Der letzte Tango in Paris - Neue Visionen Filmverleih

Transcrição

Der letzte Tango in Paris - Neue Visionen Filmverleih
Der letzte
Tango in
Ein Film von
Bernardo Bertolucci
Mit
Marlon Brando
und
Maria Schneider
Paris
Wieder Im Kino!
Der letzte Tango in Paris mit Marlon Brando Maria Schneider Jean-Pierre Léaud
Massimo Girotti Maria Michi Regie Bernardo Bertolucci Buch Bernardo Bertolucci
Kamera Vittorio Storaro Schnitt Franco Arcalli, Roberto Perpignani Musik Gato Barbieri
Produktion Alberto Grimaldi
im Verleih
von |Neue
Visionen
www.neuevisionen.de
Bernardo
Bertolucci
Der letzte
Tango in ParisFilmverleih
| Die Wiederaufführung
| Pressematerial | 0
Der letzte
Tango in
Paris
Ein Film von
Bernardo Bertolucci
Pressematerial
Technische Daten
Originaltitel.............. Ultimo tango a Parigi
Genre........................ Drama
Erscheinungsjahr..... 1972
Erscheinungsland..... Italien/Frankreich
Filmlänge.................. 124 Minuten
FSK............................ ab 16 Jahren
Wiederaufführung am 16.07.2009
Pressebetreuung
mücke filmpresse & werbung | Matthias Mücke | Sylvia Müller
Schliemannstr. 5 | D-10437 Berlin
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Verleih
Neue Visionen Filmverleih GmbH
Schliemannstr. 5 | D-10437 Berlin
Tel.: 030.44 00 88 44 | Fax: 030.44 00 88 45
E-Mail: [email protected] | www.neuevisionen.de
Synopsis Getrieben von Schmerz, Einsamkeit und Verzweiflung irrt Paul (Marlon Brando),
ein Amerikaner mittleren Alters, dessen Frau sich vor kurzem das Leben genommen hat, durch die Straßen von Paris. In einer leeren Mietwohnung begegnet er der jungen Pariserin Jeanne (Maria Schneider).
Sie beginnen eine leidenschaftliche, tabulose Affäre jenseits bürgerlicher Konvention, die beider Leben
verändert. Es gibt nur eine Bedingung: Namen und Vergangenheit, individuelle Identität und Geschichte
werden aus dem hermetisch abgeriegelten Erotik-Exzess ausgesperrt.
Doch das das auf reinen Sex und rücksichtslose Gier gebaute Experiment geht schief: Die Sehnsucht nach
dem reinen, dekontextualisierten Begehren ist selbst auf die Maske der Anonymität angewiesen. Mehr
und mehr müssen sich Paul und Jeanne dem Bedürfnis ergeben, ihre Geschichte zu erzählen.
Bernardo Bertoluccis Skandalfilm polarisierte und provozierte in einem Ausmaß, wie es bisher wohl nur
Pasolini gewagt hatte. Während die einen den grandiosesten Erotikfilm aller Zeiten bejubelten, predigten
andere Sitte und Benehm. Marlon Brando und Maria Schneider begeistern bis heute mit einem leidenschaftlichen Spiel, dessen ungebrochene Authentizität bis heute fasziniert.
»Ein Meilenstein? Oder schlimme Pornographie? Wie früher bei verbotenen Büchern: ein Film
mit ‚Stellen‘. Zwei, drei weitere Verkehrsregeln sind fürs Kino erschlossen worden, zwei, drei
neue Tabuwörter sind gefallen. Welch ein Fortschritt! Weit haben wir‘s gebracht!«
Berliner Morgenpost, 30.03.1973
»Der letzte Tango in Paris von Bertolucci wurde bereits verschüttet, ehe er die Öffentlichkeit er-
reichte. Als ‚drastisches Sex-Lichtspiel‘ annonciert, in der Wirkung an die Seite von Strawinskys
‚Le Sacre du Printemps‘ und Becketts ‚Warten auf Godot‘ gedrängt, legte sich über den Film des
italienischen Regisseurs ein greller Schleier ausschweifender Propaganda, der ihn zu ersticken
drohte. Man kannte den Film ohne ihn gesehen zu haben. [...] Frivol ist das Reklamegeschrei
über diesen Film, das ihn zur billigen Ware für ein falsch-informiertes Publikum degradiert.
