Co-Pilot auf Landkreis-Kurs
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Co-Pilot auf Landkreis-Kurs
FICHTELGEBIRGE Donnerstag, 10. April 2014 Seite 7 WUN1-1 Frapo v. 10.04.2014,Wun,S.7 Co-Pilot auf Landkreis-Kurs Roland Schöffel (Freie Wähler) wird künftig einer der Stellvertreter von Dr. Karl Döhler sein. Das Gleiche gilt mit hoher Wahrscheinlichkeit für Gerald Schade. Die SPD wird entweder mit Heinz Martini oder Dr. Birgit Seelbinder ins Rennen gehen. Von Thomas Scharnagl Wunsiedel – Roland Schöffel gehört zu den Menschen, die über den Tellerrand blicken, die das große Ganze ins Visier nehmen. Diese Eigenschaft kommt dem derzeitigen zweiten Bürgermeister der Festspielstadt Wunsiedel für sein neues Amt zugute: Schöffel wird aller Voraussicht nach einer der Stellvertreter des Wunsiedler Landrats Dr. Karl Döhler werden. Im Kommunalwahlkampf hatte Schöffel als eines seiner Ziele ausgegeben, Co-Pilot in Wunsiedel, also zweiter Bürgermeister, zu bleiben. Das Wahlergebnis der Freien Wähler in der Kreisstadt gab das bekanntlich nicht her. Aber Schöffel kann in ein anderes Cockpit umsteigen: Die künftige Kreistagsfraktion der Freien Wähler hat sich darauf geeinigt, ihn als einen der Landratsstellvertreter vorzuschlagen. Das berichtete FW-Kreisvorsitzender Dr. Klaus von Stetten auf Anfrage der Frankenpost. In den anderen Parteien, die im Kreistag vertreten sind, laufen ebenfalls die Vorgespräche im Hinblick auf die konstituierende Kreistagssitzung am 9. Mai, in der die Stellvertreter des Landrats gewählt werden. Während in der CSU einiges darauf hindeutet, dass sie mit Gerald Schade – er ist bereits seit sechs Jahren einer der weiteren Stellvertreter des Landrats – antreten wird, ist die Lage bei den Sozialdemokraten noch nicht eindeutig. Hier werden zwei Namen gehandelt: Heinz Martini und Dr. Birgit Seelbinder. Beide haben eine reiche kommunalpolitische Erfahrung, beide hätten auch Zeit: Martini könnte einen StellvertreterPosten gut mit seiner Arbeit als ehrenamtlicher Bürgermeister von Tröstau vereinbaren, und Seelbinder durfte aus Altersgründen ja nicht mehr für das Oberbürgermeisteramt in Marktredwitz kandidieren. Wegen Flüchtlinge ziehen in Erkersreuth ein Erkersreuth – Im ehemaligen „Café Mohren“ im Selber Ortsteil Erkersreuth lebt bereits seit einigen Tagen der erste Asylbewerber; am Mittwoch nun sind 18 weitere Menschen eingezogen. Ein Bus hatte 33 Erwachsene und Kinder aus der „Zentralen Aufnahmeeinrichtung“ Zirndorf nach Hof, Bayreuth, Forchheim und Erkersreuth gebracht. Sie stammen nach Auskunft eines Mitarbeiters der Regierung von Oberfranken aus den verschiedensten Ländern: Eine größere Familie mit Kindern aus Bosnien ist ebenso dabei, wie zwei Geschwister aus Aserbaidschan und ein Ehepaar aus Somalia. Die Menschen stammen aber auch aus Mazedonien, Serbien und Armenien. Wie mehrfach berichtet, hat der Besitzer des alten Gebäudes es renovieren lassen und dann an die Regierung von Oberfranken vermietet. Im vergangenen November hat sich ein örtlicher Unterstützerkreis für die Asylbewerber in Erkersreuth formiert: Dessen Mitglieder setzen sich aus Vertretern aller politischen Parteien in Selb, der Kirchen, der türkischen Gemeinde sowie weiteren Mitgliedern zusammen. Der Kreis will dazu beitragen, dass die Erkersreuther, Selber und die Asylbewerber zu einem guten Miteinander kommen. „Wir wollen die Menschen jetzt erst einmal bei uns ankommen lassen. In einigen Tagen heißt sie eine kleine Abordnung des Unterstützerkreises dann in der Stadt Selb willkommen“, sagte Oberbürgermeister Uli Pötzsch bereits am Tag vor der tami Ankunft. Gesichert: Roland Schöffel wird einer der Vertreter des Landrats. Wahrscheinlich: Gerald Schade ist einer der Wunschkandidaten von Dr. Karl Döhler. Aufgespießt TÜV fen. Den Parteien bleibt auch gar nichts anderes übrig, als sich bei der Stellvertreter-Frage