Kirch-/Friedhof Gutau
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Kirch-/Friedhof Gutau
1 Kirchhöfe im Bezirk Freistadt (Oberösterreich) und im Bezirk Český Krumlov (Budějovický Kraj, Südböhmische Region) Diplomarbeit am Institut für Landschaftsarchitektur Vorständin Univ.Prof. Dipl.-Ing. Lilli Lička Universität für Bodenkultur Wien Peter Jordan-Straße 82, 1190 Wien Betreuer Dipl.-Ing. Dr.techn. Hermann Reining Hon.Prof. für das Fachgebiet „Geschichte der Landschaftsgestaltung und Gartenkunst“ Verfasser Markus Barth Studienrichtung Landschaftsplanung und Landschaftspflege Universität für Bodenkultur Wien Wien, im November 2011 2 3 Dank Für die Nähe und Begleitung, für die Ausdauer und Beharrlichkeit danke ich meiner Freundin Regina. Das erreichte Ziel schafft nun Platz für Neues. Für all das Bisherige, für Vertrauen, Rückhalt, Geduld und Unterstützung danke ich besonders meinen Eltern Emilie und Hermann. Durch ihre Hilfe wurde mir vieles erst möglich. Für den ausgesprochen kollegialen Umgang, interessierten Einsatz und fachlichen Input danke ich meinem Diplomarbeitsbetreuer Herrn Dipl.-Ing. Dr. Hermann Reining. Es war eine Freude, den Lesungen und Exkursionen im Verlauf des Studiums beizuwohnen. Für Kooperation neben Vertrautheit und Unbeschwertheit danke ich meinen Freunden der letzten und künftigen Jahre. Dank allen Menschen, die mir in bisheriger Zeit durch ihre Anwesenheit, ihr Zutrauen und Wissen Wege in vielerlei Hinsicht gezeigt und geöffnet haben. Den vielen Menschen, die mir freundlich entgegenkommend ihre Zeit, ihre Meinungen, Texte und Fotos für diese Arbeit zur Verfügung gestellt haben, danke ich abschließend herzlich. 4 Kurzfassung Im Rahmen dieser Arbeit wurde der, über Jahrhunderte fortdauernde Entwicklungsprozess des Kirchhofes als Begräbnisstätte in und um eine Kirche bzw. den Reliquienaltar nachgezeichnet, grundlegende Merkmale eines Kirchhofes definiert und anhand der gewonnenen Erkenntnisse als Bestattungsplatz genutzte Kirchhofanlagen im Bezirk Freistadt (Österreich) sowie im Bezirk Český Krumlov (Tschechien) verortet, hinsichtlich ihrer historischen Entwicklung, deren baulich-räumlichen Organisation, Ausstattung und Nutzung untersucht und verglichen. Für den Bezirk Freistadt konnten dabei elf, gegenwärtig mit Gräbern belegte Kirchhofanlagen, zum Teil mit angrenzender Friedhofserweiterung, eruiert werden. Aus dem Bezirk Český Krumlov wurden drei Kirchhöfe in die Bearbeitung aufgenommen. Die, vor allem im 20. Jahrhundert politisch und gesellschaftlich stark differenzierte Entwicklung der beiden benachbarten Bezirke machte einen direkten Vergleich der Beispiele nur bedingt möglich. Der Kirchhof, ab dem Frühmittelalter Urform eines christlichen Bestattungsplatzes, ist seit jeher einem steten Wandel unterzogen, ein Idealbild kann daher nur als Ausschnitt einer Entwicklung mit ihren zahlreichen Anweichungen gesehen werden. Der Kirchhof wird damit zu einem Spiegelbild der Gesellschaft der jeweiligen Zeit. Das Wissen um den religiösen Sinngehalt, um die Formensprache, um Entstehung und Entwicklung der Kirchhöfe als Einheit von Kirche und Friedhof kann dabei Grundlage sein für ein neues Verständnis, aus dem heraus Wertschätzung und Erhalt zu resultieren vermag. 5 Abstract Shrnutí Within the framework of this paper, the centuries-long development process of the churchyard as a burial place in and around the church or the alter of relics has been traced, the fundamental characteristics of the churchyard defined and, on the basis of the knowledge acquired, churchyards used as burial grounds in the districts of Freistadt (Austria) and Český Krumlov (Czech Republic) located, investigated and compared with respect to their historical development, their spatial organisation, their physical elements and their utilisation. During this process it was possible to find eleven churchyards presently containing graves in the district of Freistadt, partially with neighbouring cemetery expansions. Three churchyards in the district of Český Krumlov were included in the work. Due to the development of the two neighbouring districts, which was strongly diverse in political and social terms in particular during the 20th century, it was only possible to direct compare the examples to a limited degree. V rámci této práce je ilustrován stovky let trvající proces rozvoje kostelního hřbitova jako pohřebiště v okolí kostela, popř. oltáře s relikviemi, jsou definovány základní prvky kostelního hřbitova a na základě získaných informací jsou určeny kostelní hřbitovy používané jako pohřebiště v okrese Freistadt (Rakousko) a okrese Český Krumlov (Česká republika), které jsou v práci následně zkoumány a popsány vzhledem k jejich historickému rozvoji, stavebně prostorové orientaci, vybavení a používání. V okrese Freistadt bylo možné zjistit jedenáct kostelních hřbitovů aktuálně obsazených hroby, zčásti s přilehlým rozšířením hřitova. V okrese Český Krumlov byly do práce zahrnuty tři kostelní hřbitovy. Přímé porovnání příkladů je možné pouze v omezené míře vzhledem k politicky a společensky velmi odlišnému rozvoji obou zpracovávaných okresů. The churchyard, from the early Middle Ages the archetypal Christian burial ground, has been under a constant process of change and an ideal image can thus only be seen as an extract of a development with numerous deviations. The churchyard therefore becomes a reflection of society during the given period. Knowledge regarding the religious meaning, the language of form, the establishment and development of the churchyard as a unit of the church and cemetery, can thereby serve as a basis for a new understanding, from which appreciation and maintenance of these old burial sites may arise. Kostelní hřbitov, původní podoba křesťanského pohřebiště z doby raného středověku, od té doby prošla velkou proměnou, proto je možné nahlížet na ideální přestavu pouze jako výřez celkového rozvoje s mnoha odchylkami. Kostelní hřbitov přitom slouží jako odraz společnosti dané doby. Znalosti o náboženském smyslu, tvarosloví, vzniku a rozvoji kostelních hřbitovů jako spojení kostela a hřbitova může sloužit jako základ nového chápání, na základě kterého je možné zjistit hodnotu a význam těchto starých pohřebišť. 6 7 Kirchhöfe im Bezirk Freistadt (Oberösterreich) und im Bezirk Český Krumlov (Budějovický Kraj, Südböhmische Region) Inhalt Dank Kurzfassung Abstract Shrnutí Inhalt 3 4 5 5 7 I. Allgemeiner Teil 1.1 1.2 1.3 1.4 Vorwort Einleitung Fragestellung der Arbeit Forschungsstand 15 15 16 16 2. 2.1 2.2 2.3 2.4 2.5 2.6 Vom Leben und Sterben - Der Tod in der Gesellschaft Altertum Mittelalter 16. Jahrhundert – frühe Neuzeit, Zeitalter der Reformation 17. und 18. Jahrhundert – Zeitalter der Aufklärung 19. Jahrhundert 20. Jahrhundert 17 17 17 17 17 18 18 3. 3.1 3.2 Vom religiösen Bestattungsplatz zur „sanitären Anlage“ Friedhofskultur im Wandel der Zeit Die Entwicklung des christlichen Kirchhofes Weiterentwicklung des Kirchhofes zum kommunalen Friedhof 18 18 20 4. Der Kirchhof - eine Begriffserklärung 22 8 5. 5.1 Ruhen im Paradiesgarten - Der Kirchhof als Abbild einer mittelalterlichen Gedankenwelt Gestalt - Das Idealbild 5.1.1 5.1.2 5.1.2.1 5.1.2.2 5.1.2.3 5.1.3 5.1.4 5.1.5 5.1.6 5.1.7 5.1.8 5.1.9 5.1.9.1 5.1.9.2 5.1.9.3 5.1.9.4 5.1.9.5 5.1.10 5.1.11 5.1.12 5.1.13 Lage in der Landschaft Ostung Norden als heilige Richtung Osten als heilige Richtung Ost und West im Christentum Umfriedung Eingangsbereiche Wegeführung Bestattungsplätze Bestattung, Grab und Grabzeichen Die Ausrichtung der Gräber Bauten Ölbergszenen Karner (Zweitbestattung und Beinhaus) Totenleuchten Der Friedhofsoculus Hochkreuz Ikonographie (Bildprogramm) Bepflanzung Befestigte Friedhöfe – Wehrkirchen Sonderfriedhöfe und Separatbestattungen 5.2 Funktionen des Kirchhofs 5.2.1 Kirchenasyl 23 23 24 24 24 24 25 26 26 26 27 28 29 30 30 30 31 31 31 31 31 32 32 33 34 6. 6.1 6.2 6.3 6.4 Gelenkte Trauer - Memorial-, Bestattungsund Friedhofskultur unter politischem Einfluss Denkmäler und Gräberstätten für Opfer der beiden Weltkriege Friedhof und Grabmal im Nationalsozialismus Deutsche Friedhöfe in Tschechien Kirche, Tod und Beerdigungspraxis im Kommunismus 37 37 38 38 39 7. 7.1 7.2 Kirchengeschichte Kirchengeschichte – nördliches Oberösterreich Kirchengeschichte – südliches Böhmen 40 40 42 9 II. Spezieller Teil 8. Bestandsaufnahme 45 8.1 Erläuterung der Beispielwahl 8.1.1 8.1.1.1 8.1.2 8.1.2.1 Bezirk Freistadt Bearbeitete Kirchhöfe im politischen Bezirk Freistadt Bezirk (Okres) Český Krumlov Bearbeitete Kirchhöfe im politischen Bezirk Český Krumlov 45 45 46 46 46 8.2 Aufnahmemethodik 8.2.1 Aufnahmeschema 50 51 9. Beschreibung der Anlagen 53 9.1 Typisierung 53 9.2 Übersicht der Beispiele 53 9.2.1 9.2.2 9.2.3 9.2.4 9.2.5 9.2.6 9.2.7 9.2.8 9.2.9 9.2.10 9.2.11 9.2.12 9.2.13 9.2.14 9.2.15 9.2.16 9.2.17 Friedhof Kaltenberg Friedhof Liebenau Kirchhof Lasberg Kirchhof Waldburg Kirchhof St. Peter Kirch-/Friedhof Rainbach im Mühlkreis Kirch-/Friedhof Sandl Kirch-/Friedhof Grünbach bei Freistadt Kirch-/Friedhof Gutau Kirch-/Friedhof Hirschbach im Mühlkreis Kirch-/Friedhof Leopoldschlag Kirch-/Friedhof Wartberg ob der Aist Kirchhof St. Leonhard bei Freistadt Ehem. Kirchhof Freistadt Kirch-/Friedhof Blansko Kirchhof Světlík Kirchhof Zátoň 54 54 54 54 55 55 55 56 56 56 57 57 58 58 59 59 59 9.3 Detailierte Beschreibung der Beispiele 60 9.3.1 Friedhof Kaltenberg 9.3.1.1 9.3.1.2 9.3.1.3 9.3.1.4 9.3.1.5 Allgemeine Daten, Lage und Geschichte Bezug zur Landschaft und zum Ort Kirchhof, Friedhof als bauliche Anlage Gräber, Bepflanzung, Infrastruktur Bewertung 61 61 62 62 64 65 9.3.2 Friedhof Liebenau 9.3.2.1 Allgemeine Daten, Lage und Geschichte 67 67 10 9.3.2.2 9.3.2.3 9.3.2.4 9.3.2.5 9.3.2.6 9.3.2.7 Bezug zur Landschaft und zum Ort Kirchhof, Friedhof als bauliche Anlage Grabfelder, Gräber Infrastruktur Bepflanzung Bewertung 70 70 72 74 74 74 75 75 76 78 79 80 80 80 9.3.3 Kirchhof Lasberg 9.3.3.1 9.3.3.2 9.3.3.3 9.3.3.4 9.3.3.5 9.3.3.5 9.3.3.6 Allgemeine Daten, Lage und Geschichte Bezug zur Landschaft und zum Ort Kirchhof, Friedhof als bauliche Anlage Grabfelder, Gräber Bepflanzung Infrastruktur Bewertung 9.3.4 Kirchhof Waldburg 9.3.4.1 9.3.4.2 9.3.4.3 9.3.4.4 9.3.4.5 Allgemeine Daten, Lage und Geschichte Bezug zur Landschaft und zum Ort Kirchhof, Friedhof als bauliche Anlage Gräber, Bepflanzung, Infrastruktur Bewertung 9.3.5 Kirchhof St. Peter bei Freistadt 9.3.5.1 9.3.5.2 9.3.5.3 9.3.5.4 9.3.5.5 Allgemeine Daten, Lage und Geschichte Bezug zur Landschaft und zum Ort Kirchhof, Friedhof als bauliche Anlage Gräber, Bepflanzung, Infrastruktur Bewertung 9.3.6 Kirch-/Friedhof Rainbach im Mühlkreis 9.3.6.1 9.3.6.2 9.3.6.3 9.3.6.4 9.3.6.5 9.3.6.6 9.3.6.7 Allgemeine Daten, Lage und Geschichte Bezug zur Landschaft und zum Ort Kirchhof, Friedhof als bauliche Anlage Grabfelder, Gräber Infrastruktur Bepflanzung Beurteilung 9.3.7 Kirch-/Friedhof Sandl 9.3.7.1 9.3.7.2 9.3.7.3 9.3.7.4 9.3.7.5 Allgemeine Daten, Lage und Geschichte Kirchhof, Friedhof als bauliche Anlage Bezug zur Landschaft und zum Ort Gräber, Bepflanzung, Infrastruktur Bewertung 9.3.8 Kirch-/Friedhof Grünbach bei Freistadt 9.3.8.1 9.3.8.2 9.3.8.3 9.3.8.4 Allgemeine Daten, Lage und Geschichte Bezug zur Landschaft und zum Ort Kirchhof, Friedhof als bauliche Anlage Grabfelder, Gräber 81 81 82 84 84 85 87 87 90 90 90 91 93 93 96 96 97 98 98 98 99 99 100 100 100 102 103 103 104 104 106 11 9.3.8.5 9.3.8.6 9.3.8.7 Bepflanzung Infrastruktur Bewertung 107 108 108 9.3.9 Kirch-/Friedhof Gutau 9.3.9.1 9.3.9.2 9.3.9.3 9.3.9.4 9.3.9.5 9.3.9.6 9.3.9.7 Allgemeine Daten, Lage und Geschichte Bezug zur Landschaft und zum Ort Kirchhof, Friedhof als bauliche Anlage Grabfelder, Gräber Bepflanzung Infrastruktur Bewertung 109 109 110 112 113 113 114 114 9.3.10 Kirchhof bzw. Friedhof Hirschbach im Mühlkreis 9.3.10.1 9.3.10.2 9.3.10.3 9.3.10.4 9.3.10.5 9.3.10.6 9.3.10.7 Allgemeine Daten, Lage und Geschichte Bezug zur Landschaft und zum Ort Kirchhof, Friedhof als bauliche Anlage Grabfelder, Gräber Infrastruktur Bepflanzung Beurteilung 9.3.11 Kirch-/Friedhof Leopoldschlag 9.3.11.1 9.3.11.2 9.3.11.3 9.3.11.4 9.3.11.5 9.3.11.6 9.3.11.7 Allgemeine Daten, Lage und Geschichte Bezug zur Landschaft und zum Ort Kirchhof, Friedhof als bauliche Anlage Grabfelder, Gräber Bepflanzung Infrastruktur Bewertung 9.3.12 Kirch-/Friedhof Wartberg ob der Aist 9.3.12.1 9.3.12.2 9.3.12.3 9.3.12.4 9.3.12.5 9.3.12.6 9.3.12.7 Allgemeine Daten, Lage und Geschichte Bezug zur Landschaft und zum Ort Kirchhof, Friedhof als bauliche Anlage Grabfelder, Gräber Bepflanzung Infrastruktur Bewertung 9.3.13 Kirchhof St. Leonhard bei Freistadt 9.3.13.1 9.3.13.2 9.3.13.3 9.3.13.4 9.3.13.5 Allgemeine Daten, Lage und Geschichte Bezug zur Landschaft und zum Ort Kirchhof, Friedhof als bauliche Anlage Gräber, Bepflanzung, Infrastruktur Bewertung 9.3.14 Ehem. Kirchhof Freistadt 9.3.14.1 9.3.14.2 9.3.14.3 115 115 116 118 119 121 121 121 123 123 124 126 127 128 128 128 129 129 132 132 133 134 134 134 137 137 138 138 141 142 143 Allgemeine Daten, Lage und Geschichte 143 Kirchhof, Friedhof als bauliche Anlage, Gräber und Bepflanzung 146 Bewertung 146 12 9.3.15 9.3.15.1 9.3.15.2 9.3.15.3 9.3.15.4 9.3.15.5 9.3.15.6 9.3.15.7 Kirch-/Friedhof Blansko u Kaplice Allgemeine Daten, Lage und Geschichte Bezug zur Landschaft und zum Ort Kirchhof, Friedhof als bauliche Anlage Grabfelder, Gräber Bepflanzung Infrastruktur Bewertung 147 147 150 150 151 152 153 153 9.3.16 Kirchhof Světlík 9.3.16.1 9.3.16.2 9.3.16.3 9.3.16.4 9.3.16.5 9.3.16.6 9.3.16.7 Allgemeine Daten, Lage und Geschichte Bezug zur Landschaft und zum Ort Kirchhof, Friedhof als bauliche Anlage Grabfelder, Gräber Bepflanzung Infrastruktur Bewertung 155 155 158 158 158 160 160 160 9.3.17 Kirchhof Zátoň 9.3.17.1 9.3.17.2 9.3.17.3 9.3.17.4 9.3.17.5 9.3.17.6 9.3.17.7 Allgemeine Daten, Lage und Geschichte Bezug zur Landschaft und zum Ort Kirchhof, Friedhof als bauliche Anlage Grabfelder, Gräber Bepflanzung Infrastruktur Bewertung 161 161 164 164 165 165 165 166 13 III. Schluss 10. Zusammenfassung 167 10.1 Bezirk Freistadt (Österreich) 10.1.1 10.1.2 10.1.3 10.1.4 10.1.5 10.1.4 Allgemeine Daten Bezug zur Landschaft und zum Ort Kirchhof, Friedhof als bauliche Anlage Gräberfelder, Gräber Infrastruktur Bepflanzung 167 167 168 168 173 178 178 10.2 Bezirk Český Krumlov (Tschechische Republik) 10.2.1 10.2.2 10.2.3 10.2.4 10.2.5 10.2.4 Allgemeine Daten Bezug zur Landschaft und zum Ort Kirchhof, Friedhof als bauliche Anlage Gräberfelder, Gräber Infrastruktur Bepflanzung 11. 11.1 Beantwortung der Forschungsfragen Wie definiert sich ein Kirchhof? Welche Merkmale umschreiben das Idealbild eines (vormodernen) Kirchhofes? Welche Friedhofsanlagen im Bearbeitungsgebiet Bezirk Freistadt entsprechen dem Bild eines (vormodernen) Kirchhofes? Welche Parallelen bzw. Unterschiede weisen vorhandene Kirchhofanlagen im Bezirk Český Krumlov im Vergleich zu Kirchhofanlagen im Bezirk Freistadt auf? 11.2 11.3 12. 12.1 12.2 179 179 180 180 181 183 183 184 184 185 185 Kirchhof und Behörden Kirchhof und kirchliche Behörde 187 (Baureferat der Diözese Linz) 187 Kirchhof und Denkmalschutz (Landeskonservatorat für Oberösterreich) 187 13.1 13.2 13.3 Nutzungsvorschläge für Kirchhöfe als Bestattungsplatz Platzmangel auf Kirchhöfen Wiederverwendung von Grabzeichen Wiedernutzung als Bestattungsplatz aufgelöster Kirchhöfe 188 188 188 188 14. Schlusswort 189 13. Literaturverzeichnis Abbildungsverzeichnis 191 201 14 Wegen der besseren Lesbarkeit wurde im Text auf die gleichzeitige Verwendung weiblicher und männlicher Personenbegriffe verzichtet. Gemeint und angesprochen sind natürlich immer beide Geschlechter. 15 I. Allgemeiner Teil 1.1 Vorwort Der flotte Gang zum Bäcker im Ort um frisches Frühstücksgebäck zu holen, das zeitlose Schlendern nach der Schule um den besten Freund zu besuchen, das manchmal etwas widerwillige Nebenhergehen zum nahegelegenen Obstgarten und Krautacker, um bei Pflege und Ernte mitzuhelfen. All diese Wege und mehr führten mich in meiner Kindheit über den ehemaligen Kirchhof der kleinen Marktgemeinde Neumarkt im Mühlkreis. Der Gang über den Kirchhof war und ist nach wie vor vielerorts eine willkommene Abkürzung der alltäglichen Wege. Eine Ölbergszene, ein Hochkreuz, vielleicht auch noch ein paar alte Steinplatten an der Kirchenwand mit eingravierten, mittlerweile unleserlich gewordenen, vergessenen Namen sind noch häufig vorhandene Relikte der ursprünglichsten Nutzungsform auf ehemaligen Kirchhöfen. Soweit der Kirchhof nicht mehr als Friedhof genutzt wird, entzieht es sich allerdings dem Wissen vieler, dass es sich bei dem Freiraum rund um die Kirche meist um einen ehemaligen Bestattungsplatz handelt. Wie kam es dazu, dass mitten in Orten bei den Pfarrkirchen unter oft beengten Platzverhältnissen über Generationen Bestattungen vorgenommen wurden, wenn doch meist nur wenige hundert Meter weiter auf freiem Feld genug freie Fläche vorhanden war für einen „richtigen“ Friedhof. Wenn es für die Menschen eines Landstriches eine unbedingte Veranlassung gab, die Gräber ihrer Angehörigen um die Kirchen anzulegen, warum sind augenscheinlich nur mehr so wenige Beispiele an gegenwärtig belegten Kirchhöfen vorhanden? Fragestellungen, die dazu Veranlassung gaben, mich mit dem Thema der Ausstattung und Funktion des vormodernen Kirchhofes intensiv zu beschäftigen. Eine fachliche Auseinandersetzung, die ein besseres Verständnis für die Bestattungsformen und vor allem die Gestalt unserer heutigen Kirch- und Friedhöfe, insbesondere auch aus landschaftsplanerischer Sicht, mit sich brachte. 1.2 Einleitung In erster Linie drei Dinge unterscheiden den Menschen vom Tier: Werzeug, Bild und Grab (vgl. Lehmann 2005, Online). Der Umgang des Menschen mit seinen Verstorbenen prägt bereits die frühen Kulturen. Neben laufenden Veränderungen in Gesellschaft, Wirtschaft, Religion und Politik ist parallel dazu auch die Friedhofskultur einem steten Wandel unterzogen. Die Friedhofsgeschichte wird damit zu einem „spannenden Resonanzboden der allgemeinen Kulturgeschichte“ (Sörries 2003, S.7), zu einem Spiegelbild der Gesellschaft der jeweiligen Zeit. Die Entstehung und Entwicklung des vormodernen Kirchhofes nimmt dabei einen unübersehbar gewichtigen Stellenwert ein. Den über Jahrhunderte fortdauernden Entwicklungsprozess des Kirchhofes nachzuzeichnen, ist Aufgabe der vorliegenden Arbeit im ersten Teil. Im Zweiten Teil wird auf belegte Kirchhöfe im Bezirk Freistadt (A) und im Bezirk Český Krumlov (CZ) näher eingegangen. 16 1.3 Fragestellung der Arbeit Die vorliegende Arbeit beschränkt sich auf das Bearbeitungsgebiet Bezirk Freistadt (Oberösterreich) sowie den Bezirk Český Krumlov (Budějovický Kraj, Südböhmische Region). Aus den im Vorwort bereits genannten Beobachtungen formierte sich folgende, grundlegende Forschungsfrage: Welche Friedhofsanlagen im Bearbeitungsgebiet Bezirk Freistadt entsprechen dem Bild eines (vormodernen) Kirchhofes? Um eine Wissensbasis für die Erarbeitung der vorangegangenen Frage zu erlangen, war es nötig, zuerst folgende Fragen zu erläutern: Wie definiert sich ein Kirchhof ? Welche Merkmale umschreiben das Idealbild eines (vormodernen) Kirchhofs? Durch die Erweiterung des Bearbeitungsgebietes auf den grenznahen Bezirk Český Krumlov in Tschechien ergab sich weiters folgende Frage: Welche Parallelen bzw. Unterschiede weisen vorhandene Kirchhofanlagen im Bezirk Český Krumlov im Vergleich zu Kirchhofanlagen im Bezirk Freistadt auf ? 1.4 Forschungsstand Der Bereich der Sepulkralkultur (lateinisch sepulcrum = Grab, Grabstätte; umfasst alle kulturellen Erscheinungen im Zusammenhang mit Sterben, Tod, Bestatten, Trauern und Erinnern) ist für Deutschland sehr gut erforscht und beschrieben. Eine Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal e.V. des Zentralinstitutes für Sepulkralkultur in Kassel befasst sich eingehend mit dieser Thematik, führt ein Museum, veranstaltet Tagungen und veröffentlicht laufend diverse Publikationen. Die Friedhöfe der grenznahen Regionen Südböhmens sind vor allem durch die zahlreichen Vereine und Organisationen ehemaliger deutscher Bewohner dokumentiert. Eine Fachtagung unter dem Titel „Das Gedächtnis der Orte. Sinnstiftung und Erinnerung“ 2004 des JohannesKünzig-Institutes für ostdeutsche Volkskunde in Freiburg im Breisgau bietet mit dem 2006 erschienenen, gleichnamigen Tagungsband, herausgegeben von Dr. Elisabeth Fendl, gute Anhaltspunkte zum Thema. Für Österreich hat sich besonders Prof. Dr. Ing. Ralph Gälzer, bis 1992 Universitätsprofessor am Institut für Landschaftsplanung und Gartenkunst der TU Wien, um das Thema angenommen. Prof. Gälzer hat im Rahmen seiner Forschungsarbeiten unzählige ländliche Kirchhöfe und Friedhöfe in ganz Österreich aufgesucht, beschrieben und dokumentiert. Gemeinsam mit seiner Frau Dr. Ilona Gälzer, verfasste Prof. Gälzer zwei Bücher zum Thema: „Alte Dorfkirchhöfe in Österreich. Zeugen unserer Kultur – Wege zu ihrer Erhaltung“ (2003) und „Gärten des Friedens. Ländliche Kirchhöfe und Friedhöfe in Niederösterreich“ (2006). Im Zuge der Vorbereitungen zur vorliegenden Arbeit wurde im Juni 2007 versucht, mit dem Autor Kontakt aufzunehmen - leider zu spät: Prof. Gälzer verstarb im August 2007. Standardwerke wie z.B. „Kirchhof und Friedhof“ (Linz 1956) von Johannes Schweizer befassten sich bereits verhältnismäßig früh und eingehend mit der Thematik. Der Kunsthistoriker Hofrat Dr. Benno Ulm (1960 bis 1985 Leiter der Abteilung Kunstund Kulturgeschichte der Oberösterreichischen Landesmuseen) führte eine Reihe von archäologisch-kunsthistorischen Untersuchungen an mittelalterlichen Sakralbauten des Mühlviertels durch. Seine zahlreichen Aufsätze und Bücher umfassen auch Aspekte der Entwicklung des vormodernen Kirchhofes für die Region. Zahlreiche lokale Heimatforscher sammeln laufend Grundlagendaten zu Kirch- und Friedhofsanlagen, um diese überwiegend in Heimatbüchern zu publizieren. Für das Bearbeitungsgebiet (Bezirk Freistadt, Bezirk Český Krumlov) sind bisher noch keine umfassenden Forschungsarbeiten zum Thema Kirchhof bekannt. 17 2. Vom Leben und Sterben – Der Tod in der Gesellschaft Der Umgang mit dem Tod in der Gesellschaft sowie die Sichtweise auf den eigenen Tod waren in der Entwicklungsgeschichte der Menschheit einem steten Wandel unterzogen. Veränderungen, die sich auf die Trauerkultur und die Bestattungsriten, letztendlich aber auch auf das Erscheinungsbild der Bestattungsplätze selbst deutlich auswirkten. Im Folgenden wird, gegliedert in einzelne Zeitabschnitte ab dem Altertum und der Zeit der frühen Christen, der Wechsel des Verhältnisses zum Tod nachgezeichnet. 2.1 Altertum Obwohl der Tod im Altertum als natürlich und vertraut gilt, werden Tote im Bestattungskult der Römer als unrein angesehen, die Toten sind daher streng von den Lebenden zu trennen, Beerdigungen oder Verbrennungen ausschließlich außerhalb der Siedlungen erlaubt. In der antiken Mythologie haben Römer wie Griechen dieselbe Vorstellung vom Leben nach dem Tod (vgl. Wikipedia 2010, Online). Gräber- und Totengeisterverehrung haben zum Ziel, nach der Überführung der Toten in das Totenreich die Seelen der Verstorbenen an einer Rückkehr zu hindern. Verbrennungen widersprechen den Vorstellungen der frühen Christen nach einer Vereinigung des Körpers mit der Seele am Tag der Auferstehung. (vgl. Vlasitz 1993, S.5/6) 2.2 Mittelalter Ein theozentrisches Weltbild prägt das mittelalterliche Leben. Die Welt wird alleinig als Schöpfung Gottes verstanden, der Mensch hat sich der Natur, der Krankheit, dem Tod zu fügen. Eine starke Beziehung zum Jenseits sowie intensive Heiligenverehrung entwickeln sich. Im Frühen Mittelalter sieht man den Tod ohne Schrecken, der Tod ist im Alltagsleben allgegenwärtig, eine bessere Welt nach dem Tode wird erwartet. Im Glauben an den Märtyrerkult und die Aufnahme in die kirchliche Gemeinschaft der Lebenden und der Toten werden Verstorbene auf gemeinsamen Begräbnisstätten in und um Kirchen bestattet, die strikte Trennung der Bereiche der Lebenden und Toten löst sich damit. Im Spätmittelalter (14. Jahrhundert) prägt die Kirche das Bild eines strafenden Gottes. Die Vorstellung eines ewigen Todes, von Fegefeuer und Verdammnis gemahnt den sündigen Menschen nach den göttlichen Geboten zu leben, der Ablasshandel blüht. Das Massensterben infolge großer Volksseuchen förderte noch die Auffassung eines furchtbaren Todesverständnisses. Bereits im Spätmittelalter erfährt das theozentrische Weltbild einen Wandel. Die bis dahin vorherrschende Orientierung auf das Jenseits weicht einer „Verweltlichung des Geisteslebens“, einem Realismus kritischer Bürger, der sich zunehmend von Kirche und Adel ablöst. Im beginnenden Humanismus herrschen Lebenslust und Sinnesfreude vor. (vgl. Vlasitz 1993, S.12-14) 2.3 16. Jahrhundert – frühe Neuzeit, Zeitalter der Reformation Das neue anthropozentrische Weltbild des Humanismus sieht den Menschen zwar als von Gott geschaffen, jedoch kann er mittels seiner eigenen Kräfte sein Leben selbst gestalten. Eine allmähliche Abkehr von der christlichen Gedankenwelt setzt ein. Der Tod ist nun nicht mehr Erlöser aus einem mühseligen Diesseits, sondern nimmt und beendet das schöne Leben. Todesfurcht und Lebensangst begleiten die Menschen. (vgl. Vlasitz 1993, S.33/34) Stand noch im Mittelalter „das Bemühen, die Verstorbenen auf ihrer Reise ins Jenseits zu unterstützen, im Vordergrund, nahm jetzt die Erinnerung an das Leben der Toten einen größeren Platz ein“ (CMA Centrale Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft mbH 2010, Online). 2.4 17. und 18. Jahrhundert – Zeitalter der Aufklärung Zur Zeit der Aufklärung setzt endgültig eine Loslösung von der Kirche ein, vernünftiges Denken und Toleranz leitet nun den Menschen. Das Leben wird versachlicht, das Gefühlsleben vernachlässigt. Eine vermutete Ansteckungsgefahr sowie Beengtheit bei Seuchengräbern und Kirchhöfen macht die Nähe der Toten für die Lebenden unverträglich. Umfangreiche Bestat- 18 tungsreformen Kaiser Joseph II. (1741 - 1790) tragen den neuen Auffassungen Rechnung. Die Trennung von Tod und Leben setzt ein, der Mensch beginnt, den Tod zu „bekämpfen“. (vgl. Vlasitz 1993, S.38/39) 2.5 19. Jahrhundert Soziale, hygienische und kulturelle Entwicklungen des 19. Jahrhunderts ermöglichen es, sich nicht mehr unmittelbar mit dem Tod auseinandersetzen zu müssen. Institutionen übernehmen bei Sterbefällen zusehends Aufgaben der Familien, das Sterben wird einsam. Nicht mehr die Angst vor dem eigenen Tod macht die Menschen betroffen, sondern der Tod der anderen, der Verlust z.B. eines Angehörigen. Der unerträgliche Tod wird an den Rand des Bewusstseins verdrängt, man spricht nicht gern über ihn. (vgl. Vlasitz 1993, S.52) 2.6 20. Jahrhundert Der Tod im 20. Jahrhundert wird bei zunehmender Säkularisierung als endgültiges Ende des Lebens, als Fremdkörper gesehen, er gehört nicht mehr zum Leben. Es wird versucht, den Tod durch technisch-wissenschaftliche Maßnahmen zu einem kalkulierbaren Faktor zu machen. Das zeitlose Streben nach maximaler Lebensauskostung in einer „zwangsjugendlichen Gesellschaft“ (Irrgeher 2010), die Suche nach dem Glück im Diesseits macht den Tod zum Tabuthema, zu einem Ereignis abseits des persönlichen Erlebens, den eigenen Tod zu etwas Furchtbarem. Der Umgang mit dem verdrängten Tod fällt schwer, unbeantwortete Fragen nach dem Warum des Sterbens treten auf. Alte Menschen werden oft aus dem Alltagsleben verbannt, im Sterben allein gelassen, Familienverbände fehlen. „Der soziale Tod geht dem physischen voraus“ (vgl. Vlasitz 1993, S.61). 3. Vom religiösen Bestattungsplatz zur sanitären Anlage – Friedhofskultur im Wandel der Zeit Spirituell-religiöse, gesellschaftliche, politische, aber auch hygienische und wirtschaft- liche Aspekte spielten bei Entstehung und Entwicklung der Begräbnisplätze in veränderlichen Wirkungsgraden seit jeher eine wichtige Rolle. Die Form des Kirchhofs als Sinnbild des christlichen Bestattungsplatzes schlechthin stellt dabei nur einen, wenn auch die darauf folgenden Phasen stark prägenden Ausschnitt dieser Entwicklung dar, die bis heute fortdauert. 3.1 Die Entwicklung des christlichen Kirchhofes In den römischen Provinzen prägte neben Einzelbeisetzungen bei Gehöften am Lande der Zusammenschluss von Grabstätten nahe den Städten (z.B. Köln, Trier, Mainz, Augsburg usw.) zu bevorzugten Friedhofsarealen mit erkennbarer sozialer Schichtung das Friedhofswesen. Aneinandergereiht bildeten Familiengräber Nekropolen (Totenstädte) oder Gräberstraßen entlang der Ausfallsstraßen. Grabstätten waren nur außerhalb von Siedlungen erlaubt (vgl. Sörries 2003, S.25/26). Vorchristliche Begräbnisstätten sahen die Trennung von Lebenden und Toten vor, eine Wiederkehr der Toten wurde befürchtet, Bestattungen fanden daher nur außerhalb der Siedlungen statt. Grabmonumente verdeutlichten Macht und Ansehen der Wohlhabenden auch nach dem Tod (vgl. Bechinger 2007, S.57/58). „Heiden“ und Christen wurden in der Spätantike nebeneinander bestattet, es galten die gleichen rechtlichen Voraussetzungen. Erwerb, Anlage und Unterhalt des Grabes waren Verpflichtungen der Familie (zur Familie gehörte auch das Dienstpersonal). Begräbnisvereine garantierten Familienlosen Grabstätte und Totenkult. Vermutlich ermöglichten diese Vereine den ersten Christen die Bestattung ihrer Toten in zunehmend räumlicher Nähe zueinander. Katakomben waren vor allem zur Zeit der Verfolgungen (Höhepunkt 64 n.Chr.) der bevorzugte Bestattungsort von Christen (vgl. Kindl 1998, S.50). Um bestimmte Gräber, jene von Heiligen und Märtyrern, war eine Verdichtung weiterer Bestattungen zu erkennen. Grabhäuschen (Memorien) wurden über Gräbern verehrter Toten errichtet, welche sich zu Coemeterialbasiliken (z.B. Trier, Köln, Bonn usw.) entwickeln konnten. Nach dem Zusammenbruch des Weströ- 19 mischen Reiches übernahmen die Franken bestehende Nekropolen als Bestattungsorte und schufen bei neuen Siedlungen typische frühmittelalterliche Reihengräberfelder (vgl. Sörries 2003, S.25/26). Die Begräbnisstätten der frühen Christen waren gemäß dem römischen Gesetz innerhalb der gemeinschaftlichen Friedhöfe außerhalb der Städte eingerichtet. Nach Erhebung des Christentums zur Staatsreligion (391 n.Chr.) fanden Bestattungen getrennt von den „Heiden“ auf freiem Feld statt, eine Behinderung der Christen an ihrer Auferstehung durch Ungläubige wurde befürchtet. Später wurde besonders die Nähe von Märtyrergräbern gesucht (vgl. Bechinger 2007, S.59/60). Zwischen Spätantike und Mittelalter erfuhr das Bestattungs- und Friedhofswesen eine wesentliche Veränderung. Bestattungsplätze rückten zunehmend ins Zentrum der Siedlungen bzw. es entstanden Ansiedlungen um bereits bestehende oder neu angelegte Bestattungsplätze (Kirchensiedlungen) (vgl. Stenzel 1985, S.162). Die Überführung der Gebeine von Heiligen und Märtyrern in Kirchen schuf ebenfalls die Voraussetzung für Bestattungen innerhalb von Siedlungen. Der Glaube an die „heilschaffende Wirkung der Reliquien, der man vertraute, um bei der Auferstehung am Jüngsten Tag gleichsam im Sog der Märtyrer und Heiligen der ewigen Herrlichkeit teilhaftig zu werden“ (Sörries 2003, S.28) begründet die bevorzugte Nähe der Gräber zur Kirche und zum Altar, dem Aufbewahrungsort der Reliquien. Ab dem 12. Jahrhundert war die Feier des eucharistischen Opfers Grund für die begehrte Lage der Grabstelle in der Nähe des Altares. Ab dem 15. Jahrhundert wurde weiters die Nähe zu Bildnissen der Heiligen Jungfrau sowie des Kruzifixes gesucht. Neben der Kirche wurden auch der Säulengang sowie der Vorhof der Kirche („Paradies“) als Bestattungsort genutzt, was sukzessive zur Form des mittelalterlichen Kirchhofes führte (vgl. Kindl 1998, S.52). Der Beisetzungen auf heidnischen Gräberfeldern sowie heidnische Bräuche wie die Feuerbestattung wurde durch die Vorschrift der Bestattung auf Kirchhöfen entgegengetreten, Leichenverbrennungen wurden bei Strafe verboten (vgl. Bechinger 2007, S.62). Die neue Bestattungsform fand keine überall gleich verlaufende Entwicklung, sondern war eine allmähliche, vorerst kaum wahrgenommene Veränderung (vgl. Sörries 2003, S.33). Die Verpflichtung der Familie zur Grabvorsorge wurde durch die Schaffung der kollektiven Bestattungsplätze christlicher Gemeinden abgelöst, ein Friedhofsmonopol der Kirche entstand, die Bestattung wurde ureigenstes Recht der Pfarre. Klöster, Siechen- und Leprosenhäuser machten der Kirche in Hinblick auf das Bestattungsrecht Konkurrenz. Theoretisch stand allen die freie Wahl des Grabortes zu, praktisch wurde dieses Recht eher nur einer wohlhabenden Bevölkerungsschicht zuteil (vgl. Sörries 2003, S.27/28). Als soziales Privileg wurden Bestattungen auch vorzugsweise in den Kirchen vorgenommen, was immer wieder verboten und dennoch bis ins 18. Jahrhundert hinein praktiziert wurde (vgl. Kindl 1998, S.52). Die Entfernung des Grabes von der Kirche zeigt die soziale Stellung der Bestatteten. Außerhalb des Kirchhofes finden sich Ausgegrenzte und gesellschaftliche Außenseiter, denen das christliche, so genannte „ehrliche“ Begräbnis verweigert wurde (Angehörige unehrlicher Berufe wie Scharfrichter, Totengräber, Abdecker, Bader, Spielleute usw. sowie Ungetaufte, Selbstmörder und Straftäter) (vgl. Kindl 1998, S.53). Noch im 20. Jahrhundert finden sich auf Gräberplänen von Kirchhöfen gesonderte Sektionen für Ungetaufte, Konfessionslose und Selbstmörder. Verstorbene rechtlich anerkannter anderer Religionsgemeinschaften, wie etwa dem Judentum, wurden auf ihren eigenen Friedhöfen bestattet (vgl. Kindl 1998, S.54). Der Kirchhof war für die weltliche Rechtssprechung Tabu (vgl. Vlasitz 1993, S.21), er wurde als Asylort akzeptiert. Benutzt wurde der Kirchhof auch als Versammlungsort der Gemeinde, als Ort der Gerichtssprechung, Austragungsort von Festen usw. (vgl. Bechinger 2007, S.63). Begünstigten war es zudem erlaubt, den Kirchhof landwirtschaftlich, zum Beispiel als Weide, zu nutzen. In manchen Regionen wurden Kirchhofanlagen vermehrt zu wehrhaften Rückzugsorten in Kriegszeiten (Wehrkirchen) ausgestattet. 20 Der Übergang vom Bestattungsort des ausgehenden Altertums zur Form des mittelalterlichen Kirchhofes vollzog sich regional stark differenziert und nahm Jahrhunderte in Anspruch. Alte Gräberfelder wurden noch lange weiterbenutzt. Erst zum Spätmittelalter hin kann ein Abschluss des Wandlungsprozesses angenommen werden (vgl. Sörries 2003, S.28). Der mittelalterliche Kirchhof war Abbild der mittelalterlichen Gedankenwelt: Der Tod ist allgegenwärtig, stets ist der Blick auf das Jenseits gerichtet, alles Handeln sollte auf den Zeitpunkt des göttlichen Gerichtes orientiert sein. Um das Seelenheil der Toten war man besonders bemüht. Der Kirchhof, mitten im Lebensbereich der Siedlungsbewohner gegenwärtig, führt die kirchliche Gemeinschaft zusammen, Lebende wie Tote, nach christlicher Vorstellung wartend auf den jüngsten Tag, an dem Seele und Körper vereint werden (vgl. Vlasitz 1993, S.15/16). In Pest- und Kriegszeiten erforderte die große Anzahl an Toten Abweichungen von der ordnungsgemäßen Bestattungsform auf Kirchhöfen. Gefallene wurden auf den Schlachtfeldern begraben, Seuchentote außerhalb der Städte in Massengräbern verscharrt. Pestfriedhöfe waren dabei zugleich die ersten „Feldbegräbnisse“. Vorrangig für die Schaffung dieser Begräbnisplätze war dabei der moderne Hauptzweck des Friedhofes, eine „sanitäre“ Anlage zu sein (vgl. Bechinger 2007, S.65). 3.2 Weiterentwicklung des Kirchhofes zum kommunalen Friedhof Aus der Notwenigkeit heraus, bei Pestepidemien weitere Ansteckungen zu vermeiden sowie die überfüllten Kirchhöfe zu entlasten, fand das Feldbegräbnis vermehrt Anwendung, bisher praktizierte Begräbnis- und Totenrituale hatten in diesen Notzeiten ihre Bedeutung verloren. Trotz der Trennung von Kirche und Bestattungsplatz waren diese Bestattungsplätze außerhalb der Siedlungen geweihte Stätten. Die Form der Feldbegräbnisse entwickelte sich demnach aus Überlegungen der Gesundheitserhaltung heraus. Zur selben Zeit bildete sich die Gedankenwelt der Reformation aus, in der unter anderem die Heiligen- und Reliquienverehrung verworfen wurde. Der Wunsch, möglichst im Nahbereich der Kirche bestattet zu werden, verlor damit seine Begründung. Viele kultische Handlungen büßten durch geänderte Glaubensansichten ihren Sinn ein, Feierlichkeiten wurden nun „nicht den Toten, sondern den Lebenden zum Troste“ (Schweizer 1956, S.100) zelebriert. Der Kirchoder Friedhof war kein „heiliger Ort“ mehr. Nach protestantischer Auffassung heiligt „nicht mehr der Ort an/um die Kirche das Grab (…), sondern das Grab den Ort“ (Benesch 2009, S31). Entsprechend den Forderungen der Reformatoren sowie angesichts der demographischen Entwicklung erfolgte in vielen Städten des 16. Jahrhunderts die Trennung von Kirche und Grab (vgl. Brademann 2007, S.11). Gleichläufig erforderte das zunehmende Bestreben der gehobenen bürgerlichen Kreise nach „sepulkralem Sozialprestige“ (Happe 2003, S.67), nach einer repräsentativen Grabmalkultur auf den Kirchhöfen und vor allem auch im Kircheninneren, die Schaffung entsprechender Grabplätze (vgl. Happe 2003, S.67/68). Es kam zu zahlreichen Verlegungen von Kirchhöfen sowie Neuanlagen von Friedhöfen außerhalb der Siedlungszentren (vgl. Gälzer 2003, S.46), begleitet von ersten hygienischen Überlegungen. Der „Camposanto“ - Reihen von gemauerten Kapellen mit Arkaden umschließen ein inneres Gräberfeld - löste den Kirchhof gebietsweise ab (vgl. Brademann 2007, S.11). Trotz der, auch in seuchenfreien Zeiten häufig angewendeten Feldbegräbnisse sowie den Veränderungen der Reformation blieb der Kirchhof sowohl für Katholiken als auch für Protestanten dennoch weiter der bevorzugte Begräbnisplatz (vgl. Bechinger 2007, S.67). Der Friedhof im Zeitalter des Humanismus und der Reformation zeigt erstmals neben religiösen auch weltliche Motive. Eine Verweltlichung des Lebens, eine Abkehr von der christlichen Gedankenwelt, eine Sehnsucht nach geistiger und religiöser Erneuerung setzt ein. Der Kirchhof verlor allmählich seine religiöse Bedeutung, der Friedhof wurde zu einem Ort der Hinterbliebenen (vgl. Kindl 1998, S.72). Zur Zeit der Aufklärung wandelte sich das Bild der Bestattungsplätze bedeutend. Neben 21 hygienischen Bedenken sprach nun auch der „sachlich vernunftbetont denkende, aufgeklärte Geist“ gegen Bestattungen auf Kirchhöfen, die Reliquienverehrung wurde als Aberglaube gesehen. Zuerst erfolgte ein Verbot der Kirchengräber, später wurden Bestattungsplätze aus dem dicht bebauten Siedlungsgebiet an die Siedlungsränder verlegt. Kaiser Joseph II. veranlasste in Österreich bis 1788 die Schließung aller Grüfte und Kirchhöfe (vgl. Bechinger 2007, S.68). Anerkennung und Umsetzung fanden die Reformenmaßnahmen aber oft nur zögernd. Die neu angelegten Friedhöfe standen meist unter der Verwaltung der Stadt oder der Gemeinde, sie waren nunmehr rein „sanitäre“ Anlagen, vorwiegend ohne kultischem Mittelpunkt. Die Fortschritte in Wissenschaft und Technik brachten die Erkenntnis mit sich, dass für die Standortwahl neuer Friedhöfe geologische, hydrogeologische, hydrologische, meteorologische usw. Faktoren bedeutend sind. Aus Gründen der Zweckmäßigkeit und Einführung des Schachtgrabes in fortlaufender Reihe und chronologischer Abfolge des Sterbedatums (vgl. Happe 2003, S.98) zeigten sich die neuen Anlagen in quadratischer oder rechteckiger Form. Ein sozialer Dualismus entstand durch Errichtung von Familiengräbern an der Peripherie, während einfache Reihengräber im Zentrum angelegt wurden (vgl. Bechinger 2007, S.70). Der bisherige Kirchhof war Bestattungsplatz einer bestimmten Konfession. Mit dem Toleranzpatent von 1781 durch Kaiser Joseph II. wurde zu Ende der Gegenreformation dieses Prinzip aufgelöst. „Die Staatsgewalt erzwang die Bestattung (...) auf konfessionellen Friedhöfen, wenn auch in ungeweihter Erde“ (Vlasitz 1993, S.31). Die Entwicklung der Friedhofskultur im Zeitalter der Aufklärung stand ganz im Zeichen einer nüchternen, sachlichen Betrachtung des Lebens sowie des Todes. Alte Traditionen und Bräuche wurden abgelöst von Bestrebungen nach Zweckmäßigkeit, Hygiene und Ordnung. Individualität wich einer systematischen Bestattung unter behördlicher Kontrolle. Massive wirtschaftliche und soziale Entwicklungen führten im 19. Jahrhundert zu notwenigen Erneuerungen in der Friedhofskultur. Enorme Bevölkerungszuwächse machten Erweiterungen bzw. Neuanlagen von Friedhöfen notwendig. Nahe den Städten entstehen große, kommunale, interkonfessionelle Friedhöfe. Der bürgerliche Mittelstand, geprägt von Familiensinn, Aufstiegsstreben und Privateigentum, wendet sich von der Bestattungssitte der Schachtgräber ab und strebte nun nach dem Besitz von Einzelgräbern, vormals ein Privileg von Wohlhabenden und Adeligen. Aufwändige Grabmäler dienten zur Präsentation des neu gewonnenen bürgerlichen Selbstbewusstseins. Ein noch heute gültiges, streng geometrisches Reihengräbersystem setzte sich durch, wobei Friedhofsmauern häufig als Rückwand für Gruftkapellen oder Bauwerken ähnlich einem Kreuzgang in die Grabmalarchitektur Wohlhabender miteinbezogen wurden. Neue Herstellungsverfahren ermöglichten die kostengünstige Produktion von figuralem Grabschmuck (Galvanoplastiken). Das Beerdigen in den Städten galt nunmehr als antiquiert (vgl. Bechinger 2007, S.72-75). Neue Tendenzen in der Friedhofsarchitektur drückten sich erstmals in der Anlage von Père Lachaise in Paris aus. Parkähnliche, nach dem Vorbild englischer Landschaftsgärten gestaltete Friedhöfe sollten dem Besucher den Schrecken vor dem Tod nehmen (vgl. Bollerey, Hartmann 2000, S.314), „die schöne Illusion“, der Euphemismus, den Menschen in sanfte Wehmut und Trauer geleiten. Hohe Errichtungs- und Erhaltungskosten sowie der große Platzbedarf verhinderten eine Verbreitung der Idee des landschaftlichen Friedhofs. Für die Jahrhundertwende kann keine bestimmte Friedhofsform als vorherrschend bezeichnet werden (vgl. Bechinger 2007, S.78/79). Die Friedhofskultur des 19. Jahrhunderts war Ausdruck eines gesellschaftlichen Prestigedenkens, individuell gekennzeichnete Einzelgräber wurden zur Regel. Der Besuch des Grabes wurde zum Ritual, Melancholie und Gefühl sollten den Friedhofsbesucher leiten. Aufgaben, die früher von Angehörigen, Nachbarn oder Vereinen wahrgenommen wurden, werden ab dem ausgehenden 19. Jahrhundert vermehrt von professioneller Seite, den sich 22 bildenden Bestattungsunternehmen übernommen. Dem Friedhof wird die Funktion eines kommunalen „Entsorgungsbetriebes“ zuteil. „Der Begräbnisort ist (…) zu einem vom Alltag ausgelagerten Freiraum geworden, mit rational abwickelbarem Sterben und Trauern als Massenphänomen“ (Benesch 2009, S.33). Die Grabmalkultur des 19. Jahrhunderts, besonders deren historische Auswüchse, ebenso wie der Landschaftsfriedhof wurden in einer „Friedhofs- und Grabmalreform“ ab der Jahrhundertwende zugunsten einer sachlichen Funktionalität abgelehnt. Dennoch entwickelten sich einzelne Spezialformen, wie etwa der Waldfriedhof, mit einer unregelmäßigen Wegeführung heraus. In den Jahren der Zwischenkriegszeit wurden Grabmale in Form und Größe nach Vorbild der Soldatenfriedhöfe streng reglementiert. Einziges Gestaltungselement blieb die Vegetation (vgl. Bechinger 207, S.79/80). „Die Anonymisierung, die Säkularisierung und die räumliche Lage (…) bringt (…) eine weitgehende Nivellierung des Erscheinungsbildes mit sich“ (Benesch 2009, S.33). Bestattungskultur widerspiegeln. Alternativen werden gesucht, alte Traditionen weichen neuen, die nun „Ausdruck der zunehmenden Individualisierung, Flexibilität und Selbstbestimmung“ (Bechinger 2007, S.84) sind. Das Fehlen strenger Reglementierungen begünstigt die Entwicklung einer vielfältigen Grabmalkultur, die gewohnte Einheitlichkeit der Friedhöfe löst sich auf. Teils sehr ungewöhnlich anmutende Bestattungsarten, verschiedene Formen von Gemeinschaftsgrabanlagen für eine anonyme Bestattung sowie herkömmliche, traditionelle Bestattungsformen finden parallel ihre Anwendung (vgl. Bechinger 2007, S.82/83). Der Friedhof wird nicht länger nur als letzte Ruhestätte der Verstorbenen gesehen, sondern zunehmend als ein „Ort der Hinterbliebenen, die sich mit dem Verlust eines geliebten Menschen auseinandersetzen müssen“ (Bechinger 2007, S.109). Gleichzeitig verliert aber der Friedhof und das Grab für viele Menschen zunehmend die Funktion des Erinnerns und Trauerns, neue Orte der Trauer etablieren sich. Bis zum Ende der Herrschaft der katholischen Habsburger war die Feuerbestattung auf dem gesamten Gebiet der Österreich-Ungarischen Monarchie untersagt (vgl. Knechtel 2006, S.132). Die Einführung der Feuerbestattung eine Gleichstellung von Erd- und Feuerbestattung wurde in Österreich erst Mitte der 1960er Jahre erreicht - beeinflusste das äußere Erscheinungsbild der Friedhöfe wesentlich, die Anlage von Urnenhainen mit geringem Platzbedarf wurde möglich (vgl. Bechinger 2007, S.90). Mit dem Wandel der Bestattungsform veränderten sich auch die Bestattungszeremonien (vgl. Bechinger 2007, S.25). Der Friedhof der Gegenwart ist mehr denn je ein Ort des Individualismus, fernab von vorgeschriebenen, religiösen Vorgaben. Trauernde versuchen durch neue Rituale dem Tod zu begegnen, der im Alltag der modernen Gesellschaft immer mehr an Präsenz verliert. Der Friedhof im 20. Jahrhundert war in erstaunlich konstanter Weise bestimmt durch ein sachlichfunktionales Leitbild, welches bis heute unsere Friedhöfe wesentlich prägt (vgl. Bechinger 2007, S.81). Säkularisierung und verstärkte Diesseitsorientierung, gesellschaftspolitische Anpassungen, soziale und wirtschaftliche Veränderungen, die Auflösung traditioneller Familienstrukturen usw. sind Faktoren eines Umbruches in Gesellschaft und Kultur der Jahrtausendwende, die sich auch in einem grundlegenden Wandel der Der Kirchhof als Ort von Bestattungen und kirchlichen Feierlichkeiten hat vielerorts besonders im ländlichen Raum über alle Jahrhunderte bestanden, wenngleich sich auch die ursprüngliche Sinndeutung des Begräbnisplatzes um die Kirche verändert und sich heute dem Bewusstsein der Bevölkerung überwiegend entzogen hat. 4. Der Kirchhof eine Begriffserklärung Der Begriff Kirchhof scheint in älteren mittelalterlichen Quellen nicht auf, schon allein deshalb, weil diese in lateinischer Sprache abgefasst sind. Zu finden sind hingegen z.B. im Visitationsbuch des 915 verstorbenen Regino von Prüm die Begriffe cimiterium (coemeterium) 23 sowie atrium ecclesias für die Bereiche an der Pfarrkirche (ecclesia). Cimiterium bzw. coemeterium bezeichnet eine Schlaf- oder Ruhestätte. Bereits in der Antike wurde mit coemeterium eine Ansammlung von Grabstätten an einem Ort umschrieben. Die antike Vorstellung vom Tod als Schlaf verhalf diesen „Ruhestätten“ zu ihrer Benennung. (vgl. Sörries 2003, S.27) Als atrium wird architekturgeschichtlich meist ein der Kirche vorgelagerter, ummauerter, aber nicht überdachter Platz bezeichnet. Im Klosterplan von St. Gallen (820 n.Chr.) wird dieser Bereich auch als Paradies angeführt (vgl. Toman 2008, S.22). Das atrium diente zur Sammlung und Reinigung vor dem Betreten der Kirche vor allem zur Zeit der christlichen Antike sowie bei städtischen Kirchen. In den meisten Fällen umschreibt das atrium allerdings den freien Raum um die Kirche als Ort profaner Handlungen. Coemeterium und atrium bilden gemeinsam, aber funktional differenziert, den die Kirche umgebenden Raum, den Kirchhof (vgl. Sörries 2003, S.30/31). So wie die aus dem Griechischen stammende Bezeichnung coemeterium die eigentliche Funktion des Raumes um die Kirche beschreibt, formuliert die deutsche Bezeichnung „Kirchhof“ den Platz „nach äußerlichen Merkmalen, nach der Abgeschlossenheit als Hof und nach seiner Lage bei der Kirche“ (Schütte 2007, S.124). Das Wort „Kirchhof“ wird trotz der fehlenden Beschreibung der Grundfunktion, dem an der Bezeichnung nicht erkennbaren Aspekt, als Metapher für einen abgeschlossenen Platz bei der Kirche mit Begräbnisstättenfunktion verstanden. Dieses Verständnis kann allerdings nur bestehen, weil die Begräbnisstättenfunktion am Kirchhof eine so deutliche Dominanz hat und dem Sprachbenutzer bekannt ist, dass ein Kirchhof üblicherweise so gebraucht wurde oder noch wird (vgl. Schütte 2003, S.124). „Ohne die Konnotation „Begräbnisplatz“ wäre das Wort Kirchhof nur eine Lagebeschreibung (…)“ (Schütte 2007, S.124). Häufig werden allerdings für die Definition von Kirchhof unserer Zeit die Begriffe „Begräbnisstätte bei einer Kirche“, vor allem aber auch „Friedhof“ verwendet (vgl. Schütte 2007, S.118/119). Das, was wir heute vorwiegend unter Friedhof verstehen und zum Nachfolger des Kirch- hofs geworden ist, ist der aus dem Zentrum einer Stadt oder eines Dorfes hinaus verlegte Begräbnisplatz (vgl. Brademann 2007, S.10). Die Assoziation mit Friedlichkeit führt dabei allerdings in die Irre, da „die erste Silbe von Friedhof nicht auf Frieden, sondern auf frîheid (Freiheit, Immunität), eine Rechtskategorie“ (Brademann 2007, S.10), aber auch auf den „eingefriedeten“, mit einer Mauer umgebenen Raum (vgl. Gälzer 2003, S.40) zurückgeht. Mit Bezeichnungen wie Gottesacker oder Totenacker wurden von der Kirche getrennte Bestattungsplätze, wie etwa Pestfriedhöfe, versehen (vgl. Gälzer 2003, S.40). Um keine falschen Assoziationen zu wecken verzichtet Sörries in seinen Ausführungen über den mittelalterlichen Begräbnisplatz auf den Terminus Kirchhof und verwendet explizit die Bezeichnung coemeterium (vgl. Sörries 2007, S.27). In der vorliegenden Arbeit wird für den (vormodernen) umfriedeten Bestattungsplatz um die Kirche im Mittelpunkt die Bezeichnung Kirchhof verwendet, für Bestattungsplätze, die nicht diesem Kriterium entsprechen der Terminus Friedhof. Grenzfälle in der Definition werden entsprechend erläutert. 5. Ruhen im Paradiesgarten – Der Kirchhof als Abbild einer mittelalterlichen Gedankenwelt 5.1 Gestalt - Das Idealbild Das „Idealbild“ eines Kirchhofes kann nur als Ausschnitt einer Entwicklung mit ihren zahlreichen Abweichungen gesehen werden. „Die Gestalt des mittelalterlichen Friedhofes [ist] als das Ergebnis eines mehrere hundert Jahre dauernden Prozesses [zu verstehen]“ (Sörries 2003, S.35). Vor allem die Vielzahl an Begräbnisplätzen in den Städten weicht vom Bild der Idealisierung des Kirchhofes als dem Kernpunkt von Pfarrei und Siedlung, dem „ordnungsgemäßen Begräbnisplatz des christlichen Abendlandes“ (Bechinger 2007, S.64) ab. „Allenfalls für dörf- 24 liche Siedlungen trifft das gewohnte Bild vom Kirchhof der Pfarrei zu“ (Sörries 2003, S.36). nelle Gründe führten zur Sonderstellungen bestimmter Himmelsrichtungen. 5.1.1 5.1.2.1 Norden als heilige Richtung Lage in der Landschaft Die Geomorphologische Situation sowie die Siedlungsform des Ortes sind für die Lage des Kirchhofes bedeutend. Meist an exponierten Stellen errichtet lagen Kirchen (mit Kirchhof) ursprünglich nur selten zentral im Ort, ausgenommen in den systematisch angelegten Kirchorten der mittelalterlichen Kolonisationsperiode (vgl. Stenzel 1985, S.162) sowie teilweise auch bei den Pfarrneugründungen der Reformzeit Kaiser Joseph II.. Dezentral gelegene Kirchhöfe wurden oft durch spätere Siedlungstätigkeit umschlossen. Strategische - Kirche und Kirchhof waren oft zugleich auch Wehrbauten - und kultische aber auch Gründe der Sicherheit vor Hochwasser waren bei Auswahl der Lage ausschlaggebend. Die häufige Übernahme heidnischer, altgermanischer oder römischer Kultstätten für den Standort von christlichen Sakralbauten erklärt weiters deren Lage, oft auf Anhöhen. (vgl. Gälzer 2003, S.25) In der nordischen (germanischen) Mythologie vorchristlicher Zeit galt der Himmelsnorden als die heilige Richtung. Nach dieser Vorstellung wird das Himmelsgewölbe von Götterkraft in stetiger Bewegung gehalten. Der Himmelspol wurde demnach auch zum Sitz der Götter. Eine Säule bewahrt das Gewölbe vor einem Einsturz. Sie reicht vom Zentrum der scheibenförmig gedachten Erde bis zum Himmelspol (Polarstern). Als Himmelsstützen wurden auch die Weltenesche (Weltenbaum) oder ein Götterberg gedacht. Die heilige Richtung änderte sich mit der Verbreitung des Christentums. Die Himmelsrichtung Norden, als Ort der alten Götter, wurde zum Ort der Teufel und Dämonen erklärt. Die Darstellung der Weltensäule als Gabelsäule oder Gabelbaum war in der christlichen Symbolik aber noch lange gegenwärtig (vgl. Schmidt 2008, Online). Innerhalb von Städten waren andere Kriterien, wie etwa hierarchische Prinzipien, ausschlaggebend für die Standortwahl. Lagen Dom- und Pfarrkirchhöfe meist im Stadtkern, so befanden sich Klosterkirchen eher am Rand, Spital- und Leprosenkirchhöfe außerhalb der Stadtmauern (vgl. Kindl 1998, S.56). Vor allem ab dem 19. Jahrhundert hatten sich Kirchenneubauten oft in den städtebaulichen Raster einzufügen. 5.1.2.2 Osten als heilige Richtung 5.1.2 Ostung Etwa ab dem 5. Jahrhundert waren christliche Kirchen in der Regel an der aufgehenden Sonne orientiert, also „geostet“. Seit Jahrtausenden haben Himmelsrichtungen, über unterschiedliche Zeitalter und Kulturkreise hinweg, große Bedeutung für das Leben und den Lebensraum des Menschen. Alltag und Religion unterschiedlichster Kulturen orientierten sich an Richtungspunkten und Ortungslinien, die bis hinaus in den Himmelsraum führten (vgl. Schweizer 1956, S61). Religiöse wie kulturelle, aber auch gesundheitliche und funktio- Die Sonne als Lebens- und Lichtspenderin, gibt die Zeiteinteilung, den Rhythmus des Lebens vor, nicht beeinflussbar durch den Menschen. Dem Osten, kulturhistorisch mit dem Sonnenaufgang assoziiert, kommt demnach seit jeher eine besondere Bedeutung zu. Für Römer und Griechen der Antike galt die Himmelsrichtung Osten als wesentlich in Kulturverständnis und religiösem Denken. So wurde von den Griechen der Osten als Stätte der Kulturwerdung und - entstehung angesehen. Viele antike Heiligtümer wurden auf die OstWest-Achse ausgerichtet, die Kultstatue im Tempel nach Osten blickend aufgestellt (vgl. Gerber 1997, Online). In einem Werk über Baukunst im Altertum „De architectura“ des römischen Architekten Marcus Vitruvius Pollio (um 33 v. Chr.) wurde unter anderem eine Ausrichtung der Häuser und Städte nach dem Sonnenverlauf und den Windrichtungen gefordert. Ausschlaggebend für diese Bauweise von Profanbauten waren im 25 Gegensatz zu Sakralbauten Faktoren wie Territorium, Bedürfnisse der Bewohner oder Naturgegebenheiten. Das Ziel war richtiges und gesundes Bauen. Vitruv empfahl weiters, sich bei dem Bau von Stadtmauern an den gemäßigten Himmelsrichtungen Osten und Westen zu orientieren, damit günstige Winde durch die Straßen wehen. Was Sakralbauten betrifft sollen Tempel und Altäre, wenn kein anderer Grund im Wege steht, zur abendlichen Richtung weisen, damit Besucher nach Osten zum Götterbild blicken (vgl. Gerber 1997, Online). In Architekturlehren wie dem chinesischen „Feng Shui“ oder dem indischen „Vastu“ spielen Himmelsrichtungen bzw. deren Auswirkung auf die menschliche Gesundheit ebenfalls eine bedeutende Rolle. Besonders in der Vastu-Lehre, die auf einen Zeitraum zwischen 6.000 und 7.000 vor Christus zurückgeht, kommt der Richtung Osten eine Vorrangstellung zu. Aufgrund des Sonnenaufganges wird dem Osten die erste Position unter den Himmelsrichtungen eingeräumt und gilt als die beste Himmelsrichtung, steht für Reichtum und Wohlstand. Der Osten wird als die väterliche Richtung angesehen, wird von Halbgöttern der Macht und Stärke beherrscht (vgl. Gerber 1997, Online). 5.1.2.3 Ost und West im Christentum Das Christentum musste der alten Gewohnheit der Ostung einen anderen Sinn geben. Das mittelalterliche, christliche Weltbild sah im Osten den Ort des Paradieses. Der Sonnenaufgang im Osten ist im christlichen Glauben ein Bild für den auferstandenen, wiederkommenden Christus (vgl. Gerber 1997, Online). Vom Abendland aus gesehen liegt das „Heilige Land“ Jerusalem im Osten. Bemerkenswert ist, dass frühe Landkarten oft geostet wurden mit Jerusalem im Zentrum, im Osten Darstellungen des Paradieses (z.B. „Psalter world map“, um 1260; „Ebstorfer Weltkarte“, um 1300). Bereits in der Frühzeit des Christentums wurden Taufversprechen gegen Osten abgelegt. In der orthodoxen Kirche werden noch heute die Antworten nach den Fragen zur Absage an das Böse nach Westen hin gesprochen, die Fragen des Glaubens nach Osten hin (vgl. Bachleitner 2008). So werden etwa bei der Taufe „nach We- sten gewandt (…) exorzistische Gebete gesprochen, nach Osten gewandt wird drei Mal der Glauben erfragt.“ Danach erfolgt das „dreimalige Untertauchen des nach Osten gerichteten Täuflings“ (Serbisch Orthodoxe Kirche Bremen, Online). Christliche Riten umschreiben: „Aus dem finsteren, kalten Norden wird der Säugling zur Taufe herein getragen, aus dem warmen Süden schreitet das Brautpaar zur Hochzeit und die Toten werden zur untergehenden Sonne aus der Gemeinschaft heraus getragen.“ (LadenbauerOrel 1999). Zeremoniell begangene Todesrituale aus dem frühen Mittelalter beinhalten Handlungen von Sterbenden, die, nachdem sich ihnen ihr nahes Ende angekündigt hat, sich „mit dem Gesicht zum Himmel gen Osten gewendet“ betten (vgl. Aries 1999, S.29). In der christlichen Baukunst wurde die Ausrichtung nach Osten mit ihrem hohen Symbolwert übernommen. Seit dem 5. Jahrhundert ist die Ostung für den Kirchenbau zur gebräuchlichen Regel geworden (vgl. Schweizer 1956, S61). Bei den ersten Kirchenbauten wurde zunächst als wichtig erachtet, das Morgenlicht durch die Tür in den Kirchenraum einfallen zu lassen. Später wurde dann der Altar als der wichtigere Teil der Kirche gesehen und spätestens ab dem 8./9. Jahrhundert die christlichen Gotteshäuser in einer Ost/West-Längsachse angelegt mit dem Chor und dem Altar im Osten, dem Haupteingang im Westen. Nach mittelalterlicher Sichtweise sollte der Kirchenbau ein Abbild der Himmelssphäre sein (vgl. Gerber 1997, Online). Die Baulinie mittelalterlicher Kirchen wurde zu Baubeginn am Patronatstag des jeweiligen Titelheiligen festlegt (vgl. Eckstein, Büll, Hörnig 1995, S.13). Beim Stephansdom in Wien ist dies der 26. Dezember 1137 (Festtag des Heiligen Stephanus). Astronomische Instrumente fanden Verwendung bei der Bestimmung des Sonnenstandes z.B. in Tälern oder engen, ummauerten Städten. Größere Abweichungen bzw. Ausnahmen sind zu finden, wenn durch räumliche Gegebenheiten eine Ausrichtung nach Osten nicht möglich ist. 26 Kirchen in städtebaulichem Raster angeordnet, weisen oft keine Ostung auf. Die kultische Vorschrift wurde aber oft als wichtiger angesehen als städtebauliche Überlegungen. So stehen manchmal Kirchen (z.B. Minoritenkirche Wien) diagonal auf Plätzen. Ferner bestimmt die Weiterbenützung vorchristlicher Gebäudeteile und Anlagen, die Widmung von Burgstellen oder Grundstücken zum Kirchenbau sowie taktische Erwägungen Lage und Ausrichtung des Folgebaues (z.B. Peterskirche Wien) (vgl. Schweizer 1956, S62). Ebenso zeigen Kirchenbauten an besonders exponierten Stellen Abweichungen in der „heiligen Baulinie“ (z.B. Maria am Gestade/Wien, Dom zu Passau). Andere Gründe für die Achsenverschiebung können im Wechsel des Titelheiligen, in der Korrektur von Messfehlern aber auch in der symbolhaften Versinnbildlichung des „im Tode zur Seite geknickten Hauptes des Erlösers“ gesehen werden (vgl. Kiesow 2005, Online). Kirchen des Barock vernachlässigen als Zentralbauten bzw. aus Repräsentationsgründen die Ostung weitgehend. Mit der Kirche ist auch der zugehörige Kirchhof in das Ortungssystem einbezogen (vgl. Schweizer 1956, S62). 5.1.3 Umfriedung Das für den Menschen verlorene Paradies wird in der darstellenden Kunst häufig als umfriedeter Garten dargestellt (z.B. Das Paradiesgärtlein, Gemälde um 1410 eines unbekannten Malers). Eine Umfriedung, von der sich der Begriff Friedhof = Freithof ableitet (vgl. Sörries 2007, S.29), in Form von Mauer, Graben, Zaun oder auch Dornhag gehörte zur charakteristischen Ausstattung des Kirchhofes. Soweit es sich um keine Stütz- oder Wehrmauern handelt, passen sich die, vorwiegend in ortsüblicher Bauweise ausgeführten Mauern meist den geomorphologischen Gegebenheiten an, verlaufen mit den Höhenschichtlinien und erscheinen so als „Bestandteil der Landschaft“ (vgl. Gälzer 2003, S.31). Vorrangig war die Trennung der Außenwelt vom Locus sacer, dem geheiligten Ort. In ihrer Idealgestalt näherte sich die Umfriedung einer Kreisform (vgl. Sörries 2003, S.41) oder einer Schiffsform (vgl. Vlasitz 1993, S.18). Jedenfalls durfte der Bestattungsplatz nur so groß sein, soweit die Wirkkräftigkeit der in der Kirche oder Kapelle aufbewahrten Reliquien zu reichen vermag. So wurde etwa auf einem römischen Konzil des Jahres 1058 der Raum des Friedhofes bei Hauptkirchen auf 60 Schritt, bei Kapellen auf 30 Schritt festgelegt. Damit war die mögliche Ausdehnung eines Friedhofes um eine Kirche eingeschränkt, auch wenn die örtlichen Verhältnisse eine größere Anlage ermöglicht hätten (vgl. Sörries 2003, S.32). Gemauerte Initienkapellen (Initien, lat.: Anfänge) an der Umfriedung symbolisieren im Grundriss ein, an den vier Himmelsrichtungen orientiertes Kreuz (vgl. Gälzer 2003, S.30). 5.1.4 Eingangsbereiche Eine besondere Bedeutung kommt den Zugängen von außen in den Friedhof zu. Um ein Betreten zu ermöglichen, musste die „magisch bedeutsame Umhegung“ des Friedhofes als Trennung der Welt der Toten von der Welt der Lebenden unterbrochen werden (vgl. Sörries 2003, S.40). Verschließbare Friedhofstore, aber vor allem so genannte Beinbrecher (hölzerne oder eiserne Roste über einer Grube) hatten dabei neben ihrer praktischen Funktion des Schutzes des Kirchhofes vor dem Eindringen von Vieh und anderen Tieren eine symbolische Bedeutung. Tor und Beinbrecher stellten im Sinne einer apotropäischen, Unheil abwehrenden Wirkung, den magischen Schutz des geschlossenen Kreises der Umfriedung wieder her und verhinderten damit das Überschreiten durch „Dämone der Abgeschiedenen“ (Sörries 2003, S.41). Die Anordnung der Tore war im Mittelalter von der Wegeführung der Umgebung bestimmt, später wurde das Tor auf Kircheneingänge sowie den Altar ausgerichtet (vgl. Gälzer 2003, S.80). 5.1.5 Wegeführung Der Weg zum Kirchhof bildet häufig eine architektonische Einheit mit dem Zugang selbst. Vielerorts ausgestaltet als Baumalle, mit Bild- 27 werken geschmückt oder als Kreuzweg angelegt kam dem Weg zum Friedhof oft eine besondere sakrale Bedeutung zu (vgl. Gälzer 2003, S.78; Schweizer 1956, S.64). Das Wegenetz innerhalb des Kirchhofes stützte sich vorwiegend auf einen Rundweg, der um die Kirche führte. Dieser, von Gräbern weitgehend freigehaltene Bereich diente als Prozessionsweg, eine bereits in heidnischen Religionen geübte Handlungsweise (vgl. Vlasitz 1993, S. 18). Von diesem Weg führten Verbindungen in Kirche sowie Sakristei bzw. zu den Friedhofstoren. Durch den Prozessionsweg ergab sich eine Teilung des zur Verfügung stehenden Begräbnisplatzes in einen Bereich an der Kirche und einen an der Kirchhofmauer (vgl. Vlasitz 1993, S.21). 5.1.6 Bestattungsplätze Wird die Kirche mit Kirchhof als räumliche und sakrale Einheit, als ein Gräberfeld gesehen, so ergibt sich durch die Mauern der Kirche, den Prozessionsweg sowie die Umfriedung eine Dreiteilung. Gleichläufig zeigt sich anhand der Lage aber auch der Kennzeichnung (vgl. Reitemeier 2007, S.143) eine Hierarchie der Gräber. Innerhalb dieses Systems der „Abstufung in der Heiligkeit“ (Schweizer 1956, S.68) zeichnet die soziale Stellung der Betroffenen in den Teilbezirken eine weitere Abstufung und Quartiereinteilung (vgl. Vlasitz 1993, S.20/21). Die bevorzugte, auch im Mittelalter dauerhafte und gekennzeichnete Grablegung (vgl. Sörries 2003, S.39) in den Kirchen möglichst nahe den Reliquienaltären, bei den Heiligen (ad sanctos), galt als soziales Privileg der Adeligen, Kleriker und von reichen Bürgern. Die Form des mittelalterlichen Grabes in oder nahe der Kirche zeigt sich in drei Typen. Das vertikale Wandgrab war in seiner Monumentalität angesehenen Personen vorbehalten. Eine Weiterentwicklung der Sarkophagaufstellung führte über zum ebenerdigen Bodengrab oder Flachgrab, verschlossen mit einer Steinplatte, welche Bestandteil des Steinbodens der Kirche sind (vgl. Kindl 1998, S.59/60). Hier zeigt sich eine Entwicklung von bildlosen, nur mit Symbolen ausgestatteten zu figürlich gestalteten, mit der Darstellung des Verstorbenen versehenen Grabplatten (vgl. Sör- ries 2003, S.39). Eine, mit Inschriften versehene Platte kennzeichnet das Epitaphien-Grab, angebracht sowohl an der Innen- als auch an der Außenmauer der Kirche. Stiftungstafeln waren, räumlich abgerückt vom Grab, eine geläufige Form der Neuzeit (vgl. Kindl 1998, S.60). Beisetzungen in der Kirche wurden mehrmals von Seiten der Kirche zuerst eingeschränkt, dann verwehrt und schließlich 1783 durch Kaiser Joseph II. generell untersagt, waren aber fallweise auch noch weiter üblich. Zudem trugen die hohen Einnahmen aus der Vergabe von Gräbern in der Kirche dazu bei, die wirtschaftliche Selbständigkeit der Pfarren zu sichern (vgl. Sörries 2003, S.31). Neben der Kirchenbestattung, die Kirchenmauern wurden nicht unbedingt als Begrenzung zum Heiligsten gesehen (vgl. Müllauer 2009, S.35), war auch der Säulengang sowie der Vorhof der Kirche („Paradies“) als Bestattungsort genutzt (vgl. Kindl 1998, S.52). Aus Platzmangel und wohl auch hygienischen Gründen wurden in späterer Folge „das Begräbnis innerhalb der Gotteshäuser von einem Anrecht Vieler auf ein Vorrecht Weniger“ (Kitlitschka 2009, S.7) beschränkt und Gräber um die Kirche angelegt. Wieder waren die Gräber nahe bzw. an der äußeren Kirchenmauer besonders begehrt, die bestmögliche Position war die unterhalb der Dachtraufe (vgl. Müllauer 2009, S.36), vor allem für Beisetzungen von Priestern und Angehörigen wohlhabender Familien (vgl. Gälzer 2003, S.32/33). Das vom Kirchendach herablaufende Wasser wurde dabei als Segnung verstanden (vgl. Grupe, Christiansen, Schröder, WittwerBackofen 2005, S.108). „Mit der zunehmenden Entfernung zur Kirche sank die soziale Stellung der Bestatteten“ (Sörries 2003, S.31). Im Bereich zwischen dem Prozessionsweg und der Kirchhofmauer wurden auch Mittellose und Fremde begraben (vgl. Gälzer 2003, S.34). Außerhalb des Kirchhofes, abseits der „geweihten Erde“, später in den Randbereichen des Kirchhofes, war der Platz der Ausgegrenzten, der Außenseiter der Gesellschaft. Ungetaufte, Selbstmörder, Straftäter sowie Angehörige unehrlicher Berufe wurden hier verscharrt (vgl. Kindl 1998, S.53). Neben der sozial-hierarchischen Abstufung der Gräberfelder im Verhältnis zum Abstand 28 zur Kirche gab es auch bevorzugte und weniger beliebte Lagen am Kirchhof entsprechend den Himmelsrichtungen. Zu den Gunstlagen zählten die Bereiche im Osten und Süden der Kirche, wohingegen der Westen und Norden häufig als Plätze zur Bestattung von aus der kirchlichen Gemeinschaft Ausgeschlossener Verwendung fanden, Stichwort „Selbstmördereck“, wenn diese nicht ohnehin gleich außerhalb der Kirchhofmauer begraben wurden (vgl. Schweizer 1956, S.68). Auch Kindergräber wurden mancherorts als so genannte „Engelsgottesacker“ an der Nord- oder Westseite der Kirche bzw. unterhalb der Dachtraufe der Kirche angelegt (vgl. Schweizer 1956, S.58). 