Biketest - PDF
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EDEL INS FRÜHJAHR Rennräder im Wert einer Eigentumswohnung präsentiert Procycling im ersten von drei Teilen des großen Frühjahrstests. Mit dabei: Aero-Räder, Kletterkünstler und Bikes, die eigentlich beides können. Denn wo der Preis keine Rolle spielt, ist es durchaus möglich, Windschlüpfigkeit und Leichtgewicht unter einen Hut zu bringen. Und neben den großen Marken präsentieren sich diverse Nischenanbieter, die mit Titanrad und Carbon-Maßrahmen jene Radsportler ansprechen, denen Standard-Material nicht reicht – auch wenn es noch so edel ist … Text Caspar Gebel Fotografie Andi Meyer BH ULTRALIGHT EVO CANNONDALE SUPER SIX EVO CANYON AEROAD CF SLX FALKENJAGD SPARTAKIADE EDITION GF PRO PRESTO SL GIANT PROPEL ADVANCED PRO 0 KTM REVELATOR PRIME LAPIERRE AIRCODE ULTIMATE FDJ LOOK 795 AEROLIGHT BIANCHI INFINITO CV PEARL DICE PRO SIMPLON PAVO 3 ULTRA TIME IZON AKTIV CORRATEC CCT PRO 70 PROCYCLING MÄRZ 2015 PROCYCLING MÄRZ 2015 71 BH Ultralight Evo MIT DEM ULTRALIGHT Evo präsentiert BH einen sehr leichten, ausgewogenen Renner, der trotz des minimalen Rahmengewichts um 700 Gramm mit ausreichend hoher Steifigkeit erfreut. Das mit japanischen Topkomponenten ausgestattete Rad, das mit Pedalen kaum mehr als 6,5 Kilo wiegt, verfügt über eine eher ausgewogene Geometrie und ist nicht zu verspielt. Ein guter Griff sind die soliden, leichten Alu-Carbon-Laufräder der DuraAce, die sehr verdrehsteif sind und damit für gute Beschleunigung sorgen. Bei harten Bremsmanövern bewährt sich die Tapered-Gabel mit 1,5 Zoll Durchmesser unten am Schaftrohr – dadurch wird die Forke deutlich steifer. Ein schönes Detail ist die Zuginnenverlegung im CarbonLenker. Optisch präsentiert sich der leichte Spanier eher zurückhaltend: schwarzer Mattlack ohne viel Dekor, dazu ein kantiges Unterrohr, dünne Hinterstreben und eine deutliche SlopingForm. Trotz des großen Stützenauszuges und einer schlanken Carbon-Stütze ist das Rad übrigens nicht übermäßig komfortabel – eben eine ziemlich kompromisslose Rennmaschine. Dazu passt die Dura-Ace Di2, die einfach nur extrem gut funktioniert und gut zum technisch anmutenden BH Ultralight passt. 72 PROCYCLING MÄRZ 2015 Das schlanke BH ist sehr leicht, dabei steif und fahrsicher. Das Rad aus Spanien glänzt mit einer Zugverlegung im Lenker und profimäßigen Details wie dem UCI-Siegel. Cannondale Super Six Evo Blickfang am edlen Cannondale ist der superleichte Kurbelsatz. Freundlicherweise wird eine zweite Kettenrad-Kombi gleich mitgeliefert. „DA GEHT NOCH was!“, möchte man ausrufen angesichts des ultraleichten Rahmens, den Cannondale hier in einer etwas reduzierten Ausstattungsvariante präsentiert. Immerhin: Der mit elektronischer Dura-Ace und der superleichten SISL-Kurbel ausgestattete Renner muss im Radladen nicht gegen eine fünfstellige Summe eingetauscht werden und ist darüber hinaus mit steifen, voll alltagstauglichen Shimano-Laufrädern mit Alu-Bremsflanken ausgestattet. Dennoch liegt der sehr vortriebsstarke Renner genau am UCI-Gewichtslimit. Das SuperSix gefällt durch eine sehr ausgewogene, dabei sportliche Sitzposition mit mäßig kurzem Steuerrohr, sodass sich auch ohne Spacer keine zu große Sattelüberhöhung ergibt. Das nahezu waagerechte Oberrohr führt durch den geringen Stützenauszug freilich zu einem eher harten Heck. Das Cannondale gibt sich wendig, dabei nie nervös und im Wiegetritt nicht zu verspielt. Bei hohem Tempo ist das Rad fahrsicher und gut zu kontrollieren; Traditionalisten freuen sich über das sichere AluBremsverhalten, wobei die DuraAceStopper am Testrad nicht