beratende ingenieure - Verband Beratender Ingenieure
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BERATENDE INGENIEURE FACHMAGAZIN FÜR PLANEN UND BAUEN PLANUNG WELTWEIT I VBI-KONGRESS I PRODUKTE UND PROJEKTE 11/12 2013 A4_wb213_Layout 1 20.11.13 13:38 Seite 1 Kompetenter ratgeber BEI ALLEN FRAGEN RUND UMS BADEZIMMER bereits über 30 Jahre steht wohnbaden seinen Lesern mit rat und tat in Sachen badausstattung zur Seite. als kompetentes und trendorientiertes magazin hat wohnbaden mehreren hunderttausend einrichtern geholfen, ihr badezimmer erfolgreich zu modernisieren. eine kompetente beratungs- und planungshilfe für das neue Wunschbad ist einmal mehr die aktuelle ausgabe. Im Heft findet der Leser ausgeklügelte Ideen und anregungen zu vielfältigen badlösungen für jeden grundriss – vom mini- bis zum Luxusbad. Und dazu noch jede menge tipps rund um neueste produktserien, materialien sowie techniken für anspruchsvolle und realisierbare Wohnbäder. Das trendmagazin wohnbaden kostet 6 €, bei größeren Stückzahlen preis auf anfrage. Die aktuelle Ausgabe „Winter 2013 /2014“ erhalten Sie seit Mitte November am Kiosk oder direkt bei der Krammer Verlag Düsseldorf AG, Telefon 0211/9149-3, Fax 0211/9149 450, [email protected] EDITORIAL Consultingleistungen Von A wie Afghanistan … Ines Bronowski, Chefredakteurin … bis T für Türkei stehen im Mittelpunkt dieser Ausgabe. „Planung weltweit“ heißt der Themenschwerpunkt dieses, den Jahrgang 2013 beschließenden Heftes, das damit den Blick weit über den deutschen Tellerrand hinaus lenkt. Zum Beispiel nach Afghanistan, das kriegsgebeutelte Land, aus dem gute Nachrichten in den vergangenen Jahren nur selten den Weg in die hiesigen Medien fanden. In dieser Ausgabe berichtet Dr. Friedrich Steiger von Erfolgen beim zivilen Aufbau in Afghanistan und der ganz konkreten Unterstützung deutscher Consultants dabei. Danach wechseln die „Schauplätze“ der vorgestellten Planungs- und Beratungsleistungen von Brasilien über die Türkei und Serbien bis nach China, Südkorea und Abu Dhabi. Dabei vermitteln die Autoren Einblicke in das vielfältige Spektrum von Leistungen, mit denen deutsche Ingenieure im Ausland erfolgreich sind. Die Chronologie der erfolgreichen Expansion eines Tragwerksplanungsbüros in ausländische Märkte beschließt diesen thematischen Komplex. Dabei, so das Fazit, führt gute Qualität zu einem guten Ruf, der sich rumspricht und wiederum für gute Aufträge sorgt – klingt einfach, ist aber alles andere als einfach oder nachmachbar. Letzlich muss jedes Büro selbst seinen Weg finden, um dauerhaft im Ausland unternehmerisch erfolgreich zu sein. Die notwendige politische Flankierung und Unterstützung vor Ort durch Botschaften und Außenhandelsvertretungen führen im kommenden Jahr am 18. Februar wiederum Planer und Politik im Berliner Auswärtigen Amt zusammen, wenn der inzwischen 3. „Außenwirtschaftstag Architektur, Planen und Bauen“ stattfindet. Die in den beiden Vorjahren sehr gut besuchte Veranstaltung unterstreicht, dass der Informationsbedarf groß ist, Kontaktmöglichkeiten und Erfahrungsaustausch von den Planern geschätzt werden. Gleiches gilt für das nunmehr zweite EBRD-Seminar, zu dem der VBI Mitte November nach Frankfurt/M. eingeladen hatte (siehe S. 9). Auch bei diesem Format liegt der Fokus auf dem unternehmerischen Nutzen für die Teilnehmer. Darauf zielt letztlich auch die VBI-Mitglied- schaft im BDI, wobei es hier vorrangig darum geht, die geballte Kraft der unterschiedlichen Branchenverbände und den direkten Draht zur Politik für verlässliche politische Rahmenbedingungen zu nutzen. Ob der dabei erzielte Nutzen für den VBI den Aufwand rechtfertigt, stand Anfang November in Berlin zur Debatte, als sich die VBI-Vertreter in den verschiedenen BDI-Gremien zum Erfahrungsaustausch trafen. Was dabei herauskam, erfahren Sie auf S. 8. Außerdem blickt diese Ausgabe zurück auf den VBI-Bundeskongress in Hamburg (S. 18 ff) und nach vorn auf das kommende Jahr. Da wird im März zum fünften Mal der Deutsche Brückenbaupreis vergeben. Die Einladung zur großen Festveranstaltung in Dresden liegt dieser Ausgabe bei. Welche Bauwerke in der ersten Runde dieses Wettbewerbs zur Würdigung hervorragender Ingenieurleistungen erfolgreich waren und für den Deutschen Brückenbaupreis 2014 nominiert sind, lesen Sie auf S. 16/18. Viel Spass beim Umblättern! Wie eingangs erwähnt, ist dies die den Jahrgang 2013 beschließende Ausgabe. Deshalb sei an dieser Stelle allen Autoren, die in diesem Jahr an den verschiedenen Heften mitgewirkt haben, Danke gesagt. Das gilt insbesondere auch den langjährigen Baurechtskolumnisten Dr. Voppel von der Kanzlei Osenbrück Bubert Chirsten Voppel und Dr. Eva Reininghaus von TSP Theißen Stollhoff und Partner. Auf der VBI-Website finden Sie wie gewohnt den Themen- und Terminplan für das kommende Jahr 2014 – Beitragsangebote – auch zu anderen als den dort geplanten Themen – sind willkommen, ebenso wie Wortmeldungen zu den Beiträgen dieser Ausgabe und der im Sommer (Ausgabe BI 7/8-2013) angestoßenen, auf dem Verbandstag im Oktober (siehe S. 22) fortgesetzten Diskussion zur Zukunft des Berufsbilds in Europa, die nun mit der im Oktober vom Europäischen Parlament verabschiedeten Berufsanerkennungsrichtlinie neue Nahrung erhalten hat. Nutzen Sie die dafür extra eingerichtete Mailadresse [email protected], rufen Sie an oder schicken Sie eine Nachricht an [email protected]. BERATENDE INGENIEURE 11/12 2013 3 PROBEABO #4_flyer_messe_krammer 30.01.13 08:45 Seite 1 Probeabo LERNEN SIE UNSERE FACHZEITSCHRIFTEN KENNEN UND TESTEN SIE UNSER ANGEBOT 3 MONATE KOSTENLOS ❑ SHT Sanitär und Heizungstechnik Außerdem … Hotel: Intelligente Wärmeverschiebung Reportage: Zeitgemäß Wohnen in Zwickau Zeitschrift für Planung, Berechnung und Ausführung von sanitär-, heizungs- und klimatechnischen Anlagen SHT SHT - Handwerk SHT SHT - Aktuell SHT SHT - Internet/Adressen/Links Ausgabe Bayern G6056 ENEV: Keine generelle Verschärfung Krammer Verlag Düsseldorf AG, 77. Jahrgang, Heft 9 • September 2012 Zeitschrift für Planung, Berechnung, Beratung Fachverband Sanitär-, Heizungsund Klimatechnik Bayern und Ausführung 12 Ausgaben/Kalenderjahr 4 ❑ RAS International - Wirtschaftsjournal für die Gebäudetechnik 11 Ausgaben/Kalenderjahr BERATENDE INGENIEURE 1/2 2013 FACHMAGAZIN FÜR PLANEN UND BAUEN 1/2 2013 FACHMAGAZIN FÜR PLANEN UND BAUEN ❑ SHK-Report - Kurzinformation mit Kennziffern BERATENDE INGENIEURE 9 Ausgaben/Kalenderjahr ❑ BI Beratende Ingenieure 6 Ausgaben/Kalenderjahr TECHNISCHE AUSRÜSTUNG I INGENIEURHONORARE I LERNEN VOM „ALTEN FRITZ“ ❑ wohnbaden Publikumszeitschrift für Bauherren und Renovierer 2 Ausgaben/Kalenderjahr BITTE SENDEN SIE MIR/UNS DIE ANGEKREUZTE(N) ZEITSCHRIFT(EN) 3 MONATE KOSTENLOS (BERATENDE INGENIEURE UND WOHNBADEN EINE AKTUELLE AUSGABE) AN FOLGENDE ANSCHRIFT: Firma/Name Straße Postleitzahl/Ort KRAMMER VERLAG DÜSSELDORF AG • POSTFACH 17 02 35 • D-40083 DÜSSELDORF FON 0211/9149 43 3 • FAX O211/91 49 480 • [email protected] INHALT 3 EDITORIAL Von A wie Afghanistan Ines Bronowski 6 NAMEN UND NACHRICHTEN Regulierte Berufe weiter auf dem Prüfstand – Arno Metzler BDI-Mitgliedschaft in der Diskussion – Ines Bronowski EBRD-Seminar – Martina Gabriel Die Favoriten für den Deutschen Brückenbaupreis 2014 – Ines Bronowski Vom VBI-Bundeskongresss 2013 – Ines Bronowski 24 WORAN ARBEITEN SIE GERADE 26 PLANUNG WELTWEIT Afghanistan – Entwicklungsprojekte: Nicht nur technische Herausforderungen Friedrich Steiger Foto: Grontmij 7 8 9 16 18 Beilagenhinweis: Dieser Ausgabe liegen die Einladungskarte zur Deutschen-Brückenbaupreis-Verleihung im März 2014, der Seminarflyer zur Steinbeis-VBIFachmediator-Weiterbildung sowie der aktuelle Unita-Brief bei. Brasilien – Berufliche Bildung: Zur Sicherheit von Biogasanlagen Johannes Brinkmann, Michael Schleusener 34 Türkei – Erdbebensichere Krankenhäuser: Planen für den Ernstfall Simone Bühler 38 Serbien – Kommunales Landmanagement: Europäische Standards Harald Müller, Christoph Jochheim-Wirtz, Irene Wöbke BERATENDE INGENIEURE FACHMAGAZIN FÜR PLANEN UND BAUEN 30 11/12 2013 42 China – Mehr Nachhaltigkeit: deutsche Ingenieurkunst im Reich der Mitte Hanna Marie Asmussen 44 Internationale Märkte – Bollinger+Grohmann: Auf verschlungenen Wegen Christian Brensing 50 51 Urteile Anforderungen an die Objektüberwachung durch den Planer Reinhard Voppel 52 HOAI 2013 Auswirkungen auf Haftung und Berufshaftpflichtversicherung Bernd Mikosch 53 PRODUKTE UND PROJEKTE 63 TIPPS UND TERMINE 66 IMPRESSUM PLANUNG WELTWEIT I VBI-KONGRESS I PRODUKTE UND PROJEKTE Zum Titelbild: Erdbebensichere Planung: Zentraler Innenhof für eines von zwei neuen Lehrkrankenhäusern im bebengefährdeten Istanbul. Abbildung: HWP BERUF UND RECHT ABC des Baurechts Prüfung von Nachträgen ausführender Unternehmen – vor und nach HOAI 2013 Eva Reininghaus BERATENDE INGENIEURE 11/12 2013 5 NAMEN UND NACHRICHTEN Public Private Partnership Save the date VBI und BPPP kooperieren 3. Außenwirtschaftstag Planen und Bauen Der VBI und der Bundesverband Public Private Partnership e.V. (BPPP) wollen durch eine verbesserte Zusammenarbeit zukünftig Synergien schaffen. Dazu unterzeichneten beide Verbände am 18. Oktober eine Kooperationsvereinbarung, die den VBI-Arbeitskreis Projektfinanzierung und PPP an den BPPP ankoppelt. Dadurch ergibt sich für VBI-Mitglieder die Möglichkeit, in Gremien des BPPP mitzuarbeiten, die inhaltliche Arbeit mitzugestalten und vom gegenseitigen Wissenstransfer zu profitieren. Mitglieder, die an der Mitarbeit in den BPPPArbeitskreisen Infrastruktur bzw. öffentliche Immobilien Interesse haben, werden nach Einverständniserklärung zur Weitergabe ihrer Daten an den BPPP in die entsprechenden Verteiler aufgenommen und zur Mitarbeit eingeladen. Informationen zum Bundesverband Public Private Partnership: www.bppp.de. Weitere Informationen in der VBI-Geschäftsstelle: Catharina Stahr, [email protected] Außenwirtschaft MoU mit der GTAI vereinbart In einem Memorandum of Understanding haben VBI und Germany Trade and Invest (GTAI) vereinbart, dass Ausschreibungen, Geschäftsmöglichkeiten und Marktzugang für Ingenieure in der Berichterstattung stärker berücksichtigt werden. Für Mitglieder des VBI sind diese Berichte insbesondere dann interessant, wenn sie etwas über Geschäftsmöglichkeiten für Ingenieure enthalten. Germany Trade and Invest ist die Außenwirtschaftsförderungsgesellschaft der Bundesrepublik Deutschland. Sie wirbt im Ausland für den Standort Deutschland, akquiriert ausländische Investoren und berichtet regelmäßig über aktuelle wirtschaftliche Entwicklungen auf internationalen Märkten. Die GTAI unterstützt künftig auch entsprechende Veranstaltungen wie den „Außenwirtschaftstag Architektur, Planen und Bauen“ am 18. Februar 2014 in Berlin. 6 BERATENDE INGENIEURE 11/12 2013 Der „3. Außenwirtschaftstag Architektur, Planen und Bauen“ findet am 18. Februar 2014 im Auswärtigen Amt in Berlin statt. „Deutsche Kompetenzen für wachsende Städte“ heißt das zentrale Thema des diesmal unter Federführung des VBI auf Verbändeseite organisierten Branchentreffens mit Vertretern der deutschen Außenpolitik und Außenwirtschaft. Bitte merken Sie sich diesen Tag vor, alle VBI-Mitglieder sind herzlich dazu eingeladen. Ziel der bislang sehr gut angekommenen Veranstaltungsreihe im Auswärtigen Amt ist es, die Zusammenarbeit mittelständischer Beratungsunternehmen im Ausland untereinander und mit den deutschen Botschaften und Außenhandelsvertretungen zu fördern. Nach der Eröffnung durch die Politik werden im Plenum und in Themen- und Länderworkshops konkrete Beispiele aus aller Welt präsentiert und diskutiert. Dabei sind die Auslandserfahrungen der beratenden Ingenieure auch für die Politik wichtig, denn Marktzugang und Öffnung von Märkten kann häufig nur mit staatlicher Unterstützung erreicht werden. Weitere Informationen in der VBI-Geschäftsstelle: Michael Pfeiffer, Tel. 030/26062-240, [email protected]. Schinkelwettbewerb VBI stiftet erneut Kooperationspreis Der VBI-Förderverein ist erneut mit einem Kooperationspreis beim Ende September ausgelobten Schinkelwettbewerb 2014 des Architekten- und Ingenieurvereins zu Berlin (AIV) vertreten. Diesmal verbindet die Kooperationsaufgabe den „Konstruktiven Ingenieurbau“ mit der „Landschaftsarchitektur“. Die fachlichen Aufgabenstellungen des 159. Schinkelwettbewerbs gelten diesmal dem Berliner Bezirk Spandau. Dessen Lage an der Havel bietet besondere Chancen für eine Verknüpfung von Landschaft und Stadt. Die Preisrichter erwarten Lösungen zur Überwindung der verkehrlichen Einschnürung der Altstadt, zur Neuordnung der Verbindung zwischen Bahnhof und Stadteingang sowie zur Qualifizierung des Innenstadt-Bereichs. Teilnahmeberechtigt sind Architekten, Landschaftsarchitekten und Stadtplaner, die am Tag der Abgabe nicht älter als 35 Jahre sind, sowie Studenten und Absolventen der entsprechenden Fachrichtungen. Informationen zum Wettbewerb und die Teilnahmebedingungen finden Sie unter: www.aiv-berlin.de. VBI/Steinbeis Fachmediation im Planungsprozess Der VBI hat mit dem Steinbeis-Beratungszentrum Wirtschaftsmediation einen Zertifikatslehrgang entwickelt, der speziell auf die Moderation und Mediation von Planungsprojekten vorbereitet. Damit schafft der VBI die Voraussetzung, dass zukünftig mehr technisch sachkundige Mediatoren zur Verfügung stehen, die mit ihrer Expertise dazu beitragen, Projekte kooperativ umzusetzen. Mediation kann eine wirksame und kostengünstige Alternative zur juristischen Auseinandersetzung sein. Das macht diese Form außergerichtlicher Streitbeilegung auch für komplexe Bauvorhaben interessant. Noch wesentlicher ist die Moderation widerstreitender Inte- ressen, um die Eskalation von Konflikten zu vermeiden. Ingenieure sind mit ihrem technischen Sachverstand prädestiniert, im Planungsund Bauprozess Konflikte zu schlichten und Kontroversen fair zu lösen. Die Diskussion um frühzeitige Bürgerbeteiligung bei öffentlichen Bauvorhaben macht es noch wichtiger, diese Kompetenz stärker zu nutzen und zu professionalisieren. Der erste berufsbegleitende Zertifikatslehrgang startet am 6. Februar 2014. Weitere Informationen und Anmeldung: www.akasor.de/vbi, Ansprechpartnerin ist Norma Driske, [email protected], Tel.: 0341/2248661. Bitte beachten Sie auch den dieser BI-Ausgabe beiliegenden Flyer. NAMEN UND NACHRICHTEN EnEV 2014 Was ändert sich? Die im Oktober von der Bundesregierung endgültig verabschiedete die Novelle zur Energieeinsparverordnung (EnEV 2014) wird voraussichtlich im Mai 2014 in Kraft treten. Vor allem für Neubauten setzt sie höhere energetische Standards. Aber auch Besitzer älterer Gebäude müssen einige neue Regelungen beachten. Die Deutsche Energie-Agentur (dena) dokumentiert die wichtigsten Änderungen. Neubauten: Ab 1. Januar 2016 müssen neu gebaute Wohn- und Nichtwohngebäude höhere energetische Anforderungen erfüllen: Der zulässige Wert für die Gesamtenergieeffizienz (Jahres-Primärenergiebedarf) wird um 25 % gesenkt. Ab 2021 gilt dann für alle Neubauten der von der EU festgelegte Niedrigstenergie-Gebäudestandard. Die dafür gültigen Richtwerte sollen bis Ende 2018 öffentlich bekanntgegeben werden. Altbauten: Insgesamt sind für den Gebäudebestand keine wesentlichen Verschärfungen vorgesehen. Trotzdem müssen auch Besitzer von Bestandsgebäuden einige Vorgaben beachten. So sind Öl- und Gasheizkessel, die vor 1985 eingebaut wurden, ab 2015 außer Betrieb zu nehmenn. Wurden entsprechende Heizungsanlagen nach dem 1. Januar 1985 eingebaut, müssen sie nach 30 Jahren ersetzt werden. Die EnEV 2014 sieht jedoch eine ganze Reihe von Ausnahmen von dieser Regelung vor, etwa für Niedertemperatur- und Brennwertkessel, die von der Austauschpflicht ausgenommen werden. Energieausweis: Der Energieausweis für Gebäude bekommt mehr Gewicht. Verkäufer und Vermieter müssen den Ausweis künftig bereits bei der Besichtigung vorlegen. Nach Abschluss des Vertrages muss der Ausweis dann unverzüglich an den Käufer bzw. Mieter übergeben werden – zumindest in Kopie. Die wichtigsten energetischen Kennwerte aus dem Energieausweis müssen außerdem schon in der Immobilienanzeige genannt werden, zum Beispiel der durchschnittliche Endenergiebedarf des Gebäudes. Die energetischen Kennwerte werden künftig nicht mehr nur auf einer Skala von grün bis rot dargestellt, sondern zusätzlich einer von neun Effizienzklassen zugeordnet. Ähnlich wie bei der Kennzeichnung von Elektro- und Haushaltsgeräten reicht die Skala hier von A+ (niedriger Energiebedarf) bis H (hoher Energiebedarf). Diese Zuordnung gilt aber nur für neu ausgestellte Ausweise: Bereits vorliegende Energieausweise ohne Angabe von Effizienzklassen bleiben gültig. Berufsanerkennungsrichtlinie – Regulierte Berufe weiter auf dem Prüfstand Das Europäische Parlament hat im Oktober die Berufsanerkennungsrichtlinie verabschiedet. Dadurch soll ein verbesserter Informationsaustausch zwischen den Mitgliedstaaten bei der Anerkennung von Berufsqualifikationen, unter anderem durch die Einführung eines elektronischen Berufsausweises erreicht werden. Die novellierte Berufsanerkennungsrichtlinie enthält eine Aufforderung an die Mitgliedstaaten, nationale Reglementierungen des Berufszugangs zu überprüfen und zu modernisieren. Das setzt die Beratenden Ingenieure unter Zugzwang, die eigenen Reglementierungen – etwa den Schutz der Berufsbezeichnung oder die Pflichtmitgliedschaft in den Ingenieurkammern zu rechtfertigen oder aber zu modernisieren. Der VBI wird diesen Prozess selbstverständlich begleiten und ist dafür auf Ihre Hinweise und Positionen angewiesen. Über [email protected] können Sie sich zu Wort melden. Der BDI hat den weiteren Fahrplan für diese Überprüfungen in der folgenden Übersicht zusammengestellt. 1. Ab November 2013 sollen die Mitgliedstaaten zunächst die in der Kommissionsdatenbank der reglementierten Berufe bereits enthaltenen Informationen überprüfen und vervollständigen (http://ec.europa.eu/internal_market/qualifications/regprof/ index.cfm?fuseaction=home.home). 2. Im März 2014 beabsichtigt die EU-Kommission, eine „Europakarte der reglementierten Berufe“ zu veröffentlichen. 3. Zwischen November 2013 und Mai 2014 sollen die Mitgliedstaaten zunächst alle reglementierten Berufe in jenen Branchen einer detaillierten Prüfung unterziehen, die „einen wesentlichen Beitrag zu Beschäftigung und Wachstum leisten können“ (Unternehmensdienste, Baugewerbe, Verarbeitendes Gewerbe, Immobiliengewerbe, Verkehr, Groß- und Einzelhandel). Die Überprüfung soll auf Grundlage folgender Kriterien erfolgen: Vereinbarkeit mit dem Grundsatz der Nichtdiskriminierung aufgrund der Staatsangehörigkeit oder des Wohnorts, Berechtigung der Reglementierung durch einen zwingenden Grund des Allgemeininteresses, Verhältnismäßigkeit. 4. Ab Juni 2014 sollen sich die Mitgliedstaaten über die Ergebnisse ihrer nationalen Überprüfungen austauschen. Im Rahmen dieser gegenseitigen Bewertung sollen die Erforderlichkeit nationaler Reglementierungen sowie alternative Ansätze diskutiert und Best- Practice-Beispiele identifiziert werden. 5. Bis April 2015 sollen die Mitgliedstaaten für die erste Gruppe von Wirtschaftszweigen einen nationalen Aktionsplan vorlegen, in dem bereits eingeleitete und künftige Maßnahmen zur Öffnung des Berufszugangs skizziert werden. Die aus diesen Berichten gewonnenen Erkenntnisse sollen in nationale Reformprogramme einfließen, die im Rahmen des Europäischen Semesters zeitgleich vorzulegen sind. 6. Zwischen Juni 2014 und Januar 2016 sind Überprüfung, Evaluierung und nationale Aktionspläne für die restlichen Wirtschaftszweige (Bildung, Unterhaltung, Gesundheit und soziale Dienste, andere Netzwerkdienste als Verkehr, öffentliche Verwaltung, Tourismus, sonstige Dienstleistungen/Tätigkeiten) vorgesehen. 7. Im Juni 2015 und März 2016 wird die EU-Kommission auf Basis der nationalen Aktionspläne ggf. Abhilfemaßnahmen vorschlagen. Arno Metzler VBI-Hauptgeschäftsführer BERATENDE INGENIEURE 11/12 2013 7 NAMEN UND NACHRICHTEN Erfahrungsaustausch BDI-Mitgliedschaft auf dem Prüfstand Welchen Nutzen hat die VBI-Mitgliedschaft für die Mitglieder und wie werden die VBIInteressen in den Gremien des Industrieverbands vertreten? Diese beiden zentralen Fragestellungen standen im Mittelpunkt des zweiten Treffens der VBI-Vertreter in den Gremien des BDI Anfang November in Berlin. Dazu begrüßte VBI-Vizepräsident Jörg Thiele, der den VBI im BDI-Vorstand vertritt, knapp 30 VBI-Vertreter und den BDI-Hauptgeschäftsführer Dr. Markus Kerber, der zunächst den BDI kurz vorstellte und die Gelegenheit zu einem informativen Einblick in die Lobbyaktivitäten während der laufenden Koalitionsverhandlungen nutzte. Dort versuche der BDI als Dachorganisation von 38 Mitgliedsverbänden mit insgesamt rund 100.000 Mitgliedsunternehmen, in denen etwa 11–12 Millionen Beschäftigte knapp 30 % der deutschen Wertschöpfung erbringen, für wirtschafts- und investitionsfreundliche Rahmenbedingungen in den nächsten Jahren zu sorgen. Dabei kümmere man sich vorrangig um die drei Themenbereiche Energiewende, Steuern/Abgaben und Infrastruktur. „Hier gilt es die entstandene Investitionslücke zu schließen, denn wir schreiben seit Jahren mehr ab, als investiert wird“, so Kerber. Das führe zu Substanzverzehr, längst auch für jedermann an maroden Brücken und kaputten Straßen erkennbar. Während in allen anderen EU-Ländern die Investitionen bei 20 % des Bruttoinlandproduktes lägen, seien diese in Deutschland auf 16 % abgesunken. „Wir müssen dringend Nachinvestieren, in innovative Technologien und industrienahe Dienstleistungen“, so Kerber. Dafür mache sich der BDI stark. Die Koordination der Mitgliedsverbände, dafür zu sor- ▲ VBI-BDI-Führung (v. l.): Arno Metzler, Dr. Kerber, VBI-Präsident Dr. Cornelius und Jörg Thiele. gen, dass der BDI als Deutsche Industrie mit einer Stimme spräche, sei dabei aktuell wichtigste Aufgabe des Hauptgeschäftsführers. Allerdings spiele die Musik für die Cheflobbyisten der deutschen Industrie mehr und mehr in Brüssel. „Dort sitzt unsere eigentlich Regierung“, so Kerber. Derzeit sei die deutsche Industrie in Brüssel und den europäischen Wirtschaftsverbänden unterrepräsentiert. Hier müsse sich der BDI künftig neu aufstellen, es gelte Kräfte zu bündeln und umzudenken. Denn die Zukunft der Deutschen Industrie gehöre viel stärker, als viele das heute wahrhaben wollen, den unternehmensnahen Dienstleistungen. „Maschinen werden künftig in deutsch-chinesischen Joint Ventures in China gebaut, aber wie sie dann z. B. in Frankreich aufgestellt und mit welcher Software sie angetrieben werden, dafür müssen deutsche Unternehmen, Ingenieure wie sie sorgen“, so Kerber. Der BDI habe lange gebraucht, das zu verstehen, aber das Know-how der beratenden Ingenieure im VBI werde gebraucht von der deutschen Industrie und im BDI. Als Beispiel dafür, wie der VBI über seine BDIMitgliedschaft eigenen Anliegen mehr politische Wahrnehmung verschaffen könne, nannte VBI-Vorstand Thiele den Infrastruktur-Investitionsstau. Von den Planern schon seit zehn Jahren kritisiert, sei das Thema inzwischen mit BDI-Unterstützung in aller Munde. Außerdem informierte Thiele in seinem Bericht aus dem BDI-Vorstand, dass der VBI die BDI-Strategie des verstärkten Engagements in Brüssel tatkräftig unterstützen wolle. Gerade habe der VBI-Vorstand beschlossen, unter dem Dach des BDI wieder eine eigene Repräsentanz bei der EU einzurichten. „Wir werden das kommende Jahr mit den Europawahlen nutzen“, ergänzte VBI-Hauptgeschäftsführer Arno Metzler, selbst in Brüssel engagiert und gut vernetzt, „um den Verband in Brüssel neu aufzustellen.“ Die anschließenden Berichte der VBI-Vertreter aus den BDI-Gremien von Außenwirtschaft und Internationalen Steuern über Klimapolitik bis zu Konsumgüterproduktion und Vergaberecht waren höchst informativ und aufschlussreich. Dabei war offensichtlich, dass sich dieses ehrenamtliche Engagement doppelt lohnt: Einerseits für die VBI-Vertreter in den diversen Ausschüssen und Arbeitskreisen durch direkten Kontakt in die Ministerien und Politik, frühzeitige Information über Gesetze und andere relevante Vorhaben. Andererseits ▼ Blick in die Teilnehmerrunde 8 BERATENDE INGENIEURE 11/12 2013 NAMEN UND NACHRICHTEN habe der VBI die Möglichkeit, Mitgliederinteressen und Verbandsanliegen in den entsprechenden Gremien anzusprechen, in die BDIPapiere „reinzuschreiben“ und die Möglichkeiten zur Einflussnahme auf Gesetze und Verordnungen aktiv wahrzunehmen. Einwurf dazu von den Teilnehmern: „Wer sich äußert, wird auch gehört!" Natürlich gibt es dabei auch hin und wieder Interessenskonflikte mit anderen Verbandsvertretern, wie VBI-Vorstandsmitglied Axel Jacker aus dem Ausschuss Umwelt und Technik berichtete. Während die Industrievertreter im Ausschuss z. B. bestimmte Grenzwertverschärfungen verhindern wollen, seien Lösungen zu deren Umsetzung Geschäftsmodell vieler VBIMitglieder. Dennoch lautete das einhellige Fazit: „Es lohnt sich auf jeden Fall im BDI zu sein“, wie Dr. Hans-Christoph Schaefer-Kehnert seinen Bericht aus dem Arbeitskreis Entwicklungspoliitk auf den Punkt gebracht hatte. Im Namen des Vorstands dankte VBI-Vizepräsident Thiele allen Teilnehmern des Treffens für ihre engagierte Mitarbeit im BDI. Dies gelte es 2014 fortzusetzen. Der Vorstand werde überlegen, wie die vielfältigen Hintergrundinformationen aus den BDI-Gremien künftig noch besser allen interessierten VBI-Mitgliedern zugänglich gemacht werden können. Ines Bronowski KURZ GESAGT In Thüringen wurden im Oktober Vorstand und Präsident der Ingenieurkammer gewählt. Der VBI ist im Kammervorstand gut vertreten: Vier der sieben Vorstandsmitglieder sind Mitglieder im VBI-Landesverband Thüringen, so auch der neue Präsident Elmar Dräger sowie der 1. Vizepräsident Dr. Hans-Reinhard Hunger, Vorsitzender des VBI in Thüringen. Ein erstaunliches Ergebnis, so Hunger, da weniger als 6 % der Kammermitglieder zugleich VBI-Mitglieder seien. Die IVV GmbH hat im September eine Niederlassung in Hannover eröffnet. Damit wächst die deutschlandweite Präsenz des Unternehmens mit Hauptsitz in Offenbach auf sechs Standorte. Auch in Hannover wird wie an den anderen Standorten die Planung aller Gewerke der Eisenbahn-Ausrüstungstechnik geboten. EBRD-Seminar Bewerbungen: am besten kurz und knackig Als Folgeveranstaltung des erfolgreichen Seminars zur EBRD im Juni 2013 hatte der VBI beim Folgeseminar am 14. November in Frankfurt/M., nun zusätzlich mit der KfWEntwicklungsbank als Mitveranstalter, noch mehr Informationen zu bieten. Sinn und Zweck der Veranstaltung war, so Charifa Larabi, Mitglied der Geschäftsbereichsleitung der KfW-Entwicklungsbank, die Teilnehmer auf erfolgreiche Bewerbungen bei der Auftragsvergabe sowohl ihrer Bank als auch der „European Bank for Reconstruction and Development“ (EBRD) vorzubereiten. Da die KfW zum Ziel habe, die deutsche Wirtschaft zu fördern, sei ein Seminar, das der Vermeidung von Bewerbungsfehlern dient, ganz in ihrem Sinne, unterstrich Larabi. Wie bedeutsam spezielle Vergabeverfahren sind, sei bei der KfW angekommen: Im Zuge einer KfW-internen Umstrukturierung sind dafür künftig nicht mehr die Projekt-, sondern vielmehr Vergabemanager zuständig. Diese werden regionale Zuständigkeiten haben und eigens für den Bereich Vergabe ausgebildet sein. Joachim Steffens, Alternate Director for Germany im EBRD Board of Directors, erläuterte die Besonderheiten seiner Bank, deren Fokus deutlich auf dem Privatsektor liege und die ein Mandat zur Förderung der Marktwirtschaft und Demokratie habe. Gerade sei man im Begriff neue Regionen wie die Türkei und Nordafrika für die kommerziell orientierte europäische Bank zu erschließen. Ihr Charme liege darin, Bankpartner zu sein und die entsprechende Zusammenarbeit mit Consultants zu suchen und zu fördern. 