Studienfahrt nach Krakow und Auschwitz in Polen
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Studienfahrt nach Krakow und Auschwitz in Polen
Eine Studienfahrt nach Krakow und Auschwitz in Polen Ein persönlicher Bericht für die Schülerzeitschrift des Gymnasiums Rheindahlen von Janine Heinrichs Am 12.09.2010 begann für unseren Pädagogik LK der Stufe 13 am Düsseldorfer Flughafen die 6-tägige Studienfahrt nach Polen. Nach einem ruhigen Flug erreichten wir zwei Stunden später Krakow und fuhren von dort aus weiter zum Gästehaus des Hotels Batory, in dem wir untergebracht waren. An unserem ersten gemeinsamen Abend besichtigten wir nach dem Beziehen der Zimmer sowie einem ausgiebigen Abendessen die Altstadt, damit wir uns alle einen Eindruck von Krakow verschaffen konnten. Es war eine wundervolle Stadt mit vielen Restaurants, Cafés und Einkaufsmöglichkeiten, die auf die gesamte Gruppe sehr einladend wirkten. Doch so schön Krakow auch war und so sehr wir auch die Möglichkeit hatten unsere freie Zeit selbst zu gestalten, vergaß niemand von uns, dass wir nicht aus reinem Vergnügen hierher gekommen waren. Zwei Gesichter von Krakow Bereits am darauf folgenden Tag erkundeten wir die abgelegeneren Nebenstraßen und Gassen Krakows und erkannten, dass das Leben hier in keinster Weise dem Leben nahe der Altstadt glich. Hier lebten Menschen in alten, fast her-untergekommenen, noch wenig restaurierten Häusern, die genau wie kleine Lebensmittelgeschäfte weit von der Modernität entfernt waren. Dieser erste Einblick war für einige der Gruppe sehr überraschend, teils aber auch erstaunlich, denn niemand hatte mit so etwas gerechnet. Solche und noch weitaus schockierendere Eindrücke sollten in den nächsten Tagen zu großem Gefühlschaos innerhalb der Gruppe führen. >Auschwitz bewegt< Am 14.09.2010 begann unser Programm bereits in aller Frühe. Dieser Tag gehörte wohl mit zu den emotionalsten Momenten unserer Studienfahrt. Mit einem Reisebus machten wir uns auf den Weg nach Oswiecim, zu Deutsch Auschwitz, um an einer Führung durch das Museum Auschwitz, dem ehemaligen Stammlager, teilzunehmen. Mit gemischten Gefühlen und mit Kopfhörern ausgerüstet, folgten wir einer polnischen Führerin, die uns in deutscher Sprache über ein Mikrophon von dem Stammlager erzählte. An dem Ort wo Qual, Todeskampf, Brutalität und Vernichtung von Menschenleben alltäglich waren, konnte man in der Gruppe eine gewisse Anspannung, andererseits die Bereitschaft sich mit der Problematik des Holocaust auseinanderzusetzen, spüren. Wir gingen durch das Eingangstor mit dem in Eisen geschmiedeten Satz „Arbeit macht frei“ hindurch, an aus Ziegeln gemauerten Blocks vorbei, die alle durch eine Nummer gekennzeichnet waren und standen nun mitten drin im Geschehen. Es war kaum vorstellbar was damals in diesem Stammlager passiert sein soll, denn an diesem Tag schien die Sonne, die Blätter der Bäume sowie das Gras waren grün und viele andere Gruppen stapften wie wir von einem Block zum nächsten. Der Anblick innerhalb der Blocks war unfassbar. Anfangs verdeutlichten uns nur Schautafeln, Bilder und Landkarten was in Auschwitz geschehen war, doch dann hinterließen Habseligkeiten der Opfer, die nach der Befreiung des Lagers aufgefunden waren, einen beachtlichten Eindruck und Gänsehaut in unserer Gruppe. Wir standen vor einem riesigen Berg von Haaren, der unsere Köpfe überstieg und von dem wir nur eine Fensterscheibe weit entfernt waren, Schuhberge, Auftürmungen von Prothesen und Gehhilfen, tausende Brillengestelle, Meter hoch gestapelte Töpfe und Schüsseln sowie ein Meer von Koffern. Grauenvoll! Ein Ort der Ermordung von Menschen im Stammlager war die Gaskammer mit dem direkt angeschlossenen Krematorium. Wir befanden uns dort, wo einst Menschen durch Zyklon B qualvoll ersticken mussten und waren kaum in der Lage diese Tatsache zu