5.1.7 Bestattung, Grab und Grabzeichen Infolge einer steten Zunahme von Gräbern in den Kirchhöfen bei begrenzter Raumausdehnung wurden allmählich Kapazitätsgrenzen erreicht. Hier setzte zwischen dem 8. und dem 12. Jahrhundert in der Bewertung des in der Antike, im frühen Christentum sowie im Denken von Kelten und Germanen unverletzlichen Grabes und der unantastbaren Totenruhe ein Umdenken ein. Die anfangs dauerhaft angelegten Gräber in den Kirchhöfen wurden exhumiert, die entnommenen Gebeine in eigenen Räumen „zweitbestattet“, um Gräber wieder frei und damit eine Wiederbelegung möglich zu machen. Im Mittelalter betrug die Grabesruhe so nicht selten nur einige Jahre. (vgl. Sörries 2003, S.42/43) Durch die Umbettung der Verstorbenen und Aufbewahrung der Knochen in z.B. Karnern wurden soziale Unterschiede nivelliert (vgl. Reitemeier 2007, S.13). Mancherorts wurde dem Problem der Platznot auch durch Aufschüttung des Kirchhofgeländes begegnet, welche eine neuerliche Belegung möglich machte (vgl. Schweizer 1956, S.71). Bis ins 16. Jahrhundert wurden Leichname ohne Sarg nur in Tücher gewickelt bestattet (vgl. Sörries 2003, S.39). Kaiser Joseph II. ordnete in einer neuen Begräbnisordnung 1784 den Gebrauch eines wieder verwendbaren Sarges („Josephinischer Gemeindesarg“, im Volksmund als „Klappsarg“ bezeichnet) an. Um eine schnelle Verwesung zu garantieren, sollten die Ver- storbenen lediglich in einen Leinensack vernäht werden. Eine Methode, die als pietätlos angesehen und nach Protesten 1785 bereits wieder zurück genommen werden musste (vgl. Vlasitz 1993, S.41). Der Kirchhof im Mittelalter war äußerlich gekennzeichnet durch eine unregelmäßige Anordnung von Erdhügeln ohne Grabzeichen (vgl. Gälzer 2003, S.34). Eine besondere Pflege oder Ausformung des Grabhügels gab es im Mittelalter nicht. Durch die Wiederbelegung der Gräber bei immer kürzer werdenden Ruhefristen machte eine bleibende Kennzeichnung keinen Sinn (vgl. Sörries 2003, S.38). Auch wurde die breite Bevölkerung fast ausschließlich in Schachtgräbern (Gemeinschaftsgräbern) beigesetzt. Die Toten wurden der Kirche überlassen, der genauen Verortung des Grabes wurde keine Relevanz beigemessen (vgl. Bechinger 2007, S.22). Das Einzelgrab wurde erst etwa ab dem 17. Jahrhundert allgemein üblich. Allmählich wurde die Belegung in Reihen eingeführt. Mit dem Einzelgrab etablierten sich auch Grabmale. Bis in das 18. Jahrhundert aber waren auch aus Kostengründen nur wenige Gräber mit festen Zeichen ausgestattet (vgl. Gälzer 2003, S.34/35). Eine Verallgemeinerung der Grabzeichensitte fand erst im 19. Jahrhundert ihre Entfaltung bzw. im 20. Jahrhundert ihren Höhepunkt (vgl. Sörries 2009, S.15). Die Sitte des Grabkreuzes könnte aus der Handlung des mitgeführten Vortragekreuzes beim Leichenbegräbnis hervorgegangen sein, welches vorübergehend an der Grabstelle verblieb (vgl. Sörries 2009, S.29). Für die Zeit zwischen Bestattung und Errichtung eines endgültigen Grabmales erfüllt das einfache Holzkreuz heute noch die Funktion des provisorischen Grabzeichens (vgl. Gälzer 2003, S.106). In diesem Zusammenhang sind auch Totenbretter des 17. Jahrhunderts, versehen mit dem Namen und dem Todesdatum des Verstorbenen, zu nennen, auf denen Tote zuerst aufgebahrt und zum Friedhof getragen wurden und später auch als Grabzeichen Verwendung finden konnten (vgl. Sörries 2009, S.22/23). Zeitlich und regional lässt sich ein Wechsel der verwendeten Materialien für Grabzeichen 29 erkennen. Grabzeichen aus Stein scheint es zu allen Zeiten gegeben zu haben. Schmiedeeisen hat vorerst in den Städten das hölzerne Grabzeichen begleitet. Beide wurden aber dann im 19. Jahrhundert von industriell gefertigtem Gusseisen fast gänzlich verdrängt (vgl. Sörries 2009, S.33). Das gekennzeichnete, materielle Grab als Ort der Trauer hat den geistlichen Ort der Trauer in Form des Gebetes im Zuge der Säkularisierung allmählich abgelöst. „Das gekennzeichnete Grab als Ort der Trauer ist (…) ein Substitut der spirituell gelebten Trauer.“ (Sörries 2009, S.15) 5.1.8 Die Ausrichtung der Gräber Die umgitterte Grablege galt im späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts als Statussymbol, ermöglichte eine „distanzierte Abgrenzung gegenüber den benachbarten Gräbern“ und hob die „autonom-repräsentative Wirkung der Grabanlage“ (Kitlitschka 2009, S.9) hervor. Durch eine kostengünstige, serielle An- bzw. Vorfertigung erlangte ab der Mitte des 20. Jahrhunderts auch auf ländlichen Friedhöfen das Grabzeichen aus Stein vor allem in Form des Breitsteines eine starke Dominanz. Als Gründe für die Kennzeichnung eines Grabes können einerseits die soziale Repräsentation des Verstorbenen und seiner Familie, andererseits die Verdeutlichung des Verständnisses vom Grab als Eigentum des Toten bzw. des Grabinhabers angenommen werden. Eine Grabmarkierung half auch, ein Grab zu lokalisieren bzw. vor einer ungewollten Neubelegung zu schützen (vgl. Sörries 2009, S.14). Die christlich-katholische Memoria, das Totengedenken, die für die Seele des Verstorbenen eine „Heilsnotwendigkeit“ darstellte, war im Mittelalter nicht an das Grab gebunden, sie „fand ihren Ausdruck in einem geistlich-liturgischen Handeln und nicht in einer materiellen Grabausstattung.“ (Sörries 2009, S.15) Fürbitte und Seelenmesse waren Hauptbestandteile der spirituellen Riten. Eine christliche Pflicht zur Kennzeichnung des Grabes hat es nicht gegeben. Zu einer Ausformung von Grabzeichen kam es demnach nur auf Wunsch der Betroffenen, um das Andenken an den Verstorbenen zu sichern (vgl. Sörries 2009, S.15). Das Anliegen, das Grab durch ein religiöses Zeichen zu schützen, konnte wiederum durch ein vorhandenes Hochkreuz auf dem Friedhof befriedigt werden (vgl. Sörries 2009, S.29). Gelegentlich war die Errichtung von Grabzeichen neben dem Hochkreuz untersagt (Synode von Aquilea 1596) (vgl. Schweizer 1956, S.75). Noch im Frühmittelalter war bei den Franken nach gallorömischer Sitte die Beerdigung der Verstorbenen mit dem Kopf nach Norden verbreitet. Erst später wurde hier die christliche West-Ost-Orientierung übernommen. Nach zeitgenössischen Darstellungen scheinen Gräber auf dem Kirchhof nicht einheitlich ausgerichtet gewesen zu sein (vgl. Sörries 2003, S.39). Auf den frühen Kirchhöfen dürfte ein kaum vorstellbares Durcheinander geherrscht haben. Gräber wurden ausgehoben wo gerade Platz war, sie waren nicht oder nur durch ein einfaches Holzkreuz gekennzeichnet, eine Grabpflege gab es nicht. Erst nach und nach wurde die Belegung in Reihen eingeführt (vgl. Gälzer 2003, S.35). In kirchlicher Vorstellung umfasst die gläubige Gemeinschaft die Lebenden und die Toten gleichermaßen. Der Kirchhof wird dabei als Sinnbild dieser Gemeinschaft gesehen. Die Verstorbenen scharen sich so um das Gotteshaus, insbesondere um den Altar als bedeutendste Stelle in der Kirche. „Die Toten versammeln sich um das Heiligtum“ (Schweizer 1956, S.79). Die Lage der Verstorbenen mit den Füssen hin zum Altar beim Begräbnis sowie im Grab bzw. die ursprünglich konzentrische Anordnung von Gräbern um die Kirche erklärt sich daraus. Für Priester wurde bei der Grablegung die entgegen gesetzte Richtung, also mit dem Kopf zum Hauptaltar, vorgeschrieben, mit der Begründung, „der Hirte solle gegen die Herde sehen“ (vgl. Schweizer, S31). Die Nähe zum Altar wurde aufgrund der dort abgehaltenen Eucharistiefeiern sowie der an dieser Stelle untergebrachten Reliquien von Heiligen gesucht. Die durch die Nachbarschaft besondere Fürbitte des Heiligen wurde damit verbunden. Später fand bei der Grablegung häufig die Ostung (Füße in Richtung Osten) Anwendung, welche auf die im katholischen Glauben veran- 30 kerte Erwartung des wiederkommenden Christus, versinnbildlicht in der im Osten aufgehenden Sonne, zurück geht und vorchristliche Wurzeln hat (vgl. Kindl 1998, S.58). Bereits seit dem 5. Jahrhundert ist die Ostung im Kirchenbau gebräuchlich (vgl. Schweizer 1956, S.61). Bedeutend ist die Ausrichtung der Grabanlage sowie des Leichnams auch in den Regeln des Islams: „Während das Grab nach Südosten gen Mekka angelegt werden muss, wird der Leichnam mit dem Kopf nach Westen mit dem Gesicht in Richtung Kaaba, dem Heiligtum in Mekka, bestattet“ (CMA 2010, Online). Am Wiener Zentralfriedhof (Sektor 27B) ist diese unabhängig vom Verlauf der Gehwege orientierte Ausrichtung der Gräber gut erkennbar. Eine bestimmte Ausrichtung der Gräber ist ebenso im jüdischen Glauben wichtig: Verstorbene „werden mit der Kopflage so ausgerichtet, dass bei der Auferstehung des Toten das Angesicht gen Jerusalem schaut“ (CMA 2010, Online). Ob die Sichtseite des Grabsteines nach Osten oder Westen orientiert ist, wie an zahlreichen Beispielen am Jüdischen Friedhof Währing in Wien zu sehen ist, widerspiegelt die Tiefe des Glaubens des Verstorbenen (vgl. Walzer 2010, mündlich). Sowohl im Islam als auch im Judentum gilt das Recht der „ewigen Totenruhe“. 5.1.9 Bauten 5.1.9.1 Ölbergszenen Mehrheitlich gestiftete, szenische Andachtsbilder wie Öl- oder Kalvarienberge waren auf mittelalterlichen Kirchhöfen häufig anzutreffen. Die Plastiken, am weitesten verbreitet waren Ölberggruppen, dienten zur Anschauung und als Ort des persönlichen Gebetes (vgl. Reitemeier 2007, S.133). An der Südwand des Apostelchores der Domkirche St. Stephan zu Wien ist eine Ölbergszene aus dem Jahr 1502, gestiftet am damaligen Kirchhof durch den Kaufmann Linhart Lackner, zu sehen. 5.1.9.2 Karner (Zweitbestattung und Beinhaus) Mit Überfüllung der Kirchhöfe kam es ab dem 12. Jahrhundert vermehrt zur Errichtung von Beinhäusern (lat. ossarium, überdachte Räume) oder Karnern (lat. carnarium, „Fleischkammer“, Friedhofskapelle als Beinhaus) für die Zweitoder Sekundärbestattung der exhumierten Gebeine, „im 13. Jahrhundert parallel zur rasanten Bevölkerungsvermehrung zu einem regelrechten Bauboom“ (Schicht 2009, S.24). Als eigenständige Gebäude lassen sich Rechteck- oder Zentralbau ihrer Verbreitung nach landschaftlich zuordnen. Im östlichen Alpenraum und im Donauraum zwischen Wien und Regensburg herrschen Rundkarner, in Tirol, der Schweiz und in Elsass hingegen Rechteckkarner vor. Da es sich bei den in der Regel zweigeschossigen Gebäuden auch um Kultbauten handelt, befindet sich über dem Untergeschoss für die Gebeine ein oberes Kapellengeschoss. Häufig wurden sie dem hl. Michael (Beschützer der Seelen der Toten), der hl. Anna oder dem hl. Johannes dem Täufer geweiht (vgl. Gälzer 2003, S.81/82). Die Architektursymbolik der Karner deutet an, dass sie zum Schutz der Toten angelegt worden sind, aber zugleich die Lebenden vor den Toten zu schützen hatten. Vor allem die Rundform weist auf eine magische Grenzziehung ähnlich wie die der Umfriedung des Kirchhofes hin. Die Lage der Beinhäuser meist auf der Süd- oder Ostseite der Pfarrkirchen sowie die Anbringung von vorwiegend kleinen Fenstern ebenfalls nur südlich oder östlich widerspiegelt ebenfalls diese Symbolhaftigkeit. (vgl. Sörries 2003, S.42-44) Neben eigenständigen zweigeschossigen sowie auch eingeschossigen Beinhäusern waren für die Lagerung von Gebeinen außerdem Räume in oder an einer Kirche zumeist zum Teil unter dem Niveau des Kirchhofes üblich (vgl. Gälzer 2003, S.82). Beinhäuser, auf beinahe keinem Kirchhof im Mittelalter fehlend (vgl. Schweizer 1956, S.71), waren in Verwendung, solange die Notwendigkeit der Zweitbestattung bestand. Zur Zeit der Reformation sowie der Auflösung der Kirchhöfe im 16. Jahrhundert wurden Karner in Kapellen umgewandelt, profaniert (vgl. Gälzer 2003, S.83) oder abgetragen (vgl. Kaspar 2007, S.304). 31 5.1.9.3 Totenleuchten Wesentliches Element eines Kirchhofes war eine Totenleuchte. Der dauerhafte Betrieb der Leuchten war meist über Lichtstiftungen gesichert und hatte keinerlei praktische, jedoch symbolische Funktion: „Licht soll die Toten vor den bösen Mächten schützen, andererseits auch die Toten bannen und den Lebenden Schutz vor ihnen gewähren“ (Sörries 2003, S.45/46). Licht konnte mithilfe von Einrichtungen unterschiedlicher Form am Kirchhof vorhanden sein: als Lichtnische, als Totenleuchte oder als Oculus. Lichtnischen und Lichterker waren oft als Laternen an der Kirchhofmauer oder direkt an der Kirchenmauer angebracht wie etwa am ehemaligen Kirchhof an der Außenseite der Eligiuskapelle der Domkirche St. Stephan zu Wien. Meist deutlich über mannshoch waren freistehende Totenleuchten, auch „Lichtsäulen“ (Gälzer 2003, S.90) sowie „Armenseelenlampen“ (Schweizer 1956, S.74) genannt, anfangs schlichte Stelen bis sie sich zu reich verzierten, gotischen Türmchen von beachtlichen Ausmaßen entwickelten (vgl. Sörries 2003, S.46). Als urtümlichste Form eines Lichtträgers wird der, in Mauernischen aufgestellte Lichter- oder Schalenstein gesehen. Es handelt sich dabei um einen flachen Stein mit mehreren Vertiefungen, die mit Wachs oder Fett ausgegossen wurden (vgl. Schweizer 1956, S.74). 5.1.9.4 Der Friedhofsoculus Der Friedhofsoculus stellt eine kreisrunde Fensteröffnung vor allem an romanischen sowie gotischen Beinhäusern und Pfarrkirchen dar (vgl. Sörries 2003, S45). Ein Friedhofsoculus diente der Totenverehrung. Das „Ewige Licht“ im Inneren der Kirche sollte als Zeichen der Verbundenheit mit den Toten durch das Rundfenster auf den Kirchhof strahlen (vgl. Lehner 2007, S.19). 5.1.9.5 Hochkreuz Schweizer führt an, dass „in keinem Kirchhof (…) das in der Mitte oder an einer beherrschenden Stelle aufgerichtete Hochkreuz“ (Schweizer 1956, S.75) fehlte. Ob Hochkreuze zum Standard des mittelalterlichen Kirchhofes gehörten, lässt sich laut Sörries nicht entscheiden (vgl. Sörries 2003, S.46). Auch zeitgenössische Darstellungen zeigen beide Bilder. Gälzer schreibt, dass „Kirchhöfe (…) nicht zwingend eines solchen Kreuzes bedurft [hätten], denn sein religiöser Mittelpunkt war der Altar der Kirche.“ (Gälzer 2003, S.86) Wiederholt erinnert wurde in Visitationsberichten des 17. bzw. 18. Jahrhunderts an die Errichtung von Hochkreuzen (vgl. Sörris 2003, S.46), die für römisch-katholische Friedhöfe auch Mitte des 20. Jahrhunderts noch vorgeschrieben waren (vgl. Schweizer 1956, S.75). Varianten des einfachen Friedhofskreuzes sind das Golgathakreuz, die Kreuzigungsgruppe und das Schädelkruzifix (vgl. Gälzer 2003, S.86/87). In der Neuzeit wurde das Hochkreuz am Kirchhof bisweilen durch ein Missionskreuz ersetzt (vgl. Schweizer 1956, S75). 5.1.10 Ikonographie (Bildprogramm) Erst ab dem Spätmittelalter ist eine bildliche Ausstattung des Kirchhofes zu beobachten. Als Bildträger wurden die innere Seite der Kirchhofmauer, die Außenwände der Kirche sowie die Wände des Beinhauses verwendet. Zu nennen sind in unterschiedlichen Entstehungsfolgen Darstellungen des „Triumph des Todes“, des „Weltgerichts“, Totentanz-Bilderfolgen, der Bildertypus der „dankbaren und helfenden Toten“ sowie monumentale Bilder des hl. Christophorus (Seelenführer) an Kirchen- oder Turmwänden. Die Thematik der „Armen Seelen im Fegefeuer“ wurde vermutlich nicht vor der Barockzeit aufgegriffen. (vgl. Sörries 2003, S.46-48) 5.1.11 Bepflanzung Ursprünglich zeigte sich das Gräberfeld um die Kirche weitgehend als grüner Rasen, Symbol für die Paradieswiese, vielleicht auch der grünen Wiesen vorchristlicher Unterwelten (vgl. Schweizer 1956, S.70). In dieser Paradiesessymbolik spielt auch das bepflanzte atrium, so wie es auch am Klosterplan von St. Gallen (um 820 n.Chr.) angeführt ist, eine große Rolle. Hier wird 32 etwa der Vorraum westlich der Hauptkirche als paradisiacum, als paradiesisches Feld, bezeichnet (vgl. Toman 2008, S.22). Im St. Gallener Klosterplan ist der Friedhof als Baumgarten eingetragen, einer besonderen Art des Klostergartens. Klostergärten selbst galten als Sehnsuchtsprojektion des himmlischen Paradieses. Obstbaumpflanzungen wurden zur Fruchtnutzung angelegt, auch waren Sträucher in wenigen Arten vertreten. Im Mittelalter findet sich für den Friedhof als Baumgarten die Bezeichnung sacro bosco (Heiliger Wald). Die Idee, den Friedhof als Baumgarten auszustatten, geht auf die Antike zurück. In einem Heiligen Hain gebettet sollten die Toten eine „genussreiche Ruhe“ finden. Aus dem Friedhofs- oder Nutzgarten leitete sich vermutlich der Typus des Baumgartens ab, der bei herrschaftlichen Anwesen des Hochmittelalters üblich war (vgl. Toman 2008, S.22-30). Zur Seidenraupenzucht wurden im 18. Jahrhundert gelegentlich Maulbeerbäume gepflanzt. Die landwirtschaftliche Nutzung von Kirchhöfen als Obstgarten, Viehweide oder zur Gras- und Heuernte war zum Teil bis ins 19. Jahrhundert gebräuchlich, Pfarrer, Schullehrer, Mesner oder Totengräber waren meist die Begünstigten. Im Märchen „Tischlein deck dich“ der Gebrüder Grimm wird die Ziege auf den Kirchhof „wo die schönsten Kräuter standen“ zum Grasen geführt. Aus Gründen der gebotenen Pietät wurde von Seiten der kirchlichen Aufsichtsbehörden die landwirtschaftliche Nutzung der Friedhöfe zuerst eingeschränkt und letztlich beseitigt. (vgl. Gälzer 2003, S.71-76) Gab es bereits im Mittelalter Blumen-, Stauden- oder Gehölzpflanzungen, so dürfte deren apotropäische (unheilabwehrende) Wirkung im Vordergrund gestanden sein (vgl. Gälzer 2003, S.72). Eine Bepflanzung der einzelnen Gräber, vorwiegend waren dies Gemeinschaftsgräber, war bis in das 18. Jahrhundert hinein nicht üblich, erst ab dann begann man den Friedhof vermehrt als zu gestaltenden „Garten“ zu sehen (vgl. Gälzer 2003, S.74). 5.1.12 Befestigte Friedhöfe – Wehrkirchen Der Kirchhof mit Mauer und Kirche aus Stein war in mittelalterlichen Siedlungen oftmals der einzig befestigte Bau. Dementsprechend lag es nahe, den Kirchhof als einen gesicherten Ort für Speicher und Vorratshaltung einzurichten, bei Feindesgefahr aufzusuchen bzw. ihn sogar als Wehranlage auszubauen. Maßnahmen zur Steigerung der Wehrhaftigkeit von Kirchhofmauern setzen sich meist bei den Kirchen selbst fort. Zahlreiche Beispiele dazu etwa in Kärnten oder der Buckligen Welt in Niederösterreich sind in mehr oder weniger ursprünglicher Form erhalten geblieben. (vgl. Sörries 2003, S.48/49) Seit dem I. Lateranum (9. Allgemeines Konzil) aus 1123 wurde immer wieder durch Verbote der fortifikatorischen Befestigung von Kirchhöfen versucht, die „Gefahr der Profanisierung und politischen Instrumentalisierung“ (Brademann 2007, S./2122) einzuschränken. Die Paderborner Diözesansynode wiederum stellte 1688 ins Zentrum ihrer Sorgen die Aufrechterhaltung des Charakters der Kirchen als Gotteshäuser und Gebetsstätten. „Zwar sei bei kriegerischen Notlagen nicht verboten, sich mit Hab und Gut in Kirchenbauten zu flüchten, um aber Profanierungen im alltäglichen Leben zu vermeiden, ordnete sie an, die Kirchen außerhalb der Gottesdienstzeiten verschlossen zu halten“ (Franke 2007, S.65/66). 5.1.13 Sonderfriedhöfe und Separatbestattungen Wer vom Pfarrverband aus verschiedensten Gründen ausgeschlossen wurde, hatte das Recht auf eine Bestattung am örtlichen Kirchhof bei der Pfarrkirche als regulären Bestattungsplatz unter dem Monopol der Kirche verloren. Dazu gehörten unter anderem die Leprakranken, welche in eigenen Leprosenhäusern außerhalb der Siedlungen untergebracht waren und seit dem 12. Jahrhundert auf hauseigenen Friedhöfen bestattet wurden. Diese Friedhöfe sind als die ersten Sonderfriedhöfe der abendländischen Friedhofsgeschichte zu sehen. Für Nicht-Ortsansässige sowie für Arme scheint es ebenfalls eigene Friedhöfe gegeben zu haben oder sie wurden auf abgesonderten Teilen des örtlichen Pfarrfriedhofes beigesetzt. Hingerichteten, Selbstmördern und Angehörigen unehrlicher Berufe blieb ein reguläres Begräbnis in der Regel grundsätzlich versagt, sie wurden 33 außerhalb des Kirchhofes verscharrt. Für ungetauft verstorbene Kinder sowie mancherorts auch für Wöchnerinnen war ebenfalls kein Begräbnis auf dem Pfarrfriedhof, sondern auf separierten Bestattungsplätzen in oder außerhalb des Kirchhofs vorgesehen. (vgl. Sörries 2003, S.49-51) Kindergräber wurden in verschiedenen Regionen Mitteleuropas auch als „Traufbestattungen“ unterhalb der Dachtraufen christlicher Kirchen angelegt. Das vom Kirchendach ablaufende Wasser wurde als nachträgliche Segnung verstanden. (vgl. Grupe, Christiansen, Schröder, Wittwer-Backofen 2005, S.108) 5.2 Funktionen des Kirchhofs Der die Kirche umgebende Raum (Kirchhof) lässt sich funktional differenzieren in einen Friedhofsteil oder Bestattungsplatz (coemeterium) sowie einen offenen, unbebauten, nicht mit Gräbern belegten Teil unmittelbar um die Kirche (atrium), der anderen, oft profanen Funktionen vorbehalten ist (vgl. Sörries 2003, S.30/31). Dem Kirchhof kamen unterschiedliche Funktionen zu: Ein Teil des Kirchhofes, das coemeterium, war Begräbnisstätte. Grabzeichen, Grabplatten, Gruften und Karner machten diese Nutzung deutlich (vgl. Reitemeier 2007, S.132). Der Kirchhof war Schauplatz individueller Frömmigkeit. Szenische Andachtsbilder, Weihwasserbecken, Totenleuchten, ein Karner usw. waren Anlass und Ort für individuelles Gebet (vgl. Reitemeier 2007, S.133). Der Kirchhof war Ort der Memoria, des Totengedenkens. Gestiftete Messen und Fürbitten für Verstorbene am Grab gesprochen, waren gelebte Zeichen der Erinnerung. Die Errichtung von Grabzeichen schuf eine materielle Form der Erinnerung. Beide Formen stellten einen Konnex zwischen den Lebenden und den Toten her (vgl. Reitemeier 2007, S.134). Der Kirchhof war Schauplatz zeremonieller Handlungen im Rahmen der Liturgie. Bei Prozessionen um die Kirche sowie Teilen von am Kirchhof abgehaltenen Messabläufen wurde der Raum um die Kirche liturgisch eingebunden (vgl. Reitemeier 2007, S.134). Die Bitten um Gaben, die Belohnung bei Teilnahme an Stiftungsmessen sowie die Verteilung von Almosen machten den Kirchhof zu einem Ort der Versorgung bedürftiger Menschen (vgl. Reitemeier 2007, S.135). Bei Bauarbeiten an der Kirche wurden am Kirchhof Lagerplätze für Baumaterial und Werkstätten eingerichtet. Der Totengräber unterhielt meist einen Schuppen am Kirchhof für die Aufbewahrung seiner Gerätschaften. Kirchhöfe wurden gelegentlich auch als kircheneigener Lagerplatz für Naturalien wie Korn oder Holz genutzt (vgl. Reitemeier 2007, S.136/137). Kirchhöfe wurden zum Teil bis ins 19. Jahrhundert landwirtschaftlich als Obstgarten, Viehweide oder zur Gras- und Heuernte genutzt. Nutznießer waren vor allem Pfarrer, Schullehrer, Mesner und Totengräber. Mittelalterliche und neuzeitliche Friedhöfe waren neben einer Reihe anderer zentraler Plätze innerhalb einer Siedlung auch Orte der Öffentlichkeit, des „Zusammentreffens und des sozialen Austausches“ (Reitemeier 2007, S.136), der „dörflichen Kommunikation und Soziabilität“ (Brademann 2007, S.42), an denen das Leben in reichhaltiger Weise pulsierte. Die heute sprichwörtliche „Friedhofsruhe“ fand am Kirchhof nicht statt, hingegen wurden dort Märkte abgehalten, die Naturalabgaben der Bauern gesammelt, Gerichtstage und Verhandlungen durchgeführt, Rechtsgeschäfte getätigt (vgl. Brademann 2007, S.42), es wurden Feste gefeiert, es wurde gespielt und getanzt (vgl. Kindl 1998, S.55). Der Kirchhof hatte „die Rolle eines zentralen Stützfaktors für das Funktionieren der Organisationsform Dorf“ (Brademann 2007, S.42) inne. Verbote vonseiten der Synoden wurden kontinuierlich ignoriert (vgl. Kindl 1998, S.55). Noch 1520 beschwerte sich Martin Luther, „dass es keinen unruhigeren, gemeineren Ort in der ganzen Stadt gäbe als den Kirchhof“ (vgl. Benesch 2009, S.30). Wie schon zu Anfang dieses Kapitel erwähnt, wurde für profane Handlungen nicht der Bestattungsteil, sondern das atrium (nicht mit Gräbern belegter Teil un- 34 mittelbar um die Kirche) genutzt, wofür sich Gründe wie die Ehrfurcht vor den Toten sowie auch praktische Erwägungen wie geöffnete oder eingesunkene Gräber usw. nennen lassen (vgl. Sörries 2003,S.31). Ebenso wie die Nutzung von Kirchhöfen in vielerlei Varianten im Alltagsleben der Bevölkerung eine Rolle spielte, kann auch die einfache Abkürzung der alltäglichen Wege innerhalb einer Siedlung durch den Gang über den Kirchhof in diesem Zusammenhang genannt werden. Inwieweit diese für die ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung zutrifft, lässt sich durch vorliegende Literatur allerdings nicht bestätigen. In der Diskussion über die Funktionsformen des mittelalterlichen Kirchhofes darf keinesfalls unerwähnt bleiben, dass der Kirchhof „(...) Spiegelbild der ständischen Gesellschaft [war]; er hob die Oberschicht hervor, er integrierte nur die etablierte Gemeinde und grenzte die Außenseiter aus. Er blieb bis an den Rand der Neuzeit kirchliches Monopol und pädagogisches Zuchtmittel gegen Andersartige und Andersdenkende“ (Sörries 2003, S.52). Eine Sichtweise die, vielerorts praktiziert, bis ins 20. Jahrhundert in der örtlich gesonderten Bestattung von Ungetauften, Andersgläubigen und Selbstmördern ihren Ausdruck fand. Überlieferte Gräberpläne legen Zeugnis davon ab. 5.2.1 Kirchenasyl Ein spannender Aspekt der möglichen Nutzungsvarianten, dem in der Reihe dieser Aufzählung mehr Raum gegeben werden soll, ist die Schutzfunktion christlicher Einrichtungen einschließlich der Kirchhöfe als Asylort. Victor Hugo lässt in seinem Werk „Notre-Dame de Paris“ aus 1831 den Romanhelden Quasimodo bei der Rettung der verfolgten La Esmeralda in die Pariser Kathedrale der Zeit um 1500 sich auf das Kirchenasyl berufen. Wie die Geschichte ausgeht, dürfte bekannt sein. Hugo beschreibt strafrechtliche Freistätten in mittelalterlicher Siedlungen und schreibt weiter vom Kirchenasyl als einem üblichen Phänomen, welches jedoch nicht in jedem Fall Erfolg ga- rantierte und zudem durch staatlich-weltliche Machtorgane reglementiert und außer Kraft gesetzt werden konnte (vgl. Franke 2007, S.53). Erst nach Tolerierung des Christentums im Römischen Reich des 4. Jahrhunderts sowie dem Vorhandensein einer eigenen Sakralarchitektur waren die Grundvoraussetzungen geschaffen, um Kirchengebäude als Schutzzonen nutzen zu können. 431 wurde für den östlichen Reichsteil eine kaiserliche Konstitution erlassen, wonach unbewaffnete Bedrängte eine kirchliche Schutzzone aufsuchen durften. Für Sklaven wurde bald eine massive Beschränkung dieses Rechts verordnet. Die Kirche im byzantinischen Kaiserreich selbst rief ihre Bischöfe zur Hilfe von Bedrängten auf, mangelnder Beistand wurde sanktioniert. Laufende Veränderungen des Zufluchtsrechtes prägten die erste Entwicklungsphase. (vgl. Franke 2007, S.55/56) Im weströmischen Herrschaftsgebiet war indessen vielfach ein aktives Mitwirken der Kirche dokumentiert. Ebenfalls zeigte sich hier eine große Bandbreite an Regeln. Das Konzil von Orange legte 441 fest, dass kein Bedrängter aus einem kirchlichen Gebäude entfernt werden dürfe. Mehrere Konzile bekräftigten diese Anschauung in verschiedenen Abwandlungen. Das Konzil von Mâcon 585 führte etwa an, dass „unabhängig von Rang und Einfluss (…) [es] niemandem erlaubt [sei], an Sakralstätten Gewalt anzuwenden“ (Franke 2007, S.59). Der Bischof hat das Recht zu bestimmen, wie eine Zufluchtsnahme beendet werden kann. (vgl. Franke 2007, S.57-59) Im Konzil von Toledo 681 wurde der Schutzbereich um 30 Schritt über den Kultbau hinaus erweitert. Geldbußen bis hin zur Exkommunikation wurden bei Missachtung angedroht. Wieder gab es separate Bestimmungen für die Zufluchtnahme von Sklaven. (vgl. Franke 2007, S.58) Karl der Große (747-814) versuchte, das kirchliche Zufluchtswesen aus strafrechtlichen Interessen heraus zu reglementieren. Bereits verurteilten Straftätern war demnach kein Zufluchtsrecht zu gewähren. (vgl. Franke 2007, S.59) 35 Auch wenn es bislang weder von Seiten der Herrscher noch der Kirche eine umfassende Rechtssystematik zum Thema „Kirchenasyl“ gab, muss es laut Konzil von Mainz 813 erklärtes Ziel des Klerus sein, „einen friedlichen Ausgleich herbeizuführen, der dem Bedrängten Leben und körperliche Integrität erhalte“ (Franke 2007, S.59). Im Einzelfall blieb breiter Spielraum und Flexibilität bei der Konfliktlösung. Machthaber sowie Kirchen standen dem Phänomen des Kirchenasyl positiv gegenüber, der Erfolg einer Zufluchtnahme war allerdings mitunter vom Kräfteverhältnis zwischen Staat und Kirche abhängig. (vgl. Franke 2007, S.59) In der Synode von Tribur (Deutschland) 895 wurde festgehalten, dass jeder die Immunität der Kirche verletzte, welcher im atrium Kämpfe begann oder jemanden tötete. Bußgelder waren die Folge. Eine päpstliche Mitteilung von Nikolaus II. (1058-1061) versichert Hauptkirchen im Umkreis von 60 sowie Kapellen und kleineren Kirchenbauten von 30 Schritt einen Schutz, demnach Personen keine anderen Personen (außer Straßenräubern) oder Gegenstände entfernen dürfen, ansonsten drohe die Exkommunikation. (vgl. Franke 2007, S.60) Zur Zeit der Spätantike und des Frühmittelalters wurden Friedhöfe nicht eigens als kirchliche Schutzzonen erwähnt, können aber durch den genannten Schutzstreifen um Kirchenbauten zum Zufluchtsareal gehören (vgl. Franke 2007, S.67). Erst ab dem 12. Jahrhundert werden auch Friedhöfe neben Kirchen ausdrücklich als Schutzgebiet genannt (vgl. Franke 2007, S.68). Im kanonischen Recht des 13. Jahrhunderts war erörtert, dass, „sobald man das kirchliche Schutzareal erreicht, eine Mauer der Kirche oder den Knauf ihrer Tür berührt hatte, (…) niemand zurückgewiesen oder durch weltliche Autoritäten abgeführt werden [durfte] (…). Nur Straßenräuber (…), Verwüster der Äcker sowie Mörder waren ausgenommen (…). Zufluchtssuchende sollten nur ausgeliefert werden, wenn gegen sie keine Todesoder Körperstrafe verhängt [worden war]. (…) Zufluchtsmissachtungen waren mit der schwersten kirchlichen Strafe, der Exkommunikation bzw. dem Interdikt, bedroht“ (Franke 2007, S.61). Außer den Kirchengebäuden zählten im Mittelalter eine Reihe weiterer Räumlichkeiten zu den regulären Schutzzonen des kirchlichen Zufluchtswesens. Dies waren unter anderem Bischofssitze, Klöster, Hospitäler und Friedhöfe (vgl. Franke 2007, S.54). Im Hochmittelalter waren Friedhöfe parallel zu Kirchenbauten als Zufluchtsort klassifiziert (vgl. Franke 2007, S.70), die „sakrale Schutzzone Friedhof ein übliches Phänomen im Kontext weltlicher Rechtsanschauungen“ (Franke 2007, S.71). In diesem Zusammenhang mag es verwundern, dass Kirchhöfe im Mittelalter Orte der Gerichtsbarkeit waren und sogar die Richtstätte enthalten konnten (vgl. Brademann 2007, S.23). Da sich Verbrecher im Kirchenasyl dem Zugriff der Rechtsorgane entziehen und eine Strafmilderung erwirken konnten, veranlasste die weltliche Obrigkeit ebenso wie die Kirche immer wieder Restriktionen gegenüber bestimmten Gruppen von Straftätern (vgl. Franke 2007, S.62), Zufluchtsmöglichkeiten wurden für bestimmte Personengruppen eingeschränkt oder sogar aberkannt. Räuber, Diebe, Brandstifter und Mörder wurden etwa 1323 durch König Ludwig des Bayern (um 1282 - 1347) vom Kirchenasyl ausgenommen (vgl. Franke 2007, S.61). Die Schutzfunktion von Kirche und Friedhof war in Mittelalter und früher Neuzeit nachhaltig im alltäglichen Leben verwurzelt. Die Schutzfunktion hatte bislang auch auf Friedhöfen, die sich außerhalb der Siedlungen befanden oder dort neu angelegt wurden, ihre Wirkung. Dies betraf sowohl katholische als auch protestantische Anlagen. (vgl. Franke 2007, S72) Ab der Neuzeit wurde infolge der Entstehung von souveränen Staaten der politische Einfluss des Klerus zunehmend zurückgedrängt, für das Kirchenasyl anstatt des kanonischen Rechts nun eine selbständige Rechtspflege durch die Landesherren angestrebt (vgl. Franke 2007, S.65). Papst Benedikt XIII. (1649 - 1730) erläuterte noch 1725, dass Konsequenzen drohen, wenn „Verbrechen aus der Schutzzone heraus an sich außerhalb befindende Menschen verübt wurden bzw. umgekehrt, von außen ausgeführt, Bedrängte auf dem Friedhofsgelände betrafen“ 36 (Franke 2007, S.73). Für solche Täter gab es kein Kirchenasyl. Im Österreich des 18. Jahrhunderts wurde das Kirchenasyl als kontraproduktiv für das Gemeinund Staatswohl angesehen. „Mehrere Verordnungen negierten die Zufluchtsmöglichkeiten für bestimmte Personengruppen und reklamierten die Kompetenz, Schutzzonen festzulegen und Verfahrensregeln aufzustellen, exklusiv für den Staat“ (Franke 2007, S.66). Die asylgewährende Behörde war nun mit der strafverfolgenden ident. Mit der Begrenzung der Schutzfunktion von Kirchenbauten durch ein Patent Kaiser Joseph II. von 1775 wurde diese für Friedhöfe stillschweigend aufgehoben, für andere sakrale Gebäude ignoriert (vgl. Franke 2007, S.73). Das ursprünglich vor der Stadtmauer gelegene Kloster samt Friedhof der iroschottischen Mönche in Wien (Schottenkloster) dürfte seit seiner Gründung 1161 das Kirchenasylrecht ausgeübt haben. Die Freyung, ein großer Platz vor dem Kloster, verdankt dem Asylrecht, der Befreiung von der städtischen Gerichtsbarkeit, ihren Namen. Verbrieft wurde das Kirchenasylrecht für alle Wiener Kirchen durch den Babenbergerherzog Leopold VI. (1176 - 1230). Beinahe bei allen Kirchen und Klöstern der Innenstadt von Wien bestanden Friedhöfe (vgl. Vlasitz 1993, S.2/23). Bis Anfang des 18. Jahrhunderts wurde das Asylrecht allen Kirchen in Wien ausgenommen dem Schottenkloster aberkannt, 1775 verloren es auch die Schotten (vgl. Austria-Forum 2010, Online). Bis zu Anfang des 19. Jahrhunderts schufen viele europäische Länder das Kirchenasyl ab, obgleich die römisch-katholische Kirche noch 1917 im Codex Iuris Canonici am Anspruch festhielt, Bedrängten in Kircheneinrichtungen Schutz vor staatlichem Zugriff zu gewähren (vgl. Franke 2007, S.67), wenn auch unter Vorbehalt und substantiellen Zugeständnissen an staatliche Rechtsorgane (vgl. Franke 2007, S.73). Die spezifische Schutzfunktion von Friedhöfen wurde im genannten Codex nicht mehr thematisiert (vgl. Franke 2007, S73). Der kirchliche Motivationsrahmen, das Kirchenasyl zu berücksichtigen, zu bewahren und zu verteidigen lag im christlichen Glaubensverständnis und -leben. „Christ zu sein bedeutete folglich, in allem Gott Respekt zu erweisen, die verschiedenartigen Stätten seiner Verehrung und konsequenterweise auch die dort Zufluchtsuchenden zu achten. Sonst war mit der Exkommunikation das Seelenheil des Gläubigen gravierend in Gefahr“ (Franke 2007, S.78). Der staatlich-weltliche Verständnishorizont bezüglich des kirchlichen Zufluchtwesens zeigt sich in zwei Ebenen. Zum einen wurde die „herrscherliche Sorge um die Reinheit der christlichen Kultbauten“, Gottesfurcht und Hochachtung vor Sakralstätten geltend gemacht, zum anderen sollte die Anerkennung des Kirchenasyls „Ausdruck einer herrscherlichen Milde“ sein (vgl. Franke 2007, S.78). Dabei galt es, eine ausgewogene Berücksichtigung zwischen kirchlicher Zufluchtnahme und einer Stärkung der öffentlichen Sicherheit und des Justizwesen zu bewahren (vgl. Franke 2007, S79). Im modernen Rechtsstaat wurde das kirchliche Asylrecht durch ein staatliches ersetzt. Die Säkularisierung spielte dabei eine gewichtige Rolle. „Die katholische Kirche hat bis in die Gegenwart hinein auf ein Kirchenasyl nicht verzichtet, erst der Codex Iuris Canonici von 1983 tut dies“ (Just 1993, Online). Matthias Morgenstern ruft in seinem Buch „Kirchenasyl in der Bundesrepublik Deutschland“ (Morgenstern 2003) eine Renaissance des Kirchenasyls in Deutschland aus. Ab 1983 gab es in Deutschland eine Reihe von Fällen, in denen von der Abschiebung bedrohten Personen innerhalb von kirchlichen Einrichtungen Schutz gewährt wurde. Ansätze einer Kirchenasylbewegung entwickelten sich. „Ursache für die Wiederbelebung des Kirchenasyls war die zunehmend restriktive Gesetzgebung im Bereich des Asyl- und Ausländerrecht“ (Morgenstern 2003). Im Jahr 1995 lebten bereits 230 Flüchtlinge in römisch-katholischen, evangelischen und freikirchlichen Gemeinden. Um die Jahrtausendwende waren es knapp vierhundert Kirchenasylanten. 1994 wurde von Seiten der Regierung der Kirche ausdrücklich das Recht abgesprochen, „Asylbewerber der Abschiebung durch die Justiz zu entziehen. Keine Organisa- 37 tion ist berechtigt, sich selbst Sonderrechte zu schaffen - auch die Kirche nicht“. Kirchliche Verlautbarungen, insbesondere die ökumenische Erklärung von 1997 bestärkten Gemeinden, die Kirchenasyl gewähren. Kontroverse Diskussionen zum Thema Kirchenasyl folgten. Streitfrage war besonders die Vereinbarkeit von Sakralschutz mit den Prinzipien von Rechtsstaat und Demokratie. (vgl. Morgenstern 2003, Online) Zu einer Debatte über die Legitimität des modernen Sakralschutzes kam es 1994 auch in Österreich. Führende Parteien sprachen von „Es gibt nicht zweierlei Recht“ bzw. „Es gibt keinen Staat im Staat“ (Morgenstern 2003, S.114/115). Die römisch-katholische, die evangelisch-lutherische sowie evangelisch-reformierte Kirche hingegen sicherten Not leidenden Flüchtlingen humanitären Schutz zu. Eine Kirchenasylbewegung wie sie in Deutschland der 1980er Jahre, aber auch in den USA, der Schweiz sowie in den Niederlanden entstand, blieb in Österreich aber im Wesentlichen aus. Bereits 1988 kam es in Traiskirchen (Niederösterreich) zu einem Fall von Kirchenasyl. Die dortige evangelische Pfarre nahm eine große Zahl von abgewiesenen, obdachlosen Flüchtlingen auf. Ein Camp wurde eingerichtet. Zahlreiche evangelische wie römisch-katholische Gemeinden folgten dem Beispiel. (vgl. Morgenstern 2003, S.114-116) Bei einer weiteren Schutzgewährung aus dem Jahr 1993 wurden in Münchendorf bei Traiskirchen von der Abschiebung bedrohte Familien in Zelten im Pfarrhofgarten beherbergt. In der aktuellen Diskussion über staatliches Asylrecht in Österreich fällt eine kirchliche Zufluchtnahme einer von der Abschiebung bedrohten jungen Frau aus dem Kosovo in der Pfarre Ungenach in Oberösterreich auf. Tatsächlich übt laut Caritas-Präsident Franz Küberl „die Polizei eine außergesetzliche Zurückhaltung im Zusammenhang mit Kirchen oder Pfarrhäusern [als Zufluchtsstätten] aus.“ Eine gesetzliche Verpflichtung dazu besteht aber nicht. Das moderne Kirchenasyl ist als eine Form „zivilen Ungehorsams“ zu verstehen. Primär steht dabei aber die christliche Beistandspflicht im Vordergrund (vgl. Wiener Zeitung 11.10.2007, Online). 6. Gelenkte Trauer – Memorial-, Bestattungs- und Friedhofskultur unter politischem Einfluss Mit den großen politischen und gesellschaftlichen Veränderungen Europas im 20. Jahrhundert wurden auch in der Trauer-, Bestattungs-, Friedhofs- und Memorialkultur kontinuierlich Umbildungen vollzogen. Nachstehend werden einzelne Aspekte dieser Entwicklung herausgegriffen, die auf Funktion und Ausstattung von Kirch- und Friedhöfen insbesondere auch für die Region Südböhmen (Budějovický Kraj) sowie Oberösterreich verschiedenartig Einfluss übten. 6.1 Denkmäler und Gräberstätten für Opfer der beiden Weltkriege In nahezu allen Teilnehmerstaaten des Ersten Weltkrieges findet man Denkmäler für die Gefallenen des Krieges 1914–18. Häufig befanden sich die Denkmäler an oder in Kirchen, meist wurden alle Namen der Gefallenen angeführt, das Totengedenken stand im Mittelpunkt. Ab Mitte der 1930er Jahre wurden die Denkmäler verstärkt im öffentlichen Raum abseits von Kirchen errichtet, das „Heldengedenken“ sollte von christlichen Traueraspekten befreit werden. Nach 1945 wurden nur selten neue Kriegerdenkmäler errichtet, bestehende meist um die Namen der Toten von 1939–45 ergänzt. Denkmäler wurden nun oft nicht mehr nur den gefallenen Soldaten, sondern allen Opfern des Krieges gewidmet. Vielerorts wurden Ehrenmale für sowjetische Soldaten erbaut. In ehemaligen deutschsprachigen Gebieten kam es zur Entfernung und Umwidmung zahlreicher älterer Denkmale (vgl. Wikipedia 2010, Online). Das Gedenken an die Opfer der beiden Weltkriege ist heute z.B. in Oberösterreich noch vielerorts Teil von kirchlichen Feiern und Umzügen. Soldatenfriedhöfe wurden, nicht immer am unmittelbaren Kriegsschauplatz, als eigene Anlagen errichtet oder in bestehende Friedhöfe integriert oder angeschlossen. Häufig finden sich 38 derartige Anlagen auch im räumlichen Zusammenhang mit Kriegsgefangenenlagern oder Lazaretten. Sowjetische Kriegsgräberstätten des Zweiten Weltkrieges sowie der Nachkriegszeit sind als Einzelgräber auf Friedhöfen, aber auch als eigenständige, große Gräberstätten zu finden (vgl. Wikipedia 2010, Online). Galten Soldatenfriedhöfe oft als Ort des „Heldengedenkens“, so werden heute Kriegsgräberstätten vermehrt als Mahnmale für den Frieden betrachtet. In den letzten Jahrzehnten zeigte sich weiters ein Sprachwandel, demnach Soldatenfriedhöfe als Kriegsgräberstätten benannt werden, da ein großer Teil der Bestatteten nicht als Opfer direkter militärischer Kampfhandlungen starben (vgl. Wikipedia 2010, Online). Opfer des Nationalsozialistischen Regimes sowie der Flüchtlingsströme bei und nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurden vereinzelt auf lokalen Friedhöfen bestattet, vor allem in den 1970er Jahren exhumiert und zu Gedenkstätten überführt. 6.2 Friedhof und Grabmal im Nationalsozialismus Der Nationalsozialismus verfolgte als „politische Religion“ (Voegelin, Eric) eine Ausrichtung des Geistes der Menschen. Auf dem Gebiet der religiösen Formierung des Lebens machte das Regime den christlichen Kirchen Konkurrenz. „Neben der Inszenierung von neuheidnischen Ritualen importierten sie christliche und außerchristliche Ritualtraditionen in ihre Herrschaftspraxis“ (Kaup 2008, Online). Die Kirche als Organisation leistete keinen Widerstand, einzelne Geistliche aber schon. Sie wurden überwacht, verfolgt und etliche ermordet (vgl. Kaup 2008, Online). In Gedenkfeiern an den „Heldentod“ gefallener Soldaten wurde versucht, Tod und Sterben für politische Zwecke zu instrumentalisieren. Wenn es der Idee des totalitären Regimes des Nationalsozialismus diente, wurden Begräbnisse zu Staatsakten inszeniert. Zur Zeit des Nationalsozialismus war es programmatisches Ziel eines eingesetzten Arbeitsausschusses für Friedhof und Denkmal, „Fried- hof und Grabmal eine Form zu geben, die in würdiger Weise den Gestaltungswillen des neuen Reiches verkörpert“ (Fischer 1994, Online). Deutsche Friedhofsreformer forderten bereits 1937, dass „(…) im Interesse der Bewahrung volkstümlichen Wesens die Überlieferung nach Form und Werkstoff weitergepflegt werden [solle].“ 1941 wird in einer Richtlinienergänzung „die Verwendung jener Materialien, die „deutsches Wesen, deutsche Art“ repräsentieren und „durch Jahrhunderte dem deutschen Volk auf dem Friedhof vertraut geworden [sind, empfohlen]: heimische Natursteine, Holz, Eisen“ (Fischer 1994, Online). Nach dem Zweiten Weltkrieg blieben in der Bundesrepublik Deutschland die Richtlinien von 1937 noch über Jahre anerkanntes Vorbild der Friedhofs- und Grabmalgestaltung (vgl. Fischer 1994, Online). 6.3 Deutsche Friedhöfe in Tschechien Folgender Text versucht, den Umgang mit den alten Gräbern und Friedhöfen der ehemals ansässigen deutschen Bürger in den böhmischen Ländern zu beleuchten, ohne auf die unterschiedlichen Geschichtsbetrachtungen um die Vertreibung und Aussiedelung der deutschen Bevölkerung aus der Tschechoslowakei nach Ende des Zweiten Weltkrieges näher einzugehen. Die Verwendung des Begriffes „deutscher Friedhof“ ist nicht ganz zutreffend, da es keine ethnisch getrennten deutschen oder tschechischen Friedhöfe in den böhmischen Ländern gab. Auf den entweder konfessionellen oder kommunalen Friedhöfen wurden alle, am jeweiligen Ort ansässigen Menschen bestattet. In kleinen Ortschaften der Grenzgebiete traf es allerdings bis 1918 zu, dass hier überwiegend Deutsche lebten. Ebenso ist die Umschreibung des „deutschen Grabes“ nicht treffend, da es in einem national heterogenen Gebiet wie den böhmischen Ländern häufig Ehen zwischen Personen unterschiedlicher Sprachzugehörigkeit gab und die Selbstdefinition einer Familie als deutsch oder tschechisch demnach auch wechseln konnte. Grabinschriften führen ebenso oft in die Irre, da Deutsch in vielen Gegenden als Umgangssprache von allen Bewohner benutzt und zudem Inschriften oft mehrsprachig aufgesetzt wurden (vgl. Knechtel 2006, S.120). 39 In der Tschechoslowakei wurden nach 1945/46 viele deutsche Friedhöfe aufgelassen, etliche verödeten allmählich und wurden vergessen. Grund dafür war der Bevölkerungsschwund durch die Vertreibung und Aussiedlung der deutschen Bewohner vor allem aus den Grenzgebieten nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Eine Politik der Wiederbesiedlung konnte das Fehlen der bisherigen Einwohner nicht ausgleichen. „Zudem wurden diese Friedhöfe vielerorts Zielscheibe des Hasses auf die Deutschen, die pauschal als Verursacher von Krieg und Gewalt angesehen wurden“ (Knechtel 2006, S.134). Bestattungsplätze wurden beschädigt und zerstört. Die Friedhöfe im Böhmerwald, das Grenzgebiet zu Österreich sowie der Bundesrepublik Deutschland wurden zum militärischen Sperrgebiet erklärt, dienten mancherorts als Übungsplätze. Viele alte deutsche Friedhöfe wurden eingeebnet, verschwanden unter neuen Bauwerken oder Einrichtungen der Infrastruktur. Auf noch bestehenden Friedhöfen wurden später alte Grabstätten an neue Pächter vergeben, vorhandene Grabsteine umgedreht oder mit neuen Grabplatten versehen weiterverwendet (vgl. Knechtel 2006, S.134-136). Gleichzeitig kam es auch zur Weiterpflege deutscher Gräber durch verbliebene Deutsche oder Tschechen, die sich etwa um die Gräber früherer Nachbarn kümmerten. Bereits vor der Wende 1989/90 gab es Instandsetzungen deutscher Friedhöfe durch ansässige Tschechen. Nach der Grenzöffnung 1989 war es den aus der Tschechoslowakei stammenden Deutschen erleichtert, zu den Gräbern ihrer Vorfahren, den „Orte[n] der historischen Erinnerung, die ein Zeugnis ihrer Existenz darstellen“ (Knechtel 2006, S.153), zu gelangen. „Wer wie sie aus einer Tradition und Zugehörigkeit gerissen wurde, begreift seine Grabstätte als eine letzte Hinterlassenschaft, die für das Verlorene steht“ (Knechtel 2006, S.123). Bemühungen der Vertriebenen, neben Kirchen und Kapellen auch die Friedhöfe zu bewahren und wieder instand zu setzen, waren von zahlreichen Problemen begleitet. Unter anderem waren juristische Fragen zu klären, ob etwa Grabnutzungsrechte bestanden bzw. ob diese wiedererlangt werden können. Nachbarschafts- verträge wie etwa 1992 zwischen Deutschland und Tschechien sicherten die Achtung, den Schutz sowie die Ermöglichung der Pflege von Gräbern (vgl. Knechtel 2006, S.138/139). Da es im Grunde kein Anrecht auf das Weiterbestehen der Gräber gab, ist es allein Jahrzehnte langer Gleichgültigkeit zuzuschreiben, dass so viele deutsche Gräber in Tschechien bis heute existieren. Unklarheiten in der Formulierung neuer Bestattungsgesetze der Jahrtausendwende förderten Gerüchte nach einer „Zerstörung deutscher Friedhöfe durch tschechische Behörden“ (Knechtel 2006, S.143). Da bei der Mehrzahl der Gräber das Nutzungsrecht schon vor längerer Zeit erloschen war und bis 2004 kein neuer Nutzungsvertrag abgeschlossen wurde, ist die örtliche Friedhofsverwaltung nach Ablauf einer bestimmten Frist zur Räumung einer Grabstelle berechtigt. (vgl. Knechtel 2006, S.140-144). Zahlreiche Initiativen und erfolgreiche Friedhofsprojekte zeigen nunmehr ein neues Verständnis auf, demnach alte Gräber und Friedhöfe der Deutschen als „Kulturdenkmale“ verstanden und erhalten werden. Für aufgelöste Gräber oder nicht mehr vorhandene Friedhöfe wird es ermöglicht, Gedenkstätten oder -tafeln zu errichten (vgl. Knechtel 2006, S.145-147). Das Bestreben seitens der ehemaligen deutschen Bevölkerung, in Tschechien Personen zu finden, die die Friedhöfe „als Orte der Erinnerung an die Vergangenheit entdecken und als Teil der Landesgeschichte begreifen und annehmen“ (Knechtel 2006, S.119), setzt sich fort. 6.4 Kirche, Tod und Beerdigungspraxis in der Zeit des Kommunismus Ab 1948/49 betrieb die Tschechoslowakei als kommunistischer Staat ein atheistisches Konzept gegen die römisch-katholische Kirche: Kirchenbesitz wurde enteignet, katholische Glaubensgemeinschaften verfolgt, Kirchenvertreter und Ordensangehörige verhaftet und interniert. Der damalige Staatspräsident der Tschechoslowakei, Klement Gottwald, forderte eine Loslösung der römisch-katholischen Kirche von Rom und die Erneuerung hin zu einer Nationalkirche. Um eine Zersetzung der Kirche von Innen her vo- 40 ran zu treiben, wurde die parteitreue „Katholische Aktion“ gegründet. Nach Verhaftung des Prager Erzbischofs Josef Beran reagierte der Vatikan mit der Exkommunikation aller Mitglieder der Katholischen Aktion sowie aller Parteimitglieder unter den Katholiken. Weniger im Blickpunkt des neuen Regimes waren die beiden weiteren wichtigen, aber kleineren Glaubensgemeinschaften: die Tschechoslowakische Kirche (Tschechoslowakische Hussiten) sowie die Evangelische Kirche der Böhmischen Brüder (vgl. Janzer 2007, Online). Seit den 1950er Jahren wurde in der ehemaligen Tschechoslowakei ähnlich wie in Ostdeutschland die säkulare Beerdigung propagiert. Das religiöse Verständnis des Todes wurde durch die kommunistische Weltanschauung ersetzt, eine Auferstehungstheorie oder Ähnliches gab es nicht, der Tod an sich wurde verdrängt. Stattdessen wurde im Aufbau der sozialistischen Gesellschaft und in der Arbeit für die Gesellschaft und die nachfolgenden Generationen ein Sinnbild der Überwindung des Todes gesehen. Eine Bestattungspraxis setzte sich durch, bei der der Abschied möglichst kurz gehalten wurde, eine Trauerfeier dauerte in der Regel nicht mehr als eine halbe Stunde. Die Einäscherung des Verstorbenen bot sich für eine schnelle Regelung im Todesfall an, ein unaufhaltsamer Siegeszug der Feuerbestattung in Tschechien folgte. „Vor allem ökonomische Gründe haben dazu geführt, dass die Einäscherung bis heute für die Mehrheit der Bevölkerung als angemessene Bestattungsform gilt“ (Lungova 2008, Online). Bekannten sich um 1950 im tschechischen Landesteil noch 60 bis 70 Prozent offiziell zum römisch-katholischen Glauben, so gibt es heute (Volkszählung 2001) knapp 30 Prozent bekennende Christen in Tschechien (vgl. Janzer 2007, Online). Allerdings wird der Beginn der Säkularisierung schon viel früher gesehen. Zur Zeit der Hussitenkriege existierten die römischkatholische sowie die protestantische Kirche nebeneinander. Ab 1620 setzte eine Rekatholisierung ein, wobei sich die römisch-katholische Kirche stark mit dem Staat identifizierte und Positionen führender Kirchenvertreter durch Angehörige aristokratischer Familien besetzt wurden. Eine Entfremdung des Volkes von der römisch-katholischen Kirche begann, die sich bis nach Gründung der Tschechoslowakischen Republik 1918 fortsetzte (vgl. Sliva 2004, Online). 7. Kirchengeschichte Die christliche Theologie und soziologische sowie (kirchen-)politische Strömungen beeinflussen neben rechtsgeschichtlichen, wirtschaftsgeschichtlichen, siedlungsgeschichtlichen und sozialgeschichtlichen Aspekten die Entwicklung der Kirchen (vgl. Wikipedia 2010, Online) und wirken damit auch auf die Etablierung von Bestattungsformen und die Gestalt von Bestattungsplätzen ein. 7.1 Kirchengeschichte – nördliches Oberösterreich Erste Christen, die sich nördlich der Donau im Raum des späteren Ober- und Niederösterreich vorübergehend niedergelassen haben, waren arianische Rugier. Sie vertraten eine Lehre, wonach Christus nicht wesensgleich mit Gott Vater sei. Seit Mitte des 6. Jahrhunderts setzte eine Besiedelung des oberösterreichischen Raumes durch die Bayern ein, welche bereits Christen vorfanden. Seit Mitte des 7. Jahrhunderts kamen Missionare aus dem Westen in das Gebiet. Eine weitere seelsorgerische Betreuung basierte nun auf dem System der Eigenkirchen, welche im Verantwortungsbereich der weltlichen und geistlichen Grundherren lagen. Das Mühlviertel gehörte der Einheit des Bistums Passau (739 errichtet) an. Der systematische Ausbau des Pfarrsystems entstand vermutlich unter Bischof Altmann (1065 – 1091). Die Erschließung des Gebietes erfolgte von der Donau bis in den Grenzraum gegen Böhmen, von Süd nach Nord. Um die Mitte des 13. Jahrhunderts kam die Pfarrentwicklung zu einem weitgehenden Abschluss, auf Veränderungen in der Bevölkerungsstruktur wurde später durch die Einrichtung untergeordneter Seelsorgestellen (Filialen) reagiert. 41 Zwei Dekanate, das Dekanat Naarn sowie das Archidiakonat Passau, fassten die Pfarren des Mühlviertels zusammen. Im 17. Jahrhundert waren es das Dekanat Freistadt sowie das Dekanat Pfarrkirchen. Heute zählt das Mühlviertel zehn Dekanate, die der Diözese Linz angehören. Etwa ein Drittel der Pfarren im Mühlviertel waren Klöstern eingegliedert, welche auch für die Besetzung der Pfarren verantwortlich zeichneten. Politische und religiöse Entwicklungen hatten zu Anfang des 15. Jahrhunderts im benachbarten Böhmen und Mähren zu Spannungen geführt. Anhänger der Lehre des 1415 hingerichteten Jan Hus verwüsteten zwischen 1424 und 1434 in Beutezügen und Entlastungsangriffen viele Ortschaften des Mühlviertels, wobei die Angriffe keine Missionsversuche waren. Bei der Bemessung der 1429 eingeführten „Hussitensteuer“, einer Kriegsabgabe, wurde auf beschädigte Klöster Rücksicht genommen. Die Lehre Martin Luthers (1483 - 1546) fand auch im Mühlviertel starke Verbreitung. Im Zuge von Pfarrvisitationen 1546 wurde festgestellt, dass der Protestantismus allgemein verbreitet war, vier Fünftel des Landes waren protestantisch (vgl. Scheuchenpflug 1990, S.5). Soziale und wirtschaftliche Spannungen zwischen Obrigkeit und Untertanen wurden nun durch religiöse Spannungen ergänzt. Der „Große deutsche Bauernkrieg“ von 1525 hatte auf das Mühlviertel noch keine Auswirkungen. Der zweite Bauernkrieg begann in der Mühlviertler Pfarre St. Peter am Wimberg: 1594 wurde der katholische Pfarrer von St. Peter vertrieben, später die Pfarrer aus weiteren acht Pfarren, welche durch evangelische Prediger ersetzt wurden. Die weiteren Handlungen spielten sich nur zum Teil im Mühlviertel ab. Nach einem Waffenstillstand 1595 zwischen den protestantischen Bauern und den ständischen Truppen konnten 1597 nach der Eidesabglegung von 32 Mühlviertler Pfarren die katholischen Pfarrer wieder zurückkehren. Nach dem Sieg über die Bauern setzte mit 1597 der eigentliche Beginn der Gegenreformation ein, die auch durch den Bauernkrieg von 1626 nicht nachhaltig verzögert werden konnte. Seinen Beginn Aufstand wiederum im Mühlviertel, im Grenzort Lembach. Standen 1525 sowie 1595 bis 1597 noch sozialrevolutionäre Beweggründe im Vordergrund, so waren die neuen Revolten in erster Linie gegen die Gegenreformation und die bayerische Besatzung gerichtet (Wikipedia, Online). Im Zuge der kriegerischen Ereignisse brachten die Bauern fast ganz Oberösterreich unter ihre Kontrolle. Die Bauern unterlagen schließlich der militärischen Macht, viele Protestanten verließen daraufhin das Land. Die Unruhen von 1632 bis 1636 um Martin Eichinger (vulgo Laimbauer; um 1592 - 1636) betrafen nur das damalige Machlandviertel (östliches Mühlviertel). Die Bestrebungen der Bischöfe von Passau, der Klöster und Stifte sowie von Kaiser Ferdinand III. (1608 - 1657) bewirkten eine rasche Rekatholisierung des Mühlviertels. Aus religiösen, aber auch aus wirtschaftlichen Gründen wanderten nach 1653 viele protestantische Mühlviertler nach Deutschland aus. Das Mühlviertel erlangte den Ruf einer besonderen Treue zur römisch-katholischen Kirche, die Frage des Geheimprotestantismus stellte sich nicht. Von den vier im Mittelalter gegründeten Klöstern im Mühlviertel (Schlägl im Bezirk Rohrbach, Pulgarn/Stadtgemeinde Steyregg im Bezirk Urfahr-Umgebung, Baumgartenberg sowie Waldhausen im Strudengau im Bezirk Perg) konnten sich in den Wirren der Reformationszeit alle bis auf das Kloster in Pulgarn halten, sechs neue klösterliche Niederlassungen entstanden im 17. Jahrhundert (Freistadt, Grein, Münzbach, Pulgarn, Urfahr, Windhaag bei Perg). Nach dem „Josephinischen Klostersturm“ blieb von allen Klöstern und Stiften des Mühlviertels einzig das Stift Schlägl bestehen. Zur selben Zeit wurde das Land ob der Enns von der Diözese Passau abgetrennt und als eigene Diözese Linz eingerichtet. Auch nach Abschluss des Ausbaues des Pfarrnetzes im Mittelalter kam es zur Errichtung einiger neuer Pfarren im Mühlviertel. Im Zuge der Pfarrregulierungen durch Kaiser Joseph II. wurden im Mühlviertel 15 neue Pfarren 42 mit eigenen Schulen errichtet. Kaiser Franz I. (1768 - 1835) überantwortete 1805 das gesamte Volksschulwesen und die Schulaufsicht den kirchlichen Organen. Ab 1869 ging schließlich die Schulaufsicht auf die Landes- und Bezirksstellen über. Der römisch-katholische Pfarrer Martin Boos (1762 – 1825) war Wegbereiter der einzigen evangelischen Pfarrgemeinde im Mühlviertel, Gallneukirchen, aus der sich das „Evangelische Diakoniewerk Gallneukirchen“, das älteste und größte Diakoniewerk in Österreich, entwickelte. Nach der politischen Neuordnung nach dem Ersten Weltkrieg war der religiöse Kontakt zu den nördlichen Nachbarn erschwert, nach 1945 unmöglich gemacht. Im Zuge der nationalsozialistischen Kirchenpolitik wurde 1939 bis 1945 das neu geschaffene Generalvikariat Hohenfurth der Jurisdiktion des Linzer Bischofs unterstellt. Dies waren fünf Dekanate mit 60 Pfarreien und über 87.000 Katholiken. Die Klöster Hohenfurth sowie Schlägl wurden aufgelöst, nach dem Zweiten Krieg wieder eingerichtet. Ab 1945 war das gesamte Mühlviertel für zehn Jahre russische Besatzungszone. Es gab in diesen Jahren nur wenige gezielte oder großflächige Behinderungen der Seelsorge. (vgl. Rehberger 1988, S.283-288) Bis zum Fall des „Eisernen Vorhanges“ 1989 erlebte das Mühlviertel eine bisher nicht gekannte Grenzlandsituation. Änderungen in der Gesellschaftsstruktur des 20. Jahrhunderts haben auch im Mühlviertel das religiöse Leben der Menschen neu geformt. In Österreich bekennen sich knapp 67 % der Gesamtbevölkerung zum römisch-katholischen Glauben (Stand 2009), wobei sich die Zahl kontinuierlich verringert. Ca. 8,5 % aller Einwohner zählen als Gottesdienstteilnehmer (vgl. Medienreferat der Österreichischen Bischofskonferenz 2010, Online). 7.2 Kirchengeschichte – südliches Böhmen Von den Anfängen des Christentums in Südböhmen ist wenig bekannt. Dem hl. Wolfgang geweihte Kirchen werden einer Mission aus Regensburg vor der Gründung des Prager Bistums (973) zugeschrieben. Im 13. Jahrhundert nahm mit der Dichte der Besiedelung auch die Zahl der Kirchen zu. Für Kirchengründungen waren neben religiösen vor allem politisch-wirtschaftliche Beweggründe ausschlaggebend. Besonders der Zweig der Rosenberger des Adelsgeschlechtes der Witigonen ist in diesem Zusammenhang zu nennen. Die ersten Ordensbrüder waren Zisterzienser aus Wilhering, gerufen 1258 von Wok von Rosenberg in das Kloster Vyšší Brod. 1263 gründete König Přemysl Ottokar II. (um 1230 - 1278) das Zisterzienserkloster Zlatá Koruna (Mutterkloster Heiligenkreuz), welches die Bande zwischen den böhmischen und den ehemals Babenberger Ländern verstärken sowie das expandierende Geschlecht der Witigonen einschränken sollte. Benediktiner waren in der Region in Zátoň vertreten. Im Jahre 1350 gründeten die Rosenberger in Český Krumlov ein Kloster der Minoriten. Im Zuge der Kolonisierung des Gebietes durch das Geschlecht der Witigonen sowie der Zisterzienser aus dem Kloster Vyšší Brod kam es zur Gründung zahlreicher neuer Städte und Dörfer, jeweils auch mit Pfarrkirchen. Zu Ende des 13. Jahrhunderts bzw. im Verlauf des 14. Jahrhunderts hatte sich das System der Pfarrgemeinden weitestgehend gefestigt. Innerhalb des Krumauer Dechanats gab es nur wenig Einflüsse, welche das böhmische Reformationsmilieu stärkten. Zu den Hussiten gehörte anfangs auch Ulrich II. von Rosenberg. 1420 nahmen die Hussiten das Kloster Zlatá Koruna ein, die Rosenberger bekamen den Besitz als Pfand und zogen einen Teil der Herrschaft an sich. 1422 wurde das Kloster Vyšší Brod besetzt. Der Versuch, Český Krumlov zu erobern, scheiterte. Mit dem Tod des Führers Jan Žižka von Trocnov 1424 endeten die Züge der Hussiten 43 nach Südböhmen. Da Ulrich II. von Rosenberg zu den bedeutendsten Gestalten des böhmischen katholischen Adels gehörte und die Bevölkerung vorwiegend katholisch blieb, brachte die Zeit der Hussitenkriege an den sakralen Bauten in der Region Český Krumlov keine großen Zerstörungen. Im 15. Jahrhundert galt die Region Krumau als eines der stark katholisch orientierten Zentren in Böhmen. Der Utraquismus, der gemäßigte Teil der hussitischen Bewegung, fand hier keine besondere Verbreitung, es kam sogar zur Neugründung von Klöstern und einer intensiven Bauphase an sakralen Gebäuden, geprägt durch künstlerische Anregungen aus Österreich und Bayern. Eine spezielle Bauart der doppelschiffigen Hallenkirche mit Netzrippengewölbe etablierte sich. Die meisten Baumaßnahmen wurden mit Unterstützung der Rosenberger realisiert, welche ab dem Jahr 1497 auch eine eigene Bauhütte unterhielten, die vor allem aus deutschen Steinmetzen bestand. In Folge kündigte sich die Zeit einer geschwächten katholischen Kirche an, es kam sogar zum Verfall von Klöstern. In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts fanden die Lehren Martin Luthers in Böhmen viele Anhänger. Nach Mitte des 16. Jahrhunderts wurden verstärkt Maßnahmen zur Gegenreformation gesetzt. Eine bedeutende Rolle spielten bei diesen Bemühungen die Jesuiten. Nicht ohne Gewalt ging die Rekatholisierung auf der Klosterherrschaft Vyšší Brod durch Abt Harz von statten. Während des Ständeaufstandes von 1618, der Adel rebellierte gegen die politische Übermacht der Habsburger, wurden die Krumauer Jesuiten vertrieben. Nach der Schlacht am Weißen Berg 1620 und der Niederlage der böhmischen Stände kehrten die Jesuiten aus ihrem österreichischen Asyl wieder nach Böhmen zurück. Zwischen 1621 bis 1623 wurden alle nichtkatholischen Priester aus Böhmen vertrieben, 1627/28 der römisch-katholische Glaube als alleinige Kirche bestätigt. 1630 fand die Rekatholisierung Südböhmens ihren Abschluss. Die eintretende Phase der intensiven Zuwendung zur römisch-katholischen Religion brachte auch eine neue Welle von Bauaktivitäten mit sich, wobei vor allem bestehende gotische Kirchen im Barockstil umgebaut wurden. Vor allem Ordensgemeinschaften prägten bis Ende des 17. Jahrhunderts das geistliche Leben in Südböhmen, Klöster besetzten auch zunehmend Patronatspfarren. Streitigkeiten betreffend der Zuständigkeit von Klöstern und weltlichen Priestern entbrannten. Weiters war sich das erzbischöfliche Konsistorium uneins mit adeligen Patronen über die Einteilung von Pfarren. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts stabilisierten sich die kirchlichen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse zunehmend. Eine Blütezeit der Klöster folgte. Besonders im 17. und 18. Jahrhundert setzt eine rege Wallfahrtstätigkeit ein. Die römisch-katholische Religion schlug in Südböhmen tiefe Wurzeln, das Toleranzpatent von 1781 zur Freiheit anderer Religionen wurde nur wenig genutzt. Die Reformen Kaiser Joseph II. setzten vielen Kapellen, Wallfahrtskirchen und Klöstern in ihrem Bestehen ein Ende. Das Kloster Vyšší Brod entging aber seiner Auflösung. Vom Vermögen der eingestellten kirchlichen Einrichtungen wurden neue, entlegene Kirchen vor allem im Böhmerwald gegründet, was der staatlichen Verwaltung durchaus dienlich war. Diese Kirchen wurden meist als einschiffige Kirchen mit einer ungegliederten Fassade gestaltet. 1773 wird der Jesuitenorden durch Papst Klement XIV. (1705 - 1774) aufgelöst. Infolge der Umwidmungen von Klosterschulen in praktisch orientierte Bildungsinstitute wie Hauptschulen herrschte um 1800 großer Mangel an Priestern. Im 19. Jahrhundert gehörten rund 90% der Bevölkerung Südböhmens der römisch-katholischen Kirche an, antireligiöse, „sozialistische“ Bestrebungen konnten sich nicht durchsetzen. Das Kloster Vyšší Brod wurde zum Zentrum der deutschen römisch-katholischen Aktivitäten. Nach Entstehung der selbständigen Tschechoslowakei (Erste Republik von 1918 - 1938) konstituierte sich 1920 die neue Tschechoslowakische Hussitische Kirche, eine Abspaltung von der römisch-katholischen Kirche, die in Südböh- 44 men jedoch nur wenige Mitglieder für sich gewinnen konnte. Während der Besetzung des Sudetenlandes in der Zeit des Zweiten Weltkrieges wurde ein großer Teil Südböhmens an die Diözese Linz angeschlossen, die Region Český Krumlov war zum Großteil davon betroffen. 1941 wurde das Kloster Vyšší Brod durch die nationalsozialistische Herrschaft aufgelöst. Nach 1945 kamen die vertriebenen Mitglieder des Klosters Vyšší Brod zurück, die deutschen Ordensbrüder mussten das Kloster verlassen. 