k2 Sommer 2013

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k2 Sommer 2013
Wien
Niederösterreich
Burgenland
Ungarn
Tschechien
Slowakei
P.b.b. GZ 02Z034485 M, Verlagspostamt 1030 Wien. Lieber Briefträger, bitte zurück an Kunstraum Niederösterreich, Herrengasse 13, 1014 Wien. Danke!
02 | 13 Juni bis August
Musikfest der Superlative
© Pawel Kopczynski
Das Grafenegg Festival bietet wieder ein Gipfeltreffen herausragender Orchester,
Dirigenten und Solisten. Der Australier Brett Dean eröffnet das Programm als
heuriger Composer in Residence.
Mit freundlicher Unterstützung von
Einblick: Gekommen, um zu bleiben. Forscher und Forscherinnen in Niederösterreich
Ausblick: Die Damen lassen’s in St. Pölten böse krachen. Eine Ausstellung mit Starkbier
Überblick: Baden im imperialen Setting. Centropes schönste Schwimmstätten
Editorial
Im Herbst 2002 erschien die erste Ausgabe des Magazins
k2 mit dem Vorsatz, Kulturprogramme der Bundesländer
Niederösterreich und Wien als Ganzes zu vermitteln, und
zwar genau in jener Einheit, wie sie für den Besucher – der
Länderteilung des Jänner 1922 zum Trotz (s. Seite 11) –
noch immer besteht. Im Sommer 2008 wurde das Programm um die Nachbarländer erweitert und k2 kultur in
centrope konnte mit Raiffeisen einen engagierten Partner für die nächsten fünf Jahre gewinnen. So entstand
auch die Partnerschaft mit dem Portal www.mycentrope.
com, um das Kulturangebot mit touristischen Tools zu
verbinden. Nach mehr als einem Jahrzehnt liegt nun
die letzte Ausgabe vor Ihnen und gibt Gelegenheit dazu,
allen zu danken, die zum Erfolg des Magazins beigetragen haben. Das war auf niederösterreichischer Seite
einmal der unvergessene Didi Jäger († 2. 12. 2011), der
als erster Chefredakteur gemeinsam mit Alfred Stalzer –
Letzterer mit einer Unterbrechung bis zum Ende – aktiv war. Sie haben ebenso wie Thomas Gludovatz und
Wolfgang Lamprecht einen wunderbaren Job gemacht.
Ich durfte an der Konzeption mitwirken und die letzten
Jahre hindurch die Entwicklung des Magazins begleiten.
Die wirklichen Gründer waren die Kulturchefs der beiden Bundesländer, die in Abstimmung mit den Landeshauptleuten Michael Häupl und Erwin Pröll das Wagnis
eines gemeinsamen Vermittlungsprojektes unternommen haben. Bernhard Denscher und Joachim Rössl
ist damit einiges gelungen und Hermann Dikowitsch
hat das Projekt auf niederösterreichischer Seite beherzt
übernommen. Ebendort hat sich Paul Gessl von Anbeginn um die Entwicklung des Magazins bemüht. Er war
ein wichtiger Motor des Projektes, kurioserweise ohne
jemals eine Gremienfunktion innegehabt zu haben. Das
war den Vorständen des Trägervereins vorbehalten.
Auch hier allen Beteiligten ein herzliches Dankeschön.
Dieser Dank gilt auch der Grafik – 2008 hat das Büro
schultz+schultz vom Büro 8 übernommen –, den Lektoren und natürlich ganz besonders den Autorinnen und
Autoren, die über ein Jahrzehnt großartige Arbeit geleistet haben.
In all den Dankesworten darf natürlich der wichtigste und herzlichste Dank nicht untergehen. Er gilt den
Leserinnen und Lesern. Danke für Ihr Vertrauen! Adieu!
Christian Bauer
Inhalt
2Coverstory
4, 12, 15, 21Ausstellungen
10Wissenschaft
14Centrope
16, 20Musik
17, 22Bühne
18Film
19Festivals
24 Kunst & Kulinarik
Impressum
Medieninhaber und Herausgeber: Verein zur Förderung der
kulturellen Zusammenarbeit zwischen den Bundesländern ­
Nieder­österreich und Wien, Heumarkt 13, 1030 Wien
Chefredaktion: Christian Bauer
Mitarbeiter dieser Ausgabe: Brigitte Borchhardt-Birbaumer,
Andreas Felber, Elvira M. Gross, Susanne Längle,
Dieter Pietschmann, Lukas Plank, Ro Raftl, Nina Schedlmayer,
Roland Schöny, Werner Schuster, Anna Soucek, Theresa Steininger,
Daniela Zimper
Tipps: Astrid Meixner
Gestaltung: schultz+schultz-Mediengestaltung
Druck: NÖ Pressehaus A
­ boservice: An-, Ab- und Ummeldung auf
www.k2centrope.com oder per E-Mail an [email protected]
Für ausgewählte Veranstaltungen, die mit dem Symbol​
gekennzeichnet sind, erhalten Sie Karten in allen Raiffeisenbanken
in Wien und Niederösterreich sowie auf www.ticketbox.at. Bei
Veranstaltungen mit Raiffeisen-Club-Ermäßigung erhalten RaiffeisenClub-Mitglieder ermäßigte Karten.
2
© Manfred Klimek
Adieu!
Ein Paradies für die Sinne:
Sommerfest. 78 Veranstaltungen, darunter
26 Abendkonzerte, 24 Einführungen, 15 Préludes,
vier Matineen, vier Kinderkonzerte, drei FamilienWorkshops, ein Composer-Conductor-Workshop und
ein Künstlergespräch: das Programm in Grafenegg im
Sommer 2013. Von Daniela Zimper
B
eginnend mit der Sommernachtsgala Mitte Juni ist
Grafenegg drei Monate lang Schauplatz hochkarätiger Konzertprogramme. Unweit von Grafenwörth auf
weiter Ebene in einem idyllischen, malerischen Ambiente gelegen, bildet Grafenegg seit 2007 den musikalischen
Festivalhöhepunkt in Niederösterreich. Mit dem Publikumsmagneten Rudolf Buchbinder als künstlerischem Leiter lockt es
sowohl Einheimische als auch Menschen aus den benachbarten Bundesländern und dem Ausland an. Im Laufe der letzten
Jahre hat sich Grafenegg immer mehr zu einem vielgestaltigen
Festspielort entwickelt, in welchem gerade die kreative und
geschmackvolle Verbindung von Architektur und Natur besonders zum Musikgenuss beiträgt. Eingebettet in 32 Hektar
Natur liegt die unverwechselbare Szenerie: Der Wolkenturm,
eine Open-Air-Bühne, bildet eine Skulptur, die gut 15 Meter bis
in die Höhe der alten Baumkronen hinaufragt und unerwartete
Ansichten aus verschiedenen Perspektiven bietet. Der Wolkenturm sorgt im Osten des Parks für ein Wechselspiel aus Kultur
und Natur. Ebenfalls in der weitläufigen Parkanlage befindet
sich unweit davon das Schloss Grafenegg, ein Traum des romantischen Historismus. Weitere Spielstätten sind der dortige
Schlosshof und das Auditorium, das zwischen der Reitschule
und der Taverne gelegen ist. Seit Jahrzehnten ist Grafenegg
auch ein Begriff für alle, die ländliches Ambiente, Erholung,
Kultur und kulinarische Genüsse miteinander verbinden wollen – beim Picknicken im Park, in der Mörwald Taverne oder
der Vinothegg.
Sommerkonzerte
Auftakt der Konzertsaison ist die Sommernachtsgala am 20. und
21. Juni. Dem Tonkünstler-Orchester Niederösterreich und seinem Chefdirigenten Andrés Orozco-Estrada stehen prominente
Solisten zur Seite: die Sopranistin Karita Mattila, Bassbariton
Luca Pisaroni und Percussionist Martin Grubinger. Und auch
danach zeigen die Sommerkonzerte vom 20. Juni bis zum
10. August abwechslungsreiche Konzertprogramme. So gibt es
jeden Samstag einen neuen Themenschwerpunkt, ein Repertoirespektrum, das von Swing über Klassik bis hin zu brasilianischen Rhythmen reicht. In Koproduktion mit Glatt & Verkehrt
bietet Grafenegg heuer erstmals eine Entdeckungsreise in eine
Welt von Rhythmus und Ausgelassenheit: mit dem Pianisten
Benjamin Taubin, der Bossa-nova-Sängerin Tatiana Parra, dem
in Wien lebenden brasilianischen Gitarristen Alegre Corrêa und
Markus Poschner am Dirigentenpult des Tonkünstler-Orchesters
Niederösterreich. Eine Melange aus Wiener G’schichten bieten
unter anderem Georg Breinschmid, Aleksey Igudesman und
Sebastian Gürtler, der Liedspezialist Christopher Maltman gibt
mit Mahlers „Liedern eines fahrenden Gesellen“ sein Debüt in
Grafenegg und „Hymnen der Nacht“ interpretiert der BalthasarNeumann-Chor unter der Leitung von Thomas Hengelbrock.
Mitte Juli ist mit dem Bandoneon ein faszinierendes Instrument
zu erleben, das in der Musik seiner Heimat Kolumbien eine zentrale Rolle spielt. Und der Bandoneon-Virtuose Richard Galliano
zeigt, wie viel Rhythmus und südamerikanisches Temperament
in diesem Musikinstrument stecken. Außerdem führt das Swing
Dance Orchestra unter der Leitung von Andrej Hermlin zurück
in die goldenen Zeiten der großen Bälle und Tanzabende. Mit
Kinderkonzerten, Familien-Workshops sowie den Konzerten des
European Union Youth Orchestra und des Australian Youth Orchestra, liegt ein weiterer Fokus der Sommerkonzerte im Bereich
Musikvermittlung und Jugendförderung.
k2 02 | 13 www.k2centrope.com
CoverStory
Ein lauer Sommerabend rund um den Wolkenturm in Grafenegg
Unten: Kurt Schwertsik
Niederösterreich
Programmtipps von
Kurt Schwertsik
© Sarah Ainslie
Der österreichische Komponist Kurt Schwertsik – er
hat die Auftragskomposition „Traditionell flüchtig“
für den Start der Konzertsaison 2013/14 des Tonkünstler-Orchesters Niederösterreich geschrieben
– war selbst jahrelang Hornist in diesem Orchester.
Dessen Entwicklung hat er freudig miterlebt. So wird
er sich das Abendkonzert am 31. August anhören,
bei dem die Tonkünstler Brett Deans Auftragskomposition, ein Trompetenkonzert, uraufführen. „Brett
Dean ist ein guter Komponist, ein sehr guter Musiker.
Außerdem könnte ich Håkan Hardenberger besuchen.“ Weiters empfiehlt Schwertsik das Konzert am
2. September mit den Wiener Philharmonikern unter Lorin Maazel. Das „Siegfried-Idyll“ und „Die Walküre“, 1. Aufzug, stehen auf dem Programm. „Die
Walküre“ liegt mir sehr am Herzen. Mit zwölf Jahren
habe ich sie das erste Mal in der Oper gesehen, und
dann gleich mehrmals. „Siegfried“ hat mich nicht so
beeindruckt. Da ärgert man sich anfangs über den
Zwerg und auch über den überheblichen Siegfried.
Wobei – das Waldvögelchen lieb ich sehr.“
der Sommer in Grafenegg
Grafenegg Festival
Höhepunkt der Saison ist das vom 16. August bis 8. September
stattfindende Grafenegg Festival mit internationalen Orchestern,
Solisten und Dirigenten, das mit der Aufführung von Gustav
Mahlers 3. Symphonie und Brett Deans „Amphitheatre“ eröffnet wird. Im Zentrum des künstlerischen Programms stehen
Orchesterkonzerte, u. a. mit dem Pittsburgh Symphony Orchestra unter Manfred Honeck, den Wiener Philharmonikern
unter Lorin Maazel, dem Concertgebouworchester unter Daniele Gatti, dem Royal Philharmonic Orchestra unter Charles
Dutoit, dem London Symphony Orchestra sowie erstmals den
Münchner Philharmonikern. Als Solisten treten u. a. Michael
Schade, Anne-Sophie Mutter, Yuja Wang, Elisabeth Kulman
und Diana Damrau im Wolkenturm und im Auditorium auf. Mit
drei Abendkonzerten, einer Matinee sowie zahlreichen Préludes
prägt das Tonkünstler-Orchester Niederösterreich maßgeblich
das Programm des Grafenegg Festivals. Seit 2009 ist Andrés
Orozco-Estrada Chefdirigent des Orchesters. Der Kolumbianer
zählt zu den international gefragtesten Dirigenten seiner Generation. In dieser Zeit, so sind sich die Kritiker einig, hat sich
das Orchester unglaublich entwickelt. So schrieb eine österreichische Tageszeitung erst kürzlich: „Orozco-Estrada und die
Tonkünstler – diese Kombination funktioniert mehr als gut, sie
funktioniert sensationell!“ Und Orozco-Estradas Engagement hat
sich bezahlt gemacht. Mit der Saison 2014/15 übernimmt er die
Positionen des Music Director beim Houston Symphony Orchestra und ebenso des Chefdirigenten beim Sinfonieorchester des
Hessischen Rundfunks Frankfurt.
Zur Einstimmung auf musikalische Feiertage bietet das
Grafenegg Festival heuer erstmals Matineen an vier Sonntagen:
Den Auftakt bildet dabei das Abschlusskonzert „Ink Still Wet“:
Internationale Nachwuchskomponisten studieren ihre eigenen
Werke mit Musikern des Tonkünstler-Orchesters Niederösterreich ein. Die zweite Matinee gestaltet Rudolf Buchbinder gemein-
www.k2centrope.com k2 02 | 13
sam mit Mitgliedern der Wiener und Berliner Philharmonikern.
Robert Schumanns Klavierquintett Es-Dur und Franz Schuberts
Klaviertrio B-Dur stehen auf dem Programm. Die darauffolgende
Woche ist die Sopranistin Diana Damrau mit dem Harfenisten
Xavier de Maistre zu erleben. Und die vierte Matinee steht im Zeichen der Kammermusik: Rudolf Buchbinder & Friends (Mitglieder
der Philharmoniker) spielen Beethoven und Schubert.
Auch Richard Wagners und Giuseppe Verdis wird anlässlich ihres 200. Geburtstags gedacht: Die Wiener Philharmoniker
unter Lorin Maazel interpretieren das „Siegfried-Idyll“ und den
1. Aufzug der „Walküre“. Gesungen von drei großen WagnerInterpreten, Eva-Maria Westbroek, Peter Seiffert und Matti Salminen. Andrés Orozco-Estrada und sein Tonkünstler-Orchester
Niederösterreich beschließen das Grafenegg Festival 2013 am
8. September fulminant mit Giuseppe Verdis Requiem. Die Vokalpartien übernehmen Maria Luigia Borsi, Michelle DeYoung,
Saimir Pirgu und Dimitry Ivashchenko.
Brett Dean: Composer in Residence
Der gebürtige Australier Brett Dean folgt als Composer in
Residence auf Krzysztof Penderecki, Heinz Holliger, Tan Dun,
Cristóbal Halffter, HK Gruber und James MacMillan. Er zählt
zu den meistaufgeführten zeitgenössischen Komponisten. Dean
studierte in Brisbane und war von 1985 bis 1999 Mitglied der
Berliner Philharmoniker. Danach entschied er sich, freischaffend
tätig zu sein. Seit 2000 lebt er wieder in Australien, ist aber als
Komponist und Musiker auf vielen Konzertpodien in aller Welt zu
erleben. Viele seiner Werke sind von außermusikalischen Ideen
angeregt (Literatur, Gemälde, Zeitgeschehen), oft transportieren
sie eine gesellschaftlich-politische Botschaft. Charakteristisch ist
auch der Einsatz moderner, mitunter auch geräuschhafter Spieltechniken bei in der Regel klassischem Instrumentarium. Neben
Arrangements schuf Brett Dean zunächst Radio- und Filmmusiken und wirkte an Improvisationsprojekten mit. Inzwischen lie-
gen zahlreiche Werke – vor allem in den Gattungen Orchester-,
Kammermusik und Solokonzert – vor. Deans bekanntestes Werk
ist das von der Musik Gesualdos inspirierte „Carlo“ für Streicher,
Sampler und Tonband. Seine Oper „Bliss“ wurde im März 2010 im
Sydney Opera House uraufgeführt. Die Präsenz des Composer in
Residence sei eine der wichtigsten Facetten des Profils von Grafenegg, betont der künstlerische Leiter Rudolf Buchbinder: „Unsere
Wurzeln in der Tradition und unser Bekenntnis zur Gegenwart
sichern uns ein Morgen, das mehr als Zukunftsmusik ist.“ Brett
Deans Werk „Amphitheatre“, eine dramatische Szene für großes
Orchester, eröffnet das Grafenegg Festival 2013. Das Stück, das
aus einem langen, vornehmlich langsamen Satz besteht, ist nach
dem Anfang von Michael Endes Kinderbuch „Momo“ konzipiert.
Hier werden Parallelen zwischen dem Aufbau eines Amphitheaters und dem Zusammenspiel der einzelnen Elemente der Komposition deutlich. Neben seinen Auftritten als Bratschist und Dirigent
wird Brett Dean im Sommer in Grafenegg auch den ComposerConductor-Workshop „Ink Still Wet“ leiten. Die Uraufführung
seines in Auftrag gegebenen Trompetenkonzertes erklingt am
31. August im Wolkenturm. Interpretiert wird das Werk wieder
vom Tonkünstler-Orchester Niederösterreich unter der Leitung
von John Storgårds und vom Trompeter Håkan Hardenberger.
Kartenbüro Grafenegg und Tonkünstler
T: 01 5868383
[email protected], www.grafenegg.com
Sommerkonzerte Grafenegg
29. Juni bis 10. August 2013, 20 Uhr
3485 Grafenegg 10
T: 01 96096, www.ticketbox.at
Grafenegg Festival
16. August bis 8. September 2013
3485 Grafenegg 10
T: 01 96096, www.ticketbox.at
3
Porträt Verena Dengler, 2013
Unten: (1) Copa Cagrana
(2) WA 23, Briefzentrum Wien
© Patrick Anthofer
© Didi Sattmann/Wien Museum
Ausstellungen
Wien
1
© Didi Sattmann/Wien Museum
Wildern im Revier
Sichtwechsel. Nach Ausstellungsbeteiligungen in
der Kunsthalle Zürich und im 21er Haus, widmen
heuer gleich zwei Institutionen Verena Dengler eine
Einzelschau. Von Susanne Längle
2
Ausstellung
Kurz
Fremde Reviere
Elfriede Jelinek und Alfred Hrdlicka, Angelika Kirchschlager und Peter Turrini, Helmut Qualtinger und
Arnulf Rainer: Seit Jahrzehnten fotografiert sich Didi
Sattmann, 1951 geboren, durch die heimische Kulturszene. Nun präsentiert er Arbeiten abseits der Kunstprominenz: Seit 2010 ist Sattmann, derzeit sesshaft im
Weinviertel und „Autodidakt mit reichlich Fortbildung“
(Selbstbeschreibung), als Wien-Chronist zwischen Seestadt Aspern und Brunnenmarkt unterwegs. Dabei entstanden melancholische wie heitere Bilder: eine Frau im
Briefzentrum in Liesing, die laut zu lachen scheint. Ein
einsamer Bagger vor einer riesigen Lacke. Drei Buben
auf einer Brücke vor Harry Seidlers Hochhaus. Sattmann
wagt sich auch in Terrains vor, die nicht gerade für ihren
Hang zum Licht der Öffentlichkeit bekannt sind: So fotografierte er in einer Fleischfabrik oder Sexarbeiterinnen
im „Saunaclub“ Golden Time. Dass sich seine Expeditionen nicht immer einfach gestalten, gibt er unumwunden
zu: „Das Ansprechen von fremden Menschen in fremden
Revieren, das ist die erste Hürde bei derartigen Reportagen“, notierte er kürzlich und fragt sich selbst: „Kann
ich mein Gegenüber, dessen Vorbehalte, Sehnsüchte,
Ängste erspüren?“ Sattmann, der in die hintersten Winkel der Stadt vordringt, gelingt dies, wie seine Fotografien zeigen, bestens. Nina Schedlmayer
Wien außen. Ein Fotoprojekt von Didi Sattmann
13. Juni bis 20. Oktober 2013, Dienstag bis Sonntag, Feiertag 10 bis 18 Uhr
Wien Museum Karlsplatz, 1040 Wien, Karlsplatz 8
www.wienmuseum.at
Z
eichnungen, Gemälde, Druckgrafik, Skulpturales aus
Fundstücken, ein Teppich, Stickbilder: In einem für die
1981 in Wien geborene Künstlerin Verena Dengler
schon fast als typisch zu bezeichnenden Ausstellungsdisplay akkumuliert das scheinbar Disparate zu dialogisierenden
Nachbarschaften und narrativen Verstrickungen. Alles erinnert
ein wenig an Projekttage, an provisorisch aufgebaute Stellwände
in einer Schulaula. Und auch das ein oder andere Kunstwerk
wirkt wie abgestellt, als wäre seine Urheberin gedanklich längst
unterwegs in die Ferien. Dengler, die an der Akademie der bildenden Künste Wien studierte und gerne damit kokettiert, „ein
bisschen unseriös“ zu sein, pfeift auf Grenzziehungen zwischen
den einzelnen Ismen und geht es locker an. „Fantastischer Sozialismus“ – schon der Titel der von Achim Hochdörfer kuratierten
Schau im mumok lässt nicht nur ästhetische Karambolagen erahnen. Hier trifft fantastischer Realismus auf sozialdemokratische Arbeiterkultur, die Parole „limousine liberal!“ überspannt
einen Nierentisch, und im Muster einer Wirkware stößt informelle Malerei auf das Signet der Wiener Anruf-Sammel-Taxis.
Alle werden mitgenommen, auch Schiele und Hundertwasser.
Ob Stil, Technik oder Methode – bei Dengler geht es nicht mehr
um postmoderne Subversion im Umgang mit Demarkationen, sie
ignoriert sie schlicht.
Wiener Eigenheiten auf der Spur
Auch die einst so fein gezogene Trennlinie zwischen angewandter und sogenannter freier Kunst nimmt Dengler auf, schwingt
sie durch die dünn gewordene Luft elitärer Hochkultur und
hüpft beherzt darüber, als wäre sie ein Springseil. Kunst, Kunsthandwerk, Design und Werbung durchdringen sich in ihrem
Verena Dengler. Fantastischer Sozialismus
Bis 23. Juni 2013
mumok, 1070 Wien, Museumsplatz 1
T: +43 1 525 00-0, www.mumok.at
Sichtwechsel #4: Verena Dengler.
Anna o. lernt denglisch in den Energieferien
19. Juni bis 6. Oktober 2013
MAK, 1010 Wien, Stubenring 5
T: +43 1 711 36-0, www.MAK.at
Ausstellungstipps
5. 6.–25. 8. 2013, Di.–So. 10–18 Uhr, Mi. 10–21 Uhr
Tim Eitel
Essl Museum, 3400 Klosterneuburg, An der Donau-Au 1
T: 02243 37050, www.essl.museum
6. 6.–6. 10. 2013, tägl. 10–19 Uhr
Linda McCartney
Kunst Haus Wien, 1030 Wien, Untere Weißgerberstraße 13
T: 01 7120495, www.kunsthauswien.com
14. 6.–6. 10. 2013, Di. 10–22 Uhr, Mi.–So. 10–18 Uhr
Tour de Monde. Fahrradgeschichten
MAK, 1010 Wien, Stubenring 5
T: 01 71136-0, www.mak.at
5. 6.–29. 9. 2013, Mi. 10–21 Uhr, Do.–So. 10–18 Uhr
Gelatin Loch
21er Haus, 1030 Wien, Arsenalstraße 1
T: 01 79557, www.belvedere.at
8. 8.–6. 10. 2013, Mo. 14–19 Uhr, Di.–So. 10–19 Uhr, Do. 10–21 Uhr
Albert Oehlen
mumok, 1070 Wien, Museumsplatz 1
T: 01 52500, www.mumok.at
15. 6., 16. 7., 10. 8., 14. 9. 2013, 15.50 Uhr
Az W Sommertours: Donaukanal. Stadt am Wasser
Treffpunkt: Postsparkasse, 1010 Wien, Georg-Coch-Platz 2
www.azw.at
5. 6.–6. 10. 2013, Mi.–So. 10–18 Uhr
Eastern Promises. Zeitgenössische Architektur und
Raumproduktion in Ostasien
MAK, 1010 Wien, Stubenring 5
T: 01 71136-0, www.mak.at
4
Werk mit unbefangener Selbstverständlichkeit. Hobby-Stickvorlagen der Firma Tapex Vienna, ein Kreativkonzept wie „Malen nach Zahlen“, unterwirft sie künstlerischer Eigenwilligkeit:
Nicht ohne Fleiß dilettiert sie im positiven Sinne drauflos und
schafft, Mustervorgaben missachtend, ein vielschichtiges Bedeutungsgewebe entgegen massentauglicher Plüschigkeit. Effizienz,
private Reproduktion und Freizeit sind ihr roter Faden, aber
auch Fragen nach Authentizität, dem Echten im Falschen – und
umgekehrt. „Grüngeflammtes“, das typische Dekor Gmundner
Gebrauchskeramik, züngelt als Fototapete an Sockeln empor
oder überzieht Paravents wie Graffiti. Statt es zu markieren,
wildert Dengler durchs Revier, die soziokulturellen Hierarchien
hinauf und hinunter, lokalen, insbesondere Wiener Eigenheiten auf der Spur. Inspirationsobjekte findet sie für ihre Arbeiten
auch im MAK. Im Rahmen der von Janina Falkner kuratierten
Ausstellungsreihe „Sichtwechsel“, die mit Dengler in die vierte
und letzte Runde geht, setzt sich die Künstlerin – selbst passionierte Sammlerin von Mode und Stoffen – intensiv mit Idee
und Potenzial der Studiensammlungen des Hauses auseinander.
Neben Plakaten gilt ihr Interesse dabei vor allem Spitzen und
Objekten aus Eisenkunstguss, die Bertha Pappenheim einst zusammentrug. Rekurriert der Ausstellungstitel eher auf Freuds
hysterisches Fallbeispiel „Anna O.“ denn auf die spätere Frauenrechtlerin Pappenheim, so sieht Denglers Analyse etwas gänzlich
anderes vor: „Anna o. lernt denglisch in den Energieferien“.