übermäßig bissig ausfallen. Mit schlanken Rohren und durchdachter Zuginnenverlegung wirkt das SuperSix sehr aufgeräumt; die AluKurbel mit dem aus einem Alu-Block gefrästen Doppelkettenblatt ist dabei ein absoluter Blickfang. Zum Lieferumfang gehört eine zweite Kettenblatt-Kombi in 50-34 – praktisch, wenn es in die Berge geht, und eine schöne Dreingabe zu diesem edlen Rad. PROCYCLING MÄRZ 2015 73 Canyon Aeroad CF SLX ZU EINEM PREIS, bei dem einem angesichts der Ausstattung schwindelig werden kann, bietet Canyon einen absoluten Aero-Spezialisten, bei dem alle Register gezogen werden. Wo fangen wir an? Vielleicht bei der tragflächenartigen VorbauLenker-Einheit mit eher tiefen Bögen, die sich auch am Oberlenker gut greifen lässt? Oder bei der komfortablen Aero-Stütze mit sicht- und spürbarem Flex, die nahezu unsichtbar geklemmt wird? Oder beim Zipp-404-Laufradsatz in der VollcarbonAusführung, der alleine schon an die 3.000 Euro kosten würde? Es sind nicht zuletzt die Details, die das Rad aus dem Städtchen Koblenz zum Traumrenner machen. Bei den Bremsen hat man auf DuraAce-Zangen in der Direktanbau-Variante zugegriffen, anstatt die hintere Bremse Beim Canyon ist in Sachen Aerodynamik keine Steigerung denkbar. Top sind die strömungsgünstigen Rahmenformen und die Direktanbau-Bremsen, aber auch Anbauteile wie die Vorbau-Lenker-Einheit und die flexende Aero-Stütze. unpraktisch unters Tretlager zu verlegen. Und das absolute Highlight in Sachen Bedienbarkeit sind die Satellitenschalter am Lenkerbogen – rechts zum Hochschalten, links zum Runterschalten –, die im Sprint oder auch bei schneller Fahrt in der Ebene dafür sorgen, dass man nicht umgreifen muss. Diese Schalter bringen uns auf die richtige Fährte: Der Aero-Spezialist in in Wirklichkeit ein ausgewogener Allrounder, der bei Highspeed sicher geradeaus läuft und mit hoher gefühlter Steifigkeit glänzt, im Wiegetritt dann sein geringes Gewicht (sieben Kilo mit Pedalen) und seine Agilität ausspielt. Eine wirklich perfekte Rennmaschine also, die Canyon selbstverständlich auch in deutlich günstigen Varianten anbietet. Am schönsten ist sie freilich so, wie sie hier steht ... Falkenjagd Spartakiade Edition DAS FILIGRANE FALKENJAGD mauserte sich sofort zum absoluten Liebling der Redaktion. Kein Wunder, kann es ja auch in vielen Disziplinen glänzen: Der Liebhaber edlen Metalls lobt die perfekten Schweißnähte und die sorgsam ins lack lose Material eingearbeiteten Schriftzüge, außerdem die schlanken Rohre und Details wie den Steg hinterm PressFit-kompatiblen Tretlagergehäuse. Freunde stimmiger Optik verweisen auf die rosafarbenen Farbakzente und werden höchstens bemängeln, dass der Lenker am Testrad nicht komplett in Pink gehüllt worden ist. Radtechnik-Fans wiederum freuen sich an der edlen Campagnolo-Gruppe, die hier in der „RS“-Edition mit rot-weiß-grünen Farbakzenten montiert ist. Die limitierte Gruppe zeichnet sich durch kleine Verbesserungen im Antriebsstrang aus uns lässt sich perfekt schalten, einzig der Druckpunkt der Schalthebel könnte knackiger sein. Optisch passen die italienischen Teile perfekt zum Falkenjagd-Rahmen; ebenso verhält es sich mit den superleichten Tune-Teilen. Dazu gehört ein Sattel, der den Namen „Komm-Vor Plus“ zu Recht verdient, zumal er wirklich sehr bequem ist – und mit großem FalkenjagdSchriftzug (in Rosa) auch optisch anspricht. Und wie fährt sich der Titan-Renner? Sehr angenehm. Die Münchener haben ein agiles, verspieltes Rad geliefert, der sich am Berg flott im Wiegetritt bewegen lässt, sich dabei vergleichsweise steif anfühlt und bergab mit sicherem Handling gefällt. Und dass das Falkenjagd mit das günstigste Rad im Test ist, ist noch eine schöne Überraschung. Das stimmige Falkenjagd verbindet klassische Merkmale wie den Tretlagersteg mit modernen Details wie dem PressFit-Gehäuse. PROCYCLING MÄRZ 2015 75 GF Pro Presto SL Komplett italienisch kommt das GF Pro. Zu bieten hat es die neuen Campa-Komponenten, Deda-Anbauteile sowie eine praktische Ladebuchse unter der Werferschelle. 