3sat TV

Transcrição

3sat TV
18
6
„Einen Tatort
muss man
erspüren“
Inhalt
40
Friedrich Dürrenmatt: „Ich brachte es nur
zum Schriftsteller“ · Literatur
sagte Friedrich Dürrenmatt. Der Dramatiker empfand sich
selbst als „unvermeidliches Missverständnis“. Dabei gehörte er
unbestritten zu den erfolgreichsten Schriftstellern der Schweiz.
Ein Porträt zu seinem 95. Geburtstag
mein Werk
„Im Herzen jung!“
Mit seinem neuen Bühnenprogramm geht Oliver Welke,
Moderator und Kopf des satirischen ZDF-Wochenrückblicks
„heute-show“, auf Tour. Im Interview spricht er über seinen
Job, übers Älterwerden und darüber, was Satire darf
26
1212
Volksdroge
Valium
Schlaf- und Beruhigungsmittel werden massenhaft verkauft.
Rund 1,5 Millionen Deutsche vertrauen tagtäglich auf die
Wirkung ihrer falschen Freunde. Schleichend geraten die Betroffenen in eine fatale Abhängigkeit
Die ganze Welt des Films ist zu Gast in
Berlin bei den 66. Internationalen Filmfestspielen! Die amerikanische Schauspielerin Meryl Streep verleiht dem Festival als
Jury-Präsidentin Glanz und Glamour. 3sat
berichtet vom Festival
„Stars sind existenziell für
eine gute Performance
und ein glitzi‘ Festival“
Berlinale-Chef Dieter Kosslick
im Interview ab Seite 28
1/2016
12
· Wissen Schwitzen, hungern, quälen: So manchem ist auf dem Weg zum
perfekten Körper nichts zu viel
Mein Körper, mein Werk
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Ist Sport die neue Religion?
Sportsoziologe Professor Robert Gugutzer im Interview
24
34
TV-Planer
für drei Monate ab S. 46
Die Unverwechselbare · Film
Ein Porträt der diesjährigen Jury-Präsidentin
Meryl Streep
26
Mr. Berlinale · Film
Dieter Kosslick im Gespräch
28
„Wirtschaftliches Handeln sollte vielen
nutzen“ · Wissen
32
„Wir fangen immer wieder bei null an“· Kultur
Oliver Welke über seinen Job, das Älterwerden und darüber,
was Satire darf
34
Jäger des verlorenen Haares
40
„makro“-Moderatorin Eva Schmidt über Wirtschaftsjournalismus mit Haltung
· Wissen
Zu Besuch bei Deutschlands Top-Ermittlern
Rubriken
Ausstellungstipp
Er war ein begnadeter Maler und Grafiker – und seiner Zeit weit voraus: Lucas Cranach d. Ä.
(1472–1553). Das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg widmet ihm bis zum 22. Mai 2016 eine eindrucksvolle
Ausstellung
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10
Gut zu wissen
Population Boom – Überbevölkerung ist
eines der Schlagworte unserer Zeit. Aber sind wir wirklich zu
viele Menschen auf der Welt? Oder stecken hinter dieser Panikmache Interessen? Eine kritische Betrachtung
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Kulturzeit Krimibuchtipps Ist Blut tatsächlich dicker als
Wasser? Die Antwort gibt der packende Thriller Escape von
David Baldacci – Zwei vermeintliche Selbstmorde und ein
Geheimbund: Das barmherzige Fallbeil von Fred Vargas ist
ein kunstvolles, schwarzes Kriminalmärchen – In Kalter Schuss
ins Herz von Wallace Stroby geht ein Coup gründlich schief,
ein Mafioso ist tot. Das lässt sich die Organisation nicht gefallen
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Rätsel Für Kluge Köpfe ist das Rätsel um das Thema Verbrechen. Wer die richtigen Antworten kennt, gewinnt Karten für die Osterfestspiele in Salzburg oder tolle Buchpreise
Impressum
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Film ab!
4 3sat TV- & Kulturmagazin
Falsche Freunde · Wissen Volksdroge Valium. Eine Bestandsaufnahme
Berlinale
30 Mein Körper,
Nur wer fit, schön und schlank ist, gilt in unserer Gesellschaft als
leistungsstark. Deshalb schwitzen, hungern und quälen sich viele auf
dem Weg zu ihrer Traumfigur. Ist Sport die neue Religion? Dazu ein
Interview mit dem Sportsoziologen Professor Robert Gugutzer
6
Ein Porträt in drei Teilen zum 95. Geburtstag des Schweizer
Schriftstellers
Die Tatortgruppe des Bundeskriminalamts (BKA) sichert
Spuren, präzise und nach klaren Regeln. Jedes noch so kleine Detail ist wichtig – vor allem
für die Kriminaltechniker, die
das sichergestellte Material mit
modernsten Analysemethoden
auswerten
„Ich brachte es nur
zum Schriftsteller“,
Wissen
32
Journalismus
mit Haltung
Die globalen Krisen lenken den Blick der Zuschauer zunehmend auf
Wirtschaftsthemen, so Eva
Schmidt, Moderatorin des
3sat-Wirtschaftsmagazins
„makro“. Eine besondere
Verantwortung für die
Journalisten
Fotos: Herbert Peterhofen / Stern / Picture Press · Getty Images/Ullstein Bild · ZDF/Svea Pietschmann · Gareth Cattermole/Getty images · Getty Images/Johner Image ·
Cultura RF/Rafe Swan/Getty Images · 3sat/Jana Kay
Januar
70
46 – 53
Dokumentarfilm: Ai Weiwei – Never Sorry – Ein intimes
Porträt von Chinas bekanntestem Kunst-Export
Februar
54 – 61
Spielfilm: Wie beim ersten Mal – Meryl Streep peppt
ihren öden Ehealltag auf
Dokumentarfilm:
Ai Weiwei – Never Sorry
Spielfilm:
Wie beim ersten Mal
Mit Meryl Streep
Spielfilm:
Ray
Mit Jamie Foxx
53
57
69
Fotos: Getty Images/Graeme Robertson · Kat Menschik · Ted Alcorn · ARD Degeto/2012 GHS Productions LLC ·
Nicola Goode
März
62 – 69
Spielfilm: Ray – Vor seinem Tod konnte der Sänger Ray
Charles noch eine Filmversion seines Lebens anschauen.
