Inhalt - Nordfriisk Instituut
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Inhalt Kommentar� Fiete Pingel: Auf die Menschen kommt es an 2 Chronik Biiken-Empfang 2007 Tånken am Momme J. Nommensen Hans Hoeg 90 Nordfriesland-Seminare in Leck Regionale Mehrsprachigkeit – eine Chance für Friesisch Bundesverdienstkreuz für Renate Schnack Friesisch an den Hochschulen Üt da friiske feriine Nordfriesland im Winter 3 4 5 6 6 7 7 8 9 Aufsätze Karin Haug: Zwischen Event-Management und Notnagel MarktTreffs in Nordfriesland Matthias Theodor Vogt: in varietate concordia Minderheiten als Elemente deutscher und europäischer Kultur Thomas Steensen: Die autochthonen Minderheiten in Deutschland Manfred Wedemeyer: Zwei Künstler auf Sylt Magnus Weidemann und Siegward Sprotte 1946-1967 11 17 19 23 Ferteel iinjsen! Björn Ketelsen: En selten Besäk 26 Bücher Eala! / Heimat Kein Land ohne Deich / Wasser für Eiderstedt Der junge Storm Sylter Originale / Städte in den Frieslanden 27 28 29 30 Reaktionen Amt Südtondern 30 Gesamt-Inhaltsverzeichnis 2005 (Hefte 153-156) Impressum 30 32 Titelbild Im Markttreff in Witzwort (Foto: Karin Haug) Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 27. Februar 2007 Nummer 157 von NORDFRIESLAND befasst sich unter verschiedenen Blickwinkeln mit der Entwicklung der Gesellschaft insgesamt. Was wird aus den ländlichen Gemeinden in Nordfriesland und in Schleswig-Holstein? Was ist deutsche Kultur? Was macht Europa aus? Wie passen Gruppen wie die Friesen in dieses Bild hinein? Das sind Leitfragen von zwei der drei Aufsätze. Gegenstand des dritten Textes sind Einzelpersonen. Es handelt sich um zwei Maler, zwei Künstler, die einander auf Sylt begegneten. Auch die Werke und Wirkungen von Einzelnen sind nur zu verstehen vor dem Hintergrund der Gesamtgesellschaft. Das Gesamt-Inhaltsverzeichnis auf den Seiten 31 und 32 dokumentiert Beiträge von 40 Autorinnen und Autoren zu den NORDFRIESLAND-Heften des Jahres 2006. Kommentar Auf die Menschen kommt es an Wohl nie zuvor in der Geschichte hat sich das alltägliche Leben in unseren Breiten so schnell und zugleich so gründlich gewandelt wie in den letzten Jahrzehnten. In NORDFRIESLAND 113 schilderte Ellin Nickelsen das ländliche Föhr ihrer Kinderzeit um 1960. Damals war es noch nicht soviel anders, so arbeitete sie heraus, wie in den 1920er Jahren, von denen der Fahretofter Max Lorenzen in seinem Buch „Eine Kindheit hinter den Deichen Nordfrieslands“ berichtet. Seither aber ist das gesellschaftliche Leben in Nordfriesland – das gilt gewiss auch für andere Regionen – von Grund auf anders geworden. In der kürzlich erschienenen „Geschichte Nordfrieslands von 1918 bis in die Gegenwart“ befasst sich der Abschnitt „Gesellschaft und Kultur im Wandel“ mit diesen Entwicklungen. Der Anteil der in der Landwirtschaft Tätigen an der Erwerbsbevölkerung ist inzwischen auf einen niedrigen einstelligen Prozentsatz geschrumpft. Heutige Bauern sind auch in Nordfriesland Unternehmer. War noch bis in die 1980er Jahre hinein vielleicht ein gewisser Rückstand hinsichtlich der Teilhabe Honi liirt köökin en maaket üüs Rööraier. ein Teilaspekt des ehrenamtlichen Bereiches – über die zahlreichen gerade in Nordfriesland wirkenden Stiftungen. Ein weiteres Beispiel: An manchen Orten – so in Niebüll und in Husum – sind aktive Bürgerinnen und Bürger dabei, Möglichkeiten für die Einrichtung von Anlaufstellen auszuloten, bei denen die Fäden von Verwaltung, Ehrenamt und gemeinnützigen Institutionen zusammenlaufen. Einerseits ist vom traditionellen, letztlich immer noch von bäuerlichen Formen geprägten Gemeinschaftsleben in den Dörfern fast nichts geblieben. Eingekauft etwa wird nicht mehr beim Höker, sondern im Supermarkt im nächsten Gewerbegebiet. Dorthin fährt man mit dem Auto. Andererseits finden sich neue, zeitgemäßere Wege, die ländlichen Gemeinden lebendig zu erhalten. Karin Haug berichtet in dieser Ausgabe (S. 11-16) über das in diesem Zusammenhang stehende Projekt der MarktTreffs. An diesem Punkt wird deutlich, dass sich die Politik der Probleme bewusst ist und zu handeln versucht. Das gilt auch für die anderen genannten Beispiele Sprachpflege und Ehrenamt. Ohne zentral vermittelte Impulse und ohne Hilfe durch die Öffentlichkeit sind die notwendigen neuen Wege sehr viel schwerer zu finden. Aber keine staatliche Förderung kann zum Beispiel den Spaß an der Sprache in der friesischen Familie, die Freude am Ausprobieren selbstverantwortlicher ehrenamtlicher Vorhaben und die Pfiffigkeit der MarktTreffBetreiber ersetzen. Auf die Menschen kommt es an. Fiete Pingel Mama, skel em bi Rööraier di Skel fuarof ofnem? Häägar Wat jeft et tu Kofi? an der globalen Vernetzung spürbar, gehören die elektronischen Verbindungen rund um die Welt heute auch hier zur absoluten Normalität. Vieles ehemals Selbstverständliche ist verschwunden oder kann nur erhalten werden, wenn sich neue Formen dafür finden. Andererseits gab es nie zuvor so viele technische Möglichkeiten und so vielgestaltige Anknüpfungspunkte für soziale Aktivitäten wie gerade heutzutage. Einerseits ist das Friesische nicht mehr die allgemeine Umgangssprache entlang der Küste und in den Utlanden zwischen Husum und der dänischen Grenze wie noch vor wenigen Generationen. Auch zur Erhaltung des Plattdeutschen sind große Anstrengungen nötig. Andererseits war nie zuvor so klar und durch weltweite Forschungen in solchem Maße gesichert, wie wertvoll die kleinen Sprachen etwa für die geistige Entwicklung von Kindesbeinen an sein können. Nie zuvor wurde – um nur ein Beispiel aus dem weiten bunten Feld der Sprachpflege zu nennen – eine solche Vielfalt etwa von Lehr- und Lernmitteln für die kleinen Sprachen angeboten. Einerseits klagen viele Vereine darüber, dass sich immer weniger Menschen bereit erklären, durch Arbeitsleistung zum Vereinsleben beizutragen oder in den Vorständen Verantwortung zu übernehmen. Als eine Ursache dafür wird andererseits angeführt, dass es noch nie zuvor eine solche Fülle von Zusammenschlüssen gab, in denen Menschen mitwirken können. In NORDFRIESLAND 156 schrieb Thomas Steensen – auch dies nur 2 Nordfriesland 157 � März 2007 Biike-Empfang 2007 Bei aller Anerkennung für die bisher greifenden Maßnahmen zur Hilfe für das Friesische bilden diese lediglich einen „Sommerdeich“, der nur bei gutem Wetter Schutz gewährt. Sprache und Kultur müssen weiter gestärkt werden, um der „Flut“ der Globalisierung gewachsen zu bleiben. Mit diesem Bild hieß Ingwer Nommensen, Vorsitzender des Friesenrates, die Gäste des Biike-Empfangs 2007 im Saal des Christian-Jensen-Kollegs in Breklum am 25. Februar willkommen. Besonders begrüßte er die Gruppe Klångspal, die unter der Leitung von Christine Burkart mit modernen friesischen Liedern für den musikalischen Rahmen sorgte. Der Friesenrat setzt sich, so Nommensen, für den Erhalt des Kreises Nordfriesland ein, der sich als vernünftige Verwaltungseinheit und als Ansprechpartner für die Friesen bewährt habe. Christian Jensen, Gründer der Breklumer Mission, war ein Friese und ein Pastor des 19. Jahrhunderts. Die von ihm begründete Tradition lässt sich nur im Dialog fruchtbar machen, so Dr. Kay-Ulrich Bronk, Leiter des Christian-Jensen-Kollegs in seinem Grußwort. Für das Friesische müssen, nicht viel anders als für die Religion, Veränderungen möglich sein, sonst werde es nicht weiterleben. Dr. Christoph Bergner, Beauftragter der Bundesregierung für Minderheitenfragen, würdigte in seiner Ansprache vor allem den ehrenamtlichen Einsatz von Friesinnen und Friesen für ihre Sprache und Kultur. Erfreulich sei, dass in Europa das Grundbedürfnis vieler Menschen nach Verwurzelung in regionaler Identität eine wachsende AnerkenNordfriesland 157 � März 2007 waltungseinheiten. Bei den Mehrheitsverhältnissen eines Großkreises unter Einbeziehung von Flensburg und Schleswig nähme die Gewichtung des Friesischen erheblich ab. Unter den guten Argumenten für eine Erhaltung Nordfrieslands stehe dies nicht an letzter Stelle. Den Höhepunkt des Empfangs bildete der Vortrag von Jakob Tholund über „Spiegelbilder und Projektionen. Innen- und Außenansichten von Friesen“. Mit einer gewissen Häme berichtet Der Spiegel gelegentlich über die Friesen, als seien sie eigentlich lächerlich. Im 19. Jahrhundert verwurzelt sind „heroische“ Bilder vom „hohen, harten Friesengewächs“, die rassistische Vorstellungen förderten. In der Diskussion um die Aufnahme der Friesen in die Sprachen-Charta war in einer Stellungnahme aus der Ministerialverwaltung von den Friesen als einer „verschwindend“ kleinen Minderheit die Rede. Dies sind nur einige der von Jakob Tholund in seinem hörenswerten, mit lebhaftem Beifall aufgenommenen Vortrag bezeichneten Etiketten, mit denen die Friesen im Laufe der Zeit versehen wurden. Die Friesen können nur unabhängig davon, so schloss der frühere langjährige Vorsitzende des Friesenrates, mit selbstständigem Denken ihr „Eigensein“ immer wieder neu leben. fp Foto: Harry Kunz Chronik nung erfahre. Das gelte ebenso für die Politik der Bundesregierung. Analog zum umweltpolitischen Kampf für den Erhalt der biologischen Artenvielfalt, so Bergner abschließend, muss der Erhalt von Minderheitenkulturen als unverzichtbares Politikfeld in den Blick genommen werden. Das Biikebrennen, an das der Empfang sich anschließt, steht als Symbol für eine selbstbewusste friesische Kultur, das hob Frauke Tengler, Vizepräsidentin des Schleswig-Holsteinischen Landtags, in ihrem Grußwort hervor. Das Gemeinschaftsfeuer erinnere an die althergebrachte Thingversammlung, bilde aber auch einen „nichtakademischen“ Zugang zum Friesischen. Die Diskussion um die Kreisreform müsse gelassen und ergebnisoffen geführt werden, so Heinz Maurus, Leiter der Kieler Staatskanzlei. Ziel bleibe eine effizientere und kostengünstigere Verwaltung. Die Landesregierung ziehe die regionale Identität dabei durchaus ins Kalkül. Nur wer auf einem solchen festen Fundament aufbauen kann, werde die Herausforderungen der Globalisierung bestehen. „Bei Ebbe ist der Kreis Nordfriesland größer als das Saarland.“ So plakativ bezog Nordfrieslands Landrat Dr. Olaf Bastian Stellung gegen eine Bildung noch größerer Ver- Von links: Dr. Christoph Bergner, Jakob Tholund, Frauke Tengler, Ingwer Nommensen, Heinz Maurus, Dr. Olaf Bastian und Nordfrieslands Kreispräsident Helmut Wree 3 Momme drååwed ik dåt jarst tooch for 30 iir aw sin stää bai e Deesbeldik. En dåt bil, wat ik deer foon ham füng – dåt bliif. En böre ma flänke än läämtie uugne, wat en mase belaawed häi än ouer fooles beschiis wust. En mansche ma maning kreatiiwe talänte än goowe bütefor sin iindlik wiirw as böre. Momme hiird tu da manschne, wat our e kånte foon e taler kiiked än üüs latj wråål ma jü grut wråål önj maning berike sanful ferbine köö. Hi wus ham fåliwas seelew! Än jüst üt dideere wäinkel heet hi ham uk fort frasch inseet. – En deer ai ma grute uurde eefter büten, ouers ma klåår ätjhääw eefter banen. Bai da Nommensen wörd än wård tubai åål da oudere spräke uk nuch frasch snååked. – Deer heet hi tu en gruten pårt ma baidräägen. Än dåt sü maning üt sin famiili nuch diling än önj e tukamst en bil än en stipe for fraschen oort än wise san, dåt heet uk wat ma Mommen tu douen. Maning manschne heer önj üüsen hiimstoun hääwe jam döör da tide inseet fort bewååren foon spräke än kultuur. Arken aw san oort än wise – ma da madle än da möölikhäide, wat deer wjarn. Dåt as gödj sü än schal uk sü bliwe. Ouers et heet uk ålten en latjen floose foon persöönlikhäide önj Fraschlönj jääwen, weer et uugen fort frasch, for üüsen spräke än üüs identitäät as frasche mör wus as en interäse, en entusiasmus än en fritidswiirw. Gödj for åål üs – wat dåt frasch for e tukamst bewååre wan än hoowe än wansche, dåt et uk made üüs bjarne ham nuch wider fant. Maning foon ja hääwe jam tradisjonäl önj e Foriining soomeld. Än deertu hiird natörlik Momme. Sunt 60 iir lasmoot foon e Foriining, formoon önj wichtie tide fort frasch, lasmoot önjt „loondäisgreemium“, aktiif bait böredrååwen än ålten deer, wan’r brååk for heelp wus. Jörgen Jensen Hahn 4 Foon Carsten Boysen, weer Momme früne ma häi, hiird ik, dåt et deer önj Lunham en jungen böre ma sü maning talänte jäif än dåt et såcht ån foon da junge manschne weese köö, wat üüsen hiimstoun än da manschne deer wider in önj en bääder spoor bringe köö, eefter krich än kaos. An dideere iine, weer huum foole foon fermousen weese köö, wus Momme. Wat ik jütid nuch ai gliks tu waasen füng, wus, dåt dideere junge, läämdie, wiikne gååst as blödjjunge saldoot döör e heele foon di gruuie krich gingen wus. Deer wus uk ålt en grut stuk poesii önj dideere ouers sü praktische, fliitjie än realistische mansche. We hiirden tu an wunerden üs, wan hi ma en grut lung sååg köm, dåt diilj biie än spåne däi än et dan ma en gichelstunge tu schungen broocht, unti we såchen sin härlike skitse foon hiisie börehüsinge. We belaaweden ham as di fliitjie böre di däi ouer, ouers am eenmen unti et wäägiinje wus hi as båås unerwäägens ma en gruten fraschen teooterfloose än en musiik-kapäl. Önj da prupefule soole wörd spaald, doonsed, ouers uk diskutiird, strääwed än snååked am e tukamst än bäädere möölikhäide for lönj an manschhäid. Ik tånk am di luklike än junge Momme, wat jüst sü‘n smuk, halhäärd foomen, sin Hanne Marie, fraid häi. Ik såch än sii dåt jung påår aw e börewoin aw e dik unerwäägens eefter Naibel. Am Mommen köm deer nü en nai uurd ap: di büüer. Hi wus san äine architäkt, san tutiinster, möörmoon än tamermoon. Hanne Marie an Momme häin ålt en ääm än wanlik hüs for waane än besäk. An luklikerwise häi Mommens mam deer awt stää uner e dik et uk bål „trååwel“ ma an lök eefter har latje bjarnsbjarne. Momme wörd aw maning wise en wanst for san hiimstoun an sin amjeewing. Hi füng as böre tukamst- Foto: Manfred Nissen Tånken am Momme J. Nommensen Am 15. Januar starb der friesische Bauer Momme J. Nommensen aus Deezbüll. Am 4. August 1925 geboren, setzte er sich zeitlebens für das Friesische ein. In seiner Familie ist frasch die erste Sprache. Sie wird auch von seinen vier Kindern in ihren Familien weitergetragen. 1983 sowie von 1990 bis 1995 war Momme Nommensen Vorsitzender der damaligen Foriining for nationale Friiske. NORDFRIESLAND bringt in Auszügen die bei der Trauerfeier am 23. Januar in Niebüll gehaltenen Ansprachen des Vorsitzenden der Friisk Foriining Jörgen Jensen Hahn und von Marie Tångeberg. wisene toochte an seet da am. An ålweer hi haaneköm önj e wråål, as baispal nååm ik bloot Ååst- än Weestfraschlönj, deer wus hi gödj laasen än wälj önjsänj as di räärie än klöke böre än mansche. Ån foon da maning båntjes, wat Momme tubai sin bedrif häi, wus, dåt hi en ra iirnge en düüchtien formoon foon üüsen frasche feriin wus. An sin grut an amfooten „Leidenschaft“ önj da leeste maning iirnge wjarn sin maning sliiks ååpel-, peere- än plöömebuume. Än sü as ålt ouder wörd et ma liiwde, foole ferstånd än koonen mååged. Momme heet döör dåt, wat hi toocht, wat hi däi an wus, en gruten schaame sman. An wat koone we oudere seede as: foon harten tunk. Marie Tångeberg Nordfriesland 157 � März 2007 Di 16. Janiwaari heer di Kairemböör Hans Hoeg töhop me sin Familji en fuul gur Frinjer fan nai an fiir sin neegentigst Gibuursdai fiiret ön di „Friesensaal“ ön Kairem. Sagaar fan di Ministerpräsident fan SleeswigHolstiin kām en Lekwensk. Jer, üs em jit döör Kairem suusi maast üp Wai tö Weesterlön of üp Wai tö Muasem jaav dit langsen tau gur Grünen, om bi dit Hüs Gurtstich 1 tö Bigen fan Tērp öntuhualen: Jen wiar, wan‘t om Bensiin ging, di üðer, wan‘t om Sölring ging. Di Tankstair fan Hans Hoeg es ek muar, en em mut ek muar döör Tērp köör. Man dit es blewen, dat Hans Hoeg jit en iipen Hüs heer fuar ark, wat höm fuar dit Sölring interesiaret. Hans Hoeg es üp Söl ek wechtöteenken, wan‘t diarom gair, Sölring Spraak en Sölring Aart en Wiis āprochttöhualen. Hi jert tö en Reeg fan Liren, wat sa om 1970 bigent haa, ja faan Niien en me frisk Taachter en nii Mur me dit Sölring tö befaatin, jüst tö en Tir, üs di Tir fan di ual Skuulmaistern, wat jer aliining aur di Spraak dit Siien haa wil – sa üs Hermann Schmidt üp Söl, Reinhard Arfsten üp Feer en Albrecht Johannsen üp Fastlön – sa bilitjen oflöpen wiar. Diarbi es Hans Hoeg wes tö Gurs kemen, dat hi üs Kfz-Mechaniker dit praktisk Teenken liirt heer, ek bluat aur Saaken tö snakin, man ja uk ön Öngrip tö nemen. Holpen heer höm wes uk, dat hi, ofwel hi ek en Man es, wat höm ek lecht ön foriiningen iinbinj leet, man leewer sin ain Wai gungt, langsen weðer Liren begeistri ken. Sa es ön dit Hüs fan Hans Hoeg di Bigen maaket uuren fan di gurt dütsk-sölring Uurterbok, üs Sölringen, diar det Aurlewin fan dit Sölring bi Hart lair, diar töhopkām, om – aaft bi en gur Glees Win en en gur Mürfol Snak – Uurter tö saamlin, wat ön di gurt Uurterbok fan Boy P. Möller ek tö finjen wiar. Sa es di nii Skriivwiis fan dit Sölring döörseet uuren, om dit Sölring Skriiwen Nordfriesland 157 � März 2007 Foto: Peter Sawallich Hans Hoeg 90 Hans Hoeg – Träger des C.