k2 Sommer 2013
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k2 Sommer 2013
Wien Niederösterreich Burgenland Ungarn Tschechien Slowakei P.b.b. GZ 02Z034485 M, Verlagspostamt 1030 Wien. Lieber Briefträger, bitte zurück an Kunstraum Niederösterreich, Herrengasse 13, 1014 Wien. Danke! 02 | 13 Juni bis August Musikfest der Superlative © Pawel Kopczynski Das Grafenegg Festival bietet wieder ein Gipfeltreffen herausragender Orchester, Dirigenten und Solisten. Der Australier Brett Dean eröffnet das Programm als heuriger Composer in Residence. Mit freundlicher Unterstützung von Einblick: Gekommen, um zu bleiben. Forscher und Forscherinnen in Niederösterreich Ausblick: Die Damen lassen’s in St. Pölten böse krachen. Eine Ausstellung mit Starkbier Überblick: Baden im imperialen Setting. Centropes schönste Schwimmstätten Editorial Im Herbst 2002 erschien die erste Ausgabe des Magazins k2 mit dem Vorsatz, Kulturprogramme der Bundesländer Niederösterreich und Wien als Ganzes zu vermitteln, und zwar genau in jener Einheit, wie sie für den Besucher – der Länderteilung des Jänner 1922 zum Trotz (s. Seite 11) – noch immer besteht. Im Sommer 2008 wurde das Programm um die Nachbarländer erweitert und k2 kultur in centrope konnte mit Raiffeisen einen engagierten Partner für die nächsten fünf Jahre gewinnen. So entstand auch die Partnerschaft mit dem Portal www.mycentrope. com, um das Kulturangebot mit touristischen Tools zu verbinden. Nach mehr als einem Jahrzehnt liegt nun die letzte Ausgabe vor Ihnen und gibt Gelegenheit dazu, allen zu danken, die zum Erfolg des Magazins beigetragen haben. Das war auf niederösterreichischer Seite einmal der unvergessene Didi Jäger († 2. 12. 2011), der als erster Chefredakteur gemeinsam mit Alfred Stalzer – Letzterer mit einer Unterbrechung bis zum Ende – aktiv war. Sie haben ebenso wie Thomas Gludovatz und Wolfgang Lamprecht einen wunderbaren Job gemacht. Ich durfte an der Konzeption mitwirken und die letzten Jahre hindurch die Entwicklung des Magazins begleiten. Die wirklichen Gründer waren die Kulturchefs der beiden Bundesländer, die in Abstimmung mit den Landeshauptleuten Michael Häupl und Erwin Pröll das Wagnis eines gemeinsamen Vermittlungsprojektes unternommen haben. Bernhard Denscher und Joachim Rössl ist damit einiges gelungen und Hermann Dikowitsch hat das Projekt auf niederösterreichischer Seite beherzt übernommen. Ebendort hat sich Paul Gessl von Anbeginn um die Entwicklung des Magazins bemüht. Er war ein wichtiger Motor des Projektes, kurioserweise ohne jemals eine Gremienfunktion innegehabt zu haben. Das war den Vorständen des Trägervereins vorbehalten. Auch hier allen Beteiligten ein herzliches Dankeschön. Dieser Dank gilt auch der Grafik – 2008 hat das Büro schultz+schultz vom Büro 8 übernommen –, den Lektoren und natürlich ganz besonders den Autorinnen und Autoren, die über ein Jahrzehnt großartige Arbeit geleistet haben. In all den Dankesworten darf natürlich der wichtigste und herzlichste Dank nicht untergehen. Er gilt den Leserinnen und Lesern. Danke für Ihr Vertrauen! Adieu! Christian Bauer Inhalt 2Coverstory 4, 12, 15, 21Ausstellungen 10Wissenschaft 14Centrope 16, 20Musik 17, 22Bühne 18Film 19Festivals 24 Kunst & Kulinarik Impressum Medieninhaber und Herausgeber: Verein zur Förderung der kulturellen Zusammenarbeit zwischen den Bundesländern Niederösterreich und Wien, Heumarkt 13, 1030 Wien Chefredaktion: Christian Bauer Mitarbeiter dieser Ausgabe: Brigitte Borchhardt-Birbaumer, Andreas Felber, Elvira M. Gross, Susanne Längle, Dieter Pietschmann, Lukas Plank, Ro Raftl, Nina Schedlmayer, Roland Schöny, Werner Schuster, Anna Soucek, Theresa Steininger, Daniela Zimper Tipps: Astrid Meixner Gestaltung: schultz+schultz-Mediengestaltung Druck: NÖ Pressehaus A boservice: An-, Ab- und Ummeldung auf www.k2centrope.com oder per E-Mail an [email protected] Für ausgewählte Veranstaltungen, die mit dem Symbol gekennzeichnet sind, erhalten Sie Karten in allen Raiffeisenbanken in Wien und Niederösterreich sowie auf www.ticketbox.at. Bei Veranstaltungen mit Raiffeisen-Club-Ermäßigung erhalten RaiffeisenClub-Mitglieder ermäßigte Karten. 2 © Manfred Klimek Adieu! Ein Paradies für die Sinne: Sommerfest. 78 Veranstaltungen, darunter 26 Abendkonzerte, 24 Einführungen, 15 Préludes, vier Matineen, vier Kinderkonzerte, drei FamilienWorkshops, ein Composer-Conductor-Workshop und ein Künstlergespräch: das Programm in Grafenegg im Sommer 2013. Von Daniela Zimper B eginnend mit der Sommernachtsgala Mitte Juni ist Grafenegg drei Monate lang Schauplatz hochkarätiger Konzertprogramme. Unweit von Grafenwörth auf weiter Ebene in einem idyllischen, malerischen Ambiente gelegen, bildet Grafenegg seit 2007 den musikalischen Festivalhöhepunkt in Niederösterreich. Mit dem Publikumsmagneten Rudolf Buchbinder als künstlerischem Leiter lockt es sowohl Einheimische als auch Menschen aus den benachbarten Bundesländern und dem Ausland an. Im Laufe der letzten Jahre hat sich Grafenegg immer mehr zu einem vielgestaltigen Festspielort entwickelt, in welchem gerade die kreative und geschmackvolle Verbindung von Architektur und Natur besonders zum Musikgenuss beiträgt. Eingebettet in 32 Hektar Natur liegt die unverwechselbare Szenerie: Der Wolkenturm, eine Open-Air-Bühne, bildet eine Skulptur, die gut 15 Meter bis in die Höhe der alten Baumkronen hinaufragt und unerwartete Ansichten aus verschiedenen Perspektiven bietet. Der Wolkenturm sorgt im Osten des Parks für ein Wechselspiel aus Kultur und Natur. Ebenfalls in der weitläufigen Parkanlage befindet sich unweit davon das Schloss Grafenegg, ein Traum des romantischen Historismus. Weitere Spielstätten sind der dortige Schlosshof und das Auditorium, das zwischen der Reitschule und der Taverne gelegen ist. Seit Jahrzehnten ist Grafenegg auch ein Begriff für alle, die ländliches Ambiente, Erholung, Kultur und kulinarische Genüsse miteinander verbinden wollen – beim Picknicken im Park, in der Mörwald Taverne oder der Vinothegg. Sommerkonzerte Auftakt der Konzertsaison ist die Sommernachtsgala am 20. und 21. Juni. Dem Tonkünstler-Orchester Niederösterreich und seinem Chefdirigenten Andrés Orozco-Estrada stehen prominente Solisten zur Seite: die Sopranistin Karita Mattila, Bassbariton Luca Pisaroni und Percussionist Martin Grubinger. Und auch danach zeigen die Sommerkonzerte vom 20. Juni bis zum 10. August abwechslungsreiche Konzertprogramme. So gibt es jeden Samstag einen neuen Themenschwerpunkt, ein Repertoirespektrum, das von Swing über Klassik bis hin zu brasilianischen Rhythmen reicht. In Koproduktion mit Glatt & Verkehrt bietet Grafenegg heuer erstmals eine Entdeckungsreise in eine Welt von Rhythmus und Ausgelassenheit: mit dem Pianisten Benjamin Taubin, der Bossa-nova-Sängerin Tatiana Parra, dem in Wien lebenden brasilianischen Gitarristen Alegre Corrêa und Markus Poschner am Dirigentenpult des Tonkünstler-Orchesters Niederösterreich. Eine Melange aus Wiener G’schichten bieten unter anderem Georg Breinschmid, Aleksey Igudesman und Sebastian Gürtler, der Liedspezialist Christopher Maltman gibt mit Mahlers „Liedern eines fahrenden Gesellen“ sein Debüt in Grafenegg und „Hymnen der Nacht“ interpretiert der BalthasarNeumann-Chor unter der Leitung von Thomas Hengelbrock. Mitte Juli ist mit dem Bandoneon ein faszinierendes Instrument zu erleben, das in der Musik seiner Heimat Kolumbien eine zentrale Rolle spielt. Und der Bandoneon-Virtuose Richard Galliano zeigt, wie viel Rhythmus und südamerikanisches Temperament in diesem Musikinstrument stecken. Außerdem führt das Swing Dance Orchestra unter der Leitung von Andrej Hermlin zurück in die goldenen Zeiten der großen Bälle und Tanzabende. Mit Kinderkonzerten, Familien-Workshops sowie den Konzerten des European Union Youth Orchestra und des Australian Youth Orchestra, liegt ein weiterer Fokus der Sommerkonzerte im Bereich Musikvermittlung und Jugendförderung. k2 02 | 13 www.k2centrope.com CoverStory Ein lauer Sommerabend rund um den Wolkenturm in Grafenegg Unten: Kurt Schwertsik Niederösterreich Programmtipps von Kurt Schwertsik © Sarah Ainslie Der österreichische Komponist Kurt Schwertsik – er hat die Auftragskomposition „Traditionell flüchtig“ für den Start der Konzertsaison 2013/14 des Tonkünstler-Orchesters Niederösterreich geschrieben – war selbst jahrelang Hornist in diesem Orchester. Dessen Entwicklung hat er freudig miterlebt. So wird er sich das Abendkonzert am 31. August anhören, bei dem die Tonkünstler Brett Deans Auftragskomposition, ein Trompetenkonzert, uraufführen. „Brett Dean ist ein guter Komponist, ein sehr guter Musiker. Außerdem könnte ich Håkan Hardenberger besuchen.“ Weiters empfiehlt Schwertsik das Konzert am 2. September mit den Wiener Philharmonikern unter Lorin Maazel. Das „Siegfried-Idyll“ und „Die Walküre“, 1. Aufzug, stehen auf dem Programm. „Die Walküre“ liegt mir sehr am Herzen. Mit zwölf Jahren habe ich sie das erste Mal in der Oper gesehen, und dann gleich mehrmals. „Siegfried“ hat mich nicht so beeindruckt. Da ärgert man sich anfangs über den Zwerg und auch über den überheblichen Siegfried. Wobei – das Waldvögelchen lieb ich sehr.“ der Sommer in Grafenegg Grafenegg Festival Höhepunkt der Saison ist das vom 16. August bis 8. September stattfindende Grafenegg Festival mit internationalen Orchestern, Solisten und Dirigenten, das mit der Aufführung von Gustav Mahlers 3. Symphonie und Brett Deans „Amphitheatre“ eröffnet wird. Im Zentrum des künstlerischen Programms stehen Orchesterkonzerte, u. a. mit dem Pittsburgh Symphony Orchestra unter Manfred Honeck, den Wiener Philharmonikern unter Lorin Maazel, dem Concertgebouworchester unter Daniele Gatti, dem Royal Philharmonic Orchestra unter Charles Dutoit, dem London Symphony Orchestra sowie erstmals den Münchner Philharmonikern. Als Solisten treten u. a. Michael Schade, Anne-Sophie Mutter, Yuja Wang, Elisabeth Kulman und Diana Damrau im Wolkenturm und im Auditorium auf. Mit drei Abendkonzerten, einer Matinee sowie zahlreichen Préludes prägt das Tonkünstler-Orchester Niederösterreich maßgeblich das Programm des Grafenegg Festivals. Seit 2009 ist Andrés Orozco-Estrada Chefdirigent des Orchesters. Der Kolumbianer zählt zu den international gefragtesten Dirigenten seiner Generation. In dieser Zeit, so sind sich die Kritiker einig, hat sich das Orchester unglaublich entwickelt. So schrieb eine österreichische Tageszeitung erst kürzlich: „Orozco-Estrada und die Tonkünstler – diese Kombination funktioniert mehr als gut, sie funktioniert sensationell!“ Und Orozco-Estradas Engagement hat sich bezahlt gemacht. Mit der Saison 2014/15 übernimmt er die Positionen des Music Director beim Houston Symphony Orchestra und ebenso des Chefdirigenten beim Sinfonieorchester des Hessischen Rundfunks Frankfurt. Zur Einstimmung auf musikalische Feiertage bietet das Grafenegg Festival heuer erstmals Matineen an vier Sonntagen: Den Auftakt bildet dabei das Abschlusskonzert „Ink Still Wet“: Internationale Nachwuchskomponisten studieren ihre eigenen Werke mit Musikern des Tonkünstler-Orchesters Niederösterreich ein. Die zweite Matinee gestaltet Rudolf Buchbinder gemein- www.k2centrope.com k2 02 | 13 sam mit Mitgliedern der Wiener und Berliner Philharmonikern. Robert Schumanns Klavierquintett Es-Dur und Franz Schuberts Klaviertrio B-Dur stehen auf dem Programm. Die darauffolgende Woche ist die Sopranistin Diana Damrau mit dem Harfenisten Xavier de Maistre zu erleben. Und die vierte Matinee steht im Zeichen der Kammermusik: Rudolf Buchbinder & Friends (Mitglieder der Philharmoniker) spielen Beethoven und Schubert. Auch Richard Wagners und Giuseppe Verdis wird anlässlich ihres 200. Geburtstags gedacht: Die Wiener Philharmoniker unter Lorin Maazel interpretieren das „Siegfried-Idyll“ und den 1. Aufzug der „Walküre“. Gesungen von drei großen WagnerInterpreten, Eva-Maria Westbroek, Peter Seiffert und Matti Salminen. Andrés Orozco-Estrada und sein Tonkünstler-Orchester Niederösterreich beschließen das Grafenegg Festival 2013 am 8. September fulminant mit Giuseppe Verdis Requiem. Die Vokalpartien übernehmen Maria Luigia Borsi, Michelle DeYoung, Saimir Pirgu und Dimitry Ivashchenko. Brett Dean: Composer in Residence Der gebürtige Australier Brett Dean folgt als Composer in Residence auf Krzysztof Penderecki, Heinz Holliger, Tan Dun, Cristóbal Halffter, HK Gruber und James MacMillan. Er zählt zu den meistaufgeführten zeitgenössischen Komponisten. Dean studierte in Brisbane und war von 1985 bis 1999 Mitglied der Berliner Philharmoniker. Danach entschied er sich, freischaffend tätig zu sein. Seit 2000 lebt er wieder in Australien, ist aber als Komponist und Musiker auf vielen Konzertpodien in aller Welt zu erleben. Viele seiner Werke sind von außermusikalischen Ideen angeregt (Literatur, Gemälde, Zeitgeschehen), oft transportieren sie eine gesellschaftlich-politische Botschaft. Charakteristisch ist auch der Einsatz moderner, mitunter auch geräuschhafter Spieltechniken bei in der Regel klassischem Instrumentarium. Neben Arrangements schuf Brett Dean zunächst Radio- und Filmmusiken und wirkte an Improvisationsprojekten mit. Inzwischen lie- gen zahlreiche Werke – vor allem in den Gattungen Orchester-, Kammermusik und Solokonzert – vor. Deans bekanntestes Werk ist das von der Musik Gesualdos inspirierte „Carlo“ für Streicher, Sampler und Tonband. Seine Oper „Bliss“ wurde im März 2010 im Sydney Opera House uraufgeführt. Die Präsenz des Composer in Residence sei eine der wichtigsten Facetten des Profils von Grafenegg, betont der künstlerische Leiter Rudolf Buchbinder: „Unsere Wurzeln in der Tradition und unser Bekenntnis zur Gegenwart sichern uns ein Morgen, das mehr als Zukunftsmusik ist.“ Brett Deans Werk „Amphitheatre“, eine dramatische Szene für großes Orchester, eröffnet das Grafenegg Festival 2013. Das Stück, das aus einem langen, vornehmlich langsamen Satz besteht, ist nach dem Anfang von Michael Endes Kinderbuch „Momo“ konzipiert. Hier werden Parallelen zwischen dem Aufbau eines Amphitheaters und dem Zusammenspiel der einzelnen Elemente der Komposition deutlich. Neben seinen Auftritten als Bratschist und Dirigent wird Brett Dean im Sommer in Grafenegg auch den ComposerConductor-Workshop „Ink Still Wet“ leiten. Die Uraufführung seines in Auftrag gegebenen Trompetenkonzertes erklingt am 31. August im Wolkenturm. Interpretiert wird das Werk wieder vom Tonkünstler-Orchester Niederösterreich unter der Leitung von John Storgårds und vom Trompeter Håkan Hardenberger. Kartenbüro Grafenegg und Tonkünstler T: 01 5868383 [email protected], www.grafenegg.com Sommerkonzerte Grafenegg 29. Juni bis 10. August 2013, 20 Uhr 3485 Grafenegg 10 T: 01 96096, www.ticketbox.at Grafenegg Festival 16. August bis 8. September 2013 3485 Grafenegg 10 T: 01 96096, www.ticketbox.at 3 Porträt Verena Dengler, 2013 Unten: (1) Copa Cagrana (2) WA 23, Briefzentrum Wien © Patrick Anthofer © Didi Sattmann/Wien Museum Ausstellungen Wien 1 © Didi Sattmann/Wien Museum Wildern im Revier Sichtwechsel. Nach Ausstellungsbeteiligungen in der Kunsthalle Zürich und im 21er Haus, widmen heuer gleich zwei Institutionen Verena Dengler eine Einzelschau. Von Susanne Längle 2 Ausstellung Kurz Fremde Reviere Elfriede Jelinek und Alfred Hrdlicka, Angelika Kirchschlager und Peter Turrini, Helmut Qualtinger und Arnulf Rainer: Seit Jahrzehnten fotografiert sich Didi Sattmann, 1951 geboren, durch die heimische Kulturszene. Nun präsentiert er Arbeiten abseits der Kunstprominenz: Seit 2010 ist Sattmann, derzeit sesshaft im Weinviertel und „Autodidakt mit reichlich Fortbildung“ (Selbstbeschreibung), als Wien-Chronist zwischen Seestadt Aspern und Brunnenmarkt unterwegs. Dabei entstanden melancholische wie heitere Bilder: eine Frau im Briefzentrum in Liesing, die laut zu lachen scheint. Ein einsamer Bagger vor einer riesigen Lacke. Drei Buben auf einer Brücke vor Harry Seidlers Hochhaus. Sattmann wagt sich auch in Terrains vor, die nicht gerade für ihren Hang zum Licht der Öffentlichkeit bekannt sind: So fotografierte er in einer Fleischfabrik oder Sexarbeiterinnen im „Saunaclub“ Golden Time. Dass sich seine Expeditionen nicht immer einfach gestalten, gibt er unumwunden zu: „Das Ansprechen von fremden Menschen in fremden Revieren, das ist die erste Hürde bei derartigen Reportagen“, notierte er kürzlich und fragt sich selbst: „Kann ich mein Gegenüber, dessen Vorbehalte, Sehnsüchte, Ängste erspüren?“ Sattmann, der in die hintersten Winkel der Stadt vordringt, gelingt dies, wie seine Fotografien zeigen, bestens. Nina Schedlmayer Wien außen. Ein Fotoprojekt von Didi Sattmann 13. Juni bis 20. Oktober 2013, Dienstag bis Sonntag, Feiertag 10 bis 18 Uhr Wien Museum Karlsplatz, 1040 Wien, Karlsplatz 8 www.wienmuseum.at Z eichnungen, Gemälde, Druckgrafik, Skulpturales aus Fundstücken, ein Teppich, Stickbilder: In einem für die 1981 in Wien geborene Künstlerin Verena Dengler schon fast als typisch zu bezeichnenden Ausstellungsdisplay akkumuliert das scheinbar Disparate zu dialogisierenden Nachbarschaften und narrativen Verstrickungen. Alles erinnert ein wenig an Projekttage, an provisorisch aufgebaute Stellwände in einer Schulaula. Und auch das ein oder andere Kunstwerk wirkt wie abgestellt, als wäre seine Urheberin gedanklich längst unterwegs in die Ferien. Dengler, die an der Akademie der bildenden Künste Wien studierte und gerne damit kokettiert, „ein bisschen unseriös“ zu sein, pfeift auf Grenzziehungen zwischen den einzelnen Ismen und geht es locker an. „Fantastischer Sozialismus“ – schon der Titel der von Achim Hochdörfer kuratierten Schau im mumok lässt nicht nur ästhetische Karambolagen erahnen. Hier trifft fantastischer Realismus auf sozialdemokratische Arbeiterkultur, die Parole „limousine liberal!“ überspannt einen Nierentisch, und im Muster einer Wirkware stößt informelle Malerei auf das Signet der Wiener Anruf-Sammel-Taxis. Alle werden mitgenommen, auch Schiele und Hundertwasser. Ob Stil, Technik oder Methode – bei Dengler geht es nicht mehr um postmoderne Subversion im Umgang mit Demarkationen, sie ignoriert sie schlicht. Wiener Eigenheiten auf der Spur Auch die einst so fein gezogene Trennlinie zwischen angewandter und sogenannter freier Kunst nimmt Dengler auf, schwingt sie durch die dünn gewordene Luft elitärer Hochkultur und hüpft beherzt darüber, als wäre sie ein Springseil. Kunst, Kunsthandwerk, Design und Werbung durchdringen sich in ihrem Verena Dengler. Fantastischer Sozialismus Bis 23. Juni 2013 mumok, 1070 Wien, Museumsplatz 1 T: +43 1 525 00-0, www.mumok.at Sichtwechsel #4: Verena Dengler. Anna o. lernt denglisch in den Energieferien 19. Juni bis 6. Oktober 2013 MAK, 1010 Wien, Stubenring 5 T: +43 1 711 36-0, www.MAK.at Ausstellungstipps 5. 6.–25. 8. 2013, Di.–So. 10–18 Uhr, Mi. 10–21 Uhr Tim Eitel Essl Museum, 3400 Klosterneuburg, An der Donau-Au 1 T: 02243 37050, www.essl.museum 6. 6.–6. 10. 2013, tägl. 10–19 Uhr Linda McCartney Kunst Haus Wien, 1030 Wien, Untere Weißgerberstraße 13 T: 01 7120495, www.kunsthauswien.com 14. 6.–6. 10. 2013, Di. 10–22 Uhr, Mi.–So. 10–18 Uhr Tour de Monde. Fahrradgeschichten MAK, 1010 Wien, Stubenring 5 T: 01 71136-0, www.mak.at 5. 6.–29. 9. 2013, Mi. 10–21 Uhr, Do.–So. 10–18 Uhr Gelatin Loch 21er Haus, 1030 Wien, Arsenalstraße 1 T: 01 79557, www.belvedere.at 8. 8.–6. 10. 2013, Mo. 14–19 Uhr, Di.–So. 10–19 Uhr, Do. 10–21 Uhr Albert Oehlen mumok, 1070 Wien, Museumsplatz 1 T: 01 52500, www.mumok.at 15. 6., 16. 7., 10. 8., 14. 9. 2013, 15.50 Uhr Az W Sommertours: Donaukanal. Stadt am Wasser Treffpunkt: Postsparkasse, 1010 Wien, Georg-Coch-Platz 2 www.azw.at 5. 6.–6. 10. 2013, Mi.–So. 10–18 Uhr Eastern Promises. Zeitgenössische Architektur und Raumproduktion in Ostasien MAK, 1010 Wien, Stubenring 5 T: 01 71136-0, www.mak.at 4 Werk mit unbefangener Selbstverständlichkeit. Hobby-Stickvorlagen der Firma Tapex Vienna, ein Kreativkonzept wie „Malen nach Zahlen“, unterwirft sie künstlerischer Eigenwilligkeit: Nicht ohne Fleiß dilettiert sie im positiven Sinne drauflos und schafft, Mustervorgaben missachtend, ein vielschichtiges Bedeutungsgewebe entgegen massentauglicher Plüschigkeit. Effizienz, private Reproduktion und Freizeit sind ihr roter Faden, aber auch Fragen nach Authentizität, dem Echten im Falschen – und umgekehrt. „Grüngeflammtes“, das typische Dekor Gmundner Gebrauchskeramik, züngelt als Fototapete an Sockeln empor oder überzieht Paravents wie Graffiti. Statt es zu markieren, wildert Dengler durchs Revier, die soziokulturellen Hierarchien hinauf und hinunter, lokalen, insbesondere Wiener Eigenheiten auf der Spur. Inspirationsobjekte findet sie für ihre Arbeiten auch im MAK. Im Rahmen der von Janina Falkner kuratierten Ausstellungsreihe „Sichtwechsel“, die mit Dengler in die vierte und letzte Runde geht, setzt sich die Künstlerin – selbst passionierte Sammlerin von Mode und Stoffen – intensiv mit Idee und Potenzial der Studiensammlungen des Hauses auseinander. Neben Plakaten gilt ihr Interesse dabei vor allem Spitzen und Objekten aus Eisenkunstguss, die Bertha Pappenheim einst zusammentrug. Rekurriert der Ausstellungstitel eher auf Freuds hysterisches Fallbeispiel „Anna O.