zur Verfügung. - Liebe Surferin, lieber Surfer, der von Ihnen
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No. VII / 2015 H ö r f u n k O n l i n e T V P r i n t Mediengattungen im Wandel Inhalt Editorial 1 Trimedialität in Rundfunkanstalten: Ergebnisse einer explorativen Studie von Marcel Norbey, Daniela Reichwald und Heidi Krömker 2 Entwicklungspotenziale im Content von Sebastian Achatz, Daniel Bischoff, Thomas Boehner, Jan Heidtmann, Danielle Warnecke 7 Entwicklungspotenziale in der Technik von Mathias Bauer, Carsten Behr, Melanie Gäbelein, Jan Kurtz, Anna Margarete Schwarz 9 Entwicklungspotenziale in der Organisation Anna-Maria Daschner, Ulrike Große, Zhiyang Ji, Regina Koreng, Valentin Krieger 11 Fluch oder Segen? Trimedialität im Journalismus von Melanie Kritzer 13 Alles eine Frage der Plattform? Unterschiede und Gemeinsamkeiten der journalistischen Routine bei Print- und Online-IT-Fachjournalisten von Stefan Geiß, Nikolaus Jackob und Oliver Quiring 17 Systematik einer multimedialen Kampagne am Beispiel von „Hamburg rockt“ von Gunnar Kron 25 Context Design: User-zentriert, nicht Geräte-zentriert von Ansgar Mayer 31 Webradio kommt ins Auto von Christian Bollert 35 Indesign CC. Das umfassende Handbuch Eine Buchrezension von Mara Seupel 37 PDF in der Druckvorstufe Eine Buchrezension von Paul Klimsa 39 Impressum 40 I Medienproduktion - Online-Zeitschrift für Wissenschaft und Praxis Editorial Liebe Leserinnen und Leser, in der Medienbranche sind Crossmedialität, Multimedialität, natürlich Konvergenz, und in letzter Zeit Trimedialität und transmediales Storytelling allgegenwärtige Schlagworte. Diesen Begriffen ist gemeinsam, dass ein Content in verschiedenen Mediengattungen das Publikum erreicht. Dabei stehen die Medienunternehmen vor der Herausforderung, diesen Content für die Mediengattungen in unterschiedlicher Weise und in unterschiedlicher Intensität aufzubereiten. Die Rezipientinnen und Rezipienten sollen immer auf den Geräten und an den Orten erreicht werden, die für sie gerade aktuell sind. Zudem soll der Content noch mediengattungsübergreifend inhaltlich zusammenhängend dargeboten werden, um das Publikum zur Nutzung aller Mediengattungen eines Medienunternehmens zu bewegen. Dies ist insbesondere wichtig für die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten, die auf diesen Weg jüngere Zielgruppen anzusprechen hoffen, die sich den linear aufgebauten Angeboten der Sender mehr und mehr verweigern. Allerdings steht auch der private Rundfunk vor der Herausforderung, seinen Content in gewinnversprechende nonliQHDUH$QJHERWH]XEHUIKUHQ'LH3ULQWPHGLHQPLWLKUHQ(LQEXHQEHL$XÀDJHQXQG:HUEHHLQQDKPHQVLQGVFKRQ seit einiger Zeit gezwungen, neue Formate zu entwickeln, um insbesondere jüngere Leserinnen und Leser für ihre Produkte zu begeistern. Die technischen Möglichkeiten, einen Content nonlinear, aber inhaltlich zusammenhängend im Print-, Audio-, Video- und Online-Bereich anzubieten, sind vorhanden, werden aber von den Journalistinnen und Journalisten bislang nicht ausgeschöpft. Die vorliegende Ausgabe unserer „Medienproduktion – Online Zeitschrift für Wissenschaft und Praxis“ nähert sich den neuen Formen der Medienproduktion von theoretischer und praktischer Seite her und extrahiert Muster mehrmedialien Arbeitens. Ein Forschungsprojekt an der TU Ilmenau untersucht die aktuellen Strukturen trimedialer Medienproduktion in zwei öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten. Während der Beitrag von Marcel Norbey, Daniela Reichwald und Heidi Krömker die theoretischen Hintergründe erläutert und eine Zusammenfassung der Ergebnisse der Interviews mit Verantwortlichen der Rundfunkanstalten liefert, gehen die Beiträge der Studierenden speziell auf die Schwachstellen und Verbesserungspotenziale ein. Ebenfalls auf der Basis von Experteninterviews hat Melanie Kritzer in ihrem Beitrag die Chancen und Risiken trimedialen Arbeitens für die journalistische Praxis analysiert. Stefan Geiß, Nikolaus Jackob und Oliver Quiring haben die Routinen der Medienproduktion von Print- und Online-ITJournalisten empirisch analysiert, in dem sie eine umfangreiche Online-Befragung durchgeführt haben. Gunnar Kron zeigt dann durch seine Analyse einer Medienkampagne auf, wie die umfassende Nutzung der Mediengattungen dazu beitragen kann, ein Publikum gezielt an verschiedenen Orten, zu verschiedenen Zeiten und auf verschiedenen Geräten zu erreichen. Diesen Kontextbezug der Mediennutzung greift ebenfalls Ansgar Mayer in seinem Beitrag auf, wenn er Context Design als Möglichkeit beschreibt, neue Umsatzpotentiale zu entwickeln. (LQKlX¿JHU.RQWH[WGHU5DGLRQXW]XQJLVWEHNDQQWHUPDHQGDV$XWR9RUGHP+LQWHUJUXQGVHLQHU3UD[LVHUIDKUXQJ des Internetradios detektor.fm thematisiert Christian Bollert die Zukunft des klassischen UKW-Hörfunks. In den Medienproduktionsprozessen zeigt sich als Muster die intensive Verwendung bestimmter Tools und Datenformate; dies offenbart sich auch in Neuerscheinungen auf dem Büchermarkt. Daher schließt diese Ausgabe mit zwei Rezensionen: Mara Seupel befasst sich mit einem Handbuch für InDesign &&ZlKUHQG3DXO.OLPVDHLQ%XFKGDVVLFKGHQ:RUNÀRZVPLW3')ZLGPHWUH]HQVLHUW Wir wünschen Ihnen nun viel Freude beim Lesen dieser Ausgabe. Heidi Krömker und Marcel Norbey 1 Trimedialität in Rundfunkanstalten: Ergebnisse einer explorativen Studie von Marcel Norbey, Daniela Reichwald und Heidi Krömker Cross-, Tri-, Transmedialität Trimedialität steht als eines der aktuellen Schlagworte im Broadcasting in enger Beziehung zu Begriffen wie Konvergenz, Crossmedia und transmediales Storytelling. Die Grenzen zwischen den Begriffen sind nicht scharf gezogen. Eine Orientierung vermittelt Tabelle 1. Tabelle 1: Begriffe im Kontext der Trimedialität. Begriff Erläuterung Konvergenz Konvergenz bezeichnet die „[…] inhaltliche und technische Annäherung der Medien […]“ [1]. Crossmedia bezeichnet „[…] allgemein die Verknüpfung unterschiedlicher Mediengattungen mit LKUHQVSH]L¿VFKHQ6HOHNWLRQVP|JOLFKNHLWHQXQG Crossmedialität Darstellungsformen auf unterschiedlichen Angebots- und Produktionsebenen mit unterschiedlichen Funktionen für Anbieter und Publikum.“ [2] Trimedialität „Trimedialität bezeichnet die redaktions-, medienund standortübergreifende Kooperation und Vernetzung, also die enge redaktionelle und technische Zusammenarbeit zwischen Radio, Fernsehen und Online.“ [3] „Transmedia storytelling represents a process ZKHUHLQWHJUDOHOHPHQWVRID¿FWLRQJHWGLVSHUVHG Transmedialität/ systematically across multiple delivery channels Transmediales IRUWKHSXUSRVHRIFUHDWLQJDXQL¿HGDQGFRRUdinated entertainment experience. Ideally, each Storytelling medium makes it own unique contribution to the unfolding of the story.“ [4] funk kann z. B. als eine Form der organisatorischen Konvergenz verstanden werden. Der Begriff Crossmedia wird in zwei verschiedenen Branchen verwendet: Von Crossmedia spricht man ]XPHLQHQLP0DUNHWLQJZRGHU%HJULIIGH¿QLHUWZLUGDOV „[…] paralleler Einsatz mehrerer möglichst synergetisch wirkender Medien (z.B. Print und Web, oder TV, Radio und Kino) in der Mediaplanung von werbetreibenden Unternehmen.“ [7]. Zum anderen spricht man im Journalismus von Crossmedia: „Kennzeichnend ist die Kommunikation über mehrere redaktionell verknüpfte Kanäle, die den Nutzer zielgerichtet über die verschiedenen Medien führt und auf einen Rückkanal verweist.“ [8]. Kern beider Begriffsverwendungen ist die Nutzung unterschiedlicher Mediengattungen für die Verbreitung von inhaltlich zusammenhängendem Content. Gemeinsam ist beiden Verwendungen ebenso, dass der Content sowohl auf die Eigenschaften des jeweils verwendeten Medienkanals abgestimmt sein muss als auch, dass eine kohärente Gesamtdarstellung des Contents über alle Kanäle hinweg erreicht werden soll. Dies zeigt übersichtlich die sogenannte MOPS-Matrix der Crossmedia-Funktionen, wie in Tabelle 2 dargestellt: Tabelle 2: MOPS-Matrix der Crossmedia-Funktionen [5] Wenig umstritten ist der Konvergenzbegriff. Grundlage aller konvergenten Entwicklungen im Medienbereich – und damit Voraussetzung für crossmediale, trimediale und transmediale Medienproduktion – ist die Digitalisierung der technischen Basis, die auch als technische Konvergenz bezeichnet wird. Sie ermöglicht es, Content auf einfache Weise und mit verschiedenen Klassen von Geräten aufzuzeichnen, zu bearbeiten, zu transportieren und wiederzugeben. Die technische Konvergenz ist grundlegend für die inhaltliche und die organisatorische Konvergenz. Der Begriff der inhaltlichen Konvergenz wird verwendet, um das Zusammenwachsen von Information und Unterhaltung sowie die Integration interaktiver Elemente zu beschreiben [6], organisatorische Konvergenz beschreibt das Umstrukturieren von Abteilungen in Medienunternehmen, um Content im Sinne der inhaltlichen Konvergenz entwickeln zu können. Der Einsatz trimedialer Newsdesks z. B. wie beim Mitteldeutschen Rundfunk oder Radio Bremen und der Aufbau trimedialer Rechercheredaktionen wie beim Norddeutschen Rundfunk und Westdeutschen Rund- Publikum Anbieter Inhalt Verweise Mehrwert Orientierung Erweiterte Nutzungsmöglichkeiten von Inhalten, NRPSOHPHQWlUH*UDWL¿NDtionen durch medienadäquate Inhalte Verweise auf andere Medienangebote mit Themen-, Programm- und Genreanbindung Synergieeffekte Promotion Mehrfachverwertung von Inhalten und von Ressourcen auf allen Produktionsstufen Verweise auf andere Medienangebote Der Begriff Trimedialität wird eingesetzt, wenn im Kontext der journalistischen Verwendung von Crossmedialität davon gesprochen wird, drei Mediengattungen zu bedienen. Dies soll im Idealfall so geschehen, dass ein Content-Fluss, ein inhaltliches Verweben, zwischen den Mediengattungen entsteht, wobei die Stärken der jeweiligen Mediengattung genutzt werden. In Abhängigkeit vom Thema, vom zur Verfügung stehenden Material und von den zeitlichen Möglichkeiten ist dieser ContentFluss unterschiedlich stark ausgeprägt. 2 Medienproduktion - Online-Zeitschrift für Wissenschaft und Praxis Für die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten bedeutet Trimedialität konkret, dass Content für das Fernsehen, den Hörfunk und das Internet aufbereitet wird. Hierzu sind organisatorische Voraussetzungen notwendig, wie beispielsweise die Einrichtung von trimedialen Newsdesks, die die redaktionelle und technische Zusammenarbeit ermöglichen. Auch andere Formen trimedialer Medienproduktion sind möglich, z. B. Print, Online und Fernsehen. Mit Transmedialität bzw. transmedialem Storytelling wird eine fast künstlerische Erzählform beschrieben, die Content über verschiedene Mediengattungen anbietet und dabei den Content so verwebt, dass eine neue Qualität für das Publikum entsteht. Transmediales Storytelling baut im Allgemeinen auf cross- bzw. trimedialen Produktionsstrukturen auf, wie in Abbildung 1 symbolisch dargestellt. Histotainment-Angebote Histotainment, also die unterhaltsame Darstellung historischer Themen, eignet sich gut für eine intensive trimediale Aufbereitung bzw. sogar eine Aufbereitung im Sinne des transmedialen Storytellings: Die historischen Themen sind abgeschlossen, so dass keine inhaltlichen Überraschungen bei der Materialerstellung auftreten können. Zudem haben Aufbereitungen historischer Themen üblicherweise lange Bestand, so dass auch der Aufwand für das transmediale Storytelling gerechtfertigt ist. Ein Beispiel ist das Angebot des MDR aus dem Jahr 2013 „Die Völkerschlacht Erleben – Geschichte live im MDR“2. Hier wurden aufeinander abgestimmte Features, 'RNXPHQWDWLRQHQ 5HSRUWDJHQ XQG 6SLHO¿OPH ]XP 200. Jahrestag der Völkerschlacht im MDR Fernsehen, MDR Hörfunk, insbesondere MDR Figaro, und Online angeboten. Im Online-Bereich wurden „Live Ticker“, Blogs, Audios, Videos, Animationen und weiterführende Links genutzt. Event begleitende-Angebote Event begleitende Angebote unterstützen die mediDOH 'DUVWHOOXQJ YRQ 9HUDQVWDOWXQJHQ (V ¿QGHW KLHU eher ein weniger intensiver Content-Fluss statt; eher wird das Event, das dann oft im Fernsehen übertragen wird, auf den anderen Kanälen begleitet, z. B. in Form von Verweisen. Beispiele sind hier der „MDR Sputnik Festivalsommer“3, der „Eurovision Song Contest“4 oder der „Deutsche Radiopreis“5 für Events im Musik- und Showbereich, oder die Sportberichterstattung der ARD6 bei Olympia oder beim Biathlon. Abbildung 1: Beziehung der Begriffe im Kontext von Trimedialität. Trimedialität in öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten Trimediales Arbeiten ist seit einigen Jahren erklärtes Ziel der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten. Derzeit spielt die Trimedialität insbesondere eine wichtige RolOHEHLGHUEHLGHU3UlVHQWDWLRQQLFKW¿NWLRQDOHU7KHPHQ (UJHEQLVVHWULPHGLDOHU3URGXNWLRQVSUR]HVVH¿QGHQVLFK heute in den verschiedensten Ausprägungen. Diese lasVHQVLFKNODVVL¿]LHUHQQDFKGHP*UDGGHV&RQWHQW)OXVses zwischen den Mediengattungen sowie nach dem angebotenem Content. Es lassen sich unterscheiden: 1 Trimedialer Kanal Hier ist als prominentes Beispiel BR Puls1 zu nennen. BR Puls ist der digitale Jugendkanal des Bayerischen Rundfunks. Trimedialität zeigt sich hier in Form von Angeboten im Internet bzw. als App, im digitalen Radio und als Programmfenster im Bayerischen Fernsehen. Darüber hinaus arbeitet BR Puls auch mit intensiveren Formen des Content-Flusses bis hin zu Formen transmedialen Storytellings. http://www.br.de/puls/index.html. Für eine intensive trimediale Aufbereitung ist es notwendig, dass die Struktur des Contents vorhersehbar ist, um in der Planung bestimmen zu können, wie der ContentFluss gestaltet werden soll. Deshalb eigenen sich aktuelle Themen mit unvorhersehbarer Entwicklung kaum für eine intensive trimediale Darstellung, zumal bei derartigen Themen der Fokus eher auf der Sicherung der aktuellen Berichterstattung liegt und weniger auf dem Erreichen eines optimalen Content-Flusses. 2 3 4 5 6 http://www.mdr.de/voelkerschlacht. http://www.sputnik.de/festivalsommer2014 http://www.eurovision.de/ http://www.deutscher-radiopreis.de/ http://www.sportschau.de/ 3 Strategische Ziele trimedialer Produktion Es gibt drei große Ziele der Trimedialität: (I¿]LHQ]VWHLJHUXQJXQG.RVWHQVHQNXQJ Durch trimediale Produktionsstrukturen sollen die (I¿]LHQ] JHVWHLJHUW XQG .RVWHQ PLQLPLHUW ZHUGHQ indem ein Redakteur bzw. eine Redakteurin für alle drei Medienkanäle berichtet. Anpassung an veränderte Nutzungsgewohnheiten Trimediale Angebote ermöglichen es den Rundfunkanstalten, das Publikum in ausdifferenzierten Nutzungsszenarien zu erreichen. Entwicklung von Alleinstellungsmerkmalen Durch die Zusammenarbeit von Fernseh- und Hörfunksendern unter einer Dachmarke in Verbindung mit den Online-Angeboten können Produkte entstehen, die in der Medienlandschaft einzigartig sind. ,Q GHU 3UD[LV VLQG GLH 9RUWHLOH GHU (I¿]LHQ]VWHLJHUXQJ und Kostensenkung jedoch erst zum Teil gegeben, da Redakteure/-innen in erster Linie ihrem ursprünglichen Medienkanal verbunden sind. „[…] Wenn ich ein Radiomann bin, dann weiß ich, wie muss ich mein Format einhalten, was muss ich tun, damit es eine einheitliche :HOOHQ,'KDW±GDVEHGHXWHWDEHUQLFKW]ZDQJVOlX¿J dass ich dann auch genauso gut bin, einen optimalen Internetauftritt zu machen […]“ [9]. Es sind jedoch Tendenzen in den Sendeanstalten zu erkennen, trimediale Journalisten/-innen auszubilden, die den unterschiedlichen Anforderungen von Fernsehen, Hörfunk und Online gerecht werden können. Zudem wird deren Wirken durch trimediale Chefredakteure und trimediale Newsdesks unterstützt. Wichtiger noch als die Kostensenkung und Steigerung GHU(I¿]LHQ]GUIWHIUGLH5XQGIXQNDQVWDOWHQGLHGXUFK trimediale Produktionsstrukturen gegebene Möglichkeit sein, ihr Publikum auch in Zukunft zu erreichen. Es ist bekannt, dass die Rezeption von Content noch nie so fragmentiert war wie heute [10]. Die Angebote werden an unterschiedlichen technischen Geräten genutzt, und die Empfangswege reichen von der Rundfunkverbreitung mittels Antenne, Kabel und Satellit über den stationären bis hin zum mobilen Internetzugang. Auch die Gewohnheiten der Mediennutzung sind nicht mehr so festgefügt wie vor zwei Jahrzehnten. Darüber hinaus besteht durch das Internet und seine Dienste ein sehr viel größeres Angebot an Content als in der Zeit vor dem Internet. Dazu kommt, dass die Rezipienten/-innen sich untereinander einfacher über den Content austauschen können und ihn kommentieren können. Publikum und die Rundfunkanstalten können in einen intensiven Kontakt treten. Es kommt hinzu, dass das Publikum der klassischen Mediengattungen Hörfunk und Fernsehen der Rundfunkanstalten im Durchschnitt eher älter ist als das Publikum im Onlinebereich. Die Rundfunkanstalten sind bestrebt, auch ein jüngeres Publikum mit der Präsenz in den Onlinemedien und der Verzahnung von Fernsehen, Hörfunk und Online anzusprechen. Schließlich sind auch die Generierung von Alleinstellungsmerkmalen und die Stärkung der jeweiligen Marken der Rundfunkanstalten strategisches Ziel. Man erhofft sich eine stärkere Bindung der Rezipienten/-innen an den Sender durch abgestimmte Angebote in allen drei Mediengattungen, die durch ihre Einzigartigkeit ein Alleinstellungsmerkmal bilden. Die Rundfunkanstalt fungiert dabei als Dachmarke und die einzelnen inhaltlichen Angebote als Einzelmarken. Eine damit verbundene Zielstellung ist auch, die Wirkung der Dachmarke auf Plattformen auszuweiten, die nicht im Handlungsfeld der Rundfunkanstalten liegen: „Wenn wir die Dachmarke klug positionieren und betonen, dass der Sender für Verlässlichkeit, Glaubwürdigkeit, journalistische Kompetenz steht, dann können wir auch auf den Plattformen, die wir nicht kontrollieren können, also YouTube oder Facebook, reüssieren.