Forum der Geoökologie 1/2011

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Forum der Geoökologie 1/2011
Mitteilungen des Verbandes für Geoökologie in Deutschland e. V. (VGöD)
1/11
4,60 €
FORUM der
GEOÖKOLOGIE
Schwerpunkt:
Globaler Wandel – Verlust an Ressourcen?
ISSN 0939 6632
Die Jahrestagung 2010 Œ Vortrag von Prof. Klaus Töpfer Œ Zusammenfassungen der
Workshops Boden Œ Wasser Œ Biodiversität Œ Ein Fazit
Außerdem in diesem Heft: Neuer Vorstand Œ Übersicht Ansprechpartner Œ
Fachinformationssysteme im Bodenschutz ΠNachhaltigkeitszertifizierung
von Stadtquartieren Œ M.Sc. Geoökologie in Tübingen und Braunschweig Œ
Wasserlimitierte Ökosysteme Œ Rezensionen Œ Kurzmitteilungen Œ Termine
www.geooekologie.de
22. Jahrgang
Ausgabe 1
Mai 2011
Inhalt
Inhalt
VGöD-Intern
Neues aus der Forschung
Der neue VGöD-Vorstand stellt sich vor
Danke für die gute Arbeit!
...............
3
...........................................
7
Übersicht: Ansprechpartner im VGöD
Kurzmeldungen aus dem VGöD
...................
.............................
8
Modellierung und Management von
wasserlimitierten Ökosystemen am Beispiel
des Kuiseb River in Namibia .................................... 46
10
Schwerpunkt: Globaler Wandel – Verlust an Ressourcen?
Globaler Wandel – Verlust an Ressourcen? Ein Rückblick auf die Jahrestagung 2010
Von Viridiana Alcántara Cervantes ............................................................................................................... 12
Die Jahrestagung aus der Sicht zweier Erstis
Von Eva Wendeberg und Sebastian Griesmeier
.......................................................................................
13
„Globaler Wandel – Verlust an Ressourcen?“
Vortrag von Prof. Dr. Dr. hc. mult. Klaus Töpfer
Von Stephan Mummert ....................................................................................................................................... 14
Workshop Boden
Von Sarah Annika Arévalo
................................................................................................................................
16
Workshop Wasser
Von Daniel Klein .................................................................................................................................................... 18
Verlust von Biodiversität – Verlust einer Ressource?
Von Tillmann Buttschardt und Julia Baum ............................................................................................... 20
Globaler Wandel – Verlust an Ressourcen? Ein Fazit
Von Jörg Matschullat ........................................................................................................................................... 26
Geoökologie
Weiterentwicklung von Fachinformationssystemen im Bodenschutz ......................................... 28
Nachhaltigkeitszertifizierung von Stadtquartieren als Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung 34
Geoökologie an der Universität Tübingen:
Startschuss für den Master und Revision des
Bachelor-Studiengangs ............................................... 39
Masterstudiengang Geoökologie
an der TU Braunschweig ........................................... 42
Perspektive Geoökologie in Karlsruhe
– ein voller Erfolg! ........................................................ 44
Neuer Studienkoordinator
an der Uni Bayreuth ..................................................... 45
FORUM GEOÖKOL. 22 (1), 2011
Rezensionen
Zur Lage der Welt 2010
.............................................
50
Global Sustainability .................................................... 51
Postwachstumsgesellschaft ....................................... 52
Weak versus Strong Sustainability
.......................
54
Sonstige Rubriken
Editorial
.................................................................................
Impressum
Termine
............................................................................
..............................................................................
2
2
55
1
Editorial / Impressum
Editorial
D
ie Fertigstellung dieser
FORUM-Ausgabe hat sich
mehrfach verzögert. Mit
dem Frühling zogen die Themen für
das Editorial ins Land – und hinweg.
Waren da zunächst, als Aufhänger
passend zum Schwerpunkt dieses
Heftes, die neuen Emissionszahlen
der EU, platzte aus heiterem Himmel die Akte KT ins Haus resp. in die
Redaktionsstube. Als Bayreuther
Absolvent hätte ich den bekennenden Träger der Maxime „Verantwortung verpflichtet“ verständlicherweise nicht unbedacht lassen können;
ebenso wenig die senil-wankelmütige Rolle des hochangesehenen
Doktorvaters oder gar die 25 Jahre
alten „Neue[n] Plagiatsvorwürfe in
Bayreuth“, welche der Nordbayerische Kurier gleichsam als schlammwühlendes Nachspiel am 31. März
verkündigte. Das wäre ein Spaß
gewesen! Doch die Naturgewalten in
Japan haben die Ereignisse um KT &
Co. lappalisiert. Und uns allen vor
Augen geführt, dass wir, d.h. zumindest die älteren Semester unter
uns, seit 1986 viel Wissen um Sievert, Gray, Becquerel und verwandte
Konsorten eingebüßt haben. Über
Fukushima und die Folgen (weltweit
wie im Ländle) ist jedoch erschöpfend geschrieben worden, nun
rutscht die „Katastrophe“ peu à peu
aus den Schlagzeilen. Auch aus dem
Bewusstsein?
Nicht in Vergessenheit geraten soll
jedenfalls die mittlerweile einige
Monate zurückliegende Jahrestagung 2010 des VGöD. Aus diesem
Grund greift der Schwerpunkt in
diesem Heft die in Freiberg unter
dem Titel „Globaler Wandel – Verlust an Ressourcen?“ durchgeführte
Veranstaltung detailliert auf: als
Erinnerung für die TeilnehmerInnen
und zum Nachlesen für alle, die dem
schmucken Städtchen ferngeblieben
waren.
Andreas Schellenberger
(heute nicht ganz im Bilde)
Impressum
Das Forum der Geoökologie ist das offizielle Mitteilungsorgan des Verbandes für Geoökologie in Deutschland e. V. Es erscheint
dreimal jährlich. Herausgeber: Verband für Geoökologie in Deutschland e. V., Alexanderstr. 9, D-95444 Bayreuth. Redaktionsadresse: Verband für Geoökologie in Deutschland e. V., Redaktion Forum, Alexanderstr. 9, D-95444 Bayreuth.
E-Mail: [email protected]. Redaktion: Gerald Schmidt, [email protected] (V.i.S.d.P.); Andreas
Schellenberger, [email protected]; Richard Harnisch, [email protected]; Andrea Mehling, [email protected]. Koordination des Schwerpunkts: Viridiana Alcántara Cervantes. Koordination im Vorstand: Ulrike Schade. Druck: Kössinger AG, Fruehaufstr. 21, D-84069 Schierling. Vertrieb: Geschäftsstelle des VGöD.
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die offizielle Meinung des Verbandes wieder. Die Redaktion behält sich eine Redigierung der eingesandten Beiträge vor. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Zustimmung des Herausgebers gestattet. Auflage dieser Ausgabe: 850 Exemplare. Der Preis beträgt 4,60 €. Die Abgabe an die Mitglieder des VGöD erfolgt kostenlos. Gedruckt auf RecyStar Papier aus 100% Altpapier. ISSN 0939 6632.
Autoren der mit Kürzeln gekennzeichneten Beiträge: Gerald Schmidt (gs)
Homepage: www.geooekologie.de bzw. www.vgoed.de
Der VGöD dankt dem Studiengang Geoökologie der Universität Tübingen für die Fördermitgliedschaft.
Vorschau:
2/11: Berufsbild Geoökologie
3/11: Einfluss von artifiziellen Substanzen auf Bodenmerkmale
1/12: 25 Jahre Geoökologie in Karlsruhe
Änderungen vorbehalten; Vorschläge und Moderation weiterer Schwerpunkte sind der Redaktion jederzeit willkommen.
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FORUM GEOÖKOL. 22 (1), 2011
VGöD-Intern
Der neue VGöD-Vorstand stellt sich vor
Auf der Jahreshauptversammlung am 20. November 2010 wurde der Vorstand des VGöD neu gewählt. Die Namen der Vorstandsmitglieder wurden bereits in der letzten Ausgabe genannt; hier folgt
die persönliche Vorstellung jedes Vorstandsmitglieds.
Dr. Tobias Schneck,
erster Vorsitzender
trete ich im Vorstand auch den
Blickwinkel einer außeruniversitären Forschungseinrichtung.
Neben der mit dem Amt verbundenen Vertretung des Verbandes nach
außen und innen wird mein Hauptschwerpunkt auf den mit der Umstellung auf die neuen gestuften
Studiengänge verbundenen Problemen und der damit nötigen Profilerneuerung des Verbandes liegen.
Gerade auch die Rückkopplung mit
potentiellen Arbeitgebern sehe ich
als eine wichtige Herausforderung
an.
Bereits im Jahr 2000 bin ich dem
Verband und gleichzeitig dem Vorstand beigetreten. Zuerst war ich
Beisitzer, dann ab 2002 der zweite
Vorsitzende, und seit der letzten
Wahl 2010 nehme ich im Vorstand
die Position des ersten Vorsitzenden
ein.
Im Gegensatz zu den anderen Mitgliedern im Vorstand bin ich kein
ausgebildeter Geoökologe, sondern
habe in Tübingen Biologie studiert
und im Januar 1998 mein Studium
mit dem Diplom abgeschlossen.
2006 habe ich dann in der Geoökologie in Tübingen meine Promotion
abgeschlossen. Parallel zu meiner
Arbeit an der Dissertation habe ich
von 1999 bis 2005 den neu aufgebauten Studiengang „Geoökologie/
Umweltmanagement“ betreut und
koordiniert. Seit Dezember 2005 bin
ich bei der Senckenberg Gesellschaft
für Naturforschung als Direktionsassistent angestellt, was mit einem
vollständigen Wechsel der Berufstätigkeit in das Wissenschaftsmanagement verbunden war. Damit verFORUM GEOÖKOL. 22 (1), 2011
Domstr. 53
63067 Offenbach
Tel.: 069 / 7542-514 (dienstlich)
Tel.: 069 / 26025821 (privat)
Mobil: 0176 / 63296873
[email protected]
Stefan Reuschel,
zweiter Vorsitzender
Bereits 1990 trat ich dem Verband
für Geoökologie bei und war ab
2004 für sechs Jahre als Beisitzer im
Vorstand tätig, bevor ich im Herbst
2010 zum zweiten Vorsitzenden
gewählt wurde.
Zu meiner Vorgeschichte: Auch ich
gehöre zu denjenigen, die nach ihrem Studium eine andere Richtung
einschlugen. Vom Geoökologen mit
Diplom-Hauptfach Bodenkunde ist
jetzt immerhin noch das „Geo“ übrig
geblieben. Mein Studienbeginn in
Bayreuth, voller Öko-Idealismus,
war im Herbst 1988. Schon seit
meiner Schulzeit an Naturwissenschaften interessiert, war ich froh,
dieses Interesse mit einem auf den
Umweltschutz ausgerichteten, breit
angelegten Studium verbinden zu
können. Nach dem Diplom Ende
1994, einem Stipendium und mehreren befristeten Arbeitsverträgen in
Bamberg, Chemnitz und München
boten sich mir durch mein Interesse
für Geoinformationssysteme neue
Perspektiven.
Ab 1999 folgten drei anstrengende,
aber spannende Jahre in einer kleineren GIS-Firma. 2002 wechselte
ich als Geoinformatiker zur Abteilung Geologie der K+S AG in Kassel
und schließlich zur Tochtergesellschaft K+S IT Services GmbH, wo
ich seit 2006 als IT Consultant Geoinformationssysteme arbeite.
Meine als Beisitzer verfolgten Ziele
stehen nach wie vor auf dem Programm: Vernetzung und Kontaktpflege, z.B. im Rahmen von Alumniund Informationsveranstaltungen
für Studierende, und natürlich auch
weiterhin die Akquisition von Werbeanzeigen für unsere Verbandszeitschrift.
In meiner neuen Funktion als zweiter Vorsitzender möchte ich nun
dazu beitragen, dass Studium und
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VGöD-Intern
Verband weiter an Attraktivität gewinnen und wir uns neue Potentiale
erschließen können.
wurde mir die wichtige, unabhängige Rolle des VGöD für die Geoökologie bewusst.
Übrigens: In der letzten Ausgabe des
FORUMs (3/2010) hatte ich in der
Liste der Vorstandsmitglieder ein
„Dr.“ vor meinem Namen stehen.
Das sah zwar schön aus, stimmte
allerdings nicht – es geschah ganz
ohne Absicht und einfach aufgrund
eines Erratums, was hiermit korrigiert werden soll. Ich bin und bleibe
weiterhin Diplom-Geoökologe.
Nach meinem Wechsel in die Praxis
als Geschäftsführerin eines Vereins
zur Förderung von Natur und Landschaft in der Rhön wollte ich den
gewachsenen, sehr guten Kontakt
zur Geoökologie und zum VGöD
aufrecht erhalten und stellte mich
auf der letzten Jahreshauptversammlung zur Wahl als Schriftführerin.
Kolitzstr. 10
34125 Kassel
Tel.: 0561 / 8700007
Mobil: 0163 / 5100784
[email protected]
Ulrike Schade, Schriftführerin
Das durch die Vereinsmitglieder in
mich gesetzte Vertrauen möchte ich
vor allem in den Feldern der Studienqualitätssicherung bestätigen.
Des Weiteren bin ich seit über einem Jahr Mitglied der AG Profilierung und des ID-Filmteams und
freue mich auf die kommenden
Aufgaben während meiner Zeit im
Vorstand.
[email protected]
Alexandra Nonnast,
Finanzreferentin
Im Anschluss daran habe ich angefangen, Geoökologie in Potsdam zu
studieren. Als Vertiefung habe ich
Umweltmanagement an der FU
Berlin gewählt, da ich die Themenbereiche Umweltpolitik und Umweltrecht interessant finde und auch
für sehr wichtig erachte.
Momentan schreibe ich meine Diplomarbeit zum Thema „Der Einfluss
von Klima- und Landnutzungswandel auf Ökosystemdienstleistungen
des Amazonasregenwaldes“.
Ich freue mich, dass ich weiterhin
für den Verband als Finanzreferentin tätig sein kann. In den letzten
zwei Jahren meiner Vorstandsarbeit
habe ich vielerlei gelernt, vom
Erstellen von Forecasts hin zur Organisation einer Tagung, und ich
habe viele interessante Menschen
kennengelernt. All diese Tätigkeiten
und Erfahrungen haben mir Freude
bereitet und haben mich dazu bewogen, mich weitere zwei Jahre
aktiv für den Verband zu engagieren.
[email protected]
Nadine Hösel, Beisitzerin
Vor dem Ende meines Geoökologiestudiums 2006 in Karlsruhe wurde
ich Mitglied im VGöD. Insbesondere
die Mailingliste mit den Stellenangeboten und die FORUM-Ausgaben
gewährten mir mögliche Anhaltspunkte, mich ins Berufsleben zu
integrieren.
In den darauffolgenden Jahren als
Studiengangskoordinatorin der
Geoökologie in Karlsruhe (20072010) präsentierte sich für mich der
Verband als übergeordneter Vernetzungsstratege. Gerade im Zusammenhang mit der Hochschulkonferenz Geoökologie, zu der alle
Standorte sich einmal jährlich treffen, um über die zukünftigen Studienentwicklungen zu diskutieren,
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Bereits am Ende meiner Schulzeit
wusste ich, dass ich etwas studieren
wollte, was sich mit Umweltproblemen befasst. Um vorher noch einen
Einblick in die Welt außerhalb der
Naturwissenschaften zu bekommen,
habe ich nach meinem Abitur im
Rahmen eines Freiwilligen Sozialen
Jahres in einem Wohnheim für körperlich und geistig behinderte Menschen gearbeitet.
Noch studiere ich Geoökologie auf
Diplom in Potsdam und bereite mich
auf meinen Studienabschluss vor.
Meine Diplomarbeit plane ich im
Bereich der Klimamodellierung zu
schreiben. Während meines StudiFORUM GEOÖKOL. 22 (1), 2011
VGöD-Intern
ums war ich lange in der Fachschaft
aktiv, engagierte mich in dieser
Funktion für die Workshoptagung
des VGöD in Potsdam und organisierte mit Unterstützung des Vorstands eine Veranstaltung für die
Potsdamer Studierenden, den Gecko
Erfahrungsaustausch. So bin ich
2007 zum Verband gekommen.
Anfangs war ich als Lokalreferentin
tätig; 2008 wurde ich dann in den
Vorstand gewählt. Mein Hauptschwerpunkt liegt in der Betreuung
der Lokalreferate. Privat hält mich
ansonsten meine Tochter Emma in
Schwung, die uns im Vorstand bisher gern begleitet. Deswegen ist das
Thema Vereinbarung von Familie
und Studium/Beruf eines, das mir
am Herzen liegt.
[email protected]
Dr. Dieter Eickhoff, Beisitzer
Jahr 1997 habe ich gemeinsam mit
meinem Kollegen Reinhard Schmelzer das Büro ES Konzepte in Pforzheim gegründet, das wir bis heute
führen.
Meine Arbeitsschwerpunkte liegen
seit 1988 in der Abfallwirtschaft und
in der Öffentlichkeitsarbeit. Dazu
gehören die Erstellung von Abfallwirtschaftskonzepten und –bilanzen,
abfallstatistische Untersuchungen,
Beratung von Privathaushalten und
Gewerbebetrieben, Erstellung von
Informationsmaterialien und Internetauftritten für die Abfallwirtschaft. Auch Öffentlichkeitsarbeit
für den ÖPNV, den Klimaschutz
oder die Organisation von Tagungen
zu umweltrelevanten Bereichen
gehören zu meinem Tätigkeitsspektrum.
Diese Kenntnisse möchte ich in meine Arbeit als Beisitzer im Vorstand
des VGöD einbringen, um unser
Netzwerk und den Erfahrungsaustausch der Mitglieder zu vertiefen.
Dabei möchte ich meinen Schwerpunkt unter anderem auf den Internetauftritt und die Vernetzung von
berufstätigen und studierenden
Mitgliedern legen.
Hallo, liebe Verbandsmitglieder und
Interessierte. Mein Name ist Stephan Mummert und ich studiere
derzeit Geoökologie auf Diplom an
der Universität Potsdam. Als Vertiefungsfach habe ich die Fließgewässerökologie gewählt. Meine weiteren fachlichen Interessen liegen in
der Umweltmikrobiologie und
-toxikologie.
Ich bin 2010 neu in den Vorstand
eingezogen und hoffe, mich gewinnbringend für den Verband sowie für das Ansehen und das Verständnis der Geoökologie in der
Öffentlichkeit einsetzen zu können.
Ein wichtiger Punkt ist für mich
auch die Vernetzung der Studienstandorte mit dem Verband und
untereinander. Daher möchte ich
künftig bei der Organisation der
Arbeit der Lokalreferate einen Beitrag leisten.
Ebertystr. 34 I
10249 Berlin
[email protected]
Dr. Sonja Knapp, Beisitzerin
Pfälzerstr. 29
75177 Pforzheim
Tel.: 07231 / 357601 (privat)
Tel.: 07231 / 354879 (dienstlich)
[email protected]
Bereits 1980 habe ich mit dem Geoökologiestudium am damals einzigen Studienort in Bayreuth begonnen und bin seit der Gründung Mitglied des VGöD. Nach meinem Diplom in der Fachrichtung Hydrologie/Meteorologie habe ich zunächst
ab 1986 in einem Ingenieurbüro für
Abwasser- und Abfalltechnik gearbeitet und bin 1988 zum Landratsamt Enzkreis ins Umweltschutzamt nach Pforzheim gewechselt.
Neben der Berufstätigkeit habe ich
von 1986 bis 1991 bei Prof. Dr. R.
Eiden in Bayreuth promoviert. Im
FORUM GEOÖKOL. 22 (1), 2011
Stephan Mummert, Beisitzer
Liebe Mitglieder des VGöD,
als Erstes möchte ich mich für die
Wahl zur Beisitzerin im Vorstand
des VGöD bedanken! Ich freue mich
auf die kommenden zwei Jahre als
Vorstandsmitglied und werde mein
Bestes geben! Beigetreten bin ich
dem Verband bereits, als ich in Tü5
VGöD-Intern
bingen das 3. Semester meines Geoökologiestudiums begonnen hatte.
Mit dem Verband bekannt gemacht
hat mich damals Tobias Schneck,
der mich auch auf die Idee brachte,
im Vorstand aktiv zu werden. Eine
meiner ersten Taten für den VGöD
war, für die Jahreshauptversammlung 2001 in Tübingen Unmengen
an Kaffee zu kochen. Auch wenn die
Dosierung meine Mitstreiterinnen
und mich vor eine Herausforderung
stellte (ich hoffe, niemand hat ungute Erinnerungen an das Gebräu), so
war es nebenbei der Einstieg in
einen längerfristigen Hiwi-Job. Beim
Kaffeekochen will ich es bei meiner
weiteren Arbeit für den VGöD aber
nicht belassen.
Studiert habe ich in Tübingen von
2000 bis 2005, wobei ich das letzte
Semester in der Uni-Stadt Halle an
der Saale verbracht habe. Dort arbeite ich seit dem Frühjahr 2005 am
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, auch bekannt als UFZ, zuerst als Diplomandin, dann als Doktorandin und inzwischen als wissenschaftliche Mitarbeiterin. In erster
Linie beschäftige ich mich mit dem
Einfluss städtischer Landnutzung
auf die Biodiversität von Pflanzen.
In Städten sind Biodiversität und
menschliche Aktion direkt miteinander verknüpft, das macht das
Thema für mich spannend!
Für meine Arbeit im Vorstand des
VGöD habe ich mir vorgenommen,
die Homepage regelmäßig mit frischen fachlichen Inhalten zu versorgen. Erste Beiträge sind bereits in
Planung – lasst Euch überraschen!
Daneben wird es immer wieder
andere Aufgaben geben, bei denen
ich mit anpacken will.
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Zuletzt möchte ich diese kurze Vorstellung meiner Person dafür nutzen, speziell die Studierenden unter
Euch auf die Möglichkeit aufmerksam zu machen, am UFZ Praktika zu
absolvieren. Die Forschung am UFZ
deckt alle Facetten der Geoökologie
ab: Wasser, Boden, Atmosphäre,
Biodiversität, Umweltmanagement,
Umweltrecht, und, und, und. Ich
hatte bereits zweimal die Gelegenheit, Praktika für Studenten der
Geoökologie anzubieten und zu
betreuen. Wer Interesse an einem
Praktikum am UFZ hat, kann sich
unter
www.ufz.de/index.php?de=17590
über die Bedingungen informieren.
Falls Ihr Euch für Themen rund um
Biodiversität in der Stadt interessiert, könnt Ihr mich auch direkt
anschreiben.
[email protected]
[email protected]
Ulrike Sturm, Beisitzerin
Studiert habe ich Geoökologie von
1998 bis 2004 in Karlsruhe; meine
Diplomarbeit habe ich in Brasilien
angefertigt. Von 2004 bis 2006
schloss ich im Naturkundemuseum
Karlsruhe ein wissenschaftliches
Volontariat in der Museumspädagogik an, bevor ich im Juli 2006
nochmals an die Uni Karlsruhe, das
jetzige KIT, ging. Seit Juli 2006
arbeite ich dort am Institut für Photogrammetrie und Fernerkundung
(IPF) und befasse mich für meine
Promotion mit dem Thema „Fernerkundungsgestützte Prozessanalyse
im Küstenraum Benins“. Zwischendurch habe ich mich außerdem als
Geschäftsführerin um den SFB
Starkbeben (461) gekümmert.
Wenn es die Zeit erlaubt, gebe ich
weiterhin Führungen im Naturkundemuseum und arbeite im Sommer
beim Naturforschercamp für Kinder
mit dem Ökomobil des Regierungspräsidiums Karlsruhe.
Berufliche Leidenschaften meinerseits sind also angewandte Fernerkundung, insbesondere in Entwicklungsländern, und Umweltbildung.
Seit November 2010 gehöre ich dem
VGöD-Vorstand an; meine Vorstandstätigkeit wird aber erst diesen
Sommer so richtig losgehen, wenn
ich meine Doktorarbeit in Karlsruhe
eingereicht und verteidigt habe.
Mein Einstieg wird dann die Vorbereitung der Tagung Ende des Jahres
in Karlsruhe sein.
Ich freue mich auf die Vorstandsarbeit! Bis zum Sommer! Eure Uli
Liebe Mitglieder des VGöD,
auch ich möchte mich Euch als eine
der neuen Beisitzerinnen im Vorstand vorstellen:
[email protected]
FORUM GEOÖKOL. 22 (1), 2011
VGöD-Intern
Danke für die gute Arbeit!
Der neue Vorstand würdigt die Leistungen der ausgeschiedenen
Vorstandsmitglieder
Von Tobias Schneck, Offenbach am Main, erster Vorsitzender
M
it der Wahl auf der letzten
Jahreshauptversammlung
(20. November 2010) hat
sich der Vorstand fast zur Hälfte
erneuert. Dies ist nicht etwa einer
schlechten Stimmung im Vorstand
oder einer Langweiligkeit der Aufgaben geschuldet, sondern entspricht der „normalen Dynamik“
innerhalb eines ehrenamtlichen
Gremiums.
Von den neun Mitgliedern des letzten Vorstands haben sich Viridiana
Alcántara Cervantes, Friederike Meyer, Rita Irbe und Andreas Horn nicht mehr zur Wahl aufstellen lassen. Viridiana und Friederike waren beide eine Amtsperiode,
also zwei Jahre, im Vorstand. Viridiana hatte sich mit viel Elan und
Gewissenhaftigkeit dem Protokoll
angenommen und sichergestellt,
dass zwischen den Sitzungen nichts
in Vergessenheit geraten konnte.
Friederike war einer der maßgeblichen Köpfe im Hintergrund bei der
Organisation der Jahrestagungen.
Rita wirkte insgesamt sechs Jahre im
Vorstand mit; sie hatte zuerst vier
Jahre lang die Finanzen geführt und
sich die letzten beiden Jahre vor
allem auf die Koordination der Lokalreferenten und die Praktikumsstellenliste konzentriert. Andreas
war acht Jahre im Vorstand aktiv
und davon die letzten sechs Jahre
als erster Vorsitzender. Damit ist er
in die Top 10 der „Vorstandsmitglieder mit der längsten Verweildauer“
aufgerückt. Zudem folgt er dem
Beispiel der beiden vorherigen Vorsitzenden: Sowohl Michael Hub
(1992-1998) als auch Dieter Schäfer
(1998-2004) hatten die Position des
ersten Vorsitzenden drei Amtsperioden lang ausgefüllt. Durch seine gut
strukturierte Arbeitsweise, gepaart
mit der nötigen Portion „Zukunftsvisionen“, hat er die Geschicke des
Verbandes – auch nach außen sichtbar – maßgeblich vorangebracht.
Ihm ist es zu verdanken, dass alle
Aktivitäten im Vorstand koordiniert
und zielorientiert abgelaufen sind.
Einen besonderen persönlichen
Schwerpunkt legte Andreas bei der
Mitwirkung im Mentoring-Programm. Er hat sich bereit erklärt,
diese Aufgabe nach seinem Ausscheiden aus dem Vorstand weiterhin wahrzunehmen. Dir, Andreas,
an dieser Stelle ein besonders herzliches Dankeschön.
Verabschiedung in Freiberg: Friederike Meyer, Tobias Schneck, Viridiana Alcántara Cervantes
und Andreas Horn (v.l.n.r.). Foto: Stefan Reuschel
FORUM GEOÖKOL. 22 (1), 2011
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VGöD-Intern
Man könnte nun die Verdienste der
Einzelnen weiter ausführen, aber
das ist nach meinem Dafürhalten
nicht erforderlich, da schon allein
die sichtbaren Erfolge der Vorstandsarbeit (siehe z.B. Homepage,
Mailingliste, FORUM…) das erfolgreiche Engagement eines jeden hinreichend veranschaulichen. Als „Zurückgebliebener“ ist es mir aber
noch wichtig zu erwähnen, dass die
Zusammenarbeit mit allen großen
„Spaß“ bereitet und die nötige Motivation für die eigene Arbeit gegeben
hat. Dieser Spaß an der Zusammenarbeit und das Treffen von netten
Geoökologinnen und Geoökologen
ist – neben dem Voranbringen der
geoökologischen Idee – der eigentliche Lohn für die ehrenamtliche Arbeit. Deswegen möchte ich die Gele-
genheit nutzen, jede/n zu ermutigen, sich aktiv zu beteiligen!
Der neue Vorstand dankt im Namen
aller Mitglieder an dieser Stelle noch
einmal nachdrücklich allen ehemaligen „Vorständlern“ für deren engagierte Arbeit und hofft, dass der eine
oder die andere weiterhin dem Verband aktiv verbunden bleibt.
Übersicht: Ansprechpartner im VGöD
Nach der persönlichen Vorstellung der Vorstandsmitglieder folgt nachstehend eine Übersicht der
Ansprechpartner im VGöD, d.h. aller Aktiven im Verband.