Übertragungsfehler intendiert.
Bis 9. 6. 2013, tägl. 10–18 Uhr, Mi. 10–21 Uhr
Barock since 1630
Unteres Belvedere, 1030 Wien, Rennweg 6
T: 01 79557-0, www.belvedere.at
Bis 16. 6. 2013, Di.–So. 10–18 Uhr
Unruhe der Form. Entwürfe des politischen Subjekts
Secession, 1010 Wien, Friedrichstraße 12
T: 01 5875307, www.secession.at
k2 02 | 13 www.k2centrope.com
Ausstellungen
Friedl Kubelka, aus der Serie „Franz West –
Passstücke“: Otto Kobalek, 1975
Unten: (1 + 2) Benedikt Fischer, Brosche
„Equus Equus“, 2011
© Benedikt Fischer
Wien
1
Ausstellung
Kurz
© Wien Museum
4. Eligius-Schmuck-Preis
2013
Die vergessenen 1970er
H
eute ist es kaum mehr vorstellbar: Einst konnte ein
Mann seiner Ehefrau verbieten, berufstätig zu sein.
Erst 1976 wurde ein neues, modernes Familienrecht
geschaffen, das derartige Absurditäten abschaffte.
Und es war unumgänglich, begann sich doch selbst in Österreich – wo internationale gesellschaftliche Entwicklungen zumeist mit einiger Verspätung ankommen – eine wachsende Anzahl an Feministinnen zu formieren. Auch in der Kunst: Nicht
nur Valie Export machte in ihren Performances auf die allgegenwärtige Sexualisierung von Frauen aufmerksam, sondern auch
die Künstlerinnen-Truppe „IntAkt“ rund um die kürzlich verstorbene Malerin Christa Hauer. Wenn demnächst das Museum auf
Abruf (MUSA) eine Bestandsaufnahme der 1970er-Jahre in Wien
unternimmt, wird der Feminismus eine zentrale Rolle spielen.
Bestückt wird die Ausstellung (Kuratoren: Berthold Ecker,
Johannes Karel) mit Werken aus der Kunstsammlung der Stadt
Wien; sie setzt eine Reihe fort, in der bereits die 1950er- sowie
die 1960er-Jahre unter die Lupe genommen wurden. Berthold
Ecker, der das Referat für Bildende Kunst in der Wiener Kulturabteilung leitet, erläutert das Anliegen der Ausstellungsserie:
„Wir wollen mit diesem Gang durch die Jahrzehnte eine Selbsterforschung betreiben: Wer waren die politisch Verantwortlichen,
wie hat man angekauft, was hat man möglicherweise verpasst?“
Zudem beabsichtige man, „nicht einfach den kunsthistorischen
Kanon mit Werken aus unserer Sammlung zu belegen, sondern
diesen auch zu verbreitern und unter Beweis zu stellen: Da gab es
doch weit mehr als bloß die großen Namen.“ Dazu kann er aus
einem reichhaltigen Reservoir schöpfen. Wie zum Beweis zählt
Bis 16. 6. 2013, Di.–So., Fei. 9–17 Uhr
Von Boeckl bis West. Kunst nach 1945
Landesmuseum Niederösterreich, 3100 St. Pölten, Kulturbezirk 5
T: 02742 908090-999, www.landesmuseum.net
18. 6.–8. 9. 2013, tägl. 10–18 Uhr
Bessere Hälften. (Kunst)Geschichten um Paare
Kunsthistorisches Museum Wien, 1010 Wien, Maria-Theresien-Platz
T: 01 52524-0, www.khm.at
www.k2centrope.com k2 02 | 13
Ecker eine beeindruckende Anzahl von Namen auf, die Eingang
in die Ausstellung sowie den dicken Katalog finden sollen, manche davon prominent, manche völlig vergessen. Wer kann sich
etwa an eine Auguste Kronheim erinnern? Die Holzschneiderin
bearbeitete in einer Serie auf bitterböse Weise ein damals erschienenes Hauswirtschafts-Lehrbuch mit dem Titel „Morgen bist du
Hausfrau“, das Mädchen auf ihr Erwachsenenleben vorbereiten sollte. Auch viele andere Künstlerinnen setzten sich kritisch
mit Themen wie diesem auseinander – etwa Margot Pilz, Lotte
Hendrich-Hassmann oder Renate Bertlmann.
Darüber hinaus versucht man weitere Schneisen in das Dickicht der Sammlung zu schlagen: So widmet man der Künstlergruppe „Wirklichkeiten“, die nur durch eine Ausstellung in der
Secession zu einer solchen wurde, breiten Raum – zwar fanden
sich Maler wie Peter Pongratz und Martha Jungwirth bereits
1968 unter dem gemeinsamen Begriff versammelt, allerdings
bestimmten sie noch bis in die frühen 1970er-Jahre wesentlich
das Kunstgeschehen. Ein anderer Schwerpunkt gilt den „Neuen
Wilden“: „In der Literatur werden deren Anfänge immer in die
frühen 1980er-Jahre gelegt. Dabei gibt es bereits 1978 und 1979
Arbeiten, etwa von Anton Kern, Hubert Schmalix oder Siegfried
Anzinger, die zeigen, dass das bereits viel früher begann“, so
Ecker. Am anderen Ende des Spektrums findet sich die strenge
Computerkunst, die in Otto Beckmann, Kurt Ingerl und Zelko
Wiener ihre Pioniere hatte. Um die künstlerische Prominenz
kommt man freilich nicht herum – Valie Export, Maria Lassnig,
Arnulf Rainer, Gottfried Helnwein, Bruno Gironcoli, Peter Weibel
und andere. Dass Arbeiten von heute bedeutenden Künstlern
bisweilen erst spät oder bloß sporadisch angekauft wurden: Auch
diese Informationen werden dem Publikum nicht vorenthalten.
Eligius-Preis 2013. Schmuck in Österreich
Bis 29. September 2013
MAK, 1010 Wien, Stubenring 5
T: +43 1 711 36-0, www.MAK.at
Die 70er Jahre
2. Juli 2013 bis 4. Jänner 2014, Dienstag, Mittwoch, Freitag 11 bis 18 Uhr,
Donnerstag 11 bis 20 Uhr, Samstag 11 bis 16 Uhr
MUSA, 1010 Wien, Felderstraße 6–8
www.musa.at
19. 6. 2013, tägl. 10–18 Uhr, Mi. 10–21 Uhr
Gunter Damisch
Albertina, 1010 Wien, Albertinaplatz 1
T: 01 53483, www.albertina.at
20. 6.–13. 10. 2013, tägl. 10–18 Uhr, Mi. 10–21 Uhr
Dekadenz. Positionen des österreichischen Symbolismus
Unteres Belvedere, 1030 Wien, Rennweg 6
T: 01 79557-0, www.belvedere.at
Bis 23. 6. 2013, tägl. 10–18 Uhr
Tillman Kaiser. Hermetische Melancholie III
Factory der Kunsthalle Krems, 3500 Krems, Steiner Landstraße 3
T: 02732 908010, www.kunsthalle.at
Bis 23. 6. 2013, Di. 10–22 Uhr, Mi.–So. 10–18 Uhr
LOOS. Zeitgenössisch
MAK, 1010 Wien, Stubenring 5
T: 01 71136-0, www.mak.at
© Benedikt Fischer
Revoluzzerjahrzehnt. Feminismus, Neue Wilde,
Computerkunst und „Wirklichkeiten“:
Die Wiener Kunstszene der 1970er-Jahre war bunt.
Eine Ausstellung im Museum auf Abruf wirft einen
neuen Blick darauf – und holt auch viel Vergessenes
aus dem Depot. Von Nina Schedlmayer
Alle drei Jahre vom Land Salzburg vergeben, ist der nach
dem Schutzpatron der Goldschmiede benannte EligiusSchmuck-Preis die bundesweit einzige Auszeichnung für
zeitgenössische Schmuckkunst aus Österreich. Und mit
einer Dotierung von 5.000 Euro für den Preisträger und
einem Anerkennungspreis in Höhe von 2.500 Euro auch
im internationalen Vergleich äußerst beachtenswert.
Unter 44 Bewerbungen wählte die Jury – bestehend aus
Petra Zimmermann, der Preisträgerin 2010, Elisabeth
Schmuttermeier, Kustodin am MAK, und der Autorin
dieser Zeilen – neun Künstler, die nach einer ersten
Präsentation in der Salzburger Galerie im Traklhaus nun
auch im MAK zu sehen sind: allen voran der Preisträger
Benedikt Fischer (* 1984, Fraham) und Christian Hoedl
(* 1975, Schwaz), der mit dem Anerkennungspreis bedacht wurde. Fischers Werk verbindet Signalwirkung
mit Subtilität: Ausgangsmaterial seiner Schmuckobjekte
sind Kunststoffteile, ausgeschnitten aus herkömmlichen
Schutzhelmen. Mit Gravierstichel und Skalpell bearbeitet, überzieht ein raffiniertes Muster die Oberfläche,
das einen optisch wie haptisch reizvollen Kontrast zum
glatten Finish des Industriematerials bildet. Hoedls
Arbeiten bewegen sich zwischen Schmuck, Mode und
performativer Aktion. Bestehend aus textilen Bändern
und Gurten, schreibt sich die Gestalt seiner Kreationen
durch die Bewegtheit des Trägers in Permanenz fort.
Weitere Künstler der Ausstellung sind Susanne Hammer, Wolfgang Rahs, Ulrich Reithofer, Kurt Rudolf, Ingrid Smolle, Bernhard Stimpfl-Abele und Eva Tesarik.
Ein Novum der diesjährigen Ausstellung ist das ergänzende Format „retrospektiv“, das zukünftig einen von
der Jury vorgeschlagenen Klassiker österreichischer
Schmuckkunst oder exzeptionelle Positionen außerhalb
des Wettbewerbs vorstellen möchte. Den Auftakt macht
der 1940 in Wien geborene Schmuck-Denker Manfred
Nisslmüller. Susanne Längle
2
Bis 23. 6. 2013, Di. 10–22 Uhr, Mi.–So. 10–18 Uhr
Darüber hinaus. Kuratiert von Pae White
MAK, 1010 Wien, Stubenring 5
T: 01 71136-0, www.mak.at
5
ausstellungen
Ausstellung
Kurz
1
Visuelle Lichtgeschichten.
Fotografien von
Elfie Semotan
Mit ihren lyrischen Modefotografien erlangte sie internationalen Ruhm, ihre Kampagnen für Römerquelle und
Palmers waren stilprägend. Die Kunsthalle Krems widmet der in New York, Wien und Jennersdorf lebenden
Fotografin Elfie Semotan nun eine große Personale, die
den Blick auf bisher unbekannte Facetten ihres Œuvre
lenkt. Bis in die 1970er-Jahre reichen die Exponate zurück, darunter zahlreiche erstmals ausgestellte VintagePrints oder für die Kremser Schau angefertigte Erstabzüge. Wie etwa jene konzeptuellen Schwarz-Weiß-Fotografien einer frühen Reise durch das ehemalige Jugoslawien, konstruktivistisch anmutende Kompositionen
aus Licht, Schatten und Struktur. Landschaften, Architekturen und Kulissen des Alltags finden sich in Semotans „visuellen Licht- und Gefühlsgeschichten“ immer
wieder. Auf eindrücklich-stille Weise verbindet sie in
der Puszta-Serie so unterschiedliche Systeme wie jenes
der Mode und ländlicher Weltvergessenheit und schafft
Schaltkreise jenseits gewohnter Wahrnehmungen. Die
erstmals in konzentrierter Form präsentierte Langzeitarbeit „Division Street“ hält alltägliche Straßenszenen
fest, die sich vor Semotans New Yorker Atelierfenster
abspielen. Und auch jene stilllebenartigen Fotografien
von Bettlaken offenbaren, wie sich biografische Faltenwürfe im scheinbar Beiläufigen ereignen. Noch andere
technische Mittel nutzt die Künstlerin, um das Ausschnitthafte individueller Sichtweisen zu verdeutlichen:
Mittels verfremdender Vergrößerung generiert sie aus
bereits aussortierten „Wegwerffotos“ bildwürdige Sujets. Dagegen gehen in ihrer partiell mit weißer Farbe
übermalten Serie „White Out“ Löschung und Hervorhebung synchron. Neben Semotans sensiblen wie direkten
Porträtfotografien von Bourgeois, Lassnig, Kippenberger
oder Helmut Lang spielt die Auseinandersetzung mit
kulturellen Codes und Stereotypen – ob Sekretärin oder
präraffaelitische Madonna – eine zentrale Rolle in ihrem
Werk wie in der Ausstellung. Susanne Längle
© Kiki Kogelnik Foundation, Wien/New York, 2013
Niederösterreich
© Elfie Semotan, 2013
Kiki Kogelnik, „Heart“, ca. 1966
Unten: (1) Elfie Semotan, „Ohne Titel“, Wien, 1996,
aus der Serie „Flowers“
(2) Elfie Semotan, „Gestreifter Schatten“,
Palm Springs, 2005
Jenseits des Glaskopfes
Kunst. Eine Ausstellung in der Kunsthalle Krems lädt
zur Neuentdeckung des radikalen, ironischen und
visionären Werks von Kiki Kogelnik (1935–1997) ein.
Von Nina Schedlmayer
I
n der Kunst besitzen Markenzeichen die unangenehme
Eigenschaft, als wenig willkommene Bumerangs zurückzukehren: Während in der Mode – siehe Missoni, Chanel und
Co. – ein unverkennbares Merkmal zu höheren Absatzzahlen führt, leiden Künstler und Künstlerinnen auf lange Sicht
unter einem solchen – einer differenzierten Wahrnehmung ihres
Werks ist dergleichen alles andere als zuträglich.
Doch während es sich etwa bei Yves Klein längst herumgesprochen hat, dass er nicht nur „der mit dem Blau“ ist, während
Andy Warhol seit geraumer Zeit keineswegs ausschließlich mit
seinen Marilyns assoziiert wird und sogar die heimische Feminismusikone Valie Export über ihr „Tapp- und Tastkino“ und
ihre „Aktionshose Genitalpanik“ hinaus bekannt ist, wartet
eine Reihe weiterer wichtiger Kolleginnen und Kollegen darauf,
dass sich der Blick auf ihr Gesamtwerk weitet. Zum Beispiel
Kiki Kogelnik: Die 1935 in Bleiburg geborene, 1997 in Wien
verstorbene Kosmopolitin ist in gutbürgerlichen Haushalten
vor allem für ihre gläsernen Köpfe wohlbekannt. Diese hatten
sich irgendwann zu einem regelrechten Renner am Kunstmarkt
entwickelt. Darüber war beinahe vergessen worden, dass die
Wahl-New-Yorkerin weitaus bedeutendere Arbeiten produziert
hatte. Während sich die einen begeistert ihre „Venetian Heads“
ins Wohnzimmer stellten, rümpften die anderen, die vermeintlichen Auskenner, ihre Nase über Kogelnik und deren vermeintliche, nun ja, Hausfrauenkunst. Dass sie in Wahrheit eben genau diesem Klischee von der kunsthandwerklich „begabten“
Frau nicht entsprach, demonstriert nun eine breit angelegte
Ausstellung in der Kunsthalle Krems, kuratiert von Brigitte
Borchhardt-Birbaumer und Kunsthallendirektor Hans-Peter
Wipplinger.
Elfie Semotan
14. Juli bis 6. Oktober 2013, täglich 10 bis 18 Uhr
Kunsthalle Krems, 3500 Krems, Franz-Zeller-Platz 3
T: 02732 908010, www.kunsthalle.at
Variantenreichtum als Prinzip
Kogelnik, so zeigt sich, war zum Radikalen ebenso fähig wie zur
Ironie, begeisterte sich für Technik ebenso wie für Mode. In ihren
Gemälden, Siebdrucken, Zeichnungen, Collagen und Skulpturen
nahm sie die formale Sprache der Pop-Art – sie kannte deren
Vertreter von Andy Warhol über Roy Lichtenstein persönlich –
auf, interpretierte sie inhaltlich jedoch um in Frauenbilder zwischen Lebensfreude, Grandezza und Schmerz. Anderswo mischte
sie unbekümmert technische Apparaturen unter umherschwirrende abstrakte Formen. Eine Konstante jedoch zieht sich durch
ihr Werk: die künstlerische Reflexion des Todes, häufig in scheinbar harmloser Erscheinungsform als Skelett.
So zeigt eine Fotografie die Künstlerin und Szenegängerin
neben einer Gerippeskulptur, beide wie alte Freunde einträchtig
nebeneinander in bequemen Stühlen sitzend. Auch ihre Krebserkrankung, an der sie starb, thematisierte Kogelnik. „Diese Tödleins entstehen bis zu ihrem Tod“, erläutert Kuratorin Borchhardt-Birbaumer, die auch das zukunftsweisende Potenzial der
Künstlerin unterstreicht. Ihre „Hangings“ – bunte, lebensgroße
Schablonen von Personen, die sie über Kleidergerüste hängte –
nahmen etwa eine frühe Arbeit von Cindy Sherman vorweg,
und auch ihre nicht ganz ironiefreie Hinwendung zum Handwerklichen, Hobbykunstartigen wie etwa der Keramik oder der
Glasbläserei findet ihre Fortsetzung in der Gegenwartskunst.
„Kogelnik wusste, dass diese Materialien mit Kommerz einhergehen, experimentierte jedoch damit“, so Borchhardt-Birbaumer,
„ihre bunten Glasköpfe spielen mit Ironie und Kitsch der Postmoderne.“ Kogelnik, die Visionärin, Kogelnik, die Feministin,
Kogelnik, die Todesverächterin: Das Œuvre der Künstlerin schillert in vielen Farben.
Kiki Kogelnik. Retrospektive
14. Juli bis 6. Oktober 2013, täglich 10 bis 18 Uhr
Kunsthalle Krems, 3500 Krems, Franz-Zeller-Platz 3
T: 02732 908010, www.kunsthalle.at
Ausstellungstipps
28. 6., 26. 7., 30. 8., 27. 9. 2013, 15.50 Uhr
Az W Sommertours: Architektur-News. Kleine und
große Neuigkeiten entlang der U2
Treffpunkt: MuTh, 1020 Wien, Obere Augartenstraße 1E
www.azw.at
© Elfie Semotan, 2013
2
6
Bis 30. 6. 2013, tägl. 10–18 Uhr, Mi. 10–21 Uhr
Bosch Bruegel Rubens Rembrandt. Meisterwerke der Albertina
Albertina, 1010 Wien, Albertinaplatz 1
T: 01 53483, www.albertina.at
Bis 30. 6. 2013, tägl. 10–18 Uhr, Mi. 10–21 Uhr
Japan und die Avantgarde. Hundertwasser
Unteres Belvedere, Orangerie, 1030 Wien, Rennweg 6
T: 01 79557-0, www.belvedere.at
Bis 30. 6. 2013, tägl. 10–18 Uhr
Große Gefühle. Von der Antike bis zur Gegenwart
Kunsthalle Krems, 3500 Krems, Franz-Zeller-Platz 3
T: 02732 908010, www.kunsthalle.at
5. 7.–13. 10. 2013, Mo. 14–19 Uhr, Di.–So. 10–19 Uhr, Do. 10–21 Uhr
Simon Denny
mumok, 1070 Wien, Museumsplatz 1
T: 01 52500, www.mumok.at
Bis 7. 7. 2013, tägl. 11–17 Uhr
Klanginstallation Michael J. Schumacher/Room Pieces
Krems 2013
Klangraum Krems Minoritenkirche, 3500 Krems, Minoritenplatz 4
T: 02732 908030, www.klangraum.at
Bis 8. 7. 2013, Mo., Mi.–So. 10–18 Uhr
Die Arbeit des Zuschauers. Peter Handke und das Theater
Österreichisches Theatermuseum, 1010 Wien, Lobkowitzplatz 2
T: 01 5128800, www.theatermuseum.at
k2 02 | 13 www.k2centrope.com
ausstellungen
niederösterreich
© LUCKY COMICS, 2013
Achdé, Lucky Luke, 2012
Unten: (1) Die Daltons
(2) Alfred Kubin, „Der Waldgott“, 1933
ausstellung
kurz
© LUCKY COMICS, 2013
1
Wilder Westen
D
er Western hält in Krems einzug. Lucky Luke steht im
Mittelpunkt einer ausstellung im Karikaturmuseum.
ein Comic-Held in der Hochburg von Deix, Peichl und
Co.? „Natürlich, Lucky Luke ist eine Karikatur auf das
Westerngenre, die prominente und historische Personen mit den
Stilmitteln der Karikatur hervorhebt und verfremdet“, sagt der
Direktor des Karikaturmuseum Krems, Gottfried Gusenbauer. er
kämpft um die anerkennung des Comics als künstlerisches Werk.
„Gerade Morris und achdé sind wunderbare Karikaturisten, die
zusätzlich Geschichten schlüssig erzählen.“
auf dem Comicsektor ist Lucky Luke eine große ausnahme:
Der Westernheld, der auf Jolly Jumper einsam durch die Prärie
reitet und die Dalton-Brüder jagt, starb nicht mit seinem „Vater“
und erfinder, dem Zeichner Morris. Dieser fand nach 55 Jahren
und 88 ausgaben, in denen er abenteuer mit seinem Helden
bestritt, dass es mit diesem nach seinem Tod nicht zu ende sein
dürfe. ein Nachfolger als Zeichner wurde in achdé gefunden.
achdé hatte schon als Kind einen klaren Berufswunsch: er
wollte Lucky-Luke-Zeichner werden und kopierte die MorrisOriginale in seine Schulhefte. als ihm seine Mutter sagte, dass
das nicht gehe, weil die Figur die Schöpfung eines anderen sei,
konnte sie nicht ahnen, dass Morris einst auf achdé aufmerksam werden sollte, als er einen Nachfolger suchte und der junge
Kollege an einer Hommage an ihn teilnahm. „Man machte einen
Test mit ‚Le Cuisinier français‘, in dem ein französischer Koch
den Hamburger erfand. achdé musste sich als neuer LuckyLuke-Zeichner beweisen – und es gab kaum Reaktionen, weil
achdé es einfach perfekt machte“, sagt Gusenbauer. Ob die Leser
den Wechsel des Zeichners nicht einmal bemerkt hatten, was
wohl das größte Kompliment wäre? „Sie haben es nicht bemerkt
12. 7.–1. 9. 2013, tägl. 10–18 Uhr, Mi. 10–21 Uhr
Baselitz Richter Kiefer
Albertina, 1010 Wien, Albertinaplatz 1
T: 01 53483, www.albertina.at
Bis 14. 7. 2013, tägl. 10–19 Uhr
Meret Oppenheim
Bank Austria Kunstforum, 1010 Wien, Freyung 8
T: 01 53733-26, www.kunstforumwien.at
Bis 14. 7. 2013, Mo.–Fr. 9–18 Uhr, Sa., So. 10–18 Uhr
Roboter. Maschine und Mensch?
Technisches Museum Wien, 1140 Wien, Mariahilfer Straße 212
T: 01 89998-0, www.technischesmuseum.at
www.k2centrope.com k2 02 | 13
oder nicht bemängelt, jedenfalls war dies ein gutes Zeichen – und
die Verkaufszahlen und Kritiken würdigten den Nachfolger.“
Was das Karikaturmuseum Krems ab 2. Juni zeigt, sind
45 Originale von achdé, rund 350 Panels, also Teile eines Comicstreifens, sowie Skizzen und Zeichnungen, die den Schöpfungsprozess aufzeigen. Nun ist es bereits ein Jahrzehnt her,
dass achdé das Zeichnen von Lucky Luke übernommen
hat – und unter anderem eine ausgabe schuf, in der er alle
Fragen beantwortete, die er sich selbst immer gestellt hatte:
Warum singt Lucky Luke das Lied vom „poor lonesome cowboy“? Wer waren seine eltern? auch Lucky Kid ist in der Schau
zu sehen.
„Natürlich gehen wir auch auf Morris ein, können aber nur
zwei Originale zeigen, da fast alle bei seiner Frau unter Verschluss sind“, so Gusenbauer. „ansonsten konzentriert sich
die ausstellung auf achdé.“ Dass der französische Lucky-LukeSchöpfer für die auch in ihrem Umfang einzigartige ausstellung
das Karikaturmuseum Krems wählte, liege vor allem daran, dass
„Österreich zwar keine so große, gewachsene Comic-Kultur wie
Frankreich, Belgien, die USa oder Japan hat, aber die Möglichkeit, in der Präsentation Maßstäbe zu setzen“, so Gusenbauer.
Comiczeichner als Karikaturisten also: Nicht nur, dass
Morris von anfang an Persiflagen auf das Westerngenre an sich
und auf historische Figuren schuf. in den vergangenen Jahren
waren es beispielsweise auch Barack Obama oder Céline Dion,
die in Lucky-Luke-Folgen vorkamen. „Lucky Luke karikiert
alle Vorstellungen von Cowboys, aber arbeitet auch mit den
Mitteln der Verfremdung“, sagt Gusenbauer. „es sind durchaus
gesellschaftskritische aspekte enthalten, nicht zuletzt deshalb
sehen wir diese Comics ganz klar als Kunstrichtung an.“
„Einen nachbarschaftlichen Brückenschlag machen und
Mitteleuropa als Ort der Moderne vermitteln, vor allem
aber eine außergewöhnliche, über Jahre aufgebaute private Prager Kunstsammlung präsentieren“, das möchte
der Direktor des Landesmuseums Niederösterreich, Carl
Aigner, mit der Ausstellung „Unbekannte Moderne – aus
Tschechien und Mitteleuropa“, wie er k2 schildert. Ab 5.