Man sehe sich ihn an, um nicht der Überfülle von Interpretationen und Exegesen ausgeliefert zu
sein, die ihn zu verschütten drohen – dieser Versuch eingeschlossen.«
Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt, 08.04.1973
Langinhalt
Der Schauplatz: eine leer stehende Mietwohnung in Passy, einem eleganten
Pariser Viertel. Per Zufall treffen dort die beiden Hauptfiguren aufeinander: Er, Paul (Marlon Brando), ein
Amerikaner in den Vierzigern, läuft aufgewühlt und verzweifelt durch die Straßen. Seine Frau hat sich
am Abend zuvor in einem der schäbigen Zimmer des gemeinsamen Hotels das Leben genommen. Nun
will er diesem Ort entfliehen. Sie, Jeanne (Maria Schneider), eine blutjunge Französin, provokativ und
naiv zugleich, ist auf der Suche nach einem Appartement für sich und ihren Verlobten Tom (Jean-Pierre
Léaud). Zwischen dem Amerikaner und der Französin entbrennt eine intensive Affäre, in der alle Tabus
gebrochen werden. Für kurze Zeit wird die Wohnung, die Paul schließlich für ihre Treffen mietet, zu
einem geheimen und privaten Ort, an dem sie alles – Vergangenheit, Gebundenheit, Zukunft ausblenden
können. Paul macht ebendies zur Bedingung: Identität und Vergangenheit dürfen niemals preisgegeben,
emotionale Bindung niemals zugelassen werden. Nur das Begehren, irgendwo zwischen Leidenschaft und
Ekel, verbindet Paul und Jeanne.
Jeanne geht auf dieses Spiel ein. Es verspricht Freiheit und Abenteuer. Es ist eine Beziehung entgegen
aller bürgerlichen Konventionen und steht im krassen Gegensatz zur Ehe, die sie in Kürze mit Tom einzugehen plant. Indem Jeanne sich mit Paul einlässt und ihren Verlobten betrügt, wird eine gesellschaftlich
etablierte Grenze überschritten. Die bürgerliche Moral-Konvention wird zusätzlich durch die Tatsache
strapaziert, dass der um Jahre ältere Paul die junge Frau erniedrigt. Die traditionellen Werte der Familie
sind außer Kraft gesetzt.
Die Revolution der 68er war eine Liberalisierungsbewegung. Bertolucci setzt seine Protagonisten in den
Konflikt zwischen dem befreiten und aus allen gesellschaftlichen Zusammenhängen gelösten Individuum
und dem Konservatismus, der die bürgerliche Gesellschaft trotz 1968 zusammenhält. Die Protagonisten
sind bei Bertolucci in ihrem gesellschaftlichen Vakuum in der Rue Jules Verne auf radikale Weise frei,
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und doch vereinsamt und verloren an einem Ort, der sich durch Leere und die vollständige Abwesenheit
sozialer Einrichtung auszeichnet. Die Verkehrsformen sozialer Interaktion werden von Vergangenheit,
Gedächtnis, Zusammenhang befreit. Der Name, Inbegriff bürgerlicher Definitionsbesessenheit, wird hier
zum Tabu; seine Nennung zum Sprengsatz einer Liebe. Sex ist das Medium, das Paul und Jeanne gleichermaßen verstehen, ihre Beziehung kann sich nur auf einer Insel unbesetzten und undefinierten Raums
entfalten. Als Kommunikationsmedium besteht es trotz aller Entbehrungen, die damit verbunden sind,
gegen die von Markt- oder Medienmechanismen durchdrungene Alltagskommunikation, die Jeanne und
Paul umgibt. Sie unterscheidet sich vor allem von der brutalen Einseitigkeit, die Jeannes Beziehung zu
Tom kennzeichnet. Ohne ihr Einverständnis dreht er eine Fernsehdokumentation über ihr Liebesleben,
und zwar im Stil des cínema vérité. Toms Dokumentarfilm hat sich die authentische Darstellung von
Jeannes Liebesleben auf die programmatischen Fahnen geschrieben. Doch nicht nur das ästhetische Programm der ungebrochenen Wirklichkeitsabbildung wird betrogen, wenn Jeanne vor der Kamera den bürgerlichen Erwartungen an eine frisch Verlobte nach dem Mund redet. Von Jeannes Affäre mit Paul erfährt
die Kamera, erfährt ihr Verlobter nichts.
»Das schon lange ungebührlich außer Rand und Band geratene ‚Tango‘-Karussell dreht sich
nun zuletzt in und um München – mit entsprechend provinzieller Ausstattung und nicht immer ganz glücklicher Besetzung. Und dies geschieht unter Ausschluß eines mehr und mehr
unanständig erhitzten Kinopublikums, das sich wohl oder übel veranlaßt sieht, Bertoluccis
‚Letztem Tango in Paris‘ Erwartungen entgegenzubringen, die er bei weitem nicht wird erfüllen
können, denn gerade jene Leute dürfte der ‚Tango‘ am meisten im Stich lassen und enttäuschen,
die da etwas handfest ‚Unanständiges‘ erwarten. Die Spekulation darauf aber fördert genau der
hysterische Rummel, der zur Zeit um den Münchner Start des ‚Tango‘ veranstaltet wird.«
Süddeutsche Zeitung, 17.04.1973
»Rekordbesuch des ‚Letzten Tangos‘: Der monatelange Wirbel um Bertoluccis Film ‚Der letzte
Tango in Paris‘ zahlt sich auch in der Bundesrepublik aus: In dreieinhalb Wochen sahen über eine
Million Besucher den Streifen mit Marlon Brando und Maria Schneider in den Hauptrollen.«
Stuttgarter Zeitung, 04.05.1973
Mythos
Kaum ein Film hat Anfang der 70er Jahre soviel Aufsehen erregt wie Bertoluccis
„Der letzte Tango in Paris“. Noch bevor der Film 1972 in die Kinos kam, sorgte er für viel Furore und
Gesprächsstoff. Die Uraufführung fand am 14. Oktober 1972 beim New Yorker Filmfestival statt. Die
zahlreichen Gerüchte, die über den Film im Umlauf waren, ließen den Kartenvorverkauf florieren. Es
hieß, dass Tickets sogar zu verhältnismäßig hohen Preisen auf dem Schwarzmarkt gehandelt wurden.
