1,4MB - Schneeberg

Transcrição

1,4MB - Schneeberg
Schutzgebühr: 1,– EUR
Rainer Türk
Wanderungen
im fränkischen Odenwald
Schneeberg
Herausgeber:
Markt Schneeberg
Amorbacher Straße 1
63936 Schneeberg
Telefon 09373-9739-40
Telefax 09373- 9739-51
www.schneeberg-odenwald.de
Texte: Rainer Türk
Layout: Hubert Brunnengräber
Fotos: Markt Schneeberg
Weitere Informationen:
Odenwaldklub e.V.
Im Staatspark Fürstenlager
64625 Bensheim-Auerbach
Telefon 06251-855856, Fax 855858
www.odenwaldklub.de
Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald
Nibelungenstraße 41
64653 Lorsch
Telefon 06251-707990, Fax 7079915
www.geo-naturpark.de
Vorwort
Über die Frühgeschichte Schneebergs sind keine verlässlichen Angaben vorhanden. Sicherlich war das Tal schon lange vor der urkundlichen Ersterwähnung im Jahre 1237 bekannt und von durchziehenden
Menschen genutzt worden. Die geringen Bodenfunde aber lassen
nicht den Schluss zu, dass in dem engen und vermutlich versumpften
Tal gesiedelt wurde. Dazu waren die mageren Sandsteinböden und
der eingeengte Siedlungsraum zu unwirtlich und abweisend. Selbst
aus römischer Zeit sind kein Gutshof und noch weniger eine Siedlung nachweisbar. So dürfte der Siedlungsbeginn erst nach der Gründung des Klosters Amorbach im 8. Jahrhundert durch die dortigen
Benediktinermönche erfolgt sein. Da der Klosterhof in Amorbach zur
Versorgung aller Klosterangehörigen nicht ausreichte, mussten in der
näheren Umgebung Fronhöfe zur Versorgungsgrundlage des Klosters
angelegt werden. Man kann also davon ausgehen, dass mit einem
solchen Klosterhof die Dorfbildung ihren Anfang nahm.
Die urkundliche Ersterwähnung von Schneeberg im Jahre 1237 bezieht sich nämlich auf Güter des Klosters, die ein gewisser „Cunradus
de Wilinbach“ inne hatte und die in ein Erblehen umwandelt wurden.
Besiegelt wurde diese Urkunde von Konrad von Dürn, dem Vogtherrn
des Klosters.
1168 hatte Kaiser Friedrich I. Barbarossa die Vogtei über das
Kloster Amorbach einem engen Vertrauten, Ruprecht von Dürn,
übertragen. Aber schon 100 Jahre später, 1271, verkaufte Ulrich III.
Burg Wildenberg mit der oberen Zent und ein Jahr später Stadt und
Zent Amorbach dem Mainzer Erzbischof Werner von Eppstein. Burg
Wildenberg wurde mainzischer Amtssitz und aus der einstigen stolzen Ritterburg wurde ein Verwaltungszen­trum der fünf Amorbacher
3
Zenten. Die beiden Dörfer Schneeberg und Weilbach mussten bereits
vorher schon verpfändet worden sein, denn Ulrich III. verzichtete in
der Verkaufsurkunde von Amorbach auf ein Rückkaufrecht. Damit
wurde mit dem Verkauf der Klostervogtei das Erzstift Mainz neuer
Landesherr, auch über Schneeberg.
Der Name „Schneeberg“ war Anlass zahlreicher Diskussionen. Fest
steht, dass er nichts mit dem winterlichen Schnee zu tun hat. Auch
steht er nicht im Zusammenhang mit der Legende der „Mutter Gottes
auf dem Holderstock“, wonach es mitten im Sommer geschneit haben
soll und dass man das Muttergottesbild mehrmals durch den Schnee
getragen habe, ohne Fußspuren zu hinterlassen.
Der Ortsname „Schneeberg“ ist abgeleitet von dem mittelhochdeutschen Wort „sneite“ und bedeutet „durch den Wald gehauener
Weg“. Gemeint ist eine Schneise zwischen den steil ansteigenden
Hängen und dem engen Marsbachtal. „Sneite“ entwickelte sich im 13.
und 14. Jahrhundert über „Sneiteberc“ und „Sneiteberg“ zu Schneeberg.
1445 wurde die erste Kirche in Schneeberg errichtet. Vermutlich entstand zu dieser Zeit auch die Wallfahrt zur „Mutter Gottes
auf dem Holderstock“. Vermutete Unterlagen über ihre Entstehung
sind mit zahlreichen weiteren Dokumenten im Dreißigjährigen Krieg
verbrannt. Ein erster Bericht über diese Wallfahrt bezieht sich auf
eine Untersuchung des Würzburger Fürstbischofs Rudolf von Scherenberg, der ihr einen 40tägigen Ablass gewährt. Die Zunahme der
Wallfahrer machten bald danach den Bau einer neuen Kirche notwendig. 1473/74 wurde eine neue gotische Wallfahrtskirche errichtet,
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die den ersten Bau von 1445 völlig ersetzte. 1521 baute man dann
für das Gnadenbild eine eigene Kapelle an der Südwand der Kirche.
Der Hochaltar bildete das Zierstück der Kapelle. Auf ihm sind die heiligste Dreifaltigkeit, die Erlösung und die Heiligenverehrung dargestellt. Seitlich stehen die überlebensgroßen Statuen St. Urbans und St.
Martins. Verbunden mit der Errichtung der Gnadenkapelle ist die Legende der „Mutter Gottes auf dem Holderstock“ und das Gnadenbild
der Madonna. Der Überlieferung nach soll das ursprünglich auf dem
Hochaltar der Kirche stehende Bild allmorgendlich außerhalb der Kir-
che auf einem Holderstock gefunden worden sein. Nach zweimaligem
Zurückbringen habe man vergeblich Asche gestreut, um Fußspuren
der Übeltäter zu entdecken. Als dann noch mitten im Sommer um
den Holderstock Schnee fiel, beschloss man an der Außenwand der
Kirche den Bau einer Kapelle, die den Holderstock mit einbezog. In der
Folgezeit wurden Gebetserhörungen bekannt, von denen einige, in Öl
gemalt, die Gnadenkapelle schmücken. 1862 setzte man das Gnadenbild in einen Glasschrein und stellte ihn an seinem heutigen Standort
auf. Der Altar in der Kapelle zeigt im Mittelfeld Mariae Unbefleckte
Empfängnis, seitlich der Säulen Joachim mit der Bibel und Anna mit
dem Kind Maria. Im Giebel ist die Krönung der Gottesmutter durch
die Dreifaltigkeit dargestellt. Die Wallfahrt konzentriert sich auf 2
von 7 feierlich begangenen Marienfesten am 8. September und am
21. November. 1944 versprach man, diese beiden Tage als Hochfeste
zu begehen, wenn Schneeberg vor Kriegsschäden verschont bliebe,
was dann auch eintrat.
