Tendenz 2/2008

Transcrição

Tendenz 2/2008
Ko o p e r a t i o n s t a t t Ko n f r o n t a t i o n n o t w e n d i g
Wann hebt Mobile
Media ab?
Echte Goldgräberstimmung hat das Thema Mobile Media bei Medien-, Telekom- und
Technologie-Unternehmen ausgelöst. Angeheizt wird sie durch viel versprechende
Prognosen und Marktanalysen. Dabei ist Mobile Media kein Selbstläufer. Nur konzertierte Aktionen aller Marktteilnehmer führen nach Expertenmeinung zum Erfolg.
Der mobilen Nutzung von Informa-
Viviane Reding, EU-Kommissarin für
sen. Die Verbände haben bei den bri-
tions- und Unterhaltungsangeboten
Medien und Informationsgesellschaft,
tischen Beratungsunternehmen Oliver
wird seit Jahren eine große Zukunft
dass die bei der Umstellung vom ana-
& Ohlbaum Associates und DotEcon
vorhergesagt. Sie steht für all das, was
logen auf das digitale Fernsehen frei
eine Studie ȟber die Auswirkungen
die digitale Welt so spannend macht:
werdenden Frequenzen (»Digitale Divi-
eines rein ökonomischen Ansatzes
Inhalte und Services können überall
dende«) von allen EU-Mitgliedsstaaten
beim Frequenzmanagement im UHF-
und jederzeit abgerufen werden. Ver-
einheitlich für drahtloses Breitband-
Band insbesondere im Hinblick auf den
bunden wird diese Möglichkeit mit
Internet, Handy-TV oder andere Multi-
Rundfunk« erstellen lassen. Sie konsta-
neuen gewinnstarken Geschäftsmodel-
mediadienste reserviert werden. Die
tiert, dass ein reiner Marktansatz zur
len, an denen die unterschiedlichsten
frei werdenden Kapazitäten könnten
Verteilung des UHF-Spektrums (Ultra-
Marktakteure von den Produzenten
nach Ansicht der EU meistbietend ver-
High-Frequency) nicht greift und dass
bis zu den Verteilern der Inhalte und
steigert werden, egal ob an Rundfunk-
der gesellschaftliche Mehrwert (Public
Dienste partizipieren wollen. Das
veranstalter oder Mobilfunkanbieter.
Value) des terrestrischen Rundfunks
Öffentlich-rechtliche und private
vernachlässigt würde, wenn der Zu-
Schlagwort, das alle elektrifiziert, heißt
Mobile Media. Darunter subsumieren
Rundfunkveranstalter wehren sich
gang zu Rundfunkfrequenzen dem frei-
sich Begrifflichkeiten wie Mobile-TV,
gegen dieses Ansinnen. Die European
en Wettbewerb überlassen bliebe. Der
mobiles Internet, Mobile Entertainment
Broadcasting Union (EBU) wie auch
»Mobilfunkmythos« wird laut Oliver &
oder Mobile Advertising.
der Verband Privater Rundfunk und
Ohlbaum durch die Studie enttarnt:
Telemedien (VPRT) wollen Rundfunk
Sie zeigt, dass der Mehrwert, den eine
dieser Entwicklung ein Milliarden-Ge-
nicht nur als reines Wirtschafts-, son-
Nutzung des UHF-Bandes durch ande-
schäft. In einem Strategiepapier fordert
dern auch als Kulturgut behandelt wis-
re Dienste als Rundfunk schaffe, ver-
Auch die EU-Kommission sieht in
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gleichsweise gering ausfallen würde,
standards um den mobilen Einsatz:
MBMS zu implementieren. Sie wollen
und die Wirtschaftlichkeit des Ausbaus
Dazu zählen vor allem DVB-H, DMB,
zunächst die Kosten für die UMTS/
mobiler Dienste zweifelhaft sei.
DVB-T sowie MediaFLO.
HSDPA-Aufrüstung einspielen. Das In-
Auch der deutsche Bundesrat hat
UMTS ist der Mobilfunkstandard
teresse ist vielleicht auch aus rein rund-
sich Mitte März in einer Stellungnahme
der dritten Generation (3G), der neben
funkrechtlichen Erwägungen nicht so
auf die Vorschläge der Europäischen
Sprache auch die Übertragung größerer
groß. »MBMS-Angebote wären Rund-
Kommission zur Novellierung des
Datenmengen erlaubt. Die Handy-Nut-
funk und bedürften insofern auch einer
Rechtsrahmens der elektronischen Kom-
zer können via UMTS schnell im Inter-
rundfunkrechtlichen Genehmigung«,
munikation (Telekommunikations-Paket)
net surfen und Videos anschauen. Die
erklärte Wolf-Dieter Ring, Präsident
gegen die EU-Pläne zur Verwendung
UMTS-Spezifikation sieht im Idealfall
der Bayerischen Landesmedienanstalt
der »Digitalen Dividende« gestellt und
eine Bruttobandbreite von maximal
(BLM), beim Mobile Forum Anfang Juni
in München.
die herausragende Bedeutung der
zwei MBit / s vor. Je nach Auslastung
digitalen Terrestrik zur Vielfaltsicherung
der Funkzelle und Störpegel auf der
im Rundfunk betont.
Funkschnittstelle können es deutlich
4G in Planung
weniger sein. In der Praxis spricht man
Nach UMTS und HSDPA ist mit LTE
Übertragungskapazitäten zeigt sich
von 384 kBit/s (bis 120 km/h) als theore-
(Long Term Evolution) bereits die nächs-
also, dass die Mobile-Media-Einführung
tisches Maximum, bei einem unbelaste-
te Generation der Mobilfunknetze in
mit sehr unterschiedlichen Interessen-
ten UMTS-Netz. Die Daten werden
Planung. Diese Netztechnik baut zwar
lagen konfrontiert ist. Das setzt sich
gezielt an jeden einzelnen Nutzer per
auf den bestehenden GSM- und UMTS-
auch bei der Frage fort: Welche techni-
»Streaming« übermittelt (Point-to-Point).
Systemen auf, eignet sich aber auch für
sche Infrastruktur ist am besten dafür
Laden sich viele Nutzer in einer Funk-
höhere Frequenzen, nutzt flexible Band-
geeignet?
zelle gleichzeitig TV-Signale auf das
breiten von unter fünf MHz bis zu 20
Mobiltelefon, teilen sie sich die vorhan-
MHz und leistungsfähigere Modulations-
dene Bandbreitenkapazität und es kann
arten. LTE, von vielen Protagonisten
Schon allein bei der Zuweisung von
Hybridlösungen
bei der Übertragung
schnell zu Engpässen bei der Daten-
als das kommende Funknetz der vierten
Es existieren bereits zahlreiche Platt-
übermittlung ebenso wie zu Bildaus-
Generation (4G) gehandelt, soll Daten-
formen, die mit sehr unterschiedlichen
fällen kommen. Für Rundfunkanwendun-
raten von mindestens 100 bis über
Leistungsparametern ausgestattet
gen ist UMTS daher wenig geeignet.
200 MBit/s in Empfangsrichtung und
sind. Grundsätzlich differenziert wird
Das ist auch bei der optimierten
50 MBit/s in Senderichtung erlauben.
Um bei der Inhaus-Versorgung mit
zwischen Technologien, die dem Tele-
UMTS-Variante HSDPA (High Speed
kommunikations- und solchen, die
Downlink Packet Access) der Fall. Mit
Festnetzangeboten Schritt zu halten,
dem Rundfunkbereich zugeordnet wer-
der Erweiterung HSDPA sind Down-
werden die Mobilfunkanbieter künftig
den. Absehbar ist, dass sich die Tech-
load-Raten von bis zu 7,2 Mbit/s mög-
wohl auch auf so genannte Femtozellen
nologien wie auch ihre Anwendungen
lich. Zum UMTS-Download-Beschleu-
setzen. Im Gegensatz zu herkömm-
zunehmend vermischen. Im Zuge der
niger HSDPA gibt es auch das Upload-
lichen Mobilfunk-Basisstationen nutzen
Konvergenz wird es Hybridlösungen
Pendant HSUPA (High Speed Uplink
diese Mini-Sender im Gebäude vorhan-
geben, die am Ende die Frage nach
Packet Access) mit Daten-Raten bis
dene DSL- oder Glasfaseranschlüsse
der eingesetzten Technik in den Hinter-
zu 1,4 MBit/s.
zur Anbindung an das Backbone-Netz
grund treten lassen. Alle Experten sind
Mit MBMS (Multimedia Broadcast
des Mobilfunkanbieters. Dadurch lassen
sich heute darüber einig: Die Nutzer
Multicast Service) hat Ericsson eine
sich auch Engpässe in einzelnen UMTS-
interessiert es wenig, über welchen
Technik entwickelt, mit der Punkt-
Funkzellen umgehen.
Weg sie Inhalte und Services erhalten.
zu-Mehrpunkt-Übertragung auch via
Im Telekommunikationsbereich
Noch ist das Zukunftsmusik, ganz im
UMTS möglich ist. MBMS erlaubt
Gegensatz zu Wimax. Diese Funktechno-
ist für Mobile Media UMTS (Universal
die Verteilung von Video-Streams an
logie lässt sich sowohl als stationäre als
Mobile Telecommunications System)
mehrere Benutzer in einer Funkzelle
auch als mobile Alternative oder Ergän-
und darauf aufbauende Technologien
zugleich und ist damit geeignet, das
zung zu DSL-Leitungen und UMTS-Ver-
das Maß der Dinge. Aber auch andere
Angebot kostenpflichtiger Dienste
bindungen einsetzen. Der Versorgungs-
drahtlose Technologien wie Wimax
effizienter zu gestalten. Das Einspeisen
radius einer Basisstation in städtischer
(Worldwide Interoperability for Micro-
kompletter TV-Programme per MBMS
Umgebung liegt üblicherweise zwischen
wave Access) sind durchaus relevant.
dürfte eher unwahrscheinlich sein.
zwei und drei Kilometern. In Labortests
Im Broadcast-Bereich konkurrieren
Derzeit ist auch keine große Bereit-
zeigte sich eine Leistungsgrenze von
diverse terrestrische Übertragungs-
schaft der Netzbetreiber erkennbar,
Wimax bei 50 Kilometern Reichweite
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und einer Datentransferrate von bis
In DVB-H werden alle Dienste per
Empfang auf mobilen Geräten sehr gut
zu 108 Mbit/s. Wie bei UMTS müssen
Internet Protocol (IP) übertragen. Das
geeignet. In Südkorea ist DMB mit über
sich alle beteiligten Nutzer die zur
vereinfacht die Verknüpfung mit ande-
acht Millionen verkauften Empfangsge-
Verfügung stehende Bandbreite teilen.
ren Netzwerken wie GPRS und UMTS.
räten erfolgreich im Einsatz. In Deutsch-
Diese können dann als Rückkanal
land konnte sich DMB bislang nicht
vor allem der ländliche Raum für Breit-
(Upstream) für interaktive Dienste ge-
durchsetzen.
band-Internet und Mobile Media er-
nutzt werden. Ein Zusammenspiel mit
schlossen werden. Dazu eignen sich
UMTS würde unter anderem erlauben,
3GET des Bundesministeriums für Bil-
brachliegende DVB-T-Frequenzen.
dass über DVB-H lineare TV-Program-
dung und Forschung wurde das System-
Die Landesmedienanstalten in Berlin
me gesendet werden und über UMTS
konzept Digital Extended Broadcasting
Brandenburg und Baden-Württemberg
Video-on-Demand.
(DXB) entwickelt (unter anderem von der
Mit Wimax könnte in Deutschland
wollen dies testen.
Der Übertragungsstandard DMB
Im Rahmen des Forschungsprojekts
Fraunhofer-Gesellschaft). Die etablierten
(Digital Multimedia Broadcasting) ist
digitalen Rundfunkdienste DAB / DMB
dere DVB-H (Digital Video Broadcasting
eine Erweiterung von DAB (Digital
und DVB-H werden dabei technikneutral
for Handhelds), eine für den mobilen
Audio Broadcasting), einer Technik, die
mit dem Mobilfunkdienst UMTS ver-
TV-Empfang optimierte Weiterentwick-
ursprünglich für den digitalen terres-
knüpft. Dem Nutzer kann damit ein mul-
lung des DVB-T-Standards (Digital Video
trischen Empfang von Hörfunkprogram-
timedialer Rundfunkdienst unabhängig
Broadcasting Terrestrial), für Mobile
men entwickelt wurde. Pro Multiplex
von dessen derzeitiger Empfangsmög-
Media geeignet. Die EU-Kommission
(ein MBit/s Bandbreite) können bei
lichkeit jederzeit über eines der Netze
will diesen Standard europaweit durch-
DMB etwa vier TV-Programme und
angeboten werden. Die Quellkodierung
setzen, um so Europa eine Führungsrol-
zwei Radioprogramme übertragen
muss so gestaltet sein, dass die Daten
le beim mobilen Fernsehen zu sichern.
werden. Die Programmzahl kann durch
ohne erneutes Umkodieren in allen
Im Rundfunkbereich ist insbeson-
Ein DVB-H-Multiplex erlaubt bis zu
den parallelen Betrieb mehrerer Multi-
Netzen übertragen werden können. Das
30 TV-Programme parallel auszustrah-
plexe entsprechend erweitert werden.
passiert über die gemeinsame IP-Schicht
len. DVB-H nutzt die gleichen Frequen-
DMB ist zwar nicht IP-basiert, Inter-
IP-Datacast. Das erste deutsche DXB-
zen wie DVB-T. Die Datenströme von
aktivität ist dennoch über die eDAB-
Pilotprojekt wurde 2006 von der nord-
DVB-H und DVB-T können deshalb
Technik möglich. Interaktivität ist auch
rhein-westfälischen Landesmedien-
gleichzeitig parallel in einem Übertra-
auf Basis von BIFS (Binary Format
anstalt initiiert.
gungskanal gesendet werden. Da in
for Scene) möglich. Sie erlauben den
Deutschland bereits DVB-T in Betrieb
Nutzern etwa das Abrufen zusätzlicher
logie für Mobile Media existiert mit FLO
ist, bietet sich DVB-H ideal für Handy-
Programminformationen, Bestellungen
(Forward Link Only) des amerikanischen
TV an. Der Stromverbrauch mobiler
aufzugeben, Musikservices zu nutzen
Chipherstellers Qualcomm. Vermarktet
Empfangsgeräte wird bei DVB-H
oder E-Mails zu empfangen.
wird sie von der Firma MediaFLO, die
durch ein Zeitmultiplex-Verfahren
(Time-Slicing) erheblich gesenkt.
Der Stromverbrauch von DMB ist
sehr gering. Dadurch ist DMB für den
Eine weitere Übertragungstechno-
seit Mitte 2007 auch ein eigenes Vertriebs- und Marketing-Team in Europa
Potenziale von DVB-T, DVB-H, DMB und UMTS:
Übertragungsstandard
DVB-T
DVB-H
DMB
Basisnetz
DVB-T
DVB-T
DAB
Reichweite
70 Prozent der Bevölkerung
(90 Prozent bis Ende 2008)
München, Hamburg,
Hannover, Frankfurt
nahezu bundesweit
Programme
ca. 4 Programme pro Kanal, je nach
Verbreitungsgebiet sind bis zu 24 auf Sendung
bis zu 30 TV-Programme
pro Multiplex
ca. 4 TV-Kanäle
pro Multiplex
Akkulaufzeit bei
Mobile-TV-Empfang
2 – 3 Stunden
3 – 4 Stunden
5 Stunden
Rückkanal /
Interaktivität
nein
ja
über eDAB
(extended DAB) möglich
Bildqualität
hoch
hoch
hoch
Preismodelle (bisher)
Free-TV (bis auf Rundfunkgebühr)
Pay-TV
Free- und Pay-TV
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installiert hat. Die FLO-Technologie
schlaggebend seien vor allem die ver-
ermöglicht eine sehr gute Ausnutzung
besserten Voraussetzungen für der-
bestehender Rundfunkkapazitäten und
artige Dienste. »Da die Endgeräte sich
wird in einigen Ländern als Substitut
zunehmend kundenfreundlicher gestal-
für DMB und DVB-H gehandelt. In
ten und die Preismodelle die Nutzer
den USA wird FLO unter anderem von
mittlerweile nicht mehr so abschrecken,
Verizon eingesetzt. In Europa testete
verliert der Kunde die Nutzungsangst
Qualcomm mit der britischen BSkyB
vor mobilen Internetangeboten«, sagt
die mobile TV-Technologie. Es hat kürz-
der E-Plus-Manager.
Im Geschäft mit dem mobilen Inter-
lich zudem L-Band-Kapazitäten in Groß-
net steckt enormes Wachstumspoten-
britannien zugewiesen bekommen.
Mobiles Internet nähert
sich kritischer Masse
Zum wichtigsten Treiber von Mobile
zial, meinen auch die Berater von Booz
& Company (ehemals Booz Allen HamilDie Mobilfunkanbieter haben weiterhin
ton). Auch sie sehen den Durchbruch
Mobile-TV in ihrem Produktportfolio.
von mobilen Datendiensten zum Massenmarkt noch vor 2010. Global seien
Media gehört nach Ansicht vieler Marktbeobachter das mobile Internet. Laut
zen und die Einführung modernster
Umsätze von rund 480 Milliarden Dollar
aktueller Prognose des US-Marktfor-
Mobilgeräte allein reichten aber nicht,
möglich. »Es gibt eine Reihe von Daten-
schungsinstituts Forrester Research
um die Nachfrage anzukurbeln. »Unse-
diensten, die in den nächsten Monaten
werden in Europa bereits in fünf Jahren
re Daten haben gezeigt, dass weniger
signifikant an Bedeutung zulegen
38 Prozent aller Handy-Nutzer (125 Mil-
als die Hälfte aller Besitzer von UMTS-
werden. Location-Based-Services wie
lionen Europäer) mit ihrem Mobil-
Telefonen die Funktionalität ihrer End-
Standortinformationen, Informations-
funkgerät online gehen. Als einen der
geräte auch wirklich nutzen«, erläutert
und Newsdienste sowie der Content-
Schlüsselfaktoren für den Anstieg der
Nuthall. Um das mobile Internet zu för-
Bereich, allen voran der mobile Video-
mobilen Internetnutzung sehen die
dern, müssten die Betreiber Flatrate-
Bereich, werden für Anbieter und Nutzer
Marktforscher die Verbreitung von End-
Angebote weiter forcieren, die Anzahl
enorm wichtig sein«, prognostiziert
geräten, die neue Übertragungstechno-
relevanter Dienste und Anwendungen
Roman Friedrich, Geschäftsführer und
logien wie den UMTS- und den HSDPA-
steigern und neue Geräte einführen, die
Telekommunikationsexperte bei Booz &
Standard nutzen. Bis 2013 werde jeder
einen besseren Bedienkomfort bieten.