Von Anfang an hat „Der letzte Tango in Paris“ Kritiker und Öffentlichkeit stark polarisiert. Pauline
Kael, eine der bedeutendsten amerikanischen Filmkritiker jener Zeit, rühmte ihn als „kraftvollsten erotischen Film, der je gedreht wurde“. Für sie war der Film ein Meilenstein in der Filmgeschichte und sie verglich seine Bedeutung für diese mit der des „Sacre du Printemps“ für die Musik- und Ballettgeschichte.
Ihrer Meinung nach hatte der Tango „die gleiche hypnotische Erregtheit, die gleiche primitive Gewalt und die
gleiche, stechende, bohrende Erotik“. Andere dagegen kritisierten, dass Bertolucci unter dem Deckmantel
der Kunst einen Pornofilm gedreht hatte, der die geheimen Begierden der Zuschauer stillen sollte.
Die italienische Justiz verurteilte ihn wegen seiner freizügigen Sexszenen als „rüde, widerwärtige, naturalistische und sogar unnatürliche Darstellung der fleischlichen Vereinigung“. Des Weiteren störte sie sich an
der nihilistischen Einstellung, die der Film vermittelt, und an den offen ausgesprochenen Erniedrigungsfantasien. Es würden soziale Normen verletzt, hieß es. Der Regisseur, die beiden Protagonisten Marlon
Brando und Maria Schneider sowie der Produzent Alberto Grimaldi wurden der Pornographie bezichtigt
und ihnen wurde sowohl eine Haftstrafe auf Bewährung als auch eine Geldstrafe verhängt. Bertolucci
sollten zudem für fünf Jahre die Bürgerrechte entzogen werden – so erzürnt war sein Heimatstaat über
sein neues Werk.
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Schließlich kam der Film, dessen Kopien bis dahin in Italien beschlagnahmt waren, erst 15 Jahre später in die Kinos. In Spanien und Portugal, die 1972 noch diktatorisch regiert waren, fiel der Film der
Zensur zum Opfer, in Großbritannien wurden die anzüglichsten Stellen entfernt und in Paris wurden
die Zuschauer vor dem Film auf die delikaten Szenen im Film hingewiesen. Gerade diese Skandalträchtigkeit jedoch reizte die Zuschauer. Einige sensationslustige Spanier, die ihre Neugierde stillen wollten,
umgingen die Zensur im Land, indem sie mit Hilfe organisierter Busreisen ins französische Grenzgebiet pilgerten, um den verbotenen Film zu sehen.
In der BRD erschien „Der letzte Tango in Paris“ erst Ende März 1973. Er wurde unzensiert, doch mit der
Altersfreigabe ab 18 Jahren herausgebracht und mit dem Prädikat „Besonders wertvoll“ ausgezeichnet.
Auch heute noch besitzt er die Kraft, den Zuschauer zu provozieren. In jedem Fall hat der Film das
internationale Kino stark beeinflusst. Obwohl „Der letzte Tango in Paris“ eigentlich ein Film in europäischer Arthouse-Tradition ist, ist er Anfang der 70er Jahre doch auch stark in Hollywood eingedrungen
und hat neue Maßstäbe für sexuelle Freizügigkeit auf der Leinwand gesetzt, bzw. die Tabugrenzen im
Kino neu definiert. Provokation als künstlerisches Prinzip war seitdem keine Seltenheit mehr. Von da
an wurde auch im Mainstream-Kino Sex expliziter gezeigt, jedoch nicht in der gleichen Intensität wie
in Der letzte Tango in Paris. Als Filme, die sich in der Folgezeit unter anderem an Bertoluccis Film
orientiert haben, wäre unter anderem „The Night Porter“ (1973) von Liliana Cavani zu nennen, in dem
zwei Menschen in einem Wiener Hotelzimmer eine sadomasochistische Beziehung weiterführen, die
sie in einem KZ begonnen hatten, und als noch bedeutender „Ai no corrida“ (1976) von Nagisa Oshima, eine Geschichte basierend auf einer wahren Begebenheit, in der sich ein Paar in ihrer sexuellen
Besessenheit völlig von der Außenwelt abschottet. Keiner der beiden Filme konnte jedoch an den Erfolg
von „Der letzte Tango in Paris“ anknüpfen. Auch später wurden immer wieder Filme gedreht, die von
erotischen Obsessionen erzählen, die sich ins perverse Extrem wandeln, wie z.B. Adrian Lynes „9 ½
Wochen“ (1985), Louis Malles „Damage“ (1992) oder David Cronenbergs „Crash“ (1996). Auch einige
Mitglieder des Produktionsteams hatten nach dem Film großen Erfolg und wurden nach Hollywood gerufen. Vittorio Storaro, der Kameramann, drehte zum Beispiel unter anderem mit Francis Ford Coppola
„Apocalypse Now“ (1976) und mit Warren Beatty (1981) „Reds“. Für beide Filme wurde er mit einem
Oscar für die Beste Kamera ausgezeichnet.