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Während im 17. Jahrhundert viel für die Innenausstattung der Kirche
getan wurde, standen im 18. Jahrhundert erneut bauliche Veränderungen im Vordergrund. 1718 wurde das Kirchenschiff verlängert und
1754 Chorgewölbe und Chorbogen erhöht. Durch Erweiterung der
Fensternischen konnte man dem Verlangen des Barocks nach mehr
Licht entsprechen. Anfang des 20. Jahrhunderts erwog man einen
völligen Kirchenneubau, bei dem man auch unterschiedliche Standorte in die Überlegungen mit einbezog. Letztendlich aber entschied
man sich für einen Erweiterungsanbau, wodurch die Kirche ihre eigenwillige Gestalt erhielt.
Anfang des 16. Jahrhunderts wurden Luthers Gedanken von der
christlichen Freiheit von den armen und ausgebeuteten Bauern in ihrem Sinne interpretiert und führten zum Aufstand. Im Frühjahr 1525
zog der „helle Haufen Ottenwalds und Neckarthals“ unter Führung
von Götz von Berlichingen an Schneeberg vorbei nach Amorbach.
Mehrere Tage lagerten die Bauern in der Stadt, plünderten das Kloster,
überfielen die Propstei auf dem Gotthardsberg und brannten diese
ebenso nieder wie Burg Wildenberg, dem Verwaltungssitz des Mainzer
Amtsmannes.
Der Dreißigjährige Krieg mit Mord, Brandschatzungen und Pest
hinterließ auch in Schneeberg große Verwüstungen. Am Ende der
Kriegswirren lagen die meisten Huben wüst.
Am 25. August 1724 tobte eine Feuersbrunst in Schneeberg und
legte den größten Teil der Häuser in Schutt und Asche. Noch Jahrzehnte später sah man immer noch in diesem Unglück die Ursachen
von Armut und Verschuldung.
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In napoleonischer Zeit erfolgte 1803 durch den Reichsdeputationshauptschluss die Auflösung aller geistlichen und weltlichen Territorien.
Die Adelshäuser, die ihre linksrheinischen Besitzungen an Frankreich
abtreten mussten, wurden durch ehemaligen Kirchen- und Klosterbesitz entschädigt. So erhielt Fürst Carl Friedrich Wilhelm große Teile
vom ehemaligen Mainzer und Würzburger Kirchenbesitz zwischen
Main und Neckar zugewiesen. Die Mönche mussten die Abtei verlassen, und der Fürst richtete seine Residenz in den Klostergebäuden
ein. Damit endete für Schneeberg die fast 600 Jahre währende Herrschaft von Kurmainz und die noch viel ältere des Klosters Amorbach.
Zur Durchführung seiner Verwaltungsaufgaben ließ der Fürst eine
umfassende Bestandsaufnahme durchführen. Sie bezog sich auf alle
Einwohner und Familien, ihr Alter, ihren Beruf und ihren Besitz. Aber
schon drei Jahre später verlor der Fürst seine politische Souveränität
und in rascher Folge wurde Schneeberg 1806 badisch, 1810 hessisch
und 1816 schließlich bayerisch. Die Verwaltung der Leiningschen Besitzungen verblieb in Amorbach.
Heute ist Schneeberg mit seinen beiden Ortsteilen Hambrunn
und Zittenfelden eine in idyllischer Umgebung eingebettete liebenswerte Wohngemeinde mit rund 2000 Einwohnern. Zwei Drittel der
Gemarkungsfläche sind Wälder mit einem dichten und gut markierten Wanderwegenetz.
Die Darstellung dieser Wanderwege finden Sie in der topographischen Wanderkarte des Geo-Naturparks BergstraßeOdenwald und des Odenwaldklubs im Maßstab 1: 20 000
TF 20-11 „Fränkischer Odenwald“.
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Bildstöcke, Kreuze und Kapellen
Die Verbreitungsdichte von
Bildstöcken, Kreuzen und
Kapellen sind im fränkischen
Odenwald, dem uneinge­
schränkten Einflussbereich
der Bistümer Mainz und
Würzburg, besonders groß.
Hier konnten sich Ausdrucks­
formen des katholischen
Glaubens ungehindert ver­
breiten.
Anlässe zur Setzung von Bild­
stöcken sind vielfältig. Wie
bei den Kreuzen könnte es
eine in einem Sühnevertrag
eingebundene Verpflichtung
gewesen sein, wonach der
Täter neben finanziellen Ent­
schädigungen an die Familie
des Getöteten auch die Buße
auferlegt bekam, zum Geden­
ken an den Verstorbenen ein
Kreuz oder einen Bildstock zu
errichten. Ein weiterer Anlass
war das Bewahren des An­
denkens an einen Toten, für
dessen Seelenheil man eine
Betstätte schaffen wollte.
Auch das eigene Seelenheil
sowie der Wunsch um Schutz
für Hab und Gut war vielfach
Anlass für derartige Steinset­
zungen.
Stand der Bildstock am Dorf­
eingang, so sollte das Dorf
vor ­Krankheiten, Seuchen,
Feuer oder anderem Unheil
geschützt werden. Ähnliches
galt für den Standort vor
einem Hof oder auf einer
Brücke. Bevorzugter Standort
in der Feldflur, wenn nicht die
Erinnerung an ein tragisches
Geschehen bewahrt werden
sollte, waren viel begangene
Wegkreuzungen, um die
Vorübergehenden zur Rast
und einem kurzen Gebet an­
zuhalten. Auch erhoffte man
sich Schutz der Feldflur vor
Unwetter und Verwüstungen.
Der ursprüngliche Standort
ist somit wesentlicher Teil der
Identität eines Bildstockes.