realisieren. „Es gibt nur einen Weg, wie ihr dieses Lager wieder verlassen werdet – und zwar durch den Schornstein“. Dieser Satz wurde uns im Krematorium deutlicher, als es viele von uns vielleicht wollten. Nach 3 Stunden war die Führung vorbei und wir fuhren mit dem Reisebus zu der Internationalen Jugendbegegnungsstätte, um uns zu stärken. Es fiel auf, dass nur die wenigsten über den Besuch im Stammlager sprachen und sich austauschten. Die anderen behielten ihre Eindrücke erst einmal für sich, denn der Tag war schließlich noch nicht vorüber. Birkenau Nach dem Mittagessen begann der zweite Teil der Führung. Wir erwarteten die polnische Führerin in Birkenau (Auschwitz II), dem ehemaligen Vernichtungslager, das 3km vom Stammlager entfernt lag. Zunächst stiegen wir auf den Wachturm, der durch Eisenbahnschienen unterbrochen war, die auf direktem Weg ins Lager führten und an den Gaskammern sowie Krematorien endeten. Das Lager hatte ursprünglich eine Fläche von 175ha und schien bis zum Horizont zu reichen. Die aus Holz und Stein hergestellten Baracken waren in Reihen nebeneinander gebaut und unzählige Schornsteine von Kaminen erstreckten sich fast endlos über das gesamte Gelände. Als wir vom Wachturm hinabstiegen, machten wir uns auf den Weg zu den Häftlingsbaracken. Diese waren einst ehemalige Pferdeställe, die für 52 Pferde gebaut waren und keinerlei Schutz vor Wind und Nässe boten. Fast 400 – 700 Häftlinge waren in solch einer Baracke untergebracht und mussten auf dreistöckigen Verschlägen aus Brettern schlafen. Die hygienischen Verhältnisse waren katastrophal und meist die Ursache für Krankheiten, sodass die Möglichkeit des Überlebens stets geringer wurde. Am Ende der Schienen stießen wir schließlich auf die Überreste von den Krematorien in denen es pro Tag möglich war bis zu 4400 Leichen zu verbrennen. Ein abscheulicher Gedanke. Außerdem war am Ende der Schienen ein Gedenkplatz/Mahnmal für die Opfer des Vernichtungslager, denen die Menschen aus aller Welt die letzte Ehre erweisen konnten. Jeder aus unserer Gruppe bekam eine rote Rose und hatte die Möglichkeit diese zum Gedenken abzulegen. Meine Rose legte ich an das Ende der Schienen, denn hier war die Endstation Tod. Um 18Uhr traten wir schließlich die Rückfahrt nach Krakow an, wo wir in drei Gruppen eine Nachbesprechung über die Erlebnisse des Tages hatten. Wir nutzen die Möglichkeit unsere Gedanken und Gefühle zum Ausdruck zu bringen und diese mit den anderen auszutauschen. Am nächsten Tag begann um 10Uhr für uns eine Stadtführung durch das jüdische Viertel Kazimierz. Wir besuchten unter anderem die Remuh-Synagoge mit Friedhof und den Ortsteil Podgorze auf der anderen Seite der Weichsel, wo früher das >Krakauer Ghetto< und heute ein neues Museum in der ehemaligen Fabrik von >Oskar Schindler< eingerichtet wurde. Begegnung mit einem Zeitzeugen Am Nachmittag bildete ein Zeitzeugengespräch mit Tadeusz Sobolewicz den Abschluss der Auseinandersetzung mit den Massenvernichtungen in den Konzentrationslagern. Jedem von uns wurde noch einmal klar was das Leben im Konzentrationslager bedeutet hatte. Herr Sobolewicz brachte uns seine Lebensgeschichte näher und hatte Verständnis für unsere Fragen und beantwortete jede mit viel Geduld. Saskia Biehl, Tadeusz Sobolewicz, Janine Heinrichs und Angela Paffrath An den letzten beiden Tagen führte uns unsere Reise noch in die „Jagiellonen-Universität Krakow“ und in das historische Salzbergwerk Wieliczka, das seit 1978 zum Weltkulturerbe der UNESCO gehört. Außerdem verbrachten wir einen Abend zusammen im jüdischen Viertel Kazimierz, um dort ein Abendessen mit Live-Musik zu genießen. Ein tolles Erlebnis! Am Samstag den 18.09.2010 traten wir schließlich unsere Heimreise nach Deutschland an und sahen mit einem lachenden sowie weinenden Auge auf die Fahrt nach Krakow zurück. Wir hatten in diesen 6 