Pressespiegel 20_15 vom 16.05. bis 22.05.2015

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Pressespiegel 20_15 vom 16.05. bis 22.05.2015
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
Loëstrasse 60
7000 Chur
081 257 11 00
www.gr-ref.ch
[email protected]
Pressespiegel 20/2015
16. - 22.5.2015
Kontakt:
Stefan Hügli
[email protected]
Inhalt
1.
Bündner Tageszeitungen
mit reformierter Brille gelesen
2.
ausgewählte Kolumnen
aus den Bünder Lokal- und Regionalzeitungen
3.
Themen aus überregionalen Zeitungen
NZZ, RP und Zeit
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
1.
Bündner Tageszeitungen
mit reformierter Brille gelesen
www.somedia-production.ch
Bündner Tagblatt vom 16.5.2015, Seite 1.pdf
EXKLUSIV IM BT
Neue Serie über
Sakralbauten in Chur
Ab heute veröffentlicht das «Bündner Tagblatt»
eine Serie in loser Folge über Sakralbauten in Graubünden, insbesondere in Chur. Der erste Teil ist der
Kathedrale auf dem Hof gewidmet. Rund 44 Prozent
der Bündner Bevölkerung sind römisch-katholisch
und 35 Prozent evangelisch-reformiert. Anderen
christlichen Glaubensrichtungen gehören rund
4 Prozent an. 13 Prozent sind konfessionslos. Mit
1,6 Prozent der Gesamtbevölkerung hat Graubünden den niedrigsten Anteil an Muslimen in der
Schweiz.
Die Ideen von Luther und Zwingli fanden ihren
Weg bis nach Graubünden und gewannen dort Anhänger. Die einzelnen Gemeinden konnten ihre
Konfession seit dem Ilanzer Religionsgespräch 1526
und den unter Federführung von Johannes Comander verfassten Ilanzer Artikeln selbst bestimmen. Je
nachdem, für welches Bekenntnis sich die Mehrheit der Bürger entschied, wechselte das Gotteshaus den Besitz, kam also in reformierte Hand oder
blieb römisch-katholisch. (TS)
C H U R . . . . . . . ............................................ Seite 11
Idylle und w
Von Idylle und wildem Fortschritt erzählt Rudo
«Gotthardpost» von 1873. Zwei Ursprungsvisio
pointierten Gegensatz, die beide die Ambivalenz
Schweizer Mentalität beschreiben. Peter von M
Zürcher Germanist und bedeutender Autor, ha
L E I T A R T I K E L Larissa M. Biele
Die Zukunft im
Tanzfestival beginnt
Heute startete das Tanzfestival Tanzzeit-Zeittanz
in Chur. Teil des Festivals ist die FotografieAusstellung «Dance among us» in der Stadtgalerie,
welche die Werke des New Yorker Fotografen
Jordan Matters zeigt.
C H U R . . . . . . . ........................................... Seite 10
Hohler im Gespräch
Franz Hohler ist einer der
bekanntesten Schriftsteller der
Schweiz. Mit dem BT spricht er
über seine Beobachtungsgabe,
Bergtouren und
Minderheitssprachen.
K U LT U R ................. Seiten 12/13
Dramatischer
Rückgang
Pressespiegel
Zum zweiten Mal wurden
der Alpenrhein
Evangelisch-reformierte
Landeskirche
Graubünden
systematisch abgefischt und die Resultate in einer
Studie ausgewertet. Die Ergebnisse zeigen einen
eindeutigen Rückgang erwachsener Bachforellen.
A
«All the World’s Futures» – so lautet
das Motto der 56. Ausgabe der Biennale in Venedig, die vom 52-jährigen
Nigerianer mit US-Pass Okwui Enwezor kuratiert wurde. Alle «Zukünfte» der Welt hat Enwezor zu
einem Panoptikum versammelt,
Künstler aus allen Weltregionen,
mit einem starken Akzent auf politisch und sozial motivierten Positionen. Eine gemeinsame Zukunft,
so die pluralistische Perspektive Enwezors, wird es für diese Welt nicht
geben. «Die Idee der Offenheit, der
internationalen Verbundenheit, ist
fragwürdig geworden», formuliert
es der Kurator, der hauptberuflich
das Haus der Kunst in München lei-
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SAKRALBAUTEN (1)
P O S T P L AT Z
Die Kathedrale Mariä Himmelfahrt –
ältester Bischofssitz nördlich der Alpen
Die Kathedrale von Chur ist das Wahrzeichen des ältesten Bischofssitzes nördlich der Alpen. Sie steht auf dem
Hof-Felsen am östlichen Stadtrand nahe an der Kantonsstrasse nach Arosa.
Die Kathedrale – Sitz des Bischofs von Chur. Die Kathedrale Mariae Aufnahme in den Himmel ist die Mutterkirche der Diözese und steht im Eigentum der
Bischofs-Kathedral-Stiftung. (FOTO NORBERT WASER)
W
▸ T H O M A S S P I NA S
Wie ein Städtchen hoch über der
Stadt erscheint der bischöfliche Hof
von Chur, die alte Stadtburg, welche
aus einem Römerkastell entstand.
Am höchsten Punkt der Stadtburg
liegt die Kathedrale, deren Architektur bis auf den Turm und zwei Kapellen durchwegs romanisch ist.
Lombardische Baumeister errichteten hier im Zeitalter der Kreuzzüge
eine kantige und archaisch wirkende Basilika. Sie schufen figürliche
Kapitelle und beinahe lebensgrosse
Apostelsäulen, deren Figuren aus
dem Stein zu wachsen scheinen.
dauernde Tradition des ältesten,
noch heute besetzten Bischofssitzes
nördlich der Alpen.
Das Bistum Chur entstand im 4.
Jahrhundert im Territorium von
Churrätien. Ein Bischof der Diözese
Chur wurde erstmals im Jahre
451/452 urkundlich erwähnt. Man
kann davon ausgehen, dass die erste Kathedrale schon um das Jahr
450 erbaut wurde. Das ursprünglich
Mailand unterstellte Bistum wurde
831 dem Erzbistum Mainz zugeschlagen, unter welchem es bis 1803
verblieb. Den Churer Bischöfen gelang es bereits bald, ihre feudale
Macht zu festigen. Ab dem 12. Jahrhundert besassen sie den Rang
eines Reichsfürsten. Im Zuge der
Reformation um 1524 wurde der biSerie Sakralbauten
Wandmalereien aus allen Epochen
Die Kathedrale birgt Wandmalereien und Altäre aus allen Epochen, darunter den reichsten spätgotischen
Altar der Schweiz. Die Kathedrale
wurde nach langjährigen Restaurationsarbeiten im Herbst 2007 wieder eröffnet. Im Domschatz illustrieren spätantike und mittelalterliche Kultgegenstände aus Gold, Silber und Elfenbein die 1600 Jahre an-
Bünd
schöfliche Hof konfessionell und
politisch zur Enklave. Diese Sonderstellung als von der Stadt unabhängiges, rein bischöfliches Territorium
behielt der Hof bis zur Kantonsver-
fassung von 1854 bei. Erst ab 1854
wurde der Zuzug katholischer Bürger möglich, denen fortan die Kathedrale als Volkskirche diente.
1880 wurde die Dompfarrei Chur errichtet.
Erster Bau im 5. Jahrhundert
Die Kathedrale hatte verschiedene
Vorgängerinnen, und es wird angenommen, dass der erste Bau im 5.
Jh. entstanden war. Die heutige Kathedrale wurde zwischen 1154 und
1270 erbaut und 1272 der Maria Himmelfahrt geweiht. Die Eingangsfassade des Mittelschiffes besteht aus
Scalärastein. Das Hauptportal ist
von je sechs schlanken Säulen mit
attischen Basen und frühgotischen
Knospenkapitellen flankiert, die
Säulen sind mit sechs wulstförmigen, farbig gefassten Bogenläufen
verbunden. Das Rundbogenfenster
in der Mittelachse ist wohl das
grösste mittelalterliche Fenster
Graubündens. Im Innern der Kathedrale sind – neben vielem anderem
– der spätgotische Hochaltar von
Jakob Russ (1492), das geschnitzte
Chorgestühl und die romanischen
Plastiken an den Basen und Kapitellen der Säulenpfeiler sehenswert.
Die nach Osten gerichtete Anlage
besteht aus der dreischiffigen ge-
wölbten Pfeiler-Basilika mit drei Jochen, einer eingezogenen vorderen
Krypta und einer nochmals eingezogenen hinteren Krypta. Über den
Krypten befindet sich das Presbyterium und das Altarhaus. Der um
1500 errichtete Turm im Norden
und die Sakristei im Süden komplettieren die Anlage. Durch die
Turmtüre gelangt man über zwei
Treppen zur St.-Luzius-Kapelle, die
1517 eingerichtet wurde.
Quellen: Website Chur Tourismus;
Hans Batz: «Die Kirchen und Kapellen des Kantons Graubünden», Band
4, Seiten 10–18 Uhr.
Die Serie «Sakralbauten» erscheint in
loser Folge auf der Seite Chur.
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Pfarreiteam Dompfarrei
Gion-Luzi Bühler, Pfarradministrator; Tamara Taboas-Wellenzohn,
Sekretärin; Andreas Jetter, Dommusikdirektor; Elisabeth Sulser,
Kantorin/Präsidentin des Dompfarreirates; Brigitte Haager,
Katechetin und Ansprechperson
der Altersheime; Sonja Ludwig,
Religionspädagogin und Redaktion
Pfarrblatt; Alex Zoller, Domsakristan. (TS)
PROMOTION
Pressespiegel
WALKER RENOVA INFORMIERT
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
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S a m s t a g , 1 6. M a i 2 0 1 5
Der Ruf der Kirche ist besser, als man meint
Wie steht es um das Ansehen der beiden grossen Kirchen in der Schweiz? Ein zentraler Punkt kam immer wieder aufs
Tapet: Die persönlichen Erfahrungen mit kirchlichen Mitarbeitern prägen das Kirchenbild dauerhaft.
K
Kritik fürchten», so Schlag weiter.
Die Sorge um das Personal, das Verhalten in Konfliktfällen, die Art und
Weise, wie, wann und wo mit Informationen an die Öffentlichkeit
gelangt wird, bei solchen Themen
könne die Kirche von andern Organisationen sehr viel lernen, ohne
auf das spezifisch Christliche verzichten zu müssen, wurde verschiedentlich betont. (KATH.CH)
▸ M A RT I N S P I L K E R
Knapp 1400 Menschen wurden in
der Studie des Schweizerischen
Pastoralsoziologischen Instituts
(SPI) St. Gallen und des Zentrums
für Kirchenentwicklung an der Universität Zürich befragt. Darunter
befanden sich 360 angehende Primarlehrer und Primarlehrerinnen
und Kindergärtnerinnen und Kindergärtner der Pädagogischen
Hochschule St. Gallen, 90 Theologiestudierende aller römisch-katholischen und evangelisch-reformierten Fakultäten der Deutschschweiz sowie 949 Mitglieder von
Kantonsparlamenten. Sie alle vergaben Noten für den Religionsunterricht und erteilten Auskunft
darüber, welche Gefühle und Begriffe sie mit der Katholischen oder der
Reformierten Kirche verbinden (Zusammenfassung Kasten rechts).
«Das hat uns etwas zu sagen»
Klar musste sich die Studienleitung
bei den Befragungen auf einen Ausschnitt der Gesellschaft beschränken. Mit den angehenden Primarund Kindergartenlehrpersonen wurden junge Leute ausgewählt, die
künftig auch das Bild der Kirchen
vermitteln werden. Die Mitglieder
von Kantonsparlamenten wurden
wegen ihres besonderen Bezuges
zwischen Kirche und Staat befragt.
Und als dritte Gruppe wurden Theologiestudierende als künftige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieser Kirchen ausgewählt.
Für Urs Winter-Pfändler vom
SPI, der die Studie leitete und die
Ergebnisse zusammenfasste, war es
wichtig, etwas zu erfahren, aus dem
für den Alltag in Pfarrei und Kirchgemeinde Konsequenzen gezogen
werden können. «Das sind gerade
nicht die grossen theologischen
Fragen. Wir wollten dort hinschauen, wo die Menschen mit der Kirche unmittelbar in Berührung kom-
Die Studienergebnisse
Die Reputation der Reformierten und Katholischen Kirche wurde zum ersten
Mal untersucht – neben verschiedenen Baustellen gibts auch Positives. (KY)
men», so Winter-Pfändler. Und die
Antworten darauf, die stehen und
fallen mit den Mitarbeitern vor Ort.
Leistungen entstehen im Alltag
Immer wieder wurde der Vergleich
mit profanen Unternehmen und die
Verbindung zu den Wirtschaftswissenschaften gemacht. Doch es gehe
gerade nicht darum, die Kirche auf
die Qualität von Produkten hin zu
untersuchen, so Urs Winter. Die
Dienstleistungen – oder Angebote –
der Kirchen könnten aber sehr wohl
ganz nüchtern gemessen und beurteilt werden. «Wenn ein Seelsorger bei einer Beerdigung immer
wieder auf die Uhr schaut, dann ist
das durch seine volle Agenda erklärbar. Aber bei der betroffenen Trauerfamilie bleibt ein schlechter Eindruck zurück», so der Studienleiter.
Auch Thomas Schlag, Professor am
Zentrum für Kirchenentwicklung,
machte deutlich, dass jede geäusserte Kritik an der Kirche und ihren Mitarbeitern zu denken geben
muss. Denn, so Schlag: «Wer im
kirchlichen Dienst auftritt, der setzt
sich aus und der muss Reaktionen
annehmen können.»
Kirche braucht «heilige Erregung»
Nun könne, so der Theologieprofessor, Kritik als Risiko gesehen werden, als Bedrohung der eigenen Person und des Amtes. Kritik sei aber
auch als Chance zu verstehen. Und
dafür machte sich Thomas Schlag
stark. Dass so viele differenzierte
Rückmeldungen zu der Umfrage
eingegangen seien, sei keine Selbstverständlichkeit. Die im Buch zusammengefassten Aussagen würden vielmehr zeigen, dass gegenüber den Kirchen ein grosses Vertrauenspotenzial vorhanden sei.
«Die Kirchen müssen sich nicht vor
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
Neben verschiedenen Baustellen
förderte die Studie auch Positives
zutage: Die Kirchen können sich auf
motivierte und kompetente
Mitarbeitende verlassen, kirchliche
Angebote wie Taufen oder Hochzeiten
werden geschätzt, und ihr
gesellschaftliches Engagement wird
von den Befragten gewürdigt. Dies
alles trägt positiv zur Reputation bei.
Gleichzeitig zeigt die Studie, dass der
Ruf der Katholischen Kirche in den
vergangenen Jahren gelitten hat.
Gründe dafür sind unter anderem
das Öffentlich-Werden von
Missbrauchsfällen sowie die
Positionen der Katholischen Kirche
zu Fragen der Sexualmoral, der
Gleichstellung der Geschlechter oder
das Festhalten am Zölibat. An diesen
Fragen droht das Herzstück der
Reputation, die emotionale
Verbundenheit mit der Organisation,
zu zerbrechen. Das heisst, die
Menschen verlieren ihr Vertrauen in
die Kirche, sie erachten diese als
unglaubwürdig oder haben ein
ungutes Gefühl, wenn sie an die
Kirche denken. Die Politiker
schätzten die Reformierten Kirchen
in den meisten Reputationsbereichen
wie Management, Leadership und
Motivation der Mitarbeitenden sowie
der Globalreputation positiver ein als
die Katholische Kirche. Je schlechter
es um die Reputation der Kirchen
in den Augen der Befragten steht,
desto eher befürworten diese eine
Trennung von kirchlicher und
staatlicher Sphäre und desto weni-
ger scheint es ihnen attraktiv, sich
in der Kirche freiwillig oder professionell zu engagieren. (KATH.CH/BT)
Bedeutung für die Eidgenossenschaft
nicht nur eine Herausforderung, sondern auch eine Versuchung. Nach den
Burgunderkriegen waren die eidgenössischen Söldner gesucht: von den französischen Königen, den Habsburgern
und – insbesondere – von den Herzögen von Mailand. Und dieser Versuchung erlagen Abertausende, was in
Anbetracht der wirtschaftlichen Ver-
mit Überraschung und Betroffenheit
zur Kenntnis genommen wurde. Tatsache ist, dass die Viehwirtschaft in Oberitalien vor 100 Jahren nicht nur zahlenmässig, sondern auch qualitativ mit der
unsrigen Schritt halten konnte. Als
mein Grossvater um 1880 auf der Domäne Gargallo bei Modena als Volontär
zur landwirtschaftlichen Weiterbildung weilte, war er nicht nur von der
noch das: Spielte der Export von Bündner Vieh nach Italien bis in die 1960erJahre noch eine bedeutende Rolle, so ist
er in der Zwischenzeit zum Erliegen gekommen. Ausschlaggebend für diese
Entwicklung sind unsere betriebskostenbedingten Preise einerseits und die
Tatsache, dass es unsere Viehwirtschafter versäumt haben, nur qualitativ hoch stehende Tiere zu exportieren
Ob die Expo 2015 in 500 Jahren auch
noch zu Reden geben wird, wage ich zu
bezweifeln. In den Medien wird sie in
den nächsten Wochen und Monaten ein
Thema sein – das hoffen nicht nur die
Aussteller, sondern vor allem auch
unsere italienischen Nachbarn, die für
diese Ausstellung tief in den (leeren)
Staatssack greifen mussten. Marignano
war in den Zeitungen und Zeitschriften
Bündner Tagblatt vom 18.5.2015, Seite 2.pdf
tralität bewusst war: Marignano war
eine Schlacht, die Tausenden von Eidgenossen und Franzosen das Leben gekostet hatte, aber nicht der Beginn der
schweizerischen Neutralität.
EDY WALSER, von Seewis, geb. 1941,
Landwirt und Pferdezüchter, seit 1995
beim BT. Heute freier Mitarbeiter,
Klartext, Landwirtschaft und Militär.
H I N T E R G R U N D René Schmutz, SDA, über das «herzliche» Treffen im Vatikan
Papst Franziskus empfängt Abbas und spricht vier Nonnen heilig
P
Papst Franziskus hat Palästinenserpräsident Mahmud Abbas bei einer Privataudienz als «Friedensengel» empfangen. Zudem sprach er zwei arabische
Ordensfrauen sowie eine französische
und eine italienische Nonne heilig.
Franziskus habe Abbas bei dem
Treffen im Vatikan eine Medaille mit
einem Friedensengel überreicht, ein
«klares Zeichen für den Wunsch und
die Einladung, sich um Frieden zu bemühen», sagte Papst-Sprecher Federico
Lombardi. Italienische Nachrichten-
agenturen zitierten Franziskus mit den
Worten: «Ich dachte an Dich, weil Du
ein Friedensengel bist.» Bei dem «herzlichen» Treffen im Apostolischen Palast
in Rom sei es unter anderem um den
Friedensprozess mit Israel gegangen
und die Hoffnung, dass beide Seiten
wieder direkte Verhandlungen aufnähmen, teilte der Vatikan am Samstag mit.
Beide Seiten äusserten sich laut Vatikan sehr zufrieden über ein Abkommen, in dem es um den Status der katholischen Kirche in Palästina geht. In
diesem Vertrag, der bald unterzeichnet
werden soll, hat der Vatikan Palästina in
einem offiziellen Dokument als Staat
anerkannt und damit Kritik in Israel
ausgelöst. Gestern sprach der Papst auf
dem Petersplatz zwei palästinensische
Ordensfrauen heilig . An der Messe im
Vatikan nahmen etwa 2000 palästinensische Pilger teil. Die Ordensfrauen hätten «die Einheit unter uns und die Liebe
gegenüber allen bezeugt», sagte der
Papst. Ghattas wurde 1847 in Jerusalem
geboren, starb 1927 und wurde 2009 seliggesprochen. Bawardi wurde 1843 in
Galiläa – heute im Norden Israels – geboren, wirkte in Frankreich, starb 1878
in Bethlehem und wurde 1983 seliggesprochen. Bawardi verlor im Alter von
drei Jahren ihre Eltern und wurde zu
einem Onkel nach Ägypten geschickt,
der sie jung verheiraten wollte. Sie floh
deswegen zu einem anderen Verwandten, der sie zum Islam bekehren wollte
und ihr die Kehle aufschnitt, als sie sich
widersetzte. Der Überlieferung nach
«
‘Ein klares Zeichen für
den Wunsch und die
Einladung, sich um
Frieden zu bemühen’
»
überlebte Bawardi durch den Beistand
der Gottesmutter. Sie reiste von Alexandria über Jerusalem und Beirut nach
Marseille, arbeitete bei armen Familien,
trat in Frankreich in den Orden der Karmelitinnen ein und gründete schliesslich einen Konvent in Bethlehem.
Ghattas trat bereits mit 14 Jahren in
einen Orden ein. Zunächst war sie mit
Religionsunterricht in einer Schule der
Schwestern beauftragt, im Jahr 1880
gründete sie dann in Jerusalem eine
eigene Gemeinschaft namens Rosenkranzschwestern. Neben Bawardi und
Ghattas sprach Franziskus gestern auch
die französische Nonne Jeanne-Emilie
de Villeneuve (1811 bis 1854) und die italienische Ordensfrau Maria Cristina
dell’Immacolata (1856 bis 1906) heilig.
L E S E R B R I E F E Zur Kultur in Chur, zum Wolf und zur Erbschaftssteuerinitiative
Kultur statt Kreisel
Wir vermissen Chur 2000. Chur ist
Hauptstadt eines Tourismuskantons.
Unsere Stadt will Freiräume und Kultur,
Gemeinschaft und Lebensfreude! Mittlerweile habe ich das Gefühl, dass man in
einem alten Stall über 2000 Meter mehr
Kultur machen kann als in der Stadtmitte. Da, wo die Polizei nicht hinkommt.
Agglo-Tendenzen machen sich breit. Im
Kreis 3 bin ich verwöhnt, hier kann ich
ohne Probleme nachts alleine heimlaufen. Das ist in Chur leider nicht mehr
möglich. Ein intaktes Ausgangsangebot
und hochwertige kulturelle Angebote
müssen vermehrt gefördert werden –
und zwar aus gesetzlicher Sicht – es geht
hier gar nicht ums Geld. Wir wissen, dass
wir pleite sind. Wir wollen frei sein.
Sonst schlendern viele lieber zwischen
Langstrasse und «Hardbruck» herum,
ohne Gefahr, zu jeder Tageszeit, und wir
haben dazu auch noch die Wahl, wo wir
hingehen. Man kann auch zu Hause bleiben, aber man muss nicht. Kultur ist diese Freiheit. Kein Wunder, werden Forderungen nach noch strengeren und restriktiveren Gesetzen laut. Gesetze sind
keine Lösung, sondern die Ursache. Das
darf auf keinen Fall passieren. Neun Jahre sind genug! Wir wollen eine freie und
lässige Stadt. Die Frage ist, für wen wollt
ihr attraktiv sein oder bleiben? Das Kabinett konnte sein Konzept nicht so verwirklichen wie geplant. Wir zeigen
Kunst, die möglichst still ist. Aber das
Herz schlägt immer noch laut. Wir bleiben! So wie wir sind!
▸ YVONNE MICHEL, EIN STADTFAN,
VORSTANDSKOLLEKTIV «KABINETT DER
VISIONÄRE», CHUR
Liebes Wölflein
Ich habe kürzlich per Post einen anonymen Brief folgenden Inhalts erhalten.
Herr Philipp! Wohl noch nie etwas davon
gehört, dass Kinder ein Recht haben sollten, frei und auch im Wald spielen zu dürfen, ohne von der Bestie Wolf gefährdet zu
sein? Auch noch nie etwas vom Schutz der
landwirtschaftlichen Nutztiere gehört? Jeder Wolf und jeder Bär muss aus dem Kanton Graubünden verschwinden. Umsonst
haben wir nicht 6000 Jäger und ebenso
viele Schützen in Graubünden, diese sind
auf Berg und Tal und treffen jedes Mal! Diese Zeit ist nicht mehr weit.
Wölflein lässt grüssen
Liebes Wölflein! Danke Herr oder Frau X
alias «Wölflein» für deinen vielleicht
wirklich besorgten, aber leider anonymen Brief. Ich weiss, dass es Menschen
gibt, welche sich tatsächlich vor einem
Wolfsangriff auf sich oder ihre Liebsten
fürchten. Diesen Menschen könnte geholfen werden, wenn man sie gewissenhaft aufklärt und somit beruhigt. Es gibt
seriöse, wissenschaftliche Untersuchungen, welche beweisen, dass Über-
griffe von Wölfen auf Menschen extremst selten vorkommen. Die wenigen
in Russland, Nordamerika und Europa
nachgewiesenen Einzelfälle der letzten
50 Jahre wurden praktisch immer durch
menschliches Fehlverhalten ausgelöst.
Die Wahrscheinlichkeit, in einen der
rund 20 000 Wildunfälle, welche sich
jährlich auf den Schweizer Strassen ereignen, involviert und dabei verletzt zu
werden, ist tausendfach grösser! Mir ist
auch bewusst, dass es Menschen gibt,
welchen daran gelegen ist, die sachlich
unbegründeten Ängste zu schüren, weil
sie den Wolf aus purem Eigennutz weghaben wollen. Zum Beispiel Jäger, welche um ihren Jagderfolg fürchten. Oder
sogenannte Schafhalter, welche ihre Tiere lieber den ganzen Sommer sich selber
überlassen, um mit möglichst wenig
Aufwand möglichst viele Beiträge zu
kassieren. Apropos Nutztiere: Ich bin sicher, dass die Präsenz des Wolfes bereits
Hunderten von Schafen das Leben gerettet hat, weil ihre Halter nun gezwungen
sind, die Verantwortung gegenüber
ihren Tieren wahrzunehmen. Dass Wildtiere und hin und wieder trotzdem auch
ein Schaf gerissen werden, ist nichts anderes als intakte und unverfälschte Natur in einem (wieder) funktionierenden
Ökosystem. Wahrscheinlich ist es mir
nicht gelungen, dich, liebes Wölflein, etwas wolfsfreundlicher zu stimmen. Aber
es gibt ja auch noch besorgte Menschen,
welche an der Wahrheit interessiert sind
IMPRESSUM
und sich nicht für eine Hetzkampagne
instrumentalisieren lassen wollen.
▸ BEAT PHILIPP, UNTERVAZ
Freibetrag viel zu tief
Die Erbschaftssteuer sieht vor, dass Erbschaften über zwei Millionen Franken
und Schenkungen ab 20 000 pro Jahr
und beschenkte Person mit 20 Prozent
besteuert werden sollen. Da mag sich
mancher denken, dass es bei so viel Geld
gerecht und korrekt sei, dass ein Teil an
den Staat abfliessen soll. Der Hauseigentümerverband (HEV) lehnt die Einführung einer nationalen Erbschafts- und
Schenkungssteuer ab. Die Liegenschaften werden in der Schweiz heute schon
stark besteuert und sind mit Abgaben
belastet. Man denke an die Einkommenssteuer, die Vermögenssteuer und
die Liegenschaftssteuer. Bei einem Verkauf der Liegenschaft ist weiter die
Grundstückgewinnsteuer und die Handänderungssteuer abzuliefern. Der im
Initiativtext festgelegte Freibetrag von
zwei Millionen Franken ist viel zu tief angesetzt. Viele Liegenschaften haben
einen Wert von über einer Million Franken. Kommen noch Erspartes und Vorsorgegelder hinzu, wird der Freibetrag
schnell überschritten. Deshalb: Nein zur
neuen Erbschaftssteuer!
▸ KARIN ISEPPI,
PRÄSIDENTIN HEV MITTELBÜNDEN
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
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© Somedia
schafft der Nationalpark
echten Mehrwert.
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stv. BT-Chefredaktor
Öffentliche Veranstaltung
Der Verein Pro Parc Adula tritt am
Donnerstag, 21. Mai, erstmals an
die Öffentlichkeit. Im Schulhaus
Vella (Beginn 20.00 Uhr) wird
umfassend über das Berggebiet, die
Grenzen und Möglichkeiten des
Parc Adula informiert. Und zwar
«jenseits strikter Ablehnung und
euphorischer Zustimmung», wie es
im Flyer heisst. Die Inputreferate
werden gehalten von: Gion A.
Caminada (Professor für Entwurf
und Architektur, ETH Zürich/Vrin –
«Grundsatzfragen zum Projekt Parc
Adula»), Silvan Blumenthal (ETH
Zürich – «Die Tore zum Adula») und
Paul Messerli (Professor em. am
Geographischen Institut Uni Bern –
«Park oder nicht Park ist die falsche
Frage»). An der anschliessenden
Podiumsdiskussion unter Leitung
von Redaktor Martin Cabalzar
nehmen weiter Peter Binz (Gemeindepräsident Medel/Lucmagn),
Stefan Forster (Leiter Forschungsbereich Landschaft und Tourismus
ZHAW), und alt Nationalrat Sep
Cathomas (Präsident Pro Parc
Adula) teil. (NW)
Bischof Huonder kritisiert
Haltung der CVP
BISTUM Besorgt über die Haltung der CVP zur Präimplantationsdiagnostik (PID) zeigt sich der Bischof von Chur, Vitus Huonder. In einem Brief an
die National- und Ständeräte der CVP in seinem Bistum beklagt der Bischof, «dass eine Partei, die sich
‘christlich’ nennt, solch ein Signal ausgesendet
hat». Die CVP Schweiz hat im April entschieden, die
PID-Vorlage zu unterstützen.
Der Sprecher des Bischofs, Giuseppe Gracia, bestätigte gegenüber kath.ch den Versand des Briefes
an die CVP-Politiker. Zudem wurde ein Argumentarium an alle Mitarbeitenden des Bistums zur PIDProblematik verschickt.
Huonder schreibt im Brief, aus welchem die
«NZZ am Sonntag» zitiert, die Parole der CVP sei
umso erstaunlicher, da die SP, die Partei des für das
Geschäft zuständigen Bundesrats Alain Berset,
Stimmfreigabe beschlossen habe. Es sei mit den
christlichen Glauben nicht vereinbar, wenn Menschen über «lebenswertes und lebensunwertes Leben anderer Menschen» entscheiden. PID bedeute
in letzter Konsequenz Selektion und Eugenik. Dem
sollte man als Christ nicht zustimmen. Auch in
einem Rundschreiben an die Pfarreien in seinem
Bistum appelliert der Bischof, nach Kräften für ein
Nein zur PID-Vorlage zu werben. (GS/KAT.CH)
ial findet reissenden Absatz
ner Arena in Cazis zieht einmal mehr die Massen an, und ganz
endes. (FOTOS SILVIA KESSLER)
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
M o n t a g , 1 8. M a i 2 0 1 5
KULTUR
Bündner Tagblatt vom 18.5.2015, Seite 9.pdf
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Sie singt, die Jugend
Vergangenes Wochenende fand in Disentis das fünfte Schweizerische Kinder- und Jugendchorfestival (SKJF) statt. In verschiedenen Kirchen und auf offenen
Bühnen in ganz Disentis begeisterten rund 36 Chöre aus der ganzen Schweiz das Publikum mit musikalischen Darbietungen. Höhepunkt des Festivals war das
Chorical am Samstagabend, bei dem sich alle 1000 Sängerinnen und Sänger gemeinsam auf die Suche nach der absoluten Melodie begaben. Die nächste Ausgabe
des SKJF wird 2017 in Lugano stattfinden. (FB/HH)
«Wir singen, weil wir Singen lieben»
Nach dem Besuch des Chors Chursüd in Dresden fand am Wochenende der Gegenbesuch des Frauenchors Femmes vocales
in Chur statt. Rund 300 Zuhörerinnen und Zuhörer verfolgten am Freitag das Gemeinschaftskonzert in der Martinskirche.
«Wir singen, weil Singen gut ist,
weil Singen Freude macht, weil wir
Singen lieben, deshalb lasst uns singen», so die Kurzübersetzung von
«Cantemus», einem Lied von Lajos
Bardos (1899–1986), das sich als
Leitfaden für das gemeinsame Kon-
das Walserlied «Es het es Schneeli haft anspruchsvollen Konzert und
gschniet» oder «Girometta della brachte etwas Schalk in den sakraPressespiegel
montagna» aus dem Tessin).
Zum len Rahmen der Aufführung.
In der Folge Graubünden
wechselten sich die
Teil
waren es altbekannte und ver-Landeskirche
Evangelisch-reformierte
traute Melodien, aber auch fremd- beiden Chöre mit gemeinsam oder
artige mit zungenbrecherischer getrennt gesungenen Liedblöcken
Sprache – eigenwillig gesetzt von ab – ein Umstand, der leider auch
«Üna föglia da coller» (Ein Blatt vom
Haselstrauch) mit Texten der Engadinerin Luisa Famos.
Als begeisterte Romanischlernende ist Zimpel auf die romanische Dichterin gestossen und hat
deren Gedichte «Plövgia» (Regen),
Der
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... . . . ...... . . . . . . Seite 3
An der Weltausstellung in Mailand war gestern der
Schweizer Nationentag. Die Expo stand für einmal ganz
im Zeichen der Schweiz. Mitten drin auch die Bündner
Regierungsrätin Barbara Janom Steiner, die mit
Handörgeli in Gesellschaft der Gruppe Scarnuz Grischun
... . . . ...... . . . . . Seite 11
MAZEDONIE
Bündner Tagblatt vom 19.5.2015, Seite 1.pdf
S C H W E I Z .................................................. Seite 22
Der Fingerzeig des Bischofs an die CVP
Die Kritik von Bischof Huonder an der Ja-Parole der CVP zur Abstimmung über die
Präimplantationsdiagnostik (PID) stellt auch das christliche «C» zur Diskussion.
cht
er Klarinettist
Postremise
wert spannenden
von Reg
unter der Leitung von Bruno Brot für den Fotografen
posierte. Aus Bern zum Nationentag extra angereist war
Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga.
Die CVP hat am nationalen Parteitag
die Ja-Parole zur Abstimmung über
die Präimplantationsdiagnostik
(PID) gefasst. Dieser Parole folgte
auch der Kantonalvorstand in Graubünden. Über diese Haltung der
Partei mit der Bezeichnung «christlich» im Namen zeigt sich der
Churer Bischof besorgt, wie er in
einem Brief an die CVP-Politiker
kundtat (BT von gestern). Die Kirche
warnt mit Nachdruck vor der Anmassung, dass Menschen über das
«unwürdige Leben» anderer Menschen entscheiden und eine vor-
geburtliche Selektion vornehmen,
wie es im Argumentarium zur Abstimmung vom 14. Juni heisst.
CVP gespalten
Die CVP hat zwar mehrheitlich die
Ja-Parole gefasst, allein die vier
Gegenstimmen im Kantonalvorstand zeigen aber, dass die CVP in
dieser Frage gespalten ist. «Keine
inhaltliche Differenz zum Bischof»
sieht beispielsweise der Bündner
Nationalrat Martin Candinas, der
offen für eine Ablehnung der Vorlage einsteht. CVP-Ständerat und
Kantonalpräsident Stefan Engler
hat «den Fingerzeig vom Hof» zur
Kenntnis genommen. «Dass Partei
und Bischof das christliche Menschenbild und was unter Menschenwürde zu verstehen ist, gelegentlich unterschiedlich beurteilen
können, ist nicht weiter schlimm»,
sagte Engler gegenüber dem BT.
Im Pro und Kontra des BT äussern sich heute die Grossrätinnen
Silvia Casutt (CVP) und Agnes Brandenburger (SVP) zur Vorlage. (NW)
K L A R T E X T / G R .............. Seiten 2/3
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FLÜCHTLINGE
Betrüger betteln als Gehörlose
andere
Chur hat kürzlich
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orstellte.
Organisierte Betrügerbanden finden jedes Jahr wieder ihren Weg nach Graubünden.
Auch in diesem Jahr sind sie wieder unterwegs – zurzeit in der Stadt Chur.
... . . . ...... . . . . . Seite 9
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Buabatrickli» zum
Ennis im Eis-Final in Prag den
Russland einKanadier sprach
lgsgründe.
Sie strecken einem ein laminiertes
Blatt Papier und einen Unterschriftenbogen hin und fordern Bargeldspenden. Die Rede ist von Betrügern, die sich als Gehörlose oder
Taubstumme ausgeben und so um
Spenden betteln. In Chur und in
Landquart sind sie dieser Tage
... . . . ...... . . . . Seite 16
GRAUBÜNDEN Seite 3
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WäHrungsAusgleicH
unterwegs, das Problem an sich ist
hingegen nicht neu. Jedes Jahr wird
in Graubünden in ähnlichem Stil
Bargeld erbettelt. Gegen die Banden
vorzugehen ist jedoch kaum möglich, in den letzten fünf Jahren hat
es lediglich 26 Verzeigungen im
Kanton Graubünden gegeben, in
CHUR Seite 9
KULTUR Seite 11
SPORT Seite 15
diesem Jahr waren es bis jetzt zwei.
Einzig wirksames Mittel ist, auf keinen Fall Geld zu spenden, das betonten auch die offiziellen GehörlosenOrganisationen, die am meisten
unter diesen Aktionen leiden. (VR)
C H U R ...............................Seite 9
SCHWEIZ Seite 22
WELT Seite 24
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RADIO/TV Seite 25
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Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
Mit einer HWSGR
DURCHS
nung gehören auch soziale und ethische Werte. In der jüngsten Zeit kamen
noch weitere Elemente dazu wie die
Nachhaltigkeit und die Umweltverträglichkeit. Die Beachtung all dieser
Grundwerte bereitet gelegentlich Mühe. Es besteht die Gefahr einer Dominanz des kurzfristigen Profits. Wohin
nur das kurzfristige Erfolgsdenken und
die reine Gewinnmaximierung, verbunden mit exorbitanten Bonusent-
ben die Aktionäre seinerzeit –
aufgrund seiner ausserordentlichen Statur, seiner christlichen
Grundhaltung und seinem Verantwortungsbewusstsein – ein Privileg zugestanden. Mit lediglich 16 Prozent des
Aktienkapitals verfügen sie über 52 Prozent der Stimmkraft. Die Erben, zusammengeschlossen in der Winkler-Schenker Stiftung, können somit rein rechtlich schalten und walten, wie sie wol-
geben»
florierenden Firma an einen ausländischen Grosskonzern mag legal sein,
aber nicht alles was rechtens ist, ist
auch ethisch vertretbar. Wo bleiben die
Grundwerte einer sozialen und ethisch
verantwortbaren Wirtschaftsordnung?
Das Vorgehen der Erben erstaunt umso
mehr, als keine Notwendigkeit für
und einer Grosskonzernleitung. In Paris wird man keine
grosse Überlegung über die Aufrechterhaltung dezentraler Produktions- und Vertriebsstandorte in Helvetien anstellen. Je nach Marktlage wird
man auch nicht lange zögern, Arbeitsplätze ins Ausland zu verlagern. Kurzum: Auch der Industrie- und Produktionsstandort kann Schaden leiden.
Man muss nicht nationalistisch gesinnt
Bündner Tagblatt vom 19.5.2015, Seite 2.pdf
P R O Silvia Casutt-Derungs ist für die Präimplantationsdiagnostik
liche Einigung kaum mehr möglich. So
wird es aufwendige und zeitraubende
Gerichtsverfahren geben. Bis zu einem
letztinstanzlichen Urteil kann es noch
Jahre gehen. Es wird schliesslich nur
Verlierer gehen.
DUMENI COLUMBERG war Gemeindepräsident und Nationalrat sowie auch VRMitglied verschiedener Unternehmungen
(u. a. Sika Schweiz).
C O N T R A Agnes Brandenburger ist gegen die Präimplantationsdiagnostik
Medizin zeitgemäss praktizieren Änderungen zu weit gefasst
A
m 14. Juni hat das Schweizer
Stimmvolk die Gelegenheit, Paaren
mit unerfülltem Kinderwunsch
eine Behandlung zugänglich zu machen, die dem
zeitgemässen Stand der Medizin entspricht. Die
Schweiz kennt momentan eines der restriktivsten
Fortpflanzungsmedizingesetze Europas. So sind
betroffene Paare gezwungen, sich für eine optimale Therapie im Ausland behandeln zu lassen,
womit zugleich ein unerwünschter Fortpflanzungsmedizintourismus
gefördert wird.
Die Tatsache, dass die Präimplantationsdiagnostik (PID) momentan in
27 von 28 EU-Staaten möglich ist und in
gewissen Ländern schon seit über 20
Jahren praktiziert wird, zeigt ebenfalls auf,
wie restriktiv die Schweiz bezüglich Fortpflanzungsmedizin ist. Verschiedene Massnahmen,
welche die Belastung einer Unfruchtbarkeit mindern, sind verboten. Die PID ist eine zeitlich vor-
verlegte Pränataldiagnostik und wird dieser gleichgesetzt. Mit der PID wird nur erlaubt, was die Pränataldiagnostik in der frühen Schwangerschaft
seit Jahren tut, nämlich entwickelte Eizellen auf
schwere Erbkrankheiten und Chromosomenstörungen untersuchen. Dies geschieht bei der PID vor
der Übertragung der Eizelle an die Mutter. Die Entscheidung für oder gegen vorgeburtliche Tests sowie für oder gegen die Austragung eines behinderten Kindes liegt jederzeit beim betroffenen Paar.
Die beantragte Verfassungsänderung regelt die Fortpflanzungsmedizin
nach wie vor nach strengen ethischen
Vorgaben, stellt die Eigenverantwortung der betroffenen Paare in den Vordergrund und berücksichtigt die medizinischen Entwicklungen. Ein Ja ist deshalb verantwortbar.
SILVIA CASUTT-DERUNGS ist Grossrätin der CVP.
D
as Bundesparlament hat sich nach
mehreren Debatten für die Präimplantationsdiagnostik (PID), ein
Verfahren zur genetischen Untersuchung von Embryonen, ausgesprochen. Mit der Änderung von
Artikel 119 der Bundesverfassung und des Gesetzes
zur Fortpflanzungsmedizin und Gentechnologie
im Humanbereich sollen Paare, welche Träger von
schweren Erbkrankheiten sind, diese Untersuchung in Anspruch nehmen können.
Diese Regelung ist begrüssenswert,
denn bisher durften in der Schweiz die
Eizellen der Frau zwar künstlich befruchtet, aber nicht untersucht werden. Nun hat das Parlament die Vorlage sehr stark ausgeweitet. Die Untersuchung soll nicht nur erblich vorbelasteten,
sondern allen im künstlichen Verfahren beteiligten Paaren zugänglich sein. Damit sollen die
chromosomalen Eigenschaften, die die Entwicklungsfähigkeit des zu zeugenden Embryos beein-
trächtigen können, erkannt werden. Der Erwartungsdruck auf Eltern und Forschungsmediziner,
nur «gesunde» und «leistungsfähige» Kinder zur
Welt zu bringen, wird damit steigen. Statt 50 bis
100 Paare mit einer erblichen Vorbelastung, wie
vom Bundesrat angenommen, könnten damit pro
Jahr rund 6000 Paare solche Tests durchführen,
was einem systematischen Screening und somit
einer immer grösseren Selektion von zukünftigem Leben entsprechen würde. Alle nicht einsatzfähigen Embryos müssten vernichtet werden. Ist dies ethisch
verantwortbar? Zudem werden vor allem die Vorteile der PID aufgeführt, die
damit verbundenen Risiken nicht. Aus
all diesen Gründen kann ich die zu weit
gefasste Verfassungsänderung mit der
entsprechenden automatischen Gesetzesanpassung leider nicht unterstützen.
AGNES BRANDENBURGER ist Grossrätin der SVP.
L E S E R B R I E F E Zum Wolf und zur Abstimmung über die Billag-Gebühren
Wolfsgegner und
ihre Unterstützer
Die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für die Berggebiete (SAB), zu deren
Trägerschaft sowohl der Bund wie auch
die Kantone gehören, engagiert sich für
den Verein «Schweiz ohne Grossraubtiere». Der Schweizer Tierschutz STS ruft
Bund und Kantone dazu auf, die tierschützerischen Missstände bei der
Schafhaltung entschieden anzugehen,
anstatt mit Steuergeldern die polemische Stimmungsmache im Bereich Tierund Artenschutz zu unterstützen.
Ein Schafhalter verliert während der
rund 100-tägigen Alpzeit im Durchschnitt zwei Prozent seiner Herde (Alp
futur 2012). Hochgerechnet auf 200 000
Alpschafe sind das über 4000 Tiere je
Saison, die aufgrund von Krankheiten
verloren gehen, Absturz, Stein- und
Blitzschlag oft elendiglich dahinsiechen
und qualvoll sterben. Als Todesursache
weit abgeschlagen folgen Angriffe von
Grossraubtieren, die höchstens dreihundert Schafen jährlich das Leben kosten.
Die prozentual höchsten Schafverluste
gibt es auf den 500 ungeschützten und
unbehirteten Alpen, auf denen etwa ein
Drittel der gealpten Schafe leben.
Die Gründe für diesen tierschützerischen Missstand, der so im Talgebiet nie
geduldet würde, liegen in den weniger
strengen
Tierschutzbestimmungen,
welche bei der Alphaltung gelten, den im
Vergleich zum Talgebiet extrem largen
Kontrollen und den staatlichen Subventionen, welche nach wie vor auch für ungeschützte und unbehirtete Schafalpen
ausgerichtet werden. Allerdings finden
diese Tatsachen in der öffentlichen Diskussion kein Gehör und bis heute fehlt
der politische Wille, die tierschützerischen Missstände bei der Schafhaltung
entschieden anzugehen.
Nicht der Wolf ist der Alpschafe
grösster Feind. Gezielt wird durch ein
Aufbauschen der Problematik der Grossraubtiere, insbesondere der vereinzelten
Wolfsangriffe, vom menschlichen Versagen bei der Alpschafhaltung abgelenkt; gerade auch von Verbänden, die es
besser wissen müssten – etwa der
Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft
für die Berggebiete (SAB), welche von
den Schweizer Kantonen mitgetragen
wird. Eine repräsentative DemoscopeUmfrage (Herbst 2014, im Auftrag des
Schweizer Tierschutz STS) zeigt, dass
71,8 Prozent der Befragten dem Wolf
gegenüber positiv eingestellt sind und
nur 23,8 Prozent eine Herdenschutz- respektive Behirtungspflicht ablehnen. Mit
Befremden hat der Schweizer Tierschutz
STS die Ankündigung der SAB zur Kenntnis genommen, den Verein «Schweiz ohne Grossraubtiere» führen zu wollen, der
zu einem schweizweit operierenden
Verband ausgebaut werden soll, mit
dem klaren Ziel, die Grossraubtiere hierzulande ein zweites Mal ausrotten zu las-
sen. Es ist unverständlich, weshalb SAB
und Kantone sich nicht vermehrt um
den Schafschutz auf Alpen kümmern
und stattdessen zum Halali auf eine bundesrechtlich geschützte Tierart blasen.
▸ HEINZ LIENHARD, PRÄSIDENT
SCHWEIZER TIERSCHUTZ STS,
BOTTIGHOFEN
RTVG für SRG und
Graubünden
Um die Gebühren kann es beim RTVGReferendum nicht gehen. Denn wir bezahlen bei einem Ja praktisch alle weniger und die meisten KMU gar nichts
mehr. Es geht um einen Angriff auf die
SRG. Das würden wir spätestens am
Sonntagnachmittag erfahren, wenn die
Nein-Sager ihren Sieg interpretieren.
Der dreisprachige Kanton Graubünden darf diese Abstimmung nicht verlieren. Denn zu uns fliesst viel Geld für die
mehrsprachige SRG und die mit ihnen
verbündeten Privatsender (Radio/TVSüdostschweiz inklusive). Gewinnen die
Nein-Sager, geht es los mit der Zerschlagung der öffentlichen SRG und des Service Public in vier Landessprachen. Und
da der Schweizer Markt zu klein ist,
selbst für einen relevanten Deutschschweizer TV-Sender, geht das Werbegeld an die Werbefenster der ausländischen Sender wie RTL und Co. Die werden sich kaum um romanische oder ita-
IMPRESSUM
lienische Sendungen bemühen. Soweit
alles klar: Nur ein Ja ist gut für die
Schweiz und für Graubünden. Sonst
fliesst das Geld ab ins Ausland.
▸ JON PULT, PRÄSIDENT SP
GRAUBÜNDEN UND GROSSRAT, CHUR
Entschädigung nur für
Leistungen der SRG
Jetzt nichts einzementieren, sondern Alternativen diskutieren. Es wäre ein falsches Zeichen gegenüber der SRG, wenn
wir die Revision jetzt so annehmen würden. Dank dieser Vorlage kommt eine
sehr willkommene Grundsatzdiskussion in Gang. Diese muss mit einem Nein
zur Revision noch an Tiefe gewinnen.
Die Gebühren müssen mindestens halbiert werden. Eine komplett neue Finanzierungsform muss gefunden werden.
Das Angebot ufert aus und kann nicht
mehr die entsprechende Qualität bieten.
Weniger ist mehr. Für attraktive Sendungen und Formate wird gerne extra
bezahlt. Kein garantierter Umsatz für die
SRG, sondern viel mehr Entschädigung
für Leistung.
▸ MARKUS HAUSER, ST. MORITZ
Leserbriefe sind beim «Bündner Tagblatt»
willkommen. Reaktion auf BT-Artikel
werden bevorzugt behandelt. Mail an:
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Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
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lmb), Norbert Waser (Stv. Chefredaktor, nw), Luzi Bürkli (lub).
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GRAUBÜNDEN
Bündner Tagblatt vom 19.5.2015, Seite 3.pdf
D i e n s t a g , 19. M a i 2 0 1 5
«Die CVP ist nicht die Partei
des Bischofs oder der Kirche»
Der «Fingerzeig» von Bischof Vitus Huonder an die Adresse der CVP stösst bei den Angesprochenen auf Verständnis.
Es komme vor, dass Partei und Bischof das christliche Menschenbild gelegentlich unterschiedlich beurteilten.