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Besinnliche Wanderung
rund um Schneeberg
Beste Wanderzeit: Ganzjährig
Ausgangspunkt: Schneeberg, Kirche
Markierung:
S1
Ort
km
Zeit Höhe
Schneeberg
0,0
0:00
170
Kapellen zur 2,6 0:55 170
schmerzhaften Mutter Gottes
Familienkapelle
Schneeberg
2,9
1,5
0:55 220
0:25 170
Gesamtstrecke
7,0
2:15
Informationen
Seit dem Mittelalter ist Schneeberg als Wallfahrtsort zur „Hl. Muttergottes auf dem Holderstock“ bekannt. Der örtliche Rundweg S 1 folgt
auf weiten Strecken dem Schneeberger Meditationsweg. Von der Kirche führt er zur Marsbachbrücke mit der Brücken-Madonna und von
dort weiter zur Kreuzigungsgruppe am Hofweg. Hinter dem Hofweg
biegen wir rechts ab und folgen dem Rundweg S 1 durch die Talaue
über den Saubach und gehen auf dem Totenweg Richtung Amorbach.
Am Friedhof überqueren wir die Straße und kommen zur Kapelle zur
schmerzhaften Mutter Gottes.
Diese im 18. Jahrhundert errichtete Kapelle war Ziel früherer Flurprozessionen. Die klassizistische Sandsteinpiëta dürfte um 1770 entstanden sein. Von dort gehen wir hinauf zum Sommerberg, dem ehemaligen Weinbaugebiet von Schneeberg. Im Wald kommen wir an einen
alten Bildstock. Bis in die 1980er Jahre stand er an der Neudorfer
Steige. Er ist umrankt mit dem Mord an einer armen Witwe (siehe Seite 13). Weitere Stationen des Meditationsweges sind ein Sandsteinkreuz von 1867 in der Roscheklinge, die Dreifaltigkeitskapelle an der
Rippberger Straße, die Meditationsgruppe am Radweg nach Rippberg
und die Familienkapelle an der Hambrunner Straße.
Sie wurde 1964 als Ziel der jährlichen Flurprozessionen errichtet. Von
dort führt der Weg über das Schützenhaus zurück nach Schneeberg.
Schwierigkeit: leicht
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Auf alten Mönchspfaden
Wanderung zum Gotthardsberg
Beste Wanderzeit: März – November
Ausgangspunkt: Schneeberg, Rathaus
Markierungen:
S2–V–A2–L–S2
10
Ort
km
Zeit Höhe
Schneeberg
0,0
0:00
Fuß-Pils-Hütte
2,7
1:05 415
Gotthardsberg
2,8
0:50 303
Bürgerpark
1,2
0:20 155
Albertanlage
0,8
0:15 165
Schneeberg
1,5
0:30
Gesamtstrecke
9,0
3:00
170
170
Informationen
Vom Rathaus folgen wir der örtlichen Markierung S 2 die Straße abwärts. Hinter der Kirche biegen wir „Im Seifen“ links ab und gehen
steil bergauf. Im Wald überqueren wir die Fahrstraße nach Neudorf
und biegen an der zweiten Kreuzung mit dem Verbindungsweg „V“
links ab. Er bringt uns hinauf zur „Fuß-Pils-Hütte“.
Von hier folgen wir dem örtlichen Rundweg A 2 nach links zur
Sattelhütte.
Vom Turm der 1956 restaurierten dreischiffigen Pfeilerbasilika hat
man einen unvergesslichen Rundblick, der zu den schönsten im Odenwald gerechnet wird. Vom Gotthardsberg folgen wir dann dem geologischen Wanderweg „L“ von Amorbach hinab zum Bürgerpark.
Der Bürgerpark wurde 1969 zur Belebung des Fremdenverkehrs angelegt. 2008 gründete sich eine Bürgerinitiative mit dem Ziel, diesen
Park durch einen kultur-historischen und geologischen Lehrpfad wieder verstärkt in das Bewusstsein der Bevölkerung zu rufen. Unser Weg
führt durch den Bürgerpark zur Albertanlage.
Dieser Rast- und Ruheplatz ist benannt nach seinem Stifter Heinrich
Albert und wurde Ende des 19. Jahrhunderts vom Verschönerungsverein Amorbach eingerichtet. Von der Albertanlage geht es mit dem
Rundweg A 2 den Serpentinenpfad aufwärts. Beim Zusammentreffen
mit dem Rundweg S 2 gehen wir mit diesem nach rechts zurück an
unseren Ausgangspunkt.
Schwierigkeit: mittel
11
Der Gotthardsberg
Als Kaiser Otto III. das ehemals reichsunmittelbare Benediktinerkloster
Amorbach dem Bischof von Würzburg unterstellte, setzte dieser zum
Schutz und zur Verwaltung Vögte ein. So entstand auf dem Frankenberg oberhalb von Amorbach eine Befestigungsanlage.
1138 beschloss Kaiser Friedrich Barbarossa auf dem Reichstag in
Würzburg die Schleifung der Burg Frankenberg, da von ihr eine Bedrohung des Klosters Amorbach ausging. Des Weiteren verfügte er, dass
­die­se Bergkuppe niemals wieder befestigt werden dürfe. Nur die dem
hl. Godehard geweihte Kapelle blieb erhalten. Sie wurde der Abtei
Amorbach übereignet, die dort ein Nonnenkloster errichtete und den
Berg fortan „Gotthard“ nannte. Die Vogtei über das Kloster Amorbach
übertrug der Kaiser seinem treuen Gefolgsmann Ruprecht von Dürn.
Als sein Enkel, Konrad von Dürn, 1236 das Zisterzienserinnenkloster
Seligenthal gründen und 1244 die Nonnen vom Gotthardsberg dorthin umsiedeln ließ, um an alter Stelle erneut eine Befestigungsanlage
zu bauen, geriet er in Konflikt mit Kaiser und Papst und musste die
Benediktinerinnen wieder auf den Gotthardsberg zurückkehren lassen. Im 15. Jahrhundert verlor das Kloster immer mehr an Bedeutung
und wurde 1439 schließlich aufgelöst.
Sein Besitz wurde der Abtei zugeschlagen. Im Bauernkrieg brannten die Aufständischen 1525 den Gotthard völlig nieder. 1628 ließ
Abt Erhard Laiendecker die Ruine wieder aufbauen. 1714 traf die neu
errichtete Basilika ein Blitz und brannte erneut aus. 1956 wurde die
Ruine restauriert und erhielt ein Dach, um den Bau vor weiterem
Verfall zu schützen.
