Gottes Tür ist immer offen

Transcrição

Gottes Tür ist immer offen
OKULI 2013
Materialien für Gemeinde und Schule
„Gottes Tür ist immer offen“
Foto: CBM
Textauslegungen zu Lukas 11, 5-13
Fußballtrainer
Jürgen Klopp
Bischöfin
Kirsten Fehrs
Landesbischof
Heinrich Bedford-Strohm
Der bittende Freund
Der „Bittende Freund“ aus Lukas 11:
5
Und er sprach zu ihnen: Wenn jemand
unter euch einen Freund hat und ginge
zu ihm um Mitternacht und spräche zu
ihm: Lieber Freund, leih mir drei Brote;
10
Denn wer da bittet, der empfängt; und
wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan.
11
6
denn mein Freund ist zu mir gekommen
auf der Reise, und ich habe nichts, was ich
ihm vorsetzen kann,
Wo ist unter euch ein Vater, der seinem
Sohn, wenn der ihn um einen Fisch bittet,
eine Schlange für den Fisch biete?
12
7
und der drinnen würde antworten und
sprechen: Mach mir keine Unruhe! Die Tür
ist schon zugeschlossen und meine Kinder
und ich liegen schon zu Bett; ich kann
nicht aufstehen und dir etwas geben.
Oder der ihm, wenn er um ein Ei bittet,
einen Skorpion dafür biete?
13
Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren
Kindern gute Gaben geben könnt, wie viel
mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist geben denen, die ihn bitten!
8
Ich sage euch: Und wenn er schon nicht
aufsteht und ihm etwas gibt, weil er sein
Freund ist, dann wird er doch wegen seines unverschämten Drängens aufstehen
und ihm geben, so viel er bedarf.
9
Und ich sage euch auch: Bittet, so wird
euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan.
Impressum
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V.i.S.d.P.: Dr. Rainer Brockhaus, Dr. Peter Schießl
Redaktion: Regina Karasch, Ilona Karin, Ruth Leimig
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© 2013 Christoffel-Blindenmission
Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 370 205 00
Inhalt
Foto: CBM
Impressum ________________________________ 2
Vorwort – Dr. Rainer Brockhaus _____________ 3
Grußwort – Bischöfin Kirsten Fehrs __________ 4
Vorwort
Die Macht der Bitte – Dr. Martin Bauschke ____ 5
Liebe Freundinnen und Freunde der
Christoffel-Blindenmission,
Bibelarbeit – Landesbischof
Prof. Dr. Heinrich Bedford-Strohm ___________ 8
Konfirmandenunterricht –
Dr. Karin Lehmeier _________________________ 10
jeder Mensch braucht Freunde. Wie schön ist es zu
wissen, dass man bei manchen Freunden immer
eine offene Tür vorfindet. Wie viel besser ist das
Leben doch, wenn man Freude, aber auch Leid miteinander teilen kann.
Chris – Die Kinderzeitschrift der CBM _______ 14
Gedanken zum Text – Jürgen Klopp ________ 15
Familiengottesdienst – Gisela Sachse ________ 18
Menschen mit Behinderungen finden dagegen oft
verschlossene Türen. Fehlende Annahme, Vorurteile,
wenige Bildungsmöglichkeiten bedeuten für sie
ein Leben in Ausgrenzung und ohne Chancen.
Psychotest – Gisela Sachse _________________ 25
Liedandacht – Clemens Bittlinger ___________ 26
Nicht zu vergessen die Armut: 80 Prozent aller behinderten Menschen leben in Entwicklungsländern. Sie brauchen einen Freund. Oder am besten
mehrere Freunde. Gemeinsam können wir ihnen
mit medizinischer Hilfe, Schulbildung, Rehabilitation oder Hilfsmitteln wie Rollstühlen helfen. Oder
einfach mit einem Arbeitsplatz.
Online-Shop ______________________________ 27
Andacht – Dekan i.R. Richard Haug _________ 28
Gemeindefest mit Kampagnenaktion _______ 29
Liturgische Texte – Diakon Rudi Saß ________ 30
© 2013 Christoffel-Blindenmission
Ein Freund für Menschen mit Behinderungen zu
sein ist so einfach: Nutzen Sie doch unseren Projektvorschlag auf der Rückseite dieses Heftes für eine Kollektensammlung. Auf den Philippinen finden
z. B. körperbehinderte Menschen eine Arbeit in
zahlreichen Kooperativen unserer CBM-Partner.
Das etwas andere Kirchencafé _____________ 32
Unsere Angebote für Ihre Gemeinde _______ 33
Unser Team Kirche ________________________ 34
Das hat Ihre Spende bewirkt! ______________ 35
Im Namen aller behinderten Menschen in unseren
Projekten weltweit bedanke ich mich schon jetzt
vielmals! Ich freue mich sehr, wenn Ihnen das neue
Okuli-Heft zu inspirierenden Gemeindestunden
verhilft.
Kollektenvorschlag ________________________ 36
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Herzliche Grüße und Gottes Segen,
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Dr. Rainer Brockhaus
– Direktor –
3
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Kirsten Fehrs
Bischöfin im Sprengel
Hamburg
Evangelisch-Lutherische
Kirche in Norddeutschland
Grußwort
Liebe Leserinnen und Leser,
„So viel du brauchst“ – so lautet die Losung für den
34. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Hamburg. Sie entstammt einer Geschichte aus dem
2. Buch Mose, die vom rechten Maß handelt. Gott
sagt darin zu den Israeliten, sie sollen sich nehmen,
so viel sie brauchen. Doch – es geht ihnen wie den
meisten – das, was der Mensch wirklich braucht,
weiß er gar nicht so genau. Geschweige denn, was
der oder die andere wirklich braucht. Und so nehmen die einen viel, die anderen wenig. Folge: Das,
was zu viel ist, verdirbt. Den Charakter übrigens
auch. Quintessenz: Das, was du wirklich brauchst,
gibt Gott überreichlich und täglich neu – im biblischen Text steht dafür das Bild vom Himmelsbrot.
Es steht für das Materielle wie das Immaterielle. Für
Brot und Himmel, Geld und Segen, Wasser und
Liebe – alles Lebensmittel, die nicht haltbar, nicht
zu halten sind. Festhalten verdirbt. Bringt aus der
Balance. Körperlich, seelisch, sozial, global.
Ich wünsche der CBM für ihre weitere vielfältige
und weltweite Arbeit Gottes reichen Segen. Ebenso mögen alle, die angeregt durch die Materialien
dieses Heftes Aktionen in ihren Gemeinden gestalten, erfüllende Momente in der Nachfolge Jesu erleben. So viel du brauchst!
Der Kirchentag 2013 in Hamburg will ein Forum
sein, das sich genau diesen Fragen widmet: Er verbindet die Wahrnehmung der Wirklichkeit mit der
Suche nach Lebenssinn. Glauben auf dem Boden
der Tatsachen, darum geht es. Sorgfältig, kritisch,
scharfsinnig, mitunter gar prophetisch. Und immer
mit dem Blick auf die Benachteiligten, auf die im
Kreislauf von Armut und Behinderung Gefangenen. Für sie setzt sich beispielhaft auch die Christoffel-Blindenmission (CBM) ein mit dem Ziel, die
Lebensqualität der ärmsten Menschen dieser Welt
zu verbessern.
Bischöfin Kirsten Fehrs
Foto: CBM/ argum/ Einberger
Orientierung gibt uns dabei immer wieder der bittende Freund im Lukasevangelium. Jesus stellt ihn
als Vorbild heraus, produktiv und offensiv auch mit
unserer eigenen Bedürftigkeit umzugehen: „Bittet,
so wird euch gegeben.“ Zu jeder Tages- und Nachtzeit, egal ob es passend erscheint oder nicht. Mit
diesem Bild des bittenden Freundes wirbt Jesus zugleich um das Vertrauen, Gott als Freund zu verstehen. Als einen, der hinhört, aufmerkt, segnet.
Auf dem Boden dieser Gewissheit sind wir dann
auch in der Lage, unsererseits sorgsam die Bitten
Hungersnot in Kenia. CBM-Partner verteilen Lebensmittel und achten besonders darauf, dass Menschen
mit Behinderungen ihren gerechten Anteil erhalten.
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© 2013 Christoffel-Blindenmission
Foto: Privat
zu vernehmen, die gehört werden wollen in der
Welt. Wie das ganz praktisch aussehen kann, dafür
steht mir ein Verwandter vor Augen, der mit einer
originellen Idee auf ganz elementare Weise die
Sichtweise vieler Menschen verändert hat: Er betreibt schon seit längerer Zeit eine Art BrillenRecycling, indem er alte Brillen, die hier bei uns nicht
mehr gebraucht werden, mit eigener Logistik und
Organisation in ärmere Länder transportiert und
dort an Bedürftige verteilt. Auf diese Weise hat er
schon tausende Brillen unter die Menschen gebracht und mehr noch: Klarheit ins Schemenhafte,
Glücksmomente in die Schattenwelt. Hautnah konnten er und seine Freunde erleben, wie sehr sich
Menschen danach sehnen, dass ihnen – mit einem
wunderbaren Wort von Ingeborg Bachmann – „die
Augen aufgehen. Die Wahrheit nämlich ist den
Menschen zumutbar. Wer, wenn nicht diejenigen
unter Ihnen, die ein schweres Los getroffen hat,
könnte besser bezeugen, dass unsere Kraft weiter
reicht als unser Unglück, dass man, um vieles beraubt, sich zu erheben weiß, dass man enttäuscht,
und das heißt: ohne Täuschung zu leben vermag.“
So ist die Arbeit der CBM immer wieder ein eindrucksvolles Zeichen dafür, dass unsere Kraft weiter
reicht als unser Unglück. Sie fördert Menschen mit
Behinderungen in ihrem Selbstbestimmungsrecht
und trägt auf diese Weise mit dazu bei, dass den
Menschen die Augen aufgehen.
Foto: Privat
sucht, wird selten etwas finden. Und wer nicht anzuklopfen wagt, dem öffnet sich nie eine Tür. Andererseits ist Jesu Weisheit ziemlich fragwürdig.
Denn die Erfahrung zeigt uns: Nicht jeder, der bittet, bekommt auch etwas. Nicht jede, die sucht, findet auch das Gesuchte. Und nicht jeder, der anklopft, wird hereingelassen. Manche sagen daher
durchaus mit Recht, die Wahrheit in Jesu Worten
liege irgendwo in der Mitte. Manchen Bittenden
wird gegeben, manchen nicht. Einige Suchende
finden, andere nicht. Manchen, die anklopfen,
wird geöffnet, einigen aber auch nicht. Wieder andere hingegen behaupten sogar, das Gegenteil der
Weisheit Jesu sei zutreffend: Erst wenn du aufgehört hast zu bitten, wird dir gegeben. Erst wenn du
nicht mehr suchst, wirst du finden. Erst wenn du
aufgehört hast anzuklopfen, wird dir geöffnet
werden. Denn wenn man etwas zu verbissen, zu
verkrampft, zu hartnäckig will, dann bekommt
man es gerade nicht.
Dr. Martin Bauschke
Religionswissenschaftler
und Theologe
Stiftung Weltethos
Berlin
Blick auf den Text
Die Macht der Bitte
Lukas 11, 5-10 nach der Einheitsübersetzung
5
Dann sagte Jesus zu ihnen (seinen Jüngern):
„Wenn einer von euch einen Freund hat und um
Mitternacht zu ihm geht und sagt: ‚Freund, leih mir
drei Brote; 6 denn einer meiner Freunde, der auf
Reisen ist, ist zu mir gekommen, und ich habe ihm
nichts anzubieten!’, 7 wird dann etwa der Mann
drinnen antworten: ‚Lass mich in Ruhe, die Tür ist
schon verschlossen und meine Kinder schlafen bei
mir; ich kann nicht aufstehen und dir etwas geben?’ – 8 Ich sage euch: Wenn er schon nicht deswegen aufsteht und ihm seine Bitte erfüllt, weil er
sein Freund ist, so wird er doch wegen seiner Zudringlichkeit aufstehen und ihm geben, was er
braucht. 9 Darum sage ich euch: Bittet, dann wird
euch gegeben; sucht, dann werdet ihr finden;
klopft an, dann wird euch geöffnet. 10 Denn wer
bittet, der empfängt; wer sucht, der findet; und
wer anklopft, dem wird geöffnet.“
Wahrscheinlich haben alle diese Standpunkte ihr
Recht, weil sie allesamt Teil unserer Erfahrung sind.
Es gibt kein Patentrezept, das immer und überall
dem Bitten und Suchen Erfolg garantiert. Genau
als ein solches Patentrezept ist aber Jesu Gleichnis
auch nicht gemeint. Das zeigt der Zusammenhang,
in dem wir dieses Gleichnis antreffen. Ihm geht
nämlich das Vaterunser, das Jesus seine Jünger lehrte, unmittelbar voraus. Das Gleichnis vom bittenden Freund ist eine Illustration der Haltung, in der
zu Gott gebetet werden soll. Es ist eine Veranschaulichung der Erwartung, mit der Gott um etwas gebeten werden soll. Es ist ein Bild für die
Macht des Bittens. Die Macht der Bitte gründet in
der Ohnmacht des Bittenden. Sie gründet in der
Hilfsbedürftigkeit, der Not und der Angewiesenheit dessen, der vor Gott tritt. Die Macht der Bitte
ist aber nichts ohne den Mut des Bittenden, seine
Bitte auch tatsächlich zu äußern. Sich in seiner oder
ihrer Bedürftigkeit zu zeigen. Der Mut des Bittenden appelliert an die Großzügigkeit und Hilfsbereitschaft des Gebetenen. Der Mut des Bittenden
appelliert an das Mitgefühl und Erbarmen des Gebetenen.
Der Kontext, dass Jesus uns das rechte Beten zu
Gott lehrt (Lukas 11,1), zeigt: Die Macht der Bitte
gründet darin, dass Gott bereit ist zu geben. Er lässt
sich gerne bitten. Er wird sogar schwach angesichts
der Zudringlichkeit des Bittenden. Denn er ist der
Vater (11,2). Und der und die Bittende ist wesentlich das Kind. Das bedeutet: Das Bitten gewinnt
und entfaltet seine Macht letztlich in der Konstellation zwischen Vater und Kind. Also in einer Konstellation der schlechthinnigen Abhängigkeit der
Foto: CBM/ Hartung
© 2013 Christoffel-Blindenmission
In der Übersetzung Martin Luthers ist Jesu Weisheit
fast zum geflügelten Wort geworden: „Bittet, so
wird euch gegeben. Suchet, so werdet ihr finden.
Klopfet an, so wird euch aufgetan.“ Diese Sätze
klingen fast trivial. Denn es ist klar: Wer nicht bittet, wird wohl kaum etwas bekommen. Wer nicht
Mitarbeiter der CBM leisten Vorsorge – z. B.
in Äthiopien mit der Verteilung von Vitamin A.
5
Blick auf den Text
Dr. Martin Bauschke
Kinder von ihrem Vater. Genau das – die „schlechthinnige Abhängigkeit“ – ist das Wesen nicht nur
des Gebets, sondern von Religion überhaupt, wie
der protestantische Kirchenvater des 19. Jahrhunderts Friedrich Schleiermacher (gest. 1834) meinte.
Wir alle kennen diese Macht der Bitte. Welcher
menschliche Vater wird nicht schwach, wenn seine
geliebte Tochter, sein geliebter Sohn mit einer dringenden Bitte zu ihm kommt? Der Bittende gibt
dem Gebetenen die Gelegenheit, seine Liebe zu
zeigen und zu helfen. Welches Licht wirft das auf
Eltern, wenn sich ihre Kinder niemals bittend an sie
wenden? Was ist Gott ohne die Gläubigen, die zu
ihm beten, ihn bitten und verehren? Die „schlechthinnige Abhängigkeit“ kann man auch anders herum verstehen.
nisse Jesu. Dass Jesus sich mit seinen gewagten Bildern nicht nur Freunde machte, ist bekannt.
Wieder meldet sich unsere Erfahrung zu Wort:
Freunde können einander auch im Stich lassen.
Manche sind nie da, wenn wir anklopfen. Sie sind
schier unauffindbar, wenn wir sie suchen. Und dann
haben sie angeblich Wichtigeres zu tun, als sich unsere Bitten anzuhören. Es wurde eingangs bereits
angedeutet: Nicht jede, die sucht, findet auch das
Gesuchte. Nicht jeder, der bittet, bekommt auch etwas. Im Klartext: viele Gebete werden – so scheint
es – nicht erhört. Wer kann das bestreiten, dass
nicht alle unsere Bitten von Gott erhört werden?