“ [9] Zum Teil entziehen sich nämlich Angebote im OnlinebeUHLFK DXFK GHU (LQÀXVVQDKPH GHU 5XQGIXQNDQVWDOWHQ wenn auf Plattformen wie z. B. YouTube oder Facebook Content der Sender von Rezipienten/-innen zur Verfügung gestellt wird. Erfolgsmessung trimedialer Produkte Die Messung des Erfolgs trimedialer Angebote beim Publikum gestaltet sich herausfordernd. Eine Gesamtquote für die Rezeption trimedialer Medienprodukte ist derzeit kaum darstellbar. Zu unterschiedlich sind die Messmodelle und Messinstrumente für die Analyse der Nutzung von Fernsehen, Hörfunk und Online. Tabelle 3: Messung der Nutzung verschiedener Mediengattungen Mediengattung Messmethode Fernsehen technische Lösung, die bei den Rezipienten sekundengenaue Messung von Live- und zeitversetztem Fernsehprogramm ermöglicht Hörfunk halbjährliche telefonische Befragungen Internet Messung der Seiten-, Videoaufrufe usw. und der Unique Users Onlinebefragungen Die vorliegenden Messdaten werden bei den Rundfunkanstalten dennoch in Beziehung gesetzt, und es zeigt sich, dass mit den zusätzlichen Online-Ausspielwegen ein jüngeres Publikum erreicht wird als über die klassi- 4 Medienproduktion - Online-Zeitschrift für Wissenschaft und Praxis schen Kanäle: „Ich kann Ihnen sagen, dass die Leute, die bei uns auf den Internetseiten sind oder die unsere Facebook-Auftritte aufrufen oder Blogs abrufen oder unsere YouTube-Channels nutzen, in der Regel jünger sind als unser Stammpublikum.“ [9]. Methode der empirischen Untersuchung Es existiert bisher relativ wenig veröffentlichte Information zu den Veränderungsprozessen und Erfolgsfaktoren der Trimedialität. Aus diesem Grund wurde ein Forschungsprojekt am Institut für Medientechnologie der TU Ilmenau7LQLWLLHUWGDVVGLHVSH]L¿VFKHQ+HUDXVforderungen in Hinblick auf Technik, Organisation und Content beschreibt. Methodischer Ansatz war eine qualitative Studie mit 11 Verantwortlichen des Bayerischen Rundfunks und des Mitteldeutschen Rundfunks. In Anlehnung an das Modell der Medienproduktion wurden content-, technik- und -organisationsbezogene Veränderungen infolge der Einführung trimedialer Produktionsprozesse erfasst. Die Experten und Expertinnen beantworteten in semistrukturierten Interviews Fragen zur Ist-Situation von Technik, Organisation und Content in Hinblick auf Schwachstellen und Verbesserungspotenzialen. Die Telefoninterviews fanden zwischen Mai und Juli 2014 statt und dauerten zwischen einer und zwei Stunden. Zusammenfassend lassen sich die Schwachstellen folJHQGHUPDHQNODVVL¿]LHUHQ Contentbezogene Schwachstellen Keine ausreichende Verknüpfung des Contents der einzelnen Mediengattungen Bevorzugung des Fernsehens Schwierige Planbarkeit tri- und transmedialer Formate insbesondere im Bereich Aktuelles Technikbezogene Schwachstellen Fehlende Standardisierung und Inkompatibilitäten Schwache softwareseitige Unterstützung trimedialen Arbeitens Organisationsbezogene Schwachstellen Ungeeignete Aufbau- und Ablauforganisation für trimediales Arbeiten Fehlende Mitarbeitende )HKOHQGH4XDOL¿NDWLRQHQ Fehlende Akzeptanz 7 Die explorative Studie wurde im Sommersemester 2014 im Rahmen der Lehrveranstaltung „Media Systems Engineering 2“ unter Leitung von Heidi Krömker, Wolf-Rüdiger Lange und Marcel Norbey von Studierenden der Masterstudiengänge Medienwirtschaft und Medientechnologie durchgeführt. Mögliche Entwicklungspotenziale sind synoptisch in Tabelle 4 aufgeführt. Tabelle 4: Entwicklungspotenziale der trimedialen Produktion Trimediale Produktion Verbesserungspotenzial · Content · Stärken der Mediengattungen nutzen · Aktualitätsniveau erhalten · Vielfalt erhalten · Komfort für Publikum erhöhen · Content-Management-Systeme anpassen · Redaktions- und Managementsoftware einführen · Kommunikation verbessern · Kompetenz und Akzeptanz steigern · Räumliche Organisation anpassen · Aufbauorganisation auf Aufgaben abstimmen Technik Organisation Akquisition des Contents unterstützen · Personalorganisation weiterentwickeln · Ablauforganisation auf Aufgaben abstimmen · Technische Infrastruktur ausbauen Erfolgsfaktoren für Trimedialität Aus den Analysen, die im Detail in den folgenden Beiträgen der an der Studie beteiligten Studierenden beschrieben sind, konnten Erfolgsfaktoren extrahiert werden, die die Gelingensbedingungen für Trimedialität benennen. In Hinblick auf den Content als Treiber für die technischen und organisatorischen Bedingungen wurde vor allem herauskristallisiert, dass der Content in allen Mediengattungen gut präsentiert werden können muss. Dies bedingt, das Material verfügbar ist, das in den Medienkanälen einen hohen Mehrwert für den Rezipienten bietet. Wenn z. B. unzulängliches Videomaterial vorliegt, ist die Stärke der Mediengattung Fernsehen kaum zu nutzen. Wenn umgekehrt Videomaterial ohne vertiefte Hintergrundinformation vorliegt, kommt die Stärke der Mediengattung Hörfunk und Online nicht zum Tragen. Dies war z. B. der Fall bei den Videos zu den Geschehnissen des 11. September 2001. Um den Content-Fluss zwischen den Mediengattungen zu unterstützen, werden technische Systeme benötigt, die eine medienübergreifende Informationsbe- und -verarbeitung ermöglichen und eine contentbezogene Kommunikation der Redakteure und Redakteurinnen unterstützen. Dieses Zusammenspiel von Content und Technik muss darüber hinaus durch eine geeignete Organisation unterstützt werden. Für funktionierende trimediale Newsdesks müssen räumliche Strukturen geschaffen wer- 5 den, in denen Redakteure und Redakteurinnen im täglichen Alltag ihre „Köpfe zusammenstecken“ können und auch Zeit haben, um ein Thema als trimedialen ContentFluss zu gestalten, der die Stärken aller drei Mediengattungen ausschöpft. abgerufen am 27.2.2015. [4] Jenkins, H. (2007): Transmedia Storytelling 101. URL: http://henryjenkins.org/2007/03/transmedia_storytelling_101.html, abgerufen am 27.2.2015. Die Berücksichtigung der technik- und organisationsbezogenen Erfolgsfaktoren in der trimedialen Produktion LVW%HGLQJXQJGDPLW]XPHLQHQGLHHUKRIIWHQ(I¿]LHQ]gewinne auf Seiten der Rundfunkanstalten erreicht werden können. Zum anderen schaffen sie Möglichkeiten, transmedialen Content zu entwickeln, so dass damit bislang nicht erreichte Zielgruppen erreicht werden könQHQ 'LH GHXWVFKH 0HGLHQODQGVFKDIW EH¿QGHW VLFK LP Umbruch; und die Trimedialität hat das Potenzial, die Zukunft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten zu sichern. [6] ECMC Europäisches Zentrum für Medienkompetenz (2008): Im Blickpunkt: Medienkonvergenz. URL: http:// www.grimme-institut.de/imblickpunkt/pdf/imblickpunkt_ medienkonvergenz2.pdf, abgerufen am 26.2.2015, S. 2. [5] wie [2]. [7] Kollmann, T. (o. J): Crossmedia. URL: http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/81345/crossmedia-v7. html, abgerufen am 26.2.2015. [8] o. V. (2014): Crossmedia. URL: http://medienwiki. org/index.php/Crossmedia, abgerufen am 25.2.2015. [9] Gesprächspartner beim BR. [10] Für einen Überblick: Media-Perspektiven, hrsg. ... in Zusammenarbeit mit der ARD-Werbung (2014): Basisdaten: Daten zur Mediensituation in Deutschland. Media-Perspektiven: Frankfurt/Main, S. 66-85. Daniela D i l Reichwald R i h ld (l.) (l ) ist i M Masterabsolventin b l i des d Studiengangs Medienwirtschaft. Marcel Norbey (m.) ist wissenschaftlicher Mitarbeiter, Heidi Krömker (r.) Professorin am Fachgebiet Medienproduktion der Technischen Universität Ilmenau. Literatur [1] Krömker, H.; Klimsa, P. (2005): Einführung. In: Handbuch Medienproduktion: Produktion von Film, Fernsehen, Hörfunk, Print, Internet, Mobilfunk und Musik. Krömker, H./Klimsa, P. (Hrsg.). VS Verlag für Sozialwissenschaften: Wiesbaden, S. 25. [2] Schweiger, W. (2002): Crossmedia zwischen Fernsehen und Web. Versuch einer theoretischen Fundierung des Crossmedia-Konzepts. In: Medienkonvergenz: Angebot und Nutzung. Eine Fachdiskussion veranstaltet von BLM und ZDF (BLM-Schriftenreihe, Band 70). Theunert, H./Wagner, U. (Hrsg.). Reinhard Fischer: München, S. 126. [3] Norddeutscher Rundfunk (2015): Was bedeutet „Trimedialität“? URL: http://www.ndr.de/der_ndr/daten_ und_fakten/Was-bedeutet-Trimedialitaet,ndr6143.html, 6 Medienproduktion - Online-Zeitschrift für Wissenschaft und Praxis Entwicklungspotenziale im Content von Sebastian Achatz, Daniel Bischoff, Thomas Boehner, Jan Heidtmann und Danielle Warnecke Der Wille zum trimedialen Arbeiten ist bei den Redakteuren und Redakteurinnen vorhanden Allerdings sind sie sich im Detail bei der Konzeption der trimedialen Beiträge oft unsicher. Bisher schwankt der trimediale Anteil der Produktionen von Redaktion zu Redaktion stark und hängt vom Zielpublikum und -medium ab. Er liegt bei den interviewten Expertinnen und Experten im Bereich von 10 Prozent bis zu fast 100 Prozent. Trimediale Redaktionen ermöglichen zwar eine ganzheitliche Vorplanung über alle Mediengattungen, die Fähigkeit der kreativen Umsetzung und ein hervorragender Sprach- und Schreibstil, der die Besonderheiten der einzelnen Mediengattungen berücksichtigt, sind jedoch weiterhin wesentliches Handwerkszeug. Die Möglichkeiten der verschiedenen Mediengattungen erfordern eine neue vernetzte Denkweise bei der Konzeption. Die Analyse der aktuellen Situation erfolgte auf Basis von sechs Experteninterviews. Die Interviewten waren Journalisten/-innen des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) und des Bayerischen Rundfunks (BR) sowie freie Journalistinnen und Journalisten. Akquisition des Contents unterstützen Die Akquisition von trimedialem Content erfordert ein erweitertes Kompetenzspektrum. Die derzeit unterbesetzten trimedialen Redaktionen leiden unter hohem Leistungsdruck sowie fehlendem Knowhow in nicht-journalistischen Bereichen wie z. B. )RWRJUD¿HRGHU6FKQLWW'LHVHIHKOHQGH)DFKNRPSHWHQ] wirkt sich laut der befragten Expertinnen und Experten negativ auf die Qualität der Beiträge aus: „Wir sind jetzt dazu gehalten, zum Teil Kameras mitzunehmen, zu foWRJUD¿HUHQ±HWZDVZR]XZLUQLFKWDXVJHELOGHWVLQGXQG etwas, wofür wir auch sehr schlecht bezahlt werden. Also konkret etwa 10 Euro pro online veröffentlichtem Foto – das ist eigentlich ein Witz.“ [1] Stärken der Mediengattungen nutzen Ausschlaggebend für einen guten trimedialen Beitrag ist, dass die Stärken der einzelnen Mediengattungen genutzt werden. Die inhaltliche Verteilung über die Mediengattungen hinweg muss sich an der beabsichtigen dramaturgischen Wirkung orientieren und keinesfalls an der traditionellen Hierarchie Fernsehen, Hörfunk, Online. Nur durch diese gelebte Gleichstellung erreicht man ein hochwertiges trimediales Produkt. Wird eine Story einem Medium zugewiesen, stehen dessen Stärken im Vordergrund, siehe Tabelle 1. Dies dient dem traditionellen Verständnis von Spannungsaufbau und effektivem Erreichen des Publikums. Tabelle 1: Auswahl von Stärken einzelner Mediengattungen [2] Fernsehen Hörfunk · Passives Medium · Passives Medium · Kombiniert Bild und · Schnelle BerichterTon stattung Online · Multimedial · Mobil · Langzeitkonsum des Begleitmediums Radio · Interaktiv · Starke emotionale Wirkung · Live-Übertragungen · Persönlicher Dialog in Foren und ExpertenChats · Große Reichweite · Dialoge mit Zuhörer möglich · Zeitpunktunabhängig · Täglicher Konsum · Raum für längere Sendeplätze · Keine Sendezeit begrenzung · Hohe Aufmerksamkeit · Hohe Glaubwürdigkeit und Überzeugungskraft · RandthemenPlattform · Attraktivste Werbeplätze Bei den trimedialen Produktionen zeigten sich in der Praxis die folgenden Herausforderungen, die es noch zu bewältigen gilt: Die einzelnen Medienträger unterliegen traditionell der oben genannten Hierarchie Fernsehen, Hörfunk, Online. In der Regel verhält es sich so, dass die „starken“ Medien Fernsehen und Hörfunk primär mit Topstories und besonders anziehungsstarkem Content beliefert werden, während Online zweitrangig behandelt wird. Auch erfolgt die Priorisierung von Themen immer noch in Abhängigkeit von ihrem Sendeplatz im Fernsehen. Eine ganzheitliche Verknüpfung im Sinne der Stärken aller drei Mediengattungen und auch die bimediale Verknüpfung von Fernsehen und Hörfunk erfolgen noch eher selten. Ursache hierfür ist nach Einschätzung der Befragten, dass ein guter trimedialer Beitrag aufgrund starrer Hierarchien innerhalb 7 der Mediengattungen nur sehr schwergängig zu realisieren ist. Die besondere Stärke der Interaktivität des Internets wird nur in Ausnahmefällen, z. B. durch Diskussionsforen oder Experten-Chats, für die Belebung der Story genutzt. Das ganzheitliche Nutzen der Stärken der Mediengattungen wird zurzeit oft noch als Hobby einzelner Redakteure und Redakteurinnen wahrgenommen und ist nicht Gegenstand einer systematischen Weiterbildung. Ein intensiver Content-Fluss entwikkelt sich oftmals im Zeitverlauf und folgt nicht einer trimedialen Strategie. Eine weitere Schwachstelle besteht bei aktuellen Themen in der mangelnden Vorhersehbarkeit des sukzessiv eingehenden Beitragsmaterials. Das Gesamtkonzept lässt sich nur schwer vorbestimmen, wenn nicht alle Beiträge und Einzelnachweise von vornerein bekannt sind. Bidirektionalität des Internets bietet zudem auch mehr Möglichkeiten der inhaltlichen Mitbestimmung. Literatur [1] Anonymer Experte, Interview vom 27.05.2014. [2] Mahrdt, N. (Hrsg.) (2009): Crossmedia. Werbekampagnen erfolgreich planen und umsetzen. Springer: Wiesbaden, S. 41-44 und S. 53-61. Aktualitätsniveau erhalten Trimediales Arbeiten darf nicht zu einer Verlangsamung und damit zur Verschlechterung der Aktualität der Nachrichten eines Senders führen. Die Aktualität spielt eine außerordentlich wichtige Rolle bei der öffentlichen Wahrnehmung des Senders. Vielfalt erhalten Gerade für öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten ist die Sicherung inhaltlicher Vielfalt ein wichtiger Auftrag. Mittels trimedialer Konzepte können auch Randthemen interessant und nachhaltig thematisiert werden. Eine intensive trimediale Erzählweise und eine interaktive Vertiefung z. B. durch Online-Foren stellen auch unter dem Blickwinkel der Sicherung der Vielfalt eine wichtige Chance dar. Komfort für Publikum erhöhen Spannende Handlungsfolgen auf hohem Aktualitätsniveau bilden die Basis für hohe Erzählqualität. Trimedialität bietet neue Perspektiven und technische Möglichkeiten, die genutzt werden sollten. Gerade in der Einführungsphase erfordert Trimedialität eine schrittweise Heranführung des Publikums, das so nutzergerecht auf dem geplanten Navigationspfad über die Mediengattungen geleitet wird. Gute Wegweiser sind z.B. Cross Teasing und das kurze Vorführen von Online-Features in Fernsehsendungen. Gerade der Umgang mit der Mediengattung Internet bringt für viele Rezipienten/-innen einen deutlichen Mehrwert. Die interaktive Auseinandersetzung mit interessierenden Themen kann zur intensiveren Bindung an den Sender führen als die lineare Rezeption. Die 8 Medienproduktion - Online-Zeitschrift für Wissenschaft und Praxis Entwicklungspotenziale in der Technik von Mathias Bauer, Carsten Behr, Melanie Gäbelein, Jan Kurtz und Anna Margarete Schwarz Das Herzstück der trimedialen Produktion sind die technischen Systeme. Die mediengattungsübergreifende Planung, Verfügbarkeit und Koordinierung des Contents ist Voraussetzung für erfolgreiche trimediale Produktionen. Das Content Management spielt eine zentrale Rolle für die trimediale Arbeit, bei der z.B. alle Codecs und Formate reibungslos verarbeitet werden müssen. Die technischen Systeme müssen sicherstellen, dass die Themen medienunabhängig recherchiert, bearbeitet und weiterverwendet werden können. Alle Beteiligten können auf einen zentralen Content Pool zugreifen, und anschließend können Inhalte für das anvisierte Zielmedium entsprechend aufbereitet werden. Die Analyse der technischen Entwicklungspotenziale erfolgte auf Basis von drei Experteninterviews mit Verantwortlichen des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) und des Bayerischen Rundfunks (BR). Alle Verantwortlichen der befragten Medienunternehmen sehen sich selbst am Anfang ihrer Entwicklung in Richtung Trimedialität und der damit verbundenen Herausforderungen. Content-Management-Systeme anpassen Das Content-Management-System soll es ermöglichen, dass die Mitarbeitenden schnell und einfach auf die Inhalte zugreifen können, und es soll eine Möglichkeit zur zentralen Ablage von Audio- und Videomaterial bieten. Der Online-Veröffentlichung sollte im Sinne des OnlineFirst-Ansatzes eine besondere Priorität eingeräumt werden. Unzulänglichkeiten in der technischen Unterstützung zeigen sich insbesondere durch Content-ManagementSysteme, die nicht auf die Aufgaben trimedialer Medienproduktion abgestimmt sind: Der gemeinsame Content Pool ist oft nicht für alle Bereiche optimal nutzbar, da z. B. die Schnittsoftware des Cutters den alten Codec eines Archivvideos nicht unterstützt. Das Archivmaterial ist oft nur unzureichend digitalisiert. Hinzu kommt, dass die Austauschformate der Mediengattungen nicht kompatibel sind. Die Komplexität der Produktionssoftware ruft oft Speicher- und Übertragungsprobleme hervor. Auch bei der Neuentwicklung von Systemarchitekturen können bestehende Content-ManagementSysteme oft nur unzulänglich integriert werden. Es gibt auch Ansätze, das Content-Management-System zum Planungstool weiterzuentwickeln. Ein Vorschlag kann von Radio Bremen abgeleitet werden, das als zentrales Redaktionssystem die Software „d’accord“ verwendet. [1] Redaktions- und Managementsoftware einführen Die Software muss das Redaktionssystem in vollem Umfang abbilden und steht für alle Ressorts im Mittelpunkt ihrer täglichen Arbeit. Zusätzlich sollte es Komponenten geben, die die Planung, Koordination und Verwaltung trimedialer Produktionen unterstützt. Bisher eingesetzte Systeme haben sich jedoch nach Aussagen der Interviewten als noch nicht ausgereift gezeigt und werden den Anforderungen nicht gerecht. Kommunikation verbessern Die Kommunikation zwischen den Mitarbeitenden soll sowohl auf organisatorischer als auch technischer Ebene verbessert werden. Durch räumliche Nähe können sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter direkt austauschen, und eine zentrale technische Plattform in Form einer Collaboration Software kann helfen, den themen]HQWULHUWHQ,QIRUPDWLRQVÀXVVHI¿]LHQWHU]XJHVWDOWHQ In den Abteilungen fehlt es darüber hinaus an Software, die die Mitarbeitenden gut vernetzt. Auch wenn eine räumliche Nähe der Mitarbeitenden gegeben ist, sollt ein Newsdesk die Kommunikation unterstützen. So gibt es z. B. beim MDR „[…] seit zwei Jahren einen trimedialen Newsdesk, die sind für die Aktualitätensichtung [...] zuständig“. Ergänzend könnte auch Collaboration Software wie z. B. SharePoint, Connections oder Jammer, zum Einsatz kommen. Kompetenz und Akzeptanz steigern Die technischen Systeme führen zu unterschiedlichen Veränderungen: Durch die umfangreichere technische Vernetzung entstehen Organisationsstrukturen und veränderte Zuständigkeitsbereiche. Bei den Mitarbeitenden rufen oft ungenügende AufJDEHQGH¿QLWLRQHQ XQG 'RSSHOVWUXNWXUHQ LQ GHQHQ mehrere Personen am selben Thema arbeiten, Unzufriedenheit hervor. 