwesterniederlassungen in Dubai und Abu Dhabi
aus das derzeit größte realisierte Photovoltaik-Projekt in der Golf-Region. Schwierigste
Herausforderungen waren die Beeinträchtigungen der Anlage durch Sandstürme und die
extrem hohen Außentemperaturen, die u. a.
die Photovoltaik-Module auf bis zu 70 °C erhitzen.
▲ DU-Diederichs-Vorstand (v. l.): D. Botter, R. Bode, Prof. Bötzel, T. Hausmann,
H. Windhorst, W. Schneider
Foto: DU Diederichs Projektmanagement
▲ Der 13-MW-Solarpark aus der Vogelperspektive.
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BERATENDE INGENIEURE 11/12  2013
NAMEN UND NACHRICHTEN
Auslobung
Balthasar-Neumann-Preis 2014
Die DBZ Deutsche BauZeitschrift und der BDB Bund Deutscher Baumeister loben gemeinsam
den Balthasar-Neumann-Preis 2014 aus. Es ist das neunte Mal, dass dieser europäische Preis für
Architektur und Ingenieurleistungen vergeben wird.
„Mit dem Balthasar-Neumann-Preis wird die beispielhafte, innovative und über technisch etablierte Standards hinausgehende Zusammenarbeit verschiedener Fachdisziplinen an einem Bauwerk ausgezeichnet, das aufgrund dieser Zusammenarbeit, ganz im Sinne Balthasar Neumanns,
herausragende technische und gestalterische Qualitäten aufweist“, heißt es in der Auslobung.
Dabei ist die Darstellung der integralen Prozesse bei der Planung besonders wichtig. Zudem müssen die eingereichten Projekte die Kenngrößen des nachhaltigen Bauens erfüllen.
Teilnehmen können gleichberechtigt Architekten und Ingenieure bei Nennung des Projektpartners, mit dem herausragend gut zusammengearbeitet wurde. Dotiert ist der Balthasar-NeumannPreis 2014 mit 10 000 €, eingereicht werden dürfen Bauwerke, die nicht älter als zwei Jahre sind.
Einsendeschluss ist der 31. Januar 2014.
Die vollständige Auslobung finden Sie online unter DBZ.de oder www.baumeister-online.de.
Europäischer Stahlbaupreis 2013
Antarktische Station
▲ Werner Sobek (l.) mit dem Rektor
der TU Graz, Prof. Dr. Kainz
Foto: Helmut Lunghammer, Graz
TU Graz
Ehrendoktorwürde
für Werner Sobek
▲ Ausgezeichnete Antarktisstation
Der European Steel Design Award für Deutschland ging in diesem Jahr gemeinsam an das
Hamburger Architekturbüro bof architekten,
IMS Ingenieurgesellschaft – ebenfalls Hamburg
– und die Firma Heinrich Lamparter Stahlbau
für die antarktische Forschungsstation Bharati (siehe BI 7-8/2011 S. 26 ff).
Die Jury lobte das innovative und nachhaltige
Design der raumschiffartigen Architektur sowie „die hervorragende Ausführungsqualität
unter extremen Wetterbedingungen“.
Das Aachener Büro kadawittfeldarchitektur er-
Foto: IMS/NCAOR
hielt mit dem Hauptbahnhof in Salzburg den
Preis für Österreich. Das Büro Atelier d'architecture Brodbeck-Roulet (Carouge/Genf) wurde für die Hans-Wilsdorf-Brücke in Genf mit
dem Preis für die Schweiz ausgezeichnet.
Die Europäische Konvention für Stahlbau EKS,
die Dachorganisation der europäischen Stahlbauer, lobt den Preis alle zwei Jahre für „herausragende, kreative Lösungen mit Stahl in
Architektur und Konstruktion“ aus. Er geht an
Teams aus Architekten, Ingenieuren und Stahlbauern.
KURZ GESAGT
 Die dess+falk gmbh, ein Nürnberger Ingenieurbüro für die Planung technischer Gebäudeausrüstung, hat seit November einen neuen Geschäftsführer: Dipl.-Ing. (FH) Michael Simon studierte Maschinenbau mit Schwerpunkt Energietechnik an der Georg-SimonOhm-Fachhochschule in Nürnberg und kann umfangreiche Erfahrungen in der Bauplanungsbranche im In- und Ausland vorweisen. Inhaber Wolfgang Deß war im Juni unerwartet verstorben.
Prof. Werner Sobek erhielt am 8. November die Ehrendoktorwürde (Dr. h.c.)
der TU Graz. Mit dieser Ehrung würdigte die Hochschule Werner Sobeks „hervorragende wissenschaftlich-technische
Verdienste auf den Gebieten Architektur und Bauingenieurwesen“. Sobek sei,
so der Rektor der TU Graz, Prof. Dr. Harald Kainz, „stets auf der Suche nach
den Grenzen des Möglichen und Denkbaren“. Die TU Graz sei stolz, eine derart enge Bindung zu einem „international renommierten Vorausdenker“ wie
Werner Sobek zu haben.
Sobek selbst betonte in seiner Dankesrede, dass er sowohl als Gastprofessor
als auch als Mitglied des Beirats für Technologie und Forschung der TU Graz zahlreiche Bindungen zu der Stadt an der
Mur geknüpft habe und diese in Zukunft
gerne weiter ausbaue.
BERATENDE INGENIEURE 11/12  2013
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NAMEN UND NACHRICHTEN
Dünnschicht-Photovoltaik
ZSW stellt Weltrekord-Solarzelle her
Im Wettlauf um eine höhere Stromausbeute von Solarzellen hat das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) einen neuen Weltrekord erzielt. Das
Stuttgarter Institut verbesserte den Wirkungsgrad für CIGS-Dünnschichtsolarzellen auf 20,8 %.
Der Rekordwert für die Umwandlung von Sonnenlicht in elektrische Energie übertrifft erstmals
auch die Effizienz der im Markt vorherrschenden multikristallinen Siliziumsolarzellen. Das
Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE bestätigte die Ergebnisse offiziell.
Die Rekordsolarzelle besteht aus Kupfer-Indium-Gallium-Diselenid, kurz CIGS, und ist 0,5 cm2
groß, eine übliche Größe für Versuchszellen. Das ZSW arbeitet jetzt daran, den optimierten CIGSProzess auf Module zu übertragen.
Im Vergleich zu Standardsolarzellen spart die Dünnschichtphotovoltaik durch eine mikrometerdünne Beschichtung Material und Energie; für die künftige Produktion ist das ein erheblicher Kostensenkungsfaktor. Experten sind sich daher einig: Die neue Bestleistung zeigt das große Potenzial der CIGS-Technik für eine noch kostengünstigere und effizientere Photovoltaik.
Nachtrag BI 9-10/2013
Projektbeteiligte Generalsanierung Lenbachhaus
Im Beitrag über die Generalsanierung des Münchener Lenbachhauses „Punktlandung bei Kostenund Terminzielen“ in BI 9-10/2013 S. 22 ff endete die Auflistung der projektbeteiligten Planer bei
den Objektplanern, maßgeblich beteiligte Ingenieurbüros wurden nicht genannt. Dafür möchte
sich die Redaktion entschuldigen und die Liste der Projektbeteiligten auf diesem Wege ergänzen.
Tragwerksplanung: Sailer Stepan und Partner GmbH
ELT-Planung (Lph 1–5): PEG Planungsbüro für Energie- und Gebäudetechnik,
ELT-Planung (Lph 6–9): Rücker + Schindele Beratende Ingenieure,
HLS-Planung (Lph 1–5): Ottitsch GmbH & Co. KG
HLS-Planung (Lph 6–9): Zibell, Willner & Partner,
Lichtplanung: Ingenieurbüro Walter Bamberger,
Fördertechnik: Ebert-Ingenieure GmbH & Co. KG
SiGeKo: Ing.-Büro Dingethal
Brandschutzgutachter: Kersken + Kirchner GmbH
Küchenplaner: Ing.-Büro Schaller
Schall-/Raumakustik: Ingenieure Süd
Thermische Bauphysik: Waubke – Klessinger Gesellschaft Beratender Ingenieure
Vermessung: Heinz Bott + Partner
Raumakustische Beratung: Müller-BBM GmbH.
KURZ GESAGT
 Zum 1. Oktober wechselte Prof. Dr. Werner Jensch in die Geschäftsleitung der Assmann
Beraten + Planen GmbH, Braunschweig. Dort leitet er gemeinsam mit Stephan Wachtel,
der seit dem 1. Juli auch Gesellschafter ist, den Bereich Technische Gebäudeausrüstung/Energieeffizienz. Zuvor war Jensch mehr als 25 Jahre lang bei Ebert-Ingenieure beschäftigt.
Dr. Klaus Jensch, VBI-Vorstandsmitglied und vormals ebenfalls bei Ebert, wechselte zum
Büro Team für Technik GmbH in München.
 Die Inovis Ingenieure GmbH, München, eröffnete zum 1. Oktober ein neues Büro mit
derzeit neun Mitarbeitern in Düsseldorf. Die Eröffnung des Standortes unter Leitung des
Geschäftsführers Dieter Leipoldt dient der optimalen Betreuung der Projekte vor Ort. „Die
in unserem Konzept verankerte Kundennähe ist auch räumlich zu sehen“, so Leipoldt.
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BERATENDE INGENIEURE 11/12  2013
▲ Eher effizient als schön: das zertifizierte
Hochhaus in Qinhuangdao
Energieeffizienz
Dena zeichnet Hochhaus
in China aus
Ein 18-geschossiges Wohnhaus in der Hafenstadt Qinhuangdao, Provinz Hebei, ist seit Oktober das erste zertifizierte deutsch-chinesische Effizienzhaus in China. Es erfüllt den neuen Energieeffizienzstandard der Provinz Hebei, den die Deutsche Energie-Agentur GmbH
(dena) und das dem chinesischen Bauministerium unterstellte Center of Science and Technology of Construction (CSTC) gemeinsam für
diese Klimaregion entwickelt haben. Der Standard wurde in Anlehnung an den Passivhausstandard erarbeitet und ist besser als der Mindeststandard, den die gerade erst verschärfte Energieeinsparverordnung in Deutschland
vorgibt. Erklärtes Ziel des chinesischen Bauministeriums ist es, auf dieser Grundlage mittelfristig einen landesweiten Energiestandard
für Neubauten einzuführen.
Das zertifizierte Gebäude hat eine Wohnfläche von insgesamt 6.670 m². Der Heizwärmebedarf liegt bei 13 kWh/m²a. Die Gebäudehülle zeichnet sich durch einen sehr guten
Dämmwert aus, zur technischen Ausrüstung
gehören Wärmepumpe und Lüftungsanlage
mit Wärmerückgewinnung. Solarkollektoren
in den Balkonbrüstungen erwärmen Wasser
für die Haushalte.
Die dena und das CSTC begleiteten die Bauarbeiten von Anfang an, um die Qualität zu
sichern. Dazu gehörten Schulungen für Planer, Bauherren und Handwerker, die Prüfung
der Pläne und wiederholte Kontrollen auf der
Baustelle. Das Zertifikat, das die Einhaltung
des Energiestandards dokumentiert, ist ähnlich einem deutschen Energieausweis gestaltet.
NAMEN UND NACHRICHTEN
Deutscher Brückenbaupreis 2014
Die Favoriten sind gekürt
▲ Hochbahnviadukt in Berlin
In der Kategorie „Straßen- und Eisenbahnbrücken“ sind dies:
Hochbahnviadukt der U-Bahnlinie 2 in
Berlin, Prenzlauer Berg
„Die Instandsetzung des 1,7 km langen, denkmalgeschützten Stahlviadukts ist ein vorbildliches Beispiel für die Erhaltung und Ertüchtigung stark beanspruchter Bestandsbauwerke.
Dank großartiger Ingenieurleistungen ist es dabei gelungen, das schon seinerzeit hervorragende Bauwerk im innerstädtischen Bereich
mit innovativen Methoden funktional und ästhetisch tauglich für das 21. Jahrhundert zu
machen“, urteilte die Jury. Verantwortlicher
▲ Baakenhafenbrücke, Hamburg
Ingenieur: Univ. Prof. Dr.-Ing. Werner Lorenz,
Berlin
Baakenhafenbrücke in der Hamburger
Hafencity
„Die Baakenhafenbrücke ist eine elegante ‚langsame‘ Brücke, die zum Verweilen einlädt“, wie
die Jury befand. „Die 170 m lange Verbindung
zweier neu geplanter Wohngebiete hat das Potenzial, innerstädtische Landmarke zu werden.
Das integrierte Aushubelement ist eine völlig
neue Idee.“ Die Baakenhafenbrücke sei damit
weltweit die einzige ‚minimal bewegliche‘ Konstruktion. Verantwortlicher Ingenieur: BSe CEng
Paul Rogers vom Büro Happold, Berlin
▲ Die Jury (v. l.): Prof. Curbach, B. Colditz, Prof. Reinke, Prof. Svensson, Dr. Lemmer,
Dr. Streit und Prof. Engelsmann.
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BERATENDE INGENIEURE 11/12  2013
Gänsebachtalbrücke bei Buttstädt in
Thüringen
„Die integrale Bahnbrücke für den Hochgeschwindigkeitsverkehr besticht durch ihren ästhetischen Stützenrhythmus“, lobt die Jury das
insgesamt 1.001 m lange, zurückhaltend in das
flache Gänsebachtal eingefügte Bauwerk. „Entstanden ist ein extrem günstiges Stahlbetonbauwerk, schlank und innovativ.“
Maßgeblich verantwortlicher Ingenieur: Prof.
Dr.-Ing. Jörg Schlaich, Berlin.
▲ Max-Gleißner-Brücke in Tirschenreuth
In der Kategorie „Fuß- und Radwegbrücken“
nominierten die Juroren folgende drei Bauwerke für den Deutschen Brückenbaupreis:
Max-Gleißner-Brücke, Tirschenreuth in
der Oberpfalz
„Wie eine begehbare Holzskulptur quert die
Spannbandkonstruktion den 75 m breiten neuen Stadtteich. Dabei ist eine leichtere Konstruktion kaum denkbar, auch jeder Laie versteht
bei dieser Brücke den Kraftfluss. Eine Vollholzkonstruktion der besonderen Art,“ so die Jury.
Als Entwurfsverfasser maßgeblich beteiligt:
Dipl.-Ing. Wolfgang Strobl, Schüßlerplan Berlin, und Dipl.-Ing. Moritz Schloten, Annabau,
Berlin
NAMEN UND NACHRICHTEN
Bleichwiesensteg in Backnang bei
Stuttgart
„Die moderne Stahlkonstruktion über die
Murr ist ein hocheleganter Brückenschlag
zwischen modernem Wohngebiet und historischem Stiftshof. Die von Geländerseilen
durchzogene Aussparung in der Mitte des
Stahlhohlkastens verleiht dem Bauwerk
Leichtigkeit und Prägnanz.“
Verantwortlicher Ingenieure: Dipl.-Ing.
Andreas Keil, schlaich bergermann und partner GmbH, Stuttgart
▲ Gänsebachtalbrücke bei Buttstädt in Thüringen
▲ Bleichwiesensteg Backnang
Erba-Steg, Bamberg
„Die filigrane Anbindung der Erba-Halbinsel
an die Bamberger Altstadt ist die überzeugend gelungene Nachnutzung einer zunächst
nur temporär benötigten Baubehelfsbrücke.
Umgesetzt wurde diese ungewöhnliche Idee
eines Bauwerks für zwei Einsatzorte als
filigrane Stahlkonstruktion – ressourcenschonend und nahezu wartungsfrei“, lobt die
Jury.
Maßgeblich verantwortlicher Ingenieur:
Dipl.-Ing. Johann Grad, Grad Ingenieurplanungen, Ingolstadt.
Der Wettbewerb
In der nunmehr fünften Wettbewerbsauflage
des Deutschen Brückenbaupreises hatten die
Juroren in der Kategorie Straßen- und Eisenbahnbrücken die Qual der Wahl aus 19 zum
Wettbewerb zugelassenen Bauwerken. Es galt
die drei ästhetisch und konstruktiv überzeugendsten Brücken für den Preis zu nomininieren. In der Kategorie Fuß- und Radwegbrücken
waren die Top 3 aus 18 Bewerbungen auszuwählen.
Nach den Nominierungen befindet sich der
Wettbewerb nun in der Finalrunde. Unter den
jetzt nominierten sechs Finalisten kürt die Jury auf ihrer nächsten Sitzung im neuen Jahr die
beiden Preisträger, deren Namen allerdings bis
zum Festakt am 10. März gut gehütetes Geheimnis der Juroren und weniger Eingeweihter auf
Ausloberseite bleiben werden. Das macht die
Veranstaltung spannend, wie die ersten Auflagen des Wettbewerbs um den Deutschen Brückenbaupreis gezeigt haben.
Dieser wurde bekanntlich 2006 gemeinsam
vom VBI und der Bundesingenieurkammer
schen ist der Deutsche Brückenbaupreis bekannt und begehrt. Er feiert nicht nur regelmäßig Erfolge in der Fachöffentlichkeit, sondern
auch in der Tagespresse sowohl überregional,
als auch regional, vor allem immer dort, wo die
nominierten Brücken stehen.
Wie bei den vorangegangenen Wettbewerben
dürfen sich auch diesmal die sechs Nominierten über diese Auszeichnung ganz besonders
freuen. Denn anders als bei vielen anderen Preisen gibt es beim Deutschen Brückenbaupreis
nur jeweils einen Preisträger in den beiden Kategorien; es gibt keine zweiten und dritten Preise, keine besonderen Anerkennungen und Belobigungen. Den Deutschen Brückenbaupreis
gibt es nur einmal je Jahrgang und Kategorie.
Ausgezeichnet werden die beiden besten Bauwerke und die jeweils maßgeblich dafür verantwortlichen Ingenieure. Wer von der Jury dafür nominiert wurde, steht daher bereits auf
dem Treppchen.
Allerdings verrät die Reihenfolge der jeweils
drei Nominierten in den beiden Kategorien
auch diesmal nichts über eine mögliche Rang-
▲ Erba-Steg in Bamberg
(BIngK) aus der Taufe gehoben, um den Beitrag
der Ingenieure zur Baukultur im Allgemeinen
und die Leistungen der Bauingenieure in ihrer
Königsdisziplin, dem Brückenbau, ganz konkret so zu würdigen, wie das leider nur selten
geschieht. In den meisten Planerwettbewerben
geht es um Architektur, deren Schöpfer dementsprechend häufig gefeiert werden und öffentlich bekannt sind.
Das zu ändern, dem Ingenieurbau mehr öffentliches Ansehen und mediale Aufmerksamkeit
zu verschaffen, war der Anspruch von BIngK
und VBI, als sie den Brückenbaupreis begründeten. Unterstützung dafür gab es von Anfang
an durch das Bundesbauministerium und die
Deutsche Bahn AG als Hauptsponsor. Inzwi-
folge. Bislang folgen alle Nennungen lediglich
dem Eingangsdatum der Wettbewerbsunterlagen.
Die Jury
In die Jury beriefen die Auslober diesmal sieben ausgewiesene Brückenbau-Fachleute.
Diese wählten bei ihrer ersten Sitzung im Oktober die TRDirektorin Dipl.-Ing. Brit Colditz,
die das BMVBS vertritt, zur Juryvorsitzenden
für den Wettbewerb 2014. Außerdem gehören der Jury an: Prof. Dr.-Ing. Manfred Curbach, Prof. Dr.-Ing. Stephan Engelsmann, Prof.
Dr.-Ing. Hans Georg Reinke, Dr.-Ing. Christoph
Lemmer, Dr.-Ing. Walter Streit und Prof. Dipl.Ing. Holger Svensson.
Ines Bronowski
BERATENDE INGENIEURE 11/12  2013
17
NAMEN UND NACHRICHTEN
VBI-Bundeskongress 2013
Mit Wahrheit und Klarheit zum Erfolg
von Ines Bronowski
Zum Auftakt
„Wir wollen nichts Geringeres versuchen, als
den guten Ruf der beratenden Ingenieure, Planer und Consultants wieder herzustellen“, sagte Dr.-Ing. Volker Cornelius bei der Begrüßung
der fast 300 Kongressteilnehmer. Damit brachte der VBI-Präsident das Anliegen der Verbandsführung auf den Punkt, nicht länger stillschweigend hinzunehmen, dass Problemprojekte wie BER, Elbphilharmonie und Stuttgart
21 nicht nur das Image der deutschen Ingenieure sondern auch des Industriestandortes
Deutschland gefährden. „Wir werden heute
von gelungenen Projekten hören – auch die
gibt es! – , die unsere Kompetenz in Planung
und Ausführung unter Beweis stellen, wir werden Ursachen von Problemen erläutern und
Lösungswege aufzeigen“, gab Cornelius die
Marschrichtung für die öffentliche Vortragsvoranstaltung vor.
Auch Uwe Pinck, Vorsitzender des gastgebenden VBI-Landesverbandes Hamburg, verwies
in seinem Grußwort ganz in diesem Sinne auf
die in der Öffentlichkeit wenig beachteten Erfolgsprojekte, für Hamburg nannte er z. B. die
Entwicklung der Hafencity und den vorfristig
fertiggestellten Ausbau der A 1 zwischen Ham-
18
BERATENDE INGENIEURE 11/12  2013
▲ Gastgeber Uwe Pinck vom Hamburger VBI
begrüsst die Gäste.
burg und Bremen. Daraus zog er die Schlussfolgerung: „Ja, Deutschland kann Großprojekte, wenn die Auftraggeberseite richtig organisiert ist und VBI-Büros beteiligt sind.“
Die Politikersicht
Dem schloss sich Dr. Peter Tschentscher, Senator und Präses der Hamburger Finanzbehörde, mit den Worten an, „ja, auch Hamburg
kann Großprojekte, wenn sie richtig angegangen werden, wenn sich die Verantwortlichen
nicht von der Idee einer feierlichen Eröffnung
aus leiten und von einer genialen Architektenidee ablenken lassen“. Das setze auf allen
projektbeteiligten Seiten Bausachverstand vo-
▲ Senator Tschentscher stellte die „richtige“
Reihenfolge bei Großprojekten vor.
raus, „auch bei öffentlichen Auftraggebern“,
betonte der Senator und bekam dafür viel Beifall.
Die Organisation zu Beginn eines Projektes
und die Reihenfolge des Vorgehens seien die
entscheidenden Schritte zum Projekterfolg, so
Tschentscher. Über Kosten könne erst entschieden werden, wenn man die Kosten kenne. Die
kenne man aber erst, wenn geplant wurde.
Daher sei die richtige Vorgehensweise 1. Planen, 2. Entscheiden, 3. Bauen. „Bei der Elbphilharmonie begann das Bauen, bevor geplant war“, resümierte der Senator. Eine der
▼ Fast 300 Teilnehmer waren gekommen.
wichtigsten Grundsätze für künftige Hamburger Großprojekte laute daher weg von der gerade bei Großprojekten der öffentlichen Hand
immer wieder praktizierten falschen Reihenfolge: 1. Entscheidung, 2. Ankündigung, 3. Planung und 4. Kostenermittlung.
Die ‚richtige‘ Reihenfolge praktiziere die Hansestadt derzeit beim Projekt Neues Kongresszentrum. „Hier investieren wir gerade 13 Mio.
Euro in die Planung. Erst danach werde entschieden, „ob wir das Projekt wirklich machen“, so der Senator. Außerdem habe man
▲ Dr. Richter leitete das Planerteam der Halle
70 bei Daimler Bremen.
als Schlussfolgerung aus den Fehlern der Vergangenheit direkt im Bürgermeisterbüro ein
Monitoring eingerichtet, um Projekt- und Kostentransparenz zu gewährleisten.
Das Erfolgsprojekt
Genau diese haben die Projektverantwortlichen beim Neubau und Umbau der Halle 70
im Daimler Werk Bremen in partnerschaftlicher Zusammenarbeit organisiert und das Projekt nach zunächst holprigem Start gemeinsam zum Erfolgsprojekt gemacht. So gelang es
in nur zwei Jahren mit einem Investitionsvolumen von einer halben Milliarde Euro, davon
130 Millionen für die baulichen Maßnahmen,
die Fahrzeugproduktion am Standort Bremen
um etwa 15 % zu erweitern. Dabei habe der
schwierige Projektverlauf das Vorhaben nicht
verteuert, wie Dr. Klaus Richter, Niederlassungsleiter Bremen der Inros Lackner AG, und Jürgen Strittmatter, Leiter Fabrikplanung Bremen
der Daimler AG, in ihrem Vortrag betonten.
Ständige Änderungen an Planungsvorgaben
und Terminen durch die Konzernleitung hatten zur Folge, dass etwa zwei Monate nach Projektstart klar war, mit herkömmlicher Planung
sind weder die gesetzten Termine haltbar noch
die beauftragte bauliche Qualität machbar.
„Wir standen als Planer vor der Frage“, so Dr.
Richter, „Abwehrposition einnehmen, oder
mit dem Auftraggeber zusammensetzen und
gemeinsam nach Lösungen suchen“. Mit Strittmatter, der sich als Auftraggebervertreter ebenso mit den Konzernauflagen konfrontiert sah,
hatte er den zuvor von Tschentscher angesprochenen fachkundigen Bauherren, der sich bereit zeigte zu Kooperation und Kommunikation.
So erarbeiteten Auftraggeber und -nehmer gemeinsam den weiteren Projektfahrplan, ent-
▲ Jürgen Strittmatter vertrat die
Auftraggeberseite
schieden sich gemeinsam für die risikobehaftete Vergabe auf Stand Genehmigungsplanung,
durchgängige 3D-Planung (BIM), um anhand
des bestätigten Modells bei der Ausführungsplanung Zeit zu sparen, vereinbarten Meilensteine und organisierten einen kontinuierlichen Kommunikations- und Controllingprozess. Dank des so begründeten partnerschaftlichen Umgangs führten beide das zunächst
holprig gestartete Projekt zum Erfolg. „Gewonnen wurde das Projekt in der Planung“, wie
Strittmatter zusammenfasste. Die habe ihn,
so Dr. Richter mit einem Schmunzeln, hin und
wieder aber schon um den Schlaf gebracht.
Wissenschaftlich betrachtet
...wurde das Thema anschließend von Prof. Dr.
Hans Jörg Hennecke, der an der Bonner Akademie für Forschung und Lehre Praktischer
Politik die Forschungsgruppe „Großprojekte
in Politik und Wirtschaft als unternehmerische
und politische Herausforderung“ leitet und an
der Universität Rostock lehrt.
Unter der Überschrift „Großprojekte als Politikum“ mahnte der Professor als erstes eine
klare Rollenverteilung zwischen Staat und freier Wirtschaft an. Wie die Erfahrungen am Nürburgring zeigen, sollte die Politik unterneh-
▲ Judith Rakers moderierte die
Podiumsdiskussion, neben ihr Dr. Best.
merische Entscheidungen über die wirtschaftliche Tragfähigkeit von Großprojekten Unternehmen überlassen, die durch das Haftungsprinzip auch für die Folgen ihrer Entscheidungen gerade stehen müssten.
Außerdem gelte es, die auf allen Ebenen und
in allen Phasen von Großprojekten vorhandenen Fehlanreize zu beseitigen, die die Akteure zu kollektiver Verantwortungslosigkeit und
schlechten Entscheidungen einladen. „Wir haben das Planungs- und Vergaberecht überfordert und es zu komplex und intransparent werden lassen“, betonte Hennecke.