E
▸ N O R B E RT WA S E R
Ein Brief von Bischof Huonder an
die Politiker der Christlichdemokratischen Volkspartei (CVP) in seinem
Bistum, in der er sich zur bevorstehenden Abstimmung über die Präimplantationsdiagnostik (PID) äussert (BT von gestern), ist von den
Angesprochenen zur Kenntnis genommen worden. Besorgt zeigt sich
der Churer Bischof insbesondere
über die am nationalen Parteitag gefasste Ja-Parole zur PID-Vorlage der
Partei mit dem christlichen C im
Namen. Diesen Hinweis lässt der
Bündner Ständerat und CVP-Kantonalpräsident Stefan Engler aber
nicht unkommentiert stehen: «Als
demokratische, christliche Volkspartei ist die CVP nicht die Partei des
Bischofs oder der Kirche», stellte
Engler gestern gegenüber dem BT
klar. Der «Fingerzeig vom Hof» sei
aber nicht weiter schlimm.
Kein leichtfertiger Entscheid
Für durchaus angebracht empfindet CVP-Ständerat Stefan Engler,
dass sich der Bischof zu Themen wie
das christliche Menschenbild und
die Menschenwürde äussert. «Daran gibt es nichts auszusetzen», sagte Engler gegenüber dem BT. «An
sich begrüsse ich es sogar, wenn
in gesellschaftsrelevanten Fragen
auch die Stimme der Kirche hörbar
ist.» Für Politiker Engler gibt es aber
auch die Sicht der betroffenen Eltern: «Ich bin zutiefst überzeugt davon, dass betroffene Eltern sich nie
leichtfertig für eine PID entscheiden.» Sie würden immer liebevoll
das Wohl des Kindes im Auge haben, und zwar «ohne, dass sie für
sich in Anspruch nehmen, zwischen lebenswert und lebensunwert urteilen zu wollen». Und da
sieht Engler durchaus auch eine
Aufgabe für die Kirche: «Sich mit
diesen heiklen Fragen des Lebens-
«Es ist das gute
Recht des Bischofs,
seine Meinung
kundzutun»
«Ich begrüsse
es, wenn die
Stimme der Kirche
hörbar ist»
«Jesus Christus
war der
grösste Politiker
seiner Zeit»
MARTIN CANDINAS
S T E FA N E N G L E R
LUCA TENCHIO
schutzes auseinanderzusetzen, erfordert auch kirchliche Seelsorge.»
«Keine Differenz zum Bischof»
Inhaltlich keine Differenz zur Haltung des Bischofs hat der Bündner
CVP-Nationalrat Martin Candinas.
«Es ist auch sein gutes Recht, seine
Meinung öffentlich kundzutun»,
sagte Candinas gegenüber dem BT,
«allerdings würde ich mich freuen,
wenn sich der Bischof auch äussern
Nationale Abstimmung
würde, wenn er mit der CVP in einer
Sache gleicher Meinung ist.» Mit
dieser Bemerkung zielt Candinas
auf die Erwähnung der Stimmfreigabe in der PDI-Abstimmung durch
die SP. «Viele Gegenstimmen in der
Schlussabstimmung über die Verfassungsänderung im Parlament
stammen nämlich aus der CVP und
nicht aus der SP», stellt Candinas
fest. Mit seinem Mitmachen im Komitee «Nein zur PID» tut er seine
Haltung gegen die Verfassungsänderung auch im Abstimmungskampf kund. «Die Frage, was im Bereich der Fortpflanzungsmedizin
ethisch vertretbar ist, muss jeder für
sich persönlich beantworten», sagt
Candinas. Dass man aus Sicht von
einer Erbkrankheit Betroffenen und
oder der Medizin eine andere Meinung hat, könne er sehr gut nachvollziehen. Fakt ist, dass die CVP
Schweiz an der Delegiertenversammlung und auch der Vorstand
der Kantonalpartei (bei vier Gegenstimmen) die Ja-Parole für die PDIAbstimmung gefasst hat. Das
«christlich» in der Parteibezeichnung sieht Candinas deswegen aber
nicht infrage gestellt. «Parolenfassungen sind immer auch eine Frage
der Mobilisierung», stellt Candinas
fest. Den dreifachen Familienvater
hindert die von der Partei mehrheitlich gefasste Ja-Parole nicht daran,
seine persönlich ablehnende Haltung gegenüber dieser Vorlage zu
erklären. Im aktuellen Abstimmungskampf hat er als ehemaliger
Kommissionspräsident der Revi-
sion des Radio- und Fernsehgesetzes im Kampf gegen das Referendum des Gewerbeverbandes zu den
Billag-Gebühren allerdings noch
einen anderen wichtigen Schauplatz.
«Nicht nur predigen»
Als legitim, sich zum Thema der Präimplantationsdiagnostik respektive zu christlichen Werten zu äussern, bezeichnet auch CVP-Grossrat
Luca Tenchio die Stellungnahme
des Bischofs. Dabei dürfe er durchaus auch eine politische Partei kritisieren. «Jesus Christus war der
grösste Politiker seiner Zeit und
wurde für seine Ansichten sogar zu
Kreuze gebracht», erinnert Tenchio.
Auch heute könne man nicht nur
predigen und dann, wenn es draufankommt, nichts sagen. «Eine andere Frage ist, ob man nun die Meinung des Bischofs teilt oder nicht.»
In der Sache gebe es durchaus
unterschiedliche Ansichten. Diese
kämen auch in den parteiinternen
Diskussionen der CVP zum Ausdruck, ohne dass dadurch gleich das
christliche Fundament infrage gestellt würde.
26 Geschichten für 111 Jahre «Schweizerhof»
Anlässlich des 111-Jahr-Jubiläums hat das Hotel «Schweizerhof» in Lenzerheide ein Buch herausgegeben – ein Sammelsurium an Hotelgeschichten, von kurios bis lieblich.Pressespiegel
Geschrieben wurden die Texte von prominenten Gästen des Hauses.
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
Jeder, der schon einmal in einem
Hotel übernachtet hat, hat an-
dem der perfekte Anlass.» So hat
sich unter anderen der Bündner Ka-
Breuer, der als «Heimatlosdichter,
als Fahrtenschreiber» alle kenne,
Zeilen schreibt Bromeis über das
Wasser, über Seen, über das Meer.
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GRAUBÜNDEN
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D i e n s t a g , 19. M a i 2 0 1 5
150 JAHRE KLOSTER ILANZ (4)
Ilanzer Schwestern in der Mission
Die Ilanzer Schwesterngemeinschaft ist seit bald 100 Jahren auch in China, Taiwan und Brasilien tätig. Die Missionstätigkeit kann dank der
Spenderinnen und Spender daheim viel Leid lindern und Hoffnung schenken.
Eng verbunden mit der Mission: Schwester Wilhelma Kalpers, Schwester Ingrid Grave, Schwester Miriam Ribeiro (von links). Die Kinder der brasilianischen Missionsstation erhalten T-Shirts mit dem Logo der
Gesellschaft der Göttlichen Liebe – ein flammendes Herzen –, das sie mit grossem Stolz tragen. (FOTO SABINE-CLAUDIA NOLD)
S
▸ S A B I N E - C L AU D I A NO L D
Seit bald 100 Jahren sind die Ilanzer
Schwestern in der Mission tätig. «Und
zwar in dem Sinn, dass wir uns nicht
nur um das religiös verstandene Seelenheil der Menschen, sondern auch
um deren Wohlergehen in materieller
und sozialer Hinsicht kümmern», erklären Schwester (Sr.) Wilhelma Kalpers, Sr. Ingrid Grave und Sr. Miriam
Ribeiro. Sr. Wilhelma arbeitete schon
früh in der Missionsprokur, und Sr. Ingrid ist ehemalige Generalrätin für das
Ressort Mission. Heute hat Sr. Miriam
dieses Amt inne. Sr. Wilhelma erklärt
das Missionsverständnis der Ilanzer
Schwestern mithilfe einer getrockneten Blüte des Zierlauchs: «Dieses fragile
Gebilde versinnbildlicht Mission: Die
Kugelform stellt die Welt dar, wohin die
Kirche von innen her gesandt ist; alle
Ortskirchen (Samenkapseln) sind mit
der Mitte (Jesus Christus) verbunden,
wobei jede Ortskirche weitere Samen in
sich trägt.» Bereits bei ihrem Klostereintritt schlug Sr. Wilhelmas Herz für
die Mission. Die gebürtige Rheinländerin lacht: «Tatsächlich war ich nie im
Ausland tätig. Heute weiss ich, dass das
für eine missionarische Berufung auch
nicht nötig ist.»
in Asien informiert – und um Geldspenden gebeten.»
Ohne Frauen geht es nicht
Flucht aus China
Die ersten Missionsschritte machte die
Ilanzer Schwesterngemeinschaft in
China. «Die Brüder des Predigerordens
waren bereits 1914 dorthin gereist,
wussten aber genau, dass ihnen in China der Zugang zu den Frauen verwehrt
bliebe. So wandten sie sich nach Ilanz»,
erzählt Sr. Wilhelma. Diese Anfrage sei
auf fruchtbaren Boden gefallen, und
schon 1920 brachen die ersten sieben
Schwestern unter der Leitung von Sr.
Thomasa Monn aus Cumpadials nach
Fukien auf.
In Wuping hatten die Patres in ihrer
Missionsstation ein Haus für die
Schwestern vorbereitet, und es begann
für sie bald eine reiche Tätigkeit. «Kaum
waren sie angekommen, legten ihnen
verzweifelte Mütter ihre Säuglinge vor
die Tür, anstatt die neugeborenen Mädchen in den Fluss werfen zu müssen»,
so Sr. Wilhelma. Die Schwestern errichteten Heime für Findelkinder, Schulen
für Mädchen und widmeten sich der
Krankenpflege. Daneben kam aber die
Verkündigung nicht zu kurz. «Zu Hause
beteiligte sich ein wachsender Kreis
von Missionsfreunden/-innen an ihrem
Wirken», erzählt Sr. Ingrid. «Mit Broschüren aus der Missionsprokur wurden sie über die Arbeit der Schwestern
Die Arbeit in China war nicht einfach.
1952, nach der Machtergreifung Mao
Tse-tungs, wurden die Schwestern und
Brüder ausgewiesen. In Taiwan wagten
sie gemeinsam einen Neuanfang. Junge
Taiwanesinnen schlossen sich den
Schwestern an und wirken bis heute in
Kindergarten und Seelsorge.
Leider gibt es dort schon länger keine Neueintritte. Umso erfreulicher ist,
dass die Schwestern von Taiwan den
Bitten junger Frauen in China entsprechen und ihnen helfen, Ordensfrauen
zu werden. «In all den Jahren, in denen
in China die Ausübung des Christentums verboten war, ist nämlich vieler-
Serie 150 Jahre Kloster Ilanz
orts der Glaube lebendig und der Zusammenhalt unter den Christen im Verborgenen erhalten geblieben», erzählt
Sr. Wilhelma. Durch die Begleitung der
taiwanesischen Schwestern konnte
sich im Nordosten Chinas eine Gruppe
junger Frauen in allen schwierigen Phasen einer Klosterneugründung bewähren. Sie führen ein Gesundheitszentrum und helfen mit in der Seelsorge.
Als eigenständige, chinesische Ordensgemeinschaft wirken diese Schwestern
heute in einer der ärmsten Gegenden.
Selbst äusserst arm, leben sie die gleiche, sozial engagierte Spiritualität wie
die Ilanzer Schwestern in den Anfängen
– gleich wo – seit 150 Jahren.
krieg, zusammen mit 500 Familien
nach Guarapuava. Sie wurden dort im
Schul- und Gesundheitswesen tätig»,
so Sr. Wilhelma. «Als die Siedler wieder
eine Existenz gefunden hatten, entschlossen sich die Schwestern, nach
Itapetininga SP zu gehen und am Rand
der Stadt unter der armen Bevölkerung
zu wirken.» «Die Schwestern begannen
in einem Kinderheim und erweiterten
ihre sozial-karitative Arbeit in verschiedenen Armenvierteln hauptsächlich
zugunsten von Kindern, Frauen und
verlassenen Betagten», fügt Sr. Miriam
hinzu. Am lebhaftesten erzählt sie von
einem ihrer eigenen Einsätze in einer
Favela, die durch die Besetzung landloser Kleinbauern im Nordosten Brasiliens entstanden war: «Es gab lediglich
eine Ansammlung illegal erbauter Baracken. Immer wieder kam die Polizei
und riss alles nieder. Die Schwestern
liefen in vorderster Reihe mit den Ärmsten gegen die Bagger der Polizei an.»
«Wir wurden jedes Mal gerufen, wenn
die Polizei aufkreuzte und es gefährlich
wurde», erzählt Sr. Miriam schmunzelnd. Als Dank erhielten die Schwestern von den Bewohnern der Favela
eine eigene Baracke, das erste Zentrum,
das ganz bewusst an die Gründung der
Gesellschaft der Göttlichen Liebe in
Ilanz anknüpfte. «Die Kindertagesstätte
heisst Centro M. Theresia nach der Mitbegründerin der Ilanzer Schwestern.
Mit den Jahren wurden die Baracken
aus Backstein gebaut, die Strassen in
der Favela geteert. Vieles hat sich zum
Wohl der Leute weiterentwickelt»,
schildert Sr. Miriam die Situation heute.
«Im Centro werden viele Kinder und Jugendliche am Vor- oder Nachmittag betreut und gezielt gefördert: im Leseatelier, bei Umweltprojekten, in der Hausaufgabenhilfe, durch Musik und sportlichem Tanz. Vor allem erhalten die Kinder täglich eine ausgewogene Mahlzeit
und sind von der Strasse weg. Es werden auch Weiterbildungsprojekte für
Mütter angeboten.»
Angewiesen auf Unterstützung
«Die Armen brauchen unsere Präsenz –
überall!» ist Sr. Miriam überzeugt,
«doch wir sind dabei auf Unterstützung
angewiesen». Umso grösser ist die
Dankbarkeit der Schwestern gegenüber
all den Spendern, die seit Jahrzehnten
der Mission die Treue halten. Ohne diese Solidarität wäre es nicht möglich, in
oft kleinen Schritten, immer wieder
Grosses zu bewirken.
Seit 150 Jahren lebt und wirkt die Ilanzer
Schwesterngemeinschaft in der Surselva.
Anlässlich des Jubiläumsjahres gibt
das BT regelmässige Einblicke in ihre
Geschichte und in die heutige Tätigkeit
der Schwestern. Heute erscheint der
vierte Teil.
Mission in Brasilien
Die einzelnen Ortskirchen sind alle miteinander verbunden: Schwester Wilhelma
Kalpers erklärt anhand des Zierlauchs das Missionsverständnis. (NOL)
«Unsere Mission in Brasilien hat zu Beginn der Fünfzigerjahre in Paraná begonnen», erzählt Sr. Miriam, die selbst
im Nordosten Brasiliens in einer grossen Familie aufgewachsen und mit
knapp 18 Jahren bei den Ilanzer Schwestern in Itapetininga SP eingetreten ist.
«Drei Schwestern kamen damals auf
Anfrage der Schweizer Caritas in einem
Umsiedlungsprojekt nach dem 2. Welt-
Die Begegnung mit den Menschen ist das tägliche Brot: Schwester Miriam Ribeiro bei
ihrer Arbeit in Brasilien. (ZVG)
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
Bündner Tagblatt vom 21.5.2015, Seite 10.pdf
KULTUR
n e r Ta g b l a tt
bert Alig
unstpreis
edia
der Somedia geht an Remo
reis sind eine Publikation
g in der Stadtgalerie Chur
sammenarbeit mit dem
eum entstehen.
rstützt seit 2006 mit der Aküdostschweiz» das aktuelle
Region und verleihen seit 2012
mit dem Bündner Kunstmupreis. 2015 wird der mit
te Preis zum vierten Mal vern Künstler Remo Albert Alig.
ury mit seinem vielschichtirk, in dem die Materialität der
is der Somedia geehrt:
)
Rolle einnimmt. Der Künstler
beiten Grundfragen der Wahrnstruktion und der Wissensiffert der Mensch die Welt?
nn in dem, was er liest und in
et? Die Kunstwerke von Remo
unsere verinnerlichten Erpoetisch-philosophischer Art
nder. Dadurch setzt er einen
zwischen Wahrnehmen und
tmuseum zeigt anlässlich der
dia-Kunstpreises und im Rahe» während der Zeit des Umine Ausstellung mit Werken
in der Stadtgalerie Chur (11.
Januar 2016). An der Vernisedia Buchverlag erscheinenRemo Albert Alig vorgestellt
er 2015, 18 Uhr.
IZ
Filme Trotz des schwachen
Fury Road» will Regisseur
Filme der Endzeitserie
ne Menge Spass beim Dreh...
d-Max-Filme geben.» So
nachricht, die der 70-jährige
veröffentlichte. Für Details
grenzung nicht, aber Miller
le, dass der fünfte Film
and» heissen solle.
Donnerstag, 21. Mai 2015
Unterwegs mit allen Sinnen
Cristina Galbiati und Ilija Luginbühl von Trickster-p haben in Koproduktion mit dem Theater Chur den installativen
Spaziergang «Sights» in Chur geschaffen. Dieser beschäftigt sich intensiv mit der Frage der Wahrnehmung.
L
▸ F L U R I NA M AU R E R
Leise klimpernd verschwindet der
goldene Jeton im Münzautomaten.
In den beiden Hörern ist ein leises
Knistern zu hören und dann beginnt
Arno Tschudi, zu erzählen. Davon,
dass er mit Fotografien nichts anfangen kann, dass Fotografien für
ihn nichts weiter als Papier seien,
welches er zwar anfassen, jedoch
nicht mit Erinnerungen in Zusammenhang bringen könne. Videos
seien da schon besser, könne er
doch die Stimmen und Geräusche
hören. Arno Tschudi ist blind. Mit
ruhiger, warmer Stimme lässt er
den Zuhörer für wenige Minuten an
seinen persönlichen Gedanken teilhaben. So intensiv dieser Augenblick auch ist, so schnell ist er vorbei
und die Geräusche der Stadt erwachen wieder, als die beiden Hörer
zurück an die Station gehängt werden.
Der Hausmann Arno Tschudi ist
einer von neun Blinden aus Chur
und der Umgebung, die sich an dem
installativen Spaziergang «Sights»
vom Tessiner Künstlerduo Trickster-p beteiligt haben. Der Startpunkt des Erzähl-Parcours befindet
sich beim Theater Chur. Dort ist ein
Kit mit Jetons für die Hörstationen
und einem kleinen Stadtplan, auf
dem die neun Standorte der Hörstationen aufgezeichnet sind, erhältlich. Der erste Automat befindet
sich auf dem Theaterplatz, anschliessend geht es weiter zum
Bahnhof und vor dort aus über die
Altstadt bis zum Haldenhüttli.
«Ich lebe nicht in der Finsternis»
Es sind persönliche Geschichten
und Gedanken, die unterwegs erfahren werden können. Die blinde
Therapeutin Angelika Solèr erzählt
davon, wie für sie die Welt immer so
ausschauen wird, wie vor 30 Jahren. Wie sie sich ihre Mutter nicht
mit grauen Haaren vorstellen kann,
jedoch dann, wenn sie sie umarmt,
spürt, wie sie kleiner und etwas runder geworden ist. Und Solèr betont
auch, dass sie als Blinde nicht in der
Finsternis leben, sondern einfach
keine Farben sehen würde. Solche
Sätze sind es dann auch, die einem
auf diesem Rundgang bleiben und
über die man auch später noch
nachdenkt. Oder auch, mit welchen
Sinnen die Welt noch intensiver
wahrgenommen werden kann.
Selbst wer Chur kennt, nimmt die
Stadt auf dem Rundgang anders
wahr.
Dennoch: Unterwegs lauert immer auch Ablenkung. Ob man nun
ein bekanntes Gesicht sieht oder
einem die Auslage in einem Schaufenster ins Auge sticht, es braucht
nur wenige Sekunden, und die Rea-
Machen Theater für das innere Auge: Ilija Luginbühl und Cristina Galbiati. (FOTOS YANIK BÜRKLI)
lität bricht wieder zu einem durch.
Um den Spaziergang jedoch möglichste intensiv zu gestalten, findet
sich neben dem Streckenplan auch
eine Anleitung mit Tipps wie beispielsweise «Eile nicht», «Erlaube
es dir, dich zu verlieren» oder
«Schalte dein Mobiltelefon» aus.
Jenseits ausgetretener Pfade
Das Tessiner Künstlerduo Trickster-p, das den installativen Spaziergang in Koproduktion mit dem
Theater Chur erschaffen hat, besteht aus Cristina Galbiati und Ilija
Luginbühl. Auf der Suche nach neuen theatralen und installativen Formen bewegen sich die beiden vorzugsweise jenseits ausgetretener
Pfade – stets auch auf der Suche
nach Publikum im öffentlichen
Raum. Bei «Sights» gehe es ihnen
nicht darum, der Frage nachzugehen, wie es ist, blind zu sein, sondern darum, aufzuzeigen, welche
anderen Möglichkeiten es noch
gibt, die Welt mit anderen Sinnen
wahrzunehmen, wie sie am Dienstagnachmittag im Theater Chur erklären.
Die Standorte der Hörstationen
haben sie vor Ort gemeinsam ausgesucht, wobei sie darauf geachtet
haben, welche Verbindungen zu
den jeweiligen Erzählungen bestehen könnten. Bewusst haben sie
den installativen Spaziergang jedoch so gestaltet, dass die Zusammenhänge nicht zu auffällig sind.
«Wir wollen, dass die Leute auch
ihre persönlichen Erfahrungen mit
einfliessen lassen können», erläutert Luginbühl.
Von der Kirche in die Churer Gassen
Die Münzautomaten mit den beiden Hörern haben Wiedererkennungswert: Jahrzehntelang waren
sie in italienischen Kirchen anzutreffen und wurden dann durch
neuere Modelle ersetzt. Cristina
Galbiati, die in Monza bei Mailand
geboren ist, erinnerte sich an die
Automaten und wandte sich da-
Das Kit enthält neun Jetons und einen kleinen Stadtplan.
raufhin an die Fabrik, die diese herstellte. Dort seien sie vom ehemaligen Besitzer, der die Geschäfte an
seine Tochter übergeben hatte, mit
ihrer Idee mit offenen Armen empfangen worden: «Er hat sich riesig
darüber gefreut, dass seine Kreation
auf diesem Wege weiterlebt.»
Leise klimpernd verschwindet
der goldene Jeton im Münzautomaten ... und bleibt stecken. Ein weiterer Jeton findet ebenfalls nicht den
Weg hinein. Die Hörstation Nummer 6 auf dem Spielplatz Süsswinkel bleibt an diesem regnerischen
Nachmittag vorerst stumm. Und
eine persönliche Geschichte wartet
darauf, erzählt zu werden.
Kits und Churer Podium
Die Kits mit Jetons sind an der
Billettkasse beim Theater Chur erhältlich oder bei Chur Tourismus
im Informationszentrum im Bahnhof Chur. Der installative Spaziergang «Sights» ist bis Sonntag, 14.
Juni, begehbar, und die Hörstationen sind täglich von 8 bis 24 Uhr in
Betrieb. Im Churer Podium «Alles
eine Frage der Wahrnehmung» im
Theater Chur mit Trickster-p dreht
sich am Mittwoch, 27. Mai, um 20
Uhr alles um das Augenlicht. Mit
dabei ist der Jazzpianist Alexander
Wyssmann, den das Publikum
bereits an einer der Hörstationen
kennenlernen kann. Ein weiterer
Gesprächspartner ist der Augenarzt
Dr. med. Mario Zulauf. Und der
Churer Architekt Men Duri Arquint
wird Überlegungen zur Wahrnehmung im öffentlichen Raum und zu
den «inneren Stadtplänen» anstellen, durch die sich der Mensch im
Alltag quasi blind bewegt. (BT)
Pressespiegel
Monumentale Nazikunst
in Lagerhalle
Evangelisch-reformierte
Landeskircheentdeckt
Graubünden
e zählten zu Hitlers Lieblingskünstlern: Joseph Thorak und Arno Breker schufen monumentale Skulpturen und Büsten von NS-Grössen.
Jetzt wurden Werke der beiden Bildhauer in einer Lagerhalle entdeckt.
20
Bündner Tagblatt vom 21.5.2015, Seite 19.pdf
WELT
B ü n d n e r Ta g b l a tt
Donnerstag, 21. Mai 2015
Syrische Milizen evakuieren Palmyra
PANORAMA
Aufnahme von Flüchtlingen
Regierungstreue syrische Milizen haben staatlichen Angaben zufolge nach dem Einrücken von IS-Kämpfern in Palmyra
mit der Evakuierung der antiken Stadt begonnen. Es soll zu schweren Kämpfen gekommen sein.
Nach Hilfsappellen der UNO lassen Malaysia und
Indonesien eine begrenzte Zahl von Bootsflüchtlingen an Land. Die beiden südostasiatischen
Staaten sagten zu, 7000 Menschen für ein Jahr
aufzunehmen. Auch Myanmar lenkte unter internationalem Druck ein und erklärte, Flüchtlingen
auf See helfen zu wollen. Thailand will erst bei
einer regionalen Flüchtlingskonferenz am 29. Mai
in Bangkok eine Entscheidung treffen. Ihre Länder
seien bereit, den Flüchtlingen «vorübergehende
Zuflucht» zu gewähren, sagten die Aussenminister
von Malaysia und Indonesien. Die Flüchtlinge
würden aber nur aufgenommen, wenn die internationale Gemeinschaft binnen eines Jahres für
ihre Rückführung sorge.
D
▸ NA D JA S U T T E R
Die Dschihadisten des Islamischen
Staats (IS) hatten gestern nach heftigen Kämpfen mit Regierungstruppen des Assad-Regimes Teile der
Oasenstadt eingenommen. Die Extremisten hätten im Norden ein
Drittel Palmyras unter ihre Kontrolle gebracht, berichtete die Syrische
Beobachtungsstelle für Menschenrechte.
Flüchtlingsboot bergen
Das Wrack des vor einem Monat im Mittelmeer
gesunkenen Flüchtlingsbootes mit Hunderten
Leichen soll nun doch geborgen werden. Italiens
Regierungschef Matteo Renzi will damit die
europäischen Nachbarn wachrütteln. «Dort unten
sind 500 bis 600 Leichen. Die ganze Welt soll
sehen, was geschehen ist», sagte Renzi. Niemand
solle mehr so tun können, als wisse er von nichts.
Renzi wandte sich damit gegen diejenigen EULänder, die eine Quotenregelung zur Verteilung
der Mittelmeer-Flüchtlinge ablehnen. Auch das
EU-Parlament forderte mehr Solidarität mit den
Flüchtlingen. «Wir können nicht Flüchtlinge
retten und dann schweigen, wenn es um ihre Aufnahme geht», sagte der stellvertretende Vorsitzende der EU-Kommission, Frans Timmermans.
Historisch wertvolle Bauten
Der Leiter der Beobachtungsstelle,
Rami Abdel Rahman, sagte der
Nachrichtenagentur DPA, die Dschihadisten hätten ein Gebäude der Sicherheitskräfte nur «wenige hundert Meter entfernt» von der Unesco-Weltkulturerbestätte erobert.
Die historisch wertvollen Bauten
liegen im Südwesten der Stadt. Die
Erkenntnisse der Beobachtungsstelle stammen aus einem Informantennetzwerk vor Ort. Sie können von unabhängiger Seite kaum
überprüft werden.
Ein ehemaliger General der syrischen Armee mit Kontakten zu den
Streitkräften sagte, das Assad-Regime wolle weitere Kämpfer nach
Palmyra schicken, um die demoralisierten Truppen vor Ort gegen den
heftigen Ansturm des IS zu verstärken. Die Regierungskämpfer hätten
B Ö R S E N KO M M E N TA R
Grossbanken stark
Der Schweizer Aktienmarkt hat die Sitzung von
gestern mit leichten Gewinnen beendet.
W
eit oben im Spitzenfeld der
Bluechips waren den ganzen
Tag die Titel der UBS zu finden. Die Grossbank hatte vorbörslich eine Einigung mit den US-Behörden im Fall der Devisenmanipulationen (Forex) bekanntgegeben
und muss nun u.a. weitere Zahlungen von
knapp 550 Mio. USD leisten. Analysten sprachen von einem milden Verdikt der US-Behörden - im Vorfeld waren Bussenhöhen von 800
Mio. USD genannt worden. Und dass die UBS
nicht ohne Schuldbekenntnis für den LiborFall davon gekommen sei, habe zum Schluss
auch nicht mehr gross negativ. Stark ins Plus
gedreht haben am Nachmittag die Aktien des
Agrochemiekonzerns Syngenta. Grund für den
Anstieg dürfte Äusserungen eines MonsantoManagers gewesen sein. Dieser gab sich an
einer Konferenz in den USA zuversichtlich,
dass die regulatorischen Hindernisse für eine
Übernahme aus dem Weg geräumt werden
könnten. GRAUBÜNDNER KANTONALBANK
Die Terrormiliz IS hat die antike Stadt Palmyra fast vollständig eingenommen. (FOTO KEYSTONE)
Probleme, ihre Stellungen in der
Stadt zu halten. Mit einer möglichen
Eroberung Palmyras wäre für die ISKämpfer auch der Weg in die grösstenteils vom Regime gehaltene
Stadt Homs frei.
Ruinen in Gefahr
Der IS-Vormarsch gefährdet die gut
erhaltenen Ruinen aus den ersten
Jahrhunderten nach Christus. Die
ehemalige Handelsmetropole gilt
als einer der bedeutendsten Komplexe antiker Bauten im Nahen Osten.
Kunst und Architektur von Palmyra entstanden an der Kreuzung
mehrerer Zivilisationen: Sie verbanden griechisch-römische Techniken mit lokalen Traditionen und
persischen Einflüssen. Eine Kolonnadenstrasse von 1100 Metern Länge bildete die monumentale Achse
der Stadt. «Die Lage ist sehr
schlimm», sagte der Leiter der syrischen Altertümerverwaltung, Mamun Abdelkarim. «Wenn nur fünf
IS-Kämpfer die antiken Stätten betreten, werden sie alles zerstören.»
Hunderte Statuen des örtlichen Museums wurden bereits aus der Stadt
geschafft. Andere Exponate – zum
Beispiel antike Gräber – können
hingegen nicht abtransportiert werden. Die Unesco forderte einen sofortigen Stopp der Kämpfe.
Mutmasslicher Attentäter von Bardo
in Italien verhaftet
Jede dritte Vogelart ist laut
EU-Umweltbericht bedroht
TERRORISMUS Gut zwei Monate
nach dem Anschlag auf Tunesiens
berühmtestes Museum mit 22 Toten
hat die Polizei möglicherweise den
dritten Attentäter aufgespürt. Zu
der Tat hatte sich damals die Terrormiliz IS bekannt.
Zwei Monate nach dem Terroranschlag auf das Bardo-Museum in
Tunesien ist ein mutmasslich Beteiligter in Italien gefasst worden. Der
22-jährige Marokkaner sei am
Dienstagabend in Gaggiano nahe
UMWELTBERICHT In Europa ist
gemäss einem neuen Bericht fast jede dritte Vogelart vom Aussterben
bedroht oder steht auf der Warnliste. Darunter sind auch die früher
weit verbreitete Feldlerche und die
Uferschnepfe.
Allerdings gibt es auch Erfolge
beim Artenschutz von Vögeln. So ist
die Zahl der Bartgeier und Weisskopfruderenten, die von europäischen
Artenschutzprogrammen
profitieren, in den vergangenen
Mailand in der Wohnung seiner
Mutter festgenommen worden, berichtete die Staatsanwaltschaft
Mailand gestern.
Ihm werde zur Last gelegt, den
Anschlag vom 18. März mit 22 Toten
mitorganisiert und verübt zu haben, sagte Ermittler Bruno Megale.
Zu dem Anschlag hatte sich die Terrormiliz Islamischer Staat bekannt.
Unter den 22 Getöteten befanden
sich 17 ausländische Touristen, darunter vier Italiener. (SDA)
Jahren erheblich gestiegen. Das
zeigt der gestern veröffentlichte
Umweltbericht der EU-Kommission und der Europäischen Umweltagentur (EEA). Viele Arten leiden
darunter, dass ihre Lebensräume
schwinden. Besorgniserregend ist
demnach die Entwicklung von Weiden, Feuchtgebieten und Dünen.
Die grössten Bedrohungen sehen
die Experten in der intensiven landwirtschaftlichen Nutzung mit Dünger und Pestiziden. (SDA)
W I R T S C H A F T S - T I C K E R *** FUSION KOSTET STELLEN Die Grossfusion mit dem französischen Konzern Lafarge kostet beim Schweizer Zementriesen Holcim Stellen. Das Unternehmen
wird rund 120 Arbeitsplätze an den Standorten in Zürich und Holderbank AG streichen. *** STABILE KONJUNKTUR Finanzexperten in der Schweiz rechnen mit einer weiterhin stabilen
Entwicklung der Konjunktur. Der ZEW-Indikator stieg im Mai im Vergleich zum Vormonat leicht um 23,1 auf 0,1 Punkte. *** RÜCKGANG DER AUFTRÄGE Der starke Franken macht der Maschinen-, Elektround Metall-Industrie (MEM-Industrie) stark zu schaffen. Die Branche kämpft mit sinkenden Umsätzen und schlechtere Margen. Der Auftragseingang brach im ersten Quartal regelrecht ein. ***
DIE BÖRSE
SPI ▲ 9463.17 (+0.19%)
SLI ▲ 1396.13 (+0.61%)
DAX ▼ 11848.47 (–0.04%)
SIX: SCHWEIZER AKTIEN
Kurs +/-%
20.05. 19.05.
Airopack Tech.
Allreal N
Alpha Petro. N
Alpig Holding N
Also Holding N
AMS I
APG N
Arbonia Foster N
Aryzta N
Ascom N
Bachem N
Bâloise N
Bank Coop I
Barry Callebaut N
Basilea Pharma. N
BB Biotech N
BC Vaudoise N
Belimo N
BKW N
Bobst N
Bossard N
Bucher Ind. N
Burckhardt Co. N
Cembra Money N
Ch. Vögele Hold. I
Cham Paper N
Cicor Technol. N
Clariant N
Coltene N
Conzzeta
Cosmo Pharma.
Cytos Biotech. N
Dätwyler I
DKSH Hold.
10.15
131.3
0.06
79.35
58
54.65
394
19.5
63.3
16.7
51.7
121.4
41.45
1111
127.4
304
545
2300
35.75
44.45
112
249.3
427
58.85
12.4
258
31.5
20.68
81.15
3491
164.8
0.68
134
74.3
–0.98
–0.68
–14.3
+0.44
+0.52
+0.18
–0.44
+0.52
–0.16
+1.21
+2.58
–0.08
0.0
–1.24
+1.19
+1.25
+0.65
–0.17
–0.28
+1.02
+0.09
+1.47
+0.12
+0.17
0.0
0.0
0.0
+0.83
+0.12
–1.8
+1.42
+44.7
–1.18
–0.73
Evolva Holding N 1.73
Feintool Intern. N 100.2
Flugh. Zürich N
749
Forbo N
1180
Galenica NA
888
GAM N
21.05
Gategroup N
33.25
GrauB KB PS
1502
Gurit I
440
Helvetia Hold. N
535
Huber + Suhner N 43.95
Implenia N
60.95
Inficon N
341.5
Intershop
400.5
Kaba N
617
Kardex N
57.3
Komax N
175.5
Kudelski I
14.5
Kühne & Nagel N 134.5
Kuoni N
315.3
Lem Hold. N
830
Leonteq N
181.6
Liechtenst. LBK I
37.8
Lindt & Spr. N
59650
Logitech Int. N
14.5
Lonza N
134
Luzerner KB N
364
Meyer Burger N
8.26
Micronas N
6
Mikron N
6.04
Mobilezone I
16.05
Mobimo N
204.5
Myriad N
5.8
Nobel Biocare N
17.1
OC Oerlikon N
12.3
Orascom N
14.5
0.0
–0.5
+0.54
–1.17
+0.74
+1.69
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–0.53
0.0
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–0.07
+0.14
+0.24
+0.17
–1.31
+2.56
+0.2
–2.19
0.0
0.0
+2.11
Phoenix Mecano I 476.3 –0.16
PSP Swiss Prop. N 82.65 –2.25
Repower I
90 –1.96
Rieter N
158.8 –1.06
Roche I
273 +0.28
Romande Energ.N 1109 +0.73
Schaffner N
239.8 +0.33
Schindler PS
Schmolz+Bick. N
Schweiter Techn. I
Siegfried N
Sika I
166.8 –0.18
0.84
0.0
800 +0.5
174.5
0.0
3219 +1.23
SNB N
Sonova N
Straumann N
Sulzer N
Swatch N
1193
135.8
253
107.5
78.65
–0.42
–0.51
–0.1
–2.36
–0.76
Swiss Fin. & Pr. N
Swiss Life N
Swiss Prime Site
Swisslog N
Swissquote N
87
229.4
80.4
1.36
29.35
+2.65
–0.09
–1.53
0.0
+1.73
Tamedia N
Tecan N
Temenos N
U-Blox N
Valartis Group I
153.1
128
34.15
203.4
13
–2.48
+1.51
–0.58
+1.24
–1.89
Valiant N
Valora N
Von Roll I
Vontobel N
84.25
205.6
1.09
43
–0.18
–0.19
–2.68
–0.35
EURO STOXX 50 ▲ 3683.48 (+0.35%)
SMI
TOPS / FLOPS
Syngenta N
UBS Group
CS Group N
Givaudan N
Swatch I
Novartis N
Tief
16.75
83.65
56.6
18.57
277.5
1427
56.5
33.77
64.15
76.05
68.8
238.8
1597
350
69.25
494.2
273.2
11.83
13.58
257.9
52 Wochen
Range
20.05.
423.2
20.46
25.12
+/-
▲
▲
▲
1748 –1.58% ▼
400.3 –0.47% ▼
97.1 –0.46% ▼
Hoch
22.31
133.5
82.9
27.81
371.9
1948
83.05
52.9
77
102.7
94.75
295.8
2260
543.5
96.95
587.5
424.5
41.31
20.55
334.6
+3.73%
+3.23%
+2.07%
9 319.9
+0.26
▲
52-W.Tief 7852.83 52-W.Hoch 9474.95
9600
9000
8400
7800
Div.
NIKKEI 225 ▲ 20196.56 (+0.85%)
AUSLANDSAKTIEN
J J A S O N D J F MAM
Kurs
20.05.
ABB N
0.7 20.41
Actelion N
1.2 133.3
Adecco N
2 76.45
CS Group N
0.7 25.12
Geberit N
8.3 339.7
Givaudan N
50 1748
Holcim N
1.3 75.35
Julius Bär N
1 51.25
Nestlé N
2.2
73.3
Novartis N
2.6
97.1
Richemont N 1.4
86.1
Roche GS
8 277.7
SGS N
68 1844
Swatch I
7.5 400.3
Swiss Re N
7.25 84.3
Swisscom N
22
553
Syngenta N
11 423.2
Transocean N 18.1
UBS Group 0.25 20.46
Zurich Insur. N 17 303.8
+/- %
19.05.
■ –0.1
+0.23 ■■
+0.39 ■■
+2.07 ■■■■■■
+0.06 ■
■■■■■ –1.58
+0.07 ■
+1.38 ■■■■
■ –0.14
■■ –0.46
+0.53 ■■
■■ –0.22
+0.22 ■■
■■ –0.47
+1.08 ■■■■
MKP
in Mio.
47243.91
15213.32
13690.8
40372.08
12840.13
16140.31
24645.96
11470.23
236377.84
259936.02
44944.2
195 101.66
14424.57
12345.25
31250.59
28646.47
■■■■■■■■■■ 39334.6
■■■■
6766.33
■■■■■■■■■ 76524.88
–0.36
45670.01
in
Kurs +/-%
Landeswährung 20.05. 19.05.
Alcoa (US)
Alstom (FR)
Anglo Ameri. (GB)
BASF NA (DE)
Bayer NA (DE)
Boeing (US)
BP (GB)
Coca Cola (US)
Danone (FR)
Dt. Bank NA (DE)
Exxon Mobil (US)
Gen. Electr. (US)
13.05
28.35
1065
87.95
137.3
146.2
452.1
41.32
63.6
29.65
87.12
27.44
–0.23
–0.74
+0.33
–0.49
–0.18
–0.55
–0.06
+0.02
+0.03
+0.22
+0.15
+0.33
■■
REGIONALE AKTIEN
–0.91
+0.33
+0.04
+0.63
+0.2
+0.23
–0.37
+0.49
+0.84
+0.24
+0.03
+0.38
+5.41
–0.26
WÄHRUNGEN
20.05.
Noten
Ank.
Verk.
1 austr. Dollar
100 dän. Kronen
1 brit. Pfund
1 Euro
1 kan. Dollar
100 norw. Kronen
100 schw. Kronen
1 US-Dollar
0.7
13.15
1.38
1.02
0.73
11.7
10.5
0.9
0.78
14.9
1.53
1.08
0.81
13.3
12
0.98
Ank./Verk.
20.05.
Ank./Verk.
Gold (1uz/CHF)
Vreneli (10 Fr.)
Vreneli (20 Fr.)
Krüger-Rand
1129 / 1174
110.5 / 168
216.5 / 233
1134 / 1196
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
MÜNZEN/METALLE
±0
+3.73
+1.23
+3.23
KB FONDS
Gen. Motors (US)
34.8
Google Inc. A (US) 551.1
IBM (US)
173.6
Intel (US)
33.36
Lafarge (FR)
64.69
Pfizer (US)
34.29
Philip Morris (US) 85.34
Royal D.Shell (GB) 27.67
RWE St. (DE)
22.3
Schlumberg. (US) 90.78
Siemens NA (DE) 98.02
Unilever N.V. (NL) 39.44
Vodafone Grp. (GB) 238.9
VW Vz. (DE)
232.6
20.05. (1kg/CHF)
Gold
Silber
Platin
Palladium
36182 / 37040
501 / 623.16
34513 / 39257
23078 / 26381
Devisen
Ank.
Verk.
0.7289
13.7851
1.436
1.0284
0.7557
12.2264
11.0392
0.9248
0.7523
14.1684
1.4761
1.0569
0.7769
12.5735
11.3504
0.9505
20.05.
Inventarwert
SWC (CH) BF CHF A
SWC (CH) EF Asia A
SWC (CH) EF Euroland A
SWC (CH) EF Europe A
SWC (CH) EF Gold A
CHF
USD
EUR
EUR
USD
SWC (CH) EF International A
SWC (CH) EF North America A
SWC (CH) EF SMC Switzerl A
SWC (CH) EF Switzerland A
SWC (CH) EF Tiger A
CHF 182.72
USD 389.29
CHF 546.92
CHF 398.35
USD 108.74
SWC (CH) PF Valca A
SWC (CH) RE Ifca
SWC (LU) Bd Inv Glob Conv B
SWC (LU) Bd Inv Glob Conv B
SWC (LU) Bond Inv CHF A
CHF
CHF
CHF
EUR
CHF
SWC (LU) Bond Inv EUR A
SWC (LU) Bond Inv USD A
SWC (LU) EF Selec.International B
SWC (LU) EF Selec.North America B
SWC (LU) EF Selection Energy B
EUR
70.91
USD 118.21
CHF 150.65
USD 192.74
EUR 893.55
SWC (LU) EF Water Invest B
SWC (LU) MM Fund CHF B
SWC (LU) MM Fund EUR B
SWC (LU) MM Fund USD B
SWC (LU) PF (EURO) Bal B
EUR
CHF
EUR
USD
EUR
SWC (LU) PF Balanced B
SWC (LU) PF Equity B
SWC (LU) PF Growth B
SWC (LU) PF Income B
SWC (LU) PF Yield B
CHF 209.20
CHF 307.37
CHF 268.26
CHF 141.11
CHF 176.63
96.98
94.46
146.70
178.74
464.25
339.03
125.00
121.96
124.69
110.10
166.44
148.14
105.26
194.48
166.77
Heinz Maurer, Prognostiker von Meteo Schweiz, auf einer Höhe von rund
1700 m ü. M. bis zu elf Zentimeter Neuschnee gegeben. Am meisten betroffen war das Engadin von den kühlen Temperaturen und den fallenden
Schneeflocken – dort fielen grobflächig zwischen zwei und fünf Zentimeter
Neuschnee, so Maurer. Aber auch Davos (Bild links) verwandelte sich (fast)
wieder in ein Winterwunderland, was den Osterglocken und Tulpen am
Strassenrand aber nicht viel ausmachte – sie blühten eifrig um die Wette.
Für die tiefer gelegenen Regionen reichte es dabei nur für kräftige,
langandauernde Niederschläge. (FOTOS NORBERT WASER, GION NUTEGN STGIER)
Bündner Tagblatt vom 21.5.2015, Seite 5.pdf
Ein Wegweiser für die Wegweiser
unterstützt dieses Bestreben mit
einem Leitfaden sowie mit persönlichem Support.
Zuoz mit gutem Beispiel
Von einem solchen persönlichen
Support hat beispielsweise die Gemeinde Zuoz profitiert. Yvonne
Brigger-Vogel, Co-Projektleiterin
des Qualitätsprogramms Graubünden, hat den Implementierungspro-
zess in Zuoz eng begleitet. Die nun
vorliegende Handlungshilfe, unter
dem Titel «10 Schritte für die Lenkung von Fussgängern im Innerortsbereich», vereint die Erfahrungen aus diesem Prozess. «Es handelt
sich dabei um eine Wegleitung und
nicht etwa ein Gesetz oder eine
Norm», betont Brigger-Vogel. Weil
Zuoz bisher kein Leitsystem hatte,
konnte dieses quasi auf der grünen
Orientierung schafft Wohlbefinden
Eine gute touristische Beschilderung ist das A und O für jede touristische Destination. «Orientierung
schafft beim Gast Wohlbefinden,
und Wohlbefinden ist ein wichtiger
Faktor im touristischen Qualitätsbestreben», sagt Felicia Montalta
von der Projektleitung des Qualitätsprogramms Graubünden. Damit aus einzelnen Tafeln aber kein
Schilderwald wächst, ist ein klares,
durchdachtes Orientierungs- und
Informationssystem wichtig. Das
Qualitätsprogramm Graubünden
Übersichtlich, informativ, einheitlich: Das neue Orientierungssystem
der Gemeinde Zuoz gilt als gutes Beispiel. (ZVG)
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Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
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Die fünf Elemente
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der Bauernver
▸ Orientierungspunkte
Informationstafeln wie Wanderund Bikekarten, Ortspläne und
Infos der Tourismusorganisation
▸ Zielpunkte
Sehenswürdigkeiten, Anlagen,
Einrichtungen
▸ Beschriftung von Attraktionen
Gebäulichkeiten wie Kirchen,
Museen usw.
▸ Zielwegweiser
Wegweiser, Wanderwegweiser,
Hotelwegweiser, Parkleitsystem,
Gewerbewegweiser, usw.
▸ Begrüssungstafeln
Willkommenstafel am Ortseingang
Zwei Flüchtlin
Kanton Basel-L
Die (fehlende) touristische Beschilderung ist in vielen Tourismusorten ein leidiges Problem. Nun hat das Qualitätsprogramm Graubünden einen Leitfaden zu diesem Thema herausgegeben; mit Zuoz als «Best Practice»-Beispiel.
Vor lauter Bäumen den Wald nicht
mehr sehen, lautet ein bekanntes
Sprichwort. Auf die Beschilderung
in manchen Tourismusorten bezogen, könnte das Sprichwort auch
lauten: Vor lauter Schildern den
Weg nicht mehr finden. Das soll sich
ändern. Die touristische Beschilderung ist eines der Schwerpunktthemen des Qualitätsprogramms Graubünden. Soeben ist ein neuer Leitfaden «Orientierung ist mehr als
Beschilderung» erschienen. Dieser
zeigt in zehn Schritten auf, wie der
Prozess für die Implementierung
eines Informations- und Wegsystems für Fussgänger funktioniert.
kommen vor
Polen. Andere
anerkannte Fl
Stelle fänden.
Ausbildung od
Gründe dafür.
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lerie und im G
ein Drittel der
in diesen Sekt
Wiese aufgebaut werden. «Unsere
Gäste sollen sich in unseren verwinkelten Gassen und Plätzen zurechtfinden und so die Sehenswürdigkeiten im Ort problemlos finden», so
das Zitat von Gemeindeschreiber
Claudio Duschletta im Leitfaden.
Die Rückmeldungen von Gästen
und Einheimischen zeigten, dass
am richtigen Ort angesetzt worden
sei. Die Umsetzung des Pilotprojekts liess sich die Gemeinde 50 000
Franken kosten. NORBERT WASER
Bündner Tagblatt vom 21.5.2015, Seite 5b.pdf
GRAUBÜNDEN
Schweizer Bauern wollen anerkannten
Flüchtlingen und vorläufig Aufgenommenen
Arbeit anbieten. Gleichzeitig wollen sie damit
ihren Mitarbeiterbedarf decken. Bauernverband
und Bund haben ein Pilotprojekt gestartet.
Ein winterlicher
Gruss im Frühling
Für den Schneepflug in Sur gibt es auch im Frühling noch einiges zu tun:
Gestern Morgen musste dieser mehrmals im Surses zwischen Bivio und
Mulegns die Strassen freiräumen (Bild oben). Dort hat es nämlich laut
Heinz Maurer, Prognostiker von Meteo Schweiz, auf einer Höhe von rund
1700 m ü. M. bis zu elf Zentimeter Neuschnee gegeben. Am meisten betroffen war das Engadin von den kühlen Temperaturen und den fallenden
Schneeflocken – dort fielen grobflächig zwischen zwei und fünf Zentimeter
Neuschnee, so Maurer. Aber auch Davos (Bild links) verwandelte sich (fast)
wieder in ein Winterwunderland, was den Osterglocken und Tulpen am
Strassenrand aber nicht viel ausmachte – sie blühten eifrig um die Wette.