Company.
vierte Verbraucher ein HSDPA-fähiges
Aber auch in Deutschland kann
Mobile Communities
im Trend
Mobilfunkgerät besitzen. »Das mobile
man hinsichtlich der Akzeptanz von
Internet erreicht nun endlich die kri-
mobilem Internet optimistisch sein.
tische Masse«, stellt Forrester-Analyst
Das belegt unter anderem eine aktuelle
Um von dem Milliarden-Kuchen ein
Pete Nuthall fest. Die Implementierung
TNS-Infratest-Studie, die im Auftrag
Stück zu ergattern, müssten die Netz-
von Hochgeschwindigkeits-Mobilnet-
von E-Plus durchgeführt wurde. Im
betreiber wesentlich innovativer
Jahr 2006 wurde demnach in den
werden. Derzeit erwirtschafteten euro-
deutschen Mobilfunknetzen ein Daten-
päische Mobilfunkanbieter lediglich
volumen von 841 000 Gigabyte trans-
18 Prozent ihrer Umsätze mit Daten-
portiert, was eine Vervierfachung
diensten inklusive SMS und E-Mail-
UMTS
gegenüber dem Vorjahr bedeutet. Für
Pushservices. Hier liege aber das größ-
Mobilfunknetz
2007 konnte diese Zahl noch einmal
te Wachstumspotenzial. Joint Ventures,
verdoppelt werden. »Wir glauben, dass
Kooperationen und Partnerschaften mit
2008 bzw. 2009 das mobile Internet
Entwicklerfirmen und Content-Anbie-
in Deutschland vor dem Durchbruch
tern seien in der Telekommunikations-
steht«, erklärt vor diesem Hintergrund
branche zur erfolgreichen Vermarktung
Guido Heitmann, Manager Corporate
von mobilen Datendiensten unumgäng-
Communications bei E-Plus. »Das Inte-
lich. »Jene Dienste, die sich im her-
resse der Verbraucher an der Nutzung
kömmlichen Internet großer Beliebtheit
von mobilen Breitbanddiensten hat
erfreuen, werden sich auch im mobilen
sich binnen des vergangenen Jahres
Bereich durchsetzen«, ist Friedrich
mit einem Anstieg von 9,1 auf 26,4
überzeugt. Lokale Newsdienste und
Prozent verdreifacht«, betont er. Aus-
Social Communities im mobilen Bereich
je nach Anbieter zwischen
40 und 90 Prozent
32 TV-Kanäle (zum Beispiel
bei Vodafone)
3 – 6 Stunden
(bei Video-Empfang)
ja
kann bei wachsenden Nutzerzahlen
stark eingeschränkt sein
Video-on-Demand, Per-per-View
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Als Voraussetzung dafür nannte die Beratungsfirma jedoch den kommerziellen
Start unter Beteiligung der marktführenden Player aus dem Content- und
Mobilfunkbereich bis Mitte 2008 und
die Einigung der Akteure auf ein tragfähiges Geschäftsmodell.
Auch in einem von Free-TV gepräg-
»Es gibt eine Reihe von Datendiensten,
Ralf-Gordon Jahns, Principal bei Cap-
die in den nächsten Monaten signifikant
gemini Consulting, sagt: »Alle Beteiligten
ten deutschen Fernsehmarkt sieht
an Bedeutung zulegen werden.«, ist
– Netzbetreiber, Inhaltelieferanten und
Goldmedia reelle Chancen, für mobiles
Dr. Roman Friedrich, Geschäftsführer bei
auch Mobilfunkunternehmen – müssen
Fernsehen ein subskriptionsbasiertes
Booz & Company, überzeugt.
ein gemeinsames Interesse verfolgen.
Geschäftsmodell zu etablieren. Anders
Rangeleien um das Geschäftsmodell
als im Internet oder im klassischen
schaden allen und führen dazu, dass die
Fernsehen ist der Mobilfunknutzer ge-
Nutzer den Dienst nicht annehmen.«
wohnt, für Dienste zu zahlen.
Falls der »Realistic Case« für 2012
mit angenommenen 655 Millionen Euro
nicht klappt, so Goldmedia, rechne man
würden SMS und Push-E-Mail über-
von Vodafone UK, unbegrenzten
im »Worst Case« mit weniger als 200
holen, weshalb die Partnerwahl in
Internetzugang als Standardfunktion
Millionen Euro Umsatz. Darauf scheint
Kooperationen und möglichst attrak-
des neuen monatlichen Preisplans
es dann wohl eher hinauszulaufen.
tiver Content für Mobilfunkanbieter
für Mobilverträge anzubieten.«
Großes wirtschaftliches Potenzial
entscheidend seien.
Stolpersteine
Zu den Erfolg versprechenden mobilen
wird auch mit Mobile-TV verbunden.
Inzwischen ist nämlich Ernüchterung
Internet-Anwendungen zählt Social
Marktforschungsinstitute übertrump-
im Markt festzustellen. Sie resultiert aus
Networking. Nielsen Mobile ermittelte
fen sich hier schon seit Jahren mit
der Tatsache, dass bislang noch keine
kürzlich, dass die Zahl der Handynut-
neuen Rekord-Prognosen. So erwartet
gemeinsame Strategie zur Marktent-
zer, die Online-Networking von unter-
McKinsey für 2010/2011 weltweit ei-
wicklung für Mobile-TV existiert. Zu viele
wegs betreiben, weltweit steigt. In
nen jährlichen Umsatz von sieben bis
Einzelinteressen stehen im Vordergrund.
Europa verwenden demnach bereits 30
neun Milliarden Euro, der sich bis zum
Prozent aller Handynutzer, die sozialen
Jahr 2015 dann auf 20 Milliarden erhö-
Entertainment-Beratungseinheit von
Online-Netzwerken angehören, ihre
hen soll. Die US-amerikanische Natio-
Capgemini Consulting so. Sie prognos-
Mobiltelefone um unterwegs darauf
nal Association of Broadcasters (NAB)
tiziert in ihrer neuesten Studie, dass es
zuzugreifen. Besonders viele mobile
geht in ihrer aktuellen FASTROAD-
in der Anfangsphase nur zu einem sehr
Online-Networker existieren in Spanien
Studie (Flexible Advanced Services
zögerlichen Aufbau des mobilen Fern-
und Großbritannien (50 Prozent der
for Television & Radio On All Devices)
sehens in Deutschland kommen wird.
Social-Community-Mitglieder), noch
davon aus, dass TV- und Radiostationen
Aktuelle Berechnungen ergeben ein
wenig in Deutschland (15 Prozent).
in den Vereinigten Staaten im Jahr 2012
Marktpotenzial für Mobile-TV in Deutsch-
rund zwei Milliarden Dollar Extra-Ge-
land von drei Millionen Nutzern und
schäft mit Mobile-TV machen können.
180 Millionen Euro Umsatz im Jahr 2012.
»Social Networking ist bereits ein
globales Phänomen, und die mobile
Nutzung ist der nächste große
Das sieht auch die Telecom, Media &
Der Marktforscher Informa Tele-
Ralf-Gordon Jahns, Principal bei Cap-
Schritt.«, so Jeff Herrmann, Vizepräsi-
coms & Media prognostiziert 70 Millio-
gemini Consulting: »Alle Beteiligten –
dent des Bereichs Mobile Media bei
nen Abonnenten von Mobile-TV-An-
Netzbetreiber, Inhaltelieferanten und
Nielsen Mobile. »In UK und vor allem
geboten in Europa im Jahr 2011. Und
auch Mobilfunkunternehmen – müssen
in den USA gibt es bereits Millionen
Goldmedia errechnete Mitte 2007,
ein gemeinsames Interesse verfolgen.
Nutzer von MySpace.com, Facebook
dass mit Mobile-TV 2012 allein in
Rangeleien um das Geschäftsmodell
und anderen sozialen Netzwerken, die
Deutschland 655 Millionen Euro Um-
schaden allen und führen dazu, dass die
unterwegs mit ihrem virtuellen Bereich
satz generiert werden könnten (ent-
Nutzer den Dienst nicht annehmen.«
interagieren.« Diese Nachfrage könne
spricht rund einem Fünftel der heu-
laut Herrmann ein entscheidender
tigen Werbeumsätze im TV) und mobi-
sieht Capgemini in der Anlaufphase in
Motor für die Preismodelle sein: »Ein
les Fernsehen zu einem wichtigen
den Abonnement-Gebühren. Rentabel
Beispiel ist die jüngste Entscheidung
Eckpfeiler der Medienbranche werde.
kann Mobile-TV allerdings erst durch Zu-
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Primäre Umsatzquelle (80 Prozent)
satzerlöse aus Werbung, On-Demand-
Tag). Verfügbar sind rund 30 Kanäle
Programme erfolgt durch die Mobil-
oder Shopping-Angeboten werden.
inklusive elektronischem Programm-
funkanbieter Hutchison 3G Austria (3)
und ONE.
In Deutschland ist am 1. Juni das
führer, die auch über das UMTS-Netz
DVB-H-Betreiber-Konsortium Mobile 3.0
von Vodafone verbreitet werden. Die
in den Ballungsräumen Frankfurt,
DVB-H-Sender decken derzeit 44 Pro-
DVB-H-Projekte bei MEDIA BROAD-
Hamburg, Hannover und München mit
zent des Landes ab (hauptsächlich um
CAST und Chef der österreichischen
der Versuchsausstrahlung von DVB-H-
die Städte Basel, Bern, Genf, Zürich
Tochtergesellschaft, betrachtet das
Programmen gestartet. Zum Start exis-
und Lausanne). Als Empfangsgerät
DVB-H-Projekt in Österreich als beispiel-
tierten jedoch weder Endgeräte, noch
steht nur das Nokia N77 zur Verfügung.
haft für eine funktionierende Koopera-
Vertriebswege oder Vermarktungsstrategien.
In Österreich wurde Ende Februar
Bertold Heil, Leiter internationale
tion zwischen allen Marktpartnern. »Die
das zur TDF-Gruppe gehörende Unter-
Regulierer müssen die Verständigung
nehmen MEDIA BROADCAST (ehemals
aller Marktteilnehmer vor der Lizenzver-
indes zur Fußball-Europameisterschaft
T-Systems Media & Broadcast) mit der
gabe erzwingen«, forderte er auf einer
(EM) mit der Vermarktung von Mobile-
Errichtung und dem Betrieb der tech-
Veranstaltung Ende Mai in München.
TV-Handys auf Basis des deutschland-
nischen Plattform für DVB-H von der
»Absichtserklärungen reichen nicht. Es
weit schon eingeführten DVB-T-Stan-
österreichischen Regulierungsbehörde
müssen unterschriebene Verträge zwi-
dards begonnen. Damit ist die Free-TV-
KommAustria beauftragt. Seit Anfang
schen den Partnern vorliegen.« Mobile-
Nutzung möglich.
Juni ist DVB-H in den ehemaligen Aus-
TV rein als Rundfunk zu betrachten,
Die Mobilfunk-Netzbetreiber haben
tragungsstädten der Fußball-EM in
sei nicht zielführend. Auch Telekom-
Abo-basierte Mobile-TV-Preismodelle in
Wien, Salzburg, Innsbruck und Klagen-
Unternehmen müssten ihren Platz in
Frage und plädiert für werbefinanzierte
furt auf Sendung. Damit können be-
der DVB-H-Werschöpfungskette finden.
Modelle. Ohne die Vermarktung durch
reits 40 Prozent der österreichischen
Um Entwicklungen wie Mobile-TV
die bereits etablierten Netzbetreiber
Bevölkerung 15 nationale und inter-
erfolgreich durchzusetzen, seien die
steht Handy-TV seiner Meinung nach
nationale Fernsehprogramme und vier
aktive Organisation des Zuschauer- /
vor dem Aus.
Vodafone-Chef Fritz Joussen stellt
österreichische Radioprogramme auf
Zuhörer-Mehrnutzens durch alle Be-
BLM-Präsident Wolf-Dieter Ring
DVB-H-kompatiblen Mobiltelefonen
teiligten, verbesserte Verfahren zur
warnt die Mobilfunkanbieter vor einer
empfangen. In einem zweiten Schritt
Koordination von Innovationsprozessen
DVB-H-Blockade. Er weist zudem da-
bis Ende 2008 sollen 55 Prozent der
und eine Überprüfung der technisch-
rauf hin, dass es sich bei der DVB-H-
Österreicher mit DVB-H-Angeboten
kommerziellen Rahmenbedingungen
Genehmigung in Deutschland um
versorgt werden. Die Vermarktung der
in Medienpolitik und Regulierung nötig.
ein Pilotprojekt handelt, in dem es für
verschlüsselt angebotenen Mobile-TV-
Eckhard Eckstein ●
den Plattformbetreiber möglich sein
müsse, die Inhalte im Laufe des Projekts weiterzuentwickeln.
Österreich als Vorbild
In anderen europäischen Ländern ist
Beispielhafter DVB-H-Start in Österreich
Regulatorisch-kommerzieller Rahmen greift
Handlungserfordernisse sinnvoll auf
man mit der DVB-H-Einführung schon
weiter. Kommerziell genutzt wird diese
Übertragungstechnik unter anderem
bereits in Italien (seit Juni 2006), Finnland und den Niederlanden (seit An-
Wertschöpfungskette im mobilen Fernsehen
= Umsätze
= Wertschöpfung
Inhalte
Werbung
ProgrammVeranstalter
RundfunkNetzbetreiber
ProgrammAggregator
Abonnent
fang Juni 2008). Rechtzeitig zum Start
Betrieb zudem in Österreich und in
der Schweiz aufgenommen.
Die DVB-H-Lizenzen in der Schweiz
wurden der Swisscom übertragen.
Sie startete am 13. Mai 2008 unter dem
Produkt-Namen »Bluewin TV mobile«
den DVB-H-Sendebetrieb als Pay-Angebot (16 CHF pro Monat, 2 CHF pro
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Tendenziell
erfolgsfördernde
Faktoren
des »Modells
Österreich«
• Medienpolitik akzeptiert prinzipiell kommerziellen Charakter
des innovativen Angebots
• Regulierer erzwingt Verständigung aller erforderlichen
Marktteilnehmer vor Lizenzantrag
• Programmaggregator muss Verträge mit Veranstaltern vorlegen
und Vermarktungskompetenz (inkl. Endgeräte) beweisen
• Rundfunk-Netzbetreiber definiert technische Infrastruktur
und muss kommerzielle Umsetzbarkeit des Konzepts durch
Verträge mit Programmaggregator nachweisen
Quelle: MEDIA BROADCAST
der Fußball-EM wurde der DVB-H-
PRO
C ONTRA
Setzt sich mobiles Fernsehen in
Deutschland durch?
Den bewegten Bildern auf mobilen Endgeräten wurde vielfach eine rosige Zukunft
vorhergesagt. Bislang lässt diese noch auf sich warten. Alle Marktplayer sind jedoch
auf die Erschließung neuer Umsatzquellen angewiesen. Wie also wird sich der Markt
für Mobile-TV hierzulande entwickeln? »tendenz« fragte nach.
Bedürfnis der Menschen nach
Mobilität nicht verkennen
Zahlungsbereitschaft für Mobile-TV
zu niedrig
Rund um den Globus wird die Entwicklung
Für den Empfang von TV-Programmen
von Mobile-TV mit Spannung verfolgt. Es
auf mehr oder minder »smarten«, mobil
ist nicht von der Hand zu weisen, dass sich
einsetzbaren Endgeräten, mit denen
Menschen wünschen, jederzeit und an
man unterwegs telefonieren kann, hat in
jedem Ort schnell und unkompliziert Nach-
Deutschland auch die Fußball-EM 2008
richten, Sport, Musik oder Unterhaltung
nicht den »Durchbruch« im Markt ein-
über das Fernsehen zu verfolgen. Mobiles
Dr. Rudolf Gröger,
Fernsehen wird diesen Wunsch erfüllen.
Die Nutzung von Mobile-TV muss nie-
Präsident Mobile 3.0
geläutet. Für diese Position sprechen anProf. Dr. Torsten J.
Gerpott, Lehrstuhl
bieter- und nachfragerbezogene Gründe.
Auf der Anbieterseite agiert mit
mand neu erlernen. Fernsehen kennt und
Telekommunikations-
Mobile 3.0 ein Unternehmen, das zwar
nutzt praktisch jeder. Mit Mobile-TV wird
wirtschaft, Univer-
u. a. von zwei ökonomisch nicht unbe-
sität Duisburg-Essen
deutenden Medienkonzernen als Gesell-
es bald überall verfügbar sein. Die beiden am weitesten
verbreiteten technischen Anwendungen – das Telefon und
schafter getragen wird, an dem aber kein
das Fernsehen – wachsen hier zusammen. Mehr noch:
Mobilfunknetzbetreiber beteiligt ist. Damit fehlt es Mobile 3.0
Mobile-TV erfüllt das wachsende Bedürfnis der Menschen,
an Voraussetzungen, die für eine rasche Entwicklung des
Dienste und Medien stets auch mobil nutzen zu können.
Handy-TV-Geschäfts auf Basis von DVB-H unverzichtbar sind:
Wer an der Zukunft dieses neuen Mediums zweifelt, ver-
Das Unternehmen verfügt weder über eine etablierte, starke
kennt das Bedürfnis der Menschen nach Mobilität ebenso
Vertriebsmaschinerie noch über eine starke Marke. Warum
wie das Bedürfnis nach Information und Unterhaltung.
sollten die vier Mobilfunknetzbetreiber Mobile 3.0 unter-
In allen Märkten, in denen das Mobiltelefon seinen
stützen, nachdem drei von ihnen bei der (Versuchs-) Lizenz-
Siegeszug angetreten hat, ist die Einführung des mobilen
vergabe für mobiles TV im Jahr 2007 leer ausgegangen sind?
Fernsehens im Gespräch oder in Planung. In einigen Län-
Viel näher liegt es für die Mobilfunknetzbetreiber hierzulande
dern ist Mobile-TV bereits ein Erfolg: In Asien nutzen meh-
mobiles TV über Endgeräte zu fördern, die heute auf DVB-T
rere Millionen Kunden diese Technik. In wichtigen Märkten
zurückgreifen und die morgen diesen Dienst über UMTS-
wie den USA, Großbritannien und auch Deutschland wird
Netze mittels MBMS-Technik verfügbar machen.
der Start vorbereitet oder es sind schon erste Dienste gestartet.
Auf der Nachfragerseite ist aufgrund der Verfügbarkeit
einer großen Zahl öffentlich-rechtlicher und privater TV-Pro-
Auch die wirtschaftliche Perspektive von Mobile-TV
gramme die Bereitschaft, zusätzlich für Handy-TV zu bezah-
spricht klar für diese Zukunftstechnologie: Mobilfunkbetrei-
len, gering. Selbst große Optimisten beziffern den für unbe-
ber erhalten mit dem mobilen Fernsehen einen attraktiven
grenzten mobilen TV-Zugang bei Privatkunden in Deutsch-
neuen Dienst für ihre Kunden. Die Fernsehbranche be-
land durchsetzbaren maximalen Monatspreis auf nicht mehr
kommt einen zusätzlichen Verbreitungs- und Vermarktungs-
als drei bis fünf Euro. Eine so niedrige Zahlungsbereitschaft
kanal. Aber auch die Hersteller von Mobiltelefonen werden
genügt nicht, um die Investitionen zu refinanzieren, die für
die Möglichkeit nicht ungenutzt lassen, eine neue Genera-
eine flächendeckende Versorgung Deutschlands mit DVB-H
tion von Geräten mit TV-Empfang auf den Markt zu bringen.
anfallen.
In der Summe ist klar, dass Mobile-TV ein Erfolg werden
Erst wenn auch Mobilfunknetzbetreiber Handy-TV in ihre
wird. Mit der Einführung von DVB-H in Deutschland wird
Angebote integrieren, besteht die Chance, dass sich dieser
der Durchbruch auch hierzulande gelingen. ●
TV-Verbreitungsweg hierzulande durchsetzt. ●
10 T E N D E N Z 2
2008
MOBILE MEDIA
K
o
m
m
e
n
t
a
r
Tr e n d f o r s c h e r L a r s Th o m s e n , I n h a b e r v o n f u t u r e m a t t e r s ,
Büro für Innovation und Zukunftsforschung, über den Stand
d e r m o b i l e n Ko m m u n i k a t i o n i n z e h n J a h r e n :
Individuelle Video-Übertragung
wird Normalität
Die letzten zehn Jahre haben die mobile Kommunikation in zuvor ungeahnte Dimensionen befördert. Heute ist das Handy ein zentraler Bestandteil unserer Kommunikationskultur. Was aber passiert in den kommenden zehn Jahren? Ein Blick in die
Zukunft aus Sicht der aktuellen Trend- und Zukunftsforschung.