1950 erfuhr das Zisterzienserkloster neuerlich eine Auflösung, diesmal durch die Kommunisten. Zur Zeit des Kommunismus in Tschechien war die römisch-katholische Kirche einer starken Verfolgung ausgesetzt. Von Seiten der Regierung wurde eine Loslösung der Kirche von Rom zugunsten einer untergeordneten Nationalkirche gefordert (vgl. Janzer 2007, Online). Nach der Wende 1989 wurde das römisch-katholische Klosterleben in Vyšší Brod neuerlich begonnen. Infolge der Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus Böhmen sowie der Errichtung eines streng überwachten, unzugänglichen Grenzstreifens („Eiserner Vorhang“) wurden viele Kirchen im Böhmerwald mit ihren Friedhöfen verlassen, beschädigt oder abgetragen. In die ausgesiedelten Gebiete wurden neue Bewohner gebracht, denen die bestehenden Sakralbauten fremd waren und im Zusammenhang mit der starken Abnahme der Religiosität völlig an den Rand ihrer Interessen rückten. Desinteresse und Vandalismus begünstigten einen weiteren Verfall kirchlicher Objekte. Eine neuerliche Veränderung der gesellschaftlichen Verhältnisse brachte die Grenzöffnung 1989. Einige sakrale Bauten wurden nun saniert, oft mit Unterstützung der ehemaligen Bewohner aus Österreich oder Deutschland. Wegen der geringen Besiedlungsdichte sowie der niedrigen Zahl an römisch-katholischen Gläubigen ist eine zukünftige Nutzung dieser Objekte nicht gesichert. Geblieben ist der Mangel an Priestern, der dazu führt, dass ein Geistlicher oft mehrere Pfarren zu versorgen hat. Mit dem Einsatz von römisch-katholischen Priestern aus Polen im Krumauer Vikariat wird versucht, das Problem zu mildern. (vgl. Mésto Český Krumlov 2006, Online) Tschechien gilt mit knapp 30 % bekennenden Katholiken (Volkszählung 2001) als „atheistische Hochburg Europas“, wobei die Zahl der Christen tendenziell weiter fällt. Praktizierende Christen machen etwa 5 % der Gesamtbevölkerung aus. Auf dem Land ist die Zahl der Gläubigen geringer als in den Städten (vgl. Sliva 2004, Online). 45 II. Spezieller Teil 8. Bestandsaufnahme 8.1 Erläuterung der Auswahl der Beispiele In Anlehnung und Ergänzung der Arbeiten zur Bestandserfassung von Kirchhöfen in Österreich durch Prof. Dr. Ing. Ralph Gälzer grenzt sich das vorliegende Aufnahmegebiet auf den politischen Bezirk Freistadt in Oberösterreich ein, ungeachtet der kirchlichen Verwaltungseinheiten. Ergänzend wurde der grenznahe Bereich des Bezirkes Český Krumlov der Jihočeský kraj (Südböhmische Region) in Tschechien in das Aufnahmegebiet eingebunden. Als Kirchhof wurden jene Anlagen eingestuft, die einen umfriedeten, belegten Bestattungsplatz um eine Kirche aufweisen. Kirchhofanlagen, die, dem bisherigen Bestattungsplatz angrenzend, um einen Friedhof erweitert wurden und den nach wie vor belegten Kirchhof noch als solchen erkennen lassen, wurden ebenfalls in die Auswahl genommen. Bereits aufgelassene, nicht mehr belegte Kirchhofanlagen entsprechen nicht den Kriterien der Erhebung und blieben unberücksichtigt. 8.1.1 Bezirk Freistadt Grundlegende Aufgabenstellung der vorliegenden Arbeit war es, alle noch belegten Kirchhofanlagen bzw. Kirchhofanlagen mit Friedhofserweiterung im Bezirk Freistadt aufzufinden, zu beschreiben und zu kartieren. Aufgrund mei- ner Ortskundigkeit war es für den genannten Bereich möglich, vorerst ohne Studium von Kartenmaterial und Schriften sowie ohne einer Beurteilung vor Ort die meisten der letztlich zur Bearbeitung anstehenden Anlagen aufzulisten und zu verorten. Durch Einsichtnahme in Orthofoto- und Luftbilddatenbanken (DORIS - Digitales Oberösterreichisches Raum-InformationsSystem, Google-Maps) zeigten sich viele der zu anfangs ausgewählten Kirchhöfe den genannten Auswahlkriterien entsprechend, andere Anlagen kamen neu hinzu. Im Zuge erster Begehungen im Jahr 2008 erwiesen sich allerdings einzelne Beispiele im Detail doch nicht den erforderlichen Merkmalen der Auswahl genügend und wurden aus der weiteren Bearbeitung herausgenommen. Schlussendlich waren es aus dem Bezirk Freistadt elf Kirchhofanlagen bzw. Kirchhofanlagen mit Friedhofserweiterung sowie zwei Friedhofsanlagen, die einer eingehenden Betrachtung unterzogen wurden. Zusätzlich kam die Untersuchung dreier, bereits aufgelassener, architektonisch aber interessanter Kirchhöfe sowie der vorhanden zwei Kriegsgräberstätten im Bezirk hinzu. Insgesamt weist der Bezirk Freistadt 17 aufgelassene Kirchhöfe, 10 aktuell belegte Kirchhöfe bzw. Kirchhöfe mit Friedhofserweiterung, 18 aktuell belegte Friedhöfe und zwei Kriegsgräberstätten auf (siehe Tab. 1). Der politische Bezirk Freistadt (994 km², 2011: 64.982 Einwohner) setzt sich aus acht Gemeinden, 17 Marktgemeinden und zwei Städten zusammen. 27 Pfarren in drei Dekanaten (Freistadt, Pregarten, Unterweißenbach) teilen sich den Bezirk, wobei sich die kirchlichen nicht mit den politischen Verwaltungseinheiten decken. 46 8.1.1.1 Bearbeitete Kirchhöfe im politischen Bezirk Freistadt Grünbach Gutau Hirschbach im Mühlkreis Lasberg Leopoldschlag Rainbach im Mühlkreis Sandl St. Leonhard bei Freistadt St. Peter bei Freistadt Waldburg Wartberg ob der Aist Weiters wurden folgende Friedhofsanlagen bearbeitet bzw. besucht: Freistadt, Liebfrauenkirche, ehem. Kirchhof Freistadt, Russischer Soldatenfriedhof Freistadt, Soldatenfriedhof beider Weltkriege Kaltenberg, Friedhof Liebenau, Friedhof Neumarkt im Mühlkreis, ehem. Kirchhof Windhaag bei Freistadt, ehem. Kirchhof Aufgrund der kunst- sowie kulturhistorisch überregional bemerkenswerten ehemaligen Kirchhofanlage der Liebfrauenkirche in Freistadt wurde der Kreis der im Detail bearbeitetenden Beispiele für den Bezirk Freistadt um diese eine Anlage erweitert. Weiters wurden die Friedhofsanlagen Liebenau sowie Kaltenberg in die Aufnahmetätigkeit mit einbezogen, da sie wegen ihrer räumlichen Struktur und Organisation Grenzfälle eines Kirchhofes darstellen. 8.1.2 Bezirk (Okres) Český Krumlov Erst später wurde die Arbeit durch einen Vergleich der Kirchhofanlagen des Bezirkes Freistadt mit bestehenden Anlagen des grenznahen Gebietes des tschechischen Bezirkes Český Krumlov in Südböhmen (Jihočeský kraj) ergänzt. Hier kam ausschließlich die Auswahl von Beispielen über die Suche in Orthofotos und Luftbildern (Google-Maps, Katastrální mapa obce Blansko u Kaplice/Katastrální úřad Český Krumlov, Mapy.cz, ) zu tragen. Neben acht noch belegten Kirchhofanlagen bzw. Kirchhofanlagen mit Friedhofserweiterung wurden ein aufgelassener Kirchhof sowie vier aufgelassene Friedhöfe, zum Teil im ehemaligen militärischen Sperrgebietes an der Tschechisch-Österreichischen Staatsgrenze liegend, besucht. Nach Begehung wurde die Liste der ausgewählten Friedhöfe um jene Anlagen, die den Merkmalen eines Kirchhofes nicht bis nur schemenhaft entsprechen, korrigiert. Bei den, für eine eingehende Bearbeitung gewählten Anlagen handelt es sich keineswegs um eine komplette Erfassung aller Kirchhöfe für den Bezirk Český Krumlov handelt, sonder nur um eine Auswahl von Beispielen, die entweder dem Idealbild eines Kirchhofes am ehesten entsprechen oder architektonisch als besonders interessant scheinen. Der politische Bezirk (Okres) Český Krumlov (1.615 km², 2007: 60.708 Einwohner), gegliedert in die beiden Rechtsgebiete von Gemeinden mit erweiterten Vollmachten (Správni obvod obce s rozšířenou působnstí) Český Krumlov und Kaplice, umfasst 45 Gemeinden, davon sechs Städte und drei Minderstädte (Městyse). Das Territorium des Vikariates Český Krumlov mit 46 Pfarrgemeinden ist mit dem politischen Bezirk ident. 8.1.2.1 Bearbeitete Kirchhöfe im politischen Bezirk Český Krumlov Blansko u Kaplice Malonty Malšín Rožmitál na Šumavě Soběnov Svéraz Světlík Zátoň Weiters wurden folgende Friedhofsanlagen besucht: Dolní Dvořiště, ehem. Kirchhof Hartunkov, ehem. Friedhof Hojná Voda, ehem. Friedhof Pohoří na Šumavě, ehem. Friedhof Pohorská Ves, ehem. Friedhof Rožmberk nad Vltavou, Alter jüdischer Friedhof (Gründung vor 1480) Rožmberk nad Vltavou, Neuer jüdischer 47 Abb. 1 Übersicht, Jihočeský kraj (Südböhmische Region), Oberösterreich. Jihočeský kraj (Südböhmische Region) České Budějovice (Budweis) Oberösterreich Linz Okres Český Krumlov Vikariat Český Krumlov Chvalšiny va Nová Ves Křemže Vlta Brloh Chlumec Dolní Třebonín Holubov Zlatá Koruna Srnín Vltava Přisečná Mojné Velešín Zvíkov Mirkovice Kájov Český Krumlov Zubčice Netřebice Horní Planá Besednice Přídolí Věžovatá Střítež Větří Hořice na Šumavě Pláně Kaplice Soběnov Bohdalovice Černá v Pošumaví Blansko Světlík Benešov nad Černou Omlenice Zátoň Boletice Údolní nádrž Lipno Kaplice Malonty Rožmitál na Šumavě Bujanov Frymburk Malšín Dolní Dvoříště Lipno nad Vltavou Rožmberk nad Vltavou Horní Přední Výtoň Loučovice Dvořiště Vyšší Brod Leopoldschlag Český Krumlov Rainbach i. Mkr. Pohorská Ves Windhaag b. Fr. zu Diözese St. Pölten Sandl Dekanat Freistadt Grünbach St. Peter Waldburg Freistadt St. Oswald b. Fr. Hirschbach Lasberg Bezirk Freistadt Kefermarkt Neumarkt i. Mkr. Unterweitersdorf zu Dekanat Gallneukirchen Weitersfelden Kaltenberg St. Leonhard b. Fr. Gutau Hagenberg Pregarten Wartberg o.d. Aist Liebenau Unterweißenbach Königswiesen Schönau i. Mkr. Mönchdorf Bad Zell Pierbach Tragwein Dekanat Unterweißenbach Dekanat Pregarten Abb. 2 Übersicht, Okres Český Krumlov (Bezirk Český Krumlov), Bezirk Freistadt. Pfarre Bad Zell Marktgemeinde Bad Zell 2 Ortsfriedhof Freistadt Pfarrfriedhof Grünbach b.Fr. 9 15 16 Kirche G neu 2000 P P P G 1979/80 P P P G P + + G G + + G neu 2009 G/P P + P/G P G 1980 G P + P - P/G P P G 1982 + G G + P P + + Kirchhof teilw. belegt, Friedhofserweiterungen 1903, 1982. 1785 P P P G 1982/83 um 1800 Kirchhof um 1800 aufgelassen, Friedhofneubau am östlichen Ortsrand. Ortsfriedhof Königswiesen Ortsfriedhof Mönchdorf P 1840 G P P P P G/P um 1980 G/P P P 1984 P P + + P + + Kirchhof 1840 aufgelassen, Friedhofneubau am nordöstlichen Ortsrand, Aufbahrungshalle bei der Kirche. P 1836 P P P P 1987 P P + Kirchhof aufgelassen, Friedhofneubau am östlichen Ortsrand 1836, Aufbahrungshalle bei der Kirche. Ortsfriedhof Lasberg - P P P G 1978 G G + G 1981 G G + G/P P + G + + + Kirchhof belegt, Aufbahrungshalle neben Pfarrhof. Pfarrfriedhof Leopoldschlag - P P P + Kirchhof teilw. belegt, Friedhofserweiterungen 1962/63, 1981. Ortsfriedhof Liebenau 1756 P P P G/P 1975 Friedhof an der Kirche 1756 angelegt nach Errichtung der Pfarrkirche 1754/55. Ortsfriedhof Neumarkt i.M. 1854 G G G G neu 2004 G Pfarre Neumarkt im Mühlkreis Marktgemeinde Neumarkt i.M. Kirchhof 1854 aufgelassen, Friedhofneubau am westlichen Ortsrand, Friedhof seit 1997 Gemeindeangelegenheit. Ortsfriedhof Pierbach um 1875 Pfarre Pierbach Gemeinde Pierbach Kirchhof um 1875 aufgelassen, Friedhofsneubau am östlichen Ortsrand, Aufbahrungshalle unter Denkmalschutz. Ortsfriedhof Pregarten 1845 P P P P P P P G neu 1990 P G P + + B + + P + + Friedhof nie an der Kirche, Friedhof 1845 verlegt, Friedhofserweiterungen 1926, 1982. Ortsfriedhof Rainbach i.M. Pfarre Rainbach im Mühlkreis Marktgemeinde Rainbach i.M. B = Bestatter S = Stiftung Starhemberg - = Daten fehlen Pfarrhof Verwaltung Friedhof Eigentum Kirchhof Errichtung P Pfarre Kefermarkt Marktgemeinde Kefermarkt Pfarre Pregarten Stadtgemeinde Pregarten 17 P Ortsfriedhof Kefermarkt Pfarre Liebenau Marktgemeinde Liebenau 14 P Friedhof an der Kirche 1785 nach Erhebung zur Pfarre angelegt. Pfarre Leopoldschlag Marktgemeinde Leopoldschlag 13 + Friedhof nie an der Kirche, Friedhof östlich nahe der Kirche 1784 seit Erhebung zur Pfarre, letzte Friedhofserweiterung 1980 (Gemeinde). Ortsfriedhof Kaltenberg Pfarre Lasberg Marktgemeinde Lasberg 12 + 1784 Ortsfriedhof Hirschbach i.M. Pfarre Mönchdorf Marktgemeinde Königswiesen 11 P - Ortsfriedhof Hagenberg i.M. Pfarre Königswiesen Marktgemeinde Königswiesen 10 P Kirchhof teilw. belegt, Friedhofserweiterung 1963. Pfarre Kaltenberg Gemeinde Kaltenberg 8 - - Pfarre Hirschbach im Mühlkreis Gemeinde Hirschbach i.M. 7 P Kirchhof teilw. belegt, ehem. Totenkammer am Kirchhof im Eigentum der Gemeinde, letzte Friedhofserweiterung 1983/84 (Beiträge der Gemeinde). Ortsfriedhof Gutau Pfarre Hagenberg im Mühlkreis Marktgemeinde Hagenberg i.M. 6 P Kirchhof bis 1855 an der Liebfrauenkirche, Friedhofneubau am südlichen Stadtrand, Friedhofserweiterung um 1950. Pfarre Gutau Marktgemeinde Gutau 5 P P 1855 Pfarre Grünbach bei Freistadt Gemeinde Grünbach bei Freistadt 4 - Kirchhof 1791 aufgelassen, Übernahme eines bestehenden, zweiten Friedhofes (erstmals 1636 erwähnt) am nordwestlichen Ortsrand. Pfarre Freistadt Stadtgemeinde Freistadt 3 Pflege Pfarrfriedhof Bad Zell Verwaltung 1 Eigentum Tab. 1 Bestattungsplätze im politischen Bezirk Freistadt Denkmalsch.* Aufbahrungshalle Errichtung Bestattungsplatz - P P P P 1969/70 P Kirchhof teilweise belegt, Friedhofserweiterungen nach 1828, 1950/51, Aufbahrung in der Michaelskapelle (Karner), Kapelle unter Denkmalschutz. Kirchhof belegt Bestattung aufgelassen P Pfarre (Pfarrgem.) G (Pol.) Gemeinde * Bundesdenkmalamt Österreich - Denkmalliste Oberösterreich: unbewegliche und archäologische Denkmale unter Denkmalschutz, Stand 30.05.2011 (Bundesdenkmalamt Österreich 2011, Online) 48 49 Pfarre Sandl Gemeinde Sandl 19 Ortsfriedhof Schönau i.M. Pfarre Schönau im Mühlkreis Gemeinde Schönau im Mühlkreis 20 21 23 Ortsfriedhof St. Oswald b.F. 29 Ortsfriedhof Unterweißenbach Kirche Pfarrhof Verwaltung Friedhof Eigentum Kirchhof Errichtung P P P P 1983 P P + G P G P G P G 2007 G G + G 1984 G G + - P P P - P P + + Ehem. Friedhof von Freistadt, 1914/16 Friedhof des Kriegsgefangenenlagers Freistadt, Kirchhof teilw. belegt, Aufbahrung in der Kalvarienbergkapelle. P 1787 P P P P P P P 1971 G neu 1990 P P P P + + + + Kirchhof 1787 aufgelassen, Friedhofneubau am südwestl. Ortsrand, Grabdenkmal/Epitaph unter Denkmalschutz, Aufbahrungshalle bei der Kirche. - P P P G 1984 G G + + P P G 1975 S G + + Kirchhof belegt. - P Kirchhof teilw. belegt, Friedhofserweiterungen 1932, 1952, 1975, Aufbahrung in der Michaelskapelle, Kapelle unter Denkmalschutz. P 1801 P P P G 1976/77 G G + + G G + + Kirchhof 1801 aufgelassen, Friedhofneubau am südwestlichen Ortsrand. Gemeindefriedhof Windhaag b.Fr. G 1981 Kirchhof 1981 aufgelassen (Platzmangel, Grundkaufproblematik im Ortszentrum), Friedhofneubau am südöstlichen Ortsrand. G G G G 1981 Ehem. Friedhofskirche (Liebfrauenkirche) + + Ehem. Spitalskirche mit Friedhof (urk. 1345), ab ca. 1450 nur mehr Friedhofskirche und Friedhof der Stadt, Erweiterung 1557, Kirchhof 1855 aufgelassen. Ehem. Spitalskirche (Johanneskirche) + Ehem. Friedhof für „Sondersieche“ (urk. 1385), ab ca. 1450 Friedhof des Bürgerspitals, Kirche 1789 profaniert, 1857 Wiederweihe, Friedhof aufgelassen, bis 2000 Aufbahrungshalle der Pfarre Freistadt, Eigentum der Stadt. Filialkirche St. Michael ob Rauchenödt + + Filialkirche von Grünbach bei Freistadt mit Bestattungsrecht (urk. 1380/94), ehem. Mesnerhaus unter Denkmalschutz, Kirchhof aufgelassen. Ehem. Wenzelskirche + 1208 urk. erw., vorm. von Friedhof (aufgelassen) und Mauer umgeben, 1786 gesperrt, Getreidespeicher, ab 1964 Kriegerdkm. des Bezirkes Freistadt. Russischer Soldatenfriedhof Sowjetrussischer Friedhof der Besatzungszeit 1945 bis 1955 am nördlichen Stadtrand (68 Gräber). Soldatenfriedhof beider Weltkriege Stadtgemeinde Freistadt + Kirchhof 1909 aufgelassen, Friedhofneubau am westlichen Ortsrand nahe der Kirche. Pfarre Windhaag bei Freistadt Marktgemeinde Windhaag b.Fr. Stadtgemeinde Freistadt 34 P 1909 Pfarrfriedhof Wartberg o.d.Aist Ortsfriedhof Weitersfelden + Kirchhof 1853 aufgelassen, Friedhofneubau am nordöstlichen Ortsrand. Ortsfriedhof Waldburg Pfarre Wartberg ob der Aist Marktgemeinde Wartberg o.d.Aist 33 P 1853 um 1850 Pfarre Grünbach bei Freistadt Gemeinde Grünbach bei Freistadt 32 + Kirchhof um 1850 aufgelassen, Friedhofneubau westlich der Kirche. Pfarre Freistadt Stadtgemeinde Freistadt 31 P Ortsfriedhof Tragwein Pfarre Freistadt Stadtgemeinde Freistadt 30 P Pfarre Tragwein Marktgemeinde Tragwein Pfarre Weitersfelden Marktgemeinde Weitersfelden 28 P 1970 Kirchhof belegt, Friedhofserweiterungen 1949, 2010 (Gemeinde). Ortsfriedhof St. Peter Pfarre Wartberg ob der Aist Marktgemeinde Wartberg o.d.Aist 27 P G 2007 Pfarre Waldburg Gemeinde Waldburg 26 P Kirchhof seit 2007/08 nicht mehr neu belegt (Platzmangel, örtliche Bodenbeschaffenheit), Friedhofneubau am nördlichen Ortsrand. Pfarre Unterweißenbach Marktgemeinde Unterweißenbach 24 P Ortsfriedhof St. Leonhard b.Fr. Pfarre Freistadt Gemeinde Waldburg 22 - Pfarre St. Leonhard bei Freistadt Marktgemeinde St. Leonhard b.Fr. Pfarre St. Oswald bei Freistadt Marktgemeinde St. Oswald b.Fr. 25 Pflege Ortsfriedhof Sandl Verwaltung 18 Eigentum Tab. 1 Fortsetzung Bestattungsplätze im politischen Bezirk Freistadt Denkmalsch.* Aufbahrungshalle Errichtung Bestattungsplatz Soldatenfriedhof Freistadt-Jaunitzbachtal am südlichen Stadtrand, 1916 bis 1918 Friedhof des Kriegsgefangenenlagers Freistadt (388 verstorbene italienische und russische Soldaten), Sammelfriedhof für Opfer des Zweiten Weltkrieges (2.365 Kriegstote aus 14 Nationen), 1972 eingeweiht. 50 Friedhof (Gründung Ende 19. Jhdt.) Zugunsten eines kompakten Umfanges der vorliegenden Arbeit, wurden schließlich die acht bearbeiteten Kirchhofanlagen im Bezirk Český Krumlov auf die drei Anlagen Blansko, Světlík und Zátoň in detaillierter Beschreibung und Darstellung reduziert. 8.2 Aufnahmemethodik Nach Auswahl der Kirchhofanlagen anhand von Orthofotos und Luftbildern und Korrekturen der Beispiellisten wurden optimale Fahrtrouten für eine einleitende Serie von Begehungen der Kirchhöfe im Bezirk Freistadt im Herbst 2007 erstellt. Um erste Eindrücke der ausgewählten Anlagen zu erlangen, wurden, ausgestattet mit einem Luftbild, Spaziergänge innerhalb und um die Friedhöfe, verbunden mit der Erstellung überblickschaffender Skizzen und Fotoaufnahmen, unternommen. Entdeckte Gebrauchsspuren gaben Hinweise auf differenzierte Nutzungen der Kirchhöfe. Bereits bei diesen Rundgängen fanden erste, zufällige Gespräche mit ortsansässigen Bewohnern, Privatpersonen auf den Friedhöfen, Mesnern, Totengräbern oder anderen Personen der Friedhofserhaltung statt. Wenn vorhanden wurden Kirchenführer oder Postkarten der Anlagen erworben und gesammelt. Meist wurde erst im Zuge einer zweiten Begehung eine Beschreibung der natur- und kulturräumlichen Gegebenheiten, eine genauere Aufnahme der räumlichen Ausprägung, der baulich-räumlichen Organisation und materiellen Ausstattung nach einem vorher erstellten Erfassungsbogen durchgeführt, Grundrissskizzen und Schnittzeichnungen angefertigt, Spuren des Gebrauchs sowie der Erhaltungszustand erfasst. Soweit möglich wurden gleichzeitig Gesprächstermine mit den für den jeweiligen Friedhof verantwortlichen Personen der Pfarre (Pfarrer, Pfarrsekretär, Pfarrarchivar) und Personen der kommunalen Verwaltung (Bürgermeister, Gemeindesekretär, Gemeindebedienstete) vereinbart. Bei den als leitfadengesteuerte Interviews geführten Befragungen wurde vorallem solchen Fragethemen nachgegangen, die sich durch die bereits genannten Arbeitsmethoden nicht in ausreichender Form klären liessen. Bei den Gesprächen wurden Pläne und Karten, Fotos, Chroniken und Heimatbücher aus Pfarr- und Gemeindearchiven ausgehoben und zur weiteren Verwendung zur Verfügung gestellt. Die Phase der zweiten Begehung fiel in die Monate Februar, November und Dezember 2008 sowie Jänner 2009. Wenn nötig, wurde noch eine dritte oder vierte Begehung organisiert. Eine Literatur- und Datensammlung zur historischen Entwicklung und den sozialen und sozioökonomischen Rahmenbedingungen der jeweiligen Regionen, einer Gemeinde, einer Pfarre, eines Ortes und ihrer Bewohner war neben den Begehungen und Bestandsaufnahmen vor Ort eine weitere wichtige Grundlage für folgende Arbeitsschritte. Neben den Recherchen in den jeweiligen Pfarrund Gemeindearchiven des Bezirkes Freistadt wurde weiters das Diözesanarchiv Linz, die Studienbibliothek Linz, verschiedene Buchantiquariate, diverse Bibliotheken an Universitäten und anderen öffentlichen Stellen, Recherchen im Internet sowie schriftliche, telefonische oder persönliche Anfragen als Quellen für die notwendige Datensammlung herangezogen. Für die Erstellung der Grundrisse und Schnitte dienten vor allem Vermessungen vor Ort, Orthofotos und Luftbilder, der Josephinische Kataster sowie der Franziszeische Kataster, aktuelle Orts- und Katasterpläne und auch, wenn vorhanden, Gräberpläne als Grundlage. Die Daten für eine Übersicht aller Kirch- bzw. Friedhöfe im Bezirk Freistadt wurden teils telefonisch, teils per E-Mail von den Pfarr- sowie Gemeindeadministrationen eingeholt oder aus vorliegender Literatur entnommen. Für die genannten Beispiele aus dem Bezirk Český Krumlov wurde dasselbe Aufnahmeverfahren angewandt, allerdings aufgrund der sprachlichen Schwierigkeit keine Interviews sondern nur zufällige Gespräche auf den Friedhöfen mit meist ortsansässigen Privatpersonen geführt. Eine erste Begehung der tschechischen Anlagen erfolgte im August 2008. Im Oktober 2009 fand weiters eine zweitägige Studienfahrt 51 mit Prof. DI Dr. Hermann Reining zu ausgewählten Beispielen in beiden Bezirken des Aufnahmegebietes statt. Die Recherchen bezüglich der Kirchhöfe in Tschechien gestalteten sich aufgrund der Sprachbarriere etwas schwieriger. Hier wurde vor allem auf deutschsprachige Literatur bzw. ins Deutsche oder Englische übersetzte Texte, Schriftgut aus der Zeit der Monarchie, aktuelle Online-Beiträge sowie tschechische OnlineDatenbanken zurückgegriffen. Für die Erstellung der Grundrisse und Schnitte wurden Aufzeichnungen der Begehungen, Orthofotos und Luftbilder, der Josephinische Kataster sowie der Franziszeische Kataster und aktuelle Orts- und Katasterpläne als Datengrundlage herangezogen. 8.2.1 Aufnahmeschema Die Anlagen beider Bezirke wurden nach folgendem, an eine „Auflistung von Merkmalen für die Aufnahme“ von Prof. Dr. Ing. Ralph Gälzer orientierten Aufnahmeschema bearbeitet: Lage und Geschichte des Ortes Bevölkerung Pfarre Pfarrkirche Pfarrhof Kirch-/Friedhof Ensemblewirkung Kirchhof, Friedhof als bauliche Anlage Form, Größe Beschreibung der ursprünglichen Anlage Bauliche Elemente auf dem Friedhof Umfriedung Eingangssituation/Tore Wegesystem Raumaufteilung Einteilung der Grabfelder Urnenbestattung Friedhofskreuz Aussegnungshalle (Leichenhalle) Infrastruktur (Möblierung, Beleuchtung, Wasserversorgung, Abfallentsorgung) Kleindenkmäler außerhalb des Friedhofs Landschaft, Umfeld, Bepflanzung Lage/Bezug zur Landschaft und zum Ort Vorplatz zum Kirchhof Gartenarchitektonischer Charakter, Bepflanzung Grundwasser Bodenarten/Bodentyp Beisetzungen, Gräber Bestattungsbräuche Gräber Grabeinfassung Art der Grabgestaltung Nummerierung Grabmale Art, Typus, Form der Grabzeichen Kunsthandwerkliche Tradition Gesteinsarten Art der Inschriften Figurale Darstellungen Besondere Grabmale Grabstätten und Mahnmale für Opfer der Kriege und Gewaltherrschaft Gestalterische Ausdrucksform Erhaltungszustand Bewertung der Anlage Von allen Kirch- und Friedhofsanlagen wurden mehr Informationen gesammelt, als in den weiteren Ausführungen untergebracht werden konnten. 52 53 9. Beschreibung der Anlagen 9.1 Typisierung Im Zuge der Bestandsaufnahmen hat sich bald eine mögliche Typisierung der untersuchten Friedhofsanlagen in Hinblick auf Merkmale der baulich-räumlichen Organisation entwickelt: 1.) Friedhof mit neu belegten Bestattungsflächen der Kirche vorgelagert (Kaltenberg, Liebenau). 2.) Kirchhof mit neu belegten Bestattungsflächen um die Kirche (Lasberg, Waldburg, St. Peter). 3.) Kirchhof mit neu belegten Bestattungsflächen um die Kirche und einer angrenzenden, aktuell belegten Friedhofserweiterung (Rainbach im Mühlkreis, Sandl). 4.) Kirchhof mit nur mehr teilweise neu belegten Bestattungsflächen rund um die Kirche und einer angrenzenden, aktuell belegten Friedhofserweiterung (Grünbach, Gutau, Hirschbach im Mühlkreis, Leopoldschlag, Wartberg ob der Aist). 5.) Kirchhof mit nicht mehr neu belegten Bestattungsflächen rund um die Kirche und einem belegten Friedhofsneubau abseits der Kirche (St. Leonhard bei Freistadt). 6.) Kirchhof mit zur Gänze aufgelassenen Bestattungsflächen (Freistadt). 9.2 Übersicht der Beispiele Im Folgenden werden die zuvor kurz erläuterten Kirch-/Friedhofanlagen im Bezirk Freistadt, nach der genannten Typisierung differenziert, in einer Übersicht dargestellt. Die drei Beispiele aus dem Bezirk Český Krumlov werden in alphabetischer Reihenfolge angeführt. 54 9.2.1 Abb. 3 Friedhof Kaltenberg, 2008. 0 5 Meter N Der, an exponierter Lage gegründete, weithin sichtbare Wallfahrtsort Kaltenberg erhält 1781 eine barocke Kirche und wird als Pfarre 1785 eigenständig. Der Kirche ist in Richtung Südwesten ein schmales Friedhofsareal vorgelagert. Alle Grabstellen zeigen entsprechend dem Verlauf der Friedhofsmauer in Richtung Kirche. Bemerkenswert ist die Dominanz von Grabkreuzen aus Schmiedeeisen. 9.2.2 Friedhof Liebenau Abb. 4 Friedhof Liebenau, 2007. 0 5 Meter N Liebenau, ein ehemals kleiner Weiler, erhielt seine zentrale Funktion erst mit der Errichtung von Kirche und Pfarrhof 1754/56. Die spätbarocke Kirche mit vorgelagertem Friedhof bildet das Zentrum des Ortes. Alle Gräber zeigen in geradlinigen Reihen in Richtung der Kirche. Bemerkenswert ist das sogenannte „Glasmacherkreuz“ aus 1776 sowie die häufige Nennung von Wohnadressen auf Grabinschriften. Friedhof mit neu belegten Bestattungsflächen der Kirche vorgelagert. Friedhof Kaltenberg 9.2.3 Abb. 5 Kirchhof Lasberg, 2008. 0 5 Meter N Lasberg wird erstmals 1125 urkundlich genannt. Die Pfarrkirche mit Kirchhof liegt im westlichen Teil des geschlossen umbauten Dreieckplatzes. Die Grabstellen sind in geradlinigen Reihen mit Blick zur Kirche hin angeordnet. Mehrere Schmiedeeisenkreuze des 18. sowie 19. Jahrhunderts mit Blechschnittfiguren sowie das barocke Hauptportal in den Kirchhof sind gesondert zu erwähnen. 9.2.4 Kirchhof Waldburg Abb. 6 Kirchhof Waldburg, 2008. 0 5 Meter N Waldburg, als planmäßiger Kirchort um einen Anger mit Kirche und Kirchhof angelegt, wird als Pfarre 1220 genannt. Das Ensemble der spätgotischen Kirche mit Kirchhof prägt das Ortsbild wesentlich. Die Gräber sind in geradlinigen Reihen mit Blick zur Kirche orientiert. Bemerkenswert ist die überwiegende Anzahl von Schmiedeeisenkreuzen sowie ein Friedhofsoculus an der Kirchennordwand. Kirchhof mit neu belegten Bestattungsflächen um die Kirche. Kirchhof Lasberg Kirchhof mit neu belegten Bestattungsflächen um die Kirche und einer angrenzenden, aktuell belegten Friedhofserweiterung. Kirchhof mit neu belegten Bestattungsfl. um die Kirche. 55 9.2.5 Kirchhof St. Peter St. Peter, ein kleiner Weiler auf einer Bergkuppe, wird um 1200 als Pfarre gegründet. Die beiden spätgotischen Sakralbauten, ehem. Pfarrkirche und adelige Grabkapelle, werden von einer Kirchhofmauer umschlossen. Die wenigen Grabstellen am grasbewachsenen Kirchhof sind geradlinig in Richtung Kirche hin orientiert, Gräber nahe der Kirche weisen von der Kirche weg. Im 13. Jahrhundert diente das Areal als Bestattungsort der Stadt Freistadt, im Ersten Weltkrieg einige Jahre als Friedhof des Kriegsgefangenenlagers Freistadt. 0 5 Meter N Abb. 7 9.2.6 Kirch-/Friedhof Rainbach i.M. Rainbach, ein Kirchweiler um die erhöhte Kirche mit einem Reihendorf südlich davon, liegt auf einer Hochfläche an der Mühlviertler Landesstraße (B310). Pfarre und Pfarrkirche Rainbach wurden erstmals 1289 urkundlich erwähnt. Die spätgotische Kirche und die bemerkenswerte Friedhofskapelle mit Beinhaus aus der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts stehen inmitten des ursprünglichen Kirchhofes. Die letzte Friedhofserweiterung aus 1950/51 veränderte die Bestattungsanlage in Form und Größe maßgeblich. Die Grabstellen der südlichen Gräberfelder sind in geradlinigen Reihen zur Kirche hin orientiert, die Grabanordnung der Friedhofserweiterung dem Verlauf der Friedhofsmauer angepasst. Kirchhof St. Peter, 2007. 0 5 Meter N Abb. 8 Kirch-/Friedhof Rainbach, 2007. 9.2.7 Kirch-/Friedhof Sandl Sandl, eine einstige Streusiedlung auf einer Hochebene, erhielt mit Bau von Pfarrkirche, Pfarrhof und Schule 1739-42 ein Zentrum. Die barocke Kirche prägt das heutige Ortsbild wesentlich. Am Kirchhof sind die Gräber in geradlinigen Reihen zum Kirchengebäude hin orientiert. Bemerkenswert sind zweisprachige Grabtafeln (Deutsch/Tschechisch) aus der Zeit um 1900 sowie die häufige Nennung von Berufsbezeichnungen auf Grabinschriften. In den Jahren 1949 sowie 2008/09 wurde der Kirchhof erweitert. 0 5 Meter N Abb. 9 Kirch-/Friedhof Sandl, 2008. 56 9.2.8 0 5 Meter N Abb. 10 Kirch-/Friedhof Grünbach, 2008. Grünbach bei Freistadt, erstmals 1270 urkundlich erwähnt, war ursprünglich ein Reihendorf mit ausschließlich bäuerlichen Wohn- und Wirtschaftsgebäuden. Die Pfarrkirche mit Kirch- bzw. Friedhof sowie Pfarrhof liegt erhöht im Nordwesten des Ortes. Die verbliebenen Grabstellen am Kirchhof sind in geradlinigen Reihen der Kirche zugewandt, die Gräber der Friedhofserweiterungen in geradlinigen Reihen parallel zum Hauptweg ausgerichtet. An der Friedhofsmauer befinden sich mehrere Gräber mit Grabtafeln. 9.2.9 Kirch-/Friedhof Gutau Abb. 11 Kirch-/Friedhof Gutau, 2007. 0 5 Meter N Gutau, ein Marktflecken um einen Dreiecksplatz, wird als Pfarre erstmals 1131 erwähnt. Die Pfarrkirche liegt abgerückt östlich vom Marktplatz, umgeben vom Kirchhof. Am, nur mehr östlich sowie südlich belegten Kirchhof sind die Grabstellen konzentrisch um die Kirche angeordnet. Der Kirchhof wurde 1963 um einen angrenzenden, rasterförmig belegten Friedhof erweitert. Zwei mittelalterliche Grabsteine sowie eine, ehemals freistehende Grabkapelle sind hervorzuheben. 9.2.10 Kirch-/Friedhof Hirschbach Abb. 12 Kirch-/Friedhof Hirschbach, 2007. 0 5 Meter N Hirschbach i.M., ein, zu einem Gassendorf erweiterter Kirchenweiler mit nördlich erhöht stehender Kirche, war über Jahrhunderte ein vielbesuchter Wallfahrtsort. 1374 wurde die neugebildete Pfarre erstmals urkundlich erwähnt. Die spätgotische Kirche mit umgebender Kirchhofmauer bestimmt das Ortsbild. Alle Gräber des Kirchhofes sowie der beiden Friedhofserweiterungen aus 1903 bzw. 1982 sind, zumeist in geradliniger Anordnung, zur Kirche hin orientiert. Die exponierte Lage im Hang macht eine Vielzahl von Stützmauern, Rampen- und Treppenanlagen erforderlich. Kirchhof mit nur mehr teilweise neu belegten Bestattungsflächen rund um die Kirche und einer angrenzenden, aktuell belegten Friedhofserweiterung. Kirch-/Friedhof Grünbach 57 9.2.11 Kirchhof mit nur mehr teilweise neu belegten Bestattungsflächen rund um die Kirche und einer angrenzenden, aktuell belegten Friedhofserweiterung. Kirch-/Friedhof Leopoldschlag Leopoldschlag, mit geschlossener Verbauung um einen Dreiecksplatz, wird erstmals 1356 als Markt und Pfarre genannt. Die Pfarrkirche mit nur mehr teilweise belegtem Kirchhof und angrenzendem Friedhof liegt abgesetzt am östlichen Ostrand. Die Grabstellen am Kirchhof sind parallel zur Kirchenmauer, die geradlinigen Gräberreihen am Friedhof orthogonal zur Kirchenlängsachse hin orientiert. Mehrere barocke sowie klassizistische Schmiedeeisenkreuze der ehemaligen Sensenhämmer sowie ein neogotisches Grabdenkmal sind bedeutend. 0 5 Meter N Abb. 13 Kirch-/Friedhof Leopoldschlag, 2007. 9.2.12 Kirch-/Friedhof Wartberg Wartberg ob der Aist, ein ehemaliger Kirchenweiler, wird urkundlich erstmals 1111 erwähnt. Die Pfarrkirche, umgeben vom Kirchhof, steht leicht erhöht östlich des Marktplatzes. Der Kirchhof ist nur mehr teilweise belegt, die verbliebenen Gräber konzentrisch um die Kirche angeordnet. Rasterförmig belegte Friedhofserweiterungen wurden 1932, 1952 sowie 1975 östlich angefügt. Bemerkenswert ist das Ensemble von spätgotischer Pfarrkirche, der wehrhaften Kirchhofmauer, dem Kirchhof, der Michaelskapelle aus der Zeit der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert sowie dem angrenzenden Pfarrhof aus der Mitte des 17. Jahrhunderts. Zahlreiche Grabdenkmäler (14. bis 18. Jahrhundert, Renaissance-Epitaphien) im Inneren der Kirche. 0 5 Meter N Abb. 14 Kirch-/Friedhof Wartberg, 2008. 9.2.13 Kirchhof St. Leonhard St. Leonhard bei Freistadt, ein als Kirchort planmäßig errichteter Großweiler, wird um 1150 erstmals urkundlich erwähnt. Die Pfarrkirche mit Kirchhof bildet das Zentrum des ehemaligen Wallfahrtsortes. Die Grabstellen am beinahe kreisrunden Kirchhof sind konzentrisch um die Kirche angelegt. Seit 2007/08 werden am Kirchhof keine Bestattungen mehr durchgeführt. Der Kirchhof als Bestattungsort wird durch einen Friedhofneubau nördlich davon ersetzt, alle Grabstellen am Kirchhof allmählich aufgelassen. Friedhofneubau Abb. 15 Kirchhof St. Leonhard, 2008. 0 5 Meter N Kirchhof mit nicht mehr neu belegten Bestattungsfl. rund um die Kirche und einem belegten Friedhofsneubau abseits. 58 9.2.14 Abb. 16 Ehem. Kirchhof Freistadt, 2008. 0 5 Meter N Freistadt, eine Gründungsstadt an einem wichtigen Handelsweg nach Böhmen, weist mit der Liebfrauenkirche aus 1447/1480, ehemals Spitals- und Wallfahrtskirche Mariahilf, ein überregional bedeutendes Beispiel gotischer Baukunst auf. Bis 1855 war der Sakralbau Friedhofskirche der Stadt, der Friedhof um die Kirche wurde aufgelassen. Zahlreiche Grabdenkmäler ab dem 14. Jahrhundert, eine Lichtsäule aus 1484 sowie eine Arkadengruft mit Deckenmalereien aus dem 17. Jahrhundert zählen zu den noch vorhandenen Besonderheiten der ehemaligen Kirchhofanlage. 1881/82 wird am einstigen Friedhofsgelände eine Schule errichtet. Kirchhof mit zur Gänze aufgelassenen Bestattungsflächen. Ehem. Kirchhof Freistadt 59 9.2.15 Kirch-/Friedhof Blansko Das Angerdorf Blansko (Pflanzen) wird 1360 urkundlich erwähnt. Die Kirche mit Kirchhof, Friedhofserweiterung und Pfarrhof befindet sich an einer Geländekante am südöstlichen Ortsrand. Die Gräber am ovalen Kirchhof sind konzentrisch um die Kirche, in der Friedhofserweiterung in einer geradlinigen Reihe in Richtung Kirche blickend angelegt. Einige Grabzeichen stammen aus der Zeit vor Vertreibung der deutschsprachigen Bewohner. Bemerkenswert ist die Ausstattung des gesamten Areals mit Rasen ohne befestigte Wege. 0 5 Meter N 9.2.16 Kirchhof Světlík Světlík (Kirchschlag), ein ehemaliges Linsenangerdorf, wird 1258 urkundlich erwähnt. Die Pfarrkirche mit dem umgebenden Kirchhof steht erhöht am östlichen Ortsausgang. 1875 wird an Stelle der gotischen eine neoromanische Kirche erbaut, der Kirchhof erweitert. Der Kirchhof weist von der Bevölkerung aktuell genutzte Gräberfelder sowie Gräberfelder mit Grabzeichen der vertriebenen deutschsprachigen Bevölkerung auf. Die geradlinigen Grabreihen sind parallel zu den Kirchhofmauern großteils orthogonal zur Kirche ausgerichtet. Bemerkenswert ist das Torhaus aus 1875 sowie das große, rasenbedeckte Gräberfeld mit vorwiegend gusseisernen Grabzeichen der ehemaligen Ortsbewohner, die vor 1946 hier gelebt haben. Abb. 17 Kirchhof Blansko, 2008. 0 5 Meter N Abb. 18 Kirchhof Světlík, 2008. 9.2.17 Kirchhof Zátoň Zátoň (Ottau), eine der ältesten Siedlungen Südböhmens, wird zwischen 1037 und 1055 dem Kloster Ostrov geschenkt, ein Kloster mit Propstei und Kirche wird errichtet, später zerstört. Die Pfarrkirche mit Kirchhof und ehem. Pfarrhof steht südlich der Ortschaft erhöht an einem Abhang zur Vltava (Moldau). Der rasenbedeckte Kirchhof wird aktuell nicht mehr neu belegt. Die am Kirchhof vorhandenen Grabzeichen von Gräbern vorallem der ehem. Bevölkerung vor 1946 sind teils in geradlinigen Reihen, teils konzentrisch um die Kirche angeordnet. 0 5 Meter N Abb. 19 Kirchhof Zátoň, 2008. 60 9.3 Detailierte Beschreibung der Beispiele In Reihenfolge der genannten Typisierung bzw. der vorrangegangenen Übersicht werden die bearbeiteten Beispiele nun im Detail behandelt. Die Beispiele aus dem Bezirk Český Krumlov werden wiederum in alphabetischer Reihung angeführt. 61 9.3.1 Friedhof Kaltenberg Römisch-Katholische Pfarre Kaltenberg (Pfarrnummer 40142) Dekanat Unterweissenbach, Diözese Linz Gemeinde Kaltenberg (GKZ 40606) Politischer Bezirk Freistadt, Land Oberösterreich 0 100 Meter 9.3.1.1 Allgemeine Daten, Lage und Geschichte Der Hauptort Kaltenberg liegt auf 842 m Seehöhe auf einem markanten Geländesporn, der höchsten Erhebung der Gegend, zum Tal der Kleinen Naarn. Erst 1921 als selbständige Gemeinde von Unterweissenbach abgetrennt (1938 bis 1945 wieder bei Unterweissenbach), besteht der Kirchort großteils aus Gebäuden des 20. Jahrhunderts bzw. erneuerten Bauten. Um den Ort sind Streusiedlungen mit Einzelgehöften vorzufinden (vgl. Dehio 2003, S.324). Kaltenberg zählt gegenwärtig 632 Einwohner (Stand 2010) bei abnehmendem Trend (1923: 625; 1951: 659; 2001; 655) (vgl. Statistik Austria 2011, Online). Die Pfarre Kaltenberg umfasst 640 Katholiken (vgl. Diözese Linz 2011, Online). Die Entstehung des Ortes hängt eng mit der Marienwallfahrt, die bereits 1609 urkundlich erwähnt wird (vgl. Dehio 2003, S.324), zusammen. Rund 300 m nördlich der heutigen Pfarrkirche befand sich an einer Linde ein spätgotisches Marienbildnis. 1658 wird dort von einer Marienerscheinung berichtet und daraufhin am heutigen Standort der Kirche eine Kapelle errichtet, die Marienstatue dort untergebracht. Nachdem die Kapelle über die Jahre baufällig wurde, begann man 1781 an selber Stelle mit dem Bau der heutigen Pfarr- und Wallfahrtskirche (vgl. Koller 2002, S.5-14), ein bescheidener, typisch josephinischer Barockkirchenbau mit niedrigem, in das Gebäude integrierten Turm (vgl. Dehio 2003, S.324). Am Standort des Bildbaumes wurde später eine kleine Kapelle errichtet, die heute „Ursprungskapelle“ genannt wird. Abb. 20 Orthofoto Kaltenberg, 2007. 0 25 Meter Abb. 21 Orthofoto Friedhof Kaltenberg, 2007. 0 25 Meter Abb. 22 Kaltenberg, Franziszeischer Kataster (Urmappe, Blattnummer 41220_x_1, Jahr der Vermessung 1827). 62 1785 wurde Kaltenberg als selbständige Pfarre, ebenso wie Liebenau, aus der Pfarre Weißenbach herausgenommen (vgl. Koller 2002, S.10). Die Pfarre Kaltenberg untersteht dem Patrozinium Mariä Heimsuchung. Abb. 23 Wallfahrtsbildchen, Kaltenberg, 1937. Nordwestlich der Kirche steht erhöht der 1970 aufgestockte Pfarrhof, nördlich das ehemalige Schulgebäude, 1973 als Gemeindeamt neu errichtet, östlich befindet sich ein Parkplatz. Nach Erhebung zur Pfarre wurde 1785 der Pfarrkirche westlich vorgelagert ein Friedhof angelegt. 1982/83 wurde südöstlich der Kirche an jener Stelle, die vormals für die Bestattung von Ungetauften, Andersgläubigen und Selbstmördern vorgesehen war, seitens der Gemeinde eine Aufbahrungshalle erbaut und der Pfarre übergeben (vgl. Koller 2002, S.14/15). 9.3.1.2 Bezug zur Landschaft und zum Ort Abb. 24 Friedhof Kaltenberg, 1941. Der nach Südosten ausgerichtete, weithin sichtbare Sakralbau mit vorgelagertem Friedhof und Pfarrhof ist Zentrum des Ortes und prägt diesen konkurrenzlos. Vom hochgelegenen Friedhof aus ist bei klarem Wetter eine beeindruckende Fernsicht bis zu den Alpen gegeben. 9.3.1.3 Kirchhof, Friedhof als bauliche Anlage Abb. 25 Friedhof Kaltenberg, 2007. Abb. 26 Friedhofsmauer, Friedhof Kaltenberg, 2007. Mit einer bis zu 5 m hohen Stützmauer wurde westlich der Kirche ein leicht abfallender Bestattungsplatz geschaffen. Das Gelände ist terrassiert, schmale Rasenstreifen gleichen Höhenunterschiede aus. Der Friedhof zeigt sich als sichelförmige Anlage mit ca. 800 m² bei einer Länge von ca. 50 m und einer maximalen Breite von ca. 18 m. Der Friedhof ist östlich von der Kirche, an den übrigen Seiten von einer ca. 1 bis 1,5 m hohen Mauer begrenzt. Die genannte Mauer ist in Steinbloß-Bauweise mit pultdachförmiger Biberschwanzdeckung ausgeführt. Um eine Entwässerung der Friedhofsanlage zu garantieren, weist die Stützmauer mehrere Durchlässe auf. An die hohe Stützmauer sind außerhalb mehrere private Gebäude direkt angebaut, wobei deren Dachfirste unterhalb der Friedhofsmauerkrone bleiben. Das Haupttor neben dem Hauptportal der Kirche, ein Tor zwischen Kirche und Aufbah- Friedhof Kaltenberg 63 Abb. 27 Schnittdarstellung A - B, Friedhof Kaltenberg, 2008. A 5 Meter Landwirtschaftliche Nutzfläche (Wiese) Hauszufahrt Parkplatz Zufahrt Kirchengebäude Hauptweg Gräberfeld Obstgarten Friedhofsmauer Hauszufahrt Wohngebäude zweigeschossig Obstgarten Hauszufahrt 0 B Friedhof Pfarrhof Gemeindeamt 4 B 3 2 5 7 6 1 A 2 8 Abb. 28 Übersicht, Friedhof Kaltenberg, 2008. 1 Aufbahrungshalle, 2 Kreuzwegstation, 3 Kriegerdenkmal, 4 Doppelkreuz, 5 Friedhofskreuz, 6 Kindergräber, 7 Abfallplatz/Wasserstelle, 8 Aussichtsplatz/Sitzbänke. 0 5 Meter N 64 rungshalle sowie ein schmaler Treppenabgang südlich ermöglichen den Zugang in die Anlage. Das Westportal der Kirche als direkter Zugang in den Friedhof wird aktuell nicht benützt. Durch die Anordnung der Friedhofstore ist ein Rundgang um die Kirche möglich. Die innere Erschließung des Bestattungsplatzes erfüllen ein breiter Weg entlang der Kirche sowie drei schmälere Stichwege zu den Gräberfeldern. Die genannten Wege sind als Kleinsteinpflaster im Segmentbogenverband gefertigt. Die Bereiche zwischen den Gräbern sind als offene Erdflächen, alle übrigen Freiflächen als Rasenflächen ausgeführt. Raumwirksame Gehölze sind am Friedhof keine zu finden. Im Zentrum des Friedhofes befindet sich ein 4 m hohes Holzkruzifix aus 1938. 9.3.1.4 Gräber, Bepflanzung, Infrastruktur Der Friedhof ist in ein Gräberfeld an der nordwestlichen Friedhofsmauer, eine Gräberreihe an der südwestlichen Mauer sowie eine Reihe von Kindergräbern südwestlich der Kirche gegliedert. Alle Grabzeichen sind freistehend und weisen in geradliniger Anordnung bzw. dem Verlauf der Friedhofsmauer entsprechend in Richtung Kirche. Aufgrund der örtlichen geologischen Gegebenheiten ist der Bereich beidseitig der Kindergräberreihe von Gräbern freigehalten, hier wäre lediglich eine Grabtiefe von ca. 1 m möglich. Urnen werden in den allgemein üblichen Reihengräbern bestattet, von Seiten der Pfarre wird allerdings die Feuerbestattung grundsätzlich nicht befürwortet (Hinterreither 2008, mündl.). Zur Zeit der zweiten Begehung (13. November 2008) waren am Friedhof 128 Grabstellen davon 13 Kindergräber zu finden. Ein Priestergrabstein aus 1913 ohne Grabfläche ist an der westlichen Friedhofsmauer museal aufgestellt. Ebenfalls an dieser Stelle befanden sich mehrere Kreuze aus Birkenstämmen zum Gedenken an die Kriegstoten des Ortes. Das Kriegerdenkmal für die Gefallenen beider Weltkriege, bis 1967 in der Kirche aufgestellt, befindet sich heute vor der Kirche am Hügel zum Pfarrhof. Bei der Wahl von Art, Typus und Form der Grabzeichen und Grabeinfassungen gelten seitens der Friedhofsverwaltung detaillierte Regeln. Bei dem Grabeinfassungen dürfen nur einheimische Gesteinsarten verwenden werden. Bezüglich den Grabzeichen sind nur Steinkreuze, Holz-, Gusseisen- oder Schmiedeeisenkreuze erlaubt, keine Grabsteine. Diese Reglementierung zeigt am Friedhof Wirkung. Mehrheitlich sind Grabkreuze aus Schmiedeeisen aufgestellt. Nur sieben der vorhandenen Grabzeichen sind aus Stein gefertigt, wobei bei fünf Grabzeichen, angefertigt durch einen örtlichen Steinmetz, eine lokale Eigenart bzgl. der Formgebung anzutreffen ist. Diese Grabsteine erreichen bei einer Breite von knapp 0,3 m Höhen von max. 1 m, die Grabkreuze Höhen von bis zu 2 m. Die Grabzeichen an den Kindergräbern bleiben unter einer Höhe von 1,2 m. Unter den Grabzeichen sind, abgesehen vom genannten Priestergrabstein, keine kunsthistorisch bedeutenden Beispiele zu finden. Alle Gräber sind als Einfassungsgräber bei einer auffällig knapp bemessenen Größe von ca. 1,5 m x 0,6 m für Einzelgräber sowie ca. 1,5 m x 1,3 m für Doppelgräber angelegt. Kindergräber weisen Maße von ca. 0,9 m x 0,5 m auf. Die Abstände zwischen den Gräbern sind mit ca. 0,2 bis 0,45 m sehr eng bemessen. Die Abstände zwischen den Gräberreihen betragen ca. 0,4 bis 0,9 m. Bei der Art der Grabinschriften ist besonders die hohe Zahl an vorwiegend ovalen Porzellanplatten mit Name, Sterbedaten und meist einem Bild des Verstorbenen zu nennen. Von den 129 Grabzeichen weisen 106 Grabstellen eine derartige Kennzeichnung auf. Auffällig ist auch die hohe Zahl an Grabkreuzen mit Blumenschmuck aus Schmiedeeisen gefertigt. Bei den Grabflächen überwiegen Wechselbepflanzungen. Gießwasser kann innerhalb des Kirchhofes an zwei Stellen entnommen werden. Gießkannen, diverses Gartenwerkzeug sowie Behälter für Restmüll und Grünabfälle sind an der Kirchensüdwand aufgestellt. Gerätschaften des Friedhofsgewerbes werden in der Aufbahrungshalle gelagert. Ein offener Anbau westseitig der Kirche für die Lagerung von Gerätschaften wurde um 1950 zugemauert. Am Gemeindeamt steht für Kirchen- und Friedhofsbesucher die öffentliche Toilette zur Verfügung. Eine Außenbeleuchtung der Kirche ist installiert. Friedhof Kaltenberg Bemerkenswert ist die Handlungsweise der Pfarre bei der Vergabe von Grabstellen. Da das Platzangebot für Grabstellen am Friedhof weitgehend ausgeschöpft ist, ist für jede Familie im Ort grundsätzlich nur eine Grabstelle vorgesehen. Sollten innerhalb kurzer Zeit zwei Todesfälle in einer Familie eintreten, so behält sich die Pfarre ein sogenanntes „Einweisungsrecht“ vor. Demnach wird ein bereits belegtes Grab einer anderen Familie für die zweite Bestattung übernommen, bis es nach Einhaltung einer 10 jährigen Ruhefrist wieder benötigt wird (Hinterreither 2008, mündl.). In Unterweissenbach (640 m ü.A.) beginnend führt ein steil ansteigender, ca. 200 Höhenmeter überwindender Weg, der sogenannte „Bergkreuzweg“, vorbei an 14 Nischenkapellen des 19. Jahrhunderts als Kreuzwegstationen zur Wallfahrtskirche Kaltenberg (vgl. Dehio 2002, S. 901). Westlich des Pfarrhofes ist auf einem 65 markanten Fels ein eisernes Doppelkreuz (Patriarchenkreuz) angebracht. 9.3.1.5 Bewertung Der Friedhof von Kaltenberg ist durch seine exponierte Lage und die einheitliche Ausstattung der Grabstellen einzigartig im Bezirk Freistadt. Als vielbesuchter Wallfahrtsort wird der Friedhof durch einen ausgezeichneten Erhaltungsund Pflegezustand sowohl der Einzelgräber als auch der gesamten Friedhofsanlage inklusive der Friedhofsmauer seiner repräsentativen Aufgabe als Freiraum um die Kirche gerecht. Koller schreibt im Kirchenführer von Kaltenberg: „Dieser kleine Bergfriedhof neben der Kirche ist mit seiner Schlichtheit, seinen teilweise kunstvollen schmiedeeisernen Kreuzen, seiner Lage und dem bezaubernden Rundblick und nicht zuletzt wegen seiner guten Pflege ein Juwel im Lande.“ (Koller 2002, S.15) 66 67 9.3.2 Friedhof Liebenau Römisch-Katholische Pfarre Liebenau (Pfarrnummer 4181) Dekanat Unterweissenbach, Diözese Linz Marktgemeinde Liebenau (GKZ 40611) Politischer Bezirk Freistadt, Land Oberösterreich 0 100 Meter 9.3.2.1 Allgemeine Daten, Lage und Geschichte Der Hauptort der Marktgemeinde Liebenau liegt als höchstgelegener Ort Oberösterreichs auf 970 m Seehöhe (vgl. Land Oberösterreich 2009, Online) an der Riedmark Landesstraße L1444. Die Landschaft um Liebenau erstreckt sich über ein Hochplateau und wird geprägt durch ihren großen Waldanteil (ca. 70%). Der Name Liebenau wurde 1400 als Gebietsbezeichnung und 1449 als Ortsname urkundlich erwähnt. Der Hauptort, ein ehemals kleine Weiler, erhielt seine zentrale Funktion allerdings erst mit der Errichtung von Kirche und Pfarrhof in den Jahren 1754/56. Im 19./20. Jahrhundert erfuhr der Ort eine Entwicklung zu einem Gassengruppendorf mit unhomogener Bebauung. Das Gemeindegebiet bildeten einzelne Rodungshöfe, erst im 18. Jahrhundert erfolgte eine stärkere Besiedelung. Noch heute sind großteils Streusiedlungen mit geringer Bebauung sowie wenige Weiler vorzufinden. Wirtschaftlich bedeutend waren vom 15. bis in das erste Drittel des 19. Jahrhunderts die zahlreichen Glashütten. Durch den Niedergang der Glasindustrie zu Anfang des 19. Jahrhunderts kam es zu einer starken Abwanderung und dem Abkommen von Orten und Höfen. (vgl. Dehio 2003, S.425) Liebenau erlebt seit Mitte des 20. Jahrhunderts vor allem durch Abzug einen stetigen Rückgang der Wohnbevölkerung (1869: 2.154; 1900: 2.345; 1951: 2.256; 2001: 1.841; 2009: 1.755) (vgl. Statistik Austria 2009, Online). Die Pfarre Liebenau zählt aktuell 1.574 eingetragene Katholiken (vgl. Diözese Linz 2009, Online). Abb. 29 Orthofoto Liebenau, 2007. 0 25 Meter Abb. 30 Orthofoto Friedhof Liebenau, 2007. 0 25 Meter Abb. 31 Liebenau, Franziszeischer Kataster (Urmappe, Blattnummer 41208_13, Jahr der Vermessung 1827). 68 Abb. 32 Friedhof Liebenau, neue Schule aus 1861 (li.), alte Schule aus 1756 (re.), Foto um 1930. Abb. 33 Ortszentrum Liebenau, Ansichtskarte um 1970. Abb. 34 Friedhof Liebenau, 2007. Abb. 35 „Glasmacherkreuz“ aus 1776, Friedhof Liebenau, 2007. Das Gebiet um Liebenau war bis 1757 der Pfarre Unterweißenbach unterstellt. Bewegt wird die Notwendigkeit eines Kirchenbaues und eigener Pfarrgründung zeitgenössisch beschrieben: „So konnte es vorkommen, daß ein Vater seinem sterbenden Kinde die Beichte abnahm und am anderen Tage dann diese Beichte in Weißenbach wiederholte, solcherart seinem Kinde die Absolution verschaffen wollte, da wegen des weiten Weges ein Geistlicher nicht mehr rechtzeitig herbeigeholt werden konnte. Der tiefe Schnee zur Winterszeit - die Leichen blieben so oft wochenlang im Sterbehaus liegen - und die damals noch ständige Raubwildgefahr (…) machten den Weg von vielen Häusern des Liebenauer Gebietes bis zur Pfarrkirche in Unterweißenbach (…) sehr beschwerlich, oft sogar unmöglich.“ (Mittmannsgruber 1952, S.106) Der Bau einer Kirche in Liebenau wurde schließlich 1754 begonnen und das Jahr darauf fertig gestellt. Als Kirchenstifter wird die Herrschaft Ruttenstein genannt. Nach Beendigung des Kirchenbaues wurde der Pfarrhof errichtet. An Stelle der Kirche und des Pfarrhofes befand sich bis Mitte des 18. Jahrhunderts der so genannte „Meierhof“ mit Glashütte, ein seit 1400 bezeugtes Anwesen (vgl. Mittmannsgruber 1952, S.66/67). 1756 erfolgten die Erbauung der Schule und die Anlage des ummauerten Friedhofes bei der Kirche (vgl. Mittmahhsgruber 1952, S.111). Im selben Jahr schrieb der Freistädter Dechant Schrägl: „Die wegen der Weitschichtigkeit und Walddichte der Pfarre Weißenbach erst vor kurzem erbaute Filialkirche zu Liebenau (…) hat sich im vergangenen Winter sehr bewährt. Wegen des großen Schneefalls wäre nämlich in der Gegend der Pfarre Weißenbach eine Seelsorgetätigkeit ansonst nicht möglich gewesen. Eine Erhebung zur Pfarre sei somit nur zu begrüßen (…).“ (Mittmannsgruber 1952, S.108). 1757 wurde die Gründung der Kirche zu Liebenau bestätigt, zu einer eigenen Pfarre erhoben und somit als Filiale aus der Unterstellung gegenüber der Mutterpfarre Unterweißenbach gelöst. Die, dem hl. Josef geweihte, geostete Pfarrkirche Liebenau aus 1754/55 mit spätbarockem Gepräge wurde 1833 nach Osten hin erweitert. Anbauten in der zweiten Hälfte des 20. Jh. bin- Friedhof Liebenau 69 Abb. 36 Schnittdarstellung A - B, Friedhof Liebenau, 2007. A 5 Meter Hausgärten Abstandsfläche Kirchengebäude Querweg Gräberfeld Eingangsbereich Vorplatz („Kirchenplatz“) Riedmark Landesstraße L1444 Ortsbebauung Hausgärten 0 B B Friedhof Gemeindeamt Musikschule ehem. Schule 1 3 8 Marktplatz 6 5 Pfarrhof Parkplatz rk Riedma 4 Pfarrheim Landesstraße L1444 7 A 2 Abb. 37 Übersicht, Friedhof Liebenau, 2007. 1 Aufbahrungshalle, 2 Kriegerdenkmal, 3 Marktplatzbrunnen, 4 Missionskreuz (Friedhofskreuz), 5 Priestergrab, 6 „Glasmacherkreuz“, 7 Wasserstelle, 8 Beleuchtung. 0 5 Meter N 70 den den Kirchenbau westlich an ein Wohnhaus (ehemals Gemeindehaus) und südöstlich an den Pfarrhof an. Der Anbau einer Aufbahrungshalle wurde 1975 ausgeführt. 1985 wurde nördlich eine Kapelle angefügt (vgl. Dehio 2003, S.425). Die Reformbewegung Kaiser Joseph II. zeigte sich in Liebenau in der „gewiß nicht zu prächtig“ ausgefallenen Ausstattung der Kirche, wie es Mittmannsgruber im Heimatbuch Liebenau beschreibt (vgl. Mittmannsgruber 1952, S.112). Zudem ist die Pfarrgründung selbst als Folge der Reformen des Josephinismus zu deuten (Ab ca. 1750 nahm der Staat im einheitlich römischkatholischen Österreich immer größeren Einfluss auf die Kirche. Unter Kaiser Joseph II., der 1780 bis 1790 regierte, wurden die Verwaltungsstrukturen der römisch-katholischen Kirche rationalisiert, eine Diözesanregulierung sowie eine Reihe von Pfarrgründungen vorgenommen. Es wurden weiters Orden aufgehoben und deren Vermögen in einen Religionsfonds übergeleitet. Ein Toleranzpatent brach das Glaubensmonopol der römisch-katholischen Kirche auf. Vgl. Kathpedia 2011, Online). Der Pfarrhof, ein ehemaliger Dreiseithof aus 1756, wird 1973/74 bzw. 1979 vollständig erneuert und verändert (vgl. Dehio 2003, S.426). 2004 erfolgt der Bau eines neuen Pfarrheimes beim Pfarrhof. Das bauliche Ensemble Kirche (1754/55) mit Friedhof, Pfarrhof und Schule (alle 1756) aus der Zeit der Pfarrgründung ist auch heute noch im Ortsbild der Marktgemeinde Liebenau evident, wenn auch einzelne Gebäude oder Gebäudeteile abgetragen, erneuert, ergänzt, überformt, vereinfacht und zum Teil einer neuen Nutzung zugeführt wurden. An Stelle des Wirtschaftstraktes des Pfarrhofes wurde 2004 das Pfarrheim errichtet. Das alte Schulhaus (Liebenau Nr. 2) war zwischenzeitlich Gemeindehaus, jetzt Elektrogeschäft (Filiale der Fa. Elektro Ebner, Perg) und Wohnhaus. Der Neubau der Volksschule aus 1861 wird heute als Musikschule (Zweigstelle der Landesmusikschule Unterweißenbach) genutzt. Das Marktgemeindeamt befindet sich aktuell im Haus Nr. 41 neben der Musikschule. 9.3.2.2 Bezug zur Landschaft und zum Ort Aufgrund der Topografie sowie der Lage des Friedhofes inmitten des Ortsverbandes fehlt ein direkter Bezug zur bzw. ein Blick in die Landschaft. Durch die relativ niedrige Friedhofsmauer bildet das offene, einsichtige Friedhofsgelände mit dem Ortsplatz und Straßenraum eine räumliche Einheit. Obwohl nicht sehr hoch, markiert der Kirchturm räumlich wirksam den Ortskern. Kirche, Friedhof, Musikschule, Marktgemeindeamt und Marktplatz mit Brunnen bilden heute das bauliche Zentrum des Ortes. 9.3.2.3 Kirchhof, Friedhof als bauliche Anlage Die Anlage des ummauerten Friedhofes bei der Kirche erfolgte 1756. In Hinblick auf die Josephinischen Reformbewegungen ist bemerkenswert, dass die Neuanlage des Friedhofes in dieser Lage möglich war. Im Franziszeischen Kataster (Urmappe, Blattnummer 41208_13, Jahr der Vermessung 1827) zeigt sich ein Ensemble von Kirche, Friedhof, Pfarrhof mit zum Teil dem Friedhof vor gelagerten Wirtschaftsgebäuden und Schule mit Garten. Alle genannten, öffentlichen Gebäude reihen sich um den Friedhof. Entlang der Hauptstraße finden sich die privaten Häuser und Höfe. 1862 löste sich diese Ordnung durch eine „dringend erforderliche“ Friedhofserweiterung etwas auf, eine Lehrerwohnung und ein dazugehöriges Wirtschaftsgebäude westlich des Friedhofes wurden abgetragen (vgl. Mittmannsgruber 1952, S.117). Der Friedhof, in seiner Form ähnlich einem langgestreckten Rechteck (ca. 65 x 24 Meter), ist längsseitig der leicht erhöht stehenden Kirche südlich vorgelagert. Das Gelände ist Richtung Süden gleichmäßig abfallend. Die Fläche der Grabfelder südlich der Kirche umfasst ca. 1.250 Quadratmeter (Gräber, unbefestigte Wege, Rasenflächen). Rund 250 Quadratmeter bilden befestigte Flächen für Wege und Plätze. Bauliche Elemente auf dem Friedhof sind keine zu finden. Ein Beinhaus gibt es nicht. Allerdings wird von einer „Beinnische“ berich- Friedhof Liebenau tet, die sich bis ca. 1960 links der Eingangstür an der Südmauer der Kirche befunden haben soll. Unter einem Vordach sollen dort hinter einem Holzgatter Schädel und Gebeine aufgeschlichtet gewesen sein (Postlmayr 2008, mündl.). Eine Fotografie des Friedhofes um 1930 zeigt eine derartige Einrichtung. Details sind allerdings nicht zu erkennen. Der Friedhof ist nordseitig von der Kirche, ostseitig vom Pfarrhof und südseitig von zwei Wohngebäuden (Liebenau Nr. 3 und Nr. 95) begrenzt. Zwischen den Häusern sowie westseitig wird die Umfriedung des Friedhofes durch eine eigenständige, weitgehend dem Verlauf des Geländes folgende Mauer gebildet. Höhenunterschiede von bis zu 1,5 m ausgleichend nimmt die Friedhofsmauer großteils die Funktion einer Stützmauer ein. Nach innen weist die Mauer Höhen von 1,2 bis 2,0 m auf. Nach außen ergeben sich Höhen von 0,8 bis 2,7 m. Der Friedhof ist von außen über zwei Tore zugänglich. Das Haupttor mit schmiedeeisernen Torflügeln versehen befindet sich an der tiefstgelegenen Stelle des Friedhofes am „Kirchenplatz“ zwischen den Häusern Nr. 3 und Nr. 95. Von dort führt der breite Hauptweg zunächst über mehrere Stufen dann weiter gleichmäßig ansteigend zum Seiteneingang der Kirche. Ein zweiter Weg beginnt beim nordwestlichen Tor am Turmeck, führt entlang der Stützpfeiler der Kirchensüdwand, kreuzt vor dem Seiteneingang der Kirche den Hauptweg und reicht ab dort bei geringerer Breite weiter bis zu einer kleineren Kirchenseitentüre sowie zur Sakristei und dem Pfarrhof. Hauptweg und Querweg bilden vor dem Kirchensüdtor eine kleine Platzsituation. Beide Wege sind mit Kleinsteinpflaster aus Granit im Segmentbogenverband befestigt. Ein Rundweg um die Kirche ist durch die vorhandene Bebauung nicht gegeben. Die Erschließung der Grabfelder erfolgt über unbefestigte, zum Teil uneinheitlich mit Zierkies belegte Steige zwischen den Grabreihen. Durch einen Randstein ergibt sich in der Hangneigung für die erste, obere Gräberreihe ein ungewöhnlich hoher Niveausprung und dadurch ein sehr schmaler Gehbereich vor den Gräbern. Der Kirchenplatz vor dem Südtor weist eine Gliederung aus Granit-Großsteinreihen auf. Der Ortsplatz 71 zeigt in Material und Form eine ähnliche Gliederung. Vom Friedhof führen ein Tor sowie eine Seitentür in die Kirche, ein Eingang in die Sakristei sowie ein überdachter Eingang in den Pfarrhof. Weitere Zugänge in die Kirche befinden sich außerhalb des Friedhofes am Turm sowie am nordöstlichen Kapellenzubau. 2001 wurde als Gemeinschaftsprojekt von Pfarre und Gemeinde die westliche Friedhofmauer auf einer Länge von ca. 65 Metern im Zuge von Kanalgrabungsarbeiten und einer folgenden Umgestaltung des Ortsplatzes vollständig erneuert. Die neue Mauer mit einer Stärke von 0,5 Metern wurde als beidseitig unverputztes, unregelmäßiges Bruchsteinmauerwerk aus Naturstein (Granit) mit breiten, betongrau verputzten Fugen angelegt. Bossierte Granitplatten bilden eine ebene Mauerabdeckung (vgl. Punz 2001). Das kurze Mauerstück zwischen dem Pfarrhof und dem Haus Nr. 3 zeigt noch das vormalige Erscheinungsbild der Friedhofmauer. Die Mauer ist dort beidseitig hell verputzt mit dunklem Mauersockel und einer Platte aus Ortbeton nach innen entwässernd gedeckt. Das Mauerstück zwischen den Häusern Nr. 3 und 95 weist eine Abdeckung aus Steinplatten auf. 1887 erwarb der Schneider Matthias Kitzler den alten Pferdestall des Pfarrhofes mit etwas Grundfläche und erbaute dort Schneiderei und Krämerladen (Liebenau Nr. 3). Zum Kaufmannsgeschäft gehörte auch die gegenüber liegende so genannte „Markthütte“ (heute Liebenau Nr. 95), sie wurde erstmals 1812 erwähnt. An Sonntagen wurden in diesem Gebäude vor allem Töpferwaren zur Schau gestellt und verkauft (vgl. Mittmannsgruber 1952, S.200). Vermutlich ergaben spätere Erweiterungen zu einem Wohnhaus die nun vorhandene ungewöhnliche Überschneidung von Gebäude und Friedhofmauer. Das Haus Liebenau Nr. 3 am südlichen Friedhofeingang ist heute ein Lebensmittelgeschäft. Ein schlichtes Missionskreuz aus Holz mit Holzkorpus dient als Friedhofskreuz. Es ist in Richtung der Gräber an der Kirchensüdmauer aufgestellt. Das Kreuz stammte ursprünglich aus 1868, ist aber mehrmals erneuert worden. 72 1985 wurde statt des bisherigen Blechschittes der nunmehrige Holzkorpus angebracht (Postlmayr 2008, mündl.). Die Errichtung einer Aufbahrungshalle zwischen der Westseite der Kirche und dem ehemaligen Schulhaus erfolgte 1975 (vgl. Dehio 2003, S.425). Die Baukosten wurden auf Pfarre und Gemeinde aufgeteilt. Auch die laufenden Kosten werden von Pfarre und Gemeinde gemeinsam getragen. Die Aufbahrungshalle steht unter Verwaltung der Pfarre. (Hackl 2008, mündl.) In unmittelbarer Nähe zum Friedhof, gegenüber dem Pfarrhof, befindet sich das Kriegerdenkmal der Gemeinde für gefallene Soldaten beider Weltkriege. Das jetzige Denkmal wurde in den 1960er Jahren errichtet. Ein Vorgängerbau stammte aus 1924. In den Jahren 2008/09 wurde die gesamte Anlage grundlegend saniert und erweitert. Ein viereckiger Granitstein, einem Taufbecken oder Kelch ähnlich, mit zeltdachförmiger, kreuzbekrönter Kupferabdeckung befindet sich östlich der Kirche. 9.3.2.4 Grabfelder, Gräber Der ansteigende Hauptweg teilt den Friedhof in zwei ungleich große Gräberfelder. Eine weitere Unterteilung lässt sich nicht erkennen. Einen ausgewiesenen Bereich für Kinder- sowie Urnengräber gibt es keinen. In Sagen und überlieferten Erzählungen wird von einer Fläche am Friedhof berichtet, die vor rund 200 Jahren als Pestacker diente und lange Zeit nicht nachbelegt wurde, denn „tut man es, so bricht die Pest wieder los“ (Morscher 1932, Online). Interessant ist, dass in einem Gräberplan aus 1934 separate Bereiche für „Ungetaufte Kinder“, „Andersgläubige“ sowie „Selbstmörder“ ausgewiesen sind. Knapp 100 kleinere Gräber sind im oberen linken Eck des Friedhofes eingetragen. Dabei dürfte es sich um Kindergräber gehandelt haben, die alle in Richtung Osten ausgerichtet waren. Die genannten drei Abteilungen bzw. der Bereich für Kindergräber sind in der Berichtigung von 1995 aus dem Gräberplan gelöscht, zeigen sich heute als Rasenflächen oder wurden zum Teil neu belegt. Alle Gräber der beiden Grabfelder zeigen in Richtung der Kirche, also hangaufwärts nach Norden. Drei Grabzeichen vor der Kirchensüdmauer zeigen in die entgegen gesetzte Richtung, d.h. in Richtung Süden. Alle Grabzeichen sind freistehend. An Kirchenmauer sowie Friedhofsmauer sind keine Grabtafeln oder Epitaphe zu finden. Die Gräber weisen die Maße 1,35 bis 1,65 m in der Länge und 0,75 bis 0,85 m in der Breite auf. Bis auf wenige Ausnahmen gibt es nur Einzelgräber. Alle Gräber sind als Einfassungsgräber angelegt. Zwei Gräber (datiert 1895 bzw. 1950) weisen keine ausgewiesene Grabfläche auf. Diese beiden Grabsteine stehen im südöstlichen Teil des Friedhofes in einer Rasenfläche am Fuße einer großen Thuje (Lebensbaum). Grabgittereinfassungen gibt es im Bereich der beiden Grabfelder keine. Was die Grabgestaltung betrifft überwiegt Wechselbepflanzung. Auf einigen wenigen Gräber stehen niedrige Gehölze, wobei die Höhe der Pflanzungen bei allen Gräbern unter der Höhe der Grabzeichen bleibt. Seitens der Friedhofsverwaltung sind bezüglich der Grabgestaltung einjährige Bepflanzungen mit z.B. Blumen erwünscht, Pflanzungen höher als drei Meter nicht erlaubt (Postlmayr 2008, mündl.). Bei 28 Gräbern wurde die Grabfläche bis ca. zur Hälfte mit Zierkies bedeckt. Zehn Gräber weisen eine komplette Deckung mit Kies auf. 43 Gräber zeigen ein einfaches Holzkreuz meist mit einem kleinen Korpus aus Kunststoff. Vier der Gräber sind mit massiveren Holzkreuzen und geschnitztem Korpus aus Holz versehen. 92 Grabzeichen sind als schmiedeeiserne Kreuze gefertigt. Kreuze aus Gusseisen (auf Steinsockel) sind elf Stück vorhanden. Drei Kreuze als Grabzeichen bestehen zur Gänze aus Stein. Zwei Grabzeichen zeigen eine Kombination von Steinstele und schmiedeisernem Kreuz. Die größte Gruppe nehmen 188 Grabzeichen aus Stein (Stelen, Pfeiler, Obelisken) ein. Durchwegs einfache, seriell gefertigte bzw. vorgefertigte Steinmetzarbeiten sind vorherrschend. Die genannten schmiedeeisernen Grabkreuze sind meist neueren Datums. Die Wahl des Grabzeichens (Grabkreuz oder Grabstein) sowie der Art der Grabeinfassung steht dem Benützungsberechtigten der Grabstelle frei. Friedhof Liebenau Da fast alle Gräber als Familiengräber eingerichtet sind, zeigen sich auch die Inschriften diesem Verwendungszweck entsprechend gestaltet. Bemerkenswert ist, dass unterhalb des Namens der Familie sehr häufig die Angabe der Wohnadresse in Form des Ortsnamens und meist auch der Hausnummer folgt. Drei Gräber, vor der Südmauer der Kirche situiert, heben sich von allen anderen dadurch ab, dass sie nicht in Richtung der Kirche zeigen, sondern auf den Friedhof weisen. Neben dem Kirchentor ist ein schmiedeeisernes Grabkreuz aus 1776 mit Blechschnittfiguren, das so genannte „Glasmacherkreuz“, zu finden. Gegenüber befindet sich eine Grabstelle mit schmiedeeisernem Kreuz und Grabgitterumfassung der Pfarrer von Liebenau. Daneben ziert die Ruhestätte der Familie Prtak-Zaunmüller (Karl Prtak, Oberlehrer und Schuldirektor, Ehrenbürger) ein, dem Jugendstil nahe stehendes, Grabzeichen aus Stein mit eingesetztem Bronzerelief (betender Christus mit Kreuznimbus). Von der Bevölkerung bevorzugte Lagen für Gräber stellen die Bereiche nahe der Kirche sowie nahe den befestigten Wegen dar. Laut Auskunft der Pfarre stehen für die nächsten 30 Jahre am Friedhof genügend Flächen für neue Gräber zur Verfügung (Postlmayr 2008, mündl.). Durch die Lage der Gräber am Hang ergeben sich an den Randeinfassungen vor allem bei Gräbern der oberen und mittleren Reihen statische oder zumindest optische Beeinträchtigungen. Viele Einfassungen schließen bergwärts bündig mit dem Boden ab, während talwärts unter den bis 0,5 Meter aufragenden Randbefestigungen das Fundamentmaterial ausrieselt. Manche Gräber und Grabzeichen neigen sich daraus folgend bereits. Der Höhenunterschied zwischen Fußund Kopfende bedingt Maßnahmen wie zum Beispiel dem Einbau einer doppelt hohen Randeinfassung oder eines massiven Fundamentes zumindest am Kopfende der Grabstelle. Für den Friedhof Liebenau sind an besonderen Grabmalen vor allem die Grabkreuze der einstigen Glasmacherfamilien zu nennen. Allerdings sind nur vereinzelt derartige Grabzeichen dem Friedhof erhalten geblieben. Eugenbauer 73 erwähnt in „Unteres Mühlviertel – Bau- und Kunstdenkmale“ aus 1930 zwei „herrliche Rokokokreuze“, Schmiedearbeiten, die „zu den besten der Gegend gehören“. Die beiden Kreuze werden der Familie Kefer aus Liebenau zugeschrieben. Eine Abbildung aus 1909 zeigt eines der Kreuze in einem eher schlechten Zustand (vgl. Eugenbauer 1930, S.249). Mitmannsgruber berichtet im Heimatbuch von Liebenau von einem Josef Köfer, Glasmeister in Liebenau, welcher 1799 verstorben ist und dessen Grab mit einem „prachtvoll gearbeiteten, schmiedeeisernen Grabkreuz im Stil des Rokokos“ geschmückt wurde. Auch für eine seiner Töchter war ein solches Grabzeichen gesetzt worden. „Bis um das Jahr 1920 kündeten diese schönen Grabkreuze vom Reichtum und menschlichen Vergehen der Glasmeister; dann wurden sie unverständlicherweise vom Pfarramt nach Greinburg verkauft.