Juli zeigt man dabei rund 75 Werke aus der Sammlung
von Patrik Šimon, der seit mehr als 20 Jahren tschechische und mitteleuropäische Kunst mit dem Schwerpunkt 19. und 20. Jahrhundert sammelt, insbesondere
Werke der Moderne. Er besitzt mittlerweile 16.000
Arbeiten, vorrangig solche auf Papier. Die Schau, die
Aigner gemeinsam mit Šimon kuratiert, konzentriert
sich auf die Zeit von 1889 bis zur Zwischenkriegszeit
und Themen wie Traumbilder, Landschaft, Erotik und
Tod und präsentiert neben renommierten Künstlern wie
Rodin, Kubin, Kokoschka, Moser und Munch auch Emil
Orlik, Richard Teschner, Lili Gödl-Brandhuber, František
Kobliha, Vojtěch Preissig und viele mehr. „Es geht uns
auch um das Entdecken unbekannter künstlerischer
Strömungen um 1900 im Spannungsfeld von Naturalismus, Impressionismus, Expressionismus, Jugendstil
und Abstraktion“, so Aigner. „Wir möchten akademische Sichtweisen überschreiten und eine Verortung der
tschechischen Moderne möglich machen – denn nicht
nur Paris war ein Ort der Moderne. Außerdem wollen wir
natürlich die Bedeutung von privaten Sammlungen wie
jener von Patrik Šimon für die Zivilgesellschaft aufzeigen“, beschreibt Aigner. Diese wird erstmals in Österreich präsentiert. Theresa Steininger
RAiFFeiSeN-Tipp
Unbekannte Moderne – aus Tschechien und Mitteleuropa
5. Juli bis 3. November 2013, Dienstag bis Sonntag,
Feiertag 9 bis 7 Uhr
Landesmuseum Niederösterreich, 3100 St. Pölten, Kulturbezirk 5
T: 02742 908090-999, www.landesmuseum.net
RAiFFeiSeN-Tipp
Lucky Luke. Neues aus dem Wilden Westen von Achdé
2. Juni bis 17. November 2013, täglich 10 bis 18 Uhr
Karikaturmuseum Krems, 3500 Krems, Steiner Landstraße 3a
T: 02732 908020, www.karikaturmuseum.at
14. 7.–29. 9. 2013, tägl. 10–18 Uhr
Olivia Mihaltianu
Factory der Kunsthalle Krems, 3500 Krems,
Steiner Landstraße 3
T: 02732 908010, www.kunsthalle.at
Bis 22. 7. 2013, Mo.–So 10–19 Uhr
Das Gold des Az W. Die Sammlung
Az W, 1070 Wien, Museumsplatz 1
T: 01 5223115, www.azw.at
Bis 18. 8. 2013, Di.–So. 10–18 Uhr
Maximilian von Mexiko. Der Traum vom Herrschen
Hofmobiliendepot, 1070 Wien, Andreasgasse 7
T: 01 5243357, www.hofmobiliendepot.at
Bis 1. 9. 2013, tägl. 10–18 Uhr
IRONIMUS. Die Qual der Wahl. Von Figl bis Faymann
Karikaturmuseum Krems, 3500 Krems, Steiner Landstraße 3a
T: 02732 908020, www.karikaturmuseum.at
© Sammlung Patrik Šimon
Cowboy. Das Karikaturmuseum Krems zeigt,
inwiefern „Lucky Luke“ Karikatur ist und was ihn
weltweit einzigartig macht. Von Theresa Steininger
Kunst um 1900
Bis 2. 9. 2013, tägl. 10–18 Uhr, Do. 10–21 Uhr, Di. geschl.
Manfred Bockelmann. Zeichnen gegen das Vergessen
Leopold Museum, 1070 Wien, Museumsplatz 1
T: 01 52570, www.leopoldmuseum.org
7
ausstellungen
Marianne Maderna, „HUMANIMALS“,
Still, 3-D-stereoskopische Animation, 2011–13
Unten: (1) Marianne Maderna,
„ONE TO MUTANTS 100510 Nr. 7“,
überarbeitetes Still, Animation, 2010
(2) Agnes Heginger
© Marianne Maderna
Niederösterreich
1
Musik
Kurz
Der 1926 geborene Friedrich Cerha war immer ein Unangepasster. Im Zweiten Weltkrieg schloss er sich einer
Widerstandsgruppe an. Nach dem Krieg verdingte er
sich zunächst als Bergführer, ehe er in Wien ein Musikund Kompositionsstudium begann, um sich bald darauf
für die Verbreitung der Neuen Musik in Österreich zu
engagieren. Zusammen mit Kurt Schwertsik gründete
er 1958 das Ensemble „die reihe“, das sich der Werkpflege wesentlicher Komponisten der ersten und zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts annahm.
Begleitend zur Marianne-Maderna-Ausstellung in
der Landesgalerie für zeitgenössische Kunst Krems wird
am 13. September in der Dominikanerkirche Cerhas
„Eine Art Chansons“ aufgeführt.
Cerha schrieb darüber 1988: „In den frühen Fünfzigerjahren stand ich avantgardistisch gesinnten jungen
Malern nahe, die sich im Art-Club gesammelt hatten;
ihr Vereinslokal, der ,Strohkoffer‘, wurde aber auch von
jungen Dichtern (H. C. Artmann, Gerhard Rühm, Konrad Bayer etc.) frequentiert, die später mit anderen
(etwa Ernst Jandl) unter dem Begriff ,Wiener Gruppe‘
subsumiert wurden. Ihre Sprachexperimente mit hochdeutschen Elementen, Dialekt, verballhornten Fremdsprachen oder auch Sprachfehlern waren mir also früh
bekannt. Der Zyklus von 60 Miniaturen, in dem ich aufgrund meiner Erfahrungen nun dieses Material kompositorisch in die Hand nehmen konnte, ist vielschichtig.
Er umfasst artistische Sprach- und Formspiele, AlltagsSatiren, Populär-Groteskes und Politisch-Zeitkritisches.
Insgesamt hat es mich gereizt, anstelle der gepflegten
Aura des Lieds die Direktheit des Chansons anzupeilen.“
Agnes Heginger, die klassischen Gesang in Wien und
Jazzgesang in Graz studiert hat, wird diese Chansons
zu Gehör bringen. Es spielen Mitglieder des von Cerha
gegründeten Ensembles „die reihe“. Werner Schuster
Eine Art Chansons. Alltags-Satiren, Populär-Groteskes, Politisch-Zeitkritisches nach Texten von Ernst Jandl und anderen – in Musik gesetzt von Friedrich Cerha
13. September 2013, 19 Uhr
Landesgalerie für zeitgenössische Kunst Krems
Dominikanerkirche, 3500 Krems, Körnermarkt 14
Online-Anmeldung ab 19. 8. 2013 über Startseite www.zeitkunstnoe.at
© Marianne Maderna
Die Direktheit des
Chansons
Machtspiele in 3-D
Multimedial. Marianne Maderna zeigt
ihre Ausstellung „HUMANIMALS“ in der
Dominikanerkirche Krems. Von Roland Schöny
E
in einzigartiges Erlebnis aktueller Kunst als Erfahrung
im Raum in 3-D bietet sich von diesem Frühsommer
an in der Dominikanerkirche Krems. Im Rahmen von
ZEIT KUNST NIEDERÖSTERREICH präsentiert dort die
Multimedia-Künstlerin Marianne Maderna ihr außergewöhnliches Projekt „HUMANIMALS“. Basierend auf Tausenden Animationszeichnungen menschenähnlicher und animalischer, kopfloser und quallenartiger Lebewesen gleicht es einem geradezu
hautnah räumlich erlebbaren und begehbaren Welttheater mit
unterschiedlichen Handlungsabläufen. In Form sich wandelnder
Figuren, die sich als 3-D-Projektion in der gesamten Dimension
des Raums live bewegen, wirkt die Medieninstallation als dynamisches Szenario, das mit dem Publikum kommuniziert, wobei
auch Witz und Ironie nicht zu kurz kommen.
Zugleich kommt es zur Begegnung mit einer ähnlich beeindruckenden und mit den zahlreichen virtuellen Protagonisten der 3-D-Animation im Dialog stehenden skulpturalen Installation. Im verdunkelten Raum bevölkern die titelgebenden
Mischwesen aus Mensch und Tier, die „HUMANIMALS“, die
Apsis der ehemaligen Kirche in ihrer gesamten Höhe, wobei
auch ihr zentrales Merkmal die Wandlungsfähigkeit ist. Doch
manifestieren sich diese als fluoreszierende Umrisslinien einer
kaum überblickbaren Anzahl aufeinander bezogenen Drahtfiguren, die, an gezeichnete Piktogramme erinnernd, die kühnsten
Metamorphosen durchlaufen. Ganz oben – in der Sprache der
Künstlerin – die „Big Rulers“, die oft wie Bohemiens mit Händen
in den Hosentaschen in aufrechter Haltung dastehen und dafür
sorgen, dass die anderen, je weiter unten, umso unförmiger,
möglichst devot bleiben.
Was sich darbietet, ist eine Installation, die sinnbildhaft
Strukturen der Macht und somit Themen des menschlichen Seins
unter dem Paradigma wechselnder hierarchischer Systeme, in
denen nicht zuletzt das Verhältnis der Geschlechter zueinander
eine maßgebliche Rolle spielt, vor Augen führt.
Neue Wahrnehmungen im dreidimensionalen Raum
In besonderer Weise verbindet die in Wien und Aggsbach lebende
Künstlerin Marianne Maderna (* 1944) Skulptur, Zeichnung,
Film und schließlich die aus der Digitaltechnologie kommende
3-D-Projektion zu einer Art Gesamtkunstwerk. Nach Ausstellungen wie in der Wiener Secession trat sie etwa durch die GraffitiPerformance „Budhinen, Christinen … “ an der Außenwand des
Flakturms im Arenbergpark in Wien hervor. Als Künstlerin in
mehreren Medien arbeitend, in denen sich Marianne Maderna
von Anfang an und teils experimentell unterschiedlicher Methoden bedient, dehnte sie ihre Verfahrensweise zunehmend in den
Raum aus. Mit ihrem Werk „HUMANIMALS“, das sie in dieser
Form eigens für die Situation in der Dominikanerkirche Krems
umsetzt, dringt Maderna in den historisch noch jungen Bereich
jener Medienkunst vor, die als Weiterentwicklung der Kunst
des Panoramas nach der Herstellung umfassender, immersiver
Wahrnehmungsformen im dreidimensionalen Raum strebt. Zugleich berührt Marianne Madernas Projekt eine gegenwärtig im
Bereich der bildenden Kunst zunehmend breiter geführte Diskussion. Denn im Zuge von Bestrebungen einer Neubewertung
der Moderne vor dem Hintergrund von Krieg, Zerstörung und
Massenvernichtung in dem aus menschlicher Sicht betrachtet
nur kurzen 20. Jahrhundert stellt sich nun die Frage nach der
Bedeutung des sogenannten Humanen und damit wieder die
philosophische Frage nach der Natur des Menschen.
Marianne Maderna. „Humanimals“
9. Juni bis 13. Oktober 2013
Landesgalerie für zeitgenössische Kunst Krems
Dominikanerkirche, 3500 Krems, Körnermarkt 14
T: 02742 908090-999, www.zeitkunstnoe.at
© Maria Frodl
Ausstellungstipps
2
8
Bis 6. 9. 2013, Di.–So. 10–18 Uhr
adria.! sartore
Museum Gugging, 3400 Maria Gugging, Am Campus 2
T: 02243 87087, www.gugging.org
Bis 9. 9. 2015, tägl. 10–18 Uhr
Für immer Deix!
Karikaturmuseum Krems, 3500 Krems, Steiner Landstraße 3a
T: 02732 908020, www.karikaturmuseum.at
Bis 29. 9. 2013, tägl. 10–17 Uhr
Adolf Frohner. Psycholandschaften
Forum Frohner, 3504 Krems-Stein, Minoritenplatz 4
T: 02732 908010, www.forum-frohner.at
Bis 8. 9. 2013, So.–Fr. 10–18 Uhr
Alle meschugge? Jüdischer Witz und Humor
Jüdisches Museum Wien – Palais Eskeles, 1010 Wien, Dorotheergasse 11
T: 01 5350431, www.jmw.at
Bis 15. 9. 2013, Di.–So. 10–18 Uhr
Blutrausch. Stefan Weber und Drahdiwaberl
Wien Museum, 1040 Wien, Karlsplatz 8
T: 01 5058747, www.wienmuseum.at
Bis 6. 10. 2013, Di.–So. 10–18 Uhr
faces from gugging
Museum Gugging, 3400 Maria Gugging, Am Campus 2
T: 02243 87087, www.gugging.org
Bis 15. 9. 2013, tägl. 10–18 Uhr
Meisterwerke im Fokus. Gerhart Frankl
Oberes Belvedere, 1030 Wien, Prinz-Eugen-Straße 27
T: 01 79557-0, www.belvedere.at
Bis 6. 10. 2013, Di.–So. 10–18 Uhr
faces.! Mathias Braschler – Monika Fischer
Museum Gugging, 3400 Maria Gugging, Am Campus 2
T: 02243 87087, www.gugging.org
k2 02 | 13 www.k2centrope.com
Ausstellungen
1
© VBK 2013
Die Damen, „Smartforum“, 1990, Damen Magazin,
Foto: Wolfgang Woessner
Unten: (1) Bieretikett „Damen Bier“,
Foto: Wolfgang Woessner
(2) „Die Damen im Paradies“, 1994, Foto: Michael Kammeter
Niederösterreich
Ausstellung
Kurz
Starkes Bier der Damen
Smartforum international
Feminismus. Eine Retrospektive in der Landesgalerie
für zeitgenössische Kunst St. Pölten.
Von Brigitte Borchhardt-Birbaumer
S
ie waren das glamouröseste Teamwork im erweiterten Kunstbegriff von 1987 bis 1996: Ona B., Evelyne
Egerer, Birgit Jürgenssen und Ingeborg Strobl nannten
sich mit ironischem Blick auf die hierarchisch-maskulin
bestimmte Kunstszene DIE DAMEN; auch weil sie den damals
stattfindenden Rollenwechsel der Yuppiegeneration zu weiblichen Führungskräften in der Wirtschaft nicht nur mit Hosenanzug subtil konterkarierten. Subversiv eröffneten sie eine neue und
bis heute wirkende Phase des Feminismus und der Performance
voll Poesie, Ironie und Wortspiel, mit perfekten Auftritten und
Masken an ausgesuchten Orten.
Neben Anregungen aus Dada, Surrealismus und von den
anonym agierenden Guerrilla Girls in den USA war die Gründung Folge des Protests gegen die Veranstaltung „Wirtschaft
und Kunst“ und der bis heute nötige Kampf um Sichtbarkeit
der Künstlerinnen in der Gesellschaft und am Kunstmarkt. Vier
bereits etablierte Individualistinnen fügten sich einige Jahre in
kollektives Tun, um ihrer Variante des Aktionismus Sinnlichkeit,
Spiellaune und Partizipation des Publikums beizumengen. Die
erfrischenden Methoden der „Kunstdenunziantinnen“ mit Stil
waren zudem bemüht, Kunstproduktion in Form von Multiples
und Editionen für alle leistbar zu machen.
Keine Kompromisse im ästhetischen Erscheinungsbild
Nach einem ersten Auftritt im Restaurant des Westbahnhofs
1988 als „Die vier neuen Mitglieder des ersten Wiener Männergesangvereins“ mit einer Fotopostkarte von Leo Kandl als
ironischer Stellungnahme gegen die Inszenierung männlicher
Avantgardisten durch Christian Skrein kam die viel beachtete
Aktion „Postmodern“ im Hauptraum der Secession 1989. DIE
DAMEN verkauften, stempelten und verpackten ihr nach einer
Haarreklame gestyltes Gruppenporträt als Viererpostamt, sie erfanden einen neuen Künstlertypus, eine Ehrennadel (verliehen
im Freihaus) und einen 1. Türkischen Kunst-Sport-Preis 1990
anlässlich der Ankara-Biennale. Dass dieser von einem echten
Asian-European Art-Prize der Biennale gefolgt wurde, glaubte
den mit inszenierten Fotografien Wolfgang Woessners zurückgekehrten, von Ministerin Hilde Hawlicek empfangenen Beiträgerinnen keiner mehr; die Kulturtechnik des Reisens beleuchteten
sie trotzdem exzellent. Nachzulesen in einem Magazin und einem
Dokumentarband im Folio Verlag 1995.
Transgender – transkulturell – postkolonial
1992 kam den DAMEN, trotz eines weiteren Preises und kulturpolitischer Beachtung ihrer Aktionen, Ingeborg Strobl abhanden
und aus vielseitigem Angebot wurde Konzeptkünstler Lawrence
Weiner als Ersatzposition ausgewählt. Zuletzt legte er sich dann
auch den zweiten Vornamen Catherine zu. Mit seinem Motto
„Böse ist besser“ trat die (Transgender-)Gruppe in Venedig zur
45. Biennale an: In Matrosenkleidern war das Quartett auf vielen
Plakaten und Postkarten in der ganzen Stadt zu sehen, in neuem
Outfit kam es zur Taubenfütterungsaktion am Markusplatz vor
dem Ort der Ausstellung. Ohne Weiner wurde „To Bitch Is To
Be“ auch in Tokio von museum in progress als „transkulturelle
Recherche zu Frage und Gegenstand des Bösen“ fortgesetzt und
DIE DAMEN schulterten zuletzt im Paradies eine Riesenschlange
des Schönbrunner Tierparks. Oft ist neben Sinn für Poesie auch
der Kitsch Transportmittel für neue Ideen, wie etwa bei Jeff
Koons. Die Retrospektive hält nicht nur zur Eröffnung irritierende Überraschungen bereit.
DIE DAMEN. Ona B., Evelyne Egerer, Birgit Jürgenssen, Ingeborg Strobl, Lawrence Weiner
22. Juni bis 3. November 2013, Dienstag bis Sonntag 9 bis 17 Uhr
Landesgalerie für zeitgenössische Kunst St. Pölten
Landesmuseum Niederösterreich, 3100 St. Pölten, Kulturbezirk 5
T: 02742 908090, www.zeitkunstnoe.at
© VBK 2013
© VBK 2013
Vertragen sich Kunst und Werbung? Einerseits verfolgt Kunst keinen praktischen Zweck, andererseits
beweist etwa die Humanic-Werbelinie ab den 1970erJahren (Stichwort „Franz“), dass eine Zusammenarbeit
von Künstlern mit Wirtschaftsunternehmen sehr wohl
funktionieren kann. Auch die von den DAMEN. Wobei
in diesem Fall nie klar unterschieden werden kann, ob
die Künstlerinnengruppe für ein Produkt wirbt oder das
Produkt für die Künstlerinnengruppe. Ob Austrian Airlines, Citroën, Diners Club, L’Oréal oder Vienna International Airport – die Attraktivität der Produkte wird
durch die Settings, in denen sich DIE DAMEN inszenieren, eher konterkariert als forciert. Ist etwa der von
den DAMEN in einem Inserat inszenierte Bad-Hair-Day
tatsächlich dazu angetan, bestimmte Haarkosmetikprodukte anzupreisen?
Für die Ausstellung in St. Pölten gibt es jedenfalls
eine Kooperation mit der Firma „Schremser Bier“. Auf
Flaschenetiketten ist ein Foto der DAMEN abgebildet,
auf dem sie – eher schlampig gekleidet – freudlos Hausfrauenarbeit verrichten. Versehen ist der Aufkleber mit
dem Schriftzug „Damen Bier extra stark“. Einen Hinweis auf die Ausstellung (oder die Brauerei) findet man
nicht. Die Ausstellung wird allerdings auf einer von zwei
Bierdeckel-Serien beworben. Auf der Rückseite. Auf der
Vorderseite sieht man unter dem Slogan „Böse ist besser“ die DAMEN in den Posen „Nichts sehen, nichts
hören, nichts sagen“ (sowie den Künstler Lawrence
Weiner anstelle von Ingeborg Strobl, den „Stinkefinger“
zeigend).
Auf ihre Ausstellung weisen die DAMEN auch mit
zwei Plakaten hin, auf denen sie sich in der Natur inszeniert haben und die auf einer verschwindend kleinen
Grüninsel im Regierungsviertel aufgestellt werden. Und
wieder ist nicht klar: Ist das Werbung oder eine künstlerische Intervention? Natürlich beides! Werner Schuster
2
Bis 13. 10. 2013, tägl. 10–18 Uhr
Gottfried Helnwein
Albertina, 1010 Wien, Albertinaplatz 1
T: 01 53483, www.albertina.at
Bis 27. 10. 2013, Mi.–So., Fei. 10–17 Uhr
Egon Schiele Museum
3430 Tulln, Donaulände 28
T: 02272 64570, www.egon-schiele.eu
www.k2centrope.com k2 02 | 13
Bis 27. 10. 2013, So.–Do. 10–18 Uhr, Fr. 10–14 Uhr
Tselem ve Tsilum. Fotografie und Abbild – eine Installation von Tatiana Lecomte
Jüdisches Museum der Stadt Wien am Judenplatz, 1010 Wien, Judenplatz 8
T: 01 5350431, www.jmw.at
Bis 31. 10. 2013, Di.–Fr. 9–12, 14–17 Uhr, Sa. 10–13 Uhr
Credo – Der Glaube in der Kunst
Diözesanmuseum St. Pölten, Domplatz 1, 3100 St. Pölten
T: 02742 324331, www.dz-museum.at
Bis Anf. Nov. 2013, Di.–So., Fei. 9–17 Uhr
Klänge der Regionen
Klangturm St. Pölten, 3100 St. Pölten, Kulturbezirk 1
T: 02742 908050, www.klangturm.at
Bis 3. 11. 2013, tägl. 10–18 Uhr
Süße Lust. Geschichte(n) der Mehlspeise
Museumszentrum Mistelbach/Lebenswelt Weinviertel, 2130 Mistelbach, Waldstraße 44–46
T: 02572 20719, www.mzm.at
9
Wissenschaft
2
© Donau-Universität Krems
© NDU St. Pölten
1
© ALWS
Niederösterreich
Forum Campus Krems, Foto: Suzy Stöckl
Unten: (1) Studenten der New Design University
St. Pölten, (2) Labyrinth vor dem Tagungszentrum
des Wittgenstein Symposiums in
Kirchberg am Wechsel
Forschung: Fortschritt und mehr
Forschungszentren. Wie hat sich das Bauernleben
in den vergangenen Jahrzehnten verändert?
Welche Herausforderungen bringen Migration und
Globalisierung? Wie passen moderne Architektur
und traditionelle Kleinstädte zusammen? Das sind
nur einige der vielen Fragen, die Wissenschaftler in
Niederösterreich beantworten wollen.
Von Lukas Plank
F
orschung ist überall. Sie steckt in jedem Smartphone, jedem medizinischen Gerät, jedem Auto. Doch Forschung
ist mehr als Technik. Sie muss nicht immer zu neuen
Geräten führen – sie kann uns auch helfen, uns selbst,
andere und unsere gemeinsame Vergangenheit besser zu verstehen. Joachim Rössl, Leiter der Abteilung Wissenschaft und
Forschung des Landes Niederösterreich, ist überzeugt, dass die
Grundlagenforschung, und hier speziell die Geistes-, Sozial- und
Kulturwissenschaften, weiter gefördert werden müssen: „Ohne
freie, primär vom Wunsch nach neuer Erkenntnis getriebene Forschung ist substanzieller Fortschritt nicht möglich. Wenn wir an
die Option einer ständigen Weiterentwicklung glauben, muss die
öffentliche Hand dafür risikobereit sein und Mittel zur Verfügung
stellen.“ Aktuell ist laut Rössl ein Kompetenzzentrum für Kulturgeschichte und Sammlungswesen an der Donau-Universität
Krems geplant. In Raabs an der Thaya, nahe der tschechischen
Grenze, soll sich außerdem ein Zentrum für Zeitgeschichte etablieren. „Dieses könnte ein Leuchtturm der grenzüberschreitenden
Kooperation im Bereich der Geisteswissenschaften werden.“
Geschichte verstehen
Geschichtliches untersuchen Forscher an vielen anderen
Standorten in Niederösterreich. Zum Beispiel am Institut für
Geschichte des ländlichen Raumes. Seit 2002 beschäftigen
sich hier bis zu sechs wissenschaftliche Mitarbeiter damit, wie
Menschen in verschiedenen Zeiten und Orten im ländlichen
Raum arbeiteten und lebten. In den vergangenen Jahren beleuchtete man dabei unter anderem die Landwirtschaftspraxis
im Nationalsozialismus oder auch die Anfänge des Biolandbaus in Österreich. Zudem hat die European Rural History Organisation ihren Sitz hier in St. Pölten. Besonders stolz ist Institutsleiter Ernst Langthaler auf das Projekt zu den Landwirtschaftsstilen in Niederösterreich von 1945 bis 1980. Die Ergebnisse
dieses Projekts könnten laut Langthaler sogar dazu führen, dass
Lehrbücher umgeschrieben werden müssen. „Darstellungen behaupten, dass der selbstgenügsame Bauer vom marktorientierten Landwirt einfach abgelöst wurde“, sagt Langthaler. „Wir
haben aber festgestellt, dass viele Betriebsinhaber beides zugleich
waren – Bauer und Landwirt. Neben dem oftmals beschriebenen
,Bauernsterben‘ gab es eine erstaunliche Überlebensfähigkeit,
ein Balancieren zwischen Autonomie und Abhängigkeit.“
Vernetzt forschen
Während Institute bisher häufig weitgehend unabhängig voneinander geforscht haben, glaubt Langthaler, dass Forschungskooperationen in Niederösterreich in den kommenden Jahren
häufiger werden. Gründe dafür seien vor allem neue Förderinstrumente, aber auch die wissenschaftliche Neugierde. „Es macht
durchaus Sinn, wenn Wissenschaftler mit unterschiedlichem
Background zusammenkommen und verschiedene Sichtweisen
aufeinandertreffen. Durch diesen spannenden Austausch kann
viel Neues entstehen.“
Ganz im Zeichen des wissenschaftlichen Austauschs steht
auch das Internationale Ludwig Wittgenstein Symposium.
Jedes Jahr diskutieren führende Philosophen und Geisteswissenschaftler philosophische Themen und die Philosophie
Ludwig Wittgensteins in Kirchberg am Wechsel. Seit 2009
findet vor der Symposiumswoche außerdem die Wittgenstein
Summerschool statt, die vor allem von Studierenden besucht
wird.