“ denn auf die spätere Frauenrechtlerin Pappenheim, so sieht Denglers Analyse etwas gänzlich anderes vor: „Anna o. lernt denglisch in den Energieferien“. Übertragungsfehler intendiert. Bis 9. 6. 2013, tägl. 10–18 Uhr, Mi. 10–21 Uhr Barock since 1630 Unteres Belvedere, 1030 Wien, Rennweg 6 T: 01 79557-0, www.belvedere.at Bis 16. 6. 2013, Di.–So. 10–18 Uhr Unruhe der Form. Entwürfe des politischen Subjekts Secession, 1010 Wien, Friedrichstraße 12 T: 01 5875307, www.secession.at k2 02 | 13 www.k2centrope.com Ausstellungen Friedl Kubelka, aus der Serie „Franz West – Passstücke“: Otto Kobalek, 1975 Unten: (1 + 2) Benedikt Fischer, Brosche „Equus Equus“, 2011 © Benedikt Fischer Wien 1 Ausstellung Kurz © Wien Museum 4. Eligius-Schmuck-Preis 2013 Die vergessenen 1970er H eute ist es kaum mehr vorstellbar: Einst konnte ein Mann seiner Ehefrau verbieten, berufstätig zu sein. Erst 1976 wurde ein neues, modernes Familienrecht geschaffen, das derartige Absurditäten abschaffte. Und es war unumgänglich, begann sich doch selbst in Österreich – wo internationale gesellschaftliche Entwicklungen zumeist mit einiger Verspätung ankommen – eine wachsende Anzahl an Feministinnen zu formieren. Auch in der Kunst: Nicht nur Valie Export machte in ihren Performances auf die allgegenwärtige Sexualisierung von Frauen aufmerksam, sondern auch die Künstlerinnen-Truppe „IntAkt“ rund um die kürzlich verstorbene Malerin Christa Hauer. Wenn demnächst das Museum auf Abruf (MUSA) eine Bestandsaufnahme der 1970er-Jahre in Wien unternimmt, wird der Feminismus eine zentrale Rolle spielen. Bestückt wird die Ausstellung (Kuratoren: Berthold Ecker, Johannes Karel) mit Werken aus der Kunstsammlung der Stadt Wien; sie setzt eine Reihe fort, in der bereits die 1950er- sowie die 1960er-Jahre unter die Lupe genommen wurden. Berthold Ecker, der das Referat für Bildende Kunst in der Wiener Kulturabteilung leitet, erläutert das Anliegen der Ausstellungsserie: „Wir wollen mit diesem Gang durch die Jahrzehnte eine Selbsterforschung betreiben: Wer waren die politisch Verantwortlichen, wie hat man angekauft, was hat man möglicherweise verpasst?“ Zudem beabsichtige man, „nicht einfach den kunsthistorischen Kanon mit Werken aus unserer Sammlung zu belegen, sondern diesen auch zu verbreitern und unter Beweis zu stellen: Da gab es doch weit mehr als bloß die großen Namen.“ Dazu kann er aus einem reichhaltigen Reservoir schöpfen. Wie zum Beweis zählt Bis 16. 6. 2013, Di.–So., Fei. 9–17 Uhr Von Boeckl bis West. Kunst nach 1945 Landesmuseum Niederösterreich, 3100 St. Pölten, Kulturbezirk 5 T: 02742 908090-999, www.landesmuseum.net 18. 6.–8. 9. 2013, tägl. 10–18 Uhr Bessere Hälften. (Kunst)Geschichten um Paare Kunsthistorisches Museum Wien, 1010 Wien, Maria-Theresien-Platz T: 01 52524-0, www.khm.at www.k2centrope.com k2 02 | 13 Ecker eine beeindruckende Anzahl von Namen auf, die Eingang in die Ausstellung sowie den dicken Katalog finden sollen, manche davon prominent, manche völlig vergessen. Wer kann sich etwa an eine Auguste Kronheim erinnern? Die Holzschneiderin bearbeitete in einer Serie auf bitterböse Weise ein damals erschienenes Hauswirtschafts-Lehrbuch mit dem Titel „Morgen bist du Hausfrau“, das Mädchen auf ihr Erwachsenenleben vorbereiten sollte. Auch viele andere Künstlerinnen setzten sich kritisch mit Themen wie diesem auseinander – etwa Margot Pilz, Lotte Hendrich-Hassmann oder Renate Bertlmann. Darüber hinaus versucht man weitere Schneisen in das Dickicht der Sammlung zu schlagen: So widmet man der Künstlergruppe „Wirklichkeiten“, die nur durch eine Ausstellung in der Secession zu einer solchen wurde, breiten Raum – zwar fanden sich Maler wie Peter Pongratz und Martha Jungwirth bereits 1968 unter dem gemeinsamen Begriff versammelt, allerdings bestimmten sie noch bis in die frühen 1970er-Jahre wesentlich das Kunstgeschehen. Ein anderer Schwerpunkt gilt den „Neuen Wilden“: „In der Literatur werden deren Anfänge immer in die frühen 1980er-Jahre gelegt. Dabei gibt es bereits 1978 und 1979 Arbeiten, etwa von Anton Kern, Hubert Schmalix oder Siegfried Anzinger, die zeigen, dass das bereits viel früher begann“, so Ecker. Am anderen Ende des Spektrums findet sich die strenge Computerkunst, die in Otto Beckmann, Kurt Ingerl und Zelko Wiener ihre Pioniere hatte. Um die künstlerische Prominenz kommt man freilich nicht herum – Valie Export, Maria Lassnig, Arnulf Rainer, Gottfried Helnwein, Bruno Gironcoli, Peter Weibel und andere. Dass Arbeiten von heute bedeutenden Künstlern bisweilen erst spät oder bloß sporadisch angekauft wurden: Auch diese Informationen werden dem Publikum nicht vorenthalten. Eligius-Preis 2013. Schmuck in Österreich Bis 29. September 2013 MAK, 1010 Wien, Stubenring 5 T: +43 1 711 36-0, www.MAK.at Die 70er Jahre 2. Juli 2013 bis 4. Jänner 2014, Dienstag, Mittwoch, Freitag 11 bis 18 Uhr, Donnerstag 11 bis 20 Uhr, Samstag 11 bis 16 Uhr MUSA, 1010 Wien, Felderstraße 6–8 www.musa.at 19. 6. 2013, tägl. 10–18 Uhr, Mi. 10–21 Uhr Gunter Damisch Albertina, 1010 Wien, Albertinaplatz 1 T: 01 53483, www.albertina.at 20. 6.–13. 10. 2013, tägl. 10–18 Uhr, Mi. 10–21 Uhr Dekadenz. Positionen des österreichischen Symbolismus Unteres Belvedere, 1030 Wien, Rennweg 6 T: 01 79557-0, www.belvedere.at Bis 23. 6. 2013, tägl. 10–18 Uhr Tillman Kaiser. Hermetische Melancholie III Factory der Kunsthalle Krems, 3500 Krems, Steiner Landstraße 3 T: 02732 908010, www.kunsthalle.at Bis 23. 6. 2013, Di. 10–22 Uhr, Mi.–So. 10–18 Uhr LOOS. Zeitgenössisch MAK, 1010 Wien, Stubenring 5 T: 01 71136-0, www.mak.at © Benedikt Fischer Revoluzzerjahrzehnt. Feminismus, Neue Wilde, Computerkunst und „Wirklichkeiten“: Die Wiener Kunstszene der 1970er-Jahre war bunt. Eine Ausstellung im Museum auf Abruf wirft einen neuen Blick darauf – und holt auch viel Vergessenes aus dem Depot. Von Nina Schedlmayer Alle drei Jahre vom Land Salzburg vergeben, ist der nach dem Schutzpatron der Goldschmiede benannte EligiusSchmuck-Preis die bundesweit einzige Auszeichnung für zeitgenössische Schmuckkunst aus Österreich. Und mit einer Dotierung von 5.000 Euro für den Preisträger und einem Anerkennungspreis in Höhe von 2.500 Euro auch im internationalen Vergleich äußerst beachtenswert. Unter 44 Bewerbungen wählte die Jury – bestehend aus Petra Zimmermann, der Preisträgerin 2010, Elisabeth Schmuttermeier, Kustodin am MAK, und der Autorin dieser Zeilen – neun Künstler, die nach einer ersten Präsentation in der Salzburger Galerie im Traklhaus nun auch im MAK zu sehen sind: allen voran der Preisträger Benedikt Fischer (* 1984, Fraham) und Christian Hoedl (* 1975, Schwaz), der mit dem Anerkennungspreis bedacht wurde. Fischers Werk verbindet Signalwirkung mit Subtilität: Ausgangsmaterial seiner Schmuckobjekte sind Kunststoffteile, ausgeschnitten aus herkömmlichen Schutzhelmen. Mit Gravierstichel und Skalpell bearbeitet, überzieht ein raffiniertes Muster die Oberfläche, das einen optisch wie haptisch reizvollen Kontrast zum glatten Finish des Industriematerials bildet. Hoedls Arbeiten bewegen sich zwischen Schmuck, Mode und performativer Aktion. Bestehend aus textilen Bändern und Gurten, schreibt sich die Gestalt seiner Kreationen durch die Bewegtheit des Trägers in Permanenz fort. Weitere Künstler der Ausstellung sind Susanne Hammer, Wolfgang Rahs, Ulrich Reithofer, Kurt Rudolf, Ingrid Smolle, Bernhard Stimpfl-Abele und Eva Tesarik. Ein Novum der diesjährigen Ausstellung ist das ergänzende Format „retrospektiv“, das zukünftig einen von der Jury vorgeschlagenen Klassiker österreichischer Schmuckkunst oder exzeptionelle Positionen außerhalb des Wettbewerbs vorstellen möchte. Den Auftakt macht der 1940 in Wien geborene Schmuck-Denker Manfred Nisslmüller. Susanne Längle 2 Bis 23. 6. 2013, Di. 10–22 Uhr, Mi.–So. 10–18 Uhr Darüber hinaus. Kuratiert von Pae White MAK, 1010 Wien, Stubenring 5 T: 01 71136-0, www.mak.at 5 ausstellungen Ausstellung Kurz 1 Visuelle Lichtgeschichten. Fotografien von Elfie Semotan Mit ihren lyrischen Modefotografien erlangte sie internationalen Ruhm, ihre Kampagnen für Römerquelle und Palmers waren stilprägend. Die Kunsthalle Krems widmet der in New York, Wien und Jennersdorf lebenden Fotografin Elfie Semotan nun eine große Personale, die den Blick auf bisher unbekannte Facetten ihres Œuvre lenkt. Bis in die 1970er-Jahre reichen die Exponate zurück, darunter zahlreiche erstmals ausgestellte VintagePrints oder für die Kremser Schau angefertigte Erstabzüge. Wie etwa jene konzeptuellen Schwarz-Weiß-Fotografien einer frühen Reise durch das ehemalige Jugoslawien, konstruktivistisch anmutende Kompositionen aus Licht, Schatten und Struktur. Landschaften, Architekturen und Kulissen des Alltags finden sich in Semotans „visuellen Licht- und Gefühlsgeschichten“ immer wieder. Auf eindrücklich-stille Weise verbindet sie in der Puszta-Serie so unterschiedliche Systeme wie jenes der Mode und ländlicher Weltvergessenheit und schafft Schaltkreise jenseits gewohnter Wahrnehmungen. Die erstmals in konzentrierter Form präsentierte Langzeitarbeit „Division Street“ hält alltägliche Straßenszenen fest, die sich vor Semotans New Yorker Atelierfenster abspielen. Und auch jene stilllebenartigen Fotografien von Bettlaken offenbaren, wie sich biografische Faltenwürfe im scheinbar Beiläufigen ereignen. Noch andere technische Mittel nutzt die Künstlerin, um das Ausschnitthafte individueller Sichtweisen zu verdeutlichen: Mittels verfremdender Vergrößerung generiert sie aus bereits aussortierten „Wegwerffotos“ bildwürdige Sujets. Dagegen gehen in ihrer partiell mit weißer Farbe übermalten Serie „White Out“ Löschung und Hervorhebung synchron. Neben Semotans sensiblen wie direkten Porträtfotografien von Bourgeois, Lassnig, Kippenberger oder Helmut Lang spielt die Auseinandersetzung mit kulturellen Codes und Stereotypen – ob Sekretärin oder präraffaelitische Madonna – eine zentrale Rolle in ihrem Werk wie in der Ausstellung. Susanne Längle © Kiki Kogelnik Foundation, Wien/New York, 2013 Niederösterreich © Elfie Semotan, 2013 Kiki Kogelnik, „Heart“, ca. 1966 Unten: (1) Elfie Semotan, „Ohne Titel“, Wien, 1996, aus der Serie „Flowers“ (2) Elfie Semotan, „Gestreifter Schatten“, Palm Springs, 2005 Jenseits des Glaskopfes Kunst. Eine Ausstellung in der Kunsthalle Krems lädt zur Neuentdeckung des radikalen, ironischen und visionären Werks von Kiki Kogelnik (1935–1997) ein. Von Nina Schedlmayer I n der Kunst besitzen Markenzeichen die unangenehme Eigenschaft, als wenig willkommene Bumerangs zurückzukehren: Während in der Mode – siehe Missoni, Chanel und Co. – ein unverkennbares Merkmal zu höheren Absatzzahlen führt, leiden Künstler und Künstlerinnen auf lange Sicht unter einem solchen – einer differenzierten Wahrnehmung ihres Werks ist dergleichen alles andere als zuträglich. Doch während es sich etwa bei Yves Klein längst herumgesprochen hat, dass er nicht nur „der mit dem Blau“ ist, während Andy Warhol seit geraumer Zeit keineswegs ausschließlich mit seinen Marilyns assoziiert wird und sogar die heimische Feminismusikone Valie Export über ihr „Tapp- und Tastkino“ und ihre „Aktionshose Genitalpanik“ hinaus bekannt ist, wartet eine Reihe weiterer wichtiger Kolleginnen und Kollegen darauf, dass sich der Blick auf ihr Gesamtwerk weitet. Zum Beispiel Kiki Kogelnik: Die 1935 in Bleiburg geborene, 1997 in Wien verstorbene Kosmopolitin ist in gutbürgerlichen Haushalten vor allem für ihre gläsernen Köpfe wohlbekannt. Diese hatten sich irgendwann zu einem regelrechten Renner am Kunstmarkt entwickelt. Darüber war beinahe vergessen worden, dass die Wahl-New-Yorkerin weitaus bedeutendere Arbeiten produziert hatte. Während sich die einen begeistert ihre „Venetian Heads“ ins Wohnzimmer stellten, rümpften die anderen, die vermeintlichen Auskenner, ihre Nase über Kogelnik und deren vermeintliche, nun ja, Hausfrauenkunst. Dass sie in Wahrheit eben genau diesem Klischee von der kunsthandwerklich „begabten“ Frau nicht entsprach, demonstriert nun eine breit angelegte Ausstellung in der Kunsthalle Krems, kuratiert von Brigitte Borchhardt-Birbaumer und Kunsthallendirektor Hans-Peter Wipplinger. Elfie Semotan 14. Juli bis 6. Oktober 2013, täglich 10 bis 18 Uhr Kunsthalle Krems, 3500 Krems, Franz-Zeller-Platz 3 T: 02732 908010, www.kunsthalle.at Variantenreichtum als Prinzip Kogelnik, so zeigt sich, war zum Radikalen ebenso fähig wie zur Ironie, begeisterte sich für Technik ebenso wie für Mode. In ihren Gemälden, Siebdrucken, Zeichnungen, Collagen und Skulpturen nahm sie die formale Sprache der Pop-Art – sie kannte deren Vertreter von Andy Warhol über Roy Lichtenstein persönlich – auf, interpretierte sie inhaltlich jedoch um in Frauenbilder zwischen Lebensfreude, Grandezza und Schmerz. Anderswo mischte sie unbekümmert technische Apparaturen unter umherschwirrende abstrakte Formen. Eine Konstante jedoch zieht sich durch ihr Werk: die künstlerische Reflexion des Todes, häufig in scheinbar harmloser Erscheinungsform als Skelett. So zeigt eine Fotografie die Künstlerin und Szenegängerin neben einer Gerippeskulptur, beide wie alte Freunde einträchtig nebeneinander in bequemen Stühlen sitzend. Auch ihre Krebserkrankung, an der sie starb, thematisierte Kogelnik. „Diese Tödleins entstehen bis zu ihrem Tod“, erläutert Kuratorin Borchhardt-Birbaumer, die auch das zukunftsweisende Potenzial der Künstlerin unterstreicht. Ihre „Hangings“ – bunte, lebensgroße Schablonen von Personen, die sie über Kleidergerüste hängte – nahmen etwa eine frühe Arbeit von Cindy Sherman vorweg, und auch ihre nicht ganz ironiefreie Hinwendung zum Handwerklichen, Hobbykunstartigen wie etwa der Keramik oder der Glasbläserei findet ihre Fortsetzung in der Gegenwartskunst. „Kogelnik wusste, dass diese Materialien mit Kommerz einhergehen, experimentierte jedoch damit“, so Borchhardt-Birbaumer, „ihre bunten Glasköpfe spielen mit Ironie und Kitsch der Postmoderne.“ Kogelnik, die Visionärin, Kogelnik, die Feministin, Kogelnik, die Todesverächterin: Das Œuvre der Künstlerin schillert in vielen Farben. Kiki Kogelnik. Retrospektive 14. Juli bis 6. Oktober 2013, täglich 10 bis 18 Uhr Kunsthalle Krems, 3500 Krems, Franz-Zeller-Platz 3 T: 02732 908010, www.kunsthalle.at Ausstellungstipps 28. 6., 26. 7., 30. 8., 27. 9. 2013, 15.50 Uhr Az W Sommertours: Architektur-News. Kleine und große Neuigkeiten entlang der U2 Treffpunkt: MuTh, 1020 Wien, Obere Augartenstraße 1E www.azw.at © Elfie Semotan, 2013 2 6 Bis 30. 6. 2013, tägl. 10–18 Uhr, Mi. 10–21 Uhr Bosch Bruegel Rubens Rembrandt. Meisterwerke der Albertina Albertina, 1010 Wien, Albertinaplatz 1 T: 01 53483, www.albertina.at Bis 30. 6. 2013, tägl. 10–18 Uhr, Mi. 10–21 Uhr Japan und die Avantgarde. Hundertwasser Unteres Belvedere, Orangerie, 1030 Wien, Rennweg 6 T: 01 79557-0, www.belvedere.at Bis 30. 6. 2013, tägl. 10–18 Uhr Große Gefühle. Von der Antike bis zur Gegenwart Kunsthalle Krems, 3500 Krems, Franz-Zeller-Platz 3 T: 02732 908010, www.kunsthalle.at 5. 7.–13. 10. 2013, Mo. 14–19 Uhr, Di.–So. 10–19 Uhr, Do. 10–21 Uhr Simon Denny mumok, 1070 Wien, Museumsplatz 1 T: 01 52500, www.mumok.at Bis 7. 7. 2013, tägl. 11–17 Uhr Klanginstallation Michael J. Schumacher/Room Pieces Krems 2013 Klangraum Krems Minoritenkirche, 3500 Krems, Minoritenplatz 4 T: 02732 908030, www.klangraum.at Bis 8. 7. 2013, Mo., Mi.–So. 10–18 Uhr Die Arbeit des Zuschauers. Peter Handke und das Theater Österreichisches Theatermuseum, 1010 Wien, Lobkowitzplatz 2 T: 01 5128800, www.theatermuseum.at k2 02 | 13 www.k2centrope.com ausstellungen niederösterreich © LUCKY COMICS, 2013 Achdé, Lucky Luke, 2012 Unten: (1) Die Daltons (2) Alfred Kubin, „Der Waldgott“, 1933 ausstellung kurz © LUCKY COMICS, 2013 1 Wilder Westen D er Western hält in Krems einzug. Lucky Luke steht im Mittelpunkt einer ausstellung im Karikaturmuseum. ein Comic-Held in der Hochburg von Deix, Peichl und Co.? „Natürlich, Lucky Luke ist eine Karikatur auf das Westerngenre, die prominente und historische Personen mit den Stilmitteln der Karikatur hervorhebt und verfremdet“, sagt der Direktor des Karikaturmuseum Krems, Gottfried Gusenbauer. er kämpft um die anerkennung des Comics als künstlerisches Werk. „Gerade Morris und achdé sind wunderbare Karikaturisten, die zusätzlich Geschichten schlüssig erzählen.“ auf dem Comicsektor ist Lucky Luke eine große ausnahme: Der Westernheld, der auf Jolly Jumper einsam durch die Prärie reitet und die Dalton-Brüder jagt, starb nicht mit seinem „Vater“ und erfinder, dem Zeichner Morris. Dieser fand nach 55 Jahren und 88 ausgaben, in denen er abenteuer mit seinem Helden bestritt, dass es mit diesem nach seinem Tod nicht zu ende sein dürfe. ein Nachfolger als Zeichner wurde in achdé gefunden. achdé hatte schon als Kind einen klaren Berufswunsch: er wollte Lucky-Luke-Zeichner werden und kopierte die MorrisOriginale in seine Schulhefte. als ihm seine Mutter sagte, dass das nicht gehe, weil die Figur die Schöpfung eines anderen sei, konnte sie nicht ahnen, dass Morris einst auf achdé aufmerksam werden sollte, als er einen Nachfolger suchte und der junge Kollege an einer Hommage an ihn teilnahm. „Man machte einen Test mit ‚Le Cuisinier français‘, in dem ein französischer Koch den Hamburger erfand. achdé musste sich als neuer LuckyLuke-Zeichner beweisen – und es gab kaum Reaktionen, weil achdé es einfach perfekt machte“, sagt Gusenbauer. Ob die Leser den Wechsel des Zeichners nicht einmal bemerkt hatten, was wohl das größte Kompliment wäre? „Sie haben es nicht bemerkt 12. 7.–1. 9. 2013, tägl. 10–18 Uhr, Mi. 10–21 Uhr Baselitz Richter Kiefer Albertina, 1010 Wien, Albertinaplatz 1 T: 01 53483, www.albertina.at Bis 14. 7. 2013, tägl. 10–19 Uhr Meret Oppenheim Bank Austria Kunstforum, 1010 Wien, Freyung 8 T: 01 53733-26, www.kunstforumwien.at Bis 14. 7. 2013, Mo.–Fr. 9–18 Uhr, Sa., So. 10–18 Uhr Roboter. Maschine und Mensch? Technisches Museum Wien, 1140 Wien, Mariahilfer Straße 212 T: 01 89998-0, www.technischesmuseum.at www.k2centrope.com k2 02 | 13 oder nicht bemängelt, jedenfalls war dies ein gutes Zeichen – und die Verkaufszahlen und Kritiken würdigten den Nachfolger.“ Was das Karikaturmuseum Krems ab 2. Juni zeigt, sind 45 Originale von achdé, rund 350 Panels, also Teile eines Comicstreifens, sowie Skizzen und Zeichnungen, die den Schöpfungsprozess aufzeigen. Nun ist es bereits ein Jahrzehnt her, dass achdé das Zeichnen von Lucky Luke übernommen hat – und unter anderem eine ausgabe schuf, in der er alle Fragen beantwortete, die er sich selbst immer gestellt hatte: Warum singt Lucky Luke das Lied vom „poor lonesome cowboy“? Wer waren seine eltern? auch Lucky Kid ist in der Schau zu sehen. „Natürlich gehen wir auch auf Morris ein, können aber nur zwei Originale zeigen, da fast alle bei seiner Frau unter Verschluss sind“, so Gusenbauer. „ansonsten konzentriert sich die ausstellung auf achdé.“ Dass der französische Lucky-LukeSchöpfer für die auch in ihrem Umfang einzigartige ausstellung das Karikaturmuseum Krems wählte, liege vor allem daran, dass „Österreich zwar keine so große, gewachsene Comic-Kultur wie Frankreich, Belgien, die USa oder Japan hat, aber die Möglichkeit, in der Präsentation Maßstäbe zu setzen“, so Gusenbauer. Comiczeichner als Karikaturisten also: Nicht nur, dass Morris von anfang an Persiflagen auf das Westerngenre an sich und auf historische Figuren schuf. in den vergangenen Jahren waren es beispielsweise auch Barack Obama oder Céline Dion, die in Lucky-Luke-Folgen vorkamen. „Lucky Luke karikiert alle Vorstellungen von Cowboys, aber arbeitet auch mit den Mitteln der Verfremdung“, sagt Gusenbauer. „es sind durchaus gesellschaftskritische aspekte enthalten, nicht zuletzt deshalb sehen wir diese Comics ganz klar als Kunstrichtung an.