reportagen, interviews und rezensionen
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reportagen, interviews und rezensionen
sionen: n e z e r d n u s w e i v r reportagen, inte sefest mit Karin v. Welck, Kirsten Boie, Amon Barth, oße Le , u.v.m Ein Rückblick auf das gr Klages, Rainer Gussek e on m Si , ar nk ve Dr n , Zora Rabea Edel, Oliver Twist interview mit prof. dr. karin von welck hamburger kultursenatorin und schirmherrin des seiteneinstiger-festes INHALT seite 2 Inhalt + Vorwort seite 3 Interview mit Prof. Dr. Karin von Welck seite 4-5 Verschiedenes / Die Literarisch aktivste Schule / Von blauen Hunden / Ritterinvasion bei Gruner + Jahr / www.seiteneinsteiger-hambrg.de seite 6-15 Lesungen + Workshops / Geschichten aus der Lindenstraße / Daisuki-Magazin / Rosies Entführung / Deutschland in der NS-Zeit / Emil und die Detektive / Kinderradio hören, lachen, 2 selber machen / Drachenreiter / 1001 Nacht / Die Rückkehr der Kurzhosengang / Oliver Twist / Transit / Rolltreppe abwärts / Breit seite 16-18 Rezensionen / Amon Barth - Breit – Mein Leben als Kiffer / Finn-Ole Heinrich - Die Taschen voll Wasser / Hans Georg Noack - Rolltreppe Abwärts / überlieferte Märchen aus 1001 Nacht / Erich Kästner - Emil und die Detektive / Marie-Therese Schins und Stefan Wagner - Vergitterte Jugend hamburg als hochburg des lesens D ieses Magazin gibt einen Einblick in das, was am 7. November 2006 in fast ganz Hamburg, in Kinos, Museen, Schulen, Theatern, Büchereien und anderen Veranstaltungsorten wie dem Literaturhaus oder dem Kultwerk West im Rahmen des Lesefestes „Seiteneinsteiger“ passiert ist. „Seiteneinsteiger“ ist ein von der Stadt getragener Aktionstag für Kinder und Jugendliche, der sich die kreative Leseförderung zur Aufgabe gemacht hat. Unter der Schirmherrschaft von Hamburgs Kultursenatorin Prof. Dr. Karin von Welck und im Auftrag der Kulturbehörde sowie der Behörde für Bildung und Sport rückte die Stadt an diesem Tag wieder ihre gesamten literarischen Aktivitäten für Kinder und Jugendliche in das Zentrum der Öffentlichkeit. Zur Premiere im vergangenen Jahr waren bereits mehr als 135 Veranstaltungen in der ganzen Stadt mit großer Begeisterung von den Kindern und Jugendlichen besucht worden, rund 180 Schulen hatten sich mit eigenen Aktivitäten beteiligt. In diesem Jahr belegen über 150 Veranstaltungen sowie Aktionen und Workshops in vielen Hamburger Schulen, dass zumindestens an diesem 7. November Hamburg als Hochburg des Lesens gelten durfte. seite 19 Nachwort die magazinmacher Stefanie Ericke von Pauw & Politycki Die Auswahl und die Texte stammen von jungen Redakteurinnen und Redakteuren aus der Klasse 7c der Gesamtschule am Heidberg und von ausgewählten Schülern des Heilwig Gymnasiums. Sie haben aus ihrer Sicht versucht das ganze Spektrum des Festivals von Kino und Theater über spannende Workshop bis hin zu Lesungen für Große und ganz Kleine für Euch abgebildet. seite 20 Sponsoren + Förderer Viel Spaß beim Lesen! Glauben Sie, dass Sie durch das Lesefest mehr Kinder zum Lesen bringen und vom Fernsehen wegbekommen? Davon bin ich überzeugt. Das Lesefest trägt ja auch den treffenden Namen „Seiteneinsteiger“: Vielen Kindern wird Leselust vermittelt und sie werden auf Bücher, Autoren und Illustratoren neugierig gemacht. Manche Kinder werden dann zu richtigen Leseratten – das ist natürlich wunderbar. Schreiben Sie selbst? Ich habe mit 12 Jahren einmal angefangen, ein eigenes Buch zu schreiben. Aber dann wollte ich erst noch mehr vom Leben erfahren, bevor ich es abschließe. Später habe ich dann wirklich ein paar Bücher geschrieben. Im Moment habe ich leider zu wenig Zeit dafür, aber ich träume davon, noch einmal ein eigenes Kinderbuch zu verfassen. Welche drei Bücher würden Sie älteren Schülern und deren Lehrern als Schullektüre empfehlen? „Homo Faber“ von Max Frisch, die „Deutschstunde“ von Siegfried Lenz und „Effi Briest“ von Theodor Fontane. Welches ist Ihr Lieblingsbuch? Das wechselt häufig. Zurzeit empfehle ich oft „Nachtzug nach Lissabon“ von Pascal Mercier weiter, da es packend geschrieben ist und sehr zum Nachdenken anregt. Was ist Ihr größter Traum? Mein Traum ist es, dass sich das Bewusstsein in den Köpfen der Menschen verankert, dass Kultur Spaß macht, wichtig ist und das Leben bereichert und erleichtert. Besonders die Kinder- und Jugendkultur muss noch mehr gestärkt werden, denn Kinder und Jugendliche sind die Kulturfreunde und -förderer unserer Zukunft. Die Fragen stellten die Schüler der Redaktion! 