Geschäftsführung und Vorstand
Bianca Schiffner
Geschäftsführerin
• Mitgliederbetreuung
• Finanzverwaltung
• Beantwortung allgemeiner Anfragen / Weitervermittlung
Alexanderstr. 9
95444 Bayreuth
Tel.: 0921 / 72159215
Fax: 0921 / 851497
[email protected]
Dr. Tobias Schneck, Offenbach
am Main
1. Vorsitzender
• Rechtliche Vertretung des VGöD
nach innen und außen
• AG Profilierung
• ID Film
• Arbeitgeberumfrage
• Kontakt zu Studiengangskoordinatoren
• Teilnehmer der Hochschulkonferenz (HSK) Geoökologie
• Verbandskontakte
Stefan Reuschel, Kassel
2. Vorsitzender
• Rechtliche Vertretung des VGöD
nach innen und außen
• Werbung im FORUM der
Geoökologie
• Kontakt zu Standortpaten
• Mentoring-Programm (BDG)
• Vermittlung bei Auskunftsanfragen
[email protected]
Ulrike Schade, Ilmenau
Schriftführerin
• Sitzungsprotokolle
• Kontakt zur Redaktion FORUM
der Geoökologie
• AG Profilierung
• ID Film
• Kontakt zu Studiengangskoordinatoren
• Teilnehmerin der Hochschulkonferenz (HSK) Geoökologie
Alexandra Nonnast, Berlin
Finanzreferentin
• Finanzverwaltung
• Pflege der Praktikumsstellenliste
[email protected]
Dr. Dieter Eickhoff, Pforzheim
Beisitzer
• Betreuung / Redaktion des
Internetauftritts
• Mailingliste
• Aufbau der Expertenliste
[email protected]
Nadine Hösel, Offenbach am
Main
Beisitzerin
• Betreuung Lokalreferate, Fachschaften
• Studierendenumfrage
• Vertretung auf Messen
[email protected]
[email protected]
[email protected]
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FORUM GEOÖKOL. 22 (1), 2011
VGöD-Intern
Sonja Knapp, Halle
Beisitzerin
• Öffentlichkeitsarbeit
• Arbeitgeberumfrage
[email protected]
Stephan Mummert, Potsdam
Beisitzer
• Öffentlichkeitsarbeit /
Homepage
• Betreuung Lokalreferate
Ulrike Sturm, Karlsruhe
Beisitzerin
• Im Augenblick keine festen Aufgaben
[email protected]
[email protected]
Lokalreferenten
Bayreuth
Braunschweig
Freiberg
Katrin Herbort
Hanna Schmitz
Alana Steinbauer
Britt Slopianka
Wolfram Canzler
Robert Sieland
[email protected]
Karlsruhe
Callum Banfield
Claudia Sonnenschein
Viola Joncic
Andrea Maute
[email protected]
[email protected]
Tübingen
Potsdam
Maria Georgi
derzeit unbesetzt
[email protected]
[email protected]
[email protected]
Weitere Aufgaben
Auslandsreferat
Silke Höfle
[email protected]
AG Profilierung
Prof. Dr. Tillmann Buttschardt,
Münster
[email protected]
Dr. Dieter Schäfer, Langenfeld
[email protected]
Dr. Tobias Schneck, Offenbach
[email protected]
FORUM GEOÖKOL. 22 (1), 2011
Ulrike Schade, Illmenau
[email protected]
(verantwortl., div.)
[email protected]
Mentoring-Programm (BDG)
Richard Harnisch, Berlin
(Koordination Rezensionen)
[email protected]
Dr. Andreas Horn, Limburgerhof
[email protected]
Stefan Reuschel, Kassel
[email protected]
Redaktion FORUM der
Geoökologie
Dr. Gerald Schmidt, Frankfurt am
Main
Andrea Mehling, Koblenz
(Koordination Neues aus der
Forschung)
[email protected]
Dr. Andreas Schellenberger, Bern
(Qualitätskontrolle, div.)
andreas.schellenberger
@geooekologie.de
Redaktions-Mailadresse:
[email protected]
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VGöD-Intern
Kurzmeldungen aus dem VGöD
Neustart des zweiten Publikationsorgans UWSF Æ ESEU
Neben dem FORUM der Geoökologie
hat der VGöD in der Vergangenheit
die Zeitschrift „Umweltwissenschaften und Schadstoff-Forschung“
(UWSF) als zweites Publikationsorgan genutzt. Diese im Jahr 1989
begründete Peer-Review-Zeitschrift
erschien zunächst im ecomed Verlag
und wurde Ende 2007 vom Springer
Verlag übernommen. Der VGöD veröffentlichte im Schnitt zwei bis drei
Beiträge im Jahr als „VGöD Corner“
(jeweils eine bis zwei Seiten).
Seit Anfang dieses Jahres heißt die
Zeitschrift Environmental Sciences
Europe (ESEU) und erscheint als
Springer Open Journal. Dies bedeutet: Es gibt keine gedruckte Ausgabe
und kein kostenpflichtiges Abonnement mehr, sondern alle Artikel werden ohne Zugangsbeschränkung im
Internet veröffentlicht. Die Hauptsprache der Veröffentlichungen ist
nun Englisch statt Deutsch – jedoch
können auch deutsch- oder anderssprachige Artikel veröffentlicht werden. Mit dem Druck und dem Versand der Papierversion entfallen
auch die Erscheinungstermine und
die Abgabefristen für Beiträge; jeder
akzeptierte Beitrag wird nach Ab-
schluss der Überarbeitung und Layout umgehend online veröffentlicht.
Gemäß dem Open Access-Konzept
sind die Produktionskosten von den
Autoren zu tragen, daher kostet die
Veröffentlichung eines Beitrags im
Normalfall € 800.
Der VGöD ist weiterhin als Partner
an Bord (Society Affiliations) und hat
daher die Möglichkeit, jährlich zwei
Beiträge kostenfrei zu veröffentlichen. Diese können wie bisher als
Corner angelegt sein oder auch in
einem der üblichen Formate (Research, Book review and associated
literature, Commentary, Discussion,
Review). Bei Bedarf können sie auch
Zusatzmaterial enthalten, z.B. Datensammlungen, Bilder, Filme, Tagungsbände etc. Der VGöD-Vorstand
entscheidet wie bisher zusammen
mit der FORUM-Redaktion, welche
Beiträge eingereicht werden; Vorschläge aus der FORUM-Leserschaft
sind dabei herzlich willkommen!
Bei der englischsprachigen „Schwesterzeitschrift“ Environmental Science
and Pollution Research bleibt übrigens alles beim Alten: Sie erscheint
weiterhin als Print-Journal im kostenpflichtigen Abonnement.
Die FORUM-Redaktion betrachtet
diese Entwicklung mit Interesse! gs
Homepage von ESEU:
www.enveurope.com
Lokalreferat in Potsdam zu
besetzen!
Bei den VertreterInnen des VGöD an
den Geoökologie-Hochschulstandorten, genannt Lokalreferenten, handelt es sich in aller Regel um motivierte und engagierte Studierende.
Naturgemäß führt dies auch dazu,
dass die Besetzung recht häufig
wechselt – sei es durch längere Auslandsaufenthalte oder einen zügigen
Berufseinstieg nach erfolgreichem
Studienabschluss.
Derzeit ist aufgrund dieser Entwicklungen das Lokalreferat in Potsdam
unbesetzt (siehe S. 9). Der VGöD
dankt den bisherigen Lokalreferenten
Larissa Hallermeier, Jörg Kairies und Matthias Steffenhagen
sehr herzlich für ihr kontinuierliches
Engagement und ruft potentielle
Nachfolger auf, sich bei Interesse
beim VGöD-Vorstand zu melden. Es
lohnt sich! gs
Kontakt:
[email protected]
Downloads von www.geooekologie.de – die Top 10
Rang
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
10
Beitrag
Hinweise zum Studium und Praktikum im Ausland
Faltblatt zum Geoökologiestudium in Deutschland
FORUM 3/2006: „Flussparadies Franken“ (Anne Schmitt)
Workshoptagung 2010 – Exkursion 2: Forschungsstation Oberbärenburg
Workshoptagung 2010 – Exkursion 1: Erlebnisführung durch den Schacht „Reiche
Zeche“
FORUM 2/2010: „Creeping Disasters als Folge schleichender Umweltveränderungen? – Ein Konzeptvorschlag“ (Tillmann Buttschardt)
FORUM 3/2008: „Vielfalt vor der Haustür: Biodiversität in der Stadt“ (Sonja Knapp)
Workshoptagung 2010 – Exkursion 3: Mineraliensammlung „terra mineralia“ und
Stadtführung
Standort Karlsruhe: Studienführer Geoökologie
Orientierungsplan Workshoptagung 2010 in Freiberg
Downloads
Nov 2010 –
März 2011
81
64
56
55
Rang im Zeitraum Aug-Okt
2010
1
48
-
47
39
-
36
36
32
8
-
-
FORUM GEOÖKOL. 22 (1), 2011
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© 2011 Autodesk, Inc. Alle Rechte vorbehalten.
Schwerpunkt
Globaler Wandel – Verlust an
Ressourcen? Ein Rückblick auf die
Jahrestagung 2010
Von Viridiana Alcántara Cervantes, Karlsruhe
D
ie Workshoptagung „Globaler
Wandel – Verlust an Ressourcen?“
in Freiberg ist bald ein halbes Jahr
her. Als Teilnehmerin und Mitglied des
Organisationsteams denke ich mit großer
Freude an diese Zeit zurück. Ziel dieses
FORUM-Schwerpunkts war ursprünglich,
den Lesern die Inhalte der drei Workshops
Boden, Wasser und Biodiversität zu präsentieren. Zusätzlich konnten wir jedoch
Autoren gewinnen, welche einen Einblick
in die gesamte Tagung geben. Zum Einstieg erleben die Leser das Wochenende
aus der Sicht zweier Erstsemester aus
Karlsruhe (Eva Wendeberg und Sebastian
Griesmeier), die den weiten Weg bis Freiberg nicht nur überlebt, sondern auch
glücklich in Erinnerung behalten haben
(S. 13). Als nächstes schildert Stefan
Mummert seine Eindrücke von Prof. Töpfers Vortrag, welcher für viele sicherlich
das Highlight der Tagung darstellte (S.
14). Anschließend werden von den (Mit-)
Gestaltern der Workshops die Ergebnisse
ihrer Arbeitskreise zusammengetragen:
Boden (Sarah-Annika Arevalo, S. 16),
Wasser (Daniel Klein, S. 18) und Biodiversität (Tillmann Buttschardt und Julia
Baum, S. 20). Ein Gesamtfazit von unserem Gastgeber Prof. Jörg Matschullat aus
Freiberg schließt diesen Schwerpunkt ab
(S. 26).
12
Im VGöD betrachten wir die Tagung als
eine sehr erfolgreiche Veranstaltung und
bedanken uns bei den Freibergern für die
tolle Zusammenarbeit bei der Organisation, besonders bei Prof. J. Matschullat und
Constanze Richter.
Viel Freude und Spaß beim Lesen und bis
zur nächsten Tagung!
Viridiana Alcántara Cervantes
[email protected]
Viridiana Alcántara Cervantes studiert seit
2007 Geoökologie in Karlsruhe. Von 2008
bis 2010 war sie Schriftführerin im VGöD
und hat letztes Jahr die Tagung „Globaler
Wandel – Verlust an Ressourcen?“ in Freiberg mitorganisiert.
FORUM GEOÖKOL. 22 (1), 2011
Schwerpunkt
Die Jahrestagung aus der Sicht zweier Erstis
Von Eva Wendeberg und Sebastian Griesmeier, Karlsruhe
D
rei volle Autos! So viele
Karlsruher sind schon lange
nicht mehr zum Geoökologietreffen angereist. Und dann auch
noch einmal quer durch Deutschland
– bis nach Freiberg in Sachsen. Bestimmt irgendeine kleine, gewöhnliche Stadt bei Dresden, so dachten
wir – doch so kann man sich täuschen! Durch Verspätung leider die
Abendveranstaltung am Freitag verpasst, ging’s sofort zum Nachtquartier, wo Eva und ich herzlich empfangen wurden – ein schöner Anfang.
Ein Ort zum Wohlfühlen!
Einblick in die anderen WorkshopThemen zu bekommen.
Das Samstagsprogramm war gespickt
mit Veranstaltungen. Da war man als
Erstsemester doppelt gefordert – sehr
viele Neuigkeiten an allen Ecken und
Enden! Die Vorträge am Vormittag
waren vielfältig und führten uns mal
wieder vor Augen, welch interessantes und facettenreiches Gebiet die
Geoökologie abdeckt. Besonders in
Erinnerung geblieben ist uns der
Vortrag, in dem der ehemalige Direktor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen, Prof. Dr. Klaus Töpfer, den Schwerpunkt „Globaler
Wandel“ ansprach. Die wohlverdiente Mittagspause ließ sich optimal
nutzen, um mit all den anderen Göks
der verschiedenen Unis ins Gespräch
zu kommen. Für uns eine Gelegenheit, die nicht ausgelassen werden
durfte!
Überwältigend! Der Saal! Das Buffet!
Das Ambiente! Das Abenddinner ließ
wirklich keine Wünsche offen. Im
Freiberger Brauhof war dies der perfekte Ausklang des Tages. Selbst für
Musik war gesorgt, die Partystimmung aufkommen ließ. Diesmal ergab sich eine tolle Möglichkeit, mit
berufstätigen Geoökologen ins Gespräch zu kommen und wieder neue
Eindrücke über das Berufsbild zu
erhalten.
Vor dem Geselligen Abend war zum
Abschluss die Jahreshauptversammlung des VGöD e.V. angesetzt, ein
Kernstück dieses Treffens. Etwas
geschlaucht vom Tagesverlauf nutzten wir diese, um zu entspannen und
passiv das Geschehen zu verfolgen.
Neben dem Jahresetat und der Neuwahl des Gremiums wurde ausgiebig
über einen Geoökologie-Film diskutiert, der entstehen soll, um den Bekanntheitsgrad des Studienfachs
Geoökologie zu steigern.
Der Sonntag war Freiberg-Tag! Es
gab Ausflüge unter die Erde ins Erzbergwerk oder einen Besuch in die
Mineralienausstellung „terra minera-
lia“ – eine der bedeutendsten der
Welt!, verbunden mit einer Stadtführung durch die herausgeputzte Altstadt (siehe Foto unten). Freiberg –
immer eine Reise wert!
Unser Fazit vom Wochenende ist
durchweg positiv. Auch wenn man
als Erstsemester nicht überall mitreden konnte, hat man doch vieles
Neues aufsaugen können – und dies
auch noch im Herzen einer unvergesslichen Kleinstadt namens Freiberg!
Eva Wendeberg (oben) und Sebastian
Griesmeier (Gruppenbild Mitte) studieren inzwischen im zweiten Semester Geoökologie in Karlsruhe.
[email protected]
[email protected]
Am Nachmittag standen drei Workshops auf dem Programm. Neben der
Boden-Gruppe und der WasserGruppe fand ich (S.G.) das dritte
Thema, Biodiversität, am spannendsten. Es war für mich komplettes Neuland, aber äußerst informativ. Aktiv
arbeiteten wir gemeinsam an Schaubildern und Mind Maps, die wir anschließend vor dem gesamten Plenum vorstellten. So hatten alle Teilnehmer die Möglichkeit, auch einen
FORUM GEOÖKOL. 22 (1), 2011
13
Schwerpunkt: Globaler Wandel – Verlust an Ressourcen?
„Globaler Wandel – Verlust an Ressourcen?“
Vortrag von Prof. Dr. Dr. hc. mult. Klaus Töpfer
Eindrücke eines Zuhörers
Von Stephan Mummert, Berlin
D
en Samstagmorgen der
Workshoptagung 2010 des
VGÖD sollte der verdiente
Umweltpolitiker Prof. Dr. Klaus Töpfer, Exekutivdirektor des Institute for
Advanced Sustainability Studies e.V.
(IASS), der unter anderem auch den
Ehrendoktor der Bergakademie
Freiberg innehat, eröffnen. Durch
höhere Gewalt verschob sich dessen
Ankunft in den frühen Mittag hinein, was der Vortragsfreude des
Redners aber keinen Abbruch tat.
habe durch die Entscheidung zur
Ein-Kind-Politik und die bekannten
Folgen für Geschlechterzusammensetzung und Demografie eher mit
negativen Rückwirkungen auf die
soziale Absicherung im Land zu
Fachlich eröffnete Prof. Töpfer mit
der Aussage, dass der globale Wandel feststehe. Die Fragen, die nun zu
stellen seien, sollten sich damit beschäftigen, was sich verändere und
welche Konsequenzen aus diesen
Veränderungen gezogen werden
müssten.
Wirtschaftliche
Ungleichgewichte
verursachen Migration
2050: Dreimal so viele
Afrikaner wie Europäer
Den ersten Schwerpunkt setzte Prof.
Töpfer auf das Bevölkerungswachstum und dessen Herausforderungen.
Im Kontext des globalen Wandels
stehe das weitere Wachstum der
Bevölkerung fest. Der Gipfelpunkt
werde wohl in der Mitte dieses
Jahrhunderts bei etwa 9 Milliarden
liegen. Nun stelle sich zuerst die
Frage: Wo werden diese Menschen
geboren? Ein Schwerpunkt wird in
Afrika liegen, dessen Bevölkerung
früher einmal einem Drittel derjenigen Europas entsprach. Bis 2050
wird sich dieses Verhältnis umgekehrt haben. Ein weiterer Schwerpunkt wird auf dem indischen Subkontinent liegen. China dagegen
14
te, was natürlich erhöhtes Verkehrsaufkommen auslöste. Der Höhepunkt in dieser Entwicklung führte
in gemäß der Charta von Athen
erbauten Städten zu einer vollständigen Trennung von allen Funktionen und damit zu einer Maximierung des Verkehrs (z.B. Brasilia).
Die derzeitige Entwicklung in
Schwellenländern führe zu einer Art
Wildwuchs, in dem keine Trennung
nach Wohn- und Industriebereichen
mehr vorliege.
rechnen. In Deutschland müsse hinsichtlich Geburtenrate und Demografie endlich ein Umdenken stattfinden, denn der Bevölkerungsrückgang führe zu sozialen wie auch zu
infrastrukturellen Problemen.
Im nächsten Abschnitt des ersten
Teils seines Vortrags ging Prof. Töpfer auf die Herausforderungen der
Urbanisierung ein. Die immer noch
zunehmende Verstädterung brachte
und bringe einen Umbruch in der
räumlichen Verteilung der einzelnen
Stadtkompartimente: So ging die
Entwicklung im Laufe der Zeit weg
von der gewachsenen Stadt hin zur
industriellen Stadt mit einer räumlichen Trennung ihrer Kompartimen-
Als nächstes erörterte der Referent
die Auswirkungen des Bevölkerungswachstums: Die stärkste Zunahme findet in den ärmsten Regionen der Welt statt, was zu einer
Ausgleichstendenz über Migrationsbewegungen in Richtung der alten
Industrienationen führe. Wir in der
Europäischen Union (EU) versuchen
zum Beispiel, uns gegen diese Entwicklung an unseren Außengrenzen
mit Hilfe neuer Mauern abzuschirmen (z.B. auf Lampedusa und in
Griechenland), um Wirtschaftsflüchtlinge, und auch zunehmend
Umweltflüchtlinge, fernzuhalten.
Das diese Migration auslösende
wirtschaftliche Ungleichgewicht sei
am Mittelmeer gut zu erkennen. So
läge das jährliche Bruttoinlandsprodukt pro Kopf am Nordmittelmeer
bei ungefähr 30’000 Euro, am Südmittelmeer hingegen nur bei 4’000
US-Dollar. Eine Entwicklung dieser
und anderer Staaten müsse ermögFORUM GEOÖKOL. 22 (1), 2011
Schwerpunkt: Globaler Wandel – Verlust an Ressourcen?
licht werden, so wie in den Rio Principles 1992 verabschiedet. Eine
Klausel wie das Right to development, ist sich Prof. Töpfer sicher,
wäre heute nicht mehr mehrheitsfähig.
Im zweiten Teil seines Vortrags beschäftigte sich Prof. Töpfer vorrangig mit der Frage, welche Ressourcen zur Entwicklung der benachteiligten Regionen benötigt werden.
Saubere Lösungen des
Energieproblems mit
endlichen Rohstoffen?
Zunächst einmal Energie; denn Armut sei gleich Energiearmut. Der
weltweite Energiebedarf werde derzeit zu etwa 75-80% mit Bergbauressourcen gedeckt (inkl. Water
Mining). Neun Milliarden Menschen
können sich aber nicht mit diesen
endlichen Ressourcen versorgen.
Deswegen müssten nachhaltige Lösungen gefunden werden.
Weiterhin stelle sich die Frage, ob
und wie eine saubere Kohlenutzung
möglich werden könne, da ein Großteil der Energie weltweit weiterhin
auf diese Art gewonnen werden
wird. Gesetzliche Verordnungen zur
Verbesserung der Technik können
durchaus Erfolge bringen und die
Industrie zum Handeln zwingen, so
wie beim Entschwefeln der Kohlekraftwerke in den 1970er bis 1980er
Jahren. Eine verordnete Technikentwicklung könne auch ökonomische Vorteile bieten.
Aber wie soll das technisch mit dem
Kohlenstoffdioxid geschehen? Carbon Dioxide Capture and Storage
stelle nach Ansicht des Redners dabei nicht einmal eine Zwischenlösung dar. Eher noch müsse der Kohlenstoffkreislauf in den Industrieprozessen geschlossen werden. Zu
eben diesem Thema werde auch am
IASS in Potsdam geforscht (dessen
Exekutivdirektor Prof. Töpfer ist).
Eine Möglichkeit, den Kreislauf zu
schließen, biete die Kohlenstoffnutzung unter Methanproduktion.
FORUM GEOÖKOL. 22 (1), 2011
Überall, wo Abfall entstehe, argumentierte der Referent, sei eine
Technologie noch nicht nachhaltig.
In jeder Produktionskette müsse
jeder Beteiligte zur Nachhaltigkeit
verpflichtet sein, auch derjenige, der
beispielsweise die Verpackung produziere. Im Hinblick auf die vorhandene Spezialisierung auf bestimmte
Verpackungsarten und deren oft
kurze Lebensdauer könne der Produzent am besten für eine höhere
Recyclingfähigkeit seiner Produkte
sorgen.
Recycling gegen
Ressourcenprobleme
In Zukunft werde auch der Begriff
Urban Mining mehr und mehr an
Bedeutung gewinnen. So könnte
sich die Schweiz jetzt schon mit dem
im Umlauf befindlichen Kupfer autark versorgen. Auch seien nach
Ansicht Prof. Töpfers in Zukunft jene
Volkswirtschaften führend, die am
wenigsten Abfall produzieren. Denn
beim Recyceln könne man gegenüber einer Neuproduktion der Rohstoffe eine hohe Energieersparnis
erreichen. Bei Aluminium ließen
sich ca. 90% Energie einsparen, bei
Stahl ungefähr 70% und bei Kunststoffen noch immerhin 60-65%.
weitere Flächen durch Versalzung
und andere Degradationsprozesse
bedroht seien. Und das zumeist in
Ländern der sogenannten Dritten
Welt, die sich selbst ernähren müssen.
Auch die Küstengebiete stehen unter
immensem anthropogenem Druck.
Abgeholzte Mangroven, sterbende
Korallenriffe und erodierte Küsten
seien da nur einige Probleme, die
wieder auf den Menschen zurückfielen. Der Erhalt der Systeme Böden
und Ozeane sowie der von ihnen
bereitgestellten ökosystemaren
Dienstleistungen stelle eine wichtige
Zukunftsherausforderung dar, die es
zu bewältigen gelte.
Zum Abschluss seines Vortrags warf
Prof. Töpfer schließlich noch die
Frage auf, wie man in Zukunft die
Gesellschaftsform der Demokratie in
die aufkommende knowledge society
integrieren könne.
Der Vortrag bot einen anregenden
Überblick über aktuelle, durch den
Menschen verursachte Problemstellungen und erlaubte einen Einblick
in die Ansichten eines erfahrenen
Umweltpolitikers, die Prof. Töpfer
immer auf unterhaltsame Weise und
mit einem Schuss Ironie versehen zu
präsentieren wusste.
Ein weiteres Ressourcenproblem, in
dem wir schon mitten drin stecken,
betreffe die seltenen Erden. Diesen
Markt beherrsche China quasi monopolistisch, und während in den
USA immerhin 50% recycelt werden, sei es in Deutschland nur knapp
1%. So gebe es auch EU-weit nur
eine einzige Recyclinganlage (in den
Niederlanden).
Böden und Ozeane als
tragende Systeme
Im letzten Abschnitt seines Vortrags
ging der Referent kurz auf die Böden als das vergessene Kompartiment der Umweltpolitik ein. So
merkte er in diesem Zusammenhang
an, dass etwa 37% der fruchtbaren
Böden erosionsgefährdet und viele
Stephan Mummert
[email protected]
Stephan Mummert studiert Geoökologie (Diplom) an der Universität
Potsdam und ist seit November 2010
Beisitzer im Vorstand des VGöD (siehe S. 5).
15
Schwerpunkt: Globaler Wandel – Verlust an Ressourcen?
Workshop Boden
Von Sarah Annika Arévalo, Freiberg
Z
ur VGöD Jahrestagung am
20. November 2010 fanden
im Winkler-Bau der TU Bergakademie Freiberg 16 interessierte
Teilnehmer zu einem Workshop
unter dem Gesichtspunkt des Globalen Wandels und den Auswirkungen
auf das Kompartiment Boden zusammen. Die erfreulich vielfältige
Zusammensetzung dieser Gruppe
aus Studierenden verschiedener
Semester und Heimatuniversitäten,
Teilnehmern aus der beruflichen
Praxis sowie aus Forschung und
Lehre, ermöglichte eine angeregte
und kurzweilige Diskussion.
Am Vormittag wurde das Thema
mit einem Impulsvortrag von Pro-
Bild 1: Impulsvortrag von Prof. R. Hüttl.
Foto: Stefan Reuschel
16
fessor Reinhard Hüttl, wissenschaftlicher Vorstand des Geoforschungszentrums Potsdam und Inhaber des
Lehrstuhls für Bodenschutz und
Rekultivierung an der BTU Cottbus,
eingeleitet (Bild 1). Prof. Hüttl
ging insbesondere auf die gesellschaftspolitische Herausforderung
ein, die durch eine stetig wachsende Weltbevölkerung einerseits und
die Limitierung der Georessource
Boden andererseits entsteht. Der
Druck, der aus dieser Konstellation
auf die verfügbaren Böden resultiert, führt oft zu einer irreversiblen
Bodendegradation. Als Beispiele
wurden Erosion, Versalzung und
Desertifikation dargestellt. Ein Ausdruck dieses
Konflikts ist das
Phänomen Land
Grabbing, bei
dem ausländische Investoren
sich die Ressource Boden in
Entwicklungsländern zu sichern versuchen.
Die Herausforderungen für
die Wissenschaft
bestehen darin,
so die Schlussfolgerungen des
Referenten, die
Prozesse des
Wandels unserer Umwelt –
und des Kompartiments Boden als Teil
dieser Umwelt –
durch Untersuchungen, die
auch langfristiges Monitoring einschließen, zu begreifen, zu beschreiben und vorherzusagen sowie
Lösungen für den Umgang mit dem
Wandel zu entwickeln.
Durch den Impulsvortrag mit Hintergrundinformationen und viel
Diskussionsstoff ausgerüstet, begann am Nachmittag der Workshop
unter der Leitung von Dr. Claus
Gerhard Bannick, Mitarbeiter im
Wissenschaftlichen Vorstandsbereich des GFZ und Leiter der Geschäftsstelle des Forschungs- und
Technologierates Bioökonomie bei
acatech, Berlin mit einer Vorstellungsrunde aller Anwesenden (Bild
2). Die anschließende Diskussion
lässt sich anhand einiger übergeordneter Fragen gliedern.
Welche allgemeinen Auswirkungen
hat der globale Wandel?
Ein Aspekt des globalen Wandels ist
das sich verändernde Klima, mit
folgenden Konsequenzen:
• Temperaturerhöhung
• Veränderung der Niederschlagsverteilung
• Extreme Wetterereignisse
• Änderungen des Wasserhaushalts (Bodenwasser)
• Gesundheitsaspekte (Mensch,
Tier, Pflanze)
• Verschiebung der Vegetationsperiode
• Veränderungen in den Stoffkreisläufen (C, N, P).
Als weiterer Aspekt wurde der Anstieg der Bevölkerung mit veränderten Mobilitätsansprüchen genannt,
der ebenfalls gravierende Konsequenzen mit sich bringt:
• Bedarfe an Biomasse
(Pflanze, Tier) – Ernährungsgewohnheiten
FORUM GEOÖKOL. 22 (1), 2011
Schwerpunkt: Globaler Wandel – Verlust an Ressourcen?
•
•
•
•
•
•
•
•
Biomassenutzung
(„Teller oder Tank“)
Landnutzungsänderungen
(Monokulturen, Rodungen)
Bodendegradation
(u.a. Erosion)
Flächenumnutzung
(Infrastruktur, Versiegelung)
Emissionen
Verknüpfung marine – terrestrische Ressourcen
Migration
Sozioökonomische Auswirkungen.
Welche konkreten Auswirkungen hat
der globale Wandel auf die Böden?
Die chemischen, physikalischen und
biologischen Standortverhältnisse
können sich ändern, was Auswirkungen auf die Bodeneigenschaften
und damit auf die Bodenfunktionen
hat. Ebenso können sich die Organismengemeinschaften im und auf
dem Boden ändern. Aus diesen
Veränderungen können Gefahren
für die Böden folgen, unter anderem durch Wind- und Wassererosion, Versalzung, Verdichtung, Versiegelung
und Übernutzung, die
auch Eingang in EURechtssetzungsvorschläge gefunden haben.
der Fragestellung berücksichtigen:
• global
• regional
• standörtlich
• zeitliche Dimension.
Welche Maßnahmen können ergriffen
werden?
Auf politischer Ebene können Übereinkünfte hergestellt werden (auch
international), die entweder rechtliche Vorschriften (Gesetze, Verordnungen) beinhalten oder ökonomische Steuerungsinstrumente (beispielsweise Prämienzahlungen bei
Einhaltung von Umweltstandards,
Cross Compliance). In der Umsetzung kann dies Standortanpassungen bedeuten, einen sorgsamen
Umgang in Form von optimaler
Bewirtschaftung oder auch ökologische Maßnahmen.
Wie wird Wissen vermittelt und umgesetzt?
Eine wichtige Rolle wurde in dieser
Frage den Verbänden zugeschrieben, die im Idealfall eine gute
Kommunikation zwischen Wissenschaftlern, Anwendern und Entscheidungsträgern ermöglichen.
Eine frühe Kommunikation ist der
entscheidende Faktor, um Probleme
rechtzeitig zu erkennen und anzugehen.
Zum Abschluss des Workshops wurden fünf Thesen formuliert, auf die
sich alle Teilnehmer einigten, und
mit denen sich die Ergebnisse des
Workshops abschließend zusammenfassen lassen:
These 1. Böden sind eine Georessource. Sie sind ein knappes, nicht
vermehrbares Gut. Aus ökologischer
und ökonomischer Sicht sind Böden
nur unzureichend bewertet.
