Freistaat Bayern - Repräsentanz Japan in Tokyo 4

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Freistaat Bayern - Repräsentanz Japan in Tokyo 4
Erfahrungsbericht Praktikum: Freistaat Bayern - Repräsentanz
Tokyo
02. November - 29. Januar 2015/6
Motivation
Seit meinem 14. Lebensjahr lerne ich Japanisch und war schon sehr früh an der japanischen
Kultur und Lebensweise interessiert. Mit 17 Jahren nahm ich für sechs Wochen am
Jugendaufenthalt des Lions-Club teil und wohnte bei Gastfamilien in der Präfektur
Hiroshima. Seit meiner Teilnahme an der Jugenddelegation der Stadt Augsburg engagiere
ich mich in der Städtepartnerschaft meiner Heimatstadt mit Amagasaki und Nagahama.
Aufgrund dieser durchwegs positiven Erfahrungen entschied ich mich zum Studium der
Japanologie mit Nebenfach und Spezialisierung Wirtschaftswissenschaften. Mein Ziel ist in
einem Unternehmen mit einer starken Affinität zu Japan zu Arbeiten. Auch diplomatische
Arbeit und interkulturelle Zusammenarbeit hatten schon immer große Anziehungskraft auf
mich.
Für den erfolgreichen Eintritt ins Berufsleben sind praktische Erfahrungen unerlässlich. Im
universitären Umfeld kommt diese eindeutig zu kurz. So entschied ich mich dazu, nach
dem Bachelorabschluss und vor dem Eintritt ins Masterstudium diese Lücke zu füllen.
Meine große Affinität zu Japan, dessen Sprache, Wirtschaft und interkultureller
Zusammenarbeit führte mich zum Praktikum bei der Bayerischen Repräsentanz in Tokyo.
Ältere Kommilitonen hatten dort bereits ein Praktikum absolviert und berichteten
durchwegs positiv. Zudem konnte ich durch die Erfahrungsberichte auf Student und
Arbeitsmarkt
(http://www.s-a.unimuenchen.de/studierende/praktikum/praktika_ausland/praktikumsberichte-neu/nahostasien/index.html) noch weitere Sichtweisen kennenlernen. Nach meiner Bewerbung wurde
ich zu einem persönlichen Gespräch eingeladen und bekam schließlich die Zusage für drei
Monate ab Anfang November 2015.
Tipp: Es gibt viele Möglichkeiten für Praktika in Japan. Alle weltweit operierenden
Unternehmen haben auch einen Niederlassungen in Japan. BMW Japan schreibt z.B.
Praktika auf der Internetseite aus. Für die Bewerbung sind aber perfekte
Japanischkenntnisse erforderlich (Internetseite nur auf Japanisch). Pflichtpraktika
können auch bei der Deutschen Botschaft, dem Goethe-Institut und der Deutschen
Industrie
und
Handelskammer
Japan
absolviert
werden.
Auf
http://www.japanmarkt.de/jobs/ finden sich aktuelle Stellengesuche und teilweise
Praktikumsangebote; oder auch einfach Ideen für Firmen bei denen man sich um ein
Praktikum bewerben kann.
Vorbereitung
Durch mein Japanologie-Studium war ich sowohl sprachlich als auch kulturell schon sehr
gut vorbereitet. Obwohl ich mehrmals interkulturelle Trainings besucht hatte, half mir das
interkulturelle Training von Student und Arbeitsmarkt, mein interkulturelles Verständnis
nochmals zu sensibilisieren. Vor meinem Praktikumsaufenthalt habe ich außerdem auf den
JLPT (Japan Language Profficiency Test) gepaukt und mich damit zeitgleich sprachlich auf
mein Praktikum vorbereitet. Während des Studiums habe ich ein Jahr lang an der HokkaidoUniversität studiert und hatte so auch schon einen guten Einblick in den japanischen Alltag
und eine allgemeine Orientierung. Spannend und neu war dann der Aspekt "Arbeitsleben in
Japan".
Neulingen in der japanischen Kulturwissenschaft empfehle ich auf jeden Fall sich
ausführlich auf die kulturellen Besonderheiten vorzubereiten und sich in einige Bücher
einzulesen. Auch Japanisch ist sowohl im Alltag als auch im Praktikum unerlässlich. Umso
mehr, umso besser.