Textbuch Auszug
Ich weiß gar nicht, wie ich dich anreden soll.
Ich habe keinen Namen.
Willst du meinen wissen?
Nein, nein, nein, das will ich nicht, nein, das will ich nicht, ich will deinen Namen nicht wissen.Du hast
keinen Namen, ich habe auch keinen, und damit Schluss. Namen werden nicht genannt, es gibt keinen
Namen hier.
Du bist ja verrückt.
Vielleicht bin ich das, aber ich will nichts wissen über dich. Ich will nicht wissen, wo du wohnst und nicht
woher du kommst. Ich will nichts wissen, nichts, nichts, gar nichts. Hast du mich verstanden?
Du machst mir Angst.
Gar nichts. Wir werden uns hier treffen und nichts wissen von den Dingen, die sich da draußen abspielen.
Okay?
Aber warum?
Weil wir, weil wir hier drinnen keinen Namen mehr brauchen. Siehst du das nicht ein? Wir vergessen sie,
wir vergessen alles, was wir wissen, alle Leute, alles was wir tun, was und wo jeder von uns lebt und wir
vergessen das. Wir werden das alles vergessen.
Das kann ich nicht. Kannst du es?
Ich weiß es nicht.
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Ästhetik und Musik
Schon in den einleitenden Sequenzen des Films wird
deutlich, dass sich Bertolucci von den Bilder Francis Bacons inspirieren ließ. Im Oktober 1971 gab es
eine Ausstellung der Bilder des irischen Malers im Grand Palais in Paris, die der Regisseur häufig besuchte. Als Motive wählte Bacon schockierende Darstellungen von menschlichen Körpern, die bis ins
Äußerste entstellt sind. Die Figuren winden sich von Schmerz verzerrt, die Körper sind ineinander
verschlungen und ringen miteinander. Brandon sollte dieses Gefühl im Film wiedergeben. „Er ist wie
eine der Figuren Bacons, die in ihren Gesichtern all das aufzeigen, was in ihren Eingeweiden geschieht – er hat
dieselbe verwüstete Plastizität.“ (nach einem Interview mit Bertolucci in Time, „Self-portrait of an angel
and monster“, 22.01.1973). Auch die Farbgebung der Gemälde spiegelt sich in Bertoluccis Film wieder.
Wie in den Bildern Bacons wählte Bertolucci für die Innenräume gelborangenes Licht. Der ganze Film
wird von der Melancholie der Saxophonmusik, komponiert von dem Argentinier Gato Barbieri, begleitet. Es ist ein wehmütiger, manchmal fast hysterisch erscheinender Klang, der die Stimmung in „Der
letzte Tango von Paris“ entscheidend beeinflußt.
»[...] Vielleicht hat die heimische Filmtheaterwirtschaft einfach mit weisem Blick erkannt,
daß über den ‚Letzten Tango‘ nur deshalb soviel geredet wird, weil es gegenwärtig so wenig
Filme gibt, über die zu reden es sich lohnt. Wenn sie den Film so eingeschätzt hat, dann kann
man ihr kaum widersprechen. Das Spiel von Liebe und Tod in einer Pariser Absteige ist weder
das Kunstwerk, das der Regisseur mit seinem dekorativen Inszenierungsstil vielleicht schaffen wollte, noch die Pornogeschichte, die der Verleih auf dem Reklamewege mit Nacktbildern
zu suggerieren versuchte. Vielmehr darf man den ‚Letzten Tango‘ schlicht als einen schwarzen
romantischen Reißer für gehobene Ansprüche bezeichnen.«
Hannoversche Allgemeine Zeitung, 11.05.1973
»Der ‚letzte Tango‘ ist für viele der erste: in Paris, Mailand und Rom hat die Jugend nach dem Anstoß durch Bertoluccis Film das schmiegsame Tanzen im Duett wiederentdeckt.«
Kölner Stadt-Anzeiger, 27.04.1973
»Noch nie wurde ein Film so totgeschrieben und totgeschwätzt. Die Porno-Legenden muss
man erst mit dem Spachtel abkratzen, um überhaupt den Blick freizubekommen für das, was
Bertolucci wirklich gedreht hat: Eine virtuose Love-Story mit melodramatischem Ausgang,
schön und schlimm wie jede selbstzerstörerische Leidenschaft – den ‚Letzten Tango in Paris‘.«
Abendzeitung, 29.06.1973
BERNARDO BERTOLUCCI
Regisseur Bernardo Bertolucci wird am 16. März 1941 in Baccanelli bei Parma/Italien geboren. Schon früh wird
er in die Welt des Films eingeführt. Sein Vater, Attilio Bertolucci, ein bekannter Dichter, widmet sich
unter anderem auch der Besprechung von Filmen und nimmt ihn gelegentlich zu den Pressevorführungen mit. Es ist auch sein Vater, der ihn mit dem Regisseur Pier Paolo Pasolini bekannt macht. Um
seinem Vorbild bei der Regie von Accattone zu assistieren, verlässt er 1961 die Universität in Rom, an
der er bis dato moderne Literatur studiert hat. Seinen ersten eigenen Film „La Commare Secca“, der auf
einer Erzählung Pasolinis beruht, dreht er 1962. Als sein bester Film gilt für viele Kritiker „Der große
Irrtum“ von 1970, der von Schuldkomplexen und politischer Verstrickung im faschistischen Italien der
30er Jahre erzählt. 1972 dreht Bertolucci „Der letzte Tango in Paris“, der zwar aufgrund seiner expliziten Sex-Szenen einen Skandal hervorruft, aber trotzdem, oder gerade deshalb zum Welterfolg wird.
