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18 6 „Einen Tatort muss man erspüren“ Inhalt 40 Friedrich Dürrenmatt: „Ich brachte es nur zum Schriftsteller“ · Literatur sagte Friedrich Dürrenmatt. Der Dramatiker empfand sich selbst als „unvermeidliches Missverständnis“. Dabei gehörte er unbestritten zu den erfolgreichsten Schriftstellern der Schweiz. Ein Porträt zu seinem 95. Geburtstag mein Werk „Im Herzen jung!“ Mit seinem neuen Bühnenprogramm geht Oliver Welke, Moderator und Kopf des satirischen ZDF-Wochenrückblicks „heute-show“, auf Tour. Im Interview spricht er über seinen Job, übers Älterwerden und darüber, was Satire darf 26 1212 Volksdroge Valium Schlaf- und Beruhigungsmittel werden massenhaft verkauft. Rund 1,5 Millionen Deutsche vertrauen tagtäglich auf die Wirkung ihrer falschen Freunde. Schleichend geraten die Betroffenen in eine fatale Abhängigkeit Die ganze Welt des Films ist zu Gast in Berlin bei den 66. Internationalen Filmfestspielen! Die amerikanische Schauspielerin Meryl Streep verleiht dem Festival als Jury-Präsidentin Glanz und Glamour. 3sat berichtet vom Festival „Stars sind existenziell für eine gute Performance und ein glitzi‘ Festival“ Berlinale-Chef Dieter Kosslick im Interview ab Seite 28 1/2016 12 · Wissen Schwitzen, hungern, quälen: So manchem ist auf dem Weg zum perfekten Körper nichts zu viel Mein Körper, mein Werk 18 Ist Sport die neue Religion? Sportsoziologe Professor Robert Gugutzer im Interview 24 34 TV-Planer für drei Monate ab S. 46 Die Unverwechselbare · Film Ein Porträt der diesjährigen Jury-Präsidentin Meryl Streep 26 Mr. Berlinale · Film Dieter Kosslick im Gespräch 28 „Wirtschaftliches Handeln sollte vielen nutzen“ · Wissen 32 „Wir fangen immer wieder bei null an“· Kultur Oliver Welke über seinen Job, das Älterwerden und darüber, was Satire darf 34 Jäger des verlorenen Haares 40 „makro“-Moderatorin Eva Schmidt über Wirtschaftsjournalismus mit Haltung · Wissen Zu Besuch bei Deutschlands Top-Ermittlern Rubriken Ausstellungstipp Er war ein begnadeter Maler und Grafiker – und seiner Zeit weit voraus: Lucas Cranach d. Ä. (1472–1553). Das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg widmet ihm bis zum 22. Mai 2016 eine eindrucksvolle Ausstellung 16 10 Gut zu wissen Population Boom – Überbevölkerung ist eines der Schlagworte unserer Zeit. Aber sind wir wirklich zu viele Menschen auf der Welt? Oder stecken hinter dieser Panikmache Interessen? Eine kritische Betrachtung 17 Kulturzeit Krimibuchtipps Ist Blut tatsächlich dicker als Wasser? Die Antwort gibt der packende Thriller Escape von David Baldacci – Zwei vermeintliche Selbstmorde und ein Geheimbund: Das barmherzige Fallbeil von Fred Vargas ist ein kunstvolles, schwarzes Kriminalmärchen – In Kalter Schuss ins Herz von Wallace Stroby geht ein Coup gründlich schief, ein Mafioso ist tot. Das lässt sich die Organisation nicht gefallen 38 Rätsel Für Kluge Köpfe ist das Rätsel um das Thema Verbrechen. Wer die richtigen Antworten kennt, gewinnt Karten für die Osterfestspiele in Salzburg oder tolle Buchpreise Impressum 44 20 Film ab! 4 3sat TV- & Kulturmagazin Falsche Freunde · Wissen Volksdroge Valium. Eine Bestandsaufnahme Berlinale 30 Mein Körper, Nur wer fit, schön und schlank ist, gilt in unserer Gesellschaft als leistungsstark. Deshalb schwitzen, hungern und quälen sich viele auf dem Weg zu ihrer Traumfigur. Ist Sport die neue Religion? Dazu ein Interview mit dem Sportsoziologen Professor Robert Gugutzer 6 Ein Porträt in drei Teilen zum 95. Geburtstag des Schweizer Schriftstellers Die Tatortgruppe des Bundeskriminalamts (BKA) sichert Spuren, präzise und nach klaren Regeln. Jedes noch so kleine Detail ist wichtig – vor allem für die Kriminaltechniker, die das sichergestellte Material mit modernsten Analysemethoden auswerten „Ich brachte es nur zum Schriftsteller“, Wissen 32 Journalismus mit Haltung Die globalen Krisen lenken den Blick der Zuschauer zunehmend auf Wirtschaftsthemen, so Eva Schmidt, Moderatorin des 3sat-Wirtschaftsmagazins „makro“. Eine besondere Verantwortung für die Journalisten Fotos: Herbert Peterhofen / Stern / Picture Press · Getty Images/Ullstein Bild · ZDF/Svea Pietschmann · Gareth Cattermole/Getty images · Getty Images/Johner Image · Cultura RF/Rafe Swan/Getty Images · 3sat/Jana Kay Januar 70 46 – 53 Dokumentarfilm: Ai Weiwei – Never Sorry – Ein intimes Porträt von Chinas