Jedenfalls werden sie nicht alle sofort erhört. Oder
sie werden vielleicht erfüllt, doch anders als erwartet. Das Wissen um die Macht der Bitte, die
letztlich in der Freundschaft mit Gott gründet, beinhaltet auch die Einsicht, dass es keine Garantie
auf Gebetserhörungen gibt. Zum einen, weil auch
der menschenfreundliche Gott kein Wunscherfüllungsautomat ist. Er ist keine Maschine, in die man
oben eine Bitte hineinsteckt und unten fällt die Erhörung heraus. Er ist kein Zauberer, der mit den
Naturgesetzen, die er selbst geschaffen hat, Tricks
anstellt, nur um uns zu Diensten zu sein. Der andere Grund ist: nicht alles, was wir so dringend von
unserem himmlischen Freund bekommen wollen,
bekommt uns tatsächlich. Nicht jede Bitte tut uns
gut oder steht uns zu.
Doch Jesus erläutert das rechte Beten zu Gott mithilfe des Gleichnisses noch viel provozierender.
Denn im Gleichnis ist – anders als beim Vaterunser
– nicht von einer Vater-Kind-Konstellation die Rede. Diese hat seit jeher viele gestört, die lieber von
einer erwachsen und reif werdenden Beziehung
des Menschen zu Gott sprechen, statt von einem
ewig unentwickelten Verhältnis wie von Kindern
ihrem Vater gegenüber. Gerade diese Idee einer
erwachsenen Beziehung zu Gott wird durch Jesu
Gleichnis anvisiert. Hier geht es nämlich um die Beziehung zweier Freunde zueinander. Hier geht es
um ein Verhältnis „auf gleicher Augenhöhe“. Und
das ist das eigentlich Provozierende dieses Gleichnisses. Die Macht der Bitte wie auch der Mut zum
Bitten beruhen letztlich auf der Freundschaft mit
Gott. Wir dürfen mit Gott, dem Menschenfreund
(Titus 3,4), von Freund zu Freund reden – ohne vorherige Rituale, ohne steife Gesten, ohne strenge
Formen, ohne einen heiligen Vorhang zwischen
Mensch und Gott (Markus 15,38).
Foto: CBM /Dieter Telemans
Gerade weil hier der Freund den Freund bittet,
um seinerseits dem Gebot der Gastfreundschaft
Genüge zu tun, darf sich der bittende Freund etwas erlauben, was nur unter Freunden möglich
ist. Es ist die „Zudringlichkeit“ (V. 8), die Unverschämtheit, mit der er um Mitternacht bittet, also
zur Un-Zeit schlechthin. Jetzt zu stören, mitten in
der Nacht zu nerven und sogar zudringlich zu
werden – das können einander nur wahre Freunde zumuten. So spekuliert der Mut zur unverschämten Bitte sogar mit dem Interesse des gebetenen Freundes, den Bittsteller, auch wenn er der
Freund ist, so schnell wie möglich wieder loszuwerden, sobald dieser bekommen hat, „was er
braucht“ (V. 8). Das ist schon dreist, als Bittsteller
seinen Freund auf diese Weise fast schon zu erpressen. So dreist sind in der Tat manche Gleich-
Lucio aus Peru kann auch mit seiner Behinderung an
der rechten Hand zur Schule gehen.
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© 2013 Christoffel-Blindenmission
Im Gegenteil. Immer und jederzeit seine Wünsche
erfüllt zu bekommen, ist womöglich sogar ein
Fluch. Der Bittende läuft nämlich Gefahr, am Ende
zum Opfer seiner Wunschfantasien zu werden.
Klassisches Beispiel dafür ist aus der griechischen
Mythologie König Midas. Als ihm der Gott Dionysos einen Wunsch gewährte, antwortete der habgierige König: „Lass alles, was ich berühre, zu
Gold werden!“ So wurde Midas im Handumdrehen steinreich. Denn jeder Stein, den er aufhob,
Blick auf den Text
Dr. Martin Bauschke
Foto: CBM/argum/ Einberger
wurde zum Goldklumpen. Die Ähren, die er abstreifte, und das Obst, das er pflückte, erglänzten
in seinen Händen. Überglücklich setzte sich der König zu Tisch. Als er nach dem Brot griff, hielt er funkelndes Gold in der Hand. Als er den Becher zum
Mund führte, hatte sich der Wein zu Gold verhärtet.
Auch jeder Wassertropfen auf seinen Lippen wurde zum Goldsplitter. Da erkannte Midas, wohin ihn
Gier und Verblendung geführt hatten. Er war reich
ohne Maßen und doch war er ein Bettler, der nicht
einmal mehr den elementarsten Hunger und Durst
stillen konnte. Dem eben noch wunschlos Glücklichen war ein rascher Tod gewiss. Was wäre der bittende Mensch, dessen selbstsüchtige Wünsche ausnahmslos von Gott erfüllt würden, dessen Seele jedoch leer und hungrig bliebe? Da ist es sogar ein
Segen, wenn Gott, unser weiser himmlischer
Freund, nicht auf alle unsere Bitten hereinfällt, oder
wenn er sie anders erfüllt, als wir es erhoffen.
Goldener Mais – in den Hungerregionen der Erde ist
eine Handvoll davon ein kleiner Schatz.
Der Horizont unserer Bitten sollte eigentlich nicht
durch unsere Gier verstellt sein. Das zeigt das Gebet Jesu. „Dein Reich komme“ – und nicht mein
„Phantásien“, um einen Begriff aus der „Unendlichen Geschichte“ von Michael Ende zu verwenden.
„Dein Wille geschehe“ – und nicht meiner. Der
Freund im Gleichnis bittet ja nicht für sich selbst um
Brot, sondern für einen Dritten: seinen Gastfreund.
Alle unsere Bitten bleiben umfangen von etwas
Größerem als das, was wir selbst sind oder was wir
uns wünschen können. Der erfolgreich Bittende ist
nicht der, der möglichst viele Wünsche erfüllt bekommt, sondern der, der um das Angemessene und
wirklich Notwendige zu bitten weiß. Der um das
tägliche Brot bittet und nicht um einen Lottogewinn. Der um ein Leben ohne schwerste Prüfungen
bittet und nicht um ein Leben ohne alle Herausforderungen. Der um die Vergebung der Schuld
bittet und seinerseits bereit ist, dem Mitmenschen
die Schuld zu verzeihen.
Bittet, dann wird euch gegeben – es heißt nicht:
dann wird euch jede Bitte erfüllt werden. Suchet,
dann werdet ihr finden – es heißt nicht: dann werdet
ihr genau das finden, was ihr gesucht habt. Klopft
an, dann wird euch geöffnet – es heißt nicht: dann
werden sich euch alle Wunschtraumtüren öffnen. Sicher ist allein das Empfangen und Finden als solches,
worin auch immer das Empfangene und Gefundene
dann bestehen wird. Bei aller Großzügigkeit, bei allem Wohlwollen unseres himmlischen Freundes – es
bleibt eine letzte Freiheit Gottes, unsere Bitten anders als erwartet zu erfüllen. Mit einem Wort: Gott
behält es sich vor, uns zu überraschen. Wir dürfen
ihn – von Freund zu Freund – sogar nerven. Er aber
in seiner Weisheit darf unser Bitten und Wünschen
besser verstehen, als wir es selbst verstehen. Bittende Menschen haben stets mit den Überraschungen
Gottes zu rechnen. Können wir damit leben?
Nutzen Sie unseren Erlebnisgang für
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Mit Simulationsbrille und Taststock kann jeder
selbst nachempfinden, wie es ist, blind zu sein.
Der Erlebnisgang informiert anschaulich über
Blindheit und das Ziel der CBM, weltweit
Menschen mit Behinderungen zu helfen.
Informationen und Buchung bei Ilona Karin
unter Telefon (0 62 51) 131-2 86,
per Fax (0 62 51) 131-2 99
oder E-Mail: [email protected]
Foto: CBM
© 2013 Christoffel-Blindenmission
Drei Minuten blind sein
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Landesbischof
Heinrich Bedford-Strohm
München
Das Gleichnis vom bittenden Freund will genau
dies illustrieren: Sich etwas zu borgen, sich auszuhelfen war und ist in Kulturen, wo Lebensmittelläden nicht rund um die Uhr geöffnet haben, gang
und gäbe. Diese Situation kennt zur Zeit Jesu jeder
und jede. Das ist also noch nichts Besonderes. Ungewöhnlich ist die Uhrzeit, zu der hier ein Freund
den anderen bittet auszuhelfen. Die Mitte der
Nacht, wenn längst Ruhe eingekehrt ist.
Bibelarbeit
Vorbemerkung:
Wenige von uns lesen die Bibel wie ein gewöhnliches Buch von vorne bis hinten durch. Das hat seinen Grund – ist doch die Bibel kein gewöhnliches
Buch. Gleichwohl ist es gewinnbringend, einmal zu
sehen, wie Zusammenhänge hergestellt werden,
wie die Geschichte Gottes mit den Menschen komponiert ist.
Ich vermute, auch wir würden nur im äußersten
Notfall nach Mitternacht bei einem anderen Menschen vorstellig werden, weil uns etwas ausgegangen ist. Aber ein Notfall ist es – einen Gast aufzunehmen, ohne ihn bewirten zu können – das ist im
Nahen Osten bis heute eine Unmöglichkeit. Aber
einen x-beliebigen Nachbarn in der Nacht aufzuscheuchen – das macht niemand. Das geht nur innerhalb der Familie oder eben bei guten Freunden.
Viel häufiger lesen wir die Bibel so, dass wir sehr
ins Detail gehen. Wir konzentrieren uns nur auf einen Vers oder auf einige wenige – bewegen sie im
Herzen und merken sehr schnell, wie viel sie an unseren inneren Saiten zum Schwingen bringen. Oft
ist es nur ein Gedankensplitter, der uns persönlich
anspricht, uns tröstet und frei macht.
Von der Freundschaft
Bei ihnen wissen wir, dass wir jederzeit kommen
können und sie uns dann auch geben, was wir
brauchen. Freunde helfen sich – einfach, weil sie
befreundet sind, weil der oder die andere so kostbar ist, dass Mühen wenig ins Gewicht fallen. Das
ist der Boden, auf dem Vertrauen entstehen und
wachsen kann.
Zwischen diesen beiden Möglichkeiten liegt eine
dritte, die nämlich, ein Kapitel genauer in den Blick
zu nehmen. Sich zu fragen, wie Geschichten und
Aussagen sich ergänzen, erklären, in einer gewissen Weise selbst Anhaltspunkte geben, wie etwas
verstanden werden kann. Dies bietet sich auch an
bei dem Gleichnis vom bittenden Freund. Es lohnt
sich, auch den Beginn des 11. Kapitels im Lukasevangelium anzusehen, weil sich von daher die Erzählung Jesu erklärt.
Wir kennen vielleicht auch bei uns das Gefühl, eine
Freundschaft nicht strapazieren zu wollen, lieber
einmal zu wenig um einen Gefallen zu bitten als
einmal zu oft. Auch wenn es stimmt, dass es der Zuneigung zwischen zwei Menschen abträglich ist,
wenn einer den anderen ausnutzt, glaube ich dennoch, dass wir uns mit unserer Zurückhaltung um
eine wesentliche Erfahrung bringen – um die Erfahrung nämlich, beschenkt zu werden. „Schenk
mir bloß nichts“, sagen manche. Vielleicht haben
diese Menschen, zumindest im materiellen Sinn,
wirklich schon alles.
Das Gleichnis vom bittenden Freund
Der Evangelist Lukas stellt unmittelbar vor das
Gleichnis das große Gebet, das die Christenheit
seither durch die Zeiten, über Länder und Konfessionen hinweg miteinander verbindet: Das Vaterunser. Es zeigt, was und wie wir beten können, in
aller Kürze und Schlichtheit. Denn es sind nicht
die großen Worte, die ein Gebet wirksam werden
lassen.
Ich meine aber, hinter einer solchen Aussage steckt
etwas anderes, nämlich die Angst, bei dem oder der
anderen „in der Schuld“ zu stehen. Wer so denkt,
hat das Wesen der Freundschaft wenig verstanden;
es geht nicht darum, quitt zu sein. Wir können nie
so viel zurückgeben, wie wir empfangen haben.
Das ist aber nicht schlimm, im Gegenteil, es kann
uns zutiefst dankbar machen und ein Gefühl dafür
entstehen lassen, dass die wesentlichen Dinge im
Leben ohnehin geschenkt sind.
Wer betet, vertraut darauf, dass Gott dieses Gebet
hört und dass ihm nicht gleichgültig ist, was wir ihn
bitten – er uns auch erhört. Natürlich ist Gott darin
frei, wie er unser Gebet erhört – wir können ihn
nicht zwingen. Aber das Vertrauen ist deswegen so
entscheidend, weil es uns erst dazu bringt, Gott zu
8
© 2013 Christoffel-Blindenmission
Foto: Privat
bitten: Um Großes und Kleines, Alltägliches und
Außergewöhnliches, zur Zeit und auch zur Unzeit.
Bibelarbeit
Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm
Natürlich erleben solches auch Menschen, die ihr
Vertrauen nicht in Gott setzen. Aber als Menschen,
die Jesus nachfolgen, dürfen wir wissen, dass alles
Gute ein Geschenk Gottes ist, auch wenn sich
dieses unter den verschiedensten Pseudonymen
verbirgt.
Zugegeben: Wir würden heute vermutlich andere
Beispiele finden müssen, um die Tiefe und das Vertrauen einer Freundschaft auszudrücken – zu sehr
haben sich unsere Lebensumstände geändert. Aber
das Wesentliche ist doch gleich geblieben: So wie
wir unter Freunden um Hilfe bitten können, weil
wir darauf vertrauen, dass der oder die andere helfen wird, so ist es auch bei Gott. Ihn können wir bitten und er erhört uns – wirklich und wahrhaftig.
Einen wunderbaren Ausdruck für die Erfahrung,
dass wir Hilfe erfahren und wissen, dass diese von
Gott kommt, findet sich in dem Lied „Lobe den
Herren, den mächtigen König der Ehren“, wo es in
der dritten Strophe heißt: „In wie viel Not hat nicht
der gnädige Gott über dir Flügel gebreitet.
Vom Gebet – Gottes Antwort auf
unsere Bitten
Woher können wir das wissen? Und wie bringen wir
unsere Erfahrung, dass vieles eben nicht so ist oder
sich erfüllt, wie wir es uns wünschen und auch von
Gott erbitten, mit diesem Vertrauen zusammen?
Die Konsequenz
In diesem Lied deutet sich schon an, wie ein Leben
aus dem Vertrauen auf Gott, der hört und erhört,
sich gestaltet.
Was wird der Freund empfinden, der zu mitternächtlicher Stunde bekam, worum er gebeten hat?
Ich vermute, er ist mit einem großen Gefühl der
Freude und Dankbarkeit nach Hause gegangen.
Auch wird er erleichtert gewesen sein, dem späten
Gast nun doch noch eine Mahlzeit vorsetzen zu
können. Aber das Wissen, sich auf den Freund verlassen, mit ihm durch dick und dünn gehen zu können, geht weit darüber hinaus.
So ist das auch mit dem Gebet: Natürlich ist die
Freude groß, wenn eine schwierige Angelegenheit
zu einem guten Ende gebracht werden kann. Natürlich stimmt es uns froh, wenn unsere Lieben von
einer langen Reise gesund und munter zurückkehren, wenn eine Prüfung gut bestanden wurde.
Aber viel mehr als die Erleichterung wiegt die Freude darüber, uns auf Gott verlassen und ihm vertrauen zu können. Diese Melodie, die sich als Dankbarkeit gegenüber Gott und den Menschen äußert,
ist die Antwort auf unser Bitten.
