Famulatur Dhulikhel Für Nepal hatte ich mich bereits seit Jahren
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Famulatur Dhulikhel Für Nepal hatte ich mich bereits seit Jahren
Famulatur Dhulikhel Für Nepal hatte ich mich bereits seit Jahren interessiert. Da die Medizinische Universität Graz schon seit einigen Jahren ein sehr beliebtes kurzfristiges Auslandsfamulaturprogramm mit dem Dhulikhel Hospital betreibt habe ich mich bereits im Vorjahr kurzerhand beschlossen mich dafür zu bewerben. Dieses Jahr hat sich nach einer anfänglichen Absage, dank der Bemühungen von Fr. Pabst, eine Möglichkeit ergeben, dass alle Bewerber einen Platz bekommen haben -unter der Kondition, dass jeweils nur zwei Bewerber zur gleichen Zeit kommen. Ich habe mich für den Frühling entschieden, da es eine der besten Reisezeiten für Nepal ist und für mich ausserdem passend kam, da ich bereits alle restlichen Fächergruppen absolviert hatte. Die weitere Organisation war unkompliziert. Einzig die Anrechnung als Teil des sechsten Jahres benötigte die Voranerkennung des Studienrektors und muss rechtzeitig eingereicht werden, da es bis zu vier Wochen in Anspruch nehmen konnte. Ich habe zudem die Sprechstunde des Studienrektors besucht. Da es aber die Patientendokumentation in englischer Sprache stattfand und wie sich spaeter herausstellte auch alle Ärzte über gute Englischkenntnisse verfügen war die sprachliche Barriere kaum ein Problem. Den Flug habe ich auf airline-direkt von den Turkish airlines über Delhi gebucht, welche für kurzfristige Buchungen sicher die billigste Variante darstellt. Es ist aber durchaus möglich auch kurzfristig billige Flüge aus Graz nach Delhi über Austrian airlines zu bekommen, da aber meine Reisedauer drei Monate überstieg war dieser Flug für mich nicht buchbar. Der Weiterflug war dann mit Indigo. Das Umsteigen in Delhi ist recht unkompliziert, ein Flughafenangestellter checkt für einen das Gepäck weiter ein und erledigt alle Formalitäten während man im Transit wartet -man muss also dafür kein extra Visum für Indien beantragen. Das Visa für Nepal bekommt man in Kathmandu am Flughafen, welches auch in Euro bezahlt werden kann. Impfungen waren für die Einreise keine nötig -empfehlenswert ist auf jeden Fall Thyphus (da hatten ich einige Faelle gesehen in der Zeit als ich dort war). Hepatitis A und B, evt Cholera (da es auch fuer einige E.coli Stämme schützt, aber leider nur eine Ansprechquote von 60% aufweist) sind ebenfalls zu empfehlen. Für die Tollwutimpfung habe ich mich entschlossen, da ich im Anschluss nach Indien reisen wollte und insgesamt auch noch einige Reisen in den naechsten Jahren machen wollte. Für die Famulatur selbst hätte man darauf verzichten können. Die Anreise gestaltete sich problemlos. Aus Kathmandu gibt es öffentliche Busse nach Dhulikhel oder man reist mit Taxi an -ich habe letzter Variante gewaehlt da ich viel Gepaeck hatte. Ich habe bereits im vorhinein ein Zimmer bei einer Krankenschwester, die ein kleines Guesthouse im Ort -10min vom Krankenhaus betreibt, vorreserviert. Es ist empfehlenswert, da es oft gut belegt ist, schon per mail Kontakt aufzunehmen ([email protected]). Das Guesthouse ist sauber, wir hatten immer warmes Wasser, Internet, eine eigene Küche, Waescheservice und eine Möglichkeit bei ihr zu Essen. Eine andere Wohnmöglichkeit bietet die Innatepension die von einem sehr herzlichem und