These 2. Zur Bewertung der Georessource Boden ist die Betrachtung
aller raum-zeitlichen Skalen notwendig. Geeignete Konzepte und
dazu gehörige Indikatoren sind zu
erarbeiten.
These 3. Eine allgemein akzeptierte Bilanz zum erwarteten Verlust
Wie messen, quantifizieren und bewerten
wir den Wandel?
Bei der Frage, was und
wie gemessen wird,
spielt der Stand der
Technik die entscheidende Rolle. Dabei
muss die stetige Weiter- und Neuentwicklung in der Forschung
berücksichtigt werden.
Für die Bewertung der
Messgrößen müssen
Wissenschaftler vorrangig Ziele definieren
und auch den Maßstab
Bild 2: Fünf Thesen und viel Diskussionsbedarf im Workshop Boden.
Foto: Stefan Reuschel
FORUM GEOÖKOL. 22 (1), 2011
17
Schwerpunkt: Globaler Wandel – Verlust an Ressourcen?
und zur Neubildung von Böden
durch den Klimawandel liegt nicht
vor.
Fachgebiet Boden- und
Gewässerschutz
TU Bergakademie Freiberg
These 4. Klimawandel und Bewirtschaftung (Bedarf an Biomasse)
wirken auf die Bodenfunktionen
sowohl negativ als auch positiv.
Agricolastr. 22
09599 Freiberg
Tel.: 03731 / 39-3329
[email protected]
These 5. Aufgrund der Globalisierung sind internationale Vereinbarungen zum Umgang mit Böden
dringend erforderlich. Derartige
Regelwerke sollten auch Grundlage
nationaler Rechtsprechung werden.
Dipl.-Geoökologin
Sarah Annika Arévalo
Sarah Annika Arévalo studierte
2003-2009 an der TU Freiberg. Seit
März 2010 arbeitet sie im Fachgebiet
Boden- und Gewässerschutz des Instituts für Bohrtechnik und Fluidbergbau an ihrer Promotion mit dem
Thema „Verfahrensentwicklung zur
ereignisbezogenen Simulation wild
abfließenden Oberflächenwassers
und damit verbundener Schlammdepositionen in Siedlungsgebieten“.
Workshop Wasser
Von Daniel Klein, Braunschweig
D
er Workshop zum Thema
„Wasser“ wurde als Diskussionsrunde durchgeführt. Als
Impuls thematisierte Prof. Broder
Merkel anfänglich das Thema „Wasser und Eigentum“. Die Diskussion
führte daraufhin schnell zur Frage,
wie der Zugang zu Wasser insbesondere zwischenstaatlich geregelt
werden könne. Positive Beispiele
zeigten, dass eine grenzüberschreitende Betrachtung vollständiger
Einzugsgebiete – unabhängig von
politischen Grenzen – für alle Anrainer von Vorteil sein könne. Je größer der Druck auf die Ressource
Wasser, desto komplizierter sei es
jedoch, solche multilateralen Konzepte umzusetzen, was häufig durch
schwierige politische Rahmenbedingungen zusätzlich erschwert werde.
Wird eine globale
Wasserbehörde gebraucht?
Somit stellte sich die Frage, wie
grenzüberschreitende Konzepte in
18
politisch instabilen Regionen multilateral initiiert und durchgesetzt
werden können. In diesem Kontext
wurde diskutiert, inwiefern eine
„globale Wasserbehörde“ diese
Funktion innehaben könnte und
welche Befugnisse sie haben müsste.
Es wurde auf die Internationale
Atomenergiebehörde (IAEA) verwiesen, die im Atomsektor eben diese
Rolle übernehme und darin auch
weitgehend akzeptiert sei. In der
Folge wurde intensiv und unter reger Beteiligung der gut 20 Studierenden über das Für und Wider
einer globalen Wasserbehörde diskutiert. So könnte sie zum Beispiel im
Einzugsgebiet des Euphrat eine lenkende Funktion einnehmen, wo
Staudämme im Ober- und Mittellauf
zu Wassermangelsituationen im
irakischen Unterlauf führen – wo
allerdings die Ressource ebenfalls
durch intensive Bewässerung übermäßig strapaziert werde. Es wurde
betont, dass die Wassermengen in
der Region insgesamt – bei entsprechender Verteilung und entsprechend nachhaltigem Umgang – ausreichen müssten. Als kritisch wurde
die möglicherweise fehlende Akzeptanz der Behörde angesehen, gerade
wenn die Anrainerstaaten aufgrund
einer möglichen übergeordneten
Richtlinie in ihrer Nutzung des Wassers eingeschränkt würden. Im obigen Beispiel könne ein Mangel an
Akzeptanz beispielsweise auch dadurch entstehen, dass neben dem
Bedarf von Mensch, Landwirtschaft
und Industrie zusätzlich Wasser für
den Naturschutz bzw. den Erhalt
von Ökosystemen zur Verfügung
gestellt werden müsste, was im Sinne einer Nachhaltigkeit „auf allen
Ebenen“ sicherlich empfehlenswert
wäre.
Ebenso kritisch wurde mehrfach in
Frage gestellt, ob eine solche Wasserbehörde tatsächlich durchsetzungsfähig wäre bzw. wie sie Staaten sanktionieren könne, die sich
FORUM GEOÖKOL. 22 (1), 2011
Schwerpunkt: Globaler Wandel – Verlust an Ressourcen?
einer übergeordneten Entscheidung
widersetzten. Konsens war schließlich, dass eine übergeordnete Behörde durchaus sinnvoll sein kann,
allerdings eher im organisatorischen
Bereich. So könne sie beispielsweise
lokale Maßnahmen und Initiativen
fördern, Wasser effizienter zu nutzen; ebenso könnten (lokale) Projekte zur Abwasserreinigung initiiert
werden („Globale Mittel für lokale
Lösungen“). Durch diese lokalen
Konzepte werde in der Folge regional – also auf Einzugsgebietsebene –
die Situation für alle Anlieger verbessert. Die Anreize zur Umsetzung
solcher Konzepte seien in der Regel
finanzieller Natur; ebenso wurde
jedoch die Bedeutung von lokalen
Weiterbildungs- und Schulungsmaßnahmen betont, die eine finanzielle Förderung unbedingt ergänzen
müssten. An der Umsetzung müssten somit verschiedene Ebenen (z.B.
GIZ, lokale NGOs, Forschung…)
beteiligt werden, damit u.a. technische, soziale und ökologische Aspekte adäquat berücksichtigt werden
könnten. Die Kombination aus lokal
geförderten Maßnahmen (bottom
up) und übergeordneter Steuerung
(top down) wurde als vielversprechend angesehen.
Die Wasserproblematik
im Geoökologie-Studium
Abschließend wurde ein Meinungsbild eingeholt, inwiefern die diskutierten Aspekte im Studium berücksichtigt werden sollten bzw. ob sie
bereits angesprochen werden. Erwartungsgemäß gab es hier standortabhängig unterschiedliche Meinungen und Erfahrungen. Zusammengefasst bleibt festzuhalten, dass
wirtschaftliche, politische und ähnliche Fragestellungen grundsätzlich
durchaus bereits in das Studium
integriert sind, meist auf theoretischer, seltener auch auf praktischer
Ebene (Seminare und Projektstudien). Betont wurde in allen Fällen,
dass eine Verknüpfung der Aspekte
– Interdisziplinarität also – unbeFORUM GEOÖKOL. 22 (1), 2011
dingt erfolgen sollte, beispielsweise
im Rahmen von entsprechend konzipierten Projektarbeiten. Offen
blieb jedoch die Frage, in welcher
Tiefe das Bachelor-Studium diese
Aufgabe bereits leisten müsse bzw.
überhaupt leisten könne. Die vertiefte, angewandte Betrachtung solle
eher im Master erfolgen. Das starke
Interesse an der Diskussion bestätigte jedoch die insgesamt große Relevanz dieses Themenfeldes.
Für die zweite Diskussionsrunde
wurden drei Themen zur Wahl gestellt, von denen „Virtuelles Wasser“
ausgewählt wurde. Das Konzept des
virtuellen Wassers befasst sich, analog zu einer CO2-basierten Ökobilanz, mit dem Wasserbedarf, der zur
Herstellung eines Produktes benötigt
wird. Markante Zahlen sind 140 l
Wasser für eine Tasse Kaffee oder
15’000 l für ein Kilogramm Rindfleisch. Analoge Bilanzen können
auch für industrielle Produkte erstellt werden, so wird der Wasserverbrauch für die Herstellung eines
Autos mit 400’000 l angegeben.
Verbraucherbewusstsein
schärfen durch
virtuelles Wasser
Bereits zu Anfang wurde diskutiert,
welche Aspekte das Konzept umfasst
bzw. idealerweise umfassen sollte –
gehe es „nur“ um Wasser oder auch
um Fragen der Wasserqualität? Und
wie können die regional gänzlich
unterschiedlichen Rahmenbedingungen und vor allem Folgen des
virtuellen Wasserverbrauchs berücksichtigt werden? Konsens der Diskussion dieser und ähnlicher Fragestellungen war, dass das Konzept
nur dann zielführend sein könne,
wenn eben diese Aspekte mit aufgenommen würden. Plakativ ausgedrückt: Ein Kilogramm Rindfleisch
aus argentinischer Freilandhaltung
könne durchaus tausende Liter virtuelles Wasser beinhalten, ohne dass
daraus vor Ort ein Wassermangel
entstehe. Landwirtschaftliche Güter
aus intensivem Bewässerungsland-
bau seien hingehen weitaus kritischer zu sehen.
Im weiteren Verlauf wurde insbesondere diskutiert, was Konsequenz
und Nutzen solcher Konzepte sein
können. Eine Kennzeichnung aller
Produkte hinsichtlich ihres virtuellen
Wassergehaltes im Sinne einer „Ampel“ würde (unabhängig vom mutmaßlich massiven Widerstand der
Lebensmittelindustrie) vielleicht das
Bewusstsein des Verbrauchers schärfen, wie es ja auch bei Bio-Lebensmitteln der Fall sei. Wesentlich an
Stärke gewinnen würde das Konzept
sicherlich durch die schon diskutierte „Globale Wasserbehörde“, die bei
entsprechend machtvoller Ausgestaltung den globalen Anbau beispielsweise durch Auflagen, Subventionen, Zölle und Quoten steuern
könnte. Analog zur vorherigen Diskussion stellte sich jedoch die Frage
nach der Umsetzbarkeit und Verbindlichkeit solcher Festlegungen.
Zudem seien die globalen Verflechtungen insbesondere der Landwirtschaft schwer zu erfassen, ebenso
wie die regionalen Folgen einer evtl.
restriktiveren Wassergesetzgebung.
In diesem Kontext wurde beispielsweise auf Entwicklungsländer hingewiesen, die ein (virtuell intensiv
bewässertes) landwirtschaftliches
Exportgut aufgrund hoher Einfuhrzölle kaum noch nach Europa exportieren könnten. Interessant ist in
diesem Kontext auch die Frage, ob
virtueller Wasserverbrauch durch
Strafzahlungen („Ablass“) legitimiert werden könne oder ob analog
zum CO2-Handel ein globaler Zertifikatehandel einsetzen werde.
Die Diskussion ergab kein klares,
abschließendes Ergebnis. Ein ausdifferenzierteres Konzept, das insbesondere auch die „Quellen“ virtuellen Wassers, die Wasserqualität
sowie klimatische Gegebenheiten
berücksichtigt, könne durchaus das
Bewusstsein schärfen und über ein
geändertes Konsumverhalten auch
„positive“ Wirkungen entfalten,
wofür es durchaus Beispiele gebe.
19
Schwerpunkt: Globaler Wandel – Verlust an Ressourcen?
Die Angabe des virtuellen Wasserverbrauchs wäre vorerst jedoch nicht
mehr als eine weitere Zahl auf der
Verpackung und somit möglicherweise ohne jegliche Konsequenz, da
ausschließlich der Verbraucherwille
über Annahme und Ablehnung des
Konzeptes entscheiden würde. Sinnvoller erscheine es daher, virtuelles
Wasser als Entscheidungs- und Argumentationshilfe bei Maßnahmen
vor Ort (Stichwort „Entwicklungshilfe“) zu nutzen, also wiederum ein
bottom-up-Ansatz.
Gegen die konkrete, nachdrückliche
Umsetzung auf politischer Ebene,
möglicherweise gar global, sprächen
die oftmals betonte Komplexität der
Zusammenhänge, die Schwierigkeiten einer Konsensfindung (was im
Zuge der UN-Klimakonferenzen
regelmäßig deutlich wird) und die
Umsetzung, die ja wiederum eine
(akzeptierte und durchsetzungsstarke) globale Behörde erfordern würde.
Eigendynamik entwickelten, kann
das Fazit zum Workshop „Wasser“
nur positiv ausfallen. Die Stärke
einer geleiteten Gruppendiskussion
– der in unserem Falle relativ freier
Lauf gelassen wurde – liegt ohne
Zweifel in der Diskussion selbst, der
damit verbundenen Reflektion sowie
der Konfrontation mit möglicherweise gegenläufigen Meinungen und
Argumenten. In diesem Sinne kann
bzw. soll auch dieser Bericht nicht
ein abschließendes Ergebnis fixieren, sondern eher als Diskussionsgrundlage dienen. Aufgrund der
relativ freien Struktur der Diskussion konnten die Rahmenthemen des
Workshops „Globaler Wandel, Verlust von Ressourcen und Biodiversität“ nur schwerlich gezielt und ergebnisorientiert bearbeitet werden,
was jedoch den sehr positiven Gesamteindruck der Workshoptagung
nicht schmälern soll.
Aufgrund der angeregten Diskussionen, die schnell eine produktive
Dipl.-Geoökol. Daniel Klein
Institut für Siedlungswasserwirtschaft
(ISW), TU Braunschweig
Tel.: 0531 / 391-7942
[email protected]
Daniel Klein studierte 2001 bis 2007
an der Universität Karlsruhe mit den
Schwerpunkten Wasserchemie, Hydrologie, Hydrogeologie und Geochemie. Seit Mai 2008 arbeitet er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am ISW
der TU Braunschweig mit den Arbeitsgebieten Nährstoffrecycling, Abwasserrecycling und Ressourcenökonomie.
Verlust von Biodiversität –
Verlust einer Ressource?
Biodiversität als Element des nachhaltigen Ressourcenmanagements (NRM) ist in der aktuellen Debatte um eine zukunftsgerechte Entwicklung der Gesellschaft(en) ein Kernthema, das auch die internationale Gemeinschaft mit dem abgelaufenen Jahr der Biodiversität (2010) und nun mit einer entsprechenden Dekade würdigt und damit auf die Agenda nimmt. Jedoch: Kaum ein anderes Umweltgut ist für die menschliche Wahrnehmung so wenig einzuordnen, in seiner Mannigfaltigkeit so
schlecht erfassbar und in seinen Variationsformen so kaleidoskopartig vielfältig. Der Workshop „Biodiversität“ in der Jahrestagung 2010 des VGöD in Freiberg thematisierte unter dem Leitthema „Globaler Wandel – Verlust an Ressourcen?“ die Frage, welche Veränderungen langfristig für die Ressource Biodiversität zu erwarten sind. Hierfür wurden verschiedene Szenarien entworfen und wesentliche
Treiber identifiziert. Zudem erarbeiteten die Teilnehmer eine Einschätzung, wie stark sich der globale
Wandel auf die Biodiversität auswirken wird. In diesem Beitrag werden nochmals die Hintergründe
der aktuellen Thematik dargestellt und die Ergebnisse des Workshops präsentiert.
Von Tillmann K. Buttschardt, Münster, und Julia Baum, Karlsruhe
20
FORUM GEOÖKOL. 22 (1), 2011
Schwerpunkt: Globaler Wandel – Verlust an Ressourcen?
Biodiversität heute
O
bwohl die Vielfalt der Lebewesen und Arten seit der
Antike wahrgenommen und
die biologische Taxonomie und
Sammlungstätigkeit in den letzten
300 Jahren eine eindrucksvolle
Entfaltung erfahren hat, ist doch
festzustellen, dass der Begriff Biodiversität, wie er seit dem Ende der
1980er Jahre verwendet wird (vgl.
Wilson 2001), umfassender ist und
die Variabilität des Lebens auf der
Erde in all seinen Erscheinungsformen einbezieht. Um diese unglaubliche Fülle für die Wissenschaft und
die Kommunikation zugänglich zu
machen, wird sie im modernen
Konzept von „Biodiversität“ gemeinhin aufgeteilt in einzelne Elemente, die verschiedene Facetten
ansprechen (Sodhi & Ehrlich 2010):
die genetische, organismische und
die ökologische Diversität, die alle
zudem geographische und räumliche sowie zeitliche Dimensionen
enthalten. Weitere Einteilungen
haben sich etabliert mit der AlphaDiversität, welche die Anzahl von
Objekten (z.B. Arten) kennzeichnet,
und der Gamma-Diversität, welche
die Verschiedenheit von Objektgruppen (z.B. alle Geophyten zweier Untersuchungsgebiete) beschreibt. Hinzu kommt die BetaDiversität. Mit ihr werden z.B. funktionelle Unterschiede (etwa Stoffflüsse, Bioaktivität oder RäuberBeute-Interaktionen) bezeichnet
(Beierkuhnlein 1998).
Aus der Komplexität des Phänomens heraus wird klar, dass es einen Parameter zur Erfassung und
Beschreibung von Biodiversität
nicht geben kann. In einer Annäherung werden in der Regel Häufigkeitsparameter (i.e.S. Artenzahlen)
und/oder Heterogenitätsparameter
(Indexmaße) herangezogen. Im
Laufe der Erdgeschichte war der
„Betrag“ der Biodiversität durchaus
unterschiedlich. Fest steht heute,
dass es mehrere Aussterbeereignisse
FORUM GEOÖKOL. 22 (1), 2011
im Laufe der Erdgeschichte gegeben
hat. Chapin et al. (2000) zählen
insgesamt sechs auf, wobei das
sechste und derzeit ablaufende das
erste ist, das vom Menschen verursacht ist. Den Verlust an Biodiversität zu ermitteln, der durch menschliche Einflüsse entsteht, ist im Einzelfall bzw. für bestimmte Biotope,
Lebensräume oder Ökosysteme
detailliert möglich. Hauptbetroffen
sind naturnahe Wälder und Feuchtgebiete, Mangroven oder Korallen,
um nur wenige Beispiele zu nennen. Wie groß der Schaden oder die
Gen- oder Arten- oder Betadiversitätsverluste genau sind, das ist nahezu unmöglich anzugeben.
Ein der Vergleichbarkeit wegen
herangezogener Parameter ist die
Aussterberate (extinction rate),
welche in Arten pro einer Million
Jahre (extinctions per million species-years — E/MSY) angegeben
wird. Rockström et al. (2009) haben den Versuch unternommen, die
Geschwindigkeit der rezent ablaufenden Aussterbephase zu ermitteln, und kommen hierbei auf Werte von 10-100 E/MSY. Analysen
fossiler Datensätze aus dem marinen Bereich ergaben dagegen lediglich 0,1-1 E/MSY. Der rezente Wert
beträgt also das 100- bis 1000fache.
Wie das Kreide/Tertiär-Ereignis mit
dem Aussterben der Großechsen
und der anschließend aufgekommenen Dominanz der Säugetiere in
vielen Bereichen zeigt, verändern
derartige Biodiversitätsverluste das
gesamte Ökosystemgefüge dramatisch und nachhaltig, so dass der
Einfluss der Biodiversität auf die
ökosystemaren Abläufe und Regelkreise als wesentlich angesehen
werden muss.
Biodiversität als Ressource
Seit der letzten Dekade wird vermehrt das Konzept der „Ökosystem-
dienstleistungen“1 verwendet. Es
geht zurück auf das Millennium
Ecosystem Assessment MEA (2005a)
und hat seit seiner Veröffentlichung
eine breite Anwendung erfahren.
Das Konzept ist rein anthropozentrisch und versteht unter Ökosystemdienstleistungen alle „direkte[n]
und indirekte[n] Beiträge von Ökosystemen zum menschlichen Wohlergehen“ (TEEB 2010: 43). Selbstredend, dass diese Beiträge wesentlich von der Lebewelt beeinflusst
werden, also von der Biodiversität
abhängig sind.
Das Begriffskonzept ist in der geographisch/geoökologischen Denkwelt weder eine Revolution noch
eine Neuigkeit, basiert es doch auf
dem Ansatz des Naturraumpotenzials (Neef 1966), das in der ökologischen Planung vielfältig weiterentwickelt wurde (v. Haaren 2007).
Allerdings konnte dieses grundlegende und fundiert bearbeitete
Konzept mangels „Übersetzung“
bislang nicht in die ökonomische
(und mangels Wahrnehmung nicht
in die englischsprachige) Literatur
Eingang finden. Es wurde daher in
einer groß angelegten Studie für die
wirtschaftliche Denkweise aufbereitet (TEEB 2010), so dass die Gesamtheit der Ökosystemleistungen
als Kapitalstock interpretiert wird,
der einen Überschuss produziert,
welcher wiederum als Ertrag bzw.
Dividende abgeschöpft werden
kann. In einer klassischen betriebswirtschaftlichen Rechnung könnte
also unter einer nachhaltigen Nutzung verstanden werden, dass die
Entnahmen aus dem Betriebskapital
1
Im Text wird eine in der ökologischen
Planung übliche Unterscheidung in Potenzial
und Funktion vorgenommen. Im Folgenden
wird der Begriff „Ökosystemleistung“ immer
dann verwendet, wenn das Potenzial angesprochen ist, wenn also Entwicklungskapazitäten aufgrund der landschaftlichen Basis
(z.B. Klima, Geologie, Boden, Wasserhaushalt, Diasporenbanken) gemeint sind. „Ökosystemdienstleistung“ meint demnach die
Funktion, also die tatsächlich entwickelte
Leistungsfähigkeit eines Raumes, ganz
gleichgültig, ob dieses Dargebot abgeschöpft
wird oder nicht.
21
Schwerpunkt: Globaler Wandel – Verlust an Ressourcen?
nur so hoch sein dürfen, wie dorthin durch Rücklagen wieder zurückfließt. Nun haben mehrere umfassende und sehr gründliche Studien
wie der MEA (2005a, b), der Living
Planet Report (WWF 2004), GEO4
(United Nations Environment Programme 2007) und die Statusberichte zur Biodiversität GBO2 und
GBO3 (Secretariat of the Convention on Biological Diversity 2010)
deutlich gemacht, dass die Ressource Biodiversität massiv übernutzt
wird. In der Sprache der Ökonomen
werden hier weder Rücklagen für
getätigte und bevorstehende Entnahmen aus dem Kapitalstock gebildet, noch gibt es Rückstellungen,
um bekannte Reparaturen und Regenerationsmaßnahmen (in der
Sprache der Ökologen wiederum als
Renaturierung oder Revitalisierung
gebräuchlich) zu tätigen. Im Jahr
der Biodiversität 2010 sollte – so
hat es sich die Staatengemeinschaft
im Jahr 2002 vorgenommen – der
weltweite Verlust an Biodiversität
signifikant verringert worden sein.
Dieses Ziel konnte nicht nur nicht
erreicht werden, sondern es stellt
sich nunmehr dar, dass
• keines der Unterziele völlig
erreicht werden konnte,
• die meisten Indikatoren (siehe
unten) negativ sind,
• kein Mitgliedsland der Biodiversitätskonvention erfolgreich
war sowie
• die direkten Drücke konstant
geblieben sind bzw. sogar zugenommen haben.
Die Projektionen der genannten
Studien zeigen fortdauernde und
akzelerierende Aussterberaten,
einen tiefgreifenden Landnutzungswandel, verstärkten Einfluss
von biologischen Invasionen sowie
Veränderungen in der räumlichen
Verbreitung und einen generellen
Rückgang der Biodiversität.
Kenntnisse in Bezug auf die Relevanz des Schwindens der Ressource
Biodiversität für die langfristige
Stabilität der o.a. Ökosystemdienstleistungen sind praktisch nicht vorhanden. Es gibt nur grobe Abschätzungen darüber, welcher Betrag
derzeit für eine wachsende Menschheit und deren steigende Konsum-
Abb. 1: Kategorien und Dimensionen von planetary boundaries
(nach Rockström et al. 2009; neu gezeichnet).
22
bedürfnisse aus den Rücklagen
ausgebucht wird. Diese deuten auf
eine unweigerliche Zahlungsunfähigkeit in der Zukunft hin. Als Beispiel soll hier der peak catch der
marinen Fischerei dienen, also die
Tatsache, dass der Höhepunkt der
Fangmengen in den Weltmeeren
spätestens seit dem Ende der
1990er Jahre überschritten ist (WRI
2001) und sich seitdem die Fangkapazitäten weiter ausgeweitet
haben (FAO Fisheries and Aquaculture Department 2010).
Biodiversität als
weltweite Schlüsselgröße
Rockström et al. (2009) erkennen
im Verlust von Biodiversität eine
von neun Grenzlinien, die sie in
ihrem Konzept der planetary
boundaries ausweisen (Abb. 1).
Dieses Konzept beruht auf der Annahme, dass sich Mensch-UmweltSysteme durch eine gewisse Elastizität auszeichnen und gegen Störungen innerhalb gewisser Grenzen
resilient sind. Über evolutionäre
Zeiträume hinweg hat sich ein Modus herausgebildet, den
wir kennen und an den
sich – abgesehen von
kleineren Klimaschwankungen im Holozän – die Menschheit
ausreichend adaptiert
hat. Durch die langsame Entwicklung hat
sich ein Systemmodus
etabliert, dessen Grenzen nur teilweise bekannt erscheinen und in
den sich die menschliche Kultur eingepasst
hat. In diesem Zustand
der „sicheren Arbeitsumgebung“ liegen auch
die biodiversitätsbasierten Ökosystemdienstleistungen auf einem
ausreichend hohen
Niveau. In welchem
Grenzbereich massive
Verluste auftreten, welFORUM GEOÖKOL. 22 (1), 2011
Schwerpunkt: Globaler Wandel – Verlust an Ressourcen?
che Dimension dieser Grenzbereich
besitzt, ob er regional verschieden
ist, ob das Eintreten in diesen
Grenzbereich und die Abnahme der
Ökosystemdienstleistungen linear
oder sprunghaft erfolgt und ob ein
Grenzwert diesen bzw. einen sogenannten Kipp-Punkt markiert – wir
wissen es nicht. Unter Umständen
handelt es sich beim Phänomen des
Biodiversitätsverlustes nicht nur um
eine schleichende Umweltveränderung, sondern um ein Creeping Disaster. Es ist unbekannt, ob wir uns
im Bereich der frühen Anzeichen
befinden oder Phänomene wie das
Bienensterben oder der Artenrückgang bei den „Normallandschaftsbewohnern“ bereits als Superzeichen gedeutet werden müssen (weitere Erläuterungen bei Buttschardt
2010). Rockström et al. (2009)
jedenfalls sehen die planetary
boundary bezogen auf den Biodiversitätsverlust als massiv überschritten an. Sie fassen diesen als Schlüsselgröße auf, welche die Ökosystemfunktionen in kontinentaler
bzw. ozeanweiter Dimension beeinflussen kann und viele andere Systeme, wie etwa das Klima, die
Stoffkreisläufe, den Wasserhaushalt
etc. beeinflusst. Ein verstärkter
Biodiversitätsrückgang ist zudem
auch ethisch problematisch, was
sich dadurch begründen lässt, dass
er auch im ideellen und psychischen
Sinne Ökosystemdienstleistungen
erbringt. Problematisch an diesem
Faktor ist, dass
• die Rolle der Biodiversität als
Stellgröße im Gesamtsystem so
ungeheuer komplex und noch
so wenig verstanden ist,
• die Biodiversität als Indikandum für die Verschiebung der
planetary boundaries nicht sehr
gut geeignet ist, da sie sich a)
derzeit nicht oder nur kaum
darstellen bzw. messen lässt
(Buttschardt 2009), und b) geeignete bzw. aussagefähige
Messparameter – und damit belastbare BiodiversitätsIndikatoren – fehlen,
FORUM GEOÖKOL. 22 (1), 2011
•
•
Schwellen-/Grenzwerte für
massive Systemveränderungen
auf verschiedenen Skalenebenen liegen, die sich wechselseitig beeinflussen können sowie
die Lage der Schwellen-/Grenzwerte mit dem derzeitigen
Kenntnisstand sehr unsicher ist.
Langfristige Entwicklungen
und deren Monitoring
Im Workshop bei der Jahrestagung
2010 des VGöD in Freiberg haben
wir uns mit der Frage beschäftigt,
welche Entwicklungslinie die Ressource Biodiversität in der fernen
Zukunft nehmen wird, und hierzu
Roadmaps aufgestellt, die verschie-
denen Zeitintervallen (2050 und
2100) sowie unterschiedlichen
Entwicklungsszenarien entsprachen
(best case, business as usual, worst
case).
Als für die Biodiversität maßgebliche Randbedingungen unter dem
business as usual- und best case-Fall
wurden
• Nähr-/Schadstoffeinträge
• Übernutzung/Degradation
• Landnutzungswandel
• Invasive Arten
• Klimawandel
als belastende Faktoren und
• gezieltes Eingreifen durch Umwelt- und Naturschutzmaßnahmen
Abb. 2: Stellwand im Workshop Biodiversität mit einem Netzdiagramm des worst
case-Szenarios 2100. Foto: Stefan Reuschel
23
Schwerpunkt: Globaler Wandel – Verlust an Ressourcen?
als entlastende Einflussgrößen beschrieben.
Im worst case-Szenario übten zudem Ressourcenänderungen/Ressourcenverluste anderer Medien
zusätzlichen Druck auf die Biodiversität aus. Im Einzelnen genannt
wurden
• Monokulturen
• Wasserverbrauch, Wassermangel
• Versalzung
• Kontamination (z.B. auch durch
Radionuklide)
• Gentechnik sowie
• Feuer,
welche negative Einflüsse ausüben,
wobei Bränden durchaus auch fördernde Effekte zugeschrieben wurden.
Die Erarbeitung und Darstellung für
das Abschlussplenum wurde im
Workshop mittels eines Netzdiagramms vorgenommen (Abb. 2).
