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Vom Sinn und “Unsinn” der Digitalisierung entomologischer Sammlungen Welchen Einfluss hat die Digitalisierung auf die Forschung? Alexander Kroupa Wissenschaftliche Literatur (früher & heute) Das Museum von Babel - 12.-14. November 2014 Wissenschaftliche Literatur (heute) • Viele Publikationen sind digital und frei verfügbar • Rasante Entwicklung in den letzten 20 Jahren („Flachware“) Portale • Biodiversity Heritage Library (www.biodiversitylibrary.org) • The Internet Archive (https://archive.org/) • Google Scholar (scholar.google.de) Online Publisher • Pensoft (www.pensoft.net) • BioOne (www.bioone.org) Austausch von Literatur unter Wissenschaftlern • wie z.B. www.researchgate.net/ Das Museum von Babel - 12.-14. November 2014 Herausforderungen in der Entomologie • • • • • • Mehr als 2 Milliarden entomologische Sammlungsobjekte Jedes Sammlungsobjekt hat ein bis mehrere Etiketten Mehrere Millionen Insektenkästen Mehrere Millionen Primär- und Sekundärtypen Ca. 1 Million beschriebene Insektenarten Mehrere Millionen unbeschriebene und noch zu entdeckende Insektenarten Das Museum von Babel - 12.-14. November 2014 Digitalisierung von Insektenkästen Das Museum von Babel - 12.-14. November 2014 Digitalisierung von Insektenkästen 255 Bilder pro Insektenkasten Einzelbild • 1280 x 960 Pixel Stitching Gesamtbild • ca. 270 Megapixel • Dateigröße: zwischen 100 MB und 500 MB Das Museum von Babel - 12.-14. November 2014 Fotografieren von Einzeltieren Vor 100 Jahren Das Museum von Babel - 12.-14. November 2014 Heute „Flache“ Sammlungsobjekte Das Museum von Babel - 12.-14. November 2014 „Räumliche“ Sammlungsobjekte Stacking Das Museum von Babel - 12.-14. November 2014 „Räumliche“ Sammlungsobjekte Stacking Das Museum von Babel - 12.-14. November 2014 ZooSphere Insekt Drehtisch Zwei Elektromotoren Das Museum von Babel - 12.-14. November 2014 ZooSphere • • • • Rundumansicht aus bis zu 1.000 Perspektiven Stacking bei jeder Perspektive Insgesamt mehrere 1.000 Fotos pro Objekt Mehrere Stunden für ein Objekt Desktop-Tool • Kostenfrei online verfügbar • Herunterladen von ZooSphere Objekten • ZooSphere Objekte werden lokal gespeichert • Anzeigen und verwalten der ZooSphere-Objekte • Vergleich von zwei ZooSphere-Objekten Das Museum von Babel - 12.-14. November 2014 3D insect modeling Nguyen et al. (2013) Virtual models of insects for accelerated quarantine control Das Museum von Babel - 12.-14. November 2014 MfN Kristin Mahlow (externes Projekt) microCT Das Museum von Babel - 12.-14. November 2014 Etiketten digitalisieren (Digitarium) • Bilder werden komplett automatisiert erstellt • Unterseite der Etiketten werden ebenfalls erfasst • Etiketten müssen nicht von der Nadel genommen werden • 80 Specimens pro Stunde (zwei Mitarbeiter) Das Museum von Babel - 12.-14. November 2014 Digitalisate online stellen • Das Internet hat ganz neue und revolutionäre Möglichkeiten des Informationsaustausches und der Bereitstellung von Information geschaffen • BHL – Mehr als 40 Millionen Seiten – Mehr als 60.000 Objekte • GBIF • Mehr als 500 Millionen Biodiversitätsdaten online Das Museum von Babel - 12.-14. November 2014 Repositorien für Bilder Institution I Institution H Institution J MfN Institution A Insekten kästen e-Types Institution G Institution F Institution E Das Museum von Babel - 12.-14. November 2014 Institution B Institution C Institution D Repositorien für Bilder Bilder Bilder Bilder Bilder Bilder Metadaten Bilder Bilder Bilder Bilder Bilder Das Museum von Babel - 12.-14. November 2014 Bilder Open Drawer Project Das Museum von Babel - 12.-14. November 2014 Warum Insektenkästen digitalisieren ? Für Wissenschaftler o Entscheidungshilfe bei der Ausleihe von Sammlungsobjekten o Museumsbesuch besser zu planen o Beantwortung einiger Fragen, wie z. B. “wieviele und welche Arten sind im Museum X vorhanden” o Öffnen der wertvollen Sammlungen, mit ihren Millionen Objekten, für Wissenschaftler, Studenten und die Öffentlichkeit Für die Sammlung o Wichtige Tiere bleiben über Jahre hinweg unentdeckt o Online Portale bieten eine effiziente Möglichkeit die Datenqualität zu verbessern (z. B. finden von Fehlbestimmungen) o Einbinden von Citizen Scientists – “Tagging” o Verloren gegangene Typen-Serien können wiedergefunden werden Das Museum von Babel - 12.-14. November 2014 Grenzen der Insektenkastendigitalisierung o Metadaten sind nicht verfügbar o Artetiketten sind von oben nicht sichtbar (vertikal in der Systemschachtel) o Die dorsale Ansicht zeigt nicht genügend Bestimmungsmerkmale o Nachhaltigkeit – Bilder sind schnell nicht mehr aktuell o Größe der Objekte (Scanauflösung ist nicht hoch genug für kleine Objekte) o Geringe Tiefenschärfe Das Museum von Babel - 12.