“ „Einen nachbarschaftlichen Brückenschlag machen und Mitteleuropa als Ort der Moderne vermitteln, vor allem aber eine außergewöhnliche, über Jahre aufgebaute private Prager Kunstsammlung präsentieren“, das möchte der Direktor des Landesmuseums Niederösterreich, Carl Aigner, mit der Ausstellung „Unbekannte Moderne – aus Tschechien und Mitteleuropa“, wie er k2 schildert. Ab 5. Juli zeigt man dabei rund 75 Werke aus der Sammlung von Patrik Šimon, der seit mehr als 20 Jahren tschechische und mitteleuropäische Kunst mit dem Schwerpunkt 19. und 20. Jahrhundert sammelt, insbesondere Werke der Moderne. Er besitzt mittlerweile 16.000 Arbeiten, vorrangig solche auf Papier. Die Schau, die Aigner gemeinsam mit Šimon kuratiert, konzentriert sich auf die Zeit von 1889 bis zur Zwischenkriegszeit und Themen wie Traumbilder, Landschaft, Erotik und Tod und präsentiert neben renommierten Künstlern wie Rodin, Kubin, Kokoschka, Moser und Munch auch Emil Orlik, Richard Teschner, Lili Gödl-Brandhuber, František Kobliha, Vojtěch Preissig und viele mehr. „Es geht uns auch um das Entdecken unbekannter künstlerischer Strömungen um 1900 im Spannungsfeld von Naturalismus, Impressionismus, Expressionismus, Jugendstil und Abstraktion“, so Aigner. „Wir möchten akademische Sichtweisen überschreiten und eine Verortung der tschechischen Moderne möglich machen – denn nicht nur Paris war ein Ort der Moderne. Außerdem wollen wir natürlich die Bedeutung von privaten Sammlungen wie jener von Patrik Šimon für die Zivilgesellschaft aufzeigen“, beschreibt Aigner. Diese wird erstmals in Österreich präsentiert. Theresa Steininger RAiFFeiSeN-Tipp Unbekannte Moderne – aus Tschechien und Mitteleuropa 5. Juli bis 3. November 2013, Dienstag bis Sonntag, Feiertag 9 bis 7 Uhr Landesmuseum Niederösterreich, 3100 St. Pölten, Kulturbezirk 5 T: 02742 908090-999, www.landesmuseum.net RAiFFeiSeN-Tipp Lucky Luke. Neues aus dem Wilden Westen von Achdé 2. Juni bis 17. November 2013, täglich 10 bis 18 Uhr Karikaturmuseum Krems, 3500 Krems, Steiner Landstraße 3a T: 02732 908020, www.karikaturmuseum.at 14. 7.–29. 9. 2013, tägl. 10–18 Uhr Olivia Mihaltianu Factory der Kunsthalle Krems, 3500 Krems, Steiner Landstraße 3 T: 02732 908010, www.kunsthalle.at Bis 22. 7. 2013, Mo.–So 10–19 Uhr Das Gold des Az W. Die Sammlung Az W, 1070 Wien, Museumsplatz 1 T: 01 5223115, www.azw.at Bis 18. 8. 2013, Di.–So. 10–18 Uhr Maximilian von Mexiko. Der Traum vom Herrschen Hofmobiliendepot, 1070 Wien, Andreasgasse 7 T: 01 5243357, www.hofmobiliendepot.at Bis 1. 9. 2013, tägl. 10–18 Uhr IRONIMUS. Die Qual der Wahl. Von Figl bis Faymann Karikaturmuseum Krems, 3500 Krems, Steiner Landstraße 3a T: 02732 908020, www.karikaturmuseum.at © Sammlung Patrik Šimon Cowboy. Das Karikaturmuseum Krems zeigt, inwiefern „Lucky Luke“ Karikatur ist und was ihn weltweit einzigartig macht. Von Theresa Steininger Kunst um 1900 Bis 2. 9. 2013, tägl. 10–18 Uhr, Do. 10–21 Uhr, Di. geschl. Manfred Bockelmann. Zeichnen gegen das Vergessen Leopold Museum, 1070 Wien, Museumsplatz 1 T: 01 52570, www.leopoldmuseum.org 7 ausstellungen Marianne Maderna, „HUMANIMALS“, Still, 3-D-stereoskopische Animation, 2011–13 Unten: (1) Marianne Maderna, „ONE TO MUTANTS 100510 Nr. 7“, überarbeitetes Still, Animation, 2010 (2) Agnes Heginger © Marianne Maderna Niederösterreich 1 Musik Kurz Der 1926 geborene Friedrich Cerha war immer ein Unangepasster. Im Zweiten Weltkrieg schloss er sich einer Widerstandsgruppe an. Nach dem Krieg verdingte er sich zunächst als Bergführer, ehe er in Wien ein Musikund Kompositionsstudium begann, um sich bald darauf für die Verbreitung der Neuen Musik in Österreich zu engagieren. Zusammen mit Kurt Schwertsik gründete er 1958 das Ensemble „die reihe“, das sich der Werkpflege wesentlicher Komponisten der ersten und zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts annahm. Begleitend zur Marianne-Maderna-Ausstellung in der Landesgalerie für zeitgenössische Kunst Krems wird am 13. September in der Dominikanerkirche Cerhas „Eine Art Chansons“ aufgeführt. Cerha schrieb darüber 1988: „In den frühen Fünfzigerjahren stand ich avantgardistisch gesinnten jungen Malern nahe, die sich im Art-Club gesammelt hatten; ihr Vereinslokal, der ,Strohkoffer‘, wurde aber auch von jungen Dichtern (H. C. Artmann, Gerhard Rühm, Konrad Bayer etc.) frequentiert, die später mit anderen (etwa Ernst Jandl) unter dem Begriff ,Wiener Gruppe‘ subsumiert wurden. Ihre Sprachexperimente mit hochdeutschen Elementen, Dialekt, verballhornten Fremdsprachen oder auch Sprachfehlern waren mir also früh bekannt. Der Zyklus von 60 Miniaturen, in dem ich aufgrund meiner Erfahrungen nun dieses Material kompositorisch in die Hand nehmen konnte, ist vielschichtig. Er umfasst artistische Sprach- und Formspiele, AlltagsSatiren, Populär-Groteskes und Politisch-Zeitkritisches. Insgesamt hat es mich gereizt, anstelle der gepflegten Aura des Lieds die Direktheit des Chansons anzupeilen.“ Agnes Heginger, die klassischen Gesang in Wien und Jazzgesang in Graz studiert hat, wird diese Chansons zu Gehör bringen. Es spielen Mitglieder des von Cerha gegründeten Ensembles „die reihe“. Werner Schuster Eine Art Chansons. Alltags-Satiren, Populär-Groteskes, Politisch-Zeitkritisches nach Texten von Ernst Jandl und anderen – in Musik gesetzt von Friedrich Cerha 13. September 2013, 19 Uhr Landesgalerie für zeitgenössische Kunst Krems Dominikanerkirche, 3500 Krems, Körnermarkt 14 Online-Anmeldung ab 19. 8. 2013 über Startseite www.zeitkunstnoe.at © Marianne Maderna Die Direktheit des Chansons Machtspiele in 3-D Multimedial. Marianne Maderna zeigt ihre Ausstellung „HUMANIMALS“ in der Dominikanerkirche Krems. Von Roland Schöny E in einzigartiges Erlebnis aktueller Kunst als Erfahrung im Raum in 3-D bietet sich von diesem Frühsommer an in der Dominikanerkirche Krems. Im Rahmen von ZEIT KUNST NIEDERÖSTERREICH präsentiert dort die Multimedia-Künstlerin Marianne Maderna ihr außergewöhnliches Projekt „HUMANIMALS“. Basierend auf Tausenden Animationszeichnungen menschenähnlicher und animalischer, kopfloser und quallenartiger Lebewesen gleicht es einem geradezu hautnah räumlich erlebbaren und begehbaren Welttheater mit unterschiedlichen Handlungsabläufen. In Form sich wandelnder Figuren, die sich als 3-D-Projektion in der gesamten Dimension des Raums live bewegen, wirkt die Medieninstallation als dynamisches Szenario, das mit dem Publikum kommuniziert, wobei auch Witz und Ironie nicht zu kurz kommen. Zugleich kommt es zur Begegnung mit einer ähnlich beeindruckenden und mit den zahlreichen virtuellen Protagonisten der 3-D-Animation im Dialog stehenden skulpturalen Installation. Im verdunkelten Raum bevölkern die titelgebenden Mischwesen aus Mensch und Tier, die „HUMANIMALS“, die Apsis der ehemaligen Kirche in ihrer gesamten Höhe, wobei auch ihr zentrales Merkmal die Wandlungsfähigkeit ist. Doch manifestieren sich diese als fluoreszierende Umrisslinien einer kaum überblickbaren Anzahl aufeinander bezogenen Drahtfiguren, die, an gezeichnete Piktogramme erinnernd, die kühnsten Metamorphosen durchlaufen. Ganz oben – in der Sprache der Künstlerin – die „Big Rulers“, die oft wie Bohemiens mit Händen in den Hosentaschen in aufrechter Haltung dastehen und dafür sorgen, dass die anderen, je weiter unten, umso unförmiger, möglichst devot bleiben. Was sich darbietet, ist eine Installation, die sinnbildhaft Strukturen der Macht und somit Themen des menschlichen Seins unter dem Paradigma wechselnder hierarchischer Systeme, in denen nicht zuletzt das Verhältnis der Geschlechter zueinander eine maßgebliche Rolle spielt, vor Augen führt. Neue Wahrnehmungen im dreidimensionalen Raum In besonderer Weise verbindet die in Wien und Aggsbach lebende Künstlerin Marianne Maderna (* 1944) Skulptur, Zeichnung, Film und schließlich die aus der Digitaltechnologie kommende 3-D-Projektion zu einer Art Gesamtkunstwerk. Nach Ausstellungen wie in der Wiener Secession trat sie etwa durch die GraffitiPerformance „Budhinen, Christinen … “ an der Außenwand des Flakturms im Arenbergpark in Wien hervor. Als Künstlerin in mehreren Medien arbeitend, in denen sich Marianne Maderna von Anfang an und teils experimentell unterschiedlicher Methoden bedient, dehnte sie ihre Verfahrensweise zunehmend in den Raum aus. Mit ihrem Werk „HUMANIMALS“, das sie in dieser Form eigens für die Situation in der Dominikanerkirche Krems umsetzt, dringt Maderna in den historisch noch jungen Bereich jener Medienkunst vor, die als Weiterentwicklung der Kunst des Panoramas nach der Herstellung umfassender, immersiver Wahrnehmungsformen im dreidimensionalen Raum strebt. Zugleich berührt Marianne Madernas Projekt eine gegenwärtig im Bereich der bildenden Kunst zunehmend breiter geführte Diskussion. Denn im Zuge von Bestrebungen einer Neubewertung der Moderne vor dem Hintergrund von Krieg, Zerstörung und Massenvernichtung in dem aus menschlicher Sicht betrachtet nur kurzen 20. Jahrhundert stellt sich nun die Frage nach der Bedeutung des sogenannten Humanen und damit wieder die philosophische Frage nach der Natur des Menschen. Marianne Maderna. „Humanimals“ 9. Juni bis 13. Oktober 2013 Landesgalerie für zeitgenössische Kunst Krems Dominikanerkirche, 3500 Krems, Körnermarkt 14 T: 02742 908090-999, www.zeitkunstnoe.at © Maria Frodl Ausstellungstipps 2 8 Bis 6. 9. 2013, Di.–So. 10–18 Uhr adria.! sartore Museum Gugging, 3400 Maria Gugging, Am Campus 2 T: 02243 87087, www.gugging.org Bis 9. 9. 2015, tägl. 10–18 Uhr Für immer Deix! Karikaturmuseum Krems, 3500 Krems, Steiner Landstraße 3a T: 02732 908020, www.karikaturmuseum.at Bis 29. 9. 2013, tägl. 10–17 Uhr Adolf Frohner. Psycholandschaften Forum Frohner, 3504 Krems-Stein, Minoritenplatz 4 T: 02732 908010, www.forum-frohner.at Bis 8. 9. 2013, So.–Fr. 10–18 Uhr Alle meschugge? Jüdischer Witz und Humor Jüdisches Museum Wien – Palais Eskeles, 1010 Wien, Dorotheergasse 11 T: 01 5350431, www.jmw.at Bis 15. 9. 2013, Di.–So. 10–18 Uhr Blutrausch. Stefan Weber und Drahdiwaberl Wien Museum, 1040 Wien, Karlsplatz 8 T: 01 5058747, www.wienmuseum.at Bis 6. 10. 2013, Di.–So. 10–18 Uhr faces from gugging Museum Gugging, 3400 Maria Gugging, Am Campus 2 T: 02243 87087, www.gugging.org Bis 15. 9. 2013, tägl. 10–18 Uhr Meisterwerke im Fokus. Gerhart Frankl Oberes Belvedere, 1030 Wien, Prinz-Eugen-Straße 27 T: 01 79557-0, www.belvedere.at Bis 6. 10. 2013, Di.–So. 10–18 Uhr faces.! Mathias Braschler – Monika Fischer Museum Gugging, 3400 Maria Gugging, Am Campus 2 T: 02243 87087, www.gugging.org k2 02 | 13 www.k2centrope.com Ausstellungen 1 © VBK 2013 Die Damen, „Smartforum“, 1990, Damen Magazin, Foto: Wolfgang Woessner Unten: (1) Bieretikett „Damen Bier“, Foto: Wolfgang Woessner (2) „Die Damen im Paradies“, 1994, Foto: Michael Kammeter Niederösterreich Ausstellung Kurz Starkes Bier der Damen Smartforum international Feminismus. Eine Retrospektive in der Landesgalerie für zeitgenössische Kunst St. Pölten. Von Brigitte Borchhardt-Birbaumer S ie waren das glamouröseste Teamwork im erweiterten Kunstbegriff von 1987 bis 1996: Ona B., Evelyne Egerer, Birgit Jürgenssen und Ingeborg Strobl nannten sich mit ironischem Blick auf die hierarchisch-maskulin bestimmte Kunstszene DIE DAMEN; auch weil sie den damals stattfindenden Rollenwechsel der Yuppiegeneration zu weiblichen Führungskräften in der Wirtschaft nicht nur mit Hosenanzug subtil konterkarierten. Subversiv eröffneten sie eine neue und bis heute wirkende Phase des Feminismus und der Performance voll Poesie, Ironie und Wortspiel, mit perfekten Auftritten und Masken an ausgesuchten Orten. Neben Anregungen aus Dada, Surrealismus und von den anonym agierenden Guerrilla Girls in den USA war die Gründung Folge des Protests gegen die Veranstaltung „Wirtschaft und Kunst“ und der bis heute nötige Kampf um Sichtbarkeit der Künstlerinnen in der Gesellschaft und am Kunstmarkt. Vier bereits etablierte Individualistinnen fügten sich einige Jahre in kollektives Tun, um ihrer Variante des Aktionismus Sinnlichkeit, Spiellaune und Partizipation des Publikums beizumengen. Die erfrischenden Methoden der „Kunstdenunziantinnen“ mit Stil waren zudem bemüht, Kunstproduktion in Form von Multiples und Editionen für alle leistbar zu machen. Keine Kompromisse im ästhetischen Erscheinungsbild Nach einem ersten Auftritt im Restaurant des Westbahnhofs 1988 als „Die vier neuen Mitglieder des ersten Wiener Männergesangvereins“ mit einer Fotopostkarte von Leo Kandl als ironischer Stellungnahme gegen die Inszenierung männlicher Avantgardisten durch Christian Skrein kam die viel beachtete Aktion „Postmodern“ im Hauptraum der Secession 1989. DIE DAMEN verkauften, stempelten und verpackten ihr nach einer Haarreklame gestyltes Gruppenporträt als Viererpostamt, sie erfanden einen neuen Künstlertypus, eine Ehrennadel (verliehen im Freihaus) und einen 1. Türkischen Kunst-Sport-Preis 1990 anlässlich der Ankara-Biennale. Dass dieser von einem echten Asian-European Art-Prize der Biennale gefolgt wurde, glaubte den mit inszenierten Fotografien Wolfgang Woessners zurückgekehrten, von Ministerin Hilde Hawlicek empfangenen Beiträgerinnen keiner mehr; die Kulturtechnik des Reisens beleuchteten sie trotzdem exzellent. Nachzulesen in einem Magazin und einem Dokumentarband im Folio Verlag 1995. Transgender – transkulturell – postkolonial 1992 kam den DAMEN, trotz eines weiteren Preises und kulturpolitischer Beachtung ihrer Aktionen, Ingeborg Strobl abhanden und aus vielseitigem Angebot wurde Konzeptkünstler Lawrence Weiner als Ersatzposition ausgewählt. Zuletzt legte er sich dann auch den zweiten Vornamen Catherine zu. Mit seinem Motto „Böse ist besser“ trat die (Transgender-)Gruppe in Venedig zur 45. Biennale an: In Matrosenkleidern war das Quartett auf vielen Plakaten und Postkarten in der ganzen Stadt zu sehen, in neuem Outfit kam es zur Taubenfütterungsaktion am Markusplatz vor dem Ort der Ausstellung. Ohne Weiner wurde „To Bitch Is To Be“ auch in Tokio von museum in progress als „transkulturelle Recherche zu Frage und Gegenstand des Bösen“ fortgesetzt und DIE DAMEN schulterten zuletzt im Paradies eine Riesenschlange des Schönbrunner Tierparks. Oft ist neben Sinn für Poesie auch der Kitsch Transportmittel für neue Ideen, wie etwa bei Jeff Koons. Die Retrospektive hält nicht nur zur Eröffnung irritierende Überraschungen bereit. DIE DAMEN. Ona B., Evelyne Egerer, Birgit Jürgenssen, Ingeborg Strobl, Lawrence Weiner 22. Juni bis 3. November 2013, Dienstag bis Sonntag 9 bis 17 Uhr Landesgalerie für zeitgenössische Kunst St. Pölten Landesmuseum Niederösterreich, 3100 St. Pölten, Kulturbezirk 5 T: 02742 908090, www.zeitkunstnoe.at © VBK 2013 © VBK 2013 Vertragen sich Kunst und Werbung? Einerseits verfolgt Kunst keinen praktischen Zweck, andererseits beweist etwa die Humanic-Werbelinie ab den 1970erJahren (Stichwort „Franz“), dass eine Zusammenarbeit von Künstlern mit Wirtschaftsunternehmen sehr wohl funktionieren kann. Auch die von den DAMEN. Wobei in diesem Fall nie klar unterschieden werden kann, ob die Künstlerinnengruppe für ein Produkt wirbt oder das Produkt für die Künstlerinnengruppe. Ob Austrian Airlines, Citroën, Diners Club, L’Oréal oder Vienna International Airport – die Attraktivität der Produkte wird durch die Settings, in denen sich DIE DAMEN inszenieren, eher konterkariert als forciert. Ist etwa der von den DAMEN in einem Inserat inszenierte Bad-Hair-Day tatsächlich dazu angetan, bestimmte Haarkosmetikprodukte anzupreisen? Für die Ausstellung in St. Pölten gibt es jedenfalls eine Kooperation mit der Firma „Schremser Bier“. Auf Flaschenetiketten ist ein Foto der DAMEN abgebildet, auf dem sie – eher schlampig gekleidet – freudlos Hausfrauenarbeit verrichten. Versehen ist der Aufkleber mit dem Schriftzug „Damen Bier extra stark“. Einen Hinweis auf die Ausstellung (oder die Brauerei) findet man nicht. Die Ausstellung wird allerdings auf einer von zwei Bierdeckel-Serien beworben. Auf der Rückseite. Auf der Vorderseite sieht man unter dem Slogan „Böse ist besser“ die DAMEN in den Posen „Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen“ (sowie den Künstler Lawrence Weiner anstelle von Ingeborg Strobl, den „Stinkefinger“ zeigend). Auf ihre Ausstellung weisen die DAMEN auch mit zwei Plakaten hin, auf denen sie sich in der Natur inszeniert haben und die auf einer verschwindend kleinen Grüninsel im Regierungsviertel aufgestellt werden. Und wieder ist nicht klar: Ist das Werbung oder eine künstlerische Intervention? Natürlich beides! Werner Schuster 2 Bis 13. 10. 2013, tägl. 10–18 Uhr Gottfried Helnwein Albertina, 1010 Wien, Albertinaplatz 1 T: 01 53483, www.albertina.at Bis 27. 10. 2013, Mi.–So., Fei. 10–17 Uhr Egon Schiele Museum 3430 Tulln, Donaulände 28 T: 02272 64570, www.egon-schiele.eu www.k2centrope.com k2 02 | 13 Bis 27. 10. 2013, So.–Do. 10–18 Uhr, Fr. 10–14 Uhr Tselem ve Tsilum. Fotografie und Abbild – eine Installation von Tatiana Lecomte Jüdisches Museum der Stadt Wien am Judenplatz, 1010 Wien, Judenplatz 8 T: 01 5350431, www.jmw.at Bis 31. 10. 2013, Di.–Fr. 9–12, 14–17 Uhr, Sa. 10–13 Uhr Credo – Der Glaube in der Kunst Diözesanmuseum St. Pölten, Domplatz 1, 3100 St. Pölten T: 02742 324331, www.dz-museum.at Bis Anf. Nov. 2013, Di.–So., Fei. 9–17 Uhr Klänge der Regionen Klangturm St. Pölten, 3100 St. Pölten, Kulturbezirk 1 T: 02742 908050, www.klangturm.at Bis 3. 11. 2013, tägl. 10–18 Uhr Süße Lust. Geschichte(n) der Mehlspeise Museumszentrum Mistelbach/Lebenswelt Weinviertel, 2130 Mistelbach, Waldstraße 44–46 T: 02572 20719, www.mzm.at 9 Wissenschaft 2 © Donau-Universität Krems © NDU St. Pölten 1 © ALWS Niederösterreich Forum Campus Krems, Foto: Suzy Stöckl Unten: (1) Studenten der New Design University St. Pölten, (2) Labyrinth vor dem Tagungszentrum des Wittgenstein Symposiums in Kirchberg am Wechsel Forschung: Fortschritt und mehr Forschungszentren. Wie hat sich das Bauernleben in den vergangenen Jahrzehnten verändert? Welche Herausforderungen bringen Migration und Globalisierung? Wie passen moderne Architektur und traditionelle Kleinstädte zusammen? Das sind nur einige der vielen Fragen, die Wissenschaftler in Niederösterreich beantworten wollen. Von Lukas Plank F orschung ist überall. Sie steckt in jedem Smartphone, jedem medizinischen Gerät, jedem Auto. Doch Forschung ist mehr als Technik. Sie muss nicht immer zu neuen Geräten führen – sie kann uns auch helfen, uns selbst, andere und unsere gemeinsame Vergangenheit besser zu verstehen. Joachim Rössl, Leiter der Abteilung Wissenschaft und Forschung des Landes Niederösterreich, ist überzeugt, dass die Grundlagenforschung, und hier speziell die Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften, weiter gefördert werden müssen: „Ohne freie, primär vom Wunsch nach neuer Erkenntnis getriebene Forschung ist substanzieller Fortschritt nicht möglich. Wenn wir an die Option einer ständigen Weiterentwicklung glauben, muss die öffentliche Hand dafür risikobereit sein und Mittel zur Verfügung stellen.“ Aktuell ist laut Rössl ein Kompetenzzentrum für Kulturgeschichte und Sammlungswesen an der Donau-Universität Krems geplant. In Raabs an der Thaya, nahe der tschechischen Grenze, soll sich außerdem ein Zentrum für Zeitgeschichte etablieren. „Dieses könnte ein Leuchtturm der grenzüberschreitenden Kooperation im Bereich der Geisteswissenschaften werden.“ Geschichte verstehen Geschichtliches untersuchen Forscher an vielen anderen Standorten in Niederösterreich. Zum Beispiel am Institut für Geschichte des ländlichen Raumes. Seit 2002 beschäftigen sich hier bis zu sechs wissenschaftliche Mitarbeiter damit, wie Menschen in verschiedenen Zeiten und Orten im ländlichen Raum arbeiteten und lebten. In den vergangenen Jahren beleuchtete man dabei unter anderem die Landwirtschaftspraxis im Nationalsozialismus oder auch die Anfänge des Biolandbaus in Österreich. Zudem hat die European Rural History Organisation ihren Sitz hier in St. Pölten. Besonders stolz ist Institutsleiter Ernst Langthaler auf das Projekt zu den Landwirtschaftsstilen in Niederösterreich von 1945 bis 1980. Die Ergebnisse dieses Projekts könnten laut Langthaler sogar dazu führen, dass Lehrbücher umgeschrieben werden müssen. „Darstellungen behaupten, dass der selbstgenügsame Bauer vom marktorientierten Landwirt einfach abgelöst wurde“, sagt Langthaler. „Wir haben aber festgestellt, dass viele Betriebsinhaber beides zugleich waren – Bauer und Landwirt. Neben dem oftmals beschriebenen ,Bauernsterben‘ gab es eine erstaunliche Überlebensfähigkeit, ein Balancieren zwischen Autonomie und Abhängigkeit.“ Vernetzt forschen Während Institute bisher häufig weitgehend unabhängig voneinander geforscht haben, glaubt Langthaler, dass Forschungskooperationen in Niederösterreich in den kommenden Jahren häufiger werden. Gründe dafür seien vor allem neue Förderinstrumente, aber auch die wissenschaftliche Neugierde. „Es macht durchaus Sinn, wenn Wissenschaftler mit unterschiedlichem Background zusammenkommen und verschiedene Sichtweisen aufeinandertreffen. Durch diesen spannenden Austausch kann viel Neues entstehen.