Für unvergütete Praktika unter 90 Tagen verlangt der japanische Staat kein spezielles
Visum. Man erhält bei der Einreise ein Touristenvisa für 90 Tage. Dieses lässt sich recht
unkompliziert von 90 auf höchstens 180 Tage verlängern. Eine Verlängerung von
Touristenvisa ist für europäische Staatsbürger einmalig bis zu insgesamt 180 Tagen
möglich . Dafür muss ein Passfoto, die entsprechenden Unterlagen (zum Ausdrucken auf der
Seite des Immigration Office: http://www.immi-moj.go.jp/english/), 4000 Yen und viel Zeit
mitgebracht werden. Das ganze lässt sich aber in einem Tag erledigen.
Einen billigen Flug zu finden ist nicht einfach: Es empfiehlt sich möglichst früh zu buchen,
Preisvergleichsportale zu besuchen und die Ergebnisse nochmal mit den Preisen auf der
Airline-Website zu vergleichen. Mein Flug über Kopenhagen war fast 100 € billiger als im
Vergleichsportal angegeben, da ich ihn direkt über die Seite von SAS (Scandinavian
Airlines) gebucht habe. Bei Ankunft am Tokyoter Flughafen (Haneda oder Narita) am
besten gleich eine IC-Card kaufen. Entweder Pasmo (gilt nur für den Großraum Tokyo;
gestellt von Tokyo Metro) oder SUICA (Japanweit einsetzbar, gestellt von JR). Achtung!:
Wochen und Monatstickets (Teikiken 定期券) lassen sich je nach Arbeitsweg nur über die
eine oder andere Karte erwerben, z.B. Bei einem Arbeitsweg, der nur die Tokyo Metro
nutzt, kann ich keine Monatskarte auf meine SUICA laden, sondern muss gesondert einen
PASMO dafür kaufen.
Tipp: Die meisten Auslandskrankenversicherungen gehen bis zu 35 Tagen und
beinhalten keine Arbeitsunfälle. Es empfielt sich also eine gesonderte Versicherung
abzuschließen. Ich habe die von Student und Arbeitsmarkt vorgeschlagene DAADAuslandsversicherung abgeschlossen und musste sie Gott sei Dank kein einziges Mal
nutzen. Für einfache Erkrankungen wie z.B. Erkältung oder Magen-Darm empfehle
ich rezeptfrei in Drugstores Medikamente zu kaufen. Am Besten die Beschwerden
einem Angestellten schildern und sich die passende Medizin empfehlen lassen.
Im Praktikum
Genau da ist das Bayern Office
Meine Erwartungen waren schon im Vorfeld durch die Erzählungen meiner Vorgänger
geprägt: Assistenz-Arbeit im Büro und viele interessante Außeneinsätze mit Chance zum
Networking. Persönlich habe ich mir die Verbesserung meiner sprachlichen Fähigkeiten als
Ziel gesetzt und mir trotz teil-deutschem Arbeitsumfeld einen Einblick in die japanische
Arbeitswelt erhofft.
Diese Erwartungen haben sich großteils erfüllt. Meine Aufgaben im Büro reichten vom
Reinigen der Küche bis hin zu Unternehmensrecherchen. Am Anfang meines Praktikums
habe ich eine Inventur der Geschenk- und Informationsartikel erstellt. Ich weiß, dass die
Praktikantin letztes Jahr auch eine Inventur gemacht hatte und so wird es wohl auch den/die
nächste Praktikanten/in für Ende 2016 treffen. Ich habe recherchiert zu bayerischer
Clusterpolitik, Innovationsgutscheinen und vielen verschiedenen Unternehmen;
Informationsmaterial versandt, PowerPoint Präsentationen zu verschiedenen Themen erstellt
und nachbearbeitet, den Flyer für das Jubiläum "500 Jahre deutsches Reinheitsgebot"
designed und viele übersetzt, zu Formblättern für Visa, zu Reden, zu Artikeln für den
Internet- und Facebook Auftritt.
