Die Zentralheizung – kontextorientiert in die Wärmelehre einsteigen
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Die Zentralheizung – kontextorientiert in die Wärmelehre einsteigen
10. Kontextorientiert in die Wärmelehre einsteigen 1 von 28 Die Zentralheizung – kontextorientiert in die Wärmelehre einsteigen Marcel Schmengler, Emmelshausen Steigende Energiekosten, Wärmedämmung, staatliche Förderung – diese und andere Begriffe hört man heutzutage häuig. Sie sind eng mit dem Thema Heizung verbunden. I/C Ihre Schüler lernen anhand der Zentralheizung nicht nur fundamentale physikalische Inhalte kennen, sondern erhalten auch nützliche Tipps, um Energiekosten zu sparen. Foto: Marcel Schmengler T H C I S N A R O V Luft-Wasser-Wärmepumpe Physik mit hohem Alltagsbezug! Der Beitrag im Überblick Klasse: 9 Dauer: 7 Stunden Inhalt: • Wärme als Energieform • Wärmetransport (Konvektion, Konduktion, Wärmestrahlung) ü Einfache Schülerexperimente • Ausdehnung von Flüssigkeiten ü Ein Kreuzworträtsel als LEK • Anomalie des Wassers • Funktionsweise eines Sonnenkollektors • Speziische Wärmekapazität • Wärmepumpe Ihr Plus: ü Vernetzung von Schule und Alltag 27 RAAbits Physik Mai 2012 10. Kontextorientiert in die Wärmelehre einsteigen 2 von 28 Fachliche und didaktisch-methodische Hinweise Hintergrundinformation: Das Teilchenmodell als Grundlage I/C In der Mittelstufe erklärt man die meisten Phänomene der Thermodynamik (z. B. den Aggregatzustand, den Druck und die Temperatur) mithilfe des Teilchenmodells: Alle Stoffe sind aus Teilchen aufgebaut. Führen Sie auch die Brown’sche Molekularbewegung ein. In Flüssigkeiten und Gasen bewegen sich die Moleküle ständig unregelmäßig hin und her. Die Brown’sche Bewegung ist umso stärker, je kleiner die Teilchen sind und je höher die Temperatur der Flüssigkeit oder des Gases ist. Dann ist nämlich die mittlere kinetische Energie der Teilchen größer. In festen Körpern schwingen die ortsfesten Teilchen um ihre Ruhelage, in Flüssigkeiten sind die Teilchen gegeneinander verschiebbar und in Gasen nehmen die Teilchen den gesamten ihnen zur Verfügung stehenden Raum ein. Einige Schüler haben in Bezug auf das Teilchenmodell eine Reihe von Fehlvorstellungen. Sie übertragen makroskopische Eigenschaften von Körpern auf die mikroskopische Ebene, z. B. dass durch Reibung der Teilchen aneinander Wärme entstehen könnte. Transport von Wärme T H C Wärme kann auf unterschiedliche Art und Weise übertragen werden. Bei der Wärmeströmung (Konvektion) transportieren makroskopische Teilchen die thermische Energie. Bei der Wärmeleitung (Konduktion) bleibt dieser makroskopische Materialstrom aus, der Wärmeluss erfolgt allein aufgrund eines Temperaturunterschiedes. Wärmestrahlung ist elektromagnetische Strahlung, die ein Körper aufgrund seiner Temperatur aussendet. Metalle sind gute Wärmeleiter, Glas, Porzellan, Holz, Steingut und Kunststoffe leiten Wärme schlecht. I S N Die Anomalie des Wassers A R O Wasser verhält sich anders als fast alle anderen Stoffe: Es hat bei normalem Luftdruck (1013 mbar) bei 4° C sein kleinstes Volumen und seine größte Dichte. Dieses anormale thermische Verhalten bezeichnet man als Anomalie des Wassers. Gefriert Wasser, so dehnt es sich aus. Eis schwimmt auf Wasser. V Die Hauptsätze der Thermodynamik Die Hauptsätze spielen in diesem Beitrag eine untergeordnete Rolle, dennoch seien sie hier genannt. Nullter Hauptsatz: Bringt man zwei Körper mit unterschiedlichen Temperaturen in engen Kontakt, so gleichen sich ihre Temperaturen allmählich aus. Sie haben die gleiche Temperatur, sobald das thermische Gleichgewicht erreicht ist. Erster Hauptsatz: Die innere Energie eines Systems kann entweder durch Zufuhr von Wärme oder durch Verrichtung von Arbeit erhöht werden. Die Zunahme der inneren Energie ∆U ist gleich der Summe aus verrichteter Arbeit ∆W und zugeführter Wärme Q: ∆U = ∆W + Q Zweiter Hauptsatz: Es ist nicht möglich, dass eine periodisch arbeitende Maschine ihre gesamte Wärme in Arbeit umwandelt. Die Entropie in einem abgeschlossenen System nimmt niemals ab. Dritter Hauptsatz: Jeder Körper besitzt am absoluten Nullpunkt die Entropie Null. Der absolute Nullpunkt 0 K kann deshalb experimentell nicht erreicht werden. 