Jubiläumsschrift zum 50. Geburtstag

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Jubiläumsschrift zum 50. Geburtstag
Jubiläumsschrift zum 50. Geburtstag
Foto: Hanns-Peter Hüster
Mit freundlicher Unterstützung durch
Impressum
Herausgeber:
Filmtheaterbetriebe Hanns-Peter Hüster
Auflage: 10.000
Redaktion & Gestaltung:
Christiane Hüls
Herzlicher Dank an das
Fotoarchiv Stiftung RuhrMuseum
Druck: WAZ-Druck, Duisburg
Tel. 0203 / 9 94 87 - 0
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Liebe Filmfreunde und Filmfreundinnen,
die ersten „lebenden Bilder“ flimmerten
in Essen 1896 über die Leinwand des
Restaurants Germania.
Erst 1906 wurde in unserer Stadt das
erste feste Kino eröffnet. Damals ging es
mit der Entwicklung eigenständiger Kinobauten steil bergauf. Mit der Eröffnung
der Lichtburg 1928 stieg die Anzahl der
Kinos auf 29, eines davon war das 1924
eröffnete Filmstudio Glückauf.
Nach dem 2. Weltkrieg führte der Hunger
der Menschen nach Unterhaltung und
Ablenkung zu einem schnellen Aufbau
der zerstörten Kinos und bis zum Ende
der 50er Jahre zu einem regelrechten
Kinoboom.
1960 gab es in Essen 61 Kinos, allein 10
davon in der Innenstadt. Zu diesem Zeitpunkt war der Höhepunkt aber bereits
überschritten und die Zeit des ersten
Kinosterbens begann. Das Fernsehen
hatte Einzug in die Wohnungen gehalten,
1965 war dieser Kommunikationskiller
bereits in fast der Hälfte aller Haushalte
vorhanden.
Das Astra gehörte 1958 zu den letzten neu
eröffneten Filmtheatern dieser Epoche.
Heute, genau 50 Jahre später, existieren
aus dieser Zeit von Anfang bis Mitte des
letzten Jahrhunderts noch vier klassische
Filmtheater. Neben dem Astra die Lichtburg, das Eulenspiegel Filmtheater von
1955 und ab 2009 wieder das Filmstudio
von 1924.
Diese vier klassischen Filmtheater gehören neben der kleinen Galerie Cinema von
1971 zu den Essener Filmkunsttheatern.
Sie sind die einzigen, die sowohl die Kinokrise der beginnenden 1960er Jahre überlebten, als auch die, durch die Multiplexe
ausgelöste Krise der 1990er Jahre.
Bereits seit Jahrzehnten fühlen wir uns
der Pflege der Film- und Kinokultur in
Astra-Theater, Ende der 1950er Jahre – Foto: Otto Häublein / Fotoarchiv Stiftung RuhrMuseum
unserer Stadt verpflichtet. Wir freuen
uns, dass uns dies bisher gelungen ist
und zwar ohne jegliche kommunale Unterstützung - Filmkunst findet im städtischen
Haushalt nicht statt.
Film - vor allem der deutsche und europäische Film - stand nie nur für Unterhaltung.
Er entwickelte sich bereits in seinen stummen Anfängen zu einer eigenständigen
Kunstform, die Theater, Oper und Bildende Kunst in sich vereinte.
Wir sind auch künftig bemüht, den Bogen
von den Pionieren der Filmkunst über den
Autorenfilm zu den Perlen der Gegenwart
zu schlagen. Wir werden bemüht sein,
die Kinokultur in und für unsere Stadt zu
erhalten, und wir werden weiter dafür
eintreten, dass die Filmkunst die gleiche
Wertschätzung erfährt wie alle anderen
Kunstsparten.
Wenn Sie, liebe Filmfreunde und -freundinnen uns dabei weiter begleiten und
ebenso der Magie des Films und des
Kinos verfallen bleiben wie wir, dann
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wird es auch in der Zukunft neben dem
Sprechtheater und dem Musiktheater das
Filmtheater geben.
Wir wünschen Ihnen, uns und nachfolgenden Generationen viele dieser wunderbaren Momente und Erfahrungen, wie sie
nur der Film ermöglicht.