10 % der Berateraufträge seien im vergangenen Jahr an deutsche Berater gegangen, was einem Volumen von 17,7 Mio. Euro entspreche. Aber auch den Wettbewerb der Beratungssaufträge zu stärken, sei ihr ein Anliegen. Steffens riet den Anwesenden dringend mit den Referenten des Seminars hinsichtlich der für die EBRD neuen Sektoren Energieeffizienz oder E-Mobilität bzw. der gerade zu erschließenden Regionen wie Nordafrika in Kontakt zu treten, wenn man dort bereits tätig sei. Denn für diese Bereiche gebe es noch keine Präqualifizierung. Wer als Regionaldirektor einen Consultant kenne, dürfe – je nach Umstand – auch schon mal einen Auftrag direkt vergeben. Von dem Gesprächsangebot wurde im Übrigen in den Pausen reichlich Gebrauch gemacht. ▲ Chariba Larabi, KfW-Entwicklungsbank, gab die Marschrichtung vor. Für das Frühjahr 2014 plane die EBRD, so Steffens, einen „Onside-Visit“ in London. „Wenn Sie dort einen Draht zu Kollegen entwickeln, haben Sie Chancen Aufträge zu generieren. Deutsche Interessen werden in der Bank vertreten, da können Sie sicher sein.“ Albrecht Wald, Prokurist Qualitätssicherung und Prozesse in der KfW-Entwicklungsbank, erläuterte das übergeordnete Ziel der Entwicklungszusammenarbeit, Umwelt- und Sozialverträglichkeitsaspekte bei Auftragsvergaben verstärkt zu berücksichtigen und damit langfristig die qualitativen Anforderungen – auch an das Know-how der Consultants – zu erhöhen. Veränderte Projektansätze zögen auch eine veränderte Bieterauswahl nach sich. Er erläuterte zudem, wie das in der Praxis aussieht und welche Instrumente der Überwachung zugesicherter Parameter dienen könnten. Martin Ehrenberg, Senior Advisor, Technical Cooperation bei der EBRD, toppte seinen Parforceritt der Sommerveranstaltung: Kaum kür- BERATENDE INGENIEURE 11/12 2013 9 NAMEN UND NACHRICHTEN ▲ M. Ehrenberg beim Parforceritt durch die ▲ EBRD-Direktor Steffens und Eva Witt, KfW-Entwicklungsbank Materie. zer und besser zusammengefasst denkbar, stellte er die Regeln und Verfahren bei der Vergabe von EBRD-Beratungsaufträgen vor und wiederholte sein Versprechen, sich persönlich um die Anliegen der deutschen Consultants zu kümmern. Er bekräftigte, dass es sinnvoll sei, sich auf kleinere Projekte zu konzentrieren, wenn man wenig Erfahrung mit EBRD-Vergabeverfahren habe. Außerdem riet sei, und riet die „Procurement Notices“ zu analysieren. Kritik diesbezüglich sei willkommen. Ihr Kollege Ehrenberg hält Direktvergaben für Aufträge bis 75.000 Euro für eine gute Möglichkeit, die EBRD kennenzulernen, allerdings bevorzugten Banker ihnen bereits bekannte Consultants. Also: Scheffel oder Ehrenberg anrufen, dann fokussiert ins Gespräch mit den Bankern gehen, die entscheiden und die Auf- ▲ Ca. 70 Teilnehmer füllten den Saal in Frankfurt er, die Bewerbungen kurz und knackig zu formulieren, da die Adressaten die Kunden der Bank und Banker seien. Die EBRD sei keine europäische Institution, das europäische Vergaberecht somit nicht anwendbar. Jenny Scheffel, Advisor Technical Cooperation der EBRD, führte in die bestmögliche Bewerbung auf Beraterverträge ein. Sie stellte die verschiedenen EBRD-Beratungsdienste vor sowie die Einsatzländer und Sektoren. Außerdem lichtete sie den Informationsdschungel der EBRD-Website und betonte, wie wichtig die Beschaffungsgrundsätze, die EBRD-Bibel 10 BERATENDE INGENIEURE 11/12 2013 träge vergeben. Eine Interessenerklärung für die Bewerbung sei nötig, die bestplatzierte Firma wird zu den Vertragsverhandlungen geladen. Die beiden gingen weiter in medias res: Vieles, was auf ihren Tischen rund um die Auftragsvergabe lande, sei beeindruckend, aber nicht zielführend. Quality-based bedeute Referenzen beizubringen, Lebensläufe der vorgeschlagenen Experten, Sprachkenntnisse und regionale Partner. Häufig seien Bewerber schlecht vorbereitet. In die engere Auswahl komme, wer das liefere, wonach gefragt wer- de. Auch das Preisangebot alleine sei nicht entscheidend, die Gewichtung liege bei ca. 20 %. Falsche Angaben würden auch bei der EBRD sanktioniert und hätten Folgen bei möglichen späteren Bewerbungen. Auf Forderungen nach mehr Transparenz habe die EBRD beispielsweise durch die öffentliche Öffnung der Angebote sowie die Bekanntgabe des Angebotspreises reagiert. Auch die Vertreter der KfW-Entwicklungsbank, Jan Blum und Christian Haas, beide Abteilungsdirektoren für Energie bzw. für Kommunale Infrastruktur, berichteten über die Finanzielle Zusammenarbeit in den Schwerpunktsektoren. Die KfW finanziere Vorhaben, die jeweiligen Partner müssten mit Unterstützung der Consultants die Projekte selbst durchsetzen. Bei der gtai seien alle Ausschreibungen der Entwicklungsbank gelistet. Haas beschrieb die seinen Sektor betreffenden finanziellen Instrumente, die z. T. auch in Zuammenarbeit mit der EBRD erfolgten. Die laufenden Vorhaben hätten ein Volumen von etwa 700 Mio. Euro. Detailliert schilderte er auch die Situation in einzelnen Ländern und ob bzw. welche Chancen sich künftig böten. Auf die Frage, wie die EBRD sicherstelle, dass der Vergabeprozess transparent gestaltet werde, erwiderte Matthew Jordan-Tank, dass die EBRD-Beschaffungsexperten sowohl den Zuschlag erteilen dürften, als auch bei Unklarheiten und Zweifeln ablehnen. Fazit: Wer gute Qualität und gute Berichte liefere, habe Chancen mehrfach beauftragt zu werden. Dafür sind die Angebote auf die EBRD Forderungen herunterzubrechen und die bei der EBRD durchgeführten Interviews entsprechend vorzubereiten. Martina Gabriel Weltleitmesse für Architektur und Technik Explore Technology for Life. 50 Jahre Planungsgruppe VA feiert in Hannover Die Geschäftsführung und Mitarbeiter der Planungsgruppe VA feierten mit 200 Gästen – darunter Kunden, Architekten, Geschäftspartner und Berater – am 2. Oktober am Maschsee bei strahlendem Sonnenschein gemeinsam das 50-jährige Bestehen des Unternehmens. Dr. Joachim Knüpfer, 1. Vizepräsident des VBI, und Hans-Ullrich Kammeyer, Präsident der Bundesingenieurkammer, gratulierten im Namen der Berufsorganisationen. Vor 50 Jahren hatten sich drei eigenständige Ingenieurbüros unterschiedlicher Fachbereiche zusammengeschlossen und gründeten in Hannover die Planungsgruppe VA (Versorgungs-Anlagen). Es entstand ein Unternehmen, das nach wie vor durch seine Leistungsbandbreite beeindruckt. Die Gründungsgesellschafter der Planungsgruppe VA, Klaus Baron, Heinz Mielchen, Ernst Schaper und Heinz Wiechmann, kamen ebenfalls zur Jubiläumsfeier. Kennengelernt hatten sie sich 1963 beim gemeinsamen Projekt Neubau des Krankenhauses Uelzen. Einige Baumaßnahmen wurden von der Planungsgruppe VA durch die letzten Jahrzehnte bgleitet, z. B. das Robert-Koch-Krankenhaus in Gehrden oder die Medizinische Hochschule Hannover (MHH). Zum Erfolg der Planungsgruppe VA – inzwischen geführt von Hans-Helmut Schaper, Lars Leppers und Markus Heiß – trägt auch das Managementboard (VA-Rat) mit seinen zehn leitenden Mitarbeitern bei. Heute verfügt die Planungsgruppe VA über Standorte in Hannover, Nürnberg, Magdeburg, Frankfurt a. M sowie Düsseldorf und beschäftigt mehr als 70 Mitarbeiter. ▲ Geschäftsführung der Planungsgruppe VA (v. l.): L. Leppers, M. Heiß, H.-H. Weniger Energieverbrauch, mehr Komfort und Sicherheit. Die weltgrößte Messe für Licht, Elektrotechnik und Haus- und Gebäudeautomation sowie Software für das Bauwesen zeigt innovative Lösungen, die Effizienz, Nachhaltigkeit und Lichtdesign vereinen. Schaper Frankfurt am Main 30. 3. – 4. 4. 2014 www.light-building.com NAMEN UND NACHRICHTEN Dubai 35 Jahre DU Diederichs steht für Projektmanagement 35 Jahre erfolgreiches Projektmanagement in der Immobilien- und Baubranche – dafür steht DU Diederichs, als eines der führenden Bauprojektmanagement-Unternehmen in Deutschland. Seine Kompetenzen liegen in der Projektsteuerung, Public Private Partnership, Green Building, Städtebau sowie Technische Due Diligence und vieles mehr rund um die unabhängige Immobilienberatung. Deutschlandweit beschäftigt das Unternehmen mehr als 180 Mitarbeiter an den Standorten Berlin, Wuppertal, München, Hamburg, Frankfurt, Köln und Bonn. Das Gesamtvolumen der betreuten Projekte lag 2012 bei über 11 Mrd. Euro. Am 1. Oktober fiel 1978 in München der Startschuss: Professor Claus Jürgen Diederichs gründete die DU Diederichs Unternehmens- und Projektberatung. Der Autobauer BMW und die Landeshauptstadt München zählten zu den ersten Auftraggebern. 1981 wurde die Niederlassung Wuppertal gegründet. Nach der Wiedervereinigung folgte eine Niederlassung in Berlin, die 1996 Hauptsitz des Unternehmens wurde. DU Diederichs wuchs kontinuierlich. Partner wurden 1993 Werner Schneider und Heiko Windhorst und 2002 Professor Bernd Bötzel, Dietmar Botter und Thomas Hausmann. Professor Diederichs übergab 2002 mit der Umwandlung in die DU Diederichs Projektmanagement AG & Co. KG die Führung an den Vorstand. Ralph Bode vervollständigte später die heute sechsköpfige Führungsriege. Professor Diederichs selbst wechselte in den Aufsichts- und Beirat, um die Kontrollund Beratungsfunktion zu erfüllen. Die Entscheidung fiel bewusst für eine inhabergeführte Firmenstruktur. Daher liegt das Kapital der AG zu 100 % beim Vorstand. Durch diese finanzielle Unabhängigkeit kann das Unternehmen seine Kunden objektiv und neutral beraten, unbeeinflusst von externen Gesellschafter- oder Aktionärsinteressen. Solarpark der Superlative Das größte Solarkraftwerk im Nahen Osten wurde Ende Oktober feierlich eröffnet. Der „Mohammed bin Rashid Al Maktoum“-Solarpark ging mit einer Leistung von 13 MW ans Netz. Der Namensgeber, Vizepräsident der Vereinigten Arabischen Emirate (UAE) und Ministerpräsident von Dubai, Scheich Mohammed bin Rashid Al Maktoum, setzt mit der Realisierung des CSP/PV-Solarparks auf einen erfolgversprechenden Energiemix. Bis 2030 soll die Gesamtleistung auf 1.000 MW steigen, das entspricht 5 % des Energieverbrauchs von Dubai. Planung, Projektmanagement, Bau- und Inbetriebnahmeüberwachung lagen von Projektbeginn an im Januar 2012 in den Händen der ILF Beratende Ingenieure. Die Münchener Ingenieure betreuten von ihren Schwesterniederlassungen in Dubai und Abu Dhabi aus das derzeit größte realisierte Photovoltaik-Projekt in der Golf-Region. Schwierigste Herausforderungen waren die Beeinträchtigungen der Anlage durch Sandstürme und die extrem hohen Außentemperaturen, die u. a. die Photovoltaik-Module auf bis zu 70 °C erhitzen. ▲ DU-Diederichs-Vorstand (v. l.): D. Botter, R. Bode, Prof. Bötzel, T. Hausmann, H. Windhorst, W. Schneider Foto: DU Diederichs Projektmanagement ▲ Der 13-MW-Solarpark aus der Vogelperspektive. 12 BERATENDE INGENIEURE 11/12 2013 NAMEN UND NACHRICHTEN Auslobung Balthasar-Neumann-Preis 2014 Die DBZ Deutsche BauZeitschrift und der BDB Bund Deutscher Baumeister loben gemeinsam den Balthasar-Neumann-Preis 2014 aus. Es ist das neunte Mal, dass dieser europäische Preis für Architektur und Ingenieurleistungen vergeben wird. „Mit dem Balthasar-Neumann-Preis wird die beispielhafte, innovative und über technisch etablierte Standards hinausgehende Zusammenarbeit verschiedener Fachdisziplinen an einem Bauwerk ausgezeichnet, das aufgrund dieser Zusammenarbeit, ganz im Sinne Balthasar Neumanns, herausragende technische und gestalterische Qualitäten aufweist“, heißt es in der Auslobung. Dabei ist die Darstellung der integralen Prozesse bei der Planung besonders wichtig. Zudem müssen die eingereichten Projekte die Kenngrößen des nachhaltigen Bauens erfüllen. Teilnehmen können gleichberechtigt Architekten und Ingenieure bei Nennung des Projektpartners, mit dem herausragend gut zusammengearbeitet wurde. Dotiert ist der Balthasar-NeumannPreis 2014 mit 10 000 €, eingereicht werden dürfen Bauwerke, die nicht älter als zwei Jahre sind. Einsendeschluss ist der 31. Januar 2014. Die vollständige Auslobung finden Sie online unter DBZ.de oder www.baumeister-online.de. Europäischer Stahlbaupreis 2013 Antarktische Station ▲ Werner Sobek (l.) mit dem Rektor der TU Graz, Prof. Dr. Kainz Foto: Helmut Lunghammer, Graz TU Graz Ehrendoktorwürde für Werner Sobek ▲ Ausgezeichnete Antarktisstation Der European Steel Design Award für Deutschland ging in diesem Jahr gemeinsam an das Hamburger Architekturbüro bof architekten, IMS Ingenieurgesellschaft – ebenfalls Hamburg – und die Firma Heinrich Lamparter Stahlbau für die antarktische Forschungsstation Bharati (siehe BI 7-8/2011 S. 26 ff). Die Jury lobte das innovative und nachhaltige Design der raumschiffartigen Architektur sowie „die hervorragende Ausführungsqualität unter extremen Wetterbedingungen“. Das Aachener Büro kadawittfeldarchitektur er- Foto: IMS/NCAOR hielt mit dem Hauptbahnhof in Salzburg den Preis für Österreich. Das Büro Atelier d'architecture Brodbeck-Roulet (Carouge/Genf) wurde für die Hans-Wilsdorf-Brücke in Genf mit dem Preis für die Schweiz ausgezeichnet. Die Europäische Konvention für Stahlbau EKS, die Dachorganisation der europäischen Stahlbauer, lobt den Preis alle zwei Jahre für „herausragende, kreative Lösungen mit Stahl in Architektur und Konstruktion“ aus. Er geht an Teams aus Architekten, Ingenieuren und Stahlbauern. KURZ GESAGT Die dess+falk gmbh, ein Nürnberger Ingenieurbüro für die Planung technischer Gebäudeausrüstung, hat seit November einen neuen Geschäftsführer: Dipl.-Ing. (FH) Michael Simon studierte Maschinenbau mit Schwerpunkt Energietechnik an der Georg-SimonOhm-Fachhochschule in Nürnberg und kann umfangreiche Erfahrungen in der Bauplanungsbranche im In- und Ausland vorweisen. Inhaber Wolfgang Deß war im Juni unerwartet verstorben. Prof. Werner Sobek erhielt am 8. November die Ehrendoktorwürde (Dr. h.c.) der TU Graz. Mit dieser Ehrung würdigte die Hochschule Werner Sobeks „hervorragende wissenschaftlich-technische Verdienste auf den Gebieten Architektur und Bauingenieurwesen“. Sobek sei, so der Rektor der TU Graz, Prof. Dr. Harald Kainz, „stets auf der Suche nach den Grenzen des Möglichen und Denkbaren“. Die TU Graz sei stolz, eine derart enge Bindung zu einem „international renommierten Vorausdenker“ wie Werner Sobek zu haben. Sobek selbst betonte in seiner Dankesrede, dass er sowohl als Gastprofessor als auch als Mitglied des Beirats für Technologie und Forschung der TU Graz zahlreiche Bindungen zu der Stadt an der Mur geknüpft habe und diese in Zukunft gerne weiter ausbaue. BERATENDE INGENIEURE 11/12 2013 13 NAMEN UND NACHRICHTEN Dünnschicht-Photovoltaik ZSW stellt Weltrekord-Solarzelle her Im Wettlauf um eine höhere Stromausbeute von Solarzellen hat das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) einen neuen Weltrekord erzielt. Das Stuttgarter Institut verbesserte den Wirkungsgrad für CIGS-Dünnschichtsolarzellen auf 20,8 %. Der Rekordwert für die Umwandlung von Sonnenlicht in elektrische Energie übertrifft erstmals auch die Effizienz der im Markt vorherrschenden multikristallinen Siliziumsolarzellen. Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE bestätigte die Ergebnisse offiziell. Die Rekordsolarzelle besteht aus Kupfer-Indium-Gallium-Diselenid, kurz CIGS, und ist 0,5 cm2 groß, eine übliche Größe für Versuchszellen. Das ZSW arbeitet jetzt daran, den optimierten CIGSProzess auf Module zu übertragen. Im Vergleich zu Standardsolarzellen spart die Dünnschichtphotovoltaik durch eine mikrometerdünne Beschichtung Material und Energie; für die künftige Produktion ist das ein erheblicher Kostensenkungsfaktor. Experten sind sich daher einig: Die neue Bestleistung zeigt das große Potenzial der CIGS-Technik für eine noch kostengünstigere und effizientere Photovoltaik. Nachtrag BI 9-10/2013 Projektbeteiligte Generalsanierung Lenbachhaus Im Beitrag über die Generalsanierung des Münchener Lenbachhauses „Punktlandung bei Kostenund Terminzielen“ in BI 9-10/2013 S. 22 ff endete die Auflistung der projektbeteiligten Planer bei den Objektplanern, maßgeblich beteiligte Ingenieurbüros wurden nicht genannt. Dafür möchte sich die Redaktion entschuldigen und die Liste der Projektbeteiligten auf diesem Wege ergänzen. Tragwerksplanung: Sailer Stepan und Partner GmbH ELT-Planung (Lph 1–5): PEG Planungsbüro für Energie- und Gebäudetechnik, ELT-Planung (Lph 6–9): Rücker + Schindele Beratende Ingenieure, HLS-Planung (Lph 1–5): Ottitsch GmbH & Co. KG HLS-Planung (Lph 6–9): Zibell, Willner & Partner, Lichtplanung: Ingenieurbüro Walter Bamberger, Fördertechnik: Ebert-Ingenieure GmbH & Co. KG SiGeKo: Ing.-Büro Dingethal Brandschutzgutachter: Kersken + Kirchner GmbH Küchenplaner: Ing.-Büro Schaller Schall-/Raumakustik: Ingenieure Süd Thermische Bauphysik: Waubke – Klessinger Gesellschaft Beratender Ingenieure Vermessung: Heinz Bott + Partner Raumakustische Beratung: Müller-BBM GmbH. KURZ GESAGT Zum 1. Oktober wechselte Prof. Dr. Werner Jensch in die Geschäftsleitung der Assmann Beraten + Planen GmbH, Braunschweig. Dort leitet er gemeinsam mit Stephan Wachtel, der seit dem 1. Juli auch Gesellschafter ist, den Bereich Technische Gebäudeausrüstung/Energieeffizienz. Zuvor war Jensch mehr als 25 Jahre lang bei Ebert-Ingenieure beschäftigt. Dr. Klaus Jensch, VBI-Vorstandsmitglied und vormals ebenfalls bei Ebert, wechselte zum Büro Team für Technik GmbH in München. Die Inovis Ingenieure GmbH, München, eröffnete zum 1. Oktober ein neues Büro mit derzeit neun Mitarbeitern in Düsseldorf. Die Eröffnung des Standortes unter Leitung des Geschäftsführers Dieter Leipoldt dient der optimalen Betreuung der Projekte vor Ort. „Die in unserem Konzept verankerte Kundennähe ist auch räumlich zu sehen“, so Leipoldt. 14 BERATENDE INGENIEURE 11/12 2013 ▲ Eher effizient als schön: das zertifizierte Hochhaus in Qinhuangdao Energieeffizienz Dena zeichnet Hochhaus in China aus Ein 18-geschossiges Wohnhaus in der Hafenstadt Qinhuangdao, Provinz Hebei, ist seit Oktober das erste zertifizierte deutsch-chinesische Effizienzhaus in China. Es erfüllt den neuen Energieeffizienzstandard der Provinz Hebei, den die Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena) und das dem chinesischen Bauministerium unterstellte Center of Science and Technology of Construction (CSTC) gemeinsam für diese Klimaregion entwickelt haben. Der Standard wurde in Anlehnung an den Passivhausstandard erarbeitet und ist besser als der Mindeststandard, den die gerade erst verschärfte Energieeinsparverordnung in Deutschland vorgibt. Erklärtes Ziel des chinesischen Bauministeriums ist es, auf dieser Grundlage mittelfristig einen landesweiten Energiestandard für Neubauten einzuführen. Das zertifizierte Gebäude hat eine Wohnfläche von insgesamt 6.670 m². Der Heizwärmebedarf liegt bei 13 kWh/m²a. Die Gebäudehülle zeichnet sich durch einen sehr guten Dämmwert aus, zur technischen Ausrüstung gehören Wärmepumpe und Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Solarkollektoren in den Balkonbrüstungen erwärmen Wasser für die Haushalte. Die dena und das CSTC begleiteten die Bauarbeiten von Anfang an, um die Qualität zu sichern. Dazu gehörten Schulungen für Planer, Bauherren und Handwerker, die Prüfung der Pläne und wiederholte Kontrollen auf der Baustelle. Das Zertifikat, das die Einhaltung des Energiestandards dokumentiert, ist ähnlich einem deutschen Energieausweis gestaltet. NAMEN UND NACHRICHTEN Deutscher Brückenbaupreis 2014 Die Favoriten sind gekürt ▲ Hochbahnviadukt in Berlin In der Kategorie „Straßen- und Eisenbahnbrücken“ sind dies: Hochbahnviadukt der U-Bahnlinie 2 in Berlin, Prenzlauer Berg „Die Instandsetzung des 1,7 km langen, denkmalgeschützten Stahlviadukts ist ein vorbildliches Beispiel für die Erhaltung und Ertüchtigung stark beanspruchter Bestandsbauwerke. Dank großartiger Ingenieurleistungen ist es dabei gelungen, das schon seinerzeit hervorragende Bauwerk im innerstädtischen Bereich mit innovativen Methoden funktional und ästhetisch tauglich für das 21. Jahrhundert zu machen“, urteilte die Jury. Verantwortlicher ▲ Baakenhafenbrücke, Hamburg Ingenieur: Univ. Prof. Dr.-Ing. Werner Lorenz, Berlin Baakenhafenbrücke in der Hamburger Hafencity „Die Baakenhafenbrücke ist eine elegante ‚langsame‘ Brücke, die zum Verweilen einlädt“, wie die Jury befand. „Die 170 m lange Verbindung zweier neu geplanter Wohngebiete hat das Potenzial, innerstädtische Landmarke zu werden. Das integrierte Aushubelement ist eine völlig neue Idee.“ Die Baakenhafenbrücke sei damit weltweit die einzige ‚minimal bewegliche‘ Konstruktion. Verantwortlicher Ingenieur: BSe CEng Paul Rogers vom Büro Happold, Berlin ▲ Die Jury (v. l.): Prof. Curbach, B. Colditz, Prof. Reinke, Prof. Svensson, Dr. Lemmer, Dr. Streit und Prof. Engelsmann. 16 BERATENDE INGENIEURE 11/12 2013 Gänsebachtalbrücke bei Buttstädt in Thüringen „Die integrale Bahnbrücke für den Hochgeschwindigkeitsverkehr besticht durch ihren ästhetischen Stützenrhythmus“, lobt die Jury das insgesamt 1.001 m lange, zurückhaltend in das flache Gänsebachtal eingefügte Bauwerk. „Entstanden ist ein extrem günstiges Stahlbetonbauwerk, schlank und innovativ.“ Maßgeblich verantwortlicher Ingenieur: Prof. Dr.-Ing. Jörg Schlaich, Berlin. ▲ Max-Gleißner-Brücke in Tirschenreuth In der Kategorie „Fuß- und Radwegbrücken“ nominierten die Juroren folgende drei Bauwerke für den Deutschen Brückenbaupreis: Max-Gleißner-Brücke, Tirschenreuth in der Oberpfalz „Wie eine begehbare Holzskulptur quert die Spannbandkonstruktion den 75 m breiten neuen Stadtteich. Dabei ist eine leichtere Konstruktion kaum denkbar, auch jeder Laie versteht bei dieser Brücke den Kraftfluss. Eine Vollholzkonstruktion der besonderen Art,“ so die Jury. Als Entwurfsverfasser maßgeblich beteiligt: Dipl.-Ing. Wolfgang Strobl, Schüßlerplan Berlin, und Dipl.-Ing. Moritz Schloten, Annabau, Berlin NAMEN UND NACHRICHTEN Bleichwiesensteg in Backnang bei Stuttgart „Die moderne Stahlkonstruktion über die Murr ist ein hocheleganter Brückenschlag zwischen modernem Wohngebiet und historischem Stiftshof. Die von Geländerseilen durchzogene Aussparung in der Mitte des Stahlhohlkastens verleiht dem Bauwerk Leichtigkeit und Prägnanz.“ Verantwortlicher Ingenieure: Dipl.-Ing. Andreas Keil, schlaich bergermann und partner GmbH, Stuttgart ▲ Gänsebachtalbrücke bei Buttstädt in Thüringen ▲ Bleichwiesensteg Backnang Erba-Steg, Bamberg „Die filigrane Anbindung der Erba-Halbinsel an die Bamberger Altstadt ist die überzeugend gelungene Nachnutzung einer zunächst nur temporär benötigten Baubehelfsbrücke. Umgesetzt wurde diese ungewöhnliche Idee eines Bauwerks für zwei Einsatzorte als filigrane Stahlkonstruktion – ressourcenschonend und nahezu wartungsfrei“, lobt die Jury. Maßgeblich verantwortlicher Ingenieur: Dipl.-Ing. Johann Grad, Grad Ingenieurplanungen, Ingolstadt. Der Wettbewerb In der nunmehr fünften Wettbewerbsauflage des Deutschen Brückenbaupreises hatten die Juroren in der Kategorie Straßen- und Eisenbahnbrücken die Qual der Wahl aus 19 zum Wettbewerb zugelassenen Bauwerken. Es galt die drei ästhetisch und konstruktiv überzeugendsten Brücken für den Preis zu nomininieren. In der Kategorie Fuß- und Radwegbrücken waren die Top 3 aus 18 Bewerbungen auszuwählen. Nach den Nominierungen befindet sich der Wettbewerb nun in der Finalrunde. Unter den jetzt nominierten sechs Finalisten kürt die Jury auf ihrer nächsten Sitzung im neuen Jahr die beiden Preisträger, deren Namen allerdings bis zum Festakt am 10. März gut gehütetes Geheimnis der Juroren und weniger Eingeweihter auf Ausloberseite bleiben werden. Das macht die Veranstaltung spannend, wie die ersten Auflagen des Wettbewerbs um den Deutschen Brückenbaupreis gezeigt haben. Dieser wurde bekanntlich 2006 gemeinsam vom VBI und der Bundesingenieurkammer schen ist der Deutsche Brückenbaupreis bekannt und begehrt. Er feiert nicht nur regelmäßig Erfolge in der Fachöffentlichkeit, sondern auch in der Tagespresse sowohl überregional, als auch regional, vor allem immer dort, wo die nominierten Brücken stehen. Wie bei den vorangegangenen Wettbewerben dürfen sich auch diesmal die sechs Nominierten über diese Auszeichnung ganz besonders freuen. Denn anders als bei vielen anderen Preisen gibt es beim Deutschen Brückenbaupreis nur jeweils einen Preisträger in den beiden Kategorien; es gibt keine zweiten und dritten Preise, keine besonderen Anerkennungen und Belobigungen. Den Deutschen Brückenbaupreis gibt es nur einmal je Jahrgang und Kategorie. Ausgezeichnet werden die beiden besten Bauwerke und die jeweils maßgeblich dafür verantwortlichen Ingenieure. Wer von der Jury dafür nominiert wurde, steht daher bereits auf dem Treppchen. Allerdings verrät die Reihenfolge der jeweils drei Nominierten in den beiden Kategorien auch diesmal nichts über eine mögliche Rang- ▲ Erba-Steg in Bamberg (BIngK) aus der Taufe gehoben, um den Beitrag der Ingenieure zur Baukultur im Allgemeinen und die Leistungen der Bauingenieure in ihrer Königsdisziplin, dem Brückenbau, ganz konkret so zu würdigen, wie das leider nur selten geschieht. In den meisten Planerwettbewerben geht es um Architektur, deren Schöpfer dementsprechend häufig gefeiert werden und öffentlich bekannt sind. Das zu ändern, dem Ingenieurbau mehr öffentliches Ansehen und mediale Aufmerksamkeit zu verschaffen, war der Anspruch von BIngK und VBI, als sie den Brückenbaupreis begründeten. Unterstützung dafür gab es von Anfang an durch das Bundesbauministerium und die Deutsche Bahn AG als Hauptsponsor. Inzwi- folge. Bislang folgen alle Nennungen lediglich dem Eingangsdatum der Wettbewerbsunterlagen. Die Jury In die Jury beriefen die Auslober diesmal sieben ausgewiesene Brückenbau-Fachleute. Diese wählten bei ihrer ersten Sitzung im Oktober die TRDirektorin Dipl.-Ing. Brit Colditz, die das BMVBS vertritt, zur Juryvorsitzenden für den Wettbewerb 2014. Außerdem gehören der Jury an: Prof. Dr.-Ing. Manfred Curbach, Prof. Dr.-Ing. Stephan Engelsmann, Prof. Dr.-Ing. Hans Georg Reinke, Dr.-Ing. Christoph Lemmer, Dr.-Ing. Walter Streit und Prof. Dipl.Ing. Holger Svensson. Ines Bronowski BERATENDE INGENIEURE 11/12 2013 17 NAMEN UND NACHRICHTEN VBI-Bundeskongress 2013 Mit Wahrheit und Klarheit zum Erfolg von Ines Bronowski Zum Auftakt „Wir wollen nichts Geringeres versuchen, als den guten Ruf der beratenden Ingenieure, Planer und Consultants wieder herzustellen“, sagte Dr.-Ing. Volker Cornelius bei der Begrüßung der fast 300 Kongressteilnehmer. Damit brachte der VBI-Präsident das Anliegen der Verbandsführung auf den Punkt, nicht länger stillschweigend hinzunehmen, dass Problemprojekte wie BER, Elbphilharmonie und Stuttgart 21 nicht nur das Image der deutschen Ingenieure sondern auch des Industriestandortes Deutschland gefährden. „Wir werden heute von gelungenen Projekten hören – auch die gibt es! – , die unsere Kompetenz in Planung und Ausführung unter Beweis stellen, wir werden Ursachen von Problemen erläutern und Lösungswege aufzeigen“, gab Cornelius die Marschrichtung für die öffentliche Vortragsvoranstaltung vor. Auch Uwe Pinck, Vorsitzender des gastgebenden VBI-Landesverbandes Hamburg, verwies in seinem Grußwort ganz in diesem Sinne auf die in der Öffentlichkeit wenig beachteten Erfolgsprojekte, für Hamburg nannte er z. B. die Entwicklung der Hafencity und den vorfristig fertiggestellten Ausbau der A 1 zwischen Ham- 18 BERATENDE INGENIEURE 11/12 2013 ▲ Gastgeber Uwe Pinck vom Hamburger VBI begrüsst die Gäste. burg und Bremen. Daraus zog er die Schlussfolgerung: „Ja, Deutschland kann Großprojekte, wenn die Auftraggeberseite richtig organisiert ist und VBI-Büros beteiligt sind.