-P.-Hansen-Preises 1986 und seit 2002 Ehrenmitglied des Vereins Nordfriesisches Institut – am 16. Januar 2007 im Kreise seiner Familie wat leechter tö maakin, uk wan di Sölring ja ek jens uur kür, of nü litj of gurt skrewen uur skul. Sa heer hi önreeget, Stiiner tö seeten ön di Tērpen tö dit Önteenken fan Sölringen, wat Bidüüding her fuar di Spraak. Önstumpet uuren fan Hans Hoeg es uk dit „Snak üp Sölring“, hur Sölringen jit bal ark Muun fan di hiili Ailön töhopkum, om wat aur Sölring tö hiiren en uk Sölring tö snakin, aur dat dit üðers knap jit Gileegenhair diartö jeft. Hans Hoeg es ek treet uuren, langsen weðer diarüp hentöweegin, dat di wichtigst Āpgaav fan di Sölring ek di Küstenskuts, ek dit Muuseum en ek di Drachten es, man fuaral dit Pleegin fan di Sölring Spraak. En hi heer höm me sin Kraawin, langsen Sölring tö snakin, ek bluat Frinjer maaket. Sa es dit niin Töfal, dat hi höm fuaral me di Dechter bifaatet heer, wat ön di Trer Rik fuartoog, „ek me di Ker tö laapen“ en wat diarom sa skentlig ön di KZ tö Duar kemen es, Jeens Mungard. Me di Ütgaawen fan sin Dechtings ön „Fuar di min hart heer slain“ en „Ströntistel en Dünemruusen“ heer Hans Hoeg diarfuar sörigt, dat em di gurtst Sölring Dechter, wat fuul Sölring aurhaur ek bikeent es, tötmenst eeðerlees ken. Man tö neemen sen uk di Ütgaawen fan „Der Friese Jan“, hur di Koptain en Uurterbokmaaker Nann Mungard sin Leewent biskrewen heer, di Dechtings fan Wilhelm Siemens, dit Stek „Tame Tamen von Sylt“ fan C. P. Christiansen en en nii Sölring Leedjibok. Uk wan di Tiren fuar di Sölring wes ek beeter uuren sen, sent dat Hans Hoeg bigent heer, höm fuar di Spraak iintöseeten, es dit tö hööpin, dat hi jit lung fuar dit Sölring aarberi ken eeðer di ual Sölring Spröök: „Förter maaki!“ Ommo Wilts Ged för‘t hood Bliis Hoker a fresken keent, kön was nooch ferstun, hü bliis‘m as, dat uun a fresk beweeging uk freemen mäwerke. Jakob Tholund 5 Nordfriesland-Seminare in Leck Anspruchsvolle Nordfriesland-Seminare für Nordfriesen und alle Interessierten bieten die Nordsee-Akademie in Leck und das Nordfriisk Instituut an. Im Unterschied zu anderen Minderheiten verfügt die friesische Volksgruppe nicht über eine eigene Tagungsstätte. In Zeiten knapper öffentlicher Mittel wird eine solche auch nicht angestrebt. Die Einrichtungen in Leck und Bredstedt vereinbarten eine Kooperation auf diesem Gebiet, um knappe Ressourcen zu bündeln und Synergieeffekte zu nutzen. An alle, die Nordfriesland als vielgestaltige Region näher kennenlernen wollen, wendet sich ein Wochenendseminar vom 29. Juni bis 1. Juli, bei dem namhafte Referenten einen Überblick über Kultur, Sprache und Geschichte der Landschaft geben werden. Am ersten Abend ist ein Vortrag von Prof. Dr. Ulrich SchulteWülwer, Flensburg, über Nordfriesland in der Kunst vorgesehen. Der Sonnabend steht im Zeichen von Sprache, Literatur und Geschichte. Eine Exkursion mit mehreren Besichtigungen unter sachkundiger Führung – u. a. im dann neu eröffneten Nissenhaus – führt nach Husum. Am Sonntagvormittag stehen „klassische“ friesische Themen auf dem Programm: der Kampf mit dem Blanken Hans und die Seefahrt. Die Teilnahme am Seminar mit Vollpension in der ansprechend neu gestalteten Nordsee-Akademie kostet 150 Euro. Anmeldungen nimmt ab sofort die Nordsee-Akademie entgegen, die auch das detaillierte Pro- gramm bereithält: Flensburger Str. 18, 25917 Leck, NF; Tel.: (04662) 87050; Fax: (04662) 870530; E-Mail: [email protected]. Ein weiteres Wochenendseminar ist für die Adventszeit geplant, und zwar vom 7. bis 9. Dezember: „Friesisch im 21. Jahrhundert“. Es wendet sich besonders an Menschen, die sich für die Entwicklung der friesischen Sprache interessieren. Fachreferate zur nordfriesischen Sprach-Arbeit und zu neuen Initiativen etwa in Westfriesland und bei den Lausitzer Sorben sollen die Grundlage bilden für eine Auseinandersetzung mit den wesentlichen Erfordernissen und möglichen künftigen Schwerpunkten. Auch mit dem Christian-Jensen-Kolleg in Breklum wirkt das Nordfriisk Instituut zusammen; gemeinsam gestaltete Seminare sind geplant. ts Regionale Mehrsprachigkeit – eine Chance für Friesisch Sprache ist Vielfalt. Mehrsprachigkeit weckt und verinnerlicht den Respekt vor anderen Kulturen und die Achtung ihrer Besonderheiten. Mit diesen einleitenden Worten hatte Gyde Köster, Senatsbeauftragte für Minderheitenangelegenheiten der Universität Flensburg, gemeinsam mit dem Nordfriisk Instituut zur Fachtagung „Regionale Mehrsprachigkeit – Eine Chance für Friesisch in der vorschulischen und schulischen Spracherziehung“ am 1. Dezember 2006 ins Bredstedter Bürgerhaus eingeladen. Im Mittelpunkt stand die Frage nach der Rolle der schulischen Spracherziehung. In ihrem Grußwort betonte Caroline Schwarz, Kultur- und Minderheitenbeauftragte des Ministerpräsidenten des Landes Schleswig-Holstein, dass es darum gehe, Vorbehalte gegenüber früher Mehrsprachigkeit abzubauen. Den ersten Vortrag hielt Dr. Ulrike Vogl von der Freien Universität Berlin: „Mehrsprachiger Unterricht für ein mehrsprachiges Europa? Zur Rolle von Minderheitensprachen bei der sprachlichen Ausbildung“. 6 Vogl stellte zunächst einige Hintergründe europäischer Sprachpolitik vor und führte gegen die offizielle EU-Politik des „English plus one“ ein Konzept von Wulf Oesterreicher ins Feld. Nach Oesterreicher sollten drei Sprachen gelernt werden: 1. Englisch, 2. eine europäische Kultursprache und 3. eine Nachbarschaftssprache (hier würde zum Beispiel Friesisch relevant). Dabei müsse nicht jede Sprache gleich gut beherrscht werden, so Vogl. Auch passive Kenntnisse seien sehr wichtig und hilfreich, sie ersetzten manchmal das Radebrechen auf Englisch. Dr. Alastair Walker, Nordfriesische Wörterbuchstelle der ChristianAlbrechts-Universität zu Kiel, sprach über „Das Kind, die Schule und die Mehrsprachigkeit – Wie lernen Kinder Sprachen?“ Walker zeichnete die einzelnen Phasen des Kindes beim Spracherwerb nach und kam zu dem Ergebnis, dass Mehrsprachigkeit bereits im Kleinkindalter die kognitive Entwicklung fördert. Spracherwerb ändere sich etwa ab der Schule dahingehend, dass er nicht mehr gleichsam natürlich, sondern zunehmend auch strukturell, über das Lernen von Grammatik und Vokabeln verlaufe. Dies unterstreiche die Wichtigkeit und die Notwendigkeit von Sprachunterricht. Da bereite es natürlich Sorge, wenn der Friesischunterricht möglicherweise zugunsten des Ausbaus von Englisch in der Grundschule zurückgefahren wird. Hans de Haan, Holwert/Fryslân, Schulleiter, stellte in seinem Beitrag „Dreisprachigkeit in der Grundschule, Niederländisch – Friesisch – Englisch“ ein seit 1998 laufendes Projekt an seiner dreisprachigen Grundschule „de Tsjelke“ vor. Der prozentuale Anteil der drei Sprachen ist in den verschiedenen Altersgruppen unterschiedlich festgelegt, entsprechend werden die Lehrkräfte konsequent eingeteilt. Die bisherigen Erfahrungen des insgesamt achtjährigen Projektes seien durchweg positiv, so de Haan, dies gelte für alle drei Sprachen. Die drei Vorträge werden demnächst von der Nordfriesischen Wörterbuchstelle in Kiel veröffentlicht. Christina Tadsen Nordfriesland 157 � März 2007 Am 9. Januar erhielt Renate Schnack aus Braderup im Rahmen einer Feierstunde im Gästehaus der Landesregierung in Kiel aus den Händen von Ministerpräsident Peter Harry Carstensen das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepulik Deutschland. Die Sozialdemokratin engagiert sich seit mehr als drei Jahrzehnten in der Kommunalund Landespolitik. So amtierte sie von 1994 bis 1998 als erste Frau als Kreispräsidentin des Kreises Nordfriesland. Sie war seit der Gründung der deutsch-dänischen „Region Sønderjylland-Schleswig“ 1997 bis 1998 auf deutscher Seite deren Vorsitzende. Von 1996 bis 1998 hatte sie zudem den Vorsitz der in Neumünster ansässigen Akademie für die Ländlichen Räume Schleswig-Holsteins inne, die sich um eine nachhaltige Landes- und Regionalentwicklung bemüht. Von 2000 bis 2005 war Renate Schnack unter der Regierung von Heide Simonis „Beauftragte der Ministerpräsidentin des Landes Schleswig-Holstein in Angelegenheiten nationaler Minderheiten und Volksgruppen, Grenzlandarbeit und Niederdeutsch“ (vgl. NORDFRIESLAND 143/144, S. 2022). Sie hatte die 1988 eingerichtete, zuerst bis zu seinem Tode 1991 von Kurt Hamer (SPD) wahrge- Foto: Hans Kohrt Bundesverdienstkreuz für Renate Schnack Von links: Anne Kämper von der dänischen Minderheit, Minderheitenbeauftragte Caroline Schwarz, Matthäus Weiss vom Landesverband deutscher Sinti und Roma, Ministerpräsident Peter Harry Carstensen, Renate Schnack, Friesenratsvorsitzender Ingwer Nommensen und Prof. Dr. Henrik Becker-Christensen, dänischer Generalkonsul nommene Funktion von dessen Nachfolger Kurt Schulz (SPD) übernommen. Eine Reihe von Organisationen stattete in Kiel ihren Dank für die gute und impulsreiche Zusammenarbeit mir der früheren Minderheitenbeauftragten ab, so der Bund Deutscher Nordschleswiger, die Föderalistische Union Europäischer Volksgruppen, der Gemeinsame Rat der dänischen Minderheit und des dänischen Jugendverbandes, der Landesverband deutscher Sinti und Roma in Schleswig-Holstein sowie das Zen- trum für Niederdeutsch in Leck. Zu den Gratulanten gehörte auch Caroline Schwarz (CDU), die seit 2005 als Beauftragte des Ministerpräsidenten für Minderheiten und Kultur fungiert. „Für uns Friesen ist Renate Schnack ein Glücksfall.“ Das betonte Ingwer Nommensen, Vorsitzender des Friesenrates, in seinem Grußwort. Sie habe, so Nommensen weiter, wesentlich dazu beigetragen, den Minderheiten und nicht zuletzt den Friesen in der Politik eine Stimme zu geben im Land, im Bund und in Europa. NfI Friesisch an den Hochschulen An den Hochschulen in SchleswigHolstein werden im Sommersemester 2007 im Fach Friesisch folgende Veranstaltungen angeboten (Angaben ohne Gewähr): Kiel: Vorlesung: Das Bild der Friesen (Hoekstra) 2std. Proseminare: Altfriesisch (Hoekstra) 2std. Europäische Regional- und Minderheitensprachen im Bildungswesen (Walker) 2std. Methoden der Feldforschung in Nordfriesland (Walker) 2std. Hauptseminar: Einführung in das Halligfriesische Nordfriesland 157 � März 2007 (Hoekstra) 2std. Übung: Lektüre nordfriesischer Texte (Hoekstra) 2std. Sprachkurse: Mooring II (N.N.) 1std. Mooring für Fortgeschrittene (Walker) 2std. Fering I (N.N.) 2std. Westfriesisch für Anfänger II (Hoekstra) 2std. Flensburg: Seminar: Friesen und Dänen – Zwei Minderheiten und ihr Verhältnis zueinander (Steensen) 2std. Übungen: Einführung in das Friesische (BA) (Steensen) 2std. Einführung in das Friesische (BA) (Bieber) 2std. Einführung in die friesische Sprachwissenschaft (BA) (Kellner) 2std. Grundzüge der friesischen Landeskunde und Geschichte (BA) (Steensen) 2std. Friesische Literatur im Überblick (BA) (Joldrichsen) 2std. Das Gleichnis von verlorenen Sohn in fünf verschiedenen nordfriesischen Dialekten (Århammar) 2std. Übungen zur helgoländischen Sprache und Literatur (Århammar) 2std. Sprachkurse: Fering-Öömrang (Arfsten) 2std. Mooring (Petersen) 2std. Red. 7 Üt da friiske feriine Nordfriesischer Verein tagte auf Nordstrand Der Kreis Nordfriesland in seiner jetzigen Form hat sich nicht nur als Verwaltungskörperschaft bewährt, er bildet auch eine kulturelle Einheit, die erhalten werden muss. Mit dieser grundsätzlichen Aussage bezog Hans Otto Meier, Vorsitzender des Nordfriesischen Vereins, auf dessen Jahresversammlung am 21. Oktober 2006 in der Gaststätte Kiefhuck auf Nordstrand Stellung gegen die in der Politik diskutierte Kreisreform. Berichtet wurde zudem über das reichhaltige Programm des Vereins. Vakant ist nach wie vor die Stelle eines Jugendreferenten. Derzeit gebe es keine Bewerber, die sowohl eine pädagogische Vorbildung als auch friesische Sprachkenntnisse aufwiesen, so hieß es. Die goldene Ehrennadel des Vereins erhielten Sönke Namanny aus Lindholm für seinen Einsatz für die friesische Sprache und Uwe Sönnichsen aus Niebüll insbesondere für sein Engagement für den Küstenschutz. Hans Otto Meier und sein Stellvertreter Harro Muuss, die den Verein aufriefen, sich um geeignete Nachfolger zu bemühen, wurden jeweils für zwei Jahre, die Hälfte einer regulären Amtszeit, in ihren Funktionen bestätigt. Langenhorner Provisorium Erstmals in seiner Geschichte hat der Fräische Feriin fun ’e Hoorne, der seine Gründung auf das Jahr 1906 zurückführt, keinen Vorsitzenden. Der 78-jährige Johann Detlef Siewertsen, der den Verein seit 1999 leitete, lehnte auf der Jahresversammlung am 21. November 2006 eine erneute Kandidatur entschieden ab, nachdem er bereits vor vier Jahren erstmals seinen 8 Rückzug angekündigt hatte. Er habe trotz aller Mühe niemanden gefunden, der die Nachfolge sofort antreten würde; ab 2008 stehe ein möglicher Kandidat für den Vorsitz zur Verfügung, dessen Name aber noch nicht genannt werden solle, so Siewertsen. Bis dahin werden Irma Petersen und Uwe Henken als neu gewählte Beisitzerin und Beisitzer den verbleibenden, aus Christine Brinckmann (stellvertretende Vorsitzende), Petra Geyer (Kassenwartin) und Malena Autzen (Schriftführerin) bestehenden Vorstand verstärken. Unter dem anhaltenden Beifall der Versammlung würdigte Magnus Feddersen, Ehrenvorsitzender des Langenhorner Vereins und friesisches Urgestein, die engagierte Arbeit von Johann Detlef Siewertsen. Die 100-Jahr-Feier des Vereins 2006 habe den Höhepunkt seines Wirkens gebildet. Hans-Adolf Oldsen geehrt Das Kuratorium des vom Frasche Feriin for e Ååstermååre getragenen Andersen-Hauses ehrte den langjährigen Schatzmeister des Vereins Hans-Adolf Oldsen mit seinem Kulturpreis. Seit 23 Jahren führt Oldsen effizient und erfolgreich die Vereinskasse. Auch an der Beschaffung und Verwaltung der Mittel für Erwerb, Umbau und Unterhaltung des Andersen-Hauses in Klockries, das weit über die Grenzen der Bökingharde hinaus als attraktives friesisches Zentrum wirkt, war Oldsen maßgeblich beteiligt. Die Auszeichnung überreichte Vorsitzender Hauke Friedrichsen in einer Feierstunde im Andersen-Haus am 17. Dezember 2006. Hans-Adolf Oldsens Verdienste würdigte der Ehrenvorsitzende der Ostermooringer Friesen Thomas Heinsen. Wiedingharde: Neuer Vorsitzender Der Wiedingharder Friesenverein wählte auf seiner Mitgliederversammlung am 27. Januar in Emmelsbüll Peter Ewaldsen zu seinem Helgoland-Fahrt Die traditionell jeweils im Jahr nach dem Friesenkongress durchgeführte Fahrt aus allen drei Frieslanden nach Helgoland findet statt vom 1. bis zum 3. Juni 2007. Ausrichter ist der Interfriesische Rat. neuen Vorsitzenden. Der über die Grenzen des lange Jahre von ihm als Amtsvorsteher geführten Amtes Wiedingharde hinaus bekannte Bürgermeister von Neukirchen wurde einstimmig zum Nachfolger von Karl-Nikolai Brodersen gewählt, der dem Verein seit 1996 vorgestanden hatte. Als Höhepunkte seiner friesischen Arbeit nannte Brodersen unter anderem die regelmäßigen Besuche in Westfriesland und von westfriesischen Gruppen in Nordfriesland und insbesondere in der Wiedingharde. Für sein langjähriges Engagement erhielt er die Ehrennadel des Nordfriesischen Vereins, mit der bei der Versammlung auch Sophie Hunger für ihre Verdienste um die friesische Sprachpflege ausgezeichnet wurde. Böredraawen Nach Westfriesland hatte der Friesenrat vom 7. bis zum 9. Februar zum Bauerntreffen eingeladen. 20 Interessierte aus Nordfriesland waren der Einladung gefolgt, zusammen mit ostfriesischen Gästen und westfriesischen Gastgebern aktuelle landwirtschaftliche Fragen zu besprechen. Auf dem Programm standen nach einer Begrüßung durch Roel Kaastra, den Vorsitzenden des Fryske Rie, Besuche bei Betrieben aus den Bereichen Gärtnerei, Ackerbau und Viehzucht. Besondere Höhepunkte waren die Besichtigung des technischen Service-Unternehmens „Bos Mech“ in Easterein, der Bierbrauerei und des dazugehörigen Museums „Us Heit“ in Boalsert/Bolsward und des Infozentrums „Terp Hogebeintum“ auf der höchsten Warft in Fryslân. Red. Nordfriesland 157 � März 2007 Nordfriesland im Winter 5. Dezember 2006 26. Februar 2007 n Am 7. Dezember verstarb im Alter von 85 Jahren Karl Heinz Schütt ein Urgestein der Husumer Kommunalpolitik. Den gebürtigen Altonaer hatte der Zweite Weltkrieg 1940 in die Storm-Stadt verschlagen. Bis 1958 arbeitete er als Betriebsschlosser in der Husumer-Brauerei. 