Herzliche Grüße
Hanns-Peter Hüster
Marianne Menze
und das
Team der Essener Filmkunsttheater
Foto: Frank Vinken
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Astra-Theater – 50 Jahre Kinogeschichte in der Essener Innenstadt
„ASTRA bedeutet: Stern. Sterne gibt es wie
Sand am Meere, was den Himmel über uns
angeht. Sterne ohne Zahl überziehen auch die
Erde, sie sind von anderer Art, gehen auf zwei
zumeist hübschen Beinen und tragen dito Gesichter. Ihr Firmament ist die weiße Wand des
Filmtheaters. Und mit dieser – man verzeihe
die kleine Umständlichkeit, sind wir wieder
beim ASTRA.“ WAZ 18.04.1958
Die 50er Jahre in Deutschland waren eine bewegte Zeit, der Wiederaufbau wurde zum Wirtschaftswunder, Nierentisch und Gummibaum
hielten Einzug in die deutschen Wohnzimmer,
der Rock´n Roll fand in Peter Kraus einen würdigen deutschen Vertreter und die Mannen um
Sepp Herberger schafften das Wunder von Bern.
Auch in Essen bewegte sich viel, über 100.000
Wohnungen wurden gebaut und es entstand
eine der ersten Fußgängerzonen in der Bundesrepublik, zugleich eröffneten eine Vielzahl von
Kinos, darunter auch das Astra-Theater.
Bis zum zweiten Weltkrieg befand sich im
Kellergeschoss des 1888 errichteten Hotels Vereinhaus (heute Essener Hof) der große Festsaal
der Stiftung „Herberge zur Heimat“. Bei einem
Luftangriff am 11. März 1945 wurden Hotel und
Saal zu 70% zerstört. Während der Hotelbau
Der große Festsaal des Hotels Vereinhaus vor
1939 – Foto: Hotel Essener Hof
nach dem Krieg in der alten Form wiederaufgebaut wurde, diente der alte Festsaal zunächst
als Lageraum. 1957 verpachtete der Hotelier Alfred Bosse den Saal an die Filmtheaterbetriebe
Menz und Jaeck, die ihn zum Kino umbauten.
Astra-Theater zur Eröffnung 1958 – Foto: Otto Häublein / Fotoarchiv Stiftung RuhrMuseum
Holger Kleine-Wiele schreibt in seinem Buch
„Kinoarchitektur der fünfziger Jahre“ über das
Astra-Theater:
„Die vor dem Umbau vorgegebene und für
ein Kino untypischen Raumdispositionen und
die kuppelartige Ausführung der Decke ließen
einen ungewöhnlichen Kinoraum entstehen.
Dieser ist zwar kein ausgesprochen typisches
Beispiel für Kinoarchitektur der fünfziger Jahre,
spiegelt aber dennoch mit der nur durch breite
Vouten unterteilten und ansonsten glatten Deckengestaltung wie auch der relativ nüchternen
Ausstattung des Saales zeittypische Tendenzen
der Filmtheaterästhetik wieder.“
Und die Westdeutsche Allgemeine Zeitung
schrieb zur Eröffnung:
„Der feierliche Saal wurde mit geschickten
Umbauten für den neuen Zweck hergerichtet,
nach einem Plan der Architekten Sichelschmidt
(Wuppertal). Reizvoll und beherrschend bietet
sich eine Kuppel aus Blütenblättern, deren Mitte feinstengelige Blütenköpfe entsprießen: die
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Köpfe sind Glühbirnen. Zu den Seiten der weißen Wand kehrt das Sonnen- und Sternenmotiv
in Bildern von kosmischer Doppelsinnigkeit und
schmückendem Reiz wieder.“
(WAZ 18.04.1958)
Der Saal, 1958 – Foto: Otto Häublein /
Fotoarchiv Stiftung RuhrMuseum
Das Kulturbüro
der Stadt Essen
gratuliert dem
A S T R A T heater
zum 50-jährigen
Jubiläum
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Mit der Romy Schneider-Romanze „Scampolo“
wurde das Astra am 18. April 1958 feierlich
eröffnet und hatte bald mit gehobener Familienunterhaltung – so genannten Gildefilmen
– Erfolg. Unter der Leitung von Menz & Jaeck
wurden zunächst nur Filme gespielt, die von
der Kirche empfohlen worden waren. Hier liefen Filme wie „Sayonara“ mit Marlon Brando,
„Das Dach“ von Vittorio de Sica, „Die Brücke
am Kwai“ und „Die Abenteuer des Werner
Holt“, der hier Premiere feierte.
1980 wurde in einem Nebenraum der zweite,
kleinere Saal - damals „Astra 2“ genannt – eingebaut. Bis Anfang der neunziger Jahre war
Ilse Menz Pächterin, danach betrieb die UFA für
kurze Zeit das Filmtheater in Bahnhofsnähe.