“ Die Politikersicht Dem schloss sich Dr. Peter Tschentscher, Senator und Präses der Hamburger Finanzbehörde, mit den Worten an, „ja, auch Hamburg kann Großprojekte, wenn sie richtig angegangen werden, wenn sich die Verantwortlichen nicht von der Idee einer feierlichen Eröffnung aus leiten und von einer genialen Architektenidee ablenken lassen“. Das setze auf allen projektbeteiligten Seiten Bausachverstand vo- ▲ Senator Tschentscher stellte die „richtige“ Reihenfolge bei Großprojekten vor. raus, „auch bei öffentlichen Auftraggebern“, betonte der Senator und bekam dafür viel Beifall. Die Organisation zu Beginn eines Projektes und die Reihenfolge des Vorgehens seien die entscheidenden Schritte zum Projekterfolg, so Tschentscher. Über Kosten könne erst entschieden werden, wenn man die Kosten kenne. Die kenne man aber erst, wenn geplant wurde. Daher sei die richtige Vorgehensweise 1. Planen, 2. Entscheiden, 3. Bauen. „Bei der Elbphilharmonie begann das Bauen, bevor geplant war“, resümierte der Senator. Eine der ▼ Fast 300 Teilnehmer waren gekommen. wichtigsten Grundsätze für künftige Hamburger Großprojekte laute daher weg von der gerade bei Großprojekten der öffentlichen Hand immer wieder praktizierten falschen Reihenfolge: 1. Entscheidung, 2. Ankündigung, 3. Planung und 4. Kostenermittlung. Die ‚richtige‘ Reihenfolge praktiziere die Hansestadt derzeit beim Projekt Neues Kongresszentrum. „Hier investieren wir gerade 13 Mio. Euro in die Planung. Erst danach werde entschieden, „ob wir das Projekt wirklich machen“, so der Senator. Außerdem habe man ▲ Dr. Richter leitete das Planerteam der Halle 70 bei Daimler Bremen. als Schlussfolgerung aus den Fehlern der Vergangenheit direkt im Bürgermeisterbüro ein Monitoring eingerichtet, um Projekt- und Kostentransparenz zu gewährleisten. Das Erfolgsprojekt Genau diese haben die Projektverantwortlichen beim Neubau und Umbau der Halle 70 im Daimler Werk Bremen in partnerschaftlicher Zusammenarbeit organisiert und das Projekt nach zunächst holprigem Start gemeinsam zum Erfolgsprojekt gemacht. So gelang es in nur zwei Jahren mit einem Investitionsvolumen von einer halben Milliarde Euro, davon 130 Millionen für die baulichen Maßnahmen, die Fahrzeugproduktion am Standort Bremen um etwa 15 % zu erweitern. Dabei habe der schwierige Projektverlauf das Vorhaben nicht verteuert, wie Dr. Klaus Richter, Niederlassungsleiter Bremen der Inros Lackner AG, und Jürgen Strittmatter, Leiter Fabrikplanung Bremen der Daimler AG, in ihrem Vortrag betonten. Ständige Änderungen an Planungsvorgaben und Terminen durch die Konzernleitung hatten zur Folge, dass etwa zwei Monate nach Projektstart klar war, mit herkömmlicher Planung sind weder die gesetzten Termine haltbar noch die beauftragte bauliche Qualität machbar. „Wir standen als Planer vor der Frage“, so Dr. Richter, „Abwehrposition einnehmen, oder mit dem Auftraggeber zusammensetzen und gemeinsam nach Lösungen suchen“. Mit Strittmatter, der sich als Auftraggebervertreter ebenso mit den Konzernauflagen konfrontiert sah, hatte er den zuvor von Tschentscher angesprochenen fachkundigen Bauherren, der sich bereit zeigte zu Kooperation und Kommunikation. So erarbeiteten Auftraggeber und -nehmer gemeinsam den weiteren Projektfahrplan, ent- ▲ Jürgen Strittmatter vertrat die Auftraggeberseite schieden sich gemeinsam für die risikobehaftete Vergabe auf Stand Genehmigungsplanung, durchgängige 3D-Planung (BIM), um anhand des bestätigten Modells bei der Ausführungsplanung Zeit zu sparen, vereinbarten Meilensteine und organisierten einen kontinuierlichen Kommunikations- und Controllingprozess. Dank des so begründeten partnerschaftlichen Umgangs führten beide das zunächst holprig gestartete Projekt zum Erfolg. „Gewonnen wurde das Projekt in der Planung“, wie Strittmatter zusammenfasste. Die habe ihn, so Dr. Richter mit einem Schmunzeln, hin und wieder aber schon um den Schlaf gebracht. Wissenschaftlich betrachtet ...wurde das Thema anschließend von Prof. Dr. Hans Jörg Hennecke, der an der Bonner Akademie für Forschung und Lehre Praktischer Politik die Forschungsgruppe „Großprojekte in Politik und Wirtschaft als unternehmerische und politische Herausforderung“ leitet und an der Universität Rostock lehrt. Unter der Überschrift „Großprojekte als Politikum“ mahnte der Professor als erstes eine klare Rollenverteilung zwischen Staat und freier Wirtschaft an. Wie die Erfahrungen am Nürburgring zeigen, sollte die Politik unterneh- ▲ Judith Rakers moderierte die Podiumsdiskussion, neben ihr Dr. Best. merische Entscheidungen über die wirtschaftliche Tragfähigkeit von Großprojekten Unternehmen überlassen, die durch das Haftungsprinzip auch für die Folgen ihrer Entscheidungen gerade stehen müssten. Außerdem gelte es, die auf allen Ebenen und in allen Phasen von Großprojekten vorhandenen Fehlanreize zu beseitigen, die die Akteure zu kollektiver Verantwortungslosigkeit und schlechten Entscheidungen einladen. „Wir haben das Planungs- und Vergaberecht überfordert und es zu komplex und intransparent werden lassen“, betonte Hennecke. In Sachen Bürgerbeteiligung sei wichtig, die Leute nicht nur zu Betroffenen zu machen, sondern sie auch als Nutznießer von Großprojekten zu sehen. Dafür müssten aber Planungsbehörden, Vorhabenträger und Unternehmen bei ihrer Kommunikation Ehrlichkeit, Glaubwürdigkeit und Transparenz lernen, auch und gerade, wenn bei Planung oder Ausführung Probleme auftreten. Es gehe eben im Kern nicht einfach um „mehr Akzeptanz“ für Großprojekte, fasste der Professor zusammen, sondern um eine größere Überzeugungskraft von Großprojekten. „Deutschland kann Großprojekte und braucht sie auch in Zukunft. Um darüber im konkreten Einzelfall verantwortungsvoll entscheiden zu können, brauchen wir eine unvoreingenommene, lösungsorientiertere Diskussionskultur.“ Die Podiumsrunde Wie diese aussehen könnte, erlebten die Kongressteilnehmer bei der folgenden Podiumsdiskussion, souverän gelenkt und geleitet von der Moderatorin des Nachmittags, der Fernsehjournalistin Judith Rakers. Sie begrüßte dazu Dr. Eva Gümbel, Vizepräsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft, Klaus Pöllath, Vize- BERATENDE INGENIEURE 11/12 2013 19 NAMEN UND NACHRICHTEN präsident des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie sowie mit DEGES-Geschäftsführer Dirk Brandenburger und VBI-Vorstand Dr.-Ing. Heinrich Best auch zwei Mitglieder der von Bundesbauminister Ramsauer ins Leben gerufenen Reformkommission Großbauprojekte. Damit waren die wesentlichen Akteure eines Großprojekts – Politik, Planung und Ausführung sowie Projektmanagementgesellschaft – vertreten, es fehlte lediglich ein zu „beteiligender Bürger“. Anhand der drei von Pleiten, Pech und Pannen geprägten Projekte Elbphilharmonie, BER und Stuttgart 21 leiteten die Diskutanten Schlussfolgerungen für die Großprojekte der Zukunft ab, wie sie derzeit auch von der erwähnten Reformkomission erarbeitet werden. Dazu gehörten Veränderungen am Vergaberecht. Derzeit sei die öffentliche Hand de facto zur Vergabe an den billigsten Bieter verpflichtet, Risikozuschläge nicht vorgesehen. Bauwirtschaftsvertreter Pöllath lobte den Hamburger Senator. Tschentscher habe sehr offen und klar die Versäumnisse und Fehler beim Projekt Elbphilharmonie analysiert und dargelegt, dass die Poliktik die richtigen Schluss- folgerungen gezogen habe. „Damit herrsche nun Klarheit und Wahrheit.“ Dr. Gümbel bekräftigte anhand dieser maßgeblich durch einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss hergestellten Klarheit und Wahrheit im Projekt Elbphilharmonie die im Laufe der Veranstaltung bereits angesprochene Forderung nach mehr fachlicher Kompetenz auf Auftraggeberseite. Dirk Brandenburger forderte handhabbare Regelwerke ein, damit man damit auf der Baustelle auch arbeiten könne. „Wir Ingenieure müssen auch mal laut und deutlich sagen, wenn etwas zwar „nice to have“ ist, wir es uns aber nicht leisten können.“ Zum vor allem bei Stuttgart 21 deutlich gewordenen Problem mangelnder Bürgerbeteiligung legte Brandenburger den Finger in die Wunde mit der Anmerkung, dass Anwohner und Öffentlichkeit derzeit erst über das Wie mitreden dürften, über das Ob aber bereits gesetzlich entschieden sei. Daran ändere auch das neue Planungsvereinheitlichungsgesetz nichts, wie VBI-Vorstand Dr. Best ergänzte. Darin werde der jeweilige Vorhabensträger lediglich fakultativ zur Bürgerbeteiligung aufgefordert, das Gesetz schreibe dafür aber weder Vorgehens- Nach der Podiumsdiskussion (v. l.) U. Pinck, Deges-Chef Beandenburger, VBI-Präsident Cornelius, Dr. Gümbel, Hamburgische Bürgerschaft, K. Pöllath, Bauindustrie-Hauptverband, VBI-Vorstand Best sowie Judith Rakers 20 BERATENDE INGENIEURE 11/12 2013 weise fest, noch regele es Budgetfragen. Dennoch sei der Bedarf an Fachleuten groß, die solche Prozesse der Bürgerbeteiligung moderieren können und auch Know-how in Sachen Streitbeilegung/Mediation mitbrächten. Um hier zur Verbesserung beizutragen, „hat der VBI ein Weiterbildungskonzept entwickelt, das im Februar beginnt“, informierte Best. Allerdings sei der Topf noch nicht kreiert worden, aus dem die von allen Seiten geforderte projektbegleitende Kommunikation finanziert werden könne, so Best, der aber vor allem die starke Bauherrenorganisation forderte, um Großprojekte künftig zum Erfolg zu führen. „Bauen ist Kooperation und Kommunikation. Diese können wir unabhängigen Ingenieure als Projektsteuerer am besten organisieren. Darüber hinaus brauchen wir Kostenehrlichkeit und -transparenz, ausreichend Planungszeit sowie eine bessere Kommunikations- und Verantwortungskultur im Projekt“, so das Fazit des VBI-Vorstandsmitglieds. Autorin: Ines Bronowski, Redaktion Beratende Ingenieure, Berlin. NAMEN UND NACHRICHTEN VBI-Verbandstag Einladung zum Diskurs ▲ VBI-Präsident Cornelius eröffnet den Verbandstag. Zur Eröffnung der diesjährigen Mitgliederversammlung sprach VBI-Präsident Dr. Volker Cornelius einige politische Herausforderungen an, mit denen sich der Verband intensiv beschäftigen müsse. Es gehe um die Frage, welches Branchenbild, welche Aufgaben und welches Selbstverständnis die planenden und beratenden Ingenieure künftig in Deutschland, Europa und weltweit entwickeln. „In Brüssel gibt es einige, denen unser System des selbstverwalteten Beratenden Ingenieurs mit Honorarordnung und Berufsregeln ein Dorn im Auge ist,“ sagte Cornelius. Der Hinweis, dass unsere Regeln der Quali- ▲ Der neue AHO-Vorsitzende Erich Rippert. tätssicherung dienen, werde in Brüssel mit der Gegenfrage beantwortet: Gibt es in Finnland oder Großbritannien ein Qualitätsproblem? „Wenn wir hier nicht aufpassen, einen gemeinsamen Standpunkt finden und vertreten, kommt die wettbewerbsrechtliche Keule mit Deregulierung aus Brüssel und wird ganz schnell geltendes Recht in Deutschland“, warnte Cornelius. Zwar wäre dies nicht das Ende des Berufsstandes, aber es würde einiges ändern – vor allem für die kleineren Büros, die im VBI stark vertreten sind. Auch auf dem gerade beendeten Treffen zum 100. FIDIC-Jubiläum habe der Zukunft der Beratenden Ingenieure das Hauptaugenmerk gegolten. Die dort verhandelten Thesen, wonach der Beratende Ingenieur beraten und gestalten soll, damit Wohlstand, Infrastruktur für alle entstehen, seien die Erwartungen, die auch an den Freiberufler tradierter Prägung gestellt würden. Es gelte Modernisierung und Tradition zusammenzubringen. Darin sehe er auch die Richtung, in die der VBI gehen müsse, sagte Cornelius. Eine Verbandsposition müsse aber immer aus einer Diskussion erwachsen, könne nicht verordnet werden. Er lade daher alle Mitglieder noch einmal herzlich ein, jetzt das Wort zu ergreifen, ▲ VBI-Vorstand Jacker stellt den VBI-Hochwasserschutzpreis vor. ◀ Auszeichnung der YP-Preisträger (v. l.): O. Skowasch, G. Akra, N. Beherzig, M. Fischnaller und S. Ratayski. BERATENDE INGENIEURE 11/12 2013 21 NAMEN UND NACHRICHTEN sich in die Diskussion um die Zukunft des Berufsbildes einzumischen: „Ihre Meinung ist uns wichtig“. Die Geschäftsstelle habe für diesen Diskurs extra die E-Mailadresse [email protected] eingerichtet. Ebenfalls auf der politischen Ebene verhandelt wurde das Thema HOAI. Hier habe man „die Erfahrung, dass Zusagen – auch des seinerzeitigen Bundeswirtschaftsministers – kurz vor Schluss plötzlich nichts mehr wert sind“, erst mal verdauen müssen, wie Cornelius berichtete. Das Ergebnis ist bekannt, nach wie vor sind wichtige planerische Leistungen aus dem geregelten Bereich in den unverbindlichen Anhang der HOAI verbannt. Der VBI werde mit und im AHO daran mitarbeiten, dass dieser Fehler beseitigt wird. „Wir mussten weitere inhaltliche Mängel feststellen, die auf der besonderen ‚Qualität‘ des Referentenentwurfs beruhten.“ Auch hier müsse der Berufsstand zusammenstehen, „mit einer Stimme sprechen, wenn wir Erfolg haben wollen“, betonte der Präsident. Er gratulierte im Namen aller Mitglieder dem am 17. September gewählten neuen AHOVorsitzenden und VBI-Mitglied Dr.-Ing. Erich Rippert und bedankte sich bei Ernst Ebert für 22 BERATENDE INGENIEURE 11/12 2013 dessen langjährigen Einsatz als AHO-Chef für den Erhalt der HOAI und die Rückführung der sogenannten Beratungsleistungen in den verbindlichen Teil der Honorarordnung. Über die Aktivitäten von Bundesvorstand und Geschäftsstelle des zurückliegenden Jahres informiert der schriftlich vorgelegte Bericht des Präsidenten. Auslobung Hochwasserschutzpreis Vorstandsmitglied Axel Jacker lobte anschließend den mit 10.000 Euro dotierten VBIHochwasserschutzpreis 2014 aus. Die Idee dazu war unter dem Eindruck des Sommerhochwassers im Juni 2013 entstanden, als die Unit-Geschäftsführer Dirk Oster und Bernd Mikosch dem VBI eine Spende in Höhe des Preisgeldes überreichten. „Mit dem Preis wollen wir eine innovative Ingenieurleistung im Bereich Hochwasserschutz auszeichnen“, so Jacker, „um dieses wichtige Arbeitsgebiet vieler VBI-Mitglieder bekannter zu machen“. Die Preisverleihung finde im Mai kommenden Jahres auf der IFAT in München statt. Teilnahmeberechtigt seien ausschließlich Projekte, die von VBI-Mitgliedsunternehmen geplant wurden, bereits realisiert bzw. mindestens wasserrechtlich genehmigt sind. In der noch zu berufenden Jury vertreten Dr. Rolf Schlichting und Dr. Heiko Gerdes den VBI-Wasserausschuss, wie Jacker informierte. Einsendeschlusse ist am 31. Januar. Auszeichnung YP-Preis VBI-Vorstand Sascha Ratayski berichtete diesmal gemeinsam mit Oliver Skowasch, Vorsitzender der Young Professionals, über die Aktivitäten dieses Netzwerkes für den Führungskräfte- und Büroinhabernachwuchs im VBI. Dabei stand die Auszeichnung der Preisträger des in diesem Jahr erstmals ausgelobten VBI-Young-Professional-Preises im Mittelpunkt (siehe BI 7-8/2013, S. 11). Zentrale Themen waren „Innovation“ und „Nachhaltigkeit“. Der 1. Preis ging an den 31jährigen Ghassan Akra für seine Leistung im Rahmen der Revitalisierung eines ehemaligen Dresdner Industrieareals als Kulturkraftwerk. Der besondere Beitrag des jungen Diplomingenieurs zum Projekt Kulturkraftwerk war die „Erarbeitung eines konkreten, praxistauglichen Leistungsbildes für das Planungs- und baubegleitende Facility Management in einer Kulturein- NAMEN UND NACHRICHTEN „LEITLINIEN ZUM PROJEKTUMGANG“ UNTERZEICHNET ▲ Verbandstagsabstimmung richtung dieser Dimension“, hatte die Stadt Dresden als Auftraggeber bescheinigt. Mit dem Preis verbunden ist für Akra die kostenlose Teilnahme an der EFCA-Mitgliederversammlung 2014 in Warschau. Zugleich vertritt der junge Diplomingenieur den VBI mit seiner ausgezeichneten Arbeit im Wettbewerb um den europaweiten EFCA-YP-Preis 2014. Darüber hinaus vergab die Jury zwei 2. Preise. Die entsprechenden Urkunden übergaben Ratayski und Skowasch an den ebenfalls 31jährigen Norman Beherzig für seine Mitarbeit an der Entwicklung einer energieffizienten Klimatisierungslösung in Form einer Klimazelle für ein Rechenzentrum der TU Berlin. Und ebenfalls an Dipl.-Ing. Martin Fischnaller, der als Tragwerksplaner maßgeblich verantwortlich an der innovativen Holzkonstruktion für die Erweiterung des Münchner Michaeligymnasiums mitgewirkt hatte. Darüber hinaus war der Verbandstag wie immer geprägt von dem normalen Pflichtprogramm einer solchen Mitgliederversammlung rund um Zahlen und Fakten wie Mitgliederentwicklung, Haushalt und Sonderprojekte. Ines Bronowski Zu Beginn des Verbandstages unterzeichneten VBI-Präsident Dr.-Ing. Volker Cornelius und der Technische Geschäftsführer der DEGES, Dirk Brandenburger, die von beiden Partnern gemeinsam erarbeiteten „Leitlinien zum Projektumgang“. „Mit den Leitlinien wollen wir die Planungskultur bei Verkehrsprojekten verbessern“, betonte VBI-Präsident Cornelius bei der Unterzeichnung. Wie DEGES-Chef Brandenburger unterstrich, „sind die Leitlinien Regeln für einen fairen Umgang zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer im Dienste des Projekterfolges.“ Die „Leitlinien zum Projektumgang“ ergänzen künftig die Vertragsunterlagen bei Projekten der DEGES. Sie sind Ergebnis eines langjährigen, kontinuierlichen Erfahrungsaustauschs zwischen der Projektmanagementgesellschaft und den Verkehrsplanern im VBI. Grundlage des Papiers ist die dabei erarbeitete gemeinsame Position, dass ein Projekt nur dann erfolgreich realisiert werden kann, wenn beide Vertragspartner mit der fachlichen und vertraglichen Projektabwicklung zufrieden sind. Um dies zu gewährleisten, schreiben die „Leitlinien“ beispielsweise ein Startgespräch vor, in dem u. a. gemeinsam Zuständigkeiten, Kommunikationsregeln, Schnittstellen- und Konfliktmanagement vereinbart werden. Außerdem regelt die Vereinbarung während der fachlichen und der vertraglichen Projektabwicklung den Umgang miteinander. Am Projektende soll künftig noch vor der förmlichen Abnahme ein Abschlussgespräch stehen, um einvernehmlich zu klären, ob alle Vertragspunkte abgearbeitet sind. Zugleich soll dieses Gespräch zu einem Erfahrungsaustausch genutzt werden, um auch bei künftigen Verkehrsprojekten regelmäßig eine optimale Qualität sicher zu stellen. VBI-Mitglieder finden die „VBI-DEGES-Leitlinien zum Projektumgang“ nach Login auf der VBI-Website (Downloads), andere Interessenten wenden sich an die VBI-Geschäftsstelle, Catharina Stahr, [email protected]. ▲ Dr. Cornelius und Dirk Brandenburger besiegelten Projektleitlinien. BERATENDE INGENIEURE 11/12 2013 23 WORAN ARBEITEN SIE GERADE? Wir arbeiten ... Sachsen Wasser GmbH, www.sachsenwasser.com … am Know-how-Transfer nach Afrika und Asien Die Sachsen Wasser GmbH schult und qualifiziert im Auftrag mehrere Institutionen Fachkräfte und Fachkräftenachwuchs im Bereich Wasserver- und Abwasserentsorgung. So führte das Leipziger Unternehmen im Juni ein praxisorientiertes Training für 19 Nachwuchskräfte aus Ägypten, Deutschland, Indonesien, Tunesien, Jordanien, Sudan, Libanon und Jemen durch. Die Veranstaltung war Bestandteil des Moduls „Utility Management“ im Rahmen des Masterstudienganges IWRM – Integriertes Wasserressourcenmanagement der Universität Amman, Jordanien, und der Fachhochschule Köln. Ebenfalls im Juni betreute Sachsen Wasser eine Studienreise für 20 ägyptische Fachleute von vier Wasserunternehmen. Grundlage dafür ist die 2010 gestartete Unterstützung der ägyptischen Company for Water and Wastewater bei der Verbesserung der organisatorischen und personellen Kapazitäten. Das Gesamtprogramm (IWSP-Projekt) wird durch EuropeAid und die KfW finanziert. Im Auftrag der GIZ führte Sachsen Wasser im August eine Trainingsmaßnahme für 24 Mitarbeiter des nationalen Wasser- und Energieregulierers EWURA, Energy and Water Utilities Regulatory Authority in Dar Es Salaam, Tansania, durch. Zu den Themenschwerpunkten gehörten u. a. die Durchführung von Finanzmodellierungen/-projektionen, die Entwicklung von Unternehmensund Leistungskennzahlen im Wassersektor, das Einführen eines Kostenmanagements und die Erstellung von Wirtschaftsplänen. Seit Ende 2012 unterstützt die Sachsen Wasser GmbH auch die United Water Supply Company of Georgia, UWSCG, größter Wasserver- und Abwasserentsorger Georgiens, bei der Verbesserung der lokalen Wasserverund Abwasserentsorgungsinfrastruktur. So nahmen acht Vertreter der UWSCG im Juli an einer Studienreise nach Leipzig teil. Im September folgte eine Trainingsmaßnahme für die leitenden Mitarbeiter. Außerdem werden derzeit in sechs Städten Machbarkeitsstudien durchgeführt, die sich auf die Bereiche Wasserversorgung/-verteilung und Abwassersammlung/-behandlung konzentrieren. Auf Basis dieser Machbarkeitsstudien werden Unterlagen für internationale Ausschreibungen erstellt. Finanziert wird das Projekt von der European Investment Bank EIB. Canzler Ingenieure, www.canzler.de … an der Gebäudeautomation für Terminal 3 des Frankfurter Flughafens Wenn im Jahr 2021 die erste Ausbaustufe des Terminal 3 in Betrieb geht, erhöht es die Kapazität des Frankfurter Flughafens um 14 Mio. auf dann 77 Mio. Passagiere. Das Investitionsvolumen beträgt 1,6 Mrd. Euro; davon fließen etwa 500 Mio. in die Gebäudetechnik. Das Planungs- und Beratungsunternehmen Canzler ist mit der Planung der Gebäudeautomation beauftragt, unterstützt Fraport bei der Vergabe und der Objektüberwachung und ist verantwortlich für die Integration der Technik in die übrigen Gewerke der Großbaustelle. Zehn von 30 Spezialisten für Gebäudeautomation des Unternehmens arbeiten am Projekt Terminal 3. Die Gebäudeautomation wird nach dem BACnet-Standard von Fraport, den Canzler mitentwickelt hat, geplant und ausgeschrieben. 150.000 Automationsfunktionen gilt es abzubilden; sie beinhalten Steuerungen, Regelungen oder Überwachungen von Klimatechnik, Brandmeldeanlagen, Entrauchungen, Türen und Toren, Aufzügen usw. „150.000 Automationsfunktionen sind eine ganz schöne Menge und viele Automationsprozesse sind nicht alltäglich“, erläutert 24 BERATENDE INGENIEURE 11/12 2013 Bertram Canzler, geschäftsführender Gesellschafter von Canzler Ingenieure. „Wie bei allen von uns realisierten Großprojekten planen wir kein System, sondern eine Systematik“, erläutert Canzler seinen innovationsfreundlichen Ansatz. „Diese Systematik er- möglicht es uns, die zum Zeitpunkt des Vergabewettbewerbs aktuellste Hard- und Software der Hersteller einzubeziehen. Damit wir nicht etwas planen, das beim Baubeginn bereits veraltet ist.“ WORAN ARBEITEN SIE GERADE? pbr Planungsbüro Rohling AG, www. Pbr.de Am 25. Oktober hat die pbr Planungsbüro Rohling AG als Generalplaner gemeinsam mit dem Generalunternehmer August Mainka GmbH & Co. KG dem Oberbürgermeister der Stadt Lingen symbolisch den Schlüssel für die EmslandArena übergeben. Die multifunktionale Arena ist ein überregionales Leuchtturmprojekt, das optimale Voraussetzungen für Events unterschiedlicher Art und Größe schafft. Auf einer Grundfläche von 5.500 m² können Veranstaltungen mit bis zu 5.000 Zuschauern stattfinden. Dafür plante die pbr AG eine Massivkonstruktion aus Stahlbeton. Die 44,5 m weite, stützenfreie Überspannung der Halle wurde mittels räumlicher Stahlfachwerke im Halleninneren als sichtbare Konstruktion ausgeführt. Die Tragkonstruktion ermöglicht die Befestigung nutzungsspezifischer Installationen und individuellem Bühnenequipment. Das Dach über der Tribüne und dem Parkett erhielt eine Trapezblecheindeckung und ist so bemessen, dass eine nachträgliche Eindeckung mit Photovoltaikanlagen möglich ist. Foto: Helmut Kramer, Lingen … an der EmslandArena, Lingen Die Fassaden sind so gestaltet, dass einzelne Funktionen nach außen ablesbar werden. Gleichzeitig ergibt sich dadurch eine markante Gesamtform. Die Farbtöne der Fassaden lassen das Gebäude mit dem Landschaftsraum zusammenwachsen und steigern gleichzeitig die signalhafte, strahlende Wirkung des schwebenden Daches. Ein besonderes Highlight stellen die in den Dachüberstand integrierten, farblich steuerbaren LED-Lichter dar, die für die äußere Illuminierung der Halle ermöglichen. Auch im Inneren wurde die komplette Beleuchtung der Arena mit LED-Lichtern realisiert. Drees & Sommer AG, Stuttgart, www.dreso.com … am Bildungscampus Heilbronn Mitte Oktober begann mit dem ersten Spatenstich die Erweiterung des Bildungscampus in Heilbronn. Neben den dort bereits bestehenden fünf Gebäuden der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) und der Akademie für innovative Bildung und Management (aIm) errichtet die Dieter Schwarz Stiftung zwei Neubauten. Der Bauherr entschied sich aufgrund der positiven Erfahrungen wieder für das General Construction Management-Modell und übertrug die Gesamtverantwortung für Planung und Management an Drees & Sommer. Als General Construction Manager ist das Unternehmen verantwortlich für sämtliche Planungsund Bauprozesse. Als Architekt ist das Büro Glück + Partner, Stuttgart, beteiligt. Geplant ist ein viergeschossiges Gebäude mit 5.100 m² Bruttogeschossfläche. Aufgrund der gestiegenen Studentenzahlen wird auch die Mensa vergrößert. Dafür wird die alte Aula um- gebaut. Diese wird künftig Platz für bis zu 500 Personen bieten, darüber hinaus gibt es im Obergeschoss 1.000 m² für weitere Hochschulaktivitäten. Zwischen den Baukörpern der Campus-Erweiterung entsteht zudem ein neuer Vorplatz und unter den beiden Gebäuden ein Parkplatz mit 60 Stellplätzen. Drees & Sommer verantwortet ▲ Bildungscampus als General Construction Manager alle Fachplanungs-, Ausschreibungs-, und Bauleitungsaufgaben ebenso wie die Koordination der Schnittstellen zwischen den Beteiligten, z. B. Architekten, Baufirmen und Behörden. Dafür wird das gesamte Fachwissen der Drees & Sommer-Gruppe einbezogen. BERATENDE INGENIEURE 11/12 2013 25 PLANUNG WELTWEIT Afghanistan – Entwicklungszusammenarbeit Nicht nur technische Herausforderungen von Friedrich Steiger Balkh Provincial Hospital In Mazar-i-Sharif, mit 320.000 Einwohnern (inoffiziell weit mehr) zweitgrößte Stadt Afghanistans, entstand auf dem Areal des alten, durch einen Brand weitgehend zerstörten Provinzkrankenhauses ein neues Hospital mit 350 Betten. Die jetzt mögliche medizinische Versorgung entspricht hohem internationalen Standard. Das Krankenhaus gilt in der deutsch-afghanischen Entwicklungszusammenarbeit als Leuchtturmprojekt, u.a. deshalb, weil bei seiner Planung Aspekte der Nachhaltigkeit in erheblichem Umfang berücksichtigt wurden: 1. Durch die geographische Lage und die hohe Anzahl von Sonnenstunden kann die Beheizung in den relativ kalten Wintermonaten zu 100 % mit einer Solarthermischen Anlage erfolgen. Zusätzlich wurde die Fassadengestaltung und Orientierung optimiert, so dass passive Wärmegewinne im Winter und eine opti- male Beschattung im Sommer erreicht werden. Die durch den weitgehenden Verzicht auf abgehängte Decken und preiswerte dicke Wänden sowie z. B. auch die langen Betonrampen für den barrierefreien Krankentransport gewonnenen Speichermassen sorgen zudem für eine langsame Abkühlung bzw. Erwärmung, je nach jahreszeitlichen Gegebenheiten. Erste Erfahrungen im Betrieb bestätigen die planerischen Annahmen in vollem Umfang. ▲ Balkh Provincial Hospital: optimierte Fassadengestaltung, ◀ Balkh Provincial Hospital, Mazar-i-Sharif (2012) 26 BERATENDE INGENIEURE 11/12 2013 ▲ Balkh Provincial Hospital: Recycling gut erhaltener Ziegelsteine ! Fakten Balkh Provincial Hospital, Mazar-i-Sharif, Afghanistan Kabul Mechanical Institute (KMI), Kabul, Afghanistan Auftraggeber Ministry of Public Health (MoPH) Ministry of Education (MoE) Auswärtiges Amt (AA) über KfW; Finanzierung [Japan International Cooperation System (JICS); Swedish International Development Cooperation Agency (SIDA)] Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) über KfW Investitionsvolumen 15,4 Mio EURO 3,56 Mio EURO Consultant Consortium EPOS + Grontmij + Mediconsult JV BGS – archis (Grontmij + archis) Weitere Projektbeteiligte (Auszug) Architekt: Prof. Bernhard Kogel (archis GmbH): Farid Suma (ABC Consulting, Kabul): Werkplanung Gebäude; örtliche Bauüberwachung Zeitraum Sep 2007 – Dez 2011 Okt 2007 – Dez 2012 Bauvolumen; Kenngrößen BGF 16.000m!; 350 Betten; europäischer Standard BGF 11.700m! (Rekonstruktion 8.200, neu 3.500m!); 15 Gebäude Leistungen Grontmij GmbH Vorstudie; Gesamtplanung der Gebäude; Ausschreibung; Bauüberwachung Bestandsaufnahme; Entwurf; Sanierungsplanung; Gebäudeplanung; Ausstattungsplanung; Ausschreibung; Beschaffung; Bauüberwachung ! ▲ Projektinformationen ▲ Balkh Provincial Hospital: die Rampen haben eine große Speichermassen und erlauben den aufzugsunabhängigen Krankentransport. BERATENDE INGENIEURE 11/12 2013 27 PLANUNG WELTWEIT 2. Das alte Krankenhaus war vorwiegend aus gebrannten Ziegeln gebaut, die eine hohe Qualität aufwiesen. Diese Ziegel konnten im Zuge einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme fast vollständig recycelt und erneut verwendet werden. 