9 Auch werden bestehende Aufgaben oft angereichert. Ein Journalist muss sich jetzt beispielsweise mit den Aufgaben eines Cutters befassen, um einen Beitrag zu schneiden. In vielen Köpfen stehen bewährte Arbeitsmethoden und jahrelange Arbeitserfahrung gegen trimediale, QRFKQLFKWJHIHVWLJWH:RUNÀRZV'LHVHQHXHQ$XIgaben werden oftmals nicht akzeptiert und es fehlt an Bereitschaft der Mitarbeitenden, sich neues Wissen im Bereich Trimedialität anzueignen. In den Rundfunkanstalten wird versucht, dem Entgegenzuwirken, indem das Personal im Sinne der Trimedialität geschult wird und klassische Berufsbilder weiterentwickelt werden. Der fortschreitende Lern- und Erfahrungsprozess soll helfen, bestehende Ängste und Missverständnisse abzubauen. Beim BR und insbesondere bei BR Puls gibt es bereits solche Veranstaltungen, die das Leitbild der Trimedialität aufzeigen sowie den Mitarbeitenden Ängste nehmen. Die Schulungen sollen versuchen, den Mitarbeitenden eine Haltung zur Trimedialität zu vermitteln, in der „[…] nicht jeder Fernsehen, Internet und Radio gleich gut machen können muss [...] sondern sie dürfen, wenn sie können und wollen, sich gegenseitig zuarbeiten“. Das Konzept kann als Vorbild für andere Medienunternehmen aufgegriffen und weiter ausgebaut werden. Da Trimedialität nicht nur die Technik, sondern auch die Organisation und die Anforderungen an die Mitarbeitenden verändert, wird eine stufenweise Einführung trimedialer Produktionsprozesse empfohlen. Diese stufenweise Einführung sollte von Experten, wie z. B. Change Agents, begleitet werden. Literatur Der Artikel wurde aus der Auswertung von drei Telefoninterviews mit Mitarbeitern von MDR und BR erarbeitet. [1] Eckstein, Eckhard (2007): Start in die trimediale Zukunft. URL: http://www.daccord.net/seiten/pdf/2007_ RadioBremen.pdf, abgerufen am 14.9.2014. 10 Medienproduktion - Online-Zeitschrift für Wissenschaft und Praxis Entwicklungspotenziale in der Organisation von Anna-Maria Daschner, Ulrike Große, Zhiyang Ji, Regina Koreng und Valentin Krieger Der Mitteldeutsche Rundfunk treibt die organisatorische Entwicklung der Trimedialität seit etwa zwei Jahren intensiv voran, während der Bayerische Rundfunk schon seit fünf Jahren mit sehr tiefgreifenden Maßnahmen dieses Ziel verfolgt. Die Einführung von Trimedialität im Arbeitsalltag gestaltet sich als langsamer Prozess, der sich Schritt für Schritt mit jedem neuen Projekt verankern muss. Die Analyse der noch offenen Entwicklungspotenziale erfolgte auf Basis von drei Experteninterviews mit Verantwortlichen des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) und des Bayerischen Rundfunks (BR). In den Experteninterviews zeigte sich, dass die organisationalen Entwicklungspotenziale mit den technischen verknüpft sind. Räumliche Organisation anpassen Um trimediale Produktionsprozesse erfolgreich einzuführen, sollten die Redaktionen räumlich nah beieinander arbeiten, was jedoch gebäudetechnisch, wie z.B. beim MDR, schwer umsetzbar ist. Der BR hingegen, der seine Gebäude sanieren muss, richtet seine Umbaumaßnahmen schon direkt auf Trimedialität aus. Schon bei der Flächenplanung muss auf eine räumliche Nähe der Redaktionen geachtet werden. Das geplante „Sonnenmodell“ des BR ist bereits ein Lösungsansatz für eine ideale räumliche Organisation, wie in Abbildung 1 dargestellt. Hierbei stellt das Aktualitätenzentrum bzw. der trimediale Newsroom die Mitte des räumlichen Aufbaus da. Die Ressorts entsprechen den einzelnen Schalen, bei denen im inneren Bereich das trimediale Zentrum steht, das für alle Kanäle produziert. Je weiter weg sich eine 5HGDNWLRQ YRP =HQWUXP EH¿QGHW GHVWR ZHQLJHU VWHKW die trimediale Arbeit im Vordergrund. Die Produktion eiQHV)HUQVHK¿OPVLVWHLQ%HLVSLHOKLHUIU Aufbauorganisation auf Aufgaben abstimmen Beim Bayerischen Rundfunk wurde vor etwa fünf Jahren begonnen, trimediale Produktionsprozesse zu initiieren, die durch eine Informationsdirektion unterstützt werden. Diese fasst die Nachrichten für Fernsehen, Hörfunk und Online zusammen. Für die trimediale Arbeit wurden darüber hinaus testweise Koordinationsrollen eingeführt. Sie sollen die Transparenz bezüglich Themenrecherche und -ausarbeitung zwischen den Fernseh- und Hörfunkdirektionen sicherstellen. Damit soll die Kommunikation und ZusammenDUEHLW YHUHLQIDFKW XQG GLH (IIHNWLYLWlW XQG (I¿]LHQ] LP Produktionsablauf verbessert werden. Der InformatiRQVÀXVVIUHLQHEHUJUHLIHQGH7UDQVSDUHQ]]ZLVFKHQ den einzelnen Direktionen ist jedoch ausbaufähig. Abb.1: „Sonnenmodell“ in der trimedialen Produktion Personalorganisation weiterentwickeln Trimedialität bedarf einer neuen und für alle transparenten Ressourcenplanung. Teilweise werden Ressourcen freigesetzt, die an anderer Stelle dringend benötigt werGHQ$XFK¿QDQ]LHOOH8PYHUWHLOXQJHQVLQGP|JOLFKGD die Vermeidung von Doppelarbeit Ressourcen freigibt. Durch die Kanalisierung organisatorischer Abläufe wird GHU ¿QDQ]LHOOH $XIZDQG IU YHUVFKLHGHQH 7HLOEHUHLFKH geringer, da diese ein geringeres Arbeitspensum zu bewältigen haben. Die Personalplanung und -entwicklung gewinnt vor allem durch die Verschiebung von Zuständigkeiten bei den Redakteuren und Redakteurinnen eine besondere Rolle. Für Mitarbeitende, die noch wenig Erfahrung in der trimedialen Produktion haben, sind passgenaue Weiterbildungsmaßnahmen bereit zu stellen, die die Operationalisierung von Trimedialität im Alltag vermitteln. Damit wird die Akzeptanz für diese neue Arbeitsweise gesteigert und der Angst vor Arbeitsplatzverlust entgegen gewirkt. 11 Ablauforganisation auf Aufgaben abstimmen Durch die engere Zusammenarbeit der einzelnen Direktionen hat sich auch das Herangehen von Redakteurinnen und Redakteuren an neue Themen verändert. Vor diesem Hintergrund kann z.B. eine Redakteurin der Hörfunkdirektion einen O-Ton aufnehmen und einem Interviewpartner neben den eigenen Fragen weitere stellen. Diese zusätzlich beschafften Informationen kann dann ein anderes Ressort nutzen. Auf diese Weise soll Doppelarbeit vermieden werden, in dem z. B. ein O-Ton aufgenommen und für Radio, Fernsehen und Online differenziert aufbereitet wird und nicht drei verschiedene O-Töne aufgenommen werden müssen. In den Rundfunkanstalten hat sich in den letzten Jahren eine enge Verbindung zwischen der jeweiligen Hörfunk- und Fernsehdirektion etabliert, die allerdings noch weiter intensiviert werden kann, besonders in Hinblick auf den Online-Bereich. Für eine trimediale Zusammenarbeit sollte für einen WUDQVSDUHQWHQ MRXUQDOLVWLVFKHQ :RUNÀRZ GLH .RPPXnikation zwischen den Mitarbeitenden der einzelnen Redaktionen gefördert werden. Dafür sind regelmäßige Meetings in einem gemeinsamen Newsroom unabdingbar. Technische Hilfsmittel, die die Zusammenarbeit unterstützen, wie beispielsweise eine Redaktionssoftware, müssen getestet und eingeführt werden. Literatur Der Artikel wurde aus der Auswertung von drei Telefoninterviews mit Mitarbeitern von MDR und BR erarbeitet. Technische Infrastruktur ausbauen Eine Herausforderung für alle Medienunternehmen stellt die technische Abbildung trimedialer Arbeitsabläufe dar. Trimediales Arbeiten erfordert eine gemeinsame Planung, Recherche und einen gemeinsamen Zugriff auf das gesamte Material durch alle Beteiligten. All dies setzt eine funktionierende gemeinsame technische Plattform voraus. So verwendet der MDR z.B. bereits seit etwa zwei Jahren einen trimedialen Newsdesk. Es werden derzeit verschiedene Lösungen ausprobiert, um vorhandene Produktionssoftware miteinander zu verknüpfen. Dabei sind viele individuelle Lösungen entstanden, die jedoch noch nicht das ganze Potenzial der Unterstützung ausschöpfen. Es fehlt z.B. eine geeignete Software für einen zentralen Ingest von Bild- und Tonmaterial sowie für die Bereitstellung der Informationen für die Redakteure und Redakteurinnen und die verschiedenen Direktionen. Auch die Rechteverwaltung bezüglich des Zugriffs auf die verfügbare Information ist nicht an die neue Arbeitsweise angepasst. Weitere Probleme sind inkompatible Schnittstellen zwischen alter und neuer Technik. Die Notwendigkeit der intensiveren technischen Vernetzung erhöht darüber hinaus den administrativen Aufwand. 12 Medienproduktion - Online-Zeitschrift für Wissenschaft und Praxis Fluch oder Segen? Trimedialität im Journalismus von Melanie Kritzer Trimedialität ist ein Begriff, der im Journalismus zunehmend an Bedeutung gewinnt und über den in der Medienbranche immer wieder heftig diskutiert wird. Bei meiner Studie habe ich deshalb folgende zentrale Frage gestellt: „Ist Trimedialität der Weg der Zukunft oder doch nur ein bloßes Hirngespinst“. Und diese kann eindeutig beantwortet werden: Trimedialität ist der Weg der Zukunft. Die Entwicklung der Medienunternehmen geht immer mehr in Richtung mehrmediales Arbeiten. Internationale Entwicklung Gerade nordeuropäische Medienunternehmen sind bereits auf mehrmediales Arbeiten umgestiegen. In Ländern wie Norwegen, Schweden, Dänemark, Holland, Belgien oder auch Finnland wird derzeit vor allem noch bi- aber mittlerweile auch immer wieder trimedial gearEHLWHW'LHVH/lQGHU¿QGHQVLFKGHU]HLWLQXQWHUVFKLHGlichen Zwischenformen von Trimedialität, besitzen aber die technischen Möglichkeiten, integrierte Redaktionssysteme und die dazu notwendigen Digitaltools um vollkommen auf Crossmedialität umsteigen zu können [1]. Auch bei britischen Sendeanstalten ist Trimedialität VFKRQ ZHLW YHUEUHLWHW ,P *HJHQVDW] ]X HKHU QLFKW ¿nanzstarken Medienunternehmen, wie in Südeuropa oder im Balkan. Das hängt in diesen Ländern aber vor allem auch mit politischen Gründen zusammen. In Deutschland ist Radio Bremen der Vorreiter von bi- und trimedialem Arbeiten. Die Bereitschaft, crossmedial zu arbeiten, ist ansonsten in deutschen Unternehmen wenig vorhanden. Der Hauptgrund dafür ist, dass bei dieVHQ6HQGHDQVWDOWHQGLH¿QDQ]LHOOHQ0LWWHOQRFKYRUKDQden sind und sie unter keinem großen ökonomischen Druck stehen. In der Schweiz ist die Situation etwas anders, hier liegen die beiden wichtigsten Standorte Zürich und Bern zu weit auseinander um vollkommen mehrmedial arbeiten zu können. In gewissen Bereichen wird bereits bi- und trimedial gearbeitet, aber der Informationsund Nachrichtensektor wird weiterhin getrennt bleiben (müssen). [1] Spannend ist die Situation auch in Österreich. Österreich liegt zwar im internationalen Schnitt noch deutlich hinter den anderen Ländern, die Medienunternehmen hier sind jedoch bereit dazu, mehrmedial zu arbeiten. Im ORF ist beispielsweise laut dem Medienexperten Fritz Wendl bimediales Arbeiten schon selbstverständ- lich und wird in Zukunft sicherlich zu trimedialem Arbeiten ausgebaut. Hier müsse jedoch noch gewartet werden, bis alle ORF-Sender am gleichen Standort vereint sind, nur dann könne Trimedialität funktionieren. [1] Vor- und Nachteile von crossmedialem Arbeiten Die Überlegungen der Medienunternehmen, welche Form des Arbeitens – also ob mono- bi- oder trimedial VLQGZHLWOlX¿J]HLWLQWHQVLYXQGKlQJHQYRQ]DKOUHLFKHQ positiven aber auch negativen Aspekten ab. Durch die Errichtung einer zentralen Planungsinstanz, wie beispielsweise einem Newsroom oder einem Teamdesk, versuchen die Medienunternehmen zu gewährleisten, dass die verschiedenen Themen künftig nicht mehr parallel recherchiert und in Folge auch doppelt produziert werden. Die daraus resultierende trimediale Tätigkeit des Journalisten ermöglicht Synergieeffekte. Und die wirken sich laut Guido Schulenberg, dem ehemaligen Leiter der Nachrichtenredaktion von Radio Bremen, darin aus, dass sich die einzelnen Journalisten der verschiedenen Mediengattungen absprechen können, wer für welches Thema zuständig ist und Informationen dazu sammelt. In Folge können die jeweiligen Journalisten die Ergebnisse gemeinsam bespreFKHQXQGVLFKGDUEHUDXVWDXVFKHQ'DGXUFKSUR¿WLHUW auch der Online-Bereich. So muss nicht mehr auf den Radio- oder Fernsehbeitrag gewartet werden, die Informationen, Bilder und Videos können sofort ins Internet gestellt werden und stehen den Rezipienten somit noch früher zur Verfügung. Dadurch gewinnt der Online-Bereich zunehmend an publizistischer Kraft und Dynamik und zeichnet das Medienunternehmen somit noch mehr aus. [3] Durch bi- und trimediales Arbeiten entstehen zudem neue Kreativeinheiten. Verschiedene Journalisten aus unterschiedlichen Mediengattungen lernen sich kennen, diskutieren miteinander und erarbeiten Themen gemeinsam. Durch die engere Zusammenarbeit entsteht eine größere Kooperation, Materialien werden ausgetauscht und für andere Mediengattungen zur Verfügung gestellt. Laut Schulenberg sind hierfür auch die zukünftigen Mitarbeiter, wie Volontäre, Praktikanten oder Trainees unabdingbar. Die jüngere Generation denkt bereits medienübergreifend, die jahrelang anhaltenden klassischen Trennungen sind in den Köpfen der zukünftigen Journalisten nicht mehr so stark ausge- 13 prägt, wenn überhaupt. 9RQ 7ULPHGLDOLWlW SUR¿WLHUW QLFKW QXU GDV 0HGLHQXQWHUnehmen, sondern auch die Rezipienten. Sie kommen wesentlich schneller zu ihren Informationen, egal über welches Medium. Durch die gemeinsame Planung bleibt mehr Zeit für Hintergrundrecherchen, die Beiträge werden somit, laut Herbert Tillmann, dem früheren Direktor der Produktion und Technik im Bayrischen Rundfunk, vielfältiger, tiefgründiger und das alles führt zu einer Stärkung des Qualitätsjournalismus. [2] Anhand der von mir durchgeführten Studie rund um Trimedialität und den dafür geführten Experteninterviews können zu den schon aufgezählten Vorteilen noch weitere positive Aspekte hinzugefügt werden: Die Veränderung der Arbeitsweise, die ausgedehnten Aufgaben und neuen Arbeitsfelder können sich positiv auf den einzelnen Journalisten auswirken und eine willkommene Abwechslung für ihn und für das Unternehmen bedeuten. Es wird zwar das gleiche Material für die unterschiedlichen Medien aufbearbeitet, aber beispielsweise im Texten und auch im Aufbau sind diese grundverschieden. Durch Trimedialität entsteht auch eine gewisse Flexibilität im Arbeitsalltag und in der Einsetzbarkeit. Zudem kann die möglicherweise bereits eingefahrene Routine neu aufgebrochen werden. Für das Unternehmen selbst bedeutet trimediales Arbeiten eine hohe Durchlässigkeit zwischen den Medien. Es gibt weniger Lehrläufe, der Ä:RUNÀRZ³ NDQQ GDGXUFK YHUEHVVHUW ZHUGHQ )OH[LEOH Dienstpläne sind möglich, das Unternehmen kann mit dem Personal und dem zur Verfügung gestellten Geld besser jonglieren, es entstehen nicht nur redaktionelle Synergien sondern auch ökonomische. [1] Im Gegensatz dazu gibt es aber auch einige negative Aspekte, die von den Medienunternehmen zu berücksichtigen sind. Ein Nachteil zeigt sich beispielsweise darin, dass das trimediale Redaktionssystem von den verschiedenen Journalisten unterschiedlich aufgenommen wird. Einige Redakteure weisen hier anfänglich eine Hörfunk- beziehungsweise eine Fernsehklappe auf und brauchen eine gewisse Zeit, bis sie sich an andere und neue Arbeitsweisen gewöhnen und darauf einstellen können. Dazu kommt, nicht jeder Hörfunkredakteur ist für die Fernsehberichterstattung oder Online-BeiträJHJHHLJQHW)UMHGHV0HGLXPLVWHLQHJHZLVVH$I¿QLtät notwendig. Aus diesem Grund muss jede Redaktion auch ihre Fachleute behalten. [3] Für das trimediale Arbeiten werden zudem zusätzliche Kenntnisse und gewisse Vorkenntnisse von den einzelnen Journalisten erwartet, beispielsweise multimediale Fähigkeiten und Fertigkeiten. Für die strukturellen Änderungen in einem Medienunternehmen braucht es deshalb neue Ausbildungen und Weiterbildungen, die für das Unternehmen kostspielig und zeitintensiv sein können. [4] Einer der wesentlichsten Nachteile von Trimedialität ist der derzeitige Stand der Medienunternehmen und der Aufbearbeitungsmöglichkeiten. Momentan gibt es noch keine professionellen Bearbeitungstools. Nach Tillmann werden für Radio, Fernsehen und Multimedia immer noch verschiedene Systeme angeboten. Ein Journalist muss deshalb, obwohl er eigentlich trimedial arbeitet, immer noch in unterschiedlichen Abteilungen tätig sein. Hier bräuchte es zahlreiche Um- und Neubauten in den Medienunternehmen. Und die sind meistens kostspielig und auch zeitintensiv. [2] Hinzu kommt, dass eigentlich die positiven Synergien auch seitens des Medienunternehmens negativ genützt werden könnten. Wenn nur noch möglichst viele Angebote von möglichst wenigen Redakteuren verlangt werden, und somit Personal eingespart wird. Darunter würde die journalistische Qualität enorm leiden, und die %HULFKWHUVWDWWXQJ ZUGH ]X HLQHU PHGLHQVSH]L¿VFKHQ Fließbandproduktion umfunktioniert werden. Das wiederum heißt, weniger Zeit für das Recherchieren und die Bearbeitung der Texte, mit der Folge, dass „copy und paste“ vermehrt eingeführt wird. Zudem stellt sich die Frage, welches Medium ist beim trimedialen Arbeiten am wichtigsten? Auf welche Mediengattung konzentriert sich der Redakteur als erstes? Und gerade der Zeitdruck schränkt den Journalisten in seiner Tätigkeit ein. Unterschiedliche Dramaturgien und ein differenzierter Aufbau darf trotz mehrmedialem Arbeiten nicht missachtet oder hintenan gestellt werden. Ebenso muss auf den Journalisten geachtet werden, dieser kann durch den Stress und Druck überfordert werden, er muss ständig auf drei Ebenen denken und darf hier nichts vergessen. Durch den höheren Produktionsdruck könnte der Redakteur wesentlich schneller ausbrennen und steht zugleich vor zahlreichen Fragen und Entscheidungen, die er zuvor nicht treffen musste. [1] Melanie elanie Kritzer hat Publizistik Publizisti und Kommunikationswissenschaft an der Universität Wien studiert und arbeitet heute im ORF-Landesstudio in Vorarlberg. 