Fernsehen auf dem Handy wird un-
Speicherkapazität wird bei mehreren
sandhandel über das Internet zu bestel-
serer Auffassung nach in Zukunft
Gigabyte liegen. Daneben wird es in
len, einschließlich einer Einbau-Anlei-
anders aussehen, als sich dies derzeit
einigen Modellen kleine integrierte
tung, die Sie als Video auf dem Handy
viele Hersteller oder Provider vorstel-
LED-Beamer geben, die Bilder und
anschauen können, bevor Sie sich ans
len. Gründe hierfür sind die generelle
Filme direkt auf geeignete Flächen und
Werk machen.
Entwicklung und die Verschmelzung
Wände etc. projizieren können. Der
Die nächsten Funktionssprünge
der Medien und des Internet. TV wird
Anschluss von 3D-Retina-Beamern,
machen Handys nicht unbedingt in der
Internet und Internet wird TV – so
die ein dreidimensionales Bild direkt
Technik, sondern vielmehr im Bereich
kann man wohl am besten zusammen-
auf unsere Netzhaut projizieren können,
ihrer Anwendungen. Ein großer Trend
fassen, was in den kommenden 200
ist ab 2014 zu erwarten.
wird die Integration von Social Networking, das bislang hauptsächlich über
Wochen passiert.
Sowohl Fernsehgeräte als auch Mobiltelefone sind ab 2012 mit einer Bandbreite an das Internet angeschlossen,
welche individuelle Video-Übertragung
Technologie-Sprung:
Einzug von Künstlicher
Intelligenz in mobile
Endgeräte
zur Normalität macht. Die Verfügbar-
Internet-Portale stattfand. Zukünftig
kann das Mobiltelefon Konsumenten
dabei unterstützen, Kontakte, Bekanntschaften und Freundeskreise zu koordinieren und durch weitere passende
keit von breitbandigem Internet ist
Durch die zunehmende Vernetzung
dann durchaus mit der von elektri-
und die massive Erhöhung der Rechen-
schem Strom und UKW heute zu ver-
und Speicherleistung der Geräte in
»Alternde Gesellschaft« kann das Mo-
gleichen.
unserem Umfeld werden aus bislang
biltelefon interessante neue Funktionen
Der Anteil des klassischen Broad-
Kontakte zu erweitern.
Auch im Zuge des Megatrends
recht »dummen« Geräten zunehmend
einnehmen, wenn die Bedienbarkeit
casting-Fernsehens befindet sich zu
schlaue, mitdenkende Helferlein, die
intuitiver und einfacher wird. Neben
diesem Zeitpunkt bereits auf dem
unsere Informationen, Kontakte, Daten
der Herausforderung, das bestehende
Rückzug, und so macht es kaum Sinn,
und Wünsche ordnen und sich »darum
Sozialsystem der neuen Alterspyramide
für die kurze Zwischenzeit noch einen
kümmern«.
anzupassen, stehen wir dem Problem
proprietären Standard für Handys zu
Kleines Szenario: Heute bemerken
einer zunehmenden Vereinsamung
schaffen. DVB-T und DVB-H werden
Sie, dass einer Ihrer Wasserhähne
im Alter gegenüber. Die Telekommu-
zwar ausgebaut, jedoch ist zu erwar-
tropft, und schreiben sich auf einen
nikation bietet der Generation 60plus
ten, dass diese mittelfristig nur eine
Merkzettel, dass Sie beim nächsten
ein enormes Potenzial rund um die
kleine Rolle bei der Übertragung von
Baumarktbesuch daran denken sollten,
Nutzung der so genannten »Communi-
Inhalten spielen werden.
eine Dichtung zu kaufen. In Zukunft
ties of Interest«, die für die junge Ge-
werden Sie diese Information Ihrem
neration schon alltäglich sind.
Ab 2012 wird der Empfang von
Bewegtbildern auf dem Handy (über
Mobiltelefon »sagen« und es wird Sie
Wie so oft wird das, was heute
Internet) zum Standard gehören. Die
automatisch daran erinnern, wenn Sie
noch sehr innovativ erscheint, Teil der
Displays werden immer schärfer und
das nächste Mal in der Nähe eines
Alltagskultur werden und von jedem
nehmen schon heute eine große, bald
Baumarktes sind. Oder es bietet Ihnen
ohne große Vorkenntnisse oder großen
die gesamte Fläche der Geräte ein. Die
an, den Artikel beim günstigsten Ver-
Lernaufwand nutzbar sein. ●
11 T E N D E N Z 2
2008
MOBILE MEDIA
D a s
I n t e r v i e w
Jürgen Hopfgartner, Vice President Digital Media &
Network Development bei MTV Networks, über
zeitgemäße Unterhaltung und Geschäftsmodelle in
der digitalen Welt:
» Marken-Content für
interaktive Zusatzangebote immer
entscheidender «
Im Rahmen seiner Multiplattform-Strategie verwandelt sich MTV Networks vom klassischen TV-Anbieter in ein integriertes Multimedia-Unternehmen. Die vier Sendermarken
MTV, VIVA, NICK und COMEDY CENTRAL werden auf alle digitalen Plattformen verlängert.
Am Beispiel des Flagschiffs MTV und des Kindersenders NICK verrät Jürgen Hopfgartner,
was das für die Entwicklung neuer Entertainment-Angebote bedeutet.
tendenz: Herr Hopfgartner,
dafür eine Aufgabe erfüllt. Die User
Rookie«, der MTV-Newcomer, der eine
MTV Networks will seine Multiplatt-
stimmten am Ende ab, welcher Teil-
Musik-Videoproduktion mit On-Air-
form-Strategie intensiv vorantreiben.
nehmer die spannendste Aufgabe für
Rotation auf den MTV-Kanälen sowie
Welches Ziel soll erreicht werden?
Joko hatte und mit ihm zum EM-Finale
einen Platten-Vertrag erhält.
Jürgen Hopfgartner: Grundsätzlich
nach Wien fahren durfte. Primär war
wollen wir unsere Inhalte und Marken
das Format für Online- und mobile
nicht nur auf der TV-Plattform präsen-
Kanäle konzipiert, fand aber seinen
Ihrer Strategie?
tieren, sondern auch auf anderen, ins-
Weg zurück ins Fernsehen, wo wir
Uns treiben die Veränderungen in der
besondere den digitalen Plattformen
Ausschnitte der besten Folgen bei
Mediennutzung von Jugendlichen –
– online und mobile. Das können un-
TRL gezeigt haben. Ein erfolgreiches
die sich am Ende auch in der Gesamt-
sere eigenen oder die Plattformen von
Beispiel bei unseren jungen Zielgrup-
bevölkerung niederschlagen werden.
Drittanbietern sein. Ergänzend finden
pen ist die neue TV-Serie »iCarly« auf
Die Online-Nutzung gewinnt zuneh-
wir On-the-Ground statt, zum Beispiel
NICK, eine Webshow, bei der die Zu-
mend an Bedeutung und wird damit
bei Events wie der VIVA COMET-Ver-
schauer User-Generated-Content auf
für Medienunternehmen attraktiver,
leihung, den MTV Campus Invasionen
die iCarly-Website hochladen können.
weil die Reichweite, Akzeptanz und
oder der NICK Ahoi-Tour. Die Multiplatt-
Im Mai haben die Fans bereits 1700
Aktivität der User jetzt so groß sind,
form-Strategie durchzieht alle Marken
Video- und Foto-Uploads eingestellt.
dass sich erfolgreiche Business-Mo-
von der Sender-Marke über die Show-
So erweitern wir TV-Formate durch in-
delle entwickeln lassen. Im Moment
Marke bis zu einzelnen Charakteren
teraktive Features.
beobachten wir noch keine oder kaum
und Protagonisten wie unseren VJs.
eine negative Korrelation in Zusam-
Welche neuen interaktiven UnWas bedeutet das für die
Welche Gründe stehen hinter
menhang mit der TV-Nutzung. Die
terhaltungsangebote wird es 2008
Mehrnutzung des Internet geht eher
Entwicklung von Inhalten?
noch geben?
zu Lasten anderer Medien. Wir stellen
Ein aktuelles Beispiel bei MTV ist
Ein weiteres neues Format heißt »MTV
jedoch auch eine Vergrößerung des
»Joko’s Roadtrip«. Wir haben Joko,
Rookie«, ein interaktiver Nachwuchs-
Medienzeitbudgets fest.
den VJ des Musikmagazins TRL, an-
Wettbewerb, welcher im Spätsommer
lässlich der Fußball-EM auf einen
starten wird. Bands können sich im
dreiwöchigen Roadtrip geschickt mit
Internet mit ihren Videos bewerben.
und »Rock Band« Ihres Schwester-
dem Ziel, unter Mithilfe der Zuschauer
Die User wählen ihre Favoriten aus.
unternehmens Harmonix feiern
von Berlin nach Wien zu gelangen. Die
Daraus werden Wochen- und Monats-
in USA und bei erstem auch hier-
Fans konnten sich online oder mobil
sieger ermittelt bis das Ganze in einem
zulande riesige Erfolge. Welche
mittels Video-Upload dafür bewerben,
großen Saison-Finale den Höhepunkt
Kooperationsmöglichkeiten lassen
dass Joko bei ihnen übernachtet und
findet. Die beste Band wird der »MTV
sich ausschöpfen?
12 T E N D E N Z 2
2008
INTERVIEW
Die Music-Games »Guitar Hero«
Zur Person
Der 1977 geborene Jürgen Hopfgartner
begann seine Tätigkeit bei MTV Net-
Mehrwert- oder Video-on-Demand-
Ich bin überzeugt, dass das mobile In-
works im Juli 2007 als Director Digital
Angebote via UMTS genutzt werden.
ternet in den kommenden fünf Jahren
Media für die Region Deutschland,
Eine durchgängige Fokussierung von
zu einer festen Größe bei den Nutzern
Österreich und Schweiz. Er betreut
DVB-H als Pay-Angebot wird meiner
und im digitalen Werbemarkt wird.
in dieser Position die Geschäfts- und
Meinung nach nicht aufgehen, wenn
Produktentwicklung in den Bereichen
zugleich via DVB-T Programme kosten-
Online und Mobile. Seit Dezember
frei angeboten werden.
Angebote grundsätzlich eher werbefinanziert?
2007 verantwortet er als Vice President
darüber hinaus den Bereich Network
Sehen Sie digitale Content-
Gibt es konkrete Produkt-Neu-
Ich glaube, wir werden uns zunehmend
Development. Zuvor war Jürgen Hopf-
heiten für unterwegs?
weg von Bezahlmodellen in Richtung
gartner als Head of Business Develop-
Unabhängig von DVB-H haben wir
werbefinanzierte Angebote bewegen.
ment bei der Firma Metaversum für die
im mobilen Bereich noch einiges vor.
Das gilt auch für den Bereich mobiles
Entwicklung und Vermarktung einer
Wir werden neue Mobile-TV-Kanä-
Internet. Es wird immer Bezahlmodelle
Social Community und einer virtuellen
le starten, unter anderem editierte
geben, auch auf mobilen Plattformen,
3D-Online-Welt verantwortlich. Davor
Best-of-Programme rund um eigene
mit zunehmender Reichweite aber,
arbeitete er fünf Jahre in Berlin und
Show-Marken wie zum Beispiel »South
wird sich die Werbefinanzierung stär-
New York für die Boston Consulting
Park«, das bereits im Juni gestartet
ker durchsetzen. Im mobilen Markt
Group.
ist. Außerdem werden wir dieses Jahr
liegt der Schwerpunkt momentan auf
die mobilen Internet-Portale von MTV
Einzelabruf-basierten Geschäftsmo-
Networks relaunchen. Wir planen für
dellen. Wir werden dort in sehr naher
Über drei Millionen verkaufte Units von
dieses oder das kommende Jahr neben
Zukunft eine Verschiebung in Richtung
Rock Band in den USA und 12 Millio-
der VIVA-Prepaidkarte ein weiteres
Abo-finanzierter Modelle sehen.
nen Song-Downloads pro Woche zei-
ähnliches Angebot auf den Markt zu
gen uns, dass interaktive Unterhaltung
bringen. Auch das sehen wir als mobile
in der Kombination von Musik und
Plattform. Die Marke VIVA funktioniert
Games sehr gut funktioniert. Die Ver-
in Kombination mit einem Telefonta-
bestimmend?
knüpfungspunkte mit MTV liegen bis-
rif und einem hochgradig attraktiven
User-Generated-Content wird ein na-
her im Bereich des Marketing, also in
SMS-Preis für die jugendliche Zielgrup-
türlicher Bestandteil von Entertainment
Promotion- und Werbepartnerschaften.
pe sehr gut. Mittlerweile befinden wir
im Netz werden – zunehmend in Ver-
Eine inhaltliche Verzahnung, die dar-
uns mit dem Angebot im sechsstelli-
bindung mit hochwertig produziertem
über hinaus geht, gibt es bisher nicht
gen Kundenbereich.
Marken- und Premium-Content. Das
und ist konkret nicht in Planung, aber
sehen wir beispielsweise bei MTV.de.
Wann wird sich das mobile
natürlich denkbar.
Welche Pläne verfolgen Sie
Welchen Trend halten Sie in
der interaktiven Unterhaltung für
Angefangen bei der Kommentierung
Internet Ihrer Einschätzung nach
von Beiträgen bis hin zur Video-Kara-
durchsetzen?
oke, die unsere User aufnehmen und
bei den mobilen Plattformen noch?
Drei Faktoren werden dazu führen,
hochladen, oder bei den Video-Bewer-
Wie attraktiv ist DVB-H?
dass das mobile Internet in den kom-
bungen für Joko’s Roadtrip. Bestim-
Wir sind mit Mobile 3.0 hinsichtlich
menden Jahren den Durchbruch
mend für den jugendlichen Lifestyle ist,
eines oder mehrerer Kanäle von MTV
schafft: Mobilfunkunternehmen wer-
dass rund um Premium-Inhalte, Par-
Networks im Gespräch. Man muss
den erstens zunehmend Flatrate-
tizipation und Interaktion stattfindet.
aber feststellen, dass die derzeitige
Datentarife anbieten. So wird es auf
Wir als klassischer Content-Aggregator
Entwicklung von DVB-H in Deutsch-
mobilen Endgeräten, wie es das iPhone
bieten Inhalte, die für Social Commu-
land eher ernüchternd ist. Das Inter-
vormacht, mehr Spaß machen unein-
nities und für Video-Netzwerke sehr
essante an DVB-H ist, dass es eine
geschränkt mobil zu surfen. Der zweite
interessant sind. Umgekehrt erreichen
Broadcast-Technologie ist, mit der über
Faktor ist die Standardisierung im mo-
wir dort unsere User und Zuseher. In
ein Signal viele gleichzeitig erreicht
bilen Werbemarkt, was entscheidend
der digitalen Welt wird Marken-Con-
werden können. Das ist ein klarer
für die Refinanzierung von Angeboten
tent immer entscheidender, weil dort
Vorteil gegenüber UMTS. Spannend
ist. Drittens wird sich in absehbarer
Raum für interaktive Zusatzangebote
wird es, wenn man DVB-H mit UMTS
Zeit der Anteil an Endgeräten signifi-
geschaffen wird.
kombiniert. Die lineare Verbreitung
kant erhöhen, die mobiles Internet in
Das Interview führte Sandra Eschen-
via DVB-H könnte dann als Teaser für
nutzerfreundlicher Form ermöglichen.
bach ●
13 T E N D E N Z 2
2008
INTERVIEW
Was Digital Natives unterscheidet und Medienanbieter davon lernen:
Parallele Mediennutzung in Pod-Time
Menschen, die in der digitalen Welt aufwachsen, nutzen Medien ganz anders als
die Vorgänger-Generation. Der Strategieberater Prof. Dr. Ewald Wessling erklärt, auf
welchen Gesetzen Geschäftsmodelle für die digitale Medienwelt beruhen müssen,
um bei diesen Konsumenten Erfolg zu haben.
Als Technologie empfinden wir das,
Minuten, eine Zeitspanne, die sich
5. Digital Natives lernen, dass sie alles,
was nach unserer eigenen Geburt er-
überall dort durchsetzt, wo Nutzer
immer, überall und sofort bekommen,
funden wird. Im Gegensatz zu unseren
User-Generated-Content anbieten, also
dass sie die Wahl haben und selbst mit
Kindern, die als »Digital Natives« mit
zum Beispiel auf YouTube oder in Blogs.
gestalten können.
der Maus in der Hand aufwachsen, sind
3. Zudem verbessern sie ihre körper-
6. Wer jederzeit die Wahl hat, neigt
und bleiben wir deshalb digitale Immi-
lichen Fähigkeiten, wie zum Beispiel
immer weniger dazu sich festzulegen.
granten. Die meisten von uns sind mit
die Augen-Hand-Koordination: Unter-
Warum eine Party fest zusagen, wenn
wenigen, analogen Medien groß gewor- suchungen in den USA zeigen, dass
noch bis kurz vorher eine bessere Alter-
den: Zeitung, Zeitschrift, Buch, Radio,
Chirurgen, die regelmäßig Videospiele
native winken kann? Verbindlichkeit
Fernseher. Heute ist das Internet für
nutzen, nachweislich schneller operie-
wird zum Fremdwort.
Jugendliche Leitmedium. Zugang ist
ren und mit einer geringeren Fehler-
7. Es wird für Digital Natives normal
der Computer, den sie zum Lesen, Tele-
quote als Kollegen, die nicht spielen.
sein, in virtuellen Welten zu leben:
fonieren, Instant-Messaging, Musik
4. Digital Natives entwickeln ein emo-
Vorboten sind Online-Rollenspiele wie
hören und Fernsehen nutzen, mit dem
tionales Verhältnis zur Technologie:
»World of Warcraft«, in dem weltweit
sie eigene Fotos, Musikstücke und
So tunen sie liebevoll ihre Handys mit
gleichzeitig hunderttausende Menschen
Filme organisieren und darüber hinaus
Klingeltönen und Wallpapers. Das Baby-
virtuell Abenteuer erleben, sich mit-
bloggen, taggen oder twittern. Laut
phone, die erste erfahrbare Technolo-
einander verabreden und untereinander
JIM-Studie 2007 besitzen 94 Prozent
gie, verbindet den kleinen Erdenbürger
organisieren.
der Jugendlichen ein Handy, das sie
mit seiner Mutter.
ununterbrochen mit ihren Freunden
Mit Umsätzen im CentBereich Geld verdienen
vernetzt. Unverzichtbares Medium für
Digital Natives
Jungen ist die Spielkonsole und für
nutzen fünf Medien
Web 2.0 bedeutet Nutzerbedürfnisse
Mädchen der MP3-Player. Die Studie
gleichzeitig
gegen große Mengen gut strukturierter
BRANDchild stellte schon 2003 fest,
Daten zu spielen, wobei diese Daten
dass Digital Natives im Schnitt 5,4 Me-
durch ihre Nutzung automatisch besser
dien gleichzeitig nutzen, während wir,
organisiert werden. So sind zum Bei-
die digitalen Immigranten, es durchschnittlich auf 1,7 bringen.
Diese Entwicklung hat weitreichende Konsequenzen für die Gesellschaft und die Medienindustrie, von denen einige schon heute
spiel bei dem Online-Musikdienst
iTunes erstens die digitalen
Musikdateien umfassender und
besser strukturiert als anderswo. Zweitens werden aus dem
ebenfalls in Datenbanken
erkennbar sind:
gespeicherten Verhalten
1. Bei Digital Natives steigt die Fähig-
der Nutzer über Algo-
keit zur Informationsverarbeitung:
rithmen Empfehlungen
Hollywood hat heute Probleme Fami-
für andere Nutzer abge-
lienfilme zu drehen, weil sie entweder
leitet. Und drittens
für die Alten zu schnell oder für die
Jungen zu langsam geschnitten sind.