An allen Besprechungen, die im Büro der Repräsentanz stattfanden, konnte ich teilnehmen
und bekam einen guten Einblick in die Arbeit des Bayern-Teams. Die Nachbereitung dieser
Treffen gehörte auch zu meinen Aufgaben. Allgemein war es sehr schwer eigenständig ein
Projekt zu bearbeiten. Die Bayerische Repräsentanz unterhält sehr viel Kontaktpflege. Die
Pflege dieser langjährigen Beziehungen kann natürlich niemandem überlassen werden, der
nur so eine begrenzte Zeit anwesend ist.
Deshalb war ich sehr froh über mein großteils selbstständiges Projekt Facebook. Zu Beginn
meines Praktikums habe ich den Facebook-Auftritt der Repräsentanz "from scratch" erstellt
und diesen so eingerichtet, dass die Betreuung unkompliziert an den immer wieder nächsten
Praktikanten weitergegeben werden kann. Ungefähr ein halbes Jahr zurückgehend habe ich
daraufhin die Seite mit Inhalten gefüllt und über die aktuellen Aufgaben und
Veranstaltungsteilnahmen der Repräsentanz berichtet. Jeweils zweisprachig. Durch den
Kontakt zur Redakteurin der Zeitschrift Japanmarkt konnte ich nicht nur auf Artikel von
invest-in-bavaria verlinken, sondern auch auf thematisch angemessene Artikel der
Zeitschrift.
Ich war die "Social-Media" Beauftragte.
Tipp: Der Facebook-Auftritt bietet einen guten Überblick über die Tätigkeiten der
Repräsentanz das ganze Jahr über. Einfach nach " バ イ エ ル ン 州 駐 日 代 表 部
Repräsentanz des Freistaats Bayern in Japan" auf Facebook suchen.
Besonders spannend waren die Aktivitäten der Repräsentanz außerhalb des Büros, bei denen
ich als Praktikantin zumeist teilnehmen konnte. Gleich in meinen ersten Wochen hielt die
Repräsentanz ein Seminar zu "Industrie 4.0" zusammen mit dem Münchner Kreis. Die
GTAI veranstaltete 2 Seminare zu 3D-Printing und den Chancen der Verbindung zwischen
Japan und Deutschland in Tokyo und Nagoya. Als Vertreter des Freistaats waren wir
natürlich vor Ort. An verschiedenen Neujahrsempfängen, der alljährlichen Besprechung
Öffentlichkeitsarbeit in der Deutschen Botschaft, verschiedenen Vorträgen wie z.B. ein
Seminar der Japan Federation of Engineering Society, und dem Saitama Medical Forum
habe ich teilgenommen. Durch die engen Beziehungen der Repräsentanz zur Stadt Saitama
war ich mit in die Vorbereitung involviert. Während ich die international Robotics
Exposition nur besuchte, konnte ich bei der Japan "Home & Building Show" und der
"Nanotec" aktiv am Stand mitarbeiten. Als Japan(isch)expertin habe ich das bayerische
Nanotec Team erfolgreich unterstützt.
Der Kontakt zu allen Kollegen gestaltete sich durchwegs freundlich. Vor allem meine
direkte Vorgesetzte Frau Tayama war eine gute Ansprechpartnerin und gab auch Tipps zu
Alltagsproblemen. Zu optimieren ist die Terminabsprache mit dem Leiter der Repräsentanz.
Nur durch aktive Nachfragen einmal wöchentlich konnte ich alle Termine erfahren, um dann
aber doch ab und zu von Besuchern überrascht zu werden.