zusammenzuraufen: Denn keine der im Kreistag vertretenen Gruppierungen hat eine eigene Mehrheit. Jede braucht für die Wahl Partner. Die Christsozialen stellen in dem 60er-Gremium 25, die Sozialdemokraten 20, die Freien Wähler elf und die Grünen vier Kreisräte. „Dass keiner eine Mehrheit hat, wird auch zu einem vernünftigen Ton führen“, betont Klaus von Stetten. Landrat Döhler hegt auch Überlegungen, die Position eines dritten weiteren Stellvertreters zu schaffen; der könnte dann von den Grünen kommen, die mit demnächst vier Mitgliedern im Kreistag Fraktionsstärke haben. „Wir würden das sehr begrüßen“, sagt Brigitte Artmann, die jetzige und künftige Fraktionssprecherin der Grünen, zu diesem Gedankengang des Landrats. Und sie würde das auch gerne machen. Die Grünen – sie konnten die Anzahl ihrer Sitze verdoppeln – haben „ Wir müssen das vernünftig verhandeln. Landrat Dr. Karl Döhler Im Gespräch: Heinz Martini ist der SPD-Mann als Stellvertreter, aber auch Dr. Birgit Seelbinder wird genannt. seines Verzichts auf den Fraktionsvorsitz gilt Martini derzeit als aussichtsreicherer Bewerber. „Wir beteiligen uns nicht an Spekulationen“, sagte SPD-Kreisvorsitzender Holger Grießhammer zu dieser Personalie zur Frankenpost. Aber Seelbinder und Martini seien zwei Kandidaten, „die durchaus im Gespräch sind“. Geeinigt habe sich die SPD-Fraktion aber tatsächlich darauf, dass sie künftig vom Landratskandidaten Jörg Nürnberger geführt wird. Und noch etwas steht für Grießhammer fest: Die SPD als zweitgrößte Kreistagsfraktion will sich nicht mit dem Posten des ersten weiteren oder des zweiten weiteren Stell- Ḋenkbar: Wenn die Grünen einen Vertreterposten bekommen, möchte Brigitte Artmann das gerne machen. vertreters des Landrats zufrieden geben, sie hätte gerne das Amt des Stellvertreters des Landrats. So war es auch in den vergangenen sechs Jahren: Der „richtige“ Stellvertreter“ kam mit Horst Weidner aus den Reihen der SPD, Gerald Schade (CSU) war der erste weitere Stellvertreter und Dr. Hans-Frieder Roblick (Freie Wähler) der zweite weitere Stellvertreter. Eine Konstellation, die sich offensichtlich bewährt hat. Wenn der derzeitige und auch künftige Landrat Dr. Karl Döhler über sein Stellvertreter-Trio spricht, dann gerät er schnell ins Schwärmen und findet nur eines: Lob. Lob für die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit. Wie künftig die Stellvertreter-Posten tatsächlich verteilt werden, steht noch nicht fest. Hier müssen noch Gespräche zwischen den Parteien geführt werden. „Wir müssen das vernünftig verhandeln. Und das dauert ein bisschen“, sagt der LandkreisChef. Ihm sei vor allem daran gelegen, dass es zu einem Ergebnis kommt, mit dem alle Fraktionen gut leben können. Nur so gelinge dem neuen Kreistag ein guter Start. Und der ist dem Landrat wichtig: „Wir wollen schließlich gemeinsam für die Region etwas erreichen.“ Sein Credo: Unterschiedliche Meinungen müsse man ausdiskutieren, aber dann müsse man sich zusammenrau- “ künftig auch einen Sitz im Kreisausschuss. Um möglichst genau die Sitzverteilung im großen Gremium Kreistag (60 Sitze) auch im 12er-Gremium Kreisausschuss abzubilden, wird letztlich nach dem Sitzverteilungsverfahren nach Hare/Niemeyer gerechnet. Damit bekommen die Grünen einen Sitz, die Freien Wähler zwei, die SPD vier und die CSU 5 Sitze. Der Kreisausschuss gilt als besonders wichtig – hier wird im Prinzip die Kreispolitik gemacht; denn der gesamte Kreistag tritt in vielen Jahren gerade zweimal zusammen. „Unsere beiden Sitze bekommen unsere Bürgermeister“, sagt von Stetten. Und das sind der Selber OB Uli Pötzsch und das Thiersheimer Gemeindeoberhaupt Bernd Hofmann. Auf Kreisebene sind inzwischen noch weitere Personalien bekannt: Bei der CSU bleibt Wolfgang Kreil aus Selb Fraktionsvorsitzender. Seine Stellvertreter sind Stefan Brodmerkel aus Arzberg, Peter Berek aus Bad