12
Vom Ölantoni und dem heilkräftigen Warzenstein
Der Ölantoni
In Reichartshausen verklagte ein Bauer seine Nachbarin, eine Witwe,
weil er glaubte, ihre Schutzlosigkeit ausnutzen zu können. Die Frau
gewann jedoch diesen Prozess. In seiner Wut verfolgte der Bauer auf
dem Heimweg vom Amorbacher Gericht die Nachbarin und schlug so
lange auf sie ein, bis sie verstarb. Als die Tote gefunden wurde, kannte
man auch bald den Täter. Das Gericht ließ den Bauern herbeibringen
und ihn die Leiche berühren. Daraufhin zeigten sich auf der Stirn der
Toten Bluttropfen, wodurch der Bauer der Tat überführt war. Man
erzählt, dass der Ölantoni, so der Name des Bauern, noch heute in den
Wäldern zwischen Amorbach und Rei­chartshausen umhergeistert.
Der Warzenstein
Auf halben Weg von Schneeberg nach Neudorf kommt man an der
Neudorfer Steige an einem einzigartigen Bildstock vorbei, der auf den
ersten Blick gar nicht als ein solcher zu erkennen ist. Ihm werden heilende Kräfte zugesprochen. Es heißt, dass vom Bildstock abgeschabtes
Steinmehl beim Auflegen Warzen verschwinden lässt. Der ganze Bildstock ist daher rundherum abgeschabt, und sein derzeitiges Aussehen
ähnelt mehr einem versteinerten Baumstamm als einem Bildstock.
Dieser Bildstock wird auch mit dem Mord an einer armen Witwe in
Zusammenhang gebracht.
13
Vom Ölantoni und dem heilkräftigen Warzenstein
Wanderung zur Fuß-Pils-Hütte
Beste Wanderzeit: März – November
Ausgangspunkt: Schneeberg, Rathaus
Markierungen:
S2–A3–S2
14
Ort
km
Zeit Höhe
Schneeberg
0,0
0:00
Warzenstein 1,4
0:30 340
Neudorf
0,7
0:15 436
Fuß-Pils-Hütte
1,5
0:30
Schneeberg
2,6
0:45 170
Gesamtstrecke
6,2
2:00
170
415
Informationen
Vom Rathaus folgen wir der örtlichen Markierung S 2 die Straße abwärts an der Kirche vorbei und biegen wenig später links ab. Der Weg
führt steil aufwärts in den Wald. Dort gehen wir auf einem schönen
Waldweg weiter bergauf zu einem ungewöhnlichen Bildstock, den
Warzenstein.
Dem Volksglauben nach soll von diesem Bildstock abgeschabtes Steinmehl beim Auftragen Warzen verschwinden lassen. Das Aussehen des
Bildstockes ähnelt daher mehr einem versteinerten Baumstamm. Vom
Warzenstein gehen wir den Waldweg weiter aufwärts nach Neudorf.
Kurz vor Dorfeingang verlassen wir den Rundweg S 2 und biegen mit
dem Rundweg A 3 links in den Feldweg ein. Dieser Höhenweg bietet
eine schöne Aussicht auf die Umgebung. Etwa 10 Minuten nach Wald­
eintritt kommen wir im Kreuzungsbereich an die „Fuß-Pils-Hütte“.
An der Hütte stoßen wir auch wieder auf den Rundweg S 2 und
folgen ihm nach links hinab nach Schneeberg. Im mittleren Wegabschnitt ist dies ein abwechslungsreicher Waldpfad mit stellenweise
schönen Ausblicken auf Amorbach und ins Morretal.
Schwierigkeit: Anstieg
15
Zeitreise in die Vergangenheit
Odenwälder
Freilandmuseum
Wanderung zum Odenwälder
Freilandmuseum
1983 war das Land BadenBeste Wanderzeit: April – Oktober
Württemberg auf der Suche
Ausgangspunkt:
Schneeberg, Rathaus
nach einem Standort für ein
Markierung:
S3
regionales Freilandmuseum
im nordbadischen Raum. Die
Wahl fiel auf ein Grundstück
am Gottersdorfer See, der
schon im 14. Jahrhundert vom
Ort
km Zeit Höhe
Kloster Amorbach als Fischteich angelegt worden war.
Absicht war es, Einblicke in die Schneeberg
0,0 0:00 170
frühere ländliche Lebens- und
Arbeitswelt zu vermitteln. Es
sollte ein repräsentatives
Dorf entstehen, in dem alle
sozialen Schichten, vom
Tagelöhner bis zum GroßbauDreifaltigkeitsstein3,4 1:15 420
ern, im richtigen Verhältnis
zueinander vertreten waren.
Zur Bannbreite der 16 bereits
fertiggestellten Gebäude
gehören ferner die örtliche
Postagentur, die Landschusterei, die Schmiede und weitere
Handwerksbetriebe, die auf
Gottersdorf
2,0 0:35 357
dem Land unverzichtbar waren. Auch die Einrichtungen
entsprechen dem früheren
Lebensstandard. Der Besucher
lernt die tägliche Arbeit der
bäuerlichen Familie, des Handwerkers, Tagelöhners, Dorfhirten oder der Dorfhebamme
kennen. Das Freilandmuseum
Schneeberg
7,0 2:10 170
dokumentiert ländliche Kulturgeschichte in Verbindung
Gesamtstrecke 12,4 4:00
zur Sozialgeschichte und zeigt
unter welch schwierigen Umständen die Landbevölkerung
früher zurechtkommen musste.
Geöffnet ist das Museum vom
1. April bis zum 1. November
ab 10 Uhr; montags Ruhetag.
Vom Mai bis September finden
jeweils am 3. Wochenende
Handwerks- und Brauchtumstage statt.
16
Informationen
Vom Rathaus folgen wir dem Rundweg S 3 an der Kirche vorbei und
biegen in die Bahnhofstraße links ein. Jenseits der Bahnlinie halten
wir uns an der Wegegabel links. Kurz vor der badisch-bayerischen
Grenze kommen wir zum Dreifaltigkeitsstein.
Der Dreifaltigkeitsstein ist Ausdruck der tiefen Frömmigkeit in der
Region. Er symbolisiert das christliche Dogma von der Einheit von
Vater, Sohn und Heiligen Geist. Dem Vater wird die Schöpfung, dem
Sohn die Erlösung und dem Heiligen Geist die Heiligung zugesprochen. Vom Dreifaltigkeitsstein folgen wir unserer Markierung weiter
nach Gottersdorf.
Gottersdorf wurde in den Amorbacher Protokollen erstmals im 13.
Jahrhundert als Rodungssiedlung erwähnt. Alleiniger Grundherr war
zunächst das Kloster. Später hatten auch Adelsfamilien hier zeitweilig
Besitz. Über Jahrhunderte aber blieb dieser Ort ein kleiner unbedeutender Weiler. Erst mit der Einrichtung eines Odenwälder Freilandmuseums begann ein Aufschwung, der bis heute anhält. Nach Besichtigung der Museumshäuser folgen wir unserem Rundweg S 3 am Hang
des Sommerberges entlang zurück nach Schneeberg.