Trotz zwei Nominierungen bleibt dem Film schließlich der Oscar verwehrt. Erst 16 Jahre später wird
der Regisseur mit diesem Filmpreis geehrt. Sein Film „Der letzte Kaiser“ wird mit neun Oscars ausgezeichnet, unter anderem für die Beste Regie. Bertolucci wird bei diesem Film noch eine andere Ehre
zuteil: Da er überzeugter Marxist ist, erlaubt ihm die chinesische Regierung, die Dreharbeiten in der
Verbotenen Stadt in Peking durchzuführen, was noch keinem Filmemacher vor ihm gestattet worden
ist. 2007 erhält er eine weitere bedeutende Anerkennung für sein Schaffen, indem er beim Filmfestival
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in Venedig mit dem Ehrenlöwen ausgezeichnet wird. Als Quelle der Inspiration dienen dem Regisseur
unter anderem die Theorien Sigmund Freuds und Karl Marx‘ wie auch die Werke von Bacon und Verdi.
Sein erklärtes Ziel ist es lange Zeit, „Hollywood mit den eigenen Waffen zu schlagen“, da ihn die großen
Bosse finanziell nicht unterstützen wollten. Das gelingt ihm zum einen mit den Oscarauszeichnungen
für „Der letzte Kaiser“ 1988 sowie durch die überschäumenden Kritiken 10 Jahre später für seinen Film
„Schandurai und der Klavierspieler“. Der Filmdienst schrieb damals, dass Bertolucci den HollywoodBossen „Nachhilfestunden im Filmemachen“ und dem Publikum „neues Vertrauen in die magische Kunst
der Filmkamera“ gegeben habe. Ohne Zweifel hat der italienische Filmemacher das internationale Kino
entscheidend geprägt und gilt neben Godard und Chabrol als einer der wichtigsten Überlebenden der
europäischen Filmavantgarde.
Bertolucci und „Der letzte Tango in Paris“
„Ich habe das Verlangen verspürt, eine Frau in einem leeren Appartement zu treffen, ohne zu wissen, wem dieses
Territorium gehört, und sie zu lieben, ohne zu wissen, wer sie war. Ich würde sie immer und immer wieder treffen wollen ohne irgendwelche Fragen zu stellen oder gestellt zu bekommen. Der letzte Tango in Paris ist die
Entwicklung dieser sehr persönlichen und vielleicht banalen Obsession.“ (nach: Don Ranvand/Enzo Ungari,
Bertolucci on Bertolucci).