2. Im Multitasking verringert sich die
optimiert jeder Klick
auf ein Lied
automatisch
Aufmerksamkeitsspanne auf »Pod-
diese Emp-
Time«. Das sind ungefähr zwei bis fünf
fehlungen.
14 T E N D E N Z 2
2008
I N T E R A K T I V E U N T E R H A LT U N G
Internet-Nutzung dominiert bei Jugendlichen
Wenn man sich über ein Thema näher informieren möchte …
Verkaufsargumenten zu punkten, näm-
in Prozent
... achtet man auf
80 %
TV-Berichte
60 %
... liest man Berichte
in Zeitungen
40 %
20 %
20 – 29
30 – 39
40 – 49
50 – 59
60 – 69
hungen und möglichst exklusiven Inhalten. Wie das gehen kann, zeigt der große
Erfolg des norwegischen Schibsted-
... liest man Berichte
Verlags, der frühzeitig das Rubriken-Ge-
in Zeitschriften
schäft mit einem eigenen Internet-Ange-
... sucht man
bot selbst kannibalisierte und rechtzeitig
im Internet
Online-Communities erworben und aus-
0%
14 –19
lich mit vertrauensvollen Kundenbezie-
70 +
Alter in Jahren
gebaut hat.
Wie klassische Branchen im digitalen
Quelle: Allensbacher Markt- und Werbeträger-Analyse AWA 2007,
Umbruch versagen können, hat die
Basis: BRD, Bevölkerung ab 14 Jahre / Ewald Wessling 2008
Musikindustrie gezeigt. Branchenprimus
Apple hat deren Hausaufgaben gemacht
Erfolgreiche Angebote beruhen auf
tionskosten auf bis zu Null, so dass mit
und setzt heute über iTunes mit dem be-
drei Internet-Gesetzen: Sie folgen dem
marginalen Umsätzen im Cent-Bereich
quemen und legalen Online-Verkauf von
»Long Tail«, verwenden die Eis-Regel
Gewinne erzielt werden, die sich im
Musik Milliarden um. Ebenso hat Apple
und nutzen das Aal-Prinzip. Unter Long
Long Tail der Suchmaschinen zu Milliar-
der Telekommunikationsbranche mit
Tail ist die Bewegung in der Wirtschaft
denbeträgen summieren.
dem iPhone vorgemacht, wie man
weg vom Massenmarkt hin zu einer
Masse von Nischenmärkten zu verste-
Von den Werbeeinnahmen der
klassischen Medien, die in das Internet
hen. Die 80/20-Regel der alten Ökonomie abwandern, geht die Hälfte an Such-
Handy-Nutzern über SMS und Telefonie
hinaus mobile Dienste anbietet. Mit einem Marktanteil von knapp 20 Prozent
– 20 Prozent der Produkte bringen 80
maschinen. Insbesondere Verlage, aber
bei Smartphones ist das iPhone heute
Prozent des Umsatzes – gilt nicht mehr.
auch Sender, müssen Werbekunden
in den USA für weit mehr als die Hälfte
Steht eine Internet-Plattform erst
heute mehr und aufwändigere cross-
des mobilen Datentransfers verantwort-
einmal, konzentrieren sich die Betriebs-
mediale Angebote machen, um am Ende lich. Das iPhone demonstriert, wie die
kosten darauf, Server zu betreiben und
oftmals weniger Erlöse zu behalten.
Software weiterzuentwickeln, die sich
insbesondere auf die maximale Standardisierung von Abläufen konzentriert
Mobile Vernetzung
erfolgt im lokalen Umfeld
Philosophie des Web 2.0 mobil umgesetzt werden kann.
Mobile Media spiegelt die Herausforderungen an klassische Medienunter-
und so die Plattform einfach und ihre
Vor allem die unverbindlich agierenden
Kosten niedrig hält.
Digital Natives mit ihrer kurzen Aufmerk- und überall sofort verfügbar sein, auf
Erfolgreiche Online-Angebote stiften
nehmen exemplarisch wider: Immer
samkeitsspanne erreicht man nur noch,
einem kleinen Bildschirm, der noch
einen konkreten Nutzen für ihre Kunden
wenn man ihre Bedürfnisse versteht
stärker nach Angeboten in Pod-Time ver-
und sind nach der Eis-Regel einfach,
und sich diesen fügt. Für viele Medien-
langt, mit Möglichkeiten, diese interaktiv
interaktiv und selbsterklärend. Uns,
unternehmen, die lange nur auf Basis
einzubinden, und mit Nutzern, deren
den Nutzern, wird das Leben so bequem
des Sender-Empfänger-Prinzips gear-
Fingerfertigkeit wir nur bestaunen kön-
wie möglich gemacht. Denn für die
beitet haben, ist diese Konzentration
nen. Damit können Medienunternehmen
Bereitstellung von Content jeder Art
auf den Kunden jedoch eine Herausfor-
auch für Mobile Media von erfolgreichen
sind wir, die Nutzer, zuständig: auf Ebay derung, die ihre Unternehmenskultur
Internet-Angeboten lernen. Darüber hin-
Angebote einstellen, Auktionen abhal-
überfordert. Auch deshalb besitzt heute
aus gilt aus Nutzersicht für den mobilen
ten und die Übergabe organisieren;
kaum ein klassisches Medienunterneh-
Bereich jedoch eine Besonderheit: Im
in Googles AdWords Texte, Preise und
men eine nachhaltige und erfolgreiche
Internet vernetzen sich in so genannten
Budgets festlegen; auf YouTube Videos
digitale Strategie. Dabei können Verlage »Communities of Interest« weltweit
einstellen, taggen, also verschlagwor-
und Sender vom Web 2.0 lernen, wie
Menschen, die zwar ein Bedürfnis teilen,
ten, und bewerten oder auf XING ein
sie an konkreten Bedürfnissen ihrer
sich aber kaum oder gar nicht kennen.
Profil erstellen und pflegen. Diese Inter-
Kunden ansetzen, es ihnen so bequem
Mobil dagegen vernetzen sich Menschen
net-Plattformen folgen dem Aal-Prinzip:
wie möglich machen, dabei Wissen und
in erster Linie in ihrem lokalen Umfeld
Das heißt »Andere arbeiten lassen«. Auf Weisheit ihrer Konsumenten nutzen
mit Familie, Freunden und Bekannten.
diese Weise werden wir als Nutzer mit
und Technologie zur maximalen Standar- Deshalb muss Mobile Media den Nutzern
Angeboten umworben und zugleich in
disierung von Prozessen und Inhalten
private und vertraute Zugänge bieten.
die selben eingebunden. So sinken bei
einsetzen. Erst dann erfüllen sie die
Darin liegen vor allem Chancen für loka-
Google die Informations- und Transak-
Rahmenbedingungen, um mit ihren
le Medienmarken. ●
15 T E N D E N Z 2
2008
I N T E R A K T I V E U N T E R H A LT U N G
Tr e n d s i n d e r i n t e r a k t i v e n U n t e r h a l t u n g
Virtuelle Wirklichkeit,
reale Fiktion und ernste Spiele
Die Konvergenz beherrscht auch die interaktive Unterhaltung. Von Content-Produzenten erfordert dies Expertise auf immer mehr Gebieten. Medienberaterin Inga von
Staden, Leiterin des Studiengangs Interactive Media an der Filmakademie BadenWürttemberg, definiert vier zentrale Trends und ihre Konsequenzen.
Mit interaktiver Unterhaltung sind im
sondern auch der Kommunikation der
Games« genannt, dienen solche Spiele
Medienkontext grundsätzlich Games
Spieler untereinander. So wird WOW
der Vermittlung von Inhalten über
und kollaborative Online-Applikationen
auch genutzt, um mit anderen Spielern
den Spaßfaktor hinaus. Renommierte
(Web 2.0), also Social Communities wie
zu chatten. Ebenso werden erfolgreich
Games-Designer haben sich in der
Facebook oder Video-Plattformen wie
absolvierte Missionen in Form von
Serious-Games-Initiative zusammen-
YouTube gemeint. Anfangs wurde unter
Machinima-Videos (Filme, die mittels
geschlossen, um die Entwicklung von
Gaming die Interaktion einer einzelnen
Games-Engine aufgezeichnet werden)
Edutainment zum Einsatz in der Medizin
Person mit der Applikation verstanden.
dokumentiert und bei Internet-Portalen
sowie für Nachhaltigkeit, Bildung und
Inzwischen sind Games Multi-User-
wie Machinima.com eingestellt.
Professionalisierung voranzutreiben.
fähig. Die Spieler schließen sich über
Somit wird der Games-Bereich von
Neue Player wie die Vereinten Nationen
die Konsole oder ein lokales Netzwerk
der Konvergenz bestimmt, dem zen-
mit dem »World Food Programme«
(LAN) zusammen und treten im Spiel
tralen Trend, der auch die klassischen
(WFP) betreten die bisher von Branchen-
mit- und gegeneinander an. Online-
Medien beherrscht: Lineare Formate,
Riesen wie Microsoft oder Electronic
Games ermöglichen, dass über das
ob audiovisuell oder Print, werden
Arts dominierte Arena. Das Online-Lern-
Internet noch eine weit größere Anzahl
zunehmend in ein interaktives Appli-
spiel »Food Force« soll zum Beispiel das
von Personen miteinander spielen kann.
kationsumfeld eingebunden, sei es
Verständnis von Krisenintervention för-
Das rund um den Globus beliebte Mas-
bei einer Peer-to-Peer-Videoplattform
dern. Und mit dem prämierten Englisch-
sive-Multiplayer-Online-Game (MMOG)
wie Joost oder dem Web-Portal einer
Vokabular-Trainer auf der Online-Präsenz
»World of Warcraft« (WOW) hat laut
Zeitschrift wie Brigitte.de.
von »FreeRice« konnte das WFP zwi-
Entwickler Blizzard Entertainment weltweit zehn Millionen Abonnenten. Zusammen mit Browser-basierten Multi-
Edutainment auf
Wachstumskurs
schen Oktober 2007 und Juni 2008 Spenden für etwa vier Millionen Reisrationen
sammeln.
Player-Games, wie sie auf Gamesduell.
Dass interaktive Unterhaltungsformate
de angeboten werden, gelten MMOGs
in den Informations- und Bildungsbe-
als das Zukunftsformat der Branche.
reich Einzug halten, ist ein weiterer wich- radikal neue Produktstrategie. Während
Sie stellen eine Mischform aus Game
tiger Trend. Bis dato wurden Lernspiele
die Wettbewerber Microsoft und Sony
und kollaborativer Online-Applikation
selbst von Brancheninsidern als reine
darum kämpfen, sich im Wohnzimmer
dar, dienen also nicht nur dem Spiel,
Unterhaltung gehandelt. Auch »Serious
als Schnittstelle zum Unterhaltungsuni-
Der Konsolen- und Spiele-Hersteller
Nintendo entschied sich ebenso für eine
versum zu platzieren, setzt Nintendo
Nintendo setzt auf
Edutainment: Bei
»Wii Fit« stattete der
Konsolenhersteller
zwar auf unterhaltende, aber informative, bildende und trainierende GamesAngebote. Dafür verpasste es seiner
Konsole neue Interfaces wie seit jüngs-
seine Spielkonsole
tem bei »Wii Fit« ein Balance-Board mit
mit einem Balance-
Drucksensoren, über das der Spieler
Board aus, das dem
mit der Konsole interagiert. Zudem ent-
Spieler ermöglicht,
wickelt die Firma innovative Inhalte wie
interaktiv Yoga- und
das Augentrainingsprogramm »Flash
Fitnessprogramme
Focus« für die portable Konsole DS.
zu absolvieren.
Nintendo erschließt damit neue, bisher
nicht Games-affine Zielgruppen und
verbucht enorme Erfolge.
16 T E N D E N Z 2
2008
I N T E R A K T I V E U N T E R H A LT U N G
Die UN sammelt seit Herbst
2007 mit dem Lernspiel
»FreeRice« Reisrationen
für Hungernde in Burma,
Uganda, Kambodscha und
weiteren Ländern. Die
Nutzer trainieren mit dem
Online-Spiel Englisch-Vokabeln und sammeln dabei
Punkte bzw. »Reiskörner«,
die dann als Reisrationen
von Sponsoren gespendet
werden.
mehr vom Stoff aus. Diese konzentri-
stimmt. Jedes Medienprodukt steht
dass sich Realität und Virtualität in-
sche Herangehensweise kann als vier-
für sich, doch verweisen die Produkte
einander auflösen. Die fortschreitende
ter bedeutender Trend in der interak-
inhaltlich aufeinander.
Medialisierung unserer Gesellschaft
tiven Unterhaltung bezeichnet werden.
Als dritter Trend ist auszumachen,
führt zu einer spielerischen Durchsetzung der Realität mit Fiktion. Dieser
Trend manifestiert sich zum Beispiel
weise unterscheidet sich grundlegend
Konzentrische
Content-Entwicklung
in Reality-TV-Shows wie »Big Brother«
oder in so genannten Alternate Reality
Diese konzentrische Herangehensvon dem bisher angewandten, nicht
immer erfolgreichen Wasserfallprinzip, bei dem anfangs ein Format wie
Die US-amerikanische Organisation
beispielsweise die TV-Serie »Hinter
Games (ARG). ARGs geistern als virtuelle »National Geographic« entwickelt Multi-
Gittern« steht, aus dem dann weitere
Schnitzeljagden über verschiedenste
Plattform-Content schon seit den 80er
Angebote wie Games oder ein Web-
(Medien-) Plattformen hinweg. Zufällig
Jahren, um die zunehmend fragmen-
Auftritt abgeleitet werden.
auftauchende Informationen im Web,
tierten Zielgruppen mit jeweils eigenem
auf dem Handy, in einer TV-Sendung, als
Mediennutzungsverhalten über unter-
deuten diese Trends einen enormen
Graffiti oder integriert in einen Konsum-
schiedliche Plattformen zu erreichen.
Umbruch: Medienschaffende, Filme-
artikel zersetzen die Grenzen zwischen
Die gemeinnützige Stiftung für die Ver-
macher, Fernsehproduzenten, Games-
Medien und Wirklichkeit. Spielleiter
breitung von Wissen zu Geografie hat
Studios oder Entwickler für mobile
(Puppet Master) führen die Community,
sich in ein Medienimperium mit einem
Anwendungen treten über das Internet
deren kollektive Intelligenz notwendig
Zeitschriften- und Buchverlag, einem
zunehmend in Kontakt mit den Nutzern
ist, um das Rätsel zu lösen, von einem
Fernsehsender und Radiokanälen, einer
ihrer Produkte. Das setzt Expertise im
Hinweis zum nächsten. Ein berühmtes
Web- und eLearning-Plattform, einer
Community-Management und Ressour-
Beispiel aus dem Jahr 2004 ist das von
Filmbeteiligungsgesellschaft und einem
cen für den Kundensupport voraus.
Microsoft zur viralen Vermarktung ein-
Reise-Veranstalter verwandelt.
Die Grenzen zwischen den Medienplatt-
gesetzte ARG »I Love Bees«, dessen
Im Zuge dessen ist eine neue Strate-
Für die Inhalteproduzenten be-
formen lösen sich zunehmend auf. Das
Lösung auf das Kult-Videospiel »Halo«
gie in der Content-Produktion entstan-
heißt, die Produzenten müssen sich
verwies. Beim Online-Projekt »World
den: Im Mittelpunkt steht die geogra-
schon heute mit den Eigenheiten aller,
Without Oil« entwickelt sich das Format
fische Forschung, beispielsweise eine
ob linearer, interaktiver oder kollabora-
zum Aggregator für nutzergenerierte In-
Expedition. Das Thema wird im »Pre-
tiver Medienformate befassen, um
halte. Auf der Website entsteht eine viel-
Development« unabhängig von einer
diese in Zukunft plattformübergreifend
stimmige, multimediale und plattform-
Medienplattform zu einem Stoffuniver-
selbst entwickeln zu können. Dazu wer-
übergreifende Projektion einer Zukunft
sum ausgearbeitet. Aus der entspre-
den sie neue Kooperationsmodelle mit
ohne Öl. Das ARG wurde vom US-ameri-
chend vorbereiteten Dokumentation der
alten Partnern schaffen oder neue Part-
kanischen Public-TV-Anbieter »Indepen-
Expedition wird ein Fernsehbeitrag pro-
ner in anderen Märkten finden müssen.
dent Television Service« unterstützt.
duziert, eine eLearning-Applikation für
Vor allem für die Produzenten von inter-
Schulen gebaut oder ein Artikel in der
aktiven Medien gilt, sich mit Themen
scher Prozess bei der Content-Entwick-
Zeitschrift veröffentlicht. Die Entwick-
außerhalb ihres Bereichs auseinander-
lung vor, der beim TV-Format begann,
lung der linearen sowie non-linearen
zusetzen, um große, bisher kaum er-
geht die Angebotsentwicklung für ver-
Formate und ihre Produktion in mehre-
schlossene Marktpotenziale ausschöp-
schiedene Plattformen nun mehr und
ren Teams werden aufeinander abge-
fen zu können. ●
Herrschte bisher eher ein hierarchi-
17 T E N D E N Z 1
2008
I N T E R A K T I V E U N T E R H A LT U N G
Mit Hochdruck wird an der mobilen Medienwelt
gearbeitet:
Großbaustelle
Angesichts der Innovationen bei mobilen Internet- und
Mediendiensten zeigt sich: Die Kommunikationswelt steht
erneut vor einen Quantensprung. Im nächsten Schritt
sollen standortbezogene Dienste in mobile Communities
integriert werden. Und auch der Einsatz von Bar- und
QR-Codes gilt als zukunftsträchtig.
Wer über Mobile Media redet, spricht
Laut US-Marktforscher In-Stat soll
dem stationären Internet wie Google
von einer Baustelle, an der von unter-
die Zahl der Nutzer von mobilen Web-
und StudiVZ vorne. In den USA steht
schiedlichen Seiten mit Hochdruck
2.0-Diensten (zu denen unter anderem
MySpace an der Spitze. Zugleich aber
gearbeitet wird – deren künftige Um-
soziale Netzwerke, Blogging-Dienste,
schaffen es auch einige reine »Made-
risse aber noch kaum sichtbar sind.
for-Mobile«-Communities in viele Län-
Innovationsforscher Sven Gábor Jánz-
der-Top-Tens, darunter zwei deutsche
sky, Geschäftsführer des Think-Tanks
Unternehmen: Peperoni Mobile &
forward2business, weiß: »Bald sind
Internet Software aus Hagen sowie Go-
die Menschen zu jeder Zeit mit dem
Fresh aus München (Itsmy.com). Beide
Internet verbunden.« Dann sollen Web-
Firmen rangieren in Märkten mit ge-
inhalte rund um die Uhr automatisch
ringer stationärer Internetversorgung
auf unterschiedlichen Geräten verfüg-
auf Spitzenpositionen, etwa in Indien
bar sein. Ob stationär oder mobil spiele
oder Südafrika.
in diesem Szenario keine Rolle mehr.
Eine Million registrierte
Itsmy-Nutzer weltweit
Mobilfunk-Experte Rudy De Waele
(Gründer des Branchentreffs MobileMonday in Barcelona und Madrid)
spricht von einer »All-IP«-Umgebung:
Aber nicht nur dort. »In den USA und
»Wir werden das Handy als Fernbedie-
UK stehen wir auf Platz zwei der mobi-
nung für jeden anderen Bildschirm
len Communities«, sagt Vince Staybl,
verwenden – und darüber auch mit der
Die mobile Community Itsmy.com
CEO von GoFresh. Derzeit gebe es zu
realen Welt wie etwa über Barcodes
ist Browser-basiert und kann direkt
wenig Internet-Angebote, die speziell
und QR-Codes interagieren.«
angesurft werden. Bei proprietären
auf die Vorgaben für Handys abge-
Angeboten ist zuerst der Download
stimmt sind, ein Grund für den Erfolg
einer Software erforderlich.
von Itsmy.com, die eine reine mobile
Auch der norwegische Browserhersteller Opera hat die Vision vom »One
Web«. Den mobilen Browser »Opera
Online-Community ist. »Virales Wachs-
Mini« haben laut Firmenangaben allein
Foto- und Video-Sharing-Portale sowie
tum passiert dort, wo ein Bedürfnis
im März 2008 11,9 Millionen mobile
Location-Based-Services gerechnet
zielgenau erfüllt wird«, erklärt der
Surfer genutzt. Insgesamt wurden
werden) weltweit immerhin von 525
Itsmy-Chef. Das heißt: Übersichtlich-
2,2 Milliarden Webseiten besucht.
