Der folgende Bericht ist in der Ausgabe 4/2010 des

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Der folgende Bericht ist in der Ausgabe 4/2010 des
Der folgende Bericht ist in der
Ausgabe 4/2010 des Magazins
Sport & Design Drachen erschienen.
www.sport-und-design-drachen.de
LENKDRACHEN
Let’s
Dance
Text und Fotos:
Paul May
Jive II von Invento
Als wir im Jahr 2007 den ersten Jive im
Sport & Design Drachen-Schwestermagazin
KITE & friends vorstellten, trat dieser in große
Fußstapfen: Er sollte als Nachfolger des bewährten
Rave und des Session antreten und ambitionierten
Piloten den Aufstieg in die anspruchsvolleren Regionen
des Drachenfliegens ermöglichen. Höchst überzeugend,
wie ich hinzufügen darf. Nun, drei Jahre später, halten
wir den Jive II in Händen, der als Neuauflage den
damals tollen Jive ablöst.
Einfacher Waagetrimm an der Knötchenleiter
D
as Design des Testkandidaten
ist – damals wie heute – mutig
und peppig. Zwei Farbvarianten
sind verfügbar: das kontrastreich dunkel
und orange gehaltene Infrared und das
limettig-frisch wirkende Emerald. Welche
besser gefällt? Geschmackssache. In
jedem Fall ist das Segel des Jive II Inventotypisch verarbeitet. Saubere Segelmacher­
nähte verbinden die 17 Paneele des
Testdrachens miteinander, wobei ein
Paneel im Kielbereich aus Mylarlaminat
besteht. Dieses soll nicht nur das Design
auflockern, sondern vor allem das Segel
in dieser besonders beanspruchten
Region vor Überdehnen schützen. Die
restlichen 16 Einzelteile des Jive II bestehen aus Ripstop Nylon, einem sehr haltbaren Spinnakertuch.
Eine klare Ansage, was wo hin muss – so kann nichts schief gehen
Einsteigerfreundlichkeit – dies ist ein
Stichwort, bei dem man seinen Blick
sofort auf die Waage eines Drachens richten sollte. Damit diese stets symmetrisch
und präzise an den Wind und den persönlichen Flugstil des Piloten angepasst
werden kann, verfügt sie über eine
Knötchenleiter. Einsteigerfreundlichkeit
setzt aber auch ein informatives Manual
voraus, in dem man erfährt, wie man
einen Kite richtig aufbaut, die Leinen befestigt und erste Schritte auf dem Weg zur
Meisterschaft bewältigt. All das wird durch
den beiliegenden „Ratgeber für das Fliegen
von Sportlenkdrachen“ bestens getan.
Einsteigerfreundlichkeit bedeutet aber
auch, dass man nach dem Kauf des
Drachens sofort nach draußen gehen und
loslegen kann. Dazu benötigt man Leinen
und Handschlaufen. Der Jive II wird mit
einem 25-Meter-Satz einer 60-Deka­
newton-Dyneemaschnur auf einem schicken, neu konzipierten Winder sowie einem
Paar weicher Handschlaufen aus griffsympathischem Gurtbandschlauch ausgeliefert. Es kann also sofort losgehen.
Bestens beraten
Ebenso wie die angemessen dimensionierten Verstärkungen wurden die Leit­
kanten des neuen Jive aus Dacron gefertigt. Zu deren Abspannung werden
Waage­schnurtampen und eingenähte
Laschen verwendet, sodass in Kombina­
tion mit den immer wieder tollen In­­
vento-Pfeilnocken keinerlei störende
Über­­­stände entstehen, an denen sich
beim Tricksen ungewollt die Flugleinen
verfangen könnten. Absolut überstandsfrei ist auch die Nase des Jive II angefertigt, die aus Ballistic Nylon besteht, aus
dem auch kugelsichere Westen sind. Somit
sollte auch dieser neuralgische Punkt jedes
Drachens auf lange Zeit bestens geschützt
sein. Die beiden Stand-Offs des Jive werden durch verschraubte Verbinder fest,
dauerhaft und ebenfalls ohne leinenfangende Überstände mit dem Segel verbunden. Natürlich sind, wie es sich für einen
einsteigertauglichen Drachen gehört, die
bestens passenden Spreiz­verbinder und
das Mittelkreuz sicher gestoppt.
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Backspins sind nicht ganz einfach
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Startschuss
Also raus auf die Wiese, den Drachen
angehängt, die Leinen abgewickelt und –
mit einem kurzen Zug an den Hand­
schlaufen – den Kite gestartet. Schon bei
einer leichten Brise um die 2 Bft.
Windgeschwindigkeit steigt der Jive II
ohne große Eigenbewegung des Piloten
an den Himmel. Das Ende seines
Windbereichs signalisiert er, wenn er
bei etwa 5 Bft. beginnt, unwirsch mit
den Flügelspitzen zu schlagen. Damit
verkündet der Drachen, dass er nun
lieber wieder zurück in seinen sicheren
Corduraköcher möchte.