Bei der Erstellung stellte sich jedoch
schnell heraus, dass ein Ansatz, der
nur die Ökosysteme bzw. die Einflussfaktoren betrachtet, Schwierigkeiten bereitet. Daher wurde zur
genaueren Analyse der Ansatz der
DPSIR-Indikatoren herangezogen,
welche die Wechselwirkungen zwischen Gesellschaft und Umwelt
wesentlich aussagekräftiger darstellen können. Dieses Modell dient
auch zur Strukturierung der international gebräuchlichen Indikatorsysteme. Dieses unterscheidet Antrieb (Driver D), Druck auf das
betreffende Naturhaushaltselement
– also hier die Biodiversität (Pressure P), den aktuellen Zustand
(State S), den Einfluss, den der
beschriebene Duck auf den Zustand
ausübt (Impact I) sowie mögliche
Handlungs- und Reaktionsoptionen
und Maßnahmen der Gesellschaft
(Response R). Betrachtet man diesbezüglich das Indikatorenset der
Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt (NBS), welche die
Bundesrepublik im Rahmen der
UNCBD entwickeln musste (ausführlich dargestellt bei Sukopp et
24
al. 2010), so stellt man drei Dinge
fest:
1. Von den insgesamt 19 Indikatoren für Einzelkomponenten der
biologischen Vielfalt entfallen
nur drei Variablen auf die Darstellung des Zustandes von Biodiversität, jeweils fünf Indikatoren zeigen pressure und response, also Belastungen und
Maßnahmen an, sechs Indikatoren adressieren die Stärke des
Einflusses bestimmter Parameter als Auswirkungsindikatoren.
2. Keiner der Indikatoren erreicht
derzeit einen Zielerreichungsgrad von 80%.
3. Nur für sechs Indikatoren gibt
es einen gleichbleibenden bzw.
positiven Trend.
4. Für elf Indikatoren existiert
derzeit noch keine Trendanalyse.
Die im Workshop besprochenen
Indikatorensysteme unterscheiden
sich in ihren Trendaussagen nicht
wesentlich. Egal, ob es sich um
nationale Auswertungen oder um
die globale Analyse des Global Biodiversity Outlook 3 handelt: Derzeit
zeigen die Trends für den Erhalt der
Ressource Biodiversität und damit
der Gewährleistung der damit verbundenen Ökosystemleistungen in
gravierender Weise nach unten.
Zusammenfassung
und Wechselwirkungen
mit den Ressourcen
Wasser und Boden
Um das Maß der Belastungsgrenzen
und den derzeitigen Zustand des
Ressourcenverlustes zu quantifizieren, fehlen vor allem in Bezug auf
die Biodiversität hinreichend verlässliche Daten. Daher sollten in
allen Bereichen des Monitorings
weitere Indikatoren mit ausreichenden Datenreihen entwickelt
werden. Auffallend ist, dass im
Bereich der NBS-Indikatoren wesentliche Aspekte der planetary
boundaries nicht abgedeckt oder
nicht funktional sind. So existiert
z.B. kein Indikator, der die Säureund Nährstoffbelastung der Nordund Ostsee, die Verschmutzung der
Böden und Landschaft mit Schadstoffen (persistente Organika, Nanopartikel) oder Interaktionen mit
anderen Ressourcen, etwa dem
Grundwasser, darstellt. Auch die
aktuell zu beobachtenden Veränderungen der sogenannten „Normallandschaft“ werden kaum erfasst.
Dies sind jene Gebiete, die einer
intensiven Bodennutzung unterliegen, die nicht in naturnahe Waldbewirtschaftung eingebunden sind
oder die im Zuge des Energiepflanzenbaus oder der Veredelungswirtschaft fruchtfolgereduziert bewirtschaftet oder gar bewässert werden
müssen. Sie sind es, in denen Biodiversität rapide und teilweise unerkannt verschwindet.
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2004, Gland. www.panda.org/
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Institut für Landschaftsökologie
Westfälische Wilhelms-Universität
Münster
Robert-Koch-Str. 26-28
48149 Münster
Tel.: 0251 / 8330104
Fax: 0251 / 8338338
[email protected]
Tillmann Buttschardt studierte und
promovierte in Karlsruhe. Erhielt
2007 einen Ruf auf die Professur
Landschaftskunde an der Hochschule
für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde und 2008 einen auf die Professur Angewandte Landschaftsökologie/Ökologische Planung an die
WWU Münster.
Aktuelle Forschungsgebiete sind
langfristige Entwicklungen, permanente ökologische Planung und
Landschaftsmanagement-Strategien.
Julia Baum
Diplomstudiengang Geoökologie, 12.
Semester
[email protected]
Prof. Dr. Tillmann Buttschardt
Dipl.-Geoökologe
FORUM GEOÖKOL. 22 (1), 2011
25
Schwerpunkt: Globaler Wandel – Verlust an Ressourcen?
Globaler Wandel – Verlust an Ressourcen?
Ein Fazit
Von Jörg Matschullat, Freiberg
E
in derart spannendes Thema,
solch herausragende Redner
und Moderatoren und dann
so wenig Resonanz im Sinne relativ
weniger TeilnehmerInnen, das war
für mich schon während der Veranstaltung der ernüchternde Teil des
Fazits. Diejenigen jedoch, die sich
die Zeit für diese VGöD-Workshoptagung an der TU Bergakademie
Freiberg genommen hatten, nahmen
aktiv teil an einer faszinierenden
Veranstaltung, die gleich in mehrfacher Hinsicht bleibende Erinnerungen und Eindrücke hinterlassen hat.
Und von der wohl alle mit einem
Gefühl der Bereicherung zurückkamen – dies ist der sehr erfreuliche
Teil der Bilanz.
Der engagierte und lebendige
Abendvortrag von Prof. Dr. Boris
Schröder, Universität Potsdam und
ZALF, unter dem Titel „Globaler
Wandel“ zog wohl alle in seinen
Bann, stimmte auf den folgenden
Tag ein und gab genug Futter zum
Nachdenken. Prof. Dr. Klaus Töpfer,
heute Gründungsdirektor des Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS), ebenfalls in Potsdam,
trotzte erfolgreich allen Herausforderungen der Deutschen Bahn. Zwar
konnte er den Eröffnungsvortrag
nicht pünktlich halten, weil die Verspätung bei der Anreise zu groß
gewesen war, doch tat dies der Veranstaltung keinen Abbruch. Im Gegenteil, die Anregungen seines Vortrages unter dem Tagungsthema
„Globaler Wandel – Verlust an Ressourcen?“ dienten noch lange als
Stoff für angeregte Diskussionen.
Wartezeit verursachte das verspätete
Eintreffen auch kaum, denn wir
26
stellten kurzerhand den Zeitplan um
und boten Prof. Dr. Broder Merkel
(Schwerpunkt Wasser), Prof. Dr.
Reinhard Hüttl (Schwerpunkt Boden) und Prof. Dr. Tilmann Buttschardt (Schwerpunkt Biodiversität)
Gelegenheit, mit vorgezogenen Impulsreferaten Anregungen und Provokationen für die im Anschluss
laufenden Workshops in das Plenum
zu tragen.
Der Ansatz der Tagung darf als sehr
gelungen bezeichnet werden, denn
die folgende Arbeit in den Workshops war äußerst konstruktiv und
intensiv. Statt den Nürnberger
Trichter zu bemühen, trafen sich
Studierende, Doktoranden, PostDocs und „Alte Hasen“ zu je einem
der Themen, um gemeinsam als
Priorität erkannte Inhalte und Thesen intensiv zu diskutieren. Die Beiträge von Sarah Annika Arévalo,
Daniel Klein und Tillmann Buttschardt & Julia Baum in diesem Heft
legen davon beredt Zeugnis ab.
Lernen und Umsetzen – unter diesen
Stichworten kann das Fazit der
Workshoptagung wohl subsumiert
werden. Statt wie so oft überwiegend passiv Vorträge anzuhören und
(meist zu kurz) diskutieren zu können, bot die Freiberger VGöDTagung allen Teilnehmenden die
Chance, sich aktiv in die Diskussion
der spannenden Zukunftsthemen
einzubringen, gemeinsam nachzudenken und zu erleben, dass das
bisherige Wissen bereits wesentlich
dazu beitragen kann, große Herausforderungen erfolgreich anzupacken
und zu konkreten Lösungen beizutragen – die originäre Kernmotivation des Fachgebiets Geoökologie.
Drei Exkursionen rundeten die Tagung bei bestem Wetter ab. Besonders hartgesottene und abenteuerlustige Geoökologen wagten sich
unter Anleitung von und engagierter
Betreuung durch Dr. Jürgen Weyer
in die Tiefen der „Reichen Zeche“,
dem universitätseigenen Bergwerk.
Erst 1969 wurde es aus dem produzierenden Betrieb entlassen und
dient seitdem Lehre und Forschung
für Freiberger und auswärtige Gastwissenschaftler. Untertage gibt es
Bild 1: In der abschließenden Podiumsdiskussion führen die Workshopleiter ihre
Themen zusammen. Foto: Stefan Reuschel
FORUM GEOÖKOL. 22 (1), 2011
Schwerpunkt: Globaler Wandel – Verlust an Ressourcen?
mehr als nur Spuren des
aktiven Bergbaus auf Silber
und Buntmetalle aus sechs
Jahrhunderten zu erfahren:
von den schmalen, niedrigen
Stollen des 15. Jahrhunderts
bis zu den fast futuristisch
anmutenden neuen Tunnelbaustrecken und der
Sprengkammer für Ultrahochdruckversuche zur Synthese neuer Materialien.
Auch für das in Gründung
befindliche Ressourcentechnologieinstitut Freiberg ist
diese Grubenanlage ein
wichtiger Standortvorteil.
den Ergebnissen, von denen
die Exkursionsteilnehmer ein
paar Kostproben mitbekamen.
Gemeinsam mit dem Alumnitreffen und dem großen
Buffet am Samstagabend
wurden nicht nur die intellektuellen Bedürfnisse gestillt, sondern auch der wichtigen Netzwerkbildung unter
der Zunft der Geoökologinnen und Geoökologen Rechnung getragen – siehe den
Beitrag von Eva Wendeberg
und Sebastian Griesmeier.
Vor allem machte die Freiberger Tagung Mut, sich von
Etwas gemütlicher ging es zu
den großen Herausforderunbei einer Führung durch die
gen nicht einschüchtern zu
Mittelalterstadt Freiberg.
lassen, und gab Zuversicht,
Fast alle Besucher lassen sich
mit dem Geoökologiestudifesseln von beeindruckenden
um die richtige WerkzeugGebäuden aus acht Jahrhunkiste gewählt zu haben. Ersderten, darunter solche, die
Bild 2: Geoökologin Melanie Siems im Kristallgitter
teres ist besonders auch den
viel vom Reichtum der früeingebaut (terra mineralia). Foto: Stefan Reuschel
engagierten Rednern und
hen Neuzeit und der der
Workshop-Verantwortlichen
Renaissance erzählen (und
Freilandstation für Atmosphären-,
zu verdanken, Letzteres dagegen
heute wieder in altem Glanz erstrahKlima- und Waldökosystemfordürfen sich die Geoökologen selbst
len), von einer weitgehend erhalteschung kennenlernen wollte, nahm
zugute halten.
nen Stadtbefestigung mit stattlichen
die Gelegenheit wahr, die AnkerstaTürmen, beschaulichen und einlation Oberbärenburg bei Altenberg
denden Plätzen sowie dem frisch
im oberen Osterzgebirge zu besurenovierten Schloss Freudenstein am
chen. Gemeinsam von TU Dresden
Rand der Altstadt. Hier sind heute
und TU Bergakademie Freiberg gedas staatliche Bergarchiv mit Dokutragen, liefert diese 1984 errichtete
menten der letzten sechs JahrhunStation nicht nur regelmäßig hochderte sicher gelagert und einsehbar
wertige Daten zur Luftqualität (De– und es beherbergt terra mineralia,
position von Gasen, Aerosolen und
die wohl bedeutendste (und beeinNiederschlags-Inhaltsstoffen), sondruckendste) Mineraliensammlung
dern erlaubt auch SODAR-Mesder Welt. Auf einer „Reise um die
sungen, bodenhydrologische und –
Welt“ lassen sich deren Lagerstätchemische Untersuchungen für Fortenbezirke erfahren, die zum Teil
schungsprojekte aller Art, von der
fast unglaubliche Schönheit natürliBachelorarbeit bis zu Post-Doccher Kristallisation bewundern und
Arbeiten und Verbundforschungsinteraktiv erleben, wozu wir als
Prof. Dr. Jörg Matschullat
projekten (z.B. VERTIKO in AFOmoderne Industriegesellschaft diese
Direktor, Interdisziplinäres
2000 und derzeit REGKLAM in
mineralischen Rohstoffe nutzen.
Ökologisches Zentrum
KLIMZUG). Sie bietet GastwissenTU Bergakademie Freiberg
Dabei ist es kein Gerücht, dass imschaftlern mit ihrer Infrastruktur
http://tu-freiberg.de/ioez
mer wieder Besucher fragen, welche
immer wieder neue ArbeitsmöglichDekan der Fakultät für GeowissenKünstler denn diese Schaustücke
keiten. Aktuell verknüpfen wir die
schaften, Geotechnik und Bergbau
geschaffen hätten…
langjährige Arbeit zur Aerosoldepohttp://tu-freiberg.de/fakult3/min/
geochemie
Wer ein wenig das Erzgebirge ersition mit neuen Erkenntnissen der
kunden und eine leistungsfähige
[email protected]
Klimaforschung – mit sehr spannenFORUM GEOÖKOL. 22 (1), 2011
27
Geoökologie
Weiterentwicklung von Fachinformationssystemen im Bodenschutz: Ein Brückenschlag
von der EU-Bodenschutzstrategie hin zur
föderalen Perspektive in Deutschland
Die europäische Bodenschutzstrategie thematisiert die zentrale Bedeutung der Sicherung von Bodenfunktionen. Trotz intensiver politischer Bemühungen ist es dem Rat der Europäischen Union bislang
nicht gelungen, eine politische Einigung über den Entwurf der europäischen Bodenrahmenrichtlinie
zu erzielen. Die Etablierung des Bodeninformationssystems (BIS) auf Bundesebene und die kontinuierliche Entwicklung von teilweise länderübergreifenden Bodeninformationssystemen und Datenbanken ist für die Erfassung, Darstellung und Bewertung von Informationen im Bodenschutz grundlegend. Daten aus den Bodenmonitoringprogrammen der Bundesländer werden für eine regelmäßige
Übertragung im Rahmen der Berichtspflichten gegenüber dem Bund und der EU vorbereitet.
Von Andreas Lamprou, Freiburg/Breisgau
V
Einleitung
itale Böden liefern als elementare natürliche Ressource
die Basis für den Anbau gesunder Nahrungsmittel. Gleichzeitig
haben sie eine große Bedeutung für
den Klimaschutz und sind unmittelbar von den Folgen des Klimawandels betroffen (ABo 2009). Böden
können, entsprechende Bewirtschaftungsformen vorausgesetzt, neben
den Weltmeeren eine wirksame CO2Senke bilden und leisten damit einen wesentlichen Beitrag zur Stabilisierung des globalen KohlendioxidHaushalts. Boden als basales Umweltmedium steht in Wechselwirkung zu den anderen Kompartimenten Wasser und Luft und erfüllt dabei eine Vielzahl an lebenswichtigen
Funktionen. Darüber hinaus sind
Böden als Produktionsstandort von
Biomasse und Plattform für die Tätigkeiten des Menschen insgesamt
wichtig. Die Vorlage einer europäischen Bodenschutzstrategie stand
auf der Agenda des 2010 ausgelaufenen sechsten Umweltrahmenprogramms der Europäischen Union.
28
Diese Strategie thematisiert die
zentrale Bedeutung einer Sicherung
von Bodenfunktionen im generellen
Zielkorridor des Schutzes natürlicher Ressourcen. Damit verknüpft ist
der Entwurf einer europäischen
Bodenrahmenrichtlinie (EU-BRRL)
vom 22.09.2006 als zentralem Element eines harmonisierten Bodenschutzes in Europa. Trotz intensiver
Bemühungen ist es dem Rat der
Europäischen Union nicht gelungen,
eine politische Einigung der EUMitgliedstaaten über den Entwurf
der europäischen Bodenrahmenrichtlinie zu erzielen (Abo 2009).
Erst in der Folge der spanischen und
belgischen Präsidentschaften 2010
rückte ein Neubeginn der Verhandlungen in diesem Kontext wieder in
den Bereich der Realität (EU COM
2011).
EU Threats to Soil und die
Kriterien eines harmonisierten
Umweltmonitorings
Böden stellen eine nicht erneuerbare
Ressource dar. Sie sind in Europa
zahlreichen Verschlechterungsprozessen unterworfen. Die EU-Kom-
mission hatte in ihrer Mitteilung zur
Entwicklung einer spezifischen Bodenschutzstrategie bereits im Jahr
2002 acht spezifische Gefahren
identifiziert (Threats to Soil, EU
COM 2002): Erosion, Verlust an
organischer Substanz, lokale und
diffuse Kontamination, Versiegelung, Verdichtung, Verlust an Biodiversität, Versalzung und Erdrutsche.
Sie verwies darin auf die Notwendigkeit eines zentralen Monitoringsystems als Wissensgrundlage für
kohärente Maßnahmen in der Zukunft.
Ein allgemeines Umweltmonitoring
liefert Informationen über den Umfang und die Entwicklung verbreiteter Gefahren und bietet damit eine
rationale Grundlage für umfassendere und präzisere politische Reaktionen. Ein spezifisches Bodenmonitoring ist demgegenüber auf lokale
Gefahren und ihre Determinanten
fokussiert und leitet aus diesen Erkenntnissen konkrete Maßnahmenpakete in jenen Bereichen ab, in
denen Bodendegradation ihren Ursprung hat.
FORUM GEOÖKOL. 22 (1), 2011
Geoökologie
Gegenwärtig nehmen Böden ubiquitär eine breite Palette verschiedener
Schadstoffemissionen auf. Wenn
sich bestimmte Schadstoffe im Boden akkumulieren, bilden sie eine
Gefahr nicht nur für die Bodenfunktionen, sondern bei einem Übergang
in Gewässer oder einer Bioakkumulation in Pflanzen auch für die Gesundheit von Mensch und Tier.
Die Entwicklung einer spezifischen
Bodenschutzstrategie auf europäischer Ebene gründet auf den Elementen
• unmittelbarer Initiativen
• eines Einbezugs des Bodenschutzes in andere Politikbereiche
• des Bodenmonitorings
• und der Entwicklung neuer
Maßnahmen auf der Grundlage
von Monitoringergebnissen.
Im Grundsatzpapier der EU-Kommission zur Bodenschutzstrategie
wird weiter ausgeführt, dass es sich
bei der Sammlung von Daten der
Bodenuntersuchung (physikalische
und geologische Charakteristik der
Böden) um eher statische Angaben
handelt. Bei der Entwicklung von
Boden-Monitoringsystemen kommt
es darauf an, auf der Grundlage
systematischer Probennahmen und
Analysen Informationen über Veränderungen bei den für die Bodenfunktionen wichtigen Bodenparametern wie Nährstoffstatus, organische
Substanz, biologische Vielfalt und
Kontamination zu sammeln (EU
COM 2011).
Maßnahmen im Umweltschutz satteln auf vorhandenen Informationen. Um einen langfristigen Schutz
der Böden zu gewährleisten, sind
ein valider und vollständiger Informationsbestand, ein Monitoringsystem und Indikatoren für die vorherrschende Bodenbeschaffenheit
von zentraler Bedeutung. Damit
lassen sich die Auswirkungen politischer Maßnahmen und Verfahrensweisen untersuchen und nachvollziehen.
FORUM GEOÖKOL. 22 (1), 2011
Das europäische Monitoringsystem
baut aus Effizienzgründen auf bestehenden nationalen Informationssystemen, Daten- und Wissensbeständen der Mitgliedsstaaten auf.
Bodeninformationssystem
des Umweltbundesamtes
Durch die Etablierung eines Bodeninformationssystems (BIS) auf Bundesebene und die kontinuierliche
Entwicklung von zum Teil länderübergreifenden Boden-Datenbanken (Beispiel: Kooperation Niedersachsen und Sachsen-Anhalt)
werden Aufgaben gelöst, die der
Erfassung, Darstellung und Bewertung von Informationen zu Bodenfunktionen, zum Bodenzustand, zur
Bodenbelastung und zu Aus- und
Einträgen von Stoffen dienen.
Der Aufbau des BIS erfolgte im
Rahmen von UMPLIS-Vorhaben im
Umweltbundesamt (UBA) (UMPLIS
1999). Das BIS ist als nationales
Informationssystem der Steuerung
übergeordneter gesellschaftlicher
Ziele verpflichtet, dient als fachliches System aber auch der Lösung
von konkreten übergeordneten Aufgaben des Bodenschutzes. Mit der
Verabschiedung des Bundesbodenschutzgesetzes wurden der vorsorgende Bodenschutz und die nachhaltige Nutzung der Böden gesetzlich
festgeschrieben (BBodSchG 1998).
Grundlage eines vorsorgenden Bodenschutzes sind Informationen aus
einem Monitoring des Bodenzustandes in der zeitlichen Entwicklung.
Die Struktur des BIS als Dachinstrument für bodenschutzrelevante
Daten auf Bundesebene mit den drei
differenzierten Fachinformationssystemen (FIS)
• FIS Bodenkunde des BGR, Hannover
• FIS Altlasten (ALIS) des UBA
• und das FIS Bodenschutz, UBA
ist in Abbildung 1 dargestellt.
Den Hauptteil des BIS stellt das FIS
Bodenschutz (UBA) dar, das zur
Abb. 1: Struktur des Bodeninformationssystems des Bundes (BIS)
(Quelle: UBA).
29
Geoökologie
Bodeninformationssysteme in
Baden-Württemberg
lung der Daten von Bodendauerbeobachtungsflächen (BDF) und Bodenzustandsuntersuchungen sind die
Bundesländer in der Pflicht. Diese
Datenpools dienen als Informationsarchive und liefern die Basis für
Aussagen über die physikalische,
chemische und biologische Beschaffenheit des Bodens und über die
Bodennutzung.
Bei der Einrichtung von länderbezogenen Bodeninformationssystemen
und dem Monitoring und der Samm-
Im Rahmen der Berichtspflichten an
das UBA und in Anbindung an ein
EU-weites Messnetz der BDF be-
Haltung bodenschutzrelevanter Daten beim UBA über eine Kern- und
Verweisstruktur verfügt und die
Anknüpfung und Kommunikation
mit dem FIS Bodenkunde (BGR), der
Bundesländer und anderen Bundesbehörden sicherstellt.
treibt die Landesanstalt für Umwelt,
Messungen und Naturschutz Baden
Württemberg (LUBW) seit mehr als
25 Jahren eine Erfassung von Bodenbelastungen. In Abbildung 2
sind Lage und Flächen-Nutzungstypen der Messstandorte des Basismessnetzes und des an „Umweltpressoren“ (Großstadtperipherie,
intensive Landwirtschaft, Autobahn)
ausgerichteten Intensivmessnetzes
dargestellt.
Das Fachinformationssystem Boden
Abb. 2: Bodendauerbeobachtungsflächen in Baden-Württemberg (Quelle: LUBW 2005).
30
FORUM GEOÖKOL. 22 (1), 2011
Geoökologie
Abb. 3: Bewertung der Bodenfunktion „Pufferkapazität von Böden“
(Quelle: Ausschnitt der Bodenkarte (BK 50) von Baden-Württemberg (LGRB)).
(FIS Bo) bildet als Modul des Informationssystems Wasser, Immissionsschutz, Boden und Altlasten, Abfall
und Arbeitsschutz (WIBAS) in Baden-Württemberg die zentrale Datenbasis für Informationen über
Schadstoffgehalte in Böden (WIBAS
2006). Als Auskunftssystem, in dem
Daten und Untersuchungsmethoden
zur Verfügung gestellt werden, ist es
das Kernelement für die Ableitung
fachlicher Entscheidungen und bei
der Dokumentation und Bearbeitung
von Fragen zur stofflichen Belastung
von Böden.
Das Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau (LGRB) in Freiburg im Breisgau bearbeitet im Rahmen des Projekts Integrierte geowissenschaftliche Landesaufnahme
(GeoLa) ein geowissenschaftlich/
bodenkundlich ausgerichtetes Informationssystem mit Daten zur
geowissenschaftlichen LandesaufFORUM GEOÖKOL. 22 (1), 2011
nahme (BÜK 200, BK 50, BK 25,
Analyse und Erfassung von Bodenkennwerten) (GeoLa 2011). Abbildung 3 zeigt exemplarisch einen
GIS-Auswertungsscreen „Pufferkapazität von Böden“ im Filstal bei
Göppingen.
FIS StoBo als Informationspool
in Nordrhein-Westfalen
Daten und Informationen über die
Böden in Nordrhein-Westfalen werden im landesweiten Bodeninformationssystem (BIS NRW) zusammengeführt. Ein wichtiger Baustein des
BIS NRW ist das Fachinformationssystem Stoffliche Bodenbelastung
(FIS StoBo). Es enthält mit ca.
60’000 Einzeldatensätzen und den
zugehörigen Metainformationen
umfassende, punktbezogene Informationen über Stoffgehalte in den
Böden von NRW. Vorrangig werden
Daten von Schwermetallen und
schwer abbaubaren organischen
Verbindungen vorgehalten, die wegen ihrer Persistenz und hohen Akkumulationsraten in Böden toxikologische Relevanz aufweisen (FIS
StoBo 2011).
Mit den eingestellten Daten stellt
das FIS StoBo wichtige Grundlagen
für die vergleichende Beurteilung
von Bodenbelastungen zur Verfügung. Sie sind in erster Linie für die
Planung und den Vollzug von Bodenschutzmaßnahmen von Bedeutung. Gleichzeitig bietet der Datenpool des FIS StoBo der interessierten
Öffentlichkeit Informationen über
die Stoffgehalte der Böden in NRW.
So können belastete Flächen erkannt
und Rückschlüsse auf (natürliche)
Belastungsursachen und den Einfluss der Bodennutzung gezogen
werden.
Das Fachinformationssystem stoffliche Bodenbelastung des Landes
31
Geoökologie
NRW ermöglicht mit einem browsergestützten GIS-Portal seit einigen
Jahren einen öffentlichen Zugriff auf
diese Daten (FIS StoBo 2011). In
einer höheren räumlichen Auflösung
werden die Daten des FIS StoBo
Kommunen und Fachanwendern
über das Intranet des Landesverwaltungsnetzes zur Verfügung gestellt.
Abbildung 4 zeigt eine Übersicht
über Bleigesamtgehalte in Oberböden im Stadtgebiet Aachen aus dem
online-Portal des NRW FIS StoBo.
Ein weiterer wichtiger Anwendungsbereich des FIS StoBo ist die
Ermittlung von landesweiten Hintergrundwerten für Stoffgehalte in
Böden. Kenntnisse über Hintergrundgehalte von Schadstoffen in
Böden gehören zu den Voraussetzungen für die Bewertung von Belastungen und Veränderungen in der
Umwelt. Sie sind Grundlage für eine
Abgrenzung von Flächen mit erhöhter Schadstoffbelastung. Hinter-
grundwerte setzen sich aus dem
geogenen Grundinventar und einer
differenzierten oder infolge diffuser
Eintragspfade ubiquitären Stoffverteilung zusammen. Damit stellen
Hintergrundwerte repräsentative
Kenngrößen allgemein verbreiteter
(Schad)Stoffgehalte in Böden eines
bestimmten Gebietes dar (Kaufmann
2005). Für Nordrhein-Westfalen hat
das Landesamt für Natur, Umwelt
und Verbraucherschutz (LANUV)
eine Differenzierung der Hintergrundwerte nach Nutzungseinheiten, Gebietstypen und Ausgangsgesteinen der Bodenbildung vorgenommen.
Anforderungen an eine
Weiterentwicklung von
Bodeninformationssystemen
Bei der Herstellung eines europaweit einheitlichen Verständnisses
über die dominierenden Bodende-
gradationsprozesse ist die Vergleichbarkeit der Daten ein zentrales
Thema. In den internationalen Normenorganisationen wie dem Europäischen Komitee für Normung (CEN)
und der Internationalen Organisation für Normung (ISO) wird daher
seit mehreren Jahren an der Entwicklung international anerkannter
Normen gearbeitet, um eine Harmonisierung von Probennahmeverfahren und Bodenuntersuchungsmethoden zu erreichen.
In der Handhabung moderner Informationssysteme ist es neben einer
reinen Datenerfassung und –administration von zunehmender Bedeutung, die vorliegenden Belastungsdaten entsprechend definierter Abfrageselektionen gezielt auszuwählen und auf verschiedene Fragestellungen hin zu analysieren.
Daten aus den Basis-Messnetzen der
Bodendauerbeobachtungen der Län-
Abb. 4: Bleigesamtgehalte in Oberböden im Stadtgebiet Aachen (Quelle: FIS stoffliche Bodenbelastung des Landes NRW).
32
FORUM GEOÖKOL. 22 (1), 2011
Geoökologie
der, die mit ihren Messstandorten
zum Monitoring-Programm der EU
zählen, werden mit der Entwicklung
geeigneter Schnittstellen zum BIS
des UBA für eine regelmäßige Übertragung im Rahmen der Berichtspflichten gegenüber dem Bund und
der EU vorbereitet.
•
EU COM – European Commission
Environment (2011): Proposal for a
Soil Framework Directive on 22.
Sep. 2006. http://ec.europa.eu/
environment/soil/three_en.htm
•
FIS StoBo (2011): Fachinformationssystem Stoffliche Bodenbelastung Nordrhein Westfalen.
www.gis.nrw.de/fisstobo/recherche
Im Zuge der jüngeren Gesetzgebung
zur Umweltinformation der Öffentlichkeit gewinnen Ansprüche an die
Transparenz umweltbezogener Daten deutlich an Profil (UIG 2004).
Damit bekommt die vom Gesetzgeber ausdrücklich angesprochene
Möglichkeit des Verweises auf einschlägige internetgestützte Informationspools zu bestimmten Umweltthemen Rückenwind.