“ (vgl. Mittmannsgruber 1952, S.165) Die beiden genannten Grabkreuze sind am Friedhof Liebenau nicht mehr vorzufinden. Ein bereits erwähntes Grabzeichen, das ebenfalls an die Hochblüte der Glasmacher in Liebenau erinnert, befindet sich links neben dem südlichen Kirchtor. Es handelt sich dabei um ein schmiedeeisernes Grabkreuz mit in Farbe gefassten Blechschnittfiguren (Kreuzigungsgruppe), dem so genannten „Glasmacherkreuz“ (Postlmayr 2008, mündl.) des 1776 (vgl. Dehio 2003, S.426) verstorbenen Glasmeisters Josef Hauer, eine andere Quelle nennt 1779 als Todesjahr (vgl. Mittmannsgruber 1952, S.177). Die farbig gehaltenen Blechschnittfiguren dürften mehrmals übermalt worden sein und zeigen aktuell eine an naive Malerei erinnernde Fassung. Das Grabzeichen der Ruhestätte der Familie Hahn aus Reitern, ein schmiedeisernes Grabkreuz mit Rankendekor und in Farbe gefassten Blechschnittfiguren Christus und Engel sowie einem beschrifteten, verschlossenen Kästchen am oberen Kreuzbalken, wurde vor kurzem renoviert. Aus der Zeit um 1900 stammt der niedrige Obelisk des Josef Franz Schreiner („practischer Arzt“, Ehrenbürger, gestorben 1895) 74 am Fuße der großen Thuje im südöstlichen Teil des Friedhofes. Dieses Grab, auch „Arztgrab“ genannt, ist als Dauergrab (auf Bestandsdauer des Friedhofes) registriert (Postlmayr 2008, mündl.). Hinter diesem Grabzeichen, an den Baum gelehnt, ist eine weiße Steintafel zu finden, welche an Anton Klatowsky, „gräfl. Kinskyscher Revierförster in Schöneben“, gestorben 1889, erinnert. Gleich daneben befindet sich das Grabmal des Oberlehrers Johann Andraschko, gestorben 1950, ein Kreuz aus rotem Stein. Im südwestlichen Teil des Friedhofes liegt ein Doppelgrab mit einem einfachen Eisenkreuz mit Korpus sowie einer Blechtafel mit der Aufschrift: „Hier ruhen in Gottes Hand zivile Kriegsopfer aus Schlesien die als Heimatvertriebene bei Ende des 2. Weltkrieges an den Strapazen der Flucht verstorben sind. R.J.P. ÖSK“. Eine Inschrift auf weißer Marmortafel beinhaltet genauere Angaben der hier Begrabenen: „Priestel Klara 1896 – 1945; Hellmann Anna 1901 – 1945; Ivainsky Grete 1913 – 1945; 1 unbekannte Frau 1865 – 1945; 1 unbekannter Mann 1870 – 1945; Ö.S.K.“. Laut Auskunft der Pfarre Liebenau handelt es sich bei den im „Flüchtlingsgrab“ bestatteten Personen um Verstorbene aus einem Auffanglager der US-Armee zu Kriegsende (Postlmayr 2008, mündl.). Die Betreuung des Grabes hatte vormals das Österreichische Schwarze Kreuz (ÖSK) inne und wird aktuell von der Gemeinde Liebenau wahrgenommen (Hackl 2008, mündl.). 9.3.2.5 Infrastruktur Großabfälle wie Kränze usw. sind selbständig zu entsorgen. Gießwasser kann innerhalb des Friedhofes an einer Stelle entnommen werden. Gießkannen werden bereitgestellt. Am nordöstlichen Friedhofstor ist eine Straßenlaterne sowie innerhalb des Friedhofes mehrere Beleuchtungskörper installiert. Eine Fassadenbeleuchtung der Kirche ist nicht vorhanden. Beim Kirchensüdtor sowie beim Haupttor in den Friedhof sind Mitteilungskästen der Pfarre angebracht. Eine öffentliche Toilettenanlage ist am Gemeindeamt nutzbar. Parkplätze stehen am Ortsplatz, beim Pfarrhof bzw. Pfarrheim sowie oberhalb des Gemeindeamtes zur Verfügung (Hackl 2008, mündl.). 9.3.2.6 Bepflanzung Der Friedhof weist keine besondere gartenarchitektonische Ausgestaltung auf. Nicht belegte Bereiche sind als Rasenflächen ausgeführt. An der Kirchensüdmauer befinden sind einzelne niedrige Sträucher bzw. Stauden. Die mächtige Thuje (Thuja, Lebensbaum) mit einem Brusthöhendurchmesser (BHD) von 0,7 m im südöstlichen Friedhofsbereich dürfte auf eine Pflanzung auf dem Grab des Gemeindearztes Josef Franz Schreiner (gestorben 1895) zurückgehen. Weiters ist im südlichen Teil des Friedhofes eine Pflanzung mit Cotoneaster zu finden. 9.3.2.7 Bewertung Die Friedhofsanlage Liebenau bildet in ihrer Schlichtheit eine Einheit mit der ebenfalls in ihrer Gestalt unaufdringlich wirkenden Pfarrkirche. Die räumliche Einbindung des Ensembles in das Ortsgefüge, die zentrale Lage im Ort sowie die Durchlässigkeit und gute Erschließung schaffen die Möglichkeit von „NebenbeiAnlässen“: Einkauf, Amtsgänge, Kirchgang usw. können mit dem Besuch des Friedhofes sowie der Aufbahrungshalle ohne zusätzlichem Aufwand verbunden werden. Der Begräbnisritus und das Andenken an Verstorbene behält Raum im Alltagsgeschehen und sozialen Leben des Marktes. Die Anlage selbst ist in einem sehr guten Erhaltungszustand. Die Gräber und Grabzeichen wirken durchwegs gut gepflegt und betreut. Die gegebene Durchmischung hinsichtlich Art und Form von Grabzeichen sowie die vielfältige Grabbepflanzung bieten ein angenehm lockeres Erscheinungsbild der Grabfelder. 75 9.3.3 Kirchhof Lasberg Römisch-Katholische Pfarre Lasberg (Pfarrnummer 4171) Dekanat Freistadt, Diözese Linz Marktgemeinde Lasberg (GKZ 40609) Politischer Bezirk Freistadt, Land Oberösterreich 0 100 Meter 9.3.3.1 Allgemeine Daten, Lage und Geschichte Der Hauptort Lasberg befindet sich auf 574 m Seehöhe über dem steil abfallenden Tale der Feistritz. Urkundlich erstmals erwähnt wurde Lasberg im Jahr 1125. In diesem Jahr wird die Übergabe der Eigenkirche (in Privateigentum) des Adalbero von Griesbach an das Stift St. Florian vollzogen. Bis heute ist die Pfarre dem Stift St. Florian inkorporiert. Ein erster Pfarrer wird 1222 genannt. Abb. 38 Orthofoto Lasberg, 2007. 0 Durchwegs zweigeschossige, traufständige Ackerbürgerhäuser reihen sich um einen nicht planmäßig angelegten (vgl. Ulm 1971, S.124), leicht unregelmäßigen, längsdreieckigen Marktplatz. Nördlich sowie östlich davon setzt ab der Mitte des 20. Jahrhunderts verstärkte Siedlungstätigkeit ein. 2008 bis 2010 wurde die bisher durch den Ort führende Lasberger Straße L1471 durch den Bau einer Umfahrungsstraße aus dem Ortszentrum an den nördlichen Ortsrand verlagert. Am Marktplatz befindet sich neben einem quadratischen Wasserbassin aus Stein welches als Löschwasserbehälter dient das Kriegerdenkmal aus 1964, bis 1937 auch der Pranger aus dem 17. Jahrhundert. Die Pfarrkirche mit umgebendem Kirchhof nimmt den westlichen Teil des Dreieckplatzes ein. Zerstörungen des Ortes waren bei Hussiteneinfällen 1420/36, den Bauernaufständen 1626 sowie bei Marktbränden der Jahre 1696 und 1935 zu verzeichnen. In den Jahren 1618, 1626 sowie 1696 wird die Kirche durch Brände beschädigt. Viele protestantische Bauern und Bürger aus Lasberg waren 1626 an der Belagerung der 25 Meter Abb. 39 Orthofoto Kirchhof Lasberg, 2007. 0 25 Meter Abb. 40 Lasberg, Franziszeischer Kataster (Urmappe, Blattnummer 41011_5, Jahr der Vermessung 1827). 76 Stadt Freistadt beteiligt. Bei der Schlacht gegen das kaiserliche Regiment in Kerschbaum am 6. August 1626 verloren 31 Bauern aus Lasberg ihr Leben (vgl. Leitner 2009, S.151/152). Um die Mitte des 17. Jahrhunderts berichtet Pfarrer Wolfgang Hasenberger sorgenvoll davon, dass Pesttote aus der Hafnerzeile bei Freistadt nachts heimlich auf dem Kirchhof Lasberg „abgestellt“ wurden (Leitner 2009, S.76). Abb. 41 Kirchhof Lasberg mit Schule (re.), Statue hl. Joh. Nepomuk (Mitte) und Pfarrhof (li.) , 1742. Abb. 42 Kirchhof Lasberg, Flugaufnahme, um 1957. Abb. 43 Hauptweg mit Kirchensüdportal (li.) und Gemeindeamt (re.), Kirchhof Lasberg, 2008. Wirtschaftlich bedeutend war die Lage an dem ehemaligen Handelsweg über Kefermarkt nach Freistadt, die Färberei von Stoffen sowie in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts der Zwirnhandel. (vgl. Dehio 2003, S.393/394) Die Gemeinde Lasberg verzeichnete bei Volkszählungen ab 1869 eine stetige Zunahme der Bevölkerungszahl (1869: 1.891; 1900: 1.962; 1951: 2.100; 2001: 2.743; 2010: 2.821) (Statistik Austria 2010, Online). In der Pfarre Lasberg sind aktuell 1.955 Katholiken eingetragen. (vgl. Diözese Linz 2010, Online) Die geostete, ehemals dem hl. Andreas, heute dem hl. Vitus geweihte Pfarrkirche mit umgebendem Kirchhof nimmt den Großteil des Dreieckplatzes ein. Westlich vom Kirchhof befindet sich an der Stelle einer ehemaligen Burganlage der Pfarrhof aus dem 17. Jahrhundert. Südlich des Pfarrhofes wurde 1978 eine Aufbahrungshalle errichtet. Im südlichen Bereich des Kirchhofes steht das ehemalige Mesnerhaus, seit 1569 urkundlich als Schule angeführt, seit 1962 Gemeindeamt und Postamt (vgl. Ortner 2009, S.257-289). Der Chor sowie der Turm der Pfarrkirche wurden um 1400 erbaut. Um 1520 findet eine Erhöhung und Erweiterung des Langhauses sowie des Turmes statt. Verschiedene Bau- und Dachformen verleihen dem Kirchenbau ein malerisches Aussehen. (vgl. Dehio 2003, S.394) Der Kirchhof ist auf der Liste der unter Denkmalschutz stehenden, unbeweglichen Denkmale in Oberösterreich angeführt (vgl. Bundesdenkmalamt 2010, Online). 9.3.3.2 Bezug zur Landschaft und zum Ort Abb. 44 Hauptportal, Urnennischen (re.), Kirchhof Lasberg, 2008. Inmitten des Dreieckplatzes gelegen bildet die Kirche mit dem umgebenden Kirchhof das Zen- Kirchhof Lasberg 77 Abb. 45 Schnittdarstellung A - B, Kirchhof Lasberg, 2008. A Obstgärten 5 Meter Ortsbebauung zweigeschoßig Zufahrt Parkfläche Kirchhofmauer Stützmauer Gräberfeld Rundweg Kirchengebäude Rundweg Gräberfeld Gehweg Gräberfeld Grünfläche Kirchhofmauer Ortsbebauung zweigeschoßig Landesstraße L1471 0 B Kirchhof A 4 7 8 L1471 Pfarrhof 1 17 2 3 17 16 Marktplatz 9 6 12 10 11 14 Gemeinde amt 5 4 13 15 Parkplatz B Abb. 46 Übersicht, Kirchhof Lasberg, 2008. 1 Wasserbassin, 2 Kriegerdkm., 3 Festpotest, 4 Pranger, 5 hl. Joh. Nepomuk, 6 Aufbahrungshalle, 7 Friedhofskreuz, 8 Priestergräber, 9 Ölbergrelief, 10 Missionskreuz, 11 Jonas-Relief, 12 Grabstätte Fam. Schwarz, 13 Denkmal Blöchl, 14 Urnenwand, 15 Infokasten, 16 Abfallbehälter, 17 Wasserstelle. 0 5 Meter N 78 trum des Ortes und prägt das Ortsbild uneingeschränkt. Der Kirchhof wird als wesentlicher Teil des Ortsbildes verstanden. Vom Kirchhof aus ist aber durch die umliegende Bebauung kein Bezug zur Landschaft möglich. Auch wird der Kirchhof von außerhalb des Ortes nicht wahrgenommen. 9.3.3.3 Kirchhof, Friedhof als bauliche Anlage Der im westlichen Teil des zentralen Dreieckplatzes liegende, beinahe kreisrunde Kirchhof (ca. 65 m x 55 m) mit Kirchhofmauer umschließt das Kirchengebäude allseitig. Das Gelände ist in Richtung Süden leicht abfallend. Der Kirchhof umfasst eine Fläche von ca. 2.700 m² (Gräber, Wege, Grünflächen). Südlich schließt mit einem Eingang in den Kirchhof ein mehrmals um- und ausgebautes, zweigeschossiges Gebäude, ehemals Mesnerhaus und Schule, heute Gemeindeamt, an. Ab 2010 ist ein Gemeindeamtsneubau an anderer Stelle vorgesehen. Eine Nachnutzung des Gebäudes am Kirchhof ist noch offen. Abrisspläne wurden verworfen. (Stütz 2008, mündl.) Innerhalb der Kirchhofmauer befand sich bis 1962 an der Schule ein Gemüsegarten (vgl. Hennebichler 2009, S.604). Die Kirchhofmauer zeigt sich südlich der Kirche als abgestufte Stützmauer, pultdachförmig mit Granitsteinplatten gedeckt. Außen ist die Mauer in diesem Bereich als regelmäßiges Schichtenmauerwerk aus grauen Granitquadern ausgeführt, innen weiß verputzt. Den Zwischenbereich der abgestuften Stützmauer bildet eine ca. 2 m breite, gepflasterte Terrasse mit Brunnen und Sitzbänken. Der Niveauunterschied der Geländestufe beträgt ca. 2,5 m. Das beschriebene, heutige Erscheinungsbild stammt aus 1962. Vorher gab es hier eine massive Kirchhofmauer vor einer grasbewachsenen Böschung. Die Umfriedung des übrigen Areals zeigt sich einheitlich als beidseitig weiß verputzte, ca. 0,65 m breite, außen ca. 1,5 bis 2,3 m hohe Mauer mit satteldachförmiger Eindeckung aus rotem Tonziegel. An der Außenseite ist im Sockelbereich Bruchsteinmauerwerk aus grauem Granit zu sehen. Die weitgehend dem Geländeverlauf folgende Kirchhofmauer dürfte beinahe zur Gänze aus Erneuerungen der Jahre 1972 sowie 1977 stammen. (vgl. Hennebichler 2009, S.601-606) Damals wurde für die Errichtung eines Geh- steiges an der Durchzugsstraße Platz benötigt (Röthlin 2008, mündl.). Die Innenhöhen der Umfriedung betragen 1,10 bis 2 m. In ihrer Gesamtheit weist die Kirchhofmauer einen sehr guten Erhaltungszustand auf. Der Kirchhof ist im Osten über ein Hauptportal mit geschwungenem Giebel (ursprünglich bezeichnet 1759) und Torflügeln aus Eichenholz mit bemerkenswertem Türschloss und Beschlägen (vgl. Dehio 2003, S.396) zugänglich. An das Hauptportal war am Kirchhof bis um 1960 ein hölzernes Torhaus angebaut (Röthlin 2008, mündl.). Ein barrierefreier Eingang in Form eines Segmentbogenportals im Norden, ein Segmentbogenportal im Westen (beide mit schmiedeeisernen Torflügeln) sowie ein breiter Treppenaufgang in Süden bilden weitere Zugänge in den Kirchhof. Eingänge vom Kirchhof in die Kirche befinden sich an der Kirchensüdwand sowie am Turm und der Sakristei. Ein ca. 2 bis 2,5 m breiter Weg führt vom östlichen Portal zum Haupteingang der Kirche und in Verlängerung zum Westportal des Kirchhofes. Von diesem Weg zweigt ein Zugang zum Gemeindeamt ab. Weitere Wegverbindungen bestehen vom Nordeingang zur Kirche, zur Sakristei und zu den Priestergräbern sowie rund um die Kirche. Die Befestigung der Wege ist teils mit Kleinsteinpflaster im Segmentbogenverband, teils als Steinplattenbelag ausgeführt. Auf zwei verwendeten Steinen sind die Jahreszahlen 167x (fragmentarisch) sowie 1817 zu finden. Für kleinere Treppenanlagen fanden ausgediente Kilometersteine der Straßenmeisterei mit eingemeißelten Kilometerangaben Verwendung (Fenzl 2008, mündl.). An der Kirchennordwand ist ein Lagerplatz für abgetragene Grabzeichen und Abfallbehälter ebenfalls gepflastert. Die Bereiche zwischen den Grabstellen sind einheitlich mit Kies bedeckt, Freiflächen als Rasendecke ausgeführt. Als Unterstand für den bis 1938 eingesetzten Nachtwächter war an der Westseite des Kirchhofes eine kleine Hütte ähnlich einem Wachhäuschen eingerichtet. Bis 1977 war an die östliche Kirchhofmauer das „Depot der Fr. Feuerwehr“, ab 1925 zusätzlich mit einem Turm zum Trocknen der Feuerwehrschläuche versehen, angebaut. Kirchhof Lasberg Daneben befand sich bis 1953 ein gemauerter Schweinestall (!) des Markthauses Nr. 25 sowie bis 1962 eine Brückenwaage mit Häuschen. (vgl. Hennerbichler 2002) An dieser Stelle befindet sich gegenwärtig ein niedriger Podest, welcher bei Marktfesten als Tribüne für die Blasmusik und zur Weihnachtszeit als Aufstellungsort für eine Weihnachtskrippe mit Weihnachtsbaum verwendet wird. Mehrere, außen an der Kirchhofmauer angebrachte Reliefs aus Ton leiten den Kulturwanderweg Lasberg ein. Das steinerne Friedhofskreuz aus 1954 mit Korpus aus Bronze befindet sich nördlich der Kirche an der Kirchhofmauer an höchster Stelle des Kirchhofes. An der Kirchensüdwand ist ein Missionskreuz sowie seit 2008 das sogenannte „Jonas-Relief“ der Lasberger Künstlerin Ingeborg Kuba, ein Bronzerelief mit biblischem Auferstehungsthema, aufgestellt. In einer Nischenkapelle an der Kirchenwestwand befindet sich ein Ölbergrelief aus 1865 (vgl. Dehio 2003, S.395). Unter dem Südschiff der Kirche an der Stelle des Taufbeckens ist das ehemalige „Beingewölbe“ zu finden (vgl. Hiptmair 1890, S.43). Eine Aufbahrungshalle mit Lagerraum für die Gerätschaften des Totengräbers wurde 1978 gegenüber dem Westportal in den Kirchhof auf einer Parzelle des Pfarrhofgartens erbaut (vgl. Wittinghofer 2009, S.378). Ein steinernes Standbild des hl. Johannes Nepomuk aus 1733 (vgl. Dehio 2003, S.396) ist außerhalb des Kirchhofes neben dem Westportal aufgestellt, flankiert von zwei mächtigen Rosskastanien (Aesculus). Auf den Platz davor wurde 1937 der Marktpranger aus dem 17. Jahrhundert vom Marktplatz hierher verbracht. Seitens der Gemeindeleitung wird überlegt, im Zuge einer Marktplatzneugestaltung den Pranger wieder am Ortsplatz aufzustellen sowie das Kriegerdenkmal aus 1964 an die Ostseite der Pfarrkirche zu verlegen (Wittinghofer 2008, mündl.). 9.3.3.4 Grabfelder, Gräber Der Kirchhof wird durch die Wegeführung in sieben verschieden große Gräberfelder unterteilt. Zum Zeitpunkt der dritten Begehung (Stand 02.12.2008) befanden sich am Kirchhof 314 Grabstellen, eine Priestergrabstätte beim Friedhofskreuz sowie eine gesonderte Grabstätte 79 der Kaufmannsfamilie Schwarz westlich der Kirche. Insgesamt sind am Kirchhof Lasberg 595 Grabstellen vorgesehen. Neben dem Hauptportal sind 22 Urnennischen in die südliche Kirchhofmauer eingelassen, zehn davon waren belegt. Die Gräber am Kirchhof sind in geradlinigen Reihen mit Blick zur Kirche orientiert. Die Gräber des Gräberfeldes an der Urnenmauer sind in ihrer Ausrichtung dem Verlauf der Kirchhofmauer angepasst. Bis auf zwölf Grabstellen sind alle Gräber als Einfassungsgräber ausgeführt, ausgenommen die Grabstellen innerhalb der Grabstätten für Priester sowie der Fam. Schwarz. Alle Grabzeichen sind freistehend. Bei der Priestergrabstätte sind Grabtafeln an der Kirchhofmauer angebracht. Einfachgräber weisen eine durchschnittliche Größe von ca. 2 x 0,8 m, Doppelgräber eine Größe von ca. 2 x 1,6 m auf. Der Abstand der Grabreihen zueinander ist sehr knapp bemessen. Bei den 325 Grabzeichen sind 191 Grabzeichen aus Stein, 79 Grabkreuze aus Schmiedeeisen, 45 Holzkreuze und 10 Grabkreuze aus Gusseisen zu finden. Eine besondere, lokale Eigenart bei Gestaltung der Grabzeichen ist nicht zu erkennen. Auf ca. einem Fünftel der Grabzeichen sind Abbildungen der Verstorbenen auf Porzellan angebracht. In der Pfarrkirche sind im Chor vier stark abgenützte Grabplatten aus rotem Marmor im Fußboden eingelassen. Als hier Bestattete werden u.a. Alber von Zelking (gestorben 1394), dessen Sohn Wilhelm, dessen Sohn Hans von Zelking (gestorben 1474), Hans Artstetter von Wartberg (gestorben 1550) sowie Priester des 16. Jahrhunderts genannt. Bei den Seitenälteren befinden sich ebenfalls zwei Grabplatten im Fußboden. Im ehemaligen Läuthaus finden sich sechs einfache Inschriftentafeln des 19. sowie 20. Jahrhunderts. (vgl. Dehio 2003, S.396) An besonderen Grabzeichen sind bei der, mit einem Grabgitter eingefassten Priestergrabstätte zwei schmiedeeiserne Grabkreuze mit Blechschnittfiguren, ein Spätrokokokreuz aus der Zeit um 1790 sowie ein Kreuz, datiert 1807, zu nennen. Beide Grabkreuze wurden im Jahr 2000 in Absprache mit dem Bundesdenkmalamt fachgerecht restauriert. (vgl. Auer 2000). An der umzäunten Grabstätte der Fam. Schwarz sind neben sieben antikisierenden bzw. neogo- 80 tischen Steingrabmälern aus der Zeit um 1900 sowie einem sargähnlichen, liegenden Stein zwei klassizistische, schmiedeeiserne Grabkreuze mit Blechschnittfiguren, eines mit der Jahreszahl 1817 bezeichnet, aufgestellt. (vgl. Dehio 2003, S.396) Eine gesondert angelegte Grabstelle sowie ein Gedenkstein am Eingang zum Gemeindeamt erinnern an den gebürtigen Lasberger Johann Blöchl. Als Staatsbeauftragter für das Mühlviertel nach dem Zweiten Weltkrieg konnte der spätere Landeshauptmann-Stellvertreter Blöchl, auch „Vater des Mühlviertels“ genannt, eine verwaltungsmäßige Abspaltung von Oberösterreich durch die sowjetrussische Besatzungsmacht verhindern (vgl. Wikipedia 2010, Online). Bis zur Umbettung in die KZ-Gedenkstätte Mauthausen 1968 bestand am Kirchhof ein Gemeinschaftsgrab von zwei unbekannten KZHäftlingen. Sie kamen vermutlich am 25./26. Jänner 1945 bei einem Transport vom KZ Auschwitz in das KZ Mauthausen ums Leben. (vgl. Haider, Marckhgott 2001, S.133) Was die Grabgestaltung am Kirchhof betrifft überwiegt Wechselbepflanzung. Gelegentlich sind niedrige, meist beschnittene Gehölze wie Buxus, Taxus oder Thuja zu finden. Die Bepflanzung bleibt bei allen Gräbern unter der Höhe der Grabzeichen. 9.3.3.5 Bepflanzung Der Kirchhof selbst ist teilweise parkähnlich angelegt. Vor allem im Bereich des Haupt- sowie des Westportals in den Kirchhof fallen Kübelpflanzen, gepflegte Rasenflächen mit Blumenund Staudenbeeten, Bodendeckerpflanzungen sowie einzelne niedrige Gehölzpflanzungen auf. An raumbildenden Baumpflanzungen sind zu nennen eine Säuleneiche (Quercus) beim Kirchturm, ein Lebensbaum (Thuja) sowie eine rotlaubige Kirschpflaume (Prunus cerasifera) beim Eingang in das Gemeindeamt, eine Eibenhecke (Taxus) und eine große Blutbuche (Fagus sylvatica f. purpurea) mit einem Brusthöhendurchmesser (BHD) von ca. 0,55 m an der Grabstätte der Fam. Schwarz sowie mehrere säulenförmige Thujen (Thuja) an der nördlichen Kirchhofmauer. Die südliche Kirchhofmauer ist zur Gänze mit Selbstkletternder Jungfernrebe (Parthenocissus quinquefolia) bewachsen, die östliche Mauer teilweise mit Efeu (Hedera). Für die Pflege der Grünanlagen ist eine Gemeindemitarbeiterin zuständig (Wolf 2008, mündl.). 9.3.3.5 Infrastruktur Gießwasser kann innerhalb des Kirchhofes an zwei Stellen mit bereitgestellten Gießkannen entnommen werden. Behälter für Grünabfälle sowie Restmüllbehälter sind an der Kirchennordwand aufgestellt. Eine eigene Beleuchtung des Kirchhofes gibt es nicht. Eine Beleuchtung der Kirchenfassade ist vorhanden. Nahe dem Eingang ins Gemeindeamt ist ein Infokasten der Pfarre angebracht. Da der Kirchhof von Seiten der Gemeindeleitung/-verwaltung als „öffentliche Park-/Freifläche“, als Teil des Ortsbildes gesehen wird, wird auch beinahe die gesamte Pflege des Kirchhofes, die Entleerung der Abfallbehälter sowie die Schneeräumung durch Bedienstete der Gemeinde durchgeführt. Durch die zentrale Lage wird der Kirchhof häufig als Durchgang genutzt. So wird auch vermehrt der obere, am Kirchhof liegende Eingang des Gemeindeamtes gewählt. (Stütz 2008, mündl.) 9.3.3.6 Bewertung Der Kirchhof Lasberg zeichnet sich durch die zentrale Lage im Ort sowie die Übersichtlichkeit und Geschlossenheit bei gleichzeitiger Durchlässigkeit aus. Als wesentlicher Bestandteil des Ortszentrums kommt der Anlage eine gewichtige Bedeutung im Ortsbild zu. Der Kirchhof zeigt sich in einem sehr guten Erhaltungszustand. 81 9.3.4 Kirchhof Waldburg Römisch-Katholische Pfarre Waldburg (Pfarrnummer 4447) Dekanat Freistadt, Diözese Linz Gemeinde Waldburg (GKZ 40623) Politischer Bezirk Freistadt, Land Oberösterreich 0 100 Meter 9.3.4.1 Allgemeine Daten, Lage und Geschichte Der Hauptort Waldburg liegt auf einem Höhenrücken auf 685 Meter Seehöhe an der Landesstraße 1487. Rund um die ursprünglich aus Holz errichtete Kirche gruppierte sich bereits vor 1200 ein planmäßiger Kirchort. Das Dorf Waldburg wurde in die Ost-West-Achse der Kirche angelegt. Aus einem ehemals großen Anger bildete sich ein sogenannter Oberer sowie ein Unterer Platz heraus (vgl. Pömer 1988, S.24/25). Erstmalige schriftliche Erwähnung fand Waldburg (als Pfarre) im Jahr 1220. Als Doppelpfarre organisiert, wird im 14. Jahrhundert der Pfarrhof nach Reichenthal verlegt (vgl. Dehio 2003, S.914/915). 1784 verliert die Pfarre Waldburg ihre Selbstständigkeit und gehört bis 1859 als Filialkirche zu Reichenthal (vgl. Pömer 1988, S.113). Mit 1848 wird das Kirchdorf St. Peter bei Freistadt als ein Teil von Waldburg angeführt (vgl. Pömer 1988, S.44-97). Ab Mitte des 20. Jahrhunderts setzt um das Ortszentrum Waldburg, bestehend aus Bauernhöfen und wenigen bäuerlichen Ackerbürgerhäusern (vgl. Dehio 2003, S.914), rege Siedlungstätigkeit ein. Abb. 47 Orthofoto Waldburg, 2007. 0 25 Meter Abb. 48 Orthofoto Kirchhof Waldburg, 2007. 0 25 Meter Die Bevölkerungsentwicklung der Gemeinde Waldburg zeigt seit Aufzeichnung aus 1869 einen leichten Anstieg (1869: 1.134; 1900: 1.152; 1951: 1.195; 2001: 1.357; 2010: 1.351) (vgl. Statistik Austria 2010, Online). Die Pfarre Waldburg zählt aktuell 885 eingetragene Katholiken (vgl. Diözese Linz 2010, Online). Die geostete, der hl. Maria Magdalena geweihte Kirche mit Kirchhof befindet sich zwischen dem sogenannten Oberen und dem Unteren Platz im Abb. 49 Waldburg, Franziszeischer Kataster (Urmappe, Blattnummer 41029_1_6, Jahr der Vermessung 1827). 82 Zentrum des Kirchdorfes. Der heutige Pfarrhof liegt etwas abgerückt nordwestlich des Oberen Platzes. Ende des 14. Jahrhunderts wird die ursprünglich romanische Kirche umgebaut und eingewölbt, im 15. Jahrhundert das Langhaus verlängert (vgl. Pömer 1988, S.113). Ein schlanker Turm mit Zwiebelhelm aus 1853 schließt den einheitlich spätgotischen Kirchenbau in Richtung Westen ab (vgl. Dehio 2003, S.915). Im Inneren der Kirche befinden sich drei bemerkenswerte spätgotische Flügelaltäre. Abb. 50 Kirchhof Waldburg, um 1920. Abb. 51 Zufahrt Kirchhof Waldburg, 2007. Besonders zu erwähnen ist ein kreisrundes Maßwerkfenster an der Kirchennordwand. Bei genannter Fensteröffnung dürfte es sich um ein Friedhofsoculus (Friedhofsauge) handeln. Ein Friedhofsoculus diente der Totenverehrung. Das „Ewige Licht“ im Inneren der Kirche sollte als Zeichen der Verbundenheit durch das Rundfenster auf den Kirchhof strahlen (vgl. Lehner 2007, S.19). Eine Sage in Waldburg („Das Teufelsloch in der Kirche“) erzählt von der Mithilfe des Teufels beim Kirchenbau, der, seines Lohnes betrogen, durch die Kirchenwand entfloh. Ein Loch (das runde Fenster), das sich nicht zumauern ließ, soll noch heute von der Geschichte zeugen (vgl. Pömer 1988, S.175/176). Depiny beschreibt 1924 in der Zeitschrift für oberösterr. Geschichte, Landes und Volkskunde die Sage ähnlich (vgl. Depiny 1924, S.302). Im Mitteilungsblatt des Arbeitskreises für Klein- und Flurdenkmalforschung in OÖ. Forum Volkskultur (20. Jahrgang, Blatt 2, Oktober 2007, S. 19) wird berichtet, dass in der Pfarrkirche Waldburg „noch das romanische Rundfenster als Friedhofs-Okulus erhalten geblieben“ ist. Abb. 52 Kirchhof Waldburg, Zugang ehem. Beinhaus (re.), 2007. 9.3.4.2 Bezug zur Landschaft und zum Ort Abb. 53 Friedhofsoculus, linker Seitenaltar, Pfarrkirche Waldburg, 2008. Durch die Siedlungsform als Kirchort (Plandorf mit Kirche der mittelalterlichen Kolonisationsperiode) kommt der Pfarrkirche mit Kirchhof im Ortsbild eine besondere Bedeutung zu, sie bildet das Zentrum des Ortes und prägt diesen maßgeblich. (vgl. Stenzel 1985, S.162) Aus dem Umland ist aufgrund der Topografie die Kirche weithin sichtbar. Ein Bezug zur umliegenden Landschaft ist vom Kirchhof aus aufgrund der umgebenden Bebauung nicht möglich. Kirchhof Waldburg 83 Abb. 54 Schnittdarstellung A - B, Kirchhof Waldburg, 2008. A 5 Meter Wohngebäude zweigeschossig Parkfläche Landesstraße 1487 Kirchhofmauer Gräberfeld Rundweg Kirchengebäude Rundweg Gräberfeld Kirchhofmauer Zufahrt Garten Wohngebäude zweigeschossig 0 B B Kirchhof 3 2 7 Oberer Platz 8 Lan ehem. Schule des 5 7 4 1 7 ße 1 487 1 A 6 Unterer Platz stra Abb. 55 Übersicht, Kirchhof Waldburg, 2008. 1 Aufbahrungshalle, 2 Kriegerdenkmal, 3 Kapelle Hl J. Nepomuk, 4 Zugang ehem. Beinhaus, 5 Friedhofskreuz, 6 Abfallbehälter, 7 Wasserstelle, 8 Beleuchtung. 0 5 Meter N 84 9.3.4.3 Kirchhof, Friedhof als bauliche Anlage Der zentral im ehemaligen Dorfanger liegende, ovale Kirchhof (ca. 45 m x 30 m) umschließt das Kirchengebäude allseitig. Das Gelände fällt in Richtung Osten leicht ab. Der Kirchhof umfasst eine Fläche von 915 m² (Gräber, Wege, Grünflächen) und ist nord-, ost- sowie südseitig von der Kirchhofmauer begrenzt. Westlich wird der Kirchhof durch das 1787 errichtete Schulgebäude, ab 1903 eine bis heute bestehende Greißlerei (vgl. Pömer 1988, S.102-110), vom Oberen Ortsplatz abgeriegelt. Die Kirchhofmauer zeigt sich an der Außenseite durchgehend als unverputztes Mauerwerk aus Granit mit Höhen von 1,25 bis 2,1 m, innen ist die Mauer weiß verputzt. Die Mauerkrone bilden pultdachförmig angebrachte Granitsteinplatten. In den Jahren 1970 bzw. 1989 wurde die gesamte Kirchhofmauer erneuert, für eine Straßenverbreiterung die südliche Mauer in Richtung Kirche eingerückt. Nahe der Kirchenmauer liegende Grabstellen mussten dabei eingekürzt werden, was Entrüstung seitens der Bevölkerung hervorrief (Preslmaier 2008, mündl.). Die Kirchhofmauer weist in ihrer Gesamtheit einen guten Erhaltungszustand auf. Der Kirchhof ist über eine Einfahrt im Westen barrierefrei, einen weiteren Zugang im Osten sowie einen schmalen Einlass südlich der Aufbahrungshalle zugänglich. Eingänge vom Kirchhof in die Kirche befinden sich an der Westwand der Kirche bzw. über die beiden Sakristeien. Ein vorhandenes Südportal ist zugemauert. Bis auf eine mit Kleinsteinpflaster im Segmentbogenverband versehene Wegverbindung vom westlichen Kirchhofeingang zum Westportal sowie zum Südportal der Kirche bzw. der neuen Sakristei gibt es im gesamten Kirchhof keine befestigten Wege. Alle Flächen (Rundweg um die Kirche, Gräberzwischenräume, Freiflächen) sind einheitlich als Kiesflächen angelegt. Ein schmaler Streifen an der Ostseite des Kirchhofes zeigt sich als Rasenfläche. 9.3.4.4 Gräber, Bepflanzung, Infrastruktur Zum Zeitpunkt der ersten Begehung (Stand 10.11.2008) befanden sich am Kirchhof 143 Grabstellen, durch eine durchlaufende Nummerierung, angebracht als kleine, ovale Blechtafeln, gekennzeichnet. Die Kirchhofanlage ist in zwei Gräberfelder geteilt. Nördlich des Kirchengebäudes befinden sich 89 Grabstellen in drei Reihen. Südlich der Kirche sind 54 Grabstellen zu finden, ebenfalls in drei Reihen angeordnet. Ein Streifen rund um die Kirche sowie der gesamte Bereich östlich des Chorraumes sowie westlich des Kirchenportales wurden von Grabstellen freigehalten. Die Gräber am Kirchhof sind in geradliniger Reihe mit Blick zur Kirche orientiert, im Bereich des südlichen Gräberfeldes ist die Reihe der Gräber nahe der Kirchhofmauer der in einem Bogen verlaufenden Mauer angepasst. Alle Gräber sind als Einfassungsgräber ausgeführt, die Grabzeichen freistehend. Einfachgräber weisen eine durchschnittliche Größe von ca. 1,8 x 0,8 m, die wenigen Doppelgräber eine Größe von ca. 1,8 x 1,6 m auf. Bei den Grabzeichen sind bis auf einzelne Ausnahmen nur Grabkreuze aus Schmiedeeisen vorzufinden. Auffällig häufig sind Abbildungen der Verstorbenen zu finden, meist in Form eines Fotodruckes auf weißem Porzellanschild. Am Kirchhof gibt es keine speziell für Urnenbestattungen vorgesehene Einrichtung. An der Kirchensüdmauer sind drei Grabtafeln aus Mitte des 19. Jahrhunderts bis Mitte des 20. Jahrhunderts angebracht. Der Grabspruch auf der Grabtafel des Schulmeisters Kaspar Boes (+1829) lautet: Bös hieß zwar dieser Jugendfreund Der hier im Schoß der Erde ruht. Doch allgemein ward er beweint, Denn er war liebreich, sanft und gut. Was die Grabgestaltung betrifft überwiegt Wechselbepflanzung. Gelegentlich sind niedrige, meist beschnittene Gehölze wie Buxus, Taxus oder Thuja zu finden. Die Bepflanzung bleibt bei allen Gräbern unter der Höhe der Grabzeichen. Der Kirchhof selbst weist keine besondere gartenarchitektonische Ausgestaltung auf. Zu erwähnen ist ein großer Lindenbaum mit einem Brusthöhendurchmesser (BHD) von 1,1 m neben dem Kriegerdenkmal sowie eine Nachpflanzung (Linde) neben der Aufbahrungshalle. Beide Gehölze stehen außerhalb des Kirchhofes. Innerhalb der Kirchhofmauer sind eine Tanne Kirchhof Waldburg mit 4 m Höhe, ein Flieder sowie eine Schneeballpflanzung zu nennen. Gießwasser kann innerhalb des Kirchhofes an drei Stellen mit bereitgestellten Gießkannen entnommen werden. Behälter für Grünabfälle sowie Restmüllbehälter sind an der Außenseite der südlichen Kirchhofmauer aufgestellt. Für Beleuchtung der Kirchhofanlage ist nahe dem Hauptportal der Kirche eine Laterne mit integrierter Beleuchtung des Kirchturms installiert. An der Aufbahrungshalle ist eine Infotafel (Friedhofsordnung) sowie neben dem westlichen Kirchhofeingang ein Infokasten angebracht. Als Friedhofskreuz dient ein einfaches Steinkreuz mit Korpus aus Kunststein östlich der Kirche in Richtung Osten ausgerichtet. Bauliche Elemente auf dem Kirchhof sind keine zu finden. Ein breiter Segmentbogen (um 1500) unterhalb der südlichen Sakristei weist auf ein ehemaliges Beinhaus hin (vgl. Dehio 2003, S.915). Eine Aussegnungshalle wurde im Jahre 1984 von der Gemeinde Waldburg auf 85 Gemeindegrund östlich des Kirchhofes erbaut. Das Gebäude ist nur vom Unteren Ortsplatz her zugänglich. 1960 fand die Segnung des Kriegerdenkmales (östlich an die Mauer des Kirchhofes angebaut) statt. Eine Wegkapelle mit barocker Figur des hl. Johannes Nepomuk befindet sich auf dem Weg vom Kirchhof zum Pfarrhof (vgl. Dehio 2003, S.918). 9.3.4.5 Bewertung Waldburg, mit der einfach gestalteten Kirchhofanlage im Zentrum des ehemaligen großen Dorfangers, ist ein interessantes Beispiel eines planmäßig angelegten Kirchortes. Der Überhang an schmiedeeisernen Kreuzen am Kirchhof vermittelt das Bild eines ländlichen Friedhofes. Mit dem genannten Friedhofsoculus besitzt der Kirchhof Waldburg ein bemerkenswertes Ausstattungselement des mittelalterlichen Kirchhofes. Die Anlage selbst ist in einem sehr guten Erhaltungszustand. Die Gräber und Grabzeichen wirken sehr gut gepflegt und betreut. 86 87 9.3.5 Kirchhof St. Peter bei Freistadt Römisch-Katholische Pfarre Freistadt (Pfarrnummer 4084) Dekanat Freistadt, Diözese Linz Gemeinde Waldburg (GKZ 40623) Politischer Bezirk Freistadt, Land Oberösterreich 0 100 Meter 9.3.5.1 Allgemeine Daten, Lage und Geschichte Das Dorf St. Peter, ein Ortsteil der Gemeinde Waldburg, liegt ca. 3 km Luftlinie nordwestlich von Freistadt auf einer Seehöhe von 698 m (Freistadt 560 m.ü.A.). Erstmals 1270 urkundlich erwähnt bestand die Ortsbebauung ursprünglich aus Bauernhöfen im Weiler und streusiedlungsartig außerhalb liegend (vgl. Dehio 2003, S.193; S.920). Ab Mitte des 20. Jahrhunderts tritt verstärkte Siedlungstätigkeit durch die Errichtung von Einfamilienhäusern um das historische Dorfzentrum ein. Zwischen 1920 und 1959 florierte in St. Peter die Erzeugung von sogenannter „Alpenblumenkeramik“, von Kunst- bzw. Zier- und Andenkenkeramik geschmückt mit Applikationen aus Obst und Alpenblumen. Noch in den 1950er Jahren wurden Pferdefuhrwerke voll mit Keramik nach Wien zum Verkauf gebracht (vgl. Forum OÖ Geschichte 2011, Online). Bekannt ist St. Peter, auch genannt „St. Peter auf dem Berg“, aber vor allem wegen der bemerkenswerten, sakralen Denkmalanlage auf einer östlich gelegenen Hügelkuppe, bestehend aus der Filialkirche St. Peter, den Aposteln Petrus und Paulus geweiht, und der ehem. adeligen Grabkapelle, jetzt Allerheiligen- oder Kalvarienbergkapelle, innerhalb der originalen Ummauerung des Kirchhofes. Der Geomant Günter Kantilli beschreibt die Kirchhofanlage St. Peter als Ort zahlreicher vorchristlicher Kultplätze (Sonnenheiligtum), die sich besonders an der Ostseite der Umfassungsmauer konzentrieren (vgl. Kantilli 2003, S.73-77). Abb. 56 Orthofoto St. Peter bei Freistadt, 2007. 0 25 Meter Abb. 57 Orthofoto Kirchhof St. Peter, 2007. 0 25 Meter Abb. 58 St. Peter, Franziszeischer Kataster (Urmappe, Blattnummer 41024_5, Jahr der Vermessung 1827). 88 Abb. 59 „St. Peter bei Freistadt und die heil. Grabeskirche daselbst“, kolorierter Kupferstich, Mitte 19. Jahrhundert. Abb. 60 Begräbnis eines russischen Kriegsgefangenen am Kirchhof St. Peter, um 1915. Abb. 61 Kirchhof St. Peter bei Freistadt, 2008. Abb. 62 Kirchhof St. Peter bei Freistadt, 2008. Um 1200 wird von der Mutterpfarre Neumarkt aus die Pfarre St. Peter, ein umfangreiches Pfarrgebiet umfassend, noch vor der Pfarre Freistadt errichtet. Bereits mit Pfarrrechten wie dem Begräbnisrecht ausgestattet, wird die Kirche erstmals 1241 erwähnt (vgl. Dehio 2003, S.920/921). Im 13. Jahrhundert diente der Kirchhof zu St. Peter als Begräbnisstätte der Toten der Stadt Freistadt (Pfarre Freistadt 2011, Online). Im Zuge der Kirchenreformen Joseph II. wird die Pfarre St. Peter aufgelöst (vgl. Pömer 1988, S.83). St. Peter wird Filialkirche von Freistadt und gehört heute zur Pfarre Freistadt. Die bestehende, geostete, spätgotische Kirche mit Dachreiter steht im Zentrum des Kirchhofes. Südlich vorgelagert befindet sich der ebenfalls geostete, kleinere Bau der Kalvarienbergkapelle zum hl. Kreuz aus 1370, ursprünglich eine Allerheiligenkapelle sowie gleichzeitig Gruftkapelle der Familie Zinespan, ein Stadtadelsgeschlecht aus Freistadt. Um 1420/30 werden beide Sakralbauten durch die Hussiten zerstört, im 15. Jahrhundert wieder aufgebaut (vgl. Pfarre Freistadt 2011, Online). Unter Joseph II. wurde die Kapelle profaniert, „in eine Scheune umgewandelt“ (Rappersberger 1993, S.97), nach einem Brand 1834 renoviert und zur Kalvarienbergkirche umgewandelt (vgl. Dehio 2003, S.921/922). Die Kirche besitzt ein Süd- sowie ein Westportal, die Kapelle nur ein Westportal. 1836 - 42 werden am Weg von Freistadt nach St. Peter elf spätklassizistische Nischenkapellen mit Kreuzwegreliefs errichtet (vgl. Dehio 2003, S.194). Die 12. Kreuzwegstation, „Jesus stirbt am Kreuze“, bildet die Kalvarienbergkirche oder auch Kreuzkirche genannt (vgl. Pfarre Freistadt 2011, Online) am Kirchberg St. Peter. Eine 13. Station befindet sich am Kirchhof an der nördlichen Kirchhofmauer, eine 14. Station gegenwärtig in der Sakristei der Kapelle. Die 14. und letzte Kreuzwegstation war ursprünglich, nordöstlich an den Chorraum der Kalvarienbergkapelle außen angebaut, als „stimmungsvolle Grabkapelle“ (vgl. Gmainer 1930, S.40) angelegt. In den 1960er Jahren wurde diese Kapelle abgetragen, die Grabanlage verschüttet. Eine Ausgrabung wird in Erwägung gezogen (Preslmaier 2008, mündl.). 1999 wurde der, von Kirchhof St. Peter bei Freistadt 89 Abb. 63 Schnittdarstellung A - B, Kirchhof St. Peter, 2007. A 5 Meter Landwirtschaftliche Nutzflächen (Wiese) Aussichtspunkt Gräberfeld Rundweg Gräberreihe an Kirchensüdmauer Rundweg Gräberfeld Ortsbebauung Eingangsbereich 0 B Kirchhof 7 9 2 A 8 5 8 1 3 4 6 B 6 5 4 Parkplatz Abb. 64 Übersicht, Kirchhof St. Peter, 2007. 1 Gedenkstein, 2 Kreuzwegstation, 3 Aussichtspunkt, 4 Sitzgelegenheitheit, 5 Beleuchtung, 6 Lagerplatz Grabzeichen, 7 Lagerplatz Friedhofsgewerbe, 8 Wasserstelle, 9 Abfallplatz. 0 5 Meter N 90 Otto Ruhsam und Gerhard Eilmsteiner erdachte und umgesetzte Skulpturenweg „Ein Aufgang – oberirdisch – unterirdisch“ entlang des Kreuzweges von Freistadt nach St. Peter angelegt (vgl. Ruhsam 2006, Online). Teil des künstlerischen Konzeptes ist die Errichtung eines Kreuzes an der östlichen Kirchhofmauer. Gmainer berichtet in seinen Spaziergängen und Ausflügen um 1930 von „vielen Russengräbern aus der Zeit des Kriegsgefangenenlagers“ (Gmainer 1930, S.40) am Kirchhof von St. Peter. Für Verstorbene des, von 1914 bis 1918 geführten Kriegsgefangenenlagers Freistadt standen in St. Peter 59 Einzelgräber zur Verfügung. „Für die Freistädter war ein solches Begräbnis ein noch nie gesehenes Schauspiel. (…) Der Leichenzug (…) wurde von hunderten Kriegsgefangenen, von der Lagermusikkapelle und einem orthodoxen Priester begleitet.“ (Fellner 1989, S.11/12) Ab März 1916 wurden die Toten des Lagers, in dem bis zu 20.000 Gefangene aus Russland und Italien festgehalten wurden, im eigens dafür angelegten Friedhof im Jaunitzbachtal nahe dem Lager bestattet, 462 Einzelgräber waren dort vorgesehen (vgl. Fellner 1989, S.11/12). Heute weist am Kirchhof von St. Peter nichts mehr auf die Kriegsgefangenengräber des Ersten Weltkrieges hin. Ein einfacher Gedenkstein am Kirchhof erinnert an 27 unbekannte Opfer (Haider und Marckhgott nennen 22 Opfer) eines Transports aus dem Konzentrationslager Auschwitz in das Konzentrationslager Mauthausen im Jänner 1945. 1967 wurden die Gebeine in die KZ-Gedenkstätte Mauthausen umgebettet. (vgl. Haider, Marckhgott 2001, S.135/136) 9.3.5.2 Bezug zur Landschaft und zum Ort St. Peter ist von Freistadt aus zu Fuß über zwei Wege erreichbar. Der kürzere Weg, „steil und steinig“, führt über den Kreuzweg, der längere, auch Totenweg genannt, „gemächlicher“ auf die Anhöhe St. Peter (vgl. Awecker, Schober, Ulm 1955, S.68/69). Die Lage auf einer Hügelkuppe am östlichen Dorfrand umgeben von Wiesen und Wäldern verleiht der Anlage Ruhe bei gleichzeitig starker räumlicher Präsenz. Das Ensemble Kirche und Grabkapelle mit Kirch- hof überragt alle umliegenden Gebäude und bestimmt das Dorfbild wesentlich. Von einem in die Umfassungsmauer eingelassenen Spitzbogen mit Steinbänken war bis Mitte des 20. Jahrhunderts ein Blick ins Tal nach Freistadt möglich (vgl. Gmainer 1930, S.40). Gegenwärtig verhindert dichter Hochwald eine Aussicht weitgehend. 9.3.5.3 Kirchhof, Friedhof als bauliche Anlage Der Kirchhof zeigt sich als wellige, in Richtung Westen leicht abfallende Ebene um die beiden Sakralbauten mit der Filialkirche als Zentrum. Der Kirchhof in annähernd kreisrunder Form mit einem Durchmesser von ca. 60 m umfasst eine Fläche von ca. 2.350 m² (Gräber, Grünflächen). Die nach innen ca. 1,2 m hohe Kirchhofmauer umschließt die Anlage beinahe zur Gänze und erreicht stellenweise als Stützmauer ausgeführt Außenhöhen bis zu 3 m. Nördlich der Kirche folgt die pultdachförmig mit Steinplatten gedeckte, unverputzte Granitsteinmauer weitgehend dem Geländeverlauf. Im Westen wird der Kirchhof von einem Wohnhaus und dem ehemaligen „Pfarrhäusl“ begrenzt. Hier ermöglicht ein breites schmiedeeisernes Tor zwischen den Häusern eine Einfahrt in den Kirchhof. Zu Mitte des 20. Jahrhunderts wurde der Bereich vor dem Tor als Gastgarten genutzt. Weiters lässt ein schmaler, spitzbogiger Eingang mit Treppenanlage den Zugang in die Kirchhofanlage von Süden her zu. Innerhalb des Kirchhofes gibt es keine ausgewiesenen Wege, das gesamte Areal ist als Wiesenfläche ausgebildet. 9.3.5.4 Gräber, Bepflanzung, Infrastruktur An Grabdenkmälern in der Filialkirche sind ein bemerkenswerter frühgotischer Grabstein mit abgebildetem Hügelkreuz (um 1300/A. 14. Jahrhundert) sowie zwei barocke Grabplatten (17. Jahrhundert) zu nennen. 1988 wird der Auftrittstein vor dem Südtor der Kirche gehoben und vom Kunsthistoriker Dr. Benno Ulm als romanischer Grabstein mit Hügelkreuz erkannt (Preslmaier 2008, mündl.). Der Stein befindet sich heute an der Kirchennordwand. Ein Gruftdeckel mit Kreuz bedeckt die gegenwärtig nicht zugängliche Gruft der Zinespan in der Kalvarienbergkapelle (vgl. Dehio 2003, S.922/923). Kirchhof St. Peter bei Freistadt Weitere Reste von romanischen und gotischen Grabsteinen sind im Fußboden eingelassen (vgl. Kantilli 2000, S.75). Gräber sind am Kirchhof nur vereinzelt und zerstreut zu finden, es werden nur mehr „Bewohner aus St. Peter und Inhaber einer alten Grabberechtigung“ (Kranerwitter 2011, pers. Mitteilung) hier beigesetzt. Zur Zeit der zweiten Begehung (Strand 11.12.2008) befanden sich 24 Grabstellen auf dem Kirchhof. Außen an der Kirchensüdwand sind zwei Grabtafeln aus Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts, am Chor zwei Grabtafeln aus Mitte des 20. Jahrhunderts eingelassen. Im Zuge von Renovierungsarbeiten wurden in den letzten Jahren einzelne ältere Grabstellen entfernt und nicht mehr aufgestellt. Abgeräumte Grabzeichen und Einfassungen werden an der südlichen Kirchhofmauer sowie östlich der Grabkapelle deponiert. Die noch vorhandenen Gräber konzentrieren sich an vier Orten. Die Gräber an der Kirchensüdwand weisen von der Kirche weg, alle anderen Gräber zeigen je nach Standort in geradliniger Anordnung in Richtung Kirche. Bei den kunsthandwerklich unbedeutenden Grabzeichen sind vor allem einfache, ca. 1 m hohe Reihen- oder Breitsteine vorzufinden. Grabkreuze erreichen Höhen von 1,6 bis 1,8 m. Alle Gräber sind als Einfassungsgräber ausgeführt, zwei Grabstellen mit Grabgittern abgegrenzt. Einzelgräber weisen durchschnittlich die Maße 1,9 x 0,8 m, Doppelgräber 1,9 x 1,8 m auf, wobei die Grabgrößen sehr stark variieren. Bei den Grabflächen überwiegen Wechselbepflanzungen. Gießwasser kann innerhalb des Kirchhofes an zwei Stellen entnommen werden. Gießkannen werden bereitgestellt. Bezüglich der Gartenarchitektonischen Ausstattung des Areals sind vor allem die mächtigen Linden (Tilia sp.) zu erwähnen, die ursprünglich jeweils beidseits der Kapellen der Kreuzwegstationen am Kirchhof gepflanzt wurden. Die vorhandenen fünf Bäume, wovon vier unter 91 Denkmalschutz stehen, weisen Brusthöhendurchmesser (BHD) von 0,7 bis 2 m auf, bei sehr guter bis mäßig guter Vitalität. An weiteren Pflanzungen sind zwei große Lebensbäume (Thuja) bei der Grabkapelle sowie eine Fliederreihe (Syringa) an der östlichen Kirchhofmauer zu nennen. Die Kirche ist an der Sakristei sowie am Chor teilweise mit Efeu (Hedera) bewachsen. Das gesamte Kirchhofareal ist als Wiesenfläche ausgebildet, nur die Bereiche zwischen den Gräbern östlich sowie westlich der Kirche sind einheitlich mit Kies belegt. Neben Behältern für Restmüll sowie Grünabfällen sind an der nördlichen Kirchhofmauer Gerätschaften des Friedhofsgewerbes gelagert. Als öffentliche Toilette steht eine Toilettenkabine zur Verfügung. Am Kirchhof sind zwei Laternen sowie eine Kirchenbeleuchtung installiert. Eine Parkbank befindet sich bei der Grabkapelle. Südlich des Kirchhofes ist ein kleiner Parkplatz angelegt sowie eine Tisch-BankKombination aufgestellt. 9.3.5.5 Bewertung Die Kirchhofanlage von St. Peter bei Freistadt, malerisch auf einem Bergrücken westlich von Freistadt gelegen, zeigt sich als kunst- sowie kulturhistorisch bemerkenswertes spätgotisches Ensemble einer ehemaligen Pfarrkirche, später Friedhofskirche mit Grabkapelle und umfassender Kirchhofmauer. Als Abschluss des Kreuzweges von Freistadt sowie beliebter Ort von Hochzeiten verzeichnet die ansonst stimmungsvoll ruhige Anlage oft starke Besucherfrequenz. Die einstige Funktion als Bestattungsplatz tritt immer mehr in den Hintergrund. Bemühungen um Renovierung und Erhalt vor allem seit 1962 durch die ansässige Dorfbevölkerung verleihen der Kirchhofmauer, aber besonders den beiden Sakralbauten einen guten bis sehr guten Erhaltungszustand. 92 93 9.3.6 Kirch-/Friedhof Rainbach im Mühlkreis Römisch-Katholische Pfarre Rainbach i.M. (Pfarrnummer 4309) Dekanat Freistadt, Diözese Linz Marktgemeinde Rainbach i.M. (GKZ 40615) Politischer Bezirk Freistadt, Land Oberösterreich 0 100 Meter 9.3.6.1 Allgemeine Daten, Lage und Geschichte Der Hauptort der politischen Gemeinde Rainbach im Mühlkreis liegt auf einer Hochfläche auf 719 m Seehöhe an einer „ehemals so wichtigen Handels- und Verkehrsstraße“ (Sageder 1983, S.15), der heutigen Mühlviertler Landesstraße (B310). Die erste urkundliche Erwähnung von Rainbach im ottokarischen Urbar fällt in die Jahre 1251 bis 1276 (vgl. Sageder 1983, S.26). Pfarre und Pfarrkirche Rainbach wurden erstmals 1289 urkundlich erwähnt (vgl. Sageder 1983, S.54). Der Ort Rainbach besteht aus einem Kirchweiler „um die auf einem Hügel gelegene und weithin sichtbare Kirche“ (Ulm 1971, S.171) und einem beidseitig verbauten Reihendorf (vor allem dichte bäuerliche Bebauung) südlich davon. Weitere Besiedelung entstand entlang der Mühlviertler Landesstraße sowie den Ausfallsstraßen nach Summerau und Lichtenau mit einem Straßenplatz an deren Schnittpunkt. Eine Siedlungserweiterung durch Einfamilienhäuser überwiegend in Richtung Süden erfolgte ab Mitte des 20. Jahrhunderts. (vgl. Dehio 2003, S.641) Das Gemeindegebiet zeigt vorwiegend planmäßig angelegte Reihendörfer unterschiedlicher Größe (vgl. Dehio 2003, S.645). Vor allem seit dem 16. Jahrhundert war für den Ort der von Mauthausen nach Böhmen führende, stark frequentierte Handelsweg bedeutend. In erster Linie der Salztransport bewirkte schließlich den Betrieb einer Pferdeeisenbahn von Linz nach Budweis (1832 - 1872), die auch die Gemeinde Rainbach querte. (vgl. Sageder 1983, S.17) Weiters liegt innerhalb des Gemeindegebietes (wie auch anderswo im nördlichen Grenzgebiet) die mitteleuropäische Wasserscheide: Abb. 65 Orthofoto Rainbach i.M., 2007. 0 25 Meter Abb. 66 Orthofoto Kirch-/Friedhof Rainbach i.M., 2007. 0 25 Meter Abb. 67 Rainbach i.M., Franziszeischer Kataster (Urmappe, Blattnummer 41019_4, Jahr der Vermessung 1828). 94 Ein Teil der Gewässer fließt nach Norden über Maltsch, Moldau und Elbe in die Nordsee, ein anderer Teil in Richtung Süden über Jaunitz, Aist und die Donau in das Schwarze Meer. (vgl. Sageder 1983, S.15) Abb. 68 Kirchhof Rainbach i.M., 3. V. 18. Jahrhundert. Abb. 69 Kriegerdenkmal, Kirchhof Rainbach i.M., 2008. Abb. 70 Kirchhof Rainbach i.M., um 1970. Abb. 71 Friedhofserweiterung Rainbach i.M., 2008. Ab 1862 führte in Rainbach eine neu gegründete Klostergemeinschaft, genannt die „Töchter der christlichen Nächstenliebe“, in einem ehemaligen Bäcker- und Gastwirtshaus ein „Asyl für Arme und Weisenkinder“. 1909 wird von den Schwestern ein Kindergarten eröffnet. 1925 schloss sich die Gemeinschaft den „Armen Schulwestern von Vöcklabruck“ an. 1995 wird ein neues Alten- und Pflegeheim in Rainbach errichtet. (vgl. Sageder 1983, S.389-392) Die Gemeinde Rainbach im Mühlkreis zeigt seit Aufzeichnungen aus 1869 einen leichten Anstieg in der Bevölkerungsentwicklung (1869: 2.335; 1900: 2.381; 1951: 2.759; 2001: 2.934; 2010: 2.928) (vgl. Statistik Austria 2011, Online). Aktuell umfasst die Pfarre Rainbach 2.601 eingetragene Katholiken. (vgl. Diözese Linz 2011, Online) Die spätgotische, ursprünglich geostete Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt, vormals dem hl. Jakobus d.Ä. geweiht (vgl. Pfarramt Rainbach i.M. 2001), liegt erhöht am nördlichen Ortsausgang umgeben vom Friedhof (vgl. Dehio 2003, S.641). Östlich des Kirchhofes befindet sich der Pfarrhof aus 1724, südlich die ehemalige Schule aus 1856, seit 1951 Gemeindeamt. Um 1330 wurde die erste gotische Kirche an Stelle einer romanischen Turmkapelle errichtet. Zu dieser Zeit dürfte bereits ein Friedhof um den Sakralbau bestanden haben (vgl. Ulm 1971, S.171). Aus der Zeit um 1350 stammt auch ein so genannter „Fackeltöter“, ein halbkugelförmiger Stein mit einem Durchmesser von ca. 0,3 m und sieben gerundeten Vertiefungen zum Ablöschen von Fackeln, welcher 1969 beim Kirchenumbau im Aushubmaterial des Kircheninneren gefunden wurde (vgl. Sageder 1983, S.80). In den Hussitenkriegen teilweise zerstört fand später ein Wiederaufbau, zu Ende des 15. Jahrhunderts ein Umbau und eine Erweiterung der Pfarrkirche statt. Ein Beinhaus aus 1506 unterhalb der Sakristei wurde für den Einbau einer Kirchenheizung in den Jahren 1969/70 ausgeräumt Kirch-/Friedhof Rainbach i.M. 95 Abb. 72 Schnittdarstellung A - B - C, Kirch-/Friedhof Rainbach i.M., 2007. 0 5 Meter B Parkplatz 7 3 Grünfläche, Parkplatz Friedhof C Kirchhof Friedhofmauer Gräberfeld der Friedhofserweiterung aus 1950/51 C Abstandsfläche Kirchenanbau aus 1969/70 spätgotisches Kirchengebäude Vorplatz Gräberfeld Karner Gräberfeld Kirchhofmauer Obstgarten A ier hlv Mü tle 10 ße ra sst de an rL 7 10 B3 9 B 4 11 9 8 5 6 9 9 9 1 9 Pfarrhof 8 A 2 Gemeindeamt Abb. 73 Übersicht, Kirch-/Friedhof Rainbach i.M., 2007. 1 Karner, 2 Kriegerdkm., 3 Gedenkstein, 4 Friedhofs- 0 kreuz, 5 Priestergräber, 6 Kindergräber, 7 Abfall, 8 Wasserstelle, 9 Beleuchtung, 10 Sitzbank, 11 Geräteschuppen. 5 Meter N 96 (Zeindlhofer 2008, mündl.), die Gebeine wurden in das Untergeschoß der Michaelskapelle gebracht (Pfügl 2011, mündl.). 1682 erfolgte nordseitig der Kirche der Anbau eines Kapellen- und Beichtraumes. 1962-64 wurden neue Kirchenfenster, gestaltet von der Künstlerin Margret Bilger, eingebaut. Bei einer Kirchenerweiterung 1969/70 durch einen nordseitigen Zubau wurde das Langhaus zum Presbyterium, die Orientierung der Kirche in die Nord-SüdAchse gedreht. (vgl. Sageder 1983, S.77-101) Südlich der Pfarrkirche innerhalb des Kirchhofes befindet sich die so genannte Michaelskapelle, ein Karner aus der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts, eine im Wesentlichen ursprünglich erhaltene Friedhofskapelle mit Beinhaus im Untergeschoss. Das nicht zugängliche Beinhaus ist gegenwärtig noch bis zur Decke mit Gebeinen gefüllt. Wie bei derartigen Gebäuden üblich, besitz die geostete Kapelle nur an der Ostsowie Südwand schmale Fensteröffnungen. Ulm betont, dass die Kapelle aufgrund des ursprünglichen Patroziniums des hl. Jakobus d.Ä. keine Friedhofskapelle war (vgl. Ulm 1971, S.172). In einem Visitationsprotokoll aus 1726 wird allerdings von einer Kapelle berichtet, welche „dem hl. Erzengel Michael geweiht“ ist (vgl. Sageder 1983, S.103), was auf eine Bauabsicht als Friedhofskapelle hinweist. Zur Zeit der Reformation war ein großer Teil der Pfarrangehörigen in Rainbach evangelisch, die Kapelle diente ihnen als Bethaus. Im Zuge der Josephinischen Kirchenreformen wurde die Kapelle 1786 gesperrt, exekriert (entweiht) und für einen profanen Zweck freigegeben. Im selben Jahr erwirbt ein Braumeister aus dem nahe gelegenen Kerschbaum im Zuge einer Versteigerung die ehemalige Kapelle. Für die Lagerung von Braugerste erhält das Gebäude eine Zwischendecke sowie Mauereinbauten. Da sich die Kapelle umgeben von Grabstellen mitten im Kirchhof befindet, war eine Zufahrt mit Pferdefuhrwerken nicht gestattet. Es mussten daher nach einer Weisung der Landesregierung aus 1788 die Getreidesäcke über den Friedhof zum Lagerraum getragen werden. 1854 von der Pfarre zurück erworben war die Kapelle Lagerraum für kirchliche Requisiten und Werkzeug des Totengräbers. 1969/70 wurde schließlich die Michaelskapelle renoviert, der Ursprungszustand weitgehend herge- stellt und wird bis jetzt als Aufbahrungsraum genutzt. (vgl. Sageder 1983. S.102/104) Das ursprüngliche Kirchhofareal wurde um 1950/51 in nördlicher Richtung erweitert (Stellnberger 2008, mündl.). 9.3.6.2 Bezug zur Landschaft und zum Ort Die Pfarrkirche mit umgebenden Kirchhof und Friedhofserweiterung steht erhöht am nördlichen Ortsende von Rainbach und ist weithin sichtbar. Mächtige Stützmauern und eine hohe Treppenanlage verleihen der Bestattungsanlage ein markantes Gepräge. Das Zentrum des Ortes bildet weiter südlich ein Platz am Knotenpunkt der Hauptstraßen. 9.3.6.3 Kirchhof, Friedhof als bauliche Anlage Das ursprüngliche Kirchhofareal, das einen Kreis um die Kirche als Zentrum bildet, erfuhr nach 1828 sowie um 1950/51 Flächenerweiterungen. Gegenwärtig zeit sich der Bestattungsplatz um die Kirche als annähernd dreieckförmige Anlage mit ca. 85 m Länge und einer Breite von ca. 75 m bei einer Gesamtfläche von ca. 3.750 m² (Gräber, Wege, Grünflächen). Das Gelände ist von allen Seiten zur Kirche hin leicht ansteigend. Anhand der unterschiedlichen Ausführung der Mauer, die die gesamte Anlage umschließt, lassen sich die einzelnen Erweiterungsschritte ablesen. Im südlichen Teil der Anlage bildet die Umfriedung eine ca. 0,9 m breite, ca. 1,7 bis 3,5 m hohe Stützmauer aus Naturstein auf Steinsichtigkeit („Steinbloß-Stil“) grau verputzt. Innen ist die Mauer ca. 0,8 bis 1,5 m hoch und zur Gänze betongrau verputzt. Abgedeckt ist Mauer pultdachförmig mit großen Steinplatten. Bis 1861 befand sich südlich an die Kirchhofmauer angebaut das damalige Schulgebäude. Nach dem Schulneubau 1856 wurde im Zuge von Straßenerweiterungsarbeiten das alte Schulhaus abgerissen, die Kirchhofmauer in diesem Bereich neu angelegt sowie der heute noch bestehende Treppenaufgang errichtet. (vgl. Sageder 1983, S.312) Der stellenweise bis zu ca. 4 m hohe Mauerteil aus 1856 ist aus massiven Steinquadern beinahe fugenlos aufgebaut und mit satteldachförmigen Steinplatten gedeckt. Am südöstlichen Mauereck ist an der Außenseite ein romanisierender skulptierter Kopf aus Stein Kirch-/Friedhof Rainbach i.M. 97 eingesetzt (vgl. Dehio 2003, S.643). Im Bereich der Friedhofserweiterung aus der Mitte des 20. Jahrhunderts weist die Mauer eine Breite von ca. 0,45 m, eine Außenhöhe von ca. 1,7 bis 2,5 m und Innenhöhen von ca. 1,3 bis 1,5 m auf. Die Mauer ist hier bis auf den Sockelbereich weiß verputzt und mit einer pultdachförmigen Abdeckung der Mauerkrone aus rotem Biberschwanzziegel versehen. Aufgrund statischer Mängel musste der älteste Teil der Umfriedung, die südliche Kirchhofmauer, im Jahr 1999 durch eine Winkelstützmauer aus Stahlbeton verstärkt werden (Zeindlhofer 2008, mündl.). Das Wegenetz innerhalb der Anlage stützt sich auf einen breiten Hauptweg, der vom nördlichen Friedhofstor barrierefrei bis zum Vorplatz am südlichen Kirchentor führt. Von dort leiten Wege zu den beiden Eingängen westlich sowie zur Treppenanlage südöstlich der Kirche. Alle Eingänge weisen schmiedeeiserne Torflügel auf. Ein Rundweg um die Pfarrkirche ist gegenwärtig durch den Anbau aus 1969/70 nur mehr rudimentär vorhanden und erschwert möglich. Die genannten Wege sowie der Platz vor der Kirche sind mit Granitkleinsteinpflaster im Segmentbogenverband befestigt. Bis auf wenige Rasenflächen östlich der Kirchenerweiterung sind alle anderen Freiflächen sowie die Bereiche zwischen den Grabreihen und Gräbern mit Zierkies belegt. und Gefallene der Pfarre Rosenthal im Böhmerwald aufgestellt. Nordwestlich der Friedhofsanlage beginnt ein „Sieben-Schmerzen-Weg“ mit den beiden Tabernakelpfeilern „Jesu im Tempel“ (bezeichnet 1859) sowie „Flucht nach Ägypten“. Als markantes, bauliches Element am Kirchhof ist die Friedhofskapelle aus der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts zu nennen, welche gegenwärtig als Aufbahrungshalle dient. Ein, in Richtung Osten blickendes, ca. 3,3 m hohes Steinkreuz mit der Bezeichnung „MISSION 1864 1854“ am Hauptweg im Bereich der Friedhofserweiterung stellt das Friedhofskreuz dar. Bohrlöcher im Stein weisen auf die vormalige Ausstattung des Kreuzes mit einem Korpus hin. Ein Ölbergrelief aus Sandstein aus 1916 befindet sich an der Ostseite des Chorraumes (vgl. Dehio 2003, S.642). Priestergräber mit zwei schmiedeeisernen Grabkreuzen mit Blechschnittfiguren aus der Mitte des 18. Jahrhunderts, sie weisen von der Kirche weg, sowie neun Grabtafeln, die älteste aus 1723, sind an der Kirchensüdmauer bzw. der Sakristei angelegt (vgl. Dehio 2003, S.642). Der 1791 verstorbene Pfarrer von Rainbach, Johann Georg Kirchmayr, lies testamentarisch festhalten, nicht wie für Pfarrer damals üblich in der Kirche, sondern ohne Grabstein vor der Kirche begraben zu werden (vgl. Sageder 1983, S.218/219). Eine weitere Grabtafel an der Sakristei (Familie Alois Greul, Kaufmann und Hausbesitzer), sowie eine Grabtafel an der Friedhofskapelle stammen aus der Zeit um 1900. An der Kirch- bzw. Friedhofsmauer sind 16 Grabtafeln zu finden, wobei von den 462 vorgefundenen Grabstellen (inkl. Kindergräber; Stand 15.12.2008) innerhalb des gesamten Bestattungsanlage elf Gräber ausschließlich Das örtliche Kriegerdenkmal für Opfer der beiden Weltkriege, erbaut 1958, befindet sich am Fuße der südlichen Kirchhofmauer (vgl. Dehio 2003, S.645). Nördlich der Friedhofsanlage sind eine Gedenktafel zur Erinnerung an die „Heimatpfarrei Rosenthal im Böhmerwald 1259 – 1946“ sowie ein Gedenkstein für Verstorbene 9.3.6.4 Grabfelder, Gräber Durch die Wegeführung ist der Bestattungsplatz in fünf ungleich große Sektoren gegliedert. Innerhalb der älteren Gräberfelder im südlichen Bereich der Anlage sind die Gräber in geradlinigen Reihen angeordnet, orthogonal in Richtung des Kirchenbaues orientiert. Im neueren Friedhofsbereich sind die Grabreihen parallel zum Verlauf der Friedhofsmauer ausgerichtet. Im Zuge von Umgestaltungsmaßnahmen wurden um 1960 wegen beengter Platzverhältnissen am Gräberfeld südlich der Michaelskapelle die Grabzeichen einer Gräberreihe zum Teil gegen den Willen der betroffenen Grabpächter von den Kopfende zu den Fußenden versetzt, sodass nun zwei Grabreihen Kopfseite an Kopfseite angelegt waren und dadurch ein Querweg eingespart werden konnte (Zeindlhofer 2008, mündl.). Im Bereich vor der Sakristei sind zwei Gräberreihen ähnlich angelegt. Für eine eventuelle zukünftige Friedhofserweiterung wird überlegt, die westlich gelegene Wiesenparzelle anzukaufen (Zeindlhofer 2008, mündl.). 98 mit einer Grabtafel versehen sind. Von Seiten der Friedhofsverwaltung werden aktuell ca. 670 Grabstellen genannt (Stellnberger 2008, mündl.). Bei den 451 freistehenden Grabzeichen sind 267 Grabkreuze aus Schmiedeeisen, 119 Grabzeichen aus Stein, 57 Holzkreuze und lediglich acht Grabkreuze aus Gusseisen zu finden. Eine besondere, lokale Eigenart bei Gestaltung der Grabzeichen ist nicht zu erkennen. Auf ca. einem Fünftel der Grabzeichen sind Abbildungen der Verstorbenen auf Porzellan angebracht. Bis auf 14 Gräber ohne Einfassung sind alle anderen Grabstellen als Einfassungsgräber angelegt. Eine Nummerierung ist nicht vorhanden. Westlich der Michaelskapelle befinden sich acht Kindergräber. Einen eigenen Bereich für Urnenbestattungen gibt es keinen. Eine Gräberabteilung, der so genannte „Klosterfriedhof“, wurde in letzter Zeit von 60 auf 30 Gräber reduziert, es werden nur mehr aus Rainbach gebürtige oder familienlose Klosterangehörige in Rainbach beigesetzt (Stellnberger 2008, mündl.). Bis auf die Grabzeichen und –tafeln an der Kirchensüdwand sind keine besonderen Grabzeichen zu nennen. Besonders im Bereich südlich der Kirche sowie um den Karner überwiegen zum Teil sehr kunstvoll ausgeführte rezente Grabzeichen aus Schmiedeeisen. Bei den Grabflächen dominieren insgesamt Wechselbepflanzungen, wobei die Pflanzungen durchgehend unter der Höhe der Grabzeichen bleiben. Nach Beobachtungen eines damals zehnjährigen Kindes und Erzählungen dessen Großmutter befanden sich noch um 1970 nahe dem Geräteschuppen des Totengräbers außerhalb der westlichen Friedhofsmauer mehrere Grabstellen von Verstorbenen, denen ein Beisetzung am Friedhof verwehrt war (Pflügl 2011, mündl.). Südlich des Karners befand sich ein Gemeinschaftsgrab von 31 KZ-Häftlingen, die auf einem Eisenbahntransport vom Konzentrationslager Auschwitz in das Konzentrationslager Mauthausen im Jänner 1945 ums Leben kamen. Von Angehörigen des Arbeitsdienstes in Rainbach aufgesammelt, wurden die toten Körper „der Einfachheit halber vor der Kirchentüre aufgestapelt und liegengelassen“ (Merl 1989, S.28). Die Gebeine wurden 1967 exhumiert und in die KZ-Gedenkstätte Mauthausen umgebettet (vgl. Haider, Marckhgott 2001, S.134), eine andere Quelle berichtet von einer Überführung der sterblichen Überreste nach Frankreich (vgl. Sageder 1983, S.374). Am Kirchhof Rainbach i.M. gibt es keinen Hinweis auf die genannte Grabstelle. 9.3.6.5 Infrastruktur Durch die nördliche Friedhofserweiterung wurde eine Zufahrt mit Parkplatz geschaffen, an der Friedhofsmauer ist eine Parkbank aufgestellt. Hier ist auch eine Sammelstelle für Grünabfälle eingerichtet. Weitere Abfallbehälter finden sich beim nahe gelegenen Friedhofstor. Friedhof und Kirchhof werden durch mehrere Laternen, Leuchten an der Haupttreppe sowie der Beleuchtung der Kirchenfassade erhellt. Am Friedhofsgelände sind zwei Wasserentnahmestellen eingerichtet, Gießkannen sowie allgemein nutzbares Werkzeug für die Grabbearbeitung werden bereitgestellt. Beim Kirchturm ist ein Münzautomat für Grabkerzen montiert. Außen an die westliche Friedhofsmauer angebaut befindet sich ein Schuppen für Geräte des Friedhofsgewerbes. Hier werden auch abgeräumte Grabzeichen und Grabeinfassungen vorübergehend gelagert. 9.3.6.6 Bepflanzung Um die Mitte des 20. Jahrhunderts wurde das gesamte Friedhofsgelände durch die Pflanzung von zahlreichen Stauden, Bodendeckern, Sträuchern und Bäumen parkähnlich ausgestaltet. Auf Grund von zunehmenden Problemen mit Baumwurzeln sowie Laub- bzw. Nadelfall bei Grabstellen wurden in den letzten Jahren kontinuierlich Fällungen und Rodungen vorgenommen. Die Kirchhofmauer an der Haupttreppe ist dicht mit Efeu (Hedera helix) bewachsen. 9.3.6.7 Beurteilung Die Friedhofserweiterung aus der Mitte des 20. Jahrhunderts hat zwar Form und Größe der Bestattungsanlage maßgeblich verändert, dennoch blieb das Ensemble Pfarrkirche mit umgebenden Gräbern und vorgelagerter Friedhofskapelle in seiner Einheit erhalten. Der nahe gelegene Pfarrhof fügt sich in das Gesamtbild ein. Auch der Kirchenzubau aus 1969/70 lässt die Dominanz der beiden spätgotischen Sakralbauten bestehen. 99 9.3.7 Kirch-/Friedhof Sandl Römisch-Katholische Pfarre Sandl (Pfarrnummer 4330) Dekanat Freistadt, Diözese Linz Gemeinde Sandl (GKZ 40616) Politischer Bezirk Freistadt, Land Oberösterreich 0 100 Meter 9.3.7.1 Allgemeine Daten, Lage und Geschichte Der Hauptort Sandl liegt an der Böhmerwald Landesstraße B38 auf einer Hochebene in 927 m Seehöhe im Gebiet des Freiwaldes. Die einstige Streusiedlung Sandl erhielt mit dem Bau von Pfarrkirche, Pfarrhof und Schule unter Alois Thomas Graf Harrach in den Jahren 1739-42 ein Zentrum. Der Ort entwickelte sich im 19. und 20. Jahrhundert zu einem unregelmäßig bebauten Gassengruppendorf (Die Dorfgasse als Erschließungsstraße zieht sich gewunden, in vielfachen Verzweigungen durch den Ort). (vgl. Stenzel 1985, S.161) Sandl unterstand bis 1848 der Herrschaft der Grafen Kinsky. Zu nennen ist das, am Gemeindegebiet liegende Schloss Rosenhof, erbaut 1773, heute Sitz der Kinsky´schen Güterverwaltung. Wirtschaftlich bedeutend waren die Herstellung von Glas bis Mitte des 18. Jahrhunderts, insbesondere von Hinterglasbildern bis ca. 1940 sowie die Forstwirtschaft mit Holzschwemme bis Mitte des 20. Jahrhunderts. (vgl. Dehio 2003, S.686-688) Ein regional wichtiges Schigebiet stellt der nahe gelegene Viehberg dar. Die Gemeinde Sandl zählt gegenwärtig 1.453 Einwohner (Stand 2010) bei abnehmender Tendenz (1869: 1.677; 1900: 1.781; 1951: 1.633; 2001: 1.531) (vgl. Statistik Austria 2011, Online). Die Pfarre Sandl umfasst 1.358 Katholiken (vgl. Diözese Linz 2011, Online). Der einfach gehaltene, geostete Barockbau der Pfarrkirche, dem hl. Johannes Nepomuk geweiht, liegt nordöstlich des Ortszentrums umgeben vom Friedhof. Westlich des Kirchhofes befinden sich der Pfarrhof sowie die Schule, südöstlich Abb. 74 Orthofoto Sandl, 2007. 