Die Rolle der Wissenschaft in Metropolregionen

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Die Rolle der Wissenschaft in Metropolregionen
Univ.Prof. Dr. Klaus R Kunzmann Fachgebiet Europäische Raumplanung Universität Dortmund
Die Rolle der Wissenschaft in Metropolregionen
Der Dortmunder Dialog 46 Metropole Ruhr! Wissenschaftsmetropole?
Dortmund, 25.10.2005
10 Feststellungen
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Univ.Prof. Dr. Klaus R Kunzmann Fachgebiet Europäische Raumplanung Universität Dortmund
Das Ruhrgebiet ist keine Metropole!
.....aus internationaler Perspektive ist das Ruhrgebiet keine Metropolregion,
keine Wissenschaftsmetropole, aber es ist weltweit anerkannte
Technologieregion
Das Ruhrgebiet war immer eine Wissensregion (Stahl, Kohle,
Anlagenbau), lange bevor die Universitäten und
Forschungsinstitute und Technologieparks im Ruhrgebiet
entstanden sind!
.... Aber die Region hat lange gebraucht und sich erst spät
darum bemüht, das regionale Wissen zu exportieren
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Metropolen sind immer bevorzugte Standorte von Wissensindustrien
Warum?
• In vielen Metropolregionen besteht eine lange Tradition von renommierten, hochqualifizierten und
privilegierten Wissenseinrichtungen
• Wandel der Wirtschaft: Der strukturelle Wandel von der Industrie- zur Wissensgesellschaft begünstigt
zentrale, hoch komplexe multi-funktionale Metropolräume gegenüber monostrukturierten,
ressourcenorientierten oder peripheren Regionen
Die Rolle der Wissenschaft in Metropolregionen
• Ergänzung des funktionalen Spektrums metropolitaner
Funktionen
• Bereitstellung von Arbeitsplätzen für ein breites
Spektrum von Arbeitskräften
• Beitrag zum internationalen Profil der Metropolregion
• Stärkung kreativer Milieus
• Sicherung urbaner Qualitäten
• Bereicherung von metropolitanen Diskursen
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Natürlich gibt es in Europa und anderswo viele exzellente Universitäten
und Forschungszentren außerhalb von Metropolen
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Italien: Pisa
Niederlande: Eindhoven
England: Cambridge
Frankreich: Sophia Antipolis
Deutschland: Göttingen, Konstanz, Heidelberg
Doch solche Universitätsstädte profitieren von der Nähe
zu Metropolen, ohne deren ökonomische Probleme zu haben
Aber auch. Cambridge (UK) ist eines der großen
Wachstumszentren Englands
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Wissensindustrien finden in Metropolen günstige Standortbedingungen
• Globale Erreichbarkeit und logistische Zugänglichkeit
Konzentration von hoch und höher qualifizierten Arbeitskräften
Breite und flexible Arbeitsmärkte
Nähe zu Entscheidungsträgern aus Politik und Wirtschaft
Informationsknoten und internationale Vernetzungen
Internationales Image und Profil des Standortes
Vielfältige intellektuelle, innovative und kreative Milieus
Anziehungskraft metropolitaner Lebenswelten für ausländische Wissenschaftler und Studierende
Studien- und arbeitsplatznahe Reproduktionsräume
Alle Metropolen verweisen auf ihre hohe Dichte und Vielfalt an Wissensindustrien,
aber nur wenig Metropolregionen) betreiben eine pro-aktive, strategische Politik der Förderung
von Wissensindustrien im Rahmen der Stadtentwicklung
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Metropolen und ihre Position in der Wissensgesellschaft
Source: Michaud, Pascale (2003) Montréal, Knowledge City.
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The Brain Business: Wissen als Geschäft
Die führenden Hochschulen sind weltweit agierende Wissensbetriebe, die
lokale und globale Logiken miteinander verbinden. Ihre lokale Einbindung
(embeddedness) ist ebenso wichtig, wie ihre internationale Vernetzung.