“ Ganz im Zeichen des wissenschaftlichen Austauschs steht auch das Internationale Ludwig Wittgenstein Symposium. Jedes Jahr diskutieren führende Philosophen und Geisteswissenschaftler philosophische Themen und die Philosophie Ludwig Wittgensteins in Kirchberg am Wechsel. Seit 2009 findet vor der Symposiumswoche außerdem die Wittgenstein Summerschool statt, die vor allem von Studierenden besucht wird. Aktuelle Herausforderungen meistern Andere wissenschaftliche Einrichtungen wollen sich besonders intensiv mit gegenwärtigen und zukünftigen Herausforderungen auseinandersetzen. So zum Beispiel das Department für Migration und Globalisierung der Donau-Universität Krems. Hier hat man es sich zur Aufgabe gemacht, für besseres gegenseitiges Verständnis zu sorgen sowie Lebensqualität und sozialen Zusammenhalt zu sichern – einerseits durch mehrere Lehrgänge und Seminare, andererseits auch durch Grundlagen- und anwendungsorientierte Forschung. Bestehende Ressourcen nutzen An der New Design University in St. Pölten dagegen will man in Zukunft verstärkt die Rolle der Kleinstadt untersuchen. „Wenn heute über städtisches Leben diskutiert wird, redet man meist über Shanghai, Dubai und bestenfalls Istanbul. Dabei spielen Kapitalinteressen eine große Rolle“, sagt Stephan Schmidt-Wulffen. „Aber das geht völlig vorbei an unseren Traditionen – unsere Städte haben Kultur und Geschichte als größtes Kapital“, so der Rektor weiter. „Anstatt große Einkaufszentren am Stadtrand zu bauen, sollte man sich fragen, wie man das Bestehende besser nutzen und mit neuen Ideen verbinden kann.“ Die Erforschung unseres kulturellen Umfelds stellt entscheidende Weichen für künftige Entwicklungen: „In einer stark technikorientierten Zeit dürfen die Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften als Fundament europäischer Kultur nicht in den Hintergrund gedrängt werden“, ist Joachim Rössl überzeugt. www.forschungsatlas.info www.noe.gv.at/wissenschaft www.viennaregion.at Ausstellungstipps RaiFFeisen-TIpp Bis 17. 11. 2013, tägl. 9–17 Uhr A. D. 313. Von Carnuntum zum Christentum Museum Carnuntinum, 2405 Bad Deutsch-Altenburg, Badgasse 40–46 T: 02163 3377-0, www.carnuntum.co.at Bis 3. 11. 2013, tägl. 9–18 Uhr Niederösterreichische Landesausstellung 2013: Brot & Wein Urgeschichtemuseum Asparn a. d. Zaya, 2151 Asparn a. d. Zaya, Schlossgasse 1 Ausstellungsgelände, 2170 Poysdorf, Brünner Straße 28 T: 02552 3515-30, www.noe-landesausstellung.at Bis 10. 11. 2013, Mo.–Fr. 9–17 Uhr, Sa., So., Fei. 9–18 Uhr Das Indien der Maharadschas Renaissanceschloss Schallaburg, 3382 Schallaburg 1 T: 02754 6317-0, www.schallaburg.at 10 Bis 17. 11. 2013, tägl. 9–17 Uhr Archäologischer Park Carnuntum 2404 Petronell-Carnuntum, Hauptstraße 1a T: 02163 3377-0, www.carnuntum.co.at Bis 17. 11. 2013, tägl. 9–17 Uhr Gladiatoria Carnuntina. Welt der Arena Amphitheater Bad Deutsch-Altenburg, 2405 Bad Deutsch-Altenburg, Wiener Straße T: 02163 3377-0, www.carnuntum.co.at Bis 26. 1. 2014, Di.–So., Fei. 9–17 Uhr Hl. Leopold. Mensch, Politiker, Landespatron Landesmuseum Niederösterreich, 3100 St. Pölten, Kulturbezirk 5 T: 02742 908090-999, www.landesmuseum.net Bis 6. 4. 2014, tägl. 10–17 Uhr Raffael Rheinsberg. Die Seele der Dinge Kunstraum Stein, 3504 Krems-Stein, Minoritenplatz 4 T: 02732 908010, www.kunsthalle.at Bis 17. 11. 2013, tägl. 9–17 Uhr Im Lot. Gebaute Geschichte in Carnuntum Kulturfabrik, 2410 Hainburg a. d. Donau, Kulturplatz 1 T: 02163 3377-0, www.carnuntum.co.at k2 02 | 13 www.k2centrope.com Wissenschaft Unten: (1) Stift Göttweig (2) Die Kunsthistoriker Artur und Monika Rosenauer mit Ruth und Engelbert Wenckheim (Ottakringer Bier) beim Wein (!) © Rafaela Pröll © SpringerWienNewYork Niederösterreich 1 Wissenschaft © Rafaela Pröll Kurz 2 Wichtig, dass sie da sind Forschung. Die Zukunft Europas entscheidet sich in der Aufbereitung der Künste und in der Qualität der Wissenschaften. Viele Prognosen steigern gerne belächelte Gebiete zur Kern- und Existenzfrage unseres Kontinents. Von Christian Bauer N icht nur Forschung passiert in den vielseitigen Landschaften um Wien, zahlreiche Akteure haben auch ihren Lebensmittelpunkt temporär oder für immer in Niederösterreich gewählt. „Sei es, dass sie hier ihre Elternhäuser haben, von weit her zugezogen sind oder es sie ganz im Gegenteil in jene Fernen getrieben hat, nach denen der weite Geist der Wissenschaft nun einmal giert und gieren muss“, fasst Martin Haidinger die Bandbreite zusammen. Fotos voller Schüchternheit Nach der großzügigen Darstellung der Künstlerateliers folgen die Wissenschaften Niederösterreichs in einem ebenso ambitionierten Buchprojekt. Joachim Rössl formuliert im Vorwort dann auch jene Rahmenhandlung, die eine gewaltige Entwicklung der Künste wie der Wissenschaft bis heute begünstigt. Dass nämlich die mit 1. Jänner 1922 vollzogene Trennung nie bei den Menschen ankam. Heute bildet Niederösterreich nicht nur mit Wien, sondern seit den 1990ern auch als neues Zentraleuropa eine untrennbare Einheit. Vergleicht man die Menschen, die in Niederösterreich leben und forschen, mit den Künstlerinnen und Künstlern des Landes, so liegt der Altersschnitt bei Ersteren rund zwei Jahrzehnte weiter. Was in anderen Sparten schon den Wohnort als malerischen Alterssitz ausweisen würde, beschreibt in der Forschung oft den Höhepunkt der Karriere. Dies ist aber nicht der einzige eklatante Unterschied: Die Wissenschaftler sind nicht nur weniger an die Kamera gewöhnt, sie sind geradezu fotoscheu. Das verleiht den Bildern von Rafaela Pröll einen eigentümlichen Reiz. Oft sind hier Menschen fotografiert, die augenscheinlich nicht fotografiert werden wollen. Die Forschung durchzieht sämtliche Winkel des Landes und deckt nahezu alle existierenden Gebiete ab. Die Geisteswissenschaften sind mit einer Reihe prägender Persönlichkeiten verwurzelt. Auch wichtige Kunsthistoriker finden sich darunter. Mit dem ältesten beginnend ist hier Floridus Röhrig (geb. 1927) zu nennen, der als Augustiner-Chorherr ein halbes Jahrhundert lang die prägende Gestalt des Stiftes Klosterneuburg und so mancher Landesausstellung gewesen ist. Als geistlicher Kunstwissenschaftler ist er nicht alleine. Auch Martin Lechner, Pater des Stiftes Göttweig, ist mit einem Juwel unter Niederösterreichs Klöstern verwachsen. Er beschäftigte sich ausführlich mit dem Entschlüsseln von Bildinhalten in der Ikonografie. Dem gleichen Jahrgang gehört Artur Rosenauer, Doyen der Kunstgeschichte in Österreich, an. Der Schüler des legendären Otto Pächt publizierte 1975 seine Habilitation zum Frühwerk Donatellos. Die bald angekündigte Monografie zum Gesamtwerk Donatellos erschien 1993, ebenso wie wenig später seine Studien zum Werk Michael Pachers, die mit der Ausstellung in Neustift bei Brixen 1998 gekrönt wurden. Rosenauer war auch ein wichtiger Lehrer am Institut für Kunstgeschichte, bevor er 2008 emeritierte. Was macht Rosenauer im Schmidatal: Er ist mit 38 Jahren dorthin zurückgekehrt, wo er geboren wurde. „Mein Familienhaus steht unten neben der spätgotischen Kirche. Die Mauer dort vorne wurde am Tag der Papstwahl Johannes Pauls I. errichtet.“ Die Arbeiter wollten damals eine „ordentlich“ hohe Mauer als Sichtschutz errichten. Das wollte Rosenauer nicht: „Ich will den Horizont sehen und den Blick auf die Weite der Landschaft haben.“ Diese und 71 andere Geschichten ergeben ein Stück Forschungsrealität in Österreich. Dass diese oft die Schönheit der Welt zum Forschungsinhalt erhebt, ist dabei kein Zufall. Land schaf[f]t Wissen / Research[in]g the Region Leben und Forschen in Niederösterreich / Life and Science in Lower Austria 340 Seiten, 482 Abbildungen in Farbe, Hardcover Springer Verlag, ISBN 978-3-70911-248-9, 49,95 € Auszug geistes-, sozialund kulturwissenschaftlicher Einrichtungen in Niederösterreich: Donau-Universität Krems Fakultäten: Gesundheit und Medizin; Wirtschaft und Globalisierung; Bildung, Kunst und Architektur www.donau-uni.ac.at Institut für Realienkunde des Mittelalters und der frühen Neuzeit (Krems/Donau) Schwerpunkt: Erforschung der Vielfalt menschlicher Lebensgestaltung, ausgehend von der materiellen Kultur www.imareal.sbg.ac.at Institut für jüdische Geschichte Österreichs (St. Pölten) Schwerpunkt: Geschichte und Kultur der Juden in Österreich vom Mittelalter bis zur Gegenwart www.injoest.ac.at Institut für Geschichte des ländlichen Raumes (St. Pölten) Schwerpunkt: ländliche Gesellschaften Europas vom 19. bis zum 21. Jahrhundert www.ruralhistory.at NÖ Landesarchiv und Institut für Landeskunde (St. Pölten) Schwerpunkte: u. a. zeitgeschichtliche Forschung; Migrationsforschung www.noe.gv.at/Bildung/Landeskundliche-Forschung/Institut-fuerLandeskunde.wai.html sowie http://www.noe.gv.at/Bildung/Landesarchiv-.wai.html New Design University (St. Pölten) Fakultäten: Technik; Gestaltung www.ndu.ac.at Internationales Wittgenstein Symposium (Kirchberg am Wechsel) Schwerpunkte: philosophische Themen; Philosophie Ludwig Wittgensteins www.alws.at/de/index.php/symposium/ Ludwig-Boltzmann-Institut für Kriegsfolgen-Forschung (Raabs/Thaya) Schwerpunkte: niederösterreichische Zeitgeschichte; gemeinsame Geschichte Österreichs und Tschechiens www.bik.ac.at International Institute for Applied Systems Analysis – IIASA (Laxenburg) Schwerpunkte: Energie und Klimawandel; Ernährung und Wasserversorgung; Armut und Verteilungsgerechtigkeit www.iiasa.ac.at Niederösterreichische Landesakademie (St. Pölten) Schwerpunkte: Bildung und Talente; Soziales und Generationen www.noe-lak.at Festivaltipps 14.–16. 6. 2013 Nova Rock 2013 2425 Nickelsdorf, Pannonia Fields II T: 01 96096, www.ticketbox.at 21.–23. 6. 2013 Donauinselfest 2013donauinselfest.at 29. 6.–1. 9. 2013 Film Festival Rathausplatz, 1010 Wien www.wien-event.at www.k2centrope.com k2 02 | 13 6. 7.–1. 8. 2013, 20 Uhr Die lustigen Weiber von Windsor operklosterneuburg, 3400 Klosterneuburg, Kaiserhof Stift Klosterneuburg T: 01 96096, www.ticketbox.at 12.–21. 7. 2013, 19 Uhr Teatro Barocco Altenburg: „Pygmalion“ und „Die Hochzeit auf der Alm“ Stift Altenburg, 3591 Altenburg, Abt-Placidus-Much-Straße 1 T: 01 96096, www.teatrobarocco.com 11. 7.–29. 8. 2013 Literaturfestival O-TÖNE Museumsquartier Wien, 1070 Wien, Museumsplatz 1 T: 01 5235881, www.mqw.at 9. 8.–15. 9. 2013 Allegro Vivo Festival: „It’s magic“ Britannia Div. Veranstaltungsorte T: 02982 4319, www.allegro-vivo.at RaiFFeisen-TIpp 3. 7. 2013, 20.30 Uhr Elīna Garanča & Friends – Open Air Stift Göttweig, Stiftshof, 3511 Furth/Göttweig T: 01 96096, www.ticketbox.at 11 ausstellungen NAchruf © Landesmuseum Niederösterreich Niederösterreich Nikolaus Gansterer, „Thinking Drawing Diagram“, 2011 Unten: Christa Hauer, Foto: Helmut Lackinger Am 21. März 2013 ist mit dem Tod von Christa Hauer ein wichtiges Kapitel österreichischer Kunstgeschichte geschlossen. Niederösterreichs legendäre Dynastie der „Künstler, Sammler und Mäzene“1 ist Geschichte. Begonnen hat alles mit dem Großvater, der aus dem Nichts zu einem der größten Sammler seiner Zeit aufgestiegen ist. Die Geschichte des Franz Hauer empfiehlt sich eindringlich für eine Verfilmung. Der Sohn eines Briefträgers in Weißenkirchen/Wachau, eines von insgesamt 16 Kindern, von denen nur drei die ersten Jahre überlebten, wird Fleischerlehrling und arbeitet als Hausknecht im „Hotel zur Rose“ in Krems. Er übernimmt nach seiner Hochzeit das „Griechenbeisl“ in Wien und macht es gesellschaftlich zu einem internationalen Szenetreff: Zugleich wird es durch den begnadeten Manager (er setzt bald einen Geschäftsführer für das Tagesgeschäft ein) zu einer Goldgrube, die das finanzielle Auskommen der Familie dauerhaft sichert. Seine große Liebe gilt der Kunst, von 1912 bis 1914 ist er der wichtigste Schiele-Sammler überhaupt. In den letzten Jahren seines Lebens entsteht eine gewaltige Sammlung von Werken zahlreicher bedeutender Künstler, darunter Albin Egger-Lienz, Oskar Kokoschka und Anton Faistauer, die im Jahr 1920 zum größten Teil auf dem Auktionsweg verkauft wird. Leopold Hauer, Franz Hauers Sohn, fügt der Sammlertätigkeit seines Vaters eine Künstlerkarriere hinzu, die auch den Filmbereich mit einschließt. Hauer arbeitet für G. W. Pabst an Filmprojekten der Neuen Sachlichkeit und ist Gründer und Programmleiter des KünstlerhausKinos in Wien. In diese Atmosphäre wird Christa Hauer hineingeboren. Sie setzt die Familientradition als Künstlerin und Sammlerin zeitgenössischer Kunst fort. Christa Hauer-Fruhmann hat überdies durch die Gründung und den Betrieb der Galerie im Griechenbeisl (1960–1971) genauso wie durch ihr Engagement auf Schloss Lengenfeld, wo sie gemeinsam mit ihrem Ehemann Johann Fruhmann ab 1970 ein lebendiges Kunstzentrum realisiert, einen wichtigen Anteil an der Förderung und Aufarbeitung des zeitgenössischen künstlerischen Schaffens. Anfangs hätte Hauer Filmschauspielerin werden wollen, schwärmt für Marlene Dietrich und spielt Hollywood-Rollen durch. Das Styling bleibt. An der Akademie behält sie ihr „Marlene-Dietrich-Outfit“, ihre roten Fingernägel und ihre Aufmüpfigkeit. „Die anderen Studenten kamen alle in weißen Stutzen und Trachtengewand auf die Akademie und tanzten in den Pausen Volkstänze“, sagt sie später. In den 1950er-Jahren reist Hauer nach New York und Chicago, um dort ActionPainting, wilde informelle Malerei, zu studieren und die abstrakte Malerei für sich zu erschließen. Die Förderung der Künstlerinnen bleibt ein Kernanliegen der Feministin. Die Ausstellung „Mimosen Rosen Herbstzeitlosen. Künstlerinnen. Positionen 1945 bis heute“ als Ausstellung und umfassendes Buch ist wohl ihr diesbezügliches Hauptwerk. Großartig in ihrer Unbeirrtheit, schwierig in ihrer Sturheit (beides gehört wohl zusammen) ist mit Christa Hauer eine bemerkenswerte Individualistin verloren gegangen. Als Künstlerin, Feministin, Sammlerin und Partylöwin (Lengenfeld war Schauplatz legendärer Feste) wird sie in Erinnerung bleiben. Christian Bauer 1 Titel der gleichnamigen Ausstellung in der Kunsthalle Krems 1996 12 © Hasselblad H3D Dreigestirn am Kunsthimmel: Christa, Leopold und Franz Hauer Denkfigurenlabor Übersetzung. Der Kunstraum Niederösterreich widmet einmal im Jahr einem aufstrebenden jungen Künstler eine Einzelausstellung. Nikolaus Gansterer verwandelt den Raum in ein Metadiagramm. Von Elvira M. Gross Z eigen und Sagen – eine einfache Beziehung? Dazu ein kleines Experiment: Fertigen Sie eine Zeichnung Ihrer Gedanken an und bitten Sie einen Menschen Ihrer Wahl um seine Interpretation. Sie werden staunen, was daraus wird. Ein Gedanke kleidet sich für gewöhnlich in Worte, um begriffen zu werden. In der Zeichnung bleibt er offen – und wird fortgesponnen. Wie werden Gedanken manifest? Nikolaus Gansterer, Jahrgang 1974, hat sich dem Phänomen des Wahrnehmens verschrieben: dem Denken zeichnerisch auf die Spur zu kommen, damit zu experimentieren, neue Räume zu öffnen. „Die spielerische, essayistische Offenheit seiner Kunst ist wegweisend“, so die künstlerische Leiterin Christiane Krejs. Ein Schlüsselwerk ist Nikolaus Gansterers 2011 veröffentlichtes Künstlerbuch „Drawing a Hypothesis“ (Springer Wien/New York), das nach zweijähriger Forschungsarbeit an der Jan van Eyck Academie in Holland entstanden ist. Es geht darin um „diagrammatisches Denken“, den Zusammenhang zwischen Zeichnung und ihrer Wahrnehmung in unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen. Gansterer lässt ein Set an entworfenen (fiktionalen) Diagrammen von unterschiedlichen Wissenschaftlern, Theoretikern und Künstlern mit Unterschriften oder Begleittexten versehen. Daraus entsteht ein Index an Figuren als „Grammatik des Denkens“. Eine grafische Darstellung von Daten oder Informationen dient unterschiedlichen Fachgebieten als anschauliches Mittel, um einen Sachverhalt aufzuzeigen. Daraus wiederum lassen sich Hypothesen ableiten – zumindest für diejenigen, die zu lesen wissen. Das Ergebnis? Keine Defini- tion oder Antwort, vielmehr entstehen wieder neue Fragen, die Gedanken weiterführen, Impulse, die neuerliche Impulse auslösen. Den spielerischen Standpunkt im Raum definiert sich dabei jeder selbst, er bleibt beweglich. „Sagen, Zeigen, Benennen und Erkennen sind nur Übersetzungsprozesse, die auf vielen Ebenen miteinander verbunden sind“, so der Künstler. Wahrnehmen – eine biologische Kettenreaktion, ein permanenter Dialog Gansterers Kunst – Zeichnung, Installation und Performance – wirkt wie ein poetisches Moment im wissenschaftlichen Kontext. Im Grunde ist Kunst ein fortwährendes prozessuales Sichbeziehen, da kein Gedanke, kein Modell für sich steht und was wir denken, sich aus dem herauskristallisiert, was wir geworden sind. „Eigenständige Subjekte“, so Nikolaus Gansterer, „sind wir natürlich auch, aber eine Reihe biologischer wie geistig-sozialer Vorfahren steht hinter uns, deren Einfluss unser Wahrnehmen rhizomartig erweitert.“ Da klare Ordnungsstrukturen, geschlossene Systeme irgendwann zu bröckeln beginnen, kommt das Objektive immer mehr abhanden: Jeder Körper im Raum verändert das Experiment, zumindest feinstofflich. Überlegungen, die auch hinter dem Ausstellungstitel „When thought becomes matter and matter turns into thought“ stehen. „Jeder Gedanke“, so Gansterer, „ist eine biologische Kettenreaktion von Enzymen und Strömen, das ist immer Materie, man benennt etwas, um es scheinbar auseinanderzuhalten.“ Zeichnen zeichnet Gedanken. Aus? Nikolaus Gansterer. When thought becomes matter and matter turns into thought 7. Juni bis 27. Juli 2013 Kunstraum Niederösterreich, 1010 Wien, Herrengasse 13 T: 01 902422111, www.kunstraum.net Zur Eröffnung am 6. Juni 2013, 19 Uhr, erscheint ein Katalog. Es spricht dazu Andreas Spiegl. Bühnentipps 2. 6. 2013, 18 Uhr Milli Bitterli: I did once a piece (walk + talk) Festspielhaus St. Pölten, 3100 St. Pölten, Kulturbezirk 2 T: 01 96096, www.ticketbox.at 2. 6.–30. 9. 2013 Sommerbühne 2013 Theater am Spittelberg, 1070 Wien, Spittelberggasse 10 T: 01 5261385, www.theateramspittelberg.at 8. 6. 2013, 20 Uhr Thomas Stipsits & Manuel Rubey: Triest Filmhof Wein4tel, 2151 Asparn/Zaya, Kirchengasse 5 T: 01 96096, www.ticketbox.at Bis 2. 6. 2013, 18 Uhr Wagners Ring an einem Abend Volksoper Wien, 1090 Wien, Währinger Straße 78 T: 01 96096, www.ticketbox.at 6.–7. 6. 2013, 20 Uhr Stermann & Grissemann Die Bühne im Hof, 3100 St. Pölten, Julius-Raab-Promenade 37 T: 01 96096, www.ticketbox.at 12. 6.–1. 9. 2013 Tschauner Bühne: Saison 2013 Tschauner Bühne, 1160 Wien, Maroltingergasse 41 T: 01 9145414, www.tschauner.at 15. 6. 2013, 19.30 Uhr Bülent Ceylan Wiener Stadthalle, Halle D, 1150 Wien, Dr.-Roland-Rainer-Platz, Eingang Märzpark T: 01 96096, www.ticketbox.at k2 02 | 13 www.k2centrope.com Ausstellungen Hermann Nitsch, 60. Malaktion, 2011 Unten: Hermann Nitsch, „Brot und Wein“, 1962 © Manfred Thumberger Niederösterreich Feste Kurz © Brooke Eastburn Familienfeste Ein Fluss des Seins Der 1938 in Wien geborene Aktionskünstler Hermann Nitsch wird im nitsch museum im MZM Mistelbach anlässlich seines Jubiläums mit einer fulminanten und dichten Ausstellung gewürdigt. Von Elvira M. Gross W er die Theorie des Orgien Mysterien Theaters kennt, wird die Gedankenwelt Hermann Nitschs als universale Betrachtung verstehen. Und dennoch geht die Arbeit des Künstlers weit über sprachliches Begreifen hinaus. Sie ist Beschwörung des Lebendigen, ein orgiastisches Fest für die Sinne, eine Befreiung hin zum Schöpferischen. Aus Anlass seines 75. Geburtstages werden Werke aus sechs künstlerischen Dekaden auf der Bühne des runderneuerten nitsch museums in Mistelbach konzentriert und interaktiv präsentiert. Die Schau ist damit gleichsam ein Echo auf Nitschs Philosophie des Seins, in der Kunst intensivste Lebendigkeit („istigkeit“) bedeutet, ohne Anfang und ohne Ende: „ganz wichtig ist für mich, dass ein museum kein abstellgeleise ist, kein toter lagerraum. ein großartiges museum bzw. eine großartige sammlung hält die kunst lebendig. die ewig lebendig sein wollende kunst braucht das museum. in diesen tempeln wird ein vorausblick in die ewigkeit geleistet. große kunst lebt immer.“ Frühe Arbeiten und aktuelle, Schlüsselwerke aus privaten und öffentlichen Sammlungen, werden so aufgeführt, dass ein sinnlich bewegender Gesamteindruck entsteht, der weit über eine chronologische Werkschau hinausgeht. Neue Einblicke und Technologien Michael Karrer, der die Schau kuratiert hat, betont die Intention einer „Gesamtpositionierung des Künstlers“; sowohl räumlich als auch inhaltlich wird dem Orgien Mysterien Theater, das im Zentrum allen Schaffens von Nitsch steht, Rechnung getragen: Ausstellungsarchitektur und aktuelle Technologien der Präsentation versuchen die Komplexität seines Kosmos zu vermitteln. Nitsch selbst sieht seine Arbeit als „eine schule des lebens, der wahrnehmung und empfindung“, die Retrospektive mit ihrem begleitenden interaktiven Programm als lebendige „lehraktion“. Wie eine klassische Sinfonie mit dem Kopfsatz beginnt, befindet sich auch hier, im sogenannten Chorraum, der gedankliche Auftakt zum Werk:. Durch fünf (auch sinnbildliche) Türen gelangt man weiter in die Haupthalle. Ausgesuchte Objekte der noch weitgehend unbekannten Sammlung Hummel werden präsentiert, auch das zentrale „Blutorgelbild“ aus der berühmten dreitägigen Blutorgel-Aktion mit Otto Muehl und Adolf Frohner im Jahr 1962 sowie das gleichnamige „manifest o. m. theater“. Relikte, großformatige Schüttbilder, Zeichnungen und Fotografien von Aktionen geben einen geballten Einblick in ein unermüdliches Künstlerleben. Im sogenannten Seitenschiff kann man per digitaler Timeline wichtige Stationen der Biografie Hermann Nitschs verfolgen. In Schloss Prinzendorf, seinem Lebens- und Schaffenszentrum, wird im Sommer 2014 wieder ein 6-Tage-Spiel stattfinden: „dort ist mein bayreuth, dort kann ich großräumige aktionen, die das ganze schlossgelände und die landschaft des weinviertels einbeziehen, verwirklichen.