Jahresbericht - Manfred-Lautenschläger

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Jahresbericht - Manfred-Lautenschläger
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Jahresbericht
Impressum
Herausgeber: Manfred Lautenschläger-Stiftung gGmbH
Geschäftsstelle Im Breitspiel 9
69126 Heidelberg
Tel. +49 (0) 62 21/31 13-0
Geschäftsführer: Jürgen Dernbach
Redaktion: GRUSSWORT
S. 05
NEUES GROSSPROJEKT 2010 TEACH FIRST DEUTSCHLAND
S. 07
VÖLKERVERSTÄNDIGUNG
S. 11
SPORT & GESUNDHEIT
S. 19
FORSCHUNG & WISSENSCHAFT
S. 25
GESELLSCHAFT & KULTUR
S. 31
PREISE
S. 37
WAS WURDE AUS...
S. 45
KURATORIUMSMITGLIEDER
S. 47
PORTRAIT DES STIFTERS
S. 49
DAS ENGAGEMENT IN ZAHLEN
S. 51
Catharina Seegelken-Lautenschläger, Markus Lautenschläger
Gestaltung, Satz,
Layout: Denis Herrmann [GSM mbH]
Bildmaterial: Catharina Seegelken-Lautenschläger, R. Frank,
Petra Löw (Universitätsklinikum Heidelberg), GSM mbH
Druck: BAIER DRUCK, Heidelberg
www.manfred-lautenschlaeger-stiftung.de
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GRUSSWORT
Die Manfred Lautenschläger-Stiftung:
Die gemeinnützige Manfred Lautenschläger-Stiftung möchte die direkte Verbesserung der Lebensumstände von Menschen ebenso unterstützen wie die mittelbare Arbeit zugunsten eines besseren
Lebens und einer besseren Gesellschaft durch Wissenschaft und Innovation. Insbesondere setzt
sie sich dafür ein, in den Bereichen der Völkerverständigung, der Gesundheitsförderung von
Kindern und Jugendlichen sowie des Forschungsstandortes Deutschland zu Fortentwicklungen
beizutragen und die Voraussetzungen für eine positive Veränderung zu schaffen. In ihrer Arbeit
folgt sie dabei den Werten des Stifters Manfred Lautenschläger: Ehrlichkeit, Menschlichkeit,
Freiheit, Anständigkeit und Solidarität.
Herausragende Zuwendungen der Stiftung sind die Angelika Lautenschläger Klinik (13,8 Mio)
und der mittlerweile alle zwei Jahre zu vergebende Manfred Lautenschläger Forschungspreis,
der mit 250.000 Euro zu den bedeutendsten Wissenschaftspreisen in Deutschland gehört.
Die Manfred Lautenschläger-Stiftung zeichnet sich
unter anderem durch die Breite ihrer Fördergebiete
aus. Auch im Jahr 2010 hat die Manfred Lautenschläger Stiftung viel für Völkerverständigung, Sport
und Gesundheit, Gesellschaft und Kultur sowie
Forschung und Wissenschaft getan. Die in diesem
Jahresbericht aufgeführten und im Einzelnen
beschriebenen Projekte sollen beispielhaft zeigen, in
welcher Weise die Ziele der Manfred LautenschlägerStiftung im Jahr 2010 realisiert wurden. Daneben
wurden zahlreiche weitere Projekte gefördert. Es
würde den Rahmen dieses Jahresberichts sprengen,
wollte man alle im Jahr 2010 geförderten Vorhaben
aufzählen. Sämtlichen, zum Teil unterstützten Maßnahmen ist gemein, dass sie den hinter der Stiftung
stehenden Menschen Manfred Lautenschläger
authentisch widerspiegeln, weil er die Projekte nicht
nur mit zum Teil erheblichem Aufwand finanziell
unterstützt, sondern sie auch mit großem persönlichen
Engagement verfolgt. Viele Vorhaben haben einen
regionalen Bezug und die Menschen, die in dieser
Region leben, haben hiervon auch im Jahr 2010 in
hohem Maße profitiert.
Angelika Lautenschläger
(Vorsitzende der Manfred Lautenschläger-Stiftung)
Jürgen Dernbach
(Geschäftsführer der Manfred Lautenschläger-Stiftung)
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NEUES GROSSPROJEKT 2010
Teach First Deutschland
S. 08
„Die Unterstützung von Kindern aus sozial schwachen Familien ist ein wichtiges
Anliegen meiner Stiftung“
Dr. h. c. Manfred Lautenschläger
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NEUES GROSSPROJEKT 2010
Teach First Deutschland
Die Manfred Lautenschläger-Stiftung ist
neuer Hauptförderer von Teach First
Deutschland - mit einem Betrag von zunächst
gut 100.000 Euro unterstützt die Stiftung die
gemeinnützige Initiative beim Ausbau ihrer
Aktivitäten in Baden-Württemberg, vor allem
in der Metropolregion Rhein-Neckar.
„Die Unterstützung von Kindern aus sozial
schwachen Familien ist ein wichtiges Anliegen
meiner Stiftung“, sagt Dr. h. c. Manfred
Lautenschläger. „Teach First setzt dazu am
entscheidenden Punkt an: der Verbesserung
von Bildungschancen. Die bisherigen Ergebnisse der Initiative sprechen für sich und
zeigen die großen Potenziale einer gezielten
Förderung benachteiligter Schüler. Deshalb
freue ich mich, Teach First künftig zu unterstützen.“
Pressekonferenz mit Ministerin Schick Dezember 2010
Auch wenn anders als in Entwicklungsländern die Grundausbildung von Kindern
als gesichert gilt, gibt es kaum ein anderes
Industrieland, in dem die soziale Herkunft
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NEUES GROSSPROJEKT 2010
den Bildungserfolg eines Kindes so stark
beeinflusst wie in Deutschland. In unserem
Land beendet jeder fünfte Jugendliche die
Schulzeit ohne ausreichende Kenntnisse im
Lesen, Schreiben oder Rechnen – und das
muss sich ändern.
Die Manfred Lautenschläger-Stiftung möchte
bessere Bildungschancen für Kinder und
Jugendliche mit schlechten Startbedingungen
schaffen, und fand in Teach First einen
Projektpartner, der sich eben diesem Ziel in
hervorragender Weise widmet. Teach First
Deutschland setzt Hochschulabsolventen
aller Fachrichtungen als zusätzliche, kompetente Fachkräfte (Fellows) für zwei Jahre in
Vollzeit an Schulen in sozialen Brennpunkten
ein.
Fellows werden, entsprechend dem Wunsch
von Schulen, sowohl im Unterricht als auch
im außerunterrichtlichen Bereich eingesetzt.
Im Unterricht sind die Fellows eigenständig
oder im Team-Teaching aktiv, um wesentliche
Grundlagen und Lehrplaninhalte zu vermitteln
oder sie kümmern sich gezielt um die
Förderung besonders leistungsstarker oder
-schwacher Schüler. Im außerunterrichtlichen
Bereich bieten sie beispielsweise Bewerbungstrainings, Sportkurse und musische AGs an,
gründen Schülerfirmen oder haben Zeit für
Elternarbeit. Die Fellows setzen sich so
konkret und vor Ort für Schülerinnen und
Schüler ein, um diese individuell zu fördern,
ihnen Perspektiven aufzuzeigen und ihnen zu
einem selbstbestimmten Leben zu verhelfen.
Dauerhaft werden sie sich aus den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Positionen
heraus für gerechtere Bildungschancen in
einem erfolgreichen Schulsystem engagieren.
Die Fellows sind persönlich und fachlich
herausragende Hochschulabsolventen aller
Studienrichtungen, die aus über 1.000 Bewerbern (2009 und 2010) ausgewählt wurden. Im
Herbst 2009 wurde der erste Fellow-Jahrgang
an Haupt-, Real- und Gesamtschulen eingesetzt, im Herbst 2010 folgte ein zweiter
Jahrgang, der erstmalig auch an Schulen in
Baden-Württemberg arbeitet. Die Gehälter
der Fellows von Teach First werden öffentlich
finanziert, während die Ausgaben, die für
Anwerbung, Auswahl, Training, Betreuung
und Fortbildung der Fellows entstehen, von
Stiftungen, Privatpersonen und Unternehmen
übernommen werden.
Die Manfred Lautenschläger-Stiftung sieht
ihren gesellschaftlichen Beitrag darin, über
die rein finanzielle Förderung hinaus als
Brückenbauer zwischen Personen, Fachdisziplinen und Institutionen zu agieren. Die
Förderung ist gezielt darauf ausgerichtet,
wegweisende Konzepte, vertreten von unternehmerisch denkenden Persönlichkeiten mit
hoher Strukturbildungskraft, zu finanzieren,
zu denen sie längerfristige Vertrauensbeziehungen aufbauen möchte. Gemäß diesem
Grundsatz setzt sich die Stiftung neben der
finanziellen Unterstützung auch auf Ebene
der Ausbildung der Fellows und den Kontakten zu den Ministerien für das Gelingen der
Initiative Teach First in der Metropolregion ein.
Um mit Teach First eine solche langfristige
Partnerschaft einzugehen, ist es vor allem
von zentraler Bedeutung, dass die Zahlung
der Gehälter vom Land Baden-Württemberg
nachhaltig gesichert ist. Ein erstes positives
Signal ließ sich bei der Pressekonferenz am
21.12.2010 ablesen. „Der Start [des ersten
Teach First Jahrganges in Baden-Württemberg] ist außerordentlich gut gelungen“,
sagte Ministerin Marion Schick, die an
diesem Dienstag die in Baden-Württemberg
tätigen Fellows kennen lernte. „Ich bin sehr
froh, mit den Fellows weitere Schritte zu
gehen, um gerade benachteiligte Schüler
und Schülerrinnen gezielt zu fördern und
dadurch den Zusammenhang zwischen
Herkunft und Bildungschancen zu entschärfen. Es ist unsere Aufgabe, alles
dafür zu tun, Kinder und Jugendliche aus
bildungsfernen Familien und mit Migrationshintergrund noch besser zu fördern
und keine Chance ungenutzt zu lassen.
Die ersten Ergebnisse der Fellow-Arbeit
in den Schulen sprechen für sich.“
„Ich freue mich sehr, dass die Fellows in
Baden-Württemberg so gut aufgenommen
worden sind und erfolgreich Schülerinnen
und Schüler fördern“, so Arist v. Hehn,
Geschäftsführer von Teach First Deutschland.
„Mit der Manfred Lautenschläger-Stiftung
haben wir einen weiteren starken Partner in
Baden-Württemberg gewinnen können, der
vor allem die Qualifizierung und Begleitung
der in der Metropolregion Rhein-Neckar
eingesetzten Fellows fördert. Wir freuen uns
über die große Unterstützung in BadenWürttemberg sowohl durch das Ministerium
als auch durch in der Region verankerte
Förderer.“
Teach First Podium v.l.n.r.: Dr. M. Schick, G. Gerstberger, Dr. A. v. Hehn, Dr. M. Lautenschläger
Wir freuen uns darauf mit Teach First
hoffentlich nachhaltig eine Partnerschaft
aufzubauen, die über eine einseitige
finanzielle Förderung durch die Stiftung
hinausgeht, um Teach First Deutschland
zum Erfolg in der Region zu verhelfen
und dadurch Kindern und Jugendlichen in
sozialen Brennpunkten bessere Bildungschancen zu ermöglichen.
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VÖLKERVERSTÄNDIGUNG
Ramat Rahel
S. 12
Äthiopien
S. 16
Hochschule für Jüdische Studien
S. 17
Partnerschaft Simferopol
S. 17
Weitere Projekte
S. 17
"Wer die Zukunft positiv gestalten will, muss sich der Vergangenheit
erinnern und daraus eine besondere Verantwortung ableiten.
Toleranz und Menschlichkeit finden ihren Ausdruck dort, wo die Verständigung
zwischen Menschen und Völkern aktiv gelebt wird."
Dr. h. c. Manfred Lautenschläger
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VÖLKERVERSTÄNDIGUNG
VÖLKERVERSTÄNDIGUNG
Kurz vor dem Krieg geboren, hat Manfred Lautenschläger als Kind den Einsatz von Zwangsarbeitern miterlebt, wurde durch die Nachkriegszeit maßgeblich geprägt und diskutierte in den
68ern mit Kommilitonen und Freunden leidenschaftlich gegen den teilweise noch herrschenden,
überkommenen Geist der Nachkriegseliten an. Durch diese Erfahrungen reifte in ihm die
zentrale Erkenntnis und Überzeugung heran, wie wichtig die Förderung der Völkerverständigung
ist. Neben der Förderung des deutsch-jüdischen Austausches möchte Manfred Lautenschläger
besonders auch auf die Situation der Sinti und Roma sowohl während des 2. Weltkrieges als
auch heute aufmerksam machen.
Ramat Rahel
Verständigung zwischen Menschen und
Völkern muss aktiv gelebt werden – das ist
eine der zentralen Überzeugungen Manfred
Lautenschlägers. Ideal also, wenn Studenten
aus Israel, Deutschland, Tunesien, USA, China
und vielen weiteren Ländern mit dem Hintergrund verschiedener Disziplinen, etwa der
Theologie, der Ägyptologie, der Medizin sowie
weiterer Geisteswissenschaften, aufeinandertreffen. Umso mehr, wenn sie eines zusammenschweißt: freiwillig, ohne Bezahlung, bei Staub
und Hitze nach bedeutsamen archäologischen
Schätzen Israels zu suchen. In Ramat Rahel
ist genau dies, gefördert durch die Manfred
Lautenschläger-Stiftung, geschehen.