In Sachen Bürgerbeteiligung sei wichtig, die
Leute nicht nur zu Betroffenen zu machen,
sondern sie auch als Nutznießer von Großprojekten zu sehen. Dafür müssten aber Planungsbehörden, Vorhabenträger und Unternehmen
bei ihrer Kommunikation Ehrlichkeit, Glaubwürdigkeit und Transparenz lernen, auch und
gerade, wenn bei Planung oder Ausführung
Probleme auftreten. Es gehe eben im Kern
nicht einfach um „mehr Akzeptanz“ für Großprojekte, fasste der Professor zusammen, sondern um eine größere Überzeugungskraft von
Großprojekten. „Deutschland kann Großprojekte und braucht sie auch in Zukunft. Um darüber im konkreten Einzelfall verantwortungsvoll entscheiden zu können, brauchen wir eine unvoreingenommene, lösungsorientiertere Diskussionskultur.“
Die Podiumsrunde
Wie diese aussehen könnte, erlebten die Kongressteilnehmer bei der folgenden Podiumsdiskussion, souverän gelenkt und geleitet von
der Moderatorin des Nachmittags, der Fernsehjournalistin Judith Rakers. Sie begrüßte dazu Dr. Eva Gümbel, Vizepräsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft, Klaus Pöllath, Vize-
BERATENDE INGENIEURE 11/12  2013
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NAMEN UND NACHRICHTEN
präsident des Hauptverbandes der Deutschen
Bauindustrie sowie mit DEGES-Geschäftsführer Dirk Brandenburger und VBI-Vorstand
Dr.-Ing. Heinrich Best auch zwei Mitglieder der
von Bundesbauminister Ramsauer ins Leben
gerufenen Reformkommission Großbauprojekte. Damit waren die wesentlichen Akteure
eines Großprojekts – Politik, Planung und Ausführung sowie Projektmanagementgesellschaft
– vertreten, es fehlte lediglich ein zu „beteiligender Bürger“.
Anhand der drei von Pleiten, Pech und Pannen geprägten Projekte Elbphilharmonie, BER
und Stuttgart 21 leiteten die Diskutanten
Schlussfolgerungen für die Großprojekte der
Zukunft ab, wie sie derzeit auch von der erwähnten Reformkomission erarbeitet werden.
Dazu gehörten Veränderungen am Vergaberecht. Derzeit sei die öffentliche Hand de facto
zur Vergabe an den billigsten Bieter verpflichtet, Risikozuschläge nicht vorgesehen.
Bauwirtschaftsvertreter Pöllath lobte den Hamburger Senator. Tschentscher habe sehr offen
und klar die Versäumnisse und Fehler beim
Projekt Elbphilharmonie analysiert und dargelegt, dass die Poliktik die richtigen Schluss-
folgerungen gezogen habe. „Damit herrsche
nun Klarheit und Wahrheit.“ Dr. Gümbel bekräftigte anhand dieser maßgeblich durch einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss hergestellten Klarheit und Wahrheit im
Projekt Elbphilharmonie die im Laufe der Veranstaltung bereits angesprochene Forderung
nach mehr fachlicher Kompetenz auf Auftraggeberseite. Dirk Brandenburger forderte handhabbare Regelwerke ein, damit man damit auf
der Baustelle auch arbeiten könne. „Wir Ingenieure müssen auch mal laut und deutlich sagen, wenn etwas zwar „nice to have“ ist, wir es
uns aber nicht leisten können.“
Zum vor allem bei Stuttgart 21 deutlich gewordenen Problem mangelnder Bürgerbeteiligung
legte Brandenburger den Finger in die Wunde
mit der Anmerkung, dass Anwohner und Öffentlichkeit derzeit erst über das Wie mitreden
dürften, über das Ob aber bereits gesetzlich
entschieden sei. Daran ändere auch das neue
Planungsvereinheitlichungsgesetz nichts, wie
VBI-Vorstand Dr. Best ergänzte. Darin werde
der jeweilige Vorhabensträger lediglich fakultativ zur Bürgerbeteiligung aufgefordert, das
Gesetz schreibe dafür aber weder Vorgehens-
Nach der Podiumsdiskussion (v. l.) U. Pinck, Deges-Chef Beandenburger,
VBI-Präsident Cornelius, Dr. Gümbel, Hamburgische Bürgerschaft, K. Pöllath,
Bauindustrie-Hauptverband, VBI-Vorstand Best sowie Judith Rakers
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BERATENDE INGENIEURE 11/12  2013
weise fest, noch regele es Budgetfragen. Dennoch sei der Bedarf an Fachleuten groß, die
solche Prozesse der Bürgerbeteiligung moderieren können und auch Know-how in Sachen
Streitbeilegung/Mediation mitbrächten.
Um hier zur Verbesserung beizutragen, „hat
der VBI ein Weiterbildungskonzept entwickelt,
das im Februar beginnt“, informierte Best.
Allerdings sei der Topf noch nicht kreiert worden, aus dem die von allen Seiten geforderte
projektbegleitende Kommunikation finanziert
werden könne, so Best, der aber vor allem die
starke Bauherrenorganisation forderte, um
Großprojekte künftig zum Erfolg zu führen.
„Bauen ist Kooperation und Kommunikation.
Diese können wir unabhängigen Ingenieure
als Projektsteuerer am besten organisieren.
Darüber hinaus brauchen wir Kostenehrlichkeit und -transparenz, ausreichend Planungszeit sowie eine bessere Kommunikations- und
Verantwortungskultur im Projekt“, so das Fazit des VBI-Vorstandsmitglieds.
Autorin:
Ines Bronowski,
Redaktion Beratende Ingenieure, Berlin.
NAMEN UND NACHRICHTEN
VBI-Verbandstag
Einladung zum Diskurs
▲ VBI-Präsident Cornelius eröffnet den Verbandstag.
Zur Eröffnung der diesjährigen Mitgliederversammlung sprach VBI-Präsident Dr. Volker Cornelius einige politische Herausforderungen an, mit denen sich der Verband intensiv beschäftigen müsse. Es gehe um die
Frage, welches Branchenbild, welche Aufgaben und welches Selbstverständnis die planenden und beratenden Ingenieure künftig
in Deutschland, Europa und weltweit entwickeln. „In Brüssel gibt es einige, denen unser
System des selbstverwalteten Beratenden Ingenieurs mit Honorarordnung und Berufsregeln ein Dorn im Auge ist,“ sagte Cornelius.
Der Hinweis, dass unsere Regeln der Quali-
▲ Der neue AHO-Vorsitzende Erich Rippert.
tätssicherung dienen, werde in Brüssel mit
der Gegenfrage beantwortet: Gibt es in Finnland oder Großbritannien ein Qualitätsproblem? „Wenn wir hier nicht aufpassen, einen
gemeinsamen Standpunkt finden und vertreten, kommt die wettbewerbsrechtliche
Keule mit Deregulierung aus Brüssel und wird
ganz schnell geltendes Recht in Deutschland“,
warnte Cornelius. Zwar wäre dies nicht das
Ende des Berufsstandes, aber es würde einiges ändern – vor allem für die kleineren Büros, die im VBI stark vertreten sind.
Auch auf dem gerade beendeten Treffen zum
100. FIDIC-Jubiläum habe der Zukunft der
Beratenden Ingenieure das Hauptaugenmerk
gegolten. Die dort verhandelten Thesen, wonach der Beratende Ingenieur beraten und
gestalten soll, damit Wohlstand, Infrastruktur für alle entstehen, seien die Erwartungen,
die auch an den Freiberufler tradierter Prägung gestellt würden. Es gelte Modernisierung und Tradition zusammenzubringen. Darin sehe er auch die Richtung, in die der VBI
gehen müsse, sagte Cornelius. Eine Verbandsposition müsse aber immer aus einer Diskussion erwachsen, könne nicht verordnet werden. Er lade daher alle Mitglieder noch einmal herzlich ein, jetzt das Wort zu ergreifen,
▲ VBI-Vorstand Jacker
stellt den
VBI-Hochwasserschutzpreis vor.
◀ Auszeichnung der
YP-Preisträger (v. l.):
O. Skowasch,
G. Akra, N. Beherzig,
M. Fischnaller und
S. Ratayski.
BERATENDE INGENIEURE 11/12  2013
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NAMEN UND NACHRICHTEN
sich in die Diskussion um die Zukunft des Berufsbildes einzumischen: „Ihre Meinung ist
uns wichtig“. Die Geschäftsstelle habe für diesen Diskurs extra die E-Mailadresse
[email protected] eingerichtet.
Ebenfalls auf der politischen Ebene verhandelt wurde das Thema HOAI. Hier habe man
„die Erfahrung, dass Zusagen – auch des seinerzeitigen Bundeswirtschaftsministers – kurz
vor Schluss plötzlich nichts mehr wert sind“,
erst mal verdauen müssen, wie Cornelius berichtete. Das Ergebnis ist bekannt, nach wie
vor sind wichtige planerische Leistungen aus
dem geregelten Bereich in den unverbindlichen Anhang der HOAI verbannt. Der VBI werde mit und im AHO daran mitarbeiten, dass
dieser Fehler beseitigt wird. „Wir mussten
weitere inhaltliche Mängel feststellen, die auf
der besonderen ‚Qualität‘ des Referentenentwurfs beruhten.“ Auch hier müsse der Berufsstand zusammenstehen, „mit einer Stimme
sprechen, wenn wir Erfolg haben wollen“, betonte der Präsident.
Er gratulierte im Namen aller Mitglieder dem
am 17. September gewählten neuen AHOVorsitzenden und VBI-Mitglied Dr.-Ing. Erich
Rippert und bedankte sich bei Ernst Ebert für
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BERATENDE INGENIEURE 11/12  2013
dessen langjährigen Einsatz als AHO-Chef für
den Erhalt der HOAI und die Rückführung der
sogenannten Beratungsleistungen in den verbindlichen Teil der Honorarordnung.
Über die Aktivitäten von Bundesvorstand und
Geschäftsstelle des zurückliegenden Jahres
informiert der schriftlich vorgelegte Bericht
des Präsidenten.
Auslobung Hochwasserschutzpreis
Vorstandsmitglied Axel Jacker lobte anschließend den mit 10.000 Euro dotierten VBIHochwasserschutzpreis 2014 aus. Die Idee
dazu war unter dem Eindruck des Sommerhochwassers im Juni 2013 entstanden, als die
Unit-Geschäftsführer Dirk Oster und Bernd
Mikosch dem VBI eine Spende in Höhe des
Preisgeldes überreichten. „Mit dem Preis wollen wir eine innovative Ingenieurleistung im
Bereich Hochwasserschutz auszeichnen“, so
Jacker, „um dieses wichtige Arbeitsgebiet vieler VBI-Mitglieder bekannter zu machen“. Die
Preisverleihung finde im Mai kommenden
Jahres auf der IFAT in München statt. Teilnahmeberechtigt seien ausschließlich Projekte,
die von VBI-Mitgliedsunternehmen geplant
wurden, bereits realisiert bzw. mindestens
wasserrechtlich genehmigt sind. In der noch
zu berufenden Jury vertreten Dr. Rolf Schlichting und Dr. Heiko Gerdes den VBI-Wasserausschuss, wie Jacker informierte. Einsendeschlusse ist am 31. Januar.
Auszeichnung YP-Preis
VBI-Vorstand Sascha Ratayski berichtete diesmal gemeinsam mit Oliver Skowasch, Vorsitzender der Young Professionals, über die Aktivitäten dieses Netzwerkes für den Führungskräfte- und Büroinhabernachwuchs im VBI.
Dabei stand die Auszeichnung der Preisträger des in diesem Jahr erstmals ausgelobten
VBI-Young-Professional-Preises im Mittelpunkt (siehe BI 7-8/2013, S. 11). Zentrale Themen waren „Innovation“ und „Nachhaltigkeit“.
Der 1. Preis ging an den 31jährigen Ghassan
Akra für seine Leistung im Rahmen der Revitalisierung eines ehemaligen Dresdner Industrieareals als Kulturkraftwerk. Der besondere Beitrag des jungen Diplomingenieurs zum
Projekt Kulturkraftwerk war die „Erarbeitung
eines konkreten, praxistauglichen Leistungsbildes für das Planungs- und baubegleitende Facility Management in einer Kulturein-
NAMEN UND NACHRICHTEN
„LEITLINIEN ZUM PROJEKTUMGANG“ UNTERZEICHNET
▲ Verbandstagsabstimmung
richtung dieser Dimension“, hatte die Stadt
Dresden als Auftraggeber bescheinigt.
Mit dem Preis verbunden ist für Akra die kostenlose Teilnahme an der EFCA-Mitgliederversammlung 2014 in Warschau. Zugleich
vertritt der junge Diplomingenieur den VBI
mit seiner ausgezeichneten Arbeit im Wettbewerb um den europaweiten EFCA-YP-Preis
2014.
Darüber hinaus vergab die Jury zwei 2. Preise. Die entsprechenden Urkunden übergaben Ratayski und Skowasch an den ebenfalls
31jährigen Norman Beherzig für seine Mitarbeit an der Entwicklung einer energieffizienten Klimatisierungslösung in Form einer
Klimazelle für ein Rechenzentrum der TU
Berlin. Und ebenfalls an Dipl.-Ing. Martin
Fischnaller, der als Tragwerksplaner maßgeblich verantwortlich an der innovativen Holzkonstruktion für die Erweiterung des Münchner Michaeligymnasiums mitgewirkt hatte.
Darüber hinaus war der Verbandstag wie immer geprägt von dem normalen Pflichtprogramm einer solchen Mitgliederversammlung rund um Zahlen und Fakten wie Mitgliederentwicklung, Haushalt und Sonderprojekte.
Ines Bronowski
Zu Beginn des Verbandstages unterzeichneten VBI-Präsident Dr.-Ing. Volker Cornelius und
der Technische Geschäftsführer der DEGES, Dirk Brandenburger, die von beiden Partnern
gemeinsam erarbeiteten „Leitlinien zum Projektumgang“. „Mit den Leitlinien wollen wir
die Planungskultur bei Verkehrsprojekten verbessern“, betonte VBI-Präsident Cornelius
bei der Unterzeichnung. Wie DEGES-Chef Brandenburger unterstrich, „sind die Leitlinien
Regeln für einen fairen Umgang zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer im Dienste
des Projekterfolges.“
Die „Leitlinien zum Projektumgang“ ergänzen künftig die Vertragsunterlagen bei Projekten der DEGES. Sie sind Ergebnis eines langjährigen, kontinuierlichen Erfahrungsaustauschs
zwischen der Projektmanagementgesellschaft und den Verkehrsplanern im VBI. Grundlage des Papiers ist die dabei erarbeitete gemeinsame Position, dass ein Projekt nur dann
erfolgreich realisiert werden kann, wenn beide Vertragspartner mit der fachlichen und vertraglichen Projektabwicklung zufrieden sind.
Um dies zu gewährleisten, schreiben die „Leitlinien“ beispielsweise ein Startgespräch vor,
in dem u. a. gemeinsam Zuständigkeiten, Kommunikationsregeln, Schnittstellen- und Konfliktmanagement vereinbart werden. Außerdem regelt die Vereinbarung während der fachlichen und der vertraglichen Projektabwicklung den Umgang miteinander. Am Projektende soll künftig noch vor der förmlichen Abnahme ein Abschlussgespräch stehen, um einvernehmlich zu klären, ob alle Vertragspunkte abgearbeitet sind. Zugleich soll dieses Gespräch zu einem Erfahrungsaustausch genutzt werden, um auch bei künftigen Verkehrsprojekten regelmäßig eine optimale Qualität sicher zu stellen.
VBI-Mitglieder finden die „VBI-DEGES-Leitlinien zum Projektumgang“ nach Login auf der
VBI-Website (Downloads), andere Interessenten wenden sich an die VBI-Geschäftsstelle,
Catharina Stahr, [email protected].
▲ Dr. Cornelius und Dirk Brandenburger besiegelten Projektleitlinien.
BERATENDE INGENIEURE 11/12  2013
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WORAN ARBEITEN SIE GERADE?
Wir arbeiten ...
Sachsen Wasser GmbH, www.sachsenwasser.com
… am Know-how-Transfer nach Afrika und Asien
Die Sachsen Wasser GmbH schult und qualifiziert im Auftrag mehrere Institutionen Fachkräfte und Fachkräftenachwuchs im Bereich
Wasserver- und Abwasserentsorgung. So führte das Leipziger Unternehmen im Juni ein
praxisorientiertes Training für 19 Nachwuchskräfte aus Ägypten, Deutschland, Indonesien, Tunesien, Jordanien, Sudan, Libanon
und Jemen durch. Die Veranstaltung war Bestandteil des Moduls „Utility Management“
im Rahmen des Masterstudienganges IWRM
– Integriertes Wasserressourcenmanagement
der Universität Amman, Jordanien, und der
Fachhochschule Köln.
Ebenfalls im Juni betreute Sachsen Wasser
eine Studienreise für 20 ägyptische Fachleute von vier Wasserunternehmen. Grundlage
dafür ist die 2010 gestartete Unterstützung
der ägyptischen Company for Water and Wastewater bei der Verbesserung der organisatorischen und personellen Kapazitäten. Das
Gesamtprogramm (IWSP-Projekt) wird durch
EuropeAid und die KfW finanziert.
Im Auftrag der GIZ führte Sachsen Wasser im
August eine Trainingsmaßnahme für
24 Mitarbeiter des nationalen Wasser- und
Energieregulierers EWURA, Energy and Water
Utilities Regulatory Authority in Dar Es
Salaam, Tansania, durch. Zu den Themenschwerpunkten gehörten u. a. die Durchführung von Finanzmodellierungen/-projektionen, die Entwicklung von Unternehmensund Leistungskennzahlen im Wassersektor,
das Einführen eines Kostenmanagements
und die Erstellung von Wirtschaftsplänen.
Seit Ende 2012 unterstützt die Sachsen Wasser GmbH auch die United Water Supply
Company of Georgia, UWSCG, größter Wasserver- und Abwasserentsorger Georgiens,
bei der Verbesserung der lokalen Wasserverund Abwasserentsorgungsinfrastruktur. So
nahmen acht Vertreter der UWSCG im Juli an
einer Studienreise nach Leipzig teil. Im September folgte eine Trainingsmaßnahme für
die leitenden Mitarbeiter. Außerdem werden
derzeit in sechs Städten Machbarkeitsstudien durchgeführt, die sich auf die Bereiche
Wasserversorgung/-verteilung und Abwassersammlung/-behandlung konzentrieren.
Auf Basis dieser Machbarkeitsstudien werden Unterlagen für internationale Ausschreibungen erstellt. Finanziert wird das Projekt
von der European Investment Bank EIB.
Canzler Ingenieure, www.canzler.de
… an der Gebäudeautomation für Terminal 3 des Frankfurter Flughafens
Wenn im Jahr 2021 die erste Ausbaustufe des
Terminal 3 in Betrieb geht, erhöht es die Kapazität des Frankfurter Flughafens um 14 Mio.
auf dann 77 Mio. Passagiere. Das Investitionsvolumen beträgt 1,6 Mrd. Euro; davon fließen etwa 500 Mio. in die Gebäudetechnik.
Das Planungs- und Beratungsunternehmen
Canzler ist mit der Planung der Gebäudeautomation beauftragt, unterstützt Fraport bei
der Vergabe und der Objektüberwachung und
ist verantwortlich für die Integration der Technik in die übrigen Gewerke der Großbaustelle. Zehn von 30 Spezialisten für Gebäudeautomation des Unternehmens arbeiten am
Projekt Terminal 3. Die Gebäudeautomation
wird nach dem BACnet-Standard von Fraport,
den Canzler mitentwickelt hat, geplant und
ausgeschrieben. 150.000 Automationsfunktionen gilt es abzubilden; sie beinhalten
Steuerungen, Regelungen oder Überwachungen von Klimatechnik, Brandmeldeanlagen,
Entrauchungen, Türen und Toren, Aufzügen
usw. „150.000 Automationsfunktionen sind
eine ganz schöne Menge und viele Automationsprozesse sind nicht alltäglich“, erläutert
24
BERATENDE INGENIEURE 11/12  2013
Bertram Canzler, geschäftsführender Gesellschafter von Canzler Ingenieure. „Wie bei allen von uns realisierten Großprojekten planen wir kein System, sondern eine Systematik“, erläutert Canzler seinen innovationsfreundlichen Ansatz. „Diese Systematik er-
möglicht es uns, die zum Zeitpunkt des Vergabewettbewerbs aktuellste Hard- und Software der Hersteller einzubeziehen. Damit wir
nicht etwas planen, das beim Baubeginn bereits veraltet ist.“
WORAN ARBEITEN SIE GERADE?
pbr Planungsbüro Rohling AG, www. Pbr.de
Am 25. Oktober hat die pbr Planungsbüro Rohling AG als Generalplaner gemeinsam mit dem
Generalunternehmer August Mainka GmbH &
Co. KG dem Oberbürgermeister der Stadt Lingen symbolisch den Schlüssel für die EmslandArena übergeben. Die multifunktionale
Arena ist ein überregionales Leuchtturmprojekt, das optimale Voraussetzungen für Events
unterschiedlicher Art und Größe schafft. Auf einer Grundfläche von 5.500 m² können Veranstaltungen mit bis zu 5.000 Zuschauern stattfinden. Dafür plante die pbr AG eine Massivkonstruktion aus Stahlbeton. Die 44,5 m weite, stützenfreie Überspannung der Halle wurde mittels räumlicher Stahlfachwerke im Halleninneren als sichtbare Konstruktion ausgeführt. Die Tragkonstruktion ermöglicht die Befestigung nutzungsspezifischer Installationen
und individuellem Bühnenequipment. Das
Dach über der Tribüne und dem Parkett erhielt
eine Trapezblecheindeckung und ist so bemessen, dass eine nachträgliche Eindeckung mit
Photovoltaikanlagen möglich ist.
Foto: Helmut Kramer, Lingen
… an der EmslandArena, Lingen
Die Fassaden sind so gestaltet, dass einzelne
Funktionen nach außen ablesbar werden.
Gleichzeitig ergibt sich dadurch eine markante Gesamtform.
Die Farbtöne der Fassaden lassen das Gebäude mit dem Landschaftsraum zusammenwachsen und steigern gleichzeitig die signalhafte,
strahlende Wirkung des schwebenden Daches.
Ein besonderes Highlight stellen die in den
Dachüberstand integrierten, farblich steuerbaren LED-Lichter dar, die für die äußere Illuminierung der Halle ermöglichen. Auch im Inneren wurde die komplette Beleuchtung der Arena mit LED-Lichtern realisiert.
Drees & Sommer AG, Stuttgart, www.dreso.com
… am Bildungscampus Heilbronn
Mitte Oktober begann mit dem ersten Spatenstich die Erweiterung des Bildungscampus in
Heilbronn. Neben den dort bereits bestehenden fünf Gebäuden der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) und der Akademie
für innovative Bildung und Management (aIm)
errichtet die Dieter Schwarz Stiftung zwei Neubauten. Der Bauherr entschied sich aufgrund
der positiven Erfahrungen wieder für das
General Construction Management-Modell und
übertrug die Gesamtverantwortung für Planung
und Management an Drees & Sommer. Als General Construction Manager ist das Unternehmen verantwortlich für sämtliche Planungsund Bauprozesse. Als Architekt ist das Büro
Glück + Partner, Stuttgart, beteiligt.
Geplant ist ein viergeschossiges Gebäude mit
5.100 m² Bruttogeschossfläche. Aufgrund der
gestiegenen Studentenzahlen wird auch die
Mensa vergrößert. Dafür wird die alte Aula um-
gebaut. Diese wird künftig Platz für bis zu
500 Personen bieten, darüber hinaus gibt es im
Obergeschoss 1.000 m² für weitere Hochschulaktivitäten.
Zwischen den Baukörpern der Campus-Erweiterung entsteht zudem ein neuer Vorplatz und
unter den beiden Gebäuden ein Parkplatz mit
60 Stellplätzen. Drees & Sommer verantwortet
▲ Bildungscampus
als General Construction Manager alle Fachplanungs-, Ausschreibungs-, und Bauleitungsaufgaben ebenso wie die Koordination der Schnittstellen zwischen den Beteiligten, z. B. Architekten, Baufirmen und Behörden. Dafür wird das
gesamte Fachwissen der Drees & Sommer-Gruppe einbezogen.
BERATENDE INGENIEURE 11/12  2013
25
PLANUNG WELTWEIT
Afghanistan – Entwicklungszusammenarbeit
Nicht nur technische Herausforderungen
von Friedrich Steiger
Balkh Provincial Hospital
In Mazar-i-Sharif, mit 320.000 Einwohnern (inoffiziell weit mehr) zweitgrößte Stadt Afghanistans, entstand auf dem Areal des alten, durch
einen Brand weitgehend zerstörten Provinzkrankenhauses ein neues Hospital mit 350 Betten. Die jetzt mögliche medizinische Versorgung entspricht hohem internationalen Standard. Das Krankenhaus gilt in der deutsch-afghanischen Entwicklungszusammenarbeit als
Leuchtturmprojekt, u.a. deshalb, weil bei seiner Planung Aspekte der Nachhaltigkeit in erheblichem Umfang berücksichtigt wurden:
1. Durch die geographische Lage und die hohe Anzahl von Sonnenstunden kann die Beheizung in den relativ kalten Wintermonaten
zu 100 % mit einer Solarthermischen Anlage
erfolgen. Zusätzlich wurde die Fassadengestaltung und Orientierung optimiert, so dass passive Wärmegewinne im Winter und eine opti-
male Beschattung im Sommer erreicht werden. Die durch den weitgehenden Verzicht auf
abgehängte Decken und preiswerte dicke Wänden sowie z. B. auch die langen Betonrampen
für den barrierefreien Krankentransport gewonnenen Speichermassen sorgen zudem für
eine langsame Abkühlung bzw. Erwärmung, je
nach jahreszeitlichen Gegebenheiten. Erste Erfahrungen im Betrieb bestätigen die planerischen Annahmen in vollem Umfang.
▲ Balkh Provincial Hospital: optimierte
Fassadengestaltung,
◀ Balkh Provincial Hospital,
Mazar-i-Sharif (2012)
26
BERATENDE INGENIEURE 11/12  2013
▲ Balkh Provincial Hospital: Recycling gut erhaltener Ziegelsteine
!
Fakten
Balkh Provincial Hospital,
Mazar-i-Sharif, Afghanistan
Kabul Mechanical Institute (KMI),
Kabul, Afghanistan
Auftraggeber
Ministry of Public Health (MoPH)
Ministry of Education (MoE)
Auswärtiges Amt (AA) über KfW;
Finanzierung
[Japan International Cooperation System
(JICS);
Swedish International Development
Cooperation Agency (SIDA)]
Bundesministerium für wirtschaftliche
Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
über KfW
Investitionsvolumen
15,4 Mio EURO
3,56 Mio EURO
Consultant
Consortium
EPOS + Grontmij + Mediconsult
JV
BGS – archis (Grontmij + archis)
Weitere
Projektbeteiligte
(Auszug)
Architekt:
Prof. Bernhard Kogel (archis GmbH):
Farid Suma (ABC Consulting, Kabul):
Werkplanung Gebäude; örtliche
Bauüberwachung
Zeitraum
Sep 2007 – Dez 2011
Okt 2007 – Dez 2012
Bauvolumen;
Kenngrößen
BGF 16.000m!; 350 Betten; europäischer
Standard
BGF 11.700m! (Rekonstruktion 8.200, neu
3.500m!); 15 Gebäude
Leistungen
Grontmij
GmbH
Vorstudie; Gesamtplanung der Gebäude;
Ausschreibung; Bauüberwachung
Bestandsaufnahme; Entwurf;
Sanierungsplanung; Gebäudeplanung;
Ausstattungsplanung; Ausschreibung;
Beschaffung; Bauüberwachung
!