Aktuelle Herausforderungen meistern
Andere wissenschaftliche Einrichtungen wollen sich besonders
intensiv mit gegenwärtigen und zukünftigen Herausforderungen
auseinandersetzen. So zum Beispiel das Department für Migration und Globalisierung der Donau-Universität Krems. Hier hat
man es sich zur Aufgabe gemacht, für besseres gegenseitiges
Verständnis zu sorgen sowie Lebensqualität und sozialen Zusammenhalt zu sichern – einerseits durch mehrere Lehrgänge und
Seminare, andererseits auch durch Grundlagen- und anwendungsorientierte Forschung.
Bestehende Ressourcen nutzen
An der New Design University in St. Pölten dagegen will man in
Zukunft verstärkt die Rolle der Kleinstadt untersuchen. „Wenn
heute über städtisches Leben diskutiert wird, redet man meist
über Shanghai, Dubai und bestenfalls Istanbul. Dabei spielen Kapitalinteressen eine große Rolle“, sagt Stephan Schmidt-Wulffen.
„Aber das geht völlig vorbei an unseren Traditionen – unsere
Städte haben Kultur und Geschichte als größtes Kapital“, so der
Rektor weiter. „Anstatt große Einkaufszentren am Stadtrand zu
bauen, sollte man sich fragen, wie man das Bestehende besser
nutzen und mit neuen Ideen verbinden kann.“
Die Erforschung unseres kulturellen Umfelds stellt entscheidende Weichen für künftige Entwicklungen: „In einer stark
technikorientierten Zeit dürfen die Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften als Fundament europäischer Kultur nicht in den
Hintergrund gedrängt werden“, ist Joachim Rössl überzeugt.
www.forschungsatlas.info
www.noe.gv.at/wissenschaft
www.viennaregion.at
Ausstellungstipps
RaiFFeisen-TIpp
Bis 17. 11. 2013, tägl. 9–17 Uhr
A. D. 313. Von Carnuntum zum Christentum
Museum Carnuntinum, 2405 Bad Deutsch-Altenburg, Badgasse 40–46
T: 02163 3377-0, www.carnuntum.co.at
Bis 3. 11. 2013, tägl. 9–18 Uhr
Niederösterreichische Landesausstellung 2013: Brot & Wein
Urgeschichtemuseum Asparn a. d. Zaya, 2151 Asparn a. d. Zaya, Schlossgasse 1
Ausstellungsgelände, 2170 Poysdorf, Brünner Straße 28
T: 02552 3515-30, www.noe-landesausstellung.at
Bis 10. 11. 2013, Mo.–Fr. 9–17 Uhr, Sa., So., Fei. 9–18 Uhr
Das Indien der Maharadschas
Renaissanceschloss Schallaburg, 3382 Schallaburg 1
T: 02754 6317-0, www.schallaburg.at
10
Bis 17. 11. 2013, tägl. 9–17 Uhr
Archäologischer Park Carnuntum
2404 Petronell-Carnuntum, Hauptstraße 1a
T: 02163 3377-0, www.carnuntum.co.at
Bis 17. 11. 2013, tägl. 9–17 Uhr
Gladiatoria Carnuntina. Welt der Arena
Amphitheater Bad Deutsch-Altenburg, 2405 Bad Deutsch-Altenburg, Wiener Straße
T: 02163 3377-0, www.carnuntum.co.at
Bis 26. 1. 2014, Di.–So., Fei. 9–17 Uhr
Hl. Leopold. Mensch, Politiker, Landespatron
Landesmuseum Niederösterreich, 3100 St. Pölten, Kulturbezirk 5
T: 02742 908090-999, www.landesmuseum.net
Bis 6. 4. 2014, tägl. 10–17 Uhr
Raffael Rheinsberg. Die Seele der Dinge
Kunstraum Stein, 3504 Krems-Stein, Minoritenplatz 4
T: 02732 908010, www.kunsthalle.at
Bis 17. 11. 2013, tägl. 9–17 Uhr
Im Lot. Gebaute Geschichte in Carnuntum
Kulturfabrik, 2410 Hainburg a. d. Donau, Kulturplatz 1
T: 02163 3377-0, www.carnuntum.co.at
k2 02 | 13 www.k2centrope.com
Wissenschaft
Unten: (1) Stift Göttweig
(2) Die Kunsthistoriker Artur und Monika Rosenauer mit
Ruth und Engelbert Wenckheim (Ottakringer Bier) beim Wein (!)
© Rafaela Pröll
© SpringerWienNewYork
Niederösterreich
1
Wissenschaft
© Rafaela Pröll
Kurz
2
Wichtig, dass sie da sind
Forschung. Die Zukunft Europas entscheidet sich
in der Aufbereitung der Künste und in der Qualität
der Wissenschaften. Viele Prognosen steigern gerne
belächelte Gebiete zur Kern- und Existenzfrage
unseres Kontinents. Von Christian Bauer
N
icht nur Forschung passiert in den vielseitigen Landschaften um Wien, zahlreiche Akteure haben auch
ihren Lebensmittelpunkt temporär oder für immer in
Niederösterreich gewählt. „Sei es, dass sie hier ihre
Elternhäuser haben, von weit her zugezogen sind oder es sie ganz
im Gegenteil in jene Fernen getrieben hat, nach denen der weite
Geist der Wissenschaft nun einmal giert und gieren muss“, fasst
Martin Haidinger die Bandbreite zusammen.
Fotos voller Schüchternheit
Nach der großzügigen Darstellung der Künstlerateliers folgen
die Wissenschaften Niederösterreichs in einem ebenso ambitionierten Buchprojekt. Joachim Rössl formuliert im Vorwort dann
auch jene Rahmenhandlung, die eine gewaltige Entwicklung der
Künste wie der Wissenschaft bis heute begünstigt. Dass nämlich die mit 1. Jänner 1922 vollzogene Trennung nie bei den
Menschen ankam. Heute bildet Niederösterreich nicht nur mit
Wien, sondern seit den 1990ern auch als neues Zentraleuropa
eine untrennbare Einheit. Vergleicht man die Menschen, die
in Niederösterreich leben und forschen, mit den Künstlerinnen
und Künstlern des Landes, so liegt der Altersschnitt bei Ersteren
rund zwei Jahrzehnte weiter. Was in anderen Sparten schon den
Wohnort als malerischen Alterssitz ausweisen würde, beschreibt
in der Forschung oft den Höhepunkt der Karriere. Dies ist aber
nicht der einzige eklatante Unterschied: Die Wissenschaftler sind
nicht nur weniger an die Kamera gewöhnt, sie sind geradezu
fotoscheu. Das verleiht den Bildern von Rafaela Pröll einen eigentümlichen Reiz. Oft sind hier Menschen fotografiert, die augenscheinlich nicht fotografiert werden wollen.
Die Forschung durchzieht sämtliche Winkel des Landes und
deckt nahezu alle existierenden Gebiete ab. Die Geisteswissenschaften sind mit einer Reihe prägender Persönlichkeiten verwurzelt. Auch wichtige Kunsthistoriker finden sich darunter.
Mit dem ältesten beginnend ist hier Floridus Röhrig (geb. 1927)
zu nennen, der als Augustiner-Chorherr ein halbes Jahrhundert lang die prägende Gestalt des Stiftes Klosterneuburg und so
mancher Landesausstellung gewesen ist. Als geistlicher Kunstwissenschaftler ist er nicht alleine. Auch Martin Lechner, Pater
des Stiftes Göttweig, ist mit einem Juwel unter Niederösterreichs
Klöstern verwachsen. Er beschäftigte sich ausführlich mit dem
Entschlüsseln von Bildinhalten in der Ikonografie. Dem gleichen
Jahrgang gehört Artur Rosenauer, Doyen der Kunstgeschichte
in Österreich, an. Der Schüler des legendären Otto Pächt publizierte 1975 seine Habilitation zum Frühwerk Donatellos. Die bald
angekündigte Monografie zum Gesamtwerk Donatellos erschien
1993, ebenso wie wenig später seine Studien zum Werk Michael
Pachers, die mit der Ausstellung in Neustift bei Brixen 1998
gekrönt wurden. Rosenauer war auch ein wichtiger Lehrer am
Institut für Kunstgeschichte, bevor er 2008 emeritierte.
Was macht Rosenauer im Schmidatal: Er ist mit 38 Jahren
dorthin zurückgekehrt, wo er geboren wurde. „Mein Familienhaus steht unten neben der spätgotischen Kirche. Die Mauer
dort vorne wurde am Tag der Papstwahl Johannes Pauls I. errichtet.“ Die Arbeiter wollten damals eine „ordentlich“ hohe
Mauer als Sichtschutz errichten. Das wollte Rosenauer nicht:
„Ich will den Horizont sehen und den Blick auf die Weite der
Landschaft haben.“ Diese und 71 andere Geschichten ergeben
ein Stück Forschungsrealität in Österreich. Dass diese oft die
Schönheit der Welt zum Forschungsinhalt erhebt, ist dabei kein
Zufall.
Land schaf[f]t Wissen / Research[in]g the Region
Leben und Forschen in Niederösterreich / Life and Science in Lower Austria
340 Seiten, 482 Abbildungen in Farbe, Hardcover
Springer Verlag, ISBN 978-3-70911-248-9, 49,95 €
Auszug geistes-, sozialund kulturwissenschaftlicher Einrichtungen in
Niederösterreich:
Donau-Universität Krems
Fakultäten: Gesundheit und Medizin; Wirtschaft und Globalisierung; Bildung, Kunst und Architektur
www.donau-uni.ac.at
Institut für Realienkunde des Mittelalters und der frühen Neuzeit (Krems/Donau)
Schwerpunkt: Erforschung der Vielfalt menschlicher Lebensgestaltung, ausgehend von der materiellen Kultur
www.imareal.sbg.ac.at
Institut für jüdische Geschichte Österreichs (St. Pölten)
Schwerpunkt: Geschichte und Kultur der Juden in Österreich vom Mittelalter bis zur Gegenwart
www.injoest.ac.at
Institut für Geschichte des ländlichen Raumes (St. Pölten)
Schwerpunkt: ländliche Gesellschaften Europas vom 19. bis zum 21. Jahrhundert
www.ruralhistory.at
NÖ Landesarchiv und Institut für Landeskunde (St. Pölten)
Schwerpunkte: u. a. zeitgeschichtliche Forschung; Migrationsforschung
www.noe.gv.at/Bildung/Landeskundliche-Forschung/Institut-fuerLandeskunde.wai.html sowie http://www.noe.gv.at/Bildung/Landesarchiv-.wai.html
New Design University (St. Pölten)
Fakultäten: Technik; Gestaltung
www.ndu.ac.at
Internationales Wittgenstein Symposium (Kirchberg am Wechsel)
Schwerpunkte: philosophische Themen; Philosophie Ludwig Wittgensteins
www.alws.at/de/index.php/symposium/
Ludwig-Boltzmann-Institut für Kriegsfolgen-Forschung (Raabs/Thaya)
Schwerpunkte: niederösterreichische Zeitgeschichte; gemeinsame Geschichte Österreichs und Tschechiens
www.bik.ac.at
International Institute for Applied Systems Analysis – IIASA
(Laxenburg)
Schwerpunkte: Energie und Klimawandel; Ernährung und Wasserversorgung; Armut und Verteilungsgerechtigkeit
www.iiasa.ac.at
Niederösterreichische Landesakademie (St. Pölten)
Schwerpunkte: Bildung und Talente; Soziales und Generationen
www.noe-lak.at
Festivaltipps
14.–16. 6. 2013
Nova Rock 2013
2425 Nickelsdorf, Pannonia Fields II
T: 01 96096, www.ticketbox.at
21.–23. 6. 2013
Donauinselfest
2013donauinselfest.at
29. 6.–1. 9. 2013
Film Festival
Rathausplatz, 1010 Wien
www.wien-event.at
www.k2centrope.com k2 02 | 13
6. 7.–1. 8. 2013, 20 Uhr
Die lustigen Weiber von Windsor
operklosterneuburg, 3400 Klosterneuburg, Kaiserhof Stift Klosterneuburg
T: 01 96096, www.ticketbox.at
12.–21. 7. 2013, 19 Uhr
Teatro Barocco Altenburg: „Pygmalion“ und „Die Hochzeit auf der Alm“
Stift Altenburg, 3591 Altenburg, Abt-Placidus-Much-Straße 1
T: 01 96096, www.teatrobarocco.com
11. 7.–29. 8. 2013
Literaturfestival O-TÖNE
Museumsquartier Wien, 1070 Wien, Museumsplatz 1
T: 01 5235881, www.mqw.at
9. 8.–15. 9. 2013
Allegro Vivo Festival: „It’s magic“ Britannia
Div. Veranstaltungsorte
T: 02982 4319, www.allegro-vivo.at
RaiFFeisen-TIpp
3. 7. 2013, 20.30 Uhr
Elīna Garanča & Friends – Open Air
Stift Göttweig, Stiftshof, 3511 Furth/Göttweig
T: 01 96096, www.ticketbox.at
11
ausstellungen
NAchruf
© Landesmuseum Niederösterreich
Niederösterreich
Nikolaus Gansterer,
„Thinking Drawing Diagram“, 2011
Unten: Christa Hauer, Foto: Helmut Lackinger
Am 21. März 2013 ist mit dem Tod von Christa Hauer
ein wichtiges Kapitel österreichischer Kunstgeschichte
geschlossen. Niederösterreichs legendäre Dynastie
der „Künstler, Sammler und Mäzene“1 ist Geschichte.
Begonnen hat alles mit dem Großvater, der aus dem
Nichts zu einem der größten Sammler seiner Zeit aufgestiegen ist.
Die Geschichte des Franz Hauer empfiehlt sich
eindringlich für eine Verfilmung. Der Sohn eines Briefträgers in Weißenkirchen/Wachau, eines von insgesamt
16 Kindern, von denen nur drei die ersten Jahre
überlebten, wird Fleischerlehrling und arbeitet als
Hausknecht im „Hotel zur Rose“ in Krems. Er übernimmt
nach seiner Hochzeit das „Griechenbeisl“ in Wien und
macht es gesellschaftlich zu einem internationalen
Szenetreff: Zugleich wird es durch den begnadeten
Manager (er setzt bald einen Geschäftsführer für
das Tagesgeschäft ein) zu einer Goldgrube, die das
finanzielle Auskommen der Familie dauerhaft sichert.
Seine große Liebe gilt der Kunst, von 1912 bis 1914 ist
er der wichtigste Schiele-Sammler überhaupt. In den
letzten Jahren seines Lebens entsteht eine gewaltige
Sammlung von Werken zahlreicher bedeutender
Künstler, darunter Albin Egger-Lienz, Oskar Kokoschka
und Anton Faistauer, die im Jahr 1920 zum größten Teil
auf dem Auktionsweg verkauft wird.
Leopold Hauer, Franz Hauers Sohn, fügt der Sammlertätigkeit seines Vaters eine Künstlerkarriere hinzu,
die auch den Filmbereich mit einschließt. Hauer arbeitet
für G. W. Pabst an Filmprojekten der Neuen Sachlichkeit
und ist Gründer und Programmleiter des KünstlerhausKinos in Wien.
In diese Atmosphäre wird Christa Hauer
hineingeboren. Sie setzt die Familientradition als
Künstlerin und Sammlerin zeitgenössischer Kunst
fort. Christa Hauer-Fruhmann hat überdies durch die
Gründung und den Betrieb der Galerie im Griechenbeisl
(1960–1971) genauso wie durch ihr Engagement auf
Schloss Lengenfeld, wo sie gemeinsam mit ihrem
Ehemann Johann Fruhmann ab 1970 ein lebendiges
Kunstzentrum realisiert, einen wichtigen Anteil an
der Förderung und Aufarbeitung des zeitgenössischen
künstlerischen Schaffens.
Anfangs hätte Hauer Filmschauspielerin werden
wollen, schwärmt für Marlene Dietrich und spielt Hollywood-Rollen durch. Das Styling bleibt. An der Akademie behält sie ihr „Marlene-Dietrich-Outfit“, ihre roten Fingernägel und ihre Aufmüpfigkeit. „Die anderen
Studenten kamen alle in weißen Stutzen und Trachtengewand auf die Akademie und tanzten in den Pausen
Volkstänze“, sagt sie später. In den 1950er-Jahren reist
Hauer nach New York und Chicago, um dort ActionPainting, wilde informelle Malerei, zu studieren und die
abstrakte Malerei für sich zu erschließen. Die Förderung
der Künstlerinnen bleibt ein Kernanliegen der Feministin. Die Ausstellung „Mimosen Rosen Herbstzeitlosen.
Künstlerinnen. Positionen 1945 bis heute“ als Ausstellung und umfassendes Buch ist wohl ihr diesbezügliches
Hauptwerk.
Großartig in ihrer Unbeirrtheit, schwierig in ihrer
Sturheit (beides gehört wohl zusammen) ist mit Christa
Hauer eine bemerkenswerte Individualistin verloren gegangen. Als Künstlerin, Feministin, Sammlerin und Partylöwin (Lengenfeld war Schauplatz legendärer Feste)
wird sie in Erinnerung bleiben. Christian Bauer
1
Titel der gleichnamigen Ausstellung in der Kunsthalle Krems 1996
12
© Hasselblad H3D
Dreigestirn am
Kunsthimmel: Christa,
Leopold und Franz Hauer
Denkfigurenlabor
Übersetzung. Der Kunstraum Niederösterreich
widmet einmal im Jahr einem aufstrebenden jungen
Künstler eine Einzelausstellung. Nikolaus Gansterer
verwandelt den Raum in ein Metadiagramm.
Von Elvira M. Gross
Z
eigen und Sagen – eine einfache Beziehung? Dazu ein
kleines Experiment: Fertigen Sie eine Zeichnung Ihrer
Gedanken an und bitten Sie einen Menschen Ihrer
Wahl um seine Interpretation. Sie werden staunen, was
daraus wird. Ein Gedanke kleidet sich für gewöhnlich in Worte,
um begriffen zu werden. In der Zeichnung bleibt er offen – und
wird fortgesponnen.
Wie werden Gedanken manifest?
Nikolaus Gansterer, Jahrgang 1974, hat sich dem Phänomen
des Wahrnehmens verschrieben: dem Denken zeichnerisch auf
die Spur zu kommen, damit zu experimentieren, neue Räume
zu öffnen. „Die spielerische, essayistische Offenheit seiner Kunst
ist wegweisend“, so die künstlerische Leiterin Christiane Krejs.
Ein Schlüsselwerk ist Nikolaus Gansterers 2011 veröffentlichtes Künstlerbuch „Drawing a Hypothesis“ (Springer Wien/New
York), das nach zweijähriger Forschungsarbeit an der Jan van
Eyck Academie in Holland entstanden ist. Es geht darin um
„diagrammatisches Denken“, den Zusammenhang zwischen
Zeichnung und ihrer Wahrnehmung in unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen. Gansterer lässt ein Set an entworfenen (fiktionalen) Diagrammen von unterschiedlichen Wissenschaftlern, Theoretikern und Künstlern mit Unterschriften oder
Begleittexten versehen. Daraus entsteht ein Index an Figuren
als „Grammatik des Denkens“. Eine grafische Darstellung von
Daten oder Informationen dient unterschiedlichen Fachgebieten als anschauliches Mittel, um einen Sachverhalt aufzuzeigen.
Daraus wiederum lassen sich Hypothesen ableiten – zumindest
für diejenigen, die zu lesen wissen. Das Ergebnis? Keine Defini-
tion oder Antwort, vielmehr entstehen wieder neue Fragen, die
Gedanken weiterführen, Impulse, die neuerliche Impulse auslösen. Den spielerischen Standpunkt im Raum definiert sich dabei
jeder selbst, er bleibt beweglich. „Sagen, Zeigen, Benennen und
Erkennen sind nur Übersetzungsprozesse, die auf vielen Ebenen
miteinander verbunden sind“, so der Künstler.
Wahrnehmen – eine biologische Kettenreaktion, ein
permanenter Dialog
Gansterers Kunst – Zeichnung, Installation und Performance – wirkt
wie ein poetisches Moment im wissenschaftlichen Kontext. Im
Grunde ist Kunst ein fortwährendes prozessuales Sichbeziehen,
da kein Gedanke, kein Modell für sich steht und was wir denken,
sich aus dem herauskristallisiert, was wir geworden sind. „Eigenständige Subjekte“, so Nikolaus Gansterer, „sind wir natürlich
auch, aber eine Reihe biologischer wie geistig-sozialer Vorfahren
steht hinter uns, deren Einfluss unser Wahrnehmen rhizomartig
erweitert.“ Da klare Ordnungsstrukturen, geschlossene Systeme
irgendwann zu bröckeln beginnen, kommt das Objektive immer
mehr abhanden: Jeder Körper im Raum verändert das Experiment, zumindest feinstofflich. Überlegungen, die auch hinter
dem Ausstellungstitel „When thought becomes matter and matter turns into thought“ stehen. „Jeder Gedanke“, so Gansterer,
„ist eine biologische Kettenreaktion von Enzymen und Strömen,
das ist immer Materie, man benennt etwas, um es scheinbar
auseinanderzuhalten.“
Zeichnen zeichnet Gedanken. Aus?
Nikolaus Gansterer.
When thought becomes matter and matter turns into thought
7. Juni bis 27. Juli 2013
Kunstraum Niederösterreich, 1010 Wien, Herrengasse 13
T: 01 902422111, www.kunstraum.net
Zur Eröffnung am 6. Juni 2013, 19 Uhr, erscheint ein Katalog.
Es spricht dazu Andreas Spiegl.
Bühnentipps
2. 6. 2013, 18 Uhr
Milli Bitterli: I did once a piece (walk + talk)
Festspielhaus St. Pölten, 3100 St. Pölten, Kulturbezirk 2
T: 01 96096, www.ticketbox.at
2. 6.–30. 9. 2013
Sommerbühne 2013
Theater am Spittelberg, 1070 Wien, Spittelberggasse 10
T: 01 5261385, www.theateramspittelberg.at
8. 6. 2013, 20 Uhr
Thomas Stipsits & Manuel Rubey: Triest
Filmhof Wein4tel, 2151 Asparn/Zaya, Kirchengasse 5
T: 01 96096, www.ticketbox.at
Bis 2. 6. 2013, 18 Uhr
Wagners Ring an einem Abend
Volksoper Wien, 1090 Wien, Währinger Straße 78
T: 01 96096, www.ticketbox.at
6.–7. 6. 2013, 20 Uhr
Stermann & Grissemann
Die Bühne im Hof, 3100 St. Pölten,
Julius-Raab-Promenade 37
T: 01 96096, www.ticketbox.at
12. 6.–1. 9. 2013
Tschauner Bühne: Saison 2013
Tschauner Bühne, 1160 Wien, Maroltingergasse 41
T: 01 9145414, www.tschauner.at
15. 6. 2013, 19.30 Uhr
Bülent Ceylan
Wiener Stadthalle, Halle D, 1150 Wien,
Dr.-Roland-Rainer-Platz, Eingang Märzpark
T: 01 96096, www.ticketbox.at
k2 02 | 13 www.k2centrope.com
Ausstellungen
Hermann Nitsch, 60. Malaktion, 2011
Unten: Hermann Nitsch, „Brot und Wein“, 1962
© Manfred Thumberger
Niederösterreich
Feste
Kurz
© Brooke Eastburn
Familienfeste
Ein Fluss des Seins
Der 1938 in Wien geborene Aktionskünstler Hermann
Nitsch wird im nitsch museum im MZM Mistelbach
anlässlich seines Jubiläums mit einer fulminanten und
dichten Ausstellung gewürdigt. Von Elvira M. Gross
W
er die Theorie des Orgien Mysterien Theaters kennt, wird die Gedankenwelt Hermann
Nitschs als universale Betrachtung verstehen.
Und dennoch geht die Arbeit des Künstlers weit
über sprachliches Begreifen hinaus. Sie ist Beschwörung des Lebendigen, ein orgiastisches Fest für die Sinne, eine Befreiung hin
zum Schöpferischen.
Aus Anlass seines 75. Geburtstages werden Werke aus sechs
künstlerischen Dekaden auf der Bühne des runderneuerten
nitsch museums in Mistelbach konzentriert und interaktiv
präsentiert. Die Schau ist damit gleichsam ein Echo auf Nitschs
Philosophie des Seins, in der Kunst intensivste Lebendigkeit
(„istigkeit“) bedeutet, ohne Anfang und ohne Ende: „ganz
wichtig ist für mich, dass ein museum kein abstellgeleise ist, kein
toter lagerraum. ein großartiges museum bzw. eine großartige
sammlung hält die kunst lebendig. die ewig lebendig sein
wollende kunst braucht das museum. in diesen tempeln wird ein
vorausblick in die ewigkeit geleistet. große kunst lebt immer.“
Frühe Arbeiten und aktuelle, Schlüsselwerke aus privaten
und öffentlichen Sammlungen, werden so aufgeführt, dass ein
sinnlich bewegender Gesamteindruck entsteht, der weit über
eine chronologische Werkschau hinausgeht.
Neue Einblicke und Technologien
Michael Karrer, der die Schau kuratiert hat, betont die Intention einer „Gesamtpositionierung des Künstlers“; sowohl räumlich als auch inhaltlich wird dem Orgien Mysterien Theater,
das im Zentrum allen Schaffens von Nitsch steht, Rechnung
getragen: Ausstellungsarchitektur und aktuelle Technologien
der Präsentation versuchen die Komplexität seines Kosmos zu
vermitteln. Nitsch selbst sieht seine Arbeit als „eine schule des
lebens, der wahrnehmung und empfindung“, die Retrospektive
mit ihrem begleitenden interaktiven Programm als lebendige
„lehraktion“. Wie eine klassische Sinfonie mit dem Kopfsatz beginnt, befindet sich auch hier, im sogenannten Chorraum, der
gedankliche Auftakt zum Werk:. Durch fünf (auch sinnbildliche) Türen gelangt man weiter in die Haupthalle. Ausgesuchte
Objekte der noch weitgehend unbekannten Sammlung Hummel
werden präsentiert, auch das zentrale „Blutorgelbild“ aus der
berühmten dreitägigen Blutorgel-Aktion mit Otto Muehl und
Adolf Frohner im Jahr 1962 sowie das gleichnamige „manifest
o. m. theater“. Relikte, großformatige Schüttbilder, Zeichnungen
und Fotografien von Aktionen geben einen geballten Einblick in
ein unermüdliches Künstlerleben. Im sogenannten Seitenschiff
kann man per digitaler Timeline wichtige Stationen der Biografie Hermann Nitschs verfolgen. In Schloss Prinzendorf, seinem
Lebens- und Schaffenszentrum, wird im Sommer 2014 wieder
ein 6-Tage-Spiel stattfinden: „dort ist mein bayreuth, dort kann
ich großräumige aktionen, die das ganze schlossgelände und die
landschaft des weinviertels einbeziehen, verwirklichen.“
In der Kapelle des Museums hat das Ars Electronica Futurelab eine Großbildprojektion installiert, die über Touchscreen Details und Strukturen in Gigapixelbildern sichtbar und individuell
erfahrbar macht, womit, so Nitsch, eine „analytische Tiefenperspektive“ ermöglicht wird.