1962 begann seine außergewöhnliche Karriere in der Stadtpolitik. 28 Jahre lang gehörte er dem Stadtverordnetenkollegium sowie vielen nachgeordneten Gremien an. Sechs Jahre lang war er Senator, acht Jahre lang Bürgervorsteher. Für seine Verdienste wurde er mit der Freiherr-vomStein-Medaille, mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande und mit der Ehrenbürgerwürde der Stadt ausgezeichnet. Bei der Grundsteinlegung für das neue Rathaus 1987 wurde ein Hut des „grundehrlichen und vor allem menschlichen Politikers“ mit eingemauert. n Mit einer Stimme Mehrheit im dritten Wahlgang wurde am 7. Dezember Heinz Lorenzen, Kandidat der Kommunalen Gemeinschaft (KG), zum Bürgermeister von Wyk auf Föhr gewählt. Der Lehrer im Ruhestand ist damit Nachfolger von Heinz-Georg Roth und erster ehrenamtlicher Bürgermeister der Stadt nach der beschlossenen Fusion mit den Ämtern Föhr-Land und Amrum. Nach dem Rückzug des SPD-Kandidaten Dr. Diderick Rotermund war Paul Raffelhüschen von der CDU als einziger Gegenpart verblieben. Die notwendige absolute Mehrheit der Stimmen konnte in den ersten beiden Wahlgängen keiner der Kontrahenten erringen. Nordfriesland 157 � März 2007 „Ich habe festgestellt, ich bin nur dritte Wahl“, bemerkte der Sieger schließlich. Lorenzen bat alle Wyker Stadtverordneten um eine vertrauensvolle Zusammenarbeit. n Eine seltene Ehrung erfuhr der Kantor der evangelischen Kirchengemeinde Sankt Peter-Ording Christoph Jensen. Landeskirchenmusikdirektor Dieter Frahm überreichte ihm am 10. Dezember die Ernennungsurkunde zum Kirchenmusikdirektor. Jensen wurde 1958 in Husum geboren, studierte 1979-83 und 1996-98 an der Hochschule für Kirchenmusik in Herford und schloss mit der höchsten Ausbildungskategorie ab. Propst Dr. Friedemann Green betonte die große Bedeutung des Kantors und Organisten für das kirchenmusikalische Leben in Eiderstedt und speziell im Nordseebad, wo er 1983 seinen Dienst antrat. An Jensens Arbeit werde deutlich, dass die Kirchenmusik die zweite Säule der Verkündigung des Wortes Gottes darstellt, unterstrich Pastorin Regine Boysen. n Am 10. Dezember erhielt Johann Frank im Rantumer Kursaal für seine Übersetzung der vier Evangelien ins Sylter Friesisch den C.-P.Hansen-Preis. Der Westerländer schaffte die Übersetzungsarbeit in nur vier Monaten. Dabei stand Frank häufig vor dem Problem, dass es viele Begriffe auf Sölring nicht gibt, er habe versucht „sie durch Redewendungen zu umgehen“. Neben dem ehrwürdigen Wörterbuch von Boy Peter Möller half vor allem der Rantumer Erk-Uwe Schrahé als Lektor. Kuratoriumsmitglied Helmut Schwabe bezeichnete den Geehrten in seiner Laudatio als „friesischen Luther“. Denn auch der habe bei seiner Bibelübersetzung „dem Volk aufs Maul geschaut“. Der C.-P.-Hansen-Preis wird seit 1960 im Andenken an den Sylter Chronisten für besondere Verdienste um die friesische Kultur, Sprache und Geschichte der Insel verliehen. n Als einem der herausragenden denkmalgeschützten Gebäude im Lande wurde dem Pynackerhof im Trendermarschkoog auf Nordstrand am 22. Januar der schleswig-holsteinische Denkmalpflege-Preis 2006 verliehen. Der Preis wird vom SchleswigHolsteinischen Denkmalfonds ausgelobt, einer von der Kulturstiftung des Sparkassen- und Giroverbandes begründeten Einrichtung zur Förderung der Privatinitiative bei der Erhaltung kulturgeschichtlich bedeutender Bauten. Nach der großen Sturmflut von 1634 kaufte der Niederländer Willibrord Pynacker Teile des neu eingedeichten Trendermarschkooges und baute auf einer Warft ein Geesthardenhaus. 1896 wurde es nach einem Brand wieder aufgebaut. 1989 erwarben Ingrid und Heinz Peter Moseler das marode Anwesen und renovierten es zum Vorzeigeobjekt Nordstrander Baukultur. n Der Schwabstedter Hans-Peter Schweger wird ein entscheidendes Wort bei der Verleihung des wichtigsten deutschen Fernsehpreises mitsprechen. Er wurde in die Jury berufen, die über die Vergabe des „Adolf-Grimme-Preises“ 2007 entscheidet. Als Leiter der Volkshochschule Husum ist Schweger auch Mitglied des Landesvorstandes der Volkshochschulen. In dieser Funktion erkundigte er sich bereits vor zehn Jahren nach den Modalitäten bei der Zusammensetzung der Jury. Als späte Reaktion darauf und vermutlich auch in seiner Eigenschaft als Veranstalter der „Husumer Filmtage“ durfte der 51Jährige im Februar im westfälischen Marl zusammen mit Medienwissenschaftlern und Journalisten seinen Sachverstand einbringen. n Der Husumer Handwerkerverein feierte sein 150-jähriges Jubiläum. Zahlreiche Ehrengäste, darunter Ministerpräsident Peter Harry Carstensen, folgten der Einladung 9 Foto: Ursula Konitzki n Der Verein „Freunde des Richard-Haizmann-Museums“ (im Bild Vorsitzender Andreas Schönefeld) erhielt im Januar beim Wettbewerb „365 Orte im Land der Ideen“ unter 1 500 Bewerbungen den Zuschlag. Damit gehört Niebüll zu den ausgewählten Gemeinden, die im Jahr 2007 Deutschland repräsentieren. Die Auszeichnung überreichten die Direktorin der Deutschen Bank Westerland, Petra Nies (links im Bild), als Vertreterin der Initiative „Deutschland – Land der Ideen“ und die Managerin des Projektes, Stephanie Riefke aus Berlin. Der Verein habe mit 40 Partnern ein Sponsoring-Modell geschaffen, das eine Würdigung verdiene. Die Entwicklung neuer Ideen, Technologien und Produkte sei die Basis der Lebensqualität und die Grundlage für die Zukunft der Kinder, betonten die Laudatorinnen. Der Verein hatte u. a. eine Museums-Malschule ins Leben gerufen und wird im April einen Fotoworkshop für Jugendliche veranstalten. zum Stiftungsfest am 10. Februar. Das Handwerk könne sich dynamisch auf Veränderungen einstellen, würdigte der Landesvater die Innovationskraft des Vereins. Er wurde 1857 als Interessenvertretung für die Handwerker ins Leben gerufen. Mit der Gründung der Kreishandwerkerschaft verlor er zwar an Bedeutung, spricht aber als Mitglied der Husumer Wirtschaftsgesellschaft bis heute ein gewichtiges Wort bei der Entwicklung der Stadt mit. Besondere Verdienste erwarb sich Ehrenvorsitzender Karl-Johann Raudzus. Er setzte in seiner Amtsperiode (1981-90) u. a. eine Satzungsänderung durch, die es „allen dem Handwerk nahe stehenden Menschen“ erlaubte, dem Verein beizutreten. 10 n Die Kirche Sankt Dionysius in Joldelund, zu der sich auch die Gemeindeglieder aus Goldebek, Goldelund und Kolkerheide wenden, besitzt seit dem 11. Februar offiziell eine neue Orgel. Propst Dr. Helmut Edelmann weihte das Instrument, Professor Andrzej Chorosinski aus Warschau, der Schirmherr des Orgelbaus, übergab es mit Klängen von Antonio Vivaldi seiner Bestimmung. Das Instrument hat – wie das in der Dresdner Frauenkirche – schwarze Tasten für die ganzen und weiße Tasten für die halben Töne. Das hatte sich Christa Petersen – seit einem halben Jahrhundert Organistin – für den Neubau wünschen dürfen. Auf den 578 Pfeifen sind auch kleine Konzerte möglich. n Am 15. Februar schlossen sich in Husum fünf Parteien auf Kreisebene zu dem Bündnis „Wir sind Nordfriesland“ zusammen. CDU, SPD, FDP, SSW und WG-NF wollen möglichst viele Mitstreiter finden, die sich aktiv für den Erhalt des Kreises Nordfriesland einsetzen. In einem von der Landesregierung geplanten Großkreis drohen wichtige nordfriesische Interessen wie Tourismus, Küstenschutz, Verkehrsinfrastruktur oder Krankenhaus-Versorgung unterzugehen. Bürokratie-Abbau und Einsparungen ließen sich auch durch aufgabenorientierte Kooperationen mit den Nachbarkreisen erreichen, bekräftigte Bundestagsabgeordneter Ingbert Liebing (CDU). Der SSW, der den Kreis auch aus historisch-kulturellen Gründen erhalten möchte, warnte insbesondere vor dem Verlust eines „Stückes Demokratie“ in zu großen Strukturen. n Mit dem Ziel, Schülerinnen und Schüler auf die Berufswelt vorzubereiten, schlossen am 20. Februar in Husum die Ferdinand-TönniesSchule und die Firma C. J. Schmidt einen Kooperationsvertrag. „Viele Wirtschaftsunternehmen beklagen bei den Berufseinsteigern mangelnde Ausbildungsreife und fehlende Berufswahlkompetenz“, erklärte Sigrid Ahlers von der Industrieund Handelskammer (IHK) Flensburg. Mit Betriebsführungen, Referaten aus dem Berufsalltag und gelegentlichen Kleinjobs solle dem entgegengewirkt werden. Als Anerkennung für sein Bemühen, Schule und Wirtschaft zusammenzuführen, erhielt in Niebüll der Leiter der Beruflichen Schule Bernhard Puschmann die „Denkmünze der Arbeitsgemeinschaft Bildung und Medien 1955-2005“. Die Ehrung stehe für alle Lehrer, die sich mit dem Thema „Wirtschaft“ beschäftigten und die ihnen Anvertrauten auf den Berufsweg vorbereiteten, erklärte Walter Braasch, Präsident der IHK Flensburg. Harry Kunz Nordfriesland 157 � März 2007 Karin Haug: Zwischen Event-Management und Notnagel MarktTreffs in Nordfriesland Die Dörfer in Nordfriesland verändern sich. Die ortsansässigen Betriebe machen dicht. Viele Bäcker, Schlachter, Ladenbesitzer und Wirte haben für immer den Schlüssel umgedreht. Die Entscheidungen der Konsumenten führen zum Ende dörflichen Einzelhandels und berauben damit der dörflichen Gemeinschaft einen ihrer wichtigsten sozialen Orte. Die Politik versucht gegenzusteuern. Sehr viele Schleswig-Holsteiner zieht es aufs Programm für den ländlichen Raum Land. Über 40 Prozent der schleswig-holsteini- Seit 1999 versucht das Land Schleswig-Holstein schen Bevölkerung leben in Gemeinden mit bis mit dem Förderprogramm „MarktTreff“, Nachzu 10 000, mehr als die Hälfte davon in Orten folger des Förderprogramms für „Ländliche mit weniger als 2 000 Einwohnern. Abseits der Dienstleistungszentren“, ein Gegengewicht zu hektischen Städte suchen die Menschen frische bilden. „MarktTreffs sichern Grundversorgung, Luft und Ruhe. Sie arbeiten aber zumeist nicht fördern die dörfliche Gemeinschaft und schafim heimischen Dorf, ihre Kinder gehen vielfach fen Arbeitsplätze – alles unter einem Dach“, nicht dort zur Schule, und eingekauft wird in lobt sich die Landesregierung im Internet aller Regel auch woanders. (www.marktreff-sh.de). Mit durchschnittlich Beispiel Stadum (1 058 Einwohner): Groß- je 300 000 Euro in den letzten Jahren wurden einkäufe erledigen die Stadumer überwiegend dörfliche Gemeinden bei der Gründung von in Schafflund oder Leck, beides nur ein paar MarktTreffs unterstützt. Mittel aus LandeshausAuto- oder Busminuten entfernt. Da bleibe der halt und EU-Töpfen stellen bis zu 50 % der AnLaden im Dorf nur als „Notnagel“, bedauert schubfinanzierung. Die andere Hälfte muss die Horst Grube. Seine Gemeinde selbst aufFrau Dörte betreibt in bringen. Dafür beNordfriesland-Reportage dem Geestdorf einen kommt sie, so heißt es, schmucken EDEKAein maßgeschneidertes Markt mit frischen Brötchen, Fleisch und Modell für ihre Gemeinde, das technisch auf Waren des täglichen Bedarfs – einen von 22 dem höchsten Stand ist. Insgesamt vier Typen MarktTreffs in Schleswig-Holstein. Kundin sieht das Projekt vor vom ehrenamtlich betrieManuela Brogmus-Iversen steht für viele: Sie benen Kiosk bis zum MarktTreff „XL“, der den hat einen Joghurt und eine Tüte Brötchen in Betreibern eine Vollexistenz ermöglicht. der Hand. Ihre Großfamilie kaufe „nicht sehr Jeden Freitag berichtet der Schleswig-Holsteinioft“ beim MarktTreff ein, obwohl dieser direkt sche Zeitungsverlag (shz) als offizieller Mediengegenüber liege. Sie könne sich das einfach partner des Projekts in einer eigens geschaffenen nicht leisten. Dabei könne zumindest das halbe Rubrik aktuell über die MarktTreffs. Sortiment preislich mit den großen Märkten Anlass, sich um die Förderung eines Treffs zu mithalten, versichert Grube. Viele Neuzugezo- bemühen, ist meist das drohende Ende des Dorfgene, die vor allem dem Arbeitgeber Bundes- ladens: „Der Bürgermeister kommt und klagt wehr den Umzug nach Stadum zu verdanken darüber, dass der Kaufmann zumacht“, erzählt haben, kennen aber nicht einmal den Laden im Norbert Limberg, Projektleiter für Dorf- und Spierling. ländliche Regionalentwicklung des Amtes für Nordfriesland 157 � März 2007 11 ländliche Räume in Husum. Der Förderexperte ist Ansprechpartner der schleswig-holsteinischen Gemeinden in der jeweiligen ersten Projektphase des MarktTreffs. Voraussetzung für einen positiven Bescheid ist eine erfolgreiche Standortanalyse durch externe Gutachter. Dazu müssen die Gegebenheiten vor Ort stimmen, also Einzugsgebiet und Kaufkraft. Außerdem muss gewährleistet sein, dass keinesfalls ein bestehendes Geschäft durch die öffentliche Förderung gefährdet wird. Ist das alles geklärt, kann es losgehen. Am Anfang stehen meist umfangreiche Erweiterungsoder Umbauarbeiten eines vorhandenden Ladens. Diese können sich die Pächter ohne Förderung nicht leisten. Sie kommen nicht aus eigenen Kräften aus dem Teufelskreis von fehlenden Investitionsmitteln und kleinem Angebot auf kleiner Fläche heraus. Da kommt die staatliche Förderung ins Spiel und greift den Pächtern unter die Arme. Die Umbauten haben aber noch einen anderen Grund: Der MarktTreff soll ausdrücklich nicht nur ein Einkaufsladen sein, sondern auch als dörfliche Begegnungsstätte dienen. Die Landesregierung achtet ausdrücklich auf die Multifunktionalität, betont Christina Pfeifer, zuständig für das Projekt MarktTreff im Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein (MLUR). Dieser Vorgabe entsprechend bunt ist das Erscheinungsbild der Treffs, von denen die meisten den örtlichen Vereinen einen Raum anbieten, einen Internetarbeitsplatz vorhalten und eine Postfiliale beherbergen. Ob große Märkte oder kleine Kioske, beide tragen das Label „MarktTreff“. Neben der Größe spielt auch die Anbindung von Dienstleistern eine Rolle, von der Bank bis zum Versicherungsvertreter, alle sollten den Treff zumindest für Sprechstunden nutzen. Deren Kunden kaufen dann, so das Kalkül, anschließend noch beim Kaufmann ein. Einbindung ins dörfliche Leben Ein breites Angebot reicht für den Erfolg eines MarktTreffs allerdings nicht aus. Zwar hat noch kein Treff schließen müssen, aber die Wirtschaftsdaten sind sehr unterschiedlich. Woran das liegt, meinen die Projektbetreiber genau zu wissen. Die „Betreiberpersönlichkeit“ gibt 12 den Ausschlag, ist sich Agraringenieurin Pfeifer sicher. In der Öffentlichkeit beschreibt sie es folgendermaßen, zuletzt bei der MarktTreff-Bilanz des Jahres 2006: „Dort, wo wir engagierte Kümmerer haben, werden die MarktTreffs zu lebendigen und bunten Veranstaltungszentren.“ Alexandra Greger von der Firma „ews group“, die für das Projektmanagement zuständig ist, sieht ebenso den Pächter als wichtigen Faktor für den Erfolg: „Es reicht nicht aus, dass er nur ein Kaufmann ist.