engagiertem Nepali betrieben wird, der durch die Einnahmen sein Schulprojekt in Saping finanziert, die Preise sind variabel und können mit ihm per email ([email protected]) ausgehandelt werden (www.innatepension.com). Das Guesthouse ist ebenfalls sauber, schön und man hat gleichfalls die Möglichkeit zu kochen. Es ist etwa 5min weiter als das Guesthouse von Sharmila aber dafür am Fusse vom Hausberg von Dhulikhel und man hat auch die Möglichkeit am Dach zu grillen. Das Arbeiten am Krankenhaus hat mich sehr positiv überrascht. Die Interns (das Pendant zu unserem sechsten Jahr) konnten sehr viel Verantwortung übernehmen und wurden im Emergency room angeleitet dieselben Tätigkeiten wie die Ärzte dort zu machen. In einem Team von einem Oberarzt, einem medical officer (Assistenzarzt/Turnusarzt), zwei sehr gut ausgebildeten Paramedics, einer Krankenschwester und einem Intern wurden die Tätigkeiten durchaus effektiv bewältigt. Der Tag beginnt mit einer morning conference um 8:00, bei der auch manchmal Präsentationen von Interns gehalten werden. Meist werden Morgens die Investigationen vorgenommen, die Patienten werden untersucht und genauestens befragt. Die Anamnese und Erstuntersuchung ist meist sehr ausführlich da nur die nötigsten Untersuchungen angeordnet werden. Es war jedoch nie ein Problem für mich die Fälle zu verfolgen, da jeder sich große Mühe gegeben hat mir, bei Nachfrage, alles genauestens zu Erklären und zu Übersetzten. Zudem konnte ich mir die Dokumentation nochmals durchsehen. Die Krankenschwestern leiteten mich an auch kleine praktische Tätigkeiten wie Blutabnahmen, Venflons legen, Medikamentenverabreichung, Katheter-Legen zu übernehmen. Zur Mittagszeit war der ER meist sehr überlaufen, da die Konsulationen der verschiedensten Fachrichtung stattfanden, welche für mich sehr lehrreich waren. Ich wurde sehr gut in das Team integriert und alle waren bemüht mir die interessantesten Fälle zu zeigen. Zusätzlich dazu konnte ich wenn wenig zutun war im Procedure room zusehen, wo kleine Eingriffe eingenommen wurden. Um 16:00 ist der Schichtwechsel im ER. Da in Nepal eine 6Tage Woche ist habe auch ich nur Samstags frei gehabt. Da ein großteil der Patienten aus der ländlichen Umgebung von Dhulikhel stammt und es vielen nicht möglich ist in ein Krankenhaus zu kommen ,da es an Transportmitteln mangelt, betreibt das Krankenhaus ca 15 Outreach-centers in kleinen Ortschaften hauptsächlich im westlichen Kathmandutal. Die Krankenstationen sind mit einer kleinen Apotheke und Utensilien für einfache Eingriffe und Untersuchungen ausgestattet und bietet kostenlose ärztliche Versorgung an. Es gibt für Famulanten die Möglichkeit sich für solche anzumelden. Am besten man informiert sich darüber bei seinem Supervisor oder beim Oberarzt im Emergency room. All in allem waren die fünf Wochen für mich sehr lehrreich. Die Organisation am Krankenhaus ist sehr unkompliziert. Bei Ankunft wird einem ein Supervisor Doctor zugeteilt, der einem bei Anfragen und Wünschen behilflich ist. Es wurde mir auch angeboten drei Wochen im ER und zwei Wochen im Surgical Ward zu famulieren, ich entschied mich jedoch dafür im ER zu bleiben da ich mehr an internistischen Fällen interessiert war. An Krankheiten hatten wir ein breites Spektrum. Das häufigste Krankheitsbild war das der exazerbierten COPD , wobei Patienten mit einem sehr niedrigen pO2 zu uns verwiesen