1995 übernahmen die Filmtheaterbetriebe
Hanns-Peter Hüster das Astra – jetzt gehörte
es mit dem Eulenspiegel Filmtheater, dem
Filmstudio und der Galerie Cinema zu den Essener Filmkunsttheatern. Bevor der Startschuss
unter der neuen Leitung mit der Aufführung
des Films „Don Juan DeMarco“ am 10. August
1995 fiel, wurde das Kino erst einmal renoviert .
Eine Woche lang wurden in mühsamer Handar-
beit Messinglampen auf Hochglanz poliert, die
Farben der Wandmalerei aufgefrischt und die
Technik auf den neusten Stand gebracht.
Der kleine Saal bekam einen neuen Namen und
hieß von nun an „Luna“.
Im Astra-Theater wirkt auch heute noch der
Charme der 1950er Jahre, der große Saal verfügt über viele architektonische Details aus dieser Zeit - allen voran der große Leuchter an der
Kinodecke. Auch das obere Eingangsfoyer mit
dem Kassenhaus und das untere Kinofoyer sind
geprägt durch den Stil der 1950er Jahre.
Das besondere Filmprogramm der Essener
Filmkunsttheater spiegelt sich in den unzähligen Sonderveranstaltungen im Astra Theater
wider. Neben der regelmäßigen französischen
Filmreihe hat auch die jährlich stattfindende
französische Schulkinowoche „Cinéfête“ ihren
festen Platz im Astra. Eine weitere Besonderheit im Programm ist die jährliche italienische
Filmwoche „Cinema Italia“, zu der auch immer
Regisseure anreisen und mit dem Publikum
über ihr Filme diskutieren.
In den letzten Jahren haben immer wieder
Regisseure und Darsteller ihre neuen Filme im
Anzeige in der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung, 18.04.1958
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Astra präsentiert. Dito Tsintsadze und Lavina
Wilson zeigten ihren mehrfach ausgezeichneten Film „Schussangst“ und Bayambasuren
Duvaa präsentierte dort sowohl ihren Film „Die
Geschichte vom weinenden Kamel“ als auch
ihren letzten Film „Die Höhle des gelben Hundes“. 2005 besuchten Dani Levy und Wolfgang
Becker das Astra um dort lange und angeregt
mit dem Publikum über Levys Film „Alles auf
Zucker“ zu diskutieren.
Joachim Krol, Jürgen Vogel, Hannes Jaennike,
Vadim Glowna und Katja Riemann sind nur einige der Darsteller, die in den letzten Jahren ihre
neusten Filme im Astra vorstellten und dem
Publikum Rede und Antwort standen.
In Vorpremieren mit überregionalen Medienpartnern werden gerade im Astra dem Publikum regelmäßig besondere Filme präsentiert.
Filme wie „Das Wunder von Bern“, „Das Leben
der Anderen“, „Little Miss Sunshine“, „2 Tage
Paris“ oder „Irina Palm“ konnten so schon Tage
vor dem offiziellen Kinostart von den Kinobesuchern entdeckt werden.
Bereits im ersten Jahr nach der Wiedereröffnung wurde das Programm des Astras
vom BKM und von der Filmstiftung NRW für
seine Qualität ausgezeichnet. Die sich seither
in schöner Regelmäßigkeit wiederholenden
jährlichen Auszeichnungen – wie auch die
unserer anderen Filmtheater – belegen das
hohe filmkünstlerische Niveau unserer Kinos.
Dass die Filmkunst in unserer künftigen Kulturhauptstadt nur und ausschließlich Aufgrund von
privater Initiative vertreten ist, muss an dieser
Stelle noch einmal erwähnt werden.
Grußwort Hotel Essener Hof
che Nutzung in Betracht gezogen wurde. Durch
die hohen Besucherzahlen schien gewährleistet,
dass die Umgestaltungskosten schnell wieder
eingespielt würden.
Im Jahre 1957 wurde mit der Firma Menz &
Jaeck GmbH der Vertrag geschlossen und im
April 1958 nahm das Astra mit 520 Plätzen dann
seinen Betrieb auf. Die Betreiber Menz & Jaeck
führten schon damals seit vielen Jahren erfolgreich das auch heute noch größte Einzelkino in
Deutschland, die Lichtburg.
Dem Verpächter des Saales für das Astra-Theater,
der Lutherstiftung Herberge zur Heimat (gegr.