Schwierigkeit: mittel
17
Auf verschwiegenen Waldwegen
Hambrunn
Wanderung von Schneeberg
nach Hambrunn
Hambrunn ist, wie die anderen
Dörfer rund um Amorbach,
Beste Wanderzeit: Ganzjährig
eine frühmittelalterliche
Ausgangspunkt:
Schneeberg, Rathaus
Rodungssiedlung der Abtei.
Markierung:
S5
1346 wurde der Ort erstmals
in einer Verkaufsurkunde erwähnt. Der Ritter Gundelwin
und seine Brüder Dietherich
und Eberhard verkauften ihren
Besitz an das Kloster. Im 15.
Ort
km Zeit Höhe
Jahrhundert war das Dorf
zweigeteilt, wobei eine Hälfte
Schneeberg
0,0 0:00 170
dem Kloster, die andere den
Rüdt von Collenberg gehörte.
Aufgrund von Besitzabrundungen zwischen Mainz und
Würzburg wurde Hambrunn
1680 in die neu geschaffene
würzburgische Zent Rippberg
eingegliedert und unterstand
politisch dem Bistum Würzburg, blieb jedoch Filiale der
Pfarrei Amorbach und damit
im Mainzischen Diözesenverband.
Hambrunn
2,5 1:10 448
1803 wechselte erneut die
Herrschaft, und Hambrunn
wurde in das Fürstentum
Leiningen eingegliedert. Nach
dessen Souveränitätsverlust
wurde der Ort in rascher Folge
1806 badisch, 1810 hessisch
und 1816 schließlich bayerisch.
1975 verlor Hambrunn seine
kommunale Selbstständigkeit und wurde zusammen
mit Zittenfelden Ortsteil von
Mittlerer Berg
3,0 0:50 350
Schneeberg.
1927 wurde eine eigene Kirche
eingeweiht, um den Bewohnern den mühseligen Kirchweg
nach Schneeberg zu ersparen.
Von der einfachen InnenSchneeberg
5,5 1:45 170
ausstattung beeindrucken
vor allem der Flügelaltar, der
Altartisch sowie eine sehensGesamtstrecke 11,0 3:45
werte Kreuzigungsgruppe.
18
Informationen
Vom Rathaus folgen wir dem örtlichen Rundweg S 5 die Straße abwärts. Hinter der Wallfahrtskirche biegen wir rechts ab und überqueren den Marsbach mit der Brückenmadonna. Diese Marienfigur
aus dem Jahre 1858 stand ursprünglich vor dem alten Rathaus und
wurde 1973 bei der Einweihung der Brücke an die heutige Stelle versetzt. Von der Brücke gelangen wir zur Kreuzigungsgruppe am Hofweg. Hinter dem Abzweig nach Hambrunn biegen wir am Friedhof
links ab und folgen dem Wanderweg aufwärts zum Schützenhaus. An
der Weggabel unterhalb der Straße nach Hambrunn folgen wir dem
Wanderweg nach links über die Straße bergauf nach Hambrunn.
Kurz vor dem Ortseingang steht an dem Hambrunner Pfad ein Bildstock von 1601. Auf diesem inschriftlosen Stein sind zwei Pflugscharen abgebildet. Die Sage berichtet von 2 Buben, die auf ihrem Weg
nach Schneeberg, um dort die Flugscharen schärfen zu lassen, in
Streit gerieten, wobei der eine den anderen mit der Flugschar tötete.
Der Wanderweg führt dann längs durch den Ort. Am Ortsende biegen wir rechts ab und folgen der Markierung über die Hochfläche in
den Wald und von dort bergan zum Mittleren Berg oberhalb von
Zittenfelden.
Am Mittleren Berg biegen wir mit unserem Rundweg im spitzen
Winkel rechts ab und laufen einen abwechslungsreichen Waldweg
durch die Mausklinge und die Heiligenklinge am Heideberg zurück
nach Schneeberg. An der Hambrunner Straße mündet der Weg wieder
in die alte Streckenführung vom Hinweg, und wir gehen über das
Schützenhaus zurück an unseren Ausgangspunkt.
Schwierigkeit: mittel
19
Von Recken, Wilderern und Gendarmen
Wanderung zur Siegfriedquelle und zur Karre-Franz-Höhle
Beste Wanderzeit: März – November
Ausgangspunkt: Schneeberg, Rathaus
Markierungen:
S6–Z1–S6
Ort
km
Zeit Höhe
Schneeberg
0,0
0:00
Zittenfelder Quelle
3,0
1:00 230
Zittenfelden
2,5
0:45 200
Karre-Franz-Höhle1,4
0:30 260
Schneeberg
3,7
1:15
10,6
3:30
Gesamtstrecke
20
170
170
Informationen
Vom Rathaus folgen wir der Markierung S 6 die Straße abwärts. Hinter der Wallfahrtskirche biegen wir rechts ab und überqueren den
Marsbach. Wenig später gabelt sich unser Rundweg und wir folgen
ihm nach rechts in das reizvolle Morretal. Auf einem schönen Waldrandweg, der in einen Waldpfad mündet, erreichen wir die Zittenfelder Quelle.
Diese Quelle ist auch unter dem Namen Siegfriedquelle bekannt. Hier
soll Hagen vor gut 1600 Jahren Siegfried meuchlings ermordet haben.
Von dort folgen wir dem Rundweg Z 1 unterhalb der Schutzhütte
vorbei zu den Wolfstannen, den mächtigsten Weißtannen im bayerischen Odenwald, und von dort weiter nach Zittenfelden.
Von Zittenfelden laufen mit der Markierung S 6 ein kleines Stück auf
der Fahrstraße in Richtung Schneeberg und biegen dann rechts von
der Straße ab. Im Wald kommen wir zur Karre-Franz-Höhle, eines
seiner zahlreichen Verstecke.
Ständig auf der Flucht vor Jägern und Gendarmen, hatte er seine Verstecke in alten Steinbruchhütten, einsamen Scheunen oder in selbst
eingerichteten Höhlen, die weit verstreut lagen. Dennoch konnte
der Karre-Franz eines Tages gefasst werden und wurde zu 18 Jahren
Zuchthaus verurteilt, die er in Erbach absitzen musste. Dort erlernte
er das Korbflechten und wurde wegen guter Führung zwei Jahre früher entlassen. Von der Höhle laufen wir noch ein Stück bergauf und
gehen dann auf schönen Waldpfaden und Waldwegen zurück nach
Schneeberg.