wurden. Weiters war das Patientenspektrum facettenreich von traumatologischen, gynäkologischen, internistischen bis zu pädiatrischen und psychiatrischen Fällen. Im gynäkologischen Untersuchungsraum wurden Geburten mit Anzeichen einer Komplikation aufgenommen, erstuntersucht und versorgt und anschliessend in den Kreissaal verwiesen. Wenn die Zeit da war, war es mir auch möglich die Untersuchung unter Anleitung durchzuführen. Insgesamt ist die Lehre am Dhulikhel Krankenhaus ausgezeichnet und laut der Interns zählt die Klinik als eine der beliebteren Ausbildungsstellen des Landes. Ich war sehr beeindruckt wie die jungen Mediziner theoretisch wie auch praktisch ausgebildet wurden. Für mich waren die fünf Wochen auf dem Emergency department eine der lehrreichsten Abschnitte in meinem Studium. Es wäre jedoch von Vorteil gewesen Nepali zu sprechen, da es mir nicht möglich war Verantwortung selbst zu übernehmen. Ein Mitgrund mich für Nepal zu entscheiden war die Möglichkeit ein Krankenhaus zu besichtigen das den sozialen Gedanken in den Vordergrund stellt und mithilfe von Spenden versucht der armen ländlichen Bevölkerung medizinische Versorgung zu ermöglichen. Der Standard der Klinik war für nepalesische Verhältnisse sehr gut. Man ist jedoch trotz des sehr engagiertem und gut ausgebildetem Personals mit für europäische Verhältnisse nicht gewohnten Bedingungen konfrontiert. Da Nepal kein staatliches Gesundheitssystem besitzt kommt es nicht selten vor, dass die Patienten Behandlungen und Untersuchungen ablehnen oder erst sehr spät ins Spital kommen. Häufig kommt es vor, dass die benötigten Untersuchungen und Behandlungen verzögert werden, da das Krankenhaus nicht über die nötige Ausstattung verfügt oder die Patienten nicht über die finanziellen Mittel. Das Krankenhaus finanziert sich hauptsächlich von Spenden und Finanziers aus Europa, daher ist es möglich Patienten mit mangelden Mitteln die medizinische Versorgung umsonst zu gewähren, die benötigten Utensilien, Medikamente und Untersuchungen müssen jedoch selbst gezahlt werden - was leider oft noch zuviel ist und Grund dafür ist, dass die Behandlungen abgelehnt werden. Patienten mit Verdacht auf einen Schlaganfall mussten erst nach Kathmandu zum CT gebracht werden bevor man eine Lyse machen konnte. Es gab in Nepal keine Möglichkeit einen Herzkatheter durchzuführen darum wurden Patienten mit Verdacht auf einen Herzinfarkt primär lysiert. Ich war jedoch durchaus überrascht von der hygienischen Ausbildung des Personals, trotzdem gab es oft gar nicht die Ausstattung die man sich für ein Krankenhaus dieser Grösse erwartet. Viele Geräte und Werkzeuge aus dem OP wurden mehrmals verwendet und desinfiziert. Spezielle Knochenbohrer gab es keine, dafür wurde ein normaler Bohrer genommen der steril verpackt wurde. Es gab auch viele Fälle die einen dann davon überzeugten, dass trotz erschwerten Bedingungen eine adequate Behandlung möglich ist. Zum Beispiel konnte eine Patientin mit einer schweren Osteomyelitis nach einer Knochendrainage innerhalb von 3 Wochen völlig genesen entlassen werden. Ich kann eine Famulatur im Dhulikhel Krankenhaus nur empfehlen, da man vorallem im Emergemcy room vieles lernen kann. Jedoch ist es durch die Sprachbarriere schwierig Aufgaben selbst zu übernehmen. Nepal ist zudem ein faszinierendes Land in dem viel entdeckt werden kann, sowohl landschaftlich als auch kulturell.