Ausgrabungstätte Ramat Rahel
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Das Kibbuz Ramat Rahel befindet sich im
Süden Jerusalems und beherbergt einen
antiken Ruinenhügel, dessen älteste Funde
auf das 7./8. Jahrhundert v. Chr. datiert werden.
Seit 2005 werden dort Ausgrabungen unter
der Leitung von dem Theologen Prof. Oeming
von der Universität Heidelberg und dem
Archäologen Prof. Lipschits von der Universität
Tel Aviv vorgenommen.
Bei genauer Betrachtung fördert die Unterstützung der Ausgrabungen in Rahmet Rahel
zwei Schwerpunkte der Manfred Lautenschläger-Stiftung: Forschung und Wissenschaft ebenso wie Völkerverständigung.
Aus Sicht der Stiftung stand zu Beginn der
Förderung, bei aller, teilweise zu Beginn
nicht absehbaren archäologischen und
somit wissenschaftlichen Bedeutung dieses
Projekts, der Aspekt der Völkerverständigung
im Vordergrund. Übrigens ganz im Sinne von
Prof. Oeming, der in einem Interview mit der
RNZ im September 2010 die Art und Weise
des interkulturellen und interdisziplinären
Arbeitens als zweiten großen Erfolg neben
den archäologischen Funden bezeichnete.
Zunächst ist hervorzuheben, dass sich über
die Jahre Menschen aus 25 Nationen an den
Ausgrabungen und der Auswertung der Funde
beteiligt haben. Und wenn sich Personen verschiedener Herkunft, mit unterschiedlichem
kulturellem Hintergrund in einer offenen
Atmosphäre begegnen, um freiwillig gemeinsam an einem Ziel zu arbeiten, dann ist nicht
nur für Ressentiments und Vorurteile kein Platz,
vielmehr entdeckt man mentalitätsübergreifende
Gemeinsamkeiten und entwickelt Respekt für
die dennoch bestehenden Unterschiede. Um
sich einen Eindruck von dem Geist, der bei
einem solchen Projekt unter den Teilnehmern
herrscht, zu verschaffen, sei auf den Brief von
Thalia Engel (auf Seite 14) verwiesen.
Wie bereits erwähnt, handelt es sich um ein
Projekt der Universitäten aus Heidelberg und
Tel Aviv und spielte damit eine bedeutende
Rolle für die Beziehungen sowohl zwischen
Israel und Deutschland als auch zwischen
der christlichen und der jüdischen Religion.
Beide Beziehungsgeflechte waren und sind
einerseits nicht immer unproblematisch,
andererseits in der Entwicklung der abendländischen Kultur und der Entstehung des
heutigen Europas nicht wegzudenken. Und
so ist eine solche wissenschaftliche Kooperation eine Chance und Möglichkeit, erneut
aufeinander zuzugehen, die von den Teilnehmern auch in beeindruckender Weise
genutzt wurde. So berichtet Professor
Oeming von einem Brief eines 72 Jahre alten
Juden aus den USA, der sich für die Erfahrung
bedankte und mitteilte, dass er sein Bild von
Deutschland und den Deutschen revidiert
habe. Aber auch die Tatsache, dass der
israelische Präsident Shimon Peres die Ausgrabungsstätte besuchte und sich intensiv
mit den Beteiligten austauschte, verdeutlicht
die Relevanz und Bedeutung dieses internationalen Projekts für die Völkerverständigung.
Es muss aber auch der Bogen zu Wissenschaft und Forschung gespannt werden, um
der in Ramat Rahel geleisteten Arbeit auch
in dieser Hinsicht gerecht zu werden: Shimon
Peres sprach von „einer der wichtigsten
Entdeckungen für die Geschichte Israels“.
Freigelegt wurde unter anderem ein Palast
aus dem 7. oder 8. Jh. v. Chr., dessen Nutzung
allerdings in der Lehre umstritten bleibt. Zur
Debatte steht, ob es sich um einen assyrischen
Bau oder den ältesten erhaltenen Königspalast der Davididen handelt. Professor Oeming
spricht ferner von „nahezu sensationellen
Funden aus der Perserzeit“ in Form von
Krügen und Stempeln, die gemacht wurden.
Im Hinblick auf das vergangene Jahr hebt er
die Bedeutung folgender Funde hervor:
„Die herausragenden Funde 2010 waren
das lange gesuchte Wasserreservoir aus der
Eisenzeit (dessen Decke schon in der Antike
eingestürzt war), ein Elfenbein-Siegel mit dem
sinnigen hebräischen Namen „Shelom Kalkal“
(zu Deutsch: „Manfred, der Unterstützer“),
ein Swimmingpool aus der Perserzeit, sehr
reiche Keramik aus der Perserzeit (ein nahezu
kompletter Hausstand) und ein römischer
Götterbildständer.“
Vergabe der Teilnehmerurkunden
Neben den zu erwartenden wissenschaftlichen Veröffentlichungen zu der Grabung
selbst ist geplant, ein Buch mit Erlebnisberichten verschiedener Teilnehmer zusammenzustellen. In diesem soll die Einzigartigkeit
der Erfahrungen der Teilnehmer festgehalten
werden, mit dem Ziel, den „Geist der Grabung“
lebendig werden zu lassen.
Manfred Lautenschläger dankt Manfred
Oeming, Oded Lipschits und allen Teilnehmern für ihr engagiertes und beeindruckendes Zusammenarbeiten.
Brief von Thalia Engel >>
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VÖLKERVERSTÄNDIGUNG
VÖLKERVERSTÄNDIGUNG
Fortsetzung Ramat Rahel
Brief von Thalia Engel
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VÖLKERVERSTÄNDIGUNG
Schulbau- und Wasserprojekt in
Äthiopien
Der Manfred Lautenschläger-Stiftung ist es
ein besonderes Anliegen, Kindern eine
Entwicklung zu gesunden und gebildeten
Menschen zu ermöglichen. Um dies auch
über die Grenzen von Deutschland anzugehen,
hat es sich die Stiftung in Zusammenarbeit
mit der Kindernothilfe und der „Ethiopian
Kale Heywet Church“ (EKHC) zur Aufgabe
gemacht, ein Entwicklungshilfeprojekt im Rift
Valley im Süden Äthiopiens zu unterstützen.
Ursprünglich war das Ziel bis 2009 80 Lernzentren zu erbauen, in denen speziell ausgebildete Lehrkräfte Schüler und Schülerinnen
(unter ihnen auch Erwachsene) das Lesen
und Schreiben beibringen. Parallel soll für
eine konstante Wasserversorgung gesorgt
werden, sodass die Kinder künftig regelmäßig
die Schule besuchen können und nicht wie
bisher dem Wasser „hinterherreisen“ müssen.
Während des Jahres 2009 stellte sich heraus,
dass optimale Ergebnisse nur realisiert werden
können, wenn das Projekt noch das ganze
Jahr 2010 weiterläuft. Dementsprechend hat
sich die Stiftung bereit erklärt, die Finanzierung ein weiteres Jahr zu übernehmen.
In den ersten Monaten 2010 konnten in zehn
weiteren Schulzentren zusätzliche Klassenräume gebaut werden. Durch das Engagement der Communities verfügen nun insgesamt 45 Zentren über erweiterte Räumlichkeiten, 65 Schulen haben mittlerweile von der
Regierung den Status „formal schools“ zugesprochen bekommen. In diesen anerkannten
Schulen unterrichten staatlich anerkannte
Lehrer, was besonders aus der Sicht der
Nachhaltigkeit von zentraler Bedeutung ist,
auch weil Abgänger nun in gesamt Äthiopien
auf weiterführende Schulen gehen können.
Froh sind die Projektverantwortlichen, dass
die projektbegleitende Bewusstseinsarbeit so
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VÖLKERVERSTÄNDIGUNG
gute Früchte trägt: Die Großzahl der Mitglieder
der Communities sehen Bildung nun als
einen Schlüssel für eine bessere Zukunft
ihrer Kinder. So konnten im laufenden Schuljahr 2009/2010 weitere Zuwachsraten verzeichnet werden. Die Schülerzahl stieg um
683 auf insgesamt 15.989. 46 Prozent aller
zur Schule gehenden Kinder sind Mädchen.
verschiedene Entwicklungsvorhaben etablieren
konnten und dies auch weiterhin können. Im
Namen aller Kinder, ihrer Familien und der
Projektmitarbeiter ein herzliches Dankeschön
an die Manfred Lautenschläger-Stiftung
und die Kindernothilfe für die großartige
Unterstützung, ohne die unsere Arbeit nicht
möglich gewesen wäre!“
Um die Schulen herum haben sich verschiedenste Entwicklungsaktivitäten etabliert. Die
Zahl der Marktstände, in denen Produkte
verkauft und Dienstleistungen angeboten
werden, hat sich erhöht, der staatliche
Gesundheitsposten, ein Farmer-Trainingszentrum und Kebele-Verwaltungsbüros haben
sich fest etabliert. Auch die Angebote anderer
Nichtregierungsorganisationen, wie der
Aufbau von Wassersystemen und Toiletten,
setzten sich erfreulicherweise fort. Einige
Communities erhielten die Möglichkeit, an
das Strom- und Telefonnetz angeschlossen
zu werden.
Die bisherigen Ergebnisse sind sehr erfreulich. Um das Projekt jedoch abschließend
bewerten zu können, erwartet die Manfred
Lautenschläger-Stiftung einen umfassenden
Abschlussbericht im Jahr 2011.
Von den drei noch zu bauenden Wasserauffangbehältern konnte einer fertig gestellt
werden. Für die beiden anderen wurden die
Materialien bereits angeschafft, jedoch scheiterte deren Transport zu den Bestimmungsorten an den schweren Regenfällen, welche
die unbefestigten Wege unpassierbar machten.
Sobald sich die Bedingungen verbessert
haben, wird der Transport durchgeführt.
Für die noch zu bauenden Bewässerungssysteme werden derzeit verschiedene Angebote von Baufirmen eingeholt. Der Kauf der
Brunnengeneratoren steht kurz bevor. Erango
Ersado (der EKHC Projekt-Koordinator): „Die
vorhandenen Wasserreservoire sind für die
Schulzentren und für die Communities in der
Nähe eine große Hilfeleistung. Sie dienen
nicht nur der Trinkwasserversorgung - durch
neue Bewässerungsmöglichkeiten für den
Ackerbau und Versorgung der Tiere verbessert
sich zum Beispiel auch die Ernährungslage.
Wasser ist die Grundlage dafür, dass sich
Hochschule für Jüdische Studien –
Manfred Lautenschläger ist erster
Ehrensenator der Hochschule
„Ehrensenatoren sind Universitätsminister
ohne Aufgabenbereich. Man muss ihnen
nämlich gar keine Aufgaben zuweisen, sie
haben sie sich selbst gestellt und wirken
unermüdlich für die Sache. Man täte ihnen
keinen Gefallen, sie weiterhin in Gremien und
zu Sitzungen zu bitten, das beschränkte nur
ihre Aktivitäten.“ Mit diesen Worten eröffnete
Prof. Dr. Heil am 14. Juli 2010 seine Laudatio
anlässlich der Ernennung von Manfred
Lautenschläger zum ersten Ehrensenator der
Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg.
Die Manfred Lautenschläger-Stiftung
begleitet die Hochschule bereits seit einigen
Jahren und ermöglichte zahlreiche Projekte,
unter anderem eine Thora-Rolle zur Eröffnung
der neuen Heidelberger Synagoge, den
Hoftrakt und damit den Lesehof des Neubaus
der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg, sowie das Manfred LautenschlägerStipendium für deutsch-jüdische Geschichte.
Die Ernennung des Stifters zum Ehrensenator
soll dieses Engagement würdigen und ein
kleines Zeichen des Dankes für außerordentliche Dienste übermitteln.
Partnerschaft Simferopol
Im Jahr 2000 wurde das Heidelberg Haus
in der Partnerstadt Simferopol mit Hilfe der
Manfred Lautenschläger-Stiftung eröffnet.
Ursprünglich gedacht als Begegnungsstätte
für ehemalige Zwangsarbeiterinnen, nutzen
inzwischen mehrere Gruppen das Gebäude,
das so zu einem sozio-kulturellen Ort des
Austausches wurde.
2007 kam es zu einer Vereinbarung zwischen
der Manfred Lauenschläger Stiftung und den
Universitäten Taurisch Nationale Universität
Simferopol und Staatlich Medizinische
Universität Krim: die Stiftung wird für beide
Hochschulen zusammen jährlich je sechs
Stipendien an der Universität Heidelberg
finanzieren. Auswahl und Dauer der Stipendien
werden in Kooperation mit der Universität
Heidelberg festgelegt.
Weitere Projekte, die im Bereich
der Völkerverständigung
unterstützt werden:
Neben den oben ausführlicher beschriebenen
Projekten unterstützte die Manfred Lautenschläger-Stiftung 2010 Unternehmungen des
Freundeskreises Simferopol, das Heidelberghaus in Montpellier, sowie die Vortragsreihe
am Heinrich-Pesch-Haus „ Ethics in the
Shadow oft the Holocaust“ und die Initiative
der Stadt Heidelberg „Partnerschaft Polen“.