Einen Oscar gab es für Jamie Foxx als Ray
1/2016
3sat TV- & Kulturmagazin 5
Wissen
Wissen
Mein Körper,
mein Werk
Schwitzen, quälen, hungern – so manchem ist auf dem
Weg zum perfekten Körper nichts zu viel. Denn nur,
wer fit, schön und schlank ist, gilt in dieser Welt als
leistungsstark
Februar
3 MI, 20.15
Mein Körper – Mein Werk
Dokumentation (50 Min) · SRF
18 3sat TV- & Kulturmagazin
1/2016
Foto: Getty Images/Johner Image
1/2016
3sat TV- & Kulturmagazin 19
Wissen
Es gehört zu den Regeln des Körperkults, dass inzwischen
schon der Sommer beginnt, wenn es eigentlich noch Winter
ist. Der letzte Schnee mag noch liegen, aber schon wird landauf, landab, gestählt, gestemmt, geächzt für ein fernes Ziel.
„Schockiere deinen Körper mit Belastungen, die er bisher noch
nicht kannte. Entwickle innere Kraft und Willen. Unabhängig
von deinem jetzigen Skill-Level kannst du 1.000 Kalorien in
einer Stunde verbrennen!“, peitschte ein Berliner Fitnessstudio seine Mitglieder für den Kurs „Active Boot Camp – und
die Strandfigur ist dir sicher!“ im vergangenen Februar ein.
„Beach-Body-Workout für Sie und Ihn“ lautete das Angebot der VHS Aichach zur gleichen Zeit, der VfL Tremsbüttel
hob schlicht „Strandfigur – Beachbody“ in sein Programm,
dienstags von 20 bis 21 Uhr in der Mehrzweckhalle. Draußen
Matschwetter und Minusgrade, drinnen stickige Heizungsluft
und wild pumpende, maximal Kalorien verbrennende Sachbearbeiter, Studenten, Lehrer, Anwälte.
dauerhaft, drei Kilo zu viel mit sich herumzuschleppen, so wie
völlig normalgewichtige Männer der Ansicht sind, ihr Körper
benötige mehr Kontur. „Bis zum Urlaub möchte ich unter 60
Kilo kommen“, seufzte neulich eine Freundin, die 1,74 Meter
groß ist und damit laut BMI (Body-Mass-Index)-Tabelle an
der Grenze zum Untergewicht wäre. So, als müsse sie sich noch
einmal quälen, um sich wirklich erholen zu dürfen.
Der Körper als Visitenkarte
Man kann jetzt natürlich einwenden: Jeder soll es doch so halten, wie er mag. Wer in einem „Boot-Camp“ seinen Körper
„schockieren“ will, kann das gerne machen. Manche Leute halten sich ja auch Leguane zu Hause, und andere ernähren sich
nur von heruntergefallenen reifen Früchten. Grundsätzlich ist
auch nichts, wirklich gar nichts dagegen einzuwenden, seinen
Körper zu pflegen, damit er beweglich bleibt und stark. Viel
einzuwenden ist allerdings gegen die unterschwelligen Botschaften, die mit dem aktuellen Körperkult einhergehen: Es
„Die Ernährung macht Dreiviertel des Erfolges aus“
Offenbar gibt es eine sehr klare Vorstellung davon, wer am
Strand, im Freibad, am Baggersee eine gute Figur macht – und
wer eher nicht. In diesem engen Raster ist jeder sehr leicht
zu dick, zu klein, zu blass, zu breitkreuzig, zu flachbrüstig, zu
schwabbelig. In diesem engen Raster haben viele das Gefühl,
gegen ihre vermeintlichen Unzulänglichkeiten angehen zu müssen. 9,1 Millionen Deutsche stemmen in Fitnessstudios Gewichte oder belegen „Bodystyling“-Kurse – so viele wie in keinem anderen Land in Europa. Seit 1999 hat sich der Umsatz
der Branche verdoppelt. Über 500.000 Nutzer haben sich die
von Studenten entwickelte App „Freeletics“ heruntergeladen,
die mit abenteuerlichen Trainingsplänen und dem Slogan „No
Excuses“ Hobby-Sportler zum Äußersten treibt. Mehr Muskeln, dafür weniger Fett, dazu gehört natürlich die entsprechende „Ernährungsumstellung“ – die „Schoko“-Diät oder die
„Glyx“-Diät. Für ein Viertel der deutschen Frauen sind Hungerkuren fester Bestandteil ihres Lebens: Sie machen gerade
eine, haben schon mehrere Anläufe hinter sich oder sind überhaupt dauerhaft damit beschäftigt, Kalorien zu zählen und
sich das Dessert zu verkneifen. Und auch immer mehr Männer
essen nicht mehr einfach wahllos, was ihnen schmeckt, sondern folgen einem festen Essensplan. Der Frankfurter Student
und Personal Trainer Maximilian (siehe Kasten), der kontinuierlich seinen Körper stählt, nutzt eine spezielle App, in die er
penibel alle Grammzahlen der Lebensmittel eingibt, die er zu
sich nimmt. Er will den kompletten Überblick über Kalorien
und Nährstoffe haben. Den Aufwand hält er für gerechtfertigt:
„Die Ernährung macht Dreiviertel des Erfolges aus.“
Eine optimale Figur ist heute nicht mehr die schönste Version
des eigenen Körpers, sondern eine realitätsferne Version eines
standardisierten Körpers. Die deutsche Durchschnittsfrau ist
1,65 Meter groß, wiegt 67,5 Kilo, trägt Kleidergröße 44 und
macht am Strand nicht die geforderte Figur. Normal soll heute
sein, was objektiv einfach nicht normal ist. Und so kommt
es, dass zwar 75 Prozent aller Jugendlichen normalgewichtig
sind (also die große Mehrheit!), sich aber nur 40 Prozent für
„genau richtig“ halten. Und selbst schlanke Frauen glauben
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gibt ihn, den perfekten Beachbody. Und wer ihn hat, der zeigt
damit jedem: Ich lasse mich nicht gehen, ich arbeite an mir,
um unter den Dicken, Blassen, Schwachen und Exzessiven als
aktiver und jederzeit einsatzfähiger Leistungsträger der Gesellschaft herauszustechen. In dieser Betrachtung ist der Körper
eine Visitenkarte, eine Frage des Status und der Abgrenzung.
