Special - BIOspektrum
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Special - BIOspektrum
Special 506 Ein neuer Weg zu Antikörper-Mikroarrays mit höherer Spezifität und Selektivität René Rübenhagen und Ronald Frank Gesellschaft für Biotechnologische Forschung (GBF), Braunschweig Antikörper-Mikroarrays haben das große Potenzial sowohl der Proteomforschung als auch der medizinischen Diagnostik neue Horizonte zu erschließen. Für die Proteomforschung sind Mikroarrays wegweisend da sie, gemäß der „ambient analyte theory“[1], selbst niedrig konzentrierte Komponenten eines komplexen Proteingemisches nachweisen können. Ein großer Fortschritt für die medizinische Diagnostik wäre der kostengünstige simultane Nachweis einer Vielzahl krankheitsbezogener Biomarker mit nur sehr geringen Mengen an Probenmaterial. Vorteile von Sandwich-AntikörperMikroarrays Voraussetzung für die erfolgreiche Anwendung von Mikroarrays ist eine sehr hohe Selektivität der Sondenmoleküle, hier der Antikörper (Ak). Gegenüber einfachen AkMikroarrays, die mittels immobilisierter Ak markierte Proteine nachweisen, haben Sandwich-Ak-Mikroarrays, analog dem Sandwich-ELISA, eine sehr viel höhere Spezifität, da jedes Protein sowohl von einem Fänger- als auch von einem Detektions-Ak erkannt werden muss[2]. Ein weiterer Vorteil von Sandwich-Assays ist, dass eine Markierung des zu untersuchenden Proteingemisches mit z. B. Biotin oder Fluoreszenzfarbstoffen, welche die Protein-Ak-Interaktionen beeinflussen könnte, überflüssig ist. Um auch noch die Markierung der großen Anzahl von Detektions-Ak zu vermeiden, verwenden wir monoklonale Maus-Ak als Fänger und polyklonale Kaninchen-Ak zur Detektion. Hierdurch ist es nun möglich, die Detektions-Ak indirekt mit nur einem markierten Anti-Kaninchen-Ak nachzuweisen. Unspezifische Bindungen als zentrales Problem Seit einigen Jahren werden Ak-Arrays zur Anwendung in der Laborroutine kommerziell angeboten. Mikroarrays mit mehreren hundert oder gar tausenden von Antikörpern sind bisher jedoch noch Wunschvorstellung. Dies liegt an einem zentralen Problem, das jeden Forscher, der Ak-Mikroarrays entwickelt, verzweifeln lässt. Obwohl Antikörper eigentlich dafür bekannt sind, hochspezifisch ihr Antigen zu binden, beobachtet man im realen Experiment, dass viele Antikörper, selbst im Sandwichverfahren, unspezifisch Abb. 1: A. Isolierung Epitop-spezifischer Antikörper aus polyklonalem Serum. Nach der Epitop-Charakterisierung eines polyklonalen Ak-Serums gegen ActA mit einem synthetischen Peptid-Array auf einer Cellulose-Membran (SPOT-Synthese) wurden die markierten Regionen der Membran ausgeschnitten, gestrippt, neu inkubiert und die gebundenen Epitop-spezifischen Ak jeweils separat eluiert. Region #8 diente als Kontrolle. B. Quantifizierung der auf PVDF-Membran immobilisierten eluierten Ak (5 µl). Der Nachweis erfolgte jeweils mit einem Alkalische Phosphatase konjugierten Ziege-Anti-Kaninchen-Ak. sowohl an andere Antikörper als auch an andere Proteine des Proteingemisches binden, wenn auch häufig nur mit einer geringen Affinität. In einem Mikroarray-Experiment allerdings, dass dafür ausgelegt ist, sowohl hoch- als auch niedrig exprimierte Proteine parallel nachzuweisen, lassen diese unspezifischen Bindungen niedrig exprimierte Proteine im Hintergrundrauschen untergehen. Um die Spezifität der Protein-Ak-Bindung zu erhöhen, werden oft Antipeptid-Ak eingesetzt[3]. Allerdings binden sehr viele der gegen Peptide generierten Ak nicht mehr das native Protein und selbst eine Reihe erfolgreich generierter peptidgerichteter polyklonaler Ak binden unspezifisch an andere Proteine[4]. Ein entscheidender Grund hierfür ist, dass nach wie vor die Wahl der Peptide aus theoretischen Überlegungen heraus getroffen wird. Darüber hinaus müssen sich in einem Sandwichverfahren Detektions- und Fänger-Ak gut ergänzen, indem sie Epitope binden, die auf der Antigenoberfläche weit genug voneinander entfernt liegen. Isolierung von Epitop-spezifischen Antikörpern Wir haben eine Methodik entwickelt, die es ermöglicht, die Eignung von Ak für den Einsatz in Mikroarray-Experimenten mit dem jeweils zu untersuchenden komplexen Proteingemisch (z. B. Blutserum, Urin, etc.) bereits frühzeitig experimentell zu bestimmen und Epitop-spezifische Ak zu selektieren, welche die geringsten Kreuzreaktionen aufzeigen. Wir nutzen dafür den Ak-Pool eines tierischen Immunsystems, der gegen ein Protein-Antigen generiert wurde. Unser Verfahren verdeutlichen wir hier am Beispiel des ActA-Proteins, einem Pathogenitätsfaktor des Listeriose-Erregers Listeria monocytogenes. Dazu wurde eine