bekanntestem Kunst-Export Februar 54 – 61 Spielfilm: Wie beim ersten Mal – Meryl Streep peppt ihren öden Ehealltag auf Dokumentarfilm: Ai Weiwei – Never Sorry Spielfilm: Wie beim ersten Mal Mit Meryl Streep Spielfilm: Ray Mit Jamie Foxx 53 57 69 Fotos: Getty Images/Graeme Robertson · Kat Menschik · Ted Alcorn · ARD Degeto/2012 GHS Productions LLC · Nicola Goode März 62 – 69 Spielfilm: Ray – Vor seinem Tod konnte der Sänger Ray Charles noch eine Filmversion seines Lebens anschauen. Einen Oscar gab es für Jamie Foxx als Ray 1/2016 3sat TV- & Kulturmagazin 5 Wissen Wissen Mein Körper, mein Werk Schwitzen, quälen, hungern – so manchem ist auf dem Weg zum perfekten Körper nichts zu viel. Denn nur, wer fit, schön und schlank ist, gilt in dieser Welt als leistungsstark Februar 3 MI, 20.15 Mein Körper – Mein Werk Dokumentation (50 Min) · SRF 18 3sat TV- & Kulturmagazin 1/2016 Foto: Getty Images/Johner Image 1/2016 3sat TV- & Kulturmagazin 19 Wissen Es gehört zu den Regeln des Körperkults, dass inzwischen schon der Sommer beginnt, wenn es eigentlich noch Winter ist. Der letzte Schnee mag noch liegen, aber schon wird landauf, landab, gestählt, gestemmt, geächzt für ein fernes Ziel. „Schockiere deinen Körper mit Belastungen, die er bisher noch nicht kannte. Entwickle innere Kraft und Willen. Unabhängig von deinem jetzigen Skill-Level kannst du 1.000 Kalorien in einer Stunde verbrennen!“, peitschte ein Berliner Fitnessstudio seine Mitglieder für den Kurs „Active Boot Camp – und die Strandfigur ist dir sicher!“ im vergangenen Februar ein. „Beach-Body-Workout für Sie und Ihn“ lautete das Angebot der VHS Aichach zur gleichen Zeit, der VfL Tremsbüttel hob schlicht „Strandfigur – Beachbody“ in sein Programm, dienstags von 20 bis 21 Uhr in der Mehrzweckhalle. Draußen Matschwetter und Minusgrade, drinnen stickige Heizungsluft und wild pumpende, maximal Kalorien verbrennende Sachbearbeiter, Studenten, Lehrer, Anwälte. dauerhaft, drei Kilo zu viel mit sich herumzuschleppen, so wie völlig normalgewichtige Männer der Ansicht sind, ihr Körper benötige mehr Kontur. „Bis zum Urlaub möchte ich unter 60 Kilo kommen“, seufzte neulich eine Freundin, die 1,74 Meter groß ist und damit laut BMI (Body-Mass-Index)-Tabelle an der Grenze zum Untergewicht wäre. So, als müsse sie sich noch einmal quälen, um sich wirklich erholen zu dürfen. Der Körper als Visitenkarte Man kann jetzt natürlich einwenden: Jeder soll es doch so halten, wie er mag. Wer in einem „Boot-Camp“ seinen Körper „schockieren“ will, kann das gerne machen. Manche Leute halten sich ja auch Leguane zu Hause, und andere ernähren sich nur von heruntergefallenen reifen Früchten. Grundsätzlich ist auch nichts, wirklich gar nichts dagegen einzuwenden, seinen Körper zu pflegen, damit er beweglich bleibt und stark. Viel einzuwenden ist allerdings gegen die unterschwelligen Botschaften, die mit dem aktuellen Körperkult einhergehen: Es „Die Ernährung macht Dreiviertel des Erfolges aus“ Offenbar gibt es eine sehr klare Vorstellung davon, wer am Strand, im Freibad, am Baggersee eine gute Figur macht – und wer eher nicht. In diesem engen Raster ist jeder sehr leicht zu dick, zu klein, zu blass, zu breitkreuzig, zu flachbrüstig, zu schwabbelig. In diesem engen Raster haben viele das Gefühl, gegen ihre vermeintlichen Unzulänglichkeiten angehen zu müssen. 9,1 Millionen Deutsche stemmen in Fitnessstudios Gewichte oder belegen „Bodystyling“-Kurse – so viele wie in keinem anderen Land in Europa. Seit 1999 hat sich der Umsatz der Branche verdoppelt. Über 500.000 Nutzer haben sich die von Studenten entwickelte App „Freeletics“ heruntergeladen, die mit abenteuerlichen Trainingsplänen und dem Slogan „No Excuses“ Hobby-Sportler zum Äußersten treibt. Mehr Muskeln, dafür weniger Fett, dazu gehört natürlich die entsprechende „Ernährungsumstellung“ – die „Schoko“-Diät oder die „Glyx“-Diät. Für ein Viertel der deutschen Frauen sind Hungerkuren fester Bestandteil ihres Lebens: Sie machen gerade eine, haben schon mehrere Anläufe hinter sich oder sind überhaupt dauerhaft damit beschäftigt, Kalorien zu zählen und sich das Dessert zu verkneifen. Und auch immer mehr Männer essen nicht mehr einfach wahllos, was ihnen schmeckt, sondern folgen einem festen Essensplan. Der Frankfurter Student und Personal Trainer Maximilian (siehe Kasten), der kontinuierlich seinen Körper stählt, nutzt eine spezielle App, in die er penibel alle Grammzahlen der Lebensmittel eingibt, die er zu sich nimmt. Er will den kompletten Überblick über Kalorien und Nährstoffe haben. Den Aufwand hält er für gerechtfertigt: „Die Ernährung macht Dreiviertel des Erfolges aus.