“ Sie ermuntert die Betreiber, viele eigene Veranstaltungen auszurichten. Die Pächter verlassen sich im Gegenzug für ihr Engagement auf die Verpflichtung von Dorfgemeinschaft und Gemeindevertretung; schließlich sollen sie bei ihnen einkaufen. Das tun sie nur, wenn die Dorfbewohner die oftmals höheren Preise des Dorfkaufmanns akzeptieren. „Bei mir kostet ein handwerkliches Brötchen ohne Konservierungsstoffe nun einmal 45 Cent“, sagt Maik Schultze, der gemeinsam mit seiner Frau Inge den Witzworter Treff betreibt. Letztlich könne kein MarktTreff gegen die Preise der Discounter bestehen. Deren Filialen finden sich inzwischen auch auf dem flachen Land. Gegen diese Mitbewerber haben die Dorfläden einen schweren Stand. Da die Ketten, denen sie sich angeschlossen haben, den kleinen Läden wegen der kleinen Abnahmemengen nur geringe Rabatte einräumen, bleiben diese bei Werbeaktionen meist außen vor. Horst Grube aus Stadum kann weder das gesamte EDEKA-Sortiment vorhalten noch bei den wöchentlichen Angeboten mitmachen. Bei den Lockangeboten, bei denen die Ware sogar kurzfristig knapp unter dem Einkaufspreis zu haben ist, muss er gänzlich passen. So produziert er „notgedrungen“, wie er sagt, eigene Werbezettel, um auf seine Spezialitäten hinzuweisen. Die können mit den Hochglanzprospekten der Branchenriesen allerdings kaum mithalten. „Mein größter Konkurrent ist Geiz-ist-Geil“, sagt der Witzworter Schultze, der sich entschieden hat, in sein Sortiment auch preiswertes Mineralwasser oder Billig-Toastbrot aufzunehmen. Das sind aber die Ausnahmen unter seinen 2 400 Artikeln. In Witzwort kommt das Frische-Sortiment aus der Region. Da sind zum einen die Milchprodukte aus der nur wenige Meter entfernten Molkerei, aber auch Fleisch und Nordfriesland 157 � März 2007 Foto: Karin Haug Dörte Grube vom MarktTreff Stadum bedient eine Kundin. Nicht zuletzt für ältere Dorfbewohner können die neuen Zentren einen erheblichen Zuwachs an Lebensqualität bedeuten. Wurst liefern regionale Produzenten: „Ich weiß, woher das Fleisch kommt“, versichert Schultze, der die Marken „Eiderstedter Qualitätsrind“ und „Schleswig-holsteinisches Qualitätsrind aus der Region Eiderstedt“ verkauft. Das regionale Angebot kommt an. Am Sonnabend bilden sich trotz höherer Preise lange Schlangen vor den Kassen des MarktTreffs. Im 965 Einwohner zählenden Witzwort wird durchaus auch der Wochenendeinkauf im Ort abgewickelt. Der MarktTreff im Herzen der Gemeinde hat sogar eine Auszubildende eingestellt, die seit dem August 2006 Verkäuferin lernt. Im Februar 2007 war Schultze ein Jahr Pächter in Witzwort, was gebührend gefeiert wurde. Sein Fazit fällt trotz fehlenden Urlaubs und Sieben-Tage-Woche positiv aus: „Wenn die Zahlen auch in den nächsten Jahren stimmen“, wird er weitermachen. Er profitiert davon, die Mitglieder der Gemeindevertretung als wichtige Multiplikatoren und zentrale Entscheider „komplett als Stammkunden“ begrüßen zu können. Sein MarktTreff kann vor allem in Sachen Gemütlichkeit und Nähe gegen die Discounter Nordfriesland 157 � März 2007 punkten. Schultze kann sich auf die Anziehungskraft des Angebotes jenseits des Warenangebots verlassen. So lädt ein gemütlicher Raum Touristen und Einheimische, unter ihnen viele Besucher des gegenüber liegenden Kirchhofs, zum Kaffee ein. Die Gäste, überwiegend Senioren, wollen von einem Lieferservice nach Hause nichts wissen, erzählt Schultze. Zu gerne sitzen sie im Ortszentrum zusammen und klönen. Darum kommen sie gerne zum Kaufmann, der ihnen die Waren bei Bedarf auch schon mal in den Kofferraum trägt. Eine Kundin nennt als Gründe, warum sie im MarktTreff einkaufe: „Mal einen Kaffee trinken“, und dass man „schnacken und klönen“ könne. Die „nette Atmosphäre“ hat es ihr angetan. Der Raum im Witzworter MarktTreff bietet neben dem obligatorischen Internet-Platz und einem Buchregal den ansässigen Vereinen einen Treffpunkt. Hinter einer Glasscheibe ist darüber hinaus die „gläserne Redaktion“ der Husumer Nachrichten untergebracht, wo einmal die Woche eine Redakteurin anzutreffen ist. Die Witzworter Vereine nutzen diese Gelegenheit für ihre 13 Pressearbeit. Die Räumlichkeiten werden regelmäßig frequentiert und gut angenommen. So wie in Witzwort soll es nach dem Willen der Planer am liebsten in allen MarktTreffs ablaufen. „Ein Betreiber wie aus dem Bilderbuch“, urteilt Pfeifer über den pfiffigen Pächter, der sich viel einfallen lasse und sich durchaus zum Vorbild eigne. So habe Schultze einen Gospelchor eingeladen und gleichzeitig das Catering des Konzerts übernommen. „Das ist sein zweites Standbein“, meint Alexandra Greger vom Projektmanagement; Schultze beliefert auch private Feste. Greger kennt die 22 MarktTreffs im Land aus eigener Anschauung, denn sie besucht jeden mindestens einmal im Jahr. Sie hat vor allem im Auge, ob die Bürger den Markt gut annehmen und „ob sie sich wohlfühlen“. Vorteil der Besuche: Unterstützungsbedarf der Pächter wird ohne langes Vorgespräch geklärt. Das Projektmanagement vermittelt unter anderem Gespräche zur Einrichtung einer Lotto-Annahmestelle. Die Stadumer Pächter haben allerdings die Erfahrung gemacht, dass die versprochene Unterstützung in Sachen Werbung nie realisiert wurde. Auch in Sachen Postfiliale bewege sich nichts. Eine Postfiliale steht – neben einem Bankautomaten – auch in Witzwort auf der Wunschliste. Erreicht wurde allerdings, dass die Nord-Ostsee Sparkasse seit kurzem dort vertreten ist. Die Lokalpresse meldete am 3. Februar: „Von Donnerstag an wird die Nord-Ostsee-Sparkasse einmal in der Woche, donnerstags von 15 bis 16 Uhr, eine Sprechstunde im MarktTreff anbieten. Bürger können dann Bargeld abholen oder sich in Bankangelegenheiten beraten lassen.“ Projektmanagement Als „konkrete Hilfestellung“ ist seitens des Projektmanagements der regelmäßige Erfahrungsaustausch der Betreiber gedacht, der zweimal im Jahr organisiert wird. Von den Erfahrungen anderer zu profitieren, ist das Motto. So entstehen gemeinsame Aktionen wie ein „Käseabend“, wo bei einem Glas Rotwein Wissenswertes über Milch und Käse vermittelt wird. Neueste Idee: eine „Bonuskarte“, faktisch eine Rabattkarte, die treue Kunden mit einer Tasse Kaffee oder einem Stück Kuchen belohnt. Ab März wird sie in einigen Treffs angeboten werden, bei Schultzes gibt es die Tasse gleich draufzu. 14 Markttreffs sind keine normalen Läden. Ihre Betreiber sind wie auch die Projektverantwortlichen ständig auf der Suche nach neuen Einfällen. Schnell wurde aber klar, dass sich nicht jede Idee auch auszahlt. So dachte man noch 1999, dass „man mit dem Internet Geld verdienen könne“, erzählt Christina Pfeifer. Ein Trugschluss, inzwischen mussten sich die Projektverantwortlichen wegen des fast flächendeckenden privaten Internet-Zugangs eines Besseren belehren lassen. Pfeifer versteht den MarktTreff nach solchen Fehleinschätzungen als „lernendes Projekt“, das inzwischen anders arbeite als am Beginn. Umlernen musste man in Kiel auch, was die Selbstorganisation vor Ort betrifft. Die Einbindung der örtlichen Akteure überließen die Planer anfangs dem Zufall. Überregionale Partner wie das Deutsche Rote Kreuz, Landessportbund oder der Landesfeuerwehrverband sind zwar als Beiräte in die Projektbegleitung eingebunden, aber daraus ergibt sich in den seltensten Fällen eine verpflichtende Bindung vor Ort. Die Planer haben ihre Lektion gelernt: Inzwischen empfiehlt die Landesregierung die Gründung eines Vereins im Dorf, um den Treff auf eine stabile Grundlage zu stellen. Das geschah in Witzwort im Mai 2004. In Stadum aber, wo bereits 16 Dorfvereine bestehen, wurde kein zusätzlicher lokaler MarktTreff-Verein gegründet. Eine entsprechende Unterstützung fehlt. Das erklärt zum Teil den Frust der Betreiber. Sie haben den Eindruck, dass ihre Aktionen oft ins Leere laufen. „Versprochen haben wir uns alle mehr davon“, sagt Horst Grube. Nur drei, meistens verwaiste Sitzplätze bietet der Treffpunkt in einem vom eigentlichen Laden getrennten, kleinen Raum, der kaum zum Verweilen einlädt. „Damals waren wir darauf ganz stolz“, erinnert sich Norbert Limberg in Husum an den Start des MarktTreffs ins Stadum. Limberg ist unzufrieden mit der strikten regionalen Begrenzung des Standortes Stadum, neben Ladelund einer der „Altstandorte“, noch aus den Zeiten der ländlichen Dienstleitungszentren. Solche „sehr lokalen“ Lösungen gebe es inzwischen nicht mehr. Jetzt sei das „völlig anders“. Dörte Grube kämpft weiter. Kleinliches Hickhack drückt auf ihre Stimmung. So wurden Nordfriesland 157 � März 2007 Foto: Karin Haug Das Witzworter Team (von links): Inge Schultze, Maik Schultze, Auszubildende Janina Hecht, Angestellte Gesa Kobarg. Strom- und Reinigungskosten für den Bankautomaten erst nach langem Hin und Her von der Gemeinde übernommen. Grube wünscht sich konkrete Hilfe bei laufenden Kosten: „Die Stromkosten fressen uns auf.“ Doch deren Subventionierung ist bei dem Landesprojekt ausdrücklich ausgeschlossen. Grubes lassen sich einiges einfallen: So verteilten sie über 400 Handzettel, um über einen neuen Service im Bereich des Versandhandels zu informieren. Da den aber nur ein Kunde innerhalb eines halben Jahres in Anspruch nahm, haben Grubes inzwischen das Angebot gestrichen. An Aktionen, die bei den Treffen der anderen MarktTreff-Pächter vorgestellt werden, beteiligen sie sich meistens nicht: „Die lassen ihre Katze ja doch nicht aus dem Sack“, mutmaßt Horst Grube, der sich als Vertreter eines kleinen MarktTreffs nicht ausreichend unterstützt fühlt. Auch in der Presse fühlt er sich übergangen. „Die Kleinen erscheinen doch so gut wie nie“, meint Grube. Viele Neuigkeiten finden Interessierte nur im Internet. Nordfriesland 157 � März 2007 Neue MarktTreffs in Nordfriesland 22 MarktTreffs gibt es inzwischen in Schleswig-Holstein, mit regionalen Schwerpunkten im Norden, also in den Kreisen Nordfriesland und Schleswig-Flensburg. Zu den jüngeren MarktTreffs gehört neben Witzwort auch der in Schwabstedt, der im August 2006 sein einjähriges Bestehen feierte. Mit 800 Quadratmetern im ehemaligen Schwabstedter Kaufhaus, das nach einem Leerstand wieder belebt werden konnte, gehört er zu den großen Treffs. Der Medienpartner schrieb am 4. August 2006: „In den Augen vieler ist er sogar eine Ideallösung.“ 2004 wurde in Haselund der Dorfladen zum MarktTreff umgebaut. Direkt an der viel befahrenen B 200 findet man den ca. 600 qm großen Markt, der unmittelbar vor Umbauten steht, von denen sich die Betreiber Frank und Friedrich Spingel wie auch Experte Limberg viel versprechen. In Ladelund legt man besonderen Wert auf Jugendarbeit. Der dortige MarktTreff bietet außerdem gesundheitliche und kosmetische Dienstleistungen an. Bis 2013 plant die Landesregierung insgesamt 50 MarktTreffs. 15 Ein „ehrgeiziges Ziel“, meint Managerin Greger, die es aber für erreichbar hält. Neue Standorte würden inzwischen streng nach den „tatsächlichen Bedarfen vor Ort“ geplant. In Nordfriesland kommt zu den bestehenden fünf Standorten vielleicht sogar noch in diesem Jahr ein neuer hinzu: Rantrum. Daneben ist auch ein Treff in der friesischen Gemeinde Neukirchen in der Planung: „Irgendwann muss da etwas passieren“, prognostiziert Planer Limberg. Der Ort erfüllt sowohl mit seiner Größe von fast 1 300 Einwohnern als auch seiner Lage die Voraussetzungen für die Gründung eines MarktTreffs. Auf die Pächter kommt es an Die MarktTreffs werden, kaum verwunderlich, von ihren Erfindern und Trägern als Erfolgsmodell verkauft, zumindest, wenn man die veröffentlichten Presseartikel und Internetseiten liest. Bislang hat auch noch kein MarktTreff in Schleswig-Holstein seine Türen schließen müssen. Ohne Zweifel belebt ein gut frequentierter Treff das dörfliche Leben und bietet den Dorbewohnern eine attraktive Dienstleistung. Er gibt bzw. erhält den Dörfern eine Funktion über das reine Wohnen hinaus. Der MarktTreff macht vor allem ältere Dorfbewohner unabhängiger vom Verkehrsmittel Auto. Für die Projektverantwortlichen stehen die Pächter als entscheidender Faktor fürs Gelingen oder Scheitern des MarktTreffs im Mittelpunkt. Die wirtschaftliche Situation des einzelnen MarktTreffs ist von ihrer Warte aus abhängig vom persönlichen Einsatz des Pächters; andere Faktoren bleiben auf diese Weise allerdings ausgeblendet. Der Strukturwandel des ländlichen Raumes ist aber weiter in vollem Gang. Viele einstmals lebendige Gemeinden entwickeln sich zu Schlafdörfern, in denen tagsüber wenig geschieht. Dies können die MarktTreffs nicht aufhalten. Allerdings können sich anderenorts, wo dörfliche Gemeinschaft noch existiert, MarktTreffs mit einfallsreichen Pächtern durchaus behaupten. Die Einbindung ins dörfliche Leben ist möglich. Die zentralen Akteure des Dorfes sollten aber unbedingt zu den Stammkunden gehören. Wo sich hingegen der dörfliche Zusammenhang weitgehend aufgelöst hat, bestehen die MarktTreffs oft nur durch wirtschaftliche Zugeständnisse ihrer Pächter. Diese werden durch die 16 Zwitterstellung ihrer Läden zerrieben, die einerseits soziale Einrichtungen, andererseits aber auch Wirtschaftsbetriebe sein sollen. Trotz öffentlicher Förderung trägt letztlich der Pächter das für ihn nicht unerhebliche wirtschaftliche Risiko. Das haben auch die Planer erkannt. Gezielt sollen die Betreiber für ihre Aufgabe ertüchtigt werden. Das wirtschaftliche Überleben wurde so im Laufe des Projekts zum vorrangigen Ziel statt, wie ursprünglich vorgesehen, die Stärkung der sozialen Kompetenz. So hält man die Pächter bei der Stange und damit das Projekt am Leben. Es setzt sich bei den Verantwortlichen langsam die Erkenntnis durch, dass das Coaching durch versierte und praxiserfahrene Einzelhandelsexperten und die Unterstützung durch potente Handelsketten unverzichtbar sind. Nur sie können die Pächter fit machen für die Führung eines Ladens in ungünstiger Lage und mit begrenztem Angebot. Auch ein Tausendsassa und erfahrener Einzelhändler wie Maik Schultze zahlte anfangs Lehrgeld an „Theoretiker“, wie er seine damaligen Berater im Nachhinein nennt, die völlig an seinem Bedarf vorbeiplanten. Es ist nur zu verständlich, dass sich die Projektverantwortlichen bei ihren Bemühungen, das Projekt zu verbessern, auf die Pächter konzentrieren; sind sie doch das einzige Element des Projekts, auf den sie durch Beratung, Weiterbildung oder gegenseitigen Austausch wirklich Einfluss nehmen können. Den Strukturwandel können die MarktTreffs nicht aufhalten, günstigenfalls begleiten sie ihn als zusätzliche, geförderte örtliche Dienstleistung. Die Entscheidung der Bürgermeister und Gemeindevertretungen für einen MarktTreff unterscheidet sich nicht von der für ein Schwimmbad, ein Jugendzentrum oder eine andere soziale Einrichtung der Gemeinde. Eine Antwort auf den Verlust der sozialen Kompetenzen und Funktionen in den Dörfern bleibt die Politik jedoch bisher schuldig. Dem ländlichen Raum Perspektiven über eine Funktion als rein rekreatives und touristisches Rückzugsgebiet hinaus zu geben, bleibt weiterhin eine dringliche, aber auch lohnende politische Aufgabe. Dr. Karin Haug arbeitet in Flensburg als freiberufliche Journalistin. (Adresse: Am Burgfried 6, 24393 Flensburg.) Nordfriesland 157 � März 2007 Matthias Theodor Vogt: in varietate concordia Minderheiten als Elemente deutscher und europäischer Kultur Millionen von Menschen in Europa gehören nationalen und kulturellen Minderheiten an. Für die EU und ihre einzelnen Staaten stellt dieser Sachverhalt ein wichtiges Politikfeld dar. Der Rat der vier autochthonen Minderheiten in Deutschland hatte am 8. März 2006 zu einem Parlamentarischen Abend in die Vertretung des Landes Schleswig-Holstein in Berlin geladen. In seinem Referat beleuchtete Prof. Dr. Matthias Theodor Vogt von der Universität Zittau/Görlitz zentrale Fragestellungen zu den Minderheiten aus verfassungspolitischer Perspektive. NORDFRIESLAND bringt Auszüge. Innerhalb der deutschen Kultur ist das Hochdeutsche lediglich eine Übereinkunft, analog übrigens zu einem Auftrag der Oberlausitzer Stände aus dem Jahre 1691 an eine Kommission, aus der Vielzahl der von Dorf zu Dorf und Tal zu Tal differierenden sorbischen Lokalidiome eine „durchgehends gebräuchliche wendische Sprache“ zu schaffen.1 Die Hannoversche Aussprache des Hochdeutschen als Modell korrekten Sprechens hat sich gerade einmal seit 100 Jahren durchgesetzt, zunächst im Ergebnis einer 1898 im Apollosaal des Königlichen Schauspielhauses zu Berlin am Gendarmenmarkt abgehaltenen „Konferenz zur deutschen Bühnenaussprache“2 und später im Ergebnis der vom Norddeutschen Rundfunk deutschlandweit ausgestrahlten Fernsehnachrichten. Was hochdeutsch aussieht, klingt allerdings in der tatsächlichen Sprechpraxis regional höchst unterschiedlich. Richard Wagners Libretto zum „Ring des Nibelungen“ erschließt seine Feinheiten erst, wenn es von einem Sachsen vorgetragen wird. Ähnliches gilt beispielsweise von Goethes Gedichten und dem Hessischen. Eine Allensbacher Umfrage ergab 1998, zum hundertsten Jahrestag der Aussprachekonferenz, dass im Bundesdurchschnitt 51 % der Befragten angaben, die Mundart der Gegend, in der sie leben, sprechen zu können, in Bayern 72 % (außer in München), und dass jeder Dritte nur in Ausnahmefällen Hochdeutsch spricht.3 Deutsche Kultur ist also weit mehr als die Kultur des Hochdeutschen. Die gängige Definition jedoch, wie sie zum Beispiel der Förderpraxis Nordfriesland 157 � März 2007 der Bundeskulturstiftung zugrunde liegt, lässt urbane Kultur als die einzig wahre gelten. Dass sich mit ländlich-dörflicher Kultur beispielsweise die Länder des Baltikums über Jahrhunderte erfolgreich gegen die russische Überformung gestemmt haben und dass sie diese nun mit Witz und Sachverstand in die europäische Debatte einbringen, hat sich in den Hauptstädten der alten EU noch nicht überall herumgesprochen. Einheit – Einherzigkeit Die Spannung zwischen den „feinen Unterschieden“, um mit Pierre Bourdieu4 zu sprechen, und dem Raum einheitlicher politischer Aktion prägt die beiden suprastaatlichen Ausformungen Europas, die seit dem Zweiten Weltkrieg parallel zueinander aufgebaut wurden. Der am 5. Mai 1949 gegründete Europarat basiert auf dem Prinzip der Ermöglichung von Vielfalt und bezahlt dafür mit relativer Machtlosigkeit. Empfehlungen wie die Europäische Charta für Regional- oder Minderheitensprachen sind weder von einem Finanzinstrument noch von ernsthaften Sanktionsmechanismen untersetzt. Die am 9. Mai 1950 ins Leben gerufene Europäische Union wiederum baut auf Einheitsräumen auf und ist mit diesem Prinzip in den französischen und niederländischen Referenden 2005 gescheitert. Die vom Vatikan 1931 angesichts der damaligen Vielzahl autoritärer Regime empfohlene Lösung einer „Subsidiarität“ („Oben“ ist zur