Schwierigkeit: mittel
21
Der Karre-Franz
Die soziale Not der ländlichen Bevölkerung im 19. Jahrhundert hatte
viele Bauern und Tagelöhner gezwungen, Gesetze zu übertreten. Auch
das durch die französische Revolution verbreitete neue Gedankengut
„Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ begünstigte dieses Verhalten. Das
Gefühl zu nehmen, was andere im Überfluss besaßen, wurde nicht
mehr als Unrecht erachtet. So war das Wildern in den herrschaftlichen Wäldern weit verbreitet.
Franz Schmitt, den alle nur den „Karre-Franz“ nannten, da er mit
seinem Karren in die Städte fuhr, um dort Holzkohle zu verkaufen,
verdiente sich als Köhler sein tägliches Brot. Seine Leidenschaft war
das Wildern. Manches Stück Wildbret verschenkte er an die Armen
und gerne verglich man ihn mit dem Schinderhannes, der den Reichen nimmt, den Armen gibt und mit den Gendarmen Katz und Maus
spielt. So erzählt man sich folgende Geschichte:
Auf der Flucht vor Gendarmen fand der Karre-Franz abends Unter­
schlupf in einer einsamen Feldscheune. Müde streckte er sich auf dem
Heuboden aus, ohne zu ahnen, dass seine Verfolger ganz in der Nähe
waren. Auch sie, müde von der Verfolgung, beschlossen in der Scheune zu übernachten. Der Karre-Franz wurde alsbald durch das Schnarchen der Gendarme geweckt. Dennoch blieb er seelenruhig bis zum
Morgen auf seinem Lager liegen. Beim Morgengrauen stieg er leise
vom Heuboden herab, betrachtete schmunzelnd die beiden Gendarme
und schrieb mit ungelenker Hand: „Ihr habt so laut geschnarcht, dass
ich schon etwas früher gegangen bin. Euer Karre-Franz“.
22
Das Nibelungenlied
Die wohl bekannteste mittelalterliche Heldendichtung, das Nibelungenlied, hat für den Odenwald eine besondere Bedeutung. Hier soll
vor gut 1600 Jahren Siegfried von Hagen meuchlings ermordet worden sein.
Das Nibelungenlied wurde um 1200 von einem unbekannten
Dichter geschrieben. Der Dichter verknüpft die mythischen Sagen von
Brünhild und Siegfried mit historischen Ereignissen vom Untergang
der Burgunden durch die Hunnen.
Siegfried erfährt von Sängern von Kriemhilds Schönheit und beschließt, um sie zu werben. Doch König Gunther will nur dann in die
Hochzeit einwilligen, wenn Siegfried ihm vorher hilft, Brünhild, die
Königin von Island, als Frau zu gewinnen. Mit Hilfe seiner Tarnkappe gelingt es Siegfried, Brünhild für Gunther zu besiegen. In Worms
wird Doppelhochzeit gefeiert. In der Hochzeitsnacht verweigert sich
Brünhild ihrem Gemahl. Siegfried nutzt ein letztes Mal die Tarnkappe,
um die Kraft von Brünhild zu brechen und ihr Gürtel und Ring zu
nehmen.
Viele Jahre später folgen Siegfried und Kriemhild einer Einladung
nach Worms. Beim Betreten des Domes kommt es zwischen beiden
Königinnen zum Streit, wer von ihnen als Ranghöchste zuerst den
Dom betreten dürfe. Da zeigt Kriemhild Gürtel und Ring und Brünhild
erfährt, wer sie in der Hochzeitsnacht bezwungen hat. Hagen von
Tronje beschließt seine Herrin zu rächen. Unter dem Vorwand, Siegfried in einem erneuten Krieg gegen die Sachsen und Dänen besser
beschützen zu können, bittet er Kriemhild, die verletzliche Stelle von
Siegfried auf dessen Gewand zu markieren. Statt in den Krieg zieht
man zur Jagd in den Odenwald. Als sich Siegfried zum Trinken über
eine Quelle beugt, schleudert ihm Hagen den tödlichen Speer in den
Rücken.
23
Wo Siegfried ermordet wurde
Wanderung von Zittenfelden über Beuchen zur Siegfriedquelle
Beste Wanderzeit: März – Oktober
Ausgangspunkt: Zittenfelden
Markierung:
Z1
24
Ort
km
Zeit Höhe
Zittenfelden
0,0
0:00
Beuchen
3,0
1:15 465
Zittenfelder Quelle
2,7
0:45 230
Zittenfelden
2,6
0:45 200
Gesamtstrecke
8,3
2:45
200
Informationen
Von der Kirche in Zittenfelden folgen wir dem örtlichen Rundweg
Z1 über die Morre. An der Weggabel hinter dem Bach halten wir uns
links. Der Weg führt zeitweise steil ansteigendend den Vorderen Brölberg hinauf durch den Hesselbrunn Graben auf das Hochplateau nach
Beuchen. Von hier hat man einen herrlichen Panoramablick auf die
Höhen des fränkischen Odenwaldes und die steilen Abbruchkanten
der tief eingeschnittenen Täler.
Auch Beuchen wurde als Rodungssiedlung der Abtei Amorbach angelegt. Die erste urkundliche Erwähnung findet sich in einer Mainzer Urkunde von 1350. Im Dreißigjährigen Krieg hatte Beuchen dank
seiner abgelegenen Lage im Vergleich zu anderen Ortschaften weit
weniger Verluste. Im 17. Jahrhundert wurde eine kleine Kapelle gebaut, die durch die heutige Barockkirche (1923-25) des Amorbacher
Architekten Otto Martin ersetzt wurde. In der Mitte des Deckenfresko ist die kleine Vorgängerkapelle abgebildet. Kurz hinter der Kirche
biegen wir rechts ab und folgen unserem Rundweg zunächst durch
die Feldflur und im Wald den Müllersbrunn-Graben abwärts zur Zittenfelder Quelle.
Aufgrund der vagen Ortsbeschreibungen im Nibelungenlied, erheben noch mehrere andere Quellen im Odenwald den Anspruch, die
authentische Quelle gewesen zu sein, an der Siegfried von Hagen
meuchlings ermordet wurde. Unbestreitbar aber ist die Zittenfelder
Quelle die idyllischste von allen. Von der Zittenfelder Quelle folgen
wir dem Rundweg Z 1 unterhalb der Schutzhütte vorbei zu den
mächtigsten Weißtannen im bayerischen Odenwald und von dort zurück nach Zittenfelden.