1883), kam es von Anfang an immer darauf an,
dass in diesem Kino nur Filme gezeigt würden,
die nach Inhalt und Gestaltung vom Standpunkt
christlicher Lebensauffassung unbedenklich bejaht werden konnten. Dieses Kriterium ist seit
nunmehr 50 Jahren ein fester Vertragsbestandteil.
Auch an dem heutigen Hotel „Essener Hof“
(vormals Hotel Vereinhaus) ging der 2. Weltkrieg
nicht spurlos vorüber. So kam es in den Jahren
nach 1945 darauf an, zunächst die Immobilie in
Stand zu setzen, um möglichst bald den Hotelund Restaurationsbetrieb wieder aufnehmen zu
können. Auch der große Festsaal hatte während
der Kriegwirren sehr gelitten, das Glasdach in
Rondellform, im Innenhof des Hotels gelegen,
war ebenfalls zerstört. Für die Herrichtung dieses Saales fehlten mittelfristig jedoch die finanziellen Möglichkeiten.
Während des Aufschwungs der Wirtschaftswunderjahre kamen Kinos groß in Mode. Da es in
den privaten Haushalten noch kaum Fernsehgegräte gab, war das Kino das Fenster zur Welt.
Die aufstrebende Kinobranche suchte nach
immer neuen Möglichkeiten, großzügige Kinoräume zu schaffen. So ergab es sich, dass der
noch brach liegende große Festsaal für eine sol-
1992 verkaufte Ilse Menz, inzwischen alleinige
Geschäftsführerin der Kinobetriebe, ihr Unternehmen zunächst an die UFA. Doch bereits 1995
erfolgte ein weiterer Betreiberwechsel.
Hanns-Peter Hüster und Marianne Menze nahmen das Astra in den Kreis der Essener Filmkunsttheater auf.
Wer Audrey Tautou, Gérard Depardieu
oder Juliette Binoche in der ursprünglichen Version auf der Leinwand nicht nur
sehen, sondern auch hören will, um damit
die spezifische Atmosphäre der Originalstimmen und des Originaltons zu erleben,
ist im Astra-Theater genau richtig. Dieses
Filmkunsttheater zeigt – übrigens als einziges Kino in Essen – in Zusammenarbeit
mit dem Deutsch-Französischen Kulturzentrum Essen e.V. auch französischsprachige
Filme in Originalversion mit Untertiteln.
So können auch alle Filmliebhaber, die die
französische Sprache nicht perfekt beherrschen, dem Film folgen. Darüberhinaus
findet einmal im Jahr das französische
Filmfestival für junge Leute Cinéfête statt,
das immer wieder zahlreiche Schüler ins
Kino lockt.
Durch die Zusammenarbeit dieser beiden
Institutionen entsteht die Möglichkeit, der
französischen Sprache und dem Flair einer
Originalversion einen besonderen Stellenwert einzuräumen.
Wir gratulieren dem Astra herzlich zum 50.
Geburtstag.
Michel Vincent – Deutsch-Französisches Kulturzentrum Essen e.V.
In den zurückliegenden Jahren, die für die
Kinobranche wegen der starken Konkurrenz
durch Fernsehen und neue Video-Medien sicherlich nicht immer einfach waren, ist es Ihnen in
besonderem Maße gelungen, das Astra-Theater
zu einer festen Größe in der Essener Kinolandschaft zu machen, das für seine hochwertigen
Filme über die Stadtgrenzen hinaus bekannt ist.
Das Kino leistet zudem seinen Beitrag zur nachhaltigen Belebung der Essener Innenstadt.
Wir gratulieren herzlich und wünschen viel Erfolg für die Zukunft.
HOTEL ESSENER HOF
Maximilian Bosse
Direktor
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Foto: Frank Vinken
Herzlichen Glückwunsch zum 50.
Geburtstag wünscht das Schauspiel
Essen.
Wir freuen uns, dass ein so schillernder Partner des Essener Kulturlebens
einen runden Geburtstag feiern kann
und darf. Das engagierte Programm
dieses Kinos ist Teile einer Kultur, die
wir nicht missen möchten.
Dafür alles Gute und viele, viele
„gesunde“ Jahre.