“ Eine optimale Figur ist heute nicht mehr die schönste Version des eigenen Körpers, sondern eine realitätsferne Version eines standardisierten Körpers. Die deutsche Durchschnittsfrau ist 1,65 Meter groß, wiegt 67,5 Kilo, trägt Kleidergröße 44 und macht am Strand nicht die geforderte Figur. Normal soll heute sein, was objektiv einfach nicht normal ist. Und so kommt es, dass zwar 75 Prozent aller Jugendlichen normalgewichtig sind (also die große Mehrheit!), sich aber nur 40 Prozent für „genau richtig“ halten. Und selbst schlanke Frauen glauben 20 3sat TV- & Kulturmagazin 1/2016 gibt ihn, den perfekten Beachbody. Und wer ihn hat, der zeigt damit jedem: Ich lasse mich nicht gehen, ich arbeite an mir, um unter den Dicken, Blassen, Schwachen und Exzessiven als aktiver und jederzeit einsatzfähiger Leistungsträger der Gesellschaft herauszustechen. In dieser Betrachtung ist der Körper eine Visitenkarte, eine Frage des Status und der Abgrenzung. Im Frühjahr machte der Fall einer leicht übergewichtigen Bewerberin die Runde, die von der Deutschen Gesellschaft für Borreliose mit den Worten abgelehnt wurde, sie „wäre im jetzigen Zustand natürlich kein vorzeigbares Beispiel“. In ihrem Buch „Body of Truth“ beschreibt die Amerikanerin Harriet Brown diese unterschwelligen gesellschaftlichen Strömungen: die soziale Ausgrenzung aller, die auf den ersten Blick nicht dünn, trainiert und leistungsstark erscheinen. Sie selbst hatte jahrelang immer wieder versucht, schlank zu werden – auch, weil sie dachte, damit etwas für ihre Gesundheit zu tun. Das, beweisen Studien, ist ein Irrglaube. Nicht Superschlanke haben die höchste Lebenserwartung, sondern leicht übergewichtige Menschen. Auf lange Sicht wirkt ohnehin kaum eine Diät. „Die Chance, dass man einen signifikanten Gewichtsverlust länger als fünf Jahre halten kann, ist etwa gleich groß wie die Chance, Maximilian, 27 Jahre, Student und Personal Trainer aus Frankfurt, hat seinen Tagesablauf und seine Ernährung ganz auf die körperlichen Ziele eingestellt, die er erreichen will. Dazu gehört das tägliche Training im Fitnessstudio, aber auch die Einhaltung eines speziellen Ernährungsplans. „Die Ernährung macht Dreiviertel des Erfolges aus. Wer das nicht berücksichtigt, erreicht seine Ziele nicht.“ Schon zum Frühstück müssen die wichtigsten Nährstoffe auf dem Teller liegen oder im Shaker gemixt werden: Proteine braucht es und natürlich die richtigen Kohlenhydrate und Fette. Damit er über seine Nährstoffe und Kalorien einen Überblick hat, nutzt er eine App. Zwischendurch gibt es auch mal einen Proteinshake. Alkohol steht nicht auf dem Plan. „Alkohol ist letztendlich nichts anderes als ein Gift, das dafür sorgt, dass ein Nährstoffmangel entsteht und wichtige Vorgänge im Körper, zum Beispiel die Regeneration, nicht funktionieren.“ Doch was bringt ihm der ganze Stress? Auf jeden Fall gutes Aussehen und ein tolles Körpergefühl, meint er. „Für mich ist das Training und die passende Ernährung wie die tägliche Körperpflege. Es gehört einfach dazu.“ Klar, dass er auch einen Account auf Instagram pflegt und alle an seinen Erfolgen teilhaben lässt. Seinen Kunden predigt er von Anfang an Disziplin und Kontinuität. Wer nicht bereit sei, die aufzubringen, solle es lieber gleich lassen. Foto: Maximilian Dämmerle 1/2016 3sat TV- & Kulturmagazin 21 Film Mr. Berlinale Wie kein anderer prägt Dieter Kosslick die Internationalen Filmfestspiele in Berlin. Doch von einer Ära Kosslick will der Berlinale-Chef, der 2001 sein Amt übernahm, selbst nicht sprechen. Er findet es toll, dass er und sein Team einem zufriedenen Publikum ein engagiertes wie erfolgreiches Programm präsentieren. Zur 66. Berlinale ist es ihm gelungen, den amerikanischen Star Meryl Streep als Jury-Präsidentin nach Berlin zu locken Den ersten Coup hat die Berlinale 2016 schon sicher: Meryl Streep als Jury-Präsidentin – für sie ist es die erste Jurorenrolle überhaupt. Warum also Meryl Streep? Warum nicht Meryl Streep? Wenn es überhaupt jemanden gibt, der so eine Medienöffentlichkeit herstellen kann, dass innerhalb kürzester Zeit tausende Menschen auf unsere Website zugreifen und weltweit