region stuttgart aktuell - Verband Region Stuttgart

Transcrição

region stuttgart aktuell - Verband Region Stuttgart
REGION STUTTGART AKTUELL
INFOMAGAZIN DES VERBANDS REGION STUTTGAR T
1 | 2010
BOOGIE-WOOGIE FÜR DIE S-BAHN – Freudentag im Raum Kirchheim / Teck
REGIONALE AKZENTE IN ZEITEN KNAPPER KASSEN – ein Meinungsbild zum Haushalt 2010
Willkommen S-Bahn, Jens 5 Jahre
DIE ROLLE DER KIRCHE IN DER KRISE – „Kirche und Wirtschaft im Gespräch“
www.region-stuttgart.org
HÄTTEN SIE’S GEWUSST ?
… insgesamt 1,054 Millionen sozialversicherungspflichtig beschäftigte
Arbeitnehmer gibt es in der Region Stuttgart, darunter:
180.000
Arbeitsplätze im Automotive-Cluster *
Die Arbeitsplätze insgesamt verteilen sich wie folgt:
7.000
Stellen im Primären Sektor
(1 %, Land- und Forstwirtschaft)
411.000
Stellen im Sekundären Sektor (39 %, Bergbau, Verarbeitendes
Gewerbe, Energie- und Wasserversorgung, Baugewerbe)
636.000
Stellen im Tertiären Sektor (60 %, Handel, Reparatur, Dienstleistungen aller Art, Kredit- und Versicherungsgewerbe, öffentliche
Verwaltungen, Organisationen)
* Der Begriff Automotive-Cluster umreißt alle automobilbezogenen Produktions- und Dienstleistungstätigkeiten.
Quelle: Strukturbericht Region Stuttgart 2009
Jens freut sich über die S-Bahn. Sie hält nun auch in Kirchheim /
ein großer Fortschritt: für die Patienten und unseren Wirtschafts-
Ötlingen, wo der Fünfjährige in den Kindergarten geht. Er hat die
standort. Mehr dazu im Interview auf S. 23. Die Automobilindustrie
S-Bahn auf dem Titel gemalt, mit Sinn fürs Detail: Stromabnehmer,
beschäftigt sich heute mit der Antriebstechnik von morgen. Damit
ein freundlicher Triebwagenführer und die Kopfstützen in Rot. Als
einher gehen tief greifende Umbrüche für die Automobilregion,
die erste S-Bahn zwischen Plochingen und Kirchheim / Teck fuhr,
wie der Strukturbericht zeigt (S. 25). Im Jahr 2023, wenn Jens den
waren alle begeistert. Klein und Groß standen an den Bahnsteigen,
Führerschein macht, könnte er mit seinem Auto wie selbstver-
um sich zu überzeugen: Die S-Bahn ist da! (S. 14).
ständlich Strom tanken. Oder er fährt weiterhin mit der S-Bahn.
Begeistert geht auch Dr. Klaus Eichenberg ans Werk. Der Geschäftsführer der BioRegio Stern Management GmbH weiß, wenn es
gelingt, die regenerative Medizin marktfähig zu machen, wäre das
EDITORIAL + INHALT
Begeisternde Technik
Liebe Leserinnen und Leser!
Dorothee Lang, Redaktion „Region Stuttgart aktuell“
3
03
EDITORIAL
06
06
08
AKTUELLES
09
10
Ehrenamtliche Akrobatik – Förderpreis Region Stuttgart zum 13. Mal verliehen
Regionale Akzente in Zeiten knapper Kassen – Ein Meinungsbild zum Haushalt 2010
14
VERKEHR
14
Boogie-Woogie für die S-Bahn – die S-Bahn ist da! Freudentag im Raum Kirchheim / Teck
16
WIRTSCHAFT
16
18
20
Die Rolle der Kirche in der Krise – „Kirche und Wirtschaft im Gespräch“
„Regenerationsmedizin ist machbar“ – Interview mit Dr. Klaus Eichenberg
Kommt Benzin bald aus der Steckdose? – Strukturbericht sieht Automobilregion Stuttgart vor großen Umbrüchen
22
22
KOMMUNE IM PROFIL
24
„Wenn nicht jetzt, wann dann?“ – Interview mit Oberbürgermeister Dr. Bernd Vöhringer
25
REGIONALPLANUNG
25
Wege, Wehre und Wildrosen – Geld für Landschaftspark-Projekte 2010 vergeben
Einen Jux will er sich machen – Harald Schmidt erhält den Hans-Peter-Stihl-Preis
Mit Profil und Selbstbewusstsein – Forum Region Stuttgart stellt sechs „neue Köpfe“ vor
Vereint durch die Krise? – Kommune im Profil (34): Sindelfingen
RUBRIKEN
04
27
27
Kurz notiert
Veröffentlichung
Impressum
1 2010 REGION STUTTGART AKTUELL
Bei einer Tagung des Initiativkreises der
Deutschen Metropolregionen (IKM) Ende
Foto: www.sxc.hu
NEUES AUS BRÜSSEL
nalpolitik kaum vorbeigehen. Dies wurde
gegenüber den anwesenden EU-Generaldirektoren auf einer öffentlichen Diskussionsveranstaltung zur Strukturförderung nach
Januar in der Landesvertretung Baden-Würt-
2013 deutlich betont.
KURZ NOTIERT
temberg ging es um die laufende europäische Debatte über die Ausrichtung einer
Die Region Stuttgart war gut vertreten:
modernen EU-Regionalpolitik. In ihr sollen
Der Vize-Präsident des Europaparlaments
Großstadt-Umlandverbände und Metropol-
und Regionalrat Rainer Wieland sprach bei
regionen wie die Region Stuttgart eine
der Tagung über die positiven Folgen für
wachsende Bedeutung einnehmen. Sie orga-
Kommunen im neuen EU-Lissabon-Vertrag.
nisieren den Stadt-Land-Zusammenhalt, sei
Eingebracht haben sich auch die Regional-
es über Nahverkehrsverbindungen, über
direktorin Jeannette Wopperer sowie die
Regionalplanung, über Landschaftsparks oder
Leiterin des Europabüros, Sylvia Schreiber,
die über „Szenarien der zukünftigen EU-
auch über Innovations- und Kompetenzzentren als Verbindung zwischen Forschung,
durch diesen Regionalzusammenhalt be-
Kohäsionspolitik“ sprach. Ein Referat über
Wirtschaft und öffentlicher Hand. Die
wirkt.
den Verkehrskorridor „Magistrale für Europa“
„territoriale Kohäsion“, wie sie im neuen
An solch wertvollem „metropolregionalem“
Region Stuttgart, Ines Jerchen.
als neues EU-Ziel gefordert wird, würde
Handeln kann auch eine künftige EU-Regio-
SYLVIA SCHREIBER
PARLAMENTARIER
DISKUTIEREN EU-THEMEN
Grüne), Peter Simon (SPD), Michael Theurer
päischen Strukturförderung jedoch nicht
(FDP) und der Vize-Präsident des Europäischen
in einer reinen Kohäsionspolitik für struk-
Parlaments und Regionalrat Rainer Wieland
turschwache Regionen und Länder liegen.
Die Umsetzung und Mitgestaltung europä-
(CDU) sprachen unter der Moderation von
Vielmehr müsste eine Vielseitigkeit von
ischer Themen wird und muss für Kommunen
Regionalpräsident Thomas S. Bopp über die
Programmen für alle Kommunen und
und Regionen eine immer größere Rolle
Ratifizierung des Lissabon-Vertrages, die
Regionen zur Verfügung stehen. Als zen-
spielen. Darin waren sich alle Teilnehmer
Strukturförderung nach 2013 und die Klima-
trale Herausforderungen für die Zukunft in
der Diskussionsrunde für Kommunen und
schutzziele der EU. Darüber hinaus war
Europa wurden dabei die Themen Energie
Landkreise mit Europaparlamentariern zu
die Nominierung des Ministerpräsidenten
und Nachhaltigkeit, Wirtschaft und Inno-
aktuellen EU-Themen einig. Die Ratifizierung
Oettinger zum neuen EU-Kommissar für den
vation und der demografische Wandel
des Lissabon-Vertrags und die steigende
Bereich Energie ein zentrales Thema.
angesehen. Zu dem Gespräch im letzten
November hatten das Europazentrum, die
Europakompetenz in vielen Kommunen
sei diesbezüglich der richtige Weg. Die
Im Interesse aller Beteiligten in Baden-
Wirtschaftsförderung und der Verband
EU-Abgeordneten Heide Rühle (Bündnis 90 /
Württemberg dürfe die Zukunft der euro-
Region Stuttgart eingeladen.
STUTTGART 21 IN BAU
H. Oettinger, Stuttgarts OB Dr. Wolfgang
Ramsauer und Günther Oettinger hervor.
Schuster,
DB/Kraufmann
4
hielt die Europakoordinatorin des Verbandes
Lissabon-Vertrag der EU – noch sehr abstrakt –
IJ
Jeannette
Stuttgart 21 und die Neubastrecke Wend-
Wopperer und der Sprecher von Stuttgart
lingen – Ulm seien „von internationaler
21, Wolfgang Drexler, Anfang Februar den
Dimension“, so der Bundesverkehrsminister.
Startschuss für die Bauarbeiten.
Von einem „grünen Projekt“, das Stuttgart
Regionaldirektorin
neue Chancen städtebaulicher Entwicklung
In der Kleinen Schalterhalle des Stuttgarter
ermöglicht, sprach OB Dr. Wolfgang Schuster.
Bahnhofs sprachen die Redner von „einem Tag
Regionaldirektorin Jeannette Wopperer hob
der Freude“. Nun seien die Signale für „eines
die drei Aspekte der Nachhaltigkeit hervor.
Es war ein kleiner Schritt auf dem Weg zur
der wichtigsten Infrastrukturprojekte des
Stuttgart 21 sei aus ökologischen, wirtschaft-
Baustelle, aber ein großer Schritt für das Pro-
21. Jahrhunderts endgültig auf Grün“, sagte
lichen und sozialen Gründen beispielhaft.
jekt. Mit dem symbolischen Anheben des
Dr. Grube. Die Anbindung an das europä-
Die im Dezember 2009 bekannt gegebenen
Prellbocks 49 an Gleis 4 gaben Bahn-Chef
ische Schienennetz und die sich daraus erge-
Gesamtinvestitionen liegen bei knapp 6,1
Dr. Rüdiger Grube, Bundesverkehrsminister
benden Vorteile für den Wirtschaftsstandort
Milliarden Euro, davon zwei Milliarden für die
Dr. Peter Ramsauer, Ministerpräsident Günther
Baden-Württemberg hoben auch Dr. Peter
Neubaustrecke Wendlingen-Ulm.
REGION STUTTGART AKTUELL 1 2010
LA
Regionaldirektorin
Jeannette
Wopperer
HENKE FÜHRT KURATORIUM
bezeichnete die Partnerschaft als „sehr
fruchtbar und gewinnbringend“. „Insbeson-
Der Verband Region Stuttgart und die
dere globale Herausforderungen wie der
Northern Virginia Regional Commission
Klimawandel und die Wirtschaftskrise ver-
(NVRC) haben ihre Partnerschaft für fünf
deutlichen, wie wichtig der Dialog und die
weitere Jahre besiegelt. In einer gemeinsam
Kooperation sind“.
Foto: FRS
STARKE BANDE
ÜBER DEN GROSSEN TEICH
Die Partnerschaft der beiden Regionen besteht
Erfahrungen und Erkenntnissen sowie auf
offiziell seit Januar 1999. „Bei unserer trans-
die Zusammenarbeit in den Bereichen Klima-
atlantischen Partnerschaft handelte es sich
Neuer Kuratoriums-Vorsitzender des Forums
schutz, Regional- und Landschaftsplanung,
um die erste Kooperation dieser Art auf regi-
Region Stuttgart ist ein alter Bekannter:
Wirtschaftsförderung und Verkehr.
onaler Ebene. Das ist das Besondere“, sagte
Hans Jochen Henke, erster Vorsitzender des
der Regionaldirektor von Northern Virginia,
Verbands Region Stuttgart. Nach seiner ein-
Mark Gibb. Sie ist in den letzten Jahren durch
stimmigen Wahl kündigte Henke an, sich
gegenseitige Besuche gewachsen und gab
für eine noch engere Zusammenarbeit auf
im November 2007 die Initialzündung für
regionaler Ebene einzusetzen. In diesem
einen transatlantischen Klimadialog zwischen
neuen Amt löst er Matthias Kleinert ab, der
Metropolregionen aus Europa und den USA,
zehn Jahre an der Spitze des Kuratoriums
der bundesweit als vorbildlich gewürdigt
stand und sich im Vorstand des Forums Region
wurde.
Stuttgart weiterhin engagieren wird.
LA
LA/FRS
PUNKTLANDUNG
UND TRAUMSTART
Nahezu eine Punktlandung hat die Projekt-
Foto: Luftbild Grohe
Gewachsene Partnerschaft
Region auf den Austausch von Informationen,
Foto: Eppler
sich die deutsche und die US-amerikanische
IN AMT UND WÜRDEN
Seit der letzten Ausgabe fanden wieder
Ober- und Bürgermeisterwahlen in Städten
und Gemeinden der Region Stuttgart statt:
gesellschaft Neue Messe hingelegt. Die
Kosten von 813 Millionen Euro für die Neue
Messe entsprechen fast dem im Dezember
Neu gewählt:
2001 festgelegten Betrag von 806 Millionen
Altbach: Wolfgang Benignus
Euro. Der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Horst
Altenried: Bernd Müller
Bad Überkingen: Matthias Heim
Mehrländer erläuterte Ende letzten Jahres
zufrieden, dass die um „nur“ 0,9 Prozent-
dem neuen Filderbahnhof wird diese
Bempflingen: Bernd Welser
punkte höheren Baukosten deutlich unter
Standortgunst weiter zunehmen“.