Hochschulen entwickeln sich immer mehr zu komplexen Wis
Sensindustrien: 40-50 % Ausbildung, 30 und mehr % Forschung und
Entwicklung, und immer mehr Business
Wissensgesellschaft als Herausforderung für Städte und Regionen
1992 Europäische Kommission Fast Programme
The Future of European Cities:
The Role of Science and Technology
mit Fallstudien in Delft, Amsterdam, Wien, Lyon,
Genua, Mailand
2001 OECD
Cities and Regions in the New Learning
Economy
Mit Fallstudien in Jena (D), Vienne (F), Öresund (DK)
Andalucia (Es) und Kent/Thames-side (GB)
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Wissensstandorte in der Stadtregion ( Metropole)
Das Netz von Wissensindustrien in einer
Metropolregion ist das Ergebnis einer Fülle von
Einzelentscheidungen im Verlauf von
Jahrhunderten.
In allen Metropolen gibt es metropolitane
Wissensräume, das sind im wesentlichen
Hochschulquartiere, Technologieparks und urbane
Kreativräume.
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Was geschieht in Metropolregionen?
Alle Metropolen verweisen auf ihre hohe Dichte und Vielfalt an Wissensindustrien, aber nur wenige
Metropolregionen) betreiben eine pro-aktive, strategische Politik der Förderung von
Wissensindustrien im Rahmen der Stadtentwicklung
Paris/ Ile-de France ab 1950 Dezentralisierung (z.b. Ausbau des Standortes Marme-la Vallee im
Osten von Paris zu einem wissensbasierten Zukunftsstandort, dann ab 2000 Reurbanisierung
Kopenhagen (Öresund) Einbindung und Förderung der Standorte Malmö und Lund in ein
Strategiekonzept der Hauptstadtregion (Medicon Valley)
Greater London Innovation Strategy und Action Plan im Rahmen der Wirtschaftsförderung
Wien Verbesserung der Standortbedingungen für die Wissensindustrien im Rahmen der
Stadtentwicklungspolitik
Los Angeles/Südkalifornien viel staatliche Förderung für Universitäten, aber keine
wissensorientierte Stadtentwicklungspolitik
Beijing (70 Hochschulen!) Ausbau von Stadtdistrikten im Nordwesten und Südosten zu
wissensbezogenen
Kansai (Kyoto,Osaka, Kobe) Strategischer Ausbau der polyzentrischen Stadtregion zu einer
Wissensregion ( > Kansai Science City)
Paris Ile-de France
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Marne–la- Vallée
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Paris Ile-de-France
Traditionell stark zentralistische Hochschulstandortpolitik
1950-60
Beginn der Dezentralisierungspolitik Orsay (1958) Nanterre (1964)
1968
Studentenrevolte St Denis (1968/1980, Vincennes/Porte Dauphine (1968)
Crétail (1971) Villetanneuse (1972) Clichy, Asmères, Clignancourt, Montrouge,
Malakoff, Melun, Versailles
1985-1995
Immenses Wachstum der Studentenzahlen (Ile-de-France von 269.000 auf 346.000)
eine Folge der Politik 80% eines Altersjahrgangs zum Abitur zu bringen
1990
Schéma Université 2000 Konzentration auf weniger Standorte:
Cergy Pointoise, Marne-La-Vallée. Èvry, Satin Quentin-en-Yvelines
1998
Plan USM Universitäten des 3.Jahrtausends
Re-Urbanisierung: Neue städtische Pole
Paris Rive Gauche, La Plaine St-Denis/Villette, Val de Seine (Boulogne) , La Défense
2000-2006
Umsetzung des USM (6 Milliarden €)
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Wien
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Systematische politische Entwicklung der Stadt zur Stadt des Wissens
• 1994 Studie: Wissen als Ressource für die Stadt Wien, als Kapital für die Stadtentwicklung
Typologie von Wissenskulturen in der Stadt
• 1999 Wissens- und Innovationsstadt Wien „Die Stadt fördert und unterstützt Forschung,
Wissenschaft, lokale Wissensbestände und Wissenskulturen
• 2005 Forschungsstadt Wien:
120.000 Studierende
800 Wissenschafts-und
Forschungseinrichtungen
9 Universitäten
6 Fachhochschulen
4 Privathochschulen
5.000 Hochschuldozentinnen
70 Bibliotheken
London
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40 Hochschulen,
55 Weiterbildungs Institutionen,
9 F&E Organisationen
Entwicklungsstrategie
London Innovation Strategy and Action Plan
Prioritäten