„Bittet, so wird euch gegeben“. Die Wirkung eines
Gebets lässt sich nicht immer und vor allem, nicht
immer sofort erkennen. Aber im Rückblick stellen
wir oft genug eines fest: Gott erhört tatsächlich unser Gebet. Wie vieles fügt und findet sich, wie oft
erfahren wir Trost, wie oft kommt uns in einer
schwierigen Situation die rettende Idee! Manches
mag dabei anders ausgehen, als wir es gedacht haben, aber wir können es Gott getrost überlassen,
wie, wo und was er wirkt. Manches erkennen wir
auch nicht sofort, weil Gott sich bei seiner Hilfe der
unterschiedlichsten Werkzeuge und Instrumente
bedient: Menschen, die sich geduldig Schwierigkeiten und Leid anhören und mit nach Wegen suchen, die zu Auswegen werden. Freunden, die keine Mittel und Wege scheuen und aushelfen, auch
wenn es für sie selbst unbequem ist. Ärzte, die
Krankheiten nicht nur entdecken, sondern auch lindern und heilen.
Foto: CBM/ Opladen
© 2013 Christoffel-Blindenmission
Gott ist darin frei, wie er uns erhört – wir können
ihn nicht zwingen. Nicht mit wohlgesetzten Worten oder mit scheinbar guten Argumenten. Aber er
hat sich durch sein Versprechen gebunden, dass er
uns hört – darauf können wir vertrauen. In jeder
Situation, zu jeder Tages- und Nachtzeit, ob wir
nun gemeinsam bitten oder allein. Wie anders wäre zu verstehen, was Jesus so eindringlich sagt:
„Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet
ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan. Denn
wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der
findet; und wer anklopft, dem wird aufgetan.“ Im
Grunde sagt Jesus zweimal das Gleiche mit gleichen Worten – ein Stilmittel, das auch wir verwenden, wenn wir etwas nachdrücklich unterstreichen
wollen. Doppelt genäht hält besser, gerade dann,
wenn wir wissen, dass es einer gewissen Überzeugungskraft bedarf.
Es ist mühsam, den Rollstuhl durch den tiefen Sand
zu schieben. Ohne seine Freunde könnte Kelvin die
Schule nicht erreichen.
9
Dr. Karin Lehmeier
Pfarrerin und Lehrerin für
Ev. Religion, Ethik und Latein.
Frankfurt a. M.
Im Lukasevangelium gibt Jesus auf die Bitte „Lehre
uns beten!“ zunächst ein Gebetsbeispiel, die lukanische Variante des Vaterunser. Dieses Gebet erläutert
er mit dem Gleichnis vom bittenden Freund. Dieser
Zusammenhang sollte im Konfirmandenunterricht
aufgegriffen werden. Die Annäherung an die Frage
„Was ist das eigentlich – beten?“ gehört im Konfirmandenunterricht zum übergeordneten Thema Vaterunser. Das Gleichnis vom bittenden Freund soll im
Lukasevangelium den Jüngern – also uns, den Leserinnen und Lesern des Evangeliums – helfen, das Gebet Jesu, das Vaterunser, besser zu verstehen. Darum
sollte der Text Lk 11,1-13 als ganzer wahrgenommen
werden und das Gleichnis „vom bittenden Freund“
als dessen Teil. Der Anruf Vater in Lk 11,2 gehört mit
der Erläuterung in Lk 11,13 zusammen. Das Gleichnis
gipfelt in dieser Aussage.
Ideen für die Arbeit
mit Konfirmanden
Beten – das ist, wie wenn eine Tür aufgeht.
Zu Lk 11, 5-13
Einführung
„Herr, lehre uns beten“ (Lk 11,1). So bitten die Jünger Jesus. Sollten die Jünger Jesu das nicht schon
gewusst haben, wie man betet? Was ist das eigentlich – beten?
Die Quintessenz des Gleichnisses besteht darin,
dass die Tür zu Gott geöffnet wird durch drängendes Gebet. Es geht nicht darum, dass alles, worum
ich bitte, erfüllt wird. Schon in den Bitten des Vaterunsers macht Jesus deutlich, dass der Inhalt der
Bitten nicht beliebig ist.
Viele Konfirmandinnen und Konfirmanden kennen das Bedürfnis zu beten – sich einer höheren
Macht anzuvertrauen, sich Gott anzuvertrauen
und um etwas zu bitten. Es gilt, dieses Bedürfnis
aufzugreifen. An dieser Stelle sind Jugendliche
empfänglich, denn sie kennen die tiefe Emotion,
vielleicht auch die innere Notlage, die zum Gebet
drängt, gerade, wenn es niemanden gibt, dem
man sich anvertrauen kann oder möchte. Aus
meiner Praxis im Unterricht in Schule und Gemeinde weiß ich, dass die religiöse Praxis des Betens – unabhängig von der Religion, in deren Rahmen Gebet stattfindet – bei den meisten Jugendlichen auf Verständnis trifft. Hier liegt eine große
Die Quintessenz besteht vielmehr darin, dass Jesus
die Steigerung der Beziehungsqualitäten darin gipfeln lässt, die Jünger emotional heranzuführen an
Gott, der mehr ist als ein Freund und mehr als ein
menschlicher Vater. Jesus geht den Weg der Analogie und schließt „vom Kleineren auf das Größere“ (Dormeyer, 139). Letztlich bleibt aber offen, wie
genau Gott Gebete hört. Gott ist mehr und Gott
schenkt den Heiligen Geist denen, die ihn darum
bitten. Auch das, was Gott schenkt, ist nicht konkret, sozusagen bestellbar, sondern es bleibt unverfügbar. Die besondere Vertrautheit, das große
Vertrauen im Gebet, die die Jünger, die wir ausdrücken dürfen, wenn wir „Vater“ sagen, die aber
gepaart ist mit der Unverfügbarkeit Gottes – beides gehört zusammen – ,ist das Wesen des christlichen Betens, vermutlich das Wesen des Betens
überhaupt.
Foto: CBM/Klostermann
Zum Entwurf
Die Konfirmandinnen und Konfirmanden sollen
schrittweise an den Text herangeführt werden. Ziel
des Lesens mit verteilten Rollen ist es, eine schrittweise Identifikation zu erreichen. Im Rollenspiel
sollen sie sich dann vom Wortlaut des Textes lösen
und die Situation des Anklopfens zu ihrer eigenen
machen. Der Entwurf geht davon aus, dass das Va-
Die CBM unterstützt auch inklusive Schulen, wie diese
in Coimbatore/Indien für sehbehinderte Kinder.
10
© 2013 Christoffel-Blindenmission
Foto: CBM
Chance für die Arbeit mit Konfirmandinnen und
Konfirmanden.
Ideen für die Arbeit mit Konfirmanden
Erzähler: 1 Und es begab sich, dass er an einem Ort
war und betete. Als er aufgehört hatte, sprach
einer seiner Jünger zu ihm:
terunser entweder schon gelernt wurde oder im
Anschluss gelernt wird. Natürlich sollte dann thematisiert werden, warum unsere Version anders ist
als die biblischen Versionen des Gebetes Jesu. Vom
Ansatz her geht dieser Entwurf davon aus, dass es
Teil des Konfirmationsunterrichtes ist, Jugendliche
an den Schatz biblischer Texte und biblischer Erfahrungen heranzuführen und ihnen die Begegnung mit diesen Texten zuzumuten. Dazu gehört
auch die Begegnung mit traditionellem Liedgut.
Daher ist ans Ende die Option angefügt, das Lied
von Martin Luther „Vater unser im Himmelreich“
einzuüben. Die Strophen 1 und 9 benennen das Beten aus Herzensgrund – das „Anklopfen“ und den
Glauben, das Vertrauen, dass die Tür auch geöffnet wird. Darüber kann das ganze Lied im Konfirmationsunterricht beispielsweise in den nächsten
Stunden als Lernhilfe für das Vaterunser genutzt
werden.
Jünger: Herr, lehre uns beten, wie auch Johannes
seine Jünger lehrte.
Erzähler: 2 Er aber sprach zu ihnen:
Jesus: Wenn ihr betet, so sprecht:
Vater! Dein Name werde geheiligt. Dein Reich
komme.
3
Unser tägliches Brot gib uns Tag für Tag
4
und vergib uns unsre Sünden; denn auch wir vergeben allen, die an uns schuldig werden. Und führe uns nicht in Versuchung.
Erzähler: 5 Und er sprach zu ihnen:
Jesus: Wenn jemand unter euch einen Freund hat
und ginge zu ihm um Mitternacht und spräche zu
ihm:
„Jemand“ (von den Jüngern): Lieber Freund, leih
mir drei Brote;
6
denn mein Freund ist zu mir gekommen auf der
Reise, und ich habe nichts, was ich ihm vorsetzen
kann,
Zum benötigten Material
Zur Erleichterung der Vorbereitung sind die Materialien gedacht. Gerade der gegliederte Bibeltext
erleichtert das Lesen mit verteilten Rollen. Die in
der Übersicht genannten Materialien für das Rollenspiel orientieren sich am Gleichnistext. Schlange und Skorpion sind in der Welt der Bibel lebensgefährliche Tiere (vgl. Dormeyer, 139). Dies kann
mithilfe eines spitzen Gegenstandes, etwa einer
Nadel, symbolisiert werden. Die Matte dient dazu,
dass der Freund sich hinter die Tür legen kann. So
können Drängen des Bittenden und Zögern des
Freundes besser nachempfunden werden.
Jesus: 7 und der drinnen würde antworten und
sprechen:
Freund: Mach mir keine Unruhe! Die Tür ist schon
zugeschlossen, und meine Kinder und ich liegen
schon zu Bett; ich kann nicht aufstehen und dir etwas geben.
© 2013 Christoffel-Blindenmission
Die Zeitangaben dienen der Orientierung, so kann
für jedes Element in etwa die benötigte Zeit abgeschätzt werden. Wie in jedem Unterrichtsentwurf
sind die Elemente als Anregung gedacht, die zum
Einpassen in das eigene Konzept und zu Variation
einladen sollen. Das Lied von Luther wurde transponiert, damit die Harmonien auf der Gitarre leichter zu begleiten sind.
Jesus: 8 Ich sage euch: Und wenn er schon nicht aufsteht und ihm etwas gibt, weil er sein Freund ist,
dann wird er doch wegen seines unverschämten
Drängens aufstehen und ihm geben, so viel er bedarf.
9
Und ich sage euch auch: Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so
wird euch aufgetan.
10
Denn wer da bittet, der empfängt; und wer da
sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird
aufgetan.
11
Wo ist unter euch ein Vater, der seinem Sohn,
wenn der ihn um einen Fisch bittet, eine Schlange
für den Fisch biete?
12
oder der ihm, wenn er um ein Ei bittet, einen
Skorpion dafür biete?
13
Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern
gute Gaben geben könnt, wie viel mehr wird der
Vater im Himmel den heiligen Geist geben denen,
die ihn bitten!
Literatur: Dormeyer, D., Das Lukasevangelium. Neu
übersetzt und kommentiert, Stuttgart (Katholisches Bibelwerk), 2011.
Material: Text Lk 11,1-11
(Vorlage für eine Rollenlesung)
Personen:
Dr. Karin Lehmeier
Erzähler
Ein Jünger; weitere Jünger
Jesus
„Jemand“ von den Jüngern
Freund
11
Ideen für die Arbeit mit Konfirmanden
Dr. Karin Lehmeier
Material: Lied
Martin Luther (1539): Vater unser im Himmelreich
Amen, das ist: es werde wahr./ Stärk unsern Glauben immerdar,/ auf dass wir ja nicht zweifeln dran,/
was wir hiermit gebeten han/auf dein Wort, in dem Namen dein./So sprechen wir das Amen fein.
Quelle: (Evangelisches Gesangbuch 344,1.9, transponiert nach D für vereinfachte Gitarrenbegleitung)
Entwurf für eine Doppelstunde Konfirmationsunterricht
Zeit:
Intention:
Ablauf:
Material:
5-10 Min.
Ankommen,
Gemeinsamer Beginn,
Einfühlen ins
Thema Gebet
Ritualisierter Einstieg: einen Psalm
lesen oder ein anderes Ritual. Beim
Psalm Gebetscharakter thematisieren
und/oder
Stille-Ritual: Was war in der vergangenen Woche schwer (Stein) oder
schön (Kerze). Stein und Kerze können aufgenommen und auf ein Tablett in der Mitte gelegt werden.
Arbeitsform:
Stuhlkreis, Bibel
Inhaltlicher Einstieg
ins Thema Gebet
Gebet als
Lebensäußerung
5 Min.
Ernsthaftigkeit des Betens steht im Mittelpunkt
Dialogcharakter des
Textes ermöglicht
Identifikation
Impuls: Wir beginnen unsere Konfistunde immer mit einem (Psalm-)
Gebet. Auch im Gottesdienst gibt es
viele Gebete. Und mancher von euch
betet zu Hause auch manches Mal.
Gebete gibt es in fast allen Religionen. Was heißt das eigentlich: beten?
Konfirmandinnen und Konfirmanden
(KuK) äußern ihre Erfahrungen und
Kenntnisse.
Impuls: Beten kann man lernen. So
werdet ihr/habt ihr das Vaterunser
lernen/gelernt. In der Geschichte, die
heute im Mittelpunkt steht, fordern
die Jünger Jesus auf: „Herr, lehre uns
beten.“
Textblatt wird verteilt.
Leserollen werden verteilt.
12
Text Lk 11,1-13
© 2013 Christoffel-Blindenmission
5 Min.
Stille-Ritual:
Steine, Teelichte, Tablett
Ideen für die Arbeit mit Konfirmanden
Dr. Karin Lehmeier
© 2013 Christoffel-Blindenmission
Entwurf für eine Doppelstunde Konfirmationsunterricht
Zeit:
Intention:
Ablauf:
Material:
5 Min.
Text wahrnehmen
Text Lk 11, 1-13 mit verteilten
Rollen lesen.
5 Min.
Gleichnis focussieren
Impuls: Jesus will den Jüngern mit
dem Gleichnis vom Freund und vom
Vater etwas verständlich machen.
Habt ihr eine Vermutung, was das
soll?
KuK äußern sich.
5 Min.
Lk 11, 5-11: Gefühle der
Figuren wahrnehmen
Arbeitsauftrag: Wenn wir nun das
Gleichnis noch einmal lesen, achtet
auf die Bilder, die in euren Köpfen
entstehen.
Lesen Lk 11, 5-13
5-10 Min.
KuK lassen sich auf die
Bilder ein
Bilder abfragen, Erfahrungen aufgreifen.
15 Min.
KuK erleben anklopfen
und aufgemacht bekommen in den Varianten:
zögerlich, sofort
Rollenspiel diesseits und jenseits
der Tür zum Raum.
Szene: Bitte des Freundes (Tür öffnet
sich nach einigen Versuchen)
Szene: Vater und Kind (Tür öffnet
sich gleich)
Alle KuK ohne Rolle begeben sich
immer auf die Seite der Tür, wo das
Geschehen stattfindet.
Vier Personen spielen:
einer von den Jüngern
und Freund,
(Tür, Matte, Brote)
Vater und Kind
(Tür, Ei, eine Stricknadel)
5-10 Min.
Wahrnehmen der
verschieden engen
Beziehungen
KuK äußern ihre Beobachtungen
beim Spiel und ihre Gefühle. Spielende bekommen gesondert Gelegenheit, ihre Gefühle auszudrücken.
Evtl. Stuhlkreis, kann
aber auch im Stehen nach
dem Spiel geschehen
5-10 Min.
Steigerung wahrnehmen: Von Gott ist noch
mehr zu erwarten
Lk 11, 13 lesen, besprechen: Was will
Jesus damit sagen?
Auf ein Tuch, das in die Mitte gelegt
ist, vervollständigen die KuK den
Satz: „Unser Vater im Himmel ist…“
Tuch, Stoff-Filzstifte
5 Min.
Vertiefung des Gefühls:
Ich bin angenommen,
Gott öffnet mir
Lk 11, 9-10 lesen. In Partnerarbeit
entwickeln die KuK Gesten, um die
Worte des Textes darzustellen.
10 Min.
Verknüpfung mit dem
Beten
KuK stellen einen Altar auf. Das beschriebene Tuch wird als Altartuch
benutzt. Darauf kommen die Kerzen
und Steine des Anfangsrituals. Dieses
könnte hier nachgeholt werden. Alternativ könnten einzeln Gebete formuliert, aufgeschrieben, eingesammelt
und auf den Altar gelegt werden.
Das Vaterunser Lk 11, 2-4 oder das
gelernte Vaterunser kann gemeinsam gesprochen werden.