27 RAAbits Physik Mai 2012 10. Kontextorientiert in die Wärmelehre einsteigen 3 von 28 Aggregatzustand und Druck einer Flüssigkeit – die Wärmepumpe In einer Wärmepumpe wird der Druck eines Kühlmittels innerhalb einer Rohrleitung erst erhöht und dann wieder gesenkt. So erreicht man, dass sich die Siedetemperatur des Kühlmittels ändert: Bei einem höheren Druck steigt auch die Siedetemperatur. Erläutern Sie Ihren Schülern diesen Sachverhalt anhand eines Schnellkochtopfes, der durch den hohen Innendruck auch eine höhere Siedetemperatur des Wassers zur Folge hat. Hinweise zur Gestaltung des Unterrichts Vorkenntnisse der Schüler I/C Ihre Schüler – kennen die Temperatur ϑ und ihre Messung, – gehen mit der Temperaturskala, den Begriffen Schmelz- und Siedepunkt und der Einheit Kelvin routiniert um, – wissen, dass sich Körper im Allgemeinen bei Erwärmung ausdehnen und bei Abkühlung zusammenziehen, T H C – begreifen die Energie als Fähigkeit, Arbeit zu verrichten, – kennen die Gasgesetze (z. B. Gay-Lussac). Ablauf I S N Die vorliegenden Materialien bilden exemplarisch einige Inhalte der Wärmelehre ab. Anhand von Material M 1 erarbeiten sich die Schüler den Aufbau und die Funktionsweise einer Zentralheizung. Das Material gibt Anregungen, über weitere Fragen nachzudenken. Mit den Materialien M 2 und M 3 führen Sie die Wärme als eine Form von Energie ein und erarbeiten den nullten Hauptsatz der Wärmelehre. A R O Verschiedene methodische Möglichkeiten Sie können die Materialien M 4–M 9 als Stationenlernen einsetzen. Dafür benötigen Sie zwei Doppelstunden. Die Schüler erarbeiten sich die Inhalte dann selbstständig. Es ist aber auch möglich, die Materialien in Einzelarbeit bearbeiten zu lassen. Sollten Sie über ausreichend Zeit verfügen, bieten Ihnen die Materialien auch die Möglichkeit, die Sachverhalte zu vertiefen. Als Beispiel hierfür sei Material M 4 genannt, das die Ausdehnung von Wasser bei Erwärmung behandelt. Natürlich können Sie auch die Ausdehnung anderer Flüssigkeiten betrachten. Beziehen Sie Ihre Schüler in die Planung der Stunden mit ein. V Die Experimente können die Schüler mit einfachen Mitteln und ohne großen Vorbereitungsaufwand durchführen. Aktuelle Fragen der Energieversorgung Der Beitrag stellt aktuelle Bezüge zu modernen Heizungsanlagen und Aspekten der Wärmedämmung her. Die Materialien beschäftigen sich mit Sonnenkollektoren (M 8) und der Funktionsweise einer Wärmepumpe (M 10/M 11). Behandeln Sie diese Inhalte hintereinander. M 12 geht auf den U-Wert und die Wärmedämmung eines Hauses ein. Ihre Schüler erkennen, dass sich eine Wärmedämmung lohnt. Ein Rätsel als Lernerfolgskontrolle Anhand von Material M 13 prüfen Ihre Schüler, ob sie die wichtigsten Begriffe der Unterrichtseinheit verinnerlicht haben. Mit den richtigen Antworten auf die Fragen füllen sie ein Rätsel aus, das sie mittels eines Lösungswortes selbst kontrollieren können. 