www.trailer-ruhr.de Mai 2012

Transcrição

www.trailer-ruhr.de Mai 2012
Mai 2012
www.trailer-ruhr.de
THEATER FLETCH BIZZEL IM SPIEGELZELT AM U
MUSIK KABARETT COMEDY KUNST
DORTMUND 28. JUNI - 13. OKTOBER
www.ruhrhochdeutsch.de
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Er: aus Madrid.
Sie: aus Düsseldorf.
Beide: im Glück.
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5
trailer-Thema im Mai: Landtags-Neuwahl, Foto: Francis Lauenau
trailer-Thema.
www.trailer-ruhr.de I Mai 2012
5 LANDTAGS-NEUWAHL
Erwartet uns ein Machtwechsel?
6 Themeninterviews
„Auch Impulse nach Berlin senden“
„Die Bilanz der jetzigen Landesregierung fällt
positiv aus“
Bühne.
10 Theater Ruhr
„Todesstation“ im Schlosstheater Moers
11 Aalto Theater
12 Premiere
M. Steinhardt-Unseld zum Theaterfest „Westwind“
13 Theater Oberhausen/ Grillo Theater
14 Theater Ruhr
u.a. „Der goldene Drache“ im Prinz-Regent-Theater
15 37. Mülheimer Theatertage NRW
Theater Duisburg
16 Theater Ruhr
u.a. „Volpone“ im Schauspielhaus Bochum
18 Komikzentrum Ruhr
19 Ebertbad/ Theater Fletch Bizzel
20 Theater Ruhr
„Immer noch Sturm“ im Theater an der Ruhr
21 Cabaret Queue
22 Theater demnächst
Das NRW-Theatertreffen in Oberhausen
23 Ruhr International
25 GOP Variete/ Landestheater Neuss
26 Festival
Klopsztanga – das binationale Kulturfestival
27 Theater Paderborn
29 Klopsztanga – Polen grenzenlos NRW
30 Consol Theater
Opernzeit
Jugendoper „Border“ in Köln
31 Tanzräume Tanztheaterfestival Hagen
culture club
Yefim Bronfman beim Klavier-Festival-Ruhr
„Fasada 1/2“ im Ringlokschuppen
32 Festival
„Ruhr International“ in neuem Glanz
33 Musiktheater im Revier
34 Theater-Kalender Ruhr
BÜHNE
© Uwe Stratmann
Theater Ruhr
16
KIINO
Kino.
Kunst.
39 Film-ABC /Vorspann
40 Film des Monats „Tomboy“
C. Sciammas ungewöhnlicher Coming-of-Age Film
41 Kritikerspiegel Ruhr/Kino-Kalender Ruhr
42 Hintergrund: „Superclassico (...)“
43 weitere Film-Kritiken
44 Hintergrund: „Medianeras“
46 Foyer
u.a.: Bud Spencer im UCI Bochum
47 Roter Teppich
Joachim Król im Interview
49 Kino.Ruhr.
Frank Peciak über das Autokino in Essen
50 Gespräch zum Film
Thomas Thümena über „Tinguely“
59 culture club
Stummfilm-Konzert „Nosferatu“/Kino Café
64 Ruhrkunst
Simone Nieweg im Museum Quadrat Bottrop
65 Sammlung
Imke Arns vom Hartware MedienKunstVerein
66 Ruhrkunst
Kirsten Krüger im Märkischen Museum Witten/
Caroline Bayer und Silke Schatz in Mülheim/
bochumer künstler 2012
67 Kunstwandel
Artur Zmijewski im HMKV Dortmund
69 Kunst-Kalender NRW
Kunst-Termine im Mai
Osthaus Museum Hagen
Kultur in NRW. überregional
24 Musical in NRW
Musical-„Experimente“ in Essen und Hagen
Oper in NRW
Carlisle Floyds „Susannah“ in Hagen
28 Tanz in NRW
Der Mai: kein Wonnemonat für die Freie Tanzszene
56 Klassik in NRW
Das Musikfestival Schloss Cappenberg
Popkultur in NRW
Vom traurigen Ende des Bochumer „Zwischenfall“
67 Kunst in NRW
Ausstellungen im Bahnhof Rolandseck und Brühl
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Musik.
55 Kompakt Disk: Neue Alben im Mai
Moers Festival 2012
57 Konzerthaus Dortmund
58 !Sing – Day of Song
Festival
Moers Festival vibriert am Niederrhein
60 Improvisierte Musik
Weltmusik – oft falsch verstanden
Film des Monats
403
MUSIK
Literatur.
61 Wortwahl/ComicKultur
Buch- und Comic-Empfehlungen im Mai
62 Textwelten
Amy M. Holmes und ihr Skandalbuch
Poetry
Die Kolumne von Sebastian23
63 Literatur-Kalender Ruhr
Die Literatur-Termine der Region
trailer spezial.
4 Intro
8 Über Tage
Frank Busemann über Sport im Revier
9 Innovation
Wie wir Grünkost in Metropolen ernten können
70 Verlagssonderseiten
„trailer bildet“
75 Auswahl
Veranstaltungstipps im Mai
77 Kolschewsky
78 Ausblick/Impressum
79 Magenbitter/Verlosungsbox
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Dieses Icon zeigt Ihnen den Weg.
Festival KUNST
58
© Simone Nieweg
Ruhrkunst
64
Intro
-ruhr.de
Mai 2012
Rechtschreibhilfe für Legastheniker, Foto: Francis Lauenau
trailer + trailer-ruhr.de
Eine Frage des Niveaus
Im Doppelpack mehr Service, Meinung und Hintergrund
Thema
Regierung fürs gute Klima
Dirk Jansen vom Bund für Umwelt- und Naturschutz BUND hofft, dass die ambitionierten
Ziele zum Klimaschutz auch von der künftigen
Landesregierung weiter verfolgt werden: „Die
Bilanz der jetzigen Regierung fällt positiv aus.“
Dirk Jansen
Foto: privat
Theater
Von klein auf
Zum „Westwind“-Festival treffen sich NRWs
Kinder- und Jugendtheater. trailer sprach mit
Leiterin Merula Steinhardt-Unseld: In unserer
medial beherrschten Zeit benötigten Kinder
mehr denn je direkten Kontakt zur Kunst.
Merula Steinhardt-Unseld
6
12
Foto: Harald Morsch
Festival
Kunst und Kultur als Motor
Bertram Frewer, Organisator von „Ruhr International“, im trailer-Gespräch: 1974 als Fest zur Kulturverständigung gegründet, soll „Ruhr International“
offen für alle sein – und damit keineswegs ein Festival ausschließlich von Migranten für Migranten.
32
Der Preis des Erfolgs
In seinem zweiten Langfilm widmet sich
Thomas Thümena dem Schweizer Künstler
Jean Tinguely. Für den Regisseur wurde dabei
Tinguelys Werk gleichsam zur Kulisse seines
bewegten Lebens.
Thomas Thümena
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Foto: Alain Wicht
Film
Kräftezehrend und lehrreich
Die Dreharbeiten zu Joachim Króls aktuellem
Film „Ausgerechnet in Sibirien“ fanden fern
der Zivilisation statt – und zählten zu den anstrengendsten seiner bisherigen Karriere, wie
er im Interview bekannte.
Viele Gesichter lächeln zurzeit wieder von den Laternenpfählen. WAHLKAMPF ist deshalb auch das trailer-Thema im Monat Mai. Werden die Piraten den Landtag in Düsseldorf entern, und wissen sie dann auch, welchen
Kurs sie nehmen wollen? Piraten an Land sind wohl genauso unpassend wie
Tomaten auf dem Supermarktdach. Oder? Gerade dort soll demnächst Gemüse gedeihen, so ein Forschungsprojekt des FRAUNHOFER-INSTITUTS in
Oberhausen. trailer berichtet von diesem ökonomischen und ökologischen
Geniestreich. Hoch hinaus wollte auch der Recklinghauser FRANK BUSEMANN, der Silberjunge der Olympischen Spiele in Atlanta. In der Interviewreihe ÜBER TAGE berichtet der Zehnkämpfer i.R. von geplatzten Träumen
und den Chancen des Scheiterns. Melancholisch sind ebenfalls manche
Fotografien von SIMONE NIEWEG, die das Museum QUADRAT in Bottrop
zeigt. Ansonsten ist der Mai Festivalmonat. Das NRW-weite deutsch-polnische Festival KLOPSZTANGA, zu Deutsch „Teppichklopfstange“, wird unter
anderem in Dortmund, Bochum und Essen Station machen. Filme, Musik
und Literatur vom östlichen Nachbarn zeigen die großen Gemeinsamkeiten
der sich manchmal zu fremden Nachbarn. Das MOERS FESTIVAL lockt zu
Pfingsten unter anderem mit CARLA BLEY und HELGE SCHNEIDER. Multikulti ist auf dem Festival RUHR INTERNATIONAL angesagt. trailer sprach
mit dem Veranstalter BERTRAM FREWER über die bewegte Geschichte des
Festivals, das viele Jahre Kemnade International hieß und nun in der Jahrhunderthalle unter anderem den algerischen Superstar Khaled begrüßt.
www
Bertram Frewer
Film
Manchmal plagt mich meine Rechtschreibschwäche. Welches sind nur die
richtigen Knöpfe auf der Tastatur? Eine Frage des Niewoos? Des Niwaus?
Wenn man ganz auf dem Holzweg ist, hilft auch keine Autokorrektur. „Keine Vorschläge“, meckert dann die digitale Deutschlehrerin, die meine Worte
rot unterstreicht. Da rettet mich dann nur noch die Liebste. „Schatz, ganz
einfach zu merken, Körpercreme plus U.“ Und plötzlich durchfährt mich
ein Geistesblitz. Was wäre, wenn das Festival RUHRHOCHDEUTSCH, das
auch in diesem Jahr wieder zu Füßen des mächtigen Dortmunder Us sein
Spiegelzelt aufschlägt, den Hersteller der berühmten Kosmetikmarke als
Hauptsponsor gewänne? Ein Festival mit Nivea und U. Goosen, Eckenga,
Albus und Co. müssten sich vor ihren Auftritten nur mal kurz werbewirksam einbalsamieren, und schon würden sich deren Gagen verdoppeln oder
wahlweise die Eintrittspreise purzeln. Nur bei Jochen Malmsheimer sehe
ich schwarz. Der Kerl bietet keinerlei Angriffsfläche für Gesichtscreme.
50
AUSGERECHNET SIBIRIEN heißt der neue Film, in dem JOACHIM KRÓL neben Katja Riemann und Armin Rohde eine Hauptrolle spielt. Im Gespräch
äußert sich der Wahlkölner mit Berliner Zweitwohnung über seinen neuen
Film, über den Tatort-Kommissar Steier und über den Theaterschauspieler
Król. Regisseur THOMAS THÜMENA wiederum berichtet über seinen neuen
Film TINGUELY, der dem gleichnamigen Schweizer Maler, Bildhauer und
Maschinenbauer ein brüchiges Denkmal setzt. Und nicht nur für Nostalgiker ist das Interview mit FRANK PECIAK über sein AUTOKINO in Essen. Der
Mai ist gekommen.
LUTZ DEBUS
Joachim Król
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Thema
Zwar klare Kante, aber nichts auf der hohen Kante, Foto: Francis Lauenau
Wieder Wahl
Am 13. Mai wird über ein neues Landesparlament abgestimmt
Nach nur zwei Jahren müssen wir wieder zur Afghanistan“ kommen bei den Wählerinnen und
Urne, um den Landtag neu zu befüllen. Aber wird Wählern, die letztlich zwischen Kraft und Röttgen
die Wahl, die die scheidende Regierung und die entscheiden müssen, nicht mehr an. In unserer
Demoskopen bereits als entschieden ansehen, Mediendemokratie wirken deren Kandidaten außerdem zuweilen etwas
tatsächlich eine Bestägriesgrämig.
tigung von Rot-Grün?
trailer-Thema im Mai:
Oft lagen Prognostiker
Die Grünen indes müsdaneben. Demokratie ist
sen sich von ihrem Kater
schließlich wie Fußball.
Am 13. Mai werden die wahlberechtigten NRW-BürgerInnen nach aufgelöster Landesregierung erneut
nach dem Allzeithoch
Man kennt das Ergeban die Wahlurnen gebeten. Ob nun der von Schwarzdes vergangenen Jahres
nis erst nach dem Spiel.
Gelb angestrebte Machtwechsel stattfindet oder die
erholten. Durch FukusGerade das Abschneiden
alte Regierung zur neuen wird, darüber sind Experten
hima und die Wahl in
der kleineren Parteien
wie Umfrageergebnisse uneins.
Baden-Württemberg
können die bestehenden
wähnte man Jürgen
Verhältnisse durcheinanderwirbeln. Gelingt den Piraten der Einzug in Trittin und Claudia Roth bereits als Doppelspitden Landtag? Und wenn ja, was bei dem aktuellen ze im Kanzleramt. Doch gerade deren Eitelkeiten
Medienhype durchaus zu vermuten ist, mit wem wurden in den letzten Monaten bei den Grünwerden sie welche Politik machen? Wird der Ko- Wählerinnen und -Wählern nicht gern gesehen.
alitionsvertrag im Chatroom geschlossen? Wird Gut, dass die NRW-Spitzenkandidatin Sylvia Löhrder Politiker, der die meisten „Gefällt mir“-Klicks mann nicht so agiert wie ein Platzhirsch oder eine
Öko-Diva. Insgesamt konnten die Grünen in Düsbekommt, Ministerpräsident?
seldorf schon viel von dem umsetzen, was sie vor
Die politische Entscheidungsfindung wird inzwi- der letzten Wahl versprochen hatten.
schen aber auch bei anderen Parteien mit der Dramaturgie einer Casting-Show zelebriert. Christian Hannelore Kraft in der Rolle einer
Lindner war erst Kronprinz, dann gescheiterter Trümmerfrau
Königsmörder, und jetzt ist er Retter der Libe- Und die alte Tante SPD? Die sonnt sich in den Umralen. Shakespeare hätte diese Rolle nicht besser fragewerten. Lange Jahre wurde sie gequält von
kreieren können, Dieter Bohlen auch nicht. Das den Parteisoldaten Clement und Steinbrück. SoziPublikum, in diesem Fall das Wahlvolk, prämiert aldemokratie stand für Streichung sozialer Grundsolch unterhaltsame Raffinesse. Nach der Wahl versorgung. Clement macht inzwischen Werbung
des neuen Spitzenkandidaten verdoppelten sich für die FDP, Steinbrück für Helmut Schmidt. Von
sprunghaft die Werte der FDP auf satte vier Pro- der NRW-SPD haben sich beide meilenweit entzent. Da ist noch Luft nach oben.
fernt. Nachdem die Männer den Karren gegen die
Wand gefahren hatten, musste eine Frau weiterDie LINKEN hingegen fallen in den Umfragewerten machen. Dass das gelingen kann, weiß der poliauf einen Abstiegsplatz jenseits der fünf Prozent. tische Beobachter seit dem Ende der Ära Kohl und
Hin- und hergerissen zwischen Staatsraison und dem kometenhaften Aufstieg einer gewissen AnRevolution pflegten sie in den vergangenen beiden gela Merkel. Hannelore Kraft und Angela Merkel
Jahren eine intensive Hassliebe zu der von ihr oft sind beide Trümmerfrauen, die ihre von Männern
tolerierten Regierung. Die ureigensten Themen der zerbombten Parteien wieder aufbauen mussten.
LINKEN „Nein zu Hartz IV“ und „Nein zum Krieg in Hannelore Kraft allerdings gelingt diese Aufgabe
Landtags-Neuwahl
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sogar, indem sie dabei gelegentlich lächelt. Auch
der neue Politikstil von Rot-Grün, der auf Moderation und möglichst breitem Konsens beruht, ist
neu und charmant. Etwas anderes blieb der Minderheitsregierung allerdings auch nicht übrig.
Norbert Röttgen, zurzeit Bundesumweltminister
und Landesvorsitzender der CDU, möchte, bis er
Ministerpräsident geworden ist, Berufspendler
bleiben. Sobald er in Düsseldorf Regierungschef
geworden ist, verzichte er, so wird versichert, auf
seinen Platz im Bundeskabinett. Inhaltlich steht
die CDU für einen knallharten Sparkurs, um den
Haushalt des Landes zu sanieren. Zumindest vertritt sie diese Meinung seit genau zwei Jahren.
Noch an der Regierung, zeigte sie sich etwas
großzügiger.
Im Ruhrgebiet tobt wegen der Frage der Finanzen
auch eine heftige Auseinandersetzung. So kritisierten, pünktlich zu Beginn des Wahlkampfes,
führende SPD-Oberbürgermeister den Aufbau Ost.
Schwer zu vermitteln seien die Transferleistungen
von völlig verarmten Kommunen im Revier zugunsten von durchaus blühenden Landschaften in den
neueren Bundesländern. Dresden geht es besser
als Dortmund, Leipzig besser als Essen. Trotzdem
wandern die Euros nur von West nach Ost. Die
Diskussion um finanzielle Unterstützung, die nicht
mehr nach Himmelsrichtung verteilt werden soll,
ist natürlich nur Begleitmusik im Theaterdonner
des Wahlkampfes. Entscheidungen über den „Aufbau Ost“ werden in Berlin gefällt, nicht in Düsseldorf. Die Landespolitik allerdings kann trotzdem den klammen Kommunen helfen und tat dies
bereits. So wünscht sich insgeheim so mancher
Lokalpolitiker der CDU eine Wiederwahl von RotGrün. Ob es zu einer Wiederwahl der rot-grünen
Landesregierung kommt, entscheidet allerdings
der Souverän. Eines ist bis dahin sicher: Die Landespolitik in NRW bleibt spannend.
LUTZ DEBUS
Thema
Ey Norbert, warum guckst du mich denn gar nicht an?“, Foto: Francis Lauenau
„Auch Impulse nach Berlin senden“
Andreas Meyer-Lauber über die Landtagswahl aus Gewerkschaftssicht
trailer: Herr Meyer-Lauber, wen soll ich am Nein, wir geben keine Wahlempfehlung ab. In
NRW haben wir 1,5 Millionen Gewerkschafts13. Mai wählen?
Andreas Meyer-Lauber: Aus Sicht der Ge- mitglieder, die eigenständig entscheiden können,
werkschaften sollten Sie die Partei wählen, welche Partei sich am besten für sie einsetzt.
die die Interessen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer
Früher gab es das klassische
„Die Energiewende muss
am besten vertritt. Der DGB
Dreiparteiensystem. Wie beurso gestaltet werden, dass
NRW hat vier Forderungen an die Beschäftigten am Ende teilen Sie die neue Vielfalt?
die Parteien im LandtagswahlFür die Wählerinnen und Wähnicht die Verlierer sind“
kampf gestellt, an denen wir sie
ler gibt es nun ein größeres pomessen werden. Erstens müssen
litisches Spektrum im Angebot.
sich die Parteien dafür stark machen, dass pre- Das ist für die Demokratie zunächst eine Bereikäre Beschäftigung endlich wirksam bekämpft cherung. Ob alle Parteien dann tatsächlich auch
wird. Zweitens brauchen wir fundierte Kon- im Parlament vertreten sind, ist ja noch nicht
zepte dafür, wie die Energiewende so gestal- entschieden.
tet werden kann, dass die Beschäftigten am
Ende nicht die Verlierer sind. Drittens muss die Was halten Sie von Piraten an Rhein und Ruhr?
Chancengleichheit im Bildungssystem weiter Die Piraten fordern mehr Transparenz in der Povorangetrieben werden. Und viertens müssen litik. Das ist auch eine alte gewerkschaftliche
wir Erbschaften und Vermögen endlich ange- Forderung. Einige der Positionen, die die Piraten
messen besteuern, damit Land und Kommunen vertreten, sehen wir aber skeptisch. Nehmen sie
zukunftsfest finanziert werden können.
zum Beispiel die Forderung nach einem kostenlosen öffentlichen Nahverkehr. Interessante Idee,
Wollen Sie auch Namen nennen?
aber die Piraten müssten vor der Wahl sagen, wie
das finanziert werden soll. Als Gewerkschaften
interessiert uns natürlich besonders die Frage,
wie Beschäftigung und gute Arbeit gesichert
werden können. Dafür haben die Piraten bisher
kein schlüssiges Konzept.
Was wünschen Sie sich für die Zeit nach dem
13. Mai?
Wir wünschen uns eine NRW-Politik, die die Interessen der Beschäftigten wirksam vertritt. Schön
wäre, wenn die NRW-Wahl auch Impulse nach
Berlin senden würde. Auf Bundesebene brauchen
wir unbedingt eine neue Politik.
ZUR PERSON
Andreas Meyer-Lauber (60) ist
Vorsitzender des Deutschen
Gewerkschaftsbundes in NRW.
Foto: DGB NRW
„Die Bilanz der jetzigen Landesregierung www
fällt positiv aus“
Dirk Jansen über die Wahlmöglichkeiten von Umweltschützern
trailer: Herr Jansen, welche zukünftige Lan- dererseits sollen in Datteln, Lünen, Hamm, Neurath und Walsum neue Klimakiller-Kraftwerke
desregierung ist gut für das Weltklima?
ans Netz gehen. So werden alle
Dirk Jansen: Das Klimaschutz„Wenn die neuen KlimaKlimaschutzziele Makulatur. Da
gesetz war ja ein zentrales Reformprojekt der alten Landes- killer-Kraftwerke ans Netz hätte ich mir ein konsequenteres
regierung. Dieses Projekt gilt es gehen, werden alle Klima- Verhalten vor allem von der SPD
schutzziele Makulatur“
gewünscht.
nun nach der Wahl zügig zu vollenden, um ambitionierte Klimaschutzziele im Energie-Land NRW umzusetzen. Was wünscht sich der BUND im Jahre Zwei
Der BUND und andere Umweltverbände haben nach Fukushima bezüglich der Nuklearanlagen
die Idee zu diesem Gesetz entwickelt. Die Grü- im Land?
nen haben dieses Gesetz zu 100% unterstützt, Zunächst ist es wichtig, dass die Castor-Transdie SPD zu etwa 80%. Letztlich wurde es vom porte von Jülich nach Ahaus unterbunden wergesamten Kabinett verabschiedet. Ich hoffe, dass den. Desweiteren soll die Landesregierung alle ihr
der eingeleitete Klimaschutz und der damit ver- zur Verfügung stehenden Möglichkeiten nutzen,
bundene Abschied von der Kohle nach der Wahl um die Urananreicherungsanlage Gronau dicht
forciert werden.
zu machen. NRW ist, auch wenn es hier keine
Atomkraftwerke mehr gibt, eine wichtige DrehDatteln ist im wahrsten Sinn des Wortes eine scheibe für die Atomindustrie. Dem muss ein Rieandere Baustelle?
gel vorgeschoben werden.
Manches passt nicht zusammen. Einerseits plant
die Landesregierung ein Klimaschutzgesetz, an- Welche Partei empfiehlt der BUND zu wählen?
6
Die Bilanz der jetzigen rot-grünen Landesregierung fällt positiv aus. Es sind viele Dinge angestoßen worden. Nach wie vor aber stecken wir
im Reformstau, gerade was den Naturschutz und
die Verkehrspolitik betrifft. Von Schwarz-Gelb
kam überhaupt kein umweltpolitischer Impuls.
Die Piraten kann ich beim besten Willen nicht
einschätzen. Die LINKE hat ein eher konfuses Bild
abgegeben, ein echtes ökologisches Profil fehlt.
INTERVIEWS: LUTZ DEBUS
ZUR PERSON
Dirk Jansen (48) ist Geschäftsleiter des Bundes für Umwelt- und Naturschutz BUND
Landesverband NRW.
Foto: privat
Thema
Das schafft nur die FDP: Sogar die Partei wird privatisiert, Foto: Francis Lauenau
Löchrig wie ein Schweizer Käse?
Der Streit um die Gefängnisse in NRW ist Symbolpolitik
Vom Knast in die Schlagzeilen ist es in Nordrhein-Westfalen nur ein kurzer Weg. Im Winter
kam es in der JVA Bochum zu zwei Fluchtversuchen und zwei Ausbrüchen, beide Male wurden die Flüchtlinge nach kurzer Zeit gefasst.
Das Echo war gewaltig. Justizminister Thomas
Kutschaty suspendierte den Leiter der JVA,
die Opposition beschrieb die JVA, in der eine
„Fluchtkultur” (FDP) herrsche, als „löchrig wie
ein Schweizer Käse” (CDU). Unter Schwarz-Gelb
aber war die Situation nicht besser. Justizministerin Roswitha Müller-Piepenkötter (CDU)
stand wegen einer Reihe von Ausbrüchen und
Missständen, die in dem Foltermord von Siegburg 2006 gipfelten, in der Kritik der rot-grünen
Opposition. Möglich wurden diese harten Auseinandersetzungen über die Gefängnisse des
Landes durch die Föderalismusreform von 2006.
Seitdem wird der Strafvollzug in der Verantwortung der Bundesländer geregelt. „Strafvollzug kann leicht zum Spielball landespolitischer
Auseinandersetzungen werden und ist damit
anfälliger für tagespolitische Streitigkeiten ge-
worden”, kommentiert der Greifswalder Kriminologie-Professor Frieder Dünkel diese Entwicklung. Dabei existieren abseits der gegenseitigen
Schuldzuweisungen Probleme in den Gefängnissen, die sowohl von Schwarz-Geld als auch von
Rot-Grün zögerlich angegangen wurden. Die
Gefangenenrate von NRW ist die zweithöchste
der Flächenstaaten, in Gelsenkirchen, Kleve und
Wuppertal kam es wegen der Haftbedingungen
zu Gefängnismeutereien. Die Arbeitsbedingungen in den Gefängnissen sind schlecht. 430.000
Überstunden haben die Justizbediensteten angesammelt, der Krankenstand liegt bei 10,45%.
Auf Drängen der Aids-Hilfe kam es im Juni
2011 aber immerhin zu einer Anhörung vor dem
Landtag, um das Zwangsouting HIV-infizierter
Häftlinge zu beenden.
Parteiübergreifendes Schweigen zu Haftund Arbeitsbedingungen im Strafvollzug
Im Wahlkampf spielen die Zustände in den
Haftanstalten des Landes dennoch nur eine Nebenrolle. Die CDU wirft der Landesregierung in
ihrem Wahlaufruf zwar eine „beispiellose Pannen- und Ausbruchsserie” vor, schweigt aber
zu Haft- und Arbeitsbedingungen hinter den
Gefängnismauern. Bei SPD und Grünen herrscht
dagegen komplettes Schweigen. 2010 forderten
die Grünen zwar noch die Umsetzung des „Resozialisierungsgebots” sowie Alternativen zum
geschlossenen Jugendstrafvollzug. Eine Änderung z. B. des Jugendstrafvollzugsgesetzes gab
es unter Rot-Grün aber nicht. Stattdessen werden ähnliche Forderungen mittlerweile von der
Linkspartei gestellt, die mehr Prävention, eine
zügigere Modernisierung der Haftanstalten und
keine privaten Sicherheitsdienste in den JVAs
anstrebt. Auch bei den liberalen Parteien – den
Piraten und der FDP – finden weder die Probleme
des Strafvollzugs noch die schwierigen Haftbedingungen Erwähnung im Wahlprogramm.
2012 herrscht also Business as usual: NRWs Gefängnisse schaffen es in die Medien, wenn es
darum geht, lediglich das Düsseldorfer Personalkarussell zu bewegen.
CHRISTIAN WERTHSCHULTE
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Studiengebühren – Quo Vadis?
Auch über die Zukunft des gebührenfreien Studiums wird am 13. Mai abgestimmt
Praxisnahes Lernen in kleinen Gruppen von rund 20
Studenten ist eine feine Sache, hat mit 5.100 Euro
pro Semester für ein Masterstudium an einer privaten Hochschule wie der International School of
Management in Dortmund aber auch seinen Preis.
„Bildung für alle“ lautet daher seit jeher der Slogan
der Studierenden, wenn sie für ein gebührenfreies
Studium an den 37 staatlichen Hochschulen in NRW
auf die Straße gehen. Nachdem fünf Jahre lang bis
zu 500 Euro pro Semester erhoben wurden, ist das
Studium seit dem Wintersemester 2011/2012 wieder gebührenfrei. Studierende befürchten nun, dass
eine NRW-Regierung, die sich alleinig aus der CDU
oder in Koalition mit der FDP bilden könnte, die Studiengebühren wieder einführt, da die Reduzierung
von Schulden als Wahlkampfziel formuliert wurde.
Früher mussten sich die Studierenden abschuften, um die Summe von 500 Euro am
Ende des Semesters aufzubringen
Für ein Studium soll nicht das entscheidend sein,
was die Eltern im Portemonnaie haben, sondern
das, was die Einzelnen im Kopf haben, so die aktuelle Begründung für Gebührenfreiheit. Im dritten
Bildungsbericht (2010) äußern rund 70% der Befragten, dass Finanzierungsfragen und der Wunsch,
keine Schulden zu machen, ausschlaggebende
Gründe sind, die gegen eine Studienaufnahme sprechen. Es stellt sich allerdings die Frage, ob das von
der Landesregierung zur Verfügung gestellte Finanzierungspaket ausreicht, um das Niveau des Angebots auch ohne Gebühren zu halten? Dr. Josef König, Pressesprecher der Ruhr-Universität Bochum,
sieht dies kritisch: „In Zukunft wird es schwieriger
sein, die Qualität der Studienbedingungen weiter
aufrechtzuerhalten.“ Als Folge reduzierter finanzieller Mittel würden weniger Tutorien angeboten
werden, wodurch begehrte Jobs für Studierende in
höheren Semestern wegfallen, so König. Auch das
Argument, dass sich mehr Studienanfänger aus bildungsfernen oder einkommensschwachen Familien
einschrieben, teilt König nicht. Seine Amtskollegin
Maiken-Ilke Groß von der Essener Folkwang Universität der Künste weiß ebenfalls zu berichten, dass es
7
Befreiungsregelungen gab, die sozialen Härtefällen
ein gebührenfreies Studium ermöglichten. Die Studierendenvertreter der Folkwang Universität sind
jedoch der Auffassung, dass trotz der Sozialstipendien viele auf der Strecke geblieben sind und nun
mehr Zeit bleibt, sich auf das Studium zu konzentrieren. „Durch das doch sehr verschulte B.A./M.A.System und das Hinterherlechzen der Studierenden
nach Credit Points ist die Lage ohne Gebühren
schon schwierig“, so die AStA-Vertreter Köseoglu
und Pertl. „Als es Studiengebühren gab, mussten
sich die Studierenden nahezu abschuften, um die
Summe von 500 Euro am Ende des Semesters aufzubringen.“ Kostenlosen Zugang zu Bildung finden
die Studierenden gut, solange man nicht vergisst,
dass Qualität auch ihren Preis hat. Doch staatliche
Investitionen in Bildung können sich lohnen: Laut
einer Studie der OECD bringt der einzelne Studierende später den Steuerzahlern ein Plus von rund
150.000 Euro – weil er oder sie meist höhere Steuern zahlt und seltener arbeitslos ist
MARTIN THELEMANN
Über Tage
Tartanbahn ohne Busemann, Foto: Francis Lauenau
„Jede Verletzung hat auch etwas Gutes“
Frank Busemann über Sport im Revier und seinem Umgang mit Krisen
trailer: Herr Busemann, wieso sind Sie Sportler Wie findet man denn den passenden Sport?
geworden?
Oft muss man als Kind zu einer Sportart hinFrank Busemann: Am Tag meiner Geburt bin ich geführt werden, sei es durch Eltern oder durch
im Sportverein angemeldet worden. Da bleibt Freunde. Ein Sechsjähriger wird nicht von allein
einem nichts anderes übrig. Meine Eltern wa- auf die Idee kommen, zum Beispiel lateinameriren beide Trainer und haben „An die Bedeutung des Fuß- kanisch tanzen zu gehen.
mich schon sehr früh auf den balls wird keine andere SportSportplatz mitgenommen. Ins art im Ruhrgebiet die nächsten Warum macht der Mensch
Wettkampfgeschehen bin ich als
überhaupt Leichtathletik?
200 Jahre heranreichen“
Sechsjähriger mit Fußball eingeLaufen, werfen und springen
stiegen. Ein Jahr später bin ich zur Leichtathletik sind ganz rudimentäre Bewegungsabläufe. Wie
gekommen. Als ich zehn war, zu Boris Beckers bei jedem Leistungssport geht es um die AusZeiten, kam dann noch Tennis dazu.
einandersetzung mit dem eigenen Willen. Ziele
müssen fokussiert werden. Ein Leben ohne
Der Fußball war es dann doch nicht?
Leichtathletik wäre für mich nur halb so schön
Ich habe da oft drüber nachgedacht. Wäre das gewesen.
ein Weg gewesen? Die Leichtathletik war aber
schon auf mich zugeschnitten. 90 Minuten am Sie coachen inzwischen Manager. Was kann
Stück laufen? Ich bin ein schnellkräftiger Typ, der man von Ihnen lernen?
schnell übersäuert. Diese Ausdauerleistung hätte Ich appelliere an die persönlichen Ressourcen.
ich nicht stemmen können. Bewegungstalentiert Es ist wichtig, alles zu versuchen, was in der
bin ich. Vielleicht wäre ich ein guter Tennisspieler Macht des Einzelnen möglich ist, um am Ende
gewesen. Aber mit diesem „hätte“, „wenn“ und des Tages erfolgreich nach Hause zu gehen.
„wäre“ kommt man nicht weiter.
Man wird auf seinem Weg, egal ob im Leistungssport, im Alltag oder im Beruf, immer
Wie war denn so die Kindheit in Recklinghau- wieder Fehler machen. Trotzdem ist es wichtig,
sich selbst im Spiegel jeden Morgen einen gusen?
Wunderbar. Im Neubaugebiet konnten wir mit ten Morgen wünschen zu können.
vielen anderen Kindern Buden bauen. Bretter gab
es genug. Vater ist in den Baumarkt gefahren und Ist Leistungssport nicht auch gefährlich, gar
hat kiloweise Nägel gekauft. Wir konnten auf der tödlich?
Straße Fußball spielen, Tennis spielen, Rollhockey Würde Doping freigegeben, Leistungssport
spielen. Die Fahrräder und Roller und Bobby Cars wäre tödlich, weil es ein maßvolles Dopen
blieben immer auf der Straße stehen. Ist nie was nicht gibt. Wer zu langsam ist, nimmt immer
weggekommen. Das war ländliche Idylle im Osten eine Pille mehr. Aber auch sonst bewegt sich
der Leistungssportler auf einem ganz schmalen
von Recklinghausen.
Grad zwischen Verletzung und Bestleistung.
Ist das Ruhrgebiet eigentlich ein Leichtathle- Man trainiert bis an die Verletzung heran und
hofft, doch gesund zu bleiben.
tik-Land?
Nee – das muss man ganz klar sagen. Die Bemühungen sind da, in Wattenscheid und auch in Sie sind aus Ihren Krisen herausgekommen?
Dortmund. Aber an die Bedeutung des Fußballs Ich habe die Erfahrung gemacht, dass jede
wird keine andere Sportart im Ruhrgebiet die Verletzung auch etwas Gutes hat. Natürlich
nächsten 200 Jahre heranreichen. Da darf man waren die Verletzungen beschissen. Ich habe
sich keiner Illusion hingeben. Schön ist hier aber mich bedauert. Ich habe getrauert. Ich bin
die enorme sportliche Vielfalt. Wenn man in den an der Ungerechtigkeit der Welt verzweifelt.
Alpen wohnt, muss man Skifahren. Wenn man Aber jede Lebenszeit hat ihre Höhen und Tiehier wohnt, kann man jede Sportart betreiben, in fen. Der Misserfolg gehört zum Erfolg wie die
Siegerehrung.
Bottrop sogar Skifahren.
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Was hat Ihnen geholfen?
Das Schreiben war wichtig. Zunächst wollte ich
mich auf meinem Weg zur Goldmedaille und zum
Weltrekord schriftlich begleiten. Ich schrieb ohne
den Hintergedanken einer Veröffentlichung. Das
Schreiben war ein Ventil für mich. Nachdem ich
meinen Erwartungen nicht gerecht werden konnte und geschrieben und geheult habe, merkte ich,
dass ich mir nicht mehr einen in die Tasche lügen
konnte. Mein Körper, so wurde mir klar, gab einfach nicht mehr her. Mein Lebensziel, Weltrekord
und olympisches Gold, habe ich nicht erreicht.
War das nun ein komplettes Scheitern? Oder
zählt nicht doch die weise Erkenntnis: Ich habe
alles gegeben, habe keinen Punkt liegengelassen.
Sportler schreiben aber eher selten …
Das stimmt. Als ich am Tag meines Rücktritts
meine Autobiographie einem Verlag vorschlug,
fragte man mich, wann sie denn fertig sei. Ich
sagte: „Jetzt, sonst würde ich ja nicht anrufen.“
Dann fragte man mich, wer die geschrieben hatte. Und als ich dann sagte, dass ich die selbst
geschrieben hatte, war man schon sehr erstaunt.
Schreiben macht mir unglaubliche Freude. Mein
letztes Buch hab ich abends auf dem Sofa zur
Entspannung geschrieben.
Zur Zukunft: Wann kommen die Olympischen
Spiele ins Ruhrgebiet?
Booah ey! Ich befürchte, niemals. Die Globalisierung wirkt auch beim Sport. So sind nun erst mal
Metropolen auf anderen Kontinenten dran.
INTERVIEW: LUTZ DEBUS
Interviewserie „Über Tage“
„Über Tage“ handeln, ohne „unter Tage“ zu vergessen.
trailer-ruhr spricht mit streitbaren Menschen über das
Ruhrgebiet.
ZUR PERSON
Frank Busemann (37) war erfolgreicher Leichtathlet und ist nun
sportlicher Leiter in der Erlebniswelt „Sportswelt“ des Reiseveranstalters Thomas Cook, Coach und
Buchautor.
Foto: Grünberger
e
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Gr
Innovation
en
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Gemüseanbau hoch auf den Dächern der Metropolen, Foto: Fraunhofer/BrightFarm Systems
Frisches Gemüse von der Flachdach-Farm
Das Oberhausener Fraunhofer-Institut arbeitet an einem Projekt, Grünkost in Metropolen standortnah zu ernten
Die Prinzessinnengärtner am Berliner Moritzplatz
sind sicher die bekanntesten Trendsetter. Gemüse und Kräuter mitten in der Stadt selbst anzubauen – teilweise auf Brachflächen und sogar
Parkdecks – ist in zwei Jahren zum bundesweiten
Boom geworden: Städter gründen Bürgergärten,
mieten sich auf landwirtschaftlichen Parzellen ein
und entern wieder die Kleingartenanlagen in den
Bezirken. Neben der Lust am ökologischen Experiment und einer bescheidenen Selbstversorgung
spielen auch pädagogische Aspekte eine Rolle.
Kindern wird quasi nebenbei vermittelt, dass „Gemüse nicht einfach im Supermarkt wächst.“
Letztere Erkenntnis könnte jedoch bald wieder
eine Korrektur erfahren. Mitten im Ruhrgebiet arbeitet ein Forscherteam des Fraunhofer-Institutes
für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik
(„Umsicht“) daran, Ballungsregionen ohne Mehrverbrauch von Flächen und Energie zu grünen
Gemüseerzeugern zu entwickeln. Im Blickpunkt
liegen vor allem brache Dachflächen von Gewer-
bebauten, unter anderem auch von Supermärkten.
„Wir haben mit entsprechenden Unternehmensketten gesprochen“, berichtet Simone Krause, die
mit Volkmar Keuter das Fraunhofer-Projekt leitet,
„und die fanden die Idee total spannend.“ Inzwischen ist eine Machbarkeitsstudie in Arbeit, die
gerade in den letzten Zügen liegt und im Frühsommer präsentiert werden soll.
Das international vernetzte Umsicht-Team hat
dabei nicht bloß die Versorgung des Reviers mit
Porree, Paprika und Petersilie im Kopf. Sein Ansatz
zielt ein gutes Stück höher, denn weltweit wächst
die Zahl der Ballungsgebiete und Mega-Städte,
in denen inzwischen die halbe Menschheit lebt.
Unbebaute Flächen und Grüngebiete sind hier rar,
fast jedes Lebensmittel muss über weite Strecken
hergeschafft werden. Das erzeugt reichlich Verkehr
und CO2-Ausstoß. Die Kosten hierfür steigen nach
einer Erhebung der Welthungerhilfe gerade in den
ärmsten Ländern rasant. Ein globales Problem also,
und so wundert es kaum, wenn die Oberhausener
ihr Projekt inzwischen auch auf Foren und Symposien in Vietnam und Tokio vorstellten.
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Die Saat zum Ausprobieren soll nun an der Ruhr
gelegt werden. In Duisburg unterhält Fraunhofer
bereits das „inHaus-Zentrum“ als die „in Europa
führende Innovationswerkstatt für intelligente
Raum- und Gebäudesysteme“. Dort entstand die
Idee fürs „Rooftop-Farming“, grüne Dach-Gemüsegärten unter Glas. Der amerikanische Partner
BrightFarm Systems, der im letzten Sommer bereits einen solchen Prototypen in New York City
startete, steht mit am Beet. Die Ertragserwartungen seien dort respektabel, sagt Simone Krause: „Auf etwa 1.000 Quadratmetern Fläche kann
man jährlich etwa 45.000 Kilo Gemüse heranziehen. Das entspricht der Menge, die ungefähr 4.000
Menschen verbrauchen.“ Ein anderes Projekt –
„Better Food Solutions“ – wird auf größerer Fläche
gar mit 320 Tonnen Ernte veranschlagt – und mit
Verkaufserlösen von fast zwei Millionen US-Dollar.
Bildungs-Futter: In der Süd-Bronx besuchen auch Schulkinder
das Dachgrün-Projekt, Foto: Fraunhofer/BrightFarm Systems
Freilich muss man sich von bekannten AckerbauVorstellungen ein gutes Stück verabschieden.
Salatköpfe und andere Pflanzen wurzeln nicht in
traditioneller Erde, sondern in Rinnensystemen,
durch die mit Nährstoffen angereichertes Was-
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ser fließt. Diese haben es allerdings in sich: Den
Forschern schwebt nämlich vor, den organischen
Dünger aus Abwässern des jeweiligen Gebäudes
herauszufiltern. Das Wasser selbst soll in geschlossenen Kreisläufen zirkulieren, so wie man
übrigens auch die Abwärme der Gebäude für den
Pflanzenwuchs nutzen will. Über LED-Beleuchtung mit verschiedenen Wellenlängen könnte
man nach Fraunhofer-Ansicht „selbst im Winter
produzieren.“
Was allein in Deutschland möglich wäre, hat das
Fraunhofer-Team in einer stillen Stunde hochgerechnet: Aus einem Bestand von 1.200 Millionen
Quadratmetern an Flachdächern auf Nicht-Wohngebäuden könnte womöglich ein Drittel für den
Pflanzenanbau unter Glas genutzt werden – sofern
die Statik stimmt und nicht andere Lösungen wie
etwa Solarstromerzeugung damit konkurrieren. Allein die CO2-Bindewirkung würde 28 Mio. Tonnen
im Jahr betragen.
Bleiben noch Geschmacksfragen, denn Treibhausgemüse haben die Verbraucher jahrzehntelang als
Ergebnis dessen kennengelernt, was Spötter als die
Kunst bezeichnen, Wasser schnittfest zu gestalten.
Grundsätzlich möchte man, kontert Simone Krause, dass auf diese Weise „ökologische und qualitativ hochwertige Lebensmittel entstehen. Wir wollen schon besser sein als die Gewächshaustomate
aus Holland.“
Einmal in Fahrt fallen ihr außer der Frische und gesparten LKW-Touren noch weitere Pluspunkte ein,
die am Ende wieder an die Bürgergärten ankoppeln: „Solche Dachgärten wären nicht nur touristisch interessant, sondern auch sozial nachhaltig.
Denken Sie an eine mögliche Funktion als Bildungsprojekte. Oder daran, dass ältere Menschen
mit der gemeinschaftlichen Bewirtschaftung solcher Gemüsegärten auf den Flachdächern von
Pflegeheimen eine neue Aufgabe finden könnten.“
Von dem Abschluss der Machbarkeitsstudie erhofft
sich das Fraunhofer-Team weitere Erkenntnisse
und: Fördermittel. Zur Düngung des Duisburger
Pilotprojektes liegt inzwischen ein Förderantrag
beim Wissenschaftsministerium vor.
TOM JOST
Theater Ruhr
Der Sehende (Ulrich Wickermann) ist blind, die Blinde (Marieke Kregel) sieht, Foto: Christian Nielinger
Augen können nicht denken
Ulrich Greb inszeniert mit „Todesstation“ in Moers einen LSD-Trip durch eine verwaschene Realität
Duschvorhänge XXL verbergen den Blick auf die Bühne, dieselben Kunststoffbahnen teilen den Raum in Kabinen. Der Mittdreißiger Dalton Harron, genannt Diddy, stellvertretender Direktor der Werbeabteilung einer
Firma, die Mikroskope herstellt, bastelt gerade an einem Selbstmordversuch. Nicht dass die Zuschauer das genau sehen könnten. Die Szenerie
ist eigentlich eine multimediale Performance, wobei die Schauspieler mit
dem Rücken auf Schreibtischen liegen und in senkrecht aufgehängte Videokameras starren. Textfetzen, Großaufnahmen der Gesichter. Bedächtig, artifiziell traumatisch beginnt im Schlosstheater in Moers Susan
Sonntags Stück „Todesstation“, das eigentlich ein Roman von 1967 ist.
Intendant Ulrich Greb hat den 400 Seiten-Text der New Yorkerin bearbeitet und inszeniert, herausgekommen ist eine furchterregende Achterbahnfahrt durch die Psyche des Menschen in sechs Szenen. Die Zweite:
Der von Ulrich Wickermann ziemlich als Jedermann gespielte Diddy ist
gerade auf dem Weg zu einer Konferenz, als sein Zug, der auch noch
„Freibeuter“ heißt, in einem Tunnel anhalten muss. Niemand erfährt
darüber etwas Genaues, der Zugbegleiter hüllt sich in Schweigen, und
eigentlich interessiert das die Passagiere auch gar nicht. Doch Diddy
steigt, ziemlich panisch geworden, auf offener Strecke aus. Im schwachen Lichtkreis vor der Lokomotive sieht er einen Gleisarbeiter, der dort
wohl arbeitet, um ein Hindernis auf den Schienen zu beseitigen. Diddy
will fragen, doch er wird grob abgewiesen, Manager gegen Arbeiter, das
geht nicht gut aus, es gibt ein Wortgefecht, dann Streit, Diddy findet
eine Schlagwaffe, haut zu und verschwindet. Der Zug fährt weiter, ob
er den Mann getötet hat, weiß er nicht. Das verschwindet im Nebel der
Erinnerungsfetzen, die ihn ständig quälen, während er durch die Duschvorhänge irrt, Fragen stellt, über Realität, Tod und Leben monologisiert,
während seine Mitstreiter in den Ganglien-Kammern unter der Kamera
Arbeiten verrichten, basteln oder scheinbar nervös hantieren.
Wer in den zwei Stunden ein Handlung erwartet hat, hat sich geschnitten, wer versucht, den Facetten aus Diddys Gehirn zu folgen, wird versagen. Greb inszeniert die Essenz eines Romans, der selbst schon als
surreale Matrize für die Tatsachenbehauptung des Dinglichen um uns
herum dient. In Moers geht es nur noch um die Verhandlung des Tatsächlichen jenseits der Realität, es geht um den Tod, die Spekulation des
Folgenden, aber erst einmal um den Schwebezustand zwischen dem Hier
und Dort. Im kleinen Theater mit seinen ausgezeichneten Schauspielern
findet Greb Bilder, die an Charles Wilps Afri-Cola-Werbung erinnern, die
in genau der Zeit entstanden wie Susan Sonntags Roman. Auch hier wird
das Rauschhafte zur Metapher von nicht greifbarer Bedeutung. „Jeder
bekommt das Leben, das er sich wünscht“ heißt es da. Da kommt der
Zuschauer schon ins Schlucken, denn dies würde zumindest die bewusste
Selbstbestimmtheit des Lebens ausschalten, und der fast greifbare folgende Zustand zu vieler Zweifel an der Realität macht eben Angst.
Auf der Bühne scheint der Mensch Dalton Harron eigentlich im Krankenhaus zu liegen. „Leerer Raum wölbt sich zwischen den Dingen. Alles Zerfall.“ Ist er schon tot? Zumindest die durchscheinenden Vorhänge hat er
abgeräumt, die Utensilien verstaut. Er trifft das blinde Mädchen Hester.