Großbottwar: Ralf Zimmermann
Kostenrisiken durch laufende Prozesse und
Überzeugt ist auch der Geschäftsführer der
Wiedergewählt:
aus Gewährleistungsansprüchen, führte er
Landesmesse Stuttgart, Ulrich Kromer. Im
Holzgerlingen: Wilfried Dölker
aus. Diese seien aber in einer „überschau-
ersten kompletten Betriebsjahr 2008 habe
Nufringen: Ulrike Binninger
baren Größenordnung“, sagte Stuttgarts
die Betreibergesellschaft einen „Traumstart“
Leinfelden-Echterdingen: Roland Klenk
Erster Bürgermeister Michael Föll. Die
hingelegt und ihren Umsatz um 87 Prozent
Mehrkosten von 7,3 Millionen Euro seien nicht
auf 118 Millionen Euro gesteigert. Trotz der
aus öffentlichen Haushalten zu bestreiten,
Krise rechne er für 2010 mit einem Umsatz
Storer wiedergewählt. Wir bitten, den
sondern über Mieteinnahmen der Messe.
„von klar mehr als 100 Millionen Euro“.
Schreibfehler in der letzten Ausgabe zu
Föll bezeichnete den Bau und den Betrieb
2012 könnte nach Auffassung von Kromer
entschuldigen.
der Neuen Messe als „Erfolgsgeschichte“.
„das stärkste Jahr in der Messegeschichte
Regionaldirektorin
Wopperer
Stuttgarts werden“. Der Messestandort
betonte: „Der Standort hat Aussteller,
Stuttgart habe sich den ihm angestammten
Herzlichen Glückwunsch!
Besucher und die Stadt Leinfelden-Echter-
Platz in Deutschland erkämpft.
Stand: 11. Januar 2010
dingen überzeugt. Mit Stuttgart 21 und
LA
der Teuerungsrate lägen. Es gebe noch
Jeannette
In Asperg wurde – wie berichtet – Ulrich
1 2010 REGION STUTTGART AKTUELL
KURZ NOTIERT
unterzeichneten Erklärung verständigten
5
Foto: Forum Region Stuttgart / Kuhnle
AKTUELLES
6
Ausgezeichneter Fernsehmann und Schauspieler: Harald Schmidt (Mitte) mit Thomas S. Bopp, Edmund Hug,
Hans Peter Stihl und Ulrich Goll (v. l.).
EINEN JUX WILL ER SICH MACHEN
Harald Schmidt erhält den Hans-Peter-Stihl-Preis
TEXT: DOROTHEE LANG
„Ich bin ein 100-prozentiges Kind der
nung im Showbusiness, die er noch nicht
Nürtingen und Stuttgart „heimatliche Be-
Region Stuttgart.“ Obwohl seit 25
bekam. Doch die Verleihung des Hans-
zugspunkte“ von Harald Schmidt waren
Jahren in Köln, blieb Harald Schmidt
Peter-Stihl-Preises durch Forum und Ver-
und geblieben sind. Auf dem Hölderlin-
seiner schwäbischen Heimat ver-
band Region Stuttgart war etwas Beson-
Gymnasium habe Schmidt „offenbar der
bunden. Er verankerte Nürtingen als
deres: Der Fernseh-Late-Night-Talker kam zu
Genius Loci geküsst“. Das „Högy“ sei ja
Stadt seiner Jugend im kollektiven
ungewohnter Stunde, einer sonntäglichen
bekanntlich aus der angesehenen Latein-
Gedächtnis Fernsehdeutschlands. In
Matinée, in „sein“ Stuttgarter Staatstheater.
schule hervorgegangen, die bereits Friedrich
Stuttgart hat der 52-jährige TV-Enter-
Die Laudatoren würdigten die facettenreiche
Hölderlin besucht hatte. Nicht zu vergessen,
tainer, seit 2008 Ensemble-Mitglied
Persönlichkeit, die so recht in keine Schub-
auch Peter Härtling habe im „Högy“ die
des Staatstheaters, zum Schauspiel
lade passt. Die 700 Gäste erlebten einen
Schulbank gedrückt. Damit hat man die „drei
zurückgefunden. Und: Harald Schmidt
feinsinnigen, reflektierten, charmanten und
Hs“, mit denen sich Nürtingen stolz schmückt,
beherrscht astreines Schwäbisch. Er
schlagfertigen Preisträger. Von „dirty Harry“
beisammen.
ist der ideale Botschafter der Region
keine Spur. Nicht zuletzt freuten sich auch
Stuttgart und deshalb seit Ende letzten
Schmidts Stuttgarter Schauspielkollegen, die
Auf dem richtigen Weg
Jahres elfter Träger des Hans-Peter-
die Verleihung mit kurzen Szenen belebten:
„Vom Ziel, Pfarrer zu werden, ist Harald
Stihl-Preises.
Schmidt abgekommen, aber nicht vom rich„Neben dir ist man ein Zwerg.
tigen Weg“, machte Professor Dr. Ulrich Goll
Harald Schmidt hat Routine im Entgegen-
Dein Sehnen hat ein Ende.
als stellvertretender Ministerpräsident des
nehmen von Preisen. Bambi, Grimme-Preis,
Dein Wunsch wird wahr.
Landes deutlich. Denn „schlichte Unterhal-
Telestar, Goldener Löwe, Goldene Kamera,
Ein Preis von Stihl erhält heut’ unser Star.“
tung am Samstagabend ist ihm zu wenig
Deutscher Fernsehpreis, Hans-Bausch-Preis,
gewesen“. Harald Schmidt besuchte nach
Online-Star und der Preis der beleidigten
Hans Peter Stihl, Namensgeber und Preis-
dem Abitur von 1978 bis 1981 die Hoch-
Zuschauer … Es gibt wohl keine Auszeich-
träger des Jahres 2001, hob hervor, dass
schule für Musik und Darstellende Kunst
REGION STUTTGART AKTUELL 1 2010
AKTUELLES
Foto: Forum Region Stuttgart / Kuhnle
Viel Prominenz im Publikum mit reichlich Grund zum Schmunzeln und Klatschen.
7
in Stuttgart. „Ein bescheidener, zurück-
und zum „Sarkasmus“ gelinge es Schmidt,
Warum befindet sich unter den Lobrednern
haltender, fleißiger und sehr intelligenter
„verschmitzte Lächeln auf die Gesichter des
niemand aus Nürtingen? Harald Schmidts
Schüler“, erinnert sich sein Schauspiellehrer,
Publikums zu zaubern“.
Erklärung ist einleuchtend. „Viele, die ich
Professor Dr. Felix Müller. Nach Engagements
aus Nürtingen kenne, sind nicht mehr da. Sie
bei den Städtischen Bühnen Augsburg und
Und warum hat Harald Schmidt den Hans-
sind bis nach Metzingen und Reutlingen gezo-
im Kommödchen in Düsseldorf landete
Peter-Stihl-Preis verdient? Weil er ein Image-
gen, haben etwas riskiert, um die Welt ken-
er beim Fernsehen. Als Moderator von
träger für die Region Stuttgart ist, meint
nenzulernen“, frotzelt er. Andere sind weg,
„Verstehen Sie Spaß?“ hatte der frühere
Thomas S. Bopp. Bettina Klett, die Leiterin
doch Schmidt ist (wieder) da. Darüber freut
Unterhaltungschef des SDR, Dr. Dieter
der MedienRegion, sagt: „Weil er im posi-
sich der Intendant des Schauspiels Stuttgart,
Schickling, keine richtige Freude an seiner
tiven Sinne eine Karikatur dessen ist, was
Hasko Weber. Er schätzt den Teamplayer
TV-Entdeckung. In der Laudatorenrunde
Schwaben hervorbringt.“ Weil er ein „seiner
Harald Schmidt und wie dieser es schafft,
fiel das Unwort „Quotenkiller“. Doch der
Heimatregion verbundener Künstler ist“, wie
den Erfolg als Fernsehmann und die Schau-
Fernsehkarriere schadete sein „größter
Hans Peter Stihl betont. „Weil er ein High-
spielerei unter einen Hut zu bekommen.
Fehler“ (Harald Schmidt) keineswegs. Der
light für die weitere Arbeit in unserer Region
Wie es ihm gelinge, mit den Hoffnungen und
Wechsel zu Sat 1 brachte den Durchbruch
Stuttgart ist“, bekennt der Kuratoriums-
Erwartungen der Zuschauer im Fernsehen
als David Letterman des deutschen Fern-
Vorsitzende des Forums Region Stuttgart,
und im Theater umzugehen, sei Weber „ein
sehens.
Matthias Kleinert. Ein bisschen Eigennutz ist
Rätsel“.
also auch dabei. Daraus macht Hans Peter
Mit Johann Nestroys Stück „Einen Jux will
Stihl keinen Hehl: „Denn wir möchten
Harald Schmidt fühlt sich im Stuttgarter
er sich machen“ beschreibt Felix Müller das
natürlich auch von Ihrem Ansehen, Ihrer
Schauspielhaus wohl. Bereits als Schüler
Leitmotiv der Karriere seines Schauspiel-
Ausstrahlung und Ihrem Bekanntheitsgrad
besuchte er dort Vorstellungen. Später
schülers. „Ideenreichtum, Spontaneität und
profitieren.“ Deshalb sei das Forum Region
schaute er Claus Peymann über die Schul-
ätzenden Humor“, sieht Ulrich Goll als
Stuttgart auch dankbar, dass Harald Schmidt
ter. „Für mich ist es eine einzige Begeis-
Kennzeichen des Preisträgers. Regional-
den Preis angenommen habe. Und so die
terung, hier spielen zu können“, sagt Harald
präsident Thomas S. Bopp, ein bekennender
Verbundenheit mit der Region Stuttgart
Schmidt am Ende der Preisverleihung.
„Fernsehmuffel“, bemerkt: „Sie bringen
dokumentiere, sagt Forums-Vorsitzender
Ganz Schwabe beherzigt er das Credo
vernachlässigte Details ans Licht, stellen in
Edmund Hug.
hiesiger Mittelständler, sich aufs Kern-
einem Feuerwerk von Ideen ungewöhn-
geschäft zu konzentrieren. „Late night“
liche Zusammenhänge her und bringen
Teamplayer im Theater
und „Theater“ nennt er seine beruflichen
ganz neue Deutungen ins Spiel. Darin und
Wenn Harald Schmidt so sehr in der Region
Standbeine – heute und in Zukunft.
auch im Provozieren sind Sie ein Meister
verwurzelt ist, liegt die Frage von Stefan Siller,
Ihres Fachs.“ Mit der „Fähigkeit zur Ironie“
der die Talkrunde moderierte, auf der Hand.
www.forum-region-stuttgart.de
1 2010 REGION STUTTGART AKTUELL
AKTUELLES
8
Vernetzung von Themen und Personen ermöglicht das Forum Region Stuttgart.
MIT PROFIL UND SELBSTBEWUSSTSEIN
Forum Region Stuttgart stellt sechs „neue Köpfe“ vor
TEXT: DOROTHEE LANG
Ihre Schreibtische standen in Kiel,
Marketing GmbH, das A und O. Er habe „ein
die Region Stuttgart ist nach Auffassung
Worms oder El Paso. Seit Kurzem
strategisches Tourismuskonzept“ angestoßen,
von Bernhard Löffler, dem DGB-Regions-
arbeiten sie auf verantwortungsvollen
das mehr Wertschöpfung für den Tourismus
vorsitzenden Nordwürttemberg, dass „der
Posten in der Region Stuttgart. Das
bringen soll. Michael Weißenborn, einst
Standort für den Fahrzeugbau erhalten
Forum Region Stuttgart stellte sechs
Korrespondent für die Stuttgarter Zeitung
bleibt“.
„neue Köpfe“ vor, die in und für die
in den USA, sieht als Chef des Deutsch-
Region einiges bewegen wollen.
Amerikanischen Zentrums das Potenzial
Da kommt Stuttgart 21 als Konjunkturpro-
zur Selbstdarstellung „längst nicht ausge-
gramm doch gerade recht. Weit gefehlt.