Für die tiefer gelegenen Regionen reichte es dabei nur für kräftige,
langandauernde Niederschläge. (FOTOS NORBERT WASER, GION NUTEGN STGIER)
zess in Zuoz eng begleitet. Die nun
vorliegende Handlungshilfe, unter
dem Titel «10 Schritte für die Lenkung von Fussgängern im Innerortsbereich», vereint die Erfahrungen aus diesem Prozess. «Es handelt
sich dabei um eine Wegleitung und
nicht etwa ein Gesetz oder eine
Norm», betont Brigger-Vogel. Weil
Zuoz bisher kein Leitsystem hatte,
konnte dieses quasi auf der grünen
itlich: Das neue Orientierungssystem
es Beispiel. (ZVG)
os
LANDWIRTSCHAFT Zurzeit machen zehn Landwirtschaftsbetriebe in sieben Kantonen bei einem
Pilotprojekt zum Arbeitseinsatz von Flüchtlingen
mit. Beschäftigt werden 15 Flüchtlinge: Sie arbeiten
bereits auf den Höfen oder werden ihre Tätigkeit im
Lauf des Jahres aufnehmen. Gestern stellten der
Schweizer Bauernverband und das Staatssekretariat für Migration (SEM) das Projekt auf einem Gemüsebaubetrieb in Füllinsdorf im Kanton BaselLandschaft vor. Herausfinden wollen die Beteiligten damit, was es braucht, damit die Beschäftigung
von Flüchtlingen in der Landwirtschaft ein Erfolg
wird. Durch die Arbeit sollen sie besser integriert
werden, sagte SEM-Direktor Mario Gattiker vor den
Medien. Zudem werde damit der Staat finanziell
entlastet, und die Landwirtschaft erhalte dringend
nötige Arbeitskräfte.
Inländisches Potenzial besser nutzen
Hintergrund ist die Annahme der Masseneinwanderungsinitiative am 9. Februar 2014: Laut Gattiker
muss auch die Landwirtschaft das inländische
Potenzial an Arbeitskräften besser nutzen. Die Bauern beschäftigten jedes Jahr 25 000 bis 35 000 ausländische Arbeitskräfte während der Ernte- oder
Vegetationszeit. Diese befristeten Angestellten
kommen vor allem aus Portugal, Spanien und
Polen. Andererseits gebe es aber mehrere Tausend
anerkannte Flüchtlinge im Erwerbsalter, die keine
Stelle fänden. Mangelnde Sprachkenntnisse, keine
Ausbildung oder administrative Hürden seien die
Gründe dafür. Die Landwirte müssten wissen, dass
anerkannte Flüchtlinge und vorläufig Aufgenommene in der Schweiz arbeiten dürfen. In der Hotellerie und im Gastgewerbe sei dies bekannt: Rund
ein Drittel der erwerbsfähigen Flüchtlinge arbeite
in diesen Sektoren.
Mindestlohn nach Normalarbeitsvertrag
Die fünf Elemente
Die Flüchtlinge, die sich am Pilotprojekt der Landwirtschaft beteiligen, werden nach bestimmten
Kriterien ausgewählt. Sie erhalten im ersten Monat
einen Lohn von 2300 Franken brutto, danach den
Mindestlohn gemäss Normalarbeitsvertrag; in den
meisten Kantonen beträgt dieser 3200 Franken. Die
Betriebe erhalten für ihren administrativen Aufwand im Zusammenhang mit der Auswertung des
Projekts 200 Franken im Monat. Weitere 200 Franken werden den Bauern als pauschale Entschädigung ausbezahlt, wenn die Arbeitskräfte auf dem
Betrieb wohnen und die Bauernfamilie sie verpflegt. Die Arbeitsdauer soll drei Monate betragen,
kann aber auch verlängert werden. Bauernverbandsdirektor Jacques Bourgeois sagte, nicht jeder
Landwirtschaftsbetrieb eigne sich für die Beschäftigung von anerkannten Flüchtlingen. Komme hinzu, dass die Betriebe für die Projektauswertung
einen zusätzlichen administrativen Aufwand haben. Das Budget für das dreijährige Pilotprojekt
liegt bei 400 000 Franken. Diesen Betrag teilen sich
der Bauernverband und der Bund je hälftig. (SDA)
▸ Orientierungspunkte
Informationstafeln wie Wanderund Bikekarten, Ortspläne und
Infos der Tourismusorganisation
▸ Zielpunkte
Sehenswürdigkeiten, Anlagen,
Einrichtungen
▸ Beschriftung von Attraktionen
Gebäulichkeiten wie Kirchen,
Museen usw.
▸ Zielwegweiser
Wegweiser, Wanderwegweiser,
Hotelwegweiser, Parkleitsystem,
Gewerbewegweiser, usw.
▸ Begrüssungstafeln
Willkommenstafel am Ortseingang
Zwei Flüchtlinge auf einem Hof in Füllinsdorf im
Kanton Basel-Landschaft. (FOTO KEYSTONE)
len Tourismusorten ein leidiges Problem. Nun hat das Qualitätsm Thema herausgegeben; mit Zuoz als «Best Practice»-Beispiel.
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Flüchtlinge helfen
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Wiese aufgebaut werden. «Unsere
Gäste sollen sich in unseren verwinkelten Gassen und Plätzen zurechtfinden und so die Sehenswürdigkeiten im Ort problemlos finden», so
das Zitat von Gemeindeschreiber
Claudio Duschletta im Leitfaden.
Die Rückmeldungen von Gästen
und Einheimischen zeigten, dass
am richtigen Ort angesetzt worden
sei. Die Umsetzung des Pilotprojekts liess sich die Gemeinde 50 000
Franken kosten. NORBERT WASER
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
GRAUBÜNDEN
Bündner Tagblatt vom 21.5.2015, Seite 7.pdf
Donnerstag, 21. Mai 2015
Pfingsten wird zum Fest der Begegnung
Seit über 60 Jahren wird er regelmässig in der Region Heinzenberg/Domleschg durchgeführt, der ehemalige
Evangelische Volkstag. Das Ziel, Begegnungen zu ermöglichen, wird am Pfingstsonntag einmal mehr angestrebt.
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▸ S I LV I A K E S S L E R
VERS
Einst hatte er einen festen Platz in
oder vielmehr ausserhalb der politischen Agenda in der Region Heinzenberg/Domleschg, der Evangelische Volkstag. «Früher fand alle drei
Jahre die Landsgemeinde statt, im
vierten Jahr wurde der Evangelische Volkstag durchgeführt», erinnert sich Hanspeter Burri, Mitglied
des Kirchenvorstands der Evangelischen Kirchgemeinde Sils im Domleschg. Seit 2004 ist er an vorderster
Front dabei, wenn es darum geht,
das regelmässig wiederkehrende
Fest innerhalb des Kolloquiums Nid
dem Wald – es umfasst die 18 Kirchgemeinden der Region Heinzenberg/Domleschg – zu organisieren.
In diesem Jahr soll der Anlass
unter neuen Vorzeichen in Almens
stattfinden. Einmal mehr trifft sich
Hanspeter Burri an diesem Nachmittag mit dem Almenser Pfarrer
Thomas Ruf und Eva Lehmann, Präsidentin der Evangelischen Kirchgemeinde Almens – zwei Mitglieder
der Vorbereitungsgruppe – zu einer
Sitzung im Pfarrhaus in Almens.
Das Programm indes steht bereits.
Den Flyer und die Plakate, welche
überall in der Region auf das Pfingstfest hinweisen werden, kann das
Trio schon vorweisen.
Initiative Mitglieder der Vorbereitungsgruppe: Hanspeter Burri, Eva Lehmann und Thomas Ruf (von links) wollen
den Besuchern ein abwechslungsreiches Pfingstfest in und um die Kirche in Almens bieten. (FOTO MARCO HARTMANN)
«Immer weniger Menschen können
mit dem Begriff ‘Evangelischer
Volkstag’ etwas anfangen», stellt
Eva Lehmann fest. Als Kirchentag
werde der Anlass nun besser umschrieben, ist sie überzeugt. Ebenso
überzeugt ist Eva Lehmann davon,
dass sich die Kirche optimal als
Raum der Begegnung nutzen lässt.
Sie propagiert das, indem sie zum
Beispiel regelmässig zum gemeinsamen Stricken für einen guten
Zweck in das Gotteshaus einlädt.
Und Hanspeter Burri erzählt mit einiger Begeisterung, dass auch die
Kirche in Sils ein offenes Haus ist.
Die Kirche als offenes Haus
Die auf Papier gedruckten Ankündigungen kommen in den Farben
Blau, Grün, Orange und Gelb daher
und somit gleich wie diejenigen,
welche die Bevölkerung vor zwei
Jahren zum Pfingstfest in die Steinkirche nach Cazis einluden. Die
Überschrift «Evangelischer Volkstag» ist jedoch bereits im Jahr 2011
dem Titel «Kirchentag» gewichen.
Akribische Sitzungsprotokolle: Die Entwicklung des ehemaligen
Evangelischen Kirchentages lässt sich bis ins Jahr 1954 zurückverfolgen. (KE)
«Erst kürzlich hat ein Kinoabend in
der Kirche stattgefunden.»
Jahresturnus wird angestrebt
So soll denn auch das Kirchenfest
vom kommenden Sonntag – die
Gottesdienste in den einzelnen
Kirchgemeinden fallen aus – ein
möglichst breites Publikum ansprechen. «In erster Linie soll das Fest
Begegnungen ermöglichen», sagt
Thomas Ruf. Um 10 Uhr steht ein
Sing-Gottesdienst auf dem Programm. Um 12 Uhr wird ins eigens
erstellte Zelt zum Mittagessen geladen. Um 14 Uhr werden zwei Absolventen der Scuola Teatro Dimitri
mit ihrem Programm «Der kleinste
Zirkus der Welt» für Unterhaltung
sorgen. «Den Besuchern steht es
frei, auch nur einzelnen Programmpunkten beizuwohnen», fügt der
Pfarrer an. Findet der Kirchentag
den erhofften Zuspruch, soll er in
Zukunft jedes Jahr am Pfingstsonntag durchgeführt werden.
Grosse Auftritte in der Alzheimer-Ferienwoche
Ein Benefizkonzert unter dem Motto «Volkstümliche Folklore» war einmal mehr
ein Höhepunkt in derPressespiegel
Alzheimer-Ferienwoche in Seewis.
Das Benefizkonzert der Alzheimervereinigung Graubünden war erneut ein Erfolg: Die Mehrzweckhalle in Seewis war trotz der sintflut-
Evangelisch-reformierte
Graubünden
Vorstellungen der
Mitwirkenden
Infolge
der «unfreundlichen» Wit-Landeskirche
terung muss nach Auskunft von auf die Vorträge einzustimmen.
Eröffnet wurde das Konzert von
Fässler-Zala das Veranstaltungsproder Veteranenmusik Prättigau. Die
gramm laufend angepasst werden.
Riegg mit Handorgelbegleitung
von Margrit Scherrer beeindruckte
mit seinen ebenso stimmungsvollen wie fröhlichen Vorträgen. Ein
ergeb
gram
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zwei
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20
KULTUR REGION
Südostschweiz vom 16.5.2015, Seite 20.pdf
Festival Cantars
gastiert in Müstair
Das Kirchenklangfest Cantars ist ein
schweizweit stattfindendes Musikfestival, das Kirchenkonzerte, Lesungen,
Theater- und Kabarettaufführungen
beinhaltet. Es läuft von März bis Juni
an 36 Orten in 16 Kantonen. Heute
Samstag, 16. Mai, ist das Festival in
Müstair zu Gast. Von 12 bis 23 Uhr finden an verschiedenen Orten insgesamt zwölf Veranstaltungen statt. So
singt beispielsweise die Formation Ils
Grischs um 15 Uhr in der Baselgia Son
Bastiaun sakrale und profane Lieder.
Auch gibt es um 19 Uhr in der Baselgia da la Clostra Son Jon die Gelegenheit, mit den Schwestern des Klosters
das Benediktinische Stundengebet zu
zelebrieren. Das Programm ist unter
www.cantars.ch zu finden. (so)
La Triada
Gefühl für
Die Sängerinnen Corin Curschellas
Derzeit arbeiten sie in Rueun und T
Jugendchor tritt
in Chur auf
Der renommierte Schweizer Jugendchor gastiert heute Samstag, 16. Mai,
auf seiner Tournee durch die Schweiz
um 20.15 Uhr in der Heiligkreuzkirche in Chur. Der seit 1998 bestehende Chor vereint Jugendliche im Alter
zwischen 16 und 26 Jahren. Unter der
Leitung der Dirigenten Dominique
Tille und Andreas Felber singt der
Chor laut Mitteilung Werke aus der
italienischen Renaissance, der deutschen Romantik und aus dem 20. und
21. Jahrhundert. Dabei stehen auch
Lieder aus den Bereichen Jazz und
Pop auf dem Programm. (so)
Metal im Stil der
Achtzigerjahre
In Klausur gegangen: In Rueun proben Ursina Giger, Corin
Volksweisen, die auf ihrem Album zu hören sein werden.
W
von Valerio Gerstlauer
ie eine kleine Felsenburg klammert sich
Corin
Curschellas
Die Veranstalter der Churer MetalHaus am oberen
night laden heute Samstag, 16. Mai, ab
20 Uhr zu einer Heavy-Metal-Party im
Rand von Rueun an
Stil der Achtzigerjahre. Als Hauptact
die steil abfallende Bergwand. Eine
ist die deutsche Band Stallion angeschmale Treppe führt durch den Garsagt, welche laut Mitteilung Oldten hinauf zu einem Sitzplatz, der den
school-Metal spielt. Im Vorprogramm
Besucher mit einer zauberhaften Austreten die Trash-Metaller Shotgun aus
sicht für den Aufstieg belohnt. Um den
Liechtenstein auf. Neben den beiden
Tisch versammelt haben sich CurKonzerten und stilgerechter DJ-Musik
schellas, Astrid Alexandre und Ursina
erwartet die
Gäste auch ein MetalGiger. Gemeinsam intonieren sie alte
Pressespiegel
Quiz, bei dem das Musikwissen getesrätoromanische Volksweisen, von
Evangelisch-reformierte
Landeskirche
Graubünden
tet wird. Als Dresscode
ist origineller
denen die meisten aus dem kollektiAchtzigerjahre-Look angesagt. (so)
ven Gedächtnis der Rumantschia verschwunden sind. Die Szenerie dürfte
in Tersnau
nehmen.
fes wird i
Studio ein
Album de
entsteht.
noch nich
ber ersch
findet am
sil plaz in
in Sent un
Vier Form
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Curschell
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Südostschweiz | Montag, 18. Mai 2015
Südostschweiz vom 18.5.2015, Seite 5.pdf
REGION
5
Politiker von Gottes Gnaden
Bischof Vitus Huonder hat seine Mitarbeiter in einem Schreiben dazu aufgefordert, sich am Abstimmungskampf gegen die
Präimplantationsdiagnostik zu beteiligen.
A
von Anja Conzett
rgumente, gegen die Prä­
implantationsdiagnostik
(PID) zu stimmen, und
die Aufforderung, diese
den Gläubigen zu verkün­
den: Ein Schreiben mit diesem Inhalt
versandte Bischof Vitus Huonder laut
eines Berichts der «NZZ am Sonntag»
an alle Mitarbeitenden des Bistums
Chur. Auch die National­ und Ständerä­
te der CVP erhielten Hof­Post. Darin
kritisierte Huonder die Haltung der
Nationalpolitiker zur Verfassungsbe­
stimmung über die Präimplantations­
diagnostik als unchristlich. Mit 120 Ja­
zu 83­Nein­Stimmen befürwortete die
CVP die Verfassungsbestimmung, wel­
che Paaren, die Träger einer schweren
Erbkrankheit sind, den Weg ebnen will,
mehrere befruchtete Eizellen vor der
Einpflanzung in die Gebärmutter auf
Gendefekte untersuchen zu können.
Politik: Nein, aber wenn, dann ...
Weniger überraschend als die Haltung
des Bischofs, die auch von der Bischofs­
konferenz und dem Schweizerischen
Evangelischen Kirchenbund getragen
wird, ist, dass sich das Bistum Chur so
dezidiert zu einer Abstimmung äus­
sert. Im letzten Dezember schrieb Mar­
tin Grichting, Generalvikar des Bis­
tums, in einer Streitschrift noch: «Es ist
der Hierarchie versagt, die Gläubigen
politisch zu gängeln.» Die Rahmen­
handlung dazu bildete die Kapitalis­
muskritik – eine laut Grichting «mo­
disch­sozialistische Schlagseite» – eini­
ger Kirchenvertreter. An anderer Stelle
zitierte der Generalvikar zu diesem
Diskurs Papst Franziskus: «Es besitzen
weder der Papst noch die Katholische
Kirche das Monopol auf für die Inter­
pretation der sozialen Wirklichkeit
oder für einen Vorschlag zur Lösung
der gegenwärtigen Probleme.» Grich­
ting räumte damals aber vorausschau­
end ein, dass Eingriffe ins Politgesche­
hen durch Kirchenvertreter erlaubt
wären – «in Fragen der Bioethik oder
des Rechts auf Leben».
Eine Frage der Würde
Bistumssprecher Giuseppe Gracia fasst
das Eingriffsspektrum etwas weiter.
«Wenn eine Entscheidung guten Ge­
wissens freigegeben werden kann, hält
sich die Kirche zurück.» Die politische
Beteiligung katholischer Würdenträger
sei aber nicht nur erlaubt, sondern er­
wünscht – «wann immer die Men­
schenwürde angetastet wird». Laut der
katholischen Glaubenslehre sei eine
befruchtete Eizelle ein Mensch, wes­
halb die PID klar abzulehnen sei. Den
Vorwurf, dass das Bistum mit der Wür­
deargumentation nur bei Ungebore­
nen und Sterbenskranken politisiere,
weist Gracia von sich. «Schon bei der
Abstimmung über das Frauenstimm­
recht hat die Bischofskonferenz die Ja­
Parole herausgeben. Bischof Vitus Hu­
onder äusserte sich zudem auch beja­
hend zur 1:12­Initiative.»
Themen wie die europäische Flücht­
lingspolitik und ihre fatalen Auswir­
kungen im Mittelmeerraum wiederum
seien zu weit entfernt vom Wirkungs­
kreis der Gläubigen des Bistums Chur,
als dass der Bischof ergänzend zur Bi­
schofskonferenz und dem Vatikan Stel­
lung dazu nehmen müsste, so Gracia
weiter. «Beim PID hingegen können die
Gläubigen des Bistums einen direkten
Einfluss nehmen.» Sollte es eine natio­
nale Abstimmung darüber geben, wel­
che die Verbesserung der Lebens­ und
Arbeitsbedingungen in Entwicklungs­
ländern anstrebt, würde die Bischofs­
konferenz sicher dazu tagen. Zudem
seien die Bischöfe unabhängig vom
Entscheid des Ausgangs einer Tagung
in ihren Stellungnahmen frei.
Die Konzernverantwortungs­Initia­
tive, welche Unternehmen mit Sitz in
der Schweiz dazu verpflichten will, die
Umsetzung der Menschenrechte bei
ausländischen Tochter­ und Partnerfir­
men zu verifizieren, steckt noch in der
Lancierungsphase. Bischof Vitus Huon­
der kann sich für die Formulierung
einer allfälligen Abstimmungsparole
folglich noch viel Zeit lassen.
Bild des Tages: Durch diese goldene Arkade werden sie gehen
Mad Max: Fury Road – Mad Max verbündet sich mit
einer mysteriösen Frau (Charlize Theron), um gegen fiese
Highway­Gangster zu bestehen.
18.30 In 2D (normale Eintrittspreise)
Deutsch
21.00 In 3D (erhöhte Eintrittspreise)
ab 14J.
Get Hard – Der Knastcoach Nonsens­Komödie um
einen verurteilten Banker, der sich mit Hilfe seines Autowä­
schers für die Zeit im Knast fit machen will.
18.30
Deutsch
ab 12 empf 14 J.
El Tiempo Nublado – Julia übernimmt die Betreuung
der Mutter für einen bescheidenen Lohn bis deren Zustand
sich so verschlechtert, dass sie überfordert ist.
18.30 Nur bis Mittwoch
OV/d
ab 12 J.
Arthouse Kinofilme Montag und Dienstag
Spartiates – Der Kämpfer hat es ganz ohne Hilfe ge­
schafft, und über den Sport bläut er den Kleinen in der Cité
Bellevue ein, was Respekt und Toleranz heisst.
18.45
F/d
ab 16 J.
Kein Ort ohne dich - The Longest Ride – Ein
ehemaliger Rodeo­Champion plant sein Comeback als er
die College­Studentin Sophia kennenlernt.
20.30
Deutsch
ab 12 J.
Pitch Perfect 2 – Schräg­komische Fortsetzung der
Musical­Komödie ­ dieses Mal müssen die Barden Bellas an
der A­Capella­Weltmeisterschaft überzeugen.
20.45
Deutsch
ab 12 J.
The Water Diviner - Das Versprechen eines Lebens – Ein australischer Farmer macht sich in der Türkei
auf die Suche nach seinen verschollenen Söhnen. Von und
mit Russell Crowe.
20.45
Deutsch
ab 12 J.
Nach gut einem Jahr Bauzeit ist die Arkade im Ilanzer Quartier «Sontga Clau Sur» am Samstag feierlich eröffnet worden.
Bild Marco Hartmann
Jugendschutz: Unbegleitet dürfen Jugendliche unter 16 Jah­
ren und Kinder im Rahmen des festgelegten Zutrittsalters Film­
vorführungen besuchen, die bis spätestens 21.00 Uhr beendet
sind. In Begleitung Erwachsener dürfen sie alle Filmvorfüh­
rungen besuchen, falls sie das festgelegte Zutrittsalter nicht um
mehr als 2 Jahre unterschreiten. Die Verantwortung für die Ein­
haltung der Altersbestimmungen liegt bei der Begleitperson.
Giubilar e chantar hosanna en il 56avel tschiel
Convivenza –
ina columna
da Pieder Caminada*
Q
uai na dastga betg esser vair,
hai jau pensà, cura ch’ins m’ha
dacurt raquintà tge ch’è capità
en ina scola primara grischuna. Ina
scolasta ha bain fatg chantar mintga
singul scolar davant tut la classa ed
anc dà ina nota a la preschentaziun.
Ma betg avunda cun quai: en l’attestat
dad in da quests scolars d’emprima
classa steva pli tard ch’el n’haja betg
cuntanschì la finamira da l’instruc­
ziun da chant. Jau suppon che quest
scolar d’emprima classa na vegn mai
pli ad avair plaschair da chantar. E la
scolasta è sa revelada sco veritabla
artista da demotivaziun.
Jau sai da tge che jau discur. En
l’emprima classa hai jau numnada­
main fatg tras insatge fitg sumegliant.
Cura ch’il cussegl da scola da Glion ha
annunzià sia visita, ha sora Angela –
ina scolasta fitg severa – exercità cun
nus intginas chanzuns. Ma d’ina ma­
niera u l’autra na pudeva noss chant
betg l’intgantar. E suenter curt temp
ha ella chattà il culpant: mai. Mia
vusch na pudeva betg si sin ils tuns
auts, ed uschia ha ella simplamain
supplitgà mai da tegnair il pichel. Il
cussegl da scola na dastgava però betg
far persenn da quai, e perquai dueva
jau mo imitar ils pleds da las chan­
zuns cun la bucca, per uschè da dir
far playback. Ina vaira sfida per mai –
pir da dretg perquai che jau seseva
en l’emprima retscha.
Ed uschia è capità l’inevitabel. Il
cussegl da scola è entrà en stanza da
scola e nus avain cumenzà a chantar.
Quai vul dir, tut tschels auter che jau.
Perquai che jau aveva in immens re­
spect dal fitg ludaivel cussegl da scola,
sun jau ma sfadià extraordinariamain
da far mia mimica da chant decretada
da sura. E Vus As regurdais: jau seseva
en l’emprima retscha.
Strusch che l’ultim tun da nossas
vuschs d’uffants è stà tschessà, è
strasunada la ferma vusch da Robert
Foppa, in commember dal cussegl
da scola. Il maister mazler ha ludà a
tschiel nossa preschentaziun cantica.
E lura ha el agiuntà ina frasa che jau
aud anc oz: «Sora Angela, jau stoss
dir a Vus, il Caminada qua davant,
quel ha ina vusch excellenta.» Jau na
saveva betg, sche jau duaja rir u bragir.
E sora Angela ha sbarbuttà insatge
sco: «Gea, gea, gliez ha el franc e
segir.»
Vocabulari
giubilar
sa revelar
intgantar
tegnair il pichel
–
–
–
–
fitg ludaivel
sa sfadiar
tschessar
strasunar
ludar a tschiel
–
–
–
–
–
sbarbuttar
en il 56avel
tschiel
laud al Segner
–
–
–
hier: frohlocken
sich entpuppen
begeistern
den Schnabel
halten
hochwohllöblich
sich Mühe geben
verklingen
ertönen, dröhnen
über den grünen
Klee loben
stammeln
hier: auf Wolke 56
hier: zum Lobe
des Herrn
zuzwinkern
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
tschegnar
–
Unterstützt von der Lia Rumantscha
L’episoda n’ha betg effectuà in
donn psichic. Ma jau na sun mai pli
daventà in chantadur. Sulettamain
sut la duscha u sche jau sun en viadi
tut sulet cun l’auto. Sin insatge ma
legrel jau però gia oz: sche jau vegn
insacura en tschiel, prend jau plazza
en il 56avel tschiel e giubilesch e
chant hosanna senza tun laud al
Segner. E sch’il char Segner vegn spe­
ravi in di cun il maister mazler Foppa,
vegn l’anteriur commember dal cus­
segl da scola da Glion a tschegnar ed
a dir ad el: «Char Segner, jau stoss dir
a tai, il Caminada qua en il 56avel
tschiel, quel ha ina vusch excellenta.»
* Pieder Caminada è vice­schefredactur da la
«Südostschweiz». El è creschì si a Glion en in
ambient per gronda part tudestg e viva oz en
la vischnanca rumantscha da Castrisch.
Deutsche Übersetzung online:
suedostschweiz.ch/community/
blogs/convivenza
REGION
Südostschweiz vom 18.5.2015, Seite 7.pdf
Neues zum
Meister von
Waltensburg
Bähnli
lpark
m «Tor zum Nationalpark»
inungen.
zem häten sogar
bgesproers nur,
n River
gelmässigt habe.
terstützt
während
Jahren.
trag von
ess parc
«trenin»
ersammGemeinestelleniskussioes Angechreiber
ir erhofrc naziues AngeFahrten
nicht ge-
s
ler auch
ng seines
flich Busurde oft
7
von den Gästen angefragt, warum es ab
der Endstation Prasüras keine Möglichkeit gibt, weiterzufahren», erzählte er.
Die Tschutschu-Bahn erfüllt seiner
Meinung nach zwei Kriterien: Sie
kommt bei Gross und Klein gut an, und
sie lässt sich problemlos auf der engen
Strasse wenden. 40 Personen kann
Kohler auf einmal transportieren. Neu
müssen die Gäste nur noch zehn Minuten zu Fuss gehen, bis sie die Grenze
zum Nationalpark erreichen.
Die Neuigkeit, dass bald eine
Tschutschu-Bahn zum Nationalpark
fährt, löst unterschiedliche Reaktionen aus. «Endlich eine gute Idee! Auch
für uns Alten», heisst es in einem Onlineportal. «Was müssen all jene nun
zusätzlich an Emissionen für Nase
und Ohr hinnehmen, welche als Naturfreunde zu Fuss gehen?», fragt sich
hingegen eine Leserin der «Engadiner
Post». Vonseiten des Schweizerischen
Nationalparks gibt es keine Stellungnahme. Mitfinanzieren wird die Institution die Tschutschu-Bahn jedenfalls
nicht. «Wir hoffen, dass dieses Angebot keine weiteren Konsequenzen mit
sich bringt, wie zum Beispiel eine asphaltierte Strasse», sagte Mediensprecher Hans Lozza auf Anfrage lediglich.
Was letztes Jahr mit einem Symposion
in Waltensburg seinen Anfang genommen hat, findet nun seinen Abschluss
in Buchform: An der Tagung (Ausgabe
vom 3. Oktober 2014) haben sich neben Kunsthistorikern die Vertreter weiterer Disziplinen mit dem Oeuvre des
sogenannten Waltensburger Meisters
beschäftigt, der in der ersten Hälfte des
14. Jahrhunderts rund 20 vorwiegend
sakrale Bauten in Graubünden mit seinen Fresken verziert hat. Ihre Erkenntnisse sind jetzt versammelt im neu erscheinenden Band «Der Waltensburger
Meister in seiner Zeit». Vorgestellt wird
die Publikation am Freitag, 5. Juni, in
Lüen und Castiel. Nach einem Spaziergang vom Bahnhof zur Kirche in Lüen
erläutert Leza Dosch um 16.45 Uhr die
dortigen Fresken; danach geht es weiter nach Castiel, wo im Gemeindehaus
um 18.30 Uhr die Buchvernissage über
die Bühne geht.
Die Veranstaltung ist öffentlich, eine
Anmeldung bis 1. Juni beim Institut
für Bündner Kulturforschung (Tel. 081
252 70 39, [email protected]) ist
aber gemäss einer Medienmitteilung
unerlässlich. Wegen Parkplatzmangels
wird eine Anreise per Bahn empfohlen. ( jfp)
SEI gibt
Kohle-Projekt
nicht auf
Die Gesellschaft SEI kämpft offenbar
weiter für eine Realisierung des Kohlekraftwerks in Saline Joniche. So hat sie
kürzlich Rekurs gegen das Urteil des
italienischen Verwaltungsgerichts eingereicht, das zuvor bereits erteilte Teilbewilligungen für das Kraftwerk wieder aufgehoben hatte.
Repower ist immer noch Hauptteilhaber der Projektgesellschaft SEI. Den
Entscheid Rekurs einzureichen, haben
gemäss Repower-CEO Kurt Bobst aber
die Partner gefällt. Repower werde sich
an seine im Nachgang an die verlorene
Abstimmung vom September 2013
halten und 2015 ganz aus dem Projekt
in Saline Joniche
aussteigen. (bcm)
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
I N SERAT
Südostschweiz vom 18.5.2015, Seite 9.pdf
NACHRICHTEN
Südostschweiz | Montag, 18. Mai 2015
9
N
von Gerhard Lob
och sind die Wunden
nicht verheilt, welche die
Absage von Starregisseur
Roman Polanski beim
letztjährigem Filmfestival
Locarno nach einer heftigen öffent­
lichen Debatte über seine Einladung
hinterlassen hat. Nun steht bereits
eine neue Polemik an. Anlass ist die
Festival­Initiative Carte blanche, wel­
che dieses Jahr in ihrer fünften Ausga­
be auf Israel fokussiert. Bei Carte
blanche werden im Rahmen der soge­
nannten Industry Days fünf bis sieben
Filme in Postproduktion einem Fach­
publikum präsentiert. Die bisherigen
Ausgaben waren Kolumbien, Mexiko,
Chile und Brasilien gewidmet.
Bereits im Februar hatte das Film­
festival Locarno angekündigt, für die
Ausgabe vom kommenden August
eine Partnerschaft mit dem Israeli
Film Fund einzugehen, welcher die Ko­
ordination der Filme übernehmen
wird. «Diese Initiative macht aus der
Gegenwart einen Ausgangspunkt, um
in die Zukunft zu blicken», liess sich
Nadia Dresti, Delegierte der künstleri­
schen Leitung und Head of Internatio­
nal, im damaligen Mediencommuni­
qué zitieren.
Kritik an der Partnerwahl
In einer Petition protestieren nun rund
200 Regisseure, Filmschaffende und
Produzenten gegen diese Carte blanche
für Israel und insbesondere gegen die
Zusammenarbeit mit dem Israeli Film
Fund. Dieser Fonds werde letztlich
vom israelischen Aussenministerium
alimentiert, das auch die Aussenpolitik
des Landes und damit «die jüngsten
Massaker im Gazastreifen» verantwor­
te, heisst es im Petitionstext. Bei Israels
Angriffen im Sommer 2014 seien mehr
als 2000 Menschen, darunter 500 Kin­
der gestorben, so die Petitionäre weiter.
Wenn man unabhängiges israelisches
Filmschaffen unterstützen wolle, gebe
es andere Möglichkeiten als mit staat­
lich finanzierten Stellen zusammen­
zuarbeiten.
Die Petition wurde beispielsweise
vom britischen Regisseur Ken Loach
unterzeichnet, der in Locarno schon
Umstrittene Carte blanche für Israel: Filmemacher kritisieren die diesjährige Zusammenarbeit des Filmfestivals Locarno mit dem Israeli Film Fund.
Bild Keystone
Locarno: Nach dem
Fall Polanski der Fall Israel
Das Filmfestival Locarno gibt Israel in diesem Jahr eine Carte blanche. Namhafte Filmschaffende protestieren
aus politischen Gründen dagegen, darunter auch Regisseur Ken Loach und Komponist Richard Horowitz.
häufig zu Gast war und der 2003 einen
Ehrenleoparden erhielt. Mit auf der Li­
ste sind aber unter anderen auch der
amerikanische Drehbuchautor Walter
Bernstein, US­Filmkomponist Richard
Horowitz und der französisch­israeli­
sche Filmmacher Simone Bitton. «Wir
unternehmen diesen Schritt auch im
Namen der palästinensischen Filme­
macher, die ihr eigenes Leben oder das
ihrer Angehörigen aufgrund der israe­
lischen Militärangriffe verloren ha­
ben», heisst es in der Petition, die auf
der Webseite der Palästinensischen
Kampagne für den akademischen und
kulturellen Boykott Israels (PACBI) im
Wortlaut veröffentlich wurde
Festival gibt sich unbeeindruckt
Das Filmfestival Locarno hat sich von
der Petition bisher nicht beeindrucken
lassen. «Locarno war in seiner langen
Geschichte immer ein Ort der Mei­
nungsfreiheit für Filmemacher, Produ­
«Locarno war in
seiner langen
Geschichte immer
ein Ort der
Meinungsfreiheit.»
Filmfestival Locarno
in einer Stellungnahme zur Petition
zenten und Schauspieler aus der gan­
zen Welt, unabhängig von ihrer Rasse,
Religion oder Nationalität», heisst es in
einem Statement des Festivals. Man
verweist darauf, dass an der kommen­
den Ausgabe im August in der Sektion
Open Doors auch Maghrebstaaten wie
Marokko, Tunesien, Libyen und Alge­
rien zum Zug kommen. Die Präsenz all
dieser Länder stelle «eine wichtige
Gelegenheit für eine Debatte und ein
gemeinsames Gespräch dar».
Grundsätzlich dafür, aber trotzdem dagegen …
Die Fortpflanzungsmedizin bereitet Politikern Probleme: Sie sind teils gleicher Meinung, geben aber unterschiedliche Empfehlungen ab.
von Anna Wanner
Die Linie zwischen Befürwortern und
Gegnern der Fortpflanzungsmedizin
ist äusserst schwammig. Positionen
sind nicht absolut, manche Politiker
sind ein bisschen dafür. Andere sind
eigentlich dafür, aber trotzdem da­
gegen. Aktuelles Beispiel für die Ver­
wirrung im Abstimmungskampf ist Pe­
Abstimmung: 14. Juni
Fortpflanzungsmedizingesetz
suedostschweiz.ch/dossier
ter Föhn. Der Schwyzer SVP­Ständerat
bekundete am Freitag in der «Arena»
des Schweizer Fernsehens Mühe, sei­
nen Standpunkt zu erläutern. Grund­
sätzlich unterstütze er den Vorschlag
des Bundesrats, der das Verbot der Prä­
implantationsdiagnostik (PID) aufhe­
ben will und deshalb am 14. Juni ein Ja
empfiehlt. Im Abstimmungskampf ge­
hört Föhn aber dem Nein­Komitee an.
Auf Anfrage erklärt er: «Das Prob­
lem an der PID­Diskussion ist, dass
man nicht weiss, wo die Grenzen ge­
setzt werden.» Er befürworte, dass Paa­
re, die mit einer schweren Erbkrank­
heit vorbelastet sind, die Embryonen
untersuchen lassen dürfen, bevor sie
der Mutter eingepflanzt werden. So sah
es der ursprüngliche Vorschlag des
Bundesrats vor. Das Parlament hat das
Gesetz jedoch erweitert und Embryo­
Tests auch Paaren erlaubt, die auf na­
türlichem Weg keine Kinder kriegen
können. «Das geht zu weit», sagt Föhn.
«Ich habe Angst, dass in hohem Tempo
der Fortpflanzungsmedizin weitere
Möglichkeiten eröffnet werden.»
Gleiche Meinung, anderer Rat
Dass die Ärzte keine Grenzen respek­
tieren, ist die Befürchtung der Gegner.
Allerdings hat das Parlament via Ge­
setz einen engen Rahmen gesteckt.
Zwar soll PID auch unfruchtbaren Paa­
ren erlaubt werden. Weitere Öffnungen
hat der Rat aber klar abgelehnt. Bloss:
Am 14. Juni steht nicht das Gesetz zur
Abstimmung, sondern ein Grundsatz
in der Verfassung: Soll das Verbot der
PID aufgehoben werden?
Geht es nach der Aargauer SP­Stän­
derätin Pascale Bruderer, muss zwi­
schen Gesetz und Verfassung unter­
schieden werden. Inhaltlich hat sie die­
selbe Haltung wie Föhn: Erblich vorbe­
lastete Paare dürfen Tests machen,
nicht aber Paare, die keine Kinder krie­
gen können. Wie Föhn geht auch ihr
das vom Parlament verabschiedete Ge­
setz zu weit. Sie kommt allerdings zu
einem anderen Schluss: Die SP­Frau
plädiert für ein Ja am 14. Juni, sagt je­
doch, dass sie ein Referendum gegen
das Gesetz unterstützen würde.
Aktuelle Lösung unbefriedigend
An der Medienkonferenz des Ja­Komi­
tees sagte Bruderer, die Situation für
Paare mit schwerer Erbkrankheit sei
«sehr unbefriedigend». Im Grunde
stünden ihnen heute zwei Möglichkei­
ten offen: Sie lassen eine Schwanger­
schaft auf Probe zu. Das heisst, sie tes­
ten den Embryo in der 11. Schwanger­
schaftswoche auf die Erbkrankheit und
müssen bei einem positiven Ergebnis
über eine Abtreibung entscheiden.
Oder aber sie gehen ins Ausland, wo
PID erlaubt ist. «Sinnvoller ist es mei­
nes Erachtens, die PID in restriktiver
Form zuzulassen», sagte Bruderer.
Wer soll wie abstimmen?
Wieso das Volk zweimal entscheiden darf
Wird eine Volksinitiative
angenommen, muss
das Parlament den Gesetzestext ausarbeiten.
Bei der Abstimmung
über die «Änderung
der Verfassungsbestimmung zur Fortpflanzungsmedizin
und Gentechnologie
im Humanbereich» ist
es anders: Weil das
Parlament das Gesetz
ändern wollte und dies
die Verfassung tangiert,
muss diese geändert
werden, bevor der bereits beschlossene Gesetzestext in Kraft tritt.
Das tönt kompliziert, ist
aber nicht ungewöhnlich: Das Gesetz ist nur
gültig, wenn die Verfassung es zulässt.
Sagt das Volk im Juni
Nein, ist das Gesetz
vom Tisch. Stimmt es
Ja, ergreifen die Gegner des Gesetzes das
Referendum, wie das
bei jeder Gesetzesänderung des Parlaments
möglich ist. In der Folge
gibt es eine zweite
Abstimmung über das
Gesetz. (wan)
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
Die unterschiedlichen Empfehlungen
machen die Lage für den Stimmbürger
nicht einfach. Hier ein Erklärungsver­
such: Am 14. Juni geht es um die Frage,
ob Embryonen vor der Einpflanzung
in den Mutterleib untersucht werden
dürfen. Heute verbietet das die Verfas­
sung. Wer prinzipiell dafür oder da­
gegen ist, stimmt ja oder nein. Wer fin­
det, dass nur Paaren mit schweren Erb­
krankheiten geholfen werden soll,
stimmt ja und wehrt sich bei dem be­
reits angekündigten Referendum
gegen das Gesetz, das auch unfruchtba­
ren Paaren Tests erlauben will.
der gestorben, so die Petitionäre weiter.
Wenn man unabhängiges israelisches
Filmschaffen unterstützen wolle, gebe
es andere Möglichkeiten als mit staat­
lich finanzierten Stellen zusammen­
zuarbeiten.
Die Petition wurde beispielsweise
vom britischen Regisseur Ken Loach
unterzeichnet, der in Locarno schon
amerikanische Drehbuchautor Walter
Bernstein, US­Filmkomponist Richard
Horowitz und der französisch­israeli­
sche Filmmacher Simone Bitton. «Wir
unternehmen diesen Schritt auch im
Namen der palästinensischen Filme­
macher, die ihr eigenes Leben oder das
ihrer Angehörigen aufgrund der israe­
lischen Militärangriffe verloren ha­
kulturellen Boykott Israels (PACBI) im
Wortlaut veröffentlich wurde
Festival gibt sich unbeeindruckt
Das Filmfestival Locarno hat sich von
seiner langen
Geschichte immer
ein Ort der
Meinungsfreiheit.»
der Petition bisher nicht beeindrucken
Filmfestival
Locarno
Südostschweiz
9a.pdf
lassen.vom
«Locarno 18.5.2015,
war in seiner langen Seite
Geschichte immer ein Ort der Mei­
nungsfreiheit für Filmemacher, Produ­
in einer Stellungnahme zur Petition
einem Statement des Festivals. Man
verweist darauf, dass an der kommen­
den Ausgabe im August in der Sektion
Open Doors auch Maghrebstaaten wie
Marokko, Tunesien, Libyen und Alge­
rien zum Zug kommen. Die Präsenz all
dieser Länder stelle «eine wichtige
Gelegenheit für eine Debatte und ein
gemeinsames Gespräch dar».
Grundsätzlich dafür, aber trotzdem dagegen …
Die Fortpflanzungsmedizin bereitet Politikern Probleme: Sie sind teils gleicher Meinung, geben aber unterschiedliche Empfehlungen ab.
von Anna Wanner
Die Linie zwischen Befürwortern und
Gegnern der Fortpflanzungsmedizin
ist äusserst schwammig. Positionen
sind nicht absolut, manche Politiker
sind ein bisschen dafür. Andere sind
eigentlich dafür, aber trotzdem da­
gegen. Aktuelles Beispiel für die Ver­
wirrung im Abstimmungskampf ist Pe­
Abstimmung: 14. Juni
Fortpflanzungsmedizingesetz
suedostschweiz.ch/dossier
ter Föhn. Der Schwyzer SVP­Ständerat
bekundete am Freitag in der «Arena»
des Schweizer Fernsehens Mühe, sei­
nen Standpunkt zu erläutern. Grund­
sätzlich unterstütze er den Vorschlag
des Bundesrats, der das Verbot der Prä­
implantationsdiagnostik (PID) aufhe­
ben will und deshalb am 14. Juni ein Ja
empfiehlt. Im Abstimmungskampf ge­
hört Föhn aber dem Nein­Komitee an.
Auf Anfrage erklärt er: «Das Prob­
lem an der PID­Diskussion ist, dass
man nicht weiss, wo die Grenzen ge­
setzt werden.» Er befürworte, dass Paa­
re, die mit einer schweren Erbkrank­
heit vorbelastet sind, die Embryonen
untersuchen lassen dürfen, bevor sie
der Mutter eingepflanzt werden. So sah
es der ursprüngliche Vorschlag des
Bundesrats vor. Das Parlament hat das
Gesetz jedoch erweitert und Embryo­
Tests auch Paaren erlaubt, die auf na­
türlichem Weg keine Kinder kriegen
können. «Das geht zu weit», sagt Föhn.
«Ich habe Angst, dass in hohem Tempo
der Fortpflanzungsmedizin weitere
Möglichkeiten eröffnet werden.»
Gleiche Meinung, anderer Rat
Dass die Ärzte keine Grenzen respek­
tieren, ist die Befürchtung der Gegner.
Allerdings hat das Parlament via Ge­
setz einen engen Rahmen gesteckt.
Zwar soll PID auch unfruchtbaren Paa­
ren erlaubt werden. Weitere Öffnungen
hat der Rat aber klar abgelehnt. Bloss:
Am 14. Juni steht nicht das Gesetz zur
Abstimmung, sondern ein Grundsatz
in der Verfassung: Soll das Verbot der
PID aufgehoben werden?
Geht es nach der Aargauer SP­Stän­
derätin Pascale Bruderer, muss zwi­
schen Gesetz und Verfassung unter­
schieden werden. Inhaltlich hat sie die­
selbe Haltung wie Föhn: Erblich vorbe­
lastete Paare dürfen Tests machen,
nicht aber Paare, die keine Kinder krie­
gen können. Wie Föhn geht auch ihr
das vom Parlament verabschiedete Ge­
setz zu weit. Sie kommt allerdings zu
einem anderen Schluss: Die SP­Frau
plädiert für ein Ja am 14. Juni, sagt je­
doch, dass sie ein Referendum gegen
das Gesetz unterstützen würde.
Aktuelle Lösung unbefriedigend
An der Medienkonferenz des Ja­Komi­
tees sagte Bruderer, die Situation für
Paare mit schwerer Erbkrankheit sei
«sehr unbefriedigend». Im Grunde
stünden ihnen heute zwei Möglichkei­
ten offen: Sie lassen eine Schwanger­
schaft auf Probe zu. Das heisst, sie tes­
ten den Embryo in der 11. Schwanger­
schaftswoche auf die Erbkrankheit und
müssen bei einem positiven Ergebnis
über eine Abtreibung entscheiden.
Oder aber sie gehen ins Ausland, wo
PID erlaubt ist. «Sinnvoller ist es mei­
nes Erachtens, die PID in restriktiver
Form zuzulassen», sagte Bruderer.
Wer soll wie abstimmen?
Wieso das Volk zweimal entscheiden darf
Wird eine Volksinitiative
angenommen, muss
das Parlament den Gesetzestext ausarbeiten.
Bei der Abstimmung
über die «Änderung
der Verfassungsbestimmung zur Fortpflanzungsmedizin
und Gentechnologie
im Humanbereich» ist
es anders: Weil das
Parlament das Gesetz
ändern wollte und dies
die Verfassung tangiert,
muss diese geändert
werden, bevor der bereits beschlossene Gesetzestext in Kraft tritt.
Das tönt kompliziert, ist
aber nicht ungewöhnlich: Das Gesetz ist nur
gültig, wenn die Verfassung es zulässt.
Sagt das Volk im Juni
Nein, ist das Gesetz
vom Tisch. Stimmt es
Ja, ergreifen die Gegner des Gesetzes das
Referendum, wie das
bei jeder Gesetzesänderung des Parlaments
möglich ist. In der Folge
gibt es eine zweite
Abstimmung über das
Gesetz. (wan)
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
Die unterschiedlichen Empfehlungen
machen die Lage für den Stimmbürger
nicht einfach. Hier ein Erklärungsver­
such: Am 14. Juni geht es um die Frage,
ob Embryonen vor der Einpflanzung
in den Mutterleib untersucht werden
dürfen. Heute verbietet das die Verfas­
sung. Wer prinzipiell dafür oder da­
gegen ist, stimmt ja oder nein. Wer fin­
det, dass nur Paaren mit schweren Erb­
krankheiten geholfen werden soll,
stimmt ja und wehrt sich bei dem be­
reits angekündigten Referendum
gegen das Gesetz, das auch unfruchtba­
ren Paaren Tests erlauben will.
rmissen Chur 2000. Chur ist
stadt eines TourismuskanUnsere Stadt will Freiräume
ultur, Gemeinschaft und
sfreude! Mittlerweile habe
s Gefühl, dass man in einem
Stall über 2000 Meter mehr
machen kann als in StadtDa, wo die Polizei nicht hint. Agglo-Tendenzen machen
reit. Im Zürcher Kreis 3 bin
rwöhnt, hier kann ich ohne
me nachts alleine Heim lauas ist in Chur leider nicht
möglich.
intaktes Ausgangsangebot
ochwertige kulturelle Angebossen vermehrt gefördert wernd zwar aus gesetzlicher
– es geht hier gar nicht ums
Wir wissen, dass wir pleite
Wir wollen frei sein. Sonst
dern viele lieber zwischen
trasse und «Hardbruck» herhne Gefahr, zu jeder Tageszeit,
ir haben dazu auch noch die
wo wir hingehen. Man kann
u Hause bleiben, aber man
nicht. Kultur ist diese Freiheit.
Wunder werden Forderungen
noch strengeren und restriktiGesetzen laut. Gesetze sind
Lösung, sondern die Ursache.
arf auf keinen Fall passieren.
Jahre sind genug! Wir wollen
eie und lässige Stadt. Die Frafür wen wollt ihr attraktiv
der bleiben? Das «Kabinett»
e sein Konzept nicht so verchen wie geplant. Wir zeigen
die möglichst still ist. Aber
erz schlägt immer noch laut.
eiben! So wie wir sind!
e Michel, Stadtfan,
dskollektiv «Kabinett der Visionäre»
Leuenberger Platz für ein grosses
Interview. Dieser ringt sich dort
dann schlussendlich doch eine zwischen den Zeilen lesbare Ja-Empvom
fehlung Südostschweiz
ab, obwohl ihm spürbar
RTVG will deswegen nichts anderes
als ein neues, geräteunabhängiges
Gebührensystem einführen. Alle Privathaushalte bezahlen dann weni19.5.2015,
Seite
18.pdf
ger Gebühren.
Wer Ergänzungsleis-
Domenigs Weltblick
Hirschen teils um Hirschkühe g
handelt hat. Sieben Tiere von, la
Bericht, etwa 70. Dies soll den V
biss im Wald oder den Ertragsv
des Bauern mindern? Eine sinn
unmoralische und unethische A
tion, insbesondere unter Berück
tigung, dass wohl die meisten d
Hirschkühe hochtragend kurz d
standen, ihre Jungen zu gebäre
Man könnte auch sagen äussers
effizient: zwei auf einen Schuss
Wenn solche Massnahmen e
fen werden müssen, läuft bei d
Wildregulierung in Graubünde
einiges gewaltig schief! Allem A
schein nach bringt die Sonderj
seit 1986, beinahe 30 Jahre, in
bisher praktizierten Art nicht d
gewünschten Erfolg.
Brigitte Conzett aus Fanas
Hotline 0848 299 29
Leserbetreuer
Mario Engi nimmt
von Montag bis Freit
von 10 bis 12 Uhr Ihre
Informationen, Hinweise und
Anregungen entgegen.
