Das Geriatrische Assessment

Transcrição

Das Geriatrische Assessment
OA Dr. Walter Müller, MSc
Das
Geriatrische
Assessment
GERIATRIETAGUNG ARZTEKAMMER FÜR KÄRNTEN
20.Juni 2015
Multimorbidität oder Polymorbidität
lat.: Mehrfacherkrankung
gleichzeitige Bestehen
mehrerer Krankheiten bei
einer einzelnen Person
Altersbedingte körperliche
Veränderungen
Altersbedingte körperliche
Veränderungen
 Abnahme der Muskelmasse
 Abnahme der Knochendichte
 Veränderung der Gelenksbeweglichkeit
Altersbedingte körperliche
Veränderungen
 Veränderungen der kognitiven Funktionen
 Abnahme des Kurzzeitgedächtnisses
 Verlangsamung der Informationsverarbeitung
 Abnahme der Fähigkeit zur Umstellung und
Neuorientierung
Altersbedingte körperliche
Veränderungen
 Abnahme der Sinnesorganfunktionen
 Visusverschlechterung
 Altersschwerhörigkeit
 Abnahme der propriozeptiven Funktionen
 immunologischer Alterung
Körperliche Inaktivität
 Folge der chronischen Altersbeschwerden
 verstärkt altersbedingte körperliche
Veränderungen
Malnutrition
 Ungenügende Proteinzufuhr
 Kalziumdefizit
 Vitamin-D-Mangel
 Verstärkt altersbedingte körperliche
Veränderungen
Besonderheiten bei Krankheiten im Alter
 Oft chronische nur teilweise therapierbare
Krankheiten
 Symptomarmut
 Atypische Krankheitspräsentation
Durch ausschließliche Beurteilung des
geriatrischen Patienten mittels Klassifikation der
Krankheiten werden
 Bestehende Funktionsausfälle
 Hilfsbedürftigkeit
 voraussichtlicher Versorgungsbedarf
nicht erfasst
Daher ist eine mehrdimensionale Betrachtung
des Patienten notwendig
Standardisierte Instrumente zur Beschreibung
der funktionellen Einschränkungen des
Patienten:
 Das Geriatrische Assessment
Geriatrisches Assessment
Das: „Gerontoskop“
Interdisziplinärer diagnostischer
Prozess bei dem medizinische,
psychosoziale und funktionelle
Fähigkeiten bzw. Defizite erfasst
werden
Daraus werden die Therapieziele
abgeleitet und ein Therapieplan
erstellt
Multidimensionales Assessment
Vorteile durch Assessment
 rasches Erkennen von Risikopatienten
 präzise Diagnosestellung
 bessere Steuerung weiterer diagnostischer
und therapeutischer Schritte
 bessere Kommunikation im therapeutischen
Team
 bessere Verlaufskontrolle
 Verbesserung der Prognose
Seite 14
Geriatrisches Assessment