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SPORT
UND GESUNDHEIT
Masterstudiengang Sport und Bewegung
im Kindes- und Jugendalter
S. 20
Ballschule Heidelberg
S. 21
Schwimmfix
S. 21
Radtreff Rhein-Neckar
S. 22
Fechtverein Heidelberg
S. 22
Rudern gegen Krebs
S. 23
Weitere Projekte
S. 23
"Wenn man weiß, dass 50 Prozent der deutschen Kinder nicht auf die von der
Weltgesundheits-Organisation geforderte tägliche Bewegung von einer Stunde
kommen, muss man handeln."
Dr. h. c. Manfred Lautenschläger
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SPORT UND GESUNDHEIT
SPORT UND GESUNDHEIT
Nicht erst seit seiner Erkrankung ist der Stifter Manfred Lautenschläger ein Sportnarr. Ob Basketball, Tennis, Golf, Radfahren oder Schwimmen – er nimmt die Herausforderung an. Dies sieht
er darin begründet, dass er schon als Kind im Hof kicken ging, wann immer die Zeit es zuließ.
Dass heutzutage die meisten Kinder unter Bewegungsmangel leiden, ist eine Tatsache, der
er entschieden entgegenwirken möchte. Unter dem Motto „wenn man als Mann aus der Wirtschaft Geld gibt, dann sollte man sich anschließend zurückhalten und die machen lassen, die
sich in ihrem Feld am besten auskennen“ unterstützt die Stiftung einige Sportprojekte.
Masterstudiengang Sport und
Bewegung im Kindes- und
Jugendalter
Die Universität Heidelberg und das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) bieten seit
2010 in Zusammenarbeit mit den Pädagogischen Hochschulen der beiden Städte
einen gemeinsamen Masterstudiengang mit
dem Titel „Sport und Bewegung im Kindesund Jugendalter“ an. Abgänger sollen sowohl
an Kindergärten und Schulen, Vereinen und
Verbänden, bei kommerziellen Anbietern im
Sport- oder Gesundheitsbereich, als auch bei
Krankenkassen und Rehabilitationszentren
Anstellung finden.
Pressekonferenz zum Masterstudiengang Sport und Bewegung im Kindes- und Jugendalter
„Die Kinderwelt ist heute häufig keine
Bewegungslandschaft mehr und es ist mir ein
Anliegen, was für mich hausgegeben war –
Sport im Hof zu treiben – den Kindern näher
zu bringen“, so Manfred Lautenschläger.
„In unserer zunehmend übergewichtigen
Gesellschaft hat wohl kaum etwas so eine
hohe Relevanz wie die Prävention und die
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Rehabilitation der Folgen von zu wenig
Bewegung. Daraus ergibt sich ein erhöhter
Bedarf qualifizierter Studienabgänger, die
innovative und kreative Konzepte wissenschaftlich begleiten und in die Praxis überführen können.“
Als Prof. Dr. Bös (KIT) an Manfred Lautenschläger mit der Bitte herantrat, ihn und sein
Institut finanziell zu unterstützen, erwiderte
dieser: „Nur, wenn Sie mit Herrn Prof. Roth
[Universität Heidelberg] kooperieren“. Unter
dem Motto „Wissen schaffen durch Wissenschaften“ und auf Initiative von Manfred
Lautenschläger haben sich folglich Prof. Dr.
Roth und Prof. Dr. Bös zusammengesetzt,
holten die jeweiligen pädagogischen Hochschulen an Bord, und entwickelten diesen
modular aufgebauten Studiengang.
Ein vergleichbares Studienangebot existiert
deutschlandweit bisher noch nicht. Der
Master befasst sich zentral mit Themen wie
Entwicklung und Sozialisation, Lernen und
Instruktion sowie mit Leisten und Trainern.
Am Studienort Heidelberg kann zwischen
den Profilen Prävention & Rehabilitation und
Entwicklung & Talent gewählt werden, in
Karlsruhe liegt das Hauptaugenmerk auf dem
ersten Profil Prävention & Rehabilitation,
wobei den Studenten freisteht zu entscheiden,
welche Seminare sie belegen möchten,
ungeachtet der Tatsache, in welcher Stadt
diese angeboten werden.
Die Stiftung fördert den Aufbau des Masterstudienganges durch die Finanzierung der
Koordinatorinnen Sabrina Erdrich (Heidelberg) und Susanne Krug (Karlsruhe).
Weitere langjährige Unterstützung erfährt das
ISSW Heidelberg bei ihren Projekten Ballschule
und Schwimmfix.
Ballschule Heidelberg
Die Ballschule Heidelberg versteht sich als
Institution, die Kindern zwischen 5 und 8
Jahren eine professionelle und entwicklungsgerechte Ausbildung in den bekannten
Ballsportarten spielerisch vermittelt.
Gegründet 1998 unter der Leitung von Prof.
Dr. Roth, angelegt als Kooperationsprojekt
des Instituts für Sport und Sportwissenschaften (ISSW), der FT Kirchheim und lokaler
Grundschulen, fand das Projekt Ballschule
bald große Anerkennung und weitere Kooperationspartner.
Mittlerweile wird das Konzept der Ballschule
an unzähligen Schulen, Vereinen und auch
Kindergärten angeboten. 2007 wurde sogar
eine F-Lizenz „Kinder Ballsport (Ballschule)“
(BSB) eingeführt.
Folgendes Beispiel wird viel bemüht – ist
deshalb jedoch nicht weniger wahr. Während Kinder früher das ABC des Sportelns
auf der Straße oder im Park gelernt haben,
fehlt es Kindern heute häufig gänzlich an
einem ungezwungenen Zugang zu Sport.
Auch die Sportvereine können dafür in der
Regel keinen vollständigen Ersatz bieten: Die
Kinder werden hier vielfach trainiert, bevor
sie selbst spielen lernen. Das hat Nachteile: Kinder sind keine Spezialisten, sondern
Allrounder. Einseitige Ausbildungen können dazu führen, daß sie frühzeitig die Lust
verlieren und erbringen auch langfristig nicht
den erwünschten Erfolg. Die Ballschule des
FT Kirchheim und des Institut für Sport und
Sportwissenschaft der Universität Heidelberg
schafft hier Abhilfe.
Die Grundidee ist einfach: Kinder sollen
durch selbstbestimmtes Spielen die Freude
am Ballspielen entwickeln. Dafür gilt es, die
frühere Straßenspielkultur wieder zu beleben.
So lernen sie beim ABC des Spielens ganz
nebenbei – auf implizitem Weg – „Spiele zu
lesen und sensomotorisch zu schreiben”, wie
es Roth formuliert.
Mit den Zielen, eine ganzheitliche Ausbildung
von Kindern in ihrer geistigen, emotionalen
und motorischen Entwicklung zu ermöglichen
und damit sowohl Fähigkeiten und Fertigkeiten,
aber auch die soziale Einbindung zu ermöglichen, passt das Konzept sehr gut zu dem
Profil der Manfred Lautenschläger-Stiftung.
Schwimmfix
Das Projekt Schwimmfix, eine Kooperation
des Instituts für Sport und Sportwissenschaft der Universität Heidelberg (ISSW), der
Pädagogischen Hochschule und der Stadt
Heidelberg, wurde im Jahr 2005 auf Grundlage eines vom ISSW entwickelten Konzeptes
initiiert und seither von der Manfred Lautenschläger-Stiftung unterstützt.
Nicht nur aus Sicherheitsgründen ist es
wichtig, dass Kinder das Schwimmen erlernen. Auch Gesundheitsaspekte spielen eine
Rolle. Das Schwimmen ist eine der anerkannten gesunden Sportarten, die zudem bis ins
hohe Erwachsenenalter ausgeübt werden
kann. Nicht zu vernachlässigen ist auch der
soziale Aspekt: Kinder, die nicht schwimmen
können, werden ausgegrenzt.
Ziel des Projekts Schwimmfix ist es, dass in
Baden-Württemberg 90 Prozent der Schüler
und Schülerinnen nach der zweiten Klasse
in mindestens einer Schwimmart sicher
schwimmen können. Diese Forderung entspricht dem Bildungsplan des Ministeriums
für Kultus, Jugend und Sport.
2010 lernte die tausendste Nixe das
Schwimmen. Die Nichtschwimmerquote in
der vierten Klasse lag 2009 in Heidelberg auf
9 Prozent, in Baden-Württemberg liegt diese
bei 31 Prozent. Diese Zahlen hat nun die
Stiftung zum Anlass genommen, in Kooperation
mit dem Ministerium für Kultus, Jugend und
Sport und dem ISSW, Schwimmfix in leicht
angepasster Form landesweit zu konstituieren.
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SPORT UND GESUNDHEIT
Radtreff Rhein-Neckar
300 Spender folgten dem Ruf von Manfred
Lautenschläger und stiegen am Sonntagmorgen, den 08.08.2010 für die gute Sache
auf den Sattel. Der Erlös des 13. Radtreff
Rhein-Neckar kommt der Kinderkrebsforschung in Heidelberg zugute.
Unter den 300 Teilnehmern waren neben
dem Initiator des Radtreff Rhein-Neckar
Manfred Lautenschläger prominente Mitstreiter wie Weltmeisterin Hanka Kupfernagel,
Olympia-sieger Andreas Walzer, Heidelbergs
OB Eckhard Würzner und MLP-Vorstandsvorsitzender Uwe Schroeder-Wildberg.
Die Streckenführung in diesem Jahr sollte
von Nußloch über Bad Schönborn, Stettfeld
und Odenheim in den Kraichgau führen.
Von der Polizei bestens abgesichert konnten
die Radler alle Kreuzungen und Abzweigungen
problemlos durchfahren. Trotz eines kräftigen
Regenschauers endete die Tour nahezu sturzfrei im Nußlocher Racket Center bei der
traditionellen Pasta Party.
Die Manfred Lautenschläger-Stiftung arbeitet
seit nunmehr 5 Jahren mit der ähnlich organisierten, jedoch wesentlich größeren Tour
der Hoffnung zusammen. Die Zusammenarbeit ist derart, dass die Tour der Hoffnung
SPORT UND GESUNDHEIT
den Erlös des Radtreff Rhein-Neckar verdoppelt. Manfred Lautenschläger, der mit seinen
72 Jahren als ältester Teilnehmer an den Start
ging, war auch dieses Jahr überwältigt von
der Tatsache, dass so viele Teilnehmer bei
streckenweise sehr schlechtem Wetter vier
bis fünf Stunden in den Sattel stiegen - und
das „nur“ für den guten Zweck.
Das „erradelte“ Geld ging in diesem Jahr an
Prof. Dr. Andreas Kulozik, Ärztlicher Direktor
der Abteilung Kinderheilkunde der Universitätsklinik Heidelberg. Im Jahr erkranken etwa
2.500 Kinder an Krebs, wovon die meisten
von Leukämie betroffen sind. „Dieser Blutkrebs ist in den meisten Fällen heilbar, jedoch
kämpfen die Kleinen oft mit den Methoden die Chemo- und die Strahlentherapie sind
sowohl risikobehaftet als auch mit vielen
Nebenwirkungen verbunden. Proffessor Dr.
Andreas Kulozik arbeitet mit der sogenannten risikoadaptierten Methode - nach dem
Motto‚ jeder bekommt soviel Therapie, wie er
benötigt, aber eben nicht mehr.“ Mit diesen
Worten übergab Manfred Lautenschläger den
Scheck über 80.000 Euro für die Weiterentwicklung dieser Arbeit.
Ein Dank geht an die vielen treuen Helfer
des Vereins Radsport Rhein-Neckar und die
Einsatzkräfte der Polizei und des Deutschen
Roten Kreuzes.
Fechtverein Heidelberg
Der Heidelberger Fechtverein versteht sich
nicht nur als Sportstätte, sondern auch als
Begegnungsort, um Fair-Play und Integration
aktiv zu (er)leben. „Fechten trainiert Körper
und Geist. Allgemeine Fitness ist Voraussetzung
für das Fechten, ohne intelligente Taktik
jedoch ist kein Kampf zu gewinnen. Das Eine
bedingt das Andere. Ein guter Fechttrainer
wird seine Schützlinge geistig, wie körperlich
fordern und fördern. Dies wird sich auf
schulische Leistungen und auf die soziale
22
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Kompetenz der Athleten auswirken. Die
Förderung und Integration von Kindern und
Jugendlichen mit Migrationshintergrund und
aus schwierigeren sozialen Verhältnissen
steht auf der Prioritätenliste der Vereinsziele.
Dadurch trägt der Verein aktiv zur Integration
derer bei, die in naher Zukunft unsere Gesellschaft mittragen sollen.“ Mit diesen Worten
begrüßt die Homepage des Fechtvereins
Heidelberg seine Besucher.
Nur ein attraktiver Verein kann sowohl finanziell starke Förderer als auch (oft weniger
wohlhabende) Talente anziehen. Der Fechtverein, der sich 2009 gründete, ist Mitglied
des Nordbadischen Fechtverbundes, was es
den Mitgliedern ermöglicht, an allen Turnieren
und Meisterschaften teilzunehmen. Zielsetzung
des Vereins ist darüber hinaus, wohlhabendere Mitglieder und Sponsoren zu werben,
um monetär weniger ausgestattete Talente
und Interessierte fördern zu können. Die
Spende der Manfred Lautenschläger-Stiftung
soll diesen Aspekt, aber auch den sportlichen
Erfolg sichern, indem ein hoch anerkannter
Trainer wie Igor Ott gehalten werden kann.