▲ Projektinformationen
▲ Balkh Provincial Hospital: die Rampen haben
eine große Speichermassen und erlauben den
aufzugsunabhängigen Krankentransport.
BERATENDE INGENIEURE 11/12  2013
27
PLANUNG WELTWEIT
2. Das alte Krankenhaus war vorwiegend aus
gebrannten Ziegeln gebaut, die eine hohe Qualität aufwiesen. Diese Ziegel konnten im Zuge
einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme fast vollständig recycelt und erneut verwendet werden.
3. Das Abwasser wird nach einer Vorklärung
über „soakage pits“ versickert. Da die Versickerungsfähigkeit des Bodens begrenzt und Wasser knapp ist, wird das Grauwasser aufbereitet
und für die Toilettenspülung verwendet.
4. In Afghanistan spielt die Erdbebensicherheit
eine dominante Rolle. Das Land gehört zu den
am stärksten gefährdeten Regionen der Welt.
Dies ist der maßgebende Lastfall für die horizontale Belastung und erfordert entsprechende Erfahrung in der Tragwerksplanung. Die anzunehmenden sehr großen Horizontalkräfte
werden überwiegend durch Schubwände abgetragen.
▲ KMI: Schweißer-Ausbildung
▲ KMI: Gebäude vor der Sanierung
5. Die soziokulturellen Gegebenheiten spielen
bei der Anordnung und Ausstattung der Patientenzimmer, der Toiletten, der Behandlungsund Untersuchungsräume eine wichtige Rolle. Den Anforderungen in einem streng islamisch geprägten Land musste bei der Planung
voll Rechnung getragen werden.
6. Der nachhaltige Betrieb und die Instandhaltung auf dem gelieferten hohen technischen
und medizinischen Niveau stellen eine weitere Herausforderung dar. Dafür wurden umfangreiche Maßnahmen in „Maintenance Management“ und „Capacity Building“ von dem
Management Consultant (EPOS) durchgeführt.
Ziel ist jetzt die langfristige Sicherung der Investition und die eigenständige Bewirtschaftung durch die afghanischen Träger der Einrichtung.
28
BERATENDE INGENIEURE 11/12  2013
▲ Balkh Provincial Hospital: Besuch der Bundeskanzlerin
Das Projekt Provinzkrankenhaus Mazar-i-Sharif setzte aber nicht nur ökologische Maßstäbe. Vielmehr erfolgte die Fertigstellung innerhalb einer Bauzeit von 20 Monaten und innerhalb des Kostenrahmens und trug damit zum
Erfolg der Zusammenarbeit und des Wiederaufbaus bei.
Kabul Mechanical Institute (KMI)
Das „KMI“ wurde 1937 als „German Technical
Institute“ gebaut. Während der Zeit der Taliban war es weitgehend dem Zerfall preisgegeben. Im Rahmen eines großen Schul- und
Hochschulbauprogramms erhielt das JV (Joint
Venture) BGS-archis 2007 den Auftrag zur Sanierung der „Technischen Schule Kabul“ (TSK),
die bei der Feier zum Baubeginn in „Kabul Mechanical Institute (KMI)“ umbenannt wurde.
Übergeordnetes Ziel war die Verbesserung der
▲ KMI: Gebäude nach der Sanierung
beruflichen Bildung in Afghanistan durch die
vollständige Instandsetzung dieser sehr wichtigen Berufsbildungsstätte. Darüber hinaus erfolgte der Neubau eines Studentenwohnheims
sowie einiger weiterer Gebäude. Der Bau des
Wohnheims sowie der weiteren Gebäude wurde möglich, weil durch die Wiederverwendung
und Instandsetzung großer Teile der ursprünglichen Ausstattung, die sich teilweise noch in
sehr gutem Zustand befanden, das Budget
nicht voll ausgeschöpft werden musste und dadurch die Zusatzmaßnahmen finanziert werden konnten.
Für diese Arbeit gilt vor allem den vor Ort tätigen afghanischen Kollegen besonderer Dank,
die mit großer Leidenschaft und Tatkraft viele
alte „Schätze“ gerettet haben. So wurden u. a.
vorgefundene Materialien für die Herstellung
von Möbeln, Sitzecken und die liebevolle Ge-
PLANUNG WELTWEIT
staltung eines Innenhofes aufbereitet.
Zum Auftragsumfang von Grontmij gehörten
die Sanierung (Planung, Ausschreibung und
Überwachung) von15 Gebäuden auf dem Gelände der Schule, die Instandsetzung der Klassenräume sowie die Beschaffung von Maschinen, Laborgeräten usw. Für das neue Studentenwohnheim auf einem benachbarten Grundstück gehörten der Entwurf, die Ausschreibung
und die Bauüberwachung zum Leistungsumfang. Zum weiteren Projektumfang gehörten
die Erstellung und Einführung eines Instandhaltungskonzeptes für die Gebäude und deren
Ausstattung.
ten Projekten war vor allem die Einbindung
zahlreicher afghanischer Architekten, Ingenieure und anderer Fachkräfte, die in Deutschland
ausgebildet wurden und zu einem großen Teil
auch deutsche Staatsbürger sind, ausschlaggebend für unsere Projekterfolge.
Die entscheidenden Herausforderungen liegen jedoch in der besonderen Situation in Afghanistan, in den politischen Gegebenheiten,
der Sicherheitslage, kulturellen und religiösen
Traditionen und natürlich auch an bestimmten Mentalitäten, die in der Arbeit des Aufbaus
und Wiederaufbaus nicht immer den Nutzen
erkennen können (oder wollen).
▲ KMI: alter Ausbildungsplan
Zusammen mit der gleichzeitig initiierten Ausbildungskomponente für Berufsschullehrer
stellt das Projekt einen Meilenstein beim Aufbau der beruflichen Bildung in Afghanistan
dar. Das Ergebnis kann als äußerst erfolgreich
angesehen werden, entstand doch praktisch
ausschließlich mit Hilfe lokaler Unternehmen
eine qualitativ hochwertig sanierte Berufsschule zu niedrigen Kosten. Zusätzlich stellen die
erworbenen Kompetenzen und Fähigkeiten
der beteiligten Handwerker einen nachhaltigen Zusatznutzen für spätere Projekte dar.
Lessons learnt
Die technischen Aufgabenstellungen in Afghanistan stellen nur selten größere Anforderungen an die Consultants, eher sind dies die besonderen organisatorischen und logistischen
Bedingungen vor Ort. Bei den hier vorgestell-
▲ KMI: Unterricht
Alle Abbildungen: Grontmij
So ist es für gut ausgebildete Afghanen häufig
finanziell vorteilhafter, als Fahrer oder Übersetzer zu arbeiten, als z. B. in einer Baubehörde
am Wiederaufbau mitzuwirken. Fahrer und
Übersetzer bei internationalen Organisationen
verdienen häufig das Vielfache von Beamten.
Auch haben wir Fälle erlebt, bei denen es einzelnen afghanischen Beamten lukrativer erschien, die Arbeit der internationalen Gemeinschaft zu behindern als zum Gelingen beizutragen. So werden schon mal Projekte (am Ende
fruchtlos) verzögert, in der (vergeblichen) Erwartung für Beschleunigungsmaßnahmen persönliche Vorteile zu generieren.
Eine weitere Schwierigkeit war der häufige Wechsel und das naturgemäß geringe technische Wissen einiger Mitarbeiter deutscher Ministerien
vor Ort. Sie neigten in der Vergangenheit häufig dazu, Konflikte mit den regionalen Reprä-
sentanten des Staates zu lösen, die besser auf
höherer politischer Ebene geklärt werden könnten. Hinter der Interpretation, z. B. von Verträgen, durch örtliche Entscheidungsträger sind oft
finanzielle Interessen zu vermuten. Als Consultant sind wir den Vergabekriterien und den
Transparenzrichtlinien der deutschen Entwicklungszusammenarbeit verpflichtet. Diese Richtlinien sind für alle Consultants bindend und bedingen Verfahrensabläufe und Vertragssituationen (bis hin zu den FIDIC-Verträgen), die Fachleuten aus nichttechnischen Disziplinen kaum
bekannt sind. Der Consultant muss das Baugeschehen daher erst an vielen Stellen erläutern,
was zu Verzögerungen führt, die Geld kosten.
Autor:
Dr.-Ing. Friedrich Steiger,
Senior Executive Director
Grontmij GmbH, Frankfurt am Main
BERATENDE INGENIEURE 11/12  2013
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PLANUNG WELTWEIT
Brasilien – Berufliche Bildung
Ein Beitrag zur nachhaltigen
Sicherheit von Biogasanlagen
von Johannes Brinkmann und Michael Schleusener
Anlage ETE Arruda der Copasa/MG
Hintergrund
Das Programm develoPPP.de wird vom BMZ finanziert und durch Aktivitäten der Deutschen
Investitions- und Entwicklungsgesellschaft
(DEG), der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit GmbH (GIZ) und der
sequa gGmbH begleitet. Das Ziel des Förderprogramms ist bilateral ausgerichtet. Einerseits
mobilisiert develoPPP.de Kapital und Knowhow in Entwicklungs-, Schwellen- und Transformationsländern, andererseits profitieren
auch die beteiligten deutschen Firmen von dieser Maßnahme durch geringere Marktrisiken
und Vertrauensgewinn der Entwicklungspartner. Übergeordnet geht es um die MilleniumEntwicklungsziele (Millenium Development
Goals) der Vereinten Nationen: Armutsbekämpfung, Frieden und Sicherheit, Umweltschutz
und die gerechte Gestaltung der Globalisierung.
Diese wie auch andere internationale Zielset-
30
BERATENDE INGENIEURE 11/12  2013
▲ Kick-Off Meeting im Hause der FIEMG
(Federação das Indústrias do Estado de Minas
Gerais): (v. l.)Jose Guilherme de Figueiredo
(GCTbio), M. Schleusener, J. Brinkmann (BDC)
und Christian Gonçalvez (FM BDC in Brasilien)
zungen der Entwicklungszusammenarbeit können durch staatliche Anstrengungen alleine
nicht erreicht werden.
Ausgangssituation
Brasilien gehört zu den aufstrebenden Schwellenländern. Wirtschaftswachstum sowie regionale und soziale Integration führen in vielen
Regionen Brasiliens zu einem steigenden Energiebedarf. Zwar setzt die brasilianische Bundesregierung derzeit auf den Ausbau konservativer Energiequellen (Wasserkraft, Atomkraft
und Mineralöl), gleichzeitig besteht aber der
erklärte Wille, Treibhausgase zu reduzieren,
um dem Klimawandel entgegenzuwirken. Brasilien verfügt schon heute über enorme Potenziale Erneuerbarer Energien. Aufgrund der großen Landfläche Brasiliens und der klimatischen
Bedingungen ist Biomasse eine der wichtigsten Ressourcen zur Sicherung einer energetischen Unabhängigkeit.
Derzeit hat die Energiegewinnung aus Biomasse bereits einen Anteil von 31 % am Energieangebot in Brasilien und trägt zu etwa 7 % zum
Stromaufkommen bei (BMZ 2012). Die intensive Nutzung von Biogas ist zurzeit noch nicht
sehr ausgeprägt. Biogasanlagen wurden in der
Vergangenheit auch eher aus Umweltschutzgründen als zur Energiegewinnung errichtet.
ANEEL, die brasilianische Stromregulierungsbehörde, verzeichnete Ende 2012 ca. 20 stromliefernde Biogasanlagen in Brasilien, weitere
sechs sollen bereits bewilligt sein. Die Stand-
ortschwerpunkte der Biogasanlagen befinden
sich hauptsächlich in den Bundesstaaten São
Paulo, Paraná und Minas Gerais. Potenzialanalysen weisen darauf hin, dass insbesondere in
diesen genannten Bundesstaaten aufgrund der
Intensivhaltung von Tieren, der überdurchschnittlichen Flächenproduktivität sowie dem
zunehmenden Anfall von Siedlungsabwässern
zusätzliche Chancen beim Ausbau der Energiekapazitäten aus Biogas bestehen.
Aufgabenstellung
In dem für das Projekt ausgewählten Bundestaat Minas Gerais gibt es aktuell eine Vielzahl
von Biogas-Anlagen. Weitere befinden sich in
der Planungs- oder Bewilligungsphase. Die
größte Biogasanlage ganz Südamerikas steht
in der Hauptstadt des Bundesstaates in Belo
Horizonte. Da Biogasanlagen große Mengen
explosiver Gase erzeugen und verarbeiten, ist
die Betriebs- und Arbeitssicherheit von enormer Bedeutung. So besteht insbesondere bei
falscher Bedienung der Anlage, Konstruktionsfehlern oder Materialschäden und mangelnder Kenntnis der Prozessabläufe ein erhöhtes
Risiko durch Brände und Explosionen. Darüber hinaus entstehen beim Betrieb von Biogasanlagen wassergefährdende und giftige Zwischen- und Endprodukte (z. B. Schwefelwasserstoff). Viele der bisher realisierten Anlagen
haben kein relevantes Sicherheitskonzept. Insofern ist das Projekt für die brasilianischen
Partner sehr wichtig, denn es besteht akuter
Handlungsbedarf.
Vorgehensweise
Aus den oben genannten Daten und den Strategiebekundungen brasilianischer Behörden
kann geschlossen werden, dass speziell in den
Bereichen der Energiegewinnung durch Bio-
gas aus häuslichen und industriellen Abwässern, der Tierhaltung und Abfalldeponien neue
Strategien und Pläne gefunden werden müssen. Hiermit werden dann auch höhere Ansprüche hinsichtlich der Arbeitssicherheit und
der Prozesskenntnisse an qualifizierte Arbeitskräfte gestellt. Die BDC Dorsch Consult Ingenieurgesellschaft mbH hat hierzu schon 2012
vor Ort intensive Gespräche mit einem Partnerunternehmen in Belo Horizonte/MG geführt. Mit Hilfe des lokalen brasilianischen
Partners wurde die Projektidee mit brasilianischen Behörden wie ANEEL (staatl. Stromregulierungsbehörde), COPASA MG (staatl. Wasserversorgung), CEMIG/Efficientia MG (Energiebehörde) und FEAM (Umwelt) kommuniziert
und stieß auf breites Interesse. Weitere Projektpartner sind u. a. die drei Universitäten
UFMG, PUC Minas und FUMEC, die lokale Industrievereinigung FIEMG, Consultingunter-
BERATENDE INGENIEURE 11/12  2013
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PLANUNG WELTWEIT
Biogasanlage ETE Arruda der Copasa/MG
nehmen wie EME und Betreiber wie ASJA.
Im Rahmen eines Ideenwettbewerbs zur beruflichen Bildung, Ausbildung und Qualifizierung (develoPPP.de) und in Kooperation mit
den genannten Akteuren wurde zu Beginn des
Jahres 2013 bei der sequa GmbH ein Projektantrag eingereicht. Dabei steht im Vordergrund,
dass das antragstellende Unternehmen (Dorsch)
über den eigenen Bedarf hinaus ausbildet, weiterbildet oder qualifiziert und sein spezifisches
Wissen einer breiten Zielgruppe im Partnerland zur Verfügung stellt.
Im Oktober waren Vertreter von BDC erneut in
Brasilien und gaben gemeinsam mit Vertretern der derzeit elf Projektpartner den Startschuss für das Projekt. Der Aufenthalt wurde
außerdem zur Besichtigung dreier sehr unterschiedlicher Anlagen genutzt.
Die BDC plant, in den Jahren 2014 und 2015
für die genannten Partner im Bundesstaat Minas Gerais Qualifizierungsmaßnahmen zur Anlagensicherheit bei Biogas- und Abfallbehandlungsanlagen durchzuführen. Diese Qualifizierungsmaßnahmen sind als Multiplikatorenschulungen vorgesehen. Im Vorfeld dieser Qualifizierungsmaßnahmen werden die brasilianischen Abfall- und Umweltbehörden mit einbezogen, damit die örtlich geltenden rechtlichen Belange berücksichtigt werden.
In einem zweistufigen Verfahren sollen zu-
32
BERATENDE INGENIEURE 11/12  2013
nächst 10 brasilianischen Entscheidungsträgern die theoretischen Grundlagen sowie die
Praxis der Anlagensicherheit vermittelt werden. Das einwöchige Training in Deutschland
wird sich auf verschiedene Schwerpunkte konzentrieren. Im Fokus stehen zunächst die verfahrenstechnischen und mechanisch-biologischen Grundlagen sowie allgemeine sicherheitstechnische Aspekte bei Biogasanlagen.
Darüber hinaus werden die Teilnehmer in die
spezielle Anlagen- und Sicherheitstechnik
(Stand der Technik) eingeführt. Wesentliche Aspekte dabei sind die technische und organisatorische Gefahrenabwehr, die Umsetzung von
Maßnahmen zur Stör- und Unfallverhinderung
(Prävention) sowie die Begrenzung von Gefahren und Störungen. Darüber hinaus ist die Besichtigung von Biogas-Anlagen sowie des Biogaslabors der Universität Rostock geplant.
In einem zweiten Schritt finden Qualifizierungsmaßnahmen in Brasilien statt, bei denen in
zwei separaten Handlungssträngen und in größerem Umfang Teilnehmer der Projektpartner
eingebunden werden. Derzeit sind insgesamt
vier Workshops in Brasilien sowie eine dreiteilige Vorlesungsreihe zu den sicherheitsrelevanten Themen geplant. Die Auswahl der Teilnehmer erfolgt gemeinsam mit den brasilianischen
Kooperationspartnern.
Zur Sicherung der Nachhaltigkeit des Vorha-
▲ Warnhinweise und Verhaltensregeln auf einer
Anlage der ASJA Brasil Ltda.
bens sind ferner praktische Weiterbildungsmaßnahmen vorgesehen. Diese werden mit
kommunalen Vertretern und den Kooperationspartnern geplant und durchgeführt. Im Fokus dieser Maßnahmen stehen insbesondere
die sicherheitsrelevanten Aspekte (Gefahrenanalyse und Risikobewertung) sowie die Anlagentechnik (Sicherheits-, Überwachungs- und
Prüftechnik) vor Ort installierter oder in Planung befindlicher Biogasanlagen.
PLANUNG WELTWEIT
▲ Reinigung einer Gülle-Lagune, Fazenda São Paulo in Oliviera/MG
Zusammenfassung
Erneuerbare Energien, insbesondere die Nutzung von Biomasse und Biogas als Ressource
für Primärenergie, gewinnen wegen der ökonomischen, rechtlichen und umweltbedingten
Rahmenbedingungen immer mehr an Bedeutung. Das Biomassepotenzial und damit die
Energiegewinnung aus Biogas sind nach aktuellen Schätzungen beachtlich. Bei einer zunehmenden Nutzung von Biogas zur Energiegewinnung darf jedoch das Gefahrenpotenzial und
nötige Know-how der Biogasherstellung und
-verwertung nicht unterschätzt werden. Die BDC
Dorsch Consult Ingenieurgesellschaft mbH leistet in Kooperation mit brasilianischen Entscheidungsträgern, Behörden und Ingenieuren mit
diesem Vorhaben einen nachhaltigen Beitrag
zur Anlagensicherheit, Gefahrenabwehr und
Störfallprävention im Umgang mit Biogas.
Mit diesem Projekt kann die ausgezeichnete
Zusammenarbeit mit der sequa gGmbH im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit sowie
das Engagement in Brasilien erfolgreich fortgesetzt werden.
Autoren:
Dr. Johannes Brinkmann,
Dipl.-Ing. Michael Schleusener,
BDC Dorsch Consult Ingenieurgesellschaft mbH Berlin und Hannover
▲ Projektpartner: Pontifícia Universidade Católica de Minas Gerais
Fotos: BDC Dorsch
Quellen
ANEEL (2012): Banco de Informções de Geração (Biogas). Abgerufen am 28.01.2013.
http://www.aneel.gov.br/aplicacoes/capacidadebrasil/CombustivelListaUsinas.asp?classe=Biomassa&combustivel=19&fase=3
Baseler Ernst & Partner AG et al. (2007): Biogasnutzung in Brasilien: Know-how- und Technologietransfer. Schlussbericht vom 15. Sept. 2007. BM (2011): develoPPP.de – Entwicklungspartnerschaften mit
der Wirtschaft. http://www.developpp.de/download/giz2011-de-develoPPP-broschuere.pdf.
BMZ – Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (2012): Biomasse
und Biogas 2012 – Zielgruppenanalyse Brasilien. Hrsg. Deutsch-Brasilianische Industrie- und Handelskammer, Rua Verbo Divino 1488, São Paulo – SP.
Coelho, S. T., Maria Beatriz Monteiro, Mainara da Rocha Karniol (2012): Atlas de Bioenergia do Brasil
– São Paulo. Projeto Fortalecimento Institucional do CENBIO. Convênio 721606/2009 MME. Biomassa,
Bioenergia, Energia elétricia, Brasil, Resíduos.
BERATENDE INGENIEURE 11/12  2013
33
PLANUNG WELTWEIT
Türkei – Erdbebensichere Krankenhäuser
Planen für den Ernstfall
von Simone Bühler
PROJEKTBETEILIGTE
Bauherr:
Istanbul Project Coordination Unit (IPCU)
Okmeydani Training and Research Hospital
(Nutzer)
Göztepe Training and Research Hospital
(Nutzer)
HWP Planungsgesellschaft mbH, mit HWP
Istanbul:
General Consultant, Project Management, Architect , Operational Planning, Medical Equipments
Werner Sobek Ingenieure Stuttgart GmbH & Co.
KG, mit Werner Sobek Instanbul:
Structural Engineering, Civil Engineering
▲ Arbeitsmodell
Die türkische Regierung und die IBRD haben
mit dem sogenannten Istanbul Seismic Risk
Mitigation and Emergency Preparedness Project (ISMEP) ein Programm vereinbart, das die
Stadt und ihre Gesundheitsinfrastruktur möglichst optimal auf eine Erdbebensituation vorbereiten soll. Ziele des ISMEP sind der generelle Ausbau von erdbebensicheren Einrichtungen und die Aufstockung der technischen Kapazität für das Katastrophen- und Notfallmanagement. Ein besonderer Fokus des Programms richtet sich auch auf die Verbesserung
des Erdbebenschutzes speziell von öffentlichen
Einrichtungen. Außerdem sollen Bebauungspläne für die weitere Stadtentwicklung unter
dem Gesichtspunkt einer möglichst hohen Erdbebensicherheit überarbeitet werden.
Finanziert wird ISMEP durch die Weltbank und
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BERATENDE INGENIEURE 11/12  2013
die Europäische Investitionsbank. Das umfassende Gesamtprojekt startete im Februar 2006
und hat eine voraussichtliche Laufzeit bis Ende 2014. Die Vergabe von Projekten erfolgt auf
der Basis internationaler Ausschreibungen nach
den Regularien der Weltbank.
Um die ISMEP-Ziele sowie die im Rahmen dieses Programms geplanten Krankenhäuser zu
verwirklichen, spielen erdbebensicheres Planen und Bauen die entscheidende Rolle. Denn
erdbebensichere Krankenhäuser haben eine
wichtige Doppelfunktion: Sie garantieren dank
ihrer Bauweise nicht nur den zu behandelnden Patienten und dem Krankenhauspersonal
im Erdbebenfall Sicherheit, sondern gewährleisten zugleich durch einen kontinuierlich
möglichen Krankenhausbetrieb die Notfallversorgung im Krisenfall.
HAN Technical Consultancy, Engineering,
Architecture Co.Inc.:
MEP Engineering, Landscape Design, Environmental Engineering, Geotechnical Engineering,
Cost Control and Planning Engineering, Topografical Survey, Tender Documents
ALARA Design and Engineering Ltd.:
Fire Protection
DS-Plan:
Building Physics
DM Danismanlik ve Muhendislik Ltd. STI:
Kitchen and Laundry Design
PLANUNG WELTWEIT
▲ Krankenhaus Okmeydani mit Haupteingang
Zwei Pilotprojekte in Istanbul
Die beiden Lehrkrankenhäuser Okmeydani
und Göztepe nehmen als Pilotprojekte erdbebensicherer Krankenhausplanung unter
dem Schirm der Istanbuler Einheit für Projektkoordination (Istanbul Project Coordination Unit, IPCU) eine Schlüsselrolle innerhalb
des ISMEP-Programms ein: Schrittweise werden die beiden Krankenhäuser bei laufendem
Betrieb als erdbebensichere Krankenhäuser
neu errichtet. Beide wurden von der in Stuttgart ansässigen HWP Planungsgesellschaft
mbH, einem internationalen Architektur-, Planungs- und Beratungsunternehmen, geplant.
▼ Beispiel Einzel-Patientenzimmer
Die umfangreichen Leistungen setzte HWP in
enger Kooperation mit ihrer türkischen Tochtergesellschaft HWP Istanbul um.
„Wir sind stolz, zusammen mit unserer Tochtergesellschaft HWP Istanbul technisch anspruchvolle Ingenieurleistungen im Rahmen
unserer türkischen Krankenhausprojekte erbracht zu haben. Unsere Partner in der Türkei haben dabei einen sehr produktiven Beitrag geleistet“, sagt Frank Wachholz, Geschäftsführer und Geschäftsbereichsleiter Architektur und Technik der HWP. Zufrieden zeigt sich
auch der Geschäftsführer der HWP Istanbul
und Senior Leading Architekt der HWP, Tür-
ker Köksal: „Wir hoffen für die Zukunft der
Region, dass die beiden Lehrkrankenhäuser
Okmeydani und Göztepe als Leuchtturmprojekte zahlreiche Nachahmer finden werden.“
Rahmenbedingungen
In lediglich 14 Monaten wurden die beiden
Krankenhäuser so geplant, dass sie im Betrieb
ohne Unterbrechung oder Einschränkung für
die bestehenden Funktionalitäten und Krankenhausprozesse realisiert werden können.
Die Erdbebensicherheit der Gebäudetragwerke war hierbei so auszulegen, dass bei dem so
genannten Design Basis Earthquake (DBE) die
▼ Beispiel Zweibett-Patientenzimmen
BERATENDE INGENIEURE 11/12  2013
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PLANUNG WELTWEIT
sofortige Wiederinbetriebnahme des Gebäudes nach dem Erdbeben möglich ist und alle
für den Krankenhausbetrieb wichtigen Anlagen funktionsfähig bleiben. Die Wiederkehrperiode dieses anzusetzenden Erdbebens beträgt 475 Jahre bei einer Überschreitungswahrscheinlichkeit von 10 % in 50 Jahren.