Tagen so viel gemeinsam erlebt und entdeckt, dass unser Pädagogik LK sogar noch enger zusammengerückt ist. Wir möchten uns noch einmal bei unserer hervorragenden Leitung bedanken, die sich aus Herrn Johannes Schröder von der STÄTTE DER BEGEGNUNG in Vlotho, Frau Hilde Hocks und Herrn Herbert Laubach zusammensetzte. Ohne Ihre Begleitung wäre die Fahrt nicht das geworden was sie letztendlich geworden ist: Eine Studienfahrt voller schöner Erinnerungen, die niemand von uns je vergessen wird! Janine Heinrichs Auschwitz zum 2. Mal – Ein Erfahrungsbericht Nach meinem ersten Besuch in Aschwitz im Jahre 2007, besuchte ich im Jahre 2010 erneut. Die Erfahrungen waren für mich sehr unterschiedlich und ich möchte diese im folgenden Bericht zusammenfassen und berichten, warum und wie ich etwas anders erlebt habe. Im Jahre 2007 fuhr ich mit einer Jugendgruppe für eine Woche nach Auschwitz. Wir lebten in Auschwitz selbst, wenige hundert Meter vom Stammlager entfernt und waren mit rund 25 Jugendlichen vor Ort. In unserer Gruppe befanden sich Teilnehmer im Alter von 15 bis 20 Jahren und war als damals fünfzehnjähriger der jüngste Teilnehmer. Wir bereiteten uns in mehreren Vortreffen auf die Fahrt vor und versuchten uns auf das einzustellen, was wir dort erleben sollten. Der für mich wohl wichtigste Aspekt, bevor wir die Fahrt antraten, war für mich die Tatsache, dass wir freiwillig mitfuhren und wir 25 Jugendliche waren, die sich ernsthaft mit dem Thema auseinandersetzen wollten. Wir erlebten in Auschwitz eine Woche in der wir uns jeden Tag mit der Vergangenheit auseinandersetzten. Wir hatten Führungen durch Stammlager und Birkenau, wir besuchten Auschwitz bei Nacht, wir bekamen einen Vortrag zu Fluchten in Auschwitz gehalten und trafen Kazimierz Smolen, den langjährigen Leiter der Gedenkstätte Auschwitz und gleichzeitig Zeitzeuge. Das was wir in dieser Woche lernten und erlebten war beeindruckend in jeder Art und Weise. Man setzte sich persönlich mit der Vergangenheit auseinander, war geschockt, verzweifelt und irgendwo auch wütend. Man reflektierte am Abend das Erlebte und schaffte es so alles zu verarbeiten und für diesen Abend mit dem Thema abzuschließen und einschlafen zu können. Auch auf die Gruppe wirkte sich das erlebte auf eine beeindruckende Art und Weise aus. Waren wir am Anfang noch mindestens zwei Gruppen, da die 25 Jugendlichen sich auf die Stadtteile Rheindahlen und Rheydt-Mühlfort verteilten, so schafften wir es in dieser Woche aus diesen Kleingruppen eine Einheit zu erzeugen und so, vorher mit Sicherheit stark vorhandene, Vorurteile auszuräumen. Im Endeffekt haben wir in also in Auschwitz das Gegenteil erreicht, von dem was in Auschwitz einst betrieben wurde. Wir haben Integration dort geschaffen, wo 65 Jahre zuvor Massenvernichtung und Ausgrenzung erzwungen wurde. Als es nun vor gut einem Jahr hieß, wir hätten die Option unsere Studienfahrt in Krakau zu verbringen und in diesem Zusammenhang auch Auschwitz zu besuchen, war ich zunächst einmal sehr kritisch eingestellt. Zum einen musste ich mich persönlich fragen, wie es wohl wäre Auschwitz noch einmal zu besuchen und sich abermals mit dem Thema zu beschäftigen und zum anderen musste ich infrage stellen, ob es richtig wäre mit einem Kurs ein derartige Fahrt zu machen. Würde ich in Auschwitz erneut solch intensive und wertvolle Erfahrungen machen, oder es nur als Überflüssige Wiederholung empfinden? Würde ich noch neue Sachen erfahren und mein Wissen erweitern? Wie würde es sich in einer Gruppe aushalten lassen, von denen vielleicht viele sich mit dem Thema nur gezwungenermaßen auseinandersetzen mussten? Würden die Erfahrungen von meiner ersten Fahrt relativiert? Zusammengefasst lässt sich sagen, dass ich sehr skeptisch war, ob diese Fahrt auch dem Sinn eines Auschwitzbesuchs entsprechen würde. Jetzt, nach der Fahrt, denke