•
GeoLA – Integrierte geowissenschaftliche Landesaufnahme
(2011): www.lgrb.unifreiburg.de/lgrb/Fachbereiche/
geologie/grundlagen/
integrierte_landesaufnahme
•
•
Literatur
•
•
•
ABo – Aktionsplattform Bodenschutz (2009): Presseerklärung zur
EU-Bodenschutzrichtlinie vom
26.06.2009. www.bvboden.de/abo
BBodSchG – Bundesbodenschutzgesetz (1998): Gesetz zum Schutz vor
schädlichen Bodenveränderungen
und zur Sanierung von Altlasten.
www.gesetze-im-internet.de/
bundesrecht/bbodschg/gesamt.pdf
EU COM – European Commission
Environment (2002): Mitteilung der
Kommission vom 16. April 2002.
Hin zu einer spezifischen Bodenschutzstrategie. http://europa.eu/
legislation_summaries/
environment/soil_protection/
l28122_de.htm
FORUM GEOÖKOL. 22 (1), 2011
Kaufmann, C. (2005): Abgrenzung
von Gebieten mit erhöhten Schadstoffgehalten in Böden auf Grundlage lokaler Hintergrundwerte. Bodenschutz 10: 11-16.
LUBW (2005): Bodendauerbeobachtungsflächen in BadenWürttemberg. Abbildung von
Standorten des Grund-/Basis- und
Intensivmessnetzes. Faltblatt.
http://tinyurl.com/6dgnbkr
•
UIG – Umweltinformationsgesetz
(2004): www.gesetze-iminternet.de/bundesrecht/
uig_2005/gesamt.pdf
•
UMPLIS – Informations- und Dokumentationssystem Umwelt (1999):
www.umweltdaten.de/
publikationen/fpdf-l/2629.pdf
•
WIBAS (2006): Konzeption Informationssystem Wasser, Immissionsschutz, Boden und Altlasten, Abfall
und Arbeitsschutz.
www.fachdokumente.lubw.badenwuerttemberg.de/servlet/is/
92427/konzeption_wibas_2006.pdf
Dipl.-Geoökol.
Andreas Lamprou
natres – Integriertes Management
natürlicher Ressourcen
Heinrich-Mann-Str. 5
79100 Freiburg/Breisgau
Tel. 0761 / 6404826
[email protected]
Andreas Lamprou studierte Chemieingenieurwesen (Universität Karlsruhe) und Geoökologie (Universität
Bayreuth).
Auf der Grundlage seiner langjährigen Berufs- und Projekterfahrungen
im Umweltconsulting, dem Wissenschaftsmanagement und der Umweltadministration gründete er 2009 das
Umweltberatungsunternehmen
natres. Mit fachlichem Fokus auf die
Bereiche UIS-Entwicklung, Flächenressourcen-, Landschafts- und Sanierungsmanagement wendet sich natres
an Entscheidungsträger kommunaler
und öffentlicher Institutionen.
Seit 1998 Lehrtätigkeit als Fachdozent und Beteiligung an den Ausbildungscurricula verschiedener Bildungsträger, Fachverbände und Universitäten (TU Berlin, ZAG Tübingen,
VEGAS Stuttgart).
33
Geoökologie
Nachhaltigkeitszertifizierung von Stadtquartieren als Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung
In der Nachhaltigkeitsdiskussion rückt das Wohnumfeld immer mehr in den Fokus. Hierbei stehen
die Stadtquartiere im Mittelpunkt der Betrachtung. Folgende Bewertungs- und Zertifizierungssysteme
für Stadtquartiere sind bereits etabliert: BREEAM Communities, CASBEE for Urban Development
(UD), LEED Neighborhood (ND) und estidama. Das System der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen e.V. für neuerrichtete Stadtquartiere (DGNB-NSQ) befindet sich in der Entstehung. Diese
Systeme ermöglichen eine standardisierte, transparente und nachvollziehbare Beurteilung und leisten einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung der Städte. Dieser Artikel gibt einen Einblick in die
aktuelle Entwicklung der nachhaltigen Quartiersforschung und die Entwicklung der Quartierslabels.
Von Monika Heyder und Andreas Koch, Karlsruhe
I
n vielen unterschiedlichen Bereichen versuchen wir, den Nachhaltigkeitsaspekt in unser tägliches Leben zu integrieren. Neben
dem Konsum alltäglicher Waren, die
einem gewissen Standard entsprechen (FairTrade, Biosiegel, Demeter
usw.), rücken immer mehr die
Wohnstätte und das Wohnumfeld in
diesen Fokus. Nicht nur einzelne
Gebäude werden unter Nachhaltigkeitsaspekten geplant und realisiert,
sondern ganze Quartiere und Stadtbauprojekte. Vaubaun in Freiburg,
BedZED in Sutton nahe London,
Masdar City in den Vereinigten Arabischen Emiraten oder der momentane Wettbewerb „EcoQuartier“ in
Frankreich sind Beispiele, die für
diese Bewegung stehen (Scemama
2009, MEDDTL 2011, Nader 2009).
Doch wie kann der Grad der Nachhaltigkeit dieser Projekte nachvollziehbar und vergleichbar beschrieben werden? Eine Möglichkeit bieten Nachhaltigkeitszertifikate, die
Stadtquartiere im Neubau betrachten und eine standardisierte Bewertung ermöglichen.
Quartiere – Maßstab
zwischen Gebäude und Stadt
Ausgangspunkt für die Nachhaltigkeitsbewertung im Wohnsektor war
34
ursprünglich das Gebäude (Hatzfeld
2009). Durch den Gebäudesektor
werden in der EU 35% der CO2Emissionen emittiert (Europäische
Kommision 2007). Da jedoch nicht
nur Gebäude, sondern die Interaktion der Bewohner und wiederum
deren Interaktion mit dem Umfeld
Einfluss auf den Umfang der Emissionen nehmen, wurde der Ansatz
erweitert. Quartiere bieten hier einen geeigneten Untersuchungsmaßstab. Quartiere umfassen mehr als
ein bloßes Gebäude und sind gegenüber einer Stadt in ihrer Größe
überschaubar. Sie stellen daher eine
Mesoebene für die Betrachtung dar,
d.h. eine Ebene zwischen Stadt und
Gebäude.
Die unterschiedlichen Kriterien für
eine Abgrenzung des Begriffs Quartier reichen von soziologischen bis
hin zu baulichen Charakteristika.
Eine Vielzahl von Definitionen versucht, dieses komplexe Zusammenspiel zu fassen (Galster 2001,
Chaskin 1995, Kremer-Preiß &
Stolarz 2005, Schnur 2008, Breuer
& Schmell 2007). Galster (2001)
gibt einen Einblick in das breite
Spektrum der Determinanten, die
ein Quartier beschreiben:
• Bauliche Struktur (Dichte, Gestalt, Erneuerung)
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Infrastruktur (Versorgung, Entsorgung, Transport, Straßen)
Demographie (Altersstruktur,
Religion)
Soziale Struktur (Einkommen,
Bildungsgrad)
Lokale Dienstleistung (Bildungseinrichtungen, öffentlicher
Raum, Verwaltung)
Umwelt (Verschmutzung, Topographie)
Erreichbarkeit (Hauptverkehrswege, Arbeitsplatz, Versorgungseinrichtungen)
Politik (lokale Partizipation und
Vertretung)
Soziale Netzwerke (Konnektivität, Normen)
Identifikation (historische Signifikanz, Verbundenheit).
Der individuell wahrgenommene
Identifikationsraum, der die oben
genannten räumlichen Determinanten beinhaltet, wird als Quartier
bezeichnet. Durch diese individuelle
Wahrnehmung können sich die
Grenzen des Quartiers variabel gestalten und unterliegen somit einer
gewissen Unschärfe (Schnur 2008,
Wellman & Leighton 1979). Diese
Komponente der individuellen und
unscharfen Grenzen birgt für eine
empirische Analyse, quantitativ oder
qualitativ, Schwierigkeiten.
FORUM GEOÖKOL. 22 (1), 2011
Geoökologie
Breuer & Schmell (2007) definieren
dagegen ihren Quartiersbegriff wie
folgt: Ein Quartier ist ein Gebiet von
mehr als 10 ha oder mit mehr als
1000 Einwohnern, dem eine „einheitliche Städtebaukonzeption“
zugrunde liegt. Auf dies wird an
Hand der Quartierslabel vertiefend
eingegangen.
Das Quartier lässt sich klar vom
Begriff des Stadtbezirks abgrenzen,
der eine administrative Einheit einer
Gemeinde bezeichnet (vgl. z.B. Abs.
1, §64 GemO, Baden-Württemberg).
Bezirke können mehrere oder nur
Teile eines Quartiers einschließen.
Im angelsächsischen Raum kommen
die Begriff Neighborhood und Community dem deutschen bzw. französischen Quartier nahe (Schnur 2008,
vgl. Tabelle 1). Es kann festgehalten werden, dass die Literatur kein
feststehendes Konzept zur Definition
des Quartiers Begriffs bereithält.
Eine festgelegte Begrenzung des
Untersuchungsraumes ist jedoch bei
einer empirischen Analyse erforderlich.
Nachhaltigkeit in Quartieren –
die Zertifikate im Überblick
So vielfältig der Begriff der Quartiere in der Literatur verwendet wird,
so vielfältig sind auch die Quartierslabel der Nachhaltigkeitszertifizierung. Weltweit sind neben BREEAM
Communities, LEED-ND und CASBEE-UD noch estidama (entwickelt
in den Vereinigten Arabischen Emiraten) etablierte Bewertungs- und
Zertifizierungssysteme für Stadtquartiere. Das System DGNB-NSQ
befindet sich momentan in der Pilotphase.
Der Untersuchungsraum der unterschiedlichen Labels bezieht sich
zumeist auf die Plangrenzen des
Projektgebietes und erweitert dies
um quantitative Größen (Einwohnerzahl, Ausdehnung oder Wohneinheiten). Im Falle von DGNB-NSQ
ist die Grenze 1 ha Bruttobaulandfläche. Andere Labels betrachten die
Anzahl der Wohneinheiten. Nach
FORUM GEOÖKOL. 22 (1), 2011
diesen umfasst ein Quartier mehr als
eine Wohneinheit. Somit können
zwei Wohneinheiten für eine Zertifizierung genügen (z.B. BREEAM
Communities), dies könnte theoretisch bereits eine Doppelhaushälfte
umfassen.
Tabelle 1 gibt einen Einblick in die
untersuchten Zertifikate. Der Vergleich beschränkt sich auf die Systeme BREEAM Communities, LEEDND, CASBEE-UD und das System
DGNB-NSQ.
Die Benennung und die Dimensionen der Nachhaltigkeit der Systeme
BREEAM Communities, CASBEE-UD
und LEED-ND geben bereits einen
ersten Hinweis auf die Schwerpunkte der Bewertung. Das Label der
DGNB hingegen scheint in der Betrachtung der Quartiere eine Integration aller Nachhaltigkeitsaspekte
(Ökologie, Ökonomie und Sozialaspekte) vorzunehmen. Dies muss
jedoch in der konkreten Anwendung
des Labels und innerhalb der momentanen Pilotphase 2011 bestätigt
werden (vgl. Tabelle 1).
Triebkräfte, die Nachhaltigkeit propagieren, kommen aus unterschiedlichen Bereichen. Nelson et al.
(2010) untersuchten diese am Beispiel nachhaltiger Gebäude. Es wird
von Seiten der Autoren dieses Artikels angenommen, dass diese Triebkräfte auch für nachhaltige Quartiere gelten. Sie wurden den folgenden
Kategorien zugeordnet und erweitert:
• Akteure (Regierung, Wissenschaft, Projektentwickler, Mieter
und Eigentümer)
• Ökonomische Belange (Wirtschaftlichkeit, Wertschöpfung,
Nachhaltige Investitionen)
• Gesellschaftsrelevante Entwicklungen (Globalisierung, Umweltbewegung).
So wurde beispielsweise CASBEEUD in Zusammenarbeit von Regierung, Industrie und Wissenschaft
entwickelt. Der Zusammenschluss
einzelner Akteure ist auch für andere Labels gegeben. Es ist anzuneh-
men, dass die Entstehung der Labels, neben den oben genannten
Triebkräften, zusätzlich durch die
gewählten Geschäftsmodelle beeinflusst wird. Durch die Etablierung
von eingetragenen Vereinen kann
mittels geschickter Werbung eine
Vielzahl unterschiedlicher Partner
für die Entwicklung der Labels gewonnen werden, die im Zuge der
Vereinsmitgliedschaft ihre Mitarbeit
„ehrenamtlich“ erbringen. Das
Spektrum der Akteure kann hierbei
von Industriepartnern über Ingenieurbüros, Universitäten bis hin zu
Vertretern von Städten und Kommunen reichen (siehe Tabelle 1;
DGNB-NSQ).
Allen Labeln liegt eine spezifische
Berechung des Gesamtergebnisses
zu Grunde. Für diese wird eine Gewichtung der Determinanten vorgenommen. In LEED-ND geschieht dies
im Gegensatz zu BREEAM Communities und CASBEE-UD nicht durch
Gewichtungsfaktoren, sondern
durch eine unterschiedliche Anzahl
an Kriterien in den einzelnen Dimensionen. Die abschließenden
Bewertungen der erreichten Ergebnisse variieren. Die Bewertung bzw.
Zertifizierung wird in den meisten
Fällen von geschulten Auditoren
übernommen und von dritter Stelle
überprüft. Diese vergibt in der Regel
auch das Zertifikat.
In den meisten Fällen erfolgt die
Bewertung bzw. Zertifizierung in
drei Stufen: Planung, Konstruktion
und Fertigstellung. Diese Stufen sind
in den jeweiligen Handbüchern definiert. BREEAM Communities beschränkt die Bewertung auf zwei
Stufen. Ein weiterer relevanter
Punkt ist das subjektive Interesse der
Akteure zum Zeitpunkt der Zertifizierung. Akteure sind neben Projektentwicklern Mieter und Eigentümer (s.o.). So ist eine Zertifizierung in der Planungsphase für Projektentwickler mit einem ökonomischen Interesse verbunden, wohingegen für Eigentümer und Mieter
eine Zertifizierung nach Fertig35
Geoökologie
Tabelle 1: Übersicht über die Quartierslabel BREEAM Communities, CASBEE-UD, LEED-ND und DGNB-NSQ. Quellen: Japan
Sustainable Building Consortium (JSBC) 2008, Building Research Establishment (BRE) 2009, Congress for the New Urbanism
2009, Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen 2011.
BREEAM Communities
CASBEE-UD
LEED-ND
DGNB-NSQ
Building Research Establishment’s Environmental Assessment
Method Communities
Comprehensive Assessment System for Building
Environmental Efficiency
for Urban Development
Leadership in Energy and
Environment Design for
Neighborhood Development
Deutsche Gesellschaft für
Nachhaltiges Bauen, Systemvariante „Neubau Stadtquartiere“
United Kingdom Green
Building Council
Japan Green Building
Council und Japan Sustainable Building Consortium
U.S. Green Building
Council
Deutsche Gesellschaft für
Nachhaltiges Bauen
(DGNB)
Geschäftsmodell
Ursprungsland
Privatisiertes Bauforschungsinstitut
Konsortium
Non-Profit-Organisation
Eingetragener Verein
England
Japan
Vereinte Staaten von
Amerika
Deutschland
Entwickelt
2009
2006
Neuauflage 2007
2009
2010 bzw. 2011
Dimensionen
der Nachhaltigkeit
Climate and Energy
Place shaping
Community
Ecology
Transport
Resources
Business
Buildings
Energy efficiency
Resource efficiency
Local environment
Community
Infrastructure
Smart Location and
Linkage
Neighborhood Pattern and
Design
Green Infrastructure and
Building
Ökologische Qualität
Ökonomische Qualität
Soziokulturelle und funktionale Qualität
Technische Qualität
Prozessqualität
Ja, durch BRE Global
Kein offizielles Auditorensystem (self-assessment)
Ja, durch GBCI
Ja, durch DGNB
IBEC Institute for Building
Environment and Energy
Conservation
GBCI Green Building
Certification Institute
DGNB
Bewertung
Outstanding
Excellent
Very Good
Good
Pass
Unclassified
S (excellent)
A (very good)
B+ (good)
B- (fairly good)
C (poor)
LEED Platinum
LEED Gold
LEED Silver
LEED certified
Bronze: 50 – 64%
Silber: 65 – 79%
Gold:
≥ 80%
Gewichtung
Regionale Gewichtung
dreistufige Gewichtung
Titel
Logo
Entwickler
Geschulte
Auditoren
Validierung
und Zertifizierung
durch
BRE Building Research
Establishment
*****
****
***
**
*
(80+)
(60+)
(50+)
(40+)
Gewichtung durch unterschiedliche Anzahl Indikatoren pro Dimension
Gewichtung
Fokus liegt auf der Wahl
des Standortes
Integration ökonomischer
Aspekte
dreistufige Bewertung
bzw. Zertifizierung (Planung, Konstruktion und
Fertigstellung)
dreistufige Bewertung bzw.
Zertifizierung (Planung,
Konstruktion und Fertigstellung)
Charakteristika
Entwickelt für England
Stufen der
Zertifizierung
zweistufige Bewertung
bzw. Zertifizierung
(Outline Planning,
Detailed Planning)
Entwickelt für Japan und
Asien,
Risikovermeidung bei
Naturkatastrophen
dreistufige Bewertung
bzw. Zertifizierung (Planung, Konstruktion und
Fertigstellung)
Verbreitung
und Anzahl
der Zertifizierungen
zwei Projekte in England
(30.09.2010)
ein Projekt in Japan
(09.02.2011)
69 Pilotprojekte bis 2010
weltweit
(30.09.2010)
Praxisphase 2011
Im Web
www.breeam.org
www.ibec.or.jp/CASBEE/
english/overviewE.htm
www.usgbc.org/
DisplayPage.aspx?
CategoryID=19
www.dgnb.de/_de/gmbh/
teilnahme-pilotphasen-neuenutzungsprofile.php
36
FORUM GEOÖKOL. 22 (1), 2011
Geoökologie
stellung von Interesse ist. Da
BREEAM Communities in der Bewertung und Zertifizierung lediglich
die Planungsphase berücksichtigt, ist
zu vermuten, dass dieses Label in
erster Linie Projektentwickler anspricht.
Wie aus Tabelle 1 hervorgeht, ist
CASBEE-UD zwar das bereits am
längsten etablierte Label, jedoch
LEED-ND mit 69 zertifizierten Pilotprojekten das meistgenutzte Label.
Dies lässt sich möglicherweise durch
die Fokussierung von CASBEE-UD
auf Asien und speziell Japan sowie
die Risikovermeidung bei Extremereignissen erklären. Jedoch richten
sich alle Label nach Standards in
ihren jeweiligen Ursprungsländern.
Teilweise integrieren sie international anerkannte Standards, wie ISO
14001 in BREEAM Communities.
Dies trägt daher nur bedingt zur
Erklärung des Sachverhaltes bei.
Interessant ist, inwieweit die Label
die länderspezifischen Standards
lediglich abfragen oder ob in den
Labeln ein darüber hinausgehender
Erfüllungsgrad verlangt wird. In
diesem Zusammenhang kann unterstellt werden, dass die planungsgetriebene Stadtentwicklung in
Deutschland oder Frankreich bereits
viele der in Zertifizierungen abgebildeten Feldern vorwegnimmt,
während sich in einem entwicklergetriebenen Kontext, wie er oft in den
USA oder Großbritannien anzutreffen ist, Nachhaltigkeitszertifikate im
Sinne einer Qualitätssteuerung einsetzen lassen. Die Zertifikate in Ländern mit planungsrechtlich strikten
Standards müssen über diese hinausgehen, um einen Anreiz zur
Bewertung und Zertifizierung zu
geben. Nach Nelson et al. (2010)
würde dies die vergleichsweise späte
Entwicklung des deutschen Zertifikates erklären.
Resümee und Ausblick
Die derzeitigen Entwicklungen in
Deutschland, Japan und Frankreich
zeigen, dass Zertifikate nicht nur
FORUM GEOÖKOL. 22 (1), 2011
eine für die Immobilienbranche
relevante Entwicklung sind. Sie weisen darüber hinaus eine gesellschaftspolitische und ökologische
Relevanz auf, die jedoch maßgeblich
durch die Kriterien und die Stärke
dieser Label determiniert wird. In
diesem planungsbasierten Umfeld
wird eine der Herausforderungen
darin bestehen, die Nachhaltigkeitsindikatoren mit den in den jeweiligen Planungsdokumenten enthaltenen Zielsetzungen und Kennwerten
zu harmonisieren, um langfristig
eine nachhaltige Planung zu gewährleisten und transparent darzustellen. Eine weitere Herausforderung wird für Endnutzer in der Vergleichbarkeit der unterschiedlichen
Quartierslabeln bestehen.
•
Galster, G. (2001): On the nature of
neighbourhood. Urban studies 38:
2111-2124.
•
Hatzfeld, U. (2009): Zertifikate
auch für Stadtquartiere?
BundesBauBlatt 58: 36-37.
•
Japan Sustainable Building
Consortium (JSBC) (2008):
Comprehensive Assessment System
for Building Environmental
Efficiency (CASBEE) for Urban
Development – Technical Manual
2007 Edition. Tokyo.
•
Kremer-Preiß, U., Stolarz, H.
(2005): Werkstatt-Wettbewerb
Quartier: Dokumentation der
ausgezeichneten Beiträge.
Projektträger: Bertelsmann Stiftung,
Wissenschaftliche Leitung:
Kuratorium Deutsche Altershilfe,
Gütersloh/Köln.
•
MEDDTL Ministère de l’Écologie, du
Développement Durable, des
Transport et du Logement (2011):
EcoQuartier. In Urbanisme,
aménagement durable et ressources
naturelles, ed. d. D. D. Ministère de
l’Écologie, des Transport et du
Logement. Paris.
•
Nader, S. (2009): Paths to a lowcarbon economy – The Masdar
example. Energy Procedia 1: 39513958.
•
Nelson, A.J., Rakau, O., Dörrenberg,
P. (2010): Nachhaltige Gebäude –
Von der Nische zum Standard. In
Aktuelle Themen Energie und
Klimawandel, Ed. T. Just. Deutsche
Bank Research, Frankfurt am Main.
•
Scemama, C. (2009): Sutton voit la
ville en vert. L’Express 26.11.2009:
1.
Literatur
•
Breuer, B., Schmell, R. (2007):
Neue Stadtquartiere, Bestand und
Qualitäten-Vorgehen und
Ergebnisse der laufenden
Bestandserhebungen des BBR zu
neuen Stadtquartieren. Bonn.
•
Building Research Establishment
(BRE) (2009): BREEAM
Communities – SD5065B Technical
Guidance Manual. Building
Research Establishment (BRE).
•
Chaskin, R.J. (1995): Defining
neighborhood: History, theory, and
practice. Chapin Hall Center for
Children at the University of
Chicago.
•
Congress for the New Urbanism,
Natural Resources Defense Council,
U.S. Green Building Council (2009):
LEED 2009 for Neighborhood
Development.
•
Schnur, O. (2008): Quartiersforschung im Überblick: Konzepte,
Definitionen und aktuelle
Perspektiven. Quartiersforschung 1:
19-51.
•
Deutsche Gesellschaft für
Nachhaltiges Bauen (DGNB)
(2011): NSQ10-C00 Allgemeine
Grundlagen. DGNB, Stuttgart.
•
Wellman, B., Leighton, B. (1979):
Networks, neighborhoods, and
communities. Urban Affairs Review
14: 363.
•
Europäische Kommision (2007): A
lead market initiative for Europe.
Brüssel.
http://ec.europa.eu/enterprise/
policies/innovation/policy/
lead-market-initiative
37
Geoökologie
Monika Heyder studierte Geoökologie
in Karlsruhe und ist seit 2010
wissenschaftliche Mitarbeiterin am
EIFER.
Andreas Koch studierte Architektur an
der TUBerlin und City Design and
Social Science an der London School
of Economics. Er arbeitete als
Architekt und Energieberater in
Zürich und Berlin. Seit 2007 ist er für
EIFER tätig.
Dipl. Geoökol. Monika Heyder
Europäisches Institut für
Energieforschung (EIFER)
Emmy-Noether Str. 11
76131 Karlsruhe
Tel.: 0721 / 6105-1475
[email protected]
38
Dipl.-Ingenieur Andreas Koch,
M.Sc.
Frau Heyder und Herr Koch vertreten
EIFER in der Arbeitsgruppe
„Stadtquartiere“ der DGNB, in der
EIFER seit dem Jahr 2009 Mitglied
ist.
Europäisches Institut für
Energieforschung (EIFER)
Emmy-Noether Str. 11
76131 Karlsruhe
Tel.: 0721 / 6105-1430
[email protected]
FORUM GEOÖKOL. 22 (1), 2011
Geoökologie
Geoökologie an der Universität Tübingen
Startschuss für den Master und Revision des Bachelor-Studiengangs
Von Sabine Koch, Tübingen
G
eoökologie kann man an der
Universität Tübingen bereits
seit Oktober 2000 studieren,
damals als Diplom-Studiengang. Der
Studiengang ist an der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät in den Fachbereichen Geowissenschaften und Biologie angesiedelt
und profitiert damit vom breiten
Studienangebot der beiden Fachbereiche. Zum Wintersemester
2007/2008 wurde mit dem Start des
Bachelor of Science Geoökologie/
Ökosystemmanagement auf das
neue Bachelor/Master-System umgestellt. Der Studiengang wurde mit
20 Studienplätzen zulassungsbeschränkt, um eine individuelle
Betreuung zu gewährleisten. Das
dreijährige Bachelorstudium wurde
sehr gut angenommen und der erste
Jahrgang erwarb im Sommer 2010
geschlossen den Bachelorabschluss.
Der erste Abschlussjahrgang war
auch der Startschuss für den Master
of Science Geoökologie in Tübingen.
Zum Wintersemester 2010/2011
wurde der M.Sc.-Studiengang lanciert, der auch jeweils zum Sommersemester begonnen werden kann.
Ebenfalls zu Beginn des Wintersemesters 2010/11 wurde der Bachelorstudiengang grundlegend revidiert, um dem Wunsch der Studierenden nach größerer Wahlfreiheit
Rechnung zu tragen. Für beide Studiengänge entfällt nun der frühere
Zusatz „Ökosystemmanagement“,
um die Namensgebung den anderen
deutschen Hochschulstandorten
anzugleichen.
M.Sc. Geoökologie –
ein forschungsorientierter
Studiengang
FORUM GEOÖKOL. 22 (1), 2011
Der Master of Science (M.Sc.) Geoökologie ist ein forschungsorientierter, interdisziplinärer naturwissenschaftlicher Studiengang. Aufbauend
auf breit gefächerten Kenntnissen in
Geowissenschaften, Biologie, Ökologie, Chemie, Physik und Mathematik
eines grundständigen naturwissenschaftlichen Studiums soll ein quantitatives Verständnis der komplexen
Wechselwirkungen zwischen Pedo-,
Bio-, Hydro- und Atmosphäre sowie
entsprechende Methodenkompetenzen zur erfolgreichen Bearbeitung
umweltrelevanter naturwissenschaftlicher Fragestellungen vermittelt
werden.
Der Masterstudiengang steht allen
Absolventinnen und Absolventen
eines Bachelorstudiengangs Geoökologie offen, die mit einem überdurchschnittlichen Prüfungsergebnis,
mindestens jedoch mit einer Note
3,0 abgeschlossen haben. Bewerber
mit Studienabschlüssen anderer
natur- oder ingenieurwissenschaftlichen Fächer können ebenfalls zugelassen werden, wenn die geforderten
Studienqualifikationen innerhalb der
Regelstudienzeit des M.Sc.-Studiengangs erbracht werden können. Gefordert sind hier die Nachweise von
mindestens 6 Leistungspunkten
(ECTS) Umweltchemie/Ökotoxikologie, 6 ECTS physische Geographie,
z.B. Bodenkunde oder Klimatologie,
6 ECTS Geologie, 6 ECTS organismische Biologie und 6 ECTS Ökologie
oder Ökosystemmanagement. Als
Die Serie „Umweltnaturwissenschaftliche Studiengänge neben der Geoökologie“ wird in dieser Ausgabe
unterbrochen – zu Gunsten der beiden hier vorgestellten GeoökologieStudiengänge. Sie wird in den kommenden Ausgaben fortgesetzt.
Geoökologin oder Geoökologe hat
man diese Anforderungen bereits
mit dem Bachelorprogramm absolviert. Die Zulassung für Bewerber
anderer Studienrichtungen wird
dann u.U. mit Auflagen ausgesprochen, die fehlenden Qualifikationen
während des Masterstudiums nachzuholen.
Im Gegensatz zum Bachelorstudiengang Geoökologie, bei dem vier Semester durch Pflichtmodule vorgegeben sind, stehen die Weichen im
Masterstudiengang weitgehend auf
freier Entfaltung. Innerhalb einer
Regelstudienzeit von zwei Jahren
müssen Studierende 120 ECTS erwerben (Abb. 1). Pflichtmodule
sind nur die Masterarbeit mit 30
ECTS, die darauf hinführenden Module wissenschaftliches Arbeiten 1
und 2 sowie wissenschaftliches Präsentieren mit jeweils 6 ECTS. Alle
weiteren 72 ECTS werden durch frei
zu wählende Wahlpflichtmodule
abgedeckt. Als Strukturierungshilfe
dienen dabei sogenannte Orientierungsrichtungen. Um eine interdisziplinäre geoökologische Ausbildung
zu gewährleisten, muss eine Mindestanzahl von Leistungspunkten
aus den Bereichen naturwissenschaftliche Geowissenschaften (12
ECTS) und organismische Biologie
(12 ECTS) sowie eine fachübergreifend integrierende Veranstaltung (6
Leistungspunkte) im Masterstudium
nachgewiesen werden. Außerdem
besteht durch die Kooperation mit
der Universität Hohenheim die Möglichkeit, Veranstaltungen aus den
Bereichen Agrarwissenschaften/
Wirtschaftswissenschaften (Ökosystemmanagement) in den Studienplan einzubringen (maximal 12
ECTS).