Hilfe, zum „subsiduum“, verpflichtet, um „Unten“ eigenständiges Handeln zu ermöglichen) ist leichter in (europäische) Verfassungs17 entwürfe hineingeschrieben als in (bundesdeutschen) Föderalismus-Revisionen realisiert. Auf Englisch heißt das Europa-Motto „Unity in diversity“, also „Einheit“ mit dem Unterton der „Einheitlichkeit“ und „in der Vielfalt“ mit dem Unterton der „Unterschiedlichkeit“. Im lateinischen Original heißt es „in varietate concordia“, also „in Mannigfaltigkeit Einhelligkeit“ oder eigentlich sogar „Einherzigkeit“. Von dieser Concordia ausgehend, hatte der Göttinger Bassam Tibi den Begriff der „Leitkultur“ erfunden, wohlgemerkt für Europa; auf Deutschland haben ihn andere übertragen. Eine Briefmarke zeigt diese Concordia, diesen Willen zur Gemeinsamkeit, der regionale Unterschiedlichkeiten überwölbt. Sie wurde von der Deutschen Post zum 50. Jahrestag des Friesenrates herausgegeben. Vor dem gemeinsamen Hinter- oder Bezugsgrund der in Windstärke sechs mäßig-stürmisch bewegten Nordsee erscheint dreimal der gleiche Begriff, nämlich „Friesenrat“ auf – von oben – Ostfriesisch, Nordfriesisch und Westfriesisch, jeweils in drei Farben, abgeleitet von den drei Fahnen der drei Sprachgruppen5. Man liest unwillkürlich ein Schwarz-Rot-Gold hinein, aber diese Trikolore gibt es auf der Marke natürlich nicht. Dennoch ist genau dies die eigentliche Botschaft des Postwertzeichens: Die deutsche Fahne ergibt sich auch, wenn man die Farben der Friesen zusammenfügt. Anders gesagt: Die Bundesrepublik Deutschland ist zunächst einmal die Summe ihrer Regionen, überformt zu einer gemeinsamen Symbolstruktur. Autochthone Minderheiten Eine besondere Rolle in dem Konzert der regionalen Vielfalt spielen die vier autochthonen Minderheiten, deren Ansprüche die Bundesrepublik Deutschland durch ihren Beitritt zur Europäischen Charta für Regional- oder Minderheitensprachen und zum Rahmenübereinkommen des Europarates für nationale Minderheiten in geltendes Recht überführt hat, nämlich die nationale dänische Minderheit, die friesische Volksgruppe, die Lausitzer Sorben sowie die Sinti und Roma. Das eigentlich brennende Problem für diese Gruppen ist nun keine Verfassungsdiskussion, sondern die Sicherung der finanziellen Förderung. Den Kernpunkt bildet hier wiederum die Ebenenzuständigkeit. Artikel 3 des Grund18 gesetzes stellt ein Diskriminierungsverbot unter anderem für die Minderheiten und ihre Sprachen auf. Eine Zuständigkeit für etwaige finanzielle Förderungen aber findet sich im Grundgesetz nicht. Auf der Grundlage von Artikel 30 greift damit die Zuständigkeitsvermutung zugunsten bzw. zulasten der Länder. Als Förderungsinstrument für die Minderheiten häufig zitiert werden die Bestimmungen für die Sorben und das Sorbische im „Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik über die Herstellung der Einheit Deutschlands (Einigungsvertrag)“. Doch auch hier finden sich keine eigenständigen Regelungen. Im Gegenteil heißt es in der entsprechenden Protokollnotiz ausdrücklich: „Die grundgesetzliche Zuständigkeitsverteilung zwischen Bund und Ländern bleibt unberührt.“ Somit könnte man schließen, dass die Förderung der Sorben an sich eine Sache der beiden betroffenen Länder Sachsen und Brandenburg wäre. Dies ist jedoch systematisch außerordentlich unbefriedigend. Es ist zu differenzieren zwischen einem gesamtstaatlichen Interesse daran, dass die Kultur der autochthonen Minderheiten lebendiger Bestandteil der Kultur Deutschlands ist und bleibt, und einem regionalen Interesse, sprich einer Verpflichtung der Sitzländer. Die erst spät deutsch überformten Friesen ebenso wie die Sorben haben ältere Territorialrechte als die jeweilige deutsche Bevölkerungsgruppe. Die Sinti und Roma können auf mehrhundertjährige gemeinsame Geschichte mit den Deutschen verweisen. Die Dänen wurden zur Minderheit nicht zuletzt aufgrund von Grenzverschiebungen. All dies spricht klar für eine gesamtstaatliche und damit Bundeszuständigkeit aus genuin politischen, nicht aus kulturpolitischen Gründen. In eben dieser für die autochthonen Minderheiten spezifischen Logik haben am 28. August 1998 – an Goethes Geburtstag – die Bundesrepublik Deutschland, der Freistaat Sachsen und das Land Brandenburg die Finanzierung der am selben Tag von Sachsen und Brandenburg begründeten Stiftung für das Sorbische Volk übernommen. Hierbei leistet der Bund einen Förderanteil von 50 % entsprechend einer hälftigen Gesamtverantwortung; der Freistaat Sachsen 33,3 % Förderanteil entsprechend den 40 000 Nordfriesland 157 � März 2007 Die autochthonen Minderheiten in Deutschland6 Dänen Die dänische Minderheit kann sich als einzige der vier Volksgruppen in Deutschland auf einen benachbarten Staat beziehen. Dieser Tatbestand sichert ihr nicht nur erhebliche materielle Unterstützung, sondern verleiht ihr auch eine gewisse Bedeutung in der zwischenstaatlichen Politik. Etwa 50 000 Menschen mit deutschem Pass, aber dänischer Gesinnung rechnen sich im Norden des Bundeslandes Schleswig-Holstein heute zur dänischen Minderheit. Die persönliche Entscheidung jedes Einzelnen ist das ausschlaggebende und einzige Kriterium für die Zugehörigkeit: „Däne ist, wer Däne sein will.“ Zahlreiche Einrichtungen – vom Kindergarten bis zum Altenheim – stehen der Minderheit zur Verfügung. Ihre Veranstaltungen bereichern das kulturelle Angebot im Landesteil Schleswig. Sinti und Roma Seit mindestens sechs Jahrhunderten leben in Deutschland „Zigeuner“, wie sie landläufig genannt werden. Diese Bezeichnung lehnen die meisten von ihnen jedoch ab. Denn mit ihr sind romantische Klischees, vor allem aber schlimme Vorurteile verbunden. Bei kaum einem anderen Volk findet sich eine derartige Verbindung von Faszination und Ablehnung. „Lustig ist das Zigeunerleben“ in Deutschland und vielen anderen Ländern selten gewesen. Dem planmäßigen Mord während der NS-Diktatur fielen annähernd 500 000 Sinti und Roma zum Opfer – was jedoch lange verdrängt und verschleiert wurde. In der Bundesrepublik leben mindestens 50 000 Sinti und 20 000 Roma als deutsche Staatsbürger. Die allermeisten von ihnen sind sesshaft. Zu ihrer Identität gehören wesentlich ihre Sprache Romanes, ihre Musik, ein reicher Schatz an Erzählungen und handwerkliche Traditionen. Friesen Die Friesen gehören zu den germanischen Völkern, die als erste überhaupt genannt wurden. Sie leben an der Nordseeküste der Niederlande und Deutschlands. Die eigenständige Sprache beherrschen in den Niederlanden mehr als 400 000 Menschen (Westfriesisch), im Bundesland Niedersachsen knapp 2 000 (Saterfriesisch), in Schleswig-Holstein annähernd 10 000 (Nordfriesisch in mehreren Dialekten). Viele mehr im nördlichsten Bundesland bezeichnen sich aufgrund Herkunft und Gesinnung als Friese. Wie viele es genau sind, ist unbekannt. Von der Politik wurden die Nordfriesen erst recht spät „entdeckt“. Seit 1990 garantiert ihnen die Landesverfassung „Schutz und Förderung“. Besonders in den Grundschulen wird friesischer Unterricht angeboten. Trotz vieler Bemühungen liegen die Nordfriesen im Vergleich mit vielen anderen europäischen Minderheiten noch recht weit zurück. Sorben Die Sorben sind heute das am weitesten im Westen lebende slawische Volk. Das Siedlungsgebiet der „Surbi“ schrumpfte seit ihrer ersten Erwähnung im Jahr 631 zusammen. In der wald- und wasserreichen Landschaft an der Spree südlich Berlins konnten sie sich dem ansonsten herrschenden Anpassungsdruck entziehen. Heute leben die Angehörigen des kleinsten slawischen Volkes in zwei Bundesländern: im Südosten Brandenburgs, in der Niederlausitz, etwa 20 000 „Niedersorben“, im Osten Sachsens, in der Oberlausitz, etwa 40 000 „Obersorben“. Zu Zeiten der DDR wurden sie erheblich gefördert. Vieles davon konnte bei den Verhandlungen zur deutschen Einheit festgeschrieben werden. Indes sehen sich auch die Sorben mit den Sparzwängen der öffentlichen Hände konfrontiert. Ein weiteres Problem bildet der fortgesetzte Abbau von Braunkohle, der ganze Dörfer verschwinden ließ. Thomas Steensen sächsischen Staatsangehörigen sorbischer Zunge und das Land Brandenburg 16,7 % Förderanteil entsprechend seinen 20 000 Sorben. Diese Finanzierung läuft zum 31. Dezember 2007 aus. Nun ist das Finanzierungsabkommen von 1998 für die Bundesseite in absoluten Beträgen klar degressiv ausgelegt. Die derzeit auf Bundesebene teilweise zu findende Interpretation sieht daher Nordfriesland 157 � März 2007 19 Foto: Sorbisches Kulturarchiv Bautzen im Hinblick auf die Förderung der Sorben sind hier alle jeweils betroffenen Ebenen gefragt, konkret Bund und Länder. Osterreiter 1980 in Radibor in Sachsen. Das traditionelle Brauchtum ist ein wichtiger Teil der sorbischen Kultur. eine Verknüpfung mit dem 2019 auslaufenden Solidarpakt. In dieser Logik könnte für die Jahre 2008 bis 2019 noch einmal ein Finanzierungsabkommen geschlossen werden. Anschließend müssten die betroffenen Sitzländer alleine für die Finanzierung der Stiftung aufkommen. Dieser Logik ist klar zu widersprechen: Weder im Abkommen von 1998 noch in den Protokollnotizen zum Einigungsvertrag ist eine solche Verbindung festgehalten. Sie verdankt sich haushälterischen Überlegungen, aber keinen politischen. Aus systematischer Perspektive erscheint die 1998 zwischen dem Bund einerseits, den beiden Ländern andererseits gefundene Lösung einer Übernahme der Verantwortung je zur Hälfte zugunsten der Sorben als stringentes Abbild der Tatsache, dass aufgrund ihrer außenpolitischen Alleinverantwortung es die Bundesregierung war und nicht die 16 Länderregierungen, die 1998 die Sprachen-Charta und das Rahmenübereinkommen unterzeichnet hat, handelnd im gesamtstaatlichen Interesse. Deutschlands Kultur ist mehr als deutsche Kultur. Nicht nur 20 Verfassungsrang für Minderheitenrechte Ein innerstaatliches Instrument für Schutz und Förderung der Minderheiten könnte die Verankerung ihrer Rechte in der Verfassung sein. In der „Verfassung des Deutschen Reiches“, beschlossen vom Frankfurter Paulskirchen-Parlament am 28. März 1849, in Abschnitt VI „Die Grundrechte des deutschen Volkes“, Artikel XIII § 188 hieß es: „Den nicht deutsch redenden Volksstämmen Deutschlands ist ihre volkstümliche Entwicklung gewährleistet, namentlich die Gleichberechtigung ihrer Sprachen, soweit deren Gebiete reichen, in dem Kirchenwesen, dem Unterrichte, der inneren Verwaltung und der Rechtspflege.“ Wohlgemerkt: Deutschland wird hier als Summe der nicht deutsch redenden und natürlich der deutsch redenden Volksstämme gefasst. Ganz anders die „Verfassung des Deutschen Reichs“ vom 11. August 1919. Zweiter Hauptteil „Grundrechte und Grundpflichten der Deutschen“ 1. Abschnitt „Die Einzelperson“, Artikel 113: „Die fremdsprachigen Volksteile des Reichs dürfen durch die Gesetzgebung und Verwaltung nicht in ihrer freien, volkstümlichen Entwicklung, besonders nicht im Gebrauch ihrer Muttersprache beim Unterricht sowie bei der inneren Verwaltung und der Rechtspflege beeinträchtigt werden.“ Aus den „nicht deutschsprachigen Volksstämmen“ sind in der Weimarer Reichsverfassung die „fremdsprachigen Volksteile“ geworden. Die „Gewährleistung der Entwicklung“ ist nun geschrumpft auf die Nicht-Negativ-Formulierung „dürfen nicht beeinträchtigt werden“. Im Grundgesetz von 1949 tauchen Rechte und Pflichten autochthoner Minderheiten dann gar nicht mehr auf. Das Grundgesetz ist aufgrund des Staatsfragment-Charakters der ursprünglichen Bundesrepublik in vielen Aspekten bewusst fragmentarisch gehalten worden. Es wurde nicht, wie in seinem Artikel 146 vorgesehen und wie von der Mehrzahl der Verfassungsexperten vorgeschlagen, im Zusammenhang der Wiedervereinigung als Verfassung im eigentlichen Sinn neu geschrieben. Nordfriesland 157 � März 2007 Europäische Probleme Derzeit sieht sich die Politik allerdings mit weit tiefgreifenderen Minderheits-Problemen konfrontiert, als dass eine Beschränkung auf die autochthonen unter ihnen noch denkbar erscheint. Artikel I-2, „Die Werte der Union“, des gescheiterten Verfassungsvertrages (nicht: Verfassung!) der Europäischen Union, hätte lauten sollen: „Die Werte, auf die sich die Union gründet, sind die Achtung der Menschenwürde, Freiheit, Demokratie, Gleichheit, Rechtsstaatlichkeit und die Wahrung der Menschenrechte einschließlich der Rechte der Personen, die Minderheiten angehören. Diese Werte sind allen Mitgliedstaaten in einer Gesellschaft gemeinsam, die sich durch Pluralismus, Nichtdiskriminierung, Gerechtigkeit, Solidarität und die Gleichheit von Frauen und Männern auszeichnet.“ Mit gutem Grund fehlt im Verfassungsvertrag ein konkreter Passus über die Rechte der nationalen Minderheiten in Europa. Artikel II-81 „Nichtdiskriminierung“ aus der Grundrechtscharta, die als Teil II des Verfassungsvertrages hätte in Kraft treten sollen, entspricht wesentlich dem Artikel 3 des deutschen Grundgesetzes und nennt die nationalen Minderheiten als eine von 17 Distinktionen, andere sind etwa Geschlecht, Rasse, Sprache, Religion, Vermögen oder sexuelle Ausrichtung. Im Artikel II-82 „Vielfalt der Kulturen, Religionen und Sprachen“ heißt es unspezifisch und unverbindlich: „Die Union achtet die Vielfalt der Kulturen, Religionen und Sprachen.“ Grund für die fehlende Differenzierung zwischen autochthonen nationalen Minderheiten einerseits und weiteren Minderheiten andererseits ist erstens, dass der freie Verkehr von Waren, Dienstleistungen, Personen und Kapital, die „vier Freizügigkeiten“ der Europäischen Gemeinschaften, in allen Mitgliedsstaaten zur Entstehung erheblicher Bevölkerungsanteile aus jeweils anderen Mitgliedsstaaten geführt hat. Geht man von der in diesem Zusammenhang politisch klugen Einteilung nach Muttersprachen aus, wie sie dem jüngsten Eurobarometer7 zugrunde liegt, so steht Luxemburg mit 14 % an der Spitze, und selbst „Schlusslicht“ Portugal weist noch 0,6 % auf. In Deutschland sind es 3 %, also mit rund 2,5 Millionen mehr als das Zehnfache der vom Minderheitenrat vertretenen 200 000 Menschen oder 0,25 % der Bevölkerung. Nordfriesland 157 � März 2007 Seite aus „Min iirste duusend uurde“ (Wiringhiirder Freesk): „Tag und Nacht“ Zweitens aber ist die Europäische Union attraktiv für Menschen aus Drittländern. Die Sondersituation der Baltischen Staaten mit ihren russischen Minderheiten einmal beiseite gelassen – in Lettland beispielsweise 27 % –, sind es in Großbritannien 5 % und in Deutschland bereits 8 % der Wohnbevölkerung, die einer allochthonen Minderheit zuzurechnen sind. Sie stellen Staat und Gesellschaft vor beträchtliche Integrationsanforderungen, und zwar überwiegend sozialpolitischer und nicht primär kulturpolitischer Natur. Vom Minderheitenbeauftragten der Bundesregierung sind also – um den Sachverhalt an einer politischen Funktion festzumachen – drei Gruppen zu betreuen: erstens autochthone Minderheiten mit 0,25 % Anteil an der Wohnbevölkerung, zweitens Staatsangehörige weiterer EU-Mitglieder mit 3 % und drittens Angehörige von im eigentlichen Sinn allochthonen Gruppen mit 8 % und damit mehr als zwei Drittel der Menschen mit nicht-deutschem kulturellem Hintergrund in Deutschland. Es leuchtet ein, 21 dass ein in dieser Situation zu verhandelnder Minderheiten-Artikel im Grundgesetz nicht nur die Belange der autochthonen nationalen Minderheiten in den Blick nehmen kann. Kleine Sprachen als Reichtum Gleichwohl kommt den autochthonen Gruppen eine besondere Bedeutung zu, und der Staat sollte sie pfleglich behandeln. Die Menschen mit regionaler Identität und die Angehörigen von Minderheiten haben der Gesamtgesellschaft einiges zu bieten, was diese Gesellschaft auch für sich entdecken und wertschätzen sollte. „Dialekt macht schlau“8 ist eines der zentralen Ergebnisse der PISA-Studie. Der Gebrauch der regionalen Sprache fördert systematisch den Sinn für die „feinen Unterschiede“. Und so hat das Nordfriisk Instituut sein Bilderbuch für die Kleinsten, „Meine ersten tausend Wörter“, eben nicht in einem Standard-Friesisch vorgelegt, sondern auf Fering, Frasch, Öömrang, Sölring, Wiringhiirder Freesk und auf Plattdüütsch. Für die Mehrzahl jener 51% deutsche Mundartsprecher wäre eine analoge Arbeit noch zu leisten, für die Dialekte der Deutschen im Baltikum und den anderen früheren Siedlungsgebieten lässt sie sich nicht mehr leisten. Das globale Artensterben wird medienwirksam beklagt. Dass damit ein Sprachensterben einhergeht, ist nicht vielen geläufig, wie akut die Mannigfaltigkeit der deutschen Sprechkultur vom Sprachensterben betroffen ist, den wenigsten. Wie wenig die Länder der Bundesrepublik Deutschland in dieser Situation unternehmen, die sprachliche Mannigfaltigkeit ihrer Territorien zu entwickeln, und nach wie vor dem Modell der normativen Unifizierung anhängen, verwundert. Die Minderheiten sind hierbei in der Situation des politisch Schwächeren, aber des kulturell Stärkeren, was sich nutzen ließe. Im sorbischen Witaj-Projekt, um ein prominentes Beispiel für den politisch-pädagogischen Ansatz der autochthonen Minderheiten zu nennen, werden Kindergartenkinder in die Sprachen „eingetaucht“, wie die nach der Yamaha-Methode Lernenden in die Musik. Von dem Umgang mit Mehrsprachigkeit in den autochthonen Gruppen können möglicherweise Impulse ausgehen für die Bereitschaft in bestimmten allochthonen Minderheiten, die deutsche 22 Sprache zu erwerben, aber auch Anregungen für die Überwindung der Sprachträgheit in der deutschen Mehrheitsbevölkerung. Ungeachtet aller Erkenntnisse der Politik über die Anforderungen der globalen Wirtschaft an das künftige Berufsleben hat sie die Kulturtechnik der Mehrsprachigkeit nicht wirklich verinnerlicht. Nimmt man diese wirtschaftlichen und politischen Anforderungen an Staat und Gesellschaft mit den Erfahrungen der regionalen und autochthonen Minderheiten zusammen, so könnte unter Verwendung von Formulierungen des Artikels 5 der Sächsischen Verfassung ein künftiger Minderheitenartikel des Grundgesetzes heißen: „Der Staat gewährleistet und schützt das Recht regionaler und ethnischer Minderheiten deutscher Staatsangehörigkeit auf Bewahrung ihrer Identität und fördert die Pflege ihrer Sprache, Religion, Kultur und Überlieferung.