76 PROCYCLING MÄRZ 2015 ES GIBT SIE noch, die kleinen Manufakturen, die in aufwendiger Handarbeit Carbon-Rahmen herstellen und auch den Service einer Einzelanfertigung auf Maß anbieten. Solche Unternehmen arbeiten vielfach für mehrere Abnehmer, die den Rahmen in ihrem Dekor ordern und bei Bedarf den Kunden vermessen und auf einen Maßrahmen beraten. Die Gnewikow und Fülberth Radsport GmbH in Frankfurt/Main gehört zu den Firmen, die italienische Maßrahmen wie beschrieben nach Deutschland bringen. Typische Erkennungszeichen sind die einfache, aber charmante Gestaltung, hinter der keine riesige PR-Abteilung steht, ebenso bestimmte Rahmendetails, die die Tube-to-tube-Bauweise verraten. So entsteht ein Rahmen, der immerhin unter 1.000 Gramm bleibt und eine ziemlich leichte Rennmaschine möglich macht. Angesichts des günstigen Preises ist das GF Pro eine interessante Alternative für Freunde der individuellen Geometrie. Die Rennmaschine erweist sich als lebendiger, ausgewogener Sportler, der anständig steif ist und sich leichtfüßig bergauf bewegen lässt. Im Wiegetritt ist das Rad angenehm richtungsstabil und keineswegs kippelig, bergab wirkt es anfangs sehr verlässlich. Bei Tempo 60 erweisen sich die Hochprofil-Laufräder von Marchisio jedoch als ziemlich seitenwindanfällig, sodass die Front unruhig wird. Sehr erfreulich und natürlich perfekt zum Rahmen passend ist dagegen die aktuelle Campagnolo Chorus EPS, die mit exakten, weichen Schaltvorgängen und starken, gut dosierbaren Bremsen erfreut. Eine einlaminierte Ladebuchse am Sitzrohr erleichtert das Befüllen des Akkus. Optisch ungewohnt ist freilich der flächige Vierarm-Kurbelsatz, der die klassische Campa-Form ersetzt hat. Giant Propel Advanced Pro 0 MIT DEM PROPEL stellt Giant einen ausgewogenen Aero-Spezialisten mit sehr gutem Geradeauslauf, hoher Steifigkeit und solidem Fahrverhalten auf die Carbon-Räder, angesichts derer erst einmal der sehr günstige Preis auffällt: Inklusive der tubelesskompatiblen 55-mm-Räder, die rund 1.700 Gramm wiegen, kostet das orange-schwarze Propel nur knapp 4.600 Euro – und man fragt sich sofort, ob es dem fast doppelt so teuren Topmodell „Advanced SL“ nicht den Rang abläuft. Denn das Propel Advanced Pro 0 kann fast genauso viel: Der luftwiderstandsoptimierte Rahmen bietet dieselben Merkmale wie eng eingepasste Gabel, kompakte Aero-V-Brakes und flächige Formen. Auf den Sitzdom der Profimaschine kann man getrost verzichten, zumal die AeroStütze des Pro 0 über eine kaum auftragende Klemmung verfügt. Ein in die linke Kettenstrebe integrierter ANT+-Sensor kommuniziert direkt mit dem Radcomputer und macht dessen Zubehörteile überflüssig. Das Propel lässt sich zackig auf Touren bringen und fühlt sich in der Ebene wirklich schnell an. Bergauf im Wiegetritt wirkt es dann keineswegs träge – mit 7,43 Kilo zuzüglich Pedalen (nur 30 Gramm mehr als die Herstellerangabe) ist es ja auch keineswegs schwer zu nennen. Richtungswechsel fallen ihm mit seinem knappen Radstand leicht; die Sitzhaltung ist ausgewogen bis sportlich mit 57er-Oberrohr und 170er-Steuerrohr beim Rad in Größe M/L. Über die sehr gute Performance der Ultegra Di2 (hier mit „Semikompakt“-Übersetzung, 52-36) muss man keine