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



ADL (Barthel Index)
IADL (instrumental ADL)
GDS (Geriatrische Depressionsskala)
Timed Get Up And Go Test
Esslinger Transferskala
Tinetti-Test (Sturzrisiko)
MMSE (Mini-Mental-State-Examination),
mit Uhrentest
SIDAM-Demenztestung
MNA (Mini Nutritional Assessment)
Urinkontinenz-Screening
VAS, BESD bzw. Doloplus 2
Der Geldzähltest nach Nikolaus
Was wird geprüft?
 feinmotorische Fähigkeiten
 Nahvisus
 kognitive Fähigkeiten beurteilt.
Worin besteht die Aufgabe?
Der Patient soll einen definierten Geldbetrag von 9,80 Euro zählen
Vorbereitung
In einem Portemonnaie Münzen und Schein in folgender Stückelung:
ein 5-Euro-Schein, eine 2-Euro-Münze, zwei 1-EuroMünzen, eine 50Seite 16
Cent-Münze sowie drei 10-Cent-Münzen.
Der Geldzähltest nach Nikolaus
Durchführung des Tests
 Der Patient wird aufgefordert, das Portemonnaie zu leere
 das Geld zusammenzuzählen
 und den Betrag zu nennen.
Abgebrochen wird der Test nach drei Fehlversuchen oder wenn
der Patient länger als 300 Sekunden (5 Minuten) dafür benötigt.
Interpretation des Tests
⧫ unter 45 Sekunden: Selbständigkeit
⧫ 45-70 Sekunden: Risiko für Hilfsbedürftigkeit
⧫ über 70 Sekunden: erhebliche Hilfsbedürftigkeit
Seite 17
Barthel-Index
1) Essen
2) Transfer
3) Sich Waschen
4) Toilettenbenutzung
5) Baden/Duschen
6) Aufstehen und Gehen
7) Treppensteigen
8) An/Auskleiden
9) Stuhlinkontinenz
10)Harninkontinenz
Seite 18
Barthel-Index
1. Essen :
10 _____ komplett selbständig oder selbständige
PEG-Beschickung / Versorgung
5 _____ Hilfe bei mundgerechter Vorbereitung nötig, aber
selbständiges Einnehmen oder Hilfe bei
PEG-Beschickung / -Versorgung
0 _____ kein selbständiges Einnehmen
Seite 19
Barthel-Index
2. Aufsetzen und Umsetzen (Transfer):
15 _____ komplett selbständig aus liegender Position
in (Roll-)Stuhl und zurück
10 _____ Aufsicht oder geringe Hilfe
(ungeschulte Laienhilfe)
5 _____ erhebliche Hilfe (geschulte Laienhilfe
oder professionelle Hilfe)
0 _____ wird faktisch nicht aus dem Bett transferiert
Seite 20
Barthel-Index
3. Sich Waschen:
5 _____vor Ort komplett selbständig
inkl. Zähneputzen, Rasieren und Frisieren
0 _____ nicht völlig selbstständig
Seite 21
Barthel-Index
4. Toilettenbenutzung:
10 _____ vor Ort komplett selbständige Nutzung von Toilette
oder Toilettenstuhl inkl. Spülung/Reinigung
5 _____ vor Ort Hilfe oder Aufsicht erforderlich
0 _____ benutzt faktisch weder Toilette noch Toilettenstuhl
Seite 22
Barthel-Index
5. Baden/Duschen:
5 _____ selbständiges Baden oder Duschen inkl. Ein-/Ausstieg,
sich reinigen und abtrocknen
0 _____ nicht selbstständig
Seite 23
Barthel-Index
6. Aufstehen und Gehen:
15 _____ ohne Aufsicht oder personelle Hilfe vom Sitz in den Stand
kommen und mind. 50m ohne Gehwagen gehen
(Stöcken/Gehstützen erlaubt)
10 _____ ohne Aufsicht oder personelle Hilfe vom Sitz in den Stand
kommen und mind. 50m mit Hilfe eines Gehwagens gehen
5 _____ mit leichter Hilfe vom Sitz in den Stand kommen
weniger als 50 Meter Gehstrecke
oder: selbständig mit Rollstuhl im Wohnbereich mobil
0 _____ erfüllt „5“ nicht
Seite 24
Barthel-Index
7. Treppensteigen:
10 _____ ohne Aufsicht oder personelle Hilfe mindestens ein
Stockwerk hinauf - und hinuntersteigen
(Stöcken oder Krücken erlaubt)
5 _____ mit Aufsicht oder Laienhilfe mind. ein Stockwerk