“ Prof. Dr. Matthias Theodor Vogt ist Kultur- und Sprachwissenschaftler. Er war zunächst im Kunstmanagement tätig, so als Dramaturg bei den Bayreuther Festspielen. Seit 1997 leitet er das seinerzeit neu gegründete Institut für kulturelle Infrastruktur Sachsen an der Universität Zittau/Görlitz. (Adresse: Klingewalde 40, 02828 Görlitz.) Anmerkungen 1 Vgl. Edmund Pech, Dietrich Scholze (Hrsg.): Zwischen Zwang und Beistand. Deutsche Politik gegenüber den Sorben vom Wiener Kongreß bis zur Gegenwart. Sächsische Landeszentrale für politische Bildung, Dresden 2003, S. 14. 2 Vgl. Theodor Siebs: Deutsche Bühnenaussprache. Ergebnisse der Beratungen zur ausgleichenden Regelung der deutschen Bühnenaussprache [14. bis 16. April 1898], Berlin 1898. 3 Vgl. Bayerisch hören viele gern. Allensbacher Berichte Nr. 22 / Dezember 1998. 4 Vgl. Pierre Bourdieu: Die feinen Unterschiede. Kritik der gesellschaftlichen Urteilskraft, Frankfurt am Main 1982. 5 Vgl. Bundesministerium der Finanzen. Referat Postwertzeichen (Hrsg.): Sonderpostwertzeichen 50. Jahrestag der Gründung des Friesenrates 2006. Text: Thomas Steensen und Thomas Steensen: Briefmarke: 50 Jahre Friesenrat. In: Nordfriesland Nr. 153, März 2006, S.4. 6 Vgl. Thomas Steensen: Vielfalt statt Einfalt. Nationale Minderheiten in Deutschland. In: Mut. Forum für Kultur, Politik und Geschichte, Nr. 445, September 2004, S. 60-73. 7 Europeans and their Languages. Special Eurobarometer 243 / Wave 64.3. European Commission, Brussels February 2006. 8 Vgl. Stephanie Geiger: Gut Wort will Weile haben. Das Bayerische Wörterbuch wird 2060 vollständig sei. In: Neue Zürcher Zeitung, 6. März 2006. Nordfriesland 157 � März 2007 Manfred Wedemeyer: Zwei Künstler auf Sylt Magnus Weidemann und Siegward Sprotte 1946-1967 Die ganz besondere Landschaft der Insel Sylt hat nicht zuletzt zahlreiche Maler in ihren Bann geschlagen. Motive von einmaligem Reiz und Möglichkeiten, sich fern großstädtischer Hektik in der Abgeschiedenheit auf das Wesentliche zu besinnen, waren gerade für Künstler attraktiv. Insel-Kenner Dr. Manfred Wedemeyer stellt zwei dieser Persönlichkeiten in ihrer Wechselwirkung vor. „Ich muß dann den in Kampen ansässig gewordenen Maler Siegward Sprotte nennen. Er selbst, seine Frau Iris und seine kleine Tochter Silvia, alle ganz schwarzhaarig und von fast indisch-braunem Teint. Seine Malerei hat auch wohl etwas Fernöstliches im Stil und in der Seele, schließt sich sonst aber gegenständlich sehr an Sylt, besonders an die Vegetation der Dünenwildnis an. Auch die Alpen, viele einzelne Blumen, Bildnisse gab es bei ihm. Ich schätze seine Bilder als persönlich geprägte Kunstwerke sehr hoch. Ihr Stil ist streng, musikalisch-lyrisch. Und er ist sehr fleißig und produktiv. Später bemühte er sich, auch modern, fast abstrakt zu werden, aber führte das (zu meiner Freude) nicht ganz durch.“ So lautet die frühe, kritische Charakteristik, die Magnus Weidemann im Rückblick auf rund 20 Jahre der künstlerischen Beziehung in seinen Erinnerungen festhielt. Die unveröffentlichte Autobiographie „Mein Leben. Erkenntnis und Gestaltung“ ist im Kieler Weidemann-Archiv erhalten. Dort ist auch eine Mappe aufbewahrt, Magnus Weidemann Nordfriesland 157 � März 2007 in der Briefe, Prospekte, Stellungnahmen und andere Dokumente gesammelt wurden. Die Aufzeichnungen geben Auskunft über die Kontakte und den Meinungsaustausch zwischen den beiden Künstlern in den Jahren von 1946 bis 1967, bis zum Tod von Magnus Weidemann. Insgesamt ist daraus ein Bild der gegenseitigen Wertschätzung der Maler, aber auch ihrer unterschiedlichen Kunstauffassungen zu gewinnen. Zugleich wird deutlich, wie das Sylter Kunstleben nach dem Zweiten Weltkrieg neu entstand und sich entwickelte. Schon vor der Währungsreform von 1948 erwachten auf der Insel kulturelle Bemühungen wieder und bewiesen, wie attraktiv Sylt für Künstler ist. Das Meer und die einzigartige Landschaft bieten inspirierende Motive. Freiheit und Abgeschiedenheit verbinden sich mit der Möglichkeit, intensive Kontakte zu Gleichgesinnten aufzubauen. Die Maler Weidemann und Sprotte sind ein Beispiel dafür. Weidemann und Sprotte hatten sich gleichermaßen für die Insel Sylt als Wahlheimat entschieden. Schon 1926 erwarb der 1880 in Hamburg Siegward Sprotte 23 geborene Weidemann ein Haus in Keitum. Er war von den Eigenheiten der Künstlerinsel und den Kontakten zur Jugendbewegung im Freideutschen Jugendlager Klappholttal angezogen: „Hier ist das malerischste Licht, der stärkste Rhythmus der Natur, die größte Freiheit der lebensbewußten Freude.“ Sprotte, 1913 in Potsdam geboren, kam 1945 als Flüchtling mit einer Aufenthaltsgenehmigung für maximal drei Wochen auf die Insel: „Aus Sehnsucht nach Sand und klarem Wasser fuhr ich nach Sylt.“ So schreibt er 1972 unter der Überschrift „Meditationen im Sand oder Wie ich nach Sylt kam und blieb“ im Nordfriesischen Jahrbuch. Er blieb und wohnte bis 1947 bei Peter Suhrkamp in Kampen. 1952 baute er sich ein eigenes Haus. Befreit vom totalitären Staat des Dritten Reiches, hat ein Flüchtling in Kampen, Harald Bloch, vom 2. Juni bis 31. August 1946 die erste „interzonale“ Kunstausstellung in der alten Sturmhaube des Badeorts veranstaltet. Bloch nannte sich Manager der Ausstellung. Der Leiter war – nach Auskunft des gedruckten Katalogs „Die Kunstausstellung Kampen auf Sylt 1946“ – Siegward Sprotte. Für die Broschüre stellte der Maler seine Betrachtung „Aus dem Reich der Farbe“ zur Verfügung. „Ich gab Bloch die mir bekannten Namen von Malern und Malerinnen“, berichtet Siegward Sprotte in seinen „Meditationen im Sand“ und fährt fort: „Der Krieg hatte die Anschriften ungültig gemacht, und doch war es überraschend und trostreich, wieviele Künstler, Bildhauer, Maler über altbekannte Adressen erreichbar geblieben waren. Man gab einander mündlich von der Ausstellungsmöglichkeit in Kampen Kenntnis, es herrschte in den ersten Nachkriegsjahren unter den Künstlern eine auffallende Kollegialität.“ In der Ausstellung waren außer Magnus Weidemann und Siegward Sprotte die Maler Albert Aereboe, Willy Graba, Ivo Hauptmann, Carl Hilmers, Albert Johannsen, Herbert Marxen, Franz Radziwill und Friedrich Schaper vertreten. Auch Arbeiten der Plastik, der Gebrauchsgrafik und des Kunsthandwerks waren zu sehen. Die Ausstellung bot nach den Worten von Harald Bloch „ein unbestechliches Spiegelbild des kulturellen Lebens unserer Zeit“. Anlässlich dieser Veranstaltung haben Weidemann und Sprotte die ersten Kontakte ge24 knüpft. Da beide Künstler zum Philosophieren neigten und den Zusammenhängen nachspürten, tauschten sie sowohl im Gespräch als auch im Briefwechsel ihre Gedanken aus. Ebenso machten sie sich auf ihre Veröffentlichungen aufmerksam. Weidemann überreichte dem Gesprächspartner sein zweibändiges theologisches Werk „Gott ist Freude“, das er 1936 und 1937 im Selbstverlag publiziert hatte. Darin hat der Autor festgestellt: „Wenn wir von der Kunst reden, begreift jeder, dass Freude die treibende Kraft jeder Leistung, jeder Wirkung ist. Wo sie aber innerlich verbunden erscheint mit dem All, da ist sie als wahrhaft priesterliches Werk der Weihe auch Religion.“ Sprotte entgegnete in einem Brief vom 28. Juli 1947: „Ihre Schrift ... macht mir die größte Freude, weil ich seit zwei Jahren auf ganz ähnlicher Gedankenbahn mich bewege. ... Ich stimme wörtlich mit Ihnen überein, was Sie über Freude und Christus sagen.“ In seinem Buch hatte Weidemann geschrieben: „Gott ist Liebe – so lehrt die christliche Religion. Ihr Meister Jesus hat in diesem Sinne Gott immer mit dem Gleichnisnamen ,der Vater‘ benannt. ... Wir wissen schon, was noch hinter der Liebe steht, fühlen ihren Grund und ihr Ziel: die Freude.“ Die Maler haben von 1946 bis 1965 Briefe und Postkarten gewechselt. Sogar von einigen Reisen zum Beispiel 1956 aus Italien, 1958 aus Südtirol und 1965 aus München schrieb Sprotte nach Keitum. In Kampen hat Harald Bloch weitere Kunstausstellungen organisiert. Vom 1. Juli bis zum 31. August 1947 folgte wiederum in der alten Sturmhaube in Kampen eine Kunstschau, für die der Grafiker Häffcke ein Plakat entwarf. An dieser Ausstellung wirkte auch der in Kampen ansässige Maler Paul Mechlen mit. Harald Bloch baute später die Kunsthalle Kampen, einen mit Glas überdeckten Innenhof in der Kurhausstraße, der heute nicht mehr besteht. Der letzte, umfangreiche Kunstkatalog (207 Seiten), den Bloch vor seinem Lebensende herausgegeben hat, erschien 1961. Er ist gedruckt unter dem Titel „Kunst und Leben. Internationale Kunstausstellung Kampen/Sylt 1961“. Im Verzeichnis der Maler sind unter vielen anderen genannt: Albert Aereboe, Alexander Camaro, Otto Eglau, Richard Haizmann, Kurt Lampert, Helmut Märksch. Nordfriesland 157 � März 2007 Abbildungen (3): Sammlung Manfred Wedemeyer Plakat zur Kampener Ausstellung von 1947 An dieser Ausstellung waren Weidemann und Sprotte jedoch nicht beteiligt. In jenen Jahren haben beide zumeist in Einzelausstellungen ihre Werke gezeigt, oft in Kampen und Keitum in den eigenen Ateliers. Es gab aber auch Gemeinschaftsausstellungen. Zum Beispiel zeigte Siegward Sprotte 1957 in der Kunsthalle Kampen seine Bilder neben Werken von Herbert Pohris, Paul Mechlen und Albert Aereboe. Ihre Gedanken über Kunst und Weltanschauung haben Weidemann und Sprotte auch in Aufsätzen und Broschüren veröffentlicht. Diese Arbeiten überreichten sie sich gegenseitig. Zur Weihnacht 1955 ließ Siegward Sprotte seine Aufzeichnungen „Aus dem Reisetagebuch des Malers“ drucken (18 Seiten). Im Winter 1956 legte er seine Ansichten über „Die Geburt der Farbe“ in einer 24 Seiten umfassenden Druckschrift nieder. „Mit verehrungsvollen Grüßen“ erhielt Magnus Weidemann ein Exemplar. Darin ist zu lesen: „Die reine Farbe ist für das Auge, was die reine Melodie für das Ohr ist: gegenwärtig – immer am Ziel – schwebt sie über den Rhythmen. Genauso dient der Farbe die Zeichnung.“ Weidemann schrieb in einem Brief eine ausführliche Kritik Nordfriesland 157 � März 2007 und entgegnete: „Sie dürfen nicht Farbe mit Melodie vergleichen. Die Farbe gleicht wirklich nur dem Ton ... [eine] Melodie läßt sich nur mit der Linie treffend vergleichen. Und alles ist überall nie ohne Rhythmus.“ Auf vielen Seiten der kleinen Schrift von Sprotte notierte der Theologe und Maler Magnus Weidemann Fragezeichen als Ausdruck seines Zweifels. Die Schärfe seiner Kritik milderte er am Schluss mit den Worten: „Im übrigen wissen Sie, dass ich Ihre bildnerische Werktätigkeit durchaus hochschätze, und darin auch die Farbigkeit. Diese wird aber nicht in uns geboren. Sie lebt aus sich selbst.“ Siegward Sprotte hat als Künstler internationalen Ruf erlangt. Magnus Weidemann dagegen wurde über Schleswig-Holstein und Sylt hinaus weniger bekannt. Seine Bilder sind bisher nur in Norddeutschland gezeigt worden. Als Maler ist er Autodidakt. Sprotte, ein Schüler von Karl Hagemeister, dem märkischen Maler in Werder an der Havel, und von Emil Orlik, der die japanische Holzschnittkunst lehrte, erlebte Kunstschauen seiner Werke auch in anderen europäischen Ländern und in Amerika. Auch nach seinem Tod im Jahr 2004 wurden Ausstellungen seiner Bilder gezeigt, zum Beispiel in London. Sprotte besaß die Fähigkeit, Landschaften in ihrer Komplexität zu durchschauen und darzustellen. Er näherte sich manchmal dem Gegenstandslosen, aber nie überschritt er die Grenze. Weidemann entwickelte einen eigenen realistischen Malstil. Er war beeinflusst vom Spätjugendstil, vom Wandervogel und von der Heimatbewegung. Er gehörte einer Generation an, die 33 Jahre älter war als Siegward Sprotte. Er hatte es ungleich schwerer als Sprotte, auf dem Kunstmarkt sich durchzusetzen. Erst lange nach seinem Lebensende 1967 begann sein Bekanntheitsgrad in Schleswig-Holstein zu steigen, besonders auf Sylt. Die künstlerische Beziehung zwischen Magnus Weidemann und Siegward Sprotte hielt 21 Jahre an, von 1946 bis 1967. Sie zeigt zwei verschiedene Kunstwelten, bezogen auf dieselbe Wahlheimat Sylt, aber sie weist auch auf eine gleichartige Gesinnung hin, auf einen Gleichklang von Leben und Malerei. (Anschrift des Verfassers: Skelinghörn 18, 25980 Muasem/Morsum, Sylt, NF.) 25 En selten Beseek Fan Björn Ketelsen Hi set bi Taffel en teenkt noa. Om wat, deät wet hi sallow ni soo rech. Iip iaanmoal klappet ’et djin ’e Deer. Hi wet welk deät es. Deät es ümmer de sallowski Moat, wat hem alle In besocht. „Keem man iin!“ De Deer reert hem ne. Akkeroat as hi eepenmoake wel, gungt de Deer eepen. En dear stunt siin Moat, as hi deät uk toch hid – en med hem en letj Knech med lung rooad Hear, lung Iaaremer en kürt, krüm Beaner. Hi luuket fan de iaan noa de uur, drait hem om en sooit: „Set djüm man deel!“ Dan gungt hi hen noa de Hört en nemt de Settel uf ’t Eal. Tree Kopkener keem iip Taffel. De Kearl med de rooad Hear luuket rin-om en wiist iip en Böddel med Rum. „Deät es nons kloor! Ik du di al wat fan miin Rum!“ Dan set dja toop tu grokken. „Ik hoa hem iip Stroat droapet. En as ik hem tunekket, es hi medkümmen.“ – „Tja. Kan hi is wel ferstun?“ – „Deät leow ik ni.“ Dja reer djam no en Grok. Bitten wart ’et Wedder beeter. De Win nemt uf. De rooadhearet Knech stunt ap en walbert deer ’e Dörnsk hen tu en Bül fan en treemeäset Siilerskep. Hi diidet iip ’e Meästoppen en moaket med siin beesti lung Iaaremer en Beweägung, mus-sooi hi wel noa en Sooil grüp en reffe. Dan diidet hi weer iip ’e Meästoppen. Dan luuket hi de iaan uun, dan de uur. „Hi es wel Topgast ween, wä?“ – „Deät kan oawerlaidi uungung“, sooit siin Moat. „Hi socht it, as wan hi deät alli gud kan med siin 26 Foto: Fiete Pingel Ferteel iinjsen! gurt lung Iaaremer.“ De Rooadhearet walbert turäi noa siin Steed en reert hem no en Grok. „Wan hi en Seeman es, wel hi helech uk en betjen Tabak.“ Hi dait hem en Tintjen en Tabak. Musmeen uun Gedanken luuket de Beseek it Fenster. „De Ingelsken hoa do de potsiks Lid’n iip herrem Skeppen. Wearom uk ni sekiaan as hem? Wat meens di, wear hi fandan komt?“ – „Ik hoa nons sekhekken uun Indonesien sen’n. Din’n nam dja ,Waldmensken’. Oawers wear hi nä fandan komt en ho, deät kan ik mi uk ni toch wen.“ – „Helech es hi oawer Bür gingen bi de djongs Stürrem.“ Aal tau luuke noa hem. De Rooadhearet luuket it Fenster en reaket siin Tintjen. „Tuiaars es hi uk drüppen-njoksweat ween. Ik nem uun, dat hi fan en Skep kümmen es, uuder wat meens di?“ As dja noa en letjet weer noa hem luuke, si dja, dat hi tuslüppen es. „Ik lat hem hiir sleap, en mooin si wi dan fiider.“ Sönner tu snakken set dja no en letjet toop tu grokken. As hi de uur Mooin weer iin uun Keeken komt, es de Beseek ferswun’n. Iip ’e Stuul lai en poor lung rooad Hear, en de Deäk es alli wüs oawer ’e Leenung tooplait. Iip Taffel lait de Tintjen, riinmoaket, en dan no tau sellewer Djülstekken. Hi hat djüs man siin iaars Kopken Koffi drunken, dan klappet’et weer djin ’e Deer. „Keem iin en nem di en Kopken Koffi!