-14. November 2014 Entomologische Typen o Flaschenhals bei der Beschreibung von neuen Arten ist die Notwendigkeit Typen zu untersuchen o Wissenschaftler haben nicht immer die Möglichkeit Museen zu besuchen Es ist zu teuer jedes Museum, welches Material für die eigene Forschung enthält, zu besuchen Die Reisen zu allen relevanten Museen sind zu zeitintensiv Visa-Bestimmungen können Reisen behindern Der Fokus liegt auf den größeren Sammlungen und deshalb werden kleinere Sammlungen entweder übersehen oder absichtlich ignoriert Das Museum von Babel - 12.-14. November 2014 Warum Einzeltiere digitalisieren ? o Taxonomen aus Ländern wie z. B. China oder Brasilien bekommen direkten Zugriff auf Sammlungen o Typen müssen viel seltener verschickt werden -> Schutz der Typen vor Beschädigung und Verlust o Das einfache Finden und Untersuchen von Typen wird zu mehr Revisionen und taxonomischen Studien führen o “verschollene” Typen werden wiederentdeckt und dokumentiert o Online Portale bieten eine effiziente Möglichkeit die Datenqualität zu verbessern Das Museum von Babel - 12.-14. November 2014 Grenzen der Digitalisierung von Typen Auf der Seite der User • Begrenzte Internet-Geschwindigkeit • Langsame und schlecht ausgestattete Hardware („alte Rechner“) Bei der Digitalisierung • Lange Digitalisierungszeit pro Objekt (ZooSphere) • Technik für kleine und mittlere Museen oftmals nicht erschwinglich • Fehlende Finanzierung • Fehlendes Repositorium für Bildmaterial von Typen und gut präparierten Exemplaren Das Museum von Babel - 12.-14. November 2014 Erste Erfahrungswerte • Mehr Anfragen zu Individuen von digitalisierten Insektenkästen • Sehr gute Detailbilder von Insekten sind oftmals ausreichend für Wissenschaftler -> Typen müssen nicht verschickt werden • Libellenkundlern: Insektenkästen sind sehr wichtiges Hilfsmittel und die meisten Arten können über Bildmaterial bestimmt werden • Mehr Digitalisate online -> mehr Besucher im Museum (Prof. Maschner) Das Museum von Babel - 12.-14. November 2014 Was ändert sich für die Forschung • Freier Zugriff auf Typenmaterial • Der Zugang zu Sammlungen und Biodiversität ist besserer, schneller und demokratischer als jemals zuvor • Typen, egal aus welchem Museum und welchem Land, können in hoher Auflösung digital nebeneinander verglichen werden • Taxonomische Studien können schneller und kostengünstiger durchgeführt werden • Alle Arten die neu beschrieben werden, sollten bestmöglich digitalisiert und in ein online-Repositorium gestellt werden • Weniger Typenmaterial muss verschickt werden • Mehr Zusammenarbeit von Wissenschaftlern Das Museum von Babel - 12.-14. November 2014 Was ändert sich für die Sammlungen • Besserer Schutz des Sammlungsmaterials • Weniger Zeitaufwand für das Verpacken und Verschicken von Sammlungsmaterial • Präventive Konservierung durch Digitalisierung -> aktueller, physischer Zustand der Sammlungsobjekte wird festgehalten • Wahrscheinlich mehr Anfragen von Wissenschaftlern und Spezialisten Das Museum von Babel - 12.-14. November 2014 Unsinn ?! • Sammlungsobjekte werden nicht bestmöglich digitalisiert – 10 Millionen Mannjahre für alle Objekte weltweit – 150.000 Mannjahre für Objekte am MfN Priorisierung notwendig Konzept für die Sammlungsdigitalisierung unabdingbar • Begrenzte Projektlaufzeit • Digitalisate sind über viele Portale verstreut (gute Beispiele sind z. B. GBIF oder BHL) • Digitalisate sind nicht öffentlich zugänglich Das Museum von Babel - 12.-14. November 2014 Zusammenfassung • Die Zukunft ist digital und webbasiert ! • Demokratisierung der Forschung • Taxonomische Forschung wird beschleunigt • Sowohl die Technologie zur hochauflösenden Digitalisierung von Insektenkästen und Typen, als auch günstiger Speicher ist vorhanden • Vorhandene Technik zur Digitalisierung nutzen • Infrastruktur für Repositorien muss geschaffen werden • Digitalisierung automatisieren: – Für einen hohen Durchsatz -> Massendigitalisierung – Digitalisierung durch technisches Personal • Priorisierung Das Museum von Babel - 12.-14. November 2014 Eine virtuelle Sammlung wird niemals eine reale Sammlung von physischen Objekten ablösen können !! Das Museum von Babel - 12.-14. November 2014 EFRE (Europäischer Fond für regionale Entwicklung) • Effiziente Arbeitsabläufe und innovative Methoden zur Erschließung und dauerhaften Verfügbarmachung objektreicher Spezialsammlungen am Beispiel der entomologischen Sammlung des Museum für Naturkunde Berlin • Projektnummer: Inno 02- 2013000365 Das Museum von Babel - 12.-14. November 2014 Many thanks for your attention ! Das Museum von Babel - 12.-14. November 2014