Schwierigkeit: anspruchsvolle Steigungen
25
Diesseits und jenseits der badisch-bayer. Grenze
Zittenfelden
Wanderung im Morretal
1347 wurde Zittenfelden in
Beste Wanderzeit:
einer Urkunde über Angaben
Ausgangspunkt:
und Nutzungsrechte zu „Zu­
tenfelden“ erstmals erwähnt.
Markierung:
Damals bestand das Dorf aus
einem Hof und einer Mühle.
Vermutlich erfolgte die Grün­
dung des Ortes bereits im 10.
Jahrhundert durch die Abtei
Amorbach. Für die Entstehung
Ort
des Ortsnamens gibt man
gerne folgende Erklärung:
Einer der ersten Bewohner des
Zittenfelden
Dorfes soll ein fleißiger Bie­
nenzüchter (=Zeidler) namens
Valentin gewesen sein, dessen
Gehöft Zeidlers bzw. Zitlers
Välde genannt wurde.
Im Laufe seiner wechselvollen
Geschichte gehörte der Ort zu
verschiedenen Adelshäusern.
Hettigenbeuern
Nach dem Dreißigjährigen
Krieg kam Zittenfelden wieder
zum Kloster Amorbach und
nach Auflösung des Mainzer
Kurstaates durch den Reichs­
deputationshauptschluss im
Jahre 1803 für kurze Zeit in
den Besitz der Fürsten zu Lei­
ningen. Aber schon drei Jahre
später verlor der Fürst seine
politische Souveränität und
in rascher Folge wurde Zitten­
felden 1806 badisch, 1810
Bauernwald
hessisch und 1816 schließlich
bayerisch. Nach vorüberge­
hender Zugehörigkeit zu Beu­
chen ist Zittenfelden seit 1975
Ortsteil von Schneeberg.
Zittenfelden
Kirchlich gehörte der Ort seit
jeher zur Pfarrei Amorbach.
Um den beschwerlichen
Gesamtstrecke
Weg zum Gottesdienst nach
Amorbach zu vermeiden, be­
schloss man 1904 den Bau
einer eigenen Kirche. Erster
Weltkrieg und Inflation ver­
hinderten jedoch den baldigen
Baubeginn. 1928 konnte das
Kirchlein endlich feierlich ein­
geweiht werden.
26
Ganzjährig
Zittenfelden
Z3
km
Zeit Höhe
0,0
0:00
4,2
1:20 228
2,0
0:40 340
3,0
1:00 200
9,2
3:00
200
Informationen
Vom Parkplatz an der Kirche folgen wir dem örtlichen Rundweg Z 3 in
südliche Richtung das Morretal aufwärts. Am Ortsausgang biegen wir
links ab und gehen hinauf zum Waldrand. Von dort haben wir einen
schönen Blick hinab nach Zittenfelden und ins Morretal. Dann folgen
wir der Markierung auf einem abwechslungsreichen Hangweg nach
Hettigenbeuern.
Hettigenbeuern wurde 1306 erstmals urkundlich erwähnt. Ebenso
wie die umliegenden Orte war das Dorf Rodungssiedlung des Klosters
Amorbach. Von der mittelalterlichen Burg, erstmals 1347 erwähnt, ist
nur noch der Wohn- und Wehrturm, der sogenannte Götzenturm, erhalten. Über die Herren von Adelsheim gelangte die Herrschaft an die
Freiherren von Berlichingen. Dorfbildprägend sind in Hettigenbeuern
die Tabakscheunen. Dank des milden Klimas war der Ort lange Zeit die
einzige Tabakanbaugemeinde im Odenwald. In Hettigenbeuern folgen wir dem Rundweg Z 3 über die Morrebrücke in den Bauernwald.
In diesem Teil des Waldes konnten die Bauern in früheren Zeiten ihr
Vieh zur Waldweide treiben und auch den Wald für ihre Bedürfnisse
nutzen. Wenig später überschreiten wir wieder die badisch-bayerische
Landesgrenze und laufen durch die tief eingeschnittene Katzenklinge
zurück nach Zittenfelden.
Schwierigkeit: leicht
27
Vom Auf und Ab rund um den Winterberg
Rippberg und die
Linkenmühle
Wanderung von Hambrunn
zur Linkenmühle im Eiderbachtal
Die Geschichte der LinkenBeste Wanderzeit:
mühle ist eng verbunden mit
Ausgangspunkt:
der Geschichte von Rippberg.
Markierung:
Die Herren von Dürn hatten
diesen Ort zur Absicherung der
viel befahrenen Handelsstraße
von Amorbach nach Walldürn
und Würzburg als Burgweiler
Ort
anlegen lassen und die Burg
mit eigenen Rittern besetzt.
Diese nannten sich fortan bis
Hambrunn
zu ihrem Aussterben im Jahre
1575 die „Ritter von Dürn“.
Danach gelangte der Besitz an
die Echter von Mespelbrunn.
Nach dem Dreißigjährigen
Krieg war das Dorf ausgestorben. 1668 kaufte das HochRippberg
stift Würzburg den Ort.
Als 1803 das Amt Rippberg
zum Fürstentum Leiningen
kam, wurde das Dorf als
arm bezeichnet, in dem nur
3 Familien und der Müller
hinlänglich vom Ertrag ihrer
Höfe leben konnten. Obwohl
Linkenmühle
das Schloss unzerstört war,
wurde es abgerissen, da sich
seine Unterhaltung als zu
aufwändig erwies. Lediglich
der Turm über dem Eingang
zum Schlosshof blieb erhalten.
Neuer Besitzer der Linkenmüh- Hochseilgarten
le wurde eine Familie Speth.
Danach erwarb die Familie
Schwing aus Rumpfen die
Mühle. Um 1930 wurde der
Mühlenbetrieb eingestellt und
das Anwesen als landwirtschaftlicher Hof weitergeführt. Hambrunn
Heute befindet sich der Hof im
Besitz der Familie Block, die in
Gesamtstrecke
den 60er Jahren eine Pension
mit Gaststättenbetrieb einrichteten und die Linkenmühle
zu einem beliebten Ausflugsund Urlaubsziel machten.
28
März – November
Hambrunn, Kirche
R4
km
Zeit Höhe
0,0
0:00
3,1
1:00 230
1,9
0:35 245
0,4
0:10
4,0
1:15 448
9,4
3:00
448
265
Informationen
Hambrunn ist, wie die anderen Dörfer rund um Amorbach, eine
frühmittelalterliche Rodungssiedlung der Abtei. Von der Kirche in
Hambrunn folgen wir dem örtlichen Rundweg R 4 die Dorfstraße
abwärts. Am Ortsausgang biegen wir rechts ab und gehen zunächst
durch die Feldflur und dann durch den Wald bergab nach Rippberg.