Rudern gegen Krebs
„Rudern gegen Krebs“ ist eine von der Stiftung „Leben mit Krebs“ initiierte und erstmals
im Jahre 2005 in Mainz durchgeführte Aktivität zur Förderung der Initiative „Sport und
Krebs“. Inzwischen ist „Rudern gegen Krebs“
zu einer bundesweiten Bewegung geworden:
2010 fand die Regatta neben Berlin, Frankfurt, Mainz, Kiel, Hamburg, Neuruppin und
Erlangen, auch in der Metropolregion RheinNeckar, nämlich in Mannheim, statt. Manfred
Lautenschläger unterstützte die Stiftung
„Leben mit Krebs“ bei dieser Benefitsregatta
sowohl finanziell als auch durch persönlichen
Einsatz, indem er mitruderte.
von den „Spendern“ verlangt, wobei bei den
Profis die Familie Klüter und bei den Amateuren die Bundesliga-Damen des Mannheimer
Hockeyclubs gewannen. An den verschiedenen
Informationsständen konnten sich die Zuschauer
sowohl über unterschiedliche Selbsthilfegruppen als auch die Knochenmarkspenderdatei informieren.
Bei der Mannheimer Regatta gingen 60 Boote
in den Kategorien Profis und Amateure an den
Start. Wer jetzt denkt „Ich würde daran auch
gerne teilnehmen, habe aber kein Boot oder
das notwendige Können“ – dies ist kein
Hinderungsgrund. Die Stiftung „Leben mit
Krebs“ stellt den Interessenten ein Boot und
einen Trainer.
Der Erlös der Regatta soll dazu beitragen,
dass krebskranke Menschen an Lebensqualität gewinnen. Jeder aktive Teilnehmer unterstützt mit seinem Startgeld dieses Projekt
und ermöglicht so, Patienten des „Interdisziplinären Tumorzentrum Mannheim“ ein
gezieltes und auf die Erkrankung abgestimmtes Sportprogramm anzubieten. Die Stiftung
finanziert so u.a. Sporttherapeuten, die gezielt
Sportprogramme anbieten, Patienten beraten
und Kurse durchführen.
Weitere Projekte, die im Bereich
Sport und Gesundheit unterstützt
werden
Die Manfred Lautenschläger-Stiftung unterstützt zudem verschiedene sportliche Projekte.
Besonders aktiv ist die Stiftung bei Ballsportprojekten, wenn diese auch mit Jugendarbeit
und/oder der Gesundheitsprävention verbunden werden. 2010 unterstützte Manfred
Lautenschläger darüber hinaus sowohl durch
eine Spende, als auch durch persönlichen
Einsatz den Diabetikersportverein Heidelberg
e.V..
Auch wenn der gute Zweck im Vordergrund
stand, so wurde doch eine sportliche Leistung
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23
FORSCHUNG
UND WISSENSCHAFT
DKFZ
S. 26
Behandlungsinitiative Opferschutz e.V. (BIOS)
S. 27
Hörsaal 13
S. 28
Passivrauchen und die Auswirkung davon auf
den Blutdruck von Kindern
S. 28
1000 Leben retten
S. 29
Weitere Projekte
S. 29
"Wissenschaft braucht Neugier und frische Köpfe –
und die brauchen Freiheit für ihre Forschung."
Dr. h. c. Manfred Lautenschläger
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25
FORSCHUNG UND WISSENSCHAFT
FORSCHUNG UND WISSENSCHAFT
Gesundheitsbewusstsein heißt in Deutschland: Man geht zum Arzt, wenn man krank geworden ist, das heißt man lässt einen aufgetretenen Schaden reparieren. Viel zu wenig Gedanken
macht man sich darüber, ob und wie man vermeiden kann, dass der Schaden, sprich die Erkrankung, überhaupt eintritt. Prävention heißt das Stichwort. Die primäre Prävention betrifft in
erster Linie die Lebensführung. Der moderne Zivilisationsmensch isst zu viel, bewegt sich zu
wenig, trinkt zu viel Alkohol, raucht. Die Folge: Übergewicht, Krebserkrankungen, Diabetes.
Deutsches Krebsforschungszentrum
Es ist ein besonderes Anliegen der Manfred
Lautenschläger Stiftung, die Krebsforschung
zu fördern. Krebserkrankungen sind weltweit
eine der häufigsten Todesursachen, in
Deutschland liegen sie gar auf Rang 2 hinter
Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Universität
Heidelberg stellt eine der weltweit renommiertesten Medizinfakultäten, insbesondere
auch in der Krebsforschung. Dies unterstreicht auch die Tatsache, dass der Nobelpreis für Medizin im Jahr 2008 an Prof. Harald
zur Hausen, der von 1983 bis 2003 Vorsitzender des DKFZ (Deutsches Krebsforschungszentrum) war, für seinen herausragenden
wissenschaftlichen Beitrag zur Erforschung
von humanen Papillomviren (HPV), verliehen
wurde. Dennoch ist nach wie vor zu konstatieren, dass in Deutschland, im Gegensatz
zu etwa den angelsächsischen Ländern, die
private Förderung von Universitäten noch in
den Kinderschuhen steckt und somit immer
wieder der Anschluss an die internationalen
Spitzenuniversitäten verloren zu gehen droht.
Und so erschien es fast nur folgerichtig,
v.l.n.r.: Prof. Wiestler, Prof. zur Hausen, Angelika Riemer, Dr. h. c. Manfred Lautenschläger
26
www.manfred-lautenschlaeger-stiftung.de
anknüpfend an den Nobelpreis im Bereich
Wissenschaft und Forschung das DKFZ in
Heidelberg zu fördern.
Das DKFZ ist die größte biomedizinische
Forschungseinrichtung in Deutschland, Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft deutscher Forschungszentren und beschäftigt
über 2.500 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen,
darunter über 1.000 Wissenschaftler. Diese
erforschen die Mechanismen der Krebsentstehung und arbeiten an der Erfassung von
Krebsrisikofaktoren. Sowohl in der Grundlagenforschung als auch in der Entwicklung
neuer Verfahren für die Klinik sind in den
letzten Jahren am DKFZ entscheidende
Fortschritte erzielt worden. Daneben klären
die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des
Krebsinformationsdienstes (KID) Betroffene,
Angehörige und interessierte Bürger über die
Volkskrankheit Krebs auf.
eine Habilitation, und wird nun die Arbeit von
Prof. zur Hausen fortführen. Hatte sich seine
Arbeit auf das Impfen gegen die krebsauslösenden Papillomviren konzentriert, so soll
nun ein Medikament entwickelt werden,
welches eingesetzt werden kann, wenn die
Infektion bereits stattgefunden hat. Das
Augenmerk liegt hierbei auf der Forschung
an dem Papillomvirus 16, welches die Hälfte
aller Fälle von Gebärmutterkrebs verursacht,
jedoch auch eine weitere Reihe von Krebserkrankungen auslöst.
Jedoch waren nicht nur die Verantwortlichen
des DKFZ von dem Neuzugang begeistert,
ebenso sprach Angelika Riemer von einem
Angebot, das sie nicht ablehnen konnte.
Und so zeigt sich, dass es auch in der Wissenschaft und Forschung ein Wechselspiel gibt:
Bekannte, renommierte Einrichtungen, die
exzellente Arbeit leisten, ziehen hervorragende
Wissenschaftler an, die ihrerseits wieder
dazu beitragen, dass ihre neue Arbeitsstelle
an Prestige und Strahlkraft gewinnt. Es ist
erfreulich, dass die Manfred LautenschlägerStiftung durch gezielte finanzielle Hilfe dazu
beitragen kann, dass sich diese Spirale am
Deutschen Krebsforschungszentrum weiterhin nach oben dreht und der Kampf gegen
die Krebserkrankungen effektiv und innovativ
fortgeführt werden kann.
Eine Million Euro für vier Jahre, das sind die
nackten Zahlen der Unterstützung für das
DKFZ. Ein Betrag, der im Vergleich zu den
Zahlungen an die Universitäten durch die
öffentliche Hand wie ein kleinerer Posten
erscheinen könnte, jedoch zeigt, was möglich
ist, wenn Geld an die richtigen Stellen, mit
klaren Zielen, vergeben wird. „Um international
zu bestehen, ist unsere Forschung zunehmend
auch auf private Geldgeber angewiesen“,
erklärte so auch Professor Dr. Otmar D.
Wiestler, Vorstandsvorsitzender des DKFZ.
Die Resozialisierung von Gewalt- und Sexualstraftätern ist ein sehr schwieriges Thema –
ist doch die Mehrheit der Bevölkerung dafür,
dass diese die Freiheit nie wieder erlangen.
Eine wirksame Straftäterbehandlung ist aber ein
wichtiges Mittel des präventiven Opferschutzes.
Ziel und Anliegen dieser Unterstützung war
in erster Linie, hochqualifizierte Nachwuchskräfte zu finden, die die Arbeit des DKFZ und
von Prof. Harald zur Hausen weiterführen.
Und so konnte die 33-jährige Angelika Riemer
an das DKFZ gebunden werden. Die Österreicherin kann eine beeindruckende Vita
vorweisen, darunter zwei Promotionen und
Die Manfred Lautenschläger-Stiftung unterstützt aus Überzeugung BIOS und deren
wissenschaftliche Evaluierung eines solchen
Programmes. Auf Initiative der Behandlungsinitiative Opferschutz (BIOS-BW) e.V. werden
zur Behandlung gefährlicher Gewalt- und
Sexualstraftäter im Regelstrafvollzug auch externe Therapeuten zur Verfügung gestellt und
Behandlungsinitiative Opferschutz
e.V. (BIOS)
es werden neben zahlreichen einzeltherapeutischen Maßnahmen vor allem Behandlungsabteilungen in den Vollzugsanstalten Mannheim, Heimsheim und Heilbronn unterhalten.
Seit 2004 bietet außerdem die Behandlungsabteilung der JVA in Bruchsal eine Wohngruppe, in der 16 Sexualstraftäter und seit
2010 auch sechs Gewaltstraftäter Platz finden
und sich in Gruppen- und Einzeltherapien mit
ihren Taten auseinandersetzen. Absolvieren
sie zwei bis drei Jahre die Behandlung erfolgreich, dürfen sie in die Entlassungsvorbereitung und von dort in den offenen Vollzug. Die
Programme beruhen auf einer Kombination
von Gruppen- und Einzeltherapie (vgl. hierzu
näher unter: >> www.bios-bw.de „Projekte“).
Jeder Mensch hat das Recht, nicht Opfer
einer Gewalt- oder Sexualstraftat zu werden.
Aus diesem Grundsatz ergibt sich eine Verpflichtung des Staates. In unserem Rechtsstaat ist es eine Tatsache, dass die meisten
Straftäter nach dem Absitzen ihrer Haftstrafe
wieder entlassen werden – die Aufgabe des
Staates besteht darin, diese Menschen weitestgehend auf das Leben draußen vorzubereiten
und ihnen Werkzeuge an die Hand zu geben,
um mit den täglichen Herausforderungen
umgehen zu können, ohne rückfällig zu
werden. Man könnte also sagen, dass erfolgreiche Resozialisierungsarbeit an Gewaltund Sexualstraftätern einer Prävention auf
zweiter Stufe entspricht.
Obwohl es aufgrund internationaler Forschungen zwischenzeitlich als nachgewiesen
anzusehen ist, dass durch eine deliktorientierte psychotherapeutische Behandlung das
Rückfallrisiko deutlich gesenkt werden kann,
besteht ein Mangel an Untersuchungen über
die Wirkungen von Behandlungsprogrammen
in deutschen Haftanstalten. Das von der Universität Heidelberg, dem Institut für Psychologie (Prof. Dr. Peter Fiedler) und dem Institut
für Kriminologie (Prof. Dr. Dieter Dölling),
durchgeführte und am 1. Februar 2010
beginnende Forschungs- und Evaluierungsprojekt wird von der Manfred LautenschlägerStiftung finanziert.
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27
FORSCHUNG UND WISSENSCHAFT
Hörsaal 13
Im Rahmen der umfassenden Sanierung
zentraler Hörsaal- und Veranstaltungsräume
anlässlich des 625-jährigen Bestehens der
Universität Heidelberg wurde auch der Hörsaal 13 saniert. Ziel des Sanierungsprojektes
ist es, die Baukosten von 10,4 Millionen Euro
durch Spenden der Förderer und Alumni der
Universität aufzubringen.
Manfred Lautenschläger nahm sich der
Sanierung des Hörsaals 13 an, der am 2. Mai
2010 mit einer festlichen Vortrags- und
Konzertveranstaltung wiedereröffnet wurde.
Die Neugestaltung des Hörsaals stand unter
dem Motto „Dem lebendigen Geist“ und berücksichtigte sowohl Belange der Denkmalpflege als auch die Anforderungen einer
neuen Haus-, Klima- und Medientechnik. So
wurde die Lüftungsanlage komplett erneuert,
die hochwertige technische Ausstattung
wurde ergänzt durch im Boden eingelegte
Induktionsschleifen für Hörgeräteunterstützung, Kameraanschlüsse für Bild- und
Tonübertragungen in andere Hörsäle sowie
die notwendigen Sicherheitseinrichtungen.