Anselm Weber
Intendant des Schauspiel Essen
Steffen Hunder und Rolf Rüssmann
(Foto: Frank Vinken)
Grußwort AG Kino – Gilde deutscher Filmkunsttheater
Das Astra-Theater in Essen eröffnete nur
wenige Jahre, nachdem sich engagierte
deutsche Kinobetreiber zu einem Verband
zur Verbreitung von Filmkunst zusammengeschlossen hatten. Von Anfang an war das
Astra Mitglied der „Gilde deutscher Filmkunsttheater“, die das kulturell ausgehungerte
Nachkriegsdeutschland mit Filmkunst aus
dem europäischen Ausland und den USA versorgte. Im Astra liefen Filme der italienischen
Neorealisten, amerikanische Melodramen,
Antikriegsfilme und DEFA-Produktionen. Später änderten sich die Schwerpunkte der Gilde
und des Astra. Gildekinos wurden zu Entdeckern und Förderern des jungen deutschen
Films um Fassbinder und Schlöndorff. Der
Blick auf die Welt weitete sich und entdeckte
in den frühen 1990er Jahren das asiatische
Kino. Dokumentarfilme gewannen an Beliebtheit und fanden ihre Heimat in den Filmkunsttheatern und Programmkinos.
Als die Essener Filmkunsttheater das Kino
1995 übernahmen, knüpften sie an die Traditionen der Gilde an. Schwerpunkte des Programms, das jährlich mit den Preisen für ein
Zum 50. Geburtstag des ASTRA-Theaters
übersende ich meine herzlichen Glücksund Segenswünsche und wünsche diesem wunderbaren Kino noch viele, viele
Jahre des Bestehens. Für mich als Pfarrer an der Kreuzeskirche ist das Astra
ein starkes Stück Kino im Herzen unserer Stadt. Gerne erinnere ich mich an die
Gottesdienste mit anschließenden Filmvorführungen, die ich seit einigen Jahren
zum Buß- und Bettag im Astra durchgeführt habe. Mögen noch oft und zahlreich
Besucher und Besucherinnen diesen besonderen Ort Essener Kinogeschichte
aufsuchen und sich an diesem Kino und
den dort gespielten Filmen erfreuen.
Herzliche Geburtstagsgrüße von
Steffen Hunder
Pfarrer an der Kreuzeskirche
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herausragendes Filmprogramm des BKM und
des Landes NRW ausgezeichnet wird, liegen
heute vor allem in den Bereichen neuer deutscher Film, französische Originalfassungen
und Schulkino.
Seit 1950 Jahren ist das Astra-Theater für die
Essener Bürgerinnen und Bürger ein verlässlicher Ansprechpartner in Sachen Filmkunst.
In einer Zeit, in der das Filmangebot immer
vielfältiger wird, die Zahl der Heimkinoanlagen
wächst und der öffentliche Raum an Bedeutung verliert, ist diese Funktion wichtiger als je
zuvor. Als lokal verwurzeltes Filmkunsttheater
macht das Astra weit mehr als Filme zeigen:
es öffnet den Blick und schafft Heimat.
Wir freuen uns sehr, mit dem Astra eines der
größten, schönsten und traditionsreichsten
Filmkunsttheater Deutschlands zu unseren
Mitgliedern zählen zu können, und wünschen
viel Erfolg und ein treues Publikum für die
nächsten 50 Jahre.
Eva Matlok
Geschäftsführerin der AG Kino –
Gilde deutscher Filmkunsttheater
ab!
Film
(ERZLICHEN
'LÓCKWUNSCH
gemacht
Karlo und die Stadtwerke Essen AG gratulieren einem der
charmantesten und traditionsreichsten Kinos unserer
Stadt zum 50-jährigen Jubiläum!
Mehr Informationen? Klaro!
www.stadtwerke-essen.de
Wir gratulieren dem Astra-Theater
zum 50-jährigen Jubiläum!
Danke, Hanns-Peter Hüster und
Marianne Menze für ein engagiertes
Filmkunstprogramm in einem
klassischen Filmtheater!
Schlau’ mir in die
Augen, Kleines!
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„Die kleine Lichtburg“
Von Dagmar Schwalm
(Redakteurin Westdeutsche Allgemeine Zeitung)
Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges war
der Unterhaltungshunger unaufhaltsam gewachsen. An den Kassen drängten sich die
Menschen, um eine Karte zu ergattern. In den
Kinos liefen Straßenfeger. Das Astra erstrahlte
erstmals in jener Zeit, als das Fernsehen sich
noch nicht etabliert hatte und Lichtspielhäuser
aus dem Boden schossen. 1950 gab es 40
Kinos in Essen, der Gipfel wurde 1960 mit 76
Kinos erreicht. So suchten die Filmtheaterbetriebe Menz und Jaeck dringend Räumlichkeiten
und fanden sie im Kellergeschoss des von der
Lutherstiftung errichteten Hotels Vereinshaus.