darüber berichtet wird, dann ist das schon eine Idealbesetzung. Aber wichtig ist vor allem, dass sie eine Beziehung zur Berlinale hat: Sie war mehrfach auf dem Festival, mit verschiedenen Filmen. Sie hat einen Goldenen Bären und eine Berlinale-Kamera. Sie ist überhaupt die größte und am häufigsten ausgezeichnete lebende Schauspielerin, unter anderem hat sie drei Oscars und 14 Nominierungen erhalten. Überall werde ich gefragt, wie ich es geschafft habe, sie herzuholen. Ich glaube, sie mag die Berlinale und Berlin. War es schwierig, sie zu überzeugen? Das hat schon lange gedauert, aber es war nicht so schwer, wie man sich das vielleicht vorstellt. Als sie beim letzten Mal für „Die Eiserne Lady“ in Berlin war und wir ihr einen Ehrenbären für ihr Lebenswerk verliehen haben, hat sie schon gesagt, sie würde gerne wieder nach Berlin kommen und auch gerne länger bleiben. Sie könne sich auch vorstellen, mal in die Jury zu gehen. Ich habe das aber erst nicht glauben wollen. Dann habe ich einfach mal geschrieben, nach dem Motto „You always can get a No“ – und es hat nicht lange gedauert, bis sie Ja gesagt hat. Tatsächlich ist Meryl Streep nach wie vor ein Kassenmagnet – mit mittlerweile 66 Jahren: Was macht sie zu so einer Ausnahmeerscheinung? Ich glaube, sie hat diese Fähigkeit, die Rollen, in die sie schlüpft, perfekt darzustellen. Sie ist einfach eine großartige, disziplinierte und professionelle Schauspielerin, die sehr unterschiedliche Figuren spielen kann. Sie hat in „Mamma Mia!“ Songs von ABBA gesungen, und gerade ist sie in einem Film zu sehen, in dem es um Rock ’n’ Roll geht. Kurz vorher noch hat sie Margaret Thatcher in „Die Eiserne Lady“ gegeben. Jedes Mal ist es eine andere Meryl Streep – und trotzdem ist und bleibt es immer wieder Meryl Streep. Das ist es, was große Schauspieler ausmacht, auch Tom Hanks zähle ich dazu. Meryl Streep kann Menschen begeistern, eine spezielle Faszination ist einfach da. Ich habe das selbst erlebt, wie es ist, wenn sie im Kino auf der Bühne steht. Und auf der persönlichen Ebene muss ich sagen: Sie ist zwar ein großer Star, aber nicht mit großen Allüren. 28 3sat TV- & Kulturmagazin 1/2016 Mit Meryl Streep ist Hollywood an allen Festivaltagen zu Gast in Berlin. Wie wichtig ist Glamour für den Erfolg eines Filmfestivals? Ohne diesen Glamourfaktor ist es sicher ganz schön schwierig, so ein Festival zu machen, vor allem in dieser Größe. Wir sind jetzt das größte Filmfestival der Welt, mit fast 350.000 Menschen, die sich eine Karte kaufen und 500.000 Mal ins Kino gehen. Und wir haben, nach Cannes, seit vergangenem Jahr den zweitgrößten Filmmarkt, den EFM: Wir haben unterschiedlichste Sektionen und viele tausend Fachbesucher und Journalisten. Ohne Stars und ohne roten Teppich würden das wohl weniger Menschen mitbekommen. Das heißt, nur die Highlights des internationalen Autorenfilms zu präsentieren, macht noch kein Festival? Das ist nicht mehr so wie früher, dass sie einen megagroßen Film gegen einen megakleinen Film setzen. Die Produktionen sind ja heute ganz anders. Die Stars sind nicht nur in den großen Produktionen zu sehen, sondern auch in engagierten Independent-Filmen oder im europäischen Autorenfilm. Das hat sich also alles ziemlich vermischt. Die Frage nach den Stars und dem roten Teppich stellt sich heute nicht mehr so wie vor zehn Jahren. Die Stars sind existenziell für eine gute Performance und ein „glitzi“ Festival. Mit dem Berlinale-Ehrenbären wird Michael Ballhaus gewürdigt, einer der ganz Großen der deutschen Filmkunst, und die Berlinale-Retrospektive „Deutschland 1966“ erinnert an die damalige Aufbruchsstimmung des deutschen Kinos. Ein bewusst gesetztes Statement in Zeiten, in denen das deutsche Autorenkino international mal wieder vor sich hindümpelt? Ich bin ja nun schon seit 35 Jahren beim deutschen Film, und es ist sichtbar, dass der deutsche Film für mich eine ganz besondere Rolle spielt. Ich habe mal zusammengezählt: Fast jedes Jahr ist bei der Berlinale ein deutscher Film oder eine deutsche Schauspielerin bzw. ein deutscher Schauspieler mit einem Bären ausgezeichnet worden. Wir haben aber auch in vielen anderen Bereichen etwas für den deutschen Film getan, zum Beispiel in der Retrospektive, wo wir abwechselnd einmal einen internationalen und dann wieder einen deutschen Rückblick initiieren. Mit Michael Ballhaus haben wir jemanden, der auch international bekannt ist und den wir auch einmal für eine Tätigkeit als Director of Photography ehren können. Foto: Getty Images/Ullstein Bild 1/2016 3sat TV- & Kulturmagazin 29 Kultur Wissen „Wir fangen immer wieder bei null an“ Man kennt ihn als Fußballkommentator, als Moderator des preisgekrönten satirischen Wochenrückblicks „heute-show“ im ZDF und als (Co-)Autor des Bestsellers „Frank Bsirske macht Urlaub auf Krk: Deutsche Helden privat“. Aber wetten, dass Oliver Welke noch nie im roten Showanzug aufgetreten ist? Das holt der Mann mit den vielen Talenten jetzt nach. In ihrem aktuellen Bühnenprogramm „Im Herzen jung!