ich, dass es gut war diese Fahrt gemacht zu haben. Sie hat ihren Sinn nicht verfehlt und viele der vorher gestellten Fragen kann ich positiv beantworten. Der Eindruck von Auschwitz beim 2. Mal ist mit Sicherheit ein anderer. Man begegnet dem Ganzen auf einer ganz anderen emotionalen Ebene und lässt das was man erfährt und erlebt weniger nah an sich heran. Man lenkt seine Aufmerksamkeit mehr auf kleinere, weniger offensichtliche Einzelheiten und sieht und hört Dinge, die man vergessen, verdrängt hat oder noch überhaupt nicht gesehen zu haben glaubt. Es gibt nach wie vor viele Dinge die einen auch zum wiederholten Male beeindrucken, mit dem Unterschied, dass ich dieses Mal vorbereitet war und zu einhundert Prozent wusste, was mich erwartete. Auch der Umgang der Gesamtgruppe mit diesem Thema war sehr professionell. Man wusste sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, auch wenn dies bei jedem auf eine andere Art und Weise geschah. Alle waren konzentriert und sich bewusst, wo sie sich befanden. Der für mich wohl interessanteste Punkt der Fahrt, war die Begegnung mit dem Zeitzeugen Tadeusz Sobolewicz. Dieser war von seiner Art her ganz anders als erwartet, da sich seine Art zu erzählen und das was er erlebt hatte, deutlich von Kazimierz Smolen und seinem Erlebten unterschieden hat. Er berichtete auch für sein hohes Alter noch sehr lebhaft und vermittelte das was er erlebt hatte auf eine sehr emotionale Art und Weise. So kann ich für mich sagen, dass sich diese Fahrt definitiv gelohnt hat und auch bei der Gesamtgruppe ihren Zweck nicht verfehlt hat. Ein zweiter Besuch ist in keinem Fall überflüssig, auch wenn ich nicht weiß ob ich noch einen weiteren Besuch mit offizieller Führung usw. machen möchte. Für mich persönlich fände ich es interessant auch einmal ein anderes KZ zu besuchen. Simon Hinz, Rheindahlen November 2010 Auschwitz mit dem dritten Blick Die zentrale Frage, die ich mir vor meiner Fahrt nach Auschwitz stellen musste war, ob es mich überhaupt noch interessiert, ein weiteres Mal eine der traurigsten Stellen der deutschen Geschichte zu besuchen. Man muss dazu wissen, dass dieser Besuch mit meiner Stufe mein dritter Besuch in Auschwitz und Birkenau war. Kann ich noch mal so interessiert, wie ich die beiden Male davor einer Führung folgen oder bin ich in der Lage selbstständig mein Wissen über dieses Kapitel der Deutschen zu erweitern? Meine Angst war, dass dieser Aufenthalt für mich nichts Besonders ist, sondern nur ein weiterer Besuch in einem Museum. Ich hatte von meinen beiden letzten Besuchen 2007 und 2009 immer eine besondere Erfahrung mitgenommen und habe durch das Erlebte mich weiter für dieses Thema interessiert. Auschwitz und Birkenau waren der Grund, warum ich mich auch in den letzten Jahren immer wieder in Projekten, um das Thema Rechtradikalismus oder die NS-Zeit engagiert habe. Und ich war gespannt, ob ein drittes Mal wieder solche Gefühle und Emotionen bei mir hervorrufen könnte. Ich kann jetzt schon sagen, dass auch dieses Mal der Besuch in Auschwitz wieder etwas ganz Besonders war. Die Gefühle, die mich beim ersten Mal übermannten, waren sehr stark und griffen mich emotional an. Die kalten Fakten und Zahlen waren eher eine Randinformation. Für mich entscheidend war der reine Sachverhalt. Ich wollte die Geschichte erfahren, spüren und die Motive wissen. Mir war einfach die enorme Tragweite dieses Systems Auschwitz nicht bekannt. Die Führung durch die Auschwitz und Birkenau waren der wichtigste Teil meines Aufenthaltes. Durch die Führung bekam ich zu dem Wissen auch die Bilder. Ich konnte nun sehen, wo etwas passiert war und konnte mich gedanklich 75 Jahre zurückversetzen. Geholfen haben mir die abendlichen Reflexionen in der Gruppe, die die ersten Eindrücke geordnet haben. Unsere damalige Gruppe bestand zur Hälfte aus Jugendlichen