0 25 Meter 0 25 Meter Abb. 75 Orthofoto Kirchhof Sandl, 2007. Abb. 76 Sandl, Franziszeischer Kataster (Urmappe, Blattnummer 41022_6, Jahr der Vermessung 1827). 100 das ehemalige Pfarrheim, nördlich eine Aufbahrungshalle mit öffentlicher Toilettenanlage, Müllentsorgung sowie Parkplatz. 9.3.7.2 Kirchhof, Friedhof als bauliche Anlage Abb. 77 Sandl 1760, Notgeld, Gemeinde Sandl, 1920. Abb. 78 Kirchhof Sandl, 2009. Der Kirchhof zeigt sich als ebene, einheitlich bekieste Fläche allseitig umgeben von einer steinernen, innen unverputzten, pultdachförmig gedeckten Kirchhofmauer. Der Kirchhof, ein lang gestrecktes Rechteck mit den Maßen ca. 95 x 35 m, umfasst eine Fläche von ca. 2.600 m² (Gräber, Wege, Grünflächen). Zwei Eingangsportale mit schmiedeeisernen Toren sowie zwei Einfahrten durchbrechen die Kirchhofmauer. Eine Treppenanlage bildet das westlich gelegene Hauptportal, dem südlichen Portal ist außerhalb des Kirchhofes ein kleiner, gepflasterter Platz vorgelagert. Informationskästen der Pfarre sowie Vereine der Gemeinde sind hier aufgestellt. Im Franziszeischen Kataster (Urmappe, Blattnummer 41022_6, Jahr der Vermessung 1827) ist ein gleichmäßig breiter Streifen als Friedhof um die Kirche ausgewiesen. Der östliche Teil der heutigen Kirchhofanlage entstammt einer Erweiterung aus 1949, wobei in diesem Bereich Wege und Grababstände deutlich großzügiger angelegt wurden sowie die Ausrichtung der Grabreihen etwas abweicht von der im ursprünglichen Kirchhof. Auch ist die Kirchhofmauer mit ca. 2 bis 2,6 m im alten Teil höher als in der Erweiterung mit einer Mauerhöhe von ca. 1,5 m. 9.3.7.3 Bezug zur Landschaft und zum Ort Abb. 79 Kirchhof Sandl, Grabkapelle Kinsky, 2007. Der Kirchenbau mit dem nicht sehr hohen, gedrungen wirkenden Kirchturm prägt das Ortsbild wesentlich. Der Kirchhof selbst tritt von außerhalb wenig auffallend in Erscheinung, durch die Einbettung des Kirchhofes in umliegende Obstgärten und Baumgruppen ist kein Bezug zur Landschaft gegeben. Kirche mit Kirchhof, Pfarrhof und ehemaliger Schule bilden ein gut erhaltenes, denkmalgeschütztes Ensemble. 9.3.7.4 Gräber, Bepflanzung, Infrastruktur Abb. 80 Kirchhof Sandl, Kirchhofmauer, 2009. Innerhalb des Kirchhofes ist jeweils eine Grabreihe entlang der Kirchhofmauer parallel Kirch-/Friedhof Sandl 101 Abb. 81 Schnittdarstellung A - B, Kirchhof Sandl, 2008. A 5 Meter Gräberfeld mit Grabkapelle Gräberfeld Querweg Gräberfeld Rundweg Pfarrkirche Rundweg Treppenanlage Fahrbahn Ortsplatz 0 B Kirchhof Schule Sportplatz Parkplatz 6 Pfarrhof Pfarrheim 5 alte Schule 4 3 B Ortsplatz A 2 1 7 8 Böhmer wald La ndes stra ße B 38 Gemeindeamt Abb. 82 Übersicht, Kirchhof Sandl, 2008. 1 Kriegerdenkmal, 2 Priestergräber, 3 Kindergräber, 4 Grabkapelle Kinsky, 5 Aufbahrungshalle, 6 Abfallplatz, 7 Wasserstelle, 8 ehem. Pfarrheim. 0 5 Meter N 102 zur Längsachse der Kirche angelegt, begleitet durch einen breiten, von Gräbern freigehaltenen Bereich. Das Hauptgräberfeld östlich der Kirche ist durch ein Wegekreuz erschlossen. Hier sind die Gräber in geradlinigen Reihen angeordnet und in Richtung des Kirchenbaues orientiert. Verstorbenen verzeichnet, auf knapp 40 Grabzeichen Abbildungen der Verstorbenen auf Porzellan angebracht. Alle Grabstellen sind als Einfassungsgräber ausgeführt, eine Nummerierung ist nicht vorhanden. Für eine Urnenbestattung ist keine besondere Stelle vorgesehen. In Verlängerung der Längsachse der Kirche befindet sich an der östlichen Kirchhofmauer ein mit niedrigem Schmiedeeisengitter umfriedetes Areal mit Grabstellen sowie einer Grabkapelle der Familie Kinsky, eine Kopie aus 1952 einer barocken Kapelle bei Gallneukirchen (vgl. Dehio 2003, S.688). Die Grabkapelle öffnet sich in Richtung Kirche. Das Patronat der Pfarrkirche hat heute Stanislaus Graf Czernin-Kinsky inne. Priestergräber mit mehreren Grabtafeln aus der Zeit um 1900 sind an der Kirchensüdmauer angelegt, sie weisen von der Kirche weg mit Blick in den Kirchhof. Zwei weitere Grabtafeln an der Sakristei (Franz und Justina Thumayer, Schuhmachermeister und Hausbesitzer) stammen aus 1916/18. Nordöstlich der Kirche befinden sich drei Kindergräber. Im Bereich vor dem ehemaligen Pfarrheim sind drei Steinstelen ohne Grabflächen museal aufgestellt. An der Kirchhofmauer sind zahlreiche Grabtafeln aus der Zeit der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert erhalten, wobei vor den Grabtafeln meist neuere, frei stehende Grabzeichen aufgestellt sind. Bemerkenswert auf diesen Grabtafeln sind zweisprachig gestaltete Inschriften (Deutsch/ Tschechisch) sowie zahlreiche Hinweise auf ehemals berufliche Tätigkeit der Verstorbenen bei der „Kinsky´schen Herrschaft Rosenhof“. Bei den Grabflächen dominieren Wechselbepflanzungen. Am südöstlichen Eingang in den Kirchhof befindet sich eine Wasserentnahmestelle, Gießkannen werden bereitgestellt. Der Kirchhof ist umgeben von Obstgärten und einzelnen Baumgruppen, innerhalb des Kirchhofes kann für den Bereich der Grabkapelle eine Pflanzung von Hundsrose (Rosa canina) sowie Fünffingerstrauch (Potentilla), beidseitig des Haupteinganges Zwergformen von Lebensbaum (Thuja) genannt werden. An manchen Stellen ist die Kirchhofmauer mit Efeu (Hedera helix) sowie Mauerkatze (Parthenocissus tricuspidata „Veitchii“) bewachsen. Alle 336 Grabzeichen (ausgenommen der Grabtafeln) sind freistehend und max. 1,2 bis 1,6 m hoch und ordnen sich dem Gesamtbild unter. Neben zahlreichen schmiedeeisernen (130) und nur wenigen gusseisernen (16) Kreuzen überwiegen einfache Steinstelen (164) meist aus Mitte bis Ende des 20. Jahrhunderts. Eine besondere, lokale Eigenart bei Gestaltung der Grabzeichen ist nicht zu erkennen. Bei der temporären Aufstellung von einfachen Holzkreuzen nach Beerdigungen werden Trauer- bzw. Kranzschleifen am Kreuz angebracht. An vielen Grabinschriften ist die Berufsbezeichnung der Im Chorraum der Kirche befindet sich an der nördlichen Kirchenwand eine Gedenkplatte aus 1774 an den ersten Pfarrers von Sandl Stephanus Ranabaur (vgl. Dehio 2003, S.688). Als kollektives Friedhofskreuz kann das barocke Kruzifix in der Grabkapelle der Familie Kinsky gesehen werden. Außerhalb des Kirchhofes ist westlich am Haupteingang ein Kriegerdenkmal für die Verstorbenen beider Weltkriege aufgestellt. 2008/09 wurde am Gelände des ehemaligen Pfarrheimes südlich des Kirchhofes eine Friedhofserweiterung mit 78 neuen Grabstellen sowie 16 Urnengrabstellen durch die Gemeinde umgesetzt. In Folge wird auch die Aufbahrungshalle erneuert. Der Kirchhof mit Friedhofserweiterung soll weiter in Verwaltung der Pfarre bleiben. (vgl. Gemeinde Sandl 2008, Online) 9.3.7.5 Bewertung Der Kirchhof Sandl zeigt sich als sehr kompakte, einheitliche Anlage, wenn auch Anbauten sowie die Dominanz vermehrt verwendeter Steinstelen das Erscheinungsbild in jüngerer Zeit stark verändern. 103 9.3.8 Kirch-/Friedhof Grünbach bei Freistadt Römisch-Katholische Pfarre Grünbach (Pfarrnummer 4106) Dekanat Freistadt, Diözese Linz Gemeinde Grünbach (GKZ 40602) Politischer Bezirk Freistadt, Land Oberösterreich 0 100 Meter 9.3.8.1 Allgemeine Daten, Lage und Geschichte Der Hauptort Grünbach liegt auf 721 m Seehöhe und wird erstmals 1270 urkundlich erwähnt. Die Höfe des Reihendorfs entlang der ehemals Nord/Süd-orientierten Durchzugsstraße standen ursprünglich einzeln und sind heute in die lockere Ortsbebauung eingebunden. Im Südosten setzt an der neuen Durchzugsstraße ab der Mitte des 20. Jahrhunderts verstärkte Siedlungstätigkeit ein. Das Gemeindegebiet bilden großteils Reihendörfer aus der Rodungszeit um 1300. In das Jahr 1309 fällt die erste Nennung der Pfarre Grünbach, welche ab 1656 dem Augustiner-Chorherrenstift St. Florian inkorporiert ist. Zur Pfarre Grünbach zählt auch die spätgotische Filialkirche St. Michael ob Rauchenödt mit einstigem, 1380/94 urkundlich erwähntem, eigenem Begräbnisrecht (vgl. Dehio 2003, S.239). In Erinnerung an die Hussiteneinfälle des beginnenden 15. Jahrhunderts wird in Grünbach auch heute noch täglich um 11:00 Uhr die zweitgrößte Kirchenglocke geläutet („HusAusläuten“). Da die Grundherren der Starhemberger sowie Zelkinger auf Weinberg Anhänger der Reformation waren, wird angenommen, dass die Bevölkerung von Grünbach nach 1520 auch lutherisch war, zumal aus 1613 und 1619 ein lutherischer Schulmeister sowie 1613 ein lutherischer Richter genannt wird. Aus 1674 ist das Begräbnis der letzten protestantischen Bewohnerin überliefert. Die Stadt Freistadt besaß ab 1363 das Meilenrecht (1 Meile = 7,586 km), demnach innerhalb dieser Bannmeile keine Wochenmärkte abgehalten sowie kein Wein, Bier oder Met ausgeschenkt werden durfte. Durch die Lage Grünbachs in dieser Zone war Abb. 83 Orthofoto Grünbach, 2007. 0 25 Meter Abb. 84 Orthofoto Kirch-/Friedhof Grünbach, 2007. 0 25 Meter Abb. 85 Grünbach, Franziszeischer Kataster (Urmappe, Blattnummer 41003_7, Jahr der Vermessung 1828). 104 eine wirtschaftliche Entwicklung sowie Erlangung des Marktrechtes nicht möglich. Das Fehlen von Bürgerhäusern im Ort ist eine Folge davon. (vgl. Gemeinde Grünbach 2011, Online) Die ehemals wirtschaftliche Grundlage bildeten die Land- und Forstwirtschaft, Mühlenbetriebe sowie Hammerwerke. (vgl. Dehio 2003, S.235238) Abb. 86 Kirch-/Friedhof Grünbach, um 1900. Abb. 87 Kirch-/Friedhof Grünbach, Flugaufnahme, 2003. Die Gemeinde Grünbach verzeichnet seit Mitte des 20. Jahrhunderts eine deutliche Zunahme in der Bevölkerungsentwicklung (1869: 1.459; 1900: 1.535; 1951: 1.465; 2001: 1.816; 2010: 1.869) (Statistik Austria 2010, Online). Die Pfarre Grünbach zählt aktuell 1.678 eingetragene Katholiken (vgl. Diözese Linz 2010, Online). Die in Richtung Osten ausgerichtete, spätgotische, dem hl. Nikolaus geweihte Pfarrkirche mit Kirchhof und Friedhofserweiterung steht auf einer terrassenartigen Erhöhung im Nordwesten des Ortes. Südwestlich der Kirche befindet sich der Pfarrhof aus 1870 mit ehemaligen Wirtschaftsgebäuden. Nordwestlich der Kirche wurde 1979/80 eine Aufbahrungshalle errichtet. Der Chor der Pfarrkirche wurde zu Mitte des 14. Jahrhunderts erbaut. Das Langhaus sowie der Turm wurden bis 1537 erhöht. Eine Sakristei wird um 1600 nördlich, eine neue Sakristei 1981 südlich an den Chorraum angebaut. Am Turm ist an der Süd/West-Kante eine steinerne Kopfmaske zu finden. (vgl. Dehio 2003, S.235/236) 9.3.8.2 Bezug zur Landschaft und zum Ort Abb. 88 Friedhofserweiterung aus 1983/84, Kirch-/Friedhof Grünbach, 2007. Der gedrungen wirkende Kirchenbau bestimmt durch seine leicht erhöhte Lage das Ortsbild. Der Kirch- bzw. Friedhof ist durch die umliegende Bebauung für das Ortsbild nicht relevant. 9.3.8.3 Kirchhof, Friedhof als bauliche Anlage Abb. 89 Kirchensüdportal (re.), Pfarrhof (Mitte), Missionskreuz (li.), Kirch-/Friedhof Grünbach, 2008. Ursprünglich bestand ein Kirchhof um die Kirche. Der gegenwärtige Bestattungsplatz ist teilweise noch im nördlichen Bereich des Kirchhofes bzw. auf Erweiterungsflächen nordwestlich der Kirche eingerichtet. Die letzte Erweiterung erfuhr der Friedhof im Jahre 1983/84. 2007 werden die letzten Gräber an der Kirche Kirch-/Friedhof Grünbach 105 Abb. 90 Schnittdarstellung A - B - C, Kirch-/Friedhof Grünbach, 2008. 0 Kirchhof Friedhofsmauer Wiese Grünfläche Gräberfeld Querweg Gräberfeld C Rundweg Abstandsfläche Kirchengebäude Vorplatz Grünfläche B Pfarrhof (ehem. Wirtschaftsgebäude) A 5 Meter Friedhof C 0 48 L1 Parkplatz 12 3 12 10 11 2 1 B 10 11 12 12 12 8 11 9 7 5 6 Pfarrhof 4 12 12 A 12 ehem. Schule Abb. 91 Übersicht, Kirch-/Friedhof Grünbach, 2008. 1 Kriegerdenkmal, 2 Aufbahrungshalle, 3 Friedhofskreuz, 4 Missionskreuz, 5 Ölbergrelief, 6 Priestergrab, 7 Urnengrab, 8 Gerätehaus des Totengräbers (ehem. Totenkammer), 9 Infokasten, 10 Abfallbehälter, 11 Wasserstelle, 12 Beleuchtung. 0 5 Meter N 106 entfernt (Pirklbauer 2008, mündl.). Gegenwärtig umfasst der gestreckt rechtreckförmige Friedhof (ca. 70 x 35 m) laut Grundbuch eine Fläche von 3.303 m² (Gräber, Wege, Grünflächen). Das Gelände ist in Richtung Südosten leicht abfallend. Der Kirchhof wird im südöstlichen Teil von einem privaten Wirtschafts- sowie einem Wohngebäude (ehem. Schule aus 1816) begrenzt. Südwestlich schließt an den Kirchhof der Wirtschaftstrakt des Pfarrhofes an, der mit einer ca. 2,75 m hohen, beidseitig verputzten, mit einem Satteldach aus roten Tonziegeln gedeckten Mauer mit einem eingeschossigen Gebäude, ehemals Totenkammer, westlich der Kirche verbunden ist. Der Sockelbereich des Mauerstückes ist als Bruchsteinmauerwerk aus Granit ausgebildet. Östlich der Pfarrkirche dürfte es sich bei einem ca. 20 m langen Mauerstück um einen Rest der ursprünglichen Kirchhofmauer handeln, welche hier die Funktion einer Stützmauer einnimmt. Die Außenhöhe beträgt ca. 3,3 m, die Innenhöhe ca. 0,85 bis 1,2 m in beidseitiger Steinbloß-Bauweise (Steinsichtigkeit). Die Mauerkrone ist pultdachförmig nach außen entwässernd ausgebildet mit einer Betondachziegeleindeckung bzw. einer Eindeckung mit Dachplatten aus Faserbeton. Der nördliche Teil der Kirchhofmauer fehlt. Hier folgen die beiden Friedhofserweiterungen, welche nordöstlich mit einer beidseitig weiß verputzten, ca. 1 bis 1,7 m hohen Friedhofsmauer mit Pultdach aus Faserbetonplatten, nördlich sowie nordwestlich mit einer ca. 1,5 m hohen Mauer in ähnlicher Bauweise, allerdings mit einer Eindeckung aus Betondachziegeln und einer Gliederung der Mauer durch Granitpfeiler der ehemaligen Zaunumfriedung eingefasst ist. Die erste Friedhofserweiterung war lange Zeit nur mit Zaunelementen aus Holz zwischen Granitstehern umschlossen. Die Zwischenbereiche wurden später ausgemauert. Zum Vorplatz an der Aufbahrungshalle ist der Friedhof mit einer ca. 2 m hohen, geschnittenen Thujenhecke (Thuja) sowie zur Rückseite des Kriegerdenkmales mit einer außen ca. 2,5 m, innen 2 m hohen Stützmauer abgegrenzt. In ihrer Gesamtheit weist die Kirch- bzw. Friedhofmauer einen sehr guten bis mäßig guten Erhaltungszustand auf. Der Kirchhof ist im Osten über eine ca. 3,3 m hohe sowie im Süden über eine ca. 3,5 m hohe Treppenanlage, im Südwesten über einen barrierefreien Zugang vom Pfarrhof, sowie im Westen ebenfalls barrierefrei über ein Tor vom Vorplatz der Aufbahrungshalle erreichbar. Am östlichen Treppenaufgang befand sich lange Zeit eine Kohlenlager- und Verkaufshütte der örtlichen Gemischtwarenhandlung (Pirklbauer 2008, mündl.). Die Friedhofserweiterung ist über den Kirchhof sowie südwestlich über eine Rampe vom Vorplatz der Aufbahrungshalle zugänglich. Eingänge vom Kirchhof in die Kirche befinden sich an der Kirchensüdwand sowie an der Sakristei. Das Wegesystem setzt sich aus einem ca. 1,3 bis 3 m breiten Rundweg um die Kirche sowie einer kreuzförmig angelegten Erschließung am Friedhof durch einen 2,3 bis 3 m breiten Längsweg und einen ca. 2 m breiten Querweg zusammen. Durch die Reduzierung von Grünflächen bzw. das Entfernen letzter Grabstellen um die Kirche entstand großzügiger Freiraum um die Kirche, vor allem vor dem Südportal der Kirche. Die Veränderungen sind noch deutlich an der Steinpflasterung zu erkennen. An der Aufbahrungshalle befindet sich ein ca. 25 x 18 m (450 m²) großer Versammlungsplatz, der über ein Tor nordwestlich sowie über einen Gehweg vom Pfarrhof her erreichbar ist. Alle Plätze und Wege sind mit Kleinsteinpflaster aus Granit im Segmentbogenverband befestigt. Die Bereiche zwischen den Grabstellen sind uneinheitlich mit Kies bedeckt, Freiflächen als Rasendecke ausgeführt. Friedhofskies wird kostenlos zur Verfügung gestellt. Nördlich an den Friedhof schließt eine ca. 60 x 40 m (2.400 m²) große, ebene Wiesenfläche an, die zeitweise als Parksowie Festplatz verwendet wird. 9.3.8.4 Grabfelder, Gräber Der Kirch- bzw. Friedhof wird durch die Wegeführung in fünf verschieden große Gräberfelder unterteilt. Zur Zeit der zweiten Begehung (Stand 01.12.2008) befanden sich auf der gesamten Anlage 285 Grabstellen. Bei der Ausrichtung der Gräber sind mehrere Varianten vorzufinden. Im Bereich des Kirchhofes sind zehn Doppelgrabstellen östlich der Kirche in Kirch-/Friedhof Grünbach einer geradlinigen Reihe mit Blick zur Kirche hin angelegt. Auf dem Rasenstreifen vor dieser Grabreihe befindet sich ein Urnengrab. Die Grabreihen nordwestlich der Kirche folgen dem Verlauf der Kirchhofmauer. An der südwestlichen Friedhofsmauer sind Doppelgräber mit Grabtafeln an der Mauer angelegt. Alle anderen Grabstellen sind in geradlinigen, orthogonal zum Hauptweg der Friedhofserweiterungen ausgerichteten Reihen angelegt, wodurch eine Orientierung in Richtung Pfarrkirche nur mehr bedingt gegeben ist. Deutlich ablesbar ist eine veränderte Ausrichtung der Grabreihen innerhalb der zweiten Friedhofserweiterung im Vergleich zur ersten Erweiterungsfläche. Bis auf drei Grabstellen sind alle Gräber als Einfassungsgräber ausgeführt. Zwei Grabzeichen an der Kirchensüdwand besitzen keine Grabfläche. Ausgenommen die Grabtafeln der Wandgräber sind alle Grabzeichen freistehend. Einfachgräber weisen eine durchschnittliche Größe von ca. 1,6 x 0,8 m, Doppelgräber eine Größe von ca. 1,6 x 1,6 m, Wandgräber eine Größe von ca. 2 x 2 m auf. Der Abstand der Grabreihen zueinander ist mit 0,8 bis 1,5 m ausreichend. Bei den 325 Grabzeichen sind 153 Grabzeichen aus Stein, 87 Grabkreuze aus Schmiedeeisen, 24 Holzkreuze und 9 Grabkreuze aus Gusseisen zu finden. Zwei schmiedeeiserne Grabkreuze sowie eine Grabtafel sind an der Kirchensüdwand angebracht. Die vorhandenen 11 Grabtafeln sind aus Stein gefertigt. Eine besondere, lokale Eigenart bei Gestaltung der Grabzeichen ist nicht zu erkennen. Besonders hervorzuhebende Grabzeichen sind nicht zu finden. Auf ca. einem Fünftel der Grabzeichen sind Abbildungen der Verstorbenen auf Porzellan angebracht. Es gibt einen verhältnismäßig großen Anteil an kiesbedeckten Grabstellen (15 Gräber sind zur Hälfte, sechs Gräber zur Gänze mit Zierkies bedeckt) sowie Grabplatten (fünf Gräber weisen eine teilweise, zwei Gräber eine gänzliche Abdeckung mit einer Grabplatte auf). An der Mauer innerhalb der letzten Friedhofserweiterung werden abgeräumte Grabzeichen sowie Einfassungen gelagert. Was die Grabgestaltung betrifft überwiegt Wechselbepflanzung. Gelegentlich sind niedrige, meist beschnittene Gehölze wie Buxus, Taxus oder Thuja zu finden. Die Bepflanzung bleibt bei allen Gräbern unter der Höhe der Grabzeichen. 107 Die verbliebenen Grabzeichen an der Kirchensüdwand erinnern an Franz Blöchl (gest. 1909; Altbürgermeister, Landtags- und Reichsratsabgeordneter), an Anna und Karl Jachs sowie an Alois Reisinger (gest. 1975; Pfarrvikar in Grünbach). Das schmiedeeiserne Priestergrabkreuz ist üppig mit floralen und organischen Motiven geschmückt. Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts war an die südwestliche Kirchhofmauer ein monumentales Grabmal mit Arkadenbögen und einer Grabgittereinfassung angebaut. In der Pfarrkirche sind an der Kirchensüdwand ein Epitaph von Chorherren des Stiftes St. Florian (gest. 1714, 1744, 1771, 1780) sowie eine Grabplatte aus Rotmarmor der Anna Judith Schwabin (gest. 1695) angebracht (vgl. Dehio 2003, S.237). Weiters findet sich in der alten Sakristei eine Grabplatte aus Rotmarmor eines Priesters. Diese Platte dürfte aufgrund der starken Abnützung ursprünglich an anderer Stelle im Fußboden der Kirche eingefügt gewesen sein. Ein steinernes Friedhofskreuz (bezeichnet 1955) mit Korpus aus Metall steht in Richtung Kirche, ausgerichtet am Kreuzungspunkt der beiden Friedhofswege. Südwestlich der Kirche steht ein Missionskreuz aus Stein mit einem ehemals in Gold gefasstem Metallkorpus aus 1879. In einem neogotischen Kapellenanbau am Westturm befindet sich ein Ölbergrelief aus der Zeit um 1900. (vgl. Dehio 2003, S.236) Das Kriegerdenkmal befand sich ursprünglich an der ehemaligen Schule und wurde 1983/84 an die südwestliche Friedhofsmauer verlegt (vgl. Chalupar 2011, pers. Mittl.). 9.3.8.5 Bepflanzung In den letzten Jahren würde die Bepflanzung um die Kirche stark zurückgenommen. Im Bereich des Kirchhofes gibt es gegenwärtig eine Baumpflanzung (Eberesche, Sorbus aucuparia) vor dem Gerätehäuschen, eine große Rasenfläche südlich, eine Strauchpflanzung südöstlich, sowie kleinere, kreisrunde Pflanzflächen an der Kirche. Ein Teil der Friedhofserweiterung ist durch eine ca. 2 m hohe, geschnittene Thujenhecke (Thuja) zum Vorplatz der Aufbahrungshalle abgegrenzt. Dieser Vorplatz ist wiederum 108 teilweise mit einer Thujenhecke eingefasst. Im Bereich der letzten Friedhofserweiterung sind umfangreiche Baum- und Strauchpflanzungen unterschiedlicher Höhen vorgenommen worden. Die Pflanzenpalette reicht von diversen Sträuchern (Weißdorn, Crataegus; Forsythie, Forsythia × intermedia ; Zierquitte, Chaenomeles) über kleinkronige Laubbäume (Rotlaubiger Zierahorn, Acer) bis hin zu Nadelgehölzen (Bergkiefer, Pinus mugo; Blaue Edel-Tanne, Abies procera/A. nobilis ‘Glauca’; Zeder, Cedrus; Zypresse, Cupressus). Am Vorplatz zur Aufbahrungshalle sind neben einzelnen Nadelbaumpflanzungen große Flächen mit Bodendeckerpflanzen (Zwergmispel, Cotoneaster) bedeckt. Die nordwestliche Friedhofmauer ist teilweise mit Efeu (Hedera) bewachsen. aufgestellt. Mehrere freistehende Laternen beleuchten Kirch- sowie Friedhof. Eine Beleuchtung der Kirchenfassade ist vorhanden. An der südwestlichen Kirchhofmauer ist ein Infokasten der Pfarre angebracht. Ein großer, unbefestigter Parkplatz ist nördlich der Aufbahrungshalle angelegt. In die Aufbahrungshalle ist eine öffentliche Toilettenanlage integriert. 9.3.8.6 Infrastruktur Durch die Öffnung der Kirchhofumfriedung im Zuge der Friedhofserweiterungen bzw. der Entfernung beinahe aller Grabstellen südlich der Pfarrkirche wird der Bereich um die Kirche nicht mehr als Bestattungsplatz wahrgenommen. Der noch belegte, nördliche Bereich des Kirchhofes gliedert sich dem Friedhof ein. Der Erhaltungszustand der Gesamtanlage ist gut. Gießwasser kann innerhalb des Kirchhofes an drei Stellen mit bereitgestellten Gießkannen entnommen werden. Es wird auch Grabwerkzeug zur freien Verwendung bereitgehalten. Behälter für Grünabfälle sowie Restmüllbehälter sind an der nordöstlichen Friedhofsmauer Interessant ist, dass für die Beschickung der Hackschnitzelheizung des südöstlich an den Kirchhof angrenzenden, privaten Gebäudes der Kirchhof regelmäßig mit schweren Fahrzeugen befahren werden muss (Pirklbauer 2008, mündl.). 9.3.8.7 Bewertung 109 9.3.9 Kirch-/Friedhof Gutau Römisch-Katholische Pfarre Gutau (Pfarrnummer 4111) Dekanat Freistadt, Diözese Linz Marktgemeinde Gutau (GKZ 40603) Politischer Bezirk Freistadt, Land Oberösterreich 0 100 Meter 9.3.9.1 Allgemeine Daten, Lage und Geschichte Der Hauptort Gutau liegt auf 584 m Seehöhe am Kreuzungspunkt dreier Landesstraßen (L1472, L1474, L1478). Erste urkundliche Erwähnung fand Gutau im Jahre 1122, als Pfarre 1131, als Markt um 1220/40. Ehemalige Ackerbürgerhäuser reihen sich traufständig um einen unregelmäßigen Dreiecksplatz mit Ausfallsstraßen an den Platzenden. Die Pfarrkirche steht östlich des Marktplatzes erhöht über steil abfallendem Gelände. (vgl. Dehio 2003, S.243) Ab der Mitte des 20. Jahrhunderts fand eine fortdauernde Ortserweiterung durch Parzellierung und Bau von Einfamilienhäusern statt. Als Eigenkirche des Rodungsgeschlechts der Griesbacher gegründet, wurde die Kirche Gutau samt Pfarrsprengel durch den Passauer Bischof Reginmar um 1122 dem Stift St. Florian übergeben. Gutau war Ausgangspunkt weiterer Pfarrgründungen. 1717 ging die Pfarre durch Tausch vom Stift St. Florian an den Grafen von Starhemberg. (vgl. Schober 1969, S.191-200) Bedeutend für den Ort war die Färberei und Stoffdruckerei, welche heute in einem ehemaligen Färberhaus als Museum erlebt werden kann. Die Bevölkerungsentwicklung der Marktgemeinde Gutau zeigt seit Mitte des 20. Jahrhunderts einen deutlich ansteigenden Trend (1869: 2.112; 1900: 2.123; 1951: 2.137; 2001: 2.650; 2010: 2.718) (vgl. Statistik Austria 2011, Online). Die Pfarre Gutau zählt aktuell 2.457 eingetragene Katholiken (vgl. Diözese Linz 2011, Online). Abb. 92 Orthofoto Gutau, 2007. 0 25 Meter Abb. 93 Orthofoto Kirch-/Friedhof Gutau, 2007. 0 25 Meter Abb. 94 Hirschbach, Franziszeischer Kataster (Urmappe, Blattnummer 41104_7, Jahr der Vermessung 1827). 110 Abb. 95 Kirchhof Gutau, um 1950. Abb. 96 Kirch-/Friedhof Gutau, 2008. Abb. 97 Kirchhof Gutau, 2008. Die geostete, dem hl. Ägidius (ehemals hl. Maria) geweihte Pfarrkirche mit Kirchhof und Friedhofserweiterung befindet sich etwas abgerückt, durch eine Häuserreihe vom Marktplatz getrennt, östlich des Ortszentrums. Der heutige Pfarrhof mit Pfarrheim, ein Neubau aus 1961, liegt nördlich der Kirche, östlich die ehemalige Schule. 1131 wird der Chor, 1147 das Langhaus des Sakralbaues eingeweiht. Die Einbindung des, ursprünglich vermutlich frei stehenden, mehrmals aufgestockten Westturmes in den Kirchenbau dürfte die Asymmetrie des Langhausabschlusses ergeben haben. (vgl. Pfarre Gutau 2011, Online) Die ebenfalls vormals freistehende (vgl. Pfarre Gutau 2006), 1510 in den Sakralbau integrierte frühgotische Süd-Kapelle, eine ehemalige Gruftkapelle aus Mitte des 14. Jahrhunderts mit Beinhaus im Untergeschoß, wird heute als Loreto- bzw. Marienkapelle genutzt. Erweitert und umgebaut wurde die Kirche in der 2. Hälfte des 15. bis zu Anfang des 16. Jahrhunderts. (vgl. Dehio 2003, S.243/244) Nach einem Marktbrand 1733, bei dem auch die Kirche beschädigt wurde, erhielt der Turm mit dem flachen, spätklassizistischen Helmdach sein jetziges Aussehen (vgl. Pfarre Gutau 2011, Online). An der Nordseite des Turmes befand sich bis Ende des 19. Jahrhunderts eine überlebensgroße Darstellung des hl. Christophorus (vgl. Schober 1969, S.212). Eine vermutlich ältere (angenommen wird Anfang des 15. Jahrhunderts) Darstellung des Heiligen ist an der Nordseite des Chores im Dachbodenbereich der Nordkapelle zu sehen (vgl. Dehio 2003, S.245). Eine weitere Wandmalerei ist an der Südkapelle erhalten geblieben. Es handelt sich dabei um eine Ölbergszene aus Anfang des 16. Jahrhunderts. Bemerkenswert dabei ist eine Landschaftsdarstellung im Hintergrund mit einer Stadt an einem Fluss, vermutlich Linz (vgl. Dehio 2003, S.245). 9.3.9.2 Bezug zur Landschaft und zum Ort Abb. 98 Erweiterung aus 1963, Friedhof Gutau, 2008. Das Merkmal des Ortes Gutau nach außen ist die Pfarrkirche, das Zentrum der Marktplatz. In bautechnisch herausfordernder topografischer Lage ist die Kirche mit Kirchhof und Friedhof aus dem Umland allerdings nur bedingt wahrnehmbar. Ein Bezug zur umliegenden Landschaft ist von Kirchhof bzw. Friedhof aus Kirch-/Friedhof Gutau 111 Abb. 99 Schnittdarstellung A - B, Kirch-/Friedhof Gutau, 2007. A Friedhof Vorgarten Landesstraße L1472 5 Meter Kirchhofmauer Rundweg Kirchengebäude Rundweg Gräberfeld Böschung Kirchhofmauer Gräberfeld Querweg Querweg Gräberfeld Fahrweg Abstandsfläche, Umzäunung Grünfläche, Bachlauf 0 B Kirchhof 2 B Pfarrhof 1 9 L147 8 2 8 8 8 58 7 Marktplatz 8 ehem. Schule 8 3 9 8 8 8 6 5 4 Parkplatz 8 7 6 8 7 8 8 A 7 Abb. 100 Übersicht, Kirch-/Friedhof Gutau, 2007. 1 Marktplatzbrunnen, 2 Kapelle hl. J. Nepomuk, 3 ehem. Grabkapelle, 4 Aufbahrungshalle, 5 Friedhofskreuz, 6 Abfallbehälter, 7 Wasserstelle, 8 Beleuchtung, 9 Sitzbank. 0 5 Meter N 112 aufgrund der umgebenden Bebauung sowie der Hanglage nur eingeschränkt gegeben. Die Gesamtanlage nimmt im Ortsverband eine nicht unwesentlich große Fläche ein. 9.3.9.3 Kirchhof, Friedhof als bauliche Anlage Der östlich des Marktplatzes gelegene, in seiner ursprünglichen Form annähernd linsenförmige Kirchhof (ca. 65 m x 45 m) umschließt das Kirchengebäude allseitig. Das Gelände ist in Richtung Süden und Osten leicht abfallend. Der Kirchhof umfasst laut Grundbuch eine Fläche von 1.856 m² (Gräber, Wege, Grünflächen) und ist nord-, ost- sowie südseitig von der Kirchhofmauer begrenzt. Westlich ist der Kirchhof durch eine Gastwirtschaft zum Ortsplatz hin abgeriegelt. Nördlich sowie westlich der Pfarrkirche gibt es am Kirchhof gegenwärtig keine Grabstellen. Eine großflächige Friedhofserweiterung aus 1963 mit ca. 3.250 m² schließt südlich an den Kirchhof an. Auf dem zum Teil stark abschüssigen Hang wurden mehrere Terrassen für 380 neue Gräber angelegt, eine Zufahrt geschaffen sowie eine Aufbahrungshalle errichtet, wofür auch ein Teil der Kirchhofmauer entfernt werden musste. Andere, schadhafte Teile der Mauer wurden ebenfalls abgetragen und erneuert (vgl. Schober 1969, S.208). Die Kirchhofmauer nördlich des Kirchengebäudes ist zur tiefer gelegenen St. Leonharderstraße hin als abgestufte Stützmauer mit aufgesetztem Metallgeländer und Gesamthöhen von bis zu 5,5 m ausgeführt, die Abstands- und Zwischenflächen sind bepflanzt. Ein privates Wohnhaus ist Teil des östlichen Mauersegmentes. Die Mauer weist hier nach außen Höhen von 1,7 bis 1,9 m auf. Das südliche Mauersegment an der Friedhofserweiterung mit Höhen von 1 bis 1,2 m ist nur mehr abschnittsweise vorhanden. Die Innenhöhe der Mauer beträgt durchgehend nur 0,4 bis 0,6 m. Die gesamte Kirchhofmauer ist in Form eines regelmäßigen, unverputzten Schichtenmauerwerkes ausgeführt. Die Mauerabdeckung bilden massive Platten aus Naturstein sowie teilweise Beton. Die Friedhofserweiterung aus 1963 ist mit einem Maschendrahtzaun umgrenzt. Die Kirchhofmauer weist in ihrer Gesamtheit einen guten Erhaltungszustand auf. Das Areal des Kirchhofes ist über eine breite Treppenanlage im Norden sowie zwei schmale Hausdurchgänge vom Marktplatz her zum Teil barrierefrei zugänglich. Eingänge vom Kirchhof in die Kirche befinden sich an der Nordsowie der Südwand der Kirche bzw. der Sakristei. Der Kirchhof ist durch einen Rundweg um die Kirche sowie Stichwege in die Gräberfelder erschlossen. Vor dem Nordportal befindet sich ein von Gräbern freigehaltener Platz. Ein Fahrweg führt in Serpentinen durch den Friedhof zum Kirchhof, Seitenwege führen in die Bereiche der Friedhofserweiterung. Bis auf den asphaltierten Fahrweg sind alle Wege und Plätze mit Kleinsteinpflaster im Segmentbogenverband befestigt. Die Bereiche zwischen den Grabstellen sind uneinheitlich mit Kies belegt oder als offene Erdflächen belassen, Böschungen und andere Freiflächen als Rasendecke ausgeführt. 1887 wurde ein Bretterverschlag, welcher für die Aufbewahrung der Gerätschaften des Totengräbers Verwendung fand und beinahe die gesamte Südwand der Kirche verdeckte, abgerissen und stattdessen ein neuer Raum an der Südwestecke des Kirchhofes geschaffen (vgl. Schober 1969, S.211). Im Zuge der Friedhofserweiterung im Jahr 1963 wurde die bisherige Totenkammer abgetragen und eine neue Aufbahrungshalle mit Vordach errichtet. Ein freistehender kubischer Bau mit mächtiger Toranlage (Schneider & Lengauer Architekten, Neumarkt i.M.) ersetzt seit 2009 die vormalige Aufbahrungshalle. Ein einfaches, ca. 3 m hohes Friedhofskreuz aus Holz befindet sich südlich, ein Kreuz mit farblich gefasstem Blechschnittkorpus nördlich der Kirche. Das örtliche Kriegerdenkmal sowie ein achteckiges Brunnenbecken (bezeichnet 1886) befinden sich am Marktplatz. Eine barocke Kapelle mit Figur des hl. Johannes Nepomuk aus dem 3. Viertel des 18. Jahrhunderts nördlich des Kirchhofes (vgl. Dehio 2003, S.247) wurde im Zuge einer Straßenverbreiterung im Jahr 1978 abgetragen und ortsversetzt an heutiger Stelle errichtet (vgl. Pfarramt Gutau 2006, S.17). Seit 2010 ersetzt ein großflächiges Bild „Komm, trinke lebendiges Wasser“ von Anna Aumayr auf der Rückseite der „Johanneskapelle“ die bis- Kirch-/Friedhof Gutau herige Darstellung des hl. Franziskus von Assisi (vgl. Grubinger 2010, S.6). Am südöstlichen Strebepfeiler an der Apsis ist ca. auf Kniehöhe ein vorkragender Stein in Form eines Weihwasserbeckens eingefügt. Die Steinschale befindet sich genau unter der Traufe des abgetreppten Strebepfeilers. Vermutlich stand in früherer Zeit an dieser Stelle eine Kreuzigungsgruppe (vgl. Minke 2010, S.9). Am Vorplatz der Kirche ist ein Tisch aus Stein aufgestellt. 9.3.9.4 Grabfelder, Gräber Die vorhandene Wegeführung teilt den Kirchhof in fünf, den Friedhof ebenfalls in fünf Gräberfelder. Zum Zeitpunkt der dritten Begehung (Stand 29.12.2008) befanden sich am Kirchhof 228, am Gelände der Friedhofserweiterung 185 Grabstellen. Der Kirchhofbereich nördlich sowie westlich der Kirche ist von Grabstellen freigehalten. Die Gräber am Kirchhof sind konzentrisch um die Kirche als Zentrum angeordnet. Von den insgesamt 228 belegten Grabstellen zeigen 26 Gräber ein einfaches Holzkreuz meist mit einem kleinen Korpus aus Kunststoff. Ein Grabkreuz ist mit einem geschnitzten Holzkorpus ausgestattet. Kreuze aus Gusseisen sind zwei Stück vorhanden. 75 Grabzeichen sind aus Schmiedeeisen (Kreuze) gefertigt. Die größte Gruppe bilden 124 Grabzeichen aus Stein (Stelen, Pfeiler, Obelisken). Alle Gräber sind als Einfassungsgräber ausgeführt, die Grabzeichen freistehend. Die Anordnung der Gräber im Bereich der Friedhofserweiterung erfolgt nach einem gänzlich anderen Organisationsprinzip. Beidseitig der weitgehend den Höhenschichtlinien folgenden Wege sind Randgräber, meist großzügig angelegte Doppelgräber, vorgesehen. Sie sind zum Weg hin orientiert. Im Grabfeldinneren, hinter den vorderen Grabreihen, gibt es eine rasterförmige Anordnung von Einzelgräbern, welche annähernd in Richtung Kirche blickend ausgerichtet sind. Von den 185 Grabstellen sind sieben mit einfachen Holzkreuzen, eines mit einem Gusseisenkreuz, 55 mit einem Grabzeichen aus 113 Schmiedeisen und 122 Gräber mit einem Grabzeichen aus Stein ausgestattet. Auffällig ist bei jüngeren Grabzeichen die häufige Kombination von herkömmlichen Materialien wie Stein und Eisen mit Glaselementen. Alle Gräber sind als Einfassungsgräber ausgeführt, die Grabzeichen freistehend. Auf Kirch- und Friedhof gibt es keine speziell für Urnenbestattungen vorgesehene Einrichtung. Eine Grabstelle innerhalb der Erweiterungsfläche ist aufgrund der geringen Größe der Grabfläche als Urnenerdgrab zu erkennen. Was die Grabgestaltung betrifft überwiegt Wechselbepflanzung. Gelegentlich sind niedrige, meist beschnittene Gehölze wie Buxus, Taxus oder Thuja zu finden. Die Bepflanzung bleibt bei allen Gräbern unter der Höhe der Grabzeichen. Beachtenswert sind zwei mittelalterliche Grabsteine aus dem 13. Jahrhundert beim Nordportal der Kirche. Auf einem Stein ist unterhalb eines einfachen Kreuzes ein Pflugmesser (Sech und Pflugschar) dargestellt, ein möglicher Hinweis auf Entstehung des Steines während der Rodungszeit (vgl. Schober 1969, S.210). Im südlichen Portalvorbau der Kirche sind drei Priestergrabsteine (Sterbejahr 1689, 1753, 1824) angebracht. Außen an der ehemaligen Friedhofskapelle stehen vier Grabzeichen ohne Grabfläche. Es handelt sich hierbei um ein schmiedeeisernes Kreuz (Priestergrab), eine Grabtafel ohne Beschriftung, ein hölzernes Kruzifix aus 1920/30 (Familiengrab Danzinger) sowie eine Grabstelle mit Steinkreuz und mehreren Grabtafeln aus der Zeit um 1900 (Lehrergrab). Weiters ist am Kirchhof eine Jugendstil-Steinstele (Grabstätte Familie Leitner) aus Anfang des 20. Jahrhunderts zu nennen (vgl. Dehio 2003, S.246). 9.3.9.5 Bepflanzung Am Kirchhof sind am westlichen Randbereich sowie an der Kirche Abstandsflächen als Rasenflächen mit teilweiser Stauden- und Gehölzbepflanzung zu finden. In den letzten Jahren wurden vor allem zahlreiche Koniferen entfernt, die Sicht auf das Kirchengebäude dadurch ver- 114 bessert. Nicht belegte Flächen innerhalb der Grabfelder sind als Rasenflächen ausgeführt. Im Bereich der Friedhofserweiterung gibt es eine große Zahl an Baum- und Strauchpflanzungen. Räumlich wirksam säumen Baumreihen und -gruppen die Parzelle. Böschungen und nicht belegte Freiflächen sind als Rasenflächen angelegt. 9.3.9.6 Infrastruktur Gießwasser kann innerhalb des Kirchhofes an einer, am Friedhof an drei Stellen mit bereitgestellten Gießkannen entnommen werden. Werkzeug für die Grabbearbeitung kann allgemein genutzt werden. Behälter für Grünabfälle sowie Restmüllbehälter sind an der Aufbahrungshalle sowie im östlichen Eingangsbereich der Friedhofserweiterung aufgestellt. Für Beleuchtung der Kirch- und Friedhofsanlage sind verteilt auf das gesamte Gelände mehrere Leuchten freistehende sowie in Wandmontage installiert. Am Vorplatz der Kirche sind Infokästen der Pfarre, bei der Aufbahrungshalle Infokästen sowie ein Verkaufsregal mit Grabkerzen angebracht. Beim nördlichen Eingang in den Kirchhof sowie an der Kirchensüdwand ist jeweils eine Sitzbank aufgestellt. Ein Parkplatz steht beim östlichen Eingang in die Friedhofserweiterung zur Verfügung. 9.3.9.7 Bewertung Die ursprüngliche Bestattungsfläche zeigt durch die konzentrische Anordnung der Gräber um die Kirche noch deutlich das Glaubensverständnis eines vormodernen Kirchhofes. Die Friedhofserweiterung aus 1963 mit der Aufbahrungshalle und entsprechender Bepflanzung entspricht der Formensprache und Materialwahl der Entstehungszeit. Durch Anordnung und verschiedene Größen der Grabstellen wird für diesen Bereich eine eindeutige Gräberhierarchie vorgegeben. Der Neubau der Aufbahrungshalle 2009 setzt einen klaren, zentrumsbildenden architektonischen Akzent. Obwohl die gegebene Topografie und räumliche Gliederung keine Geschlossenheit zulässt, sind dennoch Kirchhof und Friedhof als Einheit begreifbar. Die Gesamtanlage zeigt sich in gutem Erhaltungszustand. 115 9.3.10 Kirchhof bzw. Friedhof Hirschbach im Mühlkreis Römisch-Katholische Pfarre Hirschbach (Pfarrnummer 4130) Dekanat Freistadt, Diözese Linz Marktgemeinde Hirschbach (GKZ 40605) Politischer Bezirk Freistadt, Land Oberösterreich 0 9.3.10.1 100 Meter Allgemeine Daten, Lage und Geschichte Der Hauptort Hirschbach liegt am Ende des tief in die Landschaft eingeschnittenen Tales der Kleinen Gusen auf 640 m Seehöhe. Die erste urkundliche Erwähnung von Hirschbach stammt aus dem Jahr 1150. Ehemals ein Kirchenweiler mit nördlich erhöht stehender Kirche ist Hirschbach heute zu einem Gassendorf erweitert (vgl. Dehio 2003, S.296). Die Pfarre Hirschbach scheint 1374 als neugebildete Pfarre mit einer Kirche „zu Ehren der hl. Jungfräulichen Gottesmutter Maria“ auf (Glasner, Himmelbauer 2002). Die Pfarre war wahrscheinlich eine mit Tauf- und Bestattungsrecht ausgestattete Filialkirche von Neumarkt (vgl. Glasner 2002, S.70). Hirschbach galt lange Zeit als Wallfahrtsort. Die Entstehung der Wallfahrt steht im Zusammenhang mit einer Quelle bei einer Marienkapelle im nahe gelegenen Grünbrunn, der Heilwirkung zugesprochen wurde (vgl. Glasner, Himmelbauer 2002). Hirschbach zeigt seit Aufzeichnungen aus 1869 keine wesentlichen Veränderungen in der Bevölkerungsentwicklung (1869: 1146; 1900: 1085; 1951: 1092; 2001: 1186; 2009: 1135) (vgl. Statistik Austria 2010, Online). Die Pfarre Hirschbach zählt aktuell 926 eingetragene Katholiken. Als Patrozinium der Pfarre ist „Mariä Himmelfahrt“ angeführt (vgl. Diözese Linz 2010, Online). Die geostete Kirche liegt erhöht am nördlichen Ortsrand, umgeben vom Kirchhof. Südwestlich der Kirchhofanlage befindet sich der Pfarrhof aus dem 17. Jahrhundert mit dem 1996 Abb. 101 Orthofoto Hirschbach, 2007. 0 25 Meter Abb. 102 Orthofoto Kirchhof Hirschbach, 2007. 0 25 Meter Abb. 103 Hirschbach, Franziszeischer Kataster (Urmappe, Blattnummer 41007_x_1, Jahr der Vermessung 1827). 116 Abb. 104 Kirch-/Friedhof Hirschbach, um 1940. Abb. 105 Kirch-/Friedhof Hirschbach, Flugaufnahme, um 2004. eröffneten Pfarrzentrum. Der Bau der jetzigen, spätgotischen Pfarrkirche kann zwischen 1480 und 1490 angenommen werden. Für eine „Landkirche“ ist das Kirchengebäude sehr großzügig angelegt. Der Grund dafür dürfte in den damals schon vielbesuchten Wallfahrten nach Hirschbach liegen (vgl. Glasner, Himmelbauer 2002). An der Nordwestkante des Langhauses befindet sich ein eingemauerter romanischer Kragstein mit Kopfmaske, an der Traufkante darüber eine Kopfmaske um 1500 (vgl. Ulm 1971, S.101). „Sie stellen wahrscheinlich Dämonen dar, die nach der Weihe des Gotteshauses nicht mehr im Inneren der Kirche hausen können.“, schreibt Josef Glasner im Heimatbuch der Gemeinde Hirschbach (vgl. Glasner 2002, S.28). Die Anlage des Kirchhofes bzw. der Friedhofserweiterungen zeigt sich in drei Bereiche gegliedert. Der eigentliche Kirchhof, noch großteils mit Gräbern belegt und von einer Kirchhofmauer umfriedet, ist konzentrisch um die Kirche angelegt. Nordwestlich der Kirche befindet sich auf einer höher gelegenen Terrasse im Hang eine Friedhofserweiterung aus 1903 sowie 1982. 9.3.10.2 Abb. 106 Kirchhof Hirschbach, 2007. Abb. 107 Friedhof Hirschbach, 2007. Bezug zur Landschaft und zum Ort Aufgrund der Topografie und außergewöhnlichen Lage am Osthang des Talendes stellt der imposante Kirchenbau mit Kirchhof und Friedhof einen besonderen Bezug zur umgebenden Landschaft und dem vorgelagerten Ortszentrum her. Die hohe, einfache Kirchhofmauer mit der langen Treppenanlage vom Vorplatz an der Reichenauer Straße schließt den Kirchhof klar in sich ab und macht neugierig auf das „Dahinter“. Bemerkenswert sind die großen, steilen Dachflächen der Kirche, welche die Kubatur des Kirchenbaus maßgebend bestimmen. Die Lage der Kirche mit Kirch- und Friedhof am Ortsrand bringt besonders für die nördliche, erhöhte Friedhofserweiterung eigene Qualitäten. Abgeschottet vom Ortskern durch den massiven Kirchenbau mit Aussicht in die umliegende Landschaft hat von hier der Blick auf die imposante, homogene Dachfläche des Kirchenschiffes beinahe meditativen Charakter. Kirch-/Friedhof Hirschbach i.M. 117 Abb. 108 Schnittdarstellung A - B, Kirch-/Friedhof Hirschbach, 2007. A Friedhof 5 Meter Vorplatz Treppenanlage Gräberfeld Rundweg Kirchengebäude Rundweg Kirchhofmauer Freifläche Gräberfeld Friedhofserweiterung aus 1903 Querweg Gräberfeld Friedhofserweiterung aus 1982 Freifläche Vorplatz Friedhofmauer Aufbahrungshalle 0 B Kirchhof A 1 6 8 ine Kle sen Gu 8 6 4 7 6 8 7 7 8 9 8 5 8 Pfarrhof B 2 L1498 Marktplatz 3 Abb. 109 Übersicht, Kirch-/Friedhof Hirschbach, 2007. 1 Aufbahrungshalle; 2 Kapelle hl. J. Nepomuk; 3 Marktplatzbrunnen; 4 Friedhofskreuz; 5 Missionskreuz; 6 Abfallbehälter; 7 Wasserstelle; 8 Beleuchtung; 9 Sitzbank. 0 5 Meter N 118 9.3.10.3 Kirchhof, Friedhof als bauliche Anlage Der ursprüngliche Bereich des Kirchhofes erstreckt sich in Form eines leicht nach Südosten verschobenen Oval (ca. 45 x 35 m) um die Kirche als Zentrum. Das Gelände ist Richtung Südosten gleichmäßig leicht abfallend. Der Kirchhof, als „Unterer Friedhof“ bezeichnet, umfasst eine Fläche von ca. 1.000 m² (Gräber, Wege, Grünflächen). 1903 wurde eine Erweiterungsfläche von ca. 300 m² oberhalb des Kirchhofes vorgesehen. Getrennt vom alten Kirchhof durch eine ca. 2 m hohe Stützmauer war der „Obere alte Friedhof“ bis 1962 nur über einen abschüssigen Wiesengrund zu erreichen, es gab keine Stiege. 1977 wird neuerlich eine Friedhofserweiterung in nordwestlicher Richtung überlegt. 1982 wird schließlich die Erweiterung um weitere ca. 1.000 m², der „Obere neue Friedhof“, umgesetzt und eine Leichenhalle errichtet. (vgl. Glasner 2002, S.87) Die beiden Erweiterungsflächen sind in Richtung Südosten gleichmäßig stark abfallend. Der Kirchhof ist allseitig von einer Mauer begrenzt. Die heutige Kirchhofmauer weist drei verschiedene Bautypen auf. Südwestlich der Kirche ist die Mauer zumeist freistehend, weitgehend dem Verlauf des Geländes folgend, ca. 1 bis 2 m hoch, beidseitig weiß verputz, mit einer Platte aus Ortbeton gedeckt. Nordwestlich zeigt sich eine 2 bis 2,4 m hohe Stützmauer als unverputztes, unregelmäßiges Bruchsteinmauerwerk aus Naturstein Die Abdeckung bilden hier Granitplatten mit aufgesetztem Maschendrahtzaun (Höhe ca. 1 m). Südöstlich (beidseitig des Haupteinganges in den Kirchhof) bildet die Einfriedung eine hohe, beidseitig weiß verputzte Stützmauer mit einem Satteldach aus rotem Biberschwanzziegel. Die Traufenhöhe weist innen ca. 0,5 bis 1 m, außen ca. 0,5 bis 4,5 m auf. Der Bereich der nordwestlichen Friedhofserweiterung aus dem Jahr 1903 war nordseitig mit einer Mauer umgrenzt, welche bei der zweiten Erweiterung 1982 abgetragen wurde. Für die zweite Erweiterungsfläche wurde nördlich sowie nordöstlich von der Straßenmeisterei Freistadt eine neue Umfriedung errichtet (vgl. Glasner 1984). Ausgeführt wurde das neue, weitgehend dem Verlauf des Geländes folgende Mauerstück im Sockelbereich als Bruchsteinmauerwerk aus grauem Granit mit aufgesetzter, beidseitig weiß verputzter Mauer, pultdachförmig gedeckt mit Betondachziegeln. Die Mauerhöhen betragen innen 0,75 bis 1,5 m, außen 1,6 bis 3,2 m. Westlich sowie südwestlich wird die Friedhofserweiterung auf einer Länge von ca. 55 m von einer geschnittenen Thujenhecke (Thuja, Höhe 2 bis 3 m) begrenzt. Die Kirchhofmauer befindet sich in sehr gutem bis mäßig gutem Erhaltungszustand. Aus verkehrstechnischen Gründen wurde 2002 der südöstliche Teil der Kirchhofmauer (45 lfm) neu errichtet. Für den Mauerneubau waren die Grabzeichen und -einfassungen des „Unteren Friedhofes“ vorübergehend zu entfernen. Die neue Kirchhofmauer musste in Richtung der Kirche eingerückt, eine der vier Gräberreihen dafür aufgegeben werden. Die Ausführung der Mauer erfolgte in Schalungstechnik als Stahlbetonbauwerk. An der Außenseite wurde vor die Betonstützmauer über die gesamte Höhe eine Ziegelmauer gestellt. Dieser Ziegelvorbau hatte die Aufgabe, eine gleichmäßige Rundung der Mauer herzustellen und den vorgesehenen Grobputz aufzunehmen. Die Kosten für die Neuerrichtung der Kirchhofmauer übernahm die Gemeinde Hirschbach. Die Lage am Hang bedingt eine Vielzahl an Treppenanlagen und Rampen. Das Wegenetz ist dennoch relativ einfach und übersichtlich gehalten. Der Kirchhof ist von außen über die ca. 4 Höhenmeter überwindende Haupttreppe im Südosten, über eine schmale Treppenanlage westlich vom Pfarrhof kommend sowie eine Einfahrt nördlich zugänglich. Von den Friedhofserweiterungen führt eine Treppenanlage in den Kirchhof. Diese Friedhofserweiterungen sind durch ein Tor nördlich, eine Treppenanlage vom Kirchhof sowie einen Fußweg westlich erschlossen. Zugänge vom Kirchhof in die Kirche befinden sich an der Südostwand der Kirche sowie an der Sakristei. Ein Kirchenportal westseitig wurde vermutlich 1829 vermauert (vgl. Dehio 2003, S.298). Von der Haupttreppe im Südosten führt ein breiter Weg zum Seitenportal der Kirche. Rund um die Kirche ist der Weg in unterschiedlichen Kirch-/Friedhof Hirschbach i.M. Breiten angelegt. Die genannten Wege sind mit Kleinsteinpflaster aus Granit im Segmentbogenverband befestigt. Die Pflasterung stammt aus 1958 (vgl. Glasner 1984). Hinter der Kirche ist der schmale Rundweg mit einzelnen Granitplatten ausgelegt. Eine direkte Verbindung zwischen Kirchhof und Friedhofserweiterungen bildet nahe dem Kirchturm eine Treppe, errichtet 1962 (vgl. Glasner 2002, S.88). Die Flächen der Friedhofserweiterungen sind durch einen breiten, annähernd der Höhenschichtlinie folgenden, ebenfalls mit Kleinsteinpflaster im Segmentbogenverband befestigten Weg erschlossen. Dieser Weg schließt barrierefrei an das nördliche Friedhofstor bzw. an die Straße zur Aufbahrungshalle an. Die Terrassierung der beiden Friedhofserweiterungen sind durch eine Stützmauer voneinander getrennt. Eine Treppe durchbricht die Mauer und leitet über in einen Kiesweg, der ansteigend bis zu einer Hecke führt, die den Abschluss der nördlichen Terrasse bildet. Am tiefsten Punkt des Hauptweges am Treppenaustritt sind Kanalgitter angebracht. Hier, am „Gada“ war es um 1900 üblich, bei Beerdigungen dritter Klasse, den sogenannten „Schnell-Läufern“, den Sarg abzustellen und nicht in die Kirche zu tragen (vgl. Glasner 2002, S.106). Bauliche Elemente auf dem Kirchhof bzw. den Erweiterungsflächen sind keine zu finden. Der Raum im Erdgeschoss des Turmes wurde früher als Sakristei benutzt. Die heutige Sakristei könnte demnach der Bauart und den Gewölbeschlusssteinen entsprechend eine (Toten-) Kapelle gewesen sein. Mauernischen können als Fensteröffnungen in den Friedhof gedeutet werden. Unterhalb der Sakristei befindet sich ein Beinhaus, welches 1829 vermauert wurde. Bemerkenswert ist ein Hinweis von Pfarrer Wishofer aus 1864, demnach sich an der Südfassade des Langhauses ein Bild des heiligen Christophorus sowie unter den Fenstern des Altarraumes ein Bild „Die armen Seelen im Fegefeuer“ befunden haben soll (vgl. Glasner 2002, S.28). Ein „Totengräberhäusl“ stand nördlich des Kirchhofes, ungefähr an der Stelle, an der sich heute die 1981/82 von der Gemeinde errichtete Aufbahrungshalle befindet (vgl. Glasner 2002, S.87). 119 Als eigentliches Friedhofskreuz wird ein einfaches Steinkruzifix aus 1954 innerhalb der ersten Friedhofserweiterung bezeichnet. Ein schlichtes Missionskreuz aus Holz zeigt links der Eingangstür in die Sakristei auf den Kirchhof. Das Kriegerdenkmal des Ortes stand von 1922 bis in die 1950er Jahren an der Kirchhofmauer südwestlich der Treppenanlage und wurde später am Marktplatz aufgestellt. Links des vormaligen Standortes des Kriegerdenkmales befindet sich gegenwärtig an die Kirchhofmauer angebaut ein eingeschossiger Verkaufsraum der örtlichen Bäckerei. Nach Auflösung aller Gräber westlich der Kirche wird das Versetzen des Kriegerdenkmales auf die Freifläche vor dem gegenwärtig vermauerten Kirchenwestportal überlegt (Maier 2008, mündl.). Gegenüber der Treppenanlage, die in den Kirchhof führt, befindet sich eine Nischenkapelle (19. Jahrhundert) mit der Figur des hl. Johannes von Nepomuk (Mitte des 18. Jahrhunderts, vgl. Dehio 2003, S.300). In Sichtweite der Kirche steht an der Freistädter Straße die Kapelle Grünbrunn (Lourdeskapelle), erbaut 1888/89 (vgl. Dehio 2003, S.303). 9.3.10.4 Grabfelder, Gräber Zur Zeit der zweiten Begehung (Stand 12.12.2008) umfassen der Kirchhof und die beiden Friedhofserweiterungen 204 Grabstellen. Der ansteigende Hauptweg teilt den Kirchhof in zwei ungleich große Gräberfelder mit insgesamt 43 Grabstellen. Ein Bereich westlich der Kirche, hier wurden früher verstorbene Kinder bestattet, sowie der Bereich hinter der Kirche werden nicht mehr neu belegt. Im Jahr 1895 wird von einer Einteilung von 95 Gräbern für Erwachsene, 97 Kindergräbern und 4 Gräbern für Selbstmörder und Nichtkatholiken geschrieben. 1903 werden noch 48 Kindergräber angeführt (vgl. Glasner 2002, S.87). Zur Zeit der ersten Begehung im Oktober 2007 befanden sich westlich der Kirche noch drei Gräber. Bei der zweiten Begehung im Dezember 2008 war nur mehr ein Grab vorzufinden. Im Bereich der ersten Friedhofserweiterung gibt es 60, in dem der zweiten Erweiterung 100 Grabstellen (Stand Dezember 2008). 120 Seitens der Friedhofsverwaltung wird hoher Wert auf die Gleichstellung aller Gräber gelegt. Demnach gibt es keine Ehren- oder Wandgräber sowie Priestergräber an besonderer Stelle. Einen ausgewiesenen Bereich für Urnengräber gibt es gegenwärtig nicht. Nach Auflösung aller Gräber westlich der Kirche wird dieser Abschnitt der Kirchhofmauer eventuell für Urnennischen adaptiert. (Maier 2008, mündl.) Bis in die 1950er Jahre gab es Gräber an der südlichen Kirchenmauer, die aber auf Wunsch des Ordinariates (Kirchenbehörde) entfernt wurden (vgl. Glasner 1984). Tafeln von Gräbern, bei denen es noch Angehörige gab bzw. Tafeln, die sich renovieren ließen, wurden 1980 rückwärtig der Kirche an der Stützmauer zur Friedhofswerweiterung museal angebracht. Es handelt sich dabei vorallem um Grabzeichen ehemaliger Priester aus der Zeit um 1900. Einige der Grabtafeln sind in der Kirche (Turm) gelagert (Maier 2008, mündl.). Eine Grabtafel des Vikars Franz Xaver Gundhold (gest. 1767) ist in der Kirche rechts des Triumphbogens beim Marienaltar zu finden. Die Gräber am Kirchhof sind rechtwinkelig zur Kirche hin orientiert. Nur jene Gräber, die sich im Bereich vor dem Chorraum der Kirche befinden, zeigen entsprechende der Krümmung der Kirchhofmauer in Richtung Zentrum der Apsis, wo der Hauptaltar steht. Die noch verbliebenen Gräber westlich der Kirche sind rechtwinkelig zur Kirchenmauer in Richtung Kirche blickend ausgerichtet. Alle Gräber der Friedhofserweiterungen weisen in geraden Reihen eine Orientierung in Richtung Südosten zum Presbyterium der Kirche auf. Bis auf drei Gräber sind alle Grabstellen als Einfassungsgräber ausgeführt. Einzelgräber weisen die gängigen Maße von 1,8 x 0,8 m, Doppelgräber 1,8 x 1,6 m auf. Bis auf wenige Ausnahmen (vier Gräber auf gesamter Anlage) gibt es nur Einzelgräber. Doppelgräber werden seitens der Friedhofsverwaltung nicht geschätzt. Durch die Hanglage der Gräber in den Friedhofserweiterungen und den dadurch bedingten Höhenunterschied zwischen Fuß- und Kopfende ergeben sich an vielen Randeinfassungen statische oder zumindest optische Beeinträchtigungen. Alle Grabzeichen sind freistehend. 20 Gräber zeigen ein einfaches Holzkreuz meist mit einem kleinen Korpus aus Kunststoff. Zwei der Gräber sind mit massiveren Holzkreuzen und geschnitztem Korpus aus Holz versehen. 40 Grabzeichen sind als schmiedeeiserne Kreuze gefertigt. Kreuze aus Gusseisen sind fünf Stück vorhanden. Vier Kreuze als Grabzeichen bestehen zur Gänze aus zugehauenem Stein. Die größte Gruppe nehmen 133 Grabzeichen aus Stein (Stelen, Pfeiler, Obelisken) ein, wobei hier durchwegs einfache, seriell gefertigte bzw. vorgefertigte Steinmetzarbeiten vorherrschen. Die genannten schmiedeeisernen Grabkreuze sind meist neueren Datums. Die Wahl des Grabzeichens (Grabkreuz oder Grabstein) steht dem Benützungsberechtigten der Grabstelle frei (Maier 2008, mündl.). Da fast alle Gräber als Familiengräber eingerichtet sind, zeigen sich auch die Inschriften diesem Verwendungszweck entsprechend gestaltet. Dem Namen der Familie wird meist der Begriff „Familie“ vorgesetzt. Was die Grabgestaltung betrifft überwiegt Wechselbepflanzung. Auf einigen wenigen Gräber stehen niedrige Gehölze (teils Zwergwuchs) der Gattungen Pinus, Thuja, Taxus oder Buxus. Die Höhe der Pflanzungen bleibt bei allen Gräbern unter der Höhe der Grabzeichen. Von der Bevölkerung bevorzugte Lagen für Gräber stellen die Bereiche vor der Kirche dar. Selbstmördern, Kriegsgefangenen und Andersgläubigen wurde bis in das 20. Jahrhundert hinein eine Bestattung vor der Kirche verwehrt, sie wurden ohne Feierlichkeit auf dem schmalen Streifen hinter der Kirche an der hohen Stützmauer vom Totengräber bestattet. (vgl. Glasner 2002, S.107) Um das Jahr 2000 wurde am „Unteren Friedhof“ eine nicht der römisch-katholischen Kirche zugehörige Person bestattet. Große Aufregung in der Bevölkerung war die Folge (Maier 2008, mündl.). Bereits 1968 wurde überlegt, den „Unteren Friedhof“ aufzulassen und „an seiner Stelle eine schöne Grün- und Blumenanlage zu schaffen“ (vgl. Glasner 1984). Im Jahr 1983 kam der Pfarrgemeinderat schließlich zu dem Beschluss, Kirch-/Friedhof Hirschbach i.M. 121 den „Unteren Friedhof“ (Kirchhof) nicht mehr zu belegen, und allmählich in eine parkähnliche Grünfläche umzuwandeln. Pfarradministrator Leon Sireisky setzte sich daraufhin dafür ein, den Kirchhof umlaufend der Kirche als Bestattungsort zu bewahren. 1991 gab es die Aufhebung des Belegungsstopps. Ab 2002, nach Beendigung der Bauarbeiten an der Kirchhofmauer, wurde der „Untere Friedhof“ wieder belegt. (Maier 2008, mündl.) sich an den Strebepfeilern links und rechts des Kirchenportals. Nahe der Aufbahrungshalle ist eine Fahnenstange aufgestellt. Auf Kirch- und Friedhof sind, abgesehen von den museal angebrachten Grabtafeln rückwärtig der Kirche, keine bedeutenden Grabzeichen zu finden. Zu erwähnen ist die mächtige Lindenpflanzung an der Treppenanlage am Kirchenplatz („Kirchenstiege“) außerhalb des Kirchhofes. Die Pflanzung stammt aus dem Jahr 1898. Zum Andenken an das 50-jährige Jubiläum der Thronbesteigung Kaiser Franz Josefs I. wurden zwei Sommerlinden (Tilia platyphyllos), „Papstund Kaiser-Linde“, gepflanzt. (vgl. Glasner 2002, S.87) 1985 wurden die Bäume als Naturdenkmal (Land Oberösterreich, Naturschutzabteilung) eingetragen. Bei der Neuerrichtung der Kirchhofmauer im Jahr 2002 wurde der rechte Baum im Wurzelbereich derart massiv beschädigt, dass eine Fällung notwendig wurde. Eine Nachpflanzung fand bisher nicht statt (Stand November 2008). Die verbliebene Linde mit einem Brusthöhendurchmesser (BHD) von ca. 0,9 m zeigt ein vitales Aussehen. Seit 2008 zeigen kleine Tafeln den Sektor (A bis F), ähnliche Tafeln auf den Gräbern die Grabnummer an. 9.3.10.5 Infrastruktur Für Grünabfälle ist an der Aufbahrungshalle eine große Schütte eingerichtet. Behälter für Grünschnitt neben Behältern für Restmüll sind weiters am nördlichen Friedhofstor sowie am Kirchhof beim Kirchturm aufgestellt. Gießwasser kann innerhalb des Kirchhofes an zwei, im Bereich der Friedhofserweiterungen an einer Stelle entnommen werden. Gießkannen werden bereitgestellt. Die genannten Wasserstellen wurden vormals über eine Zuleitung des sogenannten Pfarrgrabenbachs gespeist. Bei Trockenheit fällt diese Quelle oft aus. Im Jahr 2000 wurden schließlich die Wasserstellen am Kirchhof sowie die Kirche selbst an die Ortswasserleitung angeschlossen. Die Wasserstelle des „Oberen Friedhofes“ wird nach wie vor vom Pfarrgrabenbach versorgt. (Maier 2008, mündl.) Am Kirch- und Friedhofsgelände gibt es keine öffentliche Toilettenanlage. Benützung finden die Toiletten der nahen Gasthöfe bzw. des alten Feuerwehrhauses. Beleuchtet wird der Kirchhof von drei freistehenden Laternen sowie durch die 1998 installierte Beleuchtung der Kirchenfassade Am Kirchhof ist nahe des Kirchturms sowie an der Aufbahrungshalle jeweils eine Sitzbank aufgestellt. Neben dem Treppenausstieg am Haupteingang in den Kirchhof ist ein Mitteilungskasten angebracht. Weitere Mitteilungskästen befinden 9.3.10.6 Bepflanzung Der Friedhof weist keine besondere gartenarchitektonische Ausgestaltung auf. Nicht belegte Bereiche sind als Rasenflächen ausgeführt, die Flächen zwischen den Gräbern sind bekiest. Südöstlich des Chorraumes der Kirche gibt es einige mehrjährige, blühende Stauden. Vereinzelt sind am Kirchhof niedrige Gehölze gepflanzt: Sommerflieder (Buddleja), Thuje (Thuja). Zwergmispel (Cotoneaster), Efeu (Hedera helix), Berberitze (Berberis), Buchs (Buxus) und Eibe (Taxus), Zwergfichte (Picea). Die Friedhofswerweiterung ist nördlich mit einer beschnittenen Hecke (Thuja, Höhe 2 bis 3 m) begrenzt. Außerhalb der Thujenhecke fällt ein Bestand mehrerer Birken (Betula) auf. Der Untergrund des Kirch- und Friedhofes wird als sehr steinig bis felsig beschrieben, das Ausheben von Gräbern gestaltet sich dementsprechend mühsam (Ziegler 2008, mündl.). 9.3.10.7 Beurteilung Wenn auch das Gesamterscheinungsbild der Anlage nicht mehr dem eines Kirchhofes ent- 122 spricht, so sind dennoch zahlreiche Merkmale eines Kirchhofes erhalten geblieben. Die Grundstruktur des Kirchhofes blieb im Zuge der Erweiterungen von baulichen Veränderungen weitgehend verschont. Mit Ergänzung des Kirchhofes durch die Erweiterungsflächen entstand eine Gliederung in zwei völlig unterschiedliche, räumlich voneinander getrennte Gräberfelder. Die, dem imposanten Kirchenbau vorgelagerte Kirchhofmauer mit der langen Haupttreppe verleiht der Anlage ein markantes Erscheinungsbild. Die Grabbelegung des Bereiches vor der Kirche schafft eine stimmungsvolle Eingangssituation. 123 9.3.11 Kirch-/Friedhof Leopoldschlag Römisch-Katholische Pfarre Leopoldschlag (Pfarrnummer 4180) Dekanat Freistadt, Diözese Linz Marktgemeinde Leopoldschlag (GKZ 40610) Politischer Bezirk Freistadt, Land Oberösterreich 0 9.3.11.1 100 Meter Allgemeine Daten, Lage und Geschichte Der Hauptort Leopoldschlag liegt auf 630 m Seehöhe in einer Senke an der Maltsch, dem Grenzfluss zwischen Tschechien und Österreich. Durch den Ort führen die Landesstraßen L1485 sowie L1481. Erstmals urkundlich erwähnt wird Leopoldschlag als Markt sowie Pfarre im Jahr 1356. Die Siedlung ist in den Marktort Leopoldschlag sowie das westlich anschließende lang gezogene Reihendorf, Dorf Leopoldschlag, unterteilt. Der Marktort, mit geschlossener Bebauung um einen lang gestreckten Dreiecksplatz mit Johannes-Nepomuk-Säule (1750), Marktbrunnen (1731) und Pranger (um 1700), wird von Drei- und Vierseithöfen eingerahmt. Leicht erhöht steht die ursprünglich spätgotische Pfarrkirche abgesetzt am Ostrand des Ortes. Mitte des 20. Jahrhunderts setzt eine verstärkte Neubesiedelung mit Ein- und Mehrfamilienhäusern im Osten des Marktes ein. Leopoldschlag erlebte bei den Hussiteneinfällen zwischen 1415 und 1435 sowie bei Marktbränden 1800, 1835 sowie 1883 schwere Zerstörungen. Wirtschaftlich bedeutend waren vom 16. bis zum 19. Jahrhundert die Sensenproduktion sowie später die Zwirn- und Leinwanderzeugung. In dieser Zeit waren zudem bis zu elf Brauereien gleichzeitig in Leopoldschlag tätig. (vgl. Dehio 2003, S.412/413) Mit der Grenzziehung zu Ende des Ersten Weltkrieges, das Ortszentrum liegt nur 175 m von der Staatsgrenze entfernt, vor allem aber durch die Errichtung des „Eisernen Vorhanges“ in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg rückte Abb. 110 Orthofoto Leopoldschlag, 2007. 0 25 Meter Abb. 111 Orthofoto Kirch-/Friedhof Leopoldschlag, 2007. 0 25 Meter Abb. 112 Hirschbach, Franziszeischer Kataster (Urmappe, Blattnummer 41012_3, Jahr der Vermessung 1828). 124 Abb. 113 Leopoldschlag, Flugaufnahme, 1968. Leopoldschlag in eine bis dahin nicht gekannte Randsituation. Eine verstärkte Abwanderung von Handel und Gewerbe war die Folge. Auch verzeichnet die Gemeinde Leopoldschlag seit Aufzeichnungen aus 1869 einen andauernden, starken Rückgang der Bevölkerungszahl besonders durch Abwanderung (1869: 1.380; 1900: 1.309; 1951: 1.248; 2001: 1.086; 2010: 1036) (vgl. Statistik Austria 2011, Online). Die Grenzöffnung 1989 lässt in der Bevölkerungsentwicklung keine großen Veränderungen erkennen. Gegenwärtig sind die Holzverarbeitung sowie der Steinabbau (Mühlviertler Granit) als Wirtschaftsfaktoren zu nennen (vgl. Österreich Lexikon 2011, Online). Die Pfarre Leopoldschlag umfasst aktuell 956 eingetragene Katholiken (vgl. Diözese Linz 2011, Online). Eine Brunnenanlage markiert im Dorf Leopoldschlag an der Mühlviertler Straße B310 den Verlauf der kontinentalen Wasserscheide. Abb. 114 Kirch-/Friedhof Leopoldschlag, 2007. Abb. 115 Ehem. Gerätehaus des Totengräbers (li.), Aufbahrungshalle aus 1981 (re.), Friedhof Leopoldschlag, 2007. Die geostete, dem hl. Georg geweihte Pfarrkirche mit Kirchhof und Friedhofserweiterung liegt leicht erhöht abgerückt am östlichen Ostrand des Marktes. Der Pfarrhof südlich der Kirche, errichtet zu Ende des 17. Jahrhunderts, beherbergt im ehemaligen Wirtschaftstrakt das im Jahr 2001 eröffnete Pfarrheim. Um 1500 wird der Chor und das Langhaus der Kirche, um 1800 die Sakristei erbaut. 1800 sowie 1883 geht bei Marktbränden auch die Kirche in Flammen auf. Eine wesentliche, architektonische Veränderung erfuhr das Kirchengebäude in den Jahren 1962/63: Die Kirche wurde in Richtung Süden und Westen räumlich erweitert. Dafür war die Entfernung des Westturmes notwendig, der als barocke Rekonstruktion an der Nordseite neu errichtet wurde. (vgl. Dehio 2003, S.414) 9.3.11.2 Bezug zur Landschaft und zum Ort Als höchstes Bauwerk des Marktes prägt die Kirche mit dem barockisierenden Turm das Ortsbild wesentlich. Vom Friedhof, zum Teil von landwirtschaftlichen Flächen sowie locker bebauten Siedlungsflächen umgeben, ist ein Bezug zur umliegenden Landschaft gegeben. Abb. 116 Schmiedeeisernes Grabkreuz mit Blechschnittfigur, Friedhof Leopoldschlag, 2007. Kirch-/Friedhof Leopoldschlag 125 Abb. 117 Schnittdarstellung A - B, Kirch-/Friedhof Leopoldschlag, 2007. A Freifläche Friedhofmauer 5 Meter Gräberfeld Grabdenkmal Rundweg Kirchengebäude Kirchhofmauer Freifläche Zufahrt Innenhof Ortsbebauung 0 B Kirch-/Friedhof L1485 3 Marktgemeindeamt 12 9 5 11 2 B 7 A 1 6 11 11 12 12 4 Pfarrhof 13 13 Marktplatz 10 13 8 Parkplatz Pfarrheim Abb. 118 Übersicht, Kirch-/Friedhof Leopoldschlag, 2007. 1 Marktplatzbrunnen, 2 Pranger, 3 Johannessäule, 4 Aufbahrungshalle, 5 Friedhofskreuz, 6 Priestergräber, 7 Denkmal Fam. Arneth, 8 Kriegerdenkmal, 9 Gerätehaus des Totengräbers, 10 Abfallbehälter, 11 Wasserstelle, 12 Beleuchtung, 13 Sitzbank. 0 5 Meter N 126 9.3.11.3 Kirchhof, Friedhof als bauliche Anlage Der örtliche Friedhof befand sich ursprünglich um die Kirche. Ein Zeitungsbericht in der „Tagespost“ vom 3. Juli 1883 über den Marktbrand 1883 beschreibt: „Um die Kirche herum liegt der Friedhof, der die irdischen Überreste der verstorbenen Bewohner Leopoldschlags birgt“ (vgl. Böhm 1991, S.145/146). In einer Karte aus 1750/51 (vgl. Böhm 1991, S.52) sowie im Franziszeischen Kataster aus 1828 ist eine in Richtung Nordosten erweiterte Bestattungsfläche eingetragen, der Kirchhof westseitig durch eine heute nicht mehr vorhandene Bebauung an der Kirchhofmauer abgegrenzt. Im Zuge der Erweiterung der Pfarrkirche 1962/63 werden die Gräber an der Nord- sowie Westseite entfernt (Böhm 2011, pers. Mittl.). 