“ In der Kapelle des Museums hat das Ars Electronica Futurelab eine Großbildprojektion installiert, die über Touchscreen Details und Strukturen in Gigapixelbildern sichtbar und individuell erfahrbar macht, womit, so Nitsch, eine „analytische Tiefenperspektive“ ermöglicht wird. Herrmann Nitsch. Sinne und Sein Bis 31. Juli 2014, täglich 10 bis 18 Uhr nitsch museum im MZM Mistelbach, 2130 Mistelbach, Waldstraße 44–46 T: 02572 20719, www.mzm.at Die Veranstaltungsreihe „Im Rausch der Sinne“ (II–IV): 16. November 2013, 8. März und 10. Mai 2014, 16 bis 18 Uhr Anmeldung unter 0676 6403554 Ab 20. 6. 2013 Jägerstätter (Felix Mitterer) Theater in der Josefstadt, 1080 Wien, Josefstädter Straße 26 T: 01 42700-300, www.josefstadt.org 20.–29. 6. 2013 Ein ungleiches Paar Stadttheater Berndorf, 2560 Berndorf, Kislingerplatz 6 T: 02672 8225343, www.berndorf.gv.at www.k2centrope.com k2 02 | 13 21. 6.–30. 8. 2013, 19.30 Uhr Die schöne Helena (Jacques Offenbach) Sommerarena Bühne Baden, 2500 Baden, Theaterplatz 7 T: 01 96096, www.ticketbox.at 22. 6.–18. 8. 2013 Komödienspiele auf der Franzensburg Schloss Laxenburg, 2361 Laxenburg, Schlossplatz 1 T: 02236 71226, www.schloss-laxenburg.at 25. 6. 2013, 20 Uhr Eva Maria Marold: Working Mom Stadtsaal, 1060 Wien, Mariahilfer Straße 81 T: 01 96096, www.ticketbox.at 27. 6. 2013, 19.30 Uhr Helge Schneider Wiener Stadthalle, Halle D, 1150 Wien, Dr.-Roland-Rainer-Platz, Eingang Märzpark T: 01 96096, www.ticketbox.at Ob als Ritter, Römer, Hunnen, Inder oder Gartenfeen: Kinder können bei den Spezialfesten von Niederösterreichs Kulturinstitutionen in viele Rollen schlüpfen und in verschiedene Zeiten reisen. Den Anfang macht das Römerfest in Carnuntum, am 15. und 16. Juni werden Legionstruppen, Handwerker und Händler einmarschieren, das antike Carnuntum wird auch in authentischen Reiterdarbietungen und in militärischen Übungen lebendig. Besucher können die holprigen Pflasterstraßen entlangwandern und lernen, wie antike Städte angelegt waren. Am 15. abends gibt es Musik- und Tanzdarbietungen im Rahmen des Fests der Toleranz sowie Zusammentreffen beim Lagerfeuer. Im Urgeschichtemuseum in Asparn/Zaya muss man sich am 24. und 25. August vor Hunnen, die als wilde Reiter gefürchtet waren, in Acht nehmen. Krieger werden ihr Geschick im Sattel zeigen, Rüstungen und Gewandungen sind ebenso ausgestellt wie Waffen. Besucher können Bogenschießen und Speerwerfen ausprobieren, aber auch sehen, dass die Hunnen keinesfalls ein rein barbarisches Volk waren, sondern über Handwerkskultur verfügten, Eisen schmiedeten, Holz und Leder bearbeiteten und Glasperlen und Schmuck herstellten. Eine mongolische Musikgruppe sorgt für Untermalung. Ins Mittelalter eintauchen kann man beispielsweise am 21., 22., 28. und 29. September in Laxenburg beim Großen Ritterfest. Geharnischte Ritter treten auf dem Turnierplatz des Schlosses auf, alte Handwerkskunst wird präsentiert. Am 15. und 16. Juni gibt es in Laxenburg zudem ein Naturgartenfest. Indische Lebensfreude und Kultur werden beim Kerala Festival auf der Schallaburg am 17. und 18. August präsentiert, es gibt Tanz, Musik, Kulinarik und Mode. Theresa Steininger RaiFFeisen-TIpp Großes Carnuntiner Römerfest 15. bis 16. Juni 2013, 10 bis 18 Uhr Freilichtmuseum Petronell 2404 Petronell-Carnuntum, Hauptstraße 1a T: 02163 3377-0, www.carnuntum.co.at 24. und 25. August 2013, 9 bis 18 Uhr Hunnenfest Urgeschichtemuseum Niederösterreich 2151 Asparn/Zaya, Schlossgasse 1 T: 02577 84180, www.urgeschichte.at 21., 22., 28. und 29. September 2013, 10 bis 19/20 Uhr Großes Ritterfest Laxenburg Schloss Laxenburg 2361 Laxenburg, Schlossplatz 1 T: 0699 11947739, www.mittelalterevent.com 15. und 16. Juni 2013, 10 bis 18 Uhr Naturgartenfest Schloss Laxenburg 2361 Laxenburg, Schlossplatz 1 T: 02742 74333, www.naturimgarten.at 17. und 18. August 2013 Kerala Festival Renaissanceschloss Schallaburg 3382 Schallaburg 1 T: 02754 6317-0, www.schallaburg.at RaiFFeisen-TIpp 11. 6. 2013, 19 Uhr Wittgenstein-Zyklus 2013/Podiumsgespräch und Kammermusik: Philharmonische Familien: Handwerk und Kultur als Familientradition Looshaus, 1010 Wien, Michaelerplatz 3 T: 01 9521217, www.schweitzer-management.com 13 Centrope Wien Niederösterreich Thermalbad Vöslau Unten: Széchenyi-Bad in Budapest Ungarn © Széchenyi © Kurzentrum Bad Vöslau Slowakei Schwimmen in Glanz und Gloria Mondän. Kaiserliches Flair genießen, während man schwimmt: In Wien, Niederösterreich und Budapest gibt es zahlreiche glamouröse Bäder mit Geschichte. Von Theresa Steininger D en ganzen Tag über habe er im Wasserreservoir des Obelisken gebadet: So schreibt der spätere Kaiser Franz Joseph als Bub an seinen Bruder Maximilian. Dort, wo es einst der kaiserlichen Familie vorbehalten war, schwimmen zu gehen, kann heute jedermann baden: im Schönbrunner Bad. Auch ansonsten gibt es in Centrope zahlreiche Bäder, die eine Verbindung zur Kaiserzeit haben. Das Flair der Zeit um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert versprüht beispielsweise auch das Thermalbad Vöslau. Früher mieteten sich die Sommerfrischler aus Wien Kabanen, anstatt in die weite Welt zu fliegen. Heute können sich die Erholungsuchenden Kabanen, Apartments und Waldkabanen mieten und sich so in ihr eigenes Refugium auf dem Schwimmbad-Areal zurückziehen. Der Park, in dem sich das Bad befindet, ist 45.000 Quadratmeter groß, hier betreiben viele auch Fitness, Tennis, Minigolf, Volleyball und mehr. Sogar durch ein Kulturangebot sticht das Bad heraus und gibt es sich mondän: Im Rahmen des „Literarischen Sommers“ werden Lesungen veranstaltet. Damen- und Herrenbecken in Bad Fischau Aus dem Jahr 1872 stammt das Thermalbad von Bad Fischau, auch dieses hat also kaiserliche Zeiten gesehen, ja, es war sogar über Jahrzehnte im Besitz der Familie Habsburg, 1898 erwarb Erzherzog Rainer das Bad und ließ es auf seine heutige Größe erweitern. Gelb-grüne Holzkabinen stehen da wie Zeugen der k. u. k. Bäderkultur. Und auch dass man heute noch Gäste die Begriffe „Damenbecken“ und „Herrenbecken“ sagen hört, erinnert daran, wie lange es das Bad schon gibt – selbst wenn die Besucher heute unabhängig von ihrem Geschlecht in allen Becken baden und sich vom efeubewachsenen Wasserfall im „Herrenbecken“ besprühen lassen dürfen. Von alten Zeiten mögen auch die betagten Kastanienbäume in der Parkanlage erzählen wollen. Naturverbunden ist man im Thermalbad Bad Fischau wie eh und je, denn man kommt ohne chemischen Zusatz aus, rund 40 Millionen Liter Quellwasser rinnen täglich durch die Naturbecken, es hat ganzjährig 19 Grad. Und gleichzeitig ist man mit Sauna, Rutsche, Café und vielem mehr modern ausgestattet. Eine Besonderheit im feudalen Stil ist das Thermalstrandbad in Baden bei Wien. Es ist das größte Strandbad Österreichs, hier kommen Jugendstilarchitektur samt Kabanen und moderne Beckenlandschaft zusammen. Während man auf die eleganten Bauten schaut, kann man Schwefelbecken, Massagedüsen, Massageliegen und dergleichen benutzen. Wer es lieber abenteuerlich hat, für den gibt es Sprungturm, Sportbecken, Wasserrutsche und Volleyballplatz – auch spezielle Turniere finden hier statt, darunter Beach ’n’ Air Battle, Österreichs größtes Hobby-Beachvolleyball-Turnier. Jedem werden die altmodisch konstruierten Duschen auffallen – und die Garderobendamen, die jedem Gast eine Kabine zuweisen. Dass sie den Schlüssel bei sich behalten, ist kein Problem, der Gast nennt der jeweiligen Garderobendame einen Buchstaben, den sie mit Kreide auf die Innenwand der Kabine schreibt und bei seiner Rückkehr überprüft, damit sie ihn wieder hineinlässt. Welch köstlich altmodisches, aber effizientes System – nicht einmal auf den Schlüssel muss man aufpassen. Rund 30.000 Menschen kommen jährlich nach Baden, um den Strand ohne Meer, der 3.700 Quadratmeter groß ist und Adria-Flair zaubert, zu nützen. Wo einst Franz Joseph schwamm Das eingangs erwähnte Schönbrunner Bad ist seit 1975 für die Öffentlichkeit zugänglich, um die Jahrtausendwende wurde es technisch auf den neuesten Stand gebracht. Inmitten des historischen Ambientes, wo man sich eben fühlen kann wie der Kaiser, gibt es zwei Becken, terrassenförmige Liegeflächen, und auch Fitness- und Wellness-Bereich sowie Beachvolleyball sind, teils gegen Gebühr, benutzbar. Das Bad, in dem einst Franz Joseph schwamm und das später eine kaiserliche Schwimmschule beherbergte und danach dem Bundesheer für die sportliche Ertüchtigung der Rekruten übertragen wurde, gilt heute als Tipp für jene, die nicht allzu volle Schwimmbäder mögen. Budapest als größte Kurstadt Europas Und auch wenn man zu unseren Nachbarn schaut, gibt es zahlreiche Bäder aus Kaisers Zeiten zu entdecken. Am meisten hat hier Budapest zu bieten, Ungarns Hauptstadt ist gleichzeitig die größte Kurstadt Europas – mit mehr als 120 heißen Quellen und täglich mehr als 30.000 Kubikmeter mineralstoffreichem Wasser, das 21 Bäder speist. Besonders bekannt ist das Gellért-Bad, dessen Geschichte weit zurückgeht: Schon im 13. Jahrhundert wurde es als Hamam benutzt. Es ist im Secessionsstil erbaut und wurde 1927 eröffnet. Der Außenbereich ist allein schon eine Augenweide, ist er doch von mosaikgeschmückten Mauern umrahmt. Eine kleine Sensation war es schon damals: Mit dem Gellért-Bad wurde das erste Wellenbad weltweit eröffnet. Schon vor dem Ersten Weltkrieg kamen die Badetouristen, weil sie in Budapest beides haben konnten: den Lebensstil einer Metropole, vereint mit dem notwendigen oder angenehmen Kurbetrieb. Heute ist es mit Heilwasserbecken, Schlammpackungen, Kohlensäurebad, Elektrotherapie und vielem mehr auch für das touristische Publikum interessant. Auch das Széchenyi-Bad wurde bereits 1881 bekannt und 1927 erweitert. Es liegt mitten im beliebten Stadtwäldchen. Die Anlage ist direkt palastartig, man verfügt über zwölf Innenbecken und drei Außenbecken. Unterwasserstrudel und Strömungskanal sorgen für Abwechslung, Unterwassertraktionsbad, Heilgymnastik, Kohlensäurebad und vieles mehr für Entspannung. Und damit sind noch nicht alle Bäder genannt, in denen man sich fühlen kann wie Kaisers auf Urlaub. Centrope-Bäder-tipps Gänsehäufel 1220 Wien, Moissigasse 21 T: 01 2699016, www.gaensehaeufel.at Fischauer Thermalbad 2721 Bad Fischau-Brunn, Hauptstraße 10 T: 02639 2222, www.fischauer-thermalbad.at Strombad Kritzendorf 3420 Kritzendorf, Neue Badstraße 11 T: 02243 25028 Freibad Reichenau a. d. Rax 2651 Reichenau a. d. Rax, J.-Reifböck-Gasse T: 0664 5959254 bzw. 02666 52291 Schönbrunner Bad 1130 Wien, Kochgang 108 T: 01 8175353, www.schoenbrunnerbad.at Thermalbad Bad Vöslau 2540 Bad Vöslau, Maital 2 T: 02252 76266-0, www.thermalbad-voeslau.at Strandbad Klosterneuburg 3400 Klosterneuburg, Strandbadstraße T: 02243 444 276 Gellért-Bad 1118 Budapest, Kelenhegyi út 4 T: +36 1 466-6166, www.gellertbath.com Jörgerbad (1912–1914 als Kaiser-Franz-Joseph-Bad gegründet) 1170 Wien, Jörgerstraße 42 T: 01 40643050 Strandbad Baden 2500 Baden, Helenenstraße 19 T: 02252 48670, www.baden.at/thermalbad Strandbad Edlach/Rax 2651 Reichenau an der Rax, Dr.-Konried-Straße 3 T: 02666 54040 Széchenyi-Heilbad 1146 Budapest, Állatkerti körút 9–11 T: +36 1 3633210 14 k2 02 | 13 www.k2centrope.com Ausstellungen Niederösterreich © Maider López Mark Dion, „Buchsdom Tower“, 2007 Unten: Maider López, Skizze zu dem Projekt „Mountain“, 2013 © Wolfgang Woessner Catrin Bolt Schlossparklandschaftsgestaltungselementvariationstechnik- gebrauchsmaterialformenschauspielautoparkfilm, 2008 Der Schlosspark dient als Kulisse des Films, der im Sommer im Eiskeller gezeigt wird und als DVD aufliegt. Kunst im Schlosspark Public. Neue Kunst im Schlosspark Grafenegg. „Kunst im Park“ wird um die Landschaftsformung von Maider López erweitert. Von Anna Soucek D er Park bekommt einen neuen Hügel. Und einen neuen See. Das Erdreich, das für die Seemulde ausgehoben wird, wird zum Kleinberg geformt. „Mountain“ heißt dieses Kunstwerk der baskischen Künstlerin Maider López. Auf Einladung von Kunst im öffentlichen Raum Niederösterreich entwickelte López diese ortsspezifische Arbeit, die im Juni eröffnet wird. Es ist die neunte der seit 2006 kontinuierlich wachsenden Freiluft-Dauerausstellung „Kunst im Park“, die neben dem im 19. Jahrhundert errichteten Schloss, den etwa 2.500 verschiedenen Pflanzenarten und der 2007 fertiggestellten, „Wolkenturm“ genannten Freilichtbühne ein weiterer Grund ist, Grafenegg zu besuchen. Maider López arbeitet meistens im öffentlichen Raum, sie kennt also sowohl die Reize als auch die Herausforderungen und Schwierigkeiten dieser Sphäre. In Sharjah malte sie ein Fußballfeld auf einen städtischen Platz auf, ungeachtet des vorhandenen Straßenmobiliars. Zur Eröffnung des Centre Pompidou Metz verteilte sie an Hunderte Besucherinnen und Besucher weiß leuchtende Schirme, als Replik auf die Leuchtfassade des Bauwerks. In Shanghai ließ sie die Reklame- und Werbeflächen der Stadt, von einem bestimmten Blickpunkt betrachtet, hinter monochromen Billboards verschwinden. Der Schlosspark als Freilichtmuseum aktueller Kunst Im und für den pittoresken Schlosspark Grafenegg sind bisher Arbeiten von Catrin Bolt, Mark Dion, Werner Feiersinger, Bethan Huws, Elke Krystufek (2011 abgebaut), Little Warsaw, Marjetica Potrč und Manfred Pernice entstanden. Manche sind auffällig und irritierend, andere fügen sich unaufdringlich in die frühklassizistisch-romantische Parklandschaft ein. Sie verweisen auf die Geschichte des Parks und bieten neue, ungewohnte Ansichten. Man kann sie zufällig entdecken oder sie mit einer Landschaftsparklandkarte abgehen. Mark Dion, der Erste in der „Kunst im Park“-Reihe, hat seinen Beitrag gut versteckt. In die Mitte eines kontrolliert wuchernden Buchsbaums baute er 2007 eine künstliche Ruine, einen runden Turm, in dessen Innerem Prozesse des Verfalls und des Verrottens, also der Natur zugeschriebene, aber auch der künstlichen Landschaft inhärente Kreisläufe, in einem Diorama dargestellt sind. Der amerikanische Künstler spielt mit dem „Buchsdom Tower“ auf historische Gartenanlagen an, die unter Verwendung von Staffagebauten und Follies, etwa Ruinen und Grotten, kulturhistorische Bezüge inszenierten und den alles andere als naturbelassenen Garten zu einem stilisierten Schaupark der Sehnsüchte machten. Auf Naturprozesse und auch auf ganz naheliegende Bedürfnisse der Parkbesucher geht die slowenische Künstlerin Marjetica Potrč mit ihrem Trinkwasserbrunnen ein: sitzen, verharren, die Aussicht aufs Schloss genießen, den Durst löschen. Dazu dient ihre unscheinbare Installation „Drinking Water“ am westlichen Rand des Schlossparks. Unter der betonierten Fläche mit Sitzbänken befindet sich eine von Solarpaneelen betriebene Anlage zur Aufbereitung von Regenwasser, das über tiefere Erdschichten gekühlt und gereinigt wird. Die neueste Arbeit für „Kunst im Park“, die Land-Art-Skulptur von Maider López, wird nach und nach zur Landschaft werden. Wenn Gras über den Hügel gewachsen ist und Flaneure diesen des Ausblicks wegen benützen. Der Künstlerin ist beides recht. Am liebsten wäre ihr, wenn man die Positiv-negativSkulptur gar nicht als Kunst identifiziert, sondern sie einfach als Teil des Parks wahrnimmt. Schlosspark Grafenegg, 3485 Grafenegg 10 T: 02735 5500, www.grafenegg.at Bühnentipps 28. 6. 2013, 20 Uhr Fredi Jirkal: Best of Filmhof Wein4tel, 2151 Asparn/Zaya, Kirchengasse 5 T: 01 96096, www.ticketbox.at 3. 7.–9. 8. 2013 Jägerstätter Theatersommer Haag, 3350 Haag, Haager Hauptplatz T: 07434 44600, www.theatersommer.at 5. 7. 2013, 20 Uhr Fifi Pissecker: Supernackt Filmhof Wein4tel, 2151 Asparn/Zaya, Kirchengasse 5 T: 01 96096, www.ticketbox.at 29. 6., 6.–7. und 12.–14. 7. 2013 Der Teufel mit den drei goldenen Haaren (Brüder Grimm) Bühne Weinviertel, Brandlhof Radlbrunn, 3710 Ziersdorf, Radlbrunn 24 T: 01 96096, www.ticketbox.at 4., 6., 14. und 21. 7. 2013, 20.15 Uhr Der Revisor (Nikolaj Gogol) Sommerspiele Perchtoldsdorf, Burg Perchtoldsdorf, 2380 Perchtoldsdorf, Hyrtlgasse 4 T: 01 96096, www.ticketbox.at 5. 7. 2013 Falstaff Shakespeare auf der Rosenburg, 3573 Rosenburg 1 T: 0664 1630543, www.shakespeare-festival.at www.k2centrope.com k2 02 | 13 Mark Dion Buchsdom Tower, 2007 Ein Arrangement aus Blättern, Pilzen, einem toten Reh auf Waldboden, Mäusen und Würmern, platziert in einem Turmstrunk inmitten eines wachsenden Buchsbaums. Werner Feiersinger Ohne Titel, 2008 Die geschwungene Skulptur aus weiß lackiertem Edelstahl steht als überdimensionierter durchlässiger Zaun an der Rückseite des Parks. Bethan Huws Perroquet, Porte-manteux, 2009 In Bronze gegossene Repliken des berühmten Thonet-Kleiderständers erinnern an die Kronen der umliegenden Bäume. Little Warsaw Balance Capsule, 2008 Auf der Spitze einer meterhohen steilen, weißen Pyramide steht eine gelbe Westberliner Telefonzelle aus den 1970er-Jahren. Marjetica Potrč Drinking Water, 2009 Ein über Fotovoltaik betriebenes ökologisches Mikrosystem, das den Besucherinnen und Besuchern des Schlossparks kühles Trinkwasser bietet. Manfred Pernice Tür und Tor, 2010 Die Betonskuptur ist vom „Schwarzen Tor“ in der Schlossmauer eingefasst, durch das einst Verurteilte zur Hinrichtungsstätte geführt wurden. KünstlerInnen im Viertel Wenn man „Industrie“ im Namen trägt, dann schaut es im Marken-Wettbewerb mit „Wald“, „Wein“ und „Most“ schlecht aus. Dass sich in dieser Gegend wunderbare Landschaften und malerische Städtchen wie Baden und Mödling verbergen, braucht einen zweiten Blick. Elisabeth Voggeneder und Robert Zahornicky haben 19 Künstlerinnen und Künstler des Industrieviertels besucht und dem Zusammenhang zwischen Lebensraum, Arbeitsbereich und Werk auf den Zahn gefühlt. Nach dem 2007 erschienenen „KünstlerInnen im Mostviertel“, ist dies der zweite Band einer Reihe von KünstlerInnenporträts, die bewusst den Blick hinter die Kulissen in den Entstehungsraum der Kunstwerke lenken. Elisabeth Voggeneder und Robert Zahornicky KünstlerInnen aus dem Industrieviertel 198 Seiten, Hardcover Steinverlag, ISBN 978-3-90139-232-0, 24,90 € 15 © Blerta Kambo Musik Wien Rebekka Bakken beim Jazz Fest Wien Unten: (1) Popfest (2) „Sturm“ im Dschungel Wien 1 Bühne Kurz Auch dieses Jahr verabschiedet sich der Dschungel Wien, das Theaterhaus für junges Publikum, mit „Alles muss raus!