39
Geoökologie
Orientierungsrichtungen
Um die Auswahl der Wahlpflichtmodule zu strukturieren, wurden sinnvolle Fächerkombinationen als sogenannte Orientierungsrichtungen
zusammengestellt. Diese fünf Orientierungsrichtungen repräsentieren
auch die geoökologischen Forschungsschwerpunkte der Arbeitsgruppen beider Fachbereiche. Jeder
Orientierungsrichtung ist ein Koordinator zugeordnet, der den Studierenden beratend zur Seite steht.
Die Orientierungsrichtung Systemmodellierung und Grundwasser fokussiert auf die quantitative
Beschreibung von Umweltsystemen
mit mathematischen Modellen. Koordinator ist Prof. Olaf Cirpka. Die
Kernmodule behandeln die Modellierung von Strömungs- und reaktiven Transportvorgängen im Wasserkreislauf mit Schwerpunkt auf
Grundwasseranwendungen. Das
Lehrangebot im Grundwasserbereich
1. Semester
2. Semester
3. Semester
schließt auch Felduntersuchungsmethoden und Veranstaltungen zum
Schadstoffverhalten im Grundwasser
ein. Anwendungen liegen im Bereich
des Grundwasserschutzes, der Bewirtschaftung von Wasserressourcen
und der Geothermie.
Die Orientierungsrichtung Biogeochemie soll das Verständnis für
mikrobielle und geochemische Prozesse, welche die großen Stoffkreisläufe in der Biosphäre steuern, vertiefen. Die Ausbildung in den Kernmodulen vermittelt neben einem
fundiertem System- und Prozessverständnis gleichermaßen auch Methodenkompetenz in modernen umweltmikrobiologischen und geochemischen Labor- und Feldtechniken.
Koordinator ist Prof. Stefan Haderlein.
Die Orientierungsrichtung Ökotoxikologie und Schadstoffforschung beschäftigt sich mit dem
Verbleib und der Wirkung anthropo-
gener Umweltchemikalien im Kontext natürlicher (Stress-)Bedingungen im Habitat. Hierbei werden detaillierte Aspekte der Umweltchemie
relevanter Stoffgruppen (Exposition,
Transformation) sowie deren Bioverfügbarkeit und Wirkung auf unterschiedlichen biologischen Ebenen
(molekular bis ökosystemar) vermittelt. Das Spektrum der Lehrveranstaltungen umfasst sowohl Grundlagenforschung (chemische Speziierung, Sorption, Stressreaktionen,
Mikroevolution) als auch explizit
anwendungsorientierte Thematiken
(analytische Nachweismethoden,
standardisierte Wirktests, Umweltrecht). Koordinator ist Prof. Heinz
Köhler.
Die Orientierungsrichtung Paläoökologie und Paläoklima stellt
eine Schnittstelle zwischen der Untersuchung aktueller und fossiler
Ökosysteme dar. Koordinator ist
Prof. Michal Kucera. Durch die Kombination und das Verständnis beider
4. Semester
Struktur des Studiengangs
M6
Pflichtmodule: Wissenschaftliches Arbeiten 1
(je 6 LP)
Wissenschaftliches Arbeiten 2
Wissenschaftliches Präsentieren
Masterarbeit
18 ECTS
M2
Wissenschaftliches
Arbeiten 1
Masterarbeit
12 ECTS
M1
Aus dem Wahlpflichtbereich sind zu belegen:
2 Module aus dem Bereich Geowissenschaften (12 LP)
2 Module aus dem Bereich Biologie (12 LP)
1 Modul aus einer integrierenden Veranstaltung (6 LP)
Maximal 12 LP sind aus dem Bereich Ökosystemmanagement
anrechenbar
M3
M7
Wissenschaftliches
Arbeiten 2
M4
M8
M 10
Geländetage (GT)
Bis zum Masterabschluss sind mindestens 10 Geländetage vorzuweisen
Davon können 5 GT auf vorhergehenden BSc.Studiengang angerechnet werden
5 GT müssen auf im Verlauf des MSc.Studiengangs abgeleistet werden
(In MSc.-Modulen enthaltene GT sind anrechenbar)
Wissenschaftliches
Präsentieren
Masterarbeit
(30 LP)
Voraussetzungen bei der Anmeldung zur Masterarbeit
M5
M9
M 11
M 12
Wahlpflichtmodul (davon 3 Kernmodule)
6 LP Umweltchemie / Ökotoxikologie
6 LP Physische Geographie
6 LP Geologie
6 LP Organismische Biologie
6 LP Ökologie und/oder Ökosystemmanagement
Davon können max. 12 LP aus dem B.Sc. angerechnet werden
Allgemeines Pflichtmodul (insgesamt 3)
10 Geländetage (5 aus BSc anrechenbar)
Masterarbeit
Gutachter: 2 Gutachter (jeweils einer aus Fachbereich Geowissenschaften
und dem Fachbereich Biologie)
Abb. 1: Struktur des M.Sc.-Studiengangs Geoökologie an der Universität Tübingen.
40
FORUM GEOÖKOL. 22 (1), 2011
Geoökologie
Systeme wird die übergeordnete
Problematik des Klima- und Umweltwandels erläutert und forschungsorientiert vermittelt. Der
Fokus wird dabei sowohl auf neue
Ansätze bei der Entschlüsselung und
bei der Quantifizierung biotischer
und abiotischer Interaktionen als
auch auf die Bewertung von Steuerungsgrößen der Stabilität von Ökosystemen gelegt.
zum Wintersemester 2010/11 die
Prüfungsordnung grundlegend revidiert. Ohne die Mindeststandards
der HSK Geoökologie anzutasten,
konnte das fünfte Semester praktisch
von Pflichtveranstaltungen freigehalten werden (Abb. 2). Dadurch ist
nun auch schon während des Bachelorstudiums ein Auslandssemester
möglich, oder Studienschwerpunkte
können durch die Wahlpflichtmodule individuell gesetzt werden. Als
Wahlpflichtmodule werden zwar die
früher im 5. Semester vorgeschriebenen Module empfohlen, alternativ
können aber auch andere Bachelormodule oder maximal zwei Mastermodule aus geowissenschaftlich oder
biologisch ausgerichteten Studiengängen der Universität Tübingen
gewählt werden. Außerdem können
im Wahlpflichtbereich Module aus
Die fünfte Orientierungsrichtung mit
der Koordinatorin Prof. Katja Tielbörger ist Ökologie und Naturschutz. In den Kernmodulen werden Kenntnisse und Methoden der
klassischen Ökologie vermittelt.
Welche biotischen und abiotischen
Faktoren bestimmen das Vorkommen und die Verteilung von Lebewesen? Wie kommt es zur Bildung von
stabilen Lebensgemeinschaften im
Ökosystem und
wie können natür1. Semester
2. Semester
liche Ökosysteme
auf Dauer stabil
Mathematik
Mathematik
3 LP
3 LP
gehalten werden?
B.Sc.
Geoökologie –
im neuen
Gewand
Durch die Erfahrungen mit dem
ersten Bachelorabschlussjahrgang
und dem Wunsch
der Studierenden
nach mehr Wahlfreiheit wurde
Chemie I
(Allgemeine
Chemie)
6 LP
Physik
6 LP
Dynamik der
Erde
6 LP
Geomikrobiologie
3 LP
Einführung in
die Geoökologie
3 LP
Schlüsselqualifikationen
3 LP
30 LP
Naturwissenschaftliche
Basis
Physik
6 LP
3. Semester
Chemie II
(Organik)
6 LP
Chemie III
(Analytik)
3 LP
den Bereichen Agrarwissenschaften
oder Umweltmanagement der Universität Hohenheim belegt werden.
Dr. Sabine Koch
Studienberatung Geoökologie
Universität Tübingen
Sigwartstr. 10
72076 Tübingen
Tel.: 07071 / 29-73126
[email protected]
Weitere Informationen zu den beiden
Studiengängen finden sich unter folgenden Links:
www.geo.uni-tuebingen.de/studium/
studiengaenge/geo-undumweltwissenschaften/bscgeooekologie.html
www.geo.uni-tuebingen.de/studium/
informationen-zu-denmasterstudiengaengen/mscgeooekologie.html
4. Semester
5. Semester
Biogeochemie
3 LP
Data Handling
3 LP
6. Semester
Wahlpflicht
3 LP
Allgemeine und
physiologische
Ökologie
9 LP
Wahlpflicht
6 LP
Bachelorarbeit
12 LP
Bodenkunde
und
Geoökologie
6 LP
Wahlpflicht
6 LP
Bachelorprüfung
6 LP
Schlüsselquali.
Projektmanagement 3 LP
Schlüsselqualifikationen
3 LP
Zoologie
6 LP
Grundwasserhydrologie
6 LP
Botanik
6 LP
Klimatologie
3 LP
Ökosysteme
der Erde
3 LP
Geomorphologie
und
Bodenkune
6 LP
Schlüsselq. 1 LP
Geländepraktikum 2 LP
30 LP
60 LP
Systemanalyse
6 LP
UmweltGeländemanagement
praktikum
3 LP
6 LP
Raum- und
SchlüsselUmweltplanung qualifikationen
3 LP
3 LP
30 LP
90 LP 30 LP
120 LP
Geoökologie
Biologie
Geologie
Wahlpflicht
6 LP
Berufspraktikum Berufspraktikum
6 LP
6 LP
30 LP
150 LP 30 LP
180 LP
Ökosystemmanagement
Hydrologie
Abb. 2: Revidierte Struktur des B.Sc.-Studiengangs Geoökologie an der Universität Tübingen.
FORUM GEOÖKOL. 22 (1), 2011
41
Geoökologie
Masterstudiengang Geoökologie
an der TU Braunschweig
Von Judith Kasperski, Wolfgang Durner und Harald Biester, Braunschweig
Tradition und Umfeld
D
ie Geoökologie blickt in
Braunschweig mittlerweile
auf eine über 20-jährige
Tradition zurück. Seit Einrichtung
des Diplomstudiengangs Ende der
1980er Jahre wird hier die Geoökologie als Umweltnaturwissenschaft
mit einem traditionellen Schwerpunkt in der quantitativen Umweltsystemanalyse und Umweltmodellierung verstanden. Weiterhin ist sie in
Lehre und Forschung stark mit den
Bereichen Wasserbau sowie Ökologische und Nachhaltige Chemie der
TU Braunschweig verknüpft.
Braunschweig als größte Stadt zwischen Hannover und Berlin (ca.
240’000 Einwohner) liegt inmitten
einer der forschungs- und entwicklungsintensivsten Regionen Europas.
Charakteristisch für Braunschweig,
die „Stadt der Wissenschaften
2007“, ist deshalb eine enge Bindung zwischen Forschung,
Wissenschaft und Industrie.
Dies ist ein großer Standortvorteil für die Studierenden,
die somit schon während des
Studiums Kontakte zu renommierten Forschungseinrichtungen und Unternehmen, wie z.B. dem Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen, dem Bundesforschungsinstitut für Ländliche
Räume, Wald und Fischerei,
der Gesellschaft für Anlagenund Reaktorsicherheit sowie
der Volkswagen AG, knüpfen
und an aktuellen Forschungsprojekten mitarbeiten können.
An der TU Braunschweig wurde das
Studienkonzept der Geoökologie, im
Vergleich zu anderen deutschen
Standorten, bereits sehr frühzeitig
in das konsekutiv organisierte
Bachelor-Master-Studium gemäß
der Strukturvorgaben des BolognaProzesses überführt (FORUM der
Geoökologie 1/2007). Somit liegen
insbesondere für den Bachelorstudiengang bereits mehrjährige Erfahrungen vor, die bei der Konzeption
des Masterstudiengangs Berücksichtigung gefunden haben.
Von der Pflicht zur Kür
Bereits seit dem Wintersemester
2008/09 bietet die TU Braunschweig den konsekutiven Masterstudiengang Geoökologie an. Er ist
im Gegensatz zum Bachelorstudiengang durch einen sehr großen
Wahlbereich geprägt, der es den
Studierenden ermöglicht, entsprechend ihren Fähigkeiten und Inte-
ressen ihr ganz individuelles Fächerprofil zusammenzustellen.
Eine Schwerpunktsetzung erfolgt
durch den Erwerb vertiefter Kenntnisse in zwei Vertiefungsrichtungen,
welche zusammen 40% der im Curriculum zu erbringenden Prüfungsund Studienleistungen ausmachen
(Abb. 1). Es gibt sechs Vertiefungsrichtungen, die teils eher kompartiment-, teils eher prozessorientiert
ausgerichtet sind und die von den
Studierenden beliebig kombiniert
werden können.
Vertiefungen und
Schwerpunktsetzungen
Folgende Vertiefungsrichtungen
werden angeboten:
Angewandte Hydrologie und
Gewässermanagement
Die Studierenden erlangen einen
Einblick in die Bestimmung der Gewässergüte, die rechtlichen Rah-
Abb. 1: Curriculum des Masterstudiengangs Geoökologie an der TU Braunschweig.
42
FORUM GEOÖKOL. 22 (1), 2011
Geoökologie
menbedingungen und Maßnahmen
bezüglich des Gewässerschutzes, das
aktive Flussgebietsmanagement, das
Hochwasser-Risiko-Management
und die Planung von nationalen und
internationalen WasserwirtschaftsProjekten. In aktuellen Forschungsfragen spielt hier die Auswirkung
von Klimaänderungen auf Wasserdargebot, Hochwasserrisiko und
Gewässerbelastung eine bedeutende
Rolle.
Boden- und Landnutzungsmanagement
Hier steht die Vermittlung von Bodeneigenschaften und –funktionen
im Vordergrund. Daneben lernen die
Studierenden verschiedene Bewirtschaftungsformen der Böden, deren
Möglichkeiten, Probleme und bodenökologische Zusammenhänge
kennen. Zudem erfolgt die Auseinandersetzung mit der Notwendigkeit von konkreten Maßnahmen des
Bodenschutzes.
Atmosphäre und Grenzschichtprozesse
Diese Vertiefungsrichtung behandelt
die grundlegenden Prozesse innerhalb der atmosphärischen Grenzschicht. Neben Wechselwirkungen
zwischen Landoberfläche und Atmosphäre werden die Auswirkungen
anthropogener Tätigkeit auf das
mikro- und mesoskalige Klima sowie
die Luftqualität thematisiert. Dabei
erhalten die Studierenden Einblicke
in experimentelle Methoden und
Modellierungsansätze.
Schadstoffmonitoring und
-modellierung
In dieser Vertiefungsrichtung werden künftige „Modellierer“ geschult,
wie sie der Markt begehrt. Neben
dem gezielten Training in der Entwicklung und Benutzung von Modellen zur Abbildung des Wasser-,
Energie- und Stofftransports in unterschiedlichen Umweltkompartimenten (z.B. Ausbreitung gentechnisch veränderter Organismen) erfolgen praktische Erfahrungen mit
Messkampagnen zur Bestimmung
FORUM GEOÖKOL. 22 (1), 2011
der nötigen Parameter im Freiland
und im Labor.
Klimawandel und Stofftransport
Die Studierenden werden in die
Lage versetzt, aus der Vergangenheit
Rückschlüsse für die zukünftige
Entwicklung des Klimas und die
globalen und regionalen Auswirkungen dieser Änderungen zu ziehen.
Dabei werden Einblicke in die Klimamodellierung gewährt und die
Bewertung dieser Modelle ermöglicht.
Umweltchemie und Ökotoxikologie
Auf Grundlage der Konzepte und
Kriterien der Ökologischen Chemie
erlernen die Studierenden hier Strategien zur umweltchemischen und
umwelttoxikologischen Bewertung
von in verschiedenen Umweltkompartimenten auftretenden Umweltchemikalien. Als Beitrag zur Vermeidung zukünftiger Umweltprobleme werden darüber hinaus die
Prinzipien der Nachhaltigen Chemie
einschließlich der Energieforschung
als weitere Qualifikationsziele dieser
Vertiefungsrichtung einbezogen.
Weitere Wahlmöglichkeiten
Ergänzend zu ihren Vertiefungsrichtungen können die Studierenden
individuell weitere Schwerpunkte
setzen, indem sie drei Module aus
einer breitgefächerten Palette von
„fachspezifischen Grundlagen und
Ergänzungsmodulen“ auswählen.
Diese können inhaltlich als Erweiterung der gewählten Vertiefungen
oder als zusätzlicher Schwerpunkt
eigener Interessen angesehen werden.
Die Interdisziplinarität des Studienprogramms, die durch die in der
Einleitung angesprochenen Forschungseinrichtungen im Umfeld der
TU Braunschweig ergänzt wird,
ergibt für die Studierenden interessante forschungs- und anwendungsorientierte Themengebiete, die in
Seminararbeiten und Fallstudien
näher kennengelernt und dann in
der Masterarbeit anhand einer praxisnahen Aufgabenstellung vertieft
werden können.
Erste Erfahrungen
Das Akkreditierungsverfahren, welches von der Zentralen Evaluationsund Akkreditierungsagentur Hannover (ZEvA) begleitet wurde, konnte
im Mai 2009 mit der positiven Entscheidung der Ständigen Akkreditierungskommission (SAK) abgeschlossen werden. Der Masterstudiengang
ist somit bis 2014 akkreditiert, was
auch bei der Studienwahl mittlerweile eine nicht zu unterschätzende
Bedeutung hat.
Der aktuelle Anfängerjahrgang im
Master setzt sich aus 28 Studierenden zusammen, die Bachelorstudiengänge der Geoökologie oder
verwandter umweltwissenschaftlicher Disziplinen an der TU Braunschweig und an anderen deutschen
sowie ausländischen Universitäten
absolviert haben und damit zu einer
interdisziplinären und interkulturellen Vielfalt beitragen. Bisher hat die
Auswahlkommission, die sich aus
Vertreterinnen und Vertretern der
Professoren-, wissenschaftlichen
Mitarbeiter- und Studierendengruppe zusammensetzt und über die
Zulassung zum Masterstudiengang
Geoökologie entscheidet, auch fachfremde Bewerbungen größtenteils
wohlwollend behandelt und kaum
Auflagen ausgesprochen. Dennoch
wird über die fachlich enge Verwandtschaft, die neben einem qualifizierten Bachelorabschluss und dem
Nachweis der besonderen Motivation die Zugangsvoraussetzungen
bilden, jeweils im Einzelfall entschieden.
Im engen Kontakt der Lehrenden an
den beteiligten Instituten der Umweltgruppe der TU Braunschweig,
der Studiengangskoordinatorin und
der Studierenden des Bachelor- bzw.
des Masterstudienganges werden
auftretende Schwierigkeiten, Hürden und Stolpersteine erkannt und
43
Geoökologie
durch umgehende Nachbesserungen
im Studienprogramm ausgeräumt.
So trat zum WS 2010/11 eine revidierte Prüfungsordnung in Kraft, in
der die Prüfungsmodalitäten vieler
Module geändert wurden. Die Zahl
der Prüfungen wurde verringert, die
Zahl der Studienleistungen erhöht
und damit versucht, die Studierbarkeit zu verbessern.
Um trotz aller Individualität der
persönlichen Studienverläufe die
Studierenden eines Jahrgangs in
einer integrierenden und schwerpunktübergreifenden Veranstaltung
zusammenzubringen, wurde das
„Praxisseminar“ in Form einer gemeinsamen Exkursion implementiert. Exkursionen sind seit jeher die
praktischen Erfahrungen aus dem
Studium, die in der Erinnerung der
Studierenden präsent bleiben und
zum besonderen Reiz des Geoökologiestudiums beitragen.
Fazit
Insgesamt zeigen die Erfahrungen
der ersten Durchläufe, dass die vielfältigen Wahlmöglichkeiten bei den
Studierenden große Zufriedenheit
hervorrufen und dass das Studieren
als angenehm und selbstbestimmt
empfunden wird. Dies und die Tatsache, dass die Reakkreditierung für
den Bachelorstudiengang Geoökologie an der TU Braunschweig im Jahr
2011 ansteht, hat die Studiengangverantwortlichen dazu bewogen, das
Bachelor-Curriculum durch die Kürzung des Grundlagenbereiches und
die Einführung eines Wahl- bzw.
Spezialisierungsbereiches zu flexibilisieren. Damit werden die BachelorStudierenden noch besser auf den
Masterstudiengang Geoökologie an
der TU Braunschweig vorbereitet,
den bislang fünf Studierende des
ersten Jahrgangs sehr erfolgreich
abgeschlossen haben und ihre wissenschaftliche Karriere im Rahmen
von Doktorarbeiten an der TU
Braunschweig bzw. dem HelmholtzZentrum für Umweltforschung (UFZ
Leipzig) fortsetzen.
Fakultät Architektur, Bauingenieurwesen und Umweltwissenschaften
Studiendekan Prof. Dr. Harald Biester
Stellvertr. Studiendekan Prof. Dr.
Wolfgang Durner
Studiengangskoordinatorin Dipl.Geoökol. Judith Kasperski
Pockelsstr. 4
38106 Braunschweig
Tel.: 0531 / 3912306
[email protected]
www.tu-braunschweig.de/geo
www.tu-braunschweig.de/
studieninteressierte/
studienangebot/geooekologie
Perspektive Geoökologie in Karlsruhe –
ein voller Erfolg!
Von Viola Joncic, Lokalreferentin Karlsruhe
D
ie Lokalreferenten am
Standort Karlsruhe haben
zusammen mit Annette Hildinger, Julia Baum, Arno Hartmann,
dem Institut für Geographie und
Geoökologie und der Fachschaft ein
neues Forum für Networking, berufliche und studienbezogene Perspektiven und wissenschaftlichen Diskurs
geschaffen. Bei der Abendveranstaltung werden jeweils ein bis zwei
Geoökologen eingeladen, die über
ihren Werdegang, ihr Tätigkeitsfeld
oder ihre wissenschaftliche Arbeit
berichten. Im Anschluss ist Raum für
Diskussion und gemütliches Beisammensein bei Knabbergebäck und
Getränken gegeben.
44
An den bisherigen drei Terminen im
Januar und Februar 2011 waren
Geoökologen zu Gast, die über unterschiedliche Aspekte aus ihrem
Berufsleben berichteten; einer der
Referenten war u.a. der ehemalige
erste Vorsitzende des VGöD Dr. Andreas Horn, der auch eine Verbindung
zum Verband herstellte.
Das Konzept traf bislang auf großen
Anklang bei den Studierenden, so
dass jeweils bis zu 45 Interessierte,
darunter auch Professoren und Dozenten, den Vortragenden gelauscht
haben. Jedoch ist „Perspektive Geoökologie“ nicht nur für Studierende
gedacht, sondern soll auch explizit
Alumni die Chance bieten, ehemalige Kommilitonen und/oder Kollegen
zu treffen und mit den aktuell Studierenden in Kontakt zu treten.
Daher möchten die Organisatoren
an dieser Stelle nochmals ausdrücklich alle Geoökologen im Raum
Karlsruhe und alle, die sich als solche fühlen, zu den kommenden
Terminen im Sommersemester in
den 7. Stock des IfGG, Gebäude
10.50 auf dem Campus KIT einladen.
Die nächsten geplanten Termine sind:
10.05., 24.05., 07.06., 21.06. und
05.07.2011 jeweils um 19:30 Uhr.
Fragen und Anregungen gerne an:
[email protected]
oder [email protected]
FORUM GEOÖKOL. 22 (1), 2011
Geoökologie
Neuer Studienkoordinator an der Uni Bayreuth
Von Katrin Herbort, Lokalreferentin Bayreuth
N
achdem Robert Vandré im
Oktober 2010 verabschiedet wurde, geht die Stelle
der Studienkoordination in die
zweite Runde.
Ulli Seifert ist der neue Studienkoordinator in der Geoökologie an der
Uni Bayreuth. Der Diplom-Geoökologe hat hier 2010 sein Studium
abgeschlossen und ist damit schon
ein bekanntes Gesicht auf dem
Campus. Gut ein halbes Jahr nach
seinem Amtsantritt erkundige ich
mich nach seinem Wohlbefinden im
Arbeitsleben.
FORUM: Ulli, verläuft die Arbeit als
Studienkoordinator so, wie du sie
dir vorgestellt hast?
Ulli Seifert: Total... Es macht echt
Spaß, Bindeglied zwischen Studierenden und Dozenten zu sein, und
es freut mich natürlich, von beiden
Parteien immer wieder zu hören,
wie schön es ist, dass es die Koordinationsstelle gibt.
F.: Wie ist die Zusammenarbeit mit
den Studierenden?
U.S.: Ich wurde von Anfang an gut
aufgenommen und als Ansprechpartner angenommen. Die Studierenden kommen mit kleinen (oft
bin ich nur PrüfungsordnungsLesehilfe ;-)), aber auch größeren
Problemen zu mir, und diese werden dann schnell von mir oder gemeinsam gelöst. Umgekehrt bin ich
auch sehr zufrieden: Wenn ich mal
Hilfe brauche (z.B. bei der Organisation einer Veranstaltung oder um
FORUM GEOÖKOL. 22 (1), 2011
Umfragebögen zu verteilen), findet
sich immer ziemlich schnell jemand
unter den Studierenden.
F.: Und die Zusammenarbeit mit
Professoren, Dozenten, Sekretären
und sonstigen Uni-Angestellten, wie
läuft die?
U.S.: Anfangs war ich noch ein wenig unsicher im Umgang und in der
Kommunikation, aber das hat sich
schnell gelegt, und jetzt funktioniert
alles reibungslos und ohne Berührungsängste.
F.: Womit verbringst du deine Arbeitszeit hauptsächlich?
U.S.: Allgemein mit dem Schreiben
von E-Mails, die Antworten auf
schriftliche Studentenfragen enthalten, oder Infos für die Studierenden
oder zur Organisation von Veranstaltungen. Es gibt aber auch ab
und zu Tage, an denen ein Student
nach dem anderen zu mir in die
Sprechstunde kommt und die EMails warten müssen.
F.: Nach einigen Jahren als Student
bist du jetzt im Berufsleben an der
Uni, wie ist das für dich?
U.S.: Für mich hat sich eigentlich
fast nichts verändert. Das Gebäude... die Leute... alles ist ja wie vorher. Und ich gehe immer noch in
die gleiche Mensa und in das gleiche gute, alte Lieblings-Glashaus.
Andererseits kennen mich jetzt
natürlich auch Studierende aus den
unteren Semestern, und die Professoren kennen mich besser. Uuuund
ich gehe jetzt lieber an die Uni...
Mir macht nämlich das Koordinieren viel mehr Spaß als das Studieren!
Als Lokalreferentin vor Ort wünsche
ich Ulli Seifert und der Geoökologie
in Bayreuth einen weiterhin glatten
Verlauf in der Organisation und
Weiterentwicklung des Studiums.
Studienkoordinator
Dipl. Geoökol. Ulli Seifert
Koordinationsstelle Geoökologie
c/o Abteilung Bodenphysik
Universitätsstraße 30
95440 Bayreuth
GEO II, Raum 115
Tel.: 0921 / 55-2249
[email protected]
www.bayceer.unibayreuth.de/geooek/kos
Sprechstunde: Di/Mi/Do 9-12 Uhr
Lokalreferentin:
[email protected]
45
Neues aus der Forschung
Modellierung und Management
von wasserlimitierten Ökosystemen
am Beispiel des Kuiseb River in Namibia
Dissertation von Sven Arnold, Brisbane
Hintergrund
Ü
ber eine Milliarde Menschen
leben in Gebieten, die von
Wasserknappheit geprägt sind.
Diese Gebiete machen etwa ein Drittel der terrestrischen Erdoberfläche
aus. In 20 der 53 afrikanischen Länder befinden sich über 90% der
landwirtschaftlich genutzten Fläche
in solch wasserlimitierten Regionen,
was die soziale, ökologische und
ökonomische Dimension dieser Gebiete verdeutlicht.
Wasserlimitierte Ökosysteme sind
durch ein Defizit an pflanzenverfügbarem Wasser geprägt. Die Niederschlagsereignisse unterliegen großen
räumlichen und zeitlichen Schwankungen und genügen oftmals nicht,
um ober- oder unterirdische Wasserspeicher zu bilden.
Allerdings führen
gelegentliche Flutereignisse entlang
von sogenannten
Trockenflüssen
(auch Wadi, Rivier
oder Creek genannt) zur Entstehung von Grundwasserreservoirs,
von denen flussnahe
Wälder mit Wasser
versorgt werden
können. Die ökologische und sozioökonomische Bedeutung dieser
Wälder wird durch
den oftmals verwendeten Begriff
„lineare Oase“ widergespiegelt.
Die Kopplung zwischen Wasserressource und PflanAbb. 1: Einzugsgebiet des Kuiseb River in Namibia. Das Satel- zengesellschaft ist
litenbild zeigt einen Teil des trockenen Unterlaufs zusammen selten so stark ausmit einem dichten Waldökosystem. Der Kuiseb trennt die
geprägt wie entlang
nördliche Namibwüste (Stein-/Geröllebenen) von der südlivon Trockenflüssen.
chen Namib (Sanddünen). Quelle: Google Earth, 2008
46
Die öko-hydrologische Rückkopplung kann sowohl die Wasserverfügbarkeit für Mensch und Natur als
auch die Artenzusammensetzung
des Ökosystems beeinflussen (Arnold et al. 2009). Die Nutzung der
beiden Ressourcen Wasser und Vegetation durch den Menschen kann
die Intensität der Rückkopplung
verstärken. Dieser Artikel beschäftigt
sich mit der Modellierung und dem
Management der „linearen Oase“
entlang des Kuiseb River − dies ist
einer der vom Menschen am umfangreichsten genutzten Trockenflüsse Namibias (Abb. 1). Der Kuiseb entspringt im Khomas Hochland
und umfasst ein Einzugsgebiet von
15’500 km2. Abbildung 2 illustriert
stark vereinfacht das komplexe Zusammenspiel zwischen Klima, Landund Ressourcennutzung und dem
Du möchtest auch gerne Deine Arbeit
bekannt machen – und ggf. frühzeitig
knappes und wissenschaftliches Schreiben trainieren?
In dieser Rubrik reservieren wir in jeder
Ausgabe
•
je eine Seite für bis zu zwei
Bachelorarbeiten
•
eine Doppelseite für eine Master-/
Diplomarbeit
•
vier Seiten für eine Doktorarbeit
(= max. Umfang jeweils inklusive Abbildungen und Fotos).