27 RAAbits Physik Mai 2012 10. Kontextorientiert in die Wärmelehre einsteigen 4 von 28 Bezug zu den Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz Allgemeine physikalische Kompetenz F 1, F 2, F 4, K4 F 1, E 7 I/C Inhaltsbezogene Kompetenzen Anforderungsbereich Die Schüler … … beschreiben den Aufbau und die Funktionsweise einer Zentralheizung (M 1), I … erläutern anhand einfacher Versuche, dass Wärme eine Form von Energie ist (M 2), I K5 … dokumentieren die Ergebnisse ihrer Experimente (M 2–M 9), E1 … beobachten, dass sich ein Körper infolge von Wärmezufuhr ausdehnt (M 4), E3 … erklären Phänomene mithilfe des Teilchenmodells (M 4, M 7, M 12), K3 … recherchieren Hintergrundinformationen zu verschiedenen Themen rund um die Heizung (M 5, M 9), II E8 … führen Versuche selbstständig zu Hause durch (M 3, M 7), II K2 … unterscheiden am Beispiel der Wärmepumpe zwischen technischen und physikalischen Begriffen (M 11), F4 … übertragen die erworbenen Kenntnisse aus der Wärmelehre auf den Kontext Heizung (M 4, M 5, M 6, M 7, M 12), II, III K4 … beschreiben den Aufbau eines Sonnenkollektors (M 8) und einer Wärmepumpe (M 11), II B2 … wägen den Nutzen einer Wärmedämmung ab und belegen dies mit einer Rechnung (M 12), III E4 … wenden Formeln der Wärmelehre an (M 9, M 12). II, III I II, III T H C I S N A R O V I, II II Für welche Kompetenzen und Anforderungsbereiche die Abkürzungen stehen, inden Sie auf CD-ROM 27. Minimalplan Beschränken Sie sich auf die Materialien M 4–M 9. Die Schüler erarbeiten sich anhand von Versuchen die Tatsache, dass sich Flüssigkeiten bei Erwärmung ausdehnen (M 4), die Anomalie des Wassers (M 5), die Wärmeströmung aufgrund eines makroskopischen Teilchenstroms (M 6/M 7) und die Tatsache, dass dunkle Körper einen großen Teil der auffallenden Strahlung verschlucken, ein Prinzip, das man sich bei Sonnenkollektoren zunutze macht (M 8). 27 RAAbits Physik Mai 2012 10. Kontextorientiert in die Wärmelehre einsteigen 6 von 28 Materialübersicht · V = Vorbereitungszeit SV = Schülerversuch Ab = Arbeitsblatt/Informationsblatt · D = Durchführungszeit LV = Lehrerversuch Fo = Folie M1 Ab Aufbau und Funktionsweise einer Zentralheizung M2 Ab, SV Wärme ist eine Form von Energie · V: 5 min · D: 10 min r Papierspirale r Nadel r dünner Nähfaden Ab, SV Wärme breitet sich aus – der nullte Hauptsatz · V: 5 min · D: 65 min r Thermometer r Becher mit warmem Wasser Ab, SV Flüssigkeiten dehnen sich bei Erwärmung aus · V: 5 min · D: 15 min r Erlenmeyerkolben r Gummistopfen mit Loch r Kaliumpermanganat Ab, SV Frostschutz für die Heizung? – Die Anomalie des Wassers · V: 5 min r Reagenz- und Becherglas r Eiswürfel r Klebestreifen I/C M3 M4 M5 · D: 15 min r Becher mit kaltem Wasser r Glasrohr r Wasser r Glycerin T H C I S N A R O M6 r Teelicht r Feuerzeug oder Streichhölzer r Wasser r Salz r Lineal Ab, SV Wärmetransport durch Teilchen – die Konvektion · V: 5 min · D: 5 min r Rechteckrohr r Gasbrenner V Ab, SV Der Heizkörper erwärmt die Luft – Konvektion in Luft M8 Ab, SV Schwarz absorbiert stärker – der Sonnenkollektor · V: 5 min · D: 10 min r 2 Marmeladengläser r Thermometer r schwarze Pappe Ab, SV Was kostet ein heißes Bad? – Die spezifische Wärmekapazität · V: 5 min · D: 15 min r Becherglas r Thermometer r Wasser M 10 Fo Die Bestandteile einer Wärmepumpe M 11 Ab So funktioniert eine Wärmepumpe M 12 Ab Was bringt eine Wärmedämmung? – Die Wärmeleitung M 13 LEK Ein Rätsel zum Thema Heizung M7 M9 · V: 5 min · D: 5 min r Kaliumpermanganat r Stativmaterial r Kerze r Streichhölzer r Infrarotlampe r Tesailm r Schere r Tauchsieder r Stoppuhr Die Erläuterungen und Lösungen zu den Materialien finden Sie ab Seite 21. 27 RAAbits Physik Mai 2012 10. Kontextorientiert in die Wärmelehre einsteigen M1 7 von 28 Aufbau und Funktionsweise einer Zentralheizung Sicher hast du schon einmal die Heizungsanlage im Keller eures Wohnhauses gesehen. Hier lernst du die wichtigsten Bestandteile und die Funktionsweise einer Zentralheizung kennen. Aufgaben 1. Die Abbildung zeigt den schematischen Aufbau einer Heizungsanlage. Ordne die folgenden Begriffe den nummerierten Bestandteilen der Heizungsanlage zu. I/C Ausdehnung sg Vor efäß äl z p u Umw lau f Wa rm wa ss mp e Heizkessel er s pei c he r Rücklauf e körp He iz Dus T H C r c he I S N A R O V 1. 