1. Creating a Culture of innovation in all of
London‘s organisations
2. Harnessing London‘s world class
knowledge base to benefit London‘s
Businesses
3. Encouraging and enabling London‘s
businesses to innovate
Towards a Knowledge Economy
Los Angeles Süd-Kalifornien
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University of California
University of California (UC)
UC Irvine
uci.general, Irvine - Usenet newsgroup
UCI.news, Irvine
UCI SANET, Irvine - student access network
UCLA, Westwood
UCLA College of Letters & Science, Westwood
ucla.rumor, Westwood - Usenet newsgroup
UC Riverside
Universities/Colleges, Private
Christian / Sectarian Jewish Non-Sectarian Vocational
Non-Sectarian
Abraham Lincoln University, West LA
American Liberty University, Fullerton
California American University, Alhambra
California University of Management and Sciences (CalUMS), Anaheim
California Institute of Technology (Caltech), Pasadena
Chapman University, Orange
Chapman University Wilkinson College of Letters & Sciences, Orange
City University Los Angeles (CULA), Inglewood
Claremont Colleges
and Claremont University Center
Claremont McKenna College
and cmcstudents.com - Claremont McKenna College
Harvey Mudd College, Claremont
Pitzer College, Claremont
Pomona College, Claremont
Scripps College, Claremont
National Washington University, City of Industry
...................
Ein Ausschnitt aus der langen Liste der Universitäten in der Stadtregion
......................
Foundations/Funding Organizations
Biola University Development, La Mirada
Caltech Alumni Fund, Pasadena
Cal Poly Pomona Foundation
The Foundation for California State University San Bernardino (CSUSB)
Giving to California Lutheran University, Thousand Oaks
Cerritos College Foundation, Norwalk
Chaffey College Foundation, Rancho Cucamonga
Chapman University Advancement, Orange
Citrus College Foundation, Glendora
Giving to Claremont McKenna College
Coastline Community College Foundation, Fountain Valley
Concordia University Foundation, Irvine
Crafton Hills College (CHC) Foundation, Yucaipa
East Los Angeles College Foundation, Monterey Park
El Camino College Foundation, Torrance
Glendale College Foundation
Golden West College Foundation, Huntington Beach
Irvine Valley College Foundation
La Sierra University Development, Riverside
Loma Linda Foundation
Long Beach City College Foundation
Los Angeles City College (LACC) Foundation, Los Feliz
LAHC Foundation, Wilmington - Los Angeles Harbor College
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Kansai
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Beijing
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Mehr als 70 Universitäten und Hochschulen
umgeben von riesigen Technologieparks
Schwerpunkt : Im Nordwesten der Stadt,
wo die chinesischen Elitehochschulen sind
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Was können Metropolen (Stadtregionen) für Wissensindustrien tun?
Was kann vorausschauende Stadtentwicklungspolitik tun?
• Strategische Boden- und Infrastrukturpolitik
• Zielgruppenorientierte Wohnungspolitik
• Nutzung des intellektuellen Potentials für metropolitane Zukunftsstrategien
• Gemeinsame metropolitane Technologiepolitik
• Kleinräumige Umfeldverbesserung in metropolitanen Wissensräumen
• Einbindung universitärer Akteure in kommunale Meinungsbildungsprozesse
• Nutzung und Pflege internationaler Netze (z.B. Alumni) für Stadtmarketing
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Was kann das Ruhrgebiet tun?
• Nutzung des über Jahrzehnte aufgebauten technologischen Wissens
• stärkeres Engagements der großen Unternehmen für die Wissenslandschaft Ruhr
• Internationalisierung und gezielte Einwerbung von ausländischen Studierenden und
WissenschaftlerInnen
• Gemeinsame Öffentlichkeits und Medienpolitik der Wissensinstituionen im Ruhrgebiet
• Erhöhung der Attraktivität des städtischen Umfeldes der Hochschulen
• Visionäres räumliches Konzept für die Wissenschaftslandschaft Ruhr im Rahmen des geplanten
Masterplans Ruhr