1961 um 550 m² (vgl. Böhm 1991, S.391) sowie 1981 erweitert und erneuert zeigt sich der Friedhof heute als annähernd rechteckiges Areal östlich der Kirche mit einer Länge von ca. 60 m und einer Breite von ca. 45 m. Der Friedhof umfasst eine Fläche von ca. 2.750 m² (Gräber, Wege, Grünflächen), die gesamte Parzelle an der Kirche laut Grundbuch 3.140 m². Das Gelände ist weitgehend eben. Direkt an der Kirche sind nur mehr östlich und südlich Gräber angelegt. Die Umfriedung der Friedhofserweiterung ist nördlich als verputze Stützmauer aus Stein mit einer Abdeckung aus Ortbeton, östlich als freistehende Mauer aus Betonfüllsteinen mit Steinplatten gedeckt und südlich als verputzte ebenfalls frei stehende Mauer mit einer Betondachziegel-eindeckung ausgeführt. Die Friedhofsmauer ist innen durchgehend ca. 1,5 m hoch und pultdachförmig abgeschlossen. Auf einem Eckpfeiler der Friedhofsmauer ist ein stark verwittertes Kreuz aus Stahlbeton aufgesetzt. Nordwestlich säumt den Friedhof ein privates Wohngebäude (Kaufhaus Schinagl) mit Balkon und Zugang in den Friedhof. Der Bereich westlich der Kirche zeigt ein regelmäßiges Schichtenmauerwerk aus grauem Granit als ca. 2,5 bis 3 m hohe Stützmauer mit aufgesetztem Metallgeländer. Die gesamte Umfriedung weist einen mäßig guten bis sehr guten Erhaltungszustand auf. In den 1950er Jahren wurde an der östlichen Friedhofsmauer ein kleines Gebäude für die Auf- bewahrung der Gerätschaften des Totengräbers errichtet. Dieser Raum wurde bei Bedarf auch gelegentlich zur Aufbahrung genutzt (Böhm 2011, pers. Mittl.). Angrenzend an den Friedhof befindet sich südwestlich ein Blumengarten der Pfarre. Der Bereich um die Kirche ist über zwei breite Treppenanlagen im Norden bzw. Westen zugänglich. Am Zwischenpodest der nördlichen Treppe befindet sich der Geschäftseingang des Kaufhauses Schinagl. Ein barrierefreier Zugang ist über zwei südlich gelegene Friedhofstore möglich. Bis auf den Eingang im Norden sind alle Einlässe mit metallenen Torflügeln versehen. Eingänge vom Kirchhof in die Kirche befinden sich am Kirchturm, an der Sakristei sowie gegenüber dem Pfarrhof. Ein breiter Rundweg um die Kirche ist im Bereich der westlichen Kirchenerweiterung durch eine Grünfläche unterbrochen. Von den Kirchhofeingängen führen Wege zu den Kircheneingängen, zur Aufbahrungshalle sowie zum Kriegerdenkmal am Friedhof. Alle Wege und Plätze sind mit Kleinsteinpflaster im Segmentbogenverband befestigt. Das große Gräberfeld wird durch einen breiten Kiesweg in Ost-West-Richtung geteilt. Die Bereiche zwischen den Grabstellen sind einheitlich mit Kies belegt, Freiflächen als Rasendecke ausgeführt. Ein steinernes Friedhofskreuz mit vergoldetem Korpus (bezeichnet 1913) steht am Mittelweg des Gräberfeldes, ein Missionskreuz aus 1898 in ähnlicher Ausführung an der südöstlichen Chorwand (vgl. Dehio 2003, S.415). An der Westwand der Kirche ist ein romanisches Kreuz auf spätgotischer Konsole eingemauert (vgl. Dehio 2003, S.414). Zwischen der Sakristei und dem heutigen Turm befindet sich ein vermauertes, ehemaliges Beinhaus (vgl. Böhm 1991, S.385). 1981 wird eine Aufbahrungshalle mit einem Raum für die Geräte des Totengräbers errichtet, das Relief „Christus am Ölberg“ aus 1893 von der Ostseite der Kirche in das neue Gebäude verbracht (vgl. Böhm 1991, S.395). Verwalter sowie Besitzer der Aufbahrungshalle ist die Marktgemeinde Leopoldschlag (Böhm 2011, pers. Mittl.). 2006 wird medial viel beachtet das Kriegerdenkmal aus Kirch-/Friedhof Leopoldschlag 127 1961 vom Marktplatz auf den Friedhof verlegt (vgl. Gemeinde Leopoldschlag 2010, Online). Gehölze zu finden. Die Bepflanzung bleibt bei allen Gräbern unter der Höhe der Grabzeichen. An Denkmälern am Marktplatz sind der Pranger (um 1700), der Marktplatzbrunnen (1731) sowie die Johannessäule (1750) zu nennen. Mit dem hl. Johannes Nepomuk auf einem Obelisken sowie dem hl. Florian als Feuerpatron und den beiden Pestheiligen Sebastian und Donatus auf granitenem Grundblock mit dreieckigem Grundriss und steinerner Einfassung stellt diese, besonders in Niederösterreich übliche, barocke Denkmalform den westlichsten Ausläufer dar (vgl. Böhm 1991, S.323). An der Kirchensüdwand sind drei Priestergrabtafeln eingelassen. Davor sind Priestergräber neben Grabstellen eines Oberlehrers, eines Müllermeisters sowie eines Bürgermeisters zu finden. An der Chor- sowie der Pfarrhofmauer sind mehrere Grabzeichen ohne Grabfläche aufgestellt. Beachtenswert sind auf Kirch- sowie Friedhof mehrere barocke und klassizistische, schmiedeeiserne Grabzeichen mit Blechschnittfiguren aus Mitte des 18. bis Anfang des 19. Jahrhunderts (vgl. Dehio 2003, S.415), sie zeugen von der ehemals großen Bedeutung der Sensenhämmer an der Maltsch. 9.3.11.4 Grabfelder, Gräber Der Bereich des ehemaligen Kirchhofes wird nur mehr südlich und östlich des Chores sowie an der Nordwand des Pfarrhofes mit Gräbern belegt. Zur Zeit der Begehung (Stand 06.10.2007) sind hier neben mehreren museal aufgestellten Grabzeichen zehn Grabstellen zu finden. Das große Gräberfeld der Friedhofserweiterungen wird durch einen breiten Kiesweg zweigeteilt, der südliche Teil wiederum durch einen Weg in gleicher Richtung geteilt. Im nördlichen Gräberfeld waren ca. 95, im südlichen ca. 125 Grabstellen eingerichtet. Der Kirchhofbereich ist nördlich sowie westlich der Kirche von Grabstellen freigehalten. Die Gräber an der Chormauer weisen von der Kirche weg, die Grabstellen an der Pfarrhofmauer zeigen zur Kirche. Alle Gräberreihen der Friedhofserweiterung sind geradlinig orthogonal zur Kirchenlängsachse angelegt, die Gräber zur Kirche hin orientiert. Bei den insgesamt ca. 230 belegten Grabstellen halten sich anteilsmäßig Grabzeichen aus Stein bzw. aus Schmiedeeisen (oder Gusseisen) die Waage. Einfache Holzkreuze, meist mit einem kleinen Korpus aus Kunststoff, werden grundsätzlich nur temporär nach einer Beerdigung eingesetzt. Alle Gräber sind als Einfassungsgräber ausgeführt, die Grabzeichen freistehend. Auf Kirch- und Friedhof gibt es keine speziell für Urnenbestattungen vorgesehene Einrichtung. Was die Grabgestaltung betrifft überwiegt Wechselbepflanzung, gelegentlich sind niedrige Besonders zu erwähnen ist ein Grabdenkmal aus 1825 der Familie Arneth an der Ostseite des Chores, ursprünglich am früheren Aufgang zum Sängerchor aufgestellt. Es handelt sich dabei um eine neogotische, sechskantige Säule mit bekrönendem, gusseisernem Engel und genealogischen Angaben in einer schreinartigen, verschließbaren Vertiefung (vgl. Böhm 1991, S.402). Michael Johann Arneth (1771 – 1854; Propst des Stiftes St. Florian, Generaldirektor der oberösterreichischen Gymnasien) sowie Josef Calasanz von Arneth (1791 – 1863; Direktor des k. k. Münz- und Antikenkabinetts, in den Adelsstand erhoben) setzten das Denkmal zu Ehren ihrer verstorbenen Eltern Johannes Evang. Adam Arneth (1746 – 1825; Landwirt, Braumeister und Gastwirt in Leopoldschlag) sowie Magdalena Arenth (1752 - 1827) (vgl. Böhm 1991, S.203-215). Bei genanntem Denkmal „(…) ist (…) ein Ansatz einer Umdeutung eines Grabmales im engeren Sinn zu einem Familiendenkmal romatischer Prägung“ (Böhm 1991, S.402) zu erkennen. Ein weiteres Denkmal der Familie Arneth befindet sich an der nahe gelegenen Streusiedlung Hammern. Als Gedenkstätte für Joseph Arneth 1817 errichtet, wird die Steinpyramide, versehen mit einem Bild des Dichters Theodor Körners (1791 – 1813), heute „Körnerpyramide“ genannt (vgl. Dehio 2003, S.419). Theodor Körner war der Verlobte von Antonie Adamberger, der späteren Ehefrau des Josef Calasanz von Arneth. 128 In der Pfarrkirche finden sich vier spätbarocke Grabsteine aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Hinter dem Hauptaltar sind zwei Granitsteinplatten mit Kreuzsymbolen eingelassen. keine besonders gartenarchitektonische Ausgestaltung auf. Freiflächen sind als Rasenflächen ausgeführt. 9.3.11.6 1948 wurden neun Soldaten der ehemaligen deutschen Wehrmacht, die 1945 ums Leben kamen und am Sterbeort beerdigt worden sind, exhumiert und am Ortsfriedhof begraben (vgl. Böhm 1991, S.377). Eine Informationstafel in der Kirche beschreibt den Friedhof Leopoldschlag. Ursprünglich war die Marktkommune von Leopoldschlag Besitzer von Marktplatz und Friedhof. Der Friedhof wurde später (Zeitpunkt unbekannt) an die Pfarre übergeben. Für Pflege und Verwaltung des Friedhofes ist gegenwärtig die Pfarre zuständig. (Böhm 2011, pers. Mittl.) 9.3.11.5 Bepflanzung Bis auf den Bereich nördlich sowie westlich der Kirche (Pflanzungen von Stauden und verschiedenen, zum Teil hohen, schmalkronigen Gehölzen), um das neu angelegte Kriegerdenkmal sowie einer Strauchreihe zwischen Aufbahrungshalle und Lagerraum der Gerätschaften des Totengräber weist der Kirch- bzw. Friedhof Infrastruktur Gießwasser kann innerhalb des Kirchhofes an zwei Stellen mit bereitgestellten Gießkannen entnommen werden. Behälter für Grünabfälle sowie Restmüllbehälter sind am südwestlichen Friedhofseingang aufgestellt. Eine freistehende Laterne sowie Beleuchtungskörper bei den Kircheneingängen sowie der Aufbahrungshalle erhellen die Anlage. Infokästen der Pfarre sind beim Treppenaufgang an der Kirchhofmauer angebracht. Parkplätze stehen südlich des Friedhofes zur Verfügung. 9.3.11.7 Bewertung An der gegenwärtigen Bestattungsfläche ist das ehemalige Areal des Kirchhofes kaum mehr ablesbar, die Friedhofserweiterung schließt direkt an den offenen Bereich um die Kirche an. Die am Kirchhof verbliebenen, alten Gräber widerspiegeln bzgl. ihrer Position die vormalige soziale Hierarchie innerhalb einer Dorfgemeinschaft. Der heutige Friedhof zeigt eine übersichtliche, klare Anordnung der Grabstellen, ohne bevorzugte Lagen erkennen zu lassen. 129 9.3.12 Kirch-/Friedhof Wartberg ob der Aist Römisch-Katholische Pfarre Wartberg ob der Aist (Pfarrnummer 4454) Dekanat Pregarten, Diözese Linz Marktgemeinde Wartberg ob der Aist (GKZ 40624) Politischer Bezirk Freistadt, Land Oberösterreich 0 9.3.12.1 100 Meter Allgemeine Daten, Lage und Geschichte Der Hauptort Wartberg liegt auf 476 m Seehöhe auf einem Höhenzug nahe Pregarten und Hagenberg. Eine Urkunde aus 1111 gilt als erste schriftliche Erwähnung von Wartberg (vgl. Weidl 2008, S.2/3). Der ehemalige Kirchenweiler zeigt sich heute zu einem Straßendorf erweitert. Ab Mitte des 20. Jahrhunderts setzt vor allem südwestlich des historischen Ortes rege Siedlungstätigkeit ein. Östlich des Marktplatzes an der Hauptstraße befindet sich in „landschaftlich dominanter Höhenstellung“ (Dehio 2003, S.945) die Pfarrkirche mit der ehemaligen Michaelskapelle. 1111 wird die ursprüngliche Eigenkirche des Adeligen Sigihart dem Kloster St. Florian übergeben. Ab 1635 ist Wartberg eine Weltpriesterpfarre und damit keinem Orden mehr zugehörig. Die Patronatsherrschaft übte ab 1635 die Herrschaft Reichenstein, ab 1729 die Herrschaft Haus aus. 1785 werden Pregarten und Hagenberg als eigene Pfarren aus der Mutterpfarre Wartberg herausgelöst. Zwischen 1785 und 1908 ist Wartberg Dekanatspfarre. (vgl. Weidl 2008, S.2/3) Abb. 119 Orthofoto Wartberg ob der Aist, 2006. 0 25 Meter Abb. 120 Orthofoto Kirch-/Friedhof Wartberg, 2006. 0 25 Meter Wartberg erleidet bei Hussiteneinfällen 1422 sowie den Böhmischen Grenzkriegen 1468, weiters bei Bränden 1671, 1770 und 1840 Zerstörungen. Wirtschaftlich bedeutend waren vorwiegend die Landwirtschaft sowie die Lage an der Handelsroute von Mauthausen nach Freistadt. (vgl. Dehio 2003, S.945) Die Marktgemeinde Wartberg verzeichnet ab Mitte des 20. Jahrhunderts einen signifikanten Anstieg in der Bevölkerungsentwicklung (1869: Abb. 121 Wartberg, Franziszeischer Kataster (Urmappe, Blattnr. 41116_8/41116_4, Jahr der Vermessung 1826). 130 1.398; 1900: 1.703; 1951: 1.873; 2001: 3.731; 2010: 4.038) (vgl. Statistik Austria 2011, Online). Die Pfarre Wartberg umfasst aktuell 3.505 eingetragene Katholiken (vgl. Diözese Linz 2011, Online). Abb. 122 Kirchhof Wartberg, um 1723. Abb. 123 Kirchhof Wartberg ob der Aist, 2008. Die geostete, spätgotische Pfarrkirche mit Patrozinium Mariä Himmelfahrt steht leicht erhöht östlich des Marktplatzes und bildet mit der wehrhaften Kirchhofmauer, dem Kirchhof, der Michaelskapelle aus der Zeit der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert mit ehemaligem Karner sowie dem südlich gelegenen Pfarrhof aus 1652 eine bemerkenswerte Denkmalanlage (vgl. Dehio 2003, S.945). 1128 wird von der Weihe einer Vorgängerkirche der jetzigen Pfarrkirche durch den Passauer Bischof Reginmar berichtet. Der heutige Chor der Kirche stammt aus dem frühen 14. Jahrhundert, der Turm mit Keildach aus dem 14. bis Mitte 15. Jahrhundert. 1508 wird das Langhaus geweiht. (vgl. Weidl 2008, S.2-5) Die Pfarrkirche besitzt nördlich eine Chorkapelle (ehem. hl. Kreuz-Kapelle) aus der Zeit um 1370 welche als Grablege der Herrschaft Hagenberg diente. (vgl. Weidl 2008, S.13) Weiters war das Erdgeschoß des Turmes vermutlich als Grabkapelle in Verwendung (vgl. Dehio 2003, S.947). Südwestlich der Kirche befindet sich die ehemalige Michaelskapelle aus 1510 (Patrozinium Grablegung Christi) mit einer Aufbahrungshalle im Erdgeschoß (seit 1976) und einer Gruft der Starhemberger im Untergeschoß (seit 1828), dem einstigen Beinhaus. (vgl. Weidl 2008, S.18) Abb. 124 Kirchhof Wartberg ob der Aist, 2007. Abb. 125 Gräberfeld des O.Ö. Landespflege- und Betreuungszentrum Schloß Haus, Friedhof Wartberg, 2007. Unweit des Ortszentrums steht „auf freiem Feld in eindrucksvoller Aussichtslage die ehemalige Wenzelskirche“ (Weidl 2008, S.20), ein, erstmals 1208 urkundlich erwähnter, spätgotischer Bau mit Langhaus aus der Zeit um 1510. Die, dem hl. Wenzel, dem Herzog von Böhmen (um 908 bis 929 oder 935) geweihte Kirche war einst von einem Friedhof und einer Mauer umgeben und wurde 1786 unter Joseph II. gesperrt. Ab 1816 in Besitz der Starhemberger stand die Überlegung im Raum, den Kirchenbau als Familiengrabstätte zu adaptieren. Letztlich wurde aber 1828 das Beinhaus der ehemaligen Michaelskapelle bei der Pfarrkirche zur Familiengruft umfunktioniert und die Wenzelskirche als Kirch-/Friedhof Wartberg ob der Aist 131 A Friedhof 5 Meter Hauptstraße Marktplatz 0 Querweg Kriegerdenkmal Kirchhofmauer Gräberfeld Gräberfeld Gräberfeld Querweg Gräberfeld Friedhofmauer Abb. 126 Schnittdarstellung A - B, Kirch-/Friedhof Wartberg ob der Aist, 2008. B Kirchhof A ehem. Schule 9 B 2 Marktplatz 3 10 10 9 5 6 10 10 1 4 9 10 7 10 9 8 Parkplatz Hauptstraße Pfarrhof Abb. 127 Übersicht, Kirch-/Friedhof Wartberg, 2008. 1 Michaelskapelle/Aufbahrungshalle, 2 Kriegerdenkmal, 3 Ölbergnische, 4 Grabtafeln Priester, 5 Gräberfeld LPFA Schloß Haus, 6 Urnengräber, 7 Geräteschuppen, 8 Abfallbehälter, 9 Wasserstelle, 10 Beleuchtung. 0 5 Meter N 132 Getreidespeicher verpachtet. (vgl. Weidl 2008, S.20-22) Nach Restaurierungsarbeiten wurde im Jahr 1964 die ehemalige Wenzelskirche zum Kriegerdenkmal, zur „Gedächntnisstätte für die Gefallen und Opfer der beiden Weltkriege des Bezirkes Freistadt“ (Weidl 2008, S.20-22). 9.3.12.2 Bezug zur Landschaft und zum Ort Auf einem Höhenzug in exponierter Lage gelegen sind die Pfarrkirche Wartberg sowie die nahe gelegene, ehemalige Wenzelskirche weithin sichtbar. Durch die Hanglage des Friedhofes ist ein Bezug zur umgebenden Landschaft gegeben. Das Ensemble der Pfarrkirche mit der wehrhaften Kirchhofmauer, dem Kirchhof mit Friedhofserweiterung, der ehemaligen Michaelskapelle sowie dem Pfarrhof bildet das Zentrum des Ortes und prägt das Ortsbild wesentlich. Die Pfarrkirche, die ehemalige Michaelskapelle sowie die ehemalige Wenzelskirche sind kulturelle Wahrzeichen der Gemeinde Wartberg. 9.3.12.3 Kirchhof, Friedhof als bauliche Anlage Der östlich des Marktplatzes gelegene, annähernd rechteckig geformte Kirchhof (ca. 62,5 m x 42,5 m) umschließt das Kirchengebäude allseitig und wird westseitig von einer ca. 2,2 bis 5,5 m hohen Kirchhofmauer mit abgemauerter Zinnenbekrönung sowie der Michaelskapelle, nordseitig von der ehemaligen Schule und einem ca. 1,5 m hohen, freistehendem Mauerstück, ostseitig von einer ca. 0,7 bis 4 m hohen Stützmauer sowie südseitig vom Pfarrhof und einer ca. 3,5 m hohen Stützmauer begrenzt. Das nordöstliche Teilstück der Kirchhofmauer schließt bündig mit dem Bodenniveau ab. Südöstlich sowie südlich ist die Kirchhofmauer innen ca. 1 bis 1,4 m, westlich ca. 1,6 m hoch. Gegenwärtig sind am Kirchhof nurmehr nördlich der Kirche Grabstellen angelegt. Das Gelände im Bereich des Kirchhofes ist weitgehend eben, das nördliche Gräberfeld leicht erhöht. Östlich angrenzend an den Kirchhof befinden sich die leicht terrassierten Friedhofserweiterungen aus 1932, 1952 sowie 1975 (Etzelstorfer 2011, pers. Mitteilung). Hier fällt das Gelände in Richtung Osten ab und wird allseitig von einer freistehenden, dem Geländeverlauf folgenden, ca. 1 bis 2,3 m hohen Friedhofsmauer umschlossen. Eine ehemalige Außenmauer der ersten Friedhofserweiterung fungiert, bedingt durch Erweiterungsmaßnahmen, nun als ca. 20 m lange freistehende Trennmauer zum südlich gelegenen Gräberfeld des O.Ö Landespflege- und Betreuungszentrum Schloß Haus. Die ca. 0,6 bis 0,8 m breite Kirchhofmauer sowie der ältere Teil der Friedhofsmauer mit einer Breite von ca. 0,3 m sind beidseitig verputzt sowie teils nach innen, teils nach außen entwässernd pultdachförmig mit rotem Biberschwanzziegel gedeckt. Die Friedhofsmauer der ersten Erweiterungen ist durch Pfeiler mit satteldachförmiger Abdeckung gegliedert. Die Mauer der jüngsten Friedhofserweiterung ist als ca. 0,25 m breite Sichtbetonmauer ausgeführt. Der Kirchhof umfasst eine unbebaute Fläche von ca. 1.750 m² (Gräber, Wege, Grünflächen; inkl. Bebauung 2.500 m²), die Friedhofserweiterungen eine Fläche von ca. 3.000 m² (Gräber, Wege, Grünflächen). Die Kirch- sowie die Friedhofsmauer weisen in ihrer Gesamtheit einen guten Erhaltungszustand auf. Das Areal des Kirchhofes ist über ein breites Eingangstor im Westen, über eine Treppenanlage im Süden sowie über den Pfarrhof und die Friedhofserweiterung zugänglich. 2010 wurde im Bereich des Westportals in den Kirchhof durch Umgestaltung des dort befindlichen Kriegerdenkmales ein barrierefreier Zugang geschaffen (Etzelstorfer 2011, pers. Mitteilung). Die Friedhofserweiterung weist zwei 2,5 m breite Einfahrten (eine aus 2008) sowie einen Eingang im Osten auf. Ein Friedhofstor an der Trennmauer führt in das Gräberfeld „Schloß Haus“. An diesem Tor sowie einer Einfahrt und dem Eingang im Osten befinden sich Torflügel aus Metall. Eingänge vom Kirchhof in die Kirche befinden sich an der Süd- sowie Westwand der Kirche. Der Kirchhof ist durch einen Rundweg um die Kirche erschlossen, der sich an den beiden Kirchenportalen zu großzügigen Plätzen weitet. Ein ca. 2 m breiter Fahrweg führt von den beiden Eingängen im Osten durch den Friedhof zum Kirchhof, schmale, unbefestigte Seitenwege zweigen in den Bereich der Friedhofserweiterung ab. Alle Hauptwege und Plätze sind mit Kleinsteinpflaster im Segmentbogenverband befestigt. Die Bereiche zwischen den Kirch-/Friedhof Wartberg ob der Aist Grabstellen sind zum Großteil einheitlich mit Kies belegt. Böschungen und Freiflächen sind als Rasendecke ausgeführt. 9.3.12.4 Grabfelder, Gräber Der Kirchhofbereich östlich, südlich sowie westlich der Kirche ist von Grabstellen freigehalten, nur im nördlichen Teil sind Gräber angelegt. Die Friedhofserweiterungen werden durch die vorhandene Wegeführung sowie die Gliederung durch Mauern bzw. Geländestrukturen in acht Gräberfelder geteilt. Zum Zeitpunkt der zweiten Begehung (Stand 30.12.2008) befanden sich am Kirchhof 105, am Gelände der Friedhofserweiterung 386 Grabstellen. Die Gräber am nördlichen Kirchhof sind konzentrisch um die Kirche als Zentrum angeordnet. Von den insgesamt 105 belegten Grabstellen zeigen neun Gräber ein einfaches Holzkreuz meist mit einem kleinen Korpus aus Kunststoff. Zwei Grabkreuze sind aus Gusseisen, 16 Grabkreuze aus Schmiedeeisen gefertigt. Die größte Gruppe nehmen 78 Grabzeichen aus Stein (Stelen, Pfeiler, Obelisken, Kreuze) ein. Bis auf zwei Gräber ohne Einfassung sind alle Grabstellen als Einfassungsgräber ausgeführt, die Grabzeichen freistehend. Die Gräber der ersten Friedhofserweiterung sind in geradlinigen Reihen zum Ost/ West verlaufenden Hauptweg hin orientiert. Die Grabstellen der jüngeren Erweiterungen sind in kleinen Gruppen in geradlinigen Reihen Kopf an Kopf angeordnet. Von den 335 Grabstellen sind 25 mit einfachen Holzkreuzen, sechs mit einem Gusseisenkreuz, 41 mit einem Grabzeichen aus Schmiedeisen und 245 Gräber mit einem Grabzeichen aus Stein ausgestattet. 18 Grabstellen sind als Wandgräber mit Grabtafeln ausgeführt. Bis auf sechs Grabstellen ohne Einfassung sind alle Gräber als Einfassungsgräber angelegt. Die Grabzeichen (ausgenommen die 18 Wandgräber) stehen alle frei. Südlich der ersten Erweiterung innerhalb des Friedhofes befindet sich ein ca. 300 m² großes, abgesondertes Gräberfeld des O.Ö. Landespflege- und Betreuungszentrum (LPFA) Schloß Haus, ein, durch Mauern und hohe Heckenpflanzungen (Thuja) in sich abgeschlossenes Areal. In fünf geradlinigen Reihen sind hier 50 Grab- 133 stellen mit ca. 1 m hohen, einfachen Grabkreuzen aus Metall Kopfseite an Kopfseite, getrennt durch eine niedrige Buchshecke (Buxus), angeordnet. An der Friedhofsmauer ist eine Grabtafel angebracht, an der Kirchhofmauer ein schmiedeeisernes Kreuz in der Funktion eines kleinen Friedhofskreuzes aufgestellt. Der gesamte Bereich des Gräberfeldes einschließlich der Grabstellen ist als Rasenfläche angelegt. Die Gräber werden mit je zwei Verstorbenen in Reihenfolge des Sterbedatums belegt. Für mittellose bzw. Verstorbene ohne Angehörigen wird die Grabgebühr vom Land Oberösterreich entrichtet (Totengräber 2008, mündl.). Östlich des Gräberfeldes Schloß Haus ist ein 200 m² großer Bereich für Urnenbestattungen eingerichtet. Zur Zeit der zweiten Begehung (Stand 30.12.2008) gab es hier zwei Urnengrabstellen. Was die Grabgestaltung betrifft überwiegt Wechselbepflanzung. Gelegentlich sind niedrige, oft beschnittene Gehölze wie Buxus, Taxus oder Thuja zu finden. Meist bleibt die Bepflanzung unter der Höhe der Grabzeichen. Ein Fünftel der Grabflächen am Kirchhof sowie knapp ein Drittel der Grabflächen der Friedhofserweiterungen sind zur Hälfte oder gänzlich mit Kies oder einer Grabplatte bedeckt. An der Kirchensüdwand finden sich eine klassizistische Grabtafel für Johanna Tichatschek (gest. 1817; verehelicht mit Philipp Tichatschek, Pfleger der Herrschaft Haus) mit Rahmung in Form eines römischen Sarkophages (vgl. Dehio 2003, S.946) sowie vier Priestergrabtafeln aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert. Bis in jüngere Zeit waren nördlich am Kirchturm drei Grabtafeln angebracht, im Verputz sind noch die entsprechenden Aussparungen zu erkennen. An der südöstlichen Kirchhofmauer befinden sich unter dichtem Efeubewuchs noch etliche Grabtafeln der ursprünglichen Kirchhofbelegung aus der Zeit der Wende des 19. zum 20. Jahrhunderts. Eine Gedenktafel für Karl Pühringer (Lehrer in Wartberg, gest. 1917) ist an der ehemaligen Schule angebracht. Für Kirch- sowie Friedhof sind weiters keine künstlerisch bedeutenden Grabzeichen zu vermerken. An Grabdenkmälern in der Kirche sind zwei bemerkenswerte Renaissance-Epitaphien (Hans von Landau, gest. 1575; Georg Haym von Rei- 134 chenstein, gest. 1583), zwei Inschriftsteine im Chor (Johannes Dorwart, gest. 1656; Merff, Priester, gest. 1772) zwei Rotmarmorsteine in der Chorkapelle (Margaretha von Reichenstein, gest. 1602; zweiter Stein aus dem Anfang des 14. Jahrhunderts), zwei Grabplatten in der Turmkapelle (Christina von Landau, Ende 16. Jahrhundert; Millechner, Priester, gest. 1651) sowie eine Grabplatte aus Rotmarmor im Langhaus (Schießenberger, Anfang 15. Jahrhundert) zu nennen. (vgl. Dehio 2003, S.947) Im nahe gelegenen „Schloss Haus“ ist im Vestibül der Anlage ein jüdischer Grabstein (datiert 1396) zu sehen (vgl. Dehio 2003, S.953). Ein großes Eisenkreuz, zwölf niedrige Kreuze sowie eine Steintafeln mit eingravierten Namen bilden das örtliche Denkmal für Verstorbene der beiden Weltkriege im nordwestlichen Bereich des Kirchhofes. Eingefasst ist das Denkmal durch eine niedrige, geschnittene Buchsbaumhecke. Beim Haupteingang in den Kirchhof befindet sich eine Ölbergnische mit Figuren aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts (vgl. Dehio 2003, S.948). Ein Friedhofskreuz auf Kirchoder Friedhof gibt es nicht. Für die Zeit um 1700 wird berichtet, dass der damalige Fleischer seine „Schlacht- und Fleischhütte“ direkt an der Kirchhofmauer aufgebaut hatte (vgl. Hirsch 1953, S.243). Südwestlich des Marktes auf einer Hügelkuppe wurde 1745 ein Kalvarienberg mit Kapelle und Nischenkapellen als Kreuzwegstationen (Reliefs aus 1983) angelegt (vgl. Dehio 2003, S.950). 9.3.12.5 Bepflanzung Im südöstlichen Bereich des Kirchhofes, einem ehemaligen Gräberfeld, sind einzelne hohe Baumpflanzungen (Kiefer, Rotbuche, Trauerbirke), an der Kirche sowie beim Pfarrhof Abstandsflächen als Rasenflächen mit teilweise dichter Stauden- und Gehölzbepflanzung zu finden. Niedrige, geschnittene Buchsbaumhecken sowie Zwergmispeln (Cotoneaster) als Bodendecker beim Kriegerdenkmal sowie einzelne niedrige Nadelgehölze an den Gräbern bilden die Gehölzausstattung innerhalb des belegten Gräberfeldes am Kirchhof. Die südöstliche Kirchhofmauer ist dicht mit Efeu (Hedera) überwachsen. Der Bereich des Gräberfeldes des O.Ö Landespflege- und Betreuungszentrum Schloß Haus wird durch ca. 5 m hohe Heckenpflanzungen (Thuja) in zwei Reihen abgeschlossen. Eine niedrige, geschnittene Buchsbaumhecke (Buxus) bildet eine räumliche Gliederung innerhalb des Areals. Im Bereich der Friedhofserweiterungen befinden sich einzelne, bis zu 4 m hohe Baum- und Strauchpflanzungen (Eibe, Thuja). Das Gräberfeld des O.Ö Landespflegeund Betreuungszentrum Schloß Haus, nicht belegte Flächen innerhalb der Grabfelder sowie Böschungen sind als Rasenflächen ausgeführt. 9.3.12.6 Infrastruktur Gießwasser kann innerhalb des Kirchhofes an vier Stellen entnommen werden, Gießkannen stehen bereit. Eine gemauerte Schütte für Grünabfälle sowie mehrere Restmüllbehälter sind im östlichen Eingangsbereich der Friedhofserweiterung zu finden. Für die Gerätschaften des Totengräbers ist am Fuße der Kirchhofmauer im Bereich des Gräberfeldes des O.Ö Landespflege- und Betreuungszentrum Schloß Haus ein hölzerner Unterstand eingerichtet. Mehrere Laternen, freistehende sowie in Wandmontage, beleuchten den Kirchhof. Am Friedhof gibt es keine Beleuchtung. Am Treppenaufgang beim Pfarrhof befinden sich Informationstafeln der Pfarre. Parkflächen stehen am östlichen Friedhofseingang bzw. am Ortsplatz zur Verfügung. 9.3.12.7 Bewertung Das bemerkenswerte Ensemble von spätgotischer Pfarrkirche, der wehrhaften Kirchhofmauer, dem Kirchhof, der Michaelskapelle aus der Zeit der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert und dem angrenzenden Pfarrhof aus der Mitte des 17. Jahrhunderts sowie die zahlreichen Grabdenkmäler (14. bis 18. Jahrhundert) im Inneren der Kirche machen Wartberg zu einem kunst- und kulturgeschichtlich interessanten Beispiel einer christlichen Begräbnisstätte. Dichte Vegetation im Bereich des Kirchhofes beeinträchtigt die Klarheit der Gesamtanlage. Kirch-/Friedhof Wartberg ob der Aist Die angrenzenden Friedhofserweiterungen des 20. Jahrhunderts stören hingegen das Ensemble kaum, wenn auch die Geschlossenheit des Kirchhofes zugunsten der Expansion aufgegeben 135 wurde. Durch die Hanglage der Friedhofserweiterung öffnet sich das Gelände zur umgebenden Landschaft hin. Die Gesamtanlage zeigt sich in gutem Erhaltungszustand. 136 137 9.3.13 Kirchhof St. Leonhard bei Freistadt Römisch-Katholische Pfarre St. Leonhard (Pfarrnummer 4345) Dekanat Unterweissenbach, Diözese Linz Marktgemeinde St. Leonhard (GKZ 40617) Politischer Bezirk Freistadt, Land Oberösterreich 0 9.3.13.1 100 Meter Allgemeine Daten, Lage und Geschichte Der Hauptort St. Leonhard liegt erhöht im Zentrum des Gemeindegebietes auf 810 m Seehöhe an der Gutauer Bezirksstraße L1472. Die erste urkundliche Erwähnung St. Leonhards geht auf Grenzbeschreibungen des Passauer Besitzers um 1150 zurück (vgl. Schober-Awecker 2000, S.15). St. Leonhard, ein als Kirchort planmäßig errichteter Großweiler (vgl. Benno 1971, S185) auf einer Hügelkuppe, wurde später um den rechteckigen Marktplatz auf abschüssigem Gelände südlich von Kirche und Kirchhof erweitert. Marktbrände der Jahre 1825 sowie 1937 zerstörten zahlreiche Häuser und beschädigten auch die Kirche erheblich. Die unregelmäßige Ortsbebauung wurde im 20. Jahrhundert stark erneuert (vgl. Dehio 2003, S.719). Die Bevölkerungszahl der Gemeinde St. Leonhard nimmt tendenziell ab (1869: 1.624; 1900: 1.508; 1951: 1.549; 2001: 1.476; 2010: 1.450) (vgl. Statistik Austria 2010, Online). Die Pfarre St. Leonhard zählt aktuell 1.387 eingetragene Katholiken (vgl. Diözese Linz 2010, Online). 1150 wird „Mons St. Leonardum“ urkundlich genannt, vermutlich bestand bereits eine Kapelle als Filiale von Gutau. Auf das Jahr 1337 wird die Pfarrgründung datiert (vgl. Scheuchenpflug 1990, S.8), 1364 wird St. Leonhard als Pfarre erwähnt (vgl. Dehio 2003, S.719). Vom Spätmittelalter bis zu jenem Patent Kaiser Joseph II. aus 1781, nachdem sämtliche Wallfahrten einzustellen waren, war der Ort Ziel von reger Wallfahrttätigkeit (vgl. Auburger 2000, S.46/47). Seit 1992 wird in St. Leonhard alljährlich um Abb. 128 Orthofoto St. Leonhard, 2007. 0 25 Meter Abb. 129 Orthofoto Kirchhof St. Leonhard, 2007. 0 25 Meter Abb. 130 St. Leonhard, Franziszeischer Kataster (Urmappe, Blattnummer 41217_9, Jahr der Vermessung 1827). 138 den 6. November zu Ehren des hl. Leonhard als Viehpatron ein Leonhardiritt abgehalten. In manchen Orten reiten dabei die Pferdebesitzer in einer Prozession unter Segnung des Priesters dreimal um die Kirche (vgl. Auburger 2003, S.75). Abb. 131 Kirchhof St. Leonhard mit Initialkapellen, 1697. Die geostete Kirche, dem hl. Leonhard geweiht, liegt, umgeben vom Kirchhof, im Zentrum des Ortes. Westlich des Kirchhofes befindet sich der Pfarrhof, gegenüber bis ca. 1990 das ehemalige Schulhaus. 1509 wurde eine Altarweihe im Chor der Pfarrkirche vollzogen, 1535 das spätgotische Langhaus fertig gestellt. Bei einem Brand 1825 wurden das Dach, der Turmhelm sowie Teile des Gewölbes zerstört. Renovierungen wurden im Stile der Neogotik ausgeführt. 1937 zerstörte ein Brand das Chordach sowie Teile des Turmes (vgl. Dehio 2003, S.719/720). Der Hochaltar aus 1904 wird als „Hauptwerk des kirchlichen Historismus in Oberösterreich“ (Dehio 2003, S.721) gewertet. 9.3.13.2 Abb. 132 Kirchhof St. Leonhard, Luftbild, um 1964. Bezug zur Landschaft und zum Ort Die Pfarrkirche als Zentrum des Ortes in topografisch erhöhter Lage stellt einen besonderen Bezug zur umgebenden Landschaft her. Der massige Kirchenbau mit dem umgebenden Kirchhof und vor allem der alles überragende Kirchturm beherrschen das Ortsbild des ehemaligen Kirchweilers. Die dichte Ortsbebauung schließt den Kirchhof selbst sowie den Marktplatz in sich ab und verhindert Ausblicke in die umgebende Landschaft. Abb. 133 Gräberfeld am Haupteingang, Pfarrhof im Hintergrund, Kirchhof St. Leonhard, 2008. Die Pfarrkirche mit Kirchhof und angrenzendem Pfarrhof nimmt sowohl als architektonisches Zentrum im Ortsbild als auch als traditionell religiöser und sozialer Mittelpunkt im lokalen Zusammenleben der Bevölkerung eine wesentliche Rolle ein. 9.3.13.3 Abb. 134 Nagelkreuz (re.), Kirchhof St. Leonhard, 2008. Kirchhof, Friedhof als bauliche Anlage Die Anlage des Kirchhofes umschreibt ein in Richtung Süden verschobenes Oval (ca. 55 x 48 m) um die Kirche als Zentrum und ist bis auf den Bereich vor dem Kirchensüdtor sowie der Wege Kirchhof St. Leonhard 139 Abb. 135 Schnittdarstellung A - B, Kirchhof St. Leonhard, 2008. A Garten 5 Meter Wohngebäude zweigeschossig Innenhof Wohngebäude zweigeschossig Kirchhofmauer Gutauer Bezirksstraße L1472 Gräberfeld Hauptweg Gräberfeld Zugang Treppenanlage Zufahrt Pfarrhof zweigeschossig Innenhof Pfarrzentrum 0 B Gut au er Be zir kss tra ße L1 47 2 Kirchhof 7 7 5 7 4 2 6 7 Pfarrzentrum 1 Pfarrhof A B 3 8 7 10 Marktplatz 9 Abb. 136 Übersicht, Kirchhof St. Leonhard, 2008. 1 Kriegerdenkmal, 2 Nagelkreuz, 3 Grabtafeln Priester, 4 Kindergräber, 5 Abfallbehälter, 6 Wasserstelle, 7 Beleuchtung, 8 Erdlagerplatz, 9 Marktbrunnen, 10 Pranger. 0 5 Meter N 140 zur Gänze mit Gräbern belegt. Das Gelände ist Richtung Westen leicht abfallend. Der Kirchhof umfasst eine Fläche von ca. 1.700 m² (Gräber, Wege, Grünflächen) und ist allseitig von einer Mauer begrenzt, wobei die gesamte Kirchhofmauer ein einheitliches Erscheinungsbild aufweist. Die Kirchhofeinfriedung ist beidseitig mit einem hellgelben Putz, die Mauerkrone pultdachförmig mit roten Dachplatten aus Faserzement in Biberschwanzform versehen. Östlich sowie südlich der Kirche folgt die Mauer mit einer Höhe von ca. 2 m weitgehend dem Verlauf des Geländes. Westlich zeigt sich eine bis zu ca. 3,5 m hohe, teilweise abgestufte Stützmauer, nördlich wird die Mauer von einem einstöckigen, außerhalb des Kirchhofes befindlichen Gebäude flankiert, welches als Eiskeller des Gasthauses Schwarz („Kirchenwirt“) Verwendung fand und später als Lagerraum für Langlaufausrüstung für den Wintersporttourismus adaptiert wurde. Ein ebener, dem ehemaligen Eiskeller vorgelagerter, mit zwei in Kandelaberform geschnittenen Kastanienbäumen ausgestatteter kleiner Platz dient als Gastgarten des Kirchenwirtes. Am Haupteingang in den Kirchhof sind beidseitig des Tores an der Außenseite der Kirchhofmauer Mitteilungskästen der örtlichen Vereine und politischen Parteien angebracht. Die Kirchhofmauer zeigt sich insgesamt in einem guten Erhaltungszustand. An der Westseite zum Pfarrhof hin ist die Mauer allerdings stark ausgewölbt und weist zahlreiche tiefe Risse auf. Der Kirchhof ist von außen über vier Eingänge in allen Himmelsrichtungen zugänglich, das Haupttor befindet sich im Süden. Als Vorplatz zum Kirchhof außerhalb der Kirchhofmauern ist der Marktplatz bzw. der Kreuzungsbereich vor dem Haupteingang in den Kirchhof zu nennen. Dieser sowie der Bereich vor dem nördlichen Kirchhofeingang beim Kirchenwirt („Schwarzpeterplatz“) dient auch als Versammlungsplatz für Kirchgeher nach der Messe je nach zugehörigem Ortsteil (Hackl 2008, mündl.). Zugänge vom Kirchhof in die Kirche befinden sich an der Süd- sowie Nordwand der Kirche sowie an der Sakristei. Ein Kirchenportal westseitig wurde in den 1960er Jahren vermauert (Hackl 2008, mündl.). Das Wegenetz des Kirchhofes wird im Wesentlichen von einem breiten Hauptweg zum Südportal der Kirche sowie einem Rund- weg um die Kirche mit Verbindungen zu den Kirchhofzugängen gebildet. Der Hauptweg zum Kirchensüdportal ist mit grauen Granitplatten ausgelegt, alle anderen Wege sind mit Kleinsteinpflaster aus Granit im Segmentbogenverband befestigt, 1963 ausgeführt (vgl. Schober 1968, S.168). Die innere Erschließung der Grabfelder erfolgt über unbefestigte Steige zwischen den Grabreihen. 1967 wurde nördlich der Kirche innerhalb des Kirchhofes eine Aufbahrungshalle errichtet. Mit dem Neubau des nahe gelegenen Friedhofes mit eigener Aufbahrungshalle wurde die Halle an der Kirche mit 2007/08 abgerissen und an selber Stelle eine neue Zufahrt zum Kirchhof geschaffen. Die Kirchenreformen Kaiser Joseph II. brachten auch in St. Leonhard Veränderungen. 1781 musste der Kirchhof geschlossen werden. Dazu wurde außerhalb des Ortes in der Nähe des damaligen Armenhauses („Spital“) ein Grundstück angekauft. Die Parzelle erwies sich allerdings als „zu felsig und steinig“, sodass der Friedhof 1812 wieder zur Kirche zurückkehrte. 1784 waren auch alle Grüfte zu schließen. Jene Grüfte, die den Eingang außerhalb der Kirche hatten, dienten in späteren Jahren dem jeweiligen Schulmeister als Kartoffelkeller (vgl. Scheuchenpflug 1990, S.6). 1828 wurden die vier Initialkapellen an der Kirchhofmauer, ausgestattet mit Statuen der Leidensgeschichte Christi, entfernt. Grund für den Abriss war das Fehlen finanzieller Mittel für eine weitere Erhaltung (vgl. Scheuchenpflug 1990, S.9). An der Orgelempore sind in einer Darstellung aus 1697 der damaligen Kirche St. Leonhard mit dem Kirchhof die Initialkapellen abgebildet. 1842 wurde ostseitig der Kirche ein hölzernes „Beinhäusl“ errichtet, dass allerdings bereits 1888 wegen „seines hässlichen Aussehens und vor allem seiner Feuergefährlichkeit wegen“ wieder abgetragen wurde (vgl. Scheuchenpflug 1990, S.9). Eine Correspondenzkarte aus der Zeit um 1910 zeigt ein kleines Gebäude am Haupteingang in den Kirchhof, in dem Feuerwehreinsatzgeräte gelagert wurden (vgl. Feuerwehr St. Leonhard 2010, Online). Kirchhof St. Leonhard 9.3.13.4 Gräber, Bepflanzung, Infrastruktur Die Gräber am Kirchhof sind durch die vorhandene Wegeführung in vier ungleich große Gräberfelder zusammengefasst. Im nördlichen Gräberfeld ist ein eigener Bereich für Kindergräber ausgewiesen. An der Kirchensüdwand sind Grabplatten für die verstorbenen Priester der Pfarre eingelassen. Am Kirchhof gibt es keine speziell für Urnenbestattungen vorgesehene Einrichtung. Auf dem Kirchhof sind keine bedeutenden Grabzeichen zu finden. Zur Zeit der zweiten Begehung (Stand 14.11.2008) befanden sich auf diesem Kirchhof 257 belegte Grabstellen. Die Gräber sind zum Großteil konzentrisch um die Kirche bzw. den Reliquienaltar als Zentrum angeordnet. 16 Gräber rechts des Hauptweges sowie alle 50 Gräber des Gräberfeldes links davon sind orthogonal zur Kirchenlängsachse in Richtung Kirche blickend ausgerichtet. Alle Grabzeichen sind freistehend. In die Kirchhofmauer sind zwei Grabtafeln sowie eine Steinstele aus der Zeit um 1900 eingelassen. Von den insgesamt 257 belegten Grabstellen zeigen 21 Gräber ein einfaches Holzkreuz meist mit einem kleinen Korpus aus Kunststoff. Kreuze aus Gusseisen (auf Steinsockel) sind 24 Stück vorhanden. 101 Grabzeichen sind aus Stein (Stelen, Pfeiler, Obelisken) gefertigt. Die größte Gruppe nehmen 111 Grabzeichen aus Schmiedeeisen (Kreuze) ein. Viele der schmiedeeisernen Grabkreuze entstammen der Werkstätte des örtlichen Schmiedes Felix Buchmayr (1929 – 2008) (Wurm 2008, mündl.). In der Friedhofsordnung der Pfarre wird die Verwendung von einfachen Grabeinfassungen mit Kreuz empfohlen. Einzelgräber weisen die Maße 0,7 bis 0,8 m in der Breite und 1,6 m in der Länge auf. Doppelgräber sind bei gleicher Länge 1,2 m breit. Kindergräber umfassen eine Fläche von 0,55 m Breite und 1 m Länge. Die Ruhefrist beläuft sich auf 12 Jahre. Aktuell weisen zwei Gräber keine Randeinfassung auf, alle anderen sind als Einfassungsgräber ausgeführt. Häufig wird davon berichtet, dass der Kirchhof von St. Leonhard „wegen seiner Blumenpracht und Sauberkeit weitum bekannt“ sei (Friedhofsordnung St. Leonhard 2008). Was die Grabgestaltung betrifft überwiegen Wechselbe- 141 pflanzungen. Auf einigen Gräber stehen niedrige Gehölze (teils Zwergwuchs) der Gattungen Buxus, Pinus, Taxus oder Thuja. Die Höhe der Pflanzungen bleibt bei allen Gräbern unter der Höhe der Grabzeichen. Der Kirchhof selbst weist keine besondere gartenarchitektonische Ausgestaltung auf. Nicht belegte Bereiche sind als Rasen- oder offene Erdflächen ausgeführt Gießwasser kann innerhalb des Kirchhofes an einer Stelle an der Apsis entnommen werden. Gießkannen werden bereitgestellt. Für Grünabfälle war bis 2007 nordwestlich der Kirche eine Schütte in die Kirchhofmauer eingelassen. Behälter für Grünschnitt sowie Restmüll sind aktuell am neu eingerichteten Nordeingang in den Kirchhof aufgestellt. Eine öffentliche Toilettenanlage fehlt auf dem Kirchhof. Die Toiletten der nahegelegenen Gasthöfe dürfen von den Kirchenbesuchern benutzt werden. Beleuchtet wird der Kirchhof von freistehenden Straßenlaternen der Ortsbeleuchtung außerhalb des Kirchhofs sowie durch die Beleuchtung der Kirchenfassade. Im Kirchhof sind beim nördlichen Eingang ein Mitteilungskasten und beim Kriegerdenkmal vor der Kirche zwei metallene Fahnenstangen aufgestellt. An der Außenseite der Apsis ist ein so genanntes „Nagelkreuz“ angebracht, ein fast vollständig mit Nägeln gefasstes Kreuz mit Korpus aus der Zeit um 1900. 1921 wurde ein Kriegerdenkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges „in Form eines Heldenfriedhofes“ bei der Pfarrkirche angelegt, später durch Tafeln mit den Namen der Gefallenen an der Kirchensüdmauer beidseitig des Nagelkreuzes aus 1900 am Kirchhof ergänzt (vgl. Haider 1968, S.162). Eine Neugestaltung des Kriegerdenkmales am Kirchhof aus 1958 erfolgte im Zuge einer Außenrenovierung der Kirche im Jahre 1994. In unmittelbarer Nähe des Kirchhofes sind keine nennenswerten sakralen Kleindenkmäler zu finden. Am Marktplatz finden sich ein Pranger aus 1759, ein Stein für die Aufnahme der „Marktfreite“ (Arm mit einem Gerichtsschwert als Zeichen für besonderen Rechtsschutz während der Abhaltung eines Marktes) sowie ein 142 Brunnen bezeichnet 1881 (vgl. Dehio 2003, S.722/723). Den Weg zum nahe gelegenen Predigtberg säumen neoromanische Giebelkapellen, urkundlich erbaut 1852, mit Passionsszenen (vgl. Dehio 2003, S.723). Nördlich des Kirchhofs wurde in ca. 100 m Entfernung in den Jahren 2005 bis 2007 ein neuer, ca. 6.500 m² großer Ortsfriedhof angelegt. Ab 2007/08 wurden daher am Kirchhof keine neuen Bestattungen mehr durchgeführt und Grabstellen nicht mehr vergeben. Bis ca. 2020 werden alle Benützungsrechte an Grabstellen am Kirchhof auslaufen, es gibt keine Verlängerungen. Grund für die Auflösung des Friedhofes um die Kirche sind Platzprobleme sowie die örtliche Bodenbeschaffenheit. Das Erdreich auf dem Kirchhof wird als übersättigt, als „blaue Erde“ bezeichnet. Die übliche Belegdauer von zehn Jahren ist nicht ausreichend, die Verwesung der Bestatteten nimmt ungewöhnlich lange Zeit in Anspruch. Ein geologisches Gutachten aus 1998 bescheinigt dem Boden rund um die Kirche eine Wasserundurchlässigkeit und Wasserführung bzw. Vernässung durch Quellwasser des nahe gelegenen Predigtberges. Eine Drainage sei mit Rücksicht auf die Standfestig- keit des Kirchengebäudes nicht möglich. Mit ca. 2020 soll der Kirchhof voraussichtlich in eine Park- oder Grünfläche umgestaltet werden. Der neue Ortsfriedhof St. Leonhard wird durch die Marktgemeinde verwaltet und gepflegt. (Hackl 2008, mündl.) 9.3.13.5 Bewertung Der vollständig mit Gräbern belegte Kirchhof St. Leonhard zeigt sich als einfache, sehr homogen gehaltene, gepflegte Anlage inmitten des kleinen Ortes. Die konzentrisch um die Kirche gereihten Gräber ordnen sich dem Gesamterscheinungsbild unter. Die klare Einheit Kirche mit Kirchhof wird durch keine Einbauten oder markanten Pflanzungen innerhalb der Anlage beeinflusst. Der nahe gelegene Pfarrhof rundet das Ensemble ab. Auch wenn der bisherige Bestattungsplatz um die Kirche mit den vorhandenen Grabzeichen keine herausragend künstlerische oder über die Gemeindegrenzen hinaus wirkende historische Bedeutung hat, so wird die bevorstehende Auflösung des Kirchhofes eine grundlegend wirksame Veränderung in Ortsbild und Ortsleben bewirken. 143 9.3.14 Ehem. Kirchhof Freistadt Römisch-Katholische Pfarre Freistadt (Pfarrnummer 4084) Dekanat Freistadt, Diözese Linz Stadtgemeinde Freistadt (GKZ 40601) Politischer Bezirk Freistadt, Land Oberösterreich 0 9.3.14.1 100 Meter Allgemeine Daten, Lage und Geschichte Freistadt liegt auf 560 m Seehöhe in einer weitläufigen Talsenke an der Feldaist. Die Stadt wurde 1225 als Gründungsstadt an der „Salzstraße“, dem wichtigsten Handelsweg vom Donauraum nach Südböhmen angelegt. 1277 erhielt Freistadt das Niederlagsrecht für alle Waren von und nach Böhmen, was Aufstieg und Wohlstand der Stadt bewirkte (vgl. Rappersberger 2001, S.4). Heute ist die Bezirkshauptstadt Freistadt, an der Mühlviertler Bundesstraße B310 gelegen, mit gegenwärtig 7.437 Einwohnern (1869: 3.253) (vgl. Statistik Austria 2011, Online) die größte und wichtigste Stadt des Mühlviertels mit einer der bedeutendsten mittelalterlichen Altstädte Österreichs (vgl. Dehio 2003, S.133-135). Das nördliche der zwei Stadttore der Befestigungsanlage, das Böhmer Tor aus 1483/85, wurde ehemals Spital- oder Frauentor genannt. Hier befand sich außerhalb der Stadtmauern das erstmals 1311 urkundlich erwähnte Spital der Stadt, ein Versorgungshaus, Armenhaus und Altersheim. Zugleich mit dem Spital wurde eine dazugehörige Kirche errichtet, die 1345 urkundlich als Marienwallfahrtsort (Wallfahrt bis ins 18. Jahrhundert) erwähnt wird (vgl. Dehio 2003, S.144), die Liebfrauenkirche mit eigenem Friedhof. 1362 zerstörte ein Brand, im Jahr 1422 verwüsteten einfallenden Hussiten diese Kirche. 1447 bzw. 1480 wurde die neue gotische, turmlose Kirche fertig gestellt. Um 1450 wurde das Spital von der Liebfrauenkirche zur Johanneskirche im Süden vor der Stadt verlegt, die Bedeutung der Frauenkirche als Spitalskirche ging damit verloren. Gründe für diese Verlegung Abb. 137 Orthofoto Altstadt Freistadt, 2007. 0 25 Meter Abb. 138 Orthofoto Liebfrauenkirche Freistadt, 2007. 0 25 Meter Abb. 139 Franziszeischer Kataster (Urmappe, Blattnummer 41002_x_4, Jahr der Vermessung 1827). 144 Abb. 140 Liebfrauenkirche Freistadt, Aquarell, 1843. Abb. 141 Kirchhof Freistadt mit got. Lichtsäule, um 1880. dürfte die bessere Verteidigung der Stadt gewesen sein, da Spital sowie Kirche zu nahe an der Stadtmauer lagen. Ein Befehl des Landesfürsten (Kaiser) Friedrich III. 1476 schrieb weiters vor, die Frauenkirche entweder abzureißen, oder zu befestigen. Das Spital wird nicht erwähnt, es dürfte sich demnach nicht mehr bei der Kirche befunden haben. Man entschied sich für eine Befestigung der Kirche und baute noch heute sichtbare Schießluken am Mittelschiff ein. Die Kirche mit umliegendem Kirchhof diente in der Folgezeit nur mehr als Friedhofskirche der Stadt, innerhalb der Stadtmauern selbst gab es nie einen Friedhof. Von den beiden großen Stadtbränden 1507 sowie 1516 blieb die Frauenkirche aufgrund ihrer Lage außerhalb der Stadtmauern verschont (vgl. Rappersberger 1993, S.91). 1557 ordnet der Magistrat eine Erweiterung des Friedhofes an, der damit weitgehend die Größe der heutigen Parzelle der Schulschwestern mit ca. 2.500 m² (Schulgebäude mit Grünflächen) erreicht. Von 1608 bis 1624 ist die Liebfrauenkirche die Kirche der ersten evangelischen Gemeinde von Freistadt (vgl. Rappersberger 2001, S.4-12). Im Zuge der Bauernkriege zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurden die Stadtmauern von Freistadt von der Liebfrauenkirche aus beschossen (vgl. Awecker, Schober, Ulm 1955, S.11). Eine 1926 errichtete bzw. 1967 erneuerte Gedenktafel an der Kirchhofmauer beschreibt: „Hinter dieser Friedhofsmauer verschanzten sich die aufständischen Bauern und beschossen vom 6. bis 30. Juni des Jahres 1626 das ehemals kaiserliche Schloss mit 4 groben Stücken.“ Abb. 142 Liebfrauenkirche Freistadt, ehem. Kirchhof, im Vordergrund ehem. Wehrgraben der Stadt, 2008. Die letzte Bestattung am Kirchhof der Liebfrauenkirche fand am 14. September 1855 statt. Der Kirchhof wurde geschlossen und Bestattungen ab dem 15. September 1855 am neuen Friedhof südlich der Stadt vorgenommen. 1855-63 wurde die Westfassade regotisiert und ein Fassadenreiter mit Spitzhelm aufgesetzt (vgl. Dehio 2003, S.145). Abb. 143 ehem. Kirchhof Freistadt, Loggia, 2009. 1881 erhielt die Kongregation der „Armen Schulschwestern unserer lieben Frau“ vom Linzer Bischof Rudigier die Erlaubnis, auf dem Grundstück des ehemaligen Friedhofes Kloster und Schule zu errichten. 1882 war der mächtige Kirchhof Freistadt 145 Abb. 144 Schnittdarstellung A - B - C, ehem. Kirchhof Freistadt, 2008. 0 Klosterbergl-Straße Schul-/Klostergebäude dreigeschossig (ehem. Gräberfeld) C Lichthof Liebfrauenkirche Rasenfläche (ehem. Gräberfeld) Loggia an Kirchhofmauer Parkanlage (ehem. Wehrgraben) Nordkammstraße L579 B Gastgarten (ehem. Zwinger) A 5 Meter Sc hm ied ga s se C ehem. Kirchhof Schul-/Klostergebäude Frosc h au B Frauenteich 1 2 3 Nor Böhmer Tor Parkplatz dka Stadtgraben mms traß e L5 79 A ehem. Zwinger Schloß Abb. 145 Übersicht, ehem. Kirchhof Freistadt, 2008. 1 Mariengrotte, 2 Loggia über Gruft, 3 Gartenhaus. 0 5 Meter N 146 Bau fertig gestellt (vgl. Rappersberger 2001, S.15), der mehr als die Hälfte der ursprünglichen Friedhofsfläche einnimmt. Bis heute wird die Schule, die Kirche sowie der ehem. Kirchhof durch die Schulschwestern betreut. Östlich des ehem. Kirchhofes befand sich am nahe gelegenen Bachlauf der Feldaist lange Zeit die „Bleich und Einsetz“. Hier wurden Leinwände gebleicht sowie Jungfische eingewässert (vgl. Awecker, Schober, Ulm 1955, S.21). Das umschriebene Areal ist heute ein asphaltierter Parkplatz. 9.3.14.2 Kirchhof, Friedhof als bauliche Anlage, Gräber und Bepflanzung Obwohl das Gelände um die Kirche seit mehr als 150 Jahren nicht mehr als Friedhof genutzt wird und das Gräberfeld mittlerweile einem gepflegten Rasen gewichen ist, weisen noch zahlreiche Objekte auf die ursprüngliche Verwendung hin. In der Kirche selbst fällt im Chorraum die ca. 6 m hohe spätgotische Lichtsäule (Totenleuchte) aus 1484 auf. Sie befand sich bis 1889 am Kirchhof (vgl. Rappersberger 2001, S.27-29). Weiters finden sich im Kirchenraum mehr als 20 zum Teil bemerkenswerte Grabdenkmäler in Form von Grabsteinen und Inschriftplatten aus der Zeit des 15. bis zum 19. Jahrhundert. Das Südportal der Kirche führt in den ehemaligen Friedhof und wurde demnach Totentor genannt (vgl. Rappersberger 2001, S.10). Außen über dem Tor zeigt ein Fresko aus 1482 die „Krönung Mariens“. An der Kirchensüdmauer bzw. den Strebepfeilern sind elf Grabsteine, der älteste aus dem 14. Jahrhundert, angebracht. Weitere Grabdenkmäler sind an der südlichen Kirchhofmauer zum Teil eingemauert, zu finden. Ebendort befindet sich über der Gruft der Dechante eine Loggia aus der Zeit um 1620 mit Kreuzgratgewölben auf toskanischen Säulen und Wandmalereien. In der Loggia sind gegenwärtig - ähnlich einem Lapidarium - barocke und klassizistische Grabdenkmäler aufgestellt (vgl. Dehio 2003, S.148). Östlich an die Loggia angebaut ist ein hölzernes Gartenhaus der Schulwestern aus der Zeit um 1900 (Fundamentstein datiert 1925). Im südwestlichen Eck des ehem. Kirchhofes befindet sich eine begehbare Mariengrotte. Die pultdachförmig gedeckte Kirchhofmauer ist westlich, südlich sowie zum Teil östlich noch als arkadierte Mauer mit Segmentbogennischen erhalten. Im Norden wird das Gelände vom Schulgebäude der Schulschwestern begrenzt (vgl. Dehio 2003, S.147/148). Zugänglich ist der ehem. Kirchhof über ein Tor im Westen, ein Tor im Süden sowie über die Kirche und das Schulgebäude. Das Westportal der geosteten Kirche sowie das genannte Kirchhoftor befinden sich aktuell deutlich unter dem heutigen Straßenniveau. Die Kirche selbst befindet sich ca. 0,5 m unter dem Niveau des umliegenden Kirchhofes. Das Kirchhofgelände ist in Richtung Süden leicht abfallend. An der östlichen Kirchhofmauer finden sich mehrere Sträucher wie z.B. Osterstrauch (Forsythie). Ein breiter Verbindungsweg sowie der Bereich vor dem Gartenhaus weisen eine Befestigung aus Verbundbetonsteinen auf. Die Kirche sowie der ehem. Friedhof stehen unter Denkmalschutz (vgl. Bundesdenkmalamt 2010, Online). 9.3.14.3 Bewertung Das Gelände des ehemaligen Friedhofes um die Kirche ist nur mehr als Torso erhalten, der mächtige Bau des Schulgebäudes nimmt mehr als die Hälfte der einstigen Bestattungsfläche ein und überragt das Kirchenschiff. Die ehemals architektonische Alleinstellung der Friedhofskirche am Kirchhof ist zerstört. Die noch im ehem. Kirchhof befindlichen Einbauten zuzüglich der Kirchhofmauer sind in einem zum Teil schlechten baulichen Zustand. Dennoch ist das Ensemble des ehemaligen Friedhofes mit der Liebfrauenkirche als bedeutender gotischer Kirchenbau mit hoher architektonischer Qualität (vgl. Dehio 2003, S.145) in sehr gutem Erhaltungszustand ein historisch bemerkenswertes Beispiel einer kleinstädtischen, mittelalterlichen Kirchhofanlage. Die im Bezirk Freistadt einmalige, gotische Lichtsäule sowie die zahlreichen Grabdenkmäler aus sechs Jahrhunderten in und um die Kirche unterstreichen diese Bedeutung zusätzlich. Leider ist das Gelände des ehem. Kirchhofes, heute als der „Garten der Schulschwestern“ (Dehio 2003, S.147) bezeichnet, nicht öffentlich zugänglich. 147 9.3.15 Kirch-/Friedhof Blansko u Kaplice Römisch-Katholische Pfarre Blansko u Kaplice (Blansko bei Kaplitz) (Pfarrnummer 65025733) Vikariat Český Krumlov (Böhmisch Krumau), Diözese Českobudějovicka (Böhmisch Budweis) Ortschaft Blansko (Pflanzen), Ortsteil der Stadt Kaplice (Kaplitz) (Gemeindenummer 545562) Politischer Bezirk Český Krumlov (Böhmisch Krumau), Region Jihočeský kraj (Südböhmische Region) 0 9.3.15.1 100 Meter Allgemeine Daten, Lage und Geschichte Ertsmals schriftlich erwähnt wurde Blansko im Jahre 1360. Mit Ende des 14. Jahrhunderts war der Ort Bestandteil der Herrschaft Nové Hrady (Gratzen), welche 1359 in den Besitz der Rosenberger überging (vgl. Offizielles Informationssystem der Stadt Český Krumlov 2010, Online). Blansko ist heute ein Ortsteil der Stadt Kaplice. Bis 1989 war die Lage in der Nähe der gesperrten Staatsgrenze zu Österreich ein Nachteil. Nach der Wende und dem Fall „des eisernen Vorhanges erwachte die Stadt zu neuem Leben“ (vgl. Stadt Kaplice 2010, Online). Das Angerdorf Blansko liegt auf einer Anhöhe (596 m Seehöhe) östlich von Kaplice. Der große, langgestreckte Dreieckanger wird von einer Randgasse eingefasst, der entlang sich in geschlossener Form großteils eingeschossige Höfe mit Einfahrtstoren reihen. Hinter den Höfen schließen ehemalige Wirtschaftsgebäude, die Hausgrundstücke, Gemüse- und Obstgärten an (vgl. Stenzel 1985, S.162/163). Zwei mächtige Laubbäume gliedern den ansonsten leeren, grasbewachsenen Platz. Ein umzäuntes, im Grundriß quadratisches Wasserbecken bildet das Zentrum der in Richtung Norden leicht abschüssigen, ca. 15.000 m² großen Freifläche. Innerhalb einer begrünten Verkehrsinsel am Platz befindet sich ein sakrales Kleindenkmal. Die Grundstruktur des Angerdorfes ist weitgehend erhalten geblieben. Der Ort erfuhr nur in Richtung Südwesten außerhalb des unmittelbaren Ortszentrums, nahe der Kirche sowie entlang der Durchzugsstraße in Richtung Osten eine Siedlungserweiterung. Nördlich des Ortes werden seit neuerer Abb. 146 Ortsplan Blansko, 2011. 0 25 Meter Abb. 147 Orthofoto Kirch-/Friedhof Blansko, 2011. 0 25 Meter Abb. 148 Blansko, Franziszeischer Kataster (Urmappe, Blattnr. 0262-1, Jahr der Vermessung 1826). 148 Zeit ebenfalls Parzellen bebaut. Nordöstlich des Dreieckangers findet sich ein großes Industriegebäude. Die Kirche mit Kirchhof und Pfarrhof steht, wie in alten Angerdörfern meist üblich, am Ortsrand südöstlich des Angers. Abb. 149 Kirch-/Friedhof Blansko u Kaplice, um 1918 1945. Abb. 150 Kirch-/Friedhof Blansko u Kaplice, 2009. Abb. 151 Kirchhof Blansko u Kaplice, 2009. Abb. 152 Kirchhof Blansko u Kaplice, 2008. Wirtschaftlich bedeutend waren vor allem die Landwirtschaft aber auch die Holzflößerei auf dem Fluss Malše (Maltsch) bis Mitte des 19. Jahrhunderts. Nördlich von Blansko am Fluß Černá (Schwarzau), auch Schwarzaubach genannt, befand sich eine Papiermühle, die bereits zu Mitte des 19. Jahrhunderts nicht mehr in Betrieb war (vgl. Offizielles Informationssystem der Stadt Český Krumlov 2010, Online). 1850 hatte Blansko 570 Einwohner, um 1970 ca. 280 (vgl. Offizielles Informationssystem der Stadt Český Krumlov 2010, Online). Mit Juni 2005 zählte Blansko als Ortsteil von Kaplice 231 Einwohner (vgl. Stadt Kaplice 2010, Online). Die Bevölkerung von Kaplice und Umgebung setzte sich bis Mitte des 20. Jahrhunderts vorallem aus Angehörigen tschechischer und deutscher Sprachgruppen zusammen, wobei die deutsche überwog. Mit Ende des 19. Jahrhunderts entstanden mit aufkommendem Nationalismus erste Konflikte. Nach Okkupation der damaligen Tschechoslowakei wurde Kaplice und die Umgebung dem Deutschen Reich angeschlossen (Münchner Abkommen 1938). Viele Tschechen mussten das Gebiet verlassen. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die deutsche Bevölkerung ausgesiedelt (Potsdamer Abkommen 1945). In die Stadt und deren Umgebung kamen tschechische und slowakische Bewohner. Nur wenige Deutschsprachige konnten bleiben (vgl. Stadt Kaplice 2010, Online). Die geostete Kirche mit Kirchhof und Pfarrhof steht an einer Geländekante zum Tal des Flusses Malše (Maltsch) am südöstlichen Ortsrand von Blansko. Die erste urkundliche Erwähnung der Kirche St. Georg fand im Jahre 1359 statt. 1696 als Pfarrkirche genannt (vgl. Cechner 1929, S.325) wird die gotische Kirche 1735 barockisiert (vgl. Offizielles Informationssystem der Stadt Český Krumlov 2010, Online). Das Gebäude steht inmitten des Kirchhofes. Südlich an das Kirchenschiff schließt ein Turm mit vorgelagerter, halbkreisförmiger Kapelle im Erdge- Kirch-/Friedhof Blansko u Kaplice 149 Abb. 153 Schnittdarstellung A - B, Kirch-/Friedhof Blansko u Kaplice, 2008. A Wohnbebauung Hausgärten Zufahrt Rundweg Gräberfeld Kirchhofmauer Kirchengebäude 5 Meter B Kirchhof B Friedhof Priestergräber Rundweg Gräberfeld Kirchhofmauer Gräberfeld Friedhofmauer Landwirtschaftliche Nutzfläche 0 2 1 Pfarrhof 7 3 4 5 A 6 Abb. 154 Übersicht, Kirch-/Friedhof Blansko u Kaplice, 2008. 1 Statue hl. Johannes Nepomuk, 2 Kruzifix, 3 Totenkammer, 4 Priestergräber, 5 Friedhofskreuz, 6 Lagerplatz Grabzeichen, 7 Wasserstelle. 0 5 Meter N 150 schoß, nördlich Sakristei und Totenkammer an. Am Turm, knapp unterhalb der Turmdachtraufe, ist aufgemalt das Wappen (rote, fünfblättrige Rose auf silbernen Grund) des Adelsgeschlecht der Rosenberger (z Rožmberků) mehrfach zu erkennen. In der Kirche wird eine Außenrenovierung der Jahre 1979 bis 1981 in Fotografien dokumentiert. Die Außenfassade des gesamten Kirchengebäudes befindet sich gegenwärtig in schlechtem Erhaltungszustand. 1857 wird westlich der Kirche ein mächtiger, langgestreckter Pfarrhof mit Wirtschaftstrakt erbaut. Eine Schule wurde 1858 fertiggestellt (vgl. Offizielles Informationssystem der Stadt Český Krumlov 2010, Online). Der baulich in einem sehr schlechten Zustand befindliche, ehemalige Pfarrhof wird aktuell von der zuständigen Diözese zum Verkauf angeboten (vgl. Diözese Českobudějovicka 2010, Online). 9.3.15.2 Bezug zur Landschaft und zum Ort Aufgrund der Topografie und der außergewöhnlichen Lage an einem Südhang zum Flusstal der Malše (Maltsch) stellt der Kirchenbau mit Kirchhof und Friedhof einen besonderen Bezug zur umgebenden Landschaft her. Vom Kirchhof sowie der Friedhofserweiterung aus ist ein weiter Blick über das Flusstal, über Wälder und Wiesen in die sanft hügelige Landschaft möglich. Die Kirche ist weithin sichtbar. Durch die Lage der Kirche mit Kirch- und Friedhof am Ortsrand ist das Ensemble für das zentrale Ortsbild von eher geringer Bedeutung. 9.3.15.3 Kirchhof, Friedhof als bauliche Anlage Die Anlage des Kirchhofes bzw. der Friedhofserweiterung zeigt sich in zwei Bereiche gegliedert. Der eigentliche Kirchhof, mit Gräbern belegt und von einer Kirchhofmauer umfriedet, ist als südwestlich verschobenes Oval (Durchmesser ca. 37 Meter) konzentrisch um die Kirche angelegt. Der Kirchhof umfasst eine Fläche von ca. 775 m² (Gräber, Wege, Grünflächen). Südlich des Kirchhofes befindet sich auf einer niedriger gelegenen Terrasse im Hang eine leicht abschüssige Friedhofserweiterung mit einer Größe von ca. 575 m², in rechtwinkeliger Form angelegt. Im Franziszeischen Kataster (Urmappe, Blattnummer 0262-1-003, Jahr der Vermessung 1826) zeigt sich ein Ensemble von Kirche, Kirchhof und Pfarrhof mit Wirtschaftstrakt und rückwärtigem Garten. Bereits in genannter Darstellung ist eine Friedhofserweiterung südlich des Kirchhofes eingetragen. Eine Fotografie aus der Zeit zwischen 1918 und 1945 (vgl. Böhmerwaldbund OÖ 2010, Online) zeigt eine dichte Belegung des Gräberfeldes der Friedhofserweiterung. Eine weitere, im Franziszeischen Kataster eingetragene Erweiterungsfläche westlich davon gelegen mit ca. 275 m² ist aktuell nicht dem Friedhof zugehörig bzw. nicht mit Gräbern belegt. Der Kirchhof ist nord-, ost- sowie westseitig von einer Mauer umgeben. Die Friedhofswerweiterung umschließt östlich sowie südlich eine Mauer, westlich eine hohe, gemauerte Giebelwand eines Wirtschaftsgebäudes des Pfarrhofes. Ein spitzbogiges, gotisches Portal mit barockem Giebel nördlich der Kirche gelegen stellt den einzigen, öffentlichen Zugang in den Kirchhof bzw. zur Friedhofserweiterung dar. Eine einfache Toreinfahrt befindet sich westlich der Friedhofserweiterung, sie führt zu den Wirtschaftsgebäuden des Pfarrhofes. Zugänge vom Kirchhof in die Kirche befinden sich an der Nord- sowie Westwand der Kirche. Beginnend beim Hauptportal in den Kirchhof in westlicher Richtung zeigt sich zum Pfarrhof hin auf einer Länge von ca. 45 m eine ca. 2 bis 3 m hohe, beidseitig weiß verputzte Kirchhofmauer mit pultdachförmiger, mit rotem Biberschwanzziegel gedeckter Mauerkrone nach außen entwässernd. Unterbrochen wird die Eindeckung durch eine giebeldachförmige Erhöhung an jener Stelle, wo sich an der Außenwand die Statue des hl. Johannes Nepomuk befindet. Die Mauer bildet gleichzeitig die Einfriedung des Innenhofes zum Pfarrhof. Innerhalb des Innenhofes ist an die Kirchhofmauer ein Holz- bzw. Geräteschuppen angebaut. Bis auf die teils schadhafte Eindeckung ist die aus Ziegel errichtete Mauer statisch und optisch als weitestgehend intakt zu beurteilen. Östlich des Kirchhofeinganges bis zur Friedhofserweiterung ist auf ca. 40 Meter Kirch-/Friedhof Blansko u Kaplice Länge eine innen ca. 1,5 bis 1,8 m hohe Mauer vorzufinden. Außen unverputzt, an der Innenseite teils verputzt, teils mit einer nach innen entwässernden Abdeckung aus Ortbeton ausgestattet, befindet sich die Bruchsteinmauer in einem eher schlechten Erhaltungszustand. Die Mauer bzw. Mauerkrone (waagrecht eingezogene Steinplatten mit einer Rollschicht aus aufgesetzten Bruchsteinen) wird von verschiedenen trockenheitsresistenten Pflanzen bewachsen sowie abschnittsweise von Efeu (Hedera helix) eingehüllt. An einigen Stellen sind noch die Reste von in die Mauer eingelassener Grabtafeln zu erkennen. Den Kreis der ehemaligen Umfriedung des Kirchhofes schließt südseitig eine ca. 1,5 bis 2,5 m hohe, ca. 30 m lange Stützmauer aus unverputztem Bruchstein. Die Mauer endet auf Bodenniveau des Kirchhofes. Einzelne aufragende Steinpfeiler weisen auf eine ehemalige Umzäunung hin. Unterbrochen wird die Mauer von einem breiten Treppenabgang in die Fläche der Friedhofserweiterung. Das genannte Mauerstück zeigt sich in einem guten Erhaltungszustand. Im Übergangsbereich Kirchhof zu Friedhofserweiterung ist südöstlich auf Niveau des Kirchhofes ein achtelkreisförmiger, nicht mit Gräbern belegter Mauervorsprung (ca. 4 x 4 m) zu erkennen, dessen Bedeutung noch festzustellen ist. Die Friedhofserweiterung hat östlich auf ca. 20 m Länge eine ca. 1,5 m hohe, unverputzte, dem Verlauf des Geländes folgende Bruchsteinmauer mit einer Mauerkrone, ähnlich der östlichen Kirchhofmauer. Südlich anschließend bildet die Einfriedung für ca. 40 m eine ebenfalls unverputzte, aber verfugte Bruchsteinmauer zum Teil mit einer Ortbetonabdeckung versehen, großteils mit Efeu überdeckt. Diese Mauerabschnitte befinden sich in einem guten Erhaltungszustand. Bis auf eine ca. 5 m lange, mit Steinplatten ausgelegte Verbindung von Kirchhofeingang zum Seitenportal der Kirche gibt es im gesamten Kirchhof sowie bei der Friedhofserweiterung keine befestigten Wege. Alle Flächen (Rundweg um die Kirche, Gräberzwischenräume, Freiflächen) sind als Rasen- bzw. Wiesenflächen angelegt. Ein abschüssiger Wiesenweg führt über zwei Stufen in den Bereich der Friedhofserweiterung. Alle Rasen- bzw. Wiesenflächen sehen regelmäßig gepflegt aus. Ein Entwässerungs- 151 system auf Kirchhof- bzw. Friedhofsanlage ist nicht zu erkennen. Sämtliche Dachwässer der Kirche werden über Fallrohre zur Versickerung auf das Gelände des Kirchhofes geleitet. 9.3.15.4 Grabfelder, Gräber Die Kirchhof- bzw. Friedhofsanlage lässt vier Gräberfelder erkennen: Östlich des Hauptportales in den Kirchhof befinden sich knapp an der Kirchhofmauer zwölf Grabstellen in einer Reihe. Abgesehen von einem museal aufgestellten, gußeisernen Kreuz wurde der Bereich östlich des Chorraumes von Grabstellen freigehalten. Danach zeigen sich bis zur Wegverbindung in den Bereich der Friedhofserweiterung dreizehn Grabstellen. Südlich bzw. südwestlich der Kirche sind dreißig Grabstellen zu finden. Rechts des Kirchturms reihen sich drei Grabstellen aneinander. An der Südwand der Kirche zeigen sich ebenfalls drei Gräber (Priestergräber). Im Bereich der Friedhofserweiterung sind acht Grabstellen eingerichtet. Alle Grabstellen des Kirchhofes sind in ein bis drei Reihen konzentrisch um die Kirche angeordnet. Selbst sehr nahe an der Kirchenmauer positionierte Grabstellen weisen eine Ausrichtung zur Kirche auf. Die Gräber der Friedhofserweiterung sind in einer geradlinigen Reihe in Richtung Kirche blickend angelegt. Zwei Priestergräber an der Kirchensüdwand weisen weg von der Kirche in Richtung der übrigen Grabstellen. Zum Zeitpunkt der zweiten Begehung (Stand 17. Oktober 2009) sind am Kirchhof 61, innerhalb der Friedhofserweiterung acht Grabstellen zu finden. Holzkreuze sowie schmiedeeiserne Kreuze sind keine vorhanden. 