19.04.07 - Amsterdam - Reiseberichte von Sabine und Wolfgang

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Wir erstehen noch einmal ein Tagesticket, steigen in die Tram und fahren eine Station zu
weit. Da wir noch frisch und munter sind, stört uns das nicht, zumal wir wieder durch den
Bloemenmarkt gehen können.
Wir flanieren durch die Kaalverstraat, eine Einkaufsstraße. Versteckt hinter einer Kreuzung
liegt Begijnhof, das ehemalige Kloster aus dem 14. Jhdt. Mit seinen winzigen Häusern und
den niedlichen Gärten um einen gepflegten Innenhof ist dieser Ort eine Oase der Ruhe.
Überall in der Innenstadt wurden so genannte Wohnhöfe errichtet. Es handelt sich hierbei um
meist drei- oder vierstöckige Gebäude, die überwiegend von reichen Kaufleuten gestiftet
wurden. Gleich am Eingang zum Begijnhof (Nummer 34) steht das Houtenhuis. Dieses
Gebäude stammt aus dem Jahr 1470 und ist damit das älteste noch erhaltene Holzhaus von
Amsterdam. Komplettiert wird der Begijnhof von etwa 40 weiteren Wohnhöfen, sorgfältig
hergerichteten Vorgärten und zwei Kirchen. In den Häusern wohnten ledige oder verwitwete
Frauen, die nach religiösen Regeln lebten, aber trotzdem nicht in ein Kloster eintreten
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wollten. Die Beginen kümmerten sich um ältere Mitmenschen und führten ein frommes
Leben. Die letzten echten Beginen starben in den 1970er-Jahren. Inmitten des Hofes steht die
Engelse Kerk, in der Presbyterianischer Gottesdienste in englischer Sprache abgehalten
werden. Die gotische Kirche wurde um 1392 errichtet und von den Beginen genutzt, bis die
Calvinisten sie beschlagnahmten. Beim Eintreten in das Innere fallen gleich die gotischen
Fenster auf, die die Kirche sehr hell erscheinen lassen. Ein großer, aber schlichter Luster
hängt von der Decke und türkisgrüne Holzbalken ziehen sich quer durch die Kirche. Der
Altarraum wird geziert mit mehreren Fahnen, unter anderen die schottische Königsflagge.
Den Altar schmückt ein großer Strauß weißer Lilien und darunter ist zu lesen „Create in me a
clean heart o god. Rechts neben dem Altar steht eine dunkle, geschnitzte Kanzel mit einem
Lesepult aus Messing.
Während wir so durch die Kirche gehen und uns die vielen Bilder, Erinnerungstafeln, ein
keltisches Kreuz und die Grabplatten ansehen, begleitet uns eine harmonische Orgelmusik.
„In diesen Mauern soll niemand ein Fremder sein und wir fühlen uns auch sehr wohl in dieser
Kirche.
Gleich gegenüber befindet sich die Begijnhof Kappel, versteckt in zwei Wohnhäusern. Sie
diente als Geheimkirche im 17. Jhdt. Wir sind eine zeitlang komplett allein in der Kapelle und
genießen die Ruhe. Fotografieren ist hier leider verboten, aber es ist doch schade, wenn man
diese schönen Eindrücke nicht festhalten kann. Also einmal kurz nach links und rechts
geguckt und schon ist es passiert. Hat doch gar nicht wehgetan und ist doch ein schönes Bild
geworden. Dafür schmeiße ich auch einen Euro in die Sammelbox, ein bisschen Buße muss
sein!
1971 starb die letzte Beginin. Die Wohnanlage wurde zwischen 1894 und 1987 vollkommen
restauriert und heute wohnen dort etwa 100 Personen. Der Begijnhof ist wie ein eigenes,
kleines Dorf inmitten der Großstadt. Doch das Leben dort ist für die Bewohner sicher nicht
immer leicht, wenn Busscharen von Touristen angekarrt werden und die dort lebenden
Menschen wie die Affen in den Käfigen bestaunen.
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Wir spazieren weiter zum Damplatz, wo sich das Nationaal Monument, ein riesiger Obelisk
befindet, der 1956 zum Gedenken an die Opfer des Zweiten Weltkrieges errichtet wurde. Die
zwei Löwen, die darunter stehen, sind die Symbole der Niederlande. Heute ist es ein
Treffpunkt vieler Jugendlicher.
