Presseinfo 09.2009 (inkl. image)

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Kult – die Musik von Carsten Bohn
Sie ist ein Phänomen innerhalb des Phänomens: Die
Musik von Carsten Bohn. Es ist faszinierend. Wer in
den letzten 13 Jahren im Einzelhandel eine Kassette
oder CD von den Die drei ??? erstanden hat, bekam
keine Stücke mehr zu hören, die aus Bohns Feder
stammen und doch erfreut sich seine Musik immer
noch einer großen Fan-Gemeinde. 1996 wurden die
ersten 39 Folgen, auf denen sich bis dahin die Musik
von Bohn fand, neu abgemischt. Der Grund: Seit
1988 streiten Carsten Bohn und Sony BMG als
Nachfolgerin der Plattenfirma Miller International
vor Gericht um Tantiemen und Urheberrechte. Weder
Bohn noch Sony BMG dürfen die alten
Musikaufnahmen während des immer noch laufenden
Verfahrens verwenden – sehr zum Leidwesen
zahlreicher Hörer, wie man im Internet in den
einschlägigen Foren nachlesen kann.
Doch ein Gutes hatte der Rechtsstreit, wenn man so
will. Er hat den Fans die Identität von Bohn als einen
der Komponisten von Die drei ???-Melodien enthüllt.
„Einige Leute haben sich gefragt, wer eigentlich
hinter dem Pseudonym Bert Brac steckt, haben den
Namen gegoogelt und sind so auf die Berichte über den Prozess gestoßen“, erzählt Bohn. Dann
hätten sie ihn angemailt und gefragt, ob er Bert Brac sei? Ist er nicht oder wenn, dann nur zu einem
Teil – denn Bert Brac ist eine multiple Persönlichkeit. Miller International verwendete dieses
Sammel-Pseudonym für unterschiedliche EUROPA-Hörspiele. Hinter dem Namen Bert Brac stehen
verschiedene Musiker, unter anderem Andreas Beurmann.
Weshalb seine Musik von eingefleischten Die drei ???-Fans immer noch als „die Originalmusik“ verehrt und vermisst wird, erklärt sich Bohn unter anderem so: „Wer die Serie damals als Kind
gehört hat und ihr 39 Folgen lang gefolgt ist, hat die Musik förmlich aufgesogen. Das vergisst man
einfach nicht mehr.“ Bohn vermutet, dass auch seine besondere klangliche Handschrift – „ein lautes
und kräftiges Schlagzeug“ – mit zur Unverwechselbarkeit des Sounds der Die drei ??? beigetragen
hat. Seine Musik habe „gar nicht da reingepasst“. „Ich habe die Musik nicht gezielt für Kinder komponiert, sondern das gemacht, was mir gefällt.“ Und was Bohn gefällt, ist Fusion, die Mischung
aus Jazz und Rock. Stilistisch beeinflussten ihn Musiker und Bands wie Frank Zappa, Weather
Report oder Herbie Hancock. Bei der Hörspielmusik sei es ihm „um Emotionen, um Heiterkeit und
Wärme“ gegangen, um “Bewegung statt Starrheit“. Und so drangen dank Bohn den Kassettenkinder
alterslose Jazz-Rock-Rhythmen aus ihren Rekordern an die Ohren. „Es war schon mutig von
Heikedine solche Musik zu verwenden.
Üblicherweise war die Musik in den Kinder- und Jugendhörspielen der Zeit viel verhaltener/
konventioneller“, so Bohn, der vermutet, dass in dem Zusammentreffen von Heikedine Körtings
„frischer Produktionsweise“, den spannenden Geschichten, den guten Sprechern und der
besonderen Musik der Erfolg der Die drei ???-Hörspiele begründet liegt.
Die ersten Stücke für die Hörspiele des Labels EUROPA hat Bohn 1979 geschrieben und
aufgenommen. Nach der Devise „Kompositionen für Miete“ war er zu den ersten Aufträgen
gekommen. Seinerzeit wohnte Profi-Musiker Bohn nämlich mit den Mitgliedern seiner Band in
einer geräumigen Wohnung in einem Mietshaus in der Schlüterstraße in Hamburg. Eigentümer
dieses Hauses waren Dr. Andreas Beurmann und Heikedine Körting. „Naja, und wie’s bei Musikern
so war, konnten wir damals mal ein paar Monate lang die Miete nicht zahlen und so kam ich mit
Andreas Beurmann und Heikedine ins Gespräch.“ Und schließlich ins Geschäft. „Mono reicht“
habe ihm Andreas Beurmann gesagt, „das merken die Kleinen gar nicht“. Aber das kam für Bohn
nicht in Frage: „Ich habe gesagt, wenn ich das mache, dann produziere ich das mit denselben
Ansprüchen wie für meine Band.“ Schließlich war Bohns 1971 geborener Sohn Dennis selbst im
besten Die drei ???-Alter und „wenn das Mono gewesen wäre, hätte der sofort gefragt, ob die
Lautsprecher kaputt sind“. Also wurde es Stereo und nicht nur das, sondern auch Kult.
An einem Kult ganz anderer Art war Bohn ebenfalls maßgeblich beteiligt, als Initiator und
Schlagzeuger der Band Frumpy, die Anfang der siebziger Jahren die progressive deutsche
Musikszene mit geprägt hat. Mit Sängerin Inga Rumpf, Keyboarder Jean-Jacques Kravetz, Bassist
Karl-Heinz Schott und schließlich dem Gitarristen Rainer Baumann schrieb Bohn ein Stück
Rockgeschichte. Nachdem die Band sich mehrfach aufgelöst und wieder vereinigt hatte, gründete
Bohn 1977 seine eigene Gruppe, Carsten Bohn’s Bandstand. 1979 zog es den gebürtigen
Hamburger in die USA nach New York, „to be where the action is“, wie Bohn heute sagt. In dieser
Zeit entstanden auch die Stücke für Die drei ??? und viele andere Hörspiele von EUROPA. Mit
wenigen Ausnahmen (z. B. die Titelmusik für die Fünf Freunde) komponierte Bohn sie nicht
expliziert für diese oder jene Serie, sondern generell als „Hörspiel-Musik“. Laut Bohn waren es
insgesamt 98 Stücke, die sich bei TGKK, Larry Brent, Dr. Macabros, Perry Rhodan, den
Funkfüchsen und natürlich auch bei Die drei ??? in verschiedenen Folgen fanden. Diese Stücke hat
Bohn als „Brand New Oldies“ auf drei CDs 2004, 2005 und 2009 wieder eingespielt und tritt auch
live mit ihnen auf. Sehr zur Freude seiner Fans aus der Generation der Kassettenkinder – die seine
Melodien und Rhythmen auch Jahrzehnte „danach“ nicht vergessen haben.
Die Musik der Die drei ???
So konstant die Rollen von Justus Jonas, Peter Shaw und Bob Andrews von Oliver Rohrbeck, Jens
Wawrzeck und Andreas Fröhlich gesprochen werden, so abwechslungsreich liest sich die –
unvollständige – Liste der Komponisten, die für die erfolgreichste Hörspielserie der Welt die Musik
geschrieben hat: Dr. Andreas Beurmann, Carsten Bohn, Jan Friedrich Conrad, Chris Evans, JensPeter Morgenstern, Sepp Viellechner, Andris Zeiberts. Die neue instrumentelle Titelmelodie in
Folge 125 (Feuermond) stammt von Christian Hagitte und Simon Bertling, die gesungene
Titelmelodie der (zum Teil neuabgemischten) Folgen davor hat Jan Friedrich Conrad komponiert.