“ wagen er und sein langjähriger Kollege Dietmar Wischmeyer nicht nur modisch, sondern auch satirisch das Äußerste: Sie lesen aus einem Buch, das ganz sicher niemals erscheinen wird, und versprechen dennoch einen Abend, bei dem „einem das Denken im Halse stecken bleibt“. Wer keine Karten mehr bekommen hat: 3sat zeigt am 13. März eine Aufzeichnung der furiosen Lese-Show Herr Welke, Ihr aktuelles Bühnenprogramm mit Dietmar Wischmeyer heißt „Im Herzen jung!“. Schöpfen Sie aus eigener Erfahrung? Auch mein Alterungsprozess ist nicht mehr aufzuhalten. Ich werde nächstes Jahr 50, da sagt einem der Arzt offen, dass es ab sofort nur noch darum geht, den Verfall aufzuhalten. Bandscheibenvorfälle, Gastritis, Arthrose, all diese Dinge, die die eigene Kompostierung illustrieren. Männer, die über Krankheiten reden – sind sie nicht ein ewiger Quell der Freude? Haben Sie beide beim Schreiben viel gelacht? Über die eigenen Witze lachen liegt uns nicht. Aber man freut sich schon über gelungene Formulierungen. Ob sie wirklich funktionieren, merkt man allerdings erst, wenn man sie auf der Bühne liest. Wo liegen für Sie die Grenzen der Satire? Selbstverständlich verbietet sich alles, was direkt oder indirekt mit menschlichem Leid zu tun hat. Das heißt, in der „heute-show“ haben wir nach den jüngsten Attentaten von Paris versucht, uns auf das zu konzentrieren, was für eine Satiresendung funktioniert: Erstens auf die Art und Weise, wie der Terror nach einer sehr kurzen Schamfrist innenpolitisch ausgeschlachtet wurde. Und zweitens auf die Medien. Das machen wir sonst nicht, aber unser Eindruck war, dass bei den endlosen Live-Strecken und Sondersendungen nicht mehr recherchiert und anschließend berichtet wurde, was man herausgefunden hat, sondern dass es genügte, live dabei zu sein. Da wurden viele Fehlinformationen rausgeblasen, die die Zuschauer zusätzlich verunsichert haben. 34 3sat TV- & Kulturmagazin 1/2016 Warum verschonen Sie die Medien normalerweise? Weil Sie selber Teil der Maschinerie sind? Nö, nicht weil die eine Krähe der anderen kein Auge aushacken darf, sondern weil unser Kerngeschäft die Politik ist. Wie läuft die Vorbereitung der Show normalerweise? Ab Montag gibt es immer eine Menge Konferenzen. Wir denken zunächst rein journalistisch und legen drei bis fünf Themen fest, die bis zum Ende der Woche genug Gesprächsstoff bieten. Dann recherchieren wir und suchen Ausschnitte, die für uns interessant sind. Die sind das Rückgrat der Show. Und am Dienstag überlegen wir: Wie ist unsere Haltung zu den Themen? Und wie kriegen wir das lustig? Ist die Empörung, die Sie als Moderator an den Tag legen, echt? Uns wird gelegentlich vorgeworfen, dass wir für eine gute Pointe jede beliebige Haltung einnehmen. Wenn man sich März 13 SO, 20.15 Oliver Welke und Dietmar Wischmeyer: Im Herzen jung! · NEU Aufzeichnung einer Lesung aus dem Theater am Aegi, Hannover (60 Min) · 3sat Illustration: Kat Menschik 1/2016 3sat TV- & Kulturmagazin 35 Wissen Wissen Jäger des verlorenen Haares Die Tatortgruppe des Bundeskriminalamts (BKA) sichert Spuren, die Verbrecher hinterlassen haben. Kriminaltechniker werten sie anschließend mit modernsten Analysemethoden aus. Zu Besuch bei Deutschlands Top-Ermittlern Der Schrecken aller Mörder, Vergewaltiger und Drogenbosse trägt weiße Anzüge. Es ist die Tatortgruppe des Bundeskriminalamts (BKA). Zur Arbeitskleidung der Beamten gehören Latexhandschuhe, Mundschutz, Gasmaske, säurefeste Schuhe. Sie steigen über Leichen. Drehen Staubkörner um. Suchen das Haar im Heuhaufen. Ihr Job ist brisant. Sie sollen finden, was Straftäter hinterlassen haben: Patronenhülsen, Fingerabdrücke, Fasern, Speichel, Sperma. Für einen Tropfen Blut fliegen sie um die halbe Welt. Die Einheit der Spurenjäger