Das Winterquartier des Staatszirkus der DDR Die Probemanege
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Das Winterquartier des Staatszirkus der DDR Die Probemanege
Das Winterquartier des Staatszirkus der DDR Bereits seit dem 19. Jahrhundert hatte Berlin einen Ruf als Zirkusstadt. Es gab viele feste Zirkusgebäude, von denen nach dem 2. Weltkrieg keines mehr stand. Ein Zirkus kann seine Vorführungen in einem festen Gebäude ganzjährig präsentieren oder in einem Chapiteau (Zelt). Vorteil eines Chapiteau: der Standort ist flexibel, Nachteil: es kann nicht zu jeder Jahreszeit bespielt werden. Der Zirkus braucht für sein Unternehmen ein Winterquartier. Das Winterquartier in Dahlwitz-Hoppegarten wurde 1963 für den VEB Zentralzirkus eingerichtet. Der VEB Zentralzirkus setzte sich aus drei ursprünglich privaten Zirkusbetrieben Barlay (später Olympia, dann Berolina), Busch und Aeros zusammen. Das Winterquartier beschränkte sich zunächst auf das sog. „Objekt 1“ und wurde 1965 durch das „Objekt 2“ erweitert. Die Probemanege Zirkus Barlay Für das Winterquartier des Staatszirkus der DDR wurde auf dem „Objekt 2“. 1967 die Probemanege errichtet. Bei diesem Gebäude handelt es sich um die Wiederverwendung eines Gebäudes. Die Manege war zuvor Teil des festen Baus des Zirkus Barlay in der Friedrichstraße in Berlin. Die Manege, aber nicht der Zuschauerbereich, wurde nach Dahlwitz-Hoppegarten gebracht. Der Zirkus Barlay, 1935 in Thüringen gegründet, kam nach dem 2. Weltkrieg nach Berlin. Im Herbst 1948 begannen die Arbeiten für den festen Bau an der Friedrichstraße und bereits im Dezember 1948 fand die Eröffnungsfeier statt. Aufnahme vor 1982 Die Tragkonstruktion der Manege besteht aus 16 hölzernen Stützenpaaren, die in einer Fachwerkkonstruktion eingebunden sind und im Dachbereich mit einer spitz zulaufenden Binderkonstruktion fortgesetzt werden. Das Gebäude fasste 2500 Zuschauer. Der Bau war wetterfest und beheizbar. Das gesamte Gebäude als Holzkonstruktion zu errichten, stieß zunächst auf Kritik, wurde aber schließlich doch genehmigt. Lageplan des Winterquartiers Zu dem Grundstück des „Objekt 2“ gehörten zwei bestehende Stallgebäude: das des früheren Rennstalls von Harry Solloway und das des früheren Bierverlegers Thiele. Sie wurden weiter für die Tierhaltung genutzt. Hier waren jetzt Pferde, Exoten, Kleinaffen, eine Giraffe, ein Elefanten und Tierschautiere untergebracht. Nach der Wende wurde der Großzirkus abgewickelt. 2000 war diese letzte Phase abgeschlossen. Tiere und Material wurden verkauft, Künstler und Mitarbeiter entlassen. Auf einem Teil des Grundstücks des „Objekt 1“ befindet sich heute das Gartencenter „Pflanzen-Kölle“. Innenraum, Aufnahme 2013 1982 wurde im Inneren eine Stahlkonstruktion eingebaut und ein umlaufendes, niedrigeres Bauteil mit Sanitär- und Sozialräumen und mit Räumen für Requisiten und Technik. Durch den Anbau wurde auch die Möglichkeit geschaffen, die Manege zu temperieren. Nachdem Harry Barlay 1950 mit seinem Zirkus in den Westteil der Stadt geflohen war, wurde der Zirkusbetrieb an der Friedrichstraße treuhänderisch und ab 1952 als städtisches Unternehmen weitergeführt. 1956 wurde es in einen volkseigenen Betrieb umgewandelt. 1963 wurde das Zirkusgebäude in der Friedrichstraße abgetragen, um auf diesem Grundstück den heutigen Friedrichstadtpalast (Eröffnung 1984) zu errichten. Die Geschichte des Grundstücks 1894 wurde ein Teil des hier dargestellten Grundstücks von dem Trainer und Rennstallbesitzer Harry Solloway erworben. In den 1890er Jahren gab es einen wahren Bauboom. Die 1867 eröffnete Galopprennbahn hatte sich soweit etabliert, dass sich viele Rennställe fest ansiedelten. Ganze Straßenzüge, wie die Linden- und Rennbahnallee wurden innerhalb weniger Jahre mit Villen und oft auch mit Rennställen bebaut. Harry Solloway nutzte die günstige Lage des Grundstück zur Rennbahn und zur gegenüberliegenden Trainingsbahn „Adonis“. Er errichtete straßenseitig ein mehrgeschossiges Wohnhaus. Ein langgestrecktes Stallgebäude, dass später für das Winterquartier weiter genutzt wurde, entstand zeitgleich, wie auch das kleinere Wohnstallgebäude. Um 1900 wurde ein angrenzendes Grundstück hinzugekauft, um dort eine Winterreitbahn zu errichten. Die Winterreitbahn wurde als Holzkonstruktion auf einem länglich ovalen Grundriss errichtet. Die Trainingsstrecke führte entlang der Außenwand und hatte zum Schutz vor Regen und Schnee ein Pultdach. Eine für Reithallen auch heute noch typische Bande grenzte den Trainingsbereich von einer offenen, nicht überdachten Innenfläche ab. Manege im ehem. Winterquartier Der Blick in die Winterreitbahn zeigt den Trainingsbetrieb, Aufnahme vor 1915 Hoppegarten Rennbahnallee 115-117 Die Winterreitbahn stand bis in die Zeit der Zirkusnutzung auf diesem Gelände, wo sie zuletzt nur noch als Einfriedung für Tiere diente. Aufnahme um 1960 1 Rennstall Harry Solloway 2 Winterreitbahn 3 Standort der späteren Manege Fotonachweis: Kulturverein Grünes Tor Hoppegarten e.V., Zirkusarchiv Winkler Berlin, Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Museum Kulturverein Grünes Tor e.V., Lindenallee 14, 15366 Hoppegarten www.gruenestor.de Impressum: Kulturverein „Grünes Tor“ Hoppegarten e.V. Lindenallee 14, 15366 Hoppegarten GRAHL IMMOBILIEN; Elisabethstr. 74, 12683 Berlin www.grahls.com