Teckbote 9. April 2016 / PDF

SONDERVERÖFFENTLICHUNG: Denkmal-Ensemble MarktstraSSe 3+3/1
Ein wahres Schmuckstück erlebt
seinen zweiten Frühling
Weiß´sche Haus beherbergt Café sowie individuelle Wohnungen und ein Obst- und Gemüse-Ladenlokal
MB. In Weilheims Innenstadt
wurde in den vergangenen drei Jahren einem wahren Schmuckstück wieder
neues Leben eingehaucht.
Am schmucken Erker des
Weiß´schen Hauses in der
Marktstraße prangt nunmehr
der leuchtend rote Schriftzug
von „Christl“ Heilemann, die
seit kurzem das „Christl“ in der
ehemaligen ersten Weilheimer
Bank beziehungsweise dem
ehemaligen Tabakwarenladen
„Weiß“ betreibt.
Im Erdgeschoss der ehemaligen Scheune, die das „denkmalgeschützte
Ensemble“
Marktstraße 3 und 3/1 komplettiert, hat seit Jahresbeginn
die Familie Baki ihren Laden
„Luchs Obst- und Gemüse“
eröffnet. Familie Baki betreibt
bereits den zweiten Laden in
einer Marktstraße: einmal in
Kirchheim unter Teck und einmal in Weilheim an der Teck.
Für Ladenbesitzer Sezgin Baki
beginnt der Tag morgens um
5 Uhr auf dem Stuttgarter
Großmarkt, dort bezieht er
täglich frisches Obst und Gemüse, mit dem er dann seine
beiden Läden entsprechend
versorgt und bestückt. Sobald
im Frühjahr die umliegenden
Obst- und Gemüselieferanten
ihre ersten Ernten einfahren,
gehen bei „Luchs“ vor allem
regionale und biologisch angebaute Produkte über die Ladentheke.
Anfang Januar 2012 erwarben Annalise und Christoph
Mack das „denkmalgeschützte Ensemble“ von Friedgard
Wunsch und es begann eine
„intensive Zusammenarbeit“
zwischen Bauherr und Architekt Marc Bader aus Owen.
Fortan waren Besprechungen,
Planungen und Vorortgespräche an Samstagen, Sonn- und
Feiertagen im Kalender von
Bauherr und Architekt fest
eingeplant und diese „JourfixTermine“ blieben bis zur Bauabnahme und Abrechnung
Anfang Dezember 2015 eine
feste Institution.
Unter der Begleitung von
Professor Dr. Martin Kreeb
(Universität Hohenheim und
Institut Fresenius München,
unter anderem in den Bereichen nachhaltiges Bauen oder
Umwelt- und Nachhaltigkeitsmanagement aktiv) wurden
die ersten Kontakte mit der
Landesdenkmalbehörde und
der unteren Baubehörde aufgenommen. Zusammen mit
den zuständigen Mitarbeitern der Behörden wurden
die maßgeblichen Eckpunkte
festgelegt, wie eine mögliche
Umnutzung des ehemaligen
Tabakwarenladens, der alten
Scheune, einer Wohnung und tronomiebetrieb anstatt einer vorbildliche Zusammenarbeit
der bestehenden Bühnenflä- herkömmlichen Gewerbenut- mit der Stadtverwaltung der
chen final aussehen könnten. zung einig waren, sorgte ein Zähringerstadt.
Nach kompletter Bauaufnah- zusätzlich notwendiger Um- In der über dreijährigen Baume, Erstellung eines Raum- nutzungsantrag dafür, dass die zeit wurde unter anderem die
buchs, des 1749 von Stadt- endgültige und abschließende ehemalige Waschhalle in der
schreiber
und
späterem
Amtmann
Heinrich
Conrad Finner errichteten Gebäudes, welches im
Jahre 1897 komplett umgebaut
wurde, wurde Anfang Februar 2012
das
Baugesuch
vom Bauherren
persönlich auf der
Stadt Weilheim
abgegeben.
Nachdem
alle
zusätzlich geforderten Gutachten – dazu zählen
historische
Untersuchungen,
Putzanalysen,
Baugrundunt e r s u c h u n g e n , Beauty und Wellness im groß angelegten Bad einer Wohnung.