„Der alte Festsaal wurde im Zweiten Weltkrieg
stark zerstört”, berichtet Maximilian Bosse,
der Direktor des heutigen Essener Hof, „und
es fehlten die finanziellen Mittel, ihn wieder
aufzubauen.” An der Teichstraße entstand also
ein feines und mit rund 500 Plätzen mittelgroßes Lichtspieltheater, das über modernste
Technik verfügte. Pastelltöne von Graublau
bis Gelbbraun, Säulen und eine kreisförmig
profilierte Decke dominierten den Saal. Doch
das Schmuckstück war ein großer Leuchter in
Form einer Blüte. Das außergewöhnliche Kino,
das den Chic und Charme der 1950er Jahre
versprühte, wurde mit der herzergreifenden
Romy-Schneider-Romanze „Scampolo” am 18.
April 1958 eröffnet.
Außergewöhnlich auch insofern, weil sich die
Betreiber seit jeher per Mietvertrag zur „Pflege
des guten Films” verpflichteten. „Für uns war
es immer wichtig, dass das Astra anspruchsvolle Unterhaltung zeigt, die sich mit unserer
christlichen Grundhaltung vereinbaren lässt”,
sagt Maximilian Bosse. „Polizeirevier 21” mit
Kirk Douglas oder „Meine Tochter und ich” mit
Heinz Rühmann waren zu sehen, „Die Abenteuer des Werner Holt”, ein Publikumsrenner aus
der DDR von 1966, feierte seine westdeutsche
Premiere.
Das Astra – das seit 1980 über weniger Sitzplätze (432), aber einen weiteren Saal (heute das
Luna, 80 Plätze) verfügt – wurde zur kleinen
Lichtburg. Es erlebte die Höhen mit großem
Zuschauerandrang und überlebte die Tiefen
1995 kam das Astra zu den Essener Filmkunsttheatern – Foto: Hanns-Peter Hüster
des Kinosterbens. Die langjährige Pächterin
Ilse Menz gab dieses wie alle ihre Filmtheater
1992 aus Altersgründen auf, drei Jahre später
kapitulierte die Ufa vor der Anziehungskraft
des Cinemaxx. Hanns-Peter Hüster schreckte
das nicht ab. Er sah die Chance, ein altes Kino
zu erhalten, und machte es zu seinem vierten
Essener Filmkunsttheater.
„Für die Übernahme gab es zwei Gründe. Die
Verleiher sprachen uns an und wollten, dass
wir uns erweitern, weil es in Essen nicht genügend Leinwände gab”, erklärt seine Partnerin
Marianne Menze. „Und es war einfach das
schönste Kino, das zur Disposition stand. ” In
all den Jahren habe sich im Astra fast nichts
verändert. Also wurde die Projektionstechnik
auf den neuesten Stand gebracht, wurden Wän-
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de gestrichen, die Malereien neben der Bühne
restauriert, die Messinglampen bis zum Gehtnichtmehr geputzt. Im August 1995 eröffnete
der aufpolierte Kinostern wieder. Es lief „Don
Juan DeMarco” mit Johnny Depp.
Wo einst sogenannte Gildefilme für Qualität
standen, residiert nun die Filmkunst. Das
regelmäßig ausgezeichnete Lichtspielhaus
konzentriert sich auf Erstaufführungen, auf
Reihen mit Originalversionen aus Frankreich,
Italien, Großbritannien oder den Gottesdienst
nebst Filmvorführung. Ganz im Sinne der Tradition finden immer noch Premieren statt, stellen
prominente Gäste wie Katja Riemann, Jürgen
Vogel und Joachim Król hier ihre Filme vor. „Das
Astra war und ist”, sagt Marianne Menze, „ein
Vorzeigekino für anspruchsvolles Programm.”
Pe r s ö n l i c h
gebraut in der
6. Generation.
Die kleine Persönlichkeit.
Privatbrauerei Jacob Stauder · Stauderstraße 88 · 45326 Essen · Telefon 0201-3616-0 · Fax 0201-3616-133
Internet: http://www.stauder.de · E-Mail: [email protected]
Wir gratulieren.
Herzlichen Glückwunsch zum 50. Jubiläum.