„Ich wollte ursprünglich einen Film über ein Paar machen. Einen Film über ein Verhältnis zwischen zwei Personen. Erst beim Drehen, also beim wirklichen Entstehen des Films, habe ich gemerkt, dass es eigentlich ein
Film über die Einsamkeit wurde. Das ist, glaube ich, seine tiefere Bedeutung.“ (Bertolucci in einem Interview,
Süddeutsche Zeitung, 11.1.1972)
„Ich versuchte mit dem Tango, das Hollywood-Kino mit dem europäischen Kino zu verheiraten. Brando mit
Schneider, Licht und genaue Kameraführung mit dem cinema vérité, das Skript mit Improvisation, kunstvolles
Dekor mit einer wilden Drehweise, eine Art Hitchcock-Soundtrack mit Gato Barbieris Tango. Wie die meisten
kommunistischen Intellektuellen in Europa bin ich verdammt dazu, zweigeteilt zu sein. Ich habe eine geteilte
Persönlichkeit und der Widerspruch in mir ist, dass ich mein Herz und meinen Verstand nicht synchronisieren
kann, eins der beiden ist dem anderem immer ein Stück voraus.“ (nach Bertolucci is all tangoed out, 1973)
Filmographie (Auswahl)
1964...............Vor der Revolution
1968...............Partner
1970 ..............Die Strategie der Spinne
1970...............Der große Irrtum
1972...............Der letzte Tango in Paris
1976...............1900
1979...............La Luna
1981...............Die Tragödie eines lächerlichen Mannes
1987...............Der letzte Kaiser
1990...............Himmel über der Wüste
1993...............Little Buddha
1998...............Schandurai und der Klavierspieler
2003...............Die Träumer
»Der Kreis aus dem Mythos vom amerikanischen Helden und dem Mythos von der gewalt-
tätigen Liebe schließt sich, und insofern hat Bertolucci, sich mehr von seinem Kinounterbewußtsein als von seinen Ideen leiten lassend, im Grunde einen handfesten Hollywoodfilm mit
eigenwilligen europäischen Facetten gemacht – den modernsten Hollywoodfilm, den es gibt.«
Süddeutsche Zeitung, 30.06.1973
»Der letzte Tango in Paris, der Film Bernardo Bertoluccis, ist in Italien mit 24 Millionen
Mark Einnahmen in zwei Jahren der erfolgreichste Streifen aller Zeiten. Proteste, Beschlagnahme, Prozesse und erneute Freigabe halfen mit, dass auch heute noch die Leute vor den
Kinos Schlange stehen.«
Die Welt, 13.09.1975
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MARLON BRANDO Schauspieler
„Es gibt den amerikanischen Film vor Brando und nach Brando – er hat alles verändert.“ (Martin Scorsese)
Marlon Brando wurde am 3. April 1924 im amerikanischen Omaha/Nebraska geboren. Schon in jungen
Jahren war Brando an der Schauspielerei interessiert. Seinen Durchbruch feierte er schließlich 1947 als
Stanley Kowalski am Broadway mit dem Bühnenstück „A Streetcar Named Desire“ (Endstation Sehnsucht). Das Stück wurde 1951 mit Brando fürs Kino verfilmt. Damit begründete er seinen Weltruhm.
Im Jahr darauf folgte eine weitere bedeutende Filmrolle: Brando mimte den mexikanischen Revolutionsführer Emiliano Zapata in „Viva Zapata!“. Dieser Film verlieh ihm in Hollywood das Image eines
Rebellen und die jugendliche Generation machte ihn zu ihrem Idol. 1954 erhielt er einen Oscar für seine
Rolle als Terry Malloy in „Die Faust im Nacken“, nachdem er zuvor bereits dreimal für diesen Filmpreis
nominiert worden war.
Zwischen 1955 und 1958 war Brando in der Top Ten der US-Schauspieler zu finden, die am meisten Zuschauer ins Kino brachten. Brando arbeitete nicht nur als Schauspieler, sondern zeitweise auch als Produzent. 1955 gründete er die Produktionsfirma Pennebaker Productions, die er aber aus finanziellen Gründen nach kurzer Zeit wieder verkaufen musste. Auch in seiner Schauspielkarriere gab es in den folgenden
Jahren mehr Tiefen als Höhen. Brando wurde zwar für seine Rolle des rebellierenden Offiziers Fletcher
Christian in „Meuterei auf der Bounty“ mit einer Rekordgage von 1,25 Millionen Dollar entlohnt, doch
überstiegen die Kosten der Produktion bei Weitem die eingespielten Einnahmen. Da seine Darstellung
zudem viele negative Kritiken erhielt, bekam Brando in der Folgezeit keine bedeutenden Rollen angeboten, sondern musste oft kleinere Rollen annehmen, die ihn in keinerlei Weise inspirierten. Er glaubte sein
schauspielerisches Können unterschätzt. Die Zusammenarbeit mit Brando galt zudem als kompliziert, da
er als wild und aufbrausend bekannt war und nicht gerne auf Kompromisse einging.