14 Medienproduktion - Online-Zeitschrift für Wissenschaft und Praxis Auswirkungen auf Medienvielfalt und Zeitmanagement Ein wesentlicher Aspekt der nicht außer Acht gelassen werden darf, sind die Auswirkungen auf die Medienvielfalt. Denn die Medienvielfalt wird laut sämtlichen Experten der Studie durch das trimediale Arbeiten eingeschränkt. Wenn sich nur ein Journalist mit einem Thema beschäftigt, beispielsweise wenn er auf einer Pressekonferenz war, dann behandelt er, obwohl er objektiv arbeitet, dass Thema dennoch einseitig. Wenn mehrere Leute an einem Thema arbeiten, ist die Chance ungleich höher, mehr Blickwinkel, mehrere Aspekte oder verschiedene Schwerpunkte bei der Recherche sowie bei der Ausarbeitung anderer Formulierungen und eine allgemein andere Aufbearbeitung zu erhalten. Auch die Wahl der Interviewpartner erfolgt auf andere Weise. Wenn bei den Journalisten gespart wird, wird in Folge auch an den Chefredakteuren gespart, und auch darunter leide die Vielfalt. Bei trimedialem Arbeiten muss besonders darauf geachtet werden, dass kein Einheitsbrei entsteht und die Beiträge unterschiedliche Aspekte beinhalten und weiterhin verschieden bleiben [1]. Der Wiener Kommunikationswissenschaftler Fritz Hausjell vertritt die Meinung, dass der Binnenpluralismus durch Trimedialität tendenziell gefährdet wird und sinkt. Was vorher unabhängig voneinander geschrieben wurde, fällt nun in die Hand einer einzigen Person. Hausjell unterstützt deshalb Trimedialität in Form von Teamarbeit. Das wäre ein Gewinn für den künftigen Journalismus und für das jeweilige Medienunternehmen, meint Hausjell. [1] Dennoch kann sich Trimedialität auch äußerst positiv auf die Medienvielfalt auswirken. So können deutlich mehr Themen in mehreren Mediengattungen behandelt werden, das Programm auf sämtlichen Sendern wird intensiver und größer und dadurch vielfältiger. [1] Wenn die Zeit ausgeht... Neben der Medienvielfalt spielt bei Trimedialität aber vor allem auch das Zeitmanagement eine wesentliche, wenn nicht sogar übergeordnete Rolle. Bei der aktuellen Berichterstattung ist mehrmediales Arbeiten fast nicht möglich. Drei Berichte für drei unterschiedliche Medien zu produzieren, dabei überall aktuell und möglichst schnell zu sein, funktioniert nicht. Beziehungsweise nicht ohne Qualitätseinbußen. In Bezug auf das Zeitmanagement macht crossmediales Arbeiten vor allem dann Sinn, wenn kein Zeitdruck vorhanden ist und der Redakteur auf jeden einzelnen Beitrag genau eingehen kann und Zeit hat neue Wege, $QVlW]HXQG,QWHUYLHZSDUWQHU]X¿QGHQ,Q5HGDNWLRQHQ EOHLEWVRZLHVRRIW]XZHQLJ=HLWIU1DFKGHQNHQ5HÀHNtion und Entwicklung, durch aktuelles trimediales Arbei- WHQZUGHQGLHVH'H¿]LWHZHVHQWOLFKYHUVWlUNWZHUGHQ Aktualität spielt gerade durch die Fortschritte der Medienbranche eine immer wichtigere Rolle. Die aktuelle Berichterstattung kann aber auch durch trimediales Arbeiten nicht mehr schneller werden. Es könnte sogar passieren, dass die Medien dadurch langsamer werden. Aktualität kann auch Qualitätseinbußen mit sich bringen. Umso schneller, umso weniger wird recherchiert. Darauf muss in Zukunft unbedingt vermehrt geachtet werden. [1] Qualität muss immer im Vordergrund stehen Qualität ist abhängig von mehreren Faktoren: in diesem Fall von den Aspekten Zeit, Kosten, Personal und Medienvielfalt. Stress, Druck und Zeitmangel mindern die Qualität eindeutig. Trimedialität wird von denselben )DNWRUHQ ZHVHQWOLFK EHHLQÀXVVW -H QDFKGHP VSLHJHOW sich das wiederum doppelt in der Qualität der Berichterstattung wider. Hier muss deshalb seitens des Medienunternehmens und des Chefredakteurs abgeschätzt werden, was mehrmedial möglich ist und was nicht. [1] Kosten und Personal Eindeutige Vorteile birgt Trimedialität auf Unternehmerseite, wenn es um Kosten und Personal geht. Durch die dadurch entstehenden Synergien kann Personal gespart werden und das wiederum führt zu verminderten Kosten. Die Frage, die sich in diesem Zusammenhang dann aber stellt, ist wie sich das wiederum auf die Qualität auswirkt. Hier ist der Grad sehr dünn, zwischen es funktioniert und es funktioniert nicht. Aber gerade im öffentlich-rechtlichen Rundfunk dürfen laut dem Kommunikationswissenschaftler Hausjell nicht die Kosten in den Vordergrund gestellt werden. [1] Die beiden Begriffe Newsroom und Newsdesk werden in der Literatur und auch von den Experten gerne mit Kosteneinsparungen in Verbindung gebracht. Dennoch auf der anderen Seite stehen hier wiederum Umbauarbeiten und Weiterbildungen. Trotzdem, der Kostenfaktor spielt bei der Einführung von mehrmedialem Arbeiten sicher eine große Rolle, denn schlussendlich kann ein Unternehmen damit auf Dauer Geld sparen. [1] Bezüglich Personaleinsparungen gibt es im europäischen Raum Entwarnung. Bereits in der Krise wurde einiges an Personal eingespart, viel mehr sei trotz Trimedialität nicht mehr möglich. Die Redakteure können dadurch jedoch anders eingeteilt und eingesetzt werden. [1] 15 Resümee Trimedialität ist also möglich, jedoch mit Abstrichen. Crossmedialität, Mehrmedialität und Trimedialität sind noch relativ neue Themengebiete, die noch wenig erforscht worden sind. Fakt jedoch ist, es gibt unterschiedliche Facetten. Es muss dabei vor allem auf Unternehmensseite und Journalistenseite unterschieden werden. Der entscheidende Punkt, ob trimediales Arbeiten in einem Unternehmen möglich ist, liegt darin, welches Modell und welche Organisationsform die Sendeanstalt für sich auswählt. Ein gemeinsamer Newsroom oder Newsdesk spielt dabei eine wesentliche Rolle. 'LH :XU]HOQ ¿QGHW GLH 7ULPHGLDOLWlW LQ GHU 'LJLWDOLVLHrung. Zugleich ist das auch die Grundvoraussetzung für mehrmediales Arbeiten. Neue technische Möglichkeiten bieten die Chance, Konvergenzen zu nutzen und crossmedial zu arbeiten und in weiterer Folge entstehen dadurch wichtige Synergien. Trimedialem Arbeiten wird international ein immer größer werdender Stellenwert zugesprochen, nun heißt es ausprobieren, voneinander lernen und neue Formen entwickeln. Literatur Grundlage für den Artikel [1] Kritzer, Melanie (2014): Trimedialität im Journalismus. Der Weg der Zukunft oder doch bloßes Hirngespinst?. Saarbrücken. Akademikerverlag. 2014. Weitere Quellen: [2] Eckstein, Eckhard (2012): Reibungsloser Übergang. Online: www.mebucom.de/news/business/Reibungsloser-%C3%9Cbergang-2964. (Abgerufen am 23.April 2012) [3] Heidisiek, Birgit (2011): Die neue Art des Denkens. Online: www.mebucom.de/archiv/produktion/Die-neueArt-des-Denkens-2085. (Abgerufen am 07.Mai 2011) [4] Paukens, Hans / Uebbing, Sandra (2006): Local Journalism and Digitalization in Germany. In: Paukens, Hans / Uebbing, Sandra: Tri-Medial Working in European Local Journalism. München: Verlag Reinhard Fischer. S.75-80. 16 Medienproduktion - Online-Zeitschrift für Wissenschaft und Praxis Alles eine Frage der Plattform? Unterschiede und Gemeinsamkeiten der journalistischen Routine bei Print- und Online-IT-Fachjournalisten von Stefan Geiß, Nikolaus Jackob und Oliver Quiring 1. Einleitung Das Internet hat die journalistische Arbeit um vielfältige neue Recherchemöglichkeiten bereichert, die von Journalisten rege genutzt werden. Damit haben sich die Routinen der Informationsbeschaffung grundlegend verändert [4]. Gleichzeitig bietet das Internet den Medienorganisationen neue Verbreitungskanäle – und es zwingt sie, diese auch zu nutzen, da sie im Wettbewerb sonst nicht bestehen können. Das gilt für den General Interest-Journalismus wie für die Fachpresse. Auch über das Nutzungsverhalten des Publikums werden die Ansprüche an Journalisten und ihr RollenselbstverVWlQGQLV EHHLQÀXVVW ± JOHLFKHUPDHQ LKUH 3XEOLNXPVbilder und ihre Vermutungen über die Wirkungen der eigenen Berichterstattung. Besonders die Berichterstattung über den IT-Sektor – seinerseits raschem technologischen und ökonomischen Wandel unterworfen – prägt Vorstellungen der Bevölkerung von Technologien und Produkten, und damit wiederum den IT-Markt [3]. Die Art und Weise, wie IT-Journalisten sich Informationen beschaffen und sie für die Rezipienten aufbereiten, hat möglicherweise gravierende gesellschaftliche Konsequenzen. Bei den IT-Medien koexistieren kommerziell erfolgreiche Printund Online-Angebote [7]. Die Recherchemöglichkeiten sind zwar nicht abhängig von der Publikationsplattform – Print- und Online-Journalisten können gleichermaßen auf Suchmaschinen, auf Online-Enzyklopädien, auf Blogs und Nutzerkommentare usw. zugreifen und diese Informationen für ihre Publikationen nutzen. Dennoch unterscheiden sich die Zielpublika der Online-Journalisten von denen ihrer Print-Kollegen und auch bei den Online-Journalisten dürfte es sich um eine „besondere Spezies“ [5] handeln. Es liegt nahe, dass sich die Arbeitsroutinen zwischen den Mediengattungen unterscheiden [9] – ebenso das jeweilige Abbild von Technologien, IT-Märkten und IT-Produkten, das die jeweiligen Rezipienten erreicht. Doch nicht alle Journalisten arbeiten ausschließlich oder weit überwiegend im Printbereich bzw. im Online-Bereich – eine beträchtliche Zahl von Redakteuren wird gleichzeitig oder abwechselnd beide Plattformen bedienen. Insofern stellen sich zwei Fragen, die empirisch geklärt werden müssen: 1. Wie unterscheiden sich berufsrelevante Vorstellungen und Arbeitsroutinen von IT-Journalisten, die für Printausgaben arbeiten, von den Arbeitsroutinen von IT-Journalisten, die für Online-Ausgaben arbeiten? 2. Wie sehen die Vorstellungen und Arbeitsroutinen von IT-Journalisten aus, die regelmäßig beide Plattformen bedienen? Aufbauend auf den Antworten zu diesen Fragen muss diskutiert werden, wie sich die Arbeitsroutinen und VorVWHOOXQJHQDXIGLH(LQÀXVVFKDQFHQGHU3XEOLF5HODWLRQV auf die Inhalte von IT-Medien auswirken und welche Arten von Inhalten die Rezipienten, aber auch die Hersteller erreichen (und somit dort Wirkungschancen haben). Dabei fokussieren wir auf folgende berufsrelevante Vorstellungen und Arbeitsroutinen: 1. Status und Selbstbild: (a) Demographie, (b) Berufszufriedenheit und Anziehungspunkte, (c) Rollenselbstverständnis, (d) Wahrnehmung von Branchentrends bei den IT-Medien 2. Publika und Themen: (a) Themenschwerpunkte, (b) Zielpublikum und Zielgruppen, (c) Publikumsimage 3. Wirkungsvorstellungen der Journalisten: (a) Vermutete Wirkung auf das Publikum, (b) Vermutete Wirkung auf IT-Hersteller 4. Quellen und Recherche: (a) Bedeutung verschiedener Quellen, (b) Umgang mit PR- und UGC-Input Die hier angeführten Daten beruhen auf einer OnlineBefragung von IT-Journalisten um den Jahreswechsel 2010/2011. Insgesamt wurden Journalisten kontaktiert, GLHEHLGHXWVFKVSUDFKLJHQ,70HGLHQKDXSWEHUXÀLFK tätig waren. Der Fragebogen beinhaltete zahlreiche etablierte Frageformate, etwa aus der Befragung „Journalismus in Deutschland“ [10] oder aus einer Befragung von Immobilienjournalisten [2] sowie einige neu entwikkelte Fragen (etwa zu Wirkungsvorstellungen auf Publikum und Hersteller, dazu theoretisch: [6]). Von den 382 kontaktierten Journalisten besuchten 223 die Befragungs-Website, 184 begannen mit dem Fragebogen und 102 machten (weitgehend) vollständige Angaben. *HQDXHUH$QJDEHQ]XU0HWKRGLN¿QGHQVLFKLQ-DFNRE Geiß und Quiring [3]. 17 2. Selbst und Selbstbild 2.1. Demographie und Berufsstatus Die IT-Journalisten unterschiedlicher Plattformen gleichen sich in vielen demographischen Merkmalen und LQLKUHPEHUXÀLFKHQ6WDWXV7DEHOOH'HU$QWHLOZHLElicher Journalisten ist durchweg sehr gering, der Anteil der Journalisten mit abgeschlossenem Hochschulstudium liegt bei über 50 Prozent, die Befragten sind fast alle in Vollzeit tätig, etwa ein Drittel der Befragten sind mit einer Leitungsrolle betraut. Unterschiede gibt es hingegen im Alter, in der Berufserfahrung und in der Studienrichtung: Die reinen Onlinejournalisten sind im 6FKQLWWMQJHUXQHUIDKUHQHUQLFKWVLJQL¿NDQWDEHUPLW deutlichem Trend) und haben seltener eine natur- oder ingenieurwissenschaftliche Studienrichtung (oder Mathematik oder Informatik) gewählt. Für die Alters- und Erfahrungsunterschiede gibt es zwei naheliegende Erklärungsmöglichkeiten: Entweder arbeiten die OnlineIT-Journalisten bei jungen, nur online publizierenden Startups, die wiederum auf junge, aber wenig erfahrene Journalisten zurückgreifen. Oder sie arbeiten bei etablierten Medien und publizieren (noch) vorwiegend im nicht so prestigeträchtigen Online-Angebot. Sie erwerben also erst mit der Zeit das Prestige, auch öfter Artikel für das „Print-Flaggschiff“ zu verfassen. Beide Erklärungen schließen sich nicht aus, lassen sich aber mit den vorliegenden Daten nicht prüfen. 7DEHOOH'HPRJUDSKLHXQG%HUXÀLFKH Stellung nach Plattform Print Online Beides Gesamt (n=30) (n=32) (n=40) % % (n=102) % % Weiblich ns 7 13 15 12 Studium ns 50 63 60 58 Über 35 Jahre * 30 53 63 50 Mathematik, Information, Natur-, oder Ingenieurwissenschaft studiert * 10 25 38 26 Vollzeit-Journalist ns 93 97 98 96 Führungsposition ns 30 29 36 32 Mindestens 9 Jahre Berufserfahrung ns 30 59 58 50 Basis: Befragung von 102 IT-Journalisten. Chi-Quadrat-Tests. # p<,10; * p<,05; ** p<,01 2.2 Rollenselbstverständnis Die unterschiedlichen Plattformen scheinen entweder unterschiedliche (IT-)Journalistentypen mit unterschieden Rollenselbstverständnissen anzuziehen oder sie prägen die Journalisten in ihren Rollenselbstbildern unterschiedlich. Letztlich könnte der Altersunterschied zwischen Online-Journalisten einerseits und den Online- bzw. Print/Online-Journalisten andererseits auf einen Generationenunterschied hindeuten [1]. Die Analysen zeigen deutliche Unterschiede in einigen zentralen Punkten: Auch wenn nahezu alle IT-Journalisten sich als Vermittler komplexer Sachverhalte sehen, ist diese Rolle den Print- bzw. Print-/Online-Journalisten deutlich wichtiger als den reinen Online-IT-Journalisten. bKQOLFKHV JLOW PDUJLQDO VLJQL¿NDQW DXFK IU GLH 5ROOH als neutraler Informationsvermittler. Verständlicherweise sehen sich die Onlinejournalisten als schnelle Informationsvermittler, wohingegen die für Printmedien arbeitenden Journalisten, deren Magazine typischerweise monatlich oder zweiwöchentlich erscheinen, diese Funktion weniger stark für sich reklamieren. Als Interessenvertreter der Leser begreifen sich vor allem GLHK\EULGDUEHLWHQGHQ-RXUQDOLVWHQGLHVLFKVLJQL¿NDQW von den reinen Onlinejournalisten abheben. Auch beim kritischen Rollenverständnis, einen Gegenpol zur Wirtschaft (in diesem Fall: der IT-Branche) darzustellen, ergeben sich Unterschiede: Die reinen Online-Journalisten schreiben diesem Rollenverständnis nahezu keine Bedeutung zu, wohingegen Print- und Print/OnlineJournalisten sich hier durchaus angesprochen fühlen. 'LH 2QOLQH-RXUQDOLVWHQ XQWHUVFKHLGHQ VLFK VLJQL¿NDQW von den beiden anderen Gruppen (Tabelle 2). Oliver Quiring (l.) ist Professor für Kommunikationswissenschaft an der Johannes GutenbergUniversität Mainz. Stefan Geiß (m.) ist wissenschaftlicher Mitarbeiter, Nikolaus Jackob (r.) Akademischer Oberrat und Geschäftsführer am Institut für Publizistik an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz 18 Medienproduktion - Online-Zeitschrift für Wissenschaft und Praxis Tabelle 2: Rollenselbstverständnis nach Plattform (Auszug) Komplexe Sachverhalte erklären/vermitteln ** Online Print Beides Gesamt (n=30) (n=32) (n=40) (n=102) MW MW MW MW 4,07 a 4,56 b 4,59 b 4,43 letzten 10 Jahren gestiegen ist; während die OnlineJournalisten dies weitgehend bejahen, antworteten die Print/Online- sowie die reinen Print-Journalisten deutlich abwartender. Die restlichen Aussagen stießen auf ein geteiltes Echo oder auf Ablehnung, es zeigten sich keine Unterschiede zwischen den drei Gruppen. Tabelle 3: Trends bei IT-Medien Online Das Publikum möglichst neutral und präzise informieren # Neue Trends aufzeigen und neue Ideen vermitteln ns 4,2 4,31 4,23 4,25 Laien technische Hintergründe vermitteln ns 3,83 4,16 4,28 4,11 4,13 4,38 4,55 * Die Interessen der Nutzer und Verbraucher vertreten ** 3,43 a 3,66 ab 4,13 b 3,77 Einen Gegenpol zur Wirtschaft darstellen * 2,30 a 3,00 b 2,95 b 2,77 Positive Ideale zu vermitteln # 4,23 b 3,03 3,66 a 2,78 4,03 ab 2,46 3,97 2,73 Basis: Befragung von 102 IT-Journalisten. Varianzanalysen mit Scheffé Post Hoc Tests (alternativ Games-Howell Post Hoc Tests bei ungleichen Varianzen) Einträge in der gleichen Zeile (unter Online, Print, Beides), die keinen hochgestellten Buchstaben gemeinsam haben, unterscheiden VLFKVWDWLVWLVFKVLJQL¿NDQWEHLS ab # p<,10; * p<,05; ** p<,01 2.3 Entwicklung der IT-Medien Zum Selbstverständnis von Journalisten gehören nicht nur persönliche Rollenselbstbilder und Berufsmotive, sondern auch ihre Wahrnehmung der Profession bzw. der Branche als Ganzes. Wir haben Fragen nach Entwicklungen im IT-Journalismus, nach dem aktuellen Status und nach den Zukunftsaussichten gestellt. Die IT-Journalisten sind sich einig, dass der Konkurrenzdruck im IT-Journalismus heute (2010/2011) höher ist als vor 10 Jahren (Tabelle 3). Außerdem glauben sie, dass der professionelle IT-Journalismus zusätzlich Konkurrenz von Laien im Internet bekommen wird; dies glauben allerdings vor allem die Online-Journalisten, wohingegen die Print- und Print/Online-Kollegen dieser Aussage nur zögerlich zustimmen. Auch die zunehmende Wichtigkeit von Werbeerlösen gegenüber Verkaufserlösen sehen vor allem die Online-Journalisten. Gespalten sind die IT-Journalisten auch in der Frage, ob die Qualität der Berichterstattung der IT-Medien in den Beides Gesamt (n=30) (n=32) (n=40) (n=102) 4,37 Dem Publikum möglichst schnell Informationen vermitteln Print MW MW MW MW Aktuell ist der Konkurrenzdruck im ITJournalismus größer als vor 10 Jahren. ns 4 4,23 4,21 4,15 Der professionelle ITJournalismus wird in den kommenden Jahren zunehmend Konkurrenz von Laien bekommen, die im Internet. ** 4,13 a 3,59 ab 3,37 b 3,67 Der IT-Journalismus wird sich in Zukunft nicht mehr über 9HUNDXIVHUO|VH¿QDQ]LHUHQ die Werbeerlöse werden immer wichtiger. * 3,60 a 2,91 b 3,22 ab 3,24 Die Qualität der Berichterstattung über ITThemen ist höher als noch vor 10 Jahren. * 3,47 a 3,00 ab 2,77 b 3,05 Eine technische Fachausbildung wird für ITJournalisten in Zukunft an Bedeutung gewinnen. ns 3,1 2,88 3,15 3,05 In absehbarer Zukunft wird es im IT-Journalismus nur noch Online-Ausgaben geben, die gedruckten Magazine sind Auslaufmodelle. ns 3,03 3 2,9 2,97 Eine journalistische Fachausbildung für ITJournalisten wird in Zukunft wichtiger werden. ns 3,07 2,78 2,6 2,79 Die Zahl der Titel, die sich mit IT-Themen beschäftigen, wird deutlich zunehmen. # 2,43 2 2,45 2,3 Basis: Befragung von 102 IT-Journalisten. Varianzanalysen mit Scheffé Post Hoc Tests (alternativ Games-Howell Post Hoc Tests bei ungleichen Varianzen) Einträge in der gleichen Zeile (unter Online, Print, Beides), die keinen hochgestellten Buchstaben gemeinsam haben, unterscheiden VLFKVWDWLVWLVFKVLJQL¿NDQWEHLS ab # p<,10; * p<,05; ** p<,01 3. Publikum und Schwerpunkte 3.1 Themenschwerpunkte Vergleicht man die verschiedenen Plattformen, für die IT-Journalisten Inhalte produzieren, lassen sich kaum Unterschiede in den jeweiligen Themenschwerpunkten LGHQWL¿]LHUHQ/HGLJOLFKGLH3ULQW-RXUQDOLVWHQIDOOHQHWwas aus dem Rahmen, weil sie im Gegensatz zu den 19 reinen Onlinern und den „Hybrid“-Kollegen