Kontakt
Hier In den stillen Bergtälern hat die Kirche noch ihre besondere Sprache für jedes Alter, ihr
besonderes Aussehen für jedes Auge. (Bjørnstjerne Bjørnson) Bild und Textauwahl Hans Domenig
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Südostschweiz vom 20.5.2015, Seite 15.pdf
MARKT
Südostschweiz | Mittwoch, 20. Mai 2015
15
Fünf Fragen an …
Sibylle
Schröder
Geschäftsführerin
Arsana GmbH,
Winterthur
1
Wie lange dauert es in der
Regel, bis Arbeitnehmer nach
einem Burn-out wieder einsatzfähig sind? Das ist ganz unterschiedlich. Je länger die Leidensphase
vorher war und je stärker die Symptome ausgeprägt waren, desto mehr Zeit
braucht es nachher. Es kann sein, dass
ein Arbeitnehmer bereits nach drei
Monaten wieder einsatzfähig ist. Bei
anderen kann es bis zu einem Jahr
dauern.
Der Weg aus dem Tunnel:
Wer nach einem Burn-out
an den Arbeitsplatz
zurückkehrt, braucht oft
Unterstützung. Bild Yanik Bürkli
Wiedereinstieg in den Job:
Ein Burn-out ist keine Grippe
Nach einem Burn-out in der Arbeitswelt wieder Fuss zu fassen, ist eine Gratwanderung. Was es braucht,
damit der Wiedereinstieg gelingt.
R
von Vera Sohmer
üdiger Hartmann* weiss,
dass er sehr aufpassen
muss. Zurzeit betreut er
mehrere Projekte parallel,
und das ist gefährlich. Seine Gedanken kreisen ständig darum,
auch nach Feierabend. Früher hätte er
zu Hause weitergearbeitet und sich
derart festgebissen, dass er wieder
kein Auge zugetan hätte. Oder er hätte sich irgendwann ein paar Gläser
Rotwein genehmigt, um herunterzufahren. Heute hingegen merkt es der
53 Jahre alte Software-Ingenieur genau, wenn er in alte Muster zurückzufallen droht. Dann zieht er die Notbremse und macht etwas anderes. Klavier spielen, an die frische Luft gehen.
«Bewusst abzuschalten, das war ein
langer Lernprozess», sagt er, «einzusehen, dass ich zwischendurch dringend Erholung brauche.»
Plötzlich ging gar nichts mehr
Grenzen setzen – vielleicht das Wichtigste, was Hartmann nach seinem
Burn-out beherzigen muss. Und das
Schwierigste. Schliesslich war er überzeugt davon, noch mehr erreichen zu
können. Er sah sich bereits an der
Spitze der Geschäftsleitung. Bis seine
Leistung und seine körperliche Verfassung immer schlechter wurden. Letztes Jahr vor Weihnachten ging gar
nichts mehr – er brach zusammen.
Beim mehrwöchigen Aufenthalt in
einer Spezialklinik und einer begleitenden Therapie wurde nach und
nach klar: Wollte er zurück in seinen
Beruf und seine alte Firma, musste er
klein wieder anfangen. Als Leiter
eines Dreier-Teams statt als Chef einer
20-köpfigen Abteilung, und das erst
einmal mit einem reduzierten
Pensum. «Sich das einzugestehen, war
hart, ich hatte das Gefühl, völlig versagt zu haben», sagt Hartmann.
Verunsicherung bei allen
«Ein Burn-out trifft häufig besonders
engagierte Mitarbeiter», erklärt die
Zürcher Stressforscherin Beate Schulze. An die Belastungsgrenze gestossen
zu sein, komme für sie einer Bankrotterklärung gleich. Damit verbunden
seien starke Zweifel, ob man der
Arbeitssituation, die ja zum Ausbrennen beigetragen hat, je wieder gewachsen sein wird. Rückkehrer, folgert
Schulze, brauchen Verständnis, Rückendeckung und eine Wertschätzung
ihrer Kompetenzen. Nur so gelinge es,
wieder Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu entwickeln, Leistung wieder abzurufen. Derart gute Bedingungen seien nicht selbstverständlich,
sagt Case-Managerin Sibylle Schröder
(siehe Interview). Sie berät und begleitet Firmen beim Wiedereinstieg von
Burn-out-Patienten. Kommt jemand
zurück, herrscht oft Verunsicherung.
Kollegen und Vorgesetzte fragen sich,
was man dem Rückkehrer überhaupt
noch zumuten kann. Werden diese
einmal eine Spur emotionaler, keimt
schnell der Verdacht auf, dass der
nächste Kollaps bevorsteht.
Verantwortung abgeben
Überhaupt begegnet man ihnen mit
Skepsis und fragt sich vielleicht: Muss
ich wegen ihm oder ihr jetzt unliebsame Änderungen oder Nachteile in
Kauf nehmen? Mehr arbeiten gar?
«Anfangs fühlte ich mich ständig
unter Beobachtung», bestätigt Hartmann. Da gelte es aufzupassen, sich
nicht selbst unter Druck zu setzen
und erneut eine Abwärtsspirale loszutreten. Experten warnen: Ein Burnout ist keine Grippe. Es sei ein Trugschluss, zu glauben, dass es danach im
gewohnten Trott weitergehen kann.
Ändert sich nichts, sind Konflikte programmiert. Schon deshalb, weil sich
jene, die zurückkommen, geändert haben – oder es idealerweise getan haben sollten. Hat eine Therapie gefruchtet, haben Betroffene beispielsweise verstanden, dass sie Verantwortung abgeben müssen.
Enorme Kosten
Damit der Rückkehrer nicht rasch erneut überfordert ist, braucht es aber
auch andere Arbeitsbedingungen. Das
setzt voraus, dass der Wiedereinstieg
gut geplant wurde. Ist dies nicht der
Fall, wollen Erkrankte zu schnell an
den Arbeitsplatz zurück. Oder es sind
die Anforderungen zu hoch, es fehlen
klare Abmachungen, mit welchen Aufgaben der Neustart gelingen soll. So ist
das Risiko eines Rückfalls gross – mit
gravierenden Folgen fürs Unternehmen. Sie verlieren gerade die Hochmotivierten und eigentlich Leistungsstarken. Die Kosten belaufen sich bei
langfristiger Erwerbsunfähigkeit auf
eine halbe Million bis zwei Millionen
Franken – pro Fall.
6
Prozent
Sechs Prozent der Arbeit­
nehmer in der Schweiz – ins­
gesamt 300 000 – sind so stark
belastet, dass sie am Rande einer
Erschöpfungsdepression (Burn­
out) stehen. Dies hat eine Studie
der Universität Bern ergeben.
Firmen können das vermeiden.
Wird ein Burn-out rechtzeitig erkannt,
braucht es häufig keine Krankschreibung, weiss Schulze. Sie trainiert mit
Betroffenen «on the job», wie diese
sich besser organisieren oder Aufgaben konsequenter delegieren können.
Viele werden so zu effizienteren Mitarbeitern. Früh zu intervenieren, senke die Kosten und fördere den Rehabilitationserfolg. Voraussetzung hierfür:
gute Mitarbeiterführung. Vorgesetzte
sollten das Leistungsniveau und das
Wohlbefinden des Einzelnen im Auge
behalten, und zwar kontinuierlich,
fordern Arbeitspsychologen. Läuft etwas aus dem Ruder, ist rasches Handeln unabdingbar. «Es braucht den
Mut, Mitarbeitern rechtzeitig zu sagen,
ja von ihnen zu verlangen, ihre Erschöpfung von einem Arzt abklären
zu lassen», sagt Schulze.
«Ich will im Lot bleiben»
Rüdiger Hartmann brauchte nach
eigenen Angaben einen Schuss vor
den Bug. Nur so habe er begriffen,
dass er in die falsche Richtung rennt.
«Ich lebte nur noch für die Arbeit und
setzte dabei meine Gesundheit und
mein Familienleben aufs Spiel.» Dass
er als Teamleiter neu anfangen konnte, rechnet er seiner Firma hoch an.
Überhaupt sei sein Wiedereinstieg
professionell aufgegleist worden, bis
hin zur Frage, wie man es intern kommuniziert, dass er künftig weniger
Verantwortung wahrnimmt. Von ehrgeizigen Karriereplänen hat er sich indessen verabschiedet, und sich damit
abgefunden, dass er pro Jahr 20 000
Franken weniger verdient. «Ich will
meinen neuen Job gut machen, ich
will aber auch im Lot bleiben.» Bis
jetzt gelinge im beides.
* Name geändert
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
2
Ist es überhaupt möglich,
jemanden wieder so einzusetzen wie vor seiner Erkrankung? Durchaus. Ein Burn-out kann
eine einmalige Episode im Leben bleiben, und es ist mit heutigen Mitteln
gut behandelbar. Die Frage ist, ob Erkrankte wirklich regenerieren können.
Sie sich also selbst eine Erholungsphase zugestehen, und ihnen Arbeitgeber dafür die Zeit einräumen.
An beidem scheitert es häufig. Und
gerade kleineren Betrieben fehlen die
Ressourcen und das Wissen, entsprechende Unterstützung zu bieten.
3
Was genau braucht es, damit
die Rückkehr gelingt? Ein
gutes Konzept. Kommt es zum
Burn-out, spielen meistens mehrere
Faktoren eine Rolle. Die Anforderungen im Job sind hoch, vielleicht gibt
es zudem im Privaten eine belastende
Situation. Auch die Persönlichkeitsstruktur trägt dazu bei: der Hang zum
Perfektionismus zum Beispiel, die
Eigenschaft, alle Aufgaben an sich zu
reissen. Rückkehrer müssen sich damit auseinandersetzen. Nur so finden
sie wieder zu Kräften, und nur so
können sie ihr Verhalten ändern. Dazu braucht es natürlich Unterstützung
im Betrieb. Anzunehmen, es laufe
gleich alles wieder zu 100 Prozent, ist
unrealistisch. Ideal ist, wenn Rückkehrer ihre Arbeitsfähigkeit schrittweise aufbauen können, etwa mit
einem Teilzeitpensum. Eine Arbeitskollegin ist zum Beispiel von 9 bis
12 Uhr im Büro, dann kann sie nach
Hause gehen. Rückkehrer müssen
dabei das Gefühl haben, weiterhin
Teil des Teams zu sein. Auch von
ihnen wird Leistung erwartet,
eben im Rahmen dessen, was sie
momentan leisten können.
4
Woher weiss man, was dem
Einzelnen zugemutet werden
kann? Hilfreich ist, wenn sich
Arbeitgeber mit dem behandelnden
Arzt oder Therapeuten kurzschliessen, womit Betroffene freilich einverstanden sein müssen. Vielleicht ist
es besser, wenn der rückkehrende
Arbeitskollege vorerst keinen Kundenkontakt hat, im Hintergrund arbeitet.
5
Es wirkt vorbeugend, im Betrieb offen über Burn-out zu
sprechen. Wird das gemacht?
Leider nein. Es ist noch immer ein
Tabu. Offen diskutiert wird es nur in
den Medien. Am Arbeitsplatz werden
Betroffene häufig stigmatisiert, so wie
bei anderen psychischen Erkrankungen auch. Das verursacht Angst,
fördert die Abwehrhaltung. Und
hat zur Folge, dass Erkrankte lange
ausharren, ehe sie Hilfe suchen.
4
REGION
Südostschweiz vom 20.5.2015, Seite 4.pdf
Frauenhaus
war stark
ausgelastet
Der Jahresbericht 2014 der Stiftung
Frauenhaus Graubünden zeigt, dass ihr
Angebot dringend benötigt wird. Insgesamt fanden im vergangenen Jahr 25
Frauen und 24 Kinder im Frauenhaus
ein temporäres Zuhause und generierten dabei 1344 Belegungstage. Auch
das Beratungsangebot wurde rege genutzt: Total wurden gut 360 Beratungen durchgeführt. Wegen der starken
Auslastung verzeichnet die Stiftung
trotz hoher Einnahmen vom Kanton
Graubünden, von Gemeinden, kirchlichen Institutionen und Spendern
einen Verlust von knapp 19 000 Franken, wie Stiftungspräsidentin Andrea
Stadler im Jahresbericht schreibt. (so)
I N S ER AT
Ein bisschen wie Lotto: Beat Dermont von der Standeskanz
Tinker Bell und die Legende vom Nimmerbiest
– Die kleine Fee und ihre Freundinnen bekommen es mit
einem geheimnisvollen Wesen zu tun: dem Nimmerbiest.
14.00 In 2D (normale Eintrittspreise) Deutsch ab 6 J.
Mad Max: Fury Road – Mad Max verbündet sich mit
einer mysteriösen Frau (Charlize Theron), um gegen fiese
Highway­Gangster zu bestehen.
18.30 In 2D (normale Eintrittspreise)
Deutsch
16.00, 21.00 In 3D (erhöhte Eintrittspreise)
ab 14J.
Nummer 1
Nummer 1
Der Kaufhaus Cop 2 – Es verschlägt den Security­
Wachmann Paul Blart (Kevin James) nach Las Vegas wo er
einmal mehr Gangster dingfest machen muss.
13.30
Deutsch
ab 6 empf 10 J.
Home – Ein ungeschickter Ausserirdische und ein zwölf­
jähriges Mädchen müssen die Erde beschützen.
In 2D (erhöhte Eintrittspreise)
13.45
Deutsch
ab 6 J.
Ostwind 2 – Fortsetzung des Pferdeabenteuers um ein
rebellisches Mädchen und seinen Hengst Ostwind.
von Denise Alig
14.00
Deutsch
ab 6 J.
Pitch Perfect 2 – Schräg­komische Fortsetzung der
Musical­Komödie ­ dieses Mal müssen die Barden Bellas an
rossaufmarsch von Parteider A­Capella­Weltmeisterschaft überzeugen.
en- und Medienvertretern
15.30, 20.45
Deutsch
ab 12 J.
gestern Nachmittag im
Kein Ort ohne dich - The Longest Ride – Ein
ehemaliger Rodeo­Champion plant sein Comeback als er
Grauen Haus in Chur:
die College­Studentin Sophia kennenlernt.
Walter
Frizzoni, der stell«Mit AHV 10 Stutz» - Kino für Senioren
vertretende Kanzleidirektor, sowie
15.45
Deutsch
ab 12 J.
Get Hard – Der Knastcoach Nonsens­Komödie um
Beat Dermont und Claudio Schäfer
einen verurteilten Banker, der sich mit Hilfe seines Autowä­
von der Standeskanzlei nahmen die
schers für die Zeit im Knast fit machen will.
Auslosung der Listennummern für
16.15, 20.45
Deutsch
ab 12 empf 14 J.
die Nationalratswahlen vom 18.OktoAvengers - Age of Ultron – Die Avengers müssen
die Menschheit vor der Vernichtung retten.
ber vor. Dabei präsentierte sich der ReIn 3D (erhöhte Eintrittspreise)
gierungssaal für einmal wie ein Able18.00
Deutsch
ab 12 J.
ger der Lotteriegesellschaft Swisslos.
The Water Diviner - Das Versprechen eines Lebens – Ein australischer Farmer macht sich in der Türkei
Als Lose dienten hohle, rote Plastikkuauf die Suche nach seinen verschollenen Söhnen. Von und
geln. Diese waren mit den Listennamit Russell Crowe.Pressespiegel
18.15
E/d/f
ab 12 J.
men gefüllt und warteten in einer
Evangelisch-reformierte
Landeskirche
Graubünden
El Tiempo Nublado – Julia
übernimmt die Betreuung
Glasschale auf ihre Ziehung.
der Mutter für einen bescheidenen Lohn bis deren Zustand
sich so verschlechtert, dass sie überfordert ist.
«Mehr Planungssicherheit»
18.30 Letzter Tag
OV/d
ab 12 J.
GLP und BDP ganz hinten, FDP Wir
Listennummern für die Nationalrat
G
ke bei de
ratswahlen
rung ma
Hauptgrun
ne Änderu
immer me
teilnahme
mehreren
dass bis zu
ses Unsich
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Frizzoni g
Planungss
vor allem
höhen, ha
sprechend
dass die L
zeitig best
Frizzoni.
«Ich habe
Südostschweiz | Donnerstag, 21. Mai 2015
Südostschweiz vom 21.5.2015, Seite 10.pdf
Flüchtlinge sollen auf den
Bauernhöfen helfen
Der Schweizer Bauernverband lanciert ein dreijähriges Projekt: Flüchtlingen wird in der
Landwirtschaft die Möglichkeit geboten, den eigenen Lebensunterhalt zu erwirtschaften.
B
von Andrea Schäfer
n
d Ingen
em
en
kok
eit,
n.
ge
t-
t,
Bild Keystone
e
auer Andreas Eschbach, Betriebsleiter des Füllinsdorfer Gemüsebaubetriebs «Im Leimen» bringt
auf den Punkt, worum es beim Pilotprojekt «Flüchtlinge als Arbeitskräfte in der Landwirtschaft» geht: «Diese
Leute sind hier und können und sollen arbeiten.» Dieses dreijährige Pilotprojekt wurde
gestern vom Schweizer Bauernverband (SBV)
und Staatssekretariat für Migration (SEM) auf
dem Hof von Bauer Eschbach den Medien vorgestellt und offiziell gestartet.
So sollen Flüchtlinge und vorübergehend
aufgenommene Personen, die in der Schweiz
Schutz erhalten, die Möglichkeit bekommen,
sich als normale Angestellte im Schweizer
Arbeitsmarkt einzubringen und Erfahrungen
zu sammeln. Sie sollen sich integrieren und
selbst für ihren Lebensunterhalt aufkommen
können, erklärt Mario Gattiker, Staatssekretär
für Migration. «Vor allem trägt das Projekt dazu bei, das inländische Potenzial an Arbeitskräften zu nutzen», sagt Gattiker. Dies sei der
klare Auftrag der Schweizer Bevölkerung gewesen mit der Annahme der Masseneinwanderungsinitiative vom 9. Februar 2014. Um
diesen Entscheid umzusetzen, benötige der
Bund jedoch die Mithilfe aus der Wirtschaft –
im aktuellen Fall aus der Landwirtschaft. Gattiker erklärt: «Sie benötigt jedes Jahr zwischen 25 000 und 35 000 Arbeitskräfte aus dem
Ausland. Einen Teil davon könnte man aus
den Flüchtlingen und vorübergehend Aufgenommenen mobilisieren.»
ge», sagt die Projektleiterin. So seien im Projekt noch fünf Plätze frei. «Es hat mich schon
ein wenig enttäuscht, dass die Plätze noch
nicht gefüllt werden konnten.» Einen Grund
für die fehlenden Flüchtlinge vermutet
Schatzmann in der «relativ komplizierten»
Vermittlung durch das SEM, welches die
Flüchtlinge über die Kantone rekrutiere.
«Wenn mehrere Behörden mitmischen, kann
der Weg etwas länger dauern.»
Dereinst auch anstelle der Polen?
Für das dreijährige Projekt stehen insgesamt
400 000 Franken zur Verfügung, die je hälftig
vom SBV und dem Bund getragen werden. Wie
Schatzmann erklärt, erhalte jeder Betrieb für
den administrativen Aufwand 200 Franken
pro Monat. Dies, weil die Betriebe regelmässige
Mitarbeitergespräche durchführen und für
die Auswertung durch den SBV Protokolle
führen müssen. Ist ein Flüchtling auf dem Hof
untergebracht, erhält der Betrieb weitere
200 Franken pro Monat.
Am Ende des Pilotprojekts werde sich zeigen, ob die Arbeitsstellen, die heute zum Beispiel von Polen besetzt werden, auch durch
Flüchtlinge abgedeckt werden könnten, sagt
Schatzmann. Der Betrieb von Andreas Eschbach beschäftigt schon seit über 20 Jahren
Flüchtlinge und hat dabei überwiegend gute
Erfahrungen gemacht. Schatzmann ergänzt:
«Dieser Betrieb ist ja fast ein wenig Pate für
dieses Pilotprojekt. Als Beispiel im Voraus, das
zeigt, dass es eine gute Sache ist.»
Noch fünf Plätze frei
Im Projekt habe man Platz für insgesamt
15 Flüchtlinge. Schweizweit seien aktuell zehn
Landwirtschaftsbetriebe involviert in den
Kantonen Baselland, Bern, Tessin, Thurgau,
St. Gallen und dem Wallis, erklärt Projektleitern Monika Schatzmann, Leiterin bei
Agrimpuls, einem Geschäftsbereich des SBV.
Dies könne aber von Jahr zu Jahr ändern.
Die ersten Flüchtlinge des Pilotprojekts haben laut Schatzmann letzte Woche ihre Arbeit
aufgenommen. Einige Stellen beginnen erst
später. «Momentan fehlen uns die Flüchtlin-
Ein Vorreiter für viele weitere Flüchtlinge? Abdil Iatah Mohamed beim Abpacken von Salat auf dem
Bild Patrick Staub/Keystone
Gemüsebaubetrieb «Im Leimen».
Kürzere Leine für
die Schlapphüte
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte
Landeskirche Graubünden
Die Kommission des Ständerates
will den Nachrichtendienst
einer stärkeren Aufsicht unterstellen.
von Dennis Bühler
wir nur Dokumente überprüfen, die uns vor-
Verfügung», sagt der Schwyzer SVP-Ständerat
Südostschweiz vom 21.5.2015, Seite 11.pdf
10
NACHRICHTEN
Südostschweiz | Donnerstag, 21. Mai 2015
Hoffen und bangen: Für mit
Erbkrankheiten belastete Schwangere ist
der Besuch in der Gynäkologie oft ein
schwerer Gang. Bild Christian Beutler/Keystone
I
von Anna Wanner
Betroffenen Kraft zu geben und vor
allem, um die anderen zu informieren,
dass Kinder haben nicht für alle ein­
fach ist.
Sie sei gegen Abtreibungen, hätte
ein behindertes Kind grossgezogen,
sagt sie. Doch sie wollte ihren Zwillin­
gen das Leid jener schweren Krankheit
ersparen, die ihnen keine Chance auf
ein Leben liess. Um Mütter mit einer
schweren Erbkrankheit das Leid eines
Schwangerschaftsabbruchs zu erspa­
ren, müsse die Präimplantationsdiag­
m Dorf reihen sich Einfamilien­
häuser, die Trampolins und
Planschbecken im Vorgarten ste­
hen haben. In einem der Häuser
lebt Lisa* mit Mann und zwei
Kindern. Filzstiftzeichnungen an den
Wänden, eine Kinderküche im Wohn­
zimmer und Fotos von den Ferien am
Meer – alle sind sie Zeugen einer glück­
lichen Familie. Nur: Das Glück ist in
diesem Haus nicht selbstverständlich.
Lisa trägt seit ihrer Geburt ein de­
fektes Gen in sich. Mit einem Risiko
von 25 Prozent vererbt sie eine töd­
liche Krankheit an ihre Kinder. Trotz­
dem ging sie das Risiko mehrerer
Schwangerschaften ein – und stand
dann vor dem Entscheid, ob sie Kinder
zur Welt bringen will, deren Todes­
urteil schon unterschrieben war. Sie
wählte den Abbruch.
Zehn Jahre später sagt die 43­Jähri­
ge, dass sie den Verlust zweier Kinder
verarbeitet, nicht aber vergessen habe.
So erwähnt sie nicht nur Mann, Sohn
und Tochter, wenn sie von ihrer Fami­
lie spricht. Es fallen immer auch die
Namen der beiden Kinder, die «auf die­
ser Welt keine Chance gehabt hätten».
«Es ist so wichtig,
dass Eltern eine
Wahl haben.»
nostik (PID) in der Schweiz erlaubt
werden, sagt Lisa. Nur überlebens­
fähige Embryonen werden der Mutter
eingesetzt. Da diese Technik in ande­
ren Ländern bereits angewandt wird,
hat sie kein Verständnis für Gegner der
PID. «Es ist so wichtig, dass Eltern eine
Wahl haben.»
Das Drama beginnt erneut
Todesurteil vor der Geburt
Von der Erbkrankheit erfuhr Lisa früh.
Sie wusste, dass in ihrer Familie man­
che Kinder ab dem vierten Lebensjahr
an den Rollstuhl und später ans Bett
«Ich habe den
Verlust zweier
Kinder verarbeitet,
aber nicht
vergessen.»
gebunden waren. Ihr Cousin starb
mit 18 Jahren an Muskeldystrophie
Duchenne. Die perfide Erbkrankheit
schreitet schnell voran und verläuft
immer tödlich. Bereits kurz nach der
Geburt beginnen sich die Muskeln des
Kindes zurückzubilden, erst an den
Beinen, dann an Schultern und den
Armen, bis im Endstadium die Lungen­
muskulatur abgebaut wird. Kann der
Körper nicht mehr mit Sauerstoff ver­
sorgt werden, führt das zum Tod.
Die Krankheit bricht nur bei Buben
aus. So wuchsen auch Lisa und ihre
Schwester ohne Beschwerden auf. Bei
beiden bestand aber ein 50­Prozent­
Risiko, ebenfalls Träger des defekten
Gens zu sein. Mit 25 Jahren verschaffte
sich Lisa Klarheit und liess sich testen
– positiv. Obwohl sie sich immer eine
Grossfamilie wünschte, waren eigene
Kinder in jenem Moment noch kein
Thema. Die Krankheit wurde ver­
drängt.
Es sind zwei Buben . . .
Erst als das Paar einige Jahre später
aus den Ferien zurückkehrte und bei
Lisa die Periode ausblieb, begannen die
Gedanken zu drehen. Bin ich schwan­
ger? Und wenn ja: Ist das Kind gesund?
Doch sie musste warten. Tests, welche
den Gendefekt feststellen können, sind
erst ab dem dritten Monat möglich.
Bald zeichnete sich ab, dass Lisa Zwil­
linge in ihrem Bauch trug. «Ich war so
happy, dass ich im ersten Moment die
Angst wegsteckte.» Der grosse Licht­
blick: Es sind zweieiige Zwillinge,deren
genetisches Material unterschiedlich
ist. Wenn einer der Zwillinge Duchen­
ne­Träger ist, muss es der andere nicht
auch sein. Die Ärzte prophezeiten Lisa
eine höhere Chance auf ein gesundes
Kind. Sie schöpfte Hoffnung.
Dann der erste Tiefschlag. Die Ärz­
tin stellte fest: Es sind zwei Buben. Eine
Chance, dass die Zwillinge von der
Wenn eine Abtreibung
das kleinere Übel ist
Manche Paare, die mit einer schweren Erbkrankheit vorbelastet sind, verzichten
auf Nachwuchs. Andere lassen den Embryo vor der Schwangerschaft testen. Das
ist in der Schweiz aber verboten. So wählte Lisa einen anderen Weg: Schwanger
werden und abtreiben, bis ein Kind gesund ist.
Krankheit verschont bleiben würden,
bestand zwar weiterhin, sie war aller­
dings von 93,8 auf 75 Prozent ge­
schrumpft. Nach der 13. Woche kam
die schreckliche Gewissheit: Beide wei­
sen das mutierte Gen im Test auf.
«Wollte nicht Gott spielen»
Lisa schafft es nicht, in Worten zu be­
schreiben, was mit ihr geschah. «Wir
hatten so viel Pech!» Es folgte eine Zeit
der inneren Zerrissenheit. Von Anfang
an war für sie klar gewesen, dass sie bei
einem positiven Testresultat abtreiben
würde. Doch Lisa sagt: «Das Rationale
und das Emotionale liegen so weit aus­
einander.» In ihr nährten sich plötzlich
Zweifel. Sie habe nicht Gott spielen,
nicht über Leben und Tod entscheiden
wollen. Sie fragte sich: «Werde ich des­
wegen bestraft im Leben?» Und malte
sich aus, wie sie sich um die kranken
Kinder sorgen würde.
Bei der Vorstellung kommen ihr
auch zehn Jahre später noch die Trä­
nen. Sie erklärt, es gebe keine Alterna­
tive. «Man fügt dem Kind nur Leid und
Schmerzen zu, keine Zukunft.» Sie ha­
be es selbst erlebt, als ihr Cousin vier
Jahre alt war. Er stolperte ständig und
fiel hin. «Ein Kind mit Duchenne hat
kein Leben. Der Abbruch ist ein Not­
ausgang.» Lisa war im vierten Monat
schwanger, als sie das Testresultat er­
hielt. Der Bauch war sichtbar. Sie sagt,
sie habe die Kinder gespürt. Am 21. No­
vember 2005 schluckte sie die Pille,
welche die Geburt einleitete. Die Zwil­
linge brachte sie ein halbes Jahr zu
früh auf die Welt. Sie waren so gross
wie ein Strohhalm, wogen etwa 50
Gramm. Die Fussabdrücke auf der Ge­
burtskarte, die sie aufgehoben hat, sind
kleiner als ein Fingernagel.
«Das Rationale und
das Emotionale
liegen so weit
auseinander.»
Nach der Geburt begann der Pro­
zess des Abschiednehmens. Die Zwil­
linge wurden kremiert, ihre Asche auf
dem Friedhof zerstreut. Lisas Leidens­
weg hatte damit erst begonnen. Als sie
nach drei Monaten den Schwanger­
schaftsabbruch noch nicht verarbeitet
hatte, begannen sich Freunde und
Familie von ihr abzuwenden. «Was?
Redest Du noch immer darüber?», sei
ihr an den Kopf geworfen worden. Dass
sie gerade bei ihrer Familie kein Ver­
ständnis fand, sei der Grund gewesen,
weshalb sie so tief gestürzt sei. Nur ihr
Mann hielt zu ihr, ihm bereiteten die
Gespräche jedoch Schwierigkeiten. Lisa
suchte Hilfe bei einem Psychologen.
Betroffenen Kraft geben
Sie nahm einen neuen Job an, vergrub
sich in einem Haufen Arbeit. Den seeli­
schen Schaden konnte sie aus eigener
Stärke reparieren, wie Lisa sagt. «Es
gibt Paare, die machen das viermal
durch!» Das ist der Grund, wieso sie
ihre Geschichte erzählen will: Um
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
Ihren Traum von einer Grossfamilie
gab Lisa nach dem Schwangerschafts­
abbruch nicht auf. Ihr Mann war
skeptisch, er wollte nicht, dass sie den
ganzen Prozess nochmals durchleben
musste. Lisa erwog, ein Kind zu adop­
tieren. Ihr Mann wollte auch das nicht.
Also liess es das Paar nochmals darauf
ankommen. Nach zwei Jahren war Lisa
erneut schwanger. Diesmal fiel der Test
in der 9. Woche aber im Sinne der
Eltern aus: Es sollte ein Mädchen wer­
den. Dennoch verlief die Schwanger­
schaft stressig. Lisa hatte Angst, sie
könnte das Kind verlieren, wie sie sagt.
Als sie das Mädchen endlich in den
Armen hielt, konnte Lisa ihr Glück
kaum fassen: «Es war, als würde ich die
Sterne vom Himmel holen.» So verfolg­
te Lisa ihre Pläne einer Grossfamilie
weiter, ging eine neue Schwangerschaft
ein, die wiederum erfolgreich verlief:
Lisa brachte einen gesunden Buben
auf die Welt.
Die nagende Schuld
Und doch lässt sie die alte Last nicht
los: Schuldgefühle plagen sie bis heute.
Den leeren Blister, der die Pille für
die Abtreibung enthielt, bewahrt sie
zusammen mit anderen Erinnerungs­
stücken auf. Als sie das Stück Plastik in
die Hand nimmt, kommen die Tränen
wieder hoch. Es sind die Schuldgefühle.
Schuldgefühle, weil sie abtreiben liess.
Schuldgefühle aber auch gegenüber
ihrer Tochter, die nach den ersten
Lebensjahren eine autistische Störung
entwickelte: Lisa befürchtet, dass sich
ihre Angst während der Schwanger­
schaft auf den Fötus übertragen hat. Es
Abstimmung vom 14. Juni
Fortpflanzungsmedizingesetz
suedostschweiz.ch/dossier
nagt an ihr, dass sie den Autismus
ihrer Tochter verschuldet haben könn­
te – auch wenn die Wissenschaft bis
heute nicht genau weiss, was Autismus
auslöst.
Jeden Tag widmet Lisa ihre Zeit fast
ausschliesslich ihren Kinder. Zusam­
men mit Therapeuten und der Schule,
ihrem Sohn und anderen Kindern
wendet Lisa viel Energie auf, um ihre
Tochter zu unterstützen. «Ich will, dass
sie einmal ein selbstständiges Leben
führen kann. Nicht, dass ich auch das
noch falsch gemacht habe.»
* Der Name ist der Redaktion bekannt. Die
Frau will anonym bleiben, um ihre Kinder
zu schützen.
Südostschweiz | Donnerstag, 21. Mai 2015
Südostschweiz vom 21.5.2015, Seite 19.pdfKULTUR REGION
19
Ohne Augenlicht durch die Stadt
Der installative Spaziergang «Sights» führt auf ungewohnten Pfaden durch die Stadt Chur. Stadtführer sind dabei Blinde.
Hinter dem Projekt mit neun Hörstationen steht das Tessiner Künstlerduo Trickster-p.
von Maya Höneisen
S
tation zwei steht am Bahnhof.
Ein Student erzählt. Er fahre
gerne Zug, wenn er im Zug
sitze, fühle er sich frei. Er sei
gerne am Bahnhof, weil er da
in einen Zug einsteigen und verreisen
könne. Er verreise oft. Er sei auch gerne
am Bahnhof, weil da viele Leute seien.
An Plätzen mit vielen Menschen spüre
er eine konzentrierte Energie. Station
vier steht im Bärenloch. Ein Jazzpianist
erzählt. Wenn er dem Trottoir entlang
gehe, spüre er die Wärme von Autos, die
kurz zuvor parkiert worden seien. Zwischen eng gestellten Wänden nehme er
Gerüche wahr, die sich verflüchtigen
würden, sobald der Raum sich öffne.
Individueller Spaziergang
Das Tessiner Künstlerduo Trickster-p,
Cristina Galbiati und Ilija Luginbühl,
geht in seinem Projekt «Sights» von
der Theatersituation aus. Das Publikum hat den Blick frei auf die Bühne.
Szenen, Schauspieler und Licht werden
wahrgenommen über das Auge und
das Ohr. Beim installativen Spaziergang fragen sich die Künstler nun, was
geschehen wird, wenn das alles fehlt.
Dazu verlassen sie den Theatersaal
und suchen ihr Publikum im öffentlichen Raum. In «Sights», einer Koproduktion mit dem Theater Chur, führt
Trickster-p das Publikum zu neun auf
Stadtgebiet verteilte Hörstationen. An
jeder erfährt der Zuhörer, wie sich Sehbehinderte und Blinde zurechtfinden
und Orte und Menschen wahrnehmen.
Ausgestattet mit einer Stadtkarte
und einer Handvoll Jetons, spazieren
die Zuhörer individuell von Station zu
Station, wo sie mittels Münzautomaten
den Erzählungen der Blinden lauschen
können. Die Spaziergänge können jederzeit gemacht werden, am frühen
Morgen, in der Mittagspause, abends
oder mitten in der Nacht.
An der Vernissage am Dienstag im
Theater Chur erklärte das Künstlerduo,
das Konzept ihrer Spaziergänge richte
sich in jeder Stadt neu aus. Zuvor hatten Galbiati und Luginbühl unter anderem schon Bellinzona und Bern bespielt. Zusammen mit blinden Menschen würden sie die Orte und Plätze
in den Städten aussuchen, sich von ih-
nen erzählen lassen, wie sie sich ohne
Sehsinn zurechtfinden und was sich
vor ihrem inneren Auge abspielen
würde. Mit «Sights» erhoffen sie sich,
dass die Spaziergänger vermeintlich
bekannte Orte mit neuen Sinnen sehen und die gewohnte Weise der Wahrnehmung über das Auge hinterfragen.
Es gehe auch darum, andere Sinnesaspekte wie zum Beispiel die Vorstellungskraft und die Erinnerung zu erforschen, führten Galbiati und Luginbühl weiter aus. Ihr Projekt stelle nicht
die Behinderung in den Vordergrund,
sondern, welche Möglichkeiten wir
hätten, Dinge und Orte zu sehen.
Vogelgesang leitet Station Sieben.
Ein Schauspieler erzählt. Er sei gerne in
Kirchen. Ob er sich in einer reformierten oder katholischen Kirche befinde,
könne er gut unterscheiden anhand der
Akustikstruktur und der Gerüche. In
den katholischen Kirchen sei die Akustik weicher,wohl wegen der üppigen Altäre. Ausserdem rieche es nach Weihrauch. In der Stadt würde ihm der Hall
des Vogelgesangs helfen, sich zu orientieren. Station acht. Eine Therapeutin
erzählt. Sie sehe nicht schwarz, wie man
sich das als Sehender vorstellen würde,
sie sehe farblos.
Podium zur Wahrnehmung
Im Zusammenhang mit der Installation «Sights» veranstaltet das Theater
Chur am Mittwoch, 27. Mai, unter dem
Titel «Alles eine Frage der Wahrnehmung» eine Podiumsdiskussion. Mit
dabei ist der blinde Jazzpianist Alexander Wyssmann, dem Publikum bekannt von einer der Hörstationen. Weiter wird der Augenarzt Mario Zulauf
den Zusammenhang zwischen Sehen
und Erinnern erläutern. Der Architekt
Men Duri Arquint wird Überlegungen
zur Wahrnehmung im öffentlichen
Raum und den «inneren Stadtplänen»
anstellen, durch die sich der Mensch
im Alltag sozusagen blind bewegt.
Hör-Parcours: Die
Installation «Sights»
lockt das Pulikum auf
einen Stadtspaziergang.
Bild Yanik Bürkli
«Sights». Bis 14. Juni, täglich 8 bis
24 Uhr. Wander-Kits sind bei Chur
Tourismus und beim Theater Chur
erhältlich. Podiumsdiskussion:
Mittwoch, 27. Mai, 20 Uhr, Theater
Chur. www.theaterchur.ch.
Francine Jordi, falsche Nonnen und andere Coming-outs
L
ieber Simon, Francine Jordi
wird die neue Moderatorin des
«Musikantenstadls». Sie war
beim Casting offenbar mit Abstand
die Beste und hat alle umgehauen.
Was sagst du zu dieser Wahl? Wie
siehst du die Zukunft des «Stadls»?
Was soll aus Andy Borg werden? Ave
Lucifer, Gion.
Die Leiden zweier Musikfreunde
Musiker Simon Ambühl und
Schriftsteller Gion Mathias Cavelty
unterhalten sich per E-Mail
über die Welt der Musik.
Ciao Gion, Lago maggiore! Da sag ich
nur «Adios amor». Wenn Frau Jordi
kommt, gehen nicht nur die Schmusesänger freiwillig. Ob das Schlagermäuschen der Nation denselben
durchschlagenden Erfolg haben wird
wie Michelle Hunziker in «Wetten
dass..?» werden wir daran erkennen,
ob der «Stadl» bis in zwei Jahren eingestellt worden ist oder eben doch
nicht. Bist du also noch regelmässig
samstagabends zu Gast bei deinen
Urgrosseltern oder liest du als
Schriftsteller – zum Zwecke der Recherche selbstverständlich – die
«Schweizer Illustrierte»? Sick, sick,
sick, Simon.
Cavelty: Nun – mit dem «Musikantenstadl» verbindet mich eine persönliche Geschichte. Ich war mal ein Jahr
lang für den «Blick» als offizieller
Schlager-, Volksmusik- und Brauchtums-Experte tätig. Mein erster Artikel
handelte von einem gewissen Piero
Esteriore, aber lassen wir das.
Für einen meiner nächsten Artikel
musste ich ein Blaskapellen-Casting
durchführen. Der Sieger würde mit
einem live geblasenen Marsch den
«Musikantenstadl» vom 28. Februar
2008 im Zürcher Hallenstadion eröffnen dürfen. Ich habe dann also dieses
Casting durchgeführt, drei verschiedene Blaskapellen erschienen. In die
Jury hatte ich unter anderem auch
eine falsche Nonne berufen (Schwester Imogen; in Wirklichkeit handelte
es sich bei ihr um eine sehr blonde
Ressortkollegin), denn wer hat vom
Blasen mehr Ahnung als eine Nonne?
Nun, auf der Redaktion fand man das
mit der falschen Nonne dann nicht so
lustig. Dabei sah sie ziemlich echt aus
mit ihrem schwarzen Habit und dem
weissen Schleier. Ansonsten ist mir
der «Stadl» herzlich egal. Aber ich
dachte, dir als Musiker sei er noch
wichti ...
Ambühl: Fröhlichkeit auf Knopfdruck
und oberflächliche Texte über Heimat, Liebe und deren Nachwehen
scheinen wieder gross in Mode zu
sein. Ob Schlager oder volkstümliche
Melodien: Selbst aus den Kinderzimmern Pubertierender erschallt mittlerweile die volle Dröhnung. Vor fünf
Jahren hätte ein hormonbedingter
Rebell nicht mal zugedröhnt Frau Egli
und Frau Fischer ertragen. – Gibt es
noch mehr Leichen in Ihrem Keller,
Herr Volksmusikexperte Cavelty? Darf
man Sie vielleicht sogar dafür mitverantwortlich machen, dass die heutige
Jugend dermassen versaut ist?
Cavelty: Die einen sagen so, die andePressespiegel
ren sagen so. Aber du weichst meinen
aus. Das nächste Mal muss ich
Evangelisch-reformierte LandeskircheFragen
Graubünden
die Daumenschrauben ein bisschen
fester anziehen, Bürschchen...
Ambühl: Du willst wahrscheinlich
eher wissen, was ich vom Musikantenstadl halte, und nicht, ob ich jemanden kenne, der mehr von Blasmusik versteht als die frommen Gottesanbeterinnen. Da kommt mir jedoch in den Sinn, dass bei homosexuellen Konzertflötisten ja zwei
Coming-outs anstehen. Welches für
die Eltern wohl leichter zu ertragen
ist?
Den Ragazer Schlagerstern Stefan
Roos (wir haben beide in der gleichen Strasse mit dem Musizieren begonnen) überkam mal die Idee, sich
in meiner Anwesenheit für seinen
Erfolg rechtfertigen zu müssen: Er sei
bloss ein Entertainer und leider kein
Musiker. Um den «Status» Musikus
geniessen zu dürfen, ohne dabei den
Märtyrertod zu sterben, muss ich
nebenher Kolumnen schreiben und
unterrichten. Dafür darf es mir aber
herzlich egal sein, welches Madl jetzt
den Stadl moderiert.
(Fortsetzung folgt)
Südostschweiz vom 21.5.2015, Seite 21.pdf
LEBEN
Südostschweiz | Donnerstag, 21. Mai 2015
E
mit Peter Maffay sprach Astrid Hüni
Nein gar nicht. Das Rockertum ist eine
romantische Vorstellung derer, die keine Ahnung vom wahren Rockerleben
haben. Denn ein Rocker putzt sein Motorrad bis es glänzt. Ich kenne Leute,
die gehen mit der Zahnbürste an die
Speichen ran. Also diese ganze Sex,
Drugs and Rock’n’Roll-Romantik ist
nicht wahr. Neulich sagte jemand mal
zu mir: ‘Na fliegen denn immer noch
BHs auf die Bühne?’ Und dann hab ich
gesagt: ‘Ja, sie sind nur inzwischen ein
bisschen grösser.’ (lacht)
r ist einer der ganz grossen
im deutschen Rockgeschäft:
Peter Maffay. Bis heute sind
16 seiner Alben auf Platz
eins der Charts gelandet
und haben ihn damit zum erfolgreichsten Künstler in den deutschen
Charts gemacht. Aber nicht immer lief
für den heute 65-Jährigen im Leben alles rund. Alkoholprobleme, drei gescheiterte Ehen, der Selbstmord seiner
Mutter – all diese Erlebnisse haben
ihn geprägt. Im persönlichen Gespräch
mit der «Südostschweiz» spricht der
passionierte Harley-Fahrer über seine
Leidenschaften, Ängste und Visionen.
Herr Maffay Sie haben einmal gesagt: ‘Ich bin klein und knorrig’
Nun, Sie sind kein Hüne, aber einer
der grössten Rockstars Deutschlands. Worin sind Sie denn knorrig?
PETER MAFFAY: In meiner Haltung.
Knorrig ist etwas, das nicht gerade, das
ausgebeult ist und auch nicht schön –
aber widerstandsfähig. Und bei mir
heisst das, wenn mir etwas stinkt, dann
sag ich das und wenn mich jemand
versucht gerade zu biegen, dann halte
ich dagegen.
Aber Sie sind jemand, der kaum
eine Begegnung scheut. Sie standen
mit Udo Jürgens auf der Bühne,
sind mit dem Politiker Oskar Lafontaine befreundet und haben
den Papst getroffen. Berührungsängste kennen Sie nicht?
Doch doch, auch ich habe Berührungsängste. Ich werde nicht mit jemandem
lange gemeinsam an einem Tisch sitzen, von dessen Unehrlichkeit ich überzeugt bin. Ansonsten halte ich sehr viel
von Halleluja – dem ersten Schritt. Auf
jemanden zugehen, auch auf die Gefahr hin, dass der Schritt umsonst geschieht. Aber es ist immer noch besser
als zu erstarren.
Ein Grund, warum Sie so oft für
Ihre Stiftung für benachteiligte
Kinder herumreisen?
Ja. Gerade komme ich aus Südamerika
zurück. Wir haben in Rio de Janeiro ein
Tabaluga-Haus eröffnet. Wenn wir
nicht mehr aufeinander zugehen,
dann können wir keine Konflikte lösen.
«Mein erster Schritt
ist es, mit den
Menschen über den
ersten Schritt zu
sprechen.»
Sie sind jemand, der sich auch politisch deutlich äussert und sich keinen Maulkorb verpassen lässt, von
wem auch immer. Gegen Radikalismus und Intoleranz kämpfen Sie
sehr offensiv an.
Ja, dagegen aufzustehen und sich zu
positionieren, das liegt mir am Herzen.
Und mein erster Schritt ist es, mit den
Menschen über den ersten Schritt zu
sprechen. Mit den Journalisten, mit
meinen Fans, mit meinem Nachbarn.
Denn der erste Schritt ist biblisch verankert. Das Halleluja – ist die Befreiung, das Zerschlagen des gordischen Knotens, der dann entsteht,
wenn die Fronten erstarren. Wenn wir
uns nicht mit guter und ehrlicher Absicht aufeinander zu bewegen, werden
wir gegen die Wand brettern.
Das heisst?
Desmond Tutu hat mir einmal gesagt,
wenn man nicht bereit ist, zu verzei-
21
«Die Schöpfung hat
uns das Empfinden
von Lust mitgegeben,
damit müssen und
wollen wir
zurechtkommen.»
«Wir müssen
aufhören zu hassen»
Der deutsche Rockmusiker Peter Maffay scheut sich nicht davor,
seine politische Meinung zu äussern. Ihm ist es wichtig, dass die
Menschen aufeinander zugehen und die Augen nicht vor den Problemen
verschliessen.
Bild Davide
Bild Davide
Caenaro
Caenaro
hen, dann kann man nicht wirklich bei
Null anfangen. Und bei Null anzufangen bedeutet eine neue Chance. Im Augenblick erleben wir es mit der Auseinandersetzung mit dem Islam. Man
muss sich fragen, wann und an welcher Gabelung haben wir den falschen
Weg genommen. Wann haben wir den
Grund geliefert zu dieser auseinanderklaffenden Schere. Wer war die tragende Kraft, die dahinter gesteckt hat, dass
die Religionen, vor allem die christliche und die islamische, auseinanderdriften.
Auf der Suche nach der Wurzel
allen Übels?
Ja, dann kommt man sehr schnell darauf, dass es Leute waren, die machtbesessen sind und Regierungen mit geopolitischen Ambitionen. Es geht immer um wirtschaftliche Interessen. Die
politischen Erklärungen sind nur ein
Feigenblatt zum Bedecken der wirklichen Hintergründe. Und dann ist es
wichtig, dass man sagt: Wir wissen Bescheid. Wir hören auf zu hassen. Es tut
weh, aber wir fangen an auf gleicher
Augenhöhe miteinander zu reden.
Grosse Themen, aber was kann jeder Einzelne von uns dazu tun?
Sich vernetzen und so Mehrheiten bilden zugunsten von kosmopolitischem
Denken, Empfinden und Geben. Das
muss man vorleben. Es ist wie mit dem
Besen: Von einem Besen eine Rute
kannst Du knicken, versuch mal einen
gebundenen Besen zu knicken. Also
wir müssen uns bündeln und zusammenführen, was uns verbindet – so
sind wir stark.
Aber dann ist da noch die lähmende Angst vor der Brutalität.
Ja, diese extreme Brutalität – wird bewusst erzeugt, um zu schocken und Bewegungsunfähigkeit zu erzeugen.
Man darf sich also nicht ergeben.
Ganz genau, denn wenn wir nicht den
ersten Schritt machen, dann verpassen
wir die Chance. Es gibt gerade auch in
der Stiftungsarbeit immer wieder jene
Stimmen, die sagen, wir geben Euch
Mittel für die Stiftung, aber dann
müsst Ihr was in Deutschland machen.
Dann sage ich, das ist falsch. Euch werden die Probleme von draussen erreichen. Nicht weil wir drinnen nix machen. Denn die äusseren Probleme
werden schnell zu unseren inneren.
Und darum gehen Sie vor Ort, beispielsweise in Rio oder Rumänien.
Ja, weil wir dort mit ganz kleinen Mitteln eine überschaubare Aktion unterhalten. Klar, weniger als ein Tropfen
auf den heissen Stein, aber immerhin.
Sie sind als Mensch und als Musiker schon immer eigene Wege gegangen, haben vieles ausprobiert.
Sie haben Tabaluga ins Leben gerufen, als niemand an Tabaluga
glaubte, Sie haben einen Film gemacht, der auf Gegenwind stiess,
einen Spielfilm – «Der Joker» – gedreht, der ein Experiment war. Sie
sind nie uniform in eine Richtung
gelaufen. Warum?
«Ich bin ein
Planungsfanatiker
– typisch Jungfrau
eben – ich mag es
gerne ordentlich.»