wurde 1972 in Wiesbaden gegründet. Damals hieß sie noch „Arbeitsgruppe Sprengstoff“ – ein Hinweis auf die Hauptaufgabe der ersten Jahre: der Kampf gegen den aufkommenden Bombenterror der Rote Armee Fraktion (RAF). Bis heute rücken die Ermittler aus, wenn Straftaten politisch motiviert sind oder internationale Zusammenhänge erkennbar werden. Auch nach Verbrechen mit ungewöhnlich vielen Opfern sind die BKA-Experten gefragt, ausländische Sicherheitsbehörden betrauen sie mit heikelsten Fällen. „Einen Tatort muss man erspüren“ Normalerweise scheut die Tatortgruppe die Öffentlichkeit. Die Verantwortlichen verraten nicht einmal, wie viele Männer und Frauen dem Team angehören. Nur wenige Reporter dürfen ins Reich der stillen Fahnder, das aus zwei Referaten besteht. Das eine, ZD 31, ist zuständig für allgemeine Tatortarbeit. Das andere hat sich auf die Untersuchung von Sprengstoff- und Branddelikten spezialisiert. Es trägt das Kürzel ZD 32 und wird geleitet von einem kleinen, rundlichen Mann Mitte 50 mit freundlichen Augen. Sein Name: Peter Setzer. Setzer ist seit 1986 im Geschäft. Mehr als 100 Schauplätze von Verbrechen hat er bereits nach Spuren abgegrast. Seine größten Fälle: Herrhausen-Mord, Weiterstadt-Anschlag, SolingenInferno, Attentat auf den libanesischen Ex-Ministerpräsidenten al-Hariri, Terror gegen deutsche Urlauber auf Djerba. „Einen Tatort muss man erspüren“, erklärt der Erste Kriminalhauptkommissar, „man muss versuchen, ihn zu durchschauen und zu verstehen.“ Wer einen Tatort verstehen will, muss Regeln beachten. Beim BKA gilt das Prinzip „Auge, Kamera, Hand“. Zunächst schauen die Ermittler nach Spurenbildern, den typischen wie den ungewöhnlichen. Dann machen sie Fotos. Erst jetzt drehen sie das oder die Opfer um und suchen die Umgebung ab. Alles, was ihnen wichtig erscheint, stellen sie sicher – von mikros- 40 3sat TV- & Kulturmagazin 1/2016 Foto: Getty Images/Graeme Robertson kopisch feinen Stäuben bis zum tonnenschweren Radlader. Sie bewerten keinen ihrer Funde, wissen nie, ob eine Spur den Verdächtigen be- oder entlastet. Entscheidend ist, dass sie jeden Schritt dokumentieren, damit später vor Gericht keine Zweifel an einem Beweisstück aufkommen. Vieles, was die Fahnder entdecken, landet irgendwann in der Asservatenkammer des BKA. Tausende Gegenstände, alle sorgsam nummeriert, werden hier aufbewahrt, verpackt in Kartons, Tüten, Plastikboxen. Puzzleteile blutiger deutscher Geschichte. Da ist der Feldstecher, mit dem RAF-Terroristen 1991 Treuhand-Chef Rohwedder beobachteten, bevor sie ihn erschossen. Da ist das zerstörte Fahrrad, auf dem jene Sprengladung deponiert war, die den Chef der Deutschen Bank, Alfred Herrhausen, 1989 in den Tod riss. Und da sind blaue Plastiktonnen mit dem Aufkleber „Wasserstoffperoxidlösung“. Wie gespenstische Symbole stehen sie für ein vereiteltes Attentat, das Deutschland 2007 ins Mark treffen sollte. In letzter Minute konnten Fahnder eine Gruppe Islamisten, die sogenannte Sauerland-Gruppe, stoppen. Tatortbeamte leben mit und von Katastrophen. Die in Hamburg vorbereiteten Anschläge vom 11. September 2001, die Mordserie der Terrorgruppe Nationalsozialistischer Untergrund (NSU), Attentate auf Bundeswehrsoldaten in Afghanistan. Überall Leid, Zerstörung. Können Ermittler da noch Glück oder Zufriedenheit empfinden? „Definitiv“, sagt Sven Kröger. „Genau deshalb mache ich den Job.“ Es motiviere ihn, Straftäter zu überführen. „Gelingt es, geht man zufrieden nach Hause.“ Kröger, Mitte 40, Vollbart, Jeans, Sneakers, heißt in Wahrheit anders. Der Polizist will unerkannt bleiben – aus Angst um seine Frau und seine Kinder. Auch das gehört zum Job. März 17 DO, 20.15 wissen aktuell: Kampf dem Verbrechen · NEU Dokumentation (105 Min) · ARD/SWR/3sat 1/2016 3sat TV- & Kulturmagazin 41 Februar 9. – 16. Februar 9 dienstag 13 samsTag 20.15 Mein Mann, seine Geliebte und ich Fernsehfilm (89 Min) · D 2009 · ZDF Regie: D. Hirtz · Mit M. Millowitsch, H. Krassnitzer u.a. Ulrike und Erik sind ewig verheiratet. Als sie von der Affäre ihres Mannes erfährt, beginnt ein gnadenloser Feldzug gegen seine Geliebte. 