“ in die Sommerpause und präsentiert vom 19. bis 23. Juni die besten Produktionen der vergangenen Spielzeit zum einmaligen Sonderpreis von 4,99 €. Die „Plaisiranstalt“ hat Shakespeares „Sturm“ in ein Stück für Kinder ab zwei (!) Jahren verwandelt, in „Bär und Maulwurf“ müssen die beiden Tiere einer Großbaustelle weichen (ab fünf), „Katja und Kotja“ erzählt auf poetische und humorvolle Weise eine Geschichte von Abschied und Verlust, aber auch vom Ankommen und Wiederfinden (ab sechs). „Das Kind der Seehundfrau“ ist Musiktheater über die Liebe zwischen einem Fischer und ebendieser Seehundfrau (ab acht), in „Johanna“ geht es um Johanna von Orléans und um Identitäten, Rollenbilder und die Suche nach dem eigenen Ich (ab elf), in „Boys don’t cry“ zeigen Buben Gefühle – indem sie tanzen (ab 13), „True Story“ ist ein Schauspiel mit Rap (ab 14) und „Käptn Future“ ist eine Comedyshow mit Futurelove Sibanda aus Simbabwe (ab 16). Im Sommer bietet Dschungel Wien in Kooperation mit dem ImPulsTanz-Festival ein vielfältiges Aktiv- und Mitmachprogramm im Bereich Tanz für alle Altersgruppen an – für Kinder und Jugendliche in Form von Theater-Ateliers sowie von Theater-Workshops. Und im September startet Dschungel Wien seine Jubiläumssaison mit einer neuen Uraufführung von Justus Neumann und seinem Circus Elysium im Fürstenhof des MQ Wien. Der in Tasmanien beheimate Ausnahmekünstler, der zu den Saisonstarts 2010 und 2011 sein eindrucksvolles Einpersonenstück „Das Nibelungenlied“ präsentierte, wird nun mit „Alzheimer Symphonie“ die 10. Saison des Dschungel Wien eröffnen – ein Stück über einen alten Schauspieler, der alles vergisst (ab 14). Werner Schuster Dschungel Wien Theaterhaus für junges Publikum im Museumsquartier 1070 Wien, Museumsplatz 1 T: 01 5220720-20, www.dschungelwien.at © Tina Axelsson Shakespeare ab zwei Jahren Legenden und Newcomer Musikmix. Das Popfest hat einen neuen Kurator und das Jazz Fest Wien erstreckt sich heuer über einen längeren Zeitraum als bisher (17. Juni bis 10. Juli). Von Werner Schuster D iese Aufwärmphase kann sich allerdings sehen bzw. hören lassen. Producer Fritz Thom kooperiert dabei mit einem Partner aus Vor-Jazz-Fest-Zeiten: der Stadthalle. Dort werden Bobby McFerrin, Paolo Conte und Helge Schneider auftreten. Stimmakrobat Bobby McFerrin kommt diesmal (am 17. Juni) mit Spirituals, im Fokus stehen Klassiker wie „Wade In The Water“ und „Joshua Fit The Battle Of Jericho“. Paolo Conte (24. Juni) braucht man eigentlich ebenfalls nicht vorzustellen. Wem der Name nichts sagt, der kennt mit Sicherheit das von ihm für Adriano Celentano geschriebene „Azzurro“. Und von Helge Schneider (27. Juni) kennen viele vielleicht nur den unfreiwilligen Hit „Katzenklo“. Doch der schräge Entertainer hat auch eine Vergangenheit als „seriöser Jazzer“ und kommt mit dem amerikanischen Saxofonisten Scott Hamilton und der BeatboxVirtuosin Butterscotch nach Wien. Insgesamt wurden heuer 62 Ensembles mit 346 Musikern aus 21 Ländern zu den 46 Konzerten eingeladen. Freier Eintritt ist bei den sonntäglichen Jazz-Frühschoppen am Rathausplatz (30. Juni bis 1. September um 12 Uhr) sowie auf der Summerstage. Einen eher symbolischen Beitrag von zwei Euro kostet das beliebte Fernwärme Open Air. Am 29. Juni treten dabei Marlon Roudette, Martha High sowie Meena Cryle auf. Roudette spielt Soul mit Reggae-Flavor, High musizierte über 30 Jahre mit James Brown und überraschte letzten Herbst mit dem Album „Soul Overdue“, und Cryle hört sich an wie eine Mischung aus Janis Joplin und Etta James. Die Staatsoper wartet zwischen 1. und 7. Juli mit Stars wie Bryan Ferry, Bonnie Raitt, Rebekka Bakken, Natalie Cole, George Benson sowie Randy Crawford & Joe Sample auf. Im Porgy & Bess sowie im WUK finden Konzerte unter dem Motto „Around The World“ statt. „New Stars“ wie China Moses, Gregory Porter und Charles Bradley treten in Doppelkonzerten mit zugkräftigen Namen auf, an „Vocal Giants“, „Guitar Masters“ oder „Legends“ kommen außer den bereits genannten auch Eric Burdon (10. 7., Rathaus/Arkadenhof) respektive Harri Stojka (10. Juli, Rathausplatz). Heimischer Qualitätspop Eine Legende ist heuer auch beim Popfest dabei, allerdings hinter den Kulissen. Festivalgründer Robert Rotifer lässt das Programm ab sofort von jährlich wechselnden Kuratoren gestalten, und den Anfang macht der Produzent, DJ und Remixer Patrick Pulsinger. Das Line-up stand zu Redaktionsschluss noch nicht zur Gänze fest. Pulsinger: „Man will ja auch super-contemporary sein und ich möchte mir einige Slots noch bis ganz kurz vorher frei lassen.“ Vom 25. bis 28. Juli werden auf jeden Fall die Seebühne vor der Karlskirche und die Kunst- und Kulturhäuser des Karlsplatzes bespielt. Und an der grundlegenden Ausrichtung – innovative Popmusik österreichischer Musiker und Bands – ändert sich nichts. Eröffnet wird auf der Seebühne mit der A-cappella-Band „Bauchklang“, den Newcomern „Steaming Satellites“ (Indie-Rock) und HVOB (Elektronik). Auftreten werden auch das „A.G. Trio“ (Elektronik), die FM4-Amadeus-Gewinner „Catastrophe & Cure“ und „König Leopold“, die Anfang des Jahres mit dem Video zum Song „Kohlhauser“ für Aufregung gesorgt haben. Insgesamt werden – bei freiem Eintritt – 50 Acts des heimischen Qualitätspop zu hören sein. Jazz Fest Wien 17. Juni bis 10. Juli 2013 T: 01 4086030, www.viennajazz.org Popfest 25. bis 28. Juli 2013 T: 0660 3546618, www.popfest.at © Anna Stöcher Bühnentipps 2 RaiFFeisen-TIpp 18. 7.–31. 8. 2013 Jedermann Wiener Lustspielhaus, 1010 Wien, Am Hof (Spielort) T: 01 96096, www.ticketbox.at 16 5. 7.–25. 8. 2013, Fr. 16 Uhr, Sa. und So. 11 und 16 Uhr Märchensommer NÖ: Malanda. Das Feenland der Träume Schloss Poysbrunn, 2161 Poysbrunn, Märchensommer-Allee T: 01 96096, www.ticketbox.at 12. 7.–1. 8. 2013 Die lustigen Weiber von Windsor operklosterneuburg, 3400 Klosterneuburg, Stiftsplatz 1 (Kaiserhof) T: 01 96096, www.ticketbox.at 17. 7.–10. 8. 2013 Xanadu Musical Sommer Amstetten, Johann-Pölz-Halle, 3300 Amstetten, Stadionstraße T: 01 96096, www.ticketbox.at 21. 7., 1., 9. und 18. 8., 5. 9. 2013, 19.30 Uhr Der Opernball (Richard Heuberger) Sommerarena Bühne Baden, 2500 Baden, Theaterplatz 7 T: 01 96096, www.ticketbox.at 23. 7.–31. 8. 2013 Der Hofnarr Filmhof Wein4tel, 2151 Asparn/Zaya, Kirchengasse 5 T: 01 96096, www.ticketbox.at 25. 7.–17. 8. 2013, 20.30 Uhr (15. 8. 15.30 Uhr) Wiener Blut (Johann Strauß jun.) Schlossfestspiele Langenlois, Schloss Haindorf, 3550 Langenlois, Krumpöckallee 21 T: 01 96096, www.ticketbox.at k2 02 | 13 www.k2centrope.com Bühne Akram Khan Company, „iTMOi“ Unten: (1) Anne Teresa De Keersmaeker, „Partita 2“ (2) Summerstage bei Nacht xxxxxxx 1 © Anne Van Aerschot Wien Musik Kurz © Richard Haughton Summer in the City 30 Jahre Tanzmetropole D as 30. Festival, das bedeutet für mich vor allem ein Wiedersehen mit Freunden. Wir versuchen Künstlerinnen und Künstler, die im Laufe der 30 Jahre wichtig für uns waren, möglichst umfassend zu präsentieren“, so Festivaldirektor Karl Regensburger. Das Wiedersehen mit alten Freunden bringt beispielsweise Anne Teresa de Keersmaekers Stück „Partita 2“, das sie gemeinsam mit Boris Charmatz zur Musik von Johann Sebastian Bach erarbeitet, die live auf der Bühne von einer Violinistin dargeboten wird. Keersmaeker und Charmatz schätzen beide Improvisation und Referenzen zur Musik, lassen sich aber nicht von ihr erdrücken. Eine weitere Wegbegleiterin ist Meg Stuart, die mit „Built to Last“ eine Reise für fünf Performer durch die Musikgeschichte von Beethoven über Schönberg bis Xenakis und Stockhausen kreiert hat: „Es geht doch vielen von uns so, dass wir Beethovens Musik als ungemein mitreißend, doch bisweilen auch als pathetisch empfinden. Das Stück ist ein gelungener Umgang mit verschiedenen großen Werken der Musikgeschichte, denen mit viel Humor begegnet wird“, beschreibt Regensburger. William Kentridge als Universalgenie Ein Gesamtkunstwerk wird der vor allem als bildender Künstler bekannte William Kentridge präsentieren: Aus seiner Documenta-Installation hat er das Stück „Refuse the Hour“ entwickelt. „Das ist wirklich ein Werk, das mich sehr berührt hat, ein Eintauchen in die griechische Mythologie“, sagt Regensburger. „Es wird getanzt, ein Orchester spielt auf eigens gebauten Instrumenten, Filme von Kentridge werden projiziert, er zeichnet für das Bühnenbild verantwortlich. Ich bin froh, dieses Universal- genie beim Festival willkommen zu heißen, und denke, dass die zeitgenössische Tanzszene von ihm Anstöße erhalten wird.“ Das Leben des Tänzers selbst ist Anstoß für ein Stück, das Jan Fabre für Antony Rizzi kreiert hat. „Drugs kept me alive“ – „wobei Drugs hier eher Medikamente sind, aber nicht nur“, so Regensburger. Jérôme Bel zeigt „Pichet Klunchun and myself“ in der Aula des Weltmuseums Wien, des ehemaligen Völkerkundemuseums, mit ebendiesem hat ImPulsTanz heuer eine große Kooperation. „Es gibt eine Ausstellung zu asiatischem Tanz, die seit April läuft, für welche wir eine Performanceschiene entwickelt haben“, beschreibt Regensburger, der dort einen Vorstellungsparcours und Talks organisiert hat. Zudem werden unter den internationalen Highlights Marie Chouinards neuestes Werk zur Musik von Erik Satie sowie ihr Company-Stück „Henri Michaux: Mouvements“, Akram Khans „Desh“ und „iTMOi“, ein Dialog über Strawinski, sowie zwei neue Produktionen von Mathilde Monnier sein. Ivo Dimchev, der in den vergangenen Jahren immer mehr in das Festival hineingewachsen ist, wird auftreten und Dance-Web-Mentor sein. Die österreichische Performanceszene wird unter anderem durch Silke Grabinger und Doris Uhlich vertreten. Abermals wird der Prix Jardin d’Europe, ein Performancepreis für aufstrebende Künstler, im Rahmen des Festivals vergeben, natürlich können Laien und Profis auch wieder bei Workshops trainieren. Für die nächsten 30 Jahre wünscht sich Karl Regensburger, „dass das Festival weiterhin Kommunikationsort für die europäische und internationale Tanzszene bleibt und viele Projekte in Wien geboren werden“. Summerstage Bis Ende September 2013 1090 Wien, U4-Station Roßauer Lände T 01 3196644-10, www.summerstage.at ImPulsTanz-Festival 11. Juli bis 11. August 2013 div. Veranstaltungsorte T: 01 5235558, www.impulstanz.com 26. 7.–25. 8. 2013 Die unteren Zehntausend Wachaufestspiele Weißenkirchen, Teisenhoferhof, 3610 Weißenkirchen, Marktplatz 177 T: 01 96096, www.ticketbox.at 27. 7., 10. und 24. 8., 7. 9. 2013, 19 Uhr Römische Gaumenfreuden Freilichtmuseum Petronell, 2404 Petronell-Carnuntum, Hauptstraße 1a T: 02163 3377-0, www.carnuntum.co.at 3.–4. und 17.–18. 8. 2013, 14 und 16 Uhr Gladiatoren – Kämpfer der Arena Amphitheater Bad Deutsch-Altenburg, 2405 Bad Deutsch-Altenburg, Wiener Straße T: 02163 3377-0, www.carnuntum.co.at 26. 7.–27. 8. 2013 Die Schöne und das Biest Felsenbühne Staatz, 2134 Staatz-Kautendorf, Felsenbühne 1 T: 0676 4622050, www.felsenbuehne-staatz.at 27. und 28. 7., 7., 8. und 24. 8., 6. und 7. 9. 2013 Einen Jux will er sich machen Sommerarena Bühne Baden, 2500 Baden, Kurpark T: 01 96096, www.ticketbox.at 21. 8. 2013, 20 Uhr Olivier Lendl: Best of Filmhof Wein4tel, 2151 Asparn/Zaya, Kirchengasse 5 T: 01 96096, www.ticketbox.at © Summerstage Jubiläum. Das ImPulsTanz-Festival geht ab 11. Juli in seine 30. Ausgabe und präsentiert langjährige Wegbegleiter wie Anne Teresa de Keersmaeker und Jérôme Bel. Von Theresa Steininger Am Wasser und doch mitten in der Stadt – diese spezielle Atmosphäre bietet die Summerstage auch heuer wieder von Mai bis September. Nicht nur auf Beachvolleyballplätzen, Trampolinen und Boulebahnen sporteln und sich in den Restaurants laben kann man hier, sondern auch einige Konzerte verfolgen. Deutschsprachigen Pop, „der so klingt, als hätte jemand ein Fenster aufgemacht und frische Luft hereingelassen“ (dpa), gibt es am 7. Juni mit dem Mannheimer Duo Anstatt Blumen. Singer-Songwriterin Nana D., die der österreichischen Popszene neues Leben einhauchen möchte, zeigt ihre Gesangs- und Gitarrekünste am 8. Juni. Patrizia Ferrara tritt in Kooperation mit dem Jazz Fest Wien am 28. Juni auf, sie ist von Old-SchoolR’n’B und -Jazz beeinflusst und bringt auch brasilianische Einschläge in ihre selbst geschriebenen Lieder. Lyrisches und Poetisches gibt es bei Agnès Milewski, die 2008 den Amadeus-Award als beste Newcomerin bekam, am 29. Juni. Auch Konzerte von Susana Sawoff, Playback Dolls u. a. stehen auf dem Programm. Den musikalischen Abschluss macht Coshiva am 3. September mit aus dem Leben gegriffenen Texten und zwischen Pop und melancholischem Jazz changierender Musik. Dazu kommen Lesungen z. B. von Michael Dangl und Eva Rossmann und Weinverkostungen. Für Kinder wird ein Sommerkino (11.–19. August) angeboten, zudem gibt es Workshops in Video-Clip-Dance, Trampolinspringen und Beachvolleyball sowie kostenlose Kinderbetreuung. Auch einen Skulpturengarten und Open Art wird es wieder geben, beide werden am 3. Juni durch Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny eröffnet. Bei Open Art wird großteils jungen Künstlern die Möglichkeit geboten, ihre Werke abseits der ausgetretenen Kunstpfade einem größeren Publikum zugänglich zu machen. Theresa Steininger 2 1.–25. 8. 2013 Von Mäusen und Menschen Herrenseetheater Litschau, 3874 Litschau T: 01 58885, www.herrenseetheater.at www.k2centrope.com k2 02 | 13 17 Film Wien Niederösterreich Open-Air-Erlebnis Kino im Kesselhaus in Krems Leinwände in ganz Wien – die Sommerkino-Angebote in der Stadt machen es möglich. Kino „überall dorthin, wo Platz ist“, das bringt das VOLXkino seit 24 Jahren. Arthausfilme aus aller Welt und preisgekrönte europäische Filmproduktionen können so im eigenen Bezirk und bei freiem Eintritt genossen werden. Vom 6. Juni bis 20. September reist man mit Filmen wie „Amour“ oder „Zweisitzrakete“ durch die Stadt. „Kino wie noch nie“ verspricht man im Augarten. Das Filmarchiv Austria und die Viennale bringen Österreich-Premieren ebenso wie Filmklassiker, Arthaus-Filme und Stummfilme mit Live-Experimentalmusik (4. Juli bis 18. August). „Kino unter Sternen“ am Karlsplatz stellt den österreichischen Film in den Mittelpunkt und bringt Cineastisches zum Thema Aufbrüche und Versprechungen. Ein weiterer Schwerpunkt ist das Thema „Wolf Men“. Filmschaffende sprechen vor Beginn der Vorführung. Vom 28. Juni bis 20. Juli steht die Leinwand am Karlsplatz. Auch auf dem Dach der Städtischen Büchereien am Urban-Loritz-Platz werden wieder Kinofilme gezeigt, hier läuft die Saison vom 28. Juni bis 8. September. Aktuelle Blockbuster und die besten Filme der Saison wie „Django Unchained“ und „Hänsel und Gretel“ präsentiert man vom 14. Juni bis 29. August im Schloss Neugebäude. Für Opern- und Musikfreunde bringt man auf dem Rathausplatz auf der 230 Quadratmeter großen Leinwand wieder klassische Höhepunkte, aber auch moderne Konzerte sowie Jazz-Frühschoppen (29. Juni bis 1. September). Theresa Steininger VOLXkino 6. Juni bis 20. September 2013 Div. Veranstaltungsorte in Wien www.volxkino.at Kino im Schloss 14. Juni bis 29. August 2013 Schloss Neugebäude, 1110 Wien, Otmar-Brix-Gasse 1 www.schlossneugebaeude.at Filmhof Wein4tel 21. Juni bis 29. Juli 2013 2151 Asparn/Zaya, Kirchengasse 5 T: 02577 84106, www.filmhof.at Open Air Kino beim Kesselhaus 26. Juni bis 20. Juli 2013 Campus Krems, 3500 Krems, Dr.-Karl-Dorrek-Straße 30 T: 02732 90800, www.kinoimkesselhaus.at Kino unter Sternen 28. Juni bis 20. Juli 2013 1010 Wien, Karlsplatz www.kinountersternen.at RaiFFeisen-TIpp Kino am Dach 28. Juni bis 8. September 2013 Hauptbücherei Wien, 1070 Wien, Urban-Loritz-Platz 2 T: 01 2198545, www.kinoamdach.at Film Festival auf dem Wiener Rathausplatz 29. Juni bis 1. September 2013 www.wien-event.at Cinema Paradiso Open Air Kino 4. Juli bis 12. August 2013 Rathausplatz, 3100 St. Pölten T: 02742 21400, www.cinema-paradiso.at Kino wie noch nie 4. Juli bis 18. August 2013 1020 Wien, Augartenspitz www.kinowienochnie.at Mondscheinkino Eggenburg 18. Juli bis 11. August 2013 3730 Eggenburg, Wiese beim Kanzlerturm T: 02984 3400, www.mondscheinkino.eggenburg.at Mythos Film Festival 25. Juli bis 1. September 2013 Rathausplatz, 3400 Klosterneuburg T: 02243 444-351, www.klosterneuburg.at Sommer-Kino(T)raum 8. bis 17. August 2013, 20.30 Uhr 2700 Wiener Neustadt, Hauptplatz T: 01 96096, www.ticketbox.at © Cinema Paradiso, Andrea Reischer Wie im Himmel Unter Sternen Atmosphäre. Die Open-Air-Kinosäle öffnen wieder ihre „Pforten“. Aktuelle Höhepunkte aus der Filmbranche sind ebenso zu sehen wie Klassiker – ob in Klosterneuburg, St. Pölten, Krems oder Eggenburg, die Besuche der Freiluftfilmfestivals sind sehr beliebte Beschäftigungen an Sommerabenden. Von Theresa Steininger S o verlegt das Cinema Paradiso seinen Saal vom 4. Juli bis 12. August vor die Türe und lässt Publikumserfolge der vergangenen Monate und Kultfilme sowie Premieren über die Leinwand flimmern. Eröffnet wird das Festival am 4. Juli mit einem Mitsingkino à la „Rocky Horror“. Bei „Let’s Do the Time Wrap Again“ und weiteren Songs der Mutter aller Kultfilme kann das Publikum selbst aktiv werden, zur Erleichterung gibt es die Songtexte auf der Leinwand und ein Mitmachsackerl mit den nötigen Utensilien wie Gummihandschuhen und Tröten. So wird die Projektion des abgedrehten Rockmusicals über sexuelle Befreiung zum besonderen Erlebnis. Als Kultfilm ist auch „Metropolis“ von Fritz Lang ganz klar anzusehen, er wird am 14. Juli gezeigt. Wenn der futuristisch anmutende Meilenstein der Filmhistorie über eine krasse Zweiklassengesellschaft und eine Liebe zwischen Kapitalist und Arbeiterin gezeigt wird, improvisiert der Komponist und Organist Franz Danksagmüller live dazu. Previews im Kremser Open-Air-Kino Auch das Kino im Kesselhaus Krems verlegt den Kinosaal auf die Wiese vor der Türe. Vier Wochen lang kann man neueste Meisterwerke großer Regisseure und die schönsten Filme der Saison genießen, aber auch auf Previews von Filmen noch vor ihrem Kinostart gespannt sein. Auf dem Programm stehen an 16 Sommerabenden „Amour“, Michael Hanekes Oscar-Gewinner-Film, „Die Wand“, Julian Pölslers Literaturverfilmung, „Silver Linings“ und „Django Unchained“ mit „unserem“ Christoph Waltz. Eine Schlechtwetteralternative gibt es mit dem Kino im Kesselhaus gleich nebenan. Den Mondschein, der zu den Freiluft-Filmvorführungen hoffentlich vorhanden ist, hat man in Eggenburg sicherheitshalber schon einmal im Namen. Vom 18. Juli bis 11. August werden beim Mondscheinkino Eggenburg auf der Wiese beim Kanzlerturm auf einer 84 Quadratmeter großen Leinwand Blockbuster der Saison und europäische Höhepunkte präsentiert. Geplant sind dabei „Amour“, „Paradies: Hoffnung“ von Ulrich Seidl, „Django Unchained“, „Nachtzug nach Lissabon“ und viele mehr. Doch egal, welcher Film auf dem Programm steht, Romantik pur ist in Eggenburg jedenfalls sicher, da vor Beginn der Vorstellungen Fackeln auf der mittelalterlichen Stadtmauer entzündet werden. Im Filmhof Wein4tel in Asparn an der Zaya werden im Sommerkinoprogramm mit Filmen wie „Django Unchained“, „Paradies: Glaube“, „Paradies: Liebe“, „Quartett“ und „Les Misérables“ Höhepunkte des aktuellen internationalen und nationalen Films gebracht. Aber auch „Laurel & Hardy“-Kurzfilme werden gezeigt, sie werden live am Klavier begleitet. Auch in Laxenburg findet heuer wieder ein Sommerkino statt, vom 21. bis 28. August wird die Kinoleinwand aufgespannt. Bereits im neunten Jahr gibt es auf dem Rathausplatz von Klosterneuburg das Mythos Film Festival, das heuer vom 25. Juli bis 1. September aktuelle Kinofilme zeigt, darunter international ausgezeichnete ebenso wie Geheimtipps und Klassiker, die man immer wieder gerne sieht. Auch Kinderfilme werden präsentiert. Der Schwerpunkt in Klosterneuburg liegt auf Höhepunkten des europäischen Films. „Amour“, „Nachtzug nach Lissabon“ und „Django Unchained“ stehen auch hier auf dem Programm, ebenso „Cold Blood“ von Stefan Ruzowitzky, „Die Schlussmacher“, „Vampirschwestern“ und „Madagascar 3“. www.sommerkinoe.at Musiktipps 6. 6. 2013, 20.30 Uhr Bratfisch Porgy & Bess, 1010 Wien, Riemergasse 11 T: 01 5128811, www.porgy.at 7. 6. 2013, 20 Uhr Simple Plan Gasometer, Planet.tt, 1110 Wien, Guglgasse 8 T: 01 96096, www.ticketbox.at 6. 6. 2013, 19.30 Uhr Clint Lutes, Maurizio Grandinetti and some music of John Cage Festspielhaus St. Pölten, 3100 St. Pölten, Kulturbezirk 2 T: 01 96096, www.ticketbox.at 8. 6. 2013, 19.30 Uhr Final End-of-Season Show Festspielhaus St. Pölten, 3100 St. Pölten, Kulturbezirk 2 T: 01 96096, www.ticketbox.at 8. 6. 2013, 19.30 Uhr Portugal/Madeira – Seis Po’ Meia Dúzia Haus der Regionen – Volkskultur Europa, 3504 Krems-Stein, Donaulände 56 T: 02732 85015, www.volkskultureuropa.org 10. 6. 2013, 19.30 Uhr Karl Markovics: Wienerlieder Wiener Konzerthaus, 1030 Wien, Lothringerstraße 20 T: 01 242002, www.konzerthaus.at Sommerkino Laxenburg 21. bis 28. August 2013 Schlossplatz, 2361 Laxenburg T: 02236 71101-0, www.laxenburg.at 18 k2 02 | 13 www.k2centrope.com festivals „Die lustigen Weiber von Windsor“ in der Oper von Klosterneuburg Unten: (1) Agnes Palmisano bei Allegro Vivo, (2) Karl Ferdinand Kratzl, (3) Herrensee, Litschau © Laurent Ziegler Niederösterreich 1 Musik Kurz Klingende Festivals Klangtheater. Ob Oper in Klosterneuburg, Weltmusik in Krems oder Barockes und Kammermusikalisches in Altenburg: Der Festivalsommer in Niederösterreich ist vielseitig. Von Theresa Steininger B esonders fröhlich soll es heuer im Kaiserhof in Klosterneuburg zugehen. „Die lustigen Weiber von Windsor“ sind angesetzt, „denn das Publikum will unterhalten werden“, sagt Intendant Michael Garschall im Interview. „Die populärste Oper von Otto Nicolai war lange nicht zu sehen und das Publikum reagiert sehr positiv darauf, dass wir in deutscher Sprache spielen.“ Außerdem freue er sich auf Neuentdeckungen: „Wir haben neun Rollendebüts und einen Regisseur, der bewiesen hat, dass er sich für Darsteller, die die Rolle zum ersten Mal singen, Zeit nimmt – und dass er komische Oper inszenieren kann.