Die Frage von Edmund Hug, dem Vorsitzen-
schöpft“. Er empfiehlt: „großräumigeres
Löffler sagt: zu teuer, zu wenig Nutzen für
den des Forums Region Stuttgart und
Denken“.
den Regionalverkehr, zu wenig nachhaltige
Moderator, lag auf der Hand. Wie die
Arbeitsplätze. Mit Ausnahme von Berlin kennt
Region Stuttgart wahrgenommen wird,
Der Sport als Marketinginstrument scheint
Marc-Oliver Hendriks dagegen keine andere
wollte er wissen. Mitleidiges Lächeln ern-
der Region Stuttgart nicht so wichtig zu
Stadt, die durch das Projekt „so ein großes
tete der Geschäftsführende Intendant an
sein, befindet Thomas Grimminger, der
Glück hat, ihr städtebauliches Erscheinungs-
den Württembergischen Staatstheatern,
Leiter des Olympiastützpunktes Stuttgart.
bild so zu bestimmen“. Alle anderen pflichte-
Marc-Oliver Hendriks, für seine Entschei-
Regionaldirektorin Jeannette Wopperer ver-
ten ihm bei. Jeannette Wopperer findet, dass
dung, von München nach Stuttgart zu ziehen,
weist auf die Förderung der SportRegion. Sie
die mit Stuttgart 21 verbundenen Chancen
und zwar von Stuttgartern! Für ihn ein kla-
sieht eine positivere Außen- wie Innenansicht
ergriffen werden müssen. Das Projekt sei
rer Beleg: „Was hier absolut fehlt, ist ein
der Region Stuttgart. Der Verband Region
„verkehrstechnisch absolut richtig und wich-
Selbstbewusstsein.“
Stuttgart sei mit seiner Regionalversammlung
tig“, sagt Michael Weißenborn. Und Thomas
in Deutschland als „positives Pilotprojekt“
Grimminger fügt hinzu: „Die Stadt braucht
Ein markantes Profil ist für Armin Dellnitz,
wahrgenommen worden. Doch: „Die ande-
Entwicklungspotenzial und -chancen sowie
den Chef der Stuttgart und Regio Tourismus
ren haben aufgeholt.“ Das Wichtigste für
neue Arbeitsplätze.“
REGION STUTTGART AKTUELL 1 2010
AKTUELLES
Foto: Forum Region Stuttgart / Kuhnle
Ehrenamtliches Engagement macht Spaß und dient dem Gemeinwohl.
9
EHRENAMTLICHE AKROBATIK
Förderpreis Region Stuttgart zum 13. Mal verliehen
TEXT: DOROTHEE LANG
Wer weiß, dass es in Stuttgart ein Skate-
stießen die Schülerinnen und Schüler des
ein. Umso glaubwürdiger klingt seine
boardmuseum gibt? Wer kennt den
Fördervereins Bläserklasse Ensingen / Horr-
Erkenntnis: „Ehrenamtliche und Hauptamt-
Kinder- und Jugendzirkus Arcobaleno
heim stolz in ihre Klarinetten, Trompeten
liche können sich hervorragend ergänzen.“
aus Göppingen? Wer hat mitbekom-
und Hörner. Mit menschlichen Pyramiden und
Er erinnerte an den Ausspruch von Thomas
men, dass der Dorfladen-Verein in
anderen akrobatischen Einlagen begeisterte
Paine „Die Welt ist mein Land, und Gutes tun
Schnait einen Nachbarschaftsladen
der Kinder- und Jugendzirkus Arcobaleno.
meine Religion“. Ausdrücklich bezog er dies
führt? Das ehrenamtliche Engagement
auf die Preisträger und alle, die sich für ihre
gedeiht oft im Verborgenen. Doch mit
Zwei Beispiele, die belegen, was der Vor-
dem Förderpreis rückt das Forum Region
sitzende des Forums Region Stuttgart aus-
Mitmenschen einsetzen.
Stuttgart diesen freiwilligen Einsatz
führte: Ehrenamtliches Engagement macht
Gutes zu tun, indem man sich für andere
fürs Gemeinwohl ins Rampenlicht.
Spaß, noch dazu, wenn es gewürdigt wird.
einsetzt, sei für die 87 Einreichungen zum
Dies sei angesichts der langjährigen Förderer
Förderpreis 2009 charakteristisch gewesen,
„Ehrenamtliches Engagement bringt unver-
möglich, dankte Edmund Hug den Sponsoren.
sagte Jury-Vorsitzender Peter Hofelich. Das
zichtbare Leistungen, ohne die unser Leben
Sie bringen insgesamt 25.000 Euro auf. In
Eintreten für andere bedeute „eine solida-
nicht so lebenswert wäre“, würdigte Franz
den 13 Jahren seit Bestehen des Förderprei-
rische Stärkung der Zivilgesellschaft“. Die
Scholz, Chef der Kreissparkasse Esslingen-
ses seien alles in allem 115 Preisträger mit
engagierten Menschen müssten in ihrem
Nürtingen und Hausherr des Abends die 15
über 300.000 Euro ausgezeichnet worden.
Tun ermutigt werden, führte Hofelich aus.
Preisträger. In den Kategorien Bürgerschaft-
Das derzeit wohl „anspruchsvollste Ehren-
Gleichzeitig verwies er auf die regionale
liches Engagement, Denkmalschutz / Heimat-
amt“ reklamierte Wolfgang Drexler augen-
Verankerung des Förderpreises. Die Region
pflege, Kultur, Natur / Umwelt und Sport
zwinkernd für sich. Der Esslinger Land-
Stuttgart stehe vor großen Aufgaben. Er
wurden je drei Initiativen und Vereine aus-
tagsabgeordnete und Vize-Präsident des
wünschte sich dafür „einen neuen Schwung“
gezeichnet. Und die Freude war groß. Nicht
Landtags muss es wissen. Schließlich tritt er
aller Bürger.
nur, aber besonders bei den Preisträgern. So
zusätzlich als „Botschafter“ für Stuttgart 21
www.forum-region-stuttgart.de
1 2010 REGION STUTTGART AKTUELL
Christoph Ozasek
Linke
Ulrich Deuschle
Republikaner
Harald Raß
SPD
Heinz Kälberer
Freie Wähler
Heike Schiller
Grüne
Andreas Knapp
FDP
AKTUELLES
Dr. Joachim
Pfeiffer MdB
CDU
10
REGIONALE AKZENTE
IN ZEITEN KNAPPER KASSEN
Ein Meinungsbild der Fraktionen und Gruppen zum Haushalt 2010
Dr. Joachim Pfeiffer MdB
CDU
dige vom Wünschenswerten zu unter-
Stärkung der Marke „Region Stuttgart“ wird
scheiden: So werden im Verkehrsbereich
angestrebt.
ein ganzheitliches Sicherheitskonzept für
KONTINUITÄT UND
BERECHENBARKEIT
den ÖPNV, ein einheitlicher 15-Minuten-
Der Verband Region Stuttgart muss insbeson-
Takt auf allen S-Bahn-Linien, die verstärkte
dere finanzpolitisch ein verlässlicher Partner
Die Auswirkungen der Wirtschafts- und
Nutzung von Piktogrammen und verbes-
der Kommunen sein, deswegen setzen wir
Finanzkrise auf die öffentlichen Haushalte
serte Dienstleistungen für Reisende mit
auf Kontinuität und Berechenbarkeit. Auf
sind gravierend. Alle Städte und Gemeinden
schwerem Gepäck am Hauptbahnhof
kurzfristige Effekthaschereien in dieser erns-
unserer Region haben mit rapide sinken-
Stuttgart genauso untersucht wie unsere
ten Lage werden wir uns auch in Zukunft
den Steuereinnahmen zu kämpfen, viele
Forderung, die Arbeiten an der Erstellung
nicht einlassen.
Unternehmen melden Kurzarbeit an oder
des Regionalverkehrsplanes möglichst mit
bauen Arbeitsplätze ab. Vor diesem Hinter-
denen des Bundesverkehrswegeplanes in
Wo manch andere Fraktion in den Bera-
grund ist umso wichtiger, dass es gelungen
Einklang zu bringen. Ein regionales Energie-
tungen erst „Haushalts-Voodoo“ betrieben
ist, einen soliden Haushalt mit Augenmaß
konzept mit den drei Säulen Eindämmung
hat, um dann ins Ungefähre zu flüchten,
zu verabschieden, der unsere Verlässlichkeit
des Energieverbrauches, bessere Energie-
wurden wir konkret: Es stehen zum Beispiel
den Kommunen gegenüber betont und
effizienz und zunehmende regenerative
weiterhin 1,5 Mio. Euro für den Landschafts-
konkrete Handlungsschwerpunkte für 2010
Energieerzeugung wird ebenso erarbeitet
parkwettbewerb zur Verfügung, nicht abge-
definiert.
wie die Fortschreibung der verschiedenen
rufene Preisgelder wollen wir aber dem Haus-
Strategien der Wirtschaftsförderung. Ein
halt rückführen. In der Vergangenheit konnten
Der Fokus der von uns eingebrachten Haus-
konzentriertes und konsequentes Vor-
wir Rücklagen bilden, diese ermöglichen
haltsanträge lag deshalb auf der Erstellung
gehen aller relevanten Akteure sowohl
es uns heute, trotz Preissteigerungen und
von Konzepten, deren Ergebnisse man disku-
zur Erreichung eines Exzellenzstatus für
Mehraufwendungen die Verbandsumlage
tieren und bewerten wird, um das Notwen-
unseren Hochschulstandort als auch zur
niedriger als im Vorjahr zu gestalten – ganz
REGION STUTTGART AKTUELL 1 2010
CDU, SPD, Freie Wähler und FDP haben den 295-Mil-
Für Landschaftspark-Projekte stehen wie in den
lionen-Euro-Etat Ende letzten Jahres beschlossen.
Vorjahren 1,5 Millionen Euro zur Verfügung.
Die Regionalräte von Bündnis 90 / Grüne, Linken und
Die Verkehrsumlage steigt auf 75 Millionen Euro,
Republikanern stimmten dagegen. Da der Bau von
bleibt aber 3,2 Millionen Euro unter der mittel-
Stuttgart 21 begonnen hat, ist im Haushalt die erste
fristig veranschlagten Planung. Die Verbandsum-
regionale Rate von 12,5 Millionen Euro berück-
lage sinkt um 100.000 Euro auf rund 14,6 Millionen
sichtigt.
Euro. Die Wirtschaftsförderung Region Stuttgart
GmbH erhält 100.000 Euro mehr, insgesamt 5,6 Mil-
Geld für Sicherheit in der S-Bahn ist noch nicht vor-
lionen Euro.
gesehen, könnte aber notwendig werden, wenn
LA
im Frühjahr ein Maßnahmenkatalog vorgelegt wird.
AKTUELLES
ECKPUNKTE DES HAUSHALTS
11
im Sinne der Städte und Gemeinden unserer
wollen als konkrete Maßnahme die Aufwer-
Neben den Ausbauvorhaben sind die
Region.
tung des Arbeitskreises „Arbeitsmarkt“.
beschlossenen Angebotserweiterungen bei
Gerade in wirtschaftlichen Krisenzeiten ist
der S-Bahn nur ein weiterer Schritt, wenn der
dies für uns eine unabdingbare Aufgabe
ÖPNV die Lebenswirklichkeit der Menschen
regionaler Wirtschaftsförderung.
in der Region abbilden soll.
In der regionalen Verkehrspolitik liegt für
Im Bereich der Planung muss der neue
uns der Vorrang im ÖPNV und beim Straßen-
Regionalplan, der ja in der entscheiden-
GESTALTUNGSMÖGLICHKEITEN
NUTZEN UND AUSBAUEN
bau wollen wir den Schwerpunkt auf die
den Phase wesentlich von der SPD geprägt
Bündelung und intelligente Verkehrslen-
wurde, jetzt zusammen mit allen Beteiligten
Die SPD-Fraktion hat sich für 2010 mit ausga-
kung legen. Straßenbaumaßnahmen, die
umgesetzt werden. Die Beratungen des
bewirksamen Anträgen sehr zurückgehalten.
keine Chance auf Realisierung haben, müssen
Regionalplans haben gezeigt, dass es beim
Dies ist der angespannten Haushaltssituation
gestrichen werden.
Thema „Interkommunale Zusammenarbeit“
von Kreisen, Städten und Gemeinden geschul-
Hinzu kommt ein finanziell sehr drängen-
noch Nachholbedarf gibt.
det. Trotz der Haushaltslage wollen wir, dass
des Problem: Durch die Vorfinanzierung der
unsere Gestaltungsmöglichkeiten genutzt und
S-Bahn-Ausbauvorhaben besteht eine erheb-
wo möglich ausgebaut werden. Nichtstun
liche finanzielle Unsicherheit und Belastung
verschlechtert unsere Lage. Und das können
für die Region. Deswegen sind nachdrück-
wir uns im Interesse der Region und der hier
liche Gespräche mit dem Land unabdingbar.
lebenden Menschen nicht leisten.
Allerdings: Wäre die Region nicht bereit
Harald Raß
SPD
Heinz Kälberer
Freie Wähler
Die Wirtschaftsförderung gehört zu unseren
finanzieren, wäre es innerhalb kurzer Zeit
STABILER FAKTOR IM
WIRTSCHAFTSGESCHEHEN
Kernaufgaben. Deshalb wollen wir in der
zu nicht absehbaren Konsequenzen für die
Die Haushalte der Städte und Gemeinden,
Wirtschaftsförderung neue Akzente setzen.