3 ritterinvasion bei gruner + jahr preisverleihung für die literari sch schule hamburgs literatur als herzensangel aktivste egen heit I m Rahmen von Seiteneinsteiger wurde erstmals auch ein Preis für die Schulen verliehen, die sich auf besondere Weise im Bereich Lese- und Schreibförderung auszeichnen. Aus 16 Bewerbungen Hamburger Schulen hat eine Jury aus dem Hamburger Verlags-, Literatur- und Bildungsbereich die Adolph-Diesterweg-Schule (Allermöhe) und das Kurt-Körber-Gymnasium (Billstedt) ausgewählt und mit jeweils 400 Euro für ihre Bibliothek unterstützt. Optisch geprägt durch die vielen Kinderbücherregale bot der Verleihungsort, das Kinderbuchhaus des Altonaer Museums, eine tolle persönliche und zum Anlass passende Atmosphäre. An der Preisverleihung nahmen hauptsächlich Schülerinnen teil. Es gab Reden von den Veranstaltern, Die Liebe zum Lesen entdecken! einem Jurymitglied und den Schulleitern der Preisträger. 4 kirsten boies tafelrunde D ie berühmte Autorin und ehemalige Lehrerin Kirsten Boie („Geschichten aus dem Möwenweg“, Lena-Reihe...) stellte im Auditorium von Gruner + Jahr ihr brandneues Buch „Der kleine Ritter Trenk“ vor. Viele Kinder erschienen dort in originellen Ritterkostümen und kamen der Autorin nach der Lesung ganz nah. Ob sie wohl Angst hatte? Kirsten Boie umringt von stolzen Rittern und Edeldamen… …und bei der Autogammstunde beeindruckende projekte Die Grundschule Adolph-Diesterweg hat unter anderem eine Zeitung erstellt, die regelmäßig verschiedene Themen aufgreift, z.B. „Erzähl mir von früher“, in der Eltern der häufig aus Migrantenfamilien stammenden Kinder über ihre Kindheitserinnerungen berichten konnten. Zusätzlich veranstaltet die Schule oft Leseabende für Väter, Söhne und Opas, da gerade Jungen intensiver an das Lesen herangebracht werden müssen. Die beliebte Schülerzeitung „Pergamente“ des Kurt-Körber-Gymnasiums erscheint sogar schon in der 67. Ausgabe. Viele Schüler besuchen Grundschulen und Kindergärten, um den Kindern aus Büchern vorzulesen und engagieren sich in schulinternen Schreibwerkstätten. Nachdem alle ihre Aktivitäten vorgestellt hatten, wurde die Preisverleihung bei Kaffee und Kuchen beendet. Die Projekte waren sehr beeindruckend, andere Schulen sollten sich daran ein Beispiel nehmen. > ronja altmüller hunden r in dulsberg Von blauen kindertheate D as Wiesel auf dem Kiesel im Bachgeriesel kennt man noch. Bei den Eulen, die schon viel zu lange Eulen waren, hört es dann schon auf. Dichter wie Ernst Jandl oder Christian Morgenstern sind zwar nicht unbekannt. Ihre Wortspielchen in Gedichtform allerdings meistens schon. Wer denkt, diese seien nur für Kinder geeignet, irrt gewaltig. Zwar war die Gedichtrevue im Kulturhof Dulsberg mit Kirschkern & Compes für Jüngere gedacht. „Ottos Mops“ kann jedoch jedem, der bei Gedichten an staubige Rosen auf Großmutters Tapete denkt, Spaß machen. > lea krause-solberg das portal für kinder- und jugendliteratur in hamburg: www.seiteneinsteiger-hamburg.de V ielfältiges, Wissenswertes und Buntes über die Hamburger Literaturszene liefert, gefördert von der Haspa-Stiftung, die Seiteneinsteiger-Seite www.seiteneinsteiger-hamburg.de: akuelle Veranstaltungshinweise, mehr Infos zum großen Lesefest, die Vorstellung von AutorInnen und IllustratorInnen, die in der Stadt leben und arbeiten sowie einen Überblick über die zahlreichen literarischen Institutionen - von der Bücherhalle bis zum Poetry Slam - die das literarische Leben in Hamburg prägen. Für jeden etwas! So sieht sie aus! Und welche Veranstaltung besucht IHR als nächtes? Stöbert einfach auf der Karte… 5 daisuki-magazin { geschichten aus der lindenstraße G eschichten aus der Lindenstraße sind bunt und vielseitig: ein Lehrer, der ein Doppelleben als Drag-Queen führt, bewahrt einen schwulen Schüler vor dem Selbstmord, die verliebte Schülerin tritt um religiöse Barrieren zu überwinden zum Islam über, das Straßenkind erlebt einsame Abenteuer… Spannend ist dabei, dass alle Geschichten zusammen hängen. Noch spannender ist, dass es dabei nicht um Welche Strategie ist die beste? Der „Klasse! Verlag werkstatt in der LiteraturKlosterschule mit Susanne Koppe / fotos: thore hoffmann die Fernsehserie, sondern um von Schülern erfundene Episoden rund um die Lindenstraße in St. Georg geht. Susanne Koppe und die engagierten Lehrer erstellen mit Schülern des Klostergymnasiums ein komplettes Buch, das von anderen Schülern dann professionell gelayoutet, vermarktet und von dem eigens gegründeten „Klasse! Verlag“ vertrieben wird. Für weitere Information mailt an [email protected] “ bespricht grundlegende Entscheidungen 6 tur-zwei“ Grafiker Marc von „fu en ide ver Co erläutert erste Klasse!