Frauenfrisuren der römischen Antike
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Frauenfrisuren der römischen Antike
Daniela Ziegler Frauenfrisuren der römischen Antike Abbild und Realität 3 Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Ziegler, Daniela: Frauenfrisuren der römischen Antike : Abbild und Realität / Daniela Ziegler. - Berlin : Weißensee-Verl., 2000 Zugl.: Hamburg, Univ., Diss., 1999 ISBN 3-934479-07-3 Unter dem Titel »Die dargestellte und die tatsächliche römische Frauenfrisur sowie ihre jeweiligen Kontexte. Am Beispiel römischer Frauenbildnisse des 3. Jahrhunderts n. Chr.« als Dissertation vorgelegt zur Erlangung der Würde des Doktors der Philosophie im Fachbereich Kulturgeschichte und Kulturkunde an der Philosophischen Fakultät der Universität Hamburg von Daniela Ziegler, geb. am 11.02.1954 in Heidelberg. Gutachter: 1. Prof. Dr. Burkhard Fehr 2. Prof. Dr. Waltraud Kokot Tag des Abschlusses der mündlichen Prüfung: 07.07.1999 Gedruckt auf holz- und säurefreiem Papier, 100 % chlorfrei gebleicht. © Weißensee Verlag, Berlin 2000 Wilhelm-Wagenfeld-Str. 1, 13086 Berlin Tel. 030 / 47 70 97 60 www.weissensee-verlag.de e-mail: [email protected] Alle Rechte vorbehalten Umschlag: Chili Grafik-Design, Berlin, unter Verwendung des Fotos einer Frauenbüste aus dem Museum der Wella GmbH, Darmstadt (Foto: Daniela Ziegler) Printed in Germany ISBN 3-934479-07-3 4 Inhalt I. Das römische Frauenbildnis und seine Frisur ................................. 11 A. Forschungsgeschichte....................................................................... 11 1. Porträt – Bildnis ............................................................................. 11 2. Die Erforschung antiker Frauenfrisuren......................................... 14 B. Stellenwert und Bedeutung der römischen Frauenfrisur (Fragestellung) .................................................................................. 21 C. Die dargestellte und die tatsächliche Frisur und ihr jeweiliger Kontext (Hypothese)....................................................... 24 D. Die Methode ...................................................................................... 26 1. Bildnisse und Münzen..................................................................... 27 2. Vergleichsdenkmäler...................................................................... 31 3. Ethnologie und Volkskunde ........................................................... 32 4. Antike Schriftquellen, Friseurliteratur und nachantike Kulturgeschichte............................................................................. 35 E. Zusammenfassung ............................................................................ 36 II. Katalog................................................................................................. 40 A. Technik und Optik einer Frisur: Definitionen .............................. 40 B. Die Melonenfrisur............................................................................. 44 1. Die Verwendungsgeschichte der Melonenfrisur............................ 44 2. Die hellenistische Melonenfrisur und zwei Varianten des späten 2. und des 3. Jhs. n. Chr. ..................................................... 46 a) Die hellenistische Melonenfrisur .................................................. 46 b) Erste Variante der Melonenfrisur .................................................. 50 c) Zweite Variante der Melonenfrisur ............................................... 53 C. Die Knoten- und Nestfrisur ............................................................. 58 6 1. Die Knotenfrisur............................................................................. 58 a) Knotenfrisuren der Faustina minor und der Lucilla...................... 58 b) Die Knotenfrisur des späten 2. Jhs. ............................................... 59 c) Die Knotenfrisur des frühen 3. Jhs.: Typus Gabii, Typus Leptis und ihre Varianten .............................................................. 65 2. Die Nestfrisur ................................................................................. 82 a) Die Nestfrisur mit bedeckten Ohren.............................................. 83 b) Die Nestfrisur mit unbedeckten Ohren.......................................... 86 D. Die Scheitelzopffrisur....................................................................... 96 1. Vorläufer des Scheitelzopfes im 1. und 2. Jahrhundert ................. 96 a) Spätrepublikanische und frühaugusteische Frisuren..................... 96 b) Frisuren der Faustina maior ........................................................... 97 2. Die Scheitelzopffrisur des 3. Jahrhunderts..................................... 98 a) Sonderformen aus früh- bis spätseverischer Zeit .......................... 