Weil mich das langweilen würde. Tabaluga, «Der Joker», das Projekt «Begegnungen», das Tabaluga-Musical all das
waren Experimente, sie sind das Salz
in meiner Lebenssuppe. Die jeweilige
Kritik einzustecken war nicht einfach,
ich bin da nicht unempfindlich. Aber
all das war auch immer eine Möglichkeit. Aber es ist wie bei allen Experimenten: Wenn Du auf den Baum
steigst, dann musst Du damit rechnen,
dass Du Dir einen Kratzer holst. Wenn
Du oben ankommst, hast Du vielleicht
blutende Knie und beim nächsten Mal,
passt Du besser auf. Aber man verzichtet nicht auf diese Bäume, denn es ist
geil, hinaufzukraxeln, denn oben könnte ja doch ein Apfel sein. (lacht)
Was ist der nächste Baum, auf den
Sie hinaufstiegen möchten?
Na ja das wird der animierte Spielfilm
sein, den wir mit Tabaluga machen
wollen.
Also, Sie lassen sich überraschen?
Nein absolut gar nicht, denn ich bin
ein Planungsfanatiker – typisch Jungfrau eben – ich mag das. Ich war früher
so unordentlich und faul und irgendwann hab ich gemerkt, dass ich eigentlich Ordnung mag. Wenn ich alleine
bin, dann lebe ich so, dass ich im dunkeln meine Sachen finde. In meinem
Rucksack kann ich genau sagen, wo
meine Haarbürste, wo mein Parfüm,
wo mein Schreibblock ist, wo mein
Schlüssel steckt. Ich ticke einfach so.
Und deswegen plane ich auch gerne.
Ich möchte gerne wissen, wo ich in
drei, vier und in fünf Jahren mit meiner Company, mit der Stiftung stehe.
Aber das alles beisst sich schon mit
Ihrem Rocker-Image.
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
Aber dann mögen Sie es auch heute noch, wenn die Mädels Sie anschmachten?
Ja klar. Denn das ist eine tragende
Kraft. Ich kenne keinen männlichen
Musiker, der dann völlig regungslos auf
die Bühne ginge. Das wäre doch nicht
normal. Die Schöpfung hat uns das
Empfinden von Lust mitgegeben. Damit müssen und wollen wir zurechtkommen. Also gehst Du raus auf die
Bühne und versuchst Elvis mit seinem
Hüftschwung zu schlagen. (lacht)
Sex-Appeal gehört also immer noch
mit auf die Bühne?
Natürlich! Aber es ist bei Weitem nicht
mehr permanent im Zentrum. Es geschehen viele spannende Dinge zwischen mir auf der Bühne und dem Publikum.
Wie meinen Sie das?
Ganz einfach, ich singe etwas und
wenn dann im Publikum jemand ist,
der mich mit den Augen herausfordert.
Dann fangen wir an zu reden – das
kriegt kein Mensch mit, worüber wir
beiden dann reden. Ich weiss es aber –
und das ist einfach ein schönes Spiel.
Altersmässig ist Ihr Publikum bunt
gemischt von alt bis ganz jung.
Das ist wirklich wahnsinnig toll und
ich bin stolz darauf. Und da darf nicht
plötzlich eine negative Eitelkeit aufkommen, wenn man gewisse Teile des
Publikums ausgrenzen würde, weil es
nicht mehr dem Bild entspricht von
‘hip, young and beautiful’. Das wäre diskriminierend und das würde ich nie
wollen und zulassen. Wenn jemand
1970 «Du» geil gefunden hat, und immer noch kommen will, kann ich doch
nicht sagen, pass mal auf, du bist mir
zu alt. Das wäre eine Ohrfeige. Ganz im
Gegenteil, es ist eine Auszeichnung besonderer Art, ein so breites Publikum
zu haben. Denn wenn ich es anders sähe, müsste ich mich selber ansehen
und sagen: ‘Hey Junge, du hast selber
aber so einige Falten im Gesicht’. Und
überhaupt, das würde auch nicht passen zu unserer Stiftungsgeschichte,
unserem sozialen Engagement und all
den anderen Dingen, die wir machen.
Dann müsste ich alle alten Hunde im
Unternehmen Maffay, weil die schon
hinken und so weiter – also vielleicht
sogar mich – aussondern, das mach ich
ja auch nicht. (lacht)
Am 3. Juni spielen Peter Maffay &
Band im Rahmen der aktuellen
Tournee «Wenn das so ist» im
Zürcher Hallenstadion.
Musikalisches von Maffay:
suedostschweiz.ch/3247140
-
-
-
,
vom 22.5.2015,
Gefragte Betreuung: 293 BündnerSüdostschweiz
Kinder sind bereits auf Wartelisten
vermerkt.
Seite 3.pdf
Bild Olivia Item
Jung und Alt
Carpe diem, aber kein Yolo
Luca Tenchio
über die Lehren
aus einem
Todesfall
D
as grösste Lebenshemmnis ist
das Warten, das sich an das
Morgen klammert und das
Heute verliert» (Seneca, 1–61 n. Chr.).
Vor Kurzem musste ich mich von
einem nahen Angehörigen verabschieden, der mich mein ganzes bisheriges Leben schützend und liebend
begleitet hat. Es war meine erste persönliche Erfahrung mit dem Tod
eines nahen Angehörigen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich den Tod aus
meinem Leben ausgeklammert. So
schmerzlich die Erfahrung des Verlustes ist, hat sie mir vor Augen geführt,
dass trotz der Endlichkeit des Körperlichen den Hinterbliebenen eine den
Tod überdauernde und überwindende Beziehung zum geliebten Menschen verbleibt.
Die Konfrontation mit der Vergänglichkeit hat mich dazu angeregt, meinen Blick näher auf die mich umgebenden Menschen und die mir zur
Verfügung stehende Zeit zu richten.
Das Bewusstsein um die Endlichkeit
und dessen Akzeptanz verhilft mir,
bewusster zu leben und sorgsamer
mit Menschen umzugehen. Berufliches Engagement und Streben nach
materieller Absicherung werden relativiert und neu gewichtet. Die einem
zur Verfügung stehenden Möglichkeiten im Hier und Jetzt optimal zu nutzen, ohne darauf zu spekulieren, zu
einem späteren Zeitpunkt noch mehr
oder gar Unmögliches zu erlangen
oder erreichen zu können, dies war
auch die Intention des berühmten
Verses des römischen Dichters Horaz
(65 v. Chr.–8 v. Chr.): «Geniesse den
Tag, und vertraue möglichst wenig auf
den folgenden» . Im Laufe der Zeit
wurde der zur Formel «Carpe diem»
verkürzte Spruch missgedeutet zur
Rechtfertigung der Genussgesellschaft. Dabei war er ganz im Gegenteil
epikureisch gemeint, das heisst, dass
der Weg zum Glück über das Wissen
über die Welt und ihre Gesetze, gleichzeitig aber auch über die Grenzen des
eigenen Strebens und in Übung von
Bescheidenheit liege. Auf Neudeutsch
hat die Jugendkultur noch weiter zugespitzt den Spruch Yolo (you only
live once) geprägt. Damit soll dazu
aufgefordert werden, ohne Rücksicht
auf Gesetze, Benimm- oder Anstandsregeln oder Auswirkungen auf andere
Menschen einfach das zu tun, was
einem Spass macht. Auch darin liegt
aber keine wirkliche Erfüllung oder
gar ein Lebensmotto. Denn eines ist
gewiss: Altern und Sterben lassen sich
mit «Spass» nicht überwinden.
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
2.
ausgewählte Kolumnen
aus den Lokal- und Regionalzeitungen
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
t, ist ein Ger Tourismus
und Spass.
l an, schafft
Da wäre es
nen echten
Mehrwert: Mit solch einer Person wären öffentsympathisch und authentisch vertreten. Gieri lichkeitswirksame Projekte, wie aktuell der BündSpescha war als Mediensprecher bei Graubünden ner Expo-Auftritt in Mailand, gleich in den richtiFerien während 18 Jahren solch ein Gesicht. Peider gen Händen. Gesucht: Gian oder Giachen, in echt.
Härtli war es ebenso erfolgreich
in 24 Jahren
bei
K_Bündner
Tagblatt
vom 16.5.2015, Seite 2.pdf
der Rhätischen Bahn. Heute macht es den An- Luzi Bürkli ist Redaktor, [email protected]
er für einen Ausflug auf die
htestress». (FOTO NORBERT WASER)
Z U M S O N N TAG
Christen im Werden
V
ielleicht ist es eine Verwechslung von Weg
und Ziel, welche bis in
die Gegenwart hinein Menschen in
ihrem Glauben immer wieder einem
grundlegenden Irrtum erliegen
lässt. Sören Kierkegaard hatte auf
die daraus entstehenden Verwirrungen hingewiesen, wenn man
das Christentum als Wahrheit im
Sinne von Resultat, statt als Wahrheit im Sinne von Weg versteht.
Daraus wird meist eine Unheilsgeschichte. Menschen überheben
sich in angemasster Rechtgläubigkeit, durch die sie sich von Falschgläubigen abgrenzen. Sie zählen
sich zu den «glücklichen Besitzenden» der Wahrheit und sehen nicht
ein, was sie noch zu lernen, zu verbessern oder zu vertiefen hätten. Sie
wähnen sich in ihren Glaubensauffassungen am Ziel. Der Irrtum zeigt
sich in der Einsicht, dass das Leben
niemals eine statische Grösse ist.
Auch nicht, wenn sich dies jemand
einbildet und vorstellt, in seinem
Denken und Verstehen an ein letztgültiges Ziel gelangt zu sein. Unsere
Existenz ist in einem fortwährenden Wandel begriffen, der sowohl
unsere Ideen, unser Verstehen wie
unseren Glauben immer wieder vor
neue Fragen und Herausforderungen stellt. Wir leben in und vor den
Wahrheiten von jetzt, die aber noch
heute sich ändern können und nach
anderen Antworten rufen. Ganz besonders von Bedeutung ist diese
Einsicht im Glauben. Wir sind immer Christen im Werden, fragende,
suchende, manchmal irrende, dann
und wann auch zweifelnde, aber
niemals aufgebende Menschen.
Sondern dankbar für den Halt und
die Kraft, die uns im Leben durch
den Glauben zuteil werden können
– und hoffend darauf, dass er uns
hilft, auch in künftigen Bewährungsproben das Leben mit seinen
Fragwürdigkeiten und Nöten zu bestehen.
HANS SENN, pensionierter Theologe
und zur Billag-Abstimmung
otenzial. Wir vertrauen darauf, dass
Stadt auch hier eine befriedigenösung finden wird. Der Vorstand
Quartiervereins ist überzeugt, dass
neue Tempo-30-Strecke sich ausesslich positiv auf die stark belasterkehrssituation auswirken wird, so
einer Verlängerung und schliesslich
r definitiven Einrichtung einer Tem0-Zone nichts entgegensteht.
OMAS OTT UND CLAUDIO SENN
I, MITGLIEDER DES VORSTANDS
QUARTIERVEREINS LOË, CHUR
eniger, nicht mehr
viele Unwahrheiten finden wir heuder Abstimmungspropaganda, in
raten und Leserbriefen! Die ungetfertigte Polemik um das revidierte
o- und Fernsehgesetz (RTVG) ist ein
piel dafür. Dank Handy, Tablet und
puter können Radio und Fernsehen
e überall und immer auch ohne
sisches Radio- oder Fernsehgerät
fangen werden. Das revidierte RTVG
deswegen nichts anderes als ein
s, geräteunabhängiges Gebühren-
IMPRESSUM
bezahlen weniger als heute. Dies ist alles
unmissverständlich überprüfbar. Die
Gebührensenkung wird möglich, weil es
richtigerweise dann keine Schwarzseher
und -hörer mehr gibt. Also, wir hören
nicht auf jene, die wider besseres Wissen
mit neuen, höheren, gefährlichen Steuern Angst machen und stimmen Ja zur
RTVG-Revision, damit SRG und private
Radio- und Fernsehstationen weiterhin
einen möglichst ausgewogenen Service
public garantieren können.
Herausgeberin:
Somedia (Südostschweiz Presse und
Print AG).
Verleger: Hanspeter Lebrument.
CEO: Andrea Masüger.
Redaktionsleitung:
Larissa M. Bieler (Chefredaktorin,
lmb), Norbert Waser (Stv. Chefredaktor, nw), Luzi Bürkli (lub).
Redaktionsadressen:
Bündner Tagblatt,
Sommeraustrasse 32, 7007 Chur,
Telefon 081 255 50 50, E-Mail:
[email protected].
Verlag: Somedia, Sommeraustrasse 32, 7007 Chur, Tel. 081 255 50 50,
Bald darf das Schweizervolk über die E-Mail: [email protected].
Mediensteuer abstimmen, und immer Kundenservice/Abo: Somedia,
wieder versuchen die Befürworter zu Sommeraustrasse 32, 7007 Chur,
vermitteln, dass es sich um eine Gebüh- Tel. 0844 226 226,
rensenkung handelt und daher natürlich E-Mail: [email protected].
nicht abgelehnt werden kann. Doch in Inserate: Somedia Promotion,
Tat und Wahrheit muss der Haushalt Ac- Sommeraustrasse 32, 7007 Chur,
Pressespiegel
cola für das gleiche Radio- oder Fernseh- Telefon 081 255 58 58, E-Mail:
Evangelisch-reformierte
Landeskirche
Graubünden
gerät dreimal
zahlen: einmal als [email protected]
person, einmal als Paul-Accola-Nach- Reichweite: 167000 Leser (MACHwuchs-Stiftung und einmal als Accola Basic 2014-2).
▸ SILVA SEMADENI, NATIONALRÄTIN,
CHUR-ARASCHGEN
Nein zur Abzockerei
K_Davoser Zeitung vom 22.5.2015, Seite 23.pdf
Davoser Zeitung
Klosterser Zeitung
Prättigauer Post
REG I O N
Freitag, 22. Mai 2015
23
KIRCHENFENSTER
Wenn d so luegsch, s isch wie z Davos. Do oben isch jetz au nüt los
Zwüschen
Uffaart
und
dr
Pfingschte
Nai, do goots scho nit am
ringschde
Dr Jesus isch in Himmel gfaare
Dr Bligg nach uffe kasch dr spaare
Dr Heilig Geischt wird erscht vergosse
Muesch no warte unverdrosse
Öppis Schöns isch jetz verby
Und s Neui, das darf noonig sy
Stöömr uff verlorenem Poschte?
Foot dr Glaube jetz a roschte?
Wenn d so luegsch, s isch wie z
Davos
Do obe isch jetz au nüt los
Nur d Hockey Fans, die hän e
Mittel
Si dängge zrugg an Meischtertitel
Vergangen isch die holdi Zyt
Die nägschdi Saison isch no wyt
S lauft nüt me, numme Reparature
Uff de Stroosse, an de Muure
Im Huus, im Hotel, in dr Woonig
Obs öbbis bringt, das weiss me
noonig
In gwüsse Büro z hinderscht inne
Dien sich d Siious (CEOs) hintersinne
Kasch do obe – diemir spinnne
Überhaupt no öbbis gwinne?
Vorne usse hängt e Schild
Und wenn des lisisch bisch im
Bild
Gönned uns verdienti Rue
S isch Zwüschesaison, mir hän
zue!
Es kennt - das könnt dr d Hoffnig
raube
E Zwüschesaison au dr Glaube
Und s het sogar dä truurig Ton
Biblisch gsee e Tradition
Doch nit alli lägge d Wunde
Beschwöre lieber d Kraft vo unde
Dr Jeremia, geischtig gsund
Redet vome neue Bund
Wo Gott, wo d hoffentlig no
kensch
Schliesse wurd mit jedem
Mensch
Und was är sait, dä gross Profet
Isch bis hüt nit obsolet
Denn dä Bund, färn vom Commärz
Isch d Sach elai vo unsrem Härz
Und us dym Härz – machsch do d
Erfaarig
Kunnt immer no die beschti Naarig
Oft gits vor em krassen Ändi
Uff aimool doch e gueti Wändi
Katastrophe heisst dä Punkt
Wos z unterscht unde wider funkt
E Byschpil isch au s Gwicht am
Bändel
Wo hi und här schwingt namens
Pändel
Langsam wird’s, wenns uffe goot
Bis es denn ganz stille stoot
Beschleuniget bym Aberase
D Gschwindigkeit in jeder Phase
Dr Diefpunkt, wüsse mir mir
Hällschte
Passiert das Pändelgwicht am
schnällschte
Die gröschte Unglügg, diemer
merke
Dien au die menschlig Hilf verstärke
Wenn dorum allermeischtens d
Krise
E Bygschmagg hän e fyyse, myyse
Denn duet me do vergäbens wiete
Will Krise immer Chance biete!
Isch das jetz dr korräkti Toascht
Uff dr jeremianisch Troscht
Vom neue Bund, wo unverdrosse
In unsere Härze wurdi gschlosse?
Wo ooni Zügel ooni Spore
Vo inne uuse wird gebore?
E Bund vo Gott und Menschekinder
Macht alli glych, ob gross ob minder
Wenn d das so hörsch, im grosse
Boge
Denn mälde kritisch sich scho
Frooge
Duet dä e stuuri Leer entstaube?
Isch s e blinde Kinderglaube?
Het dä nur s naiv Besträbe
Sich z löse vom reale Läbe?
Predigt dä, es könnt jo si
Dr Liebi iri Anarchie?
Es isch, villicht isch das dr Sinn
Vo alldäm wirglig öbbis drinn
Uff jede Fall, das gseesch do dra
Kunnts uff di sälber wirglig aa
Däm proteschtantisch sälber
Dängge
Däm sott me scho Beachtig
schängge
Und d Ysicht denn halt mee und
mee
Me ka nur mit sym Härz guet gsee
Däm Profet sy starke Glaube
Ka aim nit alli Zwyfel raube
E Glaube, wo glyych wytergoot
In neue Härze wyterschloot
Bym Jesus zerscht und denn zum
Zwaite
In unzäälige Persönligkaite
Wo s jedi duet und s nit nur sait
Dass si Gott im Härze drait
Das isch e Troscht, s git kai Gekär
Das isch e Troscht syt alters här
Dass sich dä Glaube gärn duet
wyte
Bsunders in de schwääre Zyte
E Troscht, dass grad am Wändepunkt
S Härz vom Glaube wider funkt
Das Gedicht steht im Zusammenhang des Bibeltextes, Jeremia
31,31 bis 34
Siehe, es kommen Tage, spricht
der Herr, da schliesse ich mit dem
Hause Israel und mit dem Hause
Juda einen neuen Bund … das ist
der Bund: Ich werde mein Gesetz
in ihr Inneres legen und es ihnen
ins Herz schreiben, ich werde ihr
Gott sein, und sie werden mein
Volk sein. Da wird keiner mehr
den andern belehren … sondern
sie werden mich alle erkennen…
Hansjakob Schibler, zwischenzeitlicher Pfarrer in Davos Dorf
TODESANZEIGEN
Du warst unsere geliebte Grossmutter.
Lily, wir vergessen dich nicht.
Wenn unser Glücksstern sinkt,
nichts mehr gelingt,
sehen wir im Nebel dein Gesicht.
Sehr traurig, aber mit vielen wunderbaren Erinnerungen nehmen wir Abschied von unserer
lieben Mutter, Schwiegermutter, Grossmutter, Schwägerin und Tante
Elsbeth Gerber-Kuhn
Von Trude Herr
15. Juli 1937 – 18. Mai 2015
ABSCHIED UND DANK
Lily Roffler
15. Oktober 1919 – 5. Mai 2015
Mit schwerem Herzen müssen wir Abschied nehmen von
unserer geliebten Grossmutter, Urnani, Tante und Gotte.
In tiefer Trauer
Traueradresse
Rosmarie Radnetter
Bahnhofstrasse 4 c
7270 Davos Platz
Rosmarie und Otto Radnetter
mit Eric
Richard Kuratli
Yvonne Kuratli
Kurt und Susi Unholz
mit Familien
Erich Honegger
Heidi und Johannes Hefti
mit Familien
Erika Kaufmann
Nachbarn
Verwandte und Bekannte
Die Erdbestattung hat auf ihren Wunsch im engsten Familienkreis auf dem Waldfriedhof Davos
stattgefunden.
Traueradressen
Basil Gerber
Kunoweg 60
3047 Bremgarten
Severin Gerber
Promenade 114
7270 Davos Platz
Basil Gerber und Sandra Merki Gerber
mit Janis, Bremgarten
Severin und Caroline Gerber
mit Flavia und Leonard, Davos
Andrée Gerber-Kern, Bremgarten
Vinzenz Gerber und Alessandra Ramseyer, Avenches
Manuel Gerber und Estelle Currat, Herrenschwanden
Die Abdankung findet am 26. Mai 2015 um 14.00 Uhr in der Kirche St. Johann in Davos statt.
Die Beisetzung der Urne auf dem Waldfriedhof erfolgt im engsten Familienkreis.
Anstelle von Blumen gedenke man:
Médecins Sans Frontières, 1211 Genève 2, Postkonto 12-100-2.
Gilt als Leidzirkular.
Traueranzeigen
Trauerzirkulare
Ganz herzlichen Dank
– für die grossartige Zeit im Alterszentrums Guggerbach
– an die Leitung des Alterszentrum Guggerbach, Urs Tobler und dem ganzen Team
– für die langjährige ärztliche Betreuung an Dr. med. Sven Schulz, Davos
– Herr und Frau Pfarrer Pfister für die tröstenden Abschiedsworte mit der sehr schönen
– Musikalischen Begleitung
– an alle, die Lily in Liebe und Freundschaft begegnet sind
Bei uns erhalten Sie Unterstützung und Ratschläge. Wir nehmen uns Zeit für Sie.
Auf unserer Homepage (www.budag.ch/Anzeigenservice/Im Trauerfall) finden Sie zudem unsere Wegleitung
mit nützlichen Adressen, Öffnungszeiten, Hinweisen und Textformulierungen.
Jetzt sehen wir nur ein undeutliches Bild wie in einem trüben Spiegel.
Einmal aber werden wir Gott von Angesicht zu Angesicht sehen.
für dienstags in der Davoser Zeitung oder für freitags im Davoser/Klosterser/Prättigauer Kombi
Jetzt erkenne ich nur Bruchstücke, doch einmal werde ich alles klar erkennen,
so deutlich, wie Gott mich jetzt schon kennt.
Selbstverständlich platzieren wir die Anzeige auch in weiteren von Ihnen gewünschten Zeitungen.
Was bleibt, sind Glaube, Hoffnung und Liebe.
Die Liebe aber ist das Grösste.
Pressespiegel
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Montag bis Freitag
08.00 – 12.00 Uhr, 14.00 – 17.00 Uhr
K_PrättgauerHerrschäftler vom 16.5.2015, Seite 13.pdf
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
3.
Themen aus überregionalen Zeitungen
NZZ, RP und Zeit
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
keine Gengen entessen und
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e Schweiz
bedeutet,
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Publikum
hängig zu
Quelle von Langzeitbelastung mit gepulster Strahlung. Das wird die bekannten, gesundheitsschädigenden Folgen für
uns alle noch steigern.
Hansueli Stettler, St. Gallen NZZ
Seelsorge
statt Sozialhilfe
Wollten die Kirchen ihren Niedergang
stoppen, müssten sie an ihrem Ruf arbeiten. Für den Theologen Urs Winter
kommt dabei den Seelsorgern eine
Schlüsselrolle an der Basis zu (NZZ
12. 5. 15). Der Gedanke ist auch ganz im
Sinne von Prof. Hans Küng. Er analysierte 2013 in der NZZ die ersten Äusserungen des neuen Papstes Franziskus.
Nach Küng sollte dabei die vom Papst
thematisierte Armut in der Welt nicht
ausschliesslich unter dem materiellen
Aspekt betrachtet werden. Es gelte auch
die Armen im Geiste nicht zu vergessen,
die innerhalb der Kirche arm dran seien.
Diese zwei verschiedenen Arten der
Armut sind, unabhängig von den Äusserungen von Papst Franziskus, eine grosse
Herausforderung für die Kirchen. In der
Schweiz sind bekanntlich die römischkatholische wie auch die reformierte
Kirche von einem schmerzhaften Mitgliederschwund betroffen. Dafür ist ein
in der Vergangenheit begangener strategischer Fehlentscheid im Umgang mit
der Armut entscheidend mitverantwortlich. Die Kirchen haben sich von ihrem
Hauptauftrag «Seelsorge» zugunsten der
«Sozialhilfe» immer mehr entfernt.
Unternehmerisch gesprochen haben
sie auf die falsche Marketingstrategie gesetzt. Im Marktsegment «Sozialhilfe»
existiert ein Füllhorn von staatlichen,
nicht staatlichen und privaten Anbietern, die sich gegenseitig überbieten und
immer neue Tätigkeitsfelder entdecken.
Die Kirche ist daher in einen Verdrängungsmarkt gestiegen bei dem sie nur
verlieren konnte. Sie hat verloren, Mitglieder, Geld und oft auch ihre politische
Glaubwürdigkeit. Es ist deshalb sehr begrüssenswert, dass der Seelsorge erneut
vom
ist falsch: Die Wohnungen haben einen eher gemässigten Standard und tragen sich selbst. Wie bei allen städtischen Siedlungen decken die Mieteinnahmen Bau, Betrieb, Kapitalkosten
und Unterhalt vollständig. Selbstverständlich gibt es dennoch
genug Gründe, die
Siedlung
Hornbach abzulehnen. So ist etwa
16.5.2015,
Seite
22.pdf
richtig, dass aus dem Areal nahe am See mehr herauszuholen
wäre. Man könnte es zu einem guten Preis verkaufen und mit
dem Geld Sinnvolleres machen, etwa andernorts mehr preiswerte Wohnungen errichten. Und am Hornbach entstünden
etwas teurere Wohnungen für gute Steuerzahler. Die gleiche
Diskussion gab es bereits bei der Abgabe von Bauland beim
Waidspital an eine Genossenschaft. Dort stellten sich sogar
linksalternative Politiker mit dieser Argumentation dagegen.
Es ist tatsächlich nicht sinnvoll, den Anteil gemeinnütziger
Wohnungen in allen Kreisen gleichermassen steigern zu wollen. Mit der Siedlung Hornbach aber will die Stadt etwas beweisen: dass sie nämlich an allen Fronten und gerade auch im
Seefeld etwas gegen Wohnungsnot und «Seefeldisierung» tut,
gegen die Vertreibung also von Ärmeren aus boomenden
Regionen. Das aber ist reine Symbolpolitik. Der Markt wird
immer dafür sorgen, dass es Unterschiede zwischen den Stadtteilen gibt, daran ändern die wenigen gemeinnützigen Siedlungen in den besseren Quartieren nichts. Irgendwann aber werden die letzten Landreserven der Stadt aufgebraucht und die
letzten Nischen verbaut sein. Und der Stadtkasse wird es auch
nicht besser gehen. Spätestens dann wird klar, dass der übertriebene Aktivismus das Problem ist und nicht die Lösung.
das Wort geredet wird. In diesem Marktsegment ist die Kirche ohne ernsthafte
Konkurrenz.
Es gibt auch in unserem Land viel
mehr Arme im Geiste als materiell
Arme. Ihnen kann Beten helfen, denn
mit dem Motto der Freidenker: «Da ist
wahrscheinlich kein Gott. Also sorg dich
nicht. Geniess das Leben», werden sie
nicht weiterkommen, weil sie oft von
dort herkommen. Seelsorge war und ist
die Kernkompetenz der Kirche. Wenn
sie sich daran erinnert und handelt, wird
sie wieder mehr Menschen in ihrer Gefolgschaft finden.
Jean Pierre Peternier, Worb
Zahlreiche Menschen treten heute aus
den Kirchen aus. Das wird bedauert.
Aber schadet es? Was wollen wir eigent-
lich von den Kirchen? Müssen sie über
viele Mitglieder verfügen? Für mich liegt
die Aufgabe der Kirchen an einem anderen Ort. Unser christlicher Glaube enthält eine Wahrheit: Es ist die Einsicht,
dass eine gute Welt nur mit einer Auffassung verwirklicht werden kann, wie sie
Jesus gelehrt hat. Es geht um unser Verhältnis zu den Mitmenschen. Wir müssen
deren Interessen, auch jene der Verachteten und der Fremden, als den eigenen
gleichwertig betrachten. Wir müssen
auch bereit sein zur Vergebung. Diese
Forderungen stehen im Mittelpunkt seiner Lehre. Auch die Kirchen müssen sie
ins Zentrum ihrer Lehre stellen, sie als
das Wesentliche unseres Glaubens vertreten. Der Erfolg der Kirchen äussert
sich nicht in der Zahl ihrer Mitglieder,
sondern im Einfluss auf unser Denken.
Karl Hostettler, Aadorf
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
NZZ vom 17.5.2015, Seite 13.pdf
Schweiz
NZZ am Sonntag 17. Mai 2015
13
Churer Bischof greift in den Abstimmungskampf ein
Kirchlicher Vorstoss gegen die Präimplantationsdiagnostik – scharfe Kritik an der CVP
Für gewöhnlich vertritt das Bis­
tum Chur eine zurückhaltende
Linie: Die Kirche soll sich nicht in
die Politik einmischen, heisst die
Devise. Als sich die Schweizer Bi­
schofskonferenz unlängst gegen
die Liberalisierung der Laden­
öffnungszeiten am Sonntag ein­
setzte, kritisierte Chur dies folge­
richtig als Übergriff der Kirche auf
politisches Terrain.
Jetzt aber engagiert sich ausge­
rechnet der Churer Bischof Vitus
Huonder an vorderster Front im
Abstimmungskampf um die Ver­
fassungsbestimmung zur Präim­
plantationsdiagnostik (PID). In ei­
nem Rundschreiben appelliert
er an die Pfarreien in seinem Bis­
tum, nach Kräften für ein Nein zu
werben: mit Informationsmate­
rial in den Kirchen, aber auch in
der sonntäglichen Predigt und im
seelsorgerischen Kontakt mit den
Gläubigen.
Mehr noch: Huonder hat auch
alle National­ und Ständeräte der
CVP in seinem Bistum ange­
schrieben. Die CVP hat im April
mit 120 Ja­ gegen 83 Nein­Stim­
men beschlossen, die PID-Vor­
lage zu unterstützen. In seinem
Schreiben an die Parlamentarier
hält Huonder fest, es erfülle ihn
mit Sorge, «dass eine Partei, die
sich ‹christlich› nennt, solch ein
Signal ausgesendet hat». Huon­
der schreibt weiter, die Parole der
Christlichdemokraten sei umso
erstaunlicher, da die SP – immer­
hin die Partei des für das Geschäft
zuständigen Bundesrats Alain
Berset – Stimmfreigabe beschlos­
sen habe.
In seinem Brief erinnert der
Churer Bischof daran, «dass es
mit dem christlichen Glauben
nicht vereinbar» sei, wenn «Men­
schen über ‹lebenswertes› und
‹lebensunwertes› Leben anderer
Menschen» entscheiden. «PID be­
deutet in letzter Konsequenz Se­
lektion und Eugenik. Dem sollte
man als Christ nicht zustimmen»,
schreibt Huonder weiter. Er for­
dert die angeschriebenen Parla­
mentarier deshalb auf, sich gegen
PID zu engagieren, auch «wenn
sie sich damit in Gegensatz zur
Parteilinie der CVP begeben wer­
den», wie e s in dem bischöflichen
Schreiben heisst.
Ein Sprecher Huonders sagt,
die ausserordentlich dezidierte
Stellungnahme des Churer Bi­
schofs stehe keineswegs in einem
Gegensatz zur sonst politisch zu­
rückhaltenden Linie. Man habe
immer gesagt, die Kirche solle
sich nicht in die Tagespolitik ein­
mischen, «ausser, der Schutz des
Lebens oder die Würde des Men­
schen sind direkt betroffen. Dies
ist hier der Fall.» Mit der politi­
schen Offensive im kirchlichen
Raum wolle man zur «Gewissens­
bildung» beitragen. Die Gläubigen
müssten wissen: «Ein Christ tötet
keine Unschuldigen und masst
sich nicht an, über wertes und un­
wertes Leben zu entscheiden.»
Insofern sei es auch logisch, dass
der Bischof sich direkt an Vertre­
ter der CVP wende: «Diese Partei
nennt sich christlich, setzt sich
aber kaum noch ein für die Un­
antastbarkeit des Lebens, sei es
punkto Abtreibung, Sterbehilfe
oder beim Vernichten und Miss­
brauch von Embryonen als Labor­
material.» Beim Appell des Chu­
rer Bischofs handle es sich im
Übrigen nicht um einen Sololauf.
In der Tat haben sowohl die
Schweizer Bischöfe als auch der
Schweizerische Evangelische Kir­
chenbund (SEK) in Medienmittei­
lungen erst kürzlich klar für ein
Nein Stellung bezogen.
Von den nationalen CVP-Parla­
mentariern aus dem Bistum Chur
stimmten allerdings nur der Ur­
ner Ständerat Isidor Baumann
und die Zürcher Nationalrätin
Kathy Riklin für die PID-Ver­
fassungsbestimmung. Riklin sagt
auf Anfrage, sie habe einen gros­
sen Briefkasten, und darin hätten
auch Botschaften des Bischofs
Platz. Sie betrachte sich aber
gegenüber der Kirche nicht wei­
sungsgebunden, sondern als «un­
abhängige e thisch denkende Per­
GAËTAN BALLY / KEYSTONE
Vitus Huonder geht im
Abstimmungskampf um die
Präimplantationsdiagnostik
in die Offensive. Er fordert
Pfarrer auf, für ein Nein
zu predigen, und nimmt die
CVP in die Pflicht.
Pascal Hollenstein
«Selektion und Eugenik»: Bischof Vitus Huonder. (Chur, 10. 1. 2013)
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Brand in Islam-Verein:
Ermittlung ausgesetzt
Drei Monate nach dem
Brandanschlag auf einen
islamischen Verein im
sankt-gallischen Flums
hat die Staatsanwaltschaft
das Strafverfahren sistiert.
Lukas Häuptli
«Die Staatsanwaltschaft St. Gal­
len hat die Sistierungsverfügung
Mitte März erlassen», sagt Spre­
cher Andreas Baumann. Es gebe
keine Hinweise auf eine Täter­
schaft, weshalb das Strafverfah­
ren wegen des Verdachts auf
Brandstiftung nicht weiterge­
führt werde. «Sobald sich Hinwei­
se ergeben, wird es sofort wieder
aufgenommen.»
Der Brandanschlag auf den Is­
lamisch­albanischen Kulturver­
ein in Flums ereignete sich im
letzten Dezember. Damals hatten
Unbekannte mit einer Axt eine
Scheibe des Lokals eingeschlagen
und zwei Brandsätze in e
inen
Raum geworfen. Darauf brach
Feuer aus; verletzt wurde nie­
mand. Die Feuerwehr konnte den
Brand rasch löschen.
Die beiden Täter wurden beim
Brandanschlag von einer Video­
kamera gefilmt. Sie seien aller­
dings vermummt gewesen, sagt
Arben Sulejmani, der bis vor ein
paar Tagen den Verein präsidiert
hat. Sulejmani betont, dass es
weder vor dem Anschlag noch
danach zu irgendwelchen Proble­
men gekommen sei.
Der Islamisch­albanische Kul­
turverein Flums ist 1993 gegrün­
det worden und hat heute rund
300 Mitglieder. Sein Lokal, in
dem sich auch ein Gebetsraum
befindet, liegt mitten in der
4900-Einwohner­Gemeinde.
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<wm>10CFXKqw7DMBBE0S9aa8brsb1dWIVFAVG4SVXc_0d9sIIrXXD2PVXw674d13amQkEbmHXWbIHi0XIoSp9KiF5B3SiR7PzjBkZ3YH2JQUZfnxHMuRpGeT2ebxrli9txAAAA</wm>
Mission, die
ist die wortreich angekündigte
( Selbstvermarktung) IndienReise, auf der sich Bundesrat
Johann Schneider-Ammann
( Wirtschaftsmissionar) derzeit
befindet. In Delhi spricht er über
die Herausforderungen der
wirtschaftlichen Zusammenarbeit ( Handelsreisender). In
Bangalore ( Wanderprediger)
folgen dann Ausführungen
über Schweizer Innovationen
( Hausierer-Reise).
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Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
ch
1%
Zins si
Wortkontrolle
Der Begriff stammt aus dem
Lateinischen und heisst eigentlich Auftrag ( Belehrung). Von
demokratisch gewählten Amtsträgern ( Bundesrat) inflationär
verwendeter Begriff, um die
Bedeutung ihrer Reisen hervorzuheben ( Aufschneiden).
Damit verbunden ist oft der
Hinweis auf die enormen Strapazen, die der Amtsinhaber während der M. auszuhalten bereit
ist. ( Firstclass). Erwähnenswert
son». Statt zur anstehenden Ab­
stimmung hätte sie sich vom Bi­
schof von Chur einmal eine klare
Stellungnahme zur Flüchtlings­
politik und zur Christenverfol­
gung gewünscht, fügt Riklin an:
«Aber da schweigt Chur.»
Mit dem Verfassungsartikel
zur PID will der Bund die Voraus­
setzung dafür schaffen, dass in
bestimmten Situationen Embryo­
nen genetisch untersucht werden
können, bevor sie allenfalls in
den Mutterleib implantiert wer­
den. Heute ist dies nicht erlaubt.
Die Einzelheiten sollen in einem
Gesetz geregelt werden. Bereits
verfassungsmässig ausgeschlos­
sen ist es aber, dass die Em­
bryonen nach Geschlecht ausge­
wählt werden. Während die Vor­
lage im Parlament noch eine
komfortable Mehrheit hinter sich
hatte, scheint ein Ja an der Urne
laut den letzten Meinungsumfra­
gen ungewiss. Abgestimmt wird
am 14. Juni.
*
chern
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em darzu­
enn die Ana­
ei der SVP
oder der
rn, VCS)?
Anzeigers»
tet hier doch
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verfasst hat.
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renz. (fem.)
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n Konkur­
über 50
ates, den
ndischer
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hört. Erfah­
zählen offen­
arkt gehört
azu zählt,
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man weib­
en sollten
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auen. Denn
sie wirklich
NZZ vom 17.5.2015, Seite 19.pdf
Der externe Standpunkt
Warum die evangelischen Kirchen
allmählich zerbröckeln
Der Erfolg des Sozialstaates hat die Nächstenliebe zur allgemeinen
Bürgerpflicht erhoben. Das Kirchenpersonal beschränkt sich auf das
Servieren banaler Geisteshappen, kritisiert Bernhard Rothen
G
laube ist Privatsache und Nächs­
tenliebe allgemeine Bürgerpflicht.
Jeder darf leben, wie er will. Die
Konsequenzen tragen wir alle soli­
darisch. An dem inneren Widerspruch dieses
schönen Gedankens würgt der moderne
Sozialstaat, und in seiner Mitte zerbröseln
die evangelischen Grosskirchen.
Nach der napoleonischen Neuordnung
Europas erhielten die evangelischen Kirchen
in dem sich aufbauenden liberalen Staat
einen ziemlich robusten rechtlichen
Rahmen. Staatliche Steuergelder und grosse
innere Freiheiten boten Pfarrhäusern die
Möglichkeit, sich für die Volksbildung zu
engagieren, hier oder dort Nöte zu erkennen
und Hilfswerke ins Leben zu rufen. So öffne­
ten sie Jugendlichen Freiräume und begleite­
ten Alte mit tröstenden Worten. Neben viel
unerfreulicher Pfarrherrlichkeit ist daraus
auch manch Gutes erwachsen. Selbsthilfe­
gruppen für Suizidgefährdete oder das
Sozialwerk von Pfarrer Ernst Sieber sind
letzte Zeugnisse einer langen Reihe von Lie­
beswerken, die im Schoss der Kirche Gestalt
gefunden haben und dann selbständig
geworden sind.
Diese Verweltlichung von christlichen
Liebeswerken entsprach der sozialen Ent­
wicklung im Grossen: Mehrere Generationen
haben mit staunenswertem Fleiss und
beharrlicher Gedankenarbeit einen Wohl­
stand erwirtschaftet, der gewaltige finan­
zielle Mittel auch für die Allgemeinheit
bereitstellt, für eine immer noch kinder­
freundlichere Schulbildung, eine staatlich
garantierte Fürsorge und viel anderes, wahr­
haft Gutes mehr. Die Anliegen des Evange­
liums seien im christlichen Kulturstaat viel
besser aufgehoben als in staubigen Kirchen,
schrieb der evangelische Theologe Richard
Rothe bereits vor 150 Jahren. Diese optimis­
tische Sicht wurde vorerst durch die zwei
Weltkriege erschüttert. Doch mittlerweile
können die westlichen Länder auf eine Frie­
denszeit zurückblicken, wie sie die Mensch­
heit noch kaum je erlebt hat. Wozu braucht
es da die Erinnerung an einen, der vor den
Toren Jerusalems an eines der vielen Kreuze
der leidvollen Menschheitsgeschichte
geschlagen worden ist?
An Altersnachmittagen erzähle ich gele­
gentlich an den Liedern von Mani Matter
entlang, dass und wie dieser sensible Denker
zur Überzeugung gekommen ist, die Schweiz
werde nur zu einer bejahenswerten Existenz
finden, wenn sie auch ihre christlichen
Grundlagen neu entdecke, und wie sein
lustvolles Singen darum in eine wehe Klage
mündet. Dann kippt die Stimmung. Viele
Angehörige dieser Generation haben Matters
herbe Stimme gerne gehört, und seine plasti­
schen Bilder für die Lust und Last des Alltags
haben nichts von ihrem Charme verloren.
Doch das Lachen erstickt. Die Senioren emp­
finden das Quälende: Ja, sie waren beschäf­
tigt mit Familie und Arbeit, vielleicht mit
einem Sportverein oder einem politischen
Amt. Und hatten keine Zeit, sich um das zu
kümmern, was Mani Matter in den letzten
Bernhard Rothen
Bernhard Rothen, 60, ist Pfarrer in Hundwil
(AR). Zuvor wirkte er am Basler Münster
und in Zweisimmen (BE). Er schreibt regelmässig Bücher zu Kirchenthemen, so etwa
2013 «Mani Matter und die Verteidigung
des Christentums». Zuletzt ist von ihm
erschienen: «Auf Sand gebaut. Warum die
evangelischen Kirchen zerfallen».
Jahren seines Lebens umgetrieben hat: Die
Frage, wo diesseits von Politik und Kunst ein
Gemeinwesen seine Lebens­ und Schaffens­
kraft finde. In einer neuen Form von Kirche?,
wie Mani Matter in seinen Notizen fragte.
Diejenigen, die heute Senioren sind, haben
diese Frage einer zusehends überforderten
Theologenschaft überlassen. Sie fehlten.
Nun zerfallen die evangelischen Kirchen.
Und das empfinden die Alten unversehens
wie eine Schuld.
Denn unterdessen haben die Kirchenleute
auf ihren Bedeutungsverlust professionell
zu reagieren versucht. Nicht treue Verwalter,
wie Jesus sie lobt, sondern visionäre Leiter
stehen ihnen nun vor. Die sperrige Pfarrer­
schaft ist aufgelöst in ein funktional aus­
differenziertes Kirchenpersonal. Sensibel
geführte Mitarbeitergespräche und sauber
geklärte Kompetenzen sorgen dafür, dass
harmonische Teams eine gute Atmosphäre
verbreiten. (Ein Pfarrer Sieber sei für die Kol­
legen nicht immer einfach gewesen, gab mir
ein Kirchenpräsident einmal etwas moralin­
sauer zu bedenken.) Auch ein Publikum, das
sich nur sehr punktuell sammelt, soll durch
liebevoll zubereitete Geisteshäpplein zu
spüren bekommen, wie willkommen und
einzigartig wertvoll ein jeder Mensch ist. Der
Erfolg ist gewaltig: Laut Umfragen sind
95 Prozent der Kirchgänger zufrieden mit
den kirchlichen Mitarbeitern, denen sie gele­
gentlich begegnen.
Doch die Dankbarkeit hat keine tiefen
Wurzeln. Was die gelegentlichen Kirchen­
besucher zu hören bekommen, ist in der
Regel tatsächlich nett. Aber auch ziemlich
banal. Den Rätseln des Lebens hält es kaum
Stand. Eingeschliffene Denkgewohnheiten
vermag es kaum je zu erschüttern. Der
Sozialstaat aber muss seine Versprechen
halten. Die Steuern wachsen. Und der
Glaube bleibt weiterhin Privatsache. Nie­
mand wird mir ein schlechtes Gewissen
machen, wenn ich aus der Kirche austrete.
Denn die Nächstenliebe ist und bleibt ja
staatlich garantiert. Garantiert.
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
ntonsrat schliesslich einstimmig
Millionen Franken für die Umsetes Projektes. Damit wurde der
huss gegeben für einen nachhaluf einer gesicherten Grundlage
nden Museumsbetrieb mit eiitgemässen Kulturprogramm.
IN KÜRZE
..................................................................
Gebäudesanierung
Die Angebote für Beiträge zur
desanierung für eine bessere
ebilanz, oder auch nur zur Beraind vielfältig und schwer überr. Dabei liegt in der Erneuerung
nstern, Dächern und Fassaden
m Ersatz von Heizungen ein grostenzial. Etwa 40 Prozent des
ebedarfs und rund die Hälfte der
missionen entstehen im Gebäuch. Und nur im Kanton Zürich
n rund 300 000 Häuser, die mit
einfachen Massnahmen energeerbessert werden könnten, teilt
udirektion mit. Um die Schwelle
ken, hat der Kanton für Liegenbesitzer und das Baugewerbe
ue Website für Interessierte einet. Unter www.energiefoerde.ch sind Informationen und weiende Links zusammengestellt.
tionsbeauftragte Morais geht
ie Leiterin der kantonalen Fachür Integrationsfragen, Julia Morlässt ihr Amt per Ende Juni
ie habe die Fachstelle aufgebaut
s verlässliche Partnerin für Min sowie Unternehmen, Gemeind Vereine etabliert. Wesentliche
e seien inzwischen abgeschlosreibt die Zürcher Justizdirektion
r Mitteilung. Morais leitete die
tionsstelle ab 2007. Ab Juli wird
heriger Stellvertreter Thomas
ie Fachstelle ad interim leiten.
gik, während im ersten Obergeschoss
nische Aufführungen, MärchennachPlatz für Archiv, Bibliothek und Mitmittage, Konzerte und Ähnliches. Bearbeiter geschaffen wird.
gleitet werden soll das Publikum von geEbenfalls bis 2017 wird der erste
schulten Cicerones, die nicht nur als
NZZ vom
Seite
10.pdf
Ausstellungsteil erneuert
oder, 18.5.2015,
wie Ueli
Aufsicht,
sondern
als kompetente AusStauffacher sagt, «kyburgiger» gestaltet.
kunftspersonen fungieren. Der Garten
Der Schwerpunkt auf der mittelaltervor dem Schloss wird als Spiel- und
Prozent beibehalten zu könne
aller Gastfreundlichkeit, die in Z
sehr viel weiter gehen wird als
alten Matthäus Pfau, wird der
Zürich jedoch nicht darum heru
men, auch in Zukunft wiederk
Betriebsbeiträge zu entrichten.
Das Kloster mitten in der
Stadt Zürich nimmt Form an
Staatsanwalt bill
Urteil im Fall Sch
Interessengruppe gründet einen Trägerverein
zac. V Ein ökumenisches Kloster zwischen Langstrasse und Letzigrund in der
pulsierenden Stadt Zürich: Was 2011
bloss eine kühne Idee war, nimmt nun
konkrete Formen an. Am Sonntag haben die Initianten des Projekts den Verein «Stadtkloster Zürich» gegründet,
wie Cornelia Schnabel, Präsidentin des
Vorstands, auf Anfrage bestätigt. Damit
ist es der Interessengruppe möglich,
Verträge abzuschliessen und Fundraising zu betreiben.
Kirchenrat begrüsst Vorhaben
Entstehen soll das Kloster in der Bullingerkirche, im Kreis 4. Wann es bezogen
werden kann, ist noch unklar. Fest stehen aber bereits neun Personen, die das
Stadtkloster als Kerngruppe betreiben
und bewohnen wollen. Die Gruppe ist
äusserst heterogen, von der Theologiestudentin bis zum Pensionär im Alter
von Anfang 30 bis über 80 Jahre haben
sich entschieden, künftig im Stadtkloster zu leben. Eine führende Rolle soll
Rolf Mauch einnehmen, der Pfarrer der
Bullingerkirche.
Mauch war auch schon Teil der
sechsköpfigen Spurgruppe, die das Projekt seit 2011 vorantreibt. 2013 reichte
die Interessengruppe dem Kirchenrat
eine Petition mit 300 Unterschriften ein.
Vor einem Jahr antwortete dieser, ein
Stadtkloster geniesse «die volle Unterstützung des Kirchenrats». Allerdings
lehnte der Rat die finanzielle Unterstützung zur Umsetzung des Projekts ab.
Der Verein «Stadtkloster Zürich» will
sich einerseits durch Mitgliederbeiträge
und andererseits mit Spenden, Beiträgen von Stiftungen sowie Vereinsaktionen finanzieren. Bereits im dritten Jahr
proben bis zu 20 Personen das Klosterleben nach benediktinischer Tradition
an verschiedenen Veranstaltungen in
der Bullingerkirche – derzeit laufen entsprechende Aktivitäten in dieser Woche
bis am Pfingstmontag.
Modell mit drei Kreisen
Im Konzept des Stadtklosters ist vorgesehen, dass die Kerngruppe als innerster Zirkel Tagzeitengebete und Tischgemeinschaften abhält sowie seelsorgerische Begleitung, Kurse für Exerzitien
oder Meditation anbietet. Ein zweiter
Kreis soll ausserhalb wohnen und jeweils einen Monat im Jahr im Kloster
leben. Der dritte Kreis besteht aus passiven Mitgliedern, die den Verein finanziell unterstützen, aber bloss an einzelnen Veranstaltungen teilnehmen.
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
Keine Berufung gegen Frei
zac. V Die Zürcher Staatsanwa
wird das Urteil im Fall Ulrich
nicht weiterziehen. Das Bezirk
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wurf der Rassendiskriminieru
gesprochen. Schlüer schrieb 2
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derte eine Verurteilung wegen
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Geldstrafe von 28 Tagen zu 100 F
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Einzelrichter befand, Schlüer ha
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nicht strafbar gemacht. Diese
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schriftlich vorliegt, wie er ge
der Nachrichtenagentur SDA
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kündete er noch Berufung an.
Privatkläger das Urteil noch
zieht, ist noch offen. Dieser hatt
Franken als Genugtuung und
entschädigung gefordert.