Tisch, Tuch, Kerzen,
Steine, Altarzubehör,
evtl. Stifte, Kärtchen
und ein Gefäß
10 Min.
Vertiefung, evtl. Überleitung zum Thema
Vaterunser
Lied: Vater unser im Himmelreich
(Martin Luther) lernen
Liedblatt
13
Foto: Privat
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Foto: Copyright in IPTC
mels willen nicht frei von Fehlern, Schwächen, Sünden, aber mir ist sehr daran gelegen, wenn ich irgendwo auftauche, das Leben meiner Mitmenschen ein bisschen angenehmer zu machen – dass
man der Grundidee des Zusammenlebens ein bisschen näherkommt. Und das funktioniert ganz einfach dann, wenn man sich nicht so wichtig nimmt.
Wer nicht so genau weiß, wie das funktioniert, der
findet natürlich im Glauben und in der Bibel eine
ganze Menge Anhaltspunkte, idealerweise im Neuen Testament.“
Jürgen Klopp
Fußballtrainer
Dortmund
Gedanken zum Text
Gekürzter Auszug aus dem Buch „Die Fußball-Bibel“ von David Kadel (Gerth
Medien, 2012) kostenloser Abdruck mit Erlaubnis des Verlages
„Kloppo“, der Entert®ainer
Gefragt, wie er zu einer solchen Glaubensüberzeugung kommt, bekommt er ganz leuchtende Augen
und erzählt aus seiner schwäbischen Kindheit:
„Meine Mutter hat sich abends zu mir ans Bett gesetzt und mit mir über den lieben Gott gesprochen
und gebetet – ich fand das toll, aber trotzdem hat
sie so’n bisschen das Gefühl vermittelt vom strafenden Gott – da gab es zwei Instanzen: Der Vater,
der am Wochenende nach Hause kommt, und diese Drohung: ,Wenn das der liebe Gott sieht!’ Damit
habe ich mich wirklich ernsthaft auseinandergesetzt, bin manchmal mit schlechtem Gewissen
durch die Gegend gelaufen und habe lange gebraucht, bis ich mich von diesem Gottesbild der
Strafinstanz verabschiedet habe. Aber das hat auch
dazu beigetragen, dass ich dann eines Tages auch
die andere Wahrheit verstanden habe – er ist da!
Und er findet mich in Ordnung, so wie ich bin. Also habe ich darüber mein Verständnis für Gott und
auch mein Verhältnis zu ihm entwickelt, und mittlerweile habe ich eine ganz gesunde, offene Art,
zu Gott zu beten und mit ihm zu sprechen, dass es
mir damit einfach rundum gut geht. Und ich würde einfach jedem wünschen, dass er diese Erkenntnis auch hat.“
Glauben an den Erfolg
Glauben hat für Jürgen Klopp zwei Bedeutungen –
zum einen ist es der „Glaube an schwer erreichbare Ziele“, der ihn zum akribisch arbeitenden Analytiker werden lässt, zum Fußball-Wissenschaftler.
Die Bedeutung des „Team Spirit“ im modernen
Fußball hat er neu erforscht und dabei dessen – seit
1954 längst verstaubte – Durchschlagskraft wieder
neu entdeckt. Kloppos Credo „Das Team steht über
allem – Egoismen müssen gekillt werden!“ ist der
BVB-Rasselbande längst in Fleisch und Blut übergegangen und vor allem hat sie es erfolgreich umgesetzt.
© 2013 Christoffel-Blindenmission
Die andere Seite seines Glaubens ist fernab von jeder Wissenschaft eine Herzenssache: „Es kann
schon mal vorkommen, dass ich beim abendlichen
Gebet einschlafe“, bekennt Klopp in seiner typisch
verschmitzten Art und grinst dabei. Dabei ist es ihm
mit seinem Glauben ganz ernst, denn er sieht den
christlichen Glauben als seinen „moralischen Leitfaden“, ohne den er nicht da wäre, wo er jetzt ist.
„Im Gegensatz zu gläubigen Jungs wie Cacau und
Ya Konan, die in sehr schwierigen Verhältnissen
aufgewachsen sind, komme ich aus einer sehr behüteten schwäbischen Familie, in der man sich keine Gedanken machen musste, ob am nächsten Tag
auch genug zu essen auf dem Tisch stehen würde.
Für die meisten von uns ist so etwas auch völlig
normal. Und doch denke ich, dass ich mir eine gewisse Dankbarkeit dafür bewahren möchte. Das ist
nur einer der Gründe, warum ich am Ende des Tages mit meiner Frau Ulla immer gemeinsam zu Gott
bete.“
Für „Kloppo“ gibt es jedoch kein Frotzeln, wenn es
um seinen Glauben geht, da zeigt der Protestant
seine ernsthafte Seite: „Für mich ist der Glaube an
Gott wie ein Fixstern, der immer da ist. Ein treuer
Begleiter, der dir oft genau dann Kraft schenkt,
wenn du gar nicht mehr damit rechnest. Aber auch
ein starker Rückhalt, der mir die Lockerheit gibt,
mit einem Lächeln und dem nötigen Vertrauen
durchs Leben zu gehen, dass der da oben schon alles richtig macht. Auch dann, wenn manche Reporter nach Niederlagen wieder mit der nervigsten
aller Fragen ankommen: ,Ist der Fußball-Gott denn
gegen den BVB?’
Im schnelllebigen und oft gnadenlosen Fußballgeschäft kann es schon mal vorkommen, dass man bei
aller Hektik Gott und manche Prinzipien vergisst –
auch Jürgen Klopp sieht sich, mit manchen seiner
emotionalen Ausraster an der Seitenlinie konfrontiert, nicht als Unschuldslamm: „Ich bin um Him-
Um diese Frage ein für alle Mal zu beantworten: Es
gibt zwar keinen Fußball-Gott, aber ich glaube,
dass es einen Gott gibt, der uns Menschen liebt, genau so, wie wir sind, mit all unseren Macken. Und
15
Gedanken zum Text
Jürgen Klopp
deswegen glaube ich, dass er auch den Fußball liebt!
Nur: Die Kiste müssen wir schon selber treffen.
,Not lehrt beten’, heißt es ja bekanntlich. Und so
leben und planen wir eben oft vor uns hin, ohne
uns Gedanken über Gott und die Welt zu machen,
bis irgendwann der große Knall kommt und wir
merken, dass wir es alleine nicht packen.
Gott liebt die Menschen bedingungslos, weil er sie
geschaffen hat, das ist Grund zur Freude im Glauben.
Jesus Christus ist für meine Fehler gestorben, damit ich nun frei von der Last der Schuld und der
Selbstvorwürfe vor Gott leben kann – um das Leben in seiner Fülle zu genießen, im Frieden mit mir
selbst und im Frieden mit Gott.
Aber es braucht schon diesen Blick ,nach oben’, um
aus der Mühle, in der wir oft leben, auszubrechen.
Um sich über eine Kleinigkeit zu freuen, obwohl
man gerade eine ätzende und unnötige Heimniederlage kassiert hat. Um zu kapieren, was im Leben wirklich wertvoll ist.
Mein Schwerpunkt: Egal, wie sehr ich in einer Phase
meines Lebens versage, egal, wie schlecht ich mich
fühle, egal, wie schwierig meine Umstände sind,
ganz egal, wie lange ich schon am Boden liege –
Gott sagt mir ganz persönlich 365-mal in seinem Liebesbrief an mich: ,Fürchte dich nicht!’ Und nicht umsonst gibt er mir in seinem Wort für jeden Tag des
Jahres die Kraft, immer wieder neu aufzustehen, um
für meine Ziele und Träume zu kämpfen.
Grundsätzlich gibt es in meinem Leben unglaublich
viele Gründe, mich im Minutentakt bei Gott zu bedanken“, sagt Klopp am Ende unseres Gesprächs –
ein weiteres Geheimnis seiner Beliebtheit. Wenn er
Worte wie Dankbarkeit oder Demut in den Mund
nimmt, merkt man ihm an, wie ernst er es damit
meint: Immer wieder aufstehen!
Steh auf! Quasi die ,Coaching-Message’ schlechthin für Sportler. Aufstehen – jedoch nicht allein,
durch eigenes Bemühen, sondern durch Gottes
Kraft, die eine besondere ist. Wer es einmal erlebt
und vor allem gespürt hat, dieses unerklärliche Eingreifen Gottes, plötzlich, überraschend, manchmal
rettend, belebend und in schwieriger Situation
Hoffnung spendend, der weiß, wovon ich spreche.
Aufstehen – durch Gottes Kraft inspiriert – kann
man immer wieder … und danach vor allem weitergehen.
„Wenn man nun die komplette Bibel auf nur drei
Aussagen, Lebensmotto-kompatibel reduzieren
müsste, dann wäre dies hier nach meinem Geschmack die Top 3-Hitliste:
Einer meiner Lieblingsverse aus dem Alten Testament bringt auf den Punkt, was es bedeutet, wenn
man stark ist durch den Glauben an Gott: „Glücklich sind die Menschen, die Gott für ihre Stärke halten und ihm von Herzen nachwandeln – sie gehen
von einer Kraft zur andern und sehen den wahren
Gott!“ (Psalm 84, 6-8)
Foto: CBM /Shelley
Nur zu gut kennen wir diese dunklen Phasen, in denen wir einfach keine Lust mehr haben, ständig
neu aufzustehen, ständig zu kämpfen. Manchmal
würden wir nach dem erneuten Scheitern am liebsten einfach liegen bleiben, und alle könnten uns
mal kreuzweise. Hmm… Kreuz. Weise?
Gerade wenn uns etwas immens wichtig erscheint,
verlieren wir meist viel zu schnell die Geduld und die
Zuversicht. Doch da heißt es in der biblischen Definition von Hebräer 11,1: ,Der Glaube ist der tragende Grund für das, was man hofft. Im Vertrauen zeigt
Rodensons Mut rettete seiner Schwester beim Erdbeben in Haiti das Leben – er selbst verlor einen Fuß.
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© 2013 Christoffel-Blindenmission
Wow, das gefällt mir: ,von einer Kraft zur andern
gehen!’ Das klingt doch viel besser, als von einer
Frustration und Überforderung zur nächsten zu
taumeln, um am Ende gescheitert am Boden zu liegen und ,Ich pack das nicht!’ zu stöhnen, oder?
Gedanken zum Text
Jürgen Klopp
© 2013 Christoffel-Blindenmission
Um Großes zu erreichen
im Fußball wie im Leben
brauchen wir Glauben.
,Nach deinem Glauben
wird dir gegeben’, sagt Jesus. Aber was tun, wenn’s
denn nun überhaupt nicht
klappen will mit den Träumen, die man hat? Denn
manchmal ist ein Happy
End der Marke Klopp auch
nicht wirklich absehbar.
Frag doch mal die Spanier, gefühlte 25 WeltAufstehen. Den Willen dazu brachte Sebastien aus Haiti (links) selbst mit.
meisterschaften als GeTechnische Unterstützung bekam er durch die CBM und ihre Partner.
heim-Favorit gestartet und
immer schneller von der
WM wieder zu Hause angekommen als ihre Post- Höhepunkt seiner Karriere eine Verletzung zukarten. Doch sie haben niemals den Glauben an ei- zieht, die ihn ein Jahr lang aus den Schlagzeilen
nen WM-Titel verloren und wurden 2010 in Süd- und völlig aus der Bahn werfen wird.
afrika endlich dafür belohnt.
Und es gilt für all die Menschen, die schlecht von
Meine absolute Lieblingsfigur in der Bibel ist nicht sich denken und sich nichts zutrauen, weil sie keietwa David, sondern Josef, der Träumer. Wenn du ne Ermutiger in ihrem Umfeld haben, sondern von
das Neue Testament ausgelesen hast, dann empfeh- Neidern, Besserwissern und Konkurrenten umgele ich dir hier exklusiv, im Alten Testament diese ben sind.
unfassbare Geschichte von Geduld, Durchhaltevermögen und ,immer wieder aufstehen’ durchzulesen. Wenn wir die Top-3-Aussage der Bibel umsetzen
(1. Buch Mose 37-50) Josef beweist in den ätzends- wollen, ,Steh auf!’, dann brauchen wir dafür auch
ten Enttäuschungen, die man sich vorstellen kann, Menschen, die uns ermutigen – ob laut oder leise,
wie sehr er Gott trotzdem noch vertraut.
ob sie uns sanft anfassen oder entschlossen aus der
Lethargie reißen. Wir müssen uns eingestehen, dass
Er ist für mich das Vorbild schlechthin dafür, wie wir unser Leben allein auf Dauer nicht packen.
stark der Glaube an einen guten Ausgang sein
kann – trotz denkbar schwierigster Umstände. Und wir brauchen vor allem Einsicht und eine neue,
Jemandem ,Gottes Segen’ zu wünschen bedeutet, demütige Einstellung, um Gott auch zuzutrauen,
ihm den Glauben zuzusprechen, dass Gott ihm dass er uns treu und liebevoll ,von einer Kraft zur
eines Tages die leeren Hände wieder füllen wird. andern’ begleitet.
Es bedeutet: ,Möge Gott dich mit Vorstellungsvermögen bereichern, damit du deine Ziele eines Doch wenn wir alle nur an unsere eigenen Ziele
Tages wirklich erreichen wirst. Egal, wie oft du denken und auf unseren persönlichen Ermutiger
schon gescheitert bist.’
warten, anstatt auch selbst Ermutiger für andere zu
sein, dann wird es schwierig mit dem ,Aufstehen’ –
Das gilt für das einst hoffnungsvoll gestartete Ta- wir sind von Gott für die Gemeinschaft geschaffen.
lent, das sich plötzlich in der Realität des Konkur- Gott sucht im Dschungel unserer Gesellschaft Tiger!
renzkampfs verzweifelnd nur noch auf der Bank Steh auf und zeig dem Leben deine Krallen, sei ein
oder der Tribüne wiederfindet. Das gilt für den er- Tiger. Denn auch Gott selbst ist der größte und
folgreichen Spieler, der sich ausgerechnet auf dem schönste Tiger von allen: Der Ermu-Tiger!
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Foto: CBM/Shelley
sich jetzt schon, was man
noch nicht sieht. Unsere
Vorfahren lebten diesen
Glauben. Deshalb hat Gott
sie als Vorbilder für uns
hingestellt.’
Foto: CBM
nen Rollstuhl bekommen und endlich in die Schule
gehen können oder…
Gisela Sachse
CBM
Team Kirche
Pfarrer/in: Ach, du meinst die CBM hilft den Kindern.
Chris: Genau. Und auch vielen Erwachsenen.
Pfarrer/in: Jetzt verstehe ich. Viele Familien auf der
ganzen Welt, die ein behindertes Kind oder ein Familienmitglied mit einer Behinderung haben, beten zu Gott, dass er ihnen hilft.
Familiengottesdienst
Musikalisches Vorspiel
Votum: Und ich sage euch auch: Bittet, so wird
euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet
an, so wird euch aufgetan. Denn wer da bittet, der
empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer
da anklopft, dem wird aufgetan. (Lukas 11, 9-10)
Chris: Und dann hören sie von der CBM und klopfen
an die Tür von unseren Krankenhäusern oder anderen Einrichtungen und bekommen Hilfe.
Pfarrer/in: Und dabei merken sie: Gott hat unsere
Gebete gehört. Er hat uns Menschen geschickt, die
uns helfen.
Begrüßung
Pfarrer/in: Wir feiern diesen Familiengottesdienst
im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des
Heiligen Geistes. Amen. Heute wollen wir miteinander über das Gebet nachdenken. Das ist manchmal gar nicht so einfach. Jesus hat seinen Zuhörern
eine Geschichte erzählt. Diese Geschichte kann
auch uns heute helfen, besser zu verstehen, was es
heißt, dass Gott unsere Gebete hört und darauf
antwortet. Das Gleichnis vom bittenden Freund erzählt, dass jemand seine Tür öffnet für einen Menschen, der in Not geraten ist.
Chris: Genau.
Pfarrer/in: Mensch Chris, gut, dass du heute da bist.
Ich denke, du kannst uns heute helfen, die Geschichte aus der Bibel besser zu verstehen. Wir fangen erst
mal an und dann unterhalten wir uns noch mal?
Chris: Abgemacht. Bis später!
Eingangslied
Halte zu mir, guter Gott (Das Kindergesangbuch 8)
oder Du hast uns, Herr, gerufen (EG 168)
Chris: Hallo, bin ich hier richtig? Beim Familiengottesdienst?
Altar decken
Pfarrer/in: Ähm, ja. Ähm, wer bist du denn?
Chris: Ich bin der Maulwurf Chris. Ich komme von
der Christoffel-Blindenmission (CBM).