Millionen in 2008 auf 975 Millionen im
keit und verlässliche Technik. Als Al-
Von den 100 international am
Jahr 2012 steigen. Die Werbeeinnah-
leinstellungsmerkmal sieht Staybl, dass
meisten mobil genutzten Webseiten,
men sollen allein bei Social Networks
3500 Handykonfigurationen in seiner
so belegen weitere Erhebungen von
2008 in USA bei über 1,5 Milliarden
Datenbank verfügbar sind. Die Websei-
Opera, verbuchten die sozialen Netz-
Dollar liegen, für 2012 prognostiziert
ten werden »on the fly« für jedes Gerät
werke 40 Prozent der Seitenbesuche
man einen Umsatz von 2,2 Milliarden
ausgegeben, so dass die optimale Dar-
auf sich – ein Indiz für den Siegeszug
Dollar.
stellung gewährleistet ist. Bei »mobili-
der Communities auch im mobilen
Internet.
18 T E N D E N Z 2
In Deutschland liegen gemäß
Opera-Statistik jedoch Namen aus
2008
MOBILE MEDIA
sierten« Webseiten sei das nicht üblich.
Zwar bieten andere Community-Betrei-
ber wie Facebook oder Lokalisten an-
Newcomer nach der Marktbereinigung
Mobilfunk-Exper-
gepasste mobile Seiten an, allerdings
ganz vorne mit dabei sein wird, denn
te Rudy De Waele
nicht für unterschiedliche Handytypen.
das Gefälle zwischen den Möglich-
prognostiziert: »Wir
Dennoch werde der mobile Lokalisten-
keiten, die die etablierten Netzwerke
werden das Handy
Auftritt von seinen Usern sehr gut an-
im stationären Netz und in den mobili-
als Fernbedienung für
genommen, mit stark steigender Ten-
sierten Versionen anbieten, sei zu groß.
jeden anderen Bild-
denz, heißt es vom Anbieter. »Auch
Künftig werden mobile Communi-
schirm verwenden
Neuanmeldungen werden darüber ver-
ties zudem standortbezogene Dienste
– und darüber auch
zeichnet.« Genaue Zahlen gibt es nicht.
integrieren. Denn über das Handy ist
mit der realen Welt
Itsmy meldet derzeit weltweit eine
der Nutzer stets lokalisierbar. Ein Ser-
wie etwa über Bar-
Million registrierte Nutzer. Am höchs-
vice wie »SpaceMe« des GyPSii-Netz-
codes und QR-Codes
ten seien die Zuwachsraten in den USA
werks aus Amsterdam verortet bereits
interagieren.«
und in Großbritannien, wo Provider
seine Nutzer; Bliin bietet »GPS-basier-
mittlerweile eine Ein-Pfund-Tages-Flat-
tes Live-Blogging« an; und bei Google
kleinen Dienste, die diese Potenziale
rate für mobiles Internet anbieten. In
ist die Beta-Version des Ortungsservice
seiner Ansicht nach bereits aufzeigen.
Deutschland wirke sich die mangelnde
»My Location« verfügbar. Nur ein er-
Kostentransparenz laut Staybl »fast ka-
ster Schritt, glaubt De Waele: »Stand-
ber und Gerätehersteller eine Rolle
tastrophal« aus. Wenn die Kunden hier-
ortbezogenheit wird hinfällig, weil sie
bei den mobilen Internetdiensten spie-
zulande ihre Telefonrechnung erhielten,
in jeden Service eingebettet sein wird.
len wollen, macht die Marktlage noch
brächen 80 Prozent der registrierten
Der User wird sich gar nicht mehr
unübersichtlicher. Auch wenn die
Itsmy-Nutzer wieder weg. Den mas-
bewusst darum kümmern müssen.«
neue Internet-Welt Standardisierung
siven Eintritt in den deutschen Markt
Bisher ist die Technik nur für einen
Dass künftig auch Netzwerkbetrei-
verspricht, weist der Weg derzeit noch
will man deshalb zunächst mit einem
Bruchteil aller Smartphones mit ent-
lange nicht in eine Richtung. Und auch
großen Partner wagen.
sprechenden GPS-Chips verfügbar.
die etablierten Medienunternehmen
»Bluetooth funktioniert nur über 20
versuchen sich die neuen Verbreitungs-
über eine proprietäre Software, die der
Meter, Netzzellen auszulesen ist eine
wege zu erschließen. In Deutschland
User zuerst auf das Endgerät herunter-
zu ungenaue Technik. Wir sehen noch
finden sich laut der Opera-Studie die
lädt, wird die mobile Community Qeep
nicht, wie das auf breiter Basis umsetz-
mobilen Angebote von Spiegel und
genutzt, die nach eigenem Bekunden
bar ist«, sagt Cornelius Rust von Qeep.
Sport1 in den Top-Ten des mobilen
größte Handy-Community in Deutsch-
Itsmy-Chef Vince Staybl hat eine an-
Browser-Rankings.
land. Cornelius Rost, Geschäftsführer
dere Vision: »Vielmehr wird sich das
Mit dem Prepaid-Angebot BILD-
des Qeep-Anbieters BLUE LION mo-
Internet-Angebot je nach Position än-
mobil experimentiert der Axel-Springer-
bile, nennt insgesamt 170 000 User,
dern. Wenn eine Webseite jeweils
Verlag seit geraumer Zeit. Nach eige-
25 000 davon in Deutschland. Die Zahl
in verschiedenen Städten anders aus-
nen Angaben sind mittlerweile über
zeigt deutlich, wie schwierig es der
sieht, steigere ich das Interesse und
200 000 Prepaid-Karten abgesetzt.
Markt hierzulande noch hat. Dafür ste-
die Nutzung.«
Die Nutzung des BILD-Mobil-Portals
Nicht über den Browser, sondern
ist kostenfrei. Gebühren für die Daten-
hen Zuwachsraten von 20 Prozent auf
Bei den Mikroblogging-Diensten
der Habenseite von Qeep. »Wir setzen
Twitter oder Zingku geben die Men-
übertragung werden nicht berechnet.
weiter auf Wachstum, später auf Um-
schen ihre momentanen Tätigkeiten
Zehn Mitarbeiter der BILD-Online-Re-
sätze«, so Rost.
und Standorte in den Kurzbotschaften
daktion sind damit beschäftigt, das
noch selbst an. Die Möglichkeit, an
Angebot noch einmal für das Mobil-
bestimmten Standorten nur relevante
portal umzusetzen. Es soll eines der am
Dienste angezeigt zu bekommen,
stärksten an die mobile Nutzung ange-
wird jedoch in nächster Zeit zunehmen
passten Angebote aus dem klassischen
– getrieben von Produkten wie Apples
Content-Bereich sein.
Nächste Stufe:
Communities mit
Standortinformationen
Bei den mobilen Netzwerken herrscht
iPhone oder das kommende mobile
also Gründerstimmung. Nicht nur in
Betriebssystem »Android« von Google.
der Blogwelt kursieren Listen mit hei-
Rudy de Waele sieht das »mobile
Wie die Erlöse aufgeteilt werden,
verrät das Unternehmen nicht. Aber
80 Prozent der Kartenkäufer sollen auch
ßen Tipps, die man beobachten soll –
Ökosystem« künftig als Mischung aus
das mobile Portal von BILD intensiv
genannt werden dann nicht unter zehn.
(User-Generated-) Content und Kon-
nutzen. Dadurch gelang es dem Kon-
Branchenberater Rudy De Waele ist
text. Loopt, Buzzd, Socialight, Zkout,
zern mit seiner Print-Marke die mobile
sich sicher, dass ein spezialisierter
Buddyping oder Mig33 heißen die
Plattform zu besetzen – ein entschei-
19 T E N D E N Z 2
2008
MOBILE MEDIA
Mobile-Services-Chef Manfred
Neumann von SevenOne Intermedia kündigt an: »Im nächsten
Schritt werden wir dem User
weitere Mehrwerte bieten, etwa
durch standortbezogene Dienste
wie einem Friend-Finder.«
Services stehen bei Neumann auf der
To-Do-Liste: »Im nächsten Schritt werden wir dem User weitere Mehrwerte
bieten, etwa durch standortbezogene
Dienste wie einem Friend-Finder.«
Weiterhin bleibt auch Handy-TV ein
Experimentierfeld. Allerdings proben
neue Anbieter wie das HörfunkkonsorDie Science-Fiction-Animationsserie
Gruppe mit dem Start der neuen
tium Digital 5 mit seinem im Rahmen
»Afterworld« startete bei ProSieben
US-amerikanischen Science-Fiction-
des DVB-H-Pilotprojekts von Mobile
zeitgleich im Fernsehen, online und mobil.
TV-Serie »Afterworld«, die Ende Juni
3.0 gestartete »MyFun Radio« den
anlief. Die fotorealistische Animations-
Ernstfall beim Kunden noch unter Aus-
dender Vorteil in unübersichtlichen
serie wird in Deutschland crossmedial
schluss der Öffentlichkeit. Das Sen-
Medienzeiten, in denen sich der Nutzer
zeitgleich als 15 Minuten lange Folgen
destudio zumindest steht und das erste
an Marken orientiert.
im Fernsehen und als Kurz-Episoden
deutsche Comedy- und Karoke-Radio
im Free-Video-on-Demand, auf My-
sendet in Text und Bild. »Für uns ist
Video sowie im Mobile-TV verbreitet.
dieser Start ein Signal. Wir sind bereit,
Auch bei einem weiteren Flagschiff
übt sich Axel Springer in der Vernet-
wir haben ein neues Programm, das
zung von analoger und digitaler Realität. In der Print-Version von »Welt
Kompakt« werden seit Ende 2007 so
genannte QR-Codes (Quick Response)
Zeitgleicher
crossmedialer Start
von »Afterworld«
auf den neuen Verbreitungsweg zugeschnitten ist«, freut sich Sprecher Dominik Kuhn trotzdem. Auch Manfred
Neumann wartet auf den Startschuss
abgedruckt, die mit dem Mobiltelefon
abfotografiert werden können und
»Afterworld auch für die mobile Nut-
im Markt: »Wir glauben, dass Bewegt-
Links zu weiteren Informationen im
zung anzubieten, liegt auf der Hand:
bild auf mobilen Endgeräten, sei es das
Netz freigeben. Hinter dem Angebot
Es handelt sich um Kurz-Episoden, die
Handy oder andere mobile Endgeräte,
steckt derzeit kein Geschäftsmodell,
bestens zu Mobile als Snack-Medium
immer mehr an Bedeutung gewinnen
sondern zunächst lediglich ein Zu-
passt«, erläutert Manfred Neumann,
wird. Mobile entwickelt sich neben TV
satzfeature, heißt es beim Verlag.
Leiter Mobile-TV bei SevenSenses
und PC zum dritten Bildschirm, davon
Eines, dass aber den Weg in die Zu-
sowie Leiter Mobile Services bei Seven-
sind wir überzeugt.«
kunft weist: Wie weit dieses Prinzip
One Intermedia. Neben dem mobilen
geführt werden kann, zeigt ein bislang
Fernsehen baut der Medienkonzern
zeit Österreich, wo Hutchinson 3G
wenig bekanntes Unternehmen, auf
Video-Podcasting, Handy-Gaming und
Austria (3) seit Anfang Juni gemeinsam
das De Waele hinweist. Skuair ist ein
das mobile Internet immer weiter aus.
mit One, MEDIA BROADCAST und
Barcode-Service, der Informationen
»Durch unsere langjährige Erfahrung
Mobilkom DVB-H anbietet. Nach dem
hinter Bildern verstecken kann. Digi-
haben wir die Entwicklungsphase hin-
Verkaufsstart war das einzig verfüg-
taler Code kann sich künftig also über-
ter uns gelassen«, berichtet Neumann.
bare DVB-H-Gerät nach Unternehmens-
all verbergen.
Neben den Lokalisten gibt es auch
angaben bereits das meist verkaufte
eine mobile Version der Video-Platt-
Handy bei 3. Hutchinson-CEO Berthold
form MyVideo. Und Location-Based-
Thoma: »Mit dem Start von DVB-H ist
Neue Modelle bei der InhalteVerbreitung testet die ProSiebenSat.1-
20 T E N D E N Z 2
2008
MOBILE MEDIA
Anschauungsunterricht bietet der-
N
a
c
h
g
e
f
r
a
g
t
Isabelle Azoulay, Leiterin des Mobile Film Festivals in Berlin,
über das kreative Potenzial, mit Handys Filme zu drehen:
»Keine Verzögerung zwischen
Idee und Realisierung«
tendenz: Wo steht das Thema
Zeigt ihr Festival einen Ausweg?
Produzenten und Verleiher wissen,
mobiler Content aus Ihrer Sicht?
Der Fall liegt ja hier anders. Filminteres-
dass da Musik drin ist. Alles rennt vom
Isabelle Azoulay: Noch mehr in
sierte feiern das zunächst als neue
Fernsehen weg, die Karten werden neu
den Kinderschuhen, als ich dachte.
Möglichkeit, kostenlos Filme zu drehen.
verteilt. Aber bei aller Euphorie – wir
Das Thema ist derzeit sehr stark
Die Bedingung für das Mobile Film
hoffen auch, dass sich die Qualität der
Mobile-TV, aber die Blockaden sind
Festival ist, dass die Filme mit dem
Filme entwickelt.
überhaupt nicht ausgeräumt.
Handy gedreht worden sind, nicht für
das Handy. Das ist eine vollkommene
Von welchen Blockaden sprechen Sie?
Neuheit: Keine Verzögerung zwischen
Durch wenig Aufwand gibt es die Mög-
Idee und Realisierung.
lichkeit, in Situationen dabei zu sein,
die bisher in der Filmgeschichte keine
Erstens eine technologische. Bei den
enormen Inhalten hält die Technik nicht
Was ist die ästhetische Essenz?
Die Filme sind teils aufwändig
Rolle gespielt haben, nicht nur im In-
mit. Die zweite Blockade ist der Wett-
animiert.
timen. Die Richtung ist nicht absehbar,
bewerb. Netzanbieter bräuchten einen
Ja, aber nicht teuer. Es braucht nur
aber es ist spannend. Wir wissen nicht
Knopf auf dem Handy, der das Fern-
ein Schnittprogramm für die Handyauf-
einmal, ob es nicht nur eine Randnotiz
sehen direkt startet. Und die größte
nahmen. Was uns vor allem überrascht
der Geschichte bleibt.
Blockade ist eine Mentalitätsfrage. Da
hat: Die Filmemacher sind viel älter
haben sich Firmen wie Jamba selbst
als erwartet. Zwei Drittel wurden von
Hat das Handy-TV Zukunft?
und auch den Markt geschädigt, indem
Über-30-Jährigen eingesendet. Unser
Die Menschen müssen noch geboren
man Kindern Abonnements verkauft
Festival ist eine Kunstplattform.
werden, die sich damit ein ganzes
Fußballspiel anschauen. Und die Wett-
hat. Im Kleingedruckten verstecken sich
immer Kosten. Diese mentale Schranke
ist zurzeit sehr hoch.
... die auch Produzenten interes-
bewerber schießen sich gegenseitig
siert, wenn man ihre Jurys anschaut.
in die Beine. Aus meiner Sicht ist
Peter Rommel oder Anatol Nitschke
die zentralisierte Produktionsweise
saßen dort.
insgesamt eher langweilig.
das Interesse an Handy-TV generell
schon bald an allen Orten verfügbar
sprunghaft angestiegen. Derzeit ist
sein und nicht unbedingt mehr nach
eine Welle der Begeisterung für dieses
Handy aussehen. Der Visionär ist sich
Thema zu spüren. Wir merken das
sicher, dass schon bald Haushalts-
auch an der gestiegenen Nutzungsin-
geräte vom Schrank bis zum Spiegel
tensität unserer UMTS-Plattform.« Bis
Internet-fähig sind. Die große Frage
Ende 2008 sollen rund 50 Prozent der
in puncto Informationasflut lautet für
österreichischen Bevölkerung DVB-H
ihn: »Wie werden sich die Menschen
nutzen können. Zugleich steht den
bei der Fülle noch ein vernünftiges
Kunden im Paket das Streaming-Ange-
Programm zusammenstellen?« Seiner
bot zur Verfügung, das fast ganz Öster-
Meinung nach werden künftig elek-
reich abdeckt.
tronische Assistenten aus dem welt-
Laut Innovationsforscher Sven Gábor Jánszky
umspannenden Netz individualisierte
werden künftig elektronische Assistenten
Sven Gábor Jánszky geht, werden
Medienmenüs zusammenklauben.
für den Nutzer individualisierte Medienmenüs
integrierte Kommunikationslösungen
Christoph Gröner ●
aus dem Internet zusammenstellen.
Wenn es nach Zukunftsforscher
21 T E N D E N Z 2
2008
MOBILE MEDIA
In den Staaten tobt derzeit eine Schlacht um die Zukunft der mobilen Medien.
Die Technologie-Firmen Apple und Google konkurrieren mit alteingesessenen Telekommunikations-Riesen.
Verlierer sehen anders aus: Als die US-
räteherstellern kostenlos zur Verfügung
ten oder Straßenkarten zugreifen will,
Medienaufsichtsbehörde FCC im Früh-
gestellt werden und Endnutzern einen
dann muss er dazu das firmeneigene
jahr dieses Jahres eine Reihe begehrter
direkten Zugriff auf Googles Online-
mobile Info-Portal nutzen. Zugriff auf
Mobilfunk-Frequenzen versteigerte,
Dienste bieten. Erste Android-Telefone
Mobile-Media-Dienste von Drittan-
ging der erstmals an einer solchen
sollen noch vor Ende des Jahres den
bietern gibt Verizon nur auf der Basis
Auktion teilnehmende Suchmaschinen-
Handel erreichen. Dank der FCC-Ent-
individueller Verträge, die dem Unter-
Konzern Google leer aus. Das Gros der
scheidung kann Google Android nun
nehmen eine Umsatzbeteiligung zu-
Lizenzen erhielten die beiden Telekom-
ohne Mithilfe der Mobilfunkbetreiber
sichern.
Riesen AT&T und Verizon, die dafür zu-
einführen.
Beim iPhone, das in den USA von
Googles Vorstoß ist nicht das ein-
AT&T vermarktet wird, nimmt der Tele-
zige Zeichen dafür, dass sich die Welt
kom-Konzern eine weit weniger promi-
des US-Mobilfunks derzeit massiv
nente Rolle ein. iPhone-Nutzer greifen
verändert. Schlagzeilen machte auch
auf die Apple-Plattform zu, um Inhalte
Apple mit seinem iPhone. Als CEO
und Dienste für ihr Endgerät zu besor-
Steve Jobs den Start der lang erwar-
gen. Die Firma ermöglicht es Drittan-
teten UTMS-Version des iPod-Handys
bietern, beliebige Mobile-Media-An-
für Juli ankündigte, stellte er auch den
wendungen für das iPhone zu erstellen.