Im Frühjahr machte der Fall einer leicht übergewichtigen Bewerberin die Runde, die von der Deutschen Gesellschaft für
Borreliose mit den Worten abgelehnt wurde, sie „wäre im jetzigen Zustand natürlich kein vorzeigbares Beispiel“.
In ihrem Buch „Body of Truth“ beschreibt die Amerikanerin
Harriet Brown diese unterschwelligen gesellschaftlichen Strömungen: die soziale Ausgrenzung aller, die auf den ersten Blick
nicht dünn, trainiert und leistungsstark erscheinen. Sie selbst
hatte jahrelang immer wieder versucht, schlank zu werden –
auch, weil sie dachte, damit etwas für ihre Gesundheit zu tun.
Das, beweisen Studien, ist ein Irrglaube. Nicht Superschlanke
haben die höchste Lebenserwartung, sondern leicht übergewichtige Menschen.
Auf lange Sicht wirkt ohnehin kaum eine Diät. „Die Chance, dass man einen signifikanten Gewichtsverlust länger als
fünf Jahre halten kann, ist etwa gleich groß wie die Chance,
Maximilian, 27 Jahre, Student und Personal Trainer aus Frankfurt, hat seinen Tagesablauf und seine Ernährung ganz auf die körperlichen Ziele eingestellt, die er erreichen will. Dazu gehört das tägliche Training im Fitnessstudio, aber auch die Einhaltung eines
speziellen Ernährungsplans. „Die Ernährung macht Dreiviertel des Erfolges aus. Wer das nicht berücksichtigt, erreicht seine Ziele
nicht.“ Schon zum Frühstück müssen die wichtigsten Nährstoffe auf dem Teller liegen oder im Shaker gemixt werden: Proteine
braucht es und natürlich die richtigen Kohlenhydrate und Fette. Damit er über seine Nährstoffe und Kalorien einen Überblick hat,
nutzt er eine App. Zwischendurch gibt es auch mal einen Proteinshake. Alkohol steht nicht auf dem Plan. „Alkohol ist letztendlich
nichts anderes als ein Gift, das dafür sorgt, dass ein Nährstoffmangel entsteht und wichtige Vorgänge im Körper, zum Beispiel die
Regeneration, nicht funktionieren.“ Doch was bringt ihm der ganze Stress? Auf jeden Fall gutes Aussehen und ein tolles
Körpergefühl, meint er. „Für mich ist das Training und die passende Ernährung wie die tägliche Körperpflege. Es gehört einfach
dazu.“ Klar, dass er auch einen Account auf Instagram pflegt und alle an seinen Erfolgen teilhaben lässt. Seinen Kunden predigt er
von Anfang an Disziplin und Kontinuität. Wer nicht bereit sei, die aufzubringen, solle es lieber gleich lassen.
Foto: Maximilian Dämmerle
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3sat TV- & Kulturmagazin 21
Film
Mr. Berlinale
Wie kein anderer prägt Dieter Kosslick die Internationalen Filmfestspiele in Berlin. Doch von
einer Ära Kosslick will der Berlinale-Chef, der 2001 sein Amt übernahm, selbst nicht sprechen.
Er findet es toll, dass er und sein Team einem zufriedenen Publikum ein engagiertes wie erfolgreiches Programm präsentieren. Zur 66. Berlinale ist es ihm gelungen, den amerikanischen
Star Meryl Streep als Jury-Präsidentin nach Berlin zu locken
Den ersten Coup hat die Berlinale 2016 schon sicher: Meryl Streep als Jury-Präsidentin – für sie ist es die erste
Jurorenrolle überhaupt. Warum also Meryl Streep?
Warum nicht Meryl Streep? Wenn es überhaupt jemanden gibt,
der so eine Medienöffentlichkeit herstellen kann, dass innerhalb
kürzester Zeit tausende Menschen auf unsere Website zugreifen
und weltweit darüber berichtet wird, dann ist das schon eine
Idealbesetzung. Aber wichtig ist vor allem, dass sie eine Beziehung zur Berlinale hat: Sie war mehrfach auf dem Festival, mit
verschiedenen Filmen. Sie hat einen Goldenen Bären und eine
Berlinale-Kamera. Sie ist überhaupt die größte und am häufigsten ausgezeichnete lebende Schauspielerin, unter anderem hat
sie drei Oscars und 14 Nominierungen erhalten. Überall werde
ich gefragt, wie ich es geschafft habe, sie herzuholen. Ich glaube,
sie mag die Berlinale und Berlin.