–nlehrer Martin Hageleit Workshopleiterin Susanne Koppe und die Autorengruppe Flipchart der Marketinggruppe D { workshop des Ca rlsen verlags / te nadine thiess, lukas Schmahl un xt von Jenny Strauch, d maja hoffmeis 14 Uhr / ab 13 ter / Jahre / fotos: carlsen verlag er Workshop fand in einem Verlagsraum von Carlsen statt. Überall hingen bunte Comic-Poster. Am Anfang hat uns die Leiterin Anne Berling erklärt, wie Daisuki und die anderen Mangamagazine entstehen. An der Daisuki arbeiten 25 Leute. Ein Zeichner muss es schaffen, in einem Monat 30 Seiten in Skribble zu malen – das ist eine Art Vorskizze – und das dann noch sauber nachzeichnen. Die Daisuki-Geschichten kommen aus Japan. Einige Kinder haben sich ruhig verhalten und aufmerksam zugehört. Andere haben nicht wirklich aufgepasst. Haben Sie selbst schon mal versucht zu zeichnen? Anne Berling: Ich habe es einmal probiert, selber zu zeichnen, aber ich kann es nicht besonders gut. Was ist Ihr Traumberuf? Mein Traumberuf ist bei Walt Disney zu arbeiten! Wie lange arbeiten Sie schon bei Carlsen? Hier bei Carlsen? Im nächsten Jahr sind es jetzt schon fünf Jahre. Würden Sie auch einen anderen Job machen? Nein, ich würde nie einen anderen Job machen. Lesen oder gucken Sie selber Mangas und Animes? Ja, ich lese sehr gerne selber Mangas. Die Animes, die im TV laufen, gucke ich nicht, aber ich schaue mir ab und zu DVDs an. Waren sie schon im Ausland? Und Wenn ja, dann wo? Ja, ich war beruflich schon in Amerika, genauer in New York, Frankreich, Italien und Spanien. Haben sie Haustiere? Nein, ich habe keine Haustiere, denn ich bin kaum zu Haus. Anne Berling beantwortet Fragen der Teilnehmer 7 Die geschenkten Mangas wurden Eine bunte Daisuki-Tapete Zufriedene Reporter nach dem Workshop sofort durchgeblättert { rosies entführung krimilesung und workshop mit der autorin illustratorin Simone klages / text von Celiund na Welling und loriana karow / brakula e.V. / 16 uhr / ab 8 Jahre I 8 m Brakula las Simone Klages einige Kapitel ihres Buches „Rosies Entführung“ vor. Die Lesung war in einem gemütlichen Theatersaal, in dem ca. 40 Personen saßen – vor allem Kinder im Alter von acht bis elf Jahren und einige Eltern. Im Anschluss daran fand noch ein Workshop statt, der den Inhalt der Kapitel aufgriff. Uns hat die Stimmung sehr gut gefallen, die Geschichte war sehr interessant und spannend. Nicht gefallen hat uns, dass die Autorin am Schluss sehr hektisch wurde und für uns wenig Zeit hatte. Wie sind sie Autorin geworden? Zufällig, ich habe Grafikdesign studiert und habe Bilder für Kinderbücher gemalt. Dann hat mich der Verlag gefragt, ob ich nicht selbst schreiben möchte, dass habe ich getan und bin dabei geblieben. Würden sie ihren Beruf für einen anderen eintauschen? Nein, mir gefällt er sehr. Dürfen wir Sie nach Ihrem Alter fragen und wann sie ihr erstes Buch geschrieben haben? Ich bin jetzt 50 Jahre alt und habe mit 27 mein erstes Buch geschrieben. { emil & die dedektive mit anette daugardt und uwe neumann / text von Mandy Falk und Patricia rabea kankam / kulturhaus eppendorf / 12h / ab 10-14 Jahre D er Raum des Kulturhauses war fast ganz voll, ca. 55 Kinder im Alter von neun bis elf Jahren saßen dort. Vorne gab es eine kleine Bühne mit einer Bank, auf der die beiden Vorleser Anette Daugardt und Uwe Neumann saßen. Das Publikum war am Anfang etwas laut, als die Lesung begann, wurde es schnell leise. Am Anfang kam lustige Musik. Uwe hat dabei immer ins Publikum geguckt und Anette ins Buch. Uwe hat Emil gelesen und Anette den Dieb. Oft haben sie in das Publikum geguckt und dann trotzdem noch gesprochen. Also haben sie etwas davon auswendig gelernt und dafür auch lange geübt. erfahrung aus funk und fernsehen Uwe und Anette lesen auch noch andere Hörbücher, zum Beispiel „Die Dame im Auto mit Koffer und Gewehr“. Anette hat mal bei „Marienhof“ und „Alarm für Cobra 11“ mitgespielt. Uwe hat bei „Der Landarzt“ mitgemacht. Uns hatte es bei der Lesung sehr gut gefallen! 9 text lesung mit Peter Zolling / ger bur ham / Von ronja altmüller jahre 13 ab / uhr 10 Schulmuseum / { t deutschland und die ns-zei D er Autor Peter Zolling sitzt an einem Pult vor einer alten Schultafel und veralteten Lehrmitteln und liest aus seinem Buch vor, das die Geschichte Deutschlands ab 1871 erläutert. Er startet 1933 als Hitler Reichskanzler wurde und endet 1948, kurz nach Kriegsende. Danach hat man verstanden, wie der 2.Weltkrieg begonnen und beendet wurde und wie sich die Einwohner zwischen Trümmern erst wieder eine funktionierende Zivilisation schaffen mussten. Im Anschluss an die Lesung regt Zolling zu einer Diskussion zum Todesurteil Saddam Husseins und zum Neonazi-Problem an. Die Ansichten werden besprochen und noch einmal das „Nichtvergessen“ sowie der Kampf gegen die rechte Szene angemahnt. Unterricht mal anders Insgesamt war die Lesung sehr interessant, da sie nicht wie starrer Unterricht ablief, sondern jeder seine Meinung in das Gespräch mit einbringen konnte. Aktuelle Parallelen, wie die wachsende Popularität der NPD, waren auch ein wichtiger Punkt in der Diskussion. Mehr Engagement der Schulklassen wäre allerdings schön gewesen, da viele Zuhörer fast teilnahmslos auf ihren Sitzen saßen. NAZIS RAUS! kinderradio hören, lachen, selber machen } mit rainer gussek / bericht von lukas schm ahl / ndr / 10.15 Uhr / von 9-12 Jahre Z usammen mit der 6d der Ida-EhreGesamtschule wurden wir von Rainer Gussek begrüßt, dem Moderator des Kinderradios. Danach hat er uns durch verschiedene Räume des NDR-Gebäudes Nr. 5 geführt. Einige davon waren gefüllt mit komischen Sachen, mit denen man verschiedenste