NZZ vom 18.5.2015, Seite 13.pdf
MEINUNG & DEBATTE
Montag, 18. Mai 2015 V Nr. 112
13
Neuö Zürcör Zäitung
Umstrittene Grenzen
der Fortpflanzungsmedizin
hof. V In der Schweiz ist die Fortpflanzungsmedizin streng geregelt. Was in anderen
Ländern gang und gäbe oder zumindest erlaubt ist, ist hier verboten. So dürfen hier
Embryonen, die aus einer künstlichen Befruchtung stammen, nicht genetisch untersucht werden, bevor sie der Frau eingepflanzt werden. Die Präimplantationsdiagnostik
(PID) ist untersagt. Doch dies soll sich nun ändern, Verfassung und Fortpflanzungsmedizingesetz sollen angepasst werden. Am 14. Juni stimmt die Bevölkerung über die
Verfassungsrevision ab. Danach wird wohl das Referendum gegen das Fortpflanzungsmedizingesetz ergriffen, das die Details regelt. Der Schweiz steht also eine längere
Debatte über die Grenzen der Reproduktionstechnologien bevor.
Eine solche Debatte sei dringend notwendig, findet der Theologe Markus Zimmermann, der die PID ablehnt. Doch sollte sich seiner Ansicht nach die Diskussion von
Teilaspekten lösen und sollte sie die Ausgestaltung der Reproduktionsmedizin grundlegend ins Auge fassen. Anders beurteilt die Medizinerin und Ethikerin Nikola Andorno-Biller die Situation: Die Argumente lägen auf dem Tisch, um entscheiden zu können. Im Gegensatz zu den Gegnern befürchtet sie keinen Dammbruch für alle möglichen Reproduktionstechnologien, wenn die PID zugelassen wird.
Einwände gegen die PID –
Plädoyer für eine Denkpause
Ein Verbot der PID
ist inkonsistent
Gastkommentar von Markus Zimmermann
Gastkommentar von Nikola Biller-Andorno
Die gesellschaftspolitische Diskussion über die Reproduktionsmedizin hat sich in den letzten Jahren
markant verändert. Hat der Begriff «Embryonenforschung» noch vor wenigen Jahren bei einer
Mehrheit der Bevölkerung Beklemmung und
innere Ablehnung ausgelöst, ist er heute sozusagen
neutralisiert, in die Alltagssprache eingegangen. Er
weckt kaum mehr Emotionen. Entsprechend ist
auch der Diskurs über die Präimplantationsdiagnostik (PID) sachlich geworden. Wenn überhaupt, dann wird auf das Leiden genetisch belasteter Paare verwiesen, völlig ausgeklammert dagegen
wird, dass mit jeder neuen reproduktionsmedizinischen Technik das Kinderkriegen zusehends unter
Leistungs- und Erfolgsdruck gerät.
Unabhängig davon, welche konkreten Ziele mit
einer PID verfolgt werden – ob es um die Erkennung einer bekannten erblichen Belastung, die
Detektion von Aneuploidien, die Herstellung
eines Retter-Babys oder das «Family-Balancing»
geht –, stets besteht das zentrale Vorgehen in einem
Akt der Selektion. Die Raison d’être der PID besteht darin, menschliche Embryonen im Labor zu
erzeugen, sie anschliessend auf bestimmte Qualitätsstandards hin zu untersuchen, um dann die passenden Embryonen in einen Uterus zu transferieren und die nicht passenden zu verwerfen. Aus diesem Grund wird aus ethischer Sicht zum einen der
Vorwurf der Instrumentalisierung erhoben –
menschliches Leben wird als blosses Mittel zum
Zweck gezeugt und verworfen – und zum andern
der eugenische Akt kritisiert, der darin besteht,
menschliches Leben nach Qualitätskriterien auszusortieren. Natürlich handeln Menschen auch in
anderen Lebensbereichen in eugenischer Absicht,
ohne dass dies kritisiert würde. Aber die Neufassung des Fortpflanzungsmedizingesetzes zeigt:
Auch der Staat bestimmt via Gesetzgebung über
die Qualitätsstandards mit, die Eltern dazu legitimieren, ihren Nachwuchs zu selektieren. Dass es
sich hierbei um eine Grenzüberschreitung handelt,
zeigen die hilflosen Versuche, diese Standards
staatlicherseits zu konkretisieren.
Der gesamte Vernehmlassungsprozess hat gezeigt: Eine restriktive Regelung der PID, wie sie
der Bundesrat zunächst vorgeschlagen hat, bleibt
ohne Chance. Wird die PID in strikt ausgewählten
Sondersituationen erlaubt, lassen sich keine Argumente mehr finden, warum sie nicht auch in anderen Fällen zur Anwendung kommen sollte. Eine
logische «slippery slope»: Aus vernünftigen Gründen lässt sich nicht zeigen, warum ein Arzt
Embryonen mit bestimmten erblichen Belastungen verwerfen darf, hingegen solche mit offensichtlichen Aneuploidien, einem Geschlecht oder einem genetischen Merkmal, das in unserer kompetitiven Gesellschaft einen Wettbewerbsnachteil darstellt, nicht. Wird die Erlaubnis grundsätzlich gegeben, wird die Technik mittelfristig auch für weitere Indikationen zugänglich gemacht. Sicherheitsbarrieren funktionieren nicht, weil der Anspruch
der reproduktiven Autonomie in einer liberalen
Gesellschaft stets überwiegt.
Der Hinweis auf den moralischen Status
menschlicher Embryonen beruht auf einer lebensschützerischen Grundhaltung, die viele Menschen
heute nicht mehr teilen. Trotzdem sollte auch dieser Einwand nicht voreilig zurückgewiesen werden:
Es gibt gute Gründe, um mit werdendem menschlichem Leben umsichtig und sorgsam umzugehen,
auch wenn wir nicht wissen, wann personales
Leben tatsächlich beginnt.
Neben diesen grundlegenden Einwänden lassen
sich unschwer Entwicklungen benennen, die so unübersichtlich, rasant und weltweit verlaufen, dass
sie Misstrauen schüren. Abgestimmt wird stets
über einzelne Teiltechniken, grössere Zusammenhänge mitsamt den dazugehörenden Sachzwängen
geraten völlig aus dem Blick. So ist es nicht unwichtig, dass in der Stammzellforschung derzeit dringend frische Embryonen gebraucht werden. Diese
ergeben sich gleichsam als Nebenprodukt der PID.
Die weltweite Komodifizierung menschlicher
Keimzellen stellt eine eigene beunruhigende Realität dar, allen voran der internationale EizellenMarkt. Die Embryonenforschung ist so weit fortgeschritten, dass Forschende in der Fachzeitschrift
«Nature» (26. 3. 15) zu einem Moratorium aufgerufen und vor den Folgen ihres Tuns gewarnt haben.
Die PID ist gleichsam ein Teilprodukt dieser Forschung, die heute so weit geht, irreversibel in das
menschliche Genom einzugreifen. Die Patentierung eines Baby-Test-Kits («23andme.com») zeigt,
dass ein Markt von «direct to consumer»-Tests entsteht, der äusserst zweifelhaften Kriterien unterliegt. Die vorgeburtliche Gesamtgenom-Analyse
ist keine Zukunftsmusik mehr, für den alltäglichen
Einsatz ist sie einfach noch zu teuer.
Die Etablierung der PID trägt zur weiteren Medikalisierung von Reproduktion und Schwangerschaft bei. Frauen mit Kinderwunsch werden zusehends vor Entscheidungen gestellt, die sie kaum
mehr überblicken können. Der kürzlich auf den
Markt gekommene NIPT (nichtinvasiver pränata-
Frauen mit Kinderwunsch werden
vor Entscheidungen
gestellt, die sie kaum
mehr überblicken.
ler Test) trägt sein Übriges dazu bei. Nicht zuletzt
ist an die mögliche Diskriminierung von Menschen
mit Behinderungen zu erinnern, die sich dann ergeben kann, wenn offizielle oder inoffizielle Listen
mit Selektionskriterien entstehen.
Dies sind gute Gründe, langsam zu machen und
nachzudenken. Wie wollen und können wir mit
diesen Grenzverschiebungen menschlich umgehen? Wie können in diesem Bereich sinnvolle und
praktikable Leitplanken gesetzt werden, die Missbrauch verhindern und einer Ausweitung entgegenstehen? Allein um diese Überlegungen anstellen zu können, wäre ein Festhalten am Verbot
der PID zu begrüssen. Erst ein Verbot erzeugt den
nötigen Freiraum und gesellschaftlichen Druck,
den öffentlichen Diskurs über eine menschengerechte Ausgestaltung der Reproduktionsmedizin
einmal grundlegend und nicht nur anhand einzelner Teiltechniken zu führen.
.......................................................................................................
Markus Zimmermann ist Titularprofessor am Departement für Moraltheologie und Ethik der Universität Freiburg.
Demnächst wird über eine Verfassungsänderung
abgestimmt, die erlauben würde, nicht wie bisher
nur so viele menschliche Eizellen ausserhalb des
Körpers der Frau zu Embryonen zu entwickeln,
«als ihr sofort eingepflanzt werden können», sondern so viele, «als für die medizinisch unterstützte
Fortpflanzung notwendig sind». Damit würde auch
in der Schweiz die Präimplantationsdiagnostik
(PID) möglich, welche inzwischen in vielen europäischen Ländern zulässig ist. Auf diese Weise können wenige Tage alte Embryonen auf verschiedene
Erkrankungen hin getestet werden, noch bevor sie
in die Gebärmutter transferiert werden.
Tests an Embryonen zuzulassen, mag zunächst
wie ein radikaler Schritt wirken. Auf der anderen
Seite haben wir schon vor geraumer Zeit zur
«künstlichen» Befruchtung Ja gesagt, die heute gar
nicht mehr so exzeptionell und unnatürlich scheint
wie noch vor wenigen Jahrzehnten. Inzwischen
werden mehr als 2 Prozent der Kinder in der
Schweiz nach In-vitro-Fertilisation geboren. Wir
vertreten zudem mit der Fristenregelung der Abtreibung ein gradualistisches Konzept des Lebensschutzes. Dieses besagt, dass der moralische Status
und damit die Schutzwürdigkeit im Laufe der Entwicklung eines Embryos stetig zunehmen. Dies
entspricht der gängigen moralischen Intuition:
Wenn aus einem brennenden Labor – so das klassische Gedankenexperiment – nur entweder eine
Petrischale mit einem drei Tage alten Embryo oder
ein dreijähriges Kind gerettet werden könnte, so
würden die meisten von uns denken, dass dem
Kind klar der Vorrang einzuräumen ist. Auch das
Testen von werdendem Leben auf bestimmte Erkrankungen hin ist nicht neu. Seit Jahrzehnten werden während der Schwangerschaft Ultraschalls und
Bluttests durchgeführt. Häufig ist jedoch keine
Therapie möglich, so dass das Testergebnis in vielen Fällen zu einem Schwangerschaftskonflikt
führt. Dann ist der Embryo jedoch schon viel weiter entwickelt als zum Zeitpunkt eines Tests mittels
Präimplantationsdiagnostik.
Müssen wir nun mit einem Dammbruch rechnen, wenn wir die PID in der Schweiz möglich
machen? Das ist unwahrscheinlich, aus verschiedenen Gründen. Zum einen erfordert eine PID
immer eine In-vitro-Fertilisation, die mit nicht unerheblichen Kosten, Belastungen und Risiken einhergeht. Es ist nicht damit zu rechnen, dass Paare
eine solche Behandlung leichtfertig auf sich nehmen – etwa, um ein Kind mit blauen Augen zu zeugen. Dies wäre auch rechtlich nicht zulässig, denn
die Zulassung der PID soll beschränkt werden auf
Paare mit schweren familiären Erbkrankheiten und
auf Paare, die im Rahmen einer In-vitro-Fertilisation die Pränataldiagnostik von der Schwangerschaftswoche 11 auf den Tag 5 vorverschieben
möchten. Zum anderen hat sich die Reproduktionsmedizin in der Schweiz bis anhin als vertrauenswürdig erwiesen. Sie hat sich an die vorgegebenen Regeln gehalten. Sonst hätte sich kein Fortpflanzungstourismus in Länder wie Spanien oder
Belgien entwickelt. Wir haben derzeit keinen
Grund zur Annahme, dass sich dies mit der Zulassung der PID ändern würde.
Designer-Babys und Menschenzucht stehen
nicht zur Debatte. Es geht vielmehr darum, das absehbare Leid im Falle einer schweren Erbkrankheit
zu vermeiden, ohne dass Paare ihren Wunsch nach
einem eigenen Kind aufgeben müssen. Diesen
Menschen zu unterstellen, es ginge ihnen in erster
Linie um die Befriedigung narzisstischer Wünsche
nach dem perfekten Nachwuchs, wäre eine fragwürdige Vorverurteilung.
Wenn wir also denken, dass vorgeburtliche Tests
unter bestimmten Voraussetzungen zulässig sein
sollen; wenn wir akzeptieren, dass positive Testresultate zur Beendigung einer Schwangerschaft
führen können; und wenn wir davon ausgehen dürfen, dass die Reproduktionsmedizin sich innerhalb
des gesetzten rechtlichen Spielraums bewegen
wird, so ist es inkonsistent, die Vorverlagerung der
Tests hin zum Zeitpunkt noch vor dem Herbeiführen einer Schwangerschaft zu untersagen. Das
Verbot der PID, welches in die Privatsphäre und in
Designer-Babys und
Menschenzucht stehen
nicht zur Debatte. Es
geht darum, absehbares
Leid zu vermeiden.
die reproduktive Autonomie von Paaren eingreift,
steht auf tönernen Füssen.
Die Einwände der Kritiker einer Liberalisierung sind jedoch insofern relevant, als sie uns daran
erinnern, dass wir stets selbstkritisch überprüfen
müssen, ob unsere Gesellschaft ausreichend inklusiv und behindertenfreundlich ist, so dass eugenischen Vorstössen der Nährboden entzogen ist.
Eugenik lässt sich jedoch auch völlig technologiefrei durch so althergebrachte Massnahmen wie
arrangierte Hochzeiten und Ausgrenzung, Vertreibung oder gar Vernichtung von Menschen mit unerwünschten Merkmalen betreiben. Toleranz und
eine bewusste Förderung von Diversität sind probatere Antidote als ein Verbot der PID.
Dennoch dürfen soziale Dynamiken nicht unterschätzt werden. Auch wenn die Entscheidung
für oder gegen einen vorgeburtlichen Test nominell
allein beim Paar liegt, so mag sich dieses doch bedrängt fühlen: von standardisierten klinischen Abläufen, die nahelegen, dass ein Test Routinebestandteil einer Behandlung ist, oder von befürchteten negativen gesellschaftlichen Reaktionen im
Falle der Geburt eines behinderten Kinds. Die
soziale Sicherung funktioniert in der Schweiz,
wenngleich nicht perfekt, so doch im internationalen Vergleich überdurchschnittlich gut. Es sollte
uns möglich sein, auch einen kranken oder behinderten Mitmenschen in unserer Mitte willkommen
zu heissen und für ihn zu sorgen. Unter dieser Voraussetzung ist ein freiwilliger und an der erwartbaren Lebensqualität des künftigen Kindes orientierter Entscheid für oder gegen die Nutzung der
Präimplantationsdiagnostik möglich. Diesen zu
versagen und stattdessen auf die Möglichkeit der
Pränataldiagnostik mit der Konsequenz einer möglichen Abtreibung zu verweisen, ist nicht plausibel.
.......................................................................................................
Nikola Biller-Andorno ist Direktorin des Instituts für Biomedizinische
Ethik und Medizingeschichte an der Universität Zürich sowie Mitglied
des Fachkomitees «Ja zur Fortpflanzungsmedizin».
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
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Erste palästinensische Nonnen heiliggesprochen
In einer Messe vor 2000 Gläubigen hat Papst Franziskus am Sonntag in Rom zwei arabische Ordensfrauen aus dem 19. Jahrhundert heiliggesprochen. Die Nonnen Mariam Bawardy und Marie Alphonsine Ghattas zählten zu insgesamt vier Frauen,
denen diese Ehre zuteilwurde. Sie sind seit der Anfangszeit der Christenheit die ersten Heiligen aus der Region Palästina.
Drei Schwerverletzte
durch Kollision
Feuer im Klubhaus
der Hells Angels
Sieben Tote nach
Streit wegen Hochzeit
(sda) V Bei einer Frontalkollision zwischen zwei Autos auf der San-Bernardino-Route sind am Sonntag drei Personen schwer verletzt worden. Die Rega
flog die beiden Männer und die Frau in
die Spitäler nach Chur und Zürich. Die
A 13 war etwa vier Stunden komplett
gesperrt. Laut ersten Erkenntnissen geriet ein Autofahrer kurz nach 13 Uhr
zwischen Sufers und Splügen in Graubünden auf die Gegenfahrbahn. Dort
kollidierte er frontal mit einem Fahrzeug. Darin befanden sich ein Mann und
eine Frau. Alle drei Personen mussten
aus ihren Autos befreit werden.
(sda) V Im Klubhaus der Hells Angels in
Buchs in St. Gallen hat es in der Nacht
auf Sonntag gebrannt. Das Feuer richtete laut Schätzungen der Polizei Sachschaden von mehreren hunderttausend
Franken an. Zur Brandursache wurden
Ermittlungen aufgenommen. Verletzt
wurde niemand. Das Haus war laut
einem Polizeisprecher in der Brandnacht nicht benutzt worden. Ein Anwohner hatte gegen 3 Uhr 30 wegen
beissenden Rauchgeschmacks Alarm
geschlagen. Ausser dickem schwarzem
Rauch schlugen auch Flammen aus
einem Fenster im Obergeschoss.
(dpa) V Er widersetzte sich der Hochzeit
seines Sohnes und konnte sie doch nicht
verhindern: Einen Tag nach der Feier
hat am Sonntag in Serbien ein Mann mit
einem Gewehr sechs Personen und dann
sich selbst getötet. Die Hintergründe
sind laut der Polizei noch unklar. Der
Täter habe sich am Vortag betrunken,
meldeten Medien unter Berufung auf
Zeugen. Dann ging er zum Haus der
Brauteltern, wo er die Braut seines Sohnes und deren Eltern erschoss. Da er
sich zuvor mit seiner eigenen Frau über
die Hochzeit zerstritten hatte, tötete er
auch sie und deren Eltern.
Pressespiegel
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BLICK ZURÜCK
Langlebige Angst vor den Jesuiten
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Am 20. Mai 1973 streicht das Volk zwei konfessionelle Ausnahmeartikel
Gegner der Aufhebung – der aus diesem
Anlass gegründete Bund aktiver Protestanten, Komitees und Einzelpersonen –
entfalten eine eifrige Propaganda, etwa
mit einem 54-seitigen «Tatsachenkatalog». Der Blick richtet sich kaum auf das
reale, ohnehin als rechtswidrig betrachtete Tun der Jesuiten. «Kleine Zahl und
grosser Einfluss», schreibt das Aktionskomitee; die Jesuiten seien für die
Demokratie viel gefährlicher als die
Linksextremen. Denn der im Wesentlichen unveränderte, zu Kadavergehorsam verpflichtete Orden bilde einen
«Stosstrupp der römischen Machthaber», eine Kampforganisation, die denn
auch keine Vereinsfreiheit beanspruchen könne. Es gehe nicht um Glauben
und Kultus, sondern um den politischen
Katholizismus, der mit unserem Staat
im Widerspruch stehe, kirchliches Recht
über staatliches setze. Das ökumenische
Engagement der Jesuiten wird da zum
trojanischen Pferd.
Bis 1973 sind Tätigkeiten der
Jesuiten in Kirche und Schule
sowie die Gründung von Klöstern
verboten. Die Aufhebung der
diskriminierenden Verfassungsartikel bringt alte Ressentiments
an den Tag.
Christoph Wehrli
Es ist eine ungewöhnliche Abstimmung. 19 Jahre sind seit der Einreichung des betreffenden parlamentarischen Vorstosses vergangen, 14 Jahre
nach Auftragserteilung hat der Zürcher Staats- und Kirchenrechtsprofessor Werner Kägi sein monumentales
Gutachten vollendet, in den Zeitungen
findet bis zuletzt eine intensive Debatte statt, es werden Schriften pro und
contra publiziert, wobei Parteien und
Verbände wenig aktiv sind. Und worum geht es? Um einen katholischen
Orden, der in der Schweiz 164 Mitglieder zählt und kaum grossen Zustrom
zu erwarten hat. Soll sich ändern, dass
ihm «jede Wirksamkeit in Kirche und
Schule untersagt» ist?
Kampf um ein Symbol
Trauma der Sonderbundszeit
Die Überschätzung der Societas Jesu
hat ihre Geschichte. Die Befürchtungen und Hoffnungen, die der 1540
gegründete Orden Mitte des 19. Jahrhunderts weckt, sind allerdings besser
verständlich als die Emotionen zu
einer Zeit grosser staatlicher Stabilität
und beginnender kirchlicher Erosion.
Im Kampf zwischen konservativen und
radikalliberalen Kräften, zwischen den
Anhängern der kantonalen Souveränität und jenen des Schritts vom
Bundesvertrag zum Bundesstaat, zwischen Verfechtern einer kirchlich geprägten und denen einer aufklärerischen Schule spielen die Jesuiten wegen ihrer Stärke im Bildungswesen und
ihrer Dienstverpflichtung gegenüber
dem Papst eine exponierte Rolle.
Schritte der Eskalation sind 1841 das
Aargauer Verbot der Klöster, die angeblich an einem Aufruhr beteiligt
waren, und 1844 die Berufung der
Jesuiten für Seelsorge und Priesterausbildung in Luzern.
1847, kurz vor Beginn des Sonderbundskriegs, fordert die Tagsatzung
die vier betroffenen Kantone auf, «die
Jesuiten aus ihrem Gebiet zu entfernen», und untersagt die Aufnahme
dieses Ordens generell. Der Bann gelangt darauf in die neue Bundesverfassung; bei deren Revision wird er 1874
verdeutlicht und um das Verbot neuer
Klöster ergänzt. Die analoge Kompetenz bezüglich anderer «staatsgefährlicher» Orden enthält mit diesem Attribut auch die «Begründung» und ver-
Demonstration für das Jesuitenverbot im Mai 1973 in Zürich.
festigt das Schreckbild beziehungsweise
das Misstrauenssignal, das auch «gewöhnliche» Katholiken empfangen.
Gebot der Rechtsgleichheit
Das Verbot wird ab dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr rigide gehandhabt. So
geben Jesuiten Zeitschriften heraus und
leisten Hochschulseelsorge. Der konservative Obwaldner Ständerat Ludwig
von Moos (später Bundesrat) setzt 1954
mit einem Vorstoss die Überprüfung
der Regelung in Gang. Behutsamkeit
scheint geboten. Kägis Gutachten ergibt
indes klar, dass es sich um ungerechtfertigte Ausnahmen von Grundrechten wie
der Glaubens- und der Vereinigungsfreiheit handelt und dass die Beseiti-
KEYSTONE
gung dieser Diskriminierung eine Frage
der Gerechtigkeit ist. Die entsprechende Vorlage des Bundesrats findet im
Parlament nach gründlicher Beratung
fast einhellige Unterstützung. Umstritten ist, ob als Ersatz ein Artikel über
Toleranz und religiösen Frieden in die
Verfassung kommen soll. Die Mehrheit
lehnt dies als unnötig ab. Sie entscheidet
sich auch für eine einzige Abstimmung
über die beiden Artikel, so dass, wie die
Gegner meinen, die Jesuiten von der
Streichung des Klosterverbots, die
kaum zu reden gibt, profitieren. Die
nationalen Parteien sagen fast alle Ja,
die EVP und die Überfremdungsparteien geben die Stimme frei.
Doch in dieser Sache ist die «offizielle Schweiz» nicht repräsentativ. Die
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
1970 übertrifft in der Schweiz infolge
der Einwanderung die Zahl der Katholiken erstmals die der Reformierten.
Durch die «römisch-katholische Bevölkerungsexplosion» scheint die «Rekatholisierung» des Landes näher zu rücken. «Die Protestanten brauchen keinen Schutz des Staates», schreibt demgegenüber der Präsident des Evangelischen Kirchenbundes in der NZZ und
plädiert für die Freiheit. An der Basis
denken viele anders. Am 20. Mai 1973
wird die Vorlage zwar von Volk und
Ständen angenommen. Die Gegner der
Streichung erreichen aber immerhin 45
Prozent, in den Kantonen Zürich, Bern,
Schaffhausen, Ausserrhoden, Waadt
und Neuenburg sind sie in der Mehrheit. Analysen bestätigen das Bild eines
konfessionellen Grabens. Die starre
Haltung Roms zu «Mischehen» oder
der erzwungene Rücktritt des Moraltheologen Stephan Pfürtner an der Universität Freiburg mögen dabei mitgespielt haben. Letztlich ist aber das intolerante Unbehagen, das sich an einem
eher symbolischen Objekt manifestiert,
schwer zu fassen.
Die Jesuiten sind in der Folge nie
mehr ein Politikum. 36 Jahre später setzt
das Volk ein anderes religionspolitisches Zeichen. Diesmal gilt das Minarett als Machtsymbol.
BLICK ZURÜCK
Jeden Montag beleuchtet die NZZ
ein vergangenes Schweizer Ereignis.
Dokumente aus dem NZZ-Archiv
rund um die Abschaffung der
Jesuitenartikel finden Sie auf:
www.nzz.ch/schweiz/blick-zurueck/
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Dienst der Nationalsozialisten standen,
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auf vergessene Persönlichkeiten
teswissenschaften und in ihren Erkenntgeschraubt formuliert, vor allem Plattwie die französische Philosophin Clénissen ebenso zeitbedingt.
form und Sprachrohr der in der Schweiz
Tätiger Glaube gegen die Naziherrschaft
Das Hilfswerk des Flüchtlingspfarrers Paul Vogt und des Theologen Karl Barth
Heinrich Rusterholz zeigt, was
das Hilfswerk für die Bekennende Kirche (1937–1947) für
Verfolgte, für die Mobilisierung
der Schweizer Reformierten
und für ein neues Verhältnis zu
den Juden geleistet hat.
Christoph Wehrli
kam später vor allem Juden zugute –,
sondern von der jeweiligen Not bestimmt. In Walzenhausen hatte der
Pfarrer ein Hilfswerk für arbeitslose Stickereiarbeiter und das Sozialheim
«Sonneblick» gegründet, bevor er 1936
nach Zürich Seebach gewählt wurde. Im
Widerstand der Bekennenden Kirche
waren die nicht wenigen Pfarrer jüdischer Herkunft doppelt exponiert. Auch
.................................................................................
Paul Vogt (1900–1984) war eine jener
Persönlichkeiten, die sich zur Zeit der
Naziherrschaft in besonderer Weise für
Verfolgte eingesetzt haben. Basis seiner
Tätigkeit war ab 1943 ein spezielles
Flüchtlingspfarramt, primär aber das
von ihm geleitete Schweizerische
Evangelische Hilfswerk für die Bekennende Kirche in Deutschland, dem Karl
Barth theologische Autorität und Substanz verlieh. Heinrich Rusterholz, von
1987 bis 1998 Präsident des Kirchenbunds, hat nun nach einem im Jahr
2000 erschienenen Porträt ein 700-seitiges Buch über Vogt und seine Mitstreiter vorgelegt.
Hilfe und Mobilisierung
Die Bedeutung des Ad-hoc-Hilfswerks
ist nicht auf den ersten Blick erkennbar.
Die spezifische Ausrichtung auf die
evangelischen Kirchenleute, die sich in
Deutschland aufgrund der Erklärung
von Barmen (1934) der totalitären Vereinnahmung entgegensetzten, wurde
schon von Leonhard Ragaz kritisiert, da
er für Solidarität mit allen Verfolgten
eintrat (während die Behörden die
Flüchtlingsbetreuung lange den jeweiligen Glaubensgemeinschaften übertrugen). Vogts Engagement war allerdings
nicht selektiv – seine Freiplatzaktion
Heinrich Rusterholz:
«. . . als ob unseres Nachbars Haus nicht in Flammen
stünde». Paul Vogt, Karl
Barth und das Schweizerische Evangelische Hilfswerk für die Bekennende
Kirche in Deutschland.
Theologischer Verlag Zürich,
2015. 712 S., Fr. 72.–.
.................................................................................
daher fiel der Blick anteilnehmender
schweizerischer Reformierter auf die
rassistische Verfolgung und die Juden
insgesamt.
Die Verbundenheit mit der Bekennenden Kirche fand zweifach Ausdruck,
einerseits in der Pflege von Kontakten,
im Angebot von Erholungsaufenthalten
und in der Hilfe bei der Emigration,
anderseits im Bestreben, die Kirche in
der Schweiz nicht nur zur Unterstützung, sondern auch zu ihrer eigenen
Erneuerung zu mobilisieren. «Die Zeiten des offiziell anerkannten Gewohnheitschristentums sind vorbei», steht im
Memorandum, das Barth, Vogt und drei
weitere Zürcher Pfarrer im Dezember
1937 ihren Kollegen im ganzen Land
schickten und dessen gute Aufnahme
der Anfang eines tragenden Netzes war.
Die Verbindung von caritativer und
theologischer Tätigkeit war besonders
das Anliegen Karl Barths, der vor seiner
«Kaltstellung» in Bonn an der Formierung der Bekennenden Kirche stark beteiligt gewesen war. Die Wipkinger
Tagungen über aktuelle Grundfragen
des Glaubens zogen jeweils etliche hundert Pfarrer an.
Herausforderung der Kirche
Rusterholz nennt sein Werk – allzu bescheiden – «Dokumentation». Ganz
oder teilweise zitierte Quellen wie Briefe, Protokolle, Aufrufe und Presseberichte machen einen grossen Teil davon aus. Der Gefahr, dass man sich beim
Lesen darin verliert, steht der Gewinn
an Unmittelbarkeit gegenüber.
Man wird konfrontiert mit einzelnen
Flüchtlingsschicksalen, mit den mühsamen Interventionen bei Behörden
und mit der drängenden Rhetorik Paul
Vogts, den Barth einmal darin bestärkte,
dem Adressaten eines Anliegens «etwas
brennenden Schwefel unter den Stuhl zu
setzen». Man erhält Einblick in die
schwierige Geldbeschaffung – unter anderem wurde in monatlichen Haussammlungen der «Flüchtlingsbatzen»
eingezogen –, man spürt die Friktionen
mit offiziellen Kirchengremien und deren Hilfsorganisationen, und man erlebt
Dispute der theologischen Granden,
etwa in der Frage, ob das Heil von den
Juden «kam» (Emil Brunner) oder
«kommt» (Barth). Man verfolgt den
Weg eines Berichts aus Auschwitz an die
Öffentlichkeit, als in Ungarn die Deportationen noch verzögert werden konnten, wie auch die Geschichte eines umstrittenen Weihnachtsbriefs an die Juden in der Schweiz (1942). Die Anbahnung des Dialogs mit diesen «Brüdern
und Schwestern» ist eine zentrale Leistung Paul Vogts, der die eigene Kirche
immer wieder tätig herausgefordert hat.
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
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NZZ vom
19.5.2015,
Dienstag,
19. Mai 2015 VSeite
Nr. 113 15.pdf
Neuö Zürcör Zäitung
r ein grosses Ziel
TROUVAILLEN
Block für einen
Unsterblichen
onsratspräsidentin gewählt
Der Zwingli-Stein bei Kappel
heres Weber aus Uetikon für ein Jahr das Präsidium.
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ie Brötchen
inn der Sitzung zu leiten pflegen. Wähend der fast 70-jährige Hansruedi Bär
svp., Zürich) in launigen Worten für
Menschlichkeit und Toleranz gegenüber
nderen Meinungen über die Parteigrenen hinaus warb, illustrierte der 23-jähige Benjamin Fischer (svp., Volketswil)
einen anderen Zeithorizont mit dem
ahr 2056: Dann werde er pensioniert. Es
rauche alte und junge Politiker, wichtig
ei, dass diese statt «man sollte» «ich
oll» oder «wir sollen» sagen.
Die Wahlen in die Geschäftsleitung
nd in die zwölf Kommissionen gingen
ann ohne Wortmeldungen glatt über
ie Bühne. Und schliesslich hat der neue
Kantonsrat auch noch seine eigene Wahl
estätigt. Nur die beiden in den Reierungsrat gewählten Kantonsrätinnen
ätten die Wahl ausgeschlagen, hiess es.
o stand der Erwahrung der «Ergebnisse
er Erneuerungswahl der Mitglieder des
Kantonsrats vom 12. April für die Amtsauer 2015–2019» nichts entgegen.
GORAN BASIC / NZZ
lösungsorientiert, sagt Weber, die Mutter dreier erwachsener Kinder ist und in
Herrliberg aufgewachsen war.
Heute führt Weber Büro und Buchhaltung des Landwirtschaftsbetriebs ihres Ehemannes und ist in einem Teilzeitpensum bei der Emil Frey AG in Erlenbach angestellt. Das will sie in ihrem
Amtsjahr ebenso wenig aufgeben wie
das Präsidium der Landfrauen-Vereinigung. Als Bezirksparteipräsidentin der
SVP Meilen tritt sie aber zurück. Sie
verschafft sich damit Zeit für die kommende Flut an Terminen, verabschiedet
sich aber auch aus den parteipolitischen
Niederungen.
Webers Wahl bedeutet auch für die
Gemeinde Uetikon eine Premiere: Zum
ersten Mal überhaupt stellt sie die Kantonsratspräsidentin, wie Gemeindepräsident Urs Mettler sagt. Um Weber gebührend zu feiern, lud die Gemeinde
die Bevölkerung auf den Nachmittag zu
einer Feier am See ein. Für den Abend
stand ein Dinner für 300 geladene Gäste
in einem Festzelt auf dem Areal der
Chemie Uetikon auf dem Programm.
Florian Bissig V Ein gigantischer Monolith thront über der Albisstrasse zwischen Kappel und Hausen, gerade
dort, wo der Töfffahrer aus der Kurve
kommend freudig zur Kenntnis nimmt,
dass er jetzt auf 80 beschleunigen darf.
Der Motorist, der sein Spritztürchen
unterbricht und sich den Albispass
noch einen Moment aufspart, wird gewahr, dass dieser Klotz kaum von den
Kelten aufgerichtet worden sein kann,
die im Säuliamt so manchen Hinkelstein zugehauen und placiert haben.
Nicht nur ist er dafür zu gross. Auch
der grosszügige Aufgang zu ihm ist
offensichtlich neueren Datums. Die Tafel erklärt, wieso man hier, 1838, zum
Klotzen veranlasst war: Hier starb Ulrich Zwingli am 11. Oktober 1531 den
«Heldentod», und zwar «für Wahrheit
und der christlichen Kirche Freiheit».
Mit Blick auf die historische Wahrheit ist anzufügen, dass sich der Zürcher
Reformator und Pfarrer nicht allein mit
Bibel und Langschwert in die Schlacht
gegen die katholischen Innerschweizer
stürzte. Auch ein Zug von Säuliämtlern
musste an die Waffen, und Abt Joner
vom Kloster Kappel und der Affoltemer Pfarrer Jakob Näf verloren an
Zwinglis Seite ihr Leben. Eingeklemmt
zwischen den katholischen Zugern und
Freiämtlern auf der einen Seite und dem
reformierten Machtzentrum Zürich auf
der anderen, waren die Säuliämtler
immer wieder die Leidtragenden der
konfessionellen und wirtschaftlichen
Konflikte. Zwei Jahre zuvor hatte man
sich noch über einem Bottich Milchsuppe einigen können. Doch diesmal
floss nicht Milch, sondern das Blut von
500 Mann auf Zürcher Seite.
Trotzdem gehört der Megastein einzig dem grossen Reformator. Sofern der
Besucher des Lateins kundig, mithin
kein frischgebackener Zürcher Baccalaureus ist, kann er sich auf der Rückseite des Steins an der erhabenen Vorstellung laben, dass Udalricus Zvinglius,
der «conditor» der freien Kirche, nicht
nur «fortiter pugnans», tapfer kämpfend, sondern auch «immortalitatis certus» gestorben sei, also in sicherer Erwartung der Unsterblichkeit – bevor er
seine Maschine beherzt in die gefährlichen Kurven des Albispasses steuert.
üllten Ballons gegen Polizisten
ikapitalisten im Zusammenhang mit der Labitzke-Räumung
besetzten Liegenschaften «entfernt»
und verhaftet werden müssen. Zuvor
habe er aus einer Höhe von etwa 20
Metern mit Farbe gefüllte Ballons gegen
die Polizisten geworfen. Der Staatsanwalt verlangte mit Strafbefehl eine
unbedingte Freiheitsstrafe von 180 Tagen. Der vierfach vorbestrafte Beschuldigte erhob dagegen Einsprache.
Vor Gericht verweigerte er jede Aussage. Gemäss seinem Anwalt ist der
Mann, dessen Beruf mit «Beleuchter»
angegeben wird, seit 2007 arbeitslos, hat
Schulden in der Höhe von mehreren
10 000 Franken und einen dreijährigen
Sohn, für den er keinen Unterhalt zahlt.
Er habe kein Einkommen und halte sich
mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Der
Anwalt forderte einen Freispruch. Es
gebe keine stichhaltigen Beweise dafür,
noch eine Rede gegen Profit, «die herrschende Klasse» und den Kapitalismus,
die er mit dem Spruch «Für den Kommunismus!» schloss.
Der Einzelrichter sprach den Beschuldigten nach rund anderthalbstündiger Beratung frei und erkannte ihm
eine Genugtuung von 200 Franken für
einen Tag ungerechtfertigten Freiheitsentzug zu. Das Publikum applaudierte.
Die Beweislage sei insgesamt zu dünn
und zu dürftig, erklärte der Richter. Es
bestehe zwar kein Zweifel, dass der
Mann im Kontext der Labitzke-Räumung verhaftet worden sei, ob er aber
an den Ballonwürfen beteiligt gewesen
sei, könne in dubio pro reo nicht mit
Sicherheit festgemacht werden. Der
Staatsanwalt hätte zu dieser Frage weitere Polizisten einvernehmen müssen.
Der gigantische Monolith zu Ehren
Ulrich Zwinglis.
GORAN BASIC / NZZ
Pressespiegel
Mammutbaum
muss weichen
Evangelisch-reformierte
Landeskirche Graubünden
tox. V Das zentrale Backsteingebäude
auf dem Stierli-Areal in Zürich Seebach
soll erhalten bleiben, während die übrigen Teile der ehemaligen Eisenhandels-
Mittwoch, 20. Mai 2015 V Nr. 114
NZZ vom 20.5.2015,
Seite 7.pdf
Neuö Zürcör Zäitung
INTERNATIONAL 7
Vertrieben im eigenen Land
Die Welle von Binnenflüchtlingen in der Ostukraine überfordert den Staat – private Initiativen lindern die Not
Der Waffenstillstand in der
Ukraine ist brüchig. Wegen
der Unsicherheit ist die Zahl
der Flüchtlinge in den von
Kiew kontrollierten Gebieten
angeschwollen.
Paul Flückiger, Swjatohirsk
Zwiebeltürme, weisse Mauern, hellblaue und grüne Dächer: Die hübsche
Klosteranlage an den Hängen bewaldeter Hügel über dem Ufer eines ruhigen
Flusses ist auf den ersten Blick eine idyllische Pilgerstätte. Der nahe Krieg
scheint im Höhlenkloster von Swjatohirsk ganz weit weg, wären in der weiträumigen Anlage an dem Kreidefelsen
nicht immer wieder ärmlich gekleidete
Familien mit Kindern zu sehen, die
weder Souvenirs kaufen noch besonders eifrig beten.
Die meisten dieser Unglücklichen
sind im Korpus IX ganz unten am Klosterberg untergebracht. Ein gutes Dutzend Kinderwagen stehen dort im Treppenhaus. Das Pilgerheim sei bis auf den
letzten Platz von Kriegsflüchtlingen besetzt, ist an der Pforte zu erfahren. «Wir
helfen, so gut wir können», heisst es.
Etwa 500 Frauen und Kinder wohnen
hier. Die Familienväter leben in einem
höher gelegenen Korpus, denn die Pilgerunterkünfte werden streng nach
Klosterregel geführt.
Kaum Hilfe vom Staat
Eine junge Familie mit zwei kleinen
Kindern berichtet unweit der Klostermauer von ihrer Evakuierung kurz vor
dem Fall des wochenlang verzweifelt
von der ukrainischen Armee gegen prorussische Kämpfer verteidigten Eisenbahnknotenpunktes Debalzewe. Die
Flüchtlingshelfer hätten sie in Bussen
nach Slowjansk gefahren, sagt Ruslan.
Der junge Mann trägt eine Decke und
Kinderkleider in einem Plasticsack. Von
dort seien sie sofort auf eigene Faust
nach Swjatohirsk weitergereist, erzählt
er. Von früheren Pilgerreisen her kannte die Familie Mönche des Klosters.
«Der Staat hilft uns nicht», so klagt Ruslan, der in Debalzewe bis zuletzt in
einem Metallwerk gearbeitet hat. Auf
Almosen angewiesen zu sein, fällt ihm
sichtlich schwer.
Swjatohirsk, das neben seinem Kloster auch für seine Sanatorien bekannt
ist, hat im Verhältnis zu seiner Bevölkerung von knapp 5000 Einwohnern am
meisten Flüchtlinge im ukrainisch kontrollierten Donbass aufgenommen. Fast
alle Touristenunterkünfte und Pionierlager aus sowjetischer Zeit sind mit
Flüchtlingen aus den südlich gelegenen
Kampfgebieten belegt.
Die meisten Flüchtlinge gelangen
über die Stadt Slowjansk hierhin, zu der
Eine Flüchtlingsfamilie in Slowjansk. Die intern Vertriebenen machen einen Fünftel der Stadtbevölkerung aus.
die Gemeinde Swjatohirsk gehört. Noch
immer treffen dort täglich Dutzende
von neuen Flüchtlingen ein, denn trotz
dem im Februar in Minsk vereinbarten
Waffenstillstand vertraut noch immer
kaum jemand im Donbass darauf, dass
das Abkommen hält.
Die Ukrainer flüchten auch aus der
Pufferzone, einem 50 bis 140 Kilometer
breiten Streifen, aus dem die Kriegsparteien ihre schwere Artillerie zurückziehen sollten. Offiziell seien 37 000
Flüchtlinge in der Stadt gemeldet,
heisst es im Rathaus von Slowjansk.
Etwa ein Drittel von ihnen soll jedoch
bereits in die Zentralukraine weitergezogen sein. Die Behörden rechnen
deshalb mit 25 000 Binnenflüchtlingen
auf die rund 120 000 Einwohner. Das
grösste Problem sei der Wohnungsmangel, sagen die zuständigen Beamten
in Slowjansk.
Ukrainische Solidarität
Wer nicht bei Verwandten untergekommen ist, kann deshalb neben einem
Bett im Studentenheim oder in einem
der hiesigen Sanatorien bei den Salzseen vor der Stadt nur auf einen fairen
Preis auf dem lokalen Wohnungsmarkt
hoffen. Auf eine ausreichende finanzielle Unterstützung durch die Zentralregierung in Kiew zählt auch im Rathaus kaum mehr jemand. Die Behörden versuchen stattdessen, so gut es
geht, ein Heer von Freiwilligen zu koordinieren, die den Flüchtlingen entweder auf privater oder auch auf kirchlicher Basis helfen.
Einer von ihnen ist der Unternehmer
Andrej Krysin. Vor einem Jahr ist der
Mittvierziger selbst vor den prorussischen Separatisten zuerst ins nahe Swjatohirsk und von dort immer weiter in
die Westukraine bis an die ungarische
Swjatohirsk
Slowjansk
Luhansk
Debalzewe
Donezk
RUSSLAND
Rostow
100 Kilometer
NZZ-INFOGRAFIK / cke.
Grenze geflohen. «Die Solidarität, die
ich dort erfahren habe, war so umwerfend, nun will ich das zurückgeben»,
sagt er. Nach der Befreiung von Slowjansk durch ukrainische Truppen kehrte
Krysin zurück und gründete die Bürgerorganisation «Slowjansker Wiedergeburt». Die Organisation hat freiwillige
Helfer unter den Flüchtlingen angeworben und sammelt neben Lebensmittel-
GLEB GARANICH / REUTERS
und Kleiderspenden auch Adressen von
Bedürftigen.
Krysin ist ein typischer ukrainischer
Aktivist – umtriebig, idealistisch und
patriotisch. Neben den Flüchtlingen
hilft er auch noch der ukrainischen
Armee, die sich ihrerseits immer wieder
mit Lebensmittellieferungen bei ihm
revanchiert. «Volk und Armee sind eins
geworden», meint Krysin.
Ganz so rosig und einfach präsentiert
sich die Situation vor Ort allerdings
nicht. Vor allem der Geldmangel setzt
der Hilfe für die Kriegsopfer enge
Grenzen. «Nur die Einschulung der
Kinder ist kein Problem, sonst hilft der
Staat den Flüchtlingen kaum», so klagt
die Flüchtlingshelferin Julia Sawa, die
für die «Slowjansker Wiedergeburt» in
einem Hinterhof zweimal pro Woche
die Abgabe von Grundnahrungsmitteln
organisiert. Bis zu 200 Notrufe nimmt
Sawa täglich entgegen, doch die Spenden reichen nur für rund 100 Essenspakete pro Woche; manchmal kann sie
dazu noch Hygieneartikel ausgeben.
Männer bleiben zurück
In der Schlange für die Nahrungspakete
stehen an diesem Samstag Familien auf
der Flucht mit ihren Slowjansker Verwandten. Viele von ihnen waren vor
dem Krieg stolze Einfamilienhausbesitzer. Während der kurzen persönlichen
Gespräche zeigen sie nun Fotos ihrer
Gärten und Häuser auf den Mobiltelefonen und unterdrücken ihre Tränen.
Viele haben die Kinder in Sicherheit gebracht, der Ehemann aber blieb zurück,
um das Eigenheim vor Plünderungen zu
schützen oder seiner gewohnten Arbeit
nachzukommen. Eine Frau aus der noch
von Kiew verwalteten Kleinstadt Awdijiwka berichtet, ihr Mann leiste in der
dortigen Chemiefabrik Kurzarbeit, werde aber noch bezahlt. Lena hat grässliche Angst, dass ihm auf dem Arbeitsweg etwas zustösst. Die Stadt wird oft
beschossen. Auch das Handynetz funktioniert nicht immer. Da Lena nicht aus
dem Gebiet der selbsternannten «Donezker Volksrepublik» geflüchtet ist,
hat sie kein Anrecht auf staatliche
Unterstützung.
Anders ergeht es Marina, einer jungen Mutter aus Jenakijewe, dem Geburtsort des gestürzten und nach Russland geflüchteten Präsidenten Wiktor
Janukowitsch. Marina wohnt in Slowjansk in einer Zweizimmerwohnung mit
Warmwasser. «Die Flüchtlingswelle hat
die Mieten nach oben gedrückt, aber
noch schaffe ich es dank der Staatshilfe
über die Runden», erklärt sie. Monatlich erhält sie umgerechnet etwa 100
Franken. Doch da sie neben der Wohnung auch Windeln für ihr Neugeborenes brauche, stehe sie hier in der
Schlange für die Nahrungspakete. Geflüchtet ist die junge Mutter im August,
als die Kämpfe immer heftiger wurden,
auch um ihrem sechsjährigen Sohn eine
ruhige Einschulung und guten Unterricht zu sichern.
Überleben ohne Rente
Derweil hat in der Kurzone von Slowjansk eine Freikirche eine Pension in
ein Flüchtlingsheim umgewandelt. Die
Flüchtlinge leben zu acht in den Zimmern und müssen pro Tag umgerechnet
20 Rappen für eine Art Vollpension bezahlen. Das ist relativ wenig Geld, doch
wer wie die 70-jährige Alexandra Swoboda (Name geändert) seit acht Monaten keine Rente mehr bekommen hat,
klagt dennoch. Die einstige Melkerin
aus Peski, das heute auf der ukrainischen Seite der Front liegt, will so
schnell wie möglich zurück. «Ich weiss
nicht, ob mein Haus noch steht, aber
der Garten braucht mich», sagt sie
immer wieder.
Die Rentnerin hat sich nach monatelangem Ausharren im Keller zusammen
mit ihrem Mann und ihrer älteren
Schwester von ukrainischen Freiwilligen aus dem strategisch wichtigen und
deshalb seit Monaten heftig umkämpften Dorf unweit des Donezker Flughafens evakuieren lassen. An diesem
Brennpunkt gehen die Kämpfe trotz
dem formalen Waffenstillstand unvermindert weiter. Eine schnelle Rückkehr
zu ihrem Garten dürfte es für die Rentnerin nicht geben.
Die Ukraine will zwei gefangenen Russen den Prozess machen
Kiew präsentiert Videos von angeblichen Angehörigen einer militärischen Sondereinheit
Daniel Wechlin, Moskau
nahme nicht um zwei «aktive Soldaten»
gehandelt. Ein Armeesprecher räumte
allerdings ein, dass sie einst einer russischen Militäreinheit angehört und eine
militärische Ausbildung erhalten hätten. Kiew stellte am Dienstag dem russischen Aussenministerium eine Protestnote zu, in der die Ergreifung der beiden Russen als Beweis für die Aggression gegen die Ukraine bezeichnet wird.
Zwischen Kiew und Moskau braut sich
neues Ungemach zusammen. Nach der
Festnahme von zwei angeblichen russischen Soldaten im Donbass wollen die
ukrainischen Behörden die beiden
Männer wegen Terrorismus vor Gericht
stellen. Moskau hingegen verlangt ihre
Auslieferung. Der Sprecher des russischen Präsidenten stritt wiederholt ab,
dass sich russische Soldaten in der Ostukraine befinden. Das Verteidigungsministerium teilte mit, es habe sich bei
den Männern zum Zeitpunkt ihrer Fest-
Laut ukrainischer Darstellung handelt
es sich bei den beiden Männern um
einen 26- und einen 28-jährigen Russen.