2. 3. 4. U 5. A 6. 7. 8. 2. Du sitzt in deinem Zimmer und lernst Vokabeln, draußen schneit es. Natürlich möchtest du nicht frieren und drehst die Heizung auf. Beschreibe den Heizkreislauf mit den Fachbegriffen 1, 3, 4, 7 und 8 aus Aufgabe 1. Tipp Beginne deine Beschreibung an der Stelle, an der das Heizwasser den Heizkessel verlässt. 3. Beschreibe das Verfahren der Warmwasserbereitung. 27 RAAbits Physik Mai 2012 10. Kontextorientiert in die Wärmelehre einsteigen 8 von 28 M2 Wärme ist eine Form von Energie Die meisten Heizungsanlagen verbrennen heutzutage noch fossile Brennstoffe. So werden die Heizungen in älteren Häusern vorwiegend mit Heizöl betrieben. Andere Anlagen nutzen Gas. Das Foto zeigt einen Gaszähler, wie er in vielen Häusern zu inden ist. Foto: Pixelio Der folgende Versuch beweist dies. Schülerversuch · Vorbereitung: 5 min Durchführung: 10 min Materialien r Papierspirale r Teelicht r Nadel r Feuerzeug oder r dünner Nähfaden r Streichhölzer A R O V T H C I S N Versuchsaufbau Foto: Marcel Schmengler I/C Du weißt, dass in Gas chemische Energie gespeichert ist. Daher liegt die Vermutung nahe, dass die Wärme, die in der Heizungsanlage erzeugt wird, auch eine Form von Energie ist. Wusstest du schon, dass … … Wärme in der Einheit Joule (J) gemessen wird? Versuchsdurchführung Zeichne auf ein Blatt eine Papierspirale und schneide sie aus. Stich mit der Nadel ein Loch in den oberen Teil der Spirale und führe den Faden vorsichtig hindurch. Halte die Papierspirale am Faden circa 5 cm über das brennende Teelicht. Vorsicht: Feuergefahr! Aufgaben 1. Notiere deine Versuchsbeobachtungen. Erkläre, warum Wärme eine Form von Energie ist. Tipp Energie ist die Fähigkeit, Arbeit zu verrichten. 2. Überlege dir einen einfachen Versuch, der zeigt, dass man mechanische Energie in Wärme umwandeln kann. 27 RAAbits Physik Mai 2012 10. Kontextorientiert in die Wärmelehre einsteigen M3 9 von 28 Wärme breitet sich aus – der nullte Hauptsatz Im Winter ist es draußen kalt, also muss die Heizung oder ein zusätzlicher Ofen für Wärme im Haus sorgen. Im Sommer kommt die Wärme von draußen. Diese möchten wir dann oft nicht ins Haus lassen. Ein Indikator für die Wärme ist die Temperatur an den verschiedenen Stellen eines Zimmers. Hier lernst du eine wichtige Eigenschaft von Wärme kennen. Aufgaben Schreibe in dein Heft. I/C 1. Das Wohnzimmer im Winter: a) Auf dem Foto siehst du einen Kachelofen, wie er im Winter in vielen Haushalten genutzt wird. Das Feuer brennt. Skizziere den Weg der Wärme. Tipp Beschreibe die Temperaturentwicklung des Ofens, der Luft im Raum und des gesamten Raumes. I S N 2. Das Wohnzimmer im Sommer: a) An einem heißen Tag (30° C) scheint die Sonne in euer Wohnzimmer. Skizziere den Weg der Wärme. T H C Foto: Marcel Schmengler b) In der Nacht geht das Feuer aus. Was passiert mit dem warmen Raum? Gehe auf die Bedeutung der Außenwände für die Wärmeentwicklung im Raum ein. A R O b) Die Sonne geht unter. Was passiert im jetzt warmen Wohnzimmer? 3. Kannst du eine Aussage darüber machen, wie sich Wärme verhält? V Experimentiere zu Hause! Schülerversuch · Vorbereitung: 5 min Durchführung: 65 min Materialien r Thermometer r Becher mit warmem Wasser r Becher mit kaltem Wasser Versuchsdurchführung a) Notiere zunächst die Raumtemperatur. b Stelle einen Becher mit kaltem Leitungswasser in das Zimmer, miss die Wassertemperatur und schreibe sie dir auf. c) Mache das Gleiche mit warmem Leitungswasser. Lasse die Becher 1 Stunde stehen und miss dann erneut die drei Temperaturen. Was fällt dir auf? Merke Eine Zustandsgröße (z B. die Temperatur) beschreibt eine Eigenschaft eines Systems in einem bestimmten Zustand. Wie dieser Zustand erreicht wurde, ist nicht von Bedeutung. Eine Prozessgröße (z. B. die Wärmemenge) tritt nur bei Zustandsänderungen auf. Für Prozessgrößen ist es wichtig, wie ein Zustand in einen anderen übergeht. 