kaum über Personen aus dem IT-Sektor oder über Krisen und KonÀLNWHLP,76HNWRUEHULFKWHQ7HQGHQ]LHOOSXEOL]LHUHQGLH UHLQHQ 2QOLQH-RXUQDOLVWHQ KlX¿JHU EHU GDV 7KHPD „Spiele“, die hybrid arbeitenden Journalisten publizieUHQ WHQGHQ]LHOO KlX¿JHU EHU Ä0lUNWH XQG 8QWHUQHKmen“. Online- und Print/Online-Journalisten berichten HQWVSUHFKHQGKlX¿JHUEHU7KHPHQDXVGHU3HULSKHULH des IT-Sektors und weisen in ihren Themenportfolios eine größere Vielfalt auf als ihre rein online arbeitenden Kollegen, die eher auf den Kern der klassischen IT-Berichterstattung – Hardware, Software, Spiele und Events – fokussieren (Tabelle 4). Tabelle 4: Themenschwerpunkte nach Plattform weniger wohlhabend und für jünger als ihre Kollegen. Ob dies eine realistische Einschätzung ist, lässt sich hier nicht klären (tendenziell dürften die Online-Nutzer zumindest jünger sein). Die Publikumsbilder der Printund der Print/Online-IT-Journalisten ähneln sich hingegen (Tabelle 5). Tabelle 5: Publikumsimage nach Plattform Online Print Beides Gesamt (n=30) (n=32) (n=40) (n=102) MW MW MW MW Fortschrittlich --Konservativ ns 2,23 2,38 2 2,19 Gebildet --- Ungebildet * 2,47 a 2,09 ab 2,03 b 2,19 Online Print Beides Gesamt (LQÀXVVUHLFK (LQÀXVVORV * 3,20 a 2,75 ab 2,69 b 2,87 (n=30) (n=32) (n=40) (n=102) Informationsorientiert --- nicht inf.orientiert ns 1,79 1,74 1,68 1,73 % % % % Reich --- Arm # 3,03 2,75 2,78 2,85 Hardware ns 73 66 68 69 Jung --- Alt * 2,43 a 3,00 b 2,81 ab 2,76 Software ns 40 56 53 50 Spiele ns 67 41 48 51 Basis: Befragung von 102 IT-Journalisten. Varianzanalysen mit Scheffé Post Hoc Tests (alternativ Games-Howell Post Hoc Tests bei ungleichen Varianzen) Events und Fachmessen ns 63 75 63 67 Märkte / Unternehmen ns 37 28 50 39 Internet ns 57 53 55 55 Mobilkommunikation ns 47 41 50 46 Projekte / Geschäftsideen ns 50 31 38 39 Personen aus IT-Sektor * 27 3 30 21 .ULVHQXQG.RQÀLNWH # 43 16 33 30 Gesell. und politische Entwicklungen ns 47 28 48 41 Basis: Befragung von 102 IT-Journalisten. Chi-Quadrat-Tests. Einträge in der gleichen Zeile (unter Online, Print, Beides), die keinen hochgestellten Buchstaben gemeinsam haben, unterscheiden VLFKVWDWLVWLVFKVLJQL¿NDQWEHLS ab # p<,10; * p<,05; ** p<,01 Auch wenn IT-Journalisten weitgehend unabhängig vom Publikationsweg ähnliche Themen behandeln, richten sie ihre Berichterstattung doch auf unterschiedliche Publika aus, mit potenziellen Konsequenzen für die Inhalte: So richten sich die Online-Journalisten offenbar an ein jüngeres Publikum mit (noch) recht geringer formaler Bildung und (noch) relativ geringem gesellschaftOLFKHP(LQÀXVV # p<,10; * p<,05; ** p<,01 3.2 Publikumsimage Da sich die Publika rein soziodemographisch je nach Plattform unterscheiden dürften (z. B. ein jüngeres Online- versus ein älteres Print-Publikum), verwundert es kaum, dass die Publikumsimages sich zwischen den Plattformen relativ stark unterscheiden: Während alle IT-Journalisten ihre Leser unabhängig von der Plattform tendenziell als „fortschrittlich“ (im Gegensatz zu „konservativ“) charakterisieren und sie für „informationsorientiert“ halten, unterscheiden sich die (LQVFKlW]XQJHQ ZLH JHELOGHW HLQÀXVVUHLFK ZRKOKDbend und wie alt das Publikum der eigenen Publikation ist, deutlich. Die Online-Journalisten halten ihr PuEOLNXP IU ZHQLJHU JHELOGHW ZHQLJHU HLQÀXVVUHLFK IU 4. Wirkungsvorstellungen 4.1 Wirkung auf das Publikum IT-Journalisten gehen in der Regel davon aus, dass ihre Publikationen eine Wirkung auf Vorstellungen, Einstellungen und Verhaltensweisen des breiten Publikums haben. Die Leser nutzen diese Medien mit der Absicht, sich über neue Produkte zu informieren, oft um zu erfahren, ob sich ein Kauf für sie lohnt oder nicht. Um die Wirkungsvorstellungen von IT-Journalisten zu erfassen, haben wir ein Szenario konstruiert, in dem ein Leser fest entschlossen ist ein Produkt zu kaufen, der Journalist aber einen (fairen) Bericht verfasst hat, der das Produkt kritisiert und seine Schwächen klar nennt. Drei Arten von verhaltensbezogenen Wirkungen wurden berücksichtigt: (1) Sucht der Rezipient nach weiteren Informationen über das Produkt? (2) Schiebt er seine 20 Medienproduktion - Online-Zeitschrift für Wissenschaft und Praxis Kaufentscheidung vorerst auf? (3) Entschließt er sich, das Produkt doch nicht zu kaufen? Die Wirkungsvorstellungen der IT-Journalisten sind plattformübergreifend sehr einheitlich. Sie halten alle abgefragten Arten von verhaltensmäßigen Effekten für wahrscheinlich. Gefragt, welche Wirkungen ihrer kritischen Berichterstattung sie unter Rezipienten annehmen würden, die einen Produktkauf in Betracht ziehen, halten die IT-Journalisten es plattformübergreifend für am Wahrscheinlichsten, dass die Rezipienten zusätzOLFKH ,QIRUPDWLRQHQ QDFKIUDJHQ (WZDV ZHQLJHU KlX¿J gehen sie davon aus, dass Rezipienten ihre Kaufentscheidung aufschieben oder gar ganz auf einen Kauf verzichten (Tabelle 6). Tabelle 6: Wirkung auf das Publikum nach Plattform Online Print (n=30) (n=32) Beides Gesamt (n=40) (n=102) MW MW MW MW Wirksamkeit von Produktkritik Suche nach weiteren Informationen ns 4,47 4,58 4,35 4,46 Aufschieben der Kaufentscheidung ns 3,97 3,9 3,91 3,92 Produkt doch nicht kaufen ns 3,41 3,48 3,53 3,48 Basis: Befragung von 102 IT-Journalisten. Varianzanalysen mit Scheffé Post Hoc Tests (alternativ Games-Howell Post Hoc Tests bei ungleichen Varianzen) # p<,10; * p<,05; ** p<,01 4.2 Wirkungen auf die IT-Hersteller Neben dem Publikum können IT-Journalisten auch über LKUH %HULFKWHUVWDWWXQJ (LQÀXVV DXI GLH +HUVWHOOHU QHKmen. Man kann davon ausgehen, dass die Hersteller von IT-Produkten die für sie relevanten Publikationen genau beobachten. Kritische Vorschauen („Previews“) und Berichte („Reviews“) werden also wahrgenommen und können dazu führen, dass aktuelle Produkte z.B. mit „Patches“ und „Updates“ überarbeitet werden oder Fehler und Kritikpunkte bei künftigen Produktentwicklungen berücksichtigt werden. So wirken sich IT-Berichte unter Umständen auch direkt auf die Produktentwicklung aus. Alle IT-Journalisten halten es für wahrscheinlich, dass ihre Berichterstattung die Produktentwicklung GHU+HUVWHOOHUEHHLQÀXVVHQNDQQ±LQGHP6LQQHGDVV Patches oder Updates bereitgestellt werden (MW=3,77) oder die künftige Produktentwicklung die Kritikpunkte aufgreift (MW=3,60). Da IT-Journalisten nicht nur nach der Veröffentlichung Produkte testen, sondern auch Vorschauen publizie- ren und die Hersteller während des Entwicklungsprozesses begleiten und besuchen, ergibt sich sogar die Möglichkeit, auf die Hersteller schon während der Produktentwicklung einzuwirken. Entsprechend zielte eine ZHLWHUH)UDJHGDUDXIDEKHUDXV]X¿QGHQZLH+HUVWHOler mit Kritik umgehen, die während des Entwicklungsprozesses geäußert wird. Auch wenn die Unterschiede LQVJHVDPWQLFKWVWDWLVWLVFKVLJQL¿NDQWVLQGVFKHLQHQGLH 3ULQW-RXUQDOLVWHQVLFKHKHUHLQHQJURHQ(LQÀXVVZlKrend des Entwicklungsprozesses zuzuschreiben als die Online- bzw. die Print-/Online-IT-Journalisten: 57% der reinen Print-IT-Journalisten glauben, dass Kritikpunkte ernst genommen und umgesetzt werden. Bei den reinen Online-Journalisten sind es nur 33%, bei den Print/ Online-Journalisten 32%. Die Wirkungsvorstellungen der IT-Journalisten zeugen von einigem Selbstbewusstsein, das vor allem unter den reinen Print-Journalisten weit verbreitet it. Die Befragten schreiben ihrer Berichterstattung erhebliche Wirkungen auf das Publikum und auch auf die Hersteller zu. 5. Recherche und Quellen 5.1 Bedeutung klassischer Informationsquellen IT-Journalisten sind nicht autonom bei der Gestaltung ihrer Inhalte. Sie sind auf Quellen angewiesen, die ihnen relevante Informationen zugänglich machen – oder sie ihnen prinzipiell auch vorenthalten könnten. Deshalb analysieren wir als Letztes die Quellen der ITJournalisten und suchen auch hier nach Unterschieden zwischen den verschiedenen Journalistengruppen. Die IT-Journalisten verlassen sich vor allem auf persönliche Kontakte zu IT-Unternehmen, die ihnen InformaWLRQHQ OLHIHUQ 'LH SHUV|QOLFKH (EHQH GHU .RQWDNWSÀHge wird auch durch die hohe Bedeutung von „Events, Messen und Conventions“ und von Pressekonferenzen und Pressemitteilungen unterstrichen. Danach folgt eine Reihe von Quellen, die im IT-Journalismus selbst verortet sind: Andere Fachjournalisten, die Fachpresse, Online-Nachrichtendienste sowie das Redaktions- oder 9HUODJVDUFKLY$EHUDXFKLQGLHVHQ4XHOOHQ¿QGHQVLFK vermutlich vor allem Informationen, die ursprünglich von den IT-Unternehmen stammen. Externe Quellen wie Verbände und Vereine, unabhängige Experten oder RI¿]LHOOH 6WHOOHQ VSLHOHQ QDKH]X NHLQH 5ROOH 7DEHOOH 'HU HLQ]LJH VLJQL¿NDQWH 8QWHUVFKLHG ]ZLVFKHQ GHQ -RXUQDOLVWHQJUXSSHQ¿QGHWVLFKEHLGHU1XW]XQJGHVHLgenen Archivs: Es spielt bei den Print/Online- sowie bei den Onlinejournalisten eine größere Rolle als bei den Printjournalisten. Aufgrund der hohen Bedeutung der Unternehmenskontakte liegt es nahe, diese Kontakte etwas genauer unter die Lupe zu nehmen: Wer sind typischerweise 21 Hauptansprechpartner in den Unternehmen? Hier zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den Journalistengruppen: Wenn auch jeweils die PR-Mitarbeiter von der Mehrheit der Journalisten als Hauptansprechpartner genannt wurden (81% der IT-Journalisten antworteten so), gab es bei den Print/Online-Journalisten eine relevante Minderheit von immerhin 28%, die Mitarbeiter der Entwicklungsabteilungen als Hauptansprechpartner hatten. Bei den Online-Journalisten sind es gerade einmal 3%; bei den Print-Journalisten 6%. Der Anteil sonstiger Ansprechpartner sowie der Ansprechpartner in der Geschäftsführung war sehr gering. Der Unterschied in der Struktur der Ansprechpartner ist statistisch signi¿NDQWȤð S &UDPHUV9 Print-Journalisten mit ihrem Magazin im Schnitt relativ ZHQLJ5HLFKZHLWHHU]LHKHQ'LH$XÀDJHGHU0HGLHQGHU K\EULGDUEHLWHQGHQ-RXUQDOLVWHQ0 LVWVLJQL¿kant höher (t(67)=2,734; p=,008) als die der Medien, für die die „reinen“ Printjournalisten arbeiten (M=269.113). Die Websites, für die die Online-Journalisten arbeiten erreichen ähnlich viele Visits pro Monat (M=5.809.821) wie die Websites, für die die hybrid arbeitenden Journalisten tätig sind (M=6.127.586), der Unterschied ist QLFKWVLJQL¿NDQWW S 'LHJU|HUHQ,7 Medien setzen offenbar ihre erfahrenen Journalisten für die Print- und die Online-Ausgabe ein wohingegen die „Neulinge“ hauptsächlich für die Online-Ausgabe tätig sind. Tabelle 7: Bedeutung verschiedener Quellen nach Plattform 5.2 Bedeutung alternativer Informationsquellen Diese Interpretation, dass die plattformübergreifend arbeitenden Journalisten das höchste Prestige und damit den besten Zugang zu den Unternehmen haben, erhärtet sich auch in der Analyse der Bedeutung alternativer Informationsquellen. So nehmen die Print/Online-RXUQDOLVWHQ DP KlX¿JVWHQ DQ YHUWUDXOLFKHQ 7UHIIHQ PLW 0LWDUEHLWHUQ GHU ,7,QGXVWULH WHLO XQG ¿QGHQ GLHVH Treffen auch besonders wichtig – auch wenn der UnWHUVFKLHGQLFKWVLJQL¿NDQWLVW$XFKEHLGHU1XW]XQJYRQ User Generated Content und druckfertigen PR-Texten XQWHUVFKHLGHQ VLFK GLH *UXSSHQ QLFKW VLJQL¿NDQW7HQdenziell scheinen aber die reinen Printjournalisten am wenigsten auf User Generated Content zurückzugreifen. Zugleich nutzen sie am seltensten druckfertige PRTexte (Tabelle 8). Online Print Beides Gesamt (n=30) (n=32) (n=40) (n=102) MW MW MW MW Persönliche Kontakte zu IT-Unternehmen ns 4,2 4,38 4,48 4,36 Events, Messen, Conventions ns 4,03 3,66 3,77 3,81 Pressekonferenzen und –mitteilungen von Unternehmen ns 3,93 3,81 3,5 3,72 Andere Fachjournalisten ns 3,67 3,53 3,85 3,7 Fachpresse ns 3,8 3,53 3,7 3,68 OnlineNachrichtendienste ns 3,6 3,66 3,62 3,63 Redaktions- und Verlagsarchiv * 3,21 ab 2,81 b 3,51 a 3,22 Verbände, Vereine ns 2,8 2,75 2,72 2,75 Unabhängige Experten (z. B. Professoren) ns 2,47 2,84 2,69 2,67 2I¿]LHOOH6WHOOHQ]% Ministerien) ns 2,63 2,47 2,56 2,55 Fortbildungen, Seminare ns 2,33 2,13 2,03 2,15 Klassische Nachrichtenagenturen ns 2,17 1,84 1,95 1,98 Basis: Befragung von 102 IT-Journalisten. Varianzanalysen mit Scheffé Post Hoc Tests (alternativ Games-Howell Post Hoc Tests bei ungleichen Varianzen) Einträge in der gleichen Zeile (unter Online, Print, Beides), die keinen hochgestellten Buchstaben gemeinsam haben, XQWHUVFKHLGHQVLFKVWDWLVWLVFKVLJQL¿NDQWEHLS ab # p<,10; * p<,05; ** p<,01 Die Interpretation liegt nahe, dass die Print/Online-Journalisten ein hohes Prestige bei den Unternehmen haben und dort Ansprechpartner in den Entwicklungsabteilungen persönlich kennen, was bei den reinen Online- und den reinen Print-IT-Journalisten nur selten der Fall zu sein scheint. Das wird dadurch gestützt, dass die reinen Tabelle 8: Bedeutung verschiedener Quellen nach Plattform Online Print Beides Gesamt (n=30) (n=32) (n=40) (n=102) % % % % Nehme an Treffen teil 40 44 50 45 Mindestens monatlich 23 13 30 23 Wichtig/sehr wichtig 27 28 50 36 Lese UGC 90 78 88 85 Mindestens wöchentlich 63 44 45 50 20 3 20 15 37 16 30 27 23 9 15 16 10 0 10 7 Vertrauliche Treffen User Generated Content Übernahme JHOHJHQWOLFKKlX¿J Druckfertige Pressetexte Erhalte druckfertige Pressetexte Mindestens wöchentlich Übernahme JHOHJHQWOLFKKlX¿J 22 Medienproduktion - Online-Zeitschrift für Wissenschaft und Praxis Fortsetzung Tabelle 8: Bedeutung verschiedener Quellen nach Plattform Online Print Beides Gesamt (n=30) (n=32) (n=40) (n=102) % % % % MW MW MW MW Vertrauliche Treffen (Index 0-3) ns 0,9 0,85 1,3 1,04 User Generated Content (Index 0-3) ns 1,73 1,25 1,53 1,5 Druckfertige Pressetexte (Index 0-3) ns 0,7 0,25 0,55 0,5 Basis: Befragung von 102 IT-Journalisten. Varianzanalysen mit Scheffé Post Hoc Tests (alternativ Games-Howell Post Hoc Tests bei ungleichen Varianzen). Indexwerte entsprechen der Zahl der zutreffenden Aussagen pro Kategorie (wer beispielsweise an „vertraulichen Treffen“ teilnimmt (1 Punkt), dies mindestens monatlich WXW3XQNWGLHVH7UHIIHQDEHUQLFKWZLFKWLJ¿QGHW3XQNWHHUKlOW 2 Punkte. weite, schreiben aber nur selten Artikel für das „PrintFlaggschiff“; auch sie haben (noch) nicht das Prestige, das ihnen den Zugang zu Informationen erleichtern würde. Die Print/Online-Journalisten sind hingegen die „Alpha-IT-Journalisten“ bei den erfolgreichen Zeitschriften, die die Printausgabe mit Inhalt bestücken. Aus dieser Perspektive lassen sich die wenigen und moderaten Unterschiede in Demographie, Berufsstatus, Selbstverständnis und Recherche gut erklären. Die rein technischen Unterschiede in der Contentrecherche und Contentproduktion scheint nach unseren Anhaltspunkten nicht die entscheidende Rolle zu spielen. Nur die unterschiedlichen Bewertungen des Publikums sowie die unterschiedlichen Einschätzungen der Trends in der IT-Presse sind tatsächlich auf grundsätzliche Perspektivunterschiede zwischen Online- und Print-Journalisten zurückzuführen. # p<,10; * p<,05; ** p<,01 6. Fazit IT-Journalisten sehen sich als Vermittler komplexer Sachverhalte, die neue Trends aufzeigen und neue Ideen vermitteln, ihr Publikum als gebildet, informationsorientiert und fortschrittlich betrachten, dieses Publikum PDJHEOLFK LQ LKUHP .DXIYHUKDOWHQ EHHLQÀXVVHQ XQG auch auf die Produktpolitik und Produktentwicklung der IT-Hersteller einwirken können. Wir haben es mit einÀXVVUHLFKHQ 6FKOVVHOSHUVRQHQ LQ HLQHU JHVHOOVFKDIWlich relevanten und weiter an Relevanz gewinnenden Sphäre zu tun. Zugleich sind die IT-Journalisten jedoch stark abhängig von den IT-Unternehmen, von denen der Großteil der Inhalte stammt, über die sie schreiben – damit teilen sie das Schicksal nahezu aller Fachjournalisten. Die Plattform, die IT-Journalisten bedienen – Online, Print, oder Online und Print – hat aber keine systematischen Auswirkungen auf die Routinen und Arbeitsweisen von IT-Journalisten. Ob man Print- oder Online-Journalist ist, spiegelt nicht so sehr technische, sondern soziale Unterschiede. Die vorwiegende Publikationsweise weist einerseits auf ein Reputationsgefälle und andererseits auf ein Erfahrungsgefälle hin: Die „reinen“ Printjournalisten arbeiten zumindest teilweise für am Markt weniger erfolgreiche Magazine mit einer geringeren Reichweite, deren geringeres Prestige sich vor allem beim Zugang zu Informationen bemerkEDU PDFKW GLHV NRQÀLJLHUW DOOHUGLQJV PLW GHP %HIXQG GDVV GLHVH -RXUQDOLVWHQ VLFK VHKU JURHQ (LQÀXVV DXI die Entwicklungsabteilungen zuschreiben). Die „reinen“ Onlinejournalisten arbeiten oftmals für die Onlineausgabe von erfolgreichen Magazinen mit hoher Reich- Literatur [1] Ehmig, S. C. (2000). Generationswechsel im JourQDOLVPXV=XP(LQÀXKLVWRULVFKHU(UHLJQLVVHDXIGDV journalistische Selbstverständnis. Freiburg i. Br.: Alber. [2] Jackob, N., Arens, J., & Zerback, T. (2008). Immmobilienjournalismus in Europa: Eine international vergleichende Studie. München: R. Fischer. [3] Jackob, N., Geiß, S., & Quiring, O. (2013). Trendscouts und Trendsetter im digitalen Zeitalter: IT-Journalisten: Wer sie sind, wie sie arbeiten, was sie denken (=Medienkonvergenz, Bd. 8). Berlin: De Gruyter. [4] Machill, M. & Beiler, M. (2008). Die Bedeutung des Internets für die journalistische Recherche: Multimethodenstudie zur Recherche von Journalisten bei Tageszeitung, Hörfunk, Fernsehen und Online. Media Perspektiven, 2008(10), S. 516-531. [5] Malik, M. & Scholl, A. (2009). Eine besondere Spezies: Strukturen und Merkmale des Internetjournalismus. In C. Neuberger, C. Nuernbergk & M. Rischke (Hrsg.), Journalismus im Internet: Profession – Partizipation – Technisierung (S. 169-196). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften. [6] Müller, P. & Hohlfeld, R. (2013). Journalistische Vorstellungen von Medienwirkungen. Dimensionen – Entstehungsbedingungen – Folgen. Medien & Kommunikationswissenschaft, 61, 166-182. 23 [7] Neuberger, C., Nuernbergk, C., & Rischke, M. (2009a). Crossmedialität oder Ablösung? Anbieterbefragung I: Journalismus im Übergang. In C. Neuberger, C. Nuernbergk & M. Rischke (Hrsg.), Journalismus im Internet: Profession – Partizipation – Technisierung (S. 231-268). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften. [8] Neuberger, C., Nuernbergk, C., & Rischke, M. (2009b). „Googleisierung“ oder neue Quellen im Netz? Anbieterbefragung III: Journalistische Recherche im Internet. In C. Neuberger, C. Nuernbergk & M. Rischke (Hrsg.), Journalismus im Internet: Profession – Partizipation – Technisierung (S. 295-334). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften. [9] Neuberger, C., Nuernbergk, C., & Rischke, M. (2009c). Profession, Partizipation, Technik? AnbieterbeIUDJXQJ,,,QWHUQHWMRXUQDOLVPXVLP%H]LHKXQJVJHÀHFKW In C. Neuberger, C. Nuernbergk & M. Rischke (Hrsg.), Journalismus im Internet: Profession – Partizipation – Technisierung (S. 269-294). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften. [10] Weischenberg, S., Malik, M., & Scholl, A. (2006). 'LH6RXIÀHXUHGHU0HGLHQJHVHOOVFKDIW5HSRUWEHUGLH Journalisten in Deutschland. Konstanz: UVK. 24 Medienproduktion - Online-Zeitschrift für Wissenschaft und Praxis Systematik einer multimedialen Kampagne am Beispiel von „Hamburg rockt“ von Gunnar Kron Einleitung Multimediales Arbeiten bereitet einen Inhalt so auf, dass er in verschiedenen Medienkanälen, wie Print, Rundfunk und TV, jeweils gemäß der individuellen Anforderung eines jeden Medienkanals, publiziert werden kann. Neben der Tatsache, dass ein Inhalt den Gegebenheiten und Gesetzmäßigkeiten des jeweiligen Mediums angepasst werden muss, um so kompatibel zu werden, liegt das besondere Potenzial des multimedialen Arbeitens an der zeitlich/dramaturgischen Synchronisierung des jeweils aufbereiteten Inhalts über alle beteiligten Verbreitungskanäle. Voraussetzung für eine erfolgreiche multimediale Kampagne ist zudem, dass die Produzenten des Inhalts die jeweiligen besonderen Stärken und Schwächen der beteiligten Ausspielkanäle kennen, um die Maximierung der Ausspielkanal-individuellen Kommunikationsleistung zu erreichen. Die in diesem Artikel beschriebene Kampagne „Hamburg rockt“ geht noch einen Schritt weiter: Hier taten sich drei Medienhäuser zusammen, um gemeinsam über einen Zeitraum von vier Monaten ihre jeweiligen Kanäle in gegenseitiger enger Abstimmung so zu bespielen, dass eine Gesamtdramaturgie mit Spannungsbogen entstand. Voraussetzung für den Erfolg dieser Kampagne, an der vier Mediengattungen beteiligt waren, nämlich PRINT, RUNDFUNK, TV und ONLINE, war außerdem der enge Austausch produzierter Inhalte und Teilhinhalte zwischen den Medienhäusern, um über alle Verbreitungskanäle hinweg das identische Gefühl, die Corporate Identity der Kampagne zu transportieren. Beteiligt an dieser Kampagne im Zeitfenster 01.02.2014 bis 28.05.2014 waren die Hamburger Morgenpost [1] (PRINT), 917 XFM [2] (RUNDFUNK), Hamburg 1 Fernsehen [3] (TV), deren Online-Portale, sowie die Social Media Kanäle aller drei Medienhäuser, die zentrale und von allen genutzte Microsite und die Kampagnen-App (ONLINE). Grundsätzliche Herangehensweise Die beteiligten Medienpartner haben die gemeinsame multimediale Kampagne nicht aus einem Team heraus in die verschiedenen Verbreitungskanäle übersetzt, VRQGHUQ LP 9RUIHOG GXUFK NODUH :LUNXQJVGH¿QLWLRQHQ die Aufgaben eines jeden Inhalteproduzenten und die Verteilungswege seiner erstellten Inhalte zu den anderen Partnern festgelegt. Durch diese Planung war es möglich, die zeitliche als auch mediale Abfolge der Inhalte zu steuern. Zusätzlich und vorteilhaft fand eine sich konsequent aufbauende kreative Befruchtung aller beteiligter Medienpartner statt, weil aus den zugelieferten Bauteilen der jeweils anderen Partner und Teams immer neue Ideen und Variationen entstanden, die die über vier Monate laufende Kampagne zu jedem Zeitpunkt spannend und abwechslungsreich hielten. Die Wirkungen der beteiligten Medienpartner wurden IROJHQGHUPDHQGH¿QLHUW PRINT: Faktisches Informationsmedium mit Archivcharakter RUNDFUNK: Nebenbeihörmedium mit musikalischem Programmschwerpunkt TV: Emotionalstes Medium durch das Zusammenspiel von Bild und Ton ONLINE: Strategische Informationsverdichtung und Sammelplatz aller medialen Inhalte über die zentrale Microsite; interaktiver Aktivierungscharakter und direktes Feedback der Rezipienten zu jedem Zeitpunkt der Kampagne über die Social Media Kanäle der Medienpartner, virale Informationsverbreitung und die Kampagnen-App. Der dramaturgische Ablauf der Kampagne „Hamburg rockt“ „Hamburg rockt“ ist ein musikalischer Newcomer-Wettbewerb, bei dem sich Einzelkünstler und Bands aus Hamburg und Umgebung in mehreren Live-Konzerten, den Band-Battles, miteinander messen können. Anders als der Name „Hamburg rockt“ vermuten lässt, sind die teilnehmenden Musiker nicht auf ein Genre festgelegt, sondern die wichtigsten Voraussetzungen sind, dass die Musik live dargestellt werden kann und es sich um eigene und nicht nachgespielte Lieder handelt. Um dies noch klarer herauszustellen, wurde der Wettbewerb für die Ausgabe in 2015 umbenannt in „Lautstark“ [4]. Der Wettbewerb in 2014 gliederte sich in vier Phasen: a) Aufruf/Bewerbung b) Die Band-Battles F+DOE¿QDOH d) Finale 25 Abbildung 1: Kooperationsschema | Phase 1 „Aufruf/ Bewerbung“ a) Phase 1 | Aufruf/Bewerbung Vom 01.02.2014 bis zum 31.03.2014 hatten interessierte Einzelkünstler und Bands die Möglichkeit, sich mit ihrem Demo-Tape, aussagekräftigen Fotos und dem ausgefüllten Bewerbungsbogen [5]. zu bewerben. Mit diesem Bewerbungsbogen akzeptierten sie die Bedingungen des Wettbewerbs, die den multimedialen Partnern die Möglichkeit einräumten, begleitendes Material zu produzieren und auszuwerten, da alle Teilnehmer die Nutzungsrechte an dem während des Wettbewerbs entstehenden Material an die multimedialen Partner abtraten. Der Sieger bekam einen Auftritt beim Sound Port Festival, so wie eine Tour durch vier Städte mit eigenem Tourbus. Abbildung 1 zeigt die ineinandergreifende Arbeitsweise aller Medienpartner zur Aktivierung der Musiker. PRINT produzierte redaktionelle Berichterstattungen, Printanzeigen und Banner und publizierte diese im Heft mit Verweis auf die Microsite des Wettbewerbs auf der eigenen Online-Präsenz mit Verweis auf die Microsite des Wettbewerbs im „Hamburg rockt“ Kanal auf Facebook mit Verweis auf die Microsite des Wettbewerbs in der Wettbewerbs-eigenen „Hamburg rockt“ App mit Verweis auf die Microsite des Wettbewerbs belieferte RUNDFUNK und TV mit seinen Inhalten zur weiteren Verwendung nach medienspezi¿VFKHU$QSDVVXQJ]XP%HLVSLHOLQGHUHQ$NWLYLHrungstrailern [A], um die Corporate Identity des Wettbewerbs in Wort und Bild zu gewährleisten RUNDFUNK produzierte redaktionelle Berichterstattungen und Aktivierungstrailer [A] und publizierte diese im eigenen Programm mit Verweis auf die Microsite des Wettbewerbs auf der eigenen Online-Präsenz mit Verweis auf die Microsite des Wettbewerbs in seinem eigenen Facebook-Kanal mit Verweis auf die Microsite des Wettbewerbs belieferte TV mit seinen Audioinhalten zur Gestaltung neuer Beiträge TV produzierte redaktionelle Berichterstattungen und Aktivierungstrailer [A] und publizierte diese im eigenen Programm mit Verweis auf die Microsite des Wettbewerbs auf der eigenen Online-Präsenz mit Verweis auf die Microsite des Wettbewerbs in seinem eigenen Facebook-Kanal mit Verweis auf die Microsite des Wettbewerbs belieferte PRINT mit Bildern zur weiteren Verwendung in entsprechenden Artikeln Diese eng verzahnte Arbeitsweise bot allen Medienpartnern die Möglichkeit, neben eigenem Material auch auf das Material der Partner zurück zu greifen, um auch dieses in die eigene Inhalte-Erstellung mit einzubeziehen. Dadurch entstanden neue Inhalte, die aber auf einen gemeinsamen Inhaltekern zurück griffen und sich so gegenseitig zu einem großen Ganzen medienübergreifend komplettierten. Unabhängig also davon, auf welchem Verbreitungsweg die Rezipienten auf das Thema aufmerksam wurden, wurden sie doch zügig auf die Microsite des Wettbewerbs geführt, auf der sich der Bewerbungsbogen befand, dessen Ausfüllen die Grundvoraussetzung zur Teilnahme war. Gleichzeitig waren auf dieser Microsite alle Begleitinformationen sowie Medien- und weitere Partner präsent, so dass potentielle Neukontakte zwischen den Partnern und den Rezipienten entstehen konnten (Abbildung 2). 26 Medienproduktion - Online-Zeitschrift für Wissenschaft und Praxis Abbildung 2: Kommunikationsverdichtung mit SynergieEffekt b) Phase 2 | Die Band-Battles Nachdem sich eine Jury, bestehend aus bekannten +DPEXUJHU3UR¿PXVLNHUQVRZLH9HUWUHWHUQDOOHUEHWHLligten Mediengattungen und der Siegerband des Vorjahres, für acht Einzelkünstler und Bands entschieden hatte, begann die nächste Runde des Wettbewerbs in Form der „Band-Battles“ im Zeitraum April/Mai 2014. In vier Live-Konzerten traten jeweils zwei Einzelkünstler oder Bands im K.O.-Verfahren vor der Jury nacheinander gegeneinander an. Die Rezipienten der beteiligten Medienpartner hatten die Möglichkeit, entweder selbst live vor Ort dabei zu sein oder per Wettbewerbs-App oder Telefon-Hotline zu voten. Die vier Live-Konzerte fanden auf der Studiobühne des Rundfunkpartners statt. Abbildung 3 zeigt die ineinandergreifende Arbeitsweise aller Medienpartner zur Umsetzung der vier Band-Battles zuzüglich der Rezipienten-Aktivierung zum Voten und zur Teilnahme als Publikum vor Ort. Abbildung 3: Kooperationsschema | Phase 2 „BandBattles“ PRINT produzierte redaktionelle Berichterstattungen, Printanzeigen und Banner mit Verweis auf das jeweils nächste Band-Battle und die Möglichkeit zur Teilnahme als Publikum und/ oder Voter, so wie einen Nachbericht zu jedem Event und publizierte dies im Heft mit einer Sonderbeilage und dem Verweis auf die Microsite des Wettbewerbs auf der eigenen Online-Präsenz mit Verweis auf die Sonderbeilage und die Microsite des Wettbewerbs im „Hamburg rockt“ Kanal auf Facebook mit Verweis auf die Sonderbeilage und die Microsite des Wettbewerbs in der Wettbewerbs-eigenen „Hamburg rockt“ App mit Verweis auf die Sonderbeilage und die Microsite des Wettbewerbs belieferte RUNDFUNK und TV wie in Phase 1 und zuzüglich die Studiobühne mit Wettbewerbsbannern zur Wahrung der Corporate Identity vor Ort RUNDFUNK produzierte redaktionelle Berichterstattungen und Aktivierungstrailer [A]. Die redaktionelle Berichterstattung enthielt die Erklärung der Möglichkeit zur Teilnahme als Publikum und/oder Voter und beinhaltete die Liveübertragung aller Band-Battles, so wie einen jeweiligen Nachbericht und publizierte diese im eigenen Programm mit Verweis auf die Microsite des Wettbewerbs auf der eigenen Online-Präsenz mit Verweis auf die Microsite des Wettbewerbs in seinem eigenen Facebook-Kanal mit Verweis auf die Microsite des Wettbewerbs belieferte TV, wie in Phase 1 TV produzierte redaktionelle Berichterstattungen und Aktivierungstrailer [A]. Die redaktionelle Berichterstattung enthielt die Erklärung der Möglichkeit zur Teilnahme als Publikum und/ oder Voter und beinhaltete die Vorstellung der jeweils nächsten zwei aufeinander treffenden Wettbewerbsteilnehmer mit Livemusik-Set in der Morgensendung zwischen 05:00 Uhr und 09:00 Uhr, sowie pro Band-Battle einen Vor- und einen Nachbericht und publizierte diese 27 im eigenen Programm mit Verweis auf die Microsite des Wettbewerbs auf der eigenen Online-Präsenz mit Verweis auf die Microsite des Wettbewerbs in seinem eigenen Facebook-Kanal mit Verweis auf die Microsite des Wettbewerbs belieferte PRINT wie in Phase 1 Wie in Phase 1 nahm auch in Phase 2 die Microsite eine zentrale Rolle der multimedialen Kommunikationsvermittlung ein. Damit sich die Medienpartner jeweils auf neue Fakten in der Berichterstattung konzentrieren konnten, verwiesen alle auf die zentrale Microsite, auf der sich die Hintergrundinformationen und die Aktionen aller Medienpartner in Schrift, Bild und Ton wiederfanden. Die Rezipienten konnten also selbst entscheiden, welche der am Wettbewerb beteiligten Medien sie zu welchem Thema nutzen wollten. So entstand eine schlanke Kommunikationsstruktur bei den einzelnen Medienpartnern mit gleichzeitig weit gefächertem Angebot auf der Microsite (Abbildung 4). Abbildung 4: Fokussierte Kommunikation über Microsite FG+DOE¿QDOHXQG)LQDOH ,P+DOE¿QDOHWUDWHQYLHU%DQGVJHJHQHLQDQGHUDQDXV denen zwei Gewinnerformationen hervorgingen, die dann das Finale miteinander bestritten. Beide Livekonzerte wurden in einer kooperierenden Event-Location mit einem Fassungsvermögen von 500 Zuschauern realisiert. So hatten die letzten vier Teilnehmer die Chance, sich in einer echten Clubatmosphäre zu beweisen und für die Rezipienten vor Ort und in den Verbreitungskanälen war es eine große Party. Abbildung 5 zeigt die ineinandergreifende Arbeitsweise aller Medienpartner zur Umsetzung der Zuspitzung hin zum dramaturgischen Höhepunkt des insgesamt über vier Monate gehenden Wettbewerbs. Abbildung 5: Kooperationsschema | Phase 3&4 „Halb¿QDOH)LQDOH³ PRINT produzierte redaktionelle Berichterstattungen, Printanzeigen und Banner mit Verweis auf das +DOE¿QDOHXQG)LQDOHXQGGLH0|JOLFKNHLW]XU Teilnahme als Publikum und/oder Voter, sowie einen Nachbericht zu jedem Event und publizierte dies mit einem Verweis auf die Microsite und GHUGDUDXIEH¿QGOLFKHQ3RUWUDLWVGHU+DOE¿QDOLVten und Finalisten, die TV zugeliefert hatte im Heft auf der eigenen Online-Präsenz mit Teaser[B] Elementen von TV im „Hamburg rockt“ Kanal auf Facebook mit Teaser[B] -Elementen von TV in der Wettbewerbs-eigenen „Hamburg rockt“ App belieferte RUNDFUNK und TV, wie in den Phasen 1&2 und zuzüglich die Club-Bühne mit Wettbewerbsbannern zur Wahrung der Corporate Identity vor Ort RUNDFUNK produzierte redaktionelle Berichterstattungen und Aktivierungstrailer [A]. Die redaktionelle Berichterstattung enthielt die Erklärung der Möglichkeit zur Teilnahme als Publikum und/oder Voter und beinhaltete die Liveübertragung des +DOE¿QDOHVXQG)LQDOHVVRZLHHLQHQMHZHLOLJHQ Nachbericht und publizierte diese mit einem 9HUZHLVDXIGLH0LFURVLWHXQGGHUGDUDXIEH¿QGOLFKHQ3RUWUDLWVGHU+DOE¿QDOLVWHQXQG)LQDOLVWHQ die TV zugeliefert hatte im eigenen Programm auf der eigenen Online-Präsenz mit Teaser[B] Elementen von TV in seinem eigenen Facebook-Kanal mit Teaser[B] -Elementen von TV belieferte TV, wie in Phase 1 28 Medienproduktion - Online-Zeitschrift für Wissenschaft und Praxis TV produzierte redaktionelle Berichterstattungen und Aktivierungstrailerr [A]. Die redaktionel redaktionel-le Berichterstattung enthielt die Erklärung der Möglichkeit zur Teilnahme als Publikum oder/ und Voter und beinhaltete die Vorstellung der jeweils nächsten aufeinander treffenden Wettbewerbsteilnehmer mit Livemusik-Set in der Morgensendung zwischen 05:00 Uhr und 09:00 Uhr, so wie einen Vor- und einen Nachbericht für GDV+DOE¿QDOHXQG)LQDOHXQGSXEOL]LHUWHGLHVH GDV+DOE¿QDOHXQG)LQDOHXQGSXEOL]LHUWHGLHVH zusammen mit einer 15minütigen Sondersendung zum Finale im eigenen Programm mit Verweis auf die Microsite des Wettbewerbs auf der eigenen Online-Präsenz mit Verweis auf die Microsite des Wettbewerbs in seinem eigenen Facebook-Kanal mit Verweis auf die Microsite des Wettbewerbs belieferte PRINT wie in Phase 1 belieferte PRINT und RUNDFUNK mit der Live0RGHUDWLRQGHV+DOE¿QDOHVXQG)LQDOHVGXUFK 0RGHUDWLRQGHV+DOE¿QDOHVXQG)LQDOHVGXUFK einen TV-Moderator TV produzierte während des Finales eine Sondersendung direkt aus der Konzerthalle, die von PRINT mit der Corporate Identity des Wettbewerbs ausgestattet war und von RUNDFUNK live im Programm und per Online-Stream übertragen wurde, moderiert von einem TV-Moderator. Synergetische Wechselwirkungen zwischen den medialen Off- und Onlinekanälen Folgendes System der Wechselwirkungen zwischen den Medien PRINT, RUNDFUNK,TV als Gruppe gegenüber ONLINE wurde angewandt (Abbildung 6). Abbildung 6: Schaffung von Synergien durch intermedialen Kreislauf Die von den Medien PRINT, RUNDFUNK und TV erstellten Inhalte wurden, neben ihrer Nutzung auf eben diesen Kanälen, sei es originär oder wechselseitig angepasst, je nach Eignung direkt ONLINE übernommen RGHUDXIGHVVHQVSH]L¿VFKH$QIRUGHUXQJHQDQJHSDVVW (Länge, kompakte und emotionale Information, in sich geschlossene Dramaturgie). Während die Online-Portale der drei Medien als Appetitmacher und Türöffner zur zentralen Microsite fungierten, hatte die WettbewerbsApp die Aufgabe, die Rezipienten emotional personalisiert abzuholen und sie zum Teil des Schicksals der teilnehmenden Einzelkünstler und Bands zu machen, in dem sie direkt voten und dadurch mitbestimmen konnten. Außer der Tatsache, dass die Rezipienten über die App selbst eingreifen konnten, konnten sie auch ihren Freundes- und Bekanntenkreis, sei es off- oder online für den Wettbewerb begeistern, um zum Beispiel die jeweilige Lieblingsband zu unterstützen. Die so und durch die Social Media Kanäle der drei Medien erzeugten personalisierten Feedbacks, Anregungen und auch Aktionen, wie Gewinnspiele für Konzertkarten zu den /LYH.RQ]HUWHQ ZXUGHQ ZLHGHU LQ GLH 2IÀLQH0HGLHQ zurück gespielt und dort zu neuen Inhalten verarbeitet. So hatten auch die nicht interaktiven Medien die Möglichkeit, die Kampagne über direkte Reaktionen von Rezipienten zu erzählen, die authentisch innerhalb des gesamten Systemkreislaufs der Information vorlagen. Die virale Weiterverbreitung der Inhalte war eine große Chance, aus dem zuvor beschriebenen medialen Kreislauf auszubrechen, um gänzlich neue Rezipientenpotentiale zu heben, die sich außerhalb der drei Offline-Medien, ihrer Websites und Social Media Kanälen aufhielten. Reagierten dann über die virale Verbreitung neu erschlossene Rezipienten auf die Aktivierungsmaßnahmen, wurden ihre Reaktionen in die Off- und Online Verbreitungskanäle gespielt und so zum Teil des durch sie wachsenden Gesamtsystems gemacht. Fazit Das System der multimedialen Inhalteproduktion durch auf ihr Medium spezialisierte dezentrale Teams hat sich in dieser Kampagne als vorteilhaft erwiesen. Als Grundvoraussetzung für diese Arbeitsweise hat sich die zentrale zeitliche, dramaturgische und kooperative Planung herausgestellt (Abbildungen 1,3,5). Durch die Festlegung der Produktions-, Publikations- und Weitergabewege hatten die beteiligten Medien den Vorteil, dass ihre Teams um die Anforderungen an ihr eigenes Medium bestens Bescheid wussten und sich so auf ihre Stärken konzentrieren konnten, ohne auf die Begebenheiten der anderen Medien Rücksicht nehmen zu müssen. Die jeweils an die anderen Medienpartner wei- 29 tergeleiteten Inhalte konnten, mussten aber nicht verwendet werden, so dass jedem Team ein wachsender Inhaltepool zur weiteren Konfektionierung zur Verfügung stand, um die Kampagne über einen langen Zeitraum für die Rezipienten interessant zu halten. Die individuelle Bestückung der jeweiligen Online-Portale der drei Medien durch ihre Online-Redakteure mit Weiterleitung zu der von PRINT geführten zentralen Microsite, brachte Variantenreichtum in den individuellen OnlineAuftritt bei gleichzeitiger Sicherstellung der Präsentation zentral wichtiger Inhalte mit Verweisen auf alle Medienpartner mit der Chance für jedes beteiligte Medium, dort neu gelandete Rezipienten auf sich aufmerksam zu machen und für sich zu gewinnen. Die durch die Social Media Kanäle aller beteiligten Medien personalisiert aktivierten Rezipienten wurden, zusammen mit den AppNutzern und den durch virale Weiterverbreitung neu hinzugewonnen Rezipienten, interaktiv und emotional nah an den Wettbewerb herangeführt. So war es mögOLFK QHXH 5H]LSLHQWHQ IU GLH GUHL 2IÀLQHPHGLHQ XQG die Live-Konzerte zu gewinnen. Durch dieses, sowohl kreativ durch Inhalteweitergabe zwischen den beteiligten Medien, als auch in der Quantität der Rezipienten wachsende System, konnten alle drei beteiligten Medien ihre inhaltlichen Stärken gemeinsam nutzen und gleichzeitig individuell neue Rezipienten gewinnen und durch sie wachsen. Literaturverzeichnis [1]: Webpräsenz Hamburger Morgenpost: http://www. mopo.de/ [2]: Webpräsenz 917xfm – Hamburgs Musiksender: http://www.917xfm.de/web [3]: Webpräsenz Hamburg 1 Fernsehen: http://www. hamburg1.de/ [4]: Microsite „Lautstark“, ehemals „Hamburg rockt“: http://www.mopo.de/lautstark/28047694,28047694. html [5]: Beispiel Bewerbungsbogen aus 2015: http://www. mopo.de/blob/view/24990038,24997221,data,Bewerbu ngsbogen_2014.pdf.pdf Begriffsklärungen [A]: Der Aktivierungstrailer dient der auditiven oder audio-visuellen Bewerbung einer bestimmten Aktion im Hörfunk bzw. Fernsehen. Aktivierungstrailer beinhalten meist das Audio- oder audiovisuelle Logo der Sendung/ Aktion sowie kurze Informationen über Inhalt, Sendeplatz und Sendezeit.. [B]: Als Teaser bezeichnet man die Ankündigung einer (Werbe)-Botschaft, die beim Rezipienten Neugier auf die eigentliche Botschaft machen soll. Gunnar nnar Kron startete seine Karriere Ka bei Radio Hamburg und ist heute als geschäftsführender Gesellschafter der Kronton GmbH aktiv. 