Worte verlieren; die V-Bremsen sind nicht zu bissig und lassen sich an den Giant-Carbon-Felgen gut dosieren. Viel „Aero“ gibt’s am Propel zu bestaunen: eng anliegende V-Brakes etwa, ein gut positionierter Di2-Port und eine schmale Stütze mit integrierter Klemmung sowie hilfreicher Skalierung. PROCYCLING MÄRZ 2015 77 KTM Revelator Prime DIE BIKES DER Revelator-Serie sind schon seit mehren Jahren eine tragende Säule von KTMs Rennradprogramm. Die Presse mag sich einen kürzeren Modellzyklus wünschen, um mehr zum Schreiben zu haben, doch wer sich das Revelator Prime näher anschaut, weiß: An diesem Rennrad etwas Optimierungswürdiges zu finden, wird schwer. Los geht es bereits mit dem Gewicht: 6,6 Kilo wiegt das KTM; bei einem Preis von knapp 5.000 Euro liegt es damit im Vergleich ziemlich weit vorne. Außerdem ist es sehr ausgewogen komplettiert: Am leichten Carbon-Rahmen findet sich eine komplette Dura-Ace, mit den edlen Mavic Ksyrium SLS geben die Österreicher einen auf Augenhöhe liegenden Laufradsatz dazu. Ritchey liefert Carbon-Lenker wie -Sattelstütze plus den WCS-Aluminiumvorbau; auch hier ist in Sachen Performance und Gewicht kaum Spielraum nach oben. Der Rahmen gefällt mit dem schönen Schaltauge-cum-Zugausgang, das immer wieder gelobt werden sollte, außerdem mit aufgeräumt-eleganter Form. An der Oberseite des Unterrohrs findet sich ein separater Eingang für ein Di2-Kabel, die „semi-kompakte“ Shimano-Kurbel dreht sich selbstverständlich im PressFit-Gehäuse. Ausstattung und Anmutung finden ihre Entsprechung im Fahrverhalten: Der Revelator präsentiert sich als ausgewogener Renner mit eher komfortorientierter Sitzposition; im Wiegetritt ist es recht agil und 78 PROCYCLING MÄRZ 2015 Beim KTM stimmt’s einfach: Das Rad ist sehr leicht und erfreut mit Details wie dem Zugeingang im Schaltauge, Carbon-Lenker und Zugverstellern und einer kompletten Dura-Ace. lebendig, bergab fahrsicher und beim Antreten schön steif. Ein vollkommener Allrounder, bei dem man einzig etwas Abwechslung in optischer Hinsicht vermisst. Wer nämlich kein Orange mag, muss bei KTM deutlich weiter unten in die Modellpalette einsteigen … Lapierre Aircode Ultimate FDJ Zu den Highlights des Aircode gehören die Direktanbau-Bremse vorne und edle Mavic-Laufräder. Die versteckte Bremse sollte man nicht zu eng stellen. LAPIERRE BIETET SEIN Topmodell derzeit nur als Rahmenkit zum Selbstaufbau an; wenn man die Laufräder außen vor lässt, entspricht das Testrad ziemlich genau dem Teamrad der französischen FDJ.fr-Equipe. Diese verwendet dazu Shimano-Laufräder und Schwalbe-Reifen. Auf den ersten Blick wirkt das Aero-Lapierre durchaus wuchtig mit der flächigen Gabel und den profilierten Rohren, dabei wiegt es fahrfertig mit Pedalen und Flaschenhaltern gerade mal sieben Kilo. Etliche Details belegen, dass der Rahmen konsequent auf optimale Windschlüpfigkeit ausgelegt wurde: Vorne ist eine Direktanbau-Bremse montiert, die von den Gabelbeinen förmlich umflossen wird; das Sitzrohr ist ausgekehlt, wobei der schmal ausfallende Mavic-Reifen noch ziemlich viel Platz hat – hier passt auch ein deutlich breiterer Pneu rein. Die hintere Bremse sitzt unterm Tretlager, was vielleicht nicht der beste Ort für einen Verzögerer ist. Die Bremszange ist schwer zu erreichen und stark verschmutzungsgefährdet; zudem schleifen die Beläge im Wiegetritt leicht an der Felge, wenn sie zu eng stehen. Das günstigere Lapierre Aircode 500 hat es da besser: bei ihm sitzt hinten eine normale Bremse am gewohnten Ort; ansonsten ist das Rad – jedenfalls dem optischen Anschein nach – baugleich. Der leichte Franzose geht schnell nach