War es schwierig, sie zu überzeugen?
Das hat schon lange gedauert, aber es war nicht so schwer, wie
man sich das vielleicht vorstellt. Als sie beim letzten Mal für
„Die Eiserne Lady“ in Berlin war und wir ihr einen Ehrenbären
für ihr Lebenswerk verliehen haben, hat sie schon gesagt, sie
würde gerne wieder nach Berlin kommen und auch gerne länger bleiben. Sie könne sich auch vorstellen, mal in die Jury zu
gehen. Ich habe das aber erst nicht glauben wollen. Dann habe
ich einfach mal geschrieben, nach dem Motto „You always can
get a No“ – und es hat nicht lange gedauert, bis sie Ja gesagt hat.
Tatsächlich ist Meryl Streep nach wie vor ein Kassenmagnet – mit mittlerweile 66 Jahren: Was macht sie
zu so einer Ausnahmeerscheinung?
Ich glaube, sie hat diese Fähigkeit, die Rollen, in die sie schlüpft,
perfekt darzustellen. Sie ist einfach eine großartige, disziplinierte und professionelle Schauspielerin, die sehr unterschiedliche
Figuren spielen kann. Sie hat in „Mamma Mia!“ Songs von
ABBA gesungen, und gerade ist sie in einem Film zu sehen,
in dem es um Rock ’n’ Roll geht. Kurz vorher noch hat sie
Margaret Thatcher in „Die Eiserne Lady“ gegeben. Jedes Mal
ist es eine andere Meryl Streep – und trotzdem ist und bleibt es
immer wieder Meryl Streep. Das ist es, was große Schauspieler
ausmacht, auch Tom Hanks zähle ich dazu. Meryl Streep kann
Menschen begeistern, eine spezielle Faszination ist einfach da.
Ich habe das selbst erlebt, wie es ist, wenn sie im Kino auf der
Bühne steht. Und auf der persönlichen Ebene muss ich sagen:
Sie ist zwar ein großer Star, aber nicht mit großen Allüren.
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Mit Meryl Streep ist Hollywood an allen Festivaltagen
zu Gast in Berlin. Wie wichtig ist Glamour für den
Erfolg eines Filmfestivals?
Ohne diesen Glamourfaktor ist es sicher ganz schön schwierig, so ein Festival zu machen, vor allem in dieser Größe. Wir
sind jetzt das größte Filmfestival der Welt, mit fast 350.000
Menschen, die sich eine Karte kaufen und 500.000 Mal ins
Kino gehen. Und wir haben, nach Cannes, seit vergangenem
Jahr den zweitgrößten Filmmarkt, den EFM: Wir haben unterschiedlichste Sektionen und viele tausend Fachbesucher und
Journalisten. Ohne Stars und ohne roten Teppich würden das
wohl weniger Menschen mitbekommen.
Das heißt, nur die Highlights des internationalen Autorenfilms zu präsentieren, macht noch kein Festival?
Das ist nicht mehr so wie früher, dass sie einen megagroßen
Film gegen einen megakleinen Film setzen. Die Produktionen
sind ja heute ganz anders. Die Stars sind nicht nur in den großen Produktionen zu sehen, sondern auch in engagierten Independent-Filmen oder im europäischen Autorenfilm. Das hat
sich also alles ziemlich vermischt. Die Frage nach den Stars und
dem roten Teppich stellt sich heute nicht mehr so wie vor zehn
Jahren. Die Stars sind existenziell für eine gute Performance
und ein „glitzi“ Festival.
Mit dem Berlinale-Ehrenbären wird Michael Ballhaus
gewürdigt, einer der ganz Großen der deutschen Filmkunst, und die Berlinale-Retrospektive „Deutschland
1966“ erinnert an die damalige Aufbruchsstimmung
des deutschen Kinos. Ein bewusst gesetztes Statement
in Zeiten, in denen das deutsche Autorenkino international mal wieder vor sich hindümpelt?
Ich bin ja nun schon seit 35 Jahren beim deutschen Film, und
es ist sichtbar, dass der deutsche Film für mich eine ganz besondere Rolle spielt. Ich habe mal zusammengezählt: Fast jedes
Jahr ist bei der Berlinale ein deutscher Film oder eine deutsche Schauspielerin bzw. ein deutscher Schauspieler mit einem
Bären ausgezeichnet worden. Wir haben aber auch in vielen
anderen Bereichen etwas für den deutschen Film getan, zum
Beispiel in der Retrospektive, wo wir abwechselnd einmal einen
internationalen und dann wieder einen deutschen Rückblick
initiieren. Mit Michael Ballhaus haben wir jemanden, der auch
international bekannt ist und den wir auch einmal für eine Tätigkeit als Director of Photography ehren können.