Das erhaltene Holzgestühl aus der Erbauungszeit wurde aufgearbeitet und in seiner
ursprünglichen Fassung gebeizt. Auffälliges
Gestaltungselement des modernisierten
Hörsaals sind die bunten Längslamellen aus
lackiertem Metall, die an Decke und Rückwand angebracht wurden. Sie kaschieren zugleich die technischen Einbauten für Lüftung,
Beleuchtung und Beschallung.
„In diesem Hörsaal würde man gerne noch
einmal studieren, so schön ist er geworden“,
sagte Manfred Lautenschläger spontan, als
er zur Wiedereröffnung den Hörsaal betrat.
Für die Finanzierung der Hörsaalmodernisierung sprach ihm der Rektor der Universität
seinen Dank aus. Durch die uneigennützige
Unterstützung eines „bekennenden Mäzens“
sei die Realisierung dieses Projekts möglich
28
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FORSCHUNG UND WISSENSCHAFT
geworden, betonte Prof. Dr. Bernhard Eitel,
der in seinem Grußwort an die wechselvolle
Geschichte der Neuen Universität erinnerte.
Der Festvortrag anlässlich der Einweihung
des Hörsaals 13 war Teil der „Heidelberger
Vorträge zur Kulturtheorie“, die ebenfalls von
der Manfred Lautenschläger-Stiftung unterstützt werden. Die Vorlesung hielt der Heidelberger Germanist Prof. Dr. Dieter Borchmeyer,
Präsident der Bayerischen Akademie der
Schönen Künste. Er sprach zum Thema „,Laß
der Sonne Glanz verschwinden, Wenn es in
der Seele tagt‘ – Die Romantik oder Eines
langen Tages Reise in die Nacht“. Den musikalischen Rahmen gestalteten Silke Schwarz
(Sopran) und Joana Mallwitz (Klavier) vom
Theater Heidelberg.
Passivrauchen und die Auswirkung
davon auf den Blutdruck von Kindern
Bluthochdruck ist einer der wichtigsten
Risikofaktoren für kardiovaskuläre Erkrankungen. Bei Kindern ist bisher keine Risikoabschätzung möglich, da Langzeitstudien
zum kardiovaskulären Risiko an großen, bis
ins Erwachsenenalter verfolgten Kohorten
fehlen. Aber: Kinder mit Blutdruck haben
auch als Erwachsene Blutdruck und diese
Kinder können bereits als junge Erwachsene
eine vorzeitige Atheriosklerose aufweisen.
Bisher ist bekannt, dass Übergewicht, niedriges Geburtsgewicht und Bluthochdruck der
Eltern Auswirkungen auf den Blutdruck der
Kinder haben. Jetzt möchten die Ärzte des
Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin
am Universitätsklinikum Heidelberg sowie
des Gesundheitsamts Rhein-Neckar bei über
4.000 Fünf- bis Sechsjährigen in Heidelberg
und der Rhein-Neckar-Region eine Studie
durchführen, um nachzuweisen, dass zudem
das Passivrauchen einen Anteil an diesem
Problem hat. Herz-Kreislauf-Erkrankungen
und deren Folgen wie zerebrale Infarkte,
koronare Herzkrankheit, Herzinsuffizienz,
periphere Durchblutungsstörungen und
chronische Nierenfunktionseinschränkungen
sind ursächlich für den Großteil aller akuten
und chronischen Krankheitsfälle in der Allgemeinbevölkerung, ursächlich für über 45 %
aller Todesfälle in Deutschland und verursachen
Folgekosten von mehr als 35 Milliarden
Euro im Jahr. Aus diesen Gründen ist es nur
richtig und konsequent, besonders Kinder vor
möglichen Ursachen dieser Krankheiten zu
schützen.
Daher unterstützt die Manfred Lautenschläger-Stiftung die Studie zur Erfassung
des Einflusses von Passivrauchen auf den
Blutdruck von Kindern. 2011 wird mit ersten
Ergebnissen gerechnet.
1000 Leben retten
In der Metropolregion Rhein-Neckar gibt es
rund 2000 Neuerkrankungen von Darmkrebs
und über 750 Todesfälle pro Jahr. Die Aktion
„1000 Leben retten“ hat sich das ehrgeizige
Ziel gesetzt, in drei Jahren 1000 Todesfälle
von den zu erwartenden 2250 zu verhindern.
Wenn primäre Prävention in erster Linie die
Lebensführung betrifft, ist die sekundäre
Prävention die sinnvolle Vorsorgeuntersuchung.
Darmkrebs ist die zweithäufigste Krebsart
mit 73.000 Neuerkrankungen und einer
Todesrate von ca. 26.500 in Deutschland
pro Jahr. Dabei ist dieser Krebs fast immer
heilbar, wenn er im Frühstadium erkannt
wird. Und dies kann man erreichen, wenn
man ab Alter 55 etwa alle 10 Jahre eine
Darmspiegelung vornehmen lässt. Das aber
heißt: Arztbesuch, ohne erkennbare Krankheit, aber zu dem Zweck, eine sich eventuell
anbahnende tödliche Krankheit rechtzeitig
zu erkennen und damit beherrschbar zu
machen. Das heißt, einem sonst sicheren
Krebstod zu entgehen.
Um die Erkrankung frühzeitig entdecken oder
sogar verhindern zu können, gibt es eine
wirksame Methode. Und zwar kann durch
einen Stuhlbluttest nicht sichtbares Blut im
Stuhl erkannt werden. Sollte der Test positiv
ausfallen, wird anschließend eine Darmspiegelung durchgeführt, um die Ursache zu
ermitteln.
Falls erforderlich werden bei der Darmspiegelung
Krebsvorstufen - sogenannte Polypen entfernt. Viele Untersuchungen zeigen, dass
diese Methode sehr effektiv ist. Die meisten
Darmkrebserkrankungen können so von vornherein vermieden werden oder durch frühzeitige Erkennung erfolgreich geheilt werden.
Leider wird diese Möglichkeit der Darmkrebsvorsorge nur unzureichend wahrgenommen. Aus diesem Grund existiert das
Projekt „Metropolregion Rhein-Neckar gegen
Darmkrebs“.
Weitere Projekte, die im Bereich
Forschung und Wissenschaft
unterstützt werden
Die Manfred Lautenschläger-Stiftung unterstützt die Universität Heidelberg auf unterschiedlichen Wegen, wie der Finanzierung
von Konferenz- und Vortragsreihen, aber
auch die Unterstützung einzelner Personen.
Darüber hinaus werden an der FH Ludwigshafen das Mittel- und Osteuropäische Institut
sowie an der Universität Mannheim die Vortragsreihe „Mit Sicherheit verliebt“ und das
Institut für Mittelstandsforschung unterstützt.
Zudem wird auch die Universitätsklinik
Heidelberg umfangreich unterstützt, wie
beispielsweise Projekte zur Bekämpfung von
Diabetes und dessen Spätfolgen, die Forschung über Folgen von Alkoholmissbrauch
und dem Rauchen, sowie Stipendien für
ausländische Studenten nach Heidelberg, wie
auch für Heidelberger Studenten ins Ausland.
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29
GESELLSCHAFT
UND KULTUR
Mühlenhof
S. 32
Lesestart
S. 33
Virtuelle Medien
S. 34
Heidelberger Frühling
S. 34
Weitere Projekte
S. 35
"Bildung ist einer der Wegweiser in eine erfolgreiche Zukunft für unsere
Gesellschaft und für die Kultur, die uns prägt."
Dr. h. c. Manfred Lautenschläger
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31
GESELLSCHAFT UND KULTUR
GESELLSCHAFT UND KULTUR
Die Manfred Lautenschläger-Stiftung fördert ein verbessertes Zusammenleben der Menschen
in unserer Gesellschaft. Dies umfasst sowohl Projekte von gesellschaftspolitischer Bedeutung
für Deutschland insgesamt als auch solche, die die Lebensqualität in Heidelberg und der Region
konkret betreffen. Heidelberg ist darüber hinaus in der ganzen Welt als Kulturstadt bekannt. Die
Manfred Lautenschläger-Stiftung setzt sich dafür ein, diesen Ruf zu erhalten und die
kulturelle Vielfalt in der Region weiter zu fördern.
sondern vielmehr konkret und direkt vor Ort
zu helfen. Im Kanzelbachtal in Schriesheim
wurde ein Konzept umgesetzt, das für Manfred
Lautenschläger von Anfang an eine Herzensangelegenheit war.
Symbolische Schlüsselübergabe bei der Einweihungsfeier Mühlenhof
Mühlenhof
Auch wenn Deutschland, in Hinblick auf
Größe und Einwohnerzahl, ein gut funktionierender Sozialstaat ist, so bleibt es naturgemäß nicht aus, dass immer wieder Menschen
durch die Absicherungsnetze fallen. Zwar ist
erkennbar, dass es in Deutschland besser als
in anderen Ländern gelingen mag, den „sozialen Abstieg“ zu vermeiden, jedoch staatliche
Maßnahmen insbesondere bei der Wiedereingliederung von Obdachlosen aus mannigfaltigen Gründen nicht in wünschenswertem
Maß greifen. Hier besteht eine Lücke, die
durch privates Engagement geschlossen werden muss. Soziales, ethisches Unternehmertum und die daraus resultierende stifterische
Tätigkeit beinhaltet nach der Überzeugung
der Manfred Lautenschläger-Stiftung auch,
beim Thema Obdachlosigkeit nicht wegzusehen,
32
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Die Stiftung hat eine ehemalige Kerzenfabrik
auf dem Högg-Gelände in Schriesheim für
die Realisierung des Projekts Mühlenhof der
Wiedereingliederungshilfe der Evangelischen
Stadtmission Heidelberg gekauft. Ziel ist
es, Obdachlosen und anderen Menschen in
schwieriger Lage zu helfen, im Alltag wieder
Fuß zu fassen und einen geregelten Tagesablauf (wieder) kennenzulernen. Dies soll
im Mühlenhof vor allem durch die Arbeit in
der freien Natur und mit Tieren geschehen.
Jedoch ist es ebenso Teil des Projekts, dass
es sich für jeden Interessierten öffnet; so bietet der Mühlenhof etwa eine architektonisch
sehr gelungene Gaststätte an.
„Etwas Schönes soll hier entstehen“, hatte
Manfred Lautenschläger vor Baubeginn gesagt, und etwas wirklich sehr Schönes ist es
nun in der Tat geworden: Insgesamt ist das
Areal ca. zwei Hektar groß, verfügt nun nach
der Fertigstellung neben der Wirtschaft über
Ställe für etwa 80 Tiere und eine Reithalle. Im
Außenbereich vervollständigen Streuobstwiesen, Bienenstöcke, ein Teich und Kräuterbeete den Bauernhof. Wie erwähnt, ist es ein
wichtiger und zentraler Gesichtspunkt des
Mühlenhofs, dass er eine Stätte der Begegnung für die dort tätigen Obdachlosen und
die Bevölkerung wird. Für Radfahrer, Wanderer
und Familien ist nun ein weiteres schönes
Ausflugs- oder Zwischenziel in der Metropolregion entstanden, Schulklassen werden
für Ausflüge eingeladen, zum Beispiel zum
Ponyreiten oder um den Streichelzoo zu
besuchen. In der Adventszeit kann hier ein
Weihnachtsbaum erworben werden, des
weiteren wird „altes Handwerk“ gezeigt,
angeboten wird auch Reittherapie und ein
Erlebnispfad.
Der Mühlenhof zeigt, dass Menschen, die
am Rande der Gesellschaft leben, dauerhaft
Enormes leisten können und wollen, wobei
die Männer und Frauen durch das fachkundige Team der Wiedereingliederungshilfe der
Stadtmission Heidelberg angeleitet werden.
Projekt Lesestart der Stadtbücherei Heidelberg
Eine Studie der Deutschen Bahn, der Zeit
und der Stiftung Lesen ergab 2007, dass über
40% der Eltern ihren Kindern selten oder nie
vorlesen. Die Gründe hierfür reichen von der
subjektiven Einschätzung, dass man kein
guter Vorleser sei bis hin zu dem (Irr)Glauben,
dass ihre Kinder lieber vor dem Fernseher
oder dem Computer sitzen würden. Dazu
lässt sich nur erwidern, dass Medien kein
Ersatz für die gemeinsame Zeit beim Vorlesen
sind. Beim Vorlesen kann man selbst das Tempo
bestimmen, zwischendrin innehalten und
etwas nicht verstandenes erklären, gewisse
Passagen überspringen, das gelesene mit
persönlichen Erfahrungen in Verbindung
setzen und das Kind auch auf wichtige Ereignisse vorbereiten, indem man entsprechende
Bücher wählt. Zudem gab in einer Erfurter
Studie jedes vierte befragte Kind an, dass es
sich wünschen würde, häufiger vorgelesen zu
bekommen.
Lesen ist sicherlich die nachhaltigste und
preiswerteste aller Investitionen in die
Bildung unserer Kinder – gerade wenn man
entsprechende Tauschbörsen oder Leihangebote nutzt. Beim Zuhören bauen die
Kinder ihren Wortschatz aus, lernen anhand
der Geschichten ihre eigenen Emotionen
einzuordnen und – sicherlich einer der
gewichtigsten Gründe für das Vorlesen –
Kinder, die vorgelesen bekommen, lesen
später selbst sehr viel wahrscheinlicher.
Aus den genannten Gründen unterstützt die
Manfred Lautenschläger-Stiftung die Stadtbücherei Heidelberg bereits seit einigen
Jahren in unterschiedlichen Bereichen. Im
Jahr 2010 gab es unter anderem die Zusage,
das seit dem Beginn im Jahr 2007 unterstützte Leseförderungsprojekt „Lesestart –
Heidelberg schenkt Kindern Zukunft“ auch
weiterhin zu unterstützen.