»App Store« vor, eine neue Apple-eige-
So haben zahlreiche Unternehmen
ne Plattform zum Vertrieb von iPhone-
Newsticker, Spiele und ortsabhängige
»Apple hat die Alleinherrschaft der
Anwendungen. Nutzer können sich
Anwendungen für das iPhone entwi-
Telekommunikationskonzerne
darüber umsonst oder gegen einen
ckelt. Gekauft und installiert werden
beendet«, erklärt die US-amerikanische
geringen Endpreis Programme für ihr
kann jedoch nur, was Apples Segen
Mobilfunk-Expertin Debi Jones.
Handy herunterladen. Diese Vetriebs-
hat. AT&T begnügt sich bei seiner
plattform ist in den Augen der New
Partnerschaft mit Apple auf eine Rolle,
sammen mehr als 16 Milliarden US-
Yorker Mobilfunk-Expertin Debi Jones,
die mit der eines Internet-Anbieters
Dollar ausgaben. Trotzdem galt Google
Mitbegründerin der US-Branchennetz-
vergleichbar ist. »Niemand sonst ist
bei vielen Branchenkennern als der
werke MobileMonday und MoNET,
so innovativ beim Entwickeln neuer
eigentliche Gewinner. Der Grund: Die
viel bahnbrechender als die Form und
Geschäftsmodelle«, sagt Debi Jones
Firma hatte angekündigt, bei der Ver-
die vielfach gelobte Benutzeroberflä-
über den einstigen PC-Pionier. Den-
steigerung mindestens 4,6 Milliarden
che des iPhones: »Apple hat die Allein-
noch kostet das »iPhone 3G« in USA
Dollar bieten zu wollen, wenn sich
herrschaft der Telekommunikations-
mit Preisen zwischen 199 Dollar und
die FCC zu einer wettbewerbsfreund-
konzerne beendet.«
299 Dollar nun erheblich weniger als
licheren Regulierung der Funkfrequenzen entschließen würde. Die Aufsichtsbehörde entschied, dass die Ge-
das Vorgänger-Modell mit 399 Dollar,
Apple gewinnt Zugang
zum Endkunden
winner der Auktion ihre Netze für alle
um das Gerät massentauglich zu
vertreiben. Damit gibt Apple offenkundig das Geschäftsmodell auf, das
Endgeräte, Anwendungen und Inhalte
Telekom-Schwergewichte haben in der
die Firma anstatt der Geräte-Subven-
öffnen müssen.
Vergangenheit in USA als eine Art Mit-
tionierung am Umsatz des Mobilfunk-
telsmänner den Zugang zum Endkun-
betreibers beteiligte.
Google arbeitet derzeit an einem
eigenen Betriebssystem für Handys
den kontrolliert. Wenn etwa ein Kunde
und andere mobile Endgeräte. Das
des US-Netzbetreibers Verizon mit sei-
schen der Telekom-Branche und Tech-
»Android« genannte System soll Ge-
nem Handy auf Klingeltöne, Nachrich-
nologie-Anbietern ist kein US-exklusi-
22 T E N D E N Z 2
2008
MOBILE MEDIA
Zugegeben: Der Machtkampf zwi-
ves Phänomen. Auch in Europa hat
meist mit etablierten Medien-Marken
die Kontrolle der Netzbetreiber immer
wie dem Sport-Sender ESPN, um
wieder für Reibereien gesorgt. So
Nutzer für mobile Videos zu begeistern.
beschwerte sich die Deutsche Telekom
Apples iPhone gibt seinen Nutzern
Anfang des Jahres bitter über Nokias
dagegen Zugriff auf Millionen nutzer-
Bestrebungen, eine eigene Plattform
generierte Videos über YouTube – und
für mobile Medien und Applikationen
sicherte sich damit in weniger als einem
zu starten. Doch die Umwälzungen
Jahr etwa 20 Prozent des US-Markts
erscheinen in den USA umfassender.
für Internetfähige Mobiltelefone.
Ein Grund dafür ist der enorme Nach-
Geräte wie das iPhone haben in
holbedarf der US-Telekommunikations-
den letzten Monaten dazu geführt,
branche in Sachen Mobile Media.
dass immer mehr US-Handynutzer das
SMS, Multi-Media-Messaging und
mobile Web entdecken. US-Web-An-
mobile Web-Dienste spielten in den
gebote registrierten 2007 laut Markt-
USA lange Zeit eine geringere Rolle
forschungsfirma M:Metrics 127 Pro-
als in Europa und Asien. Auch beim
zent mehr Seitenzugriffe als im Vorjahr.
Ausbau der Mobilfunknetzwerke hinkt
Angesichts solcher Zahlen wächst auch
die US-Branche deutlich hinterher. So
das Interesse an mobiler Werbung ra-
betreibt T-Mobile in USA, obwohl in
Die neue UMTS-Version des iPhones
Planung, immer noch kein UTMS-Netz.
mit dem »App Store«, einer Apple-
angesiedelte Werbe-Start-Up »Quattro
Selbst Branchenprimus AT&T speist
eigenen Vertriebsplattform für mobi-
Wireless« insgesamt 18 Millionen Dol-
Kunden außerhalb von Ballungsgebie-
le Anwendungen von Drittanbietern.
lar Startkapital sammeln.
ten weiterhin mit langsamen Über-
sant. So konnte das in Massachusetts
Quattro Wireless verspricht Web-
tragungsraten ab – für datenintensive
Anbietern kontextrelevante Anzeigen
Mobile-Media-Dienste alles andere als
Dienst Twitter ermöglicht es seinen
für ihre mobilen Inhalte – eine Idee,
gute Startbedingungen.
Nutzern, mit ihren Freunden über
die fatal an Googles Geschäftsmodell
Kurznachrichten zu kommunizieren.
erinnert. Tatsächlich freut sich der
resultiert diese Entwicklung aus der
Twitter beschränkt jede Nachricht auf
Suchmaschinen-Gigant in der mobilen
langjährigen Internet-Vorherrschaft in
SMS-freundliche 140 Zeichen. Viele
Welt bereits auf einen neuen Geldse-
den USA. Kostenlose Ortsverbindun-
Nutzer greifen auf den Dienst jedoch
gen. Google-CEO Eric Schmidt erklärte
gen führten in den Staaten schon früh
über das Web oder Anwendungen
kürzlich in der FAZ, dass mobile Wer-
zu einem Boom von Online-Diensten.
für Desktop-PCs zu. Der Video-Dienst
bung in Zukunft mehr Geld einbringen
Nutzer griffen daher lieber auf E-Mail
Qik wiederum bietet die Möglichkeit,
werde als Werbung für PC-Nutzer.
und Instant-Messaging des heimischen
Live-Videos in Echtzeit vom Handy
PCs zurück, als Nachrichten per Handy
ins Internet zu übertragen. Zuschauer
und wettbewerbsfreundlicher Markt-
zu verschicken. Hohe Verbindungs-
können dabei mit dem mobilen Kame-
Regulierung auf einen direkten Zugang
gebühren hielten europäische Nutzer
ramann über eine Chat-Funktion kom-
zum Endkunden und etabliert sich
dagegen lange Zeit davon ab, täglich
munizieren. Der bekannte US-Blogger
damit wie Apple als neuer Mittelsmann
Stunden im Netz zuzubringen.
und Technologie-Experte Robert Sco-
der mobilen Medien. Zudem hat sich
ble nutzt Qik, um Interviews für das
Google am Aufbau eines US-weiten
Wirtschaftsmagazin »Fast Company«
Wimax-Netzes beteiligt, in das auch
durchzuführen. Die Anwendung er-
Chip-Hersteller Intel und Telekom-
möglicht es seinem Publikum, in Echt-
Anbieter Comcast investieren. Den
zeit Fragen für seine Interviewpartner
Telcos bleibt angesichts der kommer-
vorzuschlagen.
ziellen Erfolge des iPhones nichts
Für Mobilfunk-Expertin Debi Jones
Mobile-Media-Startups
mit zweitem Standbein
im Internet
Diese unterschiedlichen Startbedingungen prägen bis heute den US-
Manch ein Branchenkenner glaubt
Google setzt dabei dank Android
anderes übrig, als sich von ihren ge-
amerikanischen Umgang mit Mobile
nun, dass nutzergenerierte Inhalte und
schlossenen Mobile-Media-Plattformen
Media. So haben die derzeit am
soziale Netzwerke der Schlüssel zum
zu verabschieden. Branchenriese Veri-
schnellsten wachsenden Mobile-
Wachstum mobiler Medienangebote
zon will sein existierendes Netzwerk
Media-Startups ihr zweites Standbein
in USA sind. US-Mobilfunkkonzerne
noch in diesem Jahr für Drittanbieter
im stationären Web: Der Messaging-
kooperierten in der Vergangenheit
öffnen. Janko Röttgers ●
23 T E N D E N Z 2
2008
MOBILE MEDIA
S t a r t s c h u s s f ü r n e u e Ve r a n s t a l t u n g s r e i h e
Munich Gaming: Dialog zwischen
Games- und Medien-Branche
Vom 5. bis 8. April 2008 fand zum ersten Mal in der bayerischen Landeshauptstadt
die »Munich Gaming« statt. Die viertägige Convention zu Gaming, Edu- und Entertainment besteht aus einem Fachkongress und Publikumsevent. Sie soll der Vernetzung
von Medien- und Games-Industrie, Verbrauchern, Politik und Regulierung dienen und
künftig jährlich stattfinden.
Mehr als 600 Teilnehmer besuchten
der Aussteller gab es für die Besucher
Computerspiele zu entwickeln, die
den zweitägigen Fachkongress der
Tipps rund um Games sowie für Jung
dem Jugendmedienschutz entsprächen
Munich Gaming, der vom Veranstalter
und Alt die Möglichkeit, elektronische
und gleichzeitig Spaß machten.
der MEDIENTAGE MÜNCHEN durch-
Spiele auszuprobieren.
geführt wurde und im Mathäser Film-
Eröffnet wurde der Fachkongress
Selbstkontroll-Instanz
für Online-Spiele
palast in der Münchner Innenstadt statt-
vom bayerischen Ministerpräsidenten
fand. Der Kongress mit 25 Panels ein-
Günther Beckstein. Er würdigte die
schließlich Eröffnungsveranstaltung
Bedeutung der Games-Branche für den
schon immer eine wichtige Bedeutung
und Gaming-Summit richtete sich an
Medienstandort München und Bayern.
gehabt, stellte Wolf-Dieter Ring, Präsi-
Experten aus der Games- und Medien-
Mit hohen Wachstumsraten sei die
dent der Bayerischen Landeszentrale
branche.
Gaming-Industrie zum Motor für die
für neue Medien (BLM), bei der Be-
gesamte Unterhaltungsbranche ge-
grüßung fest. Spielen bildete kognitive
nete die Publikumsveranstaltung auf
worden. Dieser Entwicklung trage die
und motorische Fähigkeiten aus. Ne-
der Praterinsel, die Verbraucher und
Cluster-Politik der Bayerischen Staats-
ben den positiven Effekten wies er aber
vor allem Eltern und Lehrer ansprach,
regierung Rechnung, die dem Bereich
auch auf die Gefahren hin, die exzes-
mit mehr als 700 Besuchern ebenfalls
audiovisuelle Medien durch gezielte
siver Spiele-Konsum mit sich bringen
positive Resonanz. Die Konsumenten
Förderung und Vernetzung wichtige
könne. Etwa zehn Prozent der Gamer
erwartete ein abwechslungsreiches
Impulse verleihe. Ȇber 300 Unter-
seien suchtgefährdet und verbrächten
Showbühnen-Programm, das von der
nehmen und Brancheninsider sind
bis zu 50 Stunden wöchentlich mit
Entstehung des ersten Computerspiels
darin vernetzt. Bayern fördert die Ver-
Computerspielen. Eine erfreuliche Ent-
über Games-basiertes Lernen und einer
netzung der Branche mit 1,1 Million
wicklung sei, dass der Anteil der Shoo-
praktischen Spielanleitung des belieb-
Euro«, erklärte Beckstein. Hier entstün-
ter-Spiele am Gesamtmarkt geringer
ten Multiplayer-Online-Games »World
den sinnvolle Synergien für Industrie,
werde. Industrie, Jugendschutz, Eltern
of Warcraft« bis zum E-Sports-Match
Forschung und den Arbeitsmarkt. Es
und Pädagogen stünden gemeinsam
mit Need-for-Speed-Weltmeister Niklas
müsse aber Ziel bleiben, pädagogisch
vor der Herausforderung, potenziellen
Timmermann reichte. An den Ständen
unbedenkliche und anspruchsvolle
Gefahren wirksam zu begegnen.
Am Wochenende zuvor verzeich-
Spielen habe in allen Kulturen
Ring, der Vorsitzender der Kommission für Jugendmedienschutz (KJM)
Showmatch während
ist, forderte die Einrichtung einer
der Munich Gaming:
Selbstkontroll-Instanz für Online-Spie-
Die E-Sportler Niklas
le. Dieser Bereich der elektronischen
Timmermann (links
Spiele fällt unter den Jugendmedien-
im Bild) und Sebastian
schutz-Staatsvertrag und in die Zustän-
Schwarz (rechts)
digkeit der KJM.
Olaf Wolters, Geschäftsführer des
lieferten sich im Spiel
»Need for Speed«
Bundesverbands Interaktive Unter-
virtuell ein Auto-
haltungssoftware (BIU), betonte, dass
rennen.
die Mitgliedsunternehmen die Munich
Mitte: Giga-TV-Mode-
Gaming sehr begrüßten. Der Fachkon-
rator Etienne Gardé.
gress gebe dem notwendigen Dialog
24 T E N D E N Z 2
2008
V E R A N S TA LT U N G E N
Ließen sich eine
Games-Session
Zuvor hatte Tobias Oswald, Ge-
während der Munich
schäftsführer SevenOne Intermedia, er-
Gaming nicht nehmen:
klärt, dass klassische Medien, wie Fern-
der bayerische
sehen oder Zeitungen und Zeitschriften
Ministerpräsident
aufgrund ihrer hohen Bekanntheit und
Dr. Günther Beckstein
und BLM-Präsident
Prof. Dr. Wolf-Dieter
Ring.
Akzeptanz auch in den nächsten Jahren
Leitmedien blieben. ProSieben habe
schon vor Jahren begonnen, den
Markenbildungsprozess auch jenseits
linearer Fernsehformate einzuleiten.
aller Partner einen institutionalisierten
dass negative Verhaltensmuster für
Der Durchbruch sei mit dem Online-
Rahmen. Auch künftig würde der BIU
das persönliche Leben übernommen
Game »Yetisports« gelungen. Das Kon-
Verantwortung in Fragen des Jugend-
würden, sei eher gering einzustufen.
zept sei erfolgreich, weil sich Games,
medienschutzes übernehmen. Bei jähr-
Neben einer spannenden Dramaturgie
TV-Content und Sender-Image ergänzten.
lich etwa 1000 Neuerscheinungen und
trüge vor allem das gemeinsame
einer wachsenden Anzahl von Online-
Spielerlebnis zur Faszination der User
Principal Holtzbrinck Venture, habe
Spielen müssten Kontrollen aber ver-
bei, fügte der Experte hinzu.
sich gezeigt, dass unterschiedliche
Keine Kannibalisierung
Geschäftsfelder der etablierten Medien-
stärkt auch im privaten Bereich durch
Eltern und Familie erfolgen.
Dass Online-Spiele nicht unumstrit-
Aus der Erfahrung von Sven Achter,
häuser nicht zwingend zusammen-
Kannibalisierungstendenzen zwischen
wüchsen: »Unter einer gelernten Marke
ten sind, zeigte die Diskussion eines
Games- und Medien-Branche befürch-
kann nicht plötzlich ein neues Angebot
medienpädagogischen Panels: Wolf-
te er nicht, erklärte Marcus Englert,
auftauchen, das zudem nicht der ei-
gang Bergmann, Leiter des Instituts für
Vorstand New Media und Diversifi-
gentlichen Definition von Medien ent-
Kinderpsychologie und Lerntherapie
kation ProSiebenSat.1 Group, beim
spricht.« Die Euphorie hinsichtlich der
in Hannover, sagte, dass sich in Online-
Gaming-Summit. Strategisch sollten
scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten
Spielen nicht Menschen begegneten,
durch digitale Produkte die eigenen
im Gaming-Bereich sei für ihn daher
sondern »idealisierte Ichs«. Kommuni-
Zielgruppen abgesichert und erweitert
unangebracht.
kation, bei der der Mensch stofflich
werden, zum Beispiel mit Verlänge-
anwesend betrachtet, bewertet und
rungen von TV-Formaten wie bei
Molyneux waren bei der Munich Ga-
geprüft werde, finde nicht statt. André
»Germany’s Next Topmodel«. Mit sol-
ming weitere Manager und Experten
Horn, Redakteur und Vorsitzender des
chen Produkten werde mit Erlösen in
der Games- und Medienindustrie ver-
Vereins Videospielkultur, wehrte sich
siebenstelliger Höhe ein »signifikanter
treten wie etwa Stephan Brechtmann,
gegen das Argument, Online-Bezie-
Umsatzbeitrag« erreicht.
Director Home Entertainment und
hungen seien nicht echt: »Virtuell und
In einer weiteren Diskussionsrunde
Neben Marcus Englert oder Peter
Mitglied der Geschäftsleitung von
real ist ein Gegensatz, der so nicht be-
über den Wettbewerb zwischen klas-
Microsoft Deutschland, Bernd Fakesch,
steht. Der Ort ist virtuell, die Beziehun-
sischen Medien und Games warnte
General Manager von Nintendo, Jens
gen real.« Erich Jooß, Direktor des
Strategieberater Ewald Wessling davor,
Hilgers, CEO Turtle Entertainment,
Sankt Michaelbunds und Medienrats-
dass die bisherigen Geschäftsmodelle
Klemens Kundratitz, Geschäftsführer
vorsitzender der BLM, der die Podiums-
traditioneller Medienunternehmen
Koch Media, Peter Mucha, Deutsch-
runde moderierte, fasste zusammen:
nicht mehr geeignet seien, Zielgruppen
land-Chef von Activision, Professor
»Die Gesellschaft muss sich beidem
zu erreichen und Werbekunden zu be-
Jörg Müller-Lietzkow von der Universität
stellen, Chancen und Risiken.«
dienen. Hinzu käme ein Generationen-
Paderborn oder Markus Wiedemann,
Der renommierte Spieleentwickler
konflikt: Dem Bedeutungsgewinn von
Managing Director Europe Central von
Peter Molyneux von den Lionhead Stu-
Online-Publishing und Gaming stünden
SEGA Germany.
dios, die zum Microsoft-Konzern gehö-
viele Entscheider und Regulierer ge-
ren, wies bei der Eröffnung darauf hin,
genüber, denen diese neuen Medien in
Treff voraussichtlich im 1. Quartal 2009
dass vor allem Spiele erfolgreich seien,
Funktionsweise und Reichweite unzu-
stattfinden. Die Munich Gaming mit
in denen Gamer eine Rolle gestalten
reichend vertraut seien. Laut Wessling
Fachkongress und Publikumsevent ist
könnten. Weit über 90 Prozent der
drohe mittelfristig das Scheitern der-
eine Initiative des Unternehmens Chil-
Computerspieler wollten dabei positive
jenigen Medienunternehmen, die diese
lingsten. Weitere Informationen: www.
Charaktere übernehmen. Die Gefahr,
neuen Märkte nicht sofort besetzten.
munich-gaming.com. se 쎲
25 T E N D E N Z 2
2008
V E R A N S TA LT U N G E N
Zum zweiten Mal wird der Netzwerk-
Anforderungen des Jugendmedienschutzes an Gewinnspiele:
Gewinn oder Verlust?
Gewinnspiele sind für Anbieter in Rundfunk und Internet als Umsatzquelle attraktiv
und mittlerweile weit verbreitet. Es stellt sich jedoch die Frage, inwieweit Minderjährige an Gewinnspielen teilnehmen dürfen. Die Kommission für Jugendmedienschutz
veröffentlichte am 6. Juni 2008 ein Gutachten zum Jugendschutz bei Gewinnspielen in
Rundfunk und Telemedien.