27 RAAbits Physik Mai 2012 10. Kontextorientiert in die Wärmelehre einsteigen M5 11 von 28 Frostschutz für die Heizung? – Die Anomalie des Wassers Foto: Pixelio Ventil geborsten, Rohr geplatzt – in der kalten Jahreszeit geht so manche Heizungsanlage in die Knie. Für Hausbesitzer ist deshalb erhöhe Aufmerksamkeit angesagt. Denn bei „selbst verschuldeten“ Frostschäden an der Heizung muss die Versicherung keinen Cent zahlen, zeigt ein Blick auf einige Urteile. Quelle: http://www.welt.de/inanzen/verbraucher/article2815097/ So-wappnen-sich-Hausbesitzer-fuer-den-Frost.html (17.08.2011) I/C Der Ausschnitt aus dem Artikel belegt, dass durch Unachtsamkeit im Umgang mit der Heizungsanlage – vor allem bei längerer Abwesenheit, beispielsweise während eines Winterurlaubs – große Schäden entstehen können. Im folgenden Versuch gehst du der Frage nach, warum das Wasser in den Heizungsrohren niemals einfrieren darf. Die Anomalie des Wassers Schülerversuch · Vorbereitung: 5 min T H C Durchführung: 15 min Materialien r Reagenz- und Becherglas I S N r Eiswürfel r Klebestreifen Versuchsaufbau r Wasser r Salz r Lineal A R O V Versuchsdurchführung Stelle zunächst eine Kältemischung her. Dazu zerkleinerst du das Eis und vermischst es mit Salz (2/3 Eis und 1/3 Salz). Die Temperatur dieser Mischung beträgt ungefähr –15° C. Fülle Wasser in das Reagenzglas. Markiere die Höhe des Wasserstandes mit dem Klebestreifen. Stelle das Reagenzglas in die Kältemischung. Beobachte, wie das Wasser seinen Aggregatzustand ändert. Aufgaben 1. Wie hoch steht das Eis nach dem Versuch im Reagenzglas? Gib die Änderung in Prozent an. 2. Beschreibe mit eigenen Worten, wie es zum Platzen von Heizungsrohren kommen kann. 3. Die Eigenschaft des Wassers, die du in diesem Versuch untersucht hast, wird Anomalie des Wassers genannt. Informiere dich darüber, wie das Temperatur-Dichte-Diagramm für Wasser aussieht. Bei welcher Temperatur hat Wasser sein geringstes Volumen? 27 RAAbits Physik Mai 2012 10. Kontextorientiert in die Wärmelehre einsteigen 12 von 28 M6 Wärmetransport durch Teilchen – die Konvektion Hier ein Auszug aus einem Kundengespräch bei einer Wartung der Heizung im Altbau: Monteur: „Mit dem Brenner ist alles in Ordnung, die Werte sind gut. Allerdings ist Ihre Umwälzpumpe defekt.“ I/C Kunde: „Ach, das habe ich gar nicht bemerkt. Die Heizkörper sind nämlich alle warm. Ich hatte nur das Gefühl, dass es etwas länger gedauert hat.“ Monteur: „Ja, frieren müssen Sie nicht. Das liegt an der alten Anlage, dadurch …“ Tatsächlich funktioniert die Zentralheizung in alten Häusern, die ausreichend dicke Rohrleitungen besitzen, auch ohne Umwälzpumpe. Der folgende Versuch verdeutlicht dies. Die Wärmemitführung in Wasser Schülerversuch · Vorbereitung: 5 min Durchführung: 5 min T H C Materialien r Rechteckrohr r Stativmaterial r Gasbrenner r Kaliumpermanganat I S N Versuchsaufbau A R O V Versuchsdurchführung In das mit Wasser gefüllte Rechteckrohr (die Heizungsanlage) gibst du einige Körnchen Kaliumpermanganat. Die linke untere Ecke erhitzt du vorsichtig mit einem Gasbrenner. Aufgaben 1. Notiere deine Beobachtungen in deinem Heft. 2. Finde eine einleuchtende Erklärung für das beobachtete Phänomen. Tipp Die Dichte des Wassers ändert sich. 3. Erkläre mit eigenen Worten, warum die Heizung auch ohne Pumpe funktioniert. 