vorne und fährt sich agil bis ausgewogen; mit 170er-Steuerrohr und 57er-Oberrohr fällt die Sitzhaltung sportlich, aber nicht extrem aus. Man muss also kein Rennfahrer sein, um gut mit diesem Rad zu fahren – die französischen Farben sollte man aber schon mögen. PROCYCLING MÄRZ 2015 79 Look 795 Aerolight MIT DEM 795 Aerolight stellen die Franzosen eine Rennmaschine vor, die in Sachen Systemintegration an die Grenzen geht. Das geht los bei der in die Gabel integrierten Vorderradbremse, deren Zug innen im Steuerrohr geführt wird, wobei Dosierbarkeit und Zugreibung herkömmlichen Rennbremsen entsprechen. Der integrierte Vorbau, der übergangslos ins Oberrohr zu fließen scheint, kann sogar noch mehr als ein konventionelles Exemplar: Er lässt sich in einem Winkel von –17 bis +15 Grad verstellen, was einen Höhenunterschied von rund 50 Millimetern ergibt. Die Feineinstellung der Lenkerhöhe klappt damit also noch besser als durch das Um sortieren von Spacern. Verstellmöglichkeiten erlaubt auch die extrem leichte Look-Carbon-Kurbel: Durch Drehen des Pedalgewinde-Einsatzes kann die Kurbellänge zwischen 170, 172,5 und 175 Millimeter variiert werden. Was na- Eine faszinierende Silhouette hat das Look zu bieten. Dazu kommt intelligente Systemintegration bei Vorbau und Bremsen, auch die superleichte, längenverstellbare Kurbel begeistert. türlich nicht nur für den Nutzer, sondern auch für den Hersteller praktisch ist. Der Rahmen, bei dem auch die extrem schmalen Hinterstreben auffallen, ist zudem mit einem Sitzdom ausgestattet, an dessen oberem Ende ein vibrationsdämpfender Elastomer sitzt. Das ist gut, weil der Rahmen ansonsten nicht gerade viel Komfort bietet. Dafür aber viel Vortrieb dank hoher Steifigkeit und für einen reinrassigen Aero-Renner geringem Gewicht. Gegenüber der bissigen V-Brake in der Gabel fällt der unter dem Tretlager positionierte Ultegra-Stopper etwas ab. Die Schaltpräzision leidet nicht unter den sehr engen Bögen der Züge unterm Vorbau; allerdings wird der Lenkeinschlag dadurch etwas begrenzt. Wird der Lenker zu weit zur Seite gedreht, können die Außenzüge brechen – also bitte Vorsicht, wenn Sie diesen Highend-Renner im Auto verstauen. Bianchi Infinito CV DAS INFINITO IST eines jener Rennräder, die sich nur bedächtig entwickeln – und wie im Falle des KTM Revelator ist das eine gute Sache. Alleine die weit über hundertjährige Tradition seines Herstellers lässt hektische Modellwechsel unpassend erscheinen; außerdem hat das Infinito einen Zustand der Reife erlangt, der weitere Verbesserungen schwierig macht. Optisch kann man auf jeden Fall nichts mehr herausholen: Mit viel Celeste und schwarzen Schriftzügen hält das Rad die Balance zwischen klassischer BianchiOptik und zeitgemäßer Anmutung, dazu passen die neuen, flächigen CampagnoloTeile. Der Hinterbau mit vibrationsdämpfenden „Countervail“-Fasern ist schlank ausgeführt und wirkt auf rauem Asphalt in der Tat recht komfortabel; hilfreich wäre vielleicht noch eine 27,2er-Sattelstütze. Die Sitzhaltung auf dem Infinito ist eher kompakt, wobei die Front nicht zu hoch ausfällt; ein angenehm sportliches Gefühl stellt sich ein, das beim Antritt noch intensiver wird, denn das Bianchi ist agil und antrittsstark. Im Wiegetritt lässt es sich mit leichter Hand unter dem Fahrer bewegen, auf der Abfahrt weckt eine große Portion Fahrsicherheit Vertrauen in die Geometrie. Beim Bremsen geben die roten Beläge ein leichtes Pfeifen von sich, abgesehen davon ist die Bremsleistung hoch und die Dosierbarkeit gut – jedenfalls bei Trockenheit. Mit knapp sieben Kilo ist das Gewicht des klassischen Italieners voll