Pfarrer/in: Aha.
Chris: Ich habe gerade gehört, was du gesagt hast.
Ich darf doch Du sagen? Danke. Also es geht heute um eine Geschichte aus der Bibel. Weil einer ein
Problem hat, klopft der nachts bei seinem Freund
an die Tür und der macht auf.
1. Tischtuch auflegen
Pfarrer / in: Also Chris, die Geschichte schauen wir
uns lieber noch mal genau an.
Alle: Guter Gott, wir danken dir.
Eine/r: Guter Gott, um diesen Tisch versammeln wir
uns. Wir feiern miteinander und mit dir ein Fest der
Freude. Gemeinsam beten wir:
2. Kerze anzünden
Chris: Ja, aber da weiß ich was! Bei uns, bei der
CBM ist das auch so. Ich treffe nämlich auf der ganzen Welt Kinder, die z.B. blind sind und nach einer
Operation am Grauen Star endlich sehen können.
Oder Kinder, die nicht laufen können und dann ei-
Eine/r: Guter Gott, du schenkst uns Wärme und
Licht. Nichts kann leben ohne Wärme und Licht. Diese Kerze ist ein Zeichen deiner Kraft, die uns leben
lässt. Gemeinsam beten wir:
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© 2013 Christoffel-Blindenmission
Der Altar oder ein Tisch, der in diesem Gottesdienst
als zusätzlicher Altar dient, ist am Anfang noch
leer. Je ein Kind bringt einen Gegenstand, stellt ihn
auf den Altar und spricht das Gebet. Die Gemeinde
antwortet.
Familiengottesdienst
Gisela Sachse
Alle: Guter Gott, wir danken dir.
Wann haben wir dich als Fremden gesehen und
haben dich aufgenommen, oder nackt und haben
dich gekleidet? Wann haben wir dich krank oder
im Gefängnis gesehen und sind zu dir gekommen?
Und der König wird antworten und zu ihnen sagen: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr getan habt
einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das
habt ihr mir getan.
3. Bibel auflegen
Eine/r: Guter Gott, in deinem Wort sagst du uns:
Ich habe dich lieb. Das ist eine gute Nachricht für
uns. Gemeinsam beten wir:
Alle: Guter Gott, wir danken dir.
Lied
4. Kreuz aufstellen
Der Tag, mein Gott, ist nun vergangen (EG 266)
oder Lieber Gott, nun lass uns ruhig schlafen (Das
Kindergesangbuch 20)
Eine/r: Guter Gott, du schickst uns Jesus. Jesus, du
bist unser Freund. Gemeinsam beten wir:
Alle: Guter Gott, wir danken dir.
5. Blumen aufstellen
Anspiel: (Auf dem Altarplatz ist eine aufblasbare
Doppelmatratze vorbereitet, die Familie trägt Pyjamas)
Eine/r: Guter Gott, wir schmücken deinen Tisch mit
Blumen, weil du willst, dass wir ein Fest der Freude
feiern und unser Leben fröhlich ist. Gemeinsam
beten wir:
Mutter: (Kommt rein, Baby auf dem Arm) Habt ihr
schon die Zähne geputzt, meine Lieben? (Allgemeines Murren) Na, dann los jetzt! Und macht leise. Ich muss noch das Baby stillen.
Alle: Guter Gott, wir danken dir.
Vater: Dann bring ich mal die Kleinen ins Bett.
Lied
Lisa: Ich bin schon groß.
Vater unser im Himmel (Kanon) das Kindergesangbuch 192
Tobi: Baby, Baby (Macht sich lustig.)
Vater: Ab ins Bett!
Gebet
© 2013 Christoffel-Blindenmission
Lisa: Ich will von Mama ins Bett gebracht werden!
Lesung (Matthäus 25, 31-40)
Wenn aber der Menschensohn kommen wird in
seiner Herrlichkeit, und alle Engel mit ihm, dann
wird er sitzen auf dem Thron seiner Herrlichkeit,
und alle Völker werden vor ihm versammelt werden. Und er wird sie voneinander scheiden, wie
ein Hirt die Schafe von den Böcken scheidet, und
wird die Schafe zu seiner Rechten stellen und die
Böcke zur Linken. Da wird dann der König sagen
zu denen zu seiner Rechten: Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbt das Reich, das euch
bereitet ist von Anbeginn der Welt! Denn ich bin
hungrig gewesen, und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen, und ihr habt mir
zu trinken gegeben. Ich bin ein Fremder gewesen,
und ihr habt mich aufgenommen. Ich bin nackt
gewesen, und ihr habt mich gekleidet. Ich bin
krank gewesen, und ihr habt mich besucht. Ich bin
im Gefängnis gewesen, und ihr seid zu mir gekommen. Dann werden ihm die Gerechten antworten und sagen: Herr, wann haben wir dich
hungrig gesehen und haben dir zu essen gegeben,
oder durstig und haben dir zu trinken gegeben?
Mutter: (Setzt sich.) Wenn das Baby satt ist, komme ich an dein Bett. Außerdem muss ich noch aufschreiben, was wir zu essen kaufen müssen. Es ist
gar nichts mehr im Haus!
Tobi: Gute Nacht, Mama.
Lisa: Bis dann. (Vater, Sohn, Tochter ab.)
Vater: (Kommt nach einer Weile zurück, evtl. einige
Takte Musik vom Abendlied) Jetzt sind sie im Bett.
Mutter: Nimm mal das Baby.
Vater: Hoffentlich schläft es bald. Ich bin so müde.
Mutter: Und ich freue mich auf eine ruhige Nacht.
Vater: Komm, wir gehen schlafen. (Legen sich zu
den Kindern auf die Matratze.)
Lisa: Mein Teddy ist weg!
19
Familiengottesdienst
Gisela Sachse
Vater: Nicht schon wieder. Der ist irgendwo in deinem Bett.
Lisa: Mama, was ist da los?
Mutter: Keine Ahnung. (Babygeschrei) Na super.
Das hat mir gerade noch gefehlt.
Tobi: Ich kann nicht schlafen, wenn ihr so einen
Krach macht.
Vater: Mensch, wie lange ist das her?
Mutter: Hier ist der Teddy. Und jetzt wird geschlafen. Gute Nacht.
Markus: Also zehn Jahre bestimmt!
Alle: Gute Nacht! (Eine Weile Ruhe, es klopft.)
Mutter: (kommt dazu, mit dem Baby auf dem Arm.)
Was um alles in der Welt ist das hier für ein Krach.
Jetzt ist auch noch das Baby aufgewacht.
Lisa: Da klopft etwas.
Tobi: Quatsch. Du hörst Gespenster.
Lisa: Mama. Der Tobi sagt, hier sind Gespenster.
Vater: Das ist meine liebe Frau Maria mit unserem
Baby. Das ist mein Freund Markus. Die beiden anderen Kinder schlafen schon.
Mutter: Unsinn. (Es klopft.)
Tobi: (Kinder kommen dazu.) Stimmt gar nicht!
Lisa: Da schon wieder. Es hat geklopft.
Lisa: Dann ist es also kein Einbrecher?!
Vater: Also ich höre nichts. Dreht euch am besten
um. (Es klopft.)
Vater: Das ist so schön, dass du gekommen bist.
Mutter: Weißt du, wie spät es ist?
Tobi: Jetzt hab’ ich’s auch gehört. Es klopft wirklich!
Vater: Keine Ahnung. Ziemlich spät. Heute ist eine
Ausnahme. Mein Freund ist gekommen.
Mutter: Seid leise, sonst wacht das Baby auf.
Lisa: Es klopft aber wirklich.
Vater: Aber jetzt erzähl doch erst mal. Setz dich.
Was machst du denn hier?
Vater: Ich will schlafen!
Markus: Das ist eine lange Geschichte…
Mutter: So tu doch was! Die Kinder nerven. Vielleicht stehst du einfach mal auf und siehst nach.
Dann geben die Kinder hoffentlich Ruhe.
Mutter: Ihr geht erst mal wieder ins Bett.
Tobi: Ich will aber wissen, warum der Mann hier ist.
Tobi: Vielleicht ist es ja ein Einbrecher.
Vater: Jetzt lass sie doch. Es ist eine Ausnahme.
Lisa: Mama, ich habe Angst.
Mutter: Gut. Dann siehst du aber zu, dass du das
Baby wieder zum Schlafen bringst. Ich gehe jetzt
ins Bett. Gute Nacht. (Sie gibt dem Vater das
Baby.)
Tobi: Oder es sind sogar mehrere Einbrecher.
Mutter: Tobi, jetzt reicht's! Denkt an das Baby.
Markus: Ich bin auf Geschäftsreise hier. Aber das
hat alles nichts gebracht. Ich konnte kaum was
verkaufen. Die Konkurrenz ist ziemlich hart und
mit so niedrigen Preisen kann ich nicht mithalten.
Tobi: Keine Angst, Lisa, der Papa wird schon mit
den Einbrechern fertig.
Vater: Na so was! Wo kommst du denn her?
Vater: Das ist echt heftig.
Markus: Es tut mir total leid. Also um die Uhrzeit.
Aber es ist einiges schief gelaufen und…
Markus: Meine Eltern sind beide schwer krank
und ich hatte gehofft, wenn ich etwas mehr verkaufe, kann ich einen guten Arzt und Medika-
Vater: Ach was, jetzt komm doch erst mal rein.
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© 2013 Christoffel-Blindenmission
Lisa: Nööö…
Vater: Also gut. Aber dann schlaft ihr! (Steht auf,
geht zur Tür.)
Familiengottesdienst
Gisela Sachse
mente bezahlen. Jetzt kann ich von Glück reden,
wenn mein Geld für die Rückreise reicht.
steht das bestimmt.
Lisa: Ok, soll ich mal zum Nachbarn gehen?
Vater: Das tut mir so leid. Aber es ist gut, dass du zu
uns gekommen bist. Da musst du nicht noch Geld
für ein Hotel ausgeben.
Mutter: Quatsch.
Vater: Ich gehe. Halt mal das Baby.
Markus: Und mit dir kann ich reden. Das tut gut.
Tobi: Hast du Hunger?
Mutter: Ich gehe ins Bett. Heute bist du für unser
Baby zuständig.
Lisa: Wenn Besuch kommt, kocht Mama immer was.
Vater: Dann nimm du es mal. (Zum Freund.)
Vater: Stimmt. Ich habe dir noch gar nichts angeboten.
Lisa: Aber pass auf, dass es nicht aufwacht! (Freund
nimmt das Baby, es fängt an zu weinen.)
Markus: Ich will euch keine Umstände machen.
Tobi: Trag es am besten ein bisschen rum, dann
schläft es wieder ein.
Vater: Keine Umstände, hör mal. Du hast doch bestimmt noch nichts zu Abend gegessen.
Vater: Ich geh dann mal eben. (Geht zum Nachbarn,
klopft ein paar Mal.) Hallo? Hallo? Hallo? Bist du
wach? Hörst du mich? Ich bin‘s, der Nachbar. Hallo?
Markus: Nein, aber lass mal…
Ephraim: Hallo? Wer ist da?
Vater: So weit kommt´s noch. Natürlich bekommst
du was zu essen.
Vater: Ich bin’s, Ephraim! Dein Nachbar!
Tobi: Ich wecke Mama. (Die Kinder gehen zur Mutter
ans Bett.)
Ephraim: (Gähnt) Weißt du, wie spät es ist?
Mutter: Was ist los? Kochen? Mitten in der Nacht?
Vater: Entschuldige, dass ich dich störe. Aber ich habe Besuch bekommen. Ein alter Freund. Es geht ihm
nicht gut und er hat heute noch nichts gegessen.
Lisa: Ja. Der Markus hat Hunger.
Ephraim: Das klingt übel.
Tobi: Der hat heute noch gar nichts gegessen.
Vater: Kannst du uns was zum Essen geben? Ein
Brot vielleicht?
Lisa: Mama! Aufstehen! Du musst was kochen!
Mutter: Ich fass es nicht. (Steht auf, geht zu den
Männern.) Es ist nicht mal mehr Brot im Haus. Ich
muss morgen einkaufen gehen.
Ephraim: Wenn ich helfen kann, dann helfe ich. Ich
habe noch ein Brot übrig. Das kannst du gern haben.
Mutter: Männer!
Vater: Wir trinken erst mal ein Bier.
Foto: CBM/argum /Einberger
© 2013 Christoffel-Blindenmission
Vater: Aber Bier haben wir noch. (Kommt mit zwei
Bierflaschen zurück.)
Lisa: Dann fragen wir eben unseren Nachbarn
Ephraim, ob er was zu essen hat.
Mutter: Mitten in der Nacht. (Ironisch) Tolle Idee.
Markus: Macht euch keine Umstände.
Henry Wanyoike (li.) ist Marathonläufer und blind.
Oft macht er anderen Patienten Mut.
Vater: Kein Problem. Unser Nachbar Ephraim ver-
21
Familiengottesdienst
Gisela Sachse
Vater: Super, du hilfst mir wirklich sehr. Ich bin froh,
dass ich jetzt meinem Freund etwas zum Essen anbieten kann. Vielen Dank.
sus deutlich machen, was beten heißt. Und was es
heißt, dass Gott unsere Gebete erhört. Überraschenderweise geht es in der Geschichte zunächst
darum, dass sich Menschen untereinander helfen.
Deshalb haben wir vorhin in der Lesung die Werke
der Barmherzigkeit gehört. „Ich bin fremd gewesen, und ihr habt mich aufgenommen. Ich bin
hungrig gewesen, und ihr habt mir zu essen gegeben…“ Doch in diesem Text geht es darum, dass
wir etwas für Gott tun, wenn wir einander helfen.
Was können wir also über Gott lernen? Und wie
antwortet er auf unsere Gebete?
Ephraim: (Gibt ihm ein Brot.) Das mach ich gern. Du
kannst jederzeit zu mir kommen. Wenn ein Freund
mitten in der Nacht kommt, dann ist das wichtig. Es
ist gut, dass du deine Tür für ihn aufgemacht hast.
Vater: Du bist ein guter Nachbar. Schlaf weiter!
Ephraim: Gute Nacht!
Vater: Schaut mal. Dieses Brot habe ich vom Nachbarn bekommen. Wir rösten es einfach und träufeln etwas Olivenöl darauf.
Markus: Das hört sich ja richtig lecker an. Weißt du,
wie froh ich bin, dass ich zu dir kommen konnte.
Vater: Ich freu mich auch, dass du gekommen bist.
Tobi: Das Brot riecht aber gut.
Lisa: Bekomme ich auch was von dem Brot?
Vater: Es reicht für uns alle. (Teilt Brot aus.)
Lisa: Mmm. Das schmeckt.
Tobi: Ich finde es toll, dass wir mitten in der Nacht
alle zusammen essen.
Lisa: Die Mama fehlt noch.
Mutter: Bin schon da. Diese Nacht kann man nicht
schlafen. Und es riecht hier so gut.
Trotzdem kann ich gewiss sein, dass Gott auf meine Gebete antwortet. Das Problem dabei ist, dass
wir Menschen oft eine sehr konkrete Vorstellung
davon haben, was Gott tun muss, um unsere Probleme zu lösen. Dabei hat Gott viel mehr Möglichkeiten uns zu helfen, als wir denken. Deshalb erkennen wir manchmal nur schwer, dass Gott auf
unser Gebet geantwortet hat und oft haben wir
keine Geduld.
Markus: Vielen Dank, dass ihr mich aufgenommen
habt und so gut für mich sorgt. Als ich an eure Tür
geklopft habe, war ich ganz verzweifelt. Aber weil
ihr mich aufgenommen habt, habe ich neue Kraft
bekommen. Morgen wird die Welt sicher viel heller
aussehen.
Lied
Wir feiern heut ein Fest (Rolf Krenzer/Ludger Edelkötter)
Doch wie antwortet Gott auf unsere Gebete? Immer wieder machen Menschen die Erfahrung, dass
Gott auf geheimnisvolle und wunderbare Weise in
ihr Leben eingreift. Etwas passiert, womit keiner gerechnet hatte und was man manchmal auch nicht
erklären oder verstehen kann. Gebet ist aber nichts
Magisches. Etwa wie in der griechischen Tragödie.