Mal müssen »Tiere mit S« erraten wer-
Rundfunk und Telemedien unter einem
im Hinblick auf den Jugendschutz,
den, mal wird gefragt, wo der schiefe
Aufsichtsdach zusammen. Damit ist
gestaltet sich sehr unübersichtlich. Ins-
Turm von Pisa steht. Die Idee des so
die KJM, die sich am 1. April 2008
besondere die Abgrenzung des straf-
genannten Call-in-TV ist so einfach wie
bereits zum zweiten Mal konstituiert
rechtlich relevanten Glücksspieles von
genial – und mittlerweile ebenso be-
hat, auch für die Aufsicht über Gewinn-
anderen Gewinnspielen sowie die An-
kannt wie umstritten: Die Moderatoren
spiele im privaten Rundfunk sowie in
wendbarkeit bundesrechtlicher Jugend-
im Studio fordern die Zuschauer auf,
den Telemedien zuständig.
schutzvorschriften, beispielsweise
Rätsel zu lösen. Wer gewinnen will,
muss eine bestimmte Telefonnummer
Ein Balance-Akt: Denn selbstverständlich steht den Anbietern durch
wählen und darauf hoffen, dass sein
aus dem Jugendschutzgesetz (JuSchG),
auf die neuen Medien sind bislang
nicht eindeutig geklärt.
Dazu kommt, dass sich bestimmte
Anruf durchkommt. Jeder Anruf
rechtliche Grundlagen mit Inkrafttreten
kostet Geld, aber nur ein Bruchteil der
Versuche hat eine Gewinnchance.
des 10. Rundfunkänderungsstaatsver-
Initiiert hat dieses Geschäftsmodell
trages (RfÄndStV) – zum 1. September
vor sechs Jahren der »Mitmachsender«
dieses Jahres – ändern werden.
9Live. Heute ist es auf breiter Front
Landesmedienanstalten
erlassen bußgeldbewehrte Satzung
etabliert – nicht nur im Fernsehen,
sondern auch im Hörfunk und Internet
sind Anbieter in das Geschäft mit
Gewinnspielsendungen in zahllosen
Varianten eingestiegen. Gewinnspiele
Zwar haben die Landesmedienanstal-
im redaktionellen Umfeld nehmen
ten bereits im November 2005 das
ebenso zu. In der Öffentlichkeit werden
bisher inhaltlich präziseste Regelwerk
die Landesmedienanstalten nicht sel-
zu Gewinnspielen, die »Anwendungs-
ten deswegen angegriffen. Doch viele
und Auslegungsregeln für die Aufsicht
Angebote in der multimedialen Welt
über Fernseh-Gewinnspiele« (Gewinn-
können nur durch neue Geschäfts-
Der Gutachter Dr. Marc Liesching, Rechts-
SpielReg), erlassen. Zudem gibt es
modelle wie Anrufgewinnspiele finan-
anwalt, fordert klare Hinweise auf den
seit Januar 2008 eine »Handreichung
ziert werden.
Teilnahmeausschluss von Minderjährigen
für Hörfunkgewinnspiele«. Doch diese
bei Gewinnspielen.
Regelungen sind lediglich interne
Gewinnspiele sind ein lukratives
Geschäft für die Anbieter. Und damit
Verwaltungsvorschriften und haben
sind sie auch eine große Herausforde-
die Nutzung von Mehrwertdiensten
rung für die Kommission für Jugend-
die Möglichkeit offen, einen relevanten
Auch der Gesetzgeber hat sich
medienschutz (KJM), deren Aufgabe
Teil ihrer Umsätze durch Gewinnspiele
des komplexen Themas angenommen
es ist, Rundfunk- und Telemedienange-
zu erwirtschaften – aber nur, solange
und wird innerhalb des 10. RfÄndStV
bote auf mögliche Verstöße gegen den
der Jugendschutz gewährleistet ist.
unter anderem auch Neuregelungen zu
Jugendmedienschutz-Staatsvertrag
Das wirft die Frage auf, ob oder mit
Gewinnspielsendungen und Gewinn-
(JMStV) zu überprüfen und Kindern
welchen Einschränkungen Minder-
spielen schaffen. Darin gibt § 46 Abs. 1
und Jugendlichen dadurch ein Auf-
jährige an Gewinnspielen oder Gewinn-
Satz 1 Rundfunkstaatsvertrag (RStV)
wachsen weitestgehend ohne Gefähr-
spielsendungen teilnehmen dürfen.
den Landesmedienanstalten eine
dungen durch Medien zu ermöglichen.
Der JMStV fasst erstmals privaten
26 T E N D E N Z 2
2008
Doch die Rechtslage im Bereich des
Glück- und Gewinnspielrechts, gerade
V E R A N S TA LT U N G E N
keine unmittelbare Außenwirkung.
Satzungs- oder Richtlinienkompetenz
zur Durchführung von Gewinnspiel-
Diskutierten die komplexe
Rechtslage (von links):
Dr. Klaus-Peter Potthast
(Bayerische Staatskanzlei),
Moderatorin Bascha Mika
(taz), Valerie Weber (Antenne
Bayern), Prof. Dr. Wolf-Dieter
Ring (BLM), Annette Kümmel
(ProSiebenSat.1 Media)
und Dr. Marc Liesching (RA).
sendungen und Gewinnspielen an die
»Gewinnspiele sind im Bezug auf
keinen rechtlichen Ansatzpunkt für den
Hand. Mittels einer bußgeldbewehrten
den Jugendmedienschutz ein kriti-
grundsätzlichen Ausschluss Minder-
Satzung wollen und werden die Lan-
sches, sehr grundsätzliches Thema,
jähriger von Gewinnspielen. Kümmel
desmedienanstalten Rechtsklarheit
über das in ganz Europa gestritten
betonte aber, dass sich der VPRT den
und Rechtssicherheit gerade auch für
wird.« Mit diesen Worten eröffnete
Gewinnspielregelungen der Landesme-
die Anbieter schaffen.
Wolf-Dieter Ring, Vorsitzender der KJM
dienanstalten zum Teil freiwillig unter-
und Präsident der BLM, die anschlie-
worfen habe. »Die Anbieter sind bereit,
wird § 8a RStV in der Fassung des
ßende Diskussion mit Vertretern der
Verantwortung zu übernehmen.«
10. RfÄndStV sein. Er gilt für den Rund-
Aufsicht, der Sender und der Politik. Im
funk – und entsprechend auch für
Hinblick auf das anstehende Inkraft-
trachten – das war der Vorschlag von
Gewinnspiele in Telemedien, die an
treten des 10. RfÄndStV sagte er: »Wir
Valerie Weber, Programmdirektorin
die Allgemeinheit gerichtet sind. Darin
werden eine Satzung erlassen, in der
und Geschäftsführerin von Antenne
heißt es: »Gewinnspielsendungen und
auch die Belange des Jugendschutzes
Bayern: »Es kann nicht sein, dass man
Gewinnspiele sind zulässig. Sie unter-
geregelt werden.«
keine Unterscheidung zwischen Call-
Eine Grundlage für die Erarbeitung
liegen dem Gebot der Transparenz und
Nach Ansicht von Gutachten-Ver-
Gewinnspiele differenzierter zu be-
In-Sendungen und redaktionellen Ein-
des Teilnehmerschutzes. Sie dürfen
fasser Marc Liesching gestaltet sich
zelgewinnspielen macht.« Es sei aber
nicht irreführen und den Interessen der
die Rechtslage im Bezug auf Gewinn-
ihrer Meinung nach denkbar, »Warn-
Teilnehmer nicht schaden. Insbesonde-
spiele in Deutschland sehr komplex:
hinweise vor Mehrfachanrufen sinnvoll
re ist im Programm über die Kosten der
»In Zweifelsfällen muss das Alter über-
zu integrieren«.
Teilnahme, die Teilnahmeberechtigung,
prüft werden. In jedem Fall aber bedarf
die Spielgestaltung sowie über die
es zusätzlicher Hinweise, wie zum
ter der Mediengruppe der Bayerischen
Auflösung der gestellten Aufgabe zu
Beispiel deutlich erkennbare Hinweise
Staatskanzlei, Klaus-Peter Potthast.
informieren. Die Belange des Jugend-
der Gewinnspiel-Anbieter auf den
Er setzt dabei auf den bereits erwähn-
schutzes sind zu wahren. Für die Teil-
Teilnahmeausschluss Minderjähriger
ten, neuen § 8a RStV: »Das ist eine
nahme darf nur ein Entgelt bis zu 0,50
sowie auf den Ausschluss einer Ge-
Verbraucherschutzvorschrift, die expli-
Euro verlangt werden…«
winnausschüttung an Minderjährige.«
zit auch die Belange des Jugendmedien-
Nur so gebe es keine Anreize mehr für
schutzes berücksichtigen soll. Schüt-
deren Teilnahme. »Rechtspolitik sollte
zenswerte Interessen sind beim Thema
Flankenschutz leisten, man kann die
Gewinnspiele ganz klar vorhanden.«
Europaweit in der Kritik
Handlungsbedarf sah auch der Lei-
Um die schwierige Rechtslage in Sa-
Verantwortung nicht in vollem Umfang
Der KJM-Vorsitzende betonte zu-
chen jugendschutzrechtliche Anforde-
an die Eltern abschieben«, forderte der
sammenfassend, wie wichtig es sei,
rungen an Gewinnspiele kompetent
Rechtsexperte.
nun mit allen Beteiligten aus Aufsicht,
beurteilen zu können, hat die KJM bei
Eine Auffassung, die Vertreter der
Wirtschaft und Politik »ganz intensiv
dem auf Jugendschutzrecht und Me-
Sender nicht teilten: »Gewinnspiele
in die Diskussion einzusteigen«. Er
dienstrafrecht spezialisierten Rechts-
sind keine Abzocke, sondern sie dienen
zeigte sich optimistisch, den Jugend-
anwalt Marc Liesching ein Gutachten
der Zuschauerbindung und sind für
medienschutz im Hinblick auf Gewinn-
zum Thema »Gewinnspiele im Rund-
die Sender eine zusätzliche Möglich-
spiele mit Hilfe der neuen Vorschriften
funk und in Telemedien« in Auftrag ge-
keit, Geld zu verdienen«, sagte Annette
und freiwilliger Selbstkontrolle der
geben. Anfang Juni ist es auf einer Ver-
Kümmel, Vorstandsmitglied des Ver-
Sender in den Griff zu bekommen.
anstaltung der KJM in der Bayerischen
bandes Privater Rundfunk und Teleme-
Landeszentrale für neue Medien (BLM)
dien (VPRT) und Direktorin Medienpoli-
unter www.kjm-online.de abrufbar.
präsentiert worden.
tik von ProSiebenSat1 Media. Sie sieht
Birgit Braml, Stefanie Reger ●
27 T E N D E N Z 2
2008
V E R A N S TA LT U N G E N
Das Rechtsgutachten ist online
Ergebnisse des Mobile Media Projekts MI FRIENDS Regensburg:
Die Suche nach dem Mehrwert
Zwar erwarten Nutzer auch beim mobilen Fernsehkonsum ihr gewohntes Programm
im freien Empfang, spezielle »Made-for-Mobile«-Inhalte und ein für Werbung genutzter Rückkanal bieten trotzdem Erlöspotenziale. Das belegen Ergebnisse der
Begleitforschung zum zweiten Teil des Pilotprojekts MI FRIENDS zu Mobile Media.
DVB-H, DMB, DVB-T, DAB und MFD.
männlich, in der Altersgruppe zwi-
Manchmal erinnert die Zukunft des
schen 20 und 35 Jahren, und haben
der Testphase eine bestimmte Erwar-
mobilen Fernsehens an das Lied »MfG«
ein hohes Interesse an technischen
tungshaltung heraus:
der »Fantastischen Vier«. So fantas-
Neuerungen.
Grundsätzlich schälte sich während
Erstens ist die Erwartung der Nutzer
tisch wie zum Start von MI FRIENDS
Es stellte sich die Frage, ob diese
im Sommer 2006 werden die Markt-
kleine Gruppe Bestand haben würde,
Egal ob in Gebäuden oder außerhalb,
chancen von Handy-TV derzeit von vie-
wenn die Befragten Gelegenheit bekä-
im Zug, im Auto oder am Badesee,
len Experten nicht mehr beurteilt. Ziel
men, mobiles Fernsehen im Alltag über
überall soll mobiles Fernsehen funktio-
des bis Mitte 2008 angelegten und von
die Dauer von einem Jahr zu testen.
nieren. Für eine Rundfunktechnologie,
der Bayerischen Landesmedienanstalt
Das Projekt stattete 85 Nutzer mit fern-
die mit wesentlich weniger Standorten
initiierten europäischen Projekts war
sehfähigen Handys der Marke LG und
als Mobilfunktechnologien auskommen
die Entwicklung und Erprobung neuer
portablen Mediaplayern der Firma Iriver
muss, stellt dies eine große Heraus-
mobiler Medienangebote. Die Diskus-
aus. Gleichzeitig bemühte es sich, ein
forderung dar. Dementsprechend beur-
sion über die Technologien hinter den
attraktives, auf den Münchner Unter-
teilten sechs Monate nach Testbeginn
genannten Akronymen verstellte lange
suchungen aufbauendes Programman-
84 Prozent der Befragten die Größe des
den Blick auf ebenso wichtige Fragen
gebot bereitzustellen. Ingesamt wurden
Verbreitungsgebiets bzw. 69 Prozent
wie Nutzerakzeptanz, gewünschte
von MI FRIENDS vier Kanäle selbst zu-
den Empfang als kritische Erfolgsfak-
Inhalte oder Geschäftsmodelle von
sammengestellt und die von der kom-
toren.
Mobile-TV. Aufbauend auf den Erfah-
merziellen Initiative Mobiles Fernsehen
rungen des ersten Teilprojekts in Mün-
Deutschland (MFD) ausgestrahlten
ist im Begriff »Fernsehen« enthalten.
chen während der Fußball-Weltmeis-
Programme ARD, ZDF, ProSiebenSat.1
Die Erwartungshaltung der Probanden
terschaft 2006, wurde zu Beginn der
Mobile, MTV, N24 und BigFM2see
war von Beginn an, das von zuhause
Untersuchung im Mai 2007 im zweiten
verbreitet. So konnte ein TV-Angebot
gewohnte Fernsehangebot möglichst
Teilprojekt Regensburg eine telefoni-
von zehn Kanälen realisiert werden.
identisch auch auf ihrem mobilen Gerät
führt, um Erkenntnisse über Bekannt-
Das zweite Produktversprechen
als Basisangebot abgebildet zu sehen.
sche Befragung von 866 Einwohnern
zwischen 14 und 60 Jahren durchge-
an die Mobilität fast uneingeschränkt.
Hohe Anforderungen
an Inhalte und Mobilität
Das Fehlen von ProSieben, Sat.1 oder
RTL hatte schon während des Münchner Tests für Enttäuschung gesorgt.
heitsgrad und Akzeptanz von mobilem
Fernsehen zu gewinnen. Das Ergebnis
Die Ergebnisse rund sechs Monate
Der auf die mobile Nutzung optimierte
zeigte, dass immerhin 75 Prozent der
nach dem Start zeigen, dass das Ziel
Gemeinschaftskanal ProSiebenSat.1
Befragten über die Möglichkeit auf
einer erhöhten Akzeptanz bei den Test-
Mobile war kein ausreichender Ersatz,
dem Handy fernzusehen Bescheid
personen erreicht werden konnte: Fast
da die beliebtesten Inhalte in diesem
wussten. Gleichzeitig waren sich aber
50 Prozent der Befragten würden mo-
Angebot weitgehend fehlten.
69 Prozent sicher, dies nicht nutzen
biles Fernsehen nach dem Test gerne
zu werden. Nur rund 12 Prozent der
weiternutzen, allerdings nur sofern
unterschiedliche Hauptmotive bei der
Befragten zogen dies ernsthaft in
es kostenlos ist (siehe Grafik). Sobald
Nutzung von mobilem Fernsehen unter-
Betracht. Bei Analyse dieser interes-
der Faktor Bezahlung ins Spiel kommt,
scheiden:
sierten Gruppe zeigten sich deutlich
sinkt diese Bereitschaft erheblich bis
■
die Merkmale so genannter »Early
auf rund fünf Prozent der Testperso-
bestimmten Programms, welches aus
Adopter«. Diese sind überwiegend
nen, die definitives Interesse äußern.
dem stationären Fernsehen bekannt ist.
30 T E N D E N Z 2
2008
MEDIENFORSCHUNG
Zusammenfassend lassen sich drei
Der Wunsch nach Nutzung eines
■
ein gewisses Risiko, nämlich dass er
Die Suche nach spezifischer Infor-
mation über aktuelle Themen, wie zum
außerhalb der abendlichen Hauptsen-
Beispiel Spielergebnisse im Fußball.
dezeit häufig kein für ihn interessantes
■
Programmangebot empfangen kann
Eine eher unspezifische Nutzung, um
und in den verhältnismäßig kurzen
sich zu entspannen oder abzulenken.
Nutzungssequenzen lange nach rele-
Für den ersten Fall ist möglichst das
bekannte Programmangebot aus dem
vanten Inhalten suchen muss – ein Pro-
wichtig. Es gilt die Erkenntnis, dass der
stationären Fernsehen abzubilden. Die
blem, welches sich langfristig wieder
Mehrwert gegenüber dem klassischen
Nutzer betrachten Mobile-TV als eine
auf die Akzeptanz niederschlägt. Ab-
Fernsehen, der sich eventuell auch in
Art Rückversicherung, um beliebte
hilfe schaffen könnte hier die innerhalb
einer erhöhten Zahlungsbereitschaft
und bekannte Inhalte sehen zu können,
des Projekts von der Bayerischen Me-
ausdrücken soll, durch ein zusätzliches,
obwohl sie gerade unterwegs sind und
dien Technik entwickelte Technologie
klar auf die individuellen Bedürfnisse
erwarten dementsprechend das gleiche
des »Tagging«. Kernidee ist die auto-
der Nutzer, aber auch durch ein auf die
matische Speicherung der Fernseh-
erweiterten Möglichkeiten des mobilen
programme auf Basis eines Interessen-
Endgeräts zugeschnittenes Programm-
Ausrichtung der Programmschemata
profils, um diese dann zeitunabhängig
angebot erzielt werden muss. Dass
am stationären Fernsehen aber für
später abrufbar zu machen. Damit
auf bekannten TV-Marken aufbauende
das zweite und dritte Nutzungsmotiv.
könnte auch die Zeichentrickserie des
Produkte hier zwar erstmal einen Akzep-
Beim klassischen Fernsehen findet der
Vorabends am nächsten Tag in der
tanzvorsprung mitbringen ist klar. Aber
Hauptteil der Nutzung am Vorabend
U-Bahn angeschaut werden und das
ebenso klar ist, dass langfristig das
und Abend statt. Die wertvollsten,
Mobilitätsproblem wie auch das Pro-
Markenversprechen durch hochwertige
weil begehrtesten Inhalte werden in
blem der relevanten Inhalte außerhalb
Inhalte gehalten werden muss, um
der Primetime übertragen. Weil die
der klassischen Primetime entschärft
einen nachhaltigen Konsum anzuregen.
Nutzung zumeist im heimischen Fern-
werden.
Das Gleiche gilt für sämtliche auch
Programmschema wie zuhause.