Vertreter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa,
von Amnesty International und der EU
erhielten am Dienstag Zugang zu den
Männern. Sie sollen am Samstag bei
Gefechten um die Ortschaft Schastija,
20 Kilometer nördlich der von Separatisten kontrollierten Gebietshauptstadt
Moskau streitet ab, dass im Donbass russische Militärangehörige
im Einsatz sind. Kiew macht nun
aber die Festnahme zweier mutmasslicher Soldaten publik und
droht ihnen mit einem Prozess.
Bei Kämpfen verletzt
Luhansk, verletzt und von Kiewer Einheiten in Gewahrsam genommen worden sein. Der ukrainische Geheimdienst
SBU veröffentlichte Videos, in denen
die Männer zu sehen sein sollen. Darin
bezeichnen sich diese als aktive russische Soldaten, als Angehörige der in
Togliatti stationierten 3. Sonderbrigade.
Dies ist eine Speznas-Einheit, die operativ vom Militärgeheimdienst GRU geführt wird und von Moskau auch bei der
Annexion der Krim zum Einsatz kam.
In den Videos sprechen die mutmasslichen Militärangehörigen detailliert
von ihrer im Donbass tätigen Einheit,
wobei sie Ortschaften und Namen nennen. Sie selbst sollen seit März in der
Ostukraine und zusammen mit 220
anderen russischen Soldaten in Luhansk stationiert sein. Eine unabhängige Prüfung des Videomaterials liegt
nicht vor. Die prorussischen Separatisten behaupten, dass die Festgenommenen Mitglieder ihrer Milizen seien.
Der jüngst veröffentliche Bericht des
ermordeten Kreml-Kritikers Boris
Nemzow über Russlands Krieg in der
Ostukraine spricht von zwischen 8000
und 10 000 regulären russischen Soldaten, die in diesem Frühjahr an der Seite
der Separatisten kämpften. Mindestens
220 russische Soldaten seien bis jetzt
schon gefallen. Überprüfen lassen sich
solche Angaben nur schwer.
Möglicher Tausch
Die Ergebnisse decken sich aber ungefähr mit den Recherchen von Bürgerrechtsorganisationen. Gängige Praxis
sei es, die russischen Soldaten nur unzureichend über ihren Einsatz zu informieren und einfach über die Grenze zu
schicken. Diese Taktik war laut Sergei
Kriwijenko von der regierungsunabhängigen Moskauer Organisation Bürger
und Armee bereits im TschetschenienKrieg erprobt worden. Es komme aber
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
auch vor, dass die Soldaten vor ihrem
Einsatz in der Ukraine formell den
Dienst bei der Armee quittierten.
Bereits im August nahmen ukrainische Sicherheitskräfte südöstlich von
Donezk 10 russische Soldaten fest. Moskau behauptete, sie hätten versehentlich
die Grenze zur Ukraine überquert. Laut
Beobachtern kommt es indes häufiger
vor, dass einzelne russische Soldaten
oder russische «Freiwillige» aufgegriffen werden, so etwa beim Kampf um
den Donezker Flughafen oder Anfang
Jahr um Debalzewe. Solche Fälle würden für gewöhnlich aber nicht publik gemacht, sondern benutzt, um die russischen Staatsangehörigen gegen ukrainische Gefangene zu tauschen. In Kiew
wurden nun Stimmen laut, welche die
zwei Russen gegen die ukrainische Militärpilotin Nadja Sawtschenko austauschen wollen, die sich seit letztem Sommer in russischem Gewahrsam befindet
und in Moskau auf ihren Prozess wartet.
Grundeinkommen einsetzten und nach einem anfänglichen Hype schnell in der Bedeutungslosigkeit
verschwanden. Die AfD hat sich Grundsatzthemen
angenommen, die von den anderen Parteien in
einem stillschweigenden Konsens tabuisiert werden. Solche Protestparteien gibt es in anderen europäischen Ländern schon länger. Sie mögen polarisierende Positionen vertreten. Aber eine Demokratie muss sie aushalten.
Unternehmen wie Alpiq durchaus denkbar, dass es
da und dort nicht mehr nur eine wirtschaftliche
Schlankheitskur braucht, sondern eine Firma gänzlich zum Sanierungsfall wird. Mit Blick auf die Versorgungssicherheit kann aber auch für diesen Fall
Entwarnung gegeben werden. Die Firma wäre in
ihrer Not gezwungen, die Kraftwerke zu einem tiefen Marktwert zu verkaufen, an einen in- oder ausländischen Käufer. Dieser würde dann keine Mühe
zwar bedenkenswerte Ansätze: So stellt sich tatsächlich die Frage, ob statt eines teuren Zubaus an
Solaranlagen nicht der günstigere Weg über die
Wasserkraft besser wäre. Das Renditeproblem der
Branche wird aber in europäischer Koordination
mit neuen Marktmechanismen zu lösen sein. Mit
ihrer jetzigen Subventionsjagd verspielen die
Stromfirmen hingegen ihre politische Glaubwürdigkeit in der laufenden Energiedebatte.
NZZ vom 20.5.2015, Seite x.pdf
Streiks für Deutschland also ärgerlich und kostspielig, aber verkraftbar. Schaden dürften zudem die
Gewerkschaften selber nehmen, denen ohnehin seit
2004 fast eine Million Mitglieder weggelaufen sind.
Sie benötigen nämlich auch Rückhalt in der Bevölkerung, der zurzeit verstärkt abhandenkommt. Daher ist es verständlich, dass immer mehr Personen
auf Distanz zur GDL gehen – nicht nur Politiker,
sondern sogar Vertreter anderer Gewerkschaften.
GASTKOMMENTAR
Grundsätze liberaler Publizistik
Freiheit muss stets neu erkämpft werden. Gerade liberale Zeitungen sehen sich heute damit konfrontiert,
dass das Feuer für die Freiheit auf kleiner Flamme brennt. Von Fulvio Pelli und Béatrice Acklin Zimmermann
Zeitungen, die aus liberaler Warte das politische
Geschehen kritisch begleiten, sind derzeit mehrfach herausgefordert: Während in Ländern wie der
Ukraine oder der Türkei Menschen für die Freiheit
auf die Strasse gehen, scheint der politische Liberalismus in vielen liberalen Demokratien Westeuropas an Anziehungskraft verloren zu haben. Die in
der Verfassung garantierten Freiheitsrechte, die errungenen politischen und individuellen Freiheiten
haben zur Gewöhnung an die Freiheit und gleichzeitig zu ihrer Entwertung geführt.
Medienwelt im Umbruch
Liberale Zeitungen sehen sich in besonderer Weise
damit konfrontiert, dass das Feuer für die Freiheit
derzeit auf kleiner Flamme brennt. Hinzu kommt,
dass die Medienwelt sich im Umbruch befindet
und die ökonomischen Verhältnisse für Printmedien generell enger werden. Entsprechend gross
ist die Versuchung, Umarmungen nach rechts und
links zu machen, um zusätzliche Aufmerksamkeit
und Leser zu gewinnen. In Zeiten des Enthüllungsjournalismus ist es für eine liberale Zeitung, die
Wert auf die Respektierung der Privatsphäre legt,
nicht einfach, sich dem Mainstream in der Medienlandschaft zu widersetzen.
Weil die Schreibenden der Meinung sind, dass
liberales Gedankengut nicht vom Himmel fällt,
sondern stets von neuem verteidigt, erklärt, entwickelt, gefördert und verbreitet sein will und liberale Zeitungen dabei eine wesentliche Rolle spie-
len, nehmen sie die unlängst aufgeworfene Frage
nach den Grundsätzen liberaler Publizistik auf, um
sie einer sachlichen Diskussion zuzuführen. Nicht
als Fachleute, sondern als freiheitsliebende Köpfe
machen sie es sich zur Aufgabe, zehn Prinzipien
aufzuführen, die ihres Erachtens unabdingbar sind
für eine liberale Zeitung:
Eine liberale Publizistik macht erstens ihre Haltung, die sie an einem klaren Kompass ausrichtet,
transparent. Der liberale «fil rouge», dem sie folgt,
wird sowohl in ihrer Berichterstattung als auch in
ihren Kommentaren deutlich ersichtlich und
schliesst Beliebigkeit im Sinne eines «einerseits,
andererseits» aus.
Eine auf liberale Prinzipien sich stützende
Publizistik zeichnet sich zweitens durch konsequente Unabhängigkeit aus. Entsprechend bewahrt sie gegenüber Politikern, politischen Parteien und Interessengruppen jeglicher Provenienz
eine kritische Grundhaltung, die sich aber nicht in
eine feindselige Haltung verwandeln soll – und die
auch nicht mit einer ablehnenden oder gar feindseligen Haltung zu verwechseln ist.
Zum liberalen Verständnis gehört drittens die
Begrenzung der Macht durch Machtteilung. Deshalb steht eine liberale Publizistik nicht nur einem
mächtigen Staat, sondern auch mächtigen Privaten, nicht nur Institutionen, sondern auch Personen kritisch gegenüber und verwahrt sich gegen
ausufernde Einflussnahmen jeglicher Art, auch
vonseiten privatwirtschaftlicher Akteure.
Zum Selbstverständnis einer liberalen Zeitung
gehört viertens die Bereitschaft zum Dialog mit
unterschiedlichsten Denkansätzen, Weltanschauungen und politischen Positionen. Eine liberale
Zeitung widersetzt sich deshalb einer ideologischen Abschottung. Sie berichtet nicht nur über
unterschiedlichste Ideen und politische Vorstösse,
sondern sucht das Gespräch mit Andersdenkenden. In der engagierten Auseinandersetzung mit
anderen Meinungen und Positionen scheut sie sich
nicht, ihren eigenen Standpunkt immer wieder
(selbst)kritisch zu hinterfragen.
Eine Zeitung, die sich an liberalen Grundsätzen
orientiert, leitet fünftens ihre Leserschaft an, sich
eine eigene Meinung zu bilden, aber sie bevormundet sie nicht und macht ihr keinerlei Vorgaben, was
sie zu denken hat. Ob eine Zeitung wirklich freiheitlich ist oder nur im (vermeintlich) liberalen
Revier wildert, zeigt sich auch daran, ob sie sich
dem (illiberalen) Diktat der politischen Korrektheit unterwirft.
Gegen das Schwarz-Weiss-Denken
Eine liberale Zeitung widersteht sechstens der
Versuchung des Populismus, indem sie sich weder
zu Simplifizierungen hinreissen lässt noch sich mit
einfachen Antworten zufriedengibt. Weil der Wert
jedes einzelnen Menschen gleichermassen zählt
und dessen Freiheit zu fördern ist, widersetzt sich
eine liberale Zeitung dezidiert einem SchwarzWeiss-Denken, das strikt zwischen «gut» und
«böse» unterscheidet und ganze Gruppen unter
Pauschalverdacht stellt.
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
Bei ihrer Einmischung in den öffentlichen Diskurs fällt liberale Publizistik siebtens durch analytische Schärfe und stichhaltige, eine liberale Handschrift tragende Argumente, nicht aber durch Diffamierungen des politischen Gegners auf.
Eine aufgeklärte liberale Zeitung schliesst achtens eine konservative Haltung, der es um das Bewahren des Bestehenden oder die Wiederherstellung früherer Zustände geht, kategorisch aus. Liberale schauen im Unterschied zu Konservativen, die
das Vergangene verklären, optimistisch in die Zukunft, auch in Anerkennung dessen, dass nicht
alles und jedes erkennbar und planbar ist.
Ihr Blick in die Zukunft hält eine liberale Publizistik jedoch nicht davon ab, sich neuntens immer
wieder ihrer ideellen Wurzeln zu vergewissern und
sich auf die Vordenker des Liberalismus zurückzubesinnen.
Eine liberale Publizistik bekennt sich zehntens
zur freien Marktwirtschaft. Entsprechend begegnet sie der Ausbreitung des Staates mit Skepsis und
postuliert, dass der Staat subsidiär wirkt und die
private Initiative nicht behindert.
Nur eine Zeitung, die sich auch in stürmischen
Zeiten, wenn die Wogen in der Medienlandschaft
hochgehen und der liberale Musterstaat Schweiz
im Gegenwind steht, nach ihrem liberalen Kompass ausrichtet, kann ihrer Funktion als «liberaler
Leuchtturm» gerecht werden.
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Fulvio Pelli war Präsident der FDP Schweiz; Béatrice Acklin Zimmermann ist FDP-Politikerin und Leiterin des Studienbereiches Religion, Theologie und Philosophie an der Paulus-Akademie Zürich.
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druvi eines gemeinsam: Sie sollen als
ein BA-Sprecher. Müller hatte sich im
Mai 2014 von einem undurchsichtigen
dynamische, jüngere Kandidaten ihren
Parteien möglichst viele Stimmen aus
kasachischen Politiker auf eine fünftägige Reise einladen lassen (NZZ
ganz Romanischbünden sichern. Da je21.5.2015,
doch Cadruvi ein Newcomer ist, scheint NZZ
8. 5.vom
15). Damit
sehen dieSeite
Juso 14.pdf
den
Straftatbestand der «Vorteilsannahme»
das freisinnige Erwachen in der katholischen Surselva primär einem anderen
erfüllt. Auch von seiner Partei, der FDP,
ist Müller gerügt worden.
Ziel als Bundesbern zu dienen. Anlässlich der Nationalratswahlen will man
Cadruvis Wählerpotenzial in RomaNachfolge von Maizar noch offen
nischbünden ausloten – im Hinblick auf
hhs. V Nach dem Tod von Muslim-Verdie kantonalen Wahlen 2018.
treter Hisham Maizar braucht der interFür die Lia Rumantscha wäre ein
religiöse Schweizerische Rat der Relidirekter Vertreter im Bündner Grossen
gionen (SCR) einen neuen VorsitzenRat von Vorteil. Weil sich allerdings die
den. Am Mittwoch beschloss der Rat,
einzelnen rätoromanischen Gemeindass der christkatholische Bischof Haschaften untereinander gerne zerstreirald Rein die Ratsgeschäfte ad interim
ten und die Lia oft zur Zielscheibe der
führen soll. Am 22. Juni wird der SCR
Unzufriedenheit wird, könnte sich Cadann über eine definitive Lösung entdruvis Amt am Ende als politischer
scheiden und voraussichtlich einen neuSchleudersitz erweisen – auch wenn der
en Vorsitzenden wählen. Bischof Rein
Freisinnige als Mann des Ausgleichs gilt.
selber stehe für eine Wahl zum Ratsvorsitzenden nicht zur Verfügung, schreibt
der Rat in einem Communiqué.
Kommender CVP-Präsident?
Martin Candinas sei ein potenzieller
Anwärter auf das Präsidium der CVP
Schweiz, wird in Bern gemunkelt. Darauf angesprochen, reagiert der Frühstarter aus der Surselva ausweichend. Seine
ersten vier Jahre im Nationalrat seien
eine Art Lehre gewesen, in Zukunft
möchte er das Gelernte vertieft zugunsten der Bergregionen anwenden, sagt
Candinas. Es bleibe offen für alles, seine
Zukunft sehe er langfristig aber vor
allem in der Wirtschaft. Schliesslich sei
er erst 34 Jahre alt.
Neue Informationsrechte für Opfer
(sda) V Opfer, ihre Angehörigen und
Drittpersonen erhalten ab 2016 auf Gesuch hin Auskunft über Strafvollzug,
Entlassung oder Flucht des Täters. Der
Bundesrat hat entschieden, die neuen Informationsrechte dann in Kraft zu setzen. Heute werden Opfer von Straftaten
nur über Haftentscheide während des
Strafverfahrens orientiert. Neu soll auf
Gesuch hin auch über wesentliche Entscheide zum Straf- und Massnahmenvollzug des Täters informiert werden.
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
der ETH» beschloss, anders gewesen. In
der Sonate Nr. 9 op. 68 mit dem Beinamen «Schwarze Messe» konzentrierte sich Anna Levy ganz auf das Tönende
und trug das einsätzige Werk mit insistierender Gestik, jedoch etwas eingeebneter Dynamik im Pianobereich, vor.
Zürich, ETH, Auditorium Maximum, 19. Mai.
anstalter, Grönemeyer sei Dank war
das Hallenstadion ausverkauft. Und
das, obwohl man mitunter befürchten
muss, alle seien nur noch verrückt nach
Helene Fischer.
Eine deutsche Tugend ist die Pünktlichkeit. Herbert Grönemeyer fängt
pünktlich an mit «Unter Tage» aus seinem jüngsten Album, «Dauernd Jetzt».
Bierstimmung kommt auf, und dann
verzückt er die Massen am Piano mit
«Flugzeuge im Bauch», seinem Riesenhit aus dem Jahre 1984. Was sind da
Schmetterlinge im Bauch. Gefährlich in
Richtung expressionistischer Kitsch
zielt die Flüchtlingsballade «Roter
Mond», die trotz trauriger Aktualität
viel weniger berührt als der Song, auf
NZZ vom 21.5.2015, Seite 19.pdf
Stunden, ganz ohne Pause. «Neue Männer braucht das Land», forderte einst
die Sängerin Ina Deter. Solange wir
Männer wie Herbert Grönemeyer haben, können wir uns glücklich schätzen.
Und das gepresste Pathos gehört einfach mit dazu.
Zürich, Hallenstadion, 18. Mai.
Doch manchmal ist der Ernst des Lebens auch komisch
Gesellschaft, Religion, Existenz – sowie Musik und Poesie: Das Schauspielhaus Zürich stellt die Saison 2015/16 vor
Barbara Villiger Heilig V In Anbetracht unserer miserablen Welt, deren
Zustand sich über den Sommer kaum
bessern wird, tröstet es, dass das Schauspielhaus Zürich mit Sinnfragen aufwartet – die Intendantin Barbara Frey
spricht sie im Programmheft zur Saison
2015/16 ganz explizit an, und die geplanten Produktionen tun es ebenfalls. Wie
sollen wir leben, was können wir glauben? Zeitgenössische Autoren verpassen den Repertoirestücken da und dort
einen Touch von heutiger Aktualität.
Kritik und Krise
Zum Start (10. September) bringt Stefan Pucher Ibsens «Volksfeind» auf die
Pfauenbühne, in einer Neufassung von
Dietmar Dath, die, soweit nötig, den
Zeitgeist einbeziehen dürfte: Ein
Mensch wird beim Aufdecken eines
Skandals selber zum Skandal; er scheitert an der Intransparenz der Gesellschaft. Sounds familiar.
Gesellschaftskritik übt auch Dürrenmatts «Besuch der alten Dame»; wenn
der bildmächtige Viktor Bodó insze-
niert, könnten ungarische Verhältnisse
durchschimmern (Dezember). Auch der
Tscheche Dušan David Pařizek findet in
Klaus Manns «Mephisto» sicher Parallelen zur Gegenwart (Januar). «Viel gut
essen» heisst’s bei Sibylle Berg, die
einen weissen heterosexuellen Mann,
wie sie zu sagen pflegt, schimpfend
seine Midlife-Crisis ausleben lässt; Sebastian Nübling führt Regie (Februar).
Wie halten wir’s mit der Religion?
Für Schillers «Jungfrau von Orleans»,
die Stephan Kimmig zeigt, verfasst
Peter Stamm einen Prolog (September);
anhand von Lessings «Nathan der Weise» untersucht Daniela Löffner die Bedeutung von Menschlichkeit (März).
In der Halle des Schiffbaus kreuzt
sich Religiöses mit Gesellschaftlichem:
«Die zehn Gebote» nach dem Filmzyklus «Dekalog» von Krzysztof Kieślowski bearbeitet John von Düffel; Karin Henkel wird das epische Werk zur
«Gesamtphilosophie des menschlichen
Zusammenseins», so Barbara Frey, auffalten (September). Und Jan Bosse setzt
sich anlässlich von Arthur Millers «Hexenjagd» mit dem Wahn des Argwohns
auseinander, der freilich nicht nur während der US-amerikanischen McCarthy-Inquisition herrschte (Januar).
Katastrophen
Die Box eröffnet mit der Uraufführung
von «Der neue Himmel» des deutschen
Dramatikerduos Jakob Nolte und Michel Decar, einer globalisierungskritischen Farce, die überall spielt (September). Werner Düggelin, der seinen öffentlich verkündeten Abschied nie ganz
ernst nahm, wird beim Comeback mit
Becketts «Glückliche Tage» der Katastrophe garantiert einige Komik abgewinnen (Oktober). Max Frischs Schulklassiker «Andorra» bietet sich dem
Regisseur Bastian Kraft für ein wenn
nicht lustiges, so doch lustvolles Spiel
mit Identitäten und Rollen an (Mai).
Höchstens eine minimale Prise Humor, und zwar der schwärzesten Art,
mischt Elfriede Jelinek ihren «Schutzbefohlenen» bei, welche in einer Koproduktion diverser Häuser, von Roter
Fabrik bis Oper, als Flüchtlingsströme
die Limmatstadt überfluten (Mai).
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
Und Barbara Frey? Mit Jon Fosses
metaphysischem «Meer» (Oktober)
und einem wortlosen Ensemble«Nachtstück», das Fritz Hauser dennoch zum Klingen bringen will (März),
konzentriert sich die Intendantin auf
Existenzielles mit poetischem Tiefgang.
Beliebte Bekannte kehren zurück:
Ruedi Häusermann («Piano forte»),
René Pollesch («Ein Liebhaberstück»),
Herbert Fritsch («Wie Wald die Woodstock», sic, ist ein «Leader-Abend mit
Diven und Stagediven», also ein ganzes
Programm). Doch auch die Neuen kommen. Junge Dramatik von Philipp
Löhle, Wolfram Lotz und Ferdinand
Schmalz stellen Nachwuchs-Regiekräfte in der Kammer am Pfauen vor.
Schliesslich gibt’s wieder eine internationale Gastspielreihe mit, unter anderem, Christoph Marthalers musikalisch beseelter Revue «Tessa Blomstedt
gibt nicht auf» (Volksbühne Berlin), der
Balkan-Recherche «Common Ground»
von Yael Ronen und Ensemble (GorkiTheater Berlin) oder Thorsten Lensings
freier Produktion «Karamasow» nach
Dostojewski, hochkarätig besetzt.
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Zürich, Aula
22. Mai, 19.
Neuö Zürcör Zäitung
NZZ vom
21.5.2015,
SeiteMarthalers
45.pdf
«Hedi Schneider
steckt
fest»,
Christoph
eine Komödie von Sonja Heiss neuer Liederabend in Basel
MOBIL V DIGITAL
Carolin Callies’ «fünf sinne
& nur ein besteckkasten»
Feuilleton, Seite 46
Film, Seite 47
Seite 55
FULMINANTES LYRIK-DEBÜT
DER ERNST DER LEICHTIGKEIT
LEICHT UND SCHWER
Feuilleton, Seite 49
«Man sagt, die Abwesenden hätten unrecht.» – Lukas Bärfuss im Gespräch mit Bundesrat Alain Berset an den Solothurner Literaturtagen.
Lautlose Rennen: Wird die
Formel E die neue Formel 1?
RETO OESCHGER / TAGES-ANZEIGER
Die Abwesenden
Von Lukas Bärfuss
Sehr geehrter Herr Bundesrat Berset, liebe
Freunde,
ein Politiker und ein Schriftsteller auf derselben
Bühne, an den Solothurner Literaturtagen, mit der
Sprache als Thema, das führt zu vielen Fragen. Zuerst vielleicht zu jener, welche Bedingungen uns
jeweils definieren. Es sind zwei, die sowohl für
einen Politiker wie für einen Schriftsteller entscheidend sind und ferner das Leben eines jeden grundlegend prägen.
Geboren wurde ich nicht nur mit einem Kopf,
zwei Armen und einem Herz, sondern auch mit
einer Nationalität. Mich hat immer erstaunt, dass
ich bereits eine Nationalität besass, bevor ich sprechen konnte und sogar bevor ich einen Namen trug.
Die zweite prägende Bedingung ist natürlich die
Muttersprache, und wie die Nationalität ist sie nicht
frei wählbar. Sie fällt in unser Leben als Schicksal.
Die Poesie als Grundgesetz
Niemand hat mich je gefragt, ob ich Schweizer sein
und Deutsch sprechen wolle. Aber jetzt fällt es mir
schwer, mich und meine Identität ohne diese beiden Dinge vorzustellen. Ich gestehe: ich habe die
Sprache meiner Nationalität immer vorgezogen.
Sie bietet zwar ebenfalls keinen Ausweg aus ihrem
System; als Menschen bleiben wir an die Sprache
gebunden. Aber im Gegensatz zur Nationalität
bietet sie Alternativen, Varianten. Jeder kann
seine Sprache wechseln, man kann ins Französische oder Englische wechseln. Die Nationalität
hingegen bleibt nur schwer veränderbar, es braucht
lange Jahre und grosse Formalitäten, um die eine
ablegen und eine andere annehmen zu können.
Ich spreche heute als Schriftsteller, und als
Schriftsteller interessiere ich mich kaum für die
Nationalität. Mein Territorium ist nicht auf eine
Geografie beschränkt. Ich gehöre einer Gemeinschaft an, deren Grundgesetz die Poesie ist, eine
Gemeinschaft, die älter ist als die Nation, älter als
die Republik, älter als die Polis, ja, diese Gemeinschaft ist sogar älter als die ältesten Gesetze.
Als Politiker, sehr geehrter Herr Bundesrat,
habe ich mit Ihnen sehr wenig gemein, aber die Gemeinschaft, von der ich spreche, steht auch Ihnen
offen, jederzeit, sofern Sie bereit sind, ein Leser
oder ein Dichter zu werden. Der soziale Status hat
in der Literatur keinen Wert. Ob einer Bettler oder
König ist, kümmert keinen, solange er eine gute
Geschichte erzählt. Der Schriftsteller hat wenig
mit dem Politiker gemein. Der Schriftsteller wendet sich zuerst an das Individuum und spricht vom
Einzelnen. Das persönliche Leid, die besondere
Freude interessieren den Dichter, alles, was den
Einen von dem Anderen unterscheidet. Dort, in
den Differenzen, findet er das Menschliche.
Auch der Politiker kann sich an den einzelnen
Menschen wenden. Aber das, was ihn bedingt, ist
die Mehrheit, die Masse. Dies wird, in allen Fällen,
immer zwischen dem Schriftsteller und dem Politiker stehen. Aber es gibt natürlich Gemeinsamkeiten. Eine davon ist die Sprache, und damit auch die
erste Frage, die sie uns stellt: An wen wenden wir
uns? Natürlich, wir richten uns heute an jene, die
hier in Solothurn, in diesem Saal anwesend sind.
Gleichzeitig wenden sich der Schriftsteller und der
Politiker auch an jene, die nicht hier sind, an die
Abwesenden.
Diese Abwesenden spielen in der Literatur wie
in der Politik eine entscheidende Rolle, und abwesend sind sie aus verschiedenen Gründen und in
verschiedenen Formen. Es wird wohl jene geben,
die Besseres zu tun haben, als einem Schriftsteller
oder einem Politiker zuzuhören und, schlimmer
noch, allen beiden gleichzeitig. Dann gibt es jene,
die nicht hier sind, weil sie es nicht nötig haben.
Jene, die sich und ihre Interessen vertreten wissen.
Diese Abwesenden sind mächtig. Es sind jene,
deren Vertreter Sie sind, sehr geehrter Herr Bundesrat. Diese Abwesenden haben die Macht ihrer
Präsenz delegiert an die Magistraten und die Verwaltung. Es sind jene, die dank ihrer Nationalität
das Stimm- und Wahlrecht besitzen. Nicht alle Abwesenden haben dieses Recht. Manche arbeiten
unter uns, sie ziehen hier ihre Kinder auf, sie bezahlen Steuern und alimentieren die Altersvorsorge,
sie verbringen ihr Leben in diesem Land. Aber sie
können nicht bestimmen, welche Gesetze sie wollen, sie haben keine politische Stimme, weil sie
keine politischen Rechte und damit auch keinen
Vertreter besitzen.
Heute, an diesem Tag, verpassen diese Abwesenden nichts. Dies ist eine kulturelle Veranstaltung. Nichts wird entschieden werden. Aber vielleicht bietet sich heute die Gelegenheit, daran zu
erinnern, dass diese Abwesenden in diesem Land
eine Masse bilden. Fast zwei Millionen Menschen,
ein Viertel der hiesigen Bevölkerung, sind im politischen Leben abwesend. Ich gebe zu, hier fällt es
dem Schriftsteller schwer, das Konzept der Nationalität zu verstehen oder sogar gutzuheissen. Doch
sind diese Abwesenden immer noch privilegiert,
verglichen mit jenen, denen sogar das Recht fehlt,
hier zu sein, in diesem Land. Man sagt, die Abwesenden hätten unrecht. Für jene bestimmten
Abwesenden ist das nicht nur eine Redensart, sondern eine Tatsache, die sie zudem unschuldig erleiden. Es gibt viele, die den Versuch, hier anwesend
zu sein, mit dem Leben bezahlt haben. Nur wenige
schaffen es, zu viele sterben auf dem Weg, ertrinken zum Beispiel im Mittelmeer.
Zu viele fügen sich damit in die Reihe der Toten,
die abwesend sind auf ihre ganz besondere Weise.
Einen Grossteil der Sprache haben wir von den
Toten. Wir diskutieren heute in diesem alten Landhaus, das Menschen erbaut haben, von denen die
letzte Erinnerung längst verblasst ist. Niemand
unter uns war beim Bau dieses Hauses geboren –
und hier entzündet sich die Leidenschaft des Dichters. Er versucht, mit den Toten ins Gespräch zu
kommen, um ihre Geschichten zu hören und sie
den Lebenden zu erzählen.
Für den Politiker sind die Toten die meiste Zeit
uninteressant. Sie haben schliesslich kein Stimmrecht. Nur wenn es darum geht, einen nationalen
Feiertag zu begehen, wenn man sich Fahnen und
Umzüge wünscht, um der tagesaktuellen Politik
einen etwas besser legitimierten Unterbau zu
geben, bedient man sich ihrer. Manchmal aber ergreifen die Toten ungebeten das Wort, und hier beginnen für die Politik die Probleme. Sie wird deshalb immer versuchen, die Toten im Schweigen zu
halten. Der Politiker weiss: Ihnen fehlt vielleicht
die Präsenz und das Stimmrecht, aber gewiss nicht
die Stimme.
Ganz im Gegensatz zu den letzten Abwesenden
in dieser Liste. Sie besitzen weder Präsenz noch
Stimme. Und machen also niemals Probleme, die
Ungeborenen, die kommenden Generationen.
Und doch werden sie eines Tages hier sein. Sie werden in unseren Häusern wohnen, sie werden, hoffentlich, unsere Bücher lesen, sie werden leben
müssen mit allem, was wir ihnen zurücklassen, mit
dem Guten wie mit dem Schlechten.
Der Schriftsteller hat den Anspruch, zu allen diesen Abwesenden zu reden. Sich an sie zu wenden,
ihnen die Sprache zu leihen, ihnen eine Präsenz zu
geben: den politischen Abwesenden, weil sie einen
grossen Teil der Öffentlichkeit ausmachen, in der
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
sich der Schriftsteller bewegt. Den physisch Abwesenden, weil sie marginalisiert sind und deshalb,
wie Charles Baudelaire gezeigt hat, die Archive der
Erinnerung mit sich tragen. Der Schriftsteller wendet sich an die Toten, weil er lernen und sich in die
Tradition einreihen will. An die Ungeborenen wendet er sich, weil ein Schriftsteller ein Zeuge seiner
Zeit sein will für jene, die keine Gelegenheit haben
werden, unsere Gegenwart zu erleben.
Das Schweigen
Und wie hält es der Politiker mit den Abwesenden? Die Vertretenen studiert er genau. Seine
Macht beruht auf ihrer Befindlichkeit, auf ihrer
Meinung. Jene ohne Stimmrecht brauchen ihn nur
zu kümmern, wenn sie eben nicht mehr abwesend
sind, wenn sie Probleme machen. Von den Toten
hatten wir es schon. Und wie hält er es mit den
Nachgeborenen? Er wird wohl wissen, dass er eine
unverantwortliche Politik betreibt, wenn er die
Interessen der kommenden Generationen missachtet. Aber gleichzeitig weiss er auch, dass er
ihnen niemals Rechenschaft wird ablegen müssen.
Das Stimm- und Wahlrecht bleibt nämlich den
Lebenden vorbehalten.
Das sind die Gedanken eines Schriftstellers.
Man braucht sich davor nicht zu fürchten. Er hat
keine Macht, etwas durchzusetzen. Aber ich möchte Sie trotzdem fragen, sehr geehrter Herr Bundesrat, wie die Vermutung in meinen Kopf kommt,
dass wir alle, hier, über das Schweigen dieser Abwesenden glücklich sein können?
Hätten die Abwesenden nämlich eine Stimme,
es wäre ein Schrei gegen die Ungerechtigkeit.
Hätten sie nur ein Wort, es wäre das Wort
NEIN.
Hätten die Abwesenden die Möglichkeit, sich
zu versammeln, heute oder an einem anderen Tag,
hier oder anderswo, wenn sie anwesend sein könnten, jene, denen es an der Präsenz und an der
Stimme fehlt, so bestünden sie auf der Revolution.
.......................................................................................................
Der Schriftsteller Lukas Bärfuss lebt in Zürich. Zuletzt erschien der
Essayband «Stil und Moral» im Wallstein-Verlag.
Zum Abschluss der Solothurner Literaturtage haben sich Bundesrat
Alain Berset und Lukas Bärfuss am letzten Sonntag zu einer Diskussion getroffen. Der vorliegende Text ist Lukas Bärfuss’ einleitendes
Referat, das er auf Französisch geschrieben und gehalten hat. Lukas
Bärfuss hat den Text aus dem Französischen übersetzt.
MEINUNG & DEBATTE
NZZ vom 22.5.2015, Seite 20.pdf
Freitag, 22. Mai 2015 V Nr. 116
Neuö Zürcör Zäitung
GASTKOMMENTAR
Deutungshoheit
über den Glauben
Bei der kommenden Bischofssynode geht es um mehr
als um Ehe und Familie. Von Martin Grichting
ANNE MORGENSTERN / «LAND OHNE MITTE» / FOUNTAINBOOKS BERLIN
: LAND OHNE MITTE 5/5
eten, laden nun Seen, Wälder und Auen zur Erholung ein. Schon in
revier mit der Renaturierung: Neben dem Campingplatz, auf dem
minghoff, die geflutet wurde und heute Knappensee heisst. Ob sich
nen noch nicht allzu viele Gäste den Weg hierher zu finden.
LESERINNEN UND LESERN
..........................................................................................................................................
n hätten es längst in der
auch im Internet neben
zeigenmärkten auch annahmen aus den lokalen
enerieren. Google lässt
Jürg Dangel, Küsnacht
Stadtzürcher
gsprojekt
ohntürme auf dem Tram13. 5. 15) wird zu Recht
s man zu wissen glaubte,
luftiger Höhe teuer sei.
e weitere Frage stellt sich
mmenhang: Seit dem geojekt HB Südwest, der
Gleisen geplanten Überauptbahnhofs von Ralph
ubt man auch zu wissen,
solchen Plattformen – sei
leisen, Tramgleisen oder
was ja auch wieder herumschaftlich nicht realisieregenbeweis ist mir jedennnt.
rkiste der Stadt Zürich
ergründlich tief, dass solm Escher-Wyss-Platz sich
en soll. Das dürfte nur so
den Landwert fünf statt
onen eingesetzt werden.
Landeigentümer, der sich
ar leisten kann.
gen lässt sich auf manernichten, wenn der poliist.
Martin Frei, Zürich
ski, Frank Sieber,
Tribelhorn
Forster
erner Enz, Ermes
hristin Severin,
Michael Rasch,
aška, Hansueli
Für mehr Französisch
in der NZZ
Am 20. Mai erschien in der NZZ ein
Porträt des Kantons Jura, das auch einen
Gastkommentar von Arlette Emch in
französischer Sprache enthielt. Das
bringt mich auf die Idee, ob es nicht
eventuell möglich wäre, täglich eine
halbe oder ganze Seite in französischer –
oder alternierend in italienischer – Sprache in die NZZ aufzunehmen oder von
einer welschen Zeitung zu übernehmen.
Es könnten einzelne markante Artikel
aus der Romandie publiziert werden,
etwa über die EPFL in Lausanne oder
über den aktuellen Ansturm von Startups in der Romandie. Wie gesagt, auf
Französisch! Das wäre doch etwas im
Sinne freundeidgenössischer Zusammenarbeit und Kommunikation, oder?
Und ein vielleicht substanzielles Highlight für die NZZ.
Hans Hacker, Zug
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Reporter: Marcel Gyr, Alois Feusi
Wissenschaft: Christian Speicher, Alan Niederer,
Auch in der Schweiz haben sich Katholikinnen und Katholiken für die vatikanische Befragung zu Ehe und Familie interessiert, die im Hinblick auf die Bischofssynode vom kommenden Oktober durchgeführt wird. Ihre Forderungen sind:
Kommunion für zivilrechtlich wiederverheiratete Geschiedene und die kirchliche Anerkennung gleichgeschlechtlicher
Partnerschaften sowie deren Segnung.
Das ist wenig überraschend. Dafür überrascht die Feststellung der Macher der Meinungsumfrage, dass die Bischofssynode und die Gläubigen weitgehend aneinander vorbeiredeten. Denn eigentlich reden die Umfrageteilnehmer nicht
an der Bischofssynode vorbei, sondern an Papst Franziskus.
Dieser hat kürzlich die Bulle für das Heilige Jahr veröffentlicht, das am 8. Dezember 2015 beginnen wird und die Barmherzigkeit Gottes in den Mittelpunkt stellt: «Das Wort der
Vergebung möge alle erreichen, und die Einladung, die
Barmherzigkeit an sich wirken zu lassen, lasse niemanden unberührt.» Franziskus kann so sprechen, weil er Barmherzigkeit klassisch versteht, wie sie im biblischen Gleichnis vom
verlorenen Sohn beschrieben wird. Dieser Sohn kehrt, nachdem er das Erbe verprasst und unter seiner Würde gelebt hat,
zum Vater zurück und anerkennt, dass dessen Wertmassstab
doch der richtige war. So erlangt er Barmherzigkeit und Verzeihung. Auf die Bischofssynode zur Familie und das Heilige
Jahr bezogen heisst das: Franziskus betrachtet − biblisch fundiert und im Einklang mit seinen Vorgängern auf dem Stuhl
Petri − die Ehe, die aus einem Mann und einer Frau besteht
sowie unauflöslich ist, als der gottgegebene und einzige Ort,
wo Sexualität ausgelebt werden soll. Wer es nicht schafft, gemäss diesem göttlichen Plan zu leben, dies aber zumindest in
Ansätzen einsieht und ein Mindestmass an Willen zur Rückkehr zu diesem Plan zeigt, für den hält Franziskus die vollen
Schätze der göttlichen Barmherzigkeit bereit.
Die Umfrageteilnehmer in der Schweiz aber wollen gar
keine solche Barmherzigkeit. Denn die von Franziskus vertretenen lehramtlichen Grundsätze betreffend Ehe und
Familie würden von ihnen «nicht (mehr) als verbindliche
Leitorientierungen und normativ unbestrittene Vorgaben
anerkannt». Sie sagen damit dem Vater aus dem Gleichnis
vom verlorenen Sohn: «Was wir gemacht haben, wollen wir
weiterhin tun, denn es ist gut. Gib uns mehr Geld!» Die Umfrageteilnehmer wollen also nicht den Wertmassstab der von
der Kirche überlieferten biblischen Botschaft anerkennen
und ihren Lebensstil ändern. Vielmehr erwarten sie, dass
sich die kirchliche Glaubensverkündigung ändert und sich
dem Wertmassstab ihres Lebensstils anpasst. Die Kirche
habe «vielfältige Familienrealitäten» wie Patchwork- und
Regenbogen-Familien anzuerkennen und zu respektieren,
wird deshalb verlangt. Nur so könne ein christliches Familienverständnis wieder Relevanz erlangen. Barmherzigkeit
gemäss Franziskus erscheint gegenüber einer solchen Forderung als demütigendes Almosen, als Akt der Herablassung,
den der emanzipierte Zeitgenosse von sich weist. Denn
Barmherzigkeit zu empfangen würde eben bedeuten, den
Wertmassstab des Vaters, hier des Heiligen Vaters, anzuerkennen. Stattdessen wird die Definitionshoheit über den
Glauben gefordert.
Bei der kommenden Bischofssynode geht es somit letztlich um mehr als um Ehe und Familie. Es geht darum, ob die
kirchliche Lehre oder die gesellschaftliche Realität die Richtschnur ist, an der sich das Leben der Gläubigen zukünftig
ausrichten soll. Mir kommt Erzbischof Johannes Dyba in den
Sinn, in dessen Bistum Fulda ich studiert hatte. Uns Priesteranwärtern sagte er einmal: «Wir sollen die Welt umarmen,
um ihr kräftig christlichen Geist einzuhauchen. Stattdessen
lassen sich manche von der Welt umarmen, bis ihnen der
letzte christliche Schnauf ausgeht.» Letzteres ist auch nicht
im Sinne von Papst Franziskus, der in seinem Apostolischen
Schreiben «Evangelii Gaudium» die Katholiken vor einem
Minderwertigkeitskomplex gewarnt hat, «der sie dazu führt,
ihre christliche Identität und ihre Überzeugungen zu relativieren oder zu verbergen». Das führe zu einer «Art Besessenheit, so zu sein wie alle anderen». In der Tat: Ein Schuss
Selbstbewusstsein afrikanischer oder asiatischer Katholiken
könnte dem helvetischen Katholizismus helfen, vom gesellschaftlichen Mainstream unterscheidbar zu bleiben.
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Martin Grichting ist Generalvikar des Bistums Chur.
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BEGLAUBIGTE AUFLAGE
46 FEUILLETON
NZZ vom 22.5.2015, Seite 46.pdf
Neuö Zürcör Zäitung
Kohlrabi-Apostel und ihre Folgen
Eine subkutane Geschichte der Moderne – «Künstler und Propheten» in der Schirn Kunsthalle Frankfurt
PHONO-HINWEISE
...................................................................................................
Helden aus der zweiten Reihe
Th. B. V Wer ist schon darauf erpicht, Sänger d
zweiten oder dritten Garnitur zu hören? Kein
Sorge, das braucht man nicht zu gewärtigen, wen
man die neue CD von Nathalie Stutzmann erwir
– die Sängerin zeigt sich ganz auf der Höhe ihr
Möglichkeiten. Das Programm besteht indes a
Stücken, die Händel nicht für eine «prima donna
oder einen «primo uomo» geschrieben hat, so
dern für Interpreten, denen explizit Nebenrolle
zugedacht waren. In der Regel – und darin beste
der besondere Reiz dieser CD – dürfte man d
hier versammelten Arien also eher selten auf de
Niveau von Nathalie Stutzmanns Vortrag erlebe
können. Stutzmanns Alt hat ein ausserordentlic
dunkles Timbre, ausgeprägt erscheint ihre Fähi
keit, das Legato weit zu spannen. Der Eindruck d
Pastosen kommt gleichwohl nicht auf, denn Stut
mann spielt in der Palette nächtlicher Farben m
Schattierungen und Nuancen. Bewegtere Stück
sorgen für Abwechslung, und auch ihnen zeigt sic
die Sängerin gewachsen. Eine Spannung eigen
Art ergibt sich, wenn man die CD hört, ohne ein
Nummer zu überspringen: Man kann sich nämlic
bis zu Track 14 – einem Duett aus «Giulio Cesare
– fragen, wie sich das Zusammentreffen dies
exemplarisch dunklen Alts mit dem strahlend he
len Countertenor Philippe Jarousskys wohl au
nehmen wird. Die Antwort: Dank einer To
gebung, die ohne jeglichen Nachdruck erfolg
kann sich der Kontrast voll entfalten und zugleic
die Harmonie des Komplementären einstelle
Wie ihr Kollege Jaroussky auf seiner neuen C
dirigiert auch Stutzmann selber und hält d
Orchester Orfeo 55 zu einem Musizieren mit vi
artikulatorischer Energie an.
In einer Zeit des Umbruchs, geprägt
auch von den Vorboten und dann Erfahrungen des Ersten Weltkriegs, gab es Erweckungserlebnisse vielerlei Art. Manchmal zugunsten der Kunst, manchmal
zuungunsten der Erweckten – die Schirn
Kunsthalle in Frankfurt begibt sich auf
die Spuren der «Künstler und Propheten».
Petra Kipphoff
Die Ausstellung hiess «Unsterblich – der Kult des
Künstlers», sie war 2008 in der Alten Nationalgalerie in Berlin zu sehen und wurde so angekündigt:
«Der Künstler ist die zentrale mythische Figur des
Abendlandes. Seit Jahrtausenden wird er in immer
neuer Gestalt verehrt: als Prometheus, Prophet,
Genie oder Übermensch.»
Die Ausstellung heisst «Künstler und Propheten», sie ist jetzt in der Schirn Kunsthalle in Frankfurt zu sehen. Wobei dann fast mehr Propheten
übrig bleiben als Künstler, Grenzfälle inklusive.
Nur Fidus, Kupka, Schiele, Vogeler, Schröder-Sonnenstern, Hundertwasser, Beuys und sein Jünger
Immendorf sind die Namen, die in der Kunstgeschichte bis dato einen Platz gefunden haben,
der eine mehr, der andere weniger. Und Joseph
Beuys war und ist der einzige wirkliche Doppelgänger, wobei auch nicht der Prophet, der gern
christliche Rituale und Symbole in seiner Arbeit
zitierte, sondern der Künstler geblieben ist.
Schummrige Ecken
«Eine geheime Geschichte der Moderne», so der
Untertitel der Ausstellung, und es ist eine hochspannende Geschichte, in deren schummrige
Ecken und auf deren meist skurrile, oft auch rührende Gestalten nun einiges Licht fällt. Von Erleuchtung möchte man nicht reden, denn die
strahlten die Propheten ja berufsbedingt selber aus.
Wer kennt heute Karl Wilhelm Diefenbach, mit
dem die Ausstellung beginnt, den «ersten Künstlerpropheten Deutschlands»? In der Tat war er beides. Und ist, ein Alleskönner zwischen Dekor und
Pathos, aus der Geschichte der Kunst zu Recht verschwunden. In den Zirkeln der Prophetie könnte
er als früher Verkünder der vegetarischen Lebensweise einen Platz haben. Eine Foto von 1874 zeigt
ihn noch als studentischen Dandy der Münchner
Akademie in einem Raum, der nicht wie ein Atelier aussieht. Der Künstler sitzt im feinen Anzug,
da beginnt der Hang zur Verkleidung plus Auftritt,
in der Linken eine Palette und in der Rechten eine
lange Pfeife, vor dem vollendeten Porträt eines
Generals oder Fürsten. Unter der Staffelei erkennt
man den Kopf eines jungen Mannes. Diefenbach
war ein versierter Zeichner, ein gefragter Porträtmaler, wurde aber, als Folge eines medizinischen
Eingriffs, depressiv und verliess die Akademie. Es
folgte die Bekanntschaft von Eduard Baltzer, der
eine freireligiöse Gemeinde gegründet und vegetarische Ernährung zum Credo gemacht hatte. Ein
gesundheitsbedingter Karrierebeginn, der typisch
ist auch für manch anderen Propheten. Dass
gleichzeitig der Kaltwasser-Pfarrer Kneipp und
Rudolf Steiner auf den Gesundheitsplan treten, gehört dazu. Im Jahr 1882 flüchtete Diefenbach, nach
der Eheschliessung mit der Mutter seiner inzwischen erzeugten Kinder, ins Gebirge, und als er, so
der Katalogtext, «von dem Berg heruntergestiegen
war, legte er die Kutte eines Propheten an und ging
fortan barfuss».
Ein Muster, das, cum grano salis, Nachahmer
fand, eine Umhänge-Wandertasche kam noch
dazu. Wobei, abgesehen von der Symbolik dieser
Ausstattung, die Propheten in der Regel auch bettelarm waren. Diefenbach allerdings, ein bewegliches Talent, gelang auch als Künstler eine Existenz. Einerseits produzierte er eine Folge von Silhouetten nackter Kleinkinder, die sich mit Instrumenten zu einem fröhlichen Zug aneinanderreihen, der später zu einem langen Fries wird mit
dem Titel «Per aspera ad astra». Andererseits
malte er Ölbilder in einem durch mythischen Halbdämmer vernebelten Nazarenerstil, ein Selbstporträt in Jesus-Attitüde und phantastische Visionen, die aber nicht den Hauch jenes Erschreckens
auslösen, der einen angesichts von William Blake
oder Füssli erfasst. Eine späte Foto zeigt den Mann
mit langem Gewand dann 1913 in herrschaftlicher
Attitüde auf einem Felsen der Insel Capri. Dorthin
hatte er sich zurückgezogen. Womit der Prophet
ganz à jour und seiner Zeit voraus war.
Propheten haben Jünger. Gusto Gräser, ein
etwas düsterer Geselle mit rigidem Wahrheitsanspruch, gehörte zur Diefenbach-Gruppe, trennte sich dann aber vom Meister. Eine freundliche
Erscheinung war Gustav Nagel, vom Volksmund
zum «Kohlrabi-Apostel» ernannt, ein Wanderprophet, der Kunst nur insofern verbunden, als er für
seinen Lebensunterhalt Bildpostkarten nach Fotos
Freitag, 22. Mai 2015 V Nr. 11
Georg Friedrich Händel: «Heroes from the Shadows». Nathalie Stutz
mann (Alt, Leitung), Orchester Orfeo 55. Erato 0825646231775 (1 CD
Wasserwesen, narrativ
Ein massloser Engel – Fidus: «Der verlorene Sohn», 1892.
von sich selber herstellen liess und verkaufte. Und
der Lockenkopf Friedrich Muck-Lamberty, der
«Messias» der deutschen Jugendbewegung, eine
Generation jünger als Diefenbach und geprägt von
der Erfahrung des 1. Weltkriegs. Mit der von ihm
gegründeten «Jungen Schar» ging es auf Wanderschaft, in kurzen Hosen statt im Christus-Look,
man sang, tanzte und lebte im Freien. Am Ende
dieser Propheten-Riege wäre noch ein Absatz
über das Wirken der russischen, durch ganz
Europa reisenden Okkultistin Helena Blavatsky
sinnvoll gewesen, ihre «Geheimlehre» und andere
Publikationen befanden sich auch in der Bibliothek von Max Beckmann.