Wie sind Sie zu ihrer Arbeit beim Kinderradio gekommen? Rainer Gussek: Erst wollte ich Journalist werden. Dann habe ich gemerkt, dass es mir viel Spaß macht Hörsendungen (besonders Kindersendungen) zu machen. Dabei bin ich dann auch geblieben. Geräusche machen kann. Die benutzen die auch jetzt noch, einige Geräusche werden heute jedoch von CD abgespielt oder mit dem PC erzeugt. Alle Tonstudios sind total schalldicht, weil keine Geräusche von außen eindringen dürfen und sich drinnen kein Echo bilden darf. Mit wie viel Jahren haben Sie Ihr erstes Hörspiel bzw. Buch geschrieben? Ungefähr mit 23 Jahren habe ich mein erstes Buch geschrieben. Angefangen habe ich aber schon als Kind. Da habe ich kleine Geschichten erfunden. Bisher habe ich zwei Krimis geschrieben. Es bringt mir besonders Spaß, die Leser auf eine falsche Fährte zu locken. Und natürlich habe ich auch noch einige Hörbücher für Kinder geschrieben. von cornelia funkes drachenreiter / gelesen ba scri am miri Von cht beri / cker rainer stre e literaturhaus / 17 uhr / 10-12 jahr { drachenreiter M it im Programm des Lesefestes war in diesem Jahr eine Lesung von Cornelia Funkes berühmten Fantasy-Roman „Drachenreiter“. Das Publikum bestand aus Grundschülern von zwei Hamburger Schulen, denen ein Vertreter des Veranstaltungssponsors Haspa am Anfang je einen Scheck über jeweils 500 Euro für deren Bibliothek überreichte. Faszinierende Ruhe, lauter applaus und Muffins 10 Dann ging es los. Gelesen wurde von dem Schauspieler Rainer Strecker, der auch die Hörbücher von „Drachenreiter“ einspricht. Die Ruhe, die eintrat, war angesichts { 1001 nacht zweier Schulen faszinierend. Man hörte nur die Stimme von Rainer Strecker, mit der er jeder Person eine eigene Stimme und ihr somit einen eigenen Charakter gab. Teile des Buches übersprang er, erzählte aber kurz, was darin vorkam. Das Ende ließ er offen, da er, „nicht das Spannendste verraten“ wollte. Nach circa eineinhalb Stunden war es nach „Wachwerd-Übungen“ (10mal springen, 3mal laut schreien) und einem langen, lauten Applaus zu Ende. Am Tresen gab es für die Kinder Muffins und Getränke. Und alle verließen dann, begeistert von dem Buch und von Rainer Streckers Stimme, das Literaturhaus. toka, madeleine Bondesen, lesung / text von elif nursein, mariam hosseyni / melina harms, Sherin Hus uhr / 4-12 Jahre afghanisches Museum / 13 S chon auf dem Weg zur 1001 Nacht-Lesung wurden wir auf einen orientalischen Teppich aufmerksam, der uns direkt zum Museum führte. Drinnen war es so leise, dass wir dachten, wir wären die Ersten. Der Mentor – jemand, der Kindern bei Leseschwäche hilft – von „Die Leselernhelfer e.V.“ las dann „Ali Baba und die 40 Räuber“ in der Kuschelecke vor. Die circa dreißig 5.Klässler waren bei der Lesung sehr ruhig, nur wenige waren unruhig. Die Atmosphäre war sehr orientalisch, was auch an den bewundernswerten Handarbeiten an den Wänden lag. In der Mitte der Lesung klingelte ein Telefon, was die Stimmung etwas störte. Vom straßenfest zu seiteneinsteiger Nach der Lesung gab es grünen Tee und Knabberzeug. Die meisten Kinder sagten danach, dass die Lesung gut war und dass sie das Buch auch lesen würden. Die Vorleserin erzählte uns noch, dass sie auf einem Straßenfest von einem Verein angesprochen worden ist, der Kinder mit Lernschwäche hilft. Sie bekam einen Merkzettel und ging zu einem Seminar. So wurde sie Mentor und Vorleserin bei Seiteneinsteiger. die rückkehr der kur zhosengang } lesung mit Zoran dr venkar / text von de nis zanell bücherei i, pierre möhring, veddel / 11.30 Uhr / marc gramattke / ab 10 Jahre / fotos: birgit fellinger D ie Hauptperson der Lesung, die wir in der Veddel besucht haben, war der 39jährige Autor Zoran Drvenkar. Er hat aus seinem neuen Buch, „Die Rückkehr der Kurzhosengang“ vorgelesen. Zu der Veranstaltung kamen mindestens 37 bis 41 Besucher. Der Raum, in dem die Lesung stattfand, war sehr kahl und sah weniger wie eine Bücherei aus. Die Kurzhosengang erlebt viele spannende Abenteuer mit ihren Feinden Pauli 1,2,3,4,5 und man selbst auch. Der Autor hat so lustig und interessant vorgelesen, dass sich die Kinder (Schüler im Alter von elf bis vierzehn Jahren) vor Lachen oft nicht mehr zurückhalten konnten. Durch häufige Zwischenrufe der kleineren Kinder wurde es daher manchmal sehr laut. beim erzäh Zoran Dr venkar len (unten) und signieren (o.r.) Wie lange schreiben sie schon Bücher? Zoran Drvenkar: Ich schreibe seit 17 Jahren. Mein erstes Buch habe ich mit 16 Jahren geschrieben. Welches von Ihren Büchern finden Sie am besten? Ich finde jedes meiner 40 Bücher am besten. Wie sind Sie auf diesem Beruf gekommen? Ich bin in der 7. und 10. Klasse sitzen geblieben, habe das Abitur vermasselt und stand mit 22 Jahren im Nichts. Dadurch, dass ich außer kochen und malen nicht viel konnte, blieben mir wenige Möglichkeiten. Durch das Gedichte schreiben an Mädchen ist mir aufgefallen, dass ich Talent habe. So ist mir der Beruf, Bücher zu schreiben, eingefallen. Das war, finde ich, eine sehr gute Entscheidung. Schreiben Sie lieber für Kinder oder Erwachsene? Ich schreibe für alle Altersklassen und habe auch sehr viel Spaß dabei. Wie lange brauchen Sie für ein Buch? Ich brauche ungefähr drei Monate für ein Buch, das dann noch Korrektur gelesen wird. Pro Tag arbeite ich circa neun bis elf Stunden. 