30 Medienproduktion - Online-Zeitschrift für Wissenschaft und Praxis Context Design: User-zentriert, nicht Geräte-zentriert von Ansgar Mayer Bei diesem Text handelt es sich um einen gekürzten und angepassten Buchauszug. Der historische Wachwechsel fürs digitale Publizieren ist vollzogen: Mobile ist inzwischen der wichtigste Weg zur Webnutzung, selbst in den eigenen vier Wänden gehen viele Nutzer nur noch über Tablets oder eben ihr Smartphone online und besitzen gar keinen klassischen Internetanschluss mehr. Forrester sprach in einem weltweiten Report schon 2013 vom „Mobile Mind Shift“ [1]: was ich mit dem Smartphone tun kann, was zur mobilen Mediennutzung gehört, ist in diesem Bild als Standard gesetzt. Immerhin 22 Prozent der Verbraucher hätten diesen Shift schon hinter sich, gab Forrester bereits 2013 an, Tendenz natürlich steigend. Dieser Wandel ist wirklich epochal, weil für Nutzer aus dieser künftigen Standard-Zielgruppe eine Erwartungshaltung gilt, die bereits zum Bestandteil des UnterbeZXVVWVHLQVZLUGÄ,QVWDQWQHHGIXO¿OOPHQW³±LFKZLOOMHGH Information sofort, sie muss auf jedem Gerät gleich und synchron funktionieren, ich will direkte Anbindung an meine Social Communities – kurzum: das Angebot müsse immer den richtigen Kontext liefern, wie Paul Jarman, CEO des Beratungsunternehmens inContact in einem Blogbeitrag für wired.com zusammenfasste [2]. Was dieser schlichte Satz bedeutet, wollen wir in diesem Kapitel genauer wissen. Kundenbeziehungen waren niemals enger als im Mobile-Zeitalter. Mobile Endgeräte sind ein unschlagbarer Echtzeit-Verbindungskanal zwischen Hersteller/Händler/Marke und Kunde, weil beispielsweise ein Smartphone schon alle Informationen über mich bereithält: meinen Aufenthaltsort, meine bevorzugten Einstellungen, meine Lieblings-Apps, mein Konsumverhalten (abrufbar als History oder ebenfalls durch Voreinstellungen meinerseits). Wenn ich es als Nutzer zulasse, meine Privacy-Einstellungen also entsprechend öffne, kennt mich meine Lieblingsmarke (fast) so gut wie ich mich selbst. Kaum ein Kontext ist für das eigene Verhalten so prägend wie der jeweilige Aufenthaltsort: Sitze ich gerade im Auto und kann ich mich folglich nicht zu intensiv auf mein Smartphone (oder Smart Cockpit) konzentrieren? Oder sitze ich zwar im Auto, aber auch im Stau, und habe deshalb sogar großen Bedarf an Smartphone-Nutzung? %H¿QGHLFKPLFKLQHLQHU)XJlQJHU]RQHRGHUHLnem Shoppingcenter und bin somit „umzingelt“ von Points of Sale? Bin ich mit Freunden zusammen oder allein? Der aktuelle Aufenthaltsort, verbunden mit der Uhrzeit und meinen Alltagsroutinen (bin ich um diese Zeit immer an diesem Ort?) liefert bereits eine perfekte Basis, um erste Kontextualisierungen vorzunehmen. Man spricht von Location-based Services, also ortsbezogenen Angeboten und Diensten. Forrester Research befragte 2013 weltweit Entscheider aus Unternehmen der Top1000, die das Wirtschaftsmagazin Fortune jährlich veröffentlicht. 73 Prozent der Befragten erklärten, dass Ihr Unternehmen bereits eine Locations-based-Services-Strategie besitze, weitere 56 Prozent gaben an, dass sie bereits dabei seien, diese Strategie umzusetzen oder sie schon umgesetzt hätten. In Zukunft würden auch Mediennutzer mit ihren Smartphones und Tablets viel mehr tun (wollen). Man denke nur an Second-Screen-Funktionen, die Aufschluss über den eigenen TV-Konsum geben. Oder an alle Dienste im Zusammenhang mit Connected Car (persönliches Fahrverhalten) und Connected Home (Energiebilanz, Home-Entertainment-Wünsche etc.). Hinzu kommt, dass in die Geräte selbst immer mehr Messinstrumente integriert werden. Sensoren, Barometer, Mikrobolometer (zur Messung elektromagnetischer Strahlung, auch in Wärmebildkameras im Einsatz) sammelten permanent Daten und Informationen über den Nutzer, sein Verhalten und sein Nutzungsumfeld – die Context-Matrix wird immer enger und treffgenauer. Klingt das nach Big Brother? Ohne Frage. Und vor dem Hintergrund der fortwährenden Debatte über Datenschnüffeleien von Geheimdiensten und immer wieder auftauchender Datenlecks bei sozialen Plattformen oder im Kleingedruckten von Apps bleibt dieses Thema gerade in Europa sehr sensibel. Doch der gigantische Erfolg von Loyalty-Programmen wie Payback macht deutlich, wie offen Kunden auch in Deutschland Einblick in ihr Kaufverhalten gewähren, wenn sie sich davon einen direkten Nutzen versprechen. In Spanien, Großbritannien und Österreich haben bereits erste Versicherungsunternehmen begonnen, 31 Telematik-Dienste in ihre Kfz-Versicherungstarife zu integrieren. Autofahrer, die kleine Datenspeicher in ihr Fahrzeug einbauen und ihr Fahrverhalten auf diese Weise messen lassen, können umgekehrt bei den Versicherungsprämien sparen oder durch umweltbewusstes Fahrverhalten zusätzliche Boni erhalten. Bei der österreichischen UNIQA-Gruppe heißt der entsprechende Tarif „SafeLine“ und umfasst unter anderem einen „Crash-Sensor“, der Unfälle automatisch der Versicherung meldet. Im Gegenzug erhalten die Kunden Rabatt auf ihre Kaskoversicherung. In Deutschland bietet die SparkassenDirektversicherung mit „S-Drive“ in Zusammenarbeit mit dem Mobilfunkkonzern Telefónica erstmals einen Telematik-gestützten Service an: Kunden, die eine Telematik-Box in ihr Fahrzeug einbauen lassen, erhalten ebenfalls Rabatt, wenn sie umweltbewusst und risikoarm fahren. Niemand kennt uns besser als unser Smartphone. Darüber kommunizieren wir mit dem Hotelzimmer, dem WaUHQNRUERQZLHRIÀLQHXQVHUHP)HUQVHKHUGHU%DQN der Parkuhr, unserem Auto und unseren Laufschuhen. Eben deshalb lautet die dringende Empfehlung an Medienstrategen, sich schleunigst über context-bezogene 3URGXNWH*HGDQNHQ]XPDFKHQXQG]XGH¿QLHUHQZR genau die Schnittstellen für das „Lebensmodem“ Smartphone in der Beziehung zu den eigenen Kunden liegen. Content (und Service) Strategy Der Thinktank MedienRat-Institut, den ich 2004 mit aus der Taufe gehoben habe, veröffentlicht einmal jährlich ein Experten-Panel, das sich mit den Meta-Trends und grundsätzlichen Entwicklungstendenzen des neuen Jahres befasst. In der Ausgabe für 2014 diskutierten die Experten auch die Bedeutung des Begriffspaares Context und Content. Ein Teilnehmer legte sich fest: „Ich teile die Ansicht, dass Context wichtig ist. Dennoch wird hochwertiger Content wichtig – und noch wichtiger LVWGDQQGHU]LHOJUXSSHQVSH]L¿VFKHSDVVHQGH&RQWHQW Wem es gelingt, seine Zielgruppe genauer zu erreichen und zu binden als andere, und dies mit passendem Content, wird gewinnen. Beides hängt auch zusammen: Die richtige Zielgruppe erreiche ich auch mit richtigem Content im richtigen Context.“ [3] Die wachsende Bedeutung von Kontexten wurde auch in diesem Panel bestätigt – umgekehrt vertrat auch im Mediatrend 2014 die Mehrheit der Befragten die Meinung, dass deshalb dennoch auch die Inhalte selbst wichtig bleiben. „Ohne Content kein Context“, spitzte ein Teilnehmer die Fragestellung zu. Professor Toshihiko Miura, der sich an der Chuo University in Tokio mit Verbraucherverhalten befasst, kam in seiner Studie „Context Design Strategy“ zu dem Er- gebnis: Basis sind immer individuelle Produkte (= Content), die aber künftig, um sich erfolgreich am Markt zu behaupten, in einem Context platziert werden müssen, den eine Geschichte oder ein Stil („lifestyle“) beschreibe [4]. Als Beispiel nannte er den japanischen Teefabrikanten Suntory und dessen Produkt „Iyemon“ (= Content). Im Großen und Ganzen unterscheide sich dieser Content wenig von den anderen Tees – sehe man einmal von den üblichen Qualitätsversprechen des Herstellers ab. Suntory habe seinen Tee aber in einen besonderen Context gesetzt, indem er den Verkaufskarton einem Bambusrohr nachgestaltete und somit an die große Traditionsgeschichte des japanischen Tees anknüpfte. Content wirkt durch Context. Doch gehen wir noch einmal einen Schritt zurück: Organisieren, Selektieren und Informieren sind die ersten drei Schritte des OSIT-Modells. Wer die ideale User-Journey erkennen und den Kunden immer im richtigen Context erreichen will, muss bei der Organisation und der Optimierung seiner Inhalte anfangen. 'DV %HUDWXQJVXQWHUQHKPHQ %UDLQ 7UDI¿F LQ 0LQQHDpolis hat sich seit vielen Jahren auf „Content Strategy“ spezialisiert und hilft Unternehmen, den richtigen Weg IUGLHHLJHQHQ,QKDOWHLP:HE]X¿QGHQ'DEHLJHKWHV nicht um das Aufhübschen eines Youtube-Kanals oder die Suchmaschinen-Optimierung der UnternehmensWebseite, sondern ganz grundsätzlich um die Frage: Was wollen wir mit unseren Inhalten erreichen? Kristina Halvorson, CEO und Gründerin von Brain Traf¿FVDJWEHU&RQWHQWHUVFKDIIHHPRWLRQDOH%H]LHKXQgen zwischen Menschen. Wer Inhalte erstelle, mache dies mit Herz und Geist, wenn die Inhalte stimmen und den Leser erreichen, lasse er sich tiefer auf eine Webseite ein und nutze die angebotenen Links. 6FKRQGLHULFKWLJH:DKOXQG3ÀHJHYRQ&RQWHQWLVWDOVR ein erster Schritt, den Nutzer oder Kunden zu erreichen und ihm glaubhaft zu begegnen. Inhalte im weiteren Sinne, also nicht nur Texte und Bilder, sondern auch Waren und Dienstleistungen (die ebenfalls Inhalt eines Geschäftsmodells sein können) stehen für diese Chance, eine emotionale Bindung herzustellen. Es hängt dann vom Context ab, in den sie gebettet werden, ob daraus eine effektive Kundenbeziehung wird, der Kunde also schlussendlich auch Geld in die Hand nimmt. Ziel von erfolgreichem Context-Design muss es sein, die nötigen Strukturen zu schaffen, um diese Geschichten erzählen zu können, die Inhalte so zu inszenieren, dass sie genau an diesem Ort zu genau diesem Zeitpunkt für genau diesen Nutzer genau passen. So einfach ist es. Zumindest in der Theorie. 32 Medienproduktion - Online-Zeitschrift für Wissenschaft und Praxis 2010 schrieb Halvorson ein bestechendes Handbuch „Content Strategy“ [5] und verriet dabei auch, sie habe bisher noch kein einziges Business Beispiel gefunden, mit dem eine „Content Strategy Success Story“ zu hundert Prozent belegt werden könne. Man könne den erfolgreichen Return on Investment leider nicht pur an den Inhalten und der dazugehörigen Strategie festmachen, so Halvorson. Dieses Eingeständnis soll ein wenig Druck aus diesem Abschnitt nehmen, aber keinen falschen Eindruck hinterlassen: Auch ich bin fest davon überzeugt, dass eine Content- und Service-Strategie unerlässliche Voraussetzung für den Erfolg von Context-Business ist. Im Zuge von Big Data lassen sich immer mehr Effekte messen und untersuchen. Das gilt natürlich auch für die Content-Strategie. Context Design – wie alles begann Als wir uns bei Computer Bild Digital 2013 an die Konzeption eines umfassenden Online-Relaunchs machten, war klar, dass wir im ersten Schritt stark an der Optik des Portals arbeiten müssten. „Computer Bild“ ist die stärkste Tech-Medienmarke Europas, www.computerbild.de gehört zu den größten journalistischen OnlineAngeboten in Deutschland und liegt regelmäßig in der Top10 der AGOF-Messung. Dennoch war www.computerbild.de im äußeren Erscheinungsbild etwas in die Jahre gekommen. Ein Gra¿N7HDPXP7RUVWHQ7DPVIRUPXOLHUWHGDUDXIKLQYLVXHOle Ansprüche an den künftigen Auftritt, zusammen mit dem IT-Vorreiter freiheit.com („‘Silicon-Valley-Style‘ trifft deutsche Ingenieursqualität“) machten wir uns daran, eine gigantische Server-Struktur aufzusetzen, die nur ein Ziel verfolgen sollte: Wir wollten jede einzelne Idee, jedes Pixel, jedes Feature, das im Zuge des Relaunchs online gehen sollte, vorher aufwendig und in allen denkbaren Konsequenzen testen: Welcher Besuchertypus spricht auf welches Navigationselement an? Welches Strukturelement lädt am ehesten dazu ein, weitere Artikel aufzurufen? Wie zieht man Nutzer optimal aus einer Bildergalerie in den dazugehörigen Artikel? Was ist zu tun, damit Besucher, die über einen Facebook-Link oder eine Google-Suche kommen, tiefer in unser Angebot eintauchen? Schon von Anfang an verließen wir mit diesem Ansatz den Weg des klassischen Webdesigns, bei dem Layout und Benchmarking im Vordergrund standen. Wir wollten messen. Alles. Nach dem Rebrush wollten unser CTO, Marc Mesgarzadeh, und ich möglichst rasch den nächsten Schritt gehen und „Mobile Responsive“ umsetzen: www.computerbild.de sollte auf allen mobilen Endgeräten optimal aufbereitet und dargestellt werden. Klar wurde uns in diesem Prozess aber auch, dass dieser nächste Schritt nicht unseren Ansprüchen genügen konnte. Schon zu diesem Zeitpunkt verfügten wir aus der Zusammenarbeit mit freiheit.com über ein umfassendes Instrumentarium an Messtechniken – wir konnten erkennen, was unsere Nutzer in welcher Situation wollten, mit welchen Geräten sie auf unser Angebot zugriffen und an welchen Stellen wir sie zu diesem Zeitpunkt noch enttäuschten (die berüchtigte „Bounce Rate“ in den Webanalytics, also die Absprungquote von bestimmten Seiten). Vor diesem Hintergrund müsste es bei der mobilen Nutzung möglich sein, Angebote nicht nur technisch, sondern auch inhaltlich optimiert auszuspielen – eben context-relevant. Unser Musterbeispiel dafür wurde rasch die Produktdatenbank. In diesem Beratungstool haben wir zehntausende von Elektronik-Produkten – von Smartphones über TV-Geräte und Tablets bis zu Spielekonsolen, Staubsaugern und Espresso-Maschinen – aufbereitet, mit Detailinformationen, Testnoten und Preisvergleichen in Echtzeit. Die Produktdatenbank ist somit zu einer unserer Herzkammern geworden – sie steht für unsere Unabhängigkeit und Test-Kompetenz. Der Context-Beispielfall, den wir für die ProduktdatenEDQN GH¿QLHUWHQ :HQQ HLQ 1XW]HU$ JHUDGH LQ HLQHP Elektronik-Fachmarkt ist und dort auf unser Angebot zugreift, also beispielsweise www.computerbild.de über einen mobilen Webbrowser nutzt, ist die Wahrscheinlichkeit immens hoch, dass er (oder sie) in genau diesem Moment eine Produktinformation sucht oder ein konkretes Produkt vergleichen möchte: Ist das Angebot vor Ort wirklich so günstig, wie es mir dieser Fachmarkt oder ein bestimmter Verkäufer gerade weismachen wollen? In genau diesem Fall müsste es ausreichen, dass der Nutzer computerbild.de eingibt, und trotzdem nicht auf der Startseite, sondern direkt in der Produktdatenbank landet. Kontextualisiert – weil er in diesem Moment mit diesem Feature am meisten anfangen kann. Wenn wir dank unserer Mess-Infrastruktur noch mehr über den Nutzer wissen, könnte sogar die entsprechende Kategorie angeboten werden. Wer sich zuletzt auf XQVHUHU6HLWHEHVRQGHUVKlX¿JEHUHQHUJLHVSDUHQGH Waschmaschinen informiert hat, steht jetzt vielleicht gerade in der Weiße-Ware-Abteilung des Fachmarktes und will noch mal alle Informationen, die wir als unabhängige Plattform zusammengestellt haben. Auch unsere Download-Plattform mit Software, Apps und Spielen könnte nach diesem Prinzip neu aufbereitet werden: Wer mobil zugreift, erhält nur Software, die für genau sein Betriebssystem passt – auch hier wieder 33 JHNRSSHOWDQVHLQ1XW]HUSUR¿OZHQQXQV,QIRUPDWLRQHQ dazu vorliegen und eine Freigabe seitens des Nutzers vorliegt (eine so genannte „Cookie-Acceptance“). In diesen strategischen Überlegungen wurde bei uns GHU %HJULII Ä&RQWH[W'HVLJQ³ HUIXQGHQ XQG GH¿QLHUW Seitdem arbeiten wir mit unseren Teamchefs Nina Winter und Marco Gremmel sowie vielen großartigen Kollegen an der Umsetzung des Plans. Wir waren bei Drucklegung dieses Buches noch nicht am Ziel – vielleicht kann ein Projekt dieses Umfangs auch gar nicht endgültig ans Ziel kommen. Aber ich bin schon zu diesem Zeitpunkt sehr stolz über unsere Analysen und die weitere Roadmap, die ich an dieser Stelle aber nicht im Detail offenlegen kann, sorry. Nur so viel noch: Context Design gilt bei einem journalistischen Portal wie www.computerbild.de natürlich auch für die redaktionellen Inhalte. Auch hier wollen wir künftig in der Lage sein, zielgenau die Inhalte auszuspielen, die den jeweiligen Nutzer in seiner aktuellen Situation an meisten interessieren. Einen Tunnelblick werden wir trotzdem vermeiden – auch das ist eine Frage von Business Intelligence. Learnings 0RELOH.XQGH HUZDUWHW Ä,QVWDQW QHHG IXO¿OOPHQW³ Jede Information sofort, sie muss auf jedem Gerät gleich und synchron funktionieren, direkte Anbindung an die eigenen Social Communities – kurzum: das Angebot muss immer den richtigen Kontext liefern. Convenience dirigiert auch die Medienwirtschaft: User bevorzugen immer das bequemste Angebot. Im mobilen Umfeld bedeutet das: Sie wollen Service, der unmittelbar und einfach funktioniert und immer genau weiß, was man in der aktuellen Situation braucht. Immer mehr Kunden gewähren vertrauenswürdigen Business-Partnern Tiefen-Zugriff auf eigene