Wilhelm Busch: Max und Moritz

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Wilhelm Busch: Max und Moritz
Universität Augsburg
Lehrstuhl für Didaktik
der deutschen Sprache und Literatur
Prof. Dr. Kaspar Spinner
Dozentin: Dr. Gabriele Gien
Sommersemester 2006
Materialien zur Leseförderung:
Autor / Inhalt / Unterricht
Autorinnen:
Natalie Gawantka und Julia Klaußner
-2a) Informationen zum Autor
Biographie:
Am 15. April 1832 wurde Heinrich Christian Wilhelm
Busch als ältestes von sieben Kindern in Wiedensahl (bei
Hannover) als Kind eines Kaufmanns geboren. 1841 musste
er im Alter von neun Jahren sein Elternhaus aufgrund von
Platzmangel verlassen. Er zog zu seinem Onkel, dem Pastor
Georg Kleine nach Ebergötzen (bei Göttingen), der ihm
Privatunterricht gab, an dem auch sein Freund Erich
Bachmann teilnehmen durfte. Ihre Freundschaft hielt ein
Leben lang. Erst drei Jahre später sah er seine Eltern wieder. Im Herbst 1846 zog Wilhelm
Busch mit der Familie Kleine nach Lüthorst am Solling um, wo ihn sein Onkel 1847
konfirmierte. Im selben Jahr begann er, auf Wunsch seines Vaters, ein MaschinenbauStudium am Polytechnik in Hannover, obwohl seine Begabung eher beim Zeichnen und
Malen lag. Deshalb brach er 1851 sein Studium ab und folgte einem Freund an die
Kunstakademie in Düsseldorf. Sein Weg brachte ihn auch an die Kunstakademien
Antwerpen und München. Doch seine Kunst hielt den damaligen öffentlichen Kriterien
nicht stand. 1853 erkrankte Wilhelm Busch an Typhus und kehrte in sein Elternhaus
zurück, um sich zu erholen. Nach seiner Genesung schloss er sich 1854 dem
Künstlerverein „Jung München“ an. Als im Juni 1865 seine Schwester Anna starb,
befasste sich Wilhelm Busch intensiv mit Aktstudien, Anatomie, Zeichnen und Malen.
1859 arbeitete er dann für die „Fliegenden Blätter“, einer humoristischen Zeitschrift in
München. Im Jahre 1865 wurde seine erste Bildergeschichte „Max und Moritz“
veröffentlicht, die ihn berühmt machte. Der Verleger Kaspar Braun, an den er die Rechte
für sein berühmtestes Werk verkaufte, machte mit der Veröffentlichung ein Vermögen.
1868 zog er nach Frankfurt, wo ihn sein Bruder Otto mit dem Werk des Philosophen
Arthur Schopenhauer bekannt machte. Bis 1884 erschienen von Wilhelm Busch viele
weitere Werke, zuletzt seine Bildergeschichte „Maler Klecksel“. Im Jahre 1887 kehrte er
schließlich wieder in seinen Geburtsort Wiedensahl zurück und zog nach dem Tod seines
Schwagers zu seiner älteren Schwester ins Pfarrwitwenhaus, wo er die Vaterrolle für seine
drei Neffen übernahm. 1898 zog er gemeinsam mit seiner Schwester nach Mechtshausen
am Harz zu seinem Neffen, der dort Pfarrer war. Hier verstarb Wilhelm Busch am 9.
Januar 1908 im Alter von 75 Jahren. In den darauf folgenden Jahren erschienen noch
-3weitere unveröffentlichte Werke, sowie mehr als 1000 Ölbilder, die er Zeit seines Lebens
zurückhielt.
Werke: chronologisch, unvollständig