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31.03.2008 16:41:46 Uhr
Katja Riemann, Rainer Kaufmann und
Richie Müller – „Die Apothekerin“
Joachim Król – „Silentium“
Vadim Glowna – „Das Haus der schlafenden Schönen“
„Essen ist Klasse! Astra ist
Klasse!“ Sebastian Schipper
„Eines der schönsten deutschen Kinos. Das Publikum war
super, die ganze Stimmung …
Ach, wär das doch immer so!“
Wolfgang Becker
Gästebucheintrag
Gästebucheintrag
Dany Levi und Raoul Hüster –
„Alles auf Zucker“
Foto: Armin Thiemer
Lars Kaume und Jürgen Vogel –
„Keine Lieder über Liebe“
Byambasuren Davaa –
„Die Höhle des gelben Hundes“
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Hannes Jaenicke, Marianne Menze und
Eberhard Junkersdorf – „Till Eulenspiegel“
Galerie Cinema
„Harold & Maude“ in der Galerie Cinema
„Harold & Maude“, das war der Kultfilm der
70er Jahre, der an Tabus rüttelte und Klischees
auf den Kopf stellte. „Harold & Maude“, das war
Revolution, eine Demonstration für den Frieden, gegen Staatsgewalt, ein Plädoyer für die
Liebe und gegen Oberflächlichkeit, ein Film mit
wenig Aufwand und viel Resonanz. Regisseur
Hal Ashby hat die Mischung aus schwarzem
Humor und Romanze sehr gut getroffen und
aus der Romanvorlage von Colin Higgins einen
Filmklassiker gedreht. Der Soundtrack, von
Cat Stevens komponiert, ist ein maßgeblicher
Beitrag zu der unverwechselbaren Atmosphäre
dieses Meisterwerks. Das exotische Traumpaar
aus dem Jahr 1975 ist nun schon seit 33 Jahren in der Galerie Cinema, dem ältesten Programmkino in Nordrhein Westfalen, zu sehen
– immer im Original mit Untertiteln. Nach dem
Start am 6. Juni 1975 in der Galerie Cinema
liebten sich Harold und Maude 18 Wochen lang
vor ausverkauftem Haus und da die Beliebtheit
nicht nachließ, fanden Harold und Maude bald
1961 eröffnete Hanns-Peter Hüster mit dem
„studio film-forum“ in Frillendorf sein erstes
Kino. Aufgrund seiner Programmstruktur und
-qualität war es so etwas wie ein Vorläufer
der Programmkinoentwicklung späterer Jahre.
Mit der Gründung des Jugendzentrum Essen
1964 wurde die Spielstätte dorthin verlegt und
das erste Kommunale Kino der BRD gegründet. Aus dem „studio film-forum“ wurde das
„Cinema 66“. Jahre später gab Hüster das JZEKino auf und eröffnete im März 1971 in Rüttenscheid – zunächst unter dem Namen „Cinema
66“ – die Galerie Cinema.
Die Galerie Cinema ist das älteste Programmkino NRWs. Vor allem aber ist die Galerie Cinema
der Ursprung der Essener Filmkunsttheater. So
gesehen ist selbst die Existenz der wiedererstrahlten Lichtburg auf die Galerie Cinema
zurückzuführen. Die fast von Beginn an regelmäßig durch den Bund und später auch durch
die Filmstiftung des Landes für die hohe Qualität ihrer Jahresfilmprogramme ausgezeichnete
Galerie Cinema eröffnete am 17. März 1971 mit
dem Film „Easy Rider“ von Dennis Hopper. Ziel
der Galerie Cinema war immer, ausgesuchte
Filme zu zeigen, Filme die jenseits des Mainstreams entdeckt werden wollen, Filme die unterhalten, aber auch Denkanstöße bieten. Vor
allem in den 1970er Jahren, in den Zeiten des
gesellschaftspolitischen Um- und Aufbruchs,
mit Erstarken des „Neuen Deutschen Films“
zeigte die Galerie Cinema provokative, innovative, verstörende, hinterfragende Filme. Das hat
sich bis heute nicht geändert, damals wurden
Sie allerdings wesentlich leidenschaftlicher diskutiert – oft bis spät in die Nacht. Heute, nach
37 Jahren, steht die Galerie Cinema mehr denn
je für Filmkunst und Filmkultur in Essen.
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ihren festen Platz am Sonntagnachmittag.
33 Jahre und rund 2200 Vorstellungen später
ist Hal Ashbys Film nach wie vor eine feste Einrichtung in Essen und zieht jeden Sonntag um
17.00 Uhr alte wie neue Fans in seinen Bann.
Eltern, die den Film schon unzählige Male gesehen haben, nehmen gerne ihre Kinder mit
ins Kino.