98 b) Der kurze Scheitelzopf ................................................................ 101 c) Der lange Scheitelzopf ................................................................ 105 d) Der gedrehte Scheitelzopf ........................................................... 111 e) Der über der Stirn umgeschlagene Scheitelzopf ......................... 117 E. Zusammenfassung .......................................................................... 125 III. Atalante und Venus: Die Frisur des Mädchens, die Frisur der Frau .................................................................................................... 130 A. Mythische Figuren und ihre Frisuren auf Sarkophagen............ 130 1. Melonenfrisuren ........................................................................... 132 2. Knoten-, Nest- und Scheitelzopffrisuren...................................... 139 3. Jugendliche und Erwachsene ....................................................... 148 B. Der Übergang vom Mädchen zur Frau ........................................ 153 1. Übergangsriten ............................................................................. 154 2. Der unbedeckte Nacken und die Erziehung der Mädchen ........... 159 7 3. Die jugendliche Plautilla und die matronale Lucilla.................... 164 C. Die Frisur der Erwachsenen.......................................................... 167 1. Matronale Merkmale an Frisuren des 3. Jahrhunderts ................. 168 2. Perücken ....................................................................................... 170 a) Zu separaten Haarkalotten und dargestellten Perücken .............. 170 b) Zu tatsächlichen Perücken und anderen Kopfbedeckungen........ 175 3. Behelmte Frauen........................................................................... 181 a) Die Helmfrisur – ein überholter Begriff?.................................... 181 b) Virtus auf Sarkophagen ............................................................... 183 D. Zusammenfassung .......................................................................... 190 IV. Der Umgang mit Haar und Frisur .................................................. 194 A. Über die Arbeit an Frisuren und technische Hilfsmittel ............ 194 1. Die Ornatrix und ihr Arbeitsfeld in Bild und Wort...................... 194 2. Die Utensilien des Frisierens........................................................ 199 a) Kamm (pecten) und Spiegel (speculum, orbis)........................... 200 b) Brenneisen (calamistrum, ferrum)............................................... 202 c) Haarbänder (vittae crinalis etc.) .................................................. 205 d) Haarnadel (acus).......................................................................... 206 e) Haarnetz (reticulum).................................................................... 208 f) Festigende Mittel und Haarteile .................................................. 211 3. Die Geste des Frisierens und die Frisur im Alltag ....................... 215 B. Frau und Frisur in heidnischer und christlicher Literatur........ 219 1. Heidnische Texte.......................................................................... 219 a) Ovid, Martial und Juvenal ........................................................... 220 b) Die Romane.................................................................................. 224 c) Das Lob des weiblichen Haars .................................................... 229 2. Christliche Texte – Paulus und seine Nachfolger ........................ 233 8 a) Paulus, Timotheus und Petrus ..................................................... 233 b) Clemens von Alexandria ............................................................. 234 c) Tertullian ..................................................................................... 237 d) Thascius Caecilius Cyprianus ..................................................... 243 e) Johannes Chrysostomos .............................................................. 246 f) Die Christen und die weibliche Gefahr ....................................... 248 C. Zusammenfassung .......................................................................... 251 V. Schlußbetrachtung: Bedeutung und Stellenwert einer römischen Frauenfrisur – am Beispiel der Frauenbildnisse des 3. Jhs.......... 255 A. Das Bildnis – die Frau: eine Wechselwirkung ............................. 255 B. Zur Inszenierung von Weiblichkeit und zum Ungesagten ......... 259 C. Zusammenfassung: Die matronale Potenz................................... 267 VI. Anmerkungen.................................................................................... 270 VII. Literaturliste / Abkürzungsverzeichnis......................................... 