Wir verharren dort nicht lange, sondern sprinten wie die Einheimischen über die Gleise und
roten Ampeln, um die nächste Tram noch zu erreichen. Kreuz und quer fahren wir durch die
Stadt.
In Amsterdam ist das Schwarzfahren mit den öffentlichen Bussen und Straßenbahnen nicht
möglich, denn ein- und ausgestiegen wird an vorgeschriebenen Türen. Und dort sitzt ein
Kontrolleur, der die Tickets verkauft bzw. kontrolliert. Es ist nicht leicht für einen
Straßenbahnfahrer in Amsterdam zu fahren. Die halbe Stadt ist eine Baustelle und zudem
haben sie mit den vielen Fahrradfahrern zu kämpfen. Auch auf die Fußgänger, die schnell
noch vorbei springen, müssen sie Acht geben. Wir sitzen im Inneren der Straßenbahn und
können das Treiben draußen auf der Straße mit Ruhe betrachten. Als wir an einer Baustelle
von einem Verkehrsregler längere Zeit aufgehalten werden, beginnt der Schaffner mit mir zu
schäkern.
Wir erreichen unser nächstes Ziel, nämlich den Albert- Cuip- Markt. Er ist der bekannteste
und meistbesuchteste Straßenmarkt Amsterdams. Der Markt befindet sich in dem
angesagten Szeneviertel der Pijp – und ist ganz in der Nähe der Heinecken- Brauerei. Auf
dem Markt findet man über 300 verschiedene Verkaufsstände von frischem Obst, Spielzeug,
Brillen, Souvenirs bis hin zu Kleidungsstücken. Auch Fahrräder und Möbel suchen einen
Käufer und etwas sehr lustiges finden wir auch, nämlich Brüste und Penisse aus
verschiedenen Arten von Schokolade! Pfui!
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Da sind uns die Fische und Garnelen, die auf dem Stand gleich nebenan präsentiert sind doch
viel lieber. Der Markt hat eine Länge von mindestens einem Kilometer und am Ende
angelangt kommt bei uns der Hunger auf. Die süßen Minibananen, die wir zuvor erstanden
haben, sind verspeist und dienten lediglich als Appetitanreger. Der Gesang der
Straßenmusikanten begleitet uns zurück zum Ausgangspunkt und da fallen wir gleich bei
McDonalds ein. Nach dem Essen gönnen wir uns noch das Sonderangebot des Klogehens das
kostet hier nämlich nur 25 Cent. Wir hatten in Zaanse Schans schon 50 Cent bezahlt. Da
überlegt man, ob man wirklich so dringend muss!
Wir steigen wieder in die Tram, denn wir sind auf der Suche nach den Vondelpark. Aber
irgendwie verfransen wir uns total, steigen in der Nähe des Rijksmuseum aus, weil wir
zuerst denken, dass der angrenzende Park der ist, den wir suchen. So suchen wir uns ein
romantisches Plätzchen unter Zierkirschbäumen und beobachten die Menschen rund um uns.
Die einen plaudern miteinander, andere schlafen oder lesen und eine andere Gruppe spielt
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Fußball. Auch für einen Familienausflug wieder der Park vor dem Museum genützt.
Erwachsene picknicken und die Kinder tollen herum eine Idylle, wie im Bilderbuch.
Weiße und rosarote Blütenblätter regnen auf uns herab und wir genießen die angenehme
Wärme. Wir lesen im Reiseführer nach und da steht, dass der Vondelpark ganz in der Nähe
sein müsste. Also spazieren wir zuerst zum Rijksmuseum und betrachten es von außen. Es ist
das führende Kunstmuseum der niederländischen Hauptstadt und besitzt zahlreiche
Gemälde großer Meister wie beispielsweise Rembrandts „Die Nachtwache“. Konzipiert wurde
das Rijksmuseum als Magazin für mehrere nationale Sammlungen, darunter auch die des
Königshauses, die früher am Palast auf dem Dam untergebracht war. Aus architektonischer
Sicht bildet das Museum das Tor zum Museumsviertel. Das Gebäude wurde 1885 nach Plänen
von Pierre Cuypers fertig gestellt. Der Stil ist eine Mischung aus neugotischer und
holländischer Renaissance. Wir irren noch eine Zeitlang umher und dann endlich finden wir
ihn, den Vondelpark. Er ist der schönste und größte Park der Stadt mit 49 Hektar und zählt 20
Eingänge. Namensgeber ist der Dichter und Dramatiker Joost van den Vondel (1887 1679),
der auch als „Shakespeare der Niederlande bezeichnet wird. Angelegt wurde der Park in den
1860er- und 1870er- Jahren auf dem Marschland jenseits des Grachtengürtels. Er diente als
Naherholungsgebiet für die Bourgeoise. Heute tummeln sich hier Skater, Jogger, Liebespaare,
Picknicker und viele Kleinkünstler. Inmitten des Parks spielen im Sommer holländische Bands
zum Nulltarif. Jährlich statten über 10 Millionen Menschen dem Vondelpark einen Besuch ab.