Serie von überlappenden ActA-Peptiden (15mere, jeweils um 3 AS versetzt) auf einer Cellulose-Membran als kleine Spots chemisch synthetisiert[5]. Diese Membran wurde mit einem polyklonalen Anti-ActA-Kaninchenserum inkubiert und die Peptid-bindenden Ak-Subpopulationen detektiert (Abb. 1A). Die positiven Peptidregionen wurden aus der Membran ausgeschnitten, von Proteinresten freigewaschen (gestrippt) und mit einer höheren Serumkonzentration erneut inkubiert. Die peptidbindenden Epitop-spezifischen Ak wurden dann mit einem saurem Puffer (pH 2,3 – 3,0) separat von den Membransegmenten eluiert, wobei in jeweils 250 µl Eluat 0,5 – 1,25 µg Ak enthalten waren (Abb. 1B). Die eluierten Ak wurden anschließend im Sandwich-Ak-Mikroarray als Detektions-Ak eingesetzt und miteinanBIOspektrum · Sonderausgabe · 11. Jahrgang Special 507 Abb. 2: Vergleich der isolierten Epitop-spezifischen Anti-ActA-Antikörper im Sandwich-Ak-Mikroarray. Monoklonale MausAk gegen alle bekannten Pathogenitätsfaktoren aus L. monocytogenes wurden als Fänger-Ak wie im Schema oben Mitte dargestellt immobilisiert. Als Detektions-Ak wurden das polyklonale Ak-Serum (pAk) sowie die isolierten Epitop-spezifischen Ak (#1–#11) verwendet bzw. kein Detektions-Ak (ohne Ak) eingesetzt. Der Nachweis erfolgte mit einem Cy5markierten Ziege-Anti-Kaninchen-Ak. der verglichen (Abb. 2). Als Beispiel eines komplexen Proteingemisches haben wir hier die von L. monocytogenes sekretierten Proteine, das Sekretom, verwendet. Dieses Subproteom besteht aus über 200 Proteinen, darunter alle bekanntermaßen an der Pathogenität von L. monocytogenes beteiligten Virulenzfaktoren[6]. Beim Vergleich der eluierten Ak zeigten die Ak #2, #1 und #5 die höchste Affinität zu ActA. Die höchste Selektivität hatte schließlich Ak #2, da dieser überhaupt keine anderen Ak oder Proteine unspezifisch gebunden hat; die noch nachweisbaren Restsignale resultierten einzig aus unspezifischen Bindungen des Cy5-markierten sekundären Ziege-Anti-Kaninchen-Ak an die immobilisierten Ak sowie an die Sekretom-Proteine (vgl. in Abb. 2 „ohne Ak“ und „#2“). Schlussfolgerungen und Ausblick Mittels unseres neuen Screeningverfahrens haben wir einen Detektions-Ak selektiert, der die unspezifischen Bindungen im Mikroarray-Experiment extrem minimiert (vgl. in Abb. 2 „pAk“ und „#2“). Hierdurch wird es nun möglich, auch sehr niedrig exprimierte Proteine in komplexen biologischen Proben nachzuweisen. Dies trifft im übrigen nicht nur auf Mikroarray-Experimente zu, da das von uns beschriebene Ak-Screening auch BIOspektrum · Sonderausgabe · 11. Jahrgang ohne weiteres auf Bead-basierte Verfahren übertragbar ist, die in gleichem Maße mit unspezifischen Bindungen zu kämpfen haben[7]. Größere Mengen des Epitop-spezifischen Ak #2 haben wir inzwischen durch Peptid-Affinitäts-Chromatographie gewonnen. Eine weitere Quelle könnte durch Generierung von anti-#2 Ak mittels Peptidimmunisierung im Kaninchen erschlossen werden. Um Detektions-Ak gleicher Qualität auch in unbegrenzter Menge zur Verfügung zu haben, versuchen wir auch, gegen die „besten Epitope“ peptid-gerichtete monoklonale Ak in Kaninchen oder Ratten zu generieren. Danksagung Diese Arbeiten wurden mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unter den Förderkennzeichen 0312892A und 01GR0425 gefördert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt bei den Autoren. Wir bedanken uns bei J. Wehland und U. Kärst für die kritische Durchsicht des Manuskriptes. Literatur [1] Ekins, R. P. (1989): Multi-analyte immunoassays. J Pharm Biomed Anal. 7: 155–68. [2] MacBeath, G. (2002): Protein microarrays and proteomics. Nat Genet. 32: Suppl. 526–32. [3] Palfreyman, J.W. et al. (1984): Guidelines for the production of polypepdide specific antisera using small synthetic oligopeptides as immunogens. J Immunol Methods. 75: 383–393. [4] Michaud, G.A. et al. (2003): Analyzing antibody specificity with whole proteome microarrays. Nat Biotechnol. 21: 1509–12. [5] Frank, R. (2002): The SPOT-synthesis technique. Synthetic peptide arrays on membrane supports – principles and applications. J Immunol Methods. 267: 13–26. [6] Trost, M. et al. (2005): Comparative proteome analysis of secretory proteins from pathogenic and nonpathogenic Listeria species. Proteomics. 5: 1544–1557. [7] Templin, M.F. (2004): Protein microarrays and multiplexed sandwich immunoassays: What beats the beads? Comb Chem High Throughput Screen. 7: 223–9. Korrespondenzadresse: Dr. Ronald Frank GBF Braunschweig Abt. Chemische Biologie Mascheroder Weg 1 D-38124 Braunschweig Tel.: 0531-6181 720 Fax: 0531-6181 795 [email protected]