21.45 Der große Schwindel Fernsehfilm (88 Min) · D 2013 · ZDF Regie: J. Broecker · Mit M. Millowitsch, W. Sittler u.a. Wegen einer Amnesie weiß Powerfrau Elli nicht, dass ihr Mann sie verlassen hat. Ihre Kinder vertuschen die Trennung – mit fatalen Folgen. EHRENBÄREN 20.15 Die Ehe der Maria Braun Spielfilm (116 Min) · BRD 1978· 3sat Regie: R. W. Fassbinder · Mit Hanna Schygulla u.a. 22.10 Der Meisterfälscher (1+2/5) NEUWolfgang Beltracchi porträtiert Emil Steinberger und Katarina Witt (je 29 Min) · SRF/3sat 14 sonntag 10.05 Berlin – Ecke Schönhauser Regie: Gerhard Klein · Mit Ekkehard Schall, Ilse Pagé, Harry Engel u.a. 23.15 Kein Sex ist auch keine Lösung Das DEFA-Porträt des täglichen Lebens unterm Berliner U-Bahnbogen ist ein zeitloses Sittengemälde vom jungen Nachkriegsdeutschland und gilt als wichtigster Gegenwartsfilm der 50er Jahre. Fernsehfilm (100 Min) D 2011 · ZDF Regie: Torsten Wacker · Mit Stephan Luca, Marleen Lohse, Anna Thalbach u.a. In Beziehungsfragen hat der erfolgreiche Werber und Frauenheld Tom klare Prinzipien: Sex ja, Liebe nein! Bis die neue Kollegin Elisa das Lotterleben des 31-Jährigen durcheinanderwirbelt. 11.25 Jahrgang 45 Regie: Jürgen Böttcher · Mit Rolf Römer, Monika Hildebrand, Paul Eichmann u.a. Lovestory à la DDR im Ostberlin 1965: Einziger Spielfilm des Dokumentarfilmers Jürgen Böttcher, der seine ganz eigene, lyrische Qualität entwickelt. 10 mittwoch 20.15 Wie beim ersten Mal Spielfilm (100 Min) · USA 2012 · ARD Regie: David Frankel · Mit Meryl Streep, Tommy Lee Jones u.a. 20.15 Große Kleinkunst NEU 22.25 Die Legende von Paul und Paula Spielfilm (101 Min) v DDR 1973 · ARD/SWR Regie: H. Carow · Mit A. Domröse, W. Glatzeder u.a. EHRENBÄREN Eigentlich durfte es den ersten DEFA-Film, der auch im Westen Kultstatus erlangte, gar nicht geben: Für das Kunstverständnis der DDR war die hitzige Liebesgeschichte zweier Nonkonformisten im Spießersozialismus der 70er Jahre – verkörpert von Angelica Domröse und Winfried Glatzeder – viel zu wild, zu verwegen und zu freiheitsliebend. Doch Regisseur Heiner Carow schuf nach dem Buch von Ulrich Plenzdorf vor 40 Jahren einen der größten Kinoerfolge des Ostens, dessen tragikomische Romantik durch den Soundtrack der Puhdys getragen wird. 3sat zeigt vier Filme der Deutschen Film AG anlässlich ihres 70-jährigen Bestehens: Am 14. Februar folgen ab 10.05 Uhr Berlin – Ecke Schönhauser und Jahrgang 45. Am 16. Februar um 22.25 Uhr Solo Sunny. Spielfilm (139 Min) · USA 1999 · 3sat Regie: Norman Jewison · Mit Denzel Washington u.a. 19.20 Berlinale 2016: Die Eröffnung Aus dem Berlinale Palast (100 Min) · 3sat Moderation: Anke Engelke, Cécile Schortmann und Rainer Maria Jilg Trotz eisiger Winde ziehen die Internationalen Filmfestspiele auch in diesem Winter nicht nur 17.000 Fachbesucher aus 128 Ländern nach Berlin, sondern auch die Großen und Glamourösen der Branche. Berichte und Filme zur Berlinale noch bis zum 21. Februar in 3sat. Lesen Sie ein Interview mit dem Direktor der Filmfestspiele Dieter Kosslick und ein Porträt der Jury-Präsidentin Meryl Streep ab S. 26. EHRENBÄREN 21.00 Der englische Patient Spielfilm (153 Min) · USA/GB 1996 · ARD Regie: A. Minghella · Mit R. Fiennes, K. Scott Thomas u.a. 23.35Berlinale-Studio (1/7) Mit Max Moor (30 Min) · ARD/RBB 12 freitag 21.00 makro: Luxusgut Miete Magazin mit Eva Schmidt (29 Min) · 3sat Ob wohnen oder arbeiten: Explodierende Immobilienpreise machen den Menschen aller Ballungsräume das Leben schwer. Ein Überblick zum Fürchten. EHRENBÄREN 22.35Mississippi Burning – Die Wurzel des Hasses Spielfilm (119 Min) · USA 1988 · ARD Regie: A. Parker · Mit G. Hackman, W. Dafoe u.a. 0.35Berlinale-Studio (2/7) Mit Max Moor (30 Min) · ARD/RBB 56 3sat TV- & Kulturmagazin 10 MI, 22.25 ˙ Spielfilm Die Legende von Paul und Paula „Wie beim ersten Mal“: Bei einem romantischen Dinner kommen sich Kay (Meryl Streep) und Arnold (Tommy Lee Jones) wieder näher Die Berlinale in 3sat: Glitzer, Glanz und Glamour: Vom 10. bis zum 21. Februar berichtet 3sat LIVE von der Berlinale und zeigt die Reihe EHRENBÄREN mit Filmen von und mit Ehrenbären-Preisträgern der vergangenen Jahre – von Meryl Streep bis Gene Hackman. 23.15Hurricane 11 donnerstag NEU Das Mainzer Kabarett-Theater feiert 50. Geburtstag. Mit dabei: die hiesige Humorelite von Urban Priol über Tobias Mann bis Christoph Sieber. Im Anschluss um 21.45 Uhr folgt die Dokumentation „Zum Lachen in den Keller“. 