“ Andy Hallwaxx wird wieder Regie führen und jüngere Darsteller leiten, was in Klosterneuburg Konzept ist: „Bei uns haben viele junge Sänger begonnen, die Nachfrage, hier zu debütieren, ist sehr groß. Wir bekommen pro Jahr rund 800 Anfragen – und ich suche mir die interessantesten aus“, sagt Garschall. Ursprünglich war für den Sommer 2013 „Manon“ mit Daniela Fally als Rollendebütantin geplant gewesen, dies wurde aber verschoben: „Unser Konzept ist es, jungen Sängern Zeit für Proben zu geben, das wäre hier nicht der Fall gewesen, da sie zu knapp gekommen wäre. Wir haben aber geplant, diese Oper mit ihr nachzuholen“, sagt Garschall. Für 2014 ist erst einmal „Die Zauberflöte“ zum Jubiläumsjahr des Stifts Klosterneuburg avisiert. Elina Garanča verneigt sich vor Verdi zum 200er Ein Jubiläum nimmt das Festival Retz zum Anlass, „Der verlorene Sohn“ von Benjamin Britten zu spielen, jährt sich der Geburtstag des Komponisten heuer doch zum 100. Mal. Die Kirchenoper mit Anklängen von Gregorianik und von asiatischer Musik wird in der Stadtpfarrkirche ab 4. Juli dargeboten. Bereits 200 Jahre ist es her, dass Verdi geboren wurde, ihm widmet die Sopranistin Elina Garanča heuer ihren Auftritt im Stift Göttweig (3. Juli). In frühen Jahren stand sie als Maddalena in Verdis „Rigoletto“ auf der Bühne, nun bietet sie erstmals seither wieder Verdi und präsentiert vor der Kulisse des Benediktinerklosters Arien aus „Aida“, „La Traviata“ und „Macbeth“. Allegro Vivo mit Jubiläum zum 25er Ein Jubiläum feiert auch das Festival Allegro Vivo, das zum 25. Mal stattfindet und ab 9. August 50 Konzerte bietet. Die Klangwelten der britischen Inseln sind heuer der thematische Schwerpunkt des Festivals, das in Gmünd und Altenburg startet, aber auch in Horn, Eggenburg, Geras und vielen weiteren Orten stattfindet. Bis 15. September treten beispielsweise Adrian Eröd, Wolfgang Bankl, Georg Breinschmid und Agnes Palmisano auf. Schon im Juli wird das Stift Altenburg bespielt und die Bibliothek von „Teatro Barocco“ zum barocken Theatersaal gemacht, „Pygmalion“ mit der Musik von Georg Anton Benda und nach Jean-Jacques Rousseau wird geboten, zudem „Die Hochzeit auf der Alm“ mit der Musik von Johann Michael Haydn. Für die Auseinandersetzung mit musikalischen Wurzeln jeglicher Art steht Glatt + verkehrt, die Haupttage in der Sandgrube 13 mit Blick auf Krems und die Donau werden heuer vom 24. bis 28. Juli stattfinden (s. 20). Einstimmend gibt es einen Brasilien-Schwerpunkt am 29. Juni im Wolkenturm Grafenegg und Termine im Schloss zu Spitz und im Stift Göttweig sowie eine tönende Schiffsfahrt am 6. Juli. Festival- und Feierstimmung wird am 21., 22. und 23. Juni auch in Wien aufkommen: Das Donauinselfest begeht seine 30. Ausgabe mit Amadeus-Preisträgerin und Singer-Songwriterin Clara Luzia, Electro-House-Ikone Mike Candys, Louie Austen und vielen mehr. Das größte Open-Air-Festival Europas bietet auch wieder den „Rock the Island“-Contest, mehrere hundert Künstler haben sich dafür angemeldet und wetteifern darum, beim Donauinselfest auftreten zu dürfen. Es ist eine einzigartige Atmosphäre, die das Schrammel. Klang.Festival ins nördlichste Niederösterreich zaubert. Rund um den Herrensee bei Litschau erklingt drei Tage lang Schrammelmusik. Die Besucher spazieren auf den Waldwegen, die von Geistern flankiert werden, um den See, verweilen bei den einzelnen Freiluftbühnen mitten im Wald und auf den Wiesen und genießen die Natur ebenso wie die Darbietungen der Elite der Wiener Musik. „Genau um diese Gesamtinszenierung und um das Eintauchen geht es uns“, sagt Intendant Zeno Stanek, der das Schrammel.Klang.Festival in Litschau vor sechs Jahren aufgebaut hat, das voriges Jahr mit dem Maecenas-Ö1-Publikumspreis ausgezeichnet wurde. Ganz eintauchen in das Schrammellebensgefühl kann man, wenn aus allen Ecken des Sees und auch von einem Floß Musik herüberweht, viele Teilnehmer passend verkleidet sind und man den Bau typischer Instrumente und eben Darbietungen von Hans Theessink, Ernst Molden, Agnes Palmisano, Birgit Denk, Karl Ferdinand Kratzl und vielen mehr verfolgt. Beliebt ist auch die Dampflokfahrt von Gmünd nach Litschau mit musikalischer Untermalung und Frühschoppen. Die Nachtwanderung wird heuer unter anderem vom Kollegium Kalksburg gestaltet. „Im siebenten Jahr bringen wir vier Uraufführungen, die von uns vergeben wurden, darunter ‚Die sieben Hauptlaster und -freuden‘ mit dem Kollegium Kalksburg und ein Schrammelkabarett.“ Im Herrenseetheater, wo rundum auch Schmankerln und Wein aus der Region angeboten werden, gibt es die Uraufführung von „Fremd in Wien“ mit Wolfram Berger und den Neuen Wiener Concert Schrammeln sowie der Schrammelmusik anverwandte Klänge von Klezmer Reloaded und Attwenger. Theresa Steininger Schrammel.Klang.Festival 5. bis 7. Juli 2013 3874 Litschau, Herrensee T: 01 96096, www.ticketbox.at © Stephan Mussil © Lukas Beck Schrammelklang rundum 2 13.–15. 6. 2013 Dana Gillespie & Joachim Palden Trio Jazzland, 1010 Wien, Franz-Josefs-Kai 29 T: 01 5332575, www.jazzland.at 13. 6. 2013, 19.30 Uhr Alicia Keys – Set The World On Fire Tour Wiener Stadthalle, 1150 Wien, Dr.-Roland-Rainer-Platz, Eingang Märzpark T: 01 96096, www.ticketbox.at 14. 6. 2013, 19.30 Uhr pan tau – x „musik – hautnah“ 2013: Songs & Beauties OFF Theater, 1070 Wien, Kirchengasse 41 T: 0676 7063812, www.pantau-x-records.com 15. 6. 2013, 19.30 Uhr Portugal/Madeira – MedioAtlantico Haus der Regionen – Volkskultur Europa, 3504 Krems-Stein, Donaulände 56 T: 02732 85015, www.volkskultureuropa.org © Inge van Rosmalen (ivrphotography 2010) 11. 6. 2013, 20 Uhr Eric Clapton Wiener Stadthalle, 1150 Wien, Dr.-Roland-Rainer-Platz T: 01 7999979, www.stadthalle.com 17. 6. 2013, 20 Uhr Bobby McFerrin & Band Wiener Stadthalle, 1150 Wien, Dr.-Roland-Rainer-Platz T: 01 7999979, www.stadthalle.com 3 www.k2centrope.com k2 02 | 13 19 Musik 2 © Adolf Bereuter © Jazzhole 1 © Frank Steward Niederösterreich holstuonarmusigbigbandclub Unten: (1) Keziah Jones, (2) Chucho Valdés, (3) Canzoniere Grecanico Salentino, (4) Hermeto Pascoal, (5) Sam Lee © Daniele Lamonaca Flussgeschichten 3 World Music. Glatt & Verkehrt lässt den Blick in die Ferne schweifen und behält doch auch die eigene Region im Auge. Die 17. Auflage des Festivals lockt mit Namen wie Chucho Valdés, Hermeto Pascoal und David Moss. Von Andreas Felber © Bernd Ott © Glatt & Verkehrt S 4 5 RaiFFeisen-TIpp 3. 7. 2013, 20.30 Uhr Elina Garanča & Friends – Open Air Stift Göttweig, Stiftshof, 3511 Furth/Göttweig T: 01 96096, www.ticketbox.at RaiFFeisen-TIpp 12. 7. 2013, 19.30 Uhr pan tau – x „musik – hautnah“ 2013: Wiener Wunder Allerlei Porgy & Bess, 1010 Wien, Riemergasse 11 T: 0676 7063812, www.pantau-x-records.com 20 ommerzeit ist Reisezeit. Und also auch die Zeit der Klangexpeditionen in nahe und entlegene Territorien. Die 17. Auflage von Glatt & Verkehrt lädt ein zu musikalischen Entdeckungsreisen in vielerlei Richtungen. So etwa wird im Rahmen des Hauptprogramms in der Sandgrube der Winzer Krems am 26. Juli eine „Mittelmeerkreuzfahrt von Salento über Griechenland in den Nahen Osten“ angeboten: Die dabei angelaufenen Destinationen sind das Ensemble Canzoniere Grecanico Salentino, die Tarantella-Experten mit griechischen Wurzeln von Italiens „Stiefelabsatz“, Babis Papadopoulos, der zwischen Rembetiko und Rock changierende Gitarrist aus Thessaloniki, und Avishai Cohen, der nach Jahren in Chick Coreas Band nun wieder in Israel lebende Bassist, der organisch fließenden Kammerjazz choreografiert. Der folgende Abend steht unter dem Motto „Sufi Soul – Ekstatisches vom Maghreb bis Persien“ und wartet mit Gastspielen der marokkanischen Sänger-Dichterin Fatima Tabaamrant und des iranisch-tunesischen Tandems Alireza Ghorbani/Dorsaf Hamdani auf, das sich aus der Perspektive klassischer persischer Musik Poemen von Omar Khayyam und Rumi nähert. Kontinent Klavier Der Kontinent der 88 schwarz-weißen Tasten wird am 24. Juli bereist: Mit dem 71-jährigen Pianisten Chucho Valdés, zuletzt Partner von Omara Portuondo und Charles Aznavour, beehrt ein Großmeister der kubanischen Musik Krems, mit den Afrocuban Messengers als Entourage. Ihm gleich tun es der Norweger Christian Wallumrød, der in diversen ECM-Einspielungen als experimentierfreudiger Pianolyriker auf sich aufmerksam gemacht hat, und der Wiener Paul Gulda. Letzterer führt im Projekt „Rapsody Zigansky“ Kompositionen von Joseph Haydn, Franz Liszt u. a. auf ihre Wurzeln in der Roma-Musik zurück. Die „heiße Phase“ von Glatt & Verkehrt tendiert anno 2013 generell in Richtung Jazz und improvisierte Musik: Vokalisten-Enfant-terrible David Moss, der vor einigen Jahren als Orlofsky im Rahmen der „Fledermaus“ bei den Salzburger Festspielen für erhitzte Gemüter sorgte, wird mit dem ehemaligen Klangforum-Pianisten Marino Formenti zusammentreffen. Am Sonntag, dem 28. Juli, gibt es zudem ein Wiederhören mit Vierteltontrompeter Franz Hautzinger und dem in Wien lebenden japanischen Gitarren-Dekonstruktivisten Uchihashi Kazuhisa. Und mit dem 76-jährigen Hermeto Pascoal besorgt das multiinstrumentale Universalgenie der Musik Brasiliens, das dort „O Bruxo“ („der Hexer“) genannt wird, den Festivalausklang. Die Donau als Veranstaltungsort und als Thema Brasilien steht auch am Beginn von Glatt & Verkehrt: Die Eröffnung bestreiten am 29. Juni im Wolkenturm Grafenegg das Tonkünstler-Orchester Niederösterreich mit den Solisten Tatiana Parra, Benjamim Taubkin und Alegre Corrêa. Zweimal rückt auch die Donau in den Mittelpunkt. Zum einen im Rahmen der „Tönenden Schifffahrt“ durch die Wachau (6. Juli), in deren Rahmen u. a. Frank London und Otto Lechner an Bord musizieren. Und am 13. Juli bringt Posaunist und Pianist Martin Ptak in der Minoritenkirche das Auftragswerk „River Tales“ zur Uraufführung, in dem er sich mit dem Fluss wie auch mit Traditionen und Mythen der Gegend auseinandersetzt. Glatt & Verkehrt kehrt im Rahmen seiner Weltreise bei sich selbst ein. Glatt & Verkehrt 24. bis 28. Juli 2013 Winzer Krems, 3500 Krems, Sandgrube 13 T: 01 96096, www.ticketbox.at Musiktipps 18. 6. 2013, 19.30 Uhr Elton John Wiener Stadthalle, 1150 Wien, Dr.-Roland-Rainer-Platz T: 01 7999979, www.stadthalle.com 28. 6. 2013 Nurejew Gala Wiener Staatsoper, 1010 Wien, Opernring 2 T: 01 51444-2250, www.wiener-staatsoper.at 10. 7. 2013, 19 Uhr The Smashing Pumpkins Arena Open Air, 1030 Wien, Baumgasse 80 T: 01 96096, www.ticketbox.at 20.–23. 6. 2013 kons.jazz.festival.2013 Porgy & Bess,1010 Wien, Riemergasse 11 T: 01 5128811, www.porgy.at 29. 6. 2013, 20 Uhr Die Ärzte, NOFX, Donots Krieau, 1020 Wien, Nordportalstraße 247 T: 01 96096, www.ticketbox.at 13. 7. 2013, 20 Uhr Der Watzmann ruft! VAZ St. Pölten, 3100 St. Pölten, Kelsengasse 9 T: 01 96096, www.ticketbox.at k2 02 | 13 www.k2centrope.com ausstellungen Der Tullner Bahnhof, Ort der Kindheit Egon Schieles Unten: Covers zu Gartenbüchern niederösterreich Bücher © Christian Brandstätter Verlag kurz © Städtische Sammlung Tulln Gärten der Lust und Orte der Technokratie Schiele auf dem Land Weltkarriere. Der strahlkräftigste unter den niederösterreichischen Künstlern gewinnt an Präsenz. Nachdem Schiele als multinationale Marke rund um den Erdball gefeiert wird, erschließt seine Heimat mehr und mehr authentische Orte für den Besucher. Von Christian Bauer M eine Gemälde sollen in allen Museen der Welt gezeigt werden“, lauten die letzten Worte egon Schieles. Fast prophetisch sieht der Sterbende, gerade 28-jährig, seinen Siegeszug auf allen Kontinenten voraus. Dass Schiele – die große Karriere vor augen – schon früh seine Wurzeln marginalisiert hat, verwundert nicht, hat aber mit der Wahrheit wenig zu tun. Zwei Drittel seines Lebens verbringt Schiele in Niederösterreich. Der Anfang am Bahnhof und im Schiele Museum Tulln Der Bahnhof Tulln ist sein Geburtshaus und bildet die Rahmenhandlung einer zumeist unbeschwerten Kindheit bis zum ende der Volksschulzeit. Der Vater adolf Schiele hat die Dienstwohnung schon 1887 mit seiner Berufung zum Bahnhofsvorstand von Tulln erhalten. Diese Jahre beeindrucken und prägen Schiele nachhaltig. Das weltweit neue Phänomen der Mobilität lässt den Jungen die Länder der Donaumonarchie bereisen und regt ihn zu den frühesten künstlerischen arbeiten an. Das Geburtshaus, das für fast 17 Jahre Wohnsitz der Schieles ist, wird nun in einem ambitionierten Konzept (und einer Topgestaltung des Teams „Toikoi“) für den Besuch geöffnet. Der Rundgang durch die Wohnung erzählt von den episoden der Kindheit und endet mit dem sozialen Niedergang der Familie Schiele, als adolf Schiele in der endphase seiner Syphiliserkrankung die Dienstwohnung räumen muss. ein audiosystem lässt Zeitzeugen, die Mutter Marie sowie die Schwestern Gerti und Melanie zu Wort kommen. Das Schiele Museum in Tulln, rund zehn Minuten Fußweg vom Geburtshaus entfernt, zeigt die künstlerische entwicklung Schieles von den ersten Schöpfungen des Zehnjährigen bis zur selbstbewussten Gründung der Neukunstgruppe des Jahres 1909, die Schieles erfolgreiche Künstlerkarriere einleitet. 60 Werke aus zahlreichen Museen und Privatsammlungen zeigen die frühe Reife des Künstlers. Das Stift Klosterneuburg besitzt Werke Schieles, die aus der Gymnasialzeit stammen und an die erste ausstellung des Künstlers im Jahr 1908 im Stift erinnern. Sind die episoden aus Tulln, Krems und Klosterneuburg noch vergleichsweise harmonisch, so beschreibt Neulengbach einen dramatischen Lebensabschnitt Schieles, der im Sommer 1911 beginnt und zu jener affäre führt, die im Gefängnis endet. Dabei bezieht Schiele sein Wohnhaus mit dem Vorsatz, für immer zu bleiben. Zahlreiche Hauptwerke des Künstlers, darunter die „eremiten“, entstehen vor Ort. Das ende dieser Zeit markiert insgesamt einen Wendepunkt in Schieles Leben und Schaffen. Die Stadt Neulengbach hat dazu einen Themenweg aus acht Stationen markiert, der zu jeder Zeit besichtigt werden kann. Neulengbach und Tulln bilden damit, nur rund 20 Kilometer voneinander entfernt, die einzigen Schiele-Orte, die authentische Lebensphasen nachvollziehbar machen. Das ist ein gewaltiges Kapital bei einem Künstler, der als Weltmarke zum Pflichtprogramm der Touristen aller Kontinente zählt. Egon-Schiele-Geburtshaus Ab 16. Juni 2013 Bahnhof Tulln, 3430 Tulln, Bahnhofstraße 69 T: 02272 6900, www.tulln.gv.at Egon Schiele. Der Anfang Bis 31. Oktober 2013, Mittwoch bis Sonntag, Feiertag 10 bis 17 Uhr Egon Schiele Museum Tulln, 3430 Tulln, Donaulände 28 T: 02272 64570, [email protected], www.egon-schiele.eu Der Egon-Schiele-Rundweg Auf Schieles Spuren in Neulengbach an 8 Infopoints Tourismusinformation, 3040 Neulengbach, Hauptplatz 2 T: 02772 5210552, www.neulengbach.gv.at 19. 7. 2013, 20 Uhr KeSha Gasometer, Planet.tt, 1110 Wien, Guglgasse 8 T: 01 96096, www.ticketbox.at 23. 7. 2013, 20 Uhr Hugh Laurie Wiener Konzerthaus, 1030 Wien, Lothringerstraße 20 T: 01 242002, www.konzerthaus.at 20. 7. 2013, 20 Uhr Roger Hodgson & Band – The legendary voice of Supertramp Donaubühne Tulln, 3430 Tulln an der Donau, Donaulände T: 01 96096, www.ticketbox.at 27. 7. 2013, 19.30 Uhr Leonard Cohen Wiener Stadthalle, 1150 Wien, Dr.-Roland-Rainer-Platz T: 01 7999979, www.stadthalle.com www.k2centrope.com k2 02 | 13 3. 8. 2013, 19 Uhr Unheilig & Special Guests Donaubühne Tulln, 3430 Tulln an der Donau, Donaulände T: 01 96096, www.ticketbox.at 9. 8. 2013, 18 Uhr Iggy & The Stooges Arena Open Air, 1030 Wien, Baumgasse 80 T: 01 7988595, www.arena.co.at Gartenbücher liegen im Trend und bedienen die Sehnsucht der Leser, ihre Individualität im Grünland zu spiegeln. Gartenbücher sind so verschieden wie die Menschen selbst. Zwei Neuerscheinungen – beide im Verlag Christian Brandstätter erschienen – spiegeln diese Unterschiede pointiert wider und haben doch einiges gemeinsam. Werner Gamerith und Angelika Starkl laden ein auf die eigenen Landsitze und erzählen die Geschichte der Familie, des Anwesens und des Gartens, alles reich bebildert und mit zahlreichen Tipps garniert. Der Garten wird zum Familienalbum, das Durchblättern entspricht dem Blick über den Gartenzaun im Sommer (andere Jahreszeiten werden in beiden Büchern ausgeblendet). Fast ein halbes Jahrhundert ist es her, dass Werner Gamerith an der Grenze zwischen Wald- und Mühlviertel einen aufgelassenen Bauernhof bezogen hat. Hier regiert der Zufall, dem nur in der Gesamtplanung etwas nachgeholfen wird. Das wuchernde Neben- und Ineinander unterschiedlicher Blumen, Kräuter und Wiesen bildet den Lebensraum auf Basis der biologischen Landwirtschaft, an deren Verbreitung Gamerith wesentlichen Anteil hat. Nun sind die einstigen „Schrullos“ zu Helden zeitgemäßer Gartenplanung geworden, was den Autor sichtlich stolz macht. Angelika Starkl hat vor 16 Jahren einen alten Bauernhof im Weinviertel bezogen, der gemeinsam mit den beiden Kindern liebevoll gestaltet worden ist. Das Buch ist ein sentimentaler Rückblick und zugleich eine Hommage an Gärten als Begegnungsräume unterschiedlicher Generationen. Der Schwerpunkt liegt auf Blumendekor als Aufputz des Grünlandes. Dies geschieht außerordentlich liebevoll und der Kitsch kann sich wunderbar – bis zu den Gartenrezepten – entfalten. Wem dies alles zu naturnah ist und das Selbermachen wenig erquicklich scheint, der kann in Alexandra Dallingers „Garten Design“ stylische Gartenanlagen in Stadtnähe studieren. Hier regiert die Moderne mit edelsten Materialien und wunderbaren Luxushäusern. Die Geometrie ist hier das Maß aller Dinge. 36 Gärten werden vorgestellt, ohne dass nur ein Mensch sichtbar ist. Dennoch spiegeln die Häuser ihre Bewohner wider. Der Luxus spiegelt sich sprichwörtlich im Wasser, das vom Brunnen zum Swimmingpool eine herausragende Rolle spielt. Der Dialog zwischen Haus und Garten liefert zahlreiche Ideen, die wie alles im Buch von verschwenderischem Luxus geprägt sind. Christian Bauer Angelika Starkl Mein Stückchen Erde 168 Seiten, ca. 200 Abbildungen, Hardcover Verlag Christian Brandstätter, ISBN 978-3-85033-706-9, 25,00 € Werner Gamerith Mein Naturgarten. Glück und Geheimnis 168 Seiten, ca. 200 Abbildungen, Hardcover Verlag Christian Brandstätter, ISBN 978-3-85033-728-1, 25,00 € Alexandra Dallinger, Bernhard Ecker, Miquel Tres Garten Design. Gestaltungsideen für das Wohnen im Freien 208 Seiten, ca. 200 Abbildungen und 36 Planskizzen, Hardcover Verlag Christian Brandstätter, ISBN 978-3-85033-489-1, 49,90 € 21 Bühne Niederösterreich „Von Mäusen und Menschen“ im Herrenseetheater in Litschau Unten: Kleinhäusler-Lebenswelten im Weinviertel Festival Kurz Das „Viertelfestival NÖ – Weinviertel 2013“ findet noch bis 11. August statt. Unter dem diesjährigen Festivalmotto „Brandungszone“ werden 69 Kunst- und Kulturprojekte – davon sind 19 Schulprojekte – umgesetzt. Das Festivalmotto „Brandungszone“ ist einerseits durch die geologische Frühzeit des Weinviertels inspiriert: Vor über zehn Millionen Jahren war der Süden des heutigen Weinviertels Brandungszone eines riesigen tropischen Meeres mit Delfinen, Haien und Seekühen. Andererseits symbolisiert eine Brandungszone einen Zustand der Inspiration, der ständigen Erneuerung und Veränderung. Demgemäß befassen sich viele Projekte mit Veränderungsprozessen. Ziel des Projekts „KleinhäuslerLebenswelten“ ist die Präsentation der Lebenswelten der unteren dörflichen Schichten im Weinviertel des 19. Jahrhunderts: der Kleinhäusler, Dienstboten, Inwohner, Einleger, Saisonarbeiter und Taglöhner (ab 28. Juli im Museumsdorf Niedersulz). „Lower Austrian Seaside“ ist eine akustische Reise durch das Urmeer: Entlang des ehemaligen Küstenstreifens werden (bis 11. August) an markanten Aussichtspunkten im Marchfeld interaktive Hörbänke installiert. Beim „Kirtag im Pulkautal 1910“ werden am 28. Juli in Seefeld sowohl 100 Jahre alte als auch zeitgenössische Musik geboten. Und im Rahmen eines Symposiums am 10. August in der Hollabrunner Galerie Sonnberg wird zu Ehren des von der Gestapo verhafteten Pfarrers Johann Nebenführ der Widerstandsatlas „Widerstand im Weinviertel“ vorgestellt. Die inhaltliche Bandbreite der Schulprojekte reicht vom Weinanbau im Weinviertel bis zu Ökologie und Umweltbewusstsein, von der Geschichte und der geologischen Entwicklung des Weinviertels bis zur Auseinandersetzung mit dem Thema Zuwanderung. Eine Reihe von Projekten wird gemeinsam mit tschechischen Partnerschulen umgesetzt. Werner Schuster RaiFFeisen-TIpp © Sammlung Edl/Altlichtenwarth, Dieter Werderitsch Viertelfestival NÖ – Weinviertel 2013 Bis 11. August 2013 Div. Veranstaltungsorte T: 02572 34234, www.viertelfestival-noe.at © Anna Stoecher Brandungszone Weinviertel Szenenwechsel der Theate Szenenwechsel. Das Theaterfest Niederösterreich bringt in Schauspiel, Operette und Musical große Vielfalt von „Jägerstätter“ als Uraufführung über „Der Opernball“ und „Wiener Blut“ bis zu „Xanadu“. Zahlreiche Intendantenwechsel stehen an oder bevor. Von Theresa Steininger K omm mit mir ins Chambre séparée“, klingt es aus Baden bei Wien, „Hot Stuff“ aus Melk, „Wiener Blut“ aus Langenlois, vom Mut eines Bauern erzählt man in Haag, vor dem Revisor bangt man in Perchtoldsdorf – das Theaterfest Niederösterreich lädt ab Mitte Juni wieder zu zahlreichen Premieren im ganzen Bundesland. Finale grande von Robert Herzl in Baden Seinen letzten Sommer hat der Intendant der Bühne Baden, Robert Herzl, vor sich, der sein Haus im Frühling 2014 an Sebastian Reinthaller übergibt. „Mein wichtigstes Augenmerk für die letzten Monate ist es, Stücke zu bringen, die ich den Badenern unbedingt noch zeigen möchte“, sagt Herzl zu k2. Er bringt somit ab 21. Juni „Die schöne Helena“ in die Sommerarena und inszeniert Offenbachs Operette selbst: „Offenbach ist für mich das, was ich unter klassischer Operette verstehe, und ,Die schöne Helena‘ ist eines seiner Meisterwerke.