Entwicklung der Region gekommen.
der Landkreise und des Verbands Region
gewesen, diese Ausbauvorhaben vorzu-
Dazu brauchen wir eine Verstärkung der
Stuttgart sind untrennbar miteinander ver-
Zusammenarbeit mit den kommunalen
Für die Akzeptanz des ÖPNV ist die Frage
bunden, quasi ein kommunales Konjunktur-
Wirtschaftsförderern, ein größeres Gewicht
der Sicherheit von enormer Bedeutung.
paket. Weil die kommunale Ebene den Ver-
des Themas Metropolregion in der Wirt-
Wir haben deshalb beantragt, dass die
band finanziert, wäre es zu kurz gesprungen,
schaftsförderung und eine bessere Koordi-
Sicherheitsbestreifungen, die im neuen
dessen Haushalt isoliert zu betrachten. Wäh-
nierung der Europa-Aktivitäten mit denen des
Verkehrsvertrag bereits grundsätzlich in
rend in den Kommunalhaushalten wegen der
Landes. Notwendig ist auch die Entwicklung
deutlich höherer Intensität gesichert sind,
Wirtschafts- und Finanzkrise riesige Löcher
einer Perspektive für den Standort. Und wir
vorgezogen werden.
klaffen, ist der Verbandshaushalt solide
1 2010 REGION STUTTGART AKTUELL
Einnahmen 2010 ( Angaben in Millionen ¶ )
Regionalisierungsmittel: 56,4
(+1,6)
Sonstiges
(u. a. Fahrgeldeinnahmen): 91,1
(+2,2)
Verbandsumlage: 14,6
(-0,1)
AKTUELLES
Kredite: 22,8
(-2,4)
Verkehrsumlage: 75,0
(+10,9)
Landeszuschüsse: 30,1
(+0,0)
Rücklagen-Entnahme: 3,6
(+3,0)
12
finanziert und kann es sich sogar leisten,
mit der Erarbeitung des Regionalverkehrs-
Klimawandel holt uns nicht nur ein, er hat
Rücklagen in einer Größenordnung von rund
plans und der Mitfinanzierung weiterer
uns und die kommenden Generationen
27 Millionen Euro zu unterhalten. An dieser
Maßnahmen für den Landschaftspark. Die
bereits im Griff. Ihn mit allen Mitteln zu
Stelle setzt auch die Kritik der Fraktion Freie
Wirtschaftsförderung ist unabhängig von
stoppen, ist Aufgabe der Politik. Wirklich
Wähler an. Es ist finanzwirtschaftlich mehr
der jeweiligen Konjunkturlage eine Langzeit-
vorangekommen sind wir damit noch lange
als zweifelhaft, dass der Verband Region
aufgabe mit höchster Priorität. Insgesamt
nicht. Weder im Bereich der Regionalplanung
Stuttgart Rücklagen über viele Jahre zurück-
steuert der Verband dazu 8,5 Millionen Euro
noch dem der Wirtschaftsförderung. Und
hält, während die Kommunen teure Kredite
bei. Es ist der WRS zweifelsfrei gelungen, die
auch in dem uns zugestandenen Bereich der
aufnehmen müssen. Nachdem die Fraktion
Region Stuttgart national und internatio-
Verkehrsentwicklung verharrt die Mehrheit
mit ihrem Antrag, die Rücklagen jetzt zur
nal besser zu positionieren. Für künftige
noch viel zu sehr in einer Politik des Größer,
Überbrückung der größten Finanznot ein-
Haushaltsjahre haben wir Freie Wähler be-
Weiter, Schneller, Mehr.
zusetzen, gescheitert ist, wird dieses Ziel für
antragt, die Fraktionen der Regionalver-
den Etat 2011 weiterhin verfolgt.
sammlung nicht erst ab der Einbringung des
Der ökologische und ökonomische Epochen-
Etatentwurfs zu beteiligen. Um frühzeitig
wandel wird diese Region wahrscheinlich
Die Bedeutung des Regionshaushalts für das
und nachhaltig steuern zu können, sollte
heftiger treffen als andere. Die Herausfor-
Wirtschaftsgeschehen ist sehr hoch einzu-
schon bei Vorliegen des Vorjahresergebnisses
derung, dem zu begegnen, findet in diesem
schätzen. Unser Ballungsraum braucht einen
und der wichtigsten Entwurfszahlen eine
Haushalt nicht nur unzulänglich statt. Nein,
gut ausgebauten öffentlichen Personen-
Befassung im Wirtschafts- und Verwaltungs-
sie wird im Letzten gar nicht wirklich in Angriff
nahverkehr. S-Bahn und Verkehrsverbund
ausschuss erfolgen.
genommen. Stattdessen müssten wir es zwin-
beanspruchen nicht nur die größten Aus-
gend machen, einen nachhaltig attraktiven
gabeposten, sichern nicht nur die Mobilität,
Verkehrsverbund in einer Hand zu bündeln.
sondern stellen auch unmittelbar wirksame
Wirtschaftsförderung dar. Nur schade, dass
Stuttgart 21 wegen der unglücklichen Infor-
Zwingend auch, die wirtschaftlich nach wie
Heike Schiller
Grüne
mationspolitik über die Kosten nicht aus
vor weitgehend vom Autobau abhängige
Region auf andere Gleise zu setzen. Wir
wissen es alle. Die Grünen haben mehr als
einmal neue Wege angemahnt. Drum freuen
wird erst in Jahren erkennen, welch grund-
OHNE VISION UND
ROTEN FADEN
legende Weichenstellung für die Entwicklung
Die Regionalversammlung hat im Dezember
Themen Gesundheit und Fotovoltaik auf
der Region und des Landes dieses Projekt
2009 einen Haushalt ohne Vision, ohne
Wohlwollen gestoßen sind. Aber das sind
darstellen wird.
roten Faden verabschiedet. Wir freuen uns
natürlich nur erste Tropfen auf heiße Steine.
natürlich, dass es sich herumgesprochen
Bemerkenswert war an der Debatte um diesen
hat: Es ist kein grünes Horrorszenario. Der
Haushalt lediglich die Auseinandersetzung
den negativen Schlagzeilen kommt. Man
Weitere Impulse setzt der Verbandshaushalt
REGION STUTTGART AKTUELL 1 2010
wir uns auch, dass unsere Anträge zu den
Im ÖPNV kann die Region viel tun. Die FDP-
freiwilligen Aufgaben im eigenen Wirkungs-
in ihrer Janusköpfigkeit nicht nur unklug,
Regionalfraktion begrüßt es, wenn versucht
kreis ab und der Regionalversammlung fehlt
sondern auch feige. Die Botschaft: Lasst uns
wird, das Angebot an steigende Anfor-
jegliche Zuständigkeit zur Intervention. Der
die gebeutelten Kommunen schonen, aber
derungen der Bürger und der Besucher der
Haushalt 2010 schreibt lediglich die Politik
Stuttgart 21 machen wir selbstverständlich.
Region anzupassen. Das Prinzip „Lebens-
der letzten Jahre fort. Traurige Neuheit: der
Prima Idee und populistisch dazu. Wir wissen
qualität nicht auf Kosten der nächsten
Einstieg in Stuttgart 21. Die Erhöhung der
doch längst: Das Projekt ist in seiner derzei-
Generationen“ gilt aber auch für Investitionen
Verkehrsumlage wiederum entzieht dabei
tigen Form ein Fass ohne Boden. Das ist kein
in den öffentlichen Nahverkehr. Doch wir
den Kreisen wichtige Mittel zur Bewältigung
visionäres Infrastrukturprojekt, das ist ein
stellen fest, dass die Region heute in diesem
der Krisenlasten. Die Linke lehnt, trotz posi-
finanzielles Fiasko. Die Regionalversammlung
Bereich mit 60 Millionen Euro verschuldet ist.
tiver Entwicklungen im SPNV, den Haushalt
kuckt derweil mit ihrer Mehrheit in die Luft
Da schimpfen wir auf maßlose Politiker der
geschlossen ab.
und pfeift sich eins. Das ist unerträglich. Das
letzten Generation, die in den 70er- und 80er-
ist verantwortungslos.
Jahren all ihre großen Projekte über neue
Schulden finanziert und uns eine immense
Ulrich Deuschle
Republikaner
Wir wollen den Ausstieg aus dem umlage-
Zins- und Tilgungslast hinterlassen haben.
finanzierten Vertrag zum Bau von Stuttgart
Und dann zeigt ein Blick in den Haushalt
21 und wir fordern, unter Führung des
der Region: Unsere Generation verhält sich
Verbandes Region Stuttgart, ein Mobili-
kaum besser, sondern finanziert Investitionen
tätskonzept für das „Herz Europas“ zu ent-
über Schulden, verlagert die Lasten in die
ZU WENIG AKTIVE
WIRTSCHAFTSFÖRDERUNG
wickeln, das zukunftsfähig, modern, ökolo-
Zukunft.
Die Region Stuttgart steckt in der schwers-
gisch und ökonomisch vertretbar ist. Dafür ist
ten Wirtschaftskrise seit Kriegsende. Die
es immer noch nicht zu spät. Ist der Gipfel zu
In einem umlagefinanzierten System mögen
Bankenkrise hat auch die Realwirtschaft
weit, liegt wahre Stärke in der Umkehr ...
die umlagepflichtigen Kommunen in eige-
voll erfasst. Zahlreiche Betriebe klagen
ner Verantwortung Schulden aufnehmen,
über die Zurückhaltung von Banken bei der
wenn sie es für richtig und notwendig halten.
Kreditgewährung. Daimler verlagert seine
Was in der Region praktiziert wird, ist aber
C-Klasse weg aus der Region mit nega-
eine Zwangsverschuldung der umlagepflich-
tiven Folgen für die Zulieferindustrie. Die
tigen Kommunen. Den Schulden, die der
Kurzarbeiterregelung verhindert bisher noch
Verband macht, sind sie hilflos ausgeliefert.
Massenentlassungen. Es gibt aber Anzeichen,
NICHT AUF KOSTEN DER
NÄCHSTEN GENERATION
Wir wollen dieser Art von Politik ein Ende
dass dies nicht mehr lange hält.
Wir haben in der Region 179 Städte und
einen Tilgungsplan sehen, der eine schritt-
Ist der Verband Region Stuttgart mit seiner
Gemeinden, die sich mit hoher Leistungs-
weise Entschuldung der Region bis zum Jahr
Wirtschaftsfördergesellschaft WRS in dieser
fähigkeit und mit einer Qualität, um die uns
2019 vorsieht.
Lage richtig aufgestellt? Vom 294-Millionen-
Andreas Knapp
FDP
setzen und wollen mit dem Haushalt 2011
andere Gegenden in Europa beneiden, um
Etat entfallen 276 Millionen in den Verkehrs-
die Lebensqualität ihrer Bürger bemühen und
bereich und nur 5,6 Millionen in die Wirtschaftsförderung. Dies sind viel zu wenig
alle anfallenden örtlichen Aufgaben wahrnehmen. Wir haben eine Stadt Stuttgart und
fünf Landkreise, die ihre Aufgaben sehr gut
Christoph Ozasek
Linke
erfüllen. Die FDP wird deshalb auch in Zukunft
Mittel um aktive Wirtschaftspolitik betreiben
zu können. Der Haushalt 2010 kann also keine
regionalen Akzente zur Überwindung der
für starke Gemeinden und Landkreise ein-
HAUSHALT IN DER KRISE
Krise setzen. Es besteht vielmehr die Gefahr,
treten und regionale Zuständigkeiten nur
Die verfehlte Politik der Finanzmarkt-
dass die Region Stuttgart, im Verhältnis zu
dort unterstützen, wo eine Aufgabe in den
Deregulierung hat die verheerendste Wirt-
anderen Regionen, wie Rhein-Neckar oder
Kommunen eindeutig nicht zu lösen ist.
schaftskrise der letzten 80 Jahre hervorge-
Bodensee-Oberschwaben, zurückfällt.
Das gilt beispielsweise für die Regional-
bracht, die nun einen realwirtschaftlichen
planung. Die Region hat nicht den Auftrag,
Scherbenhaufen hinterlässt. Bis zu 25 Pro-
Entscheidungen der Gemeinderäte und
zent der industriellen Kernarbeitsplätze in
Stadtverwaltungen zu korrigieren oder sich
der Region sind akut gefährdet. Horrende
als staatlich verordnete allgemeine Quali-
Kreditzinsen und fehlender Absatz stran-
tätssicherung lokaler Planungsprozesse her-
gulieren den einst prosperierenden Wirt-
vorzutun. Ihre Aufgabe ist es, überört-
schaftsstandort. Damit einher geht die
liche und landesplanerische Aspekte dort in
Krise der Kommunen durch ausbleibende
den Planungsprozess einzuspielen, wo die
Steuereinnahmen und Finanz-Zuweisungen.
planenden Gemeinden diese von sich aus
Die Landesregierung reagiert mit Schock-
nicht berücksichtigen würden.
starre, die Gemeinden schmelzen radikal die
1 2010 REGION STUTTGART AKTUELL
AKTUELLES
um die Anträge der Freien Wähler. Sie sind
13
Foto: KD BUSCH
VERKEHR
14
Ankunft der S-Bahn in Kirchheim / Teck.
BOOGIE-WOOGIE FÜR DIE S-BAHN
Die S-Bahn ist da! Freudentag im Raum Kirchheim / Teck
TEXT: DOROTHEE LANG
„Wir hoffen, dass viele Leute S-Bahn
Umso verständlicher die Begeisterung
Kirchheim in die Stuttgarter Innenstadt, sag-
fahrn und immer ihren Fahrschein
auch bei Kirchheims Oberbürgermeisterin
te Werner W. Klingberg. „Das ist unschlag-
zahln“, yeah, yeah, yeah. Die Kinder
Angelika Matt-Heidecker. Das Schild, das
bar.“ Und umweltfreundlich, ergänzte
begrüßten die erste S-Bahn in Ötlingen
ihr der DB-Konzernbevollmächtigte für
Bernd Klingel vom Innenministerium Baden-
singend. Was sie im „S-Bahn-Boogie“
Baden-Württemberg Werner W. Klingberg
Württemberg. S-Bahn-Fahren sei zuverlässig
zum Besten gaben, traf umgehend ein.
als Erinnerung an die Eröffnungsfahrt am
und sicher. „Als Gütesiegel ersten Ranges“,
Die Pendelfahrten zwischen Kirchheim /
12. Dezember 2009 überreichte, mochte
bezeichnete Esslingens Landrat Heinz Eininger
Teck und Plochingen waren der
sie nicht mehr hergeben.
die S-Bahn. Schließlich sei sie ein wichtiger
Renner. Tickets brauchte man für die
Standortfaktor. Dies wissen auch die Städte
Schnupperfahrten zur Eröffnung der
Den Durchbruch für die Verlängerung der
13 Kilometer langen S-Bahn-Strecke
S 1 nach Kirchheim / Teck habe der Verband
an der S-Bahn-Strecke liegen. So ist jede
ausnahmsweise nicht.