27 RAAbits Physik Mai 2012 10. Kontextorientiert in die Wärmelehre einsteigen 14 von 28 M8 Schwarz absorbiert stärker – der Sonnenkollektor Viele Haushalte machen sich die Wärmestrahlung der Sonne zunutze. Sie unterstützen durch Sonnenkollektoren ihre Warmwasserbereitung. Hier erfährst du, wie diese Sonnenkollektoren funktionieren. Aufbau eines Sonnenkollektors I/C Die Abbildung zeigt den Aufbau eines typischen Sonnenkollektors. Er hat einen Absorber; das ist ein wärmegedämmtes Gehäuse, das mit einem speziellen Glas abgedeckt ist. Innerhalb des Gehäuses verläuft ein Röhrensystem, der Wärmeträger. Dieser ist mit dem Warmwasserkreislauf der Heizung verbunden. Die aus der Sonne gewonnene Wärme wird zur Unterstützung der Warmwasserbereitung genutzt. Wie ein Sonnenkollektor funktioniert, verdeutlicht folgender Versuch. T H C I S N A R O V Schülerversuch · Vorbereitung: 5 min Durchführung: 10 min Materialien r 2 Marmeladengläser r schwarze Pappe r Thermometer r Tesailm r Infrarotlampe r Schere Versuchsdurchführung Beklebe ein Marmeladenglas ringsum mit schwarzer Pappe. Fülle Leitungswasser in das beklebte und das unbeklebte Glas und miss die Wassertemperatur. Notiere sie in deinem Heft. Stelle die Infrarotlampe im Abstand von 20 cm zu den Gläsern auf und schalte sie ein. Notiere jeweils nach 1 Minute die Wassertemperaturen in beiden Gläsern. Vergleiche. Schalte die Lampe nach 10 Minuten wieder aus. Aufgaben 1. Beschreibe deine Beobachtungen. 2. Erkläre mithilfe des Versuchsergebnisses die Funktionsweise eines Sonnenkollektors. 3. Welche Aufgaben haben der Absorber und die Wärmedämmung des Gehäuses? 27 RAAbits Physik Mai 2012 10. Kontextorientiert in die Wärmelehre einsteigen 16 von 28 M 10 Die Bestandteile einer Wärmepumpe Verdampfer Kompressor I/C T H C I S N A R O V Wärmetauscher (Verflüssiger) Fotos: Marcel Schmengler Expansionsventil 27 RAAbits Physik Mai 2012 10. Kontextorientiert in die Wärmelehre einsteigen 17 von 28 M 11 So funktioniert eine Wärmepumpe Eine Wärmepumpe funktioniert im Prinzip wie ein Kühlschrank. Der Unterschied besteht in der Richtung, in der die Wärme ließt. Der Kühlschrank entzieht dem Inneren Wärme und gibt sie über die Rückseite in den Raum ab. Dagegen entnimmt die Wärmepumpe Wärme aus der Außenluft oder der Erde und nutzt sie zur Erwärmung des Heizkreislaufes. Der Text beschreibt schrittweise die Technik, auf der eine Wärmepumpe beruht. I/C 2. Kompressor Wärmequelle 1. Verdampfer Wärmenutzung 3. Verflüssiger T H C 4. Ventil Aufbau der Wärmepumpe I S N A R O Die obige Abbildung zeigt den Aufbau einer Wärmepumpe. Sie besteht aus einem geschlossenen Rohrsystem. Innerhalb dieses Rohrsystems beindet sich ein sogenanntes Kältemittel. Dabei handelt es sich heutzutage meist um Propan, dessen Siedepunkt bei 20 bar bei 56° C liegt. Dahingegen siedet es bei 2 bar bereits bei einer Temperatur von –25° C. Erhöht man den Druck auf das Kältemittel, so ändert es seinen Aggregatzustand: Es geht es vom gasförmigen in den lüssigen Zustand über. V Funktionsweise Das Kühlmittel gelangt mit einer niedrigen Temperatur zum Verdampfer (Position 1). Dort ist es indirekt mit der Wärmequelle in Kontakt, die eine höhere Temperatur besitzt als das Kühlmittel. Das Kühlmittel entzieht der Luft Wärme, seine Temperatur steigt. Dadurch erreicht es seinen Siedepunkt und verdampft. Das gasförmige Kühlmittel gelangt zum Kompressor (Position 2). An dieser Stelle wird der Druck auf das gasförmige Kühlmittel erhöht, die Temperatur steigt auf circa 60° C. Der Kompressor wird elektrisch angetrieben. Die Grundversorger bieten hierfür meist einen vergünstigten Stromtarif für Wärmepumpen an. Das unter hohem Druck stehende, gasförmige Kühlmittel