konkurrenzfähig. Und wer nichts gegen ein paar Hundert Gramm mehr hat, kann das Infinito Chorus auch mit anderen Laufrädern ordern und damit bis zu 2.000 Euro sparen. Ton in Ton in Perfektion und dazu rundum italienisch: Bianchi bietet ein topmodernes Rad mit tiefen Wurzeln, das ebenso schön aussieht wie es fährt. PROCYCLING MÄRZ 2015 81 Pearl Dice Pro Die AX-Laufräder verleihen dem Pearl Flügel. Doch auch wenn sie nicht wären, stünde ein schönes, gut fahrbares und eigenständiges Rennrad vor uns. 82 PROCYCLING MÄRZ 2015 DYSBALANCEN MÜSSEN KEINESWEGS schlecht sein, wenn sie nicht gerade muskulärer oder seelischer Natur sind. Das Pearl Dice Pro kann als Beispiel eines gelungenen Ungleichgewichts dienen: Solider, schön gemachter Carbon-Renner mit Ultegra-Gruppe trifft superleichten EdelLaufradsatz, wobei Letzterer in etwa so viel kostet wie der gesamte Rest der Rennmaschine. Das Ergebnis ist ein ziemlich leichtes, elegantes Rad, das in Sachen Agilität natürlich ganz weit vorne fährt – kein Wunder, wenn man bedenkt, dass die AX-Lightness-Laufräder nur knapp über ein Kilo wiegen. Das Dice Pro lässt sich furios beschleunigen und erfreut mit großer Handlichkeit beim Lenken; bei hohem Tempo vermisst man allenfalls die Richtungsstabilität, wie sie schwerere Laufräder bieten. Dabei hat das Pearl mehr auf dem Kasten als nur einen edlen Radsatz: Der dezente Carbon-Rahmen mit Sitzdom hat eine schön schlanke Gabel sowie die interessanten Zugtunnel im Steuerrohr zu bieten; die Sitzhaltung ist ausgewogen sportlich, dazu bietet die Marke diverse Farbund Design-Optionen. Gegen die externe Schaltzugführung ist nichts zu sagen, gegen die Funktionalität der Ultegra-Teile ebenso wenig – das Material mag nicht den Zauber der AX-Laufräder verströmen, bietet aber im Zusammenspiel mit diesen ein verlässliches Bremsverhalten und natürlich eine sehr gute Schaltperformance. Sie hätten es lieber ein wenig ausgeglichener? Kein Problem, das Dice Pro ist ja auch mit anderen Laufrädern erhältlich – dann halt etwas schwerer, dabei aber ebenso funktionell und viel, viel günstiger … Simplon Pavo 3 Ultra DIE VORARLBERGER WERFEN ein superleichtes Sportgerät ins Rennen, das nüchtern-technische Anmutung mit höchster Funktionalität verbindet. Der schlanke Rahmen wiegt um die 750 Gramm und wirkt gerade im hinteren Bereich sehr grazil, lässt dabei aber an keiner Stelle Stabilität vermissen. Die steil angestellte, schmal zulaufende Gabel sorgt in Verbindung mit der Rahmengeometrie für hohe Agilität und eine exakte Lenkung, die Sitzposition ist sehr ausgewogen. Ein Rennrad, das fahrfertig keine sechseinhalb Kilo wiegt, fühlt sich naturgemäß schnell an. Die Leichtfüßigkeit, die das Pavo zu bieten hat, ist aber dennoch überraschend. Das Rad steuert sich verspielt, ohne nervös zu sein, ist bei hohem Tempo aber verlässlich und richtungsstabil. Mit den dünnen Hinterstreben und der 27,2-mm-Carbon-Stütze kommt auch der Fahrkomfort nicht zu kurz. Simplon verbaut die extrem leichte Sram Red, die hier mit GXP-Kurbelsatz zu bestaunen ist, da der Rahmen ein PressFit-Tretlagergehäuse aufweist. Mit knackigen Schaltvorgängen macht die Gruppe viel Freude; allerdings muss der Umwerfer sehr exakt eingestellt werden, um die versprochene Schleiffreiheit bei Kettenschräglauf zu bieten. Die Bremsen sind stark und gut dosierbar, in Verbindung mit den DT-Swiss-Carbon-Felgen ist allerdings ein leichtes Pulsieren spürbar. Das Simplon zeigt schlanke Formen, hinter denen sich große Stabilität versteckt. Mit der Sram Red ist es voll auf Leichtbau getrimmt. PROCYCLING MÄRZ 2015 83 Time Izon Aktiv DER TRADITIONSREICHE FRANZOSE