11 { oliver twist { transit#30 literaturverfilmung / text Von dominic pridat, Jan luka Segedi, Orfan masah und milad Ezzati / abaton-Kino / 9.30 uhr / ab 12 Jahre V damit aufzuhören, ein Dieb zu sein, kann es aber erst, als der Diebanführer sich aufhängt. Dann erfährt Oliver noch, dass seine Eltern reich waren. Er erbt das Geld und darf bei netten Menschen bleiben. or der Vorstellung hat es sehr lange gedauert bis alle saßen und ruhig waren. Als der Film begann, haben alle geklatscht. An den spannenden Stellen wurde es immer ruhiger und ruhiger. Man erlebt sehr viel: Oliver wächst in einem Waisenhaus auf, da seine Mutter schon bei seiner Geburt gestorben ist. Er weiß weder wie seine Mama noch sein Papa heissen und wird an einen Sargmacher verkauft. Bald reißt er da aber aus und wird in London von einer Bande aus Straßendieben aufgenommen. Er versucht bald reiche leute und arme waisenkinder Im Laufe des Films wurde es ab und zu mal laut aber das hat sich nach einer halben Minute wieder gelegt. Wir fanden den Film gut und spannend. Man kann schön sehen, wie es reichen Leuten geht und wie schrecklich die Waisenkinder sich fühlen mussten, da die im Film ganz wenig zu essen bekommen haben. 12 { oliver twist S theaterstück nach den roman / ein bericht Von jana aronova und anja Schlott / nachtasyl / 16.30 uhr / ab 10 Jahre echs Schüler und Schülerinnen der 6. und 7. Klasse des Alexander-vonHumboldt-Gymnasiums, der Partnerschule des Thalia Theaters, haben zusammen mit dem Schauspieler Daniel Hoevels die Geschichte von Charles Dickens „Oliver Twist“ im Nachtasyl des Thalia-Theaters vorgelesen. die schauspieler der zukunft? Damit die Lesung gut läuft, wurde mit Unterstützung von Daniel Hoevels zwei- mal zwei Stunden geprobt. Da alle außer Hoevels, der den erwachsenen Oliver las, mehrere Rollen besetzen mussten, waren wir gespannt auf die Umsetzung. Und wir wurden nicht enttäuscht. Die Jungschauspieler verliehen dem Stück durch die Bühnenaccessoirs und besonders durch gekonntes Verstellen der Stimmen oder Nebengeräusche etwas Besonderes. Die Zuhörer konnten sich am Ende vor Begeisterung fast nicht mehr einkriegen. Wer weiß, vielleicht hören wir bald mehr von Lena, Jan, Jenny, Adrian, Leon und Orgen. mit rabea Edel, florian kessler, Stef an boskamp und zwei illustrierten hörspielen / Von monique lüdtke haus III&70 / 21 uhr / ab 16 Jahre / foto s: moritz piehler E s ist 21 Uhr, man blickt auf eine kleine Bühne mit Pult, Stuhl, Leselampen und Leinwand, davor Stuhlreihen und eine kleine Bar. Es wird loungige Musik gespielt, der Raum ist in blaues und rotes Licht getaucht und die breite Fensterfront eröffnet einen Blick auf die Cafélichter des Schulterblatts. Die Stimmung ist ungezwungen, jeder redet mit seinem Nachbarn oder trinkt Bier bis der Moderator die Bühne betritt. So muss man sich die 30. TRANSIT im Kulturhaus III&70 vorstellen. jeden ersten dienstag TRANSIT findet immer am ersten Dienstag im Monat statt und kostet vier Euro. Überwiegend werden junge Autoren, aber auch Musiker, Filmemacher und Fotografen eingeladen, um ihre neuesten Werke vorzustellen. Heute Abend lesen die Autoren Stefan Boskamp und Florian Kessler Kurzgeschichten vor, ehe es nach einer Pause mit Rabea Edel und Ausschnitten aus ihrem neuen Buch „Das Wasser in dem wir schlafen“ weiter geht. Boskamps Geschichte über einen sterbenden Arzt, Kesslers maschinengewehrmäßig vorgetragene Beziehungskiste und Rabea Edels lyrisch weiche Prosa werden dann noch von Höspielen aus der CD „Pressplay“ abgerundet, die von Jan Deichner humorvoll illustriert wurden… man hätte halt dabei sein sollen! Wer die TRANSIT #32 miterleben will, sollte am 2. Januar (oder besser jeden 1. Dienstag im Monat) den Weg ins III&70 finden und sich selbst ein Bild davon machen, welch dynamische Facetten die TRANSIT zu bieten hat. Florian Kess ler (oben), Stefan Boskamp (unt en) und Rabea Edel (links) auf der Bühne Würdest Du im Unterricht noch Klassiker lesen lassen? Rabea Edel: Ja, natürlich. Wobei der Begriff Klassiker ja auch sehr vieles umfasst: Bücher wie der Faust, Kafkas Schloss, Effi Briest, Storms Schimmelreiter, Benn oder Brecht, Ovid, Homer... da habe ich viel von gelernt. Wann hast Du entdeckt, dass Du Bücher schreiben kannst? Seltsame Frage. Ich glaube, so etwas entdeckt man nicht einfach. Das ist ein Arbeitsprozess und hat viel mit Selbstdisziplin, zu tun, mit Geschichtenerzählenwollen, mit vollen Notizbüchern, mit Reisen, mit Lesen, mit unzähligen Stunden, in denen nichts passiert, bis das eine Wort kommt, das einen weiter trägt. Mit Streichen und Zuvielschreiben hat es zu tun – dem radikalem Umgang damit. Kannst Du vom Schreiben leben oder welche anderen Jobs finanzieren Dich? Ich lebe vom Schreiben (von allem, was damit zu tun hat im weitesten Sinne), vom Bafög-Amt (ich studiere noch), von Nebenjobs (Catering, kellnern, etc.). 