"Würdenträger" im Oldenburger Land

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"Würdenträger" im Oldenburger Land
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"Würdenträger" im Oldenburger Land
Vechta. Im Kampf gegen den aufkeimenden
Rechtsradikalismus spielte die Katholische
Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) im Landesverband
Oldenburg eine entscheidende Rolle: Denn ohne
ihren Einsatz 2007 gäbe es das Projekt
"Würdenträger" nicht. Damals plante die NPD am
01. Mai 2007 eine Groß-Demonstration von
Neo-Nazis durch Vechta. Das sollte nicht ungestört von statten gehen. Die KAB im
Landesverband Oldenburg, um den damaligen Landesvorsitzenden Josef Bischof und
Landessekretärin Elisabeth Dartmann, organisierten eine friedliche Gegenoffensive.
Innerhalb kurzer Zeit hatten sich katholische Verbände, örtliche Pfarreien und
Gewerkschaften zusammengefunden und gegen den Aufmarsch der Neo-Nazis
demonstriert.
Dieser Einsatz sollte keine Alltagsfliege sein, so das Anliegen der KAB. Dafür fand sie
Rückhalt in der Bischöflichen Behörde. Im November 2008 rief Regionalbischof
Heinrich Timmerevers das kirchliche Projekt "Würdenträger" ins Leben. Das reagierte
nicht nur auf den Aufmarsch in Vechta, sondern auch auf Nazi-Aktionen in anderen
Städten wie in Delmenhorst und in Oldenburg. Die Federführung dieses Projektes lag
in den Händen der damaligen KAB-Sekretärin Elisabeth Dartmann, die für diese
Aufgabe von der Hälfte ihrer Aufgaben entbunden wurde und Entlastung durch eine
Neueinstellung des Bischöflichen Offizialates in Vechta fand. Der KAB-Landesverband
stand auch an vorderster Front, als dieses Projekt im Mai 2007 seinen Anfang nahm.
Der Aufruf gegen Rechtsradikale richtete sich landesweit an alle Bürgermeister und
Landräte, an alle Pfarrgemeinden und einzelne Christen. Das Projekt "Würdenträger weil jeder Mensch Würde trägt!" wollte Aufklärungsarbeit leisten, indem es kleine und
kleinste Projekte mit dem Ziel förderte, die für den Respekt vor der Menschenwürde
warben. Auf diese Weise sollte die Einstellung der Gesellschaft verändert werden. Der
erste Erfolg hat alle überrascht: Fast zweihundert Reaktionen aus Pfarrgemeinden,
Ordensgemeinschaften, Schulen, Vereinen und staatlichen Körperschaften lagen vor.
Gut ein Drittel wollte konkret Projektpartner werden. Einige Beispiele aus der Fülle
von Projekten zeigen, was daraus wurde: Als zentrales Projekt machte der "Zug der
Erinnerung" 2009 nacheinander in den Bahnhöfen Delmenhorst, Oldenburg,
Wilhelmshaven und Vechta Station, um auf das seit 1945 anhaltende Kontinuum von
Rassismus und nationalem Größenwahn aufmerksam zu machen. Ziel allen
Gedenkens sei, "sich offen auseinander zu setzen und sich durch die Abgründe
unserer Geschichte sowie deren Opfer persönlich treffen zu lassen", sagte der Offizial
in Delmenhorst am Bahnhof anlässlich der Ankunft des Zuges.
Die Schulklasse 10a der Franziskus-Schule in Wilhelmshaven befasste sich mit dem
Projekt und besuchte in diesem Rahmen als "Höhepunkt" die Gedenkstätte Bergen
Belsen. In der Woche vom 19. - 23.10.2009 gestaltete die Liebfrauen-Schule
Oldenburg eine Projektwoche zum Thema: "Würdenträger". Dieses Projekt setzt sich
eine doppelte Aufgabe: Zum einen den Einsatz gegen rechtsradikale Einstellungen
mitten in unserer Gesellschaft und zum anderen den Einsatz für ein entschiedenes
Leben aus dem Glauben. Die Schulgemeinschaft der örtlichen Berufsbildenden
Schulen (BBS) Marienhain startete mit einem öffentlichen Bekenntnis zum Schutz der
Würde des Menschen im Schuljahr 2009/10, wurde zum offiziellen Partner und
organisierte eine Wanderausstellung Rechtsextremismus.
Alle Projekte im Großen und Kleinen tragen bis heute mit dazu bei, aus dem Unrecht
der Vergangenheit zu lernen und das Gelernte weiter zu geben, damit es nie wieder
passiert.
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22.07.2013 13:33
Druckausgabe
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Text: Bernhard Bockhorst
Foto: Monika Thies
17.09.2012
Quelle: www.kab-muenster.de
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22.07.2013 13:33