hält an der auffälligen Muffenbauweise fest und erzielt damit zeitgemäße Ergebnisse: Das Izon ist sehr leicht – auch fahrfertig bleibt es knapp unter sieben Kilo –, dabei im Wiegetritt und beim Beschleunigen steifer, als man es dem Rad zutrauen würde. Altbekannt bei Time sind die große Agilität und die sportliche Geometrie mit eher kurzem Steuerrohr. Der Sitzdom mag heute kaum noch üblich sein, kann er doch vor allem beim Transport des Renners hinderlich sein; hier sorgt er jedenfalls für eine schnittige Aero-Optik. Dazu passt die wuchtige Gabel, die komfortabler ist, als die flächige Form vermuten lässt, was sie einer ganz besonderen Technik verdankt: In die Gabelscheiden sind Schwingungstilger integriert, die Frequenzen zwischen 25 und 50 Hertz dämpfen. Und laut Hersteller ist dies genau jener Frequenzbereich, der den Fahrer besonders schnell ermüden lässt. Auf rauem Asphalt scheint das zu funk tionieren; das Time fühlt sich auf keinen Fall hart an. Die Gabel ist auch wegen des speziellen Steuersatzes mit Gewinde auf dem Gabelschaft erwähnenswert. Dieser wird, wie früher üblich, durch Festdrehen eingestellt, wobei der Druck des Vorbaus von oben die einstmals übliche Kontermutter ersetzt. Der Vorbau stammt im Übrigen ebenfalls von Time – auch damit bleibt die nach wie vor innovative Marke ihrer Tradition treu. 84 PROCYCLING MÄRZ 2015 Ein Leckerbissen „made in France“: Das Time ist leicht und komfortabel, dabei mit Bauteilen wie der AktivGabel und dem hauseigenen Carbon-Vorbau sehr individuell ausgestattet. Corratec CCT Pro Viel Individualität am Corratec: ein eigener Tretlagerstandard, etliche hauseigene Komponenten sowie eine komfortable Gabel. CORRATEC GEHÖRT ZU jenen Herstellern, die sich eine unverwechselbare Optik und Formensprache erarbeitet haben. Der auffällige Lack mit den großen Logos, typischerweise in Schwarz-BlauWeiß, bietet einen hohen Wiedererkennungswert, doch auch unlackiert wäre ein Rad wie das CCT Pro stets als ein Corratec zu erkennen – dafür sorgen Details wie die nach unten gezogenen Kettenstreben, der firmeneigene Tretlagerstandard, welcher mit Adaptern den Einbau aller möglichen Kurbelsätze erlaubt, sowie die ungewöhnliche „Sichelgabel“, wie man diese Form früher einmal nannte. Letzte verhilft dem CCT Pro auf unangenehmem Kopfsteinpflaster zu auffällig viel Stoßdämpfung; dazu wünscht man sich eine 27,2er-Sattelstütze statt des groß dimensionierten Exemplars. Das Corratec fährt sich nicht übermäßig agil, ist dabei jedoch lebendig im Wiegetritt und spurtreu bei hohem Tempo. Dura-Ace-Bremsen und Zzyxz-Carbonfelgen bieten ein berechenbares Trockenbremsverhalten. Trotz kleiner Rahmengröße und hochwertiger Ausstattung ist das CCT Pro dabei kein ausgesprochenes Leichtgewicht – in dieser Preisklasse dürften es schon ein paar 100 Gramm weniger sein. Das insgesamt sehr angenehme Fahrverhalten lässt so etwa aber vergessen – schließlich wollen wir das Rad, das mit edlen Details wie einem Carbon-Lenker glänzt, ja nicht tragen, sondern fahren! PROCYCLING MÄRZ 2015 85 Technische Daten Rahmen GF Pro Carbon Gabel GF Pro Carbon Komponenten Campagnolo Chorus EPS kompakt Laufräder Marchisio 10 C400 Bereifung Conti Sprinter Sattel Astute Skylite SR Stütze Super Zero EDA Lenker Super Zero EDA Vorbau Super Zero EDA Gewicht* 7.000 g 6.799 € 6.999 € Rahmen Canyon Carbon Gabel Canyon Aeroblade SLX 404 Komponenten Shimano Dura-Ace Di2 52-36 Laufräder Zipp 404 Firecrest Carbon Clincher Bereifung Conti GP 4000 S II Sattel Fizik Arione Stütze Canyon S27 Lenker/Vorbau Canyon CarbonVorbau-Lenker-Einheit Gewicht* 6.840 g GIANT PROPEL ADVANCED PRO 