Dort kommt in dem Moment, als die Lage aussichtslos erscheint, plötzlich Gott „Deus ex machina“ und
Predigt
Auf den ersten Blick erscheint das Gleichnis, das wir
hier im Anspiel gesehen haben, wie eine simple Alltagsgeschichte. So etwas kann einem durchaus
heute noch passieren. Mit dieser Erzählung will Je-
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© 2013 Christoffel-Blindenmission
Bei genauerem Hinsehen kann man erkennen, dass
Gott der ist, der sein Haus öffnet. Gebet heißt – so
will es Jesus erklären – : Ich klopfe bei Gott an und
Gott macht seine Tür auf. Gottes Tür ist immer offen. Es gibt einen Ort, wo ich immer hinkommen
kann und es gibt einen, der immer für mich da ist.
Immer wieder machen Menschen diese Erfahrung:
Wenn ich bete, merke ich, dass Gott da ist, dass ich
mich aufgehoben fühle, dass ich plötzlich nicht
mehr allein bin mit meinen Sorgen. Ich kann Gott
vertrauen, dass er für mich da ist, mich mit meinen
Problemen sieht, und dass es eine Lösung geben
wird, auch wenn ich sie noch nicht sehen kann. Es
geht also beim Gebet nicht in erster Linie darum,
dass Gott mir meine Wünsche erfüllt und mir sofort
meine Lasten abnimmt. Sondern Gebet ist ein Ort,
wo ich zur Ruhe kommen und Kraft schöpfen kann,
wo ich mich vergewissern kann, dass ich trotz allem von Gott geliebt bin. Im Anspiel haben wir es
gesehen. Durch den nächtlichen Besuch wurden
die Probleme des Mannes nicht gelöst. Aber er hat
neue Kraft geschöpft und konnte am Morgen guten Mutes seinen Weg gehen.
Familiengottesdienst
Gisela Sachse
greift rettend in das Geschehen ein. So ist Gott nicht.
Vielmehr erfahren Menschen immer wieder, dass
Gott durch andere Menschen hilft. „Dich schickt
der Himmel!“ oder „Du bist ein Engel!“, sagt man
manchmal zu einem solchen Menschen. Gott bedient sich manchmal einfach unserer Hilfe, um
Menschen auf ihre Gebete zu antworten. Das will
Jesus mit diesem Gleichnis erzählen. Gott macht
seine Tür auf, wenn jemand anklopft. Gleichzeitig
öffnet in der Geschichte ein Mensch seine Tür.
Foto: CBM
Die Geschichte lädt uns also ein, auf der einen Seite vertrauensvoll im Gebet an Gottes Tür zu klopfen. Wir können gewiss sein, dass Gott öffnet. Zum
anderen will sie uns ermutigen, genau hinzuschauen. Denn manchmal öffnet uns Gott seine Tür,
wenn wir an die Tür eines Menschen klopfen. Gott
antwortet manchmal auf unsere Gebete und wir
merken es gar nicht. Jesus will uns aber auch erklären, dass wir Gott helfen können, Gebete anderer Menschen zu erhören. Er will uns ermutigen,
anderen Menschen unsere Tür zu öffnen, wenn sie
bei uns anklopfen, ihnen also nach den Möglichkeiten zu helfen, die wir haben. Gott stellt uns in
diese Verantwortung.
Maulwurf Chris als Handpuppe können Sie gerne bei
uns ausleihen.
aus den Philippinen. Sie litt unter Grauem Star auf
beiden Augen und war völlig verzweifelt. Als gläubige Frau betete sie unentwegt: „Mach mich sehend!“ Sie fragte alle Leute, ob nicht jemand wisse, wo sie Hilfe bekommen könne. Die 73-Jährige
verdiente ein bisschen Geld durch den Verkauf von
Früchten, Gemüse und Fisch an einem kleinen
Kiosk. Als sie nicht mehr genug sehen konnte,
musste sie ihre Arbeit aufgeben. Endlich gab ihr jemand den entscheidenden Tipp: Bei einem Projektpartner der CBM in ihrer Heimatstadt Bacolod
City auf der Insel Negros könne sie kostenlos operiert werden. Voller Zuversicht machte sie sich auf
den Weg. Inzwischen kann sie nach der erfolgreichen Operation endlich wieder sehen. Luisa Villafuerte ist überglücklich und zutiefst dankbar für ihr
zurückgewonnenes Augenlicht. Das ist für sie eine
wirkliche Gebetserhörung. Nun kann sie wieder ihren kleinen Kiosk betreiben und ein bescheidenes
Einkommen erwirtschaften. Sie hat viel mehr geschenkt bekommen als „nur“ das Augenlicht.
In diese Verantwortung stellt sich auch die Christoffel-Blindenmission (CBM). Was wir gerade gehört haben, erleben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den vielen Projekten auf der ganzen
Welt immer wieder. Wie das ist, da sollten wir den
Chris fragen. Wo ist er denn? Ich glaube, wir müssen ihn rufen. Macht ihr mit?
Alle: Chris!!! Chris!!! Chris!!!
Pfarrer/in: Das ist eine schöne Geschichte. Luisa hat
buchstäblich an viele Türen geklopft und gleichzeitig andauernd zu Gott gebetet. Als sich endlich
eine Tür geöffnet hat und ihr geholfen wurde, hat
sie gemerkt: Gott hat ihre Gebete erhört. Hinter
der offenen Tür hat Gott auf sie gewartet.
Foto: CBM/Foto Backofen Mhm
© 2013 Christoffel-Blindenmission
Chris: Da bin ich. Ich habe gut zugehört, was du erzählt hast. Und ich kann dir dazu noch viel mehr
erzählen. Also, da ist zum Beispiel Luisa Villafuerte
Chris: Oder wie der kleine Moise in Ruanda. Das
ist in Afrika. Der kam blind zur Welt. Seine Mutter
war verzweifelt. Was sollte bloß aus ihm werden?
Luisa glaubt daran: „Gott versorgt.“ Über ihr zurückgewonnenes Augenlicht ist sie unglaublich dankbar.
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Familiengottesdienst
Gisela Sachse
Foto: CBM
Menschen machen dabei die Erfahrung, dass ihnen
die Tür – manchmal erst nach einiger Zeit – geöffnet wird. Gott erhört unsere Gebete. Wenn Menschen füreinander ihre Türen öffnen, erleben wir
das manchmal als Geschenk Gottes, als Zeichen dafür, dass Gott auf unsere Gebete antwortet. Wir
können uns auf Gottes Zusage verlassen: Er öffnet
uns die Tür, wenn wir klopfen. Jeder kann auch anderen Menschen die Tür öffnen und ihnen die Hilfe geben, die er geben kann. Dazu gibt es viele
Möglichkeiten. Wir möchten Euch/Sie heute dazu
einladen, mit Eurer / Ihrer Kollekte die Arbeit der
CBM zu unterstützen. Mit Eurer/Ihrer Hilfe können
Menschen mit Behinderung Türen geöffnet werden, damit sie medizinische Hilfe, Bildung und berufliche Rehabilitation erhalten. Vielen Dank.
Moise war blind – doch jetzt kann er sehen. Wie
wunderbar! Seine Mutter kann es kaum glauben.
Fürbitten
Guter Gott, danke, dass es Menschen gibt, zu denen wir immer kommen können. Danke für jeden
Menschen, der uns schon geholfen hat. Danke, dass
du uns immer deine Tür aufmachst und uns hilfst.
Zu allem Unglück hat auch noch der Vater von Moise die Familie verlassen, weil er kein blindes Kind
wollte. Doch dann erfuhr Moises Mutter, dass ihr
Sohn Grauen Star hat und operiert werden kann.
Als Moise mit seiner Mutter nach der Operation
nach Hause kommt, freuen sich besonders die großen Geschwister und die 80-jährige Großmutter,
dass er endlich sehen kann. „Ich bin so froh, dass
Moise operiert wurde! Ich bin Gott und den Ärzten so dankbar!“, sagt sie und umarmt ihre Tochter
und den Enkel: „Das alles ist nur durch Gottes Kraft
geschehen“, ist die Großmutter überzeugt.
Guter Gott, wir bitten dich für alle Menschen, die
gerade nach einer Tür suchen, an die sie klopfen
können. Hilf uns, Menschen zu finden, die uns ihre
Tür öffnen. Lass uns erkennen, dass du uns in diesen Menschen begegnest.
Guter Gott, manchmal brauchst du uns, um anderen zu helfen. Lass uns merken, wenn jemand an
unsere Türe klopft. Hilf uns, unseren Mitmenschen
die Hilfe zu geben, die wir geben können.
Pfarrer: Das ist ein großes Geschenk für die ganze
Familie. Wie die Großmutter machen es viele Menschen. Sie bedanken sich bei Gott, obwohl Menschen ihnen geholfen haben. Sie wissen, Gott hat
ihnen diese Menschen geschickt.
Guter Gott, wir bitten dich für alle Menschen, die
bei uns und auf der ganzen Welt an Behinderungen leiden. Gib ihnen Kraft, sich aufzumachen,
nach Türen zu suchen, an die sie klopfen können.
Lass sie Hilfe finden, damit sie ein selbstbestimmtes und erfülltes Leben haben.
Chris: Ich kann dir noch viel mehr erzählen, wenn
du willst…
Pfarrer: Vielleicht später. Außerdem haben wir
nach dem Gottesdienst noch Zeit miteinander. Die
Kinder wollen dich auf alle Fälle kennenlernen.
Wir singen jetzt erst mal ein Lied.
Segenslied
Gott, dein guter Segen ist wie ein weites Zelt (Das
Kindergesangbuch 220) oder Bewahre uns Gott
(EG 171)
Lied
Du bist da, wo Menschen leben (Das Kindergesangbuch 147)
Kollektenbitte
Menschen klopfen mit ihren Sorgen an die Türen
anderer Menschen und im Gebet an Gottes Tür.
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Vaterunser
Psychotest
Gisela Sachse
Baustein für die Jugendarbeit
brülle: „Habt ihr was dagegen, wenn Heiko/Marie (etc.) heute Nacht bei mir schläft?“ (4)
Wie gut bist Du nachts?
4. Es ist 3.30 Uhr. Dein Freund/Deine Freundin
steht auf der Matte. Wie verhältst du dich?
a) Ich bemitleide ihn/sie eine halbe Stunde lang und
sage, wie leid es mir tut. (4)
b) Ich klappe das Sofa auf und suche meinen Schlafsack. Dann erkläre ich ihm /ihr, wie die Dusche
funktioniert. (3)
c) Ich lege ihn / sie zu meinem kleinen Bruder ins
Zimmer. Ich ärgere ihn gern und so kann ich ihm
endlich mal einen ordentlichen Schrecken einjagen. (2)
d) Auf der Besucherritze bei meinen Eltern ist noch
Platz. (1)
1. Es ist Mitternacht. Wo liegt Dein Handy?
a) Dumme Frage, neben dem Bett natürlich. So
kann ich rund um die Uhr SMS checken und bin
für meine Freunde immer erreichbar. (4)
b) In meiner Schultasche. Ich habe meine Sachen
abends immer super in Ordnung. (3)
c) Keine Ahnung. Aber wenn es klingelt, höre ich
es auch im Bett. (2)
d) Der Akku ist sowieso immer leer. Mein Handy habe ich nur zum Angeben. (1)
2. Es ist 2 Uhr nachts. Du liegst im Bett. Dein
Handy klingelt. Wie verhältst Du Dich?
a) Ich schlafe und höre es nicht. (1)
b) Ich tue so, als ob ich schlafe und es nicht höre. (2)
c) Ich schaue aufs Display. Ist es jemand, der mir
wichtig ist, geh ich ran. Sonst drück ich ihn weg.
(3)
d) Ich mache das Licht an, stehe auf, melde mich mit
vollem Namen am Telefon und sage: „Was kann
ich für Sie tun?“ (4)
5. Es ist 4 Uhr. Dein Freund/Deine Freundin verkündet, dass er/sie mörderischen Hunger hat.
Was tust Du?
a) Ich taue den vorbereiteten Sonntagsbraten in
der Mikrowelle auf. (4)
b) Ich wecke meine Mutter und sage ihr, sie soll was
kochen. (3)
c) Ich rufe den Pizzaservice an. (2)
d) Ich sage, dass wir nichts Essbares mehr im Haus
haben bzw. ich kein Katzenfutter anbieten
möchte. (1)
Auswertung:
5 Punkte
Du bist eine Schnarchnase. Wie, Du hast keine
Freunde? Wundert uns irgendwie nicht. Wie wäre
es mit einem Leben als Einsiedler im Wald oder auf
einer einsamen Insel?
6-10 Punkte
Du hast leichte Ansätze von freundschaftlichem
Verhalten. Wenn Du Deine Freundschaften ausbauen und vertiefen möchtest, solltest Du Dein Engagement dringend intensivieren.
11-15 Punkte
Freundschaft ist Dir sehr wichtig. Du kannst Dich
auf Deine Freunde verlassen und sie sich auf Dich.
Solche Freunde wie Dich braucht die Welt. Wie lautet Deine Telefonnummer?
16-20 Punkte
Mal ehrlich: Wann hast Du das letzte Mal geschlafen? Und wann hast Du das letzte Mal was nur für
Dich gemacht? Im Ernst, soviel Gutmenschentum
hält keiner aus. Wenn Du Deine Freunde behalten
willst, musst Du dringend einen Gang zurückschalten.
Foto: CBM
© 2013 Christoffel-Blindenmission
3. Es ist 3 Uhr nachts. Dein/e bester Freund / beste Freundin hat Dich eben auf dem Handy angerufen und mitgeteilt, dass er / sie zu spät
aus der Disco gekommen ist und jetzt kein
Bus mehr in sein/ ihr Heimatdorf fährt. Er/Sie
fragt Dich, ob er / sie zu Dir kommen kann.
Was sagst Du?
a) „Hallo, hallo... Ich glaub die Leitung bricht zusammen.“ (1)
b) „Ich frag morgen früh mal meine Eltern.“ (2)
c) Ich sage: „Ok, aber mach leise und kein Alkohol.“ (3)
d) Ich mache überall Licht an, stürme mit Handy in
der Hand das Schlafzimmer meiner Eltern und
Falesi (Mitte) wurde im CBM-geförderten Krankenhaus operiert und kann wieder gehen.
25
Clemens Bittlinger
Musikproduzent & Komponist
Da gibt es Zeiten, da gilt es Tacheles zu reden und
dem anderen den Spiegel vorzuhalten: Freunde dürfen und müssen auch unbequem sein. Ich erwarte
von einem Freund, dass er behutsam, aber auch
wach und ehrlich mit mir umgeht und das Gleiche
kann und darf er von mir erwarten. Leute, die einem nach dem Mund reden und ständig auf die
Schulter klopfen, sind ja nur so lange bei einem, wie
man ihnen nützt. Freunde sind da, wenn alle anderen sich verabschiedet haben und manchmal merken wir erst in einer Krise, wo die wirklichen Freunde zu finden sind.
Freunde sind selten
Die Fragen: „Wer ist mein Freund“ und „Was macht
einen echten Freund aus?“ beschäftigen mich schon
sehr lange. Eines ist klar, „Freunde“ hat man nicht
viele. In Zeiten, in denen einem via Facebook täglich
sogenannte „Freundschaftsanfragen“ ins Haus flattern, wird der Begriff so inflationär gebraucht, dass
er seine eigentliche Bedeutung zu verlieren scheint.
Ein Hauptgrund, warum ich meine private FacebookSeite wieder aufgegeben habe, war genau dieser: Ich
verstehe unter Freundschaft etwas anderes als die
„Facebook-Gemeinde“.
Und dann gibt es Zeiten, da zieht sich die Freundschaft zurück, denn der andere signalisiert: „Ich
brauche meine Ruhe!“ oder er hat im Moment so
viel um die Ohren, dass er sich nicht um die Freundschaft kümmern kann. Solche Durststrecken muss eine Freundschaft aushalten können, wenn es denn eine Durststrecke ist. Wenn der oder die andere sich
jedoch aus der Beziehung zurückziehen möchte,
dann muss echte Freundschaft auch das aushalten
und den anderen „mit den besten Wünschen“ ziehen lassen. „Die Liebe blüht in der Freiheit der Abschiedlichkeit“ hat jemand mal gesagt. Wollte jemand die Botschaft der Bibel in einem Satz zusammenfassen, so könnte dieser Satz heißen: „Gott
möchte dein Freund sein!“ Deshalb macht er sich in
Jesus auf den Weg und begegnet uns als Menschenbruder und Freund, der uns begleitet. Selbst durch
die schlimmste Krise, das ist der Tod, begleitet er uns
und gibt uns eine Perspektive über den Tod hinaus.