14 Grabzeichen sind als Kreuze aus Gußeisen (auf Steinsockel) gefertigt. Einzelne Grabzeichen aus Naturstein (Kreuz, Obelisk) älteren Datums (19./20. Jhdt.) mischen sich unter die großteils neueren Grabzeichen (20./21. Jhdt.) aus (Kunst-)Stein in Form von Stelen oder Kreuzen, kombiniert mit Grabtafel, Laterne sowie meist einem verglasten Schrein für die Aufbewahrung von Urnen oder diversen Andenken an die Verstorbenen (Fotografien, Statuetten, Kunstblumen). Häufig ist auf den meist schwarzen Grabtafeln aus Stein oberhalb oder links des Textblockes eine Abbil- 152 dung einer idealisierten Landschaft zu sehen. Die Darstellung eines Bildstockes oder einer Nischenkapelle mit einem Baum (meist Birke) an einem geschwungenen Feldweg vor einer Hügellandschaft mit Sonnenuntergang wiederholt sich dabei auffallend häufig. In zahlreichen Fällen sind Abbildungen der Verstorbenen zu finden. Wenn vorhanden dann meist in Form eines Fotodruckes in Schwarz/Weiß oder Farbe auf weißem Porzellanschild. Die durchwegs modernen Schriftarten finden fast ausnahmslos als Kursivformen Verwendung. Alle Grabzeichen sind aktuell freistehend. Vier Gräber weisen keine Randeinfassung auf, zwei davon besitzen keine Grabfläche. Der Großteil der Grabeinfassungen ist aus Kunststein, seltener aus Naturstein gefertigt. Zwei Grabgittereinfassungen sind zu finden. Die Größe der Grabstellen ist sehr unterschiedlich. Die Mehrzahl der Gräber ist als teils sehr groß dimensionierte Doppelgräber ausgeführt. Einzelne kleinere, im Grundriß quadratische Gräber weisen aufgrund ihrer Größe auf Urnen-Erdbestattung hin. Was die Grabgestaltung betrifft überwiegt die Bedeckung der Grabflächen mit Deckplatten aus Kunst- oder Naturstein (Grabplatte). Kiesflächen sind selten. Bei Grabstellen mit Grabplatte werden häufig Schüsseln oder Vasen mit Blumen oder Gestecken aufgestellt. Vielfach handelt es sich beim Blumenschmuck um Kunstblumen. Bei Pflanzungen überwiegen einjährige Blumen (Wechselbepflanzung) und blühende Stauden. Gehölze auf Gräbern sind nicht zu finden. Die Bepflanzung bleibt bei allen Gräbern unter der Höhe der Grabzeichen. Am Kirchhof sowie im Bereich der Friedhofserweiterung gibt es keine speziell für Urnenbestattungen vorgesehene Einrichtung. Urnen werden innerhalb oft kleinerer Grabstellen erdbestattet oder, wie auf Friedhöfen der Umgebung häufig zu sehen, in oberirdischen Glasschreinen am Grab aufbewahrt. Ein ausgewiesener Bereich für Kindergräber ist nicht zu erkennen. Auffallend auf diesem Kirch- und Friedhof sind weiters einzelne Grabzeichen (vorallem Kreuze aus Gußeisen sowie vereinzelt Steinstelen) mit deutschen Inschriften in durchwegs gutem Erhaltungszustand mit gepflegten Grab- flächen. Ein gußeisernes, namenloses Grabkreuz auf Steinsockel ist östlich der Kirche an die Kirchhofmauer gelehnt. Eine große Zahl an nicht mehr verwendeten Grabsteinen wird im Bereich der Friedhofserweiterung an der Stützmauer des Kirchhofes gelagert. An der Kirchenmauer sind vier Grabtafeln zu finden (Wenzel Böhm, Gastwirt, gest. 1927; Josef Zosch, bischöfl. Notar und Pfarrer zu Pflanzen, gest. 1890; Amalia Wurz, gest. 1898 und Marie Wurz, gest. 1904; Anna Meyscheider, gest. 1907). Auch an der Kirchhofmauer waren vormals Grabtafeln angebracht. Reste dieser Tafeln (Befestigung, Steinrahmen) sind an mehreren Stellen zu erkennen. Ein Epitaph (1,05 x 2,05 m) aus rotem Marmor befindet sich im Presbyterium der Kirche rechts des Hauptaltares. Dabei dürfte es sich um den Grabstein der Maximiliana Elisabeth Hamza von Roseneck auf Pernlesdorf (Mostky), gestorben 1685, handeln (vgl. Cechner 1929, S332). Ein einfaches, ca. 5 m hohes Steinkreuz auf Steinsockel (datiert 1875) mit Korpus sowie INRI-Tafel aus Metall in Goldfarbe gefasst befindet sich südlich der Kirche. Das Kreuz zeigt in Richtung Westen. Rechts des Hauptportals in den Kirchhof ist außen an der Kirchhofmauer eine farbig gefasste Statue des hl. Johannes Nepomuk aus Stein auf Steinsockel aufgestellt. Links des Einganges zeigt sich ein hohes Steinkreuz mit Korpus auf Steinsockel (datiert 1860). Nahe dem Dorfanger an der Zufahrtsstraße zur Kirche ist ein ähnliches Steinkreuz mit Korpus aufgestellt. 9.3.15.5 Bepflanzung Der Friedhof weist keine besondere gartenarchitektonische Ausgestaltung auf. Alle Freiflächen sind als Rasenflächen ausgeführt. Zu erwähnen ist ein großer Lindenbaum an der Toreinfahrt zum Pfarrhof. Ein weiterer großer Baum am Tor wurde in den letzten Jahren entfernt. Ein, um 2002/03 noch vorhandener, großer Kastanienbaum befand sich östlich der Statue des hl. Johannes Nepomuk an der Außenseite der Kirchhofmauer. Kirch-/Friedhof Blansko u Kaplice Eine Luftaufnahme aus 2002/03 zeigt weiters einzelne kleinere Gehölze am Kirchhof sowie im Gelände der Friedhofserweiterung (vgl. Geodis Brno 2010, Online). Diese Pflanzungen sind nicht mehr vorhanden. An der südlichen Kirchenmauer ist eine Fläche mit niedrigem Strauchwacholder (Juniperus) angelegt. Die Kirchhofmauer im östlichen Teil sowie die Mauer der Friedhofserweiterung ist zum Teil dicht überwachsen mit Efeu (Hedera helix) und trockenheitsresistenten Pflanzen wie diversen Sedum-Arten. 9.3.15.6 Infrastruktur Gießwasser kann innerhalb des Kirchhofes an einer Wasserstelle nordwestlich der Kirche entnommen werden. Gießkannen werden bereitgestellt. Behälter für Grünabfälle sowie Restmüllbehälter fehlen. Eine Beleuchtung der Kirchhof- bzw. Friedhofsanlage ist nicht vorhanden. Außen an der Kirchhofmauer beim Haupteingang ist ein Mitteilungskasten montiert. Eine Aussegnungshalle fehlt. Eine sogenannte „Totenkammer“ (Cechner 1929, S.325) befindet sich nördlich an der Kirche rechts des Haupteinganges. In dieser Kammer werden Gerätschaften des Totengräbers aufbewahrt wie etwa eine Sargtrage aus Holz. 153 9.3.15.7 Bewertung Das bauliche Ensemble Kirche mit Kirchhof und Pfarrhof ist weitgehend erhalten. Durch die geänderte Nutzung des ehemaligen Pfarrhofes als privates Wohnhaus bzw. dem geplanten Verkauf desselben ist allerdings der Verlust des für die Ensemblewirkung wichtigen Nutzungszusammenhanges zu befürchten. Die schlichte, in sich geschlossene Anlage bildet ein stimmungsvolles Beispiel eines, in seinen Strukturen weitgehend erhaltenen Kirchhofes. Obwohl der Kirchhof bereits früh eine Erweiterung erfuhr, sind die grundlegenden Ideen eines Kirchhofes noch deutlich abzulesen: Eine umschließende Kirchhofmauer, ein Rundweg um die Kirche, konzentrisch um die Kirche angeordnete Gräber, Rasenflächen, keine befestigten Wege. Die Anlage selbst ist in einem mäßig guten Erhaltungszustand. Die Gräber und Grabzeichen wirken durchwegs gut gepflegt und betreut, die Grabflächen hinsichtlich ihrer Größe zum Teil stark überdimensioniert. Auch wenn der Kirchhof keine historisch, künstlerisch oder (garten-) architektonisch interessanten Beispiele bietet, hat er in seiner Gesamtheit durchaus Vorbildcharakter. 154 155 9.3.16 Kirchhof Světlík Römisch-Katholische Pfarre Světlík (Pfarrnummer 65028228) Vikariat Český Krumlov (Böhmisch Krumau), Diözese Českobudějovicka (Böhmisch Budweis) Gemeinde Světlík (Kirchschlag) (Gemeindenummer 545813) Politischer Bezirk Český Krumlov (Böhmisch Krumau), Region Jihočeský kraj (Südböhmische Region) 0 9.3.16.1 100 Meter Allgemeine Daten, Lage und Geschichte Der Hauptort Světlík (1258: Liechtenwerdt, 1367: Swietlik, 1598: Kirchschlag, 1945: Světlík) liegt auf 798 m Seehöhe an einer Anhöhe an der Straße Nr. 162 von Frymburk (Friedberg) nach Český Krumlov (Krumau), dem so genannten St. Thomaweg, einer alten Handelsstraße, auf der Salz aus dem Salzkammergut nach Böhmen transportiert wurde. Der Ort ist als Linsenangerdorf mit Kirche und Kirchhof am südlichen Ortsausgang an höchster Stelle angelegt. Südlich des Ortes befindet sich heute ein landwirtschaftlicher Großbetrieb (ehem. kommunistische Landwirtschaftliche Genossenschaft). Die Gründung von Světlík begann um 1000 mit der Errichtung einer Kirche aus Holz durch Rodungsmönche. 1258 wird Světlík, genannt Liechtenwerdt, dem Prämonstratenserkloster Schlägl (Mühlviertel) inkorporiert. 1450 wird die gotische Pfarrkirche eingeweiht. Die Hussitenkriege brachten auch in Světlík Zerstörungen. Ursprünglich ein tschechischer Ort, wurde Světlík nach 1620 germanisiert, die tschechische Bevölkerung verdrängt. 1910 umfasst der Ort 68 Häuser mit 460, ausschließlich deutschen Einwohnern (Volkszählung 1910; vgl. Böhmerwaldbund O.Ö. 2011, Online). Nach der Vertreibung 1946/47 besiedeln tschechische Einwohner sowie slowakische Remigranten aus Nordrumänien das Gebiet. Mehrere verlassene Dörfer um Světlík wurden abgerissen. (vgl. Pfarrei St. Jakobus Světlík 2008, S.1-14) Heute Abb. 155 Orthofoto Světlík, 2006. 0 25 Meter 0 25 Meter Abb. 156 Luftbild Kirchhof Světlík, 2011. Abb. 157 Světlík, Franziszeischer Kataster (Urmappe, Blattnr. 7621-1, Jahr der Vermessung 1826, Nachträge). 156 zählt der Ort Světlík 238 Einwohner (vgl. Czech Statistical Office 2011, Online). Abb. 158 Kirche mit Kirchhof, Pfarrhof und ehem. Schule (re.), Světlík, 1992. Abb. 159 Kirchhof Světlík, 2008. Abb. 160 Torhalle, Kirchhof Světlík, 2008. Die geostete, neuromanische Pfarrkirche mit Patrozinium St. Jakob des Älteren steht, umgeben von Kirchhof und Kirchhofmauer, erhöht am südlichen Ortsausgang. Der Vorgängerbau, eine gotische, 1450 eingeweihte Kirche mit barockem Zwiebelturm, wurde nach Baufälligkeit 1874/75 abgetragen. Ca. 8 m des alten Turmes wurden in den Kirchenneubau integriert. 1875 wird auch der Friedhof erweitert, ostseitig eine Torhalle mit Toten- und Gerätekammer errichtet. Unter dem Prämonstratenser Arnold Wenzeslaus, ab 1644 Pfarrer von Světlík, wurden die gotische Kirche erweitert sowie angrenzend an den Kirchhof der mächtige Pfarrhof und eine Pfarrschule errichtet. 1860 wird ein neuer Schulbau, heute eine Pension in Privatbesitz, 1935 ein neues Pfarr- und Vereinsheim eingeweiht. Die Kapelle unter dem Kirchturm wird 1922 zu einer Gedächtniskapelle für die Gefallenen des 1. Weltkrieges ausgebaut. Nach der Vertreibung der deutschsprachigen Bevölkerung blieb der Pfarrhof bis 1955 unbesetzt. Zur Zeit des Kommunismus wurden vor allem jene Geistliche nach Světlík gesendet und „streng beobachtet“, „die dem Regime unbehaglich waren“ (Pfarrei St. Jakobus Světlík 2008, S.11) Nach der politischen Wende blieb der Pfarrhof bis 2001 neuerlich unbesetzt. Seit 2001 wird die Pfarre Světlík wieder von Prämonstratensern, abgeordnet vom Královská kanonie premonstrátů na Strahově (Königliche Kanonie der Prämonstratenser vom Strahov) in Prag, verwaltet. (vgl. Pfarrei St. Jakobus Světlík 2008, S.4-12) Zuletzt wurde 1991-2008 eine Neueindeckung und Außen- sowie Innenrenovierung durch finanzielle Zuschüsse aus Tschechien, Deutschland sowie von ehemaligen deutschen Bewohnern möglich. Der Pfarrhof und dessen Nebengebäude wurden in dieser Zeit aus privaten Mitteln saniert. 1999 wurden zwei neue Glocken geweiht und eingebaut. (vgl. Pfarrei St. Jakobus Světlík 2008, S.22-24) Abb. 161 Löwenkopf auf Torhalle, Kirchhof Světlík, 2009. Kirchhof Světlík 157 Abb. 162 Schnittdarstellung A - B, Kirchhof Světlík, 2008. A 5 Meter Hausgärten; Landwirtschaftliche Nutzflächen Parkplatz, privat Fahrbahn Hausvorgarten Hauszufahrt Gräberfeld Kirchhofmauer Torhalle Gräberfeld Wirtschaftsweg Landwirtschaftliche Nutzfläche Kirchhofmauer 0 B Kirchhof Pfarrhof 5 7 6 7 ehem. Schule B (ab 1860) ehem. Schule 4 (bis 1860) 3 2 8 1 7 A Abb. 163 Übersicht, Kirchhof Světlík, 2008. 1 Torhalle/Aufbahrungshalle/Lagerraum, 2 Friedhofskreuz, 3 Nischen- 0 kapelle, 4 abgeräumte Grabzeichen, 5 Nepomuk-Kapelle, 6 Bildstock, 7 Beleuchtung-Kirchenfassade, 8 Abfallbehälter. 5 Meter N 158 9.3.16.2 Bezug zur Landschaft und zum Ort Das Ensemble der Pfarrkirche mit dem umliegenden Kirchhof, dem Pfarrhof und der ehemaligen Schule ist durch die exponierte Lage als dominantes Element in Landschaft und Ortsbild zu erleben. 9.3.16.3 Kirchhof, Friedhof als bauliche Anlage Der südöstlich des Ortszentrums gelegene, der Grundrissform eines Schiffes ähnliche Kirchhof (ca. 65 m x 42,5 m) umschließt das in Richtung Nordosten abgerückte Kirchengebäude allseitig. Begrenzt wird die Anlage süd- sowie südwestseitig von einer ca. 1,5 m hohen, freistehenden Mauer. Nördlich nimmt die Kirchhofmauer zum Pfarrhof hin die Funktion einer ca. 3 m hohen Stützmauer ein. Östlich wird der Kirchhof durch die direkt anschließende, ehemalige Schule aus der Zeit um 1650 („Hutterhaus“) abgeschlossen. In das südöstliche Mauerstück ist die Torhalle mit Toten- und Gerätekammer aus 1875 eingelassen. Ausgenommen ein kurzes Teilstück aus Betonziegeln an der ehemaligen Schule sowie einem verputzten Mauerabschnitt zum Pfarrhof hin, ist die gesamte Kirchhofmauer als unverputztes Bruchsteinmauerwerk ausgeführt. Die Mauerkrone wurde in jüngerer Zeit durch Betonauftrag gefestigt, nur im Bereich des angrenzenden Pfarrhofes ist die Kirchhofmauer satteldachförmig mit Eternitschiefer gedeckt. Vor der Erweiterung des Friedhofes umfasste der Kirchhof eine unbebaute Fläche (Gräber, Wege, Grünflächen) von ca. 1.000 m² (inkl. Bebauung ca. 1.500 m²). 1875 wurde der Kirchhof um ca. 700 m² in Richtung Süden sowie Westen ergänzt (aktuelle unbebaute Gesamtfläche ca. 2.250 m², Bebauung ca. 675 m²). Die Kirchhofmauer weist einen guten Erhaltungszustand auf. Das Gelände im Bereich des ursprünglichen Kirchhofareals ist eben, die Kirchhoferweiterung aus 1875 leicht in Richtung Südwesten ansteigend. Der Kirchhof ist über vier Eingänge erschlossen. Den Haupteingang bildet die ca. 15 m x 5 m große Torhalle aus 1875 im Südwesten der Anlage. Ein breiter Rundbogen mit schmiedeeisernen Torflügeln, flankiert von Steinsäulen mit Löwen- und Engelsköpfen als Torwächter, ermöglicht einen barrierenfreien Zugang bzw. Zufahrt in den Kirchhof. Älter ist der Treppenaufgang mit zweiflügeligem Schmiedeeisentor östlich der Pfarrkirche. Hier überwinden 18 Stufen den Niveauunterschied (ca. 3 m) von der Hauptstraße zum Kirchhof. Die Treppenanlage bildet gleichzeitig den Zugang zur ehemaligen Schule (Hutterhaus), heute ein privates Wohngebäude. Eine weitere Treppe mit fünf Stufen führt von hier in Richtung Pfarrhof. Eine direkte Verbindung von Pfarrhof und Pfarrkirche bzw. Sakristei bildet ein Portal mit Holztüre an der nördlichen Kirchhofmauer. Dieser Mauerabschnitt wird weiter westlich durch eine breite Einfahrt mit schmiedeeisernen Torflügeln sowie einem Durchgang durchbrochen. Das Kirchengebäude ist vom Kirchhof aus über drei Tore sowie die Sakristei begehbar. Ein Rundgang um die Kirche ist möglich. Vor dem Südportal der Kirche ist eine größere Fläche von Gräbern freigehalten. Bis auf eine Trittsteinreihe zwischen dem Osteingang und dem Portal zum Pfarrhof gibt es am Kirchhof keine ausgewiesenen Wege, das gesamte Areal ist als Rasenfläche ausgebildet. Die Zufahrt zum Torhaus, dem Haupteingang in den Kirchhof, bildet ein unbefestigter Feldweg. Zuletzt wurden in den Jahren 1992 bis 2008 die Einfriedungsmauer, der Treppenaufgang sowie das Torhaus durch die Gemeinde Světlík saniert. Die Anlage zeigt sich insgesamt in einem sehr guten Erhaltungszustand. 9.3.16.4 Grabfelder, Gräber Der Kirchhof weist fünf belegte Gräberfelder auf. Auffallend ist die Gliederung in Gräberfelder mit betreuten Grabstellen und Gräberfelder mit Grabstellen, die zwar noch ein Grabzeichen aufweisen, deren aufgelassene Grabflächen aber eine Einheit mit dem umgebenden Rasen bilden. Einzelne betreute Grabstellen sind auch unter den Reihen der Gräber mit abhanden gekommenen Grabflächen zu finden. Bei den Grabstellen ohne Grabflächen handelt es sich vorwiegend um Gräber aus der Zeit vor 1946. Kirchhof Světlík Zur Zeit der ersten Begehung (Stand 19.08.2008) befanden sich am Kirchhof 227 Grabstellen. Der Bereich nördlich sowie ein breiter Streifen als Rundweg um die Kirche sind von Gräbern freigehalten. Nordöstlich der Apsis befinden sich an der Kirchhofmauer fünf betreute Grabstellen, östlich an der Mauer zur ehemaligen Schule vierzehn Grabstellen, fünf davon mit einer betreuten Grabfläche. An der Kirchensüdwand sind in zwei Reihen 36 Grabzeichen aufgestellt, davon zwei Gräber mit betreuten Grabflächen. Nahe dem Torhaus ist ein Gräberfeld mit 20 aktuellen Grabstellen in drei Reihen eingerichtet. Den Bereich der Friedhofserweiterung aus 1875 westlich der Kirche bildet ein Gräberfeld mit 152 Grabzeichen in sieben langen und mehreren kurzen Reihen. Nur wenige Gräber weisen hier eine betreute Grabfläche auf. Alle Grabzeichen sind freistehend und in geradlinigen Reihen aufgestellt. Die Gräberreihen südlich und westlich der Kirche sind orthogonal zur Kirchenmauer mit Blick zur Kirche ausgerichtet. Die Grabzeichen an der nördlichen sowie östlichen Kirchhofmauer sind auf die Apsis der Kirche hin orientiert. Die Grabstellen an der Kirchensüdwand weisen in den Kirchhof. Die vorhandenen Gräber mit Grabfläche sind als Einfassungsgräber ausgeführt. Doppelgräber sind nur vereinzelt zu finden. Ein Grab nördlich der Kirche ist aufgrund der geringen Grundfläche als Urnengrab zu erkennen. An der Art der Grabzeichen ist die jeweilige Entstehungszeit ablesbar. Die zahlreichen Grabstellen mit gusseisernen Grabkreuzen sowie vereinzelt mit schmalen Steinstelen können in die Zeit vor der Mitte des 20. Jahrhunderts datiert werden. Bei den Grabkreuzen ab ca. 1950 hat sich ein einheitlicher Typus in Form einer einfachen Stele oder eines Kreuzes aus (Kunst-) Stein, kombiniert mit einer Grabtafel und einer Laterne sowie meist einem verglasten Schrein für die Aufbewahrung der Bestattungsurne oder diverser Andenken an die Verstorbenen (Fotografien, Statuetten, Kunstblumen), durchgesetzt. An einzelnen Grabstellen sind einfache Grabkreuze aus Holz, wie sie als temporäres Grabzeichen nach Beerdigungen verwendet werden, aufgestellt. 159 Einige der älteren Grabstellen sind restauriert und werden regelmäßig betreut. Vor allem die Mehrzahl der Gusseisenkreuze zeigt sich wegen Schieflage, Korrosionsschäden und abgebrochener Teile allerdings in schlechtem Erhaltungszustand, die Inschriften sind großteils nicht mehr zu lesen. Ein Grabstein ist umgestürzt. Bei vielen älteren Grabzeichen fehlen die eingesetzten Grabkreuze, nur die Fundamentsteine sind an den Gräbern verblieben. Eine große Zahl abgeräumter Grabzeichen wird im nordwestlichen Eck des Kirchhofes gelagert. Bezüglich der Grabgestaltung ist bei den neueren Grabstellen häufig eine Bedeckung der Grabfläche mit einer Grabplatte oder mit Zierkies zu bemerken. Bei den bepflanzten Grabflächen überwiegen Pflanzungen mit Sommerblumen. Grabstellen mit aufgelassenen Grabflächen fügen sich niveaugleich in die umliegende Rasenfläche ein. Im Kircheninneren sind am Fundament des Hauptaltares zwei Grabsteine aus dem 16. Jahrhundert zu finden (L.P. gest. 1570, Edelfrau Anežka aus Chlumčany und Passern; Jan Višně gest. 1577) (vgl. Pfarrei St. Jakobus Světlík 2008, S.3). Gegenüber dem Westportal der Pfarrkirche ist in die Kirchhofmauer eine Nischenkapelle mit einer Reliefdarstellung der Auferstehung Christi (mit rotem Königsmantel und Siegesfahne) eingefügt. Ein Friedhofskreuz befindet sich im Bereich des großen Gräberfeldes südwestlich der Kirche. Das ca. 5 m hohe Kruzifix aus grauem Granit und Christusfigur aus Metall ist parallel zur Kirchenlängsachse annähernd nach Osten ausgerichtet und wird von zwei mächtigen Pappeln (Populus alba) flankiert. Zur Zeit der ersten Begehung (Stand 19.08.2008) war der Korpus in Goldfarbe gefasst, während bei der zweiten Begehung (Stand 17.10.2009) nach Renovierung des gesamten Objektes eine naturalistische Farbfassung vorzufinden war. Zur Mitte des 17. Jahrhunderts wurden durch Pfarrer Wenzeslaus Arnold an den drei Eingängen in das Dorf Světlík granitene Bildsäu- 160 len (datiert 1665), im Volksmund „Pestsäulen“ genannt, aufgestellt. (vgl. Pfarrei St. Jakobus Světlík 2008, S.5). Eine der Säulen steht heute am östlichen Treppenaufgang in den Kirchhof. Daneben befindet sich eine, 1937 gänzlich erneuerte Nischenkapelle mit einer modern interpretierten, figuralen Darstellung des hl. Nepomuk. (vgl. Pfarrei St. Jakobus Světlík 2008, S.10). Im Durchgang des Torhauses ist eine Steintafel mit den mehrmals geänderten Ortsbezeichnungen von Světlík für die Zeit von 1258 bis 1945 angebracht. 9.3.16.5 Bepflanzung Den gesamten Kirchhof bedeckt eine Rasenfläche. Die Bepflanzung am Kirchhof beschränkt sich auf zwei mächtige, das Friedhofskreuz flankierende Silberpappelpflanzungen (Populus alba) im südwestlichen Kirchhofbereich sowie einzelne Nadelbaumpflanzungen (Thuja) an der westlichen Kirchhofmauer. Außerhalb des Kirchhofes markiert eine hohe Lärche am Torhaus den Haupteingang in den Kirchhof. Ebenfalls außerhalb des Kirchhofes an der westlichen Kirchhofmauer erinnern Baumstümpfe an eine ehemalige Laubbaumreihe, welche in letzter Zeit durch eine neue Reihe Nadelbaumssetzlinge nachgezeichnet wurde. 9.3.16.6 Infrastruktur Am Kirchhof ist keine Entnahmestelle für Gießwasser vorhanden. Beim Torhaus befinden sich Müllbehälter. Mehrere Strahler um die Kirche sind für eine Fassadenbeleuchtung eingerichtet. Am Kirchhof selbst gibt es keine Beleuchtung. An der Sakristei beim Treppenabgang zum Pfarrhof sind Infokästen der Pfarre montiert. Dem Friedhof zugehörige Parkflächen fehlen. 9.3.16.7 Bewertung Der Kirchhof von Světlík bildet mit dem mächtig und dennoch freundlich wirkenden, hellen Kirchenbau eine bemerkenswert offene Einheit. Die zahlreichen, mit ausreichend Patina versehenen Gusseisenkreuze ohne Grabhügel auf einheitlichem Rasenfeld und das Fehlen eines befestigten Wegesystems suggerieren ein urtümliches, romantisches Bild einer dörflichen Begräbnisstätte. Die Gesamtanlage zeigt sich in gutem Erhaltungszustand. 161 9.3.17 Kirchhof Zátoň Römisch-Katholische Gemeinde Zátoň (Pfarrnummer 65025547) Vikariat Český Krumlov (Böhmisch Krumau), Diözese Českobudějovicka (Böhmisch Budweis) Ortschaft Zátoň (Ottau), Ortsteil der Gemeinde Větřní (Wettern) Bezirk Český Krumlov (Böhmisch Krumau), Jihočeský kraj (Südböhmische Region) 0 9.3.17.1 100 Meter Allgemeine Daten, Lage und Geschichte Zátoň (Ottau) liegt auf einer Anhöhe (531 m Seehöhe) im Tal des Flusses Vltava (Moldau). Der Ort Zátoň besteht nur aus wenigen Häusern (für 2001 werden 7 Wohnhäuser angeführt) in regelloser Anordnung. Am gegenüberliegenden Ufer der Vltava entstand ab 1997 das Wellness- und Sporthotel Zátoň. Ab 1850 bildete Zátoň einen Ortsteil der Gemeinde Hašlovice (Hoschlowitz). Zátoň ist heute ein Ortsteil der Gemeinde Větřní (Wettern). Nach der Gründung der Tschechoslowakei 1918 erhielt Ottau (tschechisch Otov) die amtliche tschechische Ortsbezeichnung Zátoň (vgl. Wikipedia 2010, Online). Zátoň wird als die älteste Siedlung Südböhmens bezeichnet. Oberhalb einer Furt über die Moldau entstand im 10. Jahrhundert eine Burganlage. Um 1050 kam durch eine Schenkung der umliegende Wald mit einer bereits bestehenden Kapelle des hl. Johannes des Täufers in den Besitz der Benediktiner des Klosters Ostrov. Vor 1310 erbauten die Benediktiner an der Stelle der Kapelle ein kleines Kloster mit einer Propstei und einer gotischen Kirche. Eine Papsturkunde aus 1310 beschreibt die Besitztümer. Während der Hussitenkriege (1419 bis 1434 bzw. 1439) gelang es Ulrich II. von Rosenberg (1403 1462), Ottau und andere Klosterdörfer durch die Vorlage gefälschter Urkunden an sich zu bringen. Mit 1483 sind Ottau sowie die zugehörigen Dörfer bereits als rosenbergischer Besitz im Urbar der Herrschaft Krumau verzeichnet. Wegen der Zerstörungen in den Hussitenkriegen wurden die Klostergebäude 1491 abgetra- Abb. 164 Ortsplan Zátoň, 2011. 0 25 Meter 0 25 Meter Abb. 165 Luftbild Kirchhof Zátoň, 2011. Abb. 166 Zátoň, Franziszeischer Kataster (Urmappe, Blattnr. 8893-1-005, Jahr der Vermessung 1826, Nachträge rot). 162 gen. Die ehemalige Klosterkirche wurde 1510 umgebaut und erweitert. 1748 wurde für Ottau die Patrimonialherrschaft (Grundherrschaft) aufgehoben. Auf dem Handelsweg von Linz über Vyšší Brod (Hohenfurth) nach Böhmen war Ottau bereits im frühen Mittelalter ein wichtiger Handels-und Umschlagplatz zwischen dem Süden und Norden Europas (vgl. Koch 2010, Online). Abb. 167 Kirche mit Kirchhof, ehem. Pfarrhof (re.) und ehem. Schule (li.), Zátoň, um 1880 - 1918. Abb. 168 Kirche mit Kirchhof, ehem. Pfarrhof (li.), ehem. Schule (re.), Zátoň, 2008. Abb. 169 Kirchhof Zátoň, 2008. Abb. 170 Haupteingang mit Kruzifix, Kirchhof Zátoň, 2009. 1910 bestand Ottau aus acht Häusern, in denen 48 deutschsprachige Einwohner lebten. 1930 wurden 66 Einwohner in elf Häusern gezählt (vgl. Koch 2010, Online). Nach dem Münchner Abkommen (1938) gehörte Zátoň 1938 bis 1945 zum Landkreis Krummau an der Moldau im Gau Oberdonau. 1945/1946 erfolgte die Vertreibung der deutschsprachigen Bevölkerung. 1991 hatte der Ort 17 Einwohner. Im Jahre 2001 bestand das Dorf aus 7 Wohnhäusern, in denen 9 Menschen lebten (vgl. Wikipedia 2010, Online). Eine Pfarrgemeinde wird seit 1450 geführt (vgl. Förderkreis Kirche St. Johannes Enthauptung Ottau e.V. 2011, Online). Entsprechend einer Urkunde aus Nové Hrady (Gratzen) gehörten 1627 14 umliegende Dörfer zur Pfarre Ottau (vgl. Wikipedia 2010, Online). In den Jahren 1940 bis 1945 wurde die Pfarre Zátoň von Linz aus verwaltet (vgl. Diözese Českobudějovicka 2011, Online). Mit Ende des Zweiten Weltkrieges zählte die Pfarre ca. 1400 Gläubige (vgl. Koch 2010, Online). Die geostete Kirche (Patron der Pfarre ist St. Johannes Enthauptung) mit Kirchhof und ehemaligem Pfarrhof steht südöstlich an höchster Stelle des Ortes auf einer Geländekante zum Tal des Flusses Vltava (Moldau). Das Kirchengebäude befindet sich inmitten des Kirchhofes. Am Platz der heutigen Kirche stand eine romanische Kapelle aus dem 11. Jahrhundert. Vor 1310 erbauten Benediktiner an der Stelle der Kapelle ein kleines Kloster mit einer Propstei und einer gotischen Kirche. In den Hussitenkriegen (1419 bis 1434 bzw. 1439) wurden die Klostergebäude arg in Mitleidenschaft gezogen und 1491 abgetragen (vgl. Wikipedia 2010, Online). Der nunmehr spätgotische Kirchenbau Kirchhof Zátoň 163 Abb. 171 Schnittdarstellung A - B, Kirchhof Zátoň, 2008. A 5 Meter Fließgewässer Landwirtschaftliche Nutzfläche, Wald Straße Landwirtschaftliche Nutzfläche, Wald Eingangstor/Kirchhofmauer Aufgang Vorplatz/Rundweg Kirchengebäude Zufahrt Kirchhofmauer Rundweg Landwirtschaftliche Nutzfläche 0 B ehem. Schule 4 A Vltava (Moldau) Kirchhof 1 6 3 2 5 6 6 Sonnenterrasse Hotelanlage (ehem. Pfarrhof) Abb. 172 Übersicht, Kirchhof Zátoň, 2008. 1 Sakristei, 2 Grabplatten in der Vorhalle, 3 Friedhofskreuz, 4 Bildstock, 5 Gedenkstein, 6 abgeräumte Grabzeichen. 0 5 Meter N B 164 mit Chor und Langhaus wurde gegen 1510 auf alten Resten der Klosterkirche bzw. der Probstei errichtet und zählt zu den bedeutendsten Bauwerken der Bauhütte Český Krumlov (Böhmisch Krumau) (vgl. Koch 2010, Online). Knapp unterhalb der Dachtraufe in östlicher Richtung ist das Wappen (rote, fünfblättrige Rose auf silbernen Grund) des Adelsgeschlecht der Rosenberger (z Rožmberka) aufgemalt. Zur Zeit der ersten Begehung (Stand 18.08.2008) wurde eine Außenrenovierung der Kirche durchgeführt, die bei der zweiten Begehung (Stand 17.10.2009) noch nicht abgeschlossen war. Die Außenfassade des gesamten Kirchengebäudes befand sich vor den Renovierungsarbeiten in schlechtem Erhaltungszustand. Der großangelegte Pfarrhof mit Wirtschaftsgebäuden ist dem Kirchhof südwestlich vorgelagert. Nach der politischen Wende (1989) wurde der gesamte Gebäudekomplex in ein privat geführtes Hotel (Hotel Fara Zátoň) umgebaut. Zur Zeit ist das Hotel außer Betrieb (Stand 17.10.2009). Eine ehemalige Schule befindet sich nordwestlich des Kirchhofes. Das Gebäude zeigt sich in einem schlechten Bauzustand, Instandsetzungsarbeiten sind im Gange (Stand 18.08.2008). Der, seit 2001 bestehende Förderkreis Kirche St. Johannes Enthauptung Ottau e.V. mit Sitz in Leimen (Baden-Württemberg/Deutschland) fördert die Erhaltung der Sakralstätte und begeht alljährlich sogenannte Kirchweihfeste. 9.3.17.2 Bezug zur Landschaft und zum Ort Das bauliche Ensemble Kirche mit Kirchhof, ehemaligem Pfarrhof und ehemaliger Schule ist weitgehend erhalten und prägt den Ort Zátoň wesentlich. Durch die geänderte Nutzung des ehemaligen Pfarrhofes ist allerdings der Verlust des, für die Ensemblewirkung wichtigen Nutzungszusammenhanges gegeben. Aus westlicher Richtung ist die Kirche aufgrund ihrer Lage an einem Steilhang zur Moldau weithin sichtbar. 9.3.17.3 Kirchhof, Friedhof als bauliche Anlage Der Kirchhof erstreckt sich um das Kirchengebäude in Form einer, an mehreren Seiten stark abgeflachten Ellipse (ca. 52,5 m x 40 m). Das, ca. 1.400 m² umfassende Gelände (Gräberfelder, Wege, Grünflächen) fällt in Richtung Nordwesten ab. Das Kirchengebäude nimmt eine Grundfläche von ca. 280 m² ein. Südlich wird der Kirchhof durch ein Wirtschaftsgebäude des ehemaligen Pfarrhofes, weiter in Richtung Westen, Norden und Osten durch eine Kirchhofmauer begrenzt. Am Kirchhof befinden sich fast ausschließlich Grabstellen bzw. Grabzeichen der Bewohner der Umgebung vor 1946, der Kirchhof wird zurzeit nicht neu belegt (Stand 17.10.2009). Die Kirchhofmauer zeigt sich als ca. 1,6 m hohe, ca. 0,8 m breite, beidseitig weiß verputzte Mauer mit satteldachförmiger, ziegelroter Priependacheindeckung (Mönch und Nonne). Nördlich der Kirchhofanlage nimmt eine tiefer gelegene Natursteinmauer als Stützmauer den Niveausprung von ca. 2 m zur Zufahrtsstraße auf. 2010 wird die Kirchhofmauer renoviert (vgl. Kopani 2010, Online). Der Kirchhof ist über den Haupteingang im Westen sowie einen schmalen Zugang nahe dem Pfarrhof im Südosten barrierefrei begehbar. Beide Eingänge werden durch einfache, zweiflügelige Holzgatter verschlossen. Der Zugang zum Haupttor wird durch einen ca. 35 m langen, steil ansteigenden, breiten Fußweg gebildet. Eingänge vom Kirchhof in die Kirche befinden sich an der West- sowie der Südwand der Kirche bzw. der Sakristei im Norden. Das gesamte Kirchhofareal ist als Rasenfläche ausgebildet, es gibt keine befestigten Wege. Der Rundweg um die Kirche sowie Zugänge von den Kirchhoftoren zu den Kirchenportalen bzw. Plätze vor den Eingängen sind von Gräbern freigehalten. Ein Missionskreuz (Kruzifix aus Stein mit einem, in goldener Farbe gefassten Korpus aus Metall, datiert 1911, zuletzt 1991 renoviert) befindet sich am unteren Eingang (Hauptein- Kirchhof Zátoň 165 gang) in den Kirchhof. An der Zufahrt zum Kirchhof steht ein Bildstock aus Stein, datiert 1849. penaufganges zur Orgelempore mehr als 25 gusseiserne Grabkreuze bzw. Kreuzfragmente deponiert. 9.3.17.4 Am Kirchhof sind fast ausschließlich Grabstellen bzw. Grabzeichen mit deutschsprachigen Inschriften der Bewohner der Umgebung vor 1946 zu finden. Einige wenige Grabzeichen weisen Sterbedaten nach 1946 auf (Pisačkova, gest. 1959; Trinkbauer, gest. 1969). Der Kirchhof wird zurzeit nicht neu belegt Grabfelder, Gräber Der Kirchhof ist nur mehr vereinzelt mit Grabstellen bzw. Grabzeichen belegt. Die Gräber im südlichen Bereich des Kirchhofes sind in geradlinigen Reihen, die Gräber im nördlichen Bereich konzentrisch - um die Kirche als Zentrum - angeordnet. Südlich der Kirche sind in vier geradlinigen Reihen ca. 30 Grabzeichen zur Kirche hin orientiert aufgestellt, wobei hier in den meisten Fällen nur mehr Steinsockel vorhanden sind, die gusseisernen Kreuze fehlen. Drei Gräber in diesem Bereich weisen eine bepflanzte Grabfläche auf. Drei Grabzeichen aus Stein an der Südmauer des Chorraumes, drei Steingrabzeichen an der Westwand, eines davon mit Grabfläche, sowie drei Grabstellen aus Stein mit gepflegter Grabfläche und ein gusseisernes Grabkreuz ohne Grabfläche nördlich des Sakralbaues zeigen von der Kirche weg. An der westlichen Sakristeimauer ist ein nicht mehr lesbarer Grabstein eingelassen. Ca. 15 Grabzeichen ohne Grabflächen, zum Großteil Grabkreuze aus Gusseisen, sind an der westlichen Kirchhofmauer mit Blick zur Kirche in einer Reihe aufgestellt. Das nördliche Gräberfeld bilden ca. 50, in drei Reihen ungewöhnlich eng aufgestellte Grabzeichen, wobei auch hier zum Teil nur Grabsteinbzw. Kreuzfragmente auf Steinsockeln erhalten geblieben sind. Die knappe Raumsituation lässt eine museale Zweitaufstellung vermuten. Vier Grabstellen weisen eine bepflanzte Grabfläche auf. Insgesamt finden sich am Kirchhof zum Zeitpunkt der ersten Begehung (Stand 18.08.2008) ca. 100 freistehende Grabzeichen, davon ca. 10 Grabstellen als Einfassungsgräber mit bepflanzter und gepflegter Grabfläche. Es überwiegen Wechselbepflanzungen, gelegentlich sind niedrige Gehölze wie Buxus, Taxus oder Thuja zu finden. Die am Kirchhof vorhandenen Grabzeichen befinden sich teils in gutem, teils in sehr schlechtem Erhaltungszustand. An einigen Stellen werden abgeräumte Grabzeichen sowie Grabeinfassungen gelagert. Im Kircheninneren sind unterhalb der Trep- Beachtenswert sind fünf Zeichen- und Inschriftenplaten (Priestergrabsteine; Johann Paul Perringer, gest. 1730; Antonius Pumerl, gest. 1756; Ludovicus Cžižek) in der südlichen Vorhalle der Kirche. 2010 wurden im Zuge einer Außenrenovierung der Kirche auch einige umgefallene Grabsteine wieder aufgerichtet. Das Vikariat Český Krumlov (Böhmisch Krumau), die Gemeinde Větřní (Wettern) sowie der Förderkreis Kirche St. Johannes Enthauptung Ottau e.V. feierten im Ausgust 2010 das 500-Jahr-Jubiläum der Kirche in Zátoň. Dabei wurde am Kirchhofgelände eine zweisprachiger Gedenkstein für „verstorbene Vorfahren“ eingeweiht. (vgl. Kopani 2010, Online) 9.3.17.5 Bepflanzung Der gesamte Kirchhof ist als Rasenfläche ausgebildet. An Gehölzen sind einzelne Strauchund Baumpflanzungen (Thuja) an der westlichen Kirchhofmauer sowie im nordwestlichen Bereich des Kirchhofes zu nennen. Raumbildend treten vor allem zwei mächtige Rosskastanien (Aesculus), das Missionskreuz am westlichen Kirchhofeingang flankierend, in Erscheinung. 9.3.17.6 Infrastruktur Da der Kirchhof aktuell nicht mehr belegt wird, gibt es auch keine Ver- bzw. Entsorgungseinrichtungen (Wasserstelle, Abfallbehälter) für die Grabpflege. An der westlichen Kirchentüre ist eine kurze Abhandlung der „Geschichte der Kirche St. Johannes in Ottau (Zátoň)“ angebracht. 166 9.3.17.7 Bewertung Die Kirchhofanlage beeindruckt durch ihre außergewöhnliche, topografische Lage sowie ihre Schlichtheit. Zátoň ist ein interessantes Beispiel einer Sakralstätte unter stetigem kirchensowie staatspolitischem Einfluss und Wandel. Die lückenhafte Ausstattung des Kirchhofes mit Grabstellen widerspiegelt einen Abschnitt der jüngeren Zeitgeschichte. Die bauliche Anlage ist in sehr gutem Erhaltungszustand. 167 III. Schluss 10. Zusammenfassung Die folgende Zusammenfassung beschreibt zuerst die elf untersuchten Kirchhofanlagen im Bezirk Freistadt (ohne Berücksichtigung der Friedhöfe in Liebenau und Kaltenberg sowie dem aufgelassenen Kirchhof in Freistadt), danach in gleicher Weise die drei aufgenommenen Kirchhofanlagen im Bezirk Český Krumlov. stätigkeit. Ein Patent Kaiser Joseph II. aus 1781, wonach sämtliche Wallfahrten einzustellen waren, setzte dem ein Ende. Nur in St.Leonhard konnte zu Ende des 20. Jahrhunderts erfolgreich wieder an die Tradition des Wallfahrens angeschlossen werden. Die Kirchen der untersuchten Kirchhofanlagen entstammen großteils der Rodungstätigkeit des Hoch- bzw. Spätmittelalters (11. bis 15. Jahrhundert) und weisen heute meist spätgotische Baumerkmale auf. Einige Pfarren wurden erst im Zuge der Pfarrregulierungen (Kaiser Joseph II.) im 18. Jahrhundert oder auch aufgrund neuer Stiftungen gegründet, so zum Beispiel die Pfarre Sandl mit barocker Kirche aus 1739/42. Pfarrkirche mit Kirchhof, Pfarrhof und Schule bildeten in den meisten Fällen ein charakteristisches Ensemble, welches heute noch vielerorts in den Bebauungsstrukturen der Ortszentren zu erkennen ist. Die Gemeinden im Bezirk Freistadt sind auch heute noch vor allem land- sowie forstwirtschaftlich geprägt. Wirtschaftlich bedeutend waren aber auch - in Verbindung mit dem Flachsanbau - das Weberhandwerk, die Zwirnherstellung, die Stofffärberei sowie Mühlenbetriebe und Hammerwerke. Der Waldreichtum verhalf weiters den zahlreichen Glashütten zu relativem Wohlstand. Alle genannten Handwerke verloren spätestens mit dem auslaufenden 19. Jahrhundert ihre lokalökonomische Bedeutung. Punktuell sind aber auch heute noch einzelne Betriebe in diesen Branchen tätig. Neben lokalen Kleinund Mittelbetrieben, unter anderem auch in der Steinindustrie (Mühlviertler Granit), ist aber vor allem die Region Linz als Arbeitgeber zu nennen. Die Lage vieler Gemeinden am stark frequentierten Handelsweg vom Donauraum nach Südböhmen brachte über Jahrhunderte Aufstieg und Wohlstand mit sich, bedeutete allerdings mit Aufkommen des motorisierten Individualund Handelsverkehrs ab Mitte des 20. Jahrhunderts auch eine enorme Belastung der Anrainer durch Lärm, Staub und Abgase. Einige der Pfarren entwickelten sich zu vielbesuchten Wallfahrtsorten. So waren die Liebfrauenkirche in Freistadt (Marienwallfahrt), die Pfarrkirche Hirschbach (Marienwallfahrt) sowie die Pfarrkirche St.Leonhard bis Ende des 18. Jahrhunderts beliebtes Ziel reger Wallfahrt- Mit der Grenzziehung zu Ende des Ersten Weltkrieges, vor allem aber durch die Errichtung des „Eisernen Vorhanges“ in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg rückte das Mühlviertel in eine wirtschaftliche Randlage. Eine verstärkte Abwanderung von Handel und Gewerbe aus den 10.1 Bezirk Freistadt (Österreich) 10.1.1 Allgemeine Daten 168 Grenzgemeinden war die Folge. Auch verzeichneten viele Gemeinden andauernden, starken Rückgang der Bevölkerungszahl besonders durch Abwanderung. Die Grenzöffnung zu Tschechien 1989 lässt in der Bevölkerungsentwicklung keine großen Veränderungen erkennen. Kerngemeinden des Bezirkes rund um Freistadt (ca. je 2.000 bis 3.000 Einwohner: Grünbach, Gutau, Lasberg, Rainbach i.M.) aber vor allem Gemeinden nahe dem Einzugsgebiet der Stadt Linz (ca. 4.000 Einwohner: Wartberg o.d.A.) verzeichnen als beliebte Wohnorte aktuell einen Bevölkerungszuwachs, wohingegen in landwirtschaftlich geprägten (ca. je 1.250 Einwohner: Hirschbach i.M., Waldburg) sowie nördlich bzw. östlich gelegenen Randgemeinden (ca. je 1.000 bis 1.500 Einwohner: Leopoldschlag, Sandl, St.Leonhard b.Fr.) tendenziell die Einwohnerzahl abnimmt. vorchristlichen Kultplatz, beim Weiler St.Peter bei Freistadt (urk. 1270), der aus unregelmäßig nebeneinander gestellten Höfen besteht. Bei den geplanten Dörfern Gutau (urk. 1122) sowie Leopoldschlag (urk. 1356) befindet sich die Kirche nicht am Dreiecksplatz sondern am Ortsrand, in Lasberg (urk. 1125) nimmt der Kirchhof den Großteil des Dreiecksplatzes ein. In Waldburg (urk.1220) steht die Kirche mit Kirchhof mitten am Dorfanger. Beim Reihendorf Grünbach (urk. 1270), mit großen Abständen zwischen den Höfen, ist die Kirchhofanlage abseits der Hauptstraße angelegt. Streusiedlungen erhalten erst mit Errichtung von Kirche, Kirchhof, Pfarrhof und Schule ein Zentrum, wie an der Ortschaft Sandl (Kirchenbau 1739 – 42) zu erkennen ist. Die Grenzen der politischen Gemeinden decken sich meist nicht mit dem Einzugsgebiet der Pfarrgemeinden. Obwohl nach einem Patent Kaiser Joseph II. bis 1788 die Verlegung aller Friedhöfe außerhalb der Ortschaften vorgeschrieben war, sind für den Bezirk Freistadt erst mit der Wende des 18. zum 19. Jahrhundert sowie vor allem mit der Mitte des 19. Jahrhunderts zwei zeitliche Schwerpunkte zu erkennen, an denen vermehrt innerörtliche Kirchhöfe als Bestattungsplätze aufgelöst wurden. Friedhofneubauten wurden hauptsächlich an den östlichen bzw. den westlichen Ortsrändern angelegt. In Orten, wo aufgrund der örtlichen Bebauungs- und Freiraumstruktur eine Erweiterung des Kirchhofes durch einen angrenzenden Friedhof möglich war (Rainbach i.M., Sandl, Grünbach, Gutau, Hirschbach i.M., Leopoldschlag, Wartberg o.d.A.) bzw. die stagnierende Bevölkerungszahl eine Vergrößerung des Bestattungsplatzes bisher nicht 10.1.2 Bezug zur Landschaft und zum Ort Die Lage des Kirchhofs im Ort ist meist von der Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte der Ansiedlung abhängig. Hirschbach im Mühlkreis (urk. 1150), Rainbach im Mühlkreis (urk. um 1260), St.Leonhard bei Freistadt (urk. 1150) und Wartberg ob der Aist (urk. 1111) entstehen als Kirchenweiler in etwa zeitgleich mit der Kirche im Zentrum, weisen keine geschlossene Bebauung auf und bestanden meist nur aus wenigen Gebäuden. Die ehemalige Friedhofskirche mit Friedhof von Freistadt befindet sich auf einer Hügelkuppe, vermutlich einem Abb. 173 Kirchhofmauer, Stützmauer, unregelmäßiges Bruchsteinmauerwerk, Mauerkrone Steinplatten, Kirchhof St.Peter b.Fr., 2008. 10.1.3 Kirchhof, Friedhof als bauliche Anlage Abb. 174 Kirchhofmauer, Stützmauer, regelmäßiges Schichtenmauerwerk, Mauerkrone Steinplatten, errichtet 1856, Kirchhof Rainbach i.M., 2008. Abb. 175 Kirchhofmauer, Stützmauer, regelmäßiges Schichtenmauerwerk, Mauerkrone Steinplatten, errichtet 1962, Kirchhof Lasberg, 2008. 169 nötig machte (Waldburg), blieben Kirchhöfe als Bestattungsplätze zumindest in Teilen bis heute erhalten. Zurzeit werden noch elf Kirchhöfe teilweise oder zur Gänze als Bestattungsplätze genutzt. Sieben der belegten Kirchhöfe wurden meist zur Mitte des 20. Jahrhunderts um eine oder mehrere Friedhofserweiterungen vergrößert. Die bearbeiteten Kirchhöfe umschreiben Flächen von ca. 925 bis 2.750 m². Angefügte Erweiterungsflächen sind zwischen 1.000 und 3.250 m² groß. Die Kirchhöfe sind in der Regel um die Pfarrkirche angelegt. Daraus ergibt sich in den meisten Fällen eine annähernd kreisrunde (Lasberg, St.Leonhard b.Fr., St.Peter b.Fr.) oder ovale (Gutau, Hirschbach i.M., Waldburg) Form des Areals mit der Kirche im Zentrum. Die geomorphologische Situation, die Parzellierung und umgebende Bebauung, das Bestreben einer optimalen Raumausnützung sowie Erweiterungsmaßnahmen verursachten jedoch Abwandlungen dieser Vorgabe (Grünbach, Leopoldschlag, Rainbach i.M., Wartberg o.d.A.). Alle besuchten Kirchen sind - mit geringen Abweichungen - nach Osten ausgerichtet. Für Bau und Instandhaltung der Kirchhofumfriedungen wurden ursprünglich vorwiegend lokal verfügbare Baumaterialien wie Stein, Lehm, Holz und Stroh verwendet. Die Mehrzahl der Mauern wurde als unregelmäßiges Bruchsteinmauerwerk ausgeführt, einige dieser Beispiele sind zumindest noch in Teilen im Originalzustand erhalten (z.B. Grünbach, Gutau, Hirschbach, Rainbach, Sandl, St.Leonhard, St.Peter, Wartberg) . Für besonders hohe Mauerab- Abb. 176 Kirchhofmauer, abgemauerte Zinnenbekrönung, Mauerkrone Satteldach mit Faserzementplatten Rundschnittbiber, Kirchhof Wartberg o.d.A., 2007. schnitte wurde ab der Mitte des 19. Jahrhunderts eine Bauweise angewendet, bei der exakt zugehauene Steinquader beinahe fugenlos aneinandergereiht worden sind (Rainbach i.M.). Mauereindeckungen vor allem aus Holzschindeln (Hirschbach i.M., St.Leonhard b.Fr., Waldburg) waren bis in das 20. Jahrhundert gängig, wurden aber zur Gänze durch Dachziegeln aus Ton oder Beton beziehungsweise durch Faserzementplatten abgelöst. Mauerkronenabdeckungen aus großen Natursteinplatten sind auf beinahe allen Kirchhofanlagen zumindest in Teilabschnitten zu finden. Wurden Mauerstücke ersetzt, so kamen wiederholt neuartige Bauweisen zur Anwendung wie der Verbau von Betonhohlblocksteinen (z.B. Lasberg, Waldburg) oder Blendmauerwerk vor einem Stahlbetonbauwerk in Schalungstechnik (z.B. Hirschbach i.M.). Bei Dimension und Ausführung wurde nicht immer auf das historische Vorbild Bezug genommen. Aufgrund der topografisch meist herausfordernden Lagen im Mühlviertel sind Kirchhofmauern vielfach als Stützmauern ausgebildet. Wegen meist statischer Probleme wurden viele dieser Stützmauern durch Neubauten ersetzt (z.B. Hirschbach i.M.) oder durch vorgelagerte Stützbauten abgesichert (z.B. Rainbach i.M.). Ein Unikum in der Region stellen die historisch belegten, vier Initialkapellen an der Kirchhofmauer von St.Leonhard b.Fr. dar, welche 1828 wegen fehlender Mittel zur Erhaltung entfernt worden sind. Die meist zentrale Lage von Kirchhöfen in Orten bringt eine Vielzahl an Berührungspunkten mit privaten Grund- und Hauseigentümern sowie öffentlichen Stellen mit sich. Für die Optimierung bestehender, öffentlicher Ver- Abb. 177 Kirchhofmauer, Stützmauer, Mauerkrone Pultdach mit Faserzementplatten Rundschnittbiber, Kirchhof St.Leonhard b.Fr., 2008. Abb. 178 Kirchhofmauer, Stützmauer, Blendmauer vor Stahlbeton, Mauerkrone Satteldach mit Tonziegel Rundschnittbiber, err. 2002, Kirchhof Hirschbach i.M., 2008. 170 kehrswege wie Fahrbahnverbreiterungen oder die Neuanlage von Gehsteigen, wurden häufig Kirchhofanlagen eingeengt, Kirchhofmauern abgetragen und räumlich versetzt neu errichtet (z.B. Hirschbach i.M., Waldburg). Vor allem im 20. Jahrhundert wurden Kirchhofmauern von Anbauten wie Gebäuden für die Aufbewahrung von Feuerwehreinsatzgeräten, Verkaufsläden, privaten Lagerräumen oder Stallungen „befreit“ (z.B. Lasberg, St. Leonhard, Wartberg o.d.A.). Ungewöhnlich ist auch die Nutzung eines Teiles des Kirchhofes von Lasberg bis ca. 1962 als Gemüsegarten der angrenzenden Schule. Eingänge auf den untersuchten Kirchhöfen sind meist mit einfachen, massiven Torpfeilern und einem ein- oder zweiflügeligen Tor aus Schmiedeeisen versehen. Ein spitzbogiger Eingang in St.Peter b.Fr. mit hölzernem Gittertor, Segmentbogenportale in Lasberg sowie Portale mit einfachem, geradem Sturz in Sandl stellen dabei eher die Ausnahme dar. Besonders zu erwähnen sind zwei architektonisch bemerkenswerte Beispiele: In Lasberg befand sich bis um 1960 am Hauptportal in den Kirchhof, versehen mit einem geschwungenem Barockgiebel und einem massiven Eichentor, ein hölzernes Torhaus. In Wartberg o.d.A. ist der Haupteingang als Rundbogenportal in die wehrhafte Kirchhofmauer eingelassen und mit einem breiten Satteldach ausgestattet. Ein Rundbogenportal am Haupteingang in den Kirchhof St.Peter b.Fr. sowie waagrechte Überlager an den Kirchhofportalen in St.Leonhard b.Fr. wurden im 20. Jahrhundert entfernt. Die untersuchten Kirchhöfe weisen zumindest zwei (St.Peter b.Fr.) bis maximal fünf (Grünbach) Zugänge auf. Vielfach Abb. 179 Nebeneingang, Spitzbogenportal, Kirchhof St.Peter b.Fr., 2007. sind Kirchhofanlagen nicht an allen Eingängen mit Tür- oder Torflügeln versehen (Grünbach, Hirschbach, Lasberg, Leopoldschlag, St.Leonhard, Wartberg). Die Erschließung des Kirchhofes wird meist durch einen breiten, befahrbaren Weg zum Hauptportal in die Kirche, einem Rundweg um die Kirche sowie mit Stichwege zu den einzelnen Gräberfeldern erreicht. Der Bereich vor dem Haupteingang in die Kirche wird als Versammlungsplatz grundsätzlich von Gräbern freigehalten. Änderung der religiösen Rituale und Zeremonien am Kirchhof bringen auch Änderung der räumlichen Organisation mit sich. So ist vielfach ein Rundgang als Prozessionsweg um die Kirche heute nicht mehr möglich (z.B. Leopoldschlag, Rainbach i.M.). Waren der gesamte Kirchhof einschließlich der Wege ursprünglich unbefestigt, so wurden vor allem im Zuge der Ortspflasterungen zu Mitte des 20. Jahrhunderts die Wege auf allen besuchten Kirchhöfen vorwiegend mit Kleinsteinpflaster im Segmentbogenverband aus regional abgebautem, grauem Granit versehen. Seltener zu finden sind Steinplattenbeläge (Hirschbach i.M., Lasberg). Die häufige Lage der Kirchhöfe am Hang bedingt eine Vielzahl an Treppenanlagen und Rampen (Grünbach, Gutau, Hirschbach i.M., Rainbach i.M.). So ist auch oft ein barrierefreier Zugang nur über Umwege gegeben. Straßen bzw. Wege zur Kirchhofanlagen werden häufig „Totenweg“ benannt (St.Peter b.Fr.). Die Wegbreiten der inneren Erschließung der Gräberfelder bzw. die Zwischenräume bei den Abb. 180 Haupteingang, Rundbogenportal, abgemauerte Zinnenbekrönung, Kirchhof Wartberg o.d.A., 2007. Abb. 181 Haupteingang, Rundbogenportal mit barockem Giebel, Kirchhof Lasberg, 2007. 171 Gräbern variieren stark. Bei manchen Kirchhofanlagen sind die Grabzwischenräume sehr eng, andererorts wieder sehr großzügig bemessen. Es ist zu beobachten, dass bei Erweiterungsflächen meist breitere Grababstände vorgesehen sind. Wege innerhalb der Gräberfelder bzw. Grabzwischenräume sind als Rasen- (St. Peter b.Fr.) oder offene Erdflächen (St.Leonhard b.Fr.), meist aber als großteils einheitlich gestaltete Kiesflächen (Grünbach, Hirschbach i.M., Lasberg, Leopoldschlag, Rainbach i.M., Sandl, Waldburg) angelegt. Beinhäuser hatten mit der Verortung und dauerhaften Kennzeichnung der Grabstellen am Kirchhof, der längeren Grabnutzungsrechte sowie veränderten Glaubensansichten spätestens zu Anfang des 20. Jahrhunderts ihre Bedeutung verloren. Sie wurden in der Folge häufig vermauert oder ausgeräumt und baulich verändert. Oftmals wurden die, meist auf Untergeschossebene gelegenen Räume auch einer völlig andersartigen, zweckfremden Nutzung zugeführt, etwa als Heizraum und Brennstofflager für die Kirchenbeheizung (Neumarkt i.M., Rainbach i.M.). Ein, 1842 am Kirchhof von St.Leonhard b.Fr. errichtetet hölzernes „Beinhäusl“ wurde 1888 wieder entfernt. War die Hausaufbahrung im ländlichen Raum noch bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts vielerorts üblich, so wurde mit dem Bau von Aufbahrungshallen ab den 1970er Jahren das Ritual der Verabschiedung von den Verstorbenen endgültig auf den Kirch- bzw. Friedhof verlagert. Aufbahrungshallen wurden, meist ausgestattet mit Lagerräumen sowie seltener auch Toilet- Abb. 182 Haupteingang, Treppenanlage dat. 1726 bzw. 1937, Kirchhof Hirschbach i.M., 2007. tenanlagen, außerhalb des Kirch- sowie Friedhofes (Grünbach, Hirschbach i.M., Lasberg, Sandl), auf dem Areal einer Friedhofserweiterung (Gutau, Leopoldschlag), an der Kirchhofumfriedung (Waldburg) aber auch am Kirchhof selbst (St.Leonhard b.Fr.) errichtet. Sind Friedhofskapellen oder andere Sakralgebäude neben der Kirche vorhanden, so wurden diese zu Aufbahrungsräumen umfunktioniert (Rainbach i.M., St.Peter b.Fr., Wartberg o.d.A.). Bereits früher vorhandene Totenkammern oder Totenhäuschen dienten zur Totenschau und kurzzeitige „Aufbewahrung“ Verstorbener (Grünbach, Hirschbach i.M.). Das Obergeschoss von Karnern (Friedhofskapellen) wird gegenwärtig vielfach als Aufbahrungsraum genutzt (Rainbach i.M., Wartberg o.d.A.). Eine vermutete Totenkapelle mit Beinhaus der spätgotischen Pfarrkirche Hirschbach i.M. ist heute Sakristei. Eine Kapelle als Begräbnisstätte der Familien Zwingenstein, Scherffenberg und Hoheneck sowie eine vermutete Grabkapelle im Erdgeschoß des Kirchturmes wird für die ebenso spätgotische Pfarrkirche Wartberg o.d.A. verzeichnet. An Gruftanlagen auf den genannten Kirchhöfen ist eine Gruftkapelle aus 1370 der Familie Zinespan am Kirchhof St.Peter b.Fr., eine ehemals freistehende Gruftkapelle aus dem 14. Jahrhundert am Kirchhof Gutau, eine Gruft mit Loggia aus 1620 der Freistädter Dechanten am ehemaligen Kirchhof der Liebfrauenkirche Freistadt sowie eine 1828, anstatt des Beinhauses angelegte Gruft der Familie Starhemberg im Untergeschoss der Michaelskapelle aus 1510 am Abb. 183 Haupteingang, Portal mit geradem Sturz, Kirchhof Sandl, 2007. Abb. 184 Haupteingang, Torpfeiler mit Nischen, Kirchhof St.Leonhard b.Fr., 2008. 172 Kirchhof Wartberg o.d.A. zu nennen. Die 1784 geschlossenen Grüfte am Kirchhof St.Leonhard b.Fr. „dienten in späteren Jahren dem jeweiligen Schulmeister als Kartoffelkeller“ (Scheuchenpflug 2000, S.78). Nicht auf allen untersuchten Kirchhöfen ist ein Friedhofskreuz zu finden (z.B. Wartberg o.d.A.). Fehlt dieses, so werden oftmals Kreuze auf sakralen Denkmälern oder Priestergräbern als kollektive Kreuzsymbole verstanden (z.B. Sandl, St.Leonhard b.Fr.). Vor allem in den 1860er Jahren als Missionskreuze (Rainbach i.M.) sowie um die Mitte des 20. Jahrhunderts als eigenständige Friedhofskreuze (Grünbach, Hirschbach i.M., Lasberg) wurden Hochkreuze innerhalb von Kirchhofanlagen errichtet bzw. erneuert. Friedhofskreuze weisen dabei als Kruzifixe beinahe ohne Ausnahme einen Korpus auf. Bei Kruzifixen aus Naturstein ist der Korpus aus Metall (Leopoldschlag, Lasberg, Grünbach) oder Kunststein (Hirschbach i.M., Waldburg) gefertigt. Holzkruzifixe zeigen einen Korpus aus Holz (Sandl, St.Leonhard b.Fr.) oder in seltenen Fällen auch als einfaches Kreuz keinen Korpus (Gutau). Wenn nicht bereits ein Missionskreuz als Friedhofskreuz dient (Rainbach i.M.), so besteht in vielen Fällen neben dem eigentlichen Friedhofskreuz auch ein Missionskreuz (Grünbach, Hirschbach i.M., Lasberg, Leopoldschlag). Missionskreuze aus Stein sind ebenfalls mit einem Metallkorpus versehen, die vorhandenen Holzkreuze weisen keinen Korpus auf. Hier wurden die Jahreszahlen der „Volksmissionen“ auf den Längsbalken vermerkt (Hirschbach i.M., Lasberg). Abb. 185 Ehem. Gruftkapelle, M. 14. Jhdt., Kirchhof Gutau, 2008. Sakrale Kleindenkmäler nahe den Kirchhofanlagen sind bei den beschriebenen Beispielen selten vorzufinden. In vier Fällen befindet sich nahe eines Kirchhofeinganges eine Statue des hl. Johannes von Nepomuk (Gutau, Hirschbach i.M., Lasberg, Waldburg), alle aus der Mitte des 18. Jahrhunderts (Johannes von Nepomuk war zu dieser Zeit vor allem in Böhmen und dem gesamten Habsburgerreich als Heiliger sehr populär.). In einem Fall beginnt nahe dem Kirchhof der Verlauf eines „Sieben-SchmerzenWeg“, datiert 1859 (Rainbach i.M.). Mit der 12., 13. und 14. Station endet der spätklassizistische Kreuzweg von Freistadt (errichtet 1836 – 42) am Kirchhof von St.Peter b.Fr.. An Kleindenkmälern innerhalb der Kirchhöfe sind vor allem die Ölbergszenen zu nennen. Eine Wandmalerei zu diesem Thema an der Südkapelle der Pfarrkirche Gutau ist in den Anfang des 16. Jahrhunderts zu datieren. Meist in Nischen oder kleinen Kapellen außen an der Kirche angebracht entstammen die Ölbergreliefs (Grünbach, Lasberg, Rainbach i.M.) und Plastiken (Wartberg o.d.A.) der Wende des 18. zum 19. Jahrhundert. 1981 wurde das Relief „Christus am Ölberg“ aus 1893 vom Kirchhof Leopoldschlag in die neue Aufbahrungshalle verbracht. Darstellungen des hl. Christophorus (Gutau, Hirschbach i.M.) sowie „Die armen Seelen im Fegefeuer“ (Hirschbach i.M.) als Wandmalereien sind nicht mehr zu sehen. Ein Fresko aus 1482 oberhalb des „Totentores“ der Südwand der Liebfrauenkirche Freistadt zeigt „Die Krönung Mariens“. Dieser ehemalige Kirchhof beherbergt weiters eine bedeutende, architektonische Besonderheit der Spätgotik: eine ca. sechs Meter hohe Totenleuchte, datiert 1484. Eine weitere Besonderheit Abb. 186 Karner, 2.H. 14. Jhdt., Kirchhof Rainbach i.M., 2007. Abb. 187 Michaelskapelle mit ehem. Beinhaus, 1510, Kirchhof Wartberg o.d.A., 2007. 173 zeigt sich in einem Friedhofsoculus am Kirchhof in Waldburg. Eine kreisrunde Maueröffnung lässt das „Ewige Licht“ aus dem Kircheninneren auf den Kirchhof strahlen. Aus der Zeit um 1350 stammt ein sogenannter „Fackeltöter“ der Pfarre Rainbach i.M., ein halbkugelförmiger Stein mit sieben Vertiefungen zum Ablöschen von Fackeln. Ähnlich bearbeitete Steine waren auch für das Abbrennen von Opferlichtern in Verwendung. Romanische sowie gotische Kopfmasken und Figuren an Kirchentraufen (Grünbach, Hirschbach i.M., St.Peter b.Fr.) und Kirchhofmauern (Rainbach i.M.) stellen vermutlich gebannte Dämonen dar. Der Erhaltungszustand der untersuchten Kirchhofanlagen ist durchwegs als gut bis sehr gut einzustufen, was grundlegend auf die Funktionserfüllung als Bestattungsort, aber in vielen Fällen nicht zuletzt auf die prominente Lage der Areale im Ortszentrum, der Repräsentationsfunktion für Pfarre und Kommune und der daraus resultierenden Notwendigkeit entsprechender Pflege und Wartung zurück zu führen ist. Umfriedungsmauern werden laufend instand gehalten, gelegentlich auch unter Beteiligung des Bundesdenkmalamtes sowie des Bauamtes der Diözese Linz erneuert. Gehölze werden geschnitten, Grünflächen regelmäßig gepflegt. Bei Pflegeund Erhaltungsarbeiten von Kirchhof sowie öffentlichen Grünflächen überschneiden sich häufig die Aufgabengebiete von Kommune und Pfarre. Meist führen ehrenamtliche Helfer der Pfarre die notwendigen Arbeiten am Kirchhof durch, wohingegen die Abfallentsorgung sowie Schneeräumarbeit mancherorts von Bediensteten der politischen Gemeinde bewältigt wird. Abb. 188 Zugang Beinhaus, Untergeschoß Sakristei, Kirchhof Rainbach i.M., 2007. 10.1.4 Grabfelder, Gräber Auf den meisten Kirchhöfen orientieren sich die Gräber bzw. Grabreihen am Kirchengebäude, eine Ostung der Grabstellen kommt bei den untersuchten Beispielen nicht vor. In vielen Fällen sind die Gräber am Kirchhof konzentrisch um die Kirche, genauer dem Altarraum als Zentrum angeordnet (Gutau, Hirschbach i.M., St.Leonhard b.Fr., Wartberg o.d.A.). Auf manchen Kirchhöfen sind die Gräber in geradlinigen Reihen mit Blick zur Kirche orientiert, wobei die äußeren Grabreihen vielfach dem manchmal gekrümmten Verlauf der Kirchhofmauer angepasst sind (Grünbach, Lasberg, Leopoldschlag, Rainbach i.M., Sandl, St.Peter b.Fr., Waldburg). Nicht alle Grabstellen auf Kirchhöfen sind zur Kirche hin ausgerichtet. Vor allem Priestergräber, aber auch andere, knapp an der Kirche befindliche Grabstellen weisen häufig von der Kirche weg (Grünbach, Gutau, Leopoldschlag, Rainbach i.M., Sandl, St.Peter b.Fr.). Friedhofserweiterungen sind ebenfalls häufig so angelegt, dass die Grabstellen mit Blick zur Kirche positioniert sind (Grünbach, Hirschbach i.M., Leopoldschlag, Sandl). Eine Anpassung an die gegebene Topografie sowie Überlegungen der optimalen Raumnutzung bei möglichst einfachem Wegenetz ergeben allerdings oft sehr unterschiedliche Muster der Orientierung von Gräberreihen auf Erweiterungsflächen. Ganze Gräberfelder (Rainbach i.M.), zumindest aber die Randgräber sind an Wegen oder Mauern ausgerichtet, die Gräber dahinter als raumfüllender Raster (Gutau) oder gespiegelte Reihen mit einer Anordnung von Kopfseite an Kopfseite (Wartberg o.d.A.) angelegt. Abb. 189 Zugang Beinhaus, Untergeschoß Sakristei, Kirchhof Waldburg, 2008. Abb. 190 Zugang Beinhaus, Untergeschoß Sakristei, 1829 vermauert, Kirchhof Hirschbach i.M., 2000. 174 Die Gliederung und Zusammenfassung in Grabfelder orientiert sich meist an Wegverbindungen sowie einer einheitlichen Ausrichtung der Grabstellen. Die Grabstellen auf den untersuchten Kirchhöfen weisen eine Länge von ca. 1,6 (Grünbach, St.Leonhard b.Fr.) bis ca. 2,0 (Lasberg) Meter bei einer Breite für Einzelgräber von ca. 0,8 Meter, für Doppelgräber von ca. 1,2 (St.Leonhard b.Fr.) bis ca. 1,8 (St.Peter b.Fr.) Meter auf. Wandgräber (z.B. Grünbach) messen ca. 2,0 x 2,0 Meter. Seitens der Diözese Linz wird in einer Friedhofsordnung aus 1997 eine einheitliche Grabgröße von 1,8 x 0,8 Meter bzw. 1,8 x 1,6 Meter empfohlen. Auf manchen Kirchhöfen sind nur Einzelgräber zugelassen, Dreifachgräber kommen selten vor. Es ist festzustellen, dass Gräber auf Erweiterungsflächen oft eine bedeutend größere Grabfläche haben. Urnen in Erdbestattung werden auf den, in dieser Arbeit beschriebenen Kirchhöfen in Grabstellen üblicher Größe beigesetzt. Auf einem Kirchhof (Grünbach) sowie manchen Friedhofserweiterungen (z.B. Gutau, Wartberg o.d.A.) sind für Urnenerdbestattungen bereits zusätzlich Grabstellen mit geringeren Größen von ca. 0,8 x 0,8 Metern vorgesehen. Verstorbene Kinder werden meist in Normalgräbern beigesetzt, nur mehr auf wenigen Kirchhöfen sind ausgewiesene Bereiche für Kindergräber zu finden (Rainbach i.M., Sandl, St.Leonhard b.Fr.). Kindergräber weisen die Maße von ca. 1,0 x 0,5 Meter auf (St.Leonhard b.Fr.). Eine ausgewiesene Nummerierung an den Gräbern ist nur selten vorhanden (Hirschbach i.M., Waldburg). Auf Gräberplänen werden die Abb. 191 Friedhofskreuz, Kruzifix, Steinkreuz mit Metallkorpus, dat. 1913, Friedhof Leopoldschlag, 2007. Grabstellen in fortlaufender Reihenfolge nummeriert und meist gemäß den Gräberfeldern in Sektoren gegliedert. Neue Grabstellen innerhalb einer schon belegten Gräberreihe werden entweder bereits mit einer Platznummer berücksichtigt, mit einer Zusatzerkennung (z.B. a, b, c, …) oder mit der fortlaufenden Gesamtnummer versehen. Abweichungen in der Reihenfolge der Nummerierungen sind häufig. Für die Beisetzung von Urnen steht bisher nur am Kirchhof in Lasberg eine Urnenwandanlage zur Verfügung. Auf den anderen Kirchhöfen werden Urnen in Erdbestattung auf Grabstellen üblicher Größe oder auch, wie in Grünbach oder Gutau, in Grabstellen mit kleineren Grabflächen beerdigt. Auf der Friedhofserweiterung Wartberg o.d.A. sind für Urnenerdbestattungen Grabstellen mit geringeren Grabflächen auf einem ausgewiesenen Urnengrabfeld vorgesehen. Der Handlungsfreiraum der Nutzungberechtigten bei der Materialwahl, der Ausformung und künstlerischen Gestaltung der Grabeinfassung sowie des Grabzeichens wird seitens der Friedhofsverwaltung verschieden reglementiert. Beinahe alle Grabstellen sind als Einfassungsgräber ausgeführt. Grabeinfassungen sind in unterschiedlichen Materialien und Ausformungen zu finden. Bei den Materialien herrschen bei den aufgenommenen Beispielen meist Einfassungen aus grauem Granit regionaler Steinbrüche (Lasberg, Windhaag) vor. Diese Variante wird auch in manchen Kirchhöfen Abb. 192 Missionskreuz, Holzkreuz mit Jahreszahlen der „Volksmission“, Kirchhof Hirschbach i.M., 2007. Abb. 193 Friedhofskreuz, Kruzifix, Steinkreuz mit Metallkorpus, 1954, Kirchhof Lasberg, 2008. 175 gefordert. Häufig werden Einrahmungen aber auch aus anderen Natursteinen (andersfärbige Granite, Gabbro, Syenit, Marmore), aus Kunststein (Beton), Holz, Metall und vereinzelt auch aus glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK) hergestellt. Die Wahl des Materials ist freilich eine Kostenfrage aber auch eine Frage der handwerklichen Möglich- und Fähigkeiten vor Ort. Grabeinfassungen aus losen Steinlegungen oder einer geschnittenen Buchsbaumhecke sind eher die Ausnahme, ebenso wie Grabhügel ohne jegliche Einfassung. Nur wenige Grabgittereinfassungen sind zu finden. Rahmen aus Holz, Metall oder Kunststoff als dauerhafte Einfassungen, Grabgittereinfassungen sowie Grabgestaltungen ohne jeder Einfassung werden seitens der Friedhofsverwaltungen meist explizit abgelehnt. Beinahe in allen Kirchhöfen werden ca. einen Monat nach Neuanlage bzw. Neubelegung einer Grabstelle für ca. neun Monate temporäre Grabeinfassungen aus Holz verwendet. Was die Grabzeichen betrifft, herrschen durchwegs einfache, seriell gefertigte bzw. vorgefertigte Steinmetzarbeiten vor. Neben Importware dürften vor allem die älteren Steinstelen weitestgehend von lokalen Steinmetzbetrieben (Lasberg, Freistadt, Windhaag) stammen. Zu finden sind die aktuell üblichen Gesteine für Grabzeichen wie verschiedenfarbige Granite, Gabbro, Syenit und Marmore. Neuerdings werden auch vermehrt Materialien wie Stein, Metall, Holz und buntes Glas kombiniert. Schmiedeeiserne Grabkreuze sind meist neueren Datums. Nur mehr wenige Grabkreuze aus Gusseisen sind vorhanden. Auch hier greift die jeweilig vorgeschriebene Friedhofsordnung in den Handlungs- Abb. 194 Totenleuchte, Sandstein, dat. 1484, ehem. Kirchhof Freistadt, Liebfrauenkirche Freistadt, 2009. freiraum der Nutzungsberechtigten hinsichtlich der Material- und Formenwahl der Grabzeichen verschiedenartig ein. In manchen Kirchhöfen wird nur die Errichtung von Grabkreuzen aus Schmiedeeisen goutiert, die Grabausstattung muss seitens der Friedhofsverwaltung bewilligt werden. Die Höhe der Grabzeichen ist überall auf ein Maximalmass beschränkt. Auf manchen Bestattungsanlagen wird der Ausführung der Grabzeichen allerdings keine besondere Aufmerksamkeit geschenkt, nur die Standfestigkeit muss gegeben sein. Waren es bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts vor allem Holzkreuze und gusseiserne Kruzifixe, die das Aussehen einer Bestattungsanlage im Mühlviertel bestimmten, so wurden diese vermehrt durch Reihen- und Breitsteine oder Steinstelen ersetzt. Manche Kirchhofanlagen weisen dennoch einen hohen Anteil an Grabkreuzen aus Schmiedeeisen auf (z.B. Waldburg). Gelegentlich kommen bei der Gestaltung der Grabzeichen lokale Eigenarten zum Ausdruck. So sind etwa Aussehen und Größe von Grabsteinen oder Grabkreuzen mancherorts durch Ideenreichtum und Geschick der örtlichen Handwerker geprägt (z.B. St.Leonhard b.Fr.). Sehr häufig sind Darstellungen der Verstorbenen auf Porzellanschildern sowohl an Grabsteinen als auch an Grabkreuzen angebracht. Bei Beschriftung und Symbolen auf den Grabzeichen ist keine besondere Eigenart zu erkennen. Skurrile Grabinschriften, wie sie aus dem Tiroler Inntal bekannt sind, werden bis auf eine aufgefundene Ausnahme nicht verwendet. Eine Grabtafel des Schulmeisters Kaspar Boes (gest. 1829) an der Kirchensüdmauer am Kirchhof Abb. 195 Ölbergnische, Holzfiguren gefast, 2.H. 18. Jhdt., Kirchhof Wartberg o.d.A., 2007. Abb. 196 Ölbergrelief, Sandstein, 1916, Kirchhof Rainbach i.M., 2007. 176 von Waldburg ist mit folgendem Grabspruch erhalten: Bös hieß zwar dieser Jugendfreund Der hier im Schoß der Erde ruht. Doch allgemein ward er beweint, Denn er war liebreich, sanft und gut. Kunsthandwerklich bedeutende Grabzeichen finden sich auf den untersuchten Kirchhöfen nur selten. Es sind dies vor allem im Stile des Barock, des Rokoko oder des Klassizismus gehaltene, häufig mit Blechschnittfiguren versehene schmiedeeiserne Grabzeichen aus dem 18. und 19. Jahrhundert auf Priestergräbern (Grünbach, Lasberg, Rainbach i.M.), auf Grabstätten einst einflussreicher Familien (Lasberg), Lehrergräbern (Leopoldschlag) sowie Grabstellen wohlhabender Handwerkerfamilien (Sensenwerke in Leopoldschlag). Die genannten Grabzeichen befinden sich durchwegs in gutem bis sehr gutem Erhaltungszustand. Die Vielfalt der gusseisernen Grabkreuze aus der Zeit um 1900 kann nur erahnt werden. Obwohl auch heute noch derartige Grabzeichen gelegentlich in der Alteisensammlung zu finden sind (Neumarkt i.M.), ist der Anteil an gusseisernen Kruzifixen auf manchen Kirch- und Friedhöfen noch immer deutlich zu bemerken (Lasberg, Leopoldschlag, St.Leonhard b.Fr.). An historischen Grabzeichen aus Stein sind nur wenige interessante Beispiele erhalten. So etwa das bereits genannte neugotische Familiendenkmal der Arneth in Leopoldschlag, neugotische Grabkreuze in Rainbach i.M., antikisierende und neugotische Steingrabmäler in Lasberg sowie mehrere Jugendstil-Steinstelen, zum Beispiel die der Familie Leitner in Gutau. Abb. 197 Frühgotischer Grabstein mit Hügelkreuz, um 1300, Kirche St.Peter b.Fr., 2008. Aktuell belegte Wandgräber an Umfriedungsmauern sind nur auf Friedhofserweiterungen zu finden (Grünbach, Rainbach i.M., Wartberg o.d.A.). Vorhandene Grabtafeln an Kirchhofmauern werden belassen aber nicht mehr aktualisiert oder neu angelegt (Leopoldschlag, Rainbach i.M., Sandl, St.Leonhard b.Fr., Wartberg o.d.A.). Noch vorhandene Gräber an Kirchenwänden stellen eher eine Ausnahme dar (Grünbach, Leopoldschlag, Rainbach i.M., Sandl). Um Veränderungen und Erweiterungen der Kirchengebäude (Leopoldschlag, Rainbach i.M.), Trockenlegungsarbeiten an Kirchenmauern, die Anlage parkähnlicher Grünflächen und Freiflächen für Plätze und Zufahrten, aber auch um eine Nivellierung der bisher vorherrschenden Gräberhierarchie zu ermöglichen, wurden und werden Grabstellen an sowie rund um Kirchen vermehrt aufgelöst bzw. verlegt (Grünbach, Gutau, Hirschbach i.M., St. Peter, Wartberg o.d.A.). Meist kommt es dabei auch zur Entfernung von Grabtafeln an Kirchenmauern. Priestergräber wurden meist an besonderer Stelle an der Kirchensüdwand oder nahe dem Friedhofskreuz angelegt (Lasberg, Rainbach i.M., Sandl). In vielen Kirchhofanlagen wird auch hier vermehrt Bedacht auf eine Auflösung der Gräberhierarchie genommen und auch Priestergräber als Reihengräber geführt. Viele Grabtafeln an Kirchenaußenwänden wurden im Laufe des 20. Jahrhunderts u.a. auf Wunsch der Ordinariate (Kirchenbehörde), bei Renovierungsarbeiten oder Umbauten ent- Abb. 198 Renaissance-Epitahp Georg Haym von Reichenstein, gest. 1583, Pfarrkirche Wartberg o.d.A., 2007. Abb. 199 Grabtafel Vikar Franz Xaver Gundholf, gest. 1767, Pfarrkirche Hirschbach i.M., 2008. 