In einer Welt vor dieser Welt hat es mit ihm im Zugabteil gesessen,
Hester behauptet nun, dass er damals nie ausgestiegen sei. Selbst die
Ebene der Kriminalistik kommt ins Wanken. Hester versucht, die Löcher
in Diddys Realität zu stopfen. Die beiden werden ein Paar, haben dank
Hester schnell auch Sex, doch pflegen sie eher eine philosophisch-dialogische Beziehung, deren Authentizität natürlich auch im Dunkel bleibt.
Hesters Augen sollen operiert werden, das geht schief, kein Wunder, als
Blinde sieht sie mehr, als die Sehenden je erblicken werden.
Am Ende ist niemand auf der sicheren Seite, nicht die Protagonisten,
nicht einmal die Zuschauer. Die Inszenierung schon gar nicht, und genau
das hat Regisseur Greb so geplant, denn „Diddy geht weiter“. Schluss der
Uraufführung. Den Rest des Satzes bei Susan Sonntag: „auf der Suche
nach seinem Tode“ braucht niemand mehr.
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PETER ORTMANN
„Todesstation“
Sa 5.5., 19.30 Uhr
Schlosstheater Moers
02841 883 41 10
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Lässig. Unsere Grugahalle
19 | 05 | 2012
Neonsplash-Paint Party
„Love Thru Paint“
25 | 06 | 2012
Blink-182
Ersatztermin für den 24.06.2011
13 | 07 | 2012 –
22 | 07 | 2012
Sommerfest
an der Grugahalle
06 | 09 | 2012 –
08 | 09 | 2012
Mario Barth
auft!
Ausverk
„Männer sind schuld, sagen die Frauen!“
15 | 09 | 2012
Subergs Ü-30 Party
Mehr als eine Party
28 | 09 | 2012
Bülent Ceylan
„Wilde Kreatürken“
21 | 10 | 2012
CD- & Schallplattenbörse
im Foyer
www
03 | 11 | 2012
Wise Guys
Spezialnacht
04 | 11 | 2012
Ina Müller & Band
Tournee 2012
14 | 11 | 2012
Olaf
Erste Solotour nach den Flippers
14 | 12 | 2012
Matthias Reim & Freunde
Das Live Konzert mit Band
15 | 12 | 2012
22. Oldie-Night
mit Tony Christie & Band,
The Sweet u. v. a.
L EONCE UN D L E N A
16 | 12 | 2012
Kaya Yanar
„All inclusive!“
Ballet t vo n Ch r is t ia n S puck
Musik von Johann Strauß, Mar tin Donner u. a.
29 | 12 | 2012 –
01 | 01 | 2013
Ice Age Live!
Ein mammutiges Abenteuer
Choreographie Christian Spuck
Musikalische Leitung Wolfram-Maria Märtig
Bühne und Kostüme Emma Ryott
Orchester Essener Philharmoniker
Terminstand: April 2012 . Änderungen vorbehalten
Wiederaufnahme 19. Mai 2012
Weitere Vorstellungen 26., 29. Mai; 1., 9., 23. Juni 2012
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Premiere
„Angstmän“, das panische Kammerspiel aus dem Theater Essen von Hartmut El Kurdi, ist bei „Westwind“ dabei, Foto: Matthias Stutte
„Fünfjährige rezipieren eben ganz anders als Jugendliche“
„Westwind“ heißt das Treffen der professionellen Kinder- und Jugendtheater in Nordrhein-Westfalen
In diesem Jahr findet das Festival am Theater sind ja auch Chancen – ist der persönliche KonPaderborn statt, das gerade mitten in der Stadt takt zwischen Kunst und Kindern natürlich ersein neues Kammerspiel eröffnet hat. Hier schwert. Deshalb ist heute wichtig, dass dieses
Live-Erlebnis, dieses Direkte für
werden zehn herausragende
„Das ist wunderbar, dass man
Kinder und Jugendliche auch
Produktionen präsentiert und
jetzt auch entdeckt, dass wir
zum Alltag gehört. Diese Art
im Anschluss diskutiert. Hier
nicht der verlängerte Arm der
des Umgangs mit „Theater als
kommen die Teilnehmer auch
Schulen sind“
Lebensmittel“ (ein Zitat von Aumit europäischen Gruppen in
Kontakt. Während des Festivals wird eine drei- gust Everding) müssen sie ganz selbstverständköpfige Preisjury das Preisgeld des Landes in lich von klein auf mitbekommen.
Höhe von 10.000 Euro vergeben. Zudem wird
eine Kinder- und eine Jugendjury Publikums- Die Stücke sind gemacht für Altersgruppen
preise benennen. Mit kulturpolitischen Dis- zwischen 5 und 16 Jahren. Kann man die für
kussionsforen, Impulsvorträgen zu aktuellen den einen Preis überhaupt miteinander verThemen der Kinder- und Jugendtheaterarbeit, gleichen?
Workshops für die teilnehmenden Theater Das glaube ich schon. Das hat es ja immer auch
wird Westwind zu einem inhaltlichen Impuls- so gegeben. In der Preisjury sitzen ja Fachleute,
geber für die weitere Arbeit. trailer sprach mit und die schauen sich die Inszenierungen unter
der Intendantin und Festivalleiterin Merula verschiedenen Aspekten an. Da geht es ja auch
nicht darum, ob etwas beim Publikum ankommt,
Steinhardt-Unseld.
sondern auch, wie es gemacht ist. Sowohl was
trailer: Frau Steinhardt-Unseld, das ganz jun- den künstlerischen Ausdruck angeht als auch die
ge Nordrhein-Westfalen tourt im Mai nach damit verbundene Professionalität mit dem Umgang der unterschiedlichen Erfahrungswelten der
Paderborn.
Merula Steinhardt-Unseld: Ja. „Westwind“ ist Altersgruppen. Fünfjährige rezipieren eben ganz
das professionelle Kinder- und Jugendtheater- anders als Jugendliche. Aber das wird nach meiFestival des Landes. Wir haben uns darum bewor- ner Erfahrung schon berücksichtigt. Da habe ich
ben. Jedes Jahr findet das statt in einem anderen eigentlich keine Sorge.
Theater, in einer anderen Stadt. Wir konnten das
aufgrund der räumlichen Situation noch nie ma- Verändern sich die Themen der Stücke im Lauchen, aber jetzt haben wir ein neues Haus be- fe der Jahre?
zogen und wollten unbedingt das Kinder- und Ja. Wir machen es ja noch nicht allzu lang, das
Jugendtheater-Festival, weil diese Sparte bei uns Festival gibt es seit 2003, aber wir haben die
noch in den Anfängen ist, wenn man es mit gro- Veränderungen schon bemerkt. Gerade bei den
ßen oder mittleren Häusern, die das schon länger Jugendlichen, aber auch bei Kindern ist die Vielhaben, vergleicht. Wir wollten damit ein Zeichen falt über das, was heute über die Verlage angesetzen. Nach der Hauseröffnung ist das erste boten wird, viel größer. Das ist wunderbar, dass
Festival nicht für die Erwachsenen, sondern für man da jetzt auch entdeckt, dass wir nicht der
die Kinder und die Jugend, denn Paderborn ist im verlängerte Arm der Schulen sind, was wir nämVergleich zu vielen anderen Städten von der Be- lich gar nicht sein wollen, sondern dass wir ja in
völkerung her auch eine relativ junge Stadt, wir erster Linie Theater sind. Natürlich gibt es auch
haben einen relativ hohen Anteil an Kindern und Themen wie Mobbing, die bleiben. Aber es gibt
Jugendlichen. Was da übers Jahr hinweg an Kin- neuerdings auch so kleine Aufmerksamkeitstheder- und Jugendtheater geboten wird, ist ganz, men, wo man merkt, da werden jetzt tatsächlich
auch poetische Erfahrungen jenseits der klassiganz wenig.
schen Märchen vermittelt. Ja, ich denke, da tut
Wie wichtig ist Kinder- und Jugendtheater sich was.
überhaupt?
Kinder- und Jugendtheater war sicher schon im- Worum geht es im Rahmenprogramm?
mer wichtig, aber in der heutigen Zeit, die im- Die erste Podiumsdiskussion haben wir am Ermer schneller wird und sehr medial beherrscht öffnungswochenende, und die heißt „Theater
wird – das sage ich jetzt gar nicht als Kritik, das träumt Schule“. Wir wollen zwar nicht der ver-
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längerte Arm der Schule sein, andererseits sind
wir natürlich in engem Maße mit den Schulen
verbandelt, und das ist auch gewollt und gut.
Einen Tag später diskutieren wir, inwieweit das
Kinder- und Jugendtheater bereits in den Stadtraum hineinwirkt. Neu im Rahmenprogramm ist
seit 2009 der Austausch mit den kommenden
Generationen. Hier hat „Westwind“ das „Next
Generation“-Forum etabliert, zu dem zehn junge
Theatermacher eingeladen werden, die über die
gesamte Dauer des Festivals vor Ort sind und in
einer thematischen Untersuchung das Feld der
Theaterarbeit für junges Publikum für ihren weiteren Berufsweg erkunden. Wir sind ja auch in
der glücklichen Lage, dass viele Gruppen hier vor
Ort bleiben können.
Belgische Theatermacher kommen auch. Wie
stehen wir im europäischen Vergleich da?
Die Holländer sind wohl die Aktivsten, die machen unglaublich viel und das auch schon relativ lange. In Deutschland ist die Theaterpädagogik überhaupt relativ spät an die Häuser
gekommen. Aber verglichen mit Italien oder
anderen südeuropäischen Ländern sind wir eigentlich spitze. Von daher stehen wir im europäischen Vergleich gut da. Auch weil wir
dieses Stadt- und Staatstheatersystem haben,
das ja aus dem 18. Jahrhundert stammt, und
das ein sehr gutes Erbe ist. Ich sage ja seit
langem, dass es eigentlich ein Weltkulturerbe
sein sollte.
INTERVIEW: PETER ORTMANN
Theater Paderborn I 05251 2 88 11 02
ZUR PERSON
Merula Steinhardt-Unseld hat ein
Schauspielstudium an der Hochschule
für Musik und Theater in Heidelberg sowie ein Studium der Literatur- u. Theaterwissenschaft an den Universitäten
Heidelberg und Hamburg absolviert und
promovierte über die Entwicklung des
deutschen Nationaltheaters. Sie hatte einen Lehrauftrag
als theaterwissenschaftliche Dozentin an der Universität
Hamburg inne. Außerdem agierte sie als Chefdramaturgin
und Stellvertreterin des Intendanten des Ernst-DeutschTheaters Hamburg. Seit der Spielzeit 1994/95 ist Merula Steinhardt-Unseld Intendantin der Kammerspiele
Paderborn.
Foto: Harald Morsch
SCHAUSPIEL ESSEN
U R AU F F Ü H R U N G
D I E Ä ST H E T I K D E S W I D E R STA N DS
N AC H D E M R O M A N VO N P E T E R W E I SS
F Ü R DI E B Ü H N E B E A R B E I T E T VO N T I L M A N N E U F F E R U N D T H O M A S K R U PA
Vorstellungen 24., 30. Mai;
2., 14., 30. Juni 2012, Grillo-Theater Essen
Karten & Abos T 02 01 81 22-200 | [email protected] | www.schauspiel-essen.de
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Theater Ruhr
„Der goldene Drache“, Foto: Birgit Hupfeld
„Wer hat Angst vor Virgina Woolf?“, Foto: Birgit Hupfeld
„Der Meister und Margarita“, Foto: Birgit Hupfeld
Blut der Geknechteten Spiel bis zum Tod
Sympathy for the devil
„Der goldene Drache“ im Prinz Regent Theater
„Virgina Woolf“ in der Bochumer Rottstraße
„Meister und Margarita“ in Dortmund
Der junge Chinese kann an nichts Anderes mehr
denken: So stark ist der Schmerz, den ihm sein
Zahn bereitet. Irgendwie muss ihm geholfen werden, bloß wie? Eine Versicherung hat er nicht,
Geld sowieso keines, von Papieren ganz zu schweigen. Da bleibt nur die brachiale Do-it-yourselfMethode mit der Rohrzange in der winzigen
Küche des China-Thai-Vietnam-Imbiss’. Für den
jungen Koch wird der Eingriff ein böses Ende
nehmen. Sein böser Zahn verschwindet unterdessen in der Thai-Suppe und gelangt so auf den
Teller einer Stewardess, die unfreiwillig das Blut
des geknechteten Chinesen schmecken wird.
So weit, so widerlich. So weit, so pathetisch. Es
geht im Kern dieser Geschichte eben um die Knechtschaft und Ausbeutung in der globalisierten Welt.
Das Thema läuft gut zurzeit, und so kann es nicht
verwundern, dass Roland Schimmelpfennig 2010
mit seinem Stück „Der goldene Drache“ einen
Coup landete. Das Prinz Regent Theater war lange abgeschnitten vom Schimmelpfennig-Hype,
weil das Bochumer Schauspielhaus immer Vorrang
hatte. Nun ist der Weg frei für die kleine freie
Bühne. Mit dem von ihr selbst inszenierten Goldenen Drachen bringt Intendantin Sibylle BrollPape bereits das vierte Schimmelpfennig-Stück.
Brillant ist an dieser, nur 75 Minuten kurzen, Tragikomödie der dramaturgische Aufbau und die
filmische Schnitttechnik, die Schimmelpfenning
virtuos beherrscht. Er zappt unvermittelt durch
die Szenen, die sich parallel in den Wohnungen
über dem Asia-Imbiss abspielen oder sich in der
chinesischen Heimat des jungen Kochs abgespielt
haben. Außerdem baut er noch die Fabel von der
Grille und der Ameise ein, die bei ihm eine unerwartete Wendung nimmt: Die Ameise schickt die
Grille auf den Strich. All diese Handlungsstränge
werden letztlich kunstvoll zusammengeführt. Bis
dahin aber mutet der Dramatiker den Darstellern
mit seinem Szenen-Zapping eine ganze Menge zu.
Das Stück „Wer hat Angst vor Virgina Woolf?“
von Edward Albee ist längst zum Klassiker geworden. Die Eheleute Martha und George blicken auf
ein vertanes Leben zurück. Sie haben keine Kinder
bekommen können und den beruflichen Aufstieg
verpasst. In ihren Augen sind sie gescheitert.
Alles was ihnen bleibt ist die gemeinsame Illusion
eines bereits erwachsenen Sohnes. Auf lustvoll
grausame Art haben sie sich zur Aufgabe gemacht, den jeweils anderen zu quälen, ihm seine
Schwächen vor Augen zu halten. Im Laufe des
gezeigten Abends ziehen sie das jung verheiratete und scheinbar glückliche Paar Honey und Nick
in dieses Psychospiel hinein.
In der Rottstraße wird die Thematik des Stückes
gelungen ins Bühnenbild übersetzt (Bühne: Anne
Brüssel). Nicht das biedere und bürgerliche Wohnzimmer zeigt sich dem Zuschauer, sondern eine
Landschaft aus Matratzen und Kissenhügeln,
über die ein Teppich ausgelegt wurde. Der „Dreck“
der Ehe, die Lügen auf denen sie beruht, werden
schon so lange im wahrsten Sinne des Wortes
unter den Teppich gekehrt, dass Martha und
George selbst kaum noch darauf laufen können.
Beständig kommen sie ins Straucheln und Fallen.
Immer mehr von den vergangenen Geschichten
kommen zum Vorschein, bis am Ende der ganze
Teppichboden aufgerollt und der Unrat offenbar
wird. Sie haben sich selbst den Boden unter den
Füßen weggezogen. Einzig Nick scheint noch bei
Sinnen, als George Martha den letzten Todesstoß
gibt und alle Regeln bricht. Er lässt den gemeinsam erfundenen Sohn sterben. Die so entwaffnete Martha muss zugeben: Nun hat auch sie Angst
vor Virgina Woolf, dem bösen Wolf; Angst vor
einem Leben ohne Illusion also; Angst, sich der
Realität stellen zu müssen.
Michael Lippold gibt auch durch das Tempo der
Sprechakte diesem Stück einen neuen Schliff. Er
schafft es, dass nicht nur Marthas und Georges
Beziehung als die absurde gezeigt wird, auch
Nicks und Honeys zunächst „gewöhnlich“ anmutende Ehe entpuppt sich als grausam. Auch sie
haben sich bereits eine Scheinwelt aufgebaut, die
an diesem Abend zerbricht. Die Inszenierung lässt
so beide Formen des Zusammenlebens scheitern,
denn letztlich weiß keiner mehr, welche Existenz
auf den größeren Lügen und Grausamkeiten
beruht.
ALEXANDRA BRUNDIERS
Die Musik ertönt. Das Spektakel beginnt. Eingetaucht in rotes Zwielicht beginnt die Band Botanica in ihren Glamrockoutfits, irgendwo zwischen
Berliner Cabarett der 1920er und frühem David
Bowie, zu spielen. Der Vorhang öffnet sich und
auf einem riesigen Kubus steht in großen, beleuchteten Lettern Gott, und spätestens da weiß
man: Das wird ein großartiger Theaterabend. Kay
Voges’ Theateradaption von Michail Bulgakows
Roman „Der Meister und Margerita“ teilt den
russischen Wälzer in Einzelepisoden, um die komplex verwobenen Geschichten handhabbar zu
machen. Da ist zunächst der Teufel, der sich in
Moskau, der Stadt des Atheismus, für die Existenz
Gottes ausspricht. Überfordert davon, dass offensichtlich ist, was nicht sein darf, landet der Genosse Besdomny in der Irrenanstalt. Dort lernt er
den Insassen „Meister“ kennen, der den Verlust
seiner großen Liebe Margarita beweint, die ihm
einst, überzeugt von seinem literarischen Talent,
diesen Namen gab. Sein Roman „Pontius Pilatus“,
eine Geschichte über Leben und Sterben Jeschuas,
ist allerdings nie erschienen; sie wird aber als
parallele Handlung erzählt. Margarita wird die
Ballkönigin des Teufels, der sie schließlich mit
ihrem Geliebten in der Unterwelt vereint. Dazwischen treiben des Teufels Gehilfen, eine Hexe
und ein überdimensionaler Kater, Schabernack,
und Goethes Gretchen ist auch da. Das klingt verwirrend, klappt aber auf der Bühne erstaunlich
gut, denn Voges Adaption lebt vom multimedialen Zusammenspiel. Die Kompositionen von Paul
Wallfisch halten die Handlungsfäden zusammen,
unterstreichen und kommentieren das Geschehen
mit düsterer Melancholie. Die Bühne, der sich
drehende Kubus mit den Wörtern Gott-ZweifelLove-Money, ermöglichen die wahnwitzigen Raumim-Raum-Bilder, passend zur Geschichte-in-derGeschichte. Die Videoprojektionen, ein Griff an dem
man sich eigentlich schon längst müde gesehen
hat, werden hier gekonnt als Realitätserschaffer
und -verwischer eingesetzt. Dazu ein Ensemble in
Hochform. Vor allem Caroline Hanke, als Jesus am
Kreuz, sticht heraus. Ihre verzweifelten Schmerzensschreie hallen nach, als sich der Vorhang
schon längst geschlossen hat. Warum aber auch
diese Inszenierung auf die Haut, das nontextile
Kostüm, setzt, bleibt offen. Woran glaubst du? Im
Zweifel an nackte Haut.
ANNA SCHIFF
„Wer hat Angst vor Virginia Woolf“ I Fr 11.5. 19.30 Uhr
Rottstr5-Theater Bochum I 0163 7 61 50 71
„Der Meister und Margarita“ I Fr 25.5. 19.30 Uhr
Theater Dortmund I Infos: 0231 5 02 72 22
Mit Wolfram Boelzle, Katharina Brenner, Arne
Obermeyer, Alexander Ritter und Katrin Schmieg,
von denen jeder vier bis fünf Rollen spielt, hat die
Regisseurin ein durchweg exzellentes Ensemble
auf der Bühne, das den Zuschauer auch dann
noch bei der Stange hält, wenn der Text zuweilen
auch mal etwas länglich gerät.
KARSTEN MARK
„Der goldene Drache“ I Di 8.5. 20 Uhr
Prinz Regent Theater Bochum I 0234 77 11 17
www
14
37. Mülheimer Theatertage NRW
19. Mai - 7. Juni
19. Mai Peter Handke Immer noch Sturm
Thalia Theater Hamburg / Salzburger Festspiele
20. Mai Anne Lepper Käthe Hermann Theater Bielefeld
24. Mai René Pollesch Kill your Darlings! Streets of
Berladelphia Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz
27. / 28. Mai Martin Heckmanns Vater Mutter Geisterbahn Staatsschauspiel Dresden
30. Mai Roland Schimmelpfennig Das fliegende Kind
Burgtheater Wien, Akademietheater
4. / 5. Juni Claudia Grehn, Darja Stocker Reicht es
nicht zu sagen ich will leben Deutsches Nationaltheater
Weimar / Schauspiel Leipzig
www.stuecke.de
serres, design.
6. / 7. Juni Philipp Löhle Das Ding
Deutsches Schauspielhaus in Hamburg / Ruhrfestspiele Recklinghausen
Kinder-
www
21 .-25. Mai Mülheim an der Ruhr
21. Mai Katrin Lange Freund Till, genannt Eulenspiegel
Junges Staatstheater Braunschweig
22. Mai Petra Wüllenweber Zur Zeit nicht erreichbar
theater überzwerg, Saarbrücken
23. Mai Jens Raschke Schlafen Fische?
Theater im Werftpark, Kiel
24. Mai Lutz Hübner Held Baltus GRIPS Theater, Berlin
25. Mai Michael Schramm, Sabine Zieser
Lottes Feiertag Theater Mummpitz, Nürnberg
www. kinderstücke. de
Gefördert von der LEONHARD-STINNES-STIFTUNG und dem
BEAUFTRAGTEN DER BUNDESREGIERUNG FÜR KULTUR UND MEDIEN
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Theater Ruhr
„Volpone“, Foto: Thomas Aurin
„Richtig alt, so 45“, Foto: Birgit Hupfeld
„Aufstand“, Foto: U. Stratmann
Der Fuchs gewinnt immer Roboter im Sterbezimmer Herr Engels verschwindet
„Volpone“ im Bochumer Schauspielhaus
„Richtig alt, so 45“ im Essener Grillo
Kammeroper an der Wuppertaler Bühne
Eine überdimensionale Showtreppe lässt schon
erahnen: Es wird unterhaltsam, und es soll ein
großer Abend werden. Doch erst einmal müssen
die clownesken Gefolgsleute von Volpone den eisernen Vorhang stemmen, dann ist der Weg frei
zum skurrilen Spiel um Macht, Einfluss und Geld.
Die Bühne dafür zieht sich auch quer durch den
Zuschauerraum, wen wundert es, schließlich sind
alle gern beteiligt, wenn es um die richtigen Vermögen geht.
In Sebastian Nüblings Inszenierung der Komödie
von Shakespeares Zeitgenosse Ben Jonson (aus
dem Jahre 1605) ist alles leicht verdaulich, amüsant und ohne den sonst üblichen BanknotenZeigefinger. Szenenapplaus ist da garantiert.
Worum geht’s? Der reiche Volpone ist ein Betrüger, der aus purer Lust am Spektakel seine Zeitgenossen in den Ruin treibt. Erst tut er so, als sei
er sterbenskrank, dann streut er das Gerücht, dass
er sein Testament noch nicht verfasst habe. Das
lockt natürlich die Geier an. Mit der scheinbaren
Aussicht aufs reiche Erbe strömen die Geldgierigen, um Geschenke zu machen, alles wunderbar
lanciert von seinem treuen Kumpanen Mosca:
„Hoffnung ist eben ein guter Köder, in dem man
seinen Haken versteckt.“
Die schräge Revue kann beginnen. Als erster gerät
sein Anwalt Voltore (Martin Horn) in die Fänge. Er
scheint allerdings erst einmal ziemlich gefasst zu
sein, ganz anders als der gierige Corbaccio (Jürgen
Hartmann), der selbst sterbenskrank eigentlich
nur Volpone überleben, aber dann doch noch zum
ganz großen Erbe kommen will und dafür selbst
alles verliert.
Das wildeste Paar sind der schmierige Corvino
(Michael Schütz) nebst Gattin Celia (Maja Beckmann), die eigentlich nur bis zwei zählen kann,
und die der Gatte gern im Tausch für die Millionen hergibt. Doch Celia spielt irgendwie nicht mit,
flüchtet oft in die hintersten Zuschauerreihen. Dazwischen rezitiert Marco Massafra als schlüpfrige
Lady Would-Be Dichter- und Philosophennamen
im Stakkato. Alle sind am Ende betrogen, selbst
Volpone scheint es zu sein, doch irgendwie war
alles nur ein Spiel im Spiel. Unterhaltsam, schick
und locker inszeniert, und ziemlich eindimensional lehrreich. Der Globe hätte sicher getobt, das
Schauspielhaus frohlockte.
Langsam dreht sich die Bühne gegen den Uhrzeigersinn. Doch die Zeit wird dabei nicht zurückgedreht, ganz im Gegenteil. Die britische Autorin
Tamsin Oglesby zeigt eine Dystopie, in der sich die
älteren Protagonisten kaum noch zurechtfinden.
Regisseur Jens Pesel hat diese Geschichte um Leben und Sterben in der Zukunft ziemlich unaufgeregt am Essener Grillo als deutsche Erstaufführung
inszeniert. Kammerspielartig durchlaufen die Spieler die Szenen, in denen es weder Aufregung noch
Widerstand zu geben scheint. Das MethusalemGen hat sich im futuristischen London durchgesetzt, die beiden Schwestern Lynn (Claudia Amm)
und Alice (Ingrid Domann) und ihr Bruder Robbie
(Claus Dieter Clausnitzer) versuchen, in einer Gesellschaft zu überleben, in der das Alter alle demografischen Prognosen ad absurdum führt und dafür
nun Lösungsmöglichkeiten sucht. Geriatrie wird
nur noch geduldet, wenn dafür eine strukturelle
Gegenleistung für die Jüngeren erfolgt. Entweder
als Pharma-Versuchskaninchen Punkte sammeln
oder Kinder und Jugendliche als Adoptivenkel bei
sich aufnehmen oder gleich in die „Die Arche”, wo
Psychodrogen einen schnellen Tod bei Papageiengeschrei bereithalten.
Pesel arbeitet viel mit demografischen Statistiken,
die auf den Vorhang projiziert werden. Anfangs
täuschen die Schauspieler einen ziemlich dummen
Dialog mit dem Publikum vor, während der Pharmakonzern seine Visionen erklärt. Da fallen dann
auch schon mal Vokabeln wie „Euthanasie“ oder
„Mord“, es bleibt aber eher unspektakulär, wie die
Entwicklung der Geschwister-Figuren auf der Bühne und deren Choreografie. Ein bisschen Sozialkritik
scheint zu reichen.
Lynn leidet an Alzheimer, Alice leidet an Schwerhörigkeit, Diabetes und Gelenkverschleiß, Robbie an
Realitätsverlust. Die Palliativmedizin hat sich längst
aufgelöst, also vegetieren die drei lustig in Lynns
Wohnung dahin, eigentlich kein Problem, wenn da
nicht dieser gewinnorientierte Konzern wäre, in
dem Monroe (Holger Kunkel) sich noch Gedanken
über die Alten macht, der Rest aber eigentlich nur
noch preiswerte Entsorgungsmöglichkeiten sucht.
Dazu ist auch noch der Roboter Mimi (Monika
Stahler) entwickelt worden, der gerade die psychologische Betreuung übernehmen soll. Aber alles
steuert auf ein Pillenvertauschdrama am Ende hin.
Im brodelnden Tal der Wupper. Gottfried Jansen
(Olaf Haye) besitzt dort einen Webereibetrieb, der
mithilfe diverser Kredite aus Adels-Mischpoke und
Bourgeoisie immer besser floriert. Seine beiden
Töchter Graziella (Kristina Stanek) und Susanne
(Dorothea Brandt) stammen aus dem Bildungsbürgertum der damaligen Zeit, Graziella sympathisiert
offen mit den Aufständischen, wird „die Rote“ gerufen. „Es ist der Engels, der dir das alles eingibt“,
da ist sich Vater Jansen ganz sicher, doch sie kontert: „Herr Vater, du handelst ganz nach deinem
Klassengeiste.“ Genau. Herr Engels schreibt und
schreibt, und die Verwicklungen nehmen ihren Lauf.
Die Autoren Feridun Zaimoglu und Günter Senkel
haben ein Libretto für die Oper Wuppertal geschrieben, vertont hat es Enver Yalçin Özdiker, ein junger Komponist aus Ankara. Hausherr Christian von
Treskow inszeniert die 80minütige Oper für sieben
Sänger, elf Musiker und Friedrich Engels als Performance an acht identischen Tischen: Es wird ein
Klassenkampf, der zwar kausal, aber dennoch völlig
unnötig eine Familie zerstört.
Das ausgezeichnete Wuppertaler Sinfonieorchester
in Kammerbesetzung unter der Musikalischen Leitung von Tobias Deutschmann sitzt hinter modernen Kunststofflamellen, und über allem thront fast
höhnisch das christliche Christmas-Spruchband:
„Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen“. Özdiker, der in Essen lebt, hat eine Musik
geschrieben, die in ihrer Tonalität dem revolutionären Geschehen ständig neue Substanz verleiht,
nur in manchen Szenen noch zu behutsam wirkt.
Das Schlagwerk mauert da ein wenig hinter den
interessanten Ton- und Geräuschfolgen, die Gesangspartien überzeugen durchweg. Auch der Kontrast zwischen historischer Kostümierung und zeitgenössischem Bühnenbild (Dorien Thomsen) nebst
Megafon ist überaus reizvoll.
Die Regie reizt die Funktion von Tischen auf der
Bühne aus, die von Abendmal-Assoziationen
beim Aufruf zum Widerstand bis hin zum schnöden Utensil zum Barrikadenbau reicht. Auch als
Aufbahrung für den gefallenen Major müssen sie
herhalten. Dessen Tod, den auch der junge Anton
zu verantworten hat, macht die Schwestern zu erbitterten Feindinnen, die sich am Ende selbst ums
bourgeoise Leben bringen. Herr Engels hat da bereits neue auswärtige Termine.
„Volpone“ I Mi 9.5., 19.30
Schauspiel Bochum I 0234 33 33 55 55
„Richtig alt, so 45“ I Do 3.5., 19 Uhr
Grillo Theater Essen I 0201 812 22 00
„Aufstand“ I So 13.5., 18 Uhr
Kleines Schauspielhaus Wuppertal I 0202 569 44 44
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Komikzentrum Ruhr
Eine Auswahl
aus unserem Programm
03.05. / DO / 20 UHR
Lisa Feller / Der Teufel trägt
Pampers – Comedy
07.05. / MO / 20 UHR
Bochumer Symphoniker
BoSY vor Ort – Stadtteilkonzert
13.05. / SO / 20 UHR
Markus Krebs
Sieger des RTL Comedy Grand Prix
16.05. – 31.05.
ENDSTATION KINO
cine cubano / Filmfest
19.05. / SA / 20 UHR
René Steinberg / dreht auf!
Vorpremiere des Radio-Comedians
26. & 27.05. / SA & SO
JAHRHUNDERTHALLE BOCHUM
Ruhr International / Das Fest
der Kulturen Mit Khaled, Yemen
Blues, The Raghu Dixit Project, Nidi
d'Arac, Aurelio & The Garifuna Soul
Band, Moop Mama, Migrantenpop,
Kinderzirkus RatzFatz u.v.m.
03.06. / SO / 19 UHR
Robert Griess / Revolte!
07.06. / DO / 19.30 UHR
SCHAUSPIELHAUS BOCHUM
Hagen Rether/ Liebe
Ein Multitalent blickt zurück in die Zukunft: Tobias Mann, Foto: Stephan Heinz
Traumreisen durch Absurdistan
Tobias Mann, Kay Ray, Heinrich Pachl und Fritz Eckenga laden ein
Wortspiele mit seinem Namen verbieten sich von selbst: Das 1976 in Mainz
geborene Multitalent Tobias Mann gehört zu jenen Künstlern, die sich nicht
auf ihren Lorbeeren – sprich dem Deutschen Kleinkunstpreis oder dem Prix
Pantheon – ausruhen, sondern fleißig und selbstkritisch an sich weiter arbeiten. Das lässt sich anhand seines jüngsten Programms „Durch den Wind.
Und wieder zurück“ begutachten (am 10. Mai im Hagener Hasper Hammer),
ein perfekt durchdachter, mit irrwitzigem Tempo angereicherter und voller
Komik steckender Parforceritt durch den alltäglichen Wahnsinn, angerichtet
und aufgetischt von jenen vor sich hin schleimenden Nasen, bei deren Anblick
man das große Kotzen bekommen kann. Wie Mann die paradoxe Welt erklärt
und dabei zurück in die Zukunft blickt, ist der reinste Genuss und gleichzeitig
das Beste, was einem passieren kann, so man intelligente Unterhaltung mit
geistigem Mehrwert zu schätzen weiß.
Vorverkauf im Endstation.Kino Café
tägl. von 19.00 – 22.30 Uhr
T H EAT E R I M
Das gilt auch für Kay Ray (am 31. Mai im Duisburger Grammatikoff), der sein
Publikum vom ersten Augenblick seines farbenfrohen Erscheinens fest im Griff
hat – und zu Lachsalven animiert. Man bezeichne ihn gerne als schrill und
provokativ, stellt er ein ums andere Mal fest. Dabei sei das Leben viel abgedrehter und abartiger, als jede Show es zu sein vermag. Das Allroundtalent
liebt es bunt – manchem gar ein wenig zu bunt. Ob er sich auch diesmal
zur Freude der Damenwelt seiner Kostüme entledigen wird, sei dahingestellt.
Den größten Tabubruch hat er allerdings mit seinem Outing vollzogen: Er lebt
inzwischen mit einer Frau zusammen! Was die schwule Szene so gar nicht
goutiert und ihn als „Verräter“ ans Kreuz – oder sonstwohin – nagelt.
Dabei erzählt er munter und temporeich von seinen Erfahrungen auf Kreuzfahrten, deutet Moral als Mangel an Gelegenheit, gibt Tipps, wie man sich
den Alltag abwechslungsreich gestalten kann und verkündet stolz, dass er
seit dem 12. Juli 2011 Vater ist. Auf einem Hocker sitzend baumelt er mit den
Beinen und fragt sich, warum Leggins immer auf die falschen Extremitäten
gezogen werden. Und ja: Er ist politisch unkorrekt. Das darf der in Osnabrück
geborene Ex-Friseur und Transen-Star schließlich sein: Wer außer ihm hat
schon eine Patentante jüdisch-schottisch-schwäbischer Abstammung?
PROGR AMM 05 – 012
www
Knallhartes Polit-Kabarett liefert dagegen Heinrich Pachl: Der in Köln beheimatete Mann behauptet steif und fest: „Das überleben wir!“ – und liefert
(am 19. Mai im Cabaret Queue) jede Menge Grund, um an seiner positiven
Weltsicht zu zweifeln. Das ist denn auch seine Spezialität: Der wortgewaltige
Kabarettist nimmt einem Deus ex Machina gleich die Besitz- und Machtverhältnisse unter die Lupe, dreht und wendet sie so lange, bis der Zuschauer
kapiert hat, dass hier gar nichts in Ordnung ist. Pachl kämpft an diversen
Meinungsfronten, hält die Fahne von Frust, Wut und Empörung hoch und
fragt sich, ob man die Grenzen der Unzumutbarkeit noch erweitern könne.
Eher leise Töne schlägt dagegen der Dortmunder Satiriker Fritz Eckenga an:
Bei ihm stehen „Alle Zeitfenster auf Kippe“ (am 23. Mai in den FlottmannHallen Herne). Was ihm da so auf den Schreibtisch geweht ist, verrührt er zu
einer Melange aus Poesie, Pop und Begebenheiten aus einem Land namens
Absurdistan, die er so oder ähnlich erlebt hat. Ein Meister der feinen Beobachtung und des subtilen Witzes! Ach ja, und von Fußball versteht er auch ‚ne
Menge – schwört hoch und heilig Ihre stets über Tage lebende
ANNE NÜME
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Mi.
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44137 Dortmund
Tel. 02 31 / 14 25 25
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„Nerudas Postmann“ oder
„Mit brennender Geduld“
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„Migrantenpop - die Parallelwelt tagt“
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Do. 03.05. Clown Ugolino „Clown alleine im Wald“ - 11 Uhr · Di. 8.05. Ralf Bornowski „Ralbo trommelt“ - 10 Uhr · Do. 24.05. Klaus Neuhaus „Auch Schweine können fliegen“ - 10 Uhr
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Programm Mai
Pommes oder das fünfte Element
Vorstellungen vom 03.05. - 20.05.2012
Regie: Gerburg Jahnke
04.05. schönschön im Falstaff 06.05. Rene Marik im Colosseum Essen – AUSVERKAUFT 08.05. „Und mein
Vogel kann singen” Nito Torres und Daniel Wiemer singen Beatles Album: Let it be! 10.05. Benjamin Eisenberg
im Falstaff 22.05. La Signoras Comedy Club und Gäste 23.05. - 27.05. Serdar Somuncu – AUSVERKAUFT
24.05. Lisa Feller im Falstaff 30.05. Kai Magnus Sting – AUSVERKAUFT
Ebertplatz 4 · 46045 Oberhausen · Tel. 0208 /20 54 024 · Fax 0208 /20 54 027
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„Immer noch Sturm“, Foto: Birgit Hupfeld
Gespenster der Geschichte
Roberto Ciulli inszeniert Handkes „Immer noch Sturm“
Wer hätte das gedacht: Roberto Ciulli inszeniert ein neues Stück von Peter
Handke. Seit „Kaspar“ hat dieser österreichische Rauner nicht mehr den
Weg ins Theater an der Ruhr gefunden – und jetzt mit einem Stück über
Kärnten, die slowenische Minderheit, die Sprache. Vielleicht liegt genau
da der Grund. Handkes Stück „Immer noch Sturm“ verweist nicht nur im
Titel auf Shakespeares „König Lear“. Ein alter Mann, der namenlose IchErzähler, sitzt in der Heidesteppe im Kärntner Jaunfeld, und die Erinnerungen branden wie Wellen an die Gestade seines Bewusstseins. Es geht
um die Jahre zwischen 1936 und 1948. Auf der großen Bühne der Erinnerung hält die gesamte Familie des Ich-Erzählers Einzug. Die Großmutter
und der Großvater und die fünf Kinder: Da sind Valentin, der Frauenheld,
oder der Apfelzüchter Gregor, der sich schließlich zusammen mit Schwester Ursula den Partisanen anschließt. Dann Benjamin, das Nesthäkchen,
das es vor allem ekelt, und schließlich eine namenlose Schwester, die ein
Kind mit einem Wehrmachtssoldaten zeugt: den Erzähler.
Der eher epische als dramatische Text ist von einer verblüffenden Leichtfüßigkeit, ohne raunenden Ton, ohne manieriertes Wortgeklingel. Handke
hat dabei seine eigene Familiengeschichte verarbeitet, sie mit Welt- und
Lokalgeschichte von der Drangsalierung der slowenischen Minderheit
aufgeladen. Doch „Immer noch Sturm“ ist vor allem ein Text über die
Sprache: die Sprache als Heimat, die Sprache als Kultur, letztlich gerinnt
die Erinnerung selbst zur Sprache. Das ist die Bresche, durch die Roberto
Cuilli Zugang zu Handkes Stück findet. Ein schmaler Kachelkorridor führt
auf ein Krankenbett vor einem Fenster zu (Bühne: Gralff Edzard Habben),
in dem der Ich-Erzähler liegt. Ein bedrohtes Refugium, liegt es doch in
einem Aschefeld, das schon ein paar Kacheln aufgesprengt hat. Stühle,
ein Tisch, eine Gartenbank stehen herum. Durch das Fenster wehen die
Familienmitglieder herein, leibhaftige Gespenster der Geschichte, die den
„Kümmerer“ aus dem Bett treiben. Volker Roos im blauen Anzug ist ein
ruhiger, unaufgeregter Erzähler, der ohne Pathos die Erinnerungen hervorquellen lässt.
Ciulli inszeniert das verblüffend zurückhaltend, fast psychologisch, lässt
der Sprache ihren Raum und verwebt sie behutsam mit zahlreichen kleinen szenischen Details. Überwältigend Petra van der Beek als Mutter mit
roten Stiefeln, die gut Gelaunte, die gerne auf der Fensterbank sitzt oder
sich ihrem kleinen „Bankert“ mit erotischer Zartheit zuwendet. Oder Valentins (Albert Bork) ungeheuer komisches Orakel auf den Werdegang des
Erzählers. Berührend die Schmerzszenen, wenn Benjamin, Valentin und
Ursula im Krieg sterben: Zunächst das lachende Erinnern an den Verstorbenen, später das sirrende Geheul der Frauen, das übergeht in die wütender Suada des Großvaters (Rupert J. Seidl) auf die „Deitschen“. Oder
Gregors (Klaus Herzog) stille Entscheidung, zu den Partisanen überzulaufen und seine Rückkehr als bissiger Misanthrop. Nie allerdings überwölben
die Szenen Handkes Text; Ciulli lässt dem Erzählen seinen Raum, macht es
selbst zum Gegenstand des Abends, und das ist trotz mehr als drei Stunden Dauer ein so bewegendes wie erstaunliches Erlebnis.
www
HANS-CHRISTOPH ZIMMERMANN
„Immer noch Sturm“ von Peter Handke | R: Roberto Ciulli
Theater an der Ruhr Mülheim | 16.5., 19.30 Uhr | www.theater-an-der-ruhr.de
20
t:
sentier
prä
Highlights MAI
1
Di. 08.05. +
Mi. 09.05.
Sa. 19.05.
4
5
(verlegt vom 05.05.)
Cabaret Queue
Peter Vollmer „Frauen verblühen – Männer verduften“
Rohrmeisterei
AUSVERKAUFT
Schwerte
Herbert Knebels Affentheater „Love is in sie er“
Cabaret Queue
Sa. 02.06.
Cabaret Queue
Sa. 16.06.
Cabaret Queue
3
Heinrich Pachl Neu: „Das überleben wir“
Philip Simon Neu: „Ende der Schonzeit“
Stefan Bauer Neu: „Warum heiraten - Leasing tut´s auch“
6
5
6
7
VORSCHAU:
Fr. 03.08. - So. 19.08
Cabaret Queue
Do. 08.11.
Rohrmeisterei
Schwerte
jeden Dienstag
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Hermannstr. 74 · Dortmund-Hörde
Di.-Sa.18°°-1°°
Tickets + Gastro 0231-413146
Fr. 27.04. - So. 29.04.
1 Cabaret Queue
Simone Fleck „Henne sucht Hengst“
ab 04.05. jeden Freitag!
2
Fr. 04.05.
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Dinner Attacke „Ital. Buffet mit Überraschungskünstler“
So. 06.05. 3
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www.CabaretQueue.de
Cabaret Queue
jeden Mittwoch Cabaret Queue
jeden Donnerstag Cabaret Queue
Pottsäue
7
neuer Sommerhit von Lioba Albus & Andrea Badey
Fritz Eckenga „Alle Zeitfenster auf Kippe“
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Die Bahn macht mobil.
Theater demnächst
Kein Pardon
Das Motto: Jeder Mensch hat einen Traum.
Wehe nur, wenn der sich erfüllt. Denn dann
kennt das Schicksal kein Pardon! Diese Erfahrung
macht auch der liebenswert-unbeholfene Peter
Schlönzke der von heute auf morgen berühmt
wird und dessen unterhaltsame Geschichte den
Saal des Düsseldorfer Capitol Theaters zum Beben bringt. Hape Kerkelings „Kein Pardon – Das
Musical“ bringt die Lachmuskeln in Form.
trailer verlost 3x2 Karten für die Vorstellung am 23.5.
E-Mail bis 16.5. an [email protected],
Kennwort: Kein Pardon
präsentiert: Musical
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Foto: Jens Hauer
Capitol Theater Düsseldorf
Erkrather Straße 3
Karten unter 01805 20 01
www.kein-pardon.de
TanzRäume 2012
Das Hagener Tanztheaterfestival TanzRäume
geht unter dem Motto „Tanz ohne Grenzen!“
auf dem Industriegeländes der ehemaligen
Stoffdruckerei Elbers in die 12. Runde. Vertikaler
Swing in 20 Metern Höhe, Tanz in Verbindung
mit neuen Zirkusformen, und Besucher, die im
Rahmen einer „Latin late night“ selber das Tanzbein schwingen können: TanzRäume ist wieder
experimentell und voller Überraschungen.
trailer verlost 5x2 Karten für „Guateque“ am 30.5. und 2x2 Karten
für „Eloge de la métamorphose“ am 1.6. I E-Mail bis 23.5. an
[email protected], Kennwort: „30.5“ oder „1.6.“
präsentiert: Tanztheater
Mi, 23.5. um 18.30 Uhr
Elbersgelände Hagen
Dödterstr. 10
Karten unter 02331 207 32 18
www.tanzraeume.hagen.de
Mi, 30.5. um 21 Uhr/Fr, 1.6. um 19.30 Uhr
Austragungsort des diesjährigen Theatertreffens: das Theater Oberhausen
Komprimierte Spielzeit
Das NRW-Theatertreffen in Oberhausen
Alle Jahre wieder feiert sich die nordrhein-westfälische Theaterszene
selbst. In diesem Jahr in Oberhausen. Neun herausragende Inszenierungen werden dazu in die Großstadt mit der höchsten Verschuldung
pro Einwohner in Deutschland eingeladen, herausgefiltert aus 18 Produktionen, welche die jeweiligen Häuser selbst vorgeschlagen haben.
Dazu partizipiert man an den aktuellen Großveranstaltungen mit dem
diesjährigen NRW-Partnerland Polen und zeigt ein Gastspiel des Theaters Laznia Nowa aus Krakau („Enter the Dragon. Trailer“ nach dem Film
„Der Mann mit der Todeskralle“). Dazu wirft das Theater Oberhausen mit
der Audience Developments ein Auge auf die Kinder- und Jugendarbeit
der Theater in NRW. Dazu werden Produktionen des NRW-Kinder- und
Jugendtheatertreffens „Westwind“ eingeladen, und die Jugendclubs der
NRW-Stadt- und Landestheater bekommen ein Forum, um ihre Arbeit
präsentieren zu können. Ein Festivalzentrum, Podiumsdiskussionen und
zahlreiche Konzerte runden das Programm des NRW-Theatertreffens ab.
Was haben die Zuschauer davon? Viel. Denn während der Festivalwoche
können immerhin ausgewählte Inszenierungen gesehen werden, die der
geneigte Rezipient entweder schlicht verpasst hat, oder den weiten Weg
erst einmal scheute. Nun heißt es „westwärts“, kommen die jurierten
Arbeiten ins Ruhrgebiet, als komprimierte vergangene Spielzeit quasi.
Die zeitgenössischen Autoren können sich sehen lassen, sie stellen die
Mehrheit der Auswahl, zweimal sogar (oder besser natürlich) Elfriede Jelinek („Die Kontrakte des Kaufmanns“, Wuppertaler Bühnen und
„Ulrike Maria Stuart“, Schauspiel Essen), aber auch Biljana Srbljanovi s
neuestes Werk „Das Leben ist kein Fahrrad“, inszeniert von Anselm Weber in Bochum, ist zu sehen. Die theatralische Auseinandersetzung mit
dem Vater der serbischen Autorin ist am 30. Mai auch zum europäischen
Theaterfestival in Novi Sad/Serbien eingeladen.
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DRAUSSEN
VOR DER TÜR
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SWEET HOME
EUROPA
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VOR
SONNENAUFGANG
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SCHAUSPIELHAUS BOCHUM
Nicht verpassen sollte man „Der Geizige“ nach Molière vom Theater Moers. Regisseur Philipp Preuss hat da einen genialen Abend geschaffen,
der auch für die Bauchmuskeln unvergessen bleibt und vielleicht Falk
Richters Interpretation von „Karte und Gebiet“ von Michel Houellebecq.
Der neue Düsseldorfer Hausregisseur schaffte zumindest eine umstrittene Inszenierung des gar nicht mehr umstrittenen französischen Autors
und zelebriert so die angebotene Ware Authentizität. Die versucht auch
„Nora“ in Henrik Ibsen-Doppelinszenierung von Kay Voges am Schauspielhaus Dortmund zu kosten, doch irgendwie geht doch wieder alles
baden.
Das für so ein Theatertreffen unumgängliche Rahmenprogramm mit
Konzerten und Publikumsgesprächen wird in Oberhausen neben dem
schönen Kinder- und Jugendprogramm auch durch den vielteiligen Ring
des Nibelungen-Zyklus vom kleinen Bochumer Offtheater Rottstr5 zum
Besuch werben. Die haben sich die Figuren des mittelalterlichen Heldeneposses einzeln vorgenommen und sezieren so Befindlichkeit und
neue Positionen.