Foto: Getty Images/Ullstein Bild
1/2016
3sat TV- & Kulturmagazin 29
Kultur
Wissen
„Wir fangen immer wieder
bei null an“
Man kennt ihn als Fußballkommentator, als Moderator des preisgekrönten satirischen
Wochenrückblicks „heute-show“ im ZDF und als (Co-)Autor des Bestsellers „Frank Bsirske
macht Urlaub auf Krk: Deutsche Helden privat“. Aber wetten, dass Oliver Welke noch nie im
roten Showanzug aufgetreten ist? Das holt der Mann mit den vielen Talenten jetzt nach. In
ihrem aktuellen Bühnenprogramm „Im Herzen jung!“ wagen er und sein langjähriger Kollege
Dietmar Wischmeyer nicht nur modisch, sondern auch satirisch das Äußerste: Sie lesen aus
einem Buch, das ganz sicher niemals erscheinen wird, und versprechen dennoch einen Abend,
bei dem „einem das Denken im Halse stecken bleibt“. Wer keine Karten mehr bekommen hat:
3sat zeigt am 13. März eine Aufzeichnung der furiosen Lese-Show
Herr Welke, Ihr aktuelles Bühnenprogramm mit Dietmar Wischmeyer heißt „Im Herzen jung!“. Schöpfen
Sie aus eigener Erfahrung?
Auch mein Alterungsprozess ist nicht mehr aufzuhalten. Ich
werde nächstes Jahr 50, da sagt einem der Arzt offen, dass es
ab sofort nur noch darum geht, den Verfall aufzuhalten. Bandscheibenvorfälle, Gastritis, Arthrose, all diese Dinge, die die
eigene Kompostierung illustrieren. Männer, die über Krankheiten reden – sind sie nicht ein ewiger Quell der Freude?
Haben Sie beide beim Schreiben viel gelacht?
Über die eigenen Witze lachen liegt uns nicht. Aber man freut
sich schon über gelungene Formulierungen. Ob sie wirklich
funktionieren, merkt man allerdings erst, wenn man sie auf
der Bühne liest.
Wo liegen für Sie die Grenzen der Satire?
Selbstverständlich verbietet sich alles, was direkt oder indirekt
mit menschlichem Leid zu tun hat. Das heißt, in der „heute-show“ haben wir nach den jüngsten Attentaten von Paris
versucht, uns auf das zu konzentrieren, was für eine Satiresendung funktioniert: Erstens auf die Art und Weise, wie der
Terror nach einer sehr kurzen Schamfrist innenpolitisch ausgeschlachtet wurde. Und zweitens auf die Medien. Das machen
wir sonst nicht, aber unser Eindruck war, dass bei den endlosen
Live-Strecken und Sondersendungen nicht mehr recherchiert
und anschließend berichtet wurde, was man herausgefunden
hat, sondern dass es genügte, live dabei zu sein. Da wurden
viele Fehlinformationen rausgeblasen, die die Zuschauer zusätzlich verunsichert haben.
34 3sat TV- & Kulturmagazin
1/2016
Warum verschonen Sie die Medien normalerweise?
Weil Sie selber Teil der Maschinerie sind?
Nö, nicht weil die eine Krähe der anderen kein Auge aushacken darf, sondern weil unser Kerngeschäft die Politik ist.
Wie läuft die Vorbereitung der Show normalerweise?
Ab Montag gibt es immer eine Menge Konferenzen. Wir denken zunächst rein journalistisch und legen drei bis fünf Themen fest, die bis zum Ende der Woche genug Gesprächsstoff
bieten. Dann recherchieren wir und suchen Ausschnitte, die
für uns interessant sind. Die sind das Rückgrat der Show. Und
am Dienstag überlegen wir: Wie ist unsere Haltung zu den
Themen? Und wie kriegen wir das lustig?
Ist die Empörung, die Sie als Moderator an den Tag
legen, echt?
Uns wird gelegentlich vorgeworfen, dass wir für eine gute
Pointe jede beliebige Haltung einnehmen. Wenn man sich
März
13 SO, 20.15
Oliver Welke und Dietmar Wischmeyer:
Im Herzen jung! · NEU
Aufzeichnung einer Lesung aus dem Theater am
Aegi, Hannover (60 Min) · 3sat
Illustration: Kat Menschik
1/2016
3sat TV- & Kulturmagazin 35
Wissen
Wissen
Jäger des verlorenen Haares
Die Tatortgruppe des Bundeskriminalamts (BKA) sichert Spuren, die Verbrecher hinterlassen
haben. Kriminaltechniker werten sie anschließend mit modernsten Analysemethoden aus. Zu
Besuch bei Deutschlands Top-Ermittlern
Der Schrecken aller Mörder, Vergewaltiger und Drogenbosse
trägt weiße Anzüge. Es ist die Tatortgruppe des Bundeskriminalamts (BKA). Zur Arbeitskleidung der Beamten gehören
Latexhandschuhe, Mundschutz, Gasmaske, säurefeste Schuhe.
Sie steigen über Leichen. Drehen Staubkörner um. Suchen das
Haar im Heuhaufen. Ihr Job ist brisant. Sie sollen finden, was
Straftäter hinterlassen haben: Patronenhülsen, Fingerabdrücke,
Fasern, Speichel, Sperma. Für einen Tropfen Blut fliegen sie um
die halbe Welt.
Die Einheit der Spurenjäger wurde 1972 in Wiesbaden gegründet. Damals hieß sie noch „Arbeitsgruppe Sprengstoff“ – ein
Hinweis auf die Hauptaufgabe der ersten Jahre: der Kampf gegen den aufkommenden Bombenterror der Rote Armee Fraktion (RAF). Bis heute rücken die Ermittler aus, wenn Straftaten
politisch motiviert sind oder internationale Zusammenhänge
erkennbar werden. Auch nach Verbrechen mit ungewöhnlich
vielen Opfern sind die BKA-Experten gefragt, ausländische Sicherheitsbehörden betrauen sie mit heikelsten Fällen.
„Einen Tatort muss man erspüren“
Normalerweise scheut die Tatortgruppe die Öffentlichkeit.