Erdbebensicherheit durch
Basisisolation
Bei den in Istanbul zu erwartenden außergewöhnlich hohen Bodenbeschleunigungen
in Höhe von ca. 0,4 g (Design Basis Earthquake) bzw. 0,6 g (Maximum Considered Earthquake) kann die geforderte Erdbebensicherheit nur durch eine spezielle Technologie,
die sogenannte Basisisolation, erreicht werden. Das Grundprinzip der Basisisolation besteht darin, das Gebäude vom umgebenden
Erdreich zu isolieren. Die Tragwerksplaner
von Werner Sobek Stuttgart trennten hierzu
als erste Maßnahme das Gebäude vom umgebenden Erdreich mittels um das Gebäude
▼ Zentraler Innenhof
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BERATENDE INGENIEURE 11/12  2013
umlaufender Stützwandkonstruktionen (Bodenvernagelung) ab. Zusätzlich wurden im
untersten Geschoss spezielle Lagerkonstruktionen eingebaut, die das Gebäudefundament von den oberhalb der Lager liegenden
Gebäudeteilen trennen und somit die Isolationsebene innerhalb des Gebäudes bilden.
Als Lager wurden sogenannte Triple-Friction-Pendulum-Lager vorgesehen, die sich als
günstigste Lagerart für die Krankenhäuser
im Erdbebenfall herauskristallisiert haben.
Mit Hilfe dieser Lager konnte die 1. Eigenperiode in den für die Gebäude günstigen Bereich von ca. 3,5 sec. verschoben werden und
die Beschleunigungen sowie der sogenannte Interstorey Drift innerhalb des Gebäudes
im zulässigen Bereich gehalten werden. Der
Nachweis der Erdbebensicherheit wurde mittels umfangreicher nichtlinearer Time-History-Analysen am dreidimensionalen Gebäudemodell erbracht.
Auch für die technische Gebäudeausrüstung,
die von der türkischen Firma HAN in Anka-
ra geplant wurde, ergaben sich durch die geforderte Erdbebensicherheit besondere Anforderungen und Detaillösungen wie flexible Installationsabhängungen und Leitungsverbindungen.
Interdisziplinärer Ansatz
Aufgrund der baulichen Besonderheiten und
des straffen Planungszeitraums ergaben sich
zahlreiche Herausforderungen für die Planung. Um diese unter dem Gesichtspunkt hoher Effizienz zu meistern, wurde HWP nicht
nur als Generalplaner beauftragt, sondern erbrachte auch Leistungen der Unternehmensberatung und Betriebsplanung sowie der Medizin- und Labortechnik. Durch diese projektbezogene, interdisziplinäre Zusammenarbeit
mehrerer Geschäftsbereiche wurden die Planungslösungen für die Krankenhausneubauten ganzheitlich erarbeitet.
Besonderes Augenmerk der bereichsübergreifenden Zusammenarbeit von Architekten und
Ingenieuren der Medizin- und Labortechnik
▼ Zentrale Eingangshalle
PLANUNG WELTWEIT
war auf die sorgfältige Konzeption aller Installationsvoraussetzungen gerichtet, die den
neuesten Stand der Medizintechnik sowie anspruchsvoll konzipierte Krankenhausinfrastrukturen erfordern. Um die Voraussetzungen des erdbebensicheren Krankenhausbauens zu erfüllen, mussten bei beiden Krankenhäusern ein Großteil der Geräte – insbesondere aus dem Bereich der Radiologie und der
Nuklearmedizin –, die Deckenversorgungseinheiten der Intensivstationen und die jeweils 28 Operationssäle sehr präzise als Speziallösung geplant werden.
Die Logistik- und insbesondere die Ver- und
Entsorgungskonzeption beider Krankenhäuser musste an die speziellen Planungsprämissen angepasst werden: Um potenziellen
Schwachpunkten für den sicheren Ablauf der
Krankenhausprozesse während eines Erdbebens vorzubeugen, arbeiteten Berater, Architekten und Ingenieure von HWP auch hier interdisziplinär zusammen, um entsprechende Verbindungen der Ver- und Entsorgung
flexibel und damit widerstandsfähiger zu gestalten. Besonders bemerkenswert ist die hier
vorgesehene Lösung auch deshalb, weil die
Krankenhäuser Okmeydani und Göztepe mit
je einer Bruttogeschossfläche von etwa
250.000 m² vergleichsweise große Krankenhäuser sind. Auch Fassaden und Decken müssen erdbebensicher konstruiert werden.
Nutzungsbereiche
Beiden Lehrkrankenhäuser werden jeweils
über Funktionsdiagnostik, 28 Operationssäle, Intensivmedizin, Strahlentherapie, Nuklearmedizin, Zentralsterilisation, stationäre Bereiche für Patienten sowie Bereiche für Lehre und Forschung, umfassende Logistik und
Tiefgaragen verfügen. Zusätzlich zu diesem
identischen Leistungsangebot unterscheiden
sich beide Häuser jeweils durch einen besonderen Schwerpunkt voneinander: Im Lehrkrankenhauses Okmeydani wird ein onkologisches Exzellenzzentrum verwirklicht, in Göztepe ein pädiatrisches Exzellenzzentrum.
Besonderheiten und Ausblick
Nach den neuesten, vom Gesundheitsministerium verabschiedeten Klassifikationskriterien für Krankenhäuser werden die mit einer
Kapazität von mehr als 1.000 Betten ausgestatteten Lehrkrankenhäuser Okmeydani und
Göztepe in der Kategorie A1, der qualitativ
höchsten türkischen Krankenhauskategorie,
eingeordnet. Damit werden der Bevölkerung
der Istanbuler Bezirke Sisli und Kadiköy Krankenhäuser zur Verfügung stehen, die auch
dem hohen europäischen Standard genügen.
Beide Krankenhäuser streben außerdem als
erste türkische Krankenhäuser eine LEED-Zertifizierung in Gold an.
Autorin:
Simone Bühler,
Leitung Marketing & PR
HWP Planungsgesellschaft mbH,
Stuttgart
Alle Abbildungen: HWP
BERATENDE INGENIEURE 11/12  2013
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PLANUNG WELTWEIT
Serbien – Stärkung des kommunalen Landmanagements
Europäische Standards für Stadtentwicklung und
Landmanagement
von Harald Müller, Christoph Jochheim-Wirtz und Irene Wöbke
Einleitung
Mit der Unterzeichung der „Leipzig Charta zur
nachhaltigen europäischen Stadt“ haben sich
die zuständigen Minister der EU-Mitgliedsländer im Jahr 2007 für die Durchsetzung einer Integrierten Stadtentwicklungspolitik ausgesprochen und sich verpflichtet, die hierfür notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen. Konkret bedeutet dies unter anderem Förderung
der Bürgerbeteiligung, gerechte Abwägung der
Interessen des Marktes gegenüber denen der
Öffentlichkeit, bessere Koordinierung öffentlicher und privater Investitionen für und in Städten sowie die verstärkte Berücksichtigung langfristiger Aspekte bei Planungen. Weitere Schwerpunkte zukünftiger Stadtentwicklungspolitik
sind die Förderung der Innenentwicklung sowie benachteiligter Stadtquartiere.
Vor diesem Hintergrund führt das Konsortium
der Consulting-Unternehmen AMBERO Consulting und ICON Institute seit 2010 im Auftrag
der Deutschen Gesellschaft für Internationale
Zusammenarbeit GmbH (GIZ) das deutsch-serbische Kooperationsprojekt „Stärkung des kommunalen Landmanagements in Serbien“ durch.
Im Hinblick auf die angestrebte Annäherung
Serbiens an die Europäische Union fördert das
Projekt die Nachhaltigkeit und Effizienz des
Landmanagements in serbischen Städten und
Gemeinden nach europäischen Standards.
Kernthemen sind hierbei nachhaltige und integrierte Stadtentwicklung, Baulandentwicklung und Immobilien-Wertermittlung. Die Verbesserung partizipativer Planungsprozesse sowie der Transparenz kommunalen Verwaltungshandelns sind dabei wichtige Grundprinzipien.
Mit der Verabschiedung des Bau- und Planungsgesetzes 2009 und seiner Novellierung 2011
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BERATENDE INGENIEURE 11/12  2013
▲ Bürgerbeteiligung als neues Instrument in der kommunalen Bauleitplanung
wurden einige wichtige Planungsprinzipien (z.
B. Nachhaltigkeitsprinzip, Energieeffizienz, Bürgerbeteiligung) und Planungsinstrumente (Baulandumlegung, Strategische Umweltprüfung)
bereits in nationales serbisches Recht eingeführt. Jedoch fehlt es nach wie vor noch an einschlägigen Rechtsverordnungen, Richtlinien
und Verwaltungsstrukturen. Deshalb gehört zu
den Schwerpunktthemen im Rahmen des Kooperationsprojekts die Beratung des serbischen
Ministeriums für Bauwesen und Stadtplanung,
dem wichtigsten politischen Partner bei der
Modifizierung der gesetzlichen Rahmenbedingungen.
Dabei wird grundsätzlich von einem Bottomup-Ansatz ausgegangen. Während der ersten
Projektphase 2010–2012 wurde in 13 Pilotgemeinden die Einführung neuer Verfahren und
Instrumente erprobt. Während der aktuellen
zweiten Phase von 2013–2015 sollen die Anwendung der Instrumente und die in den serbischen Kommunen gemachten Erfahrungen
über verschiedene Plattformen auf nationaler
Ebene verbreitet und diskutiert werden. Neben dem Ministerium für Bauwesen und Stadtplanung sind hierbei der serbische Städtetag,
Universitäten und Berufsverbände wichtige
Partner.
Erprobte Instrumente aus den
Schwerpunktbereichen
1. Nachhaltige und Integrierte Stadtentwicklung
Wichtige Aktivitäten unter dem Schwerpunkt
der Nachhaltigen Stadtentwicklung sind die
Unterstützung bei der Erstellung Integrierter
Stadtentwicklungskonzepte, die Förderung der
Innenentwicklung, z. B. durch Revitalisierung
von Altindustriestandorten, die Einführung
neuer partizipativer Verfahren und qualitätssteigernder Maßnahmen in der kommunalen
Bauleitplanung. Hierzu wurden vier serbische
Städte beraten, unter ihnen auch die im zentralen Serbien gelegene Stadt Kragujevac.
Kragujevac – Förderung der Innenentwicklung
durch Erarbeitung eines Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes:
Die Stadt Kragujevac ist ein regionales Zentrum
für Handel, Dienstleistungen und Kultur. Fehlende Investitionen in den vergangenen Jahrzehnten machen sich durch einen Verfall der
Bausubstanz, untergenutzte innerstädtische
Areale sowie fehlende Infrastruktureinrichtungen bemerkbar. Mit der Entwicklung eines integrierten Stadtentwicklungskonzeptes sollen
gezielt lokale Potenziale für eine zukünftige
Entwicklung identifiziert und gestärkt werden,
um den Innenstadtbereich zu revitalisieren
▲ Integriertes Stadtentwicklungskonzept Kragujevac
und für neue Entwicklungen zu öffnen.
Der gesamte Prozess der Konzepterstellung war
durch die Einführung neuer Partizipationsmethoden zur Information und aktiven Beteiligung von Bürgern und wichtigen lokalen Stakeholdern gekennzeichnet. Hierdurch sollte eine bessere Akzeptanz und Teilhabe an der Strategie erreicht sowie die Transparenz des kommunalen Verwaltungshandelns erhöht werden. Durch die ganzheitliche, integrierte Betrachtung verschiedener für die zukünftige Entwicklung des Gebietes relevante Themengebiete (städtebauliche Strukturen, Verkehr und
Umwelt, Wirtschaft und Tourismus, Ausbildung
und soziale Versorgung, Kultur, Freizeit und Erholung), wurden grundlegende Entwicklungsziele in verschiedenen Handlungsfeldern identifiziert, Maßnahmen zu deren Erreichung ab-
geleitet sowie prioritäre Gebiete für die Umsetzung einzelner Interventionen festgelegt. Ergänzt wird die Entwicklungsstrategie durch eine Analyse verschiedener Förderquellen zur
Umsetzung einzelner Projekte sowie die Festlegung eines operationalen Modells zur Umsetzung der Strategie. Das Stadtentwicklungskonzept wurde zwischenzeitlich einstimmig
vom Stadtrat beschlossen und dient als Grundlage für die zukünftige Entwicklung der Innenstadt.
2. Baulandentwicklung
Unter dem Schwerpunkt der Baulandentwicklung sollten verschiedene Instrumente in das
serbische Planungssystem neu eingeführt oder
modifiziert werden. In der Vergangenheit war
die Entwicklung von Bauland durch sozialisti-
sche Strukturen und Prozesse geprägt. Im Zuge des anhaltenden Transformationsprozesses
hin zu einer offenen marktorientierten Gesellschaft ist es notwendig, neue marktorientierte
Instrumente einzuführen, die wichtige Prinzipien einer guten Regierungsführung, wie Transparenz und Partizipation, berücksichtigen und
einen gerechten Interessenausgleich ermöglichen. Damit soll zu einer allgemeinen Steigerung von Akzeptanz, Qualität und Effizienz in
allen Phasen der Baulandentwicklung beigetragen werden – von der Standortplanung bis
zur Bereitstellung von baureifen Grundstücken.
Im Rahmen des deutsch-serbischen Kooperationsprojekts wurden hierzu informelle Planungen, wie Standort- und Machbarkeitsstudien, oder die Erarbeitung von städtebaulichen
Gestaltungsentwürfen in die Planungsprozes-
BERATENDE INGENIEURE 11/12  2013
39
PLANUNG WELTWEIT
▲Baulandumlegung Despotovac:
Zuschnitte der Grundstücke vor
und nach der Baulandumlegung
◀ Bebauungsplan Despotovac
se eingeführt und auch beispielhaft das bisher
nur unzureichend genutzte Instrument der
Strategischen Umweltprüfung integriert. Bei
allen Planungen wurden neue Verfahren zur
Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern und
öffentlichen Institutionen integriert [1].
In der nach der Erstellung eines Bebauungsplanes folgenden Umsetzungsphase soll das
Instrument der Baulandumlegung verstärkt in
die gängige Praxis der Baulandentwicklung eingeführt werden. Durch das Verfahren werden
die Grundstücke nach den Zielen des Bebauungsplans neu zugeschnitten und Flächen für
öffentliche Einrichtungen und Infrastruktur geschaffen. Während der ersten Phase des Projektes wurden verschiedene Städte zur Einfüh-
40
BERATENDE INGENIEURE 11/12  2013
rung dieses Instruments beraten und erste Umlegungspläne erarbeitet. Für die nun anstehende Umsetzung fehlt derzeit noch die Verabschiedung einer Umlegungsverordnung, die
die bisherigen rechtlichen Vorgaben konkretisiert. Hierzu wurde im Rahmen des GIZ-Vorhabens ein Vorschlag erarbeitet, der derzeit vom
Ministerium diskutiert wird.
Despotovac – Erarbeitung eines Bebauungsplanes zur nachhaltigen Entwicklung eines
Wohngebietes:
Die Gemeinde Despotovac, südöstlich von Belgrad, wurde im Rahmen des GIZ-Vorhabens
während des gesamten Prozesses zur Planung
eines neuen Wohngebietes begleitet. Ziel war
es, durch neue Ansätze zur Steigerung von Ef-
fizienz, Qualität und Transparenz der Planung
beizutragen.
Zum Vergleich möglicher Standorte wurde zunächst eine Standortstudie erarbeitet, in der
zwei von der Gemeinde vorgeschlagene Flächen
bezüglich ihrer Eignung aufgrund der zu erwartenden Umweltauswirkungen und ihrer urbanen Qualität verglichen wurden. Nach Entscheidung des Gemeinderats für eine der Standortvarianten wurde ein städtebauliches Gestaltungskonzept erarbeitet, auf dessen Grundlage der Bebauungsplan mit integrierter Strategischer Umweltprüfung erstellt wurde. Bei dieser Strategischen Umweltprüfung wurden unter anderem mögliche Maßnahmen zu Ausgleich und Reduzierung zu erwartender negativer Umweltauswirkungen durch die Planumsetzung (u. a. Energieeffizienz, Abwassermanagement) untersucht. Bei allen Planungsschritten wurden die Bürgerinnen und Bürger und
die beteiligten öffentlichen Institutionen frühzeitig in das Planungsverfahren einbezogen.
Zur weiteren Entwicklung des ausgewählten
Gebietes zu Bauland soll in einem nächsten
Schritt mit dem Instrument der Baulandumlegung eine Neuparzellierung der bestehenden Grundstücke durchgeführt werden. Dafür
wird auf die entsprechende Verordnung des
Ministeriums für Bauwesen und Stadtplanung
gewartet.
3. Immobilienbewertung
Auch rund 10 Jahre nach Beginn des Transformations- und Reformprozesses Serbiens sind
PLANUNG WELTWEIT
Geografisches Informationssystem
über Immobilienpreise in Subotica:
▲ Immobilienrichtwertkarte
◀ Datensätze der Finanzbehörden
das Bau- und Planungsrecht und auch die institutionellen Kompetenzen noch nicht vollständig an die neuen Rahmenbedingungen
angepasst, um eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung zu gewährleisten. Eine wesentliche Voraussetzung hierfür ist ein transparenter und stabiler Immobilienmarkt, dafür
fehlen bisher jedoch u. a. noch die Festlegung
nationaler Standards zur Immobilienbewertung sowie verlässliche Daten zu Immobilienwerten. Sie verschaffen den Kommunen einen
Überblick über eigene Haushaltsmittel und
sind somit ein wichtiger Bestandteil strategischer Planungen. Ferner ermöglichen sie eine
effiziente Erhebung bodenbezogener Steuern
und Gebühren sowie eine gerechte Berechnung
von Entschädigungen und Ausgleichszahlungen in Privatisierungs- und Enteignungsprozessen. Darüber hinaus sind sie eine wesentliche Grundvorausetzung für die Bereitschaft zu
privaten Investitionen.
In drei serbischen Städten wurden im Zuge des
GIZ-Projekts die lokalen Verwaltungen zunächst
in Fragen internationaler Wertermittlungsverfahren sowie bei der Einrichtung eines Informationssystems zu Immobilien- und Grundstückspreisen beraten. Für eine nachhaltige
Nutzung der Informationssysteme ist jedoch
von Bedeutung, dass die Daten fortlaufend aktualisiert werden. Hierfür muss zukünftig die
Kooperation zwischen den öffentlichen Institutionen deutlich verbessert werden. In der
zweiten Phase des Projektes steht daher die
Zusammenführung und Beratung beteiligter
nationaler Institutionen und Kommunen bei
der Einführung einer amtlichen Immobilienbewertung im Vordergrund.
Subotica – Transparenz des Immobilienmarktes und erhöhte Effizienz des Verwaltungshandelns:
Die nordserbische Stadt Subotica wurde durch
das GIZ-Projekt bei der Entwicklung eines GISbasierten Informationssystems zu Immobilienwerten unterstützt. Dieses nutzt Daten aller
Immobilienverkäufe, die von der nationalen
Steuerverwaltung für die Jahre 2009 bis 2011
zur Verfügung gestellt wurden. Mit diesen Daten wurde in Subotica eine Immobilienrichtwertkarte erstellt, in der automatisiert generierte Durchschnitts-Verkaufspreise je Quadratmeter der verschiedenen Objekttypen (Einfamilien-/Zweifamilienhaus, Mehrfamilienhaus,
Gewerbegebäude, ...) in Richtwertzonen auf
Basis der nationalen Geobasisdaten dargestellt
sind.
Mit dem neuen Informationssystem hat die
Stadt Subotica eine Grundlage für einen transparenteren lokalen Immobilienmarkt und wirtschaftliche Nachhaltigkeit in diesem Bereich
geschaffen. Die positiven Erfahrungen bei der
Verarbeitung immobilienpreisbezogener Daten in Subotica sollen deshalb auf nationaler
Ebene zur Errichtung eines amtlichen Wertermittlungssystems diskutiert werden.
Fazit
Viele der durch das Projekt angestoßenen und
begleiteten Veränderungen bedürfen langfris-
tiger Weiterentwicklungsprozesse, um fest in
der gängigen Planungspraxis verankert zu werden. Bisher lässt sich jedoch feststellen, dass
das Verständnis für die in den Partnerstädten
getesteten Instrumente und Verfahren auf lokaler wie auch nationaler Ebene deutlich gewachsen ist. Der Bottum-Up-Ansatz, wonach
neue Instrumente zunächst im Rahmen von
Pilotvorhaben getestet werden und dann die
Erfahrungen in die Diskussion um die Anpassung des rechtlichen Rahmens eingebracht
werden, hat sich bewährt. Derzeit bereitet die
serbische Regierung die Neufassung des Bauund Planungsgesetzes vor. Dabei deutet sich
an, dass die im Rahmen des GIZ-Vorhabens getesteten Instrumente in das Gesetz aufgenomm
werden. Damit hätte Serbien einen wichtigen
Schritt zur Anpassung seines Bau- und Planungswesens an Standards der EU geleistet.
Autoren:
Harald Müller,
Teamleiter, AMBERO Consulting,
Christoph Jochheim-Wirtz,
Internationaler Berater, ICON Institute
Irene Wöbke, Internationale Junior-Beraterin,
AMBERO Consulting
Quelle
[1] Das GIZ-Vorhaben hat hierzu einen „Leitfaden
zur Bürgerbeteiligung in der Stadtentwicklung“ erarbeitet, der auf der Projekthomepage zum Dowlnload bereit steht:
www.ambero-icon.rs
BERATENDE INGENIEURE 11/12  2013
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PLANUNG WELTWEIT
China – Für mehr Nachhaltigkeit
Deutsche Ingenieurkunst im Reich der Mitte
von Hanna Marie Asmussen
Diese Situation bietet insgesamt sehr interessante Rahmenbedingungen für die Arbeit der
deutschen Auslandshandelskammer in China.
Vor allem Shanghai als Wirtschaftsmetropole
des Landes ist ein unglaublich dynamischer und
aussichtsreicher Standort. Die dortige Auslandshandelskammer ist mit 120 Mitarbeitern eine
der größten weltweit und auch die Organisationsstruktur ist eine besondere: Neben der Auslandshandelskammer als offizieller Repräsentanz der Wirtschaft gibt es die deutsche Handelskammer und die „German Industry and
Commerce“ (GIC), die als Serviceprovider fungiert. Econet china wiederum ist Teil der GIC
▲ Das Kühlwassersystem
und bietet Dienstleistungen im Bereich Bau,
Energie und Umwelt wie beispielsweise Unterstützung beim Markteintritt und bei der Positionierung im Markt.
Neben diesen externen Dienstleistungen hat
econet china seit 2007 ein Netzwerk aus verschiedenen Partnern der deutschen Industrie
aufgebaut. Das Ziel ist die Förderung der
42
BERATENDE INGENIEURE 11/12  2013
deutsch-chinesischen Kooperation im Bereich
Nachhaltigkeit sowie der Austausch von Information und Know-How zwischen seinen Partnern und lokalen Akteuren. Die econet Partner
kommen aus den verschiedensten Branchen –
von der Gebäudeplanung und dem Entwurf
über Projektmanagement bis hin zu Energieberatung, Zertifizierung und Sensortechnik. Für
sie werden verschiedene Marketing- und Lobbyingaktivitäten angeboten und der Kontakt
zu Schlüsselpersonen der Industrie, zu Regierungsvertretern und Projektplanern hergestellt.
Durch diese Maßnahmen wird den ausländischen Unternehmen der Zugang zum chinesi-
timale Kostenlösungen in Bauprojekten. Zum
Projektportfolio gehören sowohl Büro- und Industriebauten als auch Wohngebäude und öffentliche Einrichtungen wie Krankenhäuser und
Schulen.
▲ Die beleuchtete Halle
▲ Die Beleuchtungs- und Klimatisierungsanlagen
schen Markt erleichtert und die Verwendung
deutscher Technologie beworben.
Ein besonders aktiver Partner von econet china ist energydesign (Shanghai) Co. Ltd, ein planendes und beratendes Ingenieurbüro, das seit
vielen Jahren erfolgreich in China tätig ist. Die
deutsche Muttergesellschaft ist das OSBEE (Office for Built Sustainable Environment Engineering) mit Sitz in Stuttgart. Es unterstützt die Projekte von energydesign in Asien durch Innovations- und Technologietransfer sowie damit im
Zusammenhang stehende Forschungs- und Entwicklungsprojekte.
Energydesign entwickelt Konzepte für effiziente Energienutzung, hohe Funktionalität und op-
mit einer Größe von 27.000 m2, in der Siebe und
Filze (Papiermaschinenbespannungen) hergestellt werden, auf denen später Papier durch
den Fertigungsprozess geführt wird. Da bei der
Papierproduktion die Oberflächenstruktur dieser Stoffe von hoher Bedeutung ist, unterliegt
die Fertigung strikten Anforderungen an Temperatur und Luftfeuchtigkeit in der Produktionsstätte. Im subtropischen Klima Schanghais
ergibt sich hieraus ein hoher Energiebedarf zur
Raumkonditionierung, womit ein großes Potenzial zur Optimierung gegeben ist.
Während des Produktionsprozesses laufen die
Papiermaschinenbespannungen über Rollen,
die abwechselnd sehr heiß und sehr kalt sind.
Energieeffizienz bei Industrieprojekten
Das Unternehmen hat bereits viele erfolgreiche Projekte in China durchgeführt. Ein besonders herausragendes Projekt entstand in Kooperation mit der Firma Voith, das „Voith Paper Fabrics“ Projekt, das sich bereits in der Inbetriebnahme befindet.
Dabei handelt es sich um eine Industrieanlage
▶ Das Innendach der Fabrikhalle
Es ergibt sich somit ein konstanter Heiz- und
Kühlbedarf zur Temperierung der Rollen, was
einen hohen Prozessenergiebedarf zur Folge
hat. Es entstehen starke Temperaturunterschiede bei gleichzeitig geringer Temperaturtoleranz,
weshalb der umliegende Raum konstant klimatisiert sein muss. Aus dem hohen Prozessenergiebedarf in Kombination mit den strikten
Anforderungen an die Konditionierung ergeben sich viele Möglichkeiten für Energieeffizienzmaßnahmen.
Die Voraussetzungen für das „Voith Paper Fabrics“ Projekt unterscheiden sich stark von denen anderer Industrieanlagen, da in den meisten Fällen, wenn aufgrund des Produkts keine
speziellen Anforderungen an Temperatur und
Luftfeuchte gestellt werden, weder aktiv geheizt
noch gekühlt wird. Dadurch liegt bei vielen Fabriken das Energieeinsparpotenzial eher in der
Optimierung der Beleuchtung und Effizienz der
Pumpen und Motoren sowie der Steuerung,
während in diesem Fall die Kühlung und Heizung den höchsten Energiebedarf ausmachen.
Die Planung
Die Planung der neuen Industrieanlage begann
2011. Energydesign war von Beginn an als Berater beteiligt, weshalb Aspekte der Nachhaltigkeit und Energieeffizienz direkt berücksichtigt werden konnten. Dadurch konnten viele
Maßnahmen ohne großen Mehraufwand in einem integrierten Planungsprozess implementiert werden. Dies ist durchaus von Bedeutung,
da der Energiebedarf der Anlage sehr hoch ist,
es dementsprechnd Optimierungspotenziale
zu nutzen galt.