“ – „ Has ’et al heart, wat dji Noach passeart es? Dear es en ingelsk Mannewoor uun ’e Woal iinlüppen, en de Koptain hat hem uun ’e Wal sat lat. Dan es hi uun foller Manduurem deer ’e Goater lüppen en hat djin djeede Deer klappet en froaget, ob dja siin bas Topgast sen’n hoa. As hi bi mi uunküm, hoa ik hem froaget, ob siin Man lung rooad Hear hat. Do wür hi alli iiweri en meent, dat Björn Ketelsen, geboren 1970 in Neumünster, kam durch seinen von Helgoland stammenden Opa mit Friesisch in Kontakt. Er studiert in Flensburg Deutsch und Friesisch. Sein Ziel ist, auf Helgoland Friesischlehrer zu werden oder auf andere Weise für das Friesische zu arbeiten. Beim Wettbewerb „Ferteel iinjsen!“, den die NDR 1 Welle Nord auch 2006 wieder in Zusammenarbeit mit der NordOstsee Sparkasse (NOSPA), der Spar- und Leihkasse zu Bredstedt AG, der Sparkassen-Kulturstiftung Nordfriesland sowie dem Nordfriisk Instituut ausgerichtet hatte, gewann er den zweiten Preis. (Adresse: Marienhölzungsweg 13, 25917 Leck, NF.) deät siin Man wear. Ik hoa hem dan ferkloort, dat de Knech bi di uun Keeken slüppen hat. Dan hoa ik hem de Wai noa di wiist.“ As de Lunghearet siin Koptain tu sin’n fin hat, es hi apsprungen, hat Nordfriesland 157 � März 2007 gau apröppet en es med hem deel bi Strun gingen en weer ap iip ’e Mannewoor. De Koptain hat no feersnakket, dat hi ,John-Orang’ hit, en ho dja hem ferlörsen hoa. Hi es med de boppers Bramsooilroa wechfleegen, as en beesti Bloch dwars iinful. Dja hoa hem mediaans socht, oawers bi de dear greow See hoa dja hem ni mear wen kiid. Herrem eensichs Heep wear, dat hi hem uun ’et Holt hid fashool kiid en iaanerweegen iip en Eelun apskolt wear. De Koptain ferhoalt no, dat de Orangutan fan letj uf en uun iip de dear Skep lewwet hat. Feer Djooarn hat hem en Matroos as Maskotjen iip en Market iaanerweegen uun Indonesien kaft. Hi en siin Moats fan ’e Topgastkruu hoa hem med ap uun ’e Takkeloasch nümmen, en bal kiid hi deät al gauer as alle uurn. De Koptain en siin Fulk hoa meent, dat dja sönner herrem John-Orang langer keen Glik mear hid, en dat dja uun ’e Fos allet Glik brik kiid, om djin de letj Kors tu bestun’n.“ „Djoa, wan di beteenks, dat hi fer deät betjen Grok en Tabak tau sellewer Djülstekken betoalt hat, es hem siin Maskotjen wel en heel berri wört ween. Ik kiid uk nons sek en fiksi Topgast brik.“ – „Dan mus ’e man gud iippasse, dat hi ni tuseek komt. Din’n woaks do ni iip Booamen.“ Deutsche Zusammenfassung: Einen Helgoländer kann nichts erschüttern, auch nicht, wenn der übliche Abendgast plötzlich einen Fremden im Schlepptau hat. Einen mit langen roten Haaren und noch viel längeren Armen. Dieser Besuch sagt nichts und versteht nichts. Aber er scheint mit seinen kurzen Beinchen ein Topp-Mann in den Topp-Masten von Segelschiffen zu sein. Wie sich herausstellt, ist es genau so – John-Orang wird bereits auf Helgoland gesucht – von seinem Kapitän, der heilfroh ist, ihn wieder zu finden. Nordfriesland 157 � März 2007 Bücher Eala! „Eala frea Fresena!“ („Edle freie Friesen!”) Mit diesem Ruf, so heißt es in der Überlieferung, begrüßten sich die Friesen bei den Versammlungen in alter Zeit am Upstalsboom beim ostfriesischen Aurich. Nun ertönt der Ruf neu, und zwar in gedruckter Form: Eala. Fachzeitschrift zur Friesischen Geschichte und Kultur. Je 24 S. Je 4,00 Euro. Officina Druck- und Medienservice, Oldenburg seit 2006. „Die friesische Kultur ist einzigartig. Das friesische Mittelalter unterscheidet sich in erheblichem Maße von dem seiner Nachbarn in Gesellschaftsstruktur und Brauchtum. … Die Fachzeitschrift Eala soll nun die interessante und außergewöhnliche Geschichte und Kultur der Friesen auch außerhalb Frieslands bekannter machen und einladen, sich für ein einzigartiges Volk zu begeistern, dass eine einzigartige Landschaft in Europa bewohnt und diese schon in früher Vergangenheit gestaltet und verteidigt hat. Die friesische Sprache von Westfriesland bis Nordfriesland sowie die in Friesland verwendeten niederdeutschen Dialekte sollen ebenfalls Thema von Eala sein und durch ihre Veröffentlichung darin einem breiteren Publikum zugänglich werden.“ So umreißt Herausgeber und Redakteur Michael Tegge das Programm der neuen, großformatigen und durchgängig farbig gestalteten Zeitschrift. Geboten werden Berichte über jede Art von friesischen Aktivitäten und Themen von der Gründung eines „Wurtfriesischen Stammtisches“ in Misselwarden über den Friesenkongress in Leck im Mai 2006 bis hin zur mittelalterlichen „Kirche der Friesen in Rom“. Das Geschrie- bene zeichnet sich aus durch eine recht lockere Herangehensweise, die Zielgruppe dürfte insbesondere auch unter jüngeren Menschen zu suchen sein, die eine anregende Freizeitbeschäftigung mit der Suche nach sinnstiftenden Elementen in der regionalen Identität verbinden möchten. Die – alten und auch die jungen – Friesen haben, so die Botschaft in und zwischen den Zeilen, einiges zu bieten in einer Zeit der globalisierten und zu Beliebigkeit neigenden kulturellen und gesellschaftlichen Entwicklung. Bedenken, hier könnte bräunlichmythischem „Volkstum“ im Sinne von „Blut und Boden“ das Wort geredet werden, tritt Eala entgegen durch ein Interview mit Arno Ulrichs, dem Vorsitzenden des 1997 gegründeten Friesischen Forums e. V., das vor allem in Ostfriesland tätig ist, sich aber auch um interfriesische Kontakte bemüht. Ulrichs führt unter anderem aus: „Friese oder Friesin ist, wer sich dazu bekennt – wir erwarten also keinen Abstammungsnachweis. Jede und Jeder ist herzlich willkommen, der sich durch die friesische Freiheitstradition angesprochen fühlt und darin auch eine Richtschnur für das heutige Leben sieht.“ In diesem Sinne grüßt NORDFRIESLAND: Eala frea Fresena! fp Heimat „Je mehr Heimatlosigkeit die mobile, flexible neoliberale Welt mit sich bringt, desto unausweichlicher wird es, von Heimat zu reden.“ Dies ist eine zentrale Aussage eines kleinen Buchs, verfasst von Christoph Türcke, Professor für Philosophie an der Hochschule für Graphik und Buchkunst in Leipzig: Christoph Türcke: Heimat. Eine Rehabilitierung. 80 S. 9,80 Euro. Zu Klampen Verlag, Springe 2006. Türcke befasst sich mit der Bedeutung von „Heimat“ für jeden Menschen und meint, dass die Erfahrung von Heimatverlust schon im Moment der Geburt einsetzt, 27 mit dem Verlassen des schützenden Mutterleibs. Er erläutert die Entstehung des Heimatbegriffs und dessen Missbrauch, als „Heimat“ für die Interessen des Nationalismus in Anspruch genommen wurde. In der Zeit der Globalisierung benötige jeder Mensch aber einen Raum der Überschaubarkeit und der Vertrautheit. Am Schluss erinnert Türcke an Immanuel Kants Gedanken von der Weltgesellschaft als einem Völkerbund und stellt die Frage: „Wie wäre es, diesen Bund nicht länger nationalstaatlich zu fassen, sondern als einen Bund von Heimaten – und damit dem Wort ‚Heimatbund‘ eine Wendung zu geben, wie sie sich alle bestehenden Heimat- und Vertriebenenverbände nicht träumen lassen?“ Türckes Büchlein ist ein kritisches Plädoyer für die Heimat. Es macht auf theoretischer Grundlage verständlich, weshalb heute viele junge Menschen „Heimat“ sehr positiv einschätzen. Dies hat beispielsweise eine Untersuchung des Friesischen Seminars an der Universität Flensburg ergeben (vgl. NORDFRIESLAND 150, S. 23-27). ts Kein Land ohne Deich Eine profunde Studie über Nordfriesland in der Frühen Neuzeit kommt aus dem Max-Planck-Institut für Geschichte in Göttingen: Marie Luisa Allemeyer: „Kein Land ohne Deich…!“ Lebenswelten einer Küstengesellschaft in der Frühen Neuzeit. 448 S. 61,90 Euro. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2006. In ihrer Dissertation, betreut von dem aus Bredstedt stammenden Professor Dr. Manfred JakubowskiTiessen, untersucht die Autorin die Lebenswelt einer frühneuzeitlichen Küstengesellschaft am Beispiel Nordfriesland. Unter verschiedenen Aspekten fragt sie danach, wie sich das Verhältnis zwischen Mensch und Meer darstellte und 28 Wasser für Eiderstedt wie es sich wandelte. Sie schildert Deichrecht und Bedeichungspraxis immer im Zusammenhang mit den gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen. Umfangreiche Archivbestände hat die Verfasserin ausgewertet. Kaum ein relevantes Werk ist ihr entgangen, das Literaturverzeichnis nimmt über 40 Seiten in Anspruch. Auf dieser Grundlage schildert Marie Luisa Allemeyer facettenreich und differenziert die Lebenswelt der nordfriesischen Marsch im 17. und 18. Jahrhundert. Dass die Nordfriesen „wie ein Mann“ das Sicherungswerk der Deiche förderten, kann nicht behauptet werden. Aber dass im Deichwesen ständig Streit herrschte, trifft ebenso wenig zu. Neuerungen wurden nicht pauschal abgelehnt. Insofern kann das namentlich von Theodor Storm im „Schimmelreiter“ entworfene Bild, dass der durch die Aufklärung eingeleitete wissenschaftlich-technische Fortschritt gegen zähe Widerstände der am Traditionellen hängenden Marschmenschen durchgesetzt werden musste, nicht völlig mit der Realität gleichgesetzt werden. Die Untersuchung bietet neue Erkenntnisse und anregende Lektüre. – Eine ausführliche Besprechung erscheint im Nordfriesischen Jahrbuch. ts Obwohl die Halbinsel Eiderstedt von Wasser umgeben ist und Entwässerungsprobleme zu allen Zeiten das Leben der Bewohner geprägt haben, machte die Bereitstellung des lebensnotwendigen Trinkwassers oft große Schwierigkeiten. Wie es dabei zuging, schildert: Brigitta Seidel: Wasser für Eiderstedt. Geschichte des Wasserbeschaffungsverbandes Eiderstedt. 132 S. 6,90 Euro. Garding 2006. Das Grundwasser ist in der Marsch nur selten genießbar, so dass Eiderstedts Bevölkerung auf Regen- und Grabenwasser angewiesen war. Dies barg gesundheitliche Risiken, doch wurden Typhus- und Malariaepidemien („dat Drüddendachsfeewer“) sowie Kinderlähmung als gottgegeben hingenommen. Bezeichnend ist, dass schon um 1860 der aus Ostfriesland stammende Besitzer des neu eingedeichten Wilhelminenkooges (also ein „Zugereister“) eine Trinkwasserversorgung als dringlich erkannte und vorschlug, Treenewasser durch Sielzüge nach Eiderstedt zu leiten. Das wurde natürlich als „Spinnkråm“ abgetan! Erst viel später, als Tönning im Dritten Reich einen Fliegerhorst erhielt, wurde diese Stadt durch ein kleines Wasserwerk bei Platenhörn (Witzwort) versorgt. Das sprunghafte Anwachsen der Bevölkerung Eiderstedts infolge der vielen Heimatvertriebenen ließ dann eine Gruppenwasserversorgung als vordringlich erscheinen. Wieder war es ein „Zugereister“ (genauer gesagt: ein „Flüchtling“), Landrat Dr. Kurt Bähr aus Elbing/ Westpreußen, der gegen zum Teil erbitterten Widerstand vieler Eiderstedter Hofbesitzer das Projekt durchsetzte. Zur Rechtfertigung seiner Gegner muss auf die anfangs recht einseitig geplante Kostenverteilung zu Lasten der Landbesitzer hingewiesen werden, die bereits seit der Währungsreform durch Nordfriesland 157 � März 2007 Soforthilfezahlungen und den auf 30 Jahre Laufzeit veranschlagten „Lastenausgleich“ finanziell stark gebeutelt worden waren – und jetzt „rot sahen“. Das vorliegende Werk beleuchtet diese harten Auseinandersetzungen sehr gut. Schließlich kam es doch zu Kompromissen, und Eiderstedt erhielt von Rantrum aus seine Wasserversorgung, wo der Geologe Dr. Ernst Dittmer ein reiches Grundwasservorkommen entdeckt hatte. Kaum 10 % der Gesamtkosten hat Eiderstedt selber aufbringen müssen. Der Tourismus (vor allem in Bad Sankt Peter-Ording) hätte sich ohne das „Wasser aus der Wand“ niemals so entwickeln können, und die Versorgung der gewachsenen Viehbestände auf den Höfen hätte oftmals unüberwindliche Schwierigkeiten bereitet. „Auf dass nicht alles vergessen würde“, war es an der Zeit, die Ereignisse um das „Wasser für Eiderstedt“ systematisch zu sammeln und darzustellen. Dieses ist das dritte „Wasserbuch“ der Verfasserin, ein viertes („WBV Treene“) befindet sich in der Planung. Sönnich Volquardsen Der junge Storm Gerd Eversberg, Sekretär der Storm-Gesellschaft in Husum, eröffnet in neuer Fülle dem Interessierten die Möglichkeit, die Entwicklung Theodor Storms in scharfer Kontur wahrzunehmen in: Gerd Eversberg: Theodor Storm als Schüler. Mit vier Prosatexten und den Gedichten von 1833 bis 1837 sowie sechs Briefen. 296 S. 19,90 Euro. Verlag Boyens & Co., Heide 2006. Die umfassende Sammlung Stormscher Texte aus seiner Jugend erschafft ein Bild des Schriftstellers, das ihn in seiner persönlichen Tiefe erkennbar macht. Theodor Storm ist bekannt als der Schöpfer von Unheimlichem, Unfassbarem und schwermütigen Landschafts- und Stimmungsbeschreibungen. Doch was berührte Nordfriesland 157 � März 2007 den großen Erzähler in seiner Jugend? Welche Türen stieß er auf, die ihn in die mystische Welt führten? Was motivierte andererseits den späteren objektiven, realitätsgesättigten Stil, mit klarer Konturierung der Figuren und dem plastischen Herausarbeiten der komplexen Beziehungen und Wechselwirkungen zwischen Individuum und Land, Umwelt, Geschichte und Mythos? Was ließ in ihm die Überzeugung reifen, dass die Menschen wie seine Figuren durch Charakter und Umwelt determinierte Wesen sind, die auf der ewigen Suche nach eigenem Glück aus einem inneren Drang heraus handeln, und vielfach schließlich scheitern? Was bestärkte ihn in der Empfindsamkeit, die ihren Ausdruck in romantisierten Stereotypen seiner mittleren Schaffensperiode findet? Was kann uns das Werk des jungen Storm über den Menschen mit all seinen Ängsten, seinem Zorn und seinen Leidenschaften verraten? Diese Fragen sind nun leichter und erschöpfender zu beantworten. Gerd Eversbergs Bemühungen und seiner akribischen Recherche ist es zu verdanken, dass sich Storm als junger Mensch offenbart. Obwohl Storm seine Frühwerke zeitlebens klar von seinem späteren Schaffen abgrenzte, wagt Eversberg eine Darstellung und Diskussion dieser Schaffensperiode. Anhand der dargestellten Dokumente, wie Briefen und frühen, bisher weitgehend unbekannten Prosawerken des Schriftstellers wähnt man sich bei der Lektüre immer wieder im Angesicht Storms und seiner Welt und kann sich so eine Ansicht aus erster Hand bilden. Darüber hinaus stellt das Material ein Zeugnis für das Schulwesen der damaligen Zeit im Allgemeinen dar. Deutlich und überzeugend zeigt der Autor die Gründe auf, die Storm zum Schreiben brachten. Eversberg beschreibt hierzu die höhere soziale Bedeutung des Geschriebenen in einer „Zeit des Briefes“ gegenüber der heutigen von flüchtigen Medien geprägten. Er hebt auch hervor, dass die bürgerlichen Elternhäuser bei ihren Kindern notwendigerweise selbst für einen gewissen Bildungsstandard sorgen mussten, wollten sie den Nachwuchs in die höhere schulische Ausbildung schicken. Storms Sozialisation in der bürgerlichen Welt hat seine Entwicklung forciert. So erscheint er uns bald nicht mehr bloß als ein unpersönlicher Genius auf dem Olymp der Erzählkunst, der seine Fertigkeit in der Abgeschiedenheit seiner undurchsichtigen Welt zur Könnerschaft entwickelte. Deutlich wird auch, warum Gerd Eversberg diese Arbeit vorlegt: Die herbe Kritik Storms an seiner eigenen frühen Lyrik, die er als inhaltslos empfand, seine Distanzierung von all seinen frühreifen poetischen Werken, kann der Leser wohl ebenso wenig guten Gewissens unterstützen, wie der Autor dieses Werkes selbst. Im Gegenteil ist man geneigt, Storms Einschätzung seines eigenen Jugendwerkes als übertrieben einzuschätzen. Doch kann man bei der Lektüre dieses Buches bald die Meisterschaft erahnen, die Storm erreicht hat und damit den Grund für sein krasses Urteil. Es ist die Meisterschaft, die ihn so streng die eigenen frühen Leistungen beurteilen ließ. Wir haben in diesem Buch eine ausgezeichnete Darstellung des jugendlichen Storm als Wesen in der Gesellschaft, dargestellt in seinen eigenen Werken und Worten. Der Arbeit Gerd Eversbergs ist es zu verdanken, dass wir einen besonderen Einblick in die Seele des jungen Dichters erhalten, der in der Dämmerung seiner mystischen Welt sich nie als Mensch unter Menschen ausgeleuchtet hat. Dies ist nun bemerkenswert klar und überzeugend gelungen. Björn Ketelsen studiert in Flensburg. Die Rezension entstand im Rahmen eines Kolloquiums am Friesischen Seminar. 29 Sylter Originale Ein liebevoll gemachtes kleines Werk lädt zum Schmökern und zum Entdecken ein: Frank Deppe: Sylter Originale. 