3. Das Abwasser wird nach einer Vorklärung über „soakage pits“ versickert. Da die Versickerungsfähigkeit des Bodens begrenzt und Wasser knapp ist, wird das Grauwasser aufbereitet und für die Toilettenspülung verwendet. 4. In Afghanistan spielt die Erdbebensicherheit eine dominante Rolle. Das Land gehört zu den am stärksten gefährdeten Regionen der Welt. Dies ist der maßgebende Lastfall für die horizontale Belastung und erfordert entsprechende Erfahrung in der Tragwerksplanung. Die anzunehmenden sehr großen Horizontalkräfte werden überwiegend durch Schubwände abgetragen. ▲ KMI: Schweißer-Ausbildung ▲ KMI: Gebäude vor der Sanierung 5. Die soziokulturellen Gegebenheiten spielen bei der Anordnung und Ausstattung der Patientenzimmer, der Toiletten, der Behandlungsund Untersuchungsräume eine wichtige Rolle. Den Anforderungen in einem streng islamisch geprägten Land musste bei der Planung voll Rechnung getragen werden. 6. Der nachhaltige Betrieb und die Instandhaltung auf dem gelieferten hohen technischen und medizinischen Niveau stellen eine weitere Herausforderung dar. Dafür wurden umfangreiche Maßnahmen in „Maintenance Management“ und „Capacity Building“ von dem Management Consultant (EPOS) durchgeführt. Ziel ist jetzt die langfristige Sicherung der Investition und die eigenständige Bewirtschaftung durch die afghanischen Träger der Einrichtung. 28 BERATENDE INGENIEURE 11/12 2013 ▲ Balkh Provincial Hospital: Besuch der Bundeskanzlerin Das Projekt Provinzkrankenhaus Mazar-i-Sharif setzte aber nicht nur ökologische Maßstäbe. Vielmehr erfolgte die Fertigstellung innerhalb einer Bauzeit von 20 Monaten und innerhalb des Kostenrahmens und trug damit zum Erfolg der Zusammenarbeit und des Wiederaufbaus bei. Kabul Mechanical Institute (KMI) Das „KMI“ wurde 1937 als „German Technical Institute“ gebaut. Während der Zeit der Taliban war es weitgehend dem Zerfall preisgegeben. Im Rahmen eines großen Schul- und Hochschulbauprogramms erhielt das JV (Joint Venture) BGS-archis 2007 den Auftrag zur Sanierung der „Technischen Schule Kabul“ (TSK), die bei der Feier zum Baubeginn in „Kabul Mechanical Institute (KMI)“ umbenannt wurde. Übergeordnetes Ziel war die Verbesserung der ▲ KMI: Gebäude nach der Sanierung beruflichen Bildung in Afghanistan durch die vollständige Instandsetzung dieser sehr wichtigen Berufsbildungsstätte. Darüber hinaus erfolgte der Neubau eines Studentenwohnheims sowie einiger weiterer Gebäude. Der Bau des Wohnheims sowie der weiteren Gebäude wurde möglich, weil durch die Wiederverwendung und Instandsetzung großer Teile der ursprünglichen Ausstattung, die sich teilweise noch in sehr gutem Zustand befanden, das Budget nicht voll ausgeschöpft werden musste und dadurch die Zusatzmaßnahmen finanziert werden konnten. Für diese Arbeit gilt vor allem den vor Ort tätigen afghanischen Kollegen besonderer Dank, die mit großer Leidenschaft und Tatkraft viele alte „Schätze“ gerettet haben. So wurden u. a. vorgefundene Materialien für die Herstellung von Möbeln, Sitzecken und die liebevolle Ge- PLANUNG WELTWEIT staltung eines Innenhofes aufbereitet. Zum Auftragsumfang von Grontmij gehörten die Sanierung (Planung, Ausschreibung und Überwachung) von15 Gebäuden auf dem Gelände der Schule, die Instandsetzung der Klassenräume sowie die Beschaffung von Maschinen, Laborgeräten usw. Für das neue Studentenwohnheim auf einem benachbarten Grundstück gehörten der Entwurf, die Ausschreibung und die Bauüberwachung zum Leistungsumfang. Zum weiteren Projektumfang gehörten die Erstellung und Einführung eines Instandhaltungskonzeptes für die Gebäude und deren Ausstattung. ten Projekten war vor allem die Einbindung zahlreicher afghanischer Architekten, Ingenieure und anderer Fachkräfte, die in Deutschland ausgebildet wurden und zu einem großen Teil auch deutsche Staatsbürger sind, ausschlaggebend für unsere Projekterfolge. Die entscheidenden Herausforderungen liegen jedoch in der besonderen Situation in Afghanistan, in den politischen Gegebenheiten, der Sicherheitslage, kulturellen und religiösen Traditionen und natürlich auch an bestimmten Mentalitäten, die in der Arbeit des Aufbaus und Wiederaufbaus nicht immer den Nutzen erkennen können (oder wollen). ▲ KMI: alter Ausbildungsplan Zusammen mit der gleichzeitig initiierten Ausbildungskomponente für Berufsschullehrer stellt das Projekt einen Meilenstein beim Aufbau der beruflichen Bildung in Afghanistan dar. Das Ergebnis kann als äußerst erfolgreich angesehen werden, entstand doch praktisch ausschließlich mit Hilfe lokaler Unternehmen eine qualitativ hochwertig sanierte Berufsschule zu niedrigen Kosten. Zusätzlich stellen die erworbenen Kompetenzen und Fähigkeiten der beteiligten Handwerker einen nachhaltigen Zusatznutzen für spätere Projekte dar. Lessons learnt Die technischen Aufgabenstellungen in Afghanistan stellen nur selten größere Anforderungen an die Consultants, eher sind dies die besonderen organisatorischen und logistischen Bedingungen vor Ort. Bei den hier vorgestell- ▲ KMI: Unterricht Alle Abbildungen: Grontmij So ist es für gut ausgebildete Afghanen häufig finanziell vorteilhafter, als Fahrer oder Übersetzer zu arbeiten, als z. B. in einer Baubehörde am Wiederaufbau mitzuwirken. Fahrer und Übersetzer bei internationalen Organisationen verdienen häufig das Vielfache von Beamten. Auch haben wir Fälle erlebt, bei denen es einzelnen afghanischen Beamten lukrativer erschien, die Arbeit der internationalen Gemeinschaft zu behindern als zum Gelingen beizutragen. So werden schon mal Projekte (am Ende fruchtlos) verzögert, in der (vergeblichen) Erwartung für Beschleunigungsmaßnahmen persönliche Vorteile zu generieren. Eine weitere Schwierigkeit war der häufige Wechsel und das naturgemäß geringe technische Wissen einiger Mitarbeiter deutscher Ministerien vor Ort. Sie neigten in der Vergangenheit häufig dazu, Konflikte mit den regionalen Reprä- sentanten des Staates zu lösen, die besser auf höherer politischer Ebene geklärt werden könnten. Hinter der Interpretation, z. B. von Verträgen, durch örtliche Entscheidungsträger sind oft finanzielle Interessen zu vermuten. Als Consultant sind wir den Vergabekriterien und den Transparenzrichtlinien der deutschen Entwicklungszusammenarbeit verpflichtet. Diese Richtlinien sind für alle Consultants bindend und bedingen Verfahrensabläufe und Vertragssituationen (bis hin zu den FIDIC-Verträgen), die Fachleuten aus nichttechnischen Disziplinen kaum bekannt sind. Der Consultant muss das Baugeschehen daher erst an vielen Stellen erläutern, was zu Verzögerungen führt, die Geld kosten. Autor: Dr.-Ing. Friedrich Steiger, Senior Executive Director Grontmij GmbH, Frankfurt am Main BERATENDE INGENIEURE 11/12 2013 29 PLANUNG WELTWEIT Brasilien – Berufliche Bildung Ein Beitrag zur nachhaltigen Sicherheit von Biogasanlagen von Johannes Brinkmann und Michael Schleusener Anlage ETE Arruda der Copasa/MG Hintergrund Das Programm develoPPP.de wird vom BMZ finanziert und durch Aktivitäten der Deutschen Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG), der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit GmbH (GIZ) und der sequa gGmbH begleitet. Das Ziel des Förderprogramms ist bilateral ausgerichtet. Einerseits mobilisiert develoPPP.de Kapital und Knowhow in Entwicklungs-, Schwellen- und Transformationsländern, andererseits profitieren auch die beteiligten deutschen Firmen von dieser Maßnahme durch geringere Marktrisiken und Vertrauensgewinn der Entwicklungspartner. Übergeordnet geht es um die MilleniumEntwicklungsziele (Millenium Development Goals) der Vereinten Nationen: Armutsbekämpfung, Frieden und Sicherheit, Umweltschutz und die gerechte Gestaltung der Globalisierung. Diese wie auch andere internationale Zielset- 30 BERATENDE INGENIEURE 11/12 2013 ▲ Kick-Off Meeting im Hause der FIEMG (Federação das Indústrias do Estado de Minas Gerais): (v. l.)Jose Guilherme de Figueiredo (GCTbio), M. Schleusener, J. Brinkmann (BDC) und Christian Gonçalvez (FM BDC in Brasilien) zungen der Entwicklungszusammenarbeit können durch staatliche Anstrengungen alleine nicht erreicht werden. Ausgangssituation Brasilien gehört zu den aufstrebenden Schwellenländern. Wirtschaftswachstum sowie regionale und soziale Integration führen in vielen Regionen Brasiliens zu einem steigenden Energiebedarf. Zwar setzt die brasilianische Bundesregierung derzeit auf den Ausbau konservativer Energiequellen (Wasserkraft, Atomkraft und Mineralöl), gleichzeitig besteht aber der erklärte Wille, Treibhausgase zu reduzieren, um dem Klimawandel entgegenzuwirken. Brasilien verfügt schon heute über enorme Potenziale Erneuerbarer Energien. Aufgrund der großen Landfläche Brasiliens und der klimatischen Bedingungen ist Biomasse eine der wichtigsten Ressourcen zur Sicherung einer energetischen Unabhängigkeit. Derzeit hat die Energiegewinnung aus Biomasse bereits einen Anteil von 31 % am Energieangebot in Brasilien und trägt zu etwa 7 % zum Stromaufkommen bei (BMZ 2012). Die intensive Nutzung von Biogas ist zurzeit noch nicht sehr ausgeprägt. Biogasanlagen wurden in der Vergangenheit auch eher aus Umweltschutzgründen als zur Energiegewinnung errichtet. ANEEL, die brasilianische Stromregulierungsbehörde, verzeichnete Ende 2012 ca. 20 stromliefernde Biogasanlagen in Brasilien, weitere sechs sollen bereits bewilligt sein. Die Stand- ortschwerpunkte der Biogasanlagen befinden sich hauptsächlich in den Bundesstaaten São Paulo, Paraná und Minas Gerais. Potenzialanalysen weisen darauf hin, dass insbesondere in diesen genannten Bundesstaaten aufgrund der Intensivhaltung von Tieren, der überdurchschnittlichen Flächenproduktivität sowie dem zunehmenden Anfall von Siedlungsabwässern zusätzliche Chancen beim Ausbau der Energiekapazitäten aus Biogas bestehen. Aufgabenstellung In dem für das Projekt ausgewählten Bundestaat Minas Gerais gibt es aktuell eine Vielzahl von Biogas-Anlagen. Weitere befinden sich in der Planungs- oder Bewilligungsphase. Die größte Biogasanlage ganz Südamerikas steht in der Hauptstadt des Bundesstaates in Belo Horizonte. Da Biogasanlagen große Mengen explosiver Gase erzeugen und verarbeiten, ist die Betriebs- und Arbeitssicherheit von enormer Bedeutung. So besteht insbesondere bei falscher Bedienung der Anlage, Konstruktionsfehlern oder Materialschäden und mangelnder Kenntnis der Prozessabläufe ein erhöhtes Risiko durch Brände und Explosionen. Darüber hinaus entstehen beim Betrieb von Biogasanlagen wassergefährdende und giftige Zwischen- und Endprodukte (z. B. Schwefelwasserstoff). Viele der bisher realisierten Anlagen haben kein relevantes Sicherheitskonzept. Insofern ist das Projekt für die brasilianischen Partner sehr wichtig, denn es besteht akuter Handlungsbedarf. Vorgehensweise Aus den oben genannten Daten und den Strategiebekundungen brasilianischer Behörden kann geschlossen werden, dass speziell in den Bereichen der Energiegewinnung durch Bio- gas aus häuslichen und industriellen Abwässern, der Tierhaltung und Abfalldeponien neue Strategien und Pläne gefunden werden müssen. Hiermit werden dann auch höhere Ansprüche hinsichtlich der Arbeitssicherheit und der Prozesskenntnisse an qualifizierte Arbeitskräfte gestellt. Die BDC Dorsch Consult Ingenieurgesellschaft mbH hat hierzu schon 2012 vor Ort intensive Gespräche mit einem Partnerunternehmen in Belo Horizonte/MG geführt. Mit Hilfe des lokalen brasilianischen Partners wurde die Projektidee mit brasilianischen Behörden wie ANEEL (staatl. Stromregulierungsbehörde), COPASA MG (staatl. Wasserversorgung), CEMIG/Efficientia MG (Energiebehörde) und FEAM (Umwelt) kommuniziert und stieß auf breites Interesse. Weitere Projektpartner sind u. a. die drei Universitäten UFMG, PUC Minas und FUMEC, die lokale Industrievereinigung FIEMG, Consultingunter- BERATENDE INGENIEURE 11/12 2013 31 PLANUNG WELTWEIT Biogasanlage ETE Arruda der Copasa/MG nehmen wie EME und Betreiber wie ASJA. Im Rahmen eines Ideenwettbewerbs zur beruflichen Bildung, Ausbildung und Qualifizierung (develoPPP.de) und in Kooperation mit den genannten Akteuren wurde zu Beginn des Jahres 2013 bei der sequa GmbH ein Projektantrag eingereicht. Dabei steht im Vordergrund, dass das antragstellende Unternehmen (Dorsch) über den eigenen Bedarf hinaus ausbildet, weiterbildet oder qualifiziert und sein spezifisches Wissen einer breiten Zielgruppe im Partnerland zur Verfügung stellt. Im Oktober waren Vertreter von BDC erneut in Brasilien und gaben gemeinsam mit Vertretern der derzeit elf Projektpartner den Startschuss für das Projekt. Der Aufenthalt wurde außerdem zur Besichtigung dreier sehr unterschiedlicher Anlagen genutzt. Die BDC plant, in den Jahren 2014 und 2015 für die genannten Partner im Bundesstaat Minas Gerais Qualifizierungsmaßnahmen zur Anlagensicherheit bei Biogas- und Abfallbehandlungsanlagen durchzuführen. Diese Qualifizierungsmaßnahmen sind als Multiplikatorenschulungen vorgesehen. Im Vorfeld dieser Qualifizierungsmaßnahmen werden die brasilianischen Abfall- und Umweltbehörden mit einbezogen, damit die örtlich geltenden rechtlichen Belange berücksichtigt werden. In einem zweistufigen Verfahren sollen zu- 32 BERATENDE INGENIEURE 11/12 2013 nächst 10 brasilianischen Entscheidungsträgern die theoretischen Grundlagen sowie die Praxis der Anlagensicherheit vermittelt werden. Das einwöchige Training in Deutschland wird sich auf verschiedene Schwerpunkte konzentrieren. Im Fokus stehen zunächst die verfahrenstechnischen und mechanisch-biologischen Grundlagen sowie allgemeine sicherheitstechnische Aspekte bei Biogasanlagen. Darüber hinaus werden die Teilnehmer in die spezielle Anlagen- und Sicherheitstechnik (Stand der Technik) eingeführt. Wesentliche Aspekte dabei sind die technische und organisatorische Gefahrenabwehr, die Umsetzung von Maßnahmen zur Stör- und Unfallverhinderung (Prävention) sowie die Begrenzung von Gefahren und Störungen. Darüber hinaus ist die Besichtigung von Biogas-Anlagen sowie des Biogaslabors der Universität Rostock geplant. In einem zweiten Schritt finden Qualifizierungsmaßnahmen in Brasilien statt, bei denen in zwei separaten Handlungssträngen und in größerem Umfang Teilnehmer der Projektpartner eingebunden werden. Derzeit sind insgesamt vier Workshops in Brasilien sowie eine dreiteilige Vorlesungsreihe zu den sicherheitsrelevanten Themen geplant. Die Auswahl der Teilnehmer erfolgt gemeinsam mit den brasilianischen Kooperationspartnern. Zur Sicherung der Nachhaltigkeit des Vorha- ▲ Warnhinweise und Verhaltensregeln auf einer Anlage der ASJA Brasil Ltda. bens sind ferner praktische Weiterbildungsmaßnahmen vorgesehen. Diese werden mit kommunalen Vertretern und den Kooperationspartnern geplant und durchgeführt. Im Fokus dieser Maßnahmen stehen insbesondere die sicherheitsrelevanten Aspekte (Gefahrenanalyse und Risikobewertung) sowie die Anlagentechnik (Sicherheits-, Überwachungs- und Prüftechnik) vor Ort installierter oder in Planung befindlicher Biogasanlagen. PLANUNG WELTWEIT ▲ Reinigung einer Gülle-Lagune, Fazenda São Paulo in Oliviera/MG Zusammenfassung Erneuerbare Energien, insbesondere die Nutzung von Biomasse und Biogas als Ressource für Primärenergie, gewinnen wegen der ökonomischen, rechtlichen und umweltbedingten Rahmenbedingungen immer mehr an Bedeutung. Das Biomassepotenzial und damit die Energiegewinnung aus Biogas sind nach aktuellen Schätzungen beachtlich. Bei einer zunehmenden Nutzung von Biogas zur Energiegewinnung darf jedoch das Gefahrenpotenzial und nötige Know-how der Biogasherstellung und -verwertung nicht unterschätzt werden. Die BDC Dorsch Consult Ingenieurgesellschaft mbH leistet in Kooperation mit brasilianischen Entscheidungsträgern, Behörden und Ingenieuren mit diesem Vorhaben einen nachhaltigen Beitrag zur Anlagensicherheit, Gefahrenabwehr und Störfallprävention im Umgang mit Biogas. Mit diesem Projekt kann die ausgezeichnete Zusammenarbeit mit der sequa gGmbH im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit sowie das Engagement in Brasilien erfolgreich fortgesetzt werden. Autoren: Dr. Johannes Brinkmann, Dipl.-Ing. Michael Schleusener, BDC Dorsch Consult Ingenieurgesellschaft mbH Berlin und Hannover ▲ Projektpartner: Pontifícia Universidade Católica de Minas Gerais Fotos: BDC Dorsch Quellen ANEEL (2012): Banco de Informções de Geração (Biogas). Abgerufen am 28.01.2013. http://www.aneel.gov.br/aplicacoes/capacidadebrasil/CombustivelListaUsinas.asp?classe=Biomassa&combustivel=19&fase=3 Baseler Ernst & Partner AG et al. (2007): Biogasnutzung in Brasilien: Know-how- und Technologietransfer. Schlussbericht vom 15. Sept. 2007. BM (2011): develoPPP.de – Entwicklungspartnerschaften mit der Wirtschaft. http://www.developpp.de/download/giz2011-de-develoPPP-broschuere.pdf. BMZ – Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (2012): Biomasse und Biogas 2012 – Zielgruppenanalyse Brasilien. Hrsg. Deutsch-Brasilianische Industrie- und Handelskammer, Rua Verbo Divino 1488, São Paulo – SP. Coelho, S. T., Maria Beatriz Monteiro, Mainara da Rocha Karniol (2012): Atlas de Bioenergia do Brasil – São Paulo. Projeto Fortalecimento Institucional do CENBIO. Convênio 721606/2009 MME. Biomassa, Bioenergia, Energia elétricia, Brasil, Resíduos. BERATENDE INGENIEURE 11/12 2013 33 PLANUNG WELTWEIT Türkei – Erdbebensichere Krankenhäuser Planen für den Ernstfall von Simone Bühler PROJEKTBETEILIGTE Bauherr: Istanbul Project Coordination Unit (IPCU) Okmeydani Training and Research Hospital (Nutzer) Göztepe Training and Research Hospital (Nutzer) HWP Planungsgesellschaft mbH, mit HWP Istanbul: General Consultant, Project Management, Architect , Operational Planning, Medical Equipments Werner Sobek Ingenieure Stuttgart GmbH & Co. KG, mit Werner Sobek Instanbul: Structural Engineering, Civil Engineering ▲ Arbeitsmodell Die türkische Regierung und die IBRD haben mit dem sogenannten Istanbul Seismic Risk Mitigation and Emergency Preparedness Project (ISMEP) ein Programm vereinbart, das die Stadt und ihre Gesundheitsinfrastruktur möglichst optimal auf eine Erdbebensituation vorbereiten soll. Ziele des ISMEP sind der generelle Ausbau von erdbebensicheren Einrichtungen und die Aufstockung der technischen Kapazität für das Katastrophen- und Notfallmanagement. Ein besonderer Fokus des Programms richtet sich auch auf die Verbesserung des Erdbebenschutzes speziell von öffentlichen Einrichtungen. Außerdem sollen Bebauungspläne für die weitere Stadtentwicklung unter dem Gesichtspunkt einer möglichst hohen Erdbebensicherheit überarbeitet werden. Finanziert wird ISMEP durch die Weltbank und 34 BERATENDE INGENIEURE 11/12 2013 die Europäische Investitionsbank. Das umfassende Gesamtprojekt startete im Februar 2006 und hat eine voraussichtliche Laufzeit bis Ende 2014. Die Vergabe von Projekten erfolgt auf der Basis internationaler Ausschreibungen nach den Regularien der Weltbank. Um die ISMEP-Ziele sowie die im Rahmen dieses Programms geplanten Krankenhäuser zu verwirklichen, spielen erdbebensicheres Planen und Bauen die entscheidende Rolle. Denn erdbebensichere Krankenhäuser haben eine wichtige Doppelfunktion: Sie garantieren dank ihrer Bauweise nicht nur den zu behandelnden Patienten und dem Krankenhauspersonal im Erdbebenfall Sicherheit, sondern gewährleisten zugleich durch einen kontinuierlich möglichen Krankenhausbetrieb die Notfallversorgung im Krisenfall. HAN Technical Consultancy, Engineering, Architecture Co.Inc.: MEP Engineering, Landscape Design, Environmental Engineering, Geotechnical Engineering, Cost Control and Planning Engineering, Topografical Survey, Tender Documents ALARA Design and Engineering Ltd.: Fire Protection DS-Plan: Building Physics DM Danismanlik ve Muhendislik Ltd. STI: Kitchen and Laundry Design PLANUNG WELTWEIT ▲ Krankenhaus Okmeydani mit Haupteingang Zwei Pilotprojekte in Istanbul Die beiden Lehrkrankenhäuser Okmeydani und Göztepe nehmen als Pilotprojekte erdbebensicherer Krankenhausplanung unter dem Schirm der Istanbuler Einheit für Projektkoordination (Istanbul Project Coordination Unit, IPCU) eine Schlüsselrolle innerhalb des ISMEP-Programms ein: Schrittweise werden die beiden Krankenhäuser bei laufendem Betrieb als erdbebensichere Krankenhäuser neu errichtet. Beide wurden von der in Stuttgart ansässigen HWP Planungsgesellschaft mbH, einem internationalen Architektur-, Planungs- und Beratungsunternehmen, geplant. ▼ Beispiel Einzel-Patientenzimmer Die umfangreichen Leistungen setzte HWP in enger Kooperation mit ihrer türkischen Tochtergesellschaft HWP Istanbul um. „Wir sind stolz, zusammen mit unserer Tochtergesellschaft HWP Istanbul technisch anspruchvolle Ingenieurleistungen im Rahmen unserer türkischen Krankenhausprojekte erbracht zu haben. Unsere Partner in der Türkei haben dabei einen sehr produktiven Beitrag geleistet“, sagt Frank Wachholz, Geschäftsführer und Geschäftsbereichsleiter Architektur und Technik der HWP. Zufrieden zeigt sich auch der Geschäftsführer der HWP Istanbul und Senior Leading Architekt der HWP, Tür- ker Köksal: „Wir hoffen für die Zukunft der Region, dass die beiden Lehrkrankenhäuser Okmeydani und Göztepe als Leuchtturmprojekte zahlreiche Nachahmer finden werden.“ Rahmenbedingungen In lediglich 14 Monaten wurden die beiden Krankenhäuser so geplant, dass sie im Betrieb ohne Unterbrechung oder Einschränkung für die bestehenden Funktionalitäten und Krankenhausprozesse realisiert werden können. Die Erdbebensicherheit der Gebäudetragwerke war hierbei so auszulegen, dass bei dem so genannten Design Basis Earthquake (DBE) die ▼ Beispiel Zweibett-Patientenzimmen BERATENDE INGENIEURE 11/12 2013 35 PLANUNG WELTWEIT sofortige Wiederinbetriebnahme des Gebäudes nach dem Erdbeben möglich ist und alle für den Krankenhausbetrieb wichtigen Anlagen funktionsfähig bleiben. Die Wiederkehrperiode dieses anzusetzenden Erdbebens beträgt 475 Jahre bei einer Überschreitungswahrscheinlichkeit von 10 % in 50 Jahren. Erdbebensicherheit durch Basisisolation Bei den in Istanbul zu erwartenden außergewöhnlich hohen Bodenbeschleunigungen in Höhe von ca. 0,4 g (Design Basis Earthquake) bzw. 0,6 g (Maximum Considered Earthquake) kann die geforderte Erdbebensicherheit nur durch eine spezielle Technologie, die sogenannte Basisisolation, erreicht werden. Das Grundprinzip der Basisisolation besteht darin, das Gebäude vom umgebenden Erdreich zu isolieren. Die Tragwerksplaner von Werner Sobek Stuttgart trennten hierzu als erste Maßnahme das Gebäude vom umgebenden Erdreich mittels um das Gebäude ▼ Zentraler Innenhof 36 BERATENDE INGENIEURE 11/12 2013 umlaufender Stützwandkonstruktionen (Bodenvernagelung) ab. Zusätzlich wurden im untersten Geschoss spezielle Lagerkonstruktionen eingebaut, die das Gebäudefundament von den oberhalb der Lager liegenden Gebäudeteilen trennen und somit die Isolationsebene innerhalb des Gebäudes bilden. Als Lager wurden sogenannte Triple-Friction-Pendulum-Lager vorgesehen, die sich als günstigste Lagerart für die Krankenhäuser im Erdbebenfall herauskristallisiert haben. Mit Hilfe dieser Lager konnte die 1. Eigenperiode in den für die Gebäude günstigen Bereich von ca. 3,5 sec. verschoben werden und die Beschleunigungen sowie der sogenannte Interstorey Drift innerhalb des Gebäudes im zulässigen Bereich gehalten werden. Der Nachweis der Erdbebensicherheit wurde mittels umfangreicher nichtlinearer Time-History-Analysen am dreidimensionalen Gebäudemodell erbracht. Auch für die technische Gebäudeausrüstung, die von der türkischen Firma HAN in Anka- ra geplant wurde, ergaben sich durch die geforderte Erdbebensicherheit besondere Anforderungen und Detaillösungen wie flexible Installationsabhängungen und Leitungsverbindungen. Interdisziplinärer Ansatz Aufgrund der baulichen Besonderheiten und des straffen Planungszeitraums ergaben sich zahlreiche Herausforderungen für die Planung. Um diese unter dem Gesichtspunkt hoher Effizienz zu meistern, wurde HWP nicht nur als Generalplaner beauftragt, sondern erbrachte auch Leistungen der Unternehmensberatung und Betriebsplanung sowie der Medizin- und Labortechnik. Durch diese projektbezogene, interdisziplinäre Zusammenarbeit mehrerer Geschäftsbereiche wurden die Planungslösungen für die Krankenhausneubauten ganzheitlich erarbeitet. Besonderes Augenmerk der bereichsübergreifenden Zusammenarbeit von Architekten und Ingenieuren der Medizin- und Labortechnik ▼ Zentrale Eingangshalle PLANUNG WELTWEIT war auf die sorgfältige Konzeption aller Installationsvoraussetzungen gerichtet, die den neuesten Stand der Medizintechnik sowie anspruchsvoll konzipierte Krankenhausinfrastrukturen erfordern. Um die Voraussetzungen des erdbebensicheren Krankenhausbauens zu erfüllen, mussten bei beiden Krankenhäusern ein Großteil der Geräte – insbesondere aus dem Bereich der Radiologie und der Nuklearmedizin –, die Deckenversorgungseinheiten der Intensivstationen und die jeweils 28 Operationssäle sehr präzise als Speziallösung geplant werden. Die Logistik- und insbesondere die Ver- und Entsorgungskonzeption beider Krankenhäuser musste an die speziellen Planungsprämissen angepasst werden: Um potenziellen Schwachpunkten für den sicheren Ablauf der Krankenhausprozesse während eines Erdbebens vorzubeugen, arbeiteten Berater, Architekten und Ingenieure von HWP auch hier interdisziplinär zusammen, um entsprechende Verbindungen der Ver- und Entsorgung flexibel und damit widerstandsfähiger zu gestalten. Besonders bemerkenswert ist die hier vorgesehene Lösung auch deshalb, weil die Krankenhäuser Okmeydani und Göztepe mit je einer Bruttogeschossfläche von etwa 250.000 m² vergleichsweise große Krankenhäuser sind. Auch Fassaden und Decken müssen erdbebensicher konstruiert werden. Nutzungsbereiche Beiden Lehrkrankenhäuser werden jeweils über Funktionsdiagnostik, 28 Operationssäle, Intensivmedizin, Strahlentherapie, Nuklearmedizin, Zentralsterilisation, stationäre Bereiche für Patienten sowie Bereiche für Lehre und Forschung, umfassende Logistik und Tiefgaragen verfügen. Zusätzlich zu diesem identischen Leistungsangebot unterscheiden sich beide Häuser jeweils durch einen besonderen Schwerpunkt voneinander: Im Lehrkrankenhauses Okmeydani wird ein onkologisches Exzellenzzentrum verwirklicht, in Göztepe ein pädiatrisches Exzellenzzentrum. Besonderheiten und Ausblick Nach den neuesten, vom Gesundheitsministerium verabschiedeten Klassifikationskriterien für Krankenhäuser werden die mit einer Kapazität von mehr als 1.000 Betten ausgestatteten Lehrkrankenhäuser Okmeydani und Göztepe in der Kategorie A1, der qualitativ höchsten türkischen Krankenhauskategorie, eingeordnet. Damit werden der Bevölkerung der Istanbuler Bezirke Sisli und Kadiköy Krankenhäuser zur Verfügung stehen, die auch dem hohen europäischen Standard genügen. Beide Krankenhäuser streben außerdem als erste türkische Krankenhäuser eine LEED-Zertifizierung in Gold an. Autorin: Simone Bühler, Leitung