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Weinimporte der VR China auf Rekordniveau
19.02.2016
Frankreich Hauptlieferland / Vermarktungsschwierigkeiten bei deutschen Weinen / Von
Stefanie Schmitt
Beijing (gtai) - Trotz Antikorruptionskampagne und schlechter Wirtschaftslage importierte die VR China noch
nie so viel Wein wie 2015. Ungebrochen ist die Vorliebe für französische Weine, stark zulegen konnten auch die
australischen und chilenischen Winzer. Wein aus Deutschland verzeichnete dagegen Absatzrückgänge - was
nicht zuletzt auf Schwierigkeiten beim Import und bei der Vermarktung zurückgeführt wird. Verlierer sind über­
dies die lokalen Weinbauern.
Die chinesischen Weineinfuhren stiegen 2015 gegenüber den eher verhaltenen Vorjahren ganz erheblich und er­
reichten den Rekordwert von 2,0 Mrd. US$, ein Plus von 33,8% im Vergleich zu 2014. Davon entfielen 44,2% der
Importe auf Frankreich, das seine Marktposition leicht ausbauen konnte (2013: 43,6%).
Noch mehr konnten die australischen Winzer ihre Ausfuhren steigern (+77%), und es ist davon auszugehen, dass
das am 20.12.15 in Kraft getretene Freihandelsabkommen zwischen beiden Ländern die australischen Weinliefe­
rungen zusätzlich beflügeln wird. Die Zölle für Wein werden in den nächsten fünf Jahren auf 0% gesenkt - eine
Regelung, die bereits für Chile gilt, das auf Rang drei der wichtigsten Lieferländer rangiert (+39,8%).
Auch mengenmäßig hat die VR China mit 5,5 Mio. hl noch nie so viel Wein importiert wie 2015 (+44,1%). In dieser
Kategorie lag Frankreich ebenfalls mit 30,8% klar vor Chile und Spanien, den nächstplatzierten. Dagegen verrin­
gerten sich die deutschen Lieferungen 2015 wertmäßig um 12,8% auf 19,0 Mio. $, mengenmäßig um 0,7% auf 0,4
Mio. hl.
China für deutsche Winzer wenig attraktiv
Deutscher Wein leide, so ein Weinimporteur, unter erheblichen Vermarktungsproblemen. Viele Geschäfte schei­
terten oft schon daran, dass die meisten deutschen Winzer für die von den Einkäufern geforderten Mindestlie­
fermengen zu klein sind. Hinzu kommen die zahlreichen bürokratischen Importschwierigkeiten, die es für deut­
sche Winzer und Weinhändler anstrengend machen, in den chinesischen Markt zu gehen. "Da kann man anders­
wo in Europa mit weniger Aufwand mehr Geld verdienen", heißt es.
Brancheninsider berichten beispielsweise von unverhältnismäßig großen Weinmengen, die vom Zoll beschlag­
nahmt werden, angeblich um beispielsweise den auf dem Etikett angegebenen Alkoholgehalt zu prüfen. Dies ist
zwar kein Problem, was sich auf deutsche Importeure beschränkt, sehr beliebt für solche "Kontrollen" seien spe­
ziell rare teure französische Tropfen, doch dürfte sich mancher deutsche Direktvermarkter mehrfach überlegen,
ob er sich solchen kostspieligen Widrigkeiten aussetzt.
Darüber hinaus gibt es für Weinhändler eine Reihe von Unwägbarkeiten, die sich aus der Zusammenarbeit mit
deutschen Winzern ergeben. Insbesondere sei deutscher Wein in vielfacher Sicht erklärungsbedürftig. Dies be­
ginnt mit seinen Bezeichnungen und endet damit, dass er im Gegensatz zu französischem oder jenem aus der
"neuen Welt" eine eher unbekannte Größe darstellt.
Außerdem erfordert der Kauf beispielsweise einer Flasche Riesling, dem Exportschlager unter den deutschen
Weinen, eine gewisse Sachkenntnis, kann sie doch von lieblich über feinherb bis trocken alle Geschmacksvarian­
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ten enthalten. Diese Kenntnis bringt das Gros der Kunden jedoch nicht mit - und das Verkaufspersonal ebenso
wenig.
In der Praxis sieht es deshalb oft so aus, dass "sich die Flasche im Regal selbst vermarkten muss" - und deshalb
nicht selten dort liegen bleibe. Erschwerend kommt hinzu, dass es sich bei Riesling um einen Weißwein handelt
- und die chinesischen Konsumenten immer noch den wegen seiner Farbe glücksversprechenden Rotwein be­
vorzugen.