Anfang der 70er Jahre kam es jedoch zu einem erneuten Aufschwung in seiner Karriere. 1972 drehte er
mit Francis Ford Coppola „Der Pate“, wobei ihm der junge Regisseur große Freiräume ließ, was Brando
zu einer außerordentlichen Leistung beflügelte. Für seine Rolle als Don Vito Corleone wurde er schließlich mit dem Oscar als Bester Darsteller ausgezeichnet. Bei der Oscarverleihung provozierte er einen
Skandal. Er lehnte den Preis ab, um seinen Unmut gegen die negative Darstellung der Indianer in Hollywoodfilmen auszudrücken, die zum schlechten Ansehen dieser Minderheit im Land beitrug. Um diese Ablehnung zu verstärken, bat er eine Kollegin indianischer Abstammung für ihn auf die Bühne,
um die Auszeichnung zurückzuweisen und bei dieser Gelegenheit auf die Rechte der amerikanischen
Ureinwohner hinzuweisen. Brando nutzte auch sonst seinen Bekanntheitsgrad, um seine Meinung zu
politischen Themen publik zu machen. Im selben Jahr war Brando auch in Bertoluccis Skandalfilm „Der
letzte Tango in Paris“ zu sehen. Das Newsweek Magazine (International Edition) schrieb über seine
Darstellung des alternden Amerikaners Paul: „The greatest acting performance of Brando‘s career“. Brando
war allerdings nach dem Dreh nicht gut auf Bertolucci zu sprechen. Der Regisseur habe ihn dazu gebracht, seine verborgene dunkle Seite zu zeigen. Bertolucci soll zu Brando zu Beginn der Dreharbeiten
gesagt haben, einfach nur sich selbst zu spielen. „Ich wollte, dass er so spielte, als wäre die Person des Films
»Bertoluccis ‚Letzter Tango‘ in Italien endgültig obszön: Nach langem gerichtlichen Hin und
Her fällte nun der italienische Kassationsgerichtshof das endgültige Urteil: Bernardo Bertokuccis Film von 1972 ‚Der letzte Tango in Paris‘ ist obszön. Gegen den Regisseur, den Produzenten Alberto Grimaldi und die Darsteller der beanstandeten Szenen mit ‚perversem Sex‘,
Marlon Brando und Maria Schneider, wurden Freiheitsstrafen von je zwei Monaten und Geldstrafen von je 30 000 Lire (rund 100 DM) verhängt. Das Urteil läßt keine Revision mehr zu. In
den nur vier Monaten, die der Film in Italien gezeigt werden konnte, spielte er mehr als sechs
Milliarden Lire (rund 22 Millionen DM) ein. An den Kinokassen spielten sich Szenen ab, wie
man sie in Italien sonst nur an den Kassen von Spitzenspielen der Fußballoberliga erlebt.«
Tagesspiegel, 01.02.1976 (dpa)
Sex in „Last Tango“ degrading, jury told:
»The film Last Tango in Paris went on trial at the Central Criminal Court yesterday in what is regarded as the most important obscenity trial since the case of Lady Chatterley‘s Lover in 1960.«
Times, 26.11.1974
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Marlon Brando. Ich habe nichts anderes von ihm verlangt, als er selbst zu sein.“ (Bertolucci zur französischen
Filmzeitschrift La Revue du Cinema). 1979 arbeitete Brando noch einmal mit Coppola zusammen. Im
Antikriegsfilm „Apocalypse Now“ verkörperte er einen Oberst, der sich im Vietnamkrieg vom US-Militär entfernt und im Dschungel von Kambodscha sein eigenes Regiment errichtet. Der Film, der die
Sinnlosigkeit des Krieges und die Abgründe der menschlichen Psyche thematisiert, wurde als Meisterwerk gefeiert. In den folgenden Jahren übernahm Brando eher kleinere Rollen, für die er dennoch
immer sehr hohe Gagen einstrich. Die meiste Zeit verbrachte er jedoch auf seiner eigenen Südseeinsel.
Marlon Brando starb am 01. Juli 2004 im Alter von 80 Jahren an einer Lungenfibrose in einem Krankenhaus in Los Angeles. Trotz seiner Skandale und zahlreicher Misserfolge gilt er vor allem aufgrund
seiner Wandelbarkeit, die viele Facetten der menschlichen Seele aufzeigt, noch heute als einer der größten Schauspieler aller Zeiten.
Filmographie (Auswahl)
1951...............Endstation Sehnsucht
1952...............Viva Zapata
1953...............Julius Caesar
1953...............Der Wilde
1954...............Die Faust im Nacken
1957...............Sayonara
1959...............Der Besessene (auch regie)
1960...............Der Mann in der Schlangenhaut
1962...............Meuterei auf der Bounty
1968...............Candy
1971...............Das Loch in der Tür
1972...............Der letzte Tango in Paris
1972...............Der Pate
1979...............Apocalypse Now
1995...............Don Juan DeMarco
»Spaniens TV-Hit: ‚Der letzte Tango‘: Rund 20 der 38 Millionen Spanier setzten sich am Dienstag abend an den Bildschirm und sahen sich den Bertolucci-Film ‚Der letzte Tango‘ an. Unter
Franco konnte der Film nicht aufgeführt werden. Zehntausende von ‚Privilegierten‘ reisten
dann 1973 über die Grenze nach dem französischen Perpignan, um das verbotene Werk zu sehen. 15 Jahre später ist es nun für die breite Fernsehmasse in die Wohnstuben geflimmert.«
Stuttgarter Zeitung, 06.04.1988
MARIA SCHNEIDER
Schauspielerin
„Ich kenne diesen Mann nicht.“ Das waren die Worte Maria Schneiders über Bernardo Bertolucci bei einem
zufälligen Treffen auf einem japanischen Festival viele Jahre nach ihrem gemeinsamen Dreh. Nach ihrer Zusammenarbeit in „Der letzte Tango in Paris“ wollte sie nichts mehr von dem Regisseur wissen.
„Last Tango was a lot of suffering, a lot of compromising. I only understood what the movie was about many years
later. It stands because it‘s Marlon and me and because it‘s 1970s, but somehow it‘s aged a little, it‘s kitsch. [...]