Foto: Bernd Hartung
Ich darf mich glücklich schätzen, denn ich habe
Freunde, Menschen, die mein Leben liebevoll, unterstützend, aber auch kritisch begleiten. Es sind
Menschen, die mir guttun, die ich anrufen kann,
wenn es etwas zu feiern gibt, bei denen ich spontan
vorbeischauen kann, wenn es mir mal nicht so gut
geht, die ich aber manchmal auch sehr lange nicht
sehe und dann treffen wir uns wieder und es ist, als
wären wir gestern auseinandergegangen. Zur
Freundschaft gehören jedoch immer zwei. Eine
Freundschaft muss man pflegen, sich ab und zu mal
melden – einfach so, ohne immer gleich ein Anliegen zu haben. Wenn ich mich entschlossen habe, jemandem „Freund“ zu sein, dann bin ich ziemlich
hartnäckig und investiere Zeit und Energie in diese
CBM- Botschafter Clemens Bittlinger besucht bei einer Reise nach Tansania die kleine Elisabeth und ihre Familie.
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© 2013 Christoffel-Blindenmission
Foto: Farideh Diehl
Beziehung. Dabei ist es wichtig, dass man sensibel
mit dem anderen umgeht und auf Signale achtet, die
der andere sendet oder nicht sendet.
Liedandacht
Clemens Bittlinger
Freunde sind selten
Freunde sind selten
und selten bequem,
sind manchmal kantig
und unangenehm,
woll‘n nicht gefallen,
sondern zu dir gehör‘n,
stehn auf der Matte,
auch wenn sie grad stör‘n.
Freunde sind leise,
schauen dir zu,
lassen dich weise,
wenn nötig, in Ruh,
haben nicht nur
sich selber im Blick,
lassen dir Zeit
und zieh‘n sich zurück.
dir nicht durchgeh‘n,
es sind nicht viele,
die so zu dir steh‘n.
Freunde zu finden
ist ziemlich schwer,
denn wer lässt sich binden
und gibt von sich mehr
als ein „Hallo“
und ein wenig Zeit,
wer ist schon zum Geben
und Lieben bereit.
Freunde sind selten
und selten bequem,
sind manchmal kantig
und unangenehm,
woll‘n nicht gefallen,
sondern zu dir gehör‘n,
stehn auf der Matte,
auch wenn sie grad stör‘n.
Freunde sind ehrlich
und locken dich raus,
werden gefährlich
dem Kartenhaus,
lassen die Spiele
Text und Musik: Clemens Bittlinger
Materialkoffer „Blindheit
erfahrbar machen“
Wie finden sich blinde
Menschen im Alltag zurecht? Wie hängen Armut und Blindheit zusammen? Der Materialkoffer ermöglicht eine
spielerische Annäherung
an diese Themen. Für
Gruppen bis 30 Personen,
ab sechs Jahren, auch für Jugendliche geeignet.
Inhalt: Taststock, Klingelball, Blindenschrift-Alphabete, Blindenschreibtafeln, Augenbinden,
Film, methodische Anleitung u.v.a. Zum Verleih.
Bitte acht Wochen vorher bestellen unter Telefon (0 62 51) 131- 294.
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Aktueller Jahresbericht
Die Broschüre gibt einen
umfassenden Einblick
in die Arbeit der CBM
mit Jahresrechnung und
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20 11
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Foto: CBM
© 2013 Christoffel-Blindenmission
DER CHRISTOFFEL-BLINDENMISSION
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Schulunterricht
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Heike Schmitutz
Telefon (0 62 51) 131- 294
27
Foto: CBM
Wie ist es aber mit dem fernen Nächsten, etwa in
Ostafrika*? Kommt er oder sie uns auch so nah,
dass wir bereit sind, uns für ihn oder sie einzusetzen, damit es genug zum Essen gibt? Wobei es
nicht bloß um Nahrungsmittelhilfe geht, sondern
um die Gestaltung der Lebensbedingungen, sodass
die Menschen selber ihr Brot verdienen können. **
Jesus erzählt die Geschichte als Antwort auf die Bitte der Jünger: „Herr, lehre uns beten.“ Und in der
Geschichte verschiebt sich die Aufmerksamkeit vom
bittenden Freund hin zum Freund, den er bittet
und von dem er fest überzeugt ist, dass der ihm seine Bitte nicht abschlagen wird. So sieht Jesus das
Beten: als ein engagiertes Bitten in der festen Zuversicht, dass es nicht umsonst ist.
Richard Haug
Dekan i.R.
Reutlingen
Andacht
Hilfe zieht Kreise
Mitten in der Nacht bekommt er Besuch: ein
Freund, müde von der langen Wanderung, hungrig. Aber er hat selbst nichts, was er dem Freund
anbieten könnte. Und doch kann er ihn nicht hungrig lassen! Es bleibt ihm nur eines: zum Nachbarn
gehen und um Brot bitten.
Natürlich kann man einwenden, dass Gebete oft
nicht erhört werden. Aber gerade darum geht es
Jesus, dass das Beten trotz allem, was dagegen eingewandt werden kann, im grundlegenden Vertrauen geschehen kann und soll, dass es nicht umsonst ist.
Er klopft an der Tür, zuerst zurückhaltend, schließlich so heftig, wie es sich eigentlich nicht gehört.
Aber der Nachbar will nicht. Er müsste sich ja zur
Tür vortasten (im Haus gibt es nur einen einzigen
Wohn- und Schlafraum), dann den Balken, mit dem
er das Haus verriegelt hat, wegziehen. Die Kinder
würden durch den Lärm aufwachen, die Nachtruhe
wäre dahin. Er will nicht. Und doch ist klar: Er kann
dem Freund die Bitte nicht abschlagen. Unter
Freunden geht das nicht und in der Dorfgemeinschaft auch nicht. Es bleibt ihm nichts anderes übrig, als die Tür zu öffnen.
Vielleicht lässt sich das heute auch so verstehen:
Man kann gegen die Hilfe für Menschen in Ostafrika und anderswo einwenden, dass das ja nur
ein Tropfen auf einen heißen Stein sei und man sowieso nicht wisse, ob die Hilfe auch wirklich ankomme. Wer aber darauf baut, dass nichts umsonst
ist, was wir im Vertrauen auf Gott tun, der wird sich
nicht beirren lassen, sondern das ihm Mögliche tun.
Im Gleichnis, das Jesus erzählt, fällt auf, dass der Bittende nicht für sich selbst bittet, sondern für den
Freund, den er als Gast aufgenommen hat. Ihn will
er nicht hungern lassen. Und dafür nimmt er in
Kauf, dass er so „unverschämt“ ist, seinem Nachbarn und dessen Familie die Nachtruhe zu stören.
So wichtig ist ihm das Wohlergehen des Gastes, dass
er etwas tut, was er für sich selber nie tun würde.
Inklusion von Menschen mit Behinderungen ist ein
wichtiges Ziel: Mohammed (l.) besucht eine Schule in
Daressalam.
Diese Geschichte spielt sich in der unmittelbaren
Nachbarschaft ab, in der Beziehung zwischen
Freunden und Nachbarn. Da bleibt eigentlich keine
andere Wahl: Der Gastgeber muss für den hungrigen Reisenden sorgen. Und der Nachbar kann dem
stürmisch Klopfenden seine Bitte nicht abschlagen.
* Dort setzt sich auch die Christoffel-Blindenmission (CBM) ein.
** Genau das war vor 100 Jahren das Anliegen von Ernst Jakob Christoffel.
Sein persischer Schüler Essad Ullah berichtete: „Er wollte die Blinden so
erziehen, dass sie später ihr Brot selbst verdienen.“
28
© 2013 Christoffel-Blindenmission
Foto: CBM/Opladen
Weit weg von uns ist diese Situation, wir können
uns heute kaum noch vorstellen, wie knapp es damals zuging in Palästina. Wenn zu uns jemand mitten in der Nacht käme, wir hätten auf jeden Fall etwas im Haus. Wir sind nicht darauf angewiesen, in
der Nachbarschaft etwas auszuleihen. Weil wir das
Notwendige haben oder kaufen können, müssen
wir nicht.
Bekunden Sie Ihre Solidarität!
Viele Kirchengemeinden in Deutschland zeigten ihre Solidarität für behinderte Menschen in Entwicklungsländern und knüpften 2012 mit an einer
Kette der Solidarität!
tig sind. Am 3. Dezember 2012 – dem Welttag der
Menschen mit Behinderungen – entstand so bei der
Abschlussfeier auf dem Eisernen Steg in Frankfurt
am Main eine beeindruckende Kette der Solidarität.
Bundesweit hat die CBM an roten Wäscheleinen
Karten der Solidarität gesammelt und damit auf
die Situation von Menschen mit Behinderungen in
Entwicklungsländern aufmerksam gemacht.
CBM verbindet – Helfen Sie mit!
Unsere Kampagne geht in 2013 weiter. Beim
Deutschen Evangelischen Kirchentag in Hamburg
(1.-5. Mai 2013) wird die CBM die Kampagne 2013
vorstellen. Informationen dazu erhalten sie ab
Mai bei
Auch rund 60 Kirchengemeinden beteiligten sich an
der Kampagne und bewiesen viel Kreativität. So
wurde eine Interkulturelle Woche unter das Thema
Behinderung gestellt, bei Gemeindeveranstaltungen z.B. der Film „Benda Bilili“ gezeigt, viele Gottesdienste und auch ganze Gemeindefeste unter
das Motto der Kampagne gestellt: CBM verbindet –
Helfen Sie mit!
CBM Deutschland e.V.
Michaela Röhl
Nibelungenstraße 124
64625 Bensheim
Tel.: (0 62 51) 131-107
Fax: (0 62 51) 131-109
Weitere Informationen zur Kampagne finden Sie
auf: www.cbm.de/kampagne
Foto: CBM
© 2013 Christoffel-Blindenmission
Insgesamt unterschrieben tausende Menschen eine
Solidaritätskarte mit ihrem Namen und zeigen so,
dass ihnen die Rechte behinderter Menschen wich-
Aus Unterschriften wurde eine Kette der Solidarität für Menschen mit Behinderungen gebildet.
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Rudi Saß
Seemannsdiakon
Deutsche Seemannsmission
Kiel e.V.
„Ist das wirklich so klar?“ höre ich mich innerlich
fragen…
Liturgische Texte
Wir beginnen und begehen diesen Gottesdienst im
Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des
Heiligen Geistes. Amen.
Begrüßung:
Stell dir das einmal vor…
Da hat es gestern Abend, nach Mitternacht, an deiner Tür gepoltert. Die Klingel wurde sturmgeläutet.
Eingangsgebet:
Du hattest ein wenig Angst, hast durch die Tür gefragt, wer da ist – und hast dann schnell die Stimme deines Freundes erkannt. Und der Freund
hätte dich um ein Stück Brot gebeten. Kurzfristiger hungriger Besuch, keine Möglichkeit mehr
einzukaufen, einen guten Freund will man doch
nicht hungern lassen usw.
So oft erkennen wir in unserem Alltag, dass unsere Kraft nicht ausreicht, um mit all den Dingen,
die uns umtreiben, fertig zu werden. Hilf uns, im
Singen, im Beten und im Hören Deines Wortes
Abstand zu gewinnen von all dem, was uns in
der letzten Woche umgetrieben, ängstlich, klein
und hilflos gemacht hat – und stärke uns für die
kommende Woche. Du hast uns nicht gegeben
den Geist der Furcht, sondern den der Kraft und
der Liebe und der Besonnenheit.
Gott, zu dir kommen wir, weil du uns gesagt hast,
dass deine Kraft unserer Schwachheit aufhilft.
Hättest du ihn abgewiesen? Hättest ihn wieder
weggeschickt und von deinem Überfluss nicht
abgegeben?
Lass uns das heute Morgen wieder neu spüren und
erfahren. Darum bitten wir dich, der du diese
Welt in deinen Händen hältst, heute und alle
Zeit. Amen.
Foto: CBM /Dieter Telemans
Darum geht es heute Morgen in diesem Gottesdienst.
Unter die Arme greifen muss diese Mutter ihrer Tochter Nataly. Wegen Lähmungen kann sie nicht alleine laufen.
Die Mitarbeiter der CBM müssen in Peru oft weite, unwegsame Wege zurücklegen, um Familien zu helfen.
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© 2013 Christoffel-Blindenmission
Foto: Privat
Wer würde schon einen bittenden Freund abweisen, wenn er dringend der Hilfe bedürfte, so
wird uns unser biblischer Text heute fragen –
„Niemand!“ höre ich uns innerlich sagen.
Liturgische Texte
Rudi Saß
Psalm:
O Gott, wo sind die Menschen, die echte Freunde
sind, dem Menschen in Not?
O Gott, wo bin ich, wenn es darauf ankommt?
Kyrie:
Herr, so oft hören wir deine Stimme, wissen, was
du von uns forderst, wie wir leben und arbeiten
sollen an deinem Reich auf dieser Erde – und wie
oft laufen wir davon, wollen die Konsequenzen
aus dem, was wir hören, nicht tragen…
Kyrie eleison
Gemeinde: Herr, erbarme dich…
Herr, so oft hören wir deine Stimme, sehen, wie du
mit deinen Jüngern zusammengelebt hast, sehen, wie sich um dich herum Menschen verändert haben, wenn sie berührt wurden von deiner Liebe. Und wir wissen, was zu tun wäre, um
dir nachzufolgen – und doch erleben wir täglich
unser Scheitern.
Christi eleison
Gemeinde: Christus erbarme dich…
Herr, wie oft hören wir deine Stimme, wissen, was
du von uns forderst und glauben nicht daran, die
Liebe, die Kraft, die Fähigkeiten zu haben, um
deinem Willen nachzukommen…
Foto: CBM/Grossmann
© 2013 Christoffel-Blindenmission
O Gott, sie lassen mich nicht los, die Bilder
von Menschen, die hungern, einfach nach einem
Stück Brot,
von Menschen, die fliehen, vor anderen Menschen,
die ihnen das Leben zur Hölle machen,
von Menschen, die sich ängstlich verkriechen in
ihren Kellern, weil die eine oder die andere
Kriegspartei im Land wütet, und die nichts weiter suchen, als ein bisschen Frieden für sich und
ihre Kinder, einfach, um leben zu können.
O Gott, sie lassen mich nicht los, die Bilder
von Menschen, die alt und pflegebedürftig sind und
auf den Pflegestationen um Würde und Zuwendung kämpfen müssen, mitten in Deutschland,
von Menschen, die krank sind oder durch Behinderungen des Körpers oder des Geistes zu Kostenstellen werden in unserer Welt der Jungen, Gesunden und Leistungsfähigen,
von Menschen, die täglich hier, mitten in Deutschland, um Würde und Anerkennung kämpfen
müssen,
von Menschen, die in unserer Gesellschaft dem Druck
nicht mehr standhalten, die Essstörungen haben,
weil sie glauben, dem Schönheitsideal nicht zu
entsprechen, die depressiv werden, weil sie glauben, ihr Leben habe nur Wert, wenn sie immer
mehr zu leisten imstande sind.
O Gott, wo sind die Freunde, die alle diese Menschen nicht allein lassen?
Alex aus Guatemala ist blind. Er lernt, sich mit dem Langstock zu orientieren. Eigenständigkeit für Menschen
mit Behinderungen ist der CBM ein wichtiges Anliegen.
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Liturgische Texte
Rudi Saß
Kyrie eleison
Gemeinde: Herr, erbarm dich über uns…
Gib ihnen Freunde an die Seite, die zu deinem
Mund werden, um ihnen Trost und Hilfe anzubieten
Und um für sie zu bitten, bei den Mächtigen, bei
denen, die Überfluss haben, bei denen, die ihre
Ohren verschlossen haben.
Und, Gott, lass mich zu diesen Freunden der Menschen gehören.
Mache mich zu einem Werkzeug deiner Liebe, damit es besser werde mit der Welt.
Um alles das bitten wir, weil wir wissen, dass du unser Vater im Himmel bist. Vater unser
Gloria:
Danke, Gott, dass du nie aufgibst, uns etwas zuzutrauen,
dass trotz unserer Schwächen und mit unseren geringen Kräften
sich dein Reich hier auf Erden verwirklicht.
Dir sei Dank und Ehre, von nun an allezeit:
Ehre sei Gott in der Höhe.