Leben in Tokyo
In Tokyo leben ist teuer und wer die Möglichkeit hat sollte versuchen, bei ehemaligen
Gastfamilien oder Freunden unterzukommen. Ansonsten ist für einen kurzfristigen
Aufenthalt ein Share-House die beste Wahl. Man mietet entweder eine ganze Wohnung oder
deutlich günstiger ein Zimmer in einer mit gemeinschaftlicher Küche und Bad. Alle
Gebrauchsgegenstände von Bett über Töpfe und Pfannen bis hin zu Spülmittel sind dort
vorhanden, man muss sich also nichts für die kurze Zeit kaufen. Ich habe ein Zimmer bei
Sakura House gefunden. Das Sauberkeitsniveau fand ich sehr gut, einmal die Woche kam
ein Mitarbeiter und reinigte den Gemeinschaftsbereich. Allerdings fand sich an meinem
Fenster sehr viel Schimmel, den ich in einer großen Putzaktion einen Tag lang entfernen
musste (Schimmel-Killer Putzmittel steht in der Wohnung bereit). Der Service war sehr gut
und bei Problemen stand binnen höchstens zwei Tagen ein Mitarbeiter zur Verfügung. Mit
meinen zwei Mitbewohnerinnen aus Korea und China habe ich mich sehr gut verstanden
und wir unternahmen regelmäßige Sightseeing- und Restaurant Trips durch Tokyo. Durch
meine Zeit an der Hokkaido-Universität kannte ich einige Freunde, die inzwischen nach
Tokyo gezogen waren. Am Anfang war der Privatkontakt etwas spärlich, nach einigen
Partyeinladungen konnte ich mir dann einen Bekanntenkreis aufbauen. Mit einer Freundin
traf ich mich einmal die Woche zum Sprachaustausch - sie brachte mir Japanisch bei und ich
ihr Deutsch. Zu Neujahr und am Ende meines Aufenthalts habe ich Freunde in Osaka und
Sapporo besucht.
Tipp: Für diejenigen, die ohne vorbestehende Sozialkontakte nach Tokyo kommen,
und auch für alle die neue Leute kennenlernen wollen empfehle ich die FacebookGruppe "Tokyo Gaijins" die regelmäßige Ausflüge plant.
Für mein Smartphone habe ich mir von Bic-Sim einen monatlich stornierbaren
Internetvertrag gekauft. Die Internetseite dazu ist aber nur auf Japanisch und man braucht
zwei japanische! Telefonnummern zur Anmeldung. Speziell für Ausländer sind die ein bis
drei
Monatspläne,
deren
Servie
auch
auf
Englisch
erhältlich
ist.
http://www.biccamera.com/bc/c/service/bicsim/
Fazit
Japan begeistert mich schon seit langem und ich war froh meine Begeisterung dafür mit
meinem Interesse für Wirtschaft und interkulturelle Zusammenarbeit kombinieren zu
können. Durch das intensive Networking konnte ich viele neue Kontakte herstellen und
habe neue Ideen und konkrete Unternehmen für die Arbeitssuche erhalten. Ich kann mir gut
vorstellen, später in Japan oder auch in Deutschland mit Japanverbindung zu arbeiten. Die
japanische Sprache ist eine gute Qualifikation aber ich habe erkannt, dass eine noch stärkere
wirtschaftliche Spezialisierung notwendig ist. Ich überlege nun diese im Masterstudium zu
erweitern.
Weitere Tipps
--> Gute Restaurants: Gyuu-Katsu Motomura in Shinjuku, Shiba-Koso (shiba-koso.com,
billige Mittagmenüs im Sternerestaurant) hinterm Tokyo-Tower, Konana im Lumine East in
Shinjuku
--> Share- House: http://www.sakura-house.com, http://www.oakhouse.jp/eng/, etc
--> der Eintritt für die Aussichtsplattform im Tokyo Government Building ist frei, man hat
mindestens einen ebenso guten Ausblick wie vom Tokyo Tower
--> Japanisch-Deutsche Vereinigungen mit regelmäßigen Veranstaltungen und
Vortragsreihen:
http://www.jdg.or.jp/de
http://www.dijtokyo.org/ http://www.oag.jp/
Reisen:
--> für Planung von Sight-Seeing Trips: http://www.japan-guide.com
--> Auch in Japan gibt es AirBnB. Ich hatte sowohl extrem schlechte als auch extrem gute
Erfahrungen mit meinen Unterkünften.
--> Billigfluglinien: Peach, Vanilla Air, Jetstar, etc
--> Billige Zugfahrmöglichkeiten: Japan Rail Pass: nur vom Ausland aus buchbar; Seishun
Juuhachi (18) Kippu für ca. 100 €: entweder allein 5 Tage mit allen Regionalzügen fahren
oder einen Tag zu fünft. Muss nicht konsekutiv genutzt werden.