hinauf und hinuntersteigen
0 _____ erfüllt „5“ nicht
Seite 25
Barthel-Index
8. An- und Auskleiden:
10 _____ zieht sich in angemessener Zeit selbständig Tageskleidung,
Schuhe (und ggf. benötigte Hilfsmittel z.B. ATS, Prothesen)
an und aus
5 _____ kleidet mindestens den Oberkörper in angemessener Zeit
selbständig an und aus (Utensilien in greifbarer Nähe)
0 _____ erfüllt „5“ nicht
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Barthel-Index
9. Stuhlinkontinenz:
10 _____ ist stuhlkontinent, ggf. selbständig bei rektalen
Abführmaßnahmen oder Anus-Praeter-Versorgung
5 _____ ist durchschnittlich nicht mehr als 1x/Woche
stuhlinkontinent oder benötigt Hilfe bei rektalen
Abführmaßnahmen oder Anus-Praeter-Versorgung
0 _____ ist durchschnittlich mehr als 1x/Woche stuhlinkontinent
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Barthel-Index
10. Harnkontrolle:
10 _____ harnkontinent oder selbstständige sicherer Handhabung
von Inkontinenzprodukten oder Dauerkatheter
(kein Einnässen von Kleidung oder Bettwäsche)
5 ______ kompensiert seine Harninkontinenz selbstständig mit
überwiegendem Erfolg
(durchschnittlich nicht mehr als 1x/Tag Einnässen)
oder Hilfe bei Dauerkatheter-Versorgung nötig
0 ______ ist durchschnittlich mehr als 1x/Tag harninkontinent
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Barthel-Index
Punktzahl max. 100
Keine Funktionseinschränkung
Barthel-Index: 95-100 Punkte
Leichte Funktionseinschränkung
Barthel-Index: 80-94 Punkte
Mittlere Funktionseinschränkung
Barthel-Index: 60-79 Punkte
Mittelschwere Funktionseinschränkung
Barthel-Index: 40-59 Punkte
Schwere Funktionseinschränkung
Barthel-Index: 20-39 Punkte
Sehr schwere Funktionseinschränkung
Barthel-Index: 0-19 Punkte
Barthel-Index
 Bewertet wird was Patient aus eigenem
Antrieb selbstständig tut, nicht was er von
seiner Motorik her theoretisch könnte
 Bei schwankenden Leistungen (Tagesform)
wird die niedrigere Stufe gewertet
Seite 30
Instrumentelle Aktivitäten des täglichen Lebens (IADL`s)
1. Benützung des Telefon
2. Einkaufen
3. Kochen
4. Haushalt
5. Wäsche
6. Verwendung von Transportmittel
7.Umgang mit Medikamente
8. Geldhaushalt
IADL`s
1. Telefon
Punkte
􀂆 Benützt Telefon aus eigener Initiative, wählt Nummern
2
􀂆 Nimmt ab, wählt nicht selbst
1
􀂆 Benützt das Telefon nicht
0
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IADL`s
2. Einkaufen
Punkte
􀂆 Kauft selbstständig die meisten benötigten Sachen ein
2
􀂆 Tätigt wenige Einkäufe
1
􀂆 Unfähig zum Einkaufen
0
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IADL`s
3. Kochen
Punkte
􀂆 Plant und kocht Mahlzeiten selbstständig
2
􀂆 Kocht Mahlzeiten nach Vorbereitung durch Drittperson
1
􀂆 Kocht selbstständig, hält aber benötigte Diät nicht ein
1
􀂆 Benötigt vorbereitete und servierte Mahlzeiten
0
Seite 34
IADL`s
4. Haushalt
Punkte
􀂆 Führt Haushalt selbstständig
2
􀂆 Macht leichte Hausarbeiten selber, aber ungenügend
1
􀂆 Benötigt Hilfe bei allen Haushaltverrichtungen
0
Seite 35
IADL`s
5. Wäsche
Punkte
􀂆 Wäscht sämtliche eigene Wäsche
2
􀂆 Wäscht kleine Sachen
1
􀂆 Gesamte Wäsche muss auswärts versorgt werden
0
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IADL`s
6. Transport
Punkte
􀂆 Benützt unabhängig Verkehrsmittel
2
􀂆 Benützt öffentliche Verkehrsmittel in Begleitung
1
􀂆 Reist nicht
0
Seite 37
IADL`s
7. Medikamente
Punkte