Region Stuttgart mit dem Landkreis Esslingen
S-Bahn in Kirchheim / Teck aufgrund des
und Gemeinden zu schätzen, die nicht direkt
und 15 Städten und Gemeinden geschafft,
abgestimmten Fahrplans aus dem Lenninger
Dicht gedrängt standen die Menschen an
erinnerte
Tal alle 30 Minuten zu erreichen – entweder
Regionaldirektorin
Jeannette
mit der kleinen Teckbahn oder dem Bus.
den Bahnsteigen der neuen S-Bahn-Stationen
Wopperer bei der Talkrunde im Festzelt. In der
Wernau, Wendlingen, Kirchheim-Ötlingen
Finanzierungsvereinbarung aus dem Jahr
und Kirchheim / Teck. Als die geschmückte
2005 hatte die Region das Kostenrisiko des
Einige Restarbeiten entlang der Strecke müs-
erste S-Bahn einrollte, war ihnen bewusst: Die
32,5 Millionen Euro teuren Projekts übernom-
sen 2010 noch erledigt werden. Doch das
S-Bahn ist da! Die Idee, zwischen Plochingen
men. „Regionale Solidarität und kommunale
sollte die Feierlaune nicht trüben. Im Festzelt
und Kirchheim / Teck eine S-Bahn zu bauen,
Beteiligung haben sich hervorragend ergänzt“,
vor dem Kirchheimer Bahnhof gab’s Freibier,
ist mindestens so alt wie die Eltern der klei-
sagte Wopperer. Den Schulterschluss lobte
Blasmusik und Informationen. Die kleinen
nen Ötlinger Sänger. Mehr als 30 Jahre lang
auch Angelika Matt-Heidecker an diesem
Sänger aus Ötlinger Kindergärten stimmten
warteten die rund 130.000 Einwohner aus
Freudentag. Alle 30 Minuten, ohne Umstieg,
ihren „S-Bahn-Boogie“ nochmals auf der
dem Raum Kirchheim / Teck auf die S-Bahn.
fahre die S 1 nun in nur 45 Minuten von
Bühne an – yeah, yeah, yeah.
REGION STUTTGART AKTUELL 1 2010
VERKEHR
Fotoseite: KD BUSCH
Ein Ständchen für die S-Bahn.
Informationen zur Eröffnungsfahrt.
Ein Zuglaufschild zur Erinnerung: Bernd Klingel, Heinz Eininger, Werner W. Klingberg,
Angelika Matt-Heidecker, Jeannette Wopperer und Hans-Albrecht Krause (v. l.).
1 2010 REGION STUTTGART AKTUELL
15
Foto: gettyimages
WIRTSCHAFT
16
Die Aufträge im Maschinenbau und in der Automobilindustrie sind weggebrochen.
DIE ROLLE DER KIRCHE IN DER KRISE
„Kirche und Wirtschaft im Gespräch“ – Auswirkungen
der Finanz- und Wirtschaftskrise auf die Region Stuttgart
TEXT: ESTHER KUHN-LUZ
Welche Auswirkungen hat die Finanz-
regionalen Standortbündnisses. Es biete
Wie versucht wird, gegenzusteuern, stellte
und Wirtschaftskrise auf die export-
gegenseitige Unterstützung, auch im Bereich
Eva Strobel, die Leiterin der Regionaldirektion
orientierte und erfolgverwöhnte
der Qualifizierung und Ausbildung. Sehr kri-
Baden-Württemberg der Bundesagentur für
Region Stuttgart? Und welche Erwar-
tisch beleuchtete er die gegenwärtige Kredit-
Arbeit, dar. Sie zeigte die Lage auf dem
tungen entstehen daraus an die
klemme. Wie soll es weitergehen, wenn die
Arbeitsmarkt und die vielfältigen Maßnah-
Kirche – an ihre seelsorgerliche und
Konjunktur wieder ansteigt, aber die kleinen
men auf. Viele Unternehmen versuchten so
diakonische Kompetenz? 60 kirchliche
und mittelständischen Unternehmen nicht
lang wie möglich, an ihren Arbeitskräften
Funktionsträger und Menschen, die
produzieren können, weil das Geld fehlt?
festzuhalten – denn das seien die Fachkräfte
sowohl in der Kirche als auch in Politik
für die Zeit nach der Krise. Strobels Eindruck:
und Wirtschaft engagiert sind, tausch-
Innovatives Denken
„Die Brücke Kurzarbeit trägt noch gut.“
ten sich Ende letzten Jahres dazu in
Unternehmen und Mitarbeiter sitzen in diesen
Rund 100. 000 Arbeitsplätze seien durch
der Schlosskirche aus. Eingeladen hat-
Krisenzeiten in einem Boot. Bettina Seibold
die Kurzarbeit gesichert. Der Anstieg der
ten der evangelische Kirchliche Dienst
vom IMU-Institut Stuttgart gab einen Ein-
Arbeitslosigkeit auf zwischenzeitlich 5,5
in der Arbeitswelt und das Dialogforum
blick in die momentan schwierige Arbeit der
Prozent wäre sonst bedeutend höher aus-
der Kirchen in der Region Stuttgart.
Betriebsräte. Bei Einbrüchen der Aufträge
gefallen.
im Maschinenbau um bis zu 50 Prozent sei
„Die Aufträge im Maschinenbau und in der
viel innovatives Denken und großes Engage-
Diskussion über Ethik notwendig
Automobilindustrie sind einfach weggebro-
ment gefragt, wie Arbeitsplätze gerettet
Alle drei Referenten bezogen sich in ihren
chen“, schilderte Dr. Walter Rogg, Geschäfts-
werden können. Gruselig sei es, in einigen
Ausführungen stark aufeinander. Es wurde
führer der Wirtschaftsförderung Region
Betrieben in fast menschenleeren Hallen
deutlich, dass nur ein gutes Netzwerk von
Stuttgart GmbH (WRS), die schockierende
zu stehen. Die Nachfrage nach Insolvenz-
verschiedenen „Playern“ konstruktiv Wege
Situation der Unternehmen. Ungemein hilf-
beratung steige in der momentanen Lage
aus der Krise finden kann. Zu diesen wich-
reich sei für viele die engagierte Arbeit des
sprunghaft.
tigen „Playern“ gehören durchaus auch
REGION STUTTGART AKTUELL 1 2010
Eva Strobel
WIRTSCHAFT
„Die Kirche begleitet Menschen ganzheitlich – das können wir oft nicht
leisten. Sie nehmen Menschen in der Not an und begegnen ihnen mit
Respekt und Hinwendung. Das benötigen wir alle. Sie machen Menschen
wieder stark und zeigen ihnen Lebenswege auf.“
17
die Kirchen in der Region – nicht nur mit
sich kraftvoll einzumischen in eine notwendi-
ganzheitlich – das können wir oft nicht
ihrer seelsorgerlichen und diakonischen
ge Diskussion, welche Werte in der global ver-
leisten. Sie nehmen Menschen in ihrer Not
Kompetenz.
flochtenen (Finanz-)Wirtschaft gelten sollen,
an und begegnen ihnen mit Respekt und
Dekan Hans-Peter Ehrlich betonte in seinem
damit eine sozial und ökologisch orientierte
Hinwendung. Das benötigen wir alle. Sie
Grußwort, dass die Krise viele Selbstver-
Marktwirtschaft möglich ist. Eine ethische
machen Menschen wieder stark und zeigen
ständlichkeiten unserer Arbeit und unseres
Diskussion um den Unterschied von Preis und
ihnen Lebenswege auf.“ Die Kirchen sind
Lebens infrage stelle – auch das „grenzen-
Wert / Werten ist dringend erforderlich, sagte
auch wichtige Partner in der Integration
lose Wachstumsmodell“. Existenzängste der
Dr. Rogg.
von Langzeitarbeitslosen in den ersten oder
Menschen müssten wahrgenommen und es
auch zweiten Arbeitsmarkt. Für dieses
müsste nach neuen Wegen gesucht wer-
Kirche als moralische Instanz
Engagement bedankte sich Eva Strobel bei
den. „Die Wirtschaft muss in erster Linie
Bettina Seibold forderte von den Kirchen,
der Diakonie und bei Caritas.
dem Leben dienen und nicht den Interessen
die schwierige Situation der Betriebe vor
des Shareholdervalue“, machte er unmiss-
Ort überhaupt wahrzunehmen. Kontakte
Die anschließende Diskussion machte
verständlich klar.
zu knüpfen und sich einzubringen, wenn
deutlich, wie wichtig gemeinsame offene
eine Firma in Insolvenznöte käme und
Gespräche zwischen Wirtschaft, Politik und
Auf Qualität achten
Arbeitsplätze abgebaut würden, nannte sie
Kirche sind – und dass die Region Stuttgart
Dr. Walter Rogg ging darauf ein und betonte
als Schwerpunkte. Es gehe darum, gemein-
dann zukunftsfähig ist und bleibt, wenn
die Notwendigkeit, sich wieder bewusster
sam nach guten menschlichen Lösungen zu
gemeinsam nach Lösungen und nach neuen
zu werden, was eigentlich soziale Marktwirt-
suchen. Auch müsse die Kirche als mora-
Wegen gesucht wird. Damit möglichst viele
schaft bedeute. Die vielen Familienunter-
lische Instanz mehr sagen zu den Themen
Menschen gute Arbeit in zukunftsorien-
nehmen in der Region waren und sind
Gier, Moral und Verantwortung. Die Angst
tierten Bereichen haben.
deshalb so erfolgreich, weil sie auf Quali-
vor Arbeitslosigkeit wachse – auch in der
tät ihrer Produkte achten, ihnen die Aus-
Mittelschicht. Seit Hartz IV nehme auch die
Esther Kuhn-Luz ist Wirtschafts- und
bildung wichtig ist und sie gemeinsam mit
Angst zu, nach längerer Arbeitslosigkeit in
Sozialpfarrerin beim Kirchlichen Dienst in
den Mitarbeitenden durch „schwäbischen
die Armut abzurutschen. Darauf zu reagieren,
der Arbeitswelt / Evangelische Akademie Bad
Fleiß“ vieles erwirtschaftet haben. Das dürfe
sei eine Frage der Seelsorge.
Boll und Geschäftsführerin des Dialogforums
man sich von einem Casinokapitalismus nicht
zerstören lassen.
der Kirchen in der Region Stuttgart.
Hinwendung und Respekt
Wo die Mitarbeitenden in der Agentur und
Die Wirtschaftskrise fordere uns heraus,
im Jobcenter an ihre Grenzen kommen,
Fragen an die bestehende Wirtschaftsord-
fängt die Aufgabe der Kirchen an, findet
nung zu stellen. Die Kirche habe die Aufgabe,
Eva Strobel. „Die Kirche begleitet Menschen
www.ev-akademie-boll.de
www.dialogforum.de
1 2010 REGION STUTTGART AKTUELL
Foto: BioRegio Stern
WIRTSCHAFT
„Es gibt sehr wohl Automobil-
18
zulieferer, die auch angesichts
der Krise großes Interesse an
dieser Zusammenarbeit haben.“
Dr. Klaus Eichenberg
Dr. Klaus Eichenberg möchte Automobilzulieferer und Regenerationsmedizin zusammenbringen.
„REGENERATIONSMEDIZIN IST MACHBAR“
Dr. Klaus Eichenberg sieht die Biotech-Branche gut aufgestellt
INTERVIEW: DOROTHEE LANG
Nachwachsende Haut oder Nerven aus
und Medizintechnik. Dies ist einzigartig und
Zusammenarbeit haben. Wir werden dabei
dem Reagenzglas. Die Regenerations-
unser Alleinstellungsmerkmal. Wir haben
auch intensiv mit dem Kompetenzzentrum
medizin bietet neue Chancen für
ungefähr 120 Unternehmen in der Medizin-
Mechatronik in Göppingen zusammenarbeiten.
die Therapie und für unseren Hightech-
technik mit 12.000 Arbeitsplätzen und mitt-
standort. Der Geschäftsführer der
lerweile schon 100 Unternehmen der Bio-
Gibt es auch Kontakte zur Wirtschafts-
BioRegio Stern Management GmbH,
technologie, die etwa 1.500 Mitarbeiter
förderung Region Stuttgart?
Dr. Klaus Eichenberg, erläutert, welchen
beschäftigen. Das sind Hightech-Arbeitsplätze
Dr. Eichenberg: Ja, natürlich, der Draht
Weg das Bundesprojekt ‚Regina’ ein-
mit sehr qualifizierten Mitarbeitern. Für
zur WRS ist sehr eng. Aus einer Anfrage
schlägt, um mit Wissen aus Unikliniken
unseren Standort besonders interessant ist
der Region Haute Champagne an die WRS
und Laboren irgendwann Menschen
die Kooperation mit den Ingenieurswissen-
hat sich zum Beispiel eine Kooperations-
zu heilen.
schaften. Unsere Vision geht beispielsweise
vereinbarung mit uns entwickelt.
dahin, die Automatisierungstechnik und die
Herr Dr. Eichenberg, wie ist die Biotech-
Biotechnologie zusammenzubringen.