Brandschutzgutachten oder Wasserproben Genehmigung des Objekts Brennergasse abgerissen und
– erbracht wurden, erfolgte durch die Behörden, so wie es die beiden historischen GeEnde August 2013 die erste heute dasteht, erst Ende Sep- bäude komplett entkernt.
Baugenehmigung durch die tember 2015 erfolgte.
Aus brandschutztechnischen
untere Baubehörde.
Dass der avisierte Fertig- Gründen wurde zwischen den
Nachdem sich Bauherr und stellungstermin Ende 2015 Gebäuden ein neuer Aufzug
Gastronomin Christl Heile- schlussendlich
eingehalten und Richtung Brennergasse
mann über eine Pacht als Gas- werden konnte, ist maßgeblich ein neues Treppenhaus mit
den Verantwortlichen der Weil- fünf, den jeweiligen Wohnunheimer Stadtverwaltung zuzu- gen zugehörigen Terrassen in
schreiben. Laut Bauherr und massiver Ortbetonbauweise
Architekt erfuhr man hier die errichtet. Für Statiker Harsch
bei solchen Projekten notwen- und Architekt Bader eine bedige Hilfe und Unterstützung: sondere
Herausforderung
Beide loben ausdrücklich die hatte doch bei der Erstellung
Wir gratulieren zum
gelungenen Neubau!
Zeit und Raum mit Durchgang zum Bad.
1749 seinerzeit noch keiner
an die Abmessungen eines
Personenaufzugs, geschweige
denn an einen gemeinsamen
Haustechnikraum oder angepasste Höhen der beiden
altertümlichen Gebäude des
„denkmalgeschützten Ensembles“ gedacht.
Fortsetzung nächste Seite
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Deckenbalken herausgenommen. Hierbei wurde das komplette Gebäude auf 23 massive
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SONDERVERÖFFENTLICHUNG: Denkmal-Ensemble MarktstraSSe 3+3/1
Freier Blick vom Boßler über Limburg zur Teck. Wohnung mit Dachterrasse.
mung mit dem Denkmalamt
die Balkenlage der Scheune
im Obergeschoss entfernt. Die
meisten entfernten und ausgebauten Bauteile und Konstruktionen wurden im Bauwerk
weiter verwendet und an an-
derer Stelle wieder eingebaut.
Zwischen den beiden historischen Gebäuden wurde neben
dem Aufzug auch die komplette Haustechnik installiert. Hier
befinden sich die komplette
Elektroverteilung sowie die
Einblicke in Christl´s historischen Keller.
Heizungsanlage und Wasserverteilung für die beiden Gebäude: geballte Technik auf
kleinstem Raum.
Die Kooperation zwischen regionalen und ortsansässigen
Handwerkern wurde unter
energetischen Gesichtspunkten durch Architekt Bader
geplant, koordiniert und begleitet. Die notwendigen
energetischen Berechnungen
und Anträge zum „Energie-Effizienzhaus-Denkmal“ wurden
vom Kirchheimer Ingenieur
Markus Mauer erstellt.
Im Innenbereich lieferten die
Handwerker neben der Restaurierung zahlreicher maroder Holzkonstruktionen des
Fachwerks, die Rekonstruktion fehlender
beziehungsweise abhandengekommener
Holzpfosten, die
Sanierung historischer Türen und
Beschläge
bis
hin zum Einbau
handgefertigter
Möbel und individuell geplanter Küchen eine
stimmige
und
auf das Objekt
abgestimmt ArFreigelegtes Barock trifft auf Kreativität.
beit ab.
So konnte der
Bauherr zusammen mit Pro- Denkmalsanierungen konnfessor Kreeb und Architekt Ba- ten die vergleichbaren Bauder den Behörden im vergan- kosten durch eine intensive
genen Dezember 2015 die Planung, eine sehr enge und
Fertigstellung melden und vertrauensvolle Zusammenschlussrechnen.
arbeit zwischen Bauherr und
Im Vergleich mit anderen Architekt, ­
entsprechend un-
Fotos: Jörg Bächle Das Eingangsportal.
Maisonette mit Sicht zum Rathausturm.
Altersgerechter und barrierearmer Zugang.
Wir gratulieren
zur gelungenen
Sanierung.