Hans Huckebein

Die Fromme Helene

Maler Klecksel
u.v.a.
b) Inhaltsangabe
Die Geschichte ist in Reimform geschrieben und erzählt in sieben Versen von den
bösartigen Streichen zweier Buben (Max und Moritz), die die Ratschläge der
Erwachsenen nicht annehmen, ihnen nicht zuhören und sogar respektlos gegenüber ihnen
sind. „Max und Moritz“ wurde später von vielen Autoren benutzt, um andere ähnliche
Kindergeschichten zu schreiben und ist damit ein gutes Beispiel einer typisch deutschen
Kindergeschichte.
Die Streiche im Einzelnen:
1. Streich: Max und Moritz töten die Hennen und den Hahn der Witwe Bolte.
2. Streich: Nachdem die Witwe Bolte die Hühner gekocht hat, klauen sie die Buben.
3. Streich: Max und Moritz sägen die Brücke des Schneiders Böck an, der daraufhin
ins Wasser fällt
4. Streich: Die Buben füllen die Pfeife von Lehrer Lämpel mit Flintenpulver, die
später in die Luft fliegt
5. Streich: Die Buben legen Onkel Fritz Maikäfer ins Bett, die ihn nachts ärgern
6. Streich: Max und Moritz brechen beim Bäcker ein und fallen in den Brei. Der
Bäcker sieht es und bäckt Brot aus ihnen, doch die Kinder leben noch,
können sich frei essen und flüchten
7. Streich: Im letzten Streich schneiden sie Löcher in die Kornsäcke von Bauer
-4Mecker, der daraufhin Korn verliert. Dieser bringt die beiden zum Meister
Müller in die Mühle, wo sie zermahlt werden und in kleinen Stücken
heraus kommen. Anschließend werden sie vom Federvieh gefressen
Schluss:
Alle Menschen im Ort sind über die Nachricht des Todes der Buben froh
(„Gott sei Dank! Nun ist’s vorbei! Mit der Übeltäterei!“)
c) Unterrichtsvorschläge
a. Buchempfehlung
b. Autorenplakat
c. Eine Geschichte in Reimform kann in Prosaform umgewandelt werden.
d. Einen eigenen Streich von Max und Moritz erfinden
e. Erwachsene äußern ihren Zorn über die beiden frechen Buben in Form eines
inneren Monologes oder einer Unterhaltung zwischen „Betroffenen“, z.B.
Witwe Bolte, Lehrer Lämpel usw.
f.
Diskussion mit den Schülern über das Verhalten und die Streiche der Buben
g. Mögliche Strafen bzw. Konsequenzen überlegen  alternativ zum Tod
h. Nachspielen verschiedener Situationen, in denen Max und Moritz ihre Streiche
aushecken
i. Tagebucheintrag von Max und Moritz über ihre Streiche
j. Verändern und umschreiben einzelner Szenen (Was wäre beispielsweise
passiert, wenn Max und Moritz erwischt worden wären?)
k. Standbilder: bietet sich hier ganz besonders an
d) Kommentar
Altersempfehlung: etwa 8 bis 10 Jahre, 3./ 4. Klasse
„Die sieben Streiche der „bösen Buben“ sind Parodien auf die moralische
Beispielgeschichte. Der Erzähler entrüstet sich in der Art eines Bänkelsängers mit
lakonischen, ruppigen Knittelversen und pointierten Zeichnungen über das „Lumpenpack“
Max und Moritz, doch seine geheime Verachtung gilt den dörflichen Spießern wie der
Witwe Bolte, dem Schneider Böck oder dem Lehrer Lämpel, deren Lebenszweck auf die
Hühnerhaltung, Nadel und Faden oder ein Pfeifchen Tabak beschränkt ist. Es ist eine
mitleidlose Welt, in der die Kinder auf sich allein gestellt sind. (...) Die Aggressivität von
Max und Moritz ist als Ventil für deren Ohnmacht und Hilflosigkeit zu deuten. In Buschs
satirischem Sittenbild überdeckt vordergründige Komik die pessimistische Weltsicht des
-5Autors, der mit Schopenhauers Philosophie bestens vertraut war und wie dieser nicht nur
den Sinn der Weltgeschichte infrage stellte, sondern auch an der Erziehbarkeit des
Menschen zweifelte. Die Gestaltung der „Bösewichter“ als klischeehafte Figuren ohne
Individualität und ihr grausames Ende weisen bereits auf die Surrealität des Comics
voraus, dessen Entstehung Buch mit seinem Schaffen wesentlich beförderte. Mit den
vermeintlich harmlosen, so ungemein einprägsamen Reimen des „Max und Moritz“ –
einer sprachlichen Mischung aus Alltagsfloskeln und manieriertem Bildungsbürgerjargon
– erwarb sich Busch den Ruf eines humoristischen Dichters für die ganze Familie. Doch
blickt man auf die Bedeutungsebene jenseits der „lustigen“ Bildergeschichten, wird das
„böse Spiel“ deutlich, das Busch mit den Grundsätzen bürgerlicher Moral trieb, er
parodierte, ja verhöhnte diese und zerstörte so Traditionen der Kinderliteratur. Wie
Twains Werk [„Tom Sawyer und Huckleberry Finn“] steht auch das von Wilhelm Busch
für ein antipädagogisches Element in einer ansonsten zutiefst pädagogisch ausgerichteten
Kinder- und Jugendliteratur.“ 1
Zur Problematik ist zu sagen, dass es sich grundsätzlich um ein aggressives und
abschreckendes Buch handelt, das außerdem mit dem Tod als Strafe endet. Trotz des
geringen Umfangs und der kurzen Streiche könnte sich besonders die Reimform als
schwierig erweisen, da es auf Seiten der Schüler zu Verständnisproblemen kommen
könnte.
Literaturangaben:
-
Schikorsky, Isa: Kinder- und Jugendliteratur. DuMont Schnellkurs. DuMont Literatur
und Kunst Verlag, Köln. Originalausgabe, 2003.
Internetquellen:
Wilhelm Busch: Max und Moritz
-
1
http://www.wilhelm-busch-seiten.de/biographie.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Busch
http://web.uvic.ca/geru/400/students/project1.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Max_und_Moritz
Schikorsky, Isa: Kinder- und Jugendliteratur, S. 82f