Branche in der Region aufgestellt?
Wie kann man sich die Verbindung
von Medizintechnik und Biotechnologie
Dr. Eichenberg: Die BioRegio Stern, die
Wie kann das funktionieren?
vorstellen?
die Städte Stuttgart, Tübingen, Esslingen,
Dr. Eichenberg: Wir können auf unserer
Dr. Eichenberg: Die Firma Erbe in Tübingen,
Reutlingen sowie die Regionen Stuttgart
Kampagne „Medtech meets Biotech“ auf-
Weltmarktführer im Bereich Elektromedizin,
und Neckar-Alb umfasst, ist gut aufgestellt.
bauen. Dabei ging es um eine Annäherung
ist vor einigen Jahren durch uns zur Bio-
Ernst & Young listet uns unter den ersten fünf
zwischen Unternehmen der Medizintechnik
technologie gekommen. Heute arbeitet sie
von 30 bundesdeutschen Bio-Regionen. Die
und der Biotechnologie. In ähnlicher Weise
daran, ihre Wasserstrahlskalpelle gewisser-
BioRegio Stern hat ihren Schwerpunkt nicht
wollen wir jetzt die Automatisierungstechnik
maßen als Transportmittel zu nutzen, um
auf der Medikamentenentwicklung wie
mit der Biotechnologie verknüpfen. Es gibt
Zellen in Körpergewebe zu bringen. Dafür
andere vor uns platzierte Regionen, sondern
sehr wohl Automobilzulieferer, die auch ange-
hat die BioRegio Stern Forschungsgelder
auf der Verknüpfung von Biotechnologie
sichts der Krise großes Interesse an dieser
akquiriert.
REGION STUTTGART AKTUELL 1 2010
WIRTSCHAFT
Foto: BioRegio Stern
Unternehmensbesichtigung bei der Blessing Biotech GmbH in Stuttgart.
19
Aus dem Projekt ‚Regina’? Korrekt
um die Richtung des Wachstums zu lenken,
uns in einer Art Pilotversuch auf die vier
heißt es: „Regenerative Medizin in der
brauchen die Nerven Leitschienen. Jetzt
Gebiete Knochen / Knorpel, Wundversor-
Gesundheitsregion Neckar-Alb und
kommt die Medizintechnik ins Spiel. Das alles
gung / Haut, Kardiologie und Urologie. Zu
Stuttgart“.
ist reichlich kompliziert, aber möglich.
diesen Themenfeldern werden die Uniklinik
Dr. Eichenberg: Ja. Das vom Bundesminis-
Tübingen und ihre Lehrkrankenhäuser Fort-
terium für Bildung und Forschung mit 7,5
Angenommen, es gäbe die Nerven aus
bildungen für Ärzte anbieten. Sie sollen bei
Millionen Euro geförderte Projekt ‚Regina’ hat
dem Reagenzglas, könnte man damit
ihrer Diagnose erkennen, ob eine Therapie
einen großen Stellenwert für uns. Wir wollen
heilen?
mit Regenerationsmedizin angebracht ist.
die Regenerationsmedizin in die Gesund-
Dr. Eichenberg: Nach einer EU-Direktive
heitsversorgung bringen. Unsere 30 Partner
handelt es sich dabei um ein Pharmazeu-
Meine Vision ist, dass wir eines Tages den
wollen das Wissen aus den Unikliniken und
tikum, das etwa drei Jahre länger benötigt,
Zusatz „Spezialist für regenerative Medizin“
den Forschungslabors für die Bevölkerung
um zugelassen zu werden, als ein Medizin-
auf Ärzteschildern lesen. Wir möchten auch
nutzbar machen. Regenerationsmedizin ist
produkt. Und wenn die Nerven, um beim
Patienten sensibilisieren, damit sie ihren
machbar, wird aber von den gesetzlichen
Beispiel zu bleiben, zugelassen sind, heißt
Arzt aktiv ansprechen können. Wir werden
Krankenkassen nicht übernommen. Das heißt:
das noch lange nicht, dass die Krankenkassen
an der Uniklinik Tübingen eine Telefon-
Der große Markt für Firmen fehlt. Auch die
für die Therapie zahlen. Ökonomisch ist es
nummer für Ärzte und Patienten einrichten.
Zulassung ist eine Hürde.
völlig unsinnig, jahrelang zu forschen, um
Das könnte der erste Schritt für eine zentrale
am Ende schlimmstenfalls einen regulier-
Anlaufstelle für Regenerationsmedizin sein.
Inwiefern?
ten Markt zu haben, der die geförderten
Auch eine Homepage ist geplant. All das
Dr. Eichenberg: Die Regenerationsmedizin
Technologien ausschließt. Hier setzten wir
wollen wir mit ‚Regina’ bis Ende 2013
hat etwa 20 anwendbare Therapien entwi-
mit ‚Regina’ an. Wir holen von Beginn der
anstoßen.
ckelt. Dazu gehören die Züchtung von Knorpel
Entwicklung Gesundheitsökonomen an
und die Beschichtung von Stents mit körper-
den Tisch. Unser Ziel ist es, dem gemein-
Wann wird die Regenerationsmedizin
eigenen Zellen. In der Uniklinik Tübingen
samen Bundesausschuss Daten zu liefern,
Standardtherapie sein?
wird versucht, aus Blasenzellen Harnröhren
auf deren Grundlage die Krankenkassen
Dr. Eichenberg: Das ist schwer voraus-
zu modellieren und Blasen zu rekonstruieren.
die Therapie mit Produkten der Regenera-
zusagen. Die Einführung des Automobils hat
Die große Herausforderung ist, dass dafür
tionsmedizin finanzieren. Dann sind die
gut 40 Jahre gedauert. Es wurde am Anfang
Nerven nachwachsen müssen, damit die
Märkte geöffnet.
belächelt. Dann hat es sich durchgesetzt. Bei
Blase richtig schließt. Heute wissen wir, dass
der Regenerationsmedizin wird es ähnlich
Nerven im Körper nachwachsen können. Die
Sie wenden sich auch an Ärzte.
sein. Wenn wir vorn dabei sind, dann haben
entscheidende Frage ist aber: Können Nerven
Dr. Eichenberg: Richtig, ‚Regina’ bietet
wir auch wirklich die Chance, uns gut zu
im Reagenzglas wachsen? Das geht. Aber
auch Vorteile für Ärzte. Wir konzentrieren
positionieren.
1 2010 REGION STUTTGART AKTUELL
WIRTSCHAFT
Automotive-Cluster Region Stuttgart
AUTOMOTIVE-CLUSTER
Produktionscluster und Kfz-Handwerk,
automobilbezogene Dienstleistungsunternehmen (FuE, Ingenieurbüros, Hard- und
Softwarehäuser)
PRODUKTIONSCLUSTER
Clusterkern und Zulieferunternehmen
aus anderen Branchen des Verarbeitenden
Gewerbes
CLUSTERKERN
direkter Automobilbau:
Hersteller und Zulieferer
20
QUELLE: IMU INSTITUT STUTTGART
KOMMT BENZIN
BALD AUS DER STECKDOSE?
Strukturbericht sieht die Automobilregion Stuttgart vor großen Umbrüchen
TEXT: WERNER BÄCHLE UND SUZAN ÜNVER
„Wir müssen das Automobil neu erfin-
klasse zu bauen und zu verkaufen. Anderer-
benötigt. In den nächsten zwanzig bis drei-
den“, skizziert Daimler-Vorstandschef
seits müssen parallel Fahrzeuge mit elektri-
ßig Jahren werden nach Meinung von Exper-
Dieter Zetsche den Umbruch in der
schem Teil- und Vollantrieb entwickelt und
ten Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren
Automobilindustrie nach Zeitungsbe-
auf den Markt gebracht werden. Daneben
zumindest in Teilbereichen noch eine wesent-
richten. Klimaschutz, verändertes
stellen sich viele Zulieferer die Frage, wie es
liche Rolle spielen. In dieser Zeit muss es
Konsumverhalten und neue Antriebs-
gelingt, ihre Abhängigkeit vom Fahrzeugbau
den Unternehmen der Automobilindustrie
techniken werden die Automobil-
zu verringern und neue Geschäftsfelder
gelingen, am Markt erfolgreich zu bleiben
industrie und damit die Wirtschaft in
zu erschließen. Unsicher auch: Welche
und umzusteigen.
der Region Stuttgart tief greifend ver-
Fahrzeuge wünschen die Kunden in zehn
ändern. Hier arbeitet jeder Sechste
oder fünfzehn Jahren? Mit dem Wandel
Fachleute meinen, dass Elektrofahrzeuge,
im Fahrzeugbau. Als Schwerpunkt stellt
der Antriebstechnologien ändert sich das
wenn einmal die Probleme Energiespei-
der siebte Wirtschaftsstrukturbericht
Mobilitätsverhalten. So ist in Zukunft denk-
cherung, Energiemanagement, Heizung und
diese Herausforderungen dar und be-
bar, dass für unterschiedliche Fahrzwecke
Antrieb technisch gelöst sind, mit geringe-
leuchtet die Entwicklung von Wirtschaft
verschiedene Fahrzeugtypen gekauft, geleast
rem Aufwand und technologisch weniger
und Beschäftigung. Herausgeber sind
oder gemietet werden. Ein über Carsharing
anspruchsvoll produziert werden können.
der Verband Region Stuttgart, die
genutztes Elektroauto für den Stadtverkehr
In jedem Fall sind andere und zusätzliche
Industrie- und Handelskammer, die
und ein Fahrzeug mit Verbrennungsmotor
Qualifikationen gefragt, nicht nur in der
Handwerkskammer und die IG Metall.
für längere Strecken – solche Modelle oder
Fahrzeugindustrie, sondern bis hinein ins
individuell passende Kombinationen mit dem
Handwerk.
Der Spagat für die Automobilregion Stuttgart
ÖPNV werden voraussichtlich zunehmen.
besteht darin, einerseits noch viele Jahre
Es zeichnet sich ein überaus harter nationaler
wettbewerbsfähige, das heißt sparsame und
Zylinder, Getriebe oder Abgasreinigungsan-
und weltweiter Wettbewerb der Standorte
umweltfreundliche Fahrzeuge der Premium-
lagen werden im Elektrofahrzeug nicht mehr
ab. Die Chancen, dass die E-Fahrzeuge in
REGION STUTTGART AKTUELL 1 2010
Vom Verbrennungsmotor zum Elektroantrieb – wie verändert sich das Antriebssystem …
Was fällt weg?
Was wird (zumindest) stark verändert?
Was kommt hinzu?
- Verbrennungsmotor (Motorblock,
Kolben, Dichtungen, Ventile,
Nockenwelle, Ölwanne, Ölfilter,
Lager, …)
- Getriebe
- Elektromotor
- Radaufhängung
- Kraftübertragung
- Batteriesystem
(Zellen, Batteriepack,
Batteriemanagement)
- Klimaanlage, Heizung
- Leistungselektronik
- Tanksystem
- Einspritzanlage
WIRTSCHAFT
- Kühlwasserpumpe
- Kupplung
- Wärmedämmung
- Abgasanlage
- Nebenaggregate
(wie Ölpumpe, Turbolader,
Lichtmaschine, …)
QUELLE: IMU INSTITUT STUTTGART
der Region Stuttgart produziert werden,
schaft im Aufschwung der Jahre 2006 bis
Konjunktureinbrüchen besteht darin, dass
steigen, wenn folgendes gelingt: erstens,
Mitte 2008 eine enorme Dynamik entwickelt.
Unternehmen vor allem über Kurzarbeit ihre
die E-Fahrzeuge mit dem über Jahrzehnte
In dieser Zeit stieg die Zahl der Beschäftig-
Stammbelegschaften so weit wie möglich
aufgebauten Know-how hier zu entwickeln.
ten, überwiegend im Dienstleistungssektor,
halten. Die Arbeitslosenquote stieg den-
Zweitens, wenn sie sich auch im Ballungs-
um 28.000 oder 2,7 Prozent. Die internatio-
noch in der Region Stuttgart stärker an als
raum als alltagstauglich erweisen und im
nale Wettbewerbsfähigkeit der Unterneh-
im Land und vor allem im Bund. Lag sie im
Rahmen intelligenter Mobilitätskonzepte weit
men äußerte sich in einem deutlichen
Juli 2008 noch bei 3,9 Prozent, so betrug
verbreitet werden. Insofern stellt sich gerade
Anstieg der ohnehin bereits hohen export-
sie 5,6 Prozent im August 2009 und ging
aus regionaler Sicht die Aufgabe, die Kon-
basierten Umsatzanteile. Andererseits zeigte
bis Dezember auf 5,2 Prozent zurück.
turen einer Mobilitätsregion Stuttgart 2030
sich mit der Finanzkrise ab Mitte 2008, wie
Allerdings wird für 2010 ein erneuter Anstieg
zu entwerfen. E-Fahrzeuge erfordern nicht
sehr gerade die Region Stuttgart mit ihrer
befürchtet.
nur eine neue Infrastruktur wie Ladestatio-
internationalen Einbindung von Einbrüchen
nen, sondern bringen auch ein verändertes
globaler Märkte betroffen ist. Von Mitte
Insgesamt vollzieht sich ein Strukturwandel
Mobilitätsverhalten mit sich.