Heimische Weine verlieren Marktanteile
Verlierer auf dem chinesischen Weinmarkt sind aber gegenwärtig vor allem die heimischen Winzer. Obwohl ab­
seits der großen Staatsbetriebe wie Marktführer Changyu immer mehr private Weingüter mit hohem Anspruch
entstehen, macht den lokalen Weinbauern zunehmend die Konkurrenz aus dem Ausland mit ihrem besseren
Preis-Leistungs-Verhältnis zu schaffen. Beispielsweise ist auf der Internetseite Yesmywine eine echte Flasche
Bordeaux AOC schon für 109 Renminbi Yuan (RMB; rund 15 Euro; 1 Euro = rund 7,41; Stand: 11.2.216) zu haben,
während chinesische Winzer häufig höher liegen.
Vielfach würden die heimischen Weinbauern dem sich wandelnden Geschmack der chinesischen Weintrinker
nicht ausreichend gerecht, sagen Weinexperten. Nach einer Mintel-Untersuchung waren die zehn meistverkauf­
ten Weine in China 2011 alle lokaler Provenienz und hielten gemeinsam einen mengenmäßigen Anteil von 26%.
Bis 2014 war dieser auf 14,3% geschrumpft. Einer Analyse der Marktforscher von International Wine & Spirit Re­
search (IWSR) aus dem Jahr 2015 zufolge entfallen auf Importweine rund ein Drittel des chinesischen Einzelhan­
delsabsatzes.
"Vor zehn Jahren tranken wir Coca-Cola! Heute trinken wie Chateau-Lafite. Wein ist etwas für Kenner, es ist al­
so eine Frage der Zeit. Nachdem Wein jahrelang nur nach dem Preis gekauft worden ist, fangen die Menschen
heute an, über Trauben und Lagen zu diskutieren," erläuterte Judy Leissner, Geschäftsführerin von Grace Viney­
ards gegenüber der Webseite "nicelymadeinchina.com". Die mit einem Deutschen verheiratete Chinesin wurde
2012 zur "Asian Wine Personality of the Year" gekürt.
Chinesische Verbraucher wollen Information
Leissner sieht die chinesischen Verbraucher auf gutem Weg zu anspruchsvolleren und kenntnisreicheren Wein­
trinkern. Entsprechend schätzen viele chinesische Verbraucher, wenn sie möglichst viele Informationen über Art
des Weins, Alter, Herkunft und Geschmack dem Etikett entnehmen könnten. Grace Vineyards wurde 1997 von
Leissners Vater C. K. Chan und dessen französischen Freund Janvier gegründet und erzeugt auf vier Weingütern
mit der Größe von 200 ha in den Provinzen Shanxi, Ningxia und Shaanxi insgesamt rund 1,2 Mio. Flaschen Wein
jährlich.
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Die wichtigsten Weinlieferländer für die VR China gemessen am Einfuhrwert (in Mio. US$, Veränderung gegen­
über dem Vorjahr in %)
2012
2013
2014
2015
Veränderung
Frankreich
788,1
707,7
661,4
897,5
35,7
Australien
226,7
236,5
256,2
453,4
77,0
Chile
147,8
166,6
166,8
233,2
39,8
Spanien
111,8
107,0
110,8
129,5
16,9
Italien
96,3
105,4
104,4
100,1
-4,1
USA
71,2
79,4
72,8
57,4
-21,2
Südafrika
22,6
24,4
23,6
40,5
71,4
Argentinien
18,6
23,2
18,0
20,6
14,3
Deutschland
17,6
20,6
21,8
19,0
-12,8
Neuseeland
23,7
20,1
24,2
18,8
-22,4
Portugal
15,6
18,9
14,6
16,8
14,8
Kanada
12,3
14,1
10,5
10,6
0,5
Andere
29,2
31,7
32,9
33,4
1,5
Summe
1.581,6
1.555,6
1.518,1
2.031,8
33,8
Quelle: China Customs und GTAI-Berechnung (HS-Position 2204)
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Die wichtigsten Weinlieferländer für die VR China gemessen an der Einfuhrmenge (in Mio. l, Veränderung ge­
genüber dem Vorjahr in %)
2012
2013
2014
2015
Veränderung
Frankreich
139,9
136,8
129,7
170,6
31,5
Chile
61,0
83,6
90,9
153,9
69,4
Spanien
71,3
43,3
49,5
77,6
56,8
Australien
42,7
41,2
40,9
68,6
67,7
Italien
32,6
23,7
25,4
28,9
14,0
USA
16,0
15,8
16,6
12,8
-22,7
Südafrika
5,1
6,7
7,0
11,7
67,4
Portugal
5,8
5,4
4,2
6,8
60,3
Argentinien
4,3
5,0
4,3
5,1
19,1
Deutschland
3,8
3,9
4,4
4,4
-0,7
Moldawien
1,8
1,2
1,2
1,9
53,5
Neuseeland
2,5
1,9
2,1
1,9
-8,6
Andere
7,7
8,2
8,0
9,4
17,5
Summe
394,5
376,7
384,2
553,6
44,1
Quelle: China Customs und GTAI-Berechnung (HS-Position 2204)
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Christina Otte | © GTAI
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