Hier kann so schnell nichts reißen: Die
Kielzone ist solide mit Dacron verstärkt
Der Zug, den der Jive II an den
Handschlaufen seines Piloten abliefert,
ist leicht, aber bestens spürbar. Man
braucht auch bei viel Wind keine Angst
zu haben, den sicheren Stand zu verlieren. Man fühlt andererseits den Drachen
auch im untersten Windbereich deutlich
genug, um jederzeit „erspüren“ zu können, wie man reagieren sollte. Während
der Jive II im Bereich bis ungefähr 4 Bft.
zügig, aber nie hektisch unterwegs ist,
wird er bei bis zu 5 Bft. richtig fix. Nun ist
die Reaktionsfähigkeit des Piloten durchaus
gefordert, wenn man den Drachen im Spin
eng um eine Flügelspitze wirbeln oder
im Powerdive bodenwärts sausen lässt.
Dennoch ist die Flugpräzision des
Testkandidaten als ordentlich zu bezeichnen. Saubere Geraden, exakte Loopings,
scharfe Ecken und sichere Landungen
gehören jederzeit zu seinem Repertoire.
Name
Jive II
Hersteller
Invento
Kategorie
Einstieg, Allround
Empf. Verkaufspreis
79,90 Euro
Trainingspartner
Spannweite
200 cm
Standhöhe
86 cm
Natürlich soll ein Kite der IntermediateKlasse seinem Besitzer einige Tricks
ermöglichen. Welche das sein sollen?
Natürlich gehört hierzu an erster Stelle
der Stall, den der Jive II gut beherrscht.
Von diesem Ausgangspunkt aus erschließt
sich die Welt der Bauchtricks, in der der
Axel als Erstes kommt. Es ist unnötig, zu
sagen, dass der Jive prima axelt, sodass
auch Halfaxels oder die Axelkaskade
locker gelingen. Selbst der Comete, ein
Move der immer noch brandheiß ist, lässt
sich mit dem Jive II ausführen. Doch
sollte man hierbei schon über eine gewisse Routine verfügen. Auch die schwebenden Bauchtricks, der 540er und die
Slotmachine, sind mit der Neuauflage des
Jive bestens zu fliegen und sogar die Taz
Machine gelingt Könnern.
Leitkantenlänge
130 cm
Etwas schwieriger wird es dann, wenn vom
Drachen eine stabile Rückenlage verlangt
wird. Während er tief im Backflip ruht,
sodass man nach Herzenslust Lazy Susans
kurbeln kann, liegt der neue Jive selbst mit
montiertem Kielgewicht längst nicht mehr
so stabil im Fade wie sein Vorgänger.
Gewicht
Gestänge
261 g
Leitkanten und obere Spreize
5-mm-CFK-Rohr
Kiel und untere Spreizen 6-mm-CFK-Rohr
Segelmaterial
Waage
Empf. Leine
Windbereich
42 g Ripstop Nylon
Turbowaage/ummantelte
Dyneemaleine
15-30 m/25-75 daN
2-5 Bft. (8-35 km/h)
Zubehör
Dyneema-Lenkset
(25 m/60 daN) auf Winder mit
Handschlaufen, Kielgewicht, robustem
Corduraköcher, mehrsprachigem Manual
Die Folge: Backspins oder Jacob’s Ladders
brauchen viel Gefühl und schnelle Hände.
Doch ganz ehrlich: Für welchen Einsteiger
müssen es denn gleich diese Moves sein?
Und bei den Basics, den Dingen, an
denen man während der ersten Monate,
wenn nicht gar Jahre übt, ist der Jive II ein
prima Trai­ningspartner. Ach ja: Wenn
man unbedingt Yo-Yos fliegen will, muss
man nur Stopper nachrüsten. Der Trick
selbst gelingt leicht.
Ideal und Wirklichkeit
Infrared (links), Emerald (rechts) – wer ist hübscher? Der Geschmack entscheidet
Die Drachennase ist sehr sauber
und überstandsfrei verarbeitet
Natürlich beherrscht der Jive II den Flic Flac
Das muss ein Trainerkite können: Er muss
am Rand des Windfensters stehen bleiben
Fakten
Ideale Jive II-Piloten sind fortgeschrittene Kiter, die sich im Trickflug versuchen
wollen, die auf der Suche nach mehr
sind und die in neue Dimensionen des
Lenkdrachenfliegens vordringen wollen.
Ideale Jive II-Piloten sind aber auch jene,
denen die klare Linie, die saubere Gerade,
der wirklich exakte Kreis und der kontrollierte Spin wichtig sind. Dies sind
Piloten, die sich durch sauberes, kontrolliertes Fliegen neu zentrieren wollen, die
dabei den Alltagsstress vergessen und
einfach nur entspannen wollen. Aber
ideale Jive II-Piloten sind auch all diejenigen, denen schon beim Einstieg in ein
neues Hobby das graue Mittelmaß ein
Gräuel ist. Menschen, die Qualität zu
schätzen wissen und denen Ästhetik
etwas bedeutet. Denn der Jive II ist – das
ist meine ganz private Meinung – am
Himmel eine echte Augenweide. Und
jetzt wo wir am Ende des Tests angelangt
sind, darf ich auch gestehen,
dass es mir vor allem der freche
Emerald angetan hat.
Besser geht’s nicht: So werden
Leitkanten perfekt abgespannt
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