Alexandersbad, Oliver Weigel aus Marktredwitz und Friederike Kränzle aus Kirchenlamitz. Windräder auf Steinberg wohl vom Tisch Der Kreistag wird am 28. April beschließen, ob er auf spezielle Zonen für die Nutzung von Windenergie im Landschaftsschutz besteht. Dies erscheint allerdings derzeit wenig realistisch. Wunsiedel – Eigentlich gibt es einen klaren Beschluss des Kreistages. Ende 2012 hat sich das Gremium dafür entschieden, im Landschaftsschutzgebiet Fichtelgebirge Zonen für Windräder zu schaffen. Speziell wollte der Kreistag damit Anlagen auf dem Steinberg bei Hohenberg und auf dem Fenatsberg bei Röslau ermöglichen. Windräder stehen allerdings bis heute nicht auf den Höhenzügen. Und auch in Zukunft werden sich hier keine Rotoren drehen. Der Bezirk als rechtlich zuständi- ger Vertreter lehnte im Dezember vergangenen Jahres die geplanten Windräder aus Gründen des Arten- und Landschaftsschutzes ab. Auf die vom Kreistag ins Spiel gebrachten Zonen ging der Bezirk nicht ein. „Diese Möglichkeit besteht nach wie vor“, sagte Landrat Dr. Karl Döhler im jüngsten Kreisausschuss. Bedingung sei, dass alle am Naturpark Fichtelgebirge beteiligten Landkreise, also Hof, Kulmbach, Bayreuth und Wunsiedel dies wollten. Auf dem Steinberg wird sich wohl auch in Zukunft Eine Zonierung beziehe kein Windrad drehen. sich nicht direkt auf den Steinberg und den Fenatsberg, son- genannten Bergen eventuell doch dern auf den gesamten Naturpark. noch Windräder aufzustellen. Falls Dennoch ist das Verfahren, das zum der Bezirk noch einmal in eine PlaBeispiel auch im Altmühltal ange- nung für Windenergie-Zonen einwandt wurde, eine Hintertür, auf den steigt, bittet er darum, dass sich die Landkreise an den Kosten in einem hohen fünfstelligen Bereich beteiligen. Dass das Ansinnen der Stadt Hohenberg und der Gemeinden Schirnding und Röslau noch verwirklicht wird, erscheint momentan wenig wahrscheinlich. Dies liegt an der Haltung der Landkreise Hof, Bayreuth und Kulmbach, die in ihren Kreisausschüssen jeweils den Beschluss fassten, auf die Zonierung zu verzichten. Für Klaus von Stetten von den Freien Wählern sind Windräder in Landschaftsschutzgebieten tabu. „Wir dürfen den Naturpark nicht gefährden.“ Ein seltsames Rechtsverständnis attestierte Wolfgang Kreil (CSU) dem Bezirk. „Es ist schon seltsam, ein Verfahren davon abhängig zu machen, ob wir zahlen.“ Letztlich wird sich der Kreistag am 28. April mit der Zonierung noch Matthias Bäumler einmal befassen. 16,5 Millionen Euro für Soziales Wunsiedel – Der Sozialetat ist der größte Posten im Haushalt des Landkreises. Wie Landrat Dr. Karl Döhler in der Kreisausschusssitzung sagte, haben die Verantwortlichen von Sozial- und Jugendamt heuer einen Bedarf in Höhe von rund 16,5 Millionen errechnet. Das sei fast exakt die Höhe des Etats des vergangenen Jahres. „2013 haben wir allerdings mit einem Ergebnis von rund 15 Millionen Euro abgeschlossen.“ Dies sei vor allem deshalb möglich gewesen, weil weniger Hartz-IV-Bedarfsge- meinschaften im Landkreis gewohnt hätten. Der Kreis zahlt für Hartz-IVEmpfänger die Unterkunftskosten. Heuer scheint der Bedarf wieder höher zu werden. Das liegt unter anderem an einer sehr großen Familie, deren Kinder in Heimen untergebracht werden mussten. „Das verursacht in nur wenigen Monaten schnell Kosten von mehreren Hunderttausend Euro“, sagte Döhler. Heidrun Fichter (SPD) fragte, ob die Familienhelfer dazu beitragen, dass weniger Kinder in Heimen un- tergebracht werden müssen. Dies sei sehr wahrscheinlich der Fall, allerdings gebe es keine wissenschaftlich gesicherte Aussage darüber. Wichtig in diesem Zusammenhang seien auch die vielen Pflegeeltern im Landkreis. Die Heimunterbringung ist laut Landrat Döhler eine leider häufig notwendige und teure Lösung. „Es wird zunehmend schwerer, passende Heime für das jeweilige Kind zu finden. Unsere Sozialpädagogen sind daher manchmal tagelang unter- wegs. In jüngster Zeit müssen sie sogar bis nach Österreich ausweichen, da geeignete deutsche Einrichtungen belegt sind und lange Wartelisten haben.