Zunächst war zu klären, nach welchem Standard das Gebäude letztlich zertifiziert werden
soll. Die Entscheidung fiel zugunsten des LEEDStandards mit der Benchmark einer Gold-Zertifizierung, da die von Voith bevorzugten Maßnahmen im LEED-System am besten zur Geltung
kommen. Bei der weiteren Planung stand der
Prozessenergiebedarf im Fokus, da hier der größte Energieverbrauch stattfindet. Um diesen zu
senken, wurde als erste Maßnahme entschieden, die Halle so niedrig wie möglich zu bauen,
was den zu klimatisierenden Raum verringert.
Weiterhin wurde ein Energiekonzept entworfen, das die Nutzung eines Blockheizkraftwerks
beinhaltet. Dieses erzeugt Strom, der jedoch
nicht ins Netz eingespeist, sondern direkt verbraucht wird. Um die Rentabilität sicherzustel-
len, wird damit allerdings nur die Grundlast für
den konstanten Betrieb gedeckt, weitere Lasten werden aus dem Stromnetz gedeckt. Die
Abwärme des BHKW wird mittels eines Absorptionschillers genutzt, der die entstehende Wärme zur Kälteerzeugung nutzt. Im Gegensatz zu
anderen Standorten muss die Kühlung daher
bei Stromknappheit nicht abgeschaltet werden,
um Strom zu sparen. Zur Wärmeerzeugung wird
ein Gasboiler genutzt, wodurch ein Teil des Bedarfs gedeckt wird. Der konstante Prozessenergiebedarf für Heizung und Kühlung garantiert
die Rentabilität dieser Maßnahmen.
Beleuchtung und Klimatisierung
Auch für das Gebäude wurde ein Energiekonzept erstellt. So verfügt die neue Fertigungshalle über tageslichtgesteuerte LED-Röhren. Das
Lichtkonzept wurde von energydesign in Kooperation mit Wolf Architekten Heidenheim geplant und entworfen. Die verwendeten LED
Röhren stammen zum größten Teil von der DIW,
einem Tochterunternehmen von Voith Industrial Services.
Eine der Hallen, mit einer Fläche von 15.000 m2,
wird von 480 Leuchten mit insgesamt 1.920
LED-Röhren mit Licht versorgt, was die Halle
zur größten LED-Installation in China macht.
Doch nicht nur die Verwendung von LED-Leuchten trägt zur Energieeinsparung bei, sondern
auch die Steuerung der Beleuchtung, da alle
Leuchten über ein DALI-Bus-System kontrolliert
und nur eingeschaltet werden, wenn ein bestimmter Lichtwert unterschritten wird. Durch
die Dimmung der Leuchten können auch niedrige Levels an Tageslicht ausgenutzt werden.
Selbst in den Lagern ist die Beleuchtung tageslichtkontrolliert, muss jedoch manuell angeschaltet werden, da sie sich nach 30 Minuten
automatisch ausschaltet.
Für die Deckung des Wasserbedarfs wurde ein
Regenwassertank installiert, der Toiletten und
Urinale speist. In der Belüftung wurden sogenannte Enthalpieräder verwendet, die nicht nur
die Temperatur, sondern auch die Feuchtigkeit
regulieren. Dies ist von besonderer Bedeutung,
da die Entfeuchtung aufgrund des subtropischen Klimas 50 % des Gesamtenergiebedarfs
der Raumluftkonditionierung ausmacht.
Zur Überwachung des Energieverbrauchs wurden Energiemanagement- und Monitoringsysteme installiert: In der Anlage verteilt befinden
sich 50 Stromzähler, die den Gebäude- und Prozessenergiebedarf messen, sowie zusätzliche
Wärmezähler für den Wärmebedarf.
Ausblick
Aktuell befindet sich das Projekt in der Inbetriebnahme, die auch von energydesign durchgeführt wird. Dabei durchläuft das Gebäude eine zweijährige Messperiode, in der der tatsächliche Energieverbrauch mit dem simulierten
verglichen wird. Dies ist eine durchaus wichtige Phase, da eventuell auftauchende Probleme noch erkannt und behoben werden können. Außerdem wird die Optimierung dokumentiert, um einen möglichst reibungslosen
Wissenstransfer zu garantieren. Das ist insofern
von Bedeutung, da der Betreiber ansonsten keinen Überblick über die verschiedenen Energiesparmaßnahmen hat und diese vielleicht nicht
optimal nutzen kann. Daher ist es von Vorteil,
wenn die Ingenieure, die das Konzept geplant
haben, bis zum Schluss dabei sind. Nur so kann
die Absicht der frühen Konzeption optimal im
späteren Gebäudebetrieb umgesetzt werden.
Zum Jahresende sollte der Zertifizierungsprozess für den LEED Gold Standard abgeschlossen
sein. Mit diesem Standard erlangt das Gebäude eine internationale Anerkennung als „nachhaltiges Gebäude“ und gehört damit zu den wenigen Gebäuden in China mit diesem Status.
Die gute Planung und Durchführung des Projekts machen es zu einem positiven Beispiel für
nachhaltige Bauplanung.
Autorin:
Hanna Marie Asmussen,
econet china, German Industry &
Commerce Greater China, Shanghai
BERATENDE INGENIEURE 11/12  2013
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▲ Kunsthaus Graz, 2003,
Internationale Aktivitäten – Bollinger+Grohmann
spacelab Peter Cook/Colin
Auf verschlungenen Wegen ins Ausland
Fournier
Abbildung: Arge Kunsthaus
von Christian Brensing
Über Deutschland hinaus
Seit der Gründung 1983 durch die Tragwerksplaner Klaus Bollinger und Manfred Grohmann
lässt sich die Entwicklung des Ingenieurbüros
an einer stetig steigenden Zahl von Bauprojekten jeglicher Art und Größe ablesen. Über die
Beteiligung an Architekturwettbewerben, Ausschreibungen sowie eine überschaubare Anzahl von Direktvergaben bildete sich ein heterogenes Projektportfolio heraus. Im Rückblick
mag diese Entwicklung zielstrebig und gesteuert erscheinen, sie folgte jedoch zu keiner Zeit
einem konkreten Businessplan. Stattdessen
zeigten sich die Büroinhaber immer offen für
neue Entwicklungen, knüpften persönliche
Kontakte und schufen auf diese Weise ein beständig wachsendes Netzwerk. Heute leisten
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BERATENDE INGENIEURE 11/12  2013
die Gründungspartner mit fünf weiteren Partnern in der GmbH und den Geschäftsführern
der internationalen Niederlassungen zusammen die Akquisition.
So fand auch die Expansion nie per se statt,
sondern hatte immer konkrete Anlässe, z. B.
Wettbewerbsteilnahmen. Dank internationaler Projekte gelang es dann auch 2003 relativ
gut, den Markteinbruch in Deutschland – damals galt Deutschland als der „kranke Mann
Europas“ –zu überbrücken. Dabei war ein Restrisiko allerdings nie auszuschließen, erinnert
sich Manfred Grohmann: „Wie vieles im Leben
hat die Sache immer zwei Seiten. Einerseits gibt
es Risiken, die man am Anfang noch nicht richtig überblickt, wie z.B. den Markt oder die von
Land zu Land unterschiedlichen Leistungspha-
sen und -bilder. Andererseits liegen da, wo Risiken zu finden sind, auch Chancen! Und die
nutzen wir konsequent.“
Ein Nukleus der internationalen
Verflechtungen
Erste Aktivitäten führten das Büro 1987 über
einen Brückenwettbewerb für den Illsteg in
Feldkirch lediglich nach nebenan, nach Österreich. Bollinger+Grohmann gewannen den
Wettbewerb gemeinsam mit dem Architekten
Martin Häusle, Vorarlberg. Der war für die Ingenieure jedoch kein Unbekannter, da er an
der Frankfurter Städelschule studiert hatte, wo
Klaus Bollinger und Manfred Grohmann
ab1984 Baukonstruktion unterrichteten. Und
es war der umtriebige britische Architekt und
INGENIEURBERATUNG
Architekturtheoretiker Peter Cook, der sie gleich
zu Beginn seiner Städelzeit (1984-2002) dorthin berufen hatte. Somit fungierte die Städelschule in vielerlei Hinsicht als Nukleus der beginnenden internationalen Verflechtungen von
Bollinger+Grohmann.
Der Illsteg war ein kleines, aber feines Projekt,
das eine ganze Anzahl von Veröffentlichungen
nach sich zog und in Österreich viel beachtet
wurde. Es folgte ein Anruf der Architekten in
der Schönbrunner Straße, die in Wien den Entwurf für das Technische Museum gewonnen
hatten und anfragten, ob man gemeinsam mit
HL-Technik unter Professor Daniels die Vorplanung erbringen könne? Das Projekt wurde letztlich zwar nicht gebaut, aber es war ein weiterer Schritt auf dem Weg der internationalen
Etablierung von Bollinger+Grohmann. 1994
folgte für Klaus Bollinger die Professur für Tragkonstruktion am Institut für Architektur der
Wiener Universität für angewandte Kunst. Über
diesen Lehrauftrag entstand der Kontakt zu
Wolf D. Prix von Coop Himmel(l)bau. So kam
ein Stein zum anderen und ein Jahr später,
1995, folgte das erste Projekt mit den Wiener
Dekonstruktivisten, der UFA-Kristallpalast in
Dresden.
Das Kunsthaus Graz von Peter Cook und Colin
Fournier – das weltweit erste dauerhafte BlobGebäude – ging dagegen auf die Städelschule
und die damit verbundene Lehrtätigkeit von
Klaus Bollinger und Manfred Grohmann zurück. Dieses Projekt erwies sich als architektonischer Meilenstein, der die Tragwerksplaner
Bollinger+Grohmann über die Grenzen
Europas hinaus bekannt machte.
Klaus Bollinger beschreibt diese entscheidende Phase der Bürogeschichte: „Die Fertigstellung des Grazer Kunsthauses war 2003, der
Wettbewerb für die BMW-Welt 2001. Ab diesem Zeitpunkt verliefen viele Entwicklungen
parallel. Dabei ließ sich nicht alles von vornherein planen, auch der menschliche Faktor
spielte eine bedeutende Rolle. Jede unserer inzwischen vier ausländischen Niederlassungen
wird von uns oder einem unserer Partner mit
einem vor Ort ansässigen Geschäftsführer geleitet. Genauso fingen wir es in Wien mit Reinhard Schneider an, da es naheliegend war, dass
wir, teils bedingt durch meine Professur in
Wien, dort ein Büro aufmachten. Die Bürogründung in Paris erfolgte mit Klaas De Rycke, unserem belgischen Kollegen. Auch sie hatte ih-
re Wurzeln in persönlich-beruflichen Verflechtungen, die 2004 mit dem Mariinsky-Theater
in St. Petersburg von Dominique Perrault in
Verbindung standen. Zunächst arbeitete Klaas
in Paris noch direkt im Büro von Perrault, eröffnete aber als nächsten Schritt unsere Niederlassung, die er zusammen mit Daniel Pfanner aufbaute. Daniel kehrte zu uns nach Frankfurt zurück und Klaas ist seitdem in Paris.
Zu dem Zeitpunkt hatten wir aber auch schon
ein Projekt mit Claude Vasconi in Luxemburg,
die Dexia Bank (2006). Aktuell reicht unser Portfolio von der École Centrale Paris (OMA, Rotterdam) über das Provinciehuis Antwerpen (XDGA
Architects, Brüssel) bis zum Carreau du Temple, einer historischen Pariser Markthalle vom
Anfang des 19. Jh., die wir denkmalgerecht sanieren und gleichzeitig modern umgestalten.
Mit Perrault planen wir zurzeit die Vienna
Towers. Das Projekt wird hauptsächlich von
den Wiener Kollegen betreut und so fügt sich
auf verschlungenen Pfaden ein internationales Projekt an das Andere.“
Von der Kooperation zur eigenen
Niederlassung
Über die Jahre entwickelten sich die unterschiedlichsten Kooperationsmodelle, die je
nach Projektanforderungen und örtlichen Begebenheiten flexibel ausgelegt wurden. So stellte sich in Norwegen die Situation gänzlich anders dar als z. B. in Wien oder Paris. Florian Kosche, ein deutscher Bauingenieur, hatte in Oslo bereits sein eigenes Büro und u. a. die Skisprungschanze am Holmenkollen (Architekt
Julien De Smedt) geplant. Für die Bearbeitung
▲ Mariinsky Theater, St. Petersburg, Architekturrendering 2004, Abbildung: Dominique Perrault Architecture
▼ Provinciehuis Antwerpen, Architekturrendering, seit 2012, XDGA
Abbildung: XDGA
BERATENDE INGENIEURE 11/12  2013
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INGENIEURBERATUNG
DC Tower, Wien,
Fertigstellung Fassade
2013, Dominique Perrault
Architecture
Abbildung: Bollinger +
Grohmann
der Deichman-Bibliothek (seit 2010 mit Lund
Hagem Architekten und Atelier Oslo, Oslo) und
das Munch-Museum (seit 2011 mit Herreros
Architekten, Madrid) im Osloer Hafen suchte
er fachliche Unterstützung und fand diese in
Bollinger+Grohmann. Nach einem Jahr war
man sich darin einig, die Zusammenarbeit über
die bisherige Projektpartnerschaft fortzusetzen und fusionierte beide Büros zu BollingerGrohmann + Florian Kosche AS. Diese Art der
Zusammenarbeit und Fusion beruht auf der
Erfahrung, dass die projektübergreifende Expertise oft besser von einem Partner vor Ort erfüllt werden kann als aus der Ferne. Kurzum,
die Nähe zum Projekt und Bauherrn, das bessere lokale Verständnis und auch das ortskundige Personal ermöglichen es, manche Projektanforderungen kompetenter abzudecken. So
entwickelt sich eigene kulturelle Kompetenz.
Bauen in den Vereinigten Emiraten
Über ein Jahr weilten B+G Ingenieure im Mittleren Osten, um den 2008 mit Chalabi Architekten, Wien, gewonnenen internationalen
Wettbewerb für das Sheik Zayed Desert Learning Center in die gebaute Realität umzusetzen. Die Architekten fungierten als Generalplaner einschließlich Objektüberwachung und
Bauleitung. Da die Qualitätskontrolle im Rohbau ein Bauingenieur zu erbringen hatte, waren auch Bollinger+Grohmann vor Ort gefordert. Die frühen Leistungsphasen, einschließlich „Scheme Design“ (entspricht der Entwurfsplanung) wurden in Wien erbracht. Von dort
übersiedelten die Ingenieure dann nach Al Ain,
in die zweitgrößte Stadt im Emirat Abu Dhabi.
Der Bauherr sah in der Rohbauüberwachung
die Qualitätsgarantie „made in Germany“. Er
forderte diese ausdrücklich an, eine Maßnahme, die bei 5 mm Maßtoleranzen auf 3 m bei
den Schalungsarbeiten durchaus berechtigt war.
Kooperationen in der Schweiz
Bauprojekte in der Schweiz genießen ab einer
gewissen Größe bei vielen deutschen Projektbeteiligten eine große Beliebtheit. Das mag an
der seit Jahren sehr hohen Planungskultur und
dem Ausführungsstandard der Schweizer liegen. Ein weiterer Faktor, der die Freude an der
Planung erhöht, ist ein anderes Leistungsbild
von Prüfingenieuren, die in der Schweiz und
auch Österreich nicht in dem Maße tätig sind
wie in Deutschland. In der Schweiz gelte der
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Ingenieur noch als Ingenieur, der Entscheidungen treffen könne. Daher erfreuen sich bei Bollinger+Grohmann seit dem Novartis Campus
Projekt mit SANAA (2006) Projekte in der
Schweiz größter Beliebtheit. Grundsätzlich arbeite man in der Schweiz mit örtlichen Kooperationspartnern nach einem 80/20 und dann
einem 20/80-Modell der Arbeitsteilung. Beim
Rolex Learning Center (2005-10) war die Aufteilung der Bauaufgaben allerdings anders:
Walther Mori Meier aus Basel bearbeitete alles
unter Ebene Null und Bollinger+Grohmann
alles in den darüber liegenden Geschossen, jeweils bis zur Ausführungsplanung.
Über Paris nach Korea
Das erste Projekt im südkoreanischen Busan
ergab sich über einen internationalen Architekturwettbewerb, wo Bollinger+Grohmann
als Tragwerksplaner von Coop Himmelb(l)au
für einen Cinema Complex den 1. Preis erhielten. Seitdem sind acht Jahre vergangen und inzwischen wird das Büro Bollinger+Grohmann
in Korea auch direkt von Architekten- und Bauherrenseite zu Kooperationen eingeladen bzw.
direkt lokalen Partnerbüros weiterempfohlen.
Alle daraus entstandenen Projekte weisen gewisse Parallelen auf: Der jeweilige Erstkontakt
kommt meistens über ein Architekturbüro zustande. Dabei handelt es sich weniger um ein
koreanisches als ein international tätiges Büro. Der endgültigen Beauftragung sind in vielen Fällen lange Verhandlungen vorausgegangen.
Aktuelles Projekt ist eine von Renzo Piano Building Workshop (RPBW) entworfene Firmenzentrale, bestehend aus zwei Türmen von 110 und
80 m Höhe (BGF 160.000 m²) im Zentrum von
Seoul. Das Projekt geht auf ein Bauvorhaben
in Düsseldorf zurück, das in Folge der Weltfinanzkrise 2009 abgesagt wurde. Dabei lernten
sich Bernhard Plattner, RPBW-Partner in Paris,
und Manfred Grohmann kennen und schätzen. Auf der Suche nach einem Tragwerksplaner für Korea wandten sich die Architekten wieder an Bollinger+Grohmann.
Das Leistungsbild, das Bollinger+Grohmann
international anbieten, besteht primär aus der
Tragwerks-, aber auch der Fassadenplanung,
die im Ausland weniger den Architekten als
den Tragwerksingenieuren übertragen wird.
Verantwortlich für die Fassadenplanung ist
Dr.-Ing. Daniel Pfanner, als Partner und Ge-
▲ Carreau du Temple, Paris, Sanierung 2008–2013, Studio Milou architecture: Auf dem ehemaligen
Gelände des Templerordens wurde bei den Bauarbeiten eine Grabungsstätte entdeckt.
Abbildung: Fernando Javier Urquijo/ Studio Milou architectur
schäftsführer zuständig für internationale Projekte. Er erläutert den typischen Ablauf koreanischer Projekte: „Wir sind in der Regel ab dem
Concept Design in ein Projekt involviert. In all
unseren südkoreanischen Projekten wurde für
die darauf folgenden Leistungsphasen von der
Entwurfs- bis zur Ausführungsplanung (Schematic Design, Design Development und Construction Documentation) eine Teilung der Aufgabenbereiche zwischen unserem Büro und
dem jeweiligen lokalen Partnerbüro vereinbart. Unsere Intention ist immer, bis zur letzten Phase in das Projekt involviert zu bleiben,
spätestens bei Ausschreibung und Vergabe
übernehmen aber die lokalen Partner in der
Regel unsere Planung. Die Kommunikation gestaltet sich dabei häufig schwierig. Englisch beherrschen meistens nur einige Führungskräfte, wobei man sich nicht selten in Besprechungen Gruppen von 50 oder mehr Teilnehmern
gegenüber sieht. Sehr großer Wert wird auf Präsentationen, regelmäßige Berichte, Video- und
Telefonkonferenzen gelegt, worauf man sich
organisatorisch und zeitlich einstellen sollte.
Abschließend kann man sagen, dass wir dort
regelmäßig einen Drahtseilakt zwischen höflichem, interkulturellen Miteinander und dem
konsequenten Eintreten für eine innovative ingenieurmäßige Denkweise absolvieren.“
Ingenieurplanung ohne Grenzen?
Neben den ingenieurtechnischen Herausforderungen, Risiken, Freuden und Leiden an Projekten im Ausland sollte immer auch die persönliche Neugierde der Ingenieure an erster
Stelle genannt werden. Dabei ist nicht nur der
fachliche Austausch gemeint, sondern auch
persönliches Interesse an den Lebens- und Arbeitsumständen in anderen Ländern. Bei der
Zusammenarbeit auf Augenhöhe mit fremden
BERATENDE INGENIEURE 11/12  2013
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INGENIEURBERATUNG
▼ Deichman Library, Oslo,
Axonometrie Tragwerk
Abbildung: Bollinger +
Grohmann
▲Deichman Library, Oslo Architekturrendering, seit 2010, Lund Hagem Architects
+ Atelier Oslo, Oslo
Abbildung: Lund Hagem Architects
▲ The Sheikh Zayed Desert Learning Center,
Al Ain 2013, CAP Chalabi architects&partners, Wien
Abbildung: Fresh Media FZZ LLC
▶ The Sheikh Zayed Desert Learning Center,
Studien zur Generierung der Fensteröffnungen
Abbildung: Bollinger + Grohmann
Menschen erfährt man schnell und viel über
Land und Leute. Zudem sind die Standorte von
Bollinger+Grohmann an europäischen Verkehrsknotenpunkten angesiedelt, von denen
aus man schnell und direkt in aller Herren Länder kommt. Einer von vielen Vorteilen, auf die
Simon Ruppert, Partner und Geschäftsführer,
verweist: „Neben strategischen Aspekten ist
unsere kulturelle Neugierde eine wesentliche
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BERATENDE INGENIEURE 11/12  2013
INGENIEURBERATUNG
▲New Munch Museum, Oslo, Architekturrendering, seit 2010, Herreros Arquitectos, Madrid
Abbildung: Herreros Arquitectos
▶ Bürohochhaus Seoul, Architekturrendering,
seit 2010, Renzo Piano Building Workshop, Paris
Abbildung: RPBW
Triebfeder. Durch die Beteiligung an internationalen Projekten erweitert sich sowohl unser fachlicher als auch unser sozialer Horizont.
Dies gelingt jedoch nur, wenn man sich besonders für die Auslandstermine Zeit nimmt, um
sich mit den Planungspartnern in Ruhe auszutauschen und deren Belange verstehen zu können. Ich denke, gerade dieses Einlassen auf die
jeweilige individuelle Planungskultur hilft uns
als vertrauenswürdiger Partner wahrgenommen zu werden.“
Durch die Zusammenarbeit mit international
tätigen Architekten war Bollinger+Grohmann
in den vergangenen Jahren an etlichen Bauprojekten im europäischen und nichteuropäischem Ausland beteiligt. Daraus ist inzwischen
ein ganzes Spektrum internationaler Aktivitäten erwachsen. Das reicht von einer temporären Zusammenarbeit mit ausländischen Büros bis hin zur Eröffnung firmeneigener Niederlassungen als internationale Repräsentanzen. Zurzeit bestehen neben den beiden deutschen Büros in Frankfurt am Main und in Berlin Niederlassungen in Wien, Paris, Oslo und
Melbourne.
▼Bürohochhaus Seoul – Baustellenfortschritt
Abbildung: Bollinger + Grohmann
Autor:
Christian Brensing,
CBE – Enterprises, Berlin
BERATENDE INGENIEURE 11/12  2013
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BERUF UND RECHT
ABC des Baurechts
Prüfung von Nachträgen ausführender Unternehmen – vor und
nach HOAI 2013
von Rechtsanwältin Eva Reininghaus
Bei den meisten Bauvorhaben unterbreiten
die bauausführenden Unternehmen während
der Bauphase Nachtragsangebote für geänderte oder zusätzliche Leistungen. Die Gründe sind vielfältig. In aller Regel nehmen die
beteiligten Architekten/Ingenieure sodann eine Nachtragsprüfung während der Objektüberwachung vor.
Sowohl die HOAI 1996 als auch die HOAI 2009
enthalten keine Anhaltspunkte, wie die Nachtragsprüfung inhaltlich zu bewerten ist und
unter welchen Voraussetzungen Architekten
und Ingenieure dafür einen zusätzlichen Honoraranspruch geltend machen können. In
einem Urteil vom 05.08.2010 stellte der Bundesgerichtshof zur HOAI 1996 klar, dass die
Mehrkosten der Nachtragsleistungen nicht bei
den anrechenbaren Kosten für das Honorar
der Leistungsphasen 5 bis 7 zu berücksichtigen sind. Zugleich merkte der Bundesgerichtshof an, dass ein Architekt einen zusätzlichen
Honoraranspruch geltend machen kann,
wenn er im Zusammenhang mit der Nachtragsprüfung erneut Grundleistungen erbringen muss.
Sofern Nachträge der ausführenden Unternehmen auf eine entsprechende Anordnung
des Bauherrn zurückzuführen sind und dazu
Grundleistungen erneut erbracht werden müssen, kann der Architekt/Ingenieur auch nach
HOAI 2009 einen zusätzlichen Honoraranspruch geltend machen. Im Einzelnen dürfte
dieser aus § 3 Abs. 2 Satz 2, § 7 Abs. 5 HOAI
2009 herzuleiten sein. Je nach Einzelfall ist dabei zu überprüfen, welche Grundleistungen
der einzelnen Leistungsphasen für die Nachtragsprüfung wiederholt werden müssen. Typischerweise handelt es sich um Teilleistungen der Leistungsphase 7. Sofern der Architekt/Ingenieur eine planerische Lösung zur
Umsetzung der Nachtragsleistung erstellen
muss, können unter Umständen auch Grundleistungen der Entwurfs- oder sogar der Vorplanung erforderlich werden.
Demgegenüber kann der Architekt/Ingenieur
keinen zusätzlichen Honoraranspruch geltend
machen, wenn die Nachtragsleistung auf einen Planungsmangel zurückzuführen ist. In
diesem Fall schuldet er die Prüfung des Nachtragsangebots als Nachbesserungsleistung.
50
BERATENDE INGENIEURE 11/12  2013
Mit der seit Juli gültigen HOAI 2013 sind zur
Prüfung von Nachtragsangeboten nunmehr
verschiedene Grundleistungen eingeführt worden. Ferner werden in der HOAI 2013 an mehreren Stellen auch besondere Leistungen zur
Nachtragsprüfung genannt
Für das Leistungsbild Objektplanung Gebäude sieht Anlage 10 in der Leistungsphase 7,
Mitwirkung bei der Vergabe, das Prüfen und
Werten der Angebote zusätzlicher und geänderter Leistungen der ausführenden Unternehmen und der Angemessenheit der Preise
als Grundleistung vor. Das Mitwirken bei der
Prüfung von bauwirtschaftlich begründeten
Nachtragsangeboten wird als besondere Leistung aufgeführt.
Anlage 12 der HOAI 2013 nennt für das Leistungsbild Ingenieurbauwerke das Prüfen von
Nachträgen als besondere Leistung, die der
Leistungsphase 8, Bauoberleitung, zugeordnet wird. Ferner wird ebenfalls als besondere Leistung der örtlichen Bauüberwachung
das Prüfen und Bewerten der Berechtigung
von Nachträgen genannt. Gleiches gilt ausweislich Anlage 13 für das Leistungsbild Verkehrsanlagen.
Schließlich verortet Anlage 15 zur HOAI 213
für das Leistungsbild technische Ausrüstung
die Nachtragsprüfung sowohl in Leistungsphase 7 als auch in Leistungsphase 8. In der
Leistungsphase 7 ist das Prüfen und Werten
der Angebote für zusätzliche und geänderte
Leistungen der ausführenden Unternehmen
und der Angemessenheit der Preise als Grundleistung aufgeführt. Ferner ist als Grundleistung der Leistungsphase 8 das Prüfen und Bewerten der Notwendigkeit geänderter oder
zusätzlicher Leistungen der Unternehmer und
der Angemessenheit der Preise genannt.