􀂆 Nimmt Medikamente Korrekt und eigenverantwortlich
2
􀂆 Nimmt vorbereitete Medikamente korrekt
1
􀂆 Kann Medikamente nicht korrekt einnehmen
0
Seite 38
IADL`S
8. Geld
Punkte
􀂆 Regelt finanzielle Geschäfte selbstständig
2
􀂆 Erledigt tägliche Ausgaben. Hilfe bei Einzahlungen
1
􀂆 Ist nicht mehr fähig mit Geld umzugehen
0
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Instrumentelle Aktivitäten des täglichen Lebens (IADL`s)
Gesamtpunktzahl max. 16
Die Skala ist von kognitiven Beeinträchtigungen und
Depression abhängig.
Bei stark eingeschränkten kognitiven Leistungen
(MMSE) nicht verwertbar.
Da die Fragen in Richtung Hausarbeit ausgerichtet
sind, erreichen Männer im Allgemeinen weniger
Punkte.
Geriatrische Depressions-Skala
1.
Sind Sie grundsätzlich mit Ihrem Leben zufrieden?
JA / NEIN
2.
Haben Sie viele Ihrer Aktivitäten und Interessen aufgegeben?
JA / NEIN
3.
Haben Sie das Gefühl, Ihr Leben sei unausgefüllt?
JA / NEIN
4.
Ist Ihnen oft langweilig?
JA / NEIN
5.
Sind Sie die meiste Zeit guter Laune?
JA / NEIN
6.
Haben Sie Angst, dass Ihnen etwas Schlimmes zustoßen wird?
JA / NEIN
7.
Fühlen Sie sich die meiste Zeit glücklich?
JA / NEIN
8.
Fühlen Sie sich oft hilflos?
JA / NEIN
9.
Bleiben Sie lieber zu Hause, anstatt auszugehen und Neues zu unternehmen?
JA / NEIN
10.
Glauben Sie, mehr Probleme mit dem Gedächtnis zu haben als die meisten anderen?
JA / NEIN
11.
Finden Sie, es sei schön, jetzt zu leben?
JA / NEIN
12.
Kommen Sie sich in Ihrem jetzigen Zustand ziemlich wertlos vor?
JA / NEIN
13.
Fühlen Sie sich voller Energie?
JA / NEIN
14.
Finden Sie, daß Ihre Situation hoffnungslos ist?
JA / NEIN
15.
Glauben Sie, daß es den meisten Leuten besser geht als Ihnen?
JA / NEIN
dzt. Antidepressiva
JA / NEIN
Seite 41
Geriatrische Depressions-Skala
Maximale Punktzahl 15
Für die Fragen 1, 5, 7, 11, 13 gibt es für die Antwort "nein",
für die übrigen Fragen für die Antwort " ja " jeweils einen
Punkt.
Ergebnisbeurteilung
Mehr als 5 Punkt:
Verdacht auf das Bestehen einer
Depression
11 und mehr Punkten:
manifesten Depression
Achtung: Bei deutlicher kognitiver Einschränkung
ist dieses Verfahren nicht durchführbar
Timed GET-UP & GO-Test
Test-Anleitung
- Angelehnt auf einem Stuhl sitzen, die Hände auf den Armlehnen.
- Aufstehen vom Stuhl, 3 m Gehen in normalem Tempo.
- Umdrehen –wieder zurückgehen und wieder setzen.
< 10
sec
11 – 19 sec
20 – 29
> 30 Sek.
Bewertung
Alltagsmobilität uneingeschränkt
geringe Mobilitätseinschränkung,
in der Regel ohne Alltagsrelevanz
relevante Mobilitätsstörung,
funktionelle Einschränkungen
sind wahrscheinlich
Ausgeprägte Mobilitätsstörung mit
funktionellen Einschränkungen
(erhöhtes Sturzrisiko)
Esslinger Transferskala
 Hilfestufe 0: keine personelle Hilfe erforderlich
 Hilfestufe 1: spontane, ungeschulte Laienhilfe ist ausreichend
 Hilfestufe 2: geschulte Laienhilfe ist erforderlich und ausreichend
 Hilfestufe 3: ein Helfer professionellen Standards ist erforderlich
 Hilfestufe 4: ein professioneller Helfer ist nicht ausreichend
Seite 44
Esslinger Transferskala
 Mit der Esslinger Transferskala wird das Ausmaß der
benötigten Hilfestellung für einen sicheren Transfer
bewertet.
 Bei starken Tagesschwankungen wird die jeweils
schlechtere Einstufung gewählt, wenn diese nicht die
klare Ausnahme ist.
Seite 45
Tinetti Test
A) Prüfung des Gleichgewichts
1.