13 { rolltreppe abwärts literaturverfilmung / text Von Swaantje böckmann / abaton-Kino / 12 uhr / ab 12 jahre 2 004 gründeten der 19jährige Regisseur Dustin Loose und der 21jährige Produzent Christoph Zwickler die Filmproduktionsfirma „Scene Missing“. Zunächst drehten sie mit Unterstützung anderer Jugendlicher Musikvideos und einen Kurzfilm, ehe sie sich an ihren ersten Langfilm wagten: Die Realisierung von Georg Noacks Jugendroman Roman „Rolltreppe abwärts“. erste verfilmung Bis dahin hatte Noack den Roman nicht für eine 14 Verfilmung freigegeben, doch diesem jungen Team stimmte er zu. Bei dem Projekt wurde „Scene Missing“ unter anderem vom Jungen Theater Bonn unterstützt, die das Jugend-Ensemble stellten, und die erwachsenen Darsteller waren Ehrenamtliche. Die Dreharbeiten begannen im Dezember 2004, der Film wurde im Juni 2005 erstmals in Bonn vorgeführt und war seit Februar 2006 in zahlreichen deutschen Kinos zu sehen. In dem Film wurden die wichtigsten Szenen der Geschichte ausgewählt und nah am Buch dargestellt. In wenigen Passagen fehlen jedoch wichtige Details oder wurden anders umgesetzt. Positiv anzumerken ist, dass die Geschichte modernisiert wurde. Leider schien das Publikum im Abaton, das überwiegend aus Schülern im Alter von 14-15 Jahren bestand, desinteressiert zu sein. Im Kinosaal war es daher sehr laut. on barth / interview mit amdmann / d un on si us sk a grun lesung, di ler und katharin 4 Jahre von ronja altmül r zeisehallen / 20 Uhr / 14-2 de ek th jugendbiblio { D breit* raußen ist es bereits dunkel, Amon Barth sitzt auf einem Sessel in der Jugendbibliothek der Zeisehallen und beginnt, Teile aus seiner Autobiographie „Breit - Mein Leben als Kiffer“, vorzulesen. Die Zuhörer sind ruhig und lauschen gespannt. Die Stimmung ist sehr persönlich, viele der Zuhörer müssen zwischendurch schmunzeln, doch das kritische Thema wird nie unterschätzt. Das wäre auch unangemessen, da sein Buch mit dem totalen Zusammenbruch und der Einlieferung in die Psychiatrie Eppendorf endet. ausführliche und ehrliche antworten Für den Leser bleibt am Ende des Buches einiges offen, den Zuschauern beantwortet Amon heute alle Fragen sehr detailliert. Auf jede Frage, die wir uns nach dem Lesen stellten, bekamen wir eine Antwort. Er beschreibt die Erlebnisse in der Psychiatrie, erklärt seine Beweggründe mit dem Kiffen aufgehört zu haben und wie er trotz der schlechten Noten doch noch sein Abitur geschafft hat. Zu der angenehmen und natürlichen Atmosphäre, hat der Veranstaltungsort sehr viel beigetragen. Denkst du, dass man dein Buch als Schulliteratur verwenden könnte? Amon Barth: Es wird schon sehr oft gemacht. Es darf nur nicht leichtfertig eingesetzt werden, weil sonst die Jugendlichen vielleicht nur die Information rausfiltern, ich verherrliche den Cannabis-Rausch als „das schönste Gefühl meines Lebens“. Wie schätzt Du die Wichtigkeit von Büchern für die Jugend ein? Wahnsinnig wichtig. Wer liest, hat es im Leben leichter und ist glücklicher. Aber es lesen zu wenige und je weiter die Schulform nach unten geht, desto weniger wird Lesen als Hobby angegeben. Das macht dann nur einer und der wird komisch angeguckt und hat dann „nur“ alle Harry Potter-Bände durchgelesen. Hast du ein momentanes Lieblingsbuch? Wenn ja, welches? Ich kann nur jedem „Das Kartengeheimnis“ von Jostein Gaarder weiterempfehlen. Das können auch schon Elfjährige lesen. Was hältst Du von der Legalisierung von Cannabis? Jeder Mensch sollte viele Freiheiten besitzen. Deswegen bin ich auch für eine Legalisierung. Diese Debatte ist aber nicht so wichtig wie eine über ein besseres Schul- Amon mit den beiden Reporterinnen Ronja und Katharina system, in dem alle, auch die Haupt- und Realschüler, intensiver gefördert werden und Bildung Spaß macht. Der Drogenkonsum wird dann abnehmen, weil viele dann zufriedener sind. Was würdest du tun, wenn deine Kinder kiffen würden? Ich würde es ihnen nicht in dem Sinne verbieten, dass ich versuchen würde, sie zu bestrafen oder durch moralische Verbote das einzuschränken, weil ich weiß, dass moralische Verbote sinnlos sind und nur dafür sorgen, dass die Kinder sich ihren Eltern nicht mehr öffnen. Hast du noch Kontakt zu deinen alten Freunden oder zu deiner alten Clique? Ja, teilweise und ich glaube dadurch, dass ich so eine psychotische Phase durchleben musste und sie nicht so ein wachrüttelndes Erlebnis wie ich hatten, ist es ihnen bisher noch schwer gefallen, diese Dinge vollkommen aus ihrem Leben zu verbannen, obwohl sie immer wieder diverse Anläufe dazu machen. Von manchen weiß ich, dass sie es versuchen und es trotzdem nicht schaffen. Wie lautet dein Lebensmotto? „Lang ist die Kunst und kurz das Leben.