PETER ORTMANN
„NRW Theatertreffen 2012“ I 10. bis 17. Juni
Theater Oberhausen I 0208 857 81 84
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Das fest der kulturen
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MOOP MAMA · AURELIO & THE GARIFUNA SOUL BAND
MIGRANTENPOP · RATZFATZ · SULAIMAN MASOMI · U.V.M.
MUSIK · KABARETT · LITERATUR · KINDERPROGRAMM
FUNKHAUS EUROPA PARTY · ESSEN · TRINKEN · FEIERN
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Veranstalter: Bahnhof Langendreer · Stadt Bochum · Bochumer Veranstaltungs-GmbH
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Musical in NRW
„Ein Mann geht durch die Wand“, Foto: Dietrich Dettmann
Oper in NRW
Susannah (Jaclyn Bermudez) soll büßen, Foto: Stefan Kühle
Nachwuchs mit Pfiff
Sündenbock im Bible-Belt
Von Rolf-Ruediger Hamacher
Im für seine innovativen Musical-Produktionen bekannten Theater im Rathaus
Essen wird derzeit äußerst amüsant über das „wandlose Dasein“ sinniert. Genauer gesagt, gesungen – und das durchgehend 100 Minuten lang. Denn das
von Michel Legrand komponierte und von Didier van Cauwelaert geschriebene
Musical „Ein Mann geht durch die Wand“ steht in der Tradition von Michel
Legrands durchkomponierter Jazz-Oper „Die Regenschirme von Cherbourg“,
mit der er 1964 die Film- und Musical„Ich bin der Star von
Geschichte revolutionierte. Während dieser
Montmartre, denn ich hatte
musikalische Geniestreich immer noch auf
Jean-Paul Sartre“
seine deutsche Theater-Premiere wartet,
wagte sich nun die Musical-Abschlussklasse der Folkwang-Universität an die
deutschsprachige Erstaufführung von „Ein Mann geht durch die Wand“ – und
landete einen Volltreffer.
Im zauberhaften Bühnenbild von Beata Kornatowska, das ein Pariser Arbeiterviertel kurz nach dem 2. Weltkrieg auferstehen lässt, wird die Geschichte des
schüchternen Beamten Dutilleul mit der ungewöhnlichen Begabung erzählt.
Tagsüber treibt er seinen allseits verhassten Chef in den Wahnsinn, nächtens
narrt er die Polizei. Als „Werwolf“ ist er bald das Tagesgespräch, hofft, dadurch
die Aufmerksamkeit der heimlich verehrten Nachbarin Isabelle zu erlangen. Die
ist unglücklich mit dem Staatsanwalt verheiratet, der Dutilleul schließlich ins
Gefängnis bringt, selbst aber über seine Vergangenheit als Nazi-Kollaborateur
stolpert – und somit den Weg zum Happyend freimacht. Regisseur Gil Mehmerts leichthändige Inszenierung verschmilzt kongenial mit der beschwingten
Partitur, die Melissa King zu kleinen, aber feinen choreographischen Tupfern
nutzt. Das bis in die kleinsten Nebenrollen hinein überzeugende Ensemble wird
ganz wunderbar von Oliver Morschel (Dutilleul) und Marie Lumpp (Isabelle) angeführt, die eigentlich nur noch von der schier überbordenden Bühnenpräsenz
Julia Meiers (als selbstbewusste Bordsteinschwalbe) getoppt werden.
„Nachwuchs“ stand auch auf der Bühne des „theaterhagen“: 150 SchülerInnen
der fünf Hagener Berufskollegs produzierten mit Profis das Musical „Beats“, in
dem die Jugendlichen eines Freizeitzentrums ein Musikprojekt auf die Beine
stellen sollen. Doch Beziehungsprobleme und die drohende Schließung der Einrichtung zögern das Happyend heraus ...
Schon die Ouvertüre klingt nach Broadway – und die Musik von Axel Goldbeck
löst dieses Versprechen dann auch ein, unterstützt von den pointierten Liedtexten der „Lemonbabies“-Gründerin Diane Weigmann.
Das von Steffen Müller-Gabriel dirigierte Orchester könnte allerdings etwas
sensibler auf die doch begrenzten gesanglichen Möglichkeiten des engagierten
Jugend-Ensembles eingehen, dem Johannes Maria Schatz
ein Libretto auf den Leib geschrieben hat, das allerdings
mehr an Klischees, denn an Charakteren interessiert ist. Regisseur Thilo Borowczak holt schauspielerisch das Optimale
aus den 16- bis 25jährigen Laien heraus, hat mit Wioleta
Czebotorowicz (als wegen ihrer Homosexualität gehänseltem Floh) vielleicht sogar ein Talent entdeckt , dem eine
R. - Ruediger Hamacher
Mediendozent, Journa- Musicalkarriere zuzutrauen ist. Auf jeden Fall dürfte das
list und Vorstand des
Projekt eine neue Zielgruppe fürs (Musik-)Theater begeistert
Filmkritiker-Verbandes
haben – und das allein schon macht „Beats“ sehenswert.
Von Karsten Mark
Für Susannah beginnt der Albtraum aus heiterem Himmel. Sie ist jung, unbeschwert, glücklich. Niemandem hat sie je ein Leid angetan. Doch nun soll
sie die größte aller Sünderinnen sein – weil sie nackt in einem Bach gesehen
wurde. Die Wahrheit zählt mit einem Mal nichts mehr. Die Dorfgemeinschaft will sie büßen sehen.
Es ist ein starker, emotional hoch aufgeladener Stoff, den sich Carlisle Floyd
Mitte der 1950er Jahre für seine Kurzoper
„Eine eingängig plakative
„Susannah“ vornahm. Er war noch keine
Musik, die mit Elementen von
30 und hatte vorher nur einen kleinen
Square Dance bis zum Jazz
Einakter fürs Musiktheater komponiert.
durchsetzt ist“
Aber er steckte voller Schaffenskraft und
hatte mit seiner Geschichte aus dem „Bible-Belt“, dem fundamentalistisch
religiösen mittleren Kernland der USA, den Nerv der Liberalen und Aufgeklärten unter seinen Landsleuten getroffen. „Susannah“ gilt heute nach
„Porgy and Bess“ als zweitbeliebteste Oper der USA. Den Sprung in die Alte
Welt hat der Zweiakter allerdings nie so recht geschafft. So kommt es, dass
das Theater Hagen „Susannah“ nun als erst viertes deutsches Haus auf die
Bühne bringt.
Roman Hovenbitzer führt die Regie bei der nunmehr vierten US-Oper in Hagen. „Susannah“ stellt keinen hohen technischen Anspruch an die szenische
Umsetzung. Hovenbitzer allerdings setzt zusätzlich noch auf Reduktion.
Ausstatter Jan Bammes baute eine schlichte schiefe Ebene aus Holzpaletten,
darüber eine weitere, kleinere Fläche, die sich bespielen, hochziehen und zur
Wand aufrichten lässt. Sie ist der Marktplatz, auf den Susannahs Innerstes
gezerrt wird – von missgünstigen Dorfbewohnern, die sie zum Sündenbock
erkoren haben.
Die Reduktion verfehlt nicht ihre Wirkung, zumal Beleuchter Ulrich Schneider die durchbrochene Konstruktion gekonnt ins Licht setzt. Allerdings verstärkt sie auch die Längen des Stücks, welche es trotz seiner relativ kurzen
Aufführungsdauer von gut 100 Minuten durchaus hat. Getragen werden
muss die Handlung umso mehr von den Darstellern. Mit der jungen amerikanischen Sopranistin Jaclyn Bermudez, einem Neuzugang im Ensemble, hat
die Hagener Produktion eine überaus gute Besetzung der Titelpartie zu bieten. Bermudez vereint jugendliche Frische und lyrische Ausdruckstiefe in der
Stimme mit großer Präsenz und Leidenschaft auf der Bühne. Auch die Tenöre
Charles Reid als Susannahs trunksüchtiger Bruder und Jeffery Krueger als
schlappschwänziger Freund hinterlassen einen durchweg guten Eindruck.
Bassbariton Rainer Zaun hingegen, der den bigotten Wanderprediger Blitch
singt, hat man schon weitaus stärker erlebt.
Bernhard Steiner und die Hagener Philharmoniker bringen
die eingängig plakative Musik Floyds, die mit Elementen
aus der amerikanischen Populärmusik vom Square Dance
bis zum Jazz durchsetzt ist, wirkungsvoll zur Blüte. Viel
Pathos steckt in der Partitur, aber auch viel Vitalität und
unmittelbare Kraft. Opernpuristen mögen sich damit
Karsten Mark
weiterhin nicht anfreunden können. Lässt man die engen
freier Journalist
lebt im Ruhrgebiet
Genregrenzen allerdings beiseite, bleibt „Susannah“ in jeSchwerpunkt Kultur
dem Fall ein Stück ergreifendes Musiktheater.
und Musiktheater
www.theater-im-rathaus.de I 0201 245 55 55
www.beats-musical.de I 02331 207 32 18
„Susannah“ I Fr 11.5., 19.30 Uhr
Theater Hagen I 02331 207 32 18
Gelungene Musical-„Experimente“ in Essen und Hagen
Carlisle Floyds „Susannah“ in Hagen
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24
5 x in Deutschland
4. Mai bis 1. Juli 2012
Und allem Weltenklang
wohnt ein Zauber inne...
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Ticke uro !
23 E
GOP Varieté-Theater Essen
Rottstraße 30 · 45127 Essen · Hotline: (02 01) 247 93 93 · variete.de
Theater Aktuell
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Eine Frau steckt alle in die
Tasche
Carlo Goldoni
Sommerkomödie
Premiere am Sa, 12.05.12, 20.00 Uhr
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Spielzeit 2011/12 – lieben!
Festival
Künstlerisch veranlagte Teppichklopfer: MusikerInnen und AutorInnen aus Polen und Deutschland treffen bei „Kosmopolen in EUforia“ in Bochum aufeinander
Den Staub aus der Geschichte klopfen
Deutschland und Polen – da war doch was? Klopsztanga – das binationale Kulturfestival in NRW
Eine Museumsecke in zwei Varianten: einmal
als normale Wahrnehmung, einmal über einen
Fernseher, der auf einem Sockel steht und durch
sein Lupenglas die gleiche Ecke verkleinert zeigt.
Die Spannung von wahrgenommener und dargestellter Realität, wirklichem und medialem
Raum wird in der Installation „Corner“ (1976)
des polnischen Künstlers Ryszard Waśkos minimalistisch konzentriert. Waśkos Arbeiten als
Foto-, Film- und Videokünstler markieren über
50 Jahre polnische Kunst. Jene Zeitspanne von
den 1970ern bis heute, in der die Transformation von der sozialistischen zur demokratischen
Gesellschaft den Wendepunkt markiert. Ab hier
ist die Kultur nicht mehr politischer Dienstleister,
sondern Teil des freien Marktes. Beim Festival
„Klopsztanga – Polen grenzenlos NRW“, das am
15. April mit einem Festakt in der Kölner Oper
begann, ist diese Zäsur und ihre Verarbeitung in
der Kulturlandschaft Polens ein Schwerpunkt.
Dr. Christian Esch, Direktor des KULTURsekretariats NRW, das mit dem polnischen Kulturinstitut
Adam Mickiewicz und dem Polnischen Institut
Düsseldorf „Klopsztanga“ entwickelt hat, verweist auf diese spezielle Erinnerungskultur: „Die
Verankerung in der problematischen Vergangenheit ist ein wesentlicher Impuls für die polnische
Kunst, die jedoch nicht rückwärtsgewandt,
sondern durchaus avanciert ist“. In mehr als 20
Städten und bis in den Oktober hinein gastieren
polnische KünstlerInnen mit ihren Produktionen
in NRW. Nach 2011, als der Turnus genau andersherum lief, ist dies für Polen die Gelegenheit, seine kulturellen Aushängeschilder zu präsentieren.
„Für das Adam Mickiewicz-Institut war es wichtig, herausragende polnische Kultur zu zeigen.
Für uns war es darüber hinaus wichtig, in den
Städten möglichst viel zeigen zu können, so dass
ein Geflecht von Städten entsteht. In das Gefäß
dieses Netzwerkes hat das Mickiewicz-Institut
zusammen mit uns den Inhalt getan“, resümiert
Esch die gemeinsame Arbeit.
Leuchttürme in den Raum stellen und nach dem
Abbauen der Festivalzelte weiter in stiller Koexistenz verharren. „Für uns beide war es wichtig, dass wir keine Schaufenster-Kultur zeigen
wollen, sondern etwas Interessantes und Nachhaltiges. Auch das Logo ist ja so angelegt, dass
es mehr überrascht als Glanz zu vermitteln“, so
Esch. In der Tat ist die Teppichstange („Klopsztanga“) aus den schlesischen Hinterhöfen nicht
sofort das, was man mit Kunst, Theater, Musik
oder Tanz in Verbindung bringt. Aber das Quergestänge ist auch ein regelmäßiger Treffpunkt
unter Nachbarn gewesen, an dem man sich austauschte und Geschichten erzählte. In diesem
Rahmen soll die „Klopsztanga“ für die interkulturelle Zusammenarbeit beider Länder stehen.
Dabei ist vor allem die Menge der Gastspiele
bei anderen Festivals in NRW bemerkenswert.
Polnische Bands werden bei Events wie der c/o
pop in Köln, dem Open Source in Düsseldorf oder
den Juicy Beats in Dortmund auftreten, junge
polnische SchriftstellerInnen und MusikerInnen
treffen sich in der Bochumer Christuskirche zu
„Kosmopolen in EUforia“. Während häufig im
öffentlichen Diskurs die europäische Währungsmit einer Identitätskrise einhergeht, will man
hier die Debatte um einen europäischen Wertediskurs anstrengen. Gilt der Blick in Bochum
einer gemeinsamen deutsch-polnischen Zukunft, so schaut man in Neuss beim PolnischDeutschen Performance-Festival in die Vergangenheit beider Nationen. „Vorsicht heiß / Uwaga
gor ące“ nennt sich der Flickenteppich aus individuellen Schicksalen, die von KünstlerInnen
in Performances erzählt werden. Dort soll der
Dialog da weitermachen, wo die Politik bereits
aufgab. Einen schweren Stand hat der polnische
Autorenfilm, sowohl in seiner Heimat als auch
in Deutschland. Unter dem Titel „Polnischer Film
on Tour“ werden erstmals Produktionen in Köln,
Aachen, Münster und Dortmund in Anwesenheit
der jungen RegisseurInnen laufen.
Keine Schaufenster-Kultur
Anarchische Komponente
Zugleich wollen beide Veranstalter nicht den
Verdacht aufkommen lassen, man würde nur
Die Arbeitsbedingungen für polnische Kulturschaffende haben sich in den letzten Jahren
www
26
verbessert. Dennoch hängt es vor allem auf
kommunaler Ebene häufig von Eigeninitiativen
und Kooperationen mit Nicht-Regierungsorganisationen ab, inwieweit Kulturproduktionen
realisiert werden können. Neben dem Kulturetat des Staates, der in Polen 2009 0,5% der
Gesamtausgaben betrug (in Deutschland waren es 1,9%), sind es die dezentralisierten Institutionen zur Kulturförderung wie das Adam
Mickiewicz-Institut, die eine Finanzierung von
künstlerischen Projekten ermöglichen. Dass
auch Polen kein Eldorado für Kulturschaffende ist, schadet aber nicht dem Erfindungsreichtum. Im Gegenteil, das Erbe der Zensur
hinterließ eine subtile Ausdrucksvielfalt, die
sich auch in den Arbeiten niederschlägt. So
spricht Esch von einer „anarchischen Komponente in der polnischen Kunst, in der man
sich sträubt, schnell eingeordnet und unter irgendeinem Gesichtspunkt gefasst zu werden“.
Ryszard Waśko hat seinen subtilen Nonkonformismus in den 1970ern im Workshop Film
Forum gefunden. Eine Auswahl seiner Werke ist
ab dem 3.5. in der Alten Feuerwache Köln bei
„elektronicski – Klang und Filmexperimente“
zu sehen.
DAWID KASPROWICZ
Weitere Klopsztanga-Termine im Mai:
Ab 3.5.
„Polnischer Film on Tour“
in Köln, Aachen, Dortmund und Münster
4.-6.5.
„Kainkollektiv mit FASADA ½“
im FFT Düsseldorf
4.-13.5.
„Kosmopolen in EUforia“,
Christuskirche Bochum
11.-13.5.
„Deutsch-Polnisches Expertentreffen“,
Schauspielhaus Bochum
11.-13.5.
„Polnisch-Deutsches Performance Festival“,
Kulturforum Alte Post Neuss
16.5.-30.6.
„Erinnerung an Arbeit“,
Ausstellung Zeche Zollverein Essen
29.5.
„two sample“,
Hochschule für Tanz und Musik Köln
Alle Programmpunkte unter www.klopsztanga.de
professionelles theater
für junges publikum
westwind
28.
kinder- und
jugendtheater
treffen nrw
19.-25.
mai 2012
im theater
paderborn
www
Theater mini-art Bedburg-Hau
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www.westwind-festival.de
www.theater-paderborn.de
05251. 28 81 100
27
Tanz in NRW
Szene aus „every single day”, Ch: Toula Limnaios, Foto: Sabine Wenzel
Am Tropf der Fördermittel
Der Mai, kein Wonnemonat für die Freie Tanzszene
Von Klaus Keil
Für den Tanz ist der Mai ein typischer Gastspiel-Monat. Die heimische
Tanzszene wartet wie immer auf die Fördermittel für 2012. Das Tanzinteresse wird derweil von auswärtigen Ensembles bedient. Produzieren kann
die heimische Szene erst nach einer verbindlichen Zusage des Landes
oder der Kommune, da man sich ohne Förderung für seine Arbeit verschulden, sprich: einen Kredit aufnehmen müsste. Wenn dann die Mittel
doch ausbleiben, hat man für seinen
„Nicht alle überstehen die
Arbeitsplatz „bezahlt“ – ohne Aussicht
Durststrecke“
auf künstlerisches Überleben. Übersetzt
ins allgemeine Arbeitsleben heißt das: Ein Arbeitnehmer müsste seinen
Arbeitsplatz selbst finanzieren, um dann mit dem Einkommen daraus die
Finanzierung samt Kosten abzutragen. Verrückte freie Kulturwelt.
Gut sind dagegen die institutionalisierten Kultureinrichtungen dran. Das
sind Oper und Schauspiel, einige Freie Theater und auch das Tanzhaus
NRW in Düsseldorf. Wer institutionalisiert ist, hat keine Finanzierungssorgen, denn institutionalisiert sein heißt: Die Fördermittel sind rechtsverbindlich im Etat eingestellt. So kann man sich voll auf seine künstlerische Arbeit konzentrieren und – hoffentlich – Großes schaffen. Das ist,
unter anderem, auch Sinn und Zweck öffentlicher Kulturförderung.
In der Freien Tanzszene NRW gibt es diese Sorgenfreiheit nicht. Obgleich
noch während der ersten Phase der Spitzenförderung Tanz (2009-2011)
angekündigt wurde, dass mindestens ein Ensemble institutionalisiert
werden soll, steht diese Entscheidung aus. Das Land NRW hält sich
bedeckt – und das liegt nicht am fehlenden Haushaltsplan. Und doch
ist in diesem Jahr alles anders. Der Haushalt 2012 ist gescheitert, der
Landtag aufgelöst. Gewählt wird am 13. Mai. Vor Herbst 2012 wird es
folglich keinen Landeshaushalt und keine städtischen Haushalte geben.
Für die „Institutionalisierten“ aber geht die Förderung bis zu 80% weiter.
Projekte und Inszenierungen der Freien Tanzszene aber bleiben auf der
Strecke, denn hier wird nur in Ausnahmefällen vorfinanziert. Diese Durststrecke werden nicht alle überstehen. Der Zuschauer, dem diese komplizierten Zusammenhänge unbekannt sind, wundert sich allenfalls, dass
einE von ihm geschätzteR ChoreografIn nicht mehr künstlerisch in Erscheinung tritt. Das ist die Chance der Gastspiele, der Kooperationen und
übergreifenden Koproduktionen fester Einrichtungen. PACT Zollverein
in Essen wartet im Mai gleich mit zwei koproduzierten Uraufführungen
auf. Das Tanzhaus NRW ist mit einer Uraufführung und zwei deutschen
Erstaufführungen dabei. Ein Highlight im Tanzhaus ist
das Gastspiel der Cie. Toula Limnaios aus Berlin, deren
künstlerisches Überleben erst der Erfolg sicherte, die
inzwischen 31 abendfüllende Stücke produziert haben
und nun zum ersten Mal (!) ins Tanzhaus NRW eingeladen wurden. Am 4. und 5. Mai zeigen sie ihr Tanzstück
„every single day“ – frei inspiriert durch den Mythos
Klaus Keil
des Sisyphos – und damit fast eine Metapher für den
Journalist, Tanzkritiker
und Hochschuldozent
Freien Tanz in NRW. Unbedingt anschauen.
www
www.tanzhaus-nrw.de
www.pact-zollverein.de
www.halle-tanz-berlin.de
28
www
POLEN GRENZENLOS NRW
Film Literatur Musik Tanz Theater Visuelle Kunst
Ab jetzt in 18 Städten % www.klopsztanga.de
Mit freundlicher Unterstützung
Generalkonsulat
der Republik Polen
in Köln
Opernzeit
Mi, 02.05., Do, 03.05. um 11.00 Uhr und So, 06.05. um 16.00 Uhr
2+
Meins!
Tanztheater für die Allerkleinsten
„Border“ an der Kölner Oper/Palladium, Foto: Matthias Baus
Auf der Flucht erschossen
Uraufführung der Jugendoper „Border“ an der Kölner Oper
Die Kölner Oper hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Auf der Suche
nach einem aktuellen Stoff, der Jugendliche für die Oper begeistern
soll, greift man auf die Tragödie „Die Kinder des Herakles“ von Euripides
zurück und überträgt das Stück, das von politischer Vertreibung und
Asylsuche handelt, ins Heute.
Di, 08.05. und Mi, 09.05. um 10.30 Uhr
NATHAN
Ein dramatisches Gedicht frei nach Gotthold Ephraim Lessing
14+
Mi, 09.05. um 19.00 Uhr | Volxbühne
ROTER SALON
Beteiligung und Demokratie?!
Fr, 11.05. um 20.00 Uhr
Lesetour des Literaturwettbewerbs Ruhrgebiet
Geschichten auf Consol
So, 13.05. um 15.00 Uhr (Premiere), Mo, 14.05., Di, 15.05. und Mi, 16.05. um 10.30 Uhr
Die besseren Wälder
Von Martin Baltscheit für Zuschauer ab 12 Jahren
Nach der Ermordung ihre Vaters fliehen Makaria und ihre Geschwister
aus der Heimat zu einem alten Freund der Familie nach Deutschland.
Auf dem Weg trennen sie sich, um der politischen Verfolgung zu entgehen. Makaria erreicht als erste ihr Ziel. Kaum angekommen, verliebt
sie sich Hals über Kopf in den Sohn des Hauses, doch das Glück währt
nicht lange: Die Verfolger sind ihnen auf der Spur. Als die anderen Geschwister eintreffen, wird es zu gefährlich und sie müssen fort, doch
Makarias Freund will die Trennung verhindern: Aus Liebe wird er zum
Verräter. Die Verfolger spüren die Flüchtlinge auf und erschießen sie.
Während die Oper die Flucht dreier Jugendlicher in Verbindung mit einer Liebesgeschichte in den Mittelpunkt rückt, geht es in dem antiken
Drama um die staatspolitische Dimension der Flucht der Kinder des
Herakles, die einen Krieg zwischen Athen und Argos heraufbeschwört.
Makaria opfert sich und ermöglicht so den Sieg Athens und die Rettung
ihrer Geschwister, die Nachfahren des sagenhaften Herakles. Von dem
antiken Drama und seinen Hintergründen ist somit nicht viel übrig geblieben, was der Untertitel von „Border“ schon ankündigt: Jugendoper
nach einem Fluchtplan von Euripides.
www
Sa, 19.05. um 21.00 Uhr (Premiere), So, 20.05. um 20.00 Uhr
Veranschaulichungen – Der Mensch an sich ist gut!
Eine Produktion der Consolisten – dem Jugendclub am Consol Theater
Di, 22.05. um 19.00 Uhr
KOnzertMEDitation
Klang und Stille mit Michael Gees und Eva Bächli
Do, 24.05. um 20.00 Uhr
frank scheele it´s you
Die Opernfassung sucht bewusst nach einer Annäherung an die Erlebniswelt Jugendlicher: Im Text von Stephanie Schiller finden sich ebenso Wendungen der Alltagssprache („Lass mich in Ruhe, Alter“, „Verpiss
dich“) wie sentimentale Romantizismen („Dein Kuss so süß, dein Kuss
so bitter“). Die Musik Ludger Vollmers setzt auf Emotionen, um Jugendliche mit einem Mix aus Weltmusik, großem Kino und Musical in
ihren Hörgewohnheiten abzuholen: Existentielle Bedrohung, Heimatlosigkeit und Verzweiflung bringen die Chöre mit Anklängen an Carl Orff
effektvoll zum Ausdruck, ein Liebesduett beschwört die Gefühle der
ersten großen Liebe. Der (Bewegungs-)Chor ermöglicht Jugendlichen,
als Darsteller mitzuwirken und sich nicht nur singend, sondern auch
szenisch in das Stück einzubringen.
Vollmers Oper „Gegen die Wand“ nach dem gleichnamigen Film von
Fatih Akin wurde 2008 mit großem Erfolg am Theater Bremen uraufgeführt, 2009 folgte mit „Schillers Räuber – A Rap‘n‘Breakdance Opera“
ein Projekt, das zwischen den Kulturen vermitteln will.
Die Suche Jugendlicher nach Identität im kulturellen und politischen
Spannungsfeld auch im Musiktheater zu thematisieren und damit ein
neues Genre, nämlich Jugendoper zu schaffen, ist sicherlich ein großer
Verdienst, auch wenn in diesem Fall der Stoff eine differenziertere Bearbeitung verdient hätte.
KERSTIN MARIA PÖHLER
GEjazzt im Consol Theater
„Border“ I Oper Köln, Palladium
23.-25.5. I www.operkoeln.com
Bismarckstraße 240
45889 Gelsenkirchen
Tel.: 0209 9 88 22 82
E-Mail: [email protected]
www.consoltheater.de
30
Klavier-Festival-Ruhr
AUCH AM
1. + 17. MAI
AB 9 UHR
GEÖFFNET
So paradox es angesichts eines GrammyPreisträgers klingen mag, der von der New
York Times bis zur Los Angeles Times hymnische Kritiken erntet: In Europa kann der
Pianist Yefim Bronfman noch immer als
Geheimtipp gelten. Vergleichsweise unbekannt ist er auch seiner zurückhaltenden
Einstellung in Fragen des Marketings und der
Selbstdarstellung wegen.
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Seine Live-Filmmusik erweckt die Figuren zu
neuem Leben und führt tief ins Wesen des
Filmes, aber auch ins Innere der Zuschauer. Über 50.000 Gäste haben in den letzten
Jahren seine Stummfilm-Konzerte besucht.
NOSFERATU ist die erste und charismatischste Dracula-Adaption der Filmgeschichte.
FZW
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So, 17.6. um 18 Uhr
Mi, 16.5. um 19 Uhr
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30.05. - 10.06.2012
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30. MAI - 21 UHR
DO.
31. MAI - 19.30 UHR
FR.
01. JUNI - 19.30 UHR
SA.
02. JUNI - 11.00 UHR
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02. JUNI - AB 21 UHR
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Delrevés - Guateque
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Eloge de la métamorphose
Jugendtanztheater
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Festival
Khaled ist der uneingeschränkte Star auf dem Ruhr International
Festival der Ruhr-Kulturen
Traditionelles Festival erstrahlt in neuem Glanz
ser Zeit sind sehr viele Menschen unterschiedlicher Nationalität als Gastarbeiter ins Ruhrgebiet gezogen. Der ursprüngliche Gedanke war,
den Menschen ein Kulturforum zu bieten und
das den deutschen Mitbürgern zu präsentieren.
Auf den Bühnen wurde ihre Musik gespielt, die
Besucher sollten ihre Bräuche, ihren Lebensstil
und ihr Essen kennenlernen. Damals war dieses
trailer: Herr Frewer, Ruhr International ist Festival ziemlich einzigartig. Inzwischen ist die
der Nachfolger von „Kemnade International“. internationale Küche fester Bestandteil unserer
Warum zieht das Festival von der Wasserburg Gesellschaft. Kemnade International hatte damals einen sehr politischen Anspruch. Denken
Kemnade in die Bochumer Jahrhunderthalle?
Bertram Frewer: Die Wasserburg kam nicht Sie an den Militärputsch in Griechenland, die
mehr infrage, weil die Burg den Sicherheitsauf- Gewaltherrschaften in Lateinamerika oder die
lagen nicht mehr genügt. Ich nenne ein Beispiel: Thematik „Türken und Kurden“. All diese Themen
Wir müssen Fluchtwege von mindestens einen wurden auf dem Festival friedlich miteinander
diskutiert. Das war das Besondere
Meter zwanzig Breite bereit„Kemnade International
an dieser Veranstaltung.
halten. Das war in der Burg
hatte früher einen sehr
nicht gegeben. In der Jahrpolitischen Anspruch“
Existiert denn der politische
hunderthalle, die darüber hiAnsatz noch heute, oder ist die
naus auch Festspielhaus der
Ruhrtriennale ist, haben wir fantastische Produk- Veranstaltung jetzt mehr ein Kulturfestival?
tionsbedingungen. Früher haben in der Halle sehr Aufgrund der positiven politischen Entwicklung
viele Menschen gearbeitet, die als Gastarbeiter in den Herkunftsländern ist das Festival mehr
ins Ruhrgebiet gekommen sind. Heute dient sie und mehr zu einer Kulturveranstaltung gereift.
Zuwanderung ist noch heute ein wichtiges Theals Festspielhaus. Das hat Charme.
ma. Insofern ist dieses Festival ein hervorraHaben Sie außer dem Ortswechsel etwas voll- gender Ort, um den aktuellen gesellschaftspolitischen Anspruch zu thematisieren und sich dem
kommen Neues für das Festival geplant?
Allein der Ortswechsel bringt Veränderungen und Ganzen mit kulturellen Mitteln zu nähern. Kunst
somit auch Neuerungen mit sich. Die Bochumer und Kultur sind ein guter Motor.
Jahrhunderthalle bietet die wunderbare Möglichkeit, auch Indoorveranstaltungen im Rahmen Brauchen wir heute überhaupt noch ein Festidieses Festivals umzusetzen. Das ist ein großer val zur Kulturverständigung?
Vorteil. Wenn das Wetter früher regnerisch war, Das Thema Integration und Interkultur wird auf
war es schwierig, Besucher an die Wasserburg zu den unterschiedlichen Ebenen intellektuell, wislocken. Im Zentrum der Stadt und mit der Mög- senschaftlich und politisch bedient. Als Veranlichkeit, ein Indoor- und Outdoorprogramm an- stalter bilden wir die gesellschaftliche Realität
zubieten, sind wir besser aufgestellt. Im Dampf- ab. Allein im Ruhrgebiet haben rund 25 Prozent
gebläsehaus finden auch Kindertheater, Comedy der Menschen eine Zuwanderungsgeschichte. Im Grundschulalter ist es jedes dritte Kind,
und Lesungen statt.
demnächst wird es jedes zweite sein. Wir müsDas Festival wurde 1974 erstmalig als „Expe- sen diese Entwicklung im Blick haben. An dieser
riment zur Verständigung zwischen Auslän- Stelle müssen wir aufpassen, dass wir nicht ein
dern und Deutschen“ ins Leben gerufen. Wel- Sparten- oder Minderheitenfestival etablieren.
Um dem entgegenzuwirken, spielen auch viele
chen Anspruch hatte dieses Festival?
Das Festival ist erstmals 1974 gestartet. Zu die- populäre Acts auf dem Festival.
Vom Stausee an die Jahrhunderthalle: Mit
„Ruhr International“ kommt am 26. und 27.5.
ein multikulturelles Fest in die Bochumer
Jahrhunderthalle. trailer sprach mit dem Organisator und Mitveranstalter Bertram Frewer
über Ortswechsel, Kulturpolitik und Sponsoring.
www
32
Was verstehen Sie unter einem Sparten- oder
Minderheitenfestival?
Früher war im Bewusstsein vieler Menschen verankert, dass es ein Festival von Migranten für
Migranten sei. Das ist es natürlich nicht. Sicherlich ist es ein Festival mit stark internationalem
Anspruch, egal ob es internationale Künstler sind
oder sie selbst eine Zuwanderungsgeschichte
haben.
Ruhr International ist kostenlos, nur das abschließende Livekonzert ist kostenpflichtig.
Wie schwer ist es in dieser Zeit, Sponsoren für
ein Kulturfestival zu finden?
Es ist momentan insgesamt schwierig, Sponsoren
zu finden, weil die ökonomische Lage angespannt
ist. Wichtiger ist es natürlich, eine Grundfinanzierung aus öffentlichen Mitteln über den Kulturetat bereitzustellen. Bochum setzt da ein
Zeichen. Die Duisburger Traumzeit ist gerade abgesagt worden, ein Festival mit einem ähnlichen
Ansatz.
Rund ein Viertel der Bevölkerung im Ruhrgebiet hat heute einen Migrationshintergrund.
Inwiefern macht sich das im Kulturbetrieb bemerkbar?
Heute denkt man vermehrt über kulturelle Teilhabe nach. In der nationalen Kulturarbeit ist es
üblich, dass Kuratoren auch international besetzt
sind. In örtlicher und regionaler Kulturarbeit ist
das noch nicht ganz angekommen, weil bestehende Strukturen nicht einfach aufgebrochen
werden können. Es gibt aber entsprechende Ansätze, um das künftig zu ändern. Kulturfestivals,
mit denen man eine breite Öffentlichkeit erreicht,
sind ein wichtiges Element der Kulturförderung.
INTERVIEW: ANKE-ELISABETH SCHOEN
ZUR PERSON
Bertram Frewer ist stellvertretender
Amtsleiter des Bochumer Kulturbüros. Zu
seinen Aufgaben gehören auch die interkulturelle Kulturarbeit und der internationale Kulturaustausch.
MUSIKTHEATER
IM REVIER
GELSENKIRCHEN
LA GRANDE MAGIA
Oper von Manfred Trojahn
LA GRANDE MAGIA
zählt zum Besten,
was die Ruhrregion
zu bieten hat
RECKLINGHÄUSER ZEITUNG
Termine
6., 11. und 26. Mai 2012
Nur noch
zwei Termine!
19. Mai 2012
10. Juni 2012
IM WEISSEN
RÖSSL
www
Operette von Ralph Benatzky
Ein rundum vergnügliches
Operettenabenteuer
RECKLINGHÄUSER ZEITUNG
WWW.MUSIKTHEATER-IM-REVIER.DE
KARTENTELEFON 0209. 4097-200
Theater-Kalender Ruhr
Die Theater-Übersicht der Region
STADTTHEATER
HEINZ-HILPERT-THEATER LÜNEN
02306 104 22 99
Die Kunst der Komödie
Fr. 4.5. 20.00
Simone Solga
Di. 22.5. 20.00
SCHAUSPIELHAUS BOCHUM
0234 33 33 55 55
Dieter Hildebrandt
Do. 3.5. 20.00
+
Volpone
Fr. 4.5. 19.30, Mi. 9.5. 19.30, Sa. 19.4.
19.30
Zoff in Chioggia
Sa. 5.5. 19.30
Was ihr wollt
So. 6.5. 17.00, Do. 31.5. 19.30
Kleiner Mann – was nun?
Do. 10.5. 19.30, Mi. 30.5. 19.30
Woyzeck
Fr. 11.5. 19.30
Die Räuber
Sa. 12.5. 19.30, So. 20.5. 19.30
Cyrano de Bergerac
So 13.5. 17.00, Mo. 28.5.17.00
Die Dreigroschenoper
Mi. 16.5. 19.30
Die kleine Hexe
Do 17.5. 16.00
Vor Sonnenaufgang
Mi. 23.5. 19.30, So. 27.5. 17.00
Amerika
Sa. 26.5. 19.30
A Tribute to Johnny Cash
Di. 29.5. 19.30
THEATER DORTMUND
0231 502 72 22
Nora oder Ein Puppenheim
Fr. 4.5.19.30
Gespenster oder Die Wiedergänger
Sa. 5.5. 19.30
Lessings Gespenster
So. 6.5. 18.00, So. 13.5. 18.00
Der Gott des Gemetzels
Sa. 12.5. 19.30, So. 20.5. 18.00
+
Der Meister und Margarita
Do. 24.5. 19.30, Fr. 25.5. 19.30, Sa. 26.5.
19.30
Winkelmanns Reise ins U
Mi. 30.5. 19.30
THEATER DUISBURG
0203 300 91 00
Klasse Tour
Mo. 21.5. 19.30, Di. 22.5. 11.00
Illusion – „L’Illusion comique“
Do. 24.5. 19.30, Fr. 25.5. 19.30
THEATER ESSEN (GRILLO)
0201 812 22 00
+
Richtig alt, so 45
Do. 3.5. 19.00, So. 13.5. 19.00, Fr. 25.5.
19.30
ArmAltArbeitslos: Die Bremer
Stadtmusikanten
Sa. 5.5. 19.00
The Black Rider
So. 6.5. 19.00, Do. 17.5. 19.00
Graf Öderland
Fr. 11.5. 19.30, Fr. 18.5. 19.30
Kabale und Liebe
Sa. 12.5. 19.30, So. 20.5. 19.00, Sa. 26.5.
19.30
Die Grönholm-Methode
Sa. 19.5. 19.30
Die Ästhetik des Widerstands
Do. 24.5. 19.30, Mi. 30.5. 19.30
Ulrike Maria Stuart
So. 27.5. 19.00
Benefiz – Jeder rettet einen Afrikaner
Do. 31.5. 19.30
THEATER HAGEN
02331 207 32 18
Don Giovanni
Sa. 5.5. 19.30, Mi. 16.5. 19.30, Fr. 25.5.
19.30, Di. 29.5. 19.30
Beats!
Mo. 7.5. 11.00, Sa. 19.5. 19.30
Richard O’Brien’s The Rocky Horror
Show
Mi. 9.5. 19.30, Fr. 18.5. 19.30
Die Comedian Harmonists
Do 10.5. 19.30, So. 27.5. 15.00
Susannah
Fr. 11.5. 19.30
Bach tanzt
Sa. 12.5. 19.30
Hänsel und Gretel
So. 13.5. 15.00, So. 20.5. 18.00
Dornröschen (Reloaded)
Sa. 26.5. 19.30, Do. 31.5. 19.30
THEATER KREFELD
02151 80 51 25
Der Ring an 1 Abend
Di.1.5. 19.30, Di. 22.5. 19.30
Blues Brothers – Unterwegs im
Auftrag des Herrn!
Fr. 4.5. 20.00, Fr. 11.5. 20.00, So. 27.5.
19.30
Me and My Girl
Sa. 5.5. 20.00, So. 6.5. 16.00, So. 20.5.
19.30, Sa. 26.5. 18.00
Maskerade
Sa. 12.5. 20.00, Mi. 16.5. 20.00, Di. 29.5.
20.00
Krefelder Krähe 2012
Sa. 13.5. 19.30
Norma
Di. 15.5. 20.00, Sa. 19.5. 20.00
Ein Sommernachtstraum
Fr. 18.5. 20.00
Roberto Zucco
Do. 24.5. 20.00, Fr. 25.5. 20.00
Joseph And The Amazing Technicolor
Dreamcoat
Do. 31.5. 19.30
SCHLOSSTHEATER MOERS
02841 20 17 31, Beginn: 19.30
Der Geizige
Do. 3.5.
+
Todesstation
Sa. 5.5., Di. 15.5.
Das schwarze Schaf vom Rhein:
Siegersoloprogramm
So. 6.5. 18.00
Elefant im Raum
Sa. 19.5., Do. 24.5., Do. 31.5.
THEATER OBERHAUSEN
0208 857 81 84, Beginn: 19.30
Der Sturm
Mi. 2.5., Mi. 9.5.
Doppeltüren
Fr. 4.5., Fr. 11.5.
Winterreise
Sa. 5.5.
Der Idiot
So. 6.5. 18.00
Wer hat Angst vor Virginia Woolf?
Sa. 12.5.
Weinen’s mi ned an, i bin doch ka
Grabstein
So. 13.5. 18.00
Amphitryon
Sa. 26.5.
Schöne Tage
Do. 13.5.
THEATER AN DER RUHR MÜLHEIM
0208 96 09 60
Verbrechen
Sa. 5.5. 18.00
Antigone
Mo. 7.5. 19.30
Iphigenie auf Tauris
Mi. 9.5. 18.00, Do. 10.5. 18.00
Es brennt
Fr. 11.5. 19.30
Kaos
Di. 15.5. 19.30
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Immer noch Sturm
Mi. 16.5. 19.30
Käthe Hermann
So. 20.5. 16.00 und 20.00
Was ihr wollt
Sa. 26.5. 19.30
www
WESTFÄLISCHES LANDESTH. CASTROP-RAUXEL
02305 97 80 20
Fegefeuer in Ingolstadt
Mi. 2.5. 20.00, Do. 3.5. 20.00, Fr. 4.5.
20.00, Mi. 9.5. 20.00, Sa. 12.5. 20.00
Liegen lernen
So. 6.5. 18.00
Try Angels
Fr. 11.5. 16.00
Alk. Außer Kontrolle
Mo. 14.5. 12.00, Di. 15.5. 9.00 und
12.00, Mi. 16.5. 9.00 und 11.30
Ein Herz und eine Seele
Do. 17.5. 20.00
WLT-Jugendclub: Generation Porno
Do. 24.5. 19.00, Fr. 25.5. 19.00
Andorra
Mi. 30.5. 9.00 und 11.30, Do. 31.5. 10.30
und 13.00
MUSIKTHEATER
AALTO MUSIKTHEATER ESSEN
0201 812 22 00
Vier Bewerber spekulieren auf einen lukrativen Managerposten. Doch zum Auswahlverfahren in einen Konferenzraum des Unternehmens geladen, bleiben sie mit sich allein. Kein
Personalleiter erscheint. Aus Verwirrung, Misstrauen und Ehrgeiz heraus entspinnt sich ein
rücksichtsloser Kampf … Böser Thriller, der Mechanismen und Denkweisen in unserer heutigen Arbeitswelt bloßlegt. Seit der Uraufführung 2003 erfreut sich „Die Grönholm-Methode“
europaweit anhaltender Beliebtheit (Grillo-Theater Essen), Foto: Matthias Stutte
Max und Moritz
Fr. 4.5. 19.30, So. 6.5. 18.00, Mi. 9.5.
19.30
La Traviata
Sa. 5.5. 19.00, Sa. 12.5. 19.00, Di. 15.5.
19.30, Do. 17.5. 18.00, So. 20.5. 16.30,
Fr. 25.5. 19.30, Mo. 28.5. 16.30, Do.
31.5. 19.30
34
Tanzhommage an Queen
Fr. 11.5. 19.30, So. 27.5. 18.00
Carmen/Boléro
SO. 13.5. 18.00
Die Fledermaus
Mi. 16.5. 19.30
Leonce und Lena
Sa. 19.5. 19.00, Sa. 26.5. 19.00, Di. 29.5.
19.30
DEUTSCHE OPER AM RHEIN DUISBURG
01805 44 70
La Bohème
Do. 3.5. 19.30, Fr. 18.5. 19.30
Der fliegende Holländer
De. 4.5. 19.30, Fr. 11.5. 19.30, Mi. 16.5.
19.30
reprise.01
So. 6.5. 18.30, Do. 10.5. 19.30, So. 13.5.
18.30
Il barbiere di Siviglia
Sa. 12.5. 19.30, Sa. 19.5. 19.30
Phaedra
Do. 17.5. 18.30, So. 27.5. 18.30
Carmen
So. 20.5. 18.30, Sa. 26.5. 19.30, Mo.
28.5. 18.30
MUSIKTHEATER IM REVIER GELSENKIRCHEN
0209 409 72 00
Rusalka
Do. 3.5. 19.30
La Traviata
Fr. 4.5. 19.30
La Grande Magia
So. 6.5. 18.00
Die vier Jahreszeiten
Mo. 7.5. 10.00
Bernd Stelter
Mo. 7.4. 20.00
La Grande Magia
Fr. 11.5. 19.30, Sa. 26.5. 19.30
Rusalka
So. 13.5. 18.00, Fr. 25.5. 19.30
Im weißen Rössl
Sa. 19.5. 19.30
Salome
So. 20.5. 18.00, Mo. 28.5. 18.00
OPER DORTMUND
0231 502 72 22
Schwanensee
Di. 1.5. 18.00, So. 6.5. 15.00 und 19.00,
Fr. 11.5. 19.30, Sa. 19.5. 19.30,
Fr. 25.5. 19.30
Così fan tutte
Do. 3.5. 19.30
La Bohème
Fr. 4.5. 19.30, So. 27.5. 18.00, Mi. 30.5.
19.30
Fangesänge
Sa. 5.5. 19.30, So. 13.5. 18.00, So. 20.5.
15.00, Do. 31.5. 19.30
Ganz oder gar nicht – The Full Monty
Sa. 12.5. 19.30, Fr. 18.5. 19.30
Träumer.Tanzen.Lieder
Mi. 16.5. 19.30
Elias
Do. 17.5. 18.00
Beatrice Cenci
Sa. 26.5. 19.30
VARIETE + BOULEVARD
CABARET QUEUE DORTMUND
01803 77 68 42
Peter Vollmer
Sa. 5.5. 20.00
Herbert Knebel
Di. 8.5. 20.00, Mi. 9.5. 20.00
Heinrich Pachl
Sa. 19.5. 20.00
GOP VARIETE ESSEN
0201 247 93 93
Spirit
ab Fr. 4.5.: Mi./Do. 20.00, Fr./Sa. 18.00
und 21.00, So. 15.00 und 19.00
Theater-Kalender Ruhr
= Premiere
MONDPALAST WANNE-EICKEL
02325 58 89 99
EBERTBAD OBERHAUSEN
0208 205 40 24
Anne Tanke
Fr. 4.5. 20.00, Sa. 5.5. 20.00, So. 6.5.
17.00, Fr. 25.5. 20.00, Sa. 26.5. 20.00,
Mo. 28.5. 17.00
Flurwoche
Mi. 9.5. 20.00, Fr. 11.5. 20.00, Sa. 12.5.
20.00, So. 13.5. 17.00
Ronaldo und Julia
Mi. 16.5. 20.00, Fr. 18.5. 20.00, Sa. 19.5.
20.00, So. 20.5. 17.00
Rene Steinberg
Mi. 2.5. 20.00
Pommes
Do. 3.5.20.00, Fr. 4.5. 20.00, Sa. 5.5.
20.00, So. 6.5. 19.00, Do. 10.5. 20.00,
Fr. 11.5. 20.00, Sa. 12.5. 20.00, So. 13.5.
19.00, Do. 17.5. 20.00, Fr. 18.5. 20.00,
Sa. 19.5. 20.00, So. 20.5. 19.00
Rene Marik
So. 6.5. 20.00
La Signoras Comedy Club
Di 22.5. 20.00
Serdar Somuncu
Mi. 23.5. 20.00, Do. 24.5. 20.00, Fr. 25.5.
20.00, Sa. 26.5. 20.00, So. 27.5. 19.00
Kai Magnus Sting
Mi. 30.5. 20.00
REVUEPALAST HERTEN
02325 58 89 99
Voila
Fr. 4.5. 20.00, Sa. 5.5. 20.00, Fr. 11.5.
20.00, Sa. 12.5. 20.00, Fr. 18.5. 20.00,
Sa. 19.5. 20.00, Fr. 25.5. 20.00, Sa. 26.5.
20.00
Ganze Kerle – Die Show nur für
Frauen
Mi 30.5. 20.00
THEATER IM RATHAUS ESSEN
0201 245 55 55
FLOTTMANN-HALLEN HERNE
02323 16 29 51
Nimm mich mit, Alter
Sa. 5.5. 18.00, So. 6.5. 16.00, Mo. 7.5.
10.00, Di. 8.5. 10.00
Der Telök
Di. 8.5. 20.00
Carmela de Feo
Mi. 9.5. 20.00
Oorkaan
Sa. 12.5. 19.30, So. 13.5. 16.00
Cie. Bakélite
Mi. 16.5. 18.00, Do.17.5. 17.00
Dame de Pic/Cie. Karine Ponties
Sa. 19.5. 19.00
Ein Mann geht durch die Wand
Di. 1.5. 19.30, Mi. 2.5. 19.30, Do. 3.5.
19.30, Fr. 4.5. 19.30, Sa. 5.5. 19.30, So.
6.5. 19.00, Di. 8.5. 19.30, Mi. 9.5. 19.30,
Do. 10.5. 19.30, Fr. 11.5. 19.30, Sa. 12.5.
16.00, So. 13.5. 19.00
Noch’n Gedicht
Mo. 7.5. 19.30
Beamte sind auch nur Menschen
Mi. 16.5. 19.30
KULTURZENTRUM HERNE
Ekel Alfred
Fr. 18.5. 19.30, Sa. 19.5. 16.00, Sa. 19.5. 02323 16 27 79
Herbert Knebel
19.30, So. 20.5. 19.00, Mo. 21.5. 19.30,
Di. 22.5. 19.30, Mi. 23.5. 19.30, Do. 24.5. So. 6.5. 20.00
19.30, Fr. 25.5. 19.30, Sa. 26.5. 19.30,
KULTURZENTRUM WICHERN DORTMUND
So. 27.5. 19.00, Mo. 28.5. 19.30, Di.
0231 86 30 98 3
29.5. 19.30, Mi. 30.5. 16.00, Do. 31.5.
Kollision
19.30
Do. 3.5. 20.00
DAS KLEINE THEATER ESSEN
Volksgericht
0201 520 98 52
Sa.12.5. 19.00, So. 13.5. 15.00
Plötzlich und unerwartet
PACT ZOLLVEREIN ESSEN
Sa. 5.5. 20.00
0201 289 47 00, Beginn: 20.00
Geschlossene Gesellschaft
Snakeskins
Fr. 11.5. 20.00
Fr. 4.5., Sa. 5.5.
Nix als Tricks!?
The Coming Storms
Sa. 12.5. 20.00
Job-Suey oder Kein Dinner für Sünder Mi. 23.5., Do. 24.5., Fr. 25.5.
So. 13.5. 15.00, Sa. 19.5. 20.00, Fr. 25.5.
PRINZ REGENT THEATER BOCHUM
20.00
0234 77 11 17
Zurück zum Happy End
Der Mann, der seine Frau mit einem
Fr. 18.5. 20.00
Hut verwechselte
Ein schöner Schlawiner
Sa. 5.5. 20.00, So. 6.5. 19.00
So. 27.5. 15.00
+
Der goldene Drache
VARIETÉ ET CETERA BOCHUM
Di. 8.5. 20.00, Mi. 9.5. 20.00, Mo. 28.5.
0234 130 03
19.00, Mi. 30.5. 20.00
Buddenbrooks
Humor macht sexy!
Fr. 11.5. 19.30, Sa. 12.5. 19.30
ab Fr. 4.5.: Do. bis Sa. 20.00, So. 19.00
Anubis/Limen
So. 13.5. 20.00
FREIE THEATER
Lärm (Le Bruit)
Mo. 14.5. 20.00
BAHNHOF LANGENDREER
Totenkopf (Tête de Mort)
0234 687 16 12, Beginn: 20.00
Mi. 16.5. 20.00
Drei10 Outtakes – Ein Tag schlägt
Lisa Feller
zurück
Do. 3.5.
Mi. 23.5. 20.00, Fr. 25.5. 20.00, Sa. 26.5.
Markus Krebs
20.00
So. 13.5.
René Steinberg
THEATER IM RATHAUS ESSEN
Sa. 19.5.
0201 245 55 55
CONSOL THEATER GELSENKIRCHEN
0209 988 22 82
Meins!
Mi. 2.5. 11.00, Do. 3.5. 11.00, So. 6.5.
16.00
Nathan
Di. 8.5. 10.30, Mi. 9.5. 10.30
Die besseren Wälder
So. 13.5. 15.00, Di. 15.5. 10.30, Mi. 16.5.
10.30
Veranschaulichung – Der Mensch an
sich ist gut!
Sa. 19.5. 21.00, So. 20.5. 20.00
Fasada 1/2
Fr. 18.5. 19.30, Sa. 19.5. 19.30
Schlafen Fische?
Mi. 23.5. 10.00 und 14.00
RÜ-BÜHNE ESSEN
0201 384 67 66
The Clean House
Fr. 11.5. 20.00
Schöne Bescherungen
Sa. 12.5. 20.00, So. 13.5. 19.00
Der absolute Höhepunkt
Fr. 18.5. 20.00, Sa. 19.5. 20.00, Sa. 26.5. 20.00
35
= trailer Empfehlung auf den Auswahlseiten
+ = trailer Theaterkritik
Der „Verfall einer Familie“, ein Roman von Weltrang. Und auch in der Bühnenadaption von Thomas Manns frühem Werk beeindruckt der schleichende Untergang der hanseatischen Kaufmannsfamilie. Die Fassung am Prinz Regent Theater wird gemächlich erzählt. Gekonnt arbeitet sie mit
Projektionen von Familienfotos, Stammbäumen, Geschäftszahlen. Foto: Ursula Kaufmann
Überflüssich
Fr. 25.5. 20.00
Budenzauber – Freunde der deutschen
Wurst
Sa. 5.5. 20.00, So. 6.5. 19.00
STRATMANNS THEATER ESSEN
Freunde der italienischen Oper
0201 820 40 60
Fr. 11.5. 20.00, Sa. 12.5. 20.00, So. 13.5.
Doktor Stratmann
19.00
Do. 3.5. 20.00, Fr. 4.5. 20.00, Sa. 5.5.
Unter Lappen
20.00, So. 6.5. 19.00, Sa. 26.5. 20.00, So. Fr. 18.5. 19.00, Sa. 19.5. 20.00
27.5. 19.00, Mo. 28.5. 19.00
Petticoat und Pferdeschwanz
Die 39 Stufen
So. 20.5. 19.00
Fr. 11.5. 20.00, Sa. 12.5. 20.00
Ein Kopleck geht fremd
Ingo Oschmann
Fr. 25.5. 20.00, Sa. 26.5. 20.00
So. 13.5. 19.00
Männerhort
THEATER IM DEPOT DORTMUND
0231 982 23 36
Do. 17.5. 19.00, Fr. 18.5. 20.00
Mädelsabend
Karten auf den Tisch
Sa. 19.5. 20.00, So. 20.5. 19.00
Do. 3.5. 20.00, Fr. 4.5. 20.00, So. 6.5.
Unter Vögeln
20.00
Fr. 25.5. 20.00
My Magnificat
Kai Magnus Sting
Di 15.5. 12.00 und 20.00, Mi. 16.5.
Do. 31.5. 20.00
20.00
Übergänge (rites des passages)
THEATER AN DER NIEBUHRG OBERHAUSEN
Fr. 18.5. 20.00, Sa. 19.5. 20.00
0208 86 00 72
FischBar
Vier im Revier jagen das Phantom
Do. 24,5, 20.00
vom Pott
Di. 1.5. 15.00 und 18.00, Mi. 2.5. 20.00, Papusha
Fr. 25.5. 20.00, Sa. 26.5. 20.00
Do. 3.5. 20.00, Fr. 4.5. 20.00, Sa. 5.5.
changeABLE cohesion
20.00, So. 6.5. 15.00 und 18.00
Mi. 30.5. 20.00
Impro Extra
Do. 10.5. 20.00
THEATER ROTTSTR5 BOCHUM
Stefan Verhasselt
0163 761 50 71
Fr. 11.5. 20.00
Der
Großinquisitor
Schlager lügen nicht
Sa. 12.5. 19.00, So. 13.5. 16.00, Mi. 16.5. Fr. 4.5. 19.30
Traum eines lächerlichen Menschen
19.00, Do. 17.5. 16.00, Fr. 18.5. 19.00,
Fr. 4.5. 21.00
Sa. 19.5. 19.00, So. 20.5. 16.00
Tag des Zorns
So. 6.5. 19.30, Sa. 19.5. 19.30
THEATER FLETCH BIZZEL DORTMUND
0231 14 25 25
Wer hat Angst vor Virginia Woolf?
+
Do. 10.5. 19.30, Fr. 11.5. 19.30
Emscherblut: Mittwoch-SpecialThe Table
Improshow
Sa. 12.5. 19.30
Mi. 2.5. 20.00
Jackie – Eine Stimme aus dem Jenseits
Nerudas Postmann oder Mit
So. 13.5. 19.30
brennender Geduld
Das klassische Italien
Fr. 4.5. 20.00, Sa. 5.5. 20.00
So. 13.5. 20.30
Die da
Kriemhild
So. 6.5. 19.00
Di. 15.5. 19.30
Der letzte der feurigen Liebhaber
Fräulein Else
Fr. 11.5. 20.00, So. 13.5. 19.00
Mi. 16.5. 19.30
Eine Zwiebel für Pippo
Werther
So. 13.5. 11.00, Mi. 16.5. 10.00, So. 20.5.
Fr. 18.5. 19.00
11.00
Wodka in Dublin
Wirrklichkeit
Fr. 18.5. 20.00, Sa. 19.5. 20.00
Sa. 19.5. 20.30
Murat Kayi und Fräulein Nina
Fight Club
Do. 24.5. 20.00
So. 20.5. 19.30
Guido Fischer
Ute, die Gute
Fr. 25.5. 20.00, Sa. 26.5. 20.00
Do. 24.5. 19.30
Die versunkene Welt
THEATER FREUDENHAUS IM GREND ESSEN Sa. 26.5. 19.30
0201 851 32 30
Gottverlassen – Nur die Vernunft
Danke, Bitte, Tach und Tüss …
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36 Monate; Sollzins gebunden p.a. 2,47 %; effektiver Jahreszins 2,50 %; Schlussrate 19.337,50 €; mtl. Plus3-Finanzierungsrate 399,00 €. ²Kraftstoffverbrauch kombiniert: 7,4–4,4
l/100 km; CO2-Emission kombiniert 191–117 g/km; Effizienzklasse D-A. ³Kraftstoffverbrauch kombiniert: 9,5–4,9 l/100 km; CO2-Emission kombiniert 222–128 g/km; Effizienzklasse
F–A. 4Kraftstoffverbrauch kombiniert: 7,3–4,9 l/100 km; CO2-Emission kombiniert 169–128 g/km; Effizienzklasse E–C/A. 5Kraftstoffverbrauch kombiniert: 8,2–5,7 l/100 km; CO2Emission kombiniert 209–149 g/km; Effizienzklasse E/D/B. 6Kraftstoffverbrauch innerorts/außerorts/kombiniert: 11,0–8,7/7,3–6,3/8,7–7,1 l/100 km; CO2-Emission kombiniert
230–187 g/km; Effizienzklasse E–C. *Kraftstoffverbrauch kombiniert: 6,4 l/100 km; CO2-Emission kombiniert: 149 g/km; Effizienzklasse C. Diese Angaben beziehen sich nicht auf
ein einzelnes Fahrzeug und sind nicht Bestandteil des Angebots, sondern dienen allein Vergleichszwecken
zwischen verschiedenen Fahrzeugtypen.
36
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Film-ABC
Vorspann
Eine Ode an das Flüchtige, an die kurzen Momente: Kritik „Medianeras“, S. 44
KULTUR.KINO.RUHR.
FILMKRITIK-ÜBERSICHT
Mai 2012
FILMSTART-TERMINE
26.4. 3.5. 10.5. 17.5.
51
21 Jump Street
X
54
50/50 – Freunde fürs (Über)Leben
51
American Pie: Das Klassentreffen
53
Attenberg
45
Ausgerechnet Sibirien
54
Bel Ami
51
Dark Shadows
51
Das Hochzeitsvideo
43
Das Leben gehört uns
43
Der Diktator
X
45
Die Farbe des Ozeans
X
48
Die Kunst zu lieben
X
X
X
X
X
X
X
X
X
54
Die Liebenden – von der Last, glücklich zu sein
52
Die Vermissten
X
51
Fischen Impossible – Eine tierische Rettungsaktion
51
Hanni & Nanni 2
X
50
Tinguely
X
48
Lachsfischen im Jemen
51
Lockout
48
Marley
51
Marvel’s The Avengers
44
Medianeras
X
X
X
X
X
X
X
53
Moonrise Kingdom
46
Our Idiot Brother
52
Project X
53
Sound It Out
52
Spy Kids 4D
X
42
Superclassico … Meine Frau will heiraten!
X
52
The Cold Light of Day
X
48
The First Rasta
X
52
The Lucky One – Für immer der Deine
X
50
The Substance – Albert Hofmann’s LSD
40
Tomboy
52
Totem
X
53
UFO in her Eyes
X
46
Väter und andere Katastrophen
X
52
Wir kaufen einen Zoo
X
24.5.
X
X
X
X
X
Cine global
Mag die Vielfalt des neuen Monats: Lisa Mertens
Von damals bis heute, von Deutschland nach Übersee
Die üblichen Filme vor etwa 50 bis 60 Jahren: weite, unberührte Natur.
Zwei Menschen (m/w) finden zueinander und verlieben sich. Die innige
Liebe wird durch Zwist, Intrige o.ä. gestört. Letztendlich findet das junge
Glück wieder zueinander. Kuss, Tusch, Happy End. Einige Filmschaffende
hatten dann jedoch langsam die Nase gestrichen voll von diesem süßlich
triefenden, illusorischen Einheitsbrei. Sie forderten Veränderungen im
deutschen Film. Film müsse Kunst sein, müsse kritisieren dürfen, müsse
gewohnte Muster aufbrechen. Und sie selbst als Filmemacher müssen
frei in ihren Gestaltungsmöglichkeiten, frei von wirtschaftlichem Erfolgsdruck sein. Es wurden Gedanken niedergeschrieben, es wurde sich
gruppiert, und vor 50 Jahren dann wurde von 26 Filmschaffenden auf
den Westdeutschen Kurzfilmtagen in Oberhausen am 28. Februar das
„Oberhausener Manifest“ abgegeben: „[…] Wir erklären unseren Anspruch, den neuen Spielfilm zu erschaffen. […] Der alte Film ist tot, wir
glauben an den neuen.“
Trotz vieler Widerstände bewegte sich die deutsche Filmlandschaft. Der
„Neue Deutsche Film“ prägte die beiden folgenden Dekaden und machte
auch international von sich reden. Die diesjährigen Oberhausener Kurzfilmtage (26.4.-1.5.) würdigen das Manifest mit 81 Beiträgen von damals Beteiligten und davon unmittelbar Beeinflussten.
Und der typische Film heute? Hektische, dennoch hippe Großstadt. Zwei
Menschen (meist m/w) finden zueinander und verlieben sich langsam.
Die frische Liebe wird durch Intrigen oder eigene Blödheit zerstört. In
letzter Minute findet das geläuterte Glück wieder zueinander. Sex, Tusch,
Happy End. So: same shit, different day? Sicher, der „Neue Deutsche
Film“ gilt als tot. Und sicher, amerikanische Blockbuster sowie leichte
Unterhaltung aus deutschen Landen ziehen die meisten Besucher an.
Aber das war auch schon immer so. Doch ab und an finden sich trotzdem unter deutschen Produktionen echte Perlen. So lief z. B. dieses Jahr
bereits „Tage die bleiben“ von Jungregisseurin Pia Strietmann wie auch
„Barbara“ von Christian Petzold. Nun läuft auch „Totem“ an, das Regiedebüt von Jessica Krummacher, das im Ruhrgebiet spielt und gedreht
wurde. Filme, die zeigen, dass es (junge) Filmschaffende in Deutschland
gibt, die mehr als 08/15 bringen möchten. Aber natürlich ist auch ein
Blick über die Grenzen Deutschlands erwünscht, wo sich viele Schätzchen verborgen halten: Vom 16. bis 31. Mai findet im Endstation Kino
Bochum das „cine cubano Festival“ statt. Lang- und Kurzfilme von der
cineastisch wenig beachteten Insel werden in den Fokus gestellt. Zusätzlich ergibt sich die seltene Gelegenheit, an anschließenden Diskussionen
mit den Regisseuren teilzunehmen. Das SweetSixteen in Dortmund hat
sich im Mai ebenfalls dem spanischsprachigen Film verschrieben. Vom 17.
bis 31. Mai werden in der Reihe „cinespanol“ kaum bekannte Schätze aus
Mittel- und Südamerika auf die Leinwand gebracht. In diesem Sinne der
alte Slogan: „Mach‘ dir ein paar schöne Stunden, geh‘ ins Kino.“
www
LISA MERTENS
Wertung unter den Filmkritiken:
1(
) bis 6 (
) 6 Punkte = Höchstwertung
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Alle Filme, alle Kinos, alle Filmkritiken, alle Termine im Ruhrgebiet
39
www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino
Film des Monats
So oder so
Kindliches Spiel mit erotischem Unterton: Laure / Michaël (Zoé Héran) und Lisa (Jeanne Disson)
„Tomboy“ von Céline Sciamma
Es sind Sommerferien. Laure ist gerade mit ihrer Familie in eine neue Siedlung gezogen.
Den anderen Kindern stellt sie sich als Michaël vor.
C Ungewöhnlicher Coming-of-Age Film
Michaël und Jeanne sitzen gemeinsam in der Badewanne. Michaël ist zehn
Jahre alt, seine kleine Schwester sechs. Eben hat Michaël noch mit den Jungs
aus der Siedlung gespielt. Fußball natürlich – und er gehört zu den Besten.
Damit hat er sich seit seinem Umzug hierhin bei den anderen Jungs schnell
Respekt verschafft, und auch die gleichaltrige Lisa findet den Neuen interessant. Vor allem, weil er nicht ganz so jungenhaft ist wie die anderen.
Weniger rüpelhaft, einfühlsamer. Auch mit seiner Schwester spielt Michaël
ganz liebevoll – auch in der Badewanne: Geduldig lässt er sich von ihr aus
seinen kurzen Haaren einen Irokesen formen. Dann ist die Badezeit vorbei.
Die Mutter holt Jeanne aus der Wanne, kurz darauf steigt auch Michaël heraus. Vor uns steht nass und nackt ein Mädchen.
Ein „Spielfilm“
Michaël heißt eigentlich Laure. Laure hat kurze Haare, zieht gerne Jungsklamotten an und spielt lieber Fußball als Springseil. Als sich Laure erstmals
aus der neuen Wohnung traut und auf Lisa trifft, stellt sie sich als Mikeal vor.
Es ist ihre Chance, in der neuen Umgebung, in der sie niemand kennt, ihren
Drang, sich wie ein Junge zu geben, voll auszuleben. Geschickt hält Laure die
beiden Welten voneinander getrennt. In der Wohnung ist sie Laure, draußen,
auf den Wiesen, in den Wäldern und den Seen der Umgebung ist sie Michaël.
Sogar als Jeanne Laures Geheimnis entdeckt und droht, den Eltern ihr doppeltes Spiel zu verraten, kann sich Laure weiter als Michaël ausleben. Denn
Jeanne, die nicht im Geringsten versteht, warum ihre große Schwester sich
als Junge ausgibt, will nur eins: dabei sein. Also ziehen sie von nun an gemeinsam los und hüten ihr Geheimnis vor den Eltern. Erst als Michaël seine
kleine Schwester verteidigen muss und dabei einen anderen Jungen verprügelt, kommt alles raus. Denn der Junge erscheint am nächsten Tag mit seiner
Mutter vor Laures Wohnungstür, um Michaël zur Rede zu stellen.
Céline Sciamma erzählt vom Alltag in diesen wenigen Sommertagen konsequent aus Laures Perspektive. Und das heißt: Wir sehen einen Jungen, wie er
in seiner neuen Umgebung langsam neue Freunde findet. Es ist ein langsames
Herantasten, aber nur wenig erscheint daran ungewöhnlich. Vielleicht ist der
enge Kontakt zu Lisa für einen Jungen in seinem Alter überraschend, vielleicht
ist er in einigen Situationen etwas sehr zögerlich. Aber ansonsten ist Michaël
ein Junge wie die anderen. Der Film feiert Michaëls/Laures kindliches Spiel
und seine/ihre emotionalen Entdeckungen. Erwachsene kommen da fast nicht
vor. Die Szenen mit den Eltern in der Wohnung haben einen gedämpfteren
Tonfall. Aber auch hier herrscht eine entspannte Atmosphäre – prekäre oder
gar dysfunktionale Familienverhältnisse sind das nicht. „Tomboy“ ist kein
Problemfilm.
Ein „Kinderfilm“
Céline Sciamma hat bereits mit ihrem Debüt „Water Lilies“ bewiesen, dass
sich sich darauf versteht, die Perspektive von Kindern bzw. Jugendlichen
einzunehmen. Dort sind es pubertierende Mädchen, die ihre Sexualität in
der Umkleidekabine eines Schwimmbads entdecken. Die Fähigkeit, die
Perspektive von Kindern einzunehmen scheint eine Qualität des französischen Kinos zu ein. Angefangen von François Truffauts Kurzfilm „Die Unverschämten“ und seinem ersten autobiografischen Langfilm „Sie küssten
und sie schlugen ihn“ bis in die Gegenwart. Und das wird honoriert: Mit
seinem Film „L’Esquive“ über ein Theaterprojekt an einer Schule in den
Banlieues hat Abdellatif Kechiche 2003 vier Césars gewonnen. „Die Klasse“
von Laurent Cantet hat 2008 die Goldene Palme in Cannes gewonnen und
auch Jean-Pierre und Luc Dardennes haben für ihre Filme „Der Sohn“ und
„Das Kind“ Preise erhalten. Gerade überzeugten sie abermals mit „Der
Junge mit dem Fahrrad“, der ähnlich wie „Tomboy“ zugunsten einer großen
Nähe zu den Protagonisten ästhetisch ganz schlicht erzählt. Die Nähe, die
„Tomboy“ zu Laure entwickelt – auf einer Augenhöhe mit ihr – führt in
einer entscheidenden Szene dazu, dass die wohl meist erwachsenen Zuschauer wie sie fühlen. In jedem anderen Film würde der Zuschauer sofort
die Perspektive der Erwachsenen antizipieren und deren nachvollziehbares
Urteil übernehmen. In diesem „Kinderfilm“ ist man aber ganz bei Laure,
und das Handeln der Erwachsenen ist es, das einen befremdet.
Wo genau Laure – unglaublich gespielt von Zoé Héran – steht, das wissen
die Erwachsenen im Film nicht, und das wissen trotz aller hergestellter Nähe
auch wir Zuschauer nicht. Nicht einmal Laure weiß es. Sie ist in einem
Alter, wo das Spiel mit den Geschlechtern alles sein kann: kindliches Ausprobieren oder erstes Spüren eines inneren Drangs. Homosexualität oder
Transsexualität sind sehr feste Begriffe für einen 10-jährigen Menschen,
der gerade erst sein biologisches Geschlecht entdeckt und lernt, sich dazu
zu verhalten. Dieses Verhalten kann vielfältiger sein als es das binäre
Geschlechtermodell Mann/Frau vermuten lässt. Diesem weiten Feld des
Dazwischen begegnet der Film mit größter Offenheit.
www
CHRISTIAN MEYER
TOMBOY
Berlinale 2011: Teddy Jury Award
F 2010 - Drama - Regie: Céline Sciamma - Kamera: Crystel Fournier mit: Zoé Héran, Malonn Lévana, Jeanne Disson - Verleih: Alamode
DO: Roxy, E: Cinemaxx, Filmkunsttheater
trailer verlost 3x2 Freikarten.
E-Mail bis 10.5. an [email protected], Kennwort: Tomboy
40
Start: 3.5.
Kritikerspiegel Ruhr
MAI 2012
Die häufigsten Nennungen
Arnold
Hohmann
WAZ
Sebastian
Ko
Ingrid
Bartsch
R.-Ruediger
Hamacher
Sascha
Westphal
Marieke
Steinhoff
Christian
Meyer
Verena
Lueken
Daniel
Lars Olav
Kothenschulte Beier
WDR
ARD
film-Dienst
EPD-Film
Schnitt
choices
FAZ
Frankfurter
1 LIVE
Morgenmagazin
Lachsfische in
Jemen
Herausragend von
L. Hallström
Das Leben
gehört uns
von
V. Donzelli
Die Liebenden
von
C. Honoré
Kultur.Kino.Köln.
Rundschau
Tomboy
von
C. Sciamma
Attenberg
von
A. R. Tsangari
Bemerkenswert
The
Substance
von
M. Witz
Marley
von
K. Macdonald
Attenberg
von
A. R. Tsangari
Medianeras
von
G. Taretto
Das Leben
gehört uns
von
V. Donzelli
Attenberg
von
A. R. Tsangari
Medianeras
von
G. Taretto
Best of
Comedy
Our Idiot
Brother
von
J. Peretz
21 Jump
Street
von P. Lord,
C. Miller
21 Jump
Street
von P. Lord,
C. Miller
Väter und
andere Katastrophen von
M. Valente
Our Idiot
Brother
von
J. Peretz
UFO in her
eyes
von
Xiaolu Guo
Our Idiot
Brother
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Best of
Comedy
Attenberg
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Tomboy
von
C. Sciamma
Tomboy
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C. Sciamma
Dark
Shadows
von
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Die Liebenden Das Leben
von
gehört uns
C. Honoré
von
V. Donzelli
Besondere
Erwähnung
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G. Taretto
Medianeras
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G. Taretto
Das Leben
gehört uns
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V. Donzelli
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A. R. Tsangari
Tomboy
von
C. Sciamma
Attenberg
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A. R. Tsangari
Attenberg
von
A. R. Tsangari
Dark
Shadows
von
T. Burton
The Substance
von
M. Witz
Spiegel
Katja
Nicodemus
Christina
Nord
Frank
Brenner
Die Zeit
taz
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Kultur.Kino.Ruhr
Attenberg
von
A. R. Tsangari
Attenberg
von
A. R. Tsangari
50/50 (...)
von
J. Levine
Marley
Tomboy
von
von
K. Macdonald C. Sciamma
Das Leben
gehört uns
von
V. Donzelli
Tomboy
von
C. Sciamma
21 Jump
Street
von P. Lord,
C. Miller
Our Idiot
Brother
von
J. Peretz
Our Idiot
Brother
von
J. Peretz
Ausgerechnet Tinguely
Sibirien
von
von
T. Thümena
Ralf Huettner
Tomboy
von
C. Sciamma
The
Substance
von
M. Witz
Kino-Kalender Ruhr
PREVIEWS, FILMREIHEN, FESTIVALS & SONDERVORFÜHRUNGEN
2.5., 14.30 Uhr DIE NORDSEE VON OBEN, UCI BO/DU
Der Erfolgsfilm von Schranz & Wüstenberg im WDR4 Kino Café
10.5., 19.30 Uhr EX DRUMMER, StudienKreis Film Bochum
Koen Mortier stellt total kaputte Typen ins Rampenlicht, OmU
2.5., 15 Uhr DIE LIEBESFÄLSCHER, Casablanca Bochum
Juliette Binoche in Kiarostamis Drama
12.5., 10 Uhr KINOPLAKATFLOHMARKT, Schauburg Dortmund
Anschl. Kinoführung und Überraschungsfilm
3.5., 19.30 Uhr PI, StudienKreis Film Bochum
Aronofskys Regiedebüt in der Reihe „Fucked up”
12.5., 15 Uhr APPLESEED, Kino im Walzenlager Oberhausen
Anime zur Retrocomputerspielebörse
www
3.5., 20 Uhr DOUBLE SNEAK, Cinestar Dortmund
Zwei Überraschungsfilme, 2. Film als OV
3.5., 14 Uhr WEITES LAND, Lichtburg Essen
Western-Klassiker mit Gregory Peck
13.5., 15 Uhr GLÜCKSRITTERINNEN, Filmstudio Essen
Nach der Sowjetunion … Regisseurin Katja Fedulova anwesend
„Weites Land“
3.5., 11 Uhr CHINESE ZUM MITNEHMEN, Lichtburg Oberhausen
Babylonische Sprachverwirrung im Kino Café.
15.5., 20 Uhr LACHSFISCHEN IM JEMEN, Cinemaxx Essen
Nach dem gleichnamigen Roman, Preview, s. S. 48
4.5., 23 Uhr DEEP END, Casablanca Bochum
Skolimowski porträtiert jugendliches Gefühlschaos, OmU
16.5., 18/20 Uhr 1912 & HABANASTATION, Endstation Bochum
DoubleFeature zur Eröffn. D. „cine cubano Festivals“ (16.-31.5), OmeU
6.5., 19 Uhr STANDORT SEHNSUCHT, SweetSixteen DO
Ruhr-Projekt von Lisa Lyskava, Mitwirkende anwesend
17.5., 19 Uhr ABEL, SweetSixteen Dortmund
Erster Film der Reihe „Cinespanol“ (17.-23.5.), OmU
6.5., 14 Uhr SPY KIDS 4D, Cinemaxx Mülheim
Preview von Rodriguez‘/Trejos kinderfreundlichem Film, s. S. 52
6.5., 17 Uhr GENERATION KUNDUZ, Filmstudio Essen
Doku über Afghanistan im Krieg, Regisseur anwesend
17.5., 19 Uhr KALTES LAND, Kino Babylon Hagen
Doku über (sexuelle) Belästigung
„Ausgerechnet Sibirien“
18.5., 23 Uhr TEXAS CHAINSAW MASSACRE, Schauburg DO
Der Kultklassiker aus dem Jahr 1974
7.5., 19 Uhr TOAST, Filmzeche Hollywood Herten
Helena Bonham Carter kocht um die Wette
20.5., 18 Uhr BAL – HONIG, Kino Babylon Hagen
Goldener Bär 2010
8.5., 18/20.30 Uhr MEIN LIEBSTER ALPTRAUM, Schauburg GE
Komödiantisches Aufeinandertreffen zweier Welten
25.5., 23 Uhr PERFECT SENSE, Casablanca Bochum
Zwischen Beziehung und Weltuntergang, OmU
9.5., 20.15 Uhr CONTAGION, Uni-Filmclub Dortmund
Steven Soderberghs Mechanismen einer weltweiten Katastrophe
Mit Filmtrailer, Hintergrund, Interview, Portrait …
„Glücksritterinnen“
18.5., 22.30 Uhr AUGUST, Metropolis Bochum
Dreiecksgeschichte in der Reihe „homochrom“
7.5., 20 Uhr AUSGERECHNET SIBIRIEN, Lichtburg Essen
Weltpremiere in Anwesenheit von Regisseur und Darstellern, s. S. 45
10.5., 19.30 Uhr WO STEHST DU?, Kino im U Dortmund
Dritter Doku-Teil über 4 Kölner mit Migrationshintergrund, Regisseurin anw.
„Ex Drummer“
13.5., 18 Uhr DIE ABENTEUER DES PRINZEN ACHMET, Lichtburg E
Trick-Stummfilm der 20er mit Begleitung der Bergischen Symphoniker
„Mein liebster Alptraum“
41
29.5., 20 Uhr AMADOR UND MARCELAS ROSEN, Filmstudio Essen
Von Fernando León de Aranoa, Preview im OmU
„Kaltes Land“
www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino
Hintergrund
Wurde soeben höflich ausgeraubt: Christian (Anders W. Berthelsen) in Buenos Aires
Fußball, Wein und Liebe
„Superclassico ... meine Frau will heiraten!“ von Ole Christian Madsen
Rosenkrieg auf Champions-League-Niveau: Der Kopenhagener Weinladen-Besitzer
Christian reist mit seinem 16jährigen Sohn Oscar nach Argentinien, um dort seine als
Fußball-Managerin arbeitende Noch-Ehefrau Anna zurückzuerobern, die den von ihr
betreuten „Fußballgott“ Juan Diaz heiraten will.
C Turbulente Culture-Clash-Beziehungskomödie
Die im November stattfindenden „Nordischen Filmtage Lübeck“ sind mittlerweile das einzige „Schaufenster“ des nordischen Films außerhalb Skandinaviens. Langsam scheint sich diese Alleinstellung für den Kinogänger
auszuzahlen: Fast die Hälfte der im vorigen Jahr gezeigten 16 Wettbewerbsbeiträge fand bisher einen deutschen Verleih. Unter ihnen auch die
von den Dänen ins Oscar-Rennen geschickte Komödie „Superclassico“, die
in ihrem Heimatland zu einem der größten Kassenerfolge wurde. Regisseur Ole Christian Madsen, der einst zu den Dogma-Mitstreitern („Kira“,
2001) gehörte und mit dem Widerstands-Drama „Tage des Zorns“ (2008,
mit Mads Mikkelsen) international Aufsehen erregte, beweist auch als
Komödien-Regisseur inszenatorisches Geschick: Ausgerechnet am Tag des
„Superclassico“ zwischen den Boca Juniors und River Plate landen Christian und Oscar in Buenos Aires – und machen gleich Bekanntschaft mit den
heißblütigen Fußballfans. In Annas Luxus-Villa treffen sie dann aufeinander: der sich gerne nackt zeigende, muskulöse Argentinier mit den blendend weißen Zähnen und der trottelige, leicht depressive Däne mit dem
Bauchansatz. Was im ersten Moment wie ein Griff in die Klischee-Kiste
aussieht, erweist sich im weiteren Verlauf der Handlung als liebevolle, nie
denunzierende Zeichnung zweier Charaktere aus unterschiedlichen
Kulturkreisen.
Sebastián Estevanez, der ein wenig wie ein Latino-Schwarzenegger wirkt,
gibt seinem Fußballstar eine nie aufdringlich wirkende Authentizität,
während Anders W. Berthelsen („Italienisch für Anfänger“) wunderbar den
vor Selbstmitleid zerfließenden Loser spielt, der mit sanftem Druck zum
Umdenken gezwungen werden muss: erst fällt er in die Hände höflicher
Straßenräuber, dann in die von Annas schon älterer Haushälterin, die ihn
nicht nur sexuell beglückt, sondern auch den Tango lehrt. Derweil stürzt
sich Oscar (berührend pubertär: Jamie Morton) in seine erste Liebe mit der
gleichaltrigen Veronica (liebreizend: Dafne Schilling). In den leuchtendklaren Cinemascope-Bildern von Madsens Haus-Kameramann Johansson
spielt sich nun ein Beziehungs-Karussell mit slapstickartigen Einlagen,
Dialog-Pointen und absurden Begegnungen, wie die mit Tango tanzenden
Kakerlaken, ab. Die oft exaltiert wirkende Paprika Steen – schauspielerisches Urgestein der Dogma-Bewegung („Das Fest“) und dem TV-Zuschauer als Line Anders in der ZDF-Serie „Der Kommissar und das Meer“ bekannt
– fügt sich dabei kongenial in das spielfreudige Ensemble ein. Auch wenn
eine Stimme aus dem Off ständig nervt, weil sie erklärt, was man ohnehin
sieht, geht man doch gut unterhalten und mit einem Ratschlag für den
nächsten (Wein-)Einkauf aus dem Kino: Die Marbet-Traube ist die Königin
der Weintrauben. Na dann: Viel Vergnügen und Prost!
www
ROLF-RUEDIGER HAMACHER
SUPERCLASSICO ... MEINE FRAU WILL HEIRATEN!
DK 2011 - Komödie/Lovestory - Regie: Ole Christian Madsen - Kamera: Jørgen Johansson
mit: Anders W. Berthelsen, Paprika Steen, J. Morton - Verleih: X Verleih Start: 3.5.
BO: Union, DO: Roxy, E: Filmkunsttheater
SUPERCLASSICO... – Am Rande
„50 sporting things you must do before you die“ titelte die britische Wochenzeitung „The Observer“. Was im gleichnamigen Film von Ole Christian
Madsen zwischen den Beziehungsturbulenzen schon zur Nebensache gerät,
zählt zu den bekanntesten Sport-Ereignissen weltweit: Der „Superclásico“
(Deutsch: Superderby) bezeichnet die Begegnung zwischen den populären
argentinischen Fußballmannschaften „Boca Juniors“ und „River Plate“. Deren
Aufeinandertreffen ist ebenso brisant und legendär wie das ihrer Fanlager:
Hier wird der Wettstreit zweier Klassen ausgefochten. Während die Bocas
Anfang des 20. Jahrhunderts von Einwanderern und der sogenannten
Arbeiterschicht gegründet wurden, gilt River Plate als Verein der Mittel- bis
Oberschicht; die Fans gehören dem betuchteren und vornehmeren Teil der
Gesellschaft an. So wird das Derby sozial aufgeladen und machte sich auch
dank rabiater Fans und ihrer zur Schau gestellten Feindseligkeiten über die
Grenzen Argentiniens hinaus einen Namen. Alles in allem ist der
Superclásico eine große Show, eine tumultartige, ekstatische Explosion von
Farben, Lärm, Energie. Entsprechend wird von den Spielern erwartet, dass
sie ihren Teil zu dieser Show beitragen, und ihre Spielweise spiegelt die
Unterschiede auf nahezu plakative Weise: Während man den einen elegante und kultivierte Spielkunst nachsagt, gelten die anderen als kampfeslustig, setzen auf Kraft. Aus dem Spiel zwischen den Vereinen wird auch ein
Spiel mit Vorurteilen. Der Sport tritt dabei bisweilen in den Hintergrund.
MAREN LUPBERGER
42
Neue Filme
Junges Glück kurz vor der Ernüchterung
Wie jeder ordentliche Diktator macht auch dieser hier seine eigenen Spielregeln
Aufregend
Geliebter Unterdrücker
„Das Leben gehört uns“ von Valérie Donzelli
„Der Diktator“ von Larry Charles
Ein junges Elternpaar wird vom Schicksal geprüft: Bei ihrem Kind wird ein Gehirntumor diagnostiziert.
C Unkonventionelles Beziehungsdrama
Ein vorlauter Diktator auf Staatsbesuch in den USA. Hinter der Maskerade steckt
„Borat“-Darsteller Sacha Baron Cohen.
C Mockumentary
Es ist Liebe auf den ersten Blick. Sie sind jung, sie sind zusammen, das
Leben ist schön. Das Glück scheint es mit Roméo (Jérémie Elkaïm) und
Juliette (Valérie Donzelli) geradezu schicksalhaft gut zu meinen, da erfahren die jungen Eltern, dass ihr kleiner Sohn von einem Tumor befallen ist.
Eine Passion steht der kleinen Familie bevor. Ein Leidensweg, der sie über
die Jahre durch Extreme jagt. Der ihnen nie die Hoffnung nimmt, der die
Beziehung aber deutlich zeichnet.
Valérie Donzellis Drama beruht nicht nur auf irgendeiner wahren Geschichte, sie erzählt ihre eigene, persönliche Geschichte. Darüber hinaus
verkörpern sie und ihr damaliger Partner die Hauptrollen. Das schürt Befürchtungen, die sich jedoch nicht erfüllen: Trotz des Erlebten, trotz der
Involviertheit der Regisseurin wirkt dieses bewegende Drama nie zu persönlich. Schon der Umstand, dass sie ihre Protagonisten Roméo und Juliette
tauft, spiegelt den universellen Anspruch, den sie an ihren Film hat. Der
Film stellt weder für die Filmemacherin noch für ihren Ex-Partner eine therapeutische Aufarbeitung dar. „Wir haben das Böse hinter uns gelassen, um
nur das Gute zu bewahren“, sagt Jérémie Elkaïm.
Und so behält Valérie Donzelli souverän ihre dramaturgischen und inszenatorischen Fäden in der Hand. Dabei gewährt sie sich allerdings Freiheiten,
verarbeitet ihre Vergangenheit kreativ und vor allem unangepasst: Gelegentlich erzählt der Film wie in Zeitraffer oder Donzelli bricht einfach mal
die Form und flicht eine Musical-Nummer ein, als Roméo und Juliette,
räumlich getrennt, ein Liebeslied füreinander anstimmen. Aus dem Off hört
man abwechselnd drei verschiedene Kommentarstimmen, die nicht zuzuordnen sind. Die Regisseurin beruft sich weniger auf Vorbilder, als vielmehr
darauf, dass sie schlichtweg intuitiv arbeitet. Deshalb lässt sie sich auch
nicht auf Genres festlegen, „Das Leben gehört uns“ ist in ihren Augen weder Drama, noch Tragödie oder Melodram. Es ist von allem etwas. Und das
liegt weniger in der Form als im Inhalt begründet: Im Mittelpunkt steht
hier nicht die Krankheit und das Kind, sondern die Beziehung von Roméo
und Juliette. Angefangen mit der rosa Brille bis hin zum krisenbedingten
Erstarken der Zweisamkeit, die mit wachsender Erschöpfung einhergeht –
das alles erzählt Donzelli so echt und unverfälscht und ohne Rücksicht auf
Erzählkonventionen, so stark, dass es am Ende berühren muss. So ist es nur
konsequent, dass sie sich auch inszenatorisch den Konventionen verschließt.
Zumindest, dass sie sich von ihnen nicht einschränken lässt.
Ein Drama über die Liebe. Über ihre Kraft und ihre Grenzen. Über eine
große Krise, eine Prüfung. Über den Halt durch Freunde und Angehörige.
Valérie Donzelli kreiert ein assoziatives, filmisch aufregendes Stimmungsbild, das am Ende trotzdem ganz klassisch berührt. Schade, dass man so
etwas als mutig bezeichnen muss.
HARTMUT ERNST
In der Rolle des kasachischen Journalisten Borat Sagdiyev verzeichnete
Sacha Baron Cohen 2006 seinen größten Leinwanderfolg. Borat zog darin
durch die USA und schockierte die Amerikaner mit unbedarft sexistischen
und antisemitischen Provokationsgebärden. Provokation, mit der er die Menschen, denen er begegnete, entlarvte. Geniale Realsatire, infantiler Blödsinn, das Werk ließ viele Meinungen zu, bot aber vielen Zuschauern vor
allem eins: Spaß. Cohen ist Kind der Mockumentary, das haben seine Filmbeiträge in seiner Fernsehshow „Ali G.“ schon gezeigt. Der Clown ist genial in der Rolle, mit der er den Menschen begegnet, in der Improvisation, in
der Provokation. Als schwuler Modejournalist Brüno versuchte Cohen 2009
ähnliches mit homosexuellen Motiven, doch funktionierte die Brüskierung
in diesem Fall nur bei homophoben Zeitgenossen - auf alle anderen wirkte dieser ausgestellt schrille Ausritt schlicht bieder.
In seinem neuesten Streich nun spielt der Komiker aus London einen Diktator. Als seine Exzellenz Admiral General Shabazz Aladeen, Herrscher über
die fiktive Republik von Wadiya, reist er, wie schon Borat und Brüno zuvor,
nach Amerika. Die Amerikaner sind Cohens Lieblingsopfer. Nicht ohne Grund,
denn die Weltmacht mit ihren Macken und Ängsten, zwischen Toleranz
und Übermut, als beschädigtes Aushängeschild westlicher Werte lässt sich
trefflich vorführen und beleidigen. So auch diesmal, wenn der Diktator
dort aufschlägt, um ungehemmt von seinem Atomprogramm zu schwärmen und seine Diktatur mit Herzblut gegen politisch korrekte Einwände zu
verteidigen. Cohen hat seinen Streifen bereits im Vorfeld mit publikumswirksamen Auftritten beworben, sei es, als er in Uniform auf einem Kamel
durch New York ritt, sei es während der diesjährigen Oscarverleihung, als
er die vermeintliche Asche seines Diktator-Kollegen Kim Jong-il auf dem
Anzug eines Moderators verteilte. Im Vorfeld wetterte er in einem Video
gegen die Sanktionen, die die „Academy of Motion Picture Art and Zionists“
ihm auferlegte, kündigte unvorstellbare Konsequenzen an und drohte: „Tod
dem Westen, Tod Amerika!“
Erhellend Biografisches zur Figur gibt es zuhauf auf der liebevoll gestalteten Homepage des Films, in der sich Shabazz Aladeen als großes Geschenk
für die Menschheit bezeichnet, geboren in Allwissenheit, geschmückt mit
118 Doktortiteln und natürlich schon seit der Kindheit sexuell überaktiv –
„geliebter Unterdrücker und rücksichtsloser Beschützer des wertvollen,
aber entbehrlichen Volkes von Wadiya“. Der Spot zielt diesmal nicht nur
gegen die „zionistisch-westliche“ oder sexuell verklemmte Kultur, sondern
ebenso auf die Diktatoren unserer Zeit. Das unbefangene, nüchterne Selbstverständnis, mit der Cohen bereits als Borat gegen Frau und Ungläubige
lamentierte, die ad absurdum liebevoll gelebte Menschenverachtung, dürften auch in dieser Rolle aufgehen.
HARTMUT ERNST
DAS LEBEN GEHÖRT UNS
DER DIKTATOR
www
Der Film konnte vor Redaktionsschluss nicht gesehen werden.
Eine Rezension folgt online und im kommenden Heft
Internationales Filmfestival Gijón 2011: Bester Film: Valérie Donzelli
F 2011 - Komödie / Drama - Regie: Valérie Donzelli - Kamera: Sébastien Buchmann mit: Valérie Donzelli, Jérémie Elkaïm, Brigitte Sy - Verleih: Prokino
Start: 26.4.
BO: Endstation
43
USA 2012 - Komödie - Regie: Larry Charles - Kamera: Lawrence Sher mit: Sacha Baron Cohen, A. Faris, Sir Ben Kingsley - Verleih: Paramount Start: 17.5.
BO: Union, E: Cinemaxx, GE: Apollo, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemotion, OB: Lichtburg
Hintergrund
Begegnen sich, treffen sich aber nicht: Martín und Mariana
Monologe und Momente
„Medianeras“ von Gustavo Taretto
Zwei Singles aus Buenos Aires suchen die Erfüllung. Dazu müssen sie sich eigentlich nur
noch begegnen.
C Anregende Komödie über Großstadtneurotiker
Was Woody Allen sein New York, ist Regisseur Gustavo Taretto sein Buenos
Aires: Großstadt als Hölle, Paradies, Sündenpfuhl, Lebenselixier, als Hort der
Depression, der Einsamkeit, des Glücks in der Begegnung. Ein Ort, dem Woody
Allen 1979 mit Kopf und Herz dermaßen verfallen war, dass er ihn filmisch
porträtierte: Zynisch, verbittert, verliebt. Allen setzte mit „Manhattan“ seiner
Stadt ein Denkmal, Gustavo Taretto verbeugt sich nun vor Buenos Aires. Und
die Verneigung beginnt mit Spott: Martín (Javier Drolas), ein junger Webdesigner, entlädt sich in ausgiebigen Off-Monologen frustriert über seine Stadt,
ihr Wesen, ihre Architektur. Ein Nest, das wächst und gedeiht ohne Stil, ohne
Konzept, ohne Vision. Eine Stadt, die nichts ist als Durchgangsstation, Nistplatz für Depressionen und Gewalt. Anders als Woody Allen in den Endsiebzigern bleibt dem Großstädter Martín im Jahre 2012 allerdings die Flucht in
digitale Welten, in denen sich Phobiker Martín dann auch zu Hause fühlt. Im
Haus gegenüber wohnt Mariana (Pilar López de Ayala). Die Architektin steht
auf Beton, Glas und Stahl, ist arbeitslos und jobbt stattdessen als Schaufensterdekorateurin. Ihre einzigen verlässlichen Freunde sind Schaufensterpuppen, die sie bei sich wohnen lässt. Martín hingegen sammelt Actionfiguren.
Regisseur Gustavo Taretto wünscht sich, dass Martín und Mariana zusammen
kommen. Das Publikum sieht und kommentiert, wie sich die beiden immer
wieder begegnen – sie selbst sehen es hingegen lange nicht. Und das ist auch
schon der Grundplot und das Spiel dieser leichthändig inszenierten Geschichte, die gerahmt wird von den Jahreszeiten und einem Bilderbuch.
Das melancholische Großstadtdrama schaut den beiden Singles dabei über
die Schulter, wie sie sich in ihren Welten verlieren, sich ihren Phobien stellen, wie sie einsame Tränen verlieren – wie sie beide nicht verzweifeln und
trotzdem einen Partner suchen, sei es im Internet oder unten auf der
Straße.
Gustavo Taretto inszeniert den Fluch und den Segen digitaler und realer
Welten äußerst sympathisch und charmant, der Soundtrack folgt dem
Geschehen angemessen verträumt. Die Stärke des Dramas ist dabei weniger das Ganzheitliche, der Zusammenhalt, der Spannungsbogen. Gustavo
Taretto inszeniert assoziativ, montiert Momente. Daraus schafft er zugleich
eine Ode an das Flüchtige, an die kurzen Momente. Und wenn man es sich
überlegt, sind kurze Momente absolut großstädtisch, so wie es auch die
Off-Monologe sind, die anfangs überhand zu nehmen scheinen, bis man
gewahr wird, dass derlei Selbstgespräche eine Konsequenz darstellen, will
man von Anonymität und Selbstfindung in der zeitgenössischen Masse
erzählen. Solange dort jedenfalls noch „Manhattan“ im Nachtprogramm
läuft – wie auf den Bildschirmen von Martín und Mariana, ist die Welt ja
noch in Ordnung.
HARTMUT ERNST
www
MEDIANERAS
ARG/D/E 2011 - Drama - Regie: Gustavo Taretto - Kamera: Leandro Martínez mit: Pilar López de Ayala, Javier Drolas, Inés Efrón - Verleih: Real Fiction
Start: 3.5.
BO: Endstation, DO: Roxy
trailer verlost 3x2 Karten für die erste Vorstellung am 3.5. in der Endstation Bochum.
E-Mail bis 29.4. an [email protected], Kennwort: Medianeras
MEDIANERAS – Am Rande
Von Buenos Aires nach Frankfurt, von der Gegenwart in die 80er Jahre.
Der Kinostart von „Medianeras“ fällt mit dem 30-jährigen Jubiläum seiner Produktionsfirma „Pandora Film“ zusammen. Unmittelbar weckt das
Assoziationen mit griechischer Mythologie. Tatsächlich ist der Firmenname in Anlehnung an den 20er-Jahre-Stummfilm von G. W. Pabst
gewählt, was hätte auch besser Inspiration bieten können als ein cineastisches Meisterwerk? Zurück zu den Zahlen: 1982 von zwei Frankfurter
Kinobetreibern als Verleih gegründet, hat sich Pandora Film seither zum
Anspruch gemacht, ambitionierte internationale Filmkunst zu zeigen
und fördern. Über die letzten 30 Jahre hinweg hat der Verleih diesen
Anspruch eindrucksvoll eingelöst. Mit dem „Piano“ stellte sich, zehn
Jahre nach der Gründung, auch erster kommerzieller Erfolg ein. Bald
nahm sich Pandora Film verstärkt der Produktion von Filmen an, von
Frankfurt ging es nach Köln, schließlich wurde der ursprüngliche Verleih ganz eingestellt. Erst 2002 entsteht der heutige „Pandora Film
Verleih“ – und erinnert damit an die Anfangszeiten des Unternehmens.
Zu dessen jüngeren Erfolgen zählen etwa „Soul Kitchen“ oder Kaurismäkis „Le Havre“. Am 4.5. begeht Pandora Film das Jubiläum mit einem
Fest auf den Rheinwiesen. Ein „Retro-Programm“ mit Filmen der letzten drei Jahrzehnte gibt einen Überblick über das Wirken von Verleih
und Produktionsfirma im Bereich des Arthouse-Kinos.
MAREN LUPBERGER
44
Neue Filme
Zola (Hubert Koundé) ist mit seinem Sohn in Europa gestrandet
Bleuel (Joachim Król) verschwindet im Erdreich
Touristen und Flüchtlinge
Andere Sitten
„Die Farbe des Ozeans“ von Maggie Peren
„Ausgerechnet Sibirien“ von Ralf Huettner
Am Strand von Gran Canaria stößt Urlauberin Nathalie auf zwei afrikanische Schiffsbrüchige und trifft eine folgenreiche Entscheidung.
C Hochaktuelles Polit-Drama
Auf einer Geschäftsreise nach Sibirien verliebt sich der pedantische Bleuel in die fremde
Kultur und eine hübsche Sängerin.
C Anrührender Aussteigertrip
Nathalie (Sabine Timoteo) verlebt einen recht ereignislosen Pauschalurlaub.
Als der Senegalese Zola (Hubert Koundé) mit seinem kleinen Sohn vor der
Küste angespült wird, gibt sie ihm spontan ihre Telefon-Nummer. Es gelingt
den beiden Flüchtlingen aus dem Internierungslager zu entkommen, in welchem ihre Abschiebung beschlossen wird, und in einem Freizeitpark unterzutauchen. Als sie Nathalie schließlich telefonisch erreichen, will diese Verantwortung übernehmen und löst eine Katastrophe aus. Man verzeiht Peren, dass
einige Nebenfiguren eher holzschnittartig bleiben, da die von ihr verhandelte
Fragestellung brisant ist und dramatisch gelungen umgesetzt wird. So illustriert sie auf spannende Weise eine komplexe politische Thematik, vor der
Europa nur zu gerne die Augen verschließt.
SILVIA BAHL
Ralf Huettner („Vincent will meer“) lässt in seinen neuen Film unterschiedlichste Aspekte einfließen: Es geht nicht nur um die Wandlung eines konservativen Eigenbrötlers, sondern auch um die wirtschaftlichen und sozialen Unterschiede zweier Länder, die zerrütteten Beziehungen der Protagonisten, die Probleme eines jungen russischen Homosexuellen und die
schamanischen Rituale des Naturvolks der Schoren. Trotz dieses Schwalls
an Ideen sind die Geschichte selbst und ihre zentralen Figuren stark genug,
um das Interesse der Zuschauer zu wecken. Freunde beeindruckender
Landschaftsaufnahmen und Fans des charismatischen Hauptdarstellers
Joachim Król (Aussteiger erprobt u.a. durch „Zugvögel“) werden hier allemal auf ihre Kosten kommen.
FRANK BRENNER
DIE FARBE DES OZEANS
AUSGERECHNET SIBIRIEN
D/E 2011 - Drama - Regie: Maggie Peren - Kamera: Armin Franzen - mit:
Álex González, Hubert Koundé, Nathalie Poza - Verleih: Movienet
Start: 17.5.
BO: Metropolis/Casablanca, E: Cinemaxx, Filmkunsttheater
D 2012 - Komödie - Regie: Ralf Huettner - Kamera: Stefan Ciupek - mit: Joachim Król,
Vladimir Burlakov, Yulya Men - Verleih: Majestic
Start: 10.5.
BO: Union, E: Filmkunsttheater
Vom Regisseur von DARJEELING LIMITED & DIE ROYAL TENENBAUMS
www
Frances
McDormand
Ein Film von
Wes Anderson
Edward
Norton
Bill
Murray
Bruce
Willis
Tilda
Swinton
Snoopy
(R.I.P.)
Zum Trailer
www.MoonriseKingdom.de
Ab 24. Mai
im45 Kino
/tobisfilmclub
Foyer
Neue Filme
Bud Spencer auf der Pressekonferenz in Bochum, Foto: Frank Brenner
Ned (Paul Rudd) ist nett, aber auch etwas naiv
Kino zwischen Stars und Hoffnung
Netter Chaot
„Our idiot Brother“ von Jesse Peretz
Ned kommt in den Knast, weil er einem freundlich darum bittenden Polizisten Gras verkauft hat. Auch seine Schwestern halten ihren Bruder für etwas dumm, aber liebenswert.
C Sympathisches Charakterbild
Zu gut für diese Welt: Ned (Paul Rudd) ist ein liebenswerter Späthippie, der es
immer nur gut meint, seine Umwelt aber genau damit an den Rand des Wahnsinns treibt. So auch seine drei Schwestern Miranda, Natalie und Liz, bei der
er nach seinem Gefängnisaufenthalt unterkommt. Die wahrheitsliebende,
direkte Art von Ned stellt das Leben der drei unterschiedlichen Schwestern
immer wieder auf den Kopf. Andererseits müssen auch sie erkennen, dass er
ihnen damit ihre eigenen Lebenslügen vorhält. Peretz Film ist von einer Stimmung geprägt, die fein zwischen Leichtigkeit, Witz und ernsten Untertönen
ausbalanciert ist, so dass man dieser Familie, ihren Problemen und ihrem
Ringen damit endlos zuschauen könnte. Ned als liebevoll-trotteliger Katalysator ist der charmante Mittelpunkt dieses Reigens.
CHRISTIAN MEYER
OUR IDIOT BROTHER
USA 2011 - Komödie - Regie: Jesse Peretz - Kamera: Yaron Orbach - mit: Paul Rudd,
Elizabeth Banks, Zooey Deschanel - Verleih: Senator
Start: 17.5.
BO: Union, E: Filmkunsttheater
„Italy: Love it or Leave it“ im Kino im U Dortmund
Dortmund, 25. März – Italien: Meer und
Sonne satt, eine einzigartige Kultur, das
beste Essen der Welt und la dolce vita. Aber
hat man sich in letzter Zeit nicht eher gegruselt, wenn es um jenes Land ging, das
die Deutschen mit Goethe und spätestens
in den 60er Jahren lieben (und verklären)
lernten? Stichwort: die peinlichen Auftritte
Gutgelaunt vor dem Dortmunder U: Jenny Silvio Berlusconis. Der Italienverein stellte
Eimer vom Italienverein und ihre Gäste,
Foto: Ann Katrin Thöle im Dortmunder Kino im U den Dokumentarfilm Italy: Love it or Leave it vor und nahm
die Frage, der die Filmemacher Luca Ragazzi und Gustav Hofer hier nachgehen,
zum Anlass, mit Publikum und Italienkennern über Klischees, die politische und
wirtschaftliche Situation des Landes, über Heimweh und die Hoffnung auf ein
„besseres“ Italien zu diskutieren.
Bud Spencer im UCI Bochum
Bochum, 28. März – Riesengroß war der
Andrang im Bochumer UCI, wo sich der
gewichtige Leinwandstar Bud Spencer
zu einer Signierstunde und Podiumsdiskussion angekündigt hatte. Viele waren
vielleicht ein bisschen enttäuscht, dass
ihnen bei dieser Massenabfertigung mitunter nicht einmal die Zeit blieb, ein ErinStellte den zweiten Teil seiner Autobiografie nerungsfoto des Leinwand-Haudraufs zu
vor: Bud Spencer, Foto: Frank Brenner
schießen. Das Signieren im Akkord war
für Bud Spencer allerdings die einzige Möglichkeit möglichst vielen Fans die
Chance auf ein Autogramm zu geben. Immerhin konnten die enthusiastischsten Anhänger anschließend noch einer rund einstündigen Podiumsdiskussion
lauschen, bei der der beleibte Darsteller mit viel Witz von den Stationen seiner langen und erfolgreichen Karriere berichtete.
www
Liebenswerter Feel-Good-Ansatz
Die Väter der Braut
„Väter und andere Katastrophen“ von Martin Valente
Sowohl der leibliche als auch der Ziehvater einer jungen Frau schleichen sich unerkannt auf deren Hochzeit und sorgen für Chaos.
C Turbulente Hochzeitskomödie
Die Franzosen haben wirklich ein Händchen für Komödien! Die Story kann
noch so schwachbrüstig, die Figuren holzschnittartig sein – dennoch zimmern sie daraus einen kurzweiligen und beschwingten Film, der sein Publikum verzaubert. So auch Martin Valente mit dieser turbulenten Farce, die
voll gutmütigem Humor steckt und allein deswegen schon weit über dem
Niveau der meisten US-Komödien anzusiedeln ist. Wie unlängst schon bei
„Ziemlich beste Freunde“ oder „Und wenn wir alle zusammenziehen?“
zeichnet sich auch dieser Film durch seinen liebenswerten Feel-Good-Ansatz aus, der perfekt auf die Leinwand gebracht wurde. Spielerisch werden
hier auf gefällige Weise Werte vermittelt, die einem mehr als nur anderthalb Stunden vergnügliche Unterhaltung bieten.
FRANK BRENNER
VÄTER UND ANDERE KATASTROPHEN
F 2011 - Komödie / Lovestory - Regie: Martin Valente - Kamera: Pierre-Yves Bastard mit: Gérard Jugnot, François Berléand, Olivia Ruiz - Verleih: Camino
Start: 3.5.
BO: Metropolis/Casablanca, E: Filmkunsttheater
www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino
„Out of the Darkness“ im Endstation Kino Bochum
Bochum, 31. März – Ein Arzt steht im
Zentrum des Dokumentarfilms „Out of
the Darkness“. In extrem abgelegenen
Regionen operiert Dr. Sanduk Ruit in
mobilen Camps blinde Menschen, die
von jeder medizinischen Versorgung
ausgeschlossen sind und schenkt ihnen
wieder das Augenlicht. Der Kölner RegisDas Filmteam im Gespräch, seur Stefano Levi erzählte im engagierFoto: Betty Schiel
ten Filmgespräch sympathisch von den
schwierigen Dreharbeiten in den nepalesischen Bergen, in die sein Filmteam
die Ärzte auf tagelangen Fußmärschen begleitete. „Am ersten Drehtag haben
wir uns angeschaut und gesagt: Das schaffen wir nie.“, erinnert sich Levi
und seine Teamkollegen, die dem interessierten Publikum im Endstation.Kino
lange Rede und Antwort standen.
ANN KATRIN THÖLE/ FRANK BRENNER/ BETTY SCHIEL
Lesen Sie auch die Langfassungen unter www.trailer-ruhr.de/foyer
46 www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino
Filme,
Kinos,
Filmkritiken,
Termine
im Ruhrgebiet
Alle Alle
Filme,
alle alle
Kinos,
alle alle
Filmkritiken,
alle alle
Termine
im Ruhrgebiet
www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino
Foyer
Nachrichten aus der Kino-Welt
Roter Teppich
Ein Pedant in einer ihm fremden Welt: Joachim Król in „Ausgerechnet Sibirien“
„In Köln ist man von allem gleich weit weg“
Joachim Król über „Ausgerechnet Sibirien“, seinen Kölner Standort und den „Tatort“-Karriereschub
In den frühen 90ern wurde der 1957 in Herne rekt auf den Leib geschrieben wurde. Bezieht
geborene Joachim Król durch seine Rollen in sich das dann eher auf das Drehbuch, bei dem
„Wir können auch anders“ und „Der bewegte Romanautor Michael Ebmeyer dann neben
seinen autobiografischen ErMann“ schlagartig berühmt. In
„Was mir schon alles auf
fahrungen auch noch Sie in
den folgenden Jahren hat er in
einer ganzen Reihe der erfolg- den Leib geschrieben worden die Figur des Matthias Bleuel
sein soll …“
einfließen ließ?
reichsten deutschen Filme jener
Zeit mitgewirkt, als „Commissario Brunetti“ Wenn dieser Satz mit „auf den Leib geschrieben“
und „Lutter“ schließlich auch im Fernsehen stimmen würde, dann müsste mein Leib mittfür hohe Einschaltquoten gesorgt. Seit Mai lerweile voll sein (lacht). Was mir alles auf den
2011 ermittelt er als Frank Steier für den Leib geschrieben worden sein soll … das ist eine
„Tatort“ des Hessischen Rundfunks. Im Kino Floskel, die ich nicht mehr hören kann. Ich hatte
wird er in diesem Monat als Geschäftsreisen- Ebmeyers Roman gelesen, den dieser geschrieben hatte, ohne mich zu kennen. Es war nur für
der in „Ausgerechnet Sibirien“ zu sehen sein.
die Produzentin naheliegend, so eine Figur wie
trailer: Herr Król, „Ausgerechnet Sibirien“ Matthias Bleuel, die einigen meiner Figuren aus
wurde fernab der Zivilisation gedreht, wie den frühen 90er Jahren gleicht, mir anzubieten.
einige Ihrer älteren Filme auch. Ist das über- Das war für sie erfolgversprechend.
haupt noch etwas Besonderes für Sie?
Joachim Król: Natürlich, immer wieder! Es sind Matthias Bleuel trifft im Film zufällig auf eija auch stets ganz andere Ecken, in die man nen alten Schulkameraden. Ist das Joachim
dabei kommt. Ich kann allerdings nicht leug- Król auch schon einmal passiert?
nen, dass das hier wahrscheinlich der anstren- Es kann mir passieren, dass ich Leuten begeggendste Dreh war, den ich bis jetzt in meinem ne, bei denen ich mir ganz gewiss bin, dass ich
Leben gemacht habe! Obwohl sich die Produkti- sie schon einmal getroffen habe. Ich bin ein
on wirklich um die bestmöglichen Bedingungen Namens-Legastheniker, Namen fallen mir übergekümmert hat, war das schon kräftezehrend. haupt nicht ein. Aber so eine konkrete SituatiZumal ich, wenn ich das richtig weiß, bis auf on wie in der Szene mit Armin Rohde im Film
eine Szene, in jeder einzelnen des Films dabei fällt mir eigentlich nicht ein. Dass Schauspieler
bin. Das war schon ein Pensum, das sich gewa- im Privaten auf andere Schauspieler treffen,
das passiert alle zwei bis drei Tage. Man trifft
schen hatte.
sich ständig irgendwo am Flughafen, denn wir
Aber ich vermute, dass die Dreharbeiten Schauspieler sind Reisende, darum macht mir
trotzdem einen Mehrwert für Sie brachten, das auch einen solchen Spaß, diese Aufgaben
weil Sie in eine ganz andere Kultur eintau- zu übernehmen. Wir sind ohnehin Reisende,
und durch Filme wie diesen wird das dann noch
chen konnten …
Das ist für mich daran auch das ganz Wunder- verdoppelt, weil wir dadurch noch an exotische
bare, weil man bei solchen Dreharbeiten einen Orte gelangen können.
ganz anderen Status hat als beispielsweise ein
Tourist. Ein Tourist ist immer ein Betrachter, oder Wo ist denn bei den vielen Reisen mittlerer wird herumgeführt. Wenn man mit einem weile Ihr Lebensmittelpunkt? Immer noch
Team und einer Aufgabe irgendwo landet, ist in Köln oder nun auch in Berlin, wie bei den
man sofort integriert. Wir hatten ein gemisch- meisten Filmschauspielern?
tes Team mit teilweise russischen Kollegen, da- Ich teile das mittlerweile auf, ich pendle zwiraus hat sich dann schnell ein Alltagscharakter schen Berlin und Köln. Das hat sich so ergeben,
ergeben, weil man dazugehört. Aber leider war Berlin ist für unsere Branche schon sehr, sehr
bei dieser Belastung viel zu wenig Zeit, um Land wichtig geworden. Aber Köln ist mir persönlich
und Leute kennenzulernen. Alles, was am Ran- als Standort noch wichtig, ich weiß auch nicht,
de passiert, nimmt man dabei natürlich dann ob sich das in Zukunft überhaupt ändern wird.
Das geht nun schon eine ganze Weile so, und
gerne mit.
Köln ist für mich ein ganz guter Kompromiss,
Man konnte lesen, dass Ihnen die Rolle di- man ist hier von allem gleich weit weg (lacht).
www
Mit Filmtrailer, Hintergrund, Interview, Portrait …
47
Haben Sie festgestellt, dass sich Ihre Popularität, nachdem Sie nun beim „Tatort“ eine
Kommissar-Hauptrolle übernommen haben,
noch weiter gesteigert hat?
Auf jeden Fall! Es gab immer schon Sprünge in
der Wahrnehmung durch die Öffentlichkeit. Das
hat mit den ersten Kinoerfolgen angefangen,
das war mein Einstieg. Nachdem ich mich dann
auch etwas mehr um Fernsehrollen gekümmert
habe, gab es dann solche Popularitätsschübe
mit „Commissario Brunetti“ und mit „Lutter“,
aber mit dem „Tatort“ ist das nun noch einmal
um eine Stufe gestiegen. Diese Veränderung ist
wahrnehmbar, aber nicht unangenehm.
Gibt es bei Ihnen den Wunsch, eine ganz bestimmte Rolle einmal zu spielen, zu der Sie
bislang noch nicht die Gelegenheit hatten?
Meine jahrelange Erfahrung hat mich gelehrt,
dass man auf solche Entscheidungen keinerlei
Einfluss hat, es sei denn, man schreibt und/oder
produziert selbst. Aber das ist nicht meine Neigung, und das ist nicht mein Talent. Daher muss
ich und will ich nach wie vor auf Einladungen
und Überraschungen reagieren können. Rollen
verändern sich mit dem zunehmenden Alter,
und ich kann mich nicht erinnern, jemals auf
einen Produzenten zugegangen zu sein und ihm
gesagt zu haben, dass ich diese oder jene Rolle gerne mal spielen würde. So funktioniert das
auch nicht.
Auf der Theaterbühne sind Sie nach wie vor
immer mal wieder aktiv …
Ende 2011 habe ich in Berlin mit einer wunderbaren Truppe „Der Kirschgarten“ auf die Bühne
gebracht, das spielen wir immer noch, demnächst
sogar in Liechtenstein auf einem Gastspiel und
werden das immer mal wieder reaktivieren. In
Dresden werden wir damit im Juni auftreten. Aus
diesem Zusammenhang hat sich ein Gespräch
ergeben, und wir suchen gerade nach Stücken
für eine Folgeproduktion im nächsten Jahr. Also,
das Theater hat mich wieder!
INTERVIEW: FRANK BRENNER
Lesen Sie die Langfassung unter:
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Neue Filme
Rastafari-Bewegung und Musik sind eng verbunden
Komisches Potential: Brite und Scheich beim Angeln
Positive Vibration
Der Fischer und seine Frau
„The First Rasta“ von Hélène Lee
„Lachsfischen im Jemen“ von Lasse Hallström
Aufschlussreiches Portrait über Leonard Howell, einen der Wegbereiter der RastafariBewegung.
C Doku über die Rastafari-Bewegung
Wie aus der Zucht von Lachsen ein Politikum, eine Art abendländisch-orientalischer
Kulturkampf und eine Liebesgeschichte entsteht
C Romantic Comedy
Die zeitgleich im Kino laufende Doku „Marley“ widmet sich dem Leben des
wohl populärsten Reggae-Musikers, „The First Rasta“ beleuchtet Bob Marleys
ideologisches Fundament. Regisseurin Lee konzentriert sich auf Leonard
Howell, der ebenso wie Marcus Garvey in den 1920er- und 1930er-Jahren
Antikolonialismus mit religiösen Ideen verband. Ende der 1930er Jahre gründete er eine knapp 3000 Bewohner zählende autarke Rastafari-Kommune,
deren Weltsicht künftige Ska- und Reggaemusiker prägte und so Verbreitung fand, obwohl sie bekämpft wurde. Lee reichert ihren historischen
Abriss mit Kommentaren von Musikern, Literaten, Historikern und Zeitgenossen Howells an und beleuchtet sein Gedankengebäude zwischen Marx,
Gandhi und Christentum.
CHRISTIAN MEYER
Ein jemenitischer Scheich und passionierter Angler will in der Wüste einen
künstlichen See anlegen, um dort Lachse anzusiedeln. Helfen soll ihm dabei
der kauzige britische Biologe und Fisch-Experte Dr. Alfred Jones, der von dem
Plan anfangs genauso wenig begeistert ist wie von der Scheich-Mitarbeiterin
Harriet. Regisseur Lasse Hallström lenkt die Geschichte ins Fahrwasser einer
Romantic Comedy, was dank der Besetzung recht gut funktioniert. Ein Pluspunkt ist Kristin Scott Thomas, die als gerissene Regierungssprecherin und Multitasking-Mum eine überzeugende Powerfrau-Parodie liefert. MICHAEL HERMANN
THE FIRST RASTA
F 2010 - Dokumentarfilm - Regie: Hélène Lee, Christophe Farnarier - Kamera:
Chr. Farnarier - mit: Leonard Percival Howell - Verleih: Neue Visionen Start: 26.4.
BO: Endstation
LACHSFISCHEN IM JEMEN
GB 2011 - Komödie / Drama - Regie: Lasse Hallström - Kamera: Terry Stacey - mit:
Ewan McGregor, Emily Blunt, Kristin Scott Thomas - Verleih: Concorde Start: 17.5.
BO: Metropolis/Casablanca, DO: Cinestar, DU: Filmforum, GE: Schauburg
trailer verlost 3x2 Freikarten.
E-Mail bis 18.5. an [email protected], Kennwort: Lachsfischen
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Alles richtig gemacht?
Geduld!
Auf dem Höhepunkt seiner Karriere: Bob Marley auf der Bühne
Ein Musiker-Leben
„Die Kunst zu lieben“ von Emmanuel Mouret
„Marley“ von Kevin Macdonald
Ein amüsanter, französischer Episodenreigen über die Regeln der Liebe und Verführung in der westlichen Zivilisation.
C Ironisch-frivole Komödie
Regisseur Kevin Macdonald („Der letzte König von Schottland“) begibt sich auf die
Spuren Bob Marleys.
C Kurzweilige Musiker-Doku
„Es gibt keine Liebe ohne Musik“, „Schlage nie ein Angebot aus“, und immer
wieder „Geduld“: Zwischentitel wie diese unterteilen diese wundervolle
Komödie, die sich zugleich augenzwinkernd als Ratgeber präsentiert zu
Dingen, die Sie schon immer über Sex wissen wollten. Denn dorthin führt
am Ende meist die Liebe, das ahnt auch Regisseur Emmanuel Mouret. Der
setzt sich beseelt und ironisch mit den Spielarten und –regeln von Lust und
Liebe auseinander, indem er Singlefrau Isabelle (Julie Depardieu) samt
Umfeld auf den Pfaden gen Zweisamkeit begleitet. Pointiert kommentiert
führt Mouret seine Charaktere vor, die in den Varianten gegenseitiger Annäherung alles richtig zu machen suchen – und zumeist genau darüber
stolpern.
HARTMUT ERNST
Chronologisch dokumentiert Macdonald die Stationen eines Musiker-Lebens: Kindheit in ländlicher Armut, erste nationale Erfolge auf Tahiti, der
Einfluss der Rastafaris, Abzocke durch Plattenlabels, Exil in London, internationale Anerkennung, Hautkrebs. Dafür wurde dem Regisseur Zugang
zum Familienarchiv Bob Marleys gewährt, Wegbegleiter des 1981 gestorbenen Musikers stellten sich seinen Fragen. Trotz des Versuchs, Tiefe anzustreben, beleuchtet der Film das Leben Marleys nur skizzenhaft. Man lernt
– kurzweilig und unterhaltsam – so einiges über die Zeit, über Marleys
Macken und Weltanschauung. Vergleichbar wenig erfährt man derweil über
ihn als Künstler. Wen vor allem die Rastafari-Bewegung interessiert, dem
sei in diesem Monat „The First Rasta“ empfohlen.
HARTMUT ERNST
DIE KUNST ZU LIEBEN
MARLEY
Filmfestival Montréal: Bestes Drehbuch: Emmanuel Mouret
F 2011 - Komödie / Lovestory - Regie: Emmanuel Mouret - Kamera: Laurent Desmet mit: François Cluzet, Frédérique Bel, Julie Dépardieu - Verleih: Camino Start: 17.5.
USA 2012 - Dokumentarfilm - Regie: Kevin Macdonald - Kamera: Declan Quinn mit: Bob Marley (Archivmaterial) - Verleih: Studio Canal
Start: 17.5.
DO: sweetSixteen, E: Filmkunsttheater
BO: Metropolis/Casablanca, OB: Lichtburg
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trailer verlost 2x2 Freikarten.
E-Mail bis 20.5. an [email protected], Kennwort: Marley
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Alle Filme, alle Kinos, alle Filmkritiken, alle Termine im Ruhrgebiet
Kino.Ruhr.
Zieht Autokino dem Saalkino vor: Frank Peciak
Wie Kirmes und Zirkus zugleich
Autokino in Essen
Die legendären Autokinos sind mittlerweile rar gesät. Seit über 40 Jahren
gibt es in Essen schon ein Drive In-Kino, wo man mit dem Auto vorfährt
und dann im besten Fall mit seinem Schatz einen Film durchknutscht.
Seit über 20 Jahren leitet Frank Peciak das Autokino und schwärmt
immer noch von dem besonderen Kinoerlebnis. Und jede Woche gibt’s
obendrein einen Flohmarkt und Automarkt.
trailer: Herr Peciak, wie ging das hier los?
Frank Peciak: Früher war das Autokino regelmäßig komplett ausverkauft.
Die Polizei kam am Ende des Films, um den Verkehr zu regeln. Da ist es noch
richtig hoch her gegangen. Da gab es auch nur drei Programme im Fernsehen.
Kommen hier hauptsächlich Pärchen hier hin?
(lacht) Meistens zu zweit, ja.
Wieso ziehen Ihre Gäste das Autokino einem normalen Filmhaus vor?
Das ist komplett was anderes. Sie können mit dem Auto reinfahren und brauchen nicht mehr aussteigen. Was noch von Vorteil ist: Sie können in Ruhe
den Film genießen. Da knuspert keiner. Da schwatzt keiner. Da riecht keiner
vor sich hin. Ist doch viel angenehmer.
Wie funktioniert das praktisch?
Sie kommen mit dem Auto an die Kasse gefahren und zahlen pro Person
Eintritt und dürfen sich dann hinstellen, wo Sie möchten. Sie stellen im Autoradio unseren Sender ein und haben den Filmton direkt bei sich im Auto.
Und wenn es kalt ist, haben wir auch Heizlüfter.
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Die Leinwand hat beeindruckende Ausmaße.
Die ist 15m hoch und 36m breit. Größere Leinwände gibt es eigentlich gar
nicht.
Was passiert, wenn es in Strömen regnet?
Dann muss man den Scheibenwischer anmachen. Wir hatten auch schon
Besucher im Nebel. Da hat man die Hand vor Augen nicht gesehen. Die haben
dann halt ein Hörspiel genossen.
Wie viele kommen an einem guten Abend?
An einem richtig guten Abend sind hier 500 bis 600 Autos pro Vorstellung.
Dann haben wir einen guten Film, und das Wetter passt auch. Dann geht’s
richtig zur Sache.
Kommen auch manche, um ein schönes Auto zu präsentieren?
Auf jeden Fall. Bei „Fast & Furious“, das ist ja so ein Action-Autofilm, waren
jede Menge Jugendlicher mit getunten Autos da. Wir machen eine Stunde
vor Filmbeginn auf. Dann treffen die sich hier und schwatzen.
Für das leibliche Wohl ist auch gesorgt. Was gibt’s hier zu essen?
Hamburger, Pommes, Getränke, Popcorn. Alles was man so braucht.
Kann man mit jedem Auto reinfahren?
Kein Problem. Wir hatten auch schon mal einen 30-Tonner. Den stellen wir
dann allerdings nach hinten.
INTERVIEW: BETTY SCHIEL
Mit Filmtrailer, Hintergrund, Interview, Portrait …
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Gespräch zum Film
Neue Filme
Regisseur Thomas Thümena, Foto: Alain Wicht
Heitere Melancholie
Regisseur Thomas Thümena über seinen Film „Tinguely“
Thomas Thümena, Jahrgang 1967, hat Ende der 80er Jahre in New York
Ethnologie und Filmwissenschaft studiert, in den 90er Jahren dann an
der Kunstschule ECAL in Lausanne Audiovisuelle Medien. Seit 1999 ist
er Mitinhaber der Produktionsfirma Hugo-Film. „Tingeluy“ ist sein zweiter Langfilm.
trailer: Herr Thümena, Sie haben sich in Ihrem Film sehr auf die Person
Tinguely konzentriert – eine Analyse seines Werks unternimmt der Film
kaum. Warum haben Sie sich für diese biografische Perspektive entschieden?
Thomas Thümena: Tinguelys Werk ist in meinem Film gewissermaßen die
Kulisse für sein bewegtes Leben. Ein Leben, das mich mit all seinen Widersprüchlichkeiten offen gestanden mindestens so sehr fasziniert wie sein
Werk. Zumindest im Fall von Tinguely provoziert gerade eine solche Sicht
eine sicher so spannende Interpretation seines Werkes wie eine analytische
Kunstbetrachtung.
Es gibt einen bekannten Film von Peter Schamoni über Niki de Saint
Phalle. Ein Vergleich mit ihrem Film ist naheliegend, „Jean Tinguely“
zeigt gar Überschneidungen beim Archivmaterial. Wie verhalten sich die
Filme Ihrer Meinung nach zueinander?
(lacht) Nun, ich denke, sie verhalten sich zueinander etwa so wie Jean Tinguely und Niki de Saint Phalle im wirklichen Leben: überaus gegensätzlich
– aber bestimmt in Liebe und Respekt verbunden. In meinem Film spielt Jean
Tinguely die Hauptrolle – und Niki de Saint Phalle diejenige seiner Geliebten,
Muse und Gattin – und im Film von Peter Schamoni ist es genau umgekehrt.
Das erklärt wohl schon vieles: scheinbar dieselbe Geschichte – aber zwei
unterschiedliche Perspektiven. Die Überschneidungen liegen auch darin begründet, dass zu ihren bekanntesten Werken ihre Kollaborationen gehören,
wie z. B. „Study for the End of the World“, ihre Sprengaktion in Nevada – oder
auch die „Fontaine Stravinsky“, der Brunnen vor dem Centre Pompidou in
Paris.
Der Film zeigt auch kritische Stimmen zur Privatperson Tinguely. Wie
haben Sie die unterschiedlichsten Meinungen gewichtet?
Grundsätzlich interessierte mich bei diesem Portrait das Spannungsfeld zwischen künstlerischer Verwertung und etwaigen persönlichem Kollateralschäden – oder anders gesagt: Was ist der Preis des künstlerischen Erfolges? Und
dass über einen Künstler, der in den 50er Jahren Teil der europäischen Avantgarde war, in den 60er und 70er Jahren zum Star der Kunstszene avancierte
und in den 80er Jahren – zumindest in der Schweiz – zum Volksheld mutierte,
nicht unbedingt Konsens bestehen würde, das war mir bereits zu Beginn klar.
Als Filmmusik wählen Sie das Schweizer Jazztrio Rusconi. Warum haben
Sie diese Musik ausgesucht? Sehen Sie Parallelen zwischen Tinguelys
Kunst und dem Sound des Trios?
Die Melodien von Rusconi mit ihrem teils verspielten, teils energiegeladenen
Vorwärtsdrang betonen einen Wesenszug von Tinguelys Werk, der mir sicher
sehr imponiert. Bei all dem Drive klingt jedoch immer auch eine heitere Melancholie mit – auch das ein Momentum, das dem Werk von Tinguely zugrundeliegt: das des Vergehens.
INTERVIEW: CHRISTIAN MEYER
www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino
LSD wurde in den 50er Jahren noch medizinisch eingesetzt
Eins sein
„The Substance – Albert Hofmann's LSD“ von Martin Witz
LSD: Medikament oder Trip? Der Film folgt dem mitunter skurrilen Weg der Droge.
C Doku zu einer einflussreichen Arznei
Eigentlich war Albert Hoffmann auf der Suche nach einem Medikament für
den Blutkreislauf. Bei seinen Forschungen entdeckte der Schweizer 1943
eine Substanz, die er zuerst uneigennützig im Selbstversuch testete, um sie
anschließend der Psychotherapie im Kampf gegen Depressionen anzubieten: LSD. Die mitunter unterhaltsam psychedelisch inszenierte Doku verfolgt den Weg der Droge vom Labor zu Militär- und Geheimdienstexperimenten bis hin in die Hippiezeit, wo Friedensaktivisten die Droge für sich
entdeckten – und in Eigenproduktion auf den Markt warfen. Am Ende stehen das Verbot und die internationale Ächtung. Hübsches Dokument, das
nicht nur solide informiert, sondern ebenso unterhält – und durchaus neugierig macht.
HARTMUT ERNST
THE SUBSTANCE – ALBERT HOFMANN'S LSD
CH 2011 - Dokumentarfilm - Regie: Martin Witz - Kamera: Pio Corradi Verleih: mindjazz
Start: 17.5.
DO: sweetSixteen
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Humorvoller Künstler: Jean Tinguely
Sinnlose Kunst
„Tinguely“ von Thomas Thümena
Jean Tinguely hat mit seinen kinetischen Objekten und Maschinen Spaß und Action
in die Nachkriegskunst gebracht. Der Schweizer Plastiker wusste auch sonst zu leben.
C Kurzweiliges Künstlerporträt
Er hat schon in den 50er Jahren mit seinen kinetischen Objekten die Kunstwelt aufgemischt. Ab den 60er Jahren hat er dann zusammen mit seiner
damaligen Lebensgefährtin Niki de Saint Phalle ein wildes Duo abgegeben,
das zeitweise wie die Bonnie & Clyde der Kunstszene wirkte. Regisseur
Thümena begleitet Leben und Werk des Schweizer Künstlers, der im eigenen Land erst spät Anerkennung fand. Kurzweilig kombiniert Thümena Material aus Tinguelys frühester Zeit als Schaufensterdekorateur bis zu seinem
Lebenswerk „Der Zyklop“, skizziert sein turbulentes Privatleben und lässt
neben Wegbegleitern auch den Künstler selbst in Archivaufnahmen humorvoll zu Wort kommen: Da besteht er vehement auf der Sinnlosigkeit seiner
Werke.
CHRISTIAN MEYER
TINGUELY
CH 2011 - Doku - Regie: Thomas Thümena - Kamera: Felix von Muralt mit: Guido Magnaguagno, Daniel Spoerri - Verleih: Film Kino Text
Start: 17.5.
DO: sweetSixteen
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Alle Filme, alle Kinos, alle Filmkritiken, alle Termine im Ruhrgebiet
21 Jump Street
Fischen Impossible – Eine tierische Rettungsaktion
USA 2012 - Komödie / Krimi - Regie: Phil Lord, Chris Miller - Verleih: Sony - Start: 10.5.
MAL 2011 - Zeichentrick - Regie: Goh Aun Hoe - Verleih: Splendid - Start: 26.4.
Schmidt (Jonah Hill, „Superbad“) und Jenko (Channing Tatum, „Für immer Liebe“)
hatten eigentlich geglaubt, die Schule hinter sich gelassen zu haben. Dann aber
werden die beiden Polizisten undercover zurück auf die Highschool geschickt, um
einen Drogenring aufzubrechen. Daraus ergibt sich eine turbulente Rückkehr in
die Pubertät. Kinoadaption der Johnny-Depp-Kultserie.
HE
Aus Malaysia stammt dieses Unterwasser-Animationsabenteuer, in dem sich
der junge Pup auf den Weg macht, seine Verwandtschaft aus den Händen von
Fischeier-Dieben zu befreien. Unterstützt wird der Bambushai von seinem
Kumpel Julius. Für die Rettungsmission muss sich Pup sogar an Land begeben, doch ein wenig Pixelmagie macht auch das möglich. Familienspaß.! HE
DO: Cinestar, E: Cinemaxx, GE: Apollo, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemotion. OB: Lichtburg
BO: UCI, DO: Cinestar, GE: Apollo, HE: Filmwelt, OB: Lichtburg
American Pie: Das Klassentreffen
Lockout
USA 2012 - Komödie - Regie: J. Hurwitz, H. Schlossberg - Verleih: Universal - Start: 26.4.
F 2012 - Action/SciFi - Regie: James Mather, St. Leger - Verleih: Universum - Start: 10.5.
Über zehn Jahre ist’s inzwischen her, dass die Jungs aus der Highschool um
die Jungfräulichkeit gewettet haben. Inzwischen sind sie verheiratet – oder
getrennt. Vor allem aber sind sie Jungs geblieben. Entsprechend pubertär gestaltet sich ihr Leben auch in den Twentysomethings, und, so das Kinopublikum will, auch noch in den nächsten Jahrzehnten. Hormone forever!
HE
Diese Luc Besson-Produktion versucht sich als „Stirb langsam“-im-WeltraumVariante: Ein zynischer Machoheld (Guy Pearce) dockt an einem Weltraumgefängnis an, um Geiseln, darunter die Präsidententochter (Maggie Grace), aus der
Hand der ausgebrochenen Gefangenen zu befreien. Jippie ya yeah! Viele Klischees, viele Zitate, wenig Blut, wenig Seele, keine Überraschungen.
HE
BO: Bofimax, UCI, Union, GE: Apollo, Schauburg, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemotion
DO: Cinestar, E: Cinemaxx, GE: Apollo, HE: Filmwelt
Dark Shadows
Hanni & Nanni 2
USA 2012 - Drama / Horror - Regie: Tim Burton - Verleih: Warner - Start: 10.5.
D 2012 - Kinderfilm - Regie: Julia von Heinz - Verleih: Universal - Start: 17.5.
Tim Burton serviert sein nächstes Gruselmärchen: Barnabas (Johnny Depp) gelangt
Ende des 18. Jahrhunderts in Amerika zu Reichtum, verdreht einer Hexe die Augen und
landet als Vampir in der Gruft. 200 Jahre ersteht Barnabas wieder auf – es ist 1972,
sein Anwesen eine Ruine. Mit Michelle Pfeiffer und Helena Bonham Carter.
HE
Hanni & Nanni freuen sich auf das Ferienende! Dann kehren die Zwillingsschwestern
schließlich zurück ins geliebte Internat, wo allerlei Mädchenabenteuer auf sie warten: Ein Junge kommt zu Besuch, eine anonyme Prinzessin steckt in den eigenen
Reihen. Klingt doch aufregend! Oder etwa nicht?
HE
BO: Union, DO: Cinestar, E: Cinemaxx, Filmkunsttheater, GE: Apollo, HE: Filmwelt,
MÜL: Cinemotion, OB: Lichtburg
BO: Union, DO: Cinestar, E: Cinemaxx, Filmkunsttheater, GE: Apollo, HE: Filmwelt,
MÜL: Cinemotion, OB: Lichtburg
Das Hochzeitsvideo
Marvel’s The Avengers
D 2012 - Komödie / Lovestory - Regie: Sönke Wortmann - Verleih: Constantin - Start: 10.5.
USA 2012 - Action - Regie: Joss Whedon - Verleih: Disney - Start: 26.4.
Was ist eigentlich schlimmer: Bemühte Ironie oder bemühte Kalauer? Diese
romantische Komödie von Sönke Wortmann versucht beides. Ein junges, heiratswilliges Paar (Lisa Bitter, Marian Kindermann) stolpert über Missverständnisse,
Verwechslungen und Blowjob-Unfall von Standesamt übers Polizeirevier bis in
die Kirche. Klamotte, so haarsträubend wie hanebüchen.
HE
In den letzten Jahren wurden Iron Man, Thor, Hulk und Captain America cineastisch bereits fleißig etabliert, nun dürfen sie sich mit anderen Superhelden gemeinsam gegen das Übel verbünden. Letzteres bedroht die Welt in Gestalt des
Schurken Loki (Tom Hiddleston), der der Welt mit seiner Armee den Garaus machen möchte. Comic-Kino mit großen Stars und starken Helden.
HE
BO: Union, DO: Cinestar, E: Cinemaxx, Filmkunsttheater, GE: Apollo, HE: Filmwelt,
MÜL: Cinemotion
BO: Bofimax, UCI, Union, DO: Cinestar, E: Cinemaxx, GE: Schauburg, HE: Filmwelt,
MÜL: Cinemotion, OB: Lichtburg
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Mit Filmtrailer, Hintergrund, Interview, Portrait …
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Neue Filme
Project X
Die Vermissten
USA 2012 - Komödie - Regie: Nima Nourizadeh - Verleih: Warner - Start: 3.5.
D 2012 - Drama - Regie: Jan Speckenbach - Verleih: Filmgalerie 451 - Start: 10.5.
Thomas, Costa und J.B., drei Jungs aus der Highschool, planen die ultimative Party.
Eine Schnapsidee, die rasch außer Kontrolle gerät. „Hangover“-Regisseur Todd
Philipps produzierte diese freche High-School-Komödie jenseits des schlechten
Geschmacks, die vor allem für eines eintritt: Für das Recht auf Party! Die Laiendarsteller wurden frisch von der Straße gecastet.
HE
Es beginnt ganz geerdet: Die 14-jährige Tochter von Lothar (André M. Hennicke, „Die
Entbehrlichen“) verschwindet, der Rabenvater macht sich auf die Suche. Die führt ihn
über die Stadtgrenze hinaus, wo Lothar Bürgerwehren trifft, die Kinder jagen. Eine
Suche, die sich zunehmend surreal gestaltet. Das Familiendrama mündet in einer
kühlen futuristischen Vision.
HE
DO: Cinestar, E: Cinemaxx, MÜL: Cinemotion
DO: sweetSixteen
Spy Kids 4D
Totem
USA 2011 - Action / Komödie - Regie: Robert Rodriguez - Verleih: Senator - Start: 31.5.
D 2011 - Drama - Regie: Jessica Krummacher - Verleih: Filmgalerie 451 - Start: 26.4.
Eigentlich können Rebecca und Cecil ihre Stiefmutter Marissa (Jessica Alba)
nicht leiden. Als allerdings der garstige Zeiträuber Tick Tock an die Tür klopft und
sich Ex-Spionin Marissa ihrer Wurzeln besinnt, finden die beiden Kinder schon
bald Spaß am Familiendasein. Robert Rodriguez („Sin City“) tobt sich auch in der
dritten Fortsetzung genüsslich an jugendfreiem Actionspaß aus.
HE
Willkommen in der kleinbürgerlichen, heilen Welt! Fiona tritt eine Stelle als Haushaltshilfe bei einer Familie an. Nach anfänglicher Harmonie tun sich schon bald
Abgründe auf. Regisseurin Jessica Krummacher liefert ein angenehm unangepasstes Debüt, das sich zwischen Sozialdrama und Horrorfilm bewegt. Ein verstörender Albtraum, wie man ihn hierzulande viel zu selten sieht.
HE
DO: Cinestar, GE: Apollo, HE: Filmwelt, OB: Lichtburg
DO: sweetSixteen
The Cold Light of Day
Wir kaufen einen Zoo
USA 2012 - Action / Thriller - Regie: Mabrouk El Mechri - Verleih: Concorde - Start: 3.5.
USA 2011 - Komödie / Drama - Regie: Cameron Crowe - Verleih: Fox - Start: 3.5.
Will (blass: Henry Cavill) ist das schwarze Schaf in der Familie. Als man sich zum
gemeinsamen Urlaub auf der Yacht in Spanien trifft, überschlagen sich die Ereignisse:
Mutter, Schwester, Schwager werden entführt, Papi (Bruce Willis) ist Geheimagent,
eine schießwütige Dame (Sigourney Weaver) heftet sich an ihre Fersen. Der Beau
erwächst zum Kämpfer. Seichte Actionkost.
HE
Journalist Benjamin verliert seine Frau, kündigt und zieht mit seinen beiden Kindern
aufs Land. Zum neuen Grundstück gehört auch ein Zoo. Der Tierpark stellt Benjamin
vor ungeahnte Herausforderungen, die Begegnung mit der Tierpflegerin Kelly aber
schenkt in mancherlei Hinsicht neue Zuversicht. Romantisches Familiendrama. HE
BO: Union, DO: Cinestar, GE: Apollo, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemotion, OB: Lichtburg
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BO: Bofimax, DO: Cinestar, E: Cinemaxx, Filmkunsttheater, GE: Apollo, HE: Filmwelt,
MÜL: Cinemotion, OB: Lichtburg
The Lucky One – Für immer der Deine
USA 2012 - Drama - Regie: Scott Hicks - Verleih: Warner - Start: 26.4.
Im Leben drehen sie mitunter durch, in Kinofilmen wie diesen landen sie in den
Armen einer Frau: U.S.-Soldaten wie Sergeant Logan Thibault (Zac Efron, „High
School Musical“), den das Schicksal nach drei Einsätzen im Irak zu Beth führt,
einer Unbekannten, die er nur von einem Foto kennt. Nach anfänglichem Misstrauen öffnet sich Beth dem Landesverteidiger. Romantisches Drama.
HE
BO: Bofimax, UCI, Union, DO: Cinestar, E: Filmkunsttheater, GE: Apollo, HE: Filmwelt,
MÜL: Cinemotion
www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino
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Alle Filme, alle Kinos, alle Filmkritiken, alle Termine im Ruhrgebiet
Aussterbendes Exemplar: liebevoll geführter Plattenladen im Norden Englands
Bella (Evangelia Randou) gibt Marina (Ariane Labed) Kussunterricht
Und sie dreht sich doch noch
Paarungszeit
„Sound it out“ von Jeanie Finlay
„Attenberg“ von Athina Rachel Tsangari
Porträt eines der letzten Plattenläden in Nordengland und seiner skurrilen Kundschaft.
C Blick in die Psyche des Plattensammlers
Marina ist zwar erwachsen, aber noch nicht flügge. Als ihr Vater im Sterben liegt,
muss sie ins Leben treten.
C Verspätetes Coming of age-Drama
Die CD ist zwar immer noch das Rückgrat der Musikindustrie, aber im Gegensatz zu deren rückläufigen Verkäufen legte die Schallplatte im letzten
Jahr um fast 20 % zu. Das täuscht aber natürlich nicht darüber hinweg, dass
Vinyl nur noch ein Nischenmarkt ist und auch der gute alte Schallplattenladen gegen Ladenketten und die digitale Welt ankämpft. Nicht nur in Köln,
sondern auch im wirtschaftlich abgehängten 80.000 Einwohner-Städtchen
Stockton gibt es noch einen solchen Laden mit Neu- und Gebrauchtware.
Das zieht alle möglichen Käufer an – vom Gelegenheitshörer mit altem
Plattenspieler bis zum Vinyl-Fetischisten mit High End-Anlage. Finlay
beobachtet das skurrile Treiben mit Zurückhaltung und erfährt, dass auf
alten Schallplatten nicht nur Musik zu finden ist, sondern viele Schichten
persönlicher Gefühle.
CHRISTIAN MEYER
„Not macht erfinderisch“, heißt übertragen auf die Kultur: Dort wo Not ist,
keimt die Kunst. Ein etwas blöder Satz, der fatalerweise neue Sparmaßnahmen in der Kulturpolitik beflügeln könnte. In Griechenland scheint die
Gleichung aber zu stimmen, denn dort entdeckt der Kölner Verleih Rapid
Eye Movies gerade junges griechisches Arthaus-Kino. Tsangari erzählt in
„Attenberg“ von Marina, die zwar erwachsen ist, die Welt aber wie ein Kind
betrachtet oder wie ein Tier, denn das Tierfilme-Gucken mit ihrem Vater
hat sie sozialisiert. Mit dem nahenden Tod des Vaters muss sie lernen, sich
alleine zurecht zu finden, aber auch Sexualität kennt sie nur aus Tierfilmen.
Entsprechend unbeholfen sind ihre ersten, von ihrer Freundin Bella unterstützten Schritte inmitten eines trostlosen Griechenlands, das nichts von
Urlaubserinnerungen hat.
CHRISTIAN MEYER
SOUND IT OUT
ATTENBERG
GB 2011 - Dokumentarfilm - Regie: Jeanie Finlay - Kamera: Jeanie Finlay Verleih: Neue Visionen
Start: 10.5.
BO: Endstation
Venedig Filmfestival 2010: beste Darstellerin
GR 2010 - Drama - Regie: Athina Rachel Tsangari - Kamera: Thimios Bakatakis - mit:
A. Labed, E. Randou - Verleih: Rapid Eye Movies
Start: 10.5. DO: sweetSixteen
www
Fortschritt durch UFO-Sichtung
Turbulent und kunstvoll: Die Kinder nehmen Reißaus
Unverhofft kommt oft
Arthousemärchen
Arthausmärchen
„UFO in her Eyes“ von Xiaolu Guo
„Moonrise Kingdom“ von Wes Anderson
Eine angebliche Ufo-Erscheinung transformiert ein unberührtes chinesisches Bauerndorf in eine turbokapitalistische Touristenfalle.
C Schräge Satire über grotesken Fortschrittswillen
Zwei Kinder türmen, die Gemeinde begibt sich auf die Suche. Das verläuft bei Wes
Anderson entsprechend skurril und chaotisch.
C Verschrobenes Abenteuer
„Früher drehten wir uns um die Sowjetunion ... heute drehen wir uns um die
USA.“ So einfach lässt sich chinesische Politik auf den Punkt bringen, zumindest in der Weltsicht von Ortsvorsteherin Chang. Wie gut, dass die Landarbeiterin Kwok Yun nicht nur ein Ufo erblickt, sondern auch einem verletzten
amerikanischen Geschäftsmann geholfen hat. Beides verhilft ihrem Dorf zu
ungeahnter Popularität und Reichtum – auf Kosten der Umwelt und Bevölkerung. In einem wüsten Mix aus pseudo-dokumentarischen Schwarzweißbildern
und farbenfrohen, teils surrealen Szenen formuliert „UFO in her Eyes“ eine
abgedrehte, aber nicht minder treffende Kritik an der fortschreitenden Amerikanisierung Chinas und ist gleichzeitig Plädoyer für das Finden eines eigenen
Weges jenseits der Imitation.
MARIEKE STEINHOFF
Neuengland, Mitte der 1960er: Gerade rüstet Pfadfinderführer Ward (Edward
Norton) das Sommercamp, da nimmt der 12-jährige Sam Reißaus. Der hat
nämlich Höheres im Sinn als Pfade zu finden und Fährten zu suchen. Genauer:
die gleichaltrige Suzy, in die er sich verliebt hat. Gemeinsam verstecken sich
die beiden Kinder an der Küste, während die besorgten Erwachsenen, darunter
der Gemeindesheriff (Bruce Willis), eine Jugendamt-Gesandte (Tilda Swinton)
und Suzys Eltern (Frances McDormand, Bill Murray), eine Suchaktion starten.
Das endet, dafür bürgt Regisseur Wes Anderson („Tiefseetaucher“, „Darjeeling
Limited“), in einem turbulenten, kunstvoll verschrobenen Arthausmärchen, das
der Filmemacher nostalgisch einfärbt.
HARTMUT ERNST
MOONRISE KINGDOM
UFO IN HER EYES
Der Film konnte vor Redaktionsschluss nicht
gesehen werden. Eine ausführliche Rezension folgt
D/F 2011 - Drama - Regie: Xiaolu Guo - Kamera: Michal Tywoniuk - mit: Shi Ke,
Udo Kier, Mandy Zhang - Verleih: Pandora
Start: 26.4.
DO: sweetSixteen
USA 2012 - Drama - Regie: Wes Anderson - Kamera: Robert Yeoman mit: Bruce Willis, Edward Norton, Bill Murray - Verleih: Tobis
Start: 24.5.
BO: Metropolis/Casablanca, E: Filmkunsttheater, OB: Lichtburg
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Neue Filme
Noch gleicht der Film einem Musical aus den 60er Jahren
Visuell reizvolle Reise in die Belle Époque
Ich lieb' Dich nicht
Antiheld
„Die Liebenden – Von der Last, glücklich zu sein“ von Chr. Honoré
„Bel Ami“ von Declan Donnellan und Nick Ormerod
Vier Jahrzehnte im Leben einer Mutter und ihrer Tochter. Ein musikalischer Streifzug
durch Leid und Liebe.
C Boulevard-Drama
Ein mittelloser Schönling schläft sich im Fin de Siècle in der feinen Gesellschaft
hoch.
C Kostümdrama
Regisseur Christophe Honoré scheint in Sachen Liebe desillusioniert: Wo die
in seinem Drama hinführt, das ist jenseits von Boulevardkomödie und verklärtem Happy End. Verklärt geht trotzdem: Honoré inszeniert eine Art Boulevarddrama, das sich anfangs noch beschwingt im frechen Look den 1960ern
nähert, um spätestens zur Jahrtausendwende in hoffnungslose Tragik abzugleiten. Im Fokus: Madeleine (Ludivine Sagnier/Catherine Deneuve) und ihre
Tochter (Chiara Mastroianni), die Liebe und Freiheit suchen, zwei Zustände,
die sich hier schwerlich vereinbaren lassen. Für französische Verhältnisse gibt
sich der Film ungewohnt verkopft, kulissenhaft, befremdlich. Aber vielleicht
ist das ja am Ende bloß realistisch.
HARTMUT ERNST
Die „Twilight“-Reihe ist abgedreht, und nach seinem Ausflug in den Zirkus
(„Wasser für Elefanten“) stellt sich Teenieschwarm Robert Pattinson neuen
Herausforderungen. Dabei will sich der Brite offensichtlich wandlungsfähig zeigen, mimt er doch diesmal nicht den Helden, sondern den Antihelden. Der Literaturverfilmung bleibt er indes treu: Diesmal wurde er für
die Hauptrolle in der Neuverfilmung von Guy de Maupassants „Bel Ami“
besetzt. Pattinson spielt Georges Duroy, einen jungen Offizier, der Ende des
19. Jahrhunderts aus dem Krieg in Algerien nach Frankreich heimkehrt und
versucht, in Paris Fuß zu fassen. Anfangs noch mittellos und ohne Job, gelingt dem ehrgeizigen Beau schon bald der Einzug in die Pariser Gesellschaft: Charles Forestier (Philip Glenister), ein alter Kriegskamerad, lädt
Georges zum Essen ein. Forestier verantwortet den Politikteil der Tageszeitung La Vie Francaise und bietet seinem Freund an, als Journalist für ihn
zu arbeiten. Nun ist Georges in sprachlichen Belangen nicht eben talentiert, bekommt aber Schützenhilfe von Forestiers attraktiver Gattin Madelaine (Uma Thurman), die von nun an als seine Ghostwriterin fungiert. So
hat der junge Charmeur ausreichend Zeit, sich mit weiteren Damen zu
vergnügen und sich so den Aufstieg in die feine Gesellschaft zu ermöglichen. Eine erste Affäre hat er mit der jungen, vergnügungssüchtigen
Clothilde (Christina Ricci) und auch die Ehefrau (Kristin Scott Thomas) von
Duroys Herausgeber erliegt dem Charme des egozentrischen Aufsteigers.
Dass „Twilight“ mehr Biss hatte, ist nicht nur dem Wortspiel geschuldet, es
gilt auch in zweierlei Hinsicht: Die Adaption des gesellschaftskritischen
Romans von 1885 entbehrt weitestgehend dem Biss und der Ironie der
Vorlage. Die beiden Regisseure Declan Donnellan und Nick Ormerod setzen
weniger auf tiefgründige Gesellschaftskritik, sondern haben sich mit ihrem
ersten abendfüllenden Spielfilm vor allem einer Sache verschrieben: Ein
bombastisches, starbesetztes Historiendrama auf die Leinwand zu werfen,
mit dem sie in opulenten Kulissen und prächtigen Kostümen die Belle Époque wieder auferstehen lassen. Paris ist hier loderndes Zentrum des
Aufbruchs, in dem Fortschritt und Aufschwung kulminieren – und Georges
will mitschwimmen. Die Mechanismen der Macht, Vorteilsnahme und Verrat, Gier und Verlangen, erotisches Taktieren, Opportunismus und die
wachsende Bedeutung der Medien sind Themen, derer sich der Leinwand
sprengende Film dankbar bedient. „Bel Ami“ strotzt vor Bildern und
Atmosphäre, indem Maupassants Vorlage zu einer ansehnlichen Postkarte
modelliert wird. Eine Adaption, die als opulentes Kostümdrama Robert
Pattinson die Gelegenheit gibt, sich von einer anderen Seite zu präsentieren. Gemeinsam mit einer beachtenswerten Riege an weiteren Darstellern
ist das Ergebnis vor allem visuell reizvoll.
DIE LIEBENDEN – VON DER LAST, GLÜCKLICH ZU SEIN
F/GB/CZ 2011 - Drama/Lovestory - Regie: Christophe Honoré - Kamera: Rémy Chevrin
mit: Catherine Deneuve, L. Sagnier, M. Forman - Verleih: Senator
Start: 3.5.
BO: Union, E: Filmkunsttheater
Überfordert: Adam (Joseph Gordon-Levitt) und seine Therapeutin (Anne Kendrick)
Begleiter
„50/50 – Freunde fürs (Über)Leben“ von Jonathan Levine
Adams Leben verläuft in geordneten Bahnen, bis er erfährt, dass er Krebs hat.
C Berührendes Krebsdrama
Als beim 27-jährigen Adam (Joseph Gordon-Levitt) Krebs diagnostiziert
wird, flüchtet seine Freundin (Bryce Dallas Howard) in die Kunst, Kumpel
Kyle (Seth Rogen) nutzt die Diagnose für Flirts, Adams Mutter (Anjelica Houston)
überbemuttert ihn, und seine junge Nachwuchs-Therapeutin Katherine (Anna
Kendrick) ist sichtlich überfordert. Was auf den ersten Blick klingt wie eine
geschmacklose US-Komödie, entpuppt sich als berührendes, aber nie kitschiges Drama, das lebensnah und dezent humorvoll das Umfeld eines an Krebs
Erkrankten beleuchtet. Irrwitz gepaart mit Tragik, Ironie, Romantik und eine
großartige Besetzung bilden eine gelungene Annäherung an ein Thema,
das mittlerweile häufig in Szene gesetzt wird.
www
CARLA SCHMIDT
HARTMUT ERNST
50/50 – FREUNDE FÜRS (ÜBER)LEBEN
BEL AMI
Independent Spirit Awards 2012: Bestes Drehbuchdebut: Will Reiser
USA 2011 - Komödie / Drama - Regie: Jonathan Levine - Kamera: Terry Stacey - mit:
Joseph Gordon-Levitt, Seth Rogen, Anna Kendrick - Verleih: Universum Start: 3.5.
GB 2012 - Drama / Lovestory - Regie: Declan Donnellan, Nick Ormerod Kamera: Stefano Falivene - mit: Robert Pattinson, Uma Thurman, Christina Ricci Verleih: Studio Canal
Start: 3.5.
BO: Metropolis/Casablanca, DO: Cinestar, MÜL: Cinemotion
BO: Bofimax, DO: Cinestar, E: Cinemaxx, Filmkunsttheater, GE: Apollo, OB: Lichtburg
www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino
54
Alle Filme, alle Kinos, alle Filmkritiken, alle Termine im Ruhrgebiet
Kompakt Disk
Aufreibend auflösen
Artwork by Maria Giménez / Künstlerischer Leiter: Reiner Michalke
F.S.K. – über 30 Jahre, zwölf LPs, diverse EPs und Singles: Die Band um Thomas Meinecke und Michaela Melián ist eine Institution und ausdauerndster
Repräsentant bzw. eigentlich Vorbild für den Diskurspop, der dann später
vor allem aus Hamburg kam. Die Münchener verbinden immer noch ihren
charmant-sperrigen Sound mit ebenso charmant-sperrigen Betrachtungen
zu Politik und Popkultur. „Akt, eine Treppe herabsteigend“ heißt das Album
nach Duchamp, und das Cover zeigt natürlich weder Akt noch steigend
(Buback). Das Duo AU aus Portland macht experimentellen Pop. Auf dem
dritten Album ist wieder der schwelgerische Gesang zu finden, der über
den nervösen, komplexen Songs liegt, die zunächst wie ein wildes Potpourri
aus unterschiedlichsten Instrumenten und Stilen wirken, bei wiederholtem
Hören aber ähnlich wie bei Animal Collective und verwandten Bands immer
mehr ihre innere Logik offenbaren (Leaf). Popmusik aus Israel weht nur
selten bis hierhin. Mir fallen spontan nur die Klezmer-Surf-Rocker Boom
Pam ein. Umlala ist nun state-of-the-art Indierock mit Electro-Anteilen.
Mit obligatorischen New Wave-Anleihen, aber auch vielen überraschen-
The Dorf0
den Einfällen und klasse Gitarrenläufen ist ihr kraftvolles Debüt „Stand Go
Show Shout“ gewürzt (Snowhite). Aus Frankreich kommen gleich zwei interessante Neuerscheinungen: Don Niño spielt bei den auch hier schon bekannteren NLF3. „In the Backyard of my Mind“ ist sein ruhigeres, leichteres,
luftigeres und angenehm verspieltes Solodebüt (Infine). Astrïd ist ein Quartett aus Südfrankreich und entfaltet auf „High Blues“ lange, getragene, archaisch klingende Soundscapes mit Akustikgitarre und Jazzelementen (rune
grammofon). Cakewalk ist ein neues norwegisches Trio, das auf seinem Debüt „Wired“ fließende Improvisationen zwischen Krautrock und verzerrtem
Noiserock entwirft, die so organisch wirken, dass man sich in ihrem Fluss
entweder auflösen oder – je nach Grad der Verzerrung – aufreiben möchte
(Hubro). Art Rock im Stile der Canterbury-Szene der 70er Jahre machen
Volcano the Bear. Seit 15 Jahren und unzähligen Veröffentlichungen halten sie den Sound von Bands wie Henry Cow, Art Bears oder auch This Heat
hoch, soll heißen: neue Musik im Kopf, Jazz in der Hüfte und Rock in den
Beinen (rune grammofon).
Gunter Hampel European-New York Quintet0
Auf seinem 13. Album „Ufabulum“ hat Squarepusher für alle Stücke gleich
eine Lichtkomposition für die Liveshow mit konzipiert. Sein Breakcore stolpert weiterhin mit haarsträubender Geschwindigkeit und gefährlichen Verrenkungen von Romantik über Suspense zu metallischer Action (Warp). Das
Kölner Label Boxer Records feiert sein zehnjähriges Bestehen mit einer
Compilation. Pragmatisch „10 Years of Boxer“ betitelt, ist der Inhalt aber
doch etwas überraschender: Hier findet man nicht nur die üblichen Nuancen zwischen House und Techno, sondern auch schleppenden Funk von
Von Spar, einen Hawaiigitarren-Groove von tOMBo, taumelnden Disco von
Le Dust Sucker oder den Stolperfunk von Robag Whrume. Eine schöne
Geburtstagsfeier!
Myanmar meets Europe0
Tanya Tagaq0
Carla Bley Trio0
Juan de Marcos Afro Cuban All Stars0
Landfermann & Burgwinkel0
Radiation 100
Ingrid Laubrock Anti-House0
Jozef Dumoulin Trio0
www
Andrew N D’Angelo DNA Big Band0
I Don’t Hear Nothin’ But The Blues Trio0
James »Blood« Ulmer 0
with Joe Bowie’s Defunkt n’EU Soul 0
dus-ti0
Phall Fatale0
Erik Friedlander0
Carla Bley »La Leçon Française«0
with Bohuslän Big Band0
& Dortmund Choral Academy Boys Choir0
Rocket Science0
CHRISTIAN MEYER
55
www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino
www.moers-festival.de
Lakecia Benjamin and Soul Squad0
Fela Kuti, der Erfinder des Afro Beat, war eine zwiespältige Persönlichkeit.
Einerseits mutiger Kämpfer für die Rechte der Schwarzen und Antikolonialist, waren viele seiner Äußerungen sexistisch und homophob. Er starb
1997 an der von ihm geleugneten Krankheit Aids. Seine Musik hingegen
war berauschend. Das belegt die Doppel-CD „Live in Detroit“, die auf 140
Minuten das Konzert von 1986 veröffentlicht. Nur vier sehr lange Stücke
präsentieren eine bestens aufgelegte Band, die aus dem Konzert eine beseelte Party macht (Strut).
Klassik in NRW
Popkultur in NRW
Schloss Cappenberg hat Musik
Das Ruhrgebiet verliert eine seiner traditionsreichsten Diskotheken: den Zwischenfall, Foto: privat
Mekka der Kammermusik
Kein Zwischenfall
Von Olaf Weiden
Es ist nicht einmal zwei Wochen her, da wurde der erste „TÜV-Stempel“
für ein deutsches Orchester verabreicht – es war Concerto Köln, ein Kölner
Ensemble der Alte Musik-Szene. Die erfüllte Norm heißt ISO 9000 und bezieht sich auf den effizienten Einsatz von
„Ein Ort für Weinliebhaber,
Ressourcen und die hohe Qualität inneKunstliebhaber, Freizeithistorer Abläufe – also auf die Welt „hinter
riker und Wanderer“
der Kunst“. Die Optimierer sind da. Den
Orchestern soll dies eine fassbarere Qualitätseinordnung für seriöse Partner aus der Wirtschaft schenken: Stempel da, alles OK! Eine solche Zertifizierung wurde natürlich durch das entsprechende Ministerium des Landes
NRW gefördert. Kleine Prognose: kein Stempel da, nix OK, auf keinen Fall
Fördermittel! Keine Fördermittel sind ja der Normalfall. Beim Stempeln
müsste die Freie Szene trotzdem Pickel kriegen: Optimierung läuft immer
auf Verschlankung der Personaldecke heraus. Aber wenn da nur einer ist,
wer soll dann noch gehen?
Dieser Stempel wird also eine ganz große Rarität darstellen, trotzdem Glückwunsch an Concerto Köln, die vorher schon ein Erfolgskonzept verfolgten.
Realität wird aber weiterhin bleiben, dass sich Ensembles und Einzelkämpfer weiter mit suboptimalen Geschäftspraktiken selbst vermarkten – wenn
sich nicht eine Organisationsgesellschaft dahinterstellt. Das geschieht aber
in den letzten Jahren immer häufiger, oft in Zusammenhang mit neu oder
wiederentdeckten Gebäuden oder sogar Landschaften – womit wir nach
diesem Exkurs aus aktuellem Anlass zum eigentlichen Thema kämen.
Ein ehemaliges Prämonstratenserkloster, in dessen langer Geschichte an
einem kurzen Punkt die lebensfrohen Stiftsherren ab 1300 für ihr lasterhaftes Leben ins Gespräch kamen, wurde später im barocken Stil als Dreiflügelanlage neu konzipiert und von der Kirche getrennt. Heute erstrahlt
„Schloss Cappenberg“, ein Ort für Weinliebhaber, Kunstliebhaber, Freizeithistoriker und Wanderer, als Sitz des Hausherrn Sebastian Graf von Kanitz,
der es sich als Musikfreund gefallen lässt, auf seinem wunderschönen Anwesen auch ein kleines Musikfestival zu veranstalten. Zum siebten Mal und
für 7 Tage rund um Pfingsten erklärt sich dieser idyllische Ort nördlich von
Dortmund zu „Westfalens Mekka der Kammermusik“, und er hat einiges zu
bieten. So befindet sich neben der Stiftskirche mit ihren Orgeln sogar ein
akustisch tüchtiger Theatersaal im Ostflügel. Künstlerisch betreut das Fest
seit der Gründung die ECHO-Klassik-Preisträgerin und begnadete Geigerin
Mirijam Contzen, die in einem Satz ihr musikalisches Ziel für das Treffen
außerordentlicher junger Talente aus der ganzen Welt formuliert: „Der Austausch hat hier eine andere Intensität.“
24 Solisten verbürgen sich in ausgefallenen Bearbeitungen wie Tschaikowskys Ouvertüre „Romeo und Julia“ für Klaviersextett, Mozarts Klavierkonzert KV 449
mit Streichquartett oder Messiaens exzentrischem
Quartett-Hit „pour le fin des temps“ für musikalische
Erlebnisse. Dazu zählen auch Erfindungen wie eine
Konzertnacht mit kulinarischen Intermezzi, ein KinderOlaf Weiden
konzert oder Kammermusiker auf Abwegen: Viele junge
Musiker und Musikkritiker.
Klassiker jazzen in ihrer Freizeit auch mal gern.
Von Christian Steinbrink
Die lange und zumindest phasenweise sehr fruchtbare Tradition des Punk im
Ruhrgebiet war nicht selten geprägt durch ganz konkrete Orte. Der Bochumer Zwischenfall war ein Symbol dafür, wie offen und experimentierfreudig
sich die Szene in ihrer Frühphase in den
„Ein Symbol dafür, wie offen
frühen 1980er Jahren gab und sich unter
und experimentierfreudig sich
undogmatischen Geistern bis heute gibt:
die Punk-Szene gab“
Punk wurde hier zu Postpunk, wurde zu
Wave und zu EBM, die Subkultur splitterte sich in nochmalige Subsparten
auf und existierte doch weitgehend friedlich neben- und miteinander.
Zuletzt galt der Zwischenfall weitgehend als Gruftie-Laden, was aber nur
halb der Wahrheit entsprach. In unregelmäßigen Abständen wurde dort
nach wie vor alles abgebildet, was einer aus den 1980ern und 1990ern
stammenden Definition folgend als Alternative Music galt: Punk, Hardcore,
Rockabilly, aber auch Lesungen und weitere Vorführungen. Auf der einen
Seite gab sich der Zwischenfall unbeugsam forsch, auf der anderen Seite
war der Laden ein Relikt einer Zeit, die nun auch schon wieder 20 Jahre
zurückliegt. „War“, weil der Zwischenfall nun unwiederbringlich seine Tore
schließen musste. Und das ist mehr als schade.
Am Abend des 18. August vergangenen Jahres brannte in den Wohnungen
oberhalb des Zwischenfall in Bochum-Langendreer ein Dachstuhl. Der Brand
dehnte sich auf umliegende Häuser aus und hinterließ in der Diskothek
schwerwiegende Schäden. Dass keine Personen verletzt wurden, war pures
Glück. Schnell fand sich über die heute üblichen Kanäle, also weitgehend
Soziale Netzwerke im Internet, eine breite Schar von Unterstützern, die
dem Pächter Norbert Kurtz und seiner Firma KKM dabei helfen wollten, die
Kosten für eine Instandsetzung ohne ständige Einnahmen aufzubringen. Es
gab Benefizkonzerte und Spendensammlungen, letztlich ohne Erfolg: Ende
vergangenen Jahres zeichnete sich ab, dass die Renovierung des Gebäudes,
in dem der Zwischenfall residierte, unverhältnismäßig teuer und dadurch
unmöglich sein würde. Anfang April gab Kurtz schließlich das endgültige
Aus bekannt. Damit endete eine Epoche von alternativer Musikkultur, die
schon mit dem Vorgängeretablissement „Appel“ zu einer Zeit begann, als
das Wort „Alternative“ noch gar nicht in den allgemeinen Sprachgebrauch
der Popmusik übergegangen war.
Die Lücke, die das Ende des Zwischenfall reißt, bleibt bis auf weiteres ungefüllt. Es gibt im selben Stadtteil zwar noch Konzertclubs wie den Bahnhof
Langendreer, aber die Szene, die den Zwischenfall 27 Jahre lang bevölkerte,
hat dort kein Zuhause. Der Zwischenfall war aber auch ein Relikt der Szene seiner Anfangstage, ihre jüngeren Nachkommen stellen sich und ihre
Hingabe für Wave und Synthie-Klänge anders dar. Ein
Beispiel dafür ist die Partyreihe Flat Field, die monatlich
abwechselnd im Essener Goethebunker und im Kölner
E-Feld stattfindet. Ihre Musik fußt auf dem Wave und
Postpunk der 1980er und reicht bis in die heutige Zeit,
in der gerade Synthie-Pop als Dream-Pop und Shoegaze eine Renaissance auch in Hipster-Kreisen feiert. So
Christian Steinbrink traurig das Ende des Zwischenfall auch ist – seine Musik
Musikkritiker aus
Duisburg.
wird dadurch nicht zu stoppen sein.
Musikfestival 22.-28.5. I Schloss Cappenberg
Freiherr-Vom-Stein-Straße 1, Selm I www.musikfestival-schloss-cappenberg.de
live: Flat Field Party I 11.5.
Essen, Goethebunker I www.zfall.de
In Cappenberg spielen noch Musiker ohne TÜV
Das Ruhrgebiet verliert ein Symbole seiner Punk-Tradition
www
56
ICH SPEKULIERE.
AUF FREUDENTRÄNEN.
MIT MEINEM ABO:
WORLD MUSIC
Madredeus, Tomatito, Amadou & Mariam und andere
kommen als musikalische Botschafter ihrer Heimat
nach Dortmund.
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MUSIK BEREICHERT.
57
Festival
Mit seiner neuen Formation „Rocket Science“ in Moers: Peter Evans, Foto: Oliver Heisch
Die Sound-Guerilla vom Dienst
Das 41. Moers Festival vibriert am Niederrhein vom 25. bis 28. Mai
Es muss ja nicht alles so heiß gegessen werden wie es gekocht wird. Seit
Monaten diskutiert die deutsche Jazz-Szene über die Rahmenbedingungen
für MusikerInnen in hiesigen Landen. Auslöser war ein Zeitungsinterview
des Saxophonisten Michael Hornstein in der Süddeutschen. Dies ist nun
aber fast vier Monate her, die Wogen sind geglättet, aber noch lange nicht
geklärt. Forderungen wie von Reiner Michalke, dem Künstlerischen Leiter
des Moers Festivals, Jazz als kulturelles Erbe aufzufassen und dementsprechend mit Subventionen zu fördern, bleiben weiterhin im Raum stehen und
erfordern Lösungsansätze von kulturpolitischer Seite. Zumindest wird nun
aber lebhaft über die Probleme im Jazz diskutiert – und dies kann für das
eigene Image nur erfrischend sein.
In den Dornröschenschlaf vom selbstlaufenden Kulturfestival durfte man
in Moers ohnehin nie verfallen. Die Finanzierungsfrage hat inzwischen fast
schon rituellen Charakter. Vor diesem Hintergrund wirkt das 41. Moerser
Programm nicht nur für Jazz-Fans als Wundergeburt.
Dies kann man in Duisburg vom Traumzeitfestival leider nicht mehr behaupten. Nachdem der Hauptsponsor RWE sein Engagement nach Vertragsende nicht verlängern wollte, stand Tim Isfort, Künstlerischer Leiter
in Duisburg, mit seinem einzigartigen Projekt „Myanmar meets Europe“ vor
einem lückenhaften Spielplan für die Saison 2012. Nun intoniert er mit
seiner neunköpfigen Band den Grenzgang zwischen Birma und Europa am
Pfingstsonntag (27.5.) in Moers. Noch vor Tim Isforts Projekt stand die kalifornische Jazz-Legende Carla Bley als Gast in Moers fest. Gleich zweimal
wird die Frau mit der Lego-Frisur die Bühne betreten. Am Freitag mit ihrem
Lebensgefährten Steve Swallow am Bass und Andy Shappard am Saxophon.
Der epochale Part folgt am Sonntagabend, mit dem eigens für das Moerser Festival komponierten Stück „La leçon française“. Hat die oft bluesbeschwingt und sensibel spielende Bley schon mit „Escalator over the Hill“
eine erste und bisher unerreichte Jazz-Oper komponiert und aufgenommen,
monumentalisiert sie in Moers mit der schwedischen Bohulän Big Band und
dem Knabenchor Dortmund einmal mehr ihre Karriere. „Rocket Science“ ist
die neue Formation des Amerikaners Peter Evans. Dessen abwechslungsreiche Tempi und hysterischen Power Plays treffen auf die Sound-Guerilla
von Evan Parker. Parker ist nicht nur Pionier darin, mehrere Phrasen als
Mehrklänge gleichzeitig spielen zu können. Er setzt seit den 1990er Jahren
Computer-gestützte Klangverzerrungen in sein Spiel ein. Prädikat: Hörtest.
Aber neben Peter Evans wird die große Jazz-Metropole am Hudson River
auch noch von Andrew D’Angelo und seiner Big Band vertreten. D’Angelo
steht dem expressiven Stil von Peter Evans in nichts nach und sorgt dafür,
dass wohl alle Freunde der Bläsermusik auf ihre Kosten kommen.
www
Am 2. Juni 2012 erklingt die Metropole Ruhr
und alle sind dabei: Über 40.000 Sängerinnen
und Sänger singen gemeinsam ab 12:10 Uhr
in über 50 Städten!
Auf Marktplätzen und Schiffen, in Theatern
und Kirchen, in Bussen, Parks und Kneipen…
eben überall. www.dayofsong.de
Folge der schönsten Stimme der Welt –
Deiner eigenen!
Gefördert vom
Bildnachweis: Sonja Werner, Fotolia.com/Galina Barskaya
Stimme mit ein!
Dabei sind seine Arrangements mehr als Solistenbegleitungen. Seine Big
Band wandelt sich permanent von der dringenden Störquelle zur Begleitkapelle mit Zügen einer groovenden Marching Band. Im zweiten Anlauf sollte
auch der Premiere von „Helges Heimatabend“ an Pfingstmontag nichts
mehr im Weg stehen. Multitalent Helge Schneider löst die Jazz-Debatte
auf seine Weise und bringt ein paar Nachwuchsmusiker aus dem Ruhrgebiet mit.
DAWID KASPROWICZ
41. Moers Festival
25.-28.5. I 0180 504 03 00
58
Menschen und Götter
präsentiert: Theater
Fasada 1/2
Touristen-Zombies, verkrüppelte Tauben und
Spielbergs Nazi-Dinosaurier – eine Reise in die
Landschaften des Vergessens und in den Untergrund der Zukunft. Im Sommer 2011 war kainkollektiv zu Gast in Krakau. Gemeinsam mit drei
jungen polnischen Performern haben sie sich auf
eine Forschungsreise zwischen Ost und West
eingelassen. Sie erzählen textlich, körperlich und
musikalisch davon, wie das Leben in Polen ist.
Foto: James Howard
Ringlokschuppen Mülheim a. d. Ruhr
Am Schloß Broich 38
www.ringlokschuppen.de
trailer verlost 2x2 Karten, E-Mail bis 11.5.
an [email protected], Kennwort: Fasada
Ein katholisches Kloster Mitte der 90er Jahre
in den Bergen Algeriens. Friedlich leben hier
neun französische Mönche ein asketisches
Leben. Für die Bevölkerung leisten sie medizinische Hilfe, bis Anschläge von islamischen
Extremisten sie verunsichern. Das Militär
kann die Mönche nicht länger schützen. Doch
sie bleiben – und nehmen den Diskurs um den
Sinn ihres Lebens auf.
trailer verlost 3x2 Karten, E-Mail bis 28.5.
an [email protected], Kennwort:
„Götter Bochum“ und „Götter Duisburg“
Fr, 18.5. um 19.30 Uhr
Mi, 6.6. um 14.30 Uhr
PRÄSENTIERT VON
WESTFALENHALLE 1
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GEHT ES LOS
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DER
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C
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EM 2012 LIVGLICHEN FINALE
BIS ZUM MÖ
DEUTSCHLAND - PORTUGAL
NIEDERLANDE - DEUTSCHLAND
DÄNEMARK - DEUTSCHLAND
Samstag, 09. Juni, 20.45 Uhr
Mittwoch, 13. Juni, 20.45 Uhr
Sonntag, 17. Juni, 20.45 Uhr
www
Einlass zur großen EM-Party in der Halle 1 ist immer 2 Stunden vor Spielbeginn!
www.westfalenhallen.de
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E^ZggZ"AVjgZci6^bVgYqBdcin6aZmVcYZgqBVgi]V6g\Zg^X]A^anVO^aWZghiZ^cq
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Karten 0234 239 02 34
UCI Kinowelt Duisburg I Neudorfer Straße 36-40
Karten 0203 301 91 91
Improvisierte Musik
für neue Tage
Konzerte | Labor | Hör-Film | Performances | Gespräche
im Saalbau Witten | Haus Witten | Märkisches Museum | Rudolf Steiner Schule
27. bis 29. April
2012
Kammermusik
Wittener
Kartenvorbestellungen Tel.: 02302-581-2441, Fax: 02302-581-2499
Auskunft Tel.: 02302-581-2426/2486 | e-mail: [email protected] |
www.wittenertage.de Veranstalter Westdeutscher Rundfunk Köln,
Kulturforum Witten, gefördert vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe
und von der Kunststiftung NRW
MÖNCHENGLADBACH
29.05.2012 - Schiffsverkehr Tour
GUNS N‘ROSES
08.06.2012 - Einziges Konzert in Deutschland
11.06.2012 - feat. Myles Kennedy & The Conspirators
EINZIGES
KONZER
T IN
NRW!
ROCK THE NATION
16.06.2012 - Bad Company feat. Paul Rodgers - Bachman
& Turner - Blue Öyster Cult - Roger Chapman
THE BEACH BOYS
EINZIGES
KONZER
T IN
NRW!
05.08.2012 - Touring together for the first
time in more than two decades
XAVIER NAIDOO
18.08.2012 - und Quartett
GREEN DAY
Klangkunst statt Exotik
Weltmusik wird oft missverstanden
Böse Zungen behaupten, der Begriff „Weltmusik“ wäre nur das umsatzgeschwängerte Hirngespinst einiger Marketing-Fachleute aus den Zentralen
der großen Plattenlabels. Das nun zu verfluchen, dafür ist es zu spät. Und
der Traum, dass jedes musikalische Genre sich selbst unter seinem eigenen
Namen gleich bleibt, wird nur noch von Idealisten aus dem Underground
geträumt. Weltmusik ist ein Vielfaches – und als solches nur schwer zu kategorisieren. Gerade dies verspricht aber in Zeiten durchdeklinierten MusikMarketings nachhaltige Konzerterlebnisse.
Im Dortmunder Konzerthaus wird mit einer eigenen Reihe solcher Vielfalt Rechnung getragen. In der nun auslaufenden Saison lud man Größen
wie die indische Sitar-Spielerin Anoushka Shankar ein. Ihre dröhnendtreibenden Klangschleifen schlingen sich durch minimale Variationen und
springen dann wieder über in eine gänzlich neue Melodie. Das Zuhören wird
da zur Reise, passend zu ihrem Album „Traveller“, das sie Anfang Dezember beim Konzert in Dortmund im Gepäck hatte. Die Tochter der indischen
Musiklegende Ravi Shankar und Halbschwester von Norah Jones wird auch
in der neuen Saison wieder zu Gast in Dortmund sein – diesmal gleich mit
zwei Konzerten. Denn neben Einflüssen aus der westlichen Pop-Musik, die
ihr Vater bereits aus seinen Konzerten mit Ex-Beatle George Harrison mitbrachte, spielt für sie seit Jahren der Flamenco eine entscheidende Rolle.
Hier fühle sie das gleiche intensive Erlebnis wie bei der indischen Musik, die
ihr ihr Vater von klein auf vermittelte, so die in San Diego aufgewachsene
Shankar. Zwischen zwei Kontinenten pendelt seit den 1980er Jahren auch
Mercan Dede. Der in Montreal lebende Türke stieg in die aufkommende
Technoszene ein und machte sich schnell in Nordamerika einen Namen als
Sufi-DJ. Seine Grenzgänge zwischen türkischer Folklore und beatlastigen
Samplestücken vermischen analoge und elektronische Instrumentationen,
deren Grooves nicht selten den Anschein von Transzendenz verströmen.
Obgleich die Weltmusik-Reihe in dieser Saison mit Mercan Dede endet,
geht es mit dem Dortmunder Klangvokal-Festival quasi in die Verlängerung.
Dort wartet niemand Geringeres als Angelique Kidjo, das personifizierte
Erbe Miriam Makebas, wenn es um die Nachfolge der Personifizierung
der afrikanischen Pop-Musik geht. Dabei ist die Bezeichnung African-Pop
nichts Weiteres als der Versuch, ein heterogenes Gebilde in einen Begriffsrahmen zu quetschen. Kidjo, die 1982 vor der kommunistischen Regierung
Benins nach Frankreich floh, versammelt dennoch wesentliche Punkte
afrikanischer Gesangskunst. Eine kraftvolle Stimme, Klagelieder mit erdrückendem Tiefgang sowie Texte, die mit politischen und sozialkritischen
Statements gespickt sind.
www
HERBERT GRÖNEMEYER
MÖTLEY CRÜE / SLASH
Sufi-DJ alter Technoschule: Mercan Dede
EINZIGES
KONZER
T IN
NRW!
EINZIGES
KONZER
T IN
NRW!
29.08.2012 - Special Guests:
Angels & Airwaves und All Time Low
Wenn das häufig missverstandene Bild afrikanischer oder indischer Musik
seine exotische Visitenkarte verlieren und noch stärker in jenen Dialog treten soll, den die MusikerInnen schon seit Jahren pflegen, dann könnte es
in Zukunft sein, dass eine Weltmusik-Reihe nicht mehr das große Novum
im Konzertbetrieb darstellt – ganz gleich, wie sich die gute Marke dann
nennen soll.
ANDREAS HELMIG
LEONARD COHEN
06.09.2012 - Old Ideas World Tour
Tickets unter: www.warsteiner-hockeypark.de und www.westticket.de
oder an allen bekannten VVK-Stellen
Mercan Dede I Mi 2.5. 20 Uhr
Angelique Kidjo I Do 24.5. 20 Uhr
Konzerthaus Dortmund I 0231 22 69 62 00
Klangvokal Festival Dortmund I 16.5.-3.6.
60
ComicKultur
Wortwahl
Konflikt-Comics
Life’s a bitch
Ein Atheist, umgeben von religiösen Auseinandersetzungen: Guy Delisle
hat schon aus China, Nord-Korea und Burma in Comicform berichtet. Jetzt
verschlägt ihn die Arbeit seiner Frau nach Jerusalem. Sie arbeitet in Gaza
für „Ärzte ohne Grenzen“, sein Alltag besteht daraus, sich um die Kinder
zu kümmern. „Aufzeichnungen aus Jerusalem“ umkreist auf 350 Seiten
langsam aus dem Alltag heraus das Palästina-Israel-Problem, ohne die Not,
ein pauschales Urteil fällen zu müssen. Delisle lässt sich von den Ereignissen
überraschen – mal positiv, mal negativ (Reprodukt). Maximilien Le Roy lässt
Das Leben ist ein zotiges Possenspiel. Und mittendrin: das clowneske
Individuum, das sich verzweifelt gegen sämtliche vermeintlich schicksalhafte
Widrigkeiten zur Wehr zu setzen versucht und doch nicht registriert, welch
entscheidenden Beitrag es selber dabei leistet. Da kann der Mensch noch so
keilen und treten, die Macht- und Funktionsstrukturen unserer Zivilisation
verhalten sich wie Treibsand. Entsprechend ungeschickt und überaus
unterhaltsam wirkt die Figur, die wir in unserem Aufbegehren, in unserer
verzweifelt verfolgten Sehnsucht nach dem Großen Glück abgeben. Life’s a
sich für „Die Mauer“ von seinem palästinensischen Freund Mahmoud Abu
Srour aus dessen Leben erzählen. Bei Le Roy vermengen sich subjektive Sicht
und poetischer Stilwille zu pathetischen Momenten, die mal nachvollziehbar,
in ihrem Erklärungsdrang aber auch arg verdreht (Edition Moderne) sind.
„Alois Nebel“ ist eine komplexe Geschichte um einen Bahnhofsvorsteher in
Tschechien. Mittels der Gedankengänge ihres Protagonisten lösen die Autoren
Jaromir 99 und Jaroslav Rudiš einen Strudel historischer Begebenheiten
durch die letzten Jahrzehnte aus mit fantastischen, surrealen Momenten. In
extremem Schwarzweiß-Kontrast entfalten sie so ein Kapitel osteuropäischer
Geschichte. Der Comic wurde bereits verfilmt (Voland & Quist).
Chester Brown sagt es ganz offen: „Ich bezahle für Sex“. Seine
„Aufzeichnungen eines Freiers“ sind ein soziologisches und psychologisches
Ergründen von Beziehungen im Allgemeinen und der zwischen Freier und
Hure im Speziellen. Auch wenn er einige Probleme bagatellisiert: Erfrischend
offen und klug tritt er für die Entkriminalisierung der Huren in Kanada ein
(Walde & Gaf). Inspiriert von „The Osbournes“ erzählt Carolin Walch in
„Roxanne & George“ eine Geschichte zweier alter, verfeindeter ehemaliger
Bandkollegen und ihrer jugendlichen Kinder. Die sind im Gegensatz zu
den Vätern eng miteinander befreundet und Teil einer Realityshow, in
der ihre Väter als Trottel auftauchen. Denen wird das bald zu blöd. Walch
beobachtet mit ihren kantigen Zeichnungen das innere Gezicke der Alten
und das äußere Gepose der Jungen und spielt mit der zusätzlichen Ebene der
medialen Omnipräsenz. Ein ungewöhnliches deutsches Debüt (Reprodukt).
bitch, die wir – für einen vorgespielten Orgasmus – aus unserer eigenen Tasche
bezahlen, wie die Literatur in bisweilen genüsslichem Anschauungsunterricht
lehrt:
Mit „Schönes neues Jahr“ werden drei Kurzgeschichten der 90er Jahre
von Baru zusammengefasst. Zwei gehören zusammen und erzählen von
Apartheids-Verhältnissen in den Banlieues in der nahen Zukunft, die
dritte ist im Nordirland-Konflikt angesiedelt. Gewohnt actionreich geht
es um ethnische Konflikte und Rassismus (Edition 52). Der Schwede Max
Andersson hat seit den 90er Jahren extrem kranke Geschichten auf die
Comicwelt losgelassen: Da gibt es obdachlose Häuser, lebendes Geld,
ein Totenreich mit abgetriebenen Föten, Klone und vieles mehr, was
sogar Charles Burns und Thomas Ott Konkurrenz macht. Deren feiner
Ausarbeitung ihrer Alptraumwelten setzt er schmieriges und schmutziges
Gekrakel entgegen, das der Story perfekt entspricht. „Container“ versammelt
Anderssons bisheriges Gesamtwerk (Reprodukt). Der Finne Ville Ranta
erzählt in bunten, wilden Aquarellzeichnungen von der Vertreibung aus dem
„Paradies“. Es ist die Geschichte einer zaghaften, zögerlichen Emanzipation,
zugleich lustvoll wie angstbesetzt, in der Liebe und Leidenschaft kurzzeitig
das Paradies zurückerobern (Reprodukt).
Zum Schluss zwei Termintipps: Am 5.5. findet in der Köln-Mülheimer Stadthalle
von 10 bis 17 Uhr die 71. Internationale Comic Messe „Intercomic“ statt, am
12.5. findet der 3. Gratis Comic Tag statt: Bei Pin Up, der Buchhandlung Ludwig,
der Mayerschen, dem Djinn Cafe und dem Cöln Comic Haus kann man sich auf
Gratis-Comics und Aktionen freuen.
CHRISTIAN MEYER
61
Man ergötze sich zum Beispiel an den Irrungen und Wirrungen des
isländischen Dorfschullehrers Böddi Steingrímsson, der sich nach seiner
Heimkehr aus Berlin in die Kleinöde von „Rokland“ (dtv, 479s, € 9,95) in seiner
Rolle als ewiger Rebell ach-so-philosophisch eingerichtet hat. Wäre da nicht
seine TV-süchtige Mutter, mit der er sich ein Dach teilen muss, der stocksteife
Schulleiter, der ihn vor die Tür gesetzt hat, und nicht zuletzt auch noch
dessen Tochter, die Böddi zu allem Überfluss geschwängert hat. Mit geradezu
zärtlicher Boshaftigkeit zersetzt Kultautor Hallgrímur Helgason (u.a. „101
Reykjavík“) die Lebensweisheiten seines Protagonisten. / Der amerikanische
Wahlberliner Matt Burgess hingegen entfesselt mit die „Die Prinzen von
Queens“ (suhrkamp, 391s, € 14,99) eine Kleinganovenfarce, die zumindest in
puncto Skurrilität und Rasanz den Vergleich nicht scheuen braucht: Um die
mögliche Wut seines Bruders wenigstens ein bisschen zu dämpfen, weil er
ihn bei einem Überfall hat sitzen lassen, stellt Alfredo zu dessen Freilassung
einen Hundekampf auf die Beine. Dummerweise ohne Hunde, dafür mit
einem kleinen Berg Drogen, den er besser nicht geklaut hätte, und einem
Kind im Bauch der Ex seines Geschwisterherz’, der sich im Gefängnis ‚weißder-Himmel-warum‘ auch noch in Tariq umbenannt hat. / In einer solchen
Situation würde man sich vermutlich nichts sehnlicher wünschen, als bei
Time Warner Time eine Zeitreise zu buchen. Frei nach dem Motto „Legst
du diesen Schalter um, landest du in der Vergangenheit, ziehst du jenen
Hebel hoch, in der Zukunft. Du steigst aus und hoffst, dass die Welt sich
verändert hat. Oder zumindest du selbst“ besteigen die Menschen in Charles
Yus „Handbuch für Zeitreisende“ (rowohlt, 267s, € 13,95) scharenweise
die chronogrammatischen Personenfahrzeuge der T-Klasse, um sich via
temporalinguistischen Entertainments im Kleinuniversum 31 ihrer Probleme
zu entledigen, stattdessen aber den Karren zumeist vollends festfahren. Und
dazu zählt auch das Alter Ego des Autors, das als TM-31-Techniker samt seines
weiblichen, mit Minderwertigkeitskomplexen kämpfenden Betriebssystems
sowie einem nur ontologisch existenten Köter eigentlich dafür zuständig sein
sollte, den Karren wieder aus dem Dreck zu ziehen. / Leider Gottes oder Gottsei-Dank musste Patrick Melrose in seinem Protagonistendasein auf derartige
Flucht-Behelfsmöglichkeiten vier Bände lang verzichten, um sich endlich von
seiner übermächtigen Mutter und Grande Dame der Millionärsdynastie zu
befreien. Im fünften und finalen Teil der von britischem Humor triefenden
Pentalogie ist es endlich soweit. Eleanor hat das Zeitliche gesegnet, was dem
armen drangsalierten Sohnemann plötzlich ganz neue Perspektiven eröffnet.
Das Problem ist nur: er selbst. Mit scharfer Feder lässt Edward St. Aubyn das
Psychodrama Familie in seinem (Anti-)Helden kulminieren, denn „Zu guter
Letzt“ (DuMont, 221s, € 17,99) muss ein jeder für sich entscheiden, inwieweit
er als trauriger oder bissiger Clown durchs Leben mäandern will.
www
LARS ALBAT
Textwelten
Löste in den USA einen Skandal aus: A.M. Holmes, Foto: Marion Ettlinger
Poetry
Auf diesem Foto nicht zu sehen: Karamellbonbons
Der Dreck einer echten Heldin
14 Pfund Hack zur Verlobung
Von Thomas Linden
Wenn die New York Times von einem Roman behauptet, er sei „Moderne
Pornografie, abscheulich, ekelhafter Dreck“, dann muss schon ein handfester Skandal ins Haus stehen. Fast 15 Jahre liegt das literarische Erdbeben zurück, das Amy M. Holmes mit ihrem Roman „Das Ende von Alice“
in den USA auslöste. Den Journalisten stand der Schaum vor dem Mund,
während das Buch von Autoren wie Will Self gefeiert und seine Autorin
von Zadie Smith als „echte Heldin“ gepriesen wurde. Wieder einmal zeigte
sich, welche mediale Aufmerksamkeit das Thema Sex auszulösen vermag,
zumal sich Holmes nicht vom bigotten Regelwerk der Political Correctness
einschüchtern ließ.
„Das Ende von Alice“ wird aus der Perspektive von Chappy erzählt, einem
pädophilen Kindermörder, der seit 23 Jahren im Gefängnis sitzt. Neben den
Szenen aus der Gefängniswelt, die zum Eindrucksvollsten gehören, was
man zu diesem Sujet überhaupt lesen kann, erinnert sich der alte Mann
an seine Straftat und führt einen Briefwechsel mit einer 19Jährigen, die
einen Nachbarsjungen verführen möchte. Verführt werden auch die Leser,
mit Tricks, die so alt sind wie die Literatur selbst, die aber gleichwohl nur
funktionieren, wenn sie mit einer solchen Meisterschaft angewendet werden, wie sie Amy M. Holmes hier demonstriert. Denn obwohl der alte, vom
Stumpfsinn des Gefängnisses gebrochene Chappy als Erzähler ausgewiesen
wird, verrät die unerhörte Imaginationskraft und vor allem die Detailgenauigkeit, mit der Chappy aus der Welt der weiblichen Teenager berichtet, dass
hier niemand anderes als die Autorin selbst spricht. Sie kennt die Welt der
heranwachsenden Töchter auf eine Weise, wie sie sich dem alten Knaben
im Knast niemals eröffnen würde. Ihre Erotik besitzt ironische Frische und
enthält keine ranzigen Altherrenfantasien.
Die Aufgabe der Literatur besteht darin, uns einen Blick in die Innenwelt
einer fremden Person zu eröffnen, radikaler als die Amerikanerin kann man
dieses Unternehmen kaum betreiben. Mit jedem Buch, das wir lesen, nehmen wir die Stimme eines fremden Menschen in uns auf. Der Blick in die
Welt von Mördern ist uns gar nicht so fremd. Die Realität eines Pädophilen
ist dagegen schon krass. Aber obwohl Holmes in das Verlies von Chappys Bewusstsein hinabsteigt – man mag sich gar nicht vorstellen, wie sie das während des monatelangen Schreibens ausgehalten haben mag – setzt keine
direkte Identifikation mit ihm ein. Außer in seinen Kindheitserinnerungen,
die von Einsamkeit und der düsteren Beiläufigkeit des Missbrauchs durch
die Mutter geprägt sind, bleibt man stets auf Distanz zu diesem Erzähler.
Holmes macht aus dem Monster einen Menschen, und das gelingt ihr mit
einem unvergleichlichen Humor. Sie kommt dem Wahn auf die Schliche und
zeigt die grausame Seite menschlicher Sexualität. Aber warum sollte man
über die Bewunderung des literarischen Handwerks hinaus dieses Buch lesen? Weil Holmes ein einmaliges Portrait der amerikanischen Vorstadt und
ihrer Familienstrukturen entwirft, voll spöttischer Ironie und einer unvergleichlich traurigen Note, in der die Einsamkeit der Kinder geschildert wird,
für die in der Welt der mit sich selbst beschäftigten Erwachsenen keine
Aufmerksamkeit mehr ist. Chappy besitzt sie, und dort beginnt die Tragödie
dieser Geschichte.
Viele fragen sich, warum ich immer eine Mütze trage. Dabei ist der Grund
eigentlich leicht zu erraten.
A.M. Holmes und ihr Skandalbuch: Das Ende von Alice
Sebastian23 zählt an: Zwanzig – die Videokolumne
Ich will wenigstens eine Sache draufhaben. Ansonsten kriege ich nämlich
weniger geregelt als ein Streifenpolizist im Zebragehege. Manchmal bin ich
einfach lustlos wie Smartphone-Akkus. Dann denke ich Sätze wie:
Wenn ich im Funkloch sterbe, verstreut meine Asche über dem O2-Shop.
Herrje, dieser Text wird die traurigste Sache, seit Uwe Ochsenknecht versucht hat, seinen Söhnen Namen zu geben. Wilson Gonzales Ochsenknecht
und Jimi Blue Ochsenknecht, so würde ich nicht mal einen proktologischen
Befund nennen.
„Ich habe Ihren Arsch untersucht und es tut mir leid, es Ihnen sagen zu müssen. Aber der eiternde Ausschlag an Ihrem Rektum, das ist Wilson Gonzales.“
„Oh nein, ich hatte gehofft, es sei Silbermond.“
Maulwurf und Schnutenschubs
Ich weiß nicht genau, woran es liegt, dass ich schlecht drauf bin. Vielleicht
bin ich unterfordert wie ein Chamäleon in Duisburg. Grau, grau, grau und
grau. Manchmal aber auch grau. Außer Sonntagnachmittags dann grau.
Spaß beiseite. Grau.
Ich hatte es früher schon schwer, Freunde zu finden. Meine Mutter sagte, ich
solle mir Freunde suchen, die ähnliche Interessen wie ich haben. Also wollte
ich mich mit den Maulwürfen anfreunden, weil ich auch gerne Haufen
machte. Ich grub mich also bis zu den Knöcheln im Garten ein – kopfüber.
Dann konnte ich mich aber doch nicht integrieren, weil ich keine Regenwürmer essen wollte. Beim Angeln hatte ich gelernt, dass da oft ein Haken bei
der Sache ist. Mein Ausflug in den Untergrund blieb dann doch ein kurzer
Besuch bei der Subkultur. Aber von da an wusste ich: Robin Hood war Dieb,
doch ich war deeper.
www
Ich bin wie eine Tiefgarage: Untenrum gut gebaut
Nachdem das nicht geklappt hatte, wollte ich schon die Hoffnung fahren
lassen wie einen verpassten Zug. Wir suchten professionelle Hilfe: Mein
Kindertherapeut riet nach einem sehr kurzen Gespräch dazu, mir eine Nietenjacke anzuziehen und mich im Stadtpark an den Boden zu binden, um zu
sehen, ob vielleicht die Igel auf mich Bock haben.
Aber Nietenjacken waren zu teuer.
Irgendwann kam mir dann der Gedanke, ich könnte es auf der Suche nach
Freunden doch mal mit Menschen probieren. Damals klopfte gerade die Pubertät immer drängender an die Tür. Und mit Tür meine ich Penis.
Ich erlernte Brunftverhalten und balzte bald schon recht gekonnt durch das
Wochenende. Worauf das hinausläuft, wisst ihr ja alle. Dann bumst man
eben, bis man Aids hat oder eine Doppelhaushälfte.
Ansonsten sind da ja noch die Igel.
FOTO/ TEXT: SEBASTIAN23
A.M. Holmes: Das Ende von Alice.
Deutsch von Ingo Herzke.
Kiepenheuer & Witsch, 290 S., 19,99
Sebastian23 – Die Video-Kolumne: Auf youtube und auf
www.trailer-ruhr.de/literatur-nrw
62
Literatur-Kalender Ruhr
22.03.2011
08.05.2012
Für
immer anders – Wenn Familien
„Die Essensvernichter“ oder Jeder kann etwas
Zeiten
derHunger
Trauerin erleben
gegen den
der Welt tun! Lesung und
Gespräch
mit den Autoren
Thurn und
Kinder,
Jugendliche
und Valentin
Erwachsene
Stefan Kreutzberger
haben
viele Fragen und Gedanken,
Ein Wachrüttelbuch an die Gesellschaft! – Frankwenn
lebensbegrenzende Krankheit,
furter Allgemeine Zeitung Mit dem Buch „Die
der
Tod und das,gehen
wasÖffentlichkeitskampagnen
danach kommt,
Essensvernichter“
und vielewird.
Verbraucherorganisationen
einher. Allein
aktuell
Gespräch und Vortrag
in Deutschland
landen bis zuaus
20 Millionen
Tonnen
anhand
von Beispielen
der
unserer Lebensmittel im Müll. Das Buch enthält eine
alltäglichen
Trauerpraxis.
Vielzahl von Anregungen, wie jeder Einzelne dem
Eintritt:
8,00
¼ - 19.30 Uhr begegnen
Skandal der
Lebensmittelvernichtung
24.03.2011
Filmemachern
kann
Schritt
Gott
sei Dank
inein
dererster
Welt!
- zur persönlichen Bewusstwerdung der Problematik sein. Dieses
Ein
Konzil verändert die Kirche
System stinkt zum Himmel!– Dieter Mohr, ARD - titel
Auf
dertemperamenteWeniger
Grundlage der Publikation
thesen
ist mehr. Unser
Konsum
ist politisch
und unsere Ernährungsweise
“Die
Kirche
der Weltgesellschaft.
kann II.
dieVatikanische
Welt verändern.Konzil
Dafür bedarf
es aber Taten
Das
und die
statt Warten!
Globalisierung
des Katholizismus“
Eintritt: 10,00 € – 19.30 Uhr
von Dr. Stefan Nacke sollen nach
Benedikt
XVI. – Der deutsche
Papstaus
Lesung und
einem
Impulsreferat
des Autors
Gespräch mit dem Vatikan-Experten Andreas
unterschiedlichen
Perspektiven die
Englisch
Herausforderungen,
die1987
heute
mit
Andreas Englisch lebt seit
als Vatikan-Korrespondent
in Rom.Vatikanischen
Er kennt Joseph Konzil
Ratzinger seit 27
dem
Zweiten
Jahren
persönlich
und
beobachtet
ihn als Benedikt
für die Menschen verknüpft sind,
:8+UGKV$GIKPPFGU2QPVKſMCVUCWUP¼EJUVGT0¼JG
diskutiert
werden.
Er ist Autor der Bestseller „Johannes Paul II.“,
Eintritt:
- 19.30
UhrWunder der katholischen
Habemusfrei
Papam“
und „Die
Olga Grjasnowa, Foto: René Fietzek
Die Literatur-Termine der Region
BOCHUM – BAHNHOF LANGENDREER
0234 687 16 10
Helon Habila: Öl auf Wasser
Mo 14.5. 19.30 Uhr
Die ambitionierte Reihe WortWelten führt
diesmal nach Nigeria. Der mit zahlreichen
Preisen ausgezeichnete Autor Helon Habila
erzählt von einem Entführungsfall zwischen
Ölrausch und Rebellion.
BOCHUM – CHRISTUSKIRCHE
0234 96 29 04 19
Durs Grünbein: Aroma. Ein römisches Zeichenbuch
Di 29.5. 19.30 Uhr
Grünbeins in Zeilen gegossene Eindrücke
eines Rom-Stipendiums spalten die Kritik.
Von „tollkühnen Analogien“ bis zu „maßkonfektioneller Reiseführerprosa mit Zeilenbruch“ reicht das Spektrum. In Bochum
kann man sich nun ein eigenes Bild machen.
DORTMUND – HARENBERG CITY CENTER
0231 905 61 66
Wladimir Kaminer: Musikalisch literarische
Grüße eines Berliner Russen
Mi 16.5. 19.30 Uhr
Der Deutschen liebster Russe ist regelmäßiger Gast im Revier und präsentiert diesmal Beobachtungen von seinen Lesereisen
– selbstverständlich mit Musik.
DORTMUND – MAYERSCHE
0231 80 90 50
Gabrielle Wollenhaupt: Grappa lässt die
Puppen tanzen
Do 31.5. 20.15 Uhr
In Bierstadt wird der Straßenstrich geschlossen – als Reporterin Maria Grappa
über die Räumung berichten will, stolpert
sie prompt über eine Frauenleiche …
ESSEN – MUSEUM FOLKWANG
0201 884 54 44
Ein Portrait des Künstlers als junger Mann
Fr 25.5. 20 Uhr
Der Roman von James Joyce liegt aktuell in
einer Neuübersetzung von Friedhelm Rathjen vor. Der Übersetzer lässt im Gespräch in
seine Werkstatt blicken.
ESSEN – UNPERFEKTHAUS
0201 84 73 50
Stefan Sprang: Fred Kemper und die Magie
des Jazz
Di 29.5. 19.30 Uhr
Jazz im Ruhrgebiet der ausklingenden
1960er Jahre – ein Schicksal zwischen der
Liebe zur Musik und der Liebe des Lebens.
ESSEN – CAFÉ CENTRAL IM GRILLO THEATER
0201 812 20
Der Literarische Salon: A. L. Kennedy
Mi 9.5. 20 Uhr
31.05.2012
GELSENKIRCHEN – CONSOL THEATER
0209 988 22 82
Druckstellen-Lesetour
Fr 11.5. 20 Uhr
Die Lesetour zum Ruhrgebiets-Literaturwettbewerb geht weiter. Einige der in der
Druckstellen-Anthologie vertretenen Autoren werden unterstützt von Schauspielern.
HERNE – ALTE DRUCKEREI 1926
02323 14 76 70
www
30.03.2011
Hans Hatt: Das kleine Buch vom Riechen
und Schmecken
Do 24.5. 19 Uhr
Prof. Hans Hatt, die „Nase der Ruhruni“, hat
unter anderem die erfolgreiche Ausstellung
„Himmlische Düfte und Höllengestank“ initiiert und weiß Fachleute wie Laien für sein
Thema zu begeistern.
DUISBURG – KULTURZ. HUNDERTMEISTER
0203 279 16
Mischa Sarim Verollet
Mi 9.5. 20 Uhr
„Wie mich die Musikkapelle Slayer zum RECKLINGHAUSEN – RUHRFESTSPIELE
Mann machte“ – so lautet einer der Texte, 02361 91 80
mit dem der junge Poetry Slammer bei You- Christian Brückner: Die Reise nach
tube zu erleben ist. Weitere Texte um Sex, Petuschki
Drugs und Rock’n‘Roll sind versprochen.
So 13.5. 20 Uhr
Wenedikt Jerofejews Roman ist ein KlassiESSEN – ZENTRALBIBLIOTHEK
ker der hochprozentigen absurden Literatur.
0201 884 24 20
„The Voice“ wird musikalisch unterstützt
Mirjam Pressler: Ein Buch für Hanna
von seinem Sohn Kai Brückner.
Mi 9.5. 20 Uhr
In ihrem neuen Buch erzählt die renom- WITTEN/HERDECKE – UNIVERSITÄT
mierte Jugendbuchautorin vom wahren 02302 92 60
Schicksal der 14jährigen Hanna, die aus
Nazi-Deutschland nach Dänemark flieht Olga Grjasnowa: Der Russe ist einer, der
und dennoch der Deportation nach There- Birken liebt
So 13.5. 20 Uhr
sienstadt nicht entkommen kann.
trailer-Empfehlung auf den Auswahl-Seiten
kann! Das Gespräch mit den beiden Autoren und
Empfehlungen von Frank Schorneck
Der Kalender wird präsentiert von:
Literaturmagazin, im Bahnhofsbuchhandel, www.Die-Lust-am-Lesen.de
63
05.06.2012
Kirche“. Als Journalist schreibt Andreas Englisch
auchhohe
für die Kunst
Printmedien.
Seine Beiträge beschreiDie
der Weltrettung
ben eine spannende Wirklichkeit zwischen RealpoliDas
Komischste aus dem wirklich
tik und Mysterium.
wahren
Leben
mit dem
Eintritt: 9,00
€ – 19.30
Uhr Kabarettisten
Kai Magnus Sting
„Shakespeares Hühner“ Lesung und Gespräch
Als
Rastelli der gesprochenen und
mit dem Autor Ralf Rothmann
geschliffenen
Rede,
als gnadenloser
In einer der neuen
Erzählungen
Ralf Rothmanns
Menschenbeobachter
und Menschendenkt Fritzi, eine junge Gitarristin,
über William
5JCMGURGCTGPCEJWPFſPFGVœ8GTINKEJGPOKVFGP
kenner, als Parodist des Lebens,
5QTIGPWPF0ÑVGPUGKPGTſPUVGTGP)GUVCNVGPUKPFYKT
Terrorist
des Wortes und Meister des
eigentlich nur Hühner oder? Shakespeares Hühner.“
Zwischenmenschlichen
hat Sting
seine
Dramatische oder auch beglückende
Wendepunkte
Lieblingsnummern
im Buch,
Gepäck
undSprache
die
im Leben schildert dieses
dessen
durch
eine
magische
Genauigkeit
besticht.
ein oder andere neue Geschichte.
Eintritt: 12,00 € – 19.30 Uhr
Eintritt:
10,00 ¼ - 19.30 Uhr
Kartenvorverkauf
Medienforum des Bistums Essen
Zwölfling 14 / 45127 Essen
Tel.: 0201 / 2204-274
Fax: 0201 / 2204-272
[email protected]
RuhrKunst
Simone Nieweg, Junge Kohlfelder, Meerbusch-Büderich, 2005, C-Print (Ausschnitt), © Simone Nieweg
In der Natur draußen
Das Museum Quadrat in Bottrop zeigt die Fotografien von Simone Nieweg
Eines teilen diese großformatigen Farbfotografien schon von draußen, durch
die Fensterfront des Museum Quadrat mit: Simone Nieweg bleibt sich in ihrer
Kunst treu, auf eine fabelhafte Weise. Das Josef Albers Museum in Bottrop
zeigt einen Überblick über ihre Bilder der vergangenen eineinhalb Jahrzehnte,
mit Schwerpunkt auf der jüngsten Zeit. In allen Werkgruppen bildet Simone
Nieweg konstant die Natur unserer Zivilisation ab. Teils ragen Bäume oder Hütten, Lauben im Vordergrund auf, teils fluchten Felder und Äcker in die Bildtiefe.
Simone Nieweg zeigt Grabeland an der urbanen Peripherie und Streuobstwiesen, Waldstücke und deren Lichtungen. Zwischen die Pflanzungen sind Pflöcke
gesetzt, oder fern am Horizont ist die Silhouette von Gebäuden zu sehen. Aber
die Schilderung des Eingriffs in die Landschaft oder deren Bebauung bleibt
unaufdringlich, auch dann wenn sie selbst zum Thema wird, etwa bei den etwas chaotisch wirkenden temporären Hütten mit ihren farbigen Tonnen oder
Gerätschaften für die Bewirtschaftung.
Simone Nieweg wurde 1962 in Bielefeld geboren. Sie hat an der Düsseldorfer Kunstakademie in der Fotoklasse von Bernd Becher studiert, aus der etwa
auch Candida Höfer, Andreas Gursky und Thomas Struth stammen. So verschieden diese Fotografen sind und sich natürlich auch von Bernd und Hilla
Becher unterscheiden, gemeinsam ist ihnen doch die Konzentration auf wenige
Sujets, der überschauende Blick aus der Distanz, das Interesse für die Spuren
unserer Zivilisation (oft als Architektur) und die handwerkliche Brillanz. All das
kennzeichnet auch die fotografischen Bilder von Simone Nieweg. Aber sie ist
doch hingebungsvoller in ihrer Thematik. Ihr liegt am Vergegenwärtigen und
Vertiefen der jeweiligen Atmosphäre aus Vegetation, Dichte des Blattwerks,
Berührtheit und Unberührtheit der Natur, Tages- und Jahreszeit. Zumal in ihren
neueren Bildern setzt sich Simone Nieweg ganz der Natur aus. Und doch liegt
auch da die analytische Erfassung des Naturraumes vor, welcher der Versorgung des Menschen dient und mehr und mehr domestiziert ist.
Künstlerin mit der Kamera
Die Ausstellung im Museum in Bottrop ist ein Erlebnis für die Augen. Auch
wenn die Bilder von Simone Nieweg gleißendes Licht und extreme Schattenwirkungen vermeiden, so überwältigt doch die Mannigfaltigkeit vermeintlich
vertrauter Natur. In jedem Bild finden sich unendlich viele Abstufungen von
Grün oder von Braun, die man in der Landschaft draußen kaum registriert.
Die meisten der Bilder in Bottrop sind als Großformat abgezogen und entfalten umso mehr die Schönheit der Natur, auch dann sind sie alles andere
als spektakulär. Zugleich besitzen die Darstellungen in ihrer Präzision, mit der
Erdfurchen, Grashalme und Blätter erfasst sind, etwas Intimes. Das hängt auch
damit zusammen, wie Simone Nieweg komponiert, wie die Darstellungen im
Vordergrund ansetzen und dass der Hintergrund durch den Horizont „geortet“
ist und zugleich eine Dimension von Raum erhält, welche dem Geschehen weitere Ruhe verleiht. Man ahnt einen Windzug, der durch das Geäst fährt, meist
kennzeichnet etwas Sonntägliches die Stimmung. Von Mal zu Mal klingt Arkadien an. Mit diesen Impressionen und ihrer formalen Ordnung greift Simone
Nieweg kunsthistorische Traditionen der Landschaftsmalerei auf, mit zeitgenössischen Mitteln.
Simone Nieweg findet die Motive ihrer Bilder in der Umgebung von Düsseldorf,
am Niederrhein oder auf der Schwäbischen Alb und auf Fahrten in Frankreich.
Im Gespräch berichtet sie, dass die Suche zunächst gar nicht so zielgerichtet
sei, sie dann aber eine Situation in der Landschaft entdecke, der sie nachgehe. Für die sie sich vielleicht erst allmählich entscheidet und die sie mit dem
Standort der Aufnahme und dem erforderlichen Licht konkretisiert. Die Komposition hin zur Gültigkeit als Bild, unabhängig vom Motiv, überprüft sie übrigens, indem sie die Darstellung in der 13x18-Plattenkamera kopfstehend sieht.
www
Der Direktor des Bottroper Museums Heinz Liesbrock hat – wie schon bei früheren Ausstellungen – einige fotografische Bilder von Simone Nieweg in den
Albers-Trakt gehängt. Meist machte dies Sinn, um im Dialogischen weitere
Qualitäten der unterschiedlichen Werke herauszuarbeiten. Bei der Fotografie
von Simone Nieweg aber funktioniert das nicht wirklich. Aussagekräftiger ist
hingegen, dass die Natur des Stadtgarten hier gleichzeitig durch die Fensteröffnungen zu sehen ist. Und immerhin sind auf diese Weise einige Fotografien
zu sehen, die nicht in die Auswahl im Wechselausstellungsraum zu integrieren
waren, so eindrucksvoll sie auch sind. Dies gilt etwa für die vier Schneebilder
aus dem Zeitraum von 1998 bis 2011. Das Früheste und das Älteste davon
sind am gleichen Ort aufgenommen, auf dem Frölenberg bei Bielefeld. Beide
Male ist der verschneite Buchenwald zu sehen. Die Fotografie von 1998 ist aus
einer attraktiven Perspektive entstanden, weil sie den Waldweg fokussiert, der
sich hier in die Tiefe zieht und damit eine Symbolik trägt, die an die Malerei
der deutschen Romantik erinnert. Auf der Fotografie von 2011 prallt der Blick
hingegen auf den Wald. Ohne Belaubung wirken die Baumstämme auseinander
gerückt und vereinzelt, nun fehlt jede Orientierung. Und dann stellen wir fest,
dass es hier um die Erfassung und Verdeutlichung des Ganzen geht, indem
hinter den Bäumen die Kuppe des Berges frei liegt. Vielleicht geht es bei ihren
Fotografien ja überhaupt um den verschwiegenen Eigensinn der Natur, um ihren Reichtum und ihre Selbstbehauptung, wie sehr wir auch in sie eingreifen.
THOMAS HIRSCH
„Simone Nieweg – Natur der Menschen“ I bis 27.5.
Josef Albers Museum. Quadrat Bottrop I www.quadrat-bottrop.de
64
Sammlung
Es gab einmal technischen Fortschritt mit allen Mitteln: „CyberneticSeance“ 2009, © Suzanne Treister
„Und das ist nicht so weit entfernt von dem, was wir Realität nennen“
Der Hartware MedienKunstVerein zeigt Einzelausstellungen von Suzanne Treister Francis Hunger, die in einen Dialog miteinander treten
„HEXEN 2.0“ von Suzanne Treister ist die Fort- gar keine Fiktion ist, obwohl es in dem Gewand dasetzung ihres Projekts „HEXEN 2039“, das sich herkommt. Deswegen glaube ich, dass wir noch mit
künstlerisch mit möglichen neuen Technologien sehr viel rechnen müssen.
für die psychologische Kriegsführung beschäftigte. Die Recherchen von Treister führen jetzt Der Okkultismus kommt auch wieder auf uns zu?
zurück zu den Teilnehmern der wegweisenden Ich bin ja nicht so ein Anhänger von Okkultismus.
Macy-Konferenzen (1946-1953), deren pri- Aber es ist schon interessant, wenn man sich die
märes Ziel es war, die GrundTechnologiegeschichte zum Bei„Von diesen merkwürdigen
lagen einer neuen, allgemeinen
spiel in den Vereinigten Staaten
Dingen existieren mehr, als in
Wissenschaft über die Funkansieht, dass da in der Tat immer
den Medien darüber steht“
tionsweisen des menschlichen
noch mit Technik gearbeitet oder
Geistes zu entwickeln, aus dem auch das Inter- geforscht wird, die man normalerweise okkulten
net entstand. Doch immer stehen hinter der hi- Gebieten zuordnen würde. „Remote Viewing“ zum
storisch verbürgten Forschungsarbeit auch die Beispiel, heißt übersetzt „Fern-Sehen“, ist also die
Regierungsprogramme zur Massenkontrolle.
Fähigkeit, die manche Menschen haben, entfernte
Die Ausstellung „History has left the Building“ Dinge zu sehen oder auch Grundrisse von entfernten
von Francis Hunger thematisiert die Hoff- Häusern zu zeichnen. Die Medien berichten ab und
nungen und Visionen, die in den staatlich or- an, dass da in den Gängen der Geheimdienste und
ganisierten Utopien des 20. Jahrhunderts mit Militärs durchaus mit solchen technischen Sachen
der Entwicklung neuer Technologien verbunden gearbeitet wird. Und das ist nicht so weit entfernt
waren, und erinnert an die Opfer dieses tech- von dem, was wir Realität nennen.
nologischen Fortschritts. Hungers künstlerische
Narrationen in Form von Installationen, Perfor- Und mit Francis Hunger kommt noch mehr
mances und Hörspielen reflektieren die neural- Technologie?
gischen Kristallisationspunkte zwischen Tech- Francis Hunger beschäftigt sich mit der anderen Seinologie und Ideologie, welche Rückschlüsse auf te des ehemaligen Eisernen Vorhangs. Während sich
die gesellschaftliche Verfasstheit vor und nach Suzanne Treister an der westlichen Technologiegedem Zusammenbruch des Kommunismus zulas- schichte abarbeitet, also auch mit dem Internet als
sen. trailer sprach mit der Kuratorin Inke Arns. vorrangig amerikanisches Phänomen, dessen ganze
Forschung 1957 über den Sputnik-Schock ausgelöst
trailer: Frau Arns, erst der Kampf ums Öl, jetzt wurde, hat Francis Hunger umfassend zur Technodie Auseinandersetzung mit Utopien im Dort- logiegeschichte in der Sowjetunion recherchiert und
munder U, ist Medienkunst per Definition ge- untersucht in seiner Ausstellung beispielsweise einen
obskuren sowjetischen ternären Computer, den Sesellschaftspolitisch?
Inke Arns: So wie ich sie zeige, ist sie es durch- tun-Computer, der in den 1950er Jahren entwickelt
aus. Medienkunst ist nicht per se apolitisch oder worden ist und eben nicht auf einem binären, sonper se politisch. Das ist immer die Frage, für was dern einem ternären System (0, 1, -1) basiert. Auch
man sich interessiert. Ich interessiere mich für beschäftigt er sich mit der Kosmonautengeschichte
künstlerische Positionen, die durchaus auch poli- Ende der 1970er Jahre in der Sowjetunion anhand
tische Thesen vertreten.
der Kosmonautin Irina Ewgenia Schukowa, die parallel zu Valentina Tereschkova ausgebildet worden
Was kommt nach Suzanne Treisters psycholo- ist, dann aber, so Francis Hunger, obwohl qualifigischer Kriegsführung auf uns zu?
zierter, aufgrund von ideologischen Gründen nicht
Schauen wir uns mal ihre Tarotkarten hier an der für den ersten Weltraumflug ausgewählt wurde.
Wand an. Jede dieser 70 Unikat-Karten ist in sich
so komplex, dass jede gleichzeitig ein Thema für Und zum ternären Computer von Nikolai Bruseine Doktorarbeit sein könnte. Das Interessante der senzow macht Hunger eine Performance?
ganzen Ausstellung von Suzanne Treister ist, dass Es gibt fünf Termine, an denen Francis Hunger imsie die Grenze zwischen Fakten und Fiktion ver- mer samstags und sonntags hier anwesend sein
mischt, und das Interessante und teilweise auch wird. Er hat dafür einen riesigen InformationsschalSchockierende ist, dass viel von dem, was wir sehen, ter aufgebaut, wo man sich dann an der langen
www
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Schlange anstellen kann, und wir vermuten, dass
sich sehr lange Schlangen bilden werden. Hier gibt
der Künstler Auskunft auf die Fragen der Besucher,
die sie möglicherweise zu diesem seltsamen ternären Setun-Computer haben.
Wären das also die zukünftigen Systeme der
sozialen Manipulation?
Das kann ich nicht genau sagen. Auch Francis
Hunger oder Suzanne Treister können das wohl
nicht so genau sagen. Ich denke, Treister zeigt,
dass die Realität um uns herum komplexer ist, als
wir normalerweise annehmen. Dass von diesen
merkwürdigen Dingen mehr existieren, als das,
was in den Medien darüber steht. Ich glaube, es
geht in beiden Ausstellungen in erster Linie um
eine Schärfung von Wahrnehmung.
Zu merken, dass das Internet mal richtig gefährlich werden könnte?
Ich glaube nicht, dass sie sagen würden, dass das
Internet gefährlich werden könnte. Was sie interessiert, ist zu schauen, in was für historischen Kontexten das System überhaupt entstanden ist. Das
ist uns heute gar nicht mehr bewusst, aus welchen
Gründen das frühe Internet entstanden ist, aus was
für Phantasien, Erwartungen, auch den Dystopien,
die sich daran geknüpft haben. Und was für Drogengeschichten damit zusammenhängen. Das ist
eine hochkomplexe Geschichte. Treister will schon
auf die wahnsinnige Präsenz dieser Systeme hinweisen – das auf jeden Fall. Aber ich glaube nicht,
dass sie soweit gehen würde zu sagen, das Internet
ist das neue Kontrollinstrument. Wobei Facebook ...
Also hilft uns nur noch die personifizierte Erde, Gaia?
Genau (lacht).
INTERVIEW: PETER ORTMANN
ZUR PERSON
Inke Arns, geboren in Bonn, hat von 1988
bis 1996 ein Studium der Slawistik, Osteuropastudien, Politikwissenschaften und
Kunstgeschichte in Berlin/Amsterdam
absolviert und 2004 ihre Promotion an
der Humboldt-Universität zu Berlin mit
einer Dissertation zum Paradigmenwechsel der Rezeption der historischen Avantgarde und des
Utopie-Begriffs in (medien-)künstlerischen Projekten der 80er
und 90er Jahre in Ex-Jugoslawien und Russland abgelegt.
Seit 2005 ist sie Künstlerische Leiterin des Hartware MedienFoto: Viviane Wild
KunstVereins Dortmund.
Ruhrkunst
Kirsten Krüger, Dinner, 2000, Alge, Kunststoff, Silikon,
© VG Bild-Kunst, Bonn; Foto: Kirsten Krüger
Caroline Bayer, Komplex, 2012, Installationsansicht Kunstmuseum Mülheim, © VG Bild-Kunst, Bonn; Foto: Caroline Bayer
Blick in die Ausstellung, Foto: PEL
Das wahre Leben
Ortsbestimmungen
Maximale Übersicht
Der Ort stimmt. Die Installationen von Kirsten
Krüger entfalten vor allem in den Kabinetten des
Wittener Museums, mit der Sachlichkeit des hellen Steinbodens und nur wenigen begleitenden
Collagen und Zeichnungen an der Wand, ihren
Reiz zwischen filigraner mehrteiliger Skulptur und
pittoreskem räumlichen Ereignis, dessen Protagonisten außer Haus sind. Sie tragen den Charakter von unbelebt-beseelten Theaterszenen, die,
wie durch einen Mechanismus ausgelöst, dann
einsetzen, wenn ein Besucher den Raum betritt.
Und sie besitzen etwas Intimes, das auratisch
aufgeladen ist. Meist zeigen diese Installationen
Einblicke ins private Leben; zu sehen ist der Ankleidetisch mit Spiegel, das Bett, eine gedeckte
Tafel. Vieles davon findet draußen statt; tatsächlich ist in allen Werken die Natur der Tiere und der
Pflanzen anwesend, der Mensch ja auch, aber nur
mit seinen Spuren. Suggeriert werden eine traute
Selbstvergessenheit und friedfertige Idylle. Doch
schaut man genauer hin, so ist nichts mehr so,
wie es eben noch war – der Traum kippt mitunter ins Alptraumhafte, die Tiere wirken mutiert,
die Materialien sind künstlich. Gegenstände und
Blattwerk beginnen plötzlich zu leben, bisweilen
scheint man sich in einem Schauerroman wiederzufinden, oder wirken da nur feine Täuschungsmanöver zusammen?
Einen Schlüssel zum Werk von Kirsten Krüger, die
1966 in Lübeck geboren wurde und an der Düsseldorfer Kunstakademie bei Klaus Rinke studiert
hat, bildet die früheste Arbeit der Ausstellung: Bei
dieser Wandarbeit (1996) hängen in drei Reihen
jeweils fünf kurze Filmstreifen an Wäscheklammern. Jeder Streifen schließt mit einem Zettel ab.
In der ersten Reihe steht darauf: „Zwei Frauen reden auf einem Balkon. 1,7 Sec.“, in der zweiten:
„Ein Mann stirbt in einem Flugzeug. 1,5 Sec.“, in
der dritten: „Ein Kind spielt mit einem Hund im
Park. 1.9 Sec.“. Unterschiedliche alltägliche Beobachtungen sind konstatiert, sie sind entschleunigt und wortwörtlich der Zeit entrissen. Sie erhalten Einzigartigkeit, um für ihr Besonderes, ihre
Größe und ihre Tragik zu sensibilisieren – nun
wirklich als Teil unseres Lebens..
Die Ausstellung im Kunstmuseum beginnt im
Treppenhaus. Auf dessen Rückwänden hat Caroline Bayer breite schwarze Klebestreifen so
angebracht, dass sie mit den weißen Zwischenräumen eine ornamentale Fläche, aber auch eine
perspektivische Flucht bilden. Caroline Bayer
bezieht sich auf die Fassaden der Hochhäuser
am Forum und hat dazu eine Struktur angelegt,
die mit der Bewegung des Betrachters aktiviert
wird. Das ist der eine Beitrag von Caroline Bayer (geb. 1973); der zweite befindet sich in einer
Halle des Obergeschosses. Auch da wendet sich
Bayer dem Forum in Mülheim zu, seiner architektonischen Anlage nach dem Grundriss-Plan
des einstigen City-Centers. Sie hat den Grundriss in 29 Segmente zerlegt, die nun als weiße,
gleich hohe, aber unterschiedlich geformte plastische Module im Raum angeordnet sind, teils
liegen, teils stehen und bisweilen verschränkt
sind. Zu sehen ist ein hintergründiger Konstruktivismus, der primäre Strukturen im Städtebau
dekliniert.
Die Arbeiten der zweiten Künstlerin, der Kölnerin Silke Schatz (geb. 1967), die für sich in
der gegenüberliegenden Halle gezeigt werden,
gehen verwandten Fragen nach. Silke Schatz
wendet sich der Verfasstheit von Architektur zu,
mit sparsamen Mitteln, meist mit wenigen Farben und ebenfalls in linearer Übersetzung. Teil
ihrer Ausstellung ist eine großformatige zweiteilige Zeichnung. Man muss sich in die zarten
Bleistift- und Buntstiftlinien einsehen, um die
Zerlegung von Räumen zu erkennen, in die eine
liegende Frau als Orientierung eingezeichnet ist.
Das Holzmodell, das davor auf Augenhöhe im
Ausstellungsraum einzusehen ist, zeigt ebenfalls
eine Raumfolge. Tatsächlich handelt es sich bei
Beidem um die Wohnung in Hannover, in der
Silke Schatz aufgewachsen ist. Gewiss spielt die
Rekonstruktion der kindlichen Perspektive eine
Rolle, welche die Räume in ihrer Aufladung und
„Größe“ steigert. Alles, was zunächst knapp und
nur wenig attraktiv schien, erweist sich als großzügig und vielsagend – auch das trifft auf die
Beiträge beider Künstlerinnen zu.
Der erste Blick fällt auf eine ungestüme Großradierung von Barbara Grosse (Linien im Raum, 2010),
daneben sprudelt unter Flutlicht eine Brunnenskulptur auf ihrem Sockel (Gabriele Schmitz Reum,
2011), danach kommen Arbeiten des renommierten
Bochumer Bildhauers Friedrich Gräsel (Jg. 1929)
aus den 1980ern.
Alle drei Jahre findet die große Übersichtsausstellung „bochumerkünstler“ im Kunstmuseum der
Ruhrmetropole statt, eine Kooperation mit dem Bochumer-Künstlerbund. 80 Arbeiten von 51 Künstlerinnen und Künstlern werden 2012 ausgestellt. Viel
Grafik, viel Malerei, aber auch raumgreifende Installationen. Eine davon ist Chain Code, eine Arbeit
von Monika Ortmann, die kurz vor Ausstellungsbeginn fertig wurde: Die riesige Perlenschnur-Installation aus Papierfäden-Knäueln weist den Weg
in den ganz großen Saal des Musentempels – hier
durfte der Künstlerbund in den letzten Jahrzehnten
nicht immer ausstellen. Aber gelohnt hat es sich,
sehr abwechslungsreich und visuell positiv verwirrend ist die Schau des künstlerischen Potentials
der Stadt geworden. Mitten drin steht eine Sänfte
der Holländerin Dini Thomsen von 2010, die von
der Sehnsucht erzählt, getragen zu werden, etwas
weiter hat Irmgard Potthoff ein Uhrengehäuse mit
Todesanzeigen gefüllt, Lebenszeiten (2011) heißt
das Objekt mit Podest.
Natürlich ist bei so einer Menge Kunst von so einer Menge Künstlern auch der übliche Querschnitt
durch die verschiedenen traditionellen Techniken
vorhanden, auch Fotoserien und Video, sehenswert
der Loop „Punks“ (2011) von Martin Brand, der inzwischen als freischaffender Künstler in Köln lebt
und arbeitet. Inzwischen hat der Besucher auch die
letzte Ecke des Raumes erreicht, nimmt jetzt auch
komprimiert die Malerei an den Wänden und die
bekannten Sujets wahr. Helmut Meschonat zeigt
eine seiner verzwickten Vierkant-Strukturen im
Perspektivchaos (Bild 2/10 von 2010), auch Zarko
Radics bunt-abstrakte Arbeit „Ikarus“ (2010) leuchtet in der Ferne. Beinahe übersehen hätte ich das
augenzwinkernde Werk von Präparator Günter Filla.
Er hängte für „Im Fluge vergangen“ (2010) 12mal
Geflügel aus Gips an die Wand. Lecker.
„Kirsten Krüger – Unwegsames Gelände/rough terrain“
bis 20.5. I Märkisches Museum Witten
www.kulturforum-witten.de
„Caroline Bayer / Silke Schatz – Raum-Zeichnungen“
bis 28.5. I Kunstmuseum Mülheim in der Alten Post
www.muelheim-ruhr.de
„bochumer künstler 2012“
bis 5.5. I Kunstmuseum Bochum
0234 910 42 30
K. Krüger im Märkischen Museum Witten
THOMAS HIRSCH
Caroline Bayer und Silke Schatz in Mülheim
www
THOMAS HIRSCH
50
66
Bochumer Künstler im heimischen Museum
PETER ORTMANN
Kunstwandel
Kunst in NRW
Artur Zmijewski: Democracies, 2009, courtesy Foksal Gallery Foundation
Hans Arp, Wolkenmuschel, 1932-49, © VG Bild-Kunst, Bonn, Foto: Nic Tenwiggenhorn
Provokation der Sinnesorgane
Verwandlungen der Realität
Ohrenbetäubender Lärm und die völlige Reizüberflutung der Augen. Wie
ein Gladiator im römischen Kolosseum kommt sich der Besucher vor,
eigentlich fehlen nur noch die Löwen. Dabei entsteht diese Assoziation ausschließlich aus den Vorgängen auf den Flachbildschirmen an der
Wand, deren Bilder kaum fassbar sind und deren Geräuschkakophonie
ein Verbleiben schwierig macht, auch zu einer körperlichen Anstrengung.
Zum Auftakt des Kulturaustauschprogramms „Klopsztanga. Polen_grenzenlos_NRW“ zeigt der Hartware MedienKunstVerein (HMKV) in der
dritten Etage des Dortmunder U die seit 2009 immer weiter wachsende Installation „Democracies“ des polnischen Künstlers Artur Zmijewski.
Körperlichkeit war immer Teil dessen Arbeit, so filmte er eine unheilbar kranke Frau, die nur unter Schmerzen ihren Alltag bewältigte, oder
er schleuste Laiendarsteller in ein Konzentrationslager ein und filmte,
wie sie in der ehemaligen Gaskammer nackt „Fangen“ (The Game of Tag,
1999) spielen. Jetzt werden die Zuschauer selbst von extremen Ritualen
demokratischer Öffentlichkeiten attackiert.
Von Thomas Hirsch
Zwei herausragende Künstler-Museen weit über unsere Region hinaus sind das
Max Ernst Museum des LVR in Brühl und das Arp Museum im Bahnhof Rolandseck bei Remagen, die – in ihrer jetzigen Form – beide erst vor ein paar Jahren
eröffnet wurden. Das Max Ernst Museum und das Arp Museum berühren mit
ihren Protagonisten verwandte künstle„Künstlerische Avantgarde
rische Fragestellungen. Hans Arp und Max
ihrer Zeit“
Ernst waren zeitgleich tätig; sie gehören
stilbildend zur künstlerischen Avantgarde ihrer Zeit. Beide sind wichtige Vertreter der deutsch-französischen Kunst, die von der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bis in die Nachkriegszeit wirken, als Weltkünstler und Weltbürger.
Der polnische Künstler Artur Zmijewski beim HMKV im Dortmunder U
Die Videos dokumentieren scheinbar wahllos – und wahrscheinlich ist
die Auswahl tatsächlich wahllos – politische Willensbekundungen im
öffentlichen Raum. Zmijewski lässt sie nebeneinander aufgereiht aufeinanderprallen: Demonstrationen für das Recht auf Abtreibung oder mehr
Lohn, aber auch Militärparaden, nachgestellte historische Schlachten,
stockbesoffene Fußballfans grölen für Deutschland bei der EM im eigenen Land, selbst die Beerdigung Jörg Haiders wird für die Anhänger der
Kärntner FPÖ zur Demonstration, „dass ihr Führer nicht sterben kann“.
Alles findet gleichzeitig statt, doch niemals gleich, denn die Loops haben
unterschiedliche Laufzeiten, die auch die Optik immer wieder verändern.
Formal hält sich Zmijewski damit aus den filmischen Sequenzen heraus,
er produziert sie nicht, er nutzt die Gegebenheiten für die künstlerische
Auseinandersetzung mit demokratischen Gesellschaftsformen, die sich
zum Teil auch definieren als zwanghaft systemimmanenter Ausbruch
unendlicher Positionen, deren Veröffentlichung heute Teil des Alltags, in
der Summe aber bedeutungslos ist. Die schlüssigen Proteste lösen sich
dagegen unter dem Strich auf, werden aufgesaugt von der Szenerie. Der
Pole, der parallel auch die 7. Berlin Biennale kuratiert, bleibt also auch in
seiner installierten Tatbestandsaufnahme pessimistisch wie eh und je, die
Demonstrationen verkommen zur Pose ohne Haltung, zur Aussage ohne
Kausalität, im Dauerbeschuss werden sie wenigstens Kunst.
Ganz anders ist da, wenn die unter den Flachbildschirmen hängenden
Kopfhörer benutzt werden. Jetzt punktiert der Besucher den flimmernden
Kosmos, jetzt muss er die Intention der öffentlichen Meinungsäußerungen wahrnehmen, vereinzelt den Gruppen gegenübertreten. In vielen
Fällen dürfte das ziemlich unangenehm werden.
PETER ORTMANN
Ausstellungen im Bahnhof Rolandseck und in Brühl
Derzeit zeigt das Arp Museum einen konzentrierten Einblick in die Arbeitsverfahren von Hans Arp, in einer Gegenüberstellung mit dem Schaffen
seiner Frau Sophie Taeuber-Arp. Der Schwerpunkt liegt auf seinen frühen
Collagen und biomorphen Reliefs, mit denen er als Hauptvertreter einer organischen Abstraktion gilt. Jedoch hat Arp seine Werke nicht am Reißbrett
entworfen, sondern in der Natur gefunden; so dienen Wolken und Blätter
als Inspirationen. Arp, der zeitweilig den Dadaisten angehörte und sich teilweise auch auf die Surrealisten bezog, wandte sich zudem der Sprache in
ihrer Vielschichtigkeit und Bildlichkeit zu; er kombiniert und bleibt spielerisch, verknappt dabei aber auch und präzisiert.
Demgegenüber arbeitet Sophie Taeuber-Arp konkret und geometrisch. Ihr
vorrangiges Betätigungsfeld ist die angewandte Kunst; ihre Verdienste liegen besonders in Entwürfen zur Architektur und zur Innenausstattung von
Räumen. In Rolandseck gibt es nun aus beiden Bereichen Etliches zu sehen,
dass sich wiederum im Dialog mit Hans Arp weiter erschließt.
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Auch in Brühl ist das Werk der Ehefrau eines berühmten Künstlers ausgestellt Niki de Saint Phalle, die mit Jean Tinguely verheiratet war, gehört zu
den bekanntesten Vertretern einer Kunst, die mit den Möglichkeiten des Realismus „spielt“. Die irreale Umformung geht mit einem freien Zugriff in der
Malerei und bei den Plastiken einher. Oft wirken ihre Arbeiten üppig, barock,
tragen aber auch die ernste Note einer persönlichen Auseinandersetzung
und Verarbeitung. Im Zentrum der Ausstellung in Brühl stehen nicht die
spektakulären „Nanas“, die monumentalen farbigen Frauenfiguren, die zum
populären Teil der Kunstgeschichte nach 1945 gehören, sondern die frühen
Malereien und Materialcollagen, die mehr das dicht Verwobene und die Kombinatorik kennzeichnet, welche aus
dem gesteuerten Zufall erwächst. Das aber haben diese
Bilder mit dem Werk des Hausherren in seiner Heimatstadt mit Max Ernst gemeinsam, und übrigens auch mit
Hans Arp. Um wesentliche Impulse in der Kunst des 20.
Jahrhunderts anschaulich zu erfahren, bieten die beiden
Thomas Hirsch
Ausstellungen hinreichend Ansätze. Zu sehen sind sie eiKunsthistoriker,
Kurator und Journalist nen Katzensprung voneinander entfernt.
„Hans Arp – Wolkenpumpen“ I bis 27. Januar 2013
Arp Museum Bahnhof Rolandseck I www.arpmuseum.org
„Niki de Saint Phalle – Spiel mit mir“ I bis 3. Juni
Max Ernst Museum Brühl I www.maxernstmuseum.lvr.de
Artur Zmijewski: Democracies
bis 22. Juli I HMKV Dortmund
0231 496 64 20
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67
El Greco
Das Aufsehen erregende Werk El Grecos
(1541-1614) wurde erst um 1910 durch das
Tagebuch Spanische Reise von Julius MeierGraefe bekannt. Die Schau „El Greco und die
Moderne“ rückt zum ersten Mal in Deutschland diesen Maler ins Zentrum der Betrachtung. Untersucht wird auch die Begeisterung
vieler Künstler.
präsentiert: Kunst
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tanz. krimi. 19 uhr.
freitag 11.5. literatur:
mechtild borrmann.
wer das schweigen bricht.
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Die Kunsthalle Düsseldorf wird gefördert durch
Ständiger Partner der Kunsthalle Düsseldorf
Die Ausstellung Yüksel Arslan. Artures wird gefördert durch
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Kunsthalle seitenlichtsaal wird unterstützt durch
Kunst-Kalender
Markus Lüpertz, Das Urteil des Paris, 2010, Mischtechnik auf Lw, 4-teilig, © M. Lüpertz, courtesy
Gal. Michael Werner
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",<" /
Die Kunst-Termine NRW
Nicola Schrudde bis 29.4.
Objektkunst mit den Mitteln der MalereiBOCHUM – Kunstmuseum
www.bochum.de/kunstmuseum
Diethelm Koch bis 13.5.
Einblicke in das Werk des konkreten Bildhauers
BOCHUM – Situation Kunst (für Max Imdahl)
www.situation-kunst.de
Von Thangka bis Manga bis 1.7.
Geschichten von Idolen in verschiedenen Bildgattungen aus Tibet, Indien und Japan
BONN – Kunst- und Ausstellungshalle
www.kah-bonn.de
Romy Schneider bis 24.6.
Eine dokumentarische Ausstellung mit vielen
Zeugnissen vom Filmstar bis zur Privatperson
BONN – Kunstmuseum
www.kunstmuseum-bonn.de
ESSEN – Ruhr Museum
www.ruhrmuseum.de
Mythos Krupp bis 4.11.
Einrichtungsgegenstände, Kunstwerke und Fotos zur Geschichte der Krupp-Dynastie
HAGEN – Osthaus Museum
www.osthausmuseum.de
Markus Lüpertz 6.5.-29.7.
Der Protagonist gestisch heftiger Gegenständlichkeit mit Bildern und Plastiken
KÖLN – Museum für Angewandte Kunst
www.makk.de
Architekturteilchen 12.5.-19.8.
Eine Geschichte des Bauens mit Modulen
KÖLN – Museum Ludwig
www.museum-ludwig.de
Yvonne Rainer 28.4.-29.7.
Retrospektive der New Yorker PerformanceKünstlerin, Choreographin und Filmemacherin
KREFELD – Museum Haus Lange
www.kunstmuseenkrefeld.de
Lewis Baltz 10.5.-2.9.
Retrospektive des wegweisenden konzeptuellen amerikanischen Fotografen
Martin Schwenk bis 19.8.
Fragil vegetative Skulpturen im Raum
BRÜHL – Max Ernst Museum des LVR
www.maxernstmuseum.de
LEVERKUSEN – Museum Morsbroich
www.museum-morsbroich.de
Niki de Saint Phalle bis 3.6.
Das malerische und plastische Werk der berühmten Avantgarde-Künstlerin
Michael Schmidt bis 13.5.
Ein konzeptuell angelegtes fotografisches Projekt zur Produktion von Lebensmitteln
DORTMUND – Museum für Kulturgeschichte
www.mkk.dortmund.de
LÜDENSCHEID – Städtische Galerie
www.luedenscheid.de
500 Jahre Gerhard Mercator bis 10.6.
Ein Parcours mit Globen und Landkarten
Ida Gerhardi bis 15.7.
Bilder von Ida Gerhardi und acht weiteren
deutschen Künstlerinnen in Paris um 1900
DORTMUND – Museum Ostwall
www.museumostwall.dortmund.de
MÜLHEIM/R. – Kunstmuseum
www.kunstmuseum-mh.de
Heinz Mack: Zwischen den Zeiten 6.5.-29.7.
Der Zero-Künstler seit den 1950er Jahren
Jagd auf die Moderne bis 28.5.
Polnische und deutsche Künstler, Musiker und
Autoren, die im Dritten Reich verfolgt wurden
DÜSSELDORF – K20 Grabbeplatz
www.kunstsammlung.de
Fresh Widow bis 12.8.
Das Fenster als Motiv der Kunst seit 1912
DÜSSELDORF – Museum Kunstpalast
www.smkp.de
El Greco und die Moderne 28.4.-12.8.
Der berühmte manieristische Maler im Dialog
DÜSSELDORF – Kunsthalle
www.kunsthalle-duesseldorf.de
Yüksel Arslan: Artures bis 24.6.
Werkschau der Malereien auf Papier
DUISBURG – LehmbruckMuseum
www.lehmbruckmuseum.de
Fabián Marcaccio bis 17.6.
Drastische Malerei-Objekte zur US-amerikanischen Realität
DUISBURG – Museum Küppersmühle
www.museum-kueppersmuehle.de
Per Kirkeby bis 28.5.
Ein umfassender Einblick in das Werk des dänischen Malers und Bildhauers
NEUSS – Langen Foundation
www.langenfoundation.de
Jan Albers: parcOurs mOrtale bis 24.6.
Bildobjekte des Düsseldorfer Künstlers (*1971)
OBERHAUSEN – Ludwiggalerie
www.ludwiggalerie.de
At Home 13.5.-16.9.
Künstlerische Beschreibungen und Aussagen
zum Leben und Alltag im Ruhrgebiet
RECKLINGHAUSEN – Kunsthalle
www.kunst-re.de
Facing China bis 24.6.
16 figurative und abstrakte Maler aus China
REMAGEN – Arp Museum Rolandseck
www.arpmuseum.de
>ÀŽÕÃÊØ«iÀÌâ\ʹ>˜˜Êˆ“ʘâÕ}ÊqÊ`ˆÌ…ÞÀ>“LˆÃV…ʺ]Ê£™ÇÈ
AACHEN-KORNLIMÜNSTER – Reichsabtei
www.kunst-aus-nrw.nrw.de
www
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& 1 -</ \ÊÊ]Ê]Ê,Ê£äʇʣÇ]Ê
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1-1-*/<Ê£]Êxnä™xÊ Ê
777°"-/1-1-1°
Die Eroberung der Wand bis 9.9.
Zeitgenössische Referenzen an die „Zwölf Apostel“ des Nazareners Johann Schraudolph
WUPPERTAL – Von der Heydt-Museum
www.von-der-heydt-museum.de
Der Sturm bis 10.6.
Meisterwerke der Avantgarde der 1920er Jahre
Empfehlungen von Thomas Hirsch
69
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bildet
Verlagssonderveröffentlichung
„… fürs Leben lernen wir!“
Die Bochumer Widar Schule setzt nicht nur auf Leistung
Seit mehr als 30 Jahren gibt es die Widar Schule in Bochum-Wattenscheid, die ihre SchülerInnen als klassische Waldorfschule „mit offenen
Augen“ in die Welt entlassen will. Lange wurden Waldorfschulen belächelt, als zu wenig leistungsfixiert oder zu künstlerisch beschimpft. In
den letzten Jahren haben sich derlei Vorurteile jedoch in Luft aufgelöst.
Im Gegensatz zum regulären Schulbetrieb, der auf Leistungsdruck setzt
und für längst obsolete Kurzzeitkarrieren ausbildet, glauben die Waldorfschulen an eine Mischung aus Persönlichkeitsbildung und Leistungsforderung, um AbsolventInnen ganzheitlich aufs Leben vorzubereiten.
Patrick Neal von der Widar Schule: „Leistung muss ein Baustein unter
vielen sein. Man darf nicht vergessen, dass sich die Arbeitswelt komplett
verändert hat. Wir müssen unsere Schülerinnen und Schüler nicht auf
eine Industrie-, sondern auf eine Kreativwirtschaft vorbereiten.“
Flexibilität und Selbstmotivation
In dieser Kreativ- oder Post-Industrie-Wirtschaft müssen Arbeitnehmer nicht nur zeitlich flexibel sein, sondern vor allem auch vielfältige
Charaktereigenschaften und Kenntnisse haben. Es gibt kaum eine Stelle, in der nicht Managementfähigkeiten und Multitasking gefragt sind.
Andererseits sind die Zeiten, wo man mehrere Jahrzehnte im gleichen
Unternehmen arbeitete, so gut wie vorbei. Also muss man sich als Arbeitnehmer ständig auf neue Menschen oder Probleme einstellen, für
die die Leistungsgrundsätze eines BWL-Studiums längst nicht mehr ausreichen oder, noch schlimmer, sogar kontraproduktiv sind. Statt einer
Wohlstandsvermehrung für sich selbst, die zahllose Chef-Rambos jahrelang praktiziert haben, setzen vor allem mittelständische Betriebe auf
umsichtige Mitarbeiter, die sich langsam im Unternehmen hocharbeiten
und dabei menschlich sind, kreativ und vorausschauend. Wer nur die Arbeit vor Augen hat, ohne auch soziale Kompetenzen zu besitzen, landet
schnell im Abseits. So können in der Widar Schule alle SchülerInnen ab
der ersten Klasse gemeinsam lernen, mit dem Angebot aller Abschlüsse
bis zum Abitur. Zwei Fremdsprachen von Beginn an sind ebenso selbstverständlich wie die ausgeprägte Förderung der natur- und geisteswissenschaftlichen Fächer und des handwerklich-künstlerischen Bereichs
sowie die attraktiven Möglichkeiten der Offenen Ganztagsschule bis zum
Nachmittag.
„Brückenklasse“
Der Herausforderung der staatlichen Stichtagregelung begegnet die
Widar Schule mit dem Konzept der „Brückenklasse“. Eltern, die sich
sorgen, ihren Nachwuchs zu früh einzuschulen, können ihre Kinder in
diese „nullte Klasse“ schicken. „Wir offerieren schulpflichtigen, aber
noch nicht schulreifen Kindern hier die Möglichkeit, die Schulreife im
Laufe eines Schuljahres zu entwickeln. Insbesondere ein rhythmischer
Tageslauf, Naturerfahrungen, handwerklich-künstlerische Aufgaben und
die Hinführung zu Zahlen, Mengen und Sprachen prägen den täglichen
Unterricht.“ Diese Schuleingangsstufe ist die richtige Antwort für den
mehrfach festgestellten Zusammenhang von Früheinschulung und ADS
sowie die durch zusätzliche U3- und U2-Angebote zunehmend überlasteten Kindergärten. Täglich vier Stunden dauert der Unterricht in der
Brückenklasse, wobei auch hier eine zusätzliche Betreuung im Sinne der
Ganztagsschule möglich ist.
www
Weitere Informationen unter 02327 976 10 oder www.widarschule.de
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IHRE BERATERIN:
Gabriele Gabriel, Tel. 0231 838 00 33, [email protected], www.agnrw.de
Auslandsgesellschaft NRW e.V. | Steinstr. 48 | 44147 Dortmund
70
Verlagssonderveröffentlichung
staatlich anerkannte
Schule für Logopädie
Modellschule des Landes NRW
Bildung jetzt!
Foto: Widar Schule/Presse
Aktuelle Tipps für Bildungshungrige
a tempo beratung & coaching
Thomas-Mann-Str. 17, Dortmund I Tel. 0231 530 56 07
www.atempo-coaching.de
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beruflichen Entscheidungs-, Konflikt- und Umbruchsituationen.
AKAFÖ – Akademisches Förderungswerk
Universitätsstr. 150, Bochum I Tel. 0234 32 11 0 10
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Das Studentenwerk für die Bochumer Hochschulen und die Westfälische
Hochschule in Gelsenkirchen, Recklinghausen und Bocholt betreut Studierende in den Fragen Wohnen, Finanzierung, Kultur, Internationales, Kinderbetreuung, Behindertenberatung.
Auslandsgesellschaft NRW e.V.
Steinstr. 38, Dortmund I Tel. 0231 838 00 33
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Schüler: Sprachreisen, Highschool- und Schulbesuch im Ausland (auch in
staatlichen Colleges in den USA), Freiwilligendienste, Internationaler Jugendaustausch (u.a. mit China, Israel, USA).
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Logopädie – Ergotherapie, Lese- und Rechtschreibtraining, eine renommierte Schule für Logopädie und ein Weiterbildungs- und Trainingszentrum unter einem Dach. Ausbildung zur Logopädin/zum Logopäden mit der
Möglichkeit der Doppelqualifikation zum Bachelor.
Euro-Schulen Bochum
Herner Str. 299, Bochum I Tel. 0234 54 06 46
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Figurentheater Kolleg Bochum
Hohe Eiche 27, Bochum I Tel. 0234 28 40 80
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kulturellen Weiterbildungsstätten Nordrhein-Westfalens.
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0211-73779680
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71
bildet
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Foto: Widar Schule/Presse
Filmhaus Köln
Maybachstr. 111, Köln I Tel. 0221 2 22 71 00
www.filmhauskoeln.de
Seit 25 Jahren bietet das Kölner Filmhaus für junge und alte Branchenvertreter Weiterbildungsmaßnahmen und Workshops an. Highlights: „RegieIntensivkurs“ mit Nicole Weegmann (ab 1.6.), „Grundlagen des Filmschauspiels“ mit Julia Beerhold (ab 16.6.).
Frau und Beruf – Regionalstelle Mittleres Ruhrgebiet
Willy-Brandt-Platz 2, Bochum I Tel. 0234 910 20 30
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Beratung für Chancengleichheit in Betrieb und Beschäftigungsförderung,
Lebensplanung für Mädchen und junge Frauen, Tipps für den beruflichen
Wiedereinstieg.
Handwerkskammer Dortmund –
Bildungszentren Ardeystraße & Hansemann
Ardeystr. 93 – 95, Barbarastr. 7, Dortmund
Tel. 0231 54 93 400 und 54 93 850
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Als Initiator und Ratgeber für berufliche Qualifizierung bietet die Handwerkskammer Dortmund maßgeschneiderte Angebote für die handwerkliche Aus- und Weiterbildung. Im Hansemann eine europaweit einmalige
Schulungsstätte für das Gerüstbauer-Handwerk, das handwerksähnliche
Gewerbe und Zweiradtechnik.
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Bereichen Gender Mainstreaming und berufliche Chancengleichheit von
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Ruhrakademie
Schloss Haus Ruhr, Hagener Str. 241, Schwerte I Tel. 02304 99 60 00
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Das private Lehrinstitut für Kunst, Design und Medien wurde 1985 von Prof.
Jürgen Störr und seiner Frau gegründet. Abschlüsse in Animation, Film,
Fotodesign, Freie Kunst und Kommunikationsdesign.
SBB – Stiftung Begabtenförderung berufliche Bildung
Lievelingsweg 102-104, Bonn I Tel. 0228 62 93 10
www.sbb-stipendien.de
Die Stiftung betreut mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und
Forschung das Weiterbildungsstipendium und das Aufstiegsstipendium.
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73
Auswahl
RUHRGEBIET
Das Besondere im Mai
Das wohltönende Klavier
Ein gemeinsame Sprache
Foto: Monika Ritterhaus
Frank Goosen, Foto: philippwente.com
Auf die Vereinigten Staaten und Frankreich verteilt man in diesem Jahr
beim Klavier-Festival sein Augenmerk.
Während auf Seiten der französischen
Komponisten vor allem die impressionistischen Werke von Claude Debussy
und seine Wiederentdeckung der französischen Barockmusik im Vordergrund
stehen, hat man für die USA zwei der –
transatlantisch gesehen – einflussreichsten Musiker gewählt: George Gershwin
und John Cage. Letzterer wird noch in
Köln beim Acht Brücken-Festival gefeiert, doch schon am 24.5. spielt im Essener Folkwang Museum seine ehemalige
Weggefährtin Margaret Leng Tan einige
der bekannteren Cage-Experimente wie
„One“ oder „Water Music“. Leng Tan wird
dabei eigens arrangierte Versionen mitbringen, die, ganz im Stile Cages, einige
Möglichkeiten zelebrieren, wie man das
Geräusch in einen Ton wandeln kann.
Gershwin-Freunde sollten sich den 6.5.
vermerken. Dann spielt und referiert
der Harvard-Musikprofessor Robert Levin über die Vielfalt in den Stücken des
Broadway-Genies (Essen, Haus Fuhr).
Für Freunde der „klassischen“ Klassik darf
man das Klavierkonzert des ansonsten
vor allem als Dirigent bekannten Daniel Barenboim empfehlen (8.5., Duisburg
Mercatorhalle). Ein weiteres Highlight
dürfte das Konzert des Rumänen Radu
Lupu werden, dem Preisträger des diesjährigen Festivals. Seine international
gefeierten
Schubert-Interpretationen
sind am 21.5. in der Mülheimer Stadthalle zu hören.
dk
Von der einstigen Industrieromantik des
Ruhrgebiets ist heute nur noch wenig zu
spüren, denn der Strukturwandel macht
auch vor dem kernigen Kohlenpott nicht
Halt. Was eint, ist eine gemeinsame
Sprache. In den letzten Jahrzehnten bildete sich aus der Enklavensprache Ruhrdeutsch eine in der Region eigenständige
Sprachform, die zum Träger eines gemeinsamen Identitätsbewusstseins wurde.
Weil man diesen Dialekt schreiben kann,
heißt er eigentlich Ruhrhochdeutsch.
Und diese Sprache kann man vom 28.6.13.10. im Spiegelzelt vor dem Dortmunder U erleben. Jeden Montag sind hier die
heimlichen und unheimlichen Stars der
deutschen Kleinkunstbühnen zu sehen.
Immer dienstags „lacht der Bauch mit“,
und donnerstags gibt die Bruno „Günna“
Knust und Hartz-Vegas-Segers-Band ihr
Stelldichein. Echtes Ruhrhochdeutsch
spricht Lokalmatador Frank Goosen, wenn
er aus seinem Roman „Heimat, Fußball,
Rockmusik“ liest. Carsten Höfer glaubt,
ein „Frauenversteher“ zu sein, wie er mit
seinem gleichnamigen Programm weismachen will. Uta Rotermund fordert dagegen auf zur „Damenwahl“. Das erklärte
Ziel: Ruhrhochdeutsch muss Weltsprache
werden!
as
Klavier-Festival Ruhr
5.5.-14.7.
DIV. ORTE IM RUHRGEBIET
Infos: 0234 33 33 55 55 oder unter
www.klavierfestival.de
RuhrHOCHdeutsch
28.6.-13.10.
DIV. ORTE (DORTMUND)
Infos: www.ruhrhochdeutsch.de
BOCHUM
DORTMUND
KAMMERSPIELE
CABARET QUEUE
Fr 4.5. 19.30 Uhr
Sa 19.5. 20 Uhr
Draußen vor der Tür
Heinrich Pachl „Das überleben wir“
Ein Stück der deutschen Nachkriegsliteratur von Wolfgang Borchert, der selber
Opfer des Krieges wurde, verlieh er denen eine Stimme, die in die Schützengräben getrieben worden waren. „Draußen
vor der Tür“ sind die, die ihre Seelen im
Krieg verloren. Ein emotionales, kraftvolles Stück um den „Kreis des Krieges“,
vom Hausregisseur David Bösch in Szene gesetzt. Premiere am 4. Mai in den
Kammerspielen des Schauspielhauses
Bochum.
dk
Infos: 0234 33 33 55 55
„Das überleben wir“ – Neuigkeiten aus
dem Institut für vertrauensstörende
Maßnahmen. Heinrich Pachl legt Rechenschaft ab. Was hilft wirklich gegen
die neue Kriegs-Demagogie, den nervigen Sozial-Populismus, die geistig-moralische Sterbehilfe, Finanz-Verschleierung? Da wird kontrovers debattiert, und
Pachl muss an vielen Meinungsfronten
kämpfen. Duelle zwischen Pointen-Pistole gegen Kalauer-Kanone, dass die Fetzen
fliegen.
Is
Infos: 0231 41 31 46
KUNSTMUSEUM
FRITZ-HENSSLER-HAUS
bis 13.5., Di-So 10-17, Mi 10-20 Uhr
Sa 5.5. 20 Uhr
Diethelm Koch
Achim Knorr
www
Diethelm Koch, © Nachlass Diethelm
Koch, Foto: Kunstmuseum Bochum,
Grosler 2012
Diethelm Koch (1943-2008), der an der
Fachhochschule Potsdam als Professor
für Grundlagen der Gestaltung gelehrt
hat, zählt mit seinen Um- und Einlagerungen von Holz und Eisen zu den wichtigen Künstlern im Bereich der konstruktiven Plastik. Daneben sind Zeichnungen
und Grafiken entstanden, die sich auf
diese mehrteiligen stereometrischen
Körper und deren Systeme der Teilung
beziehen. Die sorgfältig präsentierte
Ausstellung setzt 1970 ein und vermittelt einen konzentrierten Einblick in die
Konzeption des Bochumer Künstlers. th
Infos: 0234 910 42 30
74
In seinem Programm begibt sich der Kabarettist auf eine musikalische Zeitreise.
Aufgewachsen in den 70er und 80er Jahren, schildert er auf amüsante Weise, dass
es schon immer sein Traum war, Rockstar
zu werden und gegen die Gesellschaft
zu rebellieren. Aber das ist gar nicht so
leicht. Vor allem nicht in der heutigen
Zeit, wo einem ständig etwas dazwischenkommt. Zwischendurch greift der
Gewinner des Prix Pantheon Publikumspreises zur E-Gitarre und schüttelt eingängige Melodien aus den Ärmeln. sm
Infos: 0231 502 34 72 oder
unter www.fhh.de
Auswahl
FZW
DUISBURG
ESSEN
GRAMMATIKOFF
CAFÉ CENTRAL, GRILLO THEATER COLOSSEUM THEATER ESSEN
So 27.5. 20.30 Uhr
Do 24.5. 20 Uhr
Wolves In The Throne Room
A Whisper In The Noise/Nils Frahm
Für Anhänger des wahren Heavy Metal,
deren Protagonisten in nicht geringer
Zahl im Ruhrgebiet leben, ist diese Band
ein erbärmlicher Fake. Für Fans, denen
ein neues Kreator-Album allein nicht
mehr reicht, sind Wolves In The Throne Room eine Offenbarung: Wüst und
doomig geben diese Amerikaner ihrem
Stil zwar keine neuen Gitarrensoli, wohl
aber eine neue und sehr zwingende Atmosphäre. Es hält sich das Gerücht, dass
die Band bald das Zeitliche segnen soll.
Deshalb – jetzt noch mal schnell in den
Genuss kommen!
cs
Infos: 0231 17 78 20 oder
unter www.fzw.de
KONZERTHAUS
Fr 11.5. 20 Uhr
Junip
Schon diverse Male ist der schwedische
Konzertgitarrist Jose Gonzalez mit seinem herrlich versponnenen Psych-FolkOutfit Junip in NRW aufgetreten – jedes
Mal waren die Konzerte so gut, dass man
die Band immer wieder gern einlud. Jetzt
geben Junip ihre Premiere beim Pop-Abo
im Dortmunder Konzerthaus – ein Rahmen, der die Klasse ihrer Musik noch mal
unterstreichen dürfte. Gonzalez solo war
jedenfalls schon mal dort, und das Konzert war groß. Sollte das bei Junip anders
sein, wäre das eine Überraschung.
cs
Infos: 0231 22 69 62 00 oder unter www.
konzerthaus-dortmund.de
Das britische Label Erased Tapes hat
sich in den letzten Jahren mit einem
geschmackvollen Roster aus den Genres
Neoklassik bis Postrock einen Namen
gemacht, der über Hipsterkreise hinausgeht. Zwei seiner besten Acts stellen sich
an diesem Abend im ehemaligen Hundertmeister vor: Zum einen die relativ
klassische, nichtsdestotrotz aber feine
Postrock-Band A Whisper In The Noise,
zum anderen der Hamburger Piano-Virtuose Nils Frahm. Es ist lange nicht nur
die Stilverschmelzung, die diesen Abend
spannend macht.
cs
Infos: www.grammatikoff.de
Mi 9.5. 20 Uhr
So 6.5. 20 Uhr
Der Literarische Salon:
A. L. Kennedy
René Marik
A.L. Kennedy zählt zu den bekanntesten
Autorinnen Schottlands. Ihr Name steht
für intensive, nicht selten an die Nieren
gehende Romane, die in menschliche
Abgründe blicken. Harter Realismus und
fantastische Elemente halten sich die
Waage. Was bei ihrer schriftstellerischen
Bedeutung häufig in den Hintergrund
gerät: A.L. Kennedy ist zudem eine Größe in der britischen Stand-Up-ComedySzene. Dies macht ihre Lesungen in der
Regel zu einem Erlebnis. Auch der literarische Salon im Grillo wirbt mit dieser
Nuance ihres Talents
fs
Infos: 0201 812 20
LEHMBRUCK-MUSEUM
bis 20.5., Mi-Sa 12-18, Do bis 22,
So 11-18 Uhr
Martina Klein:
Nicht-Inhalt/Non-content
Die Düsseldorfer Künstlerin präsentiert
ihre monochromen Bilder in Bezug zum
Raum. Einzelne Gemälde ragen von der
Wand ab und sind infolgedessen auch
von ihrer Rückseite her sehen. Oder sie
hängen als Leinwand über den Köpfen
oder laufen sanft auf dem Boden aus.
Weiterhin stehen Paare aus Bildtafeln
in Duisburg im rechten Winkel zueinander. Der Betrachter ist Akteur, der in der
Bewegung erst die Ausstellung erfährt,
und am besten klappt das, wenn man die
Fenstergalerie durchquert hat und zurück
blickt.
th
Infos: 0203 283 26 30
MUSEUM KÜPPERSMÜHLE
bis 28.5., Mi 14-18, Do-So 11-18 Uhr
Per Kirkeby
In seinem zweiten Bühnenprogramm
lässt René Marik seine Truppe um den
blinden, sprachbehinderten Maulwurf,
den blasierten Frosch Falkenhorst und
den Berliner Eisbär Kalle erneut zahlreiche haarsträubende Abenteuer bestehen. Diesmal gesellt sich zu dem liebenswerten Ensemble noch eine weitere
Figur: der Glatzenkasper! Der diplomierte
Puppenspieler ist mittlerweile mit dem
Prix Pantheon geehrt und nimmt seine
Zuschauer wieder mit auf eine anarchisch-komische Reise.
sm
Infos: 0201 240 20 oder
unter www.colosseumtheater.de
Æqun nlqwn{
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www
STUDIO
Fr 11.5. 20 Uhr
Metalloid
Vier Schauspieler, Werkstoffe als Instrumente, Metallgitter und Literatur:
eine musikalische und literarische Suche
nach den Wurzeln des Industrial und die
deutsche Romantik. Aus dem Punk entstanden, wird der Untergang des industriellen Zeitalters seit den 70ern besungen.
Axel Holst inszeniert Industrial-Musik als
lautstarke Konfrontation mit Texten u.a.
von Hofmann von Fallersleben und Heiner
Müller. Uraufführung: 11. Mai im Studio
Dortmund.
ls
Per Kirkeby in der Sammlung des MKM
Museum Küppersmühle/Sammlung Ströher in Duisburg © Per Kirkeby,
Foto: Georg Lukas, Essen
Der Däne Per Kirkeby (geb. 1938) gehört
zu den berühmten europäischen Malern
an der Schwelle von der Gegenständlichkeit zur Abstraktion. Sein großes Thema,
das er in expressiven, farbigen Bildern
umsetzt, ist die Natur, gesehen als fokussierter Ausschnitt aus der Landschaft.
Basis dafür ist die Geologie, zu der Kirkeby in jungen Jahren promoviert hat.
Die Küppersmühle stellt außerdem die
Plastiken und die frühen multimedialen
Werke vor, die dem Kontext von Fluxus
entstammen.
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Infos: 0203 30 19 48 10
75
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Auswahl
ESSEN
GRILLO THEATER
Do 24.5. 19.30 Uhr
Die Ästhetik des Widerstands
Ein junger Berliner Arbeiter durchläuft
verschiedene Stationen im Widerstand
gegen den Hitlerfaschismus. Autor Peter
Weiss schickt seinen Protagonisten (gespielt von Stefan Diekmann)sowie teils
frei erfundene, teils historisch authentische Personen auf eine surreale Reise
durch eine sich auflösende Welt und wie
das Leben im Untergrund die Menschen
für den gemeinsamen politischen Kampf
verformt.
ls
Infos: 0201 812 22 00
GRILLO-THEATER
Do 31.5. 19.30 Uhr
Benefiz – Jeder rettet einen
Afrikaner
MUSEUM FOLKWANG
ZECHE CARL
bis 27.5., Di-Sa 10-18, Fr 10-22.30 Uhr
Do 24.5. 20 Uhr
Lothar Baumgarten – Yanomami
Superpunk
Lothar Baumgarten, Angehöriger der Yanomami, 1978/79, s/w-Foto, © L. Baumgarten, Museum Folkwang
Die Top Old Boys ziehen sich zurück –
nach 15 Jahren, vier überdurchschnittlichen LPs und viel mit ihrem Herzblut
ausgeflossenem Beat und Soul. Es wird
schwer, sich die deutsche Indie-Szene
ohne die Mannen um Carsten Friedrichs
vorzustellen. Abschied feiert die Band
mit einer kurzen und prägnanten Tour
durch die Handvoll Clubs, in denen sie
immer am liebsten spielte. Die Zeche Carl
gehört dazu. Wer die Band dort schon
mal sehen durfte, weiß warum. Wer hier
zu spät ist, hat definitiv was verpasst. cs
Infos: 0201 834 44 10 oder
unter www.zechecarl.de
Für Lothar Baumgarten (geb. 1944) ist in
seiner konzeptuell orientierten Arbeit der
Zugriff auf alle Medien plausibel. Eine
zentrale Rolle spielt die ethnographisch
orientierte, aber von innen heraus erlebte
Einlassung auf den Indianerstamm der
Yanomami in Südamerika. Flankiert von
eigenen Fotografien und Filmen, die er
bei seinen Aufenthalten aufgenommen
hat, präsentiert Baumgarten nun deren
Alltagsgüter und rituellen Gegenstände
seiner Sammlung (die er dem Museum
Folkwang gestiftet hat) so, dass die Ausstellung selbst zur künstlerischen Arbeit
wird.
th
Infos: 0201 884 50 00
STUDIO-BÜHNE
4.-6.5. 20/18 Uhr
Sugar Dollies
Essen-Altenessen
MAI 2012
DI 01.05 | INTERNATIONALES
1.MAI-FEST
Umsonst und Draußen
DO03.05 | DAS GEFÜHL
HAFENSTRASSE
Buchvorstellung mit
bildhaften Erinnerungen
DO03.05 | ESSENER VOLKSBÜHNE
„Männerhort“
FR 11.05 | FIDDLER’S GREEN
Wall Of Folk-Tour
SA 12.05 | EVIL HORDE METALFEST
Mit: Napalm Death, Exumer,
Orden Ogan, Night In Gales,
Eure Erben, Harasai, u.v.a.
MI 16.05 | THEATER GLASSBOOTH
“Satansbraten“
von R.W. Fassbinder
SO 20.05 | COMEDYCARL MIT
MOSES. W
Gäste: Maria Vollmer, Volker
Diefes, Chaos Komplott
MI 23.05 | SHANTEL & BUCOVINA
CLUB ORKESTAR
Anarchy & Romance -Tour
DO24.05 | SUPERPUNK
A bisserl was ging immer
Abschiedstour
SA 26.05 | FARID BANG
Die letzte Tour deines Lebens
SO 27.05 | ESSENER VOLKSBÜHNE
In Ingrid Lausunds Stück geht es um
die Entstehung eines Gala-Abends, an
dessen Ende Spenden für eine Schule
in Afrika gesammelt werden sollen. Der
Weg offenbart jedoch einige Konflikte.
Schließlich will jeder nicht nur die gute
Sache, sondern ein bisschen sich selbst
verkaufen. Die dabei auftretenden Eitelkeiten werden gnadenlos entlarvt, denn
die Befindlichkeiten der vermeintlich
selbstlosen Helfer stehen eindeutig im
Mittelpunkt.
ls
Infos: 0201 812 22 00
Vier Frauen bewerben sich als Kandidatinnen für die Fernsehsendung „Sugar
Dollies“, einer Show über Heirat und
Partnerspiele. Neben Zynismus und Ausgrenzung entscheidet die Casting-Agentin, wer den Ansprüchen der heutigen
Fernsehnation genügt. Für die bitterböse
Karikatur unter der von Regie von Sandy
Tomsits „muss man eine gehörige Portion
Trash-Bewusstsein mitbringen.“ (WAZ) ls
Infos: 0201 55 46 01
GELSENKIRCHEN
CONSOL THEATER
So 13.5. 15 Uhr
Die besseren Wälder
www
THEATER FREUDENHAUS
Fr 25.5. 20 Uhr
Ein Kopleck geht fremd
70er Jahre: Heinz Koplek steckt in der
Sinnkrise und begibt sich auf die Suche
nach ein wenig Erotik. Seine Familie, eine
waschechte Ruhrgebietssippe, lässt sich
davon aber nicht aus dem Konzept bringen. „Raue Ruhrgebietssprache gekoppelt mit einem authentischen, aufwändigen Bühnenbild in herbstlichen grünen,
gelben oder blauen Farben ließen die
alten Zeiten lebendig werden!“ (WAZ) ls
Infos: 0201 851 32 30
„Die sieben Todsünden“
VORSCHAU
SO 03.06 THEATER GLASSBOOTH | SA 16.06
MAD-FESTIVAL | SO 17.06 COMEDY CARL MIT
MOSES W. | SA 30.06 JUNGE EXTRASCHICHT:
IM RAHMEN DER EXTRASCHICHT – NACHT
DER INDUSTRIEKULTUR
www.zechecarl.de
76
Martin Baltscheits Stück „Die besseren
Wälder“ ist eine moderne Fabel um die
aktuellen Fragen nach kultureller Zuordnung und scheut sich nicht, das Thema
und grundsätzliche Probleme in der Pubertät unterhaltsam aufzuarbeiten. Es
geht um Vorurteile und die Suche nach
der eigenen Identifikation, verpackt in
eine Geschichte von einem Schafs-Wolf,
für Zuschauer ab 12 Jahren.
ls
Infos: 0209 988 22 82
Auswahl
MOERS
MÜLHEIM
WIEHL
WITTEN
DIV. ORTE
THEATER AN DER RUHR
DIVERSE ORTE
MÄRKISCHES MUSEUM
25.-28.5.
Mo 7.5. 19.30 Uhr
11.-16.5.
bis 20.5., Di-So 12-18 Uhr
Moers-Festival
Antigone
23. Internationale Wiehler
Jazztage
There was a world, once
Seit 1972 lockt das Festival am Pfingstwochenende internationale Gäste in die
Stadt. Als „Internationales New Jazz Festival Moers“ gestartet, wurde 2006 daraus das „Moers Festival“. Die musikalische Qualität aber blieb. Das Moers
Festival steht für Mut und Risikobereitschaft zu Neuem und bleibt damit auch
ein Garant für musikalische Neuentdeckungen abseits des Mainstream. Besonders seit Reiner Michalke 2006 die Leitung übernahm, überschreitet es die
Grenzen eines reinen Jazz-Festivals. Vielmehr ist es ein Mikrokosmos, der all das
widerspiegelt, was im Moment in der
Welt in Sachen Musik geschieht – egal
ob Jazz, ambitionierter Pop oder Avantgarde. Im Rahmen des Festivals wird Helge Schneider zum ersten Mal seinen
„Heimatabend“ präsentieren. Mit seiner
neuformierten Band wird er altes und
neues Material aus seinem schier unendlichen Repertoire zum Besten geben. sm
Infos: 02841 367 36 75 oder
unter www.moers-festival.de
trailer verlost 3x2 Karten für
„Helges Heimatabend“ am 28.5.
E-Mail bis 21.5. an
[email protected],
Kennwort: Heimatabend
Roberto Ciulli inszeniert „Antigone“ nach
Sophokles, in der es um die fundamental argumentierende Antigone und die
Moderne des Königs Kreons geht. Nach
dem Untergang der Stadt Theben und
vielen Katastrophen, erlässt Kreon ein
neues Totenbestattungsgesetz, dem sich
Antigone widersetzt und tragisch sterben
muss. Es entsteht eine Disharmonie zwischen Tradition und Moderne, die nach
wie vor Zerstörung von ganzen Staaten
und Landschaften hervorruft.
ls
Infos: 0208 599 01 88
OBERHAUSEN
KÖNIG-PILSENER-ARENA
Do 3.5. 20 Uhr
Peter Gabriel & New Blood
Orchestra
Erstklassigen Live-Jazz gibt es vom 11.
bis zum 16. Mai in Wiehl zu bestaunen.
Und das bereits zum 23. Mal. Den Auftakt macht dabei das wohl erstaunlichste
Talent des Gitarren-Jazz der letzten Jahre Andreas Varady. Ungeachtet seines
jugendlichen Alters verfügt er über eine
schier unendliche Kreativität. Für Nostalgiker präsentiert die Frank SinatraTribute-Band unvergessliche Hits von
„The Voice“. Ein weiterer Höhepunkt hat
sich dann für den 12. Mai angekündigt.
Die Braunschweiger „Jazzkantine“ wird
zusammen mit Tom Gaebel das Publikum
begeistern. Der krönende Abschluss findet dann mit der „Königin der Kirchenorsm
geln“ Barbara Dennerlein statt.
Infos: 02262 992 85 oder
unter www.kulturkreis-wiehl.de
Ausstellungsansicht There was a world,
once © Künstler, Märkisches Museum
Witten
Eine punktgenaue Ergänzung zu den
derzeit ausgestellten Installationen von
Kirsten Krüger: „There was a world, once“
zeigt Bilder, die um Landschaftsverführung und -zerstörung, natürliche Pracht
und die Verstrahlung von dieser kreisen.
Die sechs vertretenen Künstler arbeiten
mit Strategien und Wirkungen der Malerei, tatsächlich aber malt keiner wirklich; der Pinsel wird gegen den Drucker
oder die Stickerei oder die Kamera eingetauscht. Thema sind die Künstlichkeit
von Natur und das Betörende ihrer Panoramen.
th
Infos: 02302 581 25 50
HERDECKE – UNIVERSITÄT
So 13.5. 20 Uhr
Olga Grjasnowa: Der Russe ist einer, der Birken liebt
Nach Jahren in der Versenkung des
Pop-Trends ist Peter Gabriel gerade mal
wieder topmodern: Gotye, seinem Hit
„Somebody Used To Know“ und diversen
Chillwave-Acts aus den USA sei Dank.
Für Gabriel also keinesfalls ein falscher
Zeitpunkt, eine Europa-Tournee anzuberaumen. Neben Stücken seines aktuellen
Albums „xxx“ wird der frühere GenesisSänger sicher auch die Hits aus seiner
Real World-Phase in den 1980ern bringen, die man in aktuellen Charterfolgen
cs
wiederzuerkennen meint.
Infos: 0208 820 00 oder
unter www.koenig-pilsener-arena.de
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www
Der 27jährigen Olga Grjasnowa ist es mit
ihrem Debüt gelungen, das Feuilleton
um den Finger zu wickeln – und auch
so mancher Buchhändler. Ihre Heldin
Mascha ist Aserbaidschanerin, Jüdin,
und wenn nötig auch Türkin und Französin und als Immigrantin in Deutschland eine Frau zwischen fünf Sprachen.
Die schwere Erkrankung ihres Freundes
durchkreuzt ihre Pläne einer Karriere bei
der UNO. Sie enflieht nach Israel, wo sie
sich plötzlich mit ihrer eigenen Vergangenheit konfrontiert sieht. Ausgewogen
balanciert die junge Autorin zwischen
Tragik und Komik und vermeidet dabei
Migrations-Stereotypen.
fs
Infos: 02302 92 60
Ausblick
!SING – DAY OF SONG
IMPRESSUM
Herausgeber: trailer Verlag
Joachim Berndt
facebook.com/trailerRuhr
Redaktion: Linda Hoemberg (v.i.S.d.P.),
Maren Lupberger
So 13.5. 15 Uhr
Diverse Orte an der Ruhr
Foto: Manfred Vollmer
Es ist immer wieder merkwürdig. Im
Kulturhauptstadtjahr stapelten sich
die Meinungen, Artikel und Diskussionen über die Frage, wie nachhaltig das
Mammutprojekt RUHR.2010 werden
würde. Von Benachteiligungen regionaler KünstlerInnen war die Rede, von
Leuchtturmprojekten, an deren Ende
die Kohlewüste des Ruhrgebiets stehen
würde. Heute, zwei Jahre danach, stellt
kaum jemand die Frage nach der Nachhaltigkeit des Kulturhauptstadtdaseins
als Ruhri. Wer misstrauisch und kulturkritisch nach Gegenbeweisen sucht,
sollte am 2.6. mit offenen Ohren entlang der Ruhr wandeln und jene !SingStationen aufsuchen, an denen sich die
eintrainierten Goldkehlen zur kollektiven Gesangskultur einfinden. Vor zwei
Jahren war das Event „!Sing – Day of
Song“ die Gelegenheit, eine ganze Region zu gleicher Zeit einzustimmen und
somit durch den Gesang ein besonderes
Gemeinschaftsgefühl aufkommen zu
lassen. Nicht nur Dirigenten wie Steve Sloan oder Vokalwunder wie Bobby
McFerrin stimmten ein; auch zahlreiche
Laien-, Kinder- und Kirchenchöre meldeten sich für den Massenopus an. Die
Begeisterung scheint durch das zweijährige Intermezzo keinen Abbruch
gefunden zu haben. Mehr als 40.000
SängerInnen aus mehr 1.200 Gruppen
haben sich für dieses Jahr angemeldet und damit die unlösbare Frage in
den Raum gestellt, ob die Sangeslust
nun eine nachhaltige Wirkung von
RUHR.2010 ist, oder dem Ruhri bereits
zuvor im Blut lag. Sämtliche !SingLocations finden sich im Netz: www.
dayofsong.de.
dk
Infos: 0209 988 22 82
Mitarbeit an dieser Ausgabe:
Lars Albat, Silvia Bahl, Frank Brenner, Alexandra Brundiers, Lutz Debus, Hartmut
Ernst, Rolf-Ruediger Hamacher, Andreas
Helmig, Michael Hermann, Thomas Hirsch,
Tom Jost, Dawid Kasprowicz, Klaus Keil, Thomas Linden, Jules Lux, Sergej Maier, Karsten
Mark, Lisa Mertens, Christian Meyer, Anne
Nüme, Peter Ortmann, Kerstin Maria Pöhler, Betty Schiel, Anna Schiff, Lena Schimmelpfennig, Carla Schmidt, Anke-Elisabeth
Schoen, Frank Schorneck, Sebastian23, Christian Steinbrink, Marieke Steinhoff, Martin
Thelemann, Ann Katrin Thöle, Olaf Weiden,
Christian Werthschulte, Hans-Christoph
Zimmermann
Projektleitung:
Ralf Schiessl
Grafik: Michael Hennemann, Martin Johna,
Lena Hensel, Mira Moroz, Thomas Müller
Gestaltung:
PS Grafik GmbH, 40213 Düsseldorf
Anzeigenverwaltung:
Berndt Media
Joachim Berndt www.berndt-media.de
Dr.-C.-Otto-Str. 196, 44879 Bochum
Tel. 0234-94191-0
Fax 0234-94191-91
E-Mail: [email protected]
Buchhaltung: Karin Okniewski
Druck: Henke Druck
Verbr. Auflage:
IVW I/2012 31562 Ex.
Alle nicht gesondert gekennzeichneten
Bilder sind Pressefotos.
FREUNDESKREIS
KUNSTWERKSTATT
AM HELLWEG
WATTENSCHEIDER HELLWEG 9
44869 BOCHUM
TEL 02327 957433
FAX 02327 957434
www
[email protected]
www.kunstwerkstatt-am-hellweg.de
Konzerttermine
Klavierabend mit Oleg Polianskyi
Beethoven, Rachmaninoff
4. Mai 19:30
6. Mai 16:00
Stadtteilkonzert der Bochumer Sinfoniker Kammermusik in unterschiedlichsten Besetzungen 8. Mai 19:30
KINO
Alle Filme, alle Kinos, alle Termine,
Interviews und Links:
trailer-ruhr.de
Klavierabend mit Felix Wahl
-EDTNER0ROKOlEV-USSORGSKI
Bilder einer Ausstellung
25. Mai 19:30
27. Mai 16:00
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Magenbitter
V E R L O S U N G S -B O X
Lachsfischen im Jemen
Foto: Wichmann/pixelio.de
Foto: Benjamin Klack/pixelio.de
Vergessen wir uns doch einfach
Das Gezerre um die Kulturmittel nimmt bizarre Formen an
Von Peter Ortmann
Was für eine wunderbare Vorstellung. Schon in der Pause wollte ich
das Theater verlassen, endlose Gähnattacken, ungläubige Blicke auf
die Uhr, eine Inszenierung, die meine Welt nicht braucht. Das ist ärgerlich, das grenzt an Lebenszeitvernichtung, doch am Auto hatte ich die
Überflüssigkeit bereits vergessen. War das schon Demenz oder nur der
unterbewusste Sicherheitsgedanke? Wäre es nicht schön, wenn man
alles, was man auf der Welt an Schlechtigkeit empfindet, gleich wieder
vergessen könnte? In meinem engsten Familienkreis habe ich die Auswirkungen dieser Möglichkeit körperlich miterleben können. Anfangs
war es noch witzig, wenn alle Gespräche quasi seriell abliefen. Quasi
eine Kunstaktion wider Willen. Dann die kuriosen Namensverwechslungen. Doch die bösartige Krankheitskurve stieg schnell steil nach
oben. Da war dann Schluss mit lustig. Die Auswirkungen sind verheerend, nicht nur für den Erkrankten, auch für seine Familie, und alle vier
Sekunden wird auf der Welt eine neue Alzheimer-Diagnose gestellt. Da
rollt eine Welle, die einem Tsunami gleicht.
Dennoch muss ich diesen Verlauf auch auf die kulturellen Belange des
Bundeslandes mit dem Bindestrich anwenden. Hier rollt auch die Welle
der drohenden Kürzungen, hier versucht jeder, jeden zu überleben, und
das mit allen Mitteln. Interessant in diesem Zusammenhang sind zwei
Aspekte. Erst einmal ist immer noch Geld übrig von der Kulturhauptstadt-Farce. Ein nettes siebenstelliges Sümmchen wohl, unabhängig
von den selbst erschaffenen und überflüssigen Arbeitsplätzen im Umfeld der Bespaßungs-Initiatoren. Was damit passiert, wird die Zukunft
zeigen, ich weiß es nicht, wie viele andere auch, die wegen der lustigen
NRW-Neuwahl im Mai auf ihre bereits bewilligten Gelder warten, oder
nur auf den vielleicht positiven Bescheid, der dann für viele Kulturkämpfer in 2012 definitiv zu spät kommen wird. Vielleicht wäre es das
Beste, alle hätten ihre Anträge längst vergessen.
Ganz im Gegenteil dazu schwimmt die aktuelle Ruhrtriennale von Heiner Goebbels wohl im Geld. Sie wird beileibe nicht nur mit Landesmitteln bestritten, nein, für einige der Großprojekte springen private
Sponsoren und sogar die Kunststiftung des Landes ein. Doppelt gemoppelt hält eben besser. Was sollen da die Normalsterblichen unter
den Kulturschaffenden von halten? Ich empfehle inzwischen demenzielles Vorgehen. Vergessen wir die Vorzüge, die das Rheinland und das
Ruhrgebiet prägen. Vergessen wir, dass es eine Zeit vor den großen
selbsternannten Event-Managern gab. Vergessen wir Kunst, Musik,
Theater und die anderen vielen Sachen, die nur Geld kosten; kulturelle Bildung übernehmen ab jetzt die Privatsender im Fernsehen. Das
muss reichen, dumm nur, dass ich schon jetzt irgendwie deren Namen
vergessen habe. Allerdings weiß ich auch nicht mehr, worüber ich eigentlich schreiben wollte, über Alzheimer oder über Kultur, oder ist das
etwa das gleiche Thema – oder doch nicht? Vielleicht vergessen wir
uns doch einfach.
Ewan McGregor soll als britischer Fischerei-Experte Dr. Alfred
Jones einem jemenitischen Scheich dabei helfen, Lachse in dessen Heimatland anzusiedeln. Was zunächst nach einer unlösbaren Aufgabe klingt, wird schnell von höchster Wichtigkeit, als
die Presssprecherin des Premierministers von diesem absurden
Vorhaben erfährt und hier sofort die Möglichkeit erkennt, von
den unerfreulichen Nachrichten aus dem Nahen Osten abzulenken. Dr. Alfred Jones muss indes feststellen, dass zehntausende schottische Lachse in die Wüste zu bringen noch lange
nicht das größte Problem darstellt. Das sind nämlich die Frauen
in seiner Umgebung. Mit feinstem britischen Humor und einem
herrlichen Sinn für das Absurde beweist Regisseur Lasse Hallström („Chocolat“), dass das Unmögliche immer möglich ist.
trailer verlost 3 Soundtracks und 3 Hörbücher zum Film.
E-Mail bis 18.5. an [email protected]
Kennwort: Lachsfischen
Lockout
www
50 Meilen von der Erde entfernt befindet sich das ausbruchsicherste Gefängnis der Zukunft. Hier fristen die gefährlichsten
Verbrecher der Welt ihr Dasein im künstlichen Tiefschlaf. Als
die Tochter des Präsidenten auf geheimer humanitäre Mission
das Gefängnis besucht, gerät sie durch einen Komplott in Lebensgefahr. Alle Insassen werden befreit und bringen das Gefängnis unter ihre Kontrolle. Undercover-Agent Snow (Guy
Pearce), einst wegen eines Mordes zu Unrecht verurteilt, bekommt auf der Erde ein Ultimatum gestellt: Stoppt er die Übernahme, bietet ihm die US-Regierung seine Freilassung an.
trailer verlost 3 T-Shirts zum Film.
E-Mail bis 18.5. an [email protected]
Kennwort: Lockout
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Mai 2012
www.trailer-ruhr.de
www
SACHA BARON COHEN
DER DIKTATOR
EIN FILM VON LARRY CHARLES
www.derdiktator-film.de
ab 17.5. im Kino

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