“ Zu Beginn seiner Intendanz hat Herzl „Orpheus in der Unterwelt“ inszeniert, somit schließt sich ein Kreis. „Ich halte ,Helena‘ für ein gescheites, spritziges Stück mit genialer Musik.“ Der designierte Intendant Sebastian Reinthaller agiert mit Elisabeth Flechl. Als zweite Premiere präsentiert Herzl „Der Opernball“ (ab 12. Juli): „Volker Wahl und Michaela Ronzoni werden inszenieren und es etwas anders machen als gewohnt: Anstatt in Paris und Orléans spielt das Stück in Wien und Niederösterreich und bringt so mehr Lokalkolorit ein.“ Auch im Musical bringt Herzl etwas, das ihm auf seiner Palette noch gefehlt hat, er inszeniert „Jesus Christ Superstar“, „ohne plakativ zu werden“ (ab 10. August). Als Schauspiel kommt „Einen Jux will er sich machen“ in Kooperation mit dem Landestheater Niederösterreich (ab 27. Juli). Gregor Bloébs letzter Sommer in Haag Auch in Haag steht 2014 ein Intendantenwechsel bevor: Gregor Bloéb wird von Christoph Wagner-Trenkwitz abgelöst. In seinem letzten Sommer präsentiert Bloéb aber einen besonderen Clou: „Jägerstätter“ von Felix Mitterer (ab 3. Juli) in Kooperation mit dem Theater in der Josefstadt kurz nach der dortigen Uraufführung. „Mitterer hat uns ein wunderbares und berührendes Stück geschrieben, damit zählen wir zu den Theaterhighlights des Jahres“, so Bloéb. Er selbst wird „den mutigen, sturen Bauern spielen, der zu einem verbrecherischen Regime Nein sagte“, wie Mitterer die Figur beschreibt. „Von seinen Zweifeln und Ängsten, von seinen inneren Kämpfen und von seiner Konsequenz, die uns weniger Mutigen ein Stachel im Fleisch ist“, wird das Stück laut Beschreibung des Autors handeln. Gerti Drassl steht Bloéb bewährtermaßen zur Seite, Stephanie Mohr wird Regie führen. Im Rahmenprogramm wird eine Messe für Franz Jägerstätter präsentiert, den humorigen Teil übernehmen Heinz Marecek, Otto Schenk, Mnozil Brass und andere. Schon heuer über eine neue Intendantin verfügt das Herrenseetheater in Litschau, Margit Mezgolich hat die Leitung von Zeno Stanek übernommen, der weiterhin das Schrammel.Klang. Festival führt und Intendant in Stockerau wurde. Mezgolich, bisher am TAG in Wien tätig, bringt Steinbecks Romanklassiker „Von Mäusen und Menschen“ über den Traum zweier einfacher Arbeiter vom besseren Leben auf die Bühne, sie hat dramatisiert und führt selbst Regie, Premiere ist am 1. August. Ein strenges Regime wird in Perchtoldsdorf geführt, „Der Revisor“ soll in die russische Provinzstadt, in der jeder – von Fritz Hammel als Stadthauptmann bis zu I Stangl als Gutsbesitzer – etwas zu verbergen hat, kommen. Die Burg Perchtoldsdorf ist ab 3. Juli Schauplatz von Gogols Werk. Musiktipps 10. 8. 2013, 20 Uhr Roger Cicero & Big Band Donaubühne Tulln, 3430 Tulln an der Donau, Donaulände T: 01 96096, www.ticketbox.at 11., 21., 27. und 28. 8., 3. 9. 2013, 19.30 Uhr Jesus Christ Superstar Stadttheater Bühne Baden, 2500 Baden, Theaterplatz 7 T: 01 96096, www.ticketbox.at 22 23. 8. 2013, 20 Uhr Roger Waters – The Wall live Ernst-Happel-Stadion, 1020 Wien, Meiereistraße 7 T: 01 96096, www.ticketbox.at 28. 8. 2013, 20 Uhr Xavier Naidoo Wiener Donauinsel T: 01 96096, www.ticketbox.at 24. 8. 2013, 20 Uhr EAV: Best of Show Donaubühne Tulln, 3430 Tulln an der Donau, Donaulände T: 01 96096, www.ticketbox.at 31. 8. 2013, 16.30 Uhr Cro Wiener Donauinsel, Festwiese T: 01 96096, www.ticketbox.at k2 02 | 13 www.k2centrope.com Bühne rmacher In Laxenburg wird die Tradition fortgesetzt, bekannte Werke einzuwienern, diesmal hat sich Adi Hirschal „Eine Nacht in Venedig“ ausgesucht – als „Die wundersamen Abenteuer des Commissario Pinzetti“ in neuem Gewand. Edmond Dantès in Melk Verrat, Hass, Rachsucht und Leidenschaft stehen in Melk im Zentrum, „Monte Christo“ (ab 19. Juni) ist eine zwischen Psychothriller und Liebesgeschichte dramatisch changierende Dumas-Bearbeitung von Susanne Felicitas Wolf mit Denis Petkovic in der Hauptrolle. Zudem gibt es eine Musikrevue mit Tini Kainrath und anderen, „I want it all“. Amüsant wird es auf der Rosenburg mit „Falstaff“, Intendant Alexander Waechter schlüpft selbst in die Rolle des unmäßigen Ritters, der in mehreren Shakespeare-Dramen vorkommt. Seit 2004 wird auf der Rosenburg bereits alljährlich Shakespeare gespielt. Ebenfalls auf einen Autor konzentriert ist man in Gutenstein, hier wird Ferdinand Raimund gehuldigt, Isabella Gregor inszeniert „Der Verschwender“, das Stück über Geld, Macht und Überleben. Premiere ist am 18. Juli. Mit „Peer, du lügst“ im Theater im Bunker in Mödling, „Oliver Twist“ als Musical ebenfalls in Mödling, „Der Hofnarr“, einer Musikkomödie mit Buch und in Regie von Vicki Schubert samt Musik von Peter Hofbauer und Christian Deix, im Filmhof Wein4tel und vielem mehr ist die Bandbreite des Theaterfests groß. Die Wachaufestspiele bringen „Die unteren Zehntausend“, Marcus Strahl hat nach Kurt Nachmann und Damon Runyon selbst das Buch verfasst, er führt auch Regie, es spielen Dagmar Hellberg, Verena Scheitz und Stephan Paryla-Raky. „Ein ungleiches Paar“ präsentiert man in Berndorf – Neil Simon einmal anders, wenn zwei Frauen, nachdem sie von ihren Männern verlassen wurden, zusammenziehen und an ihrer Verschiedenheit scheitern. Es spielen Nina Hartmann und Elke Winkens. „Wiener Blut“ in Langenlois Walzerselig wird es bei den Schlossfestspielen in Langenlois, die in der Regie von Philipp Harnoncourt „Wiener Blut“ bringen, vor dem Schloss Haindorf werden die amourösen Abenteuer des Grafen Zedlau aufgeführt. Die Felsenbühne Staatz präsentiert erstmals in Österreich Disneys „Die Schöne und das Biest“ als Open-Air-Musical. Musical nach einem Film gibt es auch in Amstetten, „Xanadu“ basiert auf einem Kultstreifen der 80erJahre mit Olivia Newton-John. Das bewährte Team rund um Werner Sobotka als Regisseur und Choreograf Ramesh Nair nimmt sich der Künstlerstory an, in welcher der von Selbstzweifeln geplagte Sonny von der Muse Kira geküsst wird. Sommertheater in Wien Sommerfreilufttheater in der Stadt bietet man beim Tschauner in Wien, heuer mit Robin Hoods Abenteuern als Musiktheater. Auf der Pawlatschenbühne im 16. Bezirk werden auch wieder Kabarettisten, darunter Bernhard Ludwig, Weinzettl & Rudle, Joesi Prokopetz und Alf Poier, sowie Musiker wie Die Echten, The Rounder Girls und Roland Neuwirth & Extremschrammeln für Unterhaltung sorgen. Zudem wird der Erfolg des Vorjahres, „Die Geierwally“, wieder aufgenommen. Die zweite Pawlatschenbühne Wiens, das Theater am Spittelberg, bietet am 2. Juni ein Sommereröffnungsfest mit AasGeiger, Trio Lepschi, 20StringSummit und anderen, zudem treten im Juni und Juli Erika Pluhar, Willi Resetarits und Stubnblues, Die Strottern, Birgit Denk, Roland Neuwirth, Papermoon, 5/8erl in Ehr’n und Der Nino aus Wien auf. Niederösterreich © Stephan Mussil © Landestheater Niederösterreich / Anette Sonnewend „Einen Jux will er sich machen“ – Gastspiel des Landestheaters Niederösterreich in der Bühne Baden Unten: Zeno Stanek Bühne Kurz Neo-Intendant für Stockerau Die Festspiele Stockerau haben einen neuen Intendanten: Zeno Stanek, Gründer des Theaters Brauhaus und des Schrammel.Klang.Festivals in Litschau, übernimmt die Leitung. Anstatt Alfons Haider’sches Musical gibt es fortan Sprechtheater und Konzerte. „Der Besuch der alten Dame“ von Dürrenmatt wird die erste Premiere sein, Klassiker der Moderne sollen auch in Zukunft im Zentrum stehen. „Es war der Wunsch der Stadt, auf Sprechtheater zu setzen. Ich finde, dass dieses viel zu selten gespielte Stück, das mich seit Langem fasziniert, sehr gut zu einem urbanen Festival, wie wir es sind, passt“, sagt Stanek k2. Als solches möchte er sich auch von den vielen anderen Sprechtheaterangeboten in Niederösterreich abgrenzen. In der Inszenierung von Stanek spielt Anne Bennent die Hauptrolle. „Die alte Dame von Dürrenmatt ist nicht unbedingt eine betagte Frau. Mir war es wichtig, dass es eine ist, die im Saft steht und die noch lange leben will“, so Stanek. Die Musik zur Aufführung liefert der Stockerauer Künstler Karl Ritter, der auch in mehreren Rollen zu sehen ist. Neben dem Sprechtheater bringt Stanek ein umfassendes Rahmenprogramm, in dem auf der großen Bühne arrivierte Künstler wie The Philharmonics, Willi Resetarits und Stubenblues, Otto Schenk sowie Pigor & Eichhorn auftreten. Außerdem wird erstmals auch Programm abseits des Platzes vor der Pfarrkirche geboten, in Lokalen Stockeraus gibt es täglich nach den Theatervorstellungen vier Nach(t)konzerte mit jungen Künstlergruppen von Jazz über klassische Musik bis zu Wienerlied. „Unser Ziel ist es, eine vibrierende Festspielstadt zu sein, in der Vielfältiges geboten wird und Leute aus der Region eingebunden werden“, sagt Stanek. Theresa Steininger Festspiele Stockerau „Der Besuch der alten Dame“ u. a. 26. Juni bis 10. August 2013, 20 Uhr 2000 Stockerau, Rathausplatz 1 T: 02266 67689, www.festspiele-stockerau.at www.theaterfest-noe.at Kindertipps 8. 6. 2013, 19.30 Uhr Abenteuernacht – Lange Nacht der Geschichten. Eine ganze Nacht im Theater Dschungel Wien, 1070 Wien, Museumsplatz 1 T: 01 522072020, www.dschungelwien.at 9. 6. 2013, ab 11 Uhr Familientag Grafenegg 2013: Konzerte, Workshops, Spiele und Spaß Schlosspark, 3485 Grafenegg 10 T: 02742 908070, www.grafenegg.com www.k2centrope.com k2 02 | 13 13. 6. 2013, 19.30 Uhr (Premiere) Alles ganz anders: JUNGWILD 2012 (ab 12 J.) Dschungel Wien, 1070 Wien, Museumsplatz 1 T: 01 522072020, www.dschungelwien.at Bis 28. 6. 2013 ZOOM Atelier: Möbelstadt (Workshops für Kinder von 3 bis 12 Jahren) ZOOM Kindermuseum, 1070 Wien, Museumsplatz 1 T: 01 5247908, www.kindermuseum.at Bis 28. 6. 2013 Es war einmal … das Mittelalter! Eine Mitmach- ausstellung für Kinder von 6 bis 12 Jahren ZOOM Kindermuseum, 1070 Wien, Museumsplatz 1 T: 01 5247908, www.kindermuseum.at 6. 7. 2013, 15 Uhr Tonkünstler-Orchester NÖ: Familienworkshop „Wien, nur Du allein“ Schloss Grafenegg, 3485 Grafenegg 10 T: 01 96096, www.ticketbox.at 8.–19. 7. 2013 (Anmeldung ab 5. 6. 2013) KinderuniWien 2013 Div. Veranstaltungsorte T: 0800 664540, www.kinderuni.at 21. 9. 2013, 16 Uhr Bibi Blocksberg – das Musical VAZ St. Pölten, 3100 St. Pölten, Kelsengasse 9 T: 01 96096, www.ticketbox.at 23 Ro Raftl © Peter M. Mayr Kunst & kulinarik Wien Niederösterreich Tipps zur grenzenlosen Freizeitgestaltung Böse ist besser „Die Damen“ Ona B., Evelyne Egerer, Birgit Jürgenssen und Ingeborg Strobl taten sich 1987 zu lockerem Bündnis zusammen, vier Künstlerinnen, die fortan das Publikum mit gewitzten Aktionen verwöhnten, den männlich dominierten Kunstmarkt im Zeichen eines „federleichten spöttischen Feminismus“ (© Brigitte Huck) provozierten. Bei ihrem ersten Event am Wiener Westbahnhof parodierten sie mit der Postkarte „Die vier neuen Mitglieder des ersten Wiener Männergesangvereins“ ein Foto aus den Sechzigerjahren mit der elitären „Mannschaft“ von Attersee bis Walter Pichler. Mit der Briefmarke „Die Damen“ in der Wiener Secession zelebrierten sie 1989 die Geburtsstunde der eigenen Marke hinterfotzig als „postmodernen“ Event. Als Ingeborg Strobl ausschied, erschien Lawrence Weiner als vierte „Dame“, kreierte den Spruch „When Evils Stalks the Land“ Vorsicht! Vielleicht kommen die Damen.“ Der sich später zu „Böse ist besser“ vereinfachte – in Kombination mit einem Herz. Fotografie war das Medium der Performances, zehn Jahre lang. Strobl tauchte zwischendurch wieder auf, Birgit Jürgenssen starb 2003. Wenn die Landesglaerie für zeitgenössische Kunst am 21. Juni „Die Damen“ in St. Pölten eröfnet, wird Damen Bier ausgeschenkt, mit Etiketten der bekannten Hausfrauen-Persiflage – auf der jede tut, was sie am meisten hasst: Ona B. bügelt, Egerer saugt Staub, Strobl wäscht Geschirr, Jürgenssen schrubbt den Boden: „Dazu gibt’s zwei Bierdeckel mit nie gezeigten Sujets aus unserem riesigen Archiv“, sagt Ona B. „Wir haben die eigene Vergangenheit aufgearbeitet.“ © Wolfgang Woessner Die Damen in Venedig © TEAMniel.com Letztens habe ich hier kurz die Erlebniskarte erwähnt. Heute werden wir das vermeintlich vorteilstiftende Kreditkartenformat unter die Lupe nehmen: Über 50 Freizeit- und Erlebnishighlights der Region Centrope, quasi von regionalen Tourismus-Trüffelschweinderln aus der Angebotsvielfalt der Länder Tschechien, Sowakei, Ungarn und (Ost-)Österreich herausgeschnüffelt. Hernach von den Betreibern der Plattform mycentrope.com akribisch aufgelistet und auf www. mycentropecard.com zum Bestpreis feilgeboten. Schauen wir einmal, ob die vollmundigen Verheißungen der rührigen Betreiber von mycentrope.com einer peinlichen Überprüfung standhalten werden. Beginnen wir doch gleich mit dem Angebot, welches den gleichermaßen bekannten wie beliebten Twin City Liner zum Inhalt hat: Der Schnellkatamaran verbindet die Citys der EU-Hauptstädte Bratislava und Wien seit dem Jahr 2006 auf dem Wasserweg. An der Genussqualität dieser Einrichtung ist inzwischen nicht mehr zu zweifeln. Aber was kann die Erlebniskarte draufsetzen? Im Sommer eine Woche Kinder gratis mitnehmen ist nicht übel. Der zweite Benefit gefällt noch besser: Upgrade in die Captain’s lounge, die Exklusivkabine des Donauboliden. Da erspart man sich schon eine Menge Geld oder bekommt für den Preis der Normalkarte ein Eckhaus mehr an Luxus geboten – da kommt Freude auf! Wir wenden uns dem nächsten Angebot zu: Riverride – in Ungarns Hauptstadt mit ein und denselbem Gefährt zunächst auf den Prachtstraßen Budapests die wichtigsten Sehenswürdigkeiten passieren und danach auf der Donau alles aus einem anderen Blickwinkel genießen. Die Fahrt mit dem Amphibienbus ist zu Recht sehr nachgefragt, verspricht sie doch Kulturgenuss und Nervenkitzel ums selbe Geld. Mit der Erlebniskarte gibt’s den Kick zum originell konstruierten, aber deutlich günstigeren Preis: der zweite Vollpreiszahler zahlt die Hälfte oder der dritte fährt umsonst. Vollends überzeugt hat mich schließlich das Erlebniskartenangebot zum Feuerwerk-Festival Ignis Brunensis, das alljährlich von Ende Mai bis Mitte Juni in Brünn musikuntermalte Feuerwerkskunst auf höchstem internationalem Niveau bietet. Mit der Erlebniskarte gibt es den krachenden Spaß um bis zu 35 Prozent günstiger – auf der VIP-Tribüne oder im Rahmen einer Country-Party. Gefallen hat mir am Gesamtangebot der Erlebniskarte auch, dass eine stimmige Mischung aus anspruchsvollem Kulturprogramm und purem Sinnesgenuss gefunden wurde. Auf dem einen Ende der Angebotspalette steht dafür beispielsweise der um 40 Prozent ermäßigte Eintritt in das Brünner Jugendstil-Architektur-Juwel Villa Tugendhat. Am anderen Ende spritzt einem quasi das Adrenalin entgegen, wenn man auf der Eibl-Jet-Rodelbahn im niederösterreichischen Türnitz den Berg hinunterknallt. Mit der Erlebniskarte wiederholt man das nervenaufreibende Vergnügen kostenlos – sofern man noch auf beiden Beinen stehen kann. Fazit: De facto über 60 handverlesene Centrope-Attraktionen, die ein Jahr lang, zumeist beliebig oft und überwiegend mit der ganzen Familie, zum Preis von höchstens 15 Euro Jahresgebühr genossen werden können. Ich schau mir das an! Weitere Geschichten sowie zahlreiche Freizeit-, Shopping- und Reisetipps für und über die Region Centrope finden Sie unter www.mycentrope.com im Internet. © Dimo Dimov Dieses Format verspricht Genuss Das Märchenschloss steht neben dem Wolkenturm, das 19. Jahrhundert neben dem 21., Natur neben Kultur, Bild neben Text. Kein Wunsch bleibt offen in dem Prachtband „Klang trifft Kulisse“ aus dem Residenz Verlag, der auf 200 Seiten Frühlingsidylle, Sommertraum, Herbstfülle, Winterwunder in Grafenegg sinnlich spürbar macht, klingen, schmecken, riechen lässt. Löwenlob für die Fotografien von Manfred Klimek, für Konzeption und grafische Gestaltung des Büros Meisinger, die behutsamen Texte von Rudolf Nowak, Brigitte Huck, Alexander Moore und Wolfgang Gemünd. Präsentiert wurde „Klang trifft Kulisse“ am 22. April im Palais Niederösterreich: Die Tonkünstler machten Musik, die neuen Festivalweine, „Der Ott“, ein Grüve vom Weingut Ott, oder der „Gaisberg“, eine Riesling-Reserve vom Weingut Hirsch, wurden genussvoll zu Futter von Toni Mörwald probiert – und Michael Schade, designierter Intendant der Barocktage Melk, ließ sich von Rudolf Buchbinder, seit 2007 glückvoller Chef des Musikfestivals Grafenegg, zwei Bücher (für seine Eltern und seine Frau) signieren. Weil sie Lust machen, live Rudolf Buchbinder mit Michael Schade bei der auf Wunderklänge Präsentation des neuen Grafenegg-Buchs in der Märchenkulisse zu treffen: Am 20. Juni wieder bei der Sommernachtsgala im Wolkenturm, mit den Tonkünstlern und Maestro Andrés Orozco-Estrada, Sopranistin Karita Mattila, Bassbariton Luca Pisaroni, Schlagwerker Martin Grubinger. Wer am 21. kommt, sieht sich vielleicht bei der ORF-Übertragung neben den Stars im Bild. Zündfunke Landeshauptmann Erwin Pröll mit Hermann Nitsch, im Hintergrund Hermann Dikowitsch Wo Nitsch draufsteht, steckt Nitsch drin: Mit ekstatisch zermanschten duftenden Früchten, Geschütte von Farbe und Blut, feierlichen Fußwaschungen, Tönen vom Futurelab der Ars Electronica bis zur Stadtkapelle Mistelbach und naturreinem Weißwein. Der war allerdings schnell ausgetrunken bei der 138. Aktion des Meisters zur Eröffnung der Retrospektive „Sinne und Sein“ am 6. April. In Mistelbach, das als Synonym für Provinz bei Kabarettisten ausgedient hat: International der Zulauf, seit das nitsch museum dort steht. In der ersten Reihe Landesherr Erwin Pröll, dem „provokativen Spannungsfeld“ in Nitschs Werk so geneigt („Es gibt viele, die es verkennen“), um klar die Chance zu sehen, es breiten Schichten zuzuführen. Der neue Leiter Michael Karrer hat das Museum seit vergangenem Jahr nicht nur runderneuert, errichtet’s auch strategisch auf eine „Gesamtpositionierung des Künstlers“ aus. „Sinne und Sein“ beschreibt vor Nitschs 75. Geburtstag am 29. August sein Leben, seinen Part als ein „Zündfunke“ des Aktionismus. Der Gesamtkunstwerker will sich zwar müde fühlen: „Meine Kraft versiegt“ (was ein wenig dem fiesen Einbruch in sein Schloss Prinzendorf zuzuschreiben sein könnte), würde es aber „zutiefst verachten, in Pension zu gehen“. Tritt im Juni bei der Biennale in Venedig an – wenn auch für Kuba, das ihm für seine bejubelte Aktion vergangenen Herbst einen Ehrendoktor verlieh. Kurz danach mit einem 3-Tage-Spiel bei den Leipziger Festspielen. Und tüftelt an einer neuen Version seines 6-Tage-Spiels, 2014 in Prinzendorf. International vernetzt Gerard Mortier, momentan Leiter des Teatro Real Madrid, hatte sich am 11. April zur Programm-Pressekonferenz nach St. Pölten bemüht. Um dort mit Festspielhaus-Intendantin Brigitte Fürle die nobelste „Morgengabe“ auszupacken, die sie mitbringt in ihre erste Saison: „C(h)oeurs“, ein Gesamtspektakel von Starchoreograf Alain Platel mit den Chören aus Verdi- und Wagner-Opern, zehn Tänzern, dem 70 Stimmen starken Chor des Teatro Real und den NÖTonkünstlern, am 12. Oktober auf der Festspielhaus-Bühne. Ein „Coup“ der dunkelblonden Wienerin, Jahr- Festspielhaus-Intendantin gang 1960, die nach sechs erfolgrei- Brigitte Fürle chen Jahren als künstlerische Leiterin von „spielzeiteuropa“ bei den Berliner Festspielen für die nächsten fünf Jahre heimkehrt. Und unter dem Motto „Herz und Haltung“ 48 Eigenveranstaltungen plant, um das Festspielhaus St. Pölten „international zu positionieren“. Ein Schwerpunkt sei das moderne Tanztheater, es gebe zwei Choreografen als „Artists in Residence“. Folglich beschrieb der Neuseeländer Lemi Ponifasio mit dem coolen grauen Lockenschwanz den Werdegang seines neuen Werks „Crimson House“, während Maria Grätzel, Geschäftsführerin der NÖ-Tonkünstler, die „engere Bindung des Orchesters an das Festspielhaus“ mit 19 Konzerten ankündigte. Ja, die Tonkünstler eröffnen auch am 28. September die Saison in St. Pölten: Mit einem Auftragswerk von Kurt Schwertsik und mit Starpianist Rudolf Buchbinder. „Partner“ seien ihr wichtig, sagte die neuen Chefin zur Verkündigung eines Progamms für mehr als 1001 Nacht. Geschäftsführer Thomas Gludowatz argumentierte sein Budget. Ein paar „Twins“, Verwandte der Enzi-Möbel, sind jedenfalls drin. Sie sollen in den Foyers stehen, und auch am Weg vom Bahnhof zum Festspielhaus. Ruhegenuss. © Festspielhaus St. Pölten Pastorale mit Veltliner Der CentropeTrotter