Viele grüne Rasenflächen, mehrere Teiche und eine Vielzahl von Spielplätzen, sowie Cafés
und Restaurants findet man hier. Gehwege über ca. 1,5 Kilometer Länge und 300m Breite
laden zum Spazierengehen ein. Der erste Eingang bleibt uns wegen Asphaltierungsarbeiten
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gleich verschlossen und deshalb müssen wir noch einige hundert Meter weiterlatschen, bis
wir den nächsten ausfindig machen.
Neben dem Eingang befindet sich ein Café. Dort lassen wir uns auch gleich nieder. Am Tisch
neben uns schlägern sich Tauben um die Reste einer Kaffeejause. Die eine sitzt im
Suppenteller, eine andere verschüttet den letzten Rest des Rotweines. Sie randalieren so
lange, bis Aschenbecher und Teller vom Tisch fallen. Selbst davon lassen sie sich nicht
abschrecken und setzen ihr Picknick am Boden fort.
Auf der anderen Seite sitzen zwei junge, feine Damen mit Minihund und schlürfen Sekt. Und
direkt vor uns wird ein älterer Herr von zwei Fernsehleuten interviewt. Zudem kommen
andauernd Radfahrer in den verschiedensten Variationen vorbei. Frauen in Businesskleidung
und hochhakigen Schuhen, hinten das Kind und vorne die Einkäufe aufgeladen, treten fleißig
in die Pedale. Also, da wird uns volles Programm geboten. Wir sind nur froh, dass wir dafür
keinen Eintritt bezahlen müssen.
Nach einer langen Ruhepause nehmen wir die Besichtigung des Parks in Angriff. Auf einer
Rasenfläche verteilt haben fast zwanzig Frauen in Straßenkleidung Aufstellung genommen,
vor ihnen steht eine Art von Guru und sie machen eine Mischung von Aerobic und Meditation.
Wir haben in Amsterdam schon so viele verrückte Dinge gesehen, dass uns das nicht mehr
wundert. Kopfschüttelnd gehen wir weiter und erleben schon die nächste Kuriosität. Da
stehen eine Menge Kinderwägen auf einem Haufen und werden von einer Mami bewacht. Die
anderen sind gerade beim Joggen. Wenn eine davon wieder zum Treffplatz kommt, dann
kann die andere ihre Runden drehen. Gut organisiert, kann man da nur sagen.
Einige Meter weiter kommen wir zu einem Teich und dort können wir einen Hund beim Üben
für die Schwimmmeisterschaft beobachten. Die beiden Herrchen bemühen sich fast
aussichtslos, den Hund aus dem Wasser zu locken. Kaum ist er nahe am Ufer, dreht er sich
wieder kläffend um und los geht es von vorne. Enten schwimmen vorbei und lassen sich von
dem Spektakel nicht ablenken.
Wir haben wieder eine gemütliche Bank gefunden und genießen die Sonne. Im Hintergrund
spielen Jugendliche auf ihren Instrumenten. Wir fühlen uns wie im Paradies.
Gegen 18:00 Uhr fahren wir nach einem langen Fußmarsch wieder mit der Straßenbahn ins
Zentrum zurück. Wir essen wie schon ein paar Tage zuvor wieder im Park Plaza und
beobachten dabei das Fußvolk, das in Massen vorbeiströmt. Der Dam ist wie eine Bühne – es
gibt die verrücktesten Menschen zu sehen. Ein interessanter Tag geht zu Ende und leider
naht auch langsam das Ende des Urlaubes.
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