Eulenspiegel Filmtheater
Auf einem Trümmerfeld an der Steeler Straße
wurde 1955 ein so genannter Kinozweckbau
errichtet, ein Gebäude, das von vorneherein als
Kino geplant und konzipiert wurde.Als erstes
Etagenkino Essens sollte das Eulenspiegel für
die rund 20.000 Einwohner der Stadtteile Huttrop,
Bergerhausen und Frillendorf das „Kino nebenan“
sein und wurde am 30. September 1955 mit dem
Film „Desirée“ eröffnet.
1980 wurde das Eulenspiegel von Hanns-Peter
Hüster übernommen, der sich damit einen großen Traum verwirklichte und nach zehn Jahren
anspruchsvoller Filmprogrammgestaltung in der
Galerie Cinema, endlich wieder eine große Kinoleinwand erobern konnte. Bevor das Eulenspiegel
im August 1980 mit Roger Cormans Film „Der
Rabe“ in seine Zukunft als Filmkunsttheater aufbrechen konnte, ließ Hanns-Peter Hüster erst einmal die überalterte Projektionstechnik umrüsten
und auch die folgenden Jahre brachten einiges
an Arbeit und Investitionen mit sich. So wurde
die komplette Bestuhlung ausgetauscht, die Leinwand vergrößert und im oberen Foyer entstand
eine Cafeteria mit großer Theke, um somit den
gewachsenen Ansprüchen eines anspruchsvollen
Publikums gerecht werden zu können.
Der Einbau einer Bühne bereicherte das Programmangebot über die reine Filmvorführung hinaus
mit Stummfilmaufführungen, für die eine geeignete große WURLITZER-Kinoorgel angeschafft
wurde, sowie Konzerten, Theateraufführungen,
Tanz und Kleinkunst. Im Mittelpunkt stand natürlich nach wie vor der Film. Mit viel Engagement
und Liebe zu Filmen jenseits des Mainstreams
gelang es, dass Eulenspiegel als feste Größe in
der Essener Kino- und Kulturlandschaft zu etablieren.
Als besondere Attraktion gilt im Eulenspiegel
die Sammlung des mannigfachen historischen
Filmgeräts, die zahlreiche Projektoren und Filmkameras der Filmgeschichte umfasst.
In den 1980er und frühen 1990er Jahren war
das Eulenspiegel ein klassisches Programmkino
mit bis zu vier verschiedenen Filmen am Tag. Legendär waren die langen Filmnächte, z.B. mit den
Blues Brothers oder Monty Python, bei denen
das Publikum zur Stärkung mit Schmalzstullen
versorgt wurde. Zwar ließ mit den Jahren das Interesse des Publikums an Repertoirefilmen nach,
dafür setzte man nun erfolgreich auf ein Filmprogramm von anspruchsvollen Erstaufführungen aus
Europa, Asien und Amerika, das durch Premieren
in Anwesenheit von Darstellern und Regisseuren
sowie der 30-jährigen Tradition des wöchentlichen
Kinderfilmprogramms abgerundet wurde. Nicht
umsonst wurde das Eulenspiegel seit 1980 jährlich für sein herausragendes Filmprogramm mit
zahlreichen Preisen ausgezeichnet.
Durch einen weiteren Umbau im Jahr 1991 entstand im unteren Kinofoyer das Café Eulenspiegel. Seit dem Jahr 2000 stehen der historisch
wertvolle Kinobereich und die originale Außenbeleuchtung unter Denkmalschutz. In seinem Gut-
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achten für die untere Denkmalbehörde schreibt
Prof. Joachim Petsch: „Der Kinobereich bezeugt
durch seine anspruchsvolle, den Zeitgeschmack
entsprechende modische Gestaltung (u.a. die
Leuchter) den hohen Stellenwert des Films in den
1950er Jahren.“
Das Eulenspiegel hat viel erlebt. Dank seiner engagierten Mitarbeiter und seiner treuen Besucher
ist es immer wieder geglückt auch die schweren
Zeiten zu überstehen. Entgegen aller rückläufigen
Kinoentwicklungen konnte es seinen Platz in der
deutschen Kinolandschaft behaupten und startete
2005 mit Engagement in die nächsten 50 Jahre
Kinogeschichte.
Die nächsten Jubiläen
Oktober 20 08: 80 Jahre LICHTBURG
März 20 09: 85 Jahre FILMSTUDIO

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