Marketing & PR HWP Planungsgesellschaft mbH, Stuttgart Alle Abbildungen: HWP BERATENDE INGENIEURE 11/12 2013 37 PLANUNG WELTWEIT Serbien – Stärkung des kommunalen Landmanagements Europäische Standards für Stadtentwicklung und Landmanagement von Harald Müller, Christoph Jochheim-Wirtz und Irene Wöbke Einleitung Mit der Unterzeichung der „Leipzig Charta zur nachhaltigen europäischen Stadt“ haben sich die zuständigen Minister der EU-Mitgliedsländer im Jahr 2007 für die Durchsetzung einer Integrierten Stadtentwicklungspolitik ausgesprochen und sich verpflichtet, die hierfür notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen. Konkret bedeutet dies unter anderem Förderung der Bürgerbeteiligung, gerechte Abwägung der Interessen des Marktes gegenüber denen der Öffentlichkeit, bessere Koordinierung öffentlicher und privater Investitionen für und in Städten sowie die verstärkte Berücksichtigung langfristiger Aspekte bei Planungen. Weitere Schwerpunkte zukünftiger Stadtentwicklungspolitik sind die Förderung der Innenentwicklung sowie benachteiligter Stadtquartiere. Vor diesem Hintergrund führt das Konsortium der Consulting-Unternehmen AMBERO Consulting und ICON Institute seit 2010 im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GmbH (GIZ) das deutsch-serbische Kooperationsprojekt „Stärkung des kommunalen Landmanagements in Serbien“ durch. Im Hinblick auf die angestrebte Annäherung Serbiens an die Europäische Union fördert das Projekt die Nachhaltigkeit und Effizienz des Landmanagements in serbischen Städten und Gemeinden nach europäischen Standards. Kernthemen sind hierbei nachhaltige und integrierte Stadtentwicklung, Baulandentwicklung und Immobilien-Wertermittlung. Die Verbesserung partizipativer Planungsprozesse sowie der Transparenz kommunalen Verwaltungshandelns sind dabei wichtige Grundprinzipien. Mit der Verabschiedung des Bau- und Planungsgesetzes 2009 und seiner Novellierung 2011 38 BERATENDE INGENIEURE 11/12 2013 ▲ Bürgerbeteiligung als neues Instrument in der kommunalen Bauleitplanung wurden einige wichtige Planungsprinzipien (z. B. Nachhaltigkeitsprinzip, Energieeffizienz, Bürgerbeteiligung) und Planungsinstrumente (Baulandumlegung, Strategische Umweltprüfung) bereits in nationales serbisches Recht eingeführt. Jedoch fehlt es nach wie vor noch an einschlägigen Rechtsverordnungen, Richtlinien und Verwaltungsstrukturen. Deshalb gehört zu den Schwerpunktthemen im Rahmen des Kooperationsprojekts die Beratung des serbischen Ministeriums für Bauwesen und Stadtplanung, dem wichtigsten politischen Partner bei der Modifizierung der gesetzlichen Rahmenbedingungen. Dabei wird grundsätzlich von einem Bottomup-Ansatz ausgegangen. Während der ersten Projektphase 2010–2012 wurde in 13 Pilotgemeinden die Einführung neuer Verfahren und Instrumente erprobt. Während der aktuellen zweiten Phase von 2013–2015 sollen die Anwendung der Instrumente und die in den serbischen Kommunen gemachten Erfahrungen über verschiedene Plattformen auf nationaler Ebene verbreitet und diskutiert werden. Neben dem Ministerium für Bauwesen und Stadtplanung sind hierbei der serbische Städtetag, Universitäten und Berufsverbände wichtige Partner. Erprobte Instrumente aus den Schwerpunktbereichen 1. Nachhaltige und Integrierte Stadtentwicklung Wichtige Aktivitäten unter dem Schwerpunkt der Nachhaltigen Stadtentwicklung sind die Unterstützung bei der Erstellung Integrierter Stadtentwicklungskonzepte, die Förderung der Innenentwicklung, z. B. durch Revitalisierung von Altindustriestandorten, die Einführung neuer partizipativer Verfahren und qualitätssteigernder Maßnahmen in der kommunalen Bauleitplanung. Hierzu wurden vier serbische Städte beraten, unter ihnen auch die im zentralen Serbien gelegene Stadt Kragujevac. Kragujevac – Förderung der Innenentwicklung durch Erarbeitung eines Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes: Die Stadt Kragujevac ist ein regionales Zentrum für Handel, Dienstleistungen und Kultur. Fehlende Investitionen in den vergangenen Jahrzehnten machen sich durch einen Verfall der Bausubstanz, untergenutzte innerstädtische Areale sowie fehlende Infrastruktureinrichtungen bemerkbar. Mit der Entwicklung eines integrierten Stadtentwicklungskonzeptes sollen gezielt lokale Potenziale für eine zukünftige Entwicklung identifiziert und gestärkt werden, um den Innenstadtbereich zu revitalisieren ▲ Integriertes Stadtentwicklungskonzept Kragujevac und für neue Entwicklungen zu öffnen. Der gesamte Prozess der Konzepterstellung war durch die Einführung neuer Partizipationsmethoden zur Information und aktiven Beteiligung von Bürgern und wichtigen lokalen Stakeholdern gekennzeichnet. Hierdurch sollte eine bessere Akzeptanz und Teilhabe an der Strategie erreicht sowie die Transparenz des kommunalen Verwaltungshandelns erhöht werden. Durch die ganzheitliche, integrierte Betrachtung verschiedener für die zukünftige Entwicklung des Gebietes relevante Themengebiete (städtebauliche Strukturen, Verkehr und Umwelt, Wirtschaft und Tourismus, Ausbildung und soziale Versorgung, Kultur, Freizeit und Erholung), wurden grundlegende Entwicklungsziele in verschiedenen Handlungsfeldern identifiziert, Maßnahmen zu deren Erreichung ab- geleitet sowie prioritäre Gebiete für die Umsetzung einzelner Interventionen festgelegt. Ergänzt wird die Entwicklungsstrategie durch eine Analyse verschiedener Förderquellen zur Umsetzung einzelner Projekte sowie die Festlegung eines operationalen Modells zur Umsetzung der Strategie. Das Stadtentwicklungskonzept wurde zwischenzeitlich einstimmig vom Stadtrat beschlossen und dient als Grundlage für die zukünftige Entwicklung der Innenstadt. 2. Baulandentwicklung Unter dem Schwerpunkt der Baulandentwicklung sollten verschiedene Instrumente in das serbische Planungssystem neu eingeführt oder modifiziert werden. In der Vergangenheit war die Entwicklung von Bauland durch sozialisti- sche Strukturen und Prozesse geprägt. Im Zuge des anhaltenden Transformationsprozesses hin zu einer offenen marktorientierten Gesellschaft ist es notwendig, neue marktorientierte Instrumente einzuführen, die wichtige Prinzipien einer guten Regierungsführung, wie Transparenz und Partizipation, berücksichtigen und einen gerechten Interessenausgleich ermöglichen. Damit soll zu einer allgemeinen Steigerung von Akzeptanz, Qualität und Effizienz in allen Phasen der Baulandentwicklung beigetragen werden – von der Standortplanung bis zur Bereitstellung von baureifen Grundstücken. Im Rahmen des deutsch-serbischen Kooperationsprojekts wurden hierzu informelle Planungen, wie Standort- und Machbarkeitsstudien, oder die Erarbeitung von städtebaulichen Gestaltungsentwürfen in die Planungsprozes- BERATENDE INGENIEURE 11/12 2013 39 PLANUNG WELTWEIT ▲Baulandumlegung Despotovac: Zuschnitte der Grundstücke vor und nach der Baulandumlegung ◀ Bebauungsplan Despotovac se eingeführt und auch beispielhaft das bisher nur unzureichend genutzte Instrument der Strategischen Umweltprüfung integriert. Bei allen Planungen wurden neue Verfahren zur Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern und öffentlichen Institutionen integriert [1]. In der nach der Erstellung eines Bebauungsplanes folgenden Umsetzungsphase soll das Instrument der Baulandumlegung verstärkt in die gängige Praxis der Baulandentwicklung eingeführt werden. Durch das Verfahren werden die Grundstücke nach den Zielen des Bebauungsplans neu zugeschnitten und Flächen für öffentliche Einrichtungen und Infrastruktur geschaffen. Während der ersten Phase des Projektes wurden verschiedene Städte zur Einfüh- 40 BERATENDE INGENIEURE 11/12 2013 rung dieses Instruments beraten und erste Umlegungspläne erarbeitet. Für die nun anstehende Umsetzung fehlt derzeit noch die Verabschiedung einer Umlegungsverordnung, die die bisherigen rechtlichen Vorgaben konkretisiert. Hierzu wurde im Rahmen des GIZ-Vorhabens ein Vorschlag erarbeitet, der derzeit vom Ministerium diskutiert wird. Despotovac – Erarbeitung eines Bebauungsplanes zur nachhaltigen Entwicklung eines Wohngebietes: Die Gemeinde Despotovac, südöstlich von Belgrad, wurde im Rahmen des GIZ-Vorhabens während des gesamten Prozesses zur Planung eines neuen Wohngebietes begleitet. Ziel war es, durch neue Ansätze zur Steigerung von Ef- fizienz, Qualität und Transparenz der Planung beizutragen. Zum Vergleich möglicher Standorte wurde zunächst eine Standortstudie erarbeitet, in der zwei von der Gemeinde vorgeschlagene Flächen bezüglich ihrer Eignung aufgrund der zu erwartenden Umweltauswirkungen und ihrer urbanen Qualität verglichen wurden. Nach Entscheidung des Gemeinderats für eine der Standortvarianten wurde ein städtebauliches Gestaltungskonzept erarbeitet, auf dessen Grundlage der Bebauungsplan mit integrierter Strategischer Umweltprüfung erstellt wurde. Bei dieser Strategischen Umweltprüfung wurden unter anderem mögliche Maßnahmen zu Ausgleich und Reduzierung zu erwartender negativer Umweltauswirkungen durch die Planumsetzung (u. a. Energieeffizienz, Abwassermanagement) untersucht. Bei allen Planungsschritten wurden die Bürgerinnen und Bürger und die beteiligten öffentlichen Institutionen frühzeitig in das Planungsverfahren einbezogen. Zur weiteren Entwicklung des ausgewählten Gebietes zu Bauland soll in einem nächsten Schritt mit dem Instrument der Baulandumlegung eine Neuparzellierung der bestehenden Grundstücke durchgeführt werden. Dafür wird auf die entsprechende Verordnung des Ministeriums für Bauwesen und Stadtplanung gewartet. 3. Immobilienbewertung Auch rund 10 Jahre nach Beginn des Transformations- und Reformprozesses Serbiens sind PLANUNG WELTWEIT Geografisches Informationssystem über Immobilienpreise in Subotica: ▲ Immobilienrichtwertkarte ◀ Datensätze der Finanzbehörden das Bau- und Planungsrecht und auch die institutionellen Kompetenzen noch nicht vollständig an die neuen Rahmenbedingungen angepasst, um eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung zu gewährleisten. Eine wesentliche Voraussetzung hierfür ist ein transparenter und stabiler Immobilienmarkt, dafür fehlen bisher jedoch u. a. noch die Festlegung nationaler Standards zur Immobilienbewertung sowie verlässliche Daten zu Immobilienwerten. Sie verschaffen den Kommunen einen Überblick über eigene Haushaltsmittel und sind somit ein wichtiger Bestandteil strategischer Planungen. Ferner ermöglichen sie eine effiziente Erhebung bodenbezogener Steuern und Gebühren sowie eine gerechte Berechnung von Entschädigungen und Ausgleichszahlungen in Privatisierungs- und Enteignungsprozessen. Darüber hinaus sind sie eine wesentliche Grundvorausetzung für die Bereitschaft zu privaten Investitionen. In drei serbischen Städten wurden im Zuge des GIZ-Projekts die lokalen Verwaltungen zunächst in Fragen internationaler Wertermittlungsverfahren sowie bei der Einrichtung eines Informationssystems zu Immobilien- und Grundstückspreisen beraten. Für eine nachhaltige Nutzung der Informationssysteme ist jedoch von Bedeutung, dass die Daten fortlaufend aktualisiert werden. Hierfür muss zukünftig die Kooperation zwischen den öffentlichen Institutionen deutlich verbessert werden. In der zweiten Phase des Projektes steht daher die Zusammenführung und Beratung beteiligter nationaler Institutionen und Kommunen bei der Einführung einer amtlichen Immobilienbewertung im Vordergrund. Subotica – Transparenz des Immobilienmarktes und erhöhte Effizienz des Verwaltungshandelns: Die nordserbische Stadt Subotica wurde durch das GIZ-Projekt bei der Entwicklung eines GISbasierten Informationssystems zu Immobilienwerten unterstützt. Dieses nutzt Daten aller Immobilienverkäufe, die von der nationalen Steuerverwaltung für die Jahre 2009 bis 2011 zur Verfügung gestellt wurden. Mit diesen Daten wurde in Subotica eine Immobilienrichtwertkarte erstellt, in der automatisiert generierte Durchschnitts-Verkaufspreise je Quadratmeter der verschiedenen Objekttypen (Einfamilien-/Zweifamilienhaus, Mehrfamilienhaus, Gewerbegebäude, ...) in Richtwertzonen auf Basis der nationalen Geobasisdaten dargestellt sind. Mit dem neuen Informationssystem hat die Stadt Subotica eine Grundlage für einen transparenteren lokalen Immobilienmarkt und wirtschaftliche Nachhaltigkeit in diesem Bereich geschaffen. Die positiven Erfahrungen bei der Verarbeitung immobilienpreisbezogener Daten in Subotica sollen deshalb auf nationaler Ebene zur Errichtung eines amtlichen Wertermittlungssystems diskutiert werden. Fazit Viele der durch das Projekt angestoßenen und begleiteten Veränderungen bedürfen langfris- tiger Weiterentwicklungsprozesse, um fest in der gängigen Planungspraxis verankert zu werden. Bisher lässt sich jedoch feststellen, dass das Verständnis für die in den Partnerstädten getesteten Instrumente und Verfahren auf lokaler wie auch nationaler Ebene deutlich gewachsen ist. Der Bottum-Up-Ansatz, wonach neue Instrumente zunächst im Rahmen von Pilotvorhaben getestet werden und dann die Erfahrungen in die Diskussion um die Anpassung des rechtlichen Rahmens eingebracht werden, hat sich bewährt. Derzeit bereitet die serbische Regierung die Neufassung des Bauund Planungsgesetzes vor. Dabei deutet sich an, dass die im Rahmen des GIZ-Vorhabens getesteten Instrumente in das Gesetz aufgenomm werden. Damit hätte Serbien einen wichtigen Schritt zur Anpassung seines Bau- und Planungswesens an Standards der EU geleistet. Autoren: Harald Müller, Teamleiter, AMBERO Consulting, Christoph Jochheim-Wirtz, Internationaler Berater, ICON Institute Irene Wöbke, Internationale Junior-Beraterin, AMBERO Consulting Quelle [1] Das GIZ-Vorhaben hat hierzu einen „Leitfaden zur Bürgerbeteiligung in der Stadtentwicklung“ erarbeitet, der auf der Projekthomepage zum Dowlnload bereit steht: www.ambero-icon.rs BERATENDE INGENIEURE 11/12 2013 41 PLANUNG WELTWEIT China – Für mehr Nachhaltigkeit Deutsche Ingenieurkunst im Reich der Mitte von Hanna Marie Asmussen Diese Situation bietet insgesamt sehr interessante Rahmenbedingungen für die Arbeit der deutschen Auslandshandelskammer in China. Vor allem Shanghai als Wirtschaftsmetropole des Landes ist ein unglaublich dynamischer und aussichtsreicher Standort. Die dortige Auslandshandelskammer ist mit 120 Mitarbeitern eine der größten weltweit und auch die Organisationsstruktur ist eine besondere: Neben der Auslandshandelskammer als offizieller Repräsentanz der Wirtschaft gibt es die deutsche Handelskammer und die „German Industry and Commerce“ (GIC), die als Serviceprovider fungiert. Econet china wiederum ist Teil der GIC ▲ Das Kühlwassersystem und bietet Dienstleistungen im Bereich Bau, Energie und Umwelt wie beispielsweise Unterstützung beim Markteintritt und bei der Positionierung im Markt. Neben diesen externen Dienstleistungen hat econet china seit 2007 ein Netzwerk aus verschiedenen Partnern der deutschen Industrie aufgebaut. Das Ziel ist die Förderung der 42 BERATENDE INGENIEURE 11/12 2013 deutsch-chinesischen Kooperation im Bereich Nachhaltigkeit sowie der Austausch von Information und Know-How zwischen seinen Partnern und lokalen Akteuren. Die econet Partner kommen aus den verschiedensten Branchen – von der Gebäudeplanung und dem Entwurf über Projektmanagement bis hin zu Energieberatung, Zertifizierung und Sensortechnik. Für sie werden verschiedene Marketing- und Lobbyingaktivitäten angeboten und der Kontakt zu Schlüsselpersonen der Industrie, zu Regierungsvertretern und Projektplanern hergestellt. Durch diese Maßnahmen wird den ausländischen Unternehmen der Zugang zum chinesi- timale Kostenlösungen in Bauprojekten. Zum Projektportfolio gehören sowohl Büro- und Industriebauten als auch Wohngebäude und öffentliche Einrichtungen wie Krankenhäuser und Schulen. ▲ Die beleuchtete Halle ▲ Die Beleuchtungs- und Klimatisierungsanlagen schen Markt erleichtert und die Verwendung deutscher Technologie beworben. Ein besonders aktiver Partner von econet china ist energydesign (Shanghai) Co. Ltd, ein planendes und beratendes Ingenieurbüro, das seit vielen Jahren erfolgreich in China tätig ist. Die deutsche Muttergesellschaft ist das OSBEE (Office for Built Sustainable Environment Engineering) mit Sitz in Stuttgart. Es unterstützt die Projekte von energydesign in Asien durch Innovations- und Technologietransfer sowie damit im Zusammenhang stehende Forschungs- und Entwicklungsprojekte. Energydesign entwickelt Konzepte für effiziente Energienutzung, hohe Funktionalität und op- mit einer Größe von 27.000 m2, in der Siebe und Filze (Papiermaschinenbespannungen) hergestellt werden, auf denen später Papier durch den Fertigungsprozess geführt wird. Da bei der Papierproduktion die Oberflächenstruktur dieser Stoffe von hoher Bedeutung ist, unterliegt die Fertigung strikten Anforderungen an Temperatur und Luftfeuchtigkeit in der Produktionsstätte. Im subtropischen Klima Schanghais ergibt sich hieraus ein hoher Energiebedarf zur Raumkonditionierung, womit ein großes Potenzial zur Optimierung gegeben ist. Während des Produktionsprozesses laufen die Papiermaschinenbespannungen über Rollen, die abwechselnd sehr heiß und sehr kalt sind. Energieeffizienz bei Industrieprojekten Das Unternehmen hat bereits viele erfolgreiche Projekte in China durchgeführt. Ein besonders herausragendes Projekt entstand in Kooperation mit der Firma Voith, das „Voith Paper Fabrics“ Projekt, das sich bereits in der Inbetriebnahme befindet. Dabei handelt es sich um eine Industrieanlage ▶ Das Innendach der Fabrikhalle Es ergibt sich somit ein konstanter Heiz- und Kühlbedarf zur Temperierung der Rollen, was einen hohen Prozessenergiebedarf zur Folge hat. Es entstehen starke Temperaturunterschiede bei gleichzeitig geringer Temperaturtoleranz, weshalb der umliegende Raum konstant klimatisiert sein muss. Aus dem hohen Prozessenergiebedarf in Kombination mit den strikten Anforderungen an die Konditionierung ergeben sich viele Möglichkeiten für Energieeffizienzmaßnahmen. Die Voraussetzungen für das „Voith Paper Fabrics“ Projekt unterscheiden sich stark von denen anderer Industrieanlagen, da in den meisten Fällen, wenn aufgrund des Produkts keine speziellen Anforderungen an Temperatur und Luftfeuchte gestellt werden, weder aktiv geheizt noch gekühlt wird. Dadurch liegt bei vielen Fabriken das Energieeinsparpotenzial eher in der Optimierung der Beleuchtung und Effizienz der Pumpen und Motoren sowie der Steuerung, während in diesem Fall die Kühlung und Heizung den höchsten Energiebedarf ausmachen. Die Planung Die Planung der neuen Industrieanlage begann 2011. Energydesign war von Beginn an als Berater beteiligt, weshalb Aspekte der Nachhaltigkeit und Energieeffizienz direkt berücksichtigt werden konnten. Dadurch konnten viele Maßnahmen ohne großen Mehraufwand in einem integrierten Planungsprozess implementiert werden. Dies ist durchaus von Bedeutung, da der Energiebedarf der Anlage sehr hoch ist, es dementsprechnd Optimierungspotenziale zu nutzen galt. Zunächst war zu klären, nach welchem Standard das Gebäude letztlich zertifiziert werden soll. Die Entscheidung fiel zugunsten des LEEDStandards mit der Benchmark einer Gold-Zertifizierung, da die von Voith bevorzugten Maßnahmen im LEED-System am besten zur Geltung kommen. Bei der weiteren Planung stand der Prozessenergiebedarf im Fokus, da hier der größte Energieverbrauch stattfindet. Um diesen zu senken, wurde als erste Maßnahme entschieden, die Halle so niedrig wie möglich zu bauen, was den zu klimatisierenden Raum verringert. Weiterhin wurde ein Energiekonzept entworfen, das die Nutzung eines Blockheizkraftwerks beinhaltet. Dieses erzeugt Strom, der jedoch nicht ins Netz eingespeist, sondern direkt verbraucht wird. Um die Rentabilität sicherzustel- len, wird damit allerdings nur die Grundlast für den konstanten Betrieb gedeckt, weitere Lasten werden aus dem Stromnetz gedeckt. Die Abwärme des BHKW wird mittels eines Absorptionschillers genutzt, der die entstehende Wärme zur Kälteerzeugung nutzt. Im Gegensatz zu anderen Standorten muss die Kühlung daher bei Stromknappheit nicht abgeschaltet werden, um Strom zu sparen. Zur Wärmeerzeugung wird ein Gasboiler genutzt, wodurch ein Teil des Bedarfs gedeckt wird. Der konstante Prozessenergiebedarf für Heizung und Kühlung garantiert die Rentabilität dieser Maßnahmen. Beleuchtung und Klimatisierung Auch für das Gebäude wurde ein Energiekonzept erstellt. So verfügt die neue Fertigungshalle über tageslichtgesteuerte LED-Röhren. Das Lichtkonzept wurde von energydesign in Kooperation mit Wolf Architekten Heidenheim geplant und entworfen. Die verwendeten LED Röhren stammen zum größten Teil von der DIW, einem Tochterunternehmen von Voith Industrial Services. Eine der Hallen, mit einer Fläche von 15.000 m2, wird von 480 Leuchten mit insgesamt 1.920 LED-Röhren mit Licht versorgt, was die Halle zur größten LED-Installation in China macht. Doch nicht nur die Verwendung von LED-Leuchten trägt zur Energieeinsparung bei, sondern auch die Steuerung der Beleuchtung, da alle Leuchten über ein DALI-Bus-System kontrolliert und nur eingeschaltet werden, wenn ein bestimmter Lichtwert unterschritten wird. Durch die Dimmung der Leuchten können auch niedrige Levels an Tageslicht ausgenutzt werden. Selbst in den Lagern ist die Beleuchtung tageslichtkontrolliert, muss jedoch manuell angeschaltet werden, da sie sich nach 30 Minuten automatisch ausschaltet. Für die Deckung des Wasserbedarfs wurde ein Regenwassertank installiert, der Toiletten und Urinale speist. In der Belüftung wurden sogenannte Enthalpieräder verwendet, die nicht nur die Temperatur, sondern auch die Feuchtigkeit regulieren. Dies ist von besonderer Bedeutung, da die Entfeuchtung aufgrund des subtropischen Klimas 50 % des Gesamtenergiebedarfs der Raumluftkonditionierung ausmacht. Zur Überwachung des Energieverbrauchs wurden Energiemanagement- und Monitoringsysteme installiert: In der Anlage verteilt befinden sich 50 Stromzähler, die den Gebäude- und Prozessenergiebedarf messen, sowie zusätzliche Wärmezähler für den Wärmebedarf. Ausblick Aktuell befindet sich das Projekt in der Inbetriebnahme, die auch von energydesign durchgeführt wird. Dabei durchläuft das Gebäude eine zweijährige Messperiode, in der der tatsächliche Energieverbrauch mit dem simulierten verglichen wird. Dies ist eine durchaus wichtige Phase, da eventuell auftauchende Probleme noch erkannt und behoben werden können. Außerdem wird die Optimierung dokumentiert, um einen möglichst reibungslosen Wissenstransfer zu garantieren. Das ist insofern von Bedeutung, da der Betreiber ansonsten keinen Überblick über die verschiedenen Energiesparmaßnahmen hat und diese vielleicht nicht optimal nutzen kann. Daher ist es von Vorteil, wenn die Ingenieure, die das Konzept geplant haben, bis zum Schluss dabei sind. Nur so kann die Absicht der frühen Konzeption optimal im späteren Gebäudebetrieb umgesetzt werden. Zum Jahresende sollte der Zertifizierungsprozess für den LEED Gold Standard abgeschlossen sein. Mit diesem Standard erlangt das Gebäude eine internationale Anerkennung als „nachhaltiges Gebäude“ und gehört damit zu den wenigen Gebäuden in China mit diesem Status. Die gute Planung und Durchführung des Projekts machen es zu einem positiven Beispiel für nachhaltige Bauplanung. Autorin: Hanna Marie Asmussen, econet china, German Industry & Commerce Greater China, Shanghai BERATENDE INGENIEURE 11/12 2013 43 ▲ Kunsthaus Graz, 2003, Internationale Aktivitäten – Bollinger+Grohmann spacelab Peter Cook/Colin Auf verschlungenen Wegen ins Ausland Fournier Abbildung: Arge Kunsthaus von Christian Brensing Über Deutschland hinaus Seit der Gründung 1983 durch die Tragwerksplaner Klaus Bollinger und Manfred Grohmann lässt sich die Entwicklung des Ingenieurbüros an einer stetig steigenden Zahl von Bauprojekten jeglicher Art und Größe ablesen. Über die Beteiligung an Architekturwettbewerben, Ausschreibungen sowie eine überschaubare Anzahl von Direktvergaben bildete sich ein heterogenes Projektportfolio heraus. Im Rückblick mag diese Entwicklung zielstrebig und gesteuert erscheinen, sie folgte jedoch zu keiner Zeit einem konkreten Businessplan. Stattdessen zeigten sich die Büroinhaber immer offen für neue Entwicklungen, knüpften persönliche Kontakte und schufen auf diese Weise ein beständig wachsendes Netzwerk. Heute leisten 44 BERATENDE INGENIEURE 11/12 2013 die Gründungspartner mit fünf weiteren Partnern in der GmbH und den Geschäftsführern der internationalen Niederlassungen zusammen die Akquisition. So fand auch die Expansion nie per se statt, sondern hatte immer konkrete Anlässe, z. B. Wettbewerbsteilnahmen. Dank internationaler Projekte gelang es dann auch 2003 relativ gut, den Markteinbruch in Deutschland – damals galt Deutschland als der „kranke Mann Europas“ –zu überbrücken. Dabei war ein Restrisiko allerdings nie auszuschließen, erinnert sich Manfred Grohmann: „Wie vieles im Leben hat die Sache immer zwei Seiten. Einerseits gibt es Risiken, die man am Anfang noch nicht richtig überblickt, wie z.B. den Markt oder die von Land zu Land unterschiedlichen Leistungspha- sen und -bilder. Andererseits liegen da, wo Risiken zu finden sind, auch Chancen! Und die nutzen wir konsequent.“ Ein Nukleus der internationalen Verflechtungen Erste Aktivitäten führten das Büro 1987 über einen Brückenwettbewerb für den Illsteg in Feldkirch lediglich nach nebenan, nach Österreich. Bollinger+Grohmann gewannen den Wettbewerb gemeinsam mit dem Architekten Martin Häusle, Vorarlberg. Der war für die Ingenieure jedoch kein Unbekannter, da er an der Frankfurter Städelschule studiert hatte, wo Klaus Bollinger und Manfred Grohmann ab1984 Baukonstruktion unterrichteten. Und es war der umtriebige britische Architekt und INGENIEURBERATUNG Architekturtheoretiker Peter Cook, der sie gleich zu Beginn seiner Städelzeit (1984-2002) dorthin berufen hatte. Somit fungierte die Städelschule in vielerlei Hinsicht als Nukleus der beginnenden internationalen Verflechtungen von Bollinger+Grohmann. Der Illsteg war ein kleines, aber feines Projekt, das eine ganze Anzahl von Veröffentlichungen nach sich zog und in Österreich viel beachtet wurde. Es folgte ein Anruf der Architekten in der Schönbrunner Straße, die in Wien den Entwurf für das Technische Museum gewonnen hatten und anfragten, ob man gemeinsam mit HL-Technik unter Professor Daniels die Vorplanung erbringen könne? Das Projekt wurde letztlich zwar nicht gebaut, aber es war ein weiterer Schritt auf dem Weg der internationalen Etablierung von Bollinger+Grohmann. 