“ Es gibt viel zu tun und leider viel zu wenig Zeit dafür. 15 Schwarze Schafe und Gummistiefel kein tag mehr „ohne“ D er Hamburger Abiturient Amon Barth hat in „Breit – Mein Leben als Kiffer“ seine Erlebnisse und Erinnerungen an seine Zeit als Kiffer aufgeschrieben. Mit 14 Jahren wird er zum Gelegenheitskiffer, später hält er die Tage „ohne“ nicht mehr aus. Detailliert beschreibt er seine Erfahrungen, erzählt von Treffen seiner Clique. Gemeinsam verbringen sie in gefährlicher Gruppendynamik die Wochenenden damit, zugedröhnt Parties zu feiern, sich Filme wie „Fear and Loathing in Las Vegas“ anzusehen oder einfach nur high zu sein. Durch die Droge verschlechtert sich das Verhältnis zur Familie, in der Schule sackt er ab. Sein letzter Rausch endet mit der Einlieferung in die Psychiatrie. schonungslose erinnerungen 16 S ie liegt und sieht in den Himmel. Das ist seltsam: Immer wenn man liegt und in den Himmel sieht, denkt man, wie lange es schon her ist, dass man das letzte Mal in den Himmel gesehen hat. Finn-Ole Heinrich schreibt nicht einfach über das Wetter. Das wird einem schon klar, bevor man die erste Erzählung seines Bucher „Die Taschen voll Wasser“ zu Ende gelesen hat. reit Amon Barth - „Bs Kiffer“ al n be Le in Me – 7 S. / / 18 rowohlt verlag 3499620464 BN IS / E 7.90 Das Buch zu lesen war fast schon beklemmend, da Amon ziemlich schonungslos seine Erinnerungen aufgeschrieben hat. Was mir nicht so gut gefallen hat, war, dass das Buch plötzlich endet und Fragen offen bleiben. Was hat ihn doch noch dazu bewegt aufzuhören? Hat er noch Kontakt zu seinen alten Freunden? Trotzdem würde ich das Buch an Leute weiterempfehlen, solange diese sich der Konsequenzen des Kiffens bewusst sind und nicht nur auf die Textpassagen achten, in denen vom „schönsten Gefühl der Welt“ die Rede ist. »Ronja Altmüller inalität vereinsamung und krim D er Roman „Rolltreppe abwärts“ von Hans Georg Noack spielt 1971. Es geht um den Jugendlichen Jochen, dessen Leben, wie schon im Titel des Buches zu erkennen, durch Vereinsamung, die zu Kriminalität führt, den „Bach runter“ geht. Er hat in der Schule keine Freunde und fühlt sich auch zu Hause oft alleine, da seine Mutter berufstätig ist. Da Jochen zudem mit dem Freund der Mutter nicht zurecht kommt, gibt es oft Ärger. Eines Tages verliert er auf dem Rückweg nach Hause seine Schlüssel und muss warten, bis seine Mutter zurückkommt. Aus Hunger und Geldnot klaut er in einem Kaufhaus Bonbons. Dabei wird er zu seinem Schreck von einem älteren Jungen erwischt, der ihn jedoch nicht verpetzt, sondern ihn im Gegenteil auf ein Bier, Zigaretten und Currywurst einlädt. Sie treffen sich von da an öfter, wobei Jochen durch Axel die attraktive Elvira kennenlernt. Obwohl er die Gesellschaft der beiden sucht, weiß er doch, dass er die Zuneigung von Axel und Elvira nicht umsonst aufrüttelnde fiktionen Seine Kurzgeschichten gehen unter die Haut, machen nicht immer Spaß ch finn-Ole Heinrill Wasser“ – weil sie sich mit Themen beschäftigen, die sonst keiner anspricht. „Ich vo n he sc Ta „Die E / 134 S. / 9,90 schreibe über alles, was ich wahrnehme“, sagt Finn-Ole Heinrich, und dafür mairisch Verlag 1 -01schaut er immer ganz genau hin. Die Details sind es, die zur Geschichte / ISBN 3-938539 werden, wenn er erzählt. Dabei ist alles fiktiv: Lucy zum Beispiel, die immer in Gummistiefeln herumläuft und Kuchen mit den Fingern isst. Oder Marek, der in Katowice lebt und Kohlen sammelt für seinen großen Traum Berlin. „Dramatische Tiefen, authentische Figuren, zu aufrüttelnder Fiktion verdichtete Realität“ schreibt die taz im Mai 2005. Dazu noch Tod, Trennung und Begehren – und man hat die Taschen voll Wasser. »Lea Krause-Solberg bekommt. Er wird von ihnen unter Druck gesetzt, stiehlt weiter und wird erwischt. Zuhause gibt es Ärger und in der Schule wird der Außenseiter mehr denn je gemobbt. Als er dann zurückschlägt und einen Mitschüler verletzt, sind die Folgen hart. Seine Mutter gibt den 13-Jährigen in ein Fürsorgeheim, doch dort geht es ihm angesichts des rauen Umgangs und der strengen Regeln nur noch schlechter. Jochen fühlt sich wie im Gefängnis, doch nach Hause kann er nie mehr zurückkehren. Was tun?... schnelle spirale abwärts In dem Buch wird sehr deutlich, wie Jugendliche in Vereinsamung die „Rolltreppe abwärts“ fahren können. Schnell wird aus einem zuvor in der Schule sehr fleißigen Jungen ein Krimineller. Dabei geht es nicht nur um starre Klischees. Hans Georg Noack betont auch selbst im Nachwort, dass er weder die kriminelle Laufbahn eines Jugendlichen noch die Zustände in einem solchen Heim darstellen wollte, nur um drohend zu zeigen, was passiert, wenn man anfängt zu klauen. Insgesamt ist das Buch sehr ck Noa rg empfehlenswert, da die Geschichte dieses Jugendlichen, der sich hauptsächGeo Hans „Rolltreppe Abwärts“ lich nach Zuneigung und Fürsorge sehnt, sehr