2.





3.



4.



Gleichgewicht im Sitzen
unsicher
sicher, stabil
Aufstehen vom Stuhl
nicht möglich
nur mit Hilfe
div. Versuche, rutscht nach vorn
braucht Armlehnen oder Halt
in einer fließenden Bewegung
Balance in den ersten 5 Sekunden
unsicher (Schwanken, Korrekturschritte, sucht Halt)
sicher, aber nur mit Halt
sicher, ohne Halt
Stehsicherheit (Füsse so nahe wie möglich beieinander)
unsicher (Schwanken, Korrekturschritte)
sicher, aber ohne geschlossene Füße
sicher, mit geschlossenen Füßen, ohne Anhalten
Punkte
0
1
0
1
2
3
4
0
1
2
0
1
2
Tinetti Test
A) Prüfung des Gleichgewichts
5. Balance (mit geschlossenen Augen und Füßen)

unsicher (Schwanken, Korrekturschritte, nur mit HM/Halt)

sicher, ohne Halt
Punkte
0
1
6. Drehung um 360° (mit offenen Augen)

unsicher (Schwanken, Korrekturschritte, nur mit HM/Halt)

diskontinuierliche Schritte

kontinuierlich und sicher
7. Stoß gegen die Brust (leicht, 3x, mit geschlossenen Füßen)

würde ohne Hilfe oder Halt fallen

muss Korrekturschritte ausführen, behält aber Gleichgewicht)

gibt sicheren Widerstand
8. Hinsetzen

lässt sich plumpsen, schätzt Distanz falsch, braucht Halt

flüssige Bewegung
Punktetotal Gleichgewicht
0
1
2
0
1
2
0
1
max. 15
Seite 47
Tinetti-Test
B) Prüfung des Ganges
9. Beginn des Ganges(unmittelbar nach dem Befehl, zu gehen)

zögert, mehrere Versuche, stockend

beginnt ohne zögern, fließende Bewegung
10. Schritthöhe

Schlurfen, oder übertriebenes Hochziehen

Schritthöhe 2,5 – 5 cm
11. Schrittlänge

weniger als Fußlänge

mindestens Fußlänge
12. Schrittsymmetrie

Schrittlänge variiert, oder Patient hinkt

Schrittlänge beidseits gleich
Punkte
1
2
1
2
1
2
0
1
Tinetti-Test
B) Prüfung des Ganges
Punkte
13. Gangkontinuität
Phasen mit beiden Beinen am Boden
beim Absetzen des eine Fußes wird der andere gehoben, keine Pausen
14. Wegabweichung
1
2


1
2
Abweichung, Schwanken
Füße werden entlang einer imaginären Linie abgesetzt
15. Rumpfstabilität


Rücken und Knie nicht gestreckt, unsicher,
Arme werden zur Stabilisierung benötigt
Rücken und Knie gestreckt, kein Schwanken
0
1
16. Schrittbreite


Gang breitbeinig oder überkreuzend
Füße berühren sich beinahe beim Gehen
Punktetotal Gehen
0
1
max. 13
Seite 49
Tinetti-Test
Punktetotal Gleichgewicht und Gang
(max. 28)
Interpretation: je höher der Punktewert,
desto sicherer der Patient
1-20: Sturzrisiko deutlich erhöht
20-23: Sturzrisiko leicht erhöht
24-28: Sturzrisiko nicht erhöht
Mini-Mental-Status-Test (MMST)
I. Orientierung
Zeit:
Punkte
welches Datum ist heute
welche Jahreszeit
welches Jahr
welcher Wochentag
welcher Monat
1
1
1
1
1
Welches Bundesland
Welche Stadt
Welcher Stadtteil
Welches Krankenhaus
Welche Station
1
1
1
1
1
Zitrone
Schlüssel
Ball
1
1
1
Ort:
II. Merkfähigkeit
III. Aufmerksamkeit und Rechenfertigkeit
Ziehen Sie von 100 jeweils 7 ab: 93
86
79
72
65
1
1
1
1
1
Mini-Mental-Status-Test (MMST)
IV. Erinnerungsfähigkeit
Was waren die Dinge, die Sie sich vorher gemerkt haben?
Zitrone
Schlüssel
Ball
Punkte
1
1
1
V. Sprache
Was ist das? (Der Untersucher zeigt zwei Gegenstände und fordert die
Testperson auf diese zu benennen)
Uhr
Bleistift / Kugelschreiber
Sprechen Sie nach: „kein wenn und oder aber“
Machen Sie folgendes:
Nehmen Sie das Blatt Papier in die Hand
Falten Sie es in der Mitte
Lassen Sie es auf den Boden fallen
Lesen Sie und machen Sie es bitte. „AUGEN ZU“
Schreiben Sie Bitte einen Satz (mind. Subjekt und Prädikat)
1
1
1
1
1
1
1
1
Fünfecke nachzeichnen
(Alle 10 Ecken müssenwiedergegeben sein und 2 davon
müssen sich überschneiden)
1
Summe:
30
Mini-Mental-Status-Test (MMST)
Interpretation:
 30-27: Keine Demenz
 26-18: Mild Cognitive Imperement (MCI)
 17-10: Mittelschwere Demenz