Als problematisch erweist sich die
unbekannte Made-for-Mobile-Inhalte.
sehsessel und ohne Zeitdruck erfolgt,
Ausschöpfung der
technologischen Möglichkeiten erst am Anfang
kann der Zuschauer entspannt fernsehen und relativ viel Zeit auf die Suche
interessanter Inhalte verwenden. Beim
Gute Ideen alleine reichen nicht, sondern auch die Produktion muss professionell sein, um im Vergleich zu wesentlich teureren Fernsehinhalten zu beste-
mobilen Fernsehen stellt sich die Nut-
hen.
zungszeit, im Unterschied zum klas-
Die Erkenntnis, dass klassisches TV
sischen, mit kleineren Primetimes mor-
auf mobilen Endgeräten gewünscht ist,
gens, mittags und ebenfalls am Abend
bedeutet jedoch keinesfalls, die Ent-
mobiles Programmangebot mangelt es
als wesentlich gleichmäßiger im Tages-
wicklung von Inhalten für mobiles Fern-
in der Branche nicht. Die Ideen reichen
verlauf dar. Die Übernahme des klas-
sehen abzuschließen. Rund 59 Prozent
von der Berücksichtigung der individu-
sischen Programmschemas für das
der befragten Testpersonen in Regens-
ellen inhaltlichen Interessen aufgrund
mobile Fernsehen bedeutet in diesen
burg hielten ein extra produziertes Mo-
des personalisierten Endgeräts, über die
Fällen für den mobilen Zuschauer indes
bile-TV-Programm für wichtig oder sehr
Berücksichtigung der Nutzungszeit und
An Konzepten für ein spannendes
des Standorts bis hin zur Ausschöpfung
der Möglichkeiten des Rückkanals. LeiNach 6 Monaten: Würden Sie mobiles Fernsehen nach
dem Test weiternutzen wollen, wenn es …
kostenlos wäre?
in Prozent
nicht kostenlos wäre?
48
haupt nicht und verstellen damit auch
den Weg zu alternativen Geschäftsmogeführte Tests mit interaktiver Werbung
40
32
34
32
29
30
zeigten eine erfreulich hohe Affinität
zu neuen, an das Medium angepassten
20
10
diese Möglichkeiten noch fast über-
dellen. Schade, denn im Projekt durch-
60
50
der unterstützen derzeitige Endgeräte
9
5
11
möglichen Beitrag zur Refinanzierung
0
Ja, definitiv
Eventuell
Eher nicht
Quelle: MI FRIENDS Begleitfoschung Regensburg 2008, Befragte: n = 84
31 T E N D E N Z 2
Werbeformen und damit auch einen
2008
MEDIENFORSCHUNG
Bestimmt nicht
auf. (Die gesamten Ergebnisse erscheinen Ende 2008 in der BLM-Schriftenreihe.) Andreas Klein 쎲
Ergebnisse der Funkanalyse Bayern 2008:
Lokalradio und Lokal-TV auf
hohem Niveau erfolgreich
Mit rund 3,3 Millionen Hörern ab 14 Jahren hat Antenne Bayern laut Funkanalyse Bayern 2008 wieder die höchste Reichweite von allen in Bayern empfangbaren Radioprogrammen erzielt. Die bayerischen Lokalradios verzeichnen 2008 eine nahezu konstante
Reichweite von 29,4 Prozent ( – 0,1 Prozentpunkte) und behaupten sich erneut vor den
Programmen des Bayerischen Rundfunks. Das Lokalfernsehen verbucht mit 844 000
Zuschauern werktags durchschnittlich 8,4 Prozent der bayerischen Bevölkerung auf
sich. Erstmals wurde die private Internetnutzung im Tagesverlauf erhoben.
Nach den Ergebnissen der Funkanalyse
reichweite, Radio Plassenburg in
22,4 Prozent. Auf Bayern 3 entfällt
Bayern 2008 (FAB) ist Antenne Bayern
Kulmbach mit 25,4 Prozent und Radio
mit 36 Minuten ein Marktanteil von
weiterhin das erfolgreichste Radio-
Chiemgau (Traunstein) mit 24,7 Pro-
15,9 Prozent. Zusammen erreichten die
programm in Bayern. 32,8 Prozent der
zent. Die am meisten gehörten Lokal-
bayerischen Privatprogramme ein-
Bevölkerung ab 14 Jahren hören an
programme in den beiden bayerischen
schließlich Radio Melodie und Klassik
einem durchschnittlichen Werktag
Ballungsräumen, wo die Konkurrenz
Radio (Marktanteil 0,6 bzw. 1,1 Prozent)
dieses Programm. Das sind rund 3,3
deutlich größer ist, sind in München
einen Gesamtwert von 53,6 Prozent,
Millionen Hörer. Insgesamt werden
Radio Gong 96,3 mit einer Tagesreich-
der den Marktanteil der fünf Pro-
die bayerischen Lokalradios täglich
weite von 15,9 Prozent und in Nürn-
gramme des Bayerischen Rundfunks
von 29,4 Prozent der Einwohner über
berg Radio F/Radio Franken mit 11,7
mit insgesamt 43,4 Prozent weiterhin
deutlich übertrifft.
14 Jahren in Bayern genutzt und damit
Prozent. Von den insgesamt 12 baye-
von etwa 2,9 Millionen Personen.
rischen Jugendradio-Stationen von
Das erfolgreichste Programm des Baye-
Radio Galaxy kommt das Galaxy-Pro-
wertung der Angebote der bayerischen
rischen Rundfunks ist Bayern 1 mit
gramm in Amberg/Weiden mit einer
Radioprogramme nicht nur bei den je-
einer Reichweite von 23,8 Prozent.
Tagesreichweite von 13,6 Prozent auf
weiligen Hörern, sondern auch bei den
Die 17 lokalen Fernsehsender in Bayern
den höchsten Wert. Im Durchschnitt
derzeitigen Nichthörern erhoben, um
werden werktags von jeweils durch-
erreichen alle Galaxy-Stationen an
Stereotype und eventuelle Vorurteile
schnittlich 844 000 Personen ab 14
Werktagen in ihrer Kernzielgruppe der
in der Gesamtbevölkerung und den
Jahren gesehen. 15,3 Prozent der in
14- bis 29-Jährigen eine Reichweite
wichtigsten Zielgruppen aufzudecken.
Kabelhaushalten lebenden Personen
von 25 Prozent.
schalten täglich von Montag bis Freitag
ein lokales TV-Programm ein. Die lokalen Fernsehprogramme belegen damit
Rückläufiger Trend bei
Hördauer gestoppt
Wie im Vorjahr wurde in 2008 die Be-
Bei der Bewertung der einzelnen Programmelemente zeigt sich, dass den
bayerischen Privatprogrammen eine führende Kompetenz in zahlreichen wichti-
in der Tagesreichweite im Kabel einen
Die Reichweite für Radiohören insge-
gen Bereichen zuerkannt wird: 45,1 Pro-
im Vergleich exzellenten achten Rang.
samt ist um 0,8 Prozentpunkte auf 83,8
zent der bayerischen Bevölkerung ab 14
Prozent weiter leicht zurückgegangen.
Jahren geben an, dass Lokalprogramme
Infratest MediaResearch im Auftrag
Der rückläufige Trend bei der Radio-
Musik nach ihrem Geschmack bringen.
der Bayerischen Landeszentrale für
hördauer der letzten Jahre konnte aller-
In der Zielgruppe der 14- bis 49-Jäh-
neue Medien (BLM) und der bayeri-
dings gestoppt werden: Sie stieg um
rigen sind es sogar 52,8 Prozent. Bei
schen privaten Hörfunk- und TV-Anbie-
neun Minuten auf 228 Minuten pro
Antenne Bayern vertreten in diesem
ter insgesamt etwa 40 000 Personen
Werktag. Von dieser Hördauer entfällt
wichtigen Punkt 37,4 Prozent der Bevöl-
über 14 Jahren befragt. Dabei wurden
auf Antenne Bayern mit 72 Minuten ein
kerung diese Meinung. Bayern 3 wird
in diesem Jahr erstmals in Bayern
Marktanteil von 31,6 Prozent gefolgt
dies von 29,9 Prozent zugebilligt, Bay-
lebende Personen aus Ländern der EU
von Bayern 1 mit 53 Minuten Hördauer
ern 1 erreicht 27,5 Prozent.
einbezogen.
und einem Marktanteil von 23 Prozent.
Eine im Vergleich zur Konkurrenz
Die Lokalradios erreichen gemeinsam
herausragende Position wird dem baye-
programme in Bayern sind hitradio.rt1
mit einer unveränderten Hördauer
rischen Lokalfunk auch im Hinblick auf
in Augsburg mit 25,8 Prozent Tages-
von 51 Minuten einen Marktanteil von
die lokal-regionale Informationskompe-
Für die Funkanalyse Bayern hat TNS
Die erfolgreichsten lokalen Radio-
32 T E N D E N Z 2
2008
MEDIENFORSCHUNG
tenz eingeräumt: Regionale Nachrich-
lich über digitale oder analoge terres-
ten und Informationen (46,6 Prozent
trische Frequenzen werden TV-Pro-
lokalen TV-Programme erreichen mün-
der Bevölkerung), interessante Veran-
gramme nur noch von fünf Prozent
chen.tv mit 186 000 Zuschauern täglich
staltungshinweise (33,6 Prozent) und
der bayerischen Bevölkerung ab 14
von Montag bis Freitag und Franken TV
lokaler Sport (26,5 Prozent). Darüber
Jahren in Fernsehhaushalten empfan-
in Nürnberg mit 118 000 Zuschauern.
hinaus gelten die Lokalprogramme als
gen (+ 0,1 Prozentpunkte). Erstmals
Das landesweite Fernsehprogramm
besonders präsent bei Aktionen und
erfasst wurde der TV-Empfang über
»Sat.1 17.30 Live für Bayern«, das Mon-
Veranstaltungen in der Region (38,8
DSL: 0,2 Prozent der Bevölkerung
tag bis Freitag von 17.30 bis 18.00 Uhr
Prozent).
in Fernsehhaushalten nutzen bereits
im Programm von Sat.1 ausgestrahlt
diesen Empfangsweg.
wird, kommt in dieser Zeit auf einen
Antenne Bayern gilt als führendes
Radioprogramm in Bezug auf nützliche
46 Prozent der Bevölkerung in TV-
Die höchsten Zuschauerzahlen aller
Marktanteil von 13,8 Prozent. Das ist
Verkehrsmeldungen (37,2 Prozent),
Haushalten verfügen bereits über einen
in diesem Zeitraum der höchste Markt-
Professionalität (34,3 Prozent), Ge-
digitalen Empfang entweder via Satellit
anteil aller TV-Programme in Bayern.
winn- und Ratespiele (31,3 Prozent),
(32,9 Prozent), Kabel (9,4 Prozent),
Nachrichten aus Deutschland und der
DVB-T (3,5 Prozent) oder DSL (0,2 Pro-
Welt (28,9 Prozent), den Wetterbericht
zent). Das Wachstum der digitalen
(23,4 Prozent) und überregionalen
TV-Verbreitung insgesamt hat sich
Sport (19 Prozent). Die Morgensen-
damit gegenüber dem Vorjahr wieder
Gegenüber der Funkanalyse Bayern
dung von Antenne Bayern wird von
deutlich beschleunigt (+ 81 Prozent).
2007 hat sich die Nutzung des Internet
27,1 Prozent der Bevölkerung positiv
Der bezogen auf die Tagesreichweite
Radio im Tagesverlauf
deutlich vor
Internetnutzung
weiter erhöht. 62,7 Prozent der Bevöl-
erfolgreichste lokale Fernsehsender in
kerung gegenüber 58 Prozent im Vor-
Bayern ist Oberpfalz TV, der in seinem
jahr nutzen das Internet mindestens
Funkanalyse die Radiogeräteausstat-
Verbreitungsgebiet Amberg/Weiden
einmal pro Woche. In der Altersgruppe
tung in bayerischen Haushalten ermit-
werktags 27,2 Prozent der Bevölkerung
der 14- bis 49-Jährigen sind es sogar
telt. Demnach sind im Durchschnitt
ab 14 Jahren erreicht. Spitzenreiter
81,9 Prozent (Vorjahr: 77,3 Prozent).
in einem Haushalt in Bayern 4,5 UKW-
unter den lokalen RTL-Fensterprogram-
46 Prozent der Gesamtbevölkerung
Radiogeräte vorhanden. Die Gesamt-
men, die Montag bis Freitag zwischen
nutzen das Internet inzwischen regel-
zahl liegt bei 24,4 Millionen Geräten.
18.00 und 18.30 Uhr ausgestrahlt wer-
mäßig, das heißt an vier bis sieben
Darunter subsumieren sich etwa 5,4
den, ist der Ingolstädter Lokalsender
Tagen pro Woche (Vorjahr: 41,2 Prozent).
herausgestellt.
Erstmals wurde im Rahmen der
Millionen Autoradios, fast 4,9 Millionen
»intv – der infokanal« mit einem Markt-
Radiotuner bzw. feststehende Radios
anteil von 37,9 Prozent. Im bayernwei-
die private Internetnutzung im Tages-
als Teil einer Stereoanlage, etwa eben-
ten Durchschnitt liegt der Marktanteil
verlauf detailliert erhoben. An einem
so viele tragbare Radiogeräte sowie
der RTL-Fenster bei 17,3 Prozent.
durchschnittlichen Wochentag wird das
Erstmals wurde bei der Funkanalyse
3,8 Millionen Radiowecker. Zudem gibt
es bereits knapp 2,2 Millionen Handys
mit Radiofunktion, die auch genutzt
wird. Am seltensten sind in bayerischen
Mediennutzung im Tagesverlauf
Montag - Sonntag, 05.00 bis 01.00 Uhr, Deutsche und EU-Bevölkerung
ab 14 Jahre in Bayern
Haushalten derzeit noch DAB-Empfangsgeräte (58 000) und W-LAN-Internetradioempfänger (33 000) zu finden.
Starkes Wachstum bei
digitalem TV-Empfang
50
Reichweite in Prozent
Hörfunk
CD, MP3
private Internetnutzung
TV (AGF 2008)
45
40
35
30
Bezogen auf die Bevölkerung in Fernsehhaushalten in Bayern hat sich die
seit 2004 rückläufige Entwicklung bei
25
20
den Kabelhaushalten umgekehrt. Der
15
Empfang über Breitbandkabel konnte
10
um 1,4 Prozentpunkte auf 45,2 Prozent
5
zulegen, während der Satellitendirekt-
0
empfang um 1,7 Prozentpunkte auf
6:00
49,6 Prozent zurückging. Ausschließ-
Uhrzeit
33 T E N D E N Z 2
2008
MEDIENFORSCHUNG
8:00
10:00
12:00
14:00
16:00
18:00
20:00
22:00
0:00
Quelle: Funkanalyse Bayern 2008
Internet von 19,2 Prozent der Bevöl-
meinen Euphorie für das Internet Hör-
hen am Abend klar in der Gunst der
kerung privat genutzt. Bezogen auf die
funk und Fernsehen nach wie vor die
Nutzer vorn. Das Internet könne dage-
Gesamtbevölkerung liegt die durch-
mit Abstand am meisten genutzten
gen nur bei den 14- bis 19-Jährigen
schnittliche Internetnutzungsdauer pro
Medien im Tagesverlauf sind. Während
die klassischen Medien im Tagesverlauf
Tag bei 28 Minuten. Bei den 14- bis
der Hörfunk tagsüber das reichweiten-
zeitweise überflügeln.
19-Jähringen sind dies 41,1Prozent bzw.
stärkste Medium ist, liegt das Fernse-
Michael Philippi ●
63 Minuten pro Tag. Damit liegt die Internetnutzungsdauer bei den Jüngeren
Tagesreichweite der bayerischen Radioprogramme
bereits knapp hinter der Tonträger-
in Prozent, Montag - Freitag, Bayern gesamt
nutzung (73 Minuten).
2007*
23,2 Prozent der Bevölkerung haben
Lokalprogramme gesamt
schon einmal Radio über das Internet
Radio Galaxy (gesamt)
gehört. Rund sieben Prozent der baye-
ANTENNE BAYERN
2008** Differenz 2007/2008
29,4
29,5
– 0,1
2,3
2,5
0,2
33,5
32,8
– 0,7
rischen Bevölkerung hören inzwischen
ROCK ANTENNE
1,3
1,0
– 0,3
ein- bis mehrmals pro Woche Radio via
Klassik Radio
1,9
1,9
0,0
Internet. Die tägliche Nutzung (1,4 Pro-
Radio Melodie
0,7
0,7
0,0
zent der Bevölkerung) ist aber immer
Privatprogramme gesamt
55,1
53,8
– 1,3
Bayern 1
24,6
23,8
– 0,8
4,0
3,6
– 0,4
noch vergleichsweise gering.
Beim Vergleich der Mediennutzung
Bayern2Radio
im Tagesverlauf zeigt sich, dass die
Bayern 3
19,5
21,4
1,9
klassischen Medien Fernsehen und
Bayern 4 Klassik
2,5
2,6
0,1
Hörfunk im gesamten Tagesverlauf
B 5 aktuell
6,1
6,8
0,7
noch deutlich stärker genutzt werden
BR gesamt
46,7
47,3
0,6
84,6
83,8
– 0,8
als das Internet. Die private Radionutzung liegt bei der Bevölkerung ab 14
Jahren zwischen 05.00 Uhr morgens
Radio hören gesamt
* nur Deutsche, ** Deutsche und EU-Ausländer
Quelle: Funkanalyse Bayern 2008
und etwa 21.00 Uhr abends deutlich
vor der privaten Internetnutzung.
Angesichts des immer stärkeren
Wettbewerbs durch das stetig wach-
Reichweite der bayerischen Lokal-TV-Programme 2008
in Prozent, Montag - Freitag, Bevölkerung ab 14 Jahre
in den lokalen Kabelverbreitungsgebieten
sende Programmangebot über Internet
WSK*
Tagesreichweite
MA** RTL-Fenster
und digitale Kanäle wertet BLM-Präsi-
Oberpfalz TV (OTV)
69,1
27,2
28,6
dent Wolf-Dieter Ring das Ergebnis des
Tele Regional Passau 1
64,2
20,6
7,9
bayerischen Lokalrundfunks und der
TV Allgäu Nachrichten
60,9
19,1
20,3
Behauptung seiner Marktposition als
Regional Fernsehen Landshut
60,8
16,7
15,1
positiv. Für das lokale Fernsehen werde
DONAU TV
59,4
21,4
28,3
sich zudem positiv auswirken, dass
TV touring Schweinfurt
58,5
16,9
18,5
bis August alle lokalen TV-Programme
TV Oberfranken (TVO)
58,0
16,9
26,3
auch digital im Kabel verbreitet wer-
TVA Regionalfernsehen
57,0
24,7
28,3
den. Darüber hinaus strebe die BLM
augsburg.tv
52,0
17,3
17,8
eine baldige digitale Einspeisung der
RTL FRANKEN LIFE TV / Franken TV
49,9
15,2
17,9
lokalen RTL-Fenster an.
Dagegen steht die Digitalisierung
TV touring Würzburg
49,7
18,3
14,2
intv - der infokanal
48,6
21,7
37,9
des Hörfunks erst am Anfang. Für den
Regio TV (Neu-Ulm)
47,6
13,9
9,0
lokalen Hörfunk komme es aber eben-
münchen.tv / RTL München Live
42,5
11,4
15,4
so wie für das lokale Fernsehen darauf
TV touring Aschaffenburg
42,4
13,7
15,7
an, sich durch kontinuierliche Pro-
Regional Fernsehen Oberbayern
36,3
8,9
13,3
gramminvestitionen für den wachsen-
RTL München Live
16,4
4,6
8,3
den digitalen Wettbewerb zu rüsten,
münchen2
sagte Ring.
Bayerische Lokalprogramme gesamt
Bemerkenswert sei seiner Ansicht
nach auch, dass entgegen der allge-
34 T E N D E N Z 2
2008
* weitester Seherkreis, ** Marktanteil
Quelle: Funkanalyse Bayern 2008
MEDIENFORSCHUNG
6,9
2,1
—
52,1
15,3
17,3

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