1994 folgte für Klaus Bollinger die Professur für Tragkonstruktion am Institut für Architektur der Wiener Universität für angewandte Kunst. Über diesen Lehrauftrag entstand der Kontakt zu Wolf D. Prix von Coop Himmel(l)bau. So kam ein Stein zum anderen und ein Jahr später, 1995, folgte das erste Projekt mit den Wiener Dekonstruktivisten, der UFA-Kristallpalast in Dresden. Das Kunsthaus Graz von Peter Cook und Colin Fournier – das weltweit erste dauerhafte BlobGebäude – ging dagegen auf die Städelschule und die damit verbundene Lehrtätigkeit von Klaus Bollinger und Manfred Grohmann zurück. Dieses Projekt erwies sich als architektonischer Meilenstein, der die Tragwerksplaner Bollinger+Grohmann über die Grenzen Europas hinaus bekannt machte. Klaus Bollinger beschreibt diese entscheidende Phase der Bürogeschichte: „Die Fertigstellung des Grazer Kunsthauses war 2003, der Wettbewerb für die BMW-Welt 2001. Ab diesem Zeitpunkt verliefen viele Entwicklungen parallel. Dabei ließ sich nicht alles von vornherein planen, auch der menschliche Faktor spielte eine bedeutende Rolle. Jede unserer inzwischen vier ausländischen Niederlassungen wird von uns oder einem unserer Partner mit einem vor Ort ansässigen Geschäftsführer geleitet. Genauso fingen wir es in Wien mit Reinhard Schneider an, da es naheliegend war, dass wir, teils bedingt durch meine Professur in Wien, dort ein Büro aufmachten. Die Bürogründung in Paris erfolgte mit Klaas De Rycke, unserem belgischen Kollegen. Auch sie hatte ih- re Wurzeln in persönlich-beruflichen Verflechtungen, die 2004 mit dem Mariinsky-Theater in St. Petersburg von Dominique Perrault in Verbindung standen. Zunächst arbeitete Klaas in Paris noch direkt im Büro von Perrault, eröffnete aber als nächsten Schritt unsere Niederlassung, die er zusammen mit Daniel Pfanner aufbaute. Daniel kehrte zu uns nach Frankfurt zurück und Klaas ist seitdem in Paris. Zu dem Zeitpunkt hatten wir aber auch schon ein Projekt mit Claude Vasconi in Luxemburg, die Dexia Bank (2006). Aktuell reicht unser Portfolio von der École Centrale Paris (OMA, Rotterdam) über das Provinciehuis Antwerpen (XDGA Architects, Brüssel) bis zum Carreau du Temple, einer historischen Pariser Markthalle vom Anfang des 19. Jh., die wir denkmalgerecht sanieren und gleichzeitig modern umgestalten. Mit Perrault planen wir zurzeit die Vienna Towers. Das Projekt wird hauptsächlich von den Wiener Kollegen betreut und so fügt sich auf verschlungenen Pfaden ein internationales Projekt an das Andere.“ Von der Kooperation zur eigenen Niederlassung Über die Jahre entwickelten sich die unterschiedlichsten Kooperationsmodelle, die je nach Projektanforderungen und örtlichen Begebenheiten flexibel ausgelegt wurden. So stellte sich in Norwegen die Situation gänzlich anders dar als z. B. in Wien oder Paris. Florian Kosche, ein deutscher Bauingenieur, hatte in Oslo bereits sein eigenes Büro und u. a. die Skisprungschanze am Holmenkollen (Architekt Julien De Smedt) geplant. Für die Bearbeitung ▲ Mariinsky Theater, St. Petersburg, Architekturrendering 2004, Abbildung: Dominique Perrault Architecture ▼ Provinciehuis Antwerpen, Architekturrendering, seit 2012, XDGA Abbildung: XDGA BERATENDE INGENIEURE 11/12 2013 45 INGENIEURBERATUNG DC Tower, Wien, Fertigstellung Fassade 2013, Dominique Perrault Architecture Abbildung: Bollinger + Grohmann der Deichman-Bibliothek (seit 2010 mit Lund Hagem Architekten und Atelier Oslo, Oslo) und das Munch-Museum (seit 2011 mit Herreros Architekten, Madrid) im Osloer Hafen suchte er fachliche Unterstützung und fand diese in Bollinger+Grohmann. Nach einem Jahr war man sich darin einig, die Zusammenarbeit über die bisherige Projektpartnerschaft fortzusetzen und fusionierte beide Büros zu BollingerGrohmann + Florian Kosche AS. Diese Art der Zusammenarbeit und Fusion beruht auf der Erfahrung, dass die projektübergreifende Expertise oft besser von einem Partner vor Ort erfüllt werden kann als aus der Ferne. Kurzum, die Nähe zum Projekt und Bauherrn, das bessere lokale Verständnis und auch das ortskundige Personal ermöglichen es, manche Projektanforderungen kompetenter abzudecken. So entwickelt sich eigene kulturelle Kompetenz. Bauen in den Vereinigten Emiraten Über ein Jahr weilten B+G Ingenieure im Mittleren Osten, um den 2008 mit Chalabi Architekten, Wien, gewonnenen internationalen Wettbewerb für das Sheik Zayed Desert Learning Center in die gebaute Realität umzusetzen. Die Architekten fungierten als Generalplaner einschließlich Objektüberwachung und Bauleitung. Da die Qualitätskontrolle im Rohbau ein Bauingenieur zu erbringen hatte, waren auch Bollinger+Grohmann vor Ort gefordert. Die frühen Leistungsphasen, einschließlich „Scheme Design“ (entspricht der Entwurfsplanung) wurden in Wien erbracht. Von dort übersiedelten die Ingenieure dann nach Al Ain, in die zweitgrößte Stadt im Emirat Abu Dhabi. Der Bauherr sah in der Rohbauüberwachung die Qualitätsgarantie „made in Germany“. Er forderte diese ausdrücklich an, eine Maßnahme, die bei 5 mm Maßtoleranzen auf 3 m bei den Schalungsarbeiten durchaus berechtigt war. Kooperationen in der Schweiz Bauprojekte in der Schweiz genießen ab einer gewissen Größe bei vielen deutschen Projektbeteiligten eine große Beliebtheit. Das mag an der seit Jahren sehr hohen Planungskultur und dem Ausführungsstandard der Schweizer liegen. Ein weiterer Faktor, der die Freude an der Planung erhöht, ist ein anderes Leistungsbild von Prüfingenieuren, die in der Schweiz und auch Österreich nicht in dem Maße tätig sind wie in Deutschland. In der Schweiz gelte der 46 Ingenieur noch als Ingenieur, der Entscheidungen treffen könne. Daher erfreuen sich bei Bollinger+Grohmann seit dem Novartis Campus Projekt mit SANAA (2006) Projekte in der Schweiz größter Beliebtheit. Grundsätzlich arbeite man in der Schweiz mit örtlichen Kooperationspartnern nach einem 80/20 und dann einem 20/80-Modell der Arbeitsteilung. Beim Rolex Learning Center (2005-10) war die Aufteilung der Bauaufgaben allerdings anders: Walther Mori Meier aus Basel bearbeitete alles unter Ebene Null und Bollinger+Grohmann alles in den darüber liegenden Geschossen, jeweils bis zur Ausführungsplanung. Über Paris nach Korea Das erste Projekt im südkoreanischen Busan ergab sich über einen internationalen Architekturwettbewerb, wo Bollinger+Grohmann als Tragwerksplaner von Coop Himmelb(l)au für einen Cinema Complex den 1. Preis erhielten. Seitdem sind acht Jahre vergangen und inzwischen wird das Büro Bollinger+Grohmann in Korea auch direkt von Architekten- und Bauherrenseite zu Kooperationen eingeladen bzw. direkt lokalen Partnerbüros weiterempfohlen. Alle daraus entstandenen Projekte weisen gewisse Parallelen auf: Der jeweilige Erstkontakt kommt meistens über ein Architekturbüro zustande. Dabei handelt es sich weniger um ein koreanisches als ein international tätiges Büro. Der endgültigen Beauftragung sind in vielen Fällen lange Verhandlungen vorausgegangen. Aktuelles Projekt ist eine von Renzo Piano Building Workshop (RPBW) entworfene Firmenzentrale, bestehend aus zwei Türmen von 110 und 80 m Höhe (BGF 160.000 m²) im Zentrum von Seoul. Das Projekt geht auf ein Bauvorhaben in Düsseldorf zurück, das in Folge der Weltfinanzkrise 2009 abgesagt wurde. Dabei lernten sich Bernhard Plattner, RPBW-Partner in Paris, und Manfred Grohmann kennen und schätzen. Auf der Suche nach einem Tragwerksplaner für Korea wandten sich die Architekten wieder an Bollinger+Grohmann. Das Leistungsbild, das Bollinger+Grohmann international anbieten, besteht primär aus der Tragwerks-, aber auch der Fassadenplanung, die im Ausland weniger den Architekten als den Tragwerksingenieuren übertragen wird. Verantwortlich für die Fassadenplanung ist Dr.-Ing. Daniel Pfanner, als Partner und Ge- ▲ Carreau du Temple, Paris, Sanierung 2008–2013, Studio Milou architecture: Auf dem ehemaligen Gelände des Templerordens wurde bei den Bauarbeiten eine Grabungsstätte entdeckt. Abbildung: Fernando Javier Urquijo/ Studio Milou architectur schäftsführer zuständig für internationale Projekte. Er erläutert den typischen Ablauf koreanischer Projekte: „Wir sind in der Regel ab dem Concept Design in ein Projekt involviert. In all unseren südkoreanischen Projekten wurde für die darauf folgenden Leistungsphasen von der Entwurfs- bis zur Ausführungsplanung (Schematic Design, Design Development und Construction Documentation) eine Teilung der Aufgabenbereiche zwischen unserem Büro und dem jeweiligen lokalen Partnerbüro vereinbart. Unsere Intention ist immer, bis zur letzten Phase in das Projekt involviert zu bleiben, spätestens bei Ausschreibung und Vergabe übernehmen aber die lokalen Partner in der Regel unsere Planung. Die Kommunikation gestaltet sich dabei häufig schwierig. Englisch beherrschen meistens nur einige Führungskräfte, wobei man sich nicht selten in Besprechungen Gruppen von 50 oder mehr Teilnehmern gegenüber sieht. Sehr großer Wert wird auf Präsentationen, regelmäßige Berichte, Video- und Telefonkonferenzen gelegt, worauf man sich organisatorisch und zeitlich einstellen sollte. Abschließend kann man sagen, dass wir dort regelmäßig einen Drahtseilakt zwischen höflichem, interkulturellen Miteinander und dem konsequenten Eintreten für eine innovative ingenieurmäßige Denkweise absolvieren.“ Ingenieurplanung ohne Grenzen? Neben den ingenieurtechnischen Herausforderungen, Risiken, Freuden und Leiden an Projekten im Ausland sollte immer auch die persönliche Neugierde der Ingenieure an erster Stelle genannt werden. Dabei ist nicht nur der fachliche Austausch gemeint, sondern auch persönliches Interesse an den Lebens- und Arbeitsumständen in anderen Ländern. Bei der Zusammenarbeit auf Augenhöhe mit fremden BERATENDE INGENIEURE 11/12 2013 47 INGENIEURBERATUNG ▼ Deichman Library, Oslo, Axonometrie Tragwerk Abbildung: Bollinger + Grohmann ▲Deichman Library, Oslo Architekturrendering, seit 2010, Lund Hagem Architects + Atelier Oslo, Oslo Abbildung: Lund Hagem Architects ▲ The Sheikh Zayed Desert Learning Center, Al Ain 2013, CAP Chalabi architects&partners, Wien Abbildung: Fresh Media FZZ LLC ▶ The Sheikh Zayed Desert Learning Center, Studien zur Generierung der Fensteröffnungen Abbildung: Bollinger + Grohmann Menschen erfährt man schnell und viel über Land und Leute. Zudem sind die Standorte von Bollinger+Grohmann an europäischen Verkehrsknotenpunkten angesiedelt, von denen aus man schnell und direkt in aller Herren Länder kommt. Einer von vielen Vorteilen, auf die Simon Ruppert, Partner und Geschäftsführer, verweist: „Neben strategischen Aspekten ist unsere kulturelle Neugierde eine wesentliche 48 BERATENDE INGENIEURE 11/12 2013 INGENIEURBERATUNG ▲New Munch Museum, Oslo, Architekturrendering, seit 2010, Herreros Arquitectos, Madrid Abbildung: Herreros Arquitectos ▶ Bürohochhaus Seoul, Architekturrendering, seit 2010, Renzo Piano Building Workshop, Paris Abbildung: RPBW Triebfeder. Durch die Beteiligung an internationalen Projekten erweitert sich sowohl unser fachlicher als auch unser sozialer Horizont. Dies gelingt jedoch nur, wenn man sich besonders für die Auslandstermine Zeit nimmt, um sich mit den Planungspartnern in Ruhe auszutauschen und deren Belange verstehen zu können. Ich denke, gerade dieses Einlassen auf die jeweilige individuelle Planungskultur hilft uns als vertrauenswürdiger Partner wahrgenommen zu werden.“ Durch die Zusammenarbeit mit international tätigen Architekten war Bollinger+Grohmann in den vergangenen Jahren an etlichen Bauprojekten im europäischen und nichteuropäischem Ausland beteiligt. Daraus ist inzwischen ein ganzes Spektrum internationaler Aktivitäten erwachsen. Das reicht von einer temporären Zusammenarbeit mit ausländischen Büros bis hin zur Eröffnung firmeneigener Niederlassungen als internationale Repräsentanzen. Zurzeit bestehen neben den beiden deutschen Büros in Frankfurt am Main und in Berlin Niederlassungen in Wien, Paris, Oslo und Melbourne. ▼Bürohochhaus Seoul – Baustellenfortschritt Abbildung: Bollinger + Grohmann Autor: Christian Brensing, CBE – Enterprises, Berlin BERATENDE INGENIEURE 11/12 2013 49 BERUF UND RECHT ABC des Baurechts Prüfung von Nachträgen ausführender Unternehmen – vor und nach HOAI 2013 von Rechtsanwältin Eva Reininghaus Bei den meisten Bauvorhaben unterbreiten die bauausführenden Unternehmen während der Bauphase Nachtragsangebote für geänderte oder zusätzliche Leistungen. Die Gründe sind vielfältig. In aller Regel nehmen die beteiligten Architekten/Ingenieure sodann eine Nachtragsprüfung während der Objektüberwachung vor. Sowohl die HOAI 1996 als auch die HOAI 2009 enthalten keine Anhaltspunkte, wie die Nachtragsprüfung inhaltlich zu bewerten ist und unter welchen Voraussetzungen Architekten und Ingenieure dafür einen zusätzlichen Honoraranspruch geltend machen können. In einem Urteil vom 05.08.2010 stellte der Bundesgerichtshof zur HOAI 1996 klar, dass die Mehrkosten der Nachtragsleistungen nicht bei den anrechenbaren Kosten für das Honorar der Leistungsphasen 5 bis 7 zu berücksichtigen sind. Zugleich merkte der Bundesgerichtshof an, dass ein Architekt einen zusätzlichen Honoraranspruch geltend machen kann, wenn er im Zusammenhang mit der Nachtragsprüfung erneut Grundleistungen erbringen muss. Sofern Nachträge der ausführenden Unternehmen auf eine entsprechende Anordnung des Bauherrn zurückzuführen sind und dazu Grundleistungen erneut erbracht werden müssen, kann der Architekt/Ingenieur auch nach HOAI 2009 einen zusätzlichen Honoraranspruch geltend machen. Im Einzelnen dürfte dieser aus § 3 Abs. 2 Satz 2, § 7 Abs. 5 HOAI 2009 herzuleiten sein. Je nach Einzelfall ist dabei zu überprüfen, welche Grundleistungen der einzelnen Leistungsphasen für die Nachtragsprüfung wiederholt werden müssen. Typischerweise handelt es sich um Teilleistungen der Leistungsphase 7. Sofern der Architekt/Ingenieur eine planerische Lösung zur Umsetzung der Nachtragsleistung erstellen muss, können unter Umständen auch Grundleistungen der Entwurfs- oder sogar der Vorplanung erforderlich werden. Demgegenüber kann der Architekt/Ingenieur keinen zusätzlichen Honoraranspruch geltend machen, wenn die Nachtragsleistung auf einen Planungsmangel zurückzuführen ist. In diesem Fall schuldet er die Prüfung des Nachtragsangebots als Nachbesserungsleistung. 50 BERATENDE INGENIEURE 11/12 2013 Mit der seit Juli gültigen HOAI 2013 sind zur Prüfung von Nachtragsangeboten nunmehr verschiedene Grundleistungen eingeführt worden. Ferner werden in der HOAI 2013 an mehreren Stellen auch besondere Leistungen zur Nachtragsprüfung genannt Für das Leistungsbild Objektplanung Gebäude sieht Anlage 10 in der Leistungsphase 7, Mitwirkung bei der Vergabe, das Prüfen und Werten der Angebote zusätzlicher und geänderter Leistungen der ausführenden Unternehmen und der Angemessenheit der Preise als Grundleistung vor. Das Mitwirken bei der Prüfung von bauwirtschaftlich begründeten Nachtragsangeboten wird als besondere Leistung aufgeführt. Anlage 12 der HOAI 2013 nennt für das Leistungsbild Ingenieurbauwerke das Prüfen von Nachträgen als besondere Leistung, die der Leistungsphase 8, Bauoberleitung, zugeordnet wird. Ferner wird ebenfalls als besondere Leistung der örtlichen Bauüberwachung das Prüfen und Bewerten der Berechtigung von Nachträgen genannt. Gleiches gilt ausweislich Anlage 13 für das Leistungsbild Verkehrsanlagen. Schließlich verortet Anlage 15 zur HOAI 213 für das Leistungsbild technische Ausrüstung die Nachtragsprüfung sowohl in Leistungsphase 7 als auch in Leistungsphase 8. In der Leistungsphase 7 ist das Prüfen und Werten der Angebote für zusätzliche und geänderte Leistungen der ausführenden Unternehmen und der Angemessenheit der Preise als Grundleistung aufgeführt. Ferner ist als Grundleistung der Leistungsphase 8 das Prüfen und Bewerten der Notwendigkeit geänderter oder zusätzlicher Leistungen der Unternehmer und der Angemessenheit der Preise genannt. Die vorgenannten Grundleistungen sehen keine Differenzierung nach der Ursache der Nachtragsleistung vor. Das im Zuge der HOAINovelle erstellte Forschungsgutachten zum Aktualisierungsbedarf der Honorarstruktur enthält zwar die Empfehlung, dass die Grundleistungen nur solche Nachträge erfassen, die ihre Ursache in einer Änderungsanordnung des Auftraggebers haben. Diese Einschränkung hat aber keinen Eingang in die Grundleistungen der HOAI 2013 gefunden. Die amt- liche Begründung enthält auch keine Erklärung für den Umstand, dass das Prüfen und Werten von Nachtragsangeboten teils in der Leistungsphase 7 und teils in der Leistungsphase 8 angesiedelt wurde. Für die Leistungsbilder Objektplanung sowie technische Ausrüstung bedeuten die vorgenannten, neu eingeführten Grundleistungen, dass für das Prüfen und Werten von Nachtragsangeboten in der Regel kein zusätzlicher Honoraranspruch geltend gemacht werden kann, selbst wenn die Nachträge nicht auf einen Planungsmangel, sondern auf eine Änderungsanordnung des Auftraggebers zurückzuführen sind. Demgegenüber begründet das Prüfen von Nachträgen in den Leistungsbildern Ingenieurbauwerke und Verkehrsanlagen einen zusätzlichen Honoraranspruch. Gleichermaßen kann der Architekt einen zusätzlichen Honoraranspruch geltend machen, wenn er bauwirtschaftlich begründete Nachträge prüfen soll. Dabei stellt sich allerdings die Frage, wer die vorgelagerte Prüfung vornimmt, ob ein bauwirtschaftlicher Nachtrag überhaupt begründet ist oder nicht. Ungeachtet der Honorierung werfen die Neuregelungen der HOAI 2013 für die Leistungsbilder Objektplanung und technische Ausrüstung die Frage auf, ob die Leistungen der Leistungsphase 7 bereits abgeschlossen und daher in einer Abschlagsrechnung vollständig abgerechnet werden können, obwohl das Prüfen und Werten der Nachträge typischerweise erst während der Bauausführung und damit im Zuge der Objektüberwachung erfolgt. Es bleibt abzuwarten, wie in der Praxis – und in einigen Jahren auch durch die Gerichte – die neu gefassten Grundleistungen und besonderen Leistungen ausgelegt werden. Autorin: Dr. Eva Reininghaus, Fachanwältin für Bau- und Architektenrecht, TSP Theißen Stollhoff und Partner Rechtsanwaltsgesellschaft, Berlin BERUF UND RECHT Urteile Anforderungen an die Objektüberwachung durch den Planer von Reinhard Voppel OLG München, Urteil vom 9. 7. 2013 – 28 U 4652/12 Bau – Nicht selten schließt der Auftraggeber aus der Tatsache, dass bei oder nach der Abnahme Mängel festgestellt werden, auf Überwachungsfehler des Planers und versucht, diesen in die Haftung einzubeziehen. Mit einer derartigen Frage hatte sich das OLG München im Falle eines Architekten zu beschäftigen. Die Ergebnisse sind aber ohne Weiteres auf Ingenieure zu übertragen. Der Kläger hatte zunächst mit dem beklagten Planer zum Pauschalpreis von 3.500 Euro einen Vertrag über „Bauleitung“ für den Neubau eines Zweifamilienhauses geschlossen. In einer Folgevereinbarung wurde der Beklagte für einen Pauschalbetrag von 8.000 Euro sowie 48,00 Euro für weitere Arbeitsstunden mit folgenden Leistungen beauftragt: Beobachten der Arbeiten des ausführenden Unternehmers, Beurteilen und Prüfen von Nachträgen, Prüfen und Freigabe von Abschlagszahlungen bezogen auf den Baufortschritt und Zahlungsplan, Abnahme von Leistungen bezogen auf den Bauzeitenplan. Infolge von Mängeln bei der Abdichtung (von einem Sachverständigen festgestellt) ist Wasser in das Kellergeschoss eingedrungen, so dass der Estrich ausgetauscht werden muss. Außerdem wird vom Auftraggeber bemängelt, dass sich der Pumpensumpf nicht öffnen lasse, die Malerarbeiten mangelhaft seien und eine Revisionsklappe der Heizungsanlage fehlerhaft sei. Der Beklagte verteidigt sich damit, er habe die Arbeiten nach dem erhaltenen Auftrag überhaupt nicht überwachen müssen, vielmehr habe er im Wesentlichen den zeitlichen Ablauf beobachten und kontrollieren sollen. Das OLG legt die vertragliche Vereinbarung allerdings dahingehend aus, dass der Beklagte zur Bauüberwachung verpflichtet gewesen sei. Da die Parteien nicht auf die HOAI Bezug genommen haben, diese ausschließlich Preisrecht und keine normativen Leitbilder für die Vertragspflichten enthält, konnte das Gericht sich nicht daran orientieren. Ob sich die Ver- pflichtung zur Bauüberwachung schon aus der Vereinbarung der „Bauleitung“ ergibt, wird offengelassen. Eine reine „Beobachtung“ für sich genommen sei sinnlos, ebenfalls auch eine Beschränkung auf die Überwachung des Zeitplans. Aber aus der tatsächlichen Handhabung der Parteien während des Baus ergab sich eine vollständige Objektüberwachung, so dass der Vertragsinhalt während der Vertragsdurchführung konkretisiert worden sei. Der Beklagte hat umfangreiche Bauüberwachungsmaßnahmen durchgeführt, in seinen Stundenabrechnungen dokumentiert und bekam diese auch. Das Gericht geht also davon aus, dass eine Verpflichtung zur Bauüberwachung bestand. Allerdings haftet der Planer nicht neben dem ausführenden Unternehmer für jeden Ausführungsmangel wegen fehlerhafter Objektüberwachung. Eine Haftung kann ohnehin nur bestehen, wenn der Planer den Mangel hätte erkennen können. Mängel, die etwa auf Fabrikations- oder Konstruktionsfehlern eingesetzter Komponenten beruhen, können in der Regel erst bei einer Funktionsprüfung oder gar bei Versagen des Bauteils nach Abnahme erkannt werden. Die Überwachungsintensität und der geschuldete Umfang der Überwachung hängen von den Umständen des Einzelfalles ab. Einfache, gängige Arbeiten – zum Teil auch als „handwerkliche Selbstverständlichkeiten“ bezeichnet – muss der Planer nicht durchgehend überwachen. Hier genügen stichprobenartige Kontrollen während der Ausführung verbunden mit einer Kontrolle nach Abschluss der Arbeiten. Handelt es sich jedoch um Arbeiten, die besondere Gefahrenquellen mit sich bringen – Leistungen, die besonders fehleranfällig oder von besonderer Bedeutung für den Gesamterfolg sind –, besteht eine erhöhte Überwachungspflicht. In diesen Fällen muss der Objektüberwacher grundsätzlich bei der Ausführung der Arbeiten dabei sein und die Mangelfreiheit kontinuierlich überprüfen. Die Abdichtungsarbeiten gehören zu den kontinuierlich überwachungspflichtigen Leistungen. Das gilt für Abdichtungs- und Flachdacharbeiten generell, weil sie besonders fehleranfällig und kompliziert sind, ebenso etwa für das Gießen der Betonsohlen und -decken sowie deren Bewehrung. Dagegen handelt es sich bei Malerarbeiten typischerweise um handwerkliche Selbstverständlichkeiten. Das selbe gilt hier auch für die Arbeiten am Pumpensumpf und an der Heizungsanlage: Diese unterlagen nicht der besonderen Überprüfung des Beklagten während der Ausführung. Anders verhält es sich nur dann, wenn es besonderen Anlass zu einer intensiveren Überwachung gibt, etwa weil der Unternehmer bereits (deutlich) mangelhaft gearbeitet hat. Allerdings müssen Mängel bei nicht erhöht überwachungspflichtigen Leistungen bei der Abnahme festgestellt werden. Übersieht der Objektüberwacher bei der Abnahme erkennbare Mängel, stellt dies eine eigenständige Pflichtverletzung dar. Allerdings hat der Planer nicht für die Beseitigung der Mängel einzustehen, sondern haftet nur auf Schadensersatz. Ein Schaden entsteht dem Auftraggeber nach Ansicht des OLG München nur dann, wenn dadurch, dass der Planer die Mängel bei der Abnahme übersieht, ein weiterer Schaden entsteht, wobei das Gericht wohl an Folgeschäden denkt. Da solche Schäden hier nicht geltend gemacht wurden, wird die Klage insoweit abgewiesen. Autor: Dr. Reinhard Voppel, Fachanwalt für Bau- und Architektenrecht, Rae Osenbrück Bubert Kirsten Voppel, Köln BERATENDE INGENIEURE 11/12 2013 51 BERUF UND RECHT HOAI 2013 Auswirkungen auf Haftung und Berufshaftpflichtversicherung? von Bernd Mickosch Im Zusammenhang mit der seit Juli gültigen HOAI 2013 ist in den Medien vereinzelt von einer „Verschärfung der Haftungsrisiken“ wegen neuer Grundleistungen im Bereich Kosten, Termine, Dokumentationen die Rede. Die Unit hält diese Bewertung: 1. juristisch für unscharf: Es wird unterstellt, dass die HOAI-Leistungen als notwendiger „Programmablauf“ zwingend abzuarbeiten sind, um die Schadenfreiheit eines Architekten- bzw. Ingenieurwerks zu erreichen. Dem ist nicht so, denn der Planervertrag ist ein Werk- und kein Dienstleistungsvertrag. Geschuldet wird ein fehlerfreies Werk, also ein Arbeitsergebnis. Zudem kann die HOAI gar keine Leistungspflichten definieren: Die Ermächtigungsgrundlage der HOAI sieht ausschließlich preisrechtliche Regelungen vor – sprich: für welche Leistungen welches Honorar geschuldet wird oder berechnet werden darf. Regelungen einer Verordnung, die nicht von der Ermächtigungsgrundlage gedeckt sind, haben keine Wirksamkeit. 2. für spekulativ: Die künftige Praxis wird zeigen, ob erfolgreich durchsetzbare Schadenersatzforderungen zunehmen werden. Es ist aus unserer Sicht nicht auszuschließen, dass sich die in der Vergangenheit häufig fehlende Zusammenarbeit und Kommunikation der Baubeteiligten bessert und die verantwortlichen Leistungserbringer durch den HOAI-Leistungskatalog sensibilisiert werden, ihren Verpflichtungen besser nachkommen. Erklärtes Ziel der HOAI-Novellen 2009 und 2013 ist die größtmögliche Kostensicherheit für den Auftraggeber bei der Entwicklung eines Bauvorhabens. Der Planer hat die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen des Auftraggebers/Bauherrn zu erkunden und verbindlich zu klären. Zu einem zentralen Leistungsinhalt wird die Überprüfung, ob die Kostenvorstellungen des Auftraggebers in den weiterführenden Prozessen gewahrt werden oder Veränderungen unterliegen. Einher geht damit – so der Wunsch des Verordnungsgebers – eine erhöhte Transparenz für den Bauherrn. Der Planer muss seinen Aufklärungs-, Hinweis-, Informations- und Überprüfungspflichten nachhaltig nachkommen, um den Bauherrn in die Lage zu versetzen, sachgerechte Entscheidun- gen zu treffen. Nicht selten wird der Planer „nachbessern“ müssen, um noch vor Beauftragung der Bauunternehmer in Form von Planungs- oder auch Ausschreibungsanpassungen das erklärte Baukostenziel zu erreichen. Nach wie vor sind aber die mit Kosten und Terminen zusammenhängenden Ausschlüsse in den Bedingungswerken der Berufshaftpflichtversicherung zu beachten. Diese stellen sicher, dass sich die Auswirkungen der Novelle für die Berufshaftpflichtversicherer in Grenzen halten dürften. Noch ein Satz zum neuen § 15 Abs. 1 HOAI: wenn als Folge der dort genannten Abnahme als Fälligkeitsvoraussetzung künftig öfter eine formelle, ausdrückliche Abnahme von Architektenund Ingenieurleistungen erfolgen würde, wäre das im Hinblick auf die Haftung zu begrüßen. Denn mit der Abnahme beginnt die Frist für die Mängelrechte und die Beweislastumkehr. Autor: Bernd Mikosch, UNIT Versicherungsmakler GmbH, Bücher AHO-HEFT VERMESSUNG Mit Einführung der HOAI 2013 ist die „Ingenieurvermessung“ – bisher „Vermessungstechnische Leistungen“ – im unverbindlichen Anhang 1 unter Punkt 1.4. geblieben, wurde aber inhaltlich insbesondere im Bereich Planungsbegleitende Vermessung – bisher „Entwurfsvermessung“ – erheblich überarbeitet. Die danach in der HOAI 2013 enthaltenen Honorarstrukturen sind allerdings falsch und weder angemessen noch anwendbar. Vor diesem Hintergrund hat die AHO-Fachkommission „Vermessung“ in der Schriftenreihe des AHO Heft 31 zu Leistungsbild und Honorierung von Vermessungsleistungen veröffentlicht. Unter dem Titel „HOAI – In- 52 BERATENDE INGENIEURE 11/12 2013 genieurvermessung. Anwendbare Fortschreibung der Anlage 1, Nr. 1.4 HOAI 2013“ erläutern die Autoren daher einerseits die neuen inhaltlichen Strukturen, machen andererseits aber vor allem die Honorarstruktur durch berichtigte Honorartabellen bzw. Honorarzuordnungen auf Basis von rund 400 abgerechneten Aufträgen anwendbar. Daneben werden einige sinnvolle Ergänzungen zum Verordnungstext eingeführt. Besonders weisen die Autoren darauf hin, dass die vom AHO in der Broschüre gemachten Vorschläge zur „Planungsbegleitenden Vermessung“ inhaltlich auch vom BMVBS als inhaltlich richtig angesehen und durch das Allgemeine Rundschreiben ARS 16/2013 vom 13.08.2013 eingeführt wurden. AHO-Schriftenreihe Bd. 31. HOAI – Ingenieurvermessung. Anwendbare Fortschreibung der Anlage 1, Nr. 1.4 HOAI 2013. Bundesanzeiger-Verlag 2013, 14,80 Euro, ISBN 978-3-8462-0287-6 Online-Bestellung: www.aho.de. PRODUKTE UND PROJEKTE Nemetschek-Allplan Ingenieurbau Museumsneubau der Michigan State Uniersity Foto: Rocket-Photo Schritt zu Open BIM Okalux Skulpturales Gebäude für die Kunst Scharfe Kanten, Faltungen, schräge Wände – das neue Museum für Kunst auf dem Gelände der amerikanischen Michigan State University präsentiert sich als expressive Skulptur mit plissierter Edelstahlfassade. Entworfen vom Büro Zaha Hadid Architects aus London überzeugt der Bau, gestiftet von dem USMilliardär Eli Broad, aber nicht nur durch sein markantes Äußeres. Auch das Innere beeindruckt durch eine Landschaft aus unterschiedlich inszenierten Räumen. So werden die Besucher zum Beispiel in einem dreigeschossigen Foyer empfangen, in dem eine angenehm sanfte Lichtstimmung herrscht. Der Grund hierfür liegt in der besonderen Ausführung des Oberlichts über dem Haupttreppenhaus: Das Isolierglaspaneel Okagel von Okalux streut das einfallende Tageslicht gleichmäßig in den Raum. Im Scheibenzwischenraum befindet sich ein Silika-Aerogel, das außergewöhnliche physikalische Eigenschaften aufweist. Das innovative Material streut das Tageslicht gleichmäßig in den Raum, darüber hinaus wirkt es hochwärmedämmend und schallisolierend. Auch verhindert die Gitterstruktur des Aerogels die Konvektion im Scheibenzwischenraum – so erreicht Okagel gleichbleibend gute Wärmedämmwerte, sogar bei Überkopfverglasungen. Das Eli & Edythe Broad Art Museum öffnete im November 2012 seine Türen und lädt seither die Besucher ein, sowohl die vielfältige ▲Treppenhausverglasung Foto: Paul Warchol Kunst zu genießen, als auch die spektakuläre Architektur mit ihren verschiedenen Raumund Lichtsituationen. Insgesamt stehen knapp 4.300 m² für die 7.500 Kunstobjekte der Universität zur Verfügung www.okalux.com Präzise, schnell und kostengünstig, das sind die Anforderungen, denen der Bauingenieur gerecht werden muss. Allplan wurde in diesem Sinne konzipiert: Software, die einfach zu bedienen ist, eine reibungslose Zusammenarbeit mit Planungspartnern gewährleistet und Arbeitsprozesse optimiert. Mit Allplan 2014 wurde die Workgroup-Funktionalität erweitert. Dadurch kann der Ingenieur Projektpartner und Mitarbeiter über Büro- und Firmengrenzen hinaus in seine Arbeitsumgebung einbinden, als würden alle am selben Tisch am selben Plan arbeiten. Das bedeutet orts- und zeitunabhängiger Zugriff auf den jeweils aktuellesten Planstand: kein „E-MailPing-Pong“, kein Datenverlust.. Über Zugriffsrechte wird bestimmt, wer welche Befugnisse im jeweiligen Projekt hat. Datenverschlüsselung sorgt für zusätzliche Sicherheit. Beim Modellieren und Bewehren in 3D ermöglicht es die neue Extrusionsfunktion dem Nutzer von Allplan 2014, Konturen wesentlich schneller zu versetzen oder neu aufzuskizzieren und im nächsten Schritt senkrecht zu extrudieren. Passend dazu kann der Anwender individuell geformte Bewehrungen aus 3D-Linien und 3D-Splines erstellen und ohne weitere Arbeitsschritte an Ort und Stelle verlegen. Die zertifizierte IFC-Schnittstelle wurde in Allplan 2014 erweitert, so dass Nutzer neben 3DKörpern und Bauteilen nun auch Bewehrungen austauschen können. Serviceplus Kunden profitieren bei Allplan 2014 zudem von bim+ und Nevaris als angebundenen SaaS-Lösungen. Die Cloud-Lösung bim+ mit BIM-Server und innovativen Apps ermöglicht u. a. die Vernetzung und Visualisierung von Allplan-BIMModellen auf mobilen Endgeräten. Neu ist auch die Schnittstelle zu Nevaris. Nevaris setzt mit webgestützten Prozessen und Kostenkontrolle in Echtzeit neue Maßstäbe für AVA. Fazit: Projektarbeit wird leichter, schneller, kostengünstiger. Fehler werden reduziert. „Mit der BIM-Lösung Allplan zielen wir darauf ab, den Austausch von Daten und die Zusammenarbeit aller am Bau Beteiligten im Sinne von Open BIM so flexibel wie möglich zu gestalten“, sagt Dr. Jörg Rahmer, CEO Nemetschek Allplan Systems GmbH. www.nemetschek-allplan.com BERATENDE INGENIEURE 11/12 2013 53 PRODUKTE UND PROJEKTE ◀Auf neuestem technischen Stand: die Wisseloord Studios Foto: BSW GmbH BSW Berleburger Schaumstoffwerk Schallentkoppelte Tonstudios Vor 35 Jahren wurden am niederländischen Medienstandort Hilversum die Wisseloord Studios errichtet. Mit Aufnahmen berühmter Künstler wie Tina Turner, Rolling Stones oder Michael Jackson erlangten sie Weltruhm. Durch mehrfachen Eigentümerwechsel wurden sie jedoch jahrelang baulich und technisch vernachlässigt und nahezu aufgegeben. 