Gemeinsam mit der Universitäts-Frauenklinik
und der Heidelberger Stadtbücherei werden
an Eltern mit Neugeborenen eine Büchertasche im Krankenhaus und im Folgejahr
ihr zweites kostenloses Lesestart-Set in
der Bücherei übergeben. Dieser besondere
Willkommensgruß, der gleichzeitig eine gute
Starthilfe für die geistige Entwicklung der
kleinen Erdenbürger sein soll, lag ab August
2010 wieder für die Familien in der Heidelberger Stadtbücherei bereit.
Zusätzlich lud anlässlich dieser Zusage die
Heidelberger Stadtbücherei Kinder ab 4
Jahren und ihre Eltern zu einer ganz besonderen Vorlesestunde ein - der bekannte
Kinderbuchautor Stefan Gemmel kam eigens
zu einer Lesestart-Bilderbuchstunde nach
Heidelberg. „Wer liest, wird reich. Reich an
Erfahrung, Erkenntnissen und Wissen. Wer
liest, begibt sich auf Weltreise, lernt andere
Länder, Kulturen und Haltungen kennen.“
Gemäß dieser Philosophie von Frau Regina
Wolf-Hauschild, der Büchereidirektorin a.D.
der Stadtbücherei Heidelberg, nahm Gemmel
die Kinder mit auf eine Reise nach Afrika.
Sein Kinderbuch, das von einem grünen
Drachen erzählt, der eine Koalition mit einer
Maus eingeht, um sich gegenseitig zu helfen,
ist Teil des Lesestart-Sets.
Dieser Nachmittag gestaltete sich nicht nur
für die anwesenden Kinder, sondern auch für
deren Eltern und alle weiteren Anwesenden
zu einem ganz besonderen Nachmittag, der
einen wieder daran erinnerte, dass ein Buch
nicht durch andere Medien ersetzbar ist!
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33
GESELLSCHAFT UND KULTUR
Virtuelle Medien in der Stadtbücherei Heidelberg
Wenn es auch zu verhindern gilt, dass die
virtuelle Welt das gedruckte Wort verdrängt,
so darf man sich der Tatsache, dass immer
mehr Personen auf elektronische Bücher und
Fachzeitschriften zurückgreifen, nicht versperren.
Die Stadtbücherei Heidelberg hat dies erkannt und mit Hilfe der Spende von 12.000
Euro der Manfred Lautenschläger-Stiftung
rund 800 neue elektronische Medien gekauft
und ihren Bestand von insgesamt 7.000 Exemplaren (davon ein Gesamtpaket mit 4.000
Musik-CDs) ausgebaut. Manfred Lautenschläger zu seiner Spende für die e-Ausleihe:
„Es ist mir wichtig, besonders auf dieses
zukunftsorientierte Angebot aufmerksam zu
machen.“ Denn damit greift die Bücherei das
veränderte Nutzungsverhalten vieler Menschen auf und verknüpft ihre Bildungsangebote mit neuer Technologie.
Auch Lektorin Renate Reinhardt und Bibliotheksdirektorin Ingrid Kohlmeyer sind froh,
das speziell auf Heidelberger Bedürfnisse
ausgerichtete Angebot um zahlreiche aktuelle
Titel, z.B. durch Sprachkurse und Hörbücher
zu vergrößern. Denn gerade die Nachfrage
nach neuen Hörbüchern – wie z.B. Henning
Mankell „Mittsommermord“ oder Stephenie
Meyer „Bis(s) zum Ende der Nacht“ steigt
stetig. Das liegt auch daran, dass sich gerade
Hörbücher auf unterschiedliche Weise nutzen
lassen: gemütlich zuhause auf dem Sofa,
unterwegs über MP3-Player beim Joggen,
auf dem Fahrrad, im Auto oder beim Zug
fahren. Zudem ist die Ausleihe unkompliziert
und kostenlos.
Aber auch e-Books werden bei Schülerinnen
und Schülern, Studierenden und berufstätigen
Kundinnen und Kunden immer beliebter. Mit
Hilfe der rund um die Uhr geöffneten virtuellen
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GESELLSCHAFT UND KULTUR
Zweigstelle der Stadtbücherei kann man
schnell noch sein Referat über Goethes
„Faust“ erledigen, gleich nach Erscheinen
den aktuellen „Spiegel“, die Süddeutsche
Zeitung, die FAZ oder das Handelsblatt lesen
oder im großen Angebot der Musik-CDs
stöbern.
Neu im Angebot sind nun auch Romane und
Titel der Bestsellerliste, die am Bildschirm
oder auf einem E-Book-Reader gelesen
werden können - hier gibt es bereits positive
Resonanz.
Die e-Ausleihe mit dem kompletten virtuellen
Angebot ist auf der Stadtbücherei-Homepage
>>
www2.onleihe.de/heidelberg
zu finden. Dort wählt man seinen Wunschtitel
aus, meldet sich mit der Büchereicard an und
lädt das ausgesuchte Medium auf den heimischen PC. Ein Daten-Rechte-Management
sorgt dafür, dass die Inhalte nur im Rahmen
der vereinbarten Lizenzmodelle genutzt
werden können, die Rückgabe erfolgt automatisch.
Internationales Musikfestival
„Heidelberger Frühling“ 2010
Manfred Lautenschläger hat den Veranstaltern
des „Heidelberger Frühling“ die Zusage über
5 Jahre ausgesprochen, das Festival jährlich
mit 100.000 Euro zu unterstützen. Gerade in
einer Stadt wie Heidelberg hat ein Musikfestival einen besonderen Auftrag und Herausrangendes wird erwartet, natürlich in der
Musik, aber auch in der Auseinandersetzung
mit den großen Fragen. Es gilt das kulturelle
Leben in Heidelberg zu bereichern und für
zukünftige Generationen zu sichern.
2010 war das bisher erfolgreichste Jahr in der
Geschichte des „Heidelberger Frühling“: Mit
einem festlichen Abschlusskonzert des
SWR Sinfonieorchesters Baden-Baden und
Freiburg und der Sopranistin Christiane Oelze
beendete der „Heidelberger Frühling“ am
24. April das internationale Musikfestival, das
bei insgesamt 87 Veranstaltungen mehr als
31.000 Zuhörer zählte.
Es ist nicht übertrieben, wenn man sagt, dass
man beim „Heidelberger Frühling“ die Weltelite der Klassikszene bei großen Konzertabenden in festlichem Ambiente erleben
kann - das Herz des Festivals aber schlägt
woanders. Es ist zu finden in Projekten wie
dem renommierten Streichquartettfest oder
dem „Heidelberger Atelier“, bei dem zeitgenössische Musik ihren festen Platz im
Programm findet. Bei diesen Veranstaltungen
wird die Distanz zwischen Akteuren und
Publikum abgebaut, man kommt miteinander
ins Gespräch, tauscht Erfahrungen miteinander aus. Das ist fruchtbar für beide Seiten
und schafft nachhaltige Erlebnisse, die mit
dem Begriff „Event“ wenig zu tun haben.
Pessimisten manchmal vermuten, beweist
ein Besucheranstieg von 47 Prozent in den
vergangenen vier Jahren.
Weitere Projekte, die im Bereich
Gesellschaft und Kultur unterstützt
werden
Zusätzlich zu den oben genannten, wurden
im Jahr 2010 weitere Projekte finanziell unterstützt. Darunter das Kurpfälzische Museum
der Stadt Heidelberg, die Eröffnungs- und
Abschlussveranstaltung der Jubiläumsfeier
des Karlstor Heidelberg und die Sternsinger
der Gemeinde Gaiberg. Ebenfalls wurde eine
Essensversorgung von Kinder der Stadt
Heidelberg bezuschusst.
Der „Heidelberger Frühling“ versteht sich
auch als Musikvermittler und möchte Denkanstöße geben, wie die Musik in größere
Zusammenhänge einzuordnen ist. Dass dies
kein Lippenbekenntnis ist, beweisen der
Umfang und die Qualität der begleitenden
Vorträge, Künstlergespräche, Workshops und
anderer, teils innovativer Veranstaltungsformate. Dabei hat Festivalleiter Thorsten
Schmidt immer im Blick, dass all dies auf
keinen Fall trocken und schulmeisterlich
daherkommen darf. Schließlich hat das
Festival auch junge Besucher im Visier.
Großen Wert legt Schmidt darauf, dass sich
der „Heidelberger Frühling“ sowohl an den
Kenner als auch an den interessierten
Neuling richtet: „Mit einer Vielzahl von Vermittlungsangeboten möchten wir Brücken
bauen für alle, die wenige Vorkenntnisse,
aber viel Neugier mitbringen.“ Und dass es
von diesen Menschen mehr gibt, als
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PREISE
Deutscher Präventionspreis
S. 38
Europäischer Bürgerrechtspreis
S. 40
Autorenpreis
HEIDELBERGER STÜCKEMARKT
S. 43
"Als Unternehmer begreife ich große Begabungen als ein Versprechen.
Ich möchte helfen, dieses Versprechen einzulösen."
Dr. h. c. Manfred Lautenschläger
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PREISE
Deutscher Präventionspreis
Im Zeitraum von 2008 bis 2010 finanzierte die
Manfred Lautenschläger-Stiftung den
Deutschen Präventionspreis, der jährlich
von der Bundeszentrale für gesundheitliche
Aufklärung vergeben wird. Ziel des seit 2004
ausgelobten Preises ist die Gesundheitsförderung in Deutschland. Nach dem Motto
„Die Besten finden und fördern“ werden
vorbildhafte Projekte in jährlich wechselnden
Teilgebieten der gesundheitlichen Prävention
ausgezeichnet. Das Preisgeld ist für die Weiterführung und Entwicklung der prämierten
Maßnahmen bestimmt und wird an Einzelpersonen, Institutionen oder Kommunen
vergeben.
Die Preisträger des Deutschen Präventionspreises 2010
„Gesund aufwachsen – Ganzheitliche Förderung
von Heranwachsenden in der Sekundarstufe I“
war das Motto der Ausschreibung des
Wettbewerbs vom Bundesministerium für
Gesundheit und der Manfred Lautenschläger
Stiftung. Es wurden Wettbewerbsbeiträge
angenommen, die zeigen, wie Schulen der
Sekundarstufe I die Entwicklung der körperlichen, geistigen und seelischen Fähigkeiten
ihrer Schülerinnen und Schüler bewusst und
systematisch fördern, sie bei der Bewältigung
38
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PREISE
ihrer alterstypischen Entwicklungsaufgaben
unterstützen und die dafür wichtigen Aspekte
umsetzen.
Dass Kinder gesund und mit Chancen für ihr
Leben aufwachsen können, ist nicht nur eine
Frage der Ernährung, der Bewegung oder des
sozialen Umfeldes, in dem die Familie lebt.
Immer häufiger ist die Zukunft der Kinder
abhängig vom Zusammenwirken aller dieser
Faktoren, ist ein ganzheitlicher Ansatz der
Förderung gefragt. Über 400 Schulen hatten
sich für den Deutschen Präventionspreis
2010 beworben – Schulen, die teilweise in
einem schwierigen sozialen Umfeld und
mit Familien arbeiten, die offenkundig von
Armut, Perspektivlosigkeit, Bildungsferne
und Arbeitslosigkeit geprägt sind. In dieser
Situation ist die schulische Arbeit mit Heranwachsenden in der Sekundarstufe I zugleich
sehr schwierig und besonders dringend
notwendig.
Ein solcher ganzheitlicher Ansatz der
Förderung von Schülerinnen und Schülern
bezieht die Bewegungsförderung ebenso mit
ein wie Ernährungsfragen. Er muss sich aber
auch um die Fähigkeit der Kinder kümmern,
Kontakt zu anderen aufzunehmen, mit anderen
Kindern in der Gruppe und mit eigenen
Gefühlen umzugehen. Viele Kinder haben von
ihren Erfahrungen in der Familie ausgehend
keinen selbstverständlichen Zugang zu Bewegung im Freien, einige kennen die natürlichen Zutaten zahlreicher Gerichte nicht und
müssen an eine abwechslungsreiche und
gesunde Ernährung erst herangeführt werden.
Oft haben Kinder aus einem schwierigen
Lebensumfeld die Grenzen ihres Stadtviertels
oder ihrer Stadt nie überschritten und kennen
selbst die Natur in ihrer Umgebung nicht.
Die preisgekrönten Schulen zeigen mit ihrer
Arbeit, wie phantasievoll, wie engagiert, wie
kompetent man sich dieser Situation annehmen kann. Immer wieder zeigen Schülerfirmen gemeinsames Kochen und Essen,
regelmäßige Angebote von Mahlzeiten, die
mit großer Beteiligung der Schüler zubereitet
werden, Sportangebote über den Regelunterricht hinaus und viele weitere Vorhaben,
was gute Schulen leisten können und auch
teilweise bereits leisten.
berger Ballschule, einem Projekt der Bewegungsförderung für Schulkinder, das bei Prof.
Roth in der Heidelberger Sportwissenschaft
seinen Ausgangspunkt nahm und inzwischen
tausende von Schulkindern erreicht.