177 fernt (z.B. Hirschbach i.M., Wartberg o.d.A.). Dennoch sind einige beachtenswerte Beispiele aus dem 18., 19. und 20. Jahrhundert erhalten geblieben. Meist handelt es sich um Grabtafeln für Geistliche (Hirschbach i.M., Rainbach i.M., Sandl, Wartberg o.d.A.) und Personen des öffentlichen Lebens wie Politiker, Bürgermeister, Beamte, Lehrer, Ehrenbürger (Leopoldschlag, Waldburg) ferner für Mitglieder wohlhabender Familien wie Gutsbesitzer, Kaufleute, Händler, Gastwirte, Hausbesitzer und Handwerker (Rainbach i.M., Sandl, St.Peter b.Fr., Waldburg) sowie für Angestellte ehemaliger Herrschaften (Sandl, Wartberg o.d.A.). Drei Vertreter romanischer bzw. gotischer Grabsteine finden sich auf den Kirchhöfen Gutau und St.Peter b.Fr.. Zahlreiche Grabplatten und Epitaphe von Priestern, Adeligen und angesehenen Personen aus der Zeit des 15. bis zum 19. Jahrhundert zeugen von Bestattungen in den Kirchenräumen. Besonders zu erwähnen sind dabei die Beispiele aus Freistadt, Lasberg, Sandl, St.Peter b.Fr. und Wartberg o.d.A.. Auf einigen Kirchhöfen sind noch Grabstellen ehemals einflussreicher Familien und Herrschaften zu finden: Die Gruftkapelle der früheren Stadtadelsfamilie Zinnespan im Kirchhof St.Peter b.Fr. (1370), eine umzäunte Grabstätte der Familie Schwarz in Lasberg (um 1800), ein neogotisches Grabdenkmal als Familiendenkmal der Familie Arneth in Leopoldschlag (1825), die Gruft der ehemaligen Starhembergschen Herrschaft Schloss Haus in Wartberg (1828) sowie die Grabstätte der ehemals herrschaftlichen Familie Kinsky in Sandl (Grabkapelle aus 1952). Abb. 200 Temporäres Holzkreuz, Friedhof Rainbach i.M., 2008. In Lasberg erinnert eine gesondert angelegte Grabstelle sowie ein Gedenkstein am Kirchhof an den ehemaligen Staatsbeauftragten für das Mühlviertel (während der Besatzungszeit nach dem Zweiten Weltkrieg) und Landeshauptmann-Stellvertreter Johann Blöchl (gest. 1987). Ein sogenannter “Klosterfriedhof“ (30 Grabstellen) in Rainbach i.M. sowie ein Gräberfeld des O.Ö. Landespflege- und Betreuungszentrum Schloß Haus (50 Grabstellen) in Wartberg o.d.A. bilden gesonderte Gräberabteilungen innerhalb eines Kirch- bzw. Friedhofes. Bis in das 20. Jahrhundert hinein waren für die Bestattung der aus der kirchlichen Gemeinschaft Ausgeschlossenen vor allem die Randbereiche der Kirchhöfe sowie die Areale nördlich (z.B. Hirschbach i.M.) sowie westlich der Kirche oder eine Separatbestattung außerhalb des Kirchhofes (z.B. Rainbach i.M.) vorgesehen. Auch Kindergräber waren häufig an der Nord- (z.B. Sandl, St.Leonhard b.Fr.) oder Westseite (z.B. Hirschbach i.M.) der Kirche angelegt. Solche separierte Bestattungsplätze sind auf historischen Gräberplänen ausgewiesen (z.B. Liebenau). Von der Bevölkerung bevorzugte Lagen für Gräber stellen meist die Bereiche nahe bzw. südlich der Kirche (z.B. Hirschbach) sowie nahe den befestigten Wegen dar. Am Kirchhof von St.Peter b.Fr. wurden in den Jahren 1914 bis 1916 die Verstorbenen des Kriegsgefangenenlagers Freistadt bestattet, worauf heute am Kirchhof nichts mehr hinweist. Auf einigen Kirchhöfen befanden Abb. 201 Grabkreuz Schmiedeeisen, Kirchhof Grünbach b.Fr., 2007. Abb. 202 Grabkreuz Gusseisen, um 1900, Friedhof Rainbach i.M., 2008. 178 sich Gräber von KZ-Opfern des Zweiten Weltkrieges (Lasberg, Rainbach i.M., St.Peter b.Fr.), deren Gebeine 1967/68 exhumiert und in die KZ-Gedenkstätte Mauthausen überstellt wurden. Nur am Kirchhof St.Peter b.Fr. erinnert daran ein Gedenkstein. Ein Soldatengrab von Angehörigen der ehemaligen deutschen Wehrmacht, die 1945 ums Leben kamen, ist für den Kirchhof Leopoldschlag belegt. Kriegerdenkmäler wurden in der Zwischenkriegszeit sowie der Zeit nach 1945 vermehrt im öffentlichen Raum abseits von Kirchen aufgestellt. Eine aktuelle Tendenz, diese Denkmäler auf Kirch- oder Friedhöfe zu übersiedeln, ist aber nun zu bemerken. Zur Zeit befindet sich in den Gemeinden Grünbach (verlegt 1983/84), Leopoldschlag (verlegt 2006), St.Leonhard b.Fr. sowie Wartberg o.d.A. das Kriegerdenkmal am örtlichen Kirch- bzw. Friedhof. In Rainbach i.M., Sandl und Waldburg liegt das Denkmal außen an der Kirchhofmauer. In Hirschbach i.M. sowie Lasberg wird überlegt, das Kriegerdenkmal vom Ortsplatz auf den Kirchhof zu verlegen. In Rainbach i.M. erinnern zwei Gedenksteine außerhalb des Friedhofes an die ehemalige Gemeinde Rosenthal im Böhmerwald (Rožmitál na Šumavě). von der örtlichen, kommunalen Wasserleitung oder, wie in Hirschbach, durch Wasserableitung eines Baches gespeist. Gießkannen sowie Werkzeug für die Grabpflege wird meist leihweise zur Verfügung gestellt. Auf einigen Kirchhofanlagen sind Münzautomaten (Rainbach) oder frei zugängliche Verkaufsregale (Gutau) mit Grabkerzen aufgestellt. Nicht auf allen Kirchhöfen ist eine Beleuchtung der Anlage zu finden, in manchen Fällen übernimmt die Fassadenbeleuchtung der Kirche bzw. die Ortsbeleuchtung außerhalb des Kirchhofes diese Funktion (Lasberg, Sandl). Nur selten gibt es eine Ausstattung mit Außenmöbeln wie Sitzbänken (Gutau, Hirschbach, Leopoldschlag, St.Peter). Die Abfallsammlung, -trennung- sowie -entsorgung ist auf den Bestattungsanlagen unterschiedlich organisiert. Bauliche Elemente wie gemauerte Schütten für Grünabfälle sind meist nur auf Friedhofserweiterungen eingerichtet (Grünbach, Gutau, Hirschbach, Leopoldschlag, Wartberg). Mobile Abfallbehälter für Glas-, Kunststoff und Metallabfälle sowie Restmüll werden auf Kirch- oder Friedhof fast immer konzentriert an einer wenig einsichtigen Stelle aufgestellt. 10.1.6 Bepflanzung Die gartenarchitektonische Ausgestaltung der Kirchhofanlagen zeigt sich sehr unterschiedlich. 10.1.5 Infrastruktur Die vorhandene Infrastruktur zeigt sich auf den Kirchhöfen sehr ähnlich. In der Regel sind mehrere Wasserstellen, in den meisten Fällen ausgestattet mit einem Steinbottich als Sammelbehälter, vorgesehen. Die Wasserstellen werden Abb. 203 Steinstele Jugendstil, um 1900, Kirchhof Gutau, 2008. Kirchhofanlagen werden oft als öffentliche Grünflächen im Ortszentrum verstanden (z.B. Lasberg). Vor allem zu Mitte des 20. Jahrhunderts wurden Kirchhöfe daher vermehrt mit verschiedensten Gehölzen parkähnlich ausgestattet (Lasberg, Rainbach). Eine Tendenz, die in den Abb. 204 Breitstein, Mitte 20. Jhdt., Kirchhof Waldburg, 2008. Abb. 205 Grabstein/-kreuz, Ende 20. Jhdt., Kirchhof St.Leonhard b.Fr., 2008. 179 letzten Jahren an zahlreichen Beispielen eine Kehrtwende erfuhr (z.B. Rainbach). Einerseits stellen Gehölze bei Betrieb und Instandhaltung von Bestattungsplätzen oft ein Problem dar. Laubund Nadelwurf sind unerwünscht, bei Grabungsarbeiten sind die Pflanzen entweder direkt durch Rodung betroffen oder werden im Wurzelraum stark beeinträchtigt. Andererseits wird nun wieder vermehrt darauf geachtet, Kirchengebäude, auch auf bereits aufgelassenen Kirchhöfen, von Fassadenbegrünung sowie dichtem Gehölzbewuchs freizuhalten bzw. diesen zu entfernen. Die Kubatur des Gebäudes aber auch der unbebaute Raum, die Fläche soll wieder erfahrbar gemacht, Sichtbeziehungen wieder hergestellt werden. Auf aufgelassenen Gräberfeldern bzw. Freiflächen um die Kirchen von Grünbach, Gutau, Hirschbach, Lasberg, Leopoldschlag, Rainbach und Wartberg sind Gehölzgruppen angeordnet. Die Kirchhofanlagen von Sandl, St.Leonhard und Waldburg kommen beinahe ohne jeder Gehölzausstattung aus. Eine Erweiterungsfläche am Friedhof Grünbach ist mit zahlreichen Sträuchern bestanden. Raumbildende Gehölze sind auf den genannten Kirchhöfen selten zu finden. In St.Peter flankieren mächtige Linden zwei Kreuzwegstationen am Kirchhof. Ein markantes Bespiel einer raumbildenden Bepflanzung stellt eine ca. 4 Meter hohe Hecke (Thuja) auf den Flächen der Friedhofserweiterung in Wartberg dar. Die Pflanzung schafft ein abgesondertes, in sich abgeschlossenes Gräberfeld. Auf Gräbern sind laut den Friedhofsordnungen Gehölze wenn überhaupt, dann nur bis zur Höhe der Grabzeichen erlaubt. Eine Vorschrift, die nicht immer Berücksichtigung fin- Abb. 206 Kriegerdenkmal, Kirchhof Wartberg o.d.A., 2007. det. Freiflächen bzw. nicht belegte Gräberfelder sind meist als Rasenflächen ausgebildet. Was die Grabgestaltung betrifft überwiegt in den meisten Fällen Wechselbepflanzung. Gelegentlich sind niedrige, oft beschnittene Gehölze wie Buxus, Taxus oder Thuja zu finden. Die Bepflanzung bleibt in der Regel bei allen Gräbern unter der Höhe der Grabzeichen. Neue Trends bei der Grabgestaltung, aber vor allem der Aufwand der zeitintensiven Grabpflege, bringen eine Tendenz zur teilweisen oder gänzlichen Bedeckung der Grabfläche mit Kies oder einer Grabplatte mit sich. Dies ist vor allem auf Bestattungsanlagen urbaner Nahbereiche zu erkennen (Wartberg). Die Pflege der Grabstellen wird meist durch die Nutzungsberechtigten durchgeführt, die Vergabe an Friedhofsgärtner ist nicht üblich. 10.2 Bezirk Český Krumlov (Tschechische Republik) 10.2.1 Allgemeine Daten Die Kirchen der angeführten Beispiele aus dem Bezirk Český Krumlov entstammen ebenfalls der Zeit des Hoch- bzw. Spätmittelalters. Zátoň, ein ehemaliges Kloster, wird dabei als die älteste Siedlung Südböhmens genannt. Die ursprünglich gotische Kirche von Světlik wurde 1874/75 durch einen neuromanischen Bau ersetzt. Ensembles aus Pfarrkirche mit Kirchhof, Pfarrhof mit Wirtschaftsgebäuden und Schule sind überall noch vorhanden, wenn auch Einzelobjekte wie Pfarrhof- oder Schulgebäude in den meisten Fällen nicht mehr dem Ursprungszweck entsprechend genutzt werden. Abb. 207 Kriegerdenkmal, 1958, Kirchhof St.Leonhard b.Fr., 2007. Abb. 208 Kriegerdenkmal, 2006, Friedhof Leopoldschlag, 2007. 180 Die Land- und Forstwirtschaf prägten den Bezirk Český Krumlov wirtschaftlich. Zátoň, am Handelsweg von Linz nach Vyšší Brod gelegen, war im frühen Mittelalter ein wichtiger Handels- und Umschlagplatz. Die Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus Böhmen nach Ende des Zweiten Weltkrieges sowie die Auswirkungen der Machtergreifung durch die Kommunisten fanden ihren Niederschlag in der Entwicklung der Bevölkerungszahl vor allem der grenznahen Gemeinden. Blansko als Ortsteil von Kaplice hatte 1850 noch 570 und 2005 231 Einwohner. In Světlík waren im Jahr 1910 460 und 2011 238 Bürger ansässig. Der Ort Zátoň bestand 1910 aus 48 Einwohnern, 1930 aus 66, 1991 aus 17 sowie 2001 aus 9 Bewohnern. 10.2.2 Bezug zur Landschaft und zum Ort Wie bei alten Angerdörfern meist üblich, befindet sich die Kirche von Blansko (urk. 1360) sowie Světlík (urk. 1250) am Ortsrand. Der Kirchhof Blansko liegt an einer markanten Geländekante zum Tal des Flusses Malše, der Kirchhof Světlík an höchster Stelle des Ortes. Die Kirche von Zátoň steht erhöht, ebenfalls am Ortsrand an der Stelle einer ehemaligen Klosteranlage (vor 1310 errichtet). 10.2.3 Kirchhof, Friedhof als bauliche Anlage Der Kirchhof Blansko umfasst ca. 775 m² (zusätzlich ca. 575 m² Friedhofserweiterung), die Anlage von Světlík ca. 2.250 m², das Kirchhofareal in Zátoň ca. 1.400 m² (Gräber, Wege, Grünflächen). Abb. 209 Kirchhofmauer, unregelmäßiges Bruchsteinmauerwerk, Mauerkrone aus Steinplatten mit Rollschicht, Kirchhof Blansko, 2008. Alle Kirchhöfe umschließen die Pfarrkirchen allseitig. Die Anlagen von Blansko sowie Zátoň weisen dabei eine sehr kompakte, oval-runde Form auf. Der Kirchhof von Světlík hingegen ist nach einer Erweiterung aus 1875 in nahezu rechtwinkeligem Grundriss angelegt. Alle besuchten Kirchen sind mit geringen Abweichungen nach Osten ausgerichtet. Die Umfriedungen der Kirchhöfe sind vielfach noch in ihrem Originalzustand erhalten geblieben, nur die Verputze und Mauerkronen wurden wiederholt erneuert. Bei der Mauereindeckung fand rote Priependacheindeckungen (Mönch und Nonne) (Zátoň), roter Bieberschwanzziegel (Blansko), grauer Eternitschiefer (Světlík) sowie Abdeckplatten aus Ortbeton (Blansko, Světlík) Verwendung. Besonders zu erwähnen ist eine Mauervariante in Blansko. Es handelt sich dabei um eine massive Bruchsteinmauer mit einer Mauerkrone aus waagrecht eingezogenen Steinplatten und einer Rollschicht aus senkrecht aufgesetzten Bruchsteinen. Die aufgenommenen Kirchhofanlagen weisen zwei (Blansko, Zátoň) bzw. vier (Světlík) Eingänge auf. Der Nord- sowie der Osteingang in den Kirchhof von Světlík sind über Treppenanlagen zu erreichen. Einfache Holzgatter (Zátoň), massive Holztore (Blansko, Světlík) sowie (schmiede-)eiserne Torflügel (Blansko, Světlík) ermöglichen das Verschließen der Eingänge. Bemerkenswert ist ein spitzbogiges, gotisches Portal mit barockem Giebel in Blansko sowie eine neuromanische Torhalle aus 1875 mit Löwen- und Engelsköpfen als Torwächtern am Kirchhof Světlík. Abb. 210 Kirchhofmauer, unregelmäßiges Bruchsteinmauerwerk, Mauerkrone Ortbeton, Kirchhof Světlík, 2008. Abb. 211 Kirchhofmauer, Mauerkrone Satteldach mit Priependacheindeckung, Kirchhof Zátoň, 2008. 181 Es gibt keine ausgewiesenen oder befestigten Wege oder Plätze, alle Kirchhöfe sind als Rasenflächen ausgebildet. Lediglich die kurze Wegverbindung vom Kirchhofeingang zum Kirchenhauptportal in Blansko sowie ein schmaler, wenige Meter langer Steig am Kirchhof von Světlík sind mit einem Steinplattenbelag ausgelegt. Ein unbefestigter Rundweg um die Kirche sowie der Bereich vor dem Kirchenhauptportal bleiben bei allen drei Beispielen frei von Gräbern. Aufbahrungshallen gibt es keine. Eine Totenkammer befindet sich nördlich an der Kirche von Blansko sowie in der Torhalle am Kirchhof von Světlík. Auf den Kirchhöfen präsentiert sich eine sehr einheitliche Form von Friedhofskreuz: Ein ca. 5 Meter hohes Steinkruzifix auf Steinsockel mit Korpus aus Metall, meist in Gold gefasst. In Zátoň, wo das Kreuz am Haupteingang außerhalb des Kirchhofes steht, wird das Kruzifix (datiert 1911) auch als Missionskreuz bezeichnet. An Kleindenkmäler nahe den Kirchhöfen sind ein Steinkruzifix (datiert 1860) und eine Statue des hl. Johannes von Nepomuk in Blansko sowie eine Nischenkapelle mit hl. Johannes von Nepomuk in Světlík zu nennen. Weiters ist eine „Pestsäule“ (datiert 1665) außerhalb sowie eine Nischenkapelle mit Relief der Auferstehung Christi innerhalb des Kirchhofes von Světlík vorhanden. Der Erhaltungszustand der untersuchten Kirchhofanlagen zeigt sich sehr unterschiedlich. Abb. 212 Haupteingang, gotisches Spitzbogenportal mit barockem Giebel, Kirchhof Blansko, 2009. Die Kirche von Blansko wurde 1979 bis 1981 einer Außenrenovierung unterzogen, zeigt aber aktuell, ebenso wie die gesamte Umfriedungsmauer, einen schlechten Erhaltungszustand. Kirche und Kirchhof von Světlík wurden 1991 bis 2008 umfassend renoviert. 2010 wurde die Außenfassade der Kirche Zátoň restauriert, an der Instandhaltung des Kirchhofes wird laufend gearbeitet. Auffallend ist, dass in Blansko und zum Teil auch in Zátoň sämtliche Dachwässer der Kirche zum Teil über Fallrohre zur Versickerung auf das Gelände des Kirchhofes gelangen. 10.2.4 Grabfelder, Gräber Die Gräber auf den Kirchhöfen sind konzentrisch um die Kirche als Zentrum (Blansko, Zátoň) oder in geradlinigen Reihen (Světlík, ein Gräberfeld am Kirchhof Zátoň), alle mit Blick zur Kirche hin orientiert. Auf den Erweiterungsflächen (Blansko, Světlík) sind die Gräber ebenfalls in geradlinigen Reihen mit Blick zur Kirche angeordnet. Auf allen drei Kirchhöfen weisen Gräber, die nahe der Kirchenmauer liegen, von der Kirche weg in den Kirchhof. Die drei untersuchten Kirchhöfe sind hinsichtlich Einteilung und Belegung der Gräberfelder sehr unterschiedlich strukturiert. Der Kirchhof Blansko ist sehr dicht, die Friedhofserweiterung nur mit wenigen neuen Grabstellen belegt. Der Kirchhof Světlík zeigt eine Gliederung in Gräberfelder mit aktuell belegten, betreuten Grabstellen und Grabzeichen ohne Grabfläche bzw. eingeebnetem Grabhügel, die vorwiegend Abb. 213 Haupteingang, neoromanische Torhalle, 1875, Kirchhof Světlík, 2008. Abb. 214 Haupteingang, Torpfeiler mit Holzgittertor, Kirchhof Zátoň, 2008. 182 aus der Zeit vor 1946 stammen. Bis auf wenige Ausnahmen stammen am Kirchhof Zátoň alle Grabstellen aus der Zeit vor Vertreibung der deutschen Bevölkerung. Die Grabstellen am Kirchhof von Blansko sind ungewöhnlich groß dimensioniert, mehr als zwei Drittel der Gräber als Doppelgräber angelegt, die Grabzwischenräume sehr eng bemessen. Die Grabstellen aus der Zeit vor 1946 weisen durchwegs Grabkreuze aus Gusseisen auf Steinsockel, vereinzelt auch schmale Steinstelen auf. Besonders am Kirchhof Zátoň blieben von zahlreichen entfernten Grabkreuzen nur die Fundamentsteine bestehen. Schmiedeeiserne Kreuze gibt es auf den untersuchten Kirchhöfen keine. Einige der älteren Gräber werden betreut, die Mehrzahl dieser Grabstellen weist aber einen schlechten Erhaltungszustand auf. Bei den Grabzeichen ab ca. 1950 hat sich ein einheitlicher Typus in Form einer einfachen Stele oder eines Kreuzes aus (Kunst-)Stein, kombiniert mit einer Grabtafel und einer Laterne sowie meist einem verglasten Schrein für die Aufbewahrung der Bestattungsurne oder diverser Andenken an die Verstorbenen (Fotografien, Statuetten, Kunstblumen), durchgesetzt. Häufig ist auf den meist schwarzen Grabtafeln aus Stein oberhalb oder links des Textblockes eine Abbildung einer idealisierten Landschaft zu sehen. Die Darstellung eines Bildstockes oder einer Nischenkapelle mit einem Baum (meist Birke) an einem geschwungenen Feldweg vor einer Hügellandschaft mit Sonnenuntergang wiederholt sich dabei auffallend häufig. Abb. 215 Friedhofskreuz, Kruzifix, Steinkreuz mit Metallkorpus, dat. 1875, Kirchhof Blansko, 2008. Separate Einrichtungen für die Bestattung von Urnen (z.B. Urnenwand) sind nicht vorzufinden. Urnen werden vielfach in oberirdischen Glasschreinen auf den Gräbern aufbewahrt, vermutlich aber auch häufig in Normalgräbern erdbestattet. Einige Grabstellen mit kleineren, quadratischen Grabflächen weisen ebenfalls auf eine Urnenerdbestattung hin. Beinahe alle Grabstellen sind als Einfassungsgräber ausgeführt. Die unbetreuten Grabstellen aus der Zeit vor 1946 weisen in den meisten Fällen keine ausgewiesenen Grabflächen mehr auf und fügen sich als Rasenflächen niveaugleich in die umliegende Rasenfläche ein. Kunsthandwerklich bedeutende Grabzeichen finden sich auf den untersuchten Kirchhöfen kaum. Beachtenswert sind fünf Zeichen- und Inschriftenplatten (Priestergrabsteine des 18. Jahrhunderts) in der südlichen Vorhalle der Kirche Zátoň. Weiters sind die zahlreichen Gusseisenkreuze sowie einige Grabzeichen aus Stein aus der Zeit der Wende des 19. zum 20. Jahrhundert zu nennen. Aktuelle Wandgräber gibt es weder an den Kirchen noch an den Kirchhofmauern. Vorhandene Grabtafeln an der Kirch- bzw. Kirchhofmauer in Blansko entstammen alle der Zeit um 1900, die Inschriftenplatten an der Kirche Zátoň dem 18. Jahrhundert. In der Kirche von Světlík sind zwei Grabsteine aus dem 16., in Blansko ein Epitaph aus dem 17. Jahrhundert zu finden. Abb. 216 Friedhofskreuz, Kruzifix, Steinkreuz mit Metallkorpus, Kirchhof Světlík, 2009. Abb. 217 Friedhofskreuz, Kruzifix, Steinkreuz mit Metallkorpus, dat. 1911, Kirchhof Zátoň, 2009. 183 Ein zweisprachiger (tschechisch/deutsch) Gedenkstein zur Erinnerung an verstorbene Vorfahren wurde 2010 am Kirchhof von Zátoň aufgestellt. 10.2.5 Infrastruktur Das Angebot an Infrastruktureinrichtungen ist auf den drei Kirchhöfen gering. Eine Entnahmestelle für Gießwasser ist nur am Kirchhof von Blansko vorhanden. Abfallbehälter sowie eine Fassadenbeleuchtung finden sich nur am Kirchhof von Světlík. Infomaterial der Pfarren als Aushang ist bei allen Kirchhöfen vorhanden. 10.2.6 Bepflanzung Die gartenarchitektonische Ausgestaltung der Kirchhofanlagen steht deutlich im Kontrast zu den Anlagen im Bezirk Freistadt. Alle Kirchhofareale sind als Rasenflächen angelegt, es gibt, bis auf zwei kurze Wegabschnitte Abb. 218 Grabzeichen Kunststein, Kirchhof Blansko, 2008. in Blansko und Světlík, keine befestigten Wege. Die Kirchengebäude sind frei von umgebenden Gehölzen. Am Kirchhof Světlík markiert eine hohe Lärche (Larix) den Haupteingang in den Kirchhof, zwei mächtige Silberpappeln (Populus alba) flankieren das Friedhofskreuz. In Zátoň sind einzelne Strauch- und Baumpflanzungen (Thuja) am Kirchhof sowie zwei große Rosskastanien (Aesculus) beidseitig des Missionskreuzes zu nennen. Was die Grabgestaltung betrifft überwiegt die Bedeckung der Grabflächen mit Deckplatten aus Kunst- oder Naturstein (Grabplatte). Kiesflächen sind selten. Bei Grabstellen mit Grabplatte werden häufig Schüsseln oder Vasen mit Blumen oder Gestecken aufgestellt. Vielfach handelt es sich beim Blumenschmuck um Kunstblumen. Bei Pflanzungen überwiegen einjährige Blumen (Wechselbepflanzung) und blühende Stauden. Gehölze auf Gräbern sind nicht zu finden. Die Bepflanzung bleibt bei allen Gräbern unter der Höhe der Grabzeichen. Abb. 219 Grankreuze Gusseisen, Kirchhof Světlík, 2008. Abb. 220 Grabkreuze Gusseisen, Steinsockel, Kirchhof Zátoň, 2008. 184 11. Beantwortung der Forschungsfragen 11.1 Wie definiert sich ein Kirchhof? Welche Merkmale umschreiben das Idealbild eines (vormodernen) Kirchhofes? Die Beantwortung dieser Forschungsfrage stützt sich vorwiegend auf vorhandene Literatur, aber auch auf gewonnene Erkenntnisse im Zuge der Aufnahmen und Recherchen. Das „Idealbild“ eines Kirchhofes kann nur als Ausschnitt einer Entwicklung mit ihren zahlreichen Abweichungen gesehen werden. Ein Abschluss des Wandlungsprozesses von Friedhofstypen des ausgehenden Altertums mit Begräbnisstätten außerhalb der Siedlungen zur Form des mittelalterlichen Kirchhofs wird mit dem Spätmittelalter angenommen. Vor allem in dörflichen Siedlungen gilt der Kirchhof, ein umfriedeter Bestattungsplatz um die Pfarrkirche, bereits ab dem Frühmittelalter als Kernpunkt von Pfarrei und Ort. (vgl. Sörries 2003, S.35/36) Was das Kirchengebäude betrifft, war seit dem 5. Jahrhundert die Ostung zur gebräuchlichen Regel geworden. (vgl. Schweizer 1956, S.61) Der mittelalterliche Kirchhof war Abbild der mittelalterlichen Gedankenwelt: Der Tod ist allgegenwärtig, stets ist der Blick auf das Jenseits gerichtet. Um das Seelenheil der Toten war man besonders bemüht. (vgl. Vlasitz 1993, S.15/16) Für die Grablegung wurde daher bevorzugt die Nähe der geweihten Reliquienaltäre gesucht. Daraus entwickelte sich ein meist rundlich geformter, abgegrenzter Totenbereich um die Kirche mit achsialer Anordnung der Gräber. Kirche und Kirchhof bilden eine sakrale sowie räumliche Einheit, ein Gräberfeld. (vgl. Schicht 2009, S.23-25) Der die Kirche umgebende Raum (Kirchhof) lässt sich funktional differenzieren in einen Bestattungsplatz sowie einen, nicht mit Gräbern belegten Teil (vgl. Sörries 2003, S.30/31), der als Versammlungsort der Gemeinde, für Gerichtstage und Verhandlungen, als Austragungsort von Festen usw. (vgl. Bechinger 2007, S.63) genutzt wurde. Der Kirchhof hatte „die Rolle eines zentralen Stützfaktors für das Funktionieren der Organisationsform Dorf“ (Brademann 2007, S.42) inne. Ein weiterer, wichtiger Aspekt in der Bandbreite an Aufgaben des Kirchhofes ist die Asylfunktion (Kirchenasyl). Der Kirchhof war für die weltliche Rechtssprechung tabu. (vgl. Vlasitz 1993, S.21) Eine Umfriedung in Form von Mauer, Graben, Zaun oder Dornhag gehörte zur charakteristischen Möblierung des Kirchhofes. Vorrangig war die Trennung der Außenwelt vom Locus sacer, dem geheiligten Ort. Eine besondere Bedeutung kommt den Zugängen von außen in den Kirchhof zu. Verschließbare Friedhofstore aber vor allem so genannte Beinbrecher (hölzerne oder eiserne Roste über einer Grube) hatten dabei eine symbolische, apotropäische (unheilabwehrende) Bedeutung. (vgl. Sörries 2003, S.39-41) Bestattungen in den Kirchengebäuden waren als soziales Privileg für Adelige, Kleriker und reiche Bürger reserviert, wodurch sich eine Dreiteilung der Gräberhierarchie in den Bestattungbereich in der Kirche, dem Areal zwischen Kirche und dem, die Kirche umschließenden Prozessionsweg sowie dem Bereich zwischen diesem Weg und der Kirchhofmauer ergab. (vgl. Schicht 2009, S.23-25) Ursprünglich zeigte sich das Gräberfeld um die Kirche weitgehend als grüner Rasen, Symbol für die Paradieswiese, mit unregelmäßiger Anordnung von Gräbern. Die breite Bevölkerung wurde fast ausschließlich in Gemeinschaftsgräbern beigesetzt, eine bleibende Grabkennzeichnung gab es nicht (vgl. Sörries 2003, S.38) Das Wegenetz innerhalb des Kirchhofes stützte sich vorwiegend auf einen Rundweg (Prozessionsweg), der um die Kirche führte. (vgl. Vlasitz 1993, S.18-21) Ein Bereich vor der Kirche als Versammlungsplatz blieb ebenfalls frei von Gräbern. Spätestens im 12. Jahrhundert entwickelte sich wegen Überfüllung der Kirchhöfe der Gebäudetyp des Karners, eine Aufbahrungshalle mit darunter liegender Beinkammer. (vgl. Schicht 2009, S.24) Schlichte Beinhäuser, meist als Untergeschoss der Kirche ausgeführt, sind 185 auf beinahe allen Kirchhöfen zu finden. Licht als Schutz für Lebende und Tote konnte mithilfe von Einrichtungen unterschiedlicher Form am Kirchhof vorhanden sein: Wesentliches Element eines Kirchhofes war eine Totenleuchte. Ein Friedhofsoculus, eine kreisrunde Fensteröffnung vor allem an romanischen sowie gotischen Beinhäusern und Pfarrkirchen, sollte das „Ewige Licht“ aus der Kirche auf den Kirchhof bringen. (vgl. Sörries 2003, S.45/46) Sakrale Ausstattungselemente wie eine Ölbergszene waren auf mittelalterlichen Kirchhöfen häufig anzutreffen (vgl. Reitemeier 2007, S.133), wohingegen ein Hochkreuz nicht zum Standard gehörte (vgl. Gälzer 2003, S.86). Wer vom Pfarrverband aus verschiedensten Gründen ausgeschlossen wurde, hatte das Recht auf eine Bestattung am örtlichen Friedhof bei der Pfarrkirche als regulären Bestattungsplatz unter dem Monopol der Kirche verloren. Für zum Beispiel Kranke, Nicht-Ortsansässige, Arme, Hingerichtete, Selbstmörder, Angehörige unehrlicher Berufe, ungetaufte Kinder sowie Wöchnerinnen waren separierte Bestattungsplätze in oder außerhalb des Kirchhofes vorgesehen. Der Kirchhof war „(…) Spiegelbild der ständischen Gesellschaft; er hob die Oberschicht hervor und grenzte die Außenseiter aus. Er blieb bis an den Rand der Neuzeit kirchliches Monopol und pädagogisches Zuchtmittel gegen Andersartige und Andersdenkende“ (Sörries 2003, S.52). Eine Sichtweise, die vielerorts praktiziert, bis ins 20. Jahrhundert in der örtlich gesonderten Bestattung ihren Ausdruck fand. Gräberpläne belegen dies. 11.2 Welche Friedhofsanlagen im Bearbeitungsgebiet Bezirk Freistadt entsprechen dem Bild eines (vormodernen) Kirchhofes? Als Bestattungsanlagen waren und sind die untersuchten Kirchhofanlagen im Bezirk Freistadt wiederholt Überformungen, Veränderungen, Erweiterungen und Anpassungen an die aktuellen Bedürfnisse unterworfen. Ab Mitte des 20. Jahrhunderts wurden vielerorts Infrastruktureinrichtungen wie Aufbahrungshallen, sanitäre Anlagen, Beleuchtungsinstallationen, Parkplätze usw. eingerichtet, das Wegenetz auf Kirchhöfen befestigt, Frei- und Zwischenräume pflegeextensiv mit Kies belegt. Ebenso veränderte sich das Bild des Einzelgrabes. Einfache Grabkennzeichnungen und Grabhügel wurden in den meisten Fällen durch raumgreifende Grabmäler mit dauerhaften Einfassungen aus Stein ersetzt. Die, einen Kirchhof ausmachende Nutzung der Belegung mit Gräbern wurde fast überall zumindest in Teilen aufgehoben, angefügte Friedhofserweiterungen übernahmen vielfach diese Funktion. Dazu war es nötig, die, räumlich in sich abgeschlossenen Kirchhofanlagen zu öffnen, Kirchhofmauern zu durchbrechen oder abzutragen. Jene Kirchhöfe, die im 20. Jahrhundert keinem großen Nutzungsdruck ausgesetzt waren, konnten ein homogenes Bild bewahren. Zu diesen Beispielen zählen vor allem die Kirchhöfe in Lasberg, St.Leonhard, St.Peter und Waldburg. Die Kirchhofanlagen in Gutau, Hirschbach, und Wartberg sind gegenüber den angrenzenden Friedhofserweiterungen des 19. und 20. Jahrhunderts als klar abgegrenzte Bereiche zu erkennen. Alle anderen, untersuchten Beispiele (Grünbach, Leopoldschlag, Rainbach, Sandl) wurden durch Erweiterungen zum Teil stark verändert, zeigen aber noch unterschiedlich deutlich Strukturen einer ursprünglichen Kirchhofanlage. 11.3 Welche Parallelen bzw. Unterschiede weisen vorhandene Kirchhofanlagen im Bezirk Český Krumlov im Vergleich zu Kirchhofanlagen im Bezirk Freistadt auf? Im Zuge der Recherchen für die vorliegende Arbeit stellte sich heraus, dass ein direkter Vergleich der Kirchhofanlagen des Bezirkes Freistadt mit den Kirchhöfen im Bezirk Český Krumlov bzw. deren Nutzung aus mehreren Gründen nur bedingt angestellt werden kann. In Österreich bekennen sich knapp 67 % der Bevölkerung (Stand 2009) zum römisch-katholischen Glauben. Änderungen in der Gesellschaftsstruktur des 20. Jahrhunderts haben aber auch im Mühlviertel das religiöse Leben der Menschen neu geformt, die Zahl der bekennenden Gläubigen sinkt kontinuierlich. Dennoch sind die kirchlichen Strukturen in Gesellschaft und sozialem Leben vor allem im ländlichen Raum noch stark gefestigt. 186 Tschechien gilt als „atheistische Hochburg Europas“ (Sliva 2004, Online), aktuell sind nur knapp 30 % der Bevölkerung (Stand 2001) bekennende Katholiken. Eine Entfremdung der Bevölkerung von der römisch-katholischen Kirche setzte bereits ab dem 17. Jahrhundert nach den Hussitenkriegen ein. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges bedeutete die Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus Böhmen, die Politik der Wiederbesiedelung sowie die Auswirkungen der Machtergreifung durch die Kommunisten wie etwa die Errichtung eines überwachten, unzugänglichen Grenzstreifens an der Staatsgrenze für viele Gemeinden Südböhmens eine soziale, ökonomische und kulturelle Zäsur. Zahlreiche Dörfer kamen abhanden. Weiters forderte das kommunistische Regime eine Loslösung der katholischen Kirche von Rom zugunsten einer untergeordneten Nationalkirche, die katholische Kirche war ständiger Verfolgung ausgesetzt. Eine starke Abnahme der Religiosität der Bevölkerung war zu verzeichnen. Zum atheistischen Konzept des kommunistischen Staates zählte auch die säkulare Beerdigung: Das religiöse Verständnis des Todes wurde durch die kommunistische Weltanschauung ersetzt, der Abschied sollte möglichst kurz gehalten werden, die Feuerbestattung galt und gilt bis heute noch als angemessene Bestattungsform. Der Kirchhof als Bestattungsort verlor durch die völlige Verdrängung der Auferstehungstheorie seine religiöse Bedeutung. Die kirchlichen Einrichtungen wurden für Jahrzehnte an den Rand der dörflichen Interessen gerückt, Modernisierungsmaßnahmen kamen kaum zur Anwendung. (vgl. Janzer 2007, Online; Lungova 2008, Online; Sliva 2004, Online) Einige signifikante Unterschiede seien hier dennoch angeführt: Die untersuchten Kirchhöfe im Bezirk Český Krumlov sind alle zur Gänze als Rasenflächen ausgeführt, es fehlen befestigte Wege. Diese Gegebenheit ist bei beinahe allen Kirch- bzw. Friedhöfen des grenznahen Gebietes Südböhmens zu beobachten. In einzelnen Beispielen ist in jüngerer Zeit allerdings die Tendenz zur Anlage von befestigten Erschließungswegen zu beobachten (z.B. Rožmitál na Šumavě). Der Kirche und dem Kirchhof zugehörige Gebäude wie der Pfarrhof, Wirtschaftsgebäude sowie Schulgebäude sind als Ensemble häufig erhalten geblieben, werden aber in den meisten Fällen nicht mehr dem Ursprungszweck entsprechend genutzt bzw. aktuell zum Kauf angeboten. Umfriedungsmauern sind in fast allen Fällen im Originalzustand erhalten, nur Verputze und Mauereindeckungen wurden mehrmals erneuert. Vorhandene Friedhofskreuze weisen eine erstaunliche Einheitlichkeit auf. Sie entstammen alle der Zeit kurz vor bzw. um 1900. Das Abhandenkommen von Grabflächen oder ganzer Grabstellen der ehemaligen deutschen Bewohner sowie der geringe Nutzungsdruck der vergangenen Jahrzehnte ließen auf den Kirchhöfen freie Flächen entstehen. Bei Grabzeichen ab ca. 1950 hat sich ein einheitlicher Typus aus (Kunst-)Stein durchgesetzt. Urnenschreine an den Gräbern bzw. kleinflächige Urnengräber sind häufig anzutreffen. Auf den Kirchhöfen gibt es so gut wie keine Gehölze oder Staudenpflanzungen, nur wichtige Punkte wie zum Beispiel Friedhofskreuze oder Kirchhofeingänge werden raumbildend mit Gehölzen akzentuiert. Was die, dem Kirchhof zugehörigen Infrastruktureinrichtungen betrifft, fällt das gänzliche Fehlen moderner Aufbahrungshallen auf. Vermutlich gab es aus der Vorgabe einer möglichst kurzen Trauerzeit und der Anwendung der Feuerbestattung heraus keine Notwendigkeit für derartige Gebäude. Für den Betrieb eines Bestattungsplatzes wichtige Einrichtungen wie Wasserentnahmestellen oder Abfallbehälter fehlen ebenfalls häufig. Einzelne Kirchhofanlagen sowie Kirchen weisen zum Teil einen schlechten Erhaltungszustand auf. Notwendige Instandhaltungs- bzw. Renovierungsarbeiten werden vielfach unter finanzieller Beteiligung ehemaliger deutscher Bewohner durchgeführt. 187 12. Kirchhof und Behörden 12.1 Kirchhof und kirchliche Behörde (Baureferat der Diözese Linz) Das Baureferat der Diözese Linz begleitet die Pfarren in baulichen Fragen. Der Baubestand wie Kirchen, Pfarrhöfe, Friedhöfe und andere Liegenschaften muss einmal jährlich seitens der Pfarre kontrolliert werden. Im Falle eines Neubaues, einer Erweiterung, Umgestaltungen bzw. Renovierungen erfolgt die Beauftragung des Baureferates durch die Pfarre, die anfallenden Kosten werden geteilt. Bestehende Kirchhöfe rund um Kirchen werden erhalten. Eine Auslagerung der Friedhöfe z.B. an den Ortsrand, wie tendenziell in Oberösterreich zu beobachten ist, wird vom Baureferat nicht offensiv betrieben. Sollte die Kapazität eines Kirchhofes allerdings erschöpft sein, wird eine Auslagerung vollzogen. Zum Großteil liegen Grundeigentum und Verwaltung der Friedhöfe im Bereich der Pfarren. Im Interesse der Diözese wird die Erhaltung der Friedhofsanlagen nach Möglichkeit ausgelagert, z.B. an die politischen Gemeinden. Eine obligatorische Ostung von Grabstellen ist von Seiten des Baureferates kein Thema. (Schaffer 2010, pers. Mitteilung) 12.2 Kirchhof und Denkmalschutz (Landeskonservatorat für Oberösterreich) 1999 erging ein Erlass, dass alle öffentlichen Gebäude wie Kirchen, Gemeindeämter, Schulen usw. automatisch unter Denkmalschutz gestellt wurden (§ 2. DMSG Vorläufige Unterschutzstellung kraft gesetzlicher Vermutung). 2010 fiel dieses Gesetzt. Interessante Objekte, deren Erhaltung im öffentlichen Interesse steht, wurden als Denkmal bestätigt, andere aus der Bestimmung herausgenommen (§ 2a. DMSG Vorläufige Unterschutzstellung durch Verordnung). Diese Bestimmung trifft auch die vielen, vor allem im 19. Jahrhundert neu angelegten Friedhofsanlagen, die nur unter besonderen Voraussetzungen unter Schutz gestellt blieben. Der Denkmalschutz von Kirchen mit Kirchhof bezieht sich auf die Gesamtfläche innerhalb der Kirchhofmauer einschließlich aller darauf befindlichen Bauten sowie der Kirchhofmauer selbst. Priestergräber im Eigentum einer gesetzlich anerkannten Kirche oder Religionsgesellschaft zählen ebenso zu geschützten Objekten laut § 2 DMSG. Nicht inbegriffen ist das private Einzelgrab, für das eine Unterschutzstellung bei geschichtlich, künstlerisch oder kulturell außergewöhnlichen Beispielen nur durch Bescheid erlassen werden kann (§ 3. DMSG Unterschutzstellung durch Bescheid). Da Kirchhöfe als Fundhoffnungsgebiet der Bodendenkmalpflege gelten, rücken derartige Anlagen besonders bei neuer Bebauung bzw. Veränderung ins Interesse des Denkmalschutzes. Eingriffen werden vom Bundesdenkmalamt beobachtet und dokumentiert. Seitens des Denkmalschutzes steht einer Auflösung eines Kirchhofes als Bestattungsplatz nichts entgegen. Bemerkenswerte Gräber bzw. Grabzeichen werden nach Begutachtung entsprechend ihrer Schutzwürdigkeit eingestuft. Werden bei Aufhebung eines Kirchhofes als Bestattungsplatz interessante Gräber geöffnet, so wird seitens des Bundesdenkmalamtes entschieden, ob eine Überführung in einen neuen Friedhof stattfinden kann oder die Grabstätte belassen werden soll. Häufig werden dabei (barocke) Gruftanlagen gefunden. Die Wiederverwendung interessanter Grabzeichen kann nur auf Empfehlung ausgesprochen werden, der Denkmalschutz besitzt für eine zwingende Regelung keine rechtliche Grundlage. Da aufgelassene Kirchhöfe aus archäologischer Sicht interessante Kulturdenkmale darstellen, sollten derartige Anlagen unbebaut bleiben, es sollten keine großen Veränderungen in der Wegeführung vorgenommen, ein einfacher Wegaufbau gewählt sowie keine tief wurzelnden Gehölze gepflanzt werden. (Parzmair-Pfau 2011, mündl.) 188 13. Nutzungsvorschläge für Kirchhöfe als Bestattungsplatz 13.1 ist, wenn es die örtlichen Bodenverhältnisse zulassen, bereits überall gängig. 13.2 Wiederverwendung von Grabzeichen Platzmangel auf Kirchhöfen Dauerhafte Grabstellen nach Auflösung der Zweitbestattung (Umbettung der Gebeine in Karner oder Beinhäuser), die Anlage größer dimensionierter Grabstellen, die Verdichtung und Befestigung des Wegenetzes am Kirchhof, vor allem aber die meist zentrale, beengte Lage des Kirchhofes im Ortszentrum bei steigender Bevölkerungszahl ergab über kurz oder lang bei beinahe allen Beispielen im Bezirk Freistadt das Problem des allmählich zu geringen Platzangebotes für eine weitere Gräberbelegung. Wo es möglich war, wurde der Kirchhof vergrößert oder um einen angrenzenden Friedhof erweitert. War diesbezüglich keine dauerhafte, zufrieden stellende Lösung zu erwarten, so wurde ein neuer Friedhof am Ortsrand eingerichtet, der Kirchhof aufgelassen. Beengten Platzverhältnissen wurde aber auch mit anderen Lösungen begegnet. So wurde etwa am Kirchhof in Rainbach die Ausrichtung der Gräber einer Reihe umgekehrt (Kopf an Kopf, gespiegelte Anordnung), um einen breiteren Erschließungsweg zu erreichen. Weitere Lösungsansätze könnten ein grundsätzliches Verbot von Doppelgräbern, kleinere Grabstellen bei der Sargbestattung und der Erdbestattung von Urnen sowie Einrichtungen für Urnenbestattungen wie Urnenwände sein. Die Anlage von Tiefgräbern (zwei Beisetzungen übereinander) Abb. 221 Aufgelassenes Gräberfeld mit Frühlingsblühern, ehem. Kirchhof Windhaag b.Fr., Fotomontage, 2011. Nach Ablauf der Nutzungsdauer einer Grabstelle und dem Fehlen von Angehörigen werden Grabzeichen meist abgetragen und entsorgt. Dabei gehen häufig nicht unbedingt künstlerisch wertvolle, aber typische Beispiele der jeweiligen Zeit verloren. Eine Wiederverwendung solcher Grabzeichen würde eine kulturhistorische nicht unbedeutende Erhaltungsmaßnahme des vorhandenen Lokalkolorits in der Bestattungskultur darstellen. 13.3 Wiedernutzung als Bestattungsplatz aufgelöster Kirchhöfe Um die ursprüngliche Nutzung eines, als Bestattungsplatz aufgelösten Kirchhofes in das Bewusstsein der Menschen zu rufen, kann die Einteilung ehemaliger Gräberfelder mit einer Pflanzung von Frühlingsgeophyten nachgezeichnet und visualisiert werden. Alljährlich erinnert so für kurze Zeit ein Blütenmeer an die vormalige Nutzungsform als Bestattungsplatz, bis sich die Zwiebelblüher wieder zurückziehen. Die zu Anfangs exakten Konturen (Pflanzenreihen) der imaginären Grabstellen lösen sich mit den Jahren allmählich in der Fülle der Blüten auf. Der Auferstehungsgedanke kann in diese natürlichen Zeitenabfolgen projizierte werden. Permanente Grabpflege fällt in einer Zeit der Mobilität, der geringen Sesshaftigkeit schwer. Abb. 222 Wiedernutzung als Urnenhain, ehem. Kirchhof Neumarkt i.M., Nachtansicht, Fotomontage, 2011. 189 Auf dörflichen Kirch- bzw. Friedhöfen ist die Grabbetreuung durch Friedhofsgärtner nicht üblich bzw. wird nicht angeboten. Gibt es keine Angehörigen im Ort oder kann auch auf nachbarschaftliche Hilfe nicht zurückgegriffen werden, so werden Grabstellen meist durch Kiesflächen und Grabplatten pflegeextensiv ausgestaltet oder andere Varianten für eine wenig pflegeaufwändige Grabstelle gesucht. Die signifikante Zunahme von Urnenbestattungen in den letzten Jahren eröffnet dabei ein Potential für die teilweise oder zur Gänze aufgelösten Kirchhöfe als Bestattungsplatz. Als Ergänzung zu bestehenden Bestattungsanlagen können die, meist als Rasenfläche ausgebildeten, aufgelassenen Kirchhofareale als Urnenhaine mit Urnenerdbestattung genutzt werden, wobei zugunsten eines homogenen Gesamtbildes um die Kirche auf eine individuelle Kennzeichnung durch Grabzeichen sowie eine Bepflanzung verzichtet werden sollte. Dies würde der Tendenz eines verminderten Aufwandes für die Grabpflege entgegen kommen, eine Nivellierung der Gräberhierarchie bedeuten, die Pflegearbeiten des Gesamtareals sowie das bisherige Erscheinungsbild der Anlage kaum verändern und dabei das Bild des umfriedeten, rasenbestandenen Paradiesgartens suggerieren. Wird dennoch eine bleibende Grabkennzeichnung gewünscht, so kann eine bündig in den Boden eingelassene, kleine Metallplatte mit den eingravierten Daten des Verstorbenen im Raster der Urnengrabstellen angebracht werden. Zusätzlich wäre eine Ausstattung der Grabplatte mit einer kleinflächigen, solar betriebenen Bodenleuchte mit integriertem Dämmerungsschalter möglich. Das Versenken der im Boden abbaubaren Urne (Naturstoffe) kann mittels eines Erdbohrers erfolgen. Eine Wiederbenützung der aufgelassenen Kirchhöfe als Bestattungsplätze würde den Pfarren neue Finanzquellen eröffnen, der geringe Einsatz von Ressourcen (Platzbedarf, materielle Ausstattung, Arbeitszeit und Energie für Grabungsarbeiten und Grabpflege) würde weiters dem aktuellen Zeitgeist der Ökonomisierung und Ökologisierung aller Lebensbereiche entsprechen. Ob eine derartige Bestattungsanlage auf Kirchhöfen möglich wäre, hängt vorrangig von einer Liberalisierung der Glaubensgrundsätze und -regeln der römisch katholischen Kirche (Nach wie vor sind auf einzelnen kirchlichen Friedhöfen Urnenbestattungen unerwünscht.), aber auch der Akzeptanz in der Bevölkerung ab. 14. Schlusswort Das Bild der Bestattungsplätze ist seit jeher einem steten Wandel unterzogen. Vor allem im 20. und 21. Jahrhundert brachte die zunehmende Säkularisierung, eine verstärkte Diesseitsorientierung, gesellschaftspolitische Anpassungen, soziale und wirtschaftliche Veränderungen einen Wandel der Bestattungskultur mit sich, von dessen Auswirkungen auch die Kirchhöfe nicht ausgeschlossen sind. Alte Traditionen und Rituale weichen neuen. Der Wertewandel unserer Gesellschaft unterstreicht Mobilität und Individualisierung bei gleichzeitiger Tendenz zur Anonymisierung. Der Kirch- bzw. Friedhof als Ort der Trauer verliert dabei zunehmend an Bedeutung. Vielerorts nehmen Kirchhöfe die Rolle einer öffentlichen Grünfläche, einer Repräsentationsfläche für ein intaktes Ortsbild ein. Kirche und Kirchhof wirken oft identitätsstiftend für eine Ortsgemeinde und vermitteln Heimatgefühl. Den Kirchhof allerdings nur als ein zu erhaltendes (Kultur-)Denkmal zu verstehen, geht an der Realität vorbei. Funktion und Erscheinungsbild eines Kirchhofes kann keine in sich verharrende Momentaufnahme sein, er muss sich mit den Nutzern verändern, sich den Bedürfnissen der Menschen anpassen können. Nicht zuletzt wird die Bestattungskultur oft als ein Spiegelbild der Gesellschaft gesehen. Freilich gilt es, kunstund kulturhistorisch, regional oder überregional bedeutende Einzelobjekte und Ensembles zu bewahren, denn sie dokumentieren Geschichte. Dennoch ist es notwendig, die Bedeutung des Kirchhofes als Bestattungsplatz immer wieder neu zu formulieren, neu zu interpretieren. Für wen ist die Orientierung des Grabes zum Altar oder in Richtung Osten heute noch wichtig? Wer kennt die Bedeutung dieses ursprünglich grundlegenden, mit hohem Symbolwert ausgestatteten Ortnungssystems eines Kirchhofes? Das Wissen um diese Dinge, um die Formensprache, um Entstehung und Entwicklung der Kirchhöfe als eine Einheit von Kirche und Friedhof kann Grundlage sein für ein neues Verständnis, aus dem heraus Wertschätzung und Erhalt dieser Urform eines christlichen Bestattungsplatzes zu resultieren vermag. 190 191 Literaturverzeichnis Amt der NÖ Landesregierung (Hrsg.): Friedhof und Denkmal. St. Pölten 2009. Besucher am Kirchhof (Ehepartner der Mesnerin): mündliche Mitteilung im Dezember 2008. Arbeitsgemeinschaft des Pädagogischen Institutes des Bundes für Oberösterreich (Hrsg.): Bezirk Freistadt, Heimatkundliches Lesebuch. Linz 1969. Bischöfliche Ordinariatskanzlei Linz (Hrsg.): Realschematismus sämtlicher Pfarren der Diözese Linz. Linz 1913. Böhm, Alois, OSR Kons.: Friedhof Leopoldschlag. e-mail: [email protected] (25.03.2011). Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal, Museum für Sepulkralkultur Kassel (Hrsg.): Grabkultur in Deutschland. Berlin 2009. 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Quelle: Digitales oberösterreichische Rauminformationssystem (DORIS): Franziszeischer Kataster (Urmappe). URL: http://doris.ooe.gv.at (Abruf am 10.03.2011). Kirchhof Rainbach i.M., 3. V. 18. Jahrhundert. S.94. Quelle: Ölgemälde in der Pfarrkirche Rainbach i.M.. Foto: Barth Markus. Abb. 69 Kriegerdenkmal, Kirchhof Rainbach i.M., 2008. S.94. Foto: Barth Markus. Abb. 70 Kirchhof Rainbach i.M., um 1970. S.94. Quelle: Pötscher, Leopold, OSR (Fotoarchiv der Marktgemeinde Rainbach i. M.): Kirchhof Rainbach i.M., um 1970. Abb. 71 Friedhofserweiterung Rainbach i.M., 2008. S.94. Foto: Barth Markus. Abb. 72 Schnittdarstellung A - B - C, Kirch-/Friedhof Rainbach i.M., 2007. S.95. Darstellung: Barth Markus. Abb. 73 Übersicht, Kirch-/Friedhof Rainbach i.M., 2007. S.95. Darstellung: Barth Markus. Abb. 74 Orthofoto Sandl, 2007. S.99. Quelle: Digitales oberösterreichische Rauminformationssystem (DORIS): Orthofotos. URL: http://doris.ooe. gv.at (Abruf am 27.01.2011). Abb. 75 Orthofoto Kirchhof Sandl, 2007. S.99. Quelle: Digitales oberösterreichische Rauminformationssystem (DORIS): Orthofotos. URL: http:// doris.ooe.gv.at (Abruf am 27.01.2011). Abb. 76 Sandl, Franziszeischer Kataster (Urmappe, Blattnummer 41022_6, Jahr der Vermessung 1827). S.99. Quelle: Digitales oberösterreichische Rauminformationssystem (DORIS): Franziszeischer Kataster (Urmappe). URL: http:// doris.ooe.gv.at (Abruf am 27.01.2011). Abb. 77 Sandl 1760, Notgeld, Gemeinde Sandl, 1920. S.100. Quelle: Gemeinde Sandl: Notgeld 75 Heller. Sandl 1920. Abb. 78 Kirchhof Sandl, 2009. S.100. Foto: Barth Markus. Abb. 79 Kirchhof Sandl, Grabkapelle Kinsky, 2007. S.100. Foto: Barth Markus. Abb. 80 Kirchhof Sandl, Kirchhofmauer, 2009. S.100. Foto: Barth Markus. Abb. 81 Schnittdarstellung A - B, Kirchhof Sandl, 2008. S.101. Darstellung: Barth Markus. Abb. 82 Übersicht, Kirchhof Sandl, 2008. S.101. Darstellung: Barth Markus. Abb. 83 Orthofoto Grünbach, 2007. S.103. Quelle: Digitales oberösterreichische Rauminformationssystem (DORIS): Orthofotos. URL: http://doris. ooe.gv.at (Abruf am 22.03.2011). Abb. 84 Orthofoto Kirch-/Friedhof Grünbach, 2007. S.103. Quelle: Digitales oberösterreichische Rauminformationssystem (DORIS): Orthofotos. URL: http://doris.ooe.gv.at (Abruf am 22.03.2011). 204 Abb. 85 Abb. 86 Abb. 87 Grünbach, Franziszeischer Kataster (Urmappe, Blattnummer 41003_7, Jahr der Vermessung 1828). S.103. Quelle: Digitales oberösterreichische Rauminformationssystem (DORIS): Franziszeischer Kataster (Urmappe). URL: http:// doris.ooe.gv.at (Abruf am 22.03.2011). Kirch-/Friedhof Grünbach, um 1900. S.104. Quelle: Ansichtskartensammlung Pirklbauer Edeltraud: Grünbach, um 1900. Kirch-/Friedhof Grünbach, Flugaufnahme, 2003. S.104. Quelle: Preslmair, Herbert: Flugaufnahme der Ortschaft Grünbach bei Freistadt, 2003. Abb. 88 Friedhofserweiterung aus 1983/84, Kirch-/ Friedhof Grünbach, 2007. S.104. Foto: Barth Markus. Abb. 89 Kirchensüdportal (re.), Pfarrhof (Mitte), Missionskreuz (li.), Kirch-/Friedhof Grünbach, 2008. S.104. Foto: Barth Markus. Abb. 90 Schnittdarstellung A - B - C, Kirch-/Friedhof Grünbach, 2008. S.105. Darstellung: Barth Markus. Abb. 91 Abb. 92 Abb. 93 Abb. 94 Abb. 95 Übersicht, Kirch-/Friedhof Grünbach, 2008. S.105. Darstellung: Barth Markus. Orthofoto Gutau, 2007. S.109. Quelle: Digitales oberösterreichische Rauminformationssystem (DORIS): Orthofotos. URL: http://doris. ooe.gv.at (Abruf am 01.03.2011). Orthofoto Kirch-/Friedhof Gutau, 2007. S.109. Quelle: Digitales oberösterreichische Rauminformationssystem (DORIS): Orthofotos. URL: http://doris.ooe.gv.at (Abruf am 01.03.2011). Hirschbach, Franziszeischer Kataster (Urmappe, Blattnummer 41104_7, Jahr der Vermessung 1827). S.109. Quelle: Digitales oberösterreichische Rauminformationssystem (DORIS): Franziszeischer Kataster (Urmappe). URL: http:// doris.ooe.gv.at (Abruf am 01.03.2011). Kirchhof Gutau, um 1950. S.110. Quelle: Engländer, E.: Alter Friedhofeingang. In: Schober, Friedrich: Gutau, Ein Heimatbuch des Marktes und seiner Umgebung (S.208), Linz 1969. Abb. 96 Kirch-/Friedhof Gutau, 2008. S.110. Foto: Barth Markus. Abb. 97 Kirchhof Gutau, 2008. S.110. Foto: Barth Markus. Abb. 98 Erweiterung aus 1963, Friedhof Gutau, 2008. S.110. Foto: Barth Markus. Abb. 99 Schnittdarstellung A - B, Kirch-/Friedhof Gutau, 2007. S.111. Darstellung: Barth Markus. Abb. 100 Übersicht, Kirch-/Friedhof Gutau, 2007. S.111. Darstellung: Barth Markus. Abb. 101 Orthofoto Hirschbach, 2007. S.115. Quelle: Digitales oberösterreichische Rauminformationssystem (DORIS): Orthofotos. URL: http://doris. ooe.gv.at (Abruf am 01.03.2011). Abb. 102 Orthofoto Kirchhof Hirschbach, 2007. S.115. Quelle: Digitales oberösterreichische Rauminformationssystem (DORIS): Orthofotos. URL: http://doris.ooe.gv.at (Abruf am 01.03.2011). Abb. 103 Hirschbach, Franziszeischer Kataster (Urmappe, Blattnummer 41007_x_1, Jahr der Vermessung 1827). S.115. Quelle: Digitales oberösterreichische Rauminformationssystem (DORIS): Franziszeischer Kataster (Urmappe). URL: http:// doris.ooe.gv.at (Abruf am 01.03.2011). Abb. 104 Kirch-/Friedhof Hirschbach, um 1940. S.116. Quelle: Pfarrarchiv Hirschbach. Abb. 105 Kirch-/Friedhof Hirschbach, Flugaufnahme, um 2004. S.116. Quelle: Pfarrarchiv Hirschbach. Abb. 106 Kirchhof Hirschbach, 2007. S.116. Foto: Barth Markus. Abb. 107 Friedhof Hirschbach, 2007. S.116. Foto: Barth Markus. Abb. 108 Schnittdarstellung A - B, Kirch-/Friedhof Hirschbach, 2007. S.117. Darstellung: Barth Markus. Abb. 109 Übersicht, Kirch-/Friedhof Hirschbach, 2007. S.117. Darstellung: Barth Markus. Abb. 110 Orthofoto Leopoldschlag, 2007. S.123. Quelle: Digitales oberösterreichische Rauminformationssystem (DORIS): Orthofotos. URL: http:// doris.ooe.gv.at (Abruf am 01.03.2011). Abb. 111 Orthofoto Kirch-/Friedhof Leopoldschlag, 2007. S.123. Quelle: Digitales oberösterreichische Rauminformationssystem (DORIS): Orthofotos. URL: http://doris.ooe.gv.at (Abruf am 01.03.2011). 205 Abb. 112 Hirschbach, Franziszeischer Kataster (Urmappe, Blattnummer 41012_3, Jahr der Vermessung 1828). S.123. Quelle: Digitales oberösterreichische Rauminformationssystem (DORIS): Franziszeischer Kataster (Urmappe). URL: http:// doris.ooe.gv.at (Abruf am 01.03.2011). Abb. 124 Kirchhof Wartberg ob der Aist, 2007. S.130. Foto: Barth Markus. Abb. 113 Leopoldschlag, Flugaufnahme, 1968. S.124. Quelle: Alpine Luftbild: Leopoldschlag im Jahre 1968. In: Böhm, Alois: Leopoldschlag im Freiwald, Heimatbuch einer Gemeinde mit wechselvoller Geschichte (Umschlagfoto hinten). Leopoldschlag 1991. Abb. 126 Schnittdarstellung A - B, Kirch-/Friedhof Wartberg ob der Aist, 2008. S.131. Darstellung: Barth Markus. Abb. 114 Kirch-/Friedhof Leopoldschlag, 2007. S.124. Foto: Barth Markus. Abb. 128 Orthofoto St. Leonhard, 2007. S.137. Quelle: Digitales oberösterreichische Rauminformationssystem (DORIS): Orthofotos. URL: http:// doris.ooe.gv.at (Abruf am 15.02.2011). Abb. 115 Ehem. Gerätehaus des Totengräbers (li.), Aufbahrungshalle aus 1981 (re.), Friedhof Leopoldschlag, 2007. S.124. Foto: Barth Markus. Abb. 116 Schmiedeeisernes Grabkreuz mit Blechschnittfigur, Friedhof Leopoldschlag, 2007. S.124. Foto: Barth Markus. Abb. 117 Schnittdarstellung A - B, Kirch-/Friedhof Leopoldschlag, 2007. S.125. Darstellung: Barth Markus. Abb. 118 Übersicht, Kirch-/Friedhof Leopoldschlag, 2007. S.125. Darstellung: Barth Markus. Abb. 119 Orthofoto Wartberg ob der Aist, 2006. S.129. Quelle: Digitales oberösterreichische Rauminformationssystem (DORIS): Orthofotos. URL: http://doris.ooe.gv.at (Abruf am 22.03.2011). Abb. 120 Orthofoto Kirch-/Friedhof Wartberg, 2006. S.129. Quelle: Digitales oberösterreichische Rauminformationssystem (DORIS): Orthofotos. URL: http://doris.ooe.gv.at (Abruf am 22.03.2011). Abb. 121 Wartberg, Franziszeischer Kataster (Urmappe, Blattnr. 41116_8/41116_4, Jahr der Vermessung 1826). S.129. Quelle: Digitales oberösterreichische Rauminformationssystem (DORIS): Franziszeischer Kataster (Urmappe). URL: http://doris.ooe.gv.at (Abruf am 22.03.2011). Abb. 122 Kirchhof Wartberg, um 1723. S.130. Quelle: Millechner, Blasius (Pfarrer in Wartberg): Wartberg ob der Aist, Kirche, Pfarrhof und St. Michaelskapelle (Titelblatt der Wartberger Pfarrchronik). Wartberg 1723. Abb. 123 Kirchhof Wartberg ob der Aist, 2008. S.130. Foto: Barth Markus. Abb. 125 Gräberfeld des O.Ö. Landespflege- und Betreuungszentrum Schloß Haus, Friedhof Wartberg, 2007. S.130. Foto: Barth Markus. Abb. 127 Übersicht, Kirch-/Friedhof Wartberg, 2008. S.131. Darstellung: Barth Markus. Abb. 129 Orthofoto Kirchhof St. Leonhard, 2007. S.137. Quelle: Digitales oberösterreichische Rauminformationssystem (DORIS): Orthofotos. URL: http://doris.ooe.gv.at (Abruf am 15.02.2011). Abb. 130 St. Leonhard, Franziszeischer Kataster (Urmappe, Blattnummer 41217_9, Jahr der Vermessung 1827). S.137. Quelle: Digitales oberösterreichische Rauminformationssystem (DORIS): Franziszeischer Kataster (Urmappe). URL: http://doris.ooe.gv.at (Abruf am 15.02.2011). Abb. 131 Kirchhof St. Leonhard mit Initialkapellen, 1697. S.138. Quelle: Pfarrkirche St. Leonhard: Darstellung auf Orgelempore aus 1697. Foto: Barth Markus. Abb. 132 Kirchhof St. Leonhard, Luftbild, um 1964. S.138. Quelle: Marktgemeindeamt St. Leonhard: St. Leonhard bei Freistadt – Heimatbuch. St. Leonhard 2000. Abb. 133 Gräberfeld am Haupteingang, Pfarrhof im Hintergrund, Kirchhof St. Leonhard, 2008. S.138. Foto: Barth Markus. Abb. 134 Nagelkreuz (re.), Kirchhof St. Leonhard, 2008. S.138. Foto: Barth Markus. Abb. 135 Schnittdarstellung A - B, Kirchhof St. Leonhard, 2008. S.139. Darstellung: Barth Markus. Abb. 136 Übersicht, Kirchhof St. Leonhard, 2008. S.139. Darstellung: Barth Markus. Abb. 137 Orthofoto Altstadt Freistadt, 2007. S.143. Quelle: Digitales oberösterreichische Rauminformationssystem (DORIS): Orthofotos. URL: http://doris.ooe.gv.at (Abruf am 25.01.2011). 206 Abb. 138 Orthofoto Liebfrauenkirche Freistadt, 2007. S.143. Quelle: Digitales oberösterreichische Rauminformationssystem (DORIS): Orthofotos. URL: http://doris.ooe.gv.at (Abruf am 25.01.2011). Abb. 150 Kirch-/Friedhof Blansko u Kaplice, 2009. S.149. Foto: Barth Markus. Abb. 139 Franziszeischer Kataster (Urmappe, Blattnummer 41002_x_4, Jahr der Vermessung 1827). S.143. Quelle: Digitales oberösterreichische Rauminformationssystem (DORIS): Franziszeischer Kataster (Urmappe). URL: http://doris. ooe.gv.at (Abruf am 25.01.2011). Abb. 152 Kirchhof Blansko u Kaplice, 2008. S.149. Foto: Barth Markus. Abb. 140 Liebfrauenkirche Freistadt, Aquarell, 1843. S.144. Quelle: Fellner, Fritz; Plöchl, Fritz: Freistadt, alte Ansichten. Freistadt 2002. Abb. 154 Übersicht, Kirch-/Friedhof Blansko u Kaplice, 2008. S.150. Darstellung: Barth Markus. Abb. 141 Kirchhof Freistadt mit got. Lichtsäule, um 1880. S.144. Quelle: Fellner, Fritz; Plöchl, Fritz: Freistadt, alte Ansichten. Freistadt 2002. Abb. 142 Liebfrauenkirche Freistadt, ehem. Kirchhof, im Vordergrund ehem. Wehrgraben der Stadt, 2008. S.144. Foto: Barth Markus. Abb. 143 ehem. Kirchhof Freistadt, Loggia, 2009. S.144. Foto: Barth Markus. Abb. 144 Schnittdarstellung A - B - C, ehem. Kirchhof Freistadt, 2008. S.145. Darstellung: Barth Markus. Abb. 145 Übersicht, ehem. Kirchhof Freistadt, 2008. S.145. Darstellung: Barth Markus. Abb. 146 Ortsplan Blansko, 2011. S.147. Quelle: Mapy. CZ: Obecná Mapa. URL: http://www.mapy.cz (Abruf am 14.07.2011). Abb. 147 Orthofoto Kirch-/Friedhof Blansko, 2011. S.147. Quelle: Google Maps: Luftbild. URL: http://maps.google.at/maps?hl=de&tab=wl (Abruf am 14.07.2011). Abb. 148 Blansko, Franziszeischer Kataster (Urmappe, Blattnr. 0262-1, Jahr der Vermessung 1826). S.147. Quelle: Český úřad zeměměřický a katastrální: Císařské povinné otisky stabilního katastru 1:2880. URL: http://archivnimapy.cuzk. cz/cio/data/main/cio_main_02_index.html (Abruf am 14.07.2011). Abb. 149 Kirch-/Friedhof Blansko u Kaplice, um 1918 1945. S.149. Quelle: Böhmerwaldbund Oberösterreich: Kirch-/Friedhof Balansko u Kaplice, um 1918 bis 1945 . URL: http://www.bwb-ooe. at/dbh2//view_single.php?picdetail=2387 (Abruf am 18. Juli 2011). Abb. 151 Kirchhof Blansko u Kaplice, 2009. S.149. Foto: Barth Markus. Abb. 153 Schnittdarstellung A - B, Kirch-/Friedhof Blansko u Kaplice, 2008. S.150. Darstellung: Barth Markus. Abb. 155 Orthofoto Světlík, 2006. S.155. Quelle: Mapy. CZ: Obecná Mapu. URL: http://www.mapy.cz (Abruf am 11.07.2011). Abb. 156 Luftbild Kirchhof Světlík, 2011. S.155. Quelle: Google Maps: Luftbild. URL: http://maps. google.at/maps?hl=de&tab=wl (Abruf am 11.07.2011). Abb. 157 Světlík, Franziszeischer Kataster (Urmappe, Blattnr. 7621-1, Jahr der Vermessung 1826, Nachträge). S.155. Quelle: Český úřad zeměměřický a katastrální: Císařské povinné otisky stabilního katastru 1:2880. URL: http:// archivnimapy.cuzk.cz/cio/data/main/cio_ main_02_index.html (Abruf am 11.07.2011). Abb. 158 Kirche mit Kirchhof, Pfarrhof und ehem. Schule (re.), Světlík, 1992. S.156. Quelle: Böhmerwaldbund Oberösterreich: Světlík/Kirschlag 1992. URL: http://www.bwb-ooe.at/dbh2// view_single.php?picdetail=8720 (Abruf am 11.07.2011) Abb. 159 Kirchhof Světlík, 2008. S.156. Foto: Barth Markus. Abb. 160 Torhalle, Kirchhof Světlík, 2008. S.156. Foto: Barth Markus. Abb. 161 Löwenkopf auf Torhalle, Kirchhof Světlík, 2009. S.156. Foto: Barth Markus. Abb. 162 Schnittdarstellung A - B, Kirchhof Světlík, 2008. S.157. Darstellung: Barth Markus. Abb. 163 Übersicht, Kirchhof Světlík, 2008. S.157. Darstellung: Barth Markus. 207 Abb. 164 Ortsplan Zátoň, 2011. S.161. Quelle: Zeměměřický úřad: Franziszeischer Kataster, obj. čís. 8893-1-005. URL: http://archivnimapy.cuzk.cz/cio/data/cio/8893-1/8893-1005_index.html (Abruf am 01.06.2010). Abb. 165 Luftbild Kirchhof Zátoň, 2011. S.161. Quelle: Geodis Brno: Ortsplan. http://www. m a py. c z / # m m = Z P @ x = 1 3 2 8 4 0 3 5 2 @ y=131114368@z=15 (Abruf am 01.06.2010). Abb. 166 Zátoň, Franziszeischer Kataster (Urmappe, Blattnr. 8893-1-005, Jahr der Vermessung 1826, Nachträge). S.161. Quelle: Google maps: Luftbild. http://maps.google.at/ maps?hl=de&q=zaton&um=1&ie=UTF-8&sa=N&tab=wl (Abruf am 01.06.2010). Abb. 167 Kirche mit Kirchhof, ehem. Pfarrhof (re.) und ehem. Schule (li.), Zátoň, um 1880 - 1918. S.162. Quelle: Böhmerwaldbund Oberösterreich: Zátoň/Ottau 1880 - 1918. URL: http://www.bwb-ooe.at/dbh2//view_single. php?picdetail=4076 (Abruf am 02.08.2011). Abb. 168 Kirche mit Kirchhof, ehem. Pfarrhof (li.), ehem. Schule (re.), Zátoň, 2008. S.162. Foto: Barth Markus. Abb. 169 Kirchhof Zátoň, 2008. S.162. Foto: Barth Markus. Abb. 170 Haupteingang mit Kruzifix, Kirchhof Zátoň, 2009. S.162. Foto: Barth Markus. Abb. 171 Schnittdarstellung A - B, Kirchhof Zátoň, 2008. S.163. Darstellung: Barth Markus. Abb. 172 Übersicht, Kirchhof Zátoň, 2008. S.163. Darstellung: Barth Markus. Abb. 173 Kirchhofmauer, Stützmauer, unregelmäßiges Bruchsteinmauerwerk, Mauerkrone Steinplatten, Kirchhof St.Peter b.Fr., 2008. S.168. Foto: Barth Markus. Abb. 174 Kirchhofmauer, Stützmauer, regelmäßiges Schichtenmauerwerk, Mauerkrone Steinplatten, errichtet 1856, Kirchhof Rainbach i.M., 2008. S.168. Foto: Barth Markus. Abb. 175 Kirchhofmauer, regelmäßiges Schichtenmauerwerk, Mauerkrone Steinplatten, errichtet 1962, Kirchhof Lasberg, 2008. S.168. Foto: Barth Markus. Abb. 176 Kirchhofmauer, abgemauerte Zinnenbekrönung, Mauerkrone Satteldach mit Faserzementplatten Rundschnittbiber, Kirchhof Wartberg o.d.A., 2007. S.169. Foto: Barth Markus. Abb. 177 Kirchhofmauer, Stützmauer, Mauerkrone Pultdach mit Faserzementplatten Rundschnittbiber, Kirchhof St.Leonhard b.Fr., 2008. S.169. Foto: Barth Markus. Abb. 178 Kirchhofmauer, Stützmauer, Blendmauer vor Stahlbeton, Mauerkrone Satteldach mit Tonziegel Rundschnittbiber, err. 2002, Kirchhof Hirschbach i.M., 2008. S.169. Foto: Barth Markus. Abb. 179 Nebeneingang, Spitzbogenportal, Kirchhof St.Peter b.Fr., 2007. S.170. Foto: Barth Markus. Abb. 180 Haupteingang, Rundbogenportal, abgemauerte Zinnenbekrönung, Kirchhof Wartberg o.d.A., 2007. S.170. Foto: Barth Markus. Abb. 181 Haupteingang, Rundbogenportal mit barockem Giebel, Kirchhof Lasberg, 2007. S.170. Foto: Barth Markus. Abb. 182 Haupteingang, Treppenanlage dat. 1726 bzw. 1937, Kirchhof Hirschbach i.M., 2007. S.171. Foto: Barth Markus. Abb. 183 Haupteingang, Portal mit geradem Sturz, Kirchhof Sandl, 2007. S.171. Foto: Barth Markus. Abb. 184 Haupteingang, Torpfeiler mit Nischen, Kirchhof St.Leonhard b.Fr., 2008. S.171. Foto: Barth Markus. Abb. 185 Ehem. Gruftkapelle, M. 14. Jhdt., Kirchhof Gutau, 2008. S.172. Foto: Barth Markus. Abb. 186 Karner, 2.H. 14. Jhdt., Kirchhof Rainbach i.M., 2007. S.172. Foto: Barth Markus. Abb. 187 Michaelskapelle mit ehem. Beinhaus, 1510, Kirchhof Wartberg o.d.A., 2007. S.172. Foto: Barth Markus. Abb. 188 Zugang Beinhaus, Untergeschoß Sakristei, Kirchhof Rainbach i.M., 2007. S.173. Foto: Barth Markus. Abb. 189 Zugang Beinhaus, Untergeschoß Sakristei, Kirchhof Waldburg, 2008. S.173. Foto: Barth Markus. Abb. 190 Zugang Beinhaus, Untergeschoß Sakristei, 1829 vermauert, Kirchhof Hirschbach i.M., 2000. S.173. Foto: Pfarrarchiv Hirschbach i.M.. 208 Abb. 191 Friedhofskreuz, Kruzifix, Steinkreuz mit Metallkorpus, dat. 1913, Friedhof Leopoldschlag, 2007. S.174. Foto: Barth Markus. Abb. 208 Kriegerdenkmal, 2006, Friedhof Leopoldschlag, 2007. S.179. Foto: Barth Markus. Abb. 192 Missionskreuz, Holzkreuz mit Jahreszahlen der „Volksmission“, Kirchhof Hirschbach i.M., 2007. S.174. Foto: Barth Markus. Abb. 209 Kirchhofmauer, unregelmäßiges Bruchsteinmauerwerk, Mauerkrone aus Steinplatten mit Rollschicht, Kirchhof Blansko, 2008. S.180. Foto: Barth Markus. Abb. 193 Friedhofskreuz, Kruzifix, Steinkreuz mit Metallkorpus, 1954, Kirchhof Lasberg, 2008. S.174. Foto: Barth Markus. Abb. 210 Kirchhofmauer, unregelmäßiges Bruchsteinmauerwerk, Mauerkrone Ortbeton, Kirchhof Světlík, 2008. S.180. Foto: Barth Markus. Abb. 194 Totenleuchte, Sandstein, dat. 1484, ehem. Kirchhof Freistadt, Liebfrauenkirche Freistadt, 2009. S.175. Foto: Barth Markus. Abb. 211 Kirchhofmauer, Mauerkrone Satteldach mit Priependacheindeckung, Kirchhof Zátoň, 2008. S.180. Foto: Barth Markus. Abb. 195 Ölbergnische, Holzfiguren gefast, 2.H. 18. Jhdt., Kirchhof Wartberg o.d.A., 2007. S.175. Foto: Barth Markus. Abb. 212 Haupteingang, gotisches Spitzbogenportal mit barockem Giebel, Kirchhof Blansko, 2009. S.181. Foto: Barth Markus. Abb. 196 Ölbergrelief, Sandstein, 1916, Kirchhof Rainbach i.M., 2007. S.175. Foto: Barth Markus. Abb. 213 Haupteingang, neoromanische Torhalle, 1875, Kirchhof Světlík, 2008. S.181. Foto: Barth Markus. Abb. 197 Frühgotischer Grabstein mit Hügelkreuz, um 1300, Kirche St.Peter b.Fr., 2008. S.176. Foto: Barth Markus. Abb. 198 Renaissance-Epitahp Georg Haym von Reichenstein, gest. 1583, Pfarrkirche Wartberg o.d.A., 2007. S.176. Foto: Barth Markus. Abb. 199 Grabtafel Vikar Franz Xaver Gundholf, gest. 1767, Pfarrkirche Hirschbach i.M., 2008. S.176. Foto: Barth Markus. Abb. 200 Temporäres Holzkreuz, Friedhof Rainbach i.M., 2008. S.177. Foto: Barth Markus. Abb. 201 Grabkreuz Schmiedeeisen, Kirchhof Grünbach b.Fr., 2007. S.177. Foto: Barth Markus. Abb. 202 Grabkreuz Gusseisen, um 1900, Friedhof Rainbach i.M., 2008. S.177. Foto: Barth Markus. Abb. 203 Steinstele Jugendstil, um 1900, Kirchhof Gutau, 2008. S.178. Foto: Barth Markus. Abb. 204 Breitstein, Mitte 20. Jhdt., Kirchhof Waldburg, 2008. S.178. Foto: Barth Markus. Abb. 205 Grabstein/-kreuz, Ende 20. Jhdt., Kirchhof St.Leonhard b.Fr., 2008. S.178. Foto: Barth Markus. Abb. 206 Kriegerdenkmal, Kirchhof Wartberg o.d.A., 2007. S.179. Foto: Barth Markus. Abb. 207 Kriegerdenkmal, 1958, Kirchhof St.Leonhard b.Fr., 2007. S.179. Foto: Barth Markus. Abb. 214 Haupteingang, Torpfeiler mit Holzgittertor, Kirchhof Zátoň, 2008. S.181. Foto: Barth Markus. Abb. 215 Friedhofskreuz, Kruzifix, Steinkreuz mit Metallkorpus, dat. 1875, Kirchhof Blansko, 2008. S.182. Foto: Barth Markus. Abb. 216 Friedhofskreuz, Kruzifix, Steinkreuz mit Metallkorpus, Kirchhof Světlík, 2009. S.182. Foto: Barth Markus. Abb. 217 Friedhofskreuz, Kruzifix, Steinkreuz mit Metallkorpus, dat. 1911, Kirchhof Zátoň, 2009. S.182. Foto: Barth Markus. Abb. 218 Grabzeichen Kunststein, Kirchhof 2008. S.183. Foto: Barth Markus. Blansko, Abb. 219 Grankreuze Gusseisen, Kirchhof 2008.S.183. Foto: Barth Markus. Světlík, Abb. 220 Grabkreuze Gusseisen, Steinsockel, Kirchhof Zátoň, 2008. S.183. Foto: Barth Markus. Abb. 221 Aufgelassenes Gräberfeld mit Frühlingsblühern, ehem. Kirchhof Windhaag b.Fr., Fotomontage, 2011. S.188. Foto/Fotomontage: Barth Markus. Abb. 222 Wiedernutzung als Urnenhain, ehem. Kirchhof Neumarkt i.M., Nachtansicht, Fotomontage, 2011. S.188. Foto/Fotomontage: Barth Markus. 209 „Das Schönste am Schreiben ist das Geschriebenhaben.“ Peter Handke