2010 entstand die Idee, die historischen Studios komplett auf den neuesten technischen und akustischen Stand zu bringen – unter Erhalt der berühmten Aufnahmeräume. Der folgende Umbau der Wisseloord Studios war eines der umfangreichsten und ambitioniertesten Tonstudio-Projekte Europas. Die drei Hauptstudios mit jeweils einem Aufnahme- und einem Regieraum befinden sich in drei unabhängig nebeneinanderstehenden Hallen, die über einen Gang mit dem restlichen Gebäude und dem Restaurant verbunden sind. Beim Umbau wurde Studio 3 bis auf die Halle komplett abgerissen und durch zwei große Mastering-Studios ersetzt. In den Studios 1 und 2 wurden die Regieräume neu erstellt sowie die Aufnahmeräume überarbeitet. Gleichzeitig erneuerte man die gesamte Klimaanlage, die Elektrik und die Studiotechnik. 54 BERATENDE INGENIEURE 11/12 2013 Für die Planung zeichnete das Akustikplanungsbüro jv-acoustics von Jochen Veith aus Brunnthal bei München verantwortlich. Aufgrund der hohen Anforderungen zur Einhaltung des Ruhegeräuschs in den Studios entschieden sich die Planer für Regufoam-Produkte von BSW, die für unterschiedliche Anwendungen zum Einsatz kamen. So wurde neben der Lagerung von Klimageräten, Treppen und großen Lautsprechersystemen bei allen großflächigen Isolationsaufgaben auf BSW-Produkte zurückgegriffen. Die Raum-in-Raum-Konstruktionen der beiden Ton- sowie der Mastering-Regien bestehen aus einer 30 cm dicken Kalksandsteinwand mit aufgelegter Stahlbetondecke, wobei auf Regie 1 und 2 noch je eine große Lounge aufgesetzt wurde. Die Einbauten wurden auf einer neuen, mit Regufoam körperschallentkoppelten Fundamentplatte gelagert. Zusätzlich erhielten die Räume studiotaugliche, auf Regufoam gelagerte Bodenplatten, ähnlich einem schwimmenden Estrich, jedoch mit ver- ◀ Grundriss Zeichnung: BSW GmbH lorener Schalung. Nur so konnten die geforderten Isolationswerte für Luftund Körperschall erreicht werden. Beim Aufnahmeraum 2 stellte sich heraus, dass die Isolation zwischen den Studios nicht mehr ausreichte. Der Körperschall übertrug sich über die Bodenplatten unter dem Hallenfundament hindurch über den Sand. Da man den Raum nicht komplett abbauen wollte, wurde die 38 t schwere Raum-in-Raum-Konstruktion samt der raumakustischen Einbauten angehoben, um die alte Bodenplatte abzubrechen, tiefer zu graben, neue Fundamente für die Lastabtragung des inneren Raumes zu erstellen, eine neue primäre Bodenplatte zu gießen, den inneren Raum wieder zurück auf genau (durch Messung der Auflagerkräfte) ausgelegte Regufoam-Lager zu stellen und einen neuen studiotauglichen Estrich, gelagert auf Regufoam, einzubringen. Diese Maßnahme war ungewöhnlich, aber die in jeder Hinsicht beste Lösung. www.bsw-schwingungstechnik.de PRODUKTE UND PROJEKTE PERI Projektlösung aus dem Baukasten Ausbau der Schleusenanlage Lanaye erfordert Neubau einer Straßenbrücke Die Grenzschleuse Lanaye zwischen Belgien und den Niederlanden verbindet den Albertkanal mit dem Julianakanal, einem Seitenkanal der Maas. Durch den Bau zusätzlicher Schleusenkammern wird die Kapazität künftig vervierfacht. Bestandteil der Baumaßnahme ist eine neue Straßenbrücke, die die Fahrrinnen auf 200 m Länge im rechten Winkel überquert. Die S-förmige, 15 m breite Brücke wird in Stahlverbundbauweise ausgeführt und weist mit 4,50 m eine ungewöhnlich große Kragarmlänge auf. Für ihre Herstellung wurden Schalungslösungen aus dem Variokit Ingenieurbaukasten von Peri verwendet. Die 136 m lange Hauptquerung wird mithilfe zweier Variokit Verbundschalwagen hergestellt. An den beiden Uferbereichen weist das Brückenbauwerk zwei 90°-Kurven auf – mit Achsradien von jeweils knapp 30 m. Dafür bieten am Stahlträger montierte Variokit Kragarmkonsoleinheiten eine ideale Lösung. Der geometrisch und statisch komplexe Bereich der Rundsäulen wird ebenfalls mit Peri Know-how und weitgehender Verwendung von Standardmaterial geschalt. Hier sind die Außenkonsolen radial angeordnet; die Druckabstützung an der Stahlbetonsäule mittels Variokit Bau- teilen und Multiprop 625 Alu-Deckenstützen ist wichtiger Bestandteil der Projektlösung. Für die Endmontage und den reibungslosen Baustelleneinsatz wurden Schalungseinheiten bereits vormontiert auf die Baustelle geliefert. Um ein bestmögliches Ergebnis zu erzielen, haben bei der technischen Bearbeitung und statischen Berechnung von Beginn an belgische und deutsche Peri-Ingenieure im Team zusammengearbeitet. www.peri.de ▲Im Bereich des äußerst engen Außenradius werden die konzentrierten Lasten der radial angeordneten Kragarmkonsolen mittels Druckabstützung in den vorhandenen Brückenpfeiler eingeleitet. Fotos: PERI GmbH BERATENDE INGENIEURE 11/12 2013 55 PRODUKTE UND PROJEKTE Doka Kletterschalung trotzt Norwegens Stürmen In Norwegens hohem Norden – 80 km südlich von Hammerfest und rund 450 km nördlich des Polarkreises – errichtet der Salzburger Baukonzern Alpine eine 270 m lange und 8,50 m breite einhüftige Schrägseilbrücke über den Kåfjord. Doka liefert für den Bau des APylons und seiner Fundamente sowie der Vorlandbrücke die Schalung. Für den Zuschlag war vor allem die Kompetenz des Unternehmens in technisch anspruchsvollen Selbstkletterprojekten ausschlaggebend. Doka punktete aber auch mit der Kenntnis um regionsspezifische Problemstellungen und der „relativ“ nah gelegenen Niederlassung in Trondheim. Sie gewährleistet, dass die Baustellen- und Lieferlogistik zum 1.400 km entfernten Baustellenteam in Alta lückenlos und fehlerfrei funktioniert. „Besonders wichtig ist es, keine Lademeter zu vergeuden, weil der Transport auf Grund der Distanz sehr kostenintensiv ist“, betont Doka-Projektleiter Andreas Heimberger. Zum Bau des 72,50 m hohen Pylons entschied sich Alpine für das selbstkletternde Schalungssystem SKE50 plus, das sich perfekt an schwierige Bauwerksgeometrien anpassen lässt. Bei der Errichtung der beiden um 10 Grad aus der Vertikalen geneigten Pylonfüße klettern neun SKE50 plus-Kletterautomaten in Kombination mit 63 m² maßgeschneiderter Trägerschalung Top 50 im Wochentakt nach oben. Am Pylonkopf sind nach Umbau der Bühnen acht SKE50 plus-Automaten im Einsatz. Die Kletterautomaten an den Stirnseiten klettern ohne Umbau bis zum Ende durch. Die Blockhöhe an den Füßen beträgt 4 m, am Kopf 2,50 m. Das Brückentragwerk entsteht im Freivorbau, die Fundamente des Pylons mit Rahmenschalung Framax. Um die Spannkabel im Ballastkasten an der kurzen Seite der Brücke präzise zu platzieren, wird er in zwei Takten mit der Trägerschalung Top 50 betoniert, wobei die Außenschalung für beide Betoniertakte in Position bleibt. Nicht nur das schnelle Höhersetzen der Schalungseinheiten mit hydraulischen Zylindern und das einfache Ein- und Ausschalen, auch der hohe Sicherheitsstandard der Doka-Selbstkletterschalung hat die Bauleitung beeindruckt. Die Windstärken im Fjord sind mit 80 km/h Arbeits- und bis zu 170 km/h Sturmwind erheblich, die Sicherheitsanforderungen an das Material daher sehr hoch. Die vier Arbeitsebenen sind zu jedem Zeitpunkt abgeschrankt – auch im Kletterzustand. „Auf Grund der permanenten Verankerung der Klettergerüste im Beton können die Plattformen selbst bei hohen Windlasten sicher nach oben klettern. Die breiten und rundum gesicherten Arbeitsbühnen sowie die fix in die Klettereinheiten integrierten Aufstiege garantieren sichere Arbeitsbedingungen“, erklärt Alpine-Polier Herbert Etzold. Der Bau der 101 m langen Vorlandbrücke mit sechs Rundstützen und Tragwerk erfolgt mit Trägerschalung Top 50 und Traggerüsten Staxo 100. Damit kein zusätzliches Schalungsmaterial für die Pfeiler geliefert werden muss, wird das vom Widerlagerbau vorhandene Framax-Rahmenschalungsmaterial mit Formhölzern ergänzt: So können die Stützen in einwandfreier Betonqualität hergestellt werden. www.doka.de ◀ Brücke über den Kåfjord entsteht mit Doka-Know-how. Foto: Doka 56 BERATENDE INGENIEURE 11/12 2013 PRODUKTE UND PROJEKTE Fachvereinigung Bauwerksbegrünung Gründach des Jahres 2013 Die 120 Teilnehmer des 12. Internationalen FBB-Gründachsymposiums haben in Ditzingen die begrünte Dachterrasse des Umweltamtes Karlsruhe zum FBB-Gründach des Jahres 2013 gewählt. Eingereicht hatte das Projekt das FBB-Mitglied Garten Moser aus Reutlingen, der die Dachbegrünung im OptigrünSystem 2010 eingebaut hatte. Das etwa 200 m² große Dach des Umweltamtes Karlsruhe war schon über 20 Jahre intensiv begrünt. Im Rahmen der Sanierung von Fassade und Dachabdichtung entschied man sich, auch die in die Jahre gekommene Begrünung zu erneuern. Ziel war ein abwechslungs- und artenreiches und dennoch pflegeleichtes Gründach, das nach wie vor begehbar sein sollte. Die Dachfläche wurde in verschiedene Begrünungsbereiche aufgeteilt, die vorhandenen Holzroste der früheren Terrasse wiederverwendet und integriert. Sie umschließen nun den Mittenbereich, der mit einer einfachen Intensivbegrünung gestaltet wurde. Die Randbereiche erhielten eine Extensivbegrünung in mehrschichtiger Bauweise mit Sedum-Sprossen und Kräuter-Saatgut. ▲FBB-Gründach des Jahres 2013 in Karlsruhe. In Teilbereichen wurden Anhügelungen mit 20 cm Substrat und Flachballen-Pflanzung eingearbeitet. Insgesamt umfasst die Pflanzenliste etwa 50 Arten. Ergänzend zur artenreichen Vegetation wurden mit Trockenmauern und Steinschüttungen (Gabionenschotter 80-120 mm) aus Muschelkalk und Tothölzern Habitate für die Kleintierwelt geschaffen. So wundert es nicht, Foto: Optigrün dass nicht nur Mitarbeiter und Besucher des Umweltamtes, sondern des gesamten Gebäudes die neu angelegte Dachterrasse als Pausenfläche nutzen. Birgit Wiedmann vom Gartenbauamt berichtete: „Wir nutzen die Dachbegrünung auch als Anschauungsobjekt und führen gerne unsere internationalen Gäste über das Dach – ein schönes Imageobjekt!“ www.fbb.de www.optigruen.de PROJEKT PRO Management und Kosten im Griff Die Bürosoftware für Architekten und Ingenieure Projekt Pro ist ab sofort in neuem Design nutzbar. Das neue Launchpad hat eine intuitive und individualisierbare Oberfläche. Die benötigten Bausteine werden auf den virtuellen Schreibtisch gezogen, momentan nicht verwendete Funktionen können einfach im Hintergrund verschwinden. Ein zeitnaher Informationsfluss und eine klare Aufgabenverteilung sind von essenzieller Bedeutung für den Projekterfolg. Genau dafür wurde Pro management entwickelt. Die zwei neu in Pro management enthaltenen Bausteine sind explizit auf den Arbeitsalltag von Architekten und Ingenieuren zugeschnitten. Mit dem Bautagebuch – der täglichen detaillierten Dokumentation des Baustellenablaufs – geht ▲ Virtueller Projekt-Pro-Schreibtisch Abbildung: Projekt Pro die Mängelverfolgung Hand in Hand. Denn Mängel festzustellen und deren Beseitigung zu überwachen ist eine unabdingbare Voraussetzung für den Erfolg eines Projekts. Der Baustein der Mängelverfolgung ermöglicht eine exakte Arbeitsvorlage. Mit Pro controlling haben die Planer die Kosten des Projekts jederzeit im Griff. Eine dynamische Analyse verknüpft alle wichtigen Daten, so dass das Projekt zu jedem Zeitpunkt optimal zu steuern ist. Mit einem Klick lassen sich investierte Ressourcen und aktueller Leistungsstand abgleichen. Mit dem neuen Baustein der Personaleinsatzplanung bietet Pro controlling den permanenten Überblick über die Auslastung einzelner Mitarbeiter. Deren Koordination kann auch standort- und länderübergreifend erfolgen. Mit kürzester Reaktionszeit können Teams für Wettbewerbe oder Projektänderungen gebildet werden. Um den Kunden die neue Software mit allen Funktionen vorzustellen, nutzt Projekt Pro seit September Webinare. www.projektpro.com BERATENDE INGENIEURE 11/12 2013 57 PRODUKTE UND PROJEKTE PASCHAL Tunnelschalung für Sichtbeton Eine der größten Verkehrswegebaustellen Frankreichs ist die neue Bahntrasse für den Schnellzug TGV zwischen Tours und Bordeaux. Die vom Unternehmen Vinci Construction (Nanterre) errichtete Neubaustrecke durchschneidet Hänge und überquert zahlreiche Areale mittels Fahrbahndämmen, die lokal 10 m Höhe erreichen können. Das jeweilige Niveau der Strecke ist so gewählt, dass sich die Massen von Aushub und Aufschüttung möglichst ausgleichen. Überquert die Trasse bestehende Verkehrswege, werden diese mit Tunnelröhren versehen, noch bevor der Damm aufgeschüttet wird. Bei Roullet-Saint-Estèphe (Nähe Angoulême) wird seit Mitte 2012 an der Strecke gebaut; die Arbeiten sollen Ende 2013 beendet sein. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf einer 36 m langen Röhre, die durch einen landschaftsverändernden Damm überschüttet werden soll. Die Tunnelröhre soll innen makellose Sichtbetonoptik aufweisen, weshalb hier die TTS Trapeztrapezträger-Rundschalung mit Stahlschalhaut von Paschal gewählt wurde. Die radienverstellbare TTS ist ein erst vor wenigen Jahren entwickeltes Schalungssystem, das auf der bewährten TTR (Trapezträger-Rundschalung mit Holzschalhaut) basiert, mit der die Außenseite der Tunnelröhre geschalt wird. TTS und TTR sind kompatibel. Auch die Anschlüsse an andere Schalungssysteme von Paschal sind sicher und problemlos. Das Innengerüst der Tunnelröhre besteht aus GASS-Türmen und Jochen aus leichtem Aluminium. Dennoch kann eine einzige GASSStütze bis zu 140 kN Last aufnehmen. Die gesamte Schalung ist 12 m lang und als verfahrbarer Schalwagen konstruiert, der in vier hintereinander angeordneten Schaltakten eingesetzt wird. Der Schalungsspezialist aus Steinach hat lange Erfahrung in dieser Art von Tunnelbautechnik. Paschal-Monteure wiesen die Mannschaften auf der Baustelle zwei Tage lang ein, so dass die Arbeiten schnell und problemlos voranschritten. Die TTS wurde vor allem auf Wunsch zahlreicher westeuropäischer Paschal-Kunden entwickelt. Hauptsächlich wird sie in Frankreich eingesetzt, findet jedoch auch in Deutschland 58 BERATENDE INGENIEURE 11/12 2013 ▲Die TTS als Schalung für die Tunnelröhre Foto: PASCHAL ◀ Unterstützungssystem GASS als verfahrbarer Wagen: Über dem System liegen Bogenlehren, die die Krümmung für die radienverstellbare Trapezträger-Rundschalung in Stahl vorgeben. Foto: PASCHAL immer mehr Anerkennung, vor allem bei architektonisch anspruchsvollen Projekten, denn die TTS hat eine stabile, makellose Stahlschalhaut, die frei von jeglichen Abdrücken ist. Sie nimmt bei einer sehr geringen Anzahl an Spannstellen 80 kN/m² Frischbetondruck auf und kann auf einen Innenradius von 2,50 m heruntergekrümmt werden. Mit der TTS, die millimetergenau eingestellt werden kann, sind auch ellipsoide oder Spiralformen machbar. www.paschal.de PRODUKTE UND PROJEKTE NOE Mehr als eine Brücke Die neue Brücke am Albertkanal bei Vroenhoven Fotos: NOE-Schaltechnik, Süssen Seit dem Zweiten Weltkrieg hat die Albertkanal-Brücke bei Vroenhoven für Belgien besondere Bedeutung, denn über diese Brücke marschierte im Mai 1940 die deutsche Wehrmacht ein. Zurzeit wird der Albertkanal ausgebaut. Dies erforderte den Abriss der alten Brücke zwischen Riemst und Vroenhoven. Die mit der Neubauplanung beauftragten Architekten Ney & Partners sa, Brüssel, mit Jozef Legrand, Berlin, hatten ästhetische, historische, verkehrstechnische und statische Aspekte zu berücksichtigen, denn das auftraggebende Ministerium in Brüssel legte Wert auf Bewahrung des geschichtlichen Hintergrunds. Die Brücke ist eine 18,5 m breite und 195 m lange Stahlkonstruktion mit zwei Fahrspuren, die von Fußgänger- und Radwegen flankiert werden. Auf der Seite von Riemst entstand ein massives Bauwerk, das die Funktion eines Widerlagers und eines Informationszentrums über Brücke und Informationszentrum sollen Verbindung Moderne und Geschichte herstellen. den Zweiten Weltkrieg in sich vereint. Integriert sind mehrere multifunktionale Räume, ein Café-Restaurant und ein Amphitheater. Die 170 m langen Außenwände des Gebäudes aus texturiertem Beton können als Kletterwände genutzt werden. Schwerpunkt ist aber eindeutig die Funktion als Informationszentrum. Deshalb wurde auch ein Bunker erhalten und in die Konzeption einbezogen. Vorherrschendes Baumaterial ist weißer Sichtbeton, der ockerfarben pigmentiert wurde und an grob behauenen Granit erinnert. Um diese Optik zu erzeugen, gestalteten die Planer die Betonoberfläche mit NOEplast Strukturmatrizen „Steinstruktur Granit IV“. Sie kommt mit ihrer Struktur der ursprünglichen Oberflächenbeschaffenheit der Brückenbauten sehr nahe. Zusätzlich wurde ein Erstarrungsverzögerer verwendet, so dass die oberste Zementschicht nicht aushärtete und nach dem Ausschalen von den Mitarbeitern des ausführenden Unternehmens Cei-De Meyer NV, Brüssel, mit kräftigem Wasserstrahl ausgewaschen werden konnte. Dadurch wurde die Gesteinskörnung sichtbar und trägt zum unverwechselbaren Erscheinungsbild der Brücke bei. NOE bietet als derzeit einziger Hersteller Schalung und Strukturmatrizen aus einer Hand an. Die Matrizen können 100-mal wiederverwendet werden, so erhöht sich ihre Wirtschaftlichkeit mit jedem Betoniervorgang. Auf Wunsch liefert NOE Strukturmatrizen auf Betonschalungen vormontiert einsatzfertig auf die Baustelle oder ins Betonfertigteilwerk. Darüber hinaus kann auch die Takt- und Einsatzplanung übernommen werden. Dies ist vor allem bei Ortbetonbaustellen eine wertvolle Hilfe, da hier häufig kein ebener, staubfreier Untergrund vorhanden ist und Temperaturschwankungen das Montieren der Matrizen erschweren können. www.noe.de formTL Turiner Uni-Campus elegant überdacht Die altehrwürdige Universität von Turin modernisiert sich: Sämtliche Fakultäten wurden an einem neuen Campus angesiedelt, der auf einer Industriebrache am Fluss Dora entstand. Den Campus-Abschluss bildet ein Gebäudekomplex der Architekten Foster + Partners, London, der die Fakultäten der Rechts- und Politikwissenschaften beherbergt. Die fünfgeschossigen Gebäude sind entlang der Außenkanten eines dreieckigen Grundstückes angeordnet und umschließen einen runden Platz. Prägend für die Fassaden sind gerundete Ecken und geschwungene Gebäudeformen, was den umlaufenden Fenster- und Metallbändern eine nahtlose Streifenoptik verleiht. Weithin sichtbarer Blickfang des Ensembles und gleichzeitig verbindendes Element ist das beeindruckende, 16.710 m² große, auskragen- de Membrandach, das über den Bauten zu schweben scheint. Seine Unterkonstruktion besteht aus einem dreidimensionalen Stahltragwerk, das die Gebäude mit sanftem Schwung überwölbt und zudem die Spannung aus den Membranen trägt. Die ungewöhnliche Form des rund 270 m langen, 140 m breiten Daches und die daraus resultierenden unterschiedlichen Bögen mit Bogenhöhen bis zu ca. 12,60 m erforderten eine anspruchsvolle Planung und Konfektionierung der Membranen. In einigen Feldern muss das PTFE-beschichtete Glasgewebe Verformungen im Erdbebenfall kompensieren. Eine Aufgabe, die die Ingenieure der Tragwerk und Leichtbau GmbH formTL aus Randolfzell mit Bravour meisterten. FormTL war für die gesamte Planung der Membranhülle verantwortlich: vom Entwurf über die ▲Struktur und Form des Membrandaches Fotos: Michele d´Ottavio Abstimmung mit den Konfektionären von Canobbio SpA, Castelnuovo Scrivia/I, und den Stahlbauern von Stahlbau Pichler, Bozen/I, bis hin zur Genehmigungs-, Ausführungs- und Werkstattplanung. www.form-TL.de BERATENDE INGENIEURE 11/12 2013 59 PRODUKTE UND PROJEKTE Das neue „Schmuckstück“ der CAU mit prägnant geformter Fassade im Goldton. HD WAHL Weiche Welle Aus der Feder des Münchener Architekturbüros Henn stammt der Entwurf für das neue Zentrum für Molekulare Biowissenschaften (ZMB) in Kiel. Als Teil der Christian-Albrechts-Universität (CAU) bietet es auf 3.100 m² 80 Wissenschaftlern aus drei Fakultäten mit dem Forschungsschwerpunkt „Angewandte Lebenswissenschaften“ eine flexibel nutzbare Arbeitsumgebung. Der Neubau weicht mit seiner bewegten Gebäudehülle selbstbewusst von der Formensprache der angrenzenden, orthogonalen Gebäude ab. Wie ein schimmernder Vorhang legt sich seine mattgoldene Metallfassade um einen geschwungenen Stahlbetonbau. Die Basis für die besondere Form der „Amöbe“ – dieser Spitznamen hat sich für das neue Unigebäude bereits etabliert – bilden im Grundriss drei unterschiedlich große Kreise. Im Gegensatz zur freien Form der Fassade gliedert sich das Innere des fünfgeschossigen Baus strikt linear: Um einen Stahlbetonkern gruppieren sich Aufzüge, Funktionsräume und Flure, die in die Büros und zu den Laborarbeitsplätzen führen. „Medienflügel“ versorgen die 60 BERATENDE INGENIEURE 11/12 2013 Labore über die Decken mit Strom, Daten oder auch Gasen. So bietet das ZMB eine individuell nutzbare Umgebung für interdisziplinäres Arbeiten und Forschen auf höchstem Niveau. Professor Gunter Henn erklärt: „Die Architektur der Räume muss den Wissensfluss ermöglichen.