Stress - Reizdarm MOSER

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Stress - Reizdarm MOSER
Stress- Reizdarm
Univ. Prof. Dr. Gabriele Moser, Univ. Klinik für Innere Medizin III, AKH Wien
Stress hat für die große Mehrheit der Menschen einen Einfluss auf die Verdauung.
Dies liegt an der engen Verbindung zwischen dem zentralen Nervensystem (ZNS,
Gehirn) und dem enteralen Nervensystem (ENS), auch „Bauchhirn“ („little brain in the
gut“) genannt. Das Reizdarmsyndrom (RDS) ist eine funktionelle Störung des
Darmes die sich durch Entzündungen, Nahrungsmittelunverträglichkeiten und auch
Stress über eine Sensibilisierung und Überempfindlichkeit („viszerale
Hypersensitivität“) des Verdauungstraktes entwickeln kann. Dabei kann schon der
normale Verdauungsvorgang schmerzhaft wahrgenommen werden bzw. beim RDS
mit Krämpfen und Durchfall oder Verstopfung einhergehen. Das RDS betrifft
zumindest in westlichen Ländern überwiegend (2:1) Frauen. Neben hormonellen
Einflussfaktoren kann eine Traumatisierung (psychischer, physischer und sexueller
Natur) der Betroffenen (bis 60% in der Anamnese eruierbar) als Co-Faktor in der
Ätiologie geltend gemacht werden. Die klinische Reaktion auf serotonerge Wirkstoffe,
die als Therapie für RDS entwickelt wurden, scheint bei Frauen ebenfalls
ausgeprägter zu sein als bei Männern. Das RDS kann zu einer schweren
Beeinträchtigung der Lebensqualität bis hin zur Arbeitsunfähigkeit führen. Laut
Studien aus den USA und GB haben Berufstätige wegen eines RDS bis 24 Fehltage
im Jahr. Als Therapie sind neben symptomatischen Medikamenten eine
Psychotherapie und Entspannungstechniken gut wirksam, insbesondere wenn
psychische Faktoren im Verlauf wesentlich sind. Eine in Manchester entwickelte und
1984 in Lancet als erfolgreiche Therapie beim RDS publizierte Hypnose („gut
focussed hypnotherapy“) vermindert über Jahre die Beschwerden und Arztbesuche,
steigert signifikant die Lebensqualität und ist eine der erfolgreichsten Methoden zur
Behandlung von funktionellen Störungen des Magen-Darm-Traktes.
Literaturempfehlung - Buch: „Psychosomatik in der Gastroenterologie und
Hepatologie“ von Fr. Prof. Dr. Gabriele Moser, erschienen im Springer Verlag.
Literaturstellen (aus dem Buch):
Ali A, Toner BB, Stuckless N, Gallop R, Diamant NE, Gould MI und Vidins EI (2000) Emotional abuse, self-blame, and selfsilencing in women with irritable bowel syndrome. Psychosom Med 62: 76-82
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Heitkemper MM, Cain KC, Jarrett ME, Burr RL, Hertig V und Bond EF (2003) Symptoms across the menstrual cycle in women
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Lee OY, Mayer EA, Schmulson M, Chang L und Naliboff B (2001) Gender-related differences in IBS symptoms. Am J
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Levy RL, Cain KC, Jarrett M und Heitkemper MM (1997) The relationship between daily life stress and gastrointestinal
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Naliboff BD, Berman S, Chang L, Derbyshire SW, Suyenobu B, Vogt BA, Mandelkern M und Mayer EA (2003) Sex-related
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Toner BB und Akman D (2000) Gender role and irritable bowel syndrome literature review and hypothesis. Am J Gastroenterol
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Whitehead WE, Cheskin LJ, Heller BR, Robinson JC, Crowell MD, Benjamin C und Schuster MM (1990) Evidence for
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