mit Integrationshintergrund, was uns einen neu- en Gesichtspunkt ermöglichte. Die Geschichten der einzelnen Teilnehmern und deren zum Teil schlimmen Erfahrungen, verbunden mit dem Aufenthalt in Auschwitz, gaben mir den entscheidenden Impuls auch später mich noch einmal bereit zu erklären, eine Gedenkstättenfahrt nach Auschwitz zu machen. Der zweite Aufenthalt unterschied sich deutlich von meinem ersten. Die emotionale Komponente war nicht mehr herausstechend. Im Vordergrund stand für mich möglichst viel über die Geschichte zu erfahren. Ich fand auch die Zeit, die nationalen Ausstellungen zu besuchen und mich auf die Informationen zu konzentrieren. Durch die erste Fahrt wurde mein Interesse geweckt, was dazu führte, dass ich nach der ersten Fahrt mich weiter für die NS-Zeit interessiert habe. Ich war also beim zweiten Mal stärker historisch orientiert. Außerdem konnte ich dadurch Teilnehmern, welche zum ersten Mal nach Auschwitz kamen, zum einen informieren aber zum anderen auch emotional unterstützen. Für mich war es auch eine wichtige Erfahrung, dass ich gesehen habe, wie Menschen von der Geschichte berührt werden können und dass man ihnen dadurch helfen kann mit der gewonnen Erfahrung richtig umzugehen. Trotzdem war ich mir sicher, alles in Auschwitz und Birkenau gesehen zu haben und dass dies für mich der letzte Besuch war. Doch ich fuhr noch mal ins Stammlager, obwohl es mir auch erlaubt war diesen Besuch nicht teil zu nehmen. Ich machte es trotzdem, nur nahm ich die Gruppenführung nicht teil und erkundete Auschwitz auf eigene Hand und besuchte die nationalen Ausstellungen, welche ich in den vor Jahren noch nicht besucht hatte. Durch diese eigene Führung durch Auschwitz konnte ich mein Wissen noch mal auffrischen, doch dies war nicht das Besondere an dem Aufenthalt. Besonders wurde diese Fahrt durch den Faktor Mitschüler. Da ich quasi alles schon gesehen oder gehört hatte, konnte ich mich auf die Gespräche meiner Mitschüler konzentrieren. Ich konnte meine Erfahrungen mit ihnen teilen und von meinen Erlebnissen berichten. Ich erzählte von meinen Tagen in Auschwitz und Birkenau, als wir in leichter Herbstkleidung durch den 15 cm Neuschnee gingen und uns ein wenig vorstellen konnten, welche unglaublichen Qualen die Gefangenen im Winter durchmachen mussten. Das Wichtigste an meiner dritten Fahrt war einfach die Erfahrung, welche ich mit Freunden zusammen gemacht habe. Gemeinsam solch eine Stätte zu besuchen und mit ihnen darüber zu reden. Als letztes will ich den die Zeitzeugen erwähnen, die ich erlebt habe. Die ersten beiden Fahrten konnte ich Kasimir Smolen miterleben. Für mich war es unglaublich seine Geschichte zu hören, wie er fast von Anfang an Auschwitz erlebt hat. Er berichtete auf seine ganz eigene Art von der Zeit und hat damit unsere Gruppe stark berührt. Erwähnenswert ist seine Antwort auf eine Frage einer Teilnehmerin, ob wir noch Schuld tragen würden. Er antwortete so: „ Ihr tragt keine Schuld, aber die Verantwortung, dass so etwas nie wieder passiert.“ Dies war auch das Leitmotiv, was wir bei späteren Aktionen immer bei uns trugen. Der Zeitzeuge Tadeusz Sobolewicz den wir 2010 trafen, berührte mich besonders durch seine intensive Erzählweise und sein Auftreten. Ich traf dort einen Menschen, der nach meiner Auffassung das Schlimmste erlebt hatte und mehr als einmal dem Tod entkommen war, aber niemals von diesen Geschehnissen mental gebrochen wurde. Seine Willensstärke und sein Leben, welches er sich trotzdem aufgebaut hatte, beeindruckten mich. Ich kann zu dem Schluss kommen, dass auch die letzte Fahrt sich für mich gelohnt hat und dass ein Besuch nach Auschwitz nie ein Fehler ist. Es ist was besonders und wird mir auch immer so im Gedächtnis haften bleiben. Jede der drei Fahrten war für mich auf jeweils eine spezielle Art etwas Besonderes. Martin Kolonko