interessant und spannend / 219 S. / Ravensburger Buchverlag geschrieben ist. »Swaantje Böckmann 5 001 358 0 E / ISBN 347 9,9 17 les glaube nicht al I ch denke, dass das Buch für jedes Alter bestimmt ist, denn man kann manche Geschichten, wie zum Beispiel die Tierfabeln, auch kleinen Kindern vorlesen. Ob mit 12 oder 18 oder 60 – in dem Buch findet jeder seine Geschichte. Es gibt viele Themen: Romantik, Grusel, Spannung. Auch wer was Ekliges sucht, wird es finden. Ich fand das Buch insgesamt super und habe zum Beispiel gelernt, dass man nicht einfach das glauben kann, was die Leute sagen. Ich empfehle es allen Menschen. Viel Spaß beim Lesen! »Elif Nur Toka traditionell, mündliche Überlieferungen - „Märchen aus 1001 Nacht“ / diverse Ausgaben böses erwachen auf der toilette E mil fährt in den Ferien zu seiner Oma nach Berlin. Seine Mutter gibt ihm Geld für seine Oma, etwas Taschengeld und Geld für die Rückfahrkarte. Im Zug sitzt ein komischer Mann neben ihm. Emil ist misstrauisch, passt aber auf sein Geld auf. Dann wacht er auf der Toilette auf, sieht aufgeregt nach seinem Geld und merkt, dass es weg ist. Er läuft in den Waggon, in dem der Mann gesessen hat, doch der ist auch weg. Durch das Fenster sieht ihn Emil aussteigen. Den Rest, ob Emil das Geld zurückklaut und was sonst noch passiert, erfahrt ihr, wenn ihr das Buch lest. Ich empfehle es jedem. » Lukas Schmahl Erich Kästner - „Emil und die Detektive“ 18 Dressler Verlag / 172 S. / ISBN 3791530127 texte dealerei und schöne D as Buch „Vergitterte Jugend“ handelt von Jugendlichen im Gefängnis, warum sie verurteilt wurden und wie sie dort leben. Die Hauptfigur Stefan schreibt im Knast schöne Texte, die aber niemand liest. Eines Tages kommt Marie Therese Schins ins Gefängnis und erfährt von den Texten. Nachdem sie mit Stefan gesprochen hat, verspricht er Marie, ihr jeden Tag einen Text zu schreiben. Als aber die Texte ausbleiben, wird Marie sauer wegen des gebrochenen Versprechens. Als sie zum Gefängnis reist, erfährt sie, dass Stefans Frau gestorben ist und schämt sich für ihr Misstrauen. Er sagt zu, mit ihr auf eine Lesetour für Schüler aus der 10. Klasse mit zu gehen. Mich hätte interessiert, ob er sein Versprechen gehalten hat, doch das steht leider nicht im Buch. Bei Seiteneinsteiger war Marie jedenfalls in der JVA Rothensande und hat mit Häftlingen über das Leben hinter Gittern geredet. » Bryan Tiedt Marie-Therese Schins und Stefan Wagner - „Vergitterte Jugend“ Books on Demand / 190 S. / 12 E / ISBN 3833417730 „seiteneinsteiger ist ein leuchtturm“,... s tellte Kirsten Boie im Hamburger Abendblatt erfreut fest. Und als Organisatoren fügen wir ebenso erfreut hinzu: Nicht nur die Kinderaugen leuchteten am 7.11., auch die überwältigende Mehrheit der Schulen, der Künstler und der Veranstaltungspartner gaben uns ein tolles Feedback. Das „Seiteneinsteiger“-Lesefest 2006 hat den großen Erfolg der Stefanie Ericke von Pauw & Politycki Premiere noch steigern können – mit noch mehr Veranstaltungen und Besuchern, neuen Attraktionen und zahlreichen Unterstützern, über deren Engagement wir uns sehr freuen. Und auch für die Stadt war das Fest ein Erfolg, denn Hamburg konnte wieder einmal zeigen, dass es seinem Ruf als Stadt einer lebendigen und spannenden Kinder- und Jugendkulturszene alle Ehre macht! Dafür möchten wir allen Mitwirkenden noch einmal sehr herzlich danken! Seiteneinsteiger 2007 Das nächste Lesefest „Seiteneinsteiger“ findet voraussichtlich am 06. November 2007 statt. Auch für das kommende Jahr gibt es bereits viele Ideen: Wie wäre es etwa mit Lesungen auf Türkisch oder Farsi? Oder vielleicht lesen Väter und Großväter Jungen ihre Lieblingsbücher vor, wie es eine Schule dieses Jahr erfolgreich vormachte? Wir sind selbst gespannt… … und freuen uns schon jetzt auf sie und euch! IMPRESSUM Die Druckauflage dieses Magazins und dessen Erstellung in Workshops wurde gefördert vom PWC-Impulsfonds. herausgeber/leitung Pauw & Politycki, Stefanie Ericke Axel-Springer-Platz 2 20355 Hamburg www.pauw-politycki.de konzept Tim Vogler + Thore Hoffmann redaktionsleitung Tim Vogler ([email protected]) gestaltung/layout Thore Hoffmann ([email protected]) in Zusammenarbeit mit futur-zwei (futur-zwei.de) mitarbeiter/innen redaktion Die Schüler/innen der Klasse 7c der Gesamtschule am Heidberg und Schüler/innen des Heilwig Gymnasium. Die Beiträge sind namentlich gekennzeichnet. fotografie/illustration Thore Hoffmann, Moritz Piehler, Birgit Fellinger Bildrechteangaben auf den Seiten. coverillustration Sabine Wilharm Lektorat Die Lehrer/innen der Schüler/innen: Britta Fuchs, Marion Hopp und Carsten Bruhn Auflage 3.000 Stück Das Magzin liegt in den beteiligten Schulen aus. Du kannst / Sie können dieses Magazin auch direkt bei Pauw & Politycki bestellen. Anfrage unter: [email protected] 19 r e r e d r ö F & n e r o s Spon 20 Herzlichen Dank für die Veranstalter: Unterstützung! Im Auftrag von: Kulturbehörde