Herrmann Nitsch. Sinne und Sein
Bis 31. Juli 2014, täglich 10 bis 18 Uhr
nitsch museum im MZM Mistelbach, 2130 Mistelbach, Waldstraße 44–46
T: 02572 20719, www.mzm.at
Die Veranstaltungsreihe „Im Rausch der Sinne“ (II–IV):
16. November 2013, 8. März und 10. Mai 2014, 16 bis 18 Uhr
Anmeldung unter 0676 6403554
Ab 20. 6. 2013
Jägerstätter (Felix Mitterer)
Theater in der Josefstadt, 1080 Wien, Josefstädter Straße 26
T: 01 42700-300, www.josefstadt.org
20.–29. 6. 2013
Ein ungleiches Paar
Stadttheater Berndorf, 2560 Berndorf, Kislingerplatz 6
T: 02672 8225343, www.berndorf.gv.at
www.k2centrope.com k2 02 | 13
21. 6.–30. 8. 2013, 19.30 Uhr
Die schöne Helena (Jacques Offenbach)
Sommerarena Bühne Baden, 2500 Baden,
Theaterplatz 7
T: 01 96096, www.ticketbox.at
22. 6.–18. 8. 2013
Komödienspiele auf der Franzensburg
Schloss Laxenburg, 2361 Laxenburg, Schlossplatz 1
T: 02236 71226, www.schloss-laxenburg.at
25. 6. 2013, 20 Uhr
Eva Maria Marold: Working Mom
Stadtsaal, 1060 Wien, Mariahilfer Straße 81
T: 01 96096, www.ticketbox.at
27. 6. 2013, 19.30 Uhr
Helge Schneider
Wiener Stadthalle, Halle D, 1150 Wien,
Dr.-Roland-Rainer-Platz, Eingang Märzpark
T: 01 96096, www.ticketbox.at
Ob als Ritter, Römer, Hunnen, Inder oder Gartenfeen:
Kinder können bei den Spezialfesten von Niederösterreichs Kulturinstitutionen in viele Rollen schlüpfen und
in verschiedene Zeiten reisen. Den Anfang macht das
Römerfest in Carnuntum, am 15. und 16. Juni werden
Legionstruppen, Handwerker und Händler einmarschieren, das antike Carnuntum wird auch in authentischen
Reiterdarbietungen und in militärischen Übungen lebendig. Besucher können die holprigen Pflasterstraßen
entlangwandern und lernen, wie antike Städte angelegt
waren. Am 15. abends gibt es Musik- und Tanzdarbietungen im Rahmen des Fests der Toleranz sowie Zusammentreffen beim Lagerfeuer.
Im Urgeschichtemuseum in Asparn/Zaya muss
man sich am 24. und 25. August vor Hunnen, die als
wilde Reiter gefürchtet waren, in Acht nehmen. Krieger
werden ihr Geschick im Sattel zeigen, Rüstungen und
Gewandungen sind ebenso ausgestellt wie Waffen. Besucher können Bogenschießen und Speerwerfen ausprobieren, aber auch sehen, dass die Hunnen keinesfalls ein
rein barbarisches Volk waren, sondern über Handwerkskultur verfügten, Eisen schmiedeten, Holz und Leder
bearbeiteten und Glasperlen und Schmuck herstellten.
Eine mongolische Musikgruppe sorgt für Untermalung.
Ins Mittelalter eintauchen kann man beispielsweise
am 21., 22., 28. und 29. September in Laxenburg beim
Großen Ritterfest. Geharnischte Ritter treten auf dem
Turnierplatz des Schlosses auf, alte Handwerkskunst
wird präsentiert. Am 15. und 16. Juni gibt es in Laxenburg zudem ein Naturgartenfest. Indische Lebensfreude
und Kultur werden beim Kerala Festival auf der Schallaburg am 17. und 18. August präsentiert, es gibt Tanz,
Musik, Kulinarik und Mode. Theresa Steininger
RaiFFeisen-TIpp
Großes Carnuntiner Römerfest
15. bis 16. Juni 2013, 10 bis 18 Uhr
Freilichtmuseum Petronell
2404 Petronell-Carnuntum, Hauptstraße 1a
T: 02163 3377-0, www.carnuntum.co.at
24. und 25. August 2013, 9 bis 18 Uhr
Hunnenfest
Urgeschichtemuseum Niederösterreich
2151 Asparn/Zaya, Schlossgasse 1
T: 02577 84180, www.urgeschichte.at
21., 22., 28. und 29. September 2013, 10 bis 19/20 Uhr
Großes Ritterfest Laxenburg
Schloss Laxenburg
2361 Laxenburg, Schlossplatz 1
T: 0699 11947739, www.mittelalterevent.com
15. und 16. Juni 2013, 10 bis 18 Uhr
Naturgartenfest
Schloss Laxenburg
2361 Laxenburg, Schlossplatz 1
T: 02742 74333, www.naturimgarten.at
17. und 18. August 2013
Kerala Festival
Renaissanceschloss Schallaburg
3382 Schallaburg 1
T: 02754 6317-0, www.schallaburg.at
RaiFFeisen-TIpp
11. 6. 2013, 19 Uhr
Wittgenstein-Zyklus 2013/Podiumsgespräch und Kammermusik:
Philharmonische Familien: Handwerk und Kultur als Familientradition
Looshaus, 1010 Wien, Michaelerplatz 3
T: 01 9521217, www.schweitzer-management.com
13
Centrope
Wien
Niederösterreich
Thermalbad Vöslau
Unten: Széchenyi-Bad in Budapest
Ungarn
© Széchenyi
© Kurzentrum Bad Vöslau
Slowakei
Schwimmen in Glanz und Gloria
Mondän. Kaiserliches Flair genießen, während man
schwimmt: In Wien, Niederösterreich und Budapest
gibt es zahlreiche glamouröse Bäder mit Geschichte.
Von Theresa Steininger
D
en ganzen Tag über habe er im Wasserreservoir des
Obelisken gebadet: So schreibt der spätere Kaiser
Franz Joseph als Bub an seinen Bruder Maximilian.
Dort, wo es einst der kaiserlichen Familie vorbehalten
war, schwimmen zu gehen, kann heute jedermann baden: im
Schönbrunner Bad. Auch ansonsten gibt es in Centrope zahlreiche Bäder, die eine Verbindung zur Kaiserzeit haben.
Das Flair der Zeit um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert versprüht beispielsweise auch das Thermalbad Vöslau.
Früher mieteten sich die Sommerfrischler aus Wien Kabanen,
anstatt in die weite Welt zu fliegen. Heute können sich die Erholungsuchenden Kabanen, Apartments und Waldkabanen mieten
und sich so in ihr eigenes Refugium auf dem Schwimmbad-Areal
zurückziehen. Der Park, in dem sich das Bad befindet, ist 45.000
Quadratmeter groß, hier betreiben viele auch Fitness, Tennis,
Minigolf, Volleyball und mehr. Sogar durch ein Kulturangebot
sticht das Bad heraus und gibt es sich mondän: Im Rahmen des
„Literarischen Sommers“ werden Lesungen veranstaltet.
Damen- und Herrenbecken in Bad Fischau
Aus dem Jahr 1872 stammt das Thermalbad von Bad Fischau,
auch dieses hat also kaiserliche Zeiten gesehen, ja, es war sogar
über Jahrzehnte im Besitz der Familie Habsburg, 1898 erwarb
Erzherzog Rainer das Bad und ließ es auf seine heutige Größe erweitern. Gelb-grüne Holzkabinen stehen da wie Zeugen der k. u.
k. Bäderkultur. Und auch dass man heute noch Gäste die Begriffe
„Damenbecken“ und „Herrenbecken“ sagen hört, erinnert daran, wie lange es das Bad schon gibt – selbst wenn die Besucher
heute unabhängig von ihrem Geschlecht in allen Becken baden
und sich vom efeubewachsenen Wasserfall im „Herrenbecken“
besprühen lassen dürfen. Von alten Zeiten mögen auch die betagten Kastanienbäume in der Parkanlage erzählen wollen. Naturverbunden ist man im Thermalbad Bad Fischau wie eh und
je, denn man kommt ohne chemischen Zusatz aus, rund 40 Millionen Liter Quellwasser rinnen täglich durch die Naturbecken,
es hat ganzjährig 19 Grad. Und gleichzeitig ist man mit Sauna,
Rutsche, Café und vielem mehr modern ausgestattet.
Eine Besonderheit im feudalen Stil ist das Thermalstrandbad in Baden bei Wien. Es ist das größte Strandbad Österreichs,
hier kommen Jugendstilarchitektur samt Kabanen und moderne
Beckenlandschaft zusammen. Während man auf die eleganten
Bauten schaut, kann man Schwefelbecken, Massagedüsen,
Massageliegen und dergleichen benutzen. Wer es lieber abenteuerlich hat, für den gibt es Sprungturm, Sportbecken, Wasserrutsche und Volleyballplatz – auch spezielle Turniere finden
hier statt, darunter Beach ’n’ Air Battle, Österreichs größtes
Hobby-Beachvolleyball-Turnier. Jedem werden die altmodisch
konstruierten Duschen auffallen – und die Garderobendamen,
die jedem Gast eine Kabine zuweisen. Dass sie den Schlüssel bei
sich behalten, ist kein Problem, der Gast nennt der jeweiligen
Garderobendame einen Buchstaben, den sie mit Kreide auf die
Innenwand der Kabine schreibt und bei seiner Rückkehr überprüft, damit sie ihn wieder hineinlässt. Welch köstlich altmodisches, aber effizientes System – nicht einmal auf den Schlüssel
muss man aufpassen. Rund 30.000 Menschen kommen jährlich
nach Baden, um den Strand ohne Meer, der 3.700 Quadratmeter
groß ist und Adria-Flair zaubert, zu nützen.
Wo einst Franz Joseph schwamm
Das eingangs erwähnte Schönbrunner Bad ist seit 1975 für die
Öffentlichkeit zugänglich, um die Jahrtausendwende wurde es
technisch auf den neuesten Stand gebracht. Inmitten des historischen Ambientes, wo man sich eben fühlen kann wie der
Kaiser, gibt es zwei Becken, terrassenförmige Liegeflächen, und
auch Fitness- und Wellness-Bereich sowie Beachvolleyball sind,
teils gegen Gebühr, benutzbar. Das Bad, in dem einst Franz
Joseph schwamm und das später eine kaiserliche Schwimmschule beherbergte und danach dem Bundesheer für die sportliche Ertüchtigung der Rekruten übertragen wurde, gilt heute als
Tipp für jene, die nicht allzu volle Schwimmbäder mögen.
Budapest als größte Kurstadt Europas
Und auch wenn man zu unseren Nachbarn schaut, gibt es zahlreiche Bäder aus Kaisers Zeiten zu entdecken. Am meisten hat
hier Budapest zu bieten, Ungarns Hauptstadt ist gleichzeitig die
größte Kurstadt Europas – mit mehr als 120 heißen Quellen und
täglich mehr als 30.000 Kubikmeter mineralstoffreichem Wasser, das 21 Bäder speist. Besonders bekannt ist das Gellért-Bad,
dessen Geschichte weit zurückgeht: Schon im 13. Jahrhundert
wurde es als Hamam benutzt. Es ist im Secessionsstil erbaut
und wurde 1927 eröffnet. Der Außenbereich ist allein schon
eine Augenweide, ist er doch von mosaikgeschmückten Mauern umrahmt. Eine kleine Sensation war es schon damals: Mit
dem Gellért-Bad wurde das erste Wellenbad weltweit eröffnet.
Schon vor dem Ersten Weltkrieg kamen die Badetouristen, weil
sie in Budapest beides haben konnten: den Lebensstil einer Metropole, vereint mit dem notwendigen oder angenehmen Kurbetrieb. Heute ist es mit Heilwasserbecken, Schlammpackungen,
Kohlensäurebad, Elektrotherapie und vielem mehr auch für das
touristische Publikum interessant.
Auch das Széchenyi-Bad wurde bereits 1881 bekannt und
1927 erweitert. Es liegt mitten im beliebten Stadtwäldchen. Die
Anlage ist direkt palastartig, man verfügt über zwölf Innenbecken
und drei Außenbecken. Unterwasserstrudel und Strömungskanal
sorgen für Abwechslung, Unterwassertraktionsbad, Heilgymnastik, Kohlensäurebad und vieles mehr für Entspannung. Und damit sind noch nicht alle Bäder genannt, in denen man sich fühlen
kann wie Kaisers auf Urlaub.
Centrope-Bäder-tipps
Gänsehäufel
1220 Wien, Moissigasse 21
T: 01 2699016, www.gaensehaeufel.at
Fischauer Thermalbad
2721 Bad Fischau-Brunn, Hauptstraße 10
T: 02639 2222, www.fischauer-thermalbad.at
Strombad Kritzendorf
3420 Kritzendorf, Neue Badstraße 11
T: 02243 25028
Freibad Reichenau a. d. Rax
2651 Reichenau a. d. Rax, J.-Reifböck-Gasse
T: 0664 5959254 bzw. 02666 52291
Schönbrunner Bad
1130 Wien, Kochgang 108
T: 01 8175353, www.schoenbrunnerbad.at
Thermalbad Bad Vöslau
2540 Bad Vöslau, Maital 2
T: 02252 76266-0, www.thermalbad-voeslau.at
Strandbad Klosterneuburg
3400 Klosterneuburg, Strandbadstraße
T: 02243 444 276
Gellért-Bad
1118 Budapest, Kelenhegyi út 4
T: +36 1 466-6166, www.gellertbath.com
Jörgerbad (1912–1914 als Kaiser-Franz-Joseph-Bad
gegründet)
1170 Wien, Jörgerstraße 42
T: 01 40643050
Strandbad Baden
2500 Baden, Helenenstraße 19
T: 02252 48670, www.baden.at/thermalbad
Strandbad Edlach/Rax
2651 Reichenau an der Rax, Dr.-Konried-Straße 3
T: 02666 54040
Széchenyi-Heilbad
1146 Budapest, Állatkerti körút 9–11
T: +36 1 3633210
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Ausstellungen
Niederösterreich
© Maider López
Mark Dion, „Buchsdom Tower“, 2007
Unten: Maider López, Skizze zu dem
Projekt „Mountain“, 2013
© Wolfgang Woessner
Catrin Bolt
Schlossparklandschaftsgestaltungselementvariationstechnik-
gebrauchsmaterialformenschauspielautoparkfilm, 2008
Der Schlosspark dient als Kulisse des Films, der im Sommer im Eiskeller gezeigt wird und als DVD aufliegt.
Kunst im Schlosspark
Public. Neue Kunst im Schlosspark Grafenegg.
„Kunst im Park“ wird um die Landschaftsformung
von Maider López erweitert. Von Anna Soucek
D
er Park bekommt einen neuen Hügel. Und einen
neuen See. Das Erdreich, das für die Seemulde ausgehoben wird, wird zum Kleinberg geformt. „Mountain“ heißt dieses Kunstwerk der baskischen Künstlerin Maider López. Auf Einladung von Kunst im öffentlichen
Raum Niederösterreich entwickelte López diese ortsspezifische
Arbeit, die im Juni eröffnet wird. Es ist die neunte der seit 2006
kontinuierlich wachsenden Freiluft-Dauerausstellung „Kunst im
Park“, die neben dem im 19. Jahrhundert errichteten Schloss,
den etwa 2.500 verschiedenen Pflanzenarten und der 2007 fertiggestellten, „Wolkenturm“ genannten Freilichtbühne ein weiterer Grund ist, Grafenegg zu besuchen.
Maider López arbeitet meistens im öffentlichen Raum, sie
kennt also sowohl die Reize als auch die Herausforderungen und
Schwierigkeiten dieser Sphäre. In Sharjah malte sie ein Fußballfeld auf einen städtischen Platz auf, ungeachtet des vorhandenen
Straßenmobiliars. Zur Eröffnung des Centre Pompidou Metz verteilte sie an Hunderte Besucherinnen und Besucher weiß leuchtende Schirme, als Replik auf die Leuchtfassade des Bauwerks. In
Shanghai ließ sie die Reklame- und Werbeflächen der Stadt, von
einem bestimmten Blickpunkt betrachtet, hinter monochromen
Billboards verschwinden.
Der Schlosspark als Freilichtmuseum aktueller Kunst
Im und für den pittoresken Schlosspark Grafenegg sind bisher Arbeiten von Catrin Bolt, Mark Dion, Werner Feiersinger,
Bethan Huws, Elke Krystufek (2011 abgebaut), Little Warsaw,
Marjetica Potrč und Manfred Pernice entstanden. Manche sind
auffällig und irritierend, andere fügen sich unaufdringlich in die
frühklassizistisch-romantische Parklandschaft ein. Sie verweisen auf die Geschichte des Parks und bieten neue, ungewohnte
Ansichten. Man kann sie zufällig entdecken oder sie mit einer
Landschaftsparklandkarte abgehen.
Mark Dion, der Erste in der „Kunst im Park“-Reihe, hat seinen Beitrag gut versteckt. In die Mitte eines kontrolliert wuchernden Buchsbaums baute er 2007 eine künstliche Ruine,
einen runden Turm, in dessen Innerem Prozesse des Verfalls
und des Verrottens, also der Natur zugeschriebene, aber auch
der künstlichen Landschaft inhärente Kreisläufe, in einem Diorama dargestellt sind. Der amerikanische Künstler spielt mit dem
„Buchsdom Tower“ auf historische Gartenanlagen an, die unter
Verwendung von Staffagebauten und Follies, etwa Ruinen und
Grotten, kulturhistorische Bezüge inszenierten und den alles andere als naturbelassenen Garten zu einem stilisierten Schaupark
der Sehnsüchte machten.
Auf Naturprozesse und auch auf ganz naheliegende Bedürfnisse der Parkbesucher geht die slowenische Künstlerin Marjetica Potrč mit ihrem Trinkwasserbrunnen ein: sitzen, verharren,
die Aussicht aufs Schloss genießen, den Durst löschen. Dazu
dient ihre unscheinbare Installation „Drinking Water“ am westlichen Rand des Schlossparks. Unter der betonierten Fläche mit
Sitzbänken befindet sich eine von Solarpaneelen betriebene Anlage zur Aufbereitung von Regenwasser, das über tiefere Erdschichten gekühlt und gereinigt wird.
Die neueste Arbeit für „Kunst im Park“, die Land-Art-Skulptur von Maider López, wird nach und nach zur Landschaft werden. Wenn Gras über den Hügel gewachsen ist und Flaneure
diesen des Ausblicks wegen benützen. Der Künstlerin ist beides recht. Am liebsten wäre ihr, wenn man die Positiv-negativSkulptur gar nicht als Kunst identifiziert, sondern sie einfach als
Teil des Parks wahrnimmt.
Schlosspark Grafenegg, 3485 Grafenegg 10
T: 02735 5500, www.grafenegg.at
Bühnentipps
28. 6. 2013, 20 Uhr
Fredi Jirkal: Best of
Filmhof Wein4tel, 2151 Asparn/Zaya, Kirchengasse 5
T: 01 96096, www.ticketbox.at
3. 7.–9. 8. 2013
Jägerstätter
Theatersommer Haag, 3350 Haag, Haager Hauptplatz
T: 07434 44600, www.theatersommer.at
5. 7. 2013, 20 Uhr
Fifi Pissecker: Supernackt
Filmhof Wein4tel, 2151 Asparn/Zaya, Kirchengasse 5
T: 01 96096, www.ticketbox.at
29. 6., 6.–7. und 12.–14. 7. 2013
Der Teufel mit den drei goldenen Haaren (Brüder Grimm)
Bühne Weinviertel, Brandlhof Radlbrunn,
3710 Ziersdorf, Radlbrunn 24
T: 01 96096, www.ticketbox.at
4., 6., 14. und 21. 7. 2013, 20.15 Uhr
Der Revisor (Nikolaj Gogol)
Sommerspiele Perchtoldsdorf, Burg Perchtoldsdorf,
2380 Perchtoldsdorf, Hyrtlgasse 4
T: 01 96096, www.ticketbox.at
5. 7. 2013
Falstaff
Shakespeare auf der Rosenburg, 3573 Rosenburg 1
T: 0664 1630543, www.shakespeare-festival.at
www.k2centrope.com k2 02 | 13
Mark Dion
Buchsdom Tower, 2007
Ein Arrangement aus Blättern, Pilzen, einem toten Reh auf Waldboden, Mäusen und Würmern, platziert in einem Turmstrunk inmitten
eines wachsenden Buchsbaums.
Werner Feiersinger
Ohne Titel, 2008
Die geschwungene Skulptur aus weiß lackiertem Edelstahl steht als überdimensionierter durchlässiger Zaun an der Rückseite des Parks.
Bethan Huws
Perroquet, Porte-manteux, 2009
In Bronze gegossene Repliken des berühmten Thonet-Kleiderständers erinnern an die Kronen der umliegenden Bäume.
Little Warsaw
Balance Capsule, 2008
Auf der Spitze einer meterhohen steilen, weißen Pyramide steht eine gelbe Westberliner Telefonzelle aus den 1970er-Jahren.
Marjetica Potrč
Drinking Water, 2009
Ein über Fotovoltaik betriebenes ökologisches Mikrosystem, das den
Besucherinnen und Besuchern des Schlossparks kühles Trinkwasser
bietet.
Manfred Pernice
Tür und Tor, 2010
Die Betonskuptur ist vom „Schwarzen Tor“ in der Schlossmauer eingefasst, durch das einst Verurteilte zur Hinrichtungsstätte geführt
wurden.
KünstlerInnen im Viertel
Wenn man „Industrie“ im Namen trägt, dann schaut
es im Marken-Wettbewerb mit „Wald“, „Wein“ und
„Most“ schlecht aus. Dass sich in dieser Gegend wunderbare Landschaften und malerische Städtchen wie
Baden und Mödling verbergen, braucht einen zweiten
Blick.
Elisabeth Voggeneder und Robert Zahornicky haben
19 Künstlerinnen und Künstler des Industrieviertels besucht und dem Zusammenhang zwischen Lebensraum,
Arbeitsbereich und Werk auf den Zahn gefühlt.
Nach dem 2007 erschienenen „KünstlerInnen im
Mostviertel“, ist dies der zweite Band einer Reihe von
KünstlerInnenporträts, die bewusst den Blick hinter die
Kulissen in den Entstehungsraum der Kunstwerke lenken.
Elisabeth Voggeneder und Robert Zahornicky
KünstlerInnen aus dem Industrieviertel
198 Seiten, Hardcover
Steinverlag, ISBN 978-3-90139-232-0, 24,90 €
15
© Blerta Kambo
Musik
Wien
Rebekka Bakken beim Jazz Fest Wien
Unten: (1) Popfest
(2) „Sturm“ im Dschungel Wien
1
Bühne
Kurz
Auch dieses Jahr verabschiedet sich der Dschungel
Wien, das Theaterhaus für junges Publikum, mit „Alles
muss raus!“ in die Sommerpause und präsentiert vom
19. bis 23. Juni die besten Produktionen der vergangenen Spielzeit zum einmaligen Sonderpreis von 4,99 €.
Die „Plaisiranstalt“ hat Shakespeares „Sturm“ in ein
Stück für Kinder ab zwei (!) Jahren verwandelt, in „Bär
und Maulwurf“ müssen die beiden Tiere einer Großbaustelle weichen (ab fünf), „Katja und Kotja“ erzählt auf
poetische und humorvolle Weise eine Geschichte von
Abschied und Verlust, aber auch vom Ankommen und
Wiederfinden (ab sechs).
„Das Kind der Seehundfrau“ ist Musiktheater über
die Liebe zwischen einem Fischer und ebendieser Seehundfrau (ab acht), in „Johanna“ geht es um Johanna
von Orléans und um Identitäten, Rollenbilder und die
Suche nach dem eigenen Ich (ab elf), in „Boys don’t cry“
zeigen Buben Gefühle – indem sie tanzen (ab 13), „True
Story“ ist ein Schauspiel mit Rap (ab 14) und „Käptn
Future“ ist eine Comedyshow mit Futurelove Sibanda
aus Simbabwe (ab 16).
Im Sommer bietet Dschungel Wien in Kooperation
mit dem ImPulsTanz-Festival ein vielfältiges Aktiv- und
Mitmachprogramm im Bereich Tanz für alle Altersgruppen an – für Kinder und Jugendliche in Form von Theater-Ateliers sowie von Theater-Workshops.
Und im September startet Dschungel Wien seine
Jubiläumssaison mit einer neuen Uraufführung von Justus Neumann und seinem Circus Elysium im Fürstenhof
des MQ Wien. Der in Tasmanien beheimate Ausnahmekünstler, der zu den Saisonstarts 2010 und 2011 sein
eindrucksvolles Einpersonenstück „Das Nibelungenlied“
präsentierte, wird nun mit „Alzheimer Symphonie“ die
10. Saison des Dschungel Wien eröffnen – ein Stück über
einen alten Schauspieler, der alles vergisst (ab 14).
Werner Schuster
Dschungel Wien
Theaterhaus für junges Publikum im Museumsquartier
1070 Wien, Museumsplatz 1
T: 01 5220720-20, www.dschungelwien.at
© Tina Axelsson
Shakespeare
ab zwei Jahren
Legenden und Newcomer
Musikmix. Das Popfest hat einen neuen Kurator und
das Jazz Fest Wien erstreckt sich heuer über einen
längeren Zeitraum als bisher (17. Juni bis 10. Juli).
Von Werner Schuster
D
iese Aufwärmphase kann sich allerdings sehen bzw.
hören lassen. Producer Fritz Thom kooperiert dabei
mit einem Partner aus Vor-Jazz-Fest-Zeiten: der Stadthalle. Dort werden Bobby McFerrin, Paolo Conte und
Helge Schneider auftreten.