3sat zeigt bis zum 16. Februar vier Klassiker der DEFA anlässlich ihres 70. Jubiläums. LIVE Das Mainzer „unterhaus“ feiert 50. Geburtstag Gala (90 Min) · 3sat Auf imaginärer Reise während einer Liebesnacht: Paula 1/2016 10 MI, 20.15 ˙ Spielfilm Wie beim ersten Mal 15 montag Die Ehe von Kay und Arnold ist nach 31 Jahren in leidenschaftsloser Routine erstarrt. Eine Paartherapie vertieft die Gräben weiter – bis der träge Gatte den Ernst der Lage erkennt … Humorvoller wie anrührender Film von David Frankel über die Fallstricke langjähriger Beziehungen. Brillant als bipolares Paar: Tommy Lee Jones und Meryl Streep. 20.15 NETZ NATUR Die Geschichte des Meckerns Naturreportage (50 Min) · SRF Stinkfrech, verfressen und unberechenbar: Seit mindestens 10.000 Jahren hält sich der Mensch Ziegen. Report über das älteste aller Haustiere. Weiter geht’s am 22. Februar, um 20.15 Uhr. 12 FR, 22.35 · Spielfilm Mississippi Burning – Die Wurzel des Hasses 14 SO, 23.15 ˙ Spielfilm Hurricane Gene Hackman und Willem Dafoe ermitteln im Jahr 1963 als ungleiche Cops im Fall eines Lynchmordes am rassistischen Südrand der USA. Voller Eindringlichkeit und Spannung erzählt der Film von Regisseur Alan Parker ein reales Kapitel der jüngeren amerikanischen Geschichte. Als „Hurricane“ bringt es das Heimkind Rubin Carter zum Boxweltmeister. Unschuldig zu lebenslanger Haft verurteilt, versinkt er in Verbitterung – bis die Brieffreundschaft mit einem jungen Fan seine Kampfkraft wiedererweckt. Bewegendes Porträt des wahren Champions von Regie-Altmeister Norman Jewison mit Denzel Washington in der Hauptrolle. 11 DO, 21.00 ˙ Spielfilm Der englische Patient 13 SA, 20.15 ˙ Spielfilm Die Ehe der Maria Braun 16 DI, 20.15 ˙ Spielfilm Elementarteilchen Italien, kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs. Während ihre Kolleginnen die Zelte abbrechen, erklärt die Krankenschwester Hana sich bereit, in einem verlassenen Kloster einen transportunfähigen Patienten zu pflegen. Grandios fotografiertes, exzellent gespieltes, melodramatisches Meisterwerk mit Juliette Binoche und Ralph Fiennes. Im Irrglauben, ihr Mann wäre gefallen, lässt sich Hanna Schygulla als Titelfigur mit dem dunkelhäutigen GI Bill ein. Als Hermann doch aus dem 2. Weltkrieg zurückkehrt, tötet Maria ihren Liebhaber … Das poetische Melodram über die Kehrseite der Wirtschaftswunderjahre war einer der erfolgreichsten Filme im Schaffen Rainer Werner Fassbinders. Bruno und Michael wachsen, ohne voneinander zu wissen, bei den Großmüttern auf. Am Totenbett ihrer exzentrischen Mutter treffen sie aufeinander. Faszinierende Adaption von Michel Houellebecqs Bestseller um ein ungleiches Halbbrüderpaar bei der sexuellen Selbstfindung – gespielt von Moritz Bleibtreu und Christian Ulmen. 0.25Berlinale-Studio (3/7) Mit Max Moor (30 Min) · ARD/RBB 16 dienstag EHRENBÄREN Der Kabarettist Emil Steinberger und Wolfgang Beltracchi 20.15Elementarteilchen 13 SA, 22.10 ˙ Dokumentation · NEU Der Meisterfälscher (1+2/5) 22.25 Solo Sunny Es war der spektakulärste Fall von Kunstfälschung, den es je gab: Gut drei Jahrzehnte lang kopierte Wolfgang Beltracchi den Stil berühmter Maler und verdiente damit Millionen – bis er aufflog. Für 3sat zeigt der „Meisterfälscher“ nun abermals sein dubioses, aber einzigartiges Können und porträtiert Prominente im Stil bekannter Künstler. Die zweite Staffel leitet er mit dem Schweizer Kabarettisten Emil Steinberger im Pinselstrich des Spaniers Joaquin Sorolla ein. Danach folgt die Eiskunstläuferin Katarina Witt, der Beltracchi die Eleganz des Art-DecoGenies Tamara de Lempicka zuteil werden lässt. Spielfilm (105 Min) · D 2006 · ARD Regie: O. Roehler · Mit M. Bleibtreu, C. Ulmen u.a. Spielfilm (101 Min) · DDR 1980 · 3sat Regie: Konrad Wolf · Mit Renate Krößner, Alexander Lang, Dieter Montag, Klaus Brasch u.a. Die Schlagersängerin Sunny versucht trotz aller Rückschläge unbeirrt, sich ihre Träume im real existierenden Sozialismus zu bewahren. Kontroverses Spätwerk von DDR-Regisseur Konrad Wolf. 0.05Wolfgang Kohlhaase – Leben in Geschichten In mehr als 50 Jahren schrieb Wolfgang Kohlhaase Drehbücher für rund 30 Spielfilme, umgesetzt von Regiestars wie Bernhard Wicki und Volker Schlöndorff. Porträt eines Rastlosen des Kinos. 0.50Berlinale-Studio (4/7) Mit Max Moor (30 Min) · ARD/RBB An den folgenden beiden Samstagen sehen Sie weitere Folgen von Der Meisterfälscher, in denen Wolfgang Beltracchi Prominente porträtiert. Fotos: rbb/PROGRESS Film-Verleih/Herbert Kroiss ˙ bb endemol ˙ ARD Degeto/ 2012 GHS Productions LLC ˙ ARD Degeto ˙ Michael Ballhaus und RWFF ˙ ARD Degeto 1/2016 3sat TV & Kulturmagazin 57