0-9: schwere Demenz
Mini-Mental-Status-Test (MMST)
Probleme:
-
Mangelnde Sensitivität bei beginnender Demenz
-
Beträchtliche Überlagerungsbereiche zw. Depression und Demenz
-
Schweregradeinschätzung und Verlaufskontrolle nur bedingt möglich
-
Verschieden Versionen mit diskrepanten Ergebnissen
-
Bei Neurologischen Ausfällen (Aphasie, Apraxie, etc) negative Verzerrung
-
Bei schwerer Demenz nicht durchführbar
Uhren – Test
Sagen Sie dem Patienten: "Bitte zeichnen Sie eine Uhr mit allen Zahlen und Zeigern.
Die Zeiger sollen die Zeit 9:30 anzeigen. "
Uhren – Test
Auswertung Uhren-Test:
 Ist die Zahl "12" oben ? 3 Punkte
 Sind alle 12 Zahlen vorhanden ? 2 Punkt
 Sind der Stunden- und Minutenzeiger vorhanden ? 2 Punkte
 Entspricht die von Ihnen angegebene Uhrzeit der
Zeigerstellung ? 2 Punkte
Maximum mögliche Punkte 9 Punkte
Uhrentest
SIDAM
Strukturiertes Interview für die Diagnose einer
Demenz vom Alzheimer Typ,
der Multiinfarkt- (oder vaskulären) Demenz und
Demenzen anderer Ätiologie
Benötigte Durchführungszeit 15 bis 45 Minuten.
SIDAM
maximal 55 Punkte
47-55 Punkte: keine kognitive Beeinträchtigung
34-46 Punkte: leichte kognitive Beeinträchtigung
0-33 Punkte:
Demenz
Mini Nutritional Assessment MNA™
Short Form
 A Hat der Patient während der letzten 3 Monate wegen,
Appetitverlust, Verdauungsproblemen
Schwierigkeiten beim Kauen oder Schlucken weniger gegessen?
0 = starke Abnahme der Nahrungsaufnahme
1 = leichte Abnahme der Nahrungsaufnahme
2 = keine Abnahme der Nahrungsaufnahme
 B Gewichtsverlust in den letzten 3 Monaten
0 = Gewichtsverlust > 3 kg
1 = nicht bekannt
2 = Gewichtsverlust zwischen 1 und 3 kg
3 = kein Gewichtsverlust
 C Mobilität
0 = bettlägerig oder in einem Stuhl mobilisiert
1 = in der Lage, sich in der Wohnung zu bewegen
2 = verlässt die Wohnung
Mini Nutritional Assessment MNA™
Short Form
 D Akute Krankheit oder psychischer Stress während der letzten 3 Monate?
0 = ja
2 = nein
 E Neuropsychologische Probleme
0 = schwere Demenz oder Depression
1 = leichte Demenz
2 = keine psychologischen Probleme
 F Body Mass Index (BMI): Körpergewicht (kg) / Körpergröße2 (m2))
0 = BMI < 19
1 = 19 ≤ BMI < 21
2 = 21 ≤ BMI < 23
3 = BMI ≥ 23
Mini Nutritional Assessment MNA™
Short Form
Ergebnis des Screenings
(max. 14 Punkte)
 12-14 Punkte: Normaler Ernährungszustand
 8-11 Punkte: Risiko für Mangelernährung
 0-7 Punkte: Mangelernährung
Urininkontinenz-Screening
1) Müssen Sie mehr als 7 x am Tag, oder 1 x nachts Ihre Blase leeren?
2) Empfinden Sie manchmal zwanghaften Harndrang?
3) Haben Sie unfreiwilligen Harnabgang beim Husten, Niesen oder Lachen?
4) Kommt es vor, dass Sie ohne erkennbaren Grund Harnabgang haben?
Beurteilung von Schmerzen
1.
Verbal Rating Scale (VRS)
0 = kein Schmerz
1 = leichter Schmerz
2 = mittelstarker Schmerz
3 = starker Schmerz
4 = stärkster vorstellbarer Schmerz
Seite 64
Schmerz und Demenz
• zunehmende Schwierigkeiten Schmerzempfindungen verbal zu äußern
und zu beschreiben (sprachliche Einschränkungen)
• ein verändertes oder gestörtes Körpergefühl
• ein Verlust des begrifflichen Konzepts „SCHMERZ“
• eine Veränderung gefühlsmäßiger Reaktionen (Schmerzaffekt)
durch Veränderung im limbischen System
Seite 65
Schmerz und Demenz
 übliche Schmerzskalen verlieren bei Patienten mit Demenz
ihre Aussagekraft
 Bei einem Mini-Mental Wert ≤ 24 Punkten ist der Einsatz üblicher
Schmerzskalen kaum mehr sinnvoll
 Bei einem Mini-Mental Wert ≤ 15 Punkten ist der Patient kaum
noch in der Lage zu äußern, wo, wann und wie sehr es ihm wehtut
Seite 66
BESD-Skala
Beurteilung des Schmerzes bei Demenz
 Patienten 2 Minuten
beobachten
 dann ankreuzen
Seite 67
BESD-Skala
Beurteilung des Schmerzes bei Demenz
0/10: kein Schmerzverhalten erkennbar –
Schmerz nicht ausgeschlossen
1/10: erhöhte Aufmerksamkeit für mögliche
Schmerzursachen und weitere Schmerzzeichen
ab 2/10: Schmerzen wahrscheinlich
ab 6/10: muss davon ausgegangen werden, dass Patient
Schmerzen hat
Seite 68
Seite 69
Doloplus 2
Beurteilung des Schmerzes bei Demenz
erfasst psychomotorische und psychosoziale
Auswirkungen von Schmerzen
30-punktige Skala
Beobachtungen der Reaktion eines Patienten
werden festgehalten
Seite 70
Fallbeispiel eines multimorbiden
geriatrischen Patienten
stationärer Aufenthalt
Wiedereingliederung in das häusliche Umfeld
Fallbeispiel
Fallbeispiel
Herr Ernst N., 84Jahre
Diagnosen:














Cardiale Dekompensation bei
Dilatativer Cardiomyopathie
Pneumonie beidseits
Myeloproliferatives Syndrom
Arterieller Hypertonus
Mittelgradige Demenz
Depressio
Degeneratives Wirbelsäulensyndrom
Coxarthrosis Deformans beidseits
St. p. Unterschenkel-Amputation links bei
PAVK vor 3 Jahren
St. P. Unterschenkel-Thrombose re vor 3 Monaten
St. P. kompl. Handgelenksfraktur re. (Kriegsverletzung)
St. P. rezid. TIA
Fallbeispiel
Fallbeispiel
Assesment:
Barthelindex:
IADL:
30 Punkte schwere Funktionseinschränkung (max.100 Punkte)
3 Punkte hochgradige Beeinträchtigung
(max.16 Punkte)
GDS:
11 Punkte manifeste Depression
(bis 5 Punkten normal)
Tinetti Test:
10 Punkte Sturzrisiko deutlich erhöht
(max. 28 Punkte)
MMSE:
17 Punkte mittelgradige Demenz
(max. 30 Punkte)
Uhrentest:
MNA (Kurzform):
5 Punkte mittelgradige Einschränkung
12 Punkte normal
(max. 9 Punkte)
(max. 14 Punkte)
Fallbeispiel
Fallbeispiel
 Ärztliche Behandlung:







Optimierung der kardialen Therapie
Blutdruckeinstellung
Therapie der Pneumonie
Optimierung der Schmerztherapie
Therapie der Depression
Einstellung mit Antidementiva
Anpassung einer neuen Prothese
Fallbeispiel
 Therapieplan für Herrn Ernst N.
 Anleitung durch die Ergotherapeutin im ADL und IADLTraining
 Mobilisationstraining mit der Physiotherapeutin
Nach mehrmaliger Adaptierung der Prothese durch den Bandagisten
Gehtraining mit der Prothese
 Täglich Lymphdrainage des Stumpfes
 Gesprächsführung mit der Psychologin
 Teilnahme an der Gruppentherapie (Gedächtnis,
Beschäftigungstherapie)
 „Diagnostischer-Therapeutischer Hausbesuch“ mit dem Patienten
Diagnostisch-therapeutischer
Hausbesuch
 Patient
 Angehörige
 ausgesuchtes Team (Arzt, DGKS, Therapeut, Sozialarbeiterin)
Ziel:

Wohnungs-Assessment vor Ort um Umfeld des Patienten
in Hinblick auf seine vorhandenen bzw. nicht mehr
vorhandenen Fertigkeiten zu adaptieren

Gefahren-quellen erkennen und beseitigen

Therapeutisches Programm auf häusliche Gegebenheiten
abstimmen
Seite 76
Fallbeispiel
Beim Pat. Ernst N. zeigten sich nach
dem Hausbesuch folgende Barrieren:






2cm hohe Türschwellen (Sturzgefahr)
Lose Telefonkabel und Teppiche am Boden (Sturz- gefahr)
Wohnzimmersessel zu niedrig
(Pat. kann nicht alleine aufstehen)
Esszimmertisch filigran und wackelig (Sturzgefahr)
Kein behindertengerechtes Bett
WC mit Rollator nicht erreichbar
Seite 77
Fallbeispiel
Mit Unterstützung unserer Sozialarbeiterin wurden von den
Angehörigen folgende Veränderungen in der Wohnung
durchgeführt:
 Krankenbett wurde angeschafft
 Der wackelige Wohnzimmertisch wurde durch einen fix
stehenden Tisch ersetzt
 Türschwellen wurden durch rollatorgerechte Rampen ersetzt
 Ersatz des alten Telefons durch ein Schnurlostelfon
 Sessel mit entsprechender Erhöhung wurden für Küche und
Wohnzimmer angeschafft
 Toilettenstuhl wurde organisiert
 Notfallband wurde installiert
 Weiters wurde für den Patienten Essen auf Räder, sowie
tägliche Unterstützung durch die Hauskrankenhilfe organisiert
Seite 78
Fallbeispiel
 Nach dem Hausbesuch wurde die auf der Station durchgeführte
Therapie den Gegebenheiten des häuslichen Umfeldes
angepasst.
 Die einzelnen Therapien zeigten gute Vorschritte und auch die
Motivation des Patienten besserte sich zunehmend.
 Patienten wurde mit Unterstützung durch 3 x täglich
Hauskrankenpflege nach Hause entlassen
Fallbeispiel
Fallbeispiel
Assessment nach Therapie
Barthelindex:
IADL:
65 (30) Punkte mittlere Funktionseinschränkung (max.100 Punkte)
3 (3) Punkte
hochgradige Beeinträchtigung
GDS:
7 (11) Punkte Verdacht auf Depression
Tinetti Test:
20 (10) Punkte Sturzrisiko leicht erhöht
MMSE:
17 Punkte
Uhrentest:
MNA (Kurzform):
5 Punkte
12 Punkte
(max.16 Punkte)
(bis 5 Punkten normal)
(max. 28 Punkte)
mittelgradige Demenz
(max. 30 Punkte)
mittelgradige Einschränkung
(max. 9 Punkte)
normal
(max. 14 Punkte)
Nicht dem Leben Jahre
sondern
den Jahren Leben geben
Danke!