Stimmakrobat Bobby McFerrin kommt diesmal (am 17. Juni)
mit Spirituals, im Fokus stehen Klassiker wie „Wade In The
Water“ und „Joshua Fit The Battle Of Jericho“. Paolo Conte
(24. Juni) braucht man eigentlich ebenfalls nicht vorzustellen.
Wem der Name nichts sagt, der kennt mit Sicherheit das von
ihm für Adriano Celentano geschriebene „Azzurro“. Und von
Helge Schneider (27. Juni) kennen viele vielleicht nur den unfreiwilligen Hit „Katzenklo“. Doch der schräge Entertainer hat auch
eine Vergangenheit als „seriöser Jazzer“ und kommt mit dem
amerikanischen Saxofonisten Scott Hamilton und der BeatboxVirtuosin Butterscotch nach Wien.
Insgesamt wurden heuer 62 Ensembles mit 346 Musikern
aus 21 Ländern zu den 46 Konzerten eingeladen. Freier Eintritt
ist bei den sonntäglichen Jazz-Frühschoppen am Rathausplatz
(30. Juni bis 1. September um 12 Uhr) sowie auf der Summerstage. Einen eher symbolischen Beitrag von zwei Euro kostet
das beliebte Fernwärme Open Air. Am 29. Juni treten dabei
Marlon Roudette, Martha High sowie Meena Cryle auf. Roudette
spielt Soul mit Reggae-Flavor, High musizierte über 30 Jahre mit
James Brown und überraschte letzten Herbst mit dem Album
„Soul Overdue“, und Cryle hört sich an wie eine Mischung aus
Janis Joplin und Etta James.
Die Staatsoper wartet zwischen 1. und 7. Juli mit Stars
wie Bryan Ferry, Bonnie Raitt, Rebekka Bakken, Natalie Cole,
George Benson sowie Randy Crawford & Joe Sample auf. Im
Porgy & Bess sowie im WUK finden Konzerte unter dem Motto
„Around The World“ statt. „New Stars“ wie China Moses,
Gregory Porter und Charles Bradley treten in Doppelkonzerten
mit zugkräftigen Namen auf, an „Vocal Giants“, „Guitar Masters“
oder „Legends“ kommen außer den bereits genannten auch Eric
Burdon (10. 7., Rathaus/Arkadenhof) respektive Harri Stojka
(10. Juli, Rathausplatz).
Heimischer Qualitätspop
Eine Legende ist heuer auch beim Popfest dabei, allerdings hinter
den Kulissen. Festivalgründer Robert Rotifer lässt das Programm
ab sofort von jährlich wechselnden Kuratoren gestalten, und
den Anfang macht der Produzent, DJ und Remixer Patrick Pulsinger. Das Line-up stand zu Redaktionsschluss noch nicht zur
Gänze fest. Pulsinger: „Man will ja auch super-contemporary
sein und ich möchte mir einige Slots noch bis ganz kurz vorher
frei lassen.“ Vom 25. bis 28. Juli werden auf jeden Fall die Seebühne vor der Karlskirche und die Kunst- und Kulturhäuser des
Karlsplatzes bespielt. Und an der grundlegenden Ausrichtung
– innovative Popmusik österreichischer Musiker und Bands –
ändert sich nichts. Eröffnet wird auf der Seebühne mit der A-cappella-Band „Bauchklang“, den Newcomern „Steaming Satellites“
(Indie-Rock) und HVOB (Elektronik). Auftreten werden auch
das „A.G. Trio“ (Elektronik), die FM4-Amadeus-Gewinner „Catastrophe & Cure“ und „König Leopold“, die Anfang des Jahres
mit dem Video zum Song „Kohlhauser“ für Aufregung gesorgt
haben. Insgesamt werden – bei freiem Eintritt – 50 Acts des heimischen Qualitätspop zu hören sein.
Jazz Fest Wien
17. Juni bis 10. Juli 2013
T: 01 4086030, www.viennajazz.org
Popfest
25. bis 28. Juli 2013
T: 0660 3546618, www.popfest.at
© Anna Stöcher
Bühnentipps
2
RaiFFeisen-TIpp
18. 7.–31. 8. 2013
Jedermann
Wiener Lustspielhaus, 1010 Wien, Am Hof (Spielort)
T: 01 96096, www.ticketbox.at
16
5. 7.–25. 8. 2013, Fr. 16 Uhr, Sa. und So. 11 und 16 Uhr
Märchensommer NÖ: Malanda. Das Feenland der Träume
Schloss Poysbrunn, 2161 Poysbrunn,
Märchensommer-Allee
T: 01 96096, www.ticketbox.at
12. 7.–1. 8. 2013
Die lustigen Weiber von Windsor
operklosterneuburg, 3400 Klosterneuburg, Stiftsplatz 1
(Kaiserhof)
T: 01 96096, www.ticketbox.at
17. 7.–10. 8. 2013
Xanadu
Musical Sommer Amstetten, Johann-Pölz-Halle, 3300 Amstetten, Stadionstraße
T: 01 96096, www.ticketbox.at
21. 7., 1., 9. und 18. 8., 5. 9. 2013, 19.30 Uhr
Der Opernball (Richard Heuberger)
Sommerarena Bühne Baden, 2500 Baden,
Theaterplatz 7
T: 01 96096, www.ticketbox.at
23. 7.–31. 8. 2013
Der Hofnarr
Filmhof Wein4tel, 2151 Asparn/Zaya, Kirchengasse 5
T: 01 96096, www.ticketbox.at
25. 7.–17. 8. 2013, 20.30 Uhr (15. 8. 15.30 Uhr)
Wiener Blut (Johann Strauß jun.)
Schlossfestspiele Langenlois, Schloss Haindorf,
3550 Langenlois, Krumpöckallee 21
T: 01 96096, www.ticketbox.at
k2 02 | 13 www.k2centrope.com
Bühne
Akram Khan Company, „iTMOi“
Unten: (1) Anne Teresa De Keersmaeker,
„Partita 2“
(2) Summerstage bei Nacht
xxxxxxx
1
© Anne Van Aerschot
Wien
Musik
Kurz
© Richard Haughton
Summer in the City
30 Jahre Tanzmetropole
D
as 30. Festival, das bedeutet für mich vor allem ein
Wiedersehen mit Freunden. Wir versuchen Künstlerinnen und Künstler, die im Laufe der 30 Jahre wichtig für uns waren, möglichst umfassend zu präsentieren“, so Festivaldirektor Karl Regensburger.
Das Wiedersehen mit alten Freunden bringt beispielsweise
Anne Teresa de Keersmaekers Stück „Partita 2“, das sie gemeinsam mit Boris Charmatz zur Musik von Johann Sebastian Bach
erarbeitet, die live auf der Bühne von einer Violinistin dargeboten wird. Keersmaeker und Charmatz schätzen beide Improvisation und Referenzen zur Musik, lassen sich aber nicht von ihr
erdrücken.
Eine weitere Wegbegleiterin ist Meg Stuart, die mit „Built to
Last“ eine Reise für fünf Performer durch die Musikgeschichte
von Beethoven über Schönberg bis Xenakis und Stockhausen
kreiert hat: „Es geht doch vielen von uns so, dass wir Beethovens Musik als ungemein mitreißend, doch bisweilen auch als
pathetisch empfinden. Das Stück ist ein gelungener Umgang mit
verschiedenen großen Werken der Musikgeschichte, denen mit
viel Humor begegnet wird“, beschreibt Regensburger.
William Kentridge als Universalgenie
Ein Gesamtkunstwerk wird der vor allem als bildender Künstler bekannte William Kentridge präsentieren: Aus seiner Documenta-Installation hat er das Stück „Refuse the Hour“ entwickelt. „Das ist wirklich ein Werk, das mich sehr berührt hat, ein
Eintauchen in die griechische Mythologie“, sagt Regensburger.
„Es wird getanzt, ein Orchester spielt auf eigens gebauten Instrumenten, Filme von Kentridge werden projiziert, er zeichnet für
das Bühnenbild verantwortlich. Ich bin froh, dieses Universal-
genie beim Festival willkommen zu heißen, und denke, dass die
zeitgenössische Tanzszene von ihm Anstöße erhalten wird.“ Das
Leben des Tänzers selbst ist Anstoß für ein Stück, das Jan Fabre
für Antony Rizzi kreiert hat. „Drugs kept me alive“ – „wobei
Drugs hier eher Medikamente sind, aber nicht nur“, so Regensburger.
Jérôme Bel zeigt „Pichet Klunchun and myself“ in der Aula
des Weltmuseums Wien, des ehemaligen Völkerkundemuseums,
mit ebendiesem hat ImPulsTanz heuer eine große Kooperation.
„Es gibt eine Ausstellung zu asiatischem Tanz, die seit April läuft,
für welche wir eine Performanceschiene entwickelt haben“, beschreibt Regensburger, der dort einen Vorstellungsparcours und
Talks organisiert hat.
Zudem werden unter den internationalen Highlights Marie
Chouinards neuestes Werk zur Musik von Erik Satie sowie ihr
Company-Stück „Henri Michaux: Mouvements“, Akram Khans
„Desh“ und „iTMOi“, ein Dialog über Strawinski, sowie zwei
neue Produktionen von Mathilde Monnier sein. Ivo Dimchev,
der in den vergangenen Jahren immer mehr in das Festival hineingewachsen ist, wird auftreten und Dance-Web-Mentor sein.
Die österreichische Performanceszene wird unter anderem durch
Silke Grabinger und Doris Uhlich vertreten. Abermals wird der
Prix Jardin d’Europe, ein Performancepreis für aufstrebende
Künstler, im Rahmen des Festivals vergeben, natürlich können
Laien und Profis auch wieder bei Workshops trainieren. Für
die nächsten 30 Jahre wünscht sich Karl Regensburger, „dass
das Festival weiterhin Kommunikationsort für die europäische
und internationale Tanzszene bleibt und viele Projekte in Wien
geboren werden“.
Summerstage
Bis Ende September 2013
1090 Wien, U4-Station Roßauer Lände
T 01 3196644-10, www.summerstage.at
ImPulsTanz-Festival
11. Juli bis 11. August 2013
div. Veranstaltungsorte
T: 01 5235558, www.impulstanz.com
26. 7.–25. 8. 2013
Die unteren Zehntausend
Wachaufestspiele Weißenkirchen, Teisenhoferhof,
3610 Weißenkirchen, Marktplatz 177
T: 01 96096, www.ticketbox.at
27. 7., 10. und 24. 8., 7. 9. 2013, 19 Uhr
Römische Gaumenfreuden
Freilichtmuseum Petronell, 2404 Petronell-Carnuntum,
Hauptstraße 1a
T: 02163 3377-0, www.carnuntum.co.at
3.–4. und 17.–18. 8. 2013, 14 und 16 Uhr
Gladiatoren – Kämpfer der Arena
Amphitheater Bad Deutsch-Altenburg, 2405 Bad Deutsch-Altenburg, Wiener Straße
T: 02163 3377-0, www.carnuntum.co.at
26. 7.–27. 8. 2013
Die Schöne und das Biest
Felsenbühne Staatz, 2134 Staatz-Kautendorf, Felsenbühne 1
T: 0676 4622050, www.felsenbuehne-staatz.at
27. und 28. 7., 7., 8. und 24. 8., 6. und 7. 9. 2013
Einen Jux will er sich machen
Sommerarena Bühne Baden, 2500 Baden, Kurpark
T: 01 96096, www.ticketbox.at
21. 8. 2013, 20 Uhr
Olivier Lendl: Best of
Filmhof Wein4tel, 2151 Asparn/Zaya, Kirchengasse 5
T: 01 96096, www.ticketbox.at
© Summerstage
Jubiläum. Das ImPulsTanz-Festival geht ab 11. Juli
in seine 30. Ausgabe und präsentiert langjährige
Wegbegleiter wie Anne Teresa de Keersmaeker
und Jérôme Bel. Von Theresa Steininger
Am Wasser und doch mitten in der Stadt – diese spezielle Atmosphäre bietet die Summerstage auch heuer
wieder von Mai bis September. Nicht nur auf Beachvolleyballplätzen, Trampolinen und Boulebahnen sporteln
und sich in den Restaurants laben kann man hier, sondern auch einige Konzerte verfolgen.
Deutschsprachigen Pop, „der so klingt, als hätte
jemand ein Fenster aufgemacht und frische Luft hereingelassen“ (dpa), gibt es am 7. Juni mit dem Mannheimer Duo Anstatt Blumen. Singer-Songwriterin Nana D.,
die der österreichischen Popszene neues Leben einhauchen möchte, zeigt ihre Gesangs- und Gitarrekünste am
8. Juni. Patrizia Ferrara tritt in Kooperation mit dem
Jazz Fest Wien am 28. Juni auf, sie ist von Old-SchoolR’n’B und -Jazz beeinflusst und bringt auch brasilianische Einschläge in ihre selbst geschriebenen Lieder.
Lyrisches und Poetisches gibt es bei Agnès Milewski,
die 2008 den Amadeus-Award als beste Newcomerin
bekam, am 29. Juni. Auch Konzerte von Susana Sawoff,
Playback Dolls u. a. stehen auf dem Programm. Den musikalischen Abschluss macht Coshiva am 3. September
mit aus dem Leben gegriffenen Texten und zwischen Pop
und melancholischem Jazz changierender Musik.
Dazu kommen Lesungen z. B. von Michael Dangl und
Eva Rossmann und Weinverkostungen. Für Kinder wird
ein Sommerkino (11.–19. August) angeboten, zudem gibt
es Workshops in Video-Clip-Dance, Trampolinspringen
und Beachvolleyball sowie kostenlose Kinderbetreuung.
Auch einen Skulpturengarten und Open Art wird es
wieder geben, beide werden am 3. Juni durch Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny eröffnet. Bei Open
Art wird großteils jungen Künstlern die Möglichkeit
geboten, ihre Werke abseits der ausgetretenen Kunstpfade einem größeren Publikum zugänglich zu machen.
Theresa Steininger
2
1.–25. 8. 2013
Von Mäusen und Menschen
Herrenseetheater Litschau, 3874 Litschau
T: 01 58885, www.herrenseetheater.at
www.k2centrope.com k2 02 | 13
17
Film
Wien
Niederösterreich
Open-Air-Erlebnis
Kino im Kesselhaus in Krems
Leinwände in ganz Wien – die Sommerkino-Angebote in
der Stadt machen es möglich. Kino „überall dorthin, wo
Platz ist“, das bringt das VOLXkino seit 24 Jahren. Arthausfilme aus aller Welt und preisgekrönte europäische
Filmproduktionen können so im eigenen Bezirk und bei
freiem Eintritt genossen werden. Vom 6. Juni bis 20. September reist man mit Filmen wie „Amour“ oder „Zweisitzrakete“ durch die Stadt.
„Kino wie noch nie“ verspricht man im Augarten. Das Filmarchiv Austria und die Viennale bringen
Österreich-Premieren ebenso wie Filmklassiker, Arthaus-Filme und Stummfilme mit Live-Experimentalmusik
(4. Juli bis 18. August).
„Kino unter Sternen“ am Karlsplatz stellt den österreichischen Film in den Mittelpunkt und bringt Cineastisches zum Thema Aufbrüche und Versprechungen. Ein
weiterer Schwerpunkt ist das Thema „Wolf Men“. Filmschaffende sprechen vor Beginn der Vorführung. Vom
28. Juni bis 20. Juli steht die Leinwand am Karlsplatz.
Auch auf dem Dach der Städtischen Büchereien am
Urban-Loritz-Platz werden wieder Kinofilme gezeigt, hier
läuft die Saison vom 28. Juni bis 8. September. Aktuelle
Blockbuster und die besten Filme der Saison wie „Django
Unchained“ und „Hänsel und Gretel“ präsentiert man
vom 14. Juni bis 29. August im Schloss Neugebäude. Für
Opern- und Musikfreunde bringt man auf dem Rathausplatz auf der 230 Quadratmeter großen Leinwand wieder
klassische Höhepunkte, aber auch moderne Konzerte sowie Jazz-Frühschoppen (29. Juni bis 1. September).
Theresa Steininger
VOLXkino
6. Juni bis 20. September 2013
Div. Veranstaltungsorte in Wien
www.volxkino.at
Kino im Schloss
14. Juni bis 29. August 2013
Schloss Neugebäude, 1110 Wien, Otmar-Brix-Gasse 1
www.schlossneugebaeude.at
Filmhof Wein4tel
21. Juni bis 29. Juli 2013
2151 Asparn/Zaya, Kirchengasse 5
T: 02577 84106, www.filmhof.at
Open Air Kino beim Kesselhaus
26. Juni bis 20. Juli 2013
Campus Krems, 3500 Krems, Dr.-Karl-Dorrek-Straße 30
T: 02732 90800, www.kinoimkesselhaus.at
Kino unter Sternen
28. Juni bis 20. Juli 2013
1010 Wien, Karlsplatz
www.kinountersternen.at
RaiFFeisen-TIpp
Kino am Dach
28. Juni bis 8. September 2013
Hauptbücherei Wien, 1070 Wien, Urban-Loritz-Platz 2
T: 01 2198545, www.kinoamdach.at
Film Festival auf dem Wiener Rathausplatz
29. Juni bis 1. September 2013
www.wien-event.at
Cinema Paradiso Open Air Kino
4. Juli bis 12. August 2013
Rathausplatz, 3100 St. Pölten
T: 02742 21400, www.cinema-paradiso.at
Kino wie noch nie
4. Juli bis 18. August 2013
1020 Wien, Augartenspitz
www.kinowienochnie.at
Mondscheinkino Eggenburg
18. Juli bis 11. August 2013
3730 Eggenburg, Wiese beim Kanzlerturm
T: 02984 3400, www.mondscheinkino.eggenburg.at
Mythos Film Festival
25. Juli bis 1. September 2013
Rathausplatz, 3400 Klosterneuburg
T: 02243 444-351, www.klosterneuburg.at
Sommer-Kino(T)raum
8. bis 17. August 2013, 20.30 Uhr
2700 Wiener Neustadt, Hauptplatz
T: 01 96096, www.ticketbox.at
© Cinema Paradiso, Andrea Reischer
Wie im Himmel
Unter Sternen
Atmosphäre. Die Open-Air-Kinosäle öffnen wieder
ihre „Pforten“. Aktuelle Höhepunkte aus der
Filmbranche sind ebenso zu sehen wie Klassiker –
ob in Klosterneuburg, St. Pölten, Krems oder
Eggenburg, die Besuche der Freiluftfilmfestivals sind
sehr beliebte Beschäftigungen an Sommerabenden.
Von Theresa Steininger
S
o verlegt das Cinema Paradiso seinen Saal vom 4. Juli bis
12. August vor die Türe und lässt Publikumserfolge der
vergangenen Monate und Kultfilme sowie Premieren
über die Leinwand flimmern. Eröffnet wird das Festival
am 4. Juli mit einem Mitsingkino à la „Rocky Horror“. Bei „Let’s
Do the Time Wrap Again“ und weiteren Songs der Mutter aller
Kultfilme kann das Publikum selbst aktiv werden, zur Erleichterung gibt es die Songtexte auf der Leinwand und ein Mitmachsackerl mit den nötigen Utensilien wie Gummihandschuhen und
Tröten. So wird die Projektion des abgedrehten Rockmusicals
über sexuelle Befreiung zum besonderen Erlebnis. Als Kultfilm ist
auch „Metropolis“ von Fritz Lang ganz klar anzusehen, er wird am
14. Juli gezeigt. Wenn der futuristisch anmutende Meilenstein der
Filmhistorie über eine krasse Zweiklassengesellschaft und eine
Liebe zwischen Kapitalist und Arbeiterin gezeigt wird, improvisiert der Komponist und Organist Franz Danksagmüller live dazu.
Previews im Kremser Open-Air-Kino
Auch das Kino im Kesselhaus Krems verlegt den Kinosaal auf die
Wiese vor der Türe. Vier Wochen lang kann man neueste Meisterwerke großer Regisseure und die schönsten Filme der Saison
genießen, aber auch auf Previews von Filmen noch vor ihrem
Kinostart gespannt sein. Auf dem Programm stehen an 16 Sommerabenden „Amour“, Michael Hanekes Oscar-Gewinner-Film,
„Die Wand“, Julian Pölslers Literaturverfilmung, „Silver Linings“
und „Django Unchained“ mit „unserem“ Christoph Waltz. Eine
Schlechtwetteralternative gibt es mit dem Kino im Kesselhaus
gleich nebenan.
Den Mondschein, der zu den Freiluft-Filmvorführungen
hoffentlich vorhanden ist, hat man in Eggenburg sicherheitshalber schon einmal im Namen. Vom 18. Juli bis 11. August
werden beim Mondscheinkino Eggenburg auf der Wiese beim
Kanzlerturm auf einer 84 Quadratmeter großen Leinwand
Blockbuster der Saison und europäische Höhepunkte präsentiert. Geplant sind dabei „Amour“, „Paradies: Hoffnung“ von
Ulrich Seidl, „Django Unchained“, „Nachtzug nach Lissabon“
und viele mehr. Doch egal, welcher Film auf dem Programm
steht, Romantik pur ist in Eggenburg jedenfalls sicher, da vor Beginn der Vorstellungen Fackeln auf der mittelalterlichen Stadtmauer entzündet werden.
Im Filmhof Wein4tel in Asparn an der Zaya werden im Sommerkinoprogramm mit Filmen wie „Django Unchained“, „Paradies: Glaube“, „Paradies: Liebe“, „Quartett“ und „Les Misérables“
Höhepunkte des aktuellen internationalen und nationalen Films
gebracht. Aber auch „Laurel & Hardy“-Kurzfilme werden gezeigt, sie werden live am Klavier begleitet. Auch in Laxenburg
findet heuer wieder ein Sommerkino statt, vom 21. bis 28. August wird die Kinoleinwand aufgespannt.
Bereits im neunten Jahr gibt es auf dem Rathausplatz
von Klosterneuburg das Mythos Film Festival, das heuer vom
25. Juli bis 1. September aktuelle Kinofilme zeigt, darunter international ausgezeichnete ebenso wie Geheimtipps und Klassiker,
die man immer wieder gerne sieht. Auch Kinderfilme werden
präsentiert. Der Schwerpunkt in Klosterneuburg liegt auf Höhepunkten des europäischen Films. „Amour“, „Nachtzug nach
Lissabon“ und „Django Unchained“ stehen auch hier auf dem
Programm, ebenso „Cold Blood“ von Stefan Ruzowitzky, „Die
Schlussmacher“, „Vampirschwestern“ und „Madagascar 3“.
www.sommerkinoe.at
Musiktipps
6. 6. 2013, 20.30 Uhr
Bratfisch
Porgy & Bess, 1010 Wien, Riemergasse 11
T: 01 5128811, www.porgy.at
7. 6. 2013, 20 Uhr
Simple Plan
Gasometer, Planet.tt, 1110 Wien, Guglgasse 8
T: 01 96096, www.ticketbox.at
6. 6. 2013, 19.30 Uhr
Clint Lutes, Maurizio Grandinetti and some music of
John Cage
Festspielhaus St. Pölten, 3100 St. Pölten, Kulturbezirk 2
T: 01 96096, www.ticketbox.at
8. 6. 2013, 19.30 Uhr
Final End-of-Season Show
Festspielhaus St. Pölten, 3100 St. Pölten, Kulturbezirk 2
T: 01 96096, www.ticketbox.at
8. 6. 2013, 19.30 Uhr
Portugal/Madeira – Seis Po’ Meia Dúzia
Haus der Regionen – Volkskultur Europa, 3504 Krems-Stein,
Donaulände 56
T: 02732 85015, www.volkskultureuropa.org
10. 6. 2013, 19.30 Uhr
Karl Markovics: Wienerlieder
Wiener Konzerthaus, 1030 Wien, Lothringerstraße 20
T: 01 242002, www.konzerthaus.at
Sommerkino Laxenburg
21. bis 28. August 2013
Schlossplatz, 2361 Laxenburg
T: 02236 71101-0, www.laxenburg.at
18
k2 02 | 13 www.k2centrope.com
festivals
„Die lustigen Weiber von Windsor“
in der Oper von Klosterneuburg
Unten: (1) Agnes Palmisano bei Allegro Vivo,
(2) Karl Ferdinand Kratzl, (3) Herrensee, Litschau
© Laurent Ziegler
Niederösterreich
1
Musik
Kurz
Klingende Festivals
Klangtheater. Ob Oper in Klosterneuburg, Weltmusik
in Krems oder Barockes und Kammermusikalisches in
Altenburg: Der Festivalsommer in Niederösterreich
ist vielseitig. Von Theresa Steininger
B
esonders fröhlich soll es heuer im Kaiserhof in Klosterneuburg zugehen. „Die lustigen Weiber von Windsor“
sind angesetzt, „denn das Publikum will unterhalten
werden“, sagt Intendant Michael Garschall im Interview. „Die populärste Oper von Otto Nicolai war lange nicht
zu sehen und das Publikum reagiert sehr positiv darauf, dass
wir in deutscher Sprache spielen.“ Außerdem freue er sich auf
Neuentdeckungen: „Wir haben neun Rollendebüts und einen
Regisseur, der bewiesen hat, dass er sich für Darsteller, die die
Rolle zum ersten Mal singen, Zeit nimmt – und dass er komische
Oper inszenieren kann.“ Andy Hallwaxx wird wieder Regie führen und jüngere Darsteller leiten, was in Klosterneuburg Konzept
ist: „Bei uns haben viele junge Sänger begonnen, die Nachfrage,
hier zu debütieren, ist sehr groß. Wir bekommen pro Jahr rund
800 Anfragen – und ich suche mir die interessantesten aus“, sagt
Garschall. Ursprünglich war für den Sommer 2013 „Manon“ mit
Daniela Fally als Rollendebütantin geplant gewesen, dies wurde
aber verschoben: „Unser Konzept ist es, jungen Sängern Zeit für
Proben zu geben, das wäre hier nicht der Fall gewesen, da sie
zu knapp gekommen wäre. Wir haben aber geplant, diese Oper
mit ihr nachzuholen“, sagt Garschall. Für 2014 ist erst einmal
„Die Zauberflöte“ zum Jubiläumsjahr des Stifts Klosterneuburg
avisiert.