“ Diesen Wissensfluss thematisieren im übertragenen Sinne auch die weichen Wellen der Fassade, die durch unregelmäßig angeordnete, raumhohe Fensteröffnungen einen dynamischen Rhythmus erhalten. Durch die gerasterte Struktur und die besondere Beschichtung der Streckmetallgitter wirkt die vorgehängte Fassade fein und elegant, fast wie ein hochwertiges Textil. Die effektvolle, mattgolden schimmernde Duraflon®-Beschichtung wurde von HD Wahl ausgeführt, Spezialist für Oberflächenveredelungen von Aluminium-Fassadenbauteilen. Sie verleiht der von IPb Blei, Gundelfingen, geplanten und vom MBM, Dresden, ausgeführten Hülle des ZMB ihren edlen Charakter. Das besondere Nasslacksystem punktet aber auch funktional: Duraflon®-Oberflächen haben eine extrem hohe Beständigkeit gegen alle Witterungseinflüsse. Zusätzlich verfügt die Einbrennlackierung über schmutzabweisende ▲ Fenster durchschneiden die in geschosshohen Bändern gegliederten Streckmetallsegmente, hinter denen sich die Konstruktion der Fassade verbirgt. Fotos: HG Esch photography Eigenschaften. Planer, Bauherren und Nutzer profitieren langfristig von den ökologischen und ökonomischen Vorteilen der PremiumBeschichtung. www.hdwahl.de KONE Energieeffizient von 0 auf 195 Meter Kone, führender Hersteller von Aufzügen, Rolltreppen und Automatiktüren, hat erstmals seine neue Seiltechnologie Kone UltraRope™ in einem Personenaufzug installiert. Die Anlage befindet sich im Luxus-Resort Marina Bay Sands in Singpur und fährt vom Erdgeschoss in die 34. bis 57. Etage. Das 2010 fertiggestellte Marina Bay Sands besteht aus drei Hoteltürmen, die durch eine Dachterrasse, den „Sands SkyPark“, verbunden sind. Insgesamt 146 Aufzüge sowie sechs Rolltreppen hat Kone hier installiert und ist auch für die Wartung der Anlagen verantwortlich. Im dritten Hotelturm wurden nun bei einem Aufzug die herkömmlichen Stahlseile gegen die neuen Kone UltraRope™ ausgetauscht. Durch diese Modernisierung ergibt sich ein besserer Personenfluss und eine höhere Energieeffizienz. Der Kone UltraRope™ besteht aus einem Kohlefaserkern mit einer High-Friction Coating(HFC)-Beschichtung. Durch das geringe Seilgewicht reduziert sich der Energieverbrauch deutlich. Die spezielle Beschichtung ist zudem sehr abriebfest, was im Vergleich zum konventionellen Stahlseil die Lebensdauer nahezu verdoppelt. „Die KONE UltraRope™-Technologie ist auf großes globales Interesse gestoßen, seit sie im Juni vorgestellt wurde. Ich freue mich, dass die weltweit erste Installation hier in Singapur statt- ▲ Der erste Personenaufzug mit der neuen Kone-Seiltechnologie wurde im Marina Bay Sands installiert. ▼ Durch das geringe Seilgewicht des KONE UltraRope™ reduziert sich der Energieverbrauch von Hochhausaufzügen deutlich. Fotos: Kone gefunden hat, zumal das Resort Marina Bay Sands ein Symbol der Stadt und ein Vorreiter für moderne und intelligente Gebäudetechnologien ist“, sagt Noud Veeger, Executive Vice President Kone und Gebietsleiter Asien-Pazifik und Mittlerer Osten. Die mit dem UltraRope™ modernisierte Aufzug-Anlage wurde im September in Betrieb genommen. Einer breiten Öffentlichkeit wurde sie während des World Architecture Festivals (WAF) vorgestellt, das in der ersten Oktoberwoche im Marina Bay Sands in Singapur stattfand. www.kone.de RIB Zertifizierter BIM-Datenimport Das „End-to-End“-Projektsteuerungssystem RIB iTWO 5D für die unternehmensweite, modellbasierte Kosten- und Terminplanung wurde kürzlich für den Import von IFC-Daten zertifiziert. Der Fachverband buildingSMART International zertifizierte damit erstmals eine Softwarelösung für den Datenimport von BIM-Modellen nach aktuellem Prüfstandard. Das heißt, RIB iTWO erlaubt den Import von 3D-Modellen aus CAD-Systemen verschiedener führender Hersteller für die durchgängige Projektbearbeitung anhand eines dreidimensionalen Modells in allen Projektphasen. iTWO bietet die Möglichkeit, Zeitund Kosteninformationen über den gesamten Lebenszyklus des Bauprojekts aktiv anhand des BIM-Modells zu bearbeiten und zu verfolgen. Dabei sind alle am Bauprojekt Beteiligten beteiligt und erhalten die Informationen, die sie für ihre individuellen Aufgaben benötigen. Das für RIB iTWO 5D angewandte Zertifizierungsverfahren 2.0 unterscheidet sich vom vorausgegangenen Standard IFC2x vor allem durch eine verbesserte Qualitätskontrolle der IFC-Schnittstellen. Sie soll den Projektpartnern beim Datenaustausch eine höhere Sicherheitsstufe gewährleisten. Acht CAD-Systeme wurden in der Vergangenheit bereits für den Datenexport ausgewählter Bauteile nach dem Zertifizierungsverfahren 2.0 von buildingSMART zertifiziert. Mit dem Zertifikat für den Datenimport von BIM-Modellen verspricht sich RIB vor allem Vorteile für Kunden, die iTWO 5D bei internationalen Bauprojekten einsetzen. www.rib-software.com BERATENDE INGENIEURE 11/12 2013 61 PRODUKTE UND PROJEKTE Schollglas Das neue Opernhaus Mariinksy II in St. Petersburg Foto: Danila Shklyar 2013/State Academic Mariinsky Theatre Panoramafassade mit Wechselbeziehung Das Mariinsky Theater im Herzen von St. Petersburg zählt zu den berühmtesten Opernund Balletthäusern der Welt. Nun hat das historische Gebäude aus dem Jahr 1860 gleich nebenan Zuwachs bekommen. Im Mai ging der Vorhang im neuen Opernhaus Mariinsky II auf, das seine Besucher auf der anderen Seite des Krukov-Kanals mit großzügiger Transparenz in Empfang nimmt. Geplant wurde Mariinksy II vom kanadischen Architekturbüro Diamond Schmitt und den deutschen Akustikspezialisten Müller-BBM. Auf rund 79.000 m² bietet das neue, mit 2.000 Sitzplätzen ausgestattete Opernhaus Raum zum Flanieren und vor allem zum Musik genießen, denn hinsichtlich Bühnenausstattung und Akustik zählt es zu den modernsten Häusern weltweit. Einladend wirkt die große Panoramaverglasung des formal schlichten Baukörpers. Sie bietet nicht nur Einblicke in ein Foyer mit einer über mehrere Etagen abgehängten Treppe, von bernsteinfarbenem Onyx in warmes Licht ge- taucht, sondern ebenso einen herrlichen Ausblick auf das historische Mariinsky Theater im klassizistischen Stil. Neues und historisches Theater sind durch eine Fußgängerbrücke über den Krukov-Kanal miteinander verbunden. Die hohe Aufenthaltsqualität im Foyer des neuen Theaters ist u. a. dem großflächigen Einsatz von Glas zu verdanken. Er ermöglicht hohen Tageslichteinfall und verleiht dem Opernhaus eine offene und weiträumige Atmosphäre. In der Panoramafassade wurden rund 1.300 m² GEWE-therm® sun Wärmeschutzgläser von Schollglas verarbeitet. Die hochselektive Sonnenschutzbeschichtung auf der Innenseite der Außenscheiben reflektiert die Sonneneinstrahlung. Sie verhindert ein übermäßiges Aufheizen des Gebäudes und sorgt für ein angeneh- mes Klima im Innern. Dank großer Fortschritte im konstruktiven Glasbau kann das Material mittlerweile auch zahlreiche standsicherheitsrelevante Aufgaben übernehmen. Diese Möglichkeiten erweitern das Spektrum des Glaseinsatzes erheblich. Die Panoramafassade wurde beispielsweise mit dem Verbundsicherheitsglas GEWE-safe® ausgeführt, um die Absturzsicherheit zu gewährleisten. Die Kombination von Sonnenschutz und Sicherheit eröffnet den Architekten größeren Gestaltungsspielraum für großflächige Gebäudeverglasungen mit hoher Tageslichtnutzung. Auch bei zahlreichen Fensterelementen sowie Überkopfverglasungen wurden im Mariinsky Theater weitere 314 m² High-Tech-Spezialgläser von Schollglas eingebaut. www.schollglas.com wurden speziell für den kalten, schneereichen und stürmischen norwegischen Winter gebaut und mit einem weiteren Motor ausgerüstet, der die Reflektoren in ihrer vertikalen Achse bewegt. Damit können sie neben ihrer normalen Betriebseinstellung in einen Nachtmodus fahren, um Schneefall auf die Spiegeloberfläche zu reduzieren. Außerdem kann eine Schutzstellung eingenommen werden, die vor starkem Wind schützt. Betrieben werden die Sonnenspiegel mit Wind- und Sonnenenergie. Die Idee, den Winter im Tal mit Hilfe eines Sonnenspiegels aufzuhellen, ist 100 Jahre alt. Der Unternehmer Samuel Eyde, der 1905 Norsk Hydro gegründet hatte, wollte bereits so die Sonne ins Tal holen, scheiterte jedoch daran, dass die technische Entwicklung jener Tage dem ehrgeizigen Projekt noch nicht gewachsen war. Stattdessen baute Norsk Hydro 1928 die Krossobanen, die erste Seilbahn Nordeuropas, damit die Arbeiter im Winter sonnige Stunden auf den Bergen verbringen konnten. Vor zehn Jahren wurde die Idee eines Sonnenspiegels von dem Rjukaner Künstler Martin Andersen erneut aufgegriffen und seit 2012 von Bilfinger Industrial Services Norway umgesetzt, nachdem ein zunächst beauftragtes Unternehmen an den Anforderungen gescheitert war. www.is.bilfinger.com Foto: Bilfinger Industrial Services Bilfinger Industrial Services Sonne für Rjukan Rjukan in Norwegen gehört zu den Orten, die in engen Tälern liegen und im Winterhalbjahr zwar Tageslicht, aber keine direkte Sonneneinstrahlung haben. Das hat sich jetzt geändert. Bilfinger Industrial Services Norway installierte über der Stadt Sonnenspiegel, die seit Oktober Sonnenlicht direkt nach Rjukan reflektieren. Oberhalb der Stadt in etwa 850 m Entfernung fand das Bilfinger Team den Ort, der während der gesamten Winterzeit von der Sonne beschienen wird und in direkter Linie zum Marktplatz liegt. Um den Streubereich des reflektierten Lichts zu kompensieren, entschied man sich für drei sich überlagernde Spiegel von jeweils 17 m² Größe, die computergesteuert dem Lauf der Sonne folgen und dabei 80 % des direkten Lichts auf 200 bis 250 m² des Marktplatzes von Rjukan reflektieren. Die Sonnenspiegel, sogenannte Heliostaten, 62 BERATENDE INGENIEURE 11/12 2013 TIPPS UND TERMINE Bücher MODEL CODE FOR CONCRETE STRUCTURES Im Oktober 2013 ist der neue „fib Model Code for Concrete Structures 2010“ in englischer Sprache erschienen. Daran hat eine Vielzahl von Experten der Fédération Internationale du Béton fib (Internationaler Beton-Verband) über einen Zeitraum von etwa 10 Jahren gearbeitet. 2010 war bereits ein erster vollständiger Entwurf publiziert worden. Der aktuelle fib Model Code 2010 für Betonkonstruktionen ist die umfassendste Modellvorschrift für das Entwerfen und Bemessen von Stahlbetonbauwerken. Das wichtigste neue Element darin ist die Lebenszyklusbemessung der Bauten. Dieses Lebenszyklusdenken spiegelt sich in der gesamten Struktur des Model Codes wider, der in die folgenden fünf Hauptteile gegliedert ist: 1. Prinzipien, 2. Entwurfsangaben, 3. Entwurf, 4. Ausführung sowie 5. Erhaltung und Rückbau. In den vergangenen Jahrzehnten haben sich Entwurf und Konstruktionstechnologie im Betonbau sehr verändert. Der Code bietet einen erweiterten Kenntnisstand für die Baustoffe Beton und Betonstahl, er behandelt z. B. Hochleistungsbetone und die Eigenschaften neuer Bewehrungstypen und -materialien. Zum Nachweis der Tragsicherheit werden fünf Methoden unterschieden, die für jede Situation die Wahl des geeignetsten Verfahrens erlauben. Prinzipien zum Nachweis von Grenzzuständen bezüglich Dauerhaftigkeit, Robustheit und Nachhaltigkeit werden erläutert, die Grundlagen für den Nachweis mit der Methode der nichtlinearen finiten Elemente und für das Bemessen aufgrund von Versuchen vorgestellt. Der Code behandelt Aspekte der Nachhaltigkeit als Entwurfskriterium, wobei zugehörige Quantifizierungsmodelle noch in der Entwicklungsphase sind. Für die Bauwerke sollen zukünftig Erhaltungspläne erstellt werden. Auch nach Instandsetzung oder Ertüchtigung im Bestand soll durch neu erstellte Inspektionsund Überwachungspläne eine Restlebenszeit definiert werden. In einigen Ländern Europas werden die neuen Methoden des Model Code 2010 bereits angewendet. Daher war der MC 2010 auch für die künftige Generation des Eurocodes 2 im Gespräch, gilt aber bis auf wenige Ausnahmen nicht als Basisdokument für die Überarbeitung des Eurocode 2. Für die nationale und internationale Normungsarbeit bietet der Model Code 2010 eine Fülle an Informationen und wird neue Denkanstöße geben. Für die Forschung ist er ein wichtiges Standardwerk, in der hiesigen Praxis muss sich der MC 2010 noch bewähren. Ines Prokop fib Model Code for Concrete Structures 2010. Verlag Ernst & Sohn, Berlin 2013, 199 Euro, ISBN 978-3-433-03061-5. TURM UND BRÜCKE Die neue Kunst des Ingenieurbaus lautet die Unterzeile des Buchs „Der Turm und die Brücke“ , ein Werk das in den USA bereits ein Klassiker ist und nun in deutscher Übersetzung vorliegt. Der deutsche Brückenbaupapst Jörg Schlaich schreibt hierzu in seinem Geleitwort: „Dieses Buch ist Pflichtlektüre und Hochgenuss für den ¸Ingenieurbaukünstler’, bei dessen Bauten der Zusammenhang von Form und Kraftfluss ablesbar ist und die sich durch die ideale Effizienz, Wirtschaftlichkeit und Eleganz auszeichnen.“ David P. Billington, Autor des Buchs, erhebt den Ingenieurbau zur eigenständigen Kunstform neben der Architektur. Gut lesbar stellt er die Ideale, Prinzipien und Methoden der Kunst des Ingenieurbaus in ihrer historischen Entwicklung vor. Dafür bedient er sich der Bauwerke bedeutender Ingenieure. Das perfekte Weihnachtsgeschenk erscheint im Dezember 2013. Billington, David P., Der Turm und die Brücke. Verlag Ernst & Sohn, Berlin 2013, 29,90 Euro, ISBN 978-3-433-03077-6. GRUNDSTÜCKSENTWÄSSERUNG Unter dem Titel „Management groß angelegter Grundstücksentwässerungsanlagen“ hat Dr.-Ing. Michael Scheffler ein Handbuch zur Organisation von Betrieb und Instandhaltung verfasst. Sein Ziel ist ein ordnungsgemäßer und effizienter Anlagenbetrieb. Daher wurden die erforderlichen Prozessschritte in strukturierte Handlungsanweisungen gefasst, durch Diagramme und Tabellen illustriert. Das Buch schließt an Schefflers Fachbuchreihe zur Gebäude- und Grundstücksentwässerung an. Es kann durchaus als Grundlage genutzt werden, um eine Zertifizierung nach DIN EN ISO 14001 ff. oder ein Qualitätsmanagement nach DIN EN ISO 9001 ff. vorzubereiten. Die beiliegende CD enthält u. a. prozessunterstützende Dokumente, Formblätter und Arbeitshilfen. Klaus König Michael Scheffler, Management groß angelegter Grundstücksentwässerungsanlagen. Fraunhofer IRB Verlag, Stuttgart 2013, 69 Euro, ISBN 978-3-8167-8537-8, auch als E-Book. HOAI-VERTRAGSMUSTER Die im W. Kohlhammer Verlag für Architektur und Bauwesen erschienene CD „HOAI-Verträge 2013“ enthält rechtsaktuelle Formulare im PDF-Format. Darin sind veränderte und aktualisierte Leistungsbilder ebenso berücksichtigt wie die weiteren Änderungen der aktuellen HOAI-Novelle. Die Sammlung umfasst HOAI-Verträge für Gebäude/Freianlagen, Bauen im Bestand, für Tragwerksplanung, für Technische Ausrüstung, für Ingenieurbauwerke und Verkehrsanlagen, für landschaftsplanerische bzw. städtebauliche Leistungen. Außerdem gibt es ein Vertragsmuster HOAI-Generalplanungsvertrag sowie eine Vollmacht zum HOAI-Vertrag. HOAI-Verträge 2013 für Adobe Reader (ab Version 6.0), Kohlhammer-Verlag, Stuttgart 2013, 228 Euro zzgl. Versand u. Mwst. (für Adobe-Acrobat-Kunden 98 Euro zzgl. Versand u. Mwst.) BERATENDE INGENIEURE 11/12 2013 63 TIPPS UND TERMINE KÄLTE – WÄRME – KLIMA Das Taschenbuch Kälte – Wärme – Klima 2014 ist eine praxisorientierte Arbeitshilfe, da es systematisch zusammengefasst Maßeinheiten, Umrechnungstabellen, Formeln und Rechenmodelle, Branchenadressen sowie einen Veranstaltungskalender mit allen wichtigen Kongressen, Messen und Ausstellungen rund ums Thema enthält. Zudem gibt es Fachbeiträge beispielsweise zu energetischer Sanierung mit gasbetriebenen Wärmepumpen oder zur Umweltrelevanz von Kältemitteln. Sylvia Schädlich (Hg.), Taschenbuch Kälte – Wärme – Klima 2014. VDE-Verlag, Berlin 2013, 25 Euro, ISBN 978-38007-3519-8. HOCHWASSERSCHUTZ Die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA) hat ein Merkblatt zum „Hochwasserschutz für Abwasseranlagen“ vorgelegt. Gegenmaßnahmen durch von Hochwasser gefährdete Abwasseranlagen sind ebenso wie der Schutz des Betriebspersonals und der Anlagen vor Schäden Gegenstand des Merkblatts. Das Merkblatt gibt außerdem Hinweise für die Gefahrenabwehr durch gut strukturierte Aufbau- und Ablaufplanung der betrieblichen Hochwasserorganisation. Das Gefährdungspotenzial, technisch wie betrieblich mögliche Schutzmaßnahmen und das Kosten-NutzenVerhältnis sind Indikatoren für die wirtschaftlichste und sicherste Lösung. Die Checklisten im Excel-Format sollen dabei bei der Übertragung der Inhalte in die Praxis helfen. DWA (Hg.), Hochwasserschutz für Abwasseranlagen, Merkblatt DWA-M 103. Hennef 2013, 72 Euro, ISBN 978-3944328-16-4. 64 BERATENDE INGENIEURE 11/12 2013 BETON-KALENDER 2014 Pünktlich zum Jahresende erscheint der „Beton-Kalender 2014“ im Berliner Verlag Ernst & Sohn. Schwerpunkte sind diesmal unterirdisches Bauen, Grundbau und der Eurocode 7. Der Kalender bietet gebündelt das aktuelle Wissen rund um unterirdisches Bauen, das heute besonders bei innerstädtischen Verkehrswegen und Infrastrukturmaßnahmen an der Tagesordnung ist. Auch der schnelle Überblick über die Schnittstellen bei den beteiligten Disziplinen und Teilfachgebieten ist gewährleistet. Die Eurocode-Kommentierung wird in Kurzfassungen für einfache Anwendungsfälle fortgeführt. Auch die verwandten Fächer Geotechnik und Grundbau sind Themen: Sämtliche Gründungsarten und Bauweisen für die Anwendung im allgemeinen Hochbau sind auf dem aktuellen Stand zusammengefasst. Bergmeister/Fingerloos/Wörner (Hg.), Beton-Kalender 2014. Verlag Ernst & Sohn, Berlin 2013, 174 Euro, ISBN 978-3433-03051-6. DER ÖFFENTLICHE BAUAUFTRAG Das Handbuch orientiert sich an der obergerichtlichen Rechtsprechung und vertieft Rechtsfragen, die in der Praxis häufig Probleme oder Unsicherheiten aufwerfen. Einen Schwerpunkt bilden Fragen im rechtlich-baubetrieblichen Schnittstellenbereich, insbesondere bei der Ermittlung und Berechnung von Nachtrags- und Schadensersatzansprüchen. Beispiele, Schaubilder und Praxishinweise sorgen für eine anschauliche Darstellung. Das Werk weist exemplarisch auf die einschlägigen Richtlinien und Formblätter des Vergabe- und Vertragshandbuchs für die Baumaßnahmen des Bundes VHB hin. Es folgt in seinem Aufbau dem praktischen Ablauf eines Bauprojektes, in Anlehnung an die Struktur des Vergabehandbuchs und der Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen (VOB). Das Handbuch ist ein wertvolles Hilfsmittel für alle, die mit Fragen des Vergabe- und Bauvertragsrechts im Zusammenhang mit öffentlichen Bauaufträgen befasst sind: Juristen, Architekten und Ingenieure in den öffentlichen Bauverwaltungen, in der Bauwirtschaft und den Hochschulen, Rechtsanwälte, Richter und Sachverständige, Planer, Bauüberwacher und Projektsteuerer. Stefan Althaus; Christian Heindl, Der öffentliche Bauauftrag. C.H. Beck, München 2013, 159 Euro, ISBN 978-3-40665659-0. FIDIC „GOLD BOOK“ Unter dem Titel „Conditions of Contract for Design, Build, Operate DBO – Erläuterungen und Übersetzung“ hat der VBI jetzt die deutsche Übersetzung des FIDIC „Gold Book“ veröffentlicht. Neben der deutschen Fassung des englischen Originaltextes kommentiert Rechtsanwalt Dr. Götz-Sebastian Hök die FIDIC-Regularien. FIDIC ist die internationale Vereinigung der Beratenden Ingenieure, zu deren Mitgliedern der VBI gehört. Die FIDIC-Vertragsmuster sind weltweit für den Bereich Planung und Bauausführung anerkannt und haben sich in den vergangenen Jahrzehnten im internationalen Geschäft bewährt. Das „Gold Book“ bietet eine vertragliche Grundlage für Projekte, bei denen von der Planung über die Bauausführung bis zum Betrieb alles aus einer Hand geleistet wird. Autor Dr. Hök ist seit 1992 als Rechtsanwalt tätig und promovierte 1993 an der Georg-August-Universität Göttingen. Neben umfangreicher Lehrtätigkeit kann er auf zahlreiche Veröffentlichungen im Bereich des internationalen Privat- und Verfahrensrechtes, des Grundstücks- sowie des Baurechts verweisen und ist somit profunder Kenner der Materie. FIDIC Gold Book, Band 22 der VBI-Schriftenreihe, 59 Euro. zzgl. Versand, Sonderpreis für VBI-Mitglieder: 37,50 Euro zzgl. Versand. Bestellung: [email protected]. TIPPS UND TERMINE VBI-Seminare 2014 – Unternehmensführung, Recht, Kommunikation Der VBI bietet auch im kommenden Jahr wieder gemeinsam mit der Unit GmbH Seminare rund um die Führung von Ingenieur- und Architekturbüros an, um die Managementkompetenz der Mitgliedsunternehmen zu erweitern. Die auf maximal 12 Teilnehmer begrenzten Intensivseminare zeichnen sich durch eine große Praxisnähe und hervorragend bewertete Referenten aus. Die Teilnahmegebühren betragen für VBI-Mitglieder ermäßigt nur zwischen 170 Euro für einHalbtagsseminar (4-Stunden) und 320 Euro für die Ganztagesseminare. Informieren und anmelden können Sie sich unter www.unita.de oder telefonisch unter 0208/7006-3750. Die folgende Vorschau berücksichtigt die ersten Termine an allen sieben Tagungsorten. 22. Januar, Berlin Optimale Ingenieurverträge – Vertragsgestaltung und Honorarabrechnung HOAI Inhalt: Regelungen zum Vertragsgegenstand, Vereinbarung von Allgemeinen Geschäftsbedingungen, Definition der Leistungen des Auftragnehmers, Stufenweise Beauftragung, Leistungspflichten des Auftraggebers, Vereinbarung von Fristen und Terminen, Abnahme, Kündigung, Gewährleistung und Sicherheitsleistungen. Schwerpunkt HOAI: Honorarermittlung und -vereinbarung, praktische Beispiele für spezifische Leistungen. Referentin: RAin Sabine von Berchem, VBIJustiziarin 27. Januar, München Moderations- und Kommunikationstechniken Inhalt: Worauf es bei der Leitung von Projektteams ankommt; Besprechungen moderieren; Kommunikationstechniken und Gesprächsführungstechniken; Verhalten in festgefahrenen Situationen, Umgang mit Störungen und Störern; Gruppendynamische Prozesse, Typen und Rollen im Team; Phasen der Teamentwicklung, Motivation und gutes Klima im Team erzeugen, Übungen Referent: Rainer Baber, M. A. 3. Februar, Frankfurt/Main Wertschöpfung durch Wertschätzung! Mitarbeiterorientierte Führung Inhalt: Aktiv-Seminar für Menschen in Führungspositionen: Wertschöpfung und Wettbewerbsvorteile sichern – nicht trotz, sondern dank einer wertschätzenden Führung! Auf welche unternehmerischen Erfolgsfaktoren wirkt sich eine solche Führungskultur positiv aus? Führungskräfte = Schlüsselpersonen zur Gestaltung der Arbeitgeberattraktivität. Wie können Führungskräfte ihrer Wert- schätzung Ausdruck verleihen? Welche Möglichkeiten gibt es, die eigene wertschätzende Haltung weiter zu fördern? Referenten: Ute Sadlowski & Stephan Neef, Solution Process – Coaching & Development GmbH 12. Februar, Mülheim Kosten! Kosten! Kosten! – Ermittlung, Steuerung und Haftung Inhalt: 1. Kostensteuerung: rechtliche Grundlagen. Beispiel eines effektiven Baukostensteuerungssystems für das Tagesgeschäft. Wie berechnet sich ein angemessenes Honorar für spezielle Kostensteuerungsleistungen? 2. Kostenermittlung: Kostenschätzung, -berechnung, bepreiste LV's als neue Leistung, Kostenfeststellung; Vollständige, teilweise, bedingte und ausgeschlossene Anrechenbarkeit von Kosten, DIN 276, HOAI. 3. Kostenhaftung: Kostenobergrenze und Garantie, Baukostenüberschreitung, Nacherfüllung, Schaden und Anspruchshöhe. Haftungsrisiken begrenzen, Honorarverluste vermeiden. Referent: Dipl.-Ing. Klaus Dieter Siemon, Architekt, ö. b. v. Sachverständiger für Architektenleistungen und Honorare 19. Februar/23. Juni, Mülheim/Leipzig Erfolgreiche Präsentation vor Kunden – Präsentationstechniken Inhalt: Präsentation von Unternehmen/Bauvorhaben, worauf ist beim Erstkontakt mit Kunden zu achten? Informationen richtig dosieren, Aktivierung der Zuhörer, Erkennen und gezielter Einsatz der Körpersprache, Strukturierung der Präsentation, Bedeutung der Visualisierung, Umgang mit Medien, Verhalten bei Diskussionen Referent: Rainer Baber, M. A. 12. März, Frankfurt Strategien für die erfolgreiche Bewerbung im Vergabeverfahren Inhalt: Richtige Auswertung des Anforderungsprofils der Vergabebekanntmachung und Erstellen des Teilnahmeantrags, Nachweismanagement, Kalkulationsfreiräume erkennen und nutzen – Auswertung der Bewertungsmatrix; Richtiges Präsentieren des Teams und des Angebots; Rügemanagement; Grundzüge des Rechtsschutzes Referenten: Dipl.-Ing. Architektin Sandra Trelle, compar -strategien für architektur und städtebau-, spezialisiert auf die Betreuung von Vergabeverfahren für öffentliche Auftraggeber / RA Alexander Nette, LL.M., Fachanwalt für Bau- und Architektenrecht, NETTE Rechtsanwälte 18. März, Stuttgart Unternehmensführung: 4 Erfolgsfaktoren aus der Praxis eines Kollegen Inhalt: Lernen Sie Ihr Büro als Projekt mit vier Arbeitsfeldern betrachten: Mensch – Erfolg durch geplante Kommunikation: Führung durch die Organisation von Informations- u. Wissensaustausch, Zeit – Vorbereitete Zeitachsen statt Stress und Hektik, Idee – Service und Lust auf Neues bringen Innovationen hervor, Wert – Gewinn und Gehälter kontinuierlich steigern. Referent: Dipl.-Ing. (FH) Stefan Kalmus, Inhaber & Geschäftsführer LK&P. Ingenieure GBR 27. März, Hamburg Einführung und Zertifizierung eines QM-Systems bei kleinen mittleren Ingenieurbüros Inhalt: 1. Anforderungen der Norm DIN EN 9001:2008 und praktische Umsetzung im Unternehmen: To-Do-Liste wird erarbeitet. 2. Prozesse im Unternehmen: Umsetzung im Dienstleistungsbereich. Prozess- und Kundenorientierung, Fehlerkostensenkung, Mitarbeitermotivation und QM-Bewertung. 3. Anforderungen an die QM-Dokumentation und -Umsetzung sowie an das Zertifizierungsverfahren. Referenten: Dipl.-Ing. Christoph Stolp, QMBeauftragter, Ingenieurbüro Dipl.-Ing. H. Vössing GmbH, Düsseldorf; Dipl.-Wirt.-Ing. Olaf Neeb, Dekra Certification GmbH BERATENDE INGENIEURE 11/12 2013 65 IMPRESSUM TIPPS UND TERMINE Die Konferenz „Zukünftige Stromnetze für erneuerbare Energien“ in Berlin thematisiert Versorgungssicherheit und -qualität, Systemdienstleistungen und -stabilität ebenso wie Smart Grid, Flexibilitätspotenziale, Netzbetrieb und -planung. Außerdem geht es um Speicher, Richtlinien und Standards, Märkte und Geschäftsmodelle sowie Energiemanagement. Das Bundesumweltministerium ist Schirmherr der Veranstaltung des Ostbayerischen Technogie-Transfer Instituts Regensburg. www.otti.eu gress nach Nürnberg. Der Kongress findet wie immer im Rahmen der Brandschutzmesse statt. 2014 steht er unter der Überschrift „Sonderbauten – Anforderungen, Konzepte, Ausführung und Betrieb“. So widmet sich der Kongress neuen Brandschutzkonzepten im Bereich Sonderbauten, Pflegeheime, Krankenhäuser, Museen oder Recyclingbetrieb. In diesen Bereichen müssen die benötigen Lösungen die Nutzungsanforderungen der Betreiber und die Sicherheit der Besucher bzw. Beschäftigten gewährleisten. Der zweitägige Kongress ist in drei Themenbereiche gegliedert: baulicher, gebäudetechnischer sowie organisatorischer Brandschutz. www.brandschutzkongress.de 12.–13. Februar 20.–21. Februar SANIERUNGSPLANUNG GEOTHERM „Kanalnetze – Fit für die Zukunft“ heißt der Titel des gemeinsam von der DWA und dem Verband Zertifizierter Sanierungsberater für Entwässerungssysteme VSB veranstaltete Sanierungsplanungskongress SPK 2014 in Kassel. Im Fokus des Kongresses stehen die großen Vermögenswerte, die es in generationenübergreifenden Zeiträumen vor Ort individuell zu unterhalten, zu sanieren, auf sich verändernde Rahmenbedingungen hin auszurichten gilt. Die Kongressbeiträge verdeutlichen Sanierunsgerfordernisse, die Verantwortung dafür und vermitteln bewährte Lösungsansätze im vielschichtigen Thema des Kanalnetzbetriebs. Erstmals werden im Sinne der neuen europäischen Normung alle Betreiberaspekte gleichermaßen ins Bewusstsein gerückt: Hydraulik, Betrieb, Umweltrelevanz, Bauzustand. Neben technischen Sachverhalten stehen gerade am ersten Tag kommunalpolitisch beeinflusste administrative und organisatorische Aspekte im Fokus. Damit wendet sich der Kongress an die politisch und technisch Verantwortlichen bei den Kanalnetzbetreibern, an Fachbehörden und die planenden Ingenieurbüros. Da der VBI ideeller Mitveranstalter ist, nehmen VBI-Mitglieder zu Sonderkonditionen teil. www.sanierungsplanungskongress.de Oberflächennahe und tiefe Geothermie sind wie immer die Schwerpunkte der GeoTherm in Offenburg, die ein erstaunliches Wachstum vorweist. Mittlerweile gibt es mehr als 200 Aussteller auf der europaweit größten Fachmesse für Geothermie. Parallel zur Messe finden zwei Fachkongresse statt und zum ersten Mal auf Einladung des European Geothermal Energy Councils eine Versammlung europäischer Geothermie-Verbände. Auch der VBI wird wieder mit einem Gemeinschaftsmessestand vertreten sein. Wenn Sie Interesse haben, mit Kollegen aus der Geothermie-Branche auszustellen, wenden Sie sich bitte an Arne Höllen in der VBI-Bundesgeschäftsstelle, [email protected]. www.geotherm-offenburg.de Termine 29.–30. Januar STROMNETZE DER ZUKUNFT 19.–20. Februar BRANDSCHUTZKONGRESS Der Feuertrutz-Verlag für Brandschutzpublikationen bittet erneut zum Brandschutzkon- 66 BERATENDE INGENIEURE 11/12 2013 20. März GEOTECHNIK-KOLLOQUIUM Die TU Darmstadt lädt zum bereits 21. Darmstädter Geotechnik-Kolloquium. Die Themenschwerpunkte im kommenden Jahr sind Baugrundverbesserungstechniken, innerstädtisches Bauen bzw. Bauen im Bestand. Zudem stehen Monitoring und Prozessoptimierung sowie Rechtsfragen in der Geotechnik bzw. Schadensfälle auf dem Tagungsprogramm. Veranstalter sind das Ínstitut und Versuchsanstalt für Geotechnik der TU Darmstadt und der Förderverein der Freunde des vorgenannten Instituts. www.geotechnik.tu-darmstadt.de BERATENDE INGENIEURE FACHMAGAZIN FÜR PLANEN UND BAUEN ISSN 0005-8866 43. Jahrgang www.vbi.de HERAUSGEBER: Verband Beratender Ingenieure VBI Budapester Straße 31 10787 Berlin Tel.: 030/26062-0 Fax: 030/26062-100 www.vbi.de REDAKTION: Ines Bronowski (Chefredakteurin) Tel.: 030/260 62-230, Fax: -100 [email protected] Martina Gabriel Tel.: 030/26062-231, Fax: -100 [email protected] VERLAG: Krammer Verlag Düsseldorf AG Goethestrasse 75 40237 Düsseldorf Tel.: 0211/9149-3 Fax: 0211/9149-450 [email protected] ANZEIGEN: Alke Schmeis Tel.: 0211/9149-455, Fax-450 [email protected] Es gilt die Anzeigenpreisliste 2013 LAYOUT: Claudia Weber KNM Krammer Neue Medien GmbH Düsseldorf DRUCK: D+L Printpartner, 46395 Bocholt ERSCHEINUNGSWEISE/BEZUGSPREISE: 6 Ausgaben jährlich, als Doppelhefte Einzelheft: 20 Euro Abonnement Inland + EU 120 Euro nicht EU-Länder 160 Euro Studentenabonnement: 60 Euro VBI-Mitglieder erhalten „Beratende Ingenieure“ im Rahmen ihrer Mitgliedschaft. Der Bezugszeitraum eines Abonnement beträgt mindestens ein Jahr. Das Abonnement verlängert sich um ein weiteres Jahr, wenn es nicht 6 Wochen vor Ablauf des berechneten Bezugszeitraumes gekündigt wird. COPYRIGHT: Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Kein Teil dieser Zeitschrift darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages in irgendeiner Form reproduziert oder in eine von Maschinen verwendbare Sprache übertragen werden. Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine Verwertung ohne Einwilligung des Verlages strafbar.