Die Verantwortlichen verraten nicht einmal, wie viele Männer und Frauen dem Team angehören. Nur wenige Reporter
dürfen ins Reich der stillen Fahnder, das aus zwei Referaten
besteht. Das eine, ZD 31, ist zuständig für allgemeine Tatortarbeit. Das andere hat sich auf die Untersuchung von Sprengstoff- und Branddelikten spezialisiert. Es trägt das Kürzel ZD
32 und wird geleitet von einem kleinen, rundlichen Mann
Mitte 50 mit freundlichen Augen. Sein Name: Peter Setzer.
Setzer ist seit 1986 im Geschäft. Mehr als 100 Schauplätze von
Verbrechen hat er bereits nach Spuren abgegrast. Seine größten Fälle: Herrhausen-Mord, Weiterstadt-Anschlag, SolingenInferno, Attentat auf den libanesischen Ex-Ministerpräsidenten al-Hariri, Terror gegen deutsche Urlauber auf Djerba. „Einen Tatort muss man erspüren“, erklärt der Erste Kriminalhauptkommissar, „man muss versuchen, ihn zu durchschauen
und zu verstehen.“
Wer einen Tatort verstehen will, muss Regeln beachten. Beim
BKA gilt das Prinzip „Auge, Kamera, Hand“. Zunächst schauen die Ermittler nach Spurenbildern, den typischen wie den
ungewöhnlichen. Dann machen sie Fotos. Erst jetzt drehen sie
das oder die Opfer um und suchen die Umgebung ab. Alles,
was ihnen wichtig erscheint, stellen sie sicher – von mikros-
40 3sat TV- & Kulturmagazin
1/2016
Foto: Getty Images/Graeme Robertson
kopisch feinen Stäuben bis zum tonnenschweren Radlader. Sie
bewerten keinen ihrer Funde, wissen nie, ob eine Spur den Verdächtigen be- oder entlastet. Entscheidend ist, dass sie jeden
Schritt dokumentieren, damit später vor Gericht keine Zweifel
an einem Beweisstück aufkommen.
Vieles, was die Fahnder entdecken, landet irgendwann in der
Asservatenkammer des BKA. Tausende Gegenstände, alle sorgsam nummeriert, werden hier aufbewahrt, verpackt in Kartons,
Tüten, Plastikboxen. Puzzleteile blutiger deutscher Geschichte. Da ist der Feldstecher, mit dem RAF-Terroristen 1991
Treuhand-Chef Rohwedder beobachteten, bevor sie ihn erschossen. Da ist das zerstörte Fahrrad, auf dem jene Sprengladung deponiert war, die den Chef der Deutschen Bank, Alfred
Herrhausen, 1989 in den Tod riss. Und da sind blaue Plastiktonnen mit dem Aufkleber „Wasserstoffperoxidlösung“. Wie
gespenstische Symbole stehen sie für ein vereiteltes Attentat,
das Deutschland 2007 ins Mark treffen sollte. In letzter Minute konnten Fahnder eine Gruppe Islamisten, die sogenannte
Sauerland-Gruppe, stoppen.
Tatortbeamte leben mit und von Katastrophen. Die in Hamburg vorbereiteten Anschläge vom 11. September 2001, die
Mordserie der Terrorgruppe Nationalsozialistischer Untergrund (NSU), Attentate auf Bundeswehrsoldaten in Afghanistan. Überall Leid, Zerstörung. Können Ermittler da noch
Glück oder Zufriedenheit empfinden? „Definitiv“, sagt Sven
Kröger. „Genau deshalb mache ich den Job.“ Es motiviere
ihn, Straftäter zu überführen. „Gelingt es, geht man zufrieden nach Hause.“ Kröger, Mitte 40, Vollbart, Jeans, Sneakers,
heißt in Wahrheit anders. Der Polizist will unerkannt bleiben
– aus Angst um seine Frau und seine Kinder. Auch das gehört
zum Job.
März
17 DO, 20.15
wissen aktuell: Kampf dem Verbrechen · NEU
Dokumentation (105 Min) · ARD/SWR/3sat
1/2016
3sat TV- & Kulturmagazin 41
Februar
9. – 16. Februar
9 dienstag
13 samsTag
20.15 Mein Mann, seine Geliebte und ich
Fernsehfilm (89 Min) · D 2009 · ZDF
Regie: D. Hirtz · Mit M. Millowitsch, H. Krassnitzer u.a.
Ulrike und Erik sind ewig verheiratet. Als sie von
der Affäre ihres Mannes erfährt, beginnt ein gnadenloser Feldzug gegen seine Geliebte.
21.45 Der große Schwindel
Fernsehfilm (88 Min) · D 2013 · ZDF
Regie: J. Broecker · Mit M. Millowitsch, W. Sittler u.a.
Wegen einer Amnesie weiß Powerfrau Elli nicht,
dass ihr Mann sie verlassen hat. Ihre Kinder vertuschen die Trennung – mit fatalen Folgen.
EHRENBÄREN
20.15 Die Ehe der Maria Braun
Spielfilm (116 Min) · BRD 1978· 3sat
Regie: R. W. Fassbinder · Mit Hanna Schygulla u.a.
22.10 Der Meisterfälscher (1+2/5)
NEUWolfgang Beltracchi porträtiert Emil Steinberger
und Katarina Witt (je 29 Min) · SRF/3sat
14 sonntag
10.05 Berlin – Ecke Schönhauser
Regie: Gerhard Klein · Mit Ekkehard Schall, Ilse
Pagé, Harry Engel u.a.
23.15 Kein Sex ist auch keine Lösung
Das DEFA-Porträt des täglichen Lebens unterm
Berliner U-Bahnbogen ist ein zeitloses Sittengemälde vom jungen Nachkriegsdeutschland und
gilt als wichtigster Gegenwartsfilm der 50er Jahre.