0 Rahmen Giant Propel Advanced Carbon Gabel Giant Propel Advanced Pro Carbon Komponenten Shimano Ultegra 52-36 Laufräder SLR0 Aero Carbon Bereifung Giant P-SL 1 Sattel Fizik Arione Stütze Giant Auto Align Lenker Giant Contect SLR Vorbau Giant Contact SL Gewicht* 7.430 g 4.599 € Rahmen Falkenjagd Titan Gabel 3T Rigida Team Komponenten Campagnolo Super Record ProTeam Special Edition kompakt Laufräder Tune TSR 22 Bereifung Conti GP 4000 Sattel Tune Komm-Vor Plus Stütze Tune Lenker Syntace Racelite CDR 7075 6 Vorbau Syntace F 109 Gewicht* 6.850 g GF PRO PRESTO SL 5.980 € FALKENJAGD SPARTAKIADE EDITION Rahmen Ballistec Hi-Mod Carbon Gabel SuperSix Evo Speed Save Komponenten Shimano Dura-Ace, Kurbel Cannondale HollowGram SISL2 Laufräder Shimano RS81-C24 Bereifung Schwalbe One Sattel Fizik Aliante Stütze FSA K-Force Lenker Cannondale C1 Ultralight Vorbau Cannondale C1 Ultralight Gewicht* 6.570 g CANYON AEROAD CF SLX 2.190/2.340 € (Rahmenset/auf Maß) Rahmen Ultralight Evo Carbon Gabel Ultralight Evo Full Carbon 1.5” Komponenten Shimano Dura-Ace Di2 kompakt Laufräder Dura-Ace C24 Bereifung Conti Grand Prix (Poly Breaker) Sattel San Marco Concor Stütze BH Evo Lenker BH Evo Vorbau BH Evo Gewicht* 6.330 g CANNONDALE SUPER SIX EVO DURA-ACE DI2 7.999 € BH ULTRALIGHT EVO 86 PROCYCLING MÄRZ 2015 Komponenten Shimano Dura-Ace 52-36 Laufräder Mavic Ksyrium SLS Bereifung Mavic Yksion Pro Sattel Selle Italia SLS Stütze Ritchey Carbon WCS Lenker Ritchey Carbon WCS Vorbau Ritchey Carbon WCS Gewicht* 6.610 g * Ohne Pedale Rahmen Carbon R 1488 Premium, Front: Carbon Monocoque Gabel KTM F-7 High-End Carbon-Road-Fork 4.999 € KTM REVELATOR PRIME Technische Daten Rahmen Time Carbon Gabel RTM Carbon Fork Komponenten Sram Red, Kurbel Rotor kompakt Laufräder Knight Carbon Bereifung Schwalbe Ultremo ZX Sattel Fizik Antares Stütze integriert Lenker Time Vorbau Time Ergo Drive Gewicht* 6.750 g 8.599 € 6.699 € Komplettrad ca. 9.000 €, Rahmenset 4.455 € Rahmen High-modulus Carbon Gabel Pavo 3 Hotmelt Nano Carbon Komponenten Sram Red kompakt Laufräder DT Swiss Spline Bereifung Schwalbe One Sattel Selle Italia SLR Stütze SL Mono Rod Lenker Simplon Ergo Vorbau Simplon Ergo 7050 Alu Gewicht* 6.160 g TIME IZON AKTIV CORRATEC CCT PRO Rahmen Corratec Carbon Gabel CCT Pro Carbon Komponenten Shimano Dura-Ace 52-36 Laufräder Zzyzx Carbon Clincher Bereifung GP 4000 S Sattel Corratec Stütze Zzyzx Carbon Lenker Zzyzx Carbon Vorbau Zzyzx Gewicht* 7.000 g PROCYCLING 5.899 € Rahmen Pearl Monocoque Carbon Gabel Pearl Monocoque Carbon Komponenten Shimano Ultegra kompakt Laufräder AX Lightness Ultra Road Clincher 28 Bereifung Conti GP 4 Season Sattel Fizik Arione Stütze integriert Lenker FSA Energy Vorbau FSA Energy Gewicht* 6.680 g Rahmen C2C Infinito CV Carbon Gabel C2C Full Carbon-CV 1.1/8“–1.5“ Komponenten Campagnolo Chorus kompakt Laufräder Fulcrum Racing Speed Ceramic Ultimate XLR Bereifung Veloflex Sattel Fizik Aliante Stütze FSA SLK Lenker FSA SLK Vorbau FSA SLK Gewicht* 6.970 g SIMPLON PAVO 3 ULTRA ca. 4.990 € PEARL DICE PRO Rahmen 795 Aerolight Gabel HSC 8 AERO Komponenten Shimano Dura-Ace, Kurbel Look ZED 2 kompakt Laufräder Mavic Cosmic SLS Bereifung Mavic Yksion Pro Sattel Selle Italia SLR Stütze integriert Lenker 3T Vorbau Look Aerostem Monobloc Carbon Gewicht* 7.070 g BIANCHI INFINITO CV ca. 7.250 € Rahmen Lapierre Aircode Gabel Aircode Komponenten Shimano Dura-Ace kompakt Laufräder Mavic Cosmic SSC Bereifung Mavic Yksion Pro Sattel Selle Italia SLR Stütze 3T Ionic LTD 25 Lenker 3T Vorbau 3T Arx LTD Gewicht* 6.740 g LOOK 795 AEROLIGHT 6.920 € LAPIERRE AIRCODE ULTIMATE FDJ MÄRZ 2015 87