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Gratulation zur
gelungenen Sanierung!
terschritten werden.
Bewusst hatten sich die Bauherren in Absprache mit Professor Kreeb und Architekt Bader für eine Ausführung des
Projekts in Einzelgewerken
und gegen eine Sanierung
durch ein Generalunternehmen entschieden.
Das
denkmalgeschützte
Ensemble – erbaut anno
1749 und umgestaltet in seiner heutigen Form im Jahr
1897 – erlebt nach der Komplettsanierung der vergangenen Jahre und Fertigstellung im Dezember 2015
seinen zweiten Frühling
und wartet darauf, dass die
noch freien Wohnungen vermietet und bezogen werden.
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CHRONIK, HAUS WEISS – MARKTSTRASSE 3 – WEILHEIM
1749erbaut von Stadtschreiber und späterem Amtmann
Heinrich Conrad Finner.
1810erwarben Christoph Friedrich Faber und seine Frau Katharina
das Haus aus Helfer Hiller’s Nachlass.
1857werden Kaufmann Wilhelm Weiss und Frau Friederike geb. Faber
neue Besitzer. Sie gründeten in dem Gebäude die erste Weilheimer
Privatbank.
1896übernahm Friedrich Wilhelm Weiss, Sohn von Wilhelm Weiss, das Haus
Marktstraße 3. Das Gebäude wurde grundlegend umgebaut und mit
einem Erker und kleinen Türmchen ausgestattet. Er hat hier ein Zigarrengeschäft eröffnet und die Privatbank weiter­geführt. Dies wird
heute noch durch die Korbgitter an den Fenstern dokumentiert.
1930nach dem Tod von F. W. Weiss wurde eine Erbengemeinschaft
­gebildet, bestehend aus Frau Wilhelmine Weiss, Frau Erika Kuhn und
Frau Martha Weiss. Im Erdgeschoss waren weiterhin das ­Zigarren- und
ein Spirituosengeschäft untergebracht.
1973wurde die Erbengemeinschaft aufgelöst und das Gebäude ging in das
Eigentum von Klaus Kuhn über. Er führte das Zigarrengeschäft und
die Spirituosenhandlung (Groß- und Kleinhandel) weiter.
2002wurde das Gebäude von Friedgard Wunsch, Schwester von Klaus
Kuhn, übernommen und das Geschäft wurde verpachtet.
2012Verkauf des Gebäudes von Frau Friedgard Wunsch an
Frau Annalise Mack, Ehefrau des Herrn Christoph Mack.
2013–Umbau und energetische Sanierung des denkmalgeschützten
2015­Ensemble zum „KfW-Energieeffizienzhaus Denkmal.
Komplette Entkernung und Rückbau beider Gebäude. Abriss der
Waschhalle „Brennergasse“, Neubau Treppenturm mit WC-Einheit
Gastronomie und Aufzug zwischen den Gebäuden. Der Zugang
des Wohngebäudes befindet sich künftig in der Brennergasse.
„Weiss‘sches Haus – Marktstraße 3“
Umnutzung der Ladeneinheit im Erdgeschoss zur Gastronomie­einheit
„Christl“ Zum „Christl“ gehören auch die beiden ­historischen Keller
der Scheune und des Wohngebäudes.
Umbau der „barocken“ Wohnung im 1. Obergeschoss und Neubau
zweier Wohnungen im 1. + 2. Dachgeschoss.
„ehemalige Scheune – Marktstraße 3/1“
Umnutzung der ehemaligen Scheune im Erdgeschoss zur Obstund Gemüsehandlung mit Hauptzugang von der Amtgasse.
Absenkung der Decke und Neubau zweier Wohnungen im
Ober- und Dachgeschoss der ehemaligen Scheune.
2015Im Dezember 2015 erfolgte die Bauabnahme durch das Landratsamt
und die Denkmalbehörde und Eröffnung einer Gastronomie-Einheit
im „Weiss‘schen Haus“ und eines Obst- und Gemüseladen
in der Scheune.
Vermietung der fünf „altengerechten“ Wohneinheiten im Herzen der
Weilheimer Innenstadt.
Aufgestellt: Friedgard Wunsch, Marc Bader anno 2016
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