342 VIII. Tafeln .............................................................................................. 357 9 E. Zusammenfassung Das Wort Porträt suggeriert, daß das dargestellte Objekt mit dem tatsächlichen Vorbild identisch sei. Besser als das Wort Porträt bezeichnet der Begriff Bildnis das Ab-Bildhafte der rundplastischen Darstellung. Auch wenn das antike Bildnis vollständig erhalten ist, kann es als Fragment betrachtet werden. Das ist nichts Besonderes und trifft auf die meisten Denkmäler zu, mit denen Archäologen zu tun haben. Dem Bildnis fehlt meistens der Hinweis darüber, wen es darstellt. Diese Information sehen moderne Rezipienten oft als die wichtigste an. Daß es sich beim rundplastischen Bildnis um ein bloßes Ab-Bild handelt, löst von der Verpflichtung, Eigenschaften in dem abgebildeten Menschen sehen zu wollen, die nicht da sein können, und somit von einem der Bildnisforschung immanenten Problem, nämlich den Vorurteilen gegenüber der im Bildnis erkannten Person. Das Bildnis und insbesondere seine Frisur weist auf eine unbekannte Realität hin, die dahinter steht: die Bedingungen seiner Entstehung und insbesondere die Entstehung der dargestellten Frisur. Dargestellte und tatsächliche Frisur haben jeweils ihre eigenen Kontexte, die bei der dargestellten Frisur in Vergleichsdenkmälern zu finden sind, bei der tatsächlichen in ihrer Herstellung und Verwendung sowie in ihrer Rezeption (s. Schaubild). Die bewußte Trennung in dargestellte und tatsächliche Frisur und die jeweilige Konstruktion eines Kontextes ist die wesentliche Voraussetzung für die Beantwortung der Frage, welchen Stellenwert bzw. welche Funktion Frauenfrisuren in der Antike hatten. Da bei der Arbeit an antiken Objekten so gut wie immer interdisziplinäres Arbeiten vonnöten ist, sind verschiedene Disziplinen in den Kontexten vertreten, die auch meine Vorgänger in unterschiedlicher Gewichtung benutzt haben: neben Vergleichsdenkmälern antike Literatur, Ethnologie bzw. Volkskunde, Friseurkunde und nachantike Kulturgeschichte. Die verschiedenen Disziplinen geben Auskunft über bestimmte Themen, wie ich es im Schaubild verdeutlicht habe. Ethnologie und Volkskunde beispielsweise können wie mit anderen Wissenschaften auch Allianzen mit der Klassischen Archäologie eingehen, wenn auch nicht in direktem Bezug zum Denkmal, so doch bezüglich seines ursprünglichen Modells. Neben Hinweisen zur Frisurherstellung mit einfachen Mitteln sind besonders die weitreichenden gesellschaftlichen 36 Funktionen einer Frisur und die Übergangsrituale von einem sozialen Status in den nächsthöheren von Bedeutung. Da Körperpflege und der Umgang mit Haar alltägliche Dinge wie Essen und Trinken sind, verweist der Kontext hinter dem Bildnis auch auf den antiken Alltag. Somit ist die vorliegende Arbeit wie die meiner Vorgänger ein Beitrag zur Erforschung der römischen Alltagskultur. In der vorliegenden Arbeit werden Frisuren von der Zeit der Crispina an bis zu der der Magnia Urbica behandelt – ein Zeitabschnitt, der in den Arbeiten meiner Vorgänger (Daremberg/Saglio, Steininger, Millington Evans, Palmerlee, Leon, Stephan, Wegner, Wessel und Fournée-van Zweet sowie Fittschen) unterrepräsentiert war. Während dieses Zeitraums werden zusammen mit der nicht nur im 3. Jh. verwendeten Melonenfrisur Nest-, Knoten- und Scheitelzopffrisuren getragen. Die Reihenfolge der Frisuren im Katalog richtet sich nach den vier Grundtypen des 3. Jhs., nicht nach der Kaiserchronologie. Die auf den Münzen dargestellten Haartrachten bilden das Raster für die Frisurenabfolge, fungieren als chronologische Voraussetzung zur Einordnung der Rundplastik und sind in einer kurzen Beschreibung im Katalog den jeweiligen rundplastischen Frisurtypen vorangestellt. Mit der dargestellten Frisur wird sich der Katalog (II.B.-D.) sowie der Abschnitt III.A. befassen, in dem Sarkophage behandelt werden, die Frisuren in einem erzählenden Zusammenhang abbilden. Auf die tatsächliche Frisur wird in der Vorbemerkung des Kataloges zurückgegriffen (II.A.), wo Begriffe erläutert werden, die man zur Beschreibung von Frisuren benutzt. In den Abschnitten III.B.-C. befasse ich mich ebenfalls mit tatsächlichen Frisuren, jedoch nicht nur mit antiken, sondern auch mit den nachantiken Mitteleuropas und solchen, die man aus dem Frisurenrepertoire der Ethnologie und der Volkskunde kennt. Für den gesamten Abschnitt IV. ist das Wort Umgang der Überbegriff: In Abschnitt A. wird der tatsächliche Umgang, d.h. die Herstellung einer Frisur, mit Hilfe von Denkmälern bzw. Hinterlassenschaften, die Rückschlüsse auf die tatsächliche antike Frisur erlauben, bearbeitet. In Abschnitt B. schließt sich die Betrachtung des sprachlichen bzw. schriftlichen Umgangs mit Frauenhaar, -frisur und den Frauen selbst in heidnischer und christlicher Antike an. 37