Die vorgenannten Grundleistungen sehen keine Differenzierung nach der Ursache der
Nachtragsleistung vor. Das im Zuge der HOAINovelle erstellte Forschungsgutachten zum
Aktualisierungsbedarf der Honorarstruktur
enthält zwar die Empfehlung, dass die Grundleistungen nur solche Nachträge erfassen, die
ihre Ursache in einer Änderungsanordnung
des Auftraggebers haben. Diese Einschränkung hat aber keinen Eingang in die Grundleistungen der HOAI 2013 gefunden. Die amt-
liche Begründung enthält auch keine Erklärung für den Umstand, dass das Prüfen und
Werten von Nachtragsangeboten teils in der
Leistungsphase 7 und teils in der Leistungsphase 8 angesiedelt wurde.
Für die Leistungsbilder Objektplanung sowie
technische Ausrüstung bedeuten die vorgenannten, neu eingeführten Grundleistungen,
dass für das Prüfen und Werten von Nachtragsangeboten in der Regel kein zusätzlicher
Honoraranspruch geltend gemacht werden
kann, selbst wenn die Nachträge nicht auf einen Planungsmangel, sondern auf eine Änderungsanordnung des Auftraggebers zurückzuführen sind. Demgegenüber begründet das
Prüfen von Nachträgen in den Leistungsbildern Ingenieurbauwerke und Verkehrsanlagen einen zusätzlichen Honoraranspruch. Gleichermaßen kann der Architekt einen zusätzlichen Honoraranspruch geltend machen,
wenn er bauwirtschaftlich begründete Nachträge prüfen soll. Dabei stellt sich allerdings
die Frage, wer die vorgelagerte Prüfung vornimmt, ob ein bauwirtschaftlicher Nachtrag
überhaupt begründet ist oder nicht.
Ungeachtet der Honorierung werfen die Neuregelungen der HOAI 2013 für die Leistungsbilder Objektplanung und technische Ausrüstung die Frage auf, ob die Leistungen der Leistungsphase 7 bereits abgeschlossen und daher in einer Abschlagsrechnung vollständig
abgerechnet werden können, obwohl das Prüfen und Werten der Nachträge typischerweise erst während der Bauausführung und damit im Zuge der Objektüberwachung erfolgt.
Es bleibt abzuwarten, wie in der Praxis – und
in einigen Jahren auch durch die Gerichte –
die neu gefassten Grundleistungen und besonderen Leistungen ausgelegt werden.
Autorin:
Dr. Eva Reininghaus,
Fachanwältin für Bau- und Architektenrecht,
TSP Theißen Stollhoff und Partner Rechtsanwaltsgesellschaft, Berlin
BERUF UND RECHT
Urteile
Anforderungen an die Objektüberwachung durch den Planer
von Reinhard Voppel
OLG München, Urteil vom 9. 7. 2013 – 28 U
4652/12 Bau –
Nicht selten schließt der Auftraggeber aus der
Tatsache, dass bei oder nach der Abnahme
Mängel festgestellt werden, auf Überwachungsfehler des Planers und versucht, diesen in die
Haftung einzubeziehen. Mit einer derartigen
Frage hatte sich das OLG München im Falle eines Architekten zu beschäftigen. Die Ergebnisse sind aber ohne Weiteres auf Ingenieure zu
übertragen.
Der Kläger hatte zunächst mit dem beklagten
Planer zum Pauschalpreis von 3.500 Euro einen Vertrag über „Bauleitung“ für den Neubau
eines Zweifamilienhauses geschlossen. In einer Folgevereinbarung wurde der Beklagte für
einen Pauschalbetrag von 8.000 Euro sowie
48,00 Euro für weitere Arbeitsstunden mit folgenden Leistungen beauftragt: Beobachten der
Arbeiten des ausführenden Unternehmers, Beurteilen und Prüfen von Nachträgen, Prüfen
und Freigabe von Abschlagszahlungen bezogen auf den Baufortschritt und Zahlungsplan,
Abnahme von Leistungen bezogen auf den
Bauzeitenplan.
Infolge von Mängeln bei der Abdichtung (von
einem Sachverständigen festgestellt) ist Wasser in das Kellergeschoss eingedrungen, so dass
der Estrich ausgetauscht werden muss. Außerdem wird vom Auftraggeber bemängelt, dass
sich der Pumpensumpf nicht öffnen lasse, die
Malerarbeiten mangelhaft seien und eine Revisionsklappe der Heizungsanlage fehlerhaft
sei. Der Beklagte verteidigt sich damit, er habe die Arbeiten nach dem erhaltenen Auftrag
überhaupt nicht überwachen müssen, vielmehr habe er im Wesentlichen den zeitlichen
Ablauf beobachten und kontrollieren sollen.
Das OLG legt die vertragliche Vereinbarung allerdings dahingehend aus, dass der Beklagte
zur Bauüberwachung verpflichtet gewesen sei.
Da die Parteien nicht auf die HOAI Bezug genommen haben, diese ausschließlich Preisrecht und keine normativen Leitbilder für die
Vertragspflichten enthält, konnte das Gericht
sich nicht daran orientieren. Ob sich die Ver-
pflichtung zur Bauüberwachung schon aus der
Vereinbarung der „Bauleitung“ ergibt, wird offengelassen. Eine reine „Beobachtung“ für sich
genommen sei sinnlos, ebenfalls auch eine Beschränkung auf die Überwachung des Zeitplans.
Aber aus der tatsächlichen Handhabung der
Parteien während des Baus ergab sich eine vollständige Objektüberwachung, so dass der Vertragsinhalt während der Vertragsdurchführung
konkretisiert worden sei. Der Beklagte hat umfangreiche Bauüberwachungsmaßnahmen
durchgeführt, in seinen Stundenabrechnungen dokumentiert und bekam diese auch. Das
Gericht geht also davon aus, dass eine Verpflichtung zur Bauüberwachung bestand.
Allerdings haftet der Planer nicht neben dem
ausführenden Unternehmer für jeden Ausführungsmangel wegen fehlerhafter Objektüberwachung. Eine Haftung kann ohnehin nur bestehen, wenn der Planer den Mangel hätte erkennen können. Mängel, die etwa auf Fabrikations- oder Konstruktionsfehlern eingesetzter Komponenten beruhen, können in der Regel erst bei einer Funktionsprüfung oder gar
bei Versagen des Bauteils nach Abnahme erkannt werden.
Die Überwachungsintensität und der geschuldete Umfang der Überwachung hängen von
den Umständen des Einzelfalles ab. Einfache,
gängige Arbeiten – zum Teil auch als „handwerkliche Selbstverständlichkeiten“ bezeichnet – muss der Planer nicht durchgehend überwachen. Hier genügen stichprobenartige Kontrollen während der Ausführung verbunden
mit einer Kontrolle nach Abschluss der Arbeiten.
Handelt es sich jedoch um Arbeiten, die besondere Gefahrenquellen mit sich bringen –
Leistungen, die besonders fehleranfällig oder
von besonderer Bedeutung für den Gesamterfolg sind –, besteht eine erhöhte Überwachungspflicht. In diesen Fällen muss der Objektüberwacher grundsätzlich bei der Ausführung der Arbeiten dabei sein und die Mangelfreiheit kontinuierlich überprüfen.
Die Abdichtungsarbeiten gehören zu den kontinuierlich überwachungspflichtigen Leistungen. Das gilt für Abdichtungs- und Flachdacharbeiten generell, weil sie besonders fehleranfällig und kompliziert sind, ebenso etwa für
das Gießen der Betonsohlen und -decken sowie deren Bewehrung.
Dagegen handelt es sich bei Malerarbeiten typischerweise um handwerkliche Selbstverständlichkeiten. Das selbe gilt hier auch für die Arbeiten am Pumpensumpf und an der Heizungsanlage: Diese unterlagen nicht der besonderen Überprüfung des Beklagten während
der Ausführung. Anders verhält es sich nur
dann, wenn es besonderen Anlass zu einer intensiveren Überwachung gibt, etwa weil der
Unternehmer bereits (deutlich) mangelhaft gearbeitet hat.
Allerdings müssen Mängel bei nicht erhöht
überwachungspflichtigen Leistungen bei der
Abnahme festgestellt werden. Übersieht der
Objektüberwacher bei der Abnahme erkennbare Mängel, stellt dies eine eigenständige
Pflichtverletzung dar. Allerdings hat der Planer
nicht für die Beseitigung der Mängel einzustehen, sondern haftet nur auf Schadensersatz.
Ein Schaden entsteht dem Auftraggeber nach
Ansicht des OLG München nur dann, wenn dadurch, dass der Planer die Mängel bei der Abnahme übersieht, ein weiterer Schaden entsteht, wobei das Gericht wohl an Folgeschäden
denkt. Da solche Schäden hier nicht geltend
gemacht wurden, wird die Klage insoweit abgewiesen.
Autor:
Dr. Reinhard Voppel,
Fachanwalt für Bau- und Architektenrecht,
Rae Osenbrück Bubert Kirsten Voppel, Köln
BERATENDE INGENIEURE 11/12  2013
51
BERUF UND RECHT
HOAI 2013
Auswirkungen auf Haftung und Berufshaftpflichtversicherung?
von Bernd Mickosch
Im Zusammenhang mit der seit Juli gültigen
HOAI 2013 ist in den Medien vereinzelt von einer „Verschärfung der Haftungsrisiken“ wegen
neuer Grundleistungen im Bereich Kosten, Termine, Dokumentationen die Rede. Die Unit
hält diese Bewertung:
1. juristisch für unscharf:
Es wird unterstellt, dass die HOAI-Leistungen
als notwendiger „Programmablauf“ zwingend
abzuarbeiten sind, um die Schadenfreiheit eines Architekten- bzw. Ingenieurwerks zu erreichen. Dem ist nicht so, denn der Planervertrag
ist ein Werk- und kein Dienstleistungsvertrag.
Geschuldet wird ein fehlerfreies Werk, also ein
Arbeitsergebnis. Zudem kann die HOAI gar keine Leistungspflichten definieren: Die Ermächtigungsgrundlage der HOAI sieht ausschließlich preisrechtliche Regelungen vor – sprich:
für welche Leistungen welches Honorar geschuldet wird oder berechnet werden darf. Regelungen einer Verordnung, die nicht von der
Ermächtigungsgrundlage gedeckt sind, haben
keine Wirksamkeit.
2. für spekulativ:
Die künftige Praxis wird zeigen, ob erfolgreich
durchsetzbare Schadenersatzforderungen zunehmen werden. Es ist aus unserer Sicht nicht
auszuschließen, dass sich die in der Vergangenheit häufig fehlende Zusammenarbeit und
Kommunikation der Baubeteiligten bessert
und die verantwortlichen Leistungserbringer
durch den HOAI-Leistungskatalog sensibilisiert
werden, ihren Verpflichtungen besser nachkommen.
Erklärtes Ziel der HOAI-Novellen 2009 und 2013
ist die größtmögliche Kostensicherheit für den
Auftraggeber bei der Entwicklung eines Bauvorhabens. Der Planer hat die wirtschaftlichen
Rahmenbedingungen des Auftraggebers/Bauherrn zu erkunden und verbindlich zu klären.
Zu einem zentralen Leistungsinhalt wird die
Überprüfung, ob die Kostenvorstellungen des
Auftraggebers in den weiterführenden Prozessen gewahrt werden oder Veränderungen unterliegen. Einher geht damit – so der Wunsch
des Verordnungsgebers – eine erhöhte Transparenz für den Bauherrn.
Der Planer muss seinen Aufklärungs-, Hinweis-,
Informations- und Überprüfungspflichten nachhaltig nachkommen, um den Bauherrn in die
Lage zu versetzen, sachgerechte Entscheidun-
gen zu treffen. Nicht selten wird der Planer
„nachbessern“ müssen, um noch vor Beauftragung der Bauunternehmer in Form von Planungs- oder auch Ausschreibungsanpassungen das erklärte Baukostenziel zu erreichen.
Nach wie vor sind aber die mit Kosten und Terminen zusammenhängenden Ausschlüsse in
den Bedingungswerken der Berufshaftpflichtversicherung zu beachten. Diese stellen sicher,
dass sich die Auswirkungen der Novelle für die
Berufshaftpflichtversicherer in Grenzen halten
dürften.
Noch ein Satz zum neuen § 15 Abs. 1 HOAI: wenn
als Folge der dort genannten Abnahme als Fälligkeitsvoraussetzung künftig öfter eine formelle, ausdrückliche Abnahme von Architektenund Ingenieurleistungen erfolgen würde, wäre
das im Hinblick auf die Haftung zu begrüßen.
Denn mit der Abnahme beginnt die Frist für die
Mängelrechte und die Beweislastumkehr.
Autor:
Bernd Mikosch,
UNIT Versicherungsmakler GmbH,
Bücher
AHO-HEFT VERMESSUNG
Mit Einführung der HOAI 2013 ist die „Ingenieurvermessung“ – bisher „Vermessungstechnische Leistungen“ – im unverbindlichen Anhang 1 unter Punkt 1.4. geblieben,
wurde aber inhaltlich insbesondere im Bereich Planungsbegleitende Vermessung –
bisher „Entwurfsvermessung“ – erheblich
überarbeitet. Die danach in der HOAI 2013
enthaltenen Honorarstrukturen sind allerdings falsch und weder angemessen noch
anwendbar.
Vor diesem Hintergrund hat die AHO-Fachkommission „Vermessung“ in der Schriftenreihe des AHO Heft 31 zu Leistungsbild und
Honorierung von Vermessungsleistungen
veröffentlicht. Unter dem Titel „HOAI – In-
52
BERATENDE INGENIEURE 11/12  2013
genieurvermessung. Anwendbare Fortschreibung der Anlage 1, Nr. 1.4 HOAI 2013“ erläutern die Autoren daher einerseits die neuen
inhaltlichen Strukturen, machen andererseits
aber vor allem die Honorarstruktur durch berichtigte Honorartabellen bzw. Honorarzuordnungen auf Basis von rund 400 abgerechneten Aufträgen anwendbar. Daneben werden
einige sinnvolle Ergänzungen zum Verordnungstext eingeführt.
Besonders weisen die Autoren darauf hin, dass
die vom AHO in der Broschüre gemachten Vorschläge zur „Planungsbegleitenden Vermessung“ inhaltlich auch vom BMVBS als inhaltlich richtig angesehen und durch das Allgemeine Rundschreiben ARS 16/2013 vom
13.08.2013 eingeführt wurden.
AHO-Schriftenreihe Bd. 31. HOAI – Ingenieurvermessung. Anwendbare Fortschreibung der Anlage 1,
Nr. 1.4 HOAI 2013. Bundesanzeiger-Verlag 2013,
14,80 Euro, ISBN 978-3-8462-0287-6
Online-Bestellung: www.aho.de.
PRODUKTE UND PROJEKTE
Nemetschek-Allplan Ingenieurbau
Museumsneubau der
Michigan State Uniersity
Foto: Rocket-Photo
Schritt zu Open BIM
Okalux
Skulpturales Gebäude für die Kunst
Scharfe Kanten, Faltungen, schräge Wände –
das neue Museum für Kunst auf dem Gelände der amerikanischen Michigan State University präsentiert sich als expressive Skulptur mit plissierter Edelstahlfassade. Entworfen vom Büro Zaha Hadid Architects aus London überzeugt der Bau, gestiftet von dem USMilliardär Eli Broad, aber nicht nur durch sein
markantes Äußeres. Auch das Innere beeindruckt durch eine Landschaft aus unterschiedlich inszenierten Räumen. So werden die Besucher zum Beispiel in einem dreigeschossigen Foyer empfangen, in dem eine angenehm
sanfte Lichtstimmung herrscht. Der Grund
hierfür liegt in der besonderen Ausführung
des Oberlichts über dem Haupttreppenhaus:
Das Isolierglaspaneel Okagel von Okalux streut
das einfallende Tageslicht gleichmäßig in den
Raum.
Im Scheibenzwischenraum befindet sich ein
Silika-Aerogel, das außergewöhnliche physikalische Eigenschaften aufweist. Das innovative Material streut das Tageslicht gleichmäßig in den Raum, darüber hinaus wirkt es
hochwärmedämmend und schallisolierend.
Auch verhindert die Gitterstruktur des Aerogels die Konvektion im Scheibenzwischenraum – so erreicht Okagel gleichbleibend gute Wärmedämmwerte, sogar bei Überkopfverglasungen.
Das Eli & Edythe Broad Art Museum öffnete
im November 2012 seine Türen und lädt seither die Besucher ein, sowohl die vielfältige
▲Treppenhausverglasung
Foto: Paul Warchol
Kunst zu genießen, als auch die spektakuläre Architektur mit ihren verschiedenen Raumund Lichtsituationen. Insgesamt stehen knapp
4.300 m² für die 7.500 Kunstobjekte der Universität zur Verfügung
www.okalux.com
Präzise, schnell und kostengünstig, das sind
die Anforderungen, denen der Bauingenieur
gerecht werden muss. Allplan wurde in diesem
Sinne konzipiert: Software, die einfach zu bedienen ist, eine reibungslose Zusammenarbeit
mit Planungspartnern gewährleistet und Arbeitsprozesse optimiert.
Mit Allplan 2014 wurde die Workgroup-Funktionalität erweitert. Dadurch kann der Ingenieur Projektpartner und Mitarbeiter über Büro- und Firmengrenzen hinaus in seine Arbeitsumgebung einbinden, als würden alle am selben Tisch am selben Plan arbeiten. Das bedeutet orts- und zeitunabhängiger Zugriff auf den
jeweils aktuellesten Planstand: kein „E-MailPing-Pong“, kein Datenverlust.. Über Zugriffsrechte wird bestimmt, wer welche Befugnisse
im jeweiligen Projekt hat. Datenverschlüsselung sorgt für zusätzliche Sicherheit.
Beim Modellieren und Bewehren in 3D ermöglicht es die neue Extrusionsfunktion dem Nutzer von Allplan 2014, Konturen wesentlich
schneller zu versetzen oder neu aufzuskizzieren und im nächsten Schritt senkrecht zu extrudieren. Passend dazu kann der Anwender
individuell geformte Bewehrungen aus 3D-Linien und 3D-Splines erstellen und ohne weitere Arbeitsschritte an Ort und Stelle verlegen.
Die zertifizierte IFC-Schnittstelle wurde in Allplan 2014 erweitert, so dass Nutzer neben 3DKörpern und Bauteilen nun auch Bewehrungen austauschen können. Serviceplus Kunden
profitieren bei Allplan 2014 zudem von bim+
und Nevaris als angebundenen SaaS-Lösungen. Die Cloud-Lösung bim+ mit BIM-Server
und innovativen Apps ermöglicht u. a. die Vernetzung und Visualisierung von Allplan-BIMModellen auf mobilen Endgeräten. Neu ist
auch die Schnittstelle zu Nevaris. Nevaris setzt
mit webgestützten Prozessen und Kostenkontrolle in Echtzeit neue Maßstäbe für AVA.
Fazit: Projektarbeit wird leichter, schneller, kostengünstiger. Fehler werden reduziert. „Mit der
BIM-Lösung Allplan zielen wir darauf ab, den
Austausch von Daten und die Zusammenarbeit aller am Bau Beteiligten im Sinne von
Open BIM so flexibel wie möglich zu gestalten“,
sagt Dr. Jörg Rahmer, CEO Nemetschek Allplan
Systems GmbH.
www.nemetschek-allplan.com
BERATENDE INGENIEURE 11/12  2013
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PRODUKTE UND PROJEKTE
◀Auf neuestem
technischen Stand: die
Wisseloord Studios
Foto: BSW GmbH
BSW Berleburger Schaumstoffwerk
Schallentkoppelte Tonstudios
Vor 35 Jahren wurden am niederländischen
Medienstandort Hilversum die Wisseloord Studios errichtet. Mit Aufnahmen berühmter
Künstler wie Tina Turner, Rolling Stones oder
Michael Jackson erlangten sie Weltruhm. Durch
mehrfachen Eigentümerwechsel wurden sie
jedoch jahrelang baulich und technisch vernachlässigt und nahezu aufgegeben. 2010 entstand die Idee, die historischen Studios komplett auf den neuesten technischen und akustischen Stand zu bringen – unter Erhalt der
berühmten Aufnahmeräume.
Der folgende Umbau der Wisseloord Studios
war eines der umfangreichsten und ambitioniertesten Tonstudio-Projekte Europas. Die
drei Hauptstudios mit jeweils einem Aufnahme- und einem Regieraum befinden sich in
drei unabhängig nebeneinanderstehenden
Hallen, die über einen Gang mit dem restlichen Gebäude und dem Restaurant verbunden sind. Beim Umbau wurde Studio 3 bis auf
die Halle komplett abgerissen und durch zwei
große Mastering-Studios ersetzt. In den Studios 1 und 2 wurden die Regieräume neu erstellt sowie die Aufnahmeräume überarbeitet. Gleichzeitig erneuerte man die gesamte
Klimaanlage, die Elektrik und die Studiotechnik.
54
BERATENDE INGENIEURE 11/12  2013
Für die Planung zeichnete das Akustikplanungsbüro
jv-acoustics
von Jochen
Veith aus Brunnthal bei München verantwortlich. Aufgrund der
hohen Anforderungen zur Einhaltung des Ruhegeräuschs in den Studios entschieden sich die Planer für
Regufoam-Produkte von BSW, die für
unterschiedliche Anwendungen zum Einsatz
kamen. So wurde neben der Lagerung von Klimageräten, Treppen und großen Lautsprechersystemen bei allen großflächigen Isolationsaufgaben auf BSW-Produkte zurückgegriffen.
Die Raum-in-Raum-Konstruktionen der beiden Ton- sowie der Mastering-Regien bestehen aus einer 30 cm dicken Kalksandsteinwand mit aufgelegter Stahlbetondecke, wobei
auf Regie 1 und 2 noch je eine große Lounge
aufgesetzt wurde. Die Einbauten wurden auf
einer neuen, mit Regufoam körperschallentkoppelten Fundamentplatte gelagert. Zusätzlich erhielten die Räume studiotaugliche, auf
Regufoam gelagerte Bodenplatten, ähnlich einem schwimmenden Estrich, jedoch mit ver-
◀ Grundriss
Zeichnung: BSW GmbH
lorener Schalung.
Nur so konnten die
geforderten Isolationswerte für Luftund Körperschall erreicht
werden.
Beim Aufnahmeraum 2
stellte sich heraus, dass die Isolation zwischen den Studios
nicht mehr ausreichte. Der Körperschall übertrug sich über die Bodenplatten unter dem Hallenfundament
hindurch über den Sand. Da man den Raum
nicht komplett abbauen wollte, wurde die
38 t schwere Raum-in-Raum-Konstruktion
samt der raumakustischen Einbauten angehoben, um die alte Bodenplatte abzubrechen,
tiefer zu graben, neue Fundamente für die
Lastabtragung des inneren Raumes zu erstellen, eine neue primäre Bodenplatte zu gießen,
den inneren Raum wieder zurück auf genau
(durch Messung der Auflagerkräfte) ausgelegte Regufoam-Lager zu stellen und einen neuen studiotauglichen Estrich, gelagert auf Regufoam, einzubringen. Diese Maßnahme war
ungewöhnlich, aber die in jeder Hinsicht beste Lösung.
www.bsw-schwingungstechnik.de
PRODUKTE UND PROJEKTE
PERI
Projektlösung aus dem Baukasten
Ausbau der Schleusenanlage
Lanaye erfordert Neubau einer
Straßenbrücke
Die Grenzschleuse Lanaye zwischen Belgien
und den Niederlanden verbindet den Albertkanal mit dem Julianakanal, einem Seitenkanal der Maas. Durch den Bau zusätzlicher
Schleusenkammern wird die Kapazität künftig vervierfacht. Bestandteil der Baumaßnahme ist eine neue Straßenbrücke, die die Fahrrinnen auf 200 m Länge im rechten Winkel
überquert. Die S-förmige, 15 m breite Brücke
wird in Stahlverbundbauweise ausgeführt und
weist mit 4,50 m eine ungewöhnlich große
Kragarmlänge auf. Für ihre Herstellung wurden Schalungslösungen aus dem Variokit Ingenieurbaukasten von Peri verwendet. Die
136 m lange Hauptquerung wird mithilfe
zweier Variokit Verbundschalwagen hergestellt.
An den beiden Uferbereichen weist das Brückenbauwerk zwei 90°-Kurven auf – mit Achsradien von jeweils knapp 30 m. Dafür bieten
am Stahlträger montierte Variokit Kragarmkonsoleinheiten eine ideale Lösung. Der geometrisch und statisch komplexe Bereich der
Rundsäulen wird ebenfalls mit Peri Know-how
und weitgehender Verwendung von Standardmaterial geschalt. Hier sind die Außenkonsolen radial angeordnet; die Druckabstützung
an der Stahlbetonsäule mittels Variokit Bau-
teilen und Multiprop 625 Alu-Deckenstützen
ist wichtiger Bestandteil der Projektlösung.
Für die Endmontage und den reibungslosen
Baustelleneinsatz wurden Schalungseinheiten bereits vormontiert auf die Baustelle geliefert. Um ein bestmögliches Ergebnis zu erzielen, haben bei der technischen Bearbeitung und statischen Berechnung von Beginn
an belgische und deutsche Peri-Ingenieure
im Team zusammengearbeitet.
www.peri.de
▲Im Bereich des äußerst
engen Außenradius
werden die konzentrierten Lasten der radial
angeordneten
Kragarmkonsolen mittels Druckabstützung in
den vorhandenen
Brückenpfeiler eingeleitet. Fotos: PERI GmbH
BERATENDE INGENIEURE 11/12  2013
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PRODUKTE UND PROJEKTE
Doka
Kletterschalung trotzt Norwegens Stürmen
In Norwegens hohem Norden – 80 km südlich von Hammerfest und rund 450 km nördlich des Polarkreises – errichtet der Salzburger Baukonzern Alpine eine 270 m lange und
8,50 m breite einhüftige Schrägseilbrücke über
den Kåfjord. Doka liefert für den Bau des APylons und seiner Fundamente sowie der Vorlandbrücke die Schalung. Für den Zuschlag
war vor allem die Kompetenz des Unternehmens in technisch anspruchsvollen Selbstkletterprojekten ausschlaggebend. Doka punktete aber auch mit der Kenntnis um regionsspezifische Problemstellungen und der „relativ“
nah gelegenen Niederlassung in Trondheim.
Sie gewährleistet, dass die Baustellen- und
Lieferlogistik zum 1.400 km entfernten Baustellenteam in Alta lückenlos und fehlerfrei
funktioniert. „Besonders wichtig ist es, keine
Lademeter zu vergeuden, weil der Transport
auf Grund der Distanz sehr kostenintensiv ist“,
betont Doka-Projektleiter Andreas Heimberger.