Die Arbeiten sollten vor kurzem abgeschlossen worden sein (<1 Jahr) bzw.
vor dem Abschluss stehen, so dass die
wesentlichen Resultate und Interpretationen vorliegen.
Natürlich sind wir weiterhin auch an
spannenden Forschungsarbeiten „gestandener“ GeoökologInnen interessiert!
Kontakt: [email protected]
FORUM GEOÖKOL. 22 (1), 2011
Neues aus der Forschung
Wasser-Vegetations-System. Regelmäßige Flutereignisse haben ihren
Ursprung im oberen Einzugsgebiet,
wo die jährliche Niederschlagsmenge etwa 400 mm beträgt. Bevor das
Wasser durch den Kuiseb Canyon in
den Unterlauf abfließen kann, wird
es in zahlreichen kleinen Staudämmen zwischengespeichert, deren
Zahl auf etwa 1000 geschätzt wird.
Das gespeicherte Wasser wird von
Farmern genutzt, um saisonale, aber
auch langanhaltende Trockenzeiten
zu überbrücken. Im Unterlauf reduziert sich die jährliche Niederschlagsmenge auf weniger als 25
mm. Hier haben sich alluviale Sedimente abgelagert, die aufgrund des
wasserundurchlässigen Muttergesteins und der regelmäßigen Flutereignisse mit Wasser gefüllt werden
und einen oberflächennahen
Grundwasserspeicher bilden. Das
Grundwasser wird für die Trinkwasserversorgung der Stadt Walvis Bay
und die Industrie (Bergbau) genutzt.
Außerdem hat sich entlang des Unterlaufes ein dichtes Vegetationssystem entwickelt (Abb. 3), das
Lebensgrundlage für das Volk der
Topnaar ist. Insgesamt werden jährlich etwa 30’000 Menschen und
zehntausende Touristen über das
Einzugsgebiet des Kuiseb mit Wasser
versorgt.
Um beide Ressourcen − Wasser und
Vegetation − nachhaltig nutzen zu
können, ist ein gewisses Verständnis
über die öko-hydrologischen Prozesse entlang des Trockenflusses not-
Abb. 2: Schema der Ressourcennutzung entlang des Flussverlaufes. Der Mensch greift
im oberen Einzugsgebiet über die Landnutzung ein und beeinflusst damit das Flutregime. Im unteren Flussverlauf wird sowohl die Vegetation als auch das Grundwasser
vom Menschen genutzt.
wendig. Die meisten Trockengebiete
sind allerdings schwer zugänglich
und befinden sich in infrastrukturell
schlecht entwickelten Ländern, was
zu hoher Unsicherheit über das Ökound Hydrosystemverständnis führt.
Simulationsmodelle können dazu
beitragen, den geringen Informationsgehalt effektiv zu nutzen, indem
Annahmen getestet und Hypothesen
erstellt werden. Des Weiteren können virtuelle Experimente durchgeführt werden, deren reale Umsetzung kosten- und zeitintensiv wäre.
Validierte Modelle können auch die
Arbeit von Entscheidungsträgern
unterstützen, indem potenzielle
zukünftige Systemzustände als Konsequenz von Managemententscheidungen aufgezeigt werden.
Im Folgenden wird das in der Dissertationsschrift entwickelte integrative Modellkonzept vorgestellt, aus
dem heraus schließlich mehrere
Simulationsmodelle hervorgehen.
Der nachfolgende Abschnitt geht auf
die Unsicherheit ein, die mit der
Modellentwicklung, Parametrisierung, Kalibrierung und der praktischen Anwendung des Modells einhergeht, und stellt Lösungen vor, um
die Unsicherheiten zu quantifizieren.
Schließlich wird das Modellkonzept
verwendet, um Managementstrategien hinsichtlich ihrer Robustheit
gegenüber den vorher erwähnten
Unsicherheiten zu untersuchen.
Modellkonzept
Das konzeptionelle Modell (Abb. 4)
integriert die Dynamik von Vegetation und Hydrologie auf saisonaler
Zeitskala. Es basiert auf einem ökologischen Artengemeinschaftsmodell
und einem hydrologischen Speichermodell. Um entscheidende Prozesse in der Dynamik der Pflanzengemeinschaft und ihrer Reaktion auf
das hydrologische System zu berücksichtigen, wird die pflanzliche
Biomasse in grüne (G) und Reservebiomasse (R) unterteilt. Die grüne
Abb. 3: Die Vegetation entlang des Kuiseb River an der Forschungsstation Gobabeb. Im Hintergrund sind die Sanddünen der
südlichen Namibwüste und leichter Morgennebel zu sehen.
FORUM GEOÖKOL. 22 (1), 2011
47
Neues aus der Forschung
Biomasse beschreibt alle Pflanzenorgane, die Photosynthese durchführen, wohingegen die Reservebiomasse alle Organe abdeckt, die photosynthetisch inaktiv sind. Im Modell
gibt es pflanzenverfügbares Wasser
sowohl im ungesättigten oberen
Alluvium (Bodenwasser) als auch im
darunter liegenden Aquifer (Grundwasser). Beide Speicher werden
durch stochastische Flutereignisse
gesteuert, welche durch ein FARIMA
Modell (fractional autoregressive
moving average model) generiert
werden (Kokoszka & Taqqu 1995,
Stoev & Taqqu 2004). Dabei werden
Zeitreihen erzeugt, die sowohl Kurzals auch Langzeitstrukturen aufweisen, wie sie in vielen hydrologischen
Zeitreihen, und besonders ausgeprägt in Trockengebieten, zu beobachten sind. Artengemeinschaftsmodell und
hydrologisches Speichermodell sind über Wachstum, Mortalität und
Transpiration der Biomassen miteinander gekoppelt. Sowohl Wachstum als auch Mortalität
hängen von der Wasserverfügbarkeit ab, welche
durch das Flutregime
(Dauer, Intensität, Wiederkehrsintervall) und
die Konkurrenz mit anderen Arten kontrolliert
werden. Die Wasserspeicher werden neben
der Flut auch von der
Transpiration beeinflusst,
welche wiederum von der
Dynamik der grünen
Biomasse gesteuert wird.
dells für den Kuiseb River und der
Bewertung von Managementstrategien dar. Das liegt daran, dass Trockengebiete wie die Namibwüste im
Allgemeinen schlecht zugänglich
und Monitoring-Systeme gering
entwickelt sind. Deshalb sind nur
wenige harte quantitative Messdaten
verfügbar (z.B. Oberflächenabfluss,
Grundwasserstand), und es entstehen Unsicherheiten bei der Parametrisierung/ Kalibrierung des Systemmodells, der Stochastizität der Flutereignisse und der Parametrisierung
des Flutgenerators (FARIMA Modell).
Das Parametrisierungs-/Kalibrierungsproblem wird gelöst, indem
weiche qualitative Muster genutzt
werden, um Modellstruktur und
Parameterraum einzuschränken.
Dabei handelt es sich um die langjährige Koexistenz mehrerer Pflanzenarten entlang des Kuiseb, der
bevorzugt genutzten Wasserressource (Boden, Aquifer) und die Widerstandfähigkeit der einzelnen Arten
gegenüber Flutereignissen. Diese
musterorientierte Vorgehensweise
erweist sich zwar als zielführend,
allerdings gibt es immer noch mehrere Modellvarianten und zahlreiche
Parameterkombinationen, die eine
Modellierung dieser Muster ermöglichen. Die Modellvarianten unterscheiden sich in ihrer Struktur, insbesondere in der Stärke der Kopplung von Vegetation und Hydrologie. Prozesse, die zu Koexistenzmechanismen wie Nischenteilung oder
Gleichgewichten zwischen Wachstum und Mortalität führen, sind
unterschiedlich stark
ausgeprägt. So kann sowohl die Phänologie der
Pflanzen (hier Zeitpunkt
des Laubabwurfs) als
auch die Widerstandfähigkeit gegenüber der
Flut für alle Arten gleich,
artspezifisch oder eine
Kombination aus beiden
sein.
Unsicherheit
Wie bereits angesprochen, stellt die geringe
Informationsgrundlage
über das Vegetationsund Hydrosystem eine
große Herausforderung
bei der Entwicklung eines
geeigneten Systemmo48
Abb. 4: Öko-hydrologisches Modellkonzept. Ti beschreibt die
Transpiration einer Art i, G die grüne Biomasse und R die
Reservebiomasse.
Man kann davon ausgehen, dass innerhalb jeder
Modellversion jede Parameterkombination einem
in der Realität möglichem
Ökosystem entspricht.
Dabei stellt sich allerdings die Frage, wie robust jedes dieser potentiellen Ökosysteme gegenüber der Stochastizität der Flutereignisse ist.
Anders formuliert: Würde
das Vegetationssystem so
wie wir es heute kennen
auch existieren, wenn
lang anhaltende Trockenoder Feuchteperioden in
einer anderen Reihenfolge aufgetreten wären?
Um dies zu untersuchen,
werden Simulationen
FORUM GEOÖKOL. 22 (1), 2011
Neues aus der Forschung
durchgeführt, bei denen jede einzelne Parameterkombination mehrmals
hinsichtlich der Koexistenz mehrerer
Pflanzenarten getestet wird, aber
mit unterschiedlichen Realisierungen ein und desselben stochastischen Flutregimes. Dadurch wird die
Robustheit einer Parameterkombination gegenüber der Stochastizität
des Flutregimes quantifiziert, indem
man die Wahrscheinlichkeit angibt,
mit der eine bestimmte Parametrisierung zum beobachteten Muster
führt.
Schließlich ist auch die Parametrisierung des Flutgenerators unsicher,
aufgrund der bereits erwähnten
fehlenden Langzeitbeobachtungen.
Als Konsequenz dessen ist es unmöglich, zukünftige Flutereignisse und
damit auch die Güte von Managementstrategien hinsichtlich der
nachhaltigen Ressourcennutzung
vorherzusagen. Allerdings ist es
möglich, die Robustheit und Chancen von Managementstrategien hinsichtlich der Unsicherheit gegenüber
zukünftigen Flutereignissen mittels
der Information-Gap Decision Theory
(Ben-Haim 2006) zu quantifizieren.
Die Theorie geht davon aus, dass es
um die geschätzten Parameterwerte
eines Modells − hier des Flutgenerators FARIMA − eine Unsicherheit
gibt, die dazu führt, dass Managemententscheidungen mehr oder
weniger erfolgreich sein können.
Dieses Konzept wird hier verwendet,
um Strategien hinsichtlich ihrer
Fähigkeit zu untersuchen, unter
hoher Flutregimeunsicherheit die
Mehrartenkoexistenz bei gleichzeitiger Wasserversorgung für den Menschen zu gewährleisten.
Anwendung
Innerhalb des vorgestellten Modellkonzepts können drei Modellvarianten bestimmt werden, die in der
Lage sind, die beobachteten qualitativen Muster (Mehrartenkoexistenz,
Widerstandsfähigkeit gegenüber
Flut, genutzte Wasserressource) zu
reproduzieren. Innerhalb jeder MoFORUM GEOÖKOL. 22 (1), 2011
dellversion gibt es allerdings mehrere Parameterkombinationen, die
mehr oder weniger robust zu den
qualitativen Mustern führen. Wie
bereits erwähnt, kann man davon
ausgehen, dass jede Parameterkombinationen einem in der Realität
möglichen Ökosystem entspricht.
Deshalb werden auf jedes dieser
potentiellen Ökosysteme Managementstrategien angewendet, bei
denen Grundwasser aus dem System
entnommen wird. Unterschiede gibt
es aber in der Art und Weise, wie
das Vegetationssystem reguliert
wird: (1) Rein hydrologische Strategien regulieren die Pflanzengemeinschaft gar nicht, sondern achten nur
darauf, wann wasserstressbedingte
Erscheinungen (z.B. Blattabwurf)
auftreten und schränken dann die
Grundwassernutzung ein. (2) Unflexible öko-hydrologische Strategien
regulieren die Dominanz einer einzelnen Art mit einer vorher festgelegten Rate. (3) Flexible ökohydrologische Strategien regulieren
nur die Art, die das Vegetationssystem zum Beobachtungszeitpunkt
dominiert.
Im Ergebnis wird deutlich, dass die
Unsicherheit über öko-hydrologische
Wechselwirkungen die Güte von
Managementstrategien mehr beeinflusst als die Parameterunsicherheit
des Flutregimes. Außerdem sind
Strategien, die sowohl das Grundwasser als auch die Vegetation regulieren, nicht zwingend die beste
Lösung hinsichtlich der Nachhaltigkeit. Jedoch kann der Anwendungsbereich auf öko-hydrologische Systeme eingegrenzt werden, deren
Pflanzenarten verschiedene Wasserspeicher (Boden-, Grundwasser)
nutzen und unterschiedliche Widerstandsfähigkeit gegenüber der Flutintensität aufweisen. Das Umweltsystem entlang des unteren Kuiseb
River kann als solch ein ökohydrologisches System betrachtet
werden.
Fazit
Im Allgemeinen zeigt diese Arbeit,
dass es möglich ist, Modelle auch
unter hoher System- und Parameterunsicherheit zu entwickeln, anzuwenden und schließlich die Unsicherheiten in Modellsimulationen
und Managemententscheidungen zu
quantifizieren. Das Modellkonzept
dient hier nicht nur als Werkzeug,
um Managementstrategien hinsichtlich ihrer Fähigkeit zu untersuchen,
die Ressourcen Vegetation und Wasser nachhaltig zu nutzen, sondern
stellt auch eine Diskussionsgrundlage dar, um zukünftige Forschungsthemen besser zu fokussieren und
zielorientierter und damit kostenund zeiteffizienter dringende Fragen
im Ressourcenmanagement zu beantworten.
Des Weiteren können nicht nur harte Messdaten, wie Oberflächenabfluss oder Grundwasserstand, genutzt werden, um Struktur und Parameterraum eines Modells einzugrenzen, sondern auch weiche qualitative Muster wie die langjährige
Koexistenz mehrerer Pflanzenarten,
Widerstandsfähigkeit gegenüber
Flutereignissen oder der Zugang zur
Wasserressource (Boden-, Grundwasser) sind anwendbar. Der entscheidende Vorteil der qualitativen
Information ist, dass sie in der Regel
kostengünstig und mit relativ geringem Aufwand zur Verfügung gestellt
werden kann.
Die Entwicklung und Anwendung
eines gekoppelten öko-hydrologischen Modells ermöglicht es, Managementstrategien zu untersuchen,
die sowohl Vegetation als auch
Grundwasser aktiv und adaptiv regulieren. Dabei hat sich gezeigt, dass
genau diese Strategien am besten
geeignet sind, um beide Ressourcen
nachhaltig zu nutzen. Dies bedeutet,
dass in einem wasserlimitierten
Ökosystem auch die Vegetation aktiv
reguliert werden muss, sobald der
Mensch in das Hydrosystem eingreift
(z.B. in Form von Grundwasserentnahme). Das kurzfristige Abschalten
des Eingriffes (z.B. in Form von
49
Neues aus der Forschung
Wasserrestriktionen) reicht nicht
aus, da das Vegetationssystem stark
verzögert auf die veränderten hydrologischen Bedingungen reagiert und
ökologische Prozesse bereits in Gang
gesetzt worden sein können, die
letzten Endes zu einem anderen
Systemzustand führen (z.B. mit
weniger Biodiversität).
Diese Arbeit hat gezeigt, dass die
Güte von Managementstrategien viel
stärker von den zugrundeliegenden
Systemmechanismen abhängt als
von der Unsicherheit über Dauer,
Intensität und Frequenz zukünftiger
Flutereignisse. Dies macht deutlich,
dass sich Forschungsschwerpunkte
mehr auf das öko-hydrologische
Prozessverständnis von wasserlimitierten Ökosystemen konzentrieren
sollten als auf die Vorhersagbarkeit
eventueller Extremwetterereignisse.
Literatur
Die vollständige Dissertation ist
online erhältlich unter
www.ufz.de/data/
ufzdiss5_2010_12645.pdf
•
Arnold, S., Attinger, S., Frank, K.,
Hildebrandt, A. (2009): Uncertainty
in paramerisation and model
structure affect simulation results in
coupled ecohydrological models.
Hydrol. Earth Syst. Sci. 13: 17891807.
•
Ben-Haim, Y. (2006): Info-Gap
Decision Theory: Decisions Under
Severe Uncertainty. 2nd edn.
Academic Press, Sydney.
•
•
Kokoszka, P.S., Taqqu, M.S. (1995):
Fractional ARIMA with stable
innovations. Stoch. Process. Their
Appl. 60: 19-47.
Stoev, S., Taqqu, M.S. (2004):
Simulation methods for linear
fractional stable motion and
FARIMA using the Fast Fourier
Transform. Fractals-Complex
Geometry Patterns And Scaling In
Nature And Society 12: 95-121.
Dr. Sven Arnold
M.Sc. Geoökologe
Research Fellow
Centre for Mined Land Rehabilitation
University of Queensland
St Lucia QLD 4072
AUSTRALIA
Tel.: +61 7 / 3346-3134
[email protected]
www.cmlr.uq.edu.au
Rezensionen
Zur Lage der Welt 2010
D
ie Menschheit lebt über ihre
Verhältnisse. Das brachte
bereits der Club of Rome im
Jahr 1972 an die Weltöffentlichkeit.
Dabei ist das größte Hindernis auf
dem Weg zu einer nachhaltigen
Gesellschaft die Kultur des Konsums,
so die Kernbotschaft des Worldwatch Institute in „Zur Lage der
Welt 2010“. Die Autoren fordern
„nichts Geringeres als eine umfassende Umwälzung der herrschenden
kulturellen Muster“. Denn nur, wenn
„das kulturelle Leitbild, das Menschen Sinn, Zufriedenheit und gesellschaftliche Akzeptanz in dem
suchen lässt, was sie konsumieren“
50
durch eine Kultur der Nachhaltigkeit
ersetzt werde, könne der „Zusammenbruch der menschlichen Zivilisation“ verhindert werden.
Dass für solch einen umfassenden
Wandel alle gesellschaftlichen Hebel
in Bewegung gesetzt werden müssen, zeigen die Schwerpunkte des
Buches: Staat, Wirtschaft und Medien sind ebenso gefordert wie soziale Bewegungen, religiöse Institutionen, Familien, Jung und Alt.
Schließlich sind unsere heutigen
konsumorientierten Gesellschaften
im Laufe mehrerer Jahrhunderte
entstanden, und auch nachhaltige
Gesellschaften lassen sich nicht über
Nacht auf die Beine stellen.
„Zur Lage der Welt 2010“ vereint 39
Aufsätze verschiedener Autoren. Sie
präsentieren den Stand der Dinge
anhand negativer und positiver Beispiele und richten den Blick in eine
nachhaltige Zukunft. Gary Gardner
etwa beleuchtet in seinem Aufsatz
„Religionen im Dienste der Nachhaltigkeit“ das Potenzial religiöser Institutionen, ihren Anhängern Konsumverzicht als Mittel zur Bewahrung
der Schöpfung näher zu bringen.
Robert Engelman stellt die Frage,
wie viele Kinder es denn sein dürfen, um das Wachstum der WeltbeFORUM GEOÖKOL. 22 (1), 2011
Rezensionen
völkerung nicht nur zu bremsen,
sondern umzukehren. Michael Maniates zeigt Möglichkeiten auf, mit
denen ein Staat das Angebot an
Waren und Dienstleistungen nachhaltig steuern kann. John de Graaf
plädiert für eine bessere Verteilung
von Arbeit durch Verringerung der
Arbeitszeit Einzelner – ein Tausch
von Arbeit und folglich Einkommen
gegen Zeit. Denn, darauf weist bereits Erik Assadourian in seinem
einleitenden Aufsatz zum „Aufstieg
und Fall unserer Konsumkultur“ hin,
Konsum verursacht, zumindest in
reicheren Gesellschaften, häufig
Stress, Schulden und Krankheiten.
Mehr freie Zeit kann dagegen zu
einem größeren Wohlergehen beitragen.
frühkindlichen Bildung über die
Schule bis zur Universität. Dabei
bleibt das lebenslange Lernen aber
außen vor und damit die Frage, wie
ein nachhaltiger Lebensstil mit Hilfe
der Bildung in alle Alterklassen unserer Gesellschaft vermittelt werden
kann. Antworten dazu finden sich
zum Teil im Kapitel „News und
Nachhaltigkeit: Die Rolle der Medien“ und an anderen Stellen des
Buches.
Weit- und kurzsichtige Leser sollten
ihre Brille nicht vergessen – die
Schrift ist relativ klein. So liegt die
Nachhaltigkeit einer Sache auch im
Auge des Betrachters: Eine größere
Schrift wäre zwar angenehmer zu
lesen, verbraucht aber mehr Druckseiten. Fazit: Der Weg in eine nachhaltige Gesellschaft ist steinig, aber
die positiven Beispiele in „Zur Lage
der Welt 2010“ zeigen: das Ziel ist
nicht utopisch.
Beim Thema Landwirtschaft ist die
Kürze der Abhandlung irritierend, –
angesichts der enormen Bedeutung
der Landwirtschaft für Umwelt und
weltweite Nahrungsmittelsicherheit
hätten ihrer Rolle in der Gestaltung
von Märkten mehr als neun Seiten
eingeräumt werden können.
Sonja Knapp
Das Buch vereint Beispiele aus verschiedenen Weltregionen, vom
Nachhaltigkeitsbericht eines deutschen Bundesligavereins über den
Schutz heiliger Schildkröten in Ghana bis zum Ausbau des öffentlichen
Nahverkehrs im australischen Perth.
Bei einer thematisch so umfangreichen Aufsatzsammlung ist es nachvollziehbar, dass die einzelnen Themen nicht erschöpfend behandelt
werden können. So umfasst „Der
neue Bildungsauftrag: Nachhaltigkeit“ zwar alle Stationen von der
Insgesamt ist „Zur Lage der Welt
2010“ für Leser geeignet, die sich
einen Überblick über die Konsumorientierung moderner Gesellschaften und Wege, sie zu durchbrechen,
verschaffen wollen. Die Autoren
schrecken auch vor gesellschaftlich
kontroversen Themen nicht zurück
und geben zahlreiche Denkanstöße.
Wer zu einzelnen Themen mehr
erfahren will, findet weiterführende
Literaturangaben. Info-Kästen, Tabellen und Abbildungen ergänzen
den Text.
Worldwatch Institute (Hrsg.), in Zusammenarbeit mit der Heinrich-BöllStiftung und Germanwatch (2010):
Zur Lage der Welt 2010. Einfach besser leben. Nachhaltigkeit als neuer
Lebensstil. oekom Verlag. ISBN 9783-86581-202-5. 30 S., 19,90 €.
Global Sustainability
D
as Buch Global Sustainability
– A Nobel Cause ist ein Appell zum Schutz des Klimas
und liest sich in vielen Hinsichten
wie ein politisches Manifest. Zwar
bezieht sich der Titel des Buches auf
das Meta-Thema „Nachhaltigkeit“,
doch steht vor allem ein Thema im
Mittelpunkt, das den Autoren wohl
als das zentrale Nachhaltigkeitsproblem erscheint: der Klimawandel. Das
Buch verfolgt das Ziel, der breiten
Öffentlichkeit eine Beteiligung an
FORUM GEOÖKOL. 22 (1), 2011
der Diskussion um den Klimawandel
zu ermöglichen.
Die 32 Essays des Sammelbandes
sind das Ergebnis des 1. Interdisziplinären Symposiums von Nobelpreisträgern zur Globalen Nachhaltigkeit, das im Jahr 2007 stattfand.
Unter den Autoren sind viele, jedoch
nicht ausschließlich, Nobelpreisträger. Die Essays entstanden im Vorfeld zur Konferenz in Kopenhagen
im Dezember 2009 und müssen in
diesem Kontext verstanden werden.
Das Buch ist in sechs Abschnitte
gegliedert. Der erste Teil behandelt
die Notwendigkeit einer großen
Transformation und plädiert für
einen holistischen Ansatz. Der Nobelpreisträger Murray Gell-Mann
spricht von der Notwendigkeit eines
crude look at the whole, welcher
sowohl demographische Aspekte als
auch technologische, wirtschaftliche,
soziale, kulturelle und institutionelle
Veränderungen umfasst. Wolfgang
Lucht spricht davon, dass Kultur und
Politik die Handlungen mehr formen
51
Rezensionen
als „Rationalität“, was in Diskussionen zu berücksichtigen sei. Die Autoren bedienen sich unter anderem
des ökologischen Fußabdrucks oder
der Diskussion um existierende Ungerechtigkeiten, um ihrem Argument für einen radikalen Wandel
Schlagkraft zu verleihen. In der Zusammenschau verschaffen sie dem
Leser einen Überblick über aktuell
anstehende Themen, Probleme und
Diskussionen um den Klimawandel.
Der zweite Teil des Buches ist mit
110 Seiten der längste. Hier geht es
konkreter vor allem um den Zusammenhang von Armutsbekämpfung und Verhinderung des Klimawandels und damit um die Frage der
Gerechtigkeit. Die Autoren sprechen
unterschiedliche Maßnahmen an,
darunter etwa den Clean Development Mechanismus und REDD (Reducing Emission from Deforestation
and Degradation). Während ökonomisch argumentiert wird, dass sich
Klimaschutz auszahlt, wird auch auf
die Notwendigkeit eines Bewusstseinswandels hingewiesen.
Der dritte Teil befasst sich mit institutionellen und ökonomischen Anreizen für eine nachhaltige Entwicklung und stellt einzelne Lösungen
und Ansätze dar, etwa den Kohlenstoffhandel oder die Bedeutung von
Markt, Institutionen und Regelungen. Zudem plädieren die Autoren
für weitere Forschung und Entwicklung. Ein weiterer Abschnitt des
Buches beschäftigt sich mit vorhandenen Technologien und Innovationen. Es geht hierbei etwa um Wind-
und Sonnenergie, Biokraftstoffe
oder Möglichkeiten der Nutzung
organischer Abfälle. Außerdem wird
die Erstellung von SuperSmartGrids
diskutiert, welche eine sichere nachhaltige Energieversorgung durch ein
Europa und Nordafrika umspannendes Netz ermöglichen sollen. Letztlich zeigen sich die Autoren dieses
Abschnitts optimistisch, dass technologische Lösungen einen großen
Beitrag zur Gesamtlösung der Probleme liefern können.
Am Ende des Buches steht das von
den Konferenz-Teilnehmern verfasste Potsdamer Memorandum mit der
Forderung nach einem umfassenden
Wandel und gesamtgesellschaftlichem Handeln:
tion und beziehen sich damit wohl
auch auf Karl Polanyi und seine
Kritik am Marktfundamentalismus;
der Fokus des Sammelbandes liegt
dann aber vor allem auf technischen
Innovationen und ökonomischen
Mechanismen und nur wenig konkret auf notwendigen Veränderungen von Konsummustern und tiefgreifendem gesellschaftlichem Wandel. Das Potsdamer Memorandum
wurde im Oktober 2007 unterzeichnet. Viel ist seither passiert, im Guten wie im Schlechten, von einer
großen Transformation sind wir
noch weit entfernt.
Lena Bloemertz
„Wir stehen an einem geschichtlichen Wendepunkt, wo der Bedrohung unseres Planeten nur mit einer Großen Transformation begegnet werden kann. Diese Transformation muss jetzt beginnen; sie
wird von allen Teilnehmern des
Nobelpreisträger-Symposiums befürwortet und unterstützt.“
Die einzelnen Beiträge des Buches
liefern einen guten Einstieg in das
Thema, auch wenn sie nicht immer
sehr in die Tiefe gehen und sich
Argumente teilweise wiederholen.
Das Buch ist eine der wenigen transatlantischen Initiativen zur globalen
Nachhaltigkeit auf hohem wissenschaftlichem und gesellschaftlichem
Niveau und liefert damit einen Beitrag zu international laufenden Debatten. Jedoch rufen die Autoren
zwar nach einer großen Transforma-
Schellnhuber, H.J., Molina, M., Stern,
N., Huber, V., Kadner, S. (Hrsg.)
(2010): Global Sustainability – A Nobel Cause. Cambridge University
Press, Cambridge. ISBN 978-0-52176934-1. 392 S., 52,22 €.
Postwachstumsgesellschaft
D
iesem Buch liegt die Annahme zugrunde, dass in
Industrieländern die wachstumsabhängigen und wachstumsfördernden Bereiche und Institutionen in Gesellschaft und Wirtschaft
stark umgestaltet werden müs52
sen…“ − bereits in den ersten Sätzen wird unmissverständlich klar,
um was es in Postwachstumsgesellschaft − Konzepte für die Zukunft
geht. Wachstum – im engeren Sinne
meist Wirtschaftswachstum – wird
als Paradigma herausgestellt, das
nach wie vor die politische und
wirtschaftliche Ausrichtung
bestimme, trotz vielfältiger anderslautender Be- und Erkenntnisse.
Zudem habe sich gezeigt, so die
Herausgeberinnen Angelika Zahrnt
und Irmi Seidl, dass WirtschaftsFORUM GEOÖKOL. 22 (1), 2011
Rezensionen
wachstum die vorherrschenden
gesellschaftlichen Probleme wie
soziale Ungleichheiten oder Arbeitslosigkeit nicht lösen könne. Endliche Ressourcen und die zunehmende Belastung der Umwelt bieten
weitere Argumente für eine Abkehr
vom Wirtschaftswachstum als Leitlinie von Politik und Wirtschaft. In
der Konsequenz sei die Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft hin zu einer Postwachstumsgesellschaft (PWG) somit sogar eine
Notwendigkeit, die geplant und
gestaltet werden müsse. Aber wie
können die notwendigen Prozesse
angestoßen werden, und wie sähe
eine PWG letztlich aus? Das Buch
will hierzu keine fertigen Lösungen,
sondern Anregungen und Vorschläge zur Diskussion liefern.