Fernsehfilm (100 Min) D 2011 · ZDF
Regie: Torsten Wacker · Mit Stephan Luca,
Marleen Lohse, Anna Thalbach u.a.
In Beziehungsfragen hat der erfolgreiche Werber
und Frauenheld Tom klare Prinzipien: Sex ja, Liebe
nein! Bis die neue Kollegin Elisa das Lotterleben
des 31-Jährigen durcheinanderwirbelt.
11.25 Jahrgang 45
Regie: Jürgen Böttcher · Mit Rolf Römer, Monika
Hildebrand, Paul Eichmann u.a.
Lovestory à la DDR im Ostberlin 1965: Einziger
Spielfilm des Dokumentarfilmers Jürgen Böttcher,
der seine ganz eigene, lyrische Qualität entwickelt.
10 mittwoch
20.15 Wie beim ersten Mal
Spielfilm (100 Min) · USA 2012 · ARD
Regie: David Frankel · Mit Meryl Streep,
Tommy Lee Jones u.a.
20.15 Große Kleinkunst
NEU
22.25 Die Legende von Paul und Paula
Spielfilm (101 Min) v DDR 1973 · ARD/SWR
Regie: H. Carow · Mit A. Domröse, W. Glatzeder u.a.
EHRENBÄREN
Eigentlich durfte es den ersten DEFA-Film, der auch
im Westen Kultstatus erlangte, gar nicht geben: Für
das Kunstverständnis der DDR war die hitzige Liebesgeschichte zweier Nonkonformisten im Spießersozialismus der 70er Jahre – verkörpert von Angelica
Domröse und Winfried Glatzeder – viel zu wild, zu
verwegen und zu freiheitsliebend. Doch Regisseur
Heiner Carow schuf nach dem Buch von Ulrich
Plenzdorf vor 40 Jahren einen der größten Kinoerfolge des Ostens, dessen tragikomische Romantik durch
den Soundtrack der Puhdys getragen wird.
3sat zeigt vier Filme der Deutschen Film AG anlässlich ihres 70-jährigen Bestehens: Am 14. Februar folgen
ab 10.05 Uhr Berlin – Ecke Schönhauser und Jahrgang 45. Am 16. Februar um 22.25 Uhr Solo Sunny.
Spielfilm (139 Min) · USA 1999 · 3sat
Regie: Norman Jewison · Mit Denzel Washington u.a.
19.20 Berlinale 2016: Die Eröffnung
Aus dem Berlinale Palast (100 Min) · 3sat
Moderation: Anke Engelke, Cécile Schortmann und
Rainer Maria Jilg
Trotz eisiger Winde ziehen die Internationalen Filmfestspiele auch in diesem Winter nicht nur 17.000
Fachbesucher aus 128 Ländern nach Berlin, sondern
auch die Großen und Glamourösen der Branche.
Berichte und Filme zur Berlinale noch bis
zum 21. Februar in 3sat. Lesen Sie ein Interview mit dem Direktor der Filmfestspiele
Dieter Kosslick und ein Porträt der Jury-Präsidentin Meryl Streep ab S. 26.
EHRENBÄREN
21.00 Der englische Patient
Spielfilm (153 Min) · USA/GB 1996 · ARD
Regie: A. Minghella · Mit R. Fiennes,
K. Scott Thomas u.a.
23.35Berlinale-Studio (1/7)
Mit Max Moor (30 Min) · ARD/RBB
12 freitag
21.00 makro: Luxusgut Miete
Magazin mit Eva Schmidt (29 Min) · 3sat
Ob wohnen oder arbeiten: Explodierende Immobilienpreise machen den Menschen aller Ballungsräume das Leben schwer. Ein Überblick zum Fürchten.
EHRENBÄREN
22.35Mississippi Burning –
Die Wurzel des Hasses
Spielfilm (119 Min) · USA 1988 · ARD
Regie: A. Parker · Mit G. Hackman, W. Dafoe u.a.
0.35Berlinale-Studio (2/7)
Mit Max Moor (30 Min) · ARD/RBB
56 3sat TV- & Kulturmagazin
10 MI, 22.25 ˙ Spielfilm
Die Legende von Paul und Paula
„Wie beim ersten Mal“: Bei einem romantischen Dinner kommen sich Kay (Meryl Streep) und Arnold (Tommy Lee Jones) wieder näher
Die Berlinale in 3sat:
Glitzer, Glanz und Glamour: Vom 10. bis zum 21. Februar berichtet 3sat LIVE von der Berlinale
und zeigt die Reihe EHRENBÄREN mit Filmen von und mit Ehrenbären-Preisträgern der vergangenen Jahre – von Meryl Streep bis Gene Hackman.
23.15Hurricane
11 donnerstag
NEU
Das Mainzer Kabarett-Theater feiert 50. Geburtstag. Mit dabei: die hiesige Humorelite von Urban
Priol über Tobias Mann bis Christoph Sieber.
Im Anschluss um 21.45 Uhr folgt die Dokumentation „Zum Lachen in den Keller“.
3sat zeigt bis zum 16. Februar vier Klassiker der DEFA anlässlich ihres 70. Jubiläums.
LIVE
Das Mainzer „unterhaus“ feiert 50. Geburtstag
Gala (90 Min) · 3sat
Auf imaginärer Reise während einer Liebesnacht: Paula
1/2016
10 MI, 20.15 ˙ Spielfilm
Wie beim ersten Mal
15 montag
Die Ehe von Kay und Arnold ist nach 31 Jahren in
leidenschaftsloser Routine erstarrt. Eine Paartherapie
vertieft die Gräben weiter – bis der träge Gatte den
Ernst der Lage erkennt … Humorvoller wie anrührender Film von David Frankel über die Fallstricke
langjähriger Beziehungen. Brillant als bipolares Paar:
Tommy Lee Jones und Meryl Streep.