“ Nach derzeitigem Stand haben die Sozial- und die Jugendbehörde bereits 4,16 Millionen Euro ausgegeben. Hochgerechnet auf das Jahr werden voraussichtlich rund 16,6 Millionen Euro notwendig sein. „Allerdings lassen sich die Ausgaben im Sozialbereich nur relativ schwer kalkulieren“, so Döhler. M. Bäu. Bürgermeister sind schon besondere Menschen. Wenn es um ihre Stadt oder Gemeinde geht, sind sie wandelnde Lexika. Egal ob es um die Lage eines Wasserschiebers in Straße XY oder das Alter von Frau X geht. Kein Problem. Ein gestandener Bürgermeister muss da nicht lange überlegen. Das weiß er einfach. Auch die Zahlen der 294 913 Stellen des örtlichen Haushaltsplanes hat ein Stadtoberhaupt in aller Regel auf der Pfanne. Nur wenn es um persönliche Angelegenheiten geht, gibt es manchmal Erinnerungslücken. Davon kann zum Beispiel der Marktleuthener Bürgermeister Helmut Ritter ein Lied singen. Als er jüngst mit seinem Bulldog durch die Egerstadt tuckerte, wunderte er sich, als auf einmal ein Polizeiauto überholte und ihn stoppte. Zu schnell könne er ja wohl nicht gefahren sein, sinnierte Ritter, als der Polizist aus dem Wagen stieg und schnurstracks auf ihn zukam. „Ihr TÜV ist abgelaufen, und zwar schon Ende letzten Jahres“, lautete die trockene Mitteilung des Beamten. Ritter: „Echt, das ist aber unangenehm. Ehrlich, den TÜV habe ich einfach vergessen“, entschuldigte er sich und schluckte den Bescheid, den der Polizist ausstellte. Wäre es nur um den Unimog im Bauhof gegangen, da hätte Ritter sofort gewusst, wann der TÜV abläuft oder M. Bäu. die Inspektion fällig ist. Polizeireport Mann fährt mit Alkoholfahne zur Polizei Wunsiedel – Diesen Besuch bei der Polizeiinspektion Wunsiedel hatte sich ein 36-jähriger Mann wohl anders vorgestellt: Er fuhr am Dienstagabend mit seinem Auto zur Dienststelle und wollte eine Anzeige erstatten. Während er sein Anliegen auf der Wache schilderte, bemerkte der aufnehmende Polizeibeamte, dass der Mann nach Alkohol roch. Um diesen Verdacht zu bestätigen, ließ der Polizist den Mann in den Alkomaten blasen. Das Ergebnis: 1,64 Promille. Aufgrund dieses stolzen Wertes musste der 36-Jährige dann auch noch eine Blutentnahme über sich ergehen lassen. Seinen Führerschein ist er los. Dieser wurde sofort sichergestellt. Hier trifft der Spruch zu: „Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt.“ In Kürze Milder Winter spart dem Kreis viel Geld Wunsiedel – Der milde Winter hat für den Landkreis positive Folgen. Freie-Wähler-Sprecher Klaus von Stetten wollte in der Kreisausschusssitzung wissen, ob der Kreis beim Winterdienst Kosten gespart hat. Kreiskämmerer Stefan Pommerenke sagte, dass er von Einsparungen in Höhe von 40 000 Euro ausgehe. Angesichts der nur 100 Kilometer Kreisstraßen sei der Winterdienst allerdings nicht so bedeutend. Üblicherweise würden die Kosten mit 200 000 Euro kalkuliert. „Das kann man ändern. Wir übertragen dem Landkreis einfach mehr Straßen, dann kann er mehr sparen“, sagte Karl-Willi Beck M. Bäu. (CSU). Der direkte Draht Adresse der Lokalredaktion: Lindenstraße 2 95615 Marktredwitz Telefon: 09231/9601-600 Telefax: 09231/9601-660 E-mail: [email protected] Redaktionsleitung: Thomas Scharnagl Matthias Vieweger (stv.), Christl Schemm (stv.) Redaktion: Matthias Bäumler, Peggy Biczysko, Brigitte Gschwendtner, Andreas Godawa, Christian Heubeck, Gisela König, Tamara Pohl, Richard Ryba. Fichtelgebirgssport: Peter Perzl Annahme von Kleinanzeigen und Leser-Service: Geschäftsstelle Marktredwitz: Lindenstr. 2, 09231/9601-0. Service-Point Wunsiedel: Reisebüro Sechsämterland, Ludwigstr. 36. Leser-Service: Geschäftsanzeigen: Anzeigenservice: Service-Fax: 09281/1802044 09231/9601-0 09281/1802045 09281/1802046