2008 bis Herbst 2009 brachen in den
zu einem immer größeren Anteil von Zeit-
Industrieunternehmen Aufträge, Produktion,
arbeit, Teilzeitarbeit und geringfügiger
Mit dem neuen Regionalverkehrsplan hat
Umsatz und Gewinne in einem nie gekann-
Beschäftigung mit meist weniger sicheren
die Region die Chance, moderne, umwelt-
ten Ausmaß ein. Erst seit September 2009
Perspektiven für die Arbeitnehmerinnen
freundliche Mobilität in Ballungsräumen
melden vermehrt Unternehmen, dass sich
und Arbeitnehmer. Allein von 2006 auf
zu skizzieren. Mit den Projekten der Wirt-
die Auftragslage auf niedrigem Niveau
2008 wuchs die Zahl der Minijobs um
schaftsförderung Region Stuttgart und der
stabilisiert. Insbesondere die Schlüssel-
5,5 Prozent auf knapp 260.000. Das heißt,
erfolgreichen Teilnahme am Bundeswett-
branche der Region, der Fahrzeugbau, ist,
auf 100 voll sozialversicherungspflichtig
bewerb E-Mobilität können Partner aus
wie im Schwerpunktthema dargestellt,
Beschäftigte kommen etwa 25 Minijobs.
Wissenschaft und Forschung, Unternehmen
wie nie zuvor gleichzeitig von einer konjunk-
Mittlerweile üben rund zwei Drittel der
und Kommunen projektbezogen zusammen-
turellen Abwärtsentwicklung, von einer
Beschäftigten eine Dienstleistungstätigkeit
arbeiten.
Marktsättigung in Europa und von einer
aus, zunehmend in Teilzeit. Das immer noch
sich mittelfristig ankündigenden Verdrän-
vorherrschende Bild von Vollzeitbeschäf-
Wirtschaftskrise schlägt durch
gung des Verbrennungsmotors durch Elek-
tigten an Werkbänken und Fließbändern
Mit Blick auf die Entwicklung der regionalen
troantriebe betroffen.
trifft die Situation der Mehrheit der Arbeit-
Wirtschaft insgesamt zeigt der Struktur-
nehmer schon lange nicht mehr.
bericht, dass sich die Region Stuttgart 2009
Der Arbeitsmarkt reagiert verzögert auf die
in einer Situation des mehrfachen Umbruchs
Entwicklung der anderen Konjunkturfaktoren.
befindet. Einerseits hat die regionale Wirt-
Ein wesentlicher Unterschied zu früheren
www.region-stuttgart.org/
downloads
1 2010 REGION STUTTGART AKTUELL
21
Foto: Stadt Sindelfingen
Sindelfingen
Einwohner (2008)
60.648
Fläche (2008)
5.085 Hektar
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte
57.276
(2008)
KOMMUNE IM PROFIL
Ungebundene
Kaufkraft (2005)
14.884 ¶ / Einw.
Auspendler (2008)
11.326
Einpendler (2008)
46.594
Sindelfingen
22
Anlaufstelle für Technikbegeisterte und Oldtimerfans.
VEREINT DURCH DIE KRISE?
Kommune im Profil (34): Sindelfingen
TEXT: SYBILLE SCHURR
„Wir müssen die Krise als Chance
ihre Bürger haben eine enorme Kraft und
privilegierten zweitrangigen, im Schatten
nutzen.“ Der Appell des Sindelfinger
Energie.“
der Oberamtsstadt Böblingen stehenden
Oberbürgermeisters Dr. Bernd
Landstädtchen die moderne Industriestadt
Vöhringer ist unüberhörbar: Die größte
Auswirkungen der Finanz- und Wirtschafts-
geworden ist. Die erste Stufe der Industria-
Stadt im Kreis Böblingen mit einem
krise haben die exportorientierte Region hef-
lisierung führte Sindelfingen zu zahlreichen
der größten Arbeitgeber in der Region
tig getroffen, ganz besonders Sindelfingen.
kleinen und mittleren Gewerbebetrieben.
steckt tief in der Krise. Der Oberbürger-
Die Haushaltslage ist dramatisch, in den
Der Schwerpunkt lag bei der Weberei,
meister schwört die Bürger auf Spar-
letzten drei Jahren musste die Stadt, in der
die heute nur noch musealer Bestandteil
kurs ein und hält dennoch daran fest:
dank Mercedes-Benz die Quelle der Gewer-
der Stadtgeschichte ist. Um 1880 gab es
„Sindelfingen hat viele Chancen.“
besteuereinnahmen über Jahrzehnte hin-
rund 350 Webereien. Im ersten Drittel des
weg munter sprudelte, rund 80 Millionen
20. Jahrhunderts erwies sich Stadtschult-
In Zeiten des Wohlstandes wurden Werte
Euro an ihren größten Gewerbesteuerzahler
heiß Wilhelm Hörmann als Mann mit Weit-
geschaffen, die auch über die Krise hinweg-
erstatten. Daraus entwickelte sich eine dra-
sicht. Sindelfingens Weg zum internatio-
tragen können. „Wir verfügen über einen
matische Bilanz: 2009 mussten mehr Steuern
nalen Automobilstandort begann mit einem
Standard, der weit über dem Durchschnitt
zurückbezahlt werden als eingenommen
einfachen Satz, der historisch verbrieft sein
vergleichbarer Städte liegt. Nicht immer dann,
wurden. Eine Analyse hat deutlich gemacht,
soll:„Weib richt mir meine guade Sacha
wenn wir uns diesem Durchschnitt nähern,
dass im Verwaltungshaushalt jährlich min-
no, i muaß nach Schduagard na.“ 1915 hat
bricht gleich der Kahlschlag aus“, stellt der
destens sieben Millionen Euro eingespart
der Stadtschultheiß einen Vertrag mit den
Oberbürgermeister fest. Hintergrund sind die
werden müssen, um die Finanzen wieder ins
Daimlermotorenwerken unterzeichnet und
heftigen Diskussionen, die es derzeit um die
Lot zu bringen.
damit die Weltfirma Mercedes-Benz heimisch
geplanten Veränderungen im Kindergartenund Schulbereich gibt. Die Stadt stehe ins-
gemacht. Es folgte die Ansiedlung der
„… i muaß nach Schduagard na“
gesamt vor tief greifenden Umwälzungen
und Veränderungen. Aber: „Diese Stadt und
REGION STUTTGART AKTUELL 1 2010
Deutschen Hollerith-Maschinengesellschaft,
dem Vorläufer von IBM und der IT-Branche
Es war ein weiter Weg, bis aus dem unter-
allgemein.
KOMMUNE IM PROFIL
Foto: Stadt Sindelfingen
Foto: Stadt Sindelfingen
Markttag heißt Einkaufen und ein Schwätzchen halten.
Historische Architektur: das alte
Rathaus.
Nach
wurde
Standbeine aufzubauen. Dazu könne eine
In seinem Vorschlag sieht Dr. Vöhringer auch
Sindelfingen ein Beispiel für die Aufbau-
dem
Zweiten
Weltkrieg
aktive Wirtschaftsförderung beitragen. Lokale
heute noch keine Liebesheirat, doch ange-
leistung einer Industriestadt in den Fünf-
Entwicklungen müssten stärker gefördert
sichts knapper werdender Ressourcen sei
ziger- und Sechzigerjahren. Betrug die
werden. Gleichzeitig seien internationale
eine gemeinsame Stadt auf lange Sicht das
Einwohnerzahl um die Jahrhundertwende
Vernetzungen notwendig, um einem schar-
Gebot der Vernunft. Die Uhren gehen heu-
4.300, im Jahr 1945 etwa 8.000, so ist sie
fen Wettbewerb standhalten zu können.
te anders. In kleinen Schritten nähern sich
in den stürmischen Nachkriegsjahren auf
Erst vor wenigen Monaten ist Sindelfingen
die beiden Städte schon seit Jahren an. Sie
56.000 angestiegen. Nach dem Aufstieg
beim europäischen Netzwerk „Eurotowns“
arbeiten in Zweckverbänden zusammen und
zur modernen Industriestadt führte die
Mitglied geworden. „Wir erhoffen uns davon
wachsen auf dem Flugfeld sogar zusammen.
Globalisierung Sindelfingen in den letzten
einen Erfahrungsaustausch mit Städten, die
Auf dem 80 Hektar großen Gelände, bis in
Jahrzehnten – zunächst kaum wahrgenom-
in einer ähnlichen Situation wie Sindelfingen
die Neunzigerjahre militärisch genutzt und
men – auf einen neuen, unkomfortableren
sind.“
Vorläufer des Stuttgarter Flughafens, entsteht
Weg. Mercedes-Benz, der Automobilbauer,
so etwas wie eine Stadt der Zukunft. Arbeiten
dem Sindelfingen einen Großteil seines eins-
Durch die Krise sah sich Oberbürgermeister
und Wohnen in direkter Nachbarschaft.
tigen Reichtums zu verdanken hat, ist nicht
Dr. Bernd Vöhringer gezwungen, über sei-
Entwickelt wird das Gelände von beiden
mehr einfach nur „der Daimler“, mit dem sich
nen Schatten zu springen. Der gebürtige
Städten gemeinsam. In absehbarer Zeit wer-
ganze Generationen verbunden fühlten. Er
Sindelfinger, Jahrgang 1968, war 2001 an
den die Städte aber auch über die Autobahn
wuchs zum Global Player. Erst vor wenigen
die Spitze der Stadt gewählt worden. Von
hinweg zusammenwachsen: Im Zuge des seit
Monaten wurde beschlossen, die Produktion
1994 bis 2000 war er Gemeinderat in sei-
Jahren geforderten Ausbaus der A 81 soll „ein
der C-Klasse 2014 von Sindelfingen wegzu-
ner Heimatstadt, davon drei Jahre Fraktions-
Deckel“ über die Autobahn gelegt werden.
verlagern. Auch wenn es gelang, Arbeitsplätze
vorsitzender der CDU. Vor wenigen Monaten
In erster Linie aus Lärmschutzgründen, doch
mittelfristig zu sichern, die Entscheidung hat
hat er für Unruhe gesorgt, als er laut über
damit verschwindet auch die trennende
die Region hart getroffen und wird schwer-
eine Fusion der Nachbarstädte Böblingen
Schneise. Dann steht noch die neue S-Bahn-
wiegende Auswirkungen nach sich ziehen
und Sindelfingen nachgedacht hat. Die Idee
Linie S 60 an. Für die Sindelfinger, die als
für den Mittelstand und die regionalen
ist nicht neu: Die Gemeindereform, bei der
größte Stadt im Landkreis noch immer ohne
Zulieferer.
Maichingen und Darmsheim nach Sindel-
S-Bahn-Anschluss sind, ein Quantensprung
fingen eingemeindet wurden, sah ursprüng-
im öffentlichen Nahverkehr. Auch mit der
„Wenn wir zukünftigen Generationen noch
lich auch den Zusammenschluss der beiden
S 60 von Böblingen über Sindelfingen nach
sichere Arbeitsplätze anbieten wollen, ist es
Nachbarstädte vor. Die Kirchenglocken haben
Renningen, erste Tangentiale im regionalen
erforderlich, dass wir heute umsteuern“,
in Sindelfingen geläutet, und es gab Freibier
S-Bahn-Netz, rücken die beiden Städte ein
sagt Oberbürgermeister Dr. Vöhringer. Es
für alle, als das Verwaltungsgericht der Klage
klein wenig näher zusammen.
gelte, neben der Automobilindustrie andere
Sindelfingens auf Selbstständigkeit stattgab.
www.sindelfingen.de
1 2010 REGION STUTTGART AKTUELL
23
„WENN NICHT JETZT, WANN DANN?“
Sindelfingens Oberbürgermeister Dr. Bernd Vöhringer im Gespräch
KOMMUNE IM PROFIL
INTERVIEW: SYBILLE SCHURR
24
Oberbürgermeister
Dr. Bernd Vöhringer
Herr Dr. Vöhringer, Sindelfingen hat derzeit einen
Dann kommt man von Maichingen deutlich schneller nach
ganzen Rucksack voller Probleme. Worin sehen Sie die
Böblingen oder Stuttgart.
größte Herausforderung?
Dr. Vöhringer: Angesichts der wohl weiter sinkenden Steuer-
Sie haben die gemeinsame Stadt wieder ins Gespräch
einnahmen werden den Kommunen im Allgemeinen und
gebracht und damit für Aufregung gesorgt. Gab es einen
Sindelfingen im Besonderen weitere finanziell schwierige Jahre
konkreten Anlass dafür?
bevorstehen. Wir werden uns intensiv mit der Konsolidierung
Dr. Vöhringer: Einen konkreten Anlass gab und gibt es nicht.
unseres Haushalts beschäftigen müssen. Für Sindelfingen als
Auch bin ich der Meinung, dass es keinen „idealen“ Zeitpunkt
von der Automobilbranche abhängiger Standort wird es wichtig
für eine solche Diskussion gibt. Ich sage deshalb: Wenn nicht
sein, den Strukturwandel voranzutreiben. Mit unserer Wirtschafts-
jetzt, wann dann? Die Zeit ist reif, einen solchen Gedanken zu
förderung sind wir hervorragend aufgestellt. Ich bin überzeugt,
diskutieren. Viele Menschen in unseren beiden Städten sehen
dass es uns gelingen wird, unseren Wirtschaftsstandort zu stärken.
das genauso. Die positiven Rückmeldungen auf meinen Vorstoß
bestätigen mich. Deshalb habe ich empfohlen, anhand einer
Sie sprechen immer wieder von der Chance in der Krise.