64 S. 4,90 Euro. Die kleine Sylt-Edition im Selbstverlag des Verfassers, Sylt 2006. Kurzporträts von Menschen werden geboten, die auf Sylt jeweils eine besondere Wirkung entfaltet haben. Es sind dies der Pädagoge Dr. Knud Ahlborn, der Seemann Carl Christiansen, der TourismusPionier Wulf Manne Decker, der Walfänger Peter Eschels, der in die muslimische Sklaverei geratene Seefahrer Andreas Frödden, die Tänzerinnen Valeska Gert und Gret Palucca, der Flieger Wolfgang von Gronau, der Auswanderer-Kapitän Dirk Meinerts Hahn, der Kommandeur Lorens de Hahn, der Chronist Christian Peter Hansen, die Rantumer Friesin Merret Lassen, der Schriftsteller und Bildhauer Boy Lornsen, der Vorkämpfer der bürgerlichen Verfassung Uwe Jens Lornsen, der Landschaftsarzt Dr. Paul Nicolas, der Schiffer Thomas Selmer, die Wirtin von Haus Kliffende Clara Tiedemann sowie die Maler Andreas Dirks, Siegward Sprotte und Magnus Weidemann. In den kurzen Lebensläufen aus vier Jahrhunderten spiegelt sich auch jeweils eine Facette des Insellebens. Entstanden ist ein hübsches und nützliches Sylt-Büchlein. fp Städte in den Frieslanden Wer in Nordfriesland kennt ostfriesische Städte, etwa Leer, Aurich oder Norden, wer gar westfriesische Städte, etwa Snits/Sneek, Frjentsjer/Franeker oder Boalsert/Bolsward? Viele Ostfriesen werden von Hylpen/ Hindeloopen bisher kaum etwas gehört haben, und die meisten 30 Westfriesen wissen wohl wenig über Bredstedt, Husum oder Niebüll. Bei seinem 5. Historiker-Treffen nahm das Bredstedter Nordfriisk Instituut Geschichte und Bedeutung der Städte für die Frieslande erstmals übergreifend in den Blick. Die Vorträge sind nachzulesen in dem Band: Fiete Pingel und Thomas Steensen (Hrsg.): Städte in den Frieslanden. Beiträge vom 5. Historiker-Treffen des Nordfriisk Instituut. 96 S. 7,80 Euro. Verlag Nordfriisk Instituut, Bräist/Bredstedt 2006. Die Entwicklung der westfriesischen Städte beschreibt Dr. Rolf van der Woude von der Universität Amsterdam. Dr. Hajo van Lengen, früherer langjähriger Direktor der Ostfriesischen Landschaft, Aurich, stellt die Städte in Ostfriesland dar. Der Geschichtsforscher Albert Panten aus Niebüll schreibt über „Nordfriesland – (k)eine Städtelandschaft?“ Den einzelnen Städten sind zudem Kurzporträts gewidmet. In den Frieslanden zeigte sich die gesellschaftliche und politische Gestaltungskraft, die andernorts in den Städten zu finden war, vor allem in den ländlichen Marschgemeinden, so Prof. Dr. Thomas Steensen in seinem Vorwort. Städte hatten als wirtschaftliche und kulturelle Zentren gleichwohl auch für die ländlich geprägten Küstenregionen der Frieslande eine erhebliche Bedeutung. Es ist, so schließt er, viel von der Zusammenarbeit im Ostseeraum die Rede, von einer Wiederbelebung alter Verbindungen der Hanse, von einer ‚Ars Baltica‘. „Vielleicht können die interfriesischen HistorikerTreffen den Blick darauf lenken helfen, dass es auch so etwas gab und gibt wie eine ‚Ars Frisica‘, dass die friesischen Verbindungen im Nordseeraum sogar älter sind als die der Hanse und auch in unserer Gegenwart ihre Bedeutung haben können.“ NfI Reaktionen Amt Südtondern Ich vermisse im Heft 156 eine Meldung oder einen Kommentar zur Bildung des Amtes Südtondern! Ist das so unwichtig? Wenn sich über 30 Gemeinden im nördlichen Nordfriesland für ein Großamt Südtondern entscheiden? Nichts gegen einen Artikel über Stiftungen, nichts gegen eine Notiz über eine Altareinweihung in Mildstedt!! Aber keine Notiz über eine Verwaltungszusammenlegung, die fast 40 000 Menschen betrifft? Ich hätte nicht gedacht, dass nordfriesische Kultur so weltfremd sein kann, d. h. ihre Träger, die Friesen selber sind es nicht. Ursprünglich war ja die kleine Lösung (Amt Karrharde und Gemeinde Leck) beabsichtigt und galt als erste Wahl. Jedoch stellte sich im Lauf der Verhandlungen (an denen ich nicht teilnahm, aber als Gemeindevertreter Lecks immer informiert war) heraus, dass abgesehen von leider aufgetretenen persönlichen Differenzen das gegenseitige Verständnis für die spezifischen Probleme einer dörflichen Gemeinde und einer Gemeinde wie Leck fehlte. Insofern war die Bildung eines Amtes Südtondern, in dem mit Niebüll eine Gemeinde mit gleicher Struktur sich befinden würde, für die Gemeinde Leck doch die bessere Alternative. In den gemeinsamen Sitzungen der ehrenamtlichen Mitglieder des Amtsausschusses und der Gemeindevertreter Lecks wurde das besonders deutlich. Aber genug von der Vergangenheit. Mit dem neuen Amt Südtondern ist eine Verwaltungseinheit aufgestellt worden, die im Kreis Nordfriesland und einer zukünftig gebildeten großen Verwaltung BeNordfriesland 157 � März 2007 stand haben wird. So können von dem Amt Aufgaben übernommen werden, die bisher noch beim Kreis angesiedelt sind. Und die angeblich nicht mehr vorhandene Bürgernähe? Es wird weiterhin in Leck ein Bürgerbüro geben, wie auch in Risum-Lindholm und Süderlügum. Auch wird viel vom häuslichen Schreibtisch per E-Mail erledigt werden können, wie bei den dänischen Nachbarn. Außerdem: Ist der Kreis Nordfriesland wirklich so viel näher am Bürger? Für Husum und Umgebung vielleicht, aber für die Bewohner aus dem nördlichen Kreisgebiet ist immer eine gute halbe Stunde Autofahrt einzurechnen. Noch eine weitere Frage: Ist der Kreis Nordfriesland wirklich emotional so tief in der Bevölkerung verankert, wie es jetzt von interessierter Seite dargestellt wird? Für mich als „Südtonderaner“ liegt Flensburg näher und ist die Arlau eine fast echte Grenze, nicht nur die Grenze zwischen dem Witten und Geelen Köm. Entscheidend sollten nicht die Emotionen und Ängste um Posten und Pöstchen sein, sondern die Effizienz der Verwaltung. Und da muss ich zugeben, macht der Kreis gute Arbeit. Aber kann er diese auch noch leisten, wenn die Landesverwaltung neu strukturiert wird und damit neue Aufgaben auf ihn zukommen? Auch sollten sich alle darüber klar sein, dass der Kreis Nordfriesland nur eine Verwaltung ist und keine Herzenssache sein kann. Und an Verwaltungen kann ich mich nicht mit Gefühlen binden, an Heimat schon. Wolfgang Schumann Bahnhofstr. 19, 25917 Leck, NF Anmerkung der Redaktion: Die Verwaltungsreform liegt als Thema für NORDFRIESLAND auf der Hand (vgl. etwa den Kommentar „Die Ämter und die Kultur“ in Heft 153.) Sie wird, sobald das Gesamtbild sich klarer abzeichnet, im Überblick behandelt werden. Red. Nordfriesland 157 � März 2007 NORDFRIESLAND Gesamt-Inhaltsverzeichnis 2006 Hefte 153-156 Arfsten, Antje: FUEV-kongres uun Bautzen (Chronik) . . . . . . . . . . . . 154 – / Birgit Kellner: Erk-Uwe Schrahé es 75 uuren (Chronik) . . . . . . . . 155 – / Harry Kunz: At iarst pokaal-gipslin faan Nuurdfresklun (Chronik) 155 Bieber, Ada: Vom Lieben und vom Dichten (Bücher) . . . . . . . . . . . . . 154 – Eine phantastische Geburtstagsfeier iip Lun. Erinnerung an James Krüss155 Carstens, Uwe: Der Begründer der Soziologie und ein aufrechter Mensch. Zur Einweihung des Ferdinand-Tönnies-Denkmals in Husum . . . . 153 Christiansen, Ilse Johanna / Fiete Pingel: Zum Tode von Berend Harke Feddersen (Chronik) . . . . . . . . . . . . . 156 Cyriacks, Hartmut: Een Stück vun‘t Glück (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . 153 Duerr, Hans Peter: Verfluchtes Rungholt (Reaktionen) . . . . . . . . . . . . . 155 Hansen, Freya Marietta: Heimat und Welt (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . 154 Harms, Lars: En fraschen ouer normåål nul (Ferteel iinjsen!) . . . . . . . . . 153 Haug, Karin: Zwischen den Stühlen? Arbeit und Perspektiven der Söl’ring Foriining . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 Herrmannsen, Thea: Wüstedrååwen önj Ååstfraschlönj (Chronik) . . . . . 156 Huisman, Kerst: „Friesische Fernsichten“: Bonifatius stirbt wöchentlich. Brief aus Fryslân (Chronik) . . . . . . . 156 Johnsen, Bjarne: Schöne Kirchen (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154 Joldrichsen, Anke: Pidder Lüng lebt (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153 – Inselklang (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 – Boole än swåmpe (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156 Kahl, Thora: Besäk önjt eenhärnge (Ferteel iinjsen!) . . . . . . . . . . . . . . 156 Karstensen, Astrid: Fiede Kays bekannteste Lieder (CDs) . . . . . . . . . . . 155 Kayenburg, Martin: Kulturlandschaft (Reaktionen) . . . . . . . . . . . . . . . 153 – Mare Frisicum. Perspektiven der Nordseekooperation . . . . . . . . . . . 154 Kellner, Birgit / Antje Arfsten: Erk-Uwe Schrahé es 75 uuren (Chronik) 155 Kooistra, Henry: Gipslin – Kipseln (Reaktionen) . . . . . . . . . . . . . . . . . 156 Kühn, Hans Joachim: Rote Karte für Professor Duerr (Reaktionen) . . . . 155 Kühnast, Gerd / Marie Tångeberg / Thomas Steensen: „Dü hääst ma brök’de blaie schraawen“. Zum Tode von Margareta Erichsen . . . . . . . . . . 154 Kunz, Harry: Uwe Jens Lornsen: Schicksal und politische Impulse (Chronik)153 – Nordfriesland im Winter (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153 – Künstlerinsel Sylt (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153 – Nordfriesland im Frühling (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154 – Nordfriesland im Sommer (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 – Föhrer Lebensläufe (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 – Nordfriesland im Herbst (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156 – Jahrbuch 2006/2007 (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156 – / Antje Arfsten: At iarst pokaal-gipslin faan Nuurdfresklun (Chronik) 155 Meyer, Anna-Julia: Det Odyssee faan Kreta (Ferteel iinjsen!) . . . . . . . . 154 Nissen, Peter: Es rapst so schön (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153 Nordfriisk Instituut: Im Zeichen einer neuen Zeit (Bücher) . . . . . . . . . 153 – Andreas Busch (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153 – EU-Konferenz „Regional- und Minderheitensprachen“ in Brüssel (Chronik)154 – Die Frieslande (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154 – Kurt Hamer und die Nordfriesen (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154 – Schloss Axendorf (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154 Panten, Albert: Niemand kennt sein Grab, doch jeder seine Karten. Kartograph Johannes Mejer – geboren 1606 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 Pauseback, Paul-Heinz: Deichhotel speziell (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . 153 Penno-Burmeister, Karin: Hier haben Menschen einen Namen ... Die KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund . . . . . . . . . . . . . 156 Petersen, Adeline: Naischöspel rangt nü uk ääw freesk . . . . . . . . . . . . . 155 Piening, Holger: Die Ämterreform und die Kultur (Reaktionen) . . . . . 154 Pingel, Fiete: Offene Türen in einen offenen Raum. Interfriesischer Kongress 2006 in Leck . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154 – Nolde lebt (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 4 4 8 29 22 20 5 28 28 30 26 13 7 6 30 30 5 31 28 26 31 18 4 32 30 8 6 9 28 7 10 25 9 31 8 28 27 30 30 5 31 31 31 20 28 17 12 31 11 8 31 – Die Töchter von Friedrichsholm (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 – Hinweise (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 – Üt da friiske feriine (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153 8; 156 – The Language is the Landscape. European Minority Film Festival 2006 156 – Thomsens von Rückenstadt (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156 – Nordfriesland seit 1918 (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156 – /Ilse Johanna Christiansen: Zum Tode von Berend Harke Feddersen (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156 Redaktion: Biike-Empfang 2006 (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153 – 500 mal Der Helgoländer (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153 – 100 Jahre Maria Leitgeber-Dähn (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153 – Neuer Minderheitenbeauftragter (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153 – Sprachwissenschaftlerinnen neu in Flensburg und Bredstedt (Chronik) .153 – Harrings Werke (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .153 – Dreimal geboren (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .153 – Nordfriisk Radio startet durch (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154 – Jurij Brězan † . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154 – Mehrsprachen-Sängerfest (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 – Friesisch an den Hochschulen (Chronik) . . . . . . . . . . . . 153 10; 155 – Üt da friiske feriine (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154 6; 155 – Hinweise (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 – Institutsbeirat: Kreis Nordfriesland soll bleiben (Kommentar) . . . . . 156 – Pfingsttreffen am Upstalsboom (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156 – Dåt teema wus „Besäk“. Ferteel iinjsen! 2006 . . . . . . . . . . . . . . . . . 156 – Sölring Uurterbök (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156 Reil, Matthias: Heimat Nordfriesland (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154 Reschenberg, Ingrid: Helgoland-Autorin (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . 156 Roeloffs, Erk: Rover Arvestens Grabstein (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . 156 Schmidt, Erich: Schlüttsiel (Reaktionen) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154 Steensen, Thomas: Die Ämter und die Kultur (Kommentar) . . . . . . . . 153 – Briefmarke: 50 Jahre Friesenrat (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153 – Erich Hoffmann † (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153 – Zum Tod von Harald Voigt (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153 – Gruten san for da latje spräke. Adeline Petersen as nü oon ränte . . . 153 – Di bååle as trin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154 – Kulturpreis für Detlef F. Petersen (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154 – Alwin Pflüger † (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154 – Rungholt zwischen archäologischer Forschung und Sensations-Publizistik. Ein Gespräch mit Hans Joachim Kühn . 154 – Vor 80 Jahren – und heute (Kommentar) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 – Der Kreis schützt das Friesische (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 – We tånke am Johann Mikkelsen (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 – Nils Århammar wurde 75 (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 – Hinweise (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 – Abschied von Markus Petersen (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156 – gründen, einsetzen, bauen, fördern, helfen, unterstützen. Stifterland Nordfriesland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156 – / Gerd Kühnast / Marie Tångeberg: „Dü hääst ma brök’de blaie schraawen“. Zum Tode von Margareta Erichsen . . . . . . . . . . . . . . . . . 154 Steiner, Friederike: „Nordisches“ Denken oder politische Naivität? Emil Nolde und der Nationalsozialismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153 Tadsen, Christina: Lasmootefersoomling foon e Friisk Foriining (Chronik) 154 – Zum 75. Geburtstag von Bo Sjölin (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156 – Friesische Krimis (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156 Tångeberg, Marie: Johann Mikkelsen † (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . 155 – / Gerd Kühnast / Thomas Steensen: „Dü hääst ma brök’de blaie schraawen“. Zum Tode von Margareta Erichsen . . . . . . . . . . . . . . . . 154 Tholund, Jakob: Friesenblut (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154 Volquardsen, Sönnich: Knud Rasmussen (Reaktionen) . . . . . . . . . . . . . 154 – Wasserversorgung Drei Harden (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 Wedemeyer, Manfred: Zeit am Meer – Eine Künstlerfreundschaft auf Sylt. Erinnerungen an Margarete Boie und Helene Varges . . . . . . . . . 156 26 28 8 22 31 31 5 3 5 5 7 7 28 29 5 5 7 7 8 28 2 5 27 30 30 30 7 32 2 4 5 5 23 2 3 4 24 2 3 5 6 27 3 11 8 11 6 4 31 5 8 28 32 27 24 Herausgegeben vom Nordfriisk Instituut Redaktion: Peter Nissen, Fiete Pingel, Thomas Steensen Schlusskorrektur: Harry Kunz Verlag: Nordfriisk Instituut, Süderstr. 30, D-25821 Bräist/Bredstedt, NF, Tel. 04671/60120, Fax 04671/1333, E-Mail: [email protected] Internet: www.nordfriiskinstituut.de Druck: Husum Druckund Verlagsgesellschaft, D-25813 Hüsem/Husum, NF. Preis je Nummer 3,00 Euro, Jahresabonnement (4 Nummern) 12,00 Euro. Für Mitglieder des Vereins Nordfriesisches Institut e. V. ist der Bezug der Zeitschrift im Jahresbeitrag enthalten. Bankverbindungen: Spar- und Leihkasse zu Bredstedt AG (BLZ 217 512 30) 737, Nord-Ostsee Sparkasse (BLZ 217 500 00) 31 161. NORDFRIESLAND ist ein Forum freier Meinungsäußerung; alle Beiträge geben die persönliche Meinung ihrer Verfasserinnen und Verfasser wieder. Wiedergabe in jeglicher Form nur mit Genehmigung der Redaktion. Für unverlangt eingesandte Manuskripte wird keine Gewähr übernommen. ISSN 0029-1196