Zum Bau des 72,50 m hohen Pylons entschied
sich Alpine für das selbstkletternde Schalungssystem SKE50 plus, das sich perfekt an schwierige Bauwerksgeometrien anpassen lässt. Bei
der Errichtung der beiden um 10 Grad aus der
Vertikalen geneigten Pylonfüße klettern neun
SKE50 plus-Kletterautomaten in Kombination mit 63 m² maßgeschneiderter Trägerschalung Top 50 im Wochentakt nach oben. Am
Pylonkopf sind nach Umbau der Bühnen acht
SKE50 plus-Automaten im Einsatz. Die Kletterautomaten an den Stirnseiten klettern ohne Umbau bis zum Ende durch. Die Blockhöhe an den Füßen beträgt 4 m, am Kopf
2,50 m. Das Brückentragwerk entsteht im Freivorbau, die Fundamente des Pylons mit Rahmenschalung Framax. Um die Spannkabel im
Ballastkasten an der kurzen Seite der Brücke
präzise zu platzieren, wird er in zwei Takten
mit der Trägerschalung Top 50 betoniert, wobei die Außenschalung für beide Betoniertakte in Position bleibt.
Nicht nur das schnelle Höhersetzen der Schalungseinheiten mit hydraulischen Zylindern
und das einfache Ein- und Ausschalen, auch
der hohe Sicherheitsstandard der Doka-Selbstkletterschalung hat die Bauleitung beeindruckt. Die Windstärken im Fjord sind mit
80 km/h Arbeits- und bis zu 170 km/h Sturmwind erheblich, die Sicherheitsanforderungen an das Material daher sehr hoch. Die vier
Arbeitsebenen sind zu jedem Zeitpunkt abgeschrankt – auch im Kletterzustand. „Auf
Grund der permanenten Verankerung der
Klettergerüste im Beton können die Plattformen selbst bei hohen Windlasten sicher nach
oben klettern. Die breiten und rundum gesicherten Arbeitsbühnen sowie die fix in die
Klettereinheiten integrierten Aufstiege garantieren sichere Arbeitsbedingungen“, erklärt
Alpine-Polier Herbert Etzold.
Der Bau der 101 m langen Vorlandbrücke mit
sechs Rundstützen und Tragwerk erfolgt mit
Trägerschalung Top 50 und Traggerüsten Staxo 100. Damit kein zusätzliches Schalungsmaterial für die Pfeiler geliefert werden muss,
wird das vom Widerlagerbau vorhandene Framax-Rahmenschalungsmaterial mit Formhölzern ergänzt: So können die Stützen in einwandfreier Betonqualität hergestellt werden.
www.doka.de
◀ Brücke über den Kåfjord
entsteht mit Doka-Know-how.
Foto: Doka
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BERATENDE INGENIEURE 11/12  2013
PRODUKTE UND PROJEKTE
Fachvereinigung Bauwerksbegrünung
Gründach des Jahres 2013
Die 120 Teilnehmer des 12. Internationalen
FBB-Gründachsymposiums haben in Ditzingen die begrünte Dachterrasse des Umweltamtes Karlsruhe zum FBB-Gründach des Jahres 2013 gewählt. Eingereicht hatte das Projekt das FBB-Mitglied Garten Moser aus Reutlingen, der die Dachbegrünung im OptigrünSystem 2010 eingebaut hatte.
Das etwa 200 m² große Dach des Umweltamtes Karlsruhe war schon über 20 Jahre intensiv begrünt. Im Rahmen der Sanierung von
Fassade und Dachabdichtung entschied man
sich, auch die in die Jahre gekommene Begrünung zu erneuern. Ziel war ein abwechslungs- und artenreiches und dennoch pflegeleichtes Gründach, das nach wie vor begehbar sein sollte. Die Dachfläche wurde in verschiedene Begrünungsbereiche aufgeteilt, die
vorhandenen Holzroste der früheren Terrasse wiederverwendet und integriert. Sie umschließen nun den Mittenbereich, der mit einer einfachen Intensivbegrünung gestaltet
wurde. Die Randbereiche erhielten eine Extensivbegrünung in mehrschichtiger Bauweise mit Sedum-Sprossen und Kräuter-Saatgut.
▲FBB-Gründach des Jahres 2013 in Karlsruhe.
In Teilbereichen wurden Anhügelungen mit
20 cm Substrat und Flachballen-Pflanzung
eingearbeitet. Insgesamt umfasst die Pflanzenliste etwa 50 Arten.
Ergänzend zur artenreichen Vegetation wurden mit Trockenmauern und Steinschüttungen (Gabionenschotter 80-120 mm) aus Muschelkalk und Tothölzern Habitate für die
Kleintierwelt geschaffen. So wundert es nicht,
Foto: Optigrün
dass nicht nur Mitarbeiter und Besucher des
Umweltamtes, sondern des gesamten Gebäudes die neu angelegte Dachterrasse als Pausenfläche nutzen. Birgit Wiedmann vom Gartenbauamt berichtete: „Wir nutzen die Dachbegrünung auch als Anschauungsobjekt und
führen gerne unsere internationalen Gäste
über das Dach – ein schönes Imageobjekt!“
www.fbb.de
www.optigruen.de
PROJEKT PRO
Management und Kosten im Griff
Die Bürosoftware für Architekten und Ingenieure Projekt Pro ist ab sofort in neuem Design nutzbar. Das neue Launchpad
hat eine intuitive und individualisierbare Oberfläche. Die benötigten Bausteine
werden auf den virtuellen Schreibtisch gezogen, momentan nicht verwendete Funktionen können einfach im Hintergrund
verschwinden.
Ein zeitnaher Informationsfluss und eine
klare Aufgabenverteilung sind von essenzieller Bedeutung für den Projekterfolg.
Genau dafür wurde Pro management entwickelt. Die zwei neu in Pro management
enthaltenen Bausteine sind explizit auf
den Arbeitsalltag von Architekten und Ingenieuren zugeschnitten. Mit dem Bautagebuch – der täglichen detaillierten Dokumentation des Baustellenablaufs – geht
▲ Virtueller Projekt-Pro-Schreibtisch
Abbildung: Projekt Pro
die Mängelverfolgung Hand in Hand. Denn
Mängel festzustellen und deren Beseitigung
zu überwachen ist eine unabdingbare Voraussetzung für den Erfolg eines Projekts.
Der Baustein der Mängelverfolgung ermöglicht eine exakte Arbeitsvorlage.
Mit Pro controlling haben die Planer die
Kosten des Projekts jederzeit im Griff. Eine
dynamische Analyse verknüpft alle wichtigen Daten, so dass das Projekt zu jedem
Zeitpunkt optimal zu steuern ist. Mit einem
Klick lassen sich investierte Ressourcen und
aktueller Leistungsstand abgleichen. Mit
dem neuen Baustein der Personaleinsatzplanung bietet Pro controlling den permanenten Überblick über die Auslastung einzelner Mitarbeiter. Deren Koordination kann
auch standort- und länderübergreifend erfolgen. Mit kürzester Reaktionszeit können
Teams für Wettbewerbe oder Projektänderungen gebildet werden.
Um den Kunden die neue Software mit allen Funktionen vorzustellen, nutzt Projekt
Pro seit September Webinare.
www.projektpro.com
BERATENDE INGENIEURE 11/12  2013
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PRODUKTE UND PROJEKTE
PASCHAL
Tunnelschalung für Sichtbeton
Eine der größten Verkehrswegebaustellen
Frankreichs ist die neue Bahntrasse für den
Schnellzug TGV zwischen Tours und Bordeaux.
Die vom Unternehmen Vinci Construction
(Nanterre) errichtete Neubaustrecke durchschneidet Hänge und überquert zahlreiche
Areale mittels Fahrbahndämmen, die lokal
10 m Höhe erreichen können. Das jeweilige
Niveau der Strecke ist so gewählt, dass sich
die Massen von Aushub und Aufschüttung
möglichst ausgleichen. Überquert die Trasse
bestehende Verkehrswege, werden diese mit
Tunnelröhren versehen, noch bevor der
Damm aufgeschüttet wird.
Bei Roullet-Saint-Estèphe (Nähe Angoulême)
wird seit Mitte 2012 an der Strecke gebaut; die
Arbeiten sollen Ende 2013 beendet sein. Das
Hauptaugenmerk liegt dabei auf einer
36 m langen Röhre, die durch einen landschaftsverändernden Damm überschüttet werden soll. Die Tunnelröhre soll innen makellose Sichtbetonoptik aufweisen, weshalb hier die
TTS Trapeztrapezträger-Rundschalung mit
Stahlschalhaut von Paschal gewählt wurde. Die
radienverstellbare TTS ist ein erst vor wenigen
Jahren entwickeltes Schalungssystem, das auf
der bewährten TTR (Trapezträger-Rundschalung mit Holzschalhaut) basiert, mit der die
Außenseite der Tunnelröhre geschalt wird. TTS
und TTR sind kompatibel. Auch die Anschlüsse an andere Schalungssysteme von Paschal
sind sicher und problemlos.
Das Innengerüst der Tunnelröhre besteht aus
GASS-Türmen und Jochen aus leichtem Aluminium. Dennoch kann eine einzige GASSStütze bis zu 140 kN Last aufnehmen. Die gesamte Schalung ist 12 m lang und als verfahrbarer Schalwagen konstruiert, der in vier hintereinander angeordneten Schaltakten eingesetzt wird.
Der Schalungsspezialist aus Steinach hat lange Erfahrung in dieser Art von Tunnelbautechnik. Paschal-Monteure wiesen die Mannschaften auf der Baustelle zwei Tage lang ein, so
dass die Arbeiten schnell und problemlos voranschritten.
Die TTS wurde vor allem auf Wunsch zahlreicher westeuropäischer Paschal-Kunden entwickelt. Hauptsächlich wird sie in Frankreich
eingesetzt, findet jedoch auch in Deutschland
58
BERATENDE INGENIEURE 11/12  2013
▲Die TTS als Schalung für
die Tunnelröhre
Foto: PASCHAL
◀ Unterstützungssystem
GASS als verfahrbarer
Wagen: Über dem System
liegen Bogenlehren, die
die Krümmung für die
radienverstellbare
Trapezträger-Rundschalung
in Stahl vorgeben.
Foto: PASCHAL
immer mehr Anerkennung, vor allem bei architektonisch anspruchsvollen Projekten,
denn die TTS hat eine stabile, makellose Stahlschalhaut, die frei von jeglichen Abdrücken
ist. Sie nimmt bei einer sehr geringen Anzahl
an Spannstellen 80 kN/m² Frischbetondruck
auf und kann auf einen Innenradius von
2,50 m heruntergekrümmt werden. Mit der
TTS, die millimetergenau eingestellt werden
kann, sind auch ellipsoide oder Spiralformen
machbar.
www.paschal.de
PRODUKTE UND PROJEKTE
NOE
Mehr als eine Brücke
Die neue Brücke am
Albertkanal bei Vroenhoven
Fotos: NOE-Schaltechnik,
Süssen
Seit dem Zweiten Weltkrieg hat die Albertkanal-Brücke bei Vroenhoven für Belgien besondere Bedeutung, denn über diese Brücke marschierte im Mai 1940 die deutsche Wehrmacht
ein. Zurzeit wird der Albertkanal ausgebaut.
Dies erforderte den Abriss der alten Brücke zwischen Riemst und Vroenhoven. Die mit der
Neubauplanung beauftragten Architekten Ney
& Partners sa, Brüssel, mit Jozef Legrand, Berlin, hatten ästhetische, historische, verkehrstechnische und statische Aspekte zu berücksichtigen, denn das auftraggebende Ministerium in Brüssel legte Wert auf Bewahrung des
geschichtlichen Hintergrunds.
Die Brücke ist eine 18,5 m breite und 195 m
lange Stahlkonstruktion mit zwei Fahrspuren,
die von Fußgänger- und Radwegen flankiert
werden. Auf der Seite von Riemst entstand ein
massives Bauwerk, das die Funktion eines Widerlagers und eines Informationszentrums über
Brücke und Informationszentrum
sollen Verbindung Moderne und
Geschichte herstellen.
den Zweiten Weltkrieg in sich vereint. Integriert
sind mehrere multifunktionale Räume, ein Café-Restaurant und ein Amphitheater. Die 170
m langen Außenwände des Gebäudes aus texturiertem Beton können als Kletterwände genutzt werden. Schwerpunkt ist aber eindeutig
die Funktion als Informationszentrum. Deshalb wurde auch ein Bunker erhalten und in
die Konzeption einbezogen.
Vorherrschendes Baumaterial ist weißer Sichtbeton, der ockerfarben pigmentiert wurde und
an grob behauenen Granit erinnert. Um diese
Optik zu erzeugen, gestalteten die Planer die
Betonoberfläche mit NOEplast Strukturmatrizen „Steinstruktur Granit IV“. Sie kommt mit
ihrer Struktur der ursprünglichen Oberflächenbeschaffenheit der Brückenbauten sehr nahe.
Zusätzlich wurde ein Erstarrungsverzögerer verwendet, so dass die oberste Zementschicht
nicht aushärtete und nach dem Ausschalen
von den Mitarbeitern des ausführenden Unternehmens Cei-De Meyer NV, Brüssel, mit kräftigem Wasserstrahl ausgewaschen werden
konnte. Dadurch wurde die Gesteinskörnung
sichtbar und trägt zum unverwechselbaren Erscheinungsbild der Brücke bei. NOE bietet als
derzeit einziger Hersteller Schalung und Strukturmatrizen aus einer Hand an. Die Matrizen
können 100-mal wiederverwendet werden, so
erhöht sich ihre Wirtschaftlichkeit mit jedem
Betoniervorgang. Auf Wunsch liefert NOE Strukturmatrizen auf Betonschalungen vormontiert
einsatzfertig auf die Baustelle oder ins Betonfertigteilwerk. Darüber hinaus kann auch die
Takt- und Einsatzplanung übernommen werden. Dies ist vor allem bei Ortbetonbaustellen
eine wertvolle Hilfe, da hier häufig kein ebener, staubfreier Untergrund vorhanden ist und
Temperaturschwankungen das Montieren der
Matrizen erschweren können. www.noe.de
formTL
Turiner Uni-Campus elegant überdacht
Die altehrwürdige Universität von Turin modernisiert sich: Sämtliche Fakultäten wurden
an einem neuen Campus angesiedelt, der auf
einer Industriebrache am Fluss Dora entstand.
Den Campus-Abschluss bildet ein Gebäudekomplex der Architekten Foster + Partners,
London, der die Fakultäten der Rechts- und
Politikwissenschaften beherbergt. Die fünfgeschossigen Gebäude sind entlang der Außenkanten eines dreieckigen Grundstückes angeordnet und umschließen einen runden Platz.
Prägend für die Fassaden sind gerundete Ecken
und geschwungene Gebäudeformen, was den
umlaufenden Fenster- und Metallbändern eine nahtlose Streifenoptik verleiht.
Weithin sichtbarer Blickfang des Ensembles
und gleichzeitig verbindendes Element ist das
beeindruckende, 16.710 m² große, auskragen-
de Membrandach, das über den Bauten zu
schweben scheint. Seine Unterkonstruktion besteht aus einem dreidimensionalen Stahltragwerk, das die Gebäude mit sanftem Schwung
überwölbt und zudem die Spannung aus den
Membranen trägt. Die ungewöhnliche Form
des rund 270 m langen, 140 m breiten Daches
und die daraus resultierenden unterschiedlichen Bögen mit Bogenhöhen bis zu ca.
12,60 m erforderten eine anspruchsvolle Planung und Konfektionierung der Membranen.
In einigen Feldern muss das PTFE-beschichtete Glasgewebe Verformungen im Erdbebenfall
kompensieren. Eine Aufgabe, die die Ingenieure der Tragwerk und Leichtbau GmbH formTL
aus Randolfzell mit Bravour meisterten. FormTL
war für die gesamte Planung der Membranhülle verantwortlich: vom Entwurf über die
▲Struktur und Form des Membrandaches
Fotos: Michele d´Ottavio
Abstimmung mit den Konfektionären von Canobbio SpA, Castelnuovo Scrivia/I, und den
Stahlbauern von Stahlbau Pichler, Bozen/I, bis
hin zur Genehmigungs-, Ausführungs- und
Werkstattplanung.
www.form-TL.de
BERATENDE INGENIEURE 11/12  2013
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PRODUKTE UND PROJEKTE
Das neue
„Schmuckstück“
der CAU mit
prägnant
geformter Fassade
im Goldton.
HD WAHL
Weiche Welle
Aus der Feder des Münchener Architekturbüros Henn stammt der Entwurf für das neue Zentrum für Molekulare Biowissenschaften (ZMB)
in Kiel. Als Teil der Christian-Albrechts-Universität (CAU) bietet es auf 3.100 m² 80 Wissenschaftlern aus drei Fakultäten mit dem Forschungsschwerpunkt „Angewandte Lebenswissenschaften“ eine flexibel nutzbare Arbeitsumgebung.
Der Neubau weicht mit seiner bewegten Gebäudehülle selbstbewusst von der Formensprache der angrenzenden, orthogonalen Gebäude ab. Wie ein schimmernder Vorhang legt
sich seine mattgoldene Metallfassade um einen geschwungenen Stahlbetonbau. Die Basis
für die besondere Form der „Amöbe“ – dieser
Spitznamen hat sich für das neue Unigebäude
bereits etabliert – bilden im Grundriss drei unterschiedlich große Kreise.
Im Gegensatz zur freien Form der Fassade gliedert sich das Innere des fünfgeschossigen Baus
strikt linear: Um einen Stahlbetonkern gruppieren sich Aufzüge, Funktionsräume und Flure, die in die Büros und zu den Laborarbeitsplätzen führen. „Medienflügel“ versorgen die
60
BERATENDE INGENIEURE 11/12  2013
Labore über die Decken mit Strom, Daten oder
auch Gasen. So bietet das ZMB eine individuell nutzbare Umgebung für interdisziplinäres
Arbeiten und Forschen auf höchstem Niveau.
Professor Gunter Henn erklärt: „Die Architektur der Räume muss den Wissensfluss ermöglichen.“
Diesen Wissensfluss thematisieren im übertragenen Sinne auch die weichen Wellen der Fassade, die durch unregelmäßig angeordnete,
raumhohe Fensteröffnungen einen dynamischen Rhythmus erhalten. Durch die gerasterte Struktur und die besondere Beschichtung
der Streckmetallgitter wirkt die vorgehängte
Fassade fein und elegant, fast wie ein hochwertiges Textil. Die effektvolle, mattgolden
schimmernde Duraflon®-Beschichtung wurde
von HD Wahl ausgeführt, Spezialist für Oberflächenveredelungen von Aluminium-Fassadenbauteilen. Sie verleiht der von IPb Blei, Gundelfingen, geplanten und vom MBM, Dresden,
ausgeführten Hülle des ZMB ihren edlen Charakter. Das besondere Nasslacksystem punktet
aber auch funktional: Duraflon®-Oberflächen
haben eine extrem hohe Beständigkeit gegen
alle Witterungseinflüsse. Zusätzlich verfügt die
Einbrennlackierung über schmutzabweisende
▲ Fenster durchschneiden die in geschosshohen
Bändern gegliederten Streckmetallsegmente,
hinter denen sich die Konstruktion der
Fassade verbirgt. Fotos: HG Esch photography
Eigenschaften. Planer, Bauherren und Nutzer
profitieren langfristig von den ökologischen
und ökonomischen Vorteilen der PremiumBeschichtung.
www.hdwahl.de
KONE
Energieeffizient von
0 auf 195 Meter
Kone, führender Hersteller von Aufzügen, Rolltreppen und Automatiktüren, hat erstmals seine neue Seiltechnologie Kone UltraRope™ in
einem Personenaufzug installiert. Die Anlage
befindet sich im Luxus-Resort Marina Bay Sands
in Singpur und fährt vom Erdgeschoss in die
34. bis 57. Etage.
Das 2010 fertiggestellte Marina Bay Sands besteht aus drei Hoteltürmen, die durch eine
Dachterrasse, den „Sands SkyPark“, verbunden
sind. Insgesamt 146 Aufzüge sowie sechs Rolltreppen hat Kone hier installiert und ist auch
für die Wartung der Anlagen verantwortlich.
Im dritten Hotelturm wurden nun bei einem
Aufzug die herkömmlichen Stahlseile gegen
die neuen Kone UltraRope™ ausgetauscht.
Durch diese Modernisierung ergibt sich ein besserer Personenfluss und eine höhere Energieeffizienz.
Der Kone UltraRope™ besteht aus einem Kohlefaserkern mit einer High-Friction
Coating(HFC)-Beschichtung. Durch das geringe Seilgewicht reduziert sich der Energieverbrauch deutlich. Die spezielle Beschichtung ist
zudem sehr abriebfest, was im Vergleich zum
konventionellen Stahlseil die Lebensdauer nahezu verdoppelt.
„Die KONE UltraRope™-Technologie ist auf großes globales Interesse gestoßen, seit sie im Juni vorgestellt wurde. Ich freue mich, dass die
weltweit erste Installation hier in Singapur statt-
▲ Der erste Personenaufzug mit der neuen Kone-Seiltechnologie wurde im Marina Bay Sands installiert.
▼ Durch das geringe Seilgewicht des KONE UltraRope™ reduziert sich der Energieverbrauch von
Hochhausaufzügen deutlich.
Fotos: Kone
gefunden hat, zumal das Resort Marina Bay
Sands ein Symbol der Stadt und ein Vorreiter
für moderne und intelligente Gebäudetechnologien ist“, sagt Noud Veeger, Executive Vice
President Kone und Gebietsleiter Asien-Pazifik
und Mittlerer Osten. Die mit dem UltraRope™
modernisierte Aufzug-Anlage wurde im September in Betrieb genommen. Einer breiten
Öffentlichkeit wurde sie während des World Architecture Festivals (WAF) vorgestellt, das in der
ersten Oktoberwoche im Marina Bay Sands in
Singapur stattfand.
www.kone.de
RIB
Zertifizierter BIM-Datenimport
Das „End-to-End“-Projektsteuerungssystem
RIB iTWO 5D für die unternehmensweite,
modellbasierte Kosten- und Terminplanung
wurde kürzlich für den Import von IFC-Daten zertifiziert. Der Fachverband buildingSMART International zertifizierte damit erstmals eine Softwarelösung für den Datenimport von BIM-Modellen nach aktuellem Prüfstandard. Das heißt, RIB iTWO erlaubt den
Import von 3D-Modellen aus CAD-Systemen
verschiedener führender Hersteller für die
durchgängige Projektbearbeitung anhand
eines dreidimensionalen Modells in allen Projektphasen. iTWO bietet die Möglichkeit, Zeitund Kosteninformationen über den gesamten
Lebenszyklus des Bauprojekts aktiv anhand
des BIM-Modells zu bearbeiten und zu verfolgen. Dabei sind alle am Bauprojekt Beteiligten
beteiligt und erhalten die Informationen, die
sie für ihre individuellen Aufgaben benötigen.
Das für RIB iTWO 5D angewandte Zertifizierungsverfahren 2.0 unterscheidet sich vom vorausgegangenen Standard IFC2x vor allem
durch eine verbesserte Qualitätskontrolle der
IFC-Schnittstellen. Sie soll den Projektpartnern beim Datenaustausch eine höhere Sicherheitsstufe gewährleisten. Acht CAD-Systeme wurden in der Vergangenheit bereits
für den Datenexport ausgewählter Bauteile
nach dem Zertifizierungsverfahren 2.0 von
buildingSMART zertifiziert. Mit dem Zertifikat für den Datenimport von BIM-Modellen
verspricht sich RIB vor allem Vorteile für Kunden, die iTWO 5D bei internationalen Bauprojekten einsetzen.
www.rib-software.com
BERATENDE INGENIEURE 11/12  2013
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PRODUKTE UND PROJEKTE
Schollglas
Das neue Opernhaus
Mariinksy II in
St. Petersburg
Foto: Danila Shklyar
2013/State Academic
Mariinsky Theatre
Panoramafassade mit
Wechselbeziehung
Das Mariinsky Theater im Herzen von St. Petersburg zählt zu den berühmtesten Opernund Balletthäusern der Welt. Nun hat das historische Gebäude aus dem Jahr 1860 gleich nebenan Zuwachs bekommen. Im Mai ging der
Vorhang im neuen Opernhaus Mariinsky II auf,
das seine Besucher auf der anderen Seite des
Krukov-Kanals mit großzügiger Transparenz in
Empfang nimmt. Geplant wurde Mariinksy II
vom kanadischen Architekturbüro Diamond
Schmitt und den deutschen Akustikspezialisten Müller-BBM. Auf rund 79.000 m² bietet das
neue, mit 2.000 Sitzplätzen ausgestattete
Opernhaus Raum zum Flanieren und vor allem zum Musik genießen, denn hinsichtlich
Bühnenausstattung und Akustik zählt es zu den
modernsten Häusern weltweit.
Einladend wirkt die große Panoramaverglasung des formal schlichten Baukörpers. Sie bietet nicht nur Einblicke in ein Foyer mit einer
über mehrere Etagen abgehängten Treppe, von
bernsteinfarbenem Onyx in warmes Licht ge-
taucht, sondern ebenso einen herrlichen Ausblick auf das historische Mariinsky Theater im
klassizistischen Stil. Neues und historisches
Theater sind durch eine Fußgängerbrücke über
den Krukov-Kanal miteinander verbunden. Die
hohe Aufenthaltsqualität im Foyer des neuen
Theaters ist u. a. dem großflächigen Einsatz
von Glas zu verdanken. Er ermöglicht hohen
Tageslichteinfall und verleiht dem Opernhaus
eine offene und weiträumige Atmosphäre.
In der Panoramafassade wurden rund 1.300
m² GEWE-therm® sun Wärmeschutzgläser von
Schollglas verarbeitet. Die hochselektive Sonnenschutzbeschichtung auf der Innenseite der
Außenscheiben reflektiert die Sonneneinstrahlung. Sie verhindert ein übermäßiges Aufheizen des Gebäudes und sorgt für ein angeneh-
mes Klima im Innern. Dank großer Fortschritte im konstruktiven Glasbau kann das Material mittlerweile auch zahlreiche standsicherheitsrelevante Aufgaben übernehmen. Diese
Möglichkeiten erweitern das Spektrum des Glaseinsatzes erheblich. Die Panoramafassade wurde beispielsweise mit dem Verbundsicherheitsglas GEWE-safe® ausgeführt, um die Absturzsicherheit zu gewährleisten. Die Kombination
von Sonnenschutz und Sicherheit eröffnet den
Architekten größeren Gestaltungsspielraum für
großflächige Gebäudeverglasungen mit hoher
Tageslichtnutzung. Auch bei zahlreichen Fensterelementen sowie Überkopfverglasungen
wurden im Mariinsky Theater weitere 314 m²
High-Tech-Spezialgläser von Schollglas eingebaut.
www.schollglas.com
wurden speziell für den kalten, schneereichen
und stürmischen norwegischen Winter gebaut
und mit einem weiteren Motor ausgerüstet,
der die Reflektoren in ihrer vertikalen Achse
bewegt. Damit können sie neben ihrer normalen Betriebseinstellung in einen Nachtmodus fahren, um Schneefall auf die Spiegeloberfläche zu reduzieren. Außerdem kann eine Schutzstellung eingenommen werden, die
vor starkem Wind schützt. Betrieben werden
die Sonnenspiegel mit Wind- und Sonnenenergie.