He [Bertolucci] was manipulating everyone on set. I‘m not friends with him.“ (in einem Interview mit dem
Sydney Morning Herald, 22. Juni 2006).
Maria Schneider wurde am 27. März. 1952 als Tochter eines aus Rumänien stammenden Models und
dem Filmschauspieler Daniel Gélin in Paris geboren. Sie wuchs bei ihrer Mutter auf, ging aber mit 15
von Zuhause weg und lebte seitdem alleine in Paris, wo sie sich hauptsächlich in der Gegend um Montmartre aufhielt. 1969 war sie das erste Mal unter der Regie von Jean Dewevers César in „Grand Blaise“
auf der Leinwand zu sehen. „Der letzte Tango in Paris“, in dem sie im jungen Alter von 20 Jahren die
weibliche Hauptrolle übernahm, machte sie weltberühmt. Warum hatte Bertolucci gerade sie – eine
sehr junge, unerfahrene Schauspielerin – für diese Rolle gewählt? Zunächst hatte der Regisseur andere Schauspielerinnen im Visier, unter anderem die Französin Dominique Sanda, die jedoch zu diesem
Zeitpunkt schwanger war. Schließlich wählte er trotz der Skepsis seiner Mitarbeiter unter etwa hundert
Darstellerinnen Maria Schneider. Er hielt sie perfekt für die Rolle, da ihn ihr natürliches Auftreten be-
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eindruckte, und er in ihr etwas Wildes und Scheues sah, das seiner Meinung nach die richtige Mischung
für die Darstellung der Jeanne in „Der letzte Tango in Paris“ war. Ihr Gesicht spiegelte eine jugendliche
Abneigung wider gegen alle Erscheinungsformen der Zivilisation und der Autoritäten und von ihrer Erscheinung ging ein selbstzufriedener Hochmut aus. In den darauf folgenden Jahren konnte sie sich niemals ganz von dieser Rolle lösen – ihr wurde fast ausschließlich der Part des verruchten Mädchens angeboten. 1974 hatte sie jedoch die Gelegenheit, ihr Können im Film „Beruf: Reporter“ von Michelangelo
Antonioni an der Seite von Jack Nicholson unter Beweis stellen. Dennoch machte sie in den Folgejahren
weniger durch große schauspielerische Erfolge als durch Skandale und Alkohol- und Drogenexzesse von
sich reden. Allerdings forderte Maria Schneider die Presse geradezu heraus, indem sie in Interviews oft
das wiedergab, was die Journalisten ihrer Meinung nach von ihr erwarteten.
Filmographie (Auswahl)
1972...............Der Letzte Tango in Paris
1974...............Beruf: Reporter
1979...............Killer-Truck
1983...............Der Aufenthalt
1992...............Wilde Nächte
2007...............Brando
2008...............Cliente
Credits
Stab
Besetzung
Regie............................ Bernardo Bertolucci
Buch............................. Bernardo Bertolucci
Kamera........................ Vittorio Storaro
Musik........................... Gato Barbieri
Schnitt......................... Franco Arcalli, Roberto Perpignani
Produzent.................... Alberto Grimaldi
Marlon Brando............ Paul
Maria Schneider......... Jeanne
Jean-Pierre Léaud....... Tom
Maria Michi................ Rosas Mutter
Massimo Girotti......... Marcel
»Bertoluccis Film jedenfalls traf den Nerv seiner Zeit: das sexuelle Aufbegehren gegen die Bür-
gerlichkeit, das Überschreiten dabei jeglicher ästhetischer wie moralischer Grenzen (schließlich könnte Pauls Gespielin seine Tochter sein) und das alles innerhalb eines hermetisch geschlossenen Raums, der eine zunehmend beklemmende Intimität schafft. Bertolucci und
Brando gingen bei den Dreharbeiten aufs Ganze, überschritten dabei sogar die im Drehbuch
festgesetzten Grenzen, bis die junge Schauspielerin Maria Schneider, die tapfer gegen Brando
anspielte, kein Wort mehr mit ihrem Regisseur sprach. Das Experiment ging freilich auf und
schrieb Filmgeschichte – keiner hat die beklemmende Atmosphäre des im Strudel seiner zerrissenen Gefühle untergehenden Mannes kompromissloser inszeniert als Bertolucci, keiner
die Deformierung eines Menschen, die Versklavung durch seine Triebe aufrichtiger gespielt als
Brando; der gerade noch den patriarchalischen „Paten“ gespielt hatte und nun, in einer Szene,
den gehörnten Ehemann spielen musste und aus dem Stegreif Sätze improvisieren konnte wie
diesen: ‚Ein Mann mag alle Mysterien des Universums kennen, aber das seiner Frau wird er nie
verstehen.‘«
www.arte.tv, 14.08.2008
»‚Gnadenakt‘ für den ‚letzten Tango‘ in Rom – Das Todesurteil wurde nicht mehr vollstreckt
Gerichtshof hatte die Verbrennung aller Filmkopien in Italien angeordnet.«
Westfälischer Anzeiger, 06.02.1976
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