Elina Garanča verneigt sich vor Verdi zum 200er
Ein Jubiläum nimmt das Festival Retz zum Anlass, „Der verlorene Sohn“ von Benjamin Britten zu spielen, jährt sich der
Geburtstag des Komponisten heuer doch zum 100. Mal. Die Kirchenoper mit Anklängen von Gregorianik und von asiatischer
Musik wird in der Stadtpfarrkirche ab 4. Juli dargeboten. Bereits
200 Jahre ist es her, dass Verdi geboren wurde, ihm widmet die
Sopranistin Elina Garanča heuer ihren Auftritt im Stift Göttweig
(3. Juli). In frühen Jahren stand sie als Maddalena in Verdis
„Rigoletto“ auf der Bühne, nun bietet sie erstmals seither wieder
Verdi und präsentiert vor der Kulisse des Benediktinerklosters
Arien aus „Aida“, „La Traviata“ und „Macbeth“.
Allegro Vivo mit Jubiläum zum 25er
Ein Jubiläum feiert auch das Festival Allegro Vivo, das zum
25. Mal stattfindet und ab 9. August 50 Konzerte bietet. Die
Klangwelten der britischen Inseln sind heuer der thematische
Schwerpunkt des Festivals, das in Gmünd und Altenburg startet,
aber auch in Horn, Eggenburg, Geras und vielen weiteren Orten
stattfindet. Bis 15. September treten beispielsweise Adrian Eröd,
Wolfgang Bankl, Georg Breinschmid und Agnes Palmisano auf.
Schon im Juli wird das Stift Altenburg bespielt und die Bibliothek von „Teatro Barocco“ zum barocken Theatersaal gemacht,
„Pygmalion“ mit der Musik von Georg Anton Benda und nach
Jean-Jacques Rousseau wird geboten, zudem „Die Hochzeit auf
der Alm“ mit der Musik von Johann Michael Haydn. Für die Auseinandersetzung mit musikalischen Wurzeln jeglicher Art steht
Glatt + verkehrt, die Haupttage in der Sandgrube 13 mit Blick
auf Krems und die Donau werden heuer vom 24. bis 28. Juli
stattfinden (s. 20). Einstimmend gibt es einen Brasilien-Schwerpunkt am 29. Juni im Wolkenturm Grafenegg und Termine im
Schloss zu Spitz und im Stift Göttweig sowie eine tönende Schiffsfahrt am 6. Juli.
Festival- und Feierstimmung wird am 21., 22. und 23. Juni
auch in Wien aufkommen: Das Donauinselfest begeht seine
30. Ausgabe mit Amadeus-Preisträgerin und Singer-Songwriterin Clara Luzia, Electro-House-Ikone Mike Candys, Louie Austen
und vielen mehr. Das größte Open-Air-Festival Europas bietet
auch wieder den „Rock the Island“-Contest, mehrere hundert
Künstler haben sich dafür angemeldet und wetteifern darum,
beim Donauinselfest auftreten zu dürfen.
Es ist eine einzigartige Atmosphäre, die das Schrammel.
Klang.Festival ins nördlichste Niederösterreich zaubert.
Rund um den Herrensee bei Litschau erklingt drei Tage
lang Schrammelmusik. Die Besucher spazieren auf den
Waldwegen, die von Geistern flankiert werden, um den
See, verweilen bei den einzelnen Freiluftbühnen mitten
im Wald und auf den Wiesen und genießen die Natur
ebenso wie die Darbietungen der Elite der Wiener Musik. „Genau um diese Gesamtinszenierung und um das
Eintauchen geht es uns“, sagt Intendant Zeno Stanek,
der das Schrammel.Klang.Festival in Litschau vor sechs
Jahren aufgebaut hat, das voriges Jahr mit dem Maecenas-Ö1-Publikumspreis ausgezeichnet wurde.
Ganz eintauchen in das Schrammellebensgefühl
kann man, wenn aus allen Ecken des Sees und auch
von einem Floß Musik herüberweht, viele Teilnehmer
passend verkleidet sind und man den Bau typischer Instrumente und eben Darbietungen von Hans Theessink,
Ernst Molden, Agnes Palmisano, Birgit Denk, Karl Ferdinand Kratzl und vielen mehr verfolgt. Beliebt ist auch
die Dampflokfahrt von Gmünd nach Litschau mit musikalischer Untermalung und Frühschoppen. Die Nachtwanderung wird heuer unter anderem vom Kollegium
Kalksburg gestaltet. „Im siebenten Jahr bringen wir
vier Uraufführungen, die von uns vergeben wurden, darunter ‚Die sieben Hauptlaster und -freuden‘ mit dem
Kollegium Kalksburg und ein Schrammelkabarett.“ Im
Herrenseetheater, wo rundum auch Schmankerln und
Wein aus der Region angeboten werden, gibt es die
Uraufführung von „Fremd in Wien“ mit Wolfram Berger
und den Neuen Wiener Concert Schrammeln sowie der
Schrammelmusik anverwandte Klänge von Klezmer Reloaded und Attwenger. Theresa Steininger
Schrammel.Klang.Festival
5. bis 7. Juli 2013
3874 Litschau, Herrensee
T: 01 96096, www.ticketbox.at
© Stephan Mussil
© Lukas Beck
Schrammelklang rundum
2
13.–15. 6. 2013
Dana Gillespie & Joachim Palden Trio
Jazzland, 1010 Wien, Franz-Josefs-Kai 29
T: 01 5332575, www.jazzland.at
13. 6. 2013, 19.30 Uhr
Alicia Keys – Set The World On Fire Tour
Wiener Stadthalle, 1150 Wien, Dr.-Roland-Rainer-Platz,
Eingang Märzpark
T: 01 96096, www.ticketbox.at
14. 6. 2013, 19.30 Uhr
pan tau – x „musik – hautnah“ 2013: Songs & Beauties
OFF Theater, 1070 Wien, Kirchengasse 41
T: 0676 7063812, www.pantau-x-records.com
15. 6. 2013, 19.30 Uhr
Portugal/Madeira – MedioAtlantico
Haus der Regionen – Volkskultur Europa, 3504 Krems-Stein,
Donaulände 56
T: 02732 85015, www.volkskultureuropa.org
© Inge van Rosmalen (ivrphotography 2010)
11. 6. 2013, 20 Uhr
Eric Clapton
Wiener Stadthalle, 1150 Wien, Dr.-Roland-Rainer-Platz
T: 01 7999979, www.stadthalle.com
17. 6. 2013, 20 Uhr
Bobby McFerrin & Band
Wiener Stadthalle, 1150 Wien, Dr.-Roland-Rainer-Platz
T: 01 7999979, www.stadthalle.com
3
www.k2centrope.com k2 02 | 13
19
Musik
2
© Adolf Bereuter
© Jazzhole
1
© Frank Steward
Niederösterreich
holstuonarmusigbigbandclub
Unten: (1) Keziah Jones, (2) Chucho Valdés,
(3) Canzoniere Grecanico Salentino,
(4) Hermeto Pascoal, (5) Sam Lee
© Daniele Lamonaca
Flussgeschichten
3
World Music. Glatt & Verkehrt lässt den Blick in die
Ferne schweifen und behält doch auch die eigene
Region im Auge. Die 17. Auflage des Festivals lockt
mit Namen wie Chucho Valdés, Hermeto Pascoal
und David Moss. Von Andreas Felber
© Bernd Ott
© Glatt & Verkehrt
S
4
5
RaiFFeisen-TIpp
3. 7. 2013, 20.30 Uhr
Elina Garanča & Friends – Open Air
Stift Göttweig, Stiftshof, 3511 Furth/Göttweig
T: 01 96096, www.ticketbox.at
RaiFFeisen-TIpp
12. 7. 2013, 19.30 Uhr
pan tau – x „musik – hautnah“ 2013: Wiener Wunder Allerlei
Porgy & Bess, 1010 Wien, Riemergasse 11
T: 0676 7063812, www.pantau-x-records.com
20
ommerzeit ist Reisezeit. Und also auch die Zeit der Klangexpeditionen in nahe und entlegene Territorien. Die
17. Auflage von Glatt & Verkehrt lädt ein zu musikalischen Entdeckungsreisen in vielerlei Richtungen. So
etwa wird im Rahmen des Hauptprogramms in der Sandgrube
der Winzer Krems am 26. Juli eine „Mittelmeerkreuzfahrt von
Salento über Griechenland in den Nahen Osten“ angeboten: Die
dabei angelaufenen Destinationen sind das Ensemble Canzoniere
Grecanico Salentino, die Tarantella-Experten mit griechischen
Wurzeln von Italiens „Stiefelabsatz“, Babis Papadopoulos, der
zwischen Rembetiko und Rock changierende Gitarrist aus Thessaloniki, und Avishai Cohen, der nach Jahren in Chick Coreas
Band nun wieder in Israel lebende Bassist, der organisch fließenden Kammerjazz choreografiert. Der folgende Abend steht unter
dem Motto „Sufi Soul – Ekstatisches vom Maghreb bis Persien“
und wartet mit Gastspielen der marokkanischen Sänger-Dichterin Fatima Tabaamrant und des iranisch-tunesischen Tandems
Alireza Ghorbani/Dorsaf Hamdani auf, das sich aus der Perspektive klassischer persischer Musik Poemen von Omar Khayyam
und Rumi nähert.
Kontinent Klavier
Der Kontinent der 88 schwarz-weißen Tasten wird am 24. Juli
bereist: Mit dem 71-jährigen Pianisten Chucho Valdés, zuletzt
Partner von Omara Portuondo und Charles Aznavour, beehrt
ein Großmeister der kubanischen Musik Krems, mit den Afrocuban Messengers als Entourage. Ihm gleich tun es der Norweger
Christian Wallumrød, der in diversen ECM-Einspielungen als experimentierfreudiger Pianolyriker auf sich aufmerksam gemacht
hat, und der Wiener Paul Gulda. Letzterer führt im Projekt „Rapsody Zigansky“ Kompositionen von Joseph Haydn, Franz Liszt u.
a. auf ihre Wurzeln in der Roma-Musik zurück.
Die „heiße Phase“ von Glatt & Verkehrt tendiert anno
2013 generell in Richtung Jazz und improvisierte Musik:
Vokalisten-Enfant-terrible David Moss, der vor einigen Jahren als
Orlofsky im Rahmen der „Fledermaus“ bei den Salzburger Festspielen für erhitzte Gemüter sorgte, wird mit dem ehemaligen
Klangforum-Pianisten Marino Formenti zusammentreffen. Am
Sonntag, dem 28. Juli, gibt es zudem ein Wiederhören mit Vierteltontrompeter Franz Hautzinger und dem in Wien lebenden
japanischen Gitarren-Dekonstruktivisten Uchihashi Kazuhisa.
Und mit dem 76-jährigen Hermeto Pascoal besorgt das multiinstrumentale Universalgenie der Musik Brasiliens, das dort „O
Bruxo“ („der Hexer“) genannt wird, den Festivalausklang.
Die Donau als Veranstaltungsort und als Thema
Brasilien steht auch am Beginn von Glatt & Verkehrt: Die Eröffnung bestreiten am 29. Juni im Wolkenturm Grafenegg das
Tonkünstler-Orchester Niederösterreich mit den Solisten Tatiana
Parra, Benjamim Taubkin und Alegre Corrêa. Zweimal rückt
auch die Donau in den Mittelpunkt. Zum einen im Rahmen der
„Tönenden Schifffahrt“ durch die Wachau (6. Juli), in deren
Rahmen u. a. Frank London und Otto Lechner an Bord musizieren. Und am 13. Juli bringt Posaunist und Pianist Martin
Ptak in der Minoritenkirche das Auftragswerk „River Tales“ zur
Uraufführung, in dem er sich mit dem Fluss wie auch mit Traditionen und Mythen der Gegend auseinandersetzt. Glatt & Verkehrt
kehrt im Rahmen seiner Weltreise bei sich selbst ein.
Glatt & Verkehrt
24. bis 28. Juli 2013
Winzer Krems, 3500 Krems, Sandgrube 13
T: 01 96096, www.ticketbox.at
Musiktipps
18. 6. 2013, 19.30 Uhr
Elton John
Wiener Stadthalle, 1150 Wien, Dr.-Roland-Rainer-Platz
T: 01 7999979, www.stadthalle.com
28. 6. 2013
Nurejew Gala
Wiener Staatsoper, 1010 Wien, Opernring 2
T: 01 51444-2250, www.wiener-staatsoper.at
10. 7. 2013, 19 Uhr
The Smashing Pumpkins
Arena Open Air, 1030 Wien, Baumgasse 80
T: 01 96096, www.ticketbox.at
20.–23. 6. 2013
kons.jazz.festival.2013
Porgy & Bess,1010 Wien, Riemergasse 11
T: 01 5128811, www.porgy.at
29. 6. 2013, 20 Uhr
Die Ärzte, NOFX, Donots
Krieau, 1020 Wien, Nordportalstraße 247
T: 01 96096, www.ticketbox.at
13. 7. 2013, 20 Uhr
Der Watzmann ruft!
VAZ St. Pölten, 3100 St. Pölten, Kelsengasse 9
T: 01 96096, www.ticketbox.at
k2 02 | 13 www.k2centrope.com
ausstellungen
Der Tullner Bahnhof, Ort der Kindheit
Egon Schieles
Unten: Covers zu Gartenbüchern
niederösterreich
Bücher
© Christian Brandstätter Verlag
kurz
© Städtische Sammlung Tulln
Gärten der Lust und Orte
der Technokratie
Schiele auf dem Land
Weltkarriere. Der strahlkräftigste unter den
niederösterreichischen Künstlern gewinnt an
Präsenz. Nachdem Schiele als multinationale Marke
rund um den Erdball gefeiert wird, erschließt seine
Heimat mehr und mehr authentische Orte für den
Besucher. Von Christian Bauer
M
eine Gemälde sollen in allen Museen der Welt
gezeigt werden“, lauten die letzten Worte egon
Schieles. Fast prophetisch sieht der Sterbende, gerade 28-jährig, seinen Siegeszug auf allen Kontinenten voraus. Dass Schiele – die große Karriere vor augen
– schon früh seine Wurzeln marginalisiert hat, verwundert nicht,
hat aber mit der Wahrheit wenig zu tun. Zwei Drittel seines Lebens verbringt Schiele in Niederösterreich.
Der Anfang am Bahnhof und im Schiele Museum Tulln
Der Bahnhof Tulln ist sein Geburtshaus und bildet die Rahmenhandlung einer zumeist unbeschwerten Kindheit bis
zum ende der Volksschulzeit. Der Vater adolf Schiele hat
die Dienstwohnung schon 1887 mit seiner Berufung zum
Bahnhofsvorstand von Tulln erhalten. Diese Jahre beeindrucken und prägen Schiele nachhaltig. Das weltweit neue
Phänomen der Mobilität lässt den Jungen die Länder der
Donaumonarchie bereisen und regt ihn zu den frühesten künstlerischen arbeiten an. Das Geburtshaus, das für fast 17 Jahre
Wohnsitz der Schieles ist, wird nun in einem ambitionierten
Konzept (und einer Topgestaltung des Teams „Toikoi“) für den
Besuch geöffnet. Der Rundgang durch die Wohnung erzählt von
den episoden der Kindheit und endet mit dem sozialen Niedergang der Familie Schiele, als adolf Schiele in der endphase seiner
Syphiliserkrankung die Dienstwohnung räumen muss. ein audiosystem lässt Zeitzeugen, die Mutter Marie sowie die Schwestern Gerti und Melanie zu Wort kommen.
Das Schiele Museum in Tulln, rund zehn Minuten Fußweg
vom Geburtshaus entfernt, zeigt die künstlerische entwicklung
Schieles von den ersten Schöpfungen des Zehnjährigen bis zur
selbstbewussten Gründung der Neukunstgruppe des Jahres
1909, die Schieles erfolgreiche Künstlerkarriere einleitet. 60
Werke aus zahlreichen Museen und Privatsammlungen zeigen
die frühe Reife des Künstlers. Das Stift Klosterneuburg besitzt
Werke Schieles, die aus der Gymnasialzeit stammen und an die
erste ausstellung des Künstlers im Jahr 1908 im Stift erinnern.
Sind die episoden aus Tulln, Krems und Klosterneuburg
noch vergleichsweise harmonisch, so beschreibt Neulengbach
einen dramatischen Lebensabschnitt Schieles, der im Sommer
1911 beginnt und zu jener affäre führt, die im Gefängnis endet.
Dabei bezieht Schiele sein Wohnhaus mit dem Vorsatz, für immer zu bleiben. Zahlreiche Hauptwerke des Künstlers, darunter
die „eremiten“, entstehen vor Ort. Das ende dieser Zeit markiert
insgesamt einen Wendepunkt in Schieles Leben und Schaffen.
Die Stadt Neulengbach hat dazu einen Themenweg aus acht
Stationen markiert, der zu jeder Zeit besichtigt werden kann.
Neulengbach und Tulln bilden damit, nur rund 20 Kilometer
voneinander entfernt, die einzigen Schiele-Orte, die authentische
Lebensphasen nachvollziehbar machen. Das ist ein gewaltiges
Kapital bei einem Künstler, der als Weltmarke zum Pflichtprogramm der Touristen aller Kontinente zählt.
Egon-Schiele-Geburtshaus
Ab 16. Juni 2013
Bahnhof Tulln, 3430 Tulln, Bahnhofstraße 69
T: 02272 6900, www.tulln.gv.at
Egon Schiele. Der Anfang
Bis 31. Oktober 2013, Mittwoch bis Sonntag, Feiertag 10 bis 17 Uhr
Egon Schiele Museum Tulln, 3430 Tulln, Donaulände 28
T: 02272 64570, [email protected], www.egon-schiele.eu
Der Egon-Schiele-Rundweg
Auf Schieles Spuren in Neulengbach an 8 Infopoints
Tourismusinformation, 3040 Neulengbach, Hauptplatz 2
T: 02772 5210552, www.neulengbach.gv.at
19. 7. 2013, 20 Uhr
KeSha
Gasometer, Planet.tt, 1110 Wien, Guglgasse 8
T: 01 96096, www.ticketbox.at
23. 7. 2013, 20 Uhr
Hugh Laurie
Wiener Konzerthaus, 1030 Wien, Lothringerstraße 20
T: 01 242002, www.konzerthaus.at
20. 7. 2013, 20 Uhr
Roger Hodgson & Band – The legendary voice of
Supertramp
Donaubühne Tulln, 3430 Tulln an der Donau,
Donaulände
T: 01 96096, www.ticketbox.at
27. 7. 2013, 19.30 Uhr
Leonard Cohen
Wiener Stadthalle, 1150 Wien, Dr.-Roland-Rainer-Platz
T: 01 7999979, www.stadthalle.com
www.k2centrope.com k2 02 | 13
3. 8. 2013, 19 Uhr
Unheilig & Special Guests
Donaubühne Tulln, 3430 Tulln an der Donau,
Donaulände
T: 01 96096, www.ticketbox.at
9. 8. 2013, 18 Uhr
Iggy & The Stooges
Arena Open Air, 1030 Wien, Baumgasse 80
T: 01 7988595, www.arena.co.at
Gartenbücher liegen im Trend und bedienen die Sehnsucht der Leser, ihre Individualität im Grünland zu
spiegeln. Gartenbücher sind so verschieden wie die
Menschen selbst. Zwei Neuerscheinungen – beide im
Verlag Christian Brandstätter erschienen – spiegeln
diese Unterschiede pointiert wider und haben doch
einiges gemeinsam.
Werner Gamerith und Angelika Starkl laden ein
auf die eigenen Landsitze und erzählen die Geschichte
der Familie, des Anwesens und des Gartens, alles reich
bebildert und mit zahlreichen Tipps garniert. Der Garten
wird zum Familienalbum, das Durchblättern entspricht
dem Blick über den Gartenzaun im Sommer (andere
Jahreszeiten werden in beiden Büchern ausgeblendet).
Fast ein halbes Jahrhundert ist es her, dass Werner
Gamerith an der Grenze zwischen Wald- und Mühlviertel
einen aufgelassenen Bauernhof bezogen hat. Hier regiert
der Zufall, dem nur in der Gesamtplanung etwas nachgeholfen wird. Das wuchernde Neben- und Ineinander
unterschiedlicher Blumen, Kräuter und Wiesen bildet
den Lebensraum auf Basis der biologischen Landwirtschaft, an deren Verbreitung Gamerith wesentlichen
Anteil hat. Nun sind die einstigen „Schrullos“ zu Helden
zeitgemäßer Gartenplanung geworden, was den Autor
sichtlich stolz macht.
Angelika Starkl hat vor 16 Jahren einen alten
Bauernhof im Weinviertel bezogen, der gemeinsam
mit den beiden Kindern liebevoll gestaltet worden ist.
Das Buch ist ein sentimentaler Rückblick und zugleich
eine Hommage an Gärten als Begegnungsräume
unterschiedlicher Generationen. Der Schwerpunkt liegt
auf Blumendekor als Aufputz des Grünlandes. Dies
geschieht außerordentlich liebevoll und der Kitsch
kann sich wunderbar – bis zu den Gartenrezepten –
entfalten.
Wem dies alles zu naturnah ist und das Selbermachen wenig erquicklich scheint, der kann in Alexandra
Dallingers „Garten Design“ stylische Gartenanlagen
in Stadtnähe studieren. Hier regiert die Moderne mit
edelsten Materialien und wunderbaren Luxushäusern.
Die Geometrie ist hier das Maß aller Dinge. 36 Gärten
werden vorgestellt, ohne dass nur ein Mensch sichtbar
ist. Dennoch spiegeln die Häuser ihre Bewohner wider.
Der Luxus spiegelt sich sprichwörtlich im Wasser, das
vom Brunnen zum Swimmingpool eine herausragende
Rolle spielt. Der Dialog zwischen Haus und Garten liefert zahlreiche Ideen, die wie alles im Buch von verschwenderischem Luxus geprägt sind. Christian Bauer
Angelika Starkl
Mein Stückchen Erde
168 Seiten, ca. 200 Abbildungen, Hardcover
Verlag Christian Brandstätter, ISBN 978-3-85033-706-9, 25,00 €
Werner Gamerith
Mein Naturgarten. Glück und Geheimnis
168 Seiten, ca. 200 Abbildungen, Hardcover
Verlag Christian Brandstätter, ISBN 978-3-85033-728-1, 25,00 €
Alexandra Dallinger, Bernhard Ecker, Miquel Tres
Garten Design. Gestaltungsideen für das Wohnen im Freien
208 Seiten, ca. 200 Abbildungen und 36 Planskizzen, Hardcover
Verlag Christian Brandstätter, ISBN 978-3-85033-489-1, 49,90 €
21
Bühne
Niederösterreich
„Von Mäusen und Menschen“
im Herrenseetheater in Litschau
Unten: Kleinhäusler-Lebenswelten
im Weinviertel
Festival
Kurz
Das „Viertelfestival NÖ – Weinviertel 2013“ findet noch
bis 11. August statt. Unter dem diesjährigen Festivalmotto „Brandungszone“ werden 69 Kunst- und Kulturprojekte – davon sind 19 Schulprojekte – umgesetzt.
Das Festivalmotto „Brandungszone“ ist einerseits
durch die geologische Frühzeit des Weinviertels inspiriert: Vor über zehn Millionen Jahren war der Süden
des heutigen Weinviertels Brandungszone eines riesigen
tropischen Meeres mit Delfinen, Haien und Seekühen.
Andererseits symbolisiert eine Brandungszone einen
Zustand der Inspiration, der ständigen Erneuerung und
Veränderung.
Demgemäß befassen sich viele Projekte mit Veränderungsprozessen. Ziel des Projekts „KleinhäuslerLebenswelten“ ist die Präsentation der Lebenswelten
der unteren dörflichen Schichten im Weinviertel des
19. Jahrhunderts: der Kleinhäusler, Dienstboten, Inwohner, Einleger, Saisonarbeiter und Taglöhner (ab 28. Juli
im Museumsdorf Niedersulz).
„Lower Austrian Seaside“ ist eine akustische Reise
durch das Urmeer: Entlang des ehemaligen Küstenstreifens werden (bis 11. August) an markanten Aussichtspunkten im Marchfeld interaktive Hörbänke installiert.
Beim „Kirtag im Pulkautal 1910“ werden am 28. Juli
in Seefeld sowohl 100 Jahre alte als auch zeitgenössische Musik geboten. Und im Rahmen eines Symposiums
am 10. August in der Hollabrunner Galerie Sonnberg
wird zu Ehren des von der Gestapo verhafteten Pfarrers
Johann Nebenführ der Widerstandsatlas „Widerstand
im Weinviertel“ vorgestellt.
Die inhaltliche Bandbreite der Schulprojekte reicht
vom Weinanbau im Weinviertel bis zu Ökologie und Umweltbewusstsein, von der Geschichte und der geologischen Entwicklung des Weinviertels bis zur Auseinandersetzung mit dem Thema Zuwanderung. Eine Reihe
von Projekten wird gemeinsam mit tschechischen Partnerschulen umgesetzt. Werner Schuster
RaiFFeisen-TIpp
© Sammlung Edl/Altlichtenwarth, Dieter Werderitsch
Viertelfestival NÖ – Weinviertel 2013
Bis 11. August 2013
Div. Veranstaltungsorte
T: 02572 34234, www.viertelfestival-noe.at
© Anna Stoecher
Brandungszone
Weinviertel
Szenenwechsel der Theate
Szenenwechsel. Das Theaterfest Niederösterreich
bringt in Schauspiel, Operette und Musical
große Vielfalt von „Jägerstätter“ als Uraufführung
über „Der Opernball“ und „Wiener Blut“ bis zu
„Xanadu“. Zahlreiche Intendantenwechsel
stehen an oder bevor.
Von Theresa Steininger
K
omm mit mir ins Chambre séparée“, klingt es aus
Baden bei Wien, „Hot Stuff“ aus Melk, „Wiener Blut“
aus Langenlois, vom Mut eines Bauern erzählt man in
Haag, vor dem Revisor bangt man in Perchtoldsdorf –
das Theaterfest Niederösterreich lädt ab Mitte Juni wieder zu zahlreichen Premieren im ganzen Bundesland.