gibt seine Wärme an den Heizkreislauf ab. Im Verlüssiger (Position 3) indet der Wärmetausch statt. Hier ließt von unten nach oben Wasser durch. Dieses erwärmt sich auf ungefähr 50° C und wird zum Heizen der Räume genutzt. Wenn das Kühlmittel seine Wärme abgegeben hat, ändert es erneut seinen Aggregatzustand, es wird wieder lüssig. Es steht immer noch unter einem hohen Druck. Im Expansionsventil (Position 4) wird das Kühlmittel entspannt, sodass es wieder unter normalem Druck steht. Dadurch kühlt es sich auch wieder auf die ursprüngliche Temperatur ab. Der Kreislauf beginnt vorn vorne. 27 RAAbits Physik Mai 2012 10. Kontextorientiert in die Wärmelehre einsteigen 19 von 28 M 12 Was bringt eine Wärmedämmung? – Die Wärmeleitung Fotos: Marcel Schmengler Die Energiekosten steigen immer weiter. Das betrifft natürlich auch euer Zuhause. Um die Raumtemperatur im Winter konstant bei 20° C zu halten, muss man heizen. Die Wärme geht durch die Außenwände verloren. Man versucht, die Wände so zu dämmen bzw. im Neubau so zu wählen, dass möglichst wenig Wärme entweicht. Aber wie gelangt die Wärme durch die Wände nach draußen? Der Infokasten zur Wärmeleitung beantwortet diese Frage. I/C Rohbau aus Wärmestein Der U-Wert Wie gut oder schlecht eine Wand die Wärme im Haus hält, verrät der sogenannte Wärmedurchgangskoeffizient (U-Wert). Er gibt an, wie viel Wärmeleistung pro Quadratmeter Wand bei einem Temperaturunterschied von 1 K verloren geht. Beispiel: Eine reine Betonwand hat einen U-Wert von 3,3 W/m²K. Bei einem Temperaturunterschied von 20 K und einer Wandläche von 20 m² ergibt sich eine Verlustleistung von T H C P = 3,3 W/m²K • 20 K • 20 m² = 1320 W = 1,32 kW. Info: Wärmeleitung (oder Konduktion) I S N Wärmeleitung bedeutet, dass Wärme innerhalb eines Stoffes transportiert wird, ohne dass ein makroskopischer Materialstrom stattindet. Ursache hierfür ist, dass sich Wärme immer von Stellen höherer Temperatur (T1) zu Stellen niedrigerer Temperatur (T2) ausbreitet. Mit dem Teilchenmodell lässt sich dies folgendermaßen erklären: An Stellen höherer Temperatur (Innenwand) schwingen die Teilchen schneller. Sie stoßen die benachbarten Teilchen an. Diese beginnen nun auch, stärker zu schwingen. Dieser Prozess setzt sich in der ganzen Wand fort. Dadurch, dass allmählich alle Teilchen stärker schwingen, erhöht sich die Temperatur der gesamten Wand. Die Wärme aus den Innenräumen wird nach draußen transportiert. A R O V Innenwand (T1) Außenwand (T2) warme Luft kalte Luft schnelle Teilchenbewegung langsame Teilchenbewegung Aufgaben 1. Berechne ausgehend von dem obigen Beispiel die Stromkosten pro Tag für eine Wärmepumpe (1 kWh 0,18 €). Annahme: Die Wärmepumpe arbeitet dauerhaft. 2. Führe dieselben Rechnungen wie im Beispiel und Aufgabe 1 mit einer Wand aus einem Porenbetonstein durch (U-Wert = 0,2 W/m²K). 3. Familie Schneider wohnt in einem Altbau. Ihre Heizkosten betragen 1500 € im Jahr. Der Heizungsbauer berechnet einen durchschnittlichen U-Wert des Hauses von 1,5 W/m²K und rät zur Dämmung des Hauses. Nach der Dämmmaßnahme (Kosten 10 000 €) hat das Haus einen U-Wert von 0,3 W/m²K. Nach wie vielen Jahren hat Familie Schneider die Kosten für die Dämmung gedeckt? 27 RAAbits Physik Mai 2012 10. Kontextorientiert in die Wärmelehre einsteigen 20 von 28 M 13 Ein Rätsel zum Thema Heizung Aufgabe Löse das Rätsel. Die Buchstaben in den markierten Feldern ergeben in der richtigen Reihenfolge ein Lösungswort. (Beachte: „ä“ wird als „ae“ geschrieben, „ß“ als „ss“.) 1 2 I/C 3 4 5 6 7 T H C 8 9 10 I S N 11 12 A R O 13 14 15 V 1. Wird in Grad Celsius oder in Kelvin gemessen 2. Maßnahme, um den Wärmeverlust an einer Außenwand zu verringern 3. Verhindert Schäden an der Heizungsanlage, die durch das Erhitzen des Wassers im Heizkessel der Heizungsanlage entstehen können 4. Luft ist ein schlechter . 