Die Idee, den Winter im Tal mit Hilfe eines Sonnenspiegels aufzuhellen, ist 100 Jahre alt. Der
Unternehmer Samuel Eyde, der 1905 Norsk
Hydro gegründet hatte, wollte bereits so die
Sonne ins Tal holen, scheiterte jedoch daran,
dass die technische Entwicklung jener Tage
dem ehrgeizigen Projekt noch nicht gewachsen war. Stattdessen baute Norsk Hydro 1928
die Krossobanen, die erste Seilbahn Nordeuropas, damit die Arbeiter im Winter sonnige
Stunden auf den Bergen verbringen konnten.
Vor zehn Jahren wurde die Idee eines Sonnenspiegels von dem Rjukaner Künstler Martin
Andersen erneut aufgegriffen und seit 2012
von Bilfinger Industrial Services Norway umgesetzt, nachdem ein zunächst beauftragtes
Unternehmen an den Anforderungen gescheitert war.
www.is.bilfinger.com
Foto: Bilfinger Industrial Services
Bilfinger Industrial Services
Sonne für Rjukan
Rjukan in Norwegen gehört zu den Orten,
die in engen Tälern liegen und im Winterhalbjahr zwar Tageslicht, aber keine direkte Sonneneinstrahlung haben. Das hat sich
jetzt geändert. Bilfinger Industrial Services
Norway installierte über der Stadt Sonnenspiegel, die seit Oktober Sonnenlicht direkt
nach Rjukan reflektieren.
Oberhalb der Stadt in etwa 850 m Entfernung fand das Bilfinger Team den Ort, der
während der gesamten Winterzeit von der
Sonne beschienen wird und in direkter Linie zum Marktplatz liegt. Um den Streubereich des reflektierten Lichts zu kompensieren, entschied man sich für drei sich überlagernde Spiegel von jeweils 17 m² Größe,
die computergesteuert dem Lauf der Sonne folgen und dabei 80 % des direkten Lichts
auf 200 bis 250 m² des Marktplatzes von Rjukan reflektieren.
Die Sonnenspiegel, sogenannte Heliostaten,
62
BERATENDE INGENIEURE 11/12  2013
TIPPS UND TERMINE
Bücher
MODEL CODE FOR CONCRETE
STRUCTURES
Im Oktober 2013 ist der neue „fib Model Code
for Concrete Structures 2010“ in englischer
Sprache erschienen. Daran hat eine Vielzahl
von Experten der Fédération Internationale
du Béton fib (Internationaler Beton-Verband)
über einen Zeitraum von etwa 10 Jahren gearbeitet. 2010 war bereits ein erster vollständiger Entwurf publiziert worden.
Der aktuelle fib Model Code 2010 für Betonkonstruktionen ist die umfassendste Modellvorschrift für das Entwerfen und Bemessen
von Stahlbetonbauwerken. Das wichtigste
neue Element darin ist die Lebenszyklusbemessung der Bauten. Dieses Lebenszyklusdenken spiegelt sich in der gesamten Struktur des Model Codes wider, der in die folgenden fünf Hauptteile gegliedert ist: 1. Prinzipien, 2. Entwurfsangaben, 3. Entwurf, 4. Ausführung sowie 5. Erhaltung und Rückbau.
In den vergangenen Jahrzehnten haben sich
Entwurf und Konstruktionstechnologie im Betonbau sehr verändert. Der Code bietet einen
erweiterten Kenntnisstand für die Baustoffe
Beton und Betonstahl, er behandelt z. B.
Hochleistungsbetone und die Eigenschaften
neuer Bewehrungstypen und -materialien.
Zum Nachweis der Tragsicherheit werden fünf
Methoden unterschieden, die für jede Situation die Wahl des geeignetsten Verfahrens erlauben. Prinzipien zum Nachweis von Grenzzuständen bezüglich Dauerhaftigkeit, Robustheit und Nachhaltigkeit werden erläutert, die
Grundlagen für den Nachweis mit der Methode der nichtlinearen finiten Elemente und für
das Bemessen aufgrund von Versuchen vorgestellt.
Der Code behandelt Aspekte der Nachhaltigkeit als Entwurfskriterium, wobei zugehörige
Quantifizierungsmodelle noch in der Entwicklungsphase sind. Für die Bauwerke sollen zukünftig Erhaltungspläne erstellt werden. Auch
nach Instandsetzung oder Ertüchtigung im
Bestand soll durch neu erstellte Inspektionsund Überwachungspläne eine Restlebenszeit
definiert werden.
In einigen Ländern Europas werden die neuen Methoden des Model Code 2010 bereits
angewendet. Daher war der MC 2010 auch für
die künftige Generation des Eurocodes 2 im
Gespräch, gilt aber bis auf wenige Ausnahmen nicht als Basisdokument für die Überarbeitung des Eurocode 2.
Für die nationale und internationale Normungsarbeit bietet der Model Code 2010 eine Fülle an Informationen und wird neue
Denkanstöße geben. Für die Forschung ist er
ein wichtiges Standardwerk, in der hiesigen
Praxis muss sich der MC 2010 noch bewähren.
Ines Prokop
fib Model Code for Concrete Structures 2010. Verlag Ernst
& Sohn, Berlin 2013, 199 Euro, ISBN 978-3-433-03061-5.
TURM UND BRÜCKE
Die neue Kunst des Ingenieurbaus lautet die
Unterzeile des Buchs „Der Turm und die Brücke“ , ein Werk das in den USA bereits ein Klassiker ist und nun in deutscher Übersetzung
vorliegt. Der deutsche Brückenbaupapst Jörg
Schlaich schreibt hierzu in seinem Geleitwort:
„Dieses Buch ist Pflichtlektüre und Hochgenuss für den ¸Ingenieurbaukünstler’, bei dessen Bauten der Zusammenhang von Form
und Kraftfluss ablesbar ist und die sich durch
die ideale Effizienz, Wirtschaftlichkeit und Eleganz auszeichnen.“
David P. Billington, Autor des Buchs, erhebt
den Ingenieurbau zur eigenständigen Kunstform neben der Architektur. Gut lesbar stellt
er die Ideale, Prinzipien und Methoden der
Kunst des Ingenieurbaus in ihrer historischen
Entwicklung vor. Dafür bedient er sich der
Bauwerke bedeutender Ingenieure.
Das perfekte Weihnachtsgeschenk erscheint
im Dezember 2013.
Billington, David P., Der Turm und die Brücke. Verlag Ernst
& Sohn, Berlin 2013, 29,90 Euro, ISBN 978-3-433-03077-6.
GRUNDSTÜCKSENTWÄSSERUNG
Unter dem Titel „Management groß angelegter Grundstücksentwässerungsanlagen“ hat
Dr.-Ing. Michael Scheffler ein Handbuch zur
Organisation von Betrieb und Instandhaltung
verfasst. Sein Ziel ist ein ordnungsgemäßer und
effizienter Anlagenbetrieb. Daher wurden die
erforderlichen Prozessschritte in strukturierte
Handlungsanweisungen gefasst, durch Diagramme und Tabellen illustriert.
Das Buch schließt an Schefflers Fachbuchreihe zur Gebäude- und Grundstücksentwässerung an. Es kann durchaus als Grundlage genutzt werden, um eine Zertifizierung nach DIN
EN ISO 14001 ff. oder ein Qualitätsmanagement nach DIN EN ISO 9001 ff. vorzubereiten.
Die beiliegende CD enthält u. a. prozessunterstützende Dokumente, Formblätter und Arbeitshilfen.
Klaus König
Michael Scheffler, Management groß angelegter Grundstücksentwässerungsanlagen. Fraunhofer IRB Verlag, Stuttgart
2013, 69 Euro, ISBN 978-3-8167-8537-8, auch als E-Book.
HOAI-VERTRAGSMUSTER
Die im W. Kohlhammer Verlag für Architektur
und Bauwesen erschienene CD „HOAI-Verträge 2013“ enthält rechtsaktuelle Formulare im
PDF-Format. Darin sind veränderte und aktualisierte Leistungsbilder ebenso berücksichtigt wie die weiteren Änderungen der aktuellen HOAI-Novelle.
Die Sammlung umfasst HOAI-Verträge für Gebäude/Freianlagen, Bauen im Bestand, für
Tragwerksplanung, für Technische Ausrüstung,
für Ingenieurbauwerke und Verkehrsanlagen,
für landschaftsplanerische bzw. städtebauliche Leistungen. Außerdem gibt es ein Vertragsmuster HOAI-Generalplanungsvertrag sowie eine Vollmacht zum HOAI-Vertrag.
HOAI-Verträge 2013 für Adobe Reader (ab Version 6.0),
Kohlhammer-Verlag, Stuttgart 2013, 228 Euro zzgl. Versand u. Mwst. (für Adobe-Acrobat-Kunden 98 Euro zzgl.
Versand u. Mwst.)
BERATENDE INGENIEURE 11/12  2013
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TIPPS UND TERMINE
KÄLTE – WÄRME – KLIMA
Das Taschenbuch Kälte – Wärme – Klima 2014
ist eine praxisorientierte Arbeitshilfe, da es
systematisch zusammengefasst Maßeinheiten, Umrechnungstabellen, Formeln und Rechenmodelle, Branchenadressen sowie einen
Veranstaltungskalender mit allen wichtigen
Kongressen, Messen und Ausstellungen rund
ums Thema enthält. Zudem gibt es Fachbeiträge beispielsweise zu energetischer Sanierung mit gasbetriebenen Wärmepumpen oder
zur Umweltrelevanz von Kältemitteln.
Sylvia Schädlich (Hg.), Taschenbuch Kälte – Wärme – Klima 2014. VDE-Verlag, Berlin 2013, 25 Euro, ISBN 978-38007-3519-8.
HOCHWASSERSCHUTZ
Die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA) hat ein
Merkblatt zum „Hochwasserschutz für Abwasseranlagen“ vorgelegt. Gegenmaßnahmen
durch von Hochwasser gefährdete Abwasseranlagen sind ebenso wie der Schutz des Betriebspersonals und der Anlagen vor Schäden
Gegenstand des Merkblatts.
Das Merkblatt gibt außerdem Hinweise für
die Gefahrenabwehr durch gut strukturierte
Aufbau- und Ablaufplanung der betrieblichen
Hochwasserorganisation. Das Gefährdungspotenzial, technisch wie betrieblich mögliche
Schutzmaßnahmen und das Kosten-NutzenVerhältnis sind Indikatoren für die wirtschaftlichste und sicherste Lösung. Die Checklisten
im Excel-Format sollen dabei bei der Übertragung der Inhalte in die Praxis helfen.
DWA (Hg.), Hochwasserschutz für Abwasseranlagen, Merkblatt DWA-M 103. Hennef 2013, 72 Euro, ISBN 978-3944328-16-4.
64
BERATENDE INGENIEURE 11/12  2013
BETON-KALENDER 2014
Pünktlich zum Jahresende erscheint der „Beton-Kalender 2014“ im Berliner Verlag Ernst
& Sohn. Schwerpunkte sind diesmal unterirdisches Bauen, Grundbau und der Eurocode
7. Der Kalender bietet gebündelt das aktuelle Wissen rund um unterirdisches Bauen, das
heute besonders bei innerstädtischen Verkehrswegen und Infrastrukturmaßnahmen
an der Tagesordnung ist. Auch der schnelle
Überblick über die Schnittstellen bei den beteiligten Disziplinen und Teilfachgebieten ist
gewährleistet. Die Eurocode-Kommentierung
wird in Kurzfassungen für einfache Anwendungsfälle fortgeführt.
Auch die verwandten Fächer Geotechnik und
Grundbau sind Themen: Sämtliche Gründungsarten und Bauweisen für die Anwendung im allgemeinen Hochbau sind auf dem
aktuellen Stand zusammengefasst.
Bergmeister/Fingerloos/Wörner (Hg.), Beton-Kalender 2014.
Verlag Ernst & Sohn, Berlin 2013, 174 Euro, ISBN 978-3433-03051-6.
DER ÖFFENTLICHE BAUAUFTRAG
Das Handbuch orientiert sich an der obergerichtlichen Rechtsprechung und vertieft
Rechtsfragen, die in der Praxis häufig Probleme oder Unsicherheiten aufwerfen. Einen
Schwerpunkt bilden Fragen im rechtlich-baubetrieblichen Schnittstellenbereich, insbesondere bei der Ermittlung und Berechnung von
Nachtrags- und Schadensersatzansprüchen.
Beispiele, Schaubilder und Praxishinweise sorgen für eine anschauliche Darstellung. Das
Werk weist exemplarisch auf die einschlägigen Richtlinien und Formblätter des Vergabe- und Vertragshandbuchs für die Baumaßnahmen des Bundes VHB hin.
Es folgt in seinem Aufbau dem praktischen
Ablauf eines Bauprojektes, in Anlehnung an
die Struktur des Vergabehandbuchs und der
Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen (VOB).
Das Handbuch ist ein wertvolles Hilfsmittel
für alle, die mit Fragen des Vergabe- und Bauvertragsrechts im Zusammenhang mit öffentlichen Bauaufträgen befasst sind: Juristen, Architekten und Ingenieure in den öffentlichen
Bauverwaltungen, in der Bauwirtschaft und
den Hochschulen, Rechtsanwälte, Richter und
Sachverständige, Planer, Bauüberwacher und
Projektsteuerer.
Stefan Althaus; Christian Heindl, Der öffentliche Bauauftrag. C.H. Beck, München 2013, 159 Euro, ISBN 978-3-40665659-0.
FIDIC „GOLD BOOK“
Unter dem Titel „Conditions of Contract for
Design, Build, Operate DBO – Erläuterungen
und Übersetzung“ hat der VBI jetzt die deutsche Übersetzung
des FIDIC „Gold
Book“ veröffentlicht.
Neben der deutschen Fassung des
englischen Originaltextes kommentiert
Rechtsanwalt Dr.
Götz-Sebastian Hök
die FIDIC-Regularien.
FIDIC ist die internationale Vereinigung
der Beratenden Ingenieure, zu deren Mitgliedern der VBI gehört.
Die FIDIC-Vertragsmuster sind weltweit für
den Bereich Planung und Bauausführung anerkannt und haben sich in den vergangenen
Jahrzehnten im internationalen Geschäft bewährt. Das „Gold Book“ bietet eine vertragliche Grundlage für Projekte, bei denen von der
Planung über die Bauausführung bis zum Betrieb alles aus einer Hand geleistet wird.
Autor Dr. Hök ist seit 1992 als Rechtsanwalt
tätig und promovierte 1993 an der Georg-August-Universität Göttingen. Neben umfangreicher Lehrtätigkeit kann er auf zahlreiche
Veröffentlichungen im Bereich des internationalen Privat- und Verfahrensrechtes, des
Grundstücks- sowie des Baurechts verweisen
und ist somit profunder Kenner der Materie.
FIDIC Gold Book, Band 22 der VBI-Schriftenreihe, 59 Euro.
zzgl. Versand, Sonderpreis für VBI-Mitglieder: 37,50 Euro
zzgl. Versand. Bestellung: [email protected].
TIPPS UND TERMINE
VBI-Seminare 2014 – Unternehmensführung, Recht, Kommunikation
Der VBI bietet auch im kommenden Jahr wieder gemeinsam mit der Unit GmbH Seminare rund
um die Führung von Ingenieur- und Architekturbüros an, um die Managementkompetenz der
Mitgliedsunternehmen zu erweitern. Die auf maximal 12 Teilnehmer begrenzten Intensivseminare zeichnen sich durch eine große Praxisnähe und hervorragend bewertete Referenten aus.
Die Teilnahmegebühren betragen für VBI-Mitglieder ermäßigt nur zwischen 170 Euro für einHalbtagsseminar (4-Stunden) und 320 Euro für die Ganztagesseminare. Informieren und anmelden können Sie sich unter www.unita.de oder telefonisch unter 0208/7006-3750. Die folgende
Vorschau berücksichtigt die ersten Termine an allen sieben Tagungsorten.
22. Januar, Berlin
Optimale Ingenieurverträge – Vertragsgestaltung und Honorarabrechnung HOAI
Inhalt: Regelungen zum Vertragsgegenstand,
Vereinbarung von Allgemeinen Geschäftsbedingungen, Definition der Leistungen des Auftragnehmers, Stufenweise Beauftragung, Leistungspflichten des Auftraggebers, Vereinbarung von Fristen und Terminen, Abnahme,
Kündigung, Gewährleistung und Sicherheitsleistungen. Schwerpunkt HOAI: Honorarermittlung und -vereinbarung, praktische Beispiele für spezifische Leistungen.
Referentin: RAin Sabine von Berchem, VBIJustiziarin
27. Januar, München
Moderations- und Kommunikationstechniken
Inhalt: Worauf es bei der Leitung von Projektteams ankommt; Besprechungen moderieren; Kommunikationstechniken und Gesprächsführungstechniken; Verhalten in festgefahrenen Situationen, Umgang mit Störungen und Störern; Gruppendynamische Prozesse, Typen und Rollen im Team; Phasen der
Teamentwicklung, Motivation und gutes Klima im Team erzeugen, Übungen
Referent: Rainer Baber, M. A.
3. Februar, Frankfurt/Main
Wertschöpfung durch Wertschätzung! Mitarbeiterorientierte Führung
Inhalt: Aktiv-Seminar für Menschen in Führungspositionen: Wertschöpfung und Wettbewerbsvorteile sichern – nicht trotz, sondern dank einer wertschätzenden Führung!
Auf welche unternehmerischen Erfolgsfaktoren wirkt sich eine solche Führungskultur positiv aus? Führungskräfte = Schlüsselpersonen zur Gestaltung der Arbeitgeberattraktivität. Wie können Führungskräfte ihrer Wert-
schätzung Ausdruck verleihen? Welche Möglichkeiten gibt es, die eigene wertschätzende
Haltung weiter zu fördern?
Referenten: Ute Sadlowski & Stephan Neef,
Solution Process – Coaching & Development
GmbH
12. Februar, Mülheim
Kosten! Kosten! Kosten! – Ermittlung, Steuerung und Haftung
Inhalt: 1. Kostensteuerung: rechtliche Grundlagen. Beispiel eines effektiven Baukostensteuerungssystems für das Tagesgeschäft. Wie berechnet sich ein angemessenes Honorar für
spezielle Kostensteuerungsleistungen?
2. Kostenermittlung: Kostenschätzung, -berechnung, bepreiste LV's als neue Leistung, Kostenfeststellung; Vollständige, teilweise, bedingte und ausgeschlossene Anrechenbarkeit von
Kosten, DIN 276, HOAI.
3. Kostenhaftung: Kostenobergrenze und Garantie, Baukostenüberschreitung, Nacherfüllung, Schaden und Anspruchshöhe. Haftungsrisiken begrenzen, Honorarverluste vermeiden.
Referent: Dipl.-Ing. Klaus Dieter Siemon,
Architekt, ö. b. v. Sachverständiger für Architektenleistungen und Honorare
19. Februar/23. Juni, Mülheim/Leipzig
Erfolgreiche Präsentation vor Kunden – Präsentationstechniken
Inhalt: Präsentation von Unternehmen/Bauvorhaben, worauf ist beim Erstkontakt mit Kunden zu achten? Informationen richtig dosieren, Aktivierung der Zuhörer, Erkennen und
gezielter Einsatz der Körpersprache, Strukturierung der Präsentation, Bedeutung der Visualisierung, Umgang mit Medien, Verhalten
bei Diskussionen
Referent: Rainer Baber, M. A.
12. März, Frankfurt
Strategien für die erfolgreiche Bewerbung
im Vergabeverfahren
Inhalt: Richtige Auswertung des Anforderungsprofils der Vergabebekanntmachung
und Erstellen des Teilnahmeantrags, Nachweismanagement, Kalkulationsfreiräume erkennen und nutzen – Auswertung der Bewertungsmatrix; Richtiges Präsentieren des
Teams und des Angebots; Rügemanagement;
Grundzüge des Rechtsschutzes
Referenten: Dipl.-Ing. Architektin Sandra
Trelle, compar -strategien für architektur und
städtebau-, spezialisiert auf die Betreuung
von Vergabeverfahren für öffentliche Auftraggeber / RA Alexander Nette, LL.M., Fachanwalt für Bau- und Architektenrecht, NETTE Rechtsanwälte
18. März, Stuttgart
Unternehmensführung: 4 Erfolgsfaktoren
aus der Praxis eines Kollegen
Inhalt: Lernen Sie Ihr Büro als Projekt mit
vier Arbeitsfeldern betrachten: Mensch – Erfolg durch geplante Kommunikation: Führung durch die Organisation von Informations- u. Wissensaustausch, Zeit – Vorbereitete Zeitachsen statt Stress und Hektik, Idee –
Service und Lust auf Neues bringen Innovationen hervor, Wert – Gewinn und Gehälter
kontinuierlich steigern.
Referent: Dipl.-Ing. (FH) Stefan Kalmus, Inhaber & Geschäftsführer LK&P. Ingenieure GBR
27. März, Hamburg
Einführung und Zertifizierung eines QM-Systems bei kleinen mittleren Ingenieurbüros
Inhalt: 1. Anforderungen der Norm DIN EN
9001:2008 und praktische Umsetzung im Unternehmen: To-Do-Liste wird erarbeitet.
2. Prozesse im Unternehmen: Umsetzung im
Dienstleistungsbereich. Prozess- und Kundenorientierung, Fehlerkostensenkung, Mitarbeitermotivation und QM-Bewertung.
3. Anforderungen an die QM-Dokumentation und -Umsetzung sowie an das Zertifizierungsverfahren.
Referenten: Dipl.-Ing. Christoph Stolp, QMBeauftragter, Ingenieurbüro Dipl.-Ing. H. Vössing GmbH, Düsseldorf; Dipl.-Wirt.-Ing. Olaf
Neeb, Dekra Certification GmbH
BERATENDE INGENIEURE 11/12  2013
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IMPRESSUM
TIPPS UND TERMINE
Die Konferenz „Zukünftige Stromnetze für erneuerbare Energien“ in Berlin thematisiert Versorgungssicherheit und -qualität, Systemdienstleistungen und -stabilität ebenso wie Smart
Grid, Flexibilitätspotenziale, Netzbetrieb und
-planung. Außerdem geht es um Speicher,
Richtlinien und Standards, Märkte und Geschäftsmodelle sowie Energiemanagement.
Das Bundesumweltministerium ist Schirmherr
der Veranstaltung des Ostbayerischen Technogie-Transfer Instituts Regensburg.
www.otti.eu
gress nach Nürnberg. Der Kongress findet wie
immer im Rahmen der Brandschutzmesse
statt. 2014 steht er unter der Überschrift „Sonderbauten – Anforderungen, Konzepte, Ausführung und Betrieb“. So widmet sich der
Kongress neuen Brandschutzkonzepten im
Bereich Sonderbauten, Pflegeheime, Krankenhäuser, Museen oder Recyclingbetrieb. In
diesen Bereichen müssen die benötigen Lösungen die Nutzungsanforderungen der Betreiber und die Sicherheit der Besucher bzw.
Beschäftigten gewährleisten. Der zweitägige
Kongress ist in drei Themenbereiche gegliedert: baulicher, gebäudetechnischer sowie organisatorischer Brandschutz.
www.brandschutzkongress.de
12.–13. Februar
20.–21. Februar
SANIERUNGSPLANUNG
GEOTHERM
„Kanalnetze – Fit für die Zukunft“ heißt der
Titel des gemeinsam von der DWA und dem
Verband Zertifizierter Sanierungsberater für
Entwässerungssysteme VSB veranstaltete Sanierungsplanungskongress SPK 2014 in Kassel. Im Fokus des Kongresses stehen die großen Vermögenswerte, die es in generationenübergreifenden Zeiträumen vor Ort individuell zu unterhalten, zu sanieren, auf sich verändernde Rahmenbedingungen hin auszurichten gilt. Die Kongressbeiträge verdeutlichen Sanierunsgerfordernisse, die Verantwortung dafür und vermitteln bewährte Lösungsansätze im vielschichtigen Thema des Kanalnetzbetriebs. Erstmals werden im Sinne der
neuen europäischen Normung alle Betreiberaspekte gleichermaßen ins Bewusstsein gerückt: Hydraulik, Betrieb, Umweltrelevanz,
Bauzustand. Neben technischen Sachverhalten stehen gerade am ersten Tag kommunalpolitisch beeinflusste administrative und organisatorische Aspekte im Fokus. Damit wendet sich der Kongress an die politisch und
technisch Verantwortlichen bei den Kanalnetzbetreibern, an Fachbehörden und die planenden Ingenieurbüros.
Da der VBI ideeller Mitveranstalter ist, nehmen VBI-Mitglieder zu Sonderkonditionen
teil. www.sanierungsplanungskongress.de
Oberflächennahe und tiefe Geothermie sind
wie immer die Schwerpunkte der GeoTherm
in Offenburg, die ein erstaunliches Wachstum
vorweist. Mittlerweile gibt es mehr als 200
Aussteller auf der europaweit größten Fachmesse für Geothermie. Parallel zur Messe finden zwei Fachkongresse statt und zum ersten
Mal auf Einladung des European Geothermal
Energy Councils eine Versammlung europäischer Geothermie-Verbände. Auch der VBI
wird wieder mit einem Gemeinschaftsmessestand vertreten sein. Wenn Sie Interesse haben, mit Kollegen aus der Geothermie-Branche auszustellen, wenden Sie sich bitte an Arne Höllen in der VBI-Bundesgeschäftsstelle,
[email protected].
www.geotherm-offenburg.de
Termine
29.–30. Januar
STROMNETZE DER ZUKUNFT
19.–20. Februar
BRANDSCHUTZKONGRESS
Der Feuertrutz-Verlag für Brandschutzpublikationen bittet erneut zum Brandschutzkon-
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BERATENDE INGENIEURE 11/12  2013
20. März
GEOTECHNIK-KOLLOQUIUM
Die TU Darmstadt lädt zum bereits 21. Darmstädter Geotechnik-Kolloquium. Die Themenschwerpunkte im kommenden Jahr sind Baugrundverbesserungstechniken, innerstädtisches Bauen bzw. Bauen im Bestand. Zudem
stehen Monitoring und Prozessoptimierung
sowie Rechtsfragen in der Geotechnik bzw.
Schadensfälle auf dem Tagungsprogramm.
Veranstalter sind das Ínstitut und Versuchsanstalt für Geotechnik der TU Darmstadt und
der Förderverein der Freunde des vorgenannten Instituts.
www.geotechnik.tu-darmstadt.de
BERATENDE
INGENIEURE
FACHMAGAZIN FÜR PLANEN UND BAUEN
ISSN 0005-8866 43. Jahrgang www.vbi.de
HERAUSGEBER:
Verband Beratender Ingenieure VBI
Budapester Straße 31
10787 Berlin
Tel.: 030/26062-0
Fax: 030/26062-100
www.vbi.de
REDAKTION:
Ines Bronowski (Chefredakteurin)
Tel.: 030/260 62-230, Fax: -100
[email protected]
Martina Gabriel
Tel.: 030/26062-231, Fax: -100
[email protected]
VERLAG:
Krammer Verlag Düsseldorf AG
Goethestrasse 75
40237 Düsseldorf
Tel.: 0211/9149-3
Fax: 0211/9149-450
[email protected]
ANZEIGEN:
Alke Schmeis
Tel.: 0211/9149-455, Fax-450
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Abonnement Inland + EU 120 Euro
nicht EU-Länder
160 Euro
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60 Euro
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