Finale grande von Robert Herzl in Baden
Seinen letzten Sommer hat der Intendant der Bühne Baden,
Robert Herzl, vor sich, der sein Haus im Frühling 2014 an
Sebastian Reinthaller übergibt. „Mein wichtigstes Augenmerk
für die letzten Monate ist es, Stücke zu bringen, die ich den
Badenern unbedingt noch zeigen möchte“, sagt Herzl zu k2. Er
bringt somit ab 21. Juni „Die schöne Helena“ in die Sommerarena und inszeniert Offenbachs Operette selbst: „Offenbach ist
für mich das, was ich unter klassischer Operette verstehe, und
,Die schöne Helena‘ ist eines seiner Meisterwerke.“ Zu Beginn
seiner Intendanz hat Herzl „Orpheus in der Unterwelt“ inszeniert, somit schließt sich ein Kreis. „Ich halte ,Helena‘ für ein
gescheites, spritziges Stück mit genialer Musik.“ Der designierte
Intendant Sebastian Reinthaller agiert mit Elisabeth Flechl. Als
zweite Premiere präsentiert Herzl „Der Opernball“ (ab 12. Juli):
„Volker Wahl und Michaela Ronzoni werden inszenieren und
es etwas anders machen als gewohnt: Anstatt in Paris und Orléans spielt das Stück in Wien und Niederösterreich und bringt
so mehr Lokalkolorit ein.“ Auch im Musical bringt Herzl etwas,
das ihm auf seiner Palette noch gefehlt hat, er inszeniert „Jesus
Christ Superstar“, „ohne plakativ zu werden“ (ab 10. August).
Als Schauspiel kommt „Einen Jux will er sich machen“ in Kooperation mit dem Landestheater Niederösterreich (ab 27. Juli).
Gregor Bloébs letzter Sommer in Haag
Auch in Haag steht 2014 ein Intendantenwechsel bevor: Gregor Bloéb wird von Christoph Wagner-Trenkwitz abgelöst. In
seinem letzten Sommer präsentiert Bloéb aber einen besonderen
Clou: „Jägerstätter“ von Felix Mitterer (ab 3. Juli) in Kooperation
mit dem Theater in der Josefstadt kurz nach der dortigen Uraufführung. „Mitterer hat uns ein wunderbares und berührendes
Stück geschrieben, damit zählen wir zu den Theaterhighlights
des Jahres“, so Bloéb. Er selbst wird „den mutigen, sturen Bauern
spielen, der zu einem verbrecherischen Regime Nein sagte“, wie
Mitterer die Figur beschreibt. „Von seinen Zweifeln und Ängsten,
von seinen inneren Kämpfen und von seiner Konsequenz, die
uns weniger Mutigen ein Stachel im Fleisch ist“, wird das Stück
laut Beschreibung des Autors handeln. Gerti Drassl steht Bloéb
bewährtermaßen zur Seite, Stephanie Mohr wird Regie führen.
Im Rahmenprogramm wird eine Messe für Franz Jägerstätter
präsentiert, den humorigen Teil übernehmen Heinz Marecek,
Otto Schenk, Mnozil Brass und andere.
Schon heuer über eine neue Intendantin verfügt das Herrenseetheater in Litschau, Margit Mezgolich hat die Leitung von
Zeno Stanek übernommen, der weiterhin das Schrammel.Klang.
Festival führt und Intendant in Stockerau wurde. Mezgolich,
bisher am TAG in Wien tätig, bringt Steinbecks Romanklassiker
„Von Mäusen und Menschen“ über den Traum zweier einfacher
Arbeiter vom besseren Leben auf die Bühne, sie hat dramatisiert
und führt selbst Regie, Premiere ist am 1. August.
Ein strenges Regime wird in Perchtoldsdorf geführt, „Der
Revisor“ soll in die russische Provinzstadt, in der jeder – von Fritz
Hammel als Stadthauptmann bis zu I Stangl als Gutsbesitzer –
etwas zu verbergen hat, kommen. Die Burg Perchtoldsdorf ist ab
3. Juli Schauplatz von Gogols Werk.
Musiktipps
10. 8. 2013, 20 Uhr
Roger Cicero & Big Band
Donaubühne Tulln, 3430 Tulln an der Donau,
Donaulände
T: 01 96096, www.ticketbox.at
11., 21., 27. und 28. 8., 3. 9. 2013, 19.30 Uhr
Jesus Christ Superstar
Stadttheater Bühne Baden, 2500 Baden,
Theaterplatz 7
T: 01 96096, www.ticketbox.at
22
23. 8. 2013, 20 Uhr
Roger Waters – The Wall live
Ernst-Happel-Stadion, 1020 Wien, Meiereistraße 7
T: 01 96096, www.ticketbox.at
28. 8. 2013, 20 Uhr
Xavier Naidoo
Wiener Donauinsel
T: 01 96096, www.ticketbox.at
24. 8. 2013, 20 Uhr
EAV: Best of Show
Donaubühne Tulln, 3430 Tulln an der Donau,
Donaulände
T: 01 96096, www.ticketbox.at
31. 8. 2013, 16.30 Uhr
Cro
Wiener Donauinsel, Festwiese
T: 01 96096, www.ticketbox.at
k2 02 | 13 www.k2centrope.com
Bühne
rmacher
In Laxenburg wird die Tradition fortgesetzt, bekannte Werke
einzuwienern, diesmal hat sich Adi Hirschal „Eine Nacht in Venedig“ ausgesucht – als „Die wundersamen Abenteuer des Commissario Pinzetti“ in neuem Gewand.
Edmond Dantès in Melk
Verrat, Hass, Rachsucht und Leidenschaft stehen in Melk im
Zentrum, „Monte Christo“ (ab 19. Juni) ist eine zwischen Psychothriller und Liebesgeschichte dramatisch changierende Dumas-Bearbeitung von Susanne Felicitas Wolf mit Denis Petkovic
in der Hauptrolle. Zudem gibt es eine Musikrevue mit Tini Kainrath und anderen, „I want it all“.
Amüsant wird es auf der Rosenburg mit „Falstaff“, Intendant
Alexander Waechter schlüpft selbst in die Rolle des unmäßigen
Ritters, der in mehreren Shakespeare-Dramen vorkommt. Seit
2004 wird auf der Rosenburg bereits alljährlich Shakespeare
gespielt.
Ebenfalls auf einen Autor konzentriert ist man in Gutenstein, hier wird Ferdinand Raimund gehuldigt, Isabella Gregor
inszeniert „Der Verschwender“, das Stück über Geld, Macht und
Überleben. Premiere ist am 18. Juli.
Mit „Peer, du lügst“ im Theater im Bunker in Mödling, „Oliver Twist“ als Musical ebenfalls in Mödling, „Der Hofnarr“, einer
Musikkomödie mit Buch und in Regie von Vicki Schubert samt
Musik von Peter Hofbauer und Christian Deix, im Filmhof Wein4tel und vielem mehr ist die Bandbreite des Theaterfests groß.
Die Wachaufestspiele bringen „Die unteren Zehntausend“, Marcus Strahl hat nach Kurt Nachmann und Damon Runyon selbst
das Buch verfasst, er führt auch Regie, es spielen Dagmar Hellberg, Verena Scheitz und Stephan Paryla-Raky. „Ein ungleiches
Paar“ präsentiert man in Berndorf – Neil Simon einmal anders,
wenn zwei Frauen, nachdem sie von ihren Männern verlassen
wurden, zusammenziehen und an ihrer Verschiedenheit scheitern. Es spielen Nina Hartmann und Elke Winkens.
„Wiener Blut“ in Langenlois
Walzerselig wird es bei den Schlossfestspielen in Langenlois, die
in der Regie von Philipp Harnoncourt „Wiener Blut“ bringen,
vor dem Schloss Haindorf werden die amourösen Abenteuer
des Grafen Zedlau aufgeführt. Die Felsenbühne Staatz präsentiert erstmals in Österreich Disneys „Die Schöne und das Biest“
als Open-Air-Musical. Musical nach einem Film gibt es auch in
Amstetten, „Xanadu“ basiert auf einem Kultstreifen der 80erJahre mit Olivia Newton-John. Das bewährte Team rund um
Werner Sobotka als Regisseur und Choreograf Ramesh Nair
nimmt sich der Künstlerstory an, in welcher der von Selbstzweifeln geplagte Sonny von der Muse Kira geküsst wird.
Sommertheater in Wien
Sommerfreilufttheater in der Stadt bietet man beim Tschauner
in Wien, heuer mit Robin Hoods Abenteuern als Musiktheater.
Auf der Pawlatschenbühne im 16. Bezirk werden auch wieder
Kabarettisten, darunter Bernhard Ludwig, Weinzettl & Rudle,
Joesi Prokopetz und Alf Poier, sowie Musiker wie Die Echten, The
Rounder Girls und Roland Neuwirth & Extremschrammeln für
Unterhaltung sorgen. Zudem wird der Erfolg des Vorjahres, „Die
Geierwally“, wieder aufgenommen.
Die zweite Pawlatschenbühne Wiens, das Theater am Spittelberg, bietet am 2. Juni ein Sommereröffnungsfest mit AasGeiger,
Trio Lepschi, 20StringSummit und anderen, zudem treten im
Juni und Juli Erika Pluhar, Willi Resetarits und Stubnblues, Die
Strottern, Birgit Denk, Roland Neuwirth, Papermoon, 5/8erl in
Ehr’n und Der Nino aus Wien auf.
Niederösterreich
© Stephan Mussil
© Landestheater Niederösterreich / Anette Sonnewend
„Einen Jux will er sich machen“ – Gastspiel
des Landestheaters Niederösterreich in der
Bühne Baden
Unten: Zeno Stanek
Bühne
Kurz
Neo-Intendant für
Stockerau
Die Festspiele Stockerau haben einen neuen Intendanten: Zeno Stanek, Gründer des Theaters Brauhaus und
des Schrammel.Klang.Festivals in Litschau, übernimmt
die Leitung. Anstatt Alfons Haider’sches Musical gibt
es fortan Sprechtheater und Konzerte. „Der Besuch der
alten Dame“ von Dürrenmatt wird die erste Premiere
sein, Klassiker der Moderne sollen auch in Zukunft im
Zentrum stehen.
„Es war der Wunsch der Stadt, auf Sprechtheater
zu setzen. Ich finde, dass dieses viel zu selten gespielte
Stück, das mich seit Langem fasziniert, sehr gut zu einem urbanen Festival, wie wir es sind, passt“, sagt Stanek k2. Als solches möchte er sich auch von den vielen
anderen Sprechtheaterangeboten in Niederösterreich
abgrenzen.
In der Inszenierung von Stanek spielt Anne Bennent
die Hauptrolle. „Die alte Dame von Dürrenmatt ist nicht
unbedingt eine betagte Frau. Mir war es wichtig, dass
es eine ist, die im Saft steht und die noch lange leben
will“, so Stanek. Die Musik zur Aufführung liefert der
Stockerauer Künstler Karl Ritter, der auch in mehreren
Rollen zu sehen ist.
Neben dem Sprechtheater bringt Stanek ein umfassendes Rahmenprogramm, in dem auf der großen
Bühne arrivierte Künstler wie The Philharmonics, Willi
Resetarits und Stubenblues, Otto Schenk sowie Pigor &
Eichhorn auftreten. Außerdem wird erstmals auch Programm abseits des Platzes vor der Pfarrkirche geboten,
in Lokalen Stockeraus gibt es täglich nach den Theatervorstellungen vier Nach(t)konzerte mit jungen Künstlergruppen von Jazz über klassische Musik bis zu Wienerlied. „Unser Ziel ist es, eine vibrierende Festspielstadt
zu sein, in der Vielfältiges geboten wird und Leute aus
der Region eingebunden werden“, sagt Stanek.
Theresa Steininger
Festspiele Stockerau
„Der Besuch der alten Dame“ u. a.
26. Juni bis 10. August 2013, 20 Uhr
2000 Stockerau, Rathausplatz 1
T: 02266 67689, www.festspiele-stockerau.at
www.theaterfest-noe.at
Kindertipps
8. 6. 2013, 19.30 Uhr
Abenteuernacht – Lange Nacht der Geschichten.
Eine ganze Nacht im Theater
Dschungel Wien, 1070 Wien, Museumsplatz 1
T: 01 522072020, www.dschungelwien.at
9. 6. 2013, ab 11 Uhr
Familientag Grafenegg 2013: Konzerte, Workshops, Spiele und Spaß
Schlosspark, 3485 Grafenegg 10
T: 02742 908070, www.grafenegg.com
www.k2centrope.com k2 02 | 13
13. 6. 2013, 19.30 Uhr (Premiere)
Alles ganz anders: JUNGWILD 2012 (ab 12 J.)
Dschungel Wien, 1070 Wien, Museumsplatz 1
T: 01 522072020, www.dschungelwien.at
Bis 28. 6. 2013
ZOOM Atelier: Möbelstadt (Workshops für Kinder von 3 bis 12 Jahren)
ZOOM Kindermuseum, 1070 Wien, Museumsplatz 1
T: 01 5247908, www.kindermuseum.at
Bis 28. 6. 2013
Es war einmal … das Mittelalter! Eine Mitmach-
ausstellung für Kinder von 6 bis 12 Jahren
ZOOM Kindermuseum, 1070 Wien, Museumsplatz 1
T: 01 5247908, www.kindermuseum.at
6. 7. 2013, 15 Uhr
Tonkünstler-Orchester NÖ: Familienworkshop „Wien, nur Du allein“
Schloss Grafenegg, 3485 Grafenegg 10
T: 01 96096, www.ticketbox.at
8.–19. 7. 2013 (Anmeldung ab 5. 6. 2013)
KinderuniWien 2013
Div. Veranstaltungsorte
T: 0800 664540, www.kinderuni.at
21. 9. 2013, 16 Uhr
Bibi Blocksberg – das Musical
VAZ St. Pölten, 3100 St. Pölten, Kelsengasse 9
T: 01 96096, www.ticketbox.at
23
Ro Raftl
© Peter M. Mayr
Kunst & kulinarik
Wien
Niederösterreich
Tipps zur grenzenlosen Freizeitgestaltung
Böse ist besser
„Die Damen“ Ona B., Evelyne Egerer, Birgit Jürgenssen und
Ingeborg Strobl taten sich 1987 zu lockerem Bündnis zusammen, vier Künstlerinnen, die fortan das Publikum mit gewitzten
Aktionen verwöhnten, den männlich dominierten Kunstmarkt
im Zeichen eines „federleichten spöttischen Feminismus“ (© Brigitte Huck) provozierten. Bei ihrem ersten Event am Wiener
Westbahnhof parodierten sie mit der Postkarte „Die vier neuen
Mitglieder des ersten Wiener Männergesangvereins“ ein Foto aus
den Sechzigerjahren mit der elitären „Mannschaft“ von Attersee
bis Walter Pichler. Mit der Briefmarke „Die Damen“ in der Wiener Secession zelebrierten sie 1989 die Geburtsstunde der eigenen Marke hinterfotzig als „postmodernen“ Event. Als Ingeborg
Strobl ausschied, erschien Lawrence Weiner als vierte „Dame“,
kreierte den Spruch „When Evils Stalks the Land“ Vorsicht! Vielleicht kommen die Damen.“ Der sich später zu „Böse ist besser“
vereinfachte – in Kombination mit einem Herz. Fotografie war
das Medium der Performances, zehn Jahre lang. Strobl tauchte
zwischendurch wieder auf, Birgit Jürgenssen starb 2003.
Wenn die Landesglaerie für zeitgenössische Kunst am
21. Juni „Die Damen“ in St. Pölten eröfnet, wird Damen Bier
ausgeschenkt, mit Etiketten der bekannten Hausfrauen-Persiflage – auf der jede tut, was sie am meisten hasst: Ona B. bügelt,
Egerer saugt Staub, Strobl wäscht Geschirr, Jürgenssen schrubbt
den Boden: „Dazu gibt’s zwei Bierdeckel mit nie gezeigten Sujets
aus unserem riesigen Archiv“, sagt Ona B. „Wir haben die eigene Vergangenheit aufgearbeitet.“
© Wolfgang Woessner
Die Damen in Venedig
© TEAMniel.com
Letztens habe ich hier kurz die Erlebniskarte erwähnt. Heute
werden wir das vermeintlich vorteilstiftende Kreditkartenformat unter die Lupe nehmen: Über 50 Freizeit- und Erlebnishighlights der Region Centrope, quasi von regionalen
Tourismus-Trüffelschweinderln aus der Angebotsvielfalt der
Länder Tschechien, Sowakei, Ungarn und (Ost-)Österreich
herausgeschnüffelt. Hernach von den Betreibern der Plattform mycentrope.com akribisch aufgelistet und auf www.
mycentropecard.com zum Bestpreis feilgeboten.
Schauen wir einmal, ob die vollmundigen Verheißungen
der rührigen Betreiber von mycentrope.com einer peinlichen
Überprüfung standhalten werden. Beginnen wir doch gleich
mit dem Angebot, welches den gleichermaßen bekannten
wie beliebten Twin City Liner zum Inhalt hat: Der Schnellkatamaran verbindet die Citys der EU-Hauptstädte Bratislava
und Wien seit dem Jahr 2006 auf dem Wasserweg. An der
Genussqualität dieser Einrichtung ist inzwischen nicht mehr
zu zweifeln. Aber was kann die Erlebniskarte draufsetzen?
Im Sommer eine Woche Kinder gratis mitnehmen ist nicht
übel. Der zweite Benefit gefällt noch besser: Upgrade in die
Captain’s lounge, die Exklusivkabine des Donauboliden. Da
erspart man sich schon eine Menge Geld oder bekommt für
den Preis der Normalkarte ein Eckhaus mehr an Luxus geboten – da kommt Freude auf!
Wir wenden uns dem nächsten Angebot zu: Riverride –
in Ungarns Hauptstadt mit ein und denselbem Gefährt zunächst auf den Prachtstraßen Budapests die wichtigsten Sehenswürdigkeiten passieren und danach auf der Donau alles
aus einem anderen Blickwinkel genießen. Die Fahrt mit dem
Amphibienbus ist zu Recht sehr nachgefragt, verspricht sie
doch Kulturgenuss und Nervenkitzel ums selbe Geld. Mit der
Erlebniskarte gibt’s den Kick zum originell konstruierten,
aber deutlich günstigeren Preis: der zweite Vollpreiszahler
zahlt die Hälfte oder der dritte fährt umsonst.
Vollends überzeugt hat mich schließlich das Erlebniskartenangebot zum Feuerwerk-Festival Ignis Brunensis, das alljährlich von Ende Mai bis Mitte Juni in Brünn musikuntermalte
Feuerwerkskunst auf höchstem internationalem Niveau bietet.
Mit der Erlebniskarte gibt es den krachenden Spaß um bis zu
35 Prozent günstiger – auf der VIP-Tribüne oder im Rahmen
einer Country-Party.
Gefallen hat mir am Gesamtangebot der Erlebniskarte
auch, dass eine stimmige Mischung aus anspruchsvollem Kulturprogramm und purem Sinnesgenuss gefunden wurde. Auf
dem einen Ende der Angebotspalette steht dafür beispielsweise der um 40 Prozent ermäßigte Eintritt in das Brünner
Jugendstil-Architektur-Juwel Villa Tugendhat. Am anderen
Ende spritzt einem quasi das Adrenalin entgegen, wenn man
auf der Eibl-Jet-Rodelbahn im niederösterreichischen Türnitz
den Berg hinunterknallt. Mit der Erlebniskarte wiederholt
man das nervenaufreibende Vergnügen kostenlos – sofern
man noch auf beiden Beinen stehen kann.
Fazit: De facto über 60 handverlesene Centrope-Attraktionen, die ein Jahr lang, zumeist beliebig oft und überwiegend
mit der ganzen Familie, zum Preis von höchstens 15 Euro Jahresgebühr genossen werden können. Ich schau mir das an!
Weitere Geschichten sowie zahlreiche Freizeit-, Shopping- und Reisetipps für und über die Region Centrope finden
Sie unter www.mycentrope.com im Internet.
© Dimo Dimov
Dieses Format
verspricht
Genuss
Das Märchenschloss steht neben dem Wolkenturm, das 19.
Jahrhundert neben dem 21., Natur neben Kultur, Bild neben
Text. Kein Wunsch bleibt offen in dem Prachtband „Klang trifft
Kulisse“ aus dem Residenz Verlag, der auf 200 Seiten Frühlingsidylle, Sommertraum, Herbstfülle, Winterwunder in Grafenegg
sinnlich spürbar macht, klingen, schmecken, riechen lässt. Löwenlob für die Fotografien von Manfred Klimek, für Konzeption
und grafische Gestaltung des Büros Meisinger, die behutsamen
Texte von Rudolf Nowak, Brigitte Huck, Alexander Moore und
Wolfgang Gemünd. Präsentiert wurde „Klang trifft Kulisse“ am
22. April im Palais Niederösterreich: Die Tonkünstler machten
Musik, die neuen Festivalweine, „Der Ott“, ein Grüve vom Weingut Ott, oder der „Gaisberg“, eine Riesling-Reserve vom Weingut
Hirsch, wurden genussvoll zu Futter von Toni Mörwald probiert
– und Michael Schade, designierter Intendant der Barocktage
Melk, ließ sich von
Rudolf Buchbinder,
seit 2007 glückvoller
Chef des Musikfestivals Grafenegg, zwei
Bücher (für seine Eltern und seine Frau)
signieren. Weil sie
Lust machen, live
Rudolf Buchbinder mit Michael Schade bei der
auf Wunderklänge
Präsentation des neuen Grafenegg-Buchs
in der Märchenkulisse zu treffen: Am 20. Juni wieder bei der Sommernachtsgala
im Wolkenturm, mit den Tonkünstlern und Maestro Andrés
Orozco-Estrada, Sopranistin Karita Mattila, Bassbariton Luca
Pisaroni, Schlagwerker Martin Grubinger. Wer am 21. kommt,
sieht sich vielleicht bei der ORF-Übertragung neben den Stars
im Bild.
Zündfunke
Landeshauptmann Erwin Pröll mit Hermann Nitsch,
im Hintergrund Hermann Dikowitsch
Wo Nitsch draufsteht, steckt Nitsch drin: Mit ekstatisch zermanschten duftenden Früchten, Geschütte von Farbe und Blut,
feierlichen Fußwaschungen, Tönen vom Futurelab der Ars Electronica bis zur Stadtkapelle Mistelbach und naturreinem Weißwein. Der war allerdings schnell ausgetrunken bei der 138. Aktion des Meisters zur Eröffnung der Retrospektive „Sinne und
Sein“ am 6. April. In Mistelbach, das als Synonym für Provinz
bei Kabarettisten ausgedient hat: International der Zulauf, seit
das nitsch museum dort steht. In der ersten Reihe Landesherr
Erwin Pröll, dem „provokativen Spannungsfeld“ in Nitschs Werk
so geneigt („Es gibt viele, die es verkennen“), um klar die Chance
zu sehen, es breiten Schichten zuzuführen. Der neue Leiter Michael Karrer hat das Museum seit vergangenem Jahr nicht nur
runderneuert, errichtet’s auch strategisch auf eine „Gesamtpositionierung des Künstlers“ aus. „Sinne und Sein“ beschreibt vor
Nitschs 75. Geburtstag am 29. August sein Leben, seinen Part
als ein „Zündfunke“ des Aktionismus. Der Gesamtkunstwerker
will sich zwar müde fühlen: „Meine Kraft versiegt“ (was ein wenig dem fiesen Einbruch in sein Schloss Prinzendorf zuzuschreiben sein könnte), würde es aber „zutiefst verachten, in Pension
zu gehen“. Tritt im Juni bei der Biennale in Venedig an – wenn
auch für Kuba, das ihm für seine bejubelte Aktion vergangenen Herbst einen Ehrendoktor verlieh. Kurz danach mit einem
3-Tage-Spiel bei den Leipziger Festspielen. Und tüftelt an einer
neuen Version seines 6-Tage-Spiels, 2014 in Prinzendorf.
International vernetzt
Gerard Mortier, momentan Leiter des Teatro Real Madrid, hatte
sich am 11. April zur Programm-Pressekonferenz nach St. Pölten bemüht. Um dort mit Festspielhaus-Intendantin Brigitte
Fürle die nobelste „Morgengabe“
auszupacken, die sie mitbringt in
ihre erste Saison: „C(h)oeurs“, ein
Gesamtspektakel von Starchoreograf Alain Platel mit den Chören
aus Verdi- und Wagner-Opern, zehn
Tänzern, dem 70 Stimmen starken
Chor des Teatro Real und den NÖTonkünstlern, am 12. Oktober auf
der Festspielhaus-Bühne. Ein „Coup“
der dunkelblonden Wienerin, Jahr- Festspielhaus-Intendantin
gang 1960, die nach sechs erfolgrei- Brigitte Fürle
chen Jahren als künstlerische Leiterin von „spielzeiteuropa“ bei
den Berliner Festspielen für die nächsten fünf Jahre heimkehrt.
Und unter dem Motto „Herz und Haltung“ 48 Eigenveranstaltungen plant, um das Festspielhaus St. Pölten „international
zu positionieren“. Ein Schwerpunkt sei das moderne Tanztheater, es gebe zwei Choreografen als „Artists in Residence“. Folglich beschrieb der Neuseeländer Lemi Ponifasio mit dem coolen
grauen Lockenschwanz den Werdegang seines neuen Werks
„Crimson House“, während Maria Grätzel, Geschäftsführerin
der NÖ-Tonkünstler, die „engere Bindung des Orchesters an das
Festspielhaus“ mit 19 Konzerten ankündigte. Ja, die Tonkünstler
eröffnen auch am 28. September die Saison in St. Pölten: Mit
einem Auftragswerk von Kurt Schwertsik und mit Starpianist
Rudolf Buchbinder. „Partner“ seien ihr wichtig, sagte die neuen
Chefin zur Verkündigung eines Progamms für mehr als 1001
Nacht. Geschäftsführer Thomas Gludowatz argumentierte sein
Budget. Ein paar „Twins“, Verwandte der Enzi-Möbel, sind jedenfalls drin. Sie sollen in den Foyers stehen, und auch am Weg vom
Bahnhof zum Festspielhaus. Ruhegenuss.
© Festspielhaus St. Pölten
Pastorale mit Veltliner
Der
CentropeTrotter