Das Buch ist als Sammelband konzipiert und enthält Beiträge von 14
Autorinnen und Autoren aus unterschiedlichen Fachgebieten, schwerpunktmäßig aus den Wirtschaftsund Sozialwissenschaften. Eingerahmt von einleitenden und zusammenfassenden Beiträgen werden verschiedene Themenfelder
dargestellt und analysiert – unter
anderem Steuerpolitik, Gesundheits- und Rentenwesen, Bildung
und Konsum. Diese Gliederung
deckt sich gut mit dem Anspruch
des Buches, keine abschließende,
fertige Lösung für eine PWG liefern,
sondern Diskussionsgrundlagen und
Anregungen bieten zu wollen. Einige der dargestellten Aspekte sind
bereits aus der politischen und gesellschaftlichen Diskussion bekannt
und somit nicht explizit an eine
PWG gekoppelt – exemplarisch
seien die Diskussionen um die Zukunftsfähigkeit der Alterssicherungssysteme oder die stetig steigenden Gesundheitskosten genannt,
für die im Buch entsprechende Konzepte vorgestellt werden. Es wird
hierbei deutlich, dass in Gesellschaft und Wirtschaft Ansätze zu
FORUM GEOÖKOL. 22 (1), 2011
alternativen Vorgehensweisen (und
somit Ansätze einer PWG?) bereits
existieren.
Andere Aspekte sind hingegen wesentlich abstrakter und „weit weg“
von der Alltagsrealität – so verweist
F. Höpflinger in seinem Beitrag auf
eine Studie, nach der die menschlichen Tätigkeiten in Zukunft neu
aufgliedert werden sollten bzw.
müssten. Demnach wird die klassische Zweiteilung von Arbeit und
Freizeit aufgehoben und u.a. durch
Zeiten für soziales Engagement,
Eigenarbeit, Kindererziehung und
Altenpflege ergänzt, die je nach
Lebensphase fließend ineinander
übergehen. Er kommt zu dem
Schluss, dass „der rentenbezogene
(monetäre) Generationenvertrag –
gerade in einer PWG – durch einen
sozial-solidarischen (nicht-monetären) Generationenvertrag ergänzt
werden muss.“ Konsequenterweise
gehe auch die Rolle der Bildung in
einer PWG weit über die zweckorientiere (Aus-)bildung hinaus –
Bildung müsse „als intrinsisch motivierter Selbstbildungs-Prozess“ dazu
beitragen, Potenziale zu entfalten
und „reich zu machen“, so Christine
Ax in ihrem Beitrag. Der Wohlstandsbegriff ist somit in einer PWG
wesentlich weiter gefasst als die
heute weit verbreitete Definition
über materielle Güter.
In den letzten Kapiteln werden
diese und andere Aspekte zusammengefasst, Überschneidungspunkte, Zusammenhänge und weiterer
Forschungsbedarf werden herausgearbeitet. Jeder Autor fasst abschließend seinen Beitrag in einer
kurzen, prägnanten These zusammen. Aufgewertet wird das Buch
zudem durch mehrere Interviews,
etwa mit Tim Jackson oder Serge
Latouche, die die vorwiegend aus
dem deutschsprachigen Raum zusammengestellten Beiträge um internationale Aspekte ergänzen.
Auch unabhängig von dem zugrundeliegenden Postwachstumsgedanken bietet das Buch vielfältige Anregungen und Thesen zu relevanten
Zukunftsthemen. Teils sind diese
gesellschaftlich bereits breit diskutiert, teilweise erscheinen sie noch
nahezu utopisch. Die Beiträge umfassen durchschnittlich etwa 10-15
Seiten und können sehr gut einzeln
gelesen werden. Ausführliche Literaturangaben zu jedem Beitrag
erleichtern die Vertiefung in die
jeweiligen Fachgebiete. Aufgrund
der thematischen Breite werden
dem Leser je nach Vorbildung und
Interessenlage möglicherweise nicht
alle Themen gleich gut zugänglich
sein, wobei tiefgreifende Vorkenntnisse jedoch nicht erforderlich sein
sollten. Auch jenseits vom übergeordneten Aspekt „Postwachstumsgesellschaft“ ist das Buch jedem zu
empfehlen, der sich mit gesellschaftlichen Zukunftsfragen allgemein befassen möchte.
Daniel Klein
Seidl, I., Zahrnt, A. (Hrsg.) (2010):
Postwachstumsgesellschaft. Konzepte
für die Zukunft. Metropolis, Marburg. ISBN 978-3-89518-811-4. 247
S., 18,- €.
53
Rezensionen
Weak versus Strong Sustainability
D
ie komplett überarbeitete
und verbesserte dritte Auflage des Buches „Weak Versus
Strong Sustainability“ von Eric Neumeyer in englischer Sprache untersucht die Grenzen der zwei Paradigmen schwache und starke Nachhaltigkeit. Der Autor geht dabei dialektisch und sehr detailliert vor. Leitfrage des Buches ist, ob natürliches
Kapital durch andere Formen von
Kapital ersetzbar sei.
Zur Beantwortung werden zunächst
die Begriffe Risiko, Unsicherheit und
Ignoranz eingeführt und definiert.
Erneut werden dann Theorien wie
das Vorsorgeprinzip oder das Bewahren von Minimalstandards erläutert.
Zudem schildert Neumeyer die Problembereiche der Ressourcenausbeutung und wägt diese gegen die Alternativkosten, die durch den Schutz
natürlicher Ressourcen entstehen,
ab. Dabei diskutiert er besonders die
Einführend gibt Neumeyer eine kurze Themen Biodiversität, Schutz des
Übersicht über die einzelnen Kapitel, globalen Umweltsystems und Nahbevor er auf grundlegende Definitio- rungsmittelressourcen. Neumeyer
stellt fest, dass vor allem das benen und Thesen eingeht und die
grenzte Vorhandensein natürlichen
Methoden bzw. Modelle von Nachhaltigkeit etwa von Solow, Hartwick, Kapitals gegen eine Ersetzbarkeit
spreche. So gehe z. B. das Ersetzen
Nordhaus oder Ramsey erklärt. Die
von Naturlandschaft durch wirtEinführung enthält zudem eine Erschaftlich nutzbares Land mit Zerstöläuterung der zwei Intensitätsstufen
rung von Biodiversität und Ökosysschwache und starke Nachhaltigkeit
temen einher, Holz durch monetäres
und geht auf ethische Fragen in diesem Zusammenhang ein. An die Dar- Kapital zu ersetzen, ergebe negative
Rückkopplungseffekte wie z.B. durch
stellung verschiedener Denkansätze
zur Nachhaltigkeit schließt Neumey- Abholzung ausgelöste Bodenerosion.
er eine Diskussion zum Thema KliTrotz dieser Argumente legt sich
mawandel als Fallbeispiel einer
Neumeyer aber nicht abschließend
Nachhaltigkeitsfunktion unter dem
fest, ob eine gewisse Ersetzbarkeit
Nordhaus-Ansatz an.
natürlichen Kapitals nicht dennoch
Im dritten Kapitel listet der Autor
verschiedene Thesen zur Geschichte
der Nutzung von Ressourcen und
Umweltgütern auf, macht auf die
Rolle des technischen Fortschritts
und der Preisentwicklung aufmerksam und diskutiert das damit verbundene Problem der Umweltdegradation. Neumeyer wägt das Für und
Wider verschiedener Theorien ab
und kommt bereits hier zu dem
Schluss, dass es keine eindeutige
Antwort geben könne, ob natürliches
Kapital ersetzbar sei – denn hierbei
komme es auf die jeweilige Ressource an, die ersetzt werden soll.
Folglich lautet die zentrale Frage im
nächsten Kapitel: Welche Formen
natürlichen Kapitals sollten bewahrt
und welche könnten ersetzt werden?
54
die zukünftigen (ökologischen) Probleme, die im Zusammenhang mit der
Begrenztheit natürlichen Kapitals
auftreten. Außerdem können Gegebenheiten wie Unterschiede im technischen Fortschritt diese Indizes wesentlich beeinflussen.
Insgesamt stellt das Buch die Grenzen schwacher und starker Nachhaltigkeit sehr einleuchtend, aber auch
stark abstrahiert basierend auf ökonomischen Methoden dar. Hervorzuheben ist insbesondere die Ausführlichkeit, die auch im sehr umfangreichen Literaturverzeichnis mit über
700 Referenzen am Ende des Buches
zutage tritt. Neumeyer diskutiert alle
wichtigen Theorien der Thematik.
Eine Zusammenfassung jedes Kapitels und des gesamten Buches am
Ende macht das Werk recht übersichtlich.
Fazit: Wer sich einen guten Überblick
über den Bereich Nachhaltigkeit
verschaffen möchte und sich nicht
von ökonomischen Funktionen oder
einem zuweilen anstrengenden Parcours durch die Fachterminologie
abschrecken lässt, kommt mit diesem
Werk auf seine Kosten.
möglich sein könne und versucht
Sabrina Plegnière und Markus Casper
diese Frage schließlich über die Methode der konkreten Messung schwacher und starker Nachhaltigkeit zu
beantworten. Dabei entwickelt und
diskutiert er Wirtschaftsmodelle mit
entsprechenden Indikatoren oder
Indizes für schwache und starke
Nachhaltigkeit wie z. B. Genuine
Savings (Echtes Bewahren) oder den
Index of Sustainable Economic Welfare/Genuine Progress Indicator (Index des nachhaltigen ökologischen
Wohlergehens/Echter FortschrittsIndikator). Eine konkrete Antwort ist
jedoch auch auf diese Art nicht möglich, da die Indizes kritisch zu beNeumayer, E. (2010): Weak Versus
trachten seien. Das heißt, die Indizes
Strong Sustainability. Exploring the
geben nur an, wie viel finanzielles
Limits of Two Opposing Paradigms.
Kapital beispielsweise gewonnen
Third Edition. Edward Elgar. ISBN
werden kann, bewerten jedoch nicht
978-1-84844-873-5. 288 S., 29,95 £.
FORUM GEOÖKOL. 22 (1), 2011
Termine
Termine
Geoökologie-Stammtische und Aktivitäten
Augsburg
Uhrzeit und Ort wird per E-Mail
bekanntgegeben.
Ansprechpartner: Eduard Würdinger, [email protected],
Tel. 0821 / 311557
Frankfurt/Wiesbaden/Mainz
Treffen finden alle zwei Monate
(gerade Monatsnummer) jeweils am
letzten Dienstag um 20:00 Uhr statt.
Die Lokalität variiert.
Ansprechpartnerin: Alexandra
Oberthür, [email protected]
Freiberg
Ansprechpartner: Robert Sieland,
[email protected]
Kassel/Witzenhausen/
Göttingen
Ruppert,
[email protected]
Nächster Termin: Freitag, 20. Mai
2011.
Leipzig
Einladung und weitere Informationen werden zwei bis drei Wochen
vorher per E-Mail verschickt.
Ansprechpartner: Stefan Reuschel,
[email protected]
Köln/Bonn/Düsseldorf
Termine siehe www.geooekologie.de
Cafe Filmdose, Zülpicher Str. 45,
Bahnhof Köln-Süd
(www.filmdosekoeln.de)
Ansprechpartner: Cornelia Gerwig,
[email protected]; Johannes
Nach Absprache
Ansprechpartnerin: Heike Büttcher,
[email protected]
München
Nächste Termine: Dienstag, 3. Mai
2011 und Mittwoch, 6. Juli 2011
jeweils ab 19:00 Uhr im Café Rigoletto, Rosa-Aschenbrenner-Bogen 9
in Schwabing
Ansprechpartner:
Michael Außendorf, Tel. 089 /
28626-265, [email protected]
Tagungen und Workshops
I-Mailand, 15.-19. Mai 2011
Ecosystem Protection in a Sustainable World: a Challenge
for Science and Regulation
SETAC Europe 21st Annual Meeting
The SETAC Europe Annual Meeting
is Europe’s biggest meeting on environmental toxicology and chemistry
with more than 1500 presentations
in parallel platform sessions and
poster sessions, participants and
scientific speakers from academia,
business and government and a
blend of scientists and practitioners,
researchers and regulators all in
attendance.
FORUM GEOÖKOL. 22 (1), 2011
http://milano.setac.eu/home/
?contentid=291&pr_id=290
Bayreuth, 20. Mai 2011
Anders aber nicht schlechter –
das Leben im Jahr 2050
Symposium des Bayreuther Forums
Kirche und Universität
Referenten: Boris Palmer, Oberbürgermeister der Stadt Tübingen; Dr.
André Stoffels, Audi Unternehmensplanung Ingolstadt; Prof. Johanna
Haberer, Professorin für christliche
Publizistik in Erlangen.
www.uni-bayreuth.de/forum-kircheuniversitaet
Bayreuth, 2.-4. Juni 2011
Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft Paläopedologie
Neben dem Vortragsprogramm werden zwei Exkursionen zum Thema
„Tertiäre Verwitterungsreste im
Fichtelgebirge und in der Nördlichen
Oberpfalz“ sowie „Quartäre Landschaftsentwicklung und Paläoböden“
angeboten.
www.bayceer.unibayreuth.de/agpp2011
Schneverdingen, 6.-10. Juni 2011
Grundlagen-Seminar ArcGIS
10 (ArcView)
55
Termine
Alfred Toepfer Akademie für Naturschutz
Dieses fünftägige Seminar vermittelt
die Grundlagen von ArcGIS (ArcView). Es ist geeignet sowohl für
EinsteigerInnen als auch für UmsteigerInnen anderer GIS-Software.
www.nna.niedersachsen.de
NL-Amsterdam, 6.-10. Juni 2011
The 8th IWA Leading-Edge
Conference on Water and
Wastewater Technologies
International Water Association
(IWA)
Leading Edge Technology, IWA’s
signature technology conference, is
returning to the Netherlands. Delegates and water experts from all
over the world will gather in Amsterdam to talk about the latest advances in the water and wastewater
treatment. This conference is an
excellent opportunity to network
and learn from experts in the water
sector.
www.let2011.org
TR-Istanbul, 14.-17. Juni 2011
ESEE 2011: Advancing Ecological Economics: Theory and
Practice
The 9th conference of the European
Society for Ecological Economics
Reflecting on the identity of ecological economics, the 9th conference of
the European Society will investigate how ecological economics can
broaden the available range of
methods and tools for policy support, and increase its relevance for
the real-world problems. In this
regard, ESEE 2011 has two main
objectives:
1. To create a platform for discussion of theories, methodologies and
practices already existing in the field
and assess what has been achieved
so far.
56
2. To explore the full potential of
ecological economics in dealing with
policy issues, both in theory and in
practice.
www.esee2011.org
Schneverdingen, 16. Juni 2011
Grundzüge des allgemeinen
Verwaltungsrechts im Naturund Umweltschutz
Alfred Toepfer Akademie für Naturschutz
Kommen Sie aus einem verwaltungsfremden Beruf oder möchten
sich als Quereinsteiger einen grundlegenden Eindruck über das Verwaltungsrecht im Natur- und Umweltschutz verschaffen? Oder Sie haben
einfach nur so Interesse, die elementaren Grundzüge des allgemeinen
Verwaltungsrechts kennen zu lernen?
www.nna.niedersachsen.de
I-Rom, 29. Juni – 2. Juli 2011
18th annual Conference of the
European Association of Environmental and Resource
Economists
The conference programme will
cover all areas of environmental and
resource economics, ranging from
topics prevailing in the general debate, such as climate change, Kyoto
protocol, energy sources, ETS, to
less publicized and very specialized
subjects such as biodiversity loss,
waste accumulation, toxic waste
disposal, packaging reduction, adaptation to climate change. We expect
around 700 participants from all
over the world, engaged in environment related activities in various
capacities – researchers, teachers,
students, professionals, policymakers, managers. Special emphasis will
be given to the interaction between
the growing scientific knowledge on
environmental issues and the eco-
nomics and politics of sustainable
human development.
www.eaere2011.org
AUS-Melbourne,
28. Juni – 7. Juli 2011
IUGG 2011: Earth on die
Edge: Science for a Sustainable
Planet
The General Assembly will be
marked by a scientific program of
outstanding plenary speakers, a
comprehensive program of state of
the art symposia organised by each
IUGG association, a compelling keynote speakers program, and the
highlight of IUGG General Assemblies, an interdisciplinary, interassociation program of symposia
addressing major scientific issues of
global and regional significance and
concern. The new Melbourne Convention and Exhibition Centre, completed in late 2009, is the most
modern convention centre in the
world. It has received world wide
acclaim for achieving a 6 Star Green
environmental rating by the Green
Building Council of Australia, the
first in the world for a convention
centre.
www.iugg2011.com
Stuttgart, 28. Juli – 1. August 2011
International Palaeopedology
and Soil Geography
Conference
Universität Hohenheim
https://ppsg2011.unihohenheim.de/83989.html
CZ-Prag, 14.-19. August 2011
Goldschmidt 2011
The Science Committee, chaired by
Bernard Marty and Bernard Bourdon, have organised 22 themes and
sessions, incorporating many ses-
FORUM GEOÖKOL. 22 (1), 2011
Termine
sions submitted during the public
“Call for Sessions”.
www.goldschmidt2011.org
•
•
Berlin, 28.-31. August 2011
LCM 2011
•
The Life Cycle Management conference series is established to be one
of the leading events worldwide in
the field of environmental, economical and social sustainability. The
unique feature of LCM are practical
solutions for the implementation of
life cycle approaches into strategic
and operational decision-making.
LCM 2011 brings you up to date on
the latest international developments and provides a platform for
sharing your accomplishments.
•
www.lcm2011.org
Berlin & Potsdam,
3.-8. September 2011
Jahrestagung der Deutschen
Bodenkundlichen Gesellschaft
www.dbges.de
CH-Grindelwald,
4.-9. September 2011
10th International NCCR
Climate Summer School
Climate Change, Extremes and Ecosystem Services
The NCCR Climate, Switzerland’s
centre of excellence in climate and
climate impact research, invites
young scientists to join leading climate researchers in a scenic Swiss
Alpine setting for keynote lectures,
workshops and poster sessions on
the occasion of the 10th International
NCCR Climate Summer School
2011.
The topics covered at the NCCR
Climate Summer School 2011 will
include:
FORUM GEOÖKOL. 22 (1), 2011
Ecological implications of climate change and weather extremes
Ecosystem services and climate
change: forests, grasslands and
croplands
Food security: coping with climate change in agriculture
Global land and water use in a
changing climate
The Summer School invites young
researchers from all fields of climate
research. The courses cover a broad
spectrum of climate and climate
impact research issues and foster
cross-disciplinary links. Each topic
includes keynote plenary lectures
and workshops with in-depth discussion in smaller groups. All summer
school participants present a poster
of their research and there will be
ample opportunity for discussion.
www.nccr-climate.unibe.ch/
summer_school/2011
CH-Bergün, 4.-9. September 2011
International Geochronology
Summer School
Dating Anthropogenic and Natural
Changes in a Fragile Alpine Environment
Topics to be covered in lectures,
excursions and workshops include
dating techniques such as numerical
methods (radiocarbon, exposure
dating with cosmogenic nuclides,
OSL, etc.); dendrochronology, Icecore chronologies, as well as relative
methods like soil weathering and
Schmidt-hammer technique.
www.geo.uzh.ch/microsite/
geochronology
Schneverdingen,
6.-7. September 2011
Fachseminar Erfassung und
Bewertung von Biotopen
Alfred Toepfer Akademie für Naturschutz
Das Fachseminar führt in das Thema
der Erfassung und Bewertung von
Biotopen in Niedersachsen ein und
vermittelt das hierzu notwendige
Grundlagenwissen. Einen besonderen Schwerpunkt werden die FFHLebensraumtypen gem. Anhang I der
FFH-Richtlinie und die gesetzlich
geschützten Biotoptypen einnehmen.
www.nna.niedersachsen.de
CH-Zürich, 11.-15. September 2011
ICCE 2011
EuCheMS International Conference
on Chemistry and the Environment
ICCE 2011 will be hosted by the
Swiss Chemical Society in cooperation with the Division of Environmental Chemistry and Ecotoxicology
of the German Chemical Society
(GDCh, Gesellschaft Deutscher
Chemiker). Several environmental
research institutes in the area of
Zurich support the organization of
ICCE 2011.
This invitation is addressed to environmental scientists in Europe and
elsewhere engaged by academic and
governmental institutions as well as
by industry. You are all warmly welcomed to present and discuss your
most recent research data at ICCE
2011. Outstanding keynote speakers
will review and stimulate the interest in specific fields of interest. The
scientific programme will be completed by special satellite events and
by exhibitors presenting latest
equipment and services in the field
of environmental chemistry. Last but
not least, a great social programme
is awaiting delegates at ICCE 2011.
www.icce2011.org/site
Bayreuth, 12.-15. September 2011
Didaktik der Biologie –
Standortbestimmung und
Perspektiven
57
Termine
Tagung der Fachsektion Didaktik
der Biologie im VBiO. Das Programm erscheint im Frühsommer.
Möglicherweise interessant für GeoökologInnen, die in lehrenden Berufen tätig sind.
www.bayceer.unibayreuth.de/FDdB2011
variety of topics described below.
Case study papers are encouraged.
Papers of a more theoretical nature,
dealing with advanced mathematical
and computational methods, will
also be within the scope of the conference.
www.wessex.ac.uk/11-conferences/
airpollution-2011.html
acqua alta provides a forum for politicians, business experts, academics
and experts to discuss the latest
developments and strategies in a
whole range of issues linked to climate change.
Nürnberg, 27.-29. September 2011
www.hamburgmesse.de/acquaalta/acquaalta_en
Leipzig, 18.-22. September 2011
ModelCare 2011
INTERGEO
Models – Repositories of Knowledge
www.modelcare2011.org
Kongress und Fachmesse für Geodäsie, Geoinformation und Landmanagement
NL-Wageningen,
18.-22. September 2011
www.intergeo.de
Soil Science in a Changing
World
The first edition of the Wageningen
soil meetings will address the importance of soil scientific knowledge for
global issues. We want to address
these topics in a dynamic way, by
top key-note speeches, challenging
debates, inspiring workshops and
master classes as well as oral and
poster presentations by participants.
www.wageningensoilmeeting.wur.nl
M-Valletta, 19.-21. September 2011
Air Pollution 2011
19th International Conference on
Modelling, Monitoring and Management of Air Pollution
The goal of this conference is to
bring together researchers who are
active in the study of air contaminants and to exchange information
through the presentation and discussion of papers dealing with the wide
58
Exhibition and International Conference on Climate Impact, Flood Protection and Hydraulic Engineering
Heidelberg, 2.-7. Oktober 2011
Summer School on Flow and
Transport in Terrestrial Systems
This summer school provides a compact presentation of current concepts on flow and transport in the
subsurface of terrestrial systems.
Thematically, it encompasses the
flow of groundwater and soil water,
the transport of dissolved chemicals,
and the coupling between soil and
atmosphere. It covers the underlying
physical processes, the multi-scale
architecture of terrestrial systems,
and the resulting macroscopic phenomena as well as their numerical
simulation and methods for estimating effective representation.
http://conan.iwr.uniheidelberg.de/summer-school
Hamburg, 11.-13. Oktober 2011
Berlin, 25.-26. Oktober 2011
Statuskonferenz KLIWAS
2. Statuskonferenz des Forschungsprogramms KLIWAS – Auswirkungen des Klimawandels auf Wasserstraßen und Schifffahrt in Deutschland
Ziel dieser Konferenz ist es, die Methoden des seit März 2009 laufenden Forschungsprogramms sowie
erste Ergebnisse zu präsentieren und
zu diskutieren. Die Konferenz wird
im Bundesministerium für Verkehr,
Bau und Stadtentwicklung in Berlin
abgehalten.
www.kliwas.de oder www.bmvbs.de
Karlsruhe, 18.-20. November 2011
25 Jahre Geoökologie
in Karlsruhe
Jahrestagung und Jahreshauptversammlung
des VGöD
Weitere Informationen
folgen in der kommenden FORUMAusgabe
www.geooekologie.de
acqua alta
FORUM GEOÖKOL. 22 (1), 2011
Termine
Seminare im Angebot der Bildungsakademie e.V.
Den Mitgliedern des VGöD stehen die Seminarangebote der Bildungsakademie, eines Schwestervereins des Berufsverbandes Deutscher Geowissenschaftler e.V., mit einem Preisnachlass von 10% offen. Das Angebot umfasst
(weitere Informationen und Anmeldung unter www.geoberuf.de):
Thema
Datum
Ort
Preis *
Beprobung von Bodenluft mit Zertifikat und Exkursion
17.06.2011
Wesseling bei Bonn
248 EUR
Geothermie I – Einführung in das Betätigungsfeld für
Geowissenschaftler
16.09.2011
Bonn
248 EUR
Lagerstättenbewertung nach internationalen Kriterien
14.10.2011
Essen
248 EUR
Abfallprobenahme nach LAGA PN 98 mit Sachkundenachweis
28.10.2011
Bonn
248 EUR
Geothermie II – Erschließung geothermischer Energie
durch Erdwärmesondenanlagen
18.11.2011
Bonn
248 EUR
Radongas – Aufgabengebiet für Geobüros
25.11.2011
Bonn
248 EUR
Baugrunduntersuchung Teil I – Grundlagen
02.12.2011
Bonn
248 EUR
Rückbau kontaminierter Bausubstanz Teil II – von der
Vorbereitung bis zur Entsorgung
09.12.2011
Bonn
248 EUR
* Von den angegebenen Preisen können 10% Nachlass für VGöD-Mitglieder abgezogen werden.
FORUM GEOÖKOL. 22 (1), 2011
59
Mitglied werden
Mitglied werden im VGöD
Drei Schritte in den VGöD: (1) Eintrittserklärung ausfüllen, (2) Eintritts- und
Datenschutzerklärung unterschreiben, (3) das ausgefüllte Blatt an den VGöD schicken
(Alexanderstr. 9, D-95444 Bayreuth, Fax: 09 21 / 85 14 97, [email protected])
Eintrittserklärung:
Datenschutzerklärung:
Ich unterstütze die Tätigkeiten und Ziele des Verbandes für Geoökologie in Deutschland (VGöD) e.V.
und möchte Mitglied werden:
Der Verband für Geoökologie in Deutschland
(VGöD) e.V. erhebt mit dem Beitritt die folgenden
Daten seiner Mitglieder:
Titel, Name, Vorname
Anschrift (Straße, Wohnort)
Telefon / E-Mail (privat)
Arbeitgeber
Telefon / E-Mail (geschäftlich)
Bankverbindung (Kontonr., Bankleitzahl, Geldinstitut)
Geburtsdatum
Mitgliedsstatus (studierend / nicht erwerbstätig,
teil-/ vollzeitbeschäftigt, Familienmitglied,
Fördermitglied)
Name, Vorname (Titel): ________________________
___________________________
Geburtsdatum:
___________________________
Straße:
___________________________
Wohnort:
___________________________
Telefon (privat):
___________________________
E-Mail (privat):
___________________________
Arbeitgeber:
___________________________
___________________________
Telefon (geschäftlich): _________________________
E-Mail (geschäftlich): __________________________
Der jährliche Beitrag von (bitte ankreuzen)
€
€
€
€
€
€
€
€
25
40
70
135
für Studierende / nicht Erwerbstätige
für Teilzeitbeschäftigte
für Vollzeitbeschäftigte
für Fördermitglieder
Der Verein veröffentlicht Daten seiner Mitglieder auf
seiner Homepage, in den offiziellen Verbandsorganen
des VGöD und im gedruckten Mitgliederverzeichnis
nur, wenn die Mitgliederversammlung einen entsprechenden Beschluss gefasst hat und das Mitglied nicht
widersprochen hat.
Übersicht der von der Mitgliederversammlung beschlossenen Veröffentlichungen von Mitgliedsdaten (nicht
Bestandteil der Datenschutzerklärung):
-
ist jeweils zu Jahresbeginn fällig. Ich ermächtige den
VGöD bis auf Widerruf zum Einzug des Beitrages von
meinem Girokonto im Lastschriftverfahren. Spenden
und Mitgliedsbeiträge an den VGöD sind in
vollem Umfang steuerlich absetzbar!
Kontonummer:
___________________________
Bankleitzahl:
___________________________
Geldinstitut:
___________________________
Familienmitgliedschaft (bitte ggf. ankreuzen):
€ Mein Partner ist VGöD-Mitglied (Nr.: ____)
bzw. meldet sich ebenfalls an
(2. Eintrittserklärung liegt bei).
Näheres zur Familienmitgliedschaft: siehe
www.geooekologie.de
Datum, Unterschrift:
____________________________________________
60
im Verbandsorgan FORUM der Geoökologie:
-
Name, Vorname, Wohnort von neuen
Mitgliedern;
-
Name, Vorname von „verschollenen“ Mitgliedern (Mitglied ist nicht mit den in der
Geschäftsstelle vorliegenden Kontaktdaten
erreichbar) und verstorbenen Mitgliedern;
-
im Online-Mitgliederverzeichnis (passwortgeschützter Bereich der Homepage): Titel, Name, Vorname,
Anschrift (Straße, Wohnort), Telefon / E-Mail
(privat / geschäftlich), Arbeitgeber;
-
im gedruckten Mitgliederverzeichnis (Versand an
Mitglieder): Titel, Name, Vorname, Anschrift
(Straße, Wohnort), Telefon / E-Mail (privat).
Ich habe die Datenschutzerklärung zur
Kenntnis genommen und erkläre mich
einverstanden.
Datum, Unterschrift:
____________________________________________
FORUM GEOÖKOL. 22 (1), 2011
Titelbild
In diesem paradiesischen Regenwald scheint der globale
Wandel keine Spur hinterlassen zu haben. Doch der
erste Blick täuscht. Selbst im Kernbereich des Sinharaja
Forest Nationalpark im Süden Sri Lankas, der auf dem
Titelbild zu sehen ist, findet man „nur“ einen
Sekundärwald. Zu Kolonialzeiten zählte dieses Gebiet zu
den für die Teeplantagenwirtschaft genutzten Flächen. In
einem Großteil der Hochlagen auf Sri Lanka wird immer
noch intensiv Tee angebaut. Tee, welcher von den Briten
eingeführt wurde und auch hauptsächlich zurück nach
Europa exportiert wird. Dies ist nur eins der Beispiele, an
denen man den globalen Wandel auf der Insel erkennt.
Glücklicherweise für die naturliebenden Geoökologen
auf Großexkursion sticht er im Sinharaja Forest nicht
direkt ins Auge.
Foto und Text: Viridiana Alcántara Cervantes

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