Nutzungsdaten, wenn im Gegenzug ein direkter Tarif- oder ein Convenience-Vorteil winkt. Vor dem Context kommt Content – für die eigenen Inhalte, Angebote und Services muss es ebenfalls eine klare Digitalstrategie geben. Hinweis Bei diesem Text handelt es sich um einen gekürzten und angepassten Auszug aus: Mayer, Ansgar (2014): Context Business. Neue Umsatzpotenziale durch Kontextualisierung. Springer Gabler: Wiesbaden. E-Book: http://www.springer.com/gp/book/9783658054472 Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Springer Gabler Verlages. Literaturverzeichnis [1] Forrester Research (Hg., 2013): The Mobile Mind Shift Index. Measuring And Analyzing The Shift In Consumers‘ Expectations, https://www.forrester.com/ The+Mobile+Mind+Shift+Index/fulltext/-/E-RES95941. [2] Jarman, Paul (2013): Reaching the Holy Grail of Context: Mobile Customer Experience, http://insights.wired.com/profiles/blogs/reaching-the-holygrail-of-context-mobile-customer-experience?xg_ source=activity#axzz3TPtBaPy3. [3] MedienRat-Institut (Hg., 2014): Mediatrend 2014. Entwicklungen in der Medienwirtschaft, http://medienrat-institut.de/Studien.html. [4] Miura, Toshihiko (2013): From Contents to Context: The Potential of Context Design Strategy, http://www. yomiuri.co.jp/adv/chuo/dy/opinion/20130212.html. [5] Halvorson, Kristina (2010): Content Strategy for the Web. New Riders: Berkeley. Ansgar Mayer ist Journalist und arbeitet ar DOV&KLHI3URGXFW2I¿FHUEHLGHU Computer Bild Group 34 Medienproduktion - Online-Zeitschrift für Wissenschaft und Praxis Webradio kommt ins Auto von Christian Bollert Radio und Auto – das passt einfach zusammen. Zumindest ist das in den letzten Jahrzehnten immer so gewesen. Nirgendwo hören die Menschen so intensiv und so viel Radio wie im Auto. Ist doch Autofahren eine Beschäftigung, die volle visuelle Aufmerksamkeit verlangt, das Ohr jedoch nur selten fordert. Das Radio hat das Auto einst sogar noch vor der Kassette oder der CD erobert. So manch Urlaubsfahrt und Ehe mag vom Radio gerettet worden sein. Ich kann mich noch gut an das Alpha Radio von Volkswagen erinnern, manch anderer denkt vielleicht an Grundig oder Blaupunkt. Seit einigen Jahren bröckelt aber diese scheinbar so perfekte Beziehung zwischen Auto und Radio. Denn Autofahrer bringen ihre eigenen Geräte mit ins Auto und schalten das Radio gar nicht mehr an. Stattdessen hören sie ihre Lieblingsmusik oder Podcasts über mp3Player oder das Smartphone. Das Autoradio stellt dann oft nur noch die Boxen für den selbst mitgebrachten Audio-Inhalt der Fahrer. Außerdem arbeiten die Autohersteller daran, dass Internet ins Auto zu bekommen. Unter dem Schlagwort „connected car“ werden heute onlinebasierte Services gern zusammengefasst. Es gibt sogar schon Studiengänge zu diesem Thema. Die Hersteller versprechen sich von Internet im Auto konkrete Mehrwerte wie genauere Navigation, Kommunikation zwischen den Autos und natürlich ganz neue mediale Möglichkeiten. Könnten doch mit Internet im Auto die Kinder auf dem Rücksitz youtube-Videos schauen und der Beifahrer seine Social Media Kanäle checken. Beim Fahrer kommt dann wieder das Radio ins Spiel. Denn so lange es das selbstfahrende Auto nicht als Realität auf unseren Straßen gibt, so lange wird der Fahrer keine Videos gucken und auch nicht surfen können. Aber er kann natürlich weiterhin Radio hören. Ist das Internet jedoch erst einmal im Innenraum des Autos angekommen, beschränkt sich die Auswahlmöglichkeit des Fahrers bei den Radiosendern nicht mehr auf zehn oder 15 Stationen. In diesem Moment hat er oder sie Zugriff auf eine fast unbegrenzte Zahl an Webradios. Was wird wohl passieren? Vermutlich wird er sich ab diesem Moment viel bewusster für einen Sender entscheiden. Er wird nicht mehr das hören, was ihn am wenigsten nervt, sondern er wird das hören, was ihm am besten gefällt. Aus dem Dudelfunk wird ein Einschaltradio. Was vielleicht für einige noch wie eine Utopie klingt, ist jedoch in den neueren Modellen vieler Autohersteller längst Realität. In großen Städten oder Ballungsgebieten ist die mobile Internetversorgung längst stabil genug, um einen Audiostream im Auto zu hören. Während einige Hersteller bisher noch auf relativ geschlossene Systeme gesetzt haben, gehört Ford zu den Herstellern, die sich dem Nutzer sehr weit öffnen. Ford agiert nach dem Motto „Bring your own device“. Sie gehen also davon aus, dass sowieso jeder Nutzer bereits ein Smartphone besitzt und ins Auto mitnimmt. Die Bedienung des Smartphones im Auto während der Fahrt ist jedoch verboten. Deshalb bietet Ford App-Entwicklern die Möglichkeit, ihre App soweit zu erweitern, dass die Anwendung über Sprache, das Bedienfeld und das Lenkrad des Autos gesteuert werden kann. Dafür müssen App-Entwickler ihre App an einigen Punkten erweitern und anpassen. In Deutschland hat das bisher nur eine handvoll Medienanbieter getan. Dazu zählen der Springer-Konzern mit der Welt sowie Spotify und der Radioplayer der privaten Radioanbieter. Seit diesem Jahr sind auch wir vom deutschlandweiten Onlineradio detektor.fm mit unseren Apps für Android und iOS mit dabei. Wir gehen davon aus, dass detektor.fm-Hörer ihr Lieblingsradio nicht nur am Computer, im heimischen WLAN oder auf dem Smart-TV genießen wollen, sondern auch im Auto. Mit der Erweiterung der App für das FordSystem (SYNC mit AppLink) eröffnen wir ihnen diese Möglichkeit. detektor.fm schafft damit den Sprung in die wohl letzte Bastion des klassischen UKW-Radios, ins Auto. Hörer koppeln ihr Telefon einfach mit dem Auto und können über Sprachbefehle, die Bedienelemente am Lenkrad und das Audiosystem verschiedene Funktionen der App nutzen. Natürlich sind unsere beiden Streams (Wort- und Musikstream) im Auto hörbar. Daneben können Nutzer auch einzelne Beiträge und Podcasts auswählen. Besonders interessant für Autofahrer LVWGLH2IÀLQH)XQNWLRQIUUHJLVWULHUWH1XW]HU'HQQ%HLträge lassen sich damit schon vor der Fahrt herunterladen und auch ohne mobile Datenverbindung im Auto abspielen. Jeder Fahrer erhält zusätzlich, wie auch auf allen anderen Plattformen von detektor.fm, Informationen zum aktuellen Thema oder Song. 35 Foto: detektor.fm-App im AppLink von Ford im Test Das Internet im Auto wird auch dort zu einem Medienwandel führen und die bisherige Nutzung verändern. Für neue Anbieter wie Streamingplattformen oder Webradios ist das eine große Chance, für etablierte UKW-Radios ist das vermutlich eher ein Risiko. Bekommen sie doch Konkurrenz. Die schlechte Nachricht für etablierte Anbieter: Das Internet im Auto wird kommen, da führt kein Weg dran vorbei. Die Verbreitung und Nutzung wird in den nächsten Jahren exponentiell steigen, so wie wir es bereits bei den Smartphones gesehen haben. Jetzt gilt es, Konzepte und Strategien zu entwikkeln, wie Radiosender bei der wachsenden Konkurrenz noch relevant bleiben. Dazu gehören sicher auch Konzepte für eigene Apps für das vernetzte Auto. Natürlich sollte man auch schauen, was die großen TechnologieKonzerne wie Apple und Google machen. Denn das vernetzte Auto ist für sie einer der nächsten großen Märkte. Sie arbeiten bereits mit Hochdruck zusammen mit Autokonzernen an weiteren Lösungen. Höchste Zeit für Radios, eigene Lösungen zu präsentieren Christian Bollert ist G Geschäftsführer eschäf äftsfü führe der BEBE Medien GmbH. Diese betreibt den Radiosender detektor.fm. 36 Medienproduktion - Online-Zeitschrift für Wissenschaft und Praxis Buchrezension: InDesign CC. Das umfassende Handbuch von Mara Seupel 'LH =HLWHQ GHU NlXÀLFK ]X HUZHUEHQGHQ 3URGXNWH GHU Creative Suite sind vorbei. Einzelne Programme oder „all you can eat“ heißt es nun mit der Einführung der Adobe Creative Cloud (CC). Das Software-as-a-ServiceAngebot von Adobe Systems ermöglicht dem Benutzer, einzelne Programme oder ein Komplett-Paket zu mieWHQ,QGLHVHP=XJHZXUGHHLQH1HXDXÀDJHGHV InDesign Handbuches herausgebracht. „Adobe InDesign CC – Das umfassende Handbuch“ wird seinem Titel gerecht, wenn man das 1200 Seiten lange und 3 kg schwere Buch vor sich liegen hat. In 45 Kapitel vermitteln die Autoren Schneeberger und Feix ,Q'HVLJQ 3UR¿V *UXQG XQG 6SH]LDOZLVVHQ XQWHU DQGHUHPDXVGHQ%HUHLFKHQ7HFKQLN7\SRJUD¿H/D\RXW und Produktion von Daten für den Printbereich. Hierbei liegt der Fokus auf den technischen Implementierungen von Abläufen und Prozessen. Die Autoren betonen zu Beginn, dass das Handbuch keine gestalterischen und kreativen Tipps liefert. Nach 34 Seiten Inhaltsverzeichnis und einer kurzen Einführung in die Creative Cloud, folgt im ersten Teil des Buches eine ausführliche Erläuterung zur Einrichtung von InDesign. Auch hier gehen die Autoren auf die Installation über die Creative Cloud ein. Alle Voreinstellungen werden mittels Screenshots und persönlichen Empfehlungen detailliert beschrieben. Ebenso wird die $UEHLWVREHUÀlFKHGHV3URJUDPPHVPLWDOOHQ]XJHK|ULgen Bedienfeldern, Werkzeugen, Menüs und Arbeitsbereichen erläutert. Teil II und III widmen sich dem Anlegen und Organisieren des Layouts sowie dem Einfügen und Bearbeiten von Text- und Bild. Hier werden ganz klar Einsteiger angesprochen, die bei der richtigen Wahl und Einrichtung des Dokumentes unterstützt werden. Einen Schritt weiter geht es im nächsten Teil des Handbuches. Dort werden in sechs Kapiteln unter anderem die Grundlagen der Text- und Tabellenformatierung erläutert und zum besseren Verständnis mit vielen AbbilGXQJHQXQWHUVWW]W:LHGLH(I¿]LHQ]ODQJHU'RNXPHQte hinsichtlich Querverweise, Fußnoten etc. gesteigert werden kann, wird im Teil 5 dokumentiert. Spezieller wird es im weiteren Verlauf des Handbuches für InDesign CC mit der Anpassung von Dokumenten für verschiedene Ausgabekanäle. Neben der klassischen Printproduktion werden auch Anpassungen für interaktive Dokumente und Animationen beschrieben. Hier wird vom Leser etwas Erfahrung vorausgesetzt. Der vorletzte Teil des Handbuches ist vor allem für Fortgeschrittene interessant. Hier geht es um die Automatisierung von InDesign. Begriffe wie GREP und DataPublishing sollten weitestgehend bekannt sein. Weitere Kapitel befassen sich mit Skripten und Publishing mit XML. Hier kann der Leser kostengünstig ProgrammerZHLWHUXQJHQ YRUQHKPHQ XP VSH]L¿VFKH 3UREOHPH ]X lösen. Das Handbuch schließt mit dem Infoteil ab, in dem neben Tastenkürzeln und Zeichencodes auch ergänzende Plug-ins und Zusätze für InDesign CC erläutert werden. 'LH /LQNV ]XP (UUHLFKHQ GHU =XVDW]VRIWZDUH EH¿QGHQ sich zusätzlich auf der beiliegenden DVD, was mühseOLJHV$EWLSSHQ EHUÀVVLJ PDFKW 2E GLH 3OXJLQV NRVWHQIUHL RGHU NRVWHQSÀLFKWLJ VLQG ZLUG OHLGHU QLFKW PLW aufgeführt. Neben vielen farbigen Screenshots, welche das Textverständnis erhöhen, gibt es auf jeder Seite eine Marginalspalte mit Hinweisen, Empfehlungen und Tipps, aber auch kritischen Betrachtungen. Erklärungen sind 37 detailliert und bauen logisch aufeinander auf. Jedes Kapitel hat eine andere Farbe, so dass man sich bei dem KRKHQ 6HLWHQXPIDQJ VFKQHOOHU ]XUHFKW¿QGHW DXFK EHL zugeklapptem Buch). :RUNVKRSV 6FKULWWIU6FKULWW$QZHLVXQJHQ ¿QGHQ /Hser und Leserinnen immer wieder in den einzelnen Kapiteln. So kann das theoretisch Beschriebene Schritt für Schritt umgesetzt werden. Auf der beiliegenden DVD EH¿QGHW VLFK QHEHQ YHUVFKLHGHQHQ 6HWWLQJV9RUJDEHQ (z.B. Arbeitsbereiche, Farbmanagement) auch eine Sammlung an Beispielmaterialien. Diese sind in die dazugehörigen Kapitel gegliedert und gehen von Grundlagenlayouts für Bücher bis zu Beispielen für Kleinanzeigen. Einen Pluspunkt gibt es für über eine Stunde Videolektionen und zusätzliches Übungsmaterial. Neben dem Learning by Doing für Einsteiger geht das Handbuch auch in die Tiefe, so dass auch FortgeschritWHQH 3UR¿V RGHU 8PVWHLJHU DXI LKUH .RVWHQ NRPPHQ „Adobe InDesign CC – Das umfassende Handbuch“ ist somit ein optimales Nachschlagewerk für Einsteiger aber auch für Fortgeschrittene. Hans Peter Schneeberger und Robert Feix. Adobe InDesign CC - Das umfassende Handbuch. Rheinwerk Verlag (früher Galileo Press), Bonn. ISBN-13: 978-3836224505 Mara ara Seupel ist wissenschaftliche wissenschaf Mitarbeiterin am Fachgebietes Kommunikationswissenschaft an der TU Ilmenau. 38 Medienproduktion - Online-Zeitschrift für Wissenschaft und Praxis Buchrezension: PDF in der Druckvorstufe. Das umfassende Handbuch von Paul Klimsa Es gibt Softwaretechnologien über die wir uns als normale Anwender keine Gedanken machen. Meist sind das diejenigen Technologien, die im Hintergrund ihren Dienst verrichten und Daten erzeugen, wie wir das erwarten. Zu solchen Technologien gehören PostScript und PDF, die uns normalerweise still bei der Arbeit unterstützen. Allerdings ändert sich die Sache relativ schnell, wenn wir professionell einen Druckauftrag vorbereiten müssen. Keineswegs reicht es aus, nur zu wissen, an welcher Stelle man einen Menüpunkt anklikken muss, um PDF zu erzeugen. Es sind grundlegende Kenntnisse von Produktionsabläufen als auch ein solides Hintergrundwissen gefragt. Wer sein Wissen über PDF (Portable Dokument Format) und PostScript erweitern will, oder daran denkt, die Produktionsprozesse zu automatisieren und zu optimieren, der kann zum Handbuch „PDF in der Druckvorstufe“ von Hans Peter Schneeberger greifen. Auf über 900 Seiten erhält man dann einen Überblick über grundlegende Technologien und Standards in der Druckvorstufe, über Konzepte zur Erzeugung und Prüfung von PDF, VRZLH EHU SURGXNWLRQVEH]RJHQH :RUNÀRZV XQG LKUH Automatisierung. Das Handbuch eignet sich sowohl für Anfängerinnen und Anfänger im Bereich der Druckvorstufe, als auch für professionelle Anwender und Anwenderinnen, die ihre Arbeit optimieren wollen, oder einfach ,QIRUPDWLRQHQEHUHLQHQ%HJULIIEHQ|WLJHQ:DV¿QGHQ wir genau in diesem Handbuch? 'HU$XWRUVHOEVWHLQ([SHUWHIU:RUNÀRZVLQGHU'UXFNvorstufe, stellt zuerst PostScript und PDF vor und erklärt anwendungsbezogen die Unterschiede zwischen beiden Begriffen. Die Installation sowie die Grundeinstellungen von Acrobat-Pro oder von Zusatzsoftware wie PitStop Pro und callas pdfToolbox werden so dann nachvollziehbar beschrieben. Da in der Praxis solche Technologien, wie Kompression von Daten, digitales )DUEPDQDJHPHQW RGHU )RQWV UHJHOPlLJ (LQVDW] ¿Qden, werden sie im Handbuch aufgegriffen und auf ihre %HGHXWXQJIUGLH:RUNÀRZVJHSUIW'LH(LQVDW]IHOGHU YRQ2SHQ3UH3UHVV,QWHUIDFH23,RGHUYRQ-RE'H¿QLtion Format (JDF) runden die Überlegungen über WorkÀRZVDQVFKDXOLFKDE,QVEHVRQGHUHGLH.DSLWHOELV 23 sind beim Verständnis für die Möglichkeiten von PDF in modernen Produktionsprozessen sehr hilfreich. Hier ¿QGHQZLUHLQHQIXQGLHUWHQhEHUEOLFNEHUEHGHXWHQGH Einsatzfelder dieses objektorientierten Datenformats. Das umfassende Werk schließt mit der Beschreibung YRQDXWRPDWLVLHUWHQ:RUNÀRZVGLHDXI3UIHQ.RUUHNtur und Ausgabe von PDF gerichtet sind. Ein umfassender Index erlaubt die Suche nach allen Begriffen des Handbuchs. Die Fülle der Information ist insgesamt beeindruckend. Man darf aber nicht erwarten, dass sich hier die Lösungen für alle Probleme der Druckvorstufe ¿QGHQ'DV%XFKLVWDOV+DQGEXFKXQGGDPLWPHKUDOV ein Nachschlagewerk konzipiert, denn als eine umfasVHQGH3UD[LVKLOIHIUGLH2SWLPLHUXQJYRQ:RUNÀRZVLQ GHU'UXFNYRUVWXIHJHGDFKW'LH:RUNÀRZVZHUGHQ]ZDU stets aufgegriffen oder es wird auf sie verwiesen, sie ergeben sich in dem vorliegenden Buch allerdings als Folge des Einsatzes von PDF und können dadurch keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Dies mindert keineswegs den Wert des Handbuchs. Als ich in der Mitte der 80er Jahre den Aufstieg von PostScript in kleinen Betrieben der Druckvorstufe erlebte, war ich mir wegen der Mächtigkeit dieser Programmiersprache sicher, dass in der nahen Zukunft die Druckvorbereitung vollständig digital sein wird. In Zeiten von MS DOS 3.0 war sich die Druckbranche noch einig, dass PageMaker und PostScript keine großen Erfolgsaussichten haben. Inzwischen ist PostScript und das darauf aufbauende Folgedatenformat PDF ein fester Bestandteil der Druckvorstufe und der entspreFKHQGHQ:RUNÀRZV'DVYRUOLHJHQGH+DQGEXFKPDFKW es besonders deutlich. Hans Peter Schneeberger. PDF in der Druckvorstufe. Das umfassende Handbuch. Rheinwerk Verlag (früher Galileo Press), Bonn. ISBN 978-3-8362-1750-7 Paul Klimsa msa ist Leiter des Fachgebietes Fachgeb Multimediale Kommunikation an der TU Ilmenau und Mitherausgeber der Online Zeitschrift Medienproduktion . 39 Impressum Herausgeber: Prof. Dr. Paul Klimsa Prof. Dr. Heidi Krömker (paul.klimsa(at)tu-ilmenau.de) (heidi.kroemker(at)tu-ilmenau.de) Chefredaktion: Dipl.-Ing. Mara Seupel (mara.seupel(at)tu-ilmenau.de) Redaktion: Dr. phil. Marcel Norbey (marcel.norbey(at)tu-ilmenau.de) http://www2.tu-ilmenau.de/zsmp/ Anschrift / Besucheradresse: Technische Universität Ilmenau FG Kommunikationswissenschaft Ehrenbergstr. 29 98693 Ilmenau Technische Universität Ilmenau Institut für Medientechnik FG Medienproduktion Gustav-Kirchhoff-Str. 1 98693 Ilmenau PF 10 05 65 98684 Ilmenau Layout: Dipl.-Ing. Mara Seupel Cover: © by Dipl.-Ing. Mara Seupel, Foto Kopfhörer: Thomas Helbig ISSN: 2193-7699 Copyright: Alle Rechte für den Inhalt und die Gestaltung dieser Internet-Seiten stehen allein den Fachgebieten Kommunikationswissenschaft und Medienproduktion zu. Das vollständige oder teilweise Reproduzieren, Verbreiten, hEHUPLWWHOQHOHNWURQLVFKRGHUDXIDQGHUH:HLVH0RGL¿]LHUHQRGHU%HQXW]HQXQVHUHU,QWHUQHWVHLWHQIU|IIHQWOLFKH oder kommerzielle Zwecke ist ohne unsere vorherige schriftliche Zustimmung untersagt. Natürlich freuen wir uns über Link-Verweise auf unsere Seiten, bitten aber insoweit um eine Information. 40 Medienproduktion - Online-Zeitschrift für Wissenschaft und Praxis Haftungsausschluss: Wir haben die Informationen nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt. Eine Gewähr oder jegliche Haftung für die Funktion, Aktualität, Richtigkeit, Vollständigkeit oder Qualität der Link-Verweise und insbesondere der Informationen der verwiesenen („verlinkten“) Internetseiten der Drittanbieter (inklusive Rechtmäßigkeit des Inhaltes) kann aber nicht übernommen werden. Die Rechte an diesen Seite sowie die Verantwortlichkeit für deren Inhalt liegen ausschließlich beim Drittanbieter. Dies gilt insbesondere für Inhalte, deren Verbreitung nach deutschem und ausländischem Recht verboten ist und deren Beihilfe zur Verbreitung strafrechtlich verfolgt wird. Auch können wir nicht garantieren, dass unsere Sammlung oder die verlinkten Seiten keine Viren enthalten. 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