5. Erhöht sich im Laufe des Heizkreislaufes 6. Auch Wärme ist eine Form von . 7. Teil der Heizung, der den Kreislauf in Gang hält 8. Alternative zu herkömmlichen Heizkörpern 9. Für Wasser beträgt die speziische 4,2 kJ/kgK. 10. Unterstützt die Warmwasserbereitung 11. Wichtiges Bauteil der Wärmepumpe mit K 12. Verhalten bei Erwärmung 13. Der Prozess, bei dem in einem Gas chemische Energie in Wärme umgewandelt wird 14. Wird durch den Energieversorger abgelesen 15. Wird hauptsächlich zur Wärmedämmung eingesetzt Lösungswort: 27 RAAbits Physik Mai 2012 10. Kontextorientiert in die Wärmelehre einsteigen 21 von 28 Erläuterungen und Lösungen M1 Aufbau und Funktionsweise einer Zentralheizung Die Schüler wissen an dieser Stelle in der Regel noch nicht, dass Wärme eine Form von Energie ist. Deshalb wird dieser Zusammenhang in der Lösung auch noch nicht erwartet. Vielmehr sollen sich Ihre Schüler mit dem Heizkreislauf und der Warmwasserbereitung auseinandersetzen. Sie erwerben in der Aufgabe 1 Fachbegriffe, die sie später anwenden. I/C Lösungen 1. 1. Heizkessel, 2. Dusche, 3. Heizkörper, 4. Umwälzpumpe, 5. Ausdehnungsgefäß, 6. Warmwasserspeicher, 7. Vorlauf, 8. Rücklauf. 2. Mit Unterstützung der Umwälzpumpe (4) gelangt das heiße Wasser über den Vorlauf (7) in den Heizkörper (3). Dadurch wird der Raum erwärmt. Das erkaltete Wasser läuft am unteren Ende des Heizkörpers in den Rücklauf (8). Im Heizkessel (1) wird es erwärmt. Anschließend verlässt es den Kessel wieder, der Kreislauf beginnt von Neuem. 3. Der Heizkessel erwärmt das Wasser im Warmwasserspeicher. Drehst du den Heißwasserhahn an der Dusche auf, erhältst du warmes Wasser aus diesem Speicher. Das Wasser ließt ab und neues Wasser wird im Heizkessel erwärmt. M2 Wärme ist eine Form von Energie T H C I S N Um im Unterricht Zeit zu sparen, lassen Sie Ihre Schüler die Papierspirale im Vorfeld zu Hause basteln. Achten Sie darauf, dass sie als Faden einen relativ dünnen Nähfaden verwenden, da sich die Spirale ansonsten nur leicht bis gar nicht bewegt. Die Schüler wissen bereits, dass Energie die Fähigkeit ist, Arbeit zu verrichten. Dieser leichte Freihandversuch verdeutlicht ihnen, dass auch Wärme eine Form von Energie ist. A R O Lösungen 1. Hält man die Papierspirale über die Kerzenlamme, so beginnt sie sich nach einer kurzen Zeit zu drehen. Dann besitzt die Spirale Bewegungsenergie. Da Energie nicht aus dem Nichts entstehen kann, sondern verschiedene Energieformen nur ineinander umgewandelt werden können, muss die Wärme, die von der Kerze ausgeht, eine Form von Energie sein. V 2. Es gibt mehrere Möglichkeiten: Zum Beispiel entsteht Wärme, wenn man die Hände aneinanderreibt. Bohrt man mit einer Bohrmaschine ein Loch in eine Wand, so wird der sich drehende Bohrer durch Reibung heiß. Beim Bremsen mit der Fahrradbremse steigt die Temperatur in der Nabe. Fährt man mit angezogener Handbremse Auto, so werden die Felgen heiß. M3 Wärme breitet sich aus – der nullte Hauptsatz Erläutern Sie den Schülern den Unterschied zwischen Wärme, einer Prozessgröße (die also vom Weg abhängt), und der Temperatur, einer Zustandsgröße. Diese Unterscheidung ist wichtig, verdeutlicht sie doch, dass wir ständig Energie benötigen, um es im Winter warm zu haben. Indem die Schüler den Wärmetransport beschreiben, arbeiten sie im Prinzip schon mit Begriffen wie Konvektion, Wärmeleitung oder Wärmestrahlung. Ihnen ist klar, dass der Ofen den Raum erwärmt, allerdings noch nicht, wie genau die Luft zirkuliert. Gehen Sie später noch einmal auf die Mechanismen ein, wie Wärme transportiert werden kann. 27 RAAbits Physik Mai 2012