Untersuchung die Vor- und Nachteile einer gemeinsamen Stadt
Liegt eine der Zukunftschancen auf dem Flugfeld?
klären zu lassen, um eine belastbare Basis für Entscheidungen
Dr. Vöhringer: Das Flugfeld ist ein Paradebeispiel für erfolgreiche
zu haben. Dabei ist eine Bürgerbeteiligung unabdingbar.
interkommunale Zusammenarbeit und eine große Chance für
die Zukunft der Städte Böblingen und Sindelfingen. Die ersten
Wir stehen am Beginn eines neuen Jahrzehnts, wo sehen
Menschen leben bereits dort. Mit dem Meilenwerk und dem
Sie die Stadt 2020?
Sensapolis haben wir Attraktionen, die zahlreiche Besucher locken.
Dr. Vöhringer: Ich blicke optimistisch in die Zukunft. Ich bin
In diesem Jahr geht es mit großen Schritten weiter. In Kürze
sicher, dass wir im Jahr 2020 auch die Herausforderungen der Krise
können wir den Baubeginn für das „Forum 1“ feiern. Damit hält die
gemeistert haben werden. Sindelfingen wird im Jahr 2020 weiterhin
Zukunftsbranche Luft- und Raumfahrt auch real auf dem
ein attraktiver Standort sein. Neben einem guten Angebot im
Flugfeld Einzug. Zusammen mit dem Thema Elektromobilität bieten
Bereich Bildung und Betreuung werden wir unsere Wirtschaftskraft
sich große Entwicklungschancen.
gestärkt haben, weil es uns gelungen ist, Zukunftsbranchen an
unserem Standort zu etablieren. Gleichzeitig werden wir auch im
Wenn wir schon bei den Chancen sind, was erwarten Sie
Jahr 2020 eine liebens- und lebenswerte Stadt sein, die über ein
vom Vorlaufbetrieb der S 60?
hervorragendes Angebot an Freizeitmöglichkeiten verfügt.
Dr. Vöhringer: Die S 60 ist eine große Chance für Sindelfingen
Vor allem aber können wir mit Stolz sagen, dass sich viele Men-
und die Region. Wir bedauern natürlich die Verzögerung der
schen in Sindelfingen und für Sindelfingen engagieren. Sie sind die
Gesamtmaßnahme, freuen uns aber, dass vorab der Pendelverkehr
Stärke unserer Stadt. Wir werden also auf ein großartiges Stadt-
bis Maichingen noch in diesem Sommer aufgenommen wird.
jubiläum im Jahr 2013 zurückblicken.
REGION STUTTGART AKTUELL 1 2010
REGIONALPLANUNG
Foto: Gottfried Stoppel
Landmarken durch Kunstwerke, wie hier am Korber Kopf, auch eine Facette des Landschaftsparks.
WEGE, WEHRE UND WILDROSEN
Der Landschaftspark wächst auch in schwierigen Zeiten – Geld für 2010 vergeben
TEXT: MANFRED MEISTER
18 Städte und Gemeinden erhalten in
Geschichte und über die Methoden der her-
diesem Jahr rund 1,163 Millionen Euro
zoglichen Jagd informiert werden.
für Landschaftspark-Projekte. Weitere
am dort verlaufenden Albtraufgängerweg.
Esslingen – Renaturierung des Hainbachs
200.000 Euro bekommt, wie bereits
Denkendorf – Landschaftsgestaltung
(150.000 Euro) Der vom Schurwald herunter-
2008 zugesagt, das Projekt Zugwiesen
zwischen Körschtal und A 8 (17.000 Euro)
kommende Hainbach wird zwischen Bahn-
in Ludwigsburg. 33 Kommunen und
Dieser Baustein ergänzt die 2008 geförderte
linie und Einmündung in den Neckar natur-
damit etwas weniger als in den Vor-
Aussichtskanzel auf dem Lärmschutzwall der
nah umgestaltet.
jahren hätten Anträge gestellt, bis
A 8 um einen neu gestalteten Verweilplatz
zu 50 Prozent der Projektkosten von
sowie um eine verbesserte Wegeanbindung.
der Region zu erhalten, sagte Regio-
Helfensteiner Land – Albtraufgängerweg
(25.000 Euro) Der Albtraufgängerweg wird
naldirektorin Jeannette Wopperer.
Eislingen – Steg über die Krumm und
einerseits ins obere Lautertal nach Osten ausge-
Dies gehe wohl auf die wirtschaftlich
Alleenpflanzungen (94.000 Euro) Gefördert
dehnt und andererseits durch verschiedene The-
schwierige Lage zurück. Gleichwohl
werden zwei Projekte: der Bau eines Steges
menpfade attraktiver und erlebbarer gestaltet.
sei das Programm mehrfach überzeich-
über die Krumm kurz vor der Einmündung
net gewesen.
in die Fils als Teil des Filstalradwegs und
Holzgerlingen – teilweise Renaturierung
die Pflanzung einer Allee entlang der Ver-
des Lauchgrabens (2.750 Euro) Beim Mu-
Die Projekte im Einzelnen:
bindungswege nach Salach und Krumm-
seumsradweg durch das Würm- und Aichtal
Baltmannsweiler – Schlössleparkmauer
wälden.
(5.000 Euro) Am Kaisersträßle, der historischen Landschaftsparkroute über den
wird in Holzgerlingen der Lauchgraben auf
250 Meter Länge renaturiert.
Eschenbach – Wildrosenlehrpfad und Wild-
Schurwald, soll mit dem Wiederaufbau eines
obstwiese (12.000 Euro) Auch hier werden
Korb – Infopunkt am Hanweiler Sattel
kleinen Teils der Mauer um ein ehemali-
zwei Projekte unterstützt: Die Anlage eines
(15.000 Euro) Der Hanweiler Sattel unter-
ges Wildparkgehege von Herzog Eberhard
Wildrosenlehrpfades am Schemelbergweg
halb des Hörnleskopfs ist ein zentraler
Ludwig und einer Infotafel über die lokale
sowie einer Wildobstwiese am Kuhnberg,
Einstiegs- und Verteilerpunkt für vielfältige
1 2010 REGION STUTTGART AKTUELL
25
Naherholungsangebote. Ein Pavillon in einem
für Ölfrüchte erweitert.
Rems rückt Urbach an die Remstalroute.
Sersheim – naturnahe Gestaltung von
Waiblingen – Umgehungsgerinne am
Metter und Mühlgraben (121.700 Euro)
Häckerwehr (280.000 Euro) Beim Häcker-
neu gestalteten Umfeld soll die Besucher
lenken und über Angebote informieren.
Leonberg – Gestaltung der ehemaligen
Bei den Wehren Fesslermühle und Horrheim
wehr soll ein Umgehungsgerinne entstehen.
A-8-Trasse (52.000 Euro) Auf der stillgeleg-
sowie am Mühlgraben und am Hinteren
Ziele sind: die Durchgängigkeit für Fische
ten Autobahntrasse der A 8 werden neue
Triebweg werden vier Einzelmaßnahmen zur
und amphibische Lebewesen und die bessere
Wegenetze und Aufenthaltsbereiche gestaltet.
durchgängigen und naturnahen Gestaltung
Erlebbarkeit des Flusses.
26
licht.
Weil im Schönbuch – Radweganbindung
dung des Seebachs in den Neckar werden
Spiegelberg – Wetzsteinstollen (6.100
1,5 Kilometer langer Radweg wird künftig
an die Museumsroute (120.000 Euro) Ein
Seebach (27.000 Euro) An der Einmünein attraktiver Aufenthaltsbereich für Wan-
Euro) Bereits im Mittelalter wurde hier, ein-
den Ortsteil Neuweiler an die Museumsroute
derer und Radfahrer, eine Kanu-Anlegestelle
malig in Europa, feinkörniger Sandstein als
anbinden.
und ein natürlicher Spiel- und Matschbereich
Wetzstein zutage befördert. Der Stollen soll
am Seebach geschaffen.
nun öffentlich zugänglich gemacht werden.
Remseck – Fuß- und Radweg Lützelhalde
Stuttgart – Wandelprojekt Wangener
(60.000 Euro) Östlich von Remseck wird
Höhe (115.000 Euro) Auf der Wangener
Für 2010 standen wie in den Vorjahren
eine rund einen Kilometer lange Lücke im
Höhe sollen die historischen Wandel (Verbin-
1,5 Millionen Euro zur Verfügung. Bis Ende
dungswege), Trockenmauern, Wasserstaffeln
2009 wurden insgesamt 55 Projekte mit einer
und Pflasterwege instand gesetzt werden.
Gesamtsumme von knapp 4,25 Millionen Euro
Der Verband Region Stuttgart schreibt den
Wettbewerb um Geld zur Co-Finanzierung
Remstalradweg geschlossen.
Rudersberg – Ölmühle Michelau (20.000
von Landschaftspark-Projekten jährlich aus.
gefördert.
Euro) Das technische Museum Ölmühle
Urbach – Spielhügel an der Rems (40.000
Michelau wird um Aufenthalts-, Rast- und
Euro) Mit einem Rast-, Spiel- und Freizeit-
Spielbereiche und um Musteranbauflächen
bereich bei der Mündung des Urbachs in die
www.landschaftspark-regionstuttgart.de
-ITNEHMENWEITERGEBENNETZWEITFAHREN
DASNEUE*AHRES4ICKET0LUS
beaufort8.de
REGIONALPLANUNG
der Metter und des Mühlgrabens verwirkMundelsheim – Uferplatz an Neckar und
$AS4ICKETISTÓBERTRAGBARUNDBERECHTIGTWOCHENTAGSAB5HRSOWIEAM3A3OUNDAN&EIERTAGENGANZT»GIGZUR-ITNAHME
EINES%RWACHSENENPLUSDREIBZWALLEREIGENEN+INDERMITNETZWEITER'ÓLTIGKEITAM7OCHENENDEUNDAN&EIERTAGEN
REGION STUTTGART AKTUELL 1 2010
TERMINE & VERANSTALTUNGEN
VERÖFFENTLICHUNG
Die S-Bahn ist da!
Mit der S 1 vom Neckartal
bis unter die Teck
Verlängerung der S-Bahn-Linie S 1
von Plochingen nach Kirchheim/Teck
S-Bahn Stuttgart –
Erfahre die Region
Nächster Halt: Kirchheim / Teck
Das Faltblatt skizziert den Weg der S-1-Verlängerung von Plochingen
nach Kirchheim / Teck, von der Diskussion bis zum Durchbruch.
Dargestellt werden darüber hinaus die umfangreichen Bauarbeiten
an dem 13 Kilometer langen Streckenabschnitt. Die kurze Übersicht
wurde von der S-Bahn Stuttgart und vom Verband Region Stuttgart
herausgegeben und ist dort kostenlos erhältlich (siehe Impressum).
27
Hinweis: Unter dem Titel „Ein offenes Ohr für die Menschen“ haben wir in der letzten Ausgabe
über den ökumenischen Gottesdienst des Dialogforums der Kirchen berichtet. Richtiggestellt
werden muss, dass die Predigt von Prälat Brock gehalten wurde, der mit Vornamen Michael heißt
und nicht Markus. Herr Brock hielt den Gottesdienst gemeinsam mit seinem evangelischen
Kollegen Prälat Ulrich Mack. LA
IMPRESSUM
Herausgeber
Verband Region Stuttgart
Körperschaft des öffentlichen Rechts
Kronenstraße 25, 70174 Stuttgart
[email protected]
www.region-stuttgart.org
V. i. S. d. P.
Regionaldirektorin Jeannette Wopperer
Redaktion
Dorothee Lang (LA)
Telefon: 0711 / 2 27 59 11
Telefax: 0711 / 2 27 59 70
Autorinnen/Autoren dieser Ausgabe
Extern: Esther Kuhn-Luz, Sybille Schurr
Intern: Werner Bächle, Michael Fuchs, Ines
Jerchen, Manfred Meister, Sylvia Schreiber
Suzan Ünver
Erscheinungsweise
Vierteljährlich im Januar, April,
Juli und Oktober
Verteilung
Funktionsträger und Abgeordnete
in Bund, Land, Region, Kreisen,
Städten und Gemeinden; interessierte
Behörden, Verbände und Einrichtungen;
Medien; Stadtbüchereien
Weiterer Versand und Aufnahme in
den Verteiler auf Anfrage.
Konzeption und Gestaltung
www.jungkommunikation.de
Druck
röhm typofactory Marketing GmbH,
Sindelfingen
Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem
Papier
Titelfoto
Die S-Bahn in Kirchheim / Teck,
gezeichnet von Jens Kober, 5 Jahre,
vom Mörike-Kindergarten in KirchheimÖtlingen
Namentlich gekennzeichnete Artikel müssen nicht der
Meinung der Redaktion oder des Verbands Region Stuttgart
entsprechen. Alle Beiträge sind urheberrechtlich geschützt.
Eine Verwertung, z. B. Vervielfältigung, Verbreitung, die
Speicherung in elektronischen Systemen, der Nachdruck
und sonstige Anwendungen, unterliegt den Grenzen des
Urheberrechtsgesetzes und ist nur mit vorheriger Genehmigung des Herausgebers gestattet.
1 2010 REGION STUTTGART AKTUELL
www.region-stuttgart.org

Documentos relacionados