Segen:
Allein Gott in der Höh sei Ehr…
Keinen Tag soll es in deinem Leben geben, an dem
du sagen musst: Ich bin ganz alleine
Keinen Tag soll es geben, an dem du hinfällst und
niemand da ist, der dir aufhilft
Keinen Tag soll es in deinem Leben geben, an dem
du ohne Freunde leben musst –
Und es soll keinen Tag geben, an dem du nicht jemandes Freund bist.
So segne und behüte unser Gott dich mit Freunden
in der Not und mit offenen Augen
für die Menschen, die seiner Liebe und deiner
Freundschaft bedürfen. Amen.
Fürbitten-Gebet:
Gott, du hast uns nicht gegeben den Geist der
Furcht, sondern den der Kraft und der Liebe und
der Besonnenheit. Darum bitten wir dich heute
Morgen für alle Menschen, die auf dieser Erde
leiden.
Gib ihnen Freunde an die Seite, die deine Füße
sind, und sie suchen und besuchen
Gib ihnen Freunde an die Seite, die zu deinen Händen werden und ihnen aufhelfen
Das etwas andere Kirchencafé
Wollen Sie einmal nachempfinden, wie es ist,
blind zu sein? Dann veranstalten Sie in Ihrer Gemeinde doch unser „etwas anderes Kirchencafé“.
Unsere Spezialbrillen, die Grauen Star simulieren,
machen aus einem gemeinsamen Essen ein besonderes Erlebnis. Die Teilnehmer erfahren, welche Schwierigkeiten schon einfache Dinge wie
Kaffee einschenken bereiten können, wenn man
nichts sieht.
„Hast du die Kaffeekanne?“ – Miteinander reden
hilft, wenn man nichts sehen kann.
Mit den Fingern am oberen Rand der Tasse stellen
Sie fest, wann sie voll ist.
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© 2013 Christoffel-Blindenmission
Fotos (2): CBM
Heike Schmitutz von der CBM schickt Ihnen gerne unsere Broschüre und leiht Ihnen Schürzen
und Brillen aus. Sie erreichen sie unter
Telefon (0 62 51) 131- 2 94.
Unsere Angebote für Ihre Gemeinde
Gottesdienste
So siehst du also aus, mein
Kind! – Neue „Sichtweisen“
nach der Operation am
Grauen Star
Die 85-jährige Jeneth war über
zehn Jahre blind und hatte erst
nach der erfolgreichen GrauenStar-Operation ihrer Nachbarin
den Mut, sich selbst operieren zu lassen. Als sie
heimkommt, sieht sie zum ersten Mal ihre Enkelkinder.
Familiengottesdienst mit Anspiel zu Mk. 10, 46-52
Bartimäus? – Kenn ich doch schon! Elementare Geschichten stehen manchmal in der Gefahr, als bekannt abgestempelt zu werden. Bei genauer Betrachtung sind sie aber für eine Überraschung gut.
Bei diesem Familiengottesdienst werden die Inhalte des Gottesdienstes (siehe oben) für alle Generationen erlebbar gemacht.
Yohane kann laufen. Gemeindenahe Rehabilitation der CBM
am Beispiel Malawi
Der kleine Yohane wurde mit Spina bifida – einem offenen Rücken
– geboren. Mit Unterstützung der
CBM-Partner lernt er laufen und
bekommt die Chance, zur Schule
zu gehen. Ein Beispiel der CBM-Arbeit in den Dörfern
Malawis.
Gottes Vision für seine Welt (Jes. 35, 1-6)
Dr. Manfred Mörchen ist in Takeo/Kambodscha für
die CBM im Einsatz, um erblindeten Menschen zu
helfen. Die Zuhörer sind eingeladen, das Glaubensfundament der CBM-Arbeit und die verschiedenen
Bereiche der Augenarbeit kennenzulernen.
Nach dem Gottesdienst kommen wir beim Kirchenkaffee ins Gespräch. Mithilfe einer Präsentation
erhalten Sie Einblicke in die CBM-Arbeit. Unsere
Mitarbeiterinnen berichten über Projekte, die sie
aus eigener Anschauung kennen.
Vom Setzling zum großen Baum
„Die Tat der Liebe ist die Predigt,
die jeder versteht“, unter dieses
Motto stellte Pastor Ernst Jakob
Christoffel, dem die CBM ihren
Namen verdankt, seine Arbeit.
Der Vortrag „Vom Setzling zum
großen Baum“ führt in die Zeit
der Entstehung der CBM und beschreibt den Weg in
mehr als 100 Jahren.
Vorträge
© 2013 Christoffel-Blindenmission
Unsere Mitarbeiterinnen gestalten Ihren Senioren-,
Bibelgesprächs-, Frauen- und Männerkreis … zum
Beispiel mit Vorträgen über die CBM-Arbeit:
Ngalula kann wieder lachen
Am Beispiel von Ngalula erfahren die Zuhörer anschaulich, wie
der CBM-Projektpartner Elikya
aus Kinshasa das Konzept der
gemeindenahen Rehabilitation
in der Demokratischen Republik Kongo umsetzt. 4.000 Ehrenamtliche sind im Rahmen dieses Projekts in Kinshasa unterwegs, um Menschen mit Behinderungen zu finden und ihnen Hilfe anzubieten, damit sie
ein selbstständiges Leben führen können.
Christoffels tiefer Glaube an Gott bewegte ihn,
blinden, anders behinderten und ausgestoßenen
Menschen beizustehen, insbesondere im Orient.
Gegen alle Widerstände und mit geringer finanzieller Unterstützung gründete er 1908 in Malatia/ Türkei sein erstes Heim für blinde, anders behinderte Menschen und Waisenkinder. Aus diesen
kleinen Anfängen entstand eine überkonfessionell
arbeitende Hilfsorganisation, die zusammen mit
oft kirchlichen Projektpartnern heute die weltweite Arbeit in rund 800 Projekten ermöglicht.
33
Foto: CBM / Foto Backofen Mhm
Liturgischer Gottesdienst zu Mk. 10, 46-52
Die Geschichte von Bartimäus gehört zu den bekanntesten Erzählungen im Neuen Testament. Viele Menschen in den armen Ländern leben heute
noch wie er: Armut, Ausgrenzung, Diskriminierung
und Perspektivlosigkeit gehören zum Alltag. Welche Bedeutung hat dann Jesu Handeln? Welchen
Auftrag erhalten Christinnen und Christen heute?
Und welche Impulse zieht die CBM in ihrer Arbeit
aus dieser Erzählung?
Fotos (3) : CBM
Wir feiern mit Ihnen gemeinsam Gottesdienst. Sie
können in Ihrer Gemeinde Bausteine vorbereiten.
Foto : CBM/Hartung
Die CBM im Land der 7.000 Inseln
Eine Präsentation über die vielfältige Arbeit der ChristoffelBlindenmission auf den Philippinen. Nach einer Operation am
Grauen Star kann Christel endlich sehen. Seit dem ist das dreijährige Mädchen fröhlich und
aufgeweckt.
Angebot des Teams Kirche für Ihre Kirchengemeinde
Workshop mit unserem Aktionskoffer
Martinsfest – Arbeitsmaterial
Außerdem in zahlreichen Gemeindekreisen einsetzbar: Unser Workshop mit dem Aktionskoffer.
Lernen Sie mit unseren Mitarbeiterinnen zahlreiche Gegenstände kennen, mit deren Hilfe blinde
Menschen ihren Alltag bewältigen.
Anregungen für Familiengottesdienste und Kinderstunden zum Martinsfest. Mit Ideen zum Basteln und Backen.
Das etwas andere Kirchencafé
Zu übergemeindlichen Veranstaltungen, z.B. Regionalen Kirchentagen oder Kindergottesdienst-Konferenzen, können wir mit unserem Erlebnismobil
auch in Ihre Gemeinde kommen. Mit einer Brille, die
den Grauen Star simuliert, und einem Taststock ausgestattet, absolvieren Sie einen Parcours und können sich so in die Lage blinder Menschen einfühlen.
Unser Erlebnismobil
Erlebniskaffeetrinken im Dunkeln mit Gesprächsrunde und Infos rund um den Umgang mit blinden Menschen – ist besonders für Ihre Konfirmanden- oder Ihre Jugendgruppe geeignet (siehe
Seite 32).
1957 in Bochum geboren, DiplomGeographin, Journalistin und Fundraising-Managerin, ist seit über 16 Jahren im Bereich kirchlicher Öffentlichkeitsarbeit und Fundraising tätig.
„Seit Anfang 2010 leite ich das Team
Kirche bei der CBM. Mir liegt die ArRegina Karasch
beit mit Kirchengemeinden aller KonKirchenbeauftragte fessionen in Deutschland am Herzen.
Die CBM bietet Ihnen einen Blick über
© 2013 Christoffel-Blindenmission
Ilona Karin
Team Kirche
Gisela Sachse
Team Kirche
den Tellerrand. Sie schlägt eine Brücke
zur Arbeit kirchlicher Projektpartner in
Entwicklungsländern, die sich für Menschen mit Behinderungen einsetzen.
Darüber berichten wir gern auch bei
Fortbildungen oder in Pfarr- oder Gemeindepädagogen-Konventen.“
Telefon (0 62 51)131- 2 97
Fax
(0 62 51)131- 2 99
E-Mail: [email protected]
1957 in Tostedt bei Hamburg geboren,
Justizbeamtin a. D., absolvierte eine
dreijährige Bibelschulausbildung in
Wiedenest/Bergneustadt und war danach zwei Jahre mit der Allianz-Mission im westafrikanischen Mali.
Menschen zu ermöglichen, sich in die
Lage eines blinden Menschen zu versetzen. Seit 2006 halte ich in Kirchengemeinden Vorträge und Gottesdienste und komme gern auch in Ihre
Gemeinde.“
„1992 kam ich zur CBM. Mit dem Erlebnismobil bin ich immer wieder bundesweit unterwegs, um sehenden
Telefon (0 62 51) 131- 2 86
Fax
(0 62 51) 131-2 99
E-Mail [email protected]
1976 in Chemnitz geboren, DiplomReligionspädagogin, war 13 Jahre als
Religionslehrerin und Gemeindepädagogin in Sachsen tätig.
Es macht mir Freude, Ihnen die Arbeit
der Christoffel-Blindenmission näherzubringen und damit Ihr Gemeindeleben zu bereichern.“
„Seit September 2011 arbeite ich im
Kirchenteam der CBM. Gern berate ich
Sie beim Einsatz unseres Materials in
Ihrer Gemeinde oder komme zu Vorträgen oder Gottesdiensten zu Ihnen.
Telefon (0 62 51) 131- 2 91
Fax
(062 51) 131- 2 99
E-Mail [email protected]
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© 2013 Christoffel-Blindenmission
Fotos (3): CBM
Unser Team Kirche
Das hat Ihre Spende bewirkt!
Anneth kann sehen und lernt die Gebärdensprache in der Mugeza-Schule für gehörlose Kinder
in Tansania
Fotos (3): CBM
Die Welt der achtjährigen Anneth aus einem kleinem Fischerdorf in Tansania war sehr begrenzt,
denn das Mädchen ist gehörlos und sah schlecht.
Der Grund dafür war wahrscheinlich die Röteln-Infektion, die ihre Mutter durchmachte, als sie mit
Anneth schwanger war.
Anneths Welt wird größer
Zum Glück wurde Anneth im CBM-geförderten
Mengo-Augenkrankenhaus erfolgreich am Grauen
Star operiert. Jetzt kann sie viel besser sehen. Seit
2012 besucht sie die CBM-geförderte Mugeza-Schule für gehörlose Kinder in Bukoba am Victoriasee
Seit Anneth zur Schule geht, hat sie Riesenfortschritte
in ihrer Entwicklung gemacht.
und beginnt dort, die Welt zu entdecken. Eine große Veränderung für das kleine Mädchen! In den
letzten Monaten hat Anneth riesige Fortschritte
gemacht. Sie holt schnell auf, was sie als Kleinkind
nicht lernen konnte.
Während sie bisher immer getragen wurde, läuft
sie jetzt selbstständig. Sie wäscht sich selbst, kann
allein zur Toilette gehen und hilft z.B. beim Wasserholen. Es ist eine Freude, Anneths Fortschritte
zu sehen und wie glücklich sie dabei ist. Jetzt wird
Anneths Welt noch größer: Endlich kann sie die Gebärdensprache lernen!
Anneth (links) mit ihrer Mutter. Die Achtjährige ist
gehörlos und hatte Grauen Star. Seit ihrer erfolgreichen Augenoperation kann sie viel besser sehen!
© 2013 Christoffel-Blindenmission
Der CBM-Newsletter
Mit Ideen für Ihre Gemeindearbeit, liturgischen
Texten, Fürbitten, Vorlagen für Gemeindebriefe und Gottesdienstprogramme, Bildern und
aktuellen Infos – direkt zu Ihnen per E-Mail –
drei- bis viermal im Jahr.
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Fotos (2): CBM/Foto Backofen Mhm
Kollektenvorschlag
Durch Kooperativen haben Menschen mit
Behinderungen ein eigenes Einkommen
Nilane Legaspi träumt
von einem eigenen
Haus. Kein großes Haus,
nur eine kleine Hütte
mit eigenem Wasseranschluss und Toilette.
Dank der Kooperative,
in der sie Arbeit gefunden hat, rückt dieser
Traum jetzt näher.
ihre Behinderung. Aber ich will beweisen, dass wir
Menschen mit Behinderungen hart arbeiten und
intelligent sind.“ Sie freut sich, in der Kooperative
endlich Arbeit gefunden zu haben: „Jetzt sind die
Schwierigkeiten im Leben leichter zu bewältigen.“
Für behinderte Menschen ist es in Entwicklungsländern oft noch schwerer Arbeit zu finden, obwohl
manche einen richtig guten Abschluss haben. Auf
den Philippinen hilft die CBM deshalb Menschen
mit Behinderungen, eigene Kooperativen zu gründen. Das Besondere: Sie werden dort nicht betreut
wie in einer Werkstatt für behinderte Menschen,
sondern sind ihre eigenen Chefs.
CBM-Mitarbeiter Peter Hämmerle erklärt das außergewöhnliche Konzept: „Das Projekt ist nicht
,für’ Menschen mit Behinderungen, sondern ,von’
Menschen mit Behinderungen. Es wird von ihnen
selbst getragen.“ Nilane jedenfalls will jetzt ein
Vorbild für andere sein. Woher nimmt sie ihre
Kraft? „Meine Liebe geht an Gott. Er beschenkt
mich so reich.“ Leidenschaftlich singt sie im Kirchenchor und leitet diesen sogar bei ihren Lieblingsliedern „Fathers Hand“ und „Eagles Wing“ an.
Nilane Legaspi arbeitet in der Personalabteilung in
einer der 14 Kooperativen des CBM-Partners
NFCPWD (National Federation of Cooperatives for
Persons with Disabilities). Mit der Produktion von
Schulstühlen und Möbeln macht diese Kooperative Gewinn und schüttet ihn wieder an ihre Mitglieder aus. Andere Kooperativen bauen Fertighauselemente oder betreiben eine Kantine.
Nilanes rechtes Bein ist von Geburt an kürzer, die
Finger ihrer linken Hand sind nicht ausgebildet. Die
45-Jährige erzählt: „Viele Menschen mit Behinderungen haben keine Arbeit und schämen sich für
Kollektenbitte – Abkündigungstext
Menschen wie Nilane gehören in
Entwicklungsländern zu den
Ärmsten der Armen.
Gemeinsam wollen wir erreichen, dass sie die Chance auf ein
Einkommen und damit eine Lebensgrundlage haben. Die CBMPartner vor Ort helfen behinder-
ten Menschen, ihre eigenen
Kooperativen zu gründen. Bitte
unterstützen Sie die Arbeit der
CBM – damit Menschen mit
Behinderungen die Chancen
bekommen, die sie brauchen.
Sie können Leben verändern –
herzlichen Dank für Ihre Hilfe!
Kennwort: Kooperative
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PW · 1701 · © 2013 Christoffel-Blindenmission
Um noch mehr Kooperativen zu gründen, ihnen
Starthilfe zu geben und sie für große Aufträge fit
zu machen, wurde die Stiftung FTI (Foundation for
These-Abled Persons, Inc) gegründet. Das gemeinsame Ziel: Noch viel mehr behinderte Menschen
sollen einen Weg aus der Armut finden.
Nilane ist so dankbar: „Bitte helfen Sie uns weiter.
Ich hoffe und bete dafür.“