Anzeichen von Grössenwahn
Wenn Kunst, nach einer Definition von Martin
Warnke «ein besonderes System menschlicher
Tätigkeit darstellt», so im Vorwort zu seinem Buch
«Hofkünstler», dann sind Frantisek Kupka, Egon
Schiele, Heinrich Vogeler, Friedrich Schröder-Sonnenstern oder Joseph Beuys zu Recht der Kunst zugerechnet worden. Aber erst in dieser Ausstellung
werden, von dem überinterpretierten Beuys einmal abgesehen, Herkünfte und Hintergründe sichtbar, die das Werk dieser Künstler geprägt haben.
So ist wenig bekannt, dass für Vogeler, dem durch
das Kriegsgeschehen die Worpsweder Idylle fragwürdig geworden war, eine Rückkehr zur Natur als
dezidiert christlich geprägte Revolution die Vorstufe war zum Aufbruch nach Moskau, wo er seine
politischen Ideen und sozialen Visionen zu «Komplexbildern» fügte. Auch die künstlerische Herkunft von Frantisek Kupka ist wenig bekannt. Berühmt ist er als konsequent abstrakter Künstler,
geprägt aber war er durch die Evolutionstheorie
und den Monismus Ernst Haeckels. Seine Bilder
gehören zur schönsten Überraschung der Ausstellung. – Der kurioseste Prophet und Künstler war
zweifellos Friedrich Schröder-Sonnenstern. Gebo-
THE JACK DAULTON COLLECTION, LOS ALTOS HILLS, CALIFORNIA / * PRO LITTERIS
ren 1892 in der Nähe von Tilsit, Ostpreussen, zog
der junge Mann als Vagabund durch das Land. Anzeichen von Grössenwahn führten zur Einweisung
in eine Irrenanstalt, weitere Stationen dieses
Lebens, mit dem sich kein Wahnsinnsroman messen kann, führten 1949 nach Berlin, wo der Mann
von 75 Jahren, der keine Kunstakademie und wohl
auch kein Kunstmuseum von innen gesehen hatte,
mit Bleistift und Farbstift zu zeichnen anfing.
Dass er einen skurrilen Sinn für Humor hatte,
zeigte sich schon früh, als er sich in der Berliner
okkulten Szene bewegte und sich den Namen
«Eljot Schrippenfürst von Schöneberg» gab. Mit
seinen phantastischen Titeln und zierlich grotesken
Zeichnungen, alles erotisch stark fundiert, war er
der exzentrischste der Künstlerpropheten, der sich
aber auf das kleine Kabinett-Format beschränkte.
Und dessen Gewaltanwendung im Bereich der verbalen Attacke und gezeichneten Ironisierung blieb.
Anders, als es der «Inflationsheilige» Ludwig
Christian Haeusser im Sinn hatte, ein gestrandeter
Champagner-Händler, der sich zum Christus ebenso berufen fühlte wie zum Buddha oder Kaiser.
«Ich bin der Übermensch», verkündete er 1919 auf
einem Plakat, und 1925 dann: «Ich bin der Retter
diesem Lande.» Vielleicht muss man bedauern,
dass er nicht erfolgreich war, denn der nächste
selbsternannte Prophet und Retter, dem eine
Künstler-Karriere leider verwehrt blieb, wurde
zum zielstrebig gnadenlosen Zerstörer weit über
die Grenzen dieses Landes hinaus.
Das sind Dimensionen, die sich in der Ausstellung und vor allem dem ungeheuer materialreichen
Katalog von Pamela Korte, die zusammen mit Max
Hollein für beides verantwortlich ist, wie von selbst
eröffnen. Nur dass man auf 512 Seiten Katalog nirgendwo die Lebensdaten der Protagonisten findet,
ist bedauerlich.
Künstler und Propheten. Schirn Kunsthalle, Frankfurt. Bis 14. Juni
2015. Katalog.
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
hlü. V Bei der denkwürdigen Uraufführung a
25. Januar 1905 in Wien erklangen gleich zwei si
fonische Dichtungen über mythische Wasserwese
Alexander Zemlinskys «Die Seejungfrau» nac
Hans Christian Andersen und Arnold Schönber
«Pelleas und Melisande» nach Maurice Maete
linck. Zemlinsky fand wohlwollende Anerke
nung, Schönberg jedoch sorgte für Provokation un
Sensation gleichermassen. «Die Seejungfrau» ve
schwand bald danach in der Schublade und tauch
erst 1984 wieder auf. Inzwischen aber gehört sie z
Zemlinskys meistgespielten Werken. Nun hat d
renommierte Zemlinsky-Forscher Antony Bea
mont eine wissenschaftliche Partitur-Edition b
treut und darin erstmals einen noch vor der Urau
führung vorgenommenen umfangreichen Stric
des Komponisten rekonstruiert. Dieser betrifft d
Szene der Seejungfrau bei der Meerhexe. Joh
Storgårds legt jetzt die erste Einspielung dieser U
fassung der «Seejungfrau» vor – eine willkommen
Ergänzung der Diskografie. Denn obwohl Zemli
sky das Märchen keineswegs minuziös «nac
erzählt», hat diese spannungsreiche Darstellun
des nun über dreiviertelstündigen Werks durcha
narrativen Charakter und bringt die überquellend
Phantasie wie auch die eminente Orchestration
kunst Zemlinskys vorzüglich zur Geltung. D
Orchester aus Helsinki musiziert farbenreich un
in guter klangräumlicher Differenzierung.
Alexander Zemlinsky: «Die Seejungfrau» (Urfassung, rekonstruiert vo
Antony Beaumont); Sinfonietta op. 23 (Kammerorchesterversion von
Roland Freisitzer). Philharmonisches Orchester Helsinki, John Storgårds (Leitung). Ondine 1237-5 (1 CD).
Umsichtig und intensiv
frm. V Seitdem im Moskauer DSCH-Verlag ein
neue Gesamtausgabe der Werke des russische
Komponisten Dmitri Schostakowitsch herang
wachsen ist, erscheinen manche Unstimmigkeite
in der alten sowjetischen Werkedition als bewus
gesetzt – nämlich offenbar aus politisch-ideolog
schen Gründen. Fest steht, dass bei Schostak
witsch die Wahl des Tempos ganz wesentlich üb
die dezidiert oder versteckt kritischen Botschafte
entscheiden kann. Vielfach erstaunt die neue Au
gabe mit anderen Tempi und Temporelatione
auch in den fünfzehn Streichquartetten. So ist
nicht unproblematisch, dass das Pacifica Quart
aus den USA für seine Gesamtaufnahme d
Streichquartette Schostakowitschs auf die sowje
sche Edition zurückgreift. Weil sie aber das Erb
Schostakowitschs gründlich befragen, tappen d
Musiker nicht in interpretatorische Fallen. Ste
überzeugt ihr Spiel mit einem umsichtigen Gesp
für die Ausgestaltung der Tempi, der Quartet
Zyklus von Schostakowitsch wird intensiv durc
drungen. Zudem punktet die Gesamtaufnahm
mit einem klugen Programm, das sinnstiftend
Brücken zu Vorbildern, Weggefährten und schö
ferischen Nachfahren Schostakowitschs schlägt
eine gewaltige Bereicherung des Repertoires.
«The Soviet Experience». Dmitri Schostakowitsch: Die Streichquarte
Nr. 1 bis Nr. 15; Nikolai Mjaskowski: Streichquartett Nr. 13; Sergei
Prokofjew: Streichquartett Nr. 2; Mieczysław Weinberg: Streichquartett Nr. 6; Alfred Schnittke: Streichquartett Nr. 3. Pacifica Quartet.
Cedille 1003 (8 CD).
Freitag, 22. Mai 2015 V Nr. 116
NZZ vom Neuö
22.5.2015,
Zürcör ZäitungSeite 7.pdf
INTERNATIONAL 7
Die Stimme der Stimmlosen
Nach langem Zögern spricht der Vatikan den ermordeten Erzbischof Romero von San Salvador selig
walt im Namen des Staates ging. Nachdem ein Putsch junger Offiziere im
Oktober 1979 keine grundlegende Veränderung gebracht hatte, forderte er im
Februar 1980 Präsident Carter zur Einstellung der Militärhilfe der USA an El
Salvador auf.
Dem Erzbischof war bewusst, dass
sein Verhalten gefährlich war in einem
Land, wo Flugblätter und Graffiti aufriefen: «Sei Patriot, bring einen Priester
um!» «Wenn sie mich töten, werde ich
im salvadorianischen Volk wiederauferstehen», sagte er. Ehrendoktorate im
Ausland und der Vorschlag britischer
Parlamentarier, ihm den Friedensnobelpreis zu verleihen, vermochten das
Schicksal nicht zu wenden.
In seiner kurzen Amtszeit
wandelte Oscar Arnulfo Romero
sich vom Konservativen zum
Anwalt der Volks- und
Menschenrechte. Er sah seine
Erschiessung von rechtsextremer
Hand kommen.
Peter Gaupp, San José de Costa Rica
Die Kugel des Scharfschützen traf ihn
ins Herz, als er am 24. März 1980 in der
Kapelle der Krebsklinik Divina Providencia in San Salvador die Messe hielt.
Am Tag zuvor hatte Erzbischof Oscar
Arnulfo Romero in der Kathedrale der
Hauptstadt die Soldaten seines Landes
ermahnt, ihrem Gewissen zu folgen und
keinem Befehl zu gehorchen, der gegen
Gottes Gesetz verstosse: «Ich ersuche,
ich bitte, ich befehle euch: Hört auf mit
der Unterdrückung!»
Offizielle Anerkennung
Straflos gebliebener Mord
Der Seligsprechung Romeros werden
am Samstag in San Salvador neben
kirchlichen und politischen Würdenträgern Hunderttausende von Landsleuten beiwohnen. Sie wird den Kontrapunkt bilden zu seiner Beerdigung, bei
der am 30. März 1980 ebenfalls Massen
auf die Strassen gingen. Damals freilich
schossen anonyme «Sicherheitskräfte»
in die Menge und töteten Dutzende von
Menschen. Rückblickend gilt der Mord
am Erzbischofs als eigentlicher Auftakt
zum salvadorianischen Bürgerkrieg, der
bis 1992 rund 75 000 Tote forderte.
Niemand ist je für das Verbrechen
strafrechtlich angeklagt oder gar verurteilt worden. Über die Täterschaft besteht dennoch kein Zweifel. Sowohl die
von der Uno bestellte Wahrheitskommission für El Salvador als auch die
Interamerikanische Menschenrechtskommission kamen zum Schluss, der
ehemalige Geheimdienstmajor Roberto
d’Aubuisson, der Romero zuvor öffentlich als Subversiven bezeichnet hatte,
habe den Mord mit seinem als Todesschwadron agierenden Sicherheitsstab
organisiert. Dessen Leiter, Hauptmann
Alvaro Saravia, wurde 2004 in einem
Zivilprozess in Kalifornien als einer der
Erzbischof Romero in einem Armenviertel. Sein Kampf gegen Repression und Armut kostete ihn das Leben.
Drahtzieher zur Zahlung einer Genugtuung von 10 Millionen Dollar verurteilt. Der Fahrer des unbekannt gebliebenen Todesschützen hat seine Beteiligung 2010 gestanden.
Die Straflosigkeit in El Salvador
wurde 1993 durch ein Amnestiegesetz
garantiert – ein Preis für den Friedensschluss zwischen den Bürgerkriegsgegnern im Jahr zuvor. D’Aubuisson, den
der amerikanische Botschafter Robert
White 1986 einen «pathologischen Mörder» nannte, machte als Gründer der
rechten Arena-Partei und als führender
Parlamentarier politische Karriere bis
zu seinem Krebstod 1992. Arena regierte das Land von 1989 bis 2009 und vollzog dabei einen Prozess der Mässigung.
Romero stammte aus bescheidenen
Verhältnissen in der Provinz. Statt zum
Schreiner fühlte er sich zum Seelsorger
berufen. Das Studium beendete er an
der Gregoriana in Rom, wo er 1942 die
Priesterweihe erhielt. In El Salvador
wurde er 1967 Sekretär der Bischofskonferenz, 1970 Titularbischof und
1974 Vorsteher der Diözese seiner
engeren Heimat.
Wandel zum Ankläger
Als Romero 1977 Erzbischof von San
Salvador wurde, galt er als vom Opus
Dei beeinflusster Konservativer, der das
Misstrauen progressiver Priester erregte.
Doch schon in seiner Diözese hatte er
die Gewaltherrschaft der Landoligarchie hautnah erlebt, und als höchster
Prälat des Landes musste er sich mit der
Frage einer Agrarreform, mit politischer
Korruption und Wahlfälschung und mit
dem Einsatz von Militär und Polizei für
KEYSTONE
die Zwecke der kleinen Machtelite auseinandersetzen. Als Schlüsselereignis
bezeichnete Romero später die Erschiessung eines Freundes, des Jesuitenpaters Rutilio Grande. Aus Protest blieb
der Erzbischof der Amtseinführung des
Militärpräsidenten Carlos Humberto
Romero fern – ein schwerer Affront.
Schon als einfacher Priester war Romero
ein gesuchter Prediger. Seine Sonntagspredigten als Erzbischof wurden zur
populärsten Radiosendung des Landes.
Darin listete er die im Lauf der Woche
der Kirche bekanntgewordenen Fälle
von Verfolgung, Folter und Mord auf. Er
wurde zur «Stimme der Stimmlosen».
Romero scheute sich nicht, die Verantwortlichen für Missstände anzuprangern. Der Justiz warf er Versäumnisse
und Käuflichkeit vor, wenn es um die
Verfolgung von widerrechtlicher Ge-
Dass das Volk Romero nicht vergass,
zeigte sich schnell. Sein Grab in der
Kathedrale wurde zum Pilgerort und
zur Station prominenter Besucher wie
Papst Johannes Paul II. oder Präsident
Obama. In der zum Museum gewordenen Wohnung Romeros findet sich eine
Sammlung von Plaketten, auf denen
ihm schon kurz nach seinem Tod wundersame Heilungen verdankt wurden.
Die Prozessionen zum Jahrestag seines
Martyriums wuchsen von Jahr zu Jahr.
In einem Gedicht gab der katalanischbrasilianische Befreiungstheologe Pedro Casaldáliga dem in der ganzen
Region Verehrten den Beinamen «San
Romero de América».
Seit der Übernahme der Regierung
durch die Linke 2009 erhielt Romero in
El Salvador auch offiziell den Status
einer nationalen Figur. Präsident Mauricio Funes erklärte ihn zum «geistigen
Führer» des Landes, taufte den internationalen Flughafen und eine Stadtautobahn auf Romeros Namen und liess
im Regierungssitz ein Wandbild zu dessen Ehren malen. Der Vatikan hinkte
mit Romeros Erhebung zu den Altären
nicht nur dem salvadorianischen Volk,
sondern auch anderen christlichen Konfessionen hinterher: So zählt die anglikanische Kirche Oscar Arnulfo Romero
wie Dietrich Bonhoeffer oder Martin
Luther King seit geraumer Zeit zu den
in der Westminster Abbey repräsentierten Märtyrern des 20. Jahrhunderts.
Der Drache im amerikanischen Hinterhof
China baut seine Investitionen in Lateinamerika aus – und damit seinen Einfluss
China ist in Lateinamerika vom
Kreditgeber zum Investor
aufgestiegen. Milliarden fliessen
in die Region, die für Peking
Rohstofflager und Absatzmarkt
zugleich ist.
Tjerk Brühwiller, São Paulo
Es ist ein pharaonisches Projekt und ein
alter Traum Brasiliens und Perus: 5300
Kilometer Schiene, die den Atlantik mit
dem Pazifik verbinden, ganz Brasilien
mit seinen Bergbau- und Agrargebieten
durchqueren, den Regenwald und die
Anden überwinden und bis an die
Häfen Perus führen. Der Traum der Ferrovia Transoceânica ist in greifbare
Nähe gerückt, denn er steht auf einer
Liste von nicht weniger als 35 Abkommen, die der chinesische Ministerpräsident Li Keqiang und die brasilianische
Präsidentin Dilma Rousseff am Dienstag in Brasilia unterzeichnet haben.
China will in das Projekt investieren,
das auf mehr als 10 Milliarden Dollar
geschätzt wird. Zwar läuft erst eine
Machbarkeitsstudie, dennoch sprechen
Li und Rousseff davon, als ob es bereits
Realität wäre.
Häfen, Strassen, Eisenbahnen
China hält Lateinamerikas Träume am
Leben. Die Reise von Li, die ihn nach
Brasilien auch nach Kolumbien, Peru
und Chile führen wird, erfolgt zu einem
Zeitpunkt, an dem die Wirtschaft der
Region ins Stocken geraten ist. Hatten
sich die chinesischen Aktivitäten in
Lateinamerika lange Zeit auf Handelsabkommen und die Vergabe von Krediten beschränkt, so setzt China nun zusehends auf Investitionen in der Region.
Alleine Brasilien hat Li Investitionen
von mehr als 50 Milliarden Dollar in
Aussicht gestellt. Ähnliche Angebote
werden auch in den anderen Ländern
erwartet. Der grösste Teil der Investitionen konzentriert sich auf Projekte im
Infrastruktur-, Energie- und Transportbereich. Die Investitionen sind willkommen in der Region, in der die mangelhafte Infrastruktur zusehends das
Wachstum hemmt. Von China finanzierte Eisenbahnen, Kraftwerke, Häfen
oder Strassen sollen den Knopf lösen.
Das chinesische Engagement in Lateinamerika ist jedoch keine Entwicklungshilfe. Es gibt Peking die Möglichkeit, direkt und konkret auf die wirtschaftliche Entwicklung einer Region
Einfluss zu nehmen, die strategisch ist.
In Lateinamerika liegen die Rohstoffund Nahrungsmittelvorräte, die China
braucht: Erdöl, Eisen, Kupfer, Soja –
alles ist reichlich vorhanden. Es spricht
für sich, dass China sich in den vergangenen Jahren zum wichtigsten Handelspartner Brasiliens und Perus entwickelt
hat. Eine Eisenbahnverbindung an den
Pazifik mache das brasilianische Eisenerz und Soja kompetitiver, hat Rousseff
nach dem Treffen mit Li richtigerweise
festgestellt. Und Peru erwartet sich davon wichtige Impulse für seine Häfen.
Doch China geht es bei der Finanzierung solcher Projekte um die eigenen
Interessen. Schneller und günstiger sollen die Warenströme fliessen. Und sie
sollen von Peking kontrolliert werden.
Der Bau eines eigenen Kanals in Nicaragua als Alternative zum Panamakanal
soll ebenso dazu beitragen wie die
Finanzierung einer Eisenbahnstrecke
zwischen den Ozeanen in Kolumbien.
Dass chinesische Staatsfonds schon vor
einigen Jahren in Brasilien Land erwerben wollten, um in die Agrarwirtschaft
einzusteigen, zeigt, wie weit das Streben
KOLUMBIEN
Atlantischer
Ozean
2
Porto
Velho
PERU
BRASILIEN
1
3
Puerto de Ilo
Porto do Açu
CHILE
4
Transozeanische
Eisenbahn:
bereits
existierend
konzessioniert
mögliche
Linienführung
Pekings geht, sich das Benötigte gleich
selbst zu holen. Nun engagiert China
sich im brasilianischen Erdöl- und Bergbausektor. Auch in Kolumbien dürfte
sich ein wesentlicher Teil der Gespräche
um Erdöl drehen, während das Interesse in Peru und Chile dem Kupfer gilt.
Alleine in Peru will China 16 Milliarden
Dollar in den Bergbau investieren, was
einem Drittel der gesamten Auslandinvestitionen in Peru entspricht.
Billigprodukte aus China
Neben der Rolle als Rohstofflieferant
hat sich Lateinamerika dank steigender
Kaufkraft auch als interessanter Absatzmarkt für chinesische Produkte entwickelt, von Textilien über Elektronik bis
hin zu Billigautos. Auch wenn die Handelsbilanz zugunsten Lateinamerikas
ausfällt, weisen die Wirtschaftsbeziehungen zu China fast koloniale Züge auf
und sind von grosser Asymmetrie.
Das sorgt für Unbehagen. Die heimische Industrie kann mit der chinesischen nicht mithalten. Man sei um eine
Diversifizierung des Handels bemüht
und wolle auch Produkte von grösserer
Wertschöpfung importieren, hiess es im
Vorfeld von Lis Reise. Im Falle Brasiliens wird als Beispiel ein Abkommen
über den Kauf von 60 Flugzeugen des
brasilianischen Herstellers Embraer angeführt. Doch in der Tat hat Lateinamerika industriell recht wenig zu bieten, was das chinesische Interesse zu
wecken vermag. Stattdessen fassen chinesische Unternehmen zusehends Fuss
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
Pazifischer
Ozean
1
2000 Kilometer
Reisestationen
des chinesischen
Ministerpräsidenten
NZZ-INFOGRAFIK / efl.
in der Region, zum Beispiel der Autohersteller Chery, der in der Nähe von
São Paulo ein Werk eröffnet hat. Längst
nicht alle Versprechen der Vergangenheit wurden allerdings auch umgesetzt.
Es bleibt abzuwarten, was aus den nun
angekündigten Investitionen wird.
Die wirtschaftliche Annäherung hat
die chinesische Präsenz in der Region
verstärkt – auch kulturell. Wo man hinkommt, trifft man auf Chinesen, die in
einigen Ländern schon bedeutende Einwanderungsgruppen stellen. Chinesische Medien haben ihr Korrespondentennetz in der Region verdichtet, Mandarin-Kurse stossen auf steigendes Interesse bei Studenten, und im Asiatenviertel von São Paulo, der grössten Japanerkolonie der Welt, wird längst nicht
mehr nur Sushi angeboten.
Ob aus der wirtschaftlichen und kulturellen Annäherung auch ein politischer Schulterschluss folgt, ist fraglich.
Man bleibt pragmatisch, hält sich in
politischen Fragen zurück. Auf internationaler Ebene dürfte die immer
engere Partnerschaft – vor allem mit der
Regionalmacht Brasilien – dennoch zur
Befriedigung des wachsenden chinesischen Geltungsdrangs beitragen. Und
umgekehrt erhofft sich Brasilien von
China Unterstützung für sein Begehren
eines permanenten Sitzes im UnoSicherheitsrat. Die Chinesen sind willkommen in Lateinamerika, das lange als
Hinterhof der USA galt. Da Washington
in den vergangenen Jahren zu wenig in
den Hinterhof investiert hat, nistet sich
nun der chinesische Drache darin ein.
Zeit vom 21.5.2015, Seite 18.pdf
21. M A I 2015
D I E Z E I T No 2 1
GESCHICHTE
18
Johann Friedrich
von Sachsen
im Blütenkranze seiner
Reformatoren:
Ganz links
Luther, ganz
rechts Philipp
Melanchthon.
Gemälde von
Lucas Cranach
d. J., 1543
Abb.: © Toledo Museum of Art (Toledo, Ohio), Gift of Edward Drummond Libbey, 1926.55. Foto: Photography Incorporated, Toledo (Ausschnitt); © SKD, Foto: H. C. Krass; © Patrimonio Nacional, Real Armería, Palacio Real de Madrid; Grünes Gewölbe, SKD, Foto: J. Karpinski
Unseres Herrgotts Kartenspiel
1517
L
Torgaus Schloss
mit dem
Wendelstein,
dem berühmten
RenaissanceTreppenhaus
Als das Bündnis von Thron und Altar seinen Anfang nahm: Schloss Hartenfels in Torgau an der Elbe präsentiert
»Luther und die Fürsten«, die »1. Nationale Sonderausstellung zur Lutherdekade« VON CHRISTOPH DIECKMANN
uther verschwunden! Unvergesslicher Grusel
fürs protestantische Kinderherz, als es erfuhr,
was am 4. Mai 1521 im Thüringer Wald geschah. Martin Luther, der soeben auf dem
Wormser Reichstag dem Kaiser widerstanden
hatte, ritt heim ins Kursächsische, begleitet
von seinem Augustiner-Ordensbruder Johannes Petzensteiner. Nahe Eisenach überfiel sie
eine kriegerische Rotte. Petzensteiner türmte
und meldete das Unheil, das bald ganz
Deutschland erregte. Albrecht Dürer schrieb
in sein Tagebuch: »Dann do ihn des Kaisers
Carols Herold mit dem kaiserlichen Gleit war
zugeben, dem ward vertrauet. Aber sobald ihn
der Herold bracht bei Eyßenach in ein unfreundlich Ort, saget, er dörfte sein nit mehr,
und ritt von ihm. Alsbald waren 10 Pferd do,
die führten verräterlich den verkauften frommen, mit dem heiligen Geist erleuchteten
Mann hinweg. [...] Und lebt er noch, oder haben sie ihn gemördert, das ich nit weiß ...«
Wir wissen es nun. Luthers Landesherr
Friedrich der Weise hat den vogelfreien »Ketzer« vorsorglich entführen und auf seine Wartburg schaffen lassen. Dort verbringt »Junker
Jörg« zehn Monate inkognito, verdeutscht das
Neue Testament und kehrt alsdann zurück
nach Wittenberg. Daselbst lehrt und publiziert
er unermüdlich und donnert wider Papst und
Teufel. Spätere Epochen erheben das hämmernde Mönchlein zum Thor teutonicus.
Den deutschen Christen gilt Luther als nordischer Glaubensführer. Der DDR-Marxismus
schmäht den »Fürstenknecht«. Dann wird er
als kulturelles Erbe reklamiert.
Derzeit luthert es wieder heftig. Seit 2008 tobt
die Lutherdekade. Am 31. Oktober 2017, zum
500. Jahrestag des Wittenberger Thesenanschlags, wird sie enden, gewiss mit St. Martins
Wiederkunft im Rom der Protestanten. Zuvor
jedoch besuche man Torgau, »die Amme der
Reformation«. Ohne Torgau lässt Wittenberg
sich so wenig begreifen wie Luther ohne Friedrich den Weisen. In dessen Residenz Schloss
Hartenfels eröffnete soeben die »1. Nationale
Sonderausstellung zur Lutherdekade«: Luther
und die Fürsten.
Drei Fürsten zeigt das Plakat; zwei sind
Sachsen. Die Reformation, dieses europäische
Macht- und Glaubens-Schisma, beginnt innersächsisch, nach der Leipziger Teilung. 1485
spalten die Wettiner Herrscherbrüder Ernst
und Albrecht ihr Kurfürstentum. Es entstehen
ein ernestinisches und ein albertinisches Sachsen. Das kurfürstliche Mandat erhält Ernst,
1486 sein Sohn Friedrich. Der gründet 1502
in Wittenberg die Leucorea, jene humanistische Reform-Universität, an der dann Martin Luther lehrt.
Luther ekelt das weltliche Verludern der
Kirche, die Verkehrung göttlicher Gnade in menschliches Verdienst, der Reliquienkult, der
Ablasshandel. Luthers 95 Thesen, erklärt Ausstellungskurator
Dirk Syndram, wandten sich
nicht nur gegen den Papst und
den prunksüchtigen Kardinal
Albrecht von Brandenburg. Sie
waren auch ein kursächsisches
Politikum. Friedrich der Weise
besaß einen Schatz von 19 000
Reliquien. Die lagerten in jener
Wittenberger Stifts- und Schlosskirche, an deren
Tür der sagenhafte Luther seine Thesen schlug.
Warum ließ ihn Friedrich gewähren?
Der Kurfürst war ein frommer Mann, sagt
Syndram. Friedrich ärgerte ja selbst, wie die
Kirche auf Pomp und Macht setzte. Ihn bedrängten Glaubensfragen: Wie soll ich als guter Christ leben? Was geschieht mir nach dem
Tod? Fegefeuer, Ewigkeit, all das trieb ihn um.
»Fürsten und Herren«, schrieb Luther,
»sind unseres Herrgotts Kartenspiel.« Friedrich der Weise erwies sich als Kreuzbube.
Georg der Bärtige, der albertinische Regent zu
Dresden, verblieb im papistischen Lager und
wurde zum antireformatorischen Wüterich.
Friedrich hatte 1519, nach dem Willen der
Kurie, Maximilian I. als Kaiser folgen sollen,
jedoch verzichtet: Er sei zu alt. Danach galt er
als einflussreichster Reichsfürst. Der junge
Habsburgerkaiser Karl V. konnte ihm seinen
Professor Luther schwerlich entreißen und als
Ketzer verbrennen, wie es 1415 noch Jan Hus
geschehen war. In Kursachsen blieb Luther
sicher, trotz Reichsacht und Bann. Auf Friedrich den Weisen folgte 1525 sein gleichgesinnter Bruder Johann der Beständige, sodann dessen Sohn Johann Friedrich der Großmütige. 1546 starb Luther.
Herr Syndram, das Kernland der Reformation ist heute die atheistischste Region
Europas. Wen wollen Sie erreichen?
Dies ist ja keine theologische Ausstellung, sagt Syndram. Wir bieten eine GeSturmschichtsreise, ein kaleidoskohaube des
pisches Zeitbild mit erhebKaisers
lichem Schauwert.
Karls V.
Der sei nun endlich gepriesen, beginnend mit dem
größten Exponat: Schloss Hartenfels. Weiß
leuchtet das Kastell über die Elbe. Im Hof
ragt, frisch bemalt wie eine RenaissanceRakete, die Treppenröhre des weltberühmten
Wendelsteins. Der Johann-Friedrich-Flügel
birgt die spätgotische Schlosskapelle, 1544
von Luther eingeweiht. Sie gilt als erster Kirchbau der Reformation. Nicht der Kultus –
Gottes Wort regiert. Der schlichte Altar ist nur
Tisch für Brot und Wein. Die Kanzel hängt
inmitten der Gemeinde. Luther predigt, leider
bloß vom Band.
Noch strömt kein Volk. Wir dürfen vorab
durch die Gemächer wandeln, geführt von
Claudia Brink und Johanna Pulz, die ansonsten, wie Kurator Syndram, im
feindlichen Dresdner Residenzschloss wirken. Die Ausstellung
ist in Themenkapitel geteilt.
1515: Generalablass Papst Leo X.
1517: Luthers 95 Thesen. 1521:
Reichstag zu Worms, Luthers
Exil auf der Wartburg. 1530:
Reichstag in Augsburg und
Confessio Augustana. 1547:
Schlacht von Mühlberg. Johann
Friedrichs protestantisches Heer
unterliegt der kaiserlichen Streitmacht Karls V. und dessen albertinischem Gefolgsfürsten Moritz. Der Kaiser erobert die reformatorische Machtzentrale Torgau und den
Thinktank Wittenberg, trifft aber Luther nur im
Grabe an. Johann Friedrich wird gefangen, später
nach Weimar exiliert. Seine Kurwürde überträgt
der Kaiser auf Moritz – doch dieser »Judas von
Meißen« verrät ihn wie ehedem die Protestanten.
1552: Fürstenaufstand gegen den Kaiser.
Da hängt dessen schwarzer Mantel mit dem
Calatrava-Kreuz. Moritz erbeutete ihn, als er
Karl aus Innsbruck vertrieb. Sterblicher Ruhm:
Im Jahr darauf fiel Moritz in der Schlacht von
Sievershausen. Er wurde 32 Jahre alt. Man
sieht seine Feldbinde, blutgetränkt wie das
Wams, daneben die zerspellte Todeskugel. Unversehrt schimmert die kaiserliche Rüstung,
madonnengeschmückt, angereist aus Madrid.
79 Schatzkammern in der ganzen Welt haben
die Torgauer Schau bestückt, mit Gemälden,
Waffen, Inkunabeln, Flugschriften, Vertragsdokumenten, Preziosen der Schmuckkunst. Aus
Cleveland kam Lucas Cranachs uriges Wimmelbild Hofjagd auf Hirsche und Bären, gekrönt von
Hartenfels als Zionsburg. Der originale Augsburger Religionsfrieden von 1555 verließ, kapital
gesiegelt, ausnahmsweise das Wiener Staatsarchiv.
Gülden thront St. Benno, der antireformatorische Trotzheilige. Drei sächsische Kurschwerter gleißen.
Wie Prunkdolche stoßen die
Schamkapseln aus den Mannesroben. Hier, Luthers schöne
Schrift in schwarzer und roter
Tinte. Hier, der Erstdruck seiner
Freiheit eines Christenmenschen.
Martin
Diese Kernschrift verstanden
Luthers
1525 die Bauern als Lizenz zum
goldener
Aufstand. Die Fürsten rächten
Siegelring
das mit Massenmord, und Luther feuerte sie an.
Nur als Instrument des Evangeliums verwarf
Luther das Schwert, nicht zur Verteidigung
»gottgegebener« Obrigkeit. Seine Reformation
etablierte das landesherrliche Kirchenregiment,
denn sie benötigte fürstlichen Schutz. Als
Bündnis von Thron und Altar wurde dieser
Schutz zum protestantischen Fluch. Fernab
aller Waffen, in der kurfürstlichen Kanzlei,
hängt Lucas Cranachs Jugendbildnis eines
stillen Stars der Reformation: Georg Spalatin,
Hofkaplan und Geheimschreiber Friedrichs des
Weisen, Luthers Dolmetsch zur Macht. Obwohl altgläubig, begriff und förderte Spalatin
den wilden Wittenberger und legte ihn seinem
Fürsten ans Herz. Und durfte mit Recht behaupten: »Wenn ich nicht gewesen wäre, nimmer wäre es mit Luther und seiner Lehr so weit
kommen.« Auch Luthers Entführung war
Spalatins List.
Die Ausstellung ist im Torgauer Schloss Hartenfels
noch bis zum 31. Oktober zu sehen.
Informationen unter www.luther.skd.museum
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Zeit vom 21.5.2015, Seite 54.pdf
21. MAI 2015
D I E Z E I T No 2 1
GLAUBEN & ZWEIFELN
Palmyra geht
uns alle an
W
er Palmyra besitzt, besitzt das
Herzstück Syriens. Die Stadt
war und ist aufgrund ihrer
geografischen Lage inmitten
der syrischen Wüste von
immenser Bedeutung: politisch, wirtschaftlich, kulturell – und auch militärisch. Für die Strategen einer jeden Armee, so auch jetzt für die Aggressoren des »Islamischen Staates«, bedeutet Palmyra Zugang zu Damaskus und zum Euphrat. Außerdem liegt Palmyra an
der kürzesten Transportverbindung zwischen dem
Küstenland und dem Euphrat – noch in den achtziger
Jahren des letzten Jahrhunderts gab es auf der Strecke
zwischen Damaskus und Deir al-Sur hier die einzige
Tankstelle. Heute besitzt Palmyra einen der drei Flughäfen Syriens, die anderen befinden sich in Aleppo und
Damaskus. Brisant ist außerdem, dass wenige Kilometer nördlich von Palmyra das Gefängnis der Staatssicherheitspolizei für politische Häftlinge liegt.
Palmyra ist also ein natürliches strategisches Ziel.
Dass der IS hier einfallen könnte, diese Gefahr bestand
seit Monaten. Sie verschärfte sich im März, nach den
Zerstörungen von Kulturgütern, die der IS in den irakischen Ruinenstädten Hatra und Chorsabad sowie im
Museum Mossul angerichtet hatte. Denn Palmyra ist
wohl die berühmteste, größte archäologische Kostbarkeit der Region und somit auch symbolisch ein lohnendes Ziel für den IS. Wie der Althistoriker Maurice
Sartre schrieb: Es ist, als stünden die Islamisten im
Louvre, im Britischen Museum, im Pergamonmuseum
oder im Petersdom! Unvorstellbar? In Syrien ist es
schauerliche Realität.
Und wir hätten diesen Albtraum abwenden können.
Als die Kulturbarbaren des IS im Museum Mossul mit
Vorschlaghämmern auf Statuen losgingen, protestierte
die Unesco. Doch was taten die Vereinten Nationen
seither, um weitere vorhersehbare Katastrophen abzuwenden? Nichts. Die UN warteten ab, bis der IS vor
Palmyra stand.
Um zu verstehen, wie groß die Katastrophe ist, muss
man sich die kulturelle Bedeutung des ganzen Landes
klarmachen. Syrien ist eine der reichsten und bedeutendsten Kulturlandschaften der Welt. Denn hier liegen
die Anfänge unserer Zivilisation: Die landwirtschaftliche
Nutzung des Bodens, die Sesshaftwerdung des Menschen und die Urbanisierung lassen sich in dieser Region zum ersten Mal nachweisen. Das ganze Land ist
ein Kulturarchiv. Von den frühen Hochkulturen Mesopotamiens über die blühenden Städte der Römerzeit bis
zu den Kreuzfahrern und den islamischen Dynastien
sind hier alle Kulturstufen belegt – vor allem durch archäologische Denkmäler.
Forscher aus aller Herren Länder arbeiten seit über
einhundert Jahren an der Erschließung und Bewahrung
dieses Erbes. Und Syrien ist nicht nur Forschungsobjekt, sondern auch Bildungsquelle: Der Kulturtourismus war seit Jahren der bedeutendste Wirtschaftsfaktor des Landes.
Doch dann kam der Krieg. Die Infrastruktur brach
zusammen, und es begann die Vernichtung unwiederbringlicher Schätze. Fast täglich gibt es Berichte von
Raubgrabungen, Plünderungen und illegalem Handel
mit gestohlenen Artefakten. In der internationalen
Kriminalstatistik der Unesco steht das illegale Geschäft
mit Kulturgütern an dritter Stelle der Schattenökonomien, gleich nach Waffen- und Drogenhandel. Längst
wissen wir, dass mit dem schmutzigen Geld der syrische
Krieg finanziert wird, auf beiden Seiten.
Doch auch das hat die UN bisher nicht dazu bewogen, über Schutztruppen gegen den IS überhaupt zu
diskutieren. Muss erst Palmyra zerstört werden? Kulturell
ist die Stadt mit ihrer halbnomadischen Bevölkerung
ein Puffer zwischen den urbanen Sozialstrukturen des
Küstenlandes und den Bewohnern der bäuerlichen Region östlich des Euphrat. Bis vor Kurzem lebte ein Groß-
Die Terrormiliz IS bedroht nun auch die Oasenstadt in der
syrischen Wüste. Mitschuldig macht sich westliche Kundschaft,
die Diebesgut erwirbt VON ANDREAS SCHMIDT-COLINET
Wenn Palmyra
(großes Bild) in
die Hände der
selbst ernannten
Gotteskrieger
fällt, werden sie es
wohl genauso
brutal zerstören
wie die Kunstwerke im Museum
von Mossul
(mittleres Foto)
TÜRKEI
Chorsabad
Aleppo
Eup
PALMYRA
SYRIEN
Damaskus
Kirkuk
Hatra
Deir
al-Sur
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LIBA
NON
Mossul
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Fotos (im Uhrzeigersinn): Gallery Stock (25.6.2013); A. Schmidt-Colinet; IS/dpa (Screenshot aus IS Propagandavideo vom 26.2.2015)
54
IR AK
Bagdad
JORDANIEN
SAUDIAR ABIEN
ZEIT- GRAFIK
100 km
Was sich aber transportieren
lässt, gerät in den weltweiten
Kunsthandel – wie dieses
Köpfchen, das ein Münchner
Händler im Internet anbietet.
So finanziert sich auch der IS
teil der Bevölkerung von Handel, Transportwesen und
Tourismus. Doch diese Wirtschaftszweige brachen zu
Beginn des Bürgerkrieges 2010 zusammen. Was, wenn
die kostbaren Ausgrabungen vom IS zerstört und geplündert würden?
Palmyra, die Oasenstadt inmitten der syrischen
Wüste, hat europäische Reisende schon im 18. Jahrhundert verzaubert. Die Säulenstraßen, die Tempel,
Theater und Nekropolen bezeugten den hohen Sinn
unserer Vorfahren für Schönheit, für Größe, für Kultur.
Seit dem Zweiten Weltkrieg arbeiteten dort Scharen von
Archäologen. Ihre modernen Methoden zur Auswertung
von Satellitenbildern bezeugen nun Raubgrabungen
und Panzerstellungen.
Das Hauptheiligtum der antiken Stadt, der BelTempel aus dem frühen ersten Jahrhundert nach Christus, wurde durch Panzergranaten schwer beschädigt.
Besonders gefährdet ist jetzt die Nekropolenlandschaft
rings um Palmyra: Die Turmgräber und die unterirdischen Gräber mit Wandmalereien, Skulpturenschmuck,
Sarkophag-Reliefs sind leicht zugänglich für Grabräuber.
Schon im Sommer 2014 wurde das vorbildlich restaurierte Grab des Tybel brutal zerstört, wurden die
Grabskulpturen verstümmelt oder gestohlen. Im
November 2014 verschwanden dann massenweise
Reliefs und wurden über den illegalen internationalen
Kunsthandel verkauft, woraufhin sie auch von renommierten Auktionshäusern im Westen per Internet angeboten wurden.
Ich selbst habe von 1980 bis 2010 in Palmyra gearbeitet: Wir haben das Deutsche Archäologische Institut
aufgebaut, und ich leitete die Ausgrabungen vor Ort.
Vieles, was wir freilegen, ausgraben und restaurieren
konnten, war bis dahin weder in der Fachwelt noch dem
breiteren Publikum bekannt. Dazu gehören zum Beispiel Stuckfriese aus dem Residenzbau eines Karawanenherrn, verziert mit einzigartigen, zum Teil vergoldeten Köpfchen und Meerestieren. Wenn derartige
Köpfchen nun im Kunsthandel angeboten werden,
handelt es sich dabei kaum um Bestände »aus altem
Privatbesitz«, wie im Katalog angegeben wird, sondern
um Raubgut. Käufer sollten wissen: Mit dem Erlös kann
ein blutiger Krieg finanziert werden.
In letzter Zeit tauchen immer häufiger geschmuggelte Kulturgüter aus Syrien im Kunsthandel auf. Ich
wundere mich immer wieder über die Unverfrorenheit
mancher Händler, die als Herkunftsangabe in Onlinekatalogen schreiben: »aus altem europäischen Familienbesitz«. Auch die Formulierung »property of a gentleman« bedeutet im Klartext oft: gestohlen. Warum
kaufen westliche Kunden geraubte Antiken? Die gängige Rechtfertigung lautet: »Wenn ich es nicht kaufe,
kauft es ein anderer. Außerdem rette ich das Stück damit vor der Zerstörung.«
Das sind Scheinargumente. In Wirklichkeit zerstören die Kunsträuber und ihre Abnehmer unser eigenes kulturelles Gedächtnis – und sie finanzieren, seit
militante Gruppen in dieses illegale Geschäft eingestiegen sind, mörderischen Terror.
Wir Archäologen versuchen in internationaler Kooperation, den systematischen Raub und die Zerstörungen zu dokumentieren. Aber im Grunde sind wir Wissenschaftler und Kulturschaffenden hilflos. Hier sind
nicht mehr wir gefragt, auch nicht die Unesco, sondern
der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen.
Wenn ich sehe, was jetzt in Syrien geschieht, ist mir
weh ums Herz, und ich fürchte, dass das Schlimmste
noch nicht überstanden ist, auch für unsere Freunde.
Gebe ein gütiges Schicksal, dass sie zumindest ihr Leben retten können! Wann begreifen wir, dass dieser
Krieg uns alle angeht?
Andreas Schmidt-Colinet leitete von 1980 bis zur
Emeritierung 2010 die deutsch-syrischen Grabungen in
Palmyra. Zuletzt war er Professor für Klassische
Archäologie an der Universität Wien
Jesus von ... Wer?
Und warum ist jetzt eigentlich Pfingsten? Ein Plädoyer für mehr christliche Bildung – bei aller Religionsfreiheit
M
issbrauch der Religion zu politischen
Zwecken: Momentan erleben wir das
in entsetzlicher Weise. Gut, dass wir
in Europa nach langem Leiden Religionsfreiheit als selbstverständlich
ansehen und den Missbrauch religiöser Überzeugungen für die Politik verachten. Viele Europäer haben
Angst davor, dass sie zu religiösen Bekenntnissen gezwungen werden. Politiker fürchten Konflikte und
Kriege durch theologisch-philosophische Ansätze.
Freilich haben Religionen noch eine ganz andere Seite:
Sie sind eine Quelle von Kultur, von Bildung, von
Wissenschaft und sozialem Zusammenhalt. Sie können Gerechtigkeit begründen und schaffen.
Daher stellt sich die Frage, ob Europa derzeit eine
der wesentlichen Quellen seiner Kultur vergisst: den
Dekalog, die Bergpredigt, das zentrale christliche Liebesgebot. Der gekreuzigte Mann aus Nazareth hat
durch sein Leben und seine Lehre eine neue Generation von Menschen und eine neue Art des Denkens
hervorgebracht. Leider gerät das bei uns in Vergessenheit. Wer wollte leugnen, dass die meisten Menschen
unter vierzig Jahren nicht wissen, warum sie Pfingstferien, Osterferien, Weihnachtsferien haben? Wer
wollte leugnen, dass sie meist nicht einmal wissen, wer
da in der Weihnachtskrippe liegt, wer der Mann mit
der Fahne über einem offenen Grab sein soll?
VON EBERHARD VON GEMMINGEN
Wir haben einen christlichen Bildungsnot- diese inneren Regulierungskräfte nicht von sich
stand. Leider ist auch der konfessionelle Reli- aus, das heißt mit den Mitteln des Rechtszwangionsunterricht meist ohne konkreten Bildungs- ges und autoritativen Gebots zu garantieren suerfolg. Nun stellt sich die Frage, ob das heutige chen, ohne seine Freiheitlichkeit aufzugeben.«
Welche lebensnotwendigen Voraussetzungen
Nichtwissen um die christlichen Quellen des
Westens geschichtlich relevant ist. Muss man als aber meint Böckenförde? Zu ihnen gehören nicht
Europäer wissen, wer Jesus von Nazareth war? nur die »moralische Substanz« und die »HomoOder reicht es, wenn in der politischen Praxis die genität der Gesellschaft«, sondern auch ein Minimum an Wissen, woher Moral und Homogenität
Verfassung geachtet wird?
Ich bezweifle, dass eine Kultur langfristig kommen. Es gibt nicht nur die Alternativen
Staatsreligion und Religion als
ihre Werte bewahren kann,
Privatsache. Es gibt auch Reliwenn deren Quellen vergessen sind. Deshalb will Ohne das Christentum gion als frei gewählte kulturelle Größe der Gesellschaft.
ich an die These von Ernstkann
man
Bach,
Zu den kulturellen QuelWolfgang Böckenförde erinnern: »Der freiheitliche,
Michelangelo, Dürer len Europas gehören sicher
das philosophische Denken
säkularisierte Staat lebt
und
Thomas
Mann
der Griechen, die Rechtsvorvon Voraussetzungen, die
stellungen des alten Rom, die
er selbst nicht garantieren
nicht verstehen
Aufklärung seit dem 18. Jahrkann. Das ist das große
hundert. Aber ohne Frage geWagnis, das er, um der Freihören zu den Quellen eben
heit willen, eingegangen ist.
Als freiheitlicher Staat kann er einerseits nur be- auch das Alte und das Neue Testament. Ich
stehen, wenn sich die Freiheit, die er seinen Bür- möchte sagen: Jesus von Nazareth ist die kulturell
gern gewährt, von innen her, aus der moralischen wichtigste Persönlichkeit der europäischen GeSubstanz des Einzelnen und der Homogenität schichte. Was geschieht, wenn er vergessen wird?
der Gesellschaft, reguliert. Anderseits kann er Fachleute sagen: Das ist ein Problem der Kirche.
Der Staat darf sich in diesen Bildungsnotstand
nicht einmischen, nämlich wegen der Trennung
von Religion und Staat, wegen der Religionsfreiheit. Tatsächlich darf der Staat nicht den Glauben an Jesus Christus verkünden oder gar verordnen, aber er müsste minimale kulturelle
Grundkenntnisse vermitteln, wenn er sich und
seine Werte nicht aufgeben will.
Mir scheint, wir müssen in Europa ein neues
Gleichgewicht finden zwischen Freiheit des religiösen Bekenntnisses und Grundkenntnissen,
woher die Werte Europas kommen, nämlich die
Anerkennung der Menschenwürde und der
Menschenrechte, die Rechtsgleichheit aller Menschen – gerade auch der Frauen, der Kinder, der
Armen, der Schwachen, der Sterbenden.
In anderen Kulturräumen des Globus gelten
oft andere Wertordnungen. Rechtlich darf bei
uns niemand zum Christentum gezwungen werden, keine andere Religion darf diskriminiert
werden. Aber kulturell ist Europa keineswegs religionsneutral. Man kann wohl die größten Kulturwerke Europas ohne das Christentum nicht
verstehen: Bach und Mozart, Michelangelo und
Dürer, Goethe und Thomas Mann. Gebildete
Japaner und Chinesen mögen uns fragen: Warum schweigt ihr über Jesus von Nazareth? Er ist
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
eure prägendste Persönlichkeit – prägender als Sokrates, Platon, Cicero, Luther, Voltaire, Marx oder Freud.
Die Kirchen haben aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt und wollen niemandem einen Glauben
aufzwingen. Aber wenn es ihnen nicht mehr gelingt,
Grundinformationen über das Christentum als Kulturgut zu vermitteln, müsste dann nicht der Staat aus
Gründen der Selbsterhaltung einspringen? Er darf
nicht Glauben verkünden, aber er darf Wissen um die
Quellen europäischer Kultur lebendig halten. Muss er
es nicht sogar? In den Medien spielen Glaubens- und
Kirchenfragen heute eine große Rolle: das Verhalten
von Bischöfen, die Probleme der Vatikanbank, die Personalentscheidungen im Vatikan, Pracht und Reichtum in Rom, der Religionsunterricht für muslimische
Kinder, die neuen Lehrstühle für Islamkunde.
Ich nehme allerdings an, dass Jesus von Nazareth
ein wichtigerer und kulturell prägenderer Inhalt wäre.
Was wird anders in Europa, wenn die Mehrheit nicht
mehr weiß, was der Dekalog ist, die Bergpredigt, die
Kreuzigung Jesu und die Behauptung seiner Jünger,
ihn nachher lebend gesehen zu haben? Was etwa würde sich in Thailand ändern, wenn die Mehrheit der
Thais nicht mehr wüsste, wer Buddha war?
Der Jesuit Eberhard von Gemmingen leitete von 1982 bis
2009 die deutschsprachige Redaktion von Radio Vatikan
Reformierte Presse vom 22.5.2015, Seite 1.pdf
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