Rippberg wurde bereits 1197 im Testament von Ruprecht von Dürn
erwähnt, das er vor seinem Kreuzzug zu Gunsten des Klosters Amorbach ausstellte. In Rippberg wenden wir uns an der K 3968 (Rippberg–Hornbach) nach rechts, laufen ein kleines Stück an der Straße
entlang und biegen bei den letzten Häusern links von der Straße ab.
Auf einem schönen Waldweg erreichen wir die Linkenmühle.
Dieser schön gelegene Ponyhof ist ein beliebtes Ausflugsziel. An der
Linkenmühle überqueren wir die Straße nach Hornbach und laufen
die Essig-Klinge aufwärts. Hier befindet sich auf der linken Seite ein
Hochseilgarten.
Nach einer Rechtskehre hinter dem Hochseilgarten führt der Wanderweg zunehmend steiler bergauf. An der badisch-bayerischen Grenze
kommen wir an einem sehenswerten Grenzstein vorbei mit den Wittelsbacher Rauten und der Krone auf der bayerischen Seite und dem
badischen Wappen auf der gegenüber liegenden Seite. Nach Waldaustritt ergeben sich von der Hochebene herrliche Ausblicke über die
Höhen des fränkischen Odenwaldes.
Schwierigkeit: mittel
29
Auf den Höhen des fränkischen Odenwaldes
Hornbach
Wanderung von Hambrunn
nach Hornbach
Von allen Rodungssiedlungen
der Abtei Amorbach wurde
Beste Wanderzeit:
Hornbach zuletzt erwähnt.
Ausgangspunkt:
Am 24. November 1340 wurde
der Ort aus der Pfarrei Buchen Markierungen:
herausgelöst und als Filialgemeinde der neuen Pfarrei
Hainstadt unterstellt. Man
kann jedoch davon ausgehen,
dass Hornbach zu diesem
Ort
Zeitpunkt bereits 200 Jahre
bestand, und dass das Kloster
Hambrunn
dort einen Fronhof mit eigenem Gesinde betrieb, für den
die Bauern auf den kleineren
Gütern, die sie zu Lehen er­halten hatten, Frondienste
leisten mussten. Dieser Klosterhof und das Jagdrecht
muss später in den Besitz der
Ritter von Dürn übergegangen
sein, die als Lehensleute des
Bistums Würzburg ihren Sitz
in Rippberg hatten. Nach dem
Tode Schweikarts von Dürn ver­
Klein-Hornbach
kaufte seine Mutter 1587 den
Dürnschen Besitz an Dietrich
Echter von Mespelbrunn. Nach
ihrem Aussterben fiel das
Lehen in Hornbach und ihre
dortigen Eigengüter an das
Groß-Hornbach
Bistum Würzburg zurück. Das
Hochstift übernahm fortan
eigenständig die Herrschaft
über seine Dörfer und unterstellte die Verwaltung von
Groß- und Klein-Hornbach
dem Amt Rippberg, dessen
Amtmann an würzburgische
Weisungen gebunden war.
1803 wurde Hornbach zunächst dem Fürstentum Leiningen zugeordnet und 1806
in das Großherzogtum Baden
Hambrunn
eingegliedert.
Gesamtstrecke
30
März – November
Hambrunn, Kirche
R4–S4
km
Zeit Höhe
0,0
0:00
4,3
1:30 418
1,1
0:20 407
4,6
1:30 448
10,0
3:20
448
Informationen
Von der Kirche folgen wir dem Rundweg R 4 die Straße aufwärts.
Nach etwa 1 km biegen wir links von der Straße ab und folgen der
Markierung auf abwechslungsreichen Hangwegen durch den Wald.
An der badisch-bayerischen Grenze sehen wir einen schön gearbeiteten Grenzstein mit den Wittelsbacher Rauten und der Königskrone auf der bayerischen Seite sowie dem badischen Wappen auf der
anderen Seite. An einem Wendehammer verlassen wir den Rundweg
R 4 und folgen dem vom Tal hochkommenden Rundweg S 4 über den
Wendehammer hinweg nach rechts bergauf. Kurz nach Waldaustritt
sehen wir Klein-Hornbach vor uns.
Hornbach ist ebenso wie Hambrunn heute noch landwirtschaftlich
geprägt. Grund hierfür ist die Sitte, Höfe nur geschlossen zu vererben,
um die Zerstückelung des Besitzes zu vermeiden. So sehen wir sowohl
in Klein- als auch in Groß-Hornbach noch stattliche Hofreiten.
Lange Jahre hatte die Gemeinde kein eigenes Gotteshaus. Um sich
den mühseligen Kirchgang zu erleichtern, entschloss man sich nach
dem Dreißigjährigen Krieg aus eigenen Mitteln eine Kapelle zu bauen, um an Festtagen wie Weihnachten, Ostern, Pfingsten sowie am
Valentinstag, dem Schutzpatron der neuen Kapelle, dort den Gottesdienst zu feiern. Auch Taufen und Trauungen konnten nun im Dorf
vorgenommen werden. 1921 wurde diese Kapelle durch die heutige
Kirche ersetzt. Der Wanderweg führt an der Kirche und am Friedhof
vorbei zur „Alten Amorbacher Straße“ und auf dieser durch den Wald
zurück nach Hambrunn.
Schwierigkeit: mittel
31
So kommen Sie nach Schneeberg
KASSEL
GIESSEN
FRANKFURT
Hanau
STOCKSTADT
Aschaffenburg
DARMSTADT
Dieburg
A3
Obernburg
Main
Rhein
Höchst
A 67
Wertheim
Michelstadt
A5
Miltenberg
AMORBACH
B 47
Schneeberg
B45
Neckargemünd
Obrigheim
Aglasterhausen
MOSBACH
cka
32
10
NÜRNBERG
r
A6
HEILBRONN
STUTTGART
Geo-Naturpark
5
Ne
KARLSRUHE
BASEL
0
Neckarelz
B27
SINSHEIM
Osterburken
B 27
B37
TAUBERBISCHOFSHEIM
A 81
EBERBACH
B37
NÜRNBERG
MÜNCHEN
B 27
Buchen
HEIDELBERG
Gerchsheim
Walldürn
Mudau
MANNHEIM
WÜRZBURG
Kist
Odenwaldklub
A6
15 20 km

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