20.15 NETZ NATUR
Die Geschichte des Meckerns
Naturreportage (50 Min) · SRF
Stinkfrech, verfressen und unberechenbar: Seit
mindestens 10.000 Jahren hält sich der Mensch
Ziegen. Report über das älteste aller Haustiere.
Weiter geht’s am 22. Februar, um 20.15 Uhr.
12 FR, 22.35 · Spielfilm
Mississippi Burning –
Die Wurzel des Hasses
14 SO, 23.15 ˙ Spielfilm
Hurricane
Gene Hackman und Willem Dafoe ermitteln im
Jahr 1963 als ungleiche Cops im Fall eines Lynchmordes am rassistischen Südrand der USA. Voller
Eindringlichkeit und Spannung erzählt der Film
von Regisseur Alan Parker ein reales Kapitel der
jüngeren amerikanischen Geschichte.
Als „Hurricane“ bringt es das Heimkind Rubin
Carter zum Boxweltmeister. Unschuldig zu lebenslanger Haft verurteilt, versinkt er in Verbitterung –
bis die Brieffreundschaft mit einem jungen Fan seine
Kampfkraft wiedererweckt. Bewegendes Porträt des
wahren Champions von Regie-Altmeister Norman
Jewison mit Denzel Washington in der Hauptrolle.
11 DO, 21.00 ˙ Spielfilm
Der englische Patient
13 SA, 20.15 ˙ Spielfilm
Die Ehe der Maria Braun
16 DI, 20.15 ˙ Spielfilm
Elementarteilchen
Italien, kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs.
Während ihre Kolleginnen die Zelte abbrechen,
erklärt die Krankenschwester Hana sich bereit, in
einem verlassenen Kloster einen transportunfähigen Patienten zu pflegen. Grandios fotografiertes,
exzellent gespieltes, melodramatisches Meisterwerk mit Juliette Binoche und Ralph Fiennes.
Im Irrglauben, ihr Mann wäre gefallen, lässt sich Hanna Schygulla als Titelfigur mit dem dunkelhäutigen GI
Bill ein. Als Hermann doch aus dem 2. Weltkrieg zurückkehrt, tötet Maria ihren Liebhaber … Das poetische Melodram über die Kehrseite der Wirtschaftswunderjahre war einer der erfolgreichsten Filme im
Schaffen Rainer Werner Fassbinders.
Bruno und Michael wachsen, ohne voneinander zu
wissen, bei den Großmüttern auf. Am Totenbett
ihrer exzentrischen Mutter treffen sie aufeinander.
Faszinierende Adaption von Michel Houellebecqs
Bestseller um ein ungleiches Halbbrüderpaar bei
der sexuellen Selbstfindung – gespielt von Moritz
Bleibtreu und Christian Ulmen.
0.25Berlinale-Studio (3/7)
Mit Max Moor (30 Min) · ARD/RBB
16 dienstag
EHRENBÄREN
Der Kabarettist Emil Steinberger und Wolfgang Beltracchi
20.15Elementarteilchen
13 SA, 22.10 ˙ Dokumentation · NEU
Der Meisterfälscher (1+2/5)
22.25 Solo Sunny
Es war der spektakulärste Fall von Kunstfälschung,
den es je gab: Gut drei Jahrzehnte lang kopierte
Wolfgang Beltracchi den Stil berühmter Maler und
verdiente damit Millionen – bis er aufflog. Für 3sat
zeigt der „Meisterfälscher“ nun abermals sein dubioses, aber einzigartiges Können und porträtiert Prominente im Stil bekannter Künstler. Die zweite Staffel leitet er mit dem Schweizer Kabarettisten Emil
Steinberger im Pinselstrich des Spaniers Joaquin
Sorolla ein. Danach folgt die Eiskunstläuferin Katarina Witt, der Beltracchi die Eleganz des Art-DecoGenies Tamara de Lempicka zuteil werden lässt.
Spielfilm (105 Min) · D 2006 · ARD
Regie: O. Roehler · Mit M. Bleibtreu, C. Ulmen u.a.
Spielfilm (101 Min) · DDR 1980 · 3sat
Regie: Konrad Wolf · Mit Renate Krößner, Alexander Lang, Dieter Montag, Klaus Brasch u.a.
Die Schlagersängerin Sunny versucht trotz aller
Rückschläge unbeirrt, sich ihre Träume im real existierenden Sozialismus zu bewahren. Kontroverses
Spätwerk von DDR-Regisseur Konrad Wolf.
0.05Wolfgang Kohlhaase –
Leben in Geschichten
In mehr als 50 Jahren schrieb Wolfgang Kohlhaase Drehbücher für rund 30 Spielfilme, umgesetzt von Regiestars wie Bernhard Wicki und
Volker Schlöndorff. Porträt eines Rastlosen des
Kinos.
0.50Berlinale-Studio (4/7)
Mit Max Moor (30 Min) · ARD/RBB
An den folgenden beiden Samstagen sehen Sie weitere Folgen von Der Meisterfälscher, in denen Wolfgang Beltracchi Prominente porträtiert.
Fotos: rbb/PROGRESS Film-Verleih/Herbert Kroiss ˙ bb endemol ˙ ARD Degeto/ 2012 GHS Productions LLC ˙ ARD Degeto ˙ Michael Ballhaus und RWFF ˙ ARD Degeto
1/2016
3sat TV & Kulturmagazin 57