Für manche Kinder ist die Schule der einzige
Zugang zur Bewältigung der großen Lebensfragen. So gibt es in manchen ländlichen
Regionen außerhalb des Unterrichts wenige
Möglichkeiten für die Kinder, Freundschaften
zu pflegen, an Freizeitangeboten teilzunehmen
und weitere Bildungserfahrungen zu machen.
Für alle Schüler ist jedes systematische Herangehen an diese Themen eine Bestärkung
auf dem Weg in ein gesundes und chancenreiches Leben.
Was bringt einen Stifter dazu, sich in dieser
Weise für ein Projekt zugunsten der Prävention zu entscheiden? Hierzu sagt Manfred
Lautenschläger folgendes: „Stiften im eigentlichen Sinne gründet sich letzten Endes auf
eine klare innere Überzeugung: Es geht
darum, immer auch zum Wohle des Ganzen
zu wirken, Verantwortung anzunehmen und
dabei zu helfen, gesellschaftlichen Fehlentwicklungen entgegenzuwirken. Als Stifter
engagiere ich mich gerne dafür, anderen die
Lebenschancen zu eröffnen oder zumindest
nicht zu verschließen, die sich mir in meinem
eben geboten haben. Ich halte mich insoweit
an einen Großen, der in Heidelberg wirkte:
Max Weber. Er hätte wohl auch das Stiften
in unserer Gegenwart – ganz einfach und
schlicht – als ‚aktive Mitgliedschaft im Bürgerverband’ bezeichnet.
Ausgezeichnete Gesundheitsversorgung ist
ein hohes soziales Gut. Und die Förderung
der Gesundheit von Kindern ist ohnehin eine
ganz besondere Herausforderung und uns
persönlich ein ganz besonderes Anliegen –
dies nicht nur angesichts der demographischen Entwicklung in den kommenden
Jahren und Jahrzehnten. Meiner Frau und
mir war dies schon bei der Förderung des
Neubaus der Kinderklinik der Universität
Heidelberg ein besonderes Anliegen. Es
bewegte uns bei der Förderung der Heidel-
Preisträger 2010: Nordstadtschule Pforzheim (Baden-Württemberg)
Mit der Zuwendung meiner Stiftung kann
ich somit Werte fördern, die mir persönlich
sowie für die soziale Zukunft unseres Landes
von großer Bedeutung sind und zugleich den
Zweck der von mir gegründeten Stiftung
erfüllen. Zudem bin ich überzeugt davon,
dass man gemeinsam, in der Kooperation
mehrerer Partner mehr erreichen kann. Das
halten wir häufig im Kreise von Stiftern in
unserer Rhein-Neckar-Region so und ich
freue mich auch in der Kooperation mit der
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und dem Bundesministerium für
Gesundheit darüber, dass wir Kräfte bündeln
und auf diese Weise hoffentlich die Lebensumstände zahlreicher Kinder konkret verbessern können. Den Partnern danke ich
ausdrücklich für die gute Zusammenarbeit.
Bundesweite Programme wie der Deutsche
Präventionspreis setzen vor allem auf die Vorbildwirkung der ausgezeichneten Preisträger,
auf die verstärkte Aufmerksamkeit, die den
Preisträgern zuteil wird und auf die wachsende
Anerkennung, die wir damit wertvoller Arbeit
in den Schulen zollen können.“
Fortsetzung >>
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39
PREISE
Die preisgekrönten Schulen zeigen uns allen,
dass gelingende Präventionsarbeit nicht nur
darauf angewiesen ist, Gesundheit und soziale
Kompetenz zum Thema des Unterrichts zu
machen. Der Weg in ein gesundes, bewusstes,
vom gelingenden Umgang mit Gleichaltrigen
und anderen Menschen geprägtes Leben
hängt von viel mehr ab. Die nominierten
Schulen arbeiten dazu mit einem hoch motivierten Team, das in vielfältigen Formen über
Fächer- und Zuständigkeitsgrenzen hinweg
miteinander an einem Strang zieht.
Diese Schulen haben eine starke Identität.
Ihre Schüler identifizieren sich bei den
Besuchen der Juroren intensiv mit ihrer
Schule und sind stolze Gastgeber für die
Besucher. Das Team dieser Schulen schlägt
zahlreiche Brücken in die Welt außerhalb:
die Sportvereine, die Welt des Theaters und
der Kunst, die Welt anderer Religionen und
gesellschaftlicher Gruppen. Erfolgreiche
schulische Präventionsarbeit ist ein Ergebnis
gelungenen Zusammenarbeitens. Es kommt
also auch auf die Organisationsentwicklung
in der Schule an. Die Preisträgerschulen
zeigen uns klar, dass es eine organisatorische
Leistung darstellt, Präventionsarbeit zur
Angelegenheit aller zu machen, nicht nur
weniger „Beauftragter“, sondern aller Kollegen,
Schüler, Eltern und Partner außerhalb der
Schule.
Der Fachjury fiel es nicht leicht, unter den
über 400 Bewerberschulen die 13 Finalteilnehmer zu ermitteln. Hochengagiert und
mittels mehrerer Vor-Ort-Besuche wurden
die 6 Herausragenden dieser 13 Finalisten
ermittelt und von der Manfred LautenschlägerStiftung und von Bundesgesundheitsminister
Dr. Philipp Rösler ausgezeichnet. Für die
Fortführung ihrer herausragenden Projekte
zur Präventionsarbeit erhält jede Preisträgerschule ein Preisgeld von 15.000 Euro.
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PREISE
Die Preisträger 2010 sind:
• Fritz Winter Gesamtschule, Ahlen
(Nordrhein-Westfalen)
• Georg Christoph Lichtenberg
Gesamtschule, Göttingen (Niedersachsen)
• Herman Nohl Schule, Berlin
(Berlin)
• Nordstadtschule, Pforzheim
(Baden-Württemberg)
• Regionale Schule, Marnitz
(Mecklenburg-Vorpommern)
• Theodor Heuss Schule, Rotenburg (Wümme)
(Niedersachsen)
Europäischer Bürgerrechtspreis
„Ich möchte dazu beitragen, dass die
erbärmlichen Lebensumstände der RomaAngehörigen in Ost- und Südosteuropa
allen Menschen in Europa bewusst werden.“
Unter diesem Zeichen steht neben anderen
Projekten der Stiftung auch der Europäische
Bürgerrechtspreis der Sinti und Roma, der
anlässlich des 10-jährigen Jubiläums des
Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher
Sinti und Roma ins Leben gerufen wurde und
seit 2008 alle zwei Jahre vergeben wird.
Die Preisträger des mit 15.000 Euro dotierten
Preises können aus jedem europäischen Land
kommen.
Roma und Sinti leben seit vielen Jahrhunderten als Bürger ihrer jeweiligen Heimatländer
in den Staaten Europas. Sie sind mit insgesamt
10 bis 12 Millionen Angehörigen die größte
Minderheit Europas. Nach dem jüngsten
Bericht der Europäischen Beobachtungsstelle
gegen Rassismus in Wien aus dem Jahre
2007 sind Roma und Sinti bis heute wie keine
andere Gruppe von gesellschaftlicher Aus-
grenzung und offenem Rassismus betroffen.
Trotz positiver Ansätze der internationalen
Gemeinschaft zur Verbesserung der Situation
werden Roma und Sinti auch 60 Jahre nach
dem nationalsozialistischen Holocaust in vielen
Ländern nicht nur diskriminiert, sondern
auch zu Opfern offener Gewalt durch Rechtsextremisten. Rassistische Gewalt und Propaganda gegen Roma und Sinti geht in manchen
Ländern oft sogar von staatlichen Stellen aus.
Straftäter aus dem rechtsextremistischen
Umfeld werden für Übergriffe oft nicht mit
der notwendigen Konsequenz zur Rechenschaft gezogen. Opfern wird in zahlreichen
Fällen Schadensersatz vorenthalten.
Ausgezeichnet werden Einzelpersonen,
Gruppen oder Institutionen vorrangig aus der
Mehrheitsbevölkerung, die sich in vorbildlicher
Weise für die Durchsetzung der Bürgerrechte
als ein Teil der Menschenrechte für Sinti und
Roma eingesetzt haben.
Dazu zählen auch politische Einflussnahme
und öffentliches Eintreten gegen diskriminierende Praktiken und Beiträge in den
Medien, bei Veranstaltungen und anderen
Gelegenheiten, die sich für die Respektierung
der Minderheit als gleich geachteter Teil der
Gesellschaft verwenden oder sich gegen
Formen von Benachteiligung und Stigmatisierung zur Wehr setzen.
Die diesjährige Preisträgerin ist die französische Politikerin und ehemalige Präsidentin
des Europäischen Parlaments, Simone Veil.
Simone Veil zeichnet in besonderem Maße
aus, dass sie sich mit als Erste gesellschaftlich und politisch für die Anerkennung der
Opfer des nationalsozialistischen Völkermordes an Sinti und Roma einsetzte.
Simone Veil nahm 1978 noch vor ihrem
offiziellen Amtsantritt als Präsidentin des
Europäischen Parlaments an der Gedenkkundgebung der Sinti und Roma im ehe-
maligen Konzentrationslager Bergen-Belsen
teil. Den Kampf der Sinti und Roma um ihre
Anerkennung als Opfer der rasseideologischen
Verfolgung durch die Nationalsozialisten bezeichnete Veil als „Kampf für die Menschenrechte“. Mit dieser ersten europäischen
Gedenkkundgebung und Simone Veils eindrucksvoller Rede wurde das öffentliche
Bewusstsein für das Verfolgungsschicksal
und das Leiden der Minderheit in der Zeit
des Nationalsozialismus geschaffen. Hier
wurde mit ziemlicher Sicherheit der Grundstein für die spätere Anerkennung des Völkermordes an den 500 000 Sinti und Roma im
nationalsozialistisch besetzen Europa durch
die ehemaligen Kanzler der Bundesrepublik
Deutschland, Helmut Schmidt und Helmut
Kohl gelegt.
Der Vorsitzende der Jury, Romani Rose, sagte:
„Simone Veil betonte, dass der nationalsozialistische Völkermord an den Sinti und
Roma, selbstverständlich ebenso wie der
Völkermord an den Juden, allein aus rassistischen Gründen erfolgte. Indem sie diese
Analogie und ihre Solidarität mit den Opfern
unter den Sinti und Roma bis heute immer
wieder betont, leistet sie einen wichtigen
Beitrag zur gesellschaftlichen Bewusstseinsbildung und Erinnerung. Ohne die durch
ihren Einsatz und ihre Funktion erzielte,
große öffentliche Wirkung hätte sich der
Verlauf der weiteren politischen Arbeit für
die Sinti und Roma kaum derart erfolgreich
gestalten können.“ Anlehnend daran würdigte
Manfred Lautenschläger die Rede Veils in
Bergen-Belsen als „Großtat und politisch
wegweisend für die weitere Entwicklung der
Arbeit für die Minderheit“.
Im Rahmen des Europäischen Bürgerrechtspreises der Sinti und Roma vergibt die
Manfred Lautenschläger-Stiftung zusammen
Fortsetzung >>
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41
PREISE
mit den Jurymitgliedern in diesem Jahr erstmalig zwei Sonderpreise. Mit diesen Auszeichnungen, die jeweils mit einer Summe
von 5.000 Euro dotiert sind, werden Angehörige
der Minderheit für ihr Engagement und ihren
Mut bei den Bemühungen für eine gesellschaftliche Gleichstellung von Sinti und Roma
geehrt.
Àgnes Daróczi erhält den Sonderpreis für ihre
herausragenden Verdienste als Menschenrechtlerin, Journalistin und Wissenschaftlerin.
Sie wird für ihr mutiges Engagement geehrt,
vor dem Hintergrund der akuten Bedrohungslage für die Roma-Minderheit in Ungarn
öffentlich gegen aktuelle Formen des Rassismus vorzugehen und damit ein gesellschaftspolitisches Signal zu setzen.
Andrea Bandyová, Denisa Bandyová, Lukáš
Bodek, Monika Bongilajová, Petr Danko,
Katrin Dzurková, Denisa Holubová , Sabrina
Holubová, Helena Kočková, Julius Mika,
Denisa Miková, Nikola Pechová, Michaela
Podraná, Martin Pokuta, Kristýna Rácová,
Veronika Šindelářová, Roman Suchý und Zina
Vaněrková erhalten die Auszeichnung für ihre
Courage und ihr Engagement, sich öffentlich
gegen Diskriminierung und Menschenrechtsverletzungen in der Tschechischen Republik
zur Wehr zu setzen. Indem sie ihr Recht auf
Gleichbehandlung bei der Schulbildung vor
dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte erfolgreich eingeklagt haben, schufen
sie einen Präzedenzfall, der künftig eine
diskriminierende Behördenpraxis gegenüber
Sinti und Roma in anderen europäischen
Mitgliedsstaaten des Europarates zu unterbinden hilft.
Romani Rose: „Mit der Vergabe des Europäischen Bürgerrechtspreises der Sinti und
Roma wollen wir auch an den Hungerstreik
von zwölf Sinti in der Gedenkstätte des
ehemaligen Konzentrationslagers Dachau an
Ostern 1980 erinnern. Dabei ging es um die
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PREISE
Anerkennung des Völkermordes an den im
besetzten Europa von den Nationalsozialisten
ermordeten Sinti und Roma. Außerdem
wandten sich die Streikenden gegen die
Methoden der rassistischen Sondererfassung
von Sinti und Roma bei Justiz- und Polizeibehörden auf der Grundlage der alten Aktenbestände aus der Nazizeit und teilweise mit
dem damaligen SS-Personal. Dieses Ereignis,
das auch in der internationalen Öffentlichkeit großes Aufsehen erregte, markiert den
Beginn der Bürgerrechtsarbeit der Sinti und
Roma in Deutschland und Europa und hat
wesentlich dazu beigetragen, dass sich die
Minderheitenangehörigen der Nachkriegsgeneration heute selbstbewusst für ihre
Rechte als deutsche Staatsbürger einsetzen.“
Autorenpreis
HEIDELBERGER STÜCKEMARKT
Seit 1984 findet der Dramatikerwettbewerb
(der gleichzeitig ein Theaterfestival ist)
„HEIDELBERGER STÜCKEMARKT - Forum
junger Autoren“ jeden Juni in Heidelberg
statt. Das Ziel ist es, junge Autoren zu
entdecken und zu fördern.
Aus Einsendungen von Verlagen, Schreiblehrgängen und ehemaligen Teilnehmern
werden sechs Werke aus dem deutschsprachigen Raum ausgewählt, sowie drei
Stücke aus dem jeweiligen Gastland nominiert.
In den Autorennächten werden die Texte durch
Mitglieder des Heidelberger Schauspielensembles gelesen. Die Fachjury, verstärkt
um den Vorjahressieger, vergibt den mit
10.000 Euro dotierten Autorenpreis des
HEIDELBERGER STÜCKEMARKT und einen
Innovationspreis. Weiterhin gibt es den Europäischen Autorenpreis und einen Preis des
Freundeskreises der durch das Publikum
bestimmt wird, und einen Ehrenpreis, der
2010 an Volkmar Clauß verliehen wurde.
Eines der Stücke wird im Theater Heidelberg
in der folgenden Saison uraufgeführt.
Der Rahmen für den Wettbewerb variiert und
entwickelt sich, so gibt es Gastspiele von
Uraufführungsinszenierungen deutschsprachiger Bühnen, eine Werkschau des
Vorjahrespreisträgers und seit 2001 die Vorstellung von Autoren und Theaterproduktionen
eines Gastlandes, welches 2010 Israel war.
Der Stückemarkt 2010 wird in die Geschichte
eingehen und voraussichtlich eine Debatte
zur Autorenförderung auslösen. Nach der
längsten Jurysitzung, die das Autorenfestival
je sah (neun Stunden), entschied die Jury
den Hauptpreis, den Innovationspreis und
den Preis für das Gastland Israel zusammenzulegen und auf alle neun Wettbewerbsteilnehmer zu verteilen. Das sind die israelischen
Autoren Yaron Edelstein, Roni Kuban und
Oded Liphshitz sowie die deutschsprachigen
Autoren Markus Bauer, Johan Heß, Ursina
Höhn, Azar Mortazavi, Eva Rottmann und
Juri Sternburg. Diese erhalten demnach neun
Förderpreise zu gleichen Teilen. Manfred
Lautenschläger hob das Preisgeld spontan
von 2.333 Euro auf 2.500 Euro pro Wettbewerbsteilnehmer an.
So kam dem Preis des Freundeskreises als
Preis des Publikums besondere Bedeutung
zu. Er zeichnete die junge deutsche Autorin
Eva Rottmann und ihr Stück „Unter jedem
Dach (ein ach)“ unter den Preisträgern noch
einmal besonders aus. Der Publikumspreis
wird aufgrund eines Votums der Zuschauer
nach strengen statistischen Kriterien vergeben. Alle neun Stücke wurden in szenischen
Lesungen vorgestellt.
Den Ehrenpreis des HEIDELBERGER
STÜCKEMARKT 2010 erhielt Volkmar Clauß,
ehemaliger Intendant des Heidelberger
Theaters, der 1996 den Autorenwettbewerb
als Herzstück des HEIDELBERGER
STÜCKEMARKT eingeführt hatte. Zuvor
hatte das Festival nur Gastspiele von Uraufführungen eingeladen. Volkmar Clauß setzt
sich zudem beispielhaft für die Theaterarbeit
in Israel und Palästina ein.
Die Jury, bestehend aus Christine Dössel,
Kritikerin der Süddeutschen Zeitung, dem
Künstlerischen Leiter des Dramenprozessors
Zürich, Erik Altorfer und Vorjahressieger
Nis-Momme Stockmann, erklärte ihre
Entscheidung wie folgt:
„Die Jury ist nach sehr langer Diskussion zu
dem Schluss gekommen, dass aus den zur
Auswahl stehenden Stücken keine derartig
herausragen, dass wir eindeutig und
konsensfähig die zu vergebenden Preise –
den Autorenpreis, den Innovationspreis und
den Europäischen Preis – verleihen können.
Wir haben daher beschlossen, um dem
fördernden Sinn des Wettbewerbs zu entsprechen, die Preissumme zwischen allen Autoren
zu teilen, sie „Förderpreis“ zu nennen und in
diesem Sinne zu vergeben.“
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WAS WURDE AUS...
WAS WURDE AUS…
Erfolge ehemaliger Projektpartner und Preisträger
Diese Rubrik möchte beispielhaft über Erfolge ehemaliger Projektpartner oder
Preisträger der Stiftung berichten - es besteht nicht der Anspruch, alle Erfolgsgeschichten zu erfassen.
Dieses Jahr wird über die Preisträger des MRN-Innovationspreises von 2001
berichtet. Der mit 25.000 Euro dotierte MRN-Innovationspreis wird alle zwei
Jahre an Forscher und Entwickler in der Metropolregion Rhein-Neckar verliehen, die durch herausragende Innovationen auffallen.
Im Jahre 2001 ging der erste Innovationspreis
der Metropolregion Rhein-Neckar (MRNInnovationspreis) an Dr. Markus A. Schill und
Dr. Clemens Wagner für das Projekt EyeSi,
einem Simulator für intraokulare Operationen 2002 folgte die Markteinführung der ersten
Produktgeneration von Eyesi auf dem Kongress der Deutschen Ophthalmologischen
Gesellschaft (DOG) in Berlin. Mittlerweile
hat sich dieser Augenoperations-Simulator
längst auf dem Markt etabliert. Obligatorisch
trainieren angehende Augenchirurgen die
„Katarakt-Operation“ gegen den grauen Star
an diesem Innovationsprodukt.
Die positiven Erfahrungen mit Eyesi lassen
darauf hoffen, dass Operationssimulatoren
für die Chirurgenausbildung zukünftig denselben Stellenwert erreichen wie Flugsimulatoren für die Pilotenausbildung.
Die positive Resonanz auf die Vorstellung des
Prototyps ermutigte die Wissenschaftler darin,
2001 die VRmagic GmbH zu gründen und den
Simulator in Serie zu fertigen. Heute wird Eyesi
weltweit in der Ausbildung eingesetzt. Neben
vitreoretinalen Eingriffen können mit Eyesi auch
Katarakt-Operationen trainiert werden.
Dass das Training mit Eyesi tatsächlich die
gewünschte Wirkung zeigt, belegt beispielsweise eine wissenschaftliche Studie mit
angehenden Augenchirurgen. Sämtliche
Testpersonen nahmen an zwei Wetlabs teil,
wo sie zunächst mit Tieraugen arbeiteten.
Dazwischen absolvierten einige Testpersonen
zwei Eyesi-Trainingskurse. Es zeigte sich, dass
diese Personen im zweiten Wetlab deutlich
bessere Resultate erzielten.
„Mit meiner Stiftung möchte ich kreative und innovative Personen dabei
unterstützen, ihre Idee zu verwirklichen.“
Dr. h. c. Manfred Lautenschläger
Für den Simulator spricht darüber hinaus,
dass Eyesi-Kursteilnehmer häufig so tief in
die virtuelle Realität eintauchen, dass sie die
umgebende reale Welt völlig vergessen.
Beispielsweise ziehen Chirurgen während
des Trainings manchmal ein Eyesi-Instrument
aus dem künstlichen Auge heraus und streifen
es anschließend an ihrer Kleidung ab, um
Gewebe von der Instrumentspitze zu entfernen – das aber nur in der virtuellen Welt
existiert.
(Von links) Dr. Markus Schill, Geschäftsführer der Firma VRmagic, Hans Geuder, Aufsichtsratsvorsitzender der GEUDER AG, Professor Dr. Gerd Auffarth, Kommissarischer Ärztlicher
Direktor der Heidelberger Augenklinik, Diplom-Volkswirtin Irmtraut Gürkan, Kaufmännische
Direktorin des Universitätsklinikums Heidelberg, Dr. Eckart Würzner, Oberbürgermeister der
Stadt Heidelberg, Volker Geuder, Vorstand der GEUDER AG, und Martina Pfister, Leiterin
Strategie und Unternehmensentwicklung der GEUDER AG, bei der Übergabe des Augenoperations-Simulators Eyesi.
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KURATORIUMSMITGLIEDER
Angelika Lautenschläger (Vorsitz)
Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Markus Büchler
Prof. Dr. Dr. h. c. Detlef Junker
Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Paul Kirchhof
Romani Rose
Dr. Volker Then
"Man sollte die Verantwortung, die einem auferlegt ist, wahrnehmen
und alle Möglichkeiten, die man finanziell hat nutzen, um zu helfen."
Dr. h. c. Manfred Lautenschläger
Dr. Matthias Zimmermann
www.manfred-lautenschlaeger-stiftung.de
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PORTRAIT DES STIFTERS
In der Begründung seines Engagements,
das in hohem Maße den Jüngsten unserer
Gesellschaft gewidmet ist, spannt Manfred
Lautenschläger gerne den Bogen zu seiner
Kindheit im Karlsruher Stadtteil Mühlburg.
Geboren am 15. Dezember 1938 wächst
er zunächst in Abwesenheit seines Vaters
auf, der erst nach Kriegsende zur Familie
zurückkehren kann und dann einen Berufsweg einschlägt, der ihn bis in die höchste
Beamtenbesoldungsstufe für Nichtakademiker führt. Er sieht es mit Freude, dass
sein Sohn Manfred von 1959 bis 1964 in
Freiburg, Hamburg und Heidelberg Rechtswissenschaften studiert und dort 1969 mit
dem zweiten juristischen Staatsexamen
abschließt. Dass dieser allerdings, anstatt
mit der schwarzen Robe im Gerichtssaal
zu wirken, lieber Versicherungen verkauft,
erzählt er seinem Vater erst, nachdem sich
belegen lässt, dass auch damit ein Lebensunterhalt gesichert werden kann.
„Manfred Lautenschläger ist ein Mäzen der Wissenschaft, des Sports und
der Kinder. In der kritischen Nachdenklichkeit über unser gegenwärtiges
Wirtschaftssystem tritt er uns als ein erfolgreicher Unternehmer vor Augen,
der in seiner Region verwurzelt ist, sein Unternehmen persönlich aufgebaut
und als Verantwortungseigentum geführt hat, der nunmehr über seine
Stiftung einen Teil seines Erfolges an die Allgemeinheit weitergibt. Hier wird
eine große Tradition wieder lebendig, nach der Unternehmer, Wissenschaftler
oder Künstler nachhaltig die Kultur pflegen und fördern, in der ihre Leistungskraft wurzelt.“
Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Paul Kirchhof
standsvorsitzender zieht er sich 1999 aus
dem operativen Geschäft zurück, übernimmt den Aufsichtsratsvorsitz der MLP AG
und gründet die Manfred LautenschlägerStiftung. Seither gilt seine Leidenschaft
dem Engagement für die Projekte seiner
Stiftung.
„Früher, da habe ich meine Phantasie eingesetzt, um Geld zu verdienen. Und heute macht
es mir halt Spaß, es sinnvoll auszugeben“.
Es entspricht seiner Lebenslogik, dass sich
in den Aktivitäten seiner Stiftung vieles
wieder finden lässt, was ihn auf seinem
Lebensweg geprägt hat. Dass seine Frau
Angelika, seine beiden Töchter und drei
Söhne eng eingebunden werden, hat zu
tun mit der Kraft der Werte, die er lebt und
seinen Kindern stets vermittelt: „Man sollte
die Verantwortung, die einem auferlegt ist,
wahrnehmen und alle Möglichkeiten, die
man finanziell hat nutzen, um zu helfen...“
Ein Pankreaskarzinom macht ihn 1980 zum
Diabetiker. Trotz einer radikalen Operation
liegt die Überlebensrate nur bei etwa einem
Prozent. Der leidenschaftliche Sportler
wiegt bei 1,86 Metern nur noch 63 Kilo –
und verhandelt über den Verkauf von MLP
an einen großen Versicherer. Dann trifft er
die Entscheidung weiterzumachen, ändert
seinen geschäftlichen Stil total und findet
nach über zwei Jahren zurück zur alten
Stärke und Belastbarkeit. Nach zehn
Jahren erfolgreichen Schaffens als Vor-
www.manfred-lautenschlaeger-stiftung.de
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DAS ENGAGEMENT IN ZAHLEN
Spenden in Euro 2010
Das Spendenaufkommen der Manfred
Lautenschläger Stiftung im Geschäftsjahr
2010 betrug insgesamt 3.617.324,70 Euro.
Es wurden 95 einzelne Projekte und
Vorhaben gefördert.
enden in Euro